immobilia 2025/02 - SVIT
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
BAU & HAUS
FASSADEN
NEUE HYBRIDE
GEBÄUDEHÜLLE
Auf dem Campus Hönggerberg der
ETH Zürich ist das Gebäude HIF
saniert worden. Eingebaut wurde eine
Hybridfassade, die aussen aus Glas
und Metall und innen aus Holz besteht.
TEXT— MANUEL PESTALOZZI*
AUS DEM ENSEMBLE HERVORGEHOBEN
Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich entstand
ab den 1960er-Jahren auf der grünen Wiese, auf einem
Hügelrücken zwischen dem Limmat- und dem weiter
nördlich verlaufenden Furttal. Generationen von jeweils
architektonisch aufeinander abgestimmten Baugruppen
folgten sich. Dies widerspiegelt sich in der
Nomenklatur der einzelnen Gebäude. Auf die Pioniergeneration,
deren Gebäudenamen mit HP beginnen,
folgte in den späteren 1970er-Jahren weiter westlich
die HIF-Gruppe. Zu ihr gehört auch der Bau HIF.
Er wurde von Erik Lanter in Zusammenarbeit mit
Max Ziegler entworfen und 1976 fertiggestellt. Der Bau
besteht aus zwei Längstrakten, die durch einen niedrigen
Zwischenbau verbunden sind. Der Komplex erhielt
eine modernistische Stahl-Glas-Fassade, deren
Blechteile man wie bei allen Ursprungsbauten der HI-
Generation dunkel einfärbte. Genutzt wird das Gebäude
vom Departement Bau, Umwelt und Geomatik
(D-BAUG). Der Osttrakt beherbergt Büros und Labore,
der Westtrakt eine Bauhalle für Experimente.
Die Sanierung folgte auf eine Machbarkeitsstudie,
die 2012 zur Abklärung und Analyse des Gebäudezustands
und zur Definition der Sanierungsmassnahmen
durchgeführt wurde. Diese ergab, dass zur Sicherstellung
der Gebrauchstauglichkeit der Bausubstanz für
die nächsten 30 bis 40 Jahre eine umfangreiche Sanierung
vor allem der Fassade und der Gebäudetechnik
notwendig war. Beim anschliessenden Projektwettbewerb
mussten die beteiligten Teams neben dem
Sanierungskonzept auch noch einen Vorschlag für zusätzlichen
Büro- und Laborraum mittels Erweiterung
Hinter der neuen
Fassade verbergen
sich ein saniertes
Gebäude und seine
Erweiterung.
BILD: STUDIO WILLEN
oder Aufstockung unterbreiten. Das Siegerprojekt von
Stücheli Architekten AG, Zürich, wurde in drei Etappen
bei laufendem Betrieb umgesetzt und im Sommer
2024 fertiggestellt.
Auf eine Aufstockung wurde verzichtet, stattdessen
erfolgte eine Erweiterung des dreigeschossigen,
unterkellerten Osttrakts nach Norden. Der Trakt besitzt
nach wie vor die Form eines kompakten Riegels
und hat neu dieselbe Länge wie die Bauhalle. Die komplett
ersetzte Fassade hebt den Bau aus dem HI-Ensemble
hervor und gibt ihm eine markante Identität.
Die erworbene Eigenständigkeit passt gut zum neuen
Eingangskonzept. Dieses führt zu einer «Emanzipierung»
vom Nachbarbau HIL, von wo bisher die
Haupterschliessung über einen verglasten Durchgang
erfolgte. HIF hat sich nun aus dem Schatten von HIL
gelöst, wie auch das Preisgericht im Projektwettbewerb
anerkennend festellte.
GARDEROBENWECHSEL
Die Sanierung dokumentiert die Vorzüge der Vorhangfassade.
Diese ist völlig losgelöst vom Tragsystem
eines Gebäudes, welches die Lasten in dessen Innerem
abträgt. Die Konstruktion macht einen Totalersatz der
Fassade möglich, wie er bei HIF geschah. Die bestehende
Pfosten-Riegelfassade wurde vollständig entfernt
und durch eine neue Gebäudehülle ersetzt. Das
Architekturbüro konnte sich als Couturière betätigen;
es entwarf ein «Schnittmuster», nach dem ein neues
Kleid angefertigt wurde. Der Vergleich mit einem Vorhang
ist in diesem Fall nicht abwegig: Vertikale Lisenen
aus Metallprofilen treten in kurzen Abständen aus der
36
IMMOBILIA / Februar 2025