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hinnerk Februar / März 2025

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HAMBURG | BREMEN | HANNOVER

FEBRUAR / MÄRZ 2025 | HEFT 339

POLITIK

PARTEIEN ZUR

WAHL

KUNST & KULTUR

Dein Programm

für den NORDEN

SZENE

30 Jahre

LSVD Hamburg

ANTHONY SCHATTEMAN I LORELEY RIVERS


FETISH-PROBLEMS?

WE SOLVE THEM!

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1985

Photo: Paul Schimweg, whitehall photographie, hamburg

since

40

years

2025

Advice, made to measure, huge selction


Intro 3

Musik

INHALT

FOTO: FRANKA BRAUN

(BUNDESPRESSESTELLE )

FOTO: MIMIMAGIC

30JAHRE

LSVD Hamburg

4 Szene

8 Politik

14 Party

16 Norddeutschland

20 Erotik

22 Kultur

Film

Buch

Reise

GAY Cruise

Gesundheit

Krise der Männlichkeit:

Ursachen, Auswirkungen

und Auswege

IMPRESSUM

Herausgeber: Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)

Chefredakteur: Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)

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Frankfurt: T: 069 83044510 F: 069 83040990,

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REDAKTION:

Mitarbeiter*innen: Mathias Rätz (mr), Michael Rädel (rä),

Felix Just (fj), Patrick Heidmann, Christian K. L. Fischer (fis),

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Lektorat (ausgewählte Texte): Tomas M. Mielke,

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Artdirector: Janis Cimbulis

Grafik: Viktoriia Izotova

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LORELEY RIVERS

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Monats abgebucht.

FOTO: APOLLO SAUNA HAMBURG


4 szene

INTERVIEW

FOTO: FRANKA BRAUN (BUNDESPRESSESTELLE )

JAHRE

LSVD HAMBURG

Der LSVD Hamburg feiert sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben wir mit Barbara Mansberg und Wolfgang Preussner,

den langjährigen Vorständen und Aktivist*innen über die Geschichte des Vereins, aktuelle Herausforderungen und die Zukunft

der queeren Community gesprochen.

EINE BEWEGTE GESCHICHTE

Gegründet in einer Zeit, in der Homosexualität

noch stark stigmatisiert war,

hat der LSVD Hamburg viel erreicht. Von

der Hamburger Ehe, zur Durchsetzung

der Ehe für alle bis hin zur Verankerung

von LGBTIQ*-Rechten in der Hamburger

Landesverfassung hat der Verein maßgeblich

dazu beigetragen, die queere

Community in Hamburg sichtbarer zu

machen und ihre Rechte zu stärken.

Doch auch heute gibt es noch viel zu

tun. Der neue Name des Vereins, „LSVD+

Verband Queere Vielfalt e.V. „, spiegelt

die zunehmende Diversität der queeren

Community wider und soll auch Menschen

ansprechen, die sich nicht als

lesbisch oder schwul identifizieren.

FEIER IM MHC

Hallo zusammen und schön, dass es

klappt. Ihr werdet bald 30. Zunächst

wäre, glaube ich, das Wichtigste: Ihr

feiert das ja groß, oder?

Wolfgang: Na ja, groß oder mittel …

Barbara: Nein, mittel. (Lacht)

Aber was genau ist geplant? Worauf

können sich die Leserinnen und Leser

freuen?

Wolfgang: Wir versenden nächste

Woche die Einladung an unsere

Mitglieder, an die Community sowie

Unterstützer*innen und werden die

Informationen auch auf den sozialen

Medien veröffentlichen. Gefeiert wird

im Magnus-Hirschfeld-Zentrum (mhc).

Barbara: So, wie wir auch schon unser

25-jähriges Jubiläum gefeiert haben,

mit einem kleinen Empfang. Es gibt

etwas zu trinken und zu essen. Wir lassen

die Zeit ein bisschen Revue passieren

und wir haben eine Videobotschaft

aus Estland von unseren Partner*innen

erhalten – früher St. Petersburg, heute

Tallinn.


szene 5

Darauf wollte ich noch später

kommen.

Barbara: Ja. Das ist doch schon mal

schön und natürlich auch gleich

wieder das Schöne mit dem Nützlichen

verbinden, wie man es von uns kennt.

Das Problem ist ja, dass das mhc kein

Café mehr hat. Das haben sie aufgrund

der hohen Kosten eingestellt und

dementsprechend müssen wir noch

mal besprechen, was wir alles selbst

machen müssen.

Wolfgang: Das mhc beziehungsweise

der Vorstand dort stellt uns noch ein,

zwei Helfer*innen zur Seite, die sich

dann auch um die Getränke kümmern.

Okay, dann mal zu einem Dauerbrenner:

Wie lange wollt ihr denn noch

weitermachen – noch mal 30 Jahre?

Barbara: Das schaffe ich gar nicht mehr

.

Wie sieht es denn aktuell mit der

Mitgliederzahl aus? Stagniert sie,

steigt sie? Gab es vielleicht Zulauf

wegen der Situation in St. Petersburg

beziehungsweise Russland?

Wolfgang: Nicht direkt, also Zulauf

gibt es immer sporadisch. Wir wissen

oft gar nicht, warum und weshalb.

Wir haben natürlich auch ein paar

Mitglieder verloren. Gerade nach der

Öffnung der Ehe haben viele gemeint,

wir hätten alles erreicht, was ja nun

gar nicht der Fall ist. Jetzt, mit dem

aktuellen Rollback, haben wir wieder

ein paar Mitglieder hinzugewonnen,

aber wir pendeln immer so zwischen

195 und 200 Menschen.

Barbara: Wir haben auch im Zuge

der Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz

und der TERF-Thematik

Mitglieder verloren.

ST. PETERSBURG IM EXIL

Echt? Oh, okay. Schade. Ja, wir hatten

das in Berlin auch – teilweise auch

wirklich Menschen, die ich zwar nicht

persönlich kannte, aber die ich immer

als Galionsfiguren der Berliner Szene

betrachtet habe, und die dann mit

einem Mal eine Trans*feindlichkeit an

den Tag gelegt haben, das hat mich

schockiert. Dennoch. Was sind denn

aktuell eure wichtigsten Anliegen?

Woran arbeitet ihr zurzeit? Über St.

Petersburg würde ich gerne ein bisschen

mehr erfahren, wenn ihr sagt,

dass ihr das jetzt nach Estland verlegt

habt. Ist St. Petersburg also im Exil?

Barbara: Genau, die Projektmanagerin

von „Side by Side”-Internationales

LGBTIQ* Filmfestival ist nach Estland

gegangen.

Okay.

Barbara: Mit ihrer Frau, und hat dort

gleich ein neues Projekt gegründet.

Seitdem sind wir mit ihnen in Kontakt

und haben 2022 den ersten Besuch

gemacht, ein sogenanntes „3+3”-Treffen.

Mittlerweile hatten wir schon

fünf bilaterale Begegnungen mit den

Esten sowie den dort im Exil lebenden

Aktivist*innen aus Russland, Ukraine,

Belarus und anderen Ländern. Wie

gehabt kommen sie zum CSD nach

Hamburg und wir waren 2023 beim

Tallinn Pride und 2024 beim Pride in

Tartu, der europäischen Kulturhauptstadt

2024.

Der Baltic Pride (Tallinn) wechselt

immer zwischen den drei Ländern,

oder?

Wolfgang: Eigentlich hatten sie uns

gesagt, dass das mit dem dreijährigen

Wechsel abgestellt wird, aber dann

haben wir letztes Jahr erfahren, dass

das doch wieder so ist. Sie konnten sich

wohl nicht einigen.

Barbara: Die sind auch nicht so groß.

Also, da sind maximal 7.000 bis 8.000

Menschen auf der Straße.

Wobei es dort ja auch noch sehr wichtig

ist, zum Teil. Es gibt auch noch viel

Gegenwind, aber ich habe das Gefühl,

dass die EU da doch ganz positiv wirkt.

Die wirklich schlimmen Sachen, die

wir in Ungarn erlebt haben, sind dort

bisher nicht passiert. Ich habe es in

Lettland mitbekommen, dass sie auch

so ein Schulgesetz, so ein „Schutz der

Kinder”-Gesetz, verabschieden wollten,

aber das ist alles nicht gekommen.

Und bei der Lebenspartnerschaft

gibt es Fortschritte, also zumindest in

Lettland. Das sieht gut aus.

Barbara: In Estland auch absolut. Als

wir während des Baltic Pride dort waren,

haben wir bei einer

Veranstaltung mit

einer Politikerin

gesprochen und

sie hat gefragt, wie

lange es dauert,

so etwas auf den

Weg zu bringen. Da

haben wir gesagt,

dass es in Deutschland sehr lange

gedauert hat, und sie hat das dann

so zusammengefasst, dass sie sich

dann wohl auf eine lange Zeit einstellen

müssen. Aber es hat nur wenige Monate

gedauert, bis dort von der „Ehe für alle”

gesprochen wurde.

EIN NEUER NAME FÜR MEHR

DIVERSITÄT

Toll, hervorragend. Aber kommen wir

zur zweiten großen Neuerung: Euer

SPENDEN ERWÜNSCHT!

LSVD+ Verband Queere Vielfalt LV

Hamburg e.V., SpardaBank Hamburg,

IBAN: DE86 2069 0500 0000 6003 00,

BIC: GENODEF1S11,

Stichwort: Spende

hamburg.lsvd.de/

neuer Name. Ihr heißt nicht mehr

„Lesben- und Schwulenverband

Deutschland”, sondern „LSVD Verband

Queere Vielfalt e.V”.

Wolfgang: Nee, „LSVD+ – Verband

Queere Vielfalt”. Ich merke es mir auch

noch irgendwann. Ich habe mir extra

einen Zettel über den Schreibtisch

gehängt. Im ersten Monat war es

schwierig, aber langsam. …

„Wir wünschen uns

Diversität auch für den

Vorstand”

Ja, wie findet ihr es denn jetzt ganz

persönlich? Seid ihr zufrieden? Wie

fandet ihr den Prozess überhaupt? Es

hat ja extrem lange gedauert.

Barbara: Ja, wie du gesagt hast, war

das ein sehr, sehr langer Prozess. Für

Hamburg hat das einfach damit zu tun,

dass sich viele, auch junge Leute, nicht

mehr angesprochen fühlen, die sich

aber engagieren

möchten. Für uns

persönlich war das

ja nie exklusiv. Für

uns stand er immer

für alle Menschen.

Wir haben unser

Logo, das LSVD,

behalten. Ich

persönlich muss sagen, dadurch, dass

das „L” noch irgendwo auftaucht, kann

ich mich hundertprozentig mit dem

Namen identifizieren. Das ist ein gutes

Gefühl.

Und bei dir, Wolfgang?

Wolfgang: Wir haben deswegen keine

Austritte gehabt, dass jetzt jemand

gesagt hätte, er tritt aus, weil es

„Queer” heißt. Es gibt natürlich ein

paar Ältere, sowohl Schwule als auch

Lesben, die sagen, „Queer” gefällt

FOTO: RAWPIXEL.COM /

FREEPIK.COM


6 szene

FOTO: NILS JÖHNK

30

RAINBOWFLASH

2025: ZEIG DEINE

FARBEN!

Der LSVD Hamburg

ruft zum Rainbowflash

2025 auf!

Am Samstag,

den 17. Mai, um

18 Uhr wird auf

dem Hamburger

Rathausmarkt ein

Zeichen gegen

Homo-, Bi-, Interund

Transfeindlichkeit gesetzt. Gemeinsam entsteht die größte Regenbogenflagge

Hamburgs aus bunten Pappen. Politikerinnen werden Reden für Toleranz

und Akzeptanz halten. Zeig auch du, dass du gegen Diskriminierung und Gewalt

bist! Los geht es ab 17 Uhr und es werden noch Helfer*innen gesucht!

Weitere Infos: http://dayagainsthomophobia.org/

Barbara: Und natürlich, wir haben

uns immer viel mehr gewünscht. Wir

haben immer gesagt, nur Solidarität,

nur Gemeinsamkeit kann uns voranbringen,

und zwar nicht uns persönlich

auf dem Sofa, sondern eben aus

der eigenen Blase heraus und auch

international. Dafür haben wir immer

gestanden, dafür brennt unser Herz,

deswegen sind wir ja noch dabei.

Aber es ist beides. Ich bin immer ganz

glücklich, wenn ich aktive Menschen

sehe und bin wirklich auch recht

enttäuscht, wenn ich Menschen erlebe,

die einfach nur gucken, wie es für sie

am bequemsten ist.

Ja, verständlich.

Barbara: Verbindlichkeiten will heute

keiner mehr eingehen. Mal vier Jahre

sarbeit zu machen, ehrenamtlich auch

noch …

ihnen nicht so, aber wir haben nicht

verzeichnet, dass jemand deswegen

ausgetreten wäre.

Immerhin. Gut.

Wolfgang: In der Community ist

der Name auch gut aufgenommen

worden. Es gibt viele Vereine, die sich

umbenennen. Und von daher sind wir

auf einem guten Weg, glaube ich.

Barbara: Wir wünschen uns Diversität

auch für den Vorstand und die Zukunft

des LSVD+ - da ist uns jedes Engagement

willkommen. Wie gesagt, wir

werden nicht jünger.

ZUKUNFT DES AKTIVISMUS

Aber es macht euch noch Spaß? Ihr

seid immer mit Engagement und

einem Lächeln dabei. Ihr seid echt

unverwüstlich, kann man sagen.

Hamburg kann froh sein, denn es

gibt ja auch andere Verbände, von

denen man gar nichts mehr hört.

Wie seht ihr denn insgesamt diesen

vermeintlichen, ich sage es mal lieber

so, Rückgang an Engagement in der

Szene aus? Dass es angeblich immer

weniger Menschen gibt, die sich

einsetzen wollen, und dass viele eine

Art, ich nenne es mal, „Wohlstandszufriedenheit”

haben und sagen: „Uns

geht’s ja gut, wir haben ja nichts mehr

zu befürchten.” Wie nehmt ihr das

wahr?

Wolfgang: Ja, da hast du vollkommen

recht. Es gibt viele, die sich, sagen

wir mal, aus einer bestimmten

Komfortzone heraus beteiligt haben,

die natürlich gerne partizipieren, sei es

an Events, Demos

oder … das ist ja

sehr vielfältig. Es

gibt andererseits

auch wieder sehr,

sehr engagierte,

auch ganz junge

Menschen, was

sich aber nicht in

Beitrittserklärungen

in einem Verein niederschlägt. Das sind

zwei verschiedene Dinge. Das eine ist

dieses politische Engagement…

Mhm.

Wolfgang: …das ist nach wie vor da.

Ja. Aber was tut man nun da?

Wolfgang: Wir mussten jetzt unseren

Eintrittsflyer umstellen, weil uns jemand

gesagt hat, die Jugend liest nur noch

die erste Zeile und mehr nicht.

PROJEKTE UND STRUKTUREN

TikTok … (lacht). Aber trotzdem,

der Gedankenprozess danach und

die vertiefte Beschäftigung finden

durchaus statt.

„Wir fordern einen

ständigen Sitz für

queere Menschen im

NDR-Rundfunkrat!”

Wolfgang: … es gibt so die einen, ja,

da ist das nur Berieselung, aber die

anderen sind dafür auch Feuer und

Flamme, scheuen

sich aber total, in

diese Strukturen

reinzugehen.

Ich weiß nur, hier im

CSD-Verein haben

sie sehr viel projektbasiert

gemacht.

Da haben sie also

wirklich einfach darum geworben:

„Leute, wenn ihr Bock habt, bei dem

konkreten Thema mitzumachen,

dann meldet euch.” Und das klappt

anscheinend besser, als zu sagen:

„Tretet mal dem Verein bei und sucht

euch was aus.”


szene 7

Barbara: Aber wir haben das in der

Vergangenheit ja auch immer wieder

thematisiert und gesagt, es muss ja

nicht gleich Vorstandsarbeit sein, es

können auch Projekte sein, kommt mit

Vorschlägen. Aber bislang war das

nicht erfolgreich.

BERLINER CSD-VEREIN

Ihr seid seit 18 Jahren dabei, aber insgesamt

sind es 30 Jahre Arbeit. Mich

lässt diese Frage nicht los, wie sich

das in Zukunft organisieren soll. Da

merke ich auch, dass ich schon älter

werde. Das ist so ein bisschen German

Angst: Wenn es keine Strukturen gibt

oder keine, die mitmachen, dann gibt

es uns nicht mehr. Aber das stimmt

ja so gar nicht, denn es gab uns ja

auch schon… in den 1980ern, habe ich

gehört, wurden die Strukturen erst

langsam aufgebaut, trotzdem war

viel los auf den Straßen und auch bis

in die Parlamente hinein war viel zu

hören. Ich glaube auch, dass ein loses

Treffen und gemeinsames Handeln

eine Lösung sein kann, wenn das für

die TikTok-Generation einfacher ist.

Wer weiß? Ich würde es nicht aufgeben

wollen.

Wolfgang: Nein, machen wir ja

auch nicht. Wir finden ja auch

Unterstützer*innen, wenn wir Projekte

machen, jetzt zum Beispiel den Rainbow

Flash, da fangen wir jetzt auch an

mit der Organisation. Das können wir

auch schon mal gleich frühzeitig mit

erwähnen. Dafür finden wir immer wieder

auch junge Menschen und andere,

die uns unterstützen, denn alleine

können wir beide das nicht stemmen,

das ist unmöglich.

Barbara: Ja, aber da gibt es schon

noch einen Unterschied zwischen

„helfenden Händen”…

Wolfgang: … beispielsweise beim Rainbow

Flash, ja, wo wir uns natürlich total

freuen und das ganz toll finden. …

Barbara: Und das andere ist tatsächlich,

sich auf Verbandsebene zu engagieren.

Das sind zwei verschiedene

Paar Schuhe.

DIVERSITÄT IM RUNDFUNKRAT

Ihr habt vorhin den NDR Rundfunkrat

erwähnt. Was genau hat es damit auf

sich?

Barbara: Wir fordern einen ständigen

Sitz für queere Menschen

im NDR Rundfunkrat! Andere

Landesrundfunkanstalten haben das

schon länger, nur der NDR noch nicht.

Wie wollt ihr das erreichen?

Wolfgang: Wir schließen uns noch in

diesem Quartal mit den vier anderen

Bundesländern zusammen, die alle mit

dem NDR verbunden sind. Gemeinsam

werden wir dann bei den Regierungen

vorstellig werden, bzw. sie anschreiben

und unsere Forderung nach einem

ständigen Sitz im Rundfunkrat deutlich

machen. Das muss in der nächsten

Entscheidung über den Staatsvertrag

des NDR Berücksichtigung finden.

Was wünscht ihr euch ganz konkret

zum 30. Jubiläum noch?

Barbara: Also, wir nehmen gerne

Geschenke in Form von Spenden an.

Dafür haben wir ein Spendenkonto und

beim Empfang eine Spendenbox. Denn,

na ja, nur mit Schokolade oder Blumen

können wir unsere Arbeit auch nicht

finanzieren.

Wolfgang: Obwohl wir die auch gerne

mögen.

*Interview: Christian Knuth

Am

2. März ’25

James-Robert

Blum wählen!

Nr. 15

Landesliste

Schönes

Ankommen!

Hauptbahnhof entkriminalisieren

Let it flow!

Vernünftige Planung für

einen guten Fluss mit allen

Verkehrsmitteln ohne Ideologien

Wohnen für Alle!

Bauen muss einfacher

und günstiger werden

JIMMY MACHT DAS

Landesv erban d

Hamburg


8 politik

KOMMENTAR

ELBTOWER: Mieten, kaufen, abwarten?

Huch? Der Elbtower als Opener der

Politikseiten zur Wahl im queeren

Magazin? „Kurzer Olaf”, „Phallussymbol”,

„Hamburg hat den Größten”. Reicht

uns. Die queerpolitischen Akzente zur

Bürgerschafts- und Bundestagswahl

folgen auf den nächsten Seiten dieser

Ausgabe. Und nun zum Thema. Was tun

mit dem Elbtower?

Der Multimilliardär Klaus-Michael Kühne

ist der Meinung, Hamburg müsse

unbedingt einspringen. Kein Wunder –

er hat einiges an im Speditionsgeschäft

„erwirtschaftetem“ Kapital in Benkos

Saftladen versenkt. So sad. Es gibt

aber wohl recht konkrete Pläne für ein

Investment durch die Stadt Hamburg:

Die Idee eines „Evolutioneums“ mit Blick

auf das Elbe-Urstromtal und virtuell

einblendbarer Geschichte der menschlichen

Eingriffe oder der Wirkungen der

Eiszeit klingt für Naturkundefreunde –

wie den Schreiber dieser Zeilen – mehr

als verlockend. Doch die Wege dahin

sind unterschiedlich attraktiv:

„Das ‚Evolutioneum‘ benötigt laut

bisherigen Planungen circa 33.000

Quadratmeter – fast ein Drittel der

oberirdischen Mietflächen des Elbtowers.

Selbst wenn die Stadt nur 30 Euro

pro Quadratmeter zahlte, entstünde

eine Monatsmiete von knapp einer

Million Euro. Auf einen Pachtvertrag

von 30 Jahren gerechnet – mit einer

bescheidenen Staffelmiete von drei

Prozent – müsste die Stadt rund

FOTO: NORDNORDWEST, LIZENZ: CC BY-SA 3.0 DE – CREATIVECOMMONS.ORG/

LICENSES/BY-SA/3.0/DE/DEED.EN, QUELLE: HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.

ORG/W/INDEX.PHP?CURID=146396260

Elbtower in Hamburg-HafenCity von Osten,

Stand März 2024, Baustopp nach Insolvenz der Signa Holding

560 Millionen Euro an die Elbtower-

Eigentümer überweisen. Selbst wenn

die Stadt den Mietpreis auf 20 Euro pro

Quadratmeter herunterhandelt, wären

es allein in den ersten 30 Jahren noch

fast 380 Millionen Euro – Steuergeld.

Die Stadt könnte den Verkauf des

Grundstücks rückabwickeln – sie

müsste lediglich den Kaufpreis von

122 Millionen Euro minus fünf Millionen

Planungskosten zahlen, also 117 Millionen

Euro. Im Gegenzug bekäme sie eine

Baustelle, die schätzungsweise

400 Millionen Euro wert ist. {…}

Günstigere Startbedingungen

für den Neubau eines ‚Evolutioneums‘

lassen sich kaum finden.

Auch ein städtisch-privates

Joint Venture wäre denkbar.“

(Quelle: „Baut ihn doch selbst“,

DIE ZEIT 1/2025)

Also: Rund 400 Millionen Euro

ausgeben und damit keinen

Cent Vermögen ansammeln?

Oder 117 Millionen Euro

investieren und auf einen

Schlag ein Vermögen von rund

400 Millionen Euro erwerben?

Ja, der Turm ist noch nicht

fertig, es gibt Risiken, und was,

wenn jetzt keiner mietet? …

Moment: Regt sich eigentlich

noch irgendjemand über das

Elbphilharmonie-Desaster auf?

Kultur und Bildung kosten Geld –

Geld, das aber investiert ist und

sowohl die Elbphilharmonie als

auch ein potenzielles ‚Evolutioneum‘

tragen langfristig zur Haben-Seite der

Stadtfinanzen bei. Der Elbtower könnte

laut neuesten Berechnungen sogar

Cashflow in die Kassen bringen. Vorausgesetzt,

er würde zu Ende gebaut.

Und Olaf Scholz? Der würde sich sicherlich

freuen. Welcher Mann will schon

einen kurzen … ? Ach, lassen wir das.

*Christian Knuth

Andreas

Grutzeck

Für Sie ins Rathaus

Franziska Roland Anke

Hoppermann Heintze Frieling

Für Sie nach Berlin

Für Sie nach Berlin Für Sie ins Rathaus


politik 9

Nachgefragt

Wir haben alle in der Bürgerschaft

vertretenen Fraktionen um Beantwortung

folgender Frage gebeten:

FOTO: FREIE UND HANSESTADT HAMBURG

Tendiert die Fraktion eher zum Rückkauf und dann folgend Weiterbau unter Landesregie

bzw. in einem Konsortium oder zur Zusage für eine langfristige Anmietung an ein privates

Konsortium?

„Für uns ist entscheidend, dass wir

den Elbtower nicht in Eigenregie fertig

bauen und als Stadt keine Steuergelder

aufwenden. Diese Haltung haben

wir auch mit einem entsprechenden

Bürgerschaftsbeschluss bekräftigt. Der

Elbtower ist ein rein privatwirtschaftliches

Vorhaben. Gleichzeitig sucht die Stadt

bereits seit längerer Zeit nach einem

geeigneten Grundstück für den geplanten

Neubau eines Naturkundemuseums.

Da geeignete Flächen begrenzt und

hohe Bau- und Erwerbskosten zu erwarten

sind, ist eine mögliche Unterbringung

des Naturkundemuseums im Elbtower

eine Option, die von der Stadt aktuell

auf Wirtschaftlichkeit geprüft wird. Eine

Entscheidung dazu wird in jedem Fall

durch einen neuen Bürgerschaftsbeschluss

entsprechend begleitet werden

müssen. Für uns als SPD-Fraktion bleibt

entscheidend, ob sich eine mögliche

Unterbringung des Museums im Elbtower

als wirtschaftlich sinnvoller erweist

als alternative Standorte. Mögliche

finanzielle und wirtschaftliche Risiken

für die Stadt im Rahmen der Anmietung

müssten zudem von Beginn an ausgeschlossen

werden können.”

Dirk Kienscherf, SPD

„Stand heute halten wir von beiden

Varianten wenig. Der Rückkauf ist nur

scheinbar günstig. Der Rohbau steht seit

mehr einem Jahr ungeschützt vor Wind

und Wetter, hier sind also am Teil-Neubau

schon die ersten Renovierungsarbeiten

nötig. Hinzukommen die Kosten für die

Errichtung des Towers. Der adäquate

Ausbau des integrierten Forschungsmuseums

verschlingt weitere hohe

Millionenbeträge, finanziert durch die

Stadt, genauso wie nach Fertigstellung

des Naturkundemuseums die sicherlich

nicht günstige Miete durch die Stadt

getragen werden muss. Die Rolle der

Stadt als Ankermieter sehen wir ebenfalls

kritisch: Erstens würde dann entgegen

allen Beteuerungen von Bürgermeister

Tschentscher doch Steuergeld zur

Rettung von Olaf Scholz´ Lieblingsprojekt

eingesetzt. Und zweitens muss man sich

doch fragen: wie attraktiv ist das Objekt

Elbtower, wenn die Stadt als Ankermieter

benötigt wird, um es zu realisieren?

Wenn es keine weiteren größeren Mietinteressenten

gibt, scheinen die Preise

zu hoch zu sein. Warum sollte die Stadt

zu überhöhten Mieten einsteigen? Für

eine solide Entscheidung braucht man

sehr viel mehr Informationen als jetzt

öffentlich verfügbar sind. Im Moment

ist noch nicht einmal im Ansatz geprüft,

ob die aktuelle Elbtower-Raumplanung

zu vertretbaren Kosten auf einen dann

gut funktionierenden Museumsbau

angepasst werden kann.”

Dr. Anke Frieling, CDU

DIE LINKE verweist auf eine diesbezügliche

Pressemeitteilung:

„Was für eine Posse. Statt Büros ein

Museum – und schon ist der Senat

geneigt, das Vermietungsproblem des

Elbtowers für die Herren Kühnen und

Becken zu lösen. Dass die Anmietung

von Flächen durch die Stadt gegen den

Grundstückskaufvertrag und den Bürgerschaftsbeschluss

verstößt, scheint Herrn

Tschentscher nicht zu interessieren. Die

Hamburger*innen haben hoffentlich das

Versprechen des Senats, keine öffentliche

Gelder für den Elbtower zu geben, nicht

vergessen. Eine Anmietung für das

Museum wäre dazu auch noch unwirtschaftlich:

Bei den avisierten Mieten von

mindestens 30 Euro pro Quadratmeter

müssen für das Naturkundemuseum

in den nächsten Jahrzehnten mehrere

100 Mio. Euro Miete gezahlt werden. Aus

gutem Grund werden öffentliche Museen

in öffentlichen Gebäuden untergebracht.

Damit sind sie vor extremen Mietsteigerungen

dauerhaft geschützt.“ Gegenüber

hinnerk fügte Heike Sudmann hinzu:

„Der Elbtower ist dem Größenwahn

des ehemaligen Bürgermeisters und

heutigem Bundeskanzler Olaf Scholz

geschuldet. Schon damals war absehbar,

dass die dort geplanten Hotel- und Büroflächen

nicht benötigt werden. Deshalb

macht ein Weiterbau keinen Sinn.“

Heike Sudmann, DIE LINKE

„Niemand kann wollen, dass der Elbtower

eine Bauruine bleibt. Es ist daher erstmal

sehr gut, dass der Insolvenzverwalter

einen neuen Investor gefunden hat. In

den anstehenden Verhandlungen muss

sichergestellt werden, dass der Investor

alle vom Senat formulierten Bedingungen

für den Bau des Elbtowers akzeptiert und

eine gemeinsame Lösung gefunden wird.

Werden die Bedingungen erfüllt, sehen

wir keinen Anlass für einen Rückkauf. Als

Grüne Fraktion werden wir den Prozess in

den kommenden Monaten weiterhin kritisch

begleiten und dabei alle relevanten

Informationen sowie Kostenberechnungen

transparent diskutieren.”

Sonja Lattwesen, Grüne

„Der ‚kurze Olaf‘ steht sinnbildhaft für die

ruinöse Politik der SPD. Die Alternative

vertritt die Auffassung, dass der Staat

sich möglichst raushält, aber dafür vernünftige

und gute Rahmenbedingungen

für private Investoren schafft. Der halbe

Elbtower muss so rasch wie möglich

fertiggestellt werden.“

Robert Offermann, AFD


10 politik

DEMONSTRATION

„WÄHL

LIEBE“

Aktionstag

zur Bundestagswahl

Hamburg Pride e.V. setzt ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie:

Als Erstunterzeichner beteiligt sich der Verein an

der bundesweiten Kampagne „Wähl Liebe“, die im Vorfeld

der Bundestagswahl 2025 ins Leben gerufen wurde. Ziel

der Kampagne ist es, (Nicht-)Wähler*innen für die Rechte

der queeren Community zu sensibilisieren und dazu zu

motivieren, am 23. Februar 2025 demokratische Parteien

zu wählen, die für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung

stehen. hinnerk schließt sich diesem Aufruf vollumfänglich

an.

EIN STARKES ZEICHEN GEGEN

POPULISMUS UND HASS

Jenny Saitzek und Christoph Kahrmann,

Co-Vorsitzende von Hamburg Pride e.V.,

betonen die Bedeutung der kommenden

Wahl:

„Die Bundestagswahlen 2025 haben

eine entscheidende Bedeutung für

queeres Leben in Deutschland. In

der LGBTIQ*-Community wächst die

Sorge vor einem Rollback und Rückschritt,

denn populistische Parteien

schüren immer lauter Hass und

Hetze gegen queere Menschen und

andere gesellschaftliche Minderheiten.

Dem stellen wir uns mit der

Kampagne ‚Wähl Liebe‘ entschlossen

entgegen: Vielfalt, Zusammenhalt

und der Schutz von Minderheiten

sind nicht verhandelbar – sie sind

das Rückgrat einer starken und

freien Stadtgesellschaft.“

Die Kampagne setzt ein klares Signal

gegen die zunehmenden Angriffe auf

queere Menschen und Einrichtungen.

Ein besonders beunruhigendes Beispiel

ereignete sich während der Pride Week

2024 in Hamburg, als die Regenbogenflagge

am Rathaus beschädigt

wurde – ein Vorfall, der zeigt, wie wichtig

der Schutz demokratischer Werte ist.

DEMOKRATIE ALS FUNDAMENT FÜR

SICHERHEIT UND FREIHEIT

Hamburg Pride e.V. sieht die Wahl 2025

als entscheidenden Moment, um Haltung

für Demokratie und Menschenrechte zu

zeigen. Saitzek und Kahrmann erklären:

„Die liberale Demokratie ist weit mehr

als ein abstrakter Begriff – sie ist das

Fundament dafür, dass wir in Sicherheit,

Würde und Freiheit leben können.

Dieses Fundament gerät zunehmend

ins Wanken. Umso entschiedener

müssen wir bei den kommenden

Wahlen Haltung zeigen und für diese

unverhandelbaren Werte kämpfen.“

Zudem fordert Hamburg Pride e.V.

von der nächsten Bundesregierung

wirksame Maßnahmen, darunter den

umfassenden Schutz queerer Menschen

und eine Verbesserung der Strategien zur

Bekämpfung von Hasskriminalität.

BUNDESWEITER AKTIONSTAG

AM 15. FEBRUAR UM „5 VOR 12”

Ein zentraler Bestandteil der Kampagne

ist der „Wähl Liebe Aktionstag“ am 15.

Februar 2025. Auch in Hamburg wird

dieser Tag mit einer großen Kundgebung

auf dem Spielbudenplatz an der

Reeperbahn begangen. Um „5 vor 12“ soll

ein deutliches Zeichen für Demokratie

und gegen Hass gesetzt werden. Weitere

Informationen dazu werden in den

kommenden Wochen veröffentlicht.

ÜBER DIE KAMPAGNE „WÄHL LIEBE“

Die Kampagne wurde vom CSD

Deutschland e.V., dem Dachverband

der deutschen Christopher Street

Day-Vereine, ins Leben gerufen. Neben

Social-Media-Aktivitäten bietet die Website

www.waehl-liebe.de umfassende

Informationen dazu, wie Parteien sich zu

queeren Themen und dem Schutz der

Demokratie positionieren.

Zu den Forderungen der Kampagne an

die künftige Bundesregierung gehören:

Die Aufnahme queerer Menschen

ins Grundgesetz

Die finanzielle Absicherung queerer

Projekte

Ein besserer Schutz vor Hasskriminalität

und Hatespeech

Mit „Wähl Liebe“ ruft Hamburg Pride

e.V. dazu auf, am 23. Februar 2025 mit

Bedacht zu wählen und ein starkes

Signal für Vielfalt, Toleranz und Menschenrechte

zu setzen. Denn:

Kreuze setzen statt Grenzen –

für eine freie, bunte und solidarische

Gesellschaft!

15.2., Wähl Liebe, Spielbudenplatz,

11:55 Uhr, waehl-liebe.de


politik 11

HASS IM NET

Facebook muss löschen!

KOMMENTAR

FOTO: C. HOLGER EDMAIER

Adrian Hector, seines Zeichens grüner Bürgerschaftsabgeordneter

in Hamburg und stolzes Mitglied unserer Community, hat einen

Sieg errungen, der uns allen Hoffnung macht. Das Landgericht

Hamburg hat Facebook ordentlich die Leviten gelesen und den

Laden dazu verdonnert, einen Post zu löschen, in dem Hectors

Deadname – also der Name, den er vor seiner Transition trug –

öffentlich gemacht wurde.

Was war passiert? Ein User hatte

es gewagt, Hectors Deadname auf

Facebook zu verbreiten. Und obwohl

Hector die Plattform mehrfach dazu

aufgefordert hatte, den Beitrag zu

entfernen, rührte sich nix. Also zog der

gute Adrian vor Gericht – und siehe da,

das Landgericht gab ihm Recht!

Die Richter stellten klar, dass trans* Menschen

nach dem neuen Selbstbestimmungsgesetz

sehr wohl das Recht haben,

zu verhindern, dass ihr Deadname gegen

ihren Willen verbreitet wird. Und das gilt

nicht nur für Behörden, sondern auch für

Privatpersonen und – ganz wichtig – für

Social-Media-Konzerne wie Facebook.

Adrian Hector selbst ist überglücklich über

das Urteil und sieht darin einen wichtigen

Schritt in Richtung Anerkennung und

Schutz der Rechte von trans* Menschen:

„Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen!

{...} Der Staat schützt uns, wenn unsere

Identität missachtet wird!”

Adrian Hector

Rechtsanwalt Dr. Jasper Prigge, der

Hector in dem Verfahren vertreten

hat, betont die Bedeutung des Urteils,

insbesondere in Zeiten, in denen sich

Plattformen gerne aus der Verantwortung

für die Inhalte auf ihren Seiten

stehlen wollen. Persönlichkeitsrechte

gelten eben auch im Internet, und

Betroffene können sich

dagegen wehren, wenn

sie verletzt werden.

Das Urteil ist noch nicht

rechtskräftig, aber es

ist ein starkes Signal

an alle, die meinen,

sie könnten trans*

Menschen ungestraft diskriminieren. Wir

bleiben dran und halten euch auf dem

Laufenden! *ck

Wir sind für Euch da!

www.ich-hamburg.de

Glockengießerwall 1

20095 Hamburg

Grindelallee 35

20146 Hamburg

Lübecker Straße 10

39576 Stendal


12 politik

BUNDESTAGSWAHL

QUEERPOLITIK IM

PARTEIEN-CHECK

Viel versprochen, wenig gehalten?

Gestartet als – vor allem im gesellschaftspolitischen

Feld – Fortschrittskoalition,

versprachen die Ampelparteien

nichts geringeres als einen „queerpolitischen

Aufbruch”. Neben historischen

Bildern von Regenbogenflaggen am

Kanzleramt und am Reichtsagsgebäuden

zu den Christopher Street Days, erzielten

SPD, Grüne und FDP auch wichtige Erfolge

wie das Selbstbestimmungsgesetz

und den Aktionsplan „Queeres Leben”.

Auch stellten sie den Kampf gegen

queerfeindliche Hasskriminalität völlig

neu auf und verschärften seine Ahndung

deutlich. Aber viele der großen Versprechen

aus dem Koalitionsvertrag blieben

unerfüllt. Besonders in Bereichen wie der

Modernisierung des Familienrechts und

dem Schutz vor Diskriminierung besteht

weiterhin dringender Handlungsbedarf.

Wie positionieren sich die Parteien

nun – kurz vor der Bundestagswahl

– zu den drängenden Fragen der

GRAFIK: FREEPIK.COM

Queerpolitik? Welche Konzepte haben

sie zur Verbesserung der Rechte von

LGBTIQ* angesichts der Anfeindungen, die

von Rechtsradikalen und religiösen Fundamentalisten

immer hemmungsloser

werden?

Wir haben die im Bundestag vertretenen

Parteien sowie das BSW zu acht Vorhaben

und Forderungen befragt. In der

folgenden Tabelle sind die Antworten

(sofern bis zum Redaktionsschluss am

6. Dezember 2024 eingegangen) sowie

die Ergebnisse unserer Recherche in

Partei- und Wahlprogrammen sowie

Beschlüssen und wiederholten Wortmeldungen

übersichtlich zusammengefasst.

Die Farben der Ampel geben dabei die

Wertung der Redaktion wieder:

Grün = Zustimmung bzw. weitergehende

Pläne

Gelb = Eingeschränkte Zustimmung

Rot = Ablehnung

Schwarz = Keine Antwort / Keine

Position

Grundgesetz

Artikel 3

Mehrelternschaft

Zugang zu

reproduktiver

Medizin

Lesbische

Ehepaare

/ Abstammungsrecht

Verantwortungsgemeinschaft

Leihmutterschaft

Demokratieförderung

für queere

Projekte

Asylrechtsreform

für

LGBTIQ*

CDU / CSU

SPD

GRÜNE

FDP

LINKE

BSW

AFD

Grundgesetzänderung Art. 3 Abs. 3: FDP,

Grüne, Linke und SPD sprechen sich deutlich

für die Ergänzung von Artikel 3 Absatz

3 des Grundgesetzes um die Merkmale

„sexuelle Orientierung” und „geschlechtliche

Identität” aus. Das BSW will explizit

nur für die Erweiterung um das Merkmal

der sexuellen Identität, fordert aber im

ERLÄUTERUNGEN

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz

eine Erweiterung des Diskriminierungsschutzes

für LGBTIQ*, was auf Zustimmung

zur Aufnahme beider Merkmale schließen

lässt. Die CDU positioniert sich nicht

eindeutig. Die AfD lehnt die Aufnahme der

Merkmale ab und propagiert die „Realität

der Zweigeschlechtlichkeit”.

Mehrelternschaft: Familienmodelle

mit mehr als zwei gleichberechtigten

Elternteilen werden von BSW, FDP, Grünen

und Linken befürwortet. Die SPD spricht

von der Unterstützung „moderner Familienmodelle”

und „Familien mit mehreren

gleichberechtigten Bezugspersonen”. Die

CDU und AfD lehnen Mehrelternschaft


politik 13

ab und bekräftigen das traditionelle

Familienmodell.

Gleichbehandlung lesbischer Ehepaare

im Abstammungsrecht: FDP, Grüne,

Linke und SPD wollen, dass lesbische

Paare im Abstammungsrecht gleichgestellt

werden. Das BSW fordert die

„Beendigung der Ungleichbehandlung”,

unterstützt die Gleichstellung also auch.

CDU und AfD sprechen von der Ehe als

Verbindung „zweier Menschen” bzw.

betonen die „Zweigeschlechtlichkeit” und

lehnen ab.

Verantwortungsgemeinschaft: Die

Möglichkeit einer rechtlich anerkannten

Verantwortungsgemeinschaft für zwei

oder mehr Menschen, unabhängig von

ihrer sexuellen Orientierung, wird von

BSW, FDP, Grünen und Linken befürwortet.

Die SPD erwähnt die „Einführung von

Verantwortungsgemeinschaften” und

die „Stärkung der rechtlichen Anerkennung

von Regenbogenfamilien”, was auf

Zustimmung schließen lässt. Die CDU

äußert sich in den Quellen nicht explizit

dazu, bekennt sich aber zur „Vielfalt” von

Familien, was eine moderate Position

vermuten lässt. Die AfD schweigt zu

diesem Thema, positioniert sich aber

allgemein gegen die Erweiterung von

Familienmodellen jenseits der Ehe.

Leihmutterschaft: FDP und Linke

befürworten die Legalisierung einer

alturistischen Leihmutterschaft,

allerdings

aus unterschiedlichen

Werteperspektiven. Grüne

und SPD sind skeptisch.

CDU und AfD lehnen

Leihmutterschaft ab.

Zugang zu reproduktiver

Medizin: FDP, Grüne, Linke,

BSW und SPD befürworten

einen diskriminierungsfreien

Zugang zu

reproduktiver Medizin für

alle Menschen. Die CDU

unterstützt die derzeitige

Regelung, bei der die Krankenkassen die

Kosten nur für verheiratete Paare teilweise

übernehmen. Die AFD hat bisher keine programmatischen

Aussagen dazu getroffen,

wird aber analog ihrem Familien- und

Ehebild eher ablehnend einegschätzt.

Demokratieförderung für queere

Projekte: Grüne, Linke, FDP und SPD

unterstützen die Förderung queerer

Projekte im Rahmen des Bundesprogramms

„Demokratie leben!”. Das BSW

kritisiert den „monopolisierten Anspruch

auf Deutungshoheit” und fordert die Priorisierung

der Unterstützung bestehender

Communitystrukturen.

Die CDU äußert sich in

den Quellen nicht zu

diesem Thema. Die AfD

lehnt die Förderung von

FOTO: AIDEN CRAVER/ UNSPLASH.COM / CC0

LGBTIQ* Initiativen ab

und kritisiert ideologische

Umerziehung.

Asyl für Verfolgte

Queers: FDP, Grüne, Linke

und SPD fordern ein

sicheres Asylrecht für

verfolgte LGBTIQ*. Das

BSW setzt sich für eine

„sichere Unterbringung

in queerfreundlichen Unterkünften”

und eine „schnelle Erstregistrierung”

ein. Die CDU äußert sich nicht explizit zu

LGBTIQ*-Geflpüchteten, fordert aber wie

die AfD eine restriktivere Asylpolitik im

Allgemeinen. *ck

Die vollständigen Antworten und

Quellenverweise stellen wir auf

männer.media online.


14 party

NACHTASYL

FOTO: ALEKSANDR

POPOV / UNSPLASH.COM

FOTO: PARLOPHONE

To Survive

„Ordinary World” ist einerseits ein

Song über Hoffnung und die Kraft, die

Zukunft zu gestalten, andereseits ist er

von einer tiefen Melancholie geprägt.

Eine Hymne auf die Suche nach

Zugehörigkeit und einem Platz in der

Welt. Auch deshalb konnten Duran

Duran damit 1992, lange nach der

Hochzeit von Pop und Wave nochmal

einen Welthit landen. Und irgendwie

beschleicht uns das Gefühl, dass

er – zumindest in Deutschland – heute

auch wieder vielen aus der Seele und

ins Herz sprechen würde. Eine ganze

Nacht mit dieser Art von popkultureller

Reibung an Normen gönnt euch DARE!

jeden Monat aufs Neue. Gönnt sie

euch auch! *ck

1.2, + 1.3., DARE!, Nschtasyl im Thalia

Theater, Alstertor, U/S Jungfernstieg,

22:30 Uhr

APOLLO SAUNA

„Ehemänner sind hier in

bester Gesellschaft.

Besonders untereinander.”

So steht es geschrieben. Auf

der Internetseite der Apollo,

die im Januar 45-jähriges

Jubiläum feierte – herzlichen

Glückwunsch nachträglich

vom Jungspund hinnerk

an dieser Stelle. Und Danke

für Subversives wie den Eingangs zitierten Sinnspruch. Zum Valentinstag gibts

dementsprechen statt Blumen auch lieber Kuchen für Ehemänner und solche

die es werden oder gerade auch nicht werden wollen. Ab 12 Uhr. In der Apollo. *ck

14.2., Valentinstag, Apollo Sauna, Max-Brauer-Str. 277, U/S Sternschanze,

12 Uhr, apollosauna.de

FOTO: FREEPIK.COM

LOVE

etc.

RETRO

NEONKIDZ

Nun ist es endlich soweit und die

„Millenium-Ära“, die bunte Zeit um die

Jahrtausendwende, bekommt eine

eigene GAYPARTY im Übel&Gefährlich

mit den geilsten Tunes aus Pop, Eurodance,

Indie und House dieser legendären

Phase! Eine queere Zeitreise

der Extraklasse mit Daft Punk, Britney,

Take That, Beyonce, Justin, Madonna

und Allem was

ansonsten Rang

und Namen hatte.

An den Turntables:

Chris Flyke und

Sven Enzelmann!

21.2., NeonKidz - The 90s + 00s

Gayclub, Übel & Gefährlich /

Turmzimmer, Feldstraße 66,

Hamburg, 23:45 Uhr

01.02.25 • 19 UHR

15.03.25 • 19 UHR

Eintritt: 20 € KEIN FREIGETRÄNK

Deine Men-Sauna in Oldenburg

Di.-So. ab 15 Uhr geöffnet

www.K13-sauna.de


party 15

NACHTASYL

Hugs & Kisses

is back!

Die legendäre Queer-Party,

kehrt nach sechs Jahren

zurück. Am 21. Februar verwandelt

sich das Nachtasyl

in ein queeres Partyzelt.

Lasst euch von DJs BONES,

Julie Wood & GLITTER und Miss van Biss mitreißen

und feiert zu Soul, Indie, Elektro, Disco und Pop. Egal

ob schwul, lesbisch, bi, trans, queer oder einfach nur

neugierig – bei Hugs & Kisses ist jeder willkommen,

der Liebe, Akzeptanz und eine unvergessliche Nacht

zelebrieren will! Tickets gibt‘s für schlappe 8 Euro an

der Abendkasse.

21.2. Hug & Kisses, Nschtasyl im Thalia Theater,

Alstertor, U/S Jungfernstieg, 23 Uhr

MICHAEL

§

LEIPOLD

RECHTSANWALT

Fachanwalt für Familienrecht

Fachanwalt für Migrationsrecht

• Strafrecht

• Familien- und Partnerschaftsrecht

• Migrations- und Asylrecht

Steindamm 62 • 20099 Hamburg

Tel.: (040) 357 147 34

Fax: (040) 357 147 37

www.kanzlei-leipold.de

… und zwar – Zitat – „gnadenlos”.

Wer den Mann hinter der – wieder

Zitat – „billigen Schminke” kennt,

kann sich das lebhaft vorstellen. In

seiner Talk-Show „Toast Hawaii!”

zitiert Micco Dotzauers alter Ego

Frau Gisela regelmäßig einen

prominenten Gast in die Kantine des

Deutschen Schauspielhaus Hamburg

grillt ihn dann dort. Was kulinarisch doch recht abseitig

wirken würde, passt in Schrift und Wort dafür um so besser

zum Geschmack Liebhaber – und, so munkelt es, einiger

*innen, klassischer Travestiekunst. Nächste Hauptspeise

am 11. Febraur ist Petra van Bremen. Bevorraten sie sich!

Mit Karten. Für Toast Hawai! *ck

11.2., Toast Hawai!, Kantine im Schauspielhaus,

Kirchenalle 39, U/S Hauptbahnhof, 19:30 Uhr,

schauspielhaus.de

FOTO: HUG & KISSES

KANTINE IM SCHAUSPIELHAUS

Frau Gisela fragt nach …

ANZEIGENSCHLUSS

für April / Mai Ausgabe

ÄRZTE

■ Dr. med. Andreas Britz

Facharzt für Dermatologie und

Venerologie, Haut- und Lasertherapie –

kosmetische-ästhetische Dermatologie,

Alfredstraße1 1, & 44809812,

praxisklini@dr-britz.de

www.dr-britz.de

■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,

Allgemeinmedizin, Reise-Medizin, HIV,

Hepatitis, STD,

Damnmtorstr. 27, & 35715638,

www.dammtorpraxis.de

■ ICH Grindel,

Dr. med. Thomas Buhk,

Dr. med. Stefan Fenske,

Dr. med. Guido Schäfer,

All gemeine und Innere Medizin, HIV,

Hepatitis, STD,

Grindelallee 35, & 4132 420,

www.ich-hamburg.de

■ ICH Stadtmitte,

Dr. med. Axel Adam,

Stefan Hansen,

PD Dr. med. Christian Hofmann,

Dr. med. Michael Sabranski,

Dr. med. Carl Knud Schewe,

Allgemeine und Innere Medizin, HIV,

Hepatitis, STD,

Glockengießerwall 1,

& 28004200,

www.ich-hamburg.de

■ Medizinisches Versorgungszentrum

Hamburg,

Prof. Andreas Plettenberg,

Dr. Albrecht Stoehr,

Prof. Jörg Petersen,

Dr. Peter Buggisch,

HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,

Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg

Haus L, & 28407600,

www.ifi-medizin.de

■ Urologische Praxis

Oliver Neubauer,

Facharzt für Urologie,

Herthastr. 12, & 64224500,

www.urologe-hamburg.com

■ Josef Stuch, Dr.

All gemeinmedizin,

Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060

■ Dr. med. Martin Eichenlaub,

Facharzt für Neurologie,

Nervenheilkunde, Psychiatrie u.

Psychotherapie,

Elbgaustr. 112., & 841084,

www.nervenarzt-eichenlaub.de

■ Dr. Roy Heller,

Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,

Suchtmedizin, Psychotherapie,

HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36, &

4300890

■ Dr. med. Welf Prager &

Partner,

Dermatologie,

ästhetische Dermatologie,

operative Dermatologie,

Allergologie, Phlebologie,

Lasermedizin,

Hemmingstedter Weg 168,

& 040 81 991 991

www.derma-hamburg.de

GESUNDHEIT

IN HAMBURG

ZAHNÄRZTE

■ Martin Schuh,

Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,

www.zahnaerzte-eidelstedt.de

■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,

Holsteiner Chausee 267, & 55505962,

www.zahnaerzte-schnelsen.de

COACHING

■ Markus Bundschuh,

Gestalttherapeut-Psychotherapie

(HPG), Müggenkampstr. 29,

& (0179) 5270700,

www.therapie.de/psychotherapie/

bundschuh

■ Ruthemann Coaching,

Heilpraktiker f. Psychotherapie,

Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,

www.ruthemann-coaching.de

■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,

Systemischer Berater&Therapuet

DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,

& 04532-2045500,

www.familyspirits.de

APOTHEKEN

■ Apotheke am H auptbahnhof,

Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,

& 241241

■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,

Lange Reihe 39, & 245044

■ Epes Apotheke,

Lange Reihe 58, & 245664

■ Engel Apotheke,

Steindamm 32, 20099 Hamburg,

& 245350, info@engelapotheke.net

PSYCHOTHERAPIE

■ Sebastian Fichtner,

Heilpraktiker für Psychotherapie,

Bindungsorientierte Einzel- und Paartherapie,

Poststraße 3, Itzehoe,

& 0157 5209344,

Psych.Fichtner@gmail.com,

www.psych-fichtner.de

■ Stefan Rozyczka,

Heilpraktiker für Psychotherapie,

direkt am Bahnhof Altona,

Schmarjestraße 52,

& 040 65 0 66 77 0,

www.traumapraxis-hamburg.de

■ Markus Bundschuh,

Gestalttherapeut-Psychotherapie

(HPG), Müggenkampstr. 29,

& (0179) 5270700,

www.therapie .de/psychotherapie/

bundschuh

■ Christian Perro, Dr. med.,

Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,

& 464554

■ Kurt Strobeck,

Dr. med. Facharzt Psychiatrie und

Psychotherapie, Ferdinandstr. 35, &

32527214

Buchen Sie ihren Listing Eintrag:

christian.fischer@blu.fm


16 norddeutschland

JUBILÄUM

25 JAHRE

„SCHWULER HEIDEKÖNIG”!

Es ist wieder soweit! Am Samstag, den 8. Februar 2025,

wird im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses der

21. Schwule Heidekönig gewählt. Los geht‘s um 16 Uhr.

Dieses Jahr wird die Wahl zu einem ganz

besonderen Ereignis, denn wir feiern ein

Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde der erste

Schwule Heidekönig gekrönt! Seitdem

hat sich die Wahl zu einem wichtigen

Symbol für queere Sichtbarkeit und

Akzeptanz entwickelt – weit über die

Grenzen der Lüneburger Heide hinaus.

WAS ERWARTET EUCH?

Ein spannender Wettbewerb: Nach

der Verabschiedung des amtierenden

Königs Keno I. stellen sich die Kandidaten

vor. In Spielen und Interviews geben

sie Einblicke in ihre Persönlichkeit und

erzählen, warum sie die Krone tragen

wollen.

Musikalische Unterhaltung: Tina Ohlhagen

sorgt für den richtigen Sound.

Spannende Gäste: Erwartet werden

auch Gastmajestäten befreundeter

„Königshäuser“

sowie Redner

aus Politik und

Gesellschaft.

PARTYSTIMMUNG:

Im Anschluss an

die Wahl steigt ab

21 Uhr die große

Krönungsparty

im Strawberry

Basement beim

September

(Auf dem Kauf 13).

WAS MACHT

EIN SCHWULER

HEIDEKÖNIG EIGENTLICH?

Der Schwule Heidekönig repräsentiert

Lüneburg und die queere Community auf

Veranstaltungen in der Region und darüber

hinaus – vom Heideblütenfest bis zum

CSD in Hamburg. Er setzt sich für Akzeptanz

und Toleranz ein und schafft Begegnungsräume

für die LGBTIQ*-Community.

Queer in Lüneburg: facebook.com/

groups/646167668832622,

info@queer-in-lg.de

KOMMENTAR

Kritik an der CDU: Lippenbekenntnisse zur Vielfalt

versus politische Realität

Die Nachricht über die Gründung

eines LSU-Arbeitskreises (Lesben,

Schwule, Bisexuelle, Transidenten und

Intergeschlechtliche) in Bremen mag

auf den ersten Blick wie ein Schritt in die

richtige Richtung erscheinen. Doch bei

genauerem Hinsehen offenbart sich ein

tiefes Spannungsverhältnis zwischen

den offiziellen Bekenntnissen zur Vielfalt

und der politischen Realität der CDU,

insbesondere im Hinblick auf die Rechte

von LSBTIQ*-Personen.

FORTSCHRITT ODER SYMBOLPOLITIK?

Heiko Strohmann und Frank Imhoff

betonten in ihren Statements, dass die

CDU eine „Volkspartei” sei, die „Politik für

alle Menschen” mache, unabhängig

von Herkunft, Glaube oder sexueller

Orientierung. Diese Worte wirken wie ein

Willkommensgruß an die LSBTIQ*-

Community. Auch die Anerkennung der

LSU als Sonderorganisation im Bundesvorstand

scheint ein Fortschritt in einer

Partei, die lange Zeit von konservativen

Positionen geprägt war.

Doch dieser symbolische Schritt steht in

krassem Widerspruch zu den politischen

Zielen der CDU im aktuellen Wahlkampf:

Die Partei spricht sich gegen die Erweiterung

von Artikel 3 des Grundgesetzes um

den Schutz vor Diskriminierung aufgrund

sexueller Identität aus. Noch gravierender

ist ihr Vorhaben, das Selbstbestimmungsgesetz

– ein dringend benötigtes

Reformprojekt zur Vereinfachung des

Geschlechtseintrags für trans* Personen –

abzuschaffen. Diese Haltung untergräbt

nicht nur die rechtliche Gleichstellung,

sondern trägt aktiv dazu bei, bestehende

Diskriminierungen zu zementieren.

Die Gründung von LSU-Arbeitskreisen wie

in Bremen scheint weniger eine glaubwürdige

Hinwendung zu LGBTIQ*-Rechten

als vielmehr eine PR-Maßnahme zu sein.

Sie suggeriert Offenheit, während die

Partei gleichzeitig auf Bundesebene Politik

betreibt, die sich gegen die Interessen

und Rechte dieser Gruppen richtet.

*Christian Knuth


norddeutschland 17

KOMMENTAR

Café Konrad in Hannover schließt für immer

Knapp 17 Monate nach seiner Neueröffnung ist das 1996 gegründete Café Konrad seit dem

12. Januar 2025 Geschichte. Wie die örtliche Presse berichtete, reichten die Umsätze mit Kaffee

und selbstgebackenen Torten und Kuchen tagsüber längst nicht mehr aus, sodass diese ehemals

queerfreundliche und bis Frühjahr 2023 auch queergeführte Institution nach 29 Jahren

ihre Pforten schließen musste.

nicht in Scharen zurückkehrte, dies

nun bei Football- und Fußballübertragungen

im „Old Town Pub“ als

Ersatzprogramm tun wird.

FOTO: JENS-MICHAEL RAABE

Am vorletzten Tag wurde Susanne Müller

inmitten des ausgedünnt besuchten Cafés

mit einem Sonderpreis des Wilhelm-Grimm-

Gedächtnispreises für 2025 ausgezeichnet; sie

war in den vergangenen Jahren die gute Seele

des Hauses. Es ist zu bezweifeln, dass eine

queere Community, die nach dem Aufschrei

2023 trotz Weiterführung unter altem Konzept

Mit dem Café Konrad verliert

Hannover einen weiteren beliebten

Treffpunkt und entwickelt sich immer

mehr zu einer Stadt ohne „Wohnzimmer”

für queere Menschen. Der

Niedergang einer einst lebendigen

Szene ist offenbar kaum aufzuhalten.

Kommunikationsmöglichkeiten

außerhalb des Internets lassen sich an einer

Hand abzählen und können das in seinen

besten Zeiten stets gut besuchte Café kaum

ersetzen. Die Expo-Stadt Hannover droht so,

ihren individuellen Charakter zu verlieren.

*Dr. Christian-Alexander Wäldner

DAMMTORPRAXIS

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18 norddeutschland

COMMUNITY

VNB fördert queere Bildung

Queere Gruppen und Vereine sind nach

wie vor ein wichtiges Angebot, wenn

Menschen Orientierung für ihr Leben

als queere Person suchen oder sich

politisch einbringen wollen. Aus den

ursprünglich für „alles“ zuständigen

Gruppen der achtziger Jahre hat sich

dabei eine Vielfalt von Gruppen und

Vereinen mit jeweils eigenen Aufgaben

entwickelt. Ihr Spektrum reicht von

der Hilfe beim Coming out bis zur

Organisation eines CSDs oder der Trägerschaft

eines queeren Zentrums. Für

niedersächsische Gruppen besteht die

Möglichkeit, durch eine Kooperation mit

dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen

e. V. (VNB) ihre Angebote als

Maßnahme der Erwachsenenbildung zu

dokumentieren und fördern zu lassen.

Möglich ist das für den VNB, weil er als Landeseinrichtung der

Erwachsenenbildung vom Land Niedersachsen anerkannt ist.

Grundlage ist das Niedersächsische Erwachsenenbildungsgesetz.

Dort ist auch festgelegt ist, dass Erwachsenenbildung

allen Menschen – ausgehend von den jeweiligen Bildungsbedürfnissen

– die Chance bieten soll, „sich die für die freie

Ein Arbeitskreis in Kooperation mit HuK Hannover | Kaffee und Kuchen inklusive

Entfaltung der Persönlichkeit und die Mitgestaltung der Gesellschaft

erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten

anzueignen“. Für die Umsetzung dieses Ziels erhält der VNB (wie

Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und andere Landeseinrichtungen

der Erwachsenenbildung auch) eine Finanzhilfe

vom Land. Dafür verpflichtet er sich, Bildungsmaßnahmen in

einem mit dem Land vertraglich vereinbarten Umfang zu

dokumentieren.

FOTO: VNB

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Die Zusammenarbeit zwischen dem VNB e.V. und queeren

Gruppen in ganz Niedersachsen besteht dabei seit der

Gründung des VNB 1983 und war eine Grundlage, die es

dem VNB ermöglichte, die Anerkennung als Landeseinrichtung

erfolgreich anzustreben. Organisiert wurde diese

Zusammenarbeit zunächst von Dr. Rainer Marbach, der

zu den „Gründern“ des VNB gehörte und beim VNB als

stellvertretender Geschäftsführer arbeitete. Später folgte

ihm dann als Ansprechpartner für queere Gruppen Ulli

Klaum als Leiter der VNB-Geschäftsstelle Göttingen. Zu

dieser Zeit war der wesentliche Kooperationspartner das

Queere Netzwerk Niedersachsen e. V. (QNN).

Aktuell wird die Zusammenarbeit zwischen dem VNB und

den queeren Gruppen von Thomas Wilde, Mitarbeiter

der VNB-Geschäftsstelle Göttingen, organisiert. Wird ein

Kooperationsvertrag mit einer „neuen“ Gruppe geschlossen,

berät er bei der Konzeption, Planung und Veröffentlichung

von Angeboten, damit diese den gesetzlichen Vorgaben

für eine Förderung genügen. Unterstützt wird er dabei von

Oliver Ehrhardt in der Verwaltung. Das bei weitem häufigste

Bildungsformat queerer Gruppen ist der „Arbeitskreis“: Das

Erwachsenenbildungsgesetz ermöglicht die Dokumentation

und Förderung „selbstorganisierter Bildung“, also der regelmäßigen

Treffen engagierter Menschen in Gruppen oder

queeren Zentren. Im letzten Jahr begleitete Thomas Wilde

so über 300 Gruppen oder Arbeitskreise.

Wer mehr erfahren will oder konkret wissen will, ob und wie

ein Angebot Finanzhilfe vom VNB erhalten kann, wendet

sich per Email an ihn: thomas.wilde@vnb.de.

www.vnb.de


• PALMA DE MALLORCA •

Direkt vom

Eigentümer

Top renoviertes Stadt-Apartment mit fantastischem Meerblick

Ihr Traum von der eigenen Immobilie auf Mallorca wird wahr: Diese mit viel Liebe zum Detail hochwertig renovierte

Stadt-Wohnung lässt keine Wünsche offen: Barrierefrei, mit Tiefgaragen-Stellplatz in herrlicher Lage - direkt

unterhalb von Palmas grüner Lunge, dem Park Bellver mit seiner antiken Burg - im emblematischen

Bohéme-Stadtteil El Terreno.

Das lichtdurchflutete Apartment verfügt über zwei Schlafzimmer, eines davon en suite mit begehbarem

Kleiderschrank. Der Pool liegt direkt neben der Wohnung und lädt damit quasi zur privaten Nutzung ein. Weitere

Vorteile: Moderne Einbauküche, gemütlicher Balkon, Klima- und Zentralheizung sowie eine eine

Gemeinschafts-Dachterasse mit atemberaubenden Panoramablick über die gesamte Bucht von Palma.

• Ca. 95 m² Gesamtfläche

• Klima- und Zentralheizung

• Tiefgarage

• Barrierefrei

• 2 Schlafzimmer (1x en suite)

• Echtholz-Boden

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• Keine Courtage - direkt vom Eigentümer

• Großer Pool

VB 595.000,--EUR

Kontakt: palma@hinnerk.de


20 erotik

NACHGEFRAGT

VANDER PULASKI:

Absage an den Kapitalismus

Ein neuer Stern am Vollerotik-Himmel von KinkMen, doch der lebt nicht in einer der weltbekannten

Metropolen, sondern im waldreichen Oregon im Nordwesten der Vereinigten Staaten.

Bist du hier geboren?

Nein, eigentlich bin ich aus Pennsylvania, aufgewachsen

bin ich in der Nähe von Pittsburgh. Mein

Vater war Arzt und meine Mutter Physiotherapeutin.

Wann war dein erstes Mal?

Mit 15 mit einem Freund aus dem Schwimmteam.

Wobei, sexuelle Handlungen hatte ich schon zuvor

im Park beim Cruising gesammelt, ich hatte bei

einem AOL-Chat davon gehört.

Warum bist du in die Pornobranche

eingestiegen?

Ich habe mich schon immer gerne gezeigt! Eigentlich

bin ich eher ein introvertierter Mensch, aber

sobald ich nackt bin, werde ich zum Extrovertierten.

Hat das Auswirkungen auf dein Privatleben?

Ich hatte Partner, die waren nicht cool damit. Zum

Beispiel mit dem, was ich im Internet zeige.

FOTO: MENONEDGE.COM

Bist du bei KinkMen lieber Master oder Sub?

Je älter ich werde, desto lieber mag ich es, der

Master zu sein. Aber eigentlich bin ich lieber Sub.

FOTO: RAGINGSTALLION.COM

Wenn du eine magische Geisterflasche findest,

was sind deine drei Wünsche?

Eine Gesellschaft, in der Lohnarbeit überholt ist und

die Menschen den Kapitalismus hinter sich gelassen

haben. Eine Welt, die die dringendsten Umweltprobleme

gelöst hat. Und schließlich möchte ich, dass

die Menschen frei und glücklich über ihr eigenes

Schicksal entscheiden können, was auch immer das

mit sich bringt, nur eingeschränkt durch die Grenzen

unserer Realität.

*Interview: Spencer White / Michael Rädel

KinkMen.com


erotik 21

FOTOGRAFIE

Salt Lake City: Schwule Männer in der Kunst

Die neue Ausgabe des Magazins „Elska“ widmet sich

den Männern aus Salt Lake City, der Hauptstadt des US-

Bundesstaates Utah.

Das (auch) erotische Magazinprojekt will für Sichtbarkeit der

LGBTIQ*-Community sorgen und „echte“ Männer vorstellen,

keine Models. „Ich habe schon viele Jahre lang mit dem Gedanken

gespielt, in Salt Lake City eine Ausgabe zu machen, aber es

war schwierig, die möglichen Vor- und Nachteile abzuwägen“,

so „Elska“-Redakteur und Cheffotograf Liam Campbell via E-Mail

an uns. „Einerseits wäre es eine hervorragende Gelegenheit zu

zeigen, wie das Leben von Schwulen in Utah aussieht, andererseits

befürchtete ich, dass zu viele potenzielle Leser erotische

Bilder junger Mormonen erwarten würden – und ich die dann

enttäusche!“ Nun, das neue Magazin enttäuscht nicht, es ist

schwule Kunst und ganz wunderbar. *rä

www.elskamagazine.com


22 kultur

INTERVIEW

REGISSEUR OLIVER GRAF:

„Theater setzt sich immer für Vielfalt

und Diversität ein.“

Das Ziel aller Beteiligten ist eigentlich ganz einfach: „Wir machen richtig Show!“, wie es der Regisseur

Oliver Graf gut gelaunt zusammenfasst. Er und sein Team bringen ab dem 22. Februar Oscar

Straus’ Operette „Hochzeit in Hollywood“ auf die Bühne des Theaters für Niedersachsen (tfn).

„Mit Showboys und Showgirls. Einer Riesentorte.

Einem Riesenchampagnerglas wie beim

Burlesque. Und auch Sahnehauben und Kirschen

spielen eine Rolle“, lacht er. Dabei nutzen er

und sein Team dieses fast vergessene und mit

großem Aufwand wiederentdeckte Stück für

einen durchaus ernsten Blick auf die Gesellschaft.

Genau deshalb entschied man sich auch dafür,

die Hauptrolle der Mizzi mit der aus der TV-Show

„Drag Race Germany“ bekannten Dragqueen

Loreley Rivers zu besetzen. Das ist nicht als

Stunt-Casting zu verstehen. „Es geht um ein

Hollywood von damals, viel Pailletten, Glitzer und

Überhöhung – wie eben auch im Drag. Und damit

zeigen wir die echten Emotionen …“

„Es geht um ein Hollywood von

damals, viel Pailletten, Glitzer und

Überhöhung – wie eben auch im

Drag. Und damit zeigen wir die

echten Emotionen …“

FOTO: DANIEL LUDWIG


kultur 23

Straus’ „Hochzeit in Hollywood“ ist als ein

vergessener Schatz aus der Vergangenheit

zu verstehen, der hier mit viel

Sorgfalt gehoben wurde. „1928 war es ein

riesiger Erfolg, aber durch die Machtergreifung

ist alles in Vergessenheit geraten“,

erklärt Oliver Graf. Die Materiallage

war eine große Herausforderung. „Wir

mussten beim Notenmaterial

viel Nachhilfe leisten, da einiges

verschüttgegangen war.

Dafür haben wir auch Geld in

die Hand genommen.“ Doch

das war es wert, um endlich,

nach so vielen Jahren, dieses

Werk wieder auf die Bühne

zu bekommen. Trotzdem

hatte niemand Angst, Hand

anzulegen, um es aktuell zu

gestalten. Im Original kann

ein Fürst die Liebe seines

Sohnes Prinz Felix zu der

Schauspielerin Mizzi nicht

akzeptieren und versucht, die

nicht standesgemäße Liaison

zu beenden. Das wird nun in

die Gegenwart geholt: Ein erzkonservativer

Politiker mit traditionellem

Weltbild versucht,

die Beziehung seines Sohnes

zu der Dragqueen Mizzi zu zerstören.

Das scheint zunächst

erfolgreich zu sein. Bis die

beiden sich in Hollywood

wieder treffen … „Wir wollen

mit einem heutigen Blick auf

das Stück schauen. Und wir

kamen auf die Idee, dass

dazu nur ein Besetzungskniff

benötigt wird: Das Politikersöhnchen

einer konservativen Partei und als sein

Love Interest ein Mann oder – einen

Schritt weiter – eine Dragqueen. Das gibt

dem Ganzen eine noch größere Fallhöhe

und schon dadurch können wir es ins

Hier und Jetzt holen: Wir machen eine

queere Liebesgeschichte!“

Schon nach kurzer Zeit kamen sie dafür

auf Loreley Rivers, die selbst am Theater

in ihrer Non-Drag-Persona arbeitet.

Sie hat Musikwissenschaft mit Fokus

auf Gender Studies sowie Gesang in

Düsseldorf, Essen und London studiert,

um danach als Dramaturgin am

Stadttheater Bremerhaven zu arbeiten

und zurzeit an der Tonhalle Düsseldorf

tätig zu sein. Überhaupt lebt Loreley ihre

Liebe für die Bühne, seitdem sie denken

kann. „Das ist ganz tief in mir verankert.“

Bereits mit zehn Jahren spielte sie in

Essen am Theater, „und schon vorher

in kleinen Schauspielproduktionen in

meiner Heimatstadt, innerhalb des Chores

und in Kinderrollen. Das Theater ist

ein Zuhause.“ Vor allem, weil diese Welt

sich als Safe Space für nicht-normative

FOTO: MIMIMAGIC

Menschen und nicht-normative Lebensentwürfe

anbietet. „Die Szene ist tolerant

mit toleranten Menschen, die Lust auf

Kunst haben und auch Drag als Kunst

erkennen.“ Natürlich komme es trotzdem

darauf an, wer hinter einer Produktion

stehe, gibt Loreley zu bedenken, „da gibt

es auch schon Leute, die nicht so weit

sind.“ Doch auch Oliver Graf empfindet

die Theaterwelt als progressiven und

offenen Bereich in der Gesellschaft.

„Theater setzt sich immer für Vielfalt und

Diversität ein. Es ist vielleicht nicht gleich

ein Safe Space – aber ein safer Space.

Das versuchen wir zu fördern und alles

weiter zu öffnen, auch wenn wir noch

weit vom Idealzustand entfernt sind –

zum Beispiel bei der Repräsentation von

Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

Doch wir versuchen immer, ein

buntes, diverses Ensemble zu haben.“

Daher hat Loreley auch nicht gezögert,

als Oliver Graf sie anschrieb, damit

sie sich für die Rolle der Mizzi vorstelle.

„Ich dachte sofort: Ja – das will ich.

Das ist eine einmalige Möglichkeit! Ich

zögerte jedoch erst beim Vorsingen,

weil die Rolle eigentlich für eine

Mezzosopranistin geschrieben ist, aber

als Mann, als Countertenor, kommt

man an sich nicht so hoch.“ Doch,

wie der Regisseur erklärt, „ist das

überhaupt gar kein Problem! Nur eine

neue Besetzungsentscheidung.“ Denn,

wie er weiter ausführt, sind Operetten

als Material anzusehen. Anders bei

einer Oper, „die spielt man, wie sie ist,

und besetzt, wie es vorgesehen war.

Bei Operetten hat man einen anderen

Zugang, da haben auch die Autoren

immer noch viel geändert. Es waren oft

singende Schauspieler*innen auf der

Bühne und man nahm einfach Arien

rein und wieder raus, denn man hat das

Stück immer passend für seinen Cast

gemacht. So waren die Aufführungen

in Berlin damals auch anders als in

Wien. Und wir machen eine Show für

2025 – mit der Originalmusik, aber auch

mit Einlagen, wie ‚Ein Tag wie Gold‘ von

Max Raabe zum Beispiel.“

„Es geht um die Roaring

Twenties, ohne dass es

nur an die alte Zeit

angelehnt ist.“

Den Showaspekt der Inszenierung

betont auch Loreley: „Es

geht um die Roaring Twenties,

ohne dass es nur an die alte Zeit

angelehnt ist.“ Wobei sie sich auch

der besonderen Herausforderung der

Operette stellt: „Es ist dieser Wechsel

aus Spiel und Gesang und vor allem

die Expression des Gesangs: Meist soll

es ja hauptsächlich schön sein und

schön klingen – hier ist der Text jedoch

unfassbar wichtig und man muss sehr

viel auf diesen Text legen. Und manchmal

sogar zulassen, dass die Melodie in

den Hintergrund tritt.“ Dabei ist immer

das Bewusstsein vorhanden, dass es

nicht selbstverständlich ist, „dass man

eine Dragqueen dafür castet. Ich fühle

mich sehr geehrt, dass diese Kunstform

mit mir so auf diese Bühne geholt

wird.“ Die Frage, ob das Publikum diese

Inszenierung annimmt, macht ihr auch

keine Sorgen. „Oft unterschätzt man

das Publikum und was es versteht. Klar,

wenn man den ‚Freischütz‘ anbietet,

dann erwartet man auch gewisse

Konventionen. Aber bei einer Operette

oder einem Musical gibt es eine andere

Haltung. Drag kann diese Landschaft

wirklich bereichern und passt und kann

wunderbar korrespondieren. Ich finde

das ganz toll.“

*Interview: Christian K. L. Fischer

Soiree: 15.2., Premiere 22.2.,

weitere Vorstellungen: 1., 11., 16., 20. +

28.3., theater für niedersachsen,

Hildesheim, Theaterstr. 6,

Infos und Karten: tfn-online.de


24 kultur

THEATER

FOTO: THOMAS AURIN

Die Krise der Demokratie sitzt tief. Ratlosigkeit breitet sich aus. Umso

ENDSIEG?

wichtiger ist der Text, den Elfriede Jelinek kaum zwei Wochen nach dem

erneuten Wahlsieg Donald Trumps veröffentlicht hat: „Endsieg“, ein

düsteres Nachspiel zu „Am Königsweg“, ihrem Stück zur US-Wahl vor

acht Jahren – ein Text, der sofort auf die Bühne gehört. Mit der Macht

der Intelligenz demontiert Jelinek die populistische Rhetorik des „neuen alten Königs“ und konterkariert das Kampfgebrüll der

rechten Rotten mit einem von ihr selbst als „Gedicht“ bezeichneten Werk.

War in ihrem früheren Stück noch Fassungslosigkeit

spürbar, fällt die aktuelle Bilanz

umso bedenklicher aus. Der Triumph

der neuen Rechten ist durchschlagend:

Die „Abgehängten“ aus „Am Königsweg“

werden in „Endsieg“ zum „Volk“ – eine entfesselte

Menge, die ihren Anführer gerade

wegen seiner gewaltbereiten, menschen-

und demokratieverachtenden Absichten

liebt und bewundert.

Falk Richter, der vor sieben Jahren „Am

Königsweg“ in einer vielfach ausgezeichneten

Inszenierung uraufführte, stellt

gemeinsam mit seinem Ensemble am

14. Februar auf der großen Bühne den

neuen Text von Elfriede Jelinek in einer

ersten Skizzierung vor. Es handelt sich dabei

nicht um eine klassische Inszenierung,

sondern um eine szenische Annäherung

– zu verstehen als unmittelbare politischkünstlerische

Aktion. *fis

www.schauspielhaus.de

KONZERTLESUNG

Neil Young als Lebenshilfe

Navid Kermanis „Das Buch der des Glücks. Mit leichter Hand

von Neil Young Getöteten“ ist verwebt Kermani den Alltag

mehr als nur das schönste, einer jungen Familie mit den

klügste, verrückteste Buch, das großen Lebensfragen.

je über Rockmusik geschrieben

wurde – es ist eine Hymne auf Der Schauspieler Ludwig Blochberger

präsentiert am 26.3.

das Leben. Mit den berüchtigten

Dreimonatskoliken fängt seine Konzertlesung „Das Buch

es an: Abend für Abend windet der von Neil Young Getöteten“

sich die neugeborene Tochter als eine musikalische Reise

des Erzählers in Krämpfen. Das mit live gesungenen Liedern,

einzige wirksame Gegenmittel begleitet auf der Gitarre. Sowohl

sind die Songs von Neil Young. die Erzählung als auch die Musik

Für Vater und Tochter beginnt entwickeln ihre ganz eigene Dynamik

und sind nicht nur etwas

eine Reise durch den Kosmos

des kanadischen Musikers, hin für Liebhaber Neil Youngs. *fis

zu den verlorenen Illusionen

und flüchtigen Augenblicken www.theaterschiff.de

FOTO: ELENA ZAUCKE


kultur 25


26 kultur

OPER

WER

LIEBT

WEN?

FOTO: PATRICK SOBOTTKA

ABSCHIED

Mireille

Mathieus

Finale

Ende März wird die legendäre

Sängerin Mireille Mathieu im

Rahmen ihrer Abschiedstournee

in Hamburg auftreten. In

der renommierten Elbphilharmonie

in der HafenCity.

FOTO: A. RAU / ABILENE DISC

Am 28. Februar feiert eine neue Inszenierung von „Così fan tutte“

Premiere am Allee Theater.

Mozarts ewiger Klassiker um die Boden unter den Füßen wegzieht:

Abgründe der Liebe erfreut sich zu Wer liebt jetzt eigentlich wen?

Recht einer nicht abbrechenden

Beliebtheit. Denn zunächst scheint Mit „Così fan tutte“ schuf Wolfgang

alles einfach und unerschütterlich: Amadeus Mozart eine psychologische

Versuchsanordnung

Ferrando und Guglielmo lieben

ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi.

Dass die Frauen ihnen treu Sehnsüchte und Enttäuschungen,

über Liebe, Treue, verborgene

sind, darauf gehen die Männer die bis heute hinsichtlich ihrer

jede Wette ein – auch mit Don Raffinesse ihresgleichen sucht.

Alfonso, der sicher ist, ihnen mit Was als scheinbar heiteres Spiel

einem Experiment das Gegenteil beginnt, wird bald bitterer Ernst.

beweisen zu können. Doch was Einzig die Musik wagt es, den

als harmloses Spiel geplant war, Kern des Spiels zu enthüllen und

entwickelt sich zum grausamen die wahren Leidenschaften der

Experiment am offenen Herzen, Protagonist*innen ans Licht zu

das allen Beteiligten am Ende den bringen. *fis

www.alleetheater.de

„Ich freue mich unglaublich,

2025 in der Elbphilharmonie

auftreten zu dürfen. Hamburg

hat immer einen besonderen

Platz in meinem Herzen, und ich

kann es kaum erwarten, wieder

vor einem so wunderbaren

Publikum zu singen“, so Mireille

Mathieu vorab schriftlich. Über

die Künstlerin: Der „Spatz von

Avignon“ wurde 1946 geboren

und legte eine Weltkarriere

hin. Bei uns kennt man die

französische Musikerin vor

allem für deutschen Schlager,

etwa für Chart-Hits wie „Der

Pariser Tango“, „Tarata-Ting,

Tarata-Tong“, „Der Zar und das

Mädchen (Besser frei wie ein

Vogel zu leben als im goldenen

Käfig zu sein)“ und natürlich

„Hinter den Kulissen von Paris“

und „Non, je ne regrette rien“.

Nun ist sie auf Abschiedstournee.

Und sagt – singt! – in

unserem schönen Hamburg

„adieu“. Das Konzert findet am

19. März 2025 statt und wird

sicherlich zu einem ersten Frühlingshöhepunkt

(samt kleiner

Träne im Auge). *rä

eventim.de


kultur 27

LESUNG

Klinikaufenthalt

Heinz Strunk liest am

26.2. aus seinem Roman

„Zauberberg 2“, einer

todtraurigen und todkomischen

Hommage

an – natürlich – Thomas

Manns „Zauberberg“:

Jonas Heidbrink ist ein

Erfolgsmensch. Schon

vor seinem dreißigsten

Geburtstag hat er sein

Start-up versilbert;

arbeiten muss er sein

Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut,

überhaupt nicht. Und so fährt er in die mecklenburgische

Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau

emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel,

aber eben doch: eine Klinik für Menschen mit dem einen

oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett

von Visiten und Anwendungen eingeschnürt. Nur scheint

die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude

wird geschlossen, das Personal reduziert sich,

man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience

Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein

Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem

rätselhaften Unglücksfall kommt … *fis

www.schauspielhaus.de

FOTO: DENNIS DIRKSEN

mit

dragqueen

loreley

rivers

FOTO: KIRAN WEST

BALLETT

hochzeit in

hollywood

Tanz den Tod in Venedig

Die Wiederaufnahme dieses Werkes, dieses Totentanzes

von John Neumeier, frei nach der Novelle „Der Tod

in Venedig“, ist ein Glücksfall, denn Thomas Manns

berühmte Geschichte wurde so zum Kultballett: Aschenbach,

ein situierter und etablierter Meisterchoreograf,

reist nach Venedig. Angesichts der Schönheit und

Jugend des Knaben Tadzio gibt er dort sein Lebenskonzept

des gestandenen Mannes auf. Ein alternder

Künstler, dessen scheinbar gefestigter Charakter nie

gekannte Wandlungen erfährt und schließlich in vollkommener

Hingabe mündet: seinem „Tod in Venedig“.

Choreografiert und inszeniert von John Neumeier und

mit der Musik von Johann Sebastian Bach und Richard

Wagner ist dieser Tod ein Zeichen lebendiger Kunst. *fis

www.staatsoper-hamburg.de

unterhaltung

operette von oscar straus

mit deutschen übertiteln

ab 22.2.25,

stadttheater hildesheim

infos, termine, tickets: www.mein-theater.live

theater für

niedersachsen.

www.mein-theater.live


28 kultur

BEEINDRUCKENDE

KUNST

in neugotischen

Mauern

INSTALLATION

Die evangelische Kirche St. Johannis Altona in Hamburg ist seit 1873 ein Haus für

Gottesdienste und weitere gemeindliche Veranstaltungen. Seit 1998 finden hier aber

auch immer wieder aufsehenerregende Veranstaltungen statt wie diese:

„EONARIUM presents: Enlightenment“.

FOTOS: PROJEKTIL.ART

Anfang Februar feiern hierbei die aufwendigen

Projektionen des Schweizer

Künstler*innenkollektivs Projektil in

Verbindung mit einem handverlesenen

Audioscore ihre Premiere. Die Licht- und

Klanginstallation von „EONARIUM presents:

Enlightenment“ verwandelt dabei

die mystische Kirche in ein immersives

Kunstwerk, das den Bogen spannt von

Pop-Art zu religiösen Erfahrungen und

den Klängen der Klassik. Denn die Musik

dazu kommt von Vivaldi, seine „Vier

Jahreszeiten“ sind die Klangwelten des

30-minütigen Spektakels. *rä

Ab 6.2., „EONARIUM presents:

Enlightenment“, Kulturkirche Altona,

bei der Johanniskirche 22,

S Holstenstraße, 22767 Hamburg,

kulturkirche.de,

www.eonariumhamburg.de

„Gotteskinder“ von Frauke Lodders

KINO

Religion kann Stärke, Rückhalt, Gemeinschaft

und Halt geben. Wenn #mensch

sie allerdings missbraucht, dann wird

sie gefährlich und macht unglücklich.

Der Film „Gotteskinder“ erzählt davon.

Und von den Geschwistern Hannah

und Timotheus, die in einer streng

evangelikalen Freikirche aufwachsen.

Anders als bei den großen Kirchen gilt

hier Homosexualität als Sünde und darf

nicht sein. Die Geschichte zeigt, wie die

beiden zunehmend mit ihrer Identität

und ihren Gefühlen in Konflikt geraten.

Denn während Hannah zunehmend

an ihrem Keuschheitsgelübde zweifelt,

muss Timotheus seine Queerness in der

Gemeinde unterdrücken, da die diese als

Sünde betrachtet.

Kein leichter Stoff

... Frauke Lodders

Film „Gotteskinder“

ermöglicht

nicht nur tiefe

Einblicke in die

Zerrissenheit

junger Menschen

zwischen religiösem

Dogma und

ihren eigenen

Gefühlen, das

Coming-of-Age-

Drama regt auch zum Nachdenken

über Glaubensfreiheit,

Moral und sexuelle Identität an.

Das queere Drama startet am

30. Januar in unseren Kinos. *rä

FOTOS: W-FILM


kultur 29

SHOW

„Big Love –Grenzenloses Entertainment“ mit Chris Kolonko

FOTO: DOMINIK JUNKER

Der Bühnenstern Chris Kolonko führt

durch das neue Programm des GOP.

Varieté-Theaters Hannover. „Big Love

–Grenzenloses Entertainment“ startet

Anfang März und beglückt uns bis

tief in den Frühling hinein

Das brandneue Stück unter der Regie von Aleks Uvarov

sei eine „Liebeserklärung an das Varieté, an Akrobatik, an

die große Kunst der Comedy“, wie vorab verraten wird. Im

Zentrum der quirligen zwei Stunden stehen dabei Chris

Kolonko („Showgirl, Stimmungskanone oder Tausendsassa

der Verwandlungskunst“), der die Show auch mitentwickelte,

und die New Yorker Soul-Sängerin Bridget Fogle.

Mit dem GOP. Varieté-Theater im Herzen Hannovers arbeiten

auch einige ausgesuchte Hotels zusammen, du kannst also

deinen Kurzurlaub entspannt planen und nach der Show in ein

schmuckes Hotel einchecken. *rä

„Big Love –Grenzenloses Entertainment“ im GOP.

Varieté-Theater läuft vom 7. März bis zum 4. Mai 2025

in Hannover, variete.de/hannover

ADAM LINDER

ETHAN BRAUN

SOLISTENENSEMBLE KALEIDOSKOP

Foto: Laurent Philippe

TOURNAMENT

20.–22.03.25

Gefördert durch:

TICKETS: KAMPNAGEL.DE / 040 270 949 49


30 kultur

THEATER

Mit der Bereitschaft

zum Ausflippen

Weil das neue und junge Varieté-Format bereits schon

einmal die Herzen der Hamburgerinnen und Hamburger im

Sturm erobert hat, kehrt „Freak Out!“ vom 21. März bis zum

27. April endlich in den HANSA-Theatersaal zurück. Was gibt

es denn auch Schöneres, als Akteure live zu erleben, die

vielfach preisgekrönt sind

und zeigen, was Varieté

heutzutage alles sein kann?

Das Publikum erwartet hier

also sensationelle Akrobatik,

urkomische Sketche und

herrlich irritierende Tatsachen

– eine wunderbare

Mischung aus Comedy,

Erotik, Artistik und vor allem

ein Fest der Toleranz und

Vielfalt. So wird es nicht nur

ein unterhaltendes, sondern

auch ein außergewöhnlich

inspirierendes Spektakel.

Mit Chastity Belt, Daredevil

Chicken, Duo Little Finch

und David Eriksson, die

allesamt wissen, wie man

Entertainment auf eine

Bühne bringt. *fis

FOTO: THORSTEN BAERING

www.freak-out-variete.de

FOTO: THORSTEN BAERING

FOTO: DAREDEVIL CHICKEN


kultur 31

Spielen gegen die

Einsamkeit

THEATER

FOTO: M. RÄDEL

Selten war in der

Komödie Winterhuder

Fährhaus soviel

Queerness am Start:

Die Uraufführung eines

Stücks eines schwulen

Autoren mit einer

schwulen Hauptfigur,

inszeniert von einem

schwulen Regisseur, in

der Hauptrolle eine Ikone

der queeren Community:

Désirée Nick.

Vom 28. Februar bis zum

6. April läuft mit „Spiel

gewinnt“ ein hochaktuelles und mitreißendes Stück

Unterhaltung über ein eigentlich sehr ernstes Thema:

Einsamkeit und wie man sie mit Mut, Leidenschaft und

Fantasie wieder loswird. Gleichzeitig ist es das Debüt von

Désirée Nick auf dieser Bühne. Ihre Rolle als provokante

Therapeutin eines schwulen Mannes ist ihr aufgrund

ihrer starken Bindung zur queeren Gemeinschaft und

ihresbeständigen Einsatzes für LGBTQ*-Rechte, wie auf

den Leib geschrieben. Mit dabei außerdem: Katrin Filzen

als herzlich-chaotische Miriam und Hubertus Brandt

als Felix auf der Suche nach Glück und Seelenheil. Und

darum geht es: Geschützt gegen Viren, unvorsichtige

Mitmenschen und alle anderen Zumutungen haust IT-

Spezialist und Eremit Felix in seinem „Super Smart Home“.

Denn er ist sicher: Die Welt vor seiner Tür ist grausam,

kalt und außerdem ist der Kaffee da ungenießbar. Umso

schockierender, als plötzlich die herzlich-chaotische

Miriam in sein Refugium einbricht und im Auftrag der

Stadt die Rauchmelder kontrollieren soll. Als sich die Singlefrau

dann auch noch in Felix verliebt, bringt das sein

Herz fast zum Explodieren. Seine plötzlich auftauchende

Psychotherapeutin gibt Felix dann den Rest …

AB 30. JANUAR IM KINO

Auch wenn „Spiel gewinnt“ in erster Linie ein Stück über

Isolation und das Aufbrechen derselben ist, spricht es

doch immer wieder (in seinem Humor und der Zeichnung

der Charaktere) die Sprache eines queeren Autoren, sagt

Regisseur Gerd Lukas Storzer.*fis

EIN FILM VON FRAUKE LODDERS

www.komoedie-hamburg.de

»GEHT UNTER DIE HAUT.«

QUEER.DE

FOTO: MICHAEL PETERSOHN

„Spiel gewinnt“

Uraufführung von

Karsten Laske

Regie: Gerd Lukas Storzer

Bühne & Kostüm:Stephanie Kniesbeck

Requisite: Kerstin Sielaff

Mit Désirée Nick, Hubertus Brandt und

Katrin Filzen


32 kultur

FOTOS: KIM VADA

TANZTHEATER

TANZ

DER GÖTTIN

Am 9.2. lädt eine indische Tanzperformance

zu einer besonderen Erfahrung

ein: In der ersten Hälfte der Aufführung

„Shiva“ wird die Geschichte der Liebe

von Shiva und Sati im Rahmen eines

traditionellen Varnam erzählt. In der

zweiten Hälfte wird der emotionale

Inhalt auf reine Körperlichkeit und eine

nicht-wörtliche Erzählung reduziert.

Beide Stücke nähern sich demselben

Inhalt aus völlig unterschiedlichen Perspektiven.

Das traditionelle Stück befasst

sich mit der spirituellen Bedeutung

der Beziehung von Shiva und Parvati,

das zweite mit den menschlichen

Emotionen, die wir Shiva und Parvati

zuschreiben. In den Geschichten geht

es letztlich darum, dass die beiden die

gesamte Schöpfung repräsentieren,

was ihnen aber in ihren manifesten

Formen oft nicht bewusst ist. *fis

sprechwerk.hamburg

THEATER

Keine Angst vor Virginia Woolf

Übersetzung von Alissa und Martin Walser im Ernst

Deutsch Theater zu erleben.

FOTO: OLIVER FANTITSCH

Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber – aber ein hervorragender

Nährboden für Kunst. Und der „alte Affe“ hat seine

wohl bekannteste Rolle im Stück „Wer hat Angst vor Virginia

Woolf?“, einem der größten modernen Bühnenklassiker. Bis zum

14. Februar ist das Werk des Dramatikers Edward Albee in der

Nach einer rauschhaften akademischen Meetand-Greet-Party

kehren Martha und George in

den frühen Morgenstunden nach Hause zurück.

Seit Jahren befinden sich die beiden in einem

hochprozentigen, ehelichen Abnutzungskrieg.

Spontan lädt Martha den Biologieprofessor Nick

und dessen Frau „Süße“ auf einen letzten Drink ein.

Was als lockere Verlängerung des Abends beginnt,

wird für die Gäste zur schmerzhaften Reise in die

Abgründe der Ehe.

Nick und „Süße“ werden unfreiwillig in eine virtuos

dargebotene Eheperformance hineingezogen und

zugleich zu Zeug*innen und Opfern einer emotionalen

Achterbahnfahrt. Lebenslügen, menschliches

Versagen und unerfüllte Sehnsüchte werden schonungslos ans

Tageslicht gebracht – mit scharfer Sprache, bitterem Humor

und tragischer Tiefe. *fis

www.ernst-deutsch-theater.de


kultur 33

VON MARTIN LINGNAU, THOMAS MATSCHOSS, HEIKO WOHLGEMUTH

REGIE: CORNY LITTMANN

Schlagerballett

TANZTHEATER

Wo überschneiden sich Pina Bausch und die ZDF-

Hitparade? Und das vor allem im Hinblick auf ihren

nationsbildenden Charakter?

Diese Fragen stellt die neue Performance von Joana

Tischkau: „Ich nehm dir alles weg – Ein Schlagerballett“.

Inspiriert vom Untertitel der frühen Pina Bausch-Arbeit „Ich

bring Dich um die Ecke. Schlagerballett“ von 1974 (sowie

der Pina Bausch Kompanie an sich als dem vielleicht

größten Exportschlager deutscher „Hochkultur“) seziert

Tischkau mit ihrem Team die deutsche Heimaterzählung.

In der Tradition Schwarzer Deutscher Schlagerstars wie

Roberto Blanco, Randolph Rose, Marie Nejar oder Tina

Daute ertanzen und ersingen die Performer*innen sich

eine ästhetische Germanness, die unabhängig von

Weißsein und Heteronormativität Sinn ergibt. Mit „Ich

nehm dir alles weg“ setzt Tischkau ihre künstlerische

Forschung zu Schwarzer deutscher Kulturgeschichte fort,

indem sie die unwahrscheinliche, jedoch einleuchtende

Matrix Deutschland – Showbiz – White Supremacy

bearbeitet. Am 27. und 28.2. sowie am 2.3. *fis

In Hamburg

weltberühmt

DI BISSO

SCHMIDTS TIVOLI • TIVOLI.DE

Foto: Ingo Boelter

www.kampnagel.de

FOTOS: LENNART BREDE


34 kultur

FOTO: KRAFFT ANGERER

THEATER

Alter Grieche,

halb vergessen, richtig sauer

Googelt man seinen Namen, stößt

man auf einen Fußballverein, einen

Haushaltsreiniger, einen Asteroiden,

sogar auf einen Schützenpanzer – Ajax

den Großen findet man erst viel später.

Unter den griechischen Helden vor Troja

ist Ajax nur der Zweitbeste, der Zweitstärkste,

immer im Schatten des größten

Griechen, Achill. Ajax fügt sich in seine

Rolle und stellt seinen austrainierten

Körper radikal in den Dienst der Sache.

Am Ende ist er es, der Achills Leichnam

und dessen mythische Rüstung vom

Schlachtfeld birgt. Doch statt ihn für

seinen Einsatz zu belohnen, verleihen

die Griechen die Rüstung Odysseus.

Diese Kränkung erträgt Ajax nicht. Er läuft

Amok. Ajax wird zum Schützenpanzer,

zum Asteroiden, zum Haushaltsreiniger,

der die Böden blutig schrubbt … Vielleicht

sollten wir Ajax also in den Suchergebnissen

früher begegnen – er hätte

uns wohl einiges zu sagen. Deshalb

widmet Christopher Rüping seine neue

Arbeit am Thalia Theater dem stolzen

Vergessenen und erforscht gemeinsam

mit seinem Ensemble den „Ajaxkomplex“

aus heutiger Perspektive. *fis

www.thalia-theater.de

PERFORMANCE

Eine Frage der Hairkunft

FOTO: GEDVILE

Hendrik Quasts Haare haben ihn verlassen! Gerade jetzt, wo

er sich nach kämmbarem Prachthaar sehnt, um im Kunstmilieu

neue Rollen zu ergattern. Eine volle Mähne, das hat er

von Simba aus König der Löwen gelernt, symbolisiert Status

und Klasse. Hendrik Quast unterzieht sich also einer Haartransplantation.

Eine Langzeitperformance mit

Eigenhaar – kein Kunsthaar! Machen seine

Arbeiterwurzeln diese Umverpflanzung mit? Was

bleibt, wenn der chronisch kranke Körper das

neue Haupthaar wieder abstößt?

Hendrik Quast verwandelt am 6., 7. und 8.2. die

Bewirtschaftung seines Kopfes in eine skurrile

Hairkunfts-Performance. Mit Elementen aus

Stand-up-Comedy, Musical, Body-Art und

Crowdwork beleuchtet er die widersprüchlichen

Erfahrungen, die er auf seiner queeren und

schamvollen Reise gemacht hat. Seine Arbeiten

zeichnen sich durch eine genussvolle Vorliebe für

Themen an den gesellschaftlichen Tabugrenzen,

durch eigenwillige Komik, akribische Recherchen,

Präzision und performative Konsequenz aus.

„Hairkunft“ ist ein weiteres Projekt im Bereich der

Disability Arts, das sich darüber hinaus mit Klassismus und

Repräsentationspolitiken beschäftigt. Motto: „Haare verlieren

kann jeder. Haare umverteilen nicht.“ *fis

www.kampnagel.de


Kulinarisches

Edutainment

trifft

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Produkte

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Unsere besonderen Produkte verdienen einen ganz großen

Auftritt – und den bekommen sie bei uns auch! Ob beim

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Fachexperten Kaisergranat, Hummer und Garnelen meisterhaft

zubereitest, während geschlemmt, getrunken und

gelacht wird, oder bei unseren Genussabenden, die wilde

Gaumenfreuden wie Wildschwein, Wachtel und Perlhuhn in

den Mittelpunkt stellen – wir lieben es,

unser Wissen und unsere Leidenschaft

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Musik

POP

„Nancy in London“ – Nancy Sinatra

Mittlerweile ein Klassiker, bei der Veröffentlichung 1966 nicht der gaaanz

große Erfolg für Nancy Sinatra. Obwohl darauf einer ihrer größten Welthits zu

finden ist: „Summer Wine“. Das Album ist aber viel mehr als dieses (großartige)

Stück.

Es ist äußerst abwechslungsreich

und bei aller Dramatik auch voller

Lebensfreude. „Step Aside“ zum Beispiel

ist ein Stück Soul-Pop, der dich bestens

durch den Tag bringt. Tröten, Chor und

ein tanzbarer Beat samt emanzipatorischem

Text. Das nächste Highlight

für mich ist „I Can’t Grow Peaches

on a Cherry Tree“, wieder etwas

melancholisch, es wird (im Hintergrund)

auch viel gesummt, trotzdem nicht

lähmend-traurig, sondern einmal

mehr #GirlPower! Weitere Anspieltipps

sind „Friday’s Child“ und ihre

Version von „Wishin’ and Hopin’“,

jenem Stück, das zuerst von

Dionne Warwick, dann von Dusty

Springfield erfolgreich gesungen wurde.

„Nancy in London“ ist erst im Laufe der

Jahre zu einem Erfolg geworden, diese

etwas bearbeitete Neuauflage rundet

die Reise der LP gelungen ab. Und

erscheint auch als LP – aber ebenfalls

auf CD und als Streaming-Angebot. *rä

www.nancysinatra.com

TRAVESTIE

JIMBO’S Drag Circus

Dragstar JIMBO mit seinem Programm „JIMBO’s Drag Circus“ am

25. März 2025 im E-Werk in Köln und am 28. März 2025 im Berliner

Admiralspalast.

FOTO: @THEDRAGSERIES

JIMBO ist ein multidisziplinärer

Performance-Künstler und Designer,

der durch seine Drag-Persona

„JIMBO the Drag Clown“ und die

Teilnahme an verschiedenen

Staffeln von RuPaul‘s „Drag Race“

weltweit bekannt wurde. Neben

der Karriere als Dragstar, ist

JIMBO auch Musiker und Standup-Comedian

und leitet sein

eigenes Design-Studio. Er tourte

in Großbritannien als Teil der „MP

Present: Hater’s Roast Tour“ und

war kürzlich in einem „World of

Wonder“ Stand-up-Comedy-Special

als Joan Rivers, einem seiner

legendären „Snatch“-Charaktere

(„Snatch“ ist eine Parodie auf die

US-amerikanische Spielshow

„Match Game“), zu sehen. Das Publikum

kann sich bei „JIMBO‘s Drag

Circus“ auf eine urkomische Varieté-Show

mit der unverschämten

Comedy des „Drag Race Allstar“-

Gewinners JIMBO The Drag Clown

freuen! Es wird ein ebenso bizarrer

wie magischer Ritt mit mitreißender

Musik, wilden Kostümen, einem

imposanten Bühnenbild und

spektakulären Nummern! JIMBO

wird das Publikum in seinen zwei

exklusiven Deutschland- Shows

am 25. März 2025 im E-Werk in

Köln und am 28. März 2025 im

Berliner Admiralspalast mit seinen

ikonischen Imitationen von Joan

Rivers, Shirley Temple und vielen

anderen garantiert zum Lachen

als auch zum Weinen bringen! Wir

verlosen Karten auf www.maenner.

media/gewinne

ÜBER JIMBO:

JIMBO gelang der Durchbruch in

der ersten Staffel von Canada‘s

Drag Race, wo ihn seine herausragende

Performance, sein unerwartetes

Ausscheiden und sein

einzigartiger Abgang sofort zum

Fanliebling machten. Nach seinem

Erfolg bei Canada‘s Drag Race

wurde JIMBO für die erste Staffel

von RuPaul‘s „Drag Race: UK vs. The

World“ gecastet, woraufhin er sich

auf seine erste Welttournee durch

17 Länder begab. Kürzlich nahm

JIMBO an RuPaul‘s Drag Race All

Stars 8 teil und gewann. JIMBO

war in insgesamt drei Staffeln von

RuPaul‘s „Drag Race“ zu sehen.

„JIMBO’S Drag Circus“, 25.3.2025

Köln – E-Werk, 28.3.2025 Berlin

– Admiralspalast, Tickets für die

Shows sind ab Freitag, den 6. Dezember,

um 10 Uhr ab 35,00 €

(zzgl. Gebühren) an allen bekannten

CTS-VVK-Stellen, unter der

Hotline 01806 – 57 00 70 (0,20 Euro

/Anruf inkl. MwSt. aus allen dt.

Netzen) sowie auf fkpscorpio.de

und eventim.de erhältlich.


Musik

FOTO: UNIVERSAL MUSIC

POP

„On the Radio – Greatest Hits

Expanded“ – Donna Summer

Da schlägt das Sammler*innen-Herz doch sofort schneller! Seit November 2024

gibt es eine lohnenswerte Neuausgabe.

Ursprünglich erschien das Album „On

the Radio“ zum Jahreswechsel 1979/1980

und war ein Rückblick auf sechs äußerst

erfolgreiche Jahre für Donna Summer

seit ihrem Debüt 1974 mit „Lady of the

Night“. Die Hitsammlung vereinte ihre

Erfolge wie „Bad Girls“, „I Feel Love“,

„Love to Love You Baby“ und „Try Me, I

Know We Can Make It“ mit zwei neuen

Stücken: „No More Tears (Enough Is

Enough)“ (mit Barbra Streisand) und „On

the Radio“.

Jetzt erscheint es neu – und überarbeitet.

Einige Lieder wurden bei der

Vinyl-Ausgabe weggelassen, zum Beispiel

„Our Love“, dafür kamen noch die Chart-

Erfolge der 1980er- und 1990er-Jahre

mit drauf. Zum Beispiel „She Works Hard

for the Money“ (1983), „Love Is in Control

(Finger on the Trigger)“ (1982), „State of

Independence“ (1996 als Remix erfolgreicher

als das Original von 1982), „I Don’t

Wanna Get Hurt“ und „This Time I Know It’s

for Real“ (beide von 1989). Die neue und

überarbeitete Version der Hitsammlung

umfasst als 2LP 24 Chart-Hits und ist für

Musikliebhaber*innen, die Donna Summer

gerade erst entdecken, ein klasse Einstieg.

Sammler*innen dürften schon alles

haben.

Die 2CD-Ausgabe bietet da schon mehr.

Nichts Wichtiges wurde weggelassen,

fast alle Single-Hits sind drauf. Die

chronologische Zeitreise beinhaltet

zudem noch die Top-10-Hits der Jahrtausendwende,

etwa „I Will Go With You

(Con Te Partirò)“ (Platz 2 in Spanien 1999),

„Love Is the Healer“ (Platz 9 in Spanien

1999) und auch „I’m A Fire [Solitaire Club

Mix]“ (Platz 1 der US-Dance-Charts 2008).

Eine wunderbare Würdigung der 2012

verstorbenen Sängerin! *rä

DIE GRÖSSTE ABBA-TRIBUTE-SHOW DER WELT

THE SHOW

20TH ANNIVERSARY TOUR

MIT ORIGINAL

ABBA-BAND

MUSIKER

MIT DEM

SYMPHONIC

ROCK ORCHESTER

MIT DER

ABBAMANIA

BAND

12.03.25 OFFENBURG

14.03.25 CH-ZÜRICH

15.03.25 KÖLN

16.03.25 OBERHAUSEN

19.03.25 JENA

20.03.25 LEIPZIG

21.03.25 KEMPTEN

22.03.25 INGOLSTADT

23.03.25 MÜNCHEN

25.03.25 STUTTGART

26.03.25 HANNOVER

27.03.25 FRANKFURT

28.03.25 NÜRNBERG

30.03.25 AT-WIEN

01.04.25 HAMBURG

02.04.25 BERLIN

03.04.25 OLDENBURG

04.04.25 LINGEN

06.04.25 NL-AMSTERDAM

www.abbamania-the-show.de


Musik

FOTO: SEAN VINCENT

POP

„CLOSER“ –

KIM WILDE IST ZURÜCK

Pop-rockig wie zu ihrer Anfangszeit in

den 1980er-Jahren, als sie mit Hits wie

„Chequered Love“, „Kids in America“

und „Cambodia“ durchstartete und bis

in die 2020er erfolgreich nachlegte.

In den Single-Charts zum Beispiel mit

„Love Is Holy“, „You Came“ und „Lights

Down Low“, in den Album-Charts

zuletzt 2018 mit „Here Come the Aliens“

sowie 2021 mit „Pop Don’t Stop – Greatest

Hits“. Und jetzt gibt es neue Musik! „Trail of

Destruction“ war ein erster Vorbote des

kommenden Albums „Closer“.

Kein KI-Pop, kein Neuaufguss, sondern

ehrliche, neue, handgemachte Musik

einer sympathischen Musikerin. Über

das Lied verrät sie: „Ich wollte eine

Verbindung zu Stone aus meinem

Close-Album von 1988 herstellen und

mich auf Jack Blacks Rede Sticking it to

the man aus School of Rock beziehen.

Stone war ein Protest dagegen, dass

der Mensch unseren Planeten in Besitz

genommen und sein Versprechen,

ihn nicht mehr zu vermasseln, nicht

eingehalten hat. Trail of Destruction ist

ein Protest für eine neue Generation.“

Und via E-Mail verrät sie über das Ende

Januar 2025 erscheinende Album noch

ergänzend: „Closer aufzunehmen war

wirklich eine absolute Freude... es fühlt

sich wie der natürliche Begleiter von

Close aus dem Jahr 1988 an, und ich

glaube, es spiegelt perfekt wider, wo

ich mich heute musikalisch gesehen

befinde.“ Willkommen zurück, Kim! *rä

TECHNO

„Orboretum: The Orb Collection“ – The Orb

Ende Oktober veröffentlichte das Kultprojekt

aus UK ein neues Album, das

mehr ist als nur eine Zusammenstellung

von Tracks. Kunst!

Zum Beispiel als Schallplatten: „Das

4LP-Set in limitierter Auflage ist einzigartig

in einem wunderschönen achteckigen

Set verpackt, das sich zu

einer riesigen Blume zusammenfalten

lässt“, wird vorab

verraten. „Jede Seite der Vinyls

wurde von Alex so konzipiert,

dass sie die vier Jahreszeiten

darstellt, daher der botanische

Titel. Jede Platte wird in einer

anderen Farbe gepresst: Grün,

Lila, Orange und Blau; mit

Covernotizen von Kris Needs.“

Klingt doch nach einer Erfahrung

für fast alle Sinne oder? Compact

Discs gab es auch: Eine Doppel-CD mit

einem 20 Seiten dicken Booklet.

„Ich möchte nicht, dass The Orb es am

Ende so machen wie Roxy Music, die

immer ein weiteres Best-of herausbringen,

obwohl wir die Best-of ‚History of the

Future‘ 2013 und den zweiten Teil davon

2015 veröffentlicht

haben.

Allerdings

haben wir einen

so riesigen Katalog, dass sogar

ich manchmal eine Erinnerung an das

brauche, was ich getan habe, besonders

in diesen Tagen. Dies ist eine Art Director’s

Cut, der unseren Output neu definiert,

neue Nervenbahnen und neue Gegenüberstellungen

schafft. Einige dieser

Spuren liegen 30 Jahre auseinander, aber

es gibt klare durchgehende Linien, ein

Kontinuum“, so The-Orb-Mastermind Alex

Paterson über diese neue Werkschau, die

dann doch anders sein soll. Und sicherlich

auch wird, denn er und seine Mitstreiter

stehen schon seit den späten 1980ern

für avantgardistische, wegweisende und

grandiose Trance-, Chill-out-, Technound

Rave-Musik. „Orboretum: The Orb

Collection“ erschien am 25. Oktober. *rä

www.theorb.com


Musik

SOUNDTRACK

Robbie Williams: „Better Man

(Motion Picture Soundtrack)“

Der Musiker kündigte Anfang November 2024 die Veröffentlichung

des Soundtrack-Albums „Better Man“ bei Columbia

Records an. Das Album wird am 27. Dezember in digitaler

Form veröffentlicht, eine physische Version folgt.

Die Ankündigung des

Soundtracks kommt zu

einem Zeitpunkt, an dem die

Fans sehnsüchtig auf die

Veröffentlichung von Robbies

musikalischem Biopic-Film

„Better Man“ warten, der am

2.1.2025 in den deutschen

Kinos anlaufen soll und in

dem Williams durchgehend

als CGI-Affe dargestellt wird ...

Basierend auf der wahren

Geschichte von Robbies

Leben und unter der Regie

von Michael Gracey („The

Greatest Showman“), wird der

Film aus Robbies Perspektive

erzählt und fängt seinen

unverwechselbaren Witz und

seinen unbeugsamen Geist

ein. Der Film folgt seinem

Weg von der Kindheit über

das jüngste Mitglied der

Boyband Take That bis hin zu

seinen beispiellosen Erfolgen

als rekordbrechender

Solokünstler – und das

alles, während er sich den

Herausforderungen stellt,

die stratosphärischer Ruhm

und Erfolg mit sich bringen

können. Im Gespräch über

den Film hob Regisseur

Michael Gracey hervor, dass

Robbie sich immer wieder

als Affe bezeichnete. „Robbie

sagte Dinge wie: ‚Ich tanze

auf dem Rücken wie ein Affe‘.

Nach einer Weile dachte ich:

‚Wäre es nicht toll, Robbie als

Affen im Film darzustellen?‘

Denn Robbie erzählt diese

Geschichte – und so sieht er

sich selbst.“

robbiewilliams.com

KLASSIK

Margret Koell und

Stefan Temmingh –

„Sound Stories“

Die beiden Musiker*innen präsentieren

Klänge und Kompositionen aus fünf Jahrhunderten

und sechs Ländern. Ein Genuss für

Klassik- und Barockmusik-Liebhaber*innen.

FOTO: A. LINKE

„Unsere Repertoireauswahl ist in der Tat eine wilde,

extravagante und sinnliche Mischung. Das Album erscheint

uns sehr intuitiv, andere sehen das sicher auch so“,

verrät Blockflötist Stefan Temmingh, Professor für Blockflöte

an der Hochschule für Musik Freiburg, über das Projekt, das

gerade als Album erschienen ist. „Doch unsere künstlerischen

Entscheidungen sind natürlich geprägt von Erfahrungen, von

unserem Wissen, von kulturellen und politischen Gegebenheiten,

von gemeinsamen persönlichen Themen und nicht

zuletzt von der aktuellen Weltlage.“

Das Album „Sound Stories“, das zusammen mit der Barockharfenistin

Margret Koell entstanden ist, sei ein „Plädoyer für

Diversität [...] voller Neugier und Abenteuerlust“, ein „Kunstwerk

aus Liedern, Sonaten, Variationszyklen und Tanzsätzen“. Miteingeflossen

sind Werke unter anderem von Bach, van Eyck,

Gluck und Scarlatti. Große Musik, die Hörende mitnimmt auf

eine Zeitreise durch die Jahrhunderte. Und vor allem ist es ein

sehr entspannender Musikgenuss, der prima in den Herbst

und Winter passt. *rä


FILM

INTERVIEW

Bei „Young Hearts“ alle Register gezogen:

ANTHONY SCHATTEMAN

Der Regisseur, geboren 1989 und guter Freund und Studienkollege des Oscar-nominierten Regisseurs Lukas

Dhont, hat bislang diverse Kurzfilme und Fernsehserien gedreht. Mit „Young Hearts“ (ab 16.1.2025 im Kino)

legt der Belgier, der eine Weile lang in Berlin lebte, nun seinen ersten langen Spielfilm vor.

Der Film „Young Hearts“ ist die

Geschichte einer aufkeimenden Liebe

zwischen zwei 14-jährigen. Bei der Berlinale

2024 lief er in der Jugend-Sektion,

aber auf diese Zielgruppe wollen sie

sich vermutlich nicht beschränken,

oder?

Nein, ich wollte immer, dass dieser Film

alle möglichen Menschen anspricht. Bei

einem der Berlinale-Screenings meldete

sich aus dem Publikum ein Mann, der

sicherlich Mitte 70 war und bedankte sich

dafür, dass ich ihn mit dieser Geschichte

daran erinnert habe, wie es war, jung zu

sein und mit seinen Gefühlen zu ringen.

Dass auch seine Generation einen Bezug

zu „Young Hearts“ finden kann, hat mich

sehr gefreut. Mir war es einfach wichtig,

dem Publikum zu zeigen, dass man keine

Angst davor haben sollte, man selbst zu

sein. Egal in welchem Alter.

Der Film geht dabei sehr liebevoll und

optimistisch vor …

Man könnte es auch als utopisch

nennen. Und ich schäme mich nicht

dafür, dass ich mir für diesen kleinen

Film ein großes Finale mit Emotionen

à la Hollywood gewünscht habe. Filme

wie „Titanic“ oder „Moulin Rouge!“ haben

mein Leben verändert, als ich sie das

erste Mal gesehen habe. Im Filmstudium

haben da alle immer der Nase gerümpft,

aber ich stehe dazu, dass ich Regisseur

werden wollte, weil ich am eigenen Leib

erlebt habe, wie sehr Filme ihr Publikum

berühren können. Deswegen habe ich für

den Schluss von „Young Hearts“ nun alle

Register gezogen. Und bin wirklich überzeugt

davon, dass in Zeiten wie diesen

und gerade für junge Zuschauer*innen

im Alter der Protagonisten diese Art von

Film genau richtig kommt.

Anfangs waren allerdings sie der

Ansicht, heutzutage brauche es keine

Coming-out-Geschichten mehr,

richtig?

Als 2012 mein Kurzfilm „Kiss Me Softly“

erschien, der eine vergleichbare

Geschichte erzählte, und einige Leute

vorschlugen, daraus eine Langfassung

machen, habe ich abgewunken. Ich war

auf der Kunsthochschule, umgeben von

anderen queeren Menschen und aufgeschlossenen

Freunden, und fand es nicht

mehr zeitgemäß davon zu erzählen, wie

Jungs mit ihrem Schwulsein ringen. Ich

wollte nach Berlin gehen und düstere,

erwachsene Filme drehen.

Was ließ sie umdenken?

Da kamen viele Faktoren zusammen.

Angefangen mit der Tatsache, dass ich

älter und reifer wurde und mit Anfang 30

die Relevanz einer solchen Geschichte

erkannte, die ich aus meinen eigenen

Lebensumständen heraus zehn Jahre

früher nicht gesehen habe. Außerdem

veränderte sich die Welt: Bilder von

brennenden Regenbogenflaggen gingen

um die Welt, in Belgien wurde ein Mann

erstochen von Kids, die ihn über Grindr in

eine Falle gelockt hatten, in den USA sind

seit Trump LGBTIQ*-Rechte in Gefahr,


FILM

FOTOS: SALZGEBER

in Ländern wie Ungarn

sieht es nicht besser

aus. Aber ich weiß auch

noch, wie der Sohn eines

guten Freundes mich

nach Filmtipps fragte. Er

war vielleicht zehn Jahre

alt, hatte sich in einen

Mitschüler verliebt und wollte

gerne etwas gucken, wo es

um genau so etwas ging.

Was haben sie ihm

empfohlen?

Für alle Filme, die mir

einfielen, war er eigentlich

noch zu jung, denn da

ging es früher oder

später immer auch um

Sex, egal ob in „Nordzee,

Texas“ oder „Call Me

by Your Name“. Also

beschloss ich, eine

Geschichte zu erzählen,

die sich ganz auf die

romantische Seite

einer solchen jungen

schwulen Liebe zu

konzentrieren. Auf

diese kurze Phase kurz

vor der Pubertät, wo

diese Gefühle noch

eine gewisse Unschuld

SEMMEL CONCERTS ENTERTAINMENT GMBH IN ZUSAMMENARBEIT

MIT LIMELIGHT LIVE ENTERTAINMENT GMBH PRÄSENTIEREN

DAS MUSICAL VON

MICHAEL KUNZE & SYLVESTER LEVAY

IN DER GEFEIERTEN SCHÖNBRUNN-VERSION

GROSSES ORCHESTER AUF DER BÜHNE

HALBSZENISCHE AUFFÜHRUNG

EINDRUCKSVOLLE KOSTÜME

07.01. - 02.02.25 · MÜNCHEN

04.02. - 02.03.25 | 15.04. - 04.05.25 · OBERHAUSEN

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11. - 15.06.25 · BADEN-BADEN

17. - 22.06.25 · BREMEN

01. - 13.07.25 · HANNOVER

15.07. - 03.08.25 · DRESDEN

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© VBW / ORIGINAL FÄCHER DER KAISERIN ELISABETH AUS DER SAMMLUNG MONIKA LEVAY / Bild Elisabeth: Annemieke van Dam © Moritz Schell


FILM

haben. Damit auch ein Achtjähriger

„Young Hearts“ gucken und sich darin

wiedererkennen kann.

Wie schwierig ist es, für eine solche

Geschichte die richtigen Darsteller zu

finden?

Das war tatsächlich kein Kinderspiel,

denn das Zeitfenster ist klein, in dem

Jungs alt genug sind, glaubwürdig solche

Gefühle zu spielen, aber noch nicht so

reif wirken, dass sie wie pubertierende

Teenager wirken. Ein halbes Jahr nach

Drehende, zur Berlinale-Premiere, sahen

Lou und Marius zum Beispiel schon viel

älter aus. Beim Casting mit den beiden

sprachen wir gar nicht so viel darüber,

dass es hier um eine schwule Liebesgeschichte

geht, sondern allgemeiner über

Liebe und Freundschaft. Für mich war

es zweitrangig, ob sie selbst schwul sind

oder nicht. Denn sie mussten sowieso

verstehen, was es heißt, zu spielen und

entsprechend zu unterscheiden zwischen

der Realität und meiner Geschichte.

Was ihnen immer problemlos geglückt

ist?

Ja, denn wir hatten auch einen

meiner besten Freunde am Set, der als

Psychologe und Therapeut auf Kinder

spezialisiert ist. Oliver hatte auch schon

mit unserem gemeinsamen Freund

Lukas Dhont bei seinem Film „Close“

zusammengearbeitet. Die beiden Jungs

konnte mit allen Fragen, die zu Liebe,

Gefühlen oder Sexualität aufkamen,

zu ihm kommen. Insgesamt tauschten

wir uns immer wieder aus, über Ängste,

Zuneigung, Traurigkeit und alle möglichen

Emotionen. Jeder von uns hatte

eigene Geschichten und Erfahrungen zu

berichten, aber die dahinter liegenden

Emotionen waren eben doch immer die

gleichen. Ich habe auch versucht sie darauf

vorzubereiten, was es mit sich bringen

kann, wenn man ihn ihrem Alter zum

Gesicht einer schwulen Liebesgeschichte

wird, die auch zuhause in Belgien in den

Kinos zu sehen ist. Aber diesbezüglich

waren sie unglaublich reif und besonnen.

Gerade Lou, der sich schon sicher ist,

dass er auf Mädchen steht, hatte gar

kein Problem damit, wenn ihn jemand mit

seiner Rolle in „Young Hearts“ gleichsetzt.

Er sagte: „Das ist mir egal, denn ich weiß,

wie wichtig diese Geschichte für meine

ganze Generation ist. Dafür bin ich gerne

das Aushängeschild.“

Die Geschichte des Films ist auch

autobiografisch inspiriert, und nicht

umsonst haben sie in dem Örtchen

gedreht, in dem sie selbst aufgewachsen

sind. Aber sieht der Alltag von

14-Jährigen heute nicht ganz anders

aus als noch vor 20 Jahren?

Was die äußeren Umstände angeht,

stimmt das vielleicht. Doch mit Blick auf

die Gefühlswelt denke ich, dass sich

eigentlich gar nicht viel geändert hat.

Heute gibt es zwar das Internet und

ganz viele visuelle Eindrücke, außerdem

wird immerzu behauptet, jeder sei offen

und frei, das zu leben, was er fühlt. Doch

tatsächlich über seine Gefühle, über

Liebe und Sex zu sprechen und zu wissen,

was man will, ist für Kids noch immer

verwirrend und kompliziert. Übrigens

auch weit über die Frage hinaus, als was

man sich identifiziert oder zu wem man

sich hingezogen fühlt. In dem Alter fühlt

sich jeder immer wieder als Außenseiter

und allein und ist damit beschäftigt, erst

einmal Klarheit darüber zu gewinnen,

wo man überhaupt hingehört. Meine

Oma hat als 13-jährige davon geträumt,

Sängerin zu werden, und konnte das in

ihrer Arbeiterklassenfamilie nicht offen

sagen. Das ist letztlich nicht so viel

anders als bei mir, der sich in dem Alter

nicht vorstellen konnte, dass es um mich

herum jemanden gibt, der verstehen

könnte, dass ich Jungs mag.

*Interview: Patrick Heidmann


FILM

KINO

„QUEER“ mit Daniel Craig

Am 2. Januar 2025 startet „QUEER“

mit Daniel Craig im Kino. In ausgewählten

Filmtheatern ist der von

Kritiker*innen gefeierte Film von

Luca Guadagnino, der auf dem Buch

„Queer“ von William S. Burroughs basiert,

schon im Dezember zu erleben.

Der Film spielt Mitte des 20. Jahrhunderts

in Mexiko-Stadt. Hier lernt William

Lee (Daniel Craig) nach und nach mit

Eugene Allerton, einem ehemaligen

Soldaten, zu lieben und sich anderen

Menschen zu öffnen, Intimität zuzulassen.

Seine Premiere feierte „QUEER“

dieses Jahr bei den Internationalen

Filmfestspielen in Venedig, jetzt können

wir alle den Film endlich genießen.

Freuen kann #mensch sich auf

Daniel Craig und Drew Starkey in den

Hauptrollen sowie auf Omar Apollo

und Andra Ursuta. *rä

FOTOS: YANNIS DRAKOULIDIS. COURTESY OF A24


BUCH

EROTIK

„101 BOYS OF BEL AMI“ –

Jugend und Virilität

Der Titel verrät alles, da müssen wir nicht mehr viel

erklären. Ein über 200 Seiten dickes Werk, das dir

anhand der Bilder die weltweite Erfolgsgeschichte

– deren Gründe – von Bel Ami vorführt. „101 Boys

of Bel Ami“ (ISBN 978-3-95985-712-3) ist ein

erotisches Muss für Freund*innen erotischer Kunst,

süßer Vollerotik und „makelloser“ Körper. Freilich

ist jeder Körper schön! Aber hier bekommst du

die gängige Definition äußerst ansprechend

und hervorragend ausgeleuchtet. Denn zur

Inszenierung makelloser Körper gehören auch

immer begnadete Fotograf*innen … 101 Bilder

junger Männer, die ganz wunderbar und oft in

sexy 1990er-Optik – damals wurde das Label von

George Duroy gegründet – eingefangen wurden.

Ein Stück erotischer Zeitgeschichte. *rä

www.bruno-books.com


BUCH

PSYCHE

„Kurz mal nicht nachgedacht –

bäm – glücklich!“

Mitte Oktober veröffentlichte die Bestseller-Autorin Alexandra Reinwarth

eine äußerst hilfreiche und zugleich humorvolle Auseinandersetzung

mit dem lästigen Grübeln. Sich zu sorgen bringt nichts,

trotzdem können wir es meist nicht lassen.

Dabei lebt es sich sorgenfrei

besser. Das bedeutet ja auch nicht,

dass mensch sich nicht auf etwaige

Widrigkeiten vorbereiten oder

alles Geld zum Fenster rauswerfen

soll. Aber die Nebenkostenabrechnung

oder der Anruf aus der

Chefetage kommt so oder so, es ist

vergeudete Zeit, sich ständig damit

verrückt zu machen, was wäre,

wenn … Und auch Kolleg*innen,

die rücksichtslos an ihrem

Fortkommen arbeiten und einen

womöglich noch viel mehr mit

ihrer Arbeit zuballern – das kann

passieren, dann reagiere. Aber es

muss ja gar nicht so eintreffen,

wie du meinst, es zu erahnen. Also

stopp das Grübeln, ob, warum,

wenn und falls.

Vor allem in der Freizeit, dann

besonders abends, wird oft

stundenlang gegrübelt. Über das,

was kommt, das, was war. „Die

Mehrheit unserer täglichen Gedanken

ist negativ. Das scheint normal,

ist aber vollkommen überflüssig“,

findet Alexandra Reinwarth, Autorin

von „Am Arsch vorbei geht auch

ein Weg“. Sie hat beschlossen, dass

es so nicht weitergehen kann –

und das in einem Buch verarbeitet,

das dir auf jeden Fall helfen wird,

wenn du dich darauf einlässt. „Kurz

mal nicht nachgedacht – bäm –

glücklich!“ (ISBN 978-3-96905-320-

1, Yes Publishing) ist ein humorvolles

Werk darüber, „wie man Wichtiges

von Unwichtigem unterscheidet,

endlosem Nachdenken ein Ende

setzt und dadurch Leichtigkeit

wiedergewinnt.“ Wir sagen Danke!

*rä

FOTO: M. RÄDEL

BILDBAND

Barbra Streisand

Was sie macht, macht sie mit Herzblut und

viel Können. Deswegen der Erfolg, deswegen

der Kult. Die Schauspielerin und Sängerin

(„Woman in Love“, …) Barbra Streisand

engagierte sich zudem schon immer für die

LGBTIQ*-Szene.

Der Kölner TASCHEN Verlag

brachte unlängst ein

prächtiges und über 330

Seiten starkes Buch zu

Ehren der 1942 Geborenen

raus. Fast immer an ihrer

Seite waren die Fotografen

Steve Schapiro (1934

– 2022) und Lawrence

Schiller (geboren 1936), die

hinter diesem Buchprojekt

stehen. Der Bildband (ISBN

978-3-7544-0013-5) vereint

legendäre, seltene und

ikonische Fotografien

von Barbra Streisand,

unter anderem mit

Kolleg*innen wie Elliott

Gould, Sydney Pollack,

Vincente Minnelli, Cis

Corman, William Wyler,

Omar Sharif, Kris Kristofferson und Robert

Redford. Und etwa einhundert bisher

nicht veröffentlichte Bilder! Ein Muss für

Sammler*innen und ein edles Geschenk

für Fans – oder an dich selbst. *rä

www.taschen.com


BUCH

FOTOGRAFIE

MELBOURNES

MÄNNER

Eine weitere Ausgabe von „Elska“ ist da. Wie immer geht es um

schwule Männer und deren Geschichten. Und es gibt sexy Bilder

– manche sind so heiß, dass wir sie hier nicht zeigen können.

Aufgenommen wurden alle in Melbourne.

„Elska Melbourne ist unser drittes

australisches Abenteuer nach

früheren Ausgaben, die in Perth

und Sydney entstanden sind“,

verrät uns Elska-Redakteur und

Cheffotograf Liam Campbell.

„Obwohl sich diese anderen

Aussie-Ausgaben als beliebt

erwiesen, erhielten wir auch

viele Beschwerden von Leuten,

die fragten, warum wir nicht

stattdessen in Melbourne gedreht

hätten. Zuerst dachte ich, solche

Botschaften kämen aus Arroganz,

aber nachdem mir immer wieder

gesagt wurde, dass Melbourne

die queerste, liberalste und

künstlerischste Stadt Australiens

sei, wusste ich, dass wir es selbst

sehen mussten.“ *rä

www.elskamagazine.com


BUCH

KALENDER

Sexy Hommage an

das ländliche Leben

Auch für 2025 gibt es einen „Irish

Farmer Calendar“, der mit sexy Bauern

durchs Jahr begleiten wird. Ungekünstelte

Kerle, die Spaß am Posieren und

an der Landwirtschaft haben.

FOTOS: FARMERCALENDAR.COM / TOM SCOTT

Zugleich wird auch der 15. Geburtstag

des sexy Projekts gefeiert – wir

gratulieren! „Ich freue mich sehr, Teil

dieses ikonischen Projekts zu sein und

diese wunderbare Tradition am Leben

zu erhalten. Der Kalender hat einen

besonderen Platz in den Herzen der

Menschen, sowohl in Irland als auch

international. Es ist mehr als nur ein

Kalender – es ist eine Hommage an

das ländliche Leben und den Geist der

irischen Landwirtschaft“, so Kreativdirektorin

Shauna Byrne dazu. Gut zu

wissen: Ein Teil des Erlöses geht an @

embracefarmsupport, um Bauernfamilien

nach Verletzungen oder Verlusten

zu helfen! *rä

farmercalendar.com

ich weiß, wie

ich mit hiv

sorglos

verreise.

NX-DE-HVU-ADVT-230001 – April 2024

wissen fürs leben

findest du hier!

Mach dich schlau - mit

der digitalen HIV-Broschüre


BUCH

GEBURTSTAG

Pierre et Gilles

ehren

Paul Verlaine

Der rebellische, queere und für seine Zeit auch punkige französische

Lyriker des Symbolismus Paul Verlaine (1844 – 1896)

wird anlässlich seines 180. Geburtstags in seiner Heimatstadt

Metz mit einer Ausstellung gefeiert.

Auch seine (wilde, tragische

und damals skandalöse) Liebe

zu einem der einflussreichsten

Dichter Frankreichs, Arthur

Rimbaud (1854 – 1891), wird

thematisiert. Sehr erotisch

machen das Pierre et Gilles mit

ihrem brandneuen Kunstwerk,

das wir hier zeigen dürfen. Paul

Verlaines Themen waren die

Liebe, die Eifersucht, aber auch

die Einsamkeit. Die Ausstellung

„Verlaine 180“ im Deutschen Tor

(Porte des Allemands) in Metz

in Lothringen ehrt sein Wirken

und feiert sein Leben. „Verlaine

180“ eröffnete Anfang Dezember

2024, bis zum 31. Januar

2025 ist dieses Bild und sind

viele andere Werke weiterer

Künstler*innen dann zu sehen.

Der Eintritt ist frei. *rä

www.maenner.media/

topics/pierre-et-gilles,

www.templon.com

Foto: Pierre et Gilles, Verlaine et Rimbaud, Sonnet du trou du cul (Félix Maritaud

et Hugo Michalet), 2024, ink-jet photograph printed on canvas and

painted, 169 × 120 cm — 66 1/2 × 47 1/4 in. © Pierre et Gilles

BILDBAND

Im Januar:

„Der gruseligsten

Film aller Zeiten“

2025 feiert DER Horror-Mystery-Klassiker des

legendären Regisseurs Stanley Kubrick „The

Shining“ – geschrieben von der Grusel-Ikone

Stephen King – seinen 45. Geburtstag. Ein Film,

der immer wieder zitiert und 39 Jahre später

mit „Doctor Sleeps Erwachen“ erfolgreich fortgesetzt

wurde (und das sogar gut!).

Zum „The Shining“-Jubiläum veröffentlich der

Kölner TASCHEN Verlag dazu ein großartiges

Kunstbuch, das Lesenden viel, viel bietet. Es sei

ein „zweibändiges Kompendium“, das „Hunderte

unveröffentlichte Fotos und Originaldokumente

aus dem Kubrick-Archiv sowie ausführliche

neue Interviews mit den Darstellern und der

Crew“ beinhaltet, wie der Verlag schon vorab

verriet. Gruselfilm ist Kunst, diese Bücher

ebenso. *rä

„Stanley Kubrick‘s The Shining“, ISBN 978-

3-7544-0003-6, TASCHEN Verlag, Hg. Lee

Unkrich, Hardcover, 2 Bände im Schuber, 20.0 x

22.0 cm, 3.71 kg, 1396 Seiten, taschen.com


Medienpartner:

MÄNNER.

UND MEER.

DEINE GAY CRUISE

20. – 27. MAI 2025

KROATIEN – ALBANIEN – ITALIEN

CIVITAVECCIA

(ROM)

DUBROVNIK

KOTOR

NEAPEL (POMPEJI)

AMALFI

GALLIPOLI

SARANDA (ALBANIEN)

SIZILIEN

Info-Hotline: 030 443 198-50 (Mo – Do 11 – 17 Uhr)

www.spartacus.cruises


REISE

GAY CRUISE

von Kroatien über Albanien zur Amalfiküste

Auch 2025 wird es eine Spartacus Cruise geben – die einzige Gay Cruise für den deutschsprachigen

Raum. Tausend Männer aus jeder Altersgruppe verbringen eine Woche an Bord

des eleganten Schiffs VASCO DA GAMA.

Die Reise beginnt in Dubrovnik, der Perle

der Adria, wo die historische Altstadt

mit ihren majestätischen Stadtmauern

und schmalen Gassen verzaubert. Die

Abfahrt erfolgt spät am Abend, sodass

nach dem Einschiffen noch Gelegenheit

für eine Besichtigung der legendären

Festung mit ihren alten Mauern besteht.

Am anderen Tag gleitet das Schiff sanft

entlang der kroatischen Küste in die

Bucht von Kotor, einen der schönsten

Naturhäfen der Welt. Hier verschmelzen

die dramatischen Berge mit dem

tiefblauen Wasser. Die Altstadt von Kotor

mit ihren malerischen Gassen und alten

Kirchen lädt zum Erkunden ein.

Von hier aus geht es weiter nach

Albanien, ein Land voller Geheimnisse

und unentdeckter Schätze. Die wilde

Schönheit der albanischen Küste und

das reiche Kulturerbe, das sich in jeder

Ecke verbirgt, bieten faszinierende

Einblicke in eine wenig bereiste Region.

Von Saranda aus kann man

sowohl die Stadt erkunden als

auch nach Korfu übersetzen,

um z. B. den legendären Palast

von Kaiserin Sisi zu besichtigen.

Im italienischen Gallipoli ist der

Beach Day in einem schwulen

Strandklub geplant. Nach einem

Ausflug nach Taormina erreicht

die Kreuzfahrt ihr Highlight: die

Amalfiküste. Steile Klippen fallen

hier schroff ins kristallklare Meer,

bunte Häuser schmiegen sich

an die Felsen, und Zitronenhaine

verströmen einen betörenden

Duft. Orte wie Positano und Amalfi

wirken wie Postkartenmotive, die

in der Realität sogar noch schöner

sind. Von dort aus gibt es noch

einen Stopp in Neapel, wo man das

legendäre Pompeji besichtigen

kann, bevor die Reise in Rom endet.


REISE

Während an Land sich eine Attraktion

mit der nächsten abwechselt, kommt

auch die Unterhaltung an Bord nicht

zu kurz. International bekannte DJs wie

Chris Bekker begleiten die täglichen

Themenpartys musikalisch, zu denen

die Gäste sich nach Lust und Laune

kostümieren können – oder auch nicht.

Gleichzeitig kann man die verschiedenen

Bars und Restaurants für kulinarische

Genüsse nutzen oder einfach nur am

Pool liegen. Der Hauptpool verfügt

über ein verschließbares Dach, das vor

Wettereinflüssen schützt. Im Theater und

den Lounges treten Communitykünstler

wie z. B. John Riot auf. Bekannt wurde

er durch die sechste Staffel von „The

Voice of Germany“. Johns Sound ist

unverkennbar: eine Mischung aus

melancholischen Texten, rauer Stimme

und reinen Pop-Klub-Beats mit einem

Hauch der 80er-Jahre. Er hat eine

einzigartige musikalische Identität

geschaffen. Bunt und lustig wird es nicht

nur bei den Karaoke-Abenden, sondern

auch mit unserer Hostess Tante Gladice.

Sie ist ein Urgestein der Frankfurter Szene.

Mal Diva, mal Hausfrau, und ein anderes

Mal zeigt sie, dass man trotz ein paar

Kilos mehr auf den Rippen die Hüften

schwingen kann. Immer authentisch und

gnadenlos ehrlich. Und dann singt sie

auch noch live und arbeitet sich durch

unterschiedliche Genres wie Schlager,

Musical, Pop und freche Chansons.

Die Spartacus Cruise ist offen für Gäste

jeden Alters, wobei sich die Mehrheit jenseits

der 45 Jahre befindet. Dabei teilen

sich viele Paare und Freunde die Kabine,

aber zwanzig Prozent der Reisenden

sind Singles und neuen Bekanntschaften

ebenfalls aufgeschlossen. Ein beliebter

Ort dafür ist das kleine Deck 14, das als

FKK-Bereich fungiert und Tag und Nacht

geöffnet ist. Buchungen sind möglich

unter www.spartacus.cruises.


GESUNDHEIT

PSYCHOLOGIE / SOZIOLOGIE

KRISE DER

MÄNNLICHKEIT:

Ursachen, Auswirkungen und Auswege

Die Frage nach der Bedeutung von Männlichkeit hat in den letzten Jahrzehnten spürbar an

Brisanz gewonnen. In zahlreichen Debatten, wissenschaftlichen Studien und Medienbeiträgen ist

immer wieder von einer „Krise der Männlichkeit“ die Rede.

Doch was verbirgt sich hinter diesem

Begriff? Welche gesellschaftlichen,

wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren

tragen zu dieser Krise bei, und wie wirken

sie sich auf Individuen, soziale Gruppen

und schließlich auch auf die Gesellschaft

als Ganzes aus? Gerade in einem queeren

Kontext zeigt sich, dass die Vorstellungen

von Männlichkeit vielfältiger sind,

als es die starren Rollenzuschreibungen

der Vergangenheit vermuten lassen.

WAS VERSTEHEN WIR UNTER „KRISE DER

MÄNNLICHKEIT”?

Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit

– etwa Stärke, Unabhängigkeit,

emotionale Zurückhaltung oder Versorgerrolle

– sind historisch gewachsen

und wurden lange als selbstverständlich

betrachtet. Doch schon seit den

1990er Jahren rücken Forschende und

gesellschaftliche Akteur*innen diese

vermeintlichen Gewissheiten zunehmend

in den Fokus: Männlichkeit ist weder

monolithisch noch statisch, sondern

stets im Wandel begriffen. Wenn von

einer „Krise der Männlichkeit“ gesprochen

wird, so bedeutet dies, dass tradierte, oft

patriarchale und hierarchisch geordnete

Rollenbilder im Zuge gesellschaftlicher

Veränderungen brüchig geworden sind.

Diese Krise ist jedoch kein singuläres

Ereignis. Bereits in früheren Zeiten – etwa

nach Kriegen oder in Phasen massiver

sozialer Umbrüche – wurde der „Mann“

neu verhandelt. Heute erleben wir eine

Situation, in der alte Sicherheiten schwinden:

Feministische Bewegungen, neue

Familienmodelle, die erhöhte Sichtbarkeit

queerer Lebensweisen sowie ökonomische

Veränderungen erschüttern die

alten Gewissheiten. Männer stehen vor

der Herausforderung, ihre Rolle neu zu

definieren und tun sich damit mitunter

schwer.

GESELLSCHAFTLICHE UND WIRTSCHAFT-

LICHE VERÄNDERUNGEN ALS URSACHEN

Ein wichtiger Treiber der Krise der Männlichkeit

sind tiefgreifende ökonomische

Umbrüche. Während einst körperlich

dominierte Industrien vielen Männern

einen sicheren Platz in der Arbeitswelt

boten, stehen diese traditionellen

Sektoren heute nicht selten vor dem Aus.

Automatisierung, Globalisierung und der

Strukturwandel führen dazu, dass Männer

im industriellen und handwerklichen

Bereich häufiger von Arbeitslosigkeit

und Ausgrenzung betroffen sind. Diese

Entwicklungen werden als Marginalisierung

wahrgenommen: Männlichkeit, die

sich lange über beruflichen Erfolg und


GESUNDHEIT

finanzielle Absicherung definierte, gerät

ins Wanken.

Zugleich eröffnet die Bildungsexpansion

neue Chancen für Frauen, die zunehmend

höhere Abschlüsse erlangen.

Während an der Spitze der Gesellschaft

weiterhin auch viele Männer stehen, fällt

ein Teil der männlichen Bevölkerung

sozial und wirtschaftlich zurück.

Die durch Bildung und Einkommen

entstehende Schere wird so auch zu

einer Klassenfrage der Männlichkeit.

Diese Polarisierung verstärkt das Gefühl

mancher Männer, nicht mehr den traditionellen

Ansprüchen zu genügen.

PSYCHOLOGISCHE UND SOZIALE DIMEN-

SIONEN DER KRISE

Der Verlust vertrauter Rollenbilder

hinterlässt bei vielen Männern innere

Spannungen. Die bislang bewährten

„Leitplanken“ brechen weg, die Identitätskonstruktion

gerät ins Stolpern.

Häufig resultieren daraus Verunsicherung,

emotionale Überforderung und

ein gesteigerter psychischer Druck.

Männlichkeitsentwürfe, die weiterhin auf

Dominanz und emotionale Härte setzen,

können als Abwehrmechanismen gegen

Veränderungen fungieren: Es entsteht

ein Klima, in dem Anti-Feminismus,

Homophobie und ein Festhalten an alten

Geschlechterstereotypen als scheinbare

Antwort dienen. Diese Tendenzen sind

jedoch Ausdruck innerer Konflikte und

Unsicherheiten, die nicht selten in

psychischen Belastungen münden. Und

in Radikalisierung, wie wir später noch

vertiefen werden.

Männer sprechen im Vergleich zu

Frauen seltener über ihre Emotionen,

suchen seltener Hilfe in Krisen und haben

nachweislich höhere Suizidraten. Diese

Häufung psychischer Probleme ist nicht

allein auf genetische oder medizinische

Faktoren zurückzuführen, sondern

hat tiefe gesellschaftliche Wurzeln.

Die Schwierigkeit, sich von toxischen

Männlichkeitsnormen zu lösen, kann ein

Hindernis sein, innere Konflikte zu benennen

und konstruktiv zu bearbeiten.

oder benachteiligt und suchen nach

neuen Orientierungen. In extremistischen

Online-Communities finden

manche ein fragwürdiges „Ventil“ für ihre

Verunsicherung.

Migranten und Geflüchtete: Gerade

junge Männer in prekären Lebenslagen

sind anfälliger für Kriminalität, wenn sie

von Perspektivlosigkeit, Armut und sozialer

Isolation betroffen sind. Sie erfahren

zudem strukturelle Diskriminierung,

die ihre Rolle als

„Männer“ zusätzlich in

Frage stellt.

Arbeiterklasse:

Männlich dominierte

Industriezweige

schwinden, was zu

steigender Arbeitslosigkeit

führt. Diese Entwicklung

gefährdet das traditionelle männliche

Selbstverständnis als „Ernährer“ und

erhöht den psychischen Druck [1]. Das

Gefühl des Abgehängtseins kann auch

hier zu reaktionären und antifeministischen

Positionen führen, die vermeintlich

verlorene Vorrechte wiederherstellen

sollen.

AUSWIRKUNGEN AUF QUEERE MÄNNER

Die Krise der Männlichkeit trifft nicht

nur heterosexuelle Männer. Gerade für

schwule, bisexuelle und trans* Männer,

die ohnehin mit Diskriminierungserfahrungen

und Minderheitenstress konfrontiert

sind, stellt die Krise der traditionellen

Männlichkeitsvorstellungen eine doppelte

Belastung dar. Gesellschaftliche

Vorurteile, internalisierte Homophobie

und das Gefühl, nicht den normativen

Anforderungen von „Männlichkeit“ zu

entsprechen, wirken sich negativ auf die

psychische Gesundheit aus.

LGBTIQ*-Männer leiden häufiger unter

Depressionen, Angststörungen und

erhöhter Suizidalität. Diskriminierung,

Ausgrenzung und das ständige Gefühl,

sich rechtfertigen zu müssen, führen zu

sozialer Isolation und erschweren den

Zugang zu stabilen Beziehungen. Wenn

normative Männlichkeitsvorstellungen

ins Wanken geraten, eröffnet sich

zugleich aber auch die Chance,

Männlichkeit neu und diverser zu denken.

Queere Communities bieten hier alternative

Vorbilder, neue Rollenmodelle und

sichere Räume, in denen Männlichkeit

nicht an Heteronormativität geknüpft ist.

DIE POLITISCHE DIMENSION

UND DER BLICK AUF DIE

JUGEND

Eine besondere

Zuspitzung erfährt die

Krise der Männlichkeit

dann, wenn wir sie in

den Kontext aktueller politischer

Entwicklungen setzen. Gerade im

Vorfeld von Wahlen – so auch der

kommenden Bundestagswahl – wird

verstärkt darüber diskutiert, wie es um

die Zukunft junger Männer bestellt ist, die

sich von etablierten Parteien abwenden

und verstärkt autoritären Angeboten

zuneigen. Ein bedeutendes Thema in

diesem Zusammenhang ist der Aufstieg

rechtspopulistischer und rechtsextremer

Parteien. Während diese Entwicklung

keineswegs ausschließlich männliche

oder junge Wähler betrifft, wird sie in

jüngster Zeit doch unter jungen Männern

besonders sichtbar. Dies lässt sich als

Symptom tiefer Verunsicherungen

lesen, die sich durch den Wandel

von Geschlechterrollen, den Verlust

traditioneller männlicher Prägungen und

Zukunftsängste verstärken.

Ein Podcast-Beitrag des NDR-

Wissenschaftsformats „Synapsen“,

der sich intensiv mit der aktuellen

politischen Stimmung unter jungen

Menschen befasst, beleuchtet genau

diesen Zusammenhang: Dort wird diskutiert,

warum gerade in ostdeutschen

UNTERSCHIEDLICHE AUSWIRKUNGEN

AUF VERSCHIEDENE GRUPPEN

Die Krise der Männlichkeit trifft nicht

alle Männer gleichermaßen. Besonders

deutlich wird dies bei jungen Männern,

Migranten, Geflüchteten oder jenen aus

der Arbeiterklasse:

Junge Männer: Sie wachsen in einer

Zeit auf, in der alte Rollenvorgaben

immer weniger Halt bieten. Social Media

verstärkt Leistungs- und Vergleichsdruck;

traditionelle Männlichkeitsvorbilder

erscheinen überholt. Viele junge

Männer empfinden dadurch eine

Identitätskrise, fühlen sich diskriminiert


GESUNDHEIT

Bundesländern, aber auch insgesamt,

junge Männer empfänglich für autoritäre,

rechtsnationalistische Ideologien

sind. Die Sendung hebt hervor, dass in

einer Zeit, in der alte Sicherheiten sozial,

ökonomisch und geschlechtlich brüchig

werden, einfache Feindbilder und klare

Hierarchien – oft gekoppelt an einen

reaktionären Begriff von Männlichkeit

– besonders attraktiv wirken. Authentische

Zukunftsperspektiven fehlen, die

sozialen und materiellen Ressourcen

scheinen knapp, und inmitten dieser

Gemengelage bietet die radikale

Rechte vermeintlich einfache Lösungen

an.

Zugleich ist diese Entwicklung eng mit

der „Krise der Männlichkeit“ verzahnt.

Dort, wo junge Männer zunehmend

das Gefühl haben, dass ihre bisherige

Selbstdefinition – etwa als zukünftige

Familienernährer, starke Beschützer und

unangefochtene Leistungsträger – ins

Leere läuft, steigt die Bereitschaft, sich

autoritären Weltbildern zuzuwenden.

Der Podcast macht deutlich, dass

diese Dynamik nicht allein aus

vermeintlicher „Rechtslastigkeit“ der

Jugend resultiert, sondern auf einer

generellen Verunsicherung beruht,

die sich sowohl aus ökonomischen als

auch aus gesellschaftlichen Umbrüchen

speist. Besonders interessant ist

dabei, dass die Krise der Männlichkeit

und die Hinwendung zu rechten

Angeboten eng mit Unsicherheiten rund

um Geschlechtervielfalt, den Verlust

alter Rollenvorstellungen und den

Konkurrenzdruck einer globalisierten,

von Krisen geschüttelten Welt verwoben

sind.

Damit wird klar: Wer die Krise der Männlichkeit

verstehen will, kann nicht allein

auf starre Geschlechterklischees blicken.

Es gilt, auch den größeren politischen

und sozialen Kontext zu berücksichtigen.

Die Debatten um die Zunahme rechter

Einstellungen bei jüngeren Männern sind

nicht isoliert von Fragen der sozialen

Gerechtigkeit, demografischen Entwicklungen,

migrationspolitischen Diskursen

und der medialen Inszenierung von

Macht und Geschlecht zu betrachten.

Gerade vor dem Hintergrund einer

anstehenden Bundestagswahl ist es

wichtig, diese Zusammenhänge klar

herauszuarbeiten. Nur so lassen sich

progressive und inklusive Zukunftsperspektiven

entwickeln, die Alternativen

zu autoritären, reaktionären Männlichkeitsentwürfen

aufzeigen und langfristig

zu einer pluraleren, solidarischeren

Gesellschaft führen.

AUSWEGE AUS DER KRISE UND NEUE

PERSPEKTIVEN

Die Krise der Männlichkeit mag auf

FOTO: FREEPIK

den ersten Blick negativ klingen, kann

aber auch als produktive Irritation

verstanden werden. Sie zwingt dazu,

festgefahrene Bilder zu hinterfragen

und neue Wege einzuschlagen. Was

könnte Männlichkeit jenseits von

Dominanz, Härte und Konkurrenz sein?

Wie können wir emotionale Offenheit,

Empathie und Fürsorge als männliche

Qualitäten stärken?

Feministische und queere Bewegungen

haben längst alternative Vorstellungen

von Geschlecht, Sexualität und Begehren

aufgezeigt. Diese Vielfalt kann als

Chance gesehen werden, Rollenbilder

zu erweitern und Männlichkeit neu zu

definieren. Pädagogische Angebote,

Selbsthilfegruppen, psychologische

Beratungsstellen und queere Netzwerke

helfen dabei, neue Identitäten zu

finden, die weniger von Leistungs- und

Anpassungsdruck geprägt sind. Auch

ein gesellschaftliches Klima, das die

Gleichberechtigung aller Geschlechter

ernst nimmt und Diversität aktiv fördert,

ist ein Schlüssel zur Überwindung der

Krise. Und ihr dachtet, mit der Ehe für

alle ist alles erreicht? Los gehts! *ck/

Quellensortierung: NotebookLM

Quellen (Auswahl):

• Süddeutsche Zeitung: Männlichkeit

in der Krise.

• Fachportal Pädagogik: In der Krise?

Männlichkeiten im 21. Jahrhundert.

• Vortrag Pohl 2015: Gibt es eine Krise

der Männlichkeit?

• L’Homme: „Krise der Männlichkeit“

– ein nützliches Konzept der

Geschlechtergeschichte.

• Artikel von Zeit Online, LSVD, DIW u.a.

• Regenbogenportal: Gesundheitsrisiken

für homo- und bisexuelle

Menschen.

FOTO: FREEPIK


Alle Links hier!

FOTO: FREEPIK

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GESUNDHEIT

PSYCHOLOGIE

MIDLIFE-CRISIS

Treten auch bei Männern „Wechseljahre“ auf?

Wenn man von Wechseljahren spricht, werden damit meist Frauen in der Lebensmitte

assoziiert. Dabei können auch Männer in eine Art von Wechseljahren kommen. Die

Gründe dafür sind unterschiedlich und nicht nur hormonell bedingt.

Mit dem Begriff Wechseljahre meint

man die hormonellen Veränderungen

der Frau, die meist zwischen dem 40.

und 50. Lebensjahr auftreten und zur

Unfruchtbarkeit führen. Weil Männer in

der Regel bis ins hohe Alter noch Spermien

produzieren und zeugungsfähig

bleiben, wird allgemein angenommen,

dass sie keine Wechseljahre erleben.

Doch Fruchtbarkeit ist nicht das

einzige Merkmal von Wechseljahren. So

erleben auch Männer eine hormonelle

Umstellung, wenn auch anders als

Frauen.

Schon ab dem 30. Lebensjahr sinkt

beim Mann langsam, aber stetig die

Produktion des männlichen Sexualhormons

Testosteron um etwa ein

bis zwei Prozent jährlich. Weil diese

hormonelle Umstellung nicht so rapide

wie bei Frauen in den Wechseljahren

abläuft, werden die Symptome oft

übersehen. Zudem ist der Testosteronrückgang

nicht zwangsläufig mit einer

Unfruchtbarkeit verbunden. Deswegen

wird beim Mann eher selten von Wechseljahren

gesprochen. Das bedeutet

jedoch nicht, dass auch Männer unter

bestimmten Bedingungen Anzeichen

für Wechseljahre zeigen.


GESUNDHEIT

SYMPTOME, DIE AUF „WECHSELJAHRE“

BEIM MANN HINWEISEN

Der Begriff Wechseljahre wird meist in

Zusammenhang mit Frauen benutzt. Bei

Männern verwendet man Bezeichnungen

wie „Andropause“, „PADAM“ (partielles

Androgendefizit des alternden Mannes)

oder „Klimakterium des Mannes“. Diese

Begriffe beschreiben einen altersbedingten

Testosteronmangel beim Mann, der

zu ähnlichen Symptomen führt wie die

Umstellung des Hormonhaushalts bei

Frauen in den Wechseljahren.

Laut der Deutschen Gesellschaft

für Endokrinologie

(DGE) sind in Deutschland

lediglich drei bis fünf

Prozent der Männer über

60 von einem echten Testosteronmangel

betroffen.

Deswegen benutzt man

selten den Begriff Wechseljahre

im Zusammenhang

mit Männern.

WAS MÄNNER DAGEGEN

TUN KÖNNEN

Im Unterschied zu Frauen können Männer

gegen die durch Testosteronmangel

ausgelösten Wechseljahre vorgehen.

Dabei haben sie zwei Stellschrauben:

Den Lebensstil optimieren oder mit einer

Hormontherapie gegensteuern. Oftmals

reicht es schon, gesunde Alltagsroutinen

zu entwickeln, um die Testosteronproduktion

anzukurbeln. Ein wichtiger Testosteron-Booster

ist sportliche Aktivität. Mit

Ausdauersport lässt sich beispielsweise

ungesundes Bauchfett loswerden. Kraftsport

wiederum wirkt dem Muskelabbau

entgegen, kurbelt die Proteinsynthese

und die Hormonproduktion im Körper

an. Auch eine nährstoffreiche Ernährung,

wenig Stress im Alltag sowie ausreichend

Schlaf verbessern nicht nur die allgemeine

Gesundheit, sondern wirken sich

positiv auf den Hormonhaushalt aus.

Falls eine Lebensumstellung nicht hilft,

kann unter ärztlicher Aufsicht eine

Hormonsubstitution erfolgen. Durch die

Einnahme von Testosteron-Präparaten

wird der Mangel schnell behoben. Dies ist

durch das regelmäßige Auftragen eines

Gels auf die Haut möglich oder durch

regelmäßige Injektionen per Spritze.

HINTER DEN WECHSEJAHREN STECKT

OFT EINE „MIDLIFE-CRISIS“

Wenn Männer das Gefühl haben, sich

in einer Art Wechseljahren zu befinden,

könnte auch die Psyche eine Rolle

spielen. Dahinter verbirgt sich oft die

GEWICHTSZUNAHME

STIMMUNGSSCHWANKUNGEN

KRAFTVERLUST

sogenannte „Midlife-Crisis“. Dieser

Begriff beschreibt eine Sinnkrise, die

viele Männer in der Mitte ihres Lebens,

meist zwischen dem 40. und 55.

Lebensjahr, spüren. Es ist ein komplexes

Zusammenspiel verschiedener Faktoren,

die zu einer Midlife-Crisis führen. Der

Verlust an Vitalität und Attraktivität, die

Konfrontation mit jüngeren Männern,

eine negative Lebensbilanz, verfehlte

Ziele oder keine Ziele für die Zukunft,

Unzufriedenheit in der Partnerschaft,

hormonelle Veränderungen und

gesundheitliche Beschwerden – all das

kann eine Sinnkrise hervorrufen.

MÖGLICHE HINWEISE AUF EINE

MIDLIFE-CRISIS:

• verstärktes Konkurrenzdenken

• negatives Selbstbild

• verstärkte Auseinandersetzung mit

Krankheit und Tod

• Fokussierung auf Gesundheit und

Aussehen

MUSKELABNAHME

LIBIDOVERLUST

ANTRIEBSSCHWÄCHE

• gesteigerte Reizbarkeit

• übertriebene Spontaneität

• der Hang zur Abschottung

• extremes Verhalten wie Alkohol- oder

Drogenmissbrauch

• hohe Risikobereitschaft

• viele Affären

Die betroffenen Männer wünschen

es sich oft, wertgeschätzt zu werden,

Verständnis für ihre Krise entgegengebracht

zu bekommen und eine positive

Bestärkung von außen zu erfahren.

Dadurch können sie wieder ein besseres

Selbstwertgefühl entwickeln und die Krise

letztendlich überstehen. Allerdings sind

viele Außenstehende wie Freunde und

Partner mit dieser Situation überfordert.

Wer eine Sinnkrise, eine Midlife-Crisis

oder Wechseljahre erlebt und wenig

Freude am Leben empfindet, der sollte

am besten auf eine therapeutische

Begleitung setzen.

FOTOS: STEWART MACLEAN_UNSPLASH.COM


GESUNDHEIT

WISSENSCHAFT

ERSTMALS

DOKUMENTIERT

WAS BEIM

STERBEN

IM GEHIRN PASSIERT

BILD: HARRISON LEECE / UNSPLASH.COM

Forscher haben zufällig bei einem sterbenden Patienten dessen Aktivitäten im Gehirn aufgezeichnet.

Es ist das erste Mal, dass der Sterbevorgang am menschlichen Gehirn derart

detailliert dokumentiert wurde. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich Sterbende

womöglich in einem Traumzustand befinden.

Es gibt etliche Menschen, die Nahtoderfahrungen

hatten und davon berichteten.

Oft hört man sie erzählen, dass in diesem

Moment ihr ganzes Leben an ihnen

vorbeiraste. Weil es aber wissenschaftlich

nicht belegt werden konnte, wurden solche

Berichte mit viel Skepsis betxqrachtet.

Das könnte sich jetzt ändern. Denn

zum allerersten Mal gelang es Wissenschaftlern,

die Gehirnaktivitäten eines

sterbenden Menschen aufzuzeichnen.

Die dargestellten Gehirnwellenmuster

verraten, was im Gehirn wirklich passiert,

wenn wir sterben.

Eigentlich war diese Studie aus dem

Jahr 2022 gar nicht geplant, denn

die Forscher untersuchten etwas

ganz anderes. Bei einem 87-jährigen

Epilepsiepatienten wurden anhand eines

Elektroenzephalogramms (EEG) die

Gehirnströme beobachtet. Man wollte

auf mögliche Epilepsie-Anfälle achten.

Doch währenddessen erlitt der Patient

plötzlich einen Herzinfarkt und starb. Und

so gelang es durch den tragischen Zufall

etwa 15 Minuten der Gehirnaktivität um

den Todeszeitpunkt herum aufzuzeichnen.

GAMMA-WELLEN VERRATEN, WAS

STERBENDE ERLEBEN

Bei der Auswertung der Daten schauten

sich die Forscher insbesondere an,

was 30 Sekunden vor und nach dem

Herzstillstand, also beim Sterben, im

Gehirn passiert. Dabei stellten sie eine

erhöhte Aktivität jener Gehirnwellen fest,

die als Gamma-Oszillationen bezeichnet

werden. Die Gamma-Wellen sind beim

Träumen, beim Meditieren und dem

Abrufen von Erinnerungen beteiligt.

Daraus können die Forscher Rückschlüsse

ziehen, was eine sterbende Person im

letzten Moment erlebt.

„Durch die Erzeugung der Oszillationen,

die mit dem Abrufen von Erinnerungen

verbunden sind, spielt das Gehirn

womöglich kurz vor unserem Tod eine

letzte Erinnerung an wichtige Lebensereignisse

ab, ähnlich wie bei Nahtoderfahrungen“,

sagte Dr. Ajmal Zemmar,

Hauptautor der Studie. Laut ihm stellt

diese Erkenntnis nun infrage, wann genau

das Leben endet. Daraus ergeben sich

weitere Fragen, zum Beispiel jene, wann

eine Organspende erfolgen darf. Denn

die Beobachtungen deuten darauf hin,

dass das Gehirn noch Aktivitäten ausübt,

selbst wenn es nicht mehr durchblutet

wird. Es ist das erste Mal, dass Forscher

dies direkt am Menschen zeigen konnten.

Deswegen raten die Forscher, den Begriff

Hirntod, der Voraussetzung für eine

Organspende ist, neu zu diskutieren.

Oder zumindest den Zeitpunkt des Todes

neu zu definieren. Bislang bezeichnet

der Hirntod laut der „Bundeszentrale für

gesundheitliche Aufklärung“, dass wichtige

Teile des Gehirns nicht mehr arbeiten

und die Funktionsfähigkeit für immer verloren

ist. Mediziner sprechen von einem

„unumkehrbaren Ausfall der gesamten

Hirnfunktionen“ oder dem „irreversiblen

Hirnfunktionsausfall.“ In diesem Fall

kann das Herz-Kreislauf-System nur

noch künstlich auf der Intensivstation

aufrechterhalten werden.

STUDIENERKENNTNIS KÖNNTE

HINTERBLIEBENEN HELFEN

Die Forscher weisen ebenfalls

darauf hin, dass all die Daten

lediglich von einem einzelnen

Patienten stammen, der zudem

unter Epilepsie litt. So müssten

noch andere Sterbefälle untersucht

werden, um diese Erkenntnisse zu

bestätigen. Dennoch könnte diese

Studie insbesondere Hinterbliebenen

helfen, besser mit dem Verlust

ihrer Angehörigen umzugehen,

indem sie zeigt, was beim Sterben

im Gehirn passiert. „Etwas, was wir

aus dieser Untersuchung lernen

können, ist: Obwohl unsere Liebsten

ihre Augen geschlossen haben und

bereit sind zu gehen, spielen sich in

ihrem Gehirn womöglich einige der

schönsten Momente ihres Lebens

erneut ab“, sagt Dr. Ajmal Zemmar.

Eine tröstliche Vorstellung vom

letzten Abschied einer geliebten

Person. *Martin Lewicki


GESUNDHEIT

PSYCHE

ALS NÄHE ZUR BEDROHUNG WURDE

Von allen Krankheiten, wie ehemals der Pest oder zuletzt Corona, ist Aids vermutlich die tückischste

Bedrohung der Menschheits-geschichte. Nicht weil Aids die meisten Opfer gefordert

hat oder immer noch fordert, sondern weil sie Angst vor Intimität erzeugt. Zu den geschätzten 35

Millionen Opfern kommt die potenzierte Zahl deren, die sich vor einer Ansteckung fürchten und

damit das natürliche Verlangen nach Nähe mit Angst besetzen.

Wer die Anfänge dieser Epidemie nicht

miterlebt hat, kann sich ihre Wirkung

heute kaum noch vorstellen. Aus einer

liberalen Gesellschaft wurde innerhalb

kürzester Zeit eine lustfeindliche Gemeinschaft

der Verängstigten. Saunen wurden

verboten, Enthaltsamkeit gepredigt und

das Kondom als Schutzwall etabliert.

Selbstverständlich war diese Form

Prävention geboten und lebensrettend,

aber welche Auswirkungen sie auf das

zwischenmenschliche Miteinander hatte,

ist in ihrer ganzen Dimension noch gar

nicht erfasst. Aus einer lebensbejahenden

Vereinigung zweier Menschen wurde

ein Lebensrisiko. Unterschwellig ist diese

Angst auch heute noch vorhanden,

allerdings weniger bewusst, weil sie zur

Gewohnheit wurde.

Natürlich erleben nicht alle Menschen

diese unterschwellige Bedrohung auf

gleiche Weise. Homosexuelle Großstädter

mit promisker Lebensweise spüren sie

stärker als monogam oder enthaltsam

lebende Individuen. Gleichwohl

hat ein Virus, das in dem Moment

weitergegeben werden kann, in dem sich

zwei Menschen besonders nahe sind,

das Potential, diese Nähe zu zerstören.

Da, wo man sich fallen lassen möchte, ist

stets die Angst vor den möglichen Folgen

präsent. Eine besondere Verantwortung

lastet dabei auf den Schultern derer, die

von ihrer HIV-Infektion wissen. Obwohl zu

einer sexuellen Begegnung zwei Partner

gehören und beide verantwortlich für

ihr Handeln sind, wird von dem Positiven

erwartet, offen zu kommunizieren und

ein vermeintliches „Verursacherprinzip“

etabliert, durch das es ihm oder ihr noch

schwerer wird, sich fallen zu lassen. Den

Kopf ausschalten und sich der Zweisamkeit

hinzugeben, wird unter solchen

Umständen fast zu einem Kraftakt.

BEKANNTGEHEN STATT FREMDGEHEN

Vielleicht ist die Angst vor einer Ansteckung

die Ursache für das Entstehen

eines neuen Begegnungstypus - dem

Fuckbuddy. Anders als der One-Night-

Stand zeichnet sich der Fuckbuddy

dadurch aus, dass man ihn häufiger

FOTO: FREEPIK.COM

trifft. Es ist keine Beziehung oder Treue

erforderlich, aber die Wiederholung

vermittelt das Gefühl, sich nicht völlig

im unbekannten Raum zu bewegen.

Man genießt die Bekanntheit sowie den

sexuellen Reiz und limitiert gleichzeitig

die Anzahl von Neukontakten mit den

damit verbundenen Risiken oder Safer

Sex Diskussionen. Auch andere sexuell

übertragbare Krankheiten können damit

minimiert werden. Natürlich lässt sich

diese Spielart eines Netzwerkes aus

vertrauten Sexpartnern auch vornehmer

als „Polyamorie“ umschreiben.

Möglicherweise hat das Aufkommen

des HI-Virus sogar das Interesse an

dieser Lebensform gesteigert. Auch

wenn das Alte Testament bereits den

Brauch kannte, dass der Bruder eines

verstorbenen Mannes verpflichtet war,

dessen Frau zusätzlich zu ehelichen,

um den Fortbestand des anderen

Familienzweiges zu sichern. In polyamorösen

Beziehungen werden Intimität

und Zuneigung mit unterschiedlichen

Menschen gelebt und brauchen nicht

verheimlicht werden. Treue bezeichnet

in diesem Zusammenhang Ehrlichkeit,

Verbindlichkeit und gegenseitige Fürsorge

in einem Netzwerk von Liebenden.

Durch das Virus könnte das Interesse an

dieser Lebensform zunehmen und der

Staat mittelfristig dazu bewegt werden,

für dieses Zusammenleben einen

Rechtsrahmen zu schaffen.

Die erfolgreichen Behandlungsmethoden

von HIV haben den mit der Infektion

verbundenen Stressfaktor etwas in

den Hintergrund gedrängt. Dass Sex

heutzutage auch ungeschützt wieder

angstfrei möglich ist, eröffnet

sowohl neuen Kontakten als auch

etablierten Partnerschaften einen

geschützten Rahmen. In Dating

Portalen sieht man zunehmend,

dass mit dem eigenen HIV Status

offener umgegangen wird, als dies

zuvor der Fall gewesen ist. Auch die

Einnahme der PreP wird von vielen als

Zeichen der Umsicht interpretiert, wo

zu Beginn manchmal noch von der

„PreP-Schlampe“ die Rede war. Flüchtige

sexuelle Bekanntschaften werden nicht

mehr abgewertet und auch die Angabe

„offene Beziehung“ unter PreP oder TasP

löst keine Irritationen aus.


GESUNDHEIT

PSYCHE

MENTAL HEALTH BOOST

In wenigen Schritten zu mehr Ruhe und Gelassenheit

Jeden Tag begegnen wir großen und

kleinen Hürden – manche geplant wie

Aufgaben am Arbeitsplatz, manche

ungeplant wie ein Platten am Auto

–, die wir mal besser, mal schlechter

bewältigen. Wir setzen uns Druck von

außen aus wie der täglichen Flut an

stark editierten Instagram-Posts, den

Meinungen von Kollegen und dem Chef

oder der Erwartung unserer Freunde,

gut gelaunt, immer feierhungrig und

bestens angezogen zu sein.

Rund fünf Prozent der deutschen Männer

leiden an Depressionen. Dabei sind sie,

anders als ihr weiblicher Counterpart,

weniger dazu geneigt, professionelle

Hilfe zu suchen, auch wenn die

Heilungsaussichten durch Therapie

und Medikamente durchaus gut sind!

Zu den häufigsten Symptomen zählen

neben negativen Gedanken und einem

verminderten Selbstwertgefühl auch

Schlafstörungen, geringe Aufmerksamkeit

und Appetitminderung.

Wir wollen dir mit diesen einfachen

Tipps zur Seite stehen und dich dabei

unterstützen, deine mentale Gesundheit

zu pflegen und bald positiver und selbstbewusster

in den Tag zu starten.

A LITTLE BIT OF SUNSHINE

Schon zehn Minuten Sonnenschein

können deinen

Morgen maßgeblich positiv

verbessern. Nicht nur wird

dein Körper dank des Hormons

Cortisol schneller in

den Wachzustand versetzt,

FOTO: WAYHOMESTUDIO / FREEPIK.COM

das morgendliche Absorbieren von

UV-Strahlen verleiht dir Energie auch

für den Rest des Tages. Wer sich also

mit der ersten Tasse Kaffee

ans Fenster oder auf den

Balkon setzt, darf sich

über einen extra Boost

an „Oomph“ freuen.

Gleichzeitig gilt es,

am Abend und vor

dem Zubettgehen

intensive Lichtquellen

und vor allem Blue

Light von Bildschirmen

zu meiden, um den

Tag-Nacht-Rhythmus des

Körpers nicht zu stören.

READ & WRITE

Den allermeisten Männern wird der

Gedanke, ein Tagebuch zu führen,

zunächst womöglich kindisch oder

einfach albern vorkommen. Tatsächlich

haben aber zahlreiche Studien bewiesen,

dass ein täglicher Eintrag über

das Erlebte Angstgefühle reduzieren

kann sowie Stress und sogar physische

Symptome wie Verspannungen löst.

Wer abends mehr liest, ist glücklicher,

denn: Lesen macht müde und trägt zu

einer verbesserten Schlafhygiene

bei. Wann hast du das

letzte Mal ein Buch gelesen,

statt auf Social Media auf

und ab zu scrollen?

Selbst das Lesen von

inspirierenden Zitaten

und Bonmots kann

bereits einen positiven

Effekt auf unsere Psyche haben. Wer

öfter mal positiv besetzte Lebensweisheiten

konsumiert, begibt sich ganz

automatisch in einen inneren Dialog,

der häufig zur Verbesserung der

Laune beiträgt.

Einer der simpelsten

Tricks zur Reduzierung

von Stress und Nervosität

ist das Führen

von Listen. Das kann

eine To-do-Liste sein,

eine Einkaufsliste oder

eine Liste von Dingen, die

wir uns für die mittel- und

langfristige Zukunft wünschen.

Listen schaffen Sicherheit und Verbindlichkeiten

und tragen so zu mehr

Gelassenheit bei.

HEALTHY BODY, HEALTHY MIND

Das wussten schon unsere Eltern und

ihre Eltern und so weiter. In einem

gesunden Körper lebt ein gesunder

Geist. Sport ist sogar so effektiv, dass

er mitunter eine bessere Therapiemethode

ist als der Besuch beim Experten

oder die Einnahme von Medikamenten.

Dabei hat sich gezeigt, dass kurze,

intensive Sporteinheiten noch besser

auf die mentale Gesundheit einwirken

als Ausdauersport. Bereits 15 Minuten

können wahre Wunder wirken.

Für alle, die selbst eine Viertelstunde

Sport nicht in den Alltag integrieren

können, empfiehlt sich die gute alte

kalte Dusche am Morgen. Bereits

wenige Sekunden eisigen Wassers

helfen dir dabei, seltener in Panik zu

geraten. Jedes Mal, wenn du deinen

Körper mit diesem Temperatursturz

„schockierst“, wird er

abgehärtet gegenüber echten

Stresssituationen und verfällt

weniger schnell in nervöse

Verhaltensweisen.

Wem der „Sprung ins kalte

Wasser“ nicht geheuer ist, kann

sich auch irgendwo ganz warm

einkuscheln und in Atemübungen

versuchen. Dabei ist es völlig egal,

ob du einem Guide beispielsweise

in einer App oder auf YouTube folgst

oder dir selbst eine Abfolge von kurzen

und langen Atemzügen überlegst.

Atemübungen aktivieren eine Region

im Gehirn, die dafür verantwortlich ist,

ganz bewusst im Moment zu leben und

präsent zu sein.


GESUNDHEIT

FORSCHUNG

EIN HERZINFARKT

KANN DAS

EINTRETEN

VON DEMENZ

BESCHLEUNIGEN

Weltweit arbeiten Forscher daran, die Gründe für

das Eintreten von Demenz zu entschlüsseln. Nun

sind Forscher einen Schritt weitergekommen

und haben einen wichtigen Risikofaktor entdeckt,

der das Eintreten von Demenz beschleunigen

könnte.

FOTO: FREEPIK_WAYHOMESTUDIO

Die Demenz, zu der auch die Alzheimer-

Erkrankung gehört, ist einer der wohl am

meisten gefürchteten Krankheiten im

höheren Alter. Es handelt sich um einen

allgemeinen geistigen Verfall, der in rund

90 Prozent der Fälle nicht umkehrbar ist.

Umso wichtiger ist es, jene Risikofaktoren

zu kennen, die zu einer Demenz führen

können. Forscher haben nun einen Weiteren

gefunden: den Herzinfarkt.

Eine US-Studie aus dem Jahr 2022, die

in Zusammenarbeit mit der „American

Heart Association“ entstand, warnt,

dass Menschen, die einen Herzinfarkt

überlebt haben, nicht komplett aus der

Gefahrenzone sind. Ganz im Gegenteil:

Der Herzinfarkt beschleunige womöglich

das Eintreten einer Demenz. So belegen

ihre Studienergebnisse, dass Patienten, die

nach dem Herzinfarkt Demenzsymptome

zeigen, einen schnelleren geistigen Verfall

erleiden. Zwar seien die Behandlungsmethoden

von Herzinfarkt-Patienten immer

besser, doch diese zielen vor allem auf die

Herzgesundheit und nicht auf das Gehirn

ab.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN HERZER-

KRANKUNGEN UND DEMENZ

„Zu lange haben wir Herzkrankheiten und

Gehirnerkrankungen als zwei getrennte

Zustände betrachtet und sie auch so

behandelt“, sagt die Hauptautorin der Studie,

Dr. Michelle Johansen von der „Johns

Hopkins University School of Medicine“ in

Baltimore. Laut ihr müssen wir das, was im

Herzen und im Gehirn passiert, gemeinsam

betrachten. So sei die Vermeidung

von Risikofaktoren zur Vorbeugung eines

Herzinfarkts auch gut für das Gehirn.

Bei der neuen Studie handelt es sich um

eine Auswertung von bereits bestehenden

Langzeitdaten. Dabei hat man die Ergebnisse

von sechs Studien ausgewertet,

die zwischen 1971 und 2017 durchgeführt

wurden. Insgesamt waren darin 31.377

Probanden eingeschlossen, die bei den

ersten Untersuchungen ein Durchschnittsalter

von 60 Jahren aufwiesen. Keiner der

Teilnehmer hatte zuvor einen Herzinfarkt

oder litt unter Demenz. Die Forscher

harmonisierten die Studien, um die Daten

miteinander vergleichen zu können.

Daraus ergaben sich drei Testbereiche,

welche die Probanden absolvierten:

das Erinnerungsvermögen, exekutive

Funktionen (z. B. Aufmerksamkeit, Planung,

Organisation, komplexe Entscheidungen)

und die allgemeine kognitive Leistung

(Gesamtleistung des Denkvermögens).

„Mit einer Demenz

wacht man nicht aus

heiterem Himmel auf“

Der Beobachtungszeitraum betrug

je nach ausgewerteter Studie zwischen

fünf und 20 Jahren. Während dieses Zeitraums

erlitten 1047 Teilnehmer einen Herzinfarkt.

Zunächst hat man keine kognitiven

Unterschiede zwischen Herzinfarkt-Patienten

und Nicht-Betroffenen festgestellt.

Erst in den darauffolgenden Jahren gab

es einen rapiden Abfall der kognitiven

Leistung unter jenen Probanden, die einen

Herzinfarkt erlitten – und das auf allen

Ebenen. Also beim Erinnerungsvermögen,

den exekutiven Funktionen und der

allgemeinen kognitiven Leistung.

„Wir zeigen mit der Studie, dass ein

Herzinfarkt mit der Zeit die Gesundheit

des Gehirns beeinträchtigen kann“, sagt

Dr. Michelle Johansen. Demenz sei ein

langsamer und schrittweiser Prozess.

„Mit einer Demenz wacht man nicht aus

heiterem Himmel auf“, ergänzt die Forscherin.

Vielmehr findet eine signifikante

Gehirnveränderung erst Jahre nach dem

Herzinfarkt statt.

Warum ein Herzinfarkt das Eintreten von

Demenz beschleunigt, ist allerdings noch

nicht eindeutig geklärt. Aber es gibt eine

Reihe möglicher Gründe. So könnten

schon die sogenannten stillen Schlaganfälle,

die oft unbemerkt ablaufen, das

Gehirn dauerhaft schädigen. Sie sorgen

nämlich für eine Unterversorgung mit

Sauerstoff. Möglich ist auch, dass Risikofaktoren

wie Rauchen und Bluthochdruck

nicht nur einen Herzinfarkt verursachen

können, sondern eben auch zur Demenz

führen. Zudem könnte die geschädigte

Herzstruktur dafür verantwortlich sein, dass

zum Beispiel Mini-Blutgerinnsel ins Gehirn

gelangen.

Laut der Studienautorin Johansen sei

es wichtig zu wissen, dass ein kognitiver

Rückgang nach einem Herzinfarkt möglich

ist. So sollten sich die behandelnden

Ärzte sowohl um die Herzerkrankung

als auch um eventuelle Anzeichen von

Demenz kümmern. Zudem gewinnt die

Herzgesundheit durch diese Erkenntnis an

Bedeutung. Indem Menschen versuchen,

Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen

zu minimieren, könnte dies auch das

Risiko für eine Demenz reduzieren. *Martin

Lewicki


GESUNDHEIT

GESCHLECHTSKRANKHEIT

DONOVANOSIS

KANN

GENITALIEN

SCHÄDIGEN

Seit dem Ende der Corona-Pandemie

ist die Lust auf Reisen und Urlaubsabenteuer

in fernen Ländern groß.

Allerdings sollte man sich bei heißen

Urlaubsflirts vor sexuell übertragbaren

Krankheiten schützen, um

beispielsweise die „fleischfressende“

Geschlechtskrankheit

Donovanosis zu vermeiden.

BILD: FIREFLY AI

Im Oktober 2021 schlugen britische Ärzte

Alarm: Donovanosis, eine Geschlechtskrankheit

aus den Tropen, hat es nach

Europa geschafft. „Die Zahlen deuten darauf

hin, dass die Krankheit Donovanosis,

von der man bisher annahm, dass sie auf

Orte wie Indien, Brasilien und Neuguinea

beschränkt ist, in diesen Regionen immer

häufiger vorkommt“, erklärte damals

Dr. Shree Datta von der „My Healthcare

Clinic“ in London. Doch wie genau steckt

man sich damit an? Welche Symptome

treten auf? Und warum wird Donovanosis

als „fleischfressende“ Geschlechtskrankheit

bezeichnet? Wir haben die wichtigen

Antworten zusammengetragen.

Laut dem Robert-Koch-Institut kommt

Donovanosis (auch Granuloma inguinale

genannt) hauptsächlich in den Tropen

und Subtropen vor.

Dazu zählen insbesondere folgende

Länder und Regionen:

• Indien

• Zentral- und Nordaustralien

• Papua-Neuguinea

• Vietnam

• Lateinamerika

• Karibik

• Zentral-, Ost- und Südafrika

Wie alle Infektionskrankheiten kann

auch Donovanosis durch Reisende in

nicht-tropische Länder eingeschleppt

werden. So gab es bereits vereinzelt Fälle

in Europa, zum Beispiel in Großbritannien.

Meist wird der Erreger beim ungeschützten

Geschlechtsverkehr und

durch direkten Hautkontakt übertragen.

Theoretisch ist es auch möglich, sich

indirekt durch infizierte Gegenstände

anzustecken. Allerdings ist das eher

selten der Fall. Zudem kann sich die

Ansteckung von einer Körperstelle auf

eine andere ausweiten.

Das Tropeninstitut berichtet, dass am

häufigsten Männer im Alter zwischen

20 und 40 Jahren betroffen sind. Dabei

trifft es Männer rund doppelt so häufig

wie Frauen. Besonders gefährlich ist

die lange Inkubationszeit, in der man

womöglich auch andere Menschen

damit anstecken kann. So kann es ein bis

sechzehn Wochen dauern, bis die ersten

Symptome auftreten.

WARUM DONOVANOSIS ALS „FLEISCH-

FRESSENDE“ GESCHLECHTSKRANKHEIT

BEZEICHNET WIRD

Die Beschreibung der Krankheit als

„fleischfressend“ klingt drastisch, trifft

allerdings zu, sofern die Infektion nicht

behandelt wird. Zunächst bilden sich

an der Infektionsstelle schmerzlose,

rötliche Pusteln oder Papeln. Das sind

runde oder ovale Knötchen an der

Hautoberfläche. Diese verschwinden

nach kurzer Zeit und werden durch

fleischige Geschwüre ersetzt, die bei

Berührung leicht bluten. Laut dem

Tropeninstitut befinden sich diese bei

Männern meist direkt am Penis. Jedoch

können die Infektionen auch auf andere

Körperstellen wie den After übergreifen.

Wer diese Symptome bemerkt, sollte

umgehend einen Arzt aufsuchen und

eine medikamentöse Therapie erhalten.

Ansonsten drohen eitrige, stark riechende

Schwellungen, die zur Zerstörung

des Gewebes führen. Außerdem können

Ödeme an der Harnröhre oder am

After entstehen, die eine Verengung

der betroffenen Organe verursachen.

Durch das zerstörte Gewebe bleiben im

Genitalbereich Narben zurück.

KEINE IMMUNITÄT NACH EINER

ERKRANKUNG

Wer rechtzeitig den Arzt aufsucht und

eine Antibiotika-Therapie erhält, kann

vollständig genesen. Donovanosis wird

meistens mit Doxycyclin, Azithromycin

oder Ciprofloxacin behandelt. Es ist

wichtig zu wissen, dass man nach einer

überstandenen Erkrankung nicht immun

gegen eine erneute Infektion ist.

Wie bei den meisten Geschlechtskrankheiten

schützt auch in diesem Fall

„Safer Sex“ vor einer Ansteckung mit

Donovanosis am effektivsten. Deswegen

sollten Reisende beim Geschlechtsverkehr

unbedingt Kondome verwenden,

um sich selbst, aber auch um andere

von Infektionen zu schützen. Dies dient

nicht nur dem Schutz vor Donovanosis,

sondern auch vielen weiteren sexuell

übertragbaren Krankheiten wie Hepatitis,

Syphilis und HIV. *Martin Lewicki


INTERVIEW

MÄNNER, MPOX, MOTIVATION

Die WHO schlug im Sommer wegen einer neuen Variante des Mpox-Erregers und einer Verbreitung vornehmlich

auf dem afrikanischen Kontinent Alarm. Schlagzeilen, dazu führten zu Verunsicherungen. Zeit, sich

einmal mehr mit jemandem zu unterhalten, der sich alltäglich mit sexuell übertragbaren Krankheiten und

spezifischen Problemen von Männern, die Sex mit Männern haben, beschäftigt. Wir sprachen mit Dr. med.

Malte B. Monin, Facharzt für Innere Medizin / Infektiologe im MVZ Stadtmitte des ICH Stendal - Hamburg.

GESUNDHEIT

Wie sehen Sie das Thema Mpox aktuell?

Mpox ist immer noch ein Thema, aber

nicht mehr in dem Ausmaß wie während

der Hochphase 2022. Wir sehen aber

immer wieder Fälle, aber es sind deutlich

weniger als damals. Es ist also keine

Epidemie mehr, aber man sollte Mpox als

Differentialdiagnose berücksichtigen.

Es gab ja auch in den Nachrichten

Berichte über neue Varianten, besonders

in Nigeria und im Kongo. Gibt es in

Deutschland schon Fälle?

Soweit ich weiß, ist Mitte Oktober der

bisher einzige Fall dieser neuen Variante

in Deutschland gemeldet worden.

Bei einem heterosexuellen Ruanda-

Reisenden aus Nordrhein-Westfalen. Die

Nachrichten darüber könnten natürlich

für Schlagzeilen sorgen, aber aktuell gibt

es keinen Grund für größere Besorgnis

hier. Wir erwarten auch keine neue

Epidemie oder gar Pandemie in Europa.

Dennoch sollte man aufmerksam bleiben,

gerade im Hinblick auf eine mögliche

sexuelle Übertragung. Eine Studie zeigte,

dass in etwa 1,3 % untersuchter Proben in

Kondomen Spuren von Mpox gefunden

wurden, was zeigt, dass es wichtig ist,

Mpox als mögliche sexuell übertragbare

Erkrankung zu beachten.

Würden Sie sagen, Mpox entwickelt sich

zu einer Art alltäglichen Krankheit wie

heute Corona?

So könnte man es vielleicht sehen. Es ist

weniger dramatisch als in der Hochphase

und die Fallzahlen sind gering. Wichtig ist

auch, dass wir die Prävention vorantreiben,

zum Beispiel durch Impfungen.

Wie sieht es mit den Impfungen aus?

Gibt es Unterschiede zwischen den

Bundesländern?

Genau, es gibt Unterschiede. Daher sollte

man sich bei seinen SchwerpunktbehanlderInnen/

HausärztInnen diesbezüglich

erkundigen.Für Risikogruppen, wie zum

Beispiel MSM (Männer, die Sex mit Männern

haben) mit wechselnden Sexualpartnern,

ist die Impfung besonders empfohlen.

Wichtig ist, dass diejenigen, die bisher nur

eine Impfung erhalten haben, auch die

zweite bekommen sollten. Das Ziel ist es,

schwere Verläufe zu verhindern, und die

Daten zeigen, dass die Impfung dies bietet.

Gibt es in ländlichen Regionen mehr

Zurückhaltung, wenn es um sexuelle

Gesundheit geht?

Ja, das kommt durchaus vor. Menschen

auf dem Land sind manchmal zögerlicher,

wenn es um solche Themen geht, insbesondere

wenn sie nicht in eine spezialisierte

Praxis kommen. Wir versuchen, eine

entspannte Atmosphäre zu schaffen und

die Patienten zu beruhigen. Niemand sollte

sich schämen, wegen solcher Beschwerden

zum Arzt zu gehen. Wenn man sich in

der hausärztlichen Praxis nicht traut, über

STDs zu sprechen, kann es sinnvoll sein,

eine Schwerpunktpraxis aufzusuchen.

Glauben Sie, dass wir in Zukunft häufiger

mit Epidemien oder Pandemien konfrontiert

sein werden?

Ja, das ist durchaus möglich. Wenn man

sich die letzten Jahrzehnte ansieht, scheinen

Pandemien häufiger aufzutreten. Die

Spanische Grippe, die russische Grippe,

MERS, Ebola, SARS-CoV-2 – die Abstände

zwischen den Ausbrüchen werden kürzer.

Das liegt an verschiedenen Faktoren:

4.000

3.000

2.000

1.000

0

Anzahl Fälle

3.677

unter anderem einer wachsenden Weltbevölkerung,

zunehmender Mobilität und

auch am Umgang mit Antibiotika in der

Tierzucht. Aber es gibt keinen Grund zur

Panik. Wir haben Impfungen, Therapeutika

und eine gute medizinische Versorgung.

Wie sehen Sie die aktuelle Diskussion zur

Antibiotika-Prophylaxe?

Es gibt eine Diskussion über einen

erweiterten Einsatz von Antibiotika als

Prophylaxe, zum Beispiel Doxycyclin, zur

Verhinderung sexuell übertragbarer

Krankheiten. Ich persönlich bin sehr

zurückhaltend, weil es langfristig zu

Veränderungen des Mirkobioms und auch

zu Resistenzen führen kann. Gerade bei

Lieferengpässen sollten Antibiotika für

diejenigen Patienten reserviert werden, die

tatsächlich eine Infektion haben, wie zum

Beispiel bei Borreliose oder Chlamydien. Es

ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit

Antibiotika umgehen, damit diese auch in

Zukunft wirksam bleiben.

Gibt es noch etwas, das Sie besonders

hervorheben möchten?

Ich denke, es ist wichtig, dass wir weiterhin

über sexuelle Gesundheit sprechen und

die Menschen motivieren, regelmäßig

Vorsorgeuntersuchungen zu machen.

Gerade in der MSM-Community sehen wir

nach wie vor viele sexuell übertragbare

Krankheiten, und regelmäßige Tests sind

ein wichtiger Beitrag zur eigenen Gesundheit

und zur Gesundheit der Community.

Es sollte ein selbstverständlicher Teil der

Gesundheitsvorsorge sein.

*Interview: Christian Knuth

ich-hamburg-stendal.de

123 180

2022 2023 2024

Meldejahr

Mpox


GESUNDHEIT

PFLEGE

QUEER UND PFLEGEBEDÜRFTIG:

Warum queersensible Pflege überlebenswichtig ist

In der Pflegewelt unsichtbar zu sein, bedeutet für viele queere Menschen im Alter eine erschreckende Realität.

Während das Alter ohnehin mit Unsicherheiten und Abhängigkeiten einhergeht, sehen sich LSBTIQ*-Menschen

oft mit einer zusätzlichen Bürde konfrontiert: der Notwendigkeit, ihre Identität zu verstecken.

Schätzungen zufolge gehören rund

1,8 Millionen Menschen über 60

Jahren in Deutschland zur LSBTIQ*-

Gemeinschaft. Trotz dieser hohen

Zahl bleibt ihre sexuelle Orientierung

oder Geschlechtsidentität in vielen

Pflegeeinrichtungen unsichtbar.

Statistiken zeigen, dass 85,9 % der

pflegebedürftigen queeren Menschen

ihre Pflegekräfte nicht über ihre

Identität informieren – aus Angst vor

Diskriminierung oder Stigmatisierung.

„Es darf nicht sein, dass Menschen im

Alter erneut mit der Angst leben müssen,

ihre wahre Identität zu verbergen“,

sagt Andreas Schütz, Gründer von

Queer-Pflege.de.

UNSICHTBARKEIT ALS RISIKO

Das Problem der Unsichtbarkeit

ist nicht nur ein emotionales,

sondern auch ein physisches Risiko.

Queere Menschen, die ihre Identität

verschweigen, erhalten oft nicht die

Pflege und Alltagshilfe, die sie wirklich

brauchen. Sei es die Anerkennung

nicht-traditioneller Familienstrukturen

oder der bewusste Umgang mit

gesundheitlichen Aspekten, wie

etwa bei trans* Personen nach

geschlechtsangleichenden Operationen

oder bei HIV-positiven Senior:innen

– queere Pflegebedürftige benötigen

mehr als nur körperliche Pflege.

Viele queere Senior:innen haben ihr

Leben damit verbracht, gegen Diskriminierung

anzukämpfen, und stehen nun

im Alter vor neuen, erschreckenden

Herausforderungen. Besonders

schmerzhaft sind die seelischen

Wunden, die sie aus Zeiten mitnehmen,

in denen Homosexualität strafbar war

oder sie von ihren Familien verstoßen

wurden. Diese Lebensrealitäten müssen

in der Pflege berücksichtigt werden.

QUEERE PFLEGEKRÄFTE KÖNNEN

BRÜCKEN BAUEN

Auch queere Menschen, die in der

Pflege arbeiten, sind oft gezwungen,

ihre Identität zu verbergen. Dies führt

nicht nur zu persönlichem Stress,

sondern auch dazu, dass wichtige

Ressourcen für die Pflege anderer

LSBTIQ*-Personen ungenutzt bleiben.

Sie bringen ein besonderes Verständnis

für die Bedürfnisse der Community mit.

„Queere Pflegekräfte sind ein unverzichtbarer

Bestandteil einer inklusiven

Pflegelandschaft“, betont Andreas

Schütz. „Sie bringen nicht nur ihre

professionelle Expertise ein, sondern

auch ihre persönliche Empathie, die für

queersensible Pflege und Alltagshilfe so

wichtig ist.“

DIE ENTSTEHUNG VON QUEER-PFLEGE.DE

Aus der Notwendigkeit heraus,

diese Lücke zu schließen,

entstand Queer-Pflege.

de. Die Plattform, die im

März 2023 online ging, bietet LSBTIQ*-

Personen eine zentrale Anlaufstelle, um

Alltagshilfe, Pflegedienste, Beratungsstellen

und Pflegeeinrichtungen zu

finden. Andreas Schütz: „Immer wieder

wurde ich gefragt, ob ich Pflegeeinrichtungen

kenne, die queersensibel

arbeiten“, erzählt er.

„Es war frustrierend, keine

konkreten Empfehlungen

geben zu können, weil es

keine zentrale Plattform

gab, auf der solche

Informationen gesammelt

wurden.“

Queer-Pflege.de bietet eine einfache

Möglichkeit, nach Pflegeeinrichtungen

und -diensten zu suchen und

gleichzeitig die Community zu stärken.

Besonders wertvoll: Hilfsgesuche können

direkt innerhalb der Community

veröffentlicht werden, wodurch auch

ehrenamtliche Unterstützung möglich

wird.

Ein Beispiel für die Bedeutung der

Plattform ist eine Erfolgsgeschichte,

die Andreas besonders bewegt hat: Ein

sehbehinderter Mann suchte jemanden,

der ihm beim Vorlesen und bei

Spaziergängen hilft. Über Queer-Pflege.

de fand er innerhalb von drei Wochen

jemanden aus der Community, der ihm

diese Hilfe anbieten konnte.

EINE INKLUSIVERE PFLEGEZUKUNFT

„Es geht nicht um eine Sonderbehandlung

von queeren Menschen in der

Pflege“, erklärt Andreas. „Es geht darum,

dass sie dieselbe Würde, Akzeptanz

und Unterstützung erhalten wie alle

anderen.“ Mit Initiativen wie dem

Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“

und dem AWO-Projekt „Queer im

Alter“ gibt es bereits erste Schritte

in die richtige Richtung. Doch es

bleibt noch viel zu tun, um queersensible

Pflege flächendeckend zu

etablieren.

FOTO: FREEPIK.COM


.com


24 ADVERTORIAL

GELASSEN ALT WERDEN

–auch mit HIV

Als HIV und Aids Anfang der

1980er Jahre auftauchten, ging es in

den ersten Jahren hauptsächlich darum,

das Leben der Menschen möglichst

lange zu erhalten. Niemand konnte

sich damals vorstellen, wie schnell sich

der medizinische Fortschritt entwickeln

würde und dass bei erfolgreicher Therapie

auch mit HIV ein normales Leben

möglich sein wird.

Eine HIV-Diagnose bedeutete früher

häufig, sich mit einer begrenzten

Lebensspanne konfrontiert zu sehen.

Heute können Menschen mit HIV dank

wirksamer Therapien ein gutes und

langes Leben führen. Während dabei

einige mit einer täglichen Pille bestens

klarkommen, kann für andere eine

Therapie mit einer regelmäßigen Spritze

die bessere Lösung sein.

Die HIV-Therapie hat sich als lebensrettend

erwiesen, indem sie die Viruslast

effektiv kontrolliert und das Immunsystem

stärkt. So sind wir mittlerweile

in der glücklichen Lage, dass sich HIVpositive

Menschen mit dem Altwerden

beschäftigen: Bereits die Hälfte aller in

Deutschland mit HIV lebenden Menschen

ist über 50 Jahre alt. 1 Aber wie gelingt es,

auch mit HIV gelassen alt zu werden?

Das Risiko für Alterserkrankungen

minimieren

Eine HIV-Infektion erhöht das Risiko, das

Altern zu beschleunigen. Studien legen

nahe, dass HIV mit einer chronischen

Entzündungsreaktion im Körper, der

sogenannten Inflammation, einhergeht. 2

Diese anhaltende Entzündung kann

die Entwicklung von altersbedingten

Krankheiten beeinflussen. Daher

empfiehlt sich für Menschen mit HIV eine

sorgfältige und regelmäßige Kontrolle

der relevanten Laborwerte im Rahmen

der regulären Termine bei dem/der

Schwerpunktärzt*in, um das Risiko von

altersbedingten Erkrankungen zu minimieren

und die Gesundheit langfristig zu

erhalten.

Wie wichtig sind

Vorsorgeuntersuchungen?

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen

sind dabei von großer Bedeutung zur

Erhaltung der Langzeitgesundheit.

Sie helfen, mögliche Erkrankungen

rechtzeitig zu erkennen, im besten Fall in

einem Stadium, in dem sie leichter und

bestenfalls noch ohne Medikamente

behandelbar sind.

Einige Studien legen nahe, dass

Krebserkrankungen bei HIV-positiven

Menschen im Vergleich zu HIV-negativen

Menschen vermehrt und in jüngeren

Jahren auftauchen. 3 Um beispielsweise

das Risiko für Krebserkrankungen zu

verringern, werden Untersuchungen wie

die Mammographie, die Magen- und

Darmspiegelung oder auch Abstriche

zur Früherkennung von Anal-Karzinomen

empfohlen.

Osteoporose (Knochenschwund) tritt bei

Frauen nach der Menopause und auch

bei älteren Männern gehäuft auf. Daher

ist es ratsam, auch die Knochendichte

regelmäßig überprüfen zu lassen und in

Absprache mit einem/r Expert*in Nahrungsergänzungsmittel

wie Vitamin D

zum Erhalt der Knochengesundheit einzunehmen.

Da die Knochendichte auch

durch mangelnde Aktivität abnimmt,

kann jede Bewegung – zum Beispiel

die Treppen zu nehmen, statt den

Aufzug zu benutzen – dieser Entwicklung

vorbeugen.

Der/die Schwerpunktärzt*in steht in

Fragen der Vorsorge hilfreich zur Seite

und kann einschätzen, wann welche

Vorsorgeuntersuchungen Sinn machen.

Welchen Unterschied macht der eigene

Lebensstil?

Unabhängig von Vorsorgeuntersuchungen

lassen sich die persönlichen

Risiken für altersbedingte Erkrankungen

durch einige Verhaltensveränderungen

reduzieren. Neben regelmäßiger

Bewegung ist es von Vorteil, rauchfrei zu

leben und das Normalgewicht zu halten.

Zudem leistet eine gesunde Ernährung

einen wichtigen Beitrag. Generell ist ein

achtsamer Lebensstil der Gesundheit

zuträglich und kann im Alter bessere

Voraussetzungen zur Vermeidung von

Erkrankungen liefern, ganz unabhängig

vom HIV-Status.

Wechselwirkungen der Medikamente

vermeiden

Doch selbst bei der besten Vorsorge und

dem gesündesten Lebensstil lassen sich

Erkrankungen leider nicht immer verhindern.

Die gleichzeitige medikamentöse

Therapie von altersbedingten Erkrankungen

und einer HIV-Infektion erfordert eine

NP-DE-HVU-ADVR-240012

sorgfältige Abstimmung der

einzelnen Medikamente, um

Wechselwirkungen zu vermeiden

und unerwünschte

Effekte zu minimieren. Der/

die Schwerpunktärzt*in oder

Apotheker*in sollten besonders

bei Einnahme neu

verordneter Medikamente

informiert werden, um die

Wirksamkeit der Behandlungen

aufrechtzuerhalten

und sie aufeinander

abzustimmen.

Im Grunde gelten für alle

Menschen – unabhängig

vom HIV-Status – ähnliche Regeln,

wie sich die eigene Gesundheit langfristig

erhalten lässt. Mit einem guten

Bewusstsein für den eigenen Körper

sowie entsprechender Achtsamkeit und

Selbstfürsorge kann man dem Altwerden

gelassen entgegensehen.

Weitere Informationen zum Leben mit

HIV sowie persönliche Geschichten von

HIV-positiven Menschen findest du

unter www.livlife.de

Unterstützt von ViiV Healthcare

Referenzen:

1 RKI Epidemiologisches Bulletin 47/2022

2 International Association of Providers

of AIDS Care (IAPAC). Fact Sheet: HIV and

Inflammation. 2021.

3 Deutsches Krebsforschungszentrum

(DKFZ). AIDS und HIV: Steigert die Infektion

das Krebsrisiko? 2016 [Verfügbar auf:

https://www.krebsinformationsdienst.de/

vorbeugung/risiken/aids-und-krebs.php]


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