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Stein 3/2025

Gassen ganz groß

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S03 | 2025

MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK

GASSEN

GANZ GROSS

NACHHALTIG UND GRÜN

Klimaanpassungen und Naturstein

verbinden am Hegelplatz moderne

Stadtplanung mit Ortsgeschichte

VIELVERSPRECHEND

Künstliche Intelligenz ist in der

Arbeitswelt angekommen und wird

bleiben. Was es bereits gibt

BARRIEREFREI UND GÜNSTIG

In Dülmen haben der Kirchplatz und

das umliegende Areal ein neues

Gesicht erhalten


EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN

UND LESER,

das sind mal gute Nachrichten: Mit dem Garten- und

Landschaftsbau in Deutschland geht es seit 2009 kontinuierlich

bergauf. Auch im Jahr 2023 konnte die Branche

ihren Umsatz trotz Wirtschaftskrise erneut steigern. Das

geht aus der vom Bundesverband Garten-, Landschaftsund

Sportplatzbau (BGL) veröffentlichten Jahresstatistik

hervor. Danach wuchs der Umsatz der GaLaBau-Betriebe

um rund 300 Millionen auf etwa 10,34 Milliarden Euro.

Das entspricht einem Plus von knapp drei Prozent. Vor

allem die Bereiche Privatgarten und „öffentliches Grün“

trugen zu dieser Erfolgsstory bei. Grund genug, Ihnen in

dieser Ausgabe gelungene Beispiele der öffentlichen

Hand zu präsentieren.

Bei der Neugestaltung des Hegelplatzes in Berlin setzte

das Landschaftsarchitekturbüro Franz Reschke auf ein

klares Konzept, das Struktur und Aufenthaltsqualität

gleichermaßen berücksichtigt. Die vorhandenen Betonsteinpflasterflächen

wurden erheblich reduziert,

um Platz für großzügige Grünbereiche und neue Wege

zu schaffen. Dabei war das Ziel, den Platz über einen

ruhigen Material- und Gestaltkanon nahezu nahtlos in

die angrenzenden Straßen der Berliner Dorotheenstadt

nahe der Museumsinsel einzufügen. Wie das gelingen

konnte, erfahren Sie ab Seite 6.

Und noch ein beeindruckendes Referenzbeispiel der

Branche: der Kirchplatz in Dülmen. Unter Verwendung

des vorhandenen Quarzit-Mosaikpflasters erhielt er ein

neues Gesicht. Unsere Autorin Dr. Inge Pett kennt die

Hintergründe. Lesen Sie ihren spannenden Report ab

Seite 12.

Neben der Wiederverwendung von Materialien am Bau

ist in Zeiten des Klimawandels ein weiteres Thema im

Städte- und Landschaftsbau momentan besonders aktuell:

die sogennante Schwammstadt. Wie die urbane

Transformation in Berlin Fahrt aufnimmt, erfahren Sie

ab Seite 18.

Titelbild: Roman Thomas

Die Altstadt von Lüdenscheid vereint historische Architektur

mit einem Mix aus Gebäuden verschiedener

jüngerer Epochen. Im Rahmen eines umfassenden

Stadterneuerungsprozesses verfolgte die Stadt das

Ziel, nicht nur die historische Identität der Altstadt zu

bewahren, sondern auch die Barrierefreiheit und

Aufenthaltsqualität in dem zentralen Stadtraum

spürbar zu erhöhen. Die Umgestaltung wurde 2020 bis

2024 realisiert und basiert auf dem Entwurf des

Berliner Landschaftsarchitekturbüros Franz Reschke.

Dass die künstliche Intelligenz gerade alle Bereiche unseres

Lebens revolutioniert, haben viele von Ihnen sicherlich

schon am eigenen Leib erlebt. Ab Seite 46 berichten

wir ausführlich über die Grenzen und Möglichkeiten

von KI und zeigen auf, was damit im Steinmetzgewerk

erreicht werden kann. Viel Spaß bei der Lektüre

von STEIN wünscht Ihnen

Ihre Steinredaktion

Redaktion@stein-magazin.de

S03| 2025 3


INHALT

SCHÖNE WELT DER

STEINE

06 Naturstein trifft

Stadtgrün

Wie die Neugestaltung

des Hegelplatzes in Berlin

auch dem Klima nutzt

12 Ein Platz für alle

Der neue Kirchplatz in

Dülmen hat die Quadratur

des Kreises geschafft

18 Urbane Transformation

Berlin ist auf dem Weg zur

Schwammstadt

26 Im Einklang mit der

Geschichte

Wo Alt und Neu eine

gelungene Einheit bilden

STEINE

BEARBEITEN

32 In! Outdoor

Maschinenparks von

Steinmetzbetrieben, die

im Outdoorgeschäft

aktiv sind

43 Rojo Alicante

Die STEINKUNDE stellt

einen Naturstein aus

Spanien vor

46 Smarte Helfer für Büro,

Werkstatt und Baustelle

Künstliche Intelligenz und

ihre Einsatzmöglichkeiten

auf der Baustelle

54 Historisches Pflaster

wird barrierefrei

Ein Verfahren, das die

Steine ebnet und die

historische Optik

bewahrt

RUBRIKEN

59 Vorschau

60 Impressum

4 S03| 2025


HEGELPLATZ

NATURSTEIN TRIFFT

STADTGRÜN

Zwischen 2020 und 2024 wurde der Hegelplatz in Berlin-Mitte umgestaltet. Das

Projekt verfolgte das Ziel, einen nachhaltigen grünen Raum zu schaffen und verband

moderne Stadtplanung mit dem historischen Charakter des Ortes. Im Mittelpunkt

standen Klimaanpassungsmaßnahmen und die Integration von Naturstein.

Von Dr. Alexandra Nyseth

Der Hegelplatz, benannt nach dem deutschen Philosophen

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, liegt im Herzen

Berlins nahe der Humboldt-Universität. Seine

Geschichte ist eng mit den Veränderungen des

Stadtbildes nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft.

Ursprünglich ein klar definierter Stadtplatz, wurde

er durch Kriegsschäden und nachfolgende Bauphasen

zu einer weitläufigeren Grünfläche mit einem

großen Anteil versiegelter Betonpflasterfläche.

Franz Reschke, Inhaber des gleichnamigen Berliner

Landschaftsarchitekturbüros, das den Entwurf für

die Umgestaltung lieferte, erklärt: „Unser Ziel war

es, den Hegelplatz durch einen kraftvollen Baumrahmen

und eine zentrale und wertig gefasste Grünfläche

als grünes Bindeglied zwischen den angrenzenden

Straßen zu etablieren.“

GRÜNFLÄCHEN UND NATURSTEIN ALS PRÄGENDE

ELEMENTE

Bei der Neugestaltung der 3.500 Quadratmeter großen

Grünanlage setzte das Landschaftsarchitekturbüro

Franz Reschke auf ein klares Konzept, das Struktur

und Aufenthaltsqualität gleichermaßen berücksichtigt.

Die vorhandenen Betonsteinpflasterflächen

wurden erheblich reduziert, um Platz für großzügige

Grünbereiche und neue Wege zu schaffen. Dabei war

das Ziel, den Platz über einem ruhigem Material- und

Gestaltkanon fast nahtlos in die angrenzenden Straßen

der Berliner Dorotheenstadt nahe der Museumsinsel

einzufügen.

Ein zentraler Aspekt war der Einsatz von Naturstein.

Ca. 800 Quadratmeter Mosaikpflaster für Wege und

6 S03| 2025


SCHÖNE WELT DER STEINE

Ziel der Neugestaltung des Hegelplatzes in Berlin-Mitte war es, das Areal mit Hilfe eines ruhigen Material- und Gestaltkanons in die

angrenzenden Straßen der Berliner Dorotheenstadt nahe der Museumsinsel einzufügen

Foto: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

150 Quadratmeter Natursteinplatten für Einfassungen

und Teilflächen prägen heute das Bild des Platzes. „Die

Pflasterflächen und Einfassungen bestehen vollständig

aus polnischem Granit“, berichtet Franz Reschke. Die die

Grünflächen einfassenden Granitelemente mit einer drei

Zentimeter tiefen Kante zum Rasen weisen zum einen

taktil auf die Wegekante hin und erleichtern zum anderen

die Pflege des Rasens.

Von einem nachhaltigen Ansatz bei diesem Projekt zeugt

die Wiederverwendung vorhandener Gehwegplatten

und Bordsteine aus schlesischem Granit an den Randbereichen

des Platzes.

Generell überzeugt der Naturstein Granit nicht nur durch

seine Robustheit und Langlebigkeit, sondern auch durch

seine zeitlose Ästhetik, die eine harmonische Verbindung

zur Architektur der umliegenden Gebäude schafft.

Durch die Neuanlage des Wegerahmens wurde der

Hegelplatz klar strukturiert und zugänglicher gestaltet.

Die grüne Mitte wird von schmalen Wegen und

Einfassungen aus Granit umrahmt, die durch ihre

klare Linienführung ein harmonisches Gesamtbild erzeugen.

Die zentrale Liegewiese bildet das Herzstück

des Platzes und dient Studierenden, Anwohnern

sowie Touristen als Erholungsort und Treffpunkt.

SKULPTUREN ALS BLICKFANG

Drei aus portugiesischem Granit gefertigte Skulpturen

– ein Tisch, eine Schale und ein Bogen – setzen

nicht nur ästhetische und künstlerische Akzente, sondern

sind auch geschickt in den Platz integrierte funktionale

Objekte, die zum Verweilen und Spielen ein-

S03| 2025 7


DURCH PFLASTER VERBUNDEN

EIN PLATZ

FÜR ALLE

Grün, identitätsstiftend und -bewahrend zugleich, barrierefrei und zudem noch

kostenfreundlich: Was fast wie die Quadratur des Kreises klingt, ist in Dülmen

gelungen. Das Büro Lohaus · Carl · Köhlmos Landschaftsarchitektur hat den Kirchplatz

St. Victor und das umliegende Areal neu gestaltet. Piesberger Mosaiksteine

und Grauwacke spielen dabei eine bedeutende Rolle.

Von Dr. Inge Pett

Die Innenstadt sowie das neue intergenerative Zentrum

„einsA“ sollten zu einem attraktiven öffentlichen

Raum zusammenwachsen, so die Vorstellung der

Stadt Dülmen. Mit dieser Aufgabe beauftragte sie das

Büro Lohaus · Carl · Köhlmos Landschaftsarchitektur

aus Hannover und Dresden. Dieses setzte die Vorgabe

so überzeugend um, dass es dafür mit dem nrw.landschaftsarchitektur.preis

2024 ausgezeichnet wurde.

Insgesamt 11.000 Quadratmeter umfasst die Planungsfläche,

die sich in zwei komplementäre Einheiten

unterteilt. Zum einen ist das der befestigte Markt

mit seinen umliegenden Gassen, zum anderen der

grüne Kirchplatz. „Gerade der Kirchplatz spielt mit

seiner archäologischen und historischen Bedeutung

und seiner stadträumlichen Verbindungsfunktion

eine zentrale Rolle im Stadtzentrum“, erläutert Thomas

Köhlmos. Um so zufriedener zeigt sich der Landschaftsplaner,

dass es gelungen sei, den historischen

Charakter des Platzes zu bewahren und modernen

Anforderungen dennoch gerecht zu werden.

ALTES MÖGLICHST BEWAHREN

Zum nostalgischen Flair des Platzes trägt wesentlich

das vorhandene Pflaster aus Piesberger Mosaiksteinen

bei. Rasch war klar, dass dieses bewahrt werden

sollte. Der Piesbergsandstein – auch Piesbergquarzit,

Kohlensandstein, Karbonquarzit oder Kohlenquarzit

genannt, – wird in einem geschlossenen Vorkommen

nördlich von Osnabrück gewonnen.

Mit den Pflasterarbeiten wurde die Münsteraner

Firma Galabo betraut. Deren Mitarbeiter nahmen den

Quarzit in den Bereichen sorgfältig auf, in denen Höhenänderungen

unvermeidbar waren. Nach der Reinigung

verlegten sie die Mosaiksteine neu im traditionellen

Segmentbogenverband.

12 S03| 2025


SCHÖNE WELT DER STEINE

Fotos: Lohaus · Carl · Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

Integrierte, flache Rampen sorgen

nach dem Umbau für die Barrierefreiheit

des Kirchplatzes in

Dülmen, lang geschwungene Sitzbänke

für die Aufenthaltsqualität

S03| 2025 13


SCHWAMMSTADT BERLIN

URBANE

TRANSFORMATION

In Berlin-Friedrichshain wurde das denkmalgeschützte Gebäudeensemble „Am

Postbahnhof“ saniert und um einen Neubau ergänzt. Das Projekt gilt als ein Beispiel

der urbanen Transformation zur Schwammstadt. So haben die Landschaftsarchitekten

Levin Monsigny, um die vielen Grünflächen mit Regenwasser zu versorgen,

Wasserspeicher auf einem alten Eisenbahnviadukt sowie unterirdische Zisternen

erbaut. Diese und andere Nachhaltigkeitsmaßnahmen haben dem Projekt

einen Sieg im Wettbewerb „ReGENIAL 2024 - Ihr zukunftweisendes Schwammstadtprojekt“

eingetragen.

Von Dr. Inge Pett

Die Wetterextreme häufen sich.

Starkregen oder Dürre – das Zuviel

oder Zuwenig an Regen wird

für Städte weltweit zu einem ernsten

Problem. Versiegelte Flächen

hindern den Regen am Versickern,

während unterdimensionierte

Kanalisationen ihn nicht mehr

aufnehmen können. Bei Unwettern

brechen sich Sturzfluten

Bahn und richten große Schäden

an. In den sich häufenden Trockenperioden

gehen hingegen die

Wasserreserven zur Neige. Dieser

globale Trend wird sich noch verschärfen.

Unter der Überschrift „Schwammstadt“

oder „Sponge City“ nehmen

deshalb Stadtplaner, Architekten

und Landschaftsarchitekten

den Umgang mit der wertvollen

Ressource Wasser neu in den

Blick. Inzwischen haben sich dazu

in vielen Städten Netzwerke und

Institutionen etabliert.

NIEDERSCHLÄGE SPEICHERN

UND BEI BEDARF ABGEBEN

So haben zum Beispiel die Berliner

Wasserbetriebe und das Land Berlin

2018 die Berliner Regenwasseragentur

gegründet: Sie unterstützt

die Verwaltung, Planer und Bürger

dabei, dezentrale Lösungen in der

Regenwasserbewirtschaftung umzusetzen.

Dabei folgt sie dem übergeordneten

Leitbild der

Schwammstadt. Grob vereinfacht

bedeutet das, Flächen so zu konzipieren,

dass sie hohe Mengen an

Niederschlagswasser aufnehmen,

speichern und zeitverzögert wieder

abgeben können.

Foto: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten

18 S03| 2025


STEINE BEARBEITEN

S03| 2025 19


LUEDENSCHEID

IM EINKLANG MIT

DER GESCHICHTE

Die Neugestaltung der Lüdenscheider Altstadt verbindet moderne Anforderungen

mit der historischen Substanz des Ortes. Einheitlich gestaltete Pflasterflächen aus

neuem und wiederverwendetem Naturstein prägen das Erscheinungsbild der Gassen

und Plätze und verbessern gleichzeitig die Barrierefreiheit.

Von Dr. Alexandra Nyseth

Die Altstadt von Lüdenscheid, im Sauerland malerisch

auf einem Hügel gelegen, zeichnet sich durch

ihre kreisrund angelegte Struktur aus und vereint

historische Architektur mit einem vielfältigen Mix aus

Gebäuden verschiedener jüngerer Epochen. Im Rahmen

eines umfassenden Stadterneuerungsprozesses

verfolgte die Stadt das Ziel, nicht nur die historische

Identität der Altstadt zu bewahren, sondern

auch die Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität in

dem zentralen Stadtraum spürbar zu erhöhen.

Vor der Neugestaltung dominierten in den öffentlichen

Räumen inhomogene Pflasterungen aus Klinker,

Betonstein, italienischem Porphyr sowie unebene

Großsteinpflasterungen aus Grauwacke. Die zum

Teil fehlenden barrierefreien Wegeverbindungen erschwerten

zudem vielen Menschen die Nutzung der

Plätze und Gassen der Altstadt. Die letzte umfassende

Umgestaltung dieser Freiräume lag bereits Jahrzehnte

zurück, was den Wunsch nach einer Erneuerung

verstärkte. Die Umgestaltung, die von 2020 bis

2024 realisiert wurde, basiert auf dem Entwurf des

Berliner Landschaftsarchitekturbüros Franz Reschke,

das 2016 aus einem Wettbewerbsverfahren als

Sieger hervorging. „Wir stellten einen ‚vernünftigen‘

Umgang mit der vorhandenen, teils historischen

Substanz der Altstadt in den Mittelpunkt und verfolgten

das Konzept eines lebendigen und identitätsstiftenden

Stadtteils. Die Altstadt bleibt Altstadt – das

war das Motto“, erläutert Franz Reschke, Inhaber des

gleichnamigen Landschaftsarchitekturbüros. Es

ging dabei nicht um eine vordergründig ästhetische

Aufwertung, sondern vor allem um die Erfüllung der

Ansprüche wie Barrierefreiheit und die nachhaltige

Nutzung vorhandener Ressourcen. Im Ergebnis sollte

der rustikale Charme des Ortes als charakteristisches

Merkmal erhalten bleiben.

Foto: Roman Thomas

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SCHÖNE WELT DER STEINE

Der Erneuerungsprozess der Altstadt von Lüdenscheid verfolgte das Ziel, die historische Identität der Altstadt zu bewahren sowie

Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität zu verbessern

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KI IM NATURSTEINHANDWERK

SMARTE HELFER FÜR

BÜRO, WERKSTATT

UND BAUSTELLE

Die Künstliche Intelligenz bestimmt zunehmend das Planen, Bauen und Nutzen

von Bauwerken – und damit auch den Praxisalltag von Handwerkern. Was gibt es

bereits und was kommt morgen?

Von Marian Behaneck

Eingesetzt wird die KI inzwischen beispielsweise für

Schreibarbeiten und Bürotätigkeiten, für die Entwurfs-

und Designoptimierung, Bestandserfassung,

Qualitätssicherung und Verbesserung von Bau- und

Montageabläufen oder in der Baurobotik. Welche aktuellen

Anwendungen und Entwicklungen gibt es,

welche Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen

entstehen dadurch? Die folgenden Absätze zeigen aktuelle

Projekte, aber auch schon konkrete KI-Werkzeuge

und Einsatzbeispiele in verschiedenen Bereichen

des Bau- und Natursteinhandwerks auf.

KI BÜRO- UND SCHREIBARBEITEN

ChatGPT, aber auch andere smarte Dialogsysteme,

wie Google Gemini, Microsoft Copilot oder YouChat

sind zu einem Synonym für KI-Anwendungen in vielen

Bereichen geworden, weil sie sehr einfach und vielseitig

anwendbar sind. Diese auch als „Chatbot“ bezeichneten

Dialogsysteme können zum Beispiel in

natürlicher Sprache formulierte Fragen beantworten

oder Dialoge führen – so als würde man sich mit einem

menschlichen Gegenüber per Chat unterhalten. Auch

komplexe Anfragen kann man in natürlicher Sprache

formulieren, die dann in gleicher Textform, teilweise

inklusive Quellenangaben beantwortet werden. Das

vereinfacht beispielsweise die Internet-Recherche,

weil man keine langen Trefferlisten durchsuchen

muss. Auch einfache Kundenfragen können smarte

Dialogsysteme automatisiert beantworten. Ein in die

eigene Webseite integrierter Chatbot kann so, quasi

als „virtueller“ Mitarbeiter, Auskunft zu Dienstleistungs-

oder Produktanfragen geben – ohne dass ein

„echter“ Mitarbeiter dafür abgestellt werden muss.

Lästige und zeitraubende Schreibarbeiten, wie Mitarbeiterinformationen,

Kundenanschreiben, Stellenausschreibungen,

Suchmaschinen-optimierte Webseiten-Texte,

Social-Media-Posts oder Zusammenfassungen

langer (PDF-)Texte können KI-Dialogsysteme

wie Neuroflash, PDF.ai und andere ebenso schnell

erledigen. Eine textliche Anweisung (Prompt) die kurz

beschreibt, was konkret gewünscht wird, genügt. Ist

das Ergebnis nicht zufriedenstellend, fordert man das

System mit einem neuen Prompt zum Nachbessern

auf. Allerdings ist es ratsam, die Antworten inhaltlich

zu prüfen und rechtlich relevante Texte, etwa Behinderungsanzeigen

oder Abmahnungen, weiterhin konventionell

zu erledigen – oder mit KI-Hilfe erstellten

Textbausteine entsprechend anzupassen. Auch Programmcodes

können Codierungsassistenten, wie

zum Beispiel der Github Copilot erstellen und dabei

natürliche Sprache in Programmzeilen umwandeln

oder Fehler im Programmcode suchen. Ein weiterer

Anwendungsbereich der KI ist die Webseitengestaltung

mit speziellen Webseiten-Gestaltern wie Durable,

GetResponse oder Wix, die in wenigen Schritten ein

Webseiten-Grundgerüst erstellen können, das man

individuell anpassen kann.

46 S03| 2025


CHANCEN NUTZEN

Auf der Baustelle können auch Roboter-Messdaten erfassen

Foto: Leica Geosystems, Hexagon

S03| 2025 47

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