Demokratische Sozialisation in der Schule - Initiative Bildung in ...
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Auch im europäischen Vergleich s<strong>in</strong>d es deutsche Jugendliche, die beson<strong>der</strong>s des<strong>in</strong>teressiert<br />
an Politik und politischen Themen s<strong>in</strong>d. (vgl. Torney-Purta 2001; Oesterreich 2001)<br />
Während die gesellschaftlichen Großorganisationen <strong>in</strong> Form von Parteien, Politikverbänden,<br />
Gewerkschaften und Kirchen e<strong>in</strong>en Nachwuchsmangel beklagen (Berton & Schäfer 2005, S.<br />
2), f<strong>in</strong>det gleichzeitig – und das wird als äußerst bedenklich e<strong>in</strong>geschätzt – „am rechten Rand<br />
e<strong>in</strong>e Politisierung von Jugendlichen“ (Edelste<strong>in</strong>/Fauser 2001, S. 11) statt. (vgl. Sturzbecher<br />
2001, S. 119; Sturzbecher 1997; Sturzbecher u. a. 1994; Deutsche Shell 1997; Weiß 2000).<br />
Die Abwendung junger Menschen von <strong>der</strong> Politik wird unterschiedlich gedeutet. Während<br />
Jugendstudien (vgl. Deutsche Shell 1997, 2000; Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut 1997) Argumente<br />
liefern, dass sich die nachwachsende Generation generell und nachhaltig „von <strong>der</strong> Demokratie<br />
als politischer Lebensform, Gesellschaftsform und Regierungsform“ (Edelste<strong>in</strong> & Fauser<br />
2001, S. 16) abwende und das Systemvertrauen verfalle, könne mangelndes politisches<br />
Interesse und Wahlabst<strong>in</strong>enz ebenfalls relativiert werden, da „konsolidierte“ Demokratien<br />
„politisches Engagement eher lokal und situativ mobilisieren“ (ebd.) wie beispielsweise „die<br />
USA mit starken lokalen <strong>Initiative</strong>n bei ausgeprägter Wahlabst<strong>in</strong>enz.“ (ebd.) Dem gegenüber<br />
sei es aber auch die „Wahlabst<strong>in</strong>enz <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngsten Wählergeneration“ (ebd.), die (größere)<br />
„Erfolge rechtsextremer Gruppierungen bei den Wahlen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.“ (ebd.) Das niedrige<br />
Niveau beim politischen Interesse kann aber auch als e<strong>in</strong> Anzeichen gedeutet werden, dass die<br />
„demokratische politische <strong>Sozialisation</strong> <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaften zunehmend defizitär ist“.<br />
(Berton & Schäfer 2005, S. 2)<br />
Die Parteien- und Politikverdrossenheit von Jugendlichen kann auch als e<strong>in</strong>e<br />
Politikerverdrossenheit verstanden werden. So seien Jugendliche <strong>in</strong> Sachen Politik eher<br />
zurückhaltend, aber nicht politikabst<strong>in</strong>ent. Jugendliche zeigen e<strong>in</strong>e „deutliche Skepsis […]<br />
h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> politischen Kompetenz von Politikern“ (Hurrelmann 1994, S. 181). Da (viele)<br />
Jugendliche „Politikern e<strong>in</strong>e Lösung nicht zutrauen“ (ebd.), schätzen sie auch e<strong>in</strong>, „die<br />
Mitarbeit <strong>in</strong> Parteien und Bürger<strong>in</strong>itiativen sei wirkungslos.“ (ebd.) Dies kann zum e<strong>in</strong>en als<br />
Ausdruck von „Pessimismus über die Möglichkeiten gesellschaftlicher<br />
Zukunftsgestaltung“ (ebd.) gedeutet werden. Zum an<strong>der</strong>en wird dar<strong>in</strong> aber auch „bei<br />
Angehörigen <strong>der</strong> jungen Generation e<strong>in</strong>e psychische und soziale Reserve gegenüber dem<br />
politischen System erkennbar, die zwar noch ke<strong>in</strong>e krisenhaften Züge trägt, aber e<strong>in</strong> Signal<br />
für fehlende Identifizierung ist, die offenbar sozialpsychologisch und sozialstrukturell <strong>in</strong><br />
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