hinnerk Februar / März 2025
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HAMBURG | BREMEN | HANNOVER
FEBRUAR / MÄRZ 2025 | HEFT 339
POLITIK
PARTEIEN ZUR
WAHL
KUNST & KULTUR
Dein Programm
für den NORDEN
SZENE
30 Jahre
LSVD Hamburg
ANTHONY SCHATTEMAN I LORELEY RIVERS
FETISH-PROBLEMS?
WE SOLVE THEM!
WWW.MR-CHAPS.DE
1985
Photo: Paul Schimweg, whitehall photographie, hamburg
since
40
years
2025
Advice, made to measure, huge selction
Intro 3
Musik
INHALT
FOTO: FRANKA BRAUN
(BUNDESPRESSESTELLE )
FOTO: MIMIMAGIC
30JAHRE
LSVD Hamburg
4 Szene
8 Politik
14 Party
16 Norddeutschland
20 Erotik
22 Kultur
Film
Buch
Reise
GAY Cruise
Gesundheit
Krise der Männlichkeit:
Ursachen, Auswirkungen
und Auswege
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LORELEY RIVERS
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Monats abgebucht.
FOTO: APOLLO SAUNA HAMBURG
4 szene
INTERVIEW
FOTO: FRANKA BRAUN (BUNDESPRESSESTELLE )
JAHRE
LSVD HAMBURG
Der LSVD Hamburg feiert sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben wir mit Barbara Mansberg und Wolfgang Preussner,
den langjährigen Vorständen und Aktivist*innen über die Geschichte des Vereins, aktuelle Herausforderungen und die Zukunft
der queeren Community gesprochen.
EINE BEWEGTE GESCHICHTE
Gegründet in einer Zeit, in der Homosexualität
noch stark stigmatisiert war,
hat der LSVD Hamburg viel erreicht. Von
der Hamburger Ehe, zur Durchsetzung
der Ehe für alle bis hin zur Verankerung
von LGBTIQ*-Rechten in der Hamburger
Landesverfassung hat der Verein maßgeblich
dazu beigetragen, die queere
Community in Hamburg sichtbarer zu
machen und ihre Rechte zu stärken.
Doch auch heute gibt es noch viel zu
tun. Der neue Name des Vereins, „LSVD+
Verband Queere Vielfalt e.V. „, spiegelt
die zunehmende Diversität der queeren
Community wider und soll auch Menschen
ansprechen, die sich nicht als
lesbisch oder schwul identifizieren.
FEIER IM MHC
Hallo zusammen und schön, dass es
klappt. Ihr werdet bald 30. Zunächst
wäre, glaube ich, das Wichtigste: Ihr
feiert das ja groß, oder?
Wolfgang: Na ja, groß oder mittel …
Barbara: Nein, mittel. (Lacht)
Aber was genau ist geplant? Worauf
können sich die Leserinnen und Leser
freuen?
Wolfgang: Wir versenden nächste
Woche die Einladung an unsere
Mitglieder, an die Community sowie
Unterstützer*innen und werden die
Informationen auch auf den sozialen
Medien veröffentlichen. Gefeiert wird
im Magnus-Hirschfeld-Zentrum (mhc).
Barbara: So, wie wir auch schon unser
25-jähriges Jubiläum gefeiert haben,
mit einem kleinen Empfang. Es gibt
etwas zu trinken und zu essen. Wir lassen
die Zeit ein bisschen Revue passieren
und wir haben eine Videobotschaft
aus Estland von unseren Partner*innen
erhalten – früher St. Petersburg, heute
Tallinn.
szene 5
Darauf wollte ich noch später
kommen.
Barbara: Ja. Das ist doch schon mal
schön und natürlich auch gleich
wieder das Schöne mit dem Nützlichen
verbinden, wie man es von uns kennt.
Das Problem ist ja, dass das mhc kein
Café mehr hat. Das haben sie aufgrund
der hohen Kosten eingestellt und
dementsprechend müssen wir noch
mal besprechen, was wir alles selbst
machen müssen.
Wolfgang: Das mhc beziehungsweise
der Vorstand dort stellt uns noch ein,
zwei Helfer*innen zur Seite, die sich
dann auch um die Getränke kümmern.
Okay, dann mal zu einem Dauerbrenner:
Wie lange wollt ihr denn noch
weitermachen – noch mal 30 Jahre?
Barbara: Das schaffe ich gar nicht mehr
.
Wie sieht es denn aktuell mit der
Mitgliederzahl aus? Stagniert sie,
steigt sie? Gab es vielleicht Zulauf
wegen der Situation in St. Petersburg
beziehungsweise Russland?
Wolfgang: Nicht direkt, also Zulauf
gibt es immer sporadisch. Wir wissen
oft gar nicht, warum und weshalb.
Wir haben natürlich auch ein paar
Mitglieder verloren. Gerade nach der
Öffnung der Ehe haben viele gemeint,
wir hätten alles erreicht, was ja nun
gar nicht der Fall ist. Jetzt, mit dem
aktuellen Rollback, haben wir wieder
ein paar Mitglieder hinzugewonnen,
aber wir pendeln immer so zwischen
195 und 200 Menschen.
Barbara: Wir haben auch im Zuge
der Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz
und der TERF-Thematik
Mitglieder verloren.
ST. PETERSBURG IM EXIL
Echt? Oh, okay. Schade. Ja, wir hatten
das in Berlin auch – teilweise auch
wirklich Menschen, die ich zwar nicht
persönlich kannte, aber die ich immer
als Galionsfiguren der Berliner Szene
betrachtet habe, und die dann mit
einem Mal eine Trans*feindlichkeit an
den Tag gelegt haben, das hat mich
schockiert. Dennoch. Was sind denn
aktuell eure wichtigsten Anliegen?
Woran arbeitet ihr zurzeit? Über St.
Petersburg würde ich gerne ein bisschen
mehr erfahren, wenn ihr sagt,
dass ihr das jetzt nach Estland verlegt
habt. Ist St. Petersburg also im Exil?
Barbara: Genau, die Projektmanagerin
von „Side by Side”-Internationales
LGBTIQ* Filmfestival ist nach Estland
gegangen.
Okay.
Barbara: Mit ihrer Frau, und hat dort
gleich ein neues Projekt gegründet.
Seitdem sind wir mit ihnen in Kontakt
und haben 2022 den ersten Besuch
gemacht, ein sogenanntes „3+3”-Treffen.
Mittlerweile hatten wir schon
fünf bilaterale Begegnungen mit den
Esten sowie den dort im Exil lebenden
Aktivist*innen aus Russland, Ukraine,
Belarus und anderen Ländern. Wie
gehabt kommen sie zum CSD nach
Hamburg und wir waren 2023 beim
Tallinn Pride und 2024 beim Pride in
Tartu, der europäischen Kulturhauptstadt
2024.
Der Baltic Pride (Tallinn) wechselt
immer zwischen den drei Ländern,
oder?
Wolfgang: Eigentlich hatten sie uns
gesagt, dass das mit dem dreijährigen
Wechsel abgestellt wird, aber dann
haben wir letztes Jahr erfahren, dass
das doch wieder so ist. Sie konnten sich
wohl nicht einigen.
Barbara: Die sind auch nicht so groß.
Also, da sind maximal 7.000 bis 8.000
Menschen auf der Straße.
Wobei es dort ja auch noch sehr wichtig
ist, zum Teil. Es gibt auch noch viel
Gegenwind, aber ich habe das Gefühl,
dass die EU da doch ganz positiv wirkt.
Die wirklich schlimmen Sachen, die
wir in Ungarn erlebt haben, sind dort
bisher nicht passiert. Ich habe es in
Lettland mitbekommen, dass sie auch
so ein Schulgesetz, so ein „Schutz der
Kinder”-Gesetz, verabschieden wollten,
aber das ist alles nicht gekommen.
Und bei der Lebenspartnerschaft
gibt es Fortschritte, also zumindest in
Lettland. Das sieht gut aus.
Barbara: In Estland auch absolut. Als
wir während des Baltic Pride dort waren,
haben wir bei einer
Veranstaltung mit
einer Politikerin
gesprochen und
sie hat gefragt, wie
lange es dauert,
so etwas auf den
Weg zu bringen. Da
haben wir gesagt,
dass es in Deutschland sehr lange
gedauert hat, und sie hat das dann
so zusammengefasst, dass sie sich
dann wohl auf eine lange Zeit einstellen
müssen. Aber es hat nur wenige Monate
gedauert, bis dort von der „Ehe für alle”
gesprochen wurde.
EIN NEUER NAME FÜR MEHR
DIVERSITÄT
Toll, hervorragend. Aber kommen wir
zur zweiten großen Neuerung: Euer
SPENDEN ERWÜNSCHT!
LSVD+ Verband Queere Vielfalt LV
Hamburg e.V., SpardaBank Hamburg,
IBAN: DE86 2069 0500 0000 6003 00,
BIC: GENODEF1S11,
Stichwort: Spende
hamburg.lsvd.de/
neuer Name. Ihr heißt nicht mehr
„Lesben- und Schwulenverband
Deutschland”, sondern „LSVD Verband
Queere Vielfalt e.V”.
Wolfgang: Nee, „LSVD+ – Verband
Queere Vielfalt”. Ich merke es mir auch
noch irgendwann. Ich habe mir extra
einen Zettel über den Schreibtisch
gehängt. Im ersten Monat war es
schwierig, aber langsam. …
„Wir wünschen uns
Diversität auch für den
Vorstand”
Ja, wie findet ihr es denn jetzt ganz
persönlich? Seid ihr zufrieden? Wie
fandet ihr den Prozess überhaupt? Es
hat ja extrem lange gedauert.
Barbara: Ja, wie du gesagt hast, war
das ein sehr, sehr langer Prozess. Für
Hamburg hat das einfach damit zu tun,
dass sich viele, auch junge Leute, nicht
mehr angesprochen fühlen, die sich
aber engagieren
möchten. Für uns
persönlich war das
ja nie exklusiv. Für
uns stand er immer
für alle Menschen.
Wir haben unser
Logo, das LSVD,
behalten. Ich
persönlich muss sagen, dadurch, dass
das „L” noch irgendwo auftaucht, kann
ich mich hundertprozentig mit dem
Namen identifizieren. Das ist ein gutes
Gefühl.
Und bei dir, Wolfgang?
Wolfgang: Wir haben deswegen keine
Austritte gehabt, dass jetzt jemand
gesagt hätte, er tritt aus, weil es
„Queer” heißt. Es gibt natürlich ein
paar Ältere, sowohl Schwule als auch
Lesben, die sagen, „Queer” gefällt
FOTO: RAWPIXEL.COM /
FREEPIK.COM
6 szene
FOTO: NILS JÖHNK
30
RAINBOWFLASH
2025: ZEIG DEINE
FARBEN!
Der LSVD Hamburg
ruft zum Rainbowflash
2025 auf!
Am Samstag,
den 17. Mai, um
18 Uhr wird auf
dem Hamburger
Rathausmarkt ein
Zeichen gegen
Homo-, Bi-, Interund
Transfeindlichkeit gesetzt. Gemeinsam entsteht die größte Regenbogenflagge
Hamburgs aus bunten Pappen. Politikerinnen werden Reden für Toleranz
und Akzeptanz halten. Zeig auch du, dass du gegen Diskriminierung und Gewalt
bist! Los geht es ab 17 Uhr und es werden noch Helfer*innen gesucht!
Weitere Infos: http://dayagainsthomophobia.org/
Barbara: Und natürlich, wir haben
uns immer viel mehr gewünscht. Wir
haben immer gesagt, nur Solidarität,
nur Gemeinsamkeit kann uns voranbringen,
und zwar nicht uns persönlich
auf dem Sofa, sondern eben aus
der eigenen Blase heraus und auch
international. Dafür haben wir immer
gestanden, dafür brennt unser Herz,
deswegen sind wir ja noch dabei.
Aber es ist beides. Ich bin immer ganz
glücklich, wenn ich aktive Menschen
sehe und bin wirklich auch recht
enttäuscht, wenn ich Menschen erlebe,
die einfach nur gucken, wie es für sie
am bequemsten ist.
Ja, verständlich.
Barbara: Verbindlichkeiten will heute
keiner mehr eingehen. Mal vier Jahre
sarbeit zu machen, ehrenamtlich auch
noch …
ihnen nicht so, aber wir haben nicht
verzeichnet, dass jemand deswegen
ausgetreten wäre.
Immerhin. Gut.
Wolfgang: In der Community ist
der Name auch gut aufgenommen
worden. Es gibt viele Vereine, die sich
umbenennen. Und von daher sind wir
auf einem guten Weg, glaube ich.
Barbara: Wir wünschen uns Diversität
auch für den Vorstand und die Zukunft
des LSVD+ - da ist uns jedes Engagement
willkommen. Wie gesagt, wir
werden nicht jünger.
ZUKUNFT DES AKTIVISMUS
Aber es macht euch noch Spaß? Ihr
seid immer mit Engagement und
einem Lächeln dabei. Ihr seid echt
unverwüstlich, kann man sagen.
Hamburg kann froh sein, denn es
gibt ja auch andere Verbände, von
denen man gar nichts mehr hört.
Wie seht ihr denn insgesamt diesen
vermeintlichen, ich sage es mal lieber
so, Rückgang an Engagement in der
Szene aus? Dass es angeblich immer
weniger Menschen gibt, die sich
einsetzen wollen, und dass viele eine
Art, ich nenne es mal, „Wohlstandszufriedenheit”
haben und sagen: „Uns
geht’s ja gut, wir haben ja nichts mehr
zu befürchten.” Wie nehmt ihr das
wahr?
Wolfgang: Ja, da hast du vollkommen
recht. Es gibt viele, die sich, sagen
wir mal, aus einer bestimmten
Komfortzone heraus beteiligt haben,
die natürlich gerne partizipieren, sei es
an Events, Demos
oder … das ist ja
sehr vielfältig. Es
gibt andererseits
auch wieder sehr,
sehr engagierte,
auch ganz junge
Menschen, was
sich aber nicht in
Beitrittserklärungen
in einem Verein niederschlägt. Das sind
zwei verschiedene Dinge. Das eine ist
dieses politische Engagement…
Mhm.
Wolfgang: …das ist nach wie vor da.
Ja. Aber was tut man nun da?
Wolfgang: Wir mussten jetzt unseren
Eintrittsflyer umstellen, weil uns jemand
gesagt hat, die Jugend liest nur noch
die erste Zeile und mehr nicht.
PROJEKTE UND STRUKTUREN
TikTok … (lacht). Aber trotzdem,
der Gedankenprozess danach und
die vertiefte Beschäftigung finden
durchaus statt.
„Wir fordern einen
ständigen Sitz für
queere Menschen im
NDR-Rundfunkrat!”
Wolfgang: … es gibt so die einen, ja,
da ist das nur Berieselung, aber die
anderen sind dafür auch Feuer und
Flamme, scheuen
sich aber total, in
diese Strukturen
reinzugehen.
Ich weiß nur, hier im
CSD-Verein haben
sie sehr viel projektbasiert
gemacht.
Da haben sie also
wirklich einfach darum geworben:
„Leute, wenn ihr Bock habt, bei dem
konkreten Thema mitzumachen,
dann meldet euch.” Und das klappt
anscheinend besser, als zu sagen:
„Tretet mal dem Verein bei und sucht
euch was aus.”
szene 7
Barbara: Aber wir haben das in der
Vergangenheit ja auch immer wieder
thematisiert und gesagt, es muss ja
nicht gleich Vorstandsarbeit sein, es
können auch Projekte sein, kommt mit
Vorschlägen. Aber bislang war das
nicht erfolgreich.
BERLINER CSD-VEREIN
Ihr seid seit 18 Jahren dabei, aber insgesamt
sind es 30 Jahre Arbeit. Mich
lässt diese Frage nicht los, wie sich
das in Zukunft organisieren soll. Da
merke ich auch, dass ich schon älter
werde. Das ist so ein bisschen German
Angst: Wenn es keine Strukturen gibt
oder keine, die mitmachen, dann gibt
es uns nicht mehr. Aber das stimmt
ja so gar nicht, denn es gab uns ja
auch schon… in den 1980ern, habe ich
gehört, wurden die Strukturen erst
langsam aufgebaut, trotzdem war
viel los auf den Straßen und auch bis
in die Parlamente hinein war viel zu
hören. Ich glaube auch, dass ein loses
Treffen und gemeinsames Handeln
eine Lösung sein kann, wenn das für
die TikTok-Generation einfacher ist.
Wer weiß? Ich würde es nicht aufgeben
wollen.
Wolfgang: Nein, machen wir ja
auch nicht. Wir finden ja auch
Unterstützer*innen, wenn wir Projekte
machen, jetzt zum Beispiel den Rainbow
Flash, da fangen wir jetzt auch an
mit der Organisation. Das können wir
auch schon mal gleich frühzeitig mit
erwähnen. Dafür finden wir immer wieder
auch junge Menschen und andere,
die uns unterstützen, denn alleine
können wir beide das nicht stemmen,
das ist unmöglich.
Barbara: Ja, aber da gibt es schon
noch einen Unterschied zwischen
„helfenden Händen”…
Wolfgang: … beispielsweise beim Rainbow
Flash, ja, wo wir uns natürlich total
freuen und das ganz toll finden. …
Barbara: Und das andere ist tatsächlich,
sich auf Verbandsebene zu engagieren.
Das sind zwei verschiedene
Paar Schuhe.
DIVERSITÄT IM RUNDFUNKRAT
Ihr habt vorhin den NDR Rundfunkrat
erwähnt. Was genau hat es damit auf
sich?
Barbara: Wir fordern einen ständigen
Sitz für queere Menschen
im NDR Rundfunkrat! Andere
Landesrundfunkanstalten haben das
schon länger, nur der NDR noch nicht.
Wie wollt ihr das erreichen?
Wolfgang: Wir schließen uns noch in
diesem Quartal mit den vier anderen
Bundesländern zusammen, die alle mit
dem NDR verbunden sind. Gemeinsam
werden wir dann bei den Regierungen
vorstellig werden, bzw. sie anschreiben
und unsere Forderung nach einem
ständigen Sitz im Rundfunkrat deutlich
machen. Das muss in der nächsten
Entscheidung über den Staatsvertrag
des NDR Berücksichtigung finden.
Was wünscht ihr euch ganz konkret
zum 30. Jubiläum noch?
Barbara: Also, wir nehmen gerne
Geschenke in Form von Spenden an.
Dafür haben wir ein Spendenkonto und
beim Empfang eine Spendenbox. Denn,
na ja, nur mit Schokolade oder Blumen
können wir unsere Arbeit auch nicht
finanzieren.
Wolfgang: Obwohl wir die auch gerne
mögen.
*Interview: Christian Knuth
Am
2. März ’25
James-Robert
Blum wählen!
Nr. 15
Landesliste
Schönes
Ankommen!
Hauptbahnhof entkriminalisieren
Let it flow!
Vernünftige Planung für
einen guten Fluss mit allen
Verkehrsmitteln ohne Ideologien
Wohnen für Alle!
Bauen muss einfacher
und günstiger werden
JIMMY MACHT DAS
Landesv erban d
Hamburg
8 politik
KOMMENTAR
ELBTOWER: Mieten, kaufen, abwarten?
Huch? Der Elbtower als Opener der
Politikseiten zur Wahl im queeren
Magazin? „Kurzer Olaf”, „Phallussymbol”,
„Hamburg hat den Größten”. Reicht
uns. Die queerpolitischen Akzente zur
Bürgerschafts- und Bundestagswahl
folgen auf den nächsten Seiten dieser
Ausgabe. Und nun zum Thema. Was tun
mit dem Elbtower?
Der Multimilliardär Klaus-Michael Kühne
ist der Meinung, Hamburg müsse
unbedingt einspringen. Kein Wunder –
er hat einiges an im Speditionsgeschäft
„erwirtschaftetem“ Kapital in Benkos
Saftladen versenkt. So sad. Es gibt
aber wohl recht konkrete Pläne für ein
Investment durch die Stadt Hamburg:
Die Idee eines „Evolutioneums“ mit Blick
auf das Elbe-Urstromtal und virtuell
einblendbarer Geschichte der menschlichen
Eingriffe oder der Wirkungen der
Eiszeit klingt für Naturkundefreunde –
wie den Schreiber dieser Zeilen – mehr
als verlockend. Doch die Wege dahin
sind unterschiedlich attraktiv:
„Das ‚Evolutioneum‘ benötigt laut
bisherigen Planungen circa 33.000
Quadratmeter – fast ein Drittel der
oberirdischen Mietflächen des Elbtowers.
Selbst wenn die Stadt nur 30 Euro
pro Quadratmeter zahlte, entstünde
eine Monatsmiete von knapp einer
Million Euro. Auf einen Pachtvertrag
von 30 Jahren gerechnet – mit einer
bescheidenen Staffelmiete von drei
Prozent – müsste die Stadt rund
FOTO: NORDNORDWEST, LIZENZ: CC BY-SA 3.0 DE – CREATIVECOMMONS.ORG/
LICENSES/BY-SA/3.0/DE/DEED.EN, QUELLE: HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.
ORG/W/INDEX.PHP?CURID=146396260
Elbtower in Hamburg-HafenCity von Osten,
Stand März 2024, Baustopp nach Insolvenz der Signa Holding
560 Millionen Euro an die Elbtower-
Eigentümer überweisen. Selbst wenn
die Stadt den Mietpreis auf 20 Euro pro
Quadratmeter herunterhandelt, wären
es allein in den ersten 30 Jahren noch
fast 380 Millionen Euro – Steuergeld.
Die Stadt könnte den Verkauf des
Grundstücks rückabwickeln – sie
müsste lediglich den Kaufpreis von
122 Millionen Euro minus fünf Millionen
Planungskosten zahlen, also 117 Millionen
Euro. Im Gegenzug bekäme sie eine
Baustelle, die schätzungsweise
400 Millionen Euro wert ist. {…}
Günstigere Startbedingungen
für den Neubau eines ‚Evolutioneums‘
lassen sich kaum finden.
Auch ein städtisch-privates
Joint Venture wäre denkbar.“
(Quelle: „Baut ihn doch selbst“,
DIE ZEIT 1/2025)
Also: Rund 400 Millionen Euro
ausgeben und damit keinen
Cent Vermögen ansammeln?
Oder 117 Millionen Euro
investieren und auf einen
Schlag ein Vermögen von rund
400 Millionen Euro erwerben?
Ja, der Turm ist noch nicht
fertig, es gibt Risiken, und was,
wenn jetzt keiner mietet? …
Moment: Regt sich eigentlich
noch irgendjemand über das
Elbphilharmonie-Desaster auf?
Kultur und Bildung kosten Geld –
Geld, das aber investiert ist und
sowohl die Elbphilharmonie als
auch ein potenzielles ‚Evolutioneum‘
tragen langfristig zur Haben-Seite der
Stadtfinanzen bei. Der Elbtower könnte
laut neuesten Berechnungen sogar
Cashflow in die Kassen bringen. Vorausgesetzt,
er würde zu Ende gebaut.
Und Olaf Scholz? Der würde sich sicherlich
freuen. Welcher Mann will schon
einen kurzen … ? Ach, lassen wir das.
*Christian Knuth
Andreas
Grutzeck
Für Sie ins Rathaus
Franziska Roland Anke
Hoppermann Heintze Frieling
Für Sie nach Berlin
Für Sie nach Berlin Für Sie ins Rathaus
politik 9
Nachgefragt
Wir haben alle in der Bürgerschaft
vertretenen Fraktionen um Beantwortung
folgender Frage gebeten:
FOTO: FREIE UND HANSESTADT HAMBURG
Tendiert die Fraktion eher zum Rückkauf und dann folgend Weiterbau unter Landesregie
bzw. in einem Konsortium oder zur Zusage für eine langfristige Anmietung an ein privates
Konsortium?
„Für uns ist entscheidend, dass wir
den Elbtower nicht in Eigenregie fertig
bauen und als Stadt keine Steuergelder
aufwenden. Diese Haltung haben
wir auch mit einem entsprechenden
Bürgerschaftsbeschluss bekräftigt. Der
Elbtower ist ein rein privatwirtschaftliches
Vorhaben. Gleichzeitig sucht die Stadt
bereits seit längerer Zeit nach einem
geeigneten Grundstück für den geplanten
Neubau eines Naturkundemuseums.
Da geeignete Flächen begrenzt und
hohe Bau- und Erwerbskosten zu erwarten
sind, ist eine mögliche Unterbringung
des Naturkundemuseums im Elbtower
eine Option, die von der Stadt aktuell
auf Wirtschaftlichkeit geprüft wird. Eine
Entscheidung dazu wird in jedem Fall
durch einen neuen Bürgerschaftsbeschluss
entsprechend begleitet werden
müssen. Für uns als SPD-Fraktion bleibt
entscheidend, ob sich eine mögliche
Unterbringung des Museums im Elbtower
als wirtschaftlich sinnvoller erweist
als alternative Standorte. Mögliche
finanzielle und wirtschaftliche Risiken
für die Stadt im Rahmen der Anmietung
müssten zudem von Beginn an ausgeschlossen
werden können.”
Dirk Kienscherf, SPD
„Stand heute halten wir von beiden
Varianten wenig. Der Rückkauf ist nur
scheinbar günstig. Der Rohbau steht seit
mehr einem Jahr ungeschützt vor Wind
und Wetter, hier sind also am Teil-Neubau
schon die ersten Renovierungsarbeiten
nötig. Hinzukommen die Kosten für die
Errichtung des Towers. Der adäquate
Ausbau des integrierten Forschungsmuseums
verschlingt weitere hohe
Millionenbeträge, finanziert durch die
Stadt, genauso wie nach Fertigstellung
des Naturkundemuseums die sicherlich
nicht günstige Miete durch die Stadt
getragen werden muss. Die Rolle der
Stadt als Ankermieter sehen wir ebenfalls
kritisch: Erstens würde dann entgegen
allen Beteuerungen von Bürgermeister
Tschentscher doch Steuergeld zur
Rettung von Olaf Scholz´ Lieblingsprojekt
eingesetzt. Und zweitens muss man sich
doch fragen: wie attraktiv ist das Objekt
Elbtower, wenn die Stadt als Ankermieter
benötigt wird, um es zu realisieren?
Wenn es keine weiteren größeren Mietinteressenten
gibt, scheinen die Preise
zu hoch zu sein. Warum sollte die Stadt
zu überhöhten Mieten einsteigen? Für
eine solide Entscheidung braucht man
sehr viel mehr Informationen als jetzt
öffentlich verfügbar sind. Im Moment
ist noch nicht einmal im Ansatz geprüft,
ob die aktuelle Elbtower-Raumplanung
zu vertretbaren Kosten auf einen dann
gut funktionierenden Museumsbau
angepasst werden kann.”
Dr. Anke Frieling, CDU
DIE LINKE verweist auf eine diesbezügliche
Pressemeitteilung:
„Was für eine Posse. Statt Büros ein
Museum – und schon ist der Senat
geneigt, das Vermietungsproblem des
Elbtowers für die Herren Kühnen und
Becken zu lösen. Dass die Anmietung
von Flächen durch die Stadt gegen den
Grundstückskaufvertrag und den Bürgerschaftsbeschluss
verstößt, scheint Herrn
Tschentscher nicht zu interessieren. Die
Hamburger*innen haben hoffentlich das
Versprechen des Senats, keine öffentliche
Gelder für den Elbtower zu geben, nicht
vergessen. Eine Anmietung für das
Museum wäre dazu auch noch unwirtschaftlich:
Bei den avisierten Mieten von
mindestens 30 Euro pro Quadratmeter
müssen für das Naturkundemuseum
in den nächsten Jahrzehnten mehrere
100 Mio. Euro Miete gezahlt werden. Aus
gutem Grund werden öffentliche Museen
in öffentlichen Gebäuden untergebracht.
Damit sind sie vor extremen Mietsteigerungen
dauerhaft geschützt.“ Gegenüber
hinnerk fügte Heike Sudmann hinzu:
„Der Elbtower ist dem Größenwahn
des ehemaligen Bürgermeisters und
heutigem Bundeskanzler Olaf Scholz
geschuldet. Schon damals war absehbar,
dass die dort geplanten Hotel- und Büroflächen
nicht benötigt werden. Deshalb
macht ein Weiterbau keinen Sinn.“
Heike Sudmann, DIE LINKE
„Niemand kann wollen, dass der Elbtower
eine Bauruine bleibt. Es ist daher erstmal
sehr gut, dass der Insolvenzverwalter
einen neuen Investor gefunden hat. In
den anstehenden Verhandlungen muss
sichergestellt werden, dass der Investor
alle vom Senat formulierten Bedingungen
für den Bau des Elbtowers akzeptiert und
eine gemeinsame Lösung gefunden wird.
Werden die Bedingungen erfüllt, sehen
wir keinen Anlass für einen Rückkauf. Als
Grüne Fraktion werden wir den Prozess in
den kommenden Monaten weiterhin kritisch
begleiten und dabei alle relevanten
Informationen sowie Kostenberechnungen
transparent diskutieren.”
Sonja Lattwesen, Grüne
„Der ‚kurze Olaf‘ steht sinnbildhaft für die
ruinöse Politik der SPD. Die Alternative
vertritt die Auffassung, dass der Staat
sich möglichst raushält, aber dafür vernünftige
und gute Rahmenbedingungen
für private Investoren schafft. Der halbe
Elbtower muss so rasch wie möglich
fertiggestellt werden.“
Robert Offermann, AFD
10 politik
DEMONSTRATION
„WÄHL
LIEBE“
Aktionstag
zur Bundestagswahl
Hamburg Pride e.V. setzt ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie:
Als Erstunterzeichner beteiligt sich der Verein an
der bundesweiten Kampagne „Wähl Liebe“, die im Vorfeld
der Bundestagswahl 2025 ins Leben gerufen wurde. Ziel
der Kampagne ist es, (Nicht-)Wähler*innen für die Rechte
der queeren Community zu sensibilisieren und dazu zu
motivieren, am 23. Februar 2025 demokratische Parteien
zu wählen, die für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung
stehen. hinnerk schließt sich diesem Aufruf vollumfänglich
an.
EIN STARKES ZEICHEN GEGEN
POPULISMUS UND HASS
Jenny Saitzek und Christoph Kahrmann,
Co-Vorsitzende von Hamburg Pride e.V.,
betonen die Bedeutung der kommenden
Wahl:
„Die Bundestagswahlen 2025 haben
eine entscheidende Bedeutung für
queeres Leben in Deutschland. In
der LGBTIQ*-Community wächst die
Sorge vor einem Rollback und Rückschritt,
denn populistische Parteien
schüren immer lauter Hass und
Hetze gegen queere Menschen und
andere gesellschaftliche Minderheiten.
Dem stellen wir uns mit der
Kampagne ‚Wähl Liebe‘ entschlossen
entgegen: Vielfalt, Zusammenhalt
und der Schutz von Minderheiten
sind nicht verhandelbar – sie sind
das Rückgrat einer starken und
freien Stadtgesellschaft.“
Die Kampagne setzt ein klares Signal
gegen die zunehmenden Angriffe auf
queere Menschen und Einrichtungen.
Ein besonders beunruhigendes Beispiel
ereignete sich während der Pride Week
2024 in Hamburg, als die Regenbogenflagge
am Rathaus beschädigt
wurde – ein Vorfall, der zeigt, wie wichtig
der Schutz demokratischer Werte ist.
DEMOKRATIE ALS FUNDAMENT FÜR
SICHERHEIT UND FREIHEIT
Hamburg Pride e.V. sieht die Wahl 2025
als entscheidenden Moment, um Haltung
für Demokratie und Menschenrechte zu
zeigen. Saitzek und Kahrmann erklären:
„Die liberale Demokratie ist weit mehr
als ein abstrakter Begriff – sie ist das
Fundament dafür, dass wir in Sicherheit,
Würde und Freiheit leben können.
Dieses Fundament gerät zunehmend
ins Wanken. Umso entschiedener
müssen wir bei den kommenden
Wahlen Haltung zeigen und für diese
unverhandelbaren Werte kämpfen.“
Zudem fordert Hamburg Pride e.V.
von der nächsten Bundesregierung
wirksame Maßnahmen, darunter den
umfassenden Schutz queerer Menschen
und eine Verbesserung der Strategien zur
Bekämpfung von Hasskriminalität.
BUNDESWEITER AKTIONSTAG
AM 15. FEBRUAR UM „5 VOR 12”
Ein zentraler Bestandteil der Kampagne
ist der „Wähl Liebe Aktionstag“ am 15.
Februar 2025. Auch in Hamburg wird
dieser Tag mit einer großen Kundgebung
auf dem Spielbudenplatz an der
Reeperbahn begangen. Um „5 vor 12“ soll
ein deutliches Zeichen für Demokratie
und gegen Hass gesetzt werden. Weitere
Informationen dazu werden in den
kommenden Wochen veröffentlicht.
ÜBER DIE KAMPAGNE „WÄHL LIEBE“
Die Kampagne wurde vom CSD
Deutschland e.V., dem Dachverband
der deutschen Christopher Street
Day-Vereine, ins Leben gerufen. Neben
Social-Media-Aktivitäten bietet die Website
www.waehl-liebe.de umfassende
Informationen dazu, wie Parteien sich zu
queeren Themen und dem Schutz der
Demokratie positionieren.
Zu den Forderungen der Kampagne an
die künftige Bundesregierung gehören:
Die Aufnahme queerer Menschen
ins Grundgesetz
Die finanzielle Absicherung queerer
Projekte
Ein besserer Schutz vor Hasskriminalität
und Hatespeech
Mit „Wähl Liebe“ ruft Hamburg Pride
e.V. dazu auf, am 23. Februar 2025 mit
Bedacht zu wählen und ein starkes
Signal für Vielfalt, Toleranz und Menschenrechte
zu setzen. Denn:
Kreuze setzen statt Grenzen –
für eine freie, bunte und solidarische
Gesellschaft!
15.2., Wähl Liebe, Spielbudenplatz,
11:55 Uhr, waehl-liebe.de
politik 11
HASS IM NET
Facebook muss löschen!
KOMMENTAR
FOTO: C. HOLGER EDMAIER
Adrian Hector, seines Zeichens grüner Bürgerschaftsabgeordneter
in Hamburg und stolzes Mitglied unserer Community, hat einen
Sieg errungen, der uns allen Hoffnung macht. Das Landgericht
Hamburg hat Facebook ordentlich die Leviten gelesen und den
Laden dazu verdonnert, einen Post zu löschen, in dem Hectors
Deadname – also der Name, den er vor seiner Transition trug –
öffentlich gemacht wurde.
Was war passiert? Ein User hatte
es gewagt, Hectors Deadname auf
Facebook zu verbreiten. Und obwohl
Hector die Plattform mehrfach dazu
aufgefordert hatte, den Beitrag zu
entfernen, rührte sich nix. Also zog der
gute Adrian vor Gericht – und siehe da,
das Landgericht gab ihm Recht!
Die Richter stellten klar, dass trans* Menschen
nach dem neuen Selbstbestimmungsgesetz
sehr wohl das Recht haben,
zu verhindern, dass ihr Deadname gegen
ihren Willen verbreitet wird. Und das gilt
nicht nur für Behörden, sondern auch für
Privatpersonen und – ganz wichtig – für
Social-Media-Konzerne wie Facebook.
Adrian Hector selbst ist überglücklich über
das Urteil und sieht darin einen wichtigen
Schritt in Richtung Anerkennung und
Schutz der Rechte von trans* Menschen:
„Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen!
{...} Der Staat schützt uns, wenn unsere
Identität missachtet wird!”
Adrian Hector
Rechtsanwalt Dr. Jasper Prigge, der
Hector in dem Verfahren vertreten
hat, betont die Bedeutung des Urteils,
insbesondere in Zeiten, in denen sich
Plattformen gerne aus der Verantwortung
für die Inhalte auf ihren Seiten
stehlen wollen. Persönlichkeitsrechte
gelten eben auch im Internet, und
Betroffene können sich
dagegen wehren, wenn
sie verletzt werden.
Das Urteil ist noch nicht
rechtskräftig, aber es
ist ein starkes Signal
an alle, die meinen,
sie könnten trans*
Menschen ungestraft diskriminieren. Wir
bleiben dran und halten euch auf dem
Laufenden! *ck
Wir sind für Euch da!
www.ich-hamburg.de
Glockengießerwall 1
20095 Hamburg
Grindelallee 35
20146 Hamburg
Lübecker Straße 10
39576 Stendal
12 politik
BUNDESTAGSWAHL
QUEERPOLITIK IM
PARTEIEN-CHECK
Viel versprochen, wenig gehalten?
Gestartet als – vor allem im gesellschaftspolitischen
Feld – Fortschrittskoalition,
versprachen die Ampelparteien
nichts geringeres als einen „queerpolitischen
Aufbruch”. Neben historischen
Bildern von Regenbogenflaggen am
Kanzleramt und am Reichtsagsgebäuden
zu den Christopher Street Days, erzielten
SPD, Grüne und FDP auch wichtige Erfolge
wie das Selbstbestimmungsgesetz
und den Aktionsplan „Queeres Leben”.
Auch stellten sie den Kampf gegen
queerfeindliche Hasskriminalität völlig
neu auf und verschärften seine Ahndung
deutlich. Aber viele der großen Versprechen
aus dem Koalitionsvertrag blieben
unerfüllt. Besonders in Bereichen wie der
Modernisierung des Familienrechts und
dem Schutz vor Diskriminierung besteht
weiterhin dringender Handlungsbedarf.
Wie positionieren sich die Parteien
nun – kurz vor der Bundestagswahl
– zu den drängenden Fragen der
GRAFIK: FREEPIK.COM
Queerpolitik? Welche Konzepte haben
sie zur Verbesserung der Rechte von
LGBTIQ* angesichts der Anfeindungen, die
von Rechtsradikalen und religiösen Fundamentalisten
immer hemmungsloser
werden?
Wir haben die im Bundestag vertretenen
Parteien sowie das BSW zu acht Vorhaben
und Forderungen befragt. In der
folgenden Tabelle sind die Antworten
(sofern bis zum Redaktionsschluss am
6. Dezember 2024 eingegangen) sowie
die Ergebnisse unserer Recherche in
Partei- und Wahlprogrammen sowie
Beschlüssen und wiederholten Wortmeldungen
übersichtlich zusammengefasst.
Die Farben der Ampel geben dabei die
Wertung der Redaktion wieder:
Grün = Zustimmung bzw. weitergehende
Pläne
Gelb = Eingeschränkte Zustimmung
Rot = Ablehnung
Schwarz = Keine Antwort / Keine
Position
Grundgesetz
Artikel 3
Mehrelternschaft
Zugang zu
reproduktiver
Medizin
Lesbische
Ehepaare
/ Abstammungsrecht
Verantwortungsgemeinschaft
Leihmutterschaft
Demokratieförderung
für queere
Projekte
Asylrechtsreform
für
LGBTIQ*
CDU / CSU
SPD
GRÜNE
FDP
LINKE
BSW
AFD
Grundgesetzänderung Art. 3 Abs. 3: FDP,
Grüne, Linke und SPD sprechen sich deutlich
für die Ergänzung von Artikel 3 Absatz
3 des Grundgesetzes um die Merkmale
„sexuelle Orientierung” und „geschlechtliche
Identität” aus. Das BSW will explizit
nur für die Erweiterung um das Merkmal
der sexuellen Identität, fordert aber im
ERLÄUTERUNGEN
Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz
eine Erweiterung des Diskriminierungsschutzes
für LGBTIQ*, was auf Zustimmung
zur Aufnahme beider Merkmale schließen
lässt. Die CDU positioniert sich nicht
eindeutig. Die AfD lehnt die Aufnahme der
Merkmale ab und propagiert die „Realität
der Zweigeschlechtlichkeit”.
Mehrelternschaft: Familienmodelle
mit mehr als zwei gleichberechtigten
Elternteilen werden von BSW, FDP, Grünen
und Linken befürwortet. Die SPD spricht
von der Unterstützung „moderner Familienmodelle”
und „Familien mit mehreren
gleichberechtigten Bezugspersonen”. Die
CDU und AfD lehnen Mehrelternschaft
politik 13
ab und bekräftigen das traditionelle
Familienmodell.
Gleichbehandlung lesbischer Ehepaare
im Abstammungsrecht: FDP, Grüne,
Linke und SPD wollen, dass lesbische
Paare im Abstammungsrecht gleichgestellt
werden. Das BSW fordert die
„Beendigung der Ungleichbehandlung”,
unterstützt die Gleichstellung also auch.
CDU und AfD sprechen von der Ehe als
Verbindung „zweier Menschen” bzw.
betonen die „Zweigeschlechtlichkeit” und
lehnen ab.
Verantwortungsgemeinschaft: Die
Möglichkeit einer rechtlich anerkannten
Verantwortungsgemeinschaft für zwei
oder mehr Menschen, unabhängig von
ihrer sexuellen Orientierung, wird von
BSW, FDP, Grünen und Linken befürwortet.
Die SPD erwähnt die „Einführung von
Verantwortungsgemeinschaften” und
die „Stärkung der rechtlichen Anerkennung
von Regenbogenfamilien”, was auf
Zustimmung schließen lässt. Die CDU
äußert sich in den Quellen nicht explizit
dazu, bekennt sich aber zur „Vielfalt” von
Familien, was eine moderate Position
vermuten lässt. Die AfD schweigt zu
diesem Thema, positioniert sich aber
allgemein gegen die Erweiterung von
Familienmodellen jenseits der Ehe.
Leihmutterschaft: FDP und Linke
befürworten die Legalisierung einer
alturistischen Leihmutterschaft,
allerdings
aus unterschiedlichen
Werteperspektiven. Grüne
und SPD sind skeptisch.
CDU und AfD lehnen
Leihmutterschaft ab.
Zugang zu reproduktiver
Medizin: FDP, Grüne, Linke,
BSW und SPD befürworten
einen diskriminierungsfreien
Zugang zu
reproduktiver Medizin für
alle Menschen. Die CDU
unterstützt die derzeitige
Regelung, bei der die Krankenkassen die
Kosten nur für verheiratete Paare teilweise
übernehmen. Die AFD hat bisher keine programmatischen
Aussagen dazu getroffen,
wird aber analog ihrem Familien- und
Ehebild eher ablehnend einegschätzt.
Demokratieförderung für queere
Projekte: Grüne, Linke, FDP und SPD
unterstützen die Förderung queerer
Projekte im Rahmen des Bundesprogramms
„Demokratie leben!”. Das BSW
kritisiert den „monopolisierten Anspruch
auf Deutungshoheit” und fordert die Priorisierung
der Unterstützung bestehender
Communitystrukturen.
Die CDU äußert sich in
den Quellen nicht zu
diesem Thema. Die AfD
lehnt die Förderung von
FOTO: AIDEN CRAVER/ UNSPLASH.COM / CC0
LGBTIQ* Initiativen ab
und kritisiert ideologische
Umerziehung.
Asyl für Verfolgte
Queers: FDP, Grüne, Linke
und SPD fordern ein
sicheres Asylrecht für
verfolgte LGBTIQ*. Das
BSW setzt sich für eine
„sichere Unterbringung
in queerfreundlichen Unterkünften”
und eine „schnelle Erstregistrierung”
ein. Die CDU äußert sich nicht explizit zu
LGBTIQ*-Geflpüchteten, fordert aber wie
die AfD eine restriktivere Asylpolitik im
Allgemeinen. *ck
Die vollständigen Antworten und
Quellenverweise stellen wir auf
männer.media online.
14 party
NACHTASYL
FOTO: ALEKSANDR
POPOV / UNSPLASH.COM
FOTO: PARLOPHONE
To Survive
„Ordinary World” ist einerseits ein
Song über Hoffnung und die Kraft, die
Zukunft zu gestalten, andereseits ist er
von einer tiefen Melancholie geprägt.
Eine Hymne auf die Suche nach
Zugehörigkeit und einem Platz in der
Welt. Auch deshalb konnten Duran
Duran damit 1992, lange nach der
Hochzeit von Pop und Wave nochmal
einen Welthit landen. Und irgendwie
beschleicht uns das Gefühl, dass
er – zumindest in Deutschland – heute
auch wieder vielen aus der Seele und
ins Herz sprechen würde. Eine ganze
Nacht mit dieser Art von popkultureller
Reibung an Normen gönnt euch DARE!
jeden Monat aufs Neue. Gönnt sie
euch auch! *ck
1.2, + 1.3., DARE!, Nschtasyl im Thalia
Theater, Alstertor, U/S Jungfernstieg,
22:30 Uhr
APOLLO SAUNA
„Ehemänner sind hier in
bester Gesellschaft.
Besonders untereinander.”
So steht es geschrieben. Auf
der Internetseite der Apollo,
die im Januar 45-jähriges
Jubiläum feierte – herzlichen
Glückwunsch nachträglich
vom Jungspund hinnerk
an dieser Stelle. Und Danke
für Subversives wie den Eingangs zitierten Sinnspruch. Zum Valentinstag gibts
dementsprechen statt Blumen auch lieber Kuchen für Ehemänner und solche
die es werden oder gerade auch nicht werden wollen. Ab 12 Uhr. In der Apollo. *ck
14.2., Valentinstag, Apollo Sauna, Max-Brauer-Str. 277, U/S Sternschanze,
12 Uhr, apollosauna.de
FOTO: FREEPIK.COM
LOVE
etc.
RETRO
NEONKIDZ
Nun ist es endlich soweit und die
„Millenium-Ära“, die bunte Zeit um die
Jahrtausendwende, bekommt eine
eigene GAYPARTY im Übel&Gefährlich
mit den geilsten Tunes aus Pop, Eurodance,
Indie und House dieser legendären
Phase! Eine queere Zeitreise
der Extraklasse mit Daft Punk, Britney,
Take That, Beyonce, Justin, Madonna
und Allem was
ansonsten Rang
und Namen hatte.
An den Turntables:
Chris Flyke und
Sven Enzelmann!
21.2., NeonKidz - The 90s + 00s
Gayclub, Übel & Gefährlich /
Turmzimmer, Feldstraße 66,
Hamburg, 23:45 Uhr
01.02.25 • 19 UHR
15.03.25 • 19 UHR
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Di.-So. ab 15 Uhr geöffnet
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party 15
NACHTASYL
Hugs & Kisses
is back!
Die legendäre Queer-Party,
kehrt nach sechs Jahren
zurück. Am 21. Februar verwandelt
sich das Nachtasyl
in ein queeres Partyzelt.
Lasst euch von DJs BONES,
Julie Wood & GLITTER und Miss van Biss mitreißen
und feiert zu Soul, Indie, Elektro, Disco und Pop. Egal
ob schwul, lesbisch, bi, trans, queer oder einfach nur
neugierig – bei Hugs & Kisses ist jeder willkommen,
der Liebe, Akzeptanz und eine unvergessliche Nacht
zelebrieren will! Tickets gibt‘s für schlappe 8 Euro an
der Abendkasse.
21.2. Hug & Kisses, Nschtasyl im Thalia Theater,
Alstertor, U/S Jungfernstieg, 23 Uhr
MICHAEL
§
LEIPOLD
RECHTSANWALT
Fachanwalt für Familienrecht
Fachanwalt für Migrationsrecht
• Strafrecht
• Familien- und Partnerschaftsrecht
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Tel.: (040) 357 147 34
Fax: (040) 357 147 37
www.kanzlei-leipold.de
… und zwar – Zitat – „gnadenlos”.
Wer den Mann hinter der – wieder
Zitat – „billigen Schminke” kennt,
kann sich das lebhaft vorstellen. In
seiner Talk-Show „Toast Hawaii!”
zitiert Micco Dotzauers alter Ego
Frau Gisela regelmäßig einen
prominenten Gast in die Kantine des
Deutschen Schauspielhaus Hamburg
grillt ihn dann dort. Was kulinarisch doch recht abseitig
wirken würde, passt in Schrift und Wort dafür um so besser
zum Geschmack Liebhaber – und, so munkelt es, einiger
*innen, klassischer Travestiekunst. Nächste Hauptspeise
am 11. Febraur ist Petra van Bremen. Bevorraten sie sich!
Mit Karten. Für Toast Hawai! *ck
11.2., Toast Hawai!, Kantine im Schauspielhaus,
Kirchenalle 39, U/S Hauptbahnhof, 19:30 Uhr,
schauspielhaus.de
FOTO: HUG & KISSES
KANTINE IM SCHAUSPIELHAUS
Frau Gisela fragt nach …
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ÄRZTE
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Venerologie, Haut- und Lasertherapie –
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Glockengießerwall 1,
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■ Medizinisches Versorgungszentrum
Hamburg,
Prof. Andreas Plettenberg,
Dr. Albrecht Stoehr,
Prof. Jörg Petersen,
Dr. Peter Buggisch,
HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,
Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg
Haus L, & 28407600,
www.ifi-medizin.de
■ Urologische Praxis
Oliver Neubauer,
Facharzt für Urologie,
Herthastr. 12, & 64224500,
www.urologe-hamburg.com
■ Josef Stuch, Dr.
All gemeinmedizin,
Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060
■ Dr. med. Martin Eichenlaub,
Facharzt für Neurologie,
Nervenheilkunde, Psychiatrie u.
Psychotherapie,
Elbgaustr. 112., & 841084,
www.nervenarzt-eichenlaub.de
■ Dr. Roy Heller,
Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,
Suchtmedizin, Psychotherapie,
HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36, &
4300890
■ Dr. med. Welf Prager &
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GESUNDHEIT
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■ Martin Schuh,
Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,
www.zahnaerzte-eidelstedt.de
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Holsteiner Chausee 267, & 55505962,
www.zahnaerzte-schnelsen.de
COACHING
■ Markus Bundschuh,
Gestalttherapeut-Psychotherapie
(HPG), Müggenkampstr. 29,
& (0179) 5270700,
www.therapie.de/psychotherapie/
bundschuh
■ Ruthemann Coaching,
Heilpraktiker f. Psychotherapie,
Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,
www.ruthemann-coaching.de
■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,
Systemischer Berater&Therapuet
DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,
& 04532-2045500,
www.familyspirits.de
APOTHEKEN
■ Apotheke am H auptbahnhof,
Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,
& 241241
■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,
Lange Reihe 39, & 245044
■ Epes Apotheke,
Lange Reihe 58, & 245664
■ Engel Apotheke,
Steindamm 32, 20099 Hamburg,
& 245350, info@engelapotheke.net
PSYCHOTHERAPIE
■ Sebastian Fichtner,
Heilpraktiker für Psychotherapie,
Bindungsorientierte Einzel- und Paartherapie,
Poststraße 3, Itzehoe,
& 0157 5209344,
Psych.Fichtner@gmail.com,
www.psych-fichtner.de
■ Stefan Rozyczka,
Heilpraktiker für Psychotherapie,
direkt am Bahnhof Altona,
Schmarjestraße 52,
& 040 65 0 66 77 0,
www.traumapraxis-hamburg.de
■ Markus Bundschuh,
Gestalttherapeut-Psychotherapie
(HPG), Müggenkampstr. 29,
& (0179) 5270700,
www.therapie .de/psychotherapie/
bundschuh
■ Christian Perro, Dr. med.,
Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,
& 464554
■ Kurt Strobeck,
Dr. med. Facharzt Psychiatrie und
Psychotherapie, Ferdinandstr. 35, &
32527214
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christian.fischer@blu.fm
16 norddeutschland
JUBILÄUM
25 JAHRE
„SCHWULER HEIDEKÖNIG”!
Es ist wieder soweit! Am Samstag, den 8. Februar 2025,
wird im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses der
21. Schwule Heidekönig gewählt. Los geht‘s um 16 Uhr.
Dieses Jahr wird die Wahl zu einem ganz
besonderen Ereignis, denn wir feiern ein
Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde der erste
Schwule Heidekönig gekrönt! Seitdem
hat sich die Wahl zu einem wichtigen
Symbol für queere Sichtbarkeit und
Akzeptanz entwickelt – weit über die
Grenzen der Lüneburger Heide hinaus.
WAS ERWARTET EUCH?
Ein spannender Wettbewerb: Nach
der Verabschiedung des amtierenden
Königs Keno I. stellen sich die Kandidaten
vor. In Spielen und Interviews geben
sie Einblicke in ihre Persönlichkeit und
erzählen, warum sie die Krone tragen
wollen.
Musikalische Unterhaltung: Tina Ohlhagen
sorgt für den richtigen Sound.
Spannende Gäste: Erwartet werden
auch Gastmajestäten befreundeter
„Königshäuser“
sowie Redner
aus Politik und
Gesellschaft.
PARTYSTIMMUNG:
Im Anschluss an
die Wahl steigt ab
21 Uhr die große
Krönungsparty
im Strawberry
Basement beim
September
(Auf dem Kauf 13).
WAS MACHT
EIN SCHWULER
HEIDEKÖNIG EIGENTLICH?
Der Schwule Heidekönig repräsentiert
Lüneburg und die queere Community auf
Veranstaltungen in der Region und darüber
hinaus – vom Heideblütenfest bis zum
CSD in Hamburg. Er setzt sich für Akzeptanz
und Toleranz ein und schafft Begegnungsräume
für die LGBTIQ*-Community.
Queer in Lüneburg: facebook.com/
groups/646167668832622,
info@queer-in-lg.de
KOMMENTAR
Kritik an der CDU: Lippenbekenntnisse zur Vielfalt
versus politische Realität
Die Nachricht über die Gründung
eines LSU-Arbeitskreises (Lesben,
Schwule, Bisexuelle, Transidenten und
Intergeschlechtliche) in Bremen mag
auf den ersten Blick wie ein Schritt in die
richtige Richtung erscheinen. Doch bei
genauerem Hinsehen offenbart sich ein
tiefes Spannungsverhältnis zwischen
den offiziellen Bekenntnissen zur Vielfalt
und der politischen Realität der CDU,
insbesondere im Hinblick auf die Rechte
von LSBTIQ*-Personen.
FORTSCHRITT ODER SYMBOLPOLITIK?
Heiko Strohmann und Frank Imhoff
betonten in ihren Statements, dass die
CDU eine „Volkspartei” sei, die „Politik für
alle Menschen” mache, unabhängig
von Herkunft, Glaube oder sexueller
Orientierung. Diese Worte wirken wie ein
Willkommensgruß an die LSBTIQ*-
Community. Auch die Anerkennung der
LSU als Sonderorganisation im Bundesvorstand
scheint ein Fortschritt in einer
Partei, die lange Zeit von konservativen
Positionen geprägt war.
Doch dieser symbolische Schritt steht in
krassem Widerspruch zu den politischen
Zielen der CDU im aktuellen Wahlkampf:
Die Partei spricht sich gegen die Erweiterung
von Artikel 3 des Grundgesetzes um
den Schutz vor Diskriminierung aufgrund
sexueller Identität aus. Noch gravierender
ist ihr Vorhaben, das Selbstbestimmungsgesetz
– ein dringend benötigtes
Reformprojekt zur Vereinfachung des
Geschlechtseintrags für trans* Personen –
abzuschaffen. Diese Haltung untergräbt
nicht nur die rechtliche Gleichstellung,
sondern trägt aktiv dazu bei, bestehende
Diskriminierungen zu zementieren.
Die Gründung von LSU-Arbeitskreisen wie
in Bremen scheint weniger eine glaubwürdige
Hinwendung zu LGBTIQ*-Rechten
als vielmehr eine PR-Maßnahme zu sein.
Sie suggeriert Offenheit, während die
Partei gleichzeitig auf Bundesebene Politik
betreibt, die sich gegen die Interessen
und Rechte dieser Gruppen richtet.
*Christian Knuth
norddeutschland 17
KOMMENTAR
Café Konrad in Hannover schließt für immer
Knapp 17 Monate nach seiner Neueröffnung ist das 1996 gegründete Café Konrad seit dem
12. Januar 2025 Geschichte. Wie die örtliche Presse berichtete, reichten die Umsätze mit Kaffee
und selbstgebackenen Torten und Kuchen tagsüber längst nicht mehr aus, sodass diese ehemals
queerfreundliche und bis Frühjahr 2023 auch queergeführte Institution nach 29 Jahren
ihre Pforten schließen musste.
nicht in Scharen zurückkehrte, dies
nun bei Football- und Fußballübertragungen
im „Old Town Pub“ als
Ersatzprogramm tun wird.
FOTO: JENS-MICHAEL RAABE
Am vorletzten Tag wurde Susanne Müller
inmitten des ausgedünnt besuchten Cafés
mit einem Sonderpreis des Wilhelm-Grimm-
Gedächtnispreises für 2025 ausgezeichnet; sie
war in den vergangenen Jahren die gute Seele
des Hauses. Es ist zu bezweifeln, dass eine
queere Community, die nach dem Aufschrei
2023 trotz Weiterführung unter altem Konzept
Mit dem Café Konrad verliert
Hannover einen weiteren beliebten
Treffpunkt und entwickelt sich immer
mehr zu einer Stadt ohne „Wohnzimmer”
für queere Menschen. Der
Niedergang einer einst lebendigen
Szene ist offenbar kaum aufzuhalten.
Kommunikationsmöglichkeiten
außerhalb des Internets lassen sich an einer
Hand abzählen und können das in seinen
besten Zeiten stets gut besuchte Café kaum
ersetzen. Die Expo-Stadt Hannover droht so,
ihren individuellen Charakter zu verlieren.
*Dr. Christian-Alexander Wäldner
DAMMTORPRAXIS
Stefan Linning • Dr. Thore Lorenzen • Dr. Irem Cakman-Hinrichs
Allgemeinmedizin / Innere Medizin
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18 norddeutschland
COMMUNITY
VNB fördert queere Bildung
Queere Gruppen und Vereine sind nach
wie vor ein wichtiges Angebot, wenn
Menschen Orientierung für ihr Leben
als queere Person suchen oder sich
politisch einbringen wollen. Aus den
ursprünglich für „alles“ zuständigen
Gruppen der achtziger Jahre hat sich
dabei eine Vielfalt von Gruppen und
Vereinen mit jeweils eigenen Aufgaben
entwickelt. Ihr Spektrum reicht von
der Hilfe beim Coming out bis zur
Organisation eines CSDs oder der Trägerschaft
eines queeren Zentrums. Für
niedersächsische Gruppen besteht die
Möglichkeit, durch eine Kooperation mit
dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen
e. V. (VNB) ihre Angebote als
Maßnahme der Erwachsenenbildung zu
dokumentieren und fördern zu lassen.
Möglich ist das für den VNB, weil er als Landeseinrichtung der
Erwachsenenbildung vom Land Niedersachsen anerkannt ist.
Grundlage ist das Niedersächsische Erwachsenenbildungsgesetz.
Dort ist auch festgelegt ist, dass Erwachsenenbildung
allen Menschen – ausgehend von den jeweiligen Bildungsbedürfnissen
– die Chance bieten soll, „sich die für die freie
Ein Arbeitskreis in Kooperation mit HuK Hannover | Kaffee und Kuchen inklusive
Entfaltung der Persönlichkeit und die Mitgestaltung der Gesellschaft
erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten
anzueignen“. Für die Umsetzung dieses Ziels erhält der VNB (wie
Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und andere Landeseinrichtungen
der Erwachsenenbildung auch) eine Finanzhilfe
vom Land. Dafür verpflichtet er sich, Bildungsmaßnahmen in
einem mit dem Land vertraglich vereinbarten Umfang zu
dokumentieren.
FOTO: VNB
NUR
14
Cent/ Min.
GAYBOYS
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TELEFON
RUF AN!
LERNE HEISSE
MÄNNER KENNEN
0180 50 96 97 98*
SD - 14 Cent/Min. aus d. deutschen Festnetz Mobilfunktarif max. 42 Cent/Min.
Die Zusammenarbeit zwischen dem VNB e.V. und queeren
Gruppen in ganz Niedersachsen besteht dabei seit der
Gründung des VNB 1983 und war eine Grundlage, die es
dem VNB ermöglichte, die Anerkennung als Landeseinrichtung
erfolgreich anzustreben. Organisiert wurde diese
Zusammenarbeit zunächst von Dr. Rainer Marbach, der
zu den „Gründern“ des VNB gehörte und beim VNB als
stellvertretender Geschäftsführer arbeitete. Später folgte
ihm dann als Ansprechpartner für queere Gruppen Ulli
Klaum als Leiter der VNB-Geschäftsstelle Göttingen. Zu
dieser Zeit war der wesentliche Kooperationspartner das
Queere Netzwerk Niedersachsen e. V. (QNN).
Aktuell wird die Zusammenarbeit zwischen dem VNB und
den queeren Gruppen von Thomas Wilde, Mitarbeiter
der VNB-Geschäftsstelle Göttingen, organisiert. Wird ein
Kooperationsvertrag mit einer „neuen“ Gruppe geschlossen,
berät er bei der Konzeption, Planung und Veröffentlichung
von Angeboten, damit diese den gesetzlichen Vorgaben
für eine Förderung genügen. Unterstützt wird er dabei von
Oliver Ehrhardt in der Verwaltung. Das bei weitem häufigste
Bildungsformat queerer Gruppen ist der „Arbeitskreis“: Das
Erwachsenenbildungsgesetz ermöglicht die Dokumentation
und Förderung „selbstorganisierter Bildung“, also der regelmäßigen
Treffen engagierter Menschen in Gruppen oder
queeren Zentren. Im letzten Jahr begleitete Thomas Wilde
so über 300 Gruppen oder Arbeitskreise.
Wer mehr erfahren will oder konkret wissen will, ob und wie
ein Angebot Finanzhilfe vom VNB erhalten kann, wendet
sich per Email an ihn: thomas.wilde@vnb.de.
www.vnb.de
• PALMA DE MALLORCA •
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Top renoviertes Stadt-Apartment mit fantastischem Meerblick
Ihr Traum von der eigenen Immobilie auf Mallorca wird wahr: Diese mit viel Liebe zum Detail hochwertig renovierte
Stadt-Wohnung lässt keine Wünsche offen: Barrierefrei, mit Tiefgaragen-Stellplatz in herrlicher Lage - direkt
unterhalb von Palmas grüner Lunge, dem Park Bellver mit seiner antiken Burg - im emblematischen
Bohéme-Stadtteil El Terreno.
Das lichtdurchflutete Apartment verfügt über zwei Schlafzimmer, eines davon en suite mit begehbarem
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• Großer Pool
VB 595.000,--EUR
Kontakt: palma@hinnerk.de
20 erotik
NACHGEFRAGT
VANDER PULASKI:
Absage an den Kapitalismus
Ein neuer Stern am Vollerotik-Himmel von KinkMen, doch der lebt nicht in einer der weltbekannten
Metropolen, sondern im waldreichen Oregon im Nordwesten der Vereinigten Staaten.
Bist du hier geboren?
Nein, eigentlich bin ich aus Pennsylvania, aufgewachsen
bin ich in der Nähe von Pittsburgh. Mein
Vater war Arzt und meine Mutter Physiotherapeutin.
Wann war dein erstes Mal?
Mit 15 mit einem Freund aus dem Schwimmteam.
Wobei, sexuelle Handlungen hatte ich schon zuvor
im Park beim Cruising gesammelt, ich hatte bei
einem AOL-Chat davon gehört.
Warum bist du in die Pornobranche
eingestiegen?
Ich habe mich schon immer gerne gezeigt! Eigentlich
bin ich eher ein introvertierter Mensch, aber
sobald ich nackt bin, werde ich zum Extrovertierten.
Hat das Auswirkungen auf dein Privatleben?
Ich hatte Partner, die waren nicht cool damit. Zum
Beispiel mit dem, was ich im Internet zeige.
FOTO: MENONEDGE.COM
Bist du bei KinkMen lieber Master oder Sub?
Je älter ich werde, desto lieber mag ich es, der
Master zu sein. Aber eigentlich bin ich lieber Sub.
FOTO: RAGINGSTALLION.COM
Wenn du eine magische Geisterflasche findest,
was sind deine drei Wünsche?
Eine Gesellschaft, in der Lohnarbeit überholt ist und
die Menschen den Kapitalismus hinter sich gelassen
haben. Eine Welt, die die dringendsten Umweltprobleme
gelöst hat. Und schließlich möchte ich, dass
die Menschen frei und glücklich über ihr eigenes
Schicksal entscheiden können, was auch immer das
mit sich bringt, nur eingeschränkt durch die Grenzen
unserer Realität.
*Interview: Spencer White / Michael Rädel
KinkMen.com
erotik 21
FOTOGRAFIE
Salt Lake City: Schwule Männer in der Kunst
Die neue Ausgabe des Magazins „Elska“ widmet sich
den Männern aus Salt Lake City, der Hauptstadt des US-
Bundesstaates Utah.
Das (auch) erotische Magazinprojekt will für Sichtbarkeit der
LGBTIQ*-Community sorgen und „echte“ Männer vorstellen,
keine Models. „Ich habe schon viele Jahre lang mit dem Gedanken
gespielt, in Salt Lake City eine Ausgabe zu machen, aber es
war schwierig, die möglichen Vor- und Nachteile abzuwägen“,
so „Elska“-Redakteur und Cheffotograf Liam Campbell via E-Mail
an uns. „Einerseits wäre es eine hervorragende Gelegenheit zu
zeigen, wie das Leben von Schwulen in Utah aussieht, andererseits
befürchtete ich, dass zu viele potenzielle Leser erotische
Bilder junger Mormonen erwarten würden – und ich die dann
enttäusche!“ Nun, das neue Magazin enttäuscht nicht, es ist
schwule Kunst und ganz wunderbar. *rä
www.elskamagazine.com
22 kultur
INTERVIEW
REGISSEUR OLIVER GRAF:
„Theater setzt sich immer für Vielfalt
und Diversität ein.“
Das Ziel aller Beteiligten ist eigentlich ganz einfach: „Wir machen richtig Show!“, wie es der Regisseur
Oliver Graf gut gelaunt zusammenfasst. Er und sein Team bringen ab dem 22. Februar Oscar
Straus’ Operette „Hochzeit in Hollywood“ auf die Bühne des Theaters für Niedersachsen (tfn).
„Mit Showboys und Showgirls. Einer Riesentorte.
Einem Riesenchampagnerglas wie beim
Burlesque. Und auch Sahnehauben und Kirschen
spielen eine Rolle“, lacht er. Dabei nutzen er
und sein Team dieses fast vergessene und mit
großem Aufwand wiederentdeckte Stück für
einen durchaus ernsten Blick auf die Gesellschaft.
Genau deshalb entschied man sich auch dafür,
die Hauptrolle der Mizzi mit der aus der TV-Show
„Drag Race Germany“ bekannten Dragqueen
Loreley Rivers zu besetzen. Das ist nicht als
Stunt-Casting zu verstehen. „Es geht um ein
Hollywood von damals, viel Pailletten, Glitzer und
Überhöhung – wie eben auch im Drag. Und damit
zeigen wir die echten Emotionen …“
„Es geht um ein Hollywood von
damals, viel Pailletten, Glitzer und
Überhöhung – wie eben auch im
Drag. Und damit zeigen wir die
echten Emotionen …“
FOTO: DANIEL LUDWIG
kultur 23
Straus’ „Hochzeit in Hollywood“ ist als ein
vergessener Schatz aus der Vergangenheit
zu verstehen, der hier mit viel
Sorgfalt gehoben wurde. „1928 war es ein
riesiger Erfolg, aber durch die Machtergreifung
ist alles in Vergessenheit geraten“,
erklärt Oliver Graf. Die Materiallage
war eine große Herausforderung. „Wir
mussten beim Notenmaterial
viel Nachhilfe leisten, da einiges
verschüttgegangen war.
Dafür haben wir auch Geld in
die Hand genommen.“ Doch
das war es wert, um endlich,
nach so vielen Jahren, dieses
Werk wieder auf die Bühne
zu bekommen. Trotzdem
hatte niemand Angst, Hand
anzulegen, um es aktuell zu
gestalten. Im Original kann
ein Fürst die Liebe seines
Sohnes Prinz Felix zu der
Schauspielerin Mizzi nicht
akzeptieren und versucht, die
nicht standesgemäße Liaison
zu beenden. Das wird nun in
die Gegenwart geholt: Ein erzkonservativer
Politiker mit traditionellem
Weltbild versucht,
die Beziehung seines Sohnes
zu der Dragqueen Mizzi zu zerstören.
Das scheint zunächst
erfolgreich zu sein. Bis die
beiden sich in Hollywood
wieder treffen … „Wir wollen
mit einem heutigen Blick auf
das Stück schauen. Und wir
kamen auf die Idee, dass
dazu nur ein Besetzungskniff
benötigt wird: Das Politikersöhnchen
einer konservativen Partei und als sein
Love Interest ein Mann oder – einen
Schritt weiter – eine Dragqueen. Das gibt
dem Ganzen eine noch größere Fallhöhe
und schon dadurch können wir es ins
Hier und Jetzt holen: Wir machen eine
queere Liebesgeschichte!“
Schon nach kurzer Zeit kamen sie dafür
auf Loreley Rivers, die selbst am Theater
in ihrer Non-Drag-Persona arbeitet.
Sie hat Musikwissenschaft mit Fokus
auf Gender Studies sowie Gesang in
Düsseldorf, Essen und London studiert,
um danach als Dramaturgin am
Stadttheater Bremerhaven zu arbeiten
und zurzeit an der Tonhalle Düsseldorf
tätig zu sein. Überhaupt lebt Loreley ihre
Liebe für die Bühne, seitdem sie denken
kann. „Das ist ganz tief in mir verankert.“
Bereits mit zehn Jahren spielte sie in
Essen am Theater, „und schon vorher
in kleinen Schauspielproduktionen in
meiner Heimatstadt, innerhalb des Chores
und in Kinderrollen. Das Theater ist
ein Zuhause.“ Vor allem, weil diese Welt
sich als Safe Space für nicht-normative
FOTO: MIMIMAGIC
Menschen und nicht-normative Lebensentwürfe
anbietet. „Die Szene ist tolerant
mit toleranten Menschen, die Lust auf
Kunst haben und auch Drag als Kunst
erkennen.“ Natürlich komme es trotzdem
darauf an, wer hinter einer Produktion
stehe, gibt Loreley zu bedenken, „da gibt
es auch schon Leute, die nicht so weit
sind.“ Doch auch Oliver Graf empfindet
die Theaterwelt als progressiven und
offenen Bereich in der Gesellschaft.
„Theater setzt sich immer für Vielfalt und
Diversität ein. Es ist vielleicht nicht gleich
ein Safe Space – aber ein safer Space.
Das versuchen wir zu fördern und alles
weiter zu öffnen, auch wenn wir noch
weit vom Idealzustand entfernt sind –
zum Beispiel bei der Repräsentation von
Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Doch wir versuchen immer, ein
buntes, diverses Ensemble zu haben.“
Daher hat Loreley auch nicht gezögert,
als Oliver Graf sie anschrieb, damit
sie sich für die Rolle der Mizzi vorstelle.
„Ich dachte sofort: Ja – das will ich.
Das ist eine einmalige Möglichkeit! Ich
zögerte jedoch erst beim Vorsingen,
weil die Rolle eigentlich für eine
Mezzosopranistin geschrieben ist, aber
als Mann, als Countertenor, kommt
man an sich nicht so hoch.“ Doch,
wie der Regisseur erklärt, „ist das
überhaupt gar kein Problem! Nur eine
neue Besetzungsentscheidung.“ Denn,
wie er weiter ausführt, sind Operetten
als Material anzusehen. Anders bei
einer Oper, „die spielt man, wie sie ist,
und besetzt, wie es vorgesehen war.
Bei Operetten hat man einen anderen
Zugang, da haben auch die Autoren
immer noch viel geändert. Es waren oft
singende Schauspieler*innen auf der
Bühne und man nahm einfach Arien
rein und wieder raus, denn man hat das
Stück immer passend für seinen Cast
gemacht. So waren die Aufführungen
in Berlin damals auch anders als in
Wien. Und wir machen eine Show für
2025 – mit der Originalmusik, aber auch
mit Einlagen, wie ‚Ein Tag wie Gold‘ von
Max Raabe zum Beispiel.“
„Es geht um die Roaring
Twenties, ohne dass es
nur an die alte Zeit
angelehnt ist.“
Den Showaspekt der Inszenierung
betont auch Loreley: „Es
geht um die Roaring Twenties,
ohne dass es nur an die alte Zeit
angelehnt ist.“ Wobei sie sich auch
der besonderen Herausforderung der
Operette stellt: „Es ist dieser Wechsel
aus Spiel und Gesang und vor allem
die Expression des Gesangs: Meist soll
es ja hauptsächlich schön sein und
schön klingen – hier ist der Text jedoch
unfassbar wichtig und man muss sehr
viel auf diesen Text legen. Und manchmal
sogar zulassen, dass die Melodie in
den Hintergrund tritt.“ Dabei ist immer
das Bewusstsein vorhanden, dass es
nicht selbstverständlich ist, „dass man
eine Dragqueen dafür castet. Ich fühle
mich sehr geehrt, dass diese Kunstform
mit mir so auf diese Bühne geholt
wird.“ Die Frage, ob das Publikum diese
Inszenierung annimmt, macht ihr auch
keine Sorgen. „Oft unterschätzt man
das Publikum und was es versteht. Klar,
wenn man den ‚Freischütz‘ anbietet,
dann erwartet man auch gewisse
Konventionen. Aber bei einer Operette
oder einem Musical gibt es eine andere
Haltung. Drag kann diese Landschaft
wirklich bereichern und passt und kann
wunderbar korrespondieren. Ich finde
das ganz toll.“
*Interview: Christian K. L. Fischer
Soiree: 15.2., Premiere 22.2.,
weitere Vorstellungen: 1., 11., 16., 20. +
28.3., theater für niedersachsen,
Hildesheim, Theaterstr. 6,
Infos und Karten: tfn-online.de
24 kultur
THEATER
FOTO: THOMAS AURIN
Die Krise der Demokratie sitzt tief. Ratlosigkeit breitet sich aus. Umso
ENDSIEG?
wichtiger ist der Text, den Elfriede Jelinek kaum zwei Wochen nach dem
erneuten Wahlsieg Donald Trumps veröffentlicht hat: „Endsieg“, ein
düsteres Nachspiel zu „Am Königsweg“, ihrem Stück zur US-Wahl vor
acht Jahren – ein Text, der sofort auf die Bühne gehört. Mit der Macht
der Intelligenz demontiert Jelinek die populistische Rhetorik des „neuen alten Königs“ und konterkariert das Kampfgebrüll der
rechten Rotten mit einem von ihr selbst als „Gedicht“ bezeichneten Werk.
War in ihrem früheren Stück noch Fassungslosigkeit
spürbar, fällt die aktuelle Bilanz
umso bedenklicher aus. Der Triumph
der neuen Rechten ist durchschlagend:
Die „Abgehängten“ aus „Am Königsweg“
werden in „Endsieg“ zum „Volk“ – eine entfesselte
Menge, die ihren Anführer gerade
wegen seiner gewaltbereiten, menschen-
und demokratieverachtenden Absichten
liebt und bewundert.
Falk Richter, der vor sieben Jahren „Am
Königsweg“ in einer vielfach ausgezeichneten
Inszenierung uraufführte, stellt
gemeinsam mit seinem Ensemble am
14. Februar auf der großen Bühne den
neuen Text von Elfriede Jelinek in einer
ersten Skizzierung vor. Es handelt sich dabei
nicht um eine klassische Inszenierung,
sondern um eine szenische Annäherung
– zu verstehen als unmittelbare politischkünstlerische
Aktion. *fis
www.schauspielhaus.de
KONZERTLESUNG
Neil Young als Lebenshilfe
Navid Kermanis „Das Buch der des Glücks. Mit leichter Hand
von Neil Young Getöteten“ ist verwebt Kermani den Alltag
mehr als nur das schönste, einer jungen Familie mit den
klügste, verrückteste Buch, das großen Lebensfragen.
je über Rockmusik geschrieben
wurde – es ist eine Hymne auf Der Schauspieler Ludwig Blochberger
präsentiert am 26.3.
das Leben. Mit den berüchtigten
Dreimonatskoliken fängt seine Konzertlesung „Das Buch
es an: Abend für Abend windet der von Neil Young Getöteten“
sich die neugeborene Tochter als eine musikalische Reise
des Erzählers in Krämpfen. Das mit live gesungenen Liedern,
einzige wirksame Gegenmittel begleitet auf der Gitarre. Sowohl
sind die Songs von Neil Young. die Erzählung als auch die Musik
Für Vater und Tochter beginnt entwickeln ihre ganz eigene Dynamik
und sind nicht nur etwas
eine Reise durch den Kosmos
des kanadischen Musikers, hin für Liebhaber Neil Youngs. *fis
zu den verlorenen Illusionen
und flüchtigen Augenblicken www.theaterschiff.de
FOTO: ELENA ZAUCKE
kultur 25
26 kultur
OPER
WER
LIEBT
WEN?
FOTO: PATRICK SOBOTTKA
ABSCHIED
Mireille
Mathieus
Finale
Ende März wird die legendäre
Sängerin Mireille Mathieu im
Rahmen ihrer Abschiedstournee
in Hamburg auftreten. In
der renommierten Elbphilharmonie
in der HafenCity.
FOTO: A. RAU / ABILENE DISC
Am 28. Februar feiert eine neue Inszenierung von „Così fan tutte“
Premiere am Allee Theater.
Mozarts ewiger Klassiker um die Boden unter den Füßen wegzieht:
Abgründe der Liebe erfreut sich zu Wer liebt jetzt eigentlich wen?
Recht einer nicht abbrechenden
Beliebtheit. Denn zunächst scheint Mit „Così fan tutte“ schuf Wolfgang
alles einfach und unerschütterlich: Amadeus Mozart eine psychologische
Versuchsanordnung
Ferrando und Guglielmo lieben
ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi.
Dass die Frauen ihnen treu Sehnsüchte und Enttäuschungen,
über Liebe, Treue, verborgene
sind, darauf gehen die Männer die bis heute hinsichtlich ihrer
jede Wette ein – auch mit Don Raffinesse ihresgleichen sucht.
Alfonso, der sicher ist, ihnen mit Was als scheinbar heiteres Spiel
einem Experiment das Gegenteil beginnt, wird bald bitterer Ernst.
beweisen zu können. Doch was Einzig die Musik wagt es, den
als harmloses Spiel geplant war, Kern des Spiels zu enthüllen und
entwickelt sich zum grausamen die wahren Leidenschaften der
Experiment am offenen Herzen, Protagonist*innen ans Licht zu
das allen Beteiligten am Ende den bringen. *fis
www.alleetheater.de
„Ich freue mich unglaublich,
2025 in der Elbphilharmonie
auftreten zu dürfen. Hamburg
hat immer einen besonderen
Platz in meinem Herzen, und ich
kann es kaum erwarten, wieder
vor einem so wunderbaren
Publikum zu singen“, so Mireille
Mathieu vorab schriftlich. Über
die Künstlerin: Der „Spatz von
Avignon“ wurde 1946 geboren
und legte eine Weltkarriere
hin. Bei uns kennt man die
französische Musikerin vor
allem für deutschen Schlager,
etwa für Chart-Hits wie „Der
Pariser Tango“, „Tarata-Ting,
Tarata-Tong“, „Der Zar und das
Mädchen (Besser frei wie ein
Vogel zu leben als im goldenen
Käfig zu sein)“ und natürlich
„Hinter den Kulissen von Paris“
und „Non, je ne regrette rien“.
Nun ist sie auf Abschiedstournee.
Und sagt – singt! – in
unserem schönen Hamburg
„adieu“. Das Konzert findet am
19. März 2025 statt und wird
sicherlich zu einem ersten Frühlingshöhepunkt
(samt kleiner
Träne im Auge). *rä
eventim.de
kultur 27
LESUNG
Klinikaufenthalt
Heinz Strunk liest am
26.2. aus seinem Roman
„Zauberberg 2“, einer
todtraurigen und todkomischen
Hommage
an – natürlich – Thomas
Manns „Zauberberg“:
Jonas Heidbrink ist ein
Erfolgsmensch. Schon
vor seinem dreißigsten
Geburtstag hat er sein
Start-up versilbert;
arbeiten muss er sein
Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut,
überhaupt nicht. Und so fährt er in die mecklenburgische
Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau
emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel,
aber eben doch: eine Klinik für Menschen mit dem einen
oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett
von Visiten und Anwendungen eingeschnürt. Nur scheint
die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude
wird geschlossen, das Personal reduziert sich,
man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience
Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein
Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem
rätselhaften Unglücksfall kommt … *fis
www.schauspielhaus.de
FOTO: DENNIS DIRKSEN
mit
dragqueen
loreley
rivers
FOTO: KIRAN WEST
BALLETT
hochzeit in
hollywood
Tanz den Tod in Venedig
Die Wiederaufnahme dieses Werkes, dieses Totentanzes
von John Neumeier, frei nach der Novelle „Der Tod
in Venedig“, ist ein Glücksfall, denn Thomas Manns
berühmte Geschichte wurde so zum Kultballett: Aschenbach,
ein situierter und etablierter Meisterchoreograf,
reist nach Venedig. Angesichts der Schönheit und
Jugend des Knaben Tadzio gibt er dort sein Lebenskonzept
des gestandenen Mannes auf. Ein alternder
Künstler, dessen scheinbar gefestigter Charakter nie
gekannte Wandlungen erfährt und schließlich in vollkommener
Hingabe mündet: seinem „Tod in Venedig“.
Choreografiert und inszeniert von John Neumeier und
mit der Musik von Johann Sebastian Bach und Richard
Wagner ist dieser Tod ein Zeichen lebendiger Kunst. *fis
www.staatsoper-hamburg.de
unterhaltung
operette von oscar straus
mit deutschen übertiteln
ab 22.2.25,
stadttheater hildesheim
infos, termine, tickets: www.mein-theater.live
theater für
niedersachsen.
www.mein-theater.live
28 kultur
BEEINDRUCKENDE
KUNST
in neugotischen
Mauern
INSTALLATION
Die evangelische Kirche St. Johannis Altona in Hamburg ist seit 1873 ein Haus für
Gottesdienste und weitere gemeindliche Veranstaltungen. Seit 1998 finden hier aber
auch immer wieder aufsehenerregende Veranstaltungen statt wie diese:
„EONARIUM presents: Enlightenment“.
FOTOS: PROJEKTIL.ART
Anfang Februar feiern hierbei die aufwendigen
Projektionen des Schweizer
Künstler*innenkollektivs Projektil in
Verbindung mit einem handverlesenen
Audioscore ihre Premiere. Die Licht- und
Klanginstallation von „EONARIUM presents:
Enlightenment“ verwandelt dabei
die mystische Kirche in ein immersives
Kunstwerk, das den Bogen spannt von
Pop-Art zu religiösen Erfahrungen und
den Klängen der Klassik. Denn die Musik
dazu kommt von Vivaldi, seine „Vier
Jahreszeiten“ sind die Klangwelten des
30-minütigen Spektakels. *rä
Ab 6.2., „EONARIUM presents:
Enlightenment“, Kulturkirche Altona,
bei der Johanniskirche 22,
S Holstenstraße, 22767 Hamburg,
kulturkirche.de,
www.eonariumhamburg.de
„Gotteskinder“ von Frauke Lodders
KINO
Religion kann Stärke, Rückhalt, Gemeinschaft
und Halt geben. Wenn #mensch
sie allerdings missbraucht, dann wird
sie gefährlich und macht unglücklich.
Der Film „Gotteskinder“ erzählt davon.
Und von den Geschwistern Hannah
und Timotheus, die in einer streng
evangelikalen Freikirche aufwachsen.
Anders als bei den großen Kirchen gilt
hier Homosexualität als Sünde und darf
nicht sein. Die Geschichte zeigt, wie die
beiden zunehmend mit ihrer Identität
und ihren Gefühlen in Konflikt geraten.
Denn während Hannah zunehmend
an ihrem Keuschheitsgelübde zweifelt,
muss Timotheus seine Queerness in der
Gemeinde unterdrücken, da die diese als
Sünde betrachtet.
Kein leichter Stoff
... Frauke Lodders
Film „Gotteskinder“
ermöglicht
nicht nur tiefe
Einblicke in die
Zerrissenheit
junger Menschen
zwischen religiösem
Dogma und
ihren eigenen
Gefühlen, das
Coming-of-Age-
Drama regt auch zum Nachdenken
über Glaubensfreiheit,
Moral und sexuelle Identität an.
Das queere Drama startet am
30. Januar in unseren Kinos. *rä
FOTOS: W-FILM
kultur 29
SHOW
„Big Love –Grenzenloses Entertainment“ mit Chris Kolonko
FOTO: DOMINIK JUNKER
Der Bühnenstern Chris Kolonko führt
durch das neue Programm des GOP.
Varieté-Theaters Hannover. „Big Love
–Grenzenloses Entertainment“ startet
Anfang März und beglückt uns bis
tief in den Frühling hinein
Das brandneue Stück unter der Regie von Aleks Uvarov
sei eine „Liebeserklärung an das Varieté, an Akrobatik, an
die große Kunst der Comedy“, wie vorab verraten wird. Im
Zentrum der quirligen zwei Stunden stehen dabei Chris
Kolonko („Showgirl, Stimmungskanone oder Tausendsassa
der Verwandlungskunst“), der die Show auch mitentwickelte,
und die New Yorker Soul-Sängerin Bridget Fogle.
Mit dem GOP. Varieté-Theater im Herzen Hannovers arbeiten
auch einige ausgesuchte Hotels zusammen, du kannst also
deinen Kurzurlaub entspannt planen und nach der Show in ein
schmuckes Hotel einchecken. *rä
„Big Love –Grenzenloses Entertainment“ im GOP.
Varieté-Theater läuft vom 7. März bis zum 4. Mai 2025
in Hannover, variete.de/hannover
ADAM LINDER
ETHAN BRAUN
SOLISTENENSEMBLE KALEIDOSKOP
Foto: Laurent Philippe
TOURNAMENT
20.–22.03.25
Gefördert durch:
TICKETS: KAMPNAGEL.DE / 040 270 949 49
30 kultur
THEATER
Mit der Bereitschaft
zum Ausflippen
Weil das neue und junge Varieté-Format bereits schon
einmal die Herzen der Hamburgerinnen und Hamburger im
Sturm erobert hat, kehrt „Freak Out!“ vom 21. März bis zum
27. April endlich in den HANSA-Theatersaal zurück. Was gibt
es denn auch Schöneres, als Akteure live zu erleben, die
vielfach preisgekrönt sind
und zeigen, was Varieté
heutzutage alles sein kann?
Das Publikum erwartet hier
also sensationelle Akrobatik,
urkomische Sketche und
herrlich irritierende Tatsachen
– eine wunderbare
Mischung aus Comedy,
Erotik, Artistik und vor allem
ein Fest der Toleranz und
Vielfalt. So wird es nicht nur
ein unterhaltendes, sondern
auch ein außergewöhnlich
inspirierendes Spektakel.
Mit Chastity Belt, Daredevil
Chicken, Duo Little Finch
und David Eriksson, die
allesamt wissen, wie man
Entertainment auf eine
Bühne bringt. *fis
FOTO: THORSTEN BAERING
www.freak-out-variete.de
FOTO: THORSTEN BAERING
FOTO: DAREDEVIL CHICKEN
kultur 31
Spielen gegen die
Einsamkeit
THEATER
FOTO: M. RÄDEL
Selten war in der
Komödie Winterhuder
Fährhaus soviel
Queerness am Start:
Die Uraufführung eines
Stücks eines schwulen
Autoren mit einer
schwulen Hauptfigur,
inszeniert von einem
schwulen Regisseur, in
der Hauptrolle eine Ikone
der queeren Community:
Désirée Nick.
Vom 28. Februar bis zum
6. April läuft mit „Spiel
gewinnt“ ein hochaktuelles und mitreißendes Stück
Unterhaltung über ein eigentlich sehr ernstes Thema:
Einsamkeit und wie man sie mit Mut, Leidenschaft und
Fantasie wieder loswird. Gleichzeitig ist es das Debüt von
Désirée Nick auf dieser Bühne. Ihre Rolle als provokante
Therapeutin eines schwulen Mannes ist ihr aufgrund
ihrer starken Bindung zur queeren Gemeinschaft und
ihresbeständigen Einsatzes für LGBTQ*-Rechte, wie auf
den Leib geschrieben. Mit dabei außerdem: Katrin Filzen
als herzlich-chaotische Miriam und Hubertus Brandt
als Felix auf der Suche nach Glück und Seelenheil. Und
darum geht es: Geschützt gegen Viren, unvorsichtige
Mitmenschen und alle anderen Zumutungen haust IT-
Spezialist und Eremit Felix in seinem „Super Smart Home“.
Denn er ist sicher: Die Welt vor seiner Tür ist grausam,
kalt und außerdem ist der Kaffee da ungenießbar. Umso
schockierender, als plötzlich die herzlich-chaotische
Miriam in sein Refugium einbricht und im Auftrag der
Stadt die Rauchmelder kontrollieren soll. Als sich die Singlefrau
dann auch noch in Felix verliebt, bringt das sein
Herz fast zum Explodieren. Seine plötzlich auftauchende
Psychotherapeutin gibt Felix dann den Rest …
AB 30. JANUAR IM KINO
Auch wenn „Spiel gewinnt“ in erster Linie ein Stück über
Isolation und das Aufbrechen derselben ist, spricht es
doch immer wieder (in seinem Humor und der Zeichnung
der Charaktere) die Sprache eines queeren Autoren, sagt
Regisseur Gerd Lukas Storzer.*fis
EIN FILM VON FRAUKE LODDERS
www.komoedie-hamburg.de
»GEHT UNTER DIE HAUT.«
QUEER.DE
FOTO: MICHAEL PETERSOHN
„Spiel gewinnt“
Uraufführung von
Karsten Laske
Regie: Gerd Lukas Storzer
Bühne & Kostüm:Stephanie Kniesbeck
Requisite: Kerstin Sielaff
Mit Désirée Nick, Hubertus Brandt und
Katrin Filzen
32 kultur
FOTOS: KIM VADA
TANZTHEATER
TANZ
DER GÖTTIN
Am 9.2. lädt eine indische Tanzperformance
zu einer besonderen Erfahrung
ein: In der ersten Hälfte der Aufführung
„Shiva“ wird die Geschichte der Liebe
von Shiva und Sati im Rahmen eines
traditionellen Varnam erzählt. In der
zweiten Hälfte wird der emotionale
Inhalt auf reine Körperlichkeit und eine
nicht-wörtliche Erzählung reduziert.
Beide Stücke nähern sich demselben
Inhalt aus völlig unterschiedlichen Perspektiven.
Das traditionelle Stück befasst
sich mit der spirituellen Bedeutung
der Beziehung von Shiva und Parvati,
das zweite mit den menschlichen
Emotionen, die wir Shiva und Parvati
zuschreiben. In den Geschichten geht
es letztlich darum, dass die beiden die
gesamte Schöpfung repräsentieren,
was ihnen aber in ihren manifesten
Formen oft nicht bewusst ist. *fis
sprechwerk.hamburg
THEATER
Keine Angst vor Virginia Woolf
Übersetzung von Alissa und Martin Walser im Ernst
Deutsch Theater zu erleben.
FOTO: OLIVER FANTITSCH
Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber – aber ein hervorragender
Nährboden für Kunst. Und der „alte Affe“ hat seine
wohl bekannteste Rolle im Stück „Wer hat Angst vor Virginia
Woolf?“, einem der größten modernen Bühnenklassiker. Bis zum
14. Februar ist das Werk des Dramatikers Edward Albee in der
Nach einer rauschhaften akademischen Meetand-Greet-Party
kehren Martha und George in
den frühen Morgenstunden nach Hause zurück.
Seit Jahren befinden sich die beiden in einem
hochprozentigen, ehelichen Abnutzungskrieg.
Spontan lädt Martha den Biologieprofessor Nick
und dessen Frau „Süße“ auf einen letzten Drink ein.
Was als lockere Verlängerung des Abends beginnt,
wird für die Gäste zur schmerzhaften Reise in die
Abgründe der Ehe.
Nick und „Süße“ werden unfreiwillig in eine virtuos
dargebotene Eheperformance hineingezogen und
zugleich zu Zeug*innen und Opfern einer emotionalen
Achterbahnfahrt. Lebenslügen, menschliches
Versagen und unerfüllte Sehnsüchte werden schonungslos ans
Tageslicht gebracht – mit scharfer Sprache, bitterem Humor
und tragischer Tiefe. *fis
www.ernst-deutsch-theater.de
kultur 33
VON MARTIN LINGNAU, THOMAS MATSCHOSS, HEIKO WOHLGEMUTH
REGIE: CORNY LITTMANN
Schlagerballett
TANZTHEATER
Wo überschneiden sich Pina Bausch und die ZDF-
Hitparade? Und das vor allem im Hinblick auf ihren
nationsbildenden Charakter?
Diese Fragen stellt die neue Performance von Joana
Tischkau: „Ich nehm dir alles weg – Ein Schlagerballett“.
Inspiriert vom Untertitel der frühen Pina Bausch-Arbeit „Ich
bring Dich um die Ecke. Schlagerballett“ von 1974 (sowie
der Pina Bausch Kompanie an sich als dem vielleicht
größten Exportschlager deutscher „Hochkultur“) seziert
Tischkau mit ihrem Team die deutsche Heimaterzählung.
In der Tradition Schwarzer Deutscher Schlagerstars wie
Roberto Blanco, Randolph Rose, Marie Nejar oder Tina
Daute ertanzen und ersingen die Performer*innen sich
eine ästhetische Germanness, die unabhängig von
Weißsein und Heteronormativität Sinn ergibt. Mit „Ich
nehm dir alles weg“ setzt Tischkau ihre künstlerische
Forschung zu Schwarzer deutscher Kulturgeschichte fort,
indem sie die unwahrscheinliche, jedoch einleuchtende
Matrix Deutschland – Showbiz – White Supremacy
bearbeitet. Am 27. und 28.2. sowie am 2.3. *fis
In Hamburg
weltberühmt
DI BISSO
SCHMIDTS TIVOLI • TIVOLI.DE
Foto: Ingo Boelter
www.kampnagel.de
FOTOS: LENNART BREDE
34 kultur
FOTO: KRAFFT ANGERER
THEATER
Alter Grieche,
halb vergessen, richtig sauer
Googelt man seinen Namen, stößt
man auf einen Fußballverein, einen
Haushaltsreiniger, einen Asteroiden,
sogar auf einen Schützenpanzer – Ajax
den Großen findet man erst viel später.
Unter den griechischen Helden vor Troja
ist Ajax nur der Zweitbeste, der Zweitstärkste,
immer im Schatten des größten
Griechen, Achill. Ajax fügt sich in seine
Rolle und stellt seinen austrainierten
Körper radikal in den Dienst der Sache.
Am Ende ist er es, der Achills Leichnam
und dessen mythische Rüstung vom
Schlachtfeld birgt. Doch statt ihn für
seinen Einsatz zu belohnen, verleihen
die Griechen die Rüstung Odysseus.
Diese Kränkung erträgt Ajax nicht. Er läuft
Amok. Ajax wird zum Schützenpanzer,
zum Asteroiden, zum Haushaltsreiniger,
der die Böden blutig schrubbt … Vielleicht
sollten wir Ajax also in den Suchergebnissen
früher begegnen – er hätte
uns wohl einiges zu sagen. Deshalb
widmet Christopher Rüping seine neue
Arbeit am Thalia Theater dem stolzen
Vergessenen und erforscht gemeinsam
mit seinem Ensemble den „Ajaxkomplex“
aus heutiger Perspektive. *fis
www.thalia-theater.de
PERFORMANCE
Eine Frage der Hairkunft
FOTO: GEDVILE
Hendrik Quasts Haare haben ihn verlassen! Gerade jetzt, wo
er sich nach kämmbarem Prachthaar sehnt, um im Kunstmilieu
neue Rollen zu ergattern. Eine volle Mähne, das hat er
von Simba aus König der Löwen gelernt, symbolisiert Status
und Klasse. Hendrik Quast unterzieht sich also einer Haartransplantation.
Eine Langzeitperformance mit
Eigenhaar – kein Kunsthaar! Machen seine
Arbeiterwurzeln diese Umverpflanzung mit? Was
bleibt, wenn der chronisch kranke Körper das
neue Haupthaar wieder abstößt?
Hendrik Quast verwandelt am 6., 7. und 8.2. die
Bewirtschaftung seines Kopfes in eine skurrile
Hairkunfts-Performance. Mit Elementen aus
Stand-up-Comedy, Musical, Body-Art und
Crowdwork beleuchtet er die widersprüchlichen
Erfahrungen, die er auf seiner queeren und
schamvollen Reise gemacht hat. Seine Arbeiten
zeichnen sich durch eine genussvolle Vorliebe für
Themen an den gesellschaftlichen Tabugrenzen,
durch eigenwillige Komik, akribische Recherchen,
Präzision und performative Konsequenz aus.
„Hairkunft“ ist ein weiteres Projekt im Bereich der
Disability Arts, das sich darüber hinaus mit Klassismus und
Repräsentationspolitiken beschäftigt. Motto: „Haare verlieren
kann jeder. Haare umverteilen nicht.“ *fis
www.kampnagel.de
Kulinarisches
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gelacht wird, oder bei unseren Genussabenden, die wilde
Gaumenfreuden wie Wildschwein, Wachtel und Perlhuhn in
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Musik
POP
„Nancy in London“ – Nancy Sinatra
Mittlerweile ein Klassiker, bei der Veröffentlichung 1966 nicht der gaaanz
große Erfolg für Nancy Sinatra. Obwohl darauf einer ihrer größten Welthits zu
finden ist: „Summer Wine“. Das Album ist aber viel mehr als dieses (großartige)
Stück.
Es ist äußerst abwechslungsreich
und bei aller Dramatik auch voller
Lebensfreude. „Step Aside“ zum Beispiel
ist ein Stück Soul-Pop, der dich bestens
durch den Tag bringt. Tröten, Chor und
ein tanzbarer Beat samt emanzipatorischem
Text. Das nächste Highlight
für mich ist „I Can’t Grow Peaches
on a Cherry Tree“, wieder etwas
melancholisch, es wird (im Hintergrund)
auch viel gesummt, trotzdem nicht
lähmend-traurig, sondern einmal
mehr #GirlPower! Weitere Anspieltipps
sind „Friday’s Child“ und ihre
Version von „Wishin’ and Hopin’“,
jenem Stück, das zuerst von
Dionne Warwick, dann von Dusty
Springfield erfolgreich gesungen wurde.
„Nancy in London“ ist erst im Laufe der
Jahre zu einem Erfolg geworden, diese
etwas bearbeitete Neuauflage rundet
die Reise der LP gelungen ab. Und
erscheint auch als LP – aber ebenfalls
auf CD und als Streaming-Angebot. *rä
www.nancysinatra.com
TRAVESTIE
JIMBO’S Drag Circus
Dragstar JIMBO mit seinem Programm „JIMBO’s Drag Circus“ am
25. März 2025 im E-Werk in Köln und am 28. März 2025 im Berliner
Admiralspalast.
FOTO: @THEDRAGSERIES
JIMBO ist ein multidisziplinärer
Performance-Künstler und Designer,
der durch seine Drag-Persona
„JIMBO the Drag Clown“ und die
Teilnahme an verschiedenen
Staffeln von RuPaul‘s „Drag Race“
weltweit bekannt wurde. Neben
der Karriere als Dragstar, ist
JIMBO auch Musiker und Standup-Comedian
und leitet sein
eigenes Design-Studio. Er tourte
in Großbritannien als Teil der „MP
Present: Hater’s Roast Tour“ und
war kürzlich in einem „World of
Wonder“ Stand-up-Comedy-Special
als Joan Rivers, einem seiner
legendären „Snatch“-Charaktere
(„Snatch“ ist eine Parodie auf die
US-amerikanische Spielshow
„Match Game“), zu sehen. Das Publikum
kann sich bei „JIMBO‘s Drag
Circus“ auf eine urkomische Varieté-Show
mit der unverschämten
Comedy des „Drag Race Allstar“-
Gewinners JIMBO The Drag Clown
freuen! Es wird ein ebenso bizarrer
wie magischer Ritt mit mitreißender
Musik, wilden Kostümen, einem
imposanten Bühnenbild und
spektakulären Nummern! JIMBO
wird das Publikum in seinen zwei
exklusiven Deutschland- Shows
am 25. März 2025 im E-Werk in
Köln und am 28. März 2025 im
Berliner Admiralspalast mit seinen
ikonischen Imitationen von Joan
Rivers, Shirley Temple und vielen
anderen garantiert zum Lachen
als auch zum Weinen bringen! Wir
verlosen Karten auf www.maenner.
media/gewinne
ÜBER JIMBO:
JIMBO gelang der Durchbruch in
der ersten Staffel von Canada‘s
Drag Race, wo ihn seine herausragende
Performance, sein unerwartetes
Ausscheiden und sein
einzigartiger Abgang sofort zum
Fanliebling machten. Nach seinem
Erfolg bei Canada‘s Drag Race
wurde JIMBO für die erste Staffel
von RuPaul‘s „Drag Race: UK vs. The
World“ gecastet, woraufhin er sich
auf seine erste Welttournee durch
17 Länder begab. Kürzlich nahm
JIMBO an RuPaul‘s Drag Race All
Stars 8 teil und gewann. JIMBO
war in insgesamt drei Staffeln von
RuPaul‘s „Drag Race“ zu sehen.
„JIMBO’S Drag Circus“, 25.3.2025
Köln – E-Werk, 28.3.2025 Berlin
– Admiralspalast, Tickets für die
Shows sind ab Freitag, den 6. Dezember,
um 10 Uhr ab 35,00 €
(zzgl. Gebühren) an allen bekannten
CTS-VVK-Stellen, unter der
Hotline 01806 – 57 00 70 (0,20 Euro
/Anruf inkl. MwSt. aus allen dt.
Netzen) sowie auf fkpscorpio.de
und eventim.de erhältlich.
Musik
FOTO: UNIVERSAL MUSIC
POP
„On the Radio – Greatest Hits
Expanded“ – Donna Summer
Da schlägt das Sammler*innen-Herz doch sofort schneller! Seit November 2024
gibt es eine lohnenswerte Neuausgabe.
Ursprünglich erschien das Album „On
the Radio“ zum Jahreswechsel 1979/1980
und war ein Rückblick auf sechs äußerst
erfolgreiche Jahre für Donna Summer
seit ihrem Debüt 1974 mit „Lady of the
Night“. Die Hitsammlung vereinte ihre
Erfolge wie „Bad Girls“, „I Feel Love“,
„Love to Love You Baby“ und „Try Me, I
Know We Can Make It“ mit zwei neuen
Stücken: „No More Tears (Enough Is
Enough)“ (mit Barbra Streisand) und „On
the Radio“.
Jetzt erscheint es neu – und überarbeitet.
Einige Lieder wurden bei der
Vinyl-Ausgabe weggelassen, zum Beispiel
„Our Love“, dafür kamen noch die Chart-
Erfolge der 1980er- und 1990er-Jahre
mit drauf. Zum Beispiel „She Works Hard
for the Money“ (1983), „Love Is in Control
(Finger on the Trigger)“ (1982), „State of
Independence“ (1996 als Remix erfolgreicher
als das Original von 1982), „I Don’t
Wanna Get Hurt“ und „This Time I Know It’s
for Real“ (beide von 1989). Die neue und
überarbeitete Version der Hitsammlung
umfasst als 2LP 24 Chart-Hits und ist für
Musikliebhaber*innen, die Donna Summer
gerade erst entdecken, ein klasse Einstieg.
Sammler*innen dürften schon alles
haben.
Die 2CD-Ausgabe bietet da schon mehr.
Nichts Wichtiges wurde weggelassen,
fast alle Single-Hits sind drauf. Die
chronologische Zeitreise beinhaltet
zudem noch die Top-10-Hits der Jahrtausendwende,
etwa „I Will Go With You
(Con Te Partirò)“ (Platz 2 in Spanien 1999),
„Love Is the Healer“ (Platz 9 in Spanien
1999) und auch „I’m A Fire [Solitaire Club
Mix]“ (Platz 1 der US-Dance-Charts 2008).
Eine wunderbare Würdigung der 2012
verstorbenen Sängerin! *rä
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Musik
FOTO: SEAN VINCENT
POP
„CLOSER“ –
KIM WILDE IST ZURÜCK
Pop-rockig wie zu ihrer Anfangszeit in
den 1980er-Jahren, als sie mit Hits wie
„Chequered Love“, „Kids in America“
und „Cambodia“ durchstartete und bis
in die 2020er erfolgreich nachlegte.
In den Single-Charts zum Beispiel mit
„Love Is Holy“, „You Came“ und „Lights
Down Low“, in den Album-Charts
zuletzt 2018 mit „Here Come the Aliens“
sowie 2021 mit „Pop Don’t Stop – Greatest
Hits“. Und jetzt gibt es neue Musik! „Trail of
Destruction“ war ein erster Vorbote des
kommenden Albums „Closer“.
Kein KI-Pop, kein Neuaufguss, sondern
ehrliche, neue, handgemachte Musik
einer sympathischen Musikerin. Über
das Lied verrät sie: „Ich wollte eine
Verbindung zu Stone aus meinem
Close-Album von 1988 herstellen und
mich auf Jack Blacks Rede Sticking it to
the man aus School of Rock beziehen.
Stone war ein Protest dagegen, dass
der Mensch unseren Planeten in Besitz
genommen und sein Versprechen,
ihn nicht mehr zu vermasseln, nicht
eingehalten hat. Trail of Destruction ist
ein Protest für eine neue Generation.“
Und via E-Mail verrät sie über das Ende
Januar 2025 erscheinende Album noch
ergänzend: „Closer aufzunehmen war
wirklich eine absolute Freude... es fühlt
sich wie der natürliche Begleiter von
Close aus dem Jahr 1988 an, und ich
glaube, es spiegelt perfekt wider, wo
ich mich heute musikalisch gesehen
befinde.“ Willkommen zurück, Kim! *rä
TECHNO
„Orboretum: The Orb Collection“ – The Orb
Ende Oktober veröffentlichte das Kultprojekt
aus UK ein neues Album, das
mehr ist als nur eine Zusammenstellung
von Tracks. Kunst!
Zum Beispiel als Schallplatten: „Das
4LP-Set in limitierter Auflage ist einzigartig
in einem wunderschönen achteckigen
Set verpackt, das sich zu
einer riesigen Blume zusammenfalten
lässt“, wird vorab
verraten. „Jede Seite der Vinyls
wurde von Alex so konzipiert,
dass sie die vier Jahreszeiten
darstellt, daher der botanische
Titel. Jede Platte wird in einer
anderen Farbe gepresst: Grün,
Lila, Orange und Blau; mit
Covernotizen von Kris Needs.“
Klingt doch nach einer Erfahrung
für fast alle Sinne oder? Compact
Discs gab es auch: Eine Doppel-CD mit
einem 20 Seiten dicken Booklet.
„Ich möchte nicht, dass The Orb es am
Ende so machen wie Roxy Music, die
immer ein weiteres Best-of herausbringen,
obwohl wir die Best-of ‚History of the
Future‘ 2013 und den zweiten Teil davon
2015 veröffentlicht
haben.
Allerdings
haben wir einen
so riesigen Katalog, dass sogar
ich manchmal eine Erinnerung an das
brauche, was ich getan habe, besonders
in diesen Tagen. Dies ist eine Art Director’s
Cut, der unseren Output neu definiert,
neue Nervenbahnen und neue Gegenüberstellungen
schafft. Einige dieser
Spuren liegen 30 Jahre auseinander, aber
es gibt klare durchgehende Linien, ein
Kontinuum“, so The-Orb-Mastermind Alex
Paterson über diese neue Werkschau, die
dann doch anders sein soll. Und sicherlich
auch wird, denn er und seine Mitstreiter
stehen schon seit den späten 1980ern
für avantgardistische, wegweisende und
grandiose Trance-, Chill-out-, Technound
Rave-Musik. „Orboretum: The Orb
Collection“ erschien am 25. Oktober. *rä
www.theorb.com
Musik
SOUNDTRACK
Robbie Williams: „Better Man
(Motion Picture Soundtrack)“
Der Musiker kündigte Anfang November 2024 die Veröffentlichung
des Soundtrack-Albums „Better Man“ bei Columbia
Records an. Das Album wird am 27. Dezember in digitaler
Form veröffentlicht, eine physische Version folgt.
Die Ankündigung des
Soundtracks kommt zu
einem Zeitpunkt, an dem die
Fans sehnsüchtig auf die
Veröffentlichung von Robbies
musikalischem Biopic-Film
„Better Man“ warten, der am
2.1.2025 in den deutschen
Kinos anlaufen soll und in
dem Williams durchgehend
als CGI-Affe dargestellt wird ...
Basierend auf der wahren
Geschichte von Robbies
Leben und unter der Regie
von Michael Gracey („The
Greatest Showman“), wird der
Film aus Robbies Perspektive
erzählt und fängt seinen
unverwechselbaren Witz und
seinen unbeugsamen Geist
ein. Der Film folgt seinem
Weg von der Kindheit über
das jüngste Mitglied der
Boyband Take That bis hin zu
seinen beispiellosen Erfolgen
als rekordbrechender
Solokünstler – und das
alles, während er sich den
Herausforderungen stellt,
die stratosphärischer Ruhm
und Erfolg mit sich bringen
können. Im Gespräch über
den Film hob Regisseur
Michael Gracey hervor, dass
Robbie sich immer wieder
als Affe bezeichnete. „Robbie
sagte Dinge wie: ‚Ich tanze
auf dem Rücken wie ein Affe‘.
Nach einer Weile dachte ich:
‚Wäre es nicht toll, Robbie als
Affen im Film darzustellen?‘
Denn Robbie erzählt diese
Geschichte – und so sieht er
sich selbst.“
robbiewilliams.com
KLASSIK
Margret Koell und
Stefan Temmingh –
„Sound Stories“
Die beiden Musiker*innen präsentieren
Klänge und Kompositionen aus fünf Jahrhunderten
und sechs Ländern. Ein Genuss für
Klassik- und Barockmusik-Liebhaber*innen.
FOTO: A. LINKE
„Unsere Repertoireauswahl ist in der Tat eine wilde,
extravagante und sinnliche Mischung. Das Album erscheint
uns sehr intuitiv, andere sehen das sicher auch so“,
verrät Blockflötist Stefan Temmingh, Professor für Blockflöte
an der Hochschule für Musik Freiburg, über das Projekt, das
gerade als Album erschienen ist. „Doch unsere künstlerischen
Entscheidungen sind natürlich geprägt von Erfahrungen, von
unserem Wissen, von kulturellen und politischen Gegebenheiten,
von gemeinsamen persönlichen Themen und nicht
zuletzt von der aktuellen Weltlage.“
Das Album „Sound Stories“, das zusammen mit der Barockharfenistin
Margret Koell entstanden ist, sei ein „Plädoyer für
Diversität [...] voller Neugier und Abenteuerlust“, ein „Kunstwerk
aus Liedern, Sonaten, Variationszyklen und Tanzsätzen“. Miteingeflossen
sind Werke unter anderem von Bach, van Eyck,
Gluck und Scarlatti. Große Musik, die Hörende mitnimmt auf
eine Zeitreise durch die Jahrhunderte. Und vor allem ist es ein
sehr entspannender Musikgenuss, der prima in den Herbst
und Winter passt. *rä
FILM
INTERVIEW
Bei „Young Hearts“ alle Register gezogen:
ANTHONY SCHATTEMAN
Der Regisseur, geboren 1989 und guter Freund und Studienkollege des Oscar-nominierten Regisseurs Lukas
Dhont, hat bislang diverse Kurzfilme und Fernsehserien gedreht. Mit „Young Hearts“ (ab 16.1.2025 im Kino)
legt der Belgier, der eine Weile lang in Berlin lebte, nun seinen ersten langen Spielfilm vor.
Der Film „Young Hearts“ ist die
Geschichte einer aufkeimenden Liebe
zwischen zwei 14-jährigen. Bei der Berlinale
2024 lief er in der Jugend-Sektion,
aber auf diese Zielgruppe wollen sie
sich vermutlich nicht beschränken,
oder?
Nein, ich wollte immer, dass dieser Film
alle möglichen Menschen anspricht. Bei
einem der Berlinale-Screenings meldete
sich aus dem Publikum ein Mann, der
sicherlich Mitte 70 war und bedankte sich
dafür, dass ich ihn mit dieser Geschichte
daran erinnert habe, wie es war, jung zu
sein und mit seinen Gefühlen zu ringen.
Dass auch seine Generation einen Bezug
zu „Young Hearts“ finden kann, hat mich
sehr gefreut. Mir war es einfach wichtig,
dem Publikum zu zeigen, dass man keine
Angst davor haben sollte, man selbst zu
sein. Egal in welchem Alter.
Der Film geht dabei sehr liebevoll und
optimistisch vor …
Man könnte es auch als utopisch
nennen. Und ich schäme mich nicht
dafür, dass ich mir für diesen kleinen
Film ein großes Finale mit Emotionen
à la Hollywood gewünscht habe. Filme
wie „Titanic“ oder „Moulin Rouge!“ haben
mein Leben verändert, als ich sie das
erste Mal gesehen habe. Im Filmstudium
haben da alle immer der Nase gerümpft,
aber ich stehe dazu, dass ich Regisseur
werden wollte, weil ich am eigenen Leib
erlebt habe, wie sehr Filme ihr Publikum
berühren können. Deswegen habe ich für
den Schluss von „Young Hearts“ nun alle
Register gezogen. Und bin wirklich überzeugt
davon, dass in Zeiten wie diesen
und gerade für junge Zuschauer*innen
im Alter der Protagonisten diese Art von
Film genau richtig kommt.
Anfangs waren allerdings sie der
Ansicht, heutzutage brauche es keine
Coming-out-Geschichten mehr,
richtig?
Als 2012 mein Kurzfilm „Kiss Me Softly“
erschien, der eine vergleichbare
Geschichte erzählte, und einige Leute
vorschlugen, daraus eine Langfassung
machen, habe ich abgewunken. Ich war
auf der Kunsthochschule, umgeben von
anderen queeren Menschen und aufgeschlossenen
Freunden, und fand es nicht
mehr zeitgemäß davon zu erzählen, wie
Jungs mit ihrem Schwulsein ringen. Ich
wollte nach Berlin gehen und düstere,
erwachsene Filme drehen.
Was ließ sie umdenken?
Da kamen viele Faktoren zusammen.
Angefangen mit der Tatsache, dass ich
älter und reifer wurde und mit Anfang 30
die Relevanz einer solchen Geschichte
erkannte, die ich aus meinen eigenen
Lebensumständen heraus zehn Jahre
früher nicht gesehen habe. Außerdem
veränderte sich die Welt: Bilder von
brennenden Regenbogenflaggen gingen
um die Welt, in Belgien wurde ein Mann
erstochen von Kids, die ihn über Grindr in
eine Falle gelockt hatten, in den USA sind
seit Trump LGBTIQ*-Rechte in Gefahr,
FILM
FOTOS: SALZGEBER
in Ländern wie Ungarn
sieht es nicht besser
aus. Aber ich weiß auch
noch, wie der Sohn eines
guten Freundes mich
nach Filmtipps fragte. Er
war vielleicht zehn Jahre
alt, hatte sich in einen
Mitschüler verliebt und wollte
gerne etwas gucken, wo es
um genau so etwas ging.
Was haben sie ihm
empfohlen?
Für alle Filme, die mir
einfielen, war er eigentlich
noch zu jung, denn da
ging es früher oder
später immer auch um
Sex, egal ob in „Nordzee,
Texas“ oder „Call Me
by Your Name“. Also
beschloss ich, eine
Geschichte zu erzählen,
die sich ganz auf die
romantische Seite
einer solchen jungen
schwulen Liebe zu
konzentrieren. Auf
diese kurze Phase kurz
vor der Pubertät, wo
diese Gefühle noch
eine gewisse Unschuld
SEMMEL CONCERTS ENTERTAINMENT GMBH IN ZUSAMMENARBEIT
MIT LIMELIGHT LIVE ENTERTAINMENT GMBH PRÄSENTIEREN
DAS MUSICAL VON
MICHAEL KUNZE & SYLVESTER LEVAY
IN DER GEFEIERTEN SCHÖNBRUNN-VERSION
GROSSES ORCHESTER AUF DER BÜHNE
HALBSZENISCHE AUFFÜHRUNG
EINDRUCKSVOLLE KOSTÜME
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© VBW / ORIGINAL FÄCHER DER KAISERIN ELISABETH AUS DER SAMMLUNG MONIKA LEVAY / Bild Elisabeth: Annemieke van Dam © Moritz Schell
FILM
haben. Damit auch ein Achtjähriger
„Young Hearts“ gucken und sich darin
wiedererkennen kann.
Wie schwierig ist es, für eine solche
Geschichte die richtigen Darsteller zu
finden?
Das war tatsächlich kein Kinderspiel,
denn das Zeitfenster ist klein, in dem
Jungs alt genug sind, glaubwürdig solche
Gefühle zu spielen, aber noch nicht so
reif wirken, dass sie wie pubertierende
Teenager wirken. Ein halbes Jahr nach
Drehende, zur Berlinale-Premiere, sahen
Lou und Marius zum Beispiel schon viel
älter aus. Beim Casting mit den beiden
sprachen wir gar nicht so viel darüber,
dass es hier um eine schwule Liebesgeschichte
geht, sondern allgemeiner über
Liebe und Freundschaft. Für mich war
es zweitrangig, ob sie selbst schwul sind
oder nicht. Denn sie mussten sowieso
verstehen, was es heißt, zu spielen und
entsprechend zu unterscheiden zwischen
der Realität und meiner Geschichte.
Was ihnen immer problemlos geglückt
ist?
Ja, denn wir hatten auch einen
meiner besten Freunde am Set, der als
Psychologe und Therapeut auf Kinder
spezialisiert ist. Oliver hatte auch schon
mit unserem gemeinsamen Freund
Lukas Dhont bei seinem Film „Close“
zusammengearbeitet. Die beiden Jungs
konnte mit allen Fragen, die zu Liebe,
Gefühlen oder Sexualität aufkamen,
zu ihm kommen. Insgesamt tauschten
wir uns immer wieder aus, über Ängste,
Zuneigung, Traurigkeit und alle möglichen
Emotionen. Jeder von uns hatte
eigene Geschichten und Erfahrungen zu
berichten, aber die dahinter liegenden
Emotionen waren eben doch immer die
gleichen. Ich habe auch versucht sie darauf
vorzubereiten, was es mit sich bringen
kann, wenn man ihn ihrem Alter zum
Gesicht einer schwulen Liebesgeschichte
wird, die auch zuhause in Belgien in den
Kinos zu sehen ist. Aber diesbezüglich
waren sie unglaublich reif und besonnen.
Gerade Lou, der sich schon sicher ist,
dass er auf Mädchen steht, hatte gar
kein Problem damit, wenn ihn jemand mit
seiner Rolle in „Young Hearts“ gleichsetzt.
Er sagte: „Das ist mir egal, denn ich weiß,
wie wichtig diese Geschichte für meine
ganze Generation ist. Dafür bin ich gerne
das Aushängeschild.“
Die Geschichte des Films ist auch
autobiografisch inspiriert, und nicht
umsonst haben sie in dem Örtchen
gedreht, in dem sie selbst aufgewachsen
sind. Aber sieht der Alltag von
14-Jährigen heute nicht ganz anders
aus als noch vor 20 Jahren?
Was die äußeren Umstände angeht,
stimmt das vielleicht. Doch mit Blick auf
die Gefühlswelt denke ich, dass sich
eigentlich gar nicht viel geändert hat.
Heute gibt es zwar das Internet und
ganz viele visuelle Eindrücke, außerdem
wird immerzu behauptet, jeder sei offen
und frei, das zu leben, was er fühlt. Doch
tatsächlich über seine Gefühle, über
Liebe und Sex zu sprechen und zu wissen,
was man will, ist für Kids noch immer
verwirrend und kompliziert. Übrigens
auch weit über die Frage hinaus, als was
man sich identifiziert oder zu wem man
sich hingezogen fühlt. In dem Alter fühlt
sich jeder immer wieder als Außenseiter
und allein und ist damit beschäftigt, erst
einmal Klarheit darüber zu gewinnen,
wo man überhaupt hingehört. Meine
Oma hat als 13-jährige davon geträumt,
Sängerin zu werden, und konnte das in
ihrer Arbeiterklassenfamilie nicht offen
sagen. Das ist letztlich nicht so viel
anders als bei mir, der sich in dem Alter
nicht vorstellen konnte, dass es um mich
herum jemanden gibt, der verstehen
könnte, dass ich Jungs mag.
*Interview: Patrick Heidmann
FILM
KINO
„QUEER“ mit Daniel Craig
Am 2. Januar 2025 startet „QUEER“
mit Daniel Craig im Kino. In ausgewählten
Filmtheatern ist der von
Kritiker*innen gefeierte Film von
Luca Guadagnino, der auf dem Buch
„Queer“ von William S. Burroughs basiert,
schon im Dezember zu erleben.
Der Film spielt Mitte des 20. Jahrhunderts
in Mexiko-Stadt. Hier lernt William
Lee (Daniel Craig) nach und nach mit
Eugene Allerton, einem ehemaligen
Soldaten, zu lieben und sich anderen
Menschen zu öffnen, Intimität zuzulassen.
Seine Premiere feierte „QUEER“
dieses Jahr bei den Internationalen
Filmfestspielen in Venedig, jetzt können
wir alle den Film endlich genießen.
Freuen kann #mensch sich auf
Daniel Craig und Drew Starkey in den
Hauptrollen sowie auf Omar Apollo
und Andra Ursuta. *rä
FOTOS: YANNIS DRAKOULIDIS. COURTESY OF A24
BUCH
EROTIK
„101 BOYS OF BEL AMI“ –
Jugend und Virilität
Der Titel verrät alles, da müssen wir nicht mehr viel
erklären. Ein über 200 Seiten dickes Werk, das dir
anhand der Bilder die weltweite Erfolgsgeschichte
– deren Gründe – von Bel Ami vorführt. „101 Boys
of Bel Ami“ (ISBN 978-3-95985-712-3) ist ein
erotisches Muss für Freund*innen erotischer Kunst,
süßer Vollerotik und „makelloser“ Körper. Freilich
ist jeder Körper schön! Aber hier bekommst du
die gängige Definition äußerst ansprechend
und hervorragend ausgeleuchtet. Denn zur
Inszenierung makelloser Körper gehören auch
immer begnadete Fotograf*innen … 101 Bilder
junger Männer, die ganz wunderbar und oft in
sexy 1990er-Optik – damals wurde das Label von
George Duroy gegründet – eingefangen wurden.
Ein Stück erotischer Zeitgeschichte. *rä
www.bruno-books.com
BUCH
PSYCHE
„Kurz mal nicht nachgedacht –
bäm – glücklich!“
Mitte Oktober veröffentlichte die Bestseller-Autorin Alexandra Reinwarth
eine äußerst hilfreiche und zugleich humorvolle Auseinandersetzung
mit dem lästigen Grübeln. Sich zu sorgen bringt nichts,
trotzdem können wir es meist nicht lassen.
Dabei lebt es sich sorgenfrei
besser. Das bedeutet ja auch nicht,
dass mensch sich nicht auf etwaige
Widrigkeiten vorbereiten oder
alles Geld zum Fenster rauswerfen
soll. Aber die Nebenkostenabrechnung
oder der Anruf aus der
Chefetage kommt so oder so, es ist
vergeudete Zeit, sich ständig damit
verrückt zu machen, was wäre,
wenn … Und auch Kolleg*innen,
die rücksichtslos an ihrem
Fortkommen arbeiten und einen
womöglich noch viel mehr mit
ihrer Arbeit zuballern – das kann
passieren, dann reagiere. Aber es
muss ja gar nicht so eintreffen,
wie du meinst, es zu erahnen. Also
stopp das Grübeln, ob, warum,
wenn und falls.
Vor allem in der Freizeit, dann
besonders abends, wird oft
stundenlang gegrübelt. Über das,
was kommt, das, was war. „Die
Mehrheit unserer täglichen Gedanken
ist negativ. Das scheint normal,
ist aber vollkommen überflüssig“,
findet Alexandra Reinwarth, Autorin
von „Am Arsch vorbei geht auch
ein Weg“. Sie hat beschlossen, dass
es so nicht weitergehen kann –
und das in einem Buch verarbeitet,
das dir auf jeden Fall helfen wird,
wenn du dich darauf einlässt. „Kurz
mal nicht nachgedacht – bäm –
glücklich!“ (ISBN 978-3-96905-320-
1, Yes Publishing) ist ein humorvolles
Werk darüber, „wie man Wichtiges
von Unwichtigem unterscheidet,
endlosem Nachdenken ein Ende
setzt und dadurch Leichtigkeit
wiedergewinnt.“ Wir sagen Danke!
*rä
FOTO: M. RÄDEL
BILDBAND
Barbra Streisand
Was sie macht, macht sie mit Herzblut und
viel Können. Deswegen der Erfolg, deswegen
der Kult. Die Schauspielerin und Sängerin
(„Woman in Love“, …) Barbra Streisand
engagierte sich zudem schon immer für die
LGBTIQ*-Szene.
Der Kölner TASCHEN Verlag
brachte unlängst ein
prächtiges und über 330
Seiten starkes Buch zu
Ehren der 1942 Geborenen
raus. Fast immer an ihrer
Seite waren die Fotografen
Steve Schapiro (1934
– 2022) und Lawrence
Schiller (geboren 1936), die
hinter diesem Buchprojekt
stehen. Der Bildband (ISBN
978-3-7544-0013-5) vereint
legendäre, seltene und
ikonische Fotografien
von Barbra Streisand,
unter anderem mit
Kolleg*innen wie Elliott
Gould, Sydney Pollack,
Vincente Minnelli, Cis
Corman, William Wyler,
Omar Sharif, Kris Kristofferson und Robert
Redford. Und etwa einhundert bisher
nicht veröffentlichte Bilder! Ein Muss für
Sammler*innen und ein edles Geschenk
für Fans – oder an dich selbst. *rä
www.taschen.com
BUCH
FOTOGRAFIE
MELBOURNES
MÄNNER
Eine weitere Ausgabe von „Elska“ ist da. Wie immer geht es um
schwule Männer und deren Geschichten. Und es gibt sexy Bilder
– manche sind so heiß, dass wir sie hier nicht zeigen können.
Aufgenommen wurden alle in Melbourne.
„Elska Melbourne ist unser drittes
australisches Abenteuer nach
früheren Ausgaben, die in Perth
und Sydney entstanden sind“,
verrät uns Elska-Redakteur und
Cheffotograf Liam Campbell.
„Obwohl sich diese anderen
Aussie-Ausgaben als beliebt
erwiesen, erhielten wir auch
viele Beschwerden von Leuten,
die fragten, warum wir nicht
stattdessen in Melbourne gedreht
hätten. Zuerst dachte ich, solche
Botschaften kämen aus Arroganz,
aber nachdem mir immer wieder
gesagt wurde, dass Melbourne
die queerste, liberalste und
künstlerischste Stadt Australiens
sei, wusste ich, dass wir es selbst
sehen mussten.“ *rä
www.elskamagazine.com
BUCH
KALENDER
Sexy Hommage an
das ländliche Leben
Auch für 2025 gibt es einen „Irish
Farmer Calendar“, der mit sexy Bauern
durchs Jahr begleiten wird. Ungekünstelte
Kerle, die Spaß am Posieren und
an der Landwirtschaft haben.
FOTOS: FARMERCALENDAR.COM / TOM SCOTT
Zugleich wird auch der 15. Geburtstag
des sexy Projekts gefeiert – wir
gratulieren! „Ich freue mich sehr, Teil
dieses ikonischen Projekts zu sein und
diese wunderbare Tradition am Leben
zu erhalten. Der Kalender hat einen
besonderen Platz in den Herzen der
Menschen, sowohl in Irland als auch
international. Es ist mehr als nur ein
Kalender – es ist eine Hommage an
das ländliche Leben und den Geist der
irischen Landwirtschaft“, so Kreativdirektorin
Shauna Byrne dazu. Gut zu
wissen: Ein Teil des Erlöses geht an @
embracefarmsupport, um Bauernfamilien
nach Verletzungen oder Verlusten
zu helfen! *rä
farmercalendar.com
ich weiß, wie
ich mit hiv
sorglos
verreise.
NX-DE-HVU-ADVT-230001 – April 2024
wissen fürs leben
findest du hier!
Mach dich schlau - mit
der digitalen HIV-Broschüre
BUCH
GEBURTSTAG
Pierre et Gilles
ehren
Paul Verlaine
Der rebellische, queere und für seine Zeit auch punkige französische
Lyriker des Symbolismus Paul Verlaine (1844 – 1896)
wird anlässlich seines 180. Geburtstags in seiner Heimatstadt
Metz mit einer Ausstellung gefeiert.
Auch seine (wilde, tragische
und damals skandalöse) Liebe
zu einem der einflussreichsten
Dichter Frankreichs, Arthur
Rimbaud (1854 – 1891), wird
thematisiert. Sehr erotisch
machen das Pierre et Gilles mit
ihrem brandneuen Kunstwerk,
das wir hier zeigen dürfen. Paul
Verlaines Themen waren die
Liebe, die Eifersucht, aber auch
die Einsamkeit. Die Ausstellung
„Verlaine 180“ im Deutschen Tor
(Porte des Allemands) in Metz
in Lothringen ehrt sein Wirken
und feiert sein Leben. „Verlaine
180“ eröffnete Anfang Dezember
2024, bis zum 31. Januar
2025 ist dieses Bild und sind
viele andere Werke weiterer
Künstler*innen dann zu sehen.
Der Eintritt ist frei. *rä
www.maenner.media/
topics/pierre-et-gilles,
www.templon.com
Foto: Pierre et Gilles, Verlaine et Rimbaud, Sonnet du trou du cul (Félix Maritaud
et Hugo Michalet), 2024, ink-jet photograph printed on canvas and
painted, 169 × 120 cm — 66 1/2 × 47 1/4 in. © Pierre et Gilles
BILDBAND
Im Januar:
„Der gruseligsten
Film aller Zeiten“
2025 feiert DER Horror-Mystery-Klassiker des
legendären Regisseurs Stanley Kubrick „The
Shining“ – geschrieben von der Grusel-Ikone
Stephen King – seinen 45. Geburtstag. Ein Film,
der immer wieder zitiert und 39 Jahre später
mit „Doctor Sleeps Erwachen“ erfolgreich fortgesetzt
wurde (und das sogar gut!).
Zum „The Shining“-Jubiläum veröffentlich der
Kölner TASCHEN Verlag dazu ein großartiges
Kunstbuch, das Lesenden viel, viel bietet. Es sei
ein „zweibändiges Kompendium“, das „Hunderte
unveröffentlichte Fotos und Originaldokumente
aus dem Kubrick-Archiv sowie ausführliche
neue Interviews mit den Darstellern und der
Crew“ beinhaltet, wie der Verlag schon vorab
verriet. Gruselfilm ist Kunst, diese Bücher
ebenso. *rä
„Stanley Kubrick‘s The Shining“, ISBN 978-
3-7544-0003-6, TASCHEN Verlag, Hg. Lee
Unkrich, Hardcover, 2 Bände im Schuber, 20.0 x
22.0 cm, 3.71 kg, 1396 Seiten, taschen.com
Medienpartner:
MÄNNER.
UND MEER.
DEINE GAY CRUISE
20. – 27. MAI 2025
KROATIEN – ALBANIEN – ITALIEN
CIVITAVECCIA
(ROM)
DUBROVNIK
KOTOR
NEAPEL (POMPEJI)
AMALFI
GALLIPOLI
SARANDA (ALBANIEN)
SIZILIEN
Info-Hotline: 030 443 198-50 (Mo – Do 11 – 17 Uhr)
www.spartacus.cruises
REISE
GAY CRUISE
von Kroatien über Albanien zur Amalfiküste
Auch 2025 wird es eine Spartacus Cruise geben – die einzige Gay Cruise für den deutschsprachigen
Raum. Tausend Männer aus jeder Altersgruppe verbringen eine Woche an Bord
des eleganten Schiffs VASCO DA GAMA.
Die Reise beginnt in Dubrovnik, der Perle
der Adria, wo die historische Altstadt
mit ihren majestätischen Stadtmauern
und schmalen Gassen verzaubert. Die
Abfahrt erfolgt spät am Abend, sodass
nach dem Einschiffen noch Gelegenheit
für eine Besichtigung der legendären
Festung mit ihren alten Mauern besteht.
Am anderen Tag gleitet das Schiff sanft
entlang der kroatischen Küste in die
Bucht von Kotor, einen der schönsten
Naturhäfen der Welt. Hier verschmelzen
die dramatischen Berge mit dem
tiefblauen Wasser. Die Altstadt von Kotor
mit ihren malerischen Gassen und alten
Kirchen lädt zum Erkunden ein.
Von hier aus geht es weiter nach
Albanien, ein Land voller Geheimnisse
und unentdeckter Schätze. Die wilde
Schönheit der albanischen Küste und
das reiche Kulturerbe, das sich in jeder
Ecke verbirgt, bieten faszinierende
Einblicke in eine wenig bereiste Region.
Von Saranda aus kann man
sowohl die Stadt erkunden als
auch nach Korfu übersetzen,
um z. B. den legendären Palast
von Kaiserin Sisi zu besichtigen.
Im italienischen Gallipoli ist der
Beach Day in einem schwulen
Strandklub geplant. Nach einem
Ausflug nach Taormina erreicht
die Kreuzfahrt ihr Highlight: die
Amalfiküste. Steile Klippen fallen
hier schroff ins kristallklare Meer,
bunte Häuser schmiegen sich
an die Felsen, und Zitronenhaine
verströmen einen betörenden
Duft. Orte wie Positano und Amalfi
wirken wie Postkartenmotive, die
in der Realität sogar noch schöner
sind. Von dort aus gibt es noch
einen Stopp in Neapel, wo man das
legendäre Pompeji besichtigen
kann, bevor die Reise in Rom endet.
REISE
Während an Land sich eine Attraktion
mit der nächsten abwechselt, kommt
auch die Unterhaltung an Bord nicht
zu kurz. International bekannte DJs wie
Chris Bekker begleiten die täglichen
Themenpartys musikalisch, zu denen
die Gäste sich nach Lust und Laune
kostümieren können – oder auch nicht.
Gleichzeitig kann man die verschiedenen
Bars und Restaurants für kulinarische
Genüsse nutzen oder einfach nur am
Pool liegen. Der Hauptpool verfügt
über ein verschließbares Dach, das vor
Wettereinflüssen schützt. Im Theater und
den Lounges treten Communitykünstler
wie z. B. John Riot auf. Bekannt wurde
er durch die sechste Staffel von „The
Voice of Germany“. Johns Sound ist
unverkennbar: eine Mischung aus
melancholischen Texten, rauer Stimme
und reinen Pop-Klub-Beats mit einem
Hauch der 80er-Jahre. Er hat eine
einzigartige musikalische Identität
geschaffen. Bunt und lustig wird es nicht
nur bei den Karaoke-Abenden, sondern
auch mit unserer Hostess Tante Gladice.
Sie ist ein Urgestein der Frankfurter Szene.
Mal Diva, mal Hausfrau, und ein anderes
Mal zeigt sie, dass man trotz ein paar
Kilos mehr auf den Rippen die Hüften
schwingen kann. Immer authentisch und
gnadenlos ehrlich. Und dann singt sie
auch noch live und arbeitet sich durch
unterschiedliche Genres wie Schlager,
Musical, Pop und freche Chansons.
Die Spartacus Cruise ist offen für Gäste
jeden Alters, wobei sich die Mehrheit jenseits
der 45 Jahre befindet. Dabei teilen
sich viele Paare und Freunde die Kabine,
aber zwanzig Prozent der Reisenden
sind Singles und neuen Bekanntschaften
ebenfalls aufgeschlossen. Ein beliebter
Ort dafür ist das kleine Deck 14, das als
FKK-Bereich fungiert und Tag und Nacht
geöffnet ist. Buchungen sind möglich
unter www.spartacus.cruises.
GESUNDHEIT
PSYCHOLOGIE / SOZIOLOGIE
KRISE DER
MÄNNLICHKEIT:
Ursachen, Auswirkungen und Auswege
Die Frage nach der Bedeutung von Männlichkeit hat in den letzten Jahrzehnten spürbar an
Brisanz gewonnen. In zahlreichen Debatten, wissenschaftlichen Studien und Medienbeiträgen ist
immer wieder von einer „Krise der Männlichkeit“ die Rede.
Doch was verbirgt sich hinter diesem
Begriff? Welche gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren
tragen zu dieser Krise bei, und wie wirken
sie sich auf Individuen, soziale Gruppen
und schließlich auch auf die Gesellschaft
als Ganzes aus? Gerade in einem queeren
Kontext zeigt sich, dass die Vorstellungen
von Männlichkeit vielfältiger sind,
als es die starren Rollenzuschreibungen
der Vergangenheit vermuten lassen.
WAS VERSTEHEN WIR UNTER „KRISE DER
MÄNNLICHKEIT”?
Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit
– etwa Stärke, Unabhängigkeit,
emotionale Zurückhaltung oder Versorgerrolle
– sind historisch gewachsen
und wurden lange als selbstverständlich
betrachtet. Doch schon seit den
1990er Jahren rücken Forschende und
gesellschaftliche Akteur*innen diese
vermeintlichen Gewissheiten zunehmend
in den Fokus: Männlichkeit ist weder
monolithisch noch statisch, sondern
stets im Wandel begriffen. Wenn von
einer „Krise der Männlichkeit“ gesprochen
wird, so bedeutet dies, dass tradierte, oft
patriarchale und hierarchisch geordnete
Rollenbilder im Zuge gesellschaftlicher
Veränderungen brüchig geworden sind.
Diese Krise ist jedoch kein singuläres
Ereignis. Bereits in früheren Zeiten – etwa
nach Kriegen oder in Phasen massiver
sozialer Umbrüche – wurde der „Mann“
neu verhandelt. Heute erleben wir eine
Situation, in der alte Sicherheiten schwinden:
Feministische Bewegungen, neue
Familienmodelle, die erhöhte Sichtbarkeit
queerer Lebensweisen sowie ökonomische
Veränderungen erschüttern die
alten Gewissheiten. Männer stehen vor
der Herausforderung, ihre Rolle neu zu
definieren und tun sich damit mitunter
schwer.
GESELLSCHAFTLICHE UND WIRTSCHAFT-
LICHE VERÄNDERUNGEN ALS URSACHEN
Ein wichtiger Treiber der Krise der Männlichkeit
sind tiefgreifende ökonomische
Umbrüche. Während einst körperlich
dominierte Industrien vielen Männern
einen sicheren Platz in der Arbeitswelt
boten, stehen diese traditionellen
Sektoren heute nicht selten vor dem Aus.
Automatisierung, Globalisierung und der
Strukturwandel führen dazu, dass Männer
im industriellen und handwerklichen
Bereich häufiger von Arbeitslosigkeit
und Ausgrenzung betroffen sind. Diese
Entwicklungen werden als Marginalisierung
wahrgenommen: Männlichkeit, die
sich lange über beruflichen Erfolg und
GESUNDHEIT
finanzielle Absicherung definierte, gerät
ins Wanken.
Zugleich eröffnet die Bildungsexpansion
neue Chancen für Frauen, die zunehmend
höhere Abschlüsse erlangen.
Während an der Spitze der Gesellschaft
weiterhin auch viele Männer stehen, fällt
ein Teil der männlichen Bevölkerung
sozial und wirtschaftlich zurück.
Die durch Bildung und Einkommen
entstehende Schere wird so auch zu
einer Klassenfrage der Männlichkeit.
Diese Polarisierung verstärkt das Gefühl
mancher Männer, nicht mehr den traditionellen
Ansprüchen zu genügen.
PSYCHOLOGISCHE UND SOZIALE DIMEN-
SIONEN DER KRISE
Der Verlust vertrauter Rollenbilder
hinterlässt bei vielen Männern innere
Spannungen. Die bislang bewährten
„Leitplanken“ brechen weg, die Identitätskonstruktion
gerät ins Stolpern.
Häufig resultieren daraus Verunsicherung,
emotionale Überforderung und
ein gesteigerter psychischer Druck.
Männlichkeitsentwürfe, die weiterhin auf
Dominanz und emotionale Härte setzen,
können als Abwehrmechanismen gegen
Veränderungen fungieren: Es entsteht
ein Klima, in dem Anti-Feminismus,
Homophobie und ein Festhalten an alten
Geschlechterstereotypen als scheinbare
Antwort dienen. Diese Tendenzen sind
jedoch Ausdruck innerer Konflikte und
Unsicherheiten, die nicht selten in
psychischen Belastungen münden. Und
in Radikalisierung, wie wir später noch
vertiefen werden.
Männer sprechen im Vergleich zu
Frauen seltener über ihre Emotionen,
suchen seltener Hilfe in Krisen und haben
nachweislich höhere Suizidraten. Diese
Häufung psychischer Probleme ist nicht
allein auf genetische oder medizinische
Faktoren zurückzuführen, sondern
hat tiefe gesellschaftliche Wurzeln.
Die Schwierigkeit, sich von toxischen
Männlichkeitsnormen zu lösen, kann ein
Hindernis sein, innere Konflikte zu benennen
und konstruktiv zu bearbeiten.
oder benachteiligt und suchen nach
neuen Orientierungen. In extremistischen
Online-Communities finden
manche ein fragwürdiges „Ventil“ für ihre
Verunsicherung.
Migranten und Geflüchtete: Gerade
junge Männer in prekären Lebenslagen
sind anfälliger für Kriminalität, wenn sie
von Perspektivlosigkeit, Armut und sozialer
Isolation betroffen sind. Sie erfahren
zudem strukturelle Diskriminierung,
die ihre Rolle als
„Männer“ zusätzlich in
Frage stellt.
Arbeiterklasse:
Männlich dominierte
Industriezweige
schwinden, was zu
steigender Arbeitslosigkeit
führt. Diese Entwicklung
gefährdet das traditionelle männliche
Selbstverständnis als „Ernährer“ und
erhöht den psychischen Druck [1]. Das
Gefühl des Abgehängtseins kann auch
hier zu reaktionären und antifeministischen
Positionen führen, die vermeintlich
verlorene Vorrechte wiederherstellen
sollen.
AUSWIRKUNGEN AUF QUEERE MÄNNER
Die Krise der Männlichkeit trifft nicht
nur heterosexuelle Männer. Gerade für
schwule, bisexuelle und trans* Männer,
die ohnehin mit Diskriminierungserfahrungen
und Minderheitenstress konfrontiert
sind, stellt die Krise der traditionellen
Männlichkeitsvorstellungen eine doppelte
Belastung dar. Gesellschaftliche
Vorurteile, internalisierte Homophobie
und das Gefühl, nicht den normativen
Anforderungen von „Männlichkeit“ zu
entsprechen, wirken sich negativ auf die
psychische Gesundheit aus.
LGBTIQ*-Männer leiden häufiger unter
Depressionen, Angststörungen und
erhöhter Suizidalität. Diskriminierung,
Ausgrenzung und das ständige Gefühl,
sich rechtfertigen zu müssen, führen zu
sozialer Isolation und erschweren den
Zugang zu stabilen Beziehungen. Wenn
normative Männlichkeitsvorstellungen
ins Wanken geraten, eröffnet sich
zugleich aber auch die Chance,
Männlichkeit neu und diverser zu denken.
Queere Communities bieten hier alternative
Vorbilder, neue Rollenmodelle und
sichere Räume, in denen Männlichkeit
nicht an Heteronormativität geknüpft ist.
DIE POLITISCHE DIMENSION
UND DER BLICK AUF DIE
JUGEND
Eine besondere
Zuspitzung erfährt die
Krise der Männlichkeit
dann, wenn wir sie in
den Kontext aktueller politischer
Entwicklungen setzen. Gerade im
Vorfeld von Wahlen – so auch der
kommenden Bundestagswahl – wird
verstärkt darüber diskutiert, wie es um
die Zukunft junger Männer bestellt ist, die
sich von etablierten Parteien abwenden
und verstärkt autoritären Angeboten
zuneigen. Ein bedeutendes Thema in
diesem Zusammenhang ist der Aufstieg
rechtspopulistischer und rechtsextremer
Parteien. Während diese Entwicklung
keineswegs ausschließlich männliche
oder junge Wähler betrifft, wird sie in
jüngster Zeit doch unter jungen Männern
besonders sichtbar. Dies lässt sich als
Symptom tiefer Verunsicherungen
lesen, die sich durch den Wandel
von Geschlechterrollen, den Verlust
traditioneller männlicher Prägungen und
Zukunftsängste verstärken.
Ein Podcast-Beitrag des NDR-
Wissenschaftsformats „Synapsen“,
der sich intensiv mit der aktuellen
politischen Stimmung unter jungen
Menschen befasst, beleuchtet genau
diesen Zusammenhang: Dort wird diskutiert,
warum gerade in ostdeutschen
UNTERSCHIEDLICHE AUSWIRKUNGEN
AUF VERSCHIEDENE GRUPPEN
Die Krise der Männlichkeit trifft nicht
alle Männer gleichermaßen. Besonders
deutlich wird dies bei jungen Männern,
Migranten, Geflüchteten oder jenen aus
der Arbeiterklasse:
Junge Männer: Sie wachsen in einer
Zeit auf, in der alte Rollenvorgaben
immer weniger Halt bieten. Social Media
verstärkt Leistungs- und Vergleichsdruck;
traditionelle Männlichkeitsvorbilder
erscheinen überholt. Viele junge
Männer empfinden dadurch eine
Identitätskrise, fühlen sich diskriminiert
GESUNDHEIT
Bundesländern, aber auch insgesamt,
junge Männer empfänglich für autoritäre,
rechtsnationalistische Ideologien
sind. Die Sendung hebt hervor, dass in
einer Zeit, in der alte Sicherheiten sozial,
ökonomisch und geschlechtlich brüchig
werden, einfache Feindbilder und klare
Hierarchien – oft gekoppelt an einen
reaktionären Begriff von Männlichkeit
– besonders attraktiv wirken. Authentische
Zukunftsperspektiven fehlen, die
sozialen und materiellen Ressourcen
scheinen knapp, und inmitten dieser
Gemengelage bietet die radikale
Rechte vermeintlich einfache Lösungen
an.
Zugleich ist diese Entwicklung eng mit
der „Krise der Männlichkeit“ verzahnt.
Dort, wo junge Männer zunehmend
das Gefühl haben, dass ihre bisherige
Selbstdefinition – etwa als zukünftige
Familienernährer, starke Beschützer und
unangefochtene Leistungsträger – ins
Leere läuft, steigt die Bereitschaft, sich
autoritären Weltbildern zuzuwenden.
Der Podcast macht deutlich, dass
diese Dynamik nicht allein aus
vermeintlicher „Rechtslastigkeit“ der
Jugend resultiert, sondern auf einer
generellen Verunsicherung beruht,
die sich sowohl aus ökonomischen als
auch aus gesellschaftlichen Umbrüchen
speist. Besonders interessant ist
dabei, dass die Krise der Männlichkeit
und die Hinwendung zu rechten
Angeboten eng mit Unsicherheiten rund
um Geschlechtervielfalt, den Verlust
alter Rollenvorstellungen und den
Konkurrenzdruck einer globalisierten,
von Krisen geschüttelten Welt verwoben
sind.
Damit wird klar: Wer die Krise der Männlichkeit
verstehen will, kann nicht allein
auf starre Geschlechterklischees blicken.
Es gilt, auch den größeren politischen
und sozialen Kontext zu berücksichtigen.
Die Debatten um die Zunahme rechter
Einstellungen bei jüngeren Männern sind
nicht isoliert von Fragen der sozialen
Gerechtigkeit, demografischen Entwicklungen,
migrationspolitischen Diskursen
und der medialen Inszenierung von
Macht und Geschlecht zu betrachten.
Gerade vor dem Hintergrund einer
anstehenden Bundestagswahl ist es
wichtig, diese Zusammenhänge klar
herauszuarbeiten. Nur so lassen sich
progressive und inklusive Zukunftsperspektiven
entwickeln, die Alternativen
zu autoritären, reaktionären Männlichkeitsentwürfen
aufzeigen und langfristig
zu einer pluraleren, solidarischeren
Gesellschaft führen.
AUSWEGE AUS DER KRISE UND NEUE
PERSPEKTIVEN
Die Krise der Männlichkeit mag auf
FOTO: FREEPIK
den ersten Blick negativ klingen, kann
aber auch als produktive Irritation
verstanden werden. Sie zwingt dazu,
festgefahrene Bilder zu hinterfragen
und neue Wege einzuschlagen. Was
könnte Männlichkeit jenseits von
Dominanz, Härte und Konkurrenz sein?
Wie können wir emotionale Offenheit,
Empathie und Fürsorge als männliche
Qualitäten stärken?
Feministische und queere Bewegungen
haben längst alternative Vorstellungen
von Geschlecht, Sexualität und Begehren
aufgezeigt. Diese Vielfalt kann als
Chance gesehen werden, Rollenbilder
zu erweitern und Männlichkeit neu zu
definieren. Pädagogische Angebote,
Selbsthilfegruppen, psychologische
Beratungsstellen und queere Netzwerke
helfen dabei, neue Identitäten zu
finden, die weniger von Leistungs- und
Anpassungsdruck geprägt sind. Auch
ein gesellschaftliches Klima, das die
Gleichberechtigung aller Geschlechter
ernst nimmt und Diversität aktiv fördert,
ist ein Schlüssel zur Überwindung der
Krise. Und ihr dachtet, mit der Ehe für
alle ist alles erreicht? Los gehts! *ck/
Quellensortierung: NotebookLM
Quellen (Auswahl):
• Süddeutsche Zeitung: Männlichkeit
in der Krise.
• Fachportal Pädagogik: In der Krise?
Männlichkeiten im 21. Jahrhundert.
• Vortrag Pohl 2015: Gibt es eine Krise
der Männlichkeit?
• L’Homme: „Krise der Männlichkeit“
– ein nützliches Konzept der
Geschlechtergeschichte.
• Artikel von Zeit Online, LSVD, DIW u.a.
• Regenbogenportal: Gesundheitsrisiken
für homo- und bisexuelle
Menschen.
FOTO: FREEPIK
Alle Links hier!
FOTO: FREEPIK
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GESUNDHEIT
PSYCHOLOGIE
MIDLIFE-CRISIS
Treten auch bei Männern „Wechseljahre“ auf?
Wenn man von Wechseljahren spricht, werden damit meist Frauen in der Lebensmitte
assoziiert. Dabei können auch Männer in eine Art von Wechseljahren kommen. Die
Gründe dafür sind unterschiedlich und nicht nur hormonell bedingt.
Mit dem Begriff Wechseljahre meint
man die hormonellen Veränderungen
der Frau, die meist zwischen dem 40.
und 50. Lebensjahr auftreten und zur
Unfruchtbarkeit führen. Weil Männer in
der Regel bis ins hohe Alter noch Spermien
produzieren und zeugungsfähig
bleiben, wird allgemein angenommen,
dass sie keine Wechseljahre erleben.
Doch Fruchtbarkeit ist nicht das
einzige Merkmal von Wechseljahren. So
erleben auch Männer eine hormonelle
Umstellung, wenn auch anders als
Frauen.
Schon ab dem 30. Lebensjahr sinkt
beim Mann langsam, aber stetig die
Produktion des männlichen Sexualhormons
Testosteron um etwa ein
bis zwei Prozent jährlich. Weil diese
hormonelle Umstellung nicht so rapide
wie bei Frauen in den Wechseljahren
abläuft, werden die Symptome oft
übersehen. Zudem ist der Testosteronrückgang
nicht zwangsläufig mit einer
Unfruchtbarkeit verbunden. Deswegen
wird beim Mann eher selten von Wechseljahren
gesprochen. Das bedeutet
jedoch nicht, dass auch Männer unter
bestimmten Bedingungen Anzeichen
für Wechseljahre zeigen.
GESUNDHEIT
SYMPTOME, DIE AUF „WECHSELJAHRE“
BEIM MANN HINWEISEN
Der Begriff Wechseljahre wird meist in
Zusammenhang mit Frauen benutzt. Bei
Männern verwendet man Bezeichnungen
wie „Andropause“, „PADAM“ (partielles
Androgendefizit des alternden Mannes)
oder „Klimakterium des Mannes“. Diese
Begriffe beschreiben einen altersbedingten
Testosteronmangel beim Mann, der
zu ähnlichen Symptomen führt wie die
Umstellung des Hormonhaushalts bei
Frauen in den Wechseljahren.
Laut der Deutschen Gesellschaft
für Endokrinologie
(DGE) sind in Deutschland
lediglich drei bis fünf
Prozent der Männer über
60 von einem echten Testosteronmangel
betroffen.
Deswegen benutzt man
selten den Begriff Wechseljahre
im Zusammenhang
mit Männern.
WAS MÄNNER DAGEGEN
TUN KÖNNEN
Im Unterschied zu Frauen können Männer
gegen die durch Testosteronmangel
ausgelösten Wechseljahre vorgehen.
Dabei haben sie zwei Stellschrauben:
Den Lebensstil optimieren oder mit einer
Hormontherapie gegensteuern. Oftmals
reicht es schon, gesunde Alltagsroutinen
zu entwickeln, um die Testosteronproduktion
anzukurbeln. Ein wichtiger Testosteron-Booster
ist sportliche Aktivität. Mit
Ausdauersport lässt sich beispielsweise
ungesundes Bauchfett loswerden. Kraftsport
wiederum wirkt dem Muskelabbau
entgegen, kurbelt die Proteinsynthese
und die Hormonproduktion im Körper
an. Auch eine nährstoffreiche Ernährung,
wenig Stress im Alltag sowie ausreichend
Schlaf verbessern nicht nur die allgemeine
Gesundheit, sondern wirken sich
positiv auf den Hormonhaushalt aus.
Falls eine Lebensumstellung nicht hilft,
kann unter ärztlicher Aufsicht eine
Hormonsubstitution erfolgen. Durch die
Einnahme von Testosteron-Präparaten
wird der Mangel schnell behoben. Dies ist
durch das regelmäßige Auftragen eines
Gels auf die Haut möglich oder durch
regelmäßige Injektionen per Spritze.
HINTER DEN WECHSEJAHREN STECKT
OFT EINE „MIDLIFE-CRISIS“
Wenn Männer das Gefühl haben, sich
in einer Art Wechseljahren zu befinden,
könnte auch die Psyche eine Rolle
spielen. Dahinter verbirgt sich oft die
GEWICHTSZUNAHME
STIMMUNGSSCHWANKUNGEN
KRAFTVERLUST
sogenannte „Midlife-Crisis“. Dieser
Begriff beschreibt eine Sinnkrise, die
viele Männer in der Mitte ihres Lebens,
meist zwischen dem 40. und 55.
Lebensjahr, spüren. Es ist ein komplexes
Zusammenspiel verschiedener Faktoren,
die zu einer Midlife-Crisis führen. Der
Verlust an Vitalität und Attraktivität, die
Konfrontation mit jüngeren Männern,
eine negative Lebensbilanz, verfehlte
Ziele oder keine Ziele für die Zukunft,
Unzufriedenheit in der Partnerschaft,
hormonelle Veränderungen und
gesundheitliche Beschwerden – all das
kann eine Sinnkrise hervorrufen.
MÖGLICHE HINWEISE AUF EINE
MIDLIFE-CRISIS:
• verstärktes Konkurrenzdenken
• negatives Selbstbild
• verstärkte Auseinandersetzung mit
Krankheit und Tod
• Fokussierung auf Gesundheit und
Aussehen
MUSKELABNAHME
LIBIDOVERLUST
ANTRIEBSSCHWÄCHE
• gesteigerte Reizbarkeit
• übertriebene Spontaneität
• der Hang zur Abschottung
• extremes Verhalten wie Alkohol- oder
Drogenmissbrauch
• hohe Risikobereitschaft
• viele Affären
Die betroffenen Männer wünschen
es sich oft, wertgeschätzt zu werden,
Verständnis für ihre Krise entgegengebracht
zu bekommen und eine positive
Bestärkung von außen zu erfahren.
Dadurch können sie wieder ein besseres
Selbstwertgefühl entwickeln und die Krise
letztendlich überstehen. Allerdings sind
viele Außenstehende wie Freunde und
Partner mit dieser Situation überfordert.
Wer eine Sinnkrise, eine Midlife-Crisis
oder Wechseljahre erlebt und wenig
Freude am Leben empfindet, der sollte
am besten auf eine therapeutische
Begleitung setzen.
FOTOS: STEWART MACLEAN_UNSPLASH.COM
GESUNDHEIT
WISSENSCHAFT
ERSTMALS
DOKUMENTIERT
WAS BEIM
STERBEN
IM GEHIRN PASSIERT
BILD: HARRISON LEECE / UNSPLASH.COM
Forscher haben zufällig bei einem sterbenden Patienten dessen Aktivitäten im Gehirn aufgezeichnet.
Es ist das erste Mal, dass der Sterbevorgang am menschlichen Gehirn derart
detailliert dokumentiert wurde. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich Sterbende
womöglich in einem Traumzustand befinden.
Es gibt etliche Menschen, die Nahtoderfahrungen
hatten und davon berichteten.
Oft hört man sie erzählen, dass in diesem
Moment ihr ganzes Leben an ihnen
vorbeiraste. Weil es aber wissenschaftlich
nicht belegt werden konnte, wurden solche
Berichte mit viel Skepsis betxqrachtet.
Das könnte sich jetzt ändern. Denn
zum allerersten Mal gelang es Wissenschaftlern,
die Gehirnaktivitäten eines
sterbenden Menschen aufzuzeichnen.
Die dargestellten Gehirnwellenmuster
verraten, was im Gehirn wirklich passiert,
wenn wir sterben.
Eigentlich war diese Studie aus dem
Jahr 2022 gar nicht geplant, denn
die Forscher untersuchten etwas
ganz anderes. Bei einem 87-jährigen
Epilepsiepatienten wurden anhand eines
Elektroenzephalogramms (EEG) die
Gehirnströme beobachtet. Man wollte
auf mögliche Epilepsie-Anfälle achten.
Doch währenddessen erlitt der Patient
plötzlich einen Herzinfarkt und starb. Und
so gelang es durch den tragischen Zufall
etwa 15 Minuten der Gehirnaktivität um
den Todeszeitpunkt herum aufzuzeichnen.
GAMMA-WELLEN VERRATEN, WAS
STERBENDE ERLEBEN
Bei der Auswertung der Daten schauten
sich die Forscher insbesondere an,
was 30 Sekunden vor und nach dem
Herzstillstand, also beim Sterben, im
Gehirn passiert. Dabei stellten sie eine
erhöhte Aktivität jener Gehirnwellen fest,
die als Gamma-Oszillationen bezeichnet
werden. Die Gamma-Wellen sind beim
Träumen, beim Meditieren und dem
Abrufen von Erinnerungen beteiligt.
Daraus können die Forscher Rückschlüsse
ziehen, was eine sterbende Person im
letzten Moment erlebt.
„Durch die Erzeugung der Oszillationen,
die mit dem Abrufen von Erinnerungen
verbunden sind, spielt das Gehirn
womöglich kurz vor unserem Tod eine
letzte Erinnerung an wichtige Lebensereignisse
ab, ähnlich wie bei Nahtoderfahrungen“,
sagte Dr. Ajmal Zemmar,
Hauptautor der Studie. Laut ihm stellt
diese Erkenntnis nun infrage, wann genau
das Leben endet. Daraus ergeben sich
weitere Fragen, zum Beispiel jene, wann
eine Organspende erfolgen darf. Denn
die Beobachtungen deuten darauf hin,
dass das Gehirn noch Aktivitäten ausübt,
selbst wenn es nicht mehr durchblutet
wird. Es ist das erste Mal, dass Forscher
dies direkt am Menschen zeigen konnten.
Deswegen raten die Forscher, den Begriff
Hirntod, der Voraussetzung für eine
Organspende ist, neu zu diskutieren.
Oder zumindest den Zeitpunkt des Todes
neu zu definieren. Bislang bezeichnet
der Hirntod laut der „Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung“, dass wichtige
Teile des Gehirns nicht mehr arbeiten
und die Funktionsfähigkeit für immer verloren
ist. Mediziner sprechen von einem
„unumkehrbaren Ausfall der gesamten
Hirnfunktionen“ oder dem „irreversiblen
Hirnfunktionsausfall.“ In diesem Fall
kann das Herz-Kreislauf-System nur
noch künstlich auf der Intensivstation
aufrechterhalten werden.
STUDIENERKENNTNIS KÖNNTE
HINTERBLIEBENEN HELFEN
Die Forscher weisen ebenfalls
darauf hin, dass all die Daten
lediglich von einem einzelnen
Patienten stammen, der zudem
unter Epilepsie litt. So müssten
noch andere Sterbefälle untersucht
werden, um diese Erkenntnisse zu
bestätigen. Dennoch könnte diese
Studie insbesondere Hinterbliebenen
helfen, besser mit dem Verlust
ihrer Angehörigen umzugehen,
indem sie zeigt, was beim Sterben
im Gehirn passiert. „Etwas, was wir
aus dieser Untersuchung lernen
können, ist: Obwohl unsere Liebsten
ihre Augen geschlossen haben und
bereit sind zu gehen, spielen sich in
ihrem Gehirn womöglich einige der
schönsten Momente ihres Lebens
erneut ab“, sagt Dr. Ajmal Zemmar.
Eine tröstliche Vorstellung vom
letzten Abschied einer geliebten
Person. *Martin Lewicki
GESUNDHEIT
PSYCHE
ALS NÄHE ZUR BEDROHUNG WURDE
Von allen Krankheiten, wie ehemals der Pest oder zuletzt Corona, ist Aids vermutlich die tückischste
Bedrohung der Menschheits-geschichte. Nicht weil Aids die meisten Opfer gefordert
hat oder immer noch fordert, sondern weil sie Angst vor Intimität erzeugt. Zu den geschätzten 35
Millionen Opfern kommt die potenzierte Zahl deren, die sich vor einer Ansteckung fürchten und
damit das natürliche Verlangen nach Nähe mit Angst besetzen.
Wer die Anfänge dieser Epidemie nicht
miterlebt hat, kann sich ihre Wirkung
heute kaum noch vorstellen. Aus einer
liberalen Gesellschaft wurde innerhalb
kürzester Zeit eine lustfeindliche Gemeinschaft
der Verängstigten. Saunen wurden
verboten, Enthaltsamkeit gepredigt und
das Kondom als Schutzwall etabliert.
Selbstverständlich war diese Form
Prävention geboten und lebensrettend,
aber welche Auswirkungen sie auf das
zwischenmenschliche Miteinander hatte,
ist in ihrer ganzen Dimension noch gar
nicht erfasst. Aus einer lebensbejahenden
Vereinigung zweier Menschen wurde
ein Lebensrisiko. Unterschwellig ist diese
Angst auch heute noch vorhanden,
allerdings weniger bewusst, weil sie zur
Gewohnheit wurde.
Natürlich erleben nicht alle Menschen
diese unterschwellige Bedrohung auf
gleiche Weise. Homosexuelle Großstädter
mit promisker Lebensweise spüren sie
stärker als monogam oder enthaltsam
lebende Individuen. Gleichwohl
hat ein Virus, das in dem Moment
weitergegeben werden kann, in dem sich
zwei Menschen besonders nahe sind,
das Potential, diese Nähe zu zerstören.
Da, wo man sich fallen lassen möchte, ist
stets die Angst vor den möglichen Folgen
präsent. Eine besondere Verantwortung
lastet dabei auf den Schultern derer, die
von ihrer HIV-Infektion wissen. Obwohl zu
einer sexuellen Begegnung zwei Partner
gehören und beide verantwortlich für
ihr Handeln sind, wird von dem Positiven
erwartet, offen zu kommunizieren und
ein vermeintliches „Verursacherprinzip“
etabliert, durch das es ihm oder ihr noch
schwerer wird, sich fallen zu lassen. Den
Kopf ausschalten und sich der Zweisamkeit
hinzugeben, wird unter solchen
Umständen fast zu einem Kraftakt.
BEKANNTGEHEN STATT FREMDGEHEN
Vielleicht ist die Angst vor einer Ansteckung
die Ursache für das Entstehen
eines neuen Begegnungstypus - dem
Fuckbuddy. Anders als der One-Night-
Stand zeichnet sich der Fuckbuddy
dadurch aus, dass man ihn häufiger
FOTO: FREEPIK.COM
trifft. Es ist keine Beziehung oder Treue
erforderlich, aber die Wiederholung
vermittelt das Gefühl, sich nicht völlig
im unbekannten Raum zu bewegen.
Man genießt die Bekanntheit sowie den
sexuellen Reiz und limitiert gleichzeitig
die Anzahl von Neukontakten mit den
damit verbundenen Risiken oder Safer
Sex Diskussionen. Auch andere sexuell
übertragbare Krankheiten können damit
minimiert werden. Natürlich lässt sich
diese Spielart eines Netzwerkes aus
vertrauten Sexpartnern auch vornehmer
als „Polyamorie“ umschreiben.
Möglicherweise hat das Aufkommen
des HI-Virus sogar das Interesse an
dieser Lebensform gesteigert. Auch
wenn das Alte Testament bereits den
Brauch kannte, dass der Bruder eines
verstorbenen Mannes verpflichtet war,
dessen Frau zusätzlich zu ehelichen,
um den Fortbestand des anderen
Familienzweiges zu sichern. In polyamorösen
Beziehungen werden Intimität
und Zuneigung mit unterschiedlichen
Menschen gelebt und brauchen nicht
verheimlicht werden. Treue bezeichnet
in diesem Zusammenhang Ehrlichkeit,
Verbindlichkeit und gegenseitige Fürsorge
in einem Netzwerk von Liebenden.
Durch das Virus könnte das Interesse an
dieser Lebensform zunehmen und der
Staat mittelfristig dazu bewegt werden,
für dieses Zusammenleben einen
Rechtsrahmen zu schaffen.
Die erfolgreichen Behandlungsmethoden
von HIV haben den mit der Infektion
verbundenen Stressfaktor etwas in
den Hintergrund gedrängt. Dass Sex
heutzutage auch ungeschützt wieder
angstfrei möglich ist, eröffnet
sowohl neuen Kontakten als auch
etablierten Partnerschaften einen
geschützten Rahmen. In Dating
Portalen sieht man zunehmend,
dass mit dem eigenen HIV Status
offener umgegangen wird, als dies
zuvor der Fall gewesen ist. Auch die
Einnahme der PreP wird von vielen als
Zeichen der Umsicht interpretiert, wo
zu Beginn manchmal noch von der
„PreP-Schlampe“ die Rede war. Flüchtige
sexuelle Bekanntschaften werden nicht
mehr abgewertet und auch die Angabe
„offene Beziehung“ unter PreP oder TasP
löst keine Irritationen aus.
GESUNDHEIT
PSYCHE
MENTAL HEALTH BOOST
In wenigen Schritten zu mehr Ruhe und Gelassenheit
Jeden Tag begegnen wir großen und
kleinen Hürden – manche geplant wie
Aufgaben am Arbeitsplatz, manche
ungeplant wie ein Platten am Auto
–, die wir mal besser, mal schlechter
bewältigen. Wir setzen uns Druck von
außen aus wie der täglichen Flut an
stark editierten Instagram-Posts, den
Meinungen von Kollegen und dem Chef
oder der Erwartung unserer Freunde,
gut gelaunt, immer feierhungrig und
bestens angezogen zu sein.
Rund fünf Prozent der deutschen Männer
leiden an Depressionen. Dabei sind sie,
anders als ihr weiblicher Counterpart,
weniger dazu geneigt, professionelle
Hilfe zu suchen, auch wenn die
Heilungsaussichten durch Therapie
und Medikamente durchaus gut sind!
Zu den häufigsten Symptomen zählen
neben negativen Gedanken und einem
verminderten Selbstwertgefühl auch
Schlafstörungen, geringe Aufmerksamkeit
und Appetitminderung.
Wir wollen dir mit diesen einfachen
Tipps zur Seite stehen und dich dabei
unterstützen, deine mentale Gesundheit
zu pflegen und bald positiver und selbstbewusster
in den Tag zu starten.
A LITTLE BIT OF SUNSHINE
Schon zehn Minuten Sonnenschein
können deinen
Morgen maßgeblich positiv
verbessern. Nicht nur wird
dein Körper dank des Hormons
Cortisol schneller in
den Wachzustand versetzt,
FOTO: WAYHOMESTUDIO / FREEPIK.COM
das morgendliche Absorbieren von
UV-Strahlen verleiht dir Energie auch
für den Rest des Tages. Wer sich also
mit der ersten Tasse Kaffee
ans Fenster oder auf den
Balkon setzt, darf sich
über einen extra Boost
an „Oomph“ freuen.
Gleichzeitig gilt es,
am Abend und vor
dem Zubettgehen
intensive Lichtquellen
und vor allem Blue
Light von Bildschirmen
zu meiden, um den
Tag-Nacht-Rhythmus des
Körpers nicht zu stören.
READ & WRITE
Den allermeisten Männern wird der
Gedanke, ein Tagebuch zu führen,
zunächst womöglich kindisch oder
einfach albern vorkommen. Tatsächlich
haben aber zahlreiche Studien bewiesen,
dass ein täglicher Eintrag über
das Erlebte Angstgefühle reduzieren
kann sowie Stress und sogar physische
Symptome wie Verspannungen löst.
Wer abends mehr liest, ist glücklicher,
denn: Lesen macht müde und trägt zu
einer verbesserten Schlafhygiene
bei. Wann hast du das
letzte Mal ein Buch gelesen,
statt auf Social Media auf
und ab zu scrollen?
Selbst das Lesen von
inspirierenden Zitaten
und Bonmots kann
bereits einen positiven
Effekt auf unsere Psyche haben. Wer
öfter mal positiv besetzte Lebensweisheiten
konsumiert, begibt sich ganz
automatisch in einen inneren Dialog,
der häufig zur Verbesserung der
Laune beiträgt.
Einer der simpelsten
Tricks zur Reduzierung
von Stress und Nervosität
ist das Führen
von Listen. Das kann
eine To-do-Liste sein,
eine Einkaufsliste oder
eine Liste von Dingen, die
wir uns für die mittel- und
langfristige Zukunft wünschen.
Listen schaffen Sicherheit und Verbindlichkeiten
und tragen so zu mehr
Gelassenheit bei.
HEALTHY BODY, HEALTHY MIND
Das wussten schon unsere Eltern und
ihre Eltern und so weiter. In einem
gesunden Körper lebt ein gesunder
Geist. Sport ist sogar so effektiv, dass
er mitunter eine bessere Therapiemethode
ist als der Besuch beim Experten
oder die Einnahme von Medikamenten.
Dabei hat sich gezeigt, dass kurze,
intensive Sporteinheiten noch besser
auf die mentale Gesundheit einwirken
als Ausdauersport. Bereits 15 Minuten
können wahre Wunder wirken.
Für alle, die selbst eine Viertelstunde
Sport nicht in den Alltag integrieren
können, empfiehlt sich die gute alte
kalte Dusche am Morgen. Bereits
wenige Sekunden eisigen Wassers
helfen dir dabei, seltener in Panik zu
geraten. Jedes Mal, wenn du deinen
Körper mit diesem Temperatursturz
„schockierst“, wird er
abgehärtet gegenüber echten
Stresssituationen und verfällt
weniger schnell in nervöse
Verhaltensweisen.
Wem der „Sprung ins kalte
Wasser“ nicht geheuer ist, kann
sich auch irgendwo ganz warm
einkuscheln und in Atemübungen
versuchen. Dabei ist es völlig egal,
ob du einem Guide beispielsweise
in einer App oder auf YouTube folgst
oder dir selbst eine Abfolge von kurzen
und langen Atemzügen überlegst.
Atemübungen aktivieren eine Region
im Gehirn, die dafür verantwortlich ist,
ganz bewusst im Moment zu leben und
präsent zu sein.
GESUNDHEIT
FORSCHUNG
EIN HERZINFARKT
KANN DAS
EINTRETEN
VON DEMENZ
BESCHLEUNIGEN
Weltweit arbeiten Forscher daran, die Gründe für
das Eintreten von Demenz zu entschlüsseln. Nun
sind Forscher einen Schritt weitergekommen
und haben einen wichtigen Risikofaktor entdeckt,
der das Eintreten von Demenz beschleunigen
könnte.
FOTO: FREEPIK_WAYHOMESTUDIO
Die Demenz, zu der auch die Alzheimer-
Erkrankung gehört, ist einer der wohl am
meisten gefürchteten Krankheiten im
höheren Alter. Es handelt sich um einen
allgemeinen geistigen Verfall, der in rund
90 Prozent der Fälle nicht umkehrbar ist.
Umso wichtiger ist es, jene Risikofaktoren
zu kennen, die zu einer Demenz führen
können. Forscher haben nun einen Weiteren
gefunden: den Herzinfarkt.
Eine US-Studie aus dem Jahr 2022, die
in Zusammenarbeit mit der „American
Heart Association“ entstand, warnt,
dass Menschen, die einen Herzinfarkt
überlebt haben, nicht komplett aus der
Gefahrenzone sind. Ganz im Gegenteil:
Der Herzinfarkt beschleunige womöglich
das Eintreten einer Demenz. So belegen
ihre Studienergebnisse, dass Patienten, die
nach dem Herzinfarkt Demenzsymptome
zeigen, einen schnelleren geistigen Verfall
erleiden. Zwar seien die Behandlungsmethoden
von Herzinfarkt-Patienten immer
besser, doch diese zielen vor allem auf die
Herzgesundheit und nicht auf das Gehirn
ab.
ZUSAMMENHANG ZWISCHEN HERZER-
KRANKUNGEN UND DEMENZ
„Zu lange haben wir Herzkrankheiten und
Gehirnerkrankungen als zwei getrennte
Zustände betrachtet und sie auch so
behandelt“, sagt die Hauptautorin der Studie,
Dr. Michelle Johansen von der „Johns
Hopkins University School of Medicine“ in
Baltimore. Laut ihr müssen wir das, was im
Herzen und im Gehirn passiert, gemeinsam
betrachten. So sei die Vermeidung
von Risikofaktoren zur Vorbeugung eines
Herzinfarkts auch gut für das Gehirn.
Bei der neuen Studie handelt es sich um
eine Auswertung von bereits bestehenden
Langzeitdaten. Dabei hat man die Ergebnisse
von sechs Studien ausgewertet,
die zwischen 1971 und 2017 durchgeführt
wurden. Insgesamt waren darin 31.377
Probanden eingeschlossen, die bei den
ersten Untersuchungen ein Durchschnittsalter
von 60 Jahren aufwiesen. Keiner der
Teilnehmer hatte zuvor einen Herzinfarkt
oder litt unter Demenz. Die Forscher
harmonisierten die Studien, um die Daten
miteinander vergleichen zu können.
Daraus ergaben sich drei Testbereiche,
welche die Probanden absolvierten:
das Erinnerungsvermögen, exekutive
Funktionen (z. B. Aufmerksamkeit, Planung,
Organisation, komplexe Entscheidungen)
und die allgemeine kognitive Leistung
(Gesamtleistung des Denkvermögens).
„Mit einer Demenz
wacht man nicht aus
heiterem Himmel auf“
Der Beobachtungszeitraum betrug
je nach ausgewerteter Studie zwischen
fünf und 20 Jahren. Während dieses Zeitraums
erlitten 1047 Teilnehmer einen Herzinfarkt.
Zunächst hat man keine kognitiven
Unterschiede zwischen Herzinfarkt-Patienten
und Nicht-Betroffenen festgestellt.
Erst in den darauffolgenden Jahren gab
es einen rapiden Abfall der kognitiven
Leistung unter jenen Probanden, die einen
Herzinfarkt erlitten – und das auf allen
Ebenen. Also beim Erinnerungsvermögen,
den exekutiven Funktionen und der
allgemeinen kognitiven Leistung.
„Wir zeigen mit der Studie, dass ein
Herzinfarkt mit der Zeit die Gesundheit
des Gehirns beeinträchtigen kann“, sagt
Dr. Michelle Johansen. Demenz sei ein
langsamer und schrittweiser Prozess.
„Mit einer Demenz wacht man nicht aus
heiterem Himmel auf“, ergänzt die Forscherin.
Vielmehr findet eine signifikante
Gehirnveränderung erst Jahre nach dem
Herzinfarkt statt.
Warum ein Herzinfarkt das Eintreten von
Demenz beschleunigt, ist allerdings noch
nicht eindeutig geklärt. Aber es gibt eine
Reihe möglicher Gründe. So könnten
schon die sogenannten stillen Schlaganfälle,
die oft unbemerkt ablaufen, das
Gehirn dauerhaft schädigen. Sie sorgen
nämlich für eine Unterversorgung mit
Sauerstoff. Möglich ist auch, dass Risikofaktoren
wie Rauchen und Bluthochdruck
nicht nur einen Herzinfarkt verursachen
können, sondern eben auch zur Demenz
führen. Zudem könnte die geschädigte
Herzstruktur dafür verantwortlich sein, dass
zum Beispiel Mini-Blutgerinnsel ins Gehirn
gelangen.
Laut der Studienautorin Johansen sei
es wichtig zu wissen, dass ein kognitiver
Rückgang nach einem Herzinfarkt möglich
ist. So sollten sich die behandelnden
Ärzte sowohl um die Herzerkrankung
als auch um eventuelle Anzeichen von
Demenz kümmern. Zudem gewinnt die
Herzgesundheit durch diese Erkenntnis an
Bedeutung. Indem Menschen versuchen,
Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen
zu minimieren, könnte dies auch das
Risiko für eine Demenz reduzieren. *Martin
Lewicki
GESUNDHEIT
GESCHLECHTSKRANKHEIT
DONOVANOSIS
KANN
GENITALIEN
SCHÄDIGEN
Seit dem Ende der Corona-Pandemie
ist die Lust auf Reisen und Urlaubsabenteuer
in fernen Ländern groß.
Allerdings sollte man sich bei heißen
Urlaubsflirts vor sexuell übertragbaren
Krankheiten schützen, um
beispielsweise die „fleischfressende“
Geschlechtskrankheit
Donovanosis zu vermeiden.
BILD: FIREFLY AI
Im Oktober 2021 schlugen britische Ärzte
Alarm: Donovanosis, eine Geschlechtskrankheit
aus den Tropen, hat es nach
Europa geschafft. „Die Zahlen deuten darauf
hin, dass die Krankheit Donovanosis,
von der man bisher annahm, dass sie auf
Orte wie Indien, Brasilien und Neuguinea
beschränkt ist, in diesen Regionen immer
häufiger vorkommt“, erklärte damals
Dr. Shree Datta von der „My Healthcare
Clinic“ in London. Doch wie genau steckt
man sich damit an? Welche Symptome
treten auf? Und warum wird Donovanosis
als „fleischfressende“ Geschlechtskrankheit
bezeichnet? Wir haben die wichtigen
Antworten zusammengetragen.
Laut dem Robert-Koch-Institut kommt
Donovanosis (auch Granuloma inguinale
genannt) hauptsächlich in den Tropen
und Subtropen vor.
Dazu zählen insbesondere folgende
Länder und Regionen:
• Indien
• Zentral- und Nordaustralien
• Papua-Neuguinea
• Vietnam
• Lateinamerika
• Karibik
• Zentral-, Ost- und Südafrika
Wie alle Infektionskrankheiten kann
auch Donovanosis durch Reisende in
nicht-tropische Länder eingeschleppt
werden. So gab es bereits vereinzelt Fälle
in Europa, zum Beispiel in Großbritannien.
Meist wird der Erreger beim ungeschützten
Geschlechtsverkehr und
durch direkten Hautkontakt übertragen.
Theoretisch ist es auch möglich, sich
indirekt durch infizierte Gegenstände
anzustecken. Allerdings ist das eher
selten der Fall. Zudem kann sich die
Ansteckung von einer Körperstelle auf
eine andere ausweiten.
Das Tropeninstitut berichtet, dass am
häufigsten Männer im Alter zwischen
20 und 40 Jahren betroffen sind. Dabei
trifft es Männer rund doppelt so häufig
wie Frauen. Besonders gefährlich ist
die lange Inkubationszeit, in der man
womöglich auch andere Menschen
damit anstecken kann. So kann es ein bis
sechzehn Wochen dauern, bis die ersten
Symptome auftreten.
WARUM DONOVANOSIS ALS „FLEISCH-
FRESSENDE“ GESCHLECHTSKRANKHEIT
BEZEICHNET WIRD
Die Beschreibung der Krankheit als
„fleischfressend“ klingt drastisch, trifft
allerdings zu, sofern die Infektion nicht
behandelt wird. Zunächst bilden sich
an der Infektionsstelle schmerzlose,
rötliche Pusteln oder Papeln. Das sind
runde oder ovale Knötchen an der
Hautoberfläche. Diese verschwinden
nach kurzer Zeit und werden durch
fleischige Geschwüre ersetzt, die bei
Berührung leicht bluten. Laut dem
Tropeninstitut befinden sich diese bei
Männern meist direkt am Penis. Jedoch
können die Infektionen auch auf andere
Körperstellen wie den After übergreifen.
Wer diese Symptome bemerkt, sollte
umgehend einen Arzt aufsuchen und
eine medikamentöse Therapie erhalten.
Ansonsten drohen eitrige, stark riechende
Schwellungen, die zur Zerstörung
des Gewebes führen. Außerdem können
Ödeme an der Harnröhre oder am
After entstehen, die eine Verengung
der betroffenen Organe verursachen.
Durch das zerstörte Gewebe bleiben im
Genitalbereich Narben zurück.
KEINE IMMUNITÄT NACH EINER
ERKRANKUNG
Wer rechtzeitig den Arzt aufsucht und
eine Antibiotika-Therapie erhält, kann
vollständig genesen. Donovanosis wird
meistens mit Doxycyclin, Azithromycin
oder Ciprofloxacin behandelt. Es ist
wichtig zu wissen, dass man nach einer
überstandenen Erkrankung nicht immun
gegen eine erneute Infektion ist.
Wie bei den meisten Geschlechtskrankheiten
schützt auch in diesem Fall
„Safer Sex“ vor einer Ansteckung mit
Donovanosis am effektivsten. Deswegen
sollten Reisende beim Geschlechtsverkehr
unbedingt Kondome verwenden,
um sich selbst, aber auch um andere
von Infektionen zu schützen. Dies dient
nicht nur dem Schutz vor Donovanosis,
sondern auch vielen weiteren sexuell
übertragbaren Krankheiten wie Hepatitis,
Syphilis und HIV. *Martin Lewicki
INTERVIEW
MÄNNER, MPOX, MOTIVATION
Die WHO schlug im Sommer wegen einer neuen Variante des Mpox-Erregers und einer Verbreitung vornehmlich
auf dem afrikanischen Kontinent Alarm. Schlagzeilen, dazu führten zu Verunsicherungen. Zeit, sich
einmal mehr mit jemandem zu unterhalten, der sich alltäglich mit sexuell übertragbaren Krankheiten und
spezifischen Problemen von Männern, die Sex mit Männern haben, beschäftigt. Wir sprachen mit Dr. med.
Malte B. Monin, Facharzt für Innere Medizin / Infektiologe im MVZ Stadtmitte des ICH Stendal - Hamburg.
GESUNDHEIT
Wie sehen Sie das Thema Mpox aktuell?
Mpox ist immer noch ein Thema, aber
nicht mehr in dem Ausmaß wie während
der Hochphase 2022. Wir sehen aber
immer wieder Fälle, aber es sind deutlich
weniger als damals. Es ist also keine
Epidemie mehr, aber man sollte Mpox als
Differentialdiagnose berücksichtigen.
Es gab ja auch in den Nachrichten
Berichte über neue Varianten, besonders
in Nigeria und im Kongo. Gibt es in
Deutschland schon Fälle?
Soweit ich weiß, ist Mitte Oktober der
bisher einzige Fall dieser neuen Variante
in Deutschland gemeldet worden.
Bei einem heterosexuellen Ruanda-
Reisenden aus Nordrhein-Westfalen. Die
Nachrichten darüber könnten natürlich
für Schlagzeilen sorgen, aber aktuell gibt
es keinen Grund für größere Besorgnis
hier. Wir erwarten auch keine neue
Epidemie oder gar Pandemie in Europa.
Dennoch sollte man aufmerksam bleiben,
gerade im Hinblick auf eine mögliche
sexuelle Übertragung. Eine Studie zeigte,
dass in etwa 1,3 % untersuchter Proben in
Kondomen Spuren von Mpox gefunden
wurden, was zeigt, dass es wichtig ist,
Mpox als mögliche sexuell übertragbare
Erkrankung zu beachten.
Würden Sie sagen, Mpox entwickelt sich
zu einer Art alltäglichen Krankheit wie
heute Corona?
So könnte man es vielleicht sehen. Es ist
weniger dramatisch als in der Hochphase
und die Fallzahlen sind gering. Wichtig ist
auch, dass wir die Prävention vorantreiben,
zum Beispiel durch Impfungen.
Wie sieht es mit den Impfungen aus?
Gibt es Unterschiede zwischen den
Bundesländern?
Genau, es gibt Unterschiede. Daher sollte
man sich bei seinen SchwerpunktbehanlderInnen/
HausärztInnen diesbezüglich
erkundigen.Für Risikogruppen, wie zum
Beispiel MSM (Männer, die Sex mit Männern
haben) mit wechselnden Sexualpartnern,
ist die Impfung besonders empfohlen.
Wichtig ist, dass diejenigen, die bisher nur
eine Impfung erhalten haben, auch die
zweite bekommen sollten. Das Ziel ist es,
schwere Verläufe zu verhindern, und die
Daten zeigen, dass die Impfung dies bietet.
Gibt es in ländlichen Regionen mehr
Zurückhaltung, wenn es um sexuelle
Gesundheit geht?
Ja, das kommt durchaus vor. Menschen
auf dem Land sind manchmal zögerlicher,
wenn es um solche Themen geht, insbesondere
wenn sie nicht in eine spezialisierte
Praxis kommen. Wir versuchen, eine
entspannte Atmosphäre zu schaffen und
die Patienten zu beruhigen. Niemand sollte
sich schämen, wegen solcher Beschwerden
zum Arzt zu gehen. Wenn man sich in
der hausärztlichen Praxis nicht traut, über
STDs zu sprechen, kann es sinnvoll sein,
eine Schwerpunktpraxis aufzusuchen.
Glauben Sie, dass wir in Zukunft häufiger
mit Epidemien oder Pandemien konfrontiert
sein werden?
Ja, das ist durchaus möglich. Wenn man
sich die letzten Jahrzehnte ansieht, scheinen
Pandemien häufiger aufzutreten. Die
Spanische Grippe, die russische Grippe,
MERS, Ebola, SARS-CoV-2 – die Abstände
zwischen den Ausbrüchen werden kürzer.
Das liegt an verschiedenen Faktoren:
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Anzahl Fälle
3.677
unter anderem einer wachsenden Weltbevölkerung,
zunehmender Mobilität und
auch am Umgang mit Antibiotika in der
Tierzucht. Aber es gibt keinen Grund zur
Panik. Wir haben Impfungen, Therapeutika
und eine gute medizinische Versorgung.
Wie sehen Sie die aktuelle Diskussion zur
Antibiotika-Prophylaxe?
Es gibt eine Diskussion über einen
erweiterten Einsatz von Antibiotika als
Prophylaxe, zum Beispiel Doxycyclin, zur
Verhinderung sexuell übertragbarer
Krankheiten. Ich persönlich bin sehr
zurückhaltend, weil es langfristig zu
Veränderungen des Mirkobioms und auch
zu Resistenzen führen kann. Gerade bei
Lieferengpässen sollten Antibiotika für
diejenigen Patienten reserviert werden, die
tatsächlich eine Infektion haben, wie zum
Beispiel bei Borreliose oder Chlamydien. Es
ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit
Antibiotika umgehen, damit diese auch in
Zukunft wirksam bleiben.
Gibt es noch etwas, das Sie besonders
hervorheben möchten?
Ich denke, es ist wichtig, dass wir weiterhin
über sexuelle Gesundheit sprechen und
die Menschen motivieren, regelmäßig
Vorsorgeuntersuchungen zu machen.
Gerade in der MSM-Community sehen wir
nach wie vor viele sexuell übertragbare
Krankheiten, und regelmäßige Tests sind
ein wichtiger Beitrag zur eigenen Gesundheit
und zur Gesundheit der Community.
Es sollte ein selbstverständlicher Teil der
Gesundheitsvorsorge sein.
*Interview: Christian Knuth
ich-hamburg-stendal.de
123 180
2022 2023 2024
Meldejahr
Mpox
GESUNDHEIT
PFLEGE
QUEER UND PFLEGEBEDÜRFTIG:
Warum queersensible Pflege überlebenswichtig ist
In der Pflegewelt unsichtbar zu sein, bedeutet für viele queere Menschen im Alter eine erschreckende Realität.
Während das Alter ohnehin mit Unsicherheiten und Abhängigkeiten einhergeht, sehen sich LSBTIQ*-Menschen
oft mit einer zusätzlichen Bürde konfrontiert: der Notwendigkeit, ihre Identität zu verstecken.
Schätzungen zufolge gehören rund
1,8 Millionen Menschen über 60
Jahren in Deutschland zur LSBTIQ*-
Gemeinschaft. Trotz dieser hohen
Zahl bleibt ihre sexuelle Orientierung
oder Geschlechtsidentität in vielen
Pflegeeinrichtungen unsichtbar.
Statistiken zeigen, dass 85,9 % der
pflegebedürftigen queeren Menschen
ihre Pflegekräfte nicht über ihre
Identität informieren – aus Angst vor
Diskriminierung oder Stigmatisierung.
„Es darf nicht sein, dass Menschen im
Alter erneut mit der Angst leben müssen,
ihre wahre Identität zu verbergen“,
sagt Andreas Schütz, Gründer von
Queer-Pflege.de.
UNSICHTBARKEIT ALS RISIKO
Das Problem der Unsichtbarkeit
ist nicht nur ein emotionales,
sondern auch ein physisches Risiko.
Queere Menschen, die ihre Identität
verschweigen, erhalten oft nicht die
Pflege und Alltagshilfe, die sie wirklich
brauchen. Sei es die Anerkennung
nicht-traditioneller Familienstrukturen
oder der bewusste Umgang mit
gesundheitlichen Aspekten, wie
etwa bei trans* Personen nach
geschlechtsangleichenden Operationen
oder bei HIV-positiven Senior:innen
– queere Pflegebedürftige benötigen
mehr als nur körperliche Pflege.
Viele queere Senior:innen haben ihr
Leben damit verbracht, gegen Diskriminierung
anzukämpfen, und stehen nun
im Alter vor neuen, erschreckenden
Herausforderungen. Besonders
schmerzhaft sind die seelischen
Wunden, die sie aus Zeiten mitnehmen,
in denen Homosexualität strafbar war
oder sie von ihren Familien verstoßen
wurden. Diese Lebensrealitäten müssen
in der Pflege berücksichtigt werden.
QUEERE PFLEGEKRÄFTE KÖNNEN
BRÜCKEN BAUEN
Auch queere Menschen, die in der
Pflege arbeiten, sind oft gezwungen,
ihre Identität zu verbergen. Dies führt
nicht nur zu persönlichem Stress,
sondern auch dazu, dass wichtige
Ressourcen für die Pflege anderer
LSBTIQ*-Personen ungenutzt bleiben.
Sie bringen ein besonderes Verständnis
für die Bedürfnisse der Community mit.
„Queere Pflegekräfte sind ein unverzichtbarer
Bestandteil einer inklusiven
Pflegelandschaft“, betont Andreas
Schütz. „Sie bringen nicht nur ihre
professionelle Expertise ein, sondern
auch ihre persönliche Empathie, die für
queersensible Pflege und Alltagshilfe so
wichtig ist.“
DIE ENTSTEHUNG VON QUEER-PFLEGE.DE
Aus der Notwendigkeit heraus,
diese Lücke zu schließen,
entstand Queer-Pflege.
de. Die Plattform, die im
März 2023 online ging, bietet LSBTIQ*-
Personen eine zentrale Anlaufstelle, um
Alltagshilfe, Pflegedienste, Beratungsstellen
und Pflegeeinrichtungen zu
finden. Andreas Schütz: „Immer wieder
wurde ich gefragt, ob ich Pflegeeinrichtungen
kenne, die queersensibel
arbeiten“, erzählt er.
„Es war frustrierend, keine
konkreten Empfehlungen
geben zu können, weil es
keine zentrale Plattform
gab, auf der solche
Informationen gesammelt
wurden.“
Queer-Pflege.de bietet eine einfache
Möglichkeit, nach Pflegeeinrichtungen
und -diensten zu suchen und
gleichzeitig die Community zu stärken.
Besonders wertvoll: Hilfsgesuche können
direkt innerhalb der Community
veröffentlicht werden, wodurch auch
ehrenamtliche Unterstützung möglich
wird.
Ein Beispiel für die Bedeutung der
Plattform ist eine Erfolgsgeschichte,
die Andreas besonders bewegt hat: Ein
sehbehinderter Mann suchte jemanden,
der ihm beim Vorlesen und bei
Spaziergängen hilft. Über Queer-Pflege.
de fand er innerhalb von drei Wochen
jemanden aus der Community, der ihm
diese Hilfe anbieten konnte.
EINE INKLUSIVERE PFLEGEZUKUNFT
„Es geht nicht um eine Sonderbehandlung
von queeren Menschen in der
Pflege“, erklärt Andreas. „Es geht darum,
dass sie dieselbe Würde, Akzeptanz
und Unterstützung erhalten wie alle
anderen.“ Mit Initiativen wie dem
Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“
und dem AWO-Projekt „Queer im
Alter“ gibt es bereits erste Schritte
in die richtige Richtung. Doch es
bleibt noch viel zu tun, um queersensible
Pflege flächendeckend zu
etablieren.
FOTO: FREEPIK.COM
.com
24 ADVERTORIAL
GELASSEN ALT WERDEN
–auch mit HIV
Als HIV und Aids Anfang der
1980er Jahre auftauchten, ging es in
den ersten Jahren hauptsächlich darum,
das Leben der Menschen möglichst
lange zu erhalten. Niemand konnte
sich damals vorstellen, wie schnell sich
der medizinische Fortschritt entwickeln
würde und dass bei erfolgreicher Therapie
auch mit HIV ein normales Leben
möglich sein wird.
Eine HIV-Diagnose bedeutete früher
häufig, sich mit einer begrenzten
Lebensspanne konfrontiert zu sehen.
Heute können Menschen mit HIV dank
wirksamer Therapien ein gutes und
langes Leben führen. Während dabei
einige mit einer täglichen Pille bestens
klarkommen, kann für andere eine
Therapie mit einer regelmäßigen Spritze
die bessere Lösung sein.
Die HIV-Therapie hat sich als lebensrettend
erwiesen, indem sie die Viruslast
effektiv kontrolliert und das Immunsystem
stärkt. So sind wir mittlerweile
in der glücklichen Lage, dass sich HIVpositive
Menschen mit dem Altwerden
beschäftigen: Bereits die Hälfte aller in
Deutschland mit HIV lebenden Menschen
ist über 50 Jahre alt. 1 Aber wie gelingt es,
auch mit HIV gelassen alt zu werden?
Das Risiko für Alterserkrankungen
minimieren
Eine HIV-Infektion erhöht das Risiko, das
Altern zu beschleunigen. Studien legen
nahe, dass HIV mit einer chronischen
Entzündungsreaktion im Körper, der
sogenannten Inflammation, einhergeht. 2
Diese anhaltende Entzündung kann
die Entwicklung von altersbedingten
Krankheiten beeinflussen. Daher
empfiehlt sich für Menschen mit HIV eine
sorgfältige und regelmäßige Kontrolle
der relevanten Laborwerte im Rahmen
der regulären Termine bei dem/der
Schwerpunktärzt*in, um das Risiko von
altersbedingten Erkrankungen zu minimieren
und die Gesundheit langfristig zu
erhalten.
Wie wichtig sind
Vorsorgeuntersuchungen?
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
sind dabei von großer Bedeutung zur
Erhaltung der Langzeitgesundheit.
Sie helfen, mögliche Erkrankungen
rechtzeitig zu erkennen, im besten Fall in
einem Stadium, in dem sie leichter und
bestenfalls noch ohne Medikamente
behandelbar sind.
Einige Studien legen nahe, dass
Krebserkrankungen bei HIV-positiven
Menschen im Vergleich zu HIV-negativen
Menschen vermehrt und in jüngeren
Jahren auftauchen. 3 Um beispielsweise
das Risiko für Krebserkrankungen zu
verringern, werden Untersuchungen wie
die Mammographie, die Magen- und
Darmspiegelung oder auch Abstriche
zur Früherkennung von Anal-Karzinomen
empfohlen.
Osteoporose (Knochenschwund) tritt bei
Frauen nach der Menopause und auch
bei älteren Männern gehäuft auf. Daher
ist es ratsam, auch die Knochendichte
regelmäßig überprüfen zu lassen und in
Absprache mit einem/r Expert*in Nahrungsergänzungsmittel
wie Vitamin D
zum Erhalt der Knochengesundheit einzunehmen.
Da die Knochendichte auch
durch mangelnde Aktivität abnimmt,
kann jede Bewegung – zum Beispiel
die Treppen zu nehmen, statt den
Aufzug zu benutzen – dieser Entwicklung
vorbeugen.
Der/die Schwerpunktärzt*in steht in
Fragen der Vorsorge hilfreich zur Seite
und kann einschätzen, wann welche
Vorsorgeuntersuchungen Sinn machen.
Welchen Unterschied macht der eigene
Lebensstil?
Unabhängig von Vorsorgeuntersuchungen
lassen sich die persönlichen
Risiken für altersbedingte Erkrankungen
durch einige Verhaltensveränderungen
reduzieren. Neben regelmäßiger
Bewegung ist es von Vorteil, rauchfrei zu
leben und das Normalgewicht zu halten.
Zudem leistet eine gesunde Ernährung
einen wichtigen Beitrag. Generell ist ein
achtsamer Lebensstil der Gesundheit
zuträglich und kann im Alter bessere
Voraussetzungen zur Vermeidung von
Erkrankungen liefern, ganz unabhängig
vom HIV-Status.
Wechselwirkungen der Medikamente
vermeiden
Doch selbst bei der besten Vorsorge und
dem gesündesten Lebensstil lassen sich
Erkrankungen leider nicht immer verhindern.
Die gleichzeitige medikamentöse
Therapie von altersbedingten Erkrankungen
und einer HIV-Infektion erfordert eine
NP-DE-HVU-ADVR-240012
sorgfältige Abstimmung der
einzelnen Medikamente, um
Wechselwirkungen zu vermeiden
und unerwünschte
Effekte zu minimieren. Der/
die Schwerpunktärzt*in oder
Apotheker*in sollten besonders
bei Einnahme neu
verordneter Medikamente
informiert werden, um die
Wirksamkeit der Behandlungen
aufrechtzuerhalten
und sie aufeinander
abzustimmen.
Im Grunde gelten für alle
Menschen – unabhängig
vom HIV-Status – ähnliche Regeln,
wie sich die eigene Gesundheit langfristig
erhalten lässt. Mit einem guten
Bewusstsein für den eigenen Körper
sowie entsprechender Achtsamkeit und
Selbstfürsorge kann man dem Altwerden
gelassen entgegensehen.
Weitere Informationen zum Leben mit
HIV sowie persönliche Geschichten von
HIV-positiven Menschen findest du
unter www.livlife.de
Unterstützt von ViiV Healthcare
Referenzen:
1 RKI Epidemiologisches Bulletin 47/2022
2 International Association of Providers
of AIDS Care (IAPAC). Fact Sheet: HIV and
Inflammation. 2021.
3 Deutsches Krebsforschungszentrum
(DKFZ). AIDS und HIV: Steigert die Infektion
das Krebsrisiko? 2016 [Verfügbar auf:
https://www.krebsinformationsdienst.de/
vorbeugung/risiken/aids-und-krebs.php]
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