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ZKZ 4937

www.moebelkultur.de

NEWS. INSIGHTS. TRENDS.

1 | 2025

TRENDS &

ENTWICKLUNGEN

POLSTER-

SPECIAL

LIFESTYLE

Umsatztreiber:

Konsumgüter

und moderne

Lebenswelten

AUSBLICK 2025

SO WOLLEN HANDEL UND VERBÄNDE WACHSTUM ERZEUGEN

KI-VERORDNUNG

Neue Regeln: Was Händler

jetzt wissen müssen

NEUSTART

„imm“ & „idd“: Doppelmesse

für Order und Design

US-MARKT

Deutsche Küchenindustrie

setzt auf Expansion


INHALT

20

2025

DIGITAL UND

INNOVATIV

Top Thema

AUSBLICK 2025 20

• Exklusive Umfrage

• Die Top-Trends im Handel

• Handlungsempfehlungen

Verbände

PERSPEKTIVEN 2025

Wie stellt sich die Möbelbranche den Herausforderungen

des kommenden Jahres? Antworten

darauf liefert die exklusive Umfrage des ZGV für

möbel kultur.

ALLIANCE ORDERMESSE 30

Mit starken Marken in die Zukunft

„ECLASS“-PIONIER VME 32

Klassifizierung auf hohem Niveau

WISSEN, WAS ZU TUN IST 34

Unternehmensberatung vom EMV

STATEMENT DES BVDM 36

Städte brauchen mehr Erlebnis

Industrie

TOP-TRENDS IM HANDEL

Der Möbelhandel steht vor einem entscheidenden Jahr. Dr. Johannes Berentzen,

Geschäftsführender Gesellschafter der BBE Handelsberatung, und die Unternehmensberatung

Dr. Wieselhuber & Partner zeigen die wichtigsten Trends auf.

NEUSTART IM DOPPELPACK

Nachdem die „imm colgne“ im Januar 2025 pausiert, will der Veranstalter ab Herbst mit

gleich zwei Messeformaten neu durchstarten.

24

38

NEUSTART IM DOPPELPACK 38

„imm“ und „idd cologne“

WASSER, WÄRME, LUFT 40

Zukunftslösungen auf der ISH 2025

DIE TRENDS ZUR ISH 42

Regeneration & Mental Health

COOLE PRÄSENTATION 43

Die Voglauer-Messe

NEUER INVESTOR 43

Welle Holding verkauft drei Firmen

VERORDNUNGEN IM CHECK 44

Mit KI-Inhalten richtig umgehen

GROSSES BRANCHEN-INTERESSE46

Meble Polska lockt nach Posen

Polster

STATIONÄRER HANDEL FÜHRT 48

Exklusive Bonial-Umfrage

INDIVIDUALITÄT & AUTHENTIZITÄT51

Himolla definiert Wohnkomfort neu

TREND-PANEL52

Dem Downgrading entgegenstellen

STATEMENTS SETZEN 54

Verleihung des Stressless Studio Awards

LUFT NACH OBEN 56

Außenhandel der Polstermöbelindustrie

RAFFINIERTE DETAILS 57

„Mocha Mousse“ bei Sedda

4

1/2025


14

IMPULSE

Welche Hoffnungsschimmer

es 2025 für die

Möbelbranche gibt und

wie sich die Hersteller

resilienter aufstellen können,

fragte „möbel kultur“

Jan Kurth, Geschäftsführer

der Verbände der Deutschen

Möbelindustrie.

44

MIT KI-INHALTEN

UMGEHEN

In ihrer Serie „Verordnungen

im Check erläutert

„möbel kultur“ die europäische

KI-Verordnung.

BEI SOFAS FÜHRT DER

STATIONÄRE HANDEL

Welche Sofas gefallen den

Kosument:innen? Wo wollen

sie diese kaufen und wie viel

Geld dafür ausgeben? Darum

dreht sich die exklusive Bonial-

Umfrage für „möbel kultur“.

48


INHALT

DEM DOWNGRADING

ENTGEGENSTELLEN

Von Lösungen für den Dining-Bereich

über Formen und Funktionen bis hin

zur Nachhaltigkeit: Deutsche Polstermöbelhersteller

geben die Trends an.

Lifestyle

WÄRME & SINNLICHKEIT 58

Pantone „Color of the year“

EXPANSION IN DEN HANDEL 60

Songmics Home auf der Ambiente

CLEVER & SMART IN JEDEM DETAIL62

Tesa in Frankfurt

LIFESTYLE IM FOKUS 64

Netzwerken auf der Ambiente

BÜHNE FÜR TOP-DEKO 65

Inszenierungen auf der Christmasworld

FRISCHER LIFESTYLE 67

Keeeper-CEO Martin Bieri im Interview

BIG BANG AUF DER AMBIENTE 68

Fink Living mit neuer Marke

Küche

64

54

STATEMENTS SETZEN

Zum mittlerweile sechsten Mal hat

Ekornes in Hamburg seinen Stressless

Studio Award für besondere

PoS-Inszenierungen verliehen.

52

LIFESTYLE IM FOKUS

Am 7. Februar geht das Konsumgüter-

Messetrio aus Ambiente, Christmasworld

und Creativeworld in Frankfurt

am Main an den Start. Neben den

Produkten steht das Netzwerken im

Vordergrund.

LAND IN SICHT 70

Der US-Küchenmarkt im Export-Fokus

IDEEN UND IMPULSE 74

Nobilias Vorhaben für 2025

DIE „KOCHBERATER“ VON BOSCH78

Kochevents als Gebrauchsanweisung

FELIX PFLIEGER IM PORTRÄT 80

Der Erfinder der selbstreinigenden Spüle

FRISCHE IMPULSE FÜR 2025 83

Marketingpower der MHK Group

Go Green

GELEBTES ENGAGEMENT 86

Der 17. Deutsche Nachhaltigkeitspreis

FLEXIBILITÄT AUF DER TERRASSE 88

Das Mietmodell von Audega

TEENAGER KAUFEN BEWUSSTER 89

Postbank Jugend-Digitalstudie

TEIL DER STRATEGIE 89

Studie zur Nachhaltigkeit

In jedem Heft

Foto des Monats 8

Leute 10

Im Gespräch: Jan Kurth 14

Aktuell16

Karriere 90

Möfa 92

Stellenanzeigen 94

Impressum97

Inspiration98

1/2025


58

70

WARME SINNLICHKEIT

Ein satter Braunton, der an

den Genuss von Kakao und

Schokolade erinnert und die

Sehnsucht nach Behaglichkeit

und Komfort anspricht: Das ist

„Mocha Mousse“, die Pantone

„Farbe des Jahres 2025“.

68

BIG BANG

Fink Living, Teil der

Gilde- Gruppe, ist

als Premium-Marke

nicht mehr wegzudenken.

Was sich

hinter der neuen

Marke Fink Studio

verbirgt, erklärt

Geschäfts führer

Georg Messing im

Interview.

74

MIT IDEEN &

IMPULSEN

NACH VORN

Die langjährige

Marktführerschaft

von Nobilia erweist

sich auch in der

Krise als Trumpf.

So macht sich der

Hersteller mit zahlreichen

Initiativen

zunehmend unentbehrlich.

US-KÜCHENMARKT: LAND IN SICHT

Die Wirtschaft der USA prosperiert trotz internationaler

Krisenzeiten kräftig. Deutsche Küchen- und

Gerätehersteller drängen nun verstärkt über den

großen Teich.

MOCHA MOUSSE

Die Pantone-Farbe des

Jahres findet sich auch im

Portfolio von Sedda. Neben

Betten hat der Polstermöbelhersteller

sein Sofa „Aurora“

in das warme Kolorit

gekleidet.

7


FOTO DES MONATS

8 1/2025


XXXLLUTZ BAUT MARKTMACHT AUS

DER

MEGADEAL

Konzentration in XXXL: Der rote Stuhl baut seine Dominanz

in Deutschland konsequent weiter aus. Dabei setzt XXXLutz

weniger auf neue Häuser – wie noch 2022 mit dem Standort in

Heidelberg (Foto). Aktuell im Fokus der Expansionsstrategie:

Übernahmen. Mit dem hundertprozentigen Kauf von Porta

(Details dazu auf S. 16) könnte jetzt das größte Geschäft in

der deutschen Möbelhandelsgeschichte Realität werden.

Der österreichische Konzern – erst seit 1990 überhaupt

hierzulande aktiv – hat innerhalb eines

Jahrzehnts seinen Umsatz verdoppelt und

kommt Ikea immer näher.

Foto: XXXLutz, Neubau Heildelberg 2021

9


TOP THEMA AUSBLICK 2025

DIGITALISIERUNG. SICHTBARKEIT. BÜROKRATIEABBAU.

MÖBEL KULTUR

EXKLUSIVE

UMFRAGE

ZUKUNFT GESTALTEN:

PERSPEKTIVEN 2025

Wie stellt sich die Möbelbranche den Herausforderungen des kommenden Jahres? Eine

exklusive Umfrage des Mittelstandsverbunds ZGV für „möbel kultur“ zeigt: Digitalisierung

und innovative Marketingstrategien bestimmen die Agenda 2025. Gleichzeitig fordern die

Entscheider klare Impulse von der Politik – weniger Bürokratie, mehr Wohnungsbau und

pragmatische Rahmenbedingungen, um das Wachstum zu sichern.

MONIKA SIMON-MÜLLER

GfM-Trend

1. Neue Konzepte für Wachstum

entwickeln.

2. Digitalisierung, Vertrieb/

Marketing.

3. Werbeanreize kombiniert

Print & Social Media.

4. Weniger Bürokratie und

Investitionen in Bausektor.

Diese vier Fragen stellte der

Mittelstandsverbund ZGV

den Geschäftsführer:innen

aus den Möbeleinkaufsverbänden,

die diese mit

knackigen Antworten auf

den Punkt bringen.

1.

2.

WAS IST DAS WICH-

TIGSTE THEMA, DAS SIE

FÜR 2025 AUF DER

AGENDA HABEN?

IN WELCHEM BEREICH

(DIGITALISIERUNG,

NACHHALTIGKEIT,

PERSONAL…) SEHEN

SIE DEN GRÖSSTEN

INVESTITIONSBEDARF

FÜR 2025 UND WAS

PLANEN SIE?

WELCHE STRATEGIEN

3. SETZEN SIE 2025 EIN,

UM DIE FREQUENZ IM

STATIONÄREN HANDEL

ZU STEIGERN?

WAS WÄREN IHRE

4. ZENTRALEN WÜNSCHE

UND FORDERUNGEN

AN EINE NEUE

REGIERUNG?

MARCO STEINMEIER

Alliance Möbel Marketing

GmbH& Co. KG

1. Schärfung der Profile verschiedener

Verbandskonzepte

Eigenlabels.

2. Wir treiben im Bereich der

Digitalisierung die Installation

eines neuen CRM in

Rheinbach voran. Projekt

EDI- Community. Zentrales

Marketingportal.

3. Vom Verband gemeinsam

mit der Industrie vorbereitete

Kampagnen, welche

die Gesellschafter online

aus spielen können, um die

Sichtbarkeit und Frequenz

zu steigern.

4. Kurzfristige Förderprogramme,

um den Wohnungsbau

nachhaltig anzuschieben.

20

1/2025


JÜRGEN FELDMANN

Der Küchenring

1. Digitalisierung in Form von

EDI-Communities und Zentrales

Marketingportal.

2. Im Bereich Digitalisierung investieren

wir weiter in unser CRM

um diverse Informationen noch

gezielter an die Gesellschafter

weitergeben zu können.

3. Zentral vom Verband gemeinsam

mit der Industrie vorbereitete

Kampagne, welche über

das Marketingportal gebucht

werden können und zu einer

Steigerung der Sichtbarkeit und

Frequenz führen.

4. Den Wohnungsbau kurzfristig

durch entsprechende Förderprogramme

anschieben.

ALEXANDER HÖNER

Musterring International

1. Service-Offensive. Endkunden

sollen uns mit jedem Anliegen

24/7 erreichen.

2. Digitalisierung ist eine Daueraufgabe.

Das bindet natürlich

viele Mittel.

3. Endverbraucherwerbung soll

Kunden animieren, in den Handel

zu gehen.

4. De-Regulierung. ALLE Brüssel

Vorgaben der letzten Jahre

komplett einstampfen (EUDR,

Lieferkettengesetz etc).

FRANK STRATMAN

Einrichtungspartnerring

VME GmbH

1. Digitalisierung.

2. Digitalisierung.

3. 360 Grad-Vermarktung über

nahezu alle Kanäle.

4. Wohnungsbau reaktivieren

in einem stabilisierten,

wirtschaftlichen Umfeld.

Foto: shutterstock.com / Grinbox

21


POLSTER

EXKLUSIVE BONIAL-UMFRAGE

BEI SOFAS FÜHRT DER

STATIONÄRE HANDEL

Welche Art von Sofa gefällt den Kosument:innen wirklich? Wo wollen sie kaufen? Und wie viel

Geld würden sie für eine neue Couch ausgeben? Darum dreht sich die exklusive Bonial-Umfrage

für „möbel kultur“. Spannendes Ergebnis: Möbelhäuser stehen beim Kauf weiterhin hoch im Kurs.

Ihr Sofa ist den Deutschen

wichtig. Laut einer aktuellen

Umfrage von Bonial haben

40 Prozent der Befragten ihr

Polstermöbel in den letzten

fünf Jahren gekauft.

48

1/2025


Kein Möbelstück prägt den Look

eines Wohnzimmers stärker

als das Sofa. Es gilt vielen als

der Mittelpunkt der Wohnung,

ein Ort der Entspannung und

des gemütlichen Beisammenseins. Aber

wie oft gönnen sich die Verbraucher:innen

eigentlich neue Polstermöbel? Und wie

soll es aussehen? Diesen Fragen ist Bonial

in seiner Umfrage nachgegangen, die

im November 2024 exklusiv für „möbel

kultur“ durchgeführt wurde.

Der Marktführer im Bereich der digitalen

Angebotskommunikation verfügt mit seinen

Portalen „kaufDA“ und „MeinProspekt“

über rund 14 Mio. Nutzer:innen

monatlich. Fast 2.000 User:innen haben

sich an der aktuellen Befragung beteiligt.

MEHRHEIT KAUFT STATIONÄR

Klares Ergebnis der Umfrage: Die Mehrheit

der Nutzer:innen sitzt auf einem eher

neuen Sofa. 40 Prozent haben ihr aktuelles

Modell innerhalb der vergangenen

fünf Jahre erstanden. Bei 27 Prozent ist

der Kauf zwischen fünf und zehn Jahren

her. 10 bis 15 Jahre besitzen 14 Prozent

ihre Couch und länger als 15 Jahre nur 12

Prozent. Es gibt aber immerhin auch 7

Prozent, die noch nie ein solches Möbelstück

erworben haben.

Die meisten der Umfrage-Teilnehmer:innen,

die schon mal ein Sofa gekauft

haben, sind dafür in ein Möbelhaus gegangen

– nämlich 69 Prozent. Für einen

Polstermöbel-Spezialisten haben sich 12

Prozent entschieden.

Das Internet scheint dagegen noch kein

sehr attraktiver Kauf-Ort zu sein: Lediglich

10 Prozent haben ihre Couch online

erstanden. Diejenigen, die das E-Commerce

genutzt haben, waren überwiegend

zufrieden mit ihrer Entscheidung.

77 Prozent würden ihr nächstes Modell

auch online erwerben, 23 Prozent dagegen

lieber im stationären Handel.

STOFF & DUNKLE TÖNE SIND IN

Bezogen auf das Material stehen bei den

Umfrage-Teilnehmer:innen Stoff (38 %)

und Microfaser (25 %) hoch im Kurs. Leder

mögen 21 Prozent am liebsten. Kunstleder

gefällt nur 3 Prozent der Befragten.

Hinsichtlich der Farben gibt es keine

eindeutige Präferenz. 37 Prozent betonen,

dass es bei dem Kolorit auf die Wohnumgebung,

Trends etc. ankommt. 39 Prozent

der Befragten bevorzugen dunkle Töne, 20

Prozent mögen eher hellere Nuancen. Bunt

ist dagegen höchst unbeliebt. Lediglich vier

Prozent können sich ein mehrfarbiges Sofa

in ihrem Wohnzimmer vorstellen.

FUNKTIONEN ÜBERSCHÄTZT

Verschiedenste Sofa-Funktionen gehören

bei vielen Herstellern zu den wichtigsten

Verkaufsargumenten – besonders im konsumigen

Bereich. Da reicht die Auswahl von

Becherhaltern bis zum Smartphone-Lade-

Modul. Offenbar wird die Bedeutung solcher

Features jedoch eher überschätzt. Denn

laut der Bonial-Umfrage sind immerhin

einem Viertel der Teilnehmer:innen (26 %)

Funktionen überhaupt nicht wichtig.

Illustration: www.freepik.com

WANN HAST DU ZULETZT EIN SOFA GEKAUFT?

40 %

27 %

14 %

12 %

7 %

In den letzten fünf Jahren

Vor 5-10 Jahren

Vor 10-15 Jahren

Vor mehr als 15 Jahren

Ich habe noch nie ein Sofa gekauft

WO HAST DU DAS LETZTE SOFA GEKAUFT?

69 %

12 %

10 %

9 %

In einem Möbelhaus

In einem Geschäft mit Schwerpunkt auf Sofas / Polstermöbel

Im Internet

Woanders

Fast 70 Prozent der

Befragten haben

innerhalb der

vergangenen zehn

Jahre ein neues

Sofa gekauft.

Die meisten Befragten

kauften in einem

Möbelhaus.

Quelle: Bonial, Umfrage 11/24, Grafiken: möbel kultur

49


KÜCHE

Das Land der unbegrenzten

Möglichkeiten? Stimmt so natürlich

nicht mehr, obwohl: Für die deutsche

Küchenbranche gibt es in den

USA noch richtig viel zu holen.

Foto: Luke Stackpoole

70

1/2025


EXPORTGESCHÄFT IM FOKUS

DER US-KÜCHENMARKT:

LAND IN SICHT

Die Welt blickt nach Amerika – mal wieder. Die Wirtschaft der USA prosperiert trotz internationaler

Krisenzeiten kräftig. Deutsche Küchen- und Gerätehersteller drängen nun verstärkt

über den großen Teich: „Think big“ wird zum Leitbild, um neue Absatzfelder zu erschließen.

Eine Grundmaxime der freien

Wirtschaft, nämlich dass der

Markt sich selbst regelt, scheint

dieser Tage nicht so recht zu

greifen. Anders ließe sich nur

schwer erklären, warum die Küchenindustrie

seit Monaten vehemente Forderungen

an die Politik stellt: Mehr steuerliche Beihilfen

für die Baubranche, eine gezielte

Agenda zum Wohnungsbau, Investitionen

in den Küchenstandort Deutschland. Stattdessen

wird, zum Frust der Küchenbauer,

ein ums andere Hilfspaket für die Autoindustrie

geschnürt.

In Amerika klappt es wiederum ganz

gut, um Hilfe von oben zu bitten, wenn

die Wirtschaft schwächelt – und das tatsächlich

nicht erst, seit Donald Trump

seine „America First“-Politik ausgerufen

hat. Seit jeher mischen große Firmen mit

Milliardensummen im Wahlkampf auf

Bundes- und Landesebene mit. Die Politik

dankt es ihnen im Gegenzug mit Subventionen

und Investitionen in Milliardenhöhe.

Der noch bis zum 20. Januar amtierende

US-Präsident Biden mobilisierte beispielsweise

rund zwei Billionen Dollar für den

Industrie-Standort Nordamerika mit dem

sogenannten „Inflation Reduction Act“ von

2022. Das Programm umfasst mehrere

Maßnahmen, wobei speziell ein Gesetz

sinnbildlich verdeutlicht, wie auch Biden

den Protektionismus der USA während

seiner Amtszeit vorangetrieben hat. Der

Name? „Build America, Buy America.“

„THINK BIG“ BEI KÜCHEN

Gemeint ist damit natürlich die bevorzugte

Beauftragung inländischer Firmen und

Dienstleistungen innerhalb der Vereinigten

Staaten, wobei der Schaffenssatz genauso

gut als Slogan für die Weichenstellung

deutscher Küchen- und Gerätehersteller

2025 dienen könnte. In Amerika vertreten

sind die meisten der hierzulande großen

Namen: Nobilia, Nolte, Ballerina und

Häcker Küchen beispielsweise, ebenso wie

die Premium-Anbieter Siematic, Poggenpohl

und Bulthaup. Bislang, das hat sich

seit Jahren kaum geändert, wartet die hiesige

Branche allerdings noch darauf, ihr

volles Potenzial am US-Markt zu entfalten.

Dass jener als vielversprechender

Absatztreiber gilt, ist unumstritten. Auf

rund 175 Mrd. Euro schätzt die National

Kitchen & Bath Association (NKBA) das

Umsatzvolumen verkaufter Küchen- und

Badmöbel in 2024 – und das trotz eines

durchwachsenen zweiten Quartals und

rund zwei Prozent Umsatzeinbußen im

Vergleich zum Vorjahr. Damit scheint sich

der amerikanische Küchensektor, mit Blick

auf das Minus von rund 9,5 Prozent hierzulande,

deutlich besser durch die Krise

zu schlagen als der in Deutschland. Schon

jetzt prognostiziert die NKBA einen erneuten

Aufschwung des Geschäfts. Mehr als

200 Mrd. US-Dollar gilt als Vision in den

kommenden Jahren: The show must go on.

Grund genug für hiesige Produzenten,

einmal mehr über den großen Teich zu

blicken: Bislang ist der Anteil deutscher

Küchenmöbel am nordamerikanischen

Markt mit rund 44 Mio. Euro (Stand

2023) nämlich noch verschwindend

gering. Immerhin, so konstatierte es der

Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie

e.V. (VdDK) Ende September

2024, zog die Nachfrage nach deutschen

Küchenmöbeln in den Vereinigten Staaten

im 1. Halbjahr 2024 „kräftig um 18,2

Prozent an, was auch auf den bereits

zum dritten Mal organisierten deutschen

Gemeinschaftsauftritt auf der wichtigsten

amerikanischen Küchenfachmesse KBIS

zurückzuführen sein dürfte.“ Die USA

seien somit weiterhin der mit Abstand

wichtigste Absatzmarkt für Möbel „Made

in Germany“ außerhalb Europas.

AUSHÄNGESCHILD KBIS

Auf der KBIS, der „Kitchen & Bath Industry

Show“ in Las Vegas, präsentieren sich seit

2021 gut ein Dutzend deutscher Küchenund

Möbelhersteller sowie Zulieferer auf

einem offiziellen Gemeinschaftsstand.

2024 dabei waren unter anderem Ballerina

und Bauteam (Baumann Group), Hettich

und Kesseböhmer sowie die Outdoorspezialisten

von Burnout Kitchen und Cubic

Outdoor Living. Nobilia unterhält mittlerweile

einen eigenen Stand; Häcker Küchen

hat, nach einer Pause im vergan genen Jahr,

seine Rückkehr für 2025 angekündigt –

passend zum zweijährigen Entwicklungszyklus

seiner Produktlinie „Systemat“. Erst

im November 2023 hatte das Rödinghausener

Unternehmen sein neues Headquarter

von „Häcker North America“ in Miami

eröffnet, um strategisch Position am nordamerikanischen

Markt zu beziehen – und

auch, weil die Gründung einer eigenen

US-Gesellschaft die deutschen Mutterkonzerne

besser vor den Risiken und Fallstricken

der amerikanischen Bürokratie,

insbesondere hinsichtlich des Produkthaftungsrechts,

schützt.

Nach wie vor dürfte die herausfordernde

Rechtslage ein Grund sein, warum sich

europäische Küchenbauer mit Vorsicht

über den großen Teich begeben, wobei sich

auch dort fachmännische Beratung längst

angesiedelt hat: Der TÜV Rheinland unterhält

jedenfalls seit 2020 eine Prüfstelle

71


KÜCHE INNOVATIONEN

Foto: Bora

Im Herbst 2024 feierte das „Bora Sink“ als selbstreinigende

Spüle Premiere. Mit der Idee wurde ein Jungingenieur bereits

vor zwei Jahren in Raubling vorstellig.

UNTERNEHMERPORTRÄT

„ES GAB LANGE KEINEN

INNOVATIONSZWANG“

Felix Pflieger ist Jungunternehmer, Ingenieur und der „Daniel Düsentrieb“ der Küchenbranche:

Sein Konzept der selbstreinigenden Spüle wurde unlängst von Bora ins Sortiment aufgenommen.

Mit dem Abfallabscheider „Sycle“ steht bereits sein nächstes Produkt in den Startlöchern.

Es könnte eine filmreife Geschichte

sein, wenn der Hauptakteur

dieser Handlung nicht

erst 27 Jahre alt wäre und somit

ein gutes Stück des Weges noch

vor sich hätte. Felix Pflieger ist gerade

mal neun Jahre alt, als er das erste Mal

in ein Freundschaftsbuch schreibt, was

er gern werden möchte: Erfinder. Mit

23 gründet er, parallel zum Ingenieursstudium,

eine eigene Firma, mit 24 setzt

Die Innovation „Sycle“

soll Feststoffe, so zum

Beispiel Speisereste,

vom Abwasser trennen

und separat auffangen.

Foto: Pflieger Solutions

80


Felix Pflieger 2023 im damals neu

eröffneten Bora-Flagshipstore in

Herford: Hier erklärt er das Prinzip

von „Lastrema“.

seine erste Produktidee auf Anhieb rund

40.000 Euro auf einer Messe um. Er ist

26, als er jenen Prototyp an einen namhaften

Gerätespezialisten verkauft – und

schon die nächste Küchenerfindung in

der Tasche hat. Zweimal wird er mit dem

„Iconic Award“ ausgezeichnet, ebenso mit

dem „German Innovation Award“ und

dem Gründerpreis Baden-Württemberg.

Mittlerweile forscht und arbeitet er parallel

am Hochschulcampus in Aalen.

Seine Eltern dürften spätestens da aufgeatmet

haben, denn zu Beginn habe er,

erzählt Felix Pflieger, die ersten Gehversuche

noch in der elterlichen Küche unternommen.

Weil es ihn störte, dass beim

Ausspülen seiner Müslischale zu viele

Reste in der Küchenspüle haften blieben,

und er auch beim Kochen mit anderen

Lebensmitteln immer wieder manuell

nachhelfen musste, um die Beckenwände

sauber zu halten, setzte er sich an die

Konzeption einer selbstreinigenden Spüle.

„Ich habe mir Material aus dem Baumarkt

geholt, Kupferrohre zusammengelötet,

Löcher reingebohrt und einen Gartenschlauch

daran befestigt“, erklärt er. „Das

hat natürlich alles gar nicht funktioniert,

aber die Idee war geboren.“ Pflieger bleibt

dran, tüftelt weiter – und entwickelt daraus

schließlich ein intaktes System, das er

„Lastrema“ nennt. Und dann?

BORA ALS SPRUNGBRETT

Das übliche Klinkenputzen bei bekannten

Spülenherstellern habe zunächst nichts

geholfen, sagt er. Es sei vielerorts ein ähnliches

Szenario gewesen: Angestellte aus

Entwicklung und Produktmanagement

hätten sich begeistert gezeigt, während

jene aus dem Finanzierungsbereich direkt

abgewunken hätten. Er habe das sogar verstanden,

sagt Felix Pflieger: „Lange Zeit

gab es einfach keinen Innovationszwang

in der Küchenbranche.“ Es lief ja auch so.

Dass das Konzept von „Lastrema“

schlussendlich dennoch Gehör fand, hat

Pflieger einem bekannten Branchenrevolutionär

zu verdanken. Ein Küchenstudio aus

der schwäbischen Nachbarschaft brachte

ihn auf die Spur von Willi Bruckbauer,

dem Gründer und Inhaber der Firma Bora.

Der, so waren sich die Inhaber des Studios

einig, hätte schließlich schon eine ähnliche

Situation erlebt, als er den Kochfeldabzug

Mitte der 2000er in der Industrie etablieren

wollte.

Felix Pflieger wandte sich also schriftlich

an den Unternehmer – und bekam

daraufhin tatsächlich 15 Minuten zugesprochen,

in denen er seine Idee bei Bruckbauer

pitchen durfte. Heute bezeichnet er

den Bora-Gründer als seinen „Mentor“,

der ihm ohne große Umschweife ein

Sprungbrett bereitet hätte: 2022 ist Pflieger

erstmals am Bora-Stand auf der Area30

vertreten, 2023 wird „Lastrema“ sogar prominent

in der Aktivküche des neuen Bora-

Flagshipstores platziert.

Bereits bei seiner ersten Teilnahme verkauft

der Jungingenieur, frei vom Messestand

weg, rund 16 selbstreinigende Spülen

an interessierte Fachhandelspartner:innen

– ohne große Vertragsklauseln, Garantieoder

Service-Versprechen. Pflieger schüttelt

ungläubig den Kopf, wenn er daran

zurückdenkt: „Es gab davor ja keine Erfahrungsberichte,

und wir konnten auch keine

zehn Jahre Lebensdauer vorweisen“, sagt

er. „Wir haben natürlich experimentiert

und das System schlussendlich für gut

befunden, aber es ist ein Wunder, dass sich

rückblickend nie jemand bei uns beschwert

hat. Es hat einfach funktioniert.“

KONSERVATIVE BRANCHE

Lehrgeld hat Felix Pflieger dennoch gezahlt.

Rund 30 „Lastrema“-Systeme hat er

auf eigene Faust produziert, gemeinsam

mit einem örtlich ansässigen Metallbauer.

„Das war natürlich wahnsinnig teuer. Am

Ende habe ich noch draufgezahlt.“ Für

ihn war klar, dass danach Schluss sei,

obschon die Nachfrage seitens der Studios

anhielt. Pflieger ging es aber nicht ums

Verkaufen und Geldverdienen – nicht in

erster Linie zumindest. Vielmehr habe er

den Spülenherstellern beweisen wollen,

dass seine Innovation Platz in der Branche

hat. Eine Branche, die, wie Pflieger selbst

sagt, eigentlich unattraktiv für Tüftler wie

ihn sei – weil sie recht konservativ auf

Neuheiten reagiere, viel Marge über zahlreiche

Vertriebskanäle einbüße und wenig

Platz für emotionale Produkte böte. Dabei

könnten die oft genug Stein des Anstoßes

sein, etwas zu bewegen. Oder das Rad,

zumindest ein bisschen, neu zu erfinden.

Bruckbauer wiederum erkannte das

Potenzial von „Lastrema“ auf Anhieb. Im

vergangenen Herbst überraschte der Bora-

Gründer die Branche einmal mehr mit

einem Neuzugang im sich verdichtenden

Komplettsortiment seines Unternehmens:

Das „Bora Sink“, die selbstreinigende

Spüle, ist nun Teil des Bora-Programms.

„Lastrema“ ist damit Geschichte. Die

Erfolgsstory von Pflieger aber hat gerade

erst begonnen.

„SYCLE“ ALS ABFALLABSCHEIDER

Längst hat der Jungunternehmer, der

parallel seinen „Research Master“ an

81

Foto: möbel kultur


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