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mein MAGAZIN
FÜR HILFE UND MENSCHLICHKEIT
Kärnten Nr. 1b A März 2025
Österreichische Post AG MZ 02Z031122M; Österreichisches Rotes Kreuz, Wiedner Hauptstr. 32, 1040 Wien | Retouren an Postfach 100, 1350 Wien
Fit für die Pflege
Ein Zukunftsthema im Fokus
Foto: ÖRK/LV NÖ/Markus Hechenberger
© IKRK/Boris Foto: Adobe HegerStock
Pflege-Analyse
Dr. Meryn im Interview
Bewegung im Wald
Erholung für Körper & Geist
Projekt Telenotarzt
Startschuss in Kärnten
ROTKREUZ
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2025
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3
6
EDITORIAL
12
Fotos: ÖRK/Appelt, Adobe Stock, ÖRK/LV Kärnten
INHALT
01
2025
4 Meldungen
14
6 Schwerpunkt: Gemeinsam fit für die Pflege
Pflege und Betreuung sind die großen Zukunftsthemen.
8 Ein ganz besonderer Einsatz.
Zepter-Übergabe.
9 Interview: Dr. Siegfried Meryn über seine Aufgaben als
Chefarzt des Wiener Roten Kreuzes.
10 Engagement: Wenn Kinder für ihre Eltern sorgen.
Drei Fragen an Valentin Bontus.
11 Meine Rettung: Lebensrettung ist Teamarbeit.
12 Thema: Startschuss für den „Telenotarzt“.
14 Gesundheit: Spezielle Angebote in der Natur fördern die
Gesundheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
15 Sind Sie sicher? Rufhilfe – ein Knopfdruck, der Leben rettet.
16 Im Einsatz: Inmitten der humanitären Krise in Syrien versorgt
das Rote Kreuz Millionen von Menschen mit Wasser.
17 Meine Spende: Nach den Beben in der Türkei und in Syrien.
E-Mail aus … der Ukraine.
18 Partner: Ein Projekt mit Weitblick | Kelly und Rotes Kreuz
suchten die Rotkreuz-Familie | Nachhaltig kooperieren – in
Bildung investieren.
19 Sudoku | Kontakt
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Lassen Sie uns einen Blick in die
Zukunft werfen – und zwar in
Bezug auf ein Thema, das uns alle
betrifft: die Pflege. Die Lebenserwartung
in Österreich liegt bei 79,4
Jahren für Männer und 84,2 Jahren
für Frauen – die „gesunde Lebenserwartung“
aber bei 63,1 und 64,7
Jahren. Die Differenz sind jene Jahre,
in denen meist Pflegebedarf besteht.
Durch die Alterung der Gesellschaft
gewinnt Pflege zusätzlich an Bedeutung.
Es ist oft unangenehm, sich
damit zu beschäftigen – wer denkt
gerne ans Älterwerden und an die
Bedürfnisse, die daraus entstehen?
Wir wollen die Pflege aus verschiedenen
Blickwinkeln beleuchten. Sie
lesen über Chancen und Berufsbilder,
Probleme und Perspektiven, Leistungen
und Angebote. Wir sollten dieses
Thema nicht verdrängen oder auf die
leichte Schulter nehmen, damit auch
die heute noch jüngeren Generationen
gelassen nach vorne schauen
können.
Viel Freude bei der Lektüre!
Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes
OFFENLEGUNG Verleger: ÖRK Einkauf und Service GmbH. Herausgeber, Medieninhaber: Österreichisches Rotes Kreuz. Beide: Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien.
www.roteskreuz.at. ZVR-Zahl: 432857691. Verlagsort: Wien. Mitglieder der Geschäftsleitung: Mag. Michael Opriesnig, Dipl.-Ing. Peter Kaiser, Mag.
Gerry Foitik. Vereinszweck: Das Rote Kreuz bezweckt, menschliches Leid zu verhüten und zu lindern. Es ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des
Menschen Achtung zu verschaffen. Es fördert gegenseitiges Verständnis und einen dauerhaften Frieden gemäß den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.
Mein Rotes Kreuz ist ein ÖRK-Magazin unter Mitarbeit der Landesverbände. Es informiert Mitglieder, Gönner und Mitarbeiter neben gesellschaftlich relevanten Themen
über Aktivitäten und Hintergründe des Roten Kreuzes und erscheint vier Mal jährlich. Gesamtleitung: Margit Draxl. Chefredaktion: Gerald Richter. CvD: Ursula Fraisl. Telefon:
01/589 00-153, E-Mail: redaktion@roteskreuz.at. Schlussredaktion: Michael Achleitner, Gerald Richter. Fotos: ÖRK, ÖRK/LV Kärnten. Für die Landesverbände: Melanie Reiter,
Gernot Pommer (K), Sonja Kellner, Andreas Zenker (NÖ), Christian Hartl (OÖ), Valentin Krause, Teresa Monsberger (Stmk.), Heidemarie Netzer (V),
Tobias Mindler, Sophia Blank, Alina Veith (W). Produktion: Info-Media GmbH, 1010 Wien, Tel.: 01/523 69 49. Grafik: Andrea Chadt. Lektorat: Katharina
Schindl, Sabine Wawerda. Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl. Gedruckt auf umweltfreundlichem
Papier. Genderhinweis: Zugunsten der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Personenbegriffe
oder die Schreibweise mit Gender-Gap verzichtet und die weibliche, alternativ die männliche, Nominalform angeführt. Gemeint und angesprochen
sind aber alle Geschlechter, sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten. Erhalten Sie „MEIN ROTES KREUZ“ mehrfach? Rufen Sie die
Service-Nummer: 08000 10144. Datenschutzhinweis: Das ÖRK, Landesverband Kärnten, verarbeitet Ihre personenbezogenen Daten zum Zwecke
der Spendenverwaltung und für die Zusendung von Infomaterial, Dankschreiben sowie Spendenaufrufen per Post. Rechtsgrundlagen: Art 6 Abs 1 lit b und
lit f DSGVO. Sie können der Verarbeitung Ihrer Daten für Zusendungen per E-Mail an datenschutz@k.roteskreuz.at oder per Post an Österreichisches
Rotes Kreuz, Landesverband Kärnten, Grete-Bittner-Straße 9, 9020 Klagenfurt, z. H. des Datenschutzbeauftragten, widersprechen. Weitere Infos unter
www.roteskreuz.at/knt/datenschutz.
4
MELDUNGEN
Foto: Fischer
Auszeichnung für 116 Blutspender
Im Landesverband Steiermark wurden im Vorjahr 50.869 Blutkonserven gesammelt,
nun wurden 116 Blutspender ausgezeichnet. Drei von ihnen haben bereits mehr als
200-mal Blut gespendet. Ein herzliches Dankeschön für den lebensrettenden Beitrag
zur Blutversorgung in Österreich!
70.120
Euro sind der Erlös aus der Aktion
„Bilder für Bildung“, bei der 90 Promis ihre Interpretation des
Roten Kreuzes auf Leinwand gemalt haben.
Die Team Österreich Tafel feiert ihren 15. Geburtstag!
Vom Projekt gegen Lebensmittelverschwendung zu einer tragenden Säule der
Armutsbekämpfung.
Die Team Österreich Tafel – ein Gemeinschaftsprojekt
von Österreichischem
Rotem Kreuz und Hitradio Ö3
– erhält Lebensmittel wie Brot, Obst
oder Gemüse und Hygieneartikel von
Supermärkten, Landwirten und sonstigen
Herstellern. Die Spenden werden
von Freiwilligen abgeholt und
an Menschen verteilt, die von Armut
und Ausgrenzung betroffen sind.
Das Projekt wurde 2010 gegründet,
heute gibt es österreichweit bereits
125 Ausgabestellen. „Die Nachfrage
bleibt leider groß. 1,5 Millionen
Menschen sind in Österreich armutsgefährdet,
das sind 17 Prozent der
Bevölkerung. 330.000 Menschen
sind manifest arm“, sagt Rotkreuz-
Generalsekretär Michael Opriesnig.
Bei den Ausgabestellen sind mehr als
6.000 Freiwillige im Einsatz. Rund
60.000 Personen werden regelmäßig
unterstützt. 2023 gab es 470.000
Abholungen.
Zum 15-Jahre-Jubiläum veranstaltet
die Team Österreich Tafel am 6.
Juni 2025 einen Aktionstag, an dem
Freiwillige in ausgewählten Supermarktfilialen
lang haltbare Nahrungsmittel
und Hygieneprodukte
entgegennehmen. „Wir freuen uns
über jede Unterstützung, sie ist bitter
nötig. Mit einer einfachen Spende
kann so viel Not gelindert werden.
Wir bedanken uns bei allen unseren
Partnern, Freiwilligen, Spenderinnen
und Spendern, die sich für die Team
Österreich Tafel engagieren“, so
Opriesnig.
B
ÖRK/Gianmaria Gava
mein Rotes Kreuz | März 2025
5
Freiwillige des Roten Kreuzes
Hermagor: Mit Herz und
Engagement gestalten sie
das Demenzcafé.
ÖRK/LV Kärnten
Ein Jahr Demenzcafé Hermagor
Ein Ort der Begegnung und Herzenswärme.
Seit einem Jahr organisieren
freiwillige Helfer vom Besuchsund
Begleitdienst des Roten
Kreuzes unter der Leitung von Erika
Ebner das Demenzcafé in Hermagor.
Einmal im Monat wird hier ein Nachmittag
für Menschen mit Demenz
und ihre Angehörigen gestaltet. In
einladender Atmosphäre bietet das
Treffen Raum für Austausch, Freundschaften
und entspannte Stunden.
Bei Kaffee und selbst gebackenem
Kuchen kommen rund 15 Personen
zusammen, begleitet von Musik – ob
Gitarre oder Ziehharmonika – und
mit guter Laune.
„Es ist wunderbar, zu sehen, wie
sehr die Teilnehmer diese Nachmittage
schätzen“, berichtet Erika Ebner.
„Hier wird nicht nur gesungen und
musiziert, sondern auch geplaudert
und Karten gespielt und es werden
Kochrezepte ausgetauscht. Für viele
sind diese Treffen ein Höhepunkt im
Alltag.“
Freiwillige – das Herzstück
des Roten Kreuzes
In Kärnten engagieren sich rund
3.000 Menschen ehrenamtlich beim
Roten Kreuz – in unterschiedlichsten
Bereichen. „Projekte wie das Demenzcafé
wären ohne unsere Freiwilligen
nicht möglich. Ihr Einsatz
schenkt Lebensqualität, Hoffnung
und Freude“, betont Präsident Dr.
Martin Pirz. „Ohne das Ehrenamt
wäre Kärnten ein anderes Land. Viele
Dienste könnten nicht in gewohnter
Qualität angeboten werden. Wir sind
stolz auf das Engagement unserer
Freiwilligen.“
B
Gemeinsame Momente: Beim Kartenspielen
haben die Teilnehmenden viel Spaß.
MEIN KONTAKT
Gemeinsam können wir viel
bewegen.
Informieren Sie sich über
die Möglichkeiten beim
Roten Kreuz Kärnten:
www.passendejacke.at
mein Rotes Kreuz | März 2025
6
SCHWERPUNKT
Mehr als 500.000 Menschen
in Österreich sind pflegebedürftig.
Durch die Alterung der
Bevölkerung steigt der Bedarf
stark an.
ÖRK/Hechenberger
Gemeinsam fit
für die Pflege
Pflege und Betreuung sind eines der großen Zukunftsthemen
in Österreich. Wer leistet die Pflegearbeit, wie sieht
der aktuelle Bedarf aus, welche Entwicklungen sind für
die Zukunft zu erwarten? Eine Bestandsaufnahme.
Pflege geht uns alle an, aber
kaum jemand spricht gern
darüber. Wer ist sich bewusst,
dass er einmal auf
die Hilfe anderer angewiesen sein
könnte? Wer denkt an damit verbundene
körperliche und psychische Belastungen?
Wer interessiert sich für
Berufe im Bereich Pflege, die wichtig
sind, aber viel zu wenig Wertschätzung
erfahren?
Mehr als 500.000 Menschen in Österreich
sind pflegebedürftig. Durch
die Alterung der Bevölkerung steigt
der Bedarf stark an. Die Lebenserwartung
liegt bei 79,4 Jahren für
Männer und 84,2 Jahren für Frauen
– die „gesunde Lebenserwartung“
aber bei 63,1 und 64,7 Jahren. Es
gibt also eine Differenz, in der meist
Pflege- oder Betreuungsbedarf besteht.
Eine Herausforderung für die
betroffenen Menschen, das Gesundheitssystem,
den Arbeitsmarkt. Also:
Reden wir über Pflege.
Zu Hause, mobil und stationär:
Wie werden wir gepflegt?
Pflege zu Hause –
Wunsch und Herausforderung
Die erste Frage: Welche Form der
Pflege ist die richtige? „Die meisten
Menschen wollen zu Hause gepflegt
werden“, weiß Rotkreuz-Präsident
Gerald Schöpfer. Meist wird die Pflege
von der Familie übernommen.
Mehr als eine Million Menschen sind
pflegende Angehörige – auch Kinder
und Jugendliche. Der größte Pflegedienst
des Landes muss viele Belastungen
tragen.
„Pflege zu Hause ist für Angehörige
die teuerste Form der Pflege“, so
Schöpfer. „Dazu kommt die körperliche
und psychische Beanspruchung.
Pflege ist zeitintensiv, geht oft auf
Kosten der Freizeit. Die nötige Nähe
ist nicht immer für alle Beteiligten
angenehm. Pflege ist körperlich anstrengend.
Man muss nur an das Gewicht
denken, das man zum Beispiel
beim Verbandswechsel hebt.“
Angebote und
der Wunsch nach Reformen
Auch finanzielle Herausforderungen
gibt es zwangsläufig. Bundesrettungskommandant
Gerry Foitik
dazu: „Gehhilfen, Rollstühle, Betten,
medizinische Ausstattung kosten
Geld. Ohne ausreichende Unterstützung
droht die Armutsfalle. Entscheidend
ist auch die richtige Pflegegeld-Einstufung.“
Das Rote Kreuz
fordert eine Pflegegeld-Reform.
„Nach dreißig Jahren ist das überfällig.“
Zur Entlastung tragen auch digitale
Angebote bei. „‚Telepflege‘ ermög-
mein Rotes Kreuz | März 2025
Bundesrettungskommandant Gerry
Foitik: „Das Rote Kreuz unterstützt rund
200.000 Menschen in der Pflege.“
7
ÖRK/Nadja Meister
licht Hilfe und Beratung via Handy.
Auch der Austausch mit Menschen in
ähnlichen Situationen ist wichtig“, so
Foitik. „Man muss auch für die Schulung
der digitalen Kompetenz sorgen
– was hilft ein Unterstützungsangebot,
wenn ich es nicht verwenden kann?“
Mobile und stationäre
Möglichkeiten
Mobile Pflege ist eine weitere zentrale
Säule der Versorgung. Sie wird
zum Großteil von diplomierten Gesundheits-
und Krankenpflegern geleistet.
Mehr als 15.000 Freiwillige
der Gesundheits- und Sozialen
Dienste des Roten Kreuzes ermöglichen
zusätzliche Angebote wie den
Besuchs- und Begleitdienst, betreutes
Wohnen und Hospizteams.
Ist Pflege zu Hause nicht möglich,
dann ist die stationäre Pflege das
Pflegeberufe müssen
attraktiviert werden,
Verbesserungen bei Bezahlung
und Ausbildung sind nötig!“
GERRY FOITIK
Mittel der Wahl. Mehr als 90.000
Menschen werden in Pflegeheimen
oder ähnlichen Einrichtungen betreut.
Für die öffentliche Hand ist
das die teuerste Form der Pflege, hier
fallen jährlich rund 2,2 Milliarden
Euro an, für die Pflege zu Hause
„nur“ 505 Millionen Euro.
Wer pflegt uns?
Gesundheits- und Krankenpflegekräfte,
Pflegefachassistenten, Heimhilfen,
Intensivpfleger, Palliativpfleger.
„In kaum einer anderen Branche
gibt es so vielfältige Tätigkeiten mit
einem derartigen Maß an Erfüllung“,
betont Foitik. „Man arbeitet nahe am
Menschen, erlebt Dankbarkeit und
Anerkennung. Diese positiven Aspekte
werden zu wenig thematisiert.“
100.000 Menschen sind in Österreich
in Pflegeberufen tätig. Der Bedarf
wächst, es handelt sich um
Mangelberufe. „Sie müssen attraktiviert
werden“, so Foitik. „Verbesserungen
bei Bezahlung und Ausbildung
sind nötig. Die Rekrutierung
von Pflegekräften aus dem Ausland
muss intensiviert werden.“
Noch ein Blick auf die pflegenden
Angehörigen: „Meistens sind es die
Partnerinnen und Partner, Kinder
und Enkelkinder“, berichtet Foitik.
„Eine Gruppe, über die selten gesprochen
wird, sind ‚Young Carers‘, Kinder
und Jugendliche zwischen 8 und
18 Jahren, die Pflegeaufgaben übernehmen.
Sie leisten ‚Erwachsenenarbeit‘,
eine besondere Herausforderung.“
Herausforderungen
der Zukunft
Pflege und Vielfalt gehen Hand in
Hand. Es gibt vielfältige Probleme,
aber auch vielfältige Lösungen. Für
jedes Alter und jeden Bedarf gibt es
die richtige Pflege. Wie fit sind wir
als Familie, als Gesellschaft, als Staat
für die Pflege der Zukunft?
„Das Rote Kreuz
unterstützt rund 200.000
Menschen in der Pflege
und Betreuung, doch der
Bedarf ist ungleich größer“,
so Schöpfer. „Entscheidend
ist, diesem Bedarf
Rechnung zu tragen.
Bis 2030 fehlen rund
75.000 Pflegekräfte. Mehr Ausbildung,
mehr Angebot, mehr Qualität
sind das Gebot der Stunde. Investitionen
in die Pflege bedeuten Investitionen
in die Zukunft aller Menschen
in Österreich.“ B
Pflege-Ausbildung
beim Roten Kreuz
In kaum einer Branche gibt es derart
große Zukunftsperspektiven wie in der
Pflege. Immerhin werden bis 2050
mindestens 200.000 zusätzliche
Pflegekräfte in Österreich benötigt.
Das Rote Kreuz unterstützt Menschen,
die sich für eine Tätigkeit in der Pflege
interessieren – etwa für die Ausbildung
zur Pflegefachassistenz, Pflegeassistenz
oder Heimhilfe.
„In einer alternden Gesellschaft rücken
Pflege und Betreuung immer stärker in
den Fokus. Wir laden alle Arbeitssuchenden
herzlich ein, sich über weitere
Ausbildungen und Fortbildungen im
Pflegebereich zu informieren“, erklärt
Petra Schmidt, Rotkreuz-Bereichsleiterin
Gesundheit, Einsatz und Soziales.
Weiters gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten
für Diplomierte
Gesundheits- und Krankenpfleger
(DGKP), Pflegefachassistenten und
Heimhilfen.
Weitere Infos dazu gibt es auf:
www.roteskreuz.at/wien/
ausbildungszentrum
„Pflege und Betreuung“ – Podcast des
Roten Kreuzes zum Nachhören:
www.roteskreuz.at/podcast/
pflege-und-betreuung
mein Rotes Kreuz | März 2025
ÖRK/Nadja Meister
8
SCHWERPUNKT
„migrants care“ – Hilfe auf
dem Weg in den Pflegeberuf
ÖRK/LV Kärnten
Ein ganz besonderer Einsatz
Baby Jannik erblickte im Rettungswagen das Licht der Welt.
Ende des vergangenen Jahres er-
Sohn Jannik zur Welt. Er wog 3.180
g und war 53 cm groß. Jannik ist das
Wolfsberg einen außergewöhnlichen
vierte Kind der Familie – und bereits
Einsatz: Auf der A2, knapp vor das zweite, das in einem Rettungs-
Viele der Abfahrt Menschen Pack, brachte in Österreich Manuela, wagen nach einem geboren Vorbereitungskurs wurde. von
unterstützt möchten von einen ihrem Pflege- Ehemann oder Roman
und Betreuungsberuf
den Rettungskräften, erlernen, ihren nahm beruf arbeitet. der Vater: „Ich Roman erlebe in Wonisch, diesem
„migrants Die Rolle care“ des jetzt Geburtshelfers in einem Pflege-
über-
scheitern aber an den Deutschkenntnissen,
die dafür vorausgesetzt werden.
Das Angebot von „migrants
care“ richtet sich an Menschen mit
Migrationshintergrund. Sie sollen
Beruf so viel Positives und bin stolz,
wenn Menschen wegen mir lächeln.“
Voraussetzungen für die Teilnahme
an einem Kurs sind ein Migrationshintergrund
mit nichtdeutscher
mit diesem speziellen Programm für Muttersprache, Deutschkenntnisse
eine Ausbildung im Pflegebereich
begeistert werden und eine wichtige
Vorqualifikation für entsprechende
Berufe erlangen.
„Man lernt Fachwörter, die in der
Ausbildung für Pflegeberufe wichtig
sind, aber in anderen Deutschkursen
auf dem Niveau B1, eine gültige Arbeitsbewilligung,
ein positiver Schulabschluss
der neunten Schulstufe
und ein Mindestalter von 21 Jahren.
Im Rahmen des Kurses wird auf die
verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten
aufmerksam gemacht und es
nicht Das Einsatzteam vorkommen“, gratulierte berichtet den Sharifa Eltern ganz herzlich. wird Unterstützung bei der Suche
Hussaini, V. l. n. r.: Raphael die vor Krainbucher, vier Jahren Lukas aus Afghanistan
Dr. Gertrude nach Rieger, Österreich Jonathan kam Müller und und Stefan boten.
Nikolowsky, nach die einer stolzen Ausbildungsstelle Eltern, ange-
Drescher.
Wie soll der steigende Bedarf an Pflegekräften gedeckt
lebten Rotkreuz-Kollegen aus
werden? Ein Projekt zur Lösung ist „migrants care“.
B
Bezirksrettungskommandant der
Rotkreuz-Bezirksstelle Voitsberg-
Köflach, half als Notfallsanitäter seiner
Frau bei der Geburt souverän.
„Mit meinen Kindern stelle ich sicher,
dass dem Roten Kreuz der Nachwuchs
nicht ausgeht“, scherzt er. Die
älteste Tochter Sarah engagiert sich
in der Jugendrotkreuzgruppe im Bezirk
Voitsberg. care“ richtet sich an Menschen
„migrants
mit Nach Migrationshintergrund.
der Geburt wurden Mutter
und Kind wohlbehalten ins LKH
Wolfsberg transportiert. Zivildiener
Jonathan Müller durfte gleich an seinem
ersten Praktikumstag eine Ge-
MEIN KONTAKT
burt „migrants miterleben. care“ „Es wird war in Wien, ein Moment, in
den der ich Steiermark, nie vergessen in Oberösterreich,
werde“, erzählt
er
Niederösterreich
begeistert.
und Kärnten
„Ein
angeboten,
solches
die
Ereignis
Teilnahme
zeigt
ist
unsere
kostenlos.
Professionalität“, lobt Dr. Martin Pirz,
Präsident www.roteskreuz.at/wien/
des Kärntner Roten Kreuzes.
migrants-care-schritte-zum-
„Das sind für uns die schönen
Momente
pflege-und-betreuungsberuf
im Rettungsdienst.“
ÖRK/Nadja Meister
B
Fotos: ÖRK/Gerhard Roza
Pflege in Österreich – Daten und Fakten
Zepter-Übergabe
Wie Christian es um Pichler den Pflege- folgt Georg und Betreuungsbedarf Tazoll als Landesrettungskommandant.
und die professionelle Versorgung in
Österreich steht, zeigen Daten des Pflegereportings der Gesundheit Österreich GmbH.
Seit Beginn des Jahres gibt es
Etwa eine 10 Neubesetzung Prozent der Menschen in der Führungsebene
sind des 75 Roten Jahre Kreuzes alt oder
in
Österreich
älter. in Kärnten. In der Langzeitpflege Georg Tazoll gibt sind drei das
Zepter Viertel nach der 23 betreuten Jahren in Personen gute Hände, 75
Jahre wie er alt sagt. oder älter.
Von B 96.200 Kind Personen an beim leben Roten in Kreuz
stationären Pflegeeinrichtungen
Die (24.787.300 berufliche Bewohnertage).
Laufbahn beim Roten
Kreuz begann für den gebürtigen
B
Spittaler
150.900
Christian
Personen
Pichler,
nehmen
der bis
heute
mobile
in
Dienste
seiner
mit
Heimatstadt
15.873.900
lebt,
1991
Leistungsstunden
im Alter von 13
in
Jahren
Anspruch.
als Mitglied
Pro der Jahr Jugendgruppe sind im Bezirk.
B
Acht 2.239.800 Jahre später Aufenthalte machte in er sein Engagement
Krankenanstalten zum Beruf mit – 15.978.200 er arbeitete
ab Belagstagen 1999 im Rettungsdienst zu verzeichnen. der Bezirksstelle
Insgesamt Spittal. gibt es in Österreich eine
durchschnittliche Der neue Landesrettungskommandant
Pflegekräften ist ausgebildeter pro 1.000 Notfallsanitä-
Einwohner.
Dichte von 18,9
Am ter und höchsten hat eine ist sie abgeschlossene in der Steiermark Rotkreuz-Offiziersausbildung.
das Schlusslicht bildet Seit 2004 das
(19,9),
unterrichtet Burgenland (14,2). er in der Den Führungskräfteausbildung
der Pflegekräfte des stellen Roten Kreuzes diplomierte
größten Teil
und
ist Mitglied im Landesrettungskommando.
Im Juli 2023 wechselte er in
den Landesverband und übernahm
die Zuständigkeit für Katastrophenhilfe
und Großeinsatzmanagement.
Zuvor war er als Dienstführer an der
Rotkreuz-Bezirksstelle Spittal tätig
gewesen.
Beste Voraussetzungen
Mit seiner langjährigen Erfahrung
und seinem Engagement bringt er
beste Voraussetzungen für die verantwortungsvolle
Aufgabe als Landesrettungskommandant
Gesundheits- und Krankenpfleger mit. So war
er (12 bereits pro 1.000 bei vielen Einwohner). Großschadens- In der
und Langzeitpflege Katastropheneinsätzen überwiegt die als Einsatzleiterufsgruppe
tätig der und Pflegeassistenten.
kennt die Anfor-
Bederungen
Die Heimhilfe in diesem gilt als Bereich Sozialberuf aus
erster und ist Hand. daher nicht in den Daten
enthalten. Christian Pichler freut sich darauf,
seine Um umfangreiche den Versorgungsstand Erfahrung künftig
Jahres in seiner 2019 neuen aufrechtzuerhalten,
Funktion einset-
des
zen muss zu aufgrund können. der demografischen
B
Entwicklung die Zahl der Pflegekräfte
deutlich ansteigen. Konkret auf
mindestens 200.000 bis zum Jahr
2050. „Mittelfristig sind also mehr
als 70.000 zusätzliche Pflegekräfte
nötig“, so Bundesrettungskommandant
Gerry Foitik. „Diesen Bedarf zu
Landesrettungskommandant decken, wird eine der großen Christian Herausforderungen
(links) übernahm in den Anfang kommenden des
Pichler
Jahres Jahren von sein.“ Georg Tazoll.
B
Quelle: GÖG
ÖRK/LV Kärnten
mein Rotes Kreuz | März 2025
INTERVIEW
9
Menschen in Österreich leben rund
60 Jahre in Gesundheit – 10 Jahre
weniger als Menschen in vielen anderen
europäischen Ländern. Dr. Meryn sieht
Handlungsbedarf.
ÖRK/Michael Pöltl
„Mehr gesunde Jahre –
daran sollten wir arbeiten!“
Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn über seine Aufgaben
als Chefarzt des Wiener Roten Kreuzes, das Pflegesystem
in Österreich und gesundes Altern.
Herr Doktor Meryn, seit Dezember
sind Sie Chefarzt des Wiener Roten
Kreuzes – wie können Sie Ihre reichhaltige
Expertise einbringen?
Siegfried Meryn: Ich betrachte mich
als Teil eines Teams, das Großartiges
leistet. Meine Aufgabe ist es, visionäre
Ideen einzubringen, um auf kommende
Herausforderungen vorzubereiten.
Visionen sollten gemeinsam
entwickelt werden. Ich setze daher
auf eine enge Zusammenarbeit mit
allen Mitarbeitenden.
Eine Herausforderung für alle
Menschen ist die Zukunft der Pflege.
Welche Diagnose stellen Sie dem
Pflegesystem in Österreich?
Der typische Patient litt früher an
einer akuten, heilbaren Krankheit,
heute leidet er an chronischen Krankheiten
und altersentsprechenden
Einschränkungen. Gesundheitserhaltung
und Krankheitsvermeidung
nehmen das Gesundheitssystem stärker
in Anspruch. „Gesundes Altern“
Langversion des Interviews: www.roteskreuz.at/magazin
bedingt eine moderne, aktivierende
Definition der Pflege als feste Säule
des Gesundheitssystems.
Jeder Mensch hat andere Voraussetzungen,
einen anderen Körper.
Gibt es Möglichkeiten, die für alle
Menschen gelten?
Man sollte den Körper nicht mit
Rauchen und unmäßigem Alkoholkonsum
belasten. Wichtig sind körperliche
Aktivität, ausgewogene
Ernährung, guter und auch regelmäßiger
Schlaf, ein möglichst stressfreier
Alltag und das Pflegen von positiven
sozialen Beziehungen.
Oft hört man: 60 ist das neue 40 –
was sagen Sie dazu?
Der Alterungsprozess lässt sich nicht
aufhalten. Die Menschen in Österreich
leben rund 60 Jahre in Gesundheit,
in anderen europäischen Ländern
bleiben die Menschen 10 Jahre
länger gesund. Hier müssen wir aufholen.
Wenn es um Pflege geht, dann auch
um Geld: Ist die richtige Pflege für
alle Menschen leistbar?
Fast jedes vierte Kind ist armutsgefährdet,
seine Lebenserwartung ist
damit um bis zu 10 Jahre verkürzt.
Mehr als 1,5 Millionen Menschen
sind akut von Armut bedroht. Für
notwendige Therapien und Pflege
fehlen ihnen kassenfinanzierte Angebote.
Ein Unterstützungsangebot zur
Finanzierung dringend nötiger Heilbehandlungen
ist der CAPE-10-Soforthilfefond
„Nein zu krank und arm“.
Muss sich die heute noch jüngere
Generation Sorgen um ihre Pflege
machen?
Vieles ist ungewiss. Etwa, ob das
System der familiären und informellen
Pflege den künftigen Mehrbedarf
deckt. Ob das 24-Stunden-Betreuungsmodell
personell und rechtlich
nachhaltig ist. Ob genügend Betreuungskräfte
aus dem Ausland kommen.
Zur Weiterentwicklung der
Pflege ist ein Zusammenwirken aller
Beteiligten nötig. Dazu gibt es eine
Pflege-Entwicklungs-Kommission.
Auch die Pflegefinanzierung ist komplex,
Reformen sind nötig. B
mein Rotes Kreuz | März 2025
10
ENGAGEMENT
FRAGEN
AN
Young Carers: Schon in jungen Jahren ist die
Pflege ihrer Verwandten für sie Normalität.
Michael Goldgruber
Valentin Bontus
Valentin Bontus holte für Österreich bei
den Olympischen Spielen 2024 in Paris
die Goldmedaille in der Formula-Kite-
Klasse. Seinen Zivildienst absolvierte der
24-Jährige beim Roten Kreuz.
Wie bereitet sich ein Olympiasieger
auf die kommende Saison vor?
Die nächste Zeit möchte ich einfach
noch genießen. Ich habe aktuell viele
Termine und darf dabei großartige
Menschen kennenlernen – das
inspiriert ungemein. Anschließend
möchte ich so normal wie möglich
ins Training für die neue Saison
starten.
Dein Bewegungstipp für unsere Leser
im Frühling?
Raus an die frische Luft! Spazieren
gehen, walken, laufen oder Rad
fahren – es soll einem guttun und
man soll Freude daran haben. Die
ersten Frühlingssonnenstrahlen
muss man genießen, davon kann
man unglaublich viel positive
Energie ziehen, die einen leicht und
unbeschwert durch das Leben trägt.
Was hast du aus deiner Zivildienst-
Zeit beim Roten Kreuz mitgenommen?
Eine völlig andere Perspektive auf
das Leben. Ich habe gesehen, wie es
manchen Menschen wirklich geht
– und wie privilegiert man ist, wenn
man gesund ist. Das hat mir gezeigt,
wie wichtig es ist, positiv durch das
Leben zu gehen. Ich war immer sehr
positiv und lebensfreudig – meine
Zeit beim Roten Kreuz hat das
nochmals verstärkt.
Wenn Kinder für
ihre Eltern sorgen
Junge Pflegende müssen viel Verantwortung übernehmen
– für ein kindgerechtes Leben bleibt oft keine Zeit.
Für das Bundesjugendcamp, die
größte Rotkreuz-Jugendveranstaltung,
reisten im Juli 2024
mehr als 1.200 Jugendliche aus ganz
Österreich nach Graz, um vier spannende
Tage inmitten der Rotkreuz-
Gemeinschaft zu erleben.
Wie sieht der Alltag von Kindern
aus, die sich um ein Familienmitglied
mit Pflegebedarf kümmern müssen?
In Österreich gibt es mehr als 42.000
Kinder und Jugendliche, die aufgrund
einer Krankheit oder Behinderung
eines Elternteils Pflege- und
Betreuungsaufgaben übernehmen.
Die Dunkelziffer wird weitaus höher
geschätzt. Die Eltern der sogenannten
Young Carers können sowohl physisch
als auch psychisch krank sein.
Oft gehen physische und psychische
Erkrankungen Hand in Hand, was die
Situation zusätzlich erschwert.
Young Carers sind zwischen 5 und
18 Jahre alt, der Durchschnitt liegt
bei 12,5 Jahren. Zwei Drittel von ihnen
sind Mädchen. Diese Kinder
wachsen in einer verantwortungsvollen
Rolle auf, die in der Familie oft
als selbstverständlich betrachtet
wird. Besonders jüngere Young Carers
wissen nicht, wie eine „normale
Kindheit“ aussieht, da sie mit diesen
außergewöhnlichen und fordernden
Aufgaben aufwachsen. „Junge Pflegende
entwickeln durch ihr starkes
Verantwortungsbewusstsein hohe
soziale Kompetenzen. Die hier gelernte
Empathie und die Fähigkeit
des Zuhörens werden ins Erwachsenenalter
mitgenommen“, erzählt Judith
Hinteregger, Projektleiterin der
Sommer- und Therapiecamps.
„Zu Hause bin ich
kein Kind mehr“
Die Pflegetätigkeiten umfassen verschiedene
Bereiche. Zur direkten
Pflege zählen Aufgaben wie Hilfe
beim Essen und Anziehen, Verabreichung
von Medikamenten sowie
Unterstützung bei der Körperhygiene.
Young Carers begleiten ihre Eltern
zu Arztterminen und bieten zudem
emotionale Unterstützung,
indem sie Nähe und Trost spenden.
Sie übernehmen häufig Aufgaben im
Haushalt, wie etwa Einkaufen, Kochen,
Aufräumen und Putzen. Hinzu
ÖRK/Vidic
mein Rotes Kreuz | März 2025
kommt die Betreuung von jüngeren
Geschwistern. „Zu Hause bin ich kein
Kind mehr“, erzählt Laura, ein
14-jähriges Mädchen mit einer kranken
Mutter.
Für sie wie für viele andere bleibt
kaum Zeit für die eigene Kindheit.
Junge Pflegende tragen eine große
Verantwortung, die nicht altersadäquat
ist. „In diesen Familien bleibt
oft wenig Raum für die Bedürfnisse
der Young Carers. Da die Kinder und
Jugendlichen Verantwortung für das
erkrankte Familienmitglied übernehmen,
sind sie es gewohnt, sich selbst
zurückzunehmen“, erklärt Sonja
Kuba, Leiterin des Österreichischen
Jugendrotkreuzes. Folgen dieser
mentalen Belastung können etwa
Schlafmangel und Ängste sein, später
Depressionen und Burn-out. „Die
Angst, meine Mama zu verlieren, ist
ständig da“, sagt Laura.
Auswirkungen auf
Schule und Bildung
Das wirkt sich auch auf die schulische
Leistung der Kinder aus. Oft
bleiben aufgrund der Pflegeaufgaben
wenig Zeit und Energie fürs Lernen
und für Hausaufgaben. Young
Carers haben wegen Arztterminen
und Behördengängen häufig lange
Fehlzeiten in der Schule. Es kommt
zu einem Leistungsabfall, da die Kinder
müde und überlastet sind. In der
Freizeit bleibt wenig Zeit für Hobbys
und Freundschaften. Häufig gibt es
soziale Schwierigkeiten. Da sich das
Leben von jungen Pflegenden stark
von dem ihrer Mitschüler unterscheidet,
fällt es ihnen schwer, Freundschaften
aufzubauen. Einige leiden
unter Mobbing aufgrund der Tatsache,
dass ihre Eltern sozialökonomisch
schlechter gestellt sind, da ein
Familienmitglied pflegebedürftig
und nicht arbeitsfähig ist. So ergeht
es auch der 14-jährigen Lisa: „In der
Schule werde ich gemobbt, weil meine
Eltern nicht kerngesund sind.“
Für Pädagogen ist es schwierig, die
Probleme der Young Carers zu erkennen
und einzugreifen. Betroffene
behalten ihre Sorgen oft für sich, da
die Scham sehr groß ist. Sie fürchten
Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Der Vater der 13-jährigen Adina ist
verstorben, die Mutter ist krank. Adina
beschreibt ihre Situation folgendermaßen:
„Viele Menschen haben
kein Verständnis für unsere inneren
Verletzungen, weil man sie nicht sehen
kann wie einen gebrochenen
Fuß!“
B
MEIN KONTAKT
Österreichisches Jugendrotkreuz
www.jugendrotkreuz.at/
freizeit-jugendarbeit/youngcarers
Fern von
Alltagssorgen
Das Juniorcamp des Jugendrotkreuzes
ermöglichte bereits 250 Young Carers
erholsame Ferien am slowenischen
Meer. Der Erholungsaufenthalt bietet
abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten
mit sozialpädagogischer Betreuung.
Betreuer sorgen als Vertrauenspersonen
für einen sicheren Raum, um
Sorgen und Ängste aufzuarbeiten.
Zudem fühlen sich die Kinder durch
den Austausch mit anderen Young
Carers gestärkt. „Man muss hier nichts
erklären. Alle verstehen, was man
durchgemacht hat. Im Juniorcamp
können wir die Welt für zwei Wochen
zurücklassen“, erzählt die 13-jährige
Adina.
MEIN KONTAKT
Juniorcamp 2025: 7.–20.7.2025
Ameldung:
www.jugendrotkreuz.at/
freizeit-jugendarbeit/juniorcamp
11
MEINE RETTUNG
Lebensrettung
ist Teamarbeit
„Zweiter Geburtstag“
für die kleine Mara.
Dramatische Minuten mussten
die Eltern der kleinen Mara am
Bahnhof in Bruck/Leitha durchstehen:
Plötzlich hatte das kleine Mädchen
Atemnot, gefolgt von einem
Herz-Kreislauf-Stillstand … Was folgte,
war eine unglaubliche Lebensrettung.
Heute geht es Mara wieder gut,
sie besuchte mit ihren Eltern nun ihr
Retter-Team an der Rotkreuz-Bezirksstelle
Bruck/Leitha.
„Wir sind unglaublich dankbar für
diese Hilfe und die Rettung unserer
kleinen Tochter“, erzählen die Eltern.
„Ihr habt uns das schönste Geschenk
Notruf NÖ/Harald Koberstein
V. l. n. r.: Christian Reith (Viertelsvertreter), Felix Julian Habel (RTW-Team), Florian
Schodritz (First Responder), Stefan Bittner (RTW-Team), Paul Kaltenböck (RTW-Team),
Mama Elena, Max Fassmann (Disponent), Papa Övydyü mit der kleinen Mara, Michael
Riedler (ACN), Yasmin Hassanin (Disponentin), Daniel Schier (Supervisor), Jasmin
Sewald und Sebastian Holzer (beide First Responder) sowie Ersthelfer Franz Dvorak.
gemacht, das man sich nur vorstellen
kann.“ Mara ist das dritte Kind der
beiden und konnte auf viele helfende
Hände zählen.
Nach Absetzen des Notrufs durch
die Ersthelfer trafen die First Responder
wie auch die Rettungsteams
bestehend aus Rotem Kreuz, ACN
(Acute Community Nursing) und
Christophorus 9 sehr schnell ein.
„Uns allen war klar: Jetzt muss jeder
Handgriff sitzen“, erzählt das Team.
„Ein Baby mit Herz-Kreislauf-Stillstand
– solch ein Einsatz ist glücklicherweise
sehr selten.“
Mara wurde schnell ins Krankenhaus
gebracht. Heute geht es ihr gut,
sie hat sich wieder ganz erholt.
mein Rotes Kreuz | März 2025
12
THEMA
KOMMENTAR
reneknabl.com
Liebe Leserin, lieber Leser!
Das Kärntner Rote Kreuz steht für
Vielfalt, Menschlichkeit, Engagement
– Werte, die in dieser Ausgabe
unseres Magazins besonders deutlich
werden. Ob es die Herzenswärme
und Gemeinschaft bei den Treffen im
Demenzcafé in Hermagor sind oder
der außergewöhnliche Einsatz, bei
dem Baby Jannik das Licht der Welt
erblickt hat – solche Geschichten
zeigen, wie facettenreich unsere
Arbeit ist.
2024 hat uns herausgefordert und
bereichert. Dank Ihrer Unterstützung
und des Einsatzes unserer freiwilligen
und hauptberuflichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter konnten wir
zahlreiche Menschen in unterschiedlichsten
Lebenslagen unterstützen.
Auch 2025 bringt Neuerungen und
spannende Projekte. Gemeinsam
setzen wir weiter alles daran,
Menschen in Not zu helfen und
unsere Gesellschaft besser zu
machen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit
diesem Magazin und danke herzlich
für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.
Fotos: ÖRK/LV Kärnten
Startschuss für
den „Telenotarzt“
Telenotärzte unterstützen aus der Ferne, wenn
Notfall sanitäter vor Ort ärztlichen Rat benötigen.
Herzlichst, Ihr
Dr. Martin Pirz
Präsident des Roten Kreuzes Kärnten
Das Rote Kreuz setzt seit Anfang
des Jahres einen Meilenstein
in der Notfallversorgung:
Beim Pilotprojekt „Telenotarzt“
wird modernste Technologie genutzt,
um die medizinische Versorgung in
kritischen Situationen zu verbessern.
Zuerst wird das System in den Bezirken
Hermagor, Klagenfurt, Spittal/
Drau und Völkermarkt eingeführt.
Telenotärzte unterstützen aus der
Ferne, wenn Notfallsanitäter vor Ort
dringend notärztlichen Rat benötigen.
Diese Unterstützung ermöglicht
schnelle und fundierte Entscheidungen,
um Leben zu retten. „Das The-
ma hat auch durch die Pandemie
Aufwind erhalten und eröffnet uns
großartige Möglichkeiten, die notfallmedizinische
Versorgung in Kärnten
weiterzuentwickeln. Wir sind
stolz darauf, dass wir diese innovative
Herausforderung angenommen
haben, und freuen uns, gemeinsam
mit unserem engagierten Team neue
Maßstäbe in der patientennahen Versorgung
zu setzen“, erklärt Dr. Matthias
Schwarz, Landeschefarzt des
Roten Kreuzes Kärnten.
„Ziel des Projektes Telenotarzt ist
es, bei Bedarf den Patienten beim
Einsatz noch schneller zu helfen und
mein Rotes Kreuz | März 2025
13
Das Projekt „Telenotarzt“ ist Anfang des Jahres gestartet – Rotkreuz-Kärnten-Präsident Dr. Martin Pirz (7. v. l.) und Kollegen
konnten bereits die erste Schulung für dieses System absolvieren.
das bestehende Notarztsystem noch
effizienter zu gestalten“, betont der
Kärntner Rotkreuz-Präsident Dr. Martin
Pirz. „Dadurch, dass ein Notarzt
via Telemedizin zur Beratung beigezogen
werden kann, wird die ärztliche
Versorgung deutlich beschleunigt.“
„Wir arbeiten intensiv daran, ein
eigenes Schulungsprogramm ‚Telemedizin
für Notfallsanitäter‘ zu entwickeln,
um unsere Mitarbeiter künftig
noch einfacher und schneller im
Umgang mit diesem System ausbilden
zu können“, führt Präsident Pirz
weiter aus. Die ersten Notfallsanitäter
wurden bereits am 15. November
2024 erfolgreich darauf eingeschult.
Künftig soll der Telenotarzt eine zentrale
Säule in der präklinischen Versorgung
sein.
Wenn Unterstützung gefragt ist
„Der Einsatz innovativer telemedizinischer
Techniken wird die präklinische
Notfallversorgung verbessern und
hilft, Personal- und Sachressourcen
effizienter einzusetzen“, meint Pirz.
„Hinzugezogen wird der Telenotarzt
vor allem dann, wenn es um die Beratung
und Unterstützung der Notfallsanitäter
bei nicht kritisch kranken
Patienten geht. Aber auch, wenn
sich der Zustand von Patienten
plötzlich verschlechtert: In solchen
Fällen wird mit diesem System das
Intervall bis zum Eintreffen des
nachgeforderten Notarztes überbrückt.
Aber keinesfalls kann das
Hinzuziehen des Telenotarztes die
Notarztnachforderung ersetzen.“
Die technische Umsetzung
Im Rahmen des Pilotbetriebes wurden
mehrere Möglichkeiten der technischen
Umsetzung getestet. Aktuell
arbeitet das Rote Kreuz Kärnten mit
dem System „corpuls.mission“, das
einen sehr einfachen Zugang sowohl
für die Sanitäter als auch für die Ärzte
bietet. Die Sanitäter können sich
vor Ort über das Smartphone oder
Tablet mit dem Telenotarzt verbinden.
Dieser kann mittels Laptop oder
Tablet entweder über einen Browser
oder via App mit den Sanitätern
kommunizieren und dabei auf die
notwendigen Daten zugreifen. „Dabei
ist uns der Datenschutz selbstverständlich
sehr wichtig“, meint
Schwarz. „Bei der Software handelt
es sich um ein zertifiziertes Medizinprodukt,
bei dem die nötigen Voraussetzungen
gewährleistet sind. Es
werden auch keinerlei Daten auf dem
Endgerät gespeichert. Wir arbeiten
mit Juristen ebenso zusammen wie
mit Datenschutzexperten, um alle
Vorgaben erfüllen zu können.“ Die
Patienten oder die Angehörigen werden
vor der Zuschaltung des Telenotarztes
über diese Maßnahme aufgeklärt
und um ihre Einwilligung
gebeten. Nach der Zustimmung stellt
die Besatzung des Rettungswagens
am Einsatzort den Kontakt her. B
mein Rotes Kreuz | März 2025
14
GESUNDHEIT
TIPPS
VON DER CHEFÄRZTIN
Alt, erfahren und gesund –
Wünsche für die
letzten Jahre
Die Medien beunruhigen uns immer
wieder mit der Aussage, dass unsere
Lebenserwartung zwar steigt, wir
aber die gewonnenen Jahre nicht in
Gesundheit verbringen werden.
Gesundheit wird durch den Lebensstil
beeinflusst. Neben bekannten
Faktoren – ausgewogene Ernährung,
normales Körpergewicht, wenig
Alkohol, nicht rauchen, keine
Drogen – ist regelmäßige Bewegung
wichtig.
Bewegung und soziale Kontakte
sind „Superpillen“ unserer Zeit.
Wichtig: Wie motiviere ich mich
dazu, aktiv zu sein? Das von der
WHO vorgeschlagene Minimum (30
Minuten Ausdauertraining pro Tag,
3-mal in der Woche Krafttraining,
2-mal pro Woche Gleichgewichtsübungen)
klingt nach viel. Dabei ist
es einfach: mit Freunden spazieren
gehen, Stiegen steigen oder an
Bewegungsgruppen teilnehmen.
Die meisten Sportarten kann man
bis ins hohe Alter machen. Wichtig
ist, dass Sie nie aufhören. Oder Sie
beginnen mit etwas Neuem und
holen sich dazu medizinische oder
therapeutische Beratung.
Bleiben Sie aktiv und selbstbestimmt,
so vermehren Sie die Zahl
der gesunden Lebensjahre.
Ihre
Dr. Katharina Pils
Erholung für
Körper und Geist
Spezielle Angebote in der Natur fördern die Gesundheit
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Man nennt ihn die „grüne
Lunge“, wir sehen ihn oft
beim Blick aus dem Fenster,
bei Fahrten im Zug oder auf der
Autobahn, in Werbeclips, Filmen
und Magazinen – aber ganz ehrlich:
Wann waren Sie das letzte Mal im
Wald? Dabei könnte man den Wald
als Erholungsort schlechthin bezeichnen.
Bewegung im Grünen tut nicht
nur Herz und Kreislauf gut, auch der
Stresspegel sinkt nachweislich.
Das Österreichische Rote Kreuz will
mit speziellen Angeboten den Menschen
in Österreich mehr Erholung
im Wald ermöglichen. Petra Schmidt,
Bereichsleiterin Gesundheit, Einsatz
und Soziales, erklärt: „Wir schulen ab
Mai unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter darin, Angebote wie ‚Bewegung
zum Wohlfühlen‘, Seniorentreffs
oder Ausflüge für Menschen
mit Mobilitätseinschränkungen im
Wald anzubieten. So wollen wir einerseits
zur Bewegung motivieren
und fördern andererseits Gesundheit
und Gemeinschaft bis ins hohe Alter.“
Gut für Gesundheit
und Miteinander
Nach den Schulungen für die Rotkreuz-Mitarbeiter
durch Experten
des Bundeszentrums für Wald sollen
die Bewegungsangebote im Wald ab
Juni ausgerollt werden. „Bereits zwei
Stunden pro Woche in der Natur haben
nachweislich positive Effekte“,
so Schmidt. „Regelmäßige Waldbesuche
führen erwiesenermaßen zu einer
verbesserten Lebensqualität, zu
Stressreduktion und sogar zu einer
Verbesserung der Schlafqualität. Damit
erhöht sich auch die Lebenserwartung.“
Fotos: Adobe Stock
mein Rotes Kreuz | März 2025
SIND SIE SICHER?
Rufhilfe – ein Knopfdruck, der Leben rettet
Wie ein Alarmknopf am Handgelenk für schnelle Hilfe sorgt.
15
Eine Unachtsamkeit, plötzlicher Schwindel, eine
Stolperfalle im Haushalt – ein Sturz ist schnell passiert.
Wenn niemand in der Nähe ist und Aufstehen
ohne fremde Hilfe nicht möglich ist, kann die
Rufhilfe des Roten Kreuzes Leben retten.
Der Notruf-Sender wird wie eine Armbanduhr
getragen und ist mit einem Basisgerät im Haushalt
die „persönliche Hilfe auf Knopfdruck“. Ein Druck
auf den Alarmknopf des Handsenders setzt einen
Notruf ab. Mitarbeiter der Notrufleitstelle sehen
auch ohne Sprechverbindung alle nötigen Daten
und senden sofort Hilfe.
Der Sender ist wasserdicht und widerstandsfähig
und bleibt auch bei der Hausarbeit oder beim
Duschen am Körper. Die Rufhilfe funktioniert in
der eigenen Wohnung, in manchen Bundesländern
auch außerhalb.
ALLE INFORMATIONEN AUF:
www.roteskreuz.at/ich-brauche-hilfe/rufhilfe
ÖRK/LV NÖ/Florian Schodritz
Zwei Stunden pro Woche in der Natur haben positive Effekte auf die Gesundheit.
Ein wichtiger Aspekt dieser Angebote
ist auch, der Vereinsamung gerade
von Älteren entgegenzuwirken. Mehr
als 42 Prozent der Menschen in Österreich
geben an, zumindest gelegentlich
einsam zu sein. Besonders
stark betroffen sind Menschen über
65 Jahre sowie armutsgefährdete
und arme Menschen. Schmidt erklärt:
„Einsamkeit erhöht das Risiko
für körperliche und psychische Erkrankungen.
Durch den demografischen
Wandel sind immer mehr Menschen
von diesem Problem betroffen.
Mit Bewegungsangeboten im Wald
können wir diesem Problem entgegentreten.
Aktivitäten in einer Gruppe
fördern den sozialen Zusammenhalt
und wirken Vereinsamung
entgegen. Außerdem sind Wälder
von Montag bis Sonntag kostenfrei
zugänglich, bieten also eine Erholungsmöglichkeit
für wirklich alle
Menschen.“
Kostenlos und praktisch
überall verfügbar
Wenn es um den Wald geht, hat Österreich
einiges zu bieten. Fast die
Hälfte des Landes ist von Wald bedeckt,
praktisch überall ist der kostenfreie
Zugang zur Natur schnell
und einfach möglich. Noch dazu haben
Wälder für mehr als siebzig Prozent
der Menschen in der Alpenrepublik
eine identitätsstiftende Wirkung.
Es ist also naheliegend, den Wald
zu einem fixen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge
zu machen.
„Letztendlich ist es auch eine Entlastung
für das gesamte Gesundheitssystem,
wenn Bewegung im Grünen
gefördert wird und Wälder als für
uns alle zugängliche Naherholungsräume
genützt werden“, so Schmidt.
„Besonders schön ist es, wenn die Natur
von der ganzen Familie – auch
von jüngeren Generationen – entdeckt
wird. So wird auch das Bewusstsein
für die Bedeutung von
Naturräumen gestärkt und der gesellschaftliche
Zusammenhalt wird
gefördert.“
B
mein Rotes Kreuz | März 2025
16
IM EINSATZ
Durch die Zusammenarbeit konnten
weite Teile des Wassernetzes in Aleppo
repariert werden.
Fotos: Syrisch-Arabischer Roter Halbmond (SARC)
Simona Mencinger leitet die Delegation des
Österreichischen Roten Kreuzes im Nahen Osten.
„Bitte schauen Sie nicht weg!“
Syrian Arab Red Crescent / IFRC
Inmitten der komplexen humanitären Krise in Syrien
versorgt das Rote Kreuz Millionen von Menschen mit Wasser.
Das verheerende Erdbeben im
Februar 2023 erschütterte Syrien
inmitten eines strengen
Winters. Zu einer Zeit, als die Menschen
vor Ort unter großer Strom-,
Brennstoff- und Wasserknappheit
litten. Knapp 6.000 Tote wurden
nach den Beben geborgen, mehr als
12.800 Menschen wurden verletzt,
Krankenhäuser und Wasserversorgungssysteme
schwer beschädigt.
„Das Wasserversorgungsnetz in
Aleppo war teilweise komplett zerstört,
eine Million Menschen war
quasi über Nacht ohne Wasser“,
schildert Simona Mencinger. Die
36-Jährige leitet seit 2021 das Büro
des Österreichischen Roten Kreuzes
(ÖRK) im Libanon und ist damit in
verschiedene Rotkreuz-Projekte in
6. Februar 2023: Freiwillige Helfer des
Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes eilen
zur Rettung von Menschen, die unter den
Trümmern eingeschlossen sind.
der Region eingebunden. Mencinger
weiter: „Schon vor den Beben litten
die Menschen in Syrien unter dem
Fehlen von Trinkwasser und folglich
etwa unter Ausbrüchen von Cholera.
Die beschädigte Infrastruktur kam
dann dazu, das war verheerend.
Gleichzeitig wurden manche Gebäude
und damit auch die unter den
Trümmern eingeschlossenen Menschen
wegen kaputter Leitungen
überschwemmt.“
Wasser für Millionen Menschen
Die internationale Rotkreuz-Gemeinschaft
musste sofort reagieren – das
ÖRK kam unmittelbar nach der Katastrophe
den Kollegen vom Syrisch-
Arabischen Roten Halbmond zu Hilfe.
Dank der überwältigenden Spendenbereitschaft
konnten von Österreich
mehr als 3,4 Millionen Euro allein für
die Sanierung des Wassernetzes zur
Verfügung gestellt werden. „Drei
Millionen Menschen in 30 Nachbarschaften
in und um Aleppo haben
nun wieder lebenswichtigen Zugang
zu sauberem Wasser. Es ist ein wichtiger
Schritt auf dem langen und
steinigen Weg des Wiederaufbaus.“
Hilfe weiterhin dringend nötig
Das ÖRK leistet bereits seit dem Jahr
2011 humanitäre Hilfe in Syrien. 14
Jahre nach Beginn des Syrienkonfliktes
benötigen Millionen Syrerinnen
und Syrer nach wie vor dringend humanitäre
Hilfe. Der Gaza-Konflikt mit
immer mehr Angriffen in Syrien und
die innenpolitischen Umbrüche Ende
letzten Jahres haben die Situation
weiter verschärft. Mencinger: „Unzählige
Menschen sind noch lange
auf Unterstützung angewiesen, doch
finanzielle Hilfe schwindet zunehmend.
Bitte schauen Sie nicht weg! Jeder einzelne
Euro hilft den Menschen beim
Wiederaufbau ihres Lebens.“
MEINE SPENDE
Österreichisches Rotes Kreuz
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
BIC: GIBAATWWXXX
Erste Bank: BLZ: 20.111
Kennwort: Erdbeben Türkei und
Syrien
B
mein Rotes Kreuz | März 2025
MEINE SPENDE
Nach der Katastrophe
Nach den Beben in der Türkei und in Syrien hilft
das Rote Kreuz beim Wiederaufbau.
ÖRK
Am 6. Februar 2023 erschütterten
zwei Erdbeben den Südosten der
Türkei und den Nordwesten Syriens.
Mit mehr als 60.000 Todesopfern
und 120.000 Verletzten zählen sie zu
den verheerendsten Beben der Region.
Drei Millionen Menschen mussten
ihr Zuhause verlassen, wichtige
Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser
und Straßen wurde zerstört.
Der Türkische Rote Halbmond war
mit mehr als 2.400 Mitarbeitern und
76.000 Freiwilligen im Einsatz, um
Leben zu retten. Oberste Priorität in
den ersten Tagen: Rettung und Versorgung
der Betroffenen mit winterfesten
Notunterkünften, mit psychosozialer
Betreuung, Bargeldhilfe und
Hilfsgütern wie Essen und Trinkwasser.
„Dank großzügiger Spenden aus
Österreich, der Unterstützung durch
Nachbar in Not sowie der Bundesregierung
konnte sich das Österreichische
Rote Kreuz mit 20 Millionen
Euro an der Erdbebenhilfe vor Ort
beteiligen. Direkt nach den Beben
wurden Kolleginnen und Kollegen
für Planung und Koordination der
Hilfe in die Region entsandt“,
erinnert sich Rotkreuz-Katastrophenmanagerin
Teresa Mayr bei einem
Besuch des Erdbebengebietes Ende
2024.
Rotkreuz-Hilfe
schenkt Hoffnung
Die Folgen der Katastrophe sind bis
heute spürbar. „Wir haben Menschen
getroffen, die lieber in den Container-Notunterkünften
als in einem
neuen Haus wohnen. Sie fürchten,
dass es bei einem neuerlichen Beben
über ihnen zusammenbricht.“ Rund
eine halbe Million Menschen lebt
noch in Containerstädten. Mit der
Versorgung in diesen Unterkünften,
mit Bargeldhilfe für Landwirte oder
Kleinbetriebe, sauberem Wasser oder
psychosozialer Unterstützung
schenkt das Rote Kreuz Hoffnung
beim Wiederaufbau. Mayr mahnt:
„Leider lässt die internationale Spendenbereitschaft
nach, doch Tausende
Menschen sind weiterhin dringend
auf Hilfe angewiesen!“ B
MEINE SPENDE
Kennwort:
Erdbeben Türkei und Syrien
Erste Bank: BLZ 20.111
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
BIC: GIBAATWWXXX
17
E-MAIL AUS
DER UKRAINE
Hoffnung in der Krise: Walter Hajek über die Schicksale vom Krieg
gezeichneter Menschen und die Hilfe des Roten Kreuzes.
Drei Jahre war es am 24. Februar
her, dass ich zu den Nachrichten
über Krieg in der Ukraine aufgewacht
bin. Über Nacht hatte sich
das Leben für mehr als 40 Millionen
Menschen im Land geändert, die
ÖRK oder URCS
Nothilfe durch die Rotkreuzbewegung
lief sofort an. Als Österreichisches
Rotes Kreuz waren wir schon
vor den Kampfhandlungen in der
Ukraine tätig, so konnten wir unsere
Unterstützung schnell ausweiten.
Drei Jahre später sind noch immer
zehn Kolleginnen und Kollegen vor
Ort. Es ist der dritte Winter, den sie
und die Ukrainer im Krieg erleben.
Der bisher wohl härteste für Millionen
Menschen, die ohnehin schon
vom Krieg gezeichnet sind.
Ende 2024 lernte ich eine Frau
kennen, deren Schicksal mich erschüttert
hat. Ihr Mann hat sie verlassen,
ihr Vater ist verstorben, sie
pflegte ihre Mutter und Tante bis zu
deren Ableben. Gemeinsam mit ihrem
Sohn, der an zerebraler Paralyse
leidet und zu 100 Prozent pflegebedürftig
ist, lebt sie in einer Wohnung
im zweiten Stock. Jahrelang
trug sie ihn über die Treppen in die
Wohnung, bis ihre Gesundheit das
nicht mehr zuließ. Seit zwei Jahren
können die beiden die Wohnung
nicht mehr verlassen. Eine Sozialarbeiterin
des Roten Kreuzes, die täglich
kommt, ist die einzige Verbindung
zur Außenwelt. Die staatliche
Pension inklusive Pflegegeld beträgt
monatlich rund 110 Euro – zu wenig
für die Heizung im Winter.
Menschen wie diese Frau sind auf
unsere Hilfe angewiesen. Ob mit
Bargeldunterstützung, den mobilen
Gesundheitsdiensten, der Heimpflege
oder durch Hilfsgüter – wir sind
für Menschen in Not da. Mit Ihrer
Spende machen Sie unsere Hilfe
weiterhin möglich! B
mein Rotes Kreuz | März 2025
18
PARTNER
Ein Projekt
mit Weitblick
Stärkung des Rettungsdienstes
in Ruanda.
Seit 2018 unterstützt die Else
Kröner-Fresenius-Stiftung gemeinsam
mit dem Österreichischen
und dem Ruandischen Roten
Kreuz den Aufbau des Rettungsdienstes
in Ruanda. Die gemeinsamen
Projekte legen den Grundstein
für den Ausbau der medizinischen
Notfallversorgung in Ruanda, einem
Land mit 13,6 Millionen Einwohnern,
das im Gesundheitsbereich noch vor
großen Herausforderungen steht.
Im letzten Jahr konnte ein bedeutender
Meilenstein erreicht werden:
Das von den drei genannten Organisationen
entwickelte Ausbildungsprofil
zum Rettungssanitäter ist in
Ruanda nun offiziell staatlich anerkannt,
die lizenzierten Rettungssanitäter
sind somit berechtigt, diesen
wichtigen medizinischen Beruf
selbstständig auszuüben.
Das bedeutet, dass kein zusätzliches
Krankenhauspersonal mehr bei den
Einsatzfahrten in Rettungswägen
benötigt wird, was die Effizienz und
Reaktionszeit erheblich verbessert.
Zudem wurde das Ruandische Rote
Kreuz als Anbieter kontinuierlicher
Berufsausbildung akkreditiert – ein
wichtiger Schritt zum Personalaufbau
und zur Stärkung der präklinischen
Notfallversorgung. Neben der
Ausbildung und dem Betrieb der Rettungsdienste
werden nun nachhaltige
Geschäftsmodelle entwickelt, um
langfristige finanzielle Tragfähigkeit
zu sichern.
Ein herzliches Dankeschön an die
Else Kröner-Fresenius-Stiftung und
das Steirische Rote Kreuz, deren Unterstützung
die Umsetzung und die
nachhaltigen Verbesserungen des
Projekts ermöglicht. B
ÖRK
Kelly/Herbe
ROTES KREUZ UND KELLY SUCHTEN
DIE ROTKREUZ-FAMILIE 2024
Das Rote Kreuz und Kelly verbinden seit jeher auf ihre jeweils eigene Art
und Weise Generationen: Im Roten Kreuz setzen sich mehrere Generationen
für ihre Mitmenschen ein und Soletti von Kelly sind bei allen
Familienmitgliedern beliebt, von den Großeltern bis zu den Enkelkindern.
Das Rote Kreuz und Kelly verbindet aber auch eine Partnerschaft, die sich
schon fast über zwei Jahrzehnte erstreckt: Seit 2007 haben weit über
eine Million Blutspender zum Dank und zur Stärkung nach ihrer Spende
Soletti erhalten.
Im Herbst 2024 haben Rotes Kreuz und Kelly mit einem Gewinnspiel auf
den Soletti-Packungen nach einer Familie gesucht, die sich schon über
Generationen hauptberuflich oder ehrenamtlich beim Roten Kreuz
engagiert. Mehr als 70 Familien haben sich gemeldet. Gemeinsam haben
wir sie dann gefunden, unsere Gewinnerfamilie aus Oberösterreich. Sie ist
seit unglaublichen 125 Jahren für das Rote Kreuz im Dienst, die Begeisterung
für das Ehrenamt zieht sich durch alle Generationen, bis zum
heutigen Tag. Die Familie durfte sich über einen Reisegutschein für einen
Wochenend-Familienurlaub im Steirischen Vulkanland, der Heimat von
Joe Soletti, freuen.
NACHHALTIG KOOPERIEREN –
IN BILDUNG INVESTIEREN
Eine nachhaltige Kooperation, die
faire Investitionen mit Bildungsförderung
verbindet, ermöglicht eine bessere
Zukunft. Faire Investitionen schaffen
Werte, die ökologisch, sozial und
wirtschaftlich nachhaltig sind. Bildung
ermöglicht Innovation und soziale
Mobilität. Aus diesem Grund sind wir
besonders stolz, dass wir mit der Erste
Asset Management GmbH, einer
Tochtergesellschaft der Erste Group
Bank, schon seit 2022 eine erfolgreiche
Partnerschaft pflegen, die genau hier
ansetzt. Bildung kann enorme gesellschaftliche,
wirtschaftliche und persönliche
Veränderungen bewirken. Sie
befähigt Menschen, ihre Potenziale zu
entfalten, fördert soziale Gerechtigkeit
und schafft Grundlagen für Innovation.
Wir danken unserem Partner. Gemeinsam
können wir die Zukunft von
Kindern und Jugendlichen gestalten!
mein Rotes Kreuz | März 2025
Das große Rotkreuz-SUDOKU!
Schicken Sie die Lösung bis
2. Mai 2025 per Postkarte an
„Mein Rotes Kreuz“, Wiedner
Hauptstraße 32, 1041 Wien, oder
geben Sie sie online unter www.
roteskreuz.at/magazin-sudoku ein.
Der Hauptpreis sind ein Messerblock
und ein Messer-Set (Brotund
Buttermesser). Weitere 20
Gewinner erhalten ein Erste-Hilfe-
Set. Die Ziehung erfolgt unter
Ausschluss des Rechtsweges. Über
dieses Preisrätsel kann kein
Schriftverkehr geführt und Preise
können nicht bar abgelöst werden.
9 8 5 2 7 3
Wir erheben nur die für das Gewinnspiel
notwendigen Daten. Mit der
Teilnahme stimmen Sie der Veröffentlichung
von Namen (Vorname und
abgekürzter Nachname) und
5 6 9
Postleitzahl zu. Die Gewinner werden per E-Mail oder Brief verständigt und die Daten nach der
Preisübergabe gelöscht und nicht an Dritte weitergegeben. Bei Online-Eingabe erhalten Sie nach
noch maliger E-Mail-Bestätigung und mit dem Recht auf Widerruf Rotkreuz-Informationen per E-Mail.
Weitere Infos: www.roteskreuz.at/datenschutz
Gewinner der letzten Ausgabe:
Lösung: 249385671. Der erste Preis, ein Kochbuch und ein Kulturbeutel mit Inhalt, geht an
Ernst L., 3552. Einen Regenschirm gewinnen: Elisabeth K., 9065; Robert O., 4713; Monika
R., 8062; Irene G., 7321; Günter H., 6710; Helmut J., 8561; Mario H., 9122; Dietmar S., 7423;
Maria R., 3033; Barbara G., 6900; Marianne S., 3671; Irma S., 4020; Josefine F., 7210;
Stephan H., 4204; Richard P., 8572; Christine W., 6900; Ingrid P., 9771; Josef B., 6923; Josef
W., 7024; Herbert L., 9360.
4
1 6
4 3 8 7
6 3 5
9 4 7 3
6 9 8 2 1
1 2
mein
Rotes Kreuz
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Österreichisches Rotes Kreuz
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mein Rotes Kreuz | März 2025
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