EVO_Winter_24-25_online
Die Zeitschrift rund um die Themen energetisches Sanieren, erneuerbare Energien, Elektromobilität und Klimaschutzbildung der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis für Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und Kommunen. Im Fokus stehen aktuelle Klimaschutz- und Energieeffizienzthemen sowie Best Practice-Beispiele für energetische Modernisierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden, der Einsatz von erneuerbaren Energien bei Privatpersonen, in Kommunen, in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Institutionen.
Die Zeitschrift rund um die Themen energetisches Sanieren, erneuerbare Energien, Elektromobilität und Klimaschutzbildung der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis für Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und Kommunen. Im Fokus stehen aktuelle Klimaschutz- und Energieeffizienzthemen sowie Best Practice-Beispiele für energetische Modernisierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden, der Einsatz von erneuerbaren Energien bei Privatpersonen, in Kommunen, in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Institutionen.
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Das Magazin für Bauen, Wohnen und Energie
der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis
Winter 2024/2025
ZWEI HÄUSER ZEIGEN,
WAS ALLES MÖGLICH IST
KOMMUNEN MÜSSEN
BEI WÄRMEPLANUNG
ZWEITEN SCHRITT GEHEN
SONNENSTROM VON
DER MÜLLDEPONIE
KLIMASCHUTZ
ALS GEWINN FÜR STADT
UND MENSCHEN
SCHWERPUNKT:
ENERGETISCHE SANIERUNG –
ZEIGEN, WAS GEHT
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
eine ehrgeizige Energiewende – weg von
fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern
in allen Bereichen Wärme, Strom und
Mobilität – sollte absolute Priorität haben.
Sonst können der Klimaschutz und das Ziel,
bis 2045 auf Bundesebene klimaneutral
zu sein, zu dem sich alle demokratischen
Parteien bekennen, nicht gelingen.
Doch wie gehen wir das an? Ankündigungen,
Gesetze zu ändern oder Förderungen
zu senken, wie beispielsweise beim Heizungstausch,
führen zu Verunsicherung und
zu Stillstand. Das gilt für die Kommunen
wie für den privaten Bereich gleichermaßen.
Klar ist, dass Klimaschutz und Wärmewende
stabile und verlässliche Rahmenbedingungen
brauchen.
Um langfristig klimaschonend und für alle
finanzierbar zu heizen, müssen wir auf
erneuerbare Wärme, Effizienz und die Senkung
des Energieverbrauchs setzen. Die
Wärmewende umfasst also Maßnahmen,
die Wärmeenergie einsparen – in erster
Linie durch die energetische Sanierung
von Gebäuden – und die Reduzierung der
CO₂-Emissionen, zum Beispiel durch den
Einbau von klimafreundlichen Heizungen
wie etwa Wärmepumpen. Eine Sanierung
oder ein Heizungstausch sind deshalb
zukunftsorientiert.
Der Ausbau der Photovoltaik im Rhein-
Neckar-Kreis kommt voran – bei den etwa
4.500 neu installierten PV-Gebäudeanlagen
mit einer Gesamtleistung von 35
Megawatt (MW) ist er in Baden-Württemberg
einer der Spitzenreiter im ersten
Halbjahr 2024.
Im privaten Bereich der Heizungserneuerung
dagegen herrscht zurzeit eher eine
Wartehaltung oder Verunsicherung, was zu
tun wäre. Dabei hat sich die Lage bei der
Verfügbarkeit und den Preisen von zukunftsfähigen
Heizsystemen ebenso entspannt
wie die Verfügbarkeit von Handwerkern.
Die Fördermittel für eine neue Heizung von
bis zu 70 Prozent stehen weiterhin zur
Verfügung.
Die Best-Practice-Beispiele engagierter
Bürgerinnen und Bürger, die an unserer Aktion
„GUT SANIERT?!“ im September 2024
teilgenommen haben, zeigen vielfältige
Lösungen für energetische Hausmodernisierungen.
Zudem berichten wir über den
aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung
im Rhein-Neckar-Kreis und wie die
Gemeinde Plankstadt eine nachhaltige
Energieversorgung für ihre neue Kultur- und
Sporthalle verwirklicht. Außerdem erfahren
Sie, wie ein internationales Unternehmen
aus Nußloch durch den KEFF+ Check der IHK
Rhein-Neckar und der KLiBA weitere energiesparende
Optimierungen umgesetzt
hat, die Kosten reduzieren und das Klima
schützen.
Auf Ihre Anregungen oder auch Kritik
freuen wir uns.
Ihnen eine aktive, klimafreundliche und
wohltuende Winterzeit!
Ihr Dr. Klaus Keßler
Geschäftsführer der KLiBA
ökologisch
gedruckt
mit BIO-Farben
IMPRESSUM
Herausgeber
KLiBA gGmbH | Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur
Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis gGmbH
Wieblinger Weg 21 | 69123 Heidelberg
Fon 06221 99875-0 | info@kliba-heidelberg.de
Geschäftsführer: Dr. Klaus Keßler
www.kliba-heidelberg.de
Chefredaktion Dr. Klaus Keßler
Redaktion Sibylle Heusel | Benjamin Jungbluth |
Olga Marksteder
Redaktionelle Betreuung Benjamin Jungbluth
Projektorganisation Olga Marksteder
Gestaltung Semdesign | Ebersbach/Fils | www.semdesign.de
Satz und Layout Andrea Reuter | 76855 Annweiler
Anzeigen und Realisation Wolf Verlag GmbH | Hostackerweg 21 |
69198 Schriesheim | Fon 0171 6878130 | info@wolf-verlag.com
Druck Druckpress GmbH | Leimen
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Titelseite
In mehreren Schritten haben Gerlind Wallon und Andrew Moore ihr
Einfamilienhaus in Nußloch umfassend modernisiert und damit
den Wärmebedarf des Gebäudes aus den 1960er Jahren um 66 Prozent
reduziert. Mehr darüber berichten wir auf den Seiten 14–15.
Bildnachweis
Sibylle Heusel: Titel, 11–12, 14–18, 26; Gülay Keskin: 2, 4, 6 unten,
7–10, 48; GVV Schönau: 5, 6 oben; Alex Schmitt: 16 oben links;
Benjamin Jungbluth: 19–20, 29–33, 38–39 (oben); Klimawerkstatt
Eppelheim: 27 unten, 28; AVR UmweltService GmbH & Co. KG,
Sinsheim: 34–36; Leica Biosystems: 38 links, 40; KLiBA: 40–43,
46–47; RNK: 44–45.
ökologisch gedruckt mit BIO-Farben
www.druckpress.de
2 EvO WINTER 2024/2025
ogisch gedruckt
it BIO-Farben
INHALT
4
SCHWERPUNKT:
ENERGETISCHE
SANIERUNG –
ZEIGEN,
WAS GEHT
19
KOMMUNEN
34
UNTERNEHMEN
UND INSTITUTIONEN
34 Sonnenstrom von der
Mülldeponie
38 Experten-Unterstützung
führt zu Einsparungen
beim Energieverbrauch
7
BÜRGERINNEN
UND BÜRGER
19 Wir managen den
Klimaschutz in der Region
25 Kommunen müssen bei
Wärmeplanung zweiten
Schritt gehen
26 Es hat „KlikKS“ gemacht:
ehrenamtlich für den Klimaschutz
29 Kommunale Bauhöfe setzen
auf E-Mobilität
31 Kultur- und Sporthallen
werden klimafit
41
BILDUNG UND
SCHULEN
7 Zwei Häuser zeigen, was
alles möglich ist
11 Ein Solardach und viel
„smarte“ Technik
14 „Wir wollen so wenig wie
möglich fossile Energie
verbrauchen!“
16 Sanierung mit Holz, Hanf
und Lehm
41 Klimaschutz als Gewinn für
Stadt und Menschen
44 ICH.MACHS.JETZT. – DU AUCH?
1. Klimakonferenz des Rhein-
Neckar-Kreises
46 Wie klimafreundlich ist meine
Schule?
EvO WINTER 2024/2025
3
Familie Gräser aus Sinsheim hat ihr Einfamilienhaus aus
den 70er Jahren umfassend saniert – Innendämmung,
dreifache Wärmeschutzverglasung im kompletten Gebäude,
zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und
eine PV-Anlage mit 13,2 kWp gehören dazu. Mehr darüber
in der Sommerausgabe 2025.
ENERGETISCHE
SANIERUNG –
ZEIGEN, WAS GEHT
4 EvO WINTER 2024/2025
SCHWERPUNKT: ENERGETISCHE SANIERUNG
Die KLiBA hat zusammen mit Kommunen aus dem
Rhein-Neckar-Kreis die neue Veranstaltungsreihe GUT SANIERT?!
ANHÖREN! ANSEHEN! ANFANGEN! ins Leben gerufen:
Mit Vorträgen, Besichtigungstagen und Sanierungsschauen
können sich Bürger umfassend vor Ort informieren.
2025 geht es in die zweite Runde. Von Benjamin Jungbluth
Praxisnahe Infos von Expertinnen
und Experten, konkrete Beispiele von
engagierten Privatleuten sowie Kontakte
zu Gleichgesinnten und Handwerksbetrieben
aus der Region: Mit der
langfristigen Veranstaltungsreihe GUT
SANIERT?! hat die KLiBA gemeinsam
mit Kommunen aus dem Rhein-Neckar-
Kreis seit diesem Frühjahr ein neues
Programm rund um energetische Sanierungen
etabliert. Unter Beteiligung
der Städte und Gemeinden Hemsbach,
Laudenbach, Heddesbach, Heiligkreuzsteinach,
Schönau, Wilhelmsfeld,
Leimen, Nußloch, Sandhausen und
Sinsheim lag dabei die individuelle
Umsetzung bei den kommunalen Klimaschutzmanagern,
die das dreiteilige
Programm an die jeweiligen Bedürfnisse
vor Ort anpassen konnten.
Los ging es in den Kommunen unter
dem Titel GUT SANIERT?! ANHÖREN!
mit einem Infoabend zu den Themen
Altbausanierung, Heiztechnik und
Heizungsaustausch, Umstellung auf
erneuerbare Energien, Photovoltaik
und Elektromobilität. Als Einstieg gab
es umfassende Informationen von
KLiBA-Mitarbeitern, danach wurden
sowohl im Plenum als auch individuell
spezifische Detailthemen behandelt.
„Die Bürgerinnen und Bürger
konnten zahlreiche Fragen zu ihren
eigenen Sanierungsvorhaben stellen.
Keine Fragen von Seiten des interessierten Publikums blieben offen –
fundierte Vorträge zum Heizen mit Luft- und Erdwärmepumpe
sowie Klimasplit-Anlagen waren im Bürgerhaus der Stadt Schönau ein
Teil der umfangreichen Sanierungsschau am 16. November 2024
im Steinachtal.
Dafür haben sich die Fachleute der
KLiBA nachvollziehbar zu erklären, wie
der Einsatz moderner Technologien
und Materialien erhebliche Kosteneinsparungen
ermöglichen kann“, erläutert
Magnus Wurmbach, der als kommunaler
Klimaschutzmanager von
Leimen an der gemeinsamen Auftaktveranstaltung
mit Sandhausen und
Nußloch beteiligt war.
Im Spätsommer hieß es dann bei zwei
Tagen der offenen Tür: GUT SANIERT?!
ANSEHEN! Am 21. und 22. September
2024 wurden energetisch sanierte
Wohngebäude vor Ort erlebbar. Engagierte
Bewohnerinnen und Bewohner
öffneten in den teilnehmenden Kommunen
ihre Türen und präsentierten der
Öffentlichkeit ihr energiesparendes
Zuhause. Bei kurzen Führungen mit den
→
EvO WINTER 2024/2025
5
SCHWERPUNKT: ENERGETISCHE SANIERUNG
beteiligten Fachleuten hatten Interessierte
die Gelegenheit, mehr über
energetische Sanierungsmaßnahmen
zu lernen, aus erster Hand Erfahrungen
zu sammeln, den verbesserten Wohnkomfort
selbst zu erleben und wertvolle
Praxistipps für eigene Vorhaben
mitzunehmen. Und auch die Hauseigentümer
profitierten vom Kontakt
mit Gleichgesinnten.
Sanierungsschau gegen Sanierungsstau:
Der Energieberater der KLiBA Dr. Thomas Fischer führte
vor Ort zahlreiche Beratungsgespräche durch.
Im Herbst ging es bei GUT SANIERT?!
ANFANGEN! schließlich um das eigene
Gebäude. Hier sollten konkrete Fragen
beantwortet und individuelle Lösungen
gefunden werden, wie das persönliche
Eigenheim energetisch saniert werden
kann. Die teilnehmenden Kommunen
boten hierzu verschiedene Formate an:
Die Stadt Hemsbach organisierte beispielsweise
in Zusammenarbeit mit der
Gemeinde Laudenbach einen Fachvortrag
unter dem Titel „Wärmepumpen
als Ersatz für Öl- und Gasheizungen –
was ist zu beachten?“. Bei einer Gewerbeschau
konnten Bürgerinnen und Bürger
außerdem ausführende Firmen
aus der Region sowie Energieberater
persönlich kennenlernen, um ihr konkretes
Projekt voranzubringen. „Mit
dieser Vielfalt an Themen bietet die
Veranstaltungsreihe eine umfassende
Hilfestellung für alle, die beim Thema
energetische Sanierungen etwas tun
wollen“, so Laudenbachs Klimaschutzmanagerin
Cornelia Baumgärtner.
Die Gemeinden Heddesbach, Heiligkreuzsteinach,
Schönau und Wilhelmsfeld
veranstalteten wiederum eine
Sanierungsschau im Steinachtal: Lokale
Handwerker und KLiBA-Fachleute
standen den Bürgerinnen und Bürgern
mit konkreten Lösungen und praktischen
Tipps zur Seite. Für Eva-Maria
Elfner-Häfele, Klimaschutzmanagerin
des zuständigen Gemeindeverwaltungsverbands
Schönau, war dabei vor
allem der unkomplizierte Zugang ein
großer Vorteil der neuen Reihe: „Interessierte
konnten ohne großen Aufwand
vor Ort erste Informationen zu den unterschiedlichen
Themen erhalten. Es
wurden Wege aufgezeigt, wie eigene
Projekte angegangen werden können,
und es wurden erste Kontakte zu
Energieberatern oder Handwerkern
geknüpft.“
Die Stadt Sinsheim präsentierte hingegen
einen Online-Vortrag zum Thema
„Energetische Altbausanierung – was,
warum und wie?“: Zusammen mit der
KLiBA ging es auch hier rund um das
große Feld der Gebäudesanierung und
den Heizungsaustausch.
Gemeinsam mit den weiteren interessierten
Kommunen geht GUT SANIERT!?
im kommenden Jahr 2025 in die
nächste Runde. Das Kooperationsprojekt
baut auf der Basis der erfolgreichen
Aktionen und gewonnenen
Erfahrungen auf. Bürgerinnen und
Bürger kompetent zu informieren, erfolgreiche
Energiesanierungen sichtbar
zu machen und so zum Sanieren zu
motivieren, sind die Ziele des Projektes,
das Theorie und Praxis verbindet sowie
konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen
gibt. Während der gesamten
Aktionszeit bieten sich den Bürgerinnen
und Bürgern Möglichkeiten, sich untereinander
auszutauschen, zu vernetzen
und einander zu unterstützen.
Die teilnehmenden Kommunen aus
diesem Jahr werden ebenfalls wieder
dabei sein und vor Ort einzelne etablierte
Formate mit enger Begleitung
durch die KLIBA weiterführen. Und bis
zum 31. Januar 2025 werden weitere
Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis als
Projektpartner gesucht! Das Programm
wird im Frühjahr auf den Internetseiten
der teilnehmenden Kommunen sowie
unter kliba-heidelberg.de/effizientsaniert
veröffentlicht.
Claus Krakofczik hat mit
seiner Frau das gemeinsame
Mehrfamilienhaus in Hemsbach
zukunftsfest saniert.
Mehr darübe in der Sommerausgabe
2025.
6 EvO WINTER 2024/2025
ZWEI
HÄUSER
ZEIGEN,
WAS
ALLES
MÖGLICH
IST
Modern und technisch
das eine, historisch und
natürlich das andere:
Architekt Veit Hunsicker
hat in Hemsbach zwei
Wohnhäuser umgestaltet,
die die Bandbreite
bei energetischen
Sanierungen zeigen –
von der Wärmepumpe
bis zur Innendämmung
samt Lehmputz.
Von Benjamin Jungbluth
7
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
° Infobox
Eigenes Wohnhaus und
Architektur-Büro
– Dach: 18 cm Mineralwolle +
6 cm Holzwolle,
U-Wert (W/m²K): 0,19
– Kellerdecke: 12 cm Steinwolle,
0,27
– Außenwände:
DG: Holzständerkonstruktion mit
Holzwolle (WLG 032) 18 + 6 cm,
EG + OG: Wärmedämmverbundsystem
mit 18 cm EPS (WLG 032), 0,16
– Fenster: Zweifache und dreifache
Wärmeschutzverglasung im
Holzrahmen, 0,90–1,20
– Türen: Haustüre aus Holz mit
Dämmeinlage, 2,50
– Heizung: Luft-Wasser-Wärmepumpe,
Ausführung als
Split-Anlage mit Frischwasserstation,
modulierend 12–30 kW
Wohnhaus mit
Sandsteinfassade für Kunden
– Oberste Geschossdecke: 16 cm
Holz-weichfaserplatten (WLG
040), 0,24
– Außenwände: 6 cm Innendämmung
(WLG 040), 0,50
– Fenster: Zweifache Wärmeschutzverglasung
im Kunststoffrahmen,
1,10
– Türen: Haustüre aus Holz mit
Dämmeinlage, 1,30
– Heizung: Pelletkessel mit solarer
Trinkwassererwärmung, 21 kW
– Solarthermie: Solare Trinkwassererwärmung:
3 Flachkollektoren
mit je 2,5 m² Bruttokollektorfläche
– Sonstiges: Decken- und Wandheizung
Da es zu seinem Beruf als
Architekt gehört, über
energetische Sanierungen
zu informieren, öffneten
Veit Hunsicker und seine
Frau die Türe ihres gründlich
sanierten Hauses.
Es sind zwei Gebäude, wie sie unterschiedlicher
kaum sein könnten, die
Architekt Veit Hunsicker in Hemsbach
umgebaut und energetisch saniert hat.
Da ist zum einen das von ihm selbst
genutzte Haus von 1958, das er bereits
vor über zehn Jahren vollständig
umgestaltet und in ein modernes
Wohnhaus samt Bürogeschoss verwandelt
hat: Mit klaren Linien und Formen,
das alte klassische Satteldach durch
einen Aufbau ersetzt und die Fassade
mit sowohl bodentiefen als auch
querverlaufenden Fenstern an gegenwärtige
Stile und Bedürfnisse angepasst.
Zum anderen das noch ein
paar Jahre ältere Wohnhaus aus der
Nachkriegszeit, in dessen rötliche
Fassade aus Mannheimer Trümmer-
Sandstein sich eine junge Familie
verliebt hatte. Sie beauftragte Hunsicker
mit einer fachgerechten und
sorgsamen Renovierung dieses architektonischen
Schmuckstücks, bei
der möglichst viele seiner Besonderheiten
erhalten, gleichzeitig aber auch
ein moderner Wohn- und Energiestandard
erreicht werden sollten.
„Wir haben beide Gebäude bei der gemeinsamen
KLiBA-Aktion mit der Stadt
Hemsbach und der Gemeinde Laudenbach
„Gut saniert?! Ansehen!“ für
Interessierte geöffnet, weil wir damit
auf die große Bandbreite an Möglichkeiten
aufmerksam machen konnten,
die heutzutage bei energetischen Sanierungen
möglich sind. Es gibt nämlich
kein einfaches Allheilmittel, um Altbauten
zu erneuern. Jedes Haus muss
individuell anhand seiner Lage, des
Nutzungsverhaltens seiner Bewohner
und seiner besonderen Eigenschaften
betrachtet werden. Deshalb ist es
wichtig, dass Eigentümer nicht einfach
wild drauflos sanieren, sondern sich
Unterstützung und Expertise von
Fachleuten holen – von Architekten,
8 EvO WINTER 2024/2025
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Energieberatern oder Institutionen
wie der KLiBA“, betont Hunsicker, der
mit seinem Architekturbüro schon
zahlreiche Sanierungen von privaten
wie öffentlichen Gebäuden in der
Region begleitet hat.
Bei seinem eigenen Wohnhaus ging es
ihm wie vielen Eigentümern. Mit den
Jahren hatte sich ein Sanierungsstau
gebildet, so dass sich ein größerer
Umbau lohnte. Also wurde zum einen
die Nutzfläche vergrößert: durch interne
Umbauten, die Erweiterung des
Gebäudes zum Garten hin sowie ein
neues Dachgeschoss mit Pultdach. Im
Erdgeschoss entstand zudem ein separater
Bereich für sein Architekturbüro.
„Wir arbeiten hier mit mehreren
Mitarbeitern, darunter auch ein
fachkundiger Energieberater. Da war
es für uns natürlich recht einfach,
innovative Konzepte umzusetzen und
auf unsere eigene Expertise zu vertrauen“,
sagt Hunsicker.
Absprung vom Öl
schon 2012 geschafft
Deshalb war es für ihn auch schon
2012 keine Frage, bei der neuen Heizung
auf eine Wärmepumpe zu setzen
und damit den Absprung vom Öl zu
schaffen. Gewählt wurde ein Luft-
Wasser-Modell als Split-Anlage mit
Frischwasserstation: Dabei wird die
ohnehin vorhandene Wärme eines
Pufferspeichers genutzt und die Effizienz
der gesamten Anlage gesteigert.
Große Umbauten waren für die neue
Technik nicht notwendig: Die Bestandsräume
werden weiterhin mit klassischen
Heizkörpern erwärmt, während
alle neu geschaffenen Flächen im
Anbau und Dachgeschoss mit einer
Fußbodenheizung ausgestattet sind.
Für die Dämmung wurden sämtliche
Fenster und Türen ersetzt und der
bestehende Baukörper mit einem Wärmedämm-Verbundsystem
versehen.
„Das neue Dachgeschoss haben
wir natürlich nach Neubaustandards
errichtet und gedämmt: Die Außenwände
in einer Holzständerkonstruktion
mit Holzwolle und das Dach
mit Mineral- und Holzwolle. Bei der
Kellerdecke haben wir hingegen Steinwolle
verwendet“, erklärt Architekt
und Bauherr Hunsicker. Insgesamt konnte
so in etwa der heutige Effizienzhaus-Standard
85 erreicht werden.
Hinzu kommt weitere moderne Technik:
Das Haus verfügt über eine intelligente
Steuerung zum sommerlichen
Wärmeschutz sowie zur Nutzung
des winterlichen Sonneneintrags für
eine passive Solarunterstützung.
Eine Photovoltaik-Anlage mit Speicher
ist für die Zukunft geplant und kann
dann auch für das günstige Laden der
eigenen E-Autos genutzt werden.
→
EvO WINTER 2024/2025
9
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Vera Krewald und ihr Mann wollten das
Gemäuer ihres Hauses unbedingt erhalten
und sind nach zwei Jahren Baustelle mit
dem Ergebnis sehr zufrieden.
Einen ganz anderen Weg zu mehr
Wohnkomfort und Energieeffizienz ging
Veit Hunsicker bei dem nicht allzu weit
entfernten Wohnhaus mit der außergewöhnlichen
Sandsteinfassade. „Hier war
uns von Anfang an klar, dass es keine
Außendämmung geben kann. Doch
Innendämmungen sind noch einmal
eine ganz andere Liga, da kommt es
auf jedes Detail an. Doch der Aufwand
hat sich mehr als gelohnt“, freut sich
Hunsicker. So kam eine nur sechs Zentimeter
dicke Innendämmung aus
Holzwolle zum Einsatz, die ganz besondere
Eigenschaften aufweist:
Zusammen mit einem natürlichen
Lehmputz ist dieses Material äußerst
diffusionsoffen und gleichzeitig komplett
ökologisch. „Das war den Bauherren
wichtig und ist tatsächlich sofort
zu spüren, sobald man das Haus
betritt: Das Raumklima ist viel angenehmer
als zuvor“, betont Hunsicker.
Wand- und Deckenheizungen
für angenehmes Wohnklima
Zusätzlich erhielt das Gebäude neue
Fenster und Türen und wurde nach
Süden hin wieder geöffnet und freigestellt.
Dazu wurden energetisch
nachteilige Vorbauten entfernt und
das Haus in weiten Teilen in seinen
Ursprungszustand zurückversetzt. Die
Bereiche Sanitär, Elektro und Heizung
wurden komplett erneuert – bei
Letzterer fiel die Wahl auf eine Pellet-
Heizanlage mit solarer Trinkwassererwärmung.
„Eine spezielle Wärmepumpe
wäre technisch zwar möglich
gewesen, aber da man bei einer
Innendämmung einen Kompromiss bei
der Wirksamkeit eingehen muss, war
diese Wahl für uns sicherer“, erklärt
Hunsicker. Mit Wand- und Deckenheizungen
werden die Räume nun
nicht nur sehr effizient über große
Flächen erwärmt, sondern zusätzlich
das angenehme Wohnklima des
Lehmputzes noch einmal verstärkt.
Beim noch intakten Dach zeigt sich,
dass eine energetische Sanierung
auch gut in Einzelschritten angegangen
werden kann – nicht zuletzt,
um das Budget nicht zu überspannen.
Der Dachboden wurde bis auf weiteres
als Wohnraum aufgegeben und
stattdessen die oberste Geschossdecke
mit Holzwolle gedämmt. Wenn in
einigen Jahren ohnehin die Sanierung
des Daches ansteht, können hier
weitere Maßnahmen und eine PV-Anlage
umgesetzt werden.
„Mit diesem Projekt konnten wir zeigen,
dass besonders schöne Altbauten
nicht zwingend außen gedämmt
werden müssen, um sie energetisch zu
verbessern. Innendämmungen sind
zwar nicht einfach, aber durchaus möglich.
Gerade zusammen mit natürlichen
und nachhaltigen Baustoffen ergeben
sich da ganz neue und innovative
Ansätze, die außergewöhnliche
Wohnwerte schaffen“, sagt Architekt
Veit Hunsicker.
10 EvO WINTER 2024/2025
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
EIN SOLARDACH UND
VIEL „SMARTE“ TECHNIK
Am Rande der Malscher Weinberge ließen
Rolf-Stefan Scheible und Doris Kruck im
Jahr 2018 ein kompaktes Haus in Holzrahmenbauweise
errichten, dessen Solardach
ganz ohne Ziegel auskommt. Die Haustechnik
und deren Energieverbrauch können
die Eigentümer in ihrem „Smart Home“
effizient steuern. Von Sibylle Heusel
„Wir wollten in der Energieversorgung
unseres Hauses möglichst eigenständig
werden“, sagt Rolf-Stefan Scheible
beim Rundgang durch den Neubau am
Fuß des Letzenbergs. Daher stand für
den Maschinenbau-Ingenieur von vornherein
fest, dass er ein reines Photovoltaik-Dach
haben wollte – und es
sollte gut aussehen. Aber auch die Baumaterialien
des neuen Heims sollten nur
einen kleinen Fußabdruck in der Umwelt
hinterlassen, so der Wunsch des
Paares in Malsch. Mit der Planung und
Bauleitung betrauten sie den Architekten
Berthold Maga in St. Leon-Rot,
der im ökologischen Hausbau sehr erfahren
ist. Tatsächlich habe der Bau
nicht nur den beantragten KfW-Standard
55 erreicht, sondern verhalte sich
energetisch fast wie ein Passivhaus,
konstatiert der Architekt. Bewusst ohne
Keller ausgeführt, „schwimmt“ das Betonfundament
auf einer 40 cm dicken
Schicht aus Glasschaumschotter – ein
Recyclingprodukt, das gegen Feuchtigkeit
und Wärmeverlust schützt. Diese
sogenannte „bewehrte“ Bodenplatte ist
nochmals durch eine Polystyrol-Schicht
gedämmt, im ganzen Haus liegt
Fußbodenheizung und Holzparkett.
Die Hauswände bestehen aus einer
Holzständerkonstruktion, verschalt mit
OSB-Platten und eingeblasener
Zellulosedämmung. Die Deckenkonstruktion
des Obergeschosses ist genauso
einfach wie schön anzuschauen:
Massive 16 cm starke Paneele aus
Eichenholz bilden eine sogenannte
Brettstapeldecke, die zum Teil auf
Stahlträgern ruht. Die dreifachverglasten
Fenster sitzen in Holzrahmen mit
einer Außenkaschierung aus zirka 1 mm
dünnem Aluminium – der Goldstandard
im Fensterrahmenbau, wie Architekt
Maga erklärt. Außen absolut
wetterfest und pflegeleicht, kann auch
helles Holz gewählt werden, das im
Innenraum freundlich wirkt.
Mit Solarstrom vom Dach, einem Batteriespeicher,
einer Wärmepumpe sowie
einer dezentralen Lüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung weist das Haus
alle Merkmale eines modernen Gebäudes
auf – darüber hinaus jedoch noch
etliche technologische Raffinessen.
Rolf Scheible erläutert die Haustechnik:
Wechselrichter, Steuerungsmodul
der Wärmepumpen, Stromspeicher,
Warmwasserspeicher und die Technik
für die Regenwasserzisterne sind in
einem kleinen Raum neben der Garage
untergebracht.
→
EvO WINTER 2024/2025
11
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Die Krönung: Solardach ohne Ziegel
Nicht etwa Ziegel bedecken das nach
Süden geneigte, mit Holzfaserplatten
und Zellulosematten gedämmte Pultdach.
Stattdessen liegen Dünnschichtsolarmodule
auf der Konterlattung,
insgesamt 208 Stück. Das Ganze sieht
von außen aus wie ein Glasdach. Die
leichtgewichtigen Module erzeugen
zwar etwas weniger Energie pro Quadratmeter
Fläche als kristalline Module
– bei diffusem Licht sind sie aber
lichtsensibler und bringen dann einen
besseren Stromertrag. Mit einer Spitzenleistung
von 14,85 kWp produzieren
sie auf einer Fläche von zirka 150 m 2
rund 16.000 Kilowattstunden (kWh)
Strom im Jahr. Das PV-Dach war und ist
ein Herzensprojekt des Bauherrn. „Eigentlich
haben wir das Haus unter das
Dach gebaut“, witzelt Architekt Bertold
Maga, der „seinen“ Zimmermann aus
langjähriger Zusammenarbeit mit in
das Baustellen-Team brachte. Eine enge
und im wahren Wortsinn konstruktive
Zusammenarbeit zwischen Solarfirma,
Zimmermannsbetrieb und Architekt war
unabdingbar. Auch die Handwerker kamen
alle direkt aus der Umgebung und
haben exzellente Arbeit geleistet, stellt
Rolf-Stefan Scheible zufrieden fest.
„Smart Grid“: Solarenergie und
Wärmepumpe bedarfsorientiert
koppeln
Die Monoblock-Wärmepumpe auf dem
Garagendach erwärmt das Wasser der
Fußbodenheizung direkt über einen integrierten
Wärmetauscher. Unterhalb, in
einem kleinen Raum neben der Garage,
sind der Wechselrichter, das Steuerungsmodul
der Wärmepumpe, Stromspeicher
sowie Warmwasserspeicher und
Technik für die Regenwasserzisterne
kompakt untergebracht. „Wir möchten
viel vom eigenen Solarstrom selbst nutzen
und möglichst wenig einspeisen“,
erklärt Rolf-Stefan Scheible. Daher wurde
der Wechselrichter des Solardachs
über ein Kabel mit der Wärmepumpe
verbunden. Immer, wenn ein Überschuss
an Solarstrom vorhanden ist, schickt
Spaß an der Gebäudeautomation mit dem
KNX-System: Jalousien, Heizung oder Beleuchtung
können auch per Display z. B. in den
Nacht- oder Tagmodus geschaltet werden.
der Wechselrichter ein entsprechendes
Signal an die Wärmepumpe, damit sie
den Strom für die Erzeugung von Warmwasser
nutzt. „Smart Grid“ heißt das auf
neudeutsch und bedeutet „intelligentes
Stromnetz“. Weil die Wärmepumpe hierdurch
weniger Phasen des Hochheizens
benötige, sei die Smart-Grid-Technik
nicht nur sehr effizient, sondern auch leise
und schone die Wärmepumpe. Damit
möglichst viel solare Wärmeenergie gespeichert
werden kann, hat Rolf-Stefan
Scheible den Pufferspeicher auf 1.000
Liter ausgelegt.
Smart, smart Home …
„Jetzt wird es ein bisschen technisch“,
warnt der Ingenieur beim Blick in den
Verteilerkasten vor. „Das hier heißt BUS-
Kasten (Binary Unit System) – und
enthält neben den klassischen Sicherungen
jede Menge Komponenten für die
Steuerung der Haustechnik – Gebäudeautomation
lautet das Stichwort.“
° Infobox
Interaktive Landkarte:
Infos zu PV-Anlagen
Das Solardach von Rolf-Stefan
Scheible ist auf der PV-Karte des
Photovoltaik-Netzwerks Rhein-
Neckar verzeichnet. Über die
interaktive Karte kann man Kontakt
zu Betreibern/Eignern von
PV-Anlagen aufnehmen. Hier sind
auch Photovoltaikanlagen auf
kommunalen Gebäuden verzeichnet.
Informationen zu Förderprogrammen
der Kommunen zu
Photovoltaik und Balkonkraftwerken
findet man hier ebenso.
Von den am Markt befindlichen Bus-
Systemen wählte Rolf-Stefan Scheible
nach Rücksprache mit dem Elektriker
aus dem Nachbarort das in Europa
bewährte KNX-System. Ob Lichtanlagen
oder Steckdosen, Rollläden, die
Nutzung des Regenwassers aus der
Zisterne oder das Sonnensegel auf der
Terrasse: Alle Vorgänge können automatisiert
werden. Dafür war es notwendig,
KNX-fähige Sensoren zu verbauen.
Diese sind mit den „Aktoren“ im Elektroverteiler
verbunden, die dann die gemessenen
elektronischen Signale in
mechanische Bewegungen umsetzen.
Rolf-Stefan Scheible erläutert es am
Beispiel Fenster: Sensoren in den Fensterrahmen
reagieren auf einen Magneten
im Fensterflügel. Diese Kontakte,
sogenannte Reed-Schalter, seien in
erster Linie für die Funktion der Alarmanlage
von Bedeutung, können aber
auch verwendet werden, um die Heizung
dieses Raumes bei geöffnetem
Fenster herunter zu regeln oder beim
Öffnen der Fenster den Rollladen automatisch
auf eine Lüftungsposition
zu fahren. Andere Beispiele für automatisierte
Anwendungen: Die Lüftungsanlage
schaltet sich ein, wenn der
CO₂-Sensor einen bestimmten Wert
signalisiert, oder die Regenwasserversorgung
schaltet auf Trinkwasser um,
wenn die Zisterne leer ist. Auch „Anwendungspakete“
(sogenannte Szenen)
lassen sich schnüren: So können beim
Verlassen des Hauses auf einem zentralen
Display gleich mehrere Stromverbraucher
mit einem Tastendruck
ausgeschaltet werden.
„Bürger beraten Bürger“
Die eigenen Erfahrungen und das
Know-how teilen der Maschinenbau-
Ingenieur und andere technikbegeisterte
Nachbarn mit den Mitbürgern der
Gemeinde: Seit 2020 sind sie in der
„Klimawerkstatt“ in Malsch aktiv. Die
Gruppe will nach dem Motto „Bürger
beraten Bürger“ andere motivieren und
unterstützen – etwa beim Bau einer
Photovoltaikanlage oder bei der Vorbereitung
einer Altbausanierung.
Weitere Informationen:
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12 → pv-karte-rhein-neckar.kliba-
EvO WINTER 2024/2025
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EvO WINTER 2024/2025
13
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
„WIR WOLLEN
SO WENIG
WIE MÖGLICH
FOSSILE ENERGIE
VERBRAUCHEN!“
In mehreren Schritten haben Gerlind Wallon
und Andrew Moore ihr Einfamilienhaus in
Nußloch umfassend modernisiert und damit
den Wärmebedarf des Gebäudes aus
den 1960er Jahren um 66 Prozent reduziert.
Ihre Erfahrungen gaben sie am Aktionswochenende
„GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ am
21. und 22. September 2024 an Interessierte
weiter. Von Sibylle Heusel
Die gesamte Technik für
Wärmepumpe und Photovoltaik-
Anlage findet in einem Kellerraum
Platz – inklusive Stromspeicher
und Warmwasserspeicher.
„Zwölf Besucherinnen und Besucher
kamen, um unser Haus anzuschauen“,
berichtet Gerlind Wallon, erfreut über
das große Interesse bei der Aktion
„GUT SANIERT?! ANSEHEN!“. Als sie das
1966 errichtete Gebäude im Jahr
2011 erwarb, wurden vor dem Einzug
alle Strom- und Wasserleitungen neu
verlegt, auch Küche und Bad wurden
komplett modernisiert. Alles andere
blieb erstmal im Status Quo, inklusive
der Ölheizung. Im Verlauf der letzten
fünf Jahre packte sie dann gemeinsam
mit ihrem Mann, Andrew Moore, die
energetische Sanierung an. „Wir wollen
so wenig wie möglich fossile Energie
verbrauchen“, erklärt das Ehepaar. Beide
sind studierte Biochemiker und
beschäftigen sich auch beruflich damit,
wie Stoffkreisläufe umweltfreundlich
gestaltet werden können. Ehrenamtlich
engagieren sie sich bei der „Waldvision
Nußloch“ und bei „Nußloch
intakt“: Während Andrew Moore ein
Repair-Café gründen möchte, ist
Gerlind Wallon in der AG Naturnahe
Gärten aktiv. Zudem arbeitet sie in
der Nußlocher Gruppe des landesweiten
Projekts „Klimaschutz in kleinen
Kommunen und Stadtteilen durch
ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen“
(KlikKS) mit, wo Bürger in Kooperation
mit ihrer Gemeinde Klimaschutz-Projekte
selbst durchführen (Bericht über
KlikKS in Eppelheim ab Seite 26).
Dämmung ist „halbe Miete“
Als erstes ließen sie das Dach dämmen:
Der fensterlose Spitzboden, erreichbar
über eine schöne alte Dachbodenleiter
aus Holz, wurde 2019 mit einer
Einblasdämmung aus Zelluloseflocken
versehen (U-Wert 0,32 W/m 2 K). Zwei
Jahre später wurden die zeittypischen
Glasbausteine gegen ein modernes
Element mit Dreifachverglasung
(U-Wert 1,1 W/m 2 K) getauscht und eine
neue Haustüre aus Aluminium eingebaut,
die einen U-Wert von 0,88 W/m 2 K
aufweist.
Über eine Nachbarin, die ihr Haus
ebenfalls energetisch sanieren wollte,
kamen Gerlind Wallon und Andrew
Moore mit dem Energieberater Wolfgang
Schwab von der Firma Braun
Energiedienstleistungen in Mühlhausen
in Kontakt. Er erstellte einen „individuellen
Sanierungsfahrplan“ (ISFP) für
das Haus. „Ein solcher Plan beinhaltet
alle Maßnahmen, die energetisch
sinnvoll sind und auch möglichst zu
einem Effizienzhaus führen“, erläutert
Schwab. Ob die Baufamilie dann alle
14 EvO WINTER 2024/2025
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Maßnahmen oder nur Teile davon umsetze,
liege in deren eigenem Ermessen.
Bei Gerlind Wallon und Andrew Moore
stand 2023 die Dämmung der kompletten
Außenhülle des Gebäudes an: Einbau
neuer Kunststofffenster, die einen
Gesamt-U-Wert von 0,8 W/m 2 K haben –
die Glasflächen alleine lassen mit 0,6 W/
m 2 K sogar noch weniger Wärme durch.
Vor allem bei großen Glasflächen macht
das energetisch einen echten Unterschied,
wie Wolfgang Schwab erläutert.
Die Außenwände bekamen eine 14 cm
dicke Dämmung aus Polystyrol (EPS). Der
U-Wert der Wand liegt damit bei 0,18
W/m 2 K. Bei allen Maßnahmen aus dem
ISFP war Wolfgang Schwab als „Baubegleiter“
übrigens immer wieder vor Ort,
um die fachgerechte Durchführung zu
prüfen. Er erstellte auch den Abschlussbericht
und stellte die Förderanträge bei
der BAFA. Die Bauleitung hingegen –
also die Beauftragung und Koordination
der Handwerksbetriebe – hat Gerlind
Wallon selbst übernommen. Eine Lüftungsanlage
hat das Ehepaar nicht einbauen
lassen – das Lüften wird händisch
erledigt. Mit Feuchtigkeit haben
sie keine Probleme. „Wir haben eher
Mühe, genügend Luftfeuchte in das
Haus zu bekommen“, witzelt die
Hausherrin.
Mit Wärmepumpe und PV-Anlage
viel Strom und CO₂ vermeiden
Zeitgleich mit der Fassadendämmung
stand ein weiterer Punkt aus dem ISFP
auf dem Programm: Austausch der Ölheizung
und Einbau einer Luft-Wasser-
Wärmepumpe. Sie wurde an der südlichen
Außenfassade platziert und wird
vorrangig mit der Photovoltaik-Anlage
auf der Südseite des Daches betrieben –
beide Anlagen sind auf eine Spitzenleistung
von je 10 kW ausgelegt. Um
auch an trüben Tagen noch Sonnenstrom
nutzen zu können, hat das Paar
einen Stromspeicher mit einer Kapazität
von 10,24 kW angeschafft. „Damit können
wir zumindest einen dunklen Tag
überbrücken“, freuen sie sich.
Im Winter 2023/24 kam das Aha-Erlebnis:
„Mit der Außendämmung und den
neuen Fenstern haben wir im Vergleich
zu vorher nicht einmal die Hälfte der
Energie verbraucht“, freut sich Andrew
Moore. Als selbstständig tätiger Wissenschaftler
und Autor des Fachbuches
„The Decarbonization Delusion“ liegt
ihm die Abkehr von fossilen Energien
quasi von Berufs wegen am Herzen. Mit
großflächigen, modernen Heizkörpern
ausgestattet, konnte das Ehepaar den
gesamten Wärmebedarf des Hauses
um 66 Prozent reduzieren. In dem ungedämmten
Haus brauchten sie 1.500 l
Heizöl und 2.000 kWh Strom pro Jahr
(gesamt 16.700 kWh/a). Nach der
Sanierung mit Dämmung und Wärmepumpe
verzeichnen sie einen Jahresverbrauch
von 5.743 kWh. Davon bezog
das Ehepaar nur 2.697 kWh aus dem
Netz – das heißt, rund 53 Prozent des
benötigten Stroms kam von der eigenen
PV-Anlage. „Wir heizen das Haus im
Winter ausschließlich mit der Wärmepumpe,
das klappt wunderbar“, stellt
Gerlind Wallon fest.
Unter vielen Sanierungsmaßnahmen
wurde das Dach mit Einblasdämmung
gedämmt (oben) und eine Luft-
Wasser-Wärmepumpe eingebaut.
Die beiden Biochemiker haben auch
ausgerechnet, wieviel CO₂ sie der
Atmosphäre jetzt ersparen: Im Vergleich
zum ungedämmten, mit Öl
beheizten Haus sind es rund 64 Prozent
weniger. Als Wissenschaftlerin hat
Gerlind Wallon dabei natürlich auch
den CO₂-Ausstoß bei der Herstellung
von PV-Anlage und Dämmmaterial
berücksichtigt.
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EvO WINTER 2024/2025
15
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
SANIERUNG
MIT HOLZ, HANF
UND LEHM
Das Zweifamilienhaus sieht auf den ersten Blick aus wie ein modernes Holzhaus.
Im Kern stammt es aber aus dem 19. Jahrhundert. Schritt für Schritt
baute Alex Schmitt das sanierungsbedürftige Gebäude in Schönau-Altneudorf
um in ein Wohlfühlhaus mit modernen energetischen Standards. Bei der
KLiBA-Aktion „GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ im September 2024 konnten die
Besucherinnen und Besucher entdecken, was hinter der Fassade steckt
und wie eine Modernisierung mit ökologischen Baustoffen funktioniert.
Von Sibylle Heusel
Es fiel in die Kategorie „Handwerker
aufgepasst“, und Alex Schmitt scheint
selbst noch ein wenig erstaunt darüber,
dass er das Haus gekauft hat. „Hier sah
es vor drei Jahren noch ganz anders
aus“, berichtet der Kfz-Mechaniker.
„Wir haben viel Erdreich abgetragen
und einen zweiten Anbau abgerissen,
um den Hof zu vergrößern.“ Das Zweifamilienhaus
aus dem 19. Jahrhundert
umfasst jetzt den Altbau, der im
Erdgeschoss aus Sandstein und im
Obergeschoss aus Bimsstein besteht
sowie einen Anbau aus den 1970er
Jahren. Außerdem gibt es ein Nebengebäude
mit viel Raum etwa für eine
Werkstatt. Ein kleiner Bauerngarten
befindet sich auf der Südseite hinterm
Haus. „Es war einfach Zeit für mehr
Platz“, beschreibt Alex Schmitt seine
Motivation für den Kauf im Jahr 2021.
Zudem wollte er weg aus der Stadt
und naturverbunden wohnen.
Holz und Hanf: Keine Chance
für Wärmebrücken
Die Bauleitung für die Sanierung hat
der Mechaniker einem kleinen Zimmereibetrieb
in Finkenbach übertragen.
„Wir haben fast alles an dem Haus
gemacht“, berichtet Lars Wenzel. Der
Name seines Betriebs „Wenzel Naturbaustoffe“
deutet schon darauf hin:
Hier werden ökologische Materialien
verwendet wie Holz, Hanf und Lehm.
„Wir wollen keinen Sondermüll verbauen“,
skizziert der gelernte Zimmerer
seine Einstellung.
Der Altbau wurde komplett mit einer
Holzständerkonstruktion umbaut,
wie sie bei Holzneubauten üblich ist.
Zwischen Mauerwerk und Holzfaserplatten
wurde die Dämmung aus Stopfhanf
eingebracht, die stellenweise bis
zu 20 cm dick ist (U-Wert 0,18 W/m² K).
Nach außen ist die Konstruktion mit
Lärchenholz verschalt, das Alex Schmitt
eigenhändig mit farbpigmentiertem
Öl gestrichen hat: „Gleich, als das
Gerüst noch stand.“ Die neuen weißen
16 EvO WINTER 2024/2025
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Kaum wiederzuerkennen:
Das Haus von Alex Schmitt wurde mit
Hanf und Holz „eingepackt“.
EvO WINTER 2024/2025
Holzfenster mit Dreifachverglasung
sitzen nicht etwa in der Fensterlaibung
des Altbaus, sondern in der Holzständerkonstruktion
davor. „So gibt es
keinerlei Wärmebrücken“, erklärt Lars
Wenzel die Vorgehensweise. Drinnen
entstanden dadurch sehr tiefe Fensterbänke,
die Alex Schmitt mit Lehmputz
in ästhetisch ansprechende Nischen
verwandelte. „Hier kann man auch
sitzen“, freut er sich.
Die Eigenschaften von Stopfhanf
Auch das Dach ist mit einer Zwischensparrendämmung
aus 14 cm dickem
Stopfhanf versehen, die außen mit 14
cm starken Holzfaserplatten (U-Wert
des Daches insgesamt 0,14 W/m² K) abschließt.
Darauf sitzt die Holzlattung
mit den Ziegeln. Nach innen wurde der
hohe Spitzboden mit Seekieferplatten
verschalt. Hier entsteht ein großer
Schlafraum. „Das Haus ist vom Erdgeschoss
bis zum Dach eingehüllt in eine
Dämmschicht aus Hanf und Holz“, freut
sich Alex Schmitt. Lediglich der Haussockel
wurde zum Erdreich hin mit
10 cm dicken Styrodurplatten gedämmt.
Denn Hanf würde sich hier mit
Feuchtigkeit vollsaugen. Oben ist diese
Eigenschaft dann ein Vorteil: Die Naturfaser
kann Feuchtigkeit aufnehmen,
gibt sie aber auch wieder ab. Daher
wurde bei dieser Sanierung komplett
auf Dampfsperren verzichtet. Während
bei anderen Materialien Dampfsperren
vorgeschrieben sind, dürfe dieser
Dämmstoff ohne Folie verbaut werden,
erläutert Lars Wenzel. Bei der Verwendung
der Baustoffe ist der Zimmerer
sehr konsequent: Er bezieht ausschließlich
die Hanffaser „Uckermark“, die
nicht mit Kunststoffen angereichert
und auch nicht mit Brandschutzmitteln
versetzt werde. Hanf ist der Brandschutzklasse
„B1 schwer entflammbar“
zugeordnet, genau wie Styrodur. „Im
Gegensatz zu Kunststoffen glimmt
Hanf aber allenfalls – und nur dort, wo
Sauerstoff vorhanden ist“, erklärt der
Zimmerer. Da der Stopfhanf sehr dicht
eingebracht werde, sei diese Gefahr
äußerst gering.
→
17
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Den Innenausbau führt Alex Schmitt mit Holz
und Lehm aus.
Lehm- und Kalkputz
fürs Wohnklima
Beim Innenausbau hat Alex Schmitt
zunächst sämtliche Strom- und Wasserleitung
erneuern lassen. In den
Bädern und Küchen verschwinden die
Leitungen hinter Holzverschalungen,
die ebenfalls mit Stopfhanf gedämmt
wurden. Wegen der schimmelresistenten
Eigenschaften verwendete er
hier reinen Öko-Kalkputz. Hinter dem
Waschbecken schützen zur Sicherheit
eine Glasfläche oder Kacheln die
Wand vor Wasserspritzern. Die Dusche
dagegen hat Alex Schmitt mit großen
Platten aus Kalkstein-Travertin versehen.
„Den wollte ich unbedingt
haben“, schwärmt der Mechaniker. Als
Wasserschutz erhielten die Platten
eine Imprägnierung.
Im Wohnzimmer konnte der Hobby-
Handwerker die Vorteile von Lehmputz
voll zur Geltung bringen: Mal dünner,
mal dicker aufgetragen, wurden die
Kanten mal rund, mal eckig gestaltet.
So konnten mit dem dampfdiffusionsoffenen
Material vorhandene
Unregelmäßigkeiten im Gemäuer ausgeglichen
werden. Die Wände in der
großen Wohnküche bekamen so „von
Natur aus“ die Farbe „Cappuccino“.
In manchen Räumen hat das Paar
den Kalk- oder Lehmputz mit weißer
Kalkfarbe überstrichen. Die teils alten
und teils in Eigenarbeit neu verlegten
Holzfußböden und Holztreppen
haben Alex Schmitt und seine Partnerin
abgeschliffen und mit Naturöl
und Wachs behandelt. „Wir halten
alles in weiß und lehmfarben, das passt
gut zum Holz“. So entsteht ein natürlicher
Gesamteindruck im Landhausstil.
Während das Paar im Obergeschoss
bereits wohnt, ist im Erdgeschoss noch
Baustelle. Die untere Wohnung wird
barrierefrei, denn hier soll einmal die
Mutter einziehen.
Die Wärmepumpe steht schon
teuer geworden. Sein Heizungsbauer,
die Firma Beckenbach in Heiligkreuzsteinach,
habe ihn dann über die
Möglichkeiten einer Wärmepumpe informiert.
Das Gerät steht nun im Garten
und ist auf eine Leistung von 11 kWp
ausgelegt. Für die Heizung ist ein Wasserspeicher
von 300 Litern vorgesehen,
für die Sanitärnutzung 200 Liter. „Jetzt
bin ich froh, dass ich mit der Pelletheizung
erstmal zögerlich war“, freut
sich Alex Schmitt. Stefan Beckenbach
war es auch, der ihn auf die KLiBA-
Aktion „GUT SANIERT?! ANSEHEN!“
aufmerksam gemacht hat.
Seit drei Jahren arbeitet der Kfz-
Mechaniker nun an seinem „Landsitz“.
„Es ist wahnsinnig viel Arbeit“, gibt er
zu. Mit viel Eigenarbeit sparen Alex
Schmitt und seine Freundin aber erhebliche
Kosten ein. Für die Dachdämmung
und die Wärmepumpe sind
Förderungen bei der BAFA beantragt.
Und bald möchten sie auch mit Photovoltaik
Strom gewinnen, denn zwei
der Dachflächen zeigen nach Süden.
„Eigentlich wollte ich eine Holzpelletheizung“,
erzählt der Kfz-Mechaniker
beim Rundgang durch das Gebäude.
Die hätte aber sehr viel Platz im Keller
beansprucht und wäre auch sehr
18 EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
WIR
MANAGEN
DEN
KLIMA-
SCHUTZ
IN DER
REGION
Sie sind Ansprechpartnerinnen
für Bürger und Verwaltungen,
haben zahlreiche Aufgaben und
sind mit vollem Einsatz dabei:
Zwei Klimaschutzmanagerinnen
aus Kommunen des Rhein-
Neckar-Kreises stellen ihren
vielfältigen Beruf vor.
Von Benjamin Jungbluth
EvO WINTER 2024/2025
„KLIMASCHUTZ
MACHT NICHT AN
ORTSGRENZEN HALT“
Eva-Maria Elfner-Häfele, GVV Schönau
Wenn Eva-Maria Elfner-Häfele über ihre
Aufgaben als Klimaschutzmanagerin
des Gemeindeverwaltungsverbands
(GVV) Schönau spricht, muss sie oft erst
einmal diese kommunalpolitische Besonderheit
erklären. „Ich bin für die Gemeinden
Schönau, Heiligkreuzsteinach,
Heddesbach und Wilhelmsfeld zuständig,
die zusammen den Verband bilden
und dort übergeordnete Aufgaben gemeinsam
angehen. Der Klimaschutz
passt in diese Konstruktion sehr gut rein,
denn er betrifft eben alle Menschen
und macht nicht an Ortsgrenzen halt“,
erklärt Elfner-Häfele. Sie selbst kommt
aus der Region und ist hier stark verwurzelt,
entsprechend eng ist ihr Bezug
zu den vier Odenwald-Kommunen. Zum
Klimaschutz kam sie beruflich hingegen
über Umwege. Nach ihrem Studium in
BWL, Marketing und Kommunikation
arbeitete sie rund 20 Jahre lang in verschiedenen
Unternehmen in der Administration,
der Fördermittelakquise und
im Projektmanagement. „Da waren
durchaus Klimaschutzprojekte dabei,
aber erst mit der Stelle beim Gemeindeverwaltungsverband
wurde das mein
Hauptaugenmerk“, sagt Elfner-Häfele.
Im August 2023 trat sie die neue Position
an und nutzt seitdem ihre berufliche
Expertise – schließlich ist die Kommunikation
mit der Verwaltung und den
→
19
KOMMUNEN
Bürgern eine ihrer Hauptaufgaben.
„Gerade die Öffentlichkeitsarbeit liegt
mir, auch durch meine freiberufliche
Tätigkeit für die Rhein-Neckar-Zeitung.
So kann ich meine Erfahrung nutzen,
wie Klimakommunikation verständlich
und auf Augenhöhe mit den Menschen
gelingen kann.“ Das relevante Fachwissen
eignete sich die Klimaschutzmanagerin
zudem in einer mehrmonatigen
Fortbildung an.
Da ihre Stelle beim GVV Schönau neu
geschaffen wurde, musste sie zunächst
sämtliche Strukturen aufbauen: Mit
allen Gremien in allen vier Gemeinden
sprechen, sich und ihre Arbeit erst einmal
bekannt machen sowie die unterschiedlichen
Herausforderungen und
Möglichkeiten der einzelnen Kommunen
kennenlernen. „Vieles ist naturgemäß
von der jeweiligen Haushaltslage
abhängig, andere Bereiche sind aber
auch vorgegeben. So ist die kommunale
Wärmeplanung aktuell überall ein
Thema. Als Einzelkämpferin muss ich
dann schauen, wie solche Aufgaben vor
Ort konkret umgesetzt werden können“,
erklärt Elfner-Häfele. Einige Aktionen
konnte sie in ihrem ersten Dienstjahr
schon anstoßen: Eine sehr gefragte Förderung
von Balkonkraftwerken, ein
Jobrad-Angebot für die Verwaltungen
und Radabstellanlagen an Bushaltestellen.
Mit der Sinsheimer Klima Arena
organisierte sie eine Kooperation, um
der Bürgerschaft diesen besonderen
Lern- und Erlebnisort näher zu bringen.
„Man muss die Menschen für das
Thema sensibilisieren und sie inhaltlich
mitnehmen“, betont Eva-Maria Elfner-
Häfele, die selbst naturnah lebt und
als Hobby-Imkerin einen engen Bezug
zu ihrer Umwelt hat. „Deshalb ist die
richtige Kommunikation so wichtig:
Klimaschutz beginnt, wenn die Menschen
über das Thema reden und
informiert werden.“
→ Kontakt
Gemeindeverwaltungsverband Schönau
Eva-Maria Elfner-Häfele
elfner-haefele@gvv-schoenau.de
www.gvv-schönau.de/klimaschutz
„ICH BRENNE
FÜR DEN
KLIMASCHUTZ“
Marie Luise Blau, Wiesloch
Es ist vor allem ihre persönliche Begeisterung
für das Thema, die Marie
Luise Blau in ihre jetzige Position
als Klimaschutzmanagerin der Stadt
Wiesloch gebracht hat. Zwar ist
ihr Studium der Architektur und Stadtplanung
heute eine wichtige Grundlage
für ihre Tätigkeit in der kommunalen
Verwaltung, weil sie sich dabei
bereits mit energetischen Gebäudehüllen
und nachhaltigen Heizungssystemen
beschäftigt hat. Doch
zunächst arbeitete sie beim Fraunhofer
Institut in Stuttgart in der Forschung.
Erst während der Elternzeit
nach der Geburt ihrer ersten Tochter
orientierte sie sich beruflich neu.
„Ich wollte etwas tun, das sinnhaft
ist – und ich brenne nun einmal für den
Klimaschutz. Deshalb wollte ich in
diesem Bereich auch beruflich aktiv
werden“, erzählt Luise Blau. In Waldbronn
bei Karlsruhe ergab sich
schließlich die Möglichkeit, als kommunale
Klimaschutzmanagerin tätig
zu sein. „Außerdem war ich dort näher
an meinem Heimat- und Wohnort
Ubstadt-Weiher. Nach drei Jahren
wurde dann in diesem Sommer die
Stelle in Wiesloch frei. Da habe ich die
Möglichkeit ergriffen und bin in die
Rhein-Neckar-Region gewechselt“,
sagt Blau.
In Wiesloch fand sie optimale Bedingungen
für ihre Arbeit vor. Ihre
Vorgängerin hatte bereits 2021 das
kommunale Klimaschutzkonzept
erstellt, außerdem ist das Thema sowohl
der Stadtpolitik als auch der
Verwaltung wichtig. Zusammen mit
zwei Kollegen, die für den Bereich
Umweltschutz zuständig sind, kann sie
nun sowohl die Mitarbeiter der Stadt
als auch die Bürger bei zahlreichen
Themen unterstützen. „Aktuell ist
sogar eine vierte Stelle für unser Team
geplant als Schnittstelle für den
Klima- und den Umweltschutz. Wir
sind also sehr gut aufgestellt“, freut
sich Blau. Inhaltlich ist derzeit vor
allem die Umsetzung der ebenfalls
bereits erstellten Wärmeplanung ein
wichtiges Thema. Dabei geht es
sowohl um öffentliche Gebäude als
auch um Privathäuser. „Wir begleiten
unsere Bürger gemeinsam mit unseren
Stadtwerken bei der Frage, ob und
wie sie künftig auf Fernwärme setzen
können. Aufgrund unserer recht
städtischen und kompakten Struktur
werden wir einen Großteil unserer
Kernstadt wohl auf diese Weise versorgen
können. Den restlichen Bürgern
stehen wir beim Umstieg auf regenerative
Energieträger zur Seite“, erzählt
Blau. Das Gleiche gilt für die Anschaffung
von Photovoltaik-Anlagen, für
deren Planung Wiesloch kostenlose
Beratungen anbietet. Und schließlich
ist das Thema Klimaanpassung von
hoher Bedeutung. „Darunter fallen
Bereiche wie Hochwasserschutz, Entsiegelung
von Flächen oder Konzepte
für Hitzesommer. Das alles muss
man beim Klimaschutz mitdenken,
denn die Reduzierung von CO₂ allein
reicht bei weitem nicht aus“, erklärt
Marie Luise Blau. „Aber gerade diese
Bandbreite ist es, die unser Berufsfeld
so spannend und abwechslungsreich
macht.“
→ Kontakt
Stadt Wiesloch
Marie Luise Blau
m.blau@wiesloch.de
www.wiesloch.de
20 EvO WINTER 2024/2025
Klimaschutz in in der der Region
Stadtwerke Heidelberg unterstützen Projekte
von von Umweltverbänden
Die drei Die Umweltverbände drei NABU Rhein-Neckar-Odenwald, NABU Ökostadt Ökostadt Rhein-Neckar Rhein-Neckar e.V. und e.V. BUND und Heidelberg BUND Heidelberg bieten bieten spannendnende
Klima- Klima- und Naturschutz-Projekte und für alle für Altersgruppen alle Altersgruppen an. Unterstützt an. Unterstützt wird ihre wird Arbeit ihre seit Arbeit dem seit Jahr dem 2009 Jahr von 2009 von
span-
den Stadtwerken den Stadtwerken Heidelberg: Heidelberg: Die vier Die Partner vier Partner haben haben einen gemeinsamen einen gemeinsamen Klimaschutzfonds eingerichtet, eingerichtet, das aus das dem aus dem
Verkauf Verkauf von Ökostrom von Ökostrom gespeist gespeist wird. Die wird. Aktivitäten Die Aktivitäten der Verbände, der Verbände, die sie die aus sie diesen aus diesen Mitteln Mitteln finanzieren, finanzieren, sind vielfältig. sind vielfältig.
Auch in Auch diesem in diesem Sommer Sommer erhielten erhielten die drei die Umweltschutzverbände drei je einen je Scheck einen über Scheck 25.000 über 25.000 Euro von Euro den von Stadtwerken den Stadtwerken Heidelberg Heidelberg für für
ihre Klimaschutz-Projekte ihre in der Region. in der Region.
NABU NABU Rhein-Neckar-
Odenwald Odenwald
näherbringen, näherbringen, wie sich wie die sich Gewässer die Gewässer der der Natur vor Natur der vor Haustür der Haustür näher kennen, näher kennen, erweiterweitern
ihre Artenkenntnis ihre Artenkenntnis und können und können
er-
Elsenz oder Elsenz des oder Neckars des Neckars und damit und die damit die
Lebenswelt Lebenswelt vieler Wasserinsekten vieler Wasserinsekten den in den bei vielen bei Projekten vielen Projekten auch selbst auch aktiv selbst aktiv
Ob Fledermaus-Freund, Ob Botanik- Botanik- und und letzten letzten Jahren durch Jahren den durch Klimawandel den Klimawandel werden. werden.
Vogelliebhaber Vogelliebhaber oder allgemein oder allgemein Natur- Natur- verändert verändert haben. haben.
Interessierte Interessierte – der NABU – der Rhein-Neckar-
NABU Rhein-Neckar-
Für Kinder Für im Kinder Grundschulalter im Grundschulalter startete startete
Odenwald Odenwald bietet für bietet alle für ein alle umfassendes ein umfassendes Einmal Einmal im Monat im bietet Monat NABU bietet außerdem NABU außerdem 2024 erstmals 2024 erstmals die Aktion die Freche Aktion Fledermäusemäuse.
Kinder und Kinder ihre und Eltern ihre erhalten Eltern erhalten
Freche Fleder
Programm. Programm. Dazu zählen Dazu seit zählen vielen seit Jahren vielen Jahren den Aktionsnachmittag den Action for Action Nature for Nature
Naturschutz-Expeditionen, die Kindern die Kindern für Jugendliche für Jugendliche an. Dabei an. lernen Dabei sie lernen die sie die dabei spannende dabei spannende Informationen Informationen über die über die
EvO WINTER 2024/2025
Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | Klimaschutz in der Region in der Region 02.24 02.24
21
heidelberg VEREINT
Klima schützen – und gleichzeitig Sportvereine
unterstützen
Das Angebot heidelberg VEREINT können alle Sportvereine und deren Mitglieder nutzen. So fördern sie Klimaschutzprojekte
in der Region und sorgen dafür, dass gleichzeitig pro Neukunde 50 Euro und 15 Euro pro Verlängerung von
Bestandskunden in die Vereinskassen fließen.
Action for Die Nature: Stadtwerke Bei diesem Heidelberg Projekt des NABU Rhein-Neckar-
Odenwald und werden der Sportkreis die Kids und Heidelberg
haben eine gemein-
Jugendlichen selbst aktiv.
Bei der Aktion Freche Fledermäuse erhalten Kinder im Grundschulalter
spannende Informationen über die Lebensweise der
Fledermaus – und das auf spielerische Art.
same Aktion gestartet, um
Lebensweise Klimaschutz der Fledermaus, und die Förderung
wie von Fledermaus Sportvereinen + Motte,
außerdem
gibt es Spiele
bei dem in nachgestellt der Region zusammenzubringen:
per Ultraschall Mit heidelberg Insekten fangen.
wird, wie Fledermäuse
Zum Abschluss VEREINT wird erhält das ein Stadtwerke- Sportverein
der eine Dämmerung Prämie in mit Höhe
Gelände
Fledermaus-Detektoren von 50 Euro, sobald abgesucht, eines
um den seiner rasanten Mitglieder Flug der Neukunde Tiere am
Abendhimmel für das beobachten Ökostrom-Produkt zu können.
heidelberg KLIMA wird. Zusätzlich
viele zahlt weitere der Aktionen Energie-
und
Diese und
Angebote versorger zum Lernen 15 Euro und in Mitmachen den für
Kinder und gemeinsam Erwachsene mit Umweltverbänden
verwalteten Klima-
finden sich unter:
www.nabu-rno.de
schutzfonds.
Mehrmals im Jahr veranstaltet der
Umweltschutzverein außerdem das
Repair Café: Im Einsatz gegen die
Wegwerfgesellschaft unterstützen dort
ehrenamtliche Fachleute Teilnehmende
bei der Reparatur von Elektrogeräten,
Fahrrädern und anderen Gegenständen.
Termine sind hier veröffentlicht:
www.oekostadt.org
Ökostadt Rhein-Neckar e.V. hat sich ausserdem
auf die Fahne geschrieben, lokale
Akteure rund um das Thema Reparatur
besser zu vernetzen: Der Runde Tisch
Reparatur soll Projekte und Maßnahmen
zum Reparieren anstoßen, außerdem
wurde eine öffentliche Online-Plattform
entwickelt, die viele Möglichkeiten für
Reparaturen sowie Tipps dazu aufzeigt.
Abrufbar ist sie im Web unter:
tinyurl.com/
RunderTischReparatur
Sportvereine fördern Teamgeist und bringen oft ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die ihre
Michael Teigeler, Geschäftsführer
der Rhein-Neckar Stadtwerke Hei - e.V.
Freude am Sport verbindet. Mit heidelberg VEREINT können Mitglieder ihre Vereine jetzt unterstützen.
Ökostadt
delberg Energie, betont: „Wir fördern Angebote und Projekte fortführen und für das Klima – und somit für die
Seit vielen immer Jahren wieder organisiert gerne regionale Ökostadt Projekte
Rhein-Neckar aus den e.V. Bereichen Exkursionen Sport, Auf Kultur, den Bil dung,
Spuren Soziales. des Klimawandels: Denn damit Kinder können und wir der
Jugendliche Gesell erfahren schaft, in dabei, der wir wie leben der und arbeiten,
auch die wieder Ökosysteme etwas verändert. zurückgeben.
Klimawandel
Alleine Mit im Jahr dem 2023 Sportkreis hat Ökostadt Heidelberg 16 kooperieren
durchgeführt wir schon lange – erstmals und wissen daher,
Exkursionen
auch das wie Rollen- herausfordernd und Actionspiel es in den Das heutigen
Geheimnis Zeiten des ist, Waldes. die Vereinskosten Die Jugendlichen zu finanzieren.
die Dabei Wechselwirkungen
verdienen Sportvereine
lernen dabei,
zwischen Unterstützung Bäumen, Pilzen für ihr und Engagement, auch Tieren das
können.“
Ralf Fülop, Geschäftsführer des Sportkreises
Heidelberg, ergänzt: „Wir freuen
uns, wenn möglichst viele Vereine und
deren Mitglieder das Angebot der Stadtwerke
Heidelberg nutzen. Die Mitglieder,
die sich für das Produkt entscheiden, tun
gleich doppelt Gutes: für ihren Verein
Impressum
Gemeinschaft an ihrem Ort.“
Interessierte Vereine können sich hier
melden:
sportkreis-heidelberg.de
Mehr Infos auch hier:
www.swhd.de/heidelbergvereint
Redaktion: Ellen Frings (V.i.S.d.P.)
im Wald so zu vielen verstehen Bürgerinnen und Strategien und Bürgern Beim Repair Stadtwerke Café unterstützen Heidelberg GmbH ehrenamtliche Fachleute Fotos: die Teilnehmenden Stadtwerke Heidelberg, bei der NABU Rhein-
Unternehmenskommunikation
Neckar-Odenwald, Ökostadt Rhein Neckar,
zum Umgang zugutekommt: mit dem von Klimawandel klein bis groß, zu von Reparatur von Elektrogeräten, Fahrrädern und anderen Gegenständen.
Kurfürsten-Anlage 42 – 50
BUND Heidelberg, istock 1420057741 (c)Drazen
entwickeln. jung bis alt. Die Aktion heidelberg
69115 Heidelberg
Zigic
VEREINT trägt dazu bei, dass sie ihre
E-Mail: info@swhd.de
Alle Angaben ohne Gewähr.
6
22Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | heidelberg in der VEREINT Region 02.24
EvO WINTER 2024/2025
BUND BUND Heidelberg Heidelberg
Der BUND Der Heidelberg BUND Heidelberg organisiert organisiert seit seit
vielen Jahren vielen Jugend-Klimagipfel, Jahren bei de-benen junge nen Menschen junge Menschen über verschiedene über verschiedene
de-
Facetten Facetten des Klimaschutzes des Klimaschutzes debattieren debattieren
und Maßnahmen und Maßnahmen zum Schutz zum Schutz des Klimas des Klimas
entwickeln. entwickeln. Im September Im September 2023 fand 2023 er fand er
zum zwölften zum zwölften Mal statt: Mal Auf statt: der Auf Agenda der Agenda
standen standen Themen Themen wie die wie Vereinbarkeit die Vereinbarkeit
von Windenergieausbau von und Artenschutzschutz,
die sozial-ökologische die Verkehrs-
Verkehrs-
und Artenwendwende
sowie eine sowie gute eine Kommunikation
gute Kommunikation
für Klimaschutz. für Klimaschutz. Die Teilnehmenden Die Teilnehmenden engagiertegagierten
sich auch sich nach auch dem nach Jugend-
dem Jugend-
enklimagipfeklimagipfel
weiter zu weiter diesen zu diesen Fragen. Fragen. Das Das
BUND-Team BUND-Team denkt nun denkt darüber nun darüber nach, nach, Beim Jugend-Klimagipfel Beim diskutieren diskutieren Jugendliche Jugendliche über verschiedene über verschiedene Facetten Facetten des des
einen Klimagipfel einen Klimagipfel für alle für Altersgruppen alle Altersgruppen Klimaschutzes Klimaschutzes und entwickeln und entwickeln Strategien Strategien zu seiner zu Förderung. seiner Förderung.
durchzuführen. durchzuführen.
Fachvorträge Fachvorträge über Luft über und Luft Erdwärmepumpepumpen
für Wohngebäude für Wohngebäude an. Dabei an. Dabei den Projekten den Projekten oder Mitmach-Möglich-
oder 2023/24 2023/24 veranstaltete veranstaltete der BUND der Heidel-
BUND Heidel-
informiert informiert der Verein der über Verein Technik, über Technik, keiten finden keiten Interessierte finden Interessierte unter: unter:
und Erdwärme
Termine Termine sowie Informationen sowie Informationen zu laufen-
zu laufen-
In den Wintersemestern In den Wintersemestern 2022/23 2022/23 und und
berg zusammen berg zusammen mit dem mit Studierendenwerk
jeweils werk jeweils einen Energiespar-Wettbe-
einen und Erdwärmepumpen.
und werb unter werb Studierendenwohnheimen.
unter Dazu verglich Dazu verglich der BUND der den BUND Stromver-
den Stromver-
dem Studierenden-
Kosten Kosten und Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit von Luft- von Luft- www.bund-heidelberg.de
brauch brauch der Häuser der Häuser und prüfte und die prüfte Anzahl die Anzahl
Mehr Mehr Infos… Infos…
der gekippten der gekippten Fenster, Fenster, um zum um Stoßlüften
zu animieren. ten zu animieren. Eine Begehung Eine Begehung in aus-
in aus-
…über …über den Klimaschutzfonds
den gewählten gewählten Wohnheimen Wohnheimen konnte konnte zusätz-
zusätz-
Kunden Kunden der Stadtwerke der Stadtwerke Heidelberg, Heidelberg, welche welche die Ökostrom-Tarife die Ökostrom-Tarife heidelberg heidelberg
zum Stoßlüf-
i i
liche Energiesparpotenziale liche aufzeigen. aufzeigen. KLIMA oder KLIMA neckartal oder neckartal KLIMA beziehen, KLIMA beziehen, unterstützen unterstützen mit ihrer mit Produktentscheidung
Klimaschutzprojekte dung in der Region. in der Region. Denn der Denn Energieversorger der Energieversorger zahlt für zahlt für
ihrer Produktentschei-
Das Siegerwohnheim Das Siegerwohnheim bekam bekam als Preis als Preis
eine Wohnheimsparty.
eine Wohnheimsparty.
jeden Neukunden jeden Neukunden 15 Euro 15 in Euro einen in 2009 einen eingerichteten 2009 eingerichteten Klimaschutzfonds Klimaschutzfonds ein, ein,
plus weitere plus weitere fünf Euro fünf für Euro jeden für Nachfolgevertrag jeden Nachfolgevertrag von Bestandskunden.
von Bestandskunden.
Weitere Weitere Veranstaltungen Veranstaltungen bietet der bietet BUND der BUND Die Mittel Die verwalten Mittel verwalten die Stadtwerke die Stadtwerke Heidelberg Heidelberg gemeinsam gemeinsam mit den mit drei den drei
auch immer auch wieder immer wieder rund um rund die um Themen die Themen Umweltschutzverbänden, die daraus die daraus Klimaschutzprojekte finanzieren. finanzieren.
Klimaschutz Klimaschutz und Ernährung und Ernährung an, zuletzt an, zuletzt
in Workshops in Workshops für Schulklassen für Schulklassen mit dem mit dem
…über …über heidelberg heidelberg KLIMA KLIMA
Titel Klimaschutz Titel Klimaschutz geht durch geht den durch Magen. den Magen.
Das Ökostrom-Produkt Das heidelberg heidelberg KLIMA ist KLIMA mit dem ist mit dem
Im Fokus Im standen Fokus standen Fragen Fragen wie: Wie wie: viel Wie viel
ok Power-Label ok Power-Label ausgezeichnet ausgezeichnet und zählt und damit zählt zu damit den zu den
Fleisch Fleisch ist für mich ist für vertretbar? mich vertretbar? Welchen Welchen
wirkungsvollsten wirkungsvollsten Ökostrom-Angeboten. Denn das Denn okPower- das okPower-
Einfluss Einfluss hat meine hat Ernährung meine Ernährung auf die auf die
Label steht Label für steht 100 für Prozent 100 Prozent Ökostrom Ökostrom und garantierte und garantierte
Umwelt Umwelt und das und Klima? das Zu Klima? welchen Zu welchen
Investitionen Investitionen in den Ausbau in den Ausbau erneuerbarer erneuerbarer Energien. Energien.
Problemen Problemen führt unsere führt unsere Produktvielfalt? Produktvielfalt?
Laut der Laut Nachhaltigkeitsplattform der Utopia.de Utopia.de sowie der sowie Verbraucher der Verbraucher zentrale zentrale
So zeigt So der zeigt BUND der Jugendlichen BUND Jugendlichen auf, auf,
zählt das zählt Siegel das okpower Siegel okpower zu den zu besten den besten Ökostrom-Labeln, Ökostrom-Labeln, an denen an sich denen sich
dass Klimaschutz dass Klimaschutz auch bei auch der bei Ernährung der Ernährung
Verbraucherinnen Verbraucherinnen und Verbraucher und Verbraucher orientieren orientieren können. können.
möglich möglich ist. ist.
Hinter dem Hinter Gütesiegel dem Gütesiegel steht der steht gemeinnützige der gemeinnützige Verein Energie Verein Energie Vision e.V., Vision ge-e.V.tragen vom tragen Freiburger vom Freiburger Öko-Institut Öko-Institut sowie dem sowie Forschungsinstitut dem HIR Hamburg HIR Hamburg
ge-
Auch die Auch Zukunft die Zukunft des Heizens des Heizens beschäftigt beschäftigt
Institut Institut Research. Research.
den BUND den Heidelberg: BUND Heidelberg: Aktuell Aktuell bietet bietet
er in Online- er Online- und Präsenzterminen
und Präsenzterminen
EvO WINTER 2024/2025
23
Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | Klimaschutz | Klimaschutz in der Region in der Region 02.24 02.24
heidelberg VEREINT
Klima Klima schützen – und – und gleichzeitig Sportvereine
unterstützen
Das Angebot Das Angebot heidelberg heidelberg VEREINT VEREINT können können alle Sportvereine alle Sportvereine und deren und Mitglieder deren Mitglieder nutzen. nutzen. So fördern So fördern sie Klimaschutzprojektprojekte
in der Region in der Region und sorgen und sorgen dafür, dass dafür, gleichzeitig dass gleichzeitig pro Neukunde pro Neukunde 50 Euro 50 und Euro 15 und Euro 15 pro Euro Verlängerung pro Verlängerung von von
Bestandskunden in die Vereinskassen die Vereinskassen fließen.
sie Klimaschutz-
fließen.
Die Stadtwerke Die Stadtwerke Heidelberg Heidelberg
und der und Sportkreis der Sportkreis Heidelberg
haben berg eine haben gemein-
eine gemein-
Heidelsame
Aktion same gestartet, Aktion gestartet, um um
Klimaschutz Klimaschutz und die und För-diderunderung von Sportvereinen von Sportvereinen
För-
in der Region in der Region zusammenzubringenzubringen:
Mit heidelberg Mit heidelberg
zusammen-
VEREINT VEREINT erhält ein erhält Sportverein
eine verein Prämie eine Prämie in Höhe in Höhe
ein Sport-
von 50 von Euro, 50 sobald Euro, sobald eines eines
seiner Mitglieder seiner Mitglieder Neukunde Neukunde
für das für das Ökostrom-Produkt
heidelberg heidelberg KLIMA wird. KLIMA Zusätzlicsätzlich
zahlt der zahlt Energie-
der Energie-
wird. Zuversorgeversorger
15 Euro 15 in Euro den in den
gemeinsam gemeinsam mit Umweltverbändebänden
verwalteten verwalteten Klima-
Klima-
mit Umweltverschutzfondsschutzfonds.
Sportvereine Sportvereine fördern fördern Teamgeist Teamgeist und bringen und bringen oft ganz oft unterschiedliche ganz unterschiedliche Menschen Menschen zusammen, zusammen, die ihre die ihre
Michael Michael Teigeler, Teigeler, Geschäftsführer
der führer Stadtwerke der Stadtwerke Hei - Hei -
Geschäfts-
Freude am Freude Sport am verbindet. Sport verbindet. Mit heidelberg Mit heidelberg VEREINT VEREINT können können Mitglieder Mitglieder ihre Vereine ihre Vereine jetzt unterstützen. jetzt unterstützen.
delberg delberg Energie, Energie, betont: betont: „Wir fördern „Wir fördern Angebote Angebote und Projekte und Projekte fortführen fortführen und für und das für Klima das – Klima und somit – und für somit die für die
immer wieder immer gerne wieder regionale gerne regionale Projekte Projekte können.“ können.“
Gemeinschaft Gemeinschaft an ihrem an Ort.“ ihrem Ort.“
aus den aus Bereichen den Bereichen Sport, Kultur, Sport, Bil Kultur, dung, Bil dung,
Soziales. Soziales. Denn damit Denn können damit können wir der wir der Ralf Fülop, Ralf Geschäftsführer Fülop, Geschäftsführer des Sportkreisekreises
Heidelberg, Heidelberg, ergänzt: ergänzt: „Wir freuen „Wir freuen melden: melden:
des Sport-Interessierte Interessierte Vereine Vereine können können sich hier sich hier
Gesell schaft, Gesell in schaft, der wir in der leben wir und leben arbeiten,
auch ten, wieder auch etwas wieder zurückgeben.
etwas zurückgeben. uns, wenn uns, möglichst wenn möglichst viele Vereine viele Vereine und und
sportkreis-heidelberg.de
und arbei-
Mit dem Mit Sportkreis dem Sportkreis Heidelberg Heidelberg kooperieren
wir rieren schon wir lange schon und lange wissen und wissen daher, daher, werke Heidelberg werke Heidelberg nutzen. nutzen. Die Mitglieder, Die Mitglieder, Mehr Infos Mehr auch Infos hier: auch hier:
koope-deren Mitglieder deren Mitglieder das Angebot das Angebot der Stadt-
der Stadt-
wie herausfordernd wie herausfordernd es in den es heutigen in den heutigen die sich die für sich das für Produkt das Produkt entscheiden, entscheiden, tun tun
www.swhd.de/heidelberg-
Zeiten ist, Zeiten die Vereinskosten ist, die Vereinskosten zu finanzieren.
Dabei zieren. verdienen Dabei verdienen Sportvereine Sportvereine
zu finan-
gleich doppelt gleich doppelt Gutes: für Gutes: ihren für Verein ihren Verein vereint vereint
Unterstützung Unterstützung für ihr Engagement, für ihr Engagement, das das Impressum Impressum
Redaktion: Redaktion: Ellen Frings Ellen (V.i.S.d.P.) Frings (V.i.S.d.P.)
so vielen so Bürgerinnen vielen Bürgerinnen und Bürgern und Bürgern Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg GmbH GmbH
Fotos: Stadtwerke Fotos: Stadtwerke Heidelberg, Heidelberg, NABU Rhein- NABU Rhein-
Unternehmenskommunikation
Neckar-Odenwald, Neckar-Odenwald, Ökostadt Ökostadt Rhein Neckar, Rhein Neckar,
zugutekommt: zugutekommt: von klein von bis klein groß, bis von groß, von
Kurfürsten-Anlage Kurfürsten-Anlage 42 – 50 42 – 50
BUND Heidelberg, BUND Heidelberg, istock 1420057741 istock 1420057741 (c)Drazen (c)Drazen
jung bis jung alt. Die bis alt. Aktion Die heidelberg Aktion heidelberg 69115 Heidelberg 69115 Heidelberg
Zigic Zigic
VEREINT VEREINT trägt dazu trägt bei, dazu dass bei, sie dass ihre sie ihre E-Mail: info@swhd.de
E-Mail: info@swhd.de
Alle Angaben Alle Angaben ohne Gewähr. ohne Gewähr.
24Stadtwerke Stadtwerke Heidelberg Heidelberg | heidelberg | heidelberg VEREINT VEREINT 02.24 02.24
EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
KOMMUNEN MÜSSEN
BEI WÄRMEPLANUNG
ZWEITEN SCHRITT GEHEN
Auch die Städte und Gemeinden im Rhein-
Neckar-Kreis sind zu Wärmeplanungen verpflich-
tet. Doch Gewissheit über einen tatsächlichen
Anschluss an ein Wärmenetz erhalten Bürgerinnen
und Bürger sowie Unternehmen erst mit einer
weiteren Maßnahme – einer konkreten Machbarkeitsstudie.
Von Benjamin Jungbluth
Die kommunale Wärmeplanung
kommt im Rhein-Neckar-Kreis
voran: Von den insgesamt
54 Kommunen haben
die sechs Großen Kreisstädte
sowie fünf weitere Kommunen
bereits ihre Planungen abgeschlossen.
Aufgrund ihrer
hohen Einwohnerzahlen ist
davon rund die Hälfte aller
457.000 Bürgerinnen und
Bürger des Kreises betroffen.
27 kleinere Städte und Gemeinden
sind derzeit dabei,
die notwendigen Daten zusammenzuführen
oder die
zugehörige Landesförderung
zu beantragen. Lediglich 16
meist deutlich kleinere Kommunen
müssen diese Aufgaben
noch angehen.
Grundsätzlich haben sie dafür
auch noch etwas Zeit:
Nach dem von der Bundesregierung
beschlossenen
Wärmeplanungsgesetz sollen
alle rund 11.000 Kommunen
in Deutschland ihre Wärmeplanung
bis spätestens Mitte
2028 abgeschlossen haben.
Bei Großstädten mit mehr als
100.000 Einwohnern liegt
diese Frist zwar mit Mitte
2026 deutlich früher. Weil
aber Baden-Württemberg
diese Vorgabe auf Landesebene
schon vorzeitig festgeschrieben
hatte, haben
viele der betroffenen Städte
im Südwesten ihre Planungen
bereits absolviert.
Versorgung kommt nicht
automatisch in geeigneten
Gebieten
Doch was bedeutet die
kommunale Wärmeplanung
überhaupt? Bis 2045 soll
Deutschland klimaneutral
heizen. Die Wärmeplanung
informiert deshalb Bürgerinnen
und Bürger sowie Unternehmen,
ob sie mit einem
Anschluss an ein Wärmenetz
rechnen können oder
sich für eine andere klimafreundliche
Heizungsoption –
beispielsweise eine Wärmepumpe
– entscheiden sollten,
heißt es vonseiten der
Bundesregierung. Die Vorgaben
für die Städte und Gemeinden
sind deshalb zusammen
mit der Novelle des
Gebäudeenergiegesetzes
(GEG) – im Volksmund auch
Heizungsgesetz genannt –
verabschiedet worden.
Allerdings hat sich in der öffentlichen
Wahrnehmung und
auch in den Medien teilweise
ein falsches Bild der Wärmeplanung
durchgesetzt,
wie KLiBA-Geschäftsführer
Dr. Klaus Keßler erklärt: „Diese
Planung ist nur ein erster
Schritt, mit dem die Kommunen
aufzeigen, in welchen
Gebieten ein Wärmenetz
grundsätzlich möglich wäre
und in welchen es definitiv
ausgeschlossen werden kann.
Das bedeutet aber leider
nicht, dass die Versorgung
auch tatsächlich überall dort
kommt, wo es laut den Planungen
machbar wäre.“
KLiBA unterstützt Kommunen
als regionale Beratungsstelle
Denn die kommunale Wärmeplanung
betrachtet die Eignung
der jeweiligen Gebiete
quasi „aus einer hohen Flughöhe“:
Aspekte wie die Wirtschaftlichkeit
oder die Suche
nach einem konkreten Investor
für die Umsetzung vor Ort
sind darin nicht enthalten.
„Dafür müssen die Kommunen
den zweiten Schritt gehen
und eine umfangreichere
Machbarkeitsstudie durchführen.
Das ist zwar vom Gesetz
her nicht vorgeschrieben, doch
ohne diese Feinplanung erhalten
die Bürgerinnen und
Bürger de facto keine Sicherheit“,
betont Dr. Keßler. Lediglich
in den Gebieten, in denen
ein Wärmenetz bereits frühzeitig
definitiv ausgeschlossen
werden kann, haben die Einwohner
Gewissheit – müssen
sich dann allerdings selbst um
eine Alternative wie beispielsweise
den perspektivischen
Einbau einer Wärmepumpe
kümmern.
Doch natürlich wollen ebenfalls
diejenigen Bürgerinnen
und Bürger eine finale Planungssicherheit
haben, die in
potenziellen Wärmenetzgebieten
wohnen. „Deshalb
müssen die Kommunen auch
im Rhein-Neckar-Kreis handeln
und zeitnah nach Veröffentlichung
ihrer Wärmeplanung
die konkrete Umsetzung
angehen. Als offizielle regionale
Beratungsstelle für die
kommunale Wärmeplanung
in Baden-Württemberg unterstützt
die KLiBA dabei alle
Städte und Gemeinden im
Kreis“, erklärt Geschäftsführer
Dr. Klaus Keßler. „Auch wenn
es verlockend ist, zunächst
nur die Vorgaben des Wärmeplanungsgesetzes
zu erfüllen,
sollten die Verwaltungen den
notwendigen nächsten Schritt
zeitnah umsetzen: Denn der
Druck der Bürgerinnen und
Bürger auf die Kommunen
wird absehbar größer werden,
wenn sie bald Gewissheit
haben wollen, ob bei ihnen
ein Nahwärmeanschluss auch
tatsächlich kommt.“
EvO WINTER 2024/2025
25
Ob für den Ausbau von Solarenergie oder Maßnahmen
für den Naturschutz – sie engagieren sich ehrenamtlich in
der Zukunftswerkstatt Klima in Eppelheim: Elke Motzkus,
Thomas Rink, Peter Hirschmann, Silvia Weiß, Helmut
Lechner (hinten v.l.n.r.), Andrea Reißner, Dirk Tielker (vorne).
ES HAT „KLIKKS“
GEMACHT:
EHRENAMTLICH FÜR
DEN KLIMASCHUTZ
26 EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
In vielen Gemeinden engagieren sich
Bürgerinnen und Bürger, um gemeinsam mit
der Kommune Klimaschutzprojekte in
ihrer direkten Umgebung zu verwirklichen.
Das von ehrenamtlichen Klimaschutzpatinnen
und -paten getragene Projekt
„Klimaschutz in kleinen Kommunen und
Stadtteilen“ (KlikKS) will diese Zusammenarbeit
fördern und unterstützen.
Ein Beispiel aus der Stadt Eppelheim.
Von Sibylle Heusel
Am 31. August 2021 trat in Deutschland das neue
Klimaschutzgesetz in Kraft, demzufolge Deutschland
bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein
soll: Es muss dann also ein Gleichgewicht zwischen
Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen.
Der Zeitplan ist – eingebettet in die von der
EU verabschiedeten Klimaziele – ehrgeizig, und
es wird „gefühlt plötzlich“ sehr konkret. Auf allen
Ebenen ist die Umsetzung angelaufen. Für die
Gemeinden gilt es jetzt zum Beispiel, zwei Prozent
ihrer Fläche für regenerative Energien auszuweisen
und beim Regionalverband zu melden. Um die
Ziele zu erreichen, braucht es die Zusammenarbeit
aller Akteure – Kommunen, Unternehmen,
Landwirte und Privatleute.
Zukunftswerkstatt Klima in Eppelheim:
Einsatz für mehr Solarstrom
Auch in der Rhein-Neckar-Region sind Bürgerinnen
und Bürger aktiv, um die Kommunen zu unterstützen
– wie zum Beispiel in Eppelheim: Hier
hat sich im Jahr 2022 eine Gruppe engagierter
Menschen zusammengetan und die „Zukunftswerkstatt
Klima“ gegründet. Alle 14 Tage treffen
sie sich im „Haus der Begegnung“, um sich zu den
Bereichen Energie, Klimaschutz und Artenvielfalt
auszutauschen und ihre Projektideen zu verfolgen.
„Wir wollen ins Handeln kommen“, ist sich die
Gruppe einig, und es gab auch schon zahlreiche
Aktionen. So konnte die Gruppe sich, organisiert
vom Umweltbeauftragten der Stadt Eppelheim,
zusammen mit weiteren Freiwilligen an einem Biotoppflegetag
beteiligen. Gemeinsam mit dem
städtischen Bauhof konnte die Stadt Eppelheim
einen der 16 Plätze bei der landesweiten Ausschreibung
für „Naturnah dran“ gewinnen – hier wurden
Flächen naturnah bepflanzt. Um die „Zukunftswerkstatt
Klima“ vorzustellen und ihre Mitbürger
in die Energiewende mitzunehmen, wurde 2022
gemeinsam mit der Stadt auf dem Wasserturmplatz
eine Infoveranstaltung organisiert, an der
auch die Heidelberger Energiegenossenschaft
(HEG), der Teilauto-Verein „Stadtmobil“ und die
KLiBA teilnahmen. Unter dem Motto „Energiewende
vor Ort“ gab es unter anderem Informationen
zu Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach und
zu dem Förderprogramm der Stadt für Balkonsolaranlagen.
„In Eppelheim gibt es immer noch viel
zu wenig Photovoltaik“, stellen die ehrenamtlichen
Klimaschützerinnen fest. Weil die Windkraft hier
eine untergeordnete Rolle spielt, plant die Stadt,
ihren Beitrag zur Energiewende komplett durch
Solarenergie zu erfüllen. Deshalb wirbt die „Zukunftswerkstatt
Klima“ in der Gemeinde für eine
größere Freiflächen- bzw. Agri-PV-Anlage. Um den
Impuls zum Ausbau der Photovoltaik zu verstärken,
wurden zudem Kontakte zur ortsansässigen Industrie
geknüpft. Zwei der Ehrenamtlichen beraten
an den „freien“ Dienstagen zwischen den Gruppentreffen
zusätzlich Mitbürger, die sich für Balkonkraftwerke
interessieren. So kam zum Beispiel eine
große Wohneigentümergemeinschaft in einem
der Eppelheimer Hochhäuser auf die Klimaschützer
zu, weil sie das Thema vorantreiben möchte.
„Wir sind nicht parteipolitisch gebunden“, betonen
die Aktiven der Klimawerkstatt Eppelheim. Aktuell
laden sie alle im Gemeinderat der Stadt vertretenen
Parteien zu einem Treffen ein, um über mögliche
Klimaschutzprojekte ins Gespräch zu kommen.
Auch mit der Bürgermeisterin Patricia Rebmann
sind sie im guten Kontakt.
„KlikKS“ im ganzen Ländle:
Gemeinden ernennen „Klimapaten“
„Bei der Stadt Eppelheim sieht man die Gruppe
sehr gern“, sagt Benedikt Seelbach, bis April 2024
Beauftragter der Stadt Eppelheim für Klima-,
→
EvO WINTER 2024/2025
27
KOMMUNEN
Natur- und Umweltschutz. Er war es schließlich
auch, der die Macherinnen und Macher der Klimawerkstatt
mit Sven Riedner und der Initiative
„KlikKS“ zusammenbrachte. Der KLiBA-Mitarbeiter
baut zurzeit ein Netzwerk in ganz Baden-Württemberg
auf: „KlikKS“ ist die Abkürzung für das Projekt
„Klimaschutz in kleinen Kommunen und
Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpatinnen
und -paten“. Noch bis März 2025 stellt das
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative
Fördergelder bereit, um die Zusammenarbeit
zwischen Bürgerschaft und Kommunen „anzuschieben“.
Landesweit ist Sven Riedner nun seit
zwei Jahren unterwegs, um Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister oder – soweit vorhanden – Beauftragte
für Klimaschutz bzw. Zuständige in den
Gemeinden mit lokalen Klimaschutzgruppen in
Kontakt zu bringen. Im ersten Schritt unterzeichnet
die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister eine
Absichtserklärung. Damit können Projekte von
Bürgerinnen und Bürgern in Absprache mit der
Kommune erfolgen. Falls noch keine Gruppe
existiert, beginnt jetzt die Suche nach Ehrenamtlichen.
Hier kommt wieder das KlikKS-Team ins
Spiel: In einer „Zukunftswerkstatt“ vor Ort können
die Teilnehmenden Themen für mögliche Projekte
erarbeiten. Ob es um eine Infoveranstaltung,
Bürger-Dialoge zu Solaranlagen oder ein Naturschutzprojekt
geht: „Es ist immer gut, wenn ein
oder zwei Personen den Hut aufhaben und als
Zugpferd fungieren“, weiß Sven Riedner aus Erfahrung.
Wer dazu bereit ist, kann zur Klimapatin
bzw. Klimapaten der Kommune ernannt werden –
und andere motivieren und begeistern.
Informationsstände rund um Klimaschutz und
Artenvielfalt am Eppelheimer Wasserturm – organisiert
von der Zukunftswerkstatt Klima.
„Wir empfehlen, mit kleinen Projekten zu beginnen,
um Erfolgserlebnisse zu haben“, erklärt Sven
Riedner. „Dann bringen sich Personen auch
langfristig ein und wagen sich an größere Projekte.“
Bei der Planung und Umsetzung unterstützt
„KlikKS“ die Klimapatinnen und -paten
mit kostenfreien Beratungen und Schulungen.
Auf überregionalen Vernetzungstreffen können
gelungene Ideen und Projekte geteilt werden.
In Eppelheim musste man nicht lange nach
engagierten Bürgerinnen und Bürgern suchen. Von
den acht bis zehn Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt
wurden vier von der Stadt offiziell zu
Klimapatinnen und -paten ernannt: Silvia Weiß,
Elke Motzkus, Thomas Rink und Helmut Lechner.
Die Mittel des KlikKS-Förderprogramms wollen
sie voraussichtlich für ihre Öffentlichkeitsarbeit
verwenden.
→ Klimapatin / Klimapate werden:
KlikKs
Sven Riedner, riedner@reabw.de
klimaschutz-ehrenamt.de/ueber-uns/klikks-vor-ort
klimaschutz-ehrenamt.de/ueber-uns/das-projekt
Klimawerkstatt Eppelheim
zukunftswerkstatt.klima@mailbox.org
hdb-eppelheim.de/klima
28 EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
KOMMUNALE
BAUHÖFE SETZEN AUF
E-MOBILITÄT
In Ladenburg können städtische Nutzfahrzeuge dank einer
Kooperation mit der Heidelberger Energiegenossenschaft mit
eigenem Sonnenstrom betrieben werden. Eppelheim hat ebenfalls
auf den E-Antrieb umgestellt, da er für die Mitarbeiter
einige Vorteile bietet. Von Benjamin Jungbluth
In Sachen Sonnenstrom ist der städtische Bauhof
in Ladenburg schon lange Vorreiter: Auf dem Dach
des großen Verwaltungsgebäudes befindet sich
bereits seit rund 15 Jahren eine Photovoltaik-Anlage,
die von engagierten Bürgern betrieben
wird. 2018 kam dann eine weitere Anlage auf der
benachbarten Fahrzeughalle hinzu. Diese erzeugt
allerdings nicht nur saubere Energie für das
öffentliche Stromnetz, sondern treibt auch einen
Teil des Bauhof-Fuhrparks an: Zwei E-Autos sind
bei dem städtischen Dienst im Einsatz und können
direkt über die Dachmodule geladen werden.
„Als Bauhof sind wir zum Beispiel für die städtischen
Grünflächen und Straßen zuständig,
aber auch für die Beleuchtung der öffentlichen
Flächen und den Winterdienst. Dafür benötigen
wir spezielle Fahrzeuge, bei denen wir teilweise
auf E-Antrieb umgestellt haben: Bei einem Pritschenwagen,
den wir zum Beispiel für leichtere
Arbeiten und beim Leeren der öffentlichen Mülleimer
einsetzen, und bei einem Kastenwagen, der
für unseren Not- und Bereitschaftsdienst Elektro
genutzt wird“, erklärt Bauhofleiter Andreas Treiber.
„Wenn die Fahrzeuge nicht im Einsatz sind,
stecken wir sie einfach in unserer Halle ein und
nutzen so die PV-Anlage auf dem Dach. Das
ist wirklich simpel und effizient.“
Ständiges Starten und Stoppen kein Problem
Die Anlage wird dabei von der Heidelberger Energiegenossenschaft
(HEG) betrieben. „Wir suchen
immer nach geeigneten Flächen in der Region, um
unsere PV-Anlagen aufbauen zu können. So kam
auch der Kontakt zur Ladenburger Stadtverwaltung
→
Beim Bauhof in Ladenburg
kommt der Sonnenstrom für die
E-Fahrzeuge vom eigenen
Hallendach: Bauhofleiter
Andreas Treiber und Mitarbeiter
Andreas Pappe mit dem
Pritschenwagen, der für die
Straßenreinigung eingesetzt wird.
EvO WINTER 2024/2025
29
KOMMUNEN
Auch ein elektrisch betriebener Kastenwagen für den
Not- und Bereitschaftsdienst Elektro kommt beim Bauhof
in Ladenburg zum Einsatz.
zustande, die schnell von unserem Konzept einer
bürgerfinanzierten Solaranlage überzeugt war. Ein
ähnliches Projekt haben wir auch auf dem Dach
der örtlichen Merian-Realschule umgesetzt“, erklärt
HEG-Sprecherin Carina Krieger. Als Dachbesitzer
stellt die Kommune dabei lediglich die
entsprechende Fläche zur Verfügung, was über
einen sogenannten Gestattungsvertrag geregelt
wird. Die Stromlieferung erfolgt dann über einen
weiteren Vertrag, wobei die Konditionen für
die Besitzer entsprechend günstiger sind als die
regulären Marktpreise. Die eigentliche Projektfinanzierung
wiederum läuft gesondert über die
HEG und ihre Mitglieder.
Die Anlage auf der Ladenburger Fahrzeughalle
erreicht eine Spitzenleistung von 75 kWp. Damit
die E-Fahrzeuge des Bauhofs mit dem selbst
erzeugten Strom geladen werden können, installierte
die HEG eine passende Wallbox. Einen
Stromspeicher gibt es hingegen nicht, da dies
zum damaligen Zeitpunkt nicht wirtschaftlich
umsetzbar gewesen wäre. Die Nutzung der
E-Autos hat sich im mitunter harten Arbeitsalltag
beim Bauhof der Römerstadt inzwischen
bewährt. Nicht nur das Laden über die eigene
PV-Anlage ist für die Mitarbeiter zur unkomplizierten
Gewohnheit geworden, auch die sonstigen
Vorteile überzeugen. „Gerade bei der Straßenreinigung
haben wir ein ständiges Starten und
Stoppen, weil wir alle paar Meter anhalten und
arbeiten müssen. Da ist der E-Antrieb merklich
im Vorteil. Und er ist sehr leise, was viele Bürger
begrüßen“, sagt Bauhofleiter Andreas Treiber.
Sparsam im Unterhalt und wartungsarm
Ähnliche Wege zur E-Mobilität geht man beim
Bauhof der Stadt Eppelheim. Hier haben die
Verantwortlichen schon vor Jahren positive Erfahrungen
gesammelt, so dass inzwischen alle
Neuanschaffungen an Nutzfahrzeugen elektrisch
angetrieben werden. Denn heutige Modelle
bieten eine breite Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten,
selbst für besondere Ansprüche beispielsweise
beim Winterdienst. „Dazu sind die E-Fahrzeuge
sparsam im Unterhalt und wartungsarm,
vor allem aber ein effektiver Beitrag zum Umweltund
Klimaschutz“, betont Bernhard Bruch vom
Mobilitätsteam der KLiBA.
Dieses organisierte im Sommer in Eppelheim eine
gezielte Veranstaltung für die kommunalen
Bauhöfe der Region, um die Vorteile und Möglichkeiten
eines Umstiegs auf die E-Mobilität aufzuzeigen.
„Wir haben dabei verschiedene Fahrzeugmodelle
live vorgestellt, damit sich die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst ein Bild
machen konnten. Die Rückmeldungen waren
durchweg positiv, weil die klimafreundliche Antriebsart
auch in diesem speziellen Bereich viele
Vorteile bietet“, betont Bernhard Bruch. „Wenn
dazu noch – wie in Ladenburg – eine PV-Anlage
für den eigenen Sonnenstrom sorgt, können
Kommunen das Optimum für das Klima und
ihre Gemeindekasse herausholen.“
Auf den Gebäuden des Ladenburger Bauhofs
gibt es große PV-Flächen, die teilweise direkt die
Nutzfahrzeuge laden.
30 EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
KULTUR- UND
SPORTHALLEN
WERDEN KLIMAFIT
Mit einem umfassenden
energetischen Konzept
baut Plankstadt zwei besondere
Veranstaltungshallen.
Ein innovatives
Wärme- und Kühlsystem
mit Erdsolespeicher sorgt
für Nachhaltigkeit – trotz
großer Herausforderungen
bei Sportturnieren.
Von Benjamin Jungbluth
Es ist wahrlich keine „normale“ Sporthalle,
die in Plankstadt derzeit gebaut
wird: Im Westen der Gemeinde entsteht
ein ganzes Kultur- und Sportquartier,
das nicht nur moderne und
optimale Bedingungen für die örtlichen
Vereine und Gruppen bieten soll, sondern
auch baulich und energetisch
höchsten Ansprüchen genügt. Auf rund
5.400 Quadratmetern Nutzfläche
errichtet die Gemeinde neben einer
Zweifeld-Kulturhalle mit kompletter
Bühnenanlage und Nebenräumen auch
eine Dreifeld-Sporthalle, die als Ersatzneubau
für die in die Jahre gekommene
benachbarte Mehrzweckhalle dienen
wird. Letztere soll in Teilen abgerissen,
in anderen Bereichen hingegen weiterhin
genutzt werden – unter anderem mit
einer bereits teilsanierten Bundesligakegelhalle
samt Restaurant sowie einem
im zweiten Bauabschnitt geplanten
„Haus der Vereine“. Im Eingangsbereich
der neuen Hallen entsteht außerdem
ein kleiner Festplatz.
„Für eine Gemeinde unserer Größe
ist das ein recht ambitioniertes Projekt,
weil wir insgesamt rund 27 Millionen
Euro investieren. Doch im Gegenzug
können wir dadurch das Sport- und
Kulturleben im Ort nicht nur erhalten,
sondern sogar ausbauen. Wir schaffen
also einen Ort für die Gemeinschaft und
sichern so unsere Attraktivität für die
nächsten Jahrzehnte“, betont Plankstadts
Bürgermeister Nils Drescher.
Bürgermeister Nils Drescher (l.) und Haustechnik-Planer
Dietmar Defièbre auf
den Rängen der neuen großen Sporthalle, die
imposant von Holzdecken überspannt wird.
In weiten Teilen ein
nachhaltiger Holzleichtbau
Wegweisend ist dabei auch die Bauweise:
Auf den massiven Betonsockel sind
die neuen Gebäude als nachhaltiger
Holzleichtbau aufgesetzt. Die große
Sporthalle, deren Spielfeld unterhalb des
Eingangsniveaus liegt, bietet dank einer
komplexen Konstruktion außergewöhnliche
Spannweiten, die zusätzlich durch
das offene Dachtragwerk aus Holz noch
einmal optisch erweitert werden. Durch
weitgehende Vorfertigungen kann der
Bau außerdem rasch und exakt errichtet
werden, ohne die Anwohner durch Lärm
und Schmutz zusätzlich zu belasten.
Unter den Hallen wird die Sonnenwärme in
den rötlichen Leitungen des Erdsolespeichers
eingelagert – insgesamt rund 32 Kilometer
wurden dafür verlegt.
→
EvO WINTER 2024/2025
31
KOMMUNEN
durch eine zusätzliche Klimaanlage
unterstützt, wobei Verdunstungskälte
und für Spitzenzeiten bei Vollbelegung
im Sommer ein natürliches Kältemittel
genutzt werden.
Bürgermeister Nils Drescher (l.) und Haustechnik-Planer Dietmar Defièbre
neben der Wärmepumpenheizung des gesamten Hallenkomplexes.
Vom Dach wird sie mit Sonnenenergie betrieben, die dann im Sommer
in einem Erdsolespeicher unter den Hallen eingelagert wird.
Eine besonders innovative Technik
kommt künftig beim Heizen und Kühlen
zum Einsatz: Dank eines rund 3.700
Quadratmeter großen Erdsolespeichers
unter den einzelnen Hallenteilen kann
der gesamte Komplex klimafreundlich
und zu großen Teilen mit selbst erzeugter
Energie versorgt werden. „Wir speichern
quasi im Sommer die Sonnenenergie
unter den Hallen, um sie dann
im Winter nutzen zu können“, erklärt
Dietmar Defièbre, der mit seinem Heidelberger
Ingenieurbüro IBV Defièbre –
Stefan die Planung der Haustechnik
verantwortet. „Auf dem Dach nehmen
Photovoltaik-Module die Energie der
Sonne auf und betreiben im Keller drei
Sole-Wärmepumpen mit insgesamt
180 kW Leistung. Unter dem Gebäudekomplex
wird die erzeugte Wärme dann
in speziellen, als Matten verlegten
Leitungen eingelagert, um sie in der
Heizperiode nach und nach nutzen zu
können. Die Beheizung und Grundtemperierung
erfolgen schließlich über
eine hocheffiziente Fußbodenheizung,
die über die gesamte belegte
Fläche der neuen Hallen und aller
Nebenräume verbaut ist.“
Allein beim Heizen 16.000 Kilogramm
CO₂-Reduktion pro Jahr
Da der neue Hallenkomplex einiges an
Energie benötigt, mussten auch die
Leitungen für den Erdsolespeicher entsprechend
dimensioniert werden –
insgesamt wurden rund 32 Kilometer
verlegt, um ein entsprechend großes
Speichervolumen zu erhalten. Dabei
funktioniert die Technik in beide
Richtungen: Wenn die Wärme im Frühjahr
verbraucht ist, dient der Erdsolespeicher
in den folgenden Monaten zur
Kühlung der Gebäude. Diese wird
Von den Vorzügen der komplexen Technik
ist Dietmar Defièbre überzeugt:
„Wir sind auf diese innovativen Systeme
spezialisiert und haben sie schon bei
vielen öffentlichen und privaten Projekten
in der Region umgesetzt – zum
Beispiel bei unserem eigenen Firmensitz
in Heidelberg oder beim neuen
Profi-Camp der Eintracht Frankfurt“, erklärt
Defièbre mit einigem Stolz. In
Plankstadt bedeutet der Einsatz der
Technik eine ganz erhebliche Einsparung
bei den laufenden Energiekosten:
Mehr als 80 Prozent sollen künftig
durch die „solarbeladene Geothermie“
abgedeckt werden, was einer jährlichen
Kostenreduzierung von rund 50 Prozent
und einer CO₂-Reduktion von knapp
16.000 Kilogramm entsprechen soll. Die
weitere Effizienzsteigerung durch
selbst erzeugten Sonnenstrom ist dabei
noch gar nicht eingerechnet: Die
Photovoltaik-Module auf dem Dach
erreichen eine Spitzenleistung von rund
220 kWp und werden sowohl den
Neubau als auch perspektivisch das
„Haus der Vereine“ mit eigenem
Sonnenstrom versorgen.
Diese Zahlen sind natürlich auch für
Bürgermeister Nils Drescher wichtig.
„Unsere alte Mehrzweckhalle hat
bislang für Wärme und Strom etwa
1,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
verbraucht, wobei zum Heizen Erdgas
verwendet wurde. Durch den Neubau
können wir also in ganz erheblichem
Maß in die Zukunft investieren,
um Energie und damit laufende Kosten
zu sparen. Deshalb war der
Gemeinderat schnell von dem neuen
Versorgungskonzept überzeugt“,
erklärt Drescher beim Rundgang
über die Baustelle.
32 EvO WINTER 2024/2025
KOMMUNEN
Die Kulturhalle ist zwar etwas kleiner, aber dafür mit einer
Bühne und modernster Technik ausgestattet.
Gas-Zeitalter ist in Plankstadt
endgültig vorbei
Ganz ohne externe Unterstützung
kommt der Neubau allerdings nicht aus.
Deshalb wurden Fernwärmeanschlüsse
verlegt, um die Spitzenlasten abfedern
zu können. „Das Problem sind die
Duschen“, sagt Planer Dietmar Defièbre
und verweist auf die Besonderheiten
großer Sporthallen. „Wenn bei Turnieren
komplette Mannschaften zeitgleich
warmes Wasser benötigen, treibt
das den Bedarf kurzfristig enorm in die
Höhe. Wir arbeiten zwar mit rund
60 Quadratmeter großen thermischen
Kollektoren für die Warmwasserbereitung.
Im Mittel müssen aber trotzdem
etwa 40 Prozent durch die Fernwärme
abgedeckt werden. Beim reinen Heizbedarf
liegt der Anteil mit rund 20
Prozent hingegen bei nur der Hälfte“,
betont Defièbre.
Erdgas spielt hingegen künftig keine
Rolle mehr. Auch das im zweiten Bauabschnitt
geplante „Haus der Vereine“
wird nämlich an die neue, nachhaltige
Energieversorgung angeschlossen
sein. „Wenn wir, wie geplant, im
Sommer 2025 unsere Einweihung feiern
können, ist das Gas-Zeitalter damit
bei der Kultur- und Sporthalle in
Plankstadt endgültig vorbei“, sagt
Bürgermeister Nils Drescher.
Blick in die sonst verborgene Technik:
Der Erdsolespeicher kann im Sommer auch
zum Kühlen der Hallen genutzt werden.
EvO WINTER 2024/2025
33
SONNENSTROM
VON DER
MÜLLDEPONIE
34 EvO WINTER 2023/2024
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
Die AVR Energie GmbH hat in Sinsheim eine
weitere Photovoltaik-Freiflächenanlage
auf einer Deponie realisiert. Das kreiseigene
Unternehmen versorgt damit die benachbarte
Bioabfallvergärungsanlage, die wiederum
klimafreundliches Biomethan herstellt.
Von Benjamin Jungbluth
Erst aus der Luft betrachtet lässt sich
die ganze Größe des Deponiegeländes
der AVR erfassen: Im Norden von Sinsheim
erstreckt sich eine weitläufige,
vom Menschen geschaffene Hügellandschaft,
auf der überall Photovoltaik-
Module in der Sonne glänzen, während
im Hintergrund die markante Bioabfallvergärungsanlage
nachhaltige Energie
aus regionalem Abfall erzeugt und das
Biomasseheizkraftwerk Teile der Großen
Kreisstadt mit grüner Fernwärme versorgt.
Seit vergangenem Jahr wird das
Areal zudem noch intensiver für die
klimafreundliche Stromgewinnung genutzt.
Als Ergänzung zum bereits 2011 errichteten
ersten Abschnitt ist nun auch der
deutlich größere „Solarpark 2“ eröffnet
worden. Auf einer Fläche von rund
35.000 Quadratmetern erzeugen
4.320 Module eine Leistung von 2.398
kWp, was jährlich rund 2,5 Millionen
Kilowattstunden Strom entspricht.
„Damit sparen wir im Jahr etwa 1.200
Tonnen CO₂ ein und nutzen gleichzeitig
eine Freifläche, die ohnehin vorhanden
und andernfalls nur eingeschränkt
nutzbar wäre“, fasst Steven
Parstorfer, Bereichsleiter Ingenieur-
Dienstleistungen & Energie-Produkte
der AVR Energie GmbH, die Vorteile
des Projekts zusammen.
Langfristige Planungs- und
Versorgungssicherheit
Denn die PV-Module stehen auf einer
sogenannten endabgedichteten
Hausmülldeponie. Diese ist also nicht
mehr in Betrieb und bietet optimale
Möglichkeiten, durch nur geringe
Eingriffe in die Landschaft eine PV-
Freiflächen-Anlage zu installieren. Die
AVR nutzt diese Methode auch schon
an anderen Stellen in der Region:
Neben dem älteren Abschnitt der
Sinsheimer Anlage, der noch einmal
884 kWp Leistung liefert, ist der
Solarpark Lobbach mit seinen stolzen
5.948 kWp der Spitzenreiter des
kreiseigenen Unternehmens.
„Wir beschäftigen uns seit 2010 mit
dem Bau und Betrieb von eigenen
PV-Anlagen auf Betriebsgebäuden und
Freiflächen, wobei die Deponien die
mit Abstand größten Flächen bieten.
Während wir den Ertrag unserer
kleineren Dachanlagen vor allem selbst
für unsere Betriebsabläufe nutzen
können, ging der grüne Strom bei den
Freiflächen bislang komplett in das
öffentliche Netz. Der „Solarpark 2“ in
Sinsheim ist da eine Premiere: Erstmals
bleibt dieser Deponie-Strom größtenteils
in der AVR-Familie und wird in der
benachbarten Bioabfallvergärungsanlage
genutzt. Das dort gewonnene
Rohgas wird dann in der Biogasanlage
aufbereitet, um als Endprodukt das
klimafreundliche Biomethan in das
öffentliche Gasnetz einzuspeisen.
→
° Infobox
AVR Energie GmbH
Die AVR Energie GmbH ist als 100-prozentige
Tochtergesellschaft der AVR
UmweltService GmbH ein kreiseigenes
Unternehmen mit Sitz in Sinsheim.
Als multifunktionaler Energiedienstleister
unterstützt sie vorrangig Städte,
Kommunen, Industrie- und Gewerbekunden,
aber auch Privathaushalte beim
Umstieg auf regenerative Energien
und leistet damit einen wesentlichen
Beitrag zum regionalen Klimaschutz.
Das Produktportfolio reicht von der Energielieferung
in Form von Wärme und
Kälte, der energetischen Gebäudesanierung
und dem Bau von Photovoltaik-
Anlagen zur Eigenstromnutzung über
solarther-mische Großanlagen bis zum
Energie-Contracting, der Umrüstung auf
moderne LED-Beleuchtungssysteme
sowie privaten und gewerblichen
Thermografie-Checks zur Lokalisierung
von Schwachstellen in Gebäudehüllen.
EvO WINTER 2024/2025
35
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
° Infobox
STARVERT Energy GmbH
Gebaut und finanziert wurde die
Sinsheimer PV-Deponieanlage von der
AVR Energie GmbH. Planung, Technik
und Errichtung lagen hingegen in der
Verantwortung des Mannheimer Photovoltaik-Spezialisten
STARVERT Energy,
der hier in der Funktion des Generalunternehmers
agierte. Als international
expandierendes PV-Unternehmen
und Projektentwickler investiert die
STARVERT Energy GmbH seit 2013
konsequent in den Bereich der erneuerbaren
Energien. Das Unternehmen
konzentriert sich dabei auf die Errichtung
von Freiflächenanlagen und
wendet sich dabei sowohl an Kommunen
und Unternehmen als auch an
Landwirte und Brachlandbesitzer. Als
Full-Service-Provider übernimmt
STARVERT für seine Kunden auf Wunsch
sämtliche Schritte von der Beratung
über die Analyse bis zur Genehmigung
sowie von der Planung und Installation
bis zur Betriebsführung und zum
Service. Von den Standorten Mannheim,
Berlin und Saarbrücken werden
Projekte in der Rhein-Neckar-Region,
aber auch in ganz Deutschland und
anderen europäischen Ländern
umgesetzt.
Bis zu 30 Prozent der dort benötigten
Strommenge kann die neue PV-Anlage
nun abdecken – ein signifikanter Pluspunkt
für die langfristige Planungsund
Versorgungssicherheit, wie die AVR
betont. Denn in Zeiten schwankender
Energiepreise macht die Stromerzeugung
in Eigenregie wesentlich unabhängiger
von etwaigen Turbulenzen an
den Energiemärkten. Mittelfristig könnte
der Selbstnutzungsgrad sogar noch
gesteigert werden: Mit einem Batteriespeicher
könnten dann nicht zuletzt
Lastspitzen geglättet werden. Bis dahin
fließt der nicht selbst genutzte Sonnenstrom
ins öffentliche Netz und
erhöht dessen Nachhaltigkeitsquote.
Wichtig für Klimaschutzziele
des Rhein-Neckar-Kreises
Für Steven Parstorfer steht fest, dass
sich PV-Anlagen grundsätzlich auch
problemlos auf andere gewerbliche
oder kommunale Anforderungsprofile
übertragen lassen. „Als kommunaler
Energiedienstleister stehen wir für eine
erste unverbindliche Bestandsaufnahme
sowie als begleitender Partner
im Falle eines gemeinsamen Projektes
gerne zur Verfügung. Gerade für
energieintensive Industriezweige und
Gewerbebetriebe ist der Bau einer
eigenen PV-Anlage aktuell eine strategisch
und ökonomisch sinnvolle und
lohnende Entscheidung. Denn Solarstrom
garantiert langfristig stabile
Strompreise, und das bereits vom ersten
Tag an“, betont Parstorfer. Das
Sinsheimer Unternehmen kann dabei
auf reichlich Expertise verweisen:
Neben eigenen Anlagen unterstützt
das Ingenieur-Team der AVR Energie
viele Kommunen in der Region bei
Projekten im Bereich der erneuerbaren
Energieversorgung durch Photovoltaik,
Wärmepumpen oder Biomasseanlagen.
Auf die erfolgreichen Projekte, die im
eigenen Haus selbst genutzt werden,
ist das Unternehmen natürlich besonders
stolz. Inklusive verschiedener
Betreibermodelle und Beteiligungen
sind nämlich PV-Anlagen mit einer
Spitzenleistung von insgesamt rund
10,5 Megawattpeak im Eigentum
der verschiedenen AVR-Unternehmen –
eine stolze Summe, die einen wichtigen
Schritt zur konsequenten Umsetzung
der Klimaschutzziele des Rhein-Neckar-
Kreises leistet.
36 EvO WINTER 2024/2025
WIR SIND
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UND NOCH VIEL MEHR
Wir planen, bauen und betreiben Solarparks
in bester Qualität. Für unsere Kunden, für unsere
Partner und für unser Klima.
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EvO WINTER 2024/2025
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37
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
EXPERTEN-
UNTERSTÜTZUNG
VOR ORT FÜHRT
ZU EINSPARUNGEN
BEIM ENERGIE-
VERBRAUCH
Leica Biosystems in Nußloch
ist als Teil der weltweiten
Danaher Corporation im
Bereich Nachhaltigkeit sehr
engagiert. Mit dem kostenfreien
KEFF+ Check von
IHK Rhein-Neckar und KLiBA
konnten weitere Optimierungen
umgesetzt werden,
die Kosten reduzieren
und das Klima schützen.
Von Benjamin Jungbluth
Die Produkte, die am Ende eines langen
und hochkomplexen Herstellungsprozesses
bei Leica Biosystems in Nußloch
das Werksgelände verlassen, sind teilweise
nur wenige Zentimeter groß, extrem
scharf und ermöglichen ein hochpräzises
Arbeiten: Die Traditionsfirma stellt
im südlichen Rhein-Neckar-Kreis unter
anderem Spezialklingen für die pathologische
Diagnostik, Krankenhäuser und
Labore her. Leica Biosystems ist in der
Medizintechnik-Branche tätig und ein
weltweit führender Anbieter von Workflow-Lösungen
von der Biopsie bis zur
Diagnose im Bereich der Krebsdiagnostik.
1872 in Heidelberg als Rudolf Jung
GmbH gegründet, gehört das Unternehmen
heute als eigenständige Tochter
des bekannten Herstellers optischer
Systeme Leica zum US-amerikanischen
Mischkonzern Danaher Corporation.
„Wir sind mit mehr als 3.000 Mitarbeitern
in über 35 Ländern vertreten, haben
unseren Ursprung und eines unserer
wichtigsten Werke aber in der Region.
Gemeinsam arbeiten wir daran, durch
eine immer bessere Krebsdiagnostik
Betroffenen eine höhere Lebensqualität
zu ermöglichen. Als einziger Wettbewerber
weltweit können wir dabei ein
komplettes histologisches Labor ausstatten
– sei es durch unsere Spezialklingen,
die Optimierung von Objektträgern
oder die KI-Entwicklung für weltweit
führende digitale Pathologie“, erklärt
Facility Technician Timo Kröner.
Als erfolgreiches internationales Unternehmen
setzt Leica Biosystems schon
lange auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Innerhalb der Danaher Corporation
werden dafür nach internationaler
Managementtradition unzählige Kennzahlen
und Entwicklungsstände erfasst,
analysiert und eng mit sämtlichen Mitarbeitern
aufgearbeitet. „Alle unsere
Kolleginnen und Kollegen wissen also,
wie es gerade um unsere Produktion,
aber eben auch um unsere Nachhaltigkeitsbemühungen
steht. Für die einzelnen
Bereiche wie Energie und Abfall haben
wir innerhalb der Belegschaft außerdem
Arbeitsgruppen, die konkrete Ergebnisse
ausarbeiten“, erläutert Kröner.
Neutrale Experten besuchen
Unternehmen vor Ort
Alle diese Bemühungen dienen dem Ziel
von Danaher, bis 2032 mehr als 50 Prozent
der durch den gesamten Konzern
verursachten absoluten Emissionen einzusparen.
Dabei will das Unternehmen
gleichzeitig weiterhin stark wachsen und
auf den simplen – und durchaus umstrittenen
– Einsatz von CO₂-Ausgleichszertifikaten
verzichten. „Bei Leica Biosystems
38 EvO WINTER 2024/2025
Timo Kröner (l.) und Jürgen Bader sind bei
Leica Biosystems in Nußloch für das Thema
Nachhaltigkeit verantwortlich und haben
durch den KEFF+ Check zusätzliche Energie
und Kosten am Standort einsparen können –
zum Beispiel an dieser Reinigungsanlage für
hochpräzise Spezialklingen, die in der
Krebsdiagnostik zum Einsatz kommen.
sind wir mit unseren Bemühungen schon
auf einem sehr guten Weg: In den vergangenen
zwei Jahren konnten wir unseren
Energieverbrauch um rund zehn
Prozent senken – bei einem gleichzeitigen
Wachstum von 30 Prozent“, sagt
Kröner mit einigem Stolz.
Ein Teil dieses Erfolges fußt auf dem vom
Land Baden-Württemberg initiierten
kostenlosen KEFF+ Check, der in der Region
von einem Konsortium aus der IHK
Rhein-Neckar und der Klimaschutz- und
Energie-Beratungsagentur Heidelberg –
Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA) gGmbH getragen
wird. Dabei besuchen neutrale
Experten Unternehmen vor Ort und helfen
bei der Suche nach Einsparpotenzialen
bei Material, Rohstoffen und Energie.
„Wir sind bei unserer Jubiläumsfeier
mit der IHK ins Gespräch gekommen und
haben dann ganz unkompliziert Unterstützung
erhalten: Kurze Zeit später kamen
zwei KEFF+ Effizienzmoderatoren
zu uns nach Nußloch und haben unser
Unternehmen intensiv und quasi bis in
den letzten Winkel begutachtet. Das hat
uns die Arbeit enorm erleichtert, denn
der Blick von außen kann doch immer
wieder überraschende Ansatzpunkte zu
Tage fördern“, sagt Jürgen Bader,
Senior EHS & Facility Manager.
Beim Nußlocher Werk von Leica Biosystems
war das zum Beispiel die Reinigungsanlage
für die Spezialklingen. Im
letzten Produktionsschritt vor der Verpackung
werden die Produkte dort noch
einmal gesäubert – auch wenn sie auf
Grund der hochpräzisen Fertigung
bereits sehr sauber sind. „Dabei geht es
eigentlich nur darum, dass sie für die
Kunden in einem optimalen optischen
Zustand sind. Bislang haben wir die
200 Tonnen Wasser, die dabei pro Jahr
bei uns anfallen, einer aufwendigen Spezialentsorgung
zugeführt. Das war nicht
nur teuer, sondern hat im Nachgang
→
GUTSCHEIN
Energie- und Materialcheck im Betrieb (KEFF+Check)
Individuelle Erstanalyse Ihres Unternehmens in Baden-Württemberg –
Wunschthemen für Ihren Ressourceneffizienzcheck:
Stromeinsparung Heizungsanlage CO 2
-Einsparung Materialeinsparung
Kälte/Klima/Lüftung Fördermittelinfos Abfälle/Recycling Digitalisierung/Prozesse
Beleuchtungsanlage Dämmung/Fenster Sanierung/Neubau Förderung von Maschinen
Erneuerbare Energien Wärmebildanalyse Verpackung/Lagerung Individuelles Wunschthema
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Bernhard Röhberg
IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg
T 06221 9017-611 // bernhard.roehberg@keffplus-bw.de
Klaus Peter Engel
IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg
T 06221 9017-693 // klaus.engel@keffpluss-bw.de
Träger der Kompetenzstelle Ressourceneffizienz Rhein-Neckar
Gefördert durch
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag
Baden-Württemberg beschlossen hat.
keffplus-rn.de
EvO WINTER 2024/2025
39
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
auch sehr viel Energie beim komplexen
Recycling verbraucht. Die KEFF+ Effizienzmoderatoren
haben dann angeregt,
das Thema einmal mit der Gewerbeaufsicht
zu besprechen, ob dieser
Aufwand in unserem speziellen Fall
überhaupt notwendig ist. Und dort
kam man zu dem Ergebnis, dass unser
Wasser bereits derart rein ist, dass es
ohne diesen zusätzlichen Aufwand entsorgt
werden kann“, sagt Bader. „Eine
kleine Stellschraube, an der wir ganz
einfach drehen konnten, an die aber im
Alltagsgeschäft niemand bei uns gedacht
hat. Da war erst der fachliche
Input von außen nötig.“
PV-Anlage spart 65.000 Euro
an Stromkosten – pro Jahr
In anderen Bereichen konnten die KEFF+
Effizienzmoderatoren auf die Vorüberlegungen
der Belegschaft aufbauen und
mit konkreten Tipps die Umsetzung
unterstützen. So ist seit vergangenem
Jahr die schon lange geplante, aber
bis dahin nicht realisierte Photovoltaik-
Anlage auf weiten Teilen der Hallendächer
in Betrieb gegangen. Mit einer
Spitzenleistung von 302 kWp versorgt
nun selbst erzeugter Sonnenstrom die
energieintensive Produktion in Nußloch.
„Wir verbrauchen den Photovoltaikstrom
komplett selbst, da unsere Maschinen
allesamt strombetrieben sind. Mit allein
fünf Schleifstationen und einem Härteofen
kommt da doch einiges zusammen,
was wir nun in Teilen klimafreundlich
betreiben können. Gleichzeitig sparen
wir im Jahr rund 65.000 Euro an Stromkosten,
bei einer Amortisierung der Investition
in nur wenigen Jahren“, sagt
Bader. Kein Wunder also, dass sein Team
bereits an den Planungen für weitere
Dachflächen-Anlagen auf dem Betriebsgelände
sitzt.
Neben konkreten Ideen erhalten Unternehmen
beim KEFF+ Check außerdem
Infos zu aktuellen Fördermöglichkeiten
und den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Bernhard Röhberg, der bei der
Kompetenzstelle Ressourceneffizienz
der IHK Rhein-Neckar Firmenbesuche
Auf Teilen der weitläufigen Dachflächen des Nußlocher Werksgeländes hat
Leica Biosystems dank der Unterstützung durch den KEFF+ Check eine Photovoltaik-
Anlage mit 302 kWp installiert – und eine Erweiterung ist bereits in Planung.
Das Unternehmen verbraucht den Sonnenstrom komplett selbst und spart so
jährlich rund 65.000 Euro an Stromkosten.
übernimmt und bei Leica Biosystems vor
Ort war, sieht in diesem Gesamtpaket
den größten Vorteil der Landesinitiative.
„Wir bieten den Unternehmen einen niederschwelligen
Einstieg in das Thema
und geben ihnen eine neutrale Übersicht
über ihre individuellen Einsparpotenziale.
Manches davon ist vielleicht nur eine
erste Anregung, sich mal unverbindlich
mit einem neuen Thema vertraut zu
machen. An anderer Stelle können wir
hingegen ganz konkrete Hilfestellungen
bei der Umsetzung geben, wenn der Bereich
bereits weiter fortgeschritten ist.
Diese inhaltliche Flexibilität und Ausrichtung
auf die jeweiligen Bedürfnisse der
einzelnen Firmen ist eine der größten
Stärken der KEFF+ Checks vor Ort“, sagt
Röhberg.
Technische Optimierungen
statt kompletter Systemwechsel
Dabei zeigt sich mitunter auch, welche
Veränderungen aus energetischer oder
wirtschaftlicher Sicht weniger sinnvoll
sind und somit guten Gewissens zunächst
zurückgestellt werden können. Bei Leica
Biosystems in Nußloch werden beispielsweise
die Heizungen weiterhin mit Öl und
Gas betrieben. Ein kompletter Systemwechsel
im an sechs Tagen die Woche
24 Stunden lang laufenden Betrieb wäre
hier enorm aufwendig, gleichzeitig ist
der Anteil am Gesamtenergieverbrauch
recht gering. „Deshalb haben wir zunächst
technische Optimierungen und
neue Steuerungen empfohlen, was
im Verhältnis hohe Einsparungen bei
geringem Aufwand bewirkt hat“, erläutert
KEFF+ Effizienzmoderator Bernhard
Röhberg.
Die vielen neuen Ansätze und Optimierungen,
die auch durch den KEFF+ Check
eingeführt worden sind, kommunizieren
Timo Kröner und Jürgen Bader mit der
gesamten Belegschaft bei Leica Biosystems
in Nußloch. Über interne Newsletter,
ein TV-Programm in der Kantine und
alltagstaugliche Verhaltensregeln werden
die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
möglichst breit gestreut – so
können alle Mitarbeiter dazu beitragen,
das gemeinsame Ziel zu erreichen.
„Innerhalb der Danaher Corporation mit
ihren rund 81.000 Mitarbeitern und mehr
als 400 Unternehmen weltweit gibt es
mehrere Nachhaltigkeitswettbewerbe,
bei denen wir als Leica Biosystems und
als Standort Nußloch top abgeschnitten
haben. Das wollen wir natürlich fortsetzen
und uns immer weiter verbessern“,
sagt Timo Kröner. „Dabei lernen unsere
einzelnen Unternehmen dank eines intensiven
Austauschs viel voneinander.
Kommende Woche bin ich zum Beispiel
in Finnland bei einer Konferenz verschiedener
Arbeitsgruppenvertreter von
Standorten aus aller Welt: Dort stelle
ich dann auch die Veränderungen vor,
die wir dank des KEFF+ Checks bei uns
in Nußloch umsetzen konnten.“
40 EvO WINTER 2024/2025
Am KLiBA-Stand war es bunt: Kinder
malten, während Eltern Informationsmaterialien
und Beratung rund um
Klimaschutz und nachhaltige Mobilität
erhielten.
KLIMASCHUTZ
ALS GEWINN
FÜR STADT UND
MENSCHEN
Verweilen und diskutieren, wo sonst
nur Hektik herrscht: Mit der Klimameile
haben zahlreiche Initiativen
die Kleine Plöck in Heidelberg in
einen Wohlfühlort verwandelt, an
dem die Bürgerschaft gemeinsam
Ideen sammeln und sich informieren
konnte. Von Benjamin Jungbluth
EvO WINTER 2024/2025
41
BILDUNG UND SCHULEN
Bernhard Bruch, Experte für
Elektromobilität bei der KLiBA,
diskutiert mit Interessierten
über die Mobilität der Zukunft.
Diese ungewöhnliche Szenerie sorgte
bei vielen Gästen der Heidelberger
Innenstadt für Aufsehen: Auf bunten
Liegestühlen und zwischen teils meterhohen
Topfpflanzen diskutierte Bernhard
Bruch vom Mobilitätsteam der
KLiBA mit Interessierten über die Vorteile
der E-Mobilität – ganz entspannt
und fast schon in naturnaher Urlaubsatmosphäre.
Dabei ist der Ort dieses
besonderen Austauschs eigentlich kein
Platz zum Wohlfühlen: Die Kleine Plöck
hinter dem ehemaligen und derzeit
leerstehenden Gebäude von Galeria
Kaufhof ist ein eher liebloser Durchgangsbereich,
der normalerweise wenig
Aufenthaltsqualität bietet. Doch
im Spätsommer entwickelte sich
die Nebenstraße zur Klimameile und
damit für drei Wochen in einen Ort des
Austauschs und der Information, an
dem die Themen Natur- und Klimaschutz,
klimaneutrales Leben und
nachhaltiger Konsum auf anregende
Weise ins Zentrum der Stadt gestellt
wurden.
Initiiert durch die Heidelberger Vereine
„Europeans for Climate“ und „Neckarorte“
sorgten Liegestühle, Sitzbänke, bepflanzte
Abfalltonnen und ein Barwagen
für eine ganz neue Atmosphäre –
passend zum Motto der Veranstalter:
„Wir verwandeln einen Unort in einen
Platz, der zum Verweilen und Austausch
einlädt. Denn Klimaschutz bedeutet
nicht automatisch Verzicht, er kann ein
Gewinn für die Menschen und ihre
Stadt sein.“
Infostände, Workshops, Vorträge
und Open-Air-Konzerte
Zahlreiche Initiativen aus Heidelberg
und der Umgebung sorgten außerdem
mit Infoständen, Workshops, Vorträgen,
Open-Air-Konzerten und Mitmachaktionen
für ein umfangreiches Programm.
Darunter die KLiBA, deren Mitarbeitende
die Aktion für die ganze
Bandbreite ihrer Klimaschutzthemen
nutzten. „Den Kontext der Klimameile
haben wir genutzt, um umfassend über
die Zusammenhänge von Verkehrssektor
und Klimawandel aufzuklären“,
erläutert Jessica Skowron vom Mobilitätsteam
der KLiBA. „Veränderungen
fallen uns Menschen leichter, wenn wir
verstehen, warum wir unser Verhalten
umstellen – auch der Umstieg zur
Elektromobilität oder aufs Fahrrad.
Über grafisch anschauliche Informationen
zu Treibhausgasemissionen in
Deutschland und die Nutzung des
motorisierten Individualverkehrs sind
wir in spannende lockere Gespräche
gekommen. Die Stimmung war wegen
des ungezwungenen Formats besonders
entspannt, die Menschen unterschiedlicher
Altersgruppen haben
sich gerne Zeit genommen.“
Besonders gut besucht war die Aktion
rund um den Heidelberger Herbst, bei
dem es in der Altstadt traditionell eng
wird. Viele der Interessierten nutzten
42 EvO WINTER 2024/2025
BILDUNG UND SCHULEN
die Gelegenheit, über die Klimameile
zu schlendern und die Stände beim
„Markt der Möglichkeiten“ abzugehen.
„Unsere Mitmachaktion, bei der man
den Energieverbrauch verschiedener
Bereiche im Haushalt schätzen kann,
kam besonders gut an. Da geht es
eben nicht nur um Wissensvermittlung,
sondern auch um Spaß – und das passte
gut ins Konzept der Klimameile“,
sagt Sarina Velez Garcia, die am KLiBA-
Stand vor allem für Heizungsthemen
zuständig war. „Bei so einer breiten öffentlichen
Veranstaltung ist das Publikum
immer gemischt: Manche kennen
sich schon ganz genau aus und haben
spezielle Detailfragen, andere wollen
sich erst einmal einen Überblick über
einzelne Themen verschaffen. Wir erreichen
damit also ein besonders großes
Publikum.“
Ansätze auf individueller und
auf politischer Ebene
Bewusst offen gestaltet waren deshalb
auch die Diskussionsformate. Nach
einem kurzen Input von Fachleuten
wurden gemeinsam Ideen aus der
Bürgerschaft zu den Themen Klimaund
Umweltschutz sowie Klimawandelanpassung
entwickelt. Oft ging es
dabei um konkrete Ansätze auf individueller
Ebene: Mit der Wahl des
eigenen Transportmittels oder mit
persönlichen Kaufentscheidungen
könne viel Einfluss genommen werden.
Aber auch auf gesellschaftlicher und
politischer Ebene muss gehandelt
werden – das unterstrich unter anderem
Heidelbergs Klimabürgermeister
Raoul Schmidt-Lamontain bei der
Abschlussgesprächsrunde.
Ein großer Vorteil bei der Klimameile
war das vielfältige Angebot der teilnehmenden
Initiativen. Davon konnten
nicht nur die Gäste profitieren, sondern
auch die Aktiven selbst. „Wir sind
zwar untereinander schon gut vernetzt,
aber durch die direkten Gespräche
entstehen noch einmal engere Kontakte
zu den anderen Initiativen“, betont
Sarina Velez Garcia. „Natürlich hat
dazu auch die besondere Gestaltung
dieser Aktion beigetragen: Fachgespräche
im Liegestuhl sind eben etwas
Besonderes.“
In gemütlicher Atmosphäre kamen
Besuchende und Experten in der Kleinen
Plöck über klimarelevante Themen in
einen offenen Dialog.
EvO WINTER 2024/2025
43
BILDUNG UND SCHULEN
ICH.MACHS.JETZT. –
DU AUCH?
Die 1. Klimakonferenz des Rhein-Neckar-Kreises am 12. Oktober 2024
rückte Angebote für Bürgerinnen und Bürger in den Fokus. Von KLiBA, Rhein-Neckar-Kreis
Der Klimaschutz wird vom Rhein-Neckar-
Kreis seit rund 15 Jahren konsequent
als strategisches Ziel verfolgt. So werden
im Jahr 2024 rund 7,2 Millionen Euro
in festgelegte Klimaschutzmaßnahmen
investiert. Der Oberbürgermeister der
Stadt Sinsheim, Marco Siesing, gab allen
Teilnehmenden eine wichtige Botschaft
mit auf den Weg: „Wir müssen bei der
Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen
schneller werden. Vieles dauert zu lange.
Wir müssen dafür sorgen, dass bürokratische
Hürden abgebaut werden,
denn die Zeit zum Zaudern ist vorbei!“
Die politische und gesetzliche Dimension der energetischen Sanierung und
Wärmeversorgung im Fokus: Auf dem Podium v. l. n. r. Stefan Menrath
(Innung für Sanitär-Heizung-Klima Heidelberg), Felix Schweikhardt (KEA),
Vera Sehn (MVV Regio Plan GmbH) und Dr. Klaus Keßler (KLiBA).
Unsere Gegenwart und Zukunft sind
geprägt vom Wandel hin zu einer klimafreundlicheren
Lebens- und Wirtschaftsweise.
In welchen Lebensbereichen
kann jeder von uns täglich aktiv
werden, mit welchen Maßnahmen
können wir uns für Klimaschutz einsetzen
und welche Handlungsmöglichkeiten
sind am effektivsten?
Der Rhein-Neckar-Kreis (RNK) startete
dafür im Sommer 2023 die Klimaschutzoffensive
ICH.MACHS.JETZT. Die
Kampagne zielt in erster Linie darauf
ab, die Menschen im Landkreis zu ermutigen,
konkrete Schritte in Richtung
eines bewussten, nachhaltigen Lebens-
stils zu unternehmen und den lokalen
Klimaschutz mitzugestalten. Auf der
Homepage der Kampagne www.ich
machs.jetzt gewann der Klimaschutz
auf lokaler Ebene mehr Sichtbarkeit.
Moderiert von Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer
der KLiBA, fand die Klimakonferenz
des Rhein-Neckar-Kreises
mit rund 100 Gästen am 12. Oktober
2024 in der KLIMA ARENA in Sinsheim
statt und bot den Teilnehmenden
ein inspirierendes Programm. Landrat
Stefan Dallinger gab Einblicke in die
bisherigen Klimaschutzaktivitäten des
Landkreises, der als Gestalter, Vorbild
und Kooperationspartner agiert.
In einem solarbetriebenen Auto um die Welt
fahren: Louis Palmer berichtete ergreifend
über seine Erlebnisse und kreative Lösungen
auf seinen Reisen.
44 EvO WINTER 2024/2025
BILDUNG UND SCHULEN
Spannende Fachforen zu aktuellen
Klimaschutzthemen begeisterten
die Teilnehmenden
Das Forum Energiewende – Flaschenhals
Gebäudesanierung nahm in den
Blick, wie energetische Sanierung und
Wärmeversorgung mit klimafreundlichen
Lösungen und Änderungen auf
gesetzlicher Ebene gelingen können.
Nach einem Impulsvortrag von Felix
Schweikhardt von der Klimaschutz- und
Energieagentur Baden-Württemberg
GmbH (KEA) diskutierten die Fachleute
Vera Sehn von der MVV Regio Plan
GmbH und Stefan Menrath von der
Innung für Sanitär Heizung Klima Heidelberg
auf dem Podium über Fragestellungen
der kommunalen Wärmeplanung,
des Gebäudeenergiegesetzes
und der energetischen Sanierung.
Im Forum Übers Klima sprechen lag
der Fokus auf Emotionen, welche
in Diskussionen über das Klima aufkommen
und welche Methoden
es gibt, um mit unterschiedlichen
Perspektiven ins Gespräch zu kommen.
Gemeinsam mit Hanna Henkel
von der KLiBA und Maren Schück von
der Geschäftsstelle Klimaschutz des
RNK entwickelten die Teilnehmenden
Gesprächsansätze, um Köpfe und
Herzen der Menschen beim Thema
Klimawandel zu erreichen.
„Wir können gemeinsam reflektieren,
uns gegenseitig inspirieren, einander zuhören,
unterschiedliche Perspektiven
verstehen und erkunden sowie über innovative
und anerkannte Lösungswege
diskutieren. Gerade in Veränderungsprozessen
ist es wichtig, in Gesprächen
die Perspektiven und Chancen für eine
lebenswerte gemeinsame Zukunft in
den Mittelpunkt zu stellen, anstatt die
negativen Aspekte, insbesondere Ängste
der Menschen zu betonen. Aus der
Verhaltensforschung wissen wir, dass ein
positives Gefühl dazu führt, dass wir
am Ball bleiben und nächste Schritte
gehen“, so Hanna Henkel in Anlehnung
an die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften.
Dass die wechselseitige Begegnung
erlebbar und motivierend sein kann,
bestätigten die Teilnehmenden selbst
mit scheinbar kleinen Bespielen, die
eine nachhaltige Wirkung erlangten:
„Nachdem wir unser Verschenke-Regal
vor der Haustür wegen einer Baustelle
zeitweise entfernen mussten, kamen
die Nachbarn und andere Leute auf
mich zu, um mitzuteilen, dass sie dieses
vermissen und es toll finden, noch
brauchbare Dinge weiterzugeben“,
so eine Teilnehmerin.
Ein weiterer Teilnehmer bestätigt die gesellschaftlichen
Veränderungen, die
persönlich erlebbar werden: „Mir fällt auf,
dass ich mich früher mit meinen Freunden
in der Kneipe über die PS und Bauteile
unserer Motoräder ausgetauscht
habe. Heute vergleichen wir auf dem
Smartphone den Ertrag der Photovoltaikanlage
auf dem Hausdach.“
Im dritten Forum, Energiewende in
Bürgerhand, wurde die unermessliche
Bedeutung der Bürgerinnen und Bürger
als wesentlicher Faktor der Energiewende
aufgezeigt. So wurden Beispiele
vom eigenen Balkonkraftwerk bis hin
zur Beteiligung an großen Projekten vorgestellt.
Elisabeth Strobel, Vorsitzende
des Verbandes der Bürgerenergiegenossenschaften
in Baden-Württemberg,
Sarah von Keudell von der Bürger-Energiegenossenschaft
Kraichgau e.G. und
Klaus Mertel von der KEA erläuterten,
wie die Energiewende im Stromsektor
aktiv mitgestaltet werden kann.
Louis Palmer, der als erster Mensch in
einem solarbetriebenen Auto um
die Welt gefahren ist, beendete die
Klimakonferenz mit einem inspirierenden
und lebendigen Impulsvortrag.
Er erzählte von seinen Erlebnissen und
den kreativen Lösungen, die er auf
seinen Reisen gefunden hat. Damit erfüllte
er ein wichtiges Kriterium guter
Klimakommunikation – neue positive
Geschichten zu erzählen, die zum Handeln
anregen. Seine Botschaft an alle
Teilnehmenden war klar: Klimaschutz
beginnt im Kleinen, und jeder kann
etwas bewirken, wenn man das Motto
„Never give up, ask for help und be
creative“ (Nie aufgeben, um Hilfe bitten
und kreativ sein) verfolgt.
Anregungen, Best-Practice-Beispiele,
Informationen und Mitmach-Aktionen
erwarten Sie unter
→ www.ichmachs.jetzt
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BILDUNG UND SCHULEN
WIE KLIMA-
FREUNDLICH
IST MEINE
SCHULE?
Mit einem speziellen
CO₂-Rechner und fachlicher
Begleitung unterstützt das
Bildungsteam der KLiBA
Schulen dabei, ihre individuelle
Klimabilanz zu erstellen.
Kinder und Jugendliche
können dabei selbst aktiv
werden und effiziente
Verbesserungen anstoßen.
Von Benjamin Jungbluth
Wie viel Energie und Ressourcen verbraucht
unsere Schule – und wo gibt es
Möglichkeiten, dabei etwas einzusparen
und so ganz konkret etwas fürs Klima zu
tun? Mit diesen Fragen können sich Schülerinnen
und Schüler im Rhein-Neckar-
Kreis im Rahmen eines KLiBA-Projekts
auseinandersetzen, das auf einem besonderen
CO₂-Rechner aufbaut. Entwickelt
wurde der „Schools for Earth“-
Klimarechner von Greenpeace und dem
Institut für Energie- und Umweltforschung
Heidelberg (ifeu) in Kooperation mit
bundesweit 15 Pilotschulen. Er steht allen
Bildungseinrichtungen kostenfrei zur
Verfügung und kann beispielsweise bei
Projekttagen oder in speziellen Unterrichtseinheiten
zur Anwendung kommen,
um eine individuelle Klimabilanz zu
erstellen. Dabei werden Emissionsbereiche
identifiziert, in denen es an der
jeweiligen Schule Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen
gibt.
„Für dieses Projekt sprechen wir mit
den Schülerinnen und Schülern zunächst
einmal über die Hintergründe: Warum
ist so eine aufwendige CO₂-Bilanz
überhaupt sinnvoll? Denn diese haben
tatsächlich einiges zu tun, wenn sie
später den Heiz- und Strombedarf ihrer
Schule ermitteln, die im Jahr anfallenden
Verbrauchswerte von Ausflügen
und Dienstreisen recherchieren oder bei
der Stadtverwaltung nachfragen,
welche IT-Geräte in den letzten Jahren
angeschafft worden sind. Alle diese
Daten sind aber wichtig, um sich dem
Gesamtverbrauch anzunähern und
dabei einzelne Bereiche herauszuarbeiten,
in denen gemeinschaftlich Veränderungen
umgesetzt werden können“,
erklärt Hanna Henkel vom Bildungsteam
der KLiBA.
Im Online-Tool werden zahlreiche
Daten erfasst
Zusammen mit ihren Kolleginnen und
Kollegen besucht sie Schulen in der
Region für die unterschiedlichsten Bildungsangebote
rund um den Klimaschutz.
Der CO₂-Rechner ist dabei
ein neues Angebot, das im Rahmen der
regionalen Aktion Dein.Klima sowie
der Energiemanager-Schulungen
46 EvO WINTER 2024/2025
von Daten erlernen. Dazu kann auch
das Erstellen von Umfragen gehören,
wenn beispielsweise die Mitschüler angeben
sollen, ob sie mit dem Fahrrad
zur Schule kommen oder mit dem Auto
gefahren werden“, erklärt Hanna Henkel
vom KLiBA-Bildungsteam. „Und schon
allein durch die Beschäftigung mit diesen
Themen reflektieren viele Schülerinnen
und Schüler ihr alltägliches Verhalten.“
Anschaulich und unterhalmsam: Lisa Muckenfuß (l.) vom ifeu und
Hanna Henke (r.) von der KLiBA stellen den Schülerinnen und Schülern
am Kurpfalzgymnasium in Bammental den CO₂-Rechner vor.
umgesetzt wird und die Beteiligten
alltagsnah anspricht: Es geht nicht nur
um allgemeine Informationen und
Wissensvermittlung, sondern um ihre
eigene Schule, die sie jeden Tag besuchen.
„Damit sensibilisieren wir die gesamte
Schulgemeinschaft in Bezug auf
ihr eigenes Verhalten. Denn zum Beispiel
beim großen Thema Heizen können
bis zu 15 Prozent des Verbrauchs durch
das jeweilige Nutzerverhalten reduziert
werden. Gleichzeitig erfahren die Beteiligten
aber auch, wo die Grenzen
ihres individuellen Tuns liegen und wo
übergeordnet gehandelt werden muss.
So können die Einrichtungen mit dem
Schulträger ins Gespräch kommen und
mit Zahlen unterlegen, wo größere
Maßnahmen viel bewirken könnten“,
sagt Henkel.
Um diese konkreten Werte zu ermitteln,
können in dem Online-Tool zahlreiche
Parameter erfasst werden. Los geht
es bei Basis-Daten zum Gebäude, der
Anzahl der Schüler und Lehrkräfte
oder auch zum Sanierungsstand. Dann
können einzelne Gruppen die großen
Themenbereiche Energie, Wasser, Abfall,
Verpflegung, Mobilität und Beschaffung
genauer unter die Lupe nehmen. Um
den Heizbedarf ermitteln und in ein Verhältnis
setzen zu können, ist beispielsweise
die Energiebezugsfläche wichtig –
also die Summe aller Grundflächen
eines Gebäudes, die beheizt oder klimatisiert
werden. Die Schülerinnen und
Schüler müssen dabei zunächst überlegen,
woher sie diese Daten bekommen
können und wer ein passender Ansprechpartner
sein könnte. Natürlich erhalten
sie dabei Unterstützung durch
das KLiBA-Team und die betreuenden
Lehrerinnen und Lehrer.
Schülerinnen und Schüler erweitern
ihre Kompetenzen
„In den unteren Klassenstufen liegt
der Fokus eher auf den Lehrkräften, die
die Ergebnisse dann mit den Kindern
besprechen. Ab Klasse 7 können die
Jugendlichen aber vieles selbst recherchieren
und auf diese Weise neue
Kompetenzen im Umgang mit Bilanzen
sowie dem Ermitteln und Bewerten
Diese Erfahrung hat auch Anja Gohl gemacht,
die an der Heidelberger Julius-
Springer-Berufsschule Lehrerin und
Mitglied des BNE-Teams (Bildung für
nachhaltige Entwicklung) ist. „Wir waren
eine der ersten Einrichtungen, die dieses
Angebot der KLiBA genutzt haben, und
sind wirklich begeistert. Unsere Schülerinnen
und Schüler werden durch das
Projekt animiert, selbst aktiv zu werden
und ihre eigene Schule ganz neu kennenzulernen.
Das schafft nicht nur ein
Bewusstsein für die Themen Energiesparen
und Klimaschutz, sondern führt
auch zu handfesten Ergebnissen, mit
denen wir gemeinsam Optimierungen
anstoßen können“, freut sich Anja Gohl.
Da die umfassende Erhebung der Daten
nicht auf einen Schlag erfolgen muss,
sondern diese nach und nach in das
Online-Tool eingegeben werden können,
lässt sich das Projekt über einen längeren
Zeitraum durchführen. So können
Vergleiche zwischen einzelnen Jahren
gezogen und damit die Auswirkungen
einzelner Maßnahmen nachverfolgt
werden. Am Ende liefert der CO₂-Rechner
den Schulen eine grafisch aufbereitete
Präsentation, mit der die einzelnen
Handlungsfelder für mehr Klimaschutz
geplant und eigene Klimaziele festgelegt
werden können. „Für uns wird es
spannend sein, die einzelnen Bereiche
aufgeschlüsselt zu bekommen“, betont
Anja Gohl von der Heidelberger
Julius-Springer-Schule. „Wir sind bei
dem Thema schon sehr aktiv und hoffen
natürlich, dass sich das auch in der
Bilanz niederschlägt. In jedem Fall ist
das Projekt aber ein großer Ansporn,
noch mehr für den Klimaschutz direkt
bei uns vor Ort zu tun.“
EvO WINTER 2024/2025
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KLiBA – IHRE KLIMASCHUTZ-
UND ENERGIE-BERATUNGSAGENTUR
Als unabhängige Energieagentur unterstützt und berät die KLiBA seit 1997
Bürger, Kommunen und Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar zu
allen Fragen rund um den effizienten und umweltschonenden Energieeinsatz.
Gesellschafter der Agentur sind die Stadt Heidelberg, der Rhein-Neckar-Kreis
und weitere 26 Kommunen sowie die Sparkasse Heidelberg.
Unser Service für Bürgerinnen
und Bürger
In einem kostenfreien Beratungsgespräch
erhalten Bürger alle Informationen,
die für eine energetische Modernisierung
oder einen energieeffizienten
Neubau notwendig sind. Interessierte
Bürger informieren wir über erneuerbare
Energien und zeigen ihnen Möglichkeiten,
diese sinnvoll in Form von Solarenergie
oder Biomasse zu nutzen. Über
den neuesten Stand diverser Förderprogramme
informieren wir ebenso wie
über Energiesparen im Alltag.
Unser Service für Kommunen
im Rhein-Neckar-Kreis
• Kommunales Energiemanagement,
z. B. beim Aufbau eines Energieberichtswesens,
eines Energiecontrollings
oder bei der Erstellung
von Jahresenergieberichten.
• Klimaschutzkonzepte: Erstellung
der Antragsunterlagen für das
Klimaschutzkonzept, Erarbeitung
von integrierten und Teil-Klimaschutzkonzepten.
Der Service
für das Gewerbe
Mit einer Initialberatung für kleine und
mittlere Unternehmen legen wir den
Grundstein dafür, wie sie ihre laufenden
Kosten durch Energieeinsparmaßnahmen
senken. Wir prüfen das Einsparpotential
vorhandener Querschnitttechnologien
wie Heizung, Klimatisierung,
Druckluft, Beleuchtung, Antriebe etc.
Mit Hilfe dieser Bestandsaufnahme
zeigen wir den Unternehmen, wo sie
bereits heute die Energie optimal
nutzen und wo sie zu viel verbrauchen.