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EVO_Winter_24-25_online

Die Zeitschrift rund um die Themen energetisches Sanieren, erneuerbare Energien, Elektromobilität und Klimaschutzbildung der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis für Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und Kommunen. Im Fokus stehen aktuelle Klimaschutz- und Energieeffizienzthemen sowie Best Practice-Beispiele für energetische Modernisierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden, der Einsatz von erneuerbaren Energien bei Privatpersonen, in Kommunen, in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Institutionen.

Die Zeitschrift rund um die Themen energetisches Sanieren, erneuerbare Energien, Elektromobilität und Klimaschutzbildung der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis für Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und Kommunen. Im Fokus stehen aktuelle Klimaschutz- und Energieeffizienzthemen sowie Best Practice-Beispiele für energetische Modernisierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden, der Einsatz von erneuerbaren Energien bei Privatpersonen, in Kommunen, in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Institutionen.

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Das Magazin für Bauen, Wohnen und Energie

der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis

Winter 2024/2025

ZWEI HÄUSER ZEIGEN,

WAS ALLES MÖGLICH IST

KOMMUNEN MÜSSEN

BEI WÄRMEPLANUNG

ZWEITEN SCHRITT GEHEN

SONNENSTROM VON

DER MÜLLDEPONIE

KLIMASCHUTZ

ALS GEWINN FÜR STADT

UND MENSCHEN

SCHWERPUNKT:

ENERGETISCHE SANIERUNG –

ZEIGEN, WAS GEHT


EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

eine ehrgeizige Energiewende – weg von

fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern

in allen Bereichen Wärme, Strom und

Mobilität – sollte absolute Priorität haben.

Sonst können der Klimaschutz und das Ziel,

bis 2045 auf Bundesebene klimaneutral

zu sein, zu dem sich alle demokratischen

Parteien bekennen, nicht gelingen.

Doch wie gehen wir das an? Ankündigungen,

Gesetze zu ändern oder Förderungen

zu senken, wie beispielsweise beim Heizungstausch,

führen zu Verunsicherung und

zu Stillstand. Das gilt für die Kommunen

wie für den privaten Bereich gleichermaßen.

Klar ist, dass Klimaschutz und Wärmewende

stabile und verlässliche Rahmenbedingungen

brauchen.

Um langfristig klimaschonend und für alle

finanzierbar zu heizen, müssen wir auf

erneuerbare Wärme, Effizienz und die Senkung

des Energieverbrauchs setzen. Die

Wärmewende umfasst also Maßnahmen,

die Wärmeenergie einsparen – in erster

Linie durch die energetische Sanierung

von Gebäuden – und die Reduzierung der

CO₂-Emissionen, zum Beispiel durch den

Einbau von klimafreundlichen Heizungen

wie etwa Wärmepumpen. Eine Sanierung

oder ein Heizungstausch sind deshalb

zukunftsorientiert.

Der Ausbau der Photovoltaik im Rhein-

Neckar-Kreis kommt voran – bei den etwa

4.500 neu installierten PV-Gebäudeanlagen

mit einer Gesamtleistung von 35

Megawatt (MW) ist er in Baden-Württemberg

einer der Spitzenreiter im ersten

Halbjahr 2024.

Im privaten Bereich der Heizungserneuerung

dagegen herrscht zurzeit eher eine

Wartehaltung oder Verunsicherung, was zu

tun wäre. Dabei hat sich die Lage bei der

Verfügbarkeit und den Preisen von zukunftsfähigen

Heizsystemen ebenso entspannt

wie die Verfügbarkeit von Handwerkern.

Die Fördermittel für eine neue Heizung von

bis zu 70 Prozent stehen weiterhin zur

Verfügung.

Die Best-Practice-Beispiele engagierter

Bürgerinnen und Bürger, die an unserer Aktion

„GUT SANIERT?!“ im September 2024

teilgenommen haben, zeigen vielfältige

Lösungen für energetische Hausmodernisierungen.

Zudem berichten wir über den

aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung

im Rhein-Neckar-Kreis und wie die

Gemeinde Plankstadt eine nachhaltige

Energieversorgung für ihre neue Kultur- und

Sporthalle verwirklicht. Außerdem erfahren

Sie, wie ein internationales Unternehmen

aus Nußloch durch den KEFF+ Check der IHK

Rhein-Neckar und der KLiBA weitere energiesparende

Optimierungen umgesetzt

hat, die Kosten reduzieren und das Klima

schützen.

Auf Ihre Anregungen oder auch Kritik

freuen wir uns.

Ihnen eine aktive, klimafreundliche und

wohltuende Winterzeit!

Ihr Dr. Klaus Keßler

Geschäftsführer der KLiBA

ökologisch

gedruckt

mit BIO-Farben

IMPRESSUM

Herausgeber

KLiBA gGmbH | Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur

Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis gGmbH

Wieblinger Weg 21 | 69123 Heidelberg

Fon 06221 99875-0 | info@kliba-heidelberg.de

Geschäftsführer: Dr. Klaus Keßler

www.kliba-heidelberg.de

Chefredaktion Dr. Klaus Keßler

Redaktion Sibylle Heusel | Benjamin Jungbluth |

Olga Marksteder

Redaktionelle Betreuung Benjamin Jungbluth

Projektorganisation Olga Marksteder

Gestaltung Semdesign | Ebersbach/Fils | www.semdesign.de

Satz und Layout Andrea Reuter | 76855 Annweiler

Anzeigen und Realisation Wolf Verlag GmbH | Hostackerweg 21 |

69198 Schriesheim | Fon 0171 6878130 | info@wolf-verlag.com

Druck Druckpress GmbH | Leimen

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

Titelseite

In mehreren Schritten haben Gerlind Wallon und Andrew Moore ihr

Einfamilienhaus in Nußloch umfassend modernisiert und damit

den Wärmebedarf des Gebäudes aus den 1960er Jahren um 66 Prozent

reduziert. Mehr darüber berichten wir auf den Seiten 14–15.

Bildnachweis

Sibylle Heusel: Titel, 11–12, 14–18, 26; Gülay Keskin: 2, 4, 6 unten,

7–10, 48; GVV Schönau: 5, 6 oben; Alex Schmitt: 16 oben links;

Benjamin Jungbluth: 19–20, 29–33, 38–39 (oben); Klimawerkstatt

Eppelheim: 27 unten, 28; AVR UmweltService GmbH & Co. KG,

Sinsheim: 34–36; Leica Biosystems: 38 links, 40; KLiBA: 40–43,

46–47; RNK: 44–45.

ökologisch gedruckt mit BIO-Farben

www.druckpress.de

2 EvO WINTER 2024/2025

ogisch gedruckt

it BIO-Farben


INHALT

4

SCHWERPUNKT:

ENERGETISCHE

SANIERUNG –

ZEIGEN,

WAS GEHT

19

KOMMUNEN

34

UNTERNEHMEN

UND INSTITUTIONEN

34 Sonnenstrom von der

Mülldeponie

38 Experten-Unterstützung

führt zu Einsparungen

beim Energieverbrauch

7

BÜRGERINNEN

UND BÜRGER

19 Wir managen den

Klimaschutz in der Region

25 Kommunen müssen bei

Wärmeplanung zweiten

Schritt gehen

26 Es hat „KlikKS“ gemacht:

ehrenamtlich für den Klimaschutz

29 Kommunale Bauhöfe setzen

auf E-Mobilität

31 Kultur- und Sporthallen

werden klimafit

41

BILDUNG UND

SCHULEN

7 Zwei Häuser zeigen, was

alles möglich ist

11 Ein Solardach und viel

„smarte“ Technik

14 „Wir wollen so wenig wie

möglich fossile Energie

verbrauchen!“

16 Sanierung mit Holz, Hanf

und Lehm

41 Klimaschutz als Gewinn für

Stadt und Menschen

44 ICH.MACHS.JETZT. – DU AUCH?

1. Klimakonferenz des Rhein-

Neckar-Kreises

46 Wie klimafreundlich ist meine

Schule?

EvO WINTER 2024/2025

3


Familie Gräser aus Sinsheim hat ihr Einfamilienhaus aus

den 70er Jahren umfassend saniert – Innendämmung,

dreifache Wärmeschutzverglasung im kompletten Gebäude,

zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und

eine PV-Anlage mit 13,2 kWp gehören dazu. Mehr darüber

in der Sommerausgabe 2025.

ENERGETISCHE

SANIERUNG –

ZEIGEN, WAS GEHT

4 EvO WINTER 2024/2025


SCHWERPUNKT: ENERGETISCHE SANIERUNG

Die KLiBA hat zusammen mit Kommunen aus dem

Rhein-Neckar-Kreis die neue Veranstaltungsreihe GUT SANIERT?!

ANHÖREN! ANSEHEN! ANFANGEN! ins Leben gerufen:

Mit Vorträgen, Besichtigungstagen und Sanierungsschauen

können sich Bürger umfassend vor Ort informieren.

2025 geht es in die zweite Runde. Von Benjamin Jungbluth

Praxisnahe Infos von Expertinnen

und Experten, konkrete Beispiele von

engagierten Privatleuten sowie Kontakte

zu Gleichgesinnten und Handwerksbetrieben

aus der Region: Mit der

langfristigen Veranstaltungsreihe GUT

SANIERT?! hat die KLiBA gemeinsam

mit Kommunen aus dem Rhein-Neckar-

Kreis seit diesem Frühjahr ein neues

Programm rund um energetische Sanierungen

etabliert. Unter Beteiligung

der Städte und Gemeinden Hemsbach,

Laudenbach, Heddesbach, Heiligkreuzsteinach,

Schönau, Wilhelmsfeld,

Leimen, Nußloch, Sandhausen und

Sinsheim lag dabei die individuelle

Umsetzung bei den kommunalen Klimaschutzmanagern,

die das dreiteilige

Programm an die jeweiligen Bedürfnisse

vor Ort anpassen konnten.

Los ging es in den Kommunen unter

dem Titel GUT SANIERT?! ANHÖREN!

mit einem Infoabend zu den Themen

Altbausanierung, Heiztechnik und

Heizungsaustausch, Umstellung auf

erneuerbare Energien, Photovoltaik

und Elektromobilität. Als Einstieg gab

es umfassende Informationen von

KLiBA-Mitarbeitern, danach wurden

sowohl im Plenum als auch individuell

spezifische Detailthemen behandelt.

„Die Bürgerinnen und Bürger

konnten zahlreiche Fragen zu ihren

eigenen Sanierungsvorhaben stellen.

Keine Fragen von Seiten des interessierten Publikums blieben offen –

fundierte Vorträge zum Heizen mit Luft- und Erdwärmepumpe

sowie Klimasplit-Anlagen waren im Bürgerhaus der Stadt Schönau ein

Teil der umfangreichen Sanierungsschau am 16. November 2024

im Steinachtal.

Dafür haben sich die Fachleute der

KLiBA nachvollziehbar zu erklären, wie

der Einsatz moderner Technologien

und Materialien erhebliche Kosteneinsparungen

ermöglichen kann“, erläutert

Magnus Wurmbach, der als kommunaler

Klimaschutzmanager von

Leimen an der gemeinsamen Auftaktveranstaltung

mit Sandhausen und

Nußloch beteiligt war.

Im Spätsommer hieß es dann bei zwei

Tagen der offenen Tür: GUT SANIERT?!

ANSEHEN! Am 21. und 22. September

2024 wurden energetisch sanierte

Wohngebäude vor Ort erlebbar. Engagierte

Bewohnerinnen und Bewohner

öffneten in den teilnehmenden Kommunen

ihre Türen und präsentierten der

Öffentlichkeit ihr energiesparendes

Zuhause. Bei kurzen Führungen mit den

EvO WINTER 2024/2025

5


SCHWERPUNKT: ENERGETISCHE SANIERUNG

beteiligten Fachleuten hatten Interessierte

die Gelegenheit, mehr über

energetische Sanierungsmaßnahmen

zu lernen, aus erster Hand Erfahrungen

zu sammeln, den verbesserten Wohnkomfort

selbst zu erleben und wertvolle

Praxistipps für eigene Vorhaben

mitzunehmen. Und auch die Hauseigentümer

profitierten vom Kontakt

mit Gleichgesinnten.

Sanierungsschau gegen Sanierungsstau:

Der Energieberater der KLiBA Dr. Thomas Fischer führte

vor Ort zahlreiche Beratungsgespräche durch.

Im Herbst ging es bei GUT SANIERT?!

ANFANGEN! schließlich um das eigene

Gebäude. Hier sollten konkrete Fragen

beantwortet und individuelle Lösungen

gefunden werden, wie das persönliche

Eigenheim energetisch saniert werden

kann. Die teilnehmenden Kommunen

boten hierzu verschiedene Formate an:

Die Stadt Hemsbach organisierte beispielsweise

in Zusammenarbeit mit der

Gemeinde Laudenbach einen Fachvortrag

unter dem Titel „Wärmepumpen

als Ersatz für Öl- und Gasheizungen –

was ist zu beachten?“. Bei einer Gewerbeschau

konnten Bürgerinnen und Bürger

außerdem ausführende Firmen

aus der Region sowie Energieberater

persönlich kennenlernen, um ihr konkretes

Projekt voranzubringen. „Mit

dieser Vielfalt an Themen bietet die

Veranstaltungsreihe eine umfassende

Hilfestellung für alle, die beim Thema

energetische Sanierungen etwas tun

wollen“, so Laudenbachs Klimaschutzmanagerin

Cornelia Baumgärtner.

Die Gemeinden Heddesbach, Heiligkreuzsteinach,

Schönau und Wilhelmsfeld

veranstalteten wiederum eine

Sanierungsschau im Steinachtal: Lokale

Handwerker und KLiBA-Fachleute

standen den Bürgerinnen und Bürgern

mit konkreten Lösungen und praktischen

Tipps zur Seite. Für Eva-Maria

Elfner-Häfele, Klimaschutzmanagerin

des zuständigen Gemeindeverwaltungsverbands

Schönau, war dabei vor

allem der unkomplizierte Zugang ein

großer Vorteil der neuen Reihe: „Interessierte

konnten ohne großen Aufwand

vor Ort erste Informationen zu den unterschiedlichen

Themen erhalten. Es

wurden Wege aufgezeigt, wie eigene

Projekte angegangen werden können,

und es wurden erste Kontakte zu

Energieberatern oder Handwerkern

geknüpft.“

Die Stadt Sinsheim präsentierte hingegen

einen Online-Vortrag zum Thema

„Energetische Altbausanierung – was,

warum und wie?“: Zusammen mit der

KLiBA ging es auch hier rund um das

große Feld der Gebäudesanierung und

den Heizungsaustausch.

Gemeinsam mit den weiteren interessierten

Kommunen geht GUT SANIERT!?

im kommenden Jahr 2025 in die

nächste Runde. Das Kooperationsprojekt

baut auf der Basis der erfolgreichen

Aktionen und gewonnenen

Erfahrungen auf. Bürgerinnen und

Bürger kompetent zu informieren, erfolgreiche

Energiesanierungen sichtbar

zu machen und so zum Sanieren zu

motivieren, sind die Ziele des Projektes,

das Theorie und Praxis verbindet sowie

konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen

gibt. Während der gesamten

Aktionszeit bieten sich den Bürgerinnen

und Bürgern Möglichkeiten, sich untereinander

auszutauschen, zu vernetzen

und einander zu unterstützen.

Die teilnehmenden Kommunen aus

diesem Jahr werden ebenfalls wieder

dabei sein und vor Ort einzelne etablierte

Formate mit enger Begleitung

durch die KLIBA weiterführen. Und bis

zum 31. Januar 2025 werden weitere

Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis als

Projektpartner gesucht! Das Programm

wird im Frühjahr auf den Internetseiten

der teilnehmenden Kommunen sowie

unter kliba-heidelberg.de/effizientsaniert

veröffentlicht.

Claus Krakofczik hat mit

seiner Frau das gemeinsame

Mehrfamilienhaus in Hemsbach

zukunftsfest saniert.

Mehr darübe in der Sommerausgabe

2025.

6 EvO WINTER 2024/2025


ZWEI

HÄUSER

ZEIGEN,

WAS

ALLES

MÖGLICH

IST

Modern und technisch

das eine, historisch und

natürlich das andere:

Architekt Veit Hunsicker

hat in Hemsbach zwei

Wohnhäuser umgestaltet,

die die Bandbreite

bei energetischen

Sanierungen zeigen –

von der Wärmepumpe

bis zur Innendämmung

samt Lehmputz.

Von Benjamin Jungbluth

7


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

° Infobox

Eigenes Wohnhaus und

Architektur-Büro

– Dach: 18 cm Mineralwolle +

6 cm Holzwolle,

U-Wert (W/m²K): 0,19

– Kellerdecke: 12 cm Steinwolle,

0,27

– Außenwände:

DG: Holzständerkonstruktion mit

Holzwolle (WLG 032) 18 + 6 cm,

EG + OG: Wärmedämmverbundsystem

mit 18 cm EPS (WLG 032), 0,16

– Fenster: Zweifache und dreifache

Wärmeschutzverglasung im

Holzrahmen, 0,90–1,20

– Türen: Haustüre aus Holz mit

Dämmeinlage, 2,50

– Heizung: Luft-Wasser-Wärmepumpe,

Ausführung als

Split-Anlage mit Frischwasserstation,

modulierend 12–30 kW

Wohnhaus mit

Sandsteinfassade für Kunden

– Oberste Geschossdecke: 16 cm

Holz-weichfaserplatten (WLG

040), 0,24

– Außenwände: 6 cm Innendämmung

(WLG 040), 0,50

– Fenster: Zweifache Wärmeschutzverglasung

im Kunststoffrahmen,

1,10

– Türen: Haustüre aus Holz mit

Dämmeinlage, 1,30

– Heizung: Pelletkessel mit solarer

Trinkwassererwärmung, 21 kW

– Solarthermie: Solare Trinkwassererwärmung:

3 Flachkollektoren

mit je 2,5 m² Bruttokollektorfläche

– Sonstiges: Decken- und Wandheizung

Da es zu seinem Beruf als

Architekt gehört, über

energetische Sanierungen

zu informieren, öffneten

Veit Hunsicker und seine

Frau die Türe ihres gründlich

sanierten Hauses.

Es sind zwei Gebäude, wie sie unterschiedlicher

kaum sein könnten, die

Architekt Veit Hunsicker in Hemsbach

umgebaut und energetisch saniert hat.

Da ist zum einen das von ihm selbst

genutzte Haus von 1958, das er bereits

vor über zehn Jahren vollständig

umgestaltet und in ein modernes

Wohnhaus samt Bürogeschoss verwandelt

hat: Mit klaren Linien und Formen,

das alte klassische Satteldach durch

einen Aufbau ersetzt und die Fassade

mit sowohl bodentiefen als auch

querverlaufenden Fenstern an gegenwärtige

Stile und Bedürfnisse angepasst.

Zum anderen das noch ein

paar Jahre ältere Wohnhaus aus der

Nachkriegszeit, in dessen rötliche

Fassade aus Mannheimer Trümmer-

Sandstein sich eine junge Familie

verliebt hatte. Sie beauftragte Hunsicker

mit einer fachgerechten und

sorgsamen Renovierung dieses architektonischen

Schmuckstücks, bei

der möglichst viele seiner Besonderheiten

erhalten, gleichzeitig aber auch

ein moderner Wohn- und Energiestandard

erreicht werden sollten.

„Wir haben beide Gebäude bei der gemeinsamen

KLiBA-Aktion mit der Stadt

Hemsbach und der Gemeinde Laudenbach

„Gut saniert?! Ansehen!“ für

Interessierte geöffnet, weil wir damit

auf die große Bandbreite an Möglichkeiten

aufmerksam machen konnten,

die heutzutage bei energetischen Sanierungen

möglich sind. Es gibt nämlich

kein einfaches Allheilmittel, um Altbauten

zu erneuern. Jedes Haus muss

individuell anhand seiner Lage, des

Nutzungsverhaltens seiner Bewohner

und seiner besonderen Eigenschaften

betrachtet werden. Deshalb ist es

wichtig, dass Eigentümer nicht einfach

wild drauflos sanieren, sondern sich

Unterstützung und Expertise von

Fachleuten holen – von Architekten,

8 EvO WINTER 2024/2025


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Energieberatern oder Institutionen

wie der KLiBA“, betont Hunsicker, der

mit seinem Architekturbüro schon

zahlreiche Sanierungen von privaten

wie öffentlichen Gebäuden in der

Region begleitet hat.

Bei seinem eigenen Wohnhaus ging es

ihm wie vielen Eigentümern. Mit den

Jahren hatte sich ein Sanierungsstau

gebildet, so dass sich ein größerer

Umbau lohnte. Also wurde zum einen

die Nutzfläche vergrößert: durch interne

Umbauten, die Erweiterung des

Gebäudes zum Garten hin sowie ein

neues Dachgeschoss mit Pultdach. Im

Erdgeschoss entstand zudem ein separater

Bereich für sein Architekturbüro.

„Wir arbeiten hier mit mehreren

Mitarbeitern, darunter auch ein

fachkundiger Energieberater. Da war

es für uns natürlich recht einfach,

innovative Konzepte umzusetzen und

auf unsere eigene Expertise zu vertrauen“,

sagt Hunsicker.

Absprung vom Öl

schon 2012 geschafft

Deshalb war es für ihn auch schon

2012 keine Frage, bei der neuen Heizung

auf eine Wärmepumpe zu setzen

und damit den Absprung vom Öl zu

schaffen. Gewählt wurde ein Luft-

Wasser-Modell als Split-Anlage mit

Frischwasserstation: Dabei wird die

ohnehin vorhandene Wärme eines

Pufferspeichers genutzt und die Effizienz

der gesamten Anlage gesteigert.

Große Umbauten waren für die neue

Technik nicht notwendig: Die Bestandsräume

werden weiterhin mit klassischen

Heizkörpern erwärmt, während

alle neu geschaffenen Flächen im

Anbau und Dachgeschoss mit einer

Fußbodenheizung ausgestattet sind.

Für die Dämmung wurden sämtliche

Fenster und Türen ersetzt und der

bestehende Baukörper mit einem Wärmedämm-Verbundsystem

versehen.

„Das neue Dachgeschoss haben

wir natürlich nach Neubaustandards

errichtet und gedämmt: Die Außenwände

in einer Holzständerkonstruktion

mit Holzwolle und das Dach

mit Mineral- und Holzwolle. Bei der

Kellerdecke haben wir hingegen Steinwolle

verwendet“, erklärt Architekt

und Bauherr Hunsicker. Insgesamt konnte

so in etwa der heutige Effizienzhaus-Standard

85 erreicht werden.

Hinzu kommt weitere moderne Technik:

Das Haus verfügt über eine intelligente

Steuerung zum sommerlichen

Wärmeschutz sowie zur Nutzung

des winterlichen Sonneneintrags für

eine passive Solarunterstützung.

Eine Photovoltaik-Anlage mit Speicher

ist für die Zukunft geplant und kann

dann auch für das günstige Laden der

eigenen E-Autos genutzt werden.

EvO WINTER 2024/2025

9


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Vera Krewald und ihr Mann wollten das

Gemäuer ihres Hauses unbedingt erhalten

und sind nach zwei Jahren Baustelle mit

dem Ergebnis sehr zufrieden.

Einen ganz anderen Weg zu mehr

Wohnkomfort und Energieeffizienz ging

Veit Hunsicker bei dem nicht allzu weit

entfernten Wohnhaus mit der außergewöhnlichen

Sandsteinfassade. „Hier war

uns von Anfang an klar, dass es keine

Außendämmung geben kann. Doch

Innendämmungen sind noch einmal

eine ganz andere Liga, da kommt es

auf jedes Detail an. Doch der Aufwand

hat sich mehr als gelohnt“, freut sich

Hunsicker. So kam eine nur sechs Zentimeter

dicke Innendämmung aus

Holzwolle zum Einsatz, die ganz besondere

Eigenschaften aufweist:

Zusammen mit einem natürlichen

Lehmputz ist dieses Material äußerst

diffusionsoffen und gleichzeitig komplett

ökologisch. „Das war den Bauherren

wichtig und ist tatsächlich sofort

zu spüren, sobald man das Haus

betritt: Das Raumklima ist viel angenehmer

als zuvor“, betont Hunsicker.

Wand- und Deckenheizungen

für angenehmes Wohnklima

Zusätzlich erhielt das Gebäude neue

Fenster und Türen und wurde nach

Süden hin wieder geöffnet und freigestellt.

Dazu wurden energetisch

nachteilige Vorbauten entfernt und

das Haus in weiten Teilen in seinen

Ursprungszustand zurückversetzt. Die

Bereiche Sanitär, Elektro und Heizung

wurden komplett erneuert – bei

Letzterer fiel die Wahl auf eine Pellet-

Heizanlage mit solarer Trinkwassererwärmung.

„Eine spezielle Wärmepumpe

wäre technisch zwar möglich

gewesen, aber da man bei einer

Innendämmung einen Kompromiss bei

der Wirksamkeit eingehen muss, war

diese Wahl für uns sicherer“, erklärt

Hunsicker. Mit Wand- und Deckenheizungen

werden die Räume nun

nicht nur sehr effizient über große

Flächen erwärmt, sondern zusätzlich

das angenehme Wohnklima des

Lehmputzes noch einmal verstärkt.

Beim noch intakten Dach zeigt sich,

dass eine energetische Sanierung

auch gut in Einzelschritten angegangen

werden kann – nicht zuletzt,

um das Budget nicht zu überspannen.

Der Dachboden wurde bis auf weiteres

als Wohnraum aufgegeben und

stattdessen die oberste Geschossdecke

mit Holzwolle gedämmt. Wenn in

einigen Jahren ohnehin die Sanierung

des Daches ansteht, können hier

weitere Maßnahmen und eine PV-Anlage

umgesetzt werden.

„Mit diesem Projekt konnten wir zeigen,

dass besonders schöne Altbauten

nicht zwingend außen gedämmt

werden müssen, um sie energetisch zu

verbessern. Innendämmungen sind

zwar nicht einfach, aber durchaus möglich.

Gerade zusammen mit natürlichen

und nachhaltigen Baustoffen ergeben

sich da ganz neue und innovative

Ansätze, die außergewöhnliche

Wohnwerte schaffen“, sagt Architekt

Veit Hunsicker.

10 EvO WINTER 2024/2025


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

EIN SOLARDACH UND

VIEL „SMARTE“ TECHNIK

Am Rande der Malscher Weinberge ließen

Rolf-Stefan Scheible und Doris Kruck im

Jahr 2018 ein kompaktes Haus in Holzrahmenbauweise

errichten, dessen Solardach

ganz ohne Ziegel auskommt. Die Haustechnik

und deren Energieverbrauch können

die Eigentümer in ihrem „Smart Home“

effizient steuern. Von Sibylle Heusel

„Wir wollten in der Energieversorgung

unseres Hauses möglichst eigenständig

werden“, sagt Rolf-Stefan Scheible

beim Rundgang durch den Neubau am

Fuß des Letzenbergs. Daher stand für

den Maschinenbau-Ingenieur von vornherein

fest, dass er ein reines Photovoltaik-Dach

haben wollte – und es

sollte gut aussehen. Aber auch die Baumaterialien

des neuen Heims sollten nur

einen kleinen Fußabdruck in der Umwelt

hinterlassen, so der Wunsch des

Paares in Malsch. Mit der Planung und

Bauleitung betrauten sie den Architekten

Berthold Maga in St. Leon-Rot,

der im ökologischen Hausbau sehr erfahren

ist. Tatsächlich habe der Bau

nicht nur den beantragten KfW-Standard

55 erreicht, sondern verhalte sich

energetisch fast wie ein Passivhaus,

konstatiert der Architekt. Bewusst ohne

Keller ausgeführt, „schwimmt“ das Betonfundament

auf einer 40 cm dicken

Schicht aus Glasschaumschotter – ein

Recyclingprodukt, das gegen Feuchtigkeit

und Wärmeverlust schützt. Diese

sogenannte „bewehrte“ Bodenplatte ist

nochmals durch eine Polystyrol-Schicht

gedämmt, im ganzen Haus liegt

Fußbodenheizung und Holzparkett.

Die Hauswände bestehen aus einer

Holzständerkonstruktion, verschalt mit

OSB-Platten und eingeblasener

Zellulosedämmung. Die Deckenkonstruktion

des Obergeschosses ist genauso

einfach wie schön anzuschauen:

Massive 16 cm starke Paneele aus

Eichenholz bilden eine sogenannte

Brettstapeldecke, die zum Teil auf

Stahlträgern ruht. Die dreifachverglasten

Fenster sitzen in Holzrahmen mit

einer Außenkaschierung aus zirka 1 mm

dünnem Aluminium – der Goldstandard

im Fensterrahmenbau, wie Architekt

Maga erklärt. Außen absolut

wetterfest und pflegeleicht, kann auch

helles Holz gewählt werden, das im

Innenraum freundlich wirkt.

Mit Solarstrom vom Dach, einem Batteriespeicher,

einer Wärmepumpe sowie

einer dezentralen Lüftungsanlage mit

Wärmerückgewinnung weist das Haus

alle Merkmale eines modernen Gebäudes

auf – darüber hinaus jedoch noch

etliche technologische Raffinessen.

Rolf Scheible erläutert die Haustechnik:

Wechselrichter, Steuerungsmodul

der Wärmepumpen, Stromspeicher,

Warmwasserspeicher und die Technik

für die Regenwasserzisterne sind in

einem kleinen Raum neben der Garage

untergebracht.

EvO WINTER 2024/2025

11


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Die Krönung: Solardach ohne Ziegel

Nicht etwa Ziegel bedecken das nach

Süden geneigte, mit Holzfaserplatten

und Zellulosematten gedämmte Pultdach.

Stattdessen liegen Dünnschichtsolarmodule

auf der Konterlattung,

insgesamt 208 Stück. Das Ganze sieht

von außen aus wie ein Glasdach. Die

leichtgewichtigen Module erzeugen

zwar etwas weniger Energie pro Quadratmeter

Fläche als kristalline Module

– bei diffusem Licht sind sie aber

lichtsensibler und bringen dann einen

besseren Stromertrag. Mit einer Spitzenleistung

von 14,85 kWp produzieren

sie auf einer Fläche von zirka 150 m 2

rund 16.000 Kilowattstunden (kWh)

Strom im Jahr. Das PV-Dach war und ist

ein Herzensprojekt des Bauherrn. „Eigentlich

haben wir das Haus unter das

Dach gebaut“, witzelt Architekt Bertold

Maga, der „seinen“ Zimmermann aus

langjähriger Zusammenarbeit mit in

das Baustellen-Team brachte. Eine enge

und im wahren Wortsinn konstruktive

Zusammenarbeit zwischen Solarfirma,

Zimmermannsbetrieb und Architekt war

unabdingbar. Auch die Handwerker kamen

alle direkt aus der Umgebung und

haben exzellente Arbeit geleistet, stellt

Rolf-Stefan Scheible zufrieden fest.

„Smart Grid“: Solarenergie und

Wärmepumpe bedarfsorientiert

koppeln

Die Monoblock-Wärmepumpe auf dem

Garagendach erwärmt das Wasser der

Fußbodenheizung direkt über einen integrierten

Wärmetauscher. Unterhalb, in

einem kleinen Raum neben der Garage,

sind der Wechselrichter, das Steuerungsmodul

der Wärmepumpe, Stromspeicher

sowie Warmwasserspeicher und

Technik für die Regenwasserzisterne

kompakt untergebracht. „Wir möchten

viel vom eigenen Solarstrom selbst nutzen

und möglichst wenig einspeisen“,

erklärt Rolf-Stefan Scheible. Daher wurde

der Wechselrichter des Solardachs

über ein Kabel mit der Wärmepumpe

verbunden. Immer, wenn ein Überschuss

an Solarstrom vorhanden ist, schickt

Spaß an der Gebäudeautomation mit dem

KNX-System: Jalousien, Heizung oder Beleuchtung

können auch per Display z. B. in den

Nacht- oder Tagmodus geschaltet werden.

der Wechselrichter ein entsprechendes

Signal an die Wärmepumpe, damit sie

den Strom für die Erzeugung von Warmwasser

nutzt. „Smart Grid“ heißt das auf

neudeutsch und bedeutet „intelligentes

Stromnetz“. Weil die Wärmepumpe hierdurch

weniger Phasen des Hochheizens

benötige, sei die Smart-Grid-Technik

nicht nur sehr effizient, sondern auch leise

und schone die Wärmepumpe. Damit

möglichst viel solare Wärmeenergie gespeichert

werden kann, hat Rolf-Stefan

Scheible den Pufferspeicher auf 1.000

Liter ausgelegt.

Smart, smart Home …

„Jetzt wird es ein bisschen technisch“,

warnt der Ingenieur beim Blick in den

Verteilerkasten vor. „Das hier heißt BUS-

Kasten (Binary Unit System) – und

enthält neben den klassischen Sicherungen

jede Menge Komponenten für die

Steuerung der Haustechnik – Gebäudeautomation

lautet das Stichwort.“

° Infobox

Interaktive Landkarte:

Infos zu PV-Anlagen

Das Solardach von Rolf-Stefan

Scheible ist auf der PV-Karte des

Photovoltaik-Netzwerks Rhein-

Neckar verzeichnet. Über die

interaktive Karte kann man Kontakt

zu Betreibern/Eignern von

PV-Anlagen aufnehmen. Hier sind

auch Photovoltaikanlagen auf

kommunalen Gebäuden verzeichnet.

Informationen zu Förderprogrammen

der Kommunen zu

Photovoltaik und Balkonkraftwerken

findet man hier ebenso.

Von den am Markt befindlichen Bus-

Systemen wählte Rolf-Stefan Scheible

nach Rücksprache mit dem Elektriker

aus dem Nachbarort das in Europa

bewährte KNX-System. Ob Lichtanlagen

oder Steckdosen, Rollläden, die

Nutzung des Regenwassers aus der

Zisterne oder das Sonnensegel auf der

Terrasse: Alle Vorgänge können automatisiert

werden. Dafür war es notwendig,

KNX-fähige Sensoren zu verbauen.

Diese sind mit den „Aktoren“ im Elektroverteiler

verbunden, die dann die gemessenen

elektronischen Signale in

mechanische Bewegungen umsetzen.

Rolf-Stefan Scheible erläutert es am

Beispiel Fenster: Sensoren in den Fensterrahmen

reagieren auf einen Magneten

im Fensterflügel. Diese Kontakte,

sogenannte Reed-Schalter, seien in

erster Linie für die Funktion der Alarmanlage

von Bedeutung, können aber

auch verwendet werden, um die Heizung

dieses Raumes bei geöffnetem

Fenster herunter zu regeln oder beim

Öffnen der Fenster den Rollladen automatisch

auf eine Lüftungsposition

zu fahren. Andere Beispiele für automatisierte

Anwendungen: Die Lüftungsanlage

schaltet sich ein, wenn der

CO₂-Sensor einen bestimmten Wert

signalisiert, oder die Regenwasserversorgung

schaltet auf Trinkwasser um,

wenn die Zisterne leer ist. Auch „Anwendungspakete“

(sogenannte Szenen)

lassen sich schnüren: So können beim

Verlassen des Hauses auf einem zentralen

Display gleich mehrere Stromverbraucher

mit einem Tastendruck

ausgeschaltet werden.

„Bürger beraten Bürger“

Die eigenen Erfahrungen und das

Know-how teilen der Maschinenbau-

Ingenieur und andere technikbegeisterte

Nachbarn mit den Mitbürgern der

Gemeinde: Seit 2020 sind sie in der

„Klimawerkstatt“ in Malsch aktiv. Die

Gruppe will nach dem Motto „Bürger

beraten Bürger“ andere motivieren und

unterstützen – etwa beim Bau einer

Photovoltaikanlage oder bei der Vorbereitung

einer Altbausanierung.

Weitere Informationen:

→ pv@kliba-heidelberg.de

12 → pv-karte-rhein-neckar.kliba-

EvO WINTER 2024/2025

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Bei Fragen zum Thema Umwelt- und Energie

wenden Sie sich an unseren Berater

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EvO WINTER 2024/2025

13


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

„WIR WOLLEN

SO WENIG

WIE MÖGLICH

FOSSILE ENERGIE

VERBRAUCHEN!“

In mehreren Schritten haben Gerlind Wallon

und Andrew Moore ihr Einfamilienhaus in

Nußloch umfassend modernisiert und damit

den Wärmebedarf des Gebäudes aus

den 1960er Jahren um 66 Prozent reduziert.

Ihre Erfahrungen gaben sie am Aktionswochenende

„GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ am

21. und 22. September 2024 an Interessierte

weiter. Von Sibylle Heusel

Die gesamte Technik für

Wärmepumpe und Photovoltaik-

Anlage findet in einem Kellerraum

Platz – inklusive Stromspeicher

und Warmwasserspeicher.

„Zwölf Besucherinnen und Besucher

kamen, um unser Haus anzuschauen“,

berichtet Gerlind Wallon, erfreut über

das große Interesse bei der Aktion

„GUT SANIERT?! ANSEHEN!“. Als sie das

1966 errichtete Gebäude im Jahr

2011 erwarb, wurden vor dem Einzug

alle Strom- und Wasserleitungen neu

verlegt, auch Küche und Bad wurden

komplett modernisiert. Alles andere

blieb erstmal im Status Quo, inklusive

der Ölheizung. Im Verlauf der letzten

fünf Jahre packte sie dann gemeinsam

mit ihrem Mann, Andrew Moore, die

energetische Sanierung an. „Wir wollen

so wenig wie möglich fossile Energie

verbrauchen“, erklärt das Ehepaar. Beide

sind studierte Biochemiker und

beschäftigen sich auch beruflich damit,

wie Stoffkreisläufe umweltfreundlich

gestaltet werden können. Ehrenamtlich

engagieren sie sich bei der „Waldvision

Nußloch“ und bei „Nußloch

intakt“: Während Andrew Moore ein

Repair-Café gründen möchte, ist

Gerlind Wallon in der AG Naturnahe

Gärten aktiv. Zudem arbeitet sie in

der Nußlocher Gruppe des landesweiten

Projekts „Klimaschutz in kleinen

Kommunen und Stadtteilen durch

ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen“

(KlikKS) mit, wo Bürger in Kooperation

mit ihrer Gemeinde Klimaschutz-Projekte

selbst durchführen (Bericht über

KlikKS in Eppelheim ab Seite 26).

Dämmung ist „halbe Miete“

Als erstes ließen sie das Dach dämmen:

Der fensterlose Spitzboden, erreichbar

über eine schöne alte Dachbodenleiter

aus Holz, wurde 2019 mit einer

Einblasdämmung aus Zelluloseflocken

versehen (U-Wert 0,32 W/m 2 K). Zwei

Jahre später wurden die zeittypischen

Glasbausteine gegen ein modernes

Element mit Dreifachverglasung

(U-Wert 1,1 W/m 2 K) getauscht und eine

neue Haustüre aus Aluminium eingebaut,

die einen U-Wert von 0,88 W/m 2 K

aufweist.

Über eine Nachbarin, die ihr Haus

ebenfalls energetisch sanieren wollte,

kamen Gerlind Wallon und Andrew

Moore mit dem Energieberater Wolfgang

Schwab von der Firma Braun

Energiedienstleistungen in Mühlhausen

in Kontakt. Er erstellte einen „individuellen

Sanierungsfahrplan“ (ISFP) für

das Haus. „Ein solcher Plan beinhaltet

alle Maßnahmen, die energetisch

sinnvoll sind und auch möglichst zu

einem Effizienzhaus führen“, erläutert

Schwab. Ob die Baufamilie dann alle

14 EvO WINTER 2024/2025


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Maßnahmen oder nur Teile davon umsetze,

liege in deren eigenem Ermessen.

Bei Gerlind Wallon und Andrew Moore

stand 2023 die Dämmung der kompletten

Außenhülle des Gebäudes an: Einbau

neuer Kunststofffenster, die einen

Gesamt-U-Wert von 0,8 W/m 2 K haben –

die Glasflächen alleine lassen mit 0,6 W/

m 2 K sogar noch weniger Wärme durch.

Vor allem bei großen Glasflächen macht

das energetisch einen echten Unterschied,

wie Wolfgang Schwab erläutert.

Die Außenwände bekamen eine 14 cm

dicke Dämmung aus Polystyrol (EPS). Der

U-Wert der Wand liegt damit bei 0,18

W/m 2 K. Bei allen Maßnahmen aus dem

ISFP war Wolfgang Schwab als „Baubegleiter“

übrigens immer wieder vor Ort,

um die fachgerechte Durchführung zu

prüfen. Er erstellte auch den Abschlussbericht

und stellte die Förderanträge bei

der BAFA. Die Bauleitung hingegen –

also die Beauftragung und Koordination

der Handwerksbetriebe – hat Gerlind

Wallon selbst übernommen. Eine Lüftungsanlage

hat das Ehepaar nicht einbauen

lassen – das Lüften wird händisch

erledigt. Mit Feuchtigkeit haben

sie keine Probleme. „Wir haben eher

Mühe, genügend Luftfeuchte in das

Haus zu bekommen“, witzelt die

Hausherrin.

Mit Wärmepumpe und PV-Anlage

viel Strom und CO₂ vermeiden

Zeitgleich mit der Fassadendämmung

stand ein weiterer Punkt aus dem ISFP

auf dem Programm: Austausch der Ölheizung

und Einbau einer Luft-Wasser-

Wärmepumpe. Sie wurde an der südlichen

Außenfassade platziert und wird

vorrangig mit der Photovoltaik-Anlage

auf der Südseite des Daches betrieben –

beide Anlagen sind auf eine Spitzenleistung

von je 10 kW ausgelegt. Um

auch an trüben Tagen noch Sonnenstrom

nutzen zu können, hat das Paar

einen Stromspeicher mit einer Kapazität

von 10,24 kW angeschafft. „Damit können

wir zumindest einen dunklen Tag

überbrücken“, freuen sie sich.

Im Winter 2023/24 kam das Aha-Erlebnis:

„Mit der Außendämmung und den

neuen Fenstern haben wir im Vergleich

zu vorher nicht einmal die Hälfte der

Energie verbraucht“, freut sich Andrew

Moore. Als selbstständig tätiger Wissenschaftler

und Autor des Fachbuches

„The Decarbonization Delusion“ liegt

ihm die Abkehr von fossilen Energien

quasi von Berufs wegen am Herzen. Mit

großflächigen, modernen Heizkörpern

ausgestattet, konnte das Ehepaar den

gesamten Wärmebedarf des Hauses

um 66 Prozent reduzieren. In dem ungedämmten

Haus brauchten sie 1.500 l

Heizöl und 2.000 kWh Strom pro Jahr

(gesamt 16.700 kWh/a). Nach der

Sanierung mit Dämmung und Wärmepumpe

verzeichnen sie einen Jahresverbrauch

von 5.743 kWh. Davon bezog

das Ehepaar nur 2.697 kWh aus dem

Netz – das heißt, rund 53 Prozent des

benötigten Stroms kam von der eigenen

PV-Anlage. „Wir heizen das Haus im

Winter ausschließlich mit der Wärmepumpe,

das klappt wunderbar“, stellt

Gerlind Wallon fest.

Unter vielen Sanierungsmaßnahmen

wurde das Dach mit Einblasdämmung

gedämmt (oben) und eine Luft-

Wasser-Wärmepumpe eingebaut.

Die beiden Biochemiker haben auch

ausgerechnet, wieviel CO₂ sie der

Atmosphäre jetzt ersparen: Im Vergleich

zum ungedämmten, mit Öl

beheizten Haus sind es rund 64 Prozent

weniger. Als Wissenschaftlerin hat

Gerlind Wallon dabei natürlich auch

den CO₂-Ausstoß bei der Herstellung

von PV-Anlage und Dämmmaterial

berücksichtigt.

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EvO WINTER 2024/2025

15


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

SANIERUNG

MIT HOLZ, HANF

UND LEHM

Das Zweifamilienhaus sieht auf den ersten Blick aus wie ein modernes Holzhaus.

Im Kern stammt es aber aus dem 19. Jahrhundert. Schritt für Schritt

baute Alex Schmitt das sanierungsbedürftige Gebäude in Schönau-Altneudorf

um in ein Wohlfühlhaus mit modernen energetischen Standards. Bei der

KLiBA-Aktion „GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ im September 2024 konnten die

Besucherinnen und Besucher entdecken, was hinter der Fassade steckt

und wie eine Modernisierung mit ökologischen Baustoffen funktioniert.

Von Sibylle Heusel

Es fiel in die Kategorie „Handwerker

aufgepasst“, und Alex Schmitt scheint

selbst noch ein wenig erstaunt darüber,

dass er das Haus gekauft hat. „Hier sah

es vor drei Jahren noch ganz anders

aus“, berichtet der Kfz-Mechaniker.

„Wir haben viel Erdreich abgetragen

und einen zweiten Anbau abgerissen,

um den Hof zu vergrößern.“ Das Zweifamilienhaus

aus dem 19. Jahrhundert

umfasst jetzt den Altbau, der im

Erdgeschoss aus Sandstein und im

Obergeschoss aus Bimsstein besteht

sowie einen Anbau aus den 1970er

Jahren. Außerdem gibt es ein Nebengebäude

mit viel Raum etwa für eine

Werkstatt. Ein kleiner Bauerngarten

befindet sich auf der Südseite hinterm

Haus. „Es war einfach Zeit für mehr

Platz“, beschreibt Alex Schmitt seine

Motivation für den Kauf im Jahr 2021.

Zudem wollte er weg aus der Stadt

und naturverbunden wohnen.

Holz und Hanf: Keine Chance

für Wärmebrücken

Die Bauleitung für die Sanierung hat

der Mechaniker einem kleinen Zimmereibetrieb

in Finkenbach übertragen.

„Wir haben fast alles an dem Haus

gemacht“, berichtet Lars Wenzel. Der

Name seines Betriebs „Wenzel Naturbaustoffe“

deutet schon darauf hin:

Hier werden ökologische Materialien

verwendet wie Holz, Hanf und Lehm.

„Wir wollen keinen Sondermüll verbauen“,

skizziert der gelernte Zimmerer

seine Einstellung.

Der Altbau wurde komplett mit einer

Holzständerkonstruktion umbaut,

wie sie bei Holzneubauten üblich ist.

Zwischen Mauerwerk und Holzfaserplatten

wurde die Dämmung aus Stopfhanf

eingebracht, die stellenweise bis

zu 20 cm dick ist (U-Wert 0,18 W/m² K).

Nach außen ist die Konstruktion mit

Lärchenholz verschalt, das Alex Schmitt

eigenhändig mit farbpigmentiertem

Öl gestrichen hat: „Gleich, als das

Gerüst noch stand.“ Die neuen weißen

16 EvO WINTER 2024/2025


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Kaum wiederzuerkennen:

Das Haus von Alex Schmitt wurde mit

Hanf und Holz „eingepackt“.

EvO WINTER 2024/2025

Holzfenster mit Dreifachverglasung

sitzen nicht etwa in der Fensterlaibung

des Altbaus, sondern in der Holzständerkonstruktion

davor. „So gibt es

keinerlei Wärmebrücken“, erklärt Lars

Wenzel die Vorgehensweise. Drinnen

entstanden dadurch sehr tiefe Fensterbänke,

die Alex Schmitt mit Lehmputz

in ästhetisch ansprechende Nischen

verwandelte. „Hier kann man auch

sitzen“, freut er sich.

Die Eigenschaften von Stopfhanf

Auch das Dach ist mit einer Zwischensparrendämmung

aus 14 cm dickem

Stopfhanf versehen, die außen mit 14

cm starken Holzfaserplatten (U-Wert

des Daches insgesamt 0,14 W/m² K) abschließt.

Darauf sitzt die Holzlattung

mit den Ziegeln. Nach innen wurde der

hohe Spitzboden mit Seekieferplatten

verschalt. Hier entsteht ein großer

Schlafraum. „Das Haus ist vom Erdgeschoss

bis zum Dach eingehüllt in eine

Dämmschicht aus Hanf und Holz“, freut

sich Alex Schmitt. Lediglich der Haussockel

wurde zum Erdreich hin mit

10 cm dicken Styrodurplatten gedämmt.

Denn Hanf würde sich hier mit

Feuchtigkeit vollsaugen. Oben ist diese

Eigenschaft dann ein Vorteil: Die Naturfaser

kann Feuchtigkeit aufnehmen,

gibt sie aber auch wieder ab. Daher

wurde bei dieser Sanierung komplett

auf Dampfsperren verzichtet. Während

bei anderen Materialien Dampfsperren

vorgeschrieben sind, dürfe dieser

Dämmstoff ohne Folie verbaut werden,

erläutert Lars Wenzel. Bei der Verwendung

der Baustoffe ist der Zimmerer

sehr konsequent: Er bezieht ausschließlich

die Hanffaser „Uckermark“, die

nicht mit Kunststoffen angereichert

und auch nicht mit Brandschutzmitteln

versetzt werde. Hanf ist der Brandschutzklasse

„B1 schwer entflammbar“

zugeordnet, genau wie Styrodur. „Im

Gegensatz zu Kunststoffen glimmt

Hanf aber allenfalls – und nur dort, wo

Sauerstoff vorhanden ist“, erklärt der

Zimmerer. Da der Stopfhanf sehr dicht

eingebracht werde, sei diese Gefahr

äußerst gering.

17


BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Den Innenausbau führt Alex Schmitt mit Holz

und Lehm aus.

Lehm- und Kalkputz

fürs Wohnklima

Beim Innenausbau hat Alex Schmitt

zunächst sämtliche Strom- und Wasserleitung

erneuern lassen. In den

Bädern und Küchen verschwinden die

Leitungen hinter Holzverschalungen,

die ebenfalls mit Stopfhanf gedämmt

wurden. Wegen der schimmelresistenten

Eigenschaften verwendete er

hier reinen Öko-Kalkputz. Hinter dem

Waschbecken schützen zur Sicherheit

eine Glasfläche oder Kacheln die

Wand vor Wasserspritzern. Die Dusche

dagegen hat Alex Schmitt mit großen

Platten aus Kalkstein-Travertin versehen.

„Den wollte ich unbedingt

haben“, schwärmt der Mechaniker. Als

Wasserschutz erhielten die Platten

eine Imprägnierung.

Im Wohnzimmer konnte der Hobby-

Handwerker die Vorteile von Lehmputz

voll zur Geltung bringen: Mal dünner,

mal dicker aufgetragen, wurden die

Kanten mal rund, mal eckig gestaltet.

So konnten mit dem dampfdiffusionsoffenen

Material vorhandene

Unregelmäßigkeiten im Gemäuer ausgeglichen

werden. Die Wände in der

großen Wohnküche bekamen so „von

Natur aus“ die Farbe „Cappuccino“.

In manchen Räumen hat das Paar

den Kalk- oder Lehmputz mit weißer

Kalkfarbe überstrichen. Die teils alten

und teils in Eigenarbeit neu verlegten

Holzfußböden und Holztreppen

haben Alex Schmitt und seine Partnerin

abgeschliffen und mit Naturöl

und Wachs behandelt. „Wir halten

alles in weiß und lehmfarben, das passt

gut zum Holz“. So entsteht ein natürlicher

Gesamteindruck im Landhausstil.

Während das Paar im Obergeschoss

bereits wohnt, ist im Erdgeschoss noch

Baustelle. Die untere Wohnung wird

barrierefrei, denn hier soll einmal die

Mutter einziehen.

Die Wärmepumpe steht schon

teuer geworden. Sein Heizungsbauer,

die Firma Beckenbach in Heiligkreuzsteinach,

habe ihn dann über die

Möglichkeiten einer Wärmepumpe informiert.

Das Gerät steht nun im Garten

und ist auf eine Leistung von 11 kWp

ausgelegt. Für die Heizung ist ein Wasserspeicher

von 300 Litern vorgesehen,

für die Sanitärnutzung 200 Liter. „Jetzt

bin ich froh, dass ich mit der Pelletheizung

erstmal zögerlich war“, freut

sich Alex Schmitt. Stefan Beckenbach

war es auch, der ihn auf die KLiBA-

Aktion „GUT SANIERT?! ANSEHEN!“

aufmerksam gemacht hat.

Seit drei Jahren arbeitet der Kfz-

Mechaniker nun an seinem „Landsitz“.

„Es ist wahnsinnig viel Arbeit“, gibt er

zu. Mit viel Eigenarbeit sparen Alex

Schmitt und seine Freundin aber erhebliche

Kosten ein. Für die Dachdämmung

und die Wärmepumpe sind

Förderungen bei der BAFA beantragt.

Und bald möchten sie auch mit Photovoltaik

Strom gewinnen, denn zwei

der Dachflächen zeigen nach Süden.

„Eigentlich wollte ich eine Holzpelletheizung“,

erzählt der Kfz-Mechaniker

beim Rundgang durch das Gebäude.

Die hätte aber sehr viel Platz im Keller

beansprucht und wäre auch sehr

18 EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

WIR

MANAGEN

DEN

KLIMA-

SCHUTZ

IN DER

REGION

Sie sind Ansprechpartnerinnen

für Bürger und Verwaltungen,

haben zahlreiche Aufgaben und

sind mit vollem Einsatz dabei:

Zwei Klimaschutzmanagerinnen

aus Kommunen des Rhein-

Neckar-Kreises stellen ihren

vielfältigen Beruf vor.

Von Benjamin Jungbluth

EvO WINTER 2024/2025

„KLIMASCHUTZ

MACHT NICHT AN

ORTSGRENZEN HALT“

Eva-Maria Elfner-Häfele, GVV Schönau

Wenn Eva-Maria Elfner-Häfele über ihre

Aufgaben als Klimaschutzmanagerin

des Gemeindeverwaltungsverbands

(GVV) Schönau spricht, muss sie oft erst

einmal diese kommunalpolitische Besonderheit

erklären. „Ich bin für die Gemeinden

Schönau, Heiligkreuzsteinach,

Heddesbach und Wilhelmsfeld zuständig,

die zusammen den Verband bilden

und dort übergeordnete Aufgaben gemeinsam

angehen. Der Klimaschutz

passt in diese Konstruktion sehr gut rein,

denn er betrifft eben alle Menschen

und macht nicht an Ortsgrenzen halt“,

erklärt Elfner-Häfele. Sie selbst kommt

aus der Region und ist hier stark verwurzelt,

entsprechend eng ist ihr Bezug

zu den vier Odenwald-Kommunen. Zum

Klimaschutz kam sie beruflich hingegen

über Umwege. Nach ihrem Studium in

BWL, Marketing und Kommunikation

arbeitete sie rund 20 Jahre lang in verschiedenen

Unternehmen in der Administration,

der Fördermittelakquise und

im Projektmanagement. „Da waren

durchaus Klimaschutzprojekte dabei,

aber erst mit der Stelle beim Gemeindeverwaltungsverband

wurde das mein

Hauptaugenmerk“, sagt Elfner-Häfele.

Im August 2023 trat sie die neue Position

an und nutzt seitdem ihre berufliche

Expertise – schließlich ist die Kommunikation

mit der Verwaltung und den

19


KOMMUNEN

Bürgern eine ihrer Hauptaufgaben.

„Gerade die Öffentlichkeitsarbeit liegt

mir, auch durch meine freiberufliche

Tätigkeit für die Rhein-Neckar-Zeitung.

So kann ich meine Erfahrung nutzen,

wie Klimakommunikation verständlich

und auf Augenhöhe mit den Menschen

gelingen kann.“ Das relevante Fachwissen

eignete sich die Klimaschutzmanagerin

zudem in einer mehrmonatigen

Fortbildung an.

Da ihre Stelle beim GVV Schönau neu

geschaffen wurde, musste sie zunächst

sämtliche Strukturen aufbauen: Mit

allen Gremien in allen vier Gemeinden

sprechen, sich und ihre Arbeit erst einmal

bekannt machen sowie die unterschiedlichen

Herausforderungen und

Möglichkeiten der einzelnen Kommunen

kennenlernen. „Vieles ist naturgemäß

von der jeweiligen Haushaltslage

abhängig, andere Bereiche sind aber

auch vorgegeben. So ist die kommunale

Wärmeplanung aktuell überall ein

Thema. Als Einzelkämpferin muss ich

dann schauen, wie solche Aufgaben vor

Ort konkret umgesetzt werden können“,

erklärt Elfner-Häfele. Einige Aktionen

konnte sie in ihrem ersten Dienstjahr

schon anstoßen: Eine sehr gefragte Förderung

von Balkonkraftwerken, ein

Jobrad-Angebot für die Verwaltungen

und Radabstellanlagen an Bushaltestellen.

Mit der Sinsheimer Klima Arena

organisierte sie eine Kooperation, um

der Bürgerschaft diesen besonderen

Lern- und Erlebnisort näher zu bringen.

„Man muss die Menschen für das

Thema sensibilisieren und sie inhaltlich

mitnehmen“, betont Eva-Maria Elfner-

Häfele, die selbst naturnah lebt und

als Hobby-Imkerin einen engen Bezug

zu ihrer Umwelt hat. „Deshalb ist die

richtige Kommunikation so wichtig:

Klimaschutz beginnt, wenn die Menschen

über das Thema reden und

informiert werden.“

→ Kontakt

Gemeindeverwaltungsverband Schönau

Eva-Maria Elfner-Häfele

elfner-haefele@gvv-schoenau.de

www.gvv-schönau.de/klimaschutz

„ICH BRENNE

FÜR DEN

KLIMASCHUTZ“

Marie Luise Blau, Wiesloch

Es ist vor allem ihre persönliche Begeisterung

für das Thema, die Marie

Luise Blau in ihre jetzige Position

als Klimaschutzmanagerin der Stadt

Wiesloch gebracht hat. Zwar ist

ihr Studium der Architektur und Stadtplanung

heute eine wichtige Grundlage

für ihre Tätigkeit in der kommunalen

Verwaltung, weil sie sich dabei

bereits mit energetischen Gebäudehüllen

und nachhaltigen Heizungssystemen

beschäftigt hat. Doch

zunächst arbeitete sie beim Fraunhofer

Institut in Stuttgart in der Forschung.

Erst während der Elternzeit

nach der Geburt ihrer ersten Tochter

orientierte sie sich beruflich neu.

„Ich wollte etwas tun, das sinnhaft

ist – und ich brenne nun einmal für den

Klimaschutz. Deshalb wollte ich in

diesem Bereich auch beruflich aktiv

werden“, erzählt Luise Blau. In Waldbronn

bei Karlsruhe ergab sich

schließlich die Möglichkeit, als kommunale

Klimaschutzmanagerin tätig

zu sein. „Außerdem war ich dort näher

an meinem Heimat- und Wohnort

Ubstadt-Weiher. Nach drei Jahren

wurde dann in diesem Sommer die

Stelle in Wiesloch frei. Da habe ich die

Möglichkeit ergriffen und bin in die

Rhein-Neckar-Region gewechselt“,

sagt Blau.

In Wiesloch fand sie optimale Bedingungen

für ihre Arbeit vor. Ihre

Vorgängerin hatte bereits 2021 das

kommunale Klimaschutzkonzept

erstellt, außerdem ist das Thema sowohl

der Stadtpolitik als auch der

Verwaltung wichtig. Zusammen mit

zwei Kollegen, die für den Bereich

Umweltschutz zuständig sind, kann sie

nun sowohl die Mitarbeiter der Stadt

als auch die Bürger bei zahlreichen

Themen unterstützen. „Aktuell ist

sogar eine vierte Stelle für unser Team

geplant als Schnittstelle für den

Klima- und den Umweltschutz. Wir

sind also sehr gut aufgestellt“, freut

sich Blau. Inhaltlich ist derzeit vor

allem die Umsetzung der ebenfalls

bereits erstellten Wärmeplanung ein

wichtiges Thema. Dabei geht es

sowohl um öffentliche Gebäude als

auch um Privathäuser. „Wir begleiten

unsere Bürger gemeinsam mit unseren

Stadtwerken bei der Frage, ob und

wie sie künftig auf Fernwärme setzen

können. Aufgrund unserer recht

städtischen und kompakten Struktur

werden wir einen Großteil unserer

Kernstadt wohl auf diese Weise versorgen

können. Den restlichen Bürgern

stehen wir beim Umstieg auf regenerative

Energieträger zur Seite“, erzählt

Blau. Das Gleiche gilt für die Anschaffung

von Photovoltaik-Anlagen, für

deren Planung Wiesloch kostenlose

Beratungen anbietet. Und schließlich

ist das Thema Klimaanpassung von

hoher Bedeutung. „Darunter fallen

Bereiche wie Hochwasserschutz, Entsiegelung

von Flächen oder Konzepte

für Hitzesommer. Das alles muss

man beim Klimaschutz mitdenken,

denn die Reduzierung von CO₂ allein

reicht bei weitem nicht aus“, erklärt

Marie Luise Blau. „Aber gerade diese

Bandbreite ist es, die unser Berufsfeld

so spannend und abwechslungsreich

macht.“

→ Kontakt

Stadt Wiesloch

Marie Luise Blau

m.blau@wiesloch.de

www.wiesloch.de

20 EvO WINTER 2024/2025


Klimaschutz in in der der Region

Stadtwerke Heidelberg unterstützen Projekte

von von Umweltverbänden

Die drei Die Umweltverbände drei NABU Rhein-Neckar-Odenwald, NABU Ökostadt Ökostadt Rhein-Neckar Rhein-Neckar e.V. und e.V. BUND und Heidelberg BUND Heidelberg bieten bieten spannendnende

Klima- Klima- und Naturschutz-Projekte und für alle für Altersgruppen alle Altersgruppen an. Unterstützt an. Unterstützt wird ihre wird Arbeit ihre seit Arbeit dem seit Jahr dem 2009 Jahr von 2009 von

span-

den Stadtwerken den Stadtwerken Heidelberg: Heidelberg: Die vier Die Partner vier Partner haben haben einen gemeinsamen einen gemeinsamen Klimaschutzfonds eingerichtet, eingerichtet, das aus das dem aus dem

Verkauf Verkauf von Ökostrom von Ökostrom gespeist gespeist wird. Die wird. Aktivitäten Die Aktivitäten der Verbände, der Verbände, die sie die aus sie diesen aus diesen Mitteln Mitteln finanzieren, finanzieren, sind vielfältig. sind vielfältig.

Auch in Auch diesem in diesem Sommer Sommer erhielten erhielten die drei die Umweltschutzverbände drei je einen je Scheck einen über Scheck 25.000 über 25.000 Euro von Euro den von Stadtwerken den Stadtwerken Heidelberg Heidelberg für für

ihre Klimaschutz-Projekte ihre in der Region. in der Region.

NABU NABU Rhein-Neckar-

Odenwald Odenwald

näherbringen, näherbringen, wie sich wie die sich Gewässer die Gewässer der der Natur vor Natur der vor Haustür der Haustür näher kennen, näher kennen, erweiterweitern

ihre Artenkenntnis ihre Artenkenntnis und können und können

er-

Elsenz oder Elsenz des oder Neckars des Neckars und damit und die damit die

Lebenswelt Lebenswelt vieler Wasserinsekten vieler Wasserinsekten den in den bei vielen bei Projekten vielen Projekten auch selbst auch aktiv selbst aktiv

Ob Fledermaus-Freund, Ob Botanik- Botanik- und und letzten letzten Jahren durch Jahren den durch Klimawandel den Klimawandel werden. werden.

Vogelliebhaber Vogelliebhaber oder allgemein oder allgemein Natur- Natur- verändert verändert haben. haben.

Interessierte Interessierte – der NABU – der Rhein-Neckar-

NABU Rhein-Neckar-

Für Kinder Für im Kinder Grundschulalter im Grundschulalter startete startete

Odenwald Odenwald bietet für bietet alle für ein alle umfassendes ein umfassendes Einmal Einmal im Monat im bietet Monat NABU bietet außerdem NABU außerdem 2024 erstmals 2024 erstmals die Aktion die Freche Aktion Fledermäusemäuse.

Kinder und Kinder ihre und Eltern ihre erhalten Eltern erhalten

Freche Fleder­

Programm. Programm. Dazu zählen Dazu seit zählen vielen seit Jahren vielen Jahren den Aktionsnachmittag den Action for Action Nature for Nature

Naturschutz-Expeditionen, die Kindern die Kindern für Jugendliche für Jugendliche an. Dabei an. lernen Dabei sie lernen die sie die dabei spannende dabei spannende Informationen Informationen über die über die

EvO WINTER 2024/2025

Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | Klimaschutz in der Region in der Region 02.24 02.24

21


heidelberg VEREINT

Klima schützen – und gleichzeitig Sportvereine

unterstützen

Das Angebot heidelberg VEREINT können alle Sportvereine und deren Mitglieder nutzen. So fördern sie Klimaschutzprojekte

in der Region und sorgen dafür, dass gleichzeitig pro Neukunde 50 Euro und 15 Euro pro Verlängerung von

Bestandskunden in die Vereinskassen fließen.

Action for Die Nature: Stadtwerke Bei diesem Heidelberg Projekt des NABU Rhein-Neckar-

Odenwald und werden der Sportkreis die Kids und Heidelberg

haben eine gemein-

Jugendlichen selbst aktiv.

Bei der Aktion Freche Fledermäuse erhalten Kinder im Grundschulalter

spannende Informationen über die Lebensweise der

Fledermaus – und das auf spielerische Art.

same Aktion gestartet, um

Lebensweise Klimaschutz der Fledermaus, und die Förderung

wie von Fledermaus Sportvereinen + Motte,

außerdem

gibt es Spiele

bei dem in nachgestellt der Region zusammenzubringen:

per Ultraschall Mit heidelberg Insekten fangen.

wird, wie Fledermäuse

Zum Abschluss VEREINT wird erhält das ein Stadtwerke- Sportverein

der eine Dämmerung Prämie in mit Höhe

Gelände

Fledermaus-Detektoren von 50 Euro, sobald abgesucht, eines

um den seiner rasanten Mitglieder Flug der Neukunde Tiere am

Abendhimmel für das beobachten Ökostrom-Produkt zu können.

heidelberg KLIMA wird. Zusätzlich

viele zahlt weitere der Aktionen Energie-

und

Diese und

Angebote versorger zum Lernen 15 Euro und in Mitmachen den für

Kinder und gemeinsam Erwachsene mit Umweltverbänden

verwalteten Klima-

finden sich unter:

www.nabu-rno.de

schutzfonds.

Mehrmals im Jahr veranstaltet der

Umweltschutzverein außerdem das

Repair Café: Im Einsatz gegen die

Wegwerfgesellschaft unterstützen dort

ehrenamtliche Fachleute Teilnehmende

bei der Reparatur von Elektrogeräten,

Fahrrädern und anderen Gegenständen.

Termine sind hier veröffentlicht:

www.oekostadt.org

Ökostadt Rhein-Neckar e.V. hat sich ausserdem

auf die Fahne geschrieben, lokale

Akteure rund um das Thema Reparatur

besser zu vernetzen: Der Runde Tisch

Reparatur soll Projekte und Maßnahmen

zum Reparieren anstoßen, außerdem

wurde eine öffentliche Online-Plattform

entwickelt, die viele Möglichkeiten für

Reparaturen sowie Tipps dazu aufzeigt.

Abrufbar ist sie im Web unter:

tinyurl.com/

RunderTischReparatur

Sportvereine fördern Teamgeist und bringen oft ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die ihre

Michael Teigeler, Geschäftsführer

der Rhein-Neckar Stadtwerke Hei - e.V.

Freude am Sport verbindet. Mit heidelberg VEREINT können Mitglieder ihre Vereine jetzt unterstützen.

Ökostadt

delberg Energie, betont: „Wir fördern Angebote und Projekte fortführen und für das Klima – und somit für die

Seit vielen immer Jahren wieder organisiert gerne regionale Ökostadt Projekte

Rhein-Neckar aus den e.V. Bereichen Exkursionen Sport, Auf Kultur, den Bil dung,

Spuren Soziales. des Klimawandels: Denn damit Kinder können und wir der

Jugendliche Gesell erfahren schaft, in dabei, der wir wie leben der und arbeiten,

auch die wieder Ökosysteme etwas verändert. zurückgeben.

Klimawandel

Alleine Mit im Jahr dem 2023 Sportkreis hat Ökostadt Heidelberg 16 kooperieren

durchgeführt wir schon lange – erstmals und wissen daher,

Exkursionen

auch das wie Rollen- herausfordernd und Actionspiel es in den Das heutigen

Geheimnis Zeiten des ist, Waldes. die Vereinskosten Die Jugendlichen zu finanzieren.

die Dabei Wechselwirkungen

verdienen Sportvereine

lernen dabei,

zwischen Unterstützung Bäumen, Pilzen für ihr und Engagement, auch Tieren das

können.“

Ralf Fülop, Geschäftsführer des Sportkreises

Heidelberg, ergänzt: „Wir freuen

uns, wenn möglichst viele Vereine und

deren Mitglieder das Angebot der Stadtwerke

Heidelberg nutzen. Die Mitglieder,

die sich für das Produkt entscheiden, tun

gleich doppelt Gutes: für ihren Verein

Impressum

Gemeinschaft an ihrem Ort.“

Interessierte Vereine können sich hier

melden:

sportkreis-heidelberg.de

Mehr Infos auch hier:

www.swhd.de/heidelbergvereint

Redaktion: Ellen Frings (V.i.S.d.P.)

im Wald so zu vielen verstehen Bürgerinnen und Strategien und Bürgern Beim Repair Stadtwerke Café unterstützen Heidelberg GmbH ehrenamtliche Fachleute Fotos: die Teilnehmenden Stadtwerke Heidelberg, bei der NABU Rhein-

Unternehmenskommunikation

Neckar-Odenwald, Ökostadt Rhein Neckar,

zum Umgang zugutekommt: mit dem von Klimawandel klein bis groß, zu von Reparatur von Elektrogeräten, Fahrrädern und anderen Gegenständen.

Kurfürsten-Anlage 42 – 50

BUND Heidelberg, istock 1420057741 (c)Drazen

entwickeln. jung bis alt. Die Aktion heidelberg

69115 Heidelberg

Zigic

VEREINT trägt dazu bei, dass sie ihre

E-Mail: info@swhd.de

Alle Angaben ohne Gewähr.

6

22Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | heidelberg in der VEREINT Region 02.24

EvO WINTER 2024/2025


BUND BUND Heidelberg Heidelberg

Der BUND Der Heidelberg BUND Heidelberg organisiert organisiert seit seit

vielen Jahren vielen Jugend-Klimagipfel, Jahren bei de-benen junge nen Menschen junge Menschen über verschiedene über verschiedene

de-

Facetten Facetten des Klimaschutzes des Klimaschutzes debattieren debattieren

und Maßnahmen und Maßnahmen zum Schutz zum Schutz des Klimas des Klimas

entwickeln. entwickeln. Im September Im September 2023 fand 2023 er fand er

zum zwölften zum zwölften Mal statt: Mal Auf statt: der Auf Agenda der Agenda

standen standen Themen Themen wie die wie Vereinbarkeit die Vereinbarkeit

von Windenergieausbau von und Artenschutzschutz,

die sozial-ökologische die Verkehrs-

Verkehrs-

und Artenwendwende

sowie eine sowie gute eine Kommunikation

gute Kommunikation

für Klimaschutz. für Klimaschutz. Die Teilnehmenden Die Teilnehmenden engagiertegagierten

sich auch sich nach auch dem nach Jugend-

dem Jugend-

enklimagipfeklimagipfel

weiter zu weiter diesen zu diesen Fragen. Fragen. Das Das

BUND-Team BUND-Team denkt nun denkt darüber nun darüber nach, nach, Beim Jugend-Klimagipfel Beim diskutieren diskutieren Jugendliche Jugendliche über verschiedene über verschiedene Facetten Facetten des des

einen Klimagipfel einen Klimagipfel für alle für Altersgruppen alle Altersgruppen Klimaschutzes Klimaschutzes und entwickeln und entwickeln Strategien Strategien zu seiner zu Förderung. seiner Förderung.

durchzuführen. durchzuführen.

Fachvorträge Fachvorträge über Luft­ über und Luft­ Erdwärmepumpepumpen

für Wohngebäude für Wohngebäude an. Dabei an. Dabei den Projekten den Projekten oder Mitmach-Möglich-

oder 2023/24 2023/24 veranstaltete veranstaltete der BUND der Heidel-

BUND Heidel-

informiert informiert der Verein der über Verein Technik, über Technik, keiten finden keiten Interessierte finden Interessierte unter: unter:

und Erdwärme­

Termine Termine sowie Informationen sowie Informationen zu laufen-

zu laufen-

In den Wintersemestern In den Wintersemestern 2022/23 2022/23 und und

berg zusammen berg zusammen mit dem mit Studierendenwerk

jeweils werk jeweils einen Energiespar-Wettbe-

einen und Erdwärmepumpen.

und werb unter werb Studierendenwohnheimen.

unter Dazu verglich Dazu verglich der BUND der den BUND Stromver-

den Stromver-

dem Studierenden-

Kosten Kosten und Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit von Luft- von Luft- www.bund-heidelberg.de

brauch brauch der Häuser der Häuser und prüfte und die prüfte Anzahl die Anzahl

Mehr Mehr Infos… Infos…

der gekippten der gekippten Fenster, Fenster, um zum um Stoßlüften

zu animieren. ten zu animieren. Eine Begehung Eine Begehung in aus-

in aus-

…über …über den Klimaschutzfonds

den gewählten gewählten Wohnheimen Wohnheimen konnte konnte zusätz-

zusätz-

Kunden Kunden der Stadtwerke der Stadtwerke Heidelberg, Heidelberg, welche welche die Ökostrom-Tarife die Ökostrom-Tarife heidelberg heidelberg

zum Stoßlüf-

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liche Energiesparpotenziale liche aufzeigen. aufzeigen. KLIMA oder KLIMA neckartal oder neckartal KLIMA beziehen, KLIMA beziehen, unterstützen unterstützen mit ihrer mit Produktentscheidung

Klimaschutzprojekte dung in der Region. in der Region. Denn der Denn Energieversorger der Energieversorger zahlt für zahlt für

ihrer Produktentschei-

Das Siegerwohnheim Das Siegerwohnheim bekam bekam als Preis als Preis

eine Wohnheimsparty.

eine Wohnheimsparty.

jeden Neukunden jeden Neukunden 15 Euro 15 in Euro einen in 2009 einen eingerichteten 2009 eingerichteten Klimaschutzfonds Klimaschutzfonds ein, ein,

plus weitere plus weitere fünf Euro fünf für Euro jeden für Nachfolgevertrag jeden Nachfolgevertrag von Bestandskunden.

von Bestandskunden.

Weitere Weitere Veranstaltungen Veranstaltungen bietet der bietet BUND der BUND Die Mittel Die verwalten Mittel verwalten die Stadtwerke die Stadtwerke Heidelberg Heidelberg gemeinsam gemeinsam mit den mit drei den drei

auch immer auch wieder immer wieder rund um rund die um Themen die Themen Umweltschutzverbänden, die daraus die daraus Klimaschutzprojekte finanzieren. finanzieren.

Klimaschutz Klimaschutz und Ernährung und Ernährung an, zuletzt an, zuletzt

in Workshops in Workshops für Schulklassen für Schulklassen mit dem mit dem

…über …über heidelberg heidelberg KLIMA KLIMA

Titel Klimaschutz Titel Klimaschutz geht durch geht den durch Magen. den Magen.

Das Ökostrom-Produkt Das heidelberg heidelberg KLIMA ist KLIMA mit dem ist mit dem

Im Fokus Im standen Fokus standen Fragen Fragen wie: Wie wie: viel Wie viel

ok­ Power-Label ok­ Power-Label ausgezeichnet ausgezeichnet und zählt und damit zählt zu damit den zu den

Fleisch Fleisch ist für mich ist für vertretbar? mich vertretbar? Welchen Welchen

wirkungsvollsten wirkungsvollsten Ökostrom-Angeboten. Denn das Denn ok­Power- das ok­Power-

Einfluss Einfluss hat meine hat Ernährung meine Ernährung auf die auf die

Label steht Label für steht 100 für Prozent 100 Prozent Ökostrom Ökostrom und garantierte und garantierte

Umwelt Umwelt und das und Klima? das Zu Klima? welchen Zu welchen

Investitionen Investitionen in den Ausbau in den Ausbau erneuerbarer erneuerbarer Energien. Energien.

Problemen Problemen führt unsere führt unsere Produktvielfalt? Produktvielfalt?

Laut der Laut Nachhaltigkeitsplattform der Utopia.de Utopia.de sowie der sowie Verbraucher der Verbraucher zentrale zentrale

So zeigt So der zeigt BUND der Jugendlichen BUND Jugendlichen auf, auf,

zählt das zählt Siegel das ok­power Siegel ok­power zu den zu besten den besten Ökostrom-Labeln, Ökostrom-Labeln, an denen an sich denen sich

dass Klimaschutz dass Klimaschutz auch bei auch der bei Ernährung der Ernährung

Verbraucherinnen Verbraucherinnen und Verbraucher und Verbraucher orientieren orientieren können. können.

möglich möglich ist. ist.

Hinter dem Hinter Gütesiegel dem Gütesiegel steht der steht gemeinnützige der gemeinnützige Verein Energie Verein Energie Vision e.V., Vision ge-e.V.tragen vom tragen Freiburger vom Freiburger Öko-Institut Öko-Institut sowie dem sowie Forschungsinstitut dem HIR Hamburg HIR Hamburg

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Auch die Auch Zukunft die Zukunft des Heizens des Heizens beschäftigt beschäftigt

Institut Institut Research. Research.

den BUND den Heidelberg: BUND Heidelberg: Aktuell Aktuell bietet bietet

er in Online- er Online- und Präsenzterminen

und Präsenzterminen

EvO WINTER 2024/2025

23

Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | Klimaschutz in der Region in der Region 02.24 02.24


heidelberg VEREINT

Klima Klima schützen – und – und gleichzeitig Sportvereine

unterstützen

Das Angebot Das Angebot heidelberg heidelberg VEREINT VEREINT können können alle Sportvereine alle Sportvereine und deren und Mitglieder deren Mitglieder nutzen. nutzen. So fördern So fördern sie Klimaschutzprojektprojekte

in der Region in der Region und sorgen und sorgen dafür, dass dafür, gleichzeitig dass gleichzeitig pro Neukunde pro Neukunde 50 Euro 50 und Euro 15 und Euro 15 pro Euro Verlängerung pro Verlängerung von von

Bestandskunden in die Vereinskassen die Vereinskassen fließen.

sie Klimaschutz-

fließen.

Die Stadtwerke Die Stadtwerke Heidelberg Heidelberg

und der und Sportkreis der Sportkreis Heidelberg

haben berg eine haben gemein-

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Heidelsame

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Klimaschutz Klimaschutz und die und För-diderunderung von Sportvereinen von Sportvereinen

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in der Region in der Region zusammenzubringenzubringen:

Mit heidelberg Mit heidelberg

zusammen-

VEREINT VEREINT erhält ein erhält Sportverein

eine verein Prämie eine Prämie in Höhe in Höhe

ein Sport-

von 50 von Euro, 50 sobald Euro, sobald eines eines

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heidelberg heidelberg KLIMA wird. KLIMA Zusätzlicsätzlich

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der Energie-

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gemeinsam gemeinsam mit Umweltverbändebänden

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Klima-

mit Umweltverschutzfondsschutzfonds.

Sportvereine Sportvereine fördern fördern Teamgeist Teamgeist und bringen und bringen oft ganz oft unterschiedliche ganz unterschiedliche Menschen Menschen zusammen, zusammen, die ihre die ihre

Michael Michael Teigeler, Teigeler, Geschäftsführer

der führer Stadtwerke der Stadtwerke Hei - Hei -

Geschäfts-

Freude am Freude Sport am verbindet. Sport verbindet. Mit heidelberg Mit heidelberg VEREINT VEREINT können können Mitglieder Mitglieder ihre Vereine ihre Vereine jetzt unterstützen. jetzt unterstützen.

delberg delberg Energie, Energie, betont: betont: „Wir fördern „Wir fördern Angebote Angebote und Projekte und Projekte fortführen fortführen und für und das für Klima das – Klima und somit – und für somit die für die

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Gemeinschaft Gemeinschaft an ihrem an Ort.“ ihrem Ort.“

aus den aus Bereichen den Bereichen Sport, Kultur, Sport, Bil Kultur, dung, Bil dung,

Soziales. Soziales. Denn damit Denn können damit können wir der wir der Ralf Fülop, Ralf Geschäftsführer Fülop, Geschäftsführer des Sportkreisekreises

Heidelberg, Heidelberg, ergänzt: ergänzt: „Wir freuen „Wir freuen melden: melden:

des Sport-Interessierte Interessierte Vereine Vereine können können sich hier sich hier

Gesell schaft, Gesell in schaft, der wir in der leben wir und leben arbeiten,

auch ten, wieder auch etwas wieder zurückgeben.

etwas zurückgeben. uns, wenn uns, möglichst wenn möglichst viele Vereine viele Vereine und und

sportkreis-heidelberg.de

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Mit dem Mit Sportkreis dem Sportkreis Heidelberg Heidelberg kooperieren

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der Stadt-

wie herausfordernd wie herausfordernd es in den es heutigen in den heutigen die sich die für sich das für Produkt das Produkt entscheiden, entscheiden, tun tun

www.swhd.de/heidelberg-

Zeiten ist, Zeiten die Vereinskosten ist, die Vereinskosten zu finanzieren.

Dabei zieren. verdienen Dabei verdienen Sportvereine Sportvereine

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gleich doppelt gleich doppelt Gutes: für Gutes: ihren für Verein ihren Verein vereint vereint

Unterstützung Unterstützung für ihr Engagement, für ihr Engagement, das das Impressum Impressum

Redaktion: Redaktion: Ellen Frings Ellen (V.i.S.d.P.) Frings (V.i.S.d.P.)

so vielen so Bürgerinnen vielen Bürgerinnen und Bürgern und Bürgern Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg GmbH GmbH

Fotos: Stadtwerke Fotos: Stadtwerke Heidelberg, Heidelberg, NABU Rhein- NABU Rhein-

Unternehmenskommunikation

Neckar-Odenwald, Neckar-Odenwald, Ökostadt Ökostadt Rhein Neckar, Rhein Neckar,

zugutekommt: zugutekommt: von klein von bis klein groß, bis von groß, von

Kurfürsten-Anlage Kurfürsten-Anlage 42 – 50 42 – 50

BUND Heidelberg, BUND Heidelberg, istock 1420057741 istock 1420057741 (c)Drazen (c)Drazen

jung bis jung alt. Die bis alt. Aktion Die heidelberg Aktion heidelberg 69115 Heidelberg 69115 Heidelberg

Zigic Zigic

VEREINT VEREINT trägt dazu trägt bei, dazu dass bei, sie dass ihre sie ihre E-Mail: info@swhd.de

E-Mail: info@swhd.de

Alle Angaben Alle Angaben ohne Gewähr. ohne Gewähr.

24Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | heidelberg | heidelberg VEREINT VEREINT 02.24 02.24

EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

KOMMUNEN MÜSSEN

BEI WÄRMEPLANUNG

ZWEITEN SCHRITT GEHEN

Auch die Städte und Gemeinden im Rhein-

Neckar-Kreis sind zu Wärmeplanungen verpflich-

tet. Doch Gewissheit über einen tatsächlichen

Anschluss an ein Wärmenetz erhalten Bürgerinnen

und Bürger sowie Unternehmen erst mit einer

weiteren Maßnahme – einer konkreten Machbarkeitsstudie.

Von Benjamin Jungbluth

Die kommunale Wärmeplanung

kommt im Rhein-Neckar-Kreis

voran: Von den insgesamt

54 Kommunen haben

die sechs Großen Kreisstädte

sowie fünf weitere Kommunen

bereits ihre Planungen abgeschlossen.

Aufgrund ihrer

hohen Einwohnerzahlen ist

davon rund die Hälfte aller

457.000 Bürgerinnen und

Bürger des Kreises betroffen.

27 kleinere Städte und Gemeinden

sind derzeit dabei,

die notwendigen Daten zusammenzuführen

oder die

zugehörige Landesförderung

zu beantragen. Lediglich 16

meist deutlich kleinere Kommunen

müssen diese Aufgaben

noch angehen.

Grundsätzlich haben sie dafür

auch noch etwas Zeit:

Nach dem von der Bundesregierung

beschlossenen

Wärmeplanungsgesetz sollen

alle rund 11.000 Kommunen

in Deutschland ihre Wärmeplanung

bis spätestens Mitte

2028 abgeschlossen haben.

Bei Großstädten mit mehr als

100.000 Einwohnern liegt

diese Frist zwar mit Mitte

2026 deutlich früher. Weil

aber Baden-Württemberg

diese Vorgabe auf Landesebene

schon vorzeitig festgeschrieben

hatte, haben

viele der betroffenen Städte

im Südwesten ihre Planungen

bereits absolviert.

Versorgung kommt nicht

automatisch in geeigneten

Gebieten

Doch was bedeutet die

kommunale Wärmeplanung

überhaupt? Bis 2045 soll

Deutschland klimaneutral

heizen. Die Wärmeplanung

informiert deshalb Bürgerinnen

und Bürger sowie Unternehmen,

ob sie mit einem

Anschluss an ein Wärmenetz

rechnen können oder

sich für eine andere klimafreundliche

Heizungsoption –

beispielsweise eine Wärmepumpe

– entscheiden sollten,

heißt es vonseiten der

Bundesregierung. Die Vorgaben

für die Städte und Gemeinden

sind deshalb zusammen

mit der Novelle des

Gebäudeenergiegesetzes

(GEG) – im Volksmund auch

Heizungsgesetz genannt –

verabschiedet worden.

Allerdings hat sich in der öffentlichen

Wahrnehmung und

auch in den Medien teilweise

ein falsches Bild der Wärmeplanung

durchgesetzt,

wie KLiBA-Geschäftsführer

Dr. Klaus Keßler erklärt: „Diese

Planung ist nur ein erster

Schritt, mit dem die Kommunen

aufzeigen, in welchen

Gebieten ein Wärmenetz

grundsätzlich möglich wäre

und in welchen es definitiv

ausgeschlossen werden kann.

Das bedeutet aber leider

nicht, dass die Versorgung

auch tatsächlich überall dort

kommt, wo es laut den Planungen

machbar wäre.“

KLiBA unterstützt Kommunen

als regionale Beratungsstelle

Denn die kommunale Wärmeplanung

betrachtet die Eignung

der jeweiligen Gebiete

quasi „aus einer hohen Flughöhe“:

Aspekte wie die Wirtschaftlichkeit

oder die Suche

nach einem konkreten Investor

für die Umsetzung vor Ort

sind darin nicht enthalten.

„Dafür müssen die Kommunen

den zweiten Schritt gehen

und eine umfangreichere

Machbarkeitsstudie durchführen.

Das ist zwar vom Gesetz

her nicht vorgeschrieben, doch

ohne diese Feinplanung erhalten

die Bürgerinnen und

Bürger de facto keine Sicherheit“,

betont Dr. Keßler. Lediglich

in den Gebieten, in denen

ein Wärmenetz bereits frühzeitig

definitiv ausgeschlossen

werden kann, haben die Einwohner

Gewissheit – müssen

sich dann allerdings selbst um

eine Alternative wie beispielsweise

den perspektivischen

Einbau einer Wärmepumpe

kümmern.

Doch natürlich wollen ebenfalls

diejenigen Bürgerinnen

und Bürger eine finale Planungssicherheit

haben, die in

potenziellen Wärmenetzgebieten

wohnen. „Deshalb

müssen die Kommunen auch

im Rhein-Neckar-Kreis handeln

und zeitnah nach Veröffentlichung

ihrer Wärmeplanung

die konkrete Umsetzung

angehen. Als offizielle regionale

Beratungsstelle für die

kommunale Wärmeplanung

in Baden-Württemberg unterstützt

die KLiBA dabei alle

Städte und Gemeinden im

Kreis“, erklärt Geschäftsführer

Dr. Klaus Keßler. „Auch wenn

es verlockend ist, zunächst

nur die Vorgaben des Wärmeplanungsgesetzes

zu erfüllen,

sollten die Verwaltungen den

notwendigen nächsten Schritt

zeitnah umsetzen: Denn der

Druck der Bürgerinnen und

Bürger auf die Kommunen

wird absehbar größer werden,

wenn sie bald Gewissheit

haben wollen, ob bei ihnen

ein Nahwärmeanschluss auch

tatsächlich kommt.“

EvO WINTER 2024/2025

25


Ob für den Ausbau von Solarenergie oder Maßnahmen

für den Naturschutz – sie engagieren sich ehrenamtlich in

der Zukunftswerkstatt Klima in Eppelheim: Elke Motzkus,

Thomas Rink, Peter Hirschmann, Silvia Weiß, Helmut

Lechner (hinten v.l.n.r.), Andrea Reißner, Dirk Tielker (vorne).

ES HAT „KLIKKS“

GEMACHT:

EHRENAMTLICH FÜR

DEN KLIMASCHUTZ

26 EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

In vielen Gemeinden engagieren sich

Bürgerinnen und Bürger, um gemeinsam mit

der Kommune Klimaschutzprojekte in

ihrer direkten Umgebung zu verwirklichen.

Das von ehrenamtlichen Klimaschutzpatinnen

und -paten getragene Projekt

„Klimaschutz in kleinen Kommunen und

Stadtteilen“ (KlikKS) will diese Zusammenarbeit

fördern und unterstützen.

Ein Beispiel aus der Stadt Eppelheim.

Von Sibylle Heusel

Am 31. August 2021 trat in Deutschland das neue

Klimaschutzgesetz in Kraft, demzufolge Deutschland

bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein

soll: Es muss dann also ein Gleichgewicht zwischen

Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen.

Der Zeitplan ist – eingebettet in die von der

EU verabschiedeten Klimaziele – ehrgeizig, und

es wird „gefühlt plötzlich“ sehr konkret. Auf allen

Ebenen ist die Umsetzung angelaufen. Für die

Gemeinden gilt es jetzt zum Beispiel, zwei Prozent

ihrer Fläche für regenerative Energien auszuweisen

und beim Regionalverband zu melden. Um die

Ziele zu erreichen, braucht es die Zusammenarbeit

aller Akteure – Kommunen, Unternehmen,

Landwirte und Privatleute.

Zukunftswerkstatt Klima in Eppelheim:

Einsatz für mehr Solarstrom

Auch in der Rhein-Neckar-Region sind Bürgerinnen

und Bürger aktiv, um die Kommunen zu unterstützen

– wie zum Beispiel in Eppelheim: Hier

hat sich im Jahr 2022 eine Gruppe engagierter

Menschen zusammengetan und die „Zukunftswerkstatt

Klima“ gegründet. Alle 14 Tage treffen

sie sich im „Haus der Begegnung“, um sich zu den

Bereichen Energie, Klimaschutz und Artenvielfalt

auszutauschen und ihre Projektideen zu verfolgen.

„Wir wollen ins Handeln kommen“, ist sich die

Gruppe einig, und es gab auch schon zahlreiche

Aktionen. So konnte die Gruppe sich, organisiert

vom Umweltbeauftragten der Stadt Eppelheim,

zusammen mit weiteren Freiwilligen an einem Biotoppflegetag

beteiligen. Gemeinsam mit dem

städtischen Bauhof konnte die Stadt Eppelheim

einen der 16 Plätze bei der landesweiten Ausschreibung

für „Naturnah dran“ gewinnen – hier wurden

Flächen naturnah bepflanzt. Um die „Zukunftswerkstatt

Klima“ vorzustellen und ihre Mitbürger

in die Energiewende mitzunehmen, wurde 2022

gemeinsam mit der Stadt auf dem Wasserturmplatz

eine Infoveranstaltung organisiert, an der

auch die Heidelberger Energiegenossenschaft

(HEG), der Teilauto-Verein „Stadtmobil“ und die

KLiBA teilnahmen. Unter dem Motto „Energiewende

vor Ort“ gab es unter anderem Informationen

zu Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach und

zu dem Förderprogramm der Stadt für Balkonsolaranlagen.

„In Eppelheim gibt es immer noch viel

zu wenig Photovoltaik“, stellen die ehrenamtlichen

Klimaschützerinnen fest. Weil die Windkraft hier

eine untergeordnete Rolle spielt, plant die Stadt,

ihren Beitrag zur Energiewende komplett durch

Solarenergie zu erfüllen. Deshalb wirbt die „Zukunftswerkstatt

Klima“ in der Gemeinde für eine

größere Freiflächen- bzw. Agri-PV-Anlage. Um den

Impuls zum Ausbau der Photovoltaik zu verstärken,

wurden zudem Kontakte zur ortsansässigen Industrie

geknüpft. Zwei der Ehrenamtlichen beraten

an den „freien“ Dienstagen zwischen den Gruppentreffen

zusätzlich Mitbürger, die sich für Balkonkraftwerke

interessieren. So kam zum Beispiel eine

große Wohneigentümergemeinschaft in einem

der Eppelheimer Hochhäuser auf die Klimaschützer

zu, weil sie das Thema vorantreiben möchte.

„Wir sind nicht parteipolitisch gebunden“, betonen

die Aktiven der Klimawerkstatt Eppelheim. Aktuell

laden sie alle im Gemeinderat der Stadt vertretenen

Parteien zu einem Treffen ein, um über mögliche

Klimaschutzprojekte ins Gespräch zu kommen.

Auch mit der Bürgermeisterin Patricia Rebmann

sind sie im guten Kontakt.

„KlikKS“ im ganzen Ländle:

Gemeinden ernennen „Klimapaten“

„Bei der Stadt Eppelheim sieht man die Gruppe

sehr gern“, sagt Benedikt Seelbach, bis April 2024

Beauftragter der Stadt Eppelheim für Klima-,

EvO WINTER 2024/2025

27


KOMMUNEN

Natur- und Umweltschutz. Er war es schließlich

auch, der die Macherinnen und Macher der Klimawerkstatt

mit Sven Riedner und der Initiative

„KlikKS“ zusammenbrachte. Der KLiBA-Mitarbeiter

baut zurzeit ein Netzwerk in ganz Baden-Württemberg

auf: „KlikKS“ ist die Abkürzung für das Projekt

„Klimaschutz in kleinen Kommunen und

Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpatinnen

und -paten“. Noch bis März 2025 stellt das

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative

Fördergelder bereit, um die Zusammenarbeit

zwischen Bürgerschaft und Kommunen „anzuschieben“.

Landesweit ist Sven Riedner nun seit

zwei Jahren unterwegs, um Bürgermeisterinnen

und Bürgermeister oder – soweit vorhanden – Beauftragte

für Klimaschutz bzw. Zuständige in den

Gemeinden mit lokalen Klimaschutzgruppen in

Kontakt zu bringen. Im ersten Schritt unterzeichnet

die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister eine

Absichtserklärung. Damit können Projekte von

Bürgerinnen und Bürgern in Absprache mit der

Kommune erfolgen. Falls noch keine Gruppe

existiert, beginnt jetzt die Suche nach Ehrenamtlichen.

Hier kommt wieder das KlikKS-Team ins

Spiel: In einer „Zukunftswerkstatt“ vor Ort können

die Teilnehmenden Themen für mögliche Projekte

erarbeiten. Ob es um eine Infoveranstaltung,

Bürger-Dialoge zu Solaranlagen oder ein Naturschutzprojekt

geht: „Es ist immer gut, wenn ein

oder zwei Personen den Hut aufhaben und als

Zugpferd fungieren“, weiß Sven Riedner aus Erfahrung.

Wer dazu bereit ist, kann zur Klimapatin

bzw. Klimapaten der Kommune ernannt werden –

und andere motivieren und begeistern.

Informationsstände rund um Klimaschutz und

Artenvielfalt am Eppelheimer Wasserturm – organisiert

von der Zukunftswerkstatt Klima.

„Wir empfehlen, mit kleinen Projekten zu beginnen,

um Erfolgserlebnisse zu haben“, erklärt Sven

Riedner. „Dann bringen sich Personen auch

langfristig ein und wagen sich an größere Projekte.“

Bei der Planung und Umsetzung unterstützt

„KlikKS“ die Klimapatinnen und -paten

mit kostenfreien Beratungen und Schulungen.

Auf überregionalen Vernetzungstreffen können

gelungene Ideen und Projekte geteilt werden.

In Eppelheim musste man nicht lange nach

engagierten Bürgerinnen und Bürgern suchen. Von

den acht bis zehn Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt

wurden vier von der Stadt offiziell zu

Klimapatinnen und -paten ernannt: Silvia Weiß,

Elke Motzkus, Thomas Rink und Helmut Lechner.

Die Mittel des KlikKS-Förderprogramms wollen

sie voraussichtlich für ihre Öffentlichkeitsarbeit

verwenden.

→ Klimapatin / Klimapate werden:

KlikKs

Sven Riedner, riedner@reabw.de

klimaschutz-ehrenamt.de/ueber-uns/klikks-vor-ort

klimaschutz-ehrenamt.de/ueber-uns/das-projekt

Klimawerkstatt Eppelheim

zukunftswerkstatt.klima@mailbox.org

hdb-eppelheim.de/klima

28 EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

KOMMUNALE

BAUHÖFE SETZEN AUF

E-MOBILITÄT

In Ladenburg können städtische Nutzfahrzeuge dank einer

Kooperation mit der Heidelberger Energiegenossenschaft mit

eigenem Sonnenstrom betrieben werden. Eppelheim hat ebenfalls

auf den E-Antrieb umgestellt, da er für die Mitarbeiter

einige Vorteile bietet. Von Benjamin Jungbluth

In Sachen Sonnenstrom ist der städtische Bauhof

in Ladenburg schon lange Vorreiter: Auf dem Dach

des großen Verwaltungsgebäudes befindet sich

bereits seit rund 15 Jahren eine Photovoltaik-Anlage,

die von engagierten Bürgern betrieben

wird. 2018 kam dann eine weitere Anlage auf der

benachbarten Fahrzeughalle hinzu. Diese erzeugt

allerdings nicht nur saubere Energie für das

öffentliche Stromnetz, sondern treibt auch einen

Teil des Bauhof-Fuhrparks an: Zwei E-Autos sind

bei dem städtischen Dienst im Einsatz und können

direkt über die Dachmodule geladen werden.

„Als Bauhof sind wir zum Beispiel für die städtischen

Grünflächen und Straßen zuständig,

aber auch für die Beleuchtung der öffentlichen

Flächen und den Winterdienst. Dafür benötigen

wir spezielle Fahrzeuge, bei denen wir teilweise

auf E-Antrieb umgestellt haben: Bei einem Pritschenwagen,

den wir zum Beispiel für leichtere

Arbeiten und beim Leeren der öffentlichen Mülleimer

einsetzen, und bei einem Kastenwagen, der

für unseren Not- und Bereitschaftsdienst Elektro

genutzt wird“, erklärt Bauhofleiter Andreas Treiber.

„Wenn die Fahrzeuge nicht im Einsatz sind,

stecken wir sie einfach in unserer Halle ein und

nutzen so die PV-Anlage auf dem Dach. Das

ist wirklich simpel und effizient.“

Ständiges Starten und Stoppen kein Problem

Die Anlage wird dabei von der Heidelberger Energiegenossenschaft

(HEG) betrieben. „Wir suchen

immer nach geeigneten Flächen in der Region, um

unsere PV-Anlagen aufbauen zu können. So kam

auch der Kontakt zur Ladenburger Stadtverwaltung

Beim Bauhof in Ladenburg

kommt der Sonnenstrom für die

E-Fahrzeuge vom eigenen

Hallendach: Bauhofleiter

Andreas Treiber und Mitarbeiter

Andreas Pappe mit dem

Pritschenwagen, der für die

Straßenreinigung eingesetzt wird.

EvO WINTER 2024/2025

29


KOMMUNEN

Auch ein elektrisch betriebener Kastenwagen für den

Not- und Bereitschaftsdienst Elektro kommt beim Bauhof

in Ladenburg zum Einsatz.

zustande, die schnell von unserem Konzept einer

bürgerfinanzierten Solaranlage überzeugt war. Ein

ähnliches Projekt haben wir auch auf dem Dach

der örtlichen Merian-Realschule umgesetzt“, erklärt

HEG-Sprecherin Carina Krieger. Als Dachbesitzer

stellt die Kommune dabei lediglich die

entsprechende Fläche zur Verfügung, was über

einen sogenannten Gestattungsvertrag geregelt

wird. Die Stromlieferung erfolgt dann über einen

weiteren Vertrag, wobei die Konditionen für

die Besitzer entsprechend günstiger sind als die

regulären Marktpreise. Die eigentliche Projektfinanzierung

wiederum läuft gesondert über die

HEG und ihre Mitglieder.

Die Anlage auf der Ladenburger Fahrzeughalle

erreicht eine Spitzenleistung von 75 kWp. Damit

die E-Fahrzeuge des Bauhofs mit dem selbst

erzeugten Strom geladen werden können, installierte

die HEG eine passende Wallbox. Einen

Stromspeicher gibt es hingegen nicht, da dies

zum damaligen Zeitpunkt nicht wirtschaftlich

umsetzbar gewesen wäre. Die Nutzung der

E-Autos hat sich im mitunter harten Arbeitsalltag

beim Bauhof der Römerstadt inzwischen

bewährt. Nicht nur das Laden über die eigene

PV-Anlage ist für die Mitarbeiter zur unkomplizierten

Gewohnheit geworden, auch die sonstigen

Vorteile überzeugen. „Gerade bei der Straßenreinigung

haben wir ein ständiges Starten und

Stoppen, weil wir alle paar Meter anhalten und

arbeiten müssen. Da ist der E-Antrieb merklich

im Vorteil. Und er ist sehr leise, was viele Bürger

begrüßen“, sagt Bauhofleiter Andreas Treiber.

Sparsam im Unterhalt und wartungsarm

Ähnliche Wege zur E-Mobilität geht man beim

Bauhof der Stadt Eppelheim. Hier haben die

Verantwortlichen schon vor Jahren positive Erfahrungen

gesammelt, so dass inzwischen alle

Neuanschaffungen an Nutzfahrzeugen elektrisch

angetrieben werden. Denn heutige Modelle

bieten eine breite Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten,

selbst für besondere Ansprüche beispielsweise

beim Winterdienst. „Dazu sind die E-Fahrzeuge

sparsam im Unterhalt und wartungsarm,

vor allem aber ein effektiver Beitrag zum Umweltund

Klimaschutz“, betont Bernhard Bruch vom

Mobilitätsteam der KLiBA.

Dieses organisierte im Sommer in Eppelheim eine

gezielte Veranstaltung für die kommunalen

Bauhöfe der Region, um die Vorteile und Möglichkeiten

eines Umstiegs auf die E-Mobilität aufzuzeigen.

„Wir haben dabei verschiedene Fahrzeugmodelle

live vorgestellt, damit sich die

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst ein Bild

machen konnten. Die Rückmeldungen waren

durchweg positiv, weil die klimafreundliche Antriebsart

auch in diesem speziellen Bereich viele

Vorteile bietet“, betont Bernhard Bruch. „Wenn

dazu noch – wie in Ladenburg – eine PV-Anlage

für den eigenen Sonnenstrom sorgt, können

Kommunen das Optimum für das Klima und

ihre Gemeindekasse herausholen.“

Auf den Gebäuden des Ladenburger Bauhofs

gibt es große PV-Flächen, die teilweise direkt die

Nutzfahrzeuge laden.

30 EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

KULTUR- UND

SPORTHALLEN

WERDEN KLIMAFIT

Mit einem umfassenden

energetischen Konzept

baut Plankstadt zwei besondere

Veranstaltungshallen.

Ein innovatives

Wärme- und Kühlsystem

mit Erdsolespeicher sorgt

für Nachhaltigkeit – trotz

großer Herausforderungen

bei Sportturnieren.

Von Benjamin Jungbluth

Es ist wahrlich keine „normale“ Sporthalle,

die in Plankstadt derzeit gebaut

wird: Im Westen der Gemeinde entsteht

ein ganzes Kultur- und Sportquartier,

das nicht nur moderne und

optimale Bedingungen für die örtlichen

Vereine und Gruppen bieten soll, sondern

auch baulich und energetisch

höchsten Ansprüchen genügt. Auf rund

5.400 Quadratmetern Nutzfläche

errichtet die Gemeinde neben einer

Zweifeld-Kulturhalle mit kompletter

Bühnenanlage und Nebenräumen auch

eine Dreifeld-Sporthalle, die als Ersatzneubau

für die in die Jahre gekommene

benachbarte Mehrzweckhalle dienen

wird. Letztere soll in Teilen abgerissen,

in anderen Bereichen hingegen weiterhin

genutzt werden – unter anderem mit

einer bereits teilsanierten Bundesligakegelhalle

samt Restaurant sowie einem

im zweiten Bauabschnitt geplanten

„Haus der Vereine“. Im Eingangsbereich

der neuen Hallen entsteht außerdem

ein kleiner Festplatz.

„Für eine Gemeinde unserer Größe

ist das ein recht ambitioniertes Projekt,

weil wir insgesamt rund 27 Millionen

Euro investieren. Doch im Gegenzug

können wir dadurch das Sport- und

Kulturleben im Ort nicht nur erhalten,

sondern sogar ausbauen. Wir schaffen

also einen Ort für die Gemeinschaft und

sichern so unsere Attraktivität für die

nächsten Jahrzehnte“, betont Plankstadts

Bürgermeister Nils Drescher.

Bürgermeister Nils Drescher (l.) und Haustechnik-Planer

Dietmar Defièbre auf

den Rängen der neuen großen Sporthalle, die

imposant von Holzdecken überspannt wird.

In weiten Teilen ein

nachhaltiger Holzleichtbau

Wegweisend ist dabei auch die Bauweise:

Auf den massiven Betonsockel sind

die neuen Gebäude als nachhaltiger

Holzleichtbau aufgesetzt. Die große

Sporthalle, deren Spielfeld unterhalb des

Eingangsniveaus liegt, bietet dank einer

komplexen Konstruktion außergewöhnliche

Spannweiten, die zusätzlich durch

das offene Dachtragwerk aus Holz noch

einmal optisch erweitert werden. Durch

weitgehende Vorfertigungen kann der

Bau außerdem rasch und exakt errichtet

werden, ohne die Anwohner durch Lärm

und Schmutz zusätzlich zu belasten.

Unter den Hallen wird die Sonnenwärme in

den rötlichen Leitungen des Erdsolespeichers

eingelagert – insgesamt rund 32 Kilometer

wurden dafür verlegt.

EvO WINTER 2024/2025

31


KOMMUNEN

durch eine zusätzliche Klimaanlage

unterstützt, wobei Verdunstungskälte

und für Spitzenzeiten bei Vollbelegung

im Sommer ein natürliches Kältemittel

genutzt werden.

Bürgermeister Nils Drescher (l.) und Haustechnik-Planer Dietmar Defièbre

neben der Wärmepumpenheizung des gesamten Hallenkomplexes.

Vom Dach wird sie mit Sonnenenergie betrieben, die dann im Sommer

in einem Erdsolespeicher unter den Hallen eingelagert wird.

Eine besonders innovative Technik

kommt künftig beim Heizen und Kühlen

zum Einsatz: Dank eines rund 3.700

Quadratmeter großen Erdsolespeichers

unter den einzelnen Hallenteilen kann

der gesamte Komplex klimafreundlich

und zu großen Teilen mit selbst erzeugter

Energie versorgt werden. „Wir speichern

quasi im Sommer die Sonnenenergie

unter den Hallen, um sie dann

im Winter nutzen zu können“, erklärt

Dietmar Defièbre, der mit seinem Heidelberger

Ingenieurbüro IBV Defièbre –

Stefan die Planung der Haustechnik

verantwortet. „Auf dem Dach nehmen

Photovoltaik-Module die Energie der

Sonne auf und betreiben im Keller drei

Sole-Wärmepumpen mit insgesamt

180 kW Leistung. Unter dem Gebäudekomplex

wird die erzeugte Wärme dann

in speziellen, als Matten verlegten

Leitungen eingelagert, um sie in der

Heizperiode nach und nach nutzen zu

können. Die Beheizung und Grundtemperierung

erfolgen schließlich über

eine hocheffiziente Fußbodenheizung,

die über die gesamte belegte

Fläche der neuen Hallen und aller

Nebenräume verbaut ist.“

Allein beim Heizen 16.000 Kilogramm

CO₂-Reduktion pro Jahr

Da der neue Hallenkomplex einiges an

Energie benötigt, mussten auch die

Leitungen für den Erdsolespeicher entsprechend

dimensioniert werden –

insgesamt wurden rund 32 Kilometer

verlegt, um ein entsprechend großes

Speichervolumen zu erhalten. Dabei

funktioniert die Technik in beide

Richtungen: Wenn die Wärme im Frühjahr

verbraucht ist, dient der Erdsolespeicher

in den folgenden Monaten zur

Kühlung der Gebäude. Diese wird

Von den Vorzügen der komplexen Technik

ist Dietmar Defièbre überzeugt:

„Wir sind auf diese innovativen Systeme

spezialisiert und haben sie schon bei

vielen öffentlichen und privaten Projekten

in der Region umgesetzt – zum

Beispiel bei unserem eigenen Firmensitz

in Heidelberg oder beim neuen

Profi-Camp der Eintracht Frankfurt“, erklärt

Defièbre mit einigem Stolz. In

Plankstadt bedeutet der Einsatz der

Technik eine ganz erhebliche Einsparung

bei den laufenden Energiekosten:

Mehr als 80 Prozent sollen künftig

durch die „solarbeladene Geothermie“

abgedeckt werden, was einer jährlichen

Kostenreduzierung von rund 50 Prozent

und einer CO₂-Reduktion von knapp

16.000 Kilogramm entsprechen soll. Die

weitere Effizienzsteigerung durch

selbst erzeugten Sonnenstrom ist dabei

noch gar nicht eingerechnet: Die

Photovoltaik-Module auf dem Dach

erreichen eine Spitzenleistung von rund

220 kWp und werden sowohl den

Neubau als auch perspektivisch das

„Haus der Vereine“ mit eigenem

Sonnenstrom versorgen.

Diese Zahlen sind natürlich auch für

Bürgermeister Nils Drescher wichtig.

„Unsere alte Mehrzweckhalle hat

bislang für Wärme und Strom etwa

1,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr

verbraucht, wobei zum Heizen Erdgas

verwendet wurde. Durch den Neubau

können wir also in ganz erheblichem

Maß in die Zukunft investieren,

um Energie und damit laufende Kosten

zu sparen. Deshalb war der

Gemeinderat schnell von dem neuen

Versorgungskonzept überzeugt“,

erklärt Drescher beim Rundgang

über die Baustelle.

32 EvO WINTER 2024/2025


KOMMUNEN

Die Kulturhalle ist zwar etwas kleiner, aber dafür mit einer

Bühne und modernster Technik ausgestattet.

Gas-Zeitalter ist in Plankstadt

endgültig vorbei

Ganz ohne externe Unterstützung

kommt der Neubau allerdings nicht aus.

Deshalb wurden Fernwärmeanschlüsse

verlegt, um die Spitzenlasten abfedern

zu können. „Das Problem sind die

Duschen“, sagt Planer Dietmar Defièbre

und verweist auf die Besonderheiten

großer Sporthallen. „Wenn bei Turnieren

komplette Mannschaften zeitgleich

warmes Wasser benötigen, treibt

das den Bedarf kurzfristig enorm in die

Höhe. Wir arbeiten zwar mit rund

60 Quadratmeter großen thermischen

Kollektoren für die Warmwasserbereitung.

Im Mittel müssen aber trotzdem

etwa 40 Prozent durch die Fernwärme

abgedeckt werden. Beim reinen Heizbedarf

liegt der Anteil mit rund 20

Prozent hingegen bei nur der Hälfte“,

betont Defièbre.

Erdgas spielt hingegen künftig keine

Rolle mehr. Auch das im zweiten Bauabschnitt

geplante „Haus der Vereine“

wird nämlich an die neue, nachhaltige

Energieversorgung angeschlossen

sein. „Wenn wir, wie geplant, im

Sommer 2025 unsere Einweihung feiern

können, ist das Gas-Zeitalter damit

bei der Kultur- und Sporthalle in

Plankstadt endgültig vorbei“, sagt

Bürgermeister Nils Drescher.

Blick in die sonst verborgene Technik:

Der Erdsolespeicher kann im Sommer auch

zum Kühlen der Hallen genutzt werden.

EvO WINTER 2024/2025

33


SONNENSTROM

VON DER

MÜLLDEPONIE

34 EvO WINTER 2023/2024


UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN

Die AVR Energie GmbH hat in Sinsheim eine

weitere Photovoltaik-Freiflächenanlage

auf einer Deponie realisiert. Das kreiseigene

Unternehmen versorgt damit die benachbarte

Bioabfallvergärungsanlage, die wiederum

klimafreundliches Biomethan herstellt.

Von Benjamin Jungbluth

Erst aus der Luft betrachtet lässt sich

die ganze Größe des Deponiegeländes

der AVR erfassen: Im Norden von Sinsheim

erstreckt sich eine weitläufige,

vom Menschen geschaffene Hügellandschaft,

auf der überall Photovoltaik-

Module in der Sonne glänzen, während

im Hintergrund die markante Bioabfallvergärungsanlage

nachhaltige Energie

aus regionalem Abfall erzeugt und das

Biomasseheizkraftwerk Teile der Großen

Kreisstadt mit grüner Fernwärme versorgt.

Seit vergangenem Jahr wird das

Areal zudem noch intensiver für die

klimafreundliche Stromgewinnung genutzt.

Als Ergänzung zum bereits 2011 errichteten

ersten Abschnitt ist nun auch der

deutlich größere „Solarpark 2“ eröffnet

worden. Auf einer Fläche von rund

35.000 Quadratmetern erzeugen

4.320 Module eine Leistung von 2.398

kWp, was jährlich rund 2,5 Millionen

Kilowattstunden Strom entspricht.

„Damit sparen wir im Jahr etwa 1.200

Tonnen CO₂ ein und nutzen gleichzeitig

eine Freifläche, die ohnehin vorhanden

und andernfalls nur eingeschränkt

nutzbar wäre“, fasst Steven

Parstorfer, Bereichsleiter Ingenieur-

Dienstleistungen & Energie-Produkte

der AVR Energie GmbH, die Vorteile

des Projekts zusammen.

Langfristige Planungs- und

Versorgungssicherheit

Denn die PV-Module stehen auf einer

sogenannten endabgedichteten

Hausmülldeponie. Diese ist also nicht

mehr in Betrieb und bietet optimale

Möglichkeiten, durch nur geringe

Eingriffe in die Landschaft eine PV-

Freiflächen-Anlage zu installieren. Die

AVR nutzt diese Methode auch schon

an anderen Stellen in der Region:

Neben dem älteren Abschnitt der

Sinsheimer Anlage, der noch einmal

884 kWp Leistung liefert, ist der

Solarpark Lobbach mit seinen stolzen

5.948 kWp der Spitzenreiter des

kreiseigenen Unternehmens.

„Wir beschäftigen uns seit 2010 mit

dem Bau und Betrieb von eigenen

PV-Anlagen auf Betriebsgebäuden und

Freiflächen, wobei die Deponien die

mit Abstand größten Flächen bieten.

Während wir den Ertrag unserer

kleineren Dachanlagen vor allem selbst

für unsere Betriebsabläufe nutzen

können, ging der grüne Strom bei den

Freiflächen bislang komplett in das

öffentliche Netz. Der „Solarpark 2“ in

Sinsheim ist da eine Premiere: Erstmals

bleibt dieser Deponie-Strom größtenteils

in der AVR-Familie und wird in der

benachbarten Bioabfallvergärungsanlage

genutzt. Das dort gewonnene

Rohgas wird dann in der Biogasanlage

aufbereitet, um als Endprodukt das

klimafreundliche Biomethan in das

öffentliche Gasnetz einzuspeisen.

° Infobox

AVR Energie GmbH

Die AVR Energie GmbH ist als 100-prozentige

Tochtergesellschaft der AVR

UmweltService GmbH ein kreiseigenes

Unternehmen mit Sitz in Sinsheim.

Als multifunktionaler Energiedienstleister

unterstützt sie vorrangig Städte,

Kommunen, Industrie- und Gewerbekunden,

aber auch Privathaushalte beim

Umstieg auf regenerative Energien

und leistet damit einen wesentlichen

Beitrag zum regionalen Klimaschutz.

Das Produktportfolio reicht von der Energielieferung

in Form von Wärme und

Kälte, der energetischen Gebäudesanierung

und dem Bau von Photovoltaik-

Anlagen zur Eigenstromnutzung über

solarther-mische Großanlagen bis zum

Energie-Contracting, der Umrüstung auf

moderne LED-Beleuchtungssysteme

sowie privaten und gewerblichen

Thermografie-Checks zur Lokalisierung

von Schwachstellen in Gebäudehüllen.

EvO WINTER 2024/2025

35


UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN

° Infobox

STARVERT Energy GmbH

Gebaut und finanziert wurde die

Sinsheimer PV-Deponieanlage von der

AVR Energie GmbH. Planung, Technik

und Errichtung lagen hingegen in der

Verantwortung des Mannheimer Photovoltaik-Spezialisten

STARVERT Energy,

der hier in der Funktion des Generalunternehmers

agierte. Als international

expandierendes PV-Unternehmen

und Projektentwickler investiert die

STARVERT Energy GmbH seit 2013

konsequent in den Bereich der erneuerbaren

Energien. Das Unternehmen

konzentriert sich dabei auf die Errichtung

von Freiflächenanlagen und

wendet sich dabei sowohl an Kommunen

und Unternehmen als auch an

Landwirte und Brachlandbesitzer. Als

Full-Service-Provider übernimmt

STARVERT für seine Kunden auf Wunsch

sämtliche Schritte von der Beratung

über die Analyse bis zur Genehmigung

sowie von der Planung und Installation

bis zur Betriebsführung und zum

Service. Von den Standorten Mannheim,

Berlin und Saarbrücken werden

Projekte in der Rhein-Neckar-Region,

aber auch in ganz Deutschland und

anderen europäischen Ländern

umgesetzt.

Bis zu 30 Prozent der dort benötigten

Strommenge kann die neue PV-Anlage

nun abdecken – ein signifikanter Pluspunkt

für die langfristige Planungsund

Versorgungssicherheit, wie die AVR

betont. Denn in Zeiten schwankender

Energiepreise macht die Stromerzeugung

in Eigenregie wesentlich unabhängiger

von etwaigen Turbulenzen an

den Energiemärkten. Mittelfristig könnte

der Selbstnutzungsgrad sogar noch

gesteigert werden: Mit einem Batteriespeicher

könnten dann nicht zuletzt

Lastspitzen geglättet werden. Bis dahin

fließt der nicht selbst genutzte Sonnenstrom

ins öffentliche Netz und

erhöht dessen Nachhaltigkeitsquote.

Wichtig für Klimaschutzziele

des Rhein-Neckar-Kreises

Für Steven Parstorfer steht fest, dass

sich PV-Anlagen grundsätzlich auch

problemlos auf andere gewerbliche

oder kommunale Anforderungsprofile

übertragen lassen. „Als kommunaler

Energiedienstleister stehen wir für eine

erste unverbindliche Bestandsaufnahme

sowie als begleitender Partner

im Falle eines gemeinsamen Projektes

gerne zur Verfügung. Gerade für

energieintensive Industriezweige und

Gewerbebetriebe ist der Bau einer

eigenen PV-Anlage aktuell eine strategisch

und ökonomisch sinnvolle und

lohnende Entscheidung. Denn Solarstrom

garantiert langfristig stabile

Strompreise, und das bereits vom ersten

Tag an“, betont Parstorfer. Das

Sinsheimer Unternehmen kann dabei

auf reichlich Expertise verweisen:

Neben eigenen Anlagen unterstützt

das Ingenieur-Team der AVR Energie

viele Kommunen in der Region bei

Projekten im Bereich der erneuerbaren

Energieversorgung durch Photovoltaik,

Wärmepumpen oder Biomasseanlagen.

Auf die erfolgreichen Projekte, die im

eigenen Haus selbst genutzt werden,

ist das Unternehmen natürlich besonders

stolz. Inklusive verschiedener

Betreibermodelle und Beteiligungen

sind nämlich PV-Anlagen mit einer

Spitzenleistung von insgesamt rund

10,5 Megawattpeak im Eigentum

der verschiedenen AVR-Unternehmen –

eine stolze Summe, die einen wichtigen

Schritt zur konsequenten Umsetzung

der Klimaschutzziele des Rhein-Neckar-

Kreises leistet.

36 EvO WINTER 2024/2025


WIR SIND

POWER

UND NOCH VIEL MEHR

Wir planen, bauen und betreiben Solarparks

in bester Qualität. Für unsere Kunden, für unsere

Partner und für unser Klima.

CONVERTING SUN

INTO PROGRESS.

STARVERT Energy GmbH

Konrad-Zuse-Ring 30

68163 Mannheim

EvO WINTER 2024/2025

info@starvert-energy.com

www.starvert-energy.com

37


UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN

EXPERTEN-

UNTERSTÜTZUNG

VOR ORT FÜHRT

ZU EINSPARUNGEN

BEIM ENERGIE-

VERBRAUCH

Leica Biosystems in Nußloch

ist als Teil der weltweiten

Danaher Corporation im

Bereich Nachhaltigkeit sehr

engagiert. Mit dem kostenfreien

KEFF+ Check von

IHK Rhein-Neckar und KLiBA

konnten weitere Optimierungen

umgesetzt werden,

die Kosten reduzieren

und das Klima schützen.

Von Benjamin Jungbluth

Die Produkte, die am Ende eines langen

und hochkomplexen Herstellungsprozesses

bei Leica Biosystems in Nußloch

das Werksgelände verlassen, sind teilweise

nur wenige Zentimeter groß, extrem

scharf und ermöglichen ein hochpräzises

Arbeiten: Die Traditionsfirma stellt

im südlichen Rhein-Neckar-Kreis unter

anderem Spezialklingen für die pathologische

Diagnostik, Krankenhäuser und

Labore her. Leica Biosystems ist in der

Medizintechnik-Branche tätig und ein

weltweit führender Anbieter von Workflow-Lösungen

von der Biopsie bis zur

Diagnose im Bereich der Krebsdiagnostik.

1872 in Heidelberg als Rudolf Jung

GmbH gegründet, gehört das Unternehmen

heute als eigenständige Tochter

des bekannten Herstellers optischer

Systeme Leica zum US-amerikanischen

Mischkonzern Danaher Corporation.

„Wir sind mit mehr als 3.000 Mitarbeitern

in über 35 Ländern vertreten, haben

unseren Ursprung und eines unserer

wichtigsten Werke aber in der Region.

Gemeinsam arbeiten wir daran, durch

eine immer bessere Krebsdiagnostik

Betroffenen eine höhere Lebensqualität

zu ermöglichen. Als einziger Wettbewerber

weltweit können wir dabei ein

komplettes histologisches Labor ausstatten

– sei es durch unsere Spezialklingen,

die Optimierung von Objektträgern

oder die KI-Entwicklung für weltweit

führende digitale Pathologie“, erklärt

Facility Technician Timo Kröner.

Als erfolgreiches internationales Unternehmen

setzt Leica Biosystems schon

lange auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Innerhalb der Danaher Corporation

werden dafür nach internationaler

Managementtradition unzählige Kennzahlen

und Entwicklungsstände erfasst,

analysiert und eng mit sämtlichen Mitarbeitern

aufgearbeitet. „Alle unsere

Kolleginnen und Kollegen wissen also,

wie es gerade um unsere Produktion,

aber eben auch um unsere Nachhaltigkeitsbemühungen

steht. Für die einzelnen

Bereiche wie Energie und Abfall haben

wir innerhalb der Belegschaft außerdem

Arbeitsgruppen, die konkrete Ergebnisse

ausarbeiten“, erläutert Kröner.

Neutrale Experten besuchen

Unternehmen vor Ort

Alle diese Bemühungen dienen dem Ziel

von Danaher, bis 2032 mehr als 50 Prozent

der durch den gesamten Konzern

verursachten absoluten Emissionen einzusparen.

Dabei will das Unternehmen

gleichzeitig weiterhin stark wachsen und

auf den simplen – und durchaus umstrittenen

– Einsatz von CO₂-Ausgleichszertifikaten

verzichten. „Bei Leica Biosystems

38 EvO WINTER 2024/2025


Timo Kröner (l.) und Jürgen Bader sind bei

Leica Biosystems in Nußloch für das Thema

Nachhaltigkeit verantwortlich und haben

durch den KEFF+ Check zusätzliche Energie

und Kosten am Standort einsparen können –

zum Beispiel an dieser Reinigungsanlage für

hochpräzise Spezialklingen, die in der

Krebsdiagnostik zum Einsatz kommen.

sind wir mit unseren Bemühungen schon

auf einem sehr guten Weg: In den vergangenen

zwei Jahren konnten wir unseren

Energieverbrauch um rund zehn

Prozent senken – bei einem gleichzeitigen

Wachstum von 30 Prozent“, sagt

Kröner mit einigem Stolz.

Ein Teil dieses Erfolges fußt auf dem vom

Land Baden-Württemberg initiierten

kostenlosen KEFF+ Check, der in der Region

von einem Konsortium aus der IHK

Rhein-Neckar und der Klimaschutz- und

Energie-Beratungsagentur Heidelberg –

Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA) gGmbH getragen

wird. Dabei besuchen neutrale

Experten Unternehmen vor Ort und helfen

bei der Suche nach Einsparpotenzialen

bei Material, Rohstoffen und Energie.

„Wir sind bei unserer Jubiläumsfeier

mit der IHK ins Gespräch gekommen und

haben dann ganz unkompliziert Unterstützung

erhalten: Kurze Zeit später kamen

zwei KEFF+ Effizienzmoderatoren

zu uns nach Nußloch und haben unser

Unternehmen intensiv und quasi bis in

den letzten Winkel begutachtet. Das hat

uns die Arbeit enorm erleichtert, denn

der Blick von außen kann doch immer

wieder überraschende Ansatzpunkte zu

Tage fördern“, sagt Jürgen Bader,

Senior EHS & Facility Manager.

Beim Nußlocher Werk von Leica Biosystems

war das zum Beispiel die Reinigungsanlage

für die Spezialklingen. Im

letzten Produktionsschritt vor der Verpackung

werden die Produkte dort noch

einmal gesäubert – auch wenn sie auf

Grund der hochpräzisen Fertigung

bereits sehr sauber sind. „Dabei geht es

eigentlich nur darum, dass sie für die

Kunden in einem optimalen optischen

Zustand sind. Bislang haben wir die

200 Tonnen Wasser, die dabei pro Jahr

bei uns anfallen, einer aufwendigen Spezialentsorgung

zugeführt. Das war nicht

nur teuer, sondern hat im Nachgang

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Energie- und Materialcheck im Betrieb (KEFF+Check)

Individuelle Erstanalyse Ihres Unternehmens in Baden-Württemberg –

Wunschthemen für Ihren Ressourceneffizienzcheck:

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-Einsparung Materialeinsparung

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Erneuerbare Energien Wärmebildanalyse Verpackung/Lagerung Individuelles Wunschthema

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Bernhard Röhberg

IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg

T 06221 9017-611 // bernhard.roehberg@keffplus-bw.de

Klaus Peter Engel

IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg

T 06221 9017-693 // klaus.engel@keffpluss-bw.de

Träger der Kompetenzstelle Ressourceneffizienz Rhein-Neckar

Gefördert durch

Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag

Baden-Württemberg beschlossen hat.

keffplus-rn.de

EvO WINTER 2024/2025

39


UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN

auch sehr viel Energie beim komplexen

Recycling verbraucht. Die KEFF+ Effizienzmoderatoren

haben dann angeregt,

das Thema einmal mit der Gewerbeaufsicht

zu besprechen, ob dieser

Aufwand in unserem speziellen Fall

überhaupt notwendig ist. Und dort

kam man zu dem Ergebnis, dass unser

Wasser bereits derart rein ist, dass es

ohne diesen zusätzlichen Aufwand entsorgt

werden kann“, sagt Bader. „Eine

kleine Stellschraube, an der wir ganz

einfach drehen konnten, an die aber im

Alltagsgeschäft niemand bei uns gedacht

hat. Da war erst der fachliche

Input von außen nötig.“

PV-Anlage spart 65.000 Euro

an Stromkosten – pro Jahr

In anderen Bereichen konnten die KEFF+

Effizienzmoderatoren auf die Vorüberlegungen

der Belegschaft aufbauen und

mit konkreten Tipps die Umsetzung

unterstützen. So ist seit vergangenem

Jahr die schon lange geplante, aber

bis dahin nicht realisierte Photovoltaik-

Anlage auf weiten Teilen der Hallendächer

in Betrieb gegangen. Mit einer

Spitzenleistung von 302 kWp versorgt

nun selbst erzeugter Sonnenstrom die

energieintensive Produktion in Nußloch.

„Wir verbrauchen den Photovoltaikstrom

komplett selbst, da unsere Maschinen

allesamt strombetrieben sind. Mit allein

fünf Schleifstationen und einem Härteofen

kommt da doch einiges zusammen,

was wir nun in Teilen klimafreundlich

betreiben können. Gleichzeitig sparen

wir im Jahr rund 65.000 Euro an Stromkosten,

bei einer Amortisierung der Investition

in nur wenigen Jahren“, sagt

Bader. Kein Wunder also, dass sein Team

bereits an den Planungen für weitere

Dachflächen-Anlagen auf dem Betriebsgelände

sitzt.

Neben konkreten Ideen erhalten Unternehmen

beim KEFF+ Check außerdem

Infos zu aktuellen Fördermöglichkeiten

und den gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Bernhard Röhberg, der bei der

Kompetenzstelle Ressourceneffizienz

der IHK Rhein-Neckar Firmenbesuche

Auf Teilen der weitläufigen Dachflächen des Nußlocher Werksgeländes hat

Leica Biosystems dank der Unterstützung durch den KEFF+ Check eine Photovoltaik-

Anlage mit 302 kWp installiert – und eine Erweiterung ist bereits in Planung.

Das Unternehmen verbraucht den Sonnenstrom komplett selbst und spart so

jährlich rund 65.000 Euro an Stromkosten.

übernimmt und bei Leica Biosystems vor

Ort war, sieht in diesem Gesamtpaket

den größten Vorteil der Landesinitiative.

„Wir bieten den Unternehmen einen niederschwelligen

Einstieg in das Thema

und geben ihnen eine neutrale Übersicht

über ihre individuellen Einsparpotenziale.

Manches davon ist vielleicht nur eine

erste Anregung, sich mal unverbindlich

mit einem neuen Thema vertraut zu

machen. An anderer Stelle können wir

hingegen ganz konkrete Hilfestellungen

bei der Umsetzung geben, wenn der Bereich

bereits weiter fortgeschritten ist.

Diese inhaltliche Flexibilität und Ausrichtung

auf die jeweiligen Bedürfnisse der

einzelnen Firmen ist eine der größten

Stärken der KEFF+ Checks vor Ort“, sagt

Röhberg.

Technische Optimierungen

statt kompletter Systemwechsel

Dabei zeigt sich mitunter auch, welche

Veränderungen aus energetischer oder

wirtschaftlicher Sicht weniger sinnvoll

sind und somit guten Gewissens zunächst

zurückgestellt werden können. Bei Leica

Biosystems in Nußloch werden beispielsweise

die Heizungen weiterhin mit Öl und

Gas betrieben. Ein kompletter Systemwechsel

im an sechs Tagen die Woche

24 Stunden lang laufenden Betrieb wäre

hier enorm aufwendig, gleichzeitig ist

der Anteil am Gesamtenergieverbrauch

recht gering. „Deshalb haben wir zunächst

technische Optimierungen und

neue Steuerungen empfohlen, was

im Verhältnis hohe Einsparungen bei

geringem Aufwand bewirkt hat“, erläutert

KEFF+ Effizienzmoderator Bernhard

Röhberg.

Die vielen neuen Ansätze und Optimierungen,

die auch durch den KEFF+ Check

eingeführt worden sind, kommunizieren

Timo Kröner und Jürgen Bader mit der

gesamten Belegschaft bei Leica Biosystems

in Nußloch. Über interne Newsletter,

ein TV-Programm in der Kantine und

alltagstaugliche Verhaltensregeln werden

die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

möglichst breit gestreut – so

können alle Mitarbeiter dazu beitragen,

das gemeinsame Ziel zu erreichen.

„Innerhalb der Danaher Corporation mit

ihren rund 81.000 Mitarbeitern und mehr

als 400 Unternehmen weltweit gibt es

mehrere Nachhaltigkeitswettbewerbe,

bei denen wir als Leica Biosystems und

als Standort Nußloch top abgeschnitten

haben. Das wollen wir natürlich fortsetzen

und uns immer weiter verbessern“,

sagt Timo Kröner. „Dabei lernen unsere

einzelnen Unternehmen dank eines intensiven

Austauschs viel voneinander.

Kommende Woche bin ich zum Beispiel

in Finnland bei einer Konferenz verschiedener

Arbeitsgruppenvertreter von

Standorten aus aller Welt: Dort stelle

ich dann auch die Veränderungen vor,

die wir dank des KEFF+ Checks bei uns

in Nußloch umsetzen konnten.“

40 EvO WINTER 2024/2025


Am KLiBA-Stand war es bunt: Kinder

malten, während Eltern Informationsmaterialien

und Beratung rund um

Klimaschutz und nachhaltige Mobilität

erhielten.

KLIMASCHUTZ

ALS GEWINN

FÜR STADT UND

MENSCHEN

Verweilen und diskutieren, wo sonst

nur Hektik herrscht: Mit der Klimameile

haben zahlreiche Initiativen

die Kleine Plöck in Heidelberg in

einen Wohlfühlort verwandelt, an

dem die Bürgerschaft gemeinsam

Ideen sammeln und sich informieren

konnte. Von Benjamin Jungbluth

EvO WINTER 2024/2025

41


BILDUNG UND SCHULEN

Bernhard Bruch, Experte für

Elektromobilität bei der KLiBA,

diskutiert mit Interessierten

über die Mobilität der Zukunft.

Diese ungewöhnliche Szenerie sorgte

bei vielen Gästen der Heidelberger

Innenstadt für Aufsehen: Auf bunten

Liegestühlen und zwischen teils meterhohen

Topfpflanzen diskutierte Bernhard

Bruch vom Mobilitätsteam der

KLiBA mit Interessierten über die Vorteile

der E-Mobilität – ganz entspannt

und fast schon in naturnaher Urlaubsatmosphäre.

Dabei ist der Ort dieses

besonderen Austauschs eigentlich kein

Platz zum Wohlfühlen: Die Kleine Plöck

hinter dem ehemaligen und derzeit

leerstehenden Gebäude von Galeria

Kaufhof ist ein eher liebloser Durchgangsbereich,

der normalerweise wenig

Aufenthaltsqualität bietet. Doch

im Spätsommer entwickelte sich

die Nebenstraße zur Klimameile und

damit für drei Wochen in einen Ort des

Austauschs und der Information, an

dem die Themen Natur- und Klimaschutz,

klimaneutrales Leben und

nachhaltiger Konsum auf anregende

Weise ins Zentrum der Stadt gestellt

wurden.

Initiiert durch die Heidelberger Vereine

„Europeans for Climate“ und „Neckarorte“

sorgten Liegestühle, Sitzbänke, bepflanzte

Abfalltonnen und ein Barwagen

für eine ganz neue Atmosphäre –

passend zum Motto der Veranstalter:

„Wir verwandeln einen Unort in einen

Platz, der zum Verweilen und Austausch

einlädt. Denn Klimaschutz bedeutet

nicht automatisch Verzicht, er kann ein

Gewinn für die Menschen und ihre

Stadt sein.“

Infostände, Workshops, Vorträge

und Open-Air-Konzerte

Zahlreiche Initiativen aus Heidelberg

und der Umgebung sorgten außerdem

mit Infoständen, Workshops, Vorträgen,

Open-Air-Konzerten und Mitmachaktionen

für ein umfangreiches Programm.

Darunter die KLiBA, deren Mitarbeitende

die Aktion für die ganze

Bandbreite ihrer Klimaschutzthemen

nutzten. „Den Kontext der Klimameile

haben wir genutzt, um umfassend über

die Zusammenhänge von Verkehrssektor

und Klimawandel aufzuklären“,

erläutert Jessica Skowron vom Mobilitätsteam

der KLiBA. „Veränderungen

fallen uns Menschen leichter, wenn wir

verstehen, warum wir unser Verhalten

umstellen – auch der Umstieg zur

Elektromobilität oder aufs Fahrrad.

Über grafisch anschauliche Informationen

zu Treibhausgasemissionen in

Deutschland und die Nutzung des

motorisierten Individualverkehrs sind

wir in spannende lockere Gespräche

gekommen. Die Stimmung war wegen

des ungezwungenen Formats besonders

entspannt, die Menschen unterschiedlicher

Altersgruppen haben

sich gerne Zeit genommen.“

Besonders gut besucht war die Aktion

rund um den Heidelberger Herbst, bei

dem es in der Altstadt traditionell eng

wird. Viele der Interessierten nutzten

42 EvO WINTER 2024/2025


BILDUNG UND SCHULEN

die Gelegenheit, über die Klimameile

zu schlendern und die Stände beim

„Markt der Möglichkeiten“ abzugehen.

„Unsere Mitmachaktion, bei der man

den Energieverbrauch verschiedener

Bereiche im Haushalt schätzen kann,

kam besonders gut an. Da geht es

eben nicht nur um Wissensvermittlung,

sondern auch um Spaß – und das passte

gut ins Konzept der Klimameile“,

sagt Sarina Velez Garcia, die am KLiBA-

Stand vor allem für Heizungsthemen

zuständig war. „Bei so einer breiten öffentlichen

Veranstaltung ist das Publikum

immer gemischt: Manche kennen

sich schon ganz genau aus und haben

spezielle Detailfragen, andere wollen

sich erst einmal einen Überblick über

einzelne Themen verschaffen. Wir erreichen

damit also ein besonders großes

Publikum.“

Ansätze auf individueller und

auf politischer Ebene

Bewusst offen gestaltet waren deshalb

auch die Diskussionsformate. Nach

einem kurzen Input von Fachleuten

wurden gemeinsam Ideen aus der

Bürgerschaft zu den Themen Klimaund

Umweltschutz sowie Klimawandelanpassung

entwickelt. Oft ging es

dabei um konkrete Ansätze auf individueller

Ebene: Mit der Wahl des

eigenen Transportmittels oder mit

persönlichen Kaufentscheidungen

könne viel Einfluss genommen werden.

Aber auch auf gesellschaftlicher und

politischer Ebene muss gehandelt

werden – das unterstrich unter anderem

Heidelbergs Klimabürgermeister

Raoul Schmidt-Lamontain bei der

Abschlussgesprächsrunde.

Ein großer Vorteil bei der Klimameile

war das vielfältige Angebot der teilnehmenden

Initiativen. Davon konnten

nicht nur die Gäste profitieren, sondern

auch die Aktiven selbst. „Wir sind

zwar untereinander schon gut vernetzt,

aber durch die direkten Gespräche

entstehen noch einmal engere Kontakte

zu den anderen Initiativen“, betont

Sarina Velez Garcia. „Natürlich hat

dazu auch die besondere Gestaltung

dieser Aktion beigetragen: Fachgespräche

im Liegestuhl sind eben etwas

Besonderes.“

In gemütlicher Atmosphäre kamen

Besuchende und Experten in der Kleinen

Plöck über klimarelevante Themen in

einen offenen Dialog.

EvO WINTER 2024/2025

43


BILDUNG UND SCHULEN

ICH.MACHS.JETZT. –

DU AUCH?

Die 1. Klimakonferenz des Rhein-Neckar-Kreises am 12. Oktober 2024

rückte Angebote für Bürgerinnen und Bürger in den Fokus. Von KLiBA, Rhein-Neckar-Kreis

Der Klimaschutz wird vom Rhein-Neckar-

Kreis seit rund 15 Jahren konsequent

als strategisches Ziel verfolgt. So werden

im Jahr 2024 rund 7,2 Millionen Euro

in festgelegte Klimaschutzmaßnahmen

investiert. Der Oberbürgermeister der

Stadt Sinsheim, Marco Siesing, gab allen

Teilnehmenden eine wichtige Botschaft

mit auf den Weg: „Wir müssen bei der

Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen

schneller werden. Vieles dauert zu lange.

Wir müssen dafür sorgen, dass bürokratische

Hürden abgebaut werden,

denn die Zeit zum Zaudern ist vorbei!“

Die politische und gesetzliche Dimension der energetischen Sanierung und

Wärmeversorgung im Fokus: Auf dem Podium v. l. n. r. Stefan Menrath

(Innung für Sanitär-Heizung-Klima Heidelberg), Felix Schweikhardt (KEA),

Vera Sehn (MVV Regio Plan GmbH) und Dr. Klaus Keßler (KLiBA).

Unsere Gegenwart und Zukunft sind

geprägt vom Wandel hin zu einer klimafreundlicheren

Lebens- und Wirtschaftsweise.

In welchen Lebensbereichen

kann jeder von uns täglich aktiv

werden, mit welchen Maßnahmen

können wir uns für Klimaschutz einsetzen

und welche Handlungsmöglichkeiten

sind am effektivsten?

Der Rhein-Neckar-Kreis (RNK) startete

dafür im Sommer 2023 die Klimaschutzoffensive

ICH.MACHS.JETZT. Die

Kampagne zielt in erster Linie darauf

ab, die Menschen im Landkreis zu ermutigen,

konkrete Schritte in Richtung

eines bewussten, nachhaltigen Lebens-

stils zu unternehmen und den lokalen

Klimaschutz mitzugestalten. Auf der

Homepage der Kampagne www.ich

machs.jetzt gewann der Klimaschutz

auf lokaler Ebene mehr Sichtbarkeit.

Moderiert von Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer

der KLiBA, fand die Klimakonferenz

des Rhein-Neckar-Kreises

mit rund 100 Gästen am 12. Oktober

2024 in der KLIMA ARENA in Sinsheim

statt und bot den Teilnehmenden

ein inspirierendes Programm. Landrat

Stefan Dallinger gab Einblicke in die

bisherigen Klimaschutzaktivitäten des

Landkreises, der als Gestalter, Vorbild

und Kooperationspartner agiert.

In einem solarbetriebenen Auto um die Welt

fahren: Louis Palmer berichtete ergreifend

über seine Erlebnisse und kreative Lösungen

auf seinen Reisen.

44 EvO WINTER 2024/2025


BILDUNG UND SCHULEN

Spannende Fachforen zu aktuellen

Klimaschutzthemen begeisterten

die Teilnehmenden

Das Forum Energiewende – Flaschenhals

Gebäudesanierung nahm in den

Blick, wie energetische Sanierung und

Wärmeversorgung mit klimafreundlichen

Lösungen und Änderungen auf

gesetzlicher Ebene gelingen können.

Nach einem Impulsvortrag von Felix

Schweikhardt von der Klimaschutz- und

Energieagentur Baden-Württemberg

GmbH (KEA) diskutierten die Fachleute

Vera Sehn von der MVV Regio Plan

GmbH und Stefan Menrath von der

Innung für Sanitär Heizung Klima Heidelberg

auf dem Podium über Fragestellungen

der kommunalen Wärmeplanung,

des Gebäudeenergiegesetzes

und der energetischen Sanierung.

Im Forum Übers Klima sprechen lag

der Fokus auf Emotionen, welche

in Diskussionen über das Klima aufkommen

und welche Methoden

es gibt, um mit unterschiedlichen

Perspektiven ins Gespräch zu kommen.

Gemeinsam mit Hanna Henkel

von der KLiBA und Maren Schück von

der Geschäftsstelle Klimaschutz des

RNK entwickelten die Teilnehmenden

Gesprächsansätze, um Köpfe und

Herzen der Menschen beim Thema

Klimawandel zu erreichen.

„Wir können gemeinsam reflektieren,

uns gegenseitig inspirieren, einander zuhören,

unterschiedliche Perspektiven

verstehen und erkunden sowie über innovative

und anerkannte Lösungswege

diskutieren. Gerade in Veränderungsprozessen

ist es wichtig, in Gesprächen

die Perspektiven und Chancen für eine

lebenswerte gemeinsame Zukunft in

den Mittelpunkt zu stellen, anstatt die

negativen Aspekte, insbesondere Ängste

der Menschen zu betonen. Aus der

Verhaltensforschung wissen wir, dass ein

positives Gefühl dazu führt, dass wir

am Ball bleiben und nächste Schritte

gehen“, so Hanna Henkel in Anlehnung

an die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften.

Dass die wechselseitige Begegnung

erlebbar und motivierend sein kann,

bestätigten die Teilnehmenden selbst

mit scheinbar kleinen Bespielen, die

eine nachhaltige Wirkung erlangten:

„Nachdem wir unser Verschenke-Regal

vor der Haustür wegen einer Baustelle

zeitweise entfernen mussten, kamen

die Nachbarn und andere Leute auf

mich zu, um mitzuteilen, dass sie dieses

vermissen und es toll finden, noch

brauchbare Dinge weiterzugeben“,

so eine Teilnehmerin.

Ein weiterer Teilnehmer bestätigt die gesellschaftlichen

Veränderungen, die

persönlich erlebbar werden: „Mir fällt auf,

dass ich mich früher mit meinen Freunden

in der Kneipe über die PS und Bauteile

unserer Motoräder ausgetauscht

habe. Heute vergleichen wir auf dem

Smartphone den Ertrag der Photovoltaikanlage

auf dem Hausdach.“

Im dritten Forum, Energiewende in

Bürgerhand, wurde die unermessliche

Bedeutung der Bürgerinnen und Bürger

als wesentlicher Faktor der Energiewende

aufgezeigt. So wurden Beispiele

vom eigenen Balkonkraftwerk bis hin

zur Beteiligung an großen Projekten vorgestellt.

Elisabeth Strobel, Vorsitzende

des Verbandes der Bürgerenergiegenossenschaften

in Baden-Württemberg,

Sarah von Keudell von der Bürger-Energiegenossenschaft

Kraichgau e.G. und

Klaus Mertel von der KEA erläuterten,

wie die Energiewende im Stromsektor

aktiv mitgestaltet werden kann.

Louis Palmer, der als erster Mensch in

einem solarbetriebenen Auto um

die Welt gefahren ist, beendete die

Klimakonferenz mit einem inspirierenden

und lebendigen Impulsvortrag.

Er erzählte von seinen Erlebnissen und

den kreativen Lösungen, die er auf

seinen Reisen gefunden hat. Damit erfüllte

er ein wichtiges Kriterium guter

Klimakommunikation – neue positive

Geschichten zu erzählen, die zum Handeln

anregen. Seine Botschaft an alle

Teilnehmenden war klar: Klimaschutz

beginnt im Kleinen, und jeder kann

etwas bewirken, wenn man das Motto

„Never give up, ask for help und be

creative“ (Nie aufgeben, um Hilfe bitten

und kreativ sein) verfolgt.

Anregungen, Best-Practice-Beispiele,

Informationen und Mitmach-Aktionen

erwarten Sie unter

→ www.ichmachs.jetzt

EvO WINTER 2024/2025

45


BILDUNG UND SCHULEN

WIE KLIMA-

FREUNDLICH

IST MEINE

SCHULE?

Mit einem speziellen

CO₂-Rechner und fachlicher

Begleitung unterstützt das

Bildungsteam der KLiBA

Schulen dabei, ihre individuelle

Klimabilanz zu erstellen.

Kinder und Jugendliche

können dabei selbst aktiv

werden und effiziente

Verbesserungen anstoßen.

Von Benjamin Jungbluth

Wie viel Energie und Ressourcen verbraucht

unsere Schule – und wo gibt es

Möglichkeiten, dabei etwas einzusparen

und so ganz konkret etwas fürs Klima zu

tun? Mit diesen Fragen können sich Schülerinnen

und Schüler im Rhein-Neckar-

Kreis im Rahmen eines KLiBA-Projekts

auseinandersetzen, das auf einem besonderen

CO₂-Rechner aufbaut. Entwickelt

wurde der „Schools for Earth“-

Klimarechner von Greenpeace und dem

Institut für Energie- und Umweltforschung

Heidelberg (ifeu) in Kooperation mit

bundesweit 15 Pilotschulen. Er steht allen

Bildungseinrichtungen kostenfrei zur

Verfügung und kann beispielsweise bei

Projekttagen oder in speziellen Unterrichtseinheiten

zur Anwendung kommen,

um eine individuelle Klimabilanz zu

erstellen. Dabei werden Emissionsbereiche

identifiziert, in denen es an der

jeweiligen Schule Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen

gibt.

„Für dieses Projekt sprechen wir mit

den Schülerinnen und Schülern zunächst

einmal über die Hintergründe: Warum

ist so eine aufwendige CO₂-Bilanz

überhaupt sinnvoll? Denn diese haben

tatsächlich einiges zu tun, wenn sie

später den Heiz- und Strombedarf ihrer

Schule ermitteln, die im Jahr anfallenden

Verbrauchswerte von Ausflügen

und Dienstreisen recherchieren oder bei

der Stadtverwaltung nachfragen,

welche IT-Geräte in den letzten Jahren

angeschafft worden sind. Alle diese

Daten sind aber wichtig, um sich dem

Gesamtverbrauch anzunähern und

dabei einzelne Bereiche herauszuarbeiten,

in denen gemeinschaftlich Veränderungen

umgesetzt werden können“,

erklärt Hanna Henkel vom Bildungsteam

der KLiBA.

Im Online-Tool werden zahlreiche

Daten erfasst

Zusammen mit ihren Kolleginnen und

Kollegen besucht sie Schulen in der

Region für die unterschiedlichsten Bildungsangebote

rund um den Klimaschutz.

Der CO₂-Rechner ist dabei

ein neues Angebot, das im Rahmen der

regionalen Aktion Dein.Klima sowie

der Energiemanager-Schulungen

46 EvO WINTER 2024/2025


von Daten erlernen. Dazu kann auch

das Erstellen von Umfragen gehören,

wenn beispielsweise die Mitschüler angeben

sollen, ob sie mit dem Fahrrad

zur Schule kommen oder mit dem Auto

gefahren werden“, erklärt Hanna Henkel

vom KLiBA-Bildungsteam. „Und schon

allein durch die Beschäftigung mit diesen

Themen reflektieren viele Schülerinnen

und Schüler ihr alltägliches Verhalten.“

Anschaulich und unterhalmsam: Lisa Muckenfuß (l.) vom ifeu und

Hanna Henke (r.) von der KLiBA stellen den Schülerinnen und Schülern

am Kurpfalzgymnasium in Bammental den CO₂-Rechner vor.

umgesetzt wird und die Beteiligten

alltagsnah anspricht: Es geht nicht nur

um allgemeine Informationen und

Wissensvermittlung, sondern um ihre

eigene Schule, die sie jeden Tag besuchen.

„Damit sensibilisieren wir die gesamte

Schulgemeinschaft in Bezug auf

ihr eigenes Verhalten. Denn zum Beispiel

beim großen Thema Heizen können

bis zu 15 Prozent des Verbrauchs durch

das jeweilige Nutzerverhalten reduziert

werden. Gleichzeitig erfahren die Beteiligten

aber auch, wo die Grenzen

ihres individuellen Tuns liegen und wo

übergeordnet gehandelt werden muss.

So können die Einrichtungen mit dem

Schulträger ins Gespräch kommen und

mit Zahlen unterlegen, wo größere

Maßnahmen viel bewirken könnten“,

sagt Henkel.

Um diese konkreten Werte zu ermitteln,

können in dem Online-Tool zahlreiche

Parameter erfasst werden. Los geht

es bei Basis-Daten zum Gebäude, der

Anzahl der Schüler und Lehrkräfte

oder auch zum Sanierungsstand. Dann

können einzelne Gruppen die großen

Themenbereiche Energie, Wasser, Abfall,

Verpflegung, Mobilität und Beschaffung

genauer unter die Lupe nehmen. Um

den Heizbedarf ermitteln und in ein Verhältnis

setzen zu können, ist beispielsweise

die Energiebezugsfläche wichtig –

also die Summe aller Grundflächen

eines Gebäudes, die beheizt oder klimatisiert

werden. Die Schülerinnen und

Schüler müssen dabei zunächst überlegen,

woher sie diese Daten bekommen

können und wer ein passender Ansprechpartner

sein könnte. Natürlich erhalten

sie dabei Unterstützung durch

das KLiBA-Team und die betreuenden

Lehrerinnen und Lehrer.

Schülerinnen und Schüler erweitern

ihre Kompetenzen

„In den unteren Klassenstufen liegt

der Fokus eher auf den Lehrkräften, die

die Ergebnisse dann mit den Kindern

besprechen. Ab Klasse 7 können die

Jugendlichen aber vieles selbst recherchieren

und auf diese Weise neue

Kompetenzen im Umgang mit Bilanzen

sowie dem Ermitteln und Bewerten

Diese Erfahrung hat auch Anja Gohl gemacht,

die an der Heidelberger Julius-

Springer-Berufsschule Lehrerin und

Mitglied des BNE-Teams (Bildung für

nachhaltige Entwicklung) ist. „Wir waren

eine der ersten Einrichtungen, die dieses

Angebot der KLiBA genutzt haben, und

sind wirklich begeistert. Unsere Schülerinnen

und Schüler werden durch das

Projekt animiert, selbst aktiv zu werden

und ihre eigene Schule ganz neu kennenzulernen.

Das schafft nicht nur ein

Bewusstsein für die Themen Energiesparen

und Klimaschutz, sondern führt

auch zu handfesten Ergebnissen, mit

denen wir gemeinsam Optimierungen

anstoßen können“, freut sich Anja Gohl.

Da die umfassende Erhebung der Daten

nicht auf einen Schlag erfolgen muss,

sondern diese nach und nach in das

Online-Tool eingegeben werden können,

lässt sich das Projekt über einen längeren

Zeitraum durchführen. So können

Vergleiche zwischen einzelnen Jahren

gezogen und damit die Auswirkungen

einzelner Maßnahmen nachverfolgt

werden. Am Ende liefert der CO₂-Rechner

den Schulen eine grafisch aufbereitete

Präsentation, mit der die einzelnen

Handlungsfelder für mehr Klimaschutz

geplant und eigene Klimaziele festgelegt

werden können. „Für uns wird es

spannend sein, die einzelnen Bereiche

aufgeschlüsselt zu bekommen“, betont

Anja Gohl von der Heidelberger

Julius-Springer-Schule. „Wir sind bei

dem Thema schon sehr aktiv und hoffen

natürlich, dass sich das auch in der

Bilanz niederschlägt. In jedem Fall ist

das Projekt aber ein großer Ansporn,

noch mehr für den Klimaschutz direkt

bei uns vor Ort zu tun.“

EvO WINTER 2024/2025

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KLiBA – IHRE KLIMASCHUTZ-

UND ENERGIE-BERATUNGSAGENTUR

Als unabhängige Energieagentur unterstützt und berät die KLiBA seit 1997

Bürger, Kommunen und Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar zu

allen Fragen rund um den effizienten und umweltschonenden Energieeinsatz.

Gesellschafter der Agentur sind die Stadt Heidelberg, der Rhein-Neckar-Kreis

und weitere 26 Kommunen sowie die Sparkasse Heidelberg.

Unser Service für Bürgerinnen

und Bürger

In einem kostenfreien Beratungsgespräch

erhalten Bürger alle Informationen,

die für eine energetische Modernisierung

oder einen energieeffizienten

Neubau notwendig sind. Interessierte

Bürger informieren wir über erneuerbare

Energien und zeigen ihnen Möglichkeiten,

diese sinnvoll in Form von Solarenergie

oder Biomasse zu nutzen. Über

den neuesten Stand diverser Förderprogramme

informieren wir ebenso wie

über Energiesparen im Alltag.

Unser Service für Kommunen

im Rhein-Neckar-Kreis

• Kommunales Energiemanagement,

z. B. beim Aufbau eines Energieberichtswesens,

eines Energiecontrollings

oder bei der Erstellung

von Jahresenergieberichten.

• Klimaschutzkonzepte: Erstellung

der Antragsunterlagen für das

Klimaschutzkonzept, Erarbeitung

von integrierten und Teil-Klimaschutzkonzepten.

Der Service

für das Gewerbe

Mit einer Initialberatung für kleine und

mittlere Unternehmen legen wir den

Grundstein dafür, wie sie ihre laufenden

Kosten durch Energieeinsparmaßnahmen

senken. Wir prüfen das Einsparpotential

vorhandener Querschnitttechnologien

wie Heizung, Klimatisierung,

Druckluft, Beleuchtung, Antriebe etc.

Mit Hilfe dieser Bestandsaufnahme

zeigen wir den Unternehmen, wo sie

bereits heute die Energie optimal

nutzen und wo sie zu viel verbrauchen.

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