Booklet - Rund ums Rind
Booklet - Rund ums Rind
Booklet - Rund ums Rind
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BEGLEITHEFT FÜR DEN UNTERRICHT<br />
Dem Steak auf der Spur ...<br />
<strong>Rind</strong>fleischerzeugung in Österreich<br />
www.rund-<strong>ums</strong>-rind.at
02<br />
Kapitelübersicht DVD<br />
Kapitelmarke 1: Supermarkt<br />
Vor dem Fleischregal diskutieren Jugendliche, ob es möglich<br />
ist, den Weg eines <strong>Rind</strong>ersteaks Schritt für Schritt<br />
rückzuverfolgen.<br />
Kapitelmarke 2: Schlachthof<br />
Aus dem Lebewesen <strong>Rind</strong> entsteht das Lebensmittel <strong>Rind</strong>fleisch.<br />
Wie dabei vorgegangen wird und was dabei alles<br />
kontrolliert werden muss, wird in diesem Kapitel erläutert.<br />
Kapitelmarke 3: AMA <strong>Rind</strong>erdatenbank<br />
Die zentrale Registrierung aller <strong>Rind</strong>er und was alles<br />
dahinter steckt, wird erklärt.<br />
Kapitelmarke 4: <strong>Rind</strong>ermast<br />
Vor Ort wird vorgestellt, wie die Haltung und Fütterung<br />
von Mastrindern funktioniert.<br />
Kapitelmarke 5: Mutterkuhhaltung<br />
Als eine besondere Form der <strong>Rind</strong>erhaltung wird gezeigt,<br />
wie auf einem Mutterkuh-Betrieb gearbeitet wird.<br />
Kapitelmarke 6: Steakessen<br />
Nachdem der Beweis der lückenlosen Rückverfolgbarkeit<br />
von <strong>Rind</strong>fleisch erbracht ist, werden die Steaks zubereitet<br />
und verspeist.<br />
Kapitelmarke 7: Ernährung<br />
Was alles im hochwertigen Lebensmittel <strong>Rind</strong>fleisch<br />
steckt und wie wichtig es für eine gesunde Ernährung ist,<br />
erfahren wir in diesem Kapitel.
INHALT ■ 03<br />
■ Allgemeines<br />
Vorwort 04<br />
Unser Informationspaket 05<br />
Begleitheft: Tipps zur Verwendung 06<br />
Der Film: Aufbau und Struktur 07<br />
■ Einführung<br />
Abstammung und Domestikation 08<br />
Tierzucht 9<br />
Wichtige Rassen 10<br />
■ Futter<br />
Damit´s dem <strong>Rind</strong> schmeckt 12<br />
Verdauungssystem 13<br />
Futter-Mix 14<br />
Menüplan unserer <strong>Rind</strong>er 15<br />
Fütterungstechnik 17<br />
■ Haltung<br />
Tierhalter zeigen Verantwortung 18<br />
Welche Haltungssysteme gibt es? 19<br />
Laufstallsysteme 20<br />
Stallklima und Tiergesundheit 21<br />
Haltungsformen 22<br />
■ Fleischgewinnung<br />
Tiertransport 24<br />
Schlachtung 25<br />
Klassifizierung 26<br />
Reifung von <strong>Rind</strong>fleisch 27<br />
■ Qualitätssicherung<br />
Lückenlose Nachvollziehbarkeit vom Stall bis auf den Tisch 28<br />
Kennzeichnungssysteme 29<br />
Kontrollen 30<br />
Genusstauglichkeits- und Identitätskennzeichen 31<br />
Gehen Sie sicher … 32<br />
■ Lebensmittel<br />
Tipps und Tricks rund <strong>ums</strong> <strong>Rind</strong>fleisch 34<br />
<strong>Rind</strong>fleisch – Werte für Kenner 35<br />
<strong>Rind</strong>fleisch ist nicht gleich <strong>Rind</strong>fleisch 36<br />
<strong>Rind</strong>fleisch Teilstücke 38<br />
■ Statistik<br />
<strong>Rind</strong>er in der Wirtschaft 40<br />
Zusammenhang zwischen Grünland und <strong>Rind</strong>erhaltung 41<br />
<strong>Rind</strong>fleischkonsum 42<br />
<strong>Rind</strong>fleisch hat seinen Preis 43
04 ■ VORWORT<br />
Werte LehrerInnen!<br />
Wenn die Lebensmittel im Kühlregal auf den Konsumenten warten, haben<br />
sie bereits einen langen Weg hinter sich, auf dem Qualität und die Verantwortung<br />
gegenüber dem Konsumenten ebenso eine zentrale Rolle spielen<br />
wie jene gegenüber dem Tier. Die einzelnen Stationen dieses Weges dokumentieren<br />
wir in unserem Film. Dieser wurde in guter Zusammenarbeit mit<br />
Pädagogen erstellt und wird als besonders geeignet für den Einsatz im<br />
Unterricht befunden. In dieser Broschüre finden Sie Hintergrundinformationen<br />
ebenso wie Tipps zum Einsatz im Unterricht. Vor allem aber bildet diese<br />
Broschüre auch die Brücke zu unserer Online-Information im Internet:<br />
www.rund-<strong>ums</strong>-rind.at<br />
Wir würden uns freuen, wenn so auch für Sie die eine oder andere interessante<br />
Information dabei ist. Vorschläge und Anregungen zu den Unterlagen<br />
nehmen wir gerne auf. Sie erreichen uns unter der Mailadresse:<br />
info@rund-<strong>ums</strong>-rind.at oder per Post an Agrarmarkt Austria Marketing<br />
GesmbH., Dresdnerstraße 68a, 1200 Wien, Kennwort: „rund-<strong>ums</strong>-rind“.<br />
Ihnen und Ihren Schülern noch einen erfolgreichen Unterricht<br />
und viel Spaß mit unseren Unterlagen.<br />
Dr. Stephan Mikinovic<br />
Geschäftsführer, Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH.<br />
Wie werden <strong>Rind</strong>er überhaupt<br />
gehalten, bevor das<br />
Lebensmittel Fleisch küchenfertig<br />
im Verkaufsgeschäft<br />
liegt? Und wieso muss <strong>Rind</strong>fleisch<br />
eigentlich reifen?
Unser<br />
Informationspaket<br />
• Film lebt durch Bild, schafft Überblick,<br />
vermittelt Eindrücke.<br />
• Text erklärt Zahlen und Fakten,<br />
zeigt Grafiken und liebt Details.<br />
• Das Web ist schnell, aktuell,<br />
flexibel und interaktiv.<br />
Hier haben wir für Sie<br />
auch Unterrichtsunterlagen<br />
zum Download<br />
bereit.<br />
ALLGEMEINES ■ 05<br />
Jedes Medium hat seine „Sprache“, sein besonderes Talent,<br />
bestimmte Informationstypen ganz besonders gut zu transportieren:<br />
Um jeweils die Vorteile zu nutzen, haben wir den Film mit diesem Begleitheft<br />
und der Online-Information gekoppelt.<br />
Entstanden ist so ein Multimediapaket als Unterstützung für den Unterricht,<br />
aber natürlich auch für alle, die sich sonst für das Thema interessieren.
06 ■ ALLGEMEINES<br />
Begleitheft:<br />
Tipps zur Verwendung<br />
Das Begleitheft – Ihr Begleiter<br />
Dieses Begleitheft unterstützt Sie bei der Verwendung des Filmes im<br />
Unterricht, indem es als Navigationshilfe zwischen den Abschnitten des<br />
Films dient, über besonders wichtige Sachverhalte informiert und als Bindeglied<br />
zu unserer Online-Info im WWW fungiert. Spezielle Symbole dienen<br />
dabei als Wegweiser beim Einsatz.<br />
Symbole zur Orientierung:<br />
Mit diesem Symbol heben wir für Sie besonders wichtige<br />
Informationen hervor, z.B.:<br />
Die Filmmodule sind in sich weitestgehend geschlossene<br />
Einheiten und damit ideale Ein- und Ausstiegspunkte.<br />
Kapitelmarke für DVD-Steuerung<br />
z.B.: Kapitel Schlachthof: Kapitel 2<br />
Weitere Information zum Thema online verfügbar.<br />
Quicklinks: Sie gelangen direkt zur Information, indem Sie den<br />
Quicklink ins gleichnamige Feld auf der Startseite eingeben.<br />
http://www.rund-<strong>ums</strong>-rind.at/Quicklink
Der Film: Aufbau und Struktur<br />
Inhaltsüberblick<br />
Im Film sehen wir, welcher Aufwand<br />
dahinter steckt, bevor das<br />
Lebensmittel <strong>Rind</strong>fleisch in den<br />
Geschäftsregalen zu kaufen ist.<br />
Beginnend im Geschäftslokal an<br />
der Fleischtheke, wo Jugendliche<br />
miteinander diskutieren, ob es<br />
überhaupt möglich ist, anhand des<br />
Etiketts herauszufinden, welchen<br />
Weg dieses eine Stück Fleisch<br />
bereits hinter sich hat, wird im Film<br />
eindrucksvoll dargestellt, wie transparent<br />
die heimische Produktion<br />
des Lebensmittels <strong>Rind</strong>fleisch ist.<br />
Die entgegengesetzte Richtung<br />
der Produktionskette entlang führt<br />
uns die Handlung des Films vom<br />
Geschäftslokal zum Schlachthof,<br />
wo die Wandlung vom Lebewesen<br />
zum Lebensmittel stattfindet. Hier<br />
werden die Themen Transport,<br />
ALLGEMEINES ■ 07<br />
Schlachtung und Weiterverarbeitung<br />
behandelt.<br />
Der nächste Abschnitt des Films<br />
widmet sich der Qualitäts- und Herkunftssicherung<br />
von <strong>Rind</strong>fleisch.<br />
Es wird erklärt, wie die <strong>Rind</strong>erdatenbank<br />
der AMA funktioniert und<br />
welche Kontrollen notwendig sind,<br />
um das sichere Lebensmittel<br />
Fleisch zu erhalten.<br />
Danach führt uns der Weg weiter<br />
zum Tierhalter. Es wird gezeigt, wie<br />
die Struktur der <strong>Rind</strong>erhaltung in<br />
Österreich aussieht, welche Formen<br />
der <strong>Rind</strong>erhaltung es gibt,<br />
womit und wie unsere <strong>Rind</strong>er gefüttert<br />
werden.<br />
Der letzte Teil des Films beschäftigt<br />
sich wieder mit Fleisch als<br />
Lebensmittel, seinen Eigenschaften<br />
hinsichtlich unserer Ernährung<br />
und Gesundheit sowie mit dem<br />
Genusswert von <strong>Rind</strong>fleisch.
08<br />
Kapitel<br />
EINFÜHRUNG<br />
Abstammung und<br />
Domestikation<br />
Alle unsere Haustiere stammen<br />
von Wildtieren ab, die vor ihrer<br />
Domestikation (Haustierwerdung)<br />
jahrtausendelang als Fleisch-, Wollund<br />
Felllieferanten gejagt wurden.<br />
Unser Hausrind, wie wir es heute<br />
kennen, wurde vom Auerochsen<br />
(Ur) domestiziert, der einst unsere<br />
Wälder, Gras- und Buschlandschaften<br />
bewohnte. Seit dem Jahre<br />
1627 gilt der Ur jedoch als ausgestorben.<br />
© Stadt Olfen/G. Wiefel<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
In Mitteleuropa wurde das <strong>Rind</strong> vor<br />
ca. 7000 Jahren zum Haustier. Die<br />
Selektion der Tiere durch Menschenhand<br />
sowie die Notwendigkeit,<br />
sich neuen ökologischen Bedingungen<br />
anpassen zu müssen,<br />
führte im Laufe der Jahre zu Veränderungen<br />
im Aussehen und in der<br />
Leistung der Tiere. Es entstanden<br />
so genannte Landschläge (geografische<br />
Rassen).<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: abstammung_domestikation<br />
Schon sehr früh erkannten unsere Vorfahren, dass es äußerst sinnvoll ist,<br />
<strong>Rind</strong>er als Haustiere zu halten. Im Laufe von Tausenden von Jahren entstanden<br />
unzählige Rassen, deren Eigenschaften (Aussehen, Leistung, usw.)<br />
heute mit Hilfe organisierter Zuchtarbeit weiter verbessert werden.
Tierzucht<br />
Die Basis für die heutige Tierzucht<br />
wurde im 18. Jahrhundert in England<br />
gelegt. Durch genaue Beobachtung<br />
der Leistungsfähigkeit<br />
(Leistungsprüfung) sowie einer<br />
gerichteten (gezielten) Paarung von<br />
männlichen und weiblichen Tieren,<br />
konnten aus regionalen Landschlägen<br />
leistungsfähigere Rassen gezüchtet<br />
werden.<br />
Die heutige <strong>Rind</strong>erzucht schaffte<br />
es, durch praktische Anwendung<br />
von neuen Kenntnissen und Methoden<br />
ein eindrucksvolles Leistungsniveau<br />
zu erzielen. Hervorzuheben<br />
ist sicherlich die künstliche<br />
Besamung, die es möglich macht,<br />
einem definierten Zuchtziel noch<br />
schneller näher zu kommen. Natür-<br />
EINFÜHRUNG ■ 09<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: tierzucht<br />
lich sind die Zuchtziele von Rasse<br />
zu Rasse (manchmal auch innerhalb<br />
einer Rasse) verschieden und<br />
deshalb die züchterischen Maßnahmen<br />
auch in Zuchtprogrammen<br />
genau geregelt. An Planung und<br />
Durchführung von Zuchtprogrammen<br />
sind in Österreich mehrere<br />
Organisationen beteiligt (Zuchtverbände,<br />
Organisationen für Leistungsprüfung,Zuchtwertschätzung,<br />
Besamung, Embryotransfer<br />
etc.).<br />
Zur Annäherung an geplante Zuchtziele<br />
werden unterschiedliche<br />
Zuchtmethoden eingesetzt, die<br />
alleine schon eine Wissenschaft<br />
für sich sind.
10<br />
■ EINFÜHRUNG<br />
Wichtige Rassen<br />
Entsprechend ihrer Nutzungsrichtung<br />
werden <strong>Rind</strong>er in Einnutzungs-<br />
(Zucht auf Milch- oder<br />
Fleischleistung), Zweinutzungsund<br />
Robustrassen unterteilt.<br />
Bei Einnutzungsrassen unterscheidet<br />
man Milch- und Fleischrassen.<br />
(Streng genommen gibt es<br />
keine Einnutzungsrassen, denn<br />
Milch, Fleisch und Fitness haben<br />
bei allen Rassen eine gewisse<br />
Bedeutung. Der Begriff „Einnutzung“<br />
bezieht sich somit auf die<br />
dominierende Nutzungsrichtung).<br />
Milchrassen zeichnen sich durch<br />
eine hohe Milchleistung und eine<br />
geringe Bemuskelung aus. Wichtige<br />
Milchrassen sind: Holstein Frisian<br />
(Schwarzbunte), Brown Swiss<br />
(Braunvieh), Jersey.<br />
Fleischrassen charakterisieren eine<br />
ausgeprägte Bemuskelung sowie<br />
eine niedrige Milchleistung. Wichti-<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: rassen<br />
ge Fleischrassen in Österreich sind<br />
Limousin, Weiß-blauer Belgier,<br />
Charolais, Aberdeen und Deutsch<br />
Angus sowie Blonde d´ Aquitaine.<br />
Zweinutzungsrassen werden<br />
gleichzeitig auf Milch- und Fleischleistung<br />
gezüchtet. Während viele<br />
heimische Zweinutzungsrassen<br />
(z.B.: Pinzgauer, Tiroler Grauvieh,<br />
Murbodner) als gefährdete Rassen<br />
gelten, ist die Zweinutzungsrasse<br />
Fleckvieh die mit Abstand am häufigsten<br />
vorkommende Rasse in<br />
Österreich.<br />
Robustrassen sind sehr anspruchslos<br />
bezüglich Futter, Haltung<br />
und Witterung. Sie sind meist<br />
klein gebaut, wachsen langsam<br />
und können auch bei ganzjähriger<br />
Freilandhaltung und auf extensiven<br />
Standorten gehalten werden. Das<br />
Schottische Hochlandrind und das<br />
Galloway gelten als in Österreich<br />
oft anzutreffende Robustrassen.
Verteilung der <strong>Rind</strong>errassen<br />
in Österreich<br />
Wie man im Diagramm sehr gut<br />
erkennen kann, zählen in Österreich<br />
mehr als 2/3 aller <strong>Rind</strong>er zur<br />
Rasse Fleckvieh.<br />
Hierzulande von vergleichsweise<br />
untergeordneter Bedeutung<br />
sind die Milchrassen Brown<br />
Swiss (Braunvieh) und Holstein<br />
Frisian, etliche in einer<br />
Gesamtgruppe zusammengefasste<br />
Fleischrassen sowie<br />
autochthone, d.h. bodenständige<br />
Rassen wie das Pinzgauer<br />
<strong>Rind</strong>, Grauvieh usw., die aber meist<br />
nur regional eine gewisse Rolle<br />
spielen.<br />
EINFÜHRUNG ■ 11<br />
Weltweit gibt es rund 450 <strong>Rind</strong>errassen, wobei der Bestand vieler Rassen<br />
als sehr klein und gefährdet anzusehen ist. Um gefährdete <strong>Rind</strong>errassen<br />
zu bewahren, gibt es in Österreich ein spezielles Generhaltungsprogramm.
12<br />
Kapitel<br />
FUTTER<br />
Damit’s dem <strong>Rind</strong> schmeckt<br />
Für eine erfolgreiche <strong>Rind</strong>erproduktion<br />
sind hochwertige Futtermittel von großer<br />
Bedeutung, die dem <strong>Rind</strong> zudem<br />
auch schmecken müssen. Es besteht<br />
nämlich ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen Futterqualität, Appetit, Gesundheit<br />
und Leistung der Tiere.<br />
Je nach Nutzungsrichtung müssen <strong>Rind</strong>er<br />
leistungsbezogen mit Nährstoffen<br />
und Wirkstoffen versorgt werden.<br />
Wichtig für den Landwirt ist es daher,<br />
genau zu wissen, welche und wie viele<br />
Nährstoffe in seinen Futtermitteln enthalten<br />
sind und wie hoch der Bedarf<br />
des jeweiligen Tieres an den einzelnen<br />
Nährstoffen ist.<br />
Dabei ist der Energie- und Eiweißgehalt<br />
des Futters entscheidend, aber auch<br />
Mineralstoffe und Vitamine sind wichtig,<br />
damit die Tiere gesund bleiben und<br />
gut gedeihen.<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
Das <strong>Rind</strong> als Wiederkäuer stellt besondere Ansprüche an sein Futter. Wichtig<br />
ist, dass die Tiere bedarfsgerecht gefüttert werden, damit sie sich gut<br />
entwickeln und gesund bleiben. Welche Futtermittel der Landwirt wiederum<br />
für eine bedarfsgerechte Versorgung seiner <strong>Rind</strong>er einsetzt, ist von<br />
Betrieb zu Betrieb verschieden – vorwiegend werden jedoch betriebseigene<br />
Futtermittel verwendet.
Verdauungssystem<br />
Seiner Herkunft nach ist das <strong>Rind</strong><br />
ein Steppentier. In freier Wildbahn<br />
war es darauf angewiesen, rohfaserreiche<br />
und somit schwer verdauliche,<br />
pflanzliche Futtermittel<br />
so schnell wie möglich aufzunehmen<br />
und mit höchster Effizienz zu<br />
verwerten – für den Wiederkäuer<br />
<strong>Rind</strong>, mit seinem ausgedehnten,<br />
voluminösen Verdauungssystem<br />
(ja, <strong>Rind</strong>er haben wirklich vier<br />
Mägen), ein Kinderspiel.<br />
Das bei der Nahrungsaufnahme<br />
lediglich grob zerkaute<br />
Futter wird in den<br />
ersten drei Mägen (Pansen,<br />
Netz- und Blättermagen),<br />
also den so<br />
genannten Vormägen, so<br />
vorbereitet, dass es im<br />
vierten Magen (Labmagen)<br />
verdaut werden<br />
kann. Hilfe bekommt das<br />
<strong>Rind</strong> dafür von winzigen<br />
1 Schlund<br />
2 Pansen<br />
3 Netzmagen<br />
4 Blättermagen<br />
5 Labmagen<br />
6 Dünndarm<br />
7 Blinddarm<br />
8 Dickdarm<br />
FUTTER ■ 13<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: verdauungssystem<br />
Mikroben, die in seinen Vormägen<br />
leben und für den Abbau der<br />
schwer verdaulichen Rohfaser verantwortlich<br />
sind.<br />
Mit dem Wiederkauen – kleine Portionen<br />
von noch zu großen und groben<br />
Nahrungsbestandteilen werden<br />
nochmals in die Mundhöhle<br />
befördert und weiter zerkleinert –<br />
werden optimale Bedingungen für<br />
die endgültige Verdauung im Labmagen<br />
geschaffen.
14 ■ FUTTER<br />
Futter-Mix<br />
Grundfutter, Kraftfutter und Mineralfuttermittel<br />
bilden zusammen<br />
die optimale Futterration des <strong>Rind</strong>es.<br />
Das Grundfutter stellt die Basis für<br />
die Ernährung eines <strong>Rind</strong>es dar<br />
(Bsp.: Grünfutter, Gras- und Maissilage,<br />
Heu).<br />
Das Kraftfutter dient als Ergänzung<br />
zum Grundfutter und hat<br />
einen hohen Energie- und Eiweißgehalt;<br />
Bsp.: Körner und Samen<br />
(Getreide, Mais, Soja, Erbsen,<br />
Rapskuchen etc.), Nebenprodukte<br />
der Industrie (Kleie, Trockenschnitzel,<br />
Biertreber usw.).<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: futtermittel<br />
Um den Mengen- und Spurenelementbedarf<br />
zu decken, wird zusätzlich<br />
Mineralfutter angeboten;<br />
Bsp.: Mineralstoffmischungen, Viehsalz,<br />
Futterkalk.<br />
Eine regelmäßige und reichliche<br />
Versorgung mit frischem und sauberem<br />
Wasser gilt als Voraussetzung<br />
für die artgerechte Haltung<br />
von Tieren.<br />
In der EU sind antibiotische und hormonelle Leistungsförderer in<br />
der <strong>Rind</strong>erfütterung verboten!
Menüplan unserer <strong>Rind</strong>er<br />
Schon seit Generationen füttern<br />
unsere Bauern ihre <strong>Rind</strong>er auf traditionelle<br />
Art und Weise, nämlich<br />
überwiegend mit am eigenen Hof<br />
produziertem Futter wie Gras, Heu,<br />
Gras- und Maissilage, Getreide<br />
sowie mit Eiweißfuttermitteln.<br />
Das ideale Menü eines <strong>Rind</strong>es<br />
sieht jedoch abhängig von Alter<br />
und Kategorie des Tieres recht<br />
unterschiedlich aus:<br />
Spätestens zwei Stunden nach der<br />
Geburt sollte das Kalb bereits Muttermilch<br />
aufgenommen haben,<br />
damit die Abwehrstoffe für seine<br />
neue Umgebung noch optimal in<br />
das Blut aufgenommen werden<br />
können. Ab der zweiten Woche<br />
wird dem Kalb zusätzlich Heu,<br />
Kraftfutter und Wasser angeboten.<br />
FUTTER ■ 15<br />
Mit zunehmendem Alter wird die<br />
Fütterung mit Milch reduziert und<br />
mit ca. 12 Wochen eingestellt.<br />
Kälber für die Kalbfleischproduktion<br />
werden vorwiegend mit Milch<br />
gefüttert. Abhängig von der Farbe,<br />
die das Kalbfleisch aufweisen soll,<br />
werden zusätzlich feste Futtermittel<br />
(Heu, Getreide) angeboten.<br />
Sehr helles Kalbfleisch stammt<br />
meist von sehr jungen Tieren. Je<br />
rötlicher die Färbung von Kalbfleisch<br />
(Einlagerung von Eisen im<br />
Muskel), desto mehr Heu und<br />
Kraftfutter wird den Tieren verfüttert.<br />
Jungrinder aus der so genannten<br />
Mutterkuhhaltung werden vorwiegend<br />
mit Milch, aber auch schon<br />
mit Gras, Heu und Getreide gefüttert.
16 ■ FUTTER<br />
Das in Österreich im Lebensmittelhandel<br />
erhältliche <strong>Rind</strong>fleisch<br />
stammt überwiegend von Jungstieren,<br />
die hauptsächlich mit energiereichem<br />
Silomais gefüttert werden.<br />
Für eine ausgewogene Ernährung<br />
müssen Getreide, eiweißreiche<br />
Futtermittel (Soja, Erbsen, Raps<br />
etc.) sowie Mineralstoffe (über<br />
Viehsalz, Mineralfutter etc.) beigefüttert<br />
werden.<br />
Die heimischen Ochsen und Kalbinnen<br />
decken ihren Nährstoffbedarf<br />
hauptsächlich aus dem saftigen<br />
Grün der Almen und Wiesen.<br />
Im Winter erhalten sie Grassilage<br />
und Heu. Daneben gibt es für sie<br />
auch Getreide und Mineralfutter.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: fuetterung
Fütterungstechnik<br />
Eine Zuteilung des Futters an <strong>Rind</strong>er kann<br />
entweder restriktiv, d.h. den Tieren steht<br />
nur zu bestimmten Zeiten Futter zur Verfügung<br />
oder ad libitum (ständiges Vorhandensein<br />
von Futter) erfolgen.<br />
Das Füttern mit der Hand findet man vor<br />
allem in kleineren Betrieben oder generell<br />
in Betrieben, in denen aufgrund der baulichen<br />
Gegebenheiten eine Modernisierung<br />
der Fütterungstechnik nicht möglich ist.<br />
Der Vorteil ist hier, dass jedes Tier gezielt<br />
gefüttert werden kann.<br />
Spezielle Fütterungstechniken, wie die<br />
TMR (Totale Mischration) oder die Transponderfütterung,<br />
bieten die Möglichkeit,<br />
<strong>Rind</strong>er mit geringerem Arbeitsaufwand<br />
optimal zu füttern.<br />
FUTTER ■ 17<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: fuetterungstechnik<br />
Die folgende Ration soll zeigen, wie viel Futter ein Jungstier mit 400 kg<br />
Lebendgewicht pro Tag bzw. in der gesamten Mastperiode verzehrt hat.<br />
Futtermittel Pro Tag [kg] Pro Mastperiode [kg]<br />
Maissilage 14,0 6000<br />
Körnermais 1,1 420<br />
Soja 0,9 400<br />
Rapsextraktionsschrot 0,5 300<br />
Mineralstoffmischung 0,1 40<br />
Insgesamt verschlingt somit ein Jungstier in seinem Leben die<br />
unglaubliche Menge von mehr als 7.000 kg Futter.
18<br />
Kapitel<br />
HALTUNG<br />
Tierhalter zeigen Verantwortung<br />
Laufende tierärztliche Kontrollen,<br />
strenge Futtermittelgesetze und<br />
nicht zuletzt eine artgerechte, den<br />
Bedürfnissen der Tiere angepasste<br />
und hygienische Haltung sind<br />
Garant für die Spitzenqualität des<br />
österreichischen <strong>Rind</strong>fleisches.<br />
Fühlt sich ein Tier in seiner Umgebung<br />
wohl, dann bleibt es gesund<br />
und entwickelt sich gut. Das wiederum<br />
wirkt sich auf die Qualität<br />
des Lebensmittels Fleisch sowie<br />
auf die wirtschaftliche Existenz des<br />
Landwirts aus.<br />
Im neuen bundesweiten Tierschutzgesetz,<br />
das eines der weltweit<br />
strengsten überhaupt ist, werden<br />
die Rahmenbedingungen für<br />
die Betreuung der Tiere und der<br />
Gestaltung der Stallungen vorgegeben.<br />
Die persönliche Einstellung<br />
des Tierhalters zum Wohl der Tiere<br />
geht jedoch weit darüber hinaus.<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
Wie wir Menschen stellt auch das <strong>Rind</strong> bestimmte Ansprüche an seine<br />
Umgebung. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür sind im Bundestierschutzgesetz<br />
und den dazugehörenden Verordnungen geregelt. Welche<br />
Haltungsform gewählt wird und in welchem Aufstallungssystem die Tiere<br />
leben, hängt sehr stark mit der wirtschaftlichen Ausrichtung des Betriebes<br />
zusammen.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: bundestierschutzgesetz
<strong>Rind</strong>er waren ja einst Steppentiere<br />
und sind somit wie geschaffen für<br />
die Weidehaltung. Diese ist in<br />
Österreich aber aufgrund unserer<br />
klimatischen Bedingungen sowie<br />
aus wirtschaftlichen Überlegungen<br />
nicht ganzjährig möglich. Ein <strong>Rind</strong>erstall<br />
sollte aber so gestaltet<br />
sein, dass er arttypisches Verhalten<br />
auslösen und steuern kann.<br />
Moderne Laufstallsysteme können<br />
die Bedürfnisse der <strong>Rind</strong>er an ihre<br />
Haltungsumwelt recht gut erfüllen.<br />
<strong>Rind</strong>erställe unterscheidet man<br />
grundsätzlich nach der Bauart (Kaltstall<br />
und Warmstall) sowie nach<br />
dem Haltungs- bzw. Aufstallungssystem<br />
(Anbinde- und Laufstallhaltung).<br />
Kalt oder warm?<br />
Während sich der Warmstall durch<br />
eine geschlossene, wärmegedäm-<br />
HALTUNG ■ 19<br />
Welche Haltungssysteme gibt es?<br />
mte Bauweise auszeichnet, folgt<br />
der Temperaturverlauf im Kaltstall<br />
viel stärker den Außentemperaturen.<br />
Aufgrund der vergleichsweise<br />
günstigen Bauweise und den für<br />
<strong>Rind</strong>er besten klimatischen Bedingungen,<br />
geht der Trend ganz klar in<br />
Richtung Kaltstall.<br />
Haltungs- bzw.<br />
Aufstallungssysteme<br />
Die Zahl der Anbindesysteme, bei<br />
denen die Bewegungsfreiheit und<br />
das Sozialverhalten der Tiere im<br />
Stall stark eingeschränkt werden,<br />
verlieren gegenüber den Laufstallsystemen<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Speziell in der <strong>Rind</strong>ermasthaltung<br />
werden die Tiere bereits<br />
hauptsächlich im Laufstall gehalten,<br />
wodurch ihren vielfältigen Verhaltensweisen<br />
viel besser entsprochen<br />
werden kann.<br />
Eine ständige Anbindehaltung von <strong>Rind</strong>ern ist nicht erlaubt. Laut Bundestierschutzgesetz<br />
müssen <strong>Rind</strong>ern geeignete Bewegungsmöglichkeiten<br />
oder ein geeigneter Auslauf oder Weidegang an mindestens 90 Tagen im<br />
Jahr gewährt werden, soweit dem nicht zwingende rechtliche oder technische<br />
Gründe entgegenstehen.
20 ■ HALTUNG<br />
Laufstallsysteme<br />
Ein häufig zu findendes Laufstallsystem<br />
in der Mastrinderhaltung ist<br />
die Haltung der Tiere in Buchten<br />
mit perforierten Böden (evtl. auch<br />
in Kombination mit anderen Systemen).<br />
Durch Schlitze in den Flächenelementen<br />
wird gewährleistet,<br />
dass die Ausscheidungen der<br />
Tiere rasch abgeleitet werden und<br />
der Boden sauber und trocken<br />
bleibt. Die Dimensionierung der<br />
Flächenelemente ist im Bundestierschutzgesetz<br />
genau geregelt,<br />
damit die Tiere ausreichend Platz<br />
für ihre Bedürfnisse haben.<br />
In Tretmist- und Tieflaufsystemen<br />
wird den Tieren eine weiche,<br />
mit Stroh eingestreute Liegefläche<br />
angeboten. Diese Haltungssyste-<br />
me zeichnen sich durch eine hohe<br />
Tiergerechtheit aus und sollten<br />
daher nach Möglichkeit den anderen<br />
Systemen vorgezogen werden.<br />
Auch Liegeboxenlaufställe sind<br />
gelegentlich in der <strong>Rind</strong>ermasthaltung<br />
zu finden. Das zentrale Element<br />
im Liegeboxenlaufstall bilden<br />
die Liegeboxen, welche den Tieren<br />
einen sauberen und bequemen Liegeplatz<br />
bieten. Die Laufgänge können<br />
einerseits planbefestigt (Entmistung<br />
mittels Schrapper, Hoftrac<br />
etc.), andererseits aber auch mit<br />
Betonspalten ausgelegt sein.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: haltungssysteme
Wenn vom Stallklima die Rede ist,<br />
handelt es sich um einen Begriff,<br />
der vor allem die herrschenden<br />
Luftzustände (Temperatur, Luftfeuchtigkeit,<br />
Luftbewegung, Schadgase<br />
etc.) umfasst. Diese Stallklimafaktoren<br />
wirken ständig auf das<br />
Tier ein und sind somit für das<br />
Wohlbefinden und die Gesundheit<br />
der Tiere von außerordentlicher<br />
Bedeutung.<br />
Um Krankheiten vorzubeugen bzw.<br />
das Krankheitsrisiko so gering wie<br />
möglich zu halten, ist neben einem<br />
guten Stallklima auf hygienische<br />
Maßnahmen (trockene Böden,<br />
HALTUNG ■ 21<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: tiergesundheit<br />
Stallklima und Tiergesundheit<br />
regelmäßige Stallreinigung, Desinfektion<br />
usw.) und die richtige Fütterung<br />
zu achten.<br />
Aber auch durch aufmerksame<br />
Beobachtungen und tägliche Kontrollen<br />
der Tiere sowie durch regelmäßige<br />
tierärztliche Untersuchungen<br />
der <strong>Rind</strong>er wird Krankheiten<br />
vorgebeugt bzw. werden diese<br />
rasch erkannt und bekämpft. Eine<br />
enge Zusammenarbeit von Tierhaltern<br />
und Tierärzten findet beispielsweise<br />
im Rahmen des so genannten<br />
Tiergesundheitsdienstes<br />
(www.tgd.at) statt.<br />
<strong>Rind</strong>er können sich sehr gut an unterschiedliche Temperaturen anpassen,<br />
vertragen jedoch Kälte besser als Wärme. Auch Lufttemperaturen von<br />
weit unter dem Gefrierpunkt stellen für <strong>Rind</strong>er kein Problem dar.
22 ■ HALTUNG<br />
Haltungsformen<br />
Die Mutterkuhhaltung ist eine<br />
arbeitsextensive Form der <strong>Rind</strong>erhaltung,<br />
die darauf abzielt, hauptsächlich<br />
Weideflächen zur Fütterung<br />
zu nutzen. Als Mutterrassen<br />
werden vor allem Zweinutzungsrassen<br />
eingesetzt, die mit Fleischrassen<br />
gekreuzt werden. Diese<br />
Mutterkuhhaltung dient fast ausschließlich<br />
der Fleischproduktion,<br />
wobei die Kälber im Schnitt 9<br />
Monate an der Mutterkuh säugen.<br />
Zusätzlich steht den Kälbern in den<br />
Sommermonaten Weidegras und<br />
im Winter Heu und Silage zur Verfügung.<br />
Nach dieser Periode werden<br />
die Tiere als Jungrind vermarktet,<br />
weitergemästet (Ochsen-,<br />
Stier- oder Kalbinnenmast) oder für<br />
die Zucht verwendet.<br />
Was viele nicht wissen: In der<br />
Milchviehhaltung produzieren<br />
unsere Landwirte neben qualitativ<br />
hochwertiger Milch auch bestes<br />
<strong>Rind</strong>fleisch. Die eingesetzten Rassen<br />
sind spezielle Milchrassen,<br />
aber in Österreich oft auch Zweinutzungsrassen<br />
(v. a. Fleckvieh).<br />
Da sich Nachkommen von Milchrassen<br />
und milchbetonten Zweinutzungsrassen<br />
weniger gut für die<br />
intensive <strong>Rind</strong>ermast eignen,<br />
gehen Kälber von diesen Rassen<br />
vorzugsweise in die Kälbermast.<br />
Die <strong>Rind</strong>ermast ist durch eine Vielzahl<br />
von möglichen Verfahren gekennzeichnet.<br />
Am weitesten verbreitet<br />
ist in Österreich die Stiermast,<br />
daneben spielt aber auch die<br />
Mast von Ochsen- und Kalbinnen<br />
sowie von Kälbern eine gewisse<br />
Rolle.<br />
Kapitel 4<br />
Kapitel 5<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: haltungsformen
HALTUNG ■ 23
24<br />
Kapitel<br />
FLEISCHGEWINNUNG<br />
Tiertransport<br />
Der Transport von lebenden Tieren<br />
muss für diese so schonend wie<br />
möglich gestaltet werden.<br />
Nur <strong>Rind</strong>er, deren körperlicher Zustand<br />
es zulässt, dürfen transportiert<br />
werden. Außerdem wird versucht,<br />
den Transportweg möglichst<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
kurz zu halten, damit Stresssituationen<br />
weitgehend vermieden werden.<br />
Alle <strong>Rind</strong>er, die transportiert werden,<br />
müssen gekennzeichnet sein<br />
und alle notwendigen Dokumente<br />
mitgeführt werden.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: tiertransport<br />
Irgendwann ist für jedes Nutztier der Zeitpunkt seiner Bestimmung gekommen.<br />
Ein respektvoller Umgang mit dem Tier, auch bei der Schlachtung, ist<br />
oberstes Gebot. Bis aber schlussendlich aus dem Lebewesen <strong>Rind</strong> das<br />
Lebensmittel Fleisch wird, ist nach der Schlachtung noch viel Arbeit zu leisten.
Schlachtung<br />
Oberstes Gebot bei der <strong>Rind</strong>erschlachtung<br />
sind ein respektvoller<br />
Umgang mit den Tieren sowie<br />
strenge Hygienemaßnahmen und<br />
Gesundheitskontrollen. Genaue<br />
Vorschriften des österreichischen<br />
Fleischuntersuchungsgesetzes<br />
verpflichten zu Untersuchungen<br />
der Tiere vor und nach der Schlachtung<br />
durch Veterinäre.<br />
Unnötige Stresssituationen, ein<br />
Leiden der Tiere sowie Schmerzen<br />
müssen bei der Schlachtung unbe-<br />
FLEISCHGEWINNUNG ■ 25<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: schlachtung<br />
Kapitel 2<br />
dingt vermieden werden. Einerseits,<br />
um die Tiere zu schonen,<br />
andererseits aber auch, um qualitativ<br />
hochwertiges Fleisch zu gewinnen.<br />
Durch die Betäubung erleidet das<br />
Tier bei der Schlachtung keine<br />
Schmerzen. Getötet werden <strong>Rind</strong>er<br />
ausschließlich durch das<br />
Durchtrennen der Hauptschlagader.<br />
Erst nach der vollständigen<br />
Entblutung darf der <strong>Rind</strong>erkörper<br />
weiterverarbeitet werden.
26 ■ FLEISCHGEWINNUNG<br />
Klassifizierung<br />
Der Schlachtkörper des <strong>Rind</strong>es<br />
wird unmittelbar nach der Schlachtung<br />
verwogen und klassifiziert.<br />
Dabei erfolgt die Qualitätseinstufung<br />
des Schlachtkörpers durch die<br />
Bewertung der Merkmale Fleischigkeit<br />
(EUROP-Handelsklassen)<br />
und Fettgewebe (Fettklassen 1-5).<br />
Die EUROP-Handelsklasse beschreibt<br />
indirekt die Bemuskelung,<br />
das Fleisch-Knochen-Verhältnis<br />
und die Proportionen der Teilstücke<br />
zueinander.<br />
Die Fettklasse ergibt sich aus der<br />
Beurteilung der Dicke der Fettschicht<br />
auf dem Schlachtkörper<br />
und der Fettmenge in der Brusthöhle.<br />
Sie ermöglicht indirekte<br />
Aussagen hinsichtlich des Fleisch-/<br />
Fettverhältnisses sowie der Fett-<br />
einlagerung im Muskelgewebe<br />
(Marmorierung).<br />
Die von der AMA zugelassenen<br />
Klassifizierer sind außerdem dafür<br />
zuständig, die Herkunft der<br />
Schlachtkörper zu überprüfen und<br />
diese ordnungsgemäß zu kennzeichnen.<br />
Fleischigkeit:<br />
Klassen E,U,R,O,P<br />
E = extrem fleischig<br />
P = geringe Fleischigkeit<br />
Fettgewebe:<br />
Klassen 1-5<br />
1 = sehr mager<br />
5 = sehr fett<br />
Alle Schritte im Detail<br />
Quicklink: klassifizierung
Reifung von <strong>Rind</strong>fleisch<br />
Bereits unmittelbar nach der<br />
Schlachtung setzt die natürliche<br />
Fleischreifung ein, die einen komplexen<br />
biochemischen Vorgang<br />
darstellt und bei <strong>Rind</strong>fleisch besonders<br />
wichtig für dessen kulinarischen<br />
Wert ist.<br />
Zuerst werden die Glykogenvorräte<br />
im Muskel abgebaut und Milchsäure<br />
gebildet, wodurch der Säuregrad<br />
des Fleisches sinkt. Muskeleigenen<br />
Enzymen wird es so erleichtert,<br />
Bindegewebsbrücken zwischen<br />
den einzelnen Fleischfasern<br />
zu spalten. Das Fleisch reift, wird<br />
dadurch zarter und bildet seine<br />
fleischeigenen Aromastoffe aus.<br />
Die Dauer der Fleischreifung ist<br />
von verschiedenen Faktoren wie<br />
Rasse, Geschlecht, Alter des Tie-<br />
FLEISCHGEWINNUNG ■ 27<br />
Alle Schritte im Detail<br />
Quicklink: reifung<br />
res, Teilstück und Temperatur<br />
abhängig. Bedingt durch diese Faktoren<br />
geht man von einer minimalen<br />
Reifedauer zwischen 9 und 14<br />
Tagen bei einer Kühltemperatur<br />
von 0 bis 2° C aus.<br />
Bei der heute üblichen Reifung des<br />
Fleisches in Folie unter Vakuum<br />
und bei kontrollierten Kühlraumbedingungen<br />
kann die Reifungsdauer<br />
den Anforderungen der einzelnen<br />
Teilstücke angepasst werden. Die<br />
Reifung in Vierteln oder Hälften am<br />
Haken ist heute hingegen fast verschwunden.<br />
Im Gegensatz zu <strong>Rind</strong>fleisch muss<br />
Kalbfleisch kaum vorgereift werden<br />
und ist bereits nach kurzer Zeit<br />
wunderbar zart.<br />
Wussten Sie, dass <strong>Rind</strong>fleisch mit dem AMA-Gütesiegel einer zumindest<br />
9-tägigen Reifung unterzogen wurde?
28<br />
Kapitel<br />
QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Lückenlose Nachvollziehbarkeit<br />
vom Stall bis auf den Tisch<br />
Zur Stärkung des Vertrauens der<br />
Konsumenten in Fleisch und um<br />
eine lückenlose Transparenz und<br />
Sicherheit beim Einkauf zu gewährleisten,<br />
wurde ein europaweit verpflichtendes<br />
System zur Kennzeichnung<br />
von <strong>Rind</strong>ern und in weiterer<br />
Folge von Kalb- und <strong>Rind</strong>fleisch eingeführt.<br />
Diese EU-Verordnung wurde<br />
in Österreich mustergültig umgesetzt.<br />
Bereits im Geburtsbetrieb bekommt<br />
das Kalb nach spätestens<br />
sieben Tagen seine zwei Ohrmarken,<br />
die lebenslange Begleiter bleiben.<br />
Ebenfalls nach spätestens sieben<br />
Tagen muss die Eintragung ins<br />
Bestandesregister des Betriebes<br />
sowie die Geburtsmeldung an die<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
zentrale <strong>Rind</strong>erdatenbank der AMA<br />
erfolgen. Verlässt ein <strong>Rind</strong> den<br />
Betrieb, so findet einerseits eine<br />
Abgangs- und anderseits eine Zukaufs-<br />
bzw. Schlachtmeldung an die<br />
zentrale <strong>Rind</strong>erdatenbank statt. Ein<br />
Ortswechsel wird somit doppelt registriert,<br />
wobei für jeden Transport<br />
pro Betrieb ein „Reisepass“ (Viehverkehrsschein)<br />
mit allen relevanten<br />
Daten zu den transportierten<br />
Tieren ausgestellt werden muss.<br />
Die Kennzeichnung der Tiere findet<br />
auch nach der Schlachtung am<br />
Fleisch seine Fortsetzung. Einheitliche<br />
Dokumente, spezielle Etiketten<br />
(Schlachtkörper- und Zerlegeetiketten)<br />
und Kontrollsysteme garantieren,<br />
dass vom Schlachtbetrieb über<br />
den Zerlegebetrieb bis hin zum Verkaufsgeschäft<br />
keine Daten verloren<br />
gehen.<br />
Kapitel 3<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: warenkunde<br />
Dass <strong>Rind</strong>fleisch eines der sichersten Lebensmittel überhaupt ist, zeigt die<br />
Tatsache, dass der Weg von der Geburt eines Kalbes bis ins Verkaufsregal<br />
lückenlos nachvollziehbar ist. Damit das auch so bleibt, finden auf allen Stufen<br />
der Produktion regelmäßig Kontrollen statt.
Kennzeichnungssysteme<br />
Schlachthof NN AT-1<br />
EWG<br />
geschlachtet in:<br />
STERREICH (AT)<br />
03800<br />
E U 3<br />
Schlacht-Nr.:<br />
Gewicht (warm): 302,5 kg<br />
Ohr-Nr.: AT 234 567 899<br />
Schlachtdatum: 12.01.2007<br />
A123456 Kl.Nr.: 009<br />
geboren in:AT aufgezogen in: AT<br />
<strong>Rind</strong>fleisch<br />
aus sterreich<br />
V2 Fleckvie<br />
(251)040123456789<br />
QUALITÄTSSICHERUNG ■<br />
Grundsätzlich unterschieden wird zwischen einer gesetzlich verpflichtenden<br />
Mindestkennzeichnung als Basis und einer optionalen, die darauf aufbaut.<br />
Zwei freiwillige Systeme zur <strong>Rind</strong>- und Kalbfleischkennzeichnung sind derzeit<br />
in Österreich behördlich zugelassen:<br />
• das System „VUQS-R“ des Vereins zur Ursprungs- und Qualitätssicherung<br />
(vor allem im Biosegment zu finden)<br />
• das System „bos“ der AMA-Marketing GesmbH.<br />
Wie ein roter Faden zieht sich die Ohrmarkennummer durch das Leben<br />
eines <strong>Rind</strong>es. Sie findet sich auf dem Viehverkehrsschein, am Schlachtkörper-<br />
und Zerlegeetikett und schließlich auch auf dem Etikett direkt auf der<br />
Packung im Supermarkt oder beim Fleischhauer.<br />
29<br />
Nichts wird dem<br />
Zufall überlassen.<br />
Ursprung und Weg<br />
des Fleisches sind<br />
jederzeit lückenlos<br />
rückverfolgbar.<br />
Alle Schritte im Detail<br />
Quicklink: kennzeichnungssysteme
30 ■ QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Kontrollen<br />
<strong>Rind</strong>fleisch zählt zu den meist kontrolliertesten<br />
Lebensmitteln überhaupt.<br />
Im Rahmen des Systems<br />
„bos“ wird über das Jahr verteilt<br />
eine Vielzahl strenger, unangemeldeter<br />
Kontrollen, vom Bauernhof<br />
bis ins Verkaufsgeschäft, durchgeführt.<br />
Werden im Zuge der Kontrollen<br />
Angaben zu <strong>Rind</strong>- und Kalbfleisch<br />
gefunden, die nachweislich nicht<br />
stimmen bzw. deren Herkunft nicht<br />
Alle Schritte im Detail<br />
Quicklink: kontrollen<br />
nachvollziehbar ist, so drohen harte<br />
Sanktionen. Diese können je nach<br />
Schwere des Verstoßes sogar bis<br />
zum Ausschluss des Betriebes aus<br />
dem System „bos“ führen.<br />
Zusätzlich zu diesen Kontrollen<br />
überprüfen auch Tierärzte, Exekutivbeamte,Lebensmittelinspektoren<br />
etc. laufend und regelmäßig die<br />
gesetzlichen Bestimmungen am<br />
Bauernhof und in den Verkaufsgeschäften.
Genusstauglichkeitsund<br />
Identitätskennzeichen<br />
Nur gesunde Tiere kommen zur<br />
Schlachtung. Daher wird vorher von<br />
jedem Tier der Gesundheitszustand<br />
überprüft.<br />
Nach der Schlachtung erfolgt vom<br />
Tierarzt die „Beschau“ des<br />
Schlachtkörpers. Nur wenn alles<br />
ganz genau passt, wird das Fleisch<br />
mit dem Genusstauglichkeits-/Identitätskennzeichen(EU-Zulassungs-<br />
QUALITÄTSSICHERUNG ■ 31<br />
nummer) zum Verkauf freigegeben.<br />
Dieses Zeichen stellt sicher, dass<br />
Produktion und Weiterverarbeitung<br />
des Fleisches hinsichtlich veterinärrechtlicher<br />
Belange und Hygienerichtlinien<br />
EU-konform sind.<br />
Ob das <strong>Rind</strong>fleisch jedoch auch aus dem angegebenen Land stammt,<br />
kann von diesem Zeichen nicht abgelesen werden.
32<br />
■ QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Gehen Sie sicher ...<br />
… und genießen Sie die Vorteile des AMA-Gütesiegels!<br />
Dieses steht für<br />
✓ eine ausgezeichnete Qualität,<br />
✓ eine gesicherte Herkunft und<br />
✓ für unabhängige Kontrollen.<br />
Für den Einkauf gilt das AMA-Gütesiegel<br />
als eine wichtige Entscheidungshilfe,<br />
denn es garantiert, dass<br />
das Fleisch vielen strengen Kontrollen<br />
unterzogen wurde.<br />
Somit kann gewährleistet werden,<br />
dass die hohen Standards für dieses<br />
Herkunfts- und Qualitätsprogramm<br />
auch eingehalten werden.<br />
Alle Schritte im Detail<br />
Quicklink: qualitätsprogramme
QUALITÄTSSICHERUNG ■ 33
34<br />
Kapitel<br />
LEBENSMITTEL<br />
Tipps und Tricks<br />
rund <strong>ums</strong> <strong>Rind</strong>fleisch<br />
Greifen Sie beim Einkauf zu frischem,<br />
aber gut gereiftem <strong>Rind</strong>fleisch,<br />
das je nach Kategorie kräftig<br />
rosa bis intensiv rot sein soll. Bei<br />
der Wahl des für die jeweilige Zubereitung<br />
am besten geeigneten Teilstücks<br />
können Sie die Beratung<br />
Ihres Fleischers in Anspruch nehmen<br />
– an der Selbstbedienungstheke<br />
hingegen brauchen Sie gewisse<br />
Fachkenntnisse und Erfahrung.<br />
Und schrecken Sie bitte nicht vor<br />
Fetteinlagerungen im Fleisch zurück,<br />
denn erst diese so genannte<br />
Marmorierung bürgt für Hochgenuss.<br />
Weil ein leichter Fettrand das<br />
Fleisch vor dem Austrocknen<br />
bewahrt und Sie sich beim Anbraten<br />
die Zugabe von Fremdfett<br />
ersparen. Also entfernen Sie dieses<br />
Fett (wenn überhaupt) am besten<br />
erst nach der Zubereitung.<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
Im Kühlschrank ist Frischfleisch<br />
rund 3 Tage, im Gefrierfach aber ca.<br />
3-5 Monate lagerungsfähig.<br />
Bei der Zubereitung sollten Sie darauf<br />
achten, das Fleisch immer quer<br />
zur Faser zu schneiden. Achten Sie<br />
auch darauf, dass die Fasern durch<br />
zu starkes Klopfen nicht verletzt<br />
werden. Würzen Sie sparsam, um<br />
den Eigengeschmack des Fleisches<br />
nicht zu übertönen und salzen Sie<br />
es erst kurz vor der Zubereitung,<br />
denn Salz entzieht dem Fleisch Flüssigkeit,<br />
wodurch es austrocknet.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: warenkunde<br />
Mit dem Fleischeinkauf liegt es in Ihrer Hand, ob das Gericht Ihren Ansprüchen<br />
genügt. Worauf Sie beim Einkauf und der Zubereitung von <strong>Rind</strong>fleisch<br />
achten sollten und welche verschiedenen Kategorien und Teilstücke das<br />
<strong>Rind</strong> zu bieten hat, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Mit <strong>Rind</strong>fleisch verbindet man hierzulande<br />
eine große Tradition und<br />
eine Vielzahl an kulinarischen Köstlichkeiten.<br />
Gerade in der Siedefleisch-Küche<br />
erkennen die ÖsterreicherInnen<br />
einen Teil ihrer Lebenskultur<br />
wieder. <strong>Rind</strong>fleisch eignet<br />
sich aber auch hervorragend<br />
zum Grillen sowie für die schnelle<br />
Küche.<br />
Neben unzähligen kulinarischen<br />
Möglichkeiten liefert mageres <strong>Rind</strong>fleisch<br />
viel hochwertiges Eiweiß<br />
und eine Vielzahl an wichtigen Vitaminen<br />
(v.a. der B-Gruppe), wertvollen<br />
Mineralstoffen (Magnesium,<br />
Kalium, Calcium, Phosphor) sowie<br />
22 % Eiweiß<br />
1 % Mineralstoffe<br />
und Spurenelemente<br />
2 % Fett<br />
75 % Wasser<br />
LEBENSMITTEL ■<br />
<strong>Rind</strong>fleisch – Werte für Kenner<br />
Mageres <strong>Rind</strong>fleisch<br />
enthält durchschnittlich:<br />
20 % Eiweiß<br />
4 % Fett<br />
1 % Vitamine,<br />
Mineralstoffe und<br />
Spurenelemente<br />
75 % Wasser<br />
essentiellen Spurenelementen wie<br />
Eisen, Selen, Mangan und Jod.<br />
Auch vom medizinischen Standpunkt<br />
aus gesehen, ist <strong>Rind</strong>fleisch<br />
daher ein ganz besonders hochwertiges<br />
Lebensmittel.<br />
Kalbfleisch ist besonders feinfasrig,<br />
zart und mager. Es gilt daher einerseits<br />
als erste Wahl der Gourmets,<br />
hat aber andererseits auch einen<br />
hohen Stellenwert in der Schonküche.<br />
Kapitel 7<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: rindfleisch<br />
Mageres Kalbfleisch<br />
enthält durchschnittlich:<br />
35
36 ■ LEBENSMITTEL<br />
<strong>Rind</strong>fleisch ist nicht<br />
gleich <strong>Rind</strong>fleisch<br />
<strong>Rind</strong>fleisch ist ein Sammelbegriff.<br />
Rasse, Fütterung, Geschlecht und<br />
Alter des <strong>Rind</strong>es beeinflussen seine<br />
Eigenschaften entscheidend.<br />
Kalbfleisch<br />
Hierbei handelt es sich um Fleisch<br />
von <strong>Rind</strong>ern, die bei der Schlachtung<br />
jünger als 6 Monate sind. Kalbfleisch<br />
ist besonders feinfasrig, zart<br />
und mager und besitzt einen sehr<br />
feinen Eigengeschmack.<br />
Abhängig von der Fütterung weist<br />
erstklassiges Kalbfleisch Farbschattierungen<br />
von weiß über hellrosa<br />
bis leicht rötlich auf. Entgegen einer<br />
weit verbreiteten Meinung sagt die-<br />
se Fleischfarbe wenig über die Genussqualität<br />
aus.<br />
Fleisch von Jungrindern<br />
aus Mutterkuhhaltung<br />
Diese besondere Spezialität<br />
stammt von ca. 10-12 Monate alten<br />
Jungrindern, die ständig bei den<br />
Muttertieren leben und sich von<br />
deren Milch sowie von Gräsern,<br />
Heu und etwas Getreide ernähren.<br />
Dieses naturnah produzierte, kräftig<br />
rosafarbene Fleisch weist einen<br />
einzigartigen Geschmack auf und<br />
ist sehr zart und bekömmlich.<br />
Jungstierfleisch<br />
Diese <strong>Rind</strong>fleischkategorie wird am
<strong>Rind</strong>fleisch<br />
ist ein Sammelbegriff.<br />
öftesten als frisches <strong>Rind</strong>fleisch<br />
angeboten. Es stammt von jungen,<br />
aber ausgewachsenen männlichen<br />
Tieren, hat eine mittelfeine Faserstruktur<br />
und ist besonders mager.<br />
Die Fleischfarbe ist intensiv rot und<br />
die Fettabdeckung meist reinweiß.<br />
Kalbinnenfleisch<br />
stammt von jungen, aber ausgewachsenen<br />
weiblichen <strong>Rind</strong>ern, die<br />
noch kein Kalb geboren haben.<br />
Das kräftig rote Fleisch ist durch die<br />
feinen Fasern und die leichte Marmorierung<br />
besonders zart und saftig.<br />
Ochsenfleisch<br />
stammt von kastrierten männlichen<br />
<strong>Rind</strong>ern. Das dunkelrote Fleisch ist<br />
feinfasrig, zart, saftig und von hellen<br />
Fettadern durchzogen.<br />
Ochsenfleisch zeichnet sich durch<br />
LEBENSMITTEL ■ 37<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: kategorien<br />
sein kräftiges Aroma aus. Vor allem<br />
im Herbst nach dem Almabtrieb<br />
wird vermehrt Alm- bzw. Weideochsenfleisch<br />
angeboten.<br />
Kuh- und Stierfleisch<br />
wird kaum als Frischfleisch angeboten,<br />
denn es wird bevorzugt für die<br />
Wurstherstellung verwendet.<br />
Da es von älteren Tieren stammt,<br />
hat es gröbere Fasern als das<br />
Fleisch von Jungtieren. Die Fleischfarbe<br />
ist dunkelrot bis rotbraun, und<br />
es besitzt meist eine gelbe Fettabdeckung.
38 ■ LEBENSMITTEL<br />
<strong>Rind</strong>fleisch Teilstücke<br />
ENGLISCHER<br />
GUSTOSTÜCKE<br />
vom Knöpfel<br />
GUSTOSTÜCKE<br />
vom Vorderviertel<br />
HINTERES<br />
GULASCH-<br />
FLEISCH<br />
VORDERES<br />
1 Lungenbraten<br />
2 Beiried<br />
3 Rostbraten<br />
4 Schale<br />
5 Nuss<br />
6 Tafelstück<br />
7 Tafelspitz<br />
8 Hüferscherzel<br />
9 Hüferschwanzel<br />
10 Weißes Scherzel<br />
11 Hinteres Ausgelöstes<br />
12 Dicke Schulter<br />
13 Schulterscherzel<br />
14 Mageres Meisel<br />
15 Kruspelspitz<br />
16 Kavalierspitz<br />
17 Dicker Spitz<br />
18 Rieddeckel<br />
19 Brustkern<br />
20<br />
Hinterer Wadschinken<br />
und Wadelstutzen<br />
21<br />
Vorderer Wadschinken<br />
und Bugscherzel<br />
22 Hals<br />
1 2 3 5 6 7<br />
23 Mittleres- und Dünnes Kügerl<br />
24 Fettes Meisel<br />
25 Platte
Lage, Eigenschaften, Verwendungsempfehlungen<br />
LEBENSMITTEL ■ 39<br />
Liegt unter der Beiried; besonders mager, feinfasrig, mürb und saftig. Speziell für Steaks, Tournedos, Filets mignons,<br />
Fondues, Sautees, Geschnetzeltes; im Ganzen, gespickt; roh, gehackt zu Beef tatar, in hauchdünnen Scheiben als Carpaccio.<br />
Liegt zwischen Knöpfel und Rostbraten. Sehr wohlschmeckendes, marmoriertes, mit Fett abgedecktes Teilstück, das rosa gebraten oder gegrillt werden sollte.<br />
Im Ganzen als saftiges Bratenstück, in Scheiben als Steaks; z.B. Rumpsteaks, T-Bone- oder Porterhouse Steaks (mit Knochen und Lungenbraten).<br />
Liegt vor der Beiried und ist zur Hälfte vom Rieddeckel überdeckt. Sehr saftiges, aromatisches Teilstück, das marmoriert (mit Fett durchwachsen) ist und eine<br />
schmackhafte Fettabdeckung aufweist. Zum Kurzbraten und Grillen (rib eye und prime rib steaks), Braten und Braundünsten.<br />
Liegt unter dem Tafelstück und wird in das schwanzseitige Beinscherzel und das kopfseitige Schwarze Scherzel geteilt. Saftiges, mageres, kurzfasriges, etwas<br />
dunkles Teilstück, aus dem Bratenstücke und Schnitzel (Rouladen) geschnitten werden.<br />
Liegt in der Mitte des Knöpfels und ist ein hervorragendes, fast fettfreies Teilstück. Ausgezeichnet geeignet für Schnitzel, zum Braundünsten, im Ganzen sowie<br />
für Fondues und Ragouts.<br />
Überdeckt die Schale. Etwas grobfasrig, jedoch hervorragend geeignet für Schnitzel, Rouladen und zum Kochen.<br />
Wird vom Tafelstück geteilt und liegt dem Hüferscherzel an. Hervorragendes Siedefleisch mit leichter schmackhafter Fettabdeckung; beim Kochen leicht<br />
aufquellend.<br />
Bezeichnung kommt von der Hüfte, dem Teil des Knöpfels, der an die Beiried anschließt. Saftiges, mageres, leicht marmoriertes Fleischstück. Ideal zum<br />
Kurzbraten (Steaks), Braten, Braundünsten und Kochen.<br />
An die Nuss anschließendes Teilstück, das eine lockere Struktur besitzt und sich auch ausgezeichnet zum Braundünsten, Dünsten und Sieden eignet.<br />
Bildet den hinteren Teil des Knöpfels. Sehr mageres, helles, trockenes Teilstück, das sich gut portionieren lässt. Bestens geeignet zum Schmoren (gespickt),<br />
für Schnitzel, Rouladen und zum Sieden.<br />
Liegt zwischen Hals und Rostbraten. Saftiges, fettdurchwachsenes Fleisch zum Braten, Braundünsten und Sieden geeignet.<br />
Bildet den hinteren Hauptteil der Schulter. Saftiges, ziemlich festes Fleisch, das sich ideal zum Braundünsten, Sieden und für Ragouts eignet.<br />
Längliches, von Sehnen durchzogenes Schulterstück. Sehr saftig und gut geeignet zum Braundünsten, Sieden und für Ragouts bzw. Gulasch.<br />
Sehr mageres, kompaktes, gut zu portionierendes Schulterstück. Hervorragend geeignet zum Braten (gespickt), Braundünsten und Sieden.<br />
Liegt „verborgen“ unter der Schulter. Von einem Knorpel durchzogenes, grobfasriges, saftiges, gut aufquellendes Siedefleisch.<br />
Liegt an der Unterseite des Schulterblattes. Wegen seiner Saftigkeit beliebtes, aufquellendes Siedefleisch.<br />
Unter der Schulter und dem Rieddeckel liegendes, meist mit Fett untersetztes, grobfasriges, saftiges, beim Sieden aufquellendes Fleisch (Zwerchspitz, Beinfleisch).<br />
Über dem Rostbraten liegendes, gut gedecktes, zartes Suppenfleisch.<br />
Brustspitze und Dickes Kügerl bilden ein kerniges, von Fett umgebenes, jedoch nicht durchzogenes Siedefleisch.<br />
Kräftiges, saftiges, mit Sehnen durchzogenes Fleisch. Speziell für Gulasch; der Wadelstutzen (Gschnatter) eignet sich auch ausgezeichnet zum Braundünsten.<br />
Kräftiges, saftiges, sehniges Gulaschfleisch.<br />
Grobfasriges, fast fettloses Fleisch. Ideal für Faschiertes und Gulasch.<br />
Schließen an das Dicke Kügerl an. Stark fettdurchwachsenes, aromatisches, kräftiges Suppenfleisch.<br />
Überdeckt am Hals das Magere Meisel. Fettes, grobfasriges, jedoch sehr saftiges Suppenfleisch.<br />
Mit Rippen auch als „Beinfleisch“ bekannt. Saftiges, beim Sieden aufquellendes, gutes Suppenfleisch.<br />
8 10 11 14 16 22
40<br />
Kapitel<br />
STATISTIK<br />
<strong>Rind</strong>er in der Wirtschaft<br />
Der Gesamtbestand an <strong>Rind</strong>ern ist<br />
in Österreich seit Jahren rückläufig<br />
(minus 20,5 % seit 1980) und liegt<br />
derzeit noch knapp über 2 Mio.<br />
Stück.<br />
Auch die Zahl der <strong>Rind</strong>erhalter geht<br />
kontinuierlich zurück (derzeit<br />
77.460 Betriebe), dafür aber steigt<br />
die durchschnittliche Anzahl an<br />
gehaltenen <strong>Rind</strong>ern pro Betrieb<br />
(zurzeit 24,4). Im EU-Vergleich ist<br />
die <strong>Rind</strong>erhaltung in Österreich<br />
trotzdem sehr klein strukturiert.<br />
Haben Sie eine Ahnung, wie viele<br />
<strong>Rind</strong>er es auf der Welt gibt? Es<br />
sind derzeit ca. 1,4 Milliarden, mit<br />
steigender Tendenz! Am meisten<br />
<strong>Rind</strong>er werden in Indien gehalten,<br />
gefolgt von Brasilien und China.<br />
In Europa liegt Frankreich an der<br />
Spitze, es folgen Deutschland und<br />
Großbritannien. Mit einem Anteil<br />
von ca. 0,14 % des Weltrinderbestandes<br />
liegt Österreich immerhin<br />
an 11. Stelle des EU-Rankings.<br />
Die größten <strong>Rind</strong>fleisch-Produzenten<br />
weltweit sind die USA, gefolgt<br />
von Brasilien und China. Die EU<br />
konnte in den letzten Jahren ihren<br />
<strong>Rind</strong>fleischbedarf nicht mehr<br />
selbst decken.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: wirtschaftliche_Bedeutung<br />
KAPITELÜBERBLICK<br />
Die hohe Zahl an <strong>Rind</strong>ern weltweit lässt die große wirtschaftliche Bedeutung<br />
der <strong>Rind</strong>erhaltung erahnen. Aber nicht nur global gesehen, sondern<br />
auch im von kleinbäuerlichen Strukturen geprägten Österreich, ist die <strong>Rind</strong>erhaltung<br />
ein wichtiger Teil der Landwirtschaft. Und obwohl <strong>Rind</strong>fleisch<br />
teurer ist als andere Fleischarten, ist es beim Konsumenten beliebt wie eh<br />
und je.
<strong>Rind</strong>erverteilung<br />
nach politischen Gemeinden<br />
Stand: Dez. 2007<br />
Aufgrund des hohen Grünlandanteils<br />
hat die <strong>Rind</strong>erhaltung hierzulande<br />
eine besondere Bedeutung.<br />
Die Grünlandflächen können nämlich<br />
nur von Wiederkäuern wie dem<br />
<strong>Rind</strong> effizient verwertet und veredelt<br />
werden.<br />
Neben der Produktion von hoch-<br />
STATISTIK & BEDEUTUNG ■<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Grünland und <strong>Rind</strong>erhaltung<br />
wertigen Lebensmitteln (Milch,<br />
Fleisch) erfüllen die heimischen,<br />
rinderhaltenden Betriebe eine weitere<br />
wichtige Aufgabe für Gesellschaft<br />
und Volkswirtschaft – nämlich<br />
die Landschaftspflege. Damit<br />
tragen sie wesentlich zur Förderung<br />
des Tourismus bei.<br />
41
42<br />
■ STATISTIK & BEDEUTUNG<br />
<strong>Rind</strong>fleischkonsum<br />
Statistisch gesehen isst ein Österreicher<br />
pro Jahr ca. 67 kg Fleisch<br />
(inkl. Wurst- und Fleischwaren), davon<br />
etwa 12 kg <strong>Rind</strong>fleisch.<br />
Österreich gilt als klassisches <strong>Rind</strong>fleisch-Exportland,<br />
d.h. unsere Landwirte<br />
produzieren mehr <strong>Rind</strong>fleisch<br />
als hierzulande verbraucht wird.<br />
Der Selbstversorgungsgrad<br />
von <strong>Rind</strong>- und Kalbfleisch<br />
beträgt in Österreich 140%.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: rindfleischkonsum<br />
Quelle: Statistik Österreich 2007<br />
Als beliebtestes <strong>Rind</strong>fleischgericht gilt das Gulasch. Welche Gerichte daneben<br />
noch sehr gerne zubereitet werden, zeigt die unten stehende Grafik.<br />
Ob beim Braten, Dünsten, Grillen, Kochen oder Backen, <strong>Rind</strong>fleisch ist die<br />
universelle Fleischart schlechthin. Mehr dazu im <strong>Rind</strong>fleisch-Kochbuch, den<br />
Broschüren der AMA sowie auf der Homepage.<br />
Mehr dazu online<br />
Quicklink: rezepte<br />
Beliebteste <strong>Rind</strong>fleisch-Gerichte<br />
Basis: Fleischkäufer<br />
Frage: Welche Gerichte aus <strong>Rind</strong>fleisch oder Kalbfleisch kochen Sie gerne?
<strong>Rind</strong>fleisch hat seinen Preis<br />
Verglichen mit Geflügel und Schweinefleisch<br />
ist <strong>Rind</strong>fleisch in einer<br />
höheren Preiskategorie angesiedelt.<br />
Dies ist für viele Konsumenten<br />
schwer verständlich, wenn man<br />
aber die Hintergründe kennt, sehr<br />
gut nachvollziehbar.<br />
Denn insgesamt sind die Produktionskosten<br />
für <strong>Rind</strong>fleisch deutlich<br />
höher als für andere Fleischarten.<br />
Von der Geburt eines Kalbes bis zum<br />
Lebensmittel <strong>Rind</strong>fleisch vergehen<br />
gut und gerne zwei Jahre. Eine lange<br />
Zeit, in der die Kosten für Futter,<br />
Energie, Betreuung der Tiere usw.<br />
täglich steigen. Die niedrige Reproduktionsrate<br />
(durchschnittlich weni-<br />
STATISTIK & BEDEUTUNG ■ 43<br />
ger als 1 Kalb pro Kuh und Jahr), die<br />
Kleinstrukturiertheit der österreichischen<br />
<strong>Rind</strong>erhaltung sowie der Auftrag<br />
zur Landschaftspflege tragen<br />
ebenfalls ihren Teil bei.<br />
Wenn man dies alles bedenkt und<br />
dann sieht, welche ausgezeichnete<br />
Qualität unsere Bauern liefern, dann<br />
ist der höhere Preis mehr als gerechtfertigt.
IMPRESSUM:<br />
Medieninhaber und Hersteller: Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH.,<br />
Dresdnerstraße 68a, 1200 Wien, www.ama.at<br />
© Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH, 1. Auflage 2008<br />
Die Verwendung von Texten und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne<br />
Zustimmung des Herstellers urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch<br />
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung<br />
in elektronischen Systemen. Ausgenommen davon ist die Verwendung<br />
für Unterrichtszwecke unter der Voraussetzung, dass keine inhaltlichen<br />
Veränderungen durchgeführt werden und die Quelle zitiert wird.<br />
Fotos: AMA, AVImedia, ZAR, BMLFUW, Stadt Olfen/G. Wiefel, Liesl Biber<br />
Konzeption/Text/Gesamtkoordination: AMA Marketing, Arge <strong>Rind</strong>, AVImedia<br />
BESONDERER DANK GILT:<br />
allen Beteiligten, die an der Realisierung dieses Projektes mitgewirkt haben.<br />
Aktuelle Informationen finden Sie auf<br />
www.rund-<strong>ums</strong>-rind.at<br />
Agrar DVD 2008<br />
Dauer ca. 20 Min.<br />
Mit freundlicher Unterstützung von