Frankreich erleben - Vorschau Heft Nr.94
Vorschau Heft Nr.94
Vorschau Heft Nr.94
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025
AUVERGNE-RHÔNE-ALPES · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · OKZITANIEN · BASKENLAND
Drôme
Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz
Saint-Paul-de-Vence
Unerwartete Kunsterlebnisse
Aveyron
Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten
Argenteuil
Rendezvous mit einem Mysterium
Michaël Canitrot
Elektronische Musik trifft Kulturerbe
Interview Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit
Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland
Rezept « Oreillers », petits pâtés en croûte
www.frankreicherleben.de
Deutschland 6,90 €
Österreich 7,60 €
Schweiz 11,90 CHF
Frankreich & Benelux 8,10 €
Italien 8,10 €
4 196974 406903
94
EDITORIAL
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Engagement.Ein
Begriff, der sich als roter Faden durch
diese Ausgabe zieht. Zum Beispiel das
Engagement von Eva Joly, einer Frau
mit einem einzigartigen Werdegang,
die ihr Leben Wahrheit und Gerechtigkeit widmet.
Richterin, Europaabgeordnete, Anwältin. Im Laufe ihrer
Karriere hat sie Korruption bekämpft, Werte verteidigt, die
ihr am Herzen liegen, und dabei oft mit Widrigkeiten
gekämpft. Eine Frau, die – ausländischem Akzent
und Vorurteilen zum Trotz – ihre Ideale in einem
Land verteidigt, das sie einerseits liebt,
das aber andererseits Fragen bei ihr aufwirft.
Auch Michaël Canitrot hat eine faszinierende
Passion, allerdings in einem ganz anderen
Bereich. Der visionäre DJ verbindet
mit seinem Konzept Monumental Tour
elektronische Musik mit spektakulären
Lichteffekten und verleiht damit
französischen Kulturgütern frischen
Wind. Bei der Wiedereröffnung von
Notre-Dame erwies er so der Vergangenheit
eine moderne Hommage.
Auch das ist eine Form
von Engagement, die Kunst zu
demokratisieren und alte Steine
mit neuer Energie vibrieren zu lassen.
Nicolas Richoz engagiert sich, indem er
seine Erlebnisse in den Bergen teilt. Der
leidenschaftliche Radfahrer hat sich zum
Ziel gesetzt, Pässe zu bezwingen und die
Schönheit der Landschaft zu beschreiben.
Ausgerüstet mit seinem Fotoapparat radelt
er unter anderem durch die Drôme und die
Alpen und präsentiert seine Strecken.
Die Bilder und Texte in seinen
Büchern laden zum
Reisen ein, zeugen von weit
mehr als von Performance, drücken
die Freude am Entdecken und eine tiefe
Beziehung zur Natur aus.
Im Aveyron engagierte sich ein Dorf dafür, ein Schloss
vor dem Untergang zu bewahren. Angesichts der Bedrohung
ihres Monuments bündelten die Bewohner ihre
Kräfte und hauchten dem Symbol ihrer gemeinsamen
Geschichte Stein um Stein wieder neues Leben ein. Die
unerschütterliche Solidarität von Freiwilligen zeigt, dass
die Rettung der Vergangenheit manchmal auch
eine Art ist, an die Zukunft zu glauben.
Leïla und Pierre Pérès haben dagegen ihr
Leben in Bordeaux aufgegeben, um im
Baskenland Schafe zu züchten und Ossau-
Iraty zu produzieren. Ihr Abenteuer ist
ein Beispiel für Mut und einen geduldigen
Lernprozess, was letzten Endes
beweist, dass man Herausforderungen
in Chancen verwandeln kann und
manchmal alles riskieren muss, um dem Leben
einen Sinn zu geben. Ein Parcours, den wir Ihnen
nicht vorenthalten wollten.
Diese Ausgabe soll Engagement würdigen,
egal ob individuell oder kollektiv, diskret oder
spektakulär. Jede Geschichte zeigt uns, dass es oft
mutige Entscheidungen und innere Überzeugungen
sind, die unsere Welt prägen.
Ich hoffe, dass dies alles für Sie eine Einladung ist,
Dinge zu erforschen, zu träumen und Frankreich vielleicht
aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Viel Spaß beim Lesen!
Titelbild: Coralie, die Partnerin von Nicolas Richoz,
auf dem Weg zum Col de la Croix (Drôme).
Jean-Charles Albert
Chefredakteur
jc.albert@frankreicherleben.de
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 3
INHALT
Aveyron · 42
Drôme · 22
Gastronomie · 82
Saint-Paul-de-Vence · 32
Argenteuil · 52
Michaël Canitrot · 74
Flurbereinigung · 68
Rezept · 94
4 · Frankreich erleben · Frühling 2025
82 · Gastronomie
52 · Argenteuil
Rennes
Nantes
Bordeaux
Tours
Toulouse
Lille
60 · Rodin in Paris
Dijon
Lyon
22 · Drôme
32 · Saint-Paul-de-Vence
42 · Aveyron
Marseille
Straßburg
Unterwegs in Frankreich
22 Drôme
Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz
Nicolas Richoz liebt es, mit dem Fahrrad Pässe zu erklimmen und
die Natur zu genießen. Durch den Wunsch, seine Entdeckungen
und Lieblingsstrecken mit anderen zu teilen, sind bereits drei
Bücher entstanden. Wir stellen Ihnen vier Touren aus seinem
jüngsten Werk vor, die durch das Departement Drôme führen.
32 Saint-Paul-de-Vence
Eine Reise zu unerwarteten Kunsterlebnissen
Saint-Paul-de-Vence, ein Kleinod im Hinterland von Nizza, betört
mit gepflasterten Gässchen und einem provenzalischen Charme.
Viele Künstler haben dort ihre Spuren hinterlassen. Und seit 1964
gibt es einen außergewöhnlichen Ort, an dem Kunst, Natur und
Architektur einen visionären Dialog führen.
42 Aveyron
Latour-sur-Sorgues: das Dorf der unbegrenzten
Möglichkeiten
Im Herzen des Departements Aveyron retteten engagierte
Dorfbewohner ein Kulturgut. Heute ist das Château de Latour
ein lebendiger Ort, der auf vielfältige Weise genutzt wird und
den solidarischen Geist der Dorfbewohner sowie ihre unverbrüchliche
Verbundenheit mit ihren Wurzeln symbolisiert.
Frankreich heute
64 Interview
Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit
Eva Joly, gebürtige Norwegerin mit französischem Pass,
ist eine symbolträchtige Figur im juristischen und politischen
Leben Frankreichs. In ihren soeben erschienenen
Memoiren erzählt sie von ihrem bemerkenswerten Leben,
ihrem Engagement und ihrer Vision von Frankreich.
Begegnung mit einer Frau, die aus dem Rahmen fällt.
68 Flurbereinigung
Wenn der Comic eine vergrabene
Geschichte ausgräbt
Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete staatliche Politik
der Flurbereinigung sollte die landwirtschaftlichen Flächen
in Frankreich von Grund auf neu ordnen und zog gravierende
Folgen nach sich. Mit diesem Thema beschäftigt sich Champs
de Bataille, der aktuelle Comic der Journalistin Inès Léraud
und des Zeichners Pierre Van Hove.
74 Michaël Canitrot
Elektronische Musik trifft Kulturerbe
Michaël Canitrot ist ein Virtuose der elektronischen Musik
und ein Magier des Lichts. Mit seinem Konzept Monumental
Tour verwandelt er Kulturerbe auf innovative Art in eine
lebendige, vibrierende Bühne. Begegnung mit einem der
derzeit gefragtesten Nachwuchstalente Frankreichs.
Art de vivre
82 Gastronomie
Von der Bank in den Schafstall: ein mutiger
Neuanfang im Baskenland
An Courage fehlte es den ehemaligen Bankern Leïla
und Pierre Pérès nicht, als sie Bordeaux verließen, um
sich im Baskenland niederzulassen, Schafe zu züchten
und aus der Milch den berühmten Käse Ossau-Iraty
herzustellen. Eine Geschichte von Passion und Resilienz,
von Lernen, Einsamkeit und Herausforderungen.
92 Produkt
La Marinière – das Matrosenshirt
Das typisch französische, blau-weiß gestreifte Matrosenshirt,
das heute fester Bestandteil eines schicken und
gleichzeitig lässigen Kleidungsstils ist, hatte früher einen
wenig schmeichelhaften Ruf. Die Geschichte eines verachteten
Motivs, das sich zur Ikone für Eleganz entwickelte.
94 Chantals Rezept
« Oreillers », petits pâtés en croûte
3 Editorial
20 On écoute
52 Argenteuil
Rendezvous mit einem Mysterium
Im Frühjahr werden Tausende Besucher nach Argenteuil strömen,
um der Zurschaustellung der Heiligen Tunika beizuwohnen, die
seit mehr als 12 Jahrhunderten dort wie ein Schatz gehütet wird.
Tauchen Sie mit uns in die geheimnisvolle Geschichte dieses
Stückes ein – und damit in eine Mischung aus Geschichte, Glauben
und Wissenschaft.
60 Am Tag als …
Rodin in Paris seine Skulptur von Balzac enthüllte
6 On en parle
12 On lit
14 On lit en France
16 On surfe
18 On regarde
88 Nachbestellungen
87 Leserbriefe
96 Guéwen a testé
98 Impressum
98 Vorschau
Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 5
ON EN PARLE
OKZITANIEN
Geopark Terres d'Hérault strebt UNESCO-Klassifizierung an
Der Geopark Terres d'Hérault hofft, das prestigeträchtige Label UNESCO Global Geopark zu erhalten, das
bereits an 213 Landschaftsräume auf der ganzen Welt – neun davon in Frankreich – verliehen wurde. Die Fläche
(2000 km²) erstreckt sich rund um das Bassin de Thau, im Vallée de l'Hérault sowie über die umliegenden
Berge. Der Landschaftsraum besitzt einen außergewöhnlichen geologischen Reichtum, der auf einer relativ
kleinen geografischen Fläche von 540 Millionen Jahren Erdgeschichte erzählt.
VERKEHRSREGELN
« Durchschlängeln » weiterhin erlaubt
Obwohl es Motorrädern und Motorrollern in
Frankreich grundsätzlich verboten ist, sich zwischen
im Stau stehenden Autos « durchzuschlängeln » –
man spricht von Circulation inter-file –, gibt es seit
drei Jahren einige Departements, die im Rahmen
einer Testphase diese Vorgehensweise erlauben
(Bouches-du-Rhône, Haute-Garonne, Gironde,
Hérault, Isère, Loire-Atlantique, Nord, Rhône
inklusive der Metropolregion Lyon, Var, Alpes-
Maritimes, Drôme, Vaucluse, Pyrénées-Orientales,
Essonne, Hauts-de-Seine, Paris, Seine-et-Marne,
Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne, Val-d’Oise und
Yvelines). Diese Testphase sollte am 1. Januar 2025
enden, wurde jedoch letzten Endes um sechs
Monate verlängert. Zu beachten ist jedoch, dass
das Durchschlängeln nur unter ganz bestimmten
Bedingungen gestattet ist: auf Autobahnen und
vierspurigen Straßen mit Mittelstreifen, bei denen
die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht niedriger als
70 km/h ist. Die Regelung ist also für die betroffenen
Verkehrsteilnehmer derzeit etwas diffus, zumal das
Experiment nach wie vor umstritten ist. Im Sommer
werden wir wissen, wie es weitergeht ...
FRANZÖSISCHE WEINE
Produktionsrückgang im Jahr 2024
Die im November vom französischen Ministerium
für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität
veröffentlichten Zahlen prognostizieren in
Frankreich für 2024 eine Weinproduktion von
36,9 Millionen Hektolitern, was einem Rückgang von
23 % im Vergleich zu 2023 entspricht. Grund dafür
sind schwierige Wetterbedingungen und ihre
Folgen (übermäßig viel Regen, Pilzkrankheiten wie
Falscher Mehltau, Frost im Frühjahr, Hagelschäden),
unter denen alle Weinregionen im Land zu leiden
hatten. Besonders stark betroffen ist unter anderem die
Champagne, wo die Produktion verglichen mit dem
Vorjahr um 46 % sank. Durch
diesen Einbruch bei
der Weinerzeugung
verliert Frankreich
erneut seinen Status
als größter Weinproduzent der Welt. Den Platz
nimmt nun Italien ein, wo die Voraussetzungen 2024 besser waren.
6 · Frankreich erleben · Frühling 2025
TRANSPORT
Mit dem TGV direkt von Berlin nach Paris
Seit dem 16. Dezember 2024 kann man ohne
Umsteigen mit dem TGV von Berlin nach Paris fahren
– und natürlich auch umgekehrt. Täglich um 11.54
Uhr verlässt der Zug den Berliner Hauptbahnhof und
trifft – nach Stopps in Frankfurt, Karlsruhe und Straßburg – 8 Stunden später im 1100 km entfernten
Pariser Gare de l’Est ein. In Gegenrichtung startet der TGV vormittags um 9.55 Uhr. Die Verbindung
wird gemeinsam von der Deutschen Bahn und der französischen SNCF Voyageurs angeboten. Am
Rande sei erwähnt, dass bei der Jungfernfahrt Reisende an Bord waren, die ihre Fahrkarten bei einem
gemeinsamen Wettbewerb der beiden Unternehmen gewonnen hatten. Um die grenzüberschreitende
Partnerschaft zu feiern, wurden während der Fahrt deutsch-französische Spezialitäten serviert, zum
Beispiel Brezeln mit Camembert oder eine moderne Version des Flammkuchens.
PARIS
Claire Tabouret gestaltet die zeitgenössischen Kirchenfenster von Notre-Dame
Präsidentenamt und Pariser Erzbistum haben nun
enthüllt, wer die sechs großen zeitgenössischen
Kirchenfenster der Kapellen im südlichen Seitenschiff
von Notre-Dame gestalten wird: Für die Umsetzung
des prestigeträchtigen Projektes wurde die 43-jährige
Französin Claire Tabouret, eine international
renommierte Künstlerin, auserkoren. Die sieben Meter
hohen Buntglasfenster mit einer Gesamtfläche von 121
m² sollen die Kreationen des Architekten Viollet-le-Duc
aus dem 19. Jahrhundert ersetzen. Der Austausch der
Fenster sorgt in Frankreich für hitzige Diskussionen,
zumal sie als Monument historique klassifiziert sind.
Allerdings ist geplant, sie in einem Museum – vermutlich
dem Musée de l’Œuvre de Notre-Dame – aufzubewahren
und auszustellen. Die neuen Glasmalereien, die
insgesamt 5 % der Fensterfläche der Kathedrale
ausmachen, liegen vor allem Emmanuel Macron sehr
am Herzen. Mit ihnen soll « die sakrale Kunst des 21.
Jahrhunderts » Einzug in die Kathedrale halten...
TOULOUSE
Ein anderes zeitgenössisches Kirchenfenster macht von sich
reden
Angesichts der Diskussion über die Kirchenfenster
von Notre-Dame de Paris, die derzeit die
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit
auf sich zieht, sollte man aber
nicht vergessen, dass es in
diesem Bereich noch eine andere
sensationelle Kreation gibt: Die als
Weltkulturerbe der UNESCO klassifizierte Basilika
Saint-Sernin in Toulouse schmückt sich seit Kurzem mit einem modernen
Fenster. Nach siebenjähriger Renovierung besitzt die monumentale
Rosette an der westlichen Fassade ein von Jean-Michel Othoniel
entworfenes und gemeinsam mit Glasmalermeistern der Ateliers Loire
in Chartres umgesetztes Fenster. Das Werk mit einem Durchmesser von
5,5 Metern befindet sich über dem Haupteingang. Vor allem im Licht
der untergehenden Sonne sorgt es für ein Farbspiel im Inneren, das die
Toulouser bereits nach kurzer Zeit sehr schätzen. Es ersetzt eine einfache
Plastikscheibe und verleiht der Rosette ein prachtvolles Aussehen, das
dieses Juwels des Kulturerbes würdig ist.
ON EN PARLE
AIX-EN-PROVENCE
Cezanne: ein unverstandener Künstler kehrt zurück
Die Stadt Aix-en-Provence widmet das Jahr 2025 einem Kind der
Stadt, das sie lange Zeit nicht zu würdigen wusste. Dabei gilt der
Maler Paul Cezanne heute als Wegbereiter der modernen Kunst.
Das Ereignis unter dem Titel Cezanne 2025 stellt in gewisser Weise
eine huldvolle Rückkehr des Künstlers in seine
Heimatstadt dar. Aus diesem Anlass sind dort
Orte zugänglich, die eng mit ihm verknüpft sind,
beispielsweise das Landhaus der Familie, die Bastide
du Jas de Bouffan, sowie das Atelier des Lauves,
der letzte Ort seines Schaffens. Im Musée Granet,
dem bedeutendsten Museum der Stadt, werden im
Rahmen einer großen Retrospektive vom 28. Juni
bis 12. Oktober 2025 knapp 130 Werke – Leihgaben
internationaler Museen – gezeigt.
BESANÇON
Verborgene Briefe von Gustave
Courbet enthüllen eine erotische
Seite des Malers
CAEN
Ein Vorgeschmack auf die Sammlung
Gandur
In einer unserer letzten Ausgaben konnte Sie lesen, dass
der Schweizer Geschäftsmann und Kunstsammler Jean-
Claude Gandur die Stadt Caen als Standort für das Museum
gewählt hat, das ab 2030 seine immense, 3700 Werke
umfassende Sammlung beherbergen soll. Um die Wartezeit
bis dahin zu verkürzen, wird im Rathaus der Stadt von Juni
bis September als Vorpremiere eine kleine Auswahl der
Kunstwerke gezeigt.
In der Stadtbibliothek von Besançon entdeckte
man die unglaubliche, bislang unbekannte
Korrespondenz zwischen Gustave Courbet
(1819-1877) und der Pariser Abenteurerin
Mathilde Carly de Svazzema (1839-?). Die mehr
als ein Jahrhundert verborgen gebliebenen
Briefe – 25 aus der Feder des Malers und 91
aus der von Mathilde – stammen aus der Zeit
zwischen November 1872 und April 1873 und
überraschen durch ihren explizit erotischen
Inhalt. Dadurch enthüllen sie eine sehr intime
Seite Courbets und werfen ein neues Licht auf
seine Darstellungen der weiblichen Nacktheit.
36 dieser Briefe werden vom 21. März bis 21.
September 2025 in Besançon im Rahmen einer
Ausstellung zu sehen sein. Der Verlag Gallimard
veröffentlicht im März ein Werk mit allen
Schriftstücken.
8 · Frankreich erleben · Frühling 2025
TOULOUSE
Fondation Bemberg: als «Wiedereröffnung des Jahres»
ausgezeichnet
Die Fondation Bemberg in Toulouse wurde vom britischen Kunstmagazin
Apollo Magazine mit dem Preis Museum Opening of the Year 2024
ausgezeichnet. Das Museum im denkmalgeschützten Hôtel d'Assézat
öffnete im Februar nach dreijährigen Renovierungsarbeiten wieder
seine Pforten für das Publikum. Im Rahmen der Arbeiten wurden die
bestehenden Räume saniert und neue Bereiche für Sonderausstellungen
geschaffen. Georges Bemberg (1915-2011) besaß eine außergewöhnliche
Sammlung mit Möbeln, Kunstgegenständen, Skulpturen und Gemälden.
Unter den etwa 1000 Exponaten befinden sich Werke so bekannter
Künstler wie Monet, Pissarro und Bonnard, sodass dieses Museum auch
Petit Orsay Toulousain genannt wird.
PARIS
Einführung einer
« Zone mit
beschränktem
Verkehr »
Im November
2024 wurde im
Stadtzentrum von Paris
(1., 2., 3. und 4. Arrondissement)
eine Zone à trafic limité (ZTL) eingeführt.
Das bedeutet, dass der Transitverkehr –
also die Durchfahrt von motorisierten Fahrzeugen,
ohne anzuhalten – verboten ist. Gekennzeichnet wird der
Bereich durch weiße rechteckige Schilder mit rotem Rand, auf
denen ein roter Kreis abgebildet ist. Die Zufahrt zur ZTL ist lediglich
Rettungsfahrzeugen, Bussen, Taxis, Bewohnern, Menschen, die dort
arbeiten, sowie Personen mit eingeschränkter Mobilität gestattet. Die Verbannung
des Durchgangsverkehrs tangiert aber nicht den sogenannten Trafic de destination –
also die Ansteuerung eines bestimmten Ziels –, dies ist nach wie vor uneingeschränkt erlaubt.
Wollen Sie also ein Hotel oder ein Restaurant in einem dieser Arrondissements anfahren, ist dies
möglich. Derzeit weiß jedoch niemand, wie Kontrolle und Nachweis solcher Anfahrtsziele erfolgen
sollen. Insofern wurde eine Übergangsphase beschlossen – deren Dauer ebenfalls nicht bekannt ist –,
in der kein Bußgeld verhängt wird, sodass sich die Verkehrsteilnehmer an die neue Regelung gewöhnen
können. Ein System also, das noch viele Fragen offenlässt ...
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 9
ON EN PARLE
AIX-EN-PROVENCE
Haus von Charles Trenet wird saniert
Das Haus von Charles Trenet (1913-2001),
das seit seinem Tod leer stand und Opfer
von Vandalismus war, soll nun bis Ende 2026
saniert werden. Dann wird das Haus öffentlich
zugänglich sein. Das Projekt beinhaltet die
Schaffung eines Jardin extraordinaire – im
Übrigen der Titel eines Chansons von Trenet –
mit verschiedenen Baumarten, Wasserläufen,
Musikpavillon und Kinderkarussell. Das
Gebäude wird umgestaltet, um das Werk des
Künstlers, dem wir Erfolgstitel verdanken,
die heute noch gespielt werden, zur Geltung
zu bringen. Hologrammtechnologie soll es
sogar möglich machen, dass Besucher « in
Anwesenheit » von Trenet singen können. Trotz
der Diskussionen über das Privatleben von
Charles Trenet – namentlich seine Rolle im
Zweiten Weltkrieg – wollen die Initiatoren des
Vorhabens auf diese Weise den einzigartigen
Stil und die überschäumende Kreativität eines
Musikers würdigen, der zu Lebzeiten von seinen
Landsleuten als Fou chantant, als verrückter
Sänger, bezeichnet wurde.
PARIS
Kino « La Géode » wieder offen
La Géode, das Kino in der symbolträchtigen glänzenden Stahlkugel
mit einem Durchmesser von 36 Metern im Pariser Parc de la Villette
wurde am 18. Dezember 2024 nach einer sechsjährigen Renovierung
wiedereröffnet. Es wird von Gaumont-Pathé betrieben und besitzt
den ersten IMAX-Laser-4K-Projektor im Kuppelformat im Hexagon.
Die Spitzentechnologie sorgt für unvergleichlich scharfe Bilder und
einen bemerkenswert präzisen Sound. Gezeigt werden tagsüber
Dokumentarfilme und abends Spielfilme.
KULTURERBE
Französische Bistros als immaterielles
Kulturerbe anerkannt
Im Oktober 2024 bestätigte das französische
Kulturministerium die Anerkennung der
französischen Cafés und Bistros als immaterielles
Kulturerbe und bekräftigte damit deren Anteil
am sozialen, historischen und kulturellen Leben.
Die Entscheidung soll die symbolträchtigen
Orte auch schützen, denn während es vor einem
Jahrhundert noch rund 400 000 Bistros gab, sind
es heute nicht einmal mehr 40 000. Im nächsten
Schritt wollen die Verfechter der Initiative die
Bedeutung der Bistros für die gastronomische
Tradition, die Übermittlung von Know-how und
das gesellschaftliche Leben hervorheben, um die
offizielle Anerkennung der UNESCO zu erreichen.
Dies wäre eine gute Unterstützung für die Rettung
und Aufwertung dieser Betriebe.
10 · Frankreich erleben · Frühling 2025
WEIN UND UMWELT
Ein Spitzen-Bordeaux in umweltbewusster
Verpackung
Das Weingut Château Smith Haut
Lafitte, bekannt für seinen Spitzen-
Bordeaux, zeigt sich in puncto
Verpackung innovativ und hat eine
umweltbewusste Hülle aus dünnem
Birkenholz als Geschenkverpackung
für die Flaschen entwickelt. Die
leichte und nachhaltige Alternative
zur klassischen Verpackung soll
den ökologischen Fußabdruck
reduzieren.
TRANSPORT
Uber will sich auf kleine Städte in Frankreich
ausdehnen
Uber, das führende Dienstleistungsunternehmen für
Personenbeförderung – in Frankreich spricht man von VTC
(Véhicule de Transport avec Chauffeur) –, ist im Hexagon in
41 Ballungsräumen vertreten. 2025 soll die Dienstleistung
auf kleinere Städte ausgedehnt werden. Laut Aussage des
amerikanischen Unternehmens will man damit auch in
« weniger dicht besiedelten Gegenden Mobilitätsangebote
machen ». Es ist nachvollziehbar, dass die Verfechter des
Ausbaus von Transportmöglichkeiten in kleineren Städten
und die Verbände der Taxiunternehmen diese Pläne sehr
unterschiedlich aufnehmen ...
NOUVELLE-AQUITAINE
Archäologischer Schatz unter der Düne von Pilat
Das erhabene Symbol des Bassin d'Arcachon, die Dune du Pilat, verbirgt eine ungeahnte
Vergangenheit, denn dort befinden sich über 4000 Jahre alte Relikte. Im Oktober 2024 wurden
bei einer Ausgrabungskampagne die Reste eines unterirdischen Waldes untersucht, der aus der
Frühgeschichte (1000 bis 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung) stammt. Die Archäologen versuchen
zu verstehen, wie sich der ehemalige Wald mit seinen Feuchtgebieten in die heute bestehende,
von Erosion bedrohte Landschaft verwandelte. Die Entdeckungen legen nahe, dass die Menschen
damals von Viehzucht, Salzerzeugung, Fischfang sowie dem Spinnen von Wolle lebten.
ON LIT
ROMAN
Jede Sekunde
Nicolas Mathieu, Originaltitel: Le ciel ouvert
(erschienen 2024 bei Actes Sud), übersetzt aus
dem Französischen von Lena Müller und André
Hansen, Hanser Berlin, 96 Seiten, 20 €,
ISBN 978-3446281752, erscheint am 18. März 2025
ROMAN / AUTOBIOGRAFIE
Im Tal der Bärin
Clara Arnaud, Originaltitel: Et vous passerez
comme des vents fous (erschienen 2023 bei Actes
Sud), übersetzt aus dem Französischen von Sophie
Beese, Kunstmann, 352 Seiten, 26 €,
ISBN 978-3956146220
Clara Arnaud, geboren 1986, liebt es zu reisen, die
Welt zu entdecken. Mit 16 fuhr sie mit dem Zug kreuz
und quer durch Europa, im darauffolgenden Jahr
radelte sie allein durch Quebec, ein Jahr später durch
Irland. Sie kennt China und Tibet, zwei Länder, die sie
stark geprägt haben. Im vorliegenden Buch nimmt
sie uns mit in die Pyrenäen, wo die Wiederansiedlung
von Bären zum Aufflammen alter Spannungen
führt. Durch die Beschreibung der Schicksale von
Gaspard – einem begeisterten Schäfer, der sich den
Herausforderungen unserer modernen Zeit stellen
muss –, Alma – einer Ethnologin, die über Bären forscht
– und Jules – einem jungen, im 19. Jahrhundert nach
Amerika ausgewanderten Bärenführer – untersucht
der Roman die Beziehungen zwischen Mensch und
Tier, Tradition und Modernität. Vor der Bergkulisse
mit ihrer rauen Schönheit wirft Clara Arnaud Fragen
über unser Verhältnis zur unberührten Natur und zu
aktuellen ökologischen Herausforderungen auf. Ein
starker Roman, eine Mischung aus Fiktion und Realität,
der sowohl Naturliebhaber als auch Freunde von
engagierter Literatur in den Bann ziehen wird.
Nicolas Mathieu gehört zu den Namen, die aus
der zeitgenössischen französischen Literatur
nicht mehr wegzudenken sind. Er wurde 1978 in
Épinal geboren und erhielt 2018 für seinen zweiten
Roman Wie später ihre Kinder den renommierten
Prix Goncourt. Auch der 2022 erschienene Roman
Connemara verkaufte sich in den französischen
Buchhandlungen ausgesprochen gut. Mit Jede
Sekunde präsentiert er uns nun einen « kurzen »
Roman (weniger als 100 Seiten), der jedoch durch
eine unglaubliche Intensität überzeugt und uns einen
tiefen Einblick in die menschlichen Beziehungen
vermittelt. Durch Nachrichten, die der Autor in den
sozialen Netzwerken veröffentlichte, gibt er uns ganz
unerwartet Einblick in sein Privatleben. Flüchtige
Momente aus dem Alltag über Themen wie Liebe,
Kindheitserinnerungen, intergenerationeller Transfer,
die Vergänglichkeit der Zeit. Das Buch ist weit von
Voyeurismus entfernt, wie man befürchten könnte.
Man entdeckt vielmehr einen intensiven Austausch,
der oft lustig und
universell ist. Eine
schöne Art zu
zeigen, dass die
sozialen Netzwerke
ohne Worte nichts
wären ...
12 · Frankreich erleben · Frühling 2025
ROMAN
Die Tänzerin
Patrick Modiano, Originaltitel: La danseuse
(erschienen 2023 bei Gallimard), übersetzt aus
dem Französischen von Elisabeth Edl, Hanser
Berlin, 96 Seiten, 20 €, ISBN 978-3446281462,
erscheint am 18. März 2025
Der 2014 mit dem Literaturnobelpreis
ausgezeichnete Schriftsteller Patrick
Modiano feiert am 30. Juli dieses Jahres
seinen 80. Geburtstag. Er ist zweifellos einer der größten französischen Autoren
unserer Zeit. Abgesehen davon, dass er mit einer einzigartigen Sensibilität
über Themen wie Erinnerung, Identität und Vergessen schreibt, versteht er
es wie kein anderer, die Atmosphäre von Paris wiederzugeben. Das ist bei Die
Tänzerin, einem mit weniger als 100 Seiten knapp gefassten Roman, nicht
anders. Patrick Modiano erzählt von Paris zu der Zeit, als er jung war und seine
ersten literarischen Schritte unternahm. Unglaublich feinfühlig, wie immer in
seinen immerhin mehr als 60 Büchern, erinnert er sich an seine Anfänge als
Schriftsteller. Damals begegnete er einer jungen Tänzerin, mit der wir im Roman
die Stadt der Cabarets, Cafés und unerwarteten Begegnungen entdecken.
Ein Buch voller Poesie, das uns unaufhörlich zwischen Vergangenheit und
Gegenwart pendeln lässt. Eine Aufforderung, über Zeit und Erinnerungen
nachzudenken.
PROVENCE-KRIMI
Die Richterin und das Todesspiel
Liliane Fontaine, Band 8 der Reihe « Ein Fall
für Mathilde de Boncourt », Piper, 352 Seiten,
12 €, ISBN 978-3492320382, erscheint am 3.
April 2025
Liliane Fontaine präsentiert uns erneut einen
Krimi, wie nur sie ihn zu schreiben versteht.
Einen Krimi, der im Herzen der Provence spielt
und in dem Tradition und Machenschaften
gefährlich miteinander verwoben sind. Als der
Verein « Freunde der Monarchie » in Nîmes seine Jahrestagung
abhält, wird die skurrile Forderung laut, die französische Krone solle wieder
das Land regieren. Die darauffolgende Debatte entwickelt sich zum Drama, als
ein Vorstandsmitglied ermordet wird. Die Richterin Mathilde de Boncourt und
ihr Team stürzen sich in atemberaubende Recherchen, bei denen es um ein
Manuskript geht, das die Erben des Throns bloßstellt. Ein zweiter Mord geschieht
und zieht die Ermittler mitten hinein in die Geheimnisse und Leidenschaften des
französischen Adels. Die deutsch-französische Autorin und Kunsthistorikerin
lässt sich für diese Krimireihe von ihren Aufenthalten in Südfrankreich
inspirieren. Erneut präsentiert sie uns eine dichte und spannende Handlung,
die von glaubwürdigen Personen getragen wird. Freunde ausgeklügelter
Nachforschungen und mediterraner Landschaften werden begeistert sein.
ROMAN
Bannmeilen - Ein Roman in
Streifzügen
Anne Weber, Matthes & Seitz, 2024,
301 Seiten, 25 €,
ISBN 978-3751809559
Treue Leser haben sicherlich
bemerkt, dass uns die Bücher von
Anne Weber durch ihre Themen
und die schriftstellerische Qualität
überzeugen. Wir stellen sie Ihnen
aber noch wegen einer anderen
Besonderheit vor, denn die Autorin
schreibt sie sowohl auf Französisch
als auch auf Deutsch und sie
erscheinen fast zeitgleich in beiden
Ländern. Der vorliegende Roman
Bannmeilen erschien im Frühjahr
2024 in Deutschland, bevor er kurze
Zeit später unter dem Titel Neuf-Trois,
den wir Ihnen auf Seite 14 vorstellen,
in Frankreich veröffentlicht wurde.
Ein Werk also, das man diesseits und
jenseits des Rheins lesen kann!
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 13
ON LIT EN FRANCE
Unsere Auswahl an Büchern, über die man
zurzeit in Frankreich spricht
ROMAN
ROMAN
La vie meilleure
Étienne Kern, Gallimard, 2024,
192 Seiten, 19,50 €,
ISBN 978-2073075833
Kennen Sie Émile Coué (1857-1926)?
Vermutlich nicht. Aber sicher haben Sie
bereits einmal, ohne es zu wissen, die berühmte
Methode angewandt, die nach ihm benannt ist. Es handelt
sich um die Methode der Autosuggestion, die sich in einem
Satz zusammenfassen lässt: « Es geht mir jeden Tag in jeder
Hinsicht immer besser und besser. » Émile Coué gilt als
Wegbereiter des positiven Denkens. Das erzählt uns Étienne
Kern in diesem ergreifenden Porträt eines unauffälligen
französischen Apothekers, der zu weltweiter Berühmtheit
gelangte. Jemand, der von den einen beweihräuchert
wurde, während andere sich über ihn lustig machten. Ein
kleines Detail am Rande: John Lennon hat sich für den,
seinem Sohn gewidmeten Song Beautiful boy von dieser
Methode inspirieren lassen: Before you go to sleep / Say
a little prayer / Every day in every way / It's getting better
and better. Eine wunderschöne, einfache Erzählung, die so
guttut wie die Methode von Coué!
Neuf-trois
Anne Weber, Philippe Rey, 2025,
272 Seiten, 20,00 €,
ISBN 978-2384822041
Anne Weber, geboren 1964 in Deutschland, lebt seit
Jahrzehnten in Paris und schreibt talentiert sowohl in
französischer als auch in deutscher Sprache. Für ihr
wunderschönes Werk Annette, ein Heldinnenepos (Matthes
& Seitz, Taschenbuch, 207 Seiten, ISBN 978-3751801102)
wurde sie 2020 mit dem prestigeträchtigen Deutschen
Buchpreis ausgezeichnet. In Neuf-trois nimmt sie uns
mit in das Department mit der Nummer 93, Seine-Saint-
Denis, das oft auf bestimmte Klischees reduziert wird.
Sie folgt ihrem Freund Hocine, einem franko-algerischen
Dokumentarfilmer, durch diese verkannte Gegend.
Gemeinsam entdecken sie geschichtsträchtige und kuriose
Orte, beispielsweise den muslimischen Friedhof in Bobigny,
ein einladendes Café, das von Rachid, einem Kabylen,
geführt wird, oder das Haus, in dem Asterix « geboren »
wurde. Zwischen Anekdoten und Entdeckungen zeichnen
die Stationen ein ganz neues Bild des Departements.
Sensibel und mit einem leicht ironischen Unterton mischt
Anne Weber Reisebericht und Introspektion. Sie fordert uns
damit auf, diese Vorstadt unter einem anderen Blickwinkel
zu betrachten, unsere eigene Wahrnehmung zu ändern
und so Vorurteile abzubauen. Eine Analyse jenseits von
Klischees. Ein nützlicher und erhellender Roman!
ERZÄHLUNG
Alors c’est bien
Clémentine Mélois, Gallimard, 2024,
208 Seiten, 19,50 €, ISBN 978-2073075031
« Seine Geschichte erzählen, so lange ich noch blaue Farbe
an den Händen habe, um nicht zu vergessen. » Das ist es, was
Clémentine Mélois antreibt, als sie ihren Vater Bernard am
Ende seines Lebens begleitet. Familie und Freunde helfen ihr
dabei, aus dem Übergangsritual ein Fest zu machen. Und was
hat es mit der blauen Farbe auf sich? Mit ihr soll aus dem Sarg
ein Kunstwerk werden, nach dem Ebenbild des Vaters, einem
fantasievollen und produktiven Bildhauer mit der Begabung,
das Leben zu genießen. Die Autorin, selbst Bildhauerin,
präsentiert uns eine geistreiche, humorvolle und poetische
Erzählung, mit der sie ihrem Vater im wahrsten Sinne ein
Denkmal errichtet. Vor allem teilt sie mit uns ihre sensible,
unerwartet lebensfrohe und hoffnungsvolle Vorstellung
davon, wie man sich von einem geliebten Menschen
verabschieden kann. Berührend und erfreulich zugleich.
14 · Frankreich erleben · Frühling 2025
ROMAN
Le rêve du jaguar
ROMAN
Fort Alamo
Fabrice Caro, Gallimard, 2024,
192 Seiten, 19,50 €,
ISBN 978-2073085153
Ein Zwischenfall in einem Supermarkt lässt den
unauffälligen Französischlehrer Cyril aufhorchen.
Er stellt fest, dass er den Tod von Menschen, die
ihn ärgern, auslöst. Um ihn herum ereignet sich ein
Blutbad, denn jedes Mal, wenn er auf jemanden
wütend ist, stirbt die betreffende Person. Sogar
bei Tieren ist das so. Es ist verständlich, dass
ihm diese Situation Angst macht. Was wird beim
Weihnachtsessen passieren, wenn seine Schwägerin
dabei ist, die er nicht ausstehen kann? Fabrice Caro
ist ein ausgefallener Roman gelungen, in dem er
mit schrägem Humor, aber auch sehr einfühlsam
Alltagsszenen beschreibt. Unglaublich lustig!
Miguel Bonnefoy, Rivages, 2024,
304 Seiten, 20,90 €,
ISBN 978-2743664060
ROMAN
Cabane
Abel Quentin, Les Éditions de l’Observatoire,
2024, 480 Seiten, 22 €, ISBN 979-1032925430
1972 veröffentlichte eine Gruppe visionärer Forscher den
« Meadows-Bericht », eine Art Prophezeiung, mit der sie
vor den Gefahren einer unkontrollierten wirtschaftlichen
Entwicklung in einer Welt mit begrenzten Ressourcen warnen.
Der Bericht geriet jedoch schnell in Vergessenheit. Daran
angelehnt erzählt Abel Quentin in seinem Roman Cabane
das Leben vierer visionärer Forscher von den 1960er-Jahren
bis heute. Sie verfassen ebenfalls einen Bericht, der den
Zusammenbruch der Weltwirtschaft vorhersagt. Doch die
Reaktionen angesichts dieser erschreckenden Erkenntnis sind
unterschiedlich: Zwei amerikanische Forscher verschreiben
sich der Aufgabe, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, der
französische Wissenschaftler ergreift die Gelegenheit, eine
Karriere als Geschäftsmann aufzubauen, während der vierte, ein
norwegischer Mathematiker, auf rätselhafte Weise verschwindet.
Raffiniert mischt Abel Quentin spannende Verwicklungen mit
verständlichen, populärwissenschaftlichen Erkenntnissen.
Damit ist ihm ein anspruchsvoller Roman gelungen, der mit
vollem Recht seinen Platz in unserer heutigen Zeit hat. Ein
eindrückliches Lesevergnügen, bei dem man sich Fragen
über unsere gemeinsame Zukunft stellt und gleichzeitig den
unwiderstehlichen Drang verspürt, das Buch mit anderen zu
teilen. Ein Muss!
Nach der Entdeckung umfangreicher
Erdölvorkommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
erlebt Venezuela, das Heimatland des Autors,
einen noch nie da gewesenen Aufschwung.
Im Kontext der tiefgreifenden Veränderungen
folgen wir eigenständigen Persönlichkeiten, die
entschlossen sind, ihr Schicksal in die Hand
zu nehmen. Michel Bonnefoy präsentiert
uns ein echtes Familienepos nach dem
Vorbild lateinamerikanischer Sagas. Die
Meinungen über das Buch sind seit dem
Erscheinen sehr unterschiedlich: Während
einige eine manchmal zu übertriebene
Erzählweise kritisieren, begrüßen andere den
romantischen Hauch und die Ausdrucksstärke.
Eines ist jedoch sicher: Der Roman, der mit
den renommierten Preisen Prix Femina und
Grand Prix du Roman de l’Académie française
2024 ausgezeichnet wurde, fesselt durch seinen
lebendigen Stil und universelle Themen. Ein
Epos, in dem sich Träume und
Enttäuschungen grandios
mischen, von dem man sich
in Bann ziehen lassen
sollte. Betörend!
ON SURFE
KONSUM
Too Good To Go: lokal konsumieren und
Lebensmittelverschwendung reduzieren
Möchten Sie bei einem Aufenthalt in Frankreich lokale
Spezialitäten probieren und gleichzeitig einen Beitrag zum
Klimaschutz leisten? Nutzen Sie vielleicht in Deutschland bereits
die App Too Good To Go, die 2016 in Dänemark an den Start
ging? Mit ihrer Hilfe finden Sie unverkaufte Lebensmittel von
Bäckereien, Restaurants und Lebensmittelgeschäften in Ihrer
Nähe zu günstigen Preisen. Die App ist heute auf internationaler
Ebene verfügbar und wird in Frankreich sehr geschätzt, zumal
sich enorm viele Unternehmen daran beteiligen. Insofern ist sie
ein guter Tipp für einen Aufenthalt im Hexagon. Das Konzept
ist einfach: Wählen Sie einen Anbieter aus, reservieren Sie das
Überraschungsangebot, holen Sie es ab und genießen Sie
anschließend die frischen Produkte. Auf diese Weise können Sie
französische Spezialitäten einmal anders entdecken und tun
gleichzeitig etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.
Ideal für Schleckermäuler und engagierte Reisende!
APP (kostenlos) Too Good To Go
MUSIK
Radiooooo: eine musikalische
Zeitmaschine
Haben Sie Lust, musikalisch in die Vergangenheit
(oder sogar in die Zukunft!) zu reisen? Das ist
möglich, nämlich mit der ausgezeichneten
Applikation Radiooooo, die der französische
Designer und DJ, Benjamin Moreau, 2014 kreierte.
Das Konzept? Eine interaktive Weltkarte, auf
der man ein Land und ein Jahrzehnt – von
1900 bis heute (und sogar 2070!) – auswählt
und dann musikalische Schätze hört, die von
Musikfreunden aus der ganzen Welt eingestellt
wurden. Ob deutsche Hits aus den Sechzigern,
französische Chansons aus den Vierzigern
oder Musik aus Benin von heute: Jedes Stück
vermittelt eine einzigartige Atmosphäre, die den
Hörer umgehend in die entsprechende Epoche
transportiert. Das Angebot wurde in viele Sprachen übersetzt, wird regelmäßig
durch neue Stücke ergänzt und ist absolut kostenlos. Radiooooo ist eine wahre
Schatzkiste für Nostalgiker und Neugierige! Wenn Sie die App einmal getestet
haben, werden Sie mit Sicherheit nicht mehr auf sie verzichten wollen!
App (kostenlos) Radiooooo https://app.radiooooo.com
16 · Frankreich erleben · Frühling 2025
LESEN
Gleeph:
der Bücherkatalog in der Tasche
Ist es Ihnen schon einmal so gegangen, dass Sie nicht
mehr wussten, ob Sie dieses oder jenes Buch besitzen?
Mit der französischen App Gleeph ist das nun
kein Problem mehr, denn mit ihr erstellen Sie in kürzester
Zeit einen digitalen
Katalog Ihres Bücherschranks.
Scannen Sie
dafür den Barcode eines
Buches mit dem Smartphone
oder fügen Sie es
manuell hinzu. Behalten
Sie die Übersicht über
Ihre Bücher, entdecken
Sie personalisierte Empfehlungen
und tauschen
Sie sich mit anderen
passionierten Lesern der
Community aus (derzeit
nur in Französisch). Und
darüber hinaus unterstützt
Gleeph die unabhängigen
Buchhandlungen
im Hexagon, denn
innerhalb Frankreichs
können Sie Bücher direkt
über die App kaufen. Ein
engagiertes Angebot, das bereichernde literarische
Erfahrungen ermöglicht. Ideal für alle Leseratten!
APP (kostenlos) Gleeph
TOURISMUS
Randoland: Frankreich kindergerecht entdecken
Mit Randoland werden Familienausflüge zu unterhaltsamen,
fesselnden Abenteuern und Kinder gleichzeitig zu Entdeckern.
Für jeden Parcours gibt es eine Streckenbeschreibung zum
Ausdrucken mit Erläuterungen zu den besuchten Orten, kleinen
Geschichten, Rätseln usw. Und das in drei Versionen, die auf
verschiedene Altersgruppen (4-6 Jahre, 7-9 Jahre, 9-12 Jahre)
abgestimmt sind. Das Angebot (derzeit nur auf Französisch)
kommt bereits bei den Kleinsten sehr gut an und wird immer
erfolgreicher. Die Ausflugsvorschläge decken ganz Frankreich
ab, die Streckenbeschreibungen können direkt von der Website
heruntergeladen werden (ab 2 €). Seit Kurzem gibt es für sechs
französische Regionen (nördliche Bretagne, südliche Bretagne,
Périgord, Lyon und Umgebung, Toulouse und Umgebung, Marseille
und Umgebung) jeweils ein Package (je 14,90 €), mit bereits
gedruckten Streckenbeschreibungen. Pro Package sind 12 Routen
enthalten. Im Mai 2025 soll ein solches Package auch für Paris
erscheinen. Eine schöne Art, Frankreich spielerisch und gemeinsam
mit Kindern zu erkunden. https://www.randoland.fr/accueil
Französisch lernen am Puls der Zeit
Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:
www.sprachzeitungen.de
Février 2025
Novembre 2020
Novembre 2020
€ 3,30 [d]
¤ 2,50 [d]
¤ 2,50 [d]
É C O N O M I E
B1–C2
B1–C2
B1–C2
ACTUALITÉ
ACTUALITÉ
| Photo : Getty Images
| Photo : Getty Images
• Plans sociaux : « Ce qui
me fait peur, c’est l’après,
le • silence Nouvelle-Calédonie »
:
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l’indépendance
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étudiants plomb France, dans apprennent la l’aile chasse à la la glu a du
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dans l’aile
Pages Page 6–74
S O C I É T É
ENVIRONNEMENT
ENVIRONNEMENT
SOCIÉTÉ
SOCIÉTÉ
f f F R A N Ç A I S FAC I L E f f
• Violences policières : en
• Santé banlieue, • Violences : des « substances
il faut policières que l’État : en
toxiques reconnaisse banlieue, dans « nos que il faut assiettes? quelque
l’État
• C215, chose reconnaisse
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• Nouveaux Charpentier, • Sciences
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: chercheuse
Emmanuelle
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Notre-Dame dans Charpentier, les pas : l’artiste de chercheuse
Marie Claire Curie
Tabouret • Afrique
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11 au francophone Bénin, sur les :
traces à Ouidah, des esclaves au Bénin, sur les
Pages
traces
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des
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esclaves
Pages 8 – 9
int Laurent,
M O D E
Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Aufgaben
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material
Bernard Arnault, baron
La Citroën Ami est
La Citroën Ami est
• N o 2 | 7 2 º A n n é e •
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •
Gisèle Pelicot, au cœur d’un
Juliette Gréco, icône de
Juliette Gréco, icône de
du luxe, a épuisé son budget carbone 2025 procès contre les violences faites aux femmes,
en seulement une mini-urbaine 2h15. En cause, électrique mode à deux voit son la chanson portrait française, fleurir sur nous les murs a quittés de
de places. vie une extrêmement mini-urbaine Pratique et dispendieux
moderne, électrique elle à deux peut nombreuses à 93 la ans. chanson villes, Muse française, faisant de la rive de nous la gauche, retraitée a quittés elle
des être places. ultra-riches, conduite Pratique sans selon permis et moderne, une ONG. et se loue elle peut à une nouvelle fut, à 93 dans ans. icône le Paris Muse du street d’après-guerre, de la rive art. gauche, la elle
moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.
le Paris d’après-guerre, la
Lire
moins
l’article
de 20 €
en
par page mois. 5 Lire l’article
reine de
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Saint-Germain-des-Prés.
page 13
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PARUTION
PARUTION
Édi tor i a l – le monde
Dix ans après les attentats
de 2015, la France
toujours sous le choc
Le Temps
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 17
Michel Houellebecq le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix
d’État Michel autrichien. Houellebecq En France le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix
culte. d’État Mais autrichien. ses prises En de position France comme controversées à l’étranger, peuvent Houellebecq déranger. est | Photo considéré : Picture comme Alliance un auteur
culte. Mais ses prises de position controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance
ebecq,
Une vigilance
de chaque jour
Il n’y a aucun
doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun
doute d’une : je époque suis l’écrivain
d’une nihiliste. époque
nihiliste.
Michel Houellebecq,
« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »
« Interventions 2020 »
| Photo : Getty Images
| Photo : Getty Images
lendemain, c’est une policière
municipale qui est tombée sous
les les balles thèmes à proximité les plus d’une importants école
juive, d’un les probablement écrivain thèmes les capital visée plus ». importants
par Michel
son Houellebecq agresseur. d’un écrivain Puis, assure le capital 9 que janvier, ». ce Michel sera
ce le sont Houellebecq dernier quatre « clients Interventions assure de l’Hyper que » : ce « Je sera
Cacher ne le promets dernier la porte pas « Interventions de absolument Vincennes, » : de « Je
ciblés cesser ne parce promets de que penser, juifs, pas mais qui absolument ont au moins été de
froidement cesser de abattus. de penser, communiquer (…) mais au mes moins
pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,
pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-
mes
grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation
grave ampleur – de par l’euthanasie exemple excep-
une (je léga-
ne
morale
3 D’une
tionnelle pense lisation et pas d’un de qu’il apparent l’euthanasie s’en présente (je ne
unanimisme, d’autres, pense pas les dans manifestations
reste organisées d’autres, à vivre) dans en », riposte écrit-il le temps sur qui la me
qu’il le temps s’en qui présente me
aux quatrième attentats reste à de vivre) janvier couverture. », écrit-il 2015 sur la
semblent 3 quatrième Cette bien anthologie lointaines. de couverture. Certes, de nonet
fiction c’est 3 déjà Cette est immense, une anthologie espèce sous de ces fourretout.
fiction Houellebecq coups est une de boutoir, espèce y parle de la fourre-
du
de nonmultiples
France cinéma tout. a résisté muet, Houellebecq à de la l’absurdité tentation y parle des créa-dtrice,
d’exception cinéma de Neil muet, Young, à de la l’absurdité violence de Philippe créa-
lois
entre Murray trice, communautés. de et d’Emmanuel Neil Young, La justice de Carrère Philippe
a condamné (il Murray les aime les et tous complices d’Emmanuel les trois), des Carrère de la
tueurs lecture, (il lors les du de aime procès positivisme, tous exemplairesfaire
lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-
les trois), de l’af-
de la
4 de Mais faire l’euthanasie comment Vincent ne (il Lambert pas est contre), et donc
rapprocher de de l’islam, l’euthanasie les de chocs Trump, qu’ont (il de est Prévert, contre),
constitués de de Zemmour, l’islam, les carnages de de Trump, l’Union répétépéenne
commis de Zemmour, (il par déteste), des Français de du l’Union féminisme euro-
de Prévert, euro-
radicalisés (idem), péenne des (il succès la déteste), liberté électoraux du d’expression
(idem), extrême (il est de droite totalement la liberté qui a fait d’expres-
pour),
féminisme
d’une
sion pédophilie e (il l’amalgame est totalement (après entre l’affaire pour),
ire
| Photo : Getty Images/AFP/Geoffroy van der Hasselt | Photo : Getty Images/AFP/Christophe | Photo : Getty Images Simon
ON REGARDE
DRAMA / FILMBIOGRAFIE
Bolero
MUSICAL-DRAMA
Beating Hearts
Nordfrankreich in den 80er-Jahren.
Jackie (Mallory Wanecque), eine brillante
Schülerin aus gutem Hause, und Clotaire
(Malik Frikah), ein Kleinkrimineller aus
einem Problembezirk, führen ein Leben zwischen Schulbank und
Hafendocks, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Als sich ihre
Wege kreuzen, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander.
Doch Clotaire wird wegen einer Straftat angeklagt und zu 12 Jahren
Gefängnis verurteilt. Jahre später treffen sich Jackie (Adèle Exarchopoulos)
und Clotaire (François Civil) wieder. Trotz der nach wie vor
gegensätzlichen Lebensumstände fühlen sie sich immer noch magisch
voneinander angezogen. Die spannungsgeladene Performance der
Schauspieler und ein zündender Soundtrack – ein Mix aus Klassikern
der 80er-Jahre – machen den Film zu einem Highlight, das nicht
unberührt lässt. In Frankreich ist L'Amour ouf, so der Originaltitel, trotz
sehr gespaltener Kritiken mit knapp 5 Millionen Besuchern ein echter
Publikumserfolg und läuft seit Monaten in den Kinos.
Beating Hearts Belgien, Frankreich 2024, 2 Std. 40 Min. • Originaltitel: L’Amour ouf
Ein Film von Gilles Lellouche, mit Adèle Exarchopoulos, François Civil,
Mallory Wanecque, Malik Frikah u. a. • Kinostart am 27. März 2025
Maurice Ravels (1875-1937) legendärer Bolero
wurde zwar bereits in mehreren Filmen als
Soundtrack eingesetzt, hier spielt das Musikstück
jedoch die « Hauptrolle ». Die Regisseurin, Anne
Fontaine, lässt uns die Entstehungsgeschichte
dieses berühmten Balletts miterleben. Dabei
erfahren wir nicht nur mehr über die Inspiration
des Komponisten,
sondern auch über die
Anspannung, unter der
er stand. Man begegnet
einem Maurice Ravel
(Raphaël Personnaz)
mit einer vielschichtigen
Persönlichkeit, der
sich einerseits seines
Talentes bewusst,
andererseits aber
von Zweifeln geplagt
ist: ein besessener
Künstler auf der Suche
nach Perfektion. Ein
faszinierender Film, in dem die Musik einen breiten
Raum einnimmt und der uns zudem ins Paris
der Goldenen Zwanzigerjahre eintauchen lässt.
Achtung: Den Rhythmus in Endlosschleife werden
sie nach Ende des Films nicht so schnell loswerden
...
Bolero Belgien, Frankreich 2024, 2 Std. • Originaltitel: Boléro
Ein Film von Anne Fontaine, mit Raphaël Personnaz,
Doria Tillier, Jeanne Balibar, Vincent Perez, Emmanuelle
Devos u. a. • Kinostart am 6. März 2025
DRAMA / FILMBIOGRAFIE
Niki de Saint Phalle
Die
Künstlerin
Catherine
de Saint Phalle, genannt Niki de Saint Phalle (Charlotte Le
Bon), zieht 1952 mit ihrem Mann (John Robinson) aus den
USA nach Paris. Sie flüchtet vor der bedrückenden Stimmung
in Amerika und einer belastenden Vergangenheit und will in
Frankreich ihren Traum von kreativer Freiheit verwirklichen.
Doch die Schatten ihrer Kindheit lassen sie auch dort nicht
los. Erst durch die Begegnung mit dem visionären Künstler
Jean Tinguely (Damien Bonnard) findet sie schließlich
ihren Weg und entwickelt sich zu einer der Leitfiguren der
künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Charlotte
Le Bon ist als Niki eine sehr intensive und nuancierte
Darstellung gelungen. Bedauerlich ist allerdings, dass der
Film uns zwar Bekanntschaft mit einer oft verkannten
Künstlerin schließen lässt, dass jedoch aus Lizenzgründen
keines ihrer Werke im Film gezeigt werden darf. Dennoch
ist es eine mitreißende Hommage an eine engagierte
Wegbereiterin in der bildenden Kunst. Am Ende des Films
hat man unweigerlich Lust, sich näher mit ihren Werken zu
befassen! Im Übrigen wurde Niki de Saint Phalle im Jahre
2000 zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover ernannt, einer
Stadt, in der viele ihrer Werke zu sehen sind.
Niki de Saint Phalle Frankreich 2024, 1 Std. 38 Min. • Originaltitel: Niki • Ein Film von Céline Salette, mit
Charlotte Le Bon, John Robinson, Damien Bonnard u. a. • Kinostart am 6. März 2025
18 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv
DOKUMENTATION
Suzanne Valadon - Malen ohne Konvention
Es ist die Geschichte einer vergessenen Malerin des 20.
Jahrhunderts: Suzanne Valadon, die - ähnlich wie in den
letzten Jahren Sonia Delaunay und Camille Claudel - von
einer neuen Generation von Kuratoren wiederentdeckt wird. Ein Mädchen von der Straße, mit einer unverheirateten
Mutter und einem unbekannten Vater, das zunächst als Muse der größten Maler bekannt wurde, bevor sie ihr Schicksal
selbst in die Hand nahm und es mit ihrem eigenen Talent prägte.
Dokumentation von Flore Mongin, Frankreich 2024, 52 Min. Sonntag, 30. März,
16.20 Uhr. Auch online verfügbar ab 23. März 2025 auf arte.tv
DOKUMENTATION
SPIELFILM
Der Mann aus
Marseille
Marseille in den
1930er Jahren:
Roberto Borgo,
ein gefürchteter Scharfschütze, ist an einem brutalen Bandenkrieg
um die Kontrolle des Nachtlebens beteiligt. Als sein Freund Xavier
unschuldig wegen Mordes verurteilt wird, versucht Roberto
gemeinsam mit Xaviers Schwester Georgia, ihn zu befreien – doch
sein Plan schlägt fehl und Roberto landet selbst im Gefängnis. Um
frühzeitig entlassen zu werden, räumen Roberto und Xavier nach
Ende des Zweiten Weltkriegs Minen an den Stränden der Normandie.
Wieder in Freiheit versuchen sie, sich in der Unterwelt von Paris einen
Namen zu machen, doch die Zeiten haben sich geändert.
Spielfilm von José Giovanni, mit Jean-Paul Belmondo,
Claudia Cardinale u. a., Frankreich/Italien 1972, 101 Min. Montag,
10. März um 20.15 Uhr. Auch online verfügbar ab 10. März 2025 auf arte.tv
Pierre Boulez – Der Weg ins Unbekannte
Die Aufführung seiner
Kammerkantate „Le
Marteau sans maître“
1957 in Los Angeles
machte Pierre Boulez
zum Star der neuen
klassischen Musik. In
den 1970er Jahren
wurde der Komponist
und Dirigent im Kreise
von Bernstein und Karajan weltweit gefeiert. Zu
seinem 100. Geburtstag nähert sich die Doku mit
Archivmaterial, Interviews von Weggefährten und
Musikexperten dem Phänomen Pierre Boulez, als
Mensch, Komponist und Dirigent.
Dokumentation von Thomas von Steinaecker,
Deutschland 2025, 52 Min. Sonntag, 23.
März 2025 um 23.15 Uhr. Auch online
verfügbar ab 23. März 2025 auf arte.tv
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 19
ON ÉCOUTE
KLASSIK / TRADITIONELLE MUSIK
Éléonore Pancrazi & ActesIX: A Voce di a Terra
25 Titel, 1 Stunde 19 Minuten, Aparté Music, 2024, 16,99 €
Die Mezzosopranistin Éléonore
Pancrazi, die 2019 bei den Victoires de
la musique classique in der Kategorie
« Neuentdeckung Opernkünstler »
ausgezeichnet wurde, taucht auf
diesem Album gemeinsam mit
dem Ensemble ActesIX in die
Seele der korsischen Musik ein, ein
Genre, das die in Ajaccio geborene
Künstlerin besonders gut kennt. A
Voce di a Terra ist eine Hommage
an die Kultur dieser Insel, auf der traditioneller Gesang und
moderne Kompositionen schon immer miteinander verflochten
waren. Das ungewöhnliche Album bietet zudem Gelegenheit
für eine besondere Entdeckung: Die Titel entstammen nämlich
einem Originalmanuskript von Maurice Ravel, in dem dieser die
traditionelle korsische Musik verarbeitete. Das Manuskript wird im
Musée de la Corse in Corte aufbewahrt und ist relativ unbekannt.
Die ausgefallene Interpretation ist eine berührende Hommage
an die Geschichte der Insel und ihre unberührten Landschaften.
Éléonore Pancrazi stellt mit ihrer beruhigenden, warmen Stimme
einen Dialog zwischen Tradition und Moderne her und vermittelt den
Hörern auf diese Weise die korsische Musikkultur. Für Freunde neuer
Musikerlebnisse und unvergessener
Klangreisen ist A Voce di a Terra
ein wahres Juwel. Betörend!
Wunderschön!
SYMPHONIC POP / CHANSON FRANÇAISE
Marc Lavoine: Revolver
18 Titel, 1 Stunde 7 Minuten,
Barclay, 2024, 16,99 €
Marc Lavoine, einer der bekanntesten französischen Sänger der
heutigen Zeit, erfreut die Franzosen seit über 40 Jahren mit seinen
Chansons. Diese außergewöhnliche Karriere feiert er nun mit dem
vorliegenden Album, auf dem Coverversionen seiner größten Erfolge
zu hören sind (Elle a les yeux revolver, Le parking des anges, Le Pont
Mirabeau … ). Die Begleitung durch ein Symphonieorchester verleiht
den Titeln eine ganz neue Dimension und Tiefe. Zu hören sind zudem
vier bislang unveröffentlichte Titel, darunter der berührende Song Le
protocole, in dem der Künstler die Frage stellt, wie sehr uns die Welt,
in der wir leben, heute manchmal überfordert. Doch Marc Lavoine ist
dabei ganz und gar nicht resigniert, sondern er bleibt optimistisch.
Vor allem gelingt es ihm immer wieder, uns den Glauben an das
Leben zu vermitteln, manchmal auf humorvolle Art, wie im spritzigen
und schelmischen Titel C'est ça la France. Ein berührendes Album, so
elegant wie sein Interpret.
20 · Frankreich erleben · Frühling 2025
POP /
CHANSON FRANÇAISE
Clara Luciani:
Mon sang
13 Titel, 40 Minuten, Romance Musique, 2024,
16,99 €
Nach den sehr erfolgreichen Alben Sainte Victoire
(2018) und Cœur (2021) präsentiert uns Clara Luciani
mit Mon sang ein unglaublich persönliches Album,
auf dem sie sich intensiv mit ihren Wurzeln und
ihrer Vorstellung von menschlichen Beziehungen
auseinandersetzt. « Die grundlegende Idee war,
nicht nur über familiäre Bindungen zu sprechen,
sondern auch über Liebesbeziehungen und
Freundschaften, die im Laufe eines Lebens geknüpft
werden und sich wieder auflösen, die uns aber
dennoch prägen », erklärt die Sängerin. Die Texte
voller Poesie klingen wie universelle Erzählungen,
die von eleganten Melodien getragen und aufrichtig
interpretiert werden. Mit der gekonnten Mischung aus
persönlichen Bekenntnissen und allgemeingültigen
Aussagen stellt Clara Luciani erneut ihren Status als
Ikone des französischen Chansons unter Beweis.
ROCK / ELEKTROPOP
Indochine: Babel Babel
17 Titel, 2 CDs, 1 Stunde
27 Minuten, Sony Music,
2024, 18,99 €
Indochine, die seit den
1980er-Jahren legendäre
Gruppe, befasst sich auf
Babel Babel mit dem
Mangel an gegenseitigem
Einfühlungsvermögen,
der in unserer modernen
Gesellschaft herrscht. Wie immer sind die Texte
engagiert und introspektiv. So handelt beispielsweise
der schöne Titel Le Chant des cygnes von iranischen
Frauen, die sich der Pflicht zur Verschleierung
widersetzen. Die Mischung aus Rock und
Elektroklängen zeigt einmal mehr, dass Indochine in
der Lage ist, sich weiterzuentwickeln, ohne deswegen
das Wesen ihrer Musik aufzugeben. Ein Album, das
wie immer fasziniert, aber auch nachdenklich stimmt.
Diesmal vielleicht noch mehr, als wir es von Indochine
kennen.
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme / Nicolas Richoz
« In der Drôme ist es nicht
die Steigung, die zählt,
sondern die Strecke »
Les Alpes françaises à vélo
Nicolas Richoz, Éditions Slatkine, 432 Seiten, 65 CHF (etwa
70 €), ISBN 978-2832113530. Erhältlich im Buchhandel oder
über die Website des Verlags www.slatkine.com
Mit 10 Jahren entdeckte der aus Lausanne
(Schweiz) stammende und heute 31-jährige Nicolas
Richoz das Radfahren. « Es war ein sehr
praktisches Mittel für mich, um in die Schule zu kommen!
», erinnert er sich rückblickend. Bereits als er das
erste Mal in die Pedale trat, spürte er, dass das Rad weit
mehr als ein Transportmittel war. « Es hat mir neue Sinneserlebnisse
und Emotionen verschafft. Mit der Zeit konnte
ich damit die Welt um mich herum erforschen. Vor allem
als Jugendlicher hat es mir geholfen, Selbstvertrauen zu
gewinnen. Damals war ich leicht übergewichtig. Als ich
nach und nach abnahm, wurde mir klar, wie wohltuend
Radfahren für mich war. Dank des Fahrrads habe ich mich
viel wohler in meiner Haut gefühlt. »
Im Laufe der Zeit nahm Nicolas an Radrennen teil
und trat im Alter von 18 Jahren einem Triathlon-Club bei.
Gleichzeitig begann er ein Universitätsstudium, das er erfolgreich
als Ingenieur abschloss. Er fand eine Anstellung
in einem Ingenieurbüro, stellte aber schnell fest, dass dies
nichts für ihn war. « Schon nach zwei Wochen wurde mir
bewusst, dass ich den ganzen Tag aus dem Fenster sah »,
erzählt er lächelnd. « Mein einziger Wunsch war, aufs Rad
zu steigen und neue Straßen zu erkunden. » Diese Passion
hat ihn niemals verlassen. Seit Jahren verbringt Nicolas
seine gesamte Freizeit mit Radtouren, wobei ihn vor allem
kleine Bergstraßen und Pässe faszinieren. Er ließ sich
mit seiner Partnerin Coralie im Wallis nieder, da es dort
unzählige kurvenreiche Alpenstraßen gibt, um sich ganz
und gar seiner Leidenschaft für das Fahrrad zu widmen.
Doch einen Pass zu erklimmen und anschließend die
Abfahrt hinunterzusausen reichte ihm nicht. Über die
physische Leistung hinaus lag es Nicolas am Herzen, interessante
Routen, die er entdeckte, mit anderen zu teilen.
Dabei entstand die verrückte Idee, ein reich bebildertes
Buch zu schreiben und darin seine Lieblingsstrecken in
den Alpen vorzustellen. Also hängte sich Nicolas den
Fotoapparat um, stieg aufs Rad und hatte dabei nur die
Realisierung dieses Projektes im Kopf. 2021 wurde der
Traum mit dem Erscheinen des Buches Les Alpes à vélo
Realität. Es ist eine Ode an die Alpenlandschaft, die sich
über sieben Länder erstreckt. Aufgrund des Erfolgs machte
er 2023 mit Le Valais à vélo weiter. Da auch das zweite
Buch sehr positiv aufgenommen wurde, vervollständigte
Nicolas seine Trilogie mit einem Werk, das ausschließlich
den französischen Alpen gewidmet ist. Dieses Buch mit
dem Titel Les Alpes françaises à vélo erschien vor Kurzem,
und zwar nach wie vor beim selben Herausgeber, dem
Schweizer Verlag Slatkine.
Das Buch gefällt uns aus mehreren Gründen ausgesprochen
gut. Es ist wunderschön illustriert, denn der
Autor ist nicht nur ein begeisterter Radfahrer, sondern darüber
hinaus ein talentierter Fotograf, wobei er das Fotografieren
autodidaktisch erlernte. Vor allem aber ist es ein
Die vier liebsten Fahrradrundstrecken von Nicolas Richoz
durch die Drôme (AFV – Symbol für Les Alpes Françaises
à Vélo, Die Französischen Alpen mit dem Fahrrad).
Werk, das Naturliebhaber und Radfreunde gleichermaßen
anspricht, was relativ selten ist. Daher beschlossen wir, es
Ihnen zu präsentieren.
Als wir mit Nicolas Richoz darüber diskutierten,
entstand die Idee, Ihnen das Werk anhand von vier Routenvorschlägen
vorzustellen. Alle vier Rundtouren führen
durch ein Departement, das uns besonders am Herzen
liegt: die Drôme. Eine Vorliebe, die Nicolas ebenfalls teilt.
« Abgesehen von der schönen und vielfältigen Landschaft
beeindruckt mich die Drôme vor allem deshalb so sehr,
weil man hier – im Gegensatz zum Rest der französischen
Alpen – nicht erst auf eine Höhe von 2000 Metern klettern
muss, um wunderbare Dinge zu entdecken und neue
Eindrücke zu gewinnen. Von der Ebene aus führen kleine
ruhige Straßen mit moderaten Steigungen und in herrlichen
Serpentinen durch wunderschöne Schluchten auf
unglaubliche Hochebenen oder bemerkenswerte Pässe. Es
ist ein wahres Paradies für Radfahrer. Mir wurde sofort
klar, dass in der Drôme nicht die Steigung zählt, sondern
die Strecke als solche », vertraut uns Nicolas an.
Also lassen Sie sich von den herrlichen Fotos verzaubern,
die Nicolas auf seinen Radtouren durch die Drôme
gemacht hat!
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme
Route AFV 12
1
Diese 92 km lange Strecke startet im Departement Isère, im malerischen
Dorf Pont-en-Royans. Mit seinen Maisons suspendues, den
Häusern, die quasi am Felsen oberhalb des Flusses Bourne « hängen
», ist der Ort als Village de Caractère klassifiziert. Es ist eine
der imposantesten Strecken, die ich mit dem Rad gefahren bin.
Die Straße durchquert den prächtigen Talkessel Cirque de Combe
Laval und bietet ein kurviges, schwindelerregendes Erlebnis im Herzen
des Vercors-Massivs . Sie ist Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen vorbehalten
und führt auf den Col de la Machine (1011 m). Das geringe Verkehrsaufkommen
ist ideal, um die großartige Landschaft zu bewundern. Die
Straße wurde in den Fels gesprengt und 1898 eingeweiht. Man passiert
auf ihr zahlreiche spektakuläre Tunnel, von denen elf etwa zehn Meter
lang sind. Hinter jeder Kurve wird man durch atemberaubende Panoramablicke
überrascht.
La Chapelle-en-Vercors (Foto 1)
Das bezaubernde Dorf liegt im Herzen des Regionalen Naturparks
Vercors, ist umgeben von imposanten Bergen und besticht
durch seine authentische Atmosphäre. Nach einem Bummel durch
die pittoresken Gassen kann man sich auf einer der vielen Terrassen
eine Schlemmerpause gönnen und lokale Spezialitäten genießen. Der
geschichtsträchtige Ort war während des Zweiten Weltkriegs eine
Hochburg der Résistance, daher besitzt er viele Denkmäler und Museen,
in denen die Freiheitskämpfer gewürdigt werden. Ein belebender
und gleichzeitig berührender Halt inmitten einer einmaligen Natur.
(Fotos 2 & 3) Bei der Weiterfahrt folgt man dem hügeligen Relief der
Region, bis es dann hinauf auf den Col d’Herbouilly (1370 m) und im
Anschluss direkt hinab in die Gorges de la Bourne geht. Auch diese
Straße ist in den Fels gehauen und verspricht grandiose Ausblicke auf
beeindruckende Landschaften. Vorbei an atemberaubend hohen Felswänden
gelangt man zurück nach Pont-en-Royans.
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Frankreich erleben · Frühling 2025 · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme
Route AFV 13
1
Dieser 119 km lange Rundkurs startet in der Stadt Die und
durchquert das südliche Vercors-Massiv. Die Vielfalt der
Landschaften hat mich zutiefst beeindruckt: schwindelerregende
Felsen, spitze Bergkämme und sattgrüne Täler,
die sich oft auf grandiose Weise abwechseln, und all das in
einer intakten, ungezähmten Natur. Hier und da erinnert
die Vegetation aber auch bereits an das mediterrane Klima,
sodass man meint, einen Hauch von Provence zu spüren.
Der Anstieg auf den Col du Rousset (1254 m) erfolgt über eine
spektakuläre Serpentinenstraße mit einem Höhenunterschied von
830 m auf einer Länge von 20 km. Es ist der längste Abschnitt der
Gesamtstrecke.
Nach dem Überqueren der Pässe Col de la Chau (1337 m) und Col
de la Bataille (1313 m) weiß man die Abfahrt (Foto 1) hinunter ins
Dorf Léoncel (Foto 2) besonders zu schätzen. Das Dorf ist ideal für
eine Pause, um sich in der Nähe der Zisterzienserabtei aus dem 12.
Jahrhundert zu stärken und neue Energie zu tanken. Weiter geht es
auf einer idyllischen Straße, die zunächst durch Felder und dann
(Foto 3) Richtung Col de Bacchus (980 m) und Col de la Croix
(745 m) führt. Von dort aus gelangt man mühelos hinunter nach
Die (Foto 4), wo man die Gelegenheit nutzen und sich mit einem
Glas des berühmten Clairette, dem erfrischenden, für die Region
typischen Schaumwein belohnen kann.
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Frankreich erleben · Frühling 2025 · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme
Route AFV 14
Diese 141 km lange Strecke startet ebenfalls in Die, überquert
sieben Pässe und bietet Ausblicke auf eine sehr vielfältige Landschaft.
Besonders beeindruckt hat mich die allmähliche Veränderung
der Vegetation, je weiter man nach Süden kommt. Die
Landschaft wird immer trockener, ein Zeichen dafür, dass man
sich dem Mittelmeer mit seinem mediterranen Klima nähert.
Auf dem Rad nimmt man den Übergang sowohl visuell als auch
olfaktorisch wahr: Die Alpenflora macht Kräutern Platz, und
stellenweise trägt der Wind verheißungsvolle Gerüche herbei,
die die Drôme provençale ankündigen.
Die Straße auf den Col de Pennes (1040 m) passiert einen prächtigen
Wald, dessen Farben besonders im Herbst beeindruckend sind
(großes Foto). Bevor es auf den Col de la Fromagère (1072 m)
hinauf geht, den höchsten Punkt dieser Rundstrecke, sollte man in
Rémuzat einen Halt einlegen. Das Dorf liegt am Fuße des Rocher
du Caire, wo sich die einzigartige Chance bietet, Geier zu beobachten.
Nach der Abfahrt vom Col de la Fromagère durchquert
man das Dorf La Charce und gelangt zur interessanten Felsformation
Serre de l’Âne (Foto 1), die ein spannendes Zeugnis von der
geologischen Vergangenheit der Region ablegt. Die Abfahrt (Foto
2) vom Col de Prémol (964 m) führt in kurzer Zeit hinunter in
die Ebene von Die mit ihren kultivierten Feldern und leitet so den
Übergang zwischen Bergen und fruchtbaren Tälern ein. Am Ende
des Tages erblickt man die Stadt Die (Foto 3), die majestätisch unterhalb
der Berge thront.
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Frankreich erleben · Frühling 2025 · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme
Route AFV 15
Diese Strecke mit einer Länge von 72 km startet in Nyons. Mir
gefällt besonders, dass sie einen Kontrast zu den hohen Gipfeln
der anderen Strecken und damit eine schöne Abwechslung darstellt.
Man taucht nach und nach in ein milderes Mittelmeerklima
ein: Plötzlich tauchen Olivenhaine und Lavendelfelder auf,
der Charakter der Dörfer ändert sich, denn sie sind nun geprägt
von hübschen Steinhäusern, die so typisch für den Süden sind.
Nyons (Foto 1) liegt im Herzen der Drôme provençale, ist von der
Sonne verwöhnt und besitzt eindrucksvolle hundertjährige Olivenbäume
sowie ein vielfältiges Kulturerbe, darunter die berühmte Brücke
Pont Roman. Mit Lavendelfeldern, zauberhaften Landschaften
und ihrer Olivenölproduktion verkörpert die Stadt vortrefflich das
Wesen der Provence. Die Route führt zunächst durch Olivenhaine,
der folgende Anstieg auf den Col de la Croix Rouge (513 m) ist gut
zu bewältigen. Über den Col d’Ey (718 m) geht es in die prachtvolle
Schlucht Gorges d'Ubrieux (großes Foto) bis dann die harmonischen,
grafischen Linien der Lavendelfelder (Foto 2) und Steinhäuser
mit bunten Fensterläden in Dörfern wie Pilles (Foto 3) deutlich
machen, dass man in der Provence angekommen ist.
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Frankreich erleben · Frühling 2025 · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes
Saint-Paul —
de-Vence
Eine Reise zu unerwarteten Kunsterlebnissen
Saint-Paul-de-Vence, ein Kleinod im Hinterland von Nizza, liegt
eingebettet in eine malerische Natur und betört mit seinen gepflasterten
Gässchen und einem historisch geprägten provenzalischen
Charme. Die erhabene Befestigungsmauer und die Spuren
der Künstler, die sich dort aufgehalten haben, ziehen jedes
Jahr Tausende Menschen an. Darüber hinaus gibt es aber auch
einen außergewöhnlichen Ort, an dem seit 1964 Kunst, Natur
und Architektur einen visionären Dialog führen. Verlassen Sie mit
uns den belebten Ortskern, und folgen Sie uns auf dem unscheinbaren,
mit Pinien gesäumten Weg zur Fondation Maeght.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes
Saint-Paul-de-Vence hat schon erstaunliche Bewohner!
Stellen Sie sich vor, in den 1950er-Jahren
hätten Sie einige von ihnen frühmorgens dabei beobachten
können, wie sie, meist in Begleitung ihres
geliebten Bürgermeisters, Marius Issert, an den
nahe gelegenen Stränden von Cagnes-sur-Mer und
Villeneuve-Loubet Kieselsteine « entwendeten »!
Sie dürfen ihnen deswegen jedoch nicht gleich einen
Hang zur Kleptomanie unterstellen, ganz im
Gegenteil. Die kleinen « Diebstähle » hatten eher
einen sympathischen Hintergrund: Da die Straßen
dort damals noch keinen Belag hatten, kam ihnen
die Idee, sie nach provenzalischer Tradition mit
vertikal verlegten Kieselsteinen zu bedecken. So
entstanden die typischen Calades, wie diese mit
Steinen gepflasterten, oft abschüssigen Gassen in
der Provence genannt werden. Zu diesem Zweck
begaben sich die Einwohner regelmäßig mit Kisten
ausgerüstet an die Strände der Umgebung, um größere
Kieselsteine, sogenannte Galets, zu sammeln.
Zurück in Saint-Paul begnügten sie sich aber nicht
damit, diese « einfach » auf dem Boden zu verlegen,
Ob in der Rue Grande oder in einem der
verwinkelten Gässchen: Kunst ist im Dorf
omnipräsent. Sie zeigt sich am Boden,
in den eleganten Calades, oder in den
vielen Galerien und Künstlerateliers, wie
rechts im Atelier von Joëlle Lalaguë
34 · Frankreich erleben · Frühling 2025
sondern ließen dabei ihrer Kreativität freien Lauf
und « zeichneten » hier eine Sonne, da eine Blume.
Das Ergebnis ihres Einfallsreichtums ist ein unverwechselbarer
Belag, der heute noch einen Teil des
Charmes von Saint-Paul-de-Vence ausmacht. So
offenbart sich dem Besucher bereits bei den ersten
Schritten die künstlerische Seele, die dem Ort und
seinen Bewohnern innewohnt.
Kunst im Schatten von Platanen
Dringt man etwas weiter ins Zentrum vor,
bestätigt sich der Eindruck: Kunst ist hier omnipräsent.
Nur wenige Dörfer Frankreichs können
sich einer derartigen künstlerischen Präsenz rühmen,
denn hier säumen die Ateliers von über 20
Malern, Bildhauern und Keramikern die Straßen,
und ebenso viele Galerien zeigen im Jahresverlauf
verschiedenste Dauer- und Sonderausstellungen.
Daher hat man beim Flanieren das unglaubliche
Gefühl, sich in einem Freilichtmuseum zu befin-
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes
Diese Seite: der Place de Gaulle, im Zentrum von Saint-Paul-de-
Vence, und das Grab des Malers Marc Chagall auf dem Friedhof.
Rechts: Auch an den Wänden stößt man auf Kunst; die von
Jean-Michel Folon gestaltete Kapelle, die 2008 eingeweiht
wurde (oben rechts); das Haus La Miette, in dem der
Dichter Jacques Prévert wohnte (unten links), und der
Place de la Grande Fontaine mit dem Waschhaus.
den. Nicht schlecht für ein Dorf, das – laut der letzten
Volkszählung im Jahr 2021 – nur 3183 Einwohner hat.
Doch die Fülle an Kunst beruht nicht auf einem Zufall.
Die Gemeindeverwaltung hat Kunst immer gefördert,
sodass Saint-Paul heute wahrhaftig wie ein « Kunstband »
erscheint, der Werke in Originalgröße präsentiert. Am
Place Neuve steht die imposante Skulptur « Being Beauteous
» des französischen Künstlers Arman neben « Lucky »,
dem majestätischen Pferd des lokalen Bildhauers Rémi
Pesce. Im ehemaligen Waschhaus ziehen die bunten Kreise
des französischen Designers Ora Ïto neugierige Blicke
auf sich. Am Place de Gaulle, einem beliebten Treffpunkt
der Einwohner, stößt man unter hundertjährigen Platanen
auf den fröhlichen « Bénitier des Boules » des italienischen
Künstlers Giuliano Mancin. Er steht genau an
der Stelle, wo Yves Montand und Lino Ventura seinerzeit
legendäre Boule-Wettkämpfe austrugen. Im Chemin de
la Fontette erscheint das Dach mit den bunten Ziegeln,
das die italienische Bildhauerin Kiki Giuliana gestaltete,
wie ein unerwartetes Schmuckstück. Insgesamt etwa 20
Kunstwerke sind es, die man im Ort und in der näheren
Umgebung entdecken kann. Und auch das architektonische
Kulturerbe von Saint-Paul-de-Vence ist eng mit der
Kunst verknüpft, wie sich zum Beispiel auf spektakuläre
Weise bei einem Abstecher in die Chapelle Folon zeigt:
Dieses poetische Schmuckstück wurde vom talentierten
belgischen Maler Jean-Michel Folon gestaltet und verbindet
Kunst und Spiritualität zu einer Ode an die Liebe.
Zufluchtsstätte für Künstler
Ein Besuch von Saint-Paul-de-Vence macht schnell
deutlich, dass der Ort aufgrund seiner Beziehung zu
Kunst und Kultur mehr als « nur » ein pittoreskes provenzalisches
Dorf ist. Seit den 1920er-Jahren kamen Künstler
aus der ganzen Welt hierher, weil sie der Faszination des
Lichts und der friedlichen Atmosphäre unterlagen. Matisse,
Chagall, Picasso und Soutine suchten hier Zuflucht.
Offensichtlich wirkte die friedliche Atmosphäre als Inspirationsquelle
für ihre Kreativität. Manche, unter anderem
Chagall, fanden sogar auf dem hiesigen Friedhof ihre
letzte Ruhestätte. Noch heute scheinen die gepflasterten
Gässchen mit ihren Ateliers und Galerien Geschichten
von Künstlern, von Begegnungen zwischen Genialität
und Freundschaft zu erzählen. Sie sehen also, Saint-Paulde-Vence
steckt wirklich voller Überraschungen.
36 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes
Eine heilige Stätte der modernen Kunst
Die größte Überraschung in dieser Beziehung befindet
sich aber etwas abseits vom Zentrum. Es handelt sich dabei
um die Fondation Maeght. Man erreicht sie über einen
ehemaligen Feldweg, auf dem Chagall gerne spazieren
ging. Das ist gut nachvollziehbar, denn von hier aus hat
man einen unvergleichlichen Panoramablick auf Saint-
Paul-de-Vence, die umliegenden Hügel und das Meer.
Betritt man dann den Garten der Kunststiftung und erblickt
die Gebäude, überkommt einen unweigerlich ein
Gefühl von Ruhe und Bewunderung. Es ist ein Kontrast
zum quirligen Leben im Dorf. Die moderne Architektur
mit ihrer klaren Linienführung und die rohen Materialien
fügen sich fast natürlich in die Landschaft ein. Umgeben
ist der Gebäudekomplex von einem beeindruckenden
Skulpturengarten. Man fragt sich unweigerlich, wie so etwas
entstehen konnte. Um das zu beantworten, muss man
allerdings die Zeit etwas zurückdrehen ...
Mit Kunst den Kummer bekämpfen
Marguerite (1909-1977) und Aimé (1906-1981)
Maeght, zwei visionäre Galeristen, waren durch den Handel
mit Radiogeräten und Möbeln aus der Vorkriegszeit
zu Reichtum gekommen. 1945 eröffneten sie in Paris, das
sich gerade voll im Aufbruch befand, eine Kunstgalerie.
Dank der Unterstützung durch befreundete Künstler wie
Pierre Bonnard und Henri Matisse wurde die Galerie
Maeght schnell zu einem unumgänglichen Treffpunkt der
Künstlerszene. Ein Zentrum der Kreativität, das Maler,
Bildhauer, Dichter und Schriftsteller wie Alberto Giacometti,
Alexander Calder, Joan Miró, Fernand Léger und
Georges Braque anzog. Manche von ihnen stellten hier
zum ersten Mal ihre Werke aus, sodass die Galerie sich
schnell den Ruf von Wagemut und Modernität erwarb.
Als jedoch 1953 Bernard, der Sohn des Paares, an Leukämie
starb, brach die Welt für Marguerite und Aimé
zusammen. Ihre tiefe Trauer ließ sie aus Paris flüchten und
im in Künstlerkreisen gut bekannten Saint-Paul-de-Vence
Zuflucht suchen. Auch dort konnten sie auf die uneingeschränkte
Unterstützung ihrer Freunde bauen, wobei besonders
Georges Braque damals eine entscheidende Rolle
spielte. Er ermutigte das Ehepaar, mit einem visionären
Projekt gegen den Kummer anzukämpfen. Später sollte
sich Aimé Maeght so über diese Zeit äußern: « Wieder
waren es die Maler, die mir den Weg wiesen. Georges
Braque hat mich dazu bewegt, mir etwas vorzunehmen,
das größer als mein Schmerz war: zwischen Thymian
und Rosmarin eine Stätte der modernen Kunst zu kreieren.
» Braque soll hinzugefügt haben: « Schaffen Sie hier
etwas [...], das es uns Künstlern erlaubt, Skulpturen und
Gemälde unter optimalen Licht- und Raumbedingungen
auszustellen. » Damit war die Idee für diese kulturelle
Institution geboren.
Kein Palast, kein Museum:
ein einzigartiger Ort
Die Idee nahm Gestalt an, als Marguerite und Aimé
ein brachliegendes Terrain ganz in der Nähe ihres Hauses
ausfindig machten, auf dem eine alte Kapelle stand.
Dazu kam, dass diese Kapelle Saint Bernard gewidmet
war, also den Namen ihres Sohnes trug. Sie sahen es als
Zeichen und beschlossen, auf dem Gelände eine Stiftung
für moderne Kunst zu errichten – zur damaligen Zeit
eine Premiere in Frankreich. Die Arbeiten begannen
1960 und wurden vollständig von der Familie Maeght
finanziert, wobei sich die befreundeten Künstler ebenfalls
voller Enthusiasmus engagierten. Joan Miró war an der
Auswahl des Architekten beteiligt und entwarf das berühmte
« Labyrinthe », einen monumentalen Raum mit
Skulpturen und Wandgemälden. Braque kreierte ein Mosaik
mit bläulichen Fischen für den Innenhof, Giacometti
suchte höchstpersönlich den Standort für seine Skulptur
« L'Homme qui marche » aus. Calder schuf das majestätische
Stabile « Les Renforts », das seinen Platz zwischen
Pinien fand. 1964 öffnete die Stiftung ihre Pforten. « Sie
haben versucht, etwas zu machen, das in keiner Weise ein
Palast ist [...] und, sagen wir es gleich, denn das Missverständnis
wird aufkommen und sich verbreiten, das in keiner
Weise ein Museum ist. Das hier ist kein Museum. » So
drückte sich der damalige Kulturminister André Malraux
bei der Eröffnung aus und fasste damit das Wesen dieser
bereits durch ihre Gestaltung aus dem Rahmen fallenden
Einrichtung zusammen. Von Anfang an wurde das Werk
des katalanischen Architekten Josep Lluís Sert, den Joan
Miró empfohlen hatte, als unvergleichliche architektonische
Leistung gewürdigt, bei der sich Kunst, Architektur
und Natur in perfekter Harmonie ergänzen. Noch heute
begeistert ein Rundgang durch die Meisterwerke großer
Künstler des 20. Jahrhunderts die Besucher. Jeder Bereich
strahlt eine andere Atmosphäre aus. Im Labyrinth von
Miró regen Skulpturen mit verspielten und geheimnisvollen
Formen in bunten Farben die Fantasie an. Im Anschluss
lädt der Hof von Giacometti – ein Ort der Stille
und Kontemplation, an dem die schlanken Silhouetten der
berühmten Skulpturen in Zeit und Raum zu schweben
scheinen – zum Innehalten und Nachdenken ein. Und die
Rechts: Blick auf die durch den Architekten Silvio d’Ascia realisierte Erweiterung der Fondation Maeght.
38 · Frankreich erleben · Frühling 2025
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes
Luftbild der Fondation Maeght.
Werke von Chagall, Braque, Léger und vielen anderen erinnern
ihrerseits an die tiefe Freundschaft und Solidarität,
die diese kreativen Menschen verband und die Marguerite
und Aimé Maeght dabei halfen, dieses Projekt umzusetzen
und damit ihre Trauer zu überwinden.
Vergrößern, ohne zu enttäuschen
Innerhalb von sechs Jahrzehnten hat die Fondation
Maeght ihre Sammlung um mehr als 13 000 Werke vergrößert,
von denen viele aus Platzmangel gar nicht zu
sehen sind. Um Abhilfe zu schaffen und den Esprit der
Stätte zu bewahren, machte der italienische Architekt
Silvio d’Ascia – der für innovative Projekte bekannt ist,
die von Modernität zeugen und gleichzeitig architektonisches
und natürliches Kulturerbe respektieren – den gewagten
Vorschlag, « zu graben, anstatt hinzufügen ». Von
November 2022 bis Mai 2024 entstand eine unterirdische
Erweiterung mit einer Fläche von 580 m², die unter dem
Giacometti-Hof direkt in den Fels gegraben wurde. Von
außen ist dieser Eingriff nahezu unsichtbar, so harmonisch
fügt er sich in den bestehenden Gebäudekomplex ein. Die
neuen Räume bieten zusätzliche Flächen, um mehr Exponate
der Sammlung zu zeigen. So konnte beispielsweise
« L'Empennage » von Calder auf atemberaubende Weise
in Szene gesetzt werden, umflutet vom Tageslicht, das
durch die großen, zu einem Pinienwald hin ausgerichteten
Fensterfronten hereinfällt.
Die Fondation Maeght ist heute nach wie vor ein
Symbol für eine stimmige Verbindung von Kreativität,
Natur und Architektur, die sowohl von künstlerischen als
auch von menschlichen Emotionen zeugt. In Saint-Paulde-Vence
scheint alles eine Geschichte zu erzählen: die
Geschichte eines Dorfes, dem es gelungen ist, sich mit
der Kunst eine Seele und ein zeitloses Markenzeichen zu
geben.
40 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Öste reich 7,60 €
Schweiz 1,90 CHF
Frankreich & Benelux 8,10 €
Italien 8,10 €
93
Reiseinfos
Saint-Paul-de-Vence …
… Berlin 1366 km … Hamburg 1440 km
… Köln 1156 km … Frankfurt 993 km
… München 823 km … Wien 1152 km
… Zürich 611 km … Paris 925 km
… Nizza 19 km
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen
wird, ist Nizza-Côte d’Azur (14 km).
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in
Nizza (18 km). Von dort aus gibt es eine
TER-Verbindung, mit der man in etwa 15
Min. den Bahnhof in Cagnes-sur-Mer (6
km) erreicht. Zwischen Cagnes-sur-Mer
und Saint-Paul-de-Vence verkehrt ein Bus
(ca. 30 Min.).
Office de Tourisme de Saint-Paul-de-Vence
2, rue Grande
06570 Saint-Paul-de-Vence
Telefon: +33 (0)4 93 32 86 95
www.saint-pauldevence.com
Fondation Maeght
623, chemin des Gardettes
06570 Saint-Paul-de-Vence
Telefon: +33 (0)4 93 32 81 63
www.fondation-maeght.com
Täglich von 10 bis 18 Uhr. In den Monaten
Juli und August bis 19 Uhr.
Eintritt 18 €, ermäßigt 14 €. Tickets können
über die Website gekauft werden.
Wenn Sie einige Zeit in der Gegend sind und
mehrere Besichtigungen planen, empfehlen
wir Ihnen den Pass Côte d’Azur France.
Zu den über 100 Aktivitäten im Rahmen
des Angebots gehören unter anderem die
Fondation Maeght, die Chapelle Folon
und eine Führung durch den Ort Saint-
Paul-de-Vence. Erhältlich im Office de
Tourisme oder unter www.passcotedazurfrance.fr
Tiere sind in der Fondation
Maeght nicht zugelassen.
Im Garten der Kunststiftung
befindet sich im Schatten
von Aleppokiefern das Café-
Restaurant Sous les Pins. Es
wurde 2022 von den Küchenchefs
des Restaurants Les Agitateurs in
Nizza (1 Stern im Guide Michelin)
eröffnet und ist mit Mobiliar des
Bildhauers und Designers Diego
Giacometti ausgestattet (dem
jüngeren Bruder von Alberto, der
unter anderem die Möblierung
des Picasso-Museums in Paris
entworfen hat). Es ist eine
angenehme Lokalität, um eine
Kleinigkeit zu essen oder etwas zu
trinken. Geöffnet von Donnerstag
bis Montag, in den Schulferien
täglich. (Sous les Pins, Fondation
Maeght, Tel. +33 4 93 32 45 96,
https://lesagitateurs.com/sousles-pins)
Eine weitere Möglichkeit, um
sich zu stärken und gleichzeitig
die Begegnung mit der Kunst
fortzusetzen, bietet das legendäre
Restaurant La Colombe d'Or am
Ortseingang. Hier verkehrten
einige der großen Künstler des
20. Jahrhunderts – von Picasso
über Léger und Calder bis hin
zu Matisse –, und bezahlten
die Mahlzeit oftmals mit einem
ihrer Werke. Das Ergebnis: Ein
lebendiges Museum, in dem
Gemälde, Skulpturen und
Keramiken das Dekor eines
Restaurants mit traditioneller
französischer Küche bilden,
das immer noch von derselben
Familie geführt wird. Trotz Preisen,
die dem Renommee des Ortes
entsprechen, und einer ziemlich
klassischen Karte lohnt sich ein
Besuch. Unbedingt reservieren.
(La Colombe d’Or, 1 place du
Général de Gaulle, Saint-Paulde-Vence,
Tel. +33 04 93 32 80 02,
www.la-colombe-dor.com)
Nach dem Besuch der
Fondation Maeght können wir
Kunstliebhabern nur empfehlen,
ihre Reise durch die Kunst in der
Fondation CAB, ebenfalls in Saint-
Paul-de-Vence, fortzusetzen.
Dieser zeitgenössische Ort
befindet sich in einem Maison
d'hôtes aus den 1950er-Jahren
und stellt Minimalismus und
Konzeptkunst ins Rampenlicht.
Die Sonderausstellungen stehen
im Dialog mit der sachlichen
Architektur und bieten den
Rahmen für intime Betrachtungen.
Die ideale Ergänzung zu einem
Besuch der Fondation Maeght.
(Fondation CAB, 5766 chemin
des Trious, Saint-Paul-de-Vence,
Tel.+33 4 92 11 24 49, https://
fondationcab.com/fr/fondationcab-saint-paul-de-vence)
Ausgabe Nr. 74
Iles de Lérins, jenseits des «roten
Teppichs» von Cannes (30 km entfernt)
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25
Ausgabe Nr. 93
Menton: Zitronen - Der Duft
von Hartnäckigkeit (48 km entfernt)
OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL
Bei Cannes denkt man sofort an das
Filmfestival, die berühmte Croisette,
und Grandhotels. Doch nicht weit
entfernt liegen in der
Bucht von Cannes die
Îles de Lérins. Sie sind
die ideale Umgebung für
friedliche Spaziergänge
im Schatten von Pinien
und Olivenbäumen.
Entdecken Sie « das
andere » Gesicht von
Cannes!
Viaduc de Millau
20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer
Menton
Auvergne
Zitrusparadies an der Côte d’Azur
Wo Wasser zu Stein und Kunst wird
Vendée Globe 2024
Performance zum Schutz der Ozeane
Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Woh leben
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Rezept Ma soupe aux lenti les d’hiver
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Menton wird nicht zufällig als
« Hauptstadt der Zitronen » bezeichnet.
Doch obwohl die Zitrusfrucht wesentlich
zum Renommee der Stadt beigetragen
hat, war ihr das Schicksal
nicht immer gewogen.
Beinahe wäre sie dort sogar
verschwunden, hätten sich
nicht glücklicherweise
einige hartnäckige
Menschen für ihre
Renaissance eingesetzt.
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron
Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten
Latour-sur —
Das Schloss in Latour-sur-Sorgues, im Herzen des Departements Aveyron,
hat eine einzigartige Geschichte, die durch eine unglaubliche
Mobilisierung engagierter Menschen wahr wurde. In den 1990er-Jahren
war dieses Kulturgut in großer Not und sollte verkauft werden.
Gerettet werden konnte es dank einer Spendenaktion, der Tatkraft
freiwilliger Helfer und einer geduldigen Restaurierung. Heute ist es ein
lebendiger Ort, der auf vielfältige Weise genutzt wird und den solidarischen
Geist der Dorfbewohner sowie ihre unverbrüchliche
42 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Sorgues
Verbundenheit mit ihren Wurzeln zum Ausdruck bringt. Das Château
de Latour ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, die es zu entdecken
lohnt, sondern es bietet mittlerweile Unterkunftsmöglichkeiten in
einem außergewöhnlichen Rahmen und ist somit ein idealer Ausgangspunkt
für alle, die in der Region auf Entdeckungsreise gehen
möchten. Vor allem bietet es die Gelegenheit, mehr über ein einmaliges
menschliches Abenteuer zu erfahren!
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron
«
Wenn sich in einer Gemeinde ein baufälliges
Schloss befindet und der Bürgermeister sagt, er
habe den Gedanken an eine Rettung aufgegeben,
weil es zu kompliziert sei, dann kann ich das nicht verstehen!
» Sein Béret keck auf dem Kopf, begrüßt uns
Bernard Sobie, der stellvertretende Bürgermeister des
150-Seelen-Dorfes Latour-sur-Sorgues und Vorsitzende
des Vereins Amis du Château de Latour, an diesem
regnerischen Vormittag. Er lässt sich nicht davon abbringen:
« Kulturerbe ist etwas, das alle angeht. Wir
haben die Pflicht, es zu schützen! Natürlich ist es nicht
immer einfach: Man muss Erkundigungen einholen,
komplizierte Anträge ausfüllen, aber wie sagt man so
schön, von nichts kommt nichts! Und wir haben das
Glück, dass Frankreich Mitglied der Europäischen
Union ist, denn von beiden Seiten gibt es eine Reihe
von Subventionen. Man muss sich nur darum kümmern!
» Die Aussage ist ebenso bestimmt wie der Blick
des Volksvertreters. Es ist offensichtlich, dass er sich in
diesem Thema perfekt auskennt. Kein Wunder, denn
seit mehr als 30 Jahren kämpfen er und ein Großteil
der Dorfbewohner dafür, das Herzstück des hiesigen
Kulturerbes zu retten: Château de Latour, ein imposantes
Gebäude, das den ältesten Quellen zufolge bereits
anno 950 existierte ...
44 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Der Babyturm
« Dieses Schloss mit seiner mehr als tausendjährigen
Geschichte verkörpert die Seele des Dorfes », vertraut uns
Bernard mit bewegter Stimme an. « Es war im Laufe der
Jahrhunderte immer ein Ort, an dem man sich versammelte, wo
man gemeinsam etwas aß und trank. Selbst in dunklen Zeiten
bewahrte das Schloss seine gastfreundliche Seite: Während
des Zweiten Weltkriegs fanden Flüchtlinge in seinen Räumen
Unterschlupf, vor allem belgische Familien. Diese « Beschützerrolle
» ist nach wie vor im lokalen Gedächtnis präsent und
kommt oft in sehr persönlichen Erzählungen zum Ausdruck.
Bernard kennt viele davon, eine jedoch berührt ihn besonders:
« In einem Raum des Schlosses, unten im
Südturm, haben mein Urgroßvater und mein
Großvater – beides Ärzte – vielen Frauen beim
Gebären geholfen. Einige der Frauen leben
noch und erinnern sich an markante Ereignisse
von früher. »
Schloss zu verkaufen!
Leider erreichte die Geschichte von Château
de Latour Ende des 20. Jahrhunderts einen kritischen
Punkt. Während der Revolution war das
Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb
umgewandelt worden, doch aufgrund fehlender
Instandhaltung befand sich das Gebäude seinerzeit
in einem erbärmlichen Zustand. 1989 kaufte
es die Gemeinde auf Empfehlung des damaligen
Präsidenten des Conseil départemental, ohne jedoch
konkrete Pläne zu haben. Obwohl die Entscheidung
vom Wunsch getrieben war, das Kulturgut zu erhalten,
stand das Schloss weiterhin leer und verfiel immer
mehr. Es gab weder eine Vision noch eine Finanzierung
für die notwendige Sanierung, man trat auf der Stelle.
Angesichts fehlender konkreter Ansätze zog die Gemeindeverwaltung
zwei Jahre später den Verkauf des Schlosses
an eine Privatperson in Betracht. Dieses Vorhaben stieß bei
den Einwohnern auf Widerstand, befürchteten sie doch, ihr
historisches Erbe, dem sie sich verbunden fühlten, unwiderruflich
zu verlieren.
Ein verrückter Gedanke
Angesichts der drohenden Gefahr spielte Bernard eine zentrale
Rolle bei der Rettung von Château de Latour. Mittlerweile
war ihm bewusst, wie prekär der Zustand des Gebäudes war:
eingestürzte Dächer, mit Schutt überhäufte Räume und eine sehr
geschwächte Gesamtstruktur. Er beschloss daher zu handeln. Mit
Gleichgesinnten gründete er den Verein Amis du Château de Latoursur-Sorgues,
der es sich zum Ziel setzte, den Verkauf zu verhindern
und dem Ort wieder neues Leben einzuhauchen. Kurz: dieses Symbol
ihrer gemeinsamen Identität zu retten. Man begann, die Einwohner
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 45
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron
zu involvieren und auf diese Weise eine kollektive Dynamik zu
kreieren. « Das Schloss ist mehr als ein Monument, es ist der
Inbegriff von Jahrhunderten gemeinsamen Lebens. Jeder Stein
steckt voller Erinnerungen. Das konnten wir nicht verschwinden
lassen! », erläutert Bernard. Die Mitglieder des Vereins organisierten
öffentliche Versammlungen, sammelten die ersten Spenden
und entwickelten ein ambitioniertes Projekt, um ihr Château
wiederauferstehen zu lassen. Und langsam begann der verrückte
Gedanke durch die Köpfe der Menschen zu geistern: Vielleicht
würde sich durch die Mobilisierung der Bürger wirklich ein großes
Kulturerbeprojekt realisieren lassen ...
Gibst du mir, so geb ich dir
Der Verein konnte die Gemeindeverwaltung davon überzeugen,
die Verkaufspläne aufzugeben. Stattdessen kam man zu
einer ungewöhnlichen, aber zielführenden Vereinbarung, ganz
nach dem Motto: Gibst du mir, so geb
ich dir. « Wir bekamen das Recht, das
Schloss zu nutzen, zu restaurieren und
zu verwalten. Als Gegenleistung mussten
wir die Raten des Darlehens zahlen, das
die Gemeinde für den Kauf des Gebäudes
aufgenommen hatte. Für einen gerade gegründeten
Verein war das ein hoher Betrag,
ungefähr 10 000 € pro Jahr », erläutert
Bernard. Die Gemeinde konnte sich
dagegen einer großen finanziellen Belastung
entledigen. Die Übereinkunft zeigte
zudem, dass die Bewohner bereit waren,
sich für die Rettung ihres Kulturerbes zu
engagieren. Um die notwendigen Mittel
zusammen zu bekommen, entwickelte
der Verein eine Vielzahl von Initiativen,
an denen sich das ganze Dorf beteiligte:
gemeinsame Mahlzeiten, Lotos, Tombolas
und Spendenaufrufe. Parallel suchte
Bernard Unterstützung bei Michel Si-
Im Verein Amis du Château de Latour haben sich seit mehr als 30
Jahren begeisterte freiwillige Helfer zusammengeschlossen. Die
solidarische Arbeit und der gemeinsame Einsatz für die Erhaltung
ihres Schlosses hat echte Bindungen zwischen den Bewohnern
entstehen lassen. Rechts: Die versteinerten Abdrücke von Tieren,
die in einem Bach in der Nähe gefunden wurden, sind einer der
Schätze, die man bei einer Besichtigung entdecken kann.
46 · Frankreich erleben · Frühling 2025
molin, dem Verantwortlichen des Vereins Amis du Château
de Montaigut ganz in der Nähe, sowie bei der landesweit
tätigen Vereinigung Rempart, die bei der Sanierung historischer
Gebäude hilft. « Michel hat uns angeleitet, unser
Projekt zu strukturieren, um Zuschüsse zu erhalten »,
erläutert er. Dank dieser Zusammenarbeit konnte man in
Latour-sur-Sorgues die Sicherung des Gebäudes sowie die
dringendsten Renovierungsarbeiten in Angriff nehmen.
Vorsicht Baustelle!
Erneut zeigten sich die Menschen ausgesprochen
solidarisch mit dem Schloss und machten die Bauarbeiten
zu ihrer persönlichen Angelegenheit: Ob Elektriker,
Zimmermann, Maurer oder einfach motivierter Helfer,
jeder stellte sein Know-how und seine Fertigkeiten in den
Dienst der Restaurierung. « Es war außergewöhnlich, alle
diese Menschen zu sehen, die nach einem Arbeitstag noch
hierherkamen, um zu helfen. Einige lernten vor Ort, was
zu tun war », erzählt Bernard. Dieses gemeinsame Engagement
wirkte sich nicht nur positiv auf die Kosten aus,
sondern schuf zudem Bindungen zwischen den Einwohnern.
Natürlich musste der Verein die Einnahmen und
Ausgaben genau überwachen, denn es war klar, dass die
Arbeiten trotz des großartigen Elans riesige Summen verschlingen
würden. Für die Renovierung eines Schlosses
benötigt man viel Material, noch dazu von guter Qualität.
Das ist teuer. Insgesamt würde man sicher 500 000 €
oder gar 600 000 € brauchen. Diesen Betrag konnten die
Bewohner unmöglich selbst aufbringen. Daher machte
sich Bernard auf die Suche nach Fördergeldern und wurde
fündig! « Etwa 60 % des Budgets wurden durch öffentliche
Beihilfen finanziert, der Rest durch Spenden und den
Schweiß der Menschen », präzisiert er verständlicherweise
nicht ohne Stolz.
Schätze kommen ans Tageslicht
Die Jahre 1992 bis 1996 waren entscheidend für die
Rettung des Schlosses: Sowohl außen als auch im Inneren
erhielt es einen neuen Glanz, wurde allmählich wieder
zum Leben erweckt. Als wolle das Schloss die Anstrengungen
der vielen freiwilligen Helfer belohnen und die
Vergangenheit wiederauferstehen lassen, kamen nach und
nach unerwartete Schätze ans Tageslicht. Eine der bedeutendsten
Entdeckungen machte man in einem Raum, den
Bernard gut kennt: « Als ich etwa zehn oder zwölf Jahre
alt war, stapelte man auf dem Speicher Säcke mit Weizen.
In guten Jahren gingen die Stapel bis zur Decke hoch.
Natürlich war es verboten hinaufzuklettern, aber wie
Kinder halt nun einmal sind, machten wir das mit Ver-
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron
gnügen », erzählt er lächelnd. « Ganz oben, in der Nähe
der Balken, fielen immer große Gipsstücke herunter. Ich
erinnere mich, dass man darunter Zeichnungen erkennen
konnte, das fanden wir lustig. » Damals konnten sich
Bernard und seine Freunde natürlich nicht vorstellen, dass
diese Zeichnungen einen unglaublichen Wert besaßen.
Wie wissenschaftliche Analysen in den Jahren 2011 und
2012 ergeben haben, stammen die ältesten davon aus der
Zeit zwischen 1355 und 1358.
Geheimnisvolle Balken
In einem der inzwischen komplett renovierten Räume
des Schlosses kann man heute Werke entdecken,
die nicht unberührt lassen: faszinierende Darstellungen
von Jagdszenen und Turnieren sowie ergreifende
Porträts. Besonders ein Porträt macht neugierig:
das einer in Rot gekleideten Frau, La Dame en rouge.
Als erfahrener « Fremdenführer » zeigt Bernard mit einem
langen Stock darauf. « Schauen Sie den rechten Arm
genau an. Sie schien etwas zu halten, das ausgelöscht wurde.
Eine Infrarotkamera hat bestätigt, dass dort einmal
etwas gemalt war, dass die Farbe jedoch abgekratzt wurde.
Offensichtlich wollte man etwas auslöschen. Wer war
sie? Was hielt sie so Geheimnisvolles in der Hand? Das
bleibt ein Rätsel. » Etwas weiter zieht eine Turnierszene
auf einem anderen Balken ebenfalls die Aufmerksamkeit
auf sich. Zwei Ritter stehen sich mit gestreckten Lanzen
gegenüber. « Ursprünglich endete die Lanze des rechten
Ritters in einem gewissen Abstand vor dem Kopf seines
Gegners, ohne diesen zu berühren », erklärt Bernard.
« Man hat jedoch entdeckt, dass sie später verlängert wurde,
sodass sie den Kopf des linken Ritters durchbohren
48 · Frankreich erleben · Frühling 2025
konnte. Daher ist ein Blutfleck sichtbar. Dieses Detail
ändert alles. Es ist eine Verbindung zur Geschichte,
denn im Juli 1559 starb Heinrich II. auf diese Weise
bei einem Turnier. Vermutlich wurde der Maler beauftragt,
die Szene auf dem Balken zu modifizieren, um
dem König damit eine Hommage zu erweisen. Es ist
faszinierend zu sehen, welche Geschichten diese Malereien
erzählen. Bei jeder Entdeckung erfährt man ein
bisschen mehr über die geheimnisvolle Vergangenheit. »
Ein weiterer Schatz des Schlosses sind die innen liegenden
Fensterläden, die man auf den ersten Blick als
« banal » einstufen könnte. Doch das wäre ein großer
Fehler. Laut Expertenmeinungen stammen sie aus den
Jahren um 1550/1560! Stücke von unschätzbarem Wert
also, die man heute dank der Restaurierung bewundern
kann.
Immer bereit!
Bernard führt uns durch die architektonisch vielfältigen
Räume des Schlosses bis zu einem Ort, wo
derzeit gearbeitet wird. « Wissen Sie, die Arbeiten hier
hören niemals auf », bemerkt er mit einem amüsierten
Lächeln. Er bleibt vor einer Wand stehen, an der
mehrere Fotos von den bereits abgeschlossenen Arbeiten
hängen. Sein Blick verharrt, und es scheint so, als
würden ihn erneut Emotionen überwältigen. « Wenn
ich die Fotos der Menschen ansehe, die vor 30 Jahren
hier mitgearbeitet haben, dann wird mir klar, dass heute
schon fast die Hälfte fehlt. Viele haben uns verlassen.
Die Zeit vergeht viel zu schnell. » Doch wenn er über
die Zukunft des Vereins spricht, über dessen Fähigkeit,
das Abenteuer fortzusetzen, dann gibt Bernard sich
optimistisch: « Wenn wir Helfer für ein neues Vorhaben
suchen, dann ist es auch heute, mehr als 30 Jahre
nach der Gründung des Vereins, nicht schwierig, genug
Freiwillige zu finden. Das finde ich wunderschön. Ob
Handwerker oder Laien mit besonderen Fertigkeiten,
alle finden immer wieder Zeit, um mitzumachen. Das
zeigt deutlich, wie sehr hier jeder an diesem Schloss
hängt! »
Bernard Sobie
zeigt während der
Besichtigung auf
den Balken mit der
Dame en rouge und
den beiden Rittern. In
einem anderen Raum
hängen Fotos von den
vielen Arbeiten, die
im Laufe der Jahre
gemacht wurden.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron
Neues Leben im Schloss
Seit einigen Jahren gibt es im Schloss von Latoursur-Sorgues
drei geräumige und komfortable Ferienwohnungen,
die ebenfalls von den Dorfbewohnern renoviert
wurden. Massives Holz, freigelegte Balken und Mauersteine,
hohe Decken, eine harmonische Mischung aus
Designerstücken und traditionellen Objekten: Jedes Detail
macht deutlich, wie viel Wert auf Authentizität und
Kulturerbe gelegt wurde. Das konnten wir bei unserem
Aufenthalt selbst feststellen. « Jeder Stein hier erzählt eine
Geschichte und jeder Einwohner hat etwas von seiner
Seele eingebracht », vertraut uns Bernard Sobie an. Doch
das sind bei Weitem noch nicht alle Veränderungen. 2024
wurde das Château de Latour als Monument historique
klassifiziert und erhielt eine neue, zusätzliche Bestimmung
als innovativer « Dritter Ort »: Castel Lab. « Unser
Ziel ist es, die Menschen zu verbinden, den unterschiedlichen
Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht zu werden »,
erläutert uns Guillemette Sobie, Bernards Tochter und
Initiatorin des Projektes. Castel Lab befindet sich in einem
herrlichen Gewölbesaal im Erdgeschoss und besitzt unter
anderem Bereiche für Co-Working und Informatikkurse,
soziale Sprechstunden, Yogakurse oder Fortbildungen.
Ergänzt wird das durch die Castel Bar in einem angrenzenden
Gebäude. Dabei handelt es sich um ein einladendes
Vereinscafé als Begegnungsstätte und Veranstaltungsort,
an das wiederum ein kleines Lebensmittelgeschäft
angeschlossen ist, welches lokale Produkte anbietet. Ein
echter Vorteil für Dorfbewohner und Besucher.
Die Ferienwohnungen im Schloss wurden alle von
Handwerkern und Dorfbewohnern restauriert.
Mit den Ferienwohnungen, den Gemeinschaftsräumen
und den diversen Aktivitäten hat sich Château de
Latour von einer Schlossruine zu einem Musterbeispiel
für Dynamik im ländlichen Raum entwickelt. Es ist mehr
als ein historisches Gebäude, es ist eine Ode an die Solidarität
und das Bewahren von Kulturerbe. Und das ist
lange noch nicht alles. Mit derselben Leidenschaft, die
sie mit dem Schloss verbindet, haben uns Einwohner zu
« Schätzen » in der Umgebung geführt, zu geschichtsträchtigen
Orten und Menschen, die genauso engagiert
sind wie sie selbst. Ein Abenteuer par excellence, von dem
wir Ihnen mit großer Freude in einer der nächsten Ausgaben
erzählen werden!
50 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Öste reich 7,60 €
Schweiz 1,90 CHF
Frankreich & Benelux 8,10 €
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Reiseinfos
Latour-sur-Sorgues …
… Berlin 1523 km … Hamburg 1450 km
… Köln 1027 km … Frankfurt 1023 km
… München 1020 km … Wien 1417 km
… Zürich 748 km … Paris 664 km
… Montpellier 97 km
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen
wird, ist Montpellier-Méditerranée (104 km).
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist
Montpellier-Saint-Roch (96 km).
Château de Latour
2, rue Principale
Latour-sur-Sorgues
12540 Marnhagues-et-Latour
Telefon: +33 (0)7 70 06 03 11
https://chateaudelatour-aveyron.fr
Durch eine kommunale Gebietsreform ist
Latour-sur-Sorgues nun Teil des Dorfes
Marnhagues-et-Latour. Das GPS zeigt
möglicherweise nur einen der beiden
Namen an.
Das Schloss ist im Sommer täglich 10 – 19
Uhr (Freitag bis 20 Uhr), im Rest des Jahres
Montag bis Samstag 10 – 12 Uhr und 14 – 18
Uhr (Freitag bis 19 Uhr) geöffnet.
Eintritt 6 €, ermäßigt 4 €.
Führung (nur mit Reservierung): 8 € bzw. 6 €.
Besichtigung mit Audioguide: 7 € bzw. 5 €.
Für die Besichtigung sollten Sie ohne
Führung etwa 45 Minuten und mit Führung
45 bis 75 Minuten einplanen. Wenn Sie den
Rundgang mit dem Audioguide
machen und alle Aufzeichnungen
anhören (berührende
Erzählungen einer ehemaligen
Bewohnerin des Schlosses sowie
von einigen der freiwilligen
Helfer), nehmen Sie sich am
besten 1,5 Stunden Zeit. Die
Audioguides sind derzeit nur auf
Französisch, Englisch, Spanisch
und Holländisch verfügbar.
Das Schloss besitzt drei komplett
ausgestattete Ferienwohnungen:
TV, Kühlschrank, Spülmaschine,
Waschmaschine, Herd
& Backofen, Mikrowelle,
Kaffeemaschine, Toaster,
Wasserkocher, Föhn, Grill,
Bettwäsche ... Ein kostenloser
Internetzugang ist ebenfalls
vorhanden.
– Die Ferienwohnung Rivière
(65 m², die Wohnung, die wir
selbst belegt haben) ist mit
2 Schlafzimmern ideal für
4 Personen (1 Doppelbett,
2 Einzelbetten). Sie besitzt
2 Badezimmer sowie einen
riesigen Wohnraum mit offener
Küche – alles auf einer Ebene. Sie
bietet einen schönen Blick auf
Dorf und Fluss.
– Die Ferienwohnung Avoine
(65 m²) befindet sich in der
zweiten Etage und ist als
Maisonettewohnung konzipiert.
Sie bietet Platz für 5 Personen
und besitzt 2 Schlafzimmer
(1 Doppelbett, 3 Einzelbetten,
eines davon auf einer Galerie),
1 Badezimmer sowie ein großes
Wohnzimmer und eine Küche.
– Die Ferienwohnung
Renaissance (60 m²) zeichnet sich
durch eine sehr hohe Raumhöhe
aus und ist ideal für 4 Personen.
Auch sie erstreckt sich über zwei
Etagen und besitzt ebenfalls
2 Schlafzimmer (1 Doppelbett,
2 Einzelbetten), 1 Badezimmer
und einen großen Wohnraum mit
offener Küche. Bemerkenswert
sind die Decken aus dem
15. Jahrhundert und der Blick auf
den Fluss.
In den Ferienwohnungen sind
Haustiere gestattet.
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25
OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL
Viaduc de Millau
20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer
Menton
Zitrusparadies an der Côte d’Azur
Auvergne
Wo Wasser zu Stein und Kunst wird
Vendée Globe 2024
Performance zum Schutz der Ozeane
Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Woh leben
Wein Domaine de Vodanis
Rezept Ma soupe aux lenti les d’hiver
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Deutschland 6,90 €
4 196974 406903
Ausgabe Nr. 93
Das Viadukt von Millau: Zwei Jahrzehnte
Fahrt über das Wolkenmeer
(45 km entfernt)
Majestätisch und spektakulär. In
diesem Jahr feiert das Bauwerk,
das der Volksmund liebevoll
« Eiffelturm des französischen
Südens » nennt, seinen 20.
Geburtstag. Grund für uns,
auf die Geschichte einer
bemerkenswerten Talbrücke
zurückzublicken, die anfangs verschrien wurde, mittlerweile aber
ein heiß geliebtes Symbol ist.
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25
OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL
Viaduc de Millau
20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer
Menton
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Vendée Globe 2024
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Rezept Ma soupe aux lentilles d’hiver
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4 196974 406903
Ausgabe Nr. 93
Die erstaunliche russische Kirche
in Sylvanès
(13 km entfernt)
Wenige Kilometer von der
Zisterzienserabtei Sylvanès
entfernt, verbirgt
sich in einer Höhe
von 432 Metern
eine erstaunliche
Kirche zwischen
Pinienwäldern.
Abgesehen von
der ausgefallenen
Architektur inmitten
der Landschaft des
Aveyron hat dieses
Bauwerk eine extraordinäre Geschichte.
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise
Die
heilige
Tunika
Rendezvous mit dem Mysterium von
Argenteuil
Die etwa zehn Kilometer nordwestlich von Paris liegende Stadt Argenteuil
bereitet sich auf ein herausragendes Ereignis vor. Vom 18. April bis 11. Mai
dieses Jahres werden Tausende Besucher zum Teil von weit her zur Basilika
Saint-Denys strömen, um der Zurschaustellung der Sainte Tunique, der Heiligen
Tunika, beizuwohnen, die seit mehr als 12 Jahrhunderten dort wie ein
Schatz gehütet wird. Sie wird verehrt als das Untergewand, das Jesus Christus
während seines Leidensweges trug, und gehört gemeinsam mit der Dornenkrone
(die in Notre-Dame de Paris aufbewahrt wird), dem Turiner Grabtuch
und dem Schweißtuch von Oviedo zu den heiligsten Reliquien der Christenheit.
Die Tatsache, dass sie nur sehr selten öffentlich gezeigt wird, nehmen
wir zum Anlass, in die geheimnisvolle Geschichte dieses Stückes – und
damit in eine Mischung aus Geschichte, Glauben und Wissenschaft – einzutauchen.
Dabei setzen wir uns auch mit den jüngsten wissenschaftlichen
Untersuchungen dieses faszinierenden Objektes auseinander, das nach wie
vor Zeit und Überzeugungen trotzt.
52 · Frankreich erleben · Frühling 2025
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise
Bei der Eröffnungszeremonie der Kathedrale
Notre-Dame de Paris am 7. Dezember 2024
lösten Aussagen von Feuerwehrleuten, die sich
während des Brandes am 15. April 2019 ins Innere der
brennenden Kathedrale vorgewagt hatten, besondere Emotionen
beim Publikum aus. Vor Kameras aus der ganzen
Welt erzählten diese Frauen und Männer, wie sie in heldenhafter
Manier ihr Leben riskierten, um eine Kostbarkeit
von unschätzbarem Wert, nämlich die Dornenkrone,
zu retten. Plötzlich stand der Begriff « Reliquie » im Zentrum
des Interesses, und vielen Franzosen wurde aus diesem
Anlass erst klar, wie viele und vor allem wie viele
unterschiedliche heilige Objekte es in ihrem
Land gibt. Deutlich wurde dabei auch, wie sehr
die Franzosen – ob gläubig oder nicht – an diesen
rätselhaften Stücken hängen, in deren Herkunftsgeschichte
sich oftmals Legende und
historische Wahrheit mischen.
Ein anderer heiliger Schatz
Die Dornenkrone Jesu ist in der Tat
eine der wichtigsten und weltweit bekanntesten
Reliquien der Christenheit.
Nur wenige Kilometer nordwestlich
von Notre-Dame befindet sich aber
noch ein weiteres, zwar ebenso bedeutendes,
aber viel unbekannteres
religiöses Objekt dieser Art. Seit
zwölf Jahrhunderten wird in der
unauffälligen Basilika von Argenteuil
ein sehr altes Kleidungsstück
aus Wolle aufbewahrt, dessen
Gewebe – in einem rotbraunen,
im Laufe der Zeit ausgebleichten
Farbton – brüchig und beschädigt
ist, und das in einem
doppelten Reliquienschrein
verwahrt wird: die Sainte
Tunique. Ein geschichtsbeladenes
Objekt, über
dessen Authentizität
bereits viel debattiert
wurde, das aber nach wie vor Gläubige und Wissenschaftler
fasziniert. Der Historiker Jean-Christian Petitfils
beschreibt es in seinem Werk, das diesem eigentümlichen
Kleidungsstück gewidmet ist (siehe Lesetipp), als
« eindeutig eine Tunika, also ein Untergewand, das direkt
auf der Haut getragen wurde. Ein langes Hemd aus Wolle,
das bis zur Mitte der Oberschenkel und über die Ellenbogen
reichte, typisch für arme Galiläer im 1. Jahrhundert
». Was das Kleidungsstück so besonders macht, ist
aber der vermeintliche Träger: Die Tunika aus Argenteuil
gilt als das berühmte Gewand « ohne Naht » – im Evangelium
wird dafür der Begriff inconsutile verwendet –, die
Jesus Christus am 3. April des Jahres 33 während seines
Kreuzwegs getragen haben soll. Obwohl es noch andere
Reliquien gibt, die Jesus als Kleidungsstück zugeschrieben
werden – unter anderem den Heiligen Rock in der Kathedrale
von Trier – präzisiert Jean-Christian Petitfils, dass
« diese anderen Stücke entweder winzig kleine Fragmente
der Tuniken aus Argenteuil oder Trier beziehungsweise
Objekte zweifelhaften oder sagenumwobenen Ursprungs
sind ». Jüngsten wissenschaftlichen Recherchen zufolge ist
das bei der Sainte Tunique in Argenteuil anders: « Die Indizienkette
macht es fortan schwierig, um nicht zu sagen
unmöglich, an ihrer Authentizität zu zweifeln », schließt
er am Ende seine Ausführungen ab. Eine Behauptung,
die verwirren mag und auf die wir noch zurückkommen.
Doch versuchen wir zunächst nachzuvollziehen, wie
dieses Kleidungsstück im Verlauf seiner Geschichte
nach Argenteuil gelangt ist.
Irrwege eines heiligen Relikts
In der römischen Antike wurden die Kleider eines
zu Tode Gemarterten oft den mit der Hinrichtung
beauftragten Soldaten überlassen, gewissermaßen
« als Zusatzverdienst », so Jean-Christian Petitfils. Es
ist also durchaus vorstellbar, dass wohlhabende Jünger,
angesichts der Verehrung für ihren Herrn versuchten,
den Soldaten das Gewand, das Jesus getragen
hatte, abzukaufen. Es ist zwar nicht absolut gesichert,
aber es scheint, als sei das Gewand im
Laufe der folgenden Jahrhunderte von Jaffa nach
Konstantinopel gelangt. Glaubt man mehreren
übereinstimmenden Quellen, schenkte Irene von
Athen, die Kaiserin des Byzantinischen Reichs, es dann um das Jahr 800
Karl dem Großen, der es wiederum kurz vor seinem Tod im Jahr 814 seiner
Tochter Theodrada überließ. Diese war Äbtissin des Klosters Argenteuil, wo
das wertvolle Stück fortan sorgfältig aufbewahrt wurde. Im 9. Jahrhundert
überfielen jedoch Wikinger, Dänen und Normannen die Region, das Kloster
wurde geplündert und war unbewohnbar. Bevor die Ordensschwestern
flüchteten, verbargen sie jedoch die Tunika in einer Wand. Sie geriet in
Vergessenheit, bis umfangreiche Arbeiten im Jahr 1152 sie wieder ans Tageslicht
brachten. Die Verblüffung war riesig, als sich herausstellte, dass es
sich dabei um « das Kleid des Herrn » handelte. Am 10. Oktober 1156 fand
in Anwesenheit von König Ludwig VII. und anderen Würdenträgern eine
erste öffentliche Zurschaustellung statt. Damit begann eine neue Ära für die
Heilige Tunika, denn aus der ganzen Welt strömten Pilger herbei. Kleine
Bleifiguren, die man im 19. Jahrhundert in der Seine fand, zeugen davon,
dass dabei offensichtlich sogar ein kleiner Handel mit religiösen Objekten
entstanden war. Die Fundstücke werden heute im Musée de Cluny in Paris
aufbewahrt.
Turbulenzen der Geschichte
Im 16. Jahrhundert blies Reliquien dann ein rauer Wind entgegen. Angestachelt
von harscher Kritik an den katholischen Praktiken wurde die
Verehrung solcher Objekte während der Reformation offen angegriffen. Jean
Calvin verschonte in seiner berühmten « Abhandlung über Reliquien » aus
dem Jahr 1543 auch die Heilige Tunika in Argenteuil nicht. Mit beißender
Ironie prangerte er die starke « Vermehrung » von Reliquien an und geißelte
die « Eselei » derjenigen, die er Simples à dévotion nannte – was in etwa so viel
heißt wie « andächtige Einfältige » –, die an die Authentizität des « von oben
bis unten ohne Naht gewebten Kleids » glaubten, egal, ob es sich dabei um
das in Argenteuil oder das in Trier handelte. Die Kritik wurde von Gewalt
begleitet. Angriffe gegen Klöster und derartige Objekte häuften sich, sodass
sich König Franz I. gezwungen sah, Argenteuil zu befestigen, um das Kloster
und besonders die wertvolle Tunika zu schützen. Doch alle Schutzmaßnahmen
reichten nicht aus. Am 12. Oktober 1567 gelang es Hugenotten,
ins Kloster einzudringen. Sie plünderten es und legten ein Feuer, das großen
Schaden verursachte. Glücklicherweise hatte ein Benediktiner namens
Jean Tessin das heilige Kleidungsstück vor dem Angriff an einen sicheren
Ort gebracht. Etwa 20 Jahre später kehrte die quasi in letzter Minute gerettete
Reliquie wieder in die zwischenzeitlich renovierte Kirche zurück und
wurde nachweislich bis ins 18. Jahrhundert verehrt. Doch die Sainte Tunique
musste noch weitere Schicksalsschläge hinnehmen, unter anderem während
der Französischen Revolution, als die Nationalversammlung im November
1789 die Verstaatlichung der französischen Kirchengüter beschloss. So
kam es, dass die Heilige Tunika heute offiziell der Stadt Argenteuil gehört.
Als Napoleon Bonaparte jedoch 1801 den Katholizismus als Religion der
« Mehrheit der Franzosen » anerkannte, kehrte nach und nach wieder ein
religiöser Frieden ein und mit ihm wurde der Reliquienkult in der Basilika
Saint-Denys wiederbelebt. Allerdings kamen im Laufe der Zeit immer weniger
Menschen, und sogar viele Einwohner von Argenteuil wussten nicht
einmal mehr um ihre Existenz.
Rechts (von oben nach unten): In der Basilika hängt ein Gemälde aus dem 19.
Jahrhundert mit einer idealisierten Darstellung von Karl dem Großen, wie er seiner
Tochter, der Äbtissin von Argenteuil, die Heilige Tunika übergibt. Die Kirche zeichnet
sich durch reichhaltige dekorative Elemente aus und besitzt zeitgenössische Fenster.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise
56 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Die Heilige Tunika sorgt für
Schlagzeilen
Das sollte sich 1983 jedoch schlagartig ändern, als das wertvolle Stück
unerwarteterweise durch einen Zwischenfall von sich reden machte, der eines
Kriminalromans würdig ist. Die Reliquie, die, wie Jean-Christian Petitfils
unterstreicht, « seit dem 9. Jahrhundert an diesem Ort aufbewahrt wurde,
im 16. Jahrhundert den Wikingern und Hugenotten und 1793 den grölenden
Sansculotten entwischt ist » verschwand in der Nacht vom 12. auf den 13.
Dezember auf unerklärliche Weise. Eine Neuigkeit, die umgehend auf den
Titelseiten französischer Zeitungen zu lesen war. Einen Tag später erhielt die
Zeitung Libération einen anonymen Anruf, bei dem sich ein undurchsichtiges
Comité d'Action directe zu dem Diebstahl bekannte. Umgehend wurde
eine Verbindung zur linksextremistischen Terrororganisation Action directe
hergestellt, die durch mehrere Attentate und Ermordungen in Frankreich
in den Jahren zuvor traurige Berühmtheit erlangt hatte. Die Forderungen:
ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet 300 000 Euro – zu überweisen an
die antikommunistische polnische Gewerkschaft Solidarność – sowie die
Freilassung von drei Mitgliedern von Action directe. Kurze Zeit später bot
ein Unbekannter dem Pfarrer von Argenteuil, Père Guyard, telefonisch die
Rückgabe der Reliquie an, sofern als Gegenleistung absolute Straffreiheit
garantiert würde. Die Diebstahlsklage wurde daraufhin zurückgezogen
und die Heilige Tunika kehrte kurz darauf in einwandfreiem Zustand in die
Basilika zurück. Père Guyard machte niemals auch nur die geringste Angabe
zur Identität des oder der Täter beziehungsweise zu den genauen Umständen
des Diebstahls. Das Geheimnis um die Affäre blieb intakt. Das landesweite
Aufsehen, das diese Begebenheit auslöste, rief die Sainte Tunique jedoch bei
den Menschen im Hexagon wieder in Erinnerung. 1984 wurde anlässlich des
glücklichen Ausgangs des Ereignisses eine Zurschaustellung organisiert, die
80 000 Pilger anzog. Und seitdem steigt die Begeisterung für sie unaufhörlich:
2016 kamen 220 000 Besucher, in diesem Jahr könnten es Schätzungen
zufolge sogar bis zu 400 000 Menschen sein. Die Heilige Tunika fasziniert
also nach wie vor Gläubige, Neugierige und Skeptiker. Doch von all diesen
Vorkommnissen abgesehen, bleibt die Frage: Wie ist es nun um ihre Authentizität
bestellt?
Geheimnisvolle Fäden
Seit über 140 Jahren steht die Sainte Tunique d’Argenteuil im Zentrum
zahlreicher Untersuchungen. 1882 wurde sie erstmals peinlich genau unter
die Lupe genommen. Die Observation kam zu dem Ergebnis, dass das Stück
aus « Fäden so fein und von derselben Farbe wie Kamelhaare [besteht], die
sehr sauber und nicht sehr dicht gewebt sind und sich seidig anfühlen ».
Zehn Jahre später wurde eine eingehendere Prüfung vorgenommen, an der
ein hochqualifizierter Chemiker sowie ein Pharmazeut und Mitglied der
Société chimique de Paris beteiligt waren. Diese kamen zu dem Ergebnis,
dass das Kleidungsstück ohne Naht erstellt wurde, das heißt, dass Ärmel
und Hauptteil an einem Stück gewebt sind. Die Spezialisten empfahlen damals,
die Reliquie durch einen schützenden Seidenstoff zu verstärken, um
geschwächte Stellen zu stabilisieren, was auch erfolgt ist. Analysiert wurden
darüber hinaus sichtbare Flecken am Rücken. Laut Jean-Christian Petitfils
ist das « ein äußerst wichtiges Indiz, stützt man sich auf die Berichte der
Passionsgeschichte in den Evangelien ». Die Texte erzählen, dass Jesus heftig
gegeißelt worden sei, an Stellen, die mit den Flecken übereinzustimmen
scheinen. Diese ersten Forschungen lieferten zwar interessante Informa-
Links: Die restaurierte Heilige Tunika, wie
sie heute bei den Zurschaustellungen
gezeigt wird. Oben: Blick ins Innere der
Basilika. Kerzen mit dem Bildnis der Heiligen
Tunika, die Gläubige kaufen und vor denen
sie dann andächtig beten können.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise
tionen, allerdings kamen sie mehr Beobachtungen und
Schlussfolgerungen als echten wissenschaftlichen Studien
gleich. Erst im 20. Jahrhundert machte die Entstehung
neuer Analysetechnologien fundiertere Auswertungen
möglich. So konnte beispielsweise durch die Entwicklung
und Verbesserung von Bildtechniken die Anzahl der
Blutflecken auf der Tunika präzise bestimmt (neun an der
Zahl) und diese exakter dem betreffenden Körperteil des
Trägers zugeordnet werden: auf dem Rücken (davon ein
sehr ausgeprägter auf Schulterhöhe) und an den Hüften.
Das Turiner Grabtuch wurde mit demselben fotografischen
Verfahren begutachtet. Der Abgleich beider Ergebnisse
bestätigte die Theorie, nach der diese Flecken dem
« Querbalken des Kreuzes [entsprechen], das die Gemarterten
zurzeit der Römer tragen mussten », erläutert Jean-
Christian Petitfils. Eine gute Nachricht also für alle, die
an die Authentizität der Tunika glaubten.
Der Glaube wird auf die Probe
gestellt
Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. 2004
führte das in Saclay (Region Paris) ansässige Commissariat
à l’énergie atomique (CEA), das Kommissariat für
Atomenergie, eine Analyse mit Kohlenstoff-14 durch,
um das Alter der Reliquie zu bestimmen. Das Urteil war
unmissverständlich: Sie ist zwar sehr alt, soll aber im
Hochmittelalter, etwa 500 bis 700 nach Christi Geburt,
hergestellt worden sein. Diese Schlussfolgerung löste in
der katholischen Kirche verständlicherweise eine herbe
Enttäuschung aus, da sie die Echtheit der Heiligen Tunika
infrage stellte. Doch das Blatt wendete sich, denn
die Wissenschaftler mussten zugeben, dass man sich
in diesem spezifischen Fall nicht auf die Kohlenstoff-
14-Methode stützen kann. Da der Stoff jahrhundertelang
Verschmutzung und Kontamination ausgesetzt war, sind
die Resultate je nach analysierter Probe inkohärent, sodass
diese Technik kein gesichertes Ergebnis liefert.
Pollen aus dem Orient
Zudem lieferten andere Analysen erstaunliche Hinweise.
Ein Rasterelektronenmikroskop brachte Spuren
von Pollen auf der Tunika zum Vorschein, die faszinierende
Schlussfolgerungen nahelegen. Die meisten der
115 identifizierten Pollen stammen zwar von Pflanzen,
die in Europa heimisch sind, doch einige Pflanzenarten
stammen auch aus dem östlichen Mittelmeerraum. Jean-
Christian Petitfils weist darauf hin, dass sechs Arten davon
ebenfalls auf dem Turiner Grabtuch und sieben auf
dem Schweißtuch von Oviedo nachgewiesen wurden.
Zwei Spezies – Terpentin-Pistazie und Hampes Tamariske
– sind sogar in Palästina heimisch. Das ist aber noch
nicht alles. Forscher entdeckten Schimmelsporen sowie
einen Pilz, der in den Monaten März und April charakteristisch
für Israel ist. Ein Zeitraum also, der mit dem
Leiden Christi übereinstimmt.
Blut und Schmerzen
Diese Indizien stärken gemeinsam mit einer eingehenden
Analyse der Blutspuren, die auf der Tunika
gefunden wurden, die Theorie ihrer Echtheit. Der Experte
für Hämatologie Dr. Saint-Prix konnte 1985 die
Spuren der Blutgruppe AB zuordnen, einer der seltensten
Blutgruppen auf der Welt, die nur bei 5 bis 7 % der
Bevölkerung vorkommt. Der italienische Forscher Dr.
Pierluigi Baima Bollone kam 1982 bei Untersuchungen
des Turiner Grabtuchs ebenfalls zu dem Schluss, dass
das dort gefundene Blut der Blutgruppe AB zuzurechnen
ist. Ebenso wie der Hämatologe Carlo Goldini, der 1993
das Blut des Schweißtuchs von Oviedo analysierte. « Sicher
ist die Tatsache, dass die drei bedeutenden Reliquien
der Passionsgeschichte mit Blut der Gruppe AB befleckt
sind, kein Beweis dafür, dass sie von derselben Person
getragen wurden, dennoch ist die Vermutung äußerst
naheliegend », bemerkt Jean-Christian Petitfils objektiv.
Zumal das Elektronenmikroskop ein weiteres Indiz lieferte:
Einige rote Blutkörperchen weisen eine veränderte
Form auf, sind kleiner als normal, zerrissen und enthalten
kein Hämoglobin. Gleichzeitig wurden niedrige Werte
an Intrazellularflüssigkeit und Mineralsalzen sowie eine
erhöhte Präsenz von Harnstoff nachgewiesen. Alle diese
Anzeichen deuten auf eine schwere Anämie oder sogar
ein ernsthaftes Trauma hin, was durchaus eine Folge des
Martyriums sein könnte, das Jesus erleiden musste.
Die Heilige Tunika von Argenteuil ist also eine mysteriöse
und faszinierende Reliquie, die verehrt wird, aber
nach wie vor auch umstritten ist. Die Wissenschaft hat
manche Gewissheiten erschüttert, konnte aber niemals
ganz die geheimnisvolle Aura lüften, die dieses geschichtsträchtige
Kleidungsstück umgibt. Trotz komplexer
Analysen, verwirrender Indizien und Berichten der
Evangelien fordert die Heilige Tunika weiterhin Gläubige
und Neugierige dazu auf, die Wahrheit zu suchen, die
vielleicht irgendwo an der Grenze zwischen Glauben und
Vernunft liegt. Die anstehende Zurschaustellung vom
18. April bis 11. Mai in Argenteuil ist also viel mehr als
« nur » ein religiöses Event. Sie bietet die Gelegenheit,
in eine jahrtausendealte Vergangenheit einzutauchen, in
der sich Geschichte, Spiritualität und wissenschaftliche
Erkenntnisse vermengen. Und, warum auch nicht, die
Gelegenheit, sich bei einem Besuch in Argenteuil einem
echten Mysterium zu stellen ...
58 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Reiseinfos
Argenteuil…
… Berlin 1041 km … Hamburg 860 km
… Köln 479 km … Frankfurt 569 km
… München 800 km … Wien 1212 km
… Zürich 579 km … Paris 14 km
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus
dem deutschsprachigen Raum direkt
angeflogen werden, sind Paris-Charles-de-
Gaulle (28 km) und Paris-Orly (29 km). Aus
Wien gibt es Direktflüge nach Paris-Beauvais
(70 km).
Vom Pariser Bahnhof Saint-Lazare erreicht
man mit der Linie J in 10 Min. den Bahnhof
von Argenteuil. Von dort aus sind es 10 Min.
zu Fuß bis zur Basilika (über die Rue Paul
Vaillant-Couturier).
Basilique Saint-Denys d’Argenteuil
17, rue des Ouches
95100 Argenteuil
Telefon: + 33 (0)1 83 84 90 63
http://saintetunique.com
Die Zurschaustellung der Heiligen Tunika
findet vom 18. April bis 11. Mai 2025 statt.
Die genauen Öffnungszeiten werden auf der
oben angegebenen Website veröffentlicht
und, je nach Andrang, möglicherweise
kurzfristig ausgeweitet. Fest steht bereits,
dass die Basilika an den Samstagen
26. April, 3. Mai und 10. Mai die ganze
Nacht bis 8 Uhr morgens geöffnet bleibt.
Das offizielle Programm finden
Sie ebenfalls auf der Website.
Achtung: An den Montagen
28. April und 5. Mai ist die Basilika
geschlossen.
Bei der Zurschaustellung wird die
Heilige Tunika ausnahmsweise
entrollt und öffentlich in
einem großen verglasten
Heiligenschrein ausgestellt. Dabei
kann sie aus einer Entfernung
von einigen Metern betrachtet
werden, es darf jedoch nicht
länger vor ihr verharrt werden.
Der Historiker und Autor von
knapp 40 Werken und Essays,
Jean-Christian Petitfils, hat
anlässlich der Zurschaustellung
2025 vor Kurzem ein sehr
detailliertes und gut belegtes
Werk veröffentlicht: La Sainte
Tunique d’Argenteuil (Éditions
Tallandier, 197 Seiten, 2024, 18,90
€, ISBN 979-1021063921). Darin
gibt er einen Überblick über die
Herkunft der Reliquie und die
wissenschaftlichen Studien, die
in ihrem Zusammenhang seit
über 140 Jahren durchgeführt
wurden. Ein objektives und sehr
hochwertiges Buch, das bereits
als Referenz zu diesem Thema
gilt.
Ausgabe Nr. 33
Saint-Denis: Ruhestätte der
Könige
(11 km entfernt)
So richtig bewusst ist es
wenigen Parisbesuchern:
Nur wenige
Metrostationen
vom Zentrum
entfernt befindet
sich Frankreichs
bedeutendste
Begräbnisstätte.
In der gotischen
Basilika von
Saint-Denis, der
ältesten Kirche
des Landes, ruhen nicht weniger als 46 Könige, 32
Königinnen, 63 Prinzen und Prinzessinnen und zehn
sogenannte Große Diener des Königreichs. Ein Besuch
lässt Frankreichs Geschichte lebendig werden.
Ausgabe Nr. 86
Paris - Die Französische Nationalbibliothek: Ein
neues Muss bein einem Parisbesuch
(13 km entfernt)
Nach zwölfjähriger Renovierung und Kosten
in Höhe von 261 Millionen Euro
wurde der Standort Richelieu der
Bibliothèque nationale de France
(BnF) im historischen Zentrum
der Hauptstadt vor einiger Zeit
wiedereröffnet. Anders als in der
Vergangenheit, ist der Ort, der lange
Zeit nur Forschern vorbehalten
war, nun für jedermann zugänglich.
Besonders der erhabene Lesesaal
und ein neu geschaffenes,
einzigartiges Museum in der ältesten Bibliothek
Frankreichs sind damit Programmpunkte, die Sie bei
Ihrem nächsten Besuch in Paris auf keinen Fall auslassen
sollten.
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.
AM TAG ALS
Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen
zunächst ganz « banal », doch dann ereignet
sich etwas, das die Menschen so bewegt,
dass sie sich noch lange daran erinnern.
Über solche Tage, die im Gedächtnis der
Franzosen haften geblieben sind, berichten
wir in dieser Rubrik.
… Rodin in Paris seine
Skulptur von Balzac
enthüllte
IN
der Ausgabe 92 von Frankreich erleben konnten
Sie mit uns das Maison de Balzac besuchen,
einen Ort, der besonders mit der Literatur verknüpft
ist, denn der Autor der Comédie humaine verfasste
dort mehrere seiner Meisterwerke. Der Direktor des
Hauses, Yves Gagneux, empfahl uns bei unserem Treffen,
die Begegnung mit dem Schriftsteller fortzusetzen und vor
dem berühmten « Denkmal für Balzac » von Auguste Rodin
Halt zu machen. Es wurde am 1. Juli 1939 an der Ecke
der Boulevards Raspail und Montparnasse im VI. Arrondissement
errichtet. Dieses faszinierende, moderne und
verwegene Werk hat uns umgehend in Bann gezogen. Um
den Hintergrund zu verstehen, haben wir im Musée Rodin
(VII. Arrondissement) die Ausstellung Corps In.visibles
besucht, die noch einige Wochen lang den Entstehungsprozess
dieser Skulptur beleuchtet. Rodin hat mit seinem
Werk nicht Balzac als Person dargestellt, sondern vielmehr
dessen Genie. Rückblick auf einen künstlerischen Schaffensprozess
mit nahezu romanhaften Zügen.
60 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Zolas Herausforderung: eine
Skulptur von Balzac
Alles beginnt 1891. Auf Anregung von
Émile Zola überträgt die Schriftstellervereinigung
Société des gens de lettres Auguste Rodin
die Aufgabe, eine Skulptur zu Ehren von
Honoré de Balzac zu kreieren. Wie aber soll man
einen Schriftsteller angemessen darstellen, der
bereits 40 Jahre tot ist und zudem ein nicht gerade
vorteilhaftes Aussehen hatte? Rodin beginnt daher
Recherchen, wie es ein Detektiv nicht besser
machen könnte. In Tours, der Geburtsstadt von
Balzac, befragt er Zeitzeugen des Schriftstellers,
durchstöbert Archive und befasst sich mit Anekdoten
und Geschichten über ihn. Doch alle Informationen
kommen zur selben Feststellung: Balzac
war klein und korpulent, er hatte überhaupt nichts
von einem gut aussehenden Artgenossen seiner
Zeit. Der Bildhauer spürt aber auch, dass er sich
nicht von der fleischlichen Hülle eingrenzen lassen
darf, sondern das Wesen des genialen Literaten
erfassen muss, um die Auftraggeber zufriedenzustellen.
Ein verstörender Schlafrock
1897 stößt Rodin schließlich auf ein Detail,
das alles verändert: Er erfährt, dass Balzac oft mit
einem Schlafrock bekleidet schrieb. Dieses Kleidungsstück
symbolisiert für den Bildhauer die Tatsache,
dass der Schriftsteller vor allem oft nachts
kreativ war. Die Vorstellung inspiriert ihn, sodass
er einen Schlafrock in Gips tränkt und ihn auf eine
schlanke und muskulöse Figur modelliert. Dadurch
entsteht eine Skulptur, deren Faltenwurf die
eigentliche Figur Balzacs überdeckt und stattdessen
seine intellektuelle Genialität verherrlicht. Ein
Jahr später, 1898, präsentiert Rodin seinen Balzac
aus Gips auf der Ausstellung der Société nationale
des beaux-arts, wo sie schockierte Reaktionen hervorruft.
« Eine groteske Karikatur! », empören sich
Kritiker. Das Werk wird als zu abstrakt und respektlos
bezeichnet und vom Auftraggeber, der
Linke Seite: Die Statue von Balzac des
Bildhauers Auguste Rodin an der Kreuzung
der Boulevards Raspail und Montparnasse.
Diese Seite: Studien des Gesichts von
Balzac, die Rodin anfertigte, und das
Gipsmodell des Schlafrocks; diese Werke
werden anlässlich der Ausstellung Corps
In.visibles im Musée Rodin gezeigt.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 61
AM TAG ALS
Société des gens de lettres abgelehnt. Rodin ist zwar verletzt über
diese Reaktionen, glaubt aber nach wie vor an sein Kunstwerk.
Dennoch leitet die heftige Ablehnung eine Wendung in der
Kunstgeschichte ein, denn am Ende wird sich das Werk als
Ausdruck der Modernität durchsetzen.
« Eine neue Dreyfus-Affäre »
In den Monaten Mai und Juni 1898 bemächtigt sich die
Presse der Affäre um die Statue, die von den einen als « skandalös
», von anderen dagegen als « genial » bezeichnet wird. Die
Angelegenheit entwickelt sich zu einer Art Feuilleton, das vor
allem in Paris die Leser begeistert. Die Skulptur sorgt sogar für
unerwartete politische Reaktionen: Im gespaltenen Frankreich
der damaligen Zeit spricht man plötzlich von einer « neuen
Dreyfus-Affäre ». Intellektuelle und einflussreiche Dreyfus-Anhänger
– wie Clémenceau, Zola, Monet und Mallarmé – verteidigen
Rodin, während seine Gegner nicht davor zurückschrecken,
Falsifikate einzusetzen, die denen gleichen, mit denen
Hauptmann Dreyfus angeklagt wurde. So erhält beispielsweise
die Redaktion der Zeitung Rappel einen gefälschten, angeblich
von Rodin unterzeichneten Brief. In der gegenüber der Skulptur
sehr kritisch eingestellten Zeitung Gil Blas zieht der Journalist
Félicien Pascal am 14. Mai 1898 ganz ungeniert eine Parallele
zwischen der Affäre um die Statue und der Dreyfus-Affäre, indem
er die Ansicht vertritt, die Protagonisten seien dieselben,
was die Diskussion verständlicherweise weiter verschärft ...
Wo kann man in Paris das
Denkmal sehen?
• Rodins « Denkmal
für Balzac » steht an
der Kreuzung des
Boulevards Raspail
und des Boulevards
du Montparnasse (VI.
Arrondissement), direkt an
der Metrostation Vavin.
Für alle, die noch tiefer
einsteigen möchten:
• Die Ausstellung Corps
In.visibles wird noch bis
zum 2. März 2025 im Musée
Rodin in Paris gezeigt.
(www.musée-rodin.fr)
Der lange Weg zur Ehrenrettung
Im Laufe der Jahre beruhigen sich die Gemüter glücklicherweise.
Gleichzeitig schwindet aber auch Rodins Hoffnung, dass
das von ihm geschaffene Denkmal doch noch zu seinen Lebzeiten
anerkannt wird. Als der Bildhauer 1917 stirbt, lässt er ein
Kunstwerk aus Gips zurück, das zwar für Kontroversen gesorgt
hat, aber unglaublich visionär ist. Erst nach zwei Jahrzehnten
und vielen Anstrengungen begeisterter Anhänger des Künstlers
wird das Projekt 1939 wieder aufgenommen, das Gipsmodell
schließlich in Bronze gegossen und am 1. Juli an der Kreuzung
der Boulevards Raspail und Montparnasse eingeweiht. Eine
zweite Version wird in der Folge für das Musée Rodin angefertigt.
Von Kritik zu Lobeshymnen
Als die Skulptur am 1. Juli 1939 vor der neugierigen Menge
enthüllt wird, sind die Meinungen erneut gespalten. In einer
Zeit, in der der Geschmack immer noch weitgehend konventi-
Auguste Rodin fotografiert von
Nadar (1820-1910) im Jahr 1891.
62 · Frankreich erleben · Frühling 2025
onell ist, stufen viele die massive und abstrakte Erscheinung
als nahezu frevelhafte Dreistigkeit ein.
« Das ist so verwegen, dass es fast eine Beleidigung
ist! », empören sich konservative Kritiker, die in
der Darstellung weder ein Gesicht noch die « idealen
» Proportionen wiederfinden, die man von so
einem Monument üblicherweise erwartet. Doch
es gibt auch andere Stimmen, die die revolutionäre
Verkörperung des schriftstellerischen Genies von
Balzac verteidigen. Und es dauert nicht lange, bis
die Pariser Presse voll des Lobes ist. « Das ist ein
Meisterwerk. Rodin hat nicht nur das Aussehen
Balzacs, sondern seine Seele erkannt », äußert sich
ein Bewunderer. Das Denkmal, so seine Unterstützer,
gehe über die simple physische Darstellung
hinaus, sie verherrliche den Schriftsteller als intellektuelle
Ikone.
Mit Abstand betrachtet, drängt sich das Werk,
das nicht einen Körper, sondern einen Geist rühmt,
als Wegbereiter der modernen Bildhauerei auf. Rodins
Balzac ist also viel mehr als eine Hommage,
es ist eine Reflexion über die Kraft des Denkens,
eine Aufforderung, hinter die äußere Erscheinung
zu blicken. Heute noch verkörpert die Skulptur, die
von eiligen Passanten oft keines Blickes gewürdigt
wird, die Beharrlichkeit eines Künstlers, seine Vorstellung
zu vermitteln und allen Widerständen zum
Trotz die Grenzen der Kunst neu zu definieren.
Das Rodin-Museum
im VII. Pariser
Arrondissement
ist eine Oase der
Ruhe. Im Garten
des Museums ist
dauerhaft eine weitere
Statue von Balzac
zu bewundern.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 63
FRANKREICH HEUTE Interview
Eva Joly, gebürtige Norwegerin mit französischem Pass, ist eine symbolträchtige
Figur im juristischen und politischen Leben Frankreichs. Seit
sie im Alter von 20 Jahren als Au-pair-Mädchen nach Frankreich kam,
hat sie einen beachtlichen Werdegang hingelegt und ist die Erfolgsleiter
Stufe für Stufe nach oben gestiegen: Richterin gegen Korruption, Europaabgeordnete,
Präsidentschaftskandidatin, Diplomatin und Anwältin,
der Beruf, den sie aktuell in Paris ausübt. Soeben sind in Frankreich ihre
Memoiren unter dem Titel J'ai passé une nuit d'hiver dehors (Éditions les
Arènes) erschienen, in denen sie von ihrem bemerkenswerten Leben,
ihrem Engagement und ihrer Vision von Frankreich erzählt. Begegnung
mit einer Frau, die aus dem Rahmen fällt.
«In Norwegen sagen wir
über jemanden, der eine
ungewöhnlich schwere
Prüfung überstanden hat, dass er
eine Winternacht im Freien
verbracht hat », schreibt Eva
Joly als Erklärung für den Titel
ihrer Memoiren. Liest man diese,
kann man besser nachvollziehen,
wie beschwerlich ihr
Leben in Frankreich oft war.
Dass es nichts mit einem langen,
ruhigen Fluss zu tun hat.
Im Februar 1964 kommt die Zwanzigjährige Eva
Farseth aus Oslo nach Frankreich. Sie stammt aus einer
protestantischen Familie, lebte in Norwegen auf dem
Land, kennt den Mangel der Kriegs- und Nachkriegszeit
und « wiederholt immer wieder die Konjugation der
französischen Verben als Vorbereitung für die Prüfung
der Alliance Française am übernächsten Tag ». Sie liebt
die französische Sprache, weiß aber auch, wie schwierig
es ist, diese wirklich zu beherrschen. Von ihren Eltern
hat sie kein Geld mitkommen, sodass sie schnell Arbeit
finden muss, um in der Hauptstadt über die Runden zu
kommen. Wie die anderen jungen Frauen, die mit ihr
nach Paris gekommen sind, wird sie Au-pair-Mädchen.
Eva kommt in eine bekannte katholische Familie der
Pariser Bourgeoisie: die Familie Joly. Das Leben dort
ist ein großer Kontrast zu ihrem Leben in Norwegen,
das Eingewöhnen fällt ihr zu Beginn daher nicht leicht.
Dann unterliegt Eva, entgegen allen Erwartungen, dem
Charme des jüngsten Sohnes der Familie, Pascal, einem
Medizinstudenten. Bis über beide Ohren verliebt heiraten
die beiden im Juli 1967 in Norwegen nach protestantischem
Brauch. Evas Schwiegervater, der die Verbindung
immer missbilligt hat, da er in seiner Schwiegertochter
eine potenzielle Kommunistin » sieht, betrachtet
das als persönliche Beleidigung. Das geht so weit, dass
er eine seltsame Heiratsanzeige verschickt, die wie folgt
beginnt: « Ich bedauere, Ihnen die Eheschließung meines
Sohnes mitteilen zu müssen ... » Eva – die mit der
Heirat die französische Staatsangehörigkeit erhält – und
Pascal schenken dem jedoch keine Beachtung. Im Bewusstsein,
allein zurechtkommen zu müssen, stürzen sie
sich gemeinsam in ihr neues Leben.
Mit 23 Jahren beschließt Eva, Jura zu studieren, da
sie der Ansicht ist, « dass ihr dies hilft, die französische
Gesellschaft zu verstehen ». Um das Studium zu finanzieren,
nimmt sie einen Job als Sekretärin beim Plattenproduzenten
Eddy Barclay an, sieht dort Stars des Showbusiness
ein- und ausgehen. Als sie im Unternehmen
allerdings eine Section syndicale, eine Gewerkschaftsgruppe,
gründet, wird dies nicht so gut aufgenommen.
Im Laufe der Zeit stabilisiert sich das Leben des jungen
Paares: 1973 beendet Pascal sein Medizinstudium und
lässt sich als Arzt nieder. Eva findet eine Anstellung als
juristische Beraterin in einer psychiatrischen Klinik.
Acht Jahre arbeitet sie dort, bis sie eines Tages, im Januar
1981, am Bahnsteig der Pariser RER ein Plakat sieht,
das ihr Leben ändern soll: « Werden Sie Richter, das ist
ein dynamischer Beruf! » Sofort bewirbt Eva sich und
absolviert das Auswahlverfahren. Von 1000 Kandidaten
werden 100 genommen, sie ist die dreißigste. Damit
beginnt nicht nur eine neue Laufbahn, sondern gleichzeitig
eine Wende in ihrem Leben.
Die junge Frau absolviert ein Studium an der École
nationale de la Magistrature, das sie glänzend abschließt.
Sie wird Untersuchungsrichterin. Sehr schnell fällt Eva
64 · Frankreich erleben · Frühling 2025
EVA
Ein Leben für die Wahrheit:
die unzähligen Kämpfe der
JOLY
durch ihr Engagement und ihre Entschlossenheit auf,
mit der sie die Korruption bekämpft. Vor allem in den
1990er-Jahren, als sie die Untersuchungen in der Affäre
um den Mineralölkonzern ELF einleitet und damit einen
der aufsehenerregendsten Skandale der letzten 50 Jahre
in Frankreich auslöst. Es geht dabei um Korruption und
die Veruntreuung von Geldern, in die ein ausgedehntes
Netzwerk bestehend aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft
und Politik verwickelt ist. Die Affäre löst in Frankreich
ein regelrechtes Erdbeben aus. Eva steht im Rampenlicht,
ist das Ziel von Angriffen und steht mehr als sechs Jahre
lang mit ihrer Familie unter Polizeischutz. Es ist eine
longue nuit d’hiver dehors, also « eine lange Winternacht
im Freien », die für die Familie tragische Folgen hat, denn
im Februar 2001 nimmt sich ihr Mann das Leben.
Mit dem Bedürfnis nach Ruhe kehrt Eva Joly 2002
nach Norwegen zurück. Dort erstellt sie zunächst im
Auftrag des Justizministeriums eine Bestandsaufnahme
der Situation in Sachen
Korruption in Norwegen
und schlägt Maßnahmen
vor, um diese zu bekämpfen.
Im Anschluss erhält
sie vom Auswärtigen
Amt dieselbe Aufgabe,
nur diesmal auf internationaler
Ebene, vor allem
in Afrika. 2009 wird sie
dann von der isländischen
Regierung gebeten, bei der
Aufklärung eines möglichen
Falls von Finanzkriminalität zu helfen, der zum
wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes beigetragen
haben soll. Der Bericht, den sie im Januar 2010 abliefert,
wird als enorme Unterstützung angesehen.
2006 erhält Eva Joly eine Einladung zur Jahrestagung
der europäischen Grünen in Rom. 2008 schlägt Daniel
Cohn-Bendit ihr vor, sich seiner Liste der Grünen in der
Île-de-France für die Wahl des Europaparlaments anzuschließen.
Sie nimmt an. Am 7. Juni 2009 wird sie zur
Europaabgeordneten gewählt und ist bis 2014 Vorsitzende
des Ausschusses für Entwicklung. 2012 kandidiert Eva
für die französischen Grünen, Europe Écologie Les Verts
(EELV), für das Amt des französischen Staatspräsidenten.
Trotz einer harten Wahlkampagne, in der sie sich voll
engagiert, erhält sie beim ersten Wahlgang nur 2,31 %
der Stimmen. Wieder ist es eine « lange Winternacht im
Freien » ...
Nach dem Wahldebakel beschließt Eva Joly, sich als
Anwältin der Kanzlei ihrer Tochter anzuschließen. Gemeinsam
setzen sich die beiden unter anderem dafür ein,
die Straffreiheit internationaler Konzerne bei Steuerdelikten
abzuschaffen. Dabei sind sie in mehreren symbolträchtigen
Angelegenheiten sehr erfolgreich, beispielsweise
2022, als sie in Frankreich die Verurteilung des amerikanischen
Konzerns McDonald's zu einer Rekordstrafe
von 1,25 Milliarden Euro wegen Steuerhinterziehung
erreichen. Heute lebt Eva Joly in Paris und setzt ihren
Kampf als Anwältin nach wie vor mit derselben Energie
fort.
J’ai passé une nuit d’hiver dehors
Les Arènes, 2024, 290 Seiten, 21 €, ISBN 979-1037509680
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 65
FRANKREICH HEUTE Interview
Guten Tag, Eva Joly. Das letzte Mal trafen wir uns 2009
(Anm. d. Red.: siehe unseren Artikel « Eva Joly – Eine Frau
will die Korruption besiegen » in Frankreich erleben Nr. 19).
Wir hatten Sie damals gefragt, was Frankreich für Sie versinnbildlicht
und Sie haben geantwortet: « Die Lebensfreude.
Es sind die kleinen Glücksmomente des Alltags, frisches Brot,
gute Lebensmittel, der Duft des Meeres in der Bretagne, Austern,
aber auch die Rauheit der Fischer. » Hat sich heute, 16
Jahre später, daran etwas geändert? Wie würden Sie diese
Frage jetzt beantworten?
(Lacht) Ich bin immer noch derselben Meinung! All
das verkörpert für mich Frankreich, das Land, das ich so
liebe. Für mich ist klar: Von allen Ländern, die ich kenne,
scheint mir hier das Leben am angenehmsten. Wissen
Sie, als ich im Dezember letzten Jahres in den Vereinigten
Staaten war, wurde mir der Kontrast, vor allem, was das
Essen angeht, ausgesprochen bewusst: Dort gibt es zwar
von allem viel, aber selten so raffiniert und in derselben
Qualität wie in Frankreich. Dieses Land verkörpert für
mich wirklich eine Vielzahl kleiner und großer Freuden.
Und sagt man nicht in Deutschland: « Leben wie Gott in
Frankreich »? Allerdings kamen im Laufe der Zeit noch
andere, tiefgründigere Aspekte hinzu. Zum Beispiel die
Fähigkeit der Franzosen zu diskutieren und ihre Leidenschaft
für Politik. Im Laufe der Zeit wurde mir bewusst,
wie sehr Politik im Hexagon zum täglichen Leben gehört.
Sehen Sie sich doch um: Immer und überall wird über
Politik gesprochen! Im Freundeskreis ist es nahezu ein
Nationalsport, der bei gemeinsamen Mahlzeiten für Unterhaltung
sorgt. Und nicht selten sitzen Sie in einem Taxi
und der Chauffeur beginnt eine politische Diskussion mit
Ihnen ...
Mit dieser Vorliebe der Franzosen waren Sie vor allem bei
Ihrer Wahl zur Europaabgeordneten 2009 und bei Ihrer Kandidatur
für das Präsidentenamt 2012 konfrontiert ...
Ja, bei diesen beiden
Gelegenheiten
wurde mir das ganz
besonders bewusst.
Namentlich beim
Präsidentschaftswahlkampf
war ich viel in
Frankreich unterwegs
und überrascht davon,
wie wichtig Politik
in der französischen
Gesellschaft ist. Alles
wird diskutiert und
analysiert. Manchmal
ist das heftig, macht
alles kompliziert,
denn die Meinungen
gehen oft sehr weit
auseinander, jeder vertritt
seine Ansichten
leidenschaftlich. Das kann einschüchtern, umso mehr,
wenn man eine Frau ist und, wie ich, einen Akzent hat.
Doch trotz all dieser Schwierigkeiten hat mich das immer
fasziniert.
Glauben Sie, dass Ihr norwegischer Akzent im Präsidentschaftswahlkampf
ein Handicap war, obwohl Sie perfekt
Französisch sprechen?
Ich bin davon überzeugt. Ebenso wie meine ausländischen
Wurzeln, die dieser Akzent verrät. Mit Sicherheit
habe ich diese Wirkung unterschätzt. Man muss wissen,
dass ich mich vollkommen als Französin fühle. Und
schließlich gibt es Millionen Menschen in Frankreich,
die einen Akzent haben und dem Land dienen. Gerade
diese Diversität trägt zum Reichtum des Landes bei. Und
doch hat ein Teil der öffentlichen Meinung diesen Aspekt
gegen mich verwendet. Da man nichts anderes fand,
was man mir vorwerfen konnte, stürzte man sich auf die
Tatsache, dass ich nicht hier geboren bin, obwohl ich die
französische Staatsangehörigkeit habe. Das ist traurig,
aber wahr. Für einen Teil der Bevölkerung, vor allem für
Nationalisten, ist das ein Problem. Eine Frau, Ausländerin
und in den Sechzigern zu sein, das waren offensichtlich in
ihren Augen zu viele Hindernisse.
In Ihren Memoiren schreiben Sie, dass Sie in Frankreich einen
« seltsamen Werdegang » hatten. Warum?
Ich glaube, mit 20 Jahren ohne besonderes Rüstzeug in
ein fremdes Land zu kommen und Richterin zu werden,
das ist etwas, was anderswo nur relativ selten möglich ist.
Meiner Ansicht nach liegt das an einem für Frankreich
typischen Merkmal, das ich enorm schätze: die Fähigkeit,
die Kompetenz des Einzelnen zu würdigen. Es ist egal, ob
Sie Friseur, Kellner oder Jurist sind; wenn Sie kompetent
sind, hat man einen Platz für Sie. Darüber hinaus habe
ich eine echte « französische Ausnahme » entdeckt: In
Norwegen gibt es zum Beispiel keine so renommierten
Einrichtungen wie die École Nationale d’Administration
(ENA), die Nationale Hochschule für Verwaltung, oder
die École Nationale de la Magistrature (ENM), die Nationale
Richterschule, in denen man « Elite-Ausbildungsgänge
» absolvieren kann. Mir boten diese Institutionen eine
einzigartige Chance. Auch wenn ich nach der Zulassung
an der ENM hart arbeiten musste, um das Diplom zu erhalten
und Magistrate zu werden. Es ist der Werdegang
einer jungen Norwegerin, die in Frankreich eine Chance
bekam. Durch die Tatsache, dass die Aufnahmeprüfungen
allen offenstehen und anonym ablaufen, herrscht
absolute Chancengleichheit. Umgekehrt könnte ein Franzose
in Norwegen vermutlich niemals Richter werden, das
ist mir bewusst.
Und doch war es selbst mit einer hochrangigen Ausbildung für
Sie nicht einfach, sich vollkommen akzeptiert zu fühlen, auch
unter Berufskollegen. Sie erzählen in Ihren Memoiren unter
anderem von einem nahezu surrealistischen Empfang, den Ih-
66 · Frankreich erleben · Frühling 2025
nen der Staatsanwalt von Orléans im Dezember 1981 bereitete,
als Sie dort Ihre erste Stelle antraten. Sie schreiben, dieser sei
aufgestanden und hätte Ihnen ins Gesicht geschleudert: « Eva
Farseth? Sie kommen aus den Überseegebieten, nicht wahr?
Sie sind also hierhergekommen, um nicht zu arbeiten ... » Aus
Ihrem Namen hat er geschlossen, Sie würden von den Antillen
oder La Réunion stammen. Als Sie ihm dann verdutzt
die Hand reichten und « Guten Tag, Monsieur » sagten, sei er
einen Schritt zurückgewichen und habe geantwortet: « Madame,
wir haben noch keine Schweine zusammen gehütet. Ich
bitte Sie, mich in der Zeit, in der wir zusammenarbeiten, was
hoffentlich nicht lange sein wird, ‹ Monsieur le Procureur › zu
nennen. » Welch eisiger und taktloser Empfang!
Es ist richtig, damals war eine Anrede wie Madame la
Présidente oder Monsieur le Procureur für mich noch unnatürlich.
Doch mit der Zeit lernte ich die Verhaltensregeln:
stillschweigende Vereinbarungen, kleine Rituale und sogar
die reservierten Parkplätze. All das ist in Frankreich
wichtig. Manchmal zu wichtig. Die Gleichheit und der
einfache Umgang, den ich aus Norwegen kenne, kommen
mir in solchen Fällen immer noch sehr weit weg vor.
Glücklicherweise wurde mir damals schnell klar, dass dieser
unangenehme Empfang nicht die gesamte juristische
Institution widerspiegelte, sondern mit einem spezifischen
Mann verbunden war. Ein Mann, der offensichtlich weder
Frauen noch Ausländer schätzte. Glücklicherweise haben
mir Kollegen dann ein anderes, viel offeneres und wohlwollenderes
Bild dieser Gerichtsbarkeit vermittelt.
Vor Ihnen hatte es kein anderer französischer Richter gewagt,
so offen große Namen aus Industrie und Politik anzugreifen,
wie Sie es im Kampf gegen Korruption und für Steuergerechtigkeit
im Rahmen der Affäre um den Konzern ELF getan
haben. Damals karikierte man sie oft als « die Norwegerin, die
überall Moral einführen will » ...
Ich erinnere mich noch gut daran. Man beschrieb
mich oft als eine Art junges Au-pair, das wie von Zauberhand
Richterin wurde. Eine Frau, die zwangsläufig
rachsüchtig war, der es eine persönliche Freude bereitete,
Vermögende, politische Entscheider und einflussreiche
Unternehmensleiter zu Fall zu bringen. Angesichts des
Medienrummels mussten mein kleines Team und ich uns
im wahrsten Sinne des Wortes einen Schutzpanzer zulegen.
Doch nach und nach verstand man unsere Arbeit, sie
wurde anerkannt. Die Praktiken, die wir anprangerten,
wurden schließlich verurteilt, die Entscheidungen von
den höchsten juristischen Instanzen bestätigt. Wir sahen
uns darin bestätigt, unseren Überzeugungen treu zu bleiben
und auf diese Weise mit unseren Mitteln dazu beizutragen,
bestimmte Vorgehensweisen ethischer zu machen.
Ist Ihnen bewusst, dass Sie einen großen Anteil daran haben,
dass sich in Frankreich bestimmte Dinge bewegt haben?
Rückblickend glaube ich schon, dass unser kühnes
Vorgehen damals in der Tat dazu beigetragen hat, dass
sich die Mentalität verändert hat. Wir haben die bestehende
Korruption und absolut illegale steuerliche Praktiken
ans Tageslicht gebracht. Das war auch notwendig.
Gleichzeitig hat das besonders auf europäischer Ebene
den Weg für weitergehende Überlegungen geebnet: unter
anderem über Steuerparadiese, die man bis dato ignoriert
hatte. Die Arbeit hat es möglich gemacht, den Kampf gegen
Korruption weit über die Grenzen Frankreichs hinaus
zu überdenken. Es entstand eine Politik der Kooperation
in juristischen Fragen auf internationaler Ebene. Und
selbst wenn dieses Thema heute nach wie vor aktuell ist,
haben wir geholfen, einen Stein ins Rollen zu bringen.
Das ist ein Fortschritt, auf den wir, so glaube ich, stolz
sein können.
Mittlerweile kämpfen Sie von Paris aus für Transparenz, Gerechtigkeit
für Opfer, und Sie verteidigen ihre Rechte, inzwischen
aber als Anwältin in der Kanzlei Ihrer Tochter ...
Genau. Nebenbei gesagt haben wir gerade eine spannende
Aufgabe in Norwegen beendet, die mit dem tragischen
Unfall in Verbindung stand, der sich 1980 auf einer
Erdöl-Bohrplattform in der Nordsee ereignete. Unter der
Ägide der Universität Stavanger haben wir die zahlreichen
Lücken der ursprünglichen Untersuchung aufgezeigt und
für eine gerechte Entschädigung der Opfer plädiert. Dieser
juristische Kampf gegen den norwegischen Staat soll
erreichen, dass die erlittenen Schäden offiziell anerkannt
werden. Wir hoffen, dass eine gütliche Einigung gefunden
wird und diese Ungerechtigkeiten somit ausgemerzt
werden. Sie sehen, der Kampf um Gerechtigkeit endet
niemals!
Was macht Sie heute in Frankreich glücklich?
Für mich gibt es keinen lebenswerteren Ort. Glück
ist für mich, an einem sonnigen Sonntagmorgen auf dem
kleinen Platz in der Nähe meiner Wohnung in einem
Café zu sitzen, eine Tasse Kaffee und ein Croissant zu
bestellen und Zeitung zu lesen. Diese einzigartige Atmosphäre,
die Art, wie man es in Frankreich versteht, das
Leben im Freien zu genießen, den Moment auszukosten,
das ist unerreichbar. Auch die Kulturmöglichkeiten sind
unbegrenzt: Allein im Umkreis meiner Wohnung gibt es
viele Buchhandlungen und rund vierzig Kinosäle. Und ich
komme nochmals auf meine Überzeugung zurück, dass
Frankreich ein Land ist, das alle Möglichkeiten bietet: Ob
Sie Ingenieur oder Richter werden wollen, es gibt immer
einen Weg. Man muss sich bemühen, Auswahlverfahren
bestehen, ausgezeichnet sein, aber es ist machbar. Das ist
eine seltene Chance, und der Gedanke daran macht mich
glücklich!
Eva Joly, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 67
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft
Flurbereinigung
Wenn der Comic eine vergrabene
Geschichte ausgräbt
Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete
staatliche Politik der Flurbereinigung hatte
das Ziel, den größten Teil der landwirtschaftlichen
Flächen in Frankreich von
Grund auf neu zu ordnen. Obwohl sie die
gravierendsten Auswirkungen nach sich zog,
die Frankreich je gekannt hat, wurde erstaunlicherweise
nur sehr wenig darüber
publiziert. Mit der Flurbereinigung sollte der
Intensivierung der Landwirtschaft Vorschub
geleistet und Frankreich zu einer weltweit
führenden Agrarmacht gemacht werden.
Die Politik wurde autoritär umgesetzt, hat
Dörfer zersplittert und das Landschaftsbild
stark gezeichnet. In ländlichen Gebieten
sind die Spuren dieser Umwälzung noch
heute sichtbar. Nach ihren fesselnden Untersuchungen
über Grünalgen, die 2019 im
Comic Algues Vertes veröffentlicht wurden,
beschäftigten sich die Journalistin Inès
Léraud und der Zeichner Pierre Van Hove
nun mit diesem Thema. Ihr neues Album
Champs de Bataille ist das spannende Ergebnis
dieser Recherchen.
Regelmäßige Leser wissen nur zu gut, dass wir in unserem
Magazin schon oft darauf hingewiesen haben,
dass sich der Comic im letzten Jahrzehnt sehr verändert
hat und inzwischen einen wichtigen Platz in der
französischen Verlagswelt einnimmt. Schon lange beschränkt
er sich nicht mehr auf Kinder- und Jugendliteratur,
wie das früher der Fall war, sondern spricht nun erwachsene
Leser an, indem er aktuelle Themen auf neuartige Weise
verarbeitet. Oft sind es Themen, die von den klassischen
Medien nur gestreift oder auf die Schnelle abgehandelt
werden. In diesem Zusammenhang stellten wir Ihnen in
unserer Serie Der Comic: ein eigenständiges Medium in
Frankreich bereits eindrucksvolle Werke wie Cent mille ans:
Bure ou le scandale enfoui des déchets nucléaires (La Revue
Dessinée/Seuil, 2021, Frankreich erleben Nr. 78) vor, in dem es
um die Recherchen über ein geplantes Endlager für radioaktive
Abfälle in Bure (Meuse) geht. Oder den Comic Idiss
(Rue de Sèvres, 2021, Frankreich erleben Nr. 79), ein berührendes
Album über die Lebensgeschichte der Großmutter
von Robert Badinter, einer jüdischen Frau, die aufgrund der
Judenverfolgung von Osteuropa nach Frankreich floh, wo
sie sich ein neues Leben aufbaute. Die Anzahl der « Comics
für Erwachsene » steigt weiterhin unaufhörlich an, wobei
das Spektrum alle Themen umfasst, die die französische
Gesellschaft heute beschäftigen.
Viele dieser Alben basieren auf monatelangen Recherchen
eines Journalisten, dessen Ergebnisse dann von einem
Zeichner in Bildtafeln umgesetzt werden. Besonders beeindruckt
hatte die Menschen im Hexagon auch der 2019
bei Delcourt erschienene Comic Algues Vertes, l’histoire
interdite, den wir Ihnen ebenfalls vorstellten (Frankreich
erleben Nr. 72). Die Journalistin Inès Léraud und der
Zeichner Pierre Van Hove prangerten darin auf brillante
68 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Campagne de Pontivy, 1952.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt der französische
Staat nahezu im ganzen Land die landwirtschaftlichen
Flächen neu ordnen, damit die Felder besser erreichbar
sind und sich einfacher mit Maschinen bestellen lassen.
Das ist die Flurbereinigung.
Kleine Parzellen werden zu größeren Flächen zusammengelegt.
In Regionen mit den typischen Bocages
löschen Bulldozer die Hecken und Böschungen aus.
Auf diese Weise sollen die Bauern mehr produzieren und
Frankreich eine weltweit führende Agrarmacht werden.
5
Die Auszüge aus dem Comic wurden mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 69
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft
Art die Gefahren für Gesundheit und Umwelt an, die
von der Ausbreitung der Grünalgen an der bretonischen
Küste ausgehen. Darüber hinaus beschäftigten sie sich
mit der Frage, welche Verantwortung Industrie und Politik
an diesem Skandal tragen. Die grafische Umsetzung
ihrer Untersuchungen führte nicht nur zu einer breiten
Sensibilisierung der Öffentlichkeit, sondern hatte auch
entscheidenden Anteil daran, dass dieses Problem ins kollektive
Bewusstsein der Franzosen gerückt
wurde. Außerdem löste der Comic eine
intensive Präsenz dieses Themas in den
Medien aus, die 2023 im Film Algues Vertes
des Regisseurs Pierre Jolivet gipfelte. Der
Kinofilm basierte direkt auf den Nachforschungen
und dem Comic. Die Tatsache,
dass dadurch ein noch breiteres Publikum
angesprochen wurde, hat die Wirkung der
Veröffentlichung noch gesteigert.
Heute präsentieren Inès Léraud und
Pierre Van Hove erneut einen umfassend
dokumentierten Comic über ein unerwartetes
Thema. Es geht dabei um eine
weitgehend unbekannte Politik, die der französische Staat
nach dem Zweiten Weltkrieg autoritär und im Eiltempo
umsetzte und die drastische Folgen hatte: die Flurbereinigung,
mit der man die Intensivierung der Landwirtschaft
vorantreiben wollte. Während sich bislang
weder Forschungszentren
noch Medien intensiver
mit der damaligen Politik
auseinandergesetzt haben,
ist sie nun das Thema der
Doktorarbeit von Léandre
Mandard, Doktorand am
Centre d’histoire de Sciences-
Po Paris. Inès Léraud und
Pierre Van Hove bezogen
Léandre Mandard nicht nur
als « historischen Berater »
in das Projekt mit ein, sondern
stellten ihn als zentrale
Figur in den Mittelpunkt
der Handlung, ebenso wie
zahlreiche andere Personen,
die die Flurbereinigung
miterlebt haben und über
deren Folgen berichten.
Eine findige und originelle
Art, wissenschaftliche Fakten
und Erzählung zu mischen.
Der erste Punkt, der beim Lesen des Albums ins Auge
springt, sind die gravierenden Konsequenzen, die diese
staatliche Politik hatte, mit der die Nachkriegsregierungen
die französische Landwirtschaft radikal umkrempeln
Auch nach so vielen Jahren bin
ich immer noch genauso bewegt.
wollten. Besonders an der Bretagne wollte man ein Exempel
statuieren. Diese Region war für ihre vielen kleinen
Landwirtschaftsbetriebe mit unzähligen, oft winzigen,
von Hecken umgebenen Parzellen bekannt. Obwohl die
Flurbereinigung das ganze Land betraf, richtete der Staat
sein Augenmerk auf diese Gegend, da sie ihm als Karikatur
dessen erschien, was tunlichst zu vermeiden war. Nach
amerikanischem Vorbild – das Album erinnert im Übrigen
daran, dass die Vereinigten
Staaten als Gegenleistung für
die im Marshallplan zugesagten
Hilfen von Frankreich die Abnahme
von Dünger und Traktoren
zu guten Preisen erwarteten
– sollten die Betriebe jetzt so
groß wie möglich sein, Pferde
durch Traktoren ersetzt und die
Landwirtschaft intensiviert werden.
In den Augen der Politiker
war dies die einzige Möglichkeit,
die Menschen in Frankreich zu
ernähren und aus dem Land eine
starke Agrarmacht zu machen.
Inès Léraud und Pierre Van Hove beschäftigten sich
spezifisch mit dem Fall der Gemeinde Fégréac (Loire-Atlantique)
an der Grenze zum Morbihan. 1946 läutete die
Ankündigung einer öffentlichen Untersuchung den Beginn
der Flurbereinigung
der dortigen
landwirtschaftlichen
Vor allem die Obstplantagen
waren
problematisch.!
Auf dem Land hatte jeder
seine eigenen Apfelbäume
für die Cidre-Produktion
oder für Tafelobst.
Flächen ein. Die
meisten Bewohner,
so die Autoren,
schienen sich für das
Vorgehen zunächst
nicht zu interessieren,
denn zum einen
verstanden sie die
Pläne nicht und zum
anderen konnten sie
die Konsequenzen
nicht erfassen. Zumal
der Staat ihnen
durch die Flurbereinigung
eine goldene
Zukunft versprach:
größere und rentablere
Betriebe, höhere
Einkommen. Doch
zunächst mussten die Menschen zusehen, wie Bulldozer
Hecken und die berühmten Apfelbäume für die Cidreproduktion
ausrissen. Natürlich ohne Gegenleistung, sieht
man einmal von dem Versprechen ab, durch eine intensive
Bewirtschaftung den Ertrag steigern zu können. All
das widersprach dem gesunden Menschenverstand der
70 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Mai 1953.
Da sind sie und
setzen Pfosten!
Lasst uns alle
ausreißen.
Schaut her! Da ist er,
der Herr Ingenieur!
Betrüger!
Dreckskerle!
Schweinehunde!
Dreckskerle!
Aufkäufer!
Champs de bataille, L´histoire enfouie du remembrement, von I.Léraud und P. Van Hove (c) Éditions Delcourt, 2024
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft
Bauern in Fégréac, sodass sich in
der kleinen Gemeinde erbitterter
Widerstand gegen die Flurbereinigung
regte. Am 8. September
1954 versammelten sich rund 500
Einwohner vor dem Rathaus, um
die fehlende Transparenz bei der
Umsetzung des Flurbereinigungsplans
anzuprangern. Der Staat
antwortete darauf mit der Entsendung
von Ordnungskräften wie
die Compagnies Républicaines de
Sécurité (CRS) und die Gendarmerie.
Wie man im Comic erfährt,
war die Gendarmerie bis März
1956 in der Gemeinde stationiert,
was zeigt, dass Fégréac ein Musterbeispiel
für den Widerstand gegenüber
der Flurbereinigung war.
Sogar die Nationalversammlung
in Paris befasste sich mit dieser
Situation, wobei der damalige
Innenminister, ein gewisser François
Mitterrand, den Einsatz der
öffentlichen Gewalt rechtfertigte.
Über das konkrete Beispiel von
Fégréac hinaus wird beim Lesen
deutlich, wie ausgeprägt die Spuren
sind, die die Flurbereinigung
im kollektiven Gedächtnis der
Franzosen hinterlassen hat – und
das nicht nur im Westen des Landes.
Das massive Verschwinden
der typischen Bocages mit ihren
Wallhecken, die so charakteristisch
für den ländlichen Raum
waren, hat dem Landschaftsbild
sichtbare Narben zugefügt. Doch
Inès Léraud und Pierre Van Hove
gehen über die reine Feststellung
der Ereignisse und ihrer Auswirkungen
hinaus. Sie untersuchen
die Gründe, die zu dieser Politik
geführt haben, die nicht zuletzt
eine Folge der ab Anfang des 20.
Jahrhunderts in den USA entstandenen
großen Landwirtschaftsbetriebe
war, da diese eine Konkurrenz
für den europäischen Markt
bedeuteten. Man erfährt zudem,
dass die Bombardierungen während
der beiden Weltkriege und
die damit verbundene Zerstörung
von Bäumen und Hecken quasi
Mit den neuen Maschinen brauchen
die Bauern weniger Arbeitskräfte, um
größere Flächen zu bestellen.
Hunderttausende landwirtschaftliche
Betriebe
verschwinden.
Von 1946 bis 1962 sinkt die
Zahl der Bauern und landwirtschaftlichen
Arbeitnehmer
von 7 auf 3,8 Millionen.
Ab 1955 fallen in den ländlichen
Gebieten Frankreichs pro Jahr
fast 130 000 Stellen weg.
Champs de Bataille
Das ist der größte
« Sozialplan » den es in
Frankreich je gab.
ein « unfreiwilliges Versuchslabor » für eine Flurbereinigung im großen Stil waren.
Doch es geht auch darum, dass große Landwirtschaftsverbände sowie die Maschinenbau-
und Erdölbranche schon früh Einfluss nahmen und einen Motor für
die intensive Landwirtschaft darstellten, die das ländliche Frankreich umgestalten
sollte. Dennoch ist das Werk weit von einer simplen Anklage entfernt, sondern es
setzt sich darüber hinaus sachlich mit dem Thema auseinander, indem es moderne
Initiativen ins Rampenlicht rückt, die eine nachhaltige Landwirtschaft und den respektvollen
Umgang mit der Umwelt fördern. Ein beispielloses Album, das erneut
sehr lehrreich und nützlich ist. Ein
Album, an das man sich noch lange
erinnern wird, vor allem, wenn man
durch Frankreich reist und die Landschaft
betrachtet, die ein stilles Zeugnis
von einer manchmal turbulenten
60
landwirtschaftlichen Vergangenheit
ablegt.
L’histoire enfouie du
remembrement, Inès Léraud
und Pierre Van Hove, La Revue
dessinée/Delcourt, 2024,
192 Seiten, 23,75 €,
ISBN 978-2413075134
72 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Was Flurbereinigung wirklich ist, kapiere ich zum
ersten Mal, als ich morgens über eine Wiese springe
und plötzlich vor einem Stacheldraht stehe.
Ich erinnere mich, wie ich bewegungslos und
still die Luft anhalte und eine Fläche betrachte,
die gerade zusammengelegt wurde.
Ich bin betroffen.
Da sind keine Bäume, keine Hecken
mehr. Nur mehrere Hektar leere
Fläche, umgeben von Stacheldraht.
Alles ist eben und leer.
Mit gerade einmal 10 Jahren
empfinde ich das als Desaster,
als Naturkatastrophe.
Wie erschreckende Berge
liegen Bäume und Wurzeln
auf einem Haufen.
Ein Haufen Skelette.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 73
FRANKREICH HEUTE Kultur
Elektronische Musik trifft
Michaël
Canitrot
Sein Name sagt Ihnen vermutlich nicht viel, aber vielleicht
haben Sie sein Gesicht schon einmal bei einem seiner
grandiosen Spektakel gesehen, womöglich beim
Festakt zur Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris.
Michaël Canitrot, der manchmal mit Jean-Michel Jarre,
Bob Sinclar oder David Guetta verglichen wird, ist ein
Virtuose der elektronischen Musik und ein Magier des
Lichts. Mit seinem Konzept Monumental Tour verwandelt
er Kulturerbe auf innovative Art in eine lebendige,
vibrierende Bühne. 2025 wird er erneut
durch Frankreich reisen und sein Publikum
mit einer Performance verzaubern, in der
Geschichte und Modernität auf ganz neue
Art miteinander verflochten sind. Begegnung
mit einem der derzeit gefragtesten
Nachwuchstalente Frankreichs.
74 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Kulturerbe: ein unerwarteter Dialog
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 75
FRANKREICH HEUTE Kultur
Guten Tag, Michaël Canitrot. Am 7. Dezember 2024 waren
Kameras aus der ganzen Welt auf Sie gerichtet, als Sie allein
vor Ihrem Mischpult standen, um den Festakt anlässlich der
Wiedereröffnung von Notre-Dame abzuschließen. Dabei erweckten
Sie die Fassade der Kathedrale zum Leben, sie wurde
zum Objekt, das sich im Rhythmus Ihres Sounds bewegte. Dieser
Moment, so ist zu vermuten, muss Sie besonders berührt
haben ...
Ja, es war ein sehr emotionaler Augenblick. Alle meine
Anstrengungen im Rahmen des Projektes der Monumental
Tour zielen darauf ab, Kulturerbe in Szene zu setzen,
die Menschen zu sensibilisieren und elektronische Musik
populärer zu machen. Zwangsläufig stellte dieses Ereignis
den symbolischen Höhepunkt dar. Der Abschluss der
umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die Wiedereröffnung
einer der symbolträchtigsten Kathedralen der Welt
und dazu eine Musik, die man in diesem Zusammenhang
nicht zwangsläufig erwartet: Das war wirklich eine ungewöhnliche
Mischung! Für mich war es eine unglaublich
große Ehre, bei diesem Anlass auftreten zu dürfen.
Das Projekt blieb bis zur letzten Minute geheim. Seit wann
arbeiteten Sie daran?
Die Gespräche begannen im Frühjahr, genauer gesagt
im Mai, als Vertreter der Pariser Diözese anlässlich
einer meiner Shows vor der Kathedrale in Laon (Aisne)
auf mich zukamen. Nach einer Unterbrechung im Sommer
durch die Olympischen Spiele in Paris wurden die
Diskussionen im September wieder aufgenommen. Dann
ging es Schlag auf Schlag. Gestartet und umgesetzt wurde
das Projekt in nur einem Monat, das war eine echte Herausforderung.
Nur zum Vergleich: Normalerweise habe
ich für meine Auftritte eine Vorbereitungszeit von sechs
bis zwölf Monaten.
Was waren nach der Vorstellung die berührendsten Rückmeldungen
für Sie vonseiten der Veranstalter und des Publikums?
In erster Linie natürlich, als sich die Vertreter der
Diözese am Ende der Performance bei mir bedankten.
Es war am Anfang nicht leicht gewesen, sie zu überzeugen,
denn auf den Organisatoren dieses Ereignisses lastete
ein enormer Druck. Ein religiöses Monument, eine
Wiedereröffnung, die weltweit übertragen wird, mit
elektronischer Musik zu verbinden, das war nicht gerade
naheliegend. Aber ich bin froh, dass es mir gelungen ist,
ihr Vertrauen zu gewinnen, sie mit ins Boot zu holen. Vor
allem aber, dass sie am Ende stolz darauf waren. Als ich
am Schluss von meiner Plattform herunterkam, haben
mich ihre Dankesbezeigungen tief berührt. Für mich ist
es eine Ehrensache, dass eine solche Performance immer
im Rahmen einer respektvollen Zusammenarbeit ablaufen
muss, zumal mir bewusst ist, dass die Begegnung
mit meinem Team und mir für die Organisatoren nicht
gerade etwas Alltägliches war. Und dann gab es da noch
Hunderttausende Nachrichten des Publikums in den sozialen
Netzwerken. Ich nehme mir immer Zeit, so viele wie
möglich davon zu lesen, auch wenn ich natürlich niemals
alle lesen kann. Einige haben mich besonders berührt,
zum Beispiel diese: « Als angekündigt wurde, dass ein DJ
dabei sei, hatte ich Vorbehalte in Bezug auf die Kathedrale.
Aber es war wunderschön. Vielen Dank für diesen
vollkommenen Moment. » Genau das soll mein Projekt
symbolisieren: elektronische Musik demokratisieren, mit
Klischees brechen, die dieses Genre immer noch mit Raves
und Drogen verbinden, und zeigen, dass diese Musik
durchaus ihren Platz im Rahmen ausgesprochen symbolträchtiger
Anlässe hat.
Wie entstand bei Ihnen die Leidenschaft für Musik?
Das begann, als ich noch sehr jung war. Ich bin in
einer Familie aufgewachsen, in der Musik eine zentrale
Rolle spielte. Meine Eltern waren begeisterte Musikliebhaber,
und wir hatten ein eigenes Musikzimmer mit
76 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Plattenspielern und einem Schrank voller Schallplatten.
Ich konnte das ganze Wochenende dort verbringen und
Musik hören, während mein Vater – er war DJ – an seiner
Musikauswahl arbeitete. Der Musikgeschmack innerhalb
unserer Familie war sehr vielfältig: Mein Vater liebte Pop-
Rock, meine Mutter eher Soul, Disco und Funk. Bei mir
entstand sehr früh die Lust, meine musikalischen Vorlieben
mit anderen zu teilen. Schon mit 9 oder 10 Jahren,
also sehr früh, begann meine « Karriere » als DJ. Bei jedem
Geburtstag oder jeder Fete riss ich mich damals darum,
Musik auflegen zu dürfen. Natürlich mit einfachsten
Mitteln: Ich nutzte zwei Stereoanlagen, machte am Ende
eines Stückes die eine allmählich leiser und die andere
gleichzeitig lauter, sodass sich ein Titel nahtlos an den
anderen anschloss …
Abgesehen von Ihrer Leidenschaft für Musik war es der
Wunsch, diese zu teilen, der hinter Ihrer Berufswahl stand?
Ganz genau. Mit 12 oder 13 Jahren begann ich damit,
am Konservatorium Schlagzeugunterricht zu nehmen und
mit Freunden eine Band zu gründen. Wir hatten einen
Hang zur Rockmusik, vor allem Gruppen wie Nirvana
waren unsere Vorbilder. Zwischen 14 und 18 Jahren organisierte
ich gemeinsam mit Freunden vom Collège und
Gymnasium eigene Veranstaltungen, bei denen wir selbst
auflegten, ein besonderes Ambiente kreierten und dafür
ein kleines Eintrittsgeld kassierten. Das waren sehr prägende
Erfahrungen.
Und dann wollten Sie sich als DJ am Mischpult versuchen ...
Ja. Ich klopfte bei einigen Clubs an, bluffte dabei ein
wenig. Man wollte wissen, welche Erfahrung ich in Diskotheken
hatte. Dabei hatte ich gar keine. Ich erinnere
mich an ein Wochenende, als ich im Telefonbuch des Departements
Seine-et-Marne, in der Nähe von Paris, nach
Clubs suchte. Bei einem Anruf meldete sich jemand und
sagte: « Alles klar, heute Abend! » Ich war minderjährig,
normalerweise hätte ich nicht einmal eingelassen werden
dürfen. Also bat ich meinen Vater, mich zu begleiten. Er
hat mich dort abgeliefert und auf dem Parkplatz auf mich
gewartet. Ich musste also ins kalte Wasser springen, trotz
Stress und fehlender Erfahrung den Musikmix machen.
Es war ein sehr intensives Erlebnis, fast brutal, das mir
gezeigt hat, dass das alles gar nicht so einfach ist. Mir
wurde klar, dass ich noch viel lernen musste, um dem gewachsen
zu sein. Das hat mich motiviert, immer besser zu
werden.
Es folgten Ihre ersten Erfahrungen in Pariser Diskotheken?
Genau, zu Beginn der 2000er-Jahre. Auch da habe
ich ein wenig geblufft, kühn das Bains Douches kontaktiert
– ein legendäres Lokal, das ich zwar als Clubber, aber
nicht als Künstler kannte – und angeboten, ein Event zu
organisieren. Sofort forderte man mich heraus und schlug
mir den 2. Januar vor. Also einen Tag nach Neujahr und
in diesem Fall noch dazu mitten unter der Woche, ein
Tag, an dem normalerweise niemand ausgeht! Ich habe
Vorherige Doppelseite und links: Michaël Canitrot am 7. Dezember 2024 während seines
Auftritts, der den Festakt zur Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris abschloss.
Oben: 2018 veranstaltete der Gründer der Monumental Tour ein Event in der Pariser Münzprägeanstalt Monnaie de Paris.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 77
FRANKREICH HEUTE Kultur
Diese Doppelseite: Monumental Tour im Jahr
2021 auf dem Mont-Saint-Michel.
Folgende Doppelseite: Monumental Tour im Jahr 2023 auf dem Platz
Stanislas in Nancy vor 20 000 Zuschauern; ein Teil des Teams.
die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Freunde angerufen
und mein Netzwerk mobilisiert. Allen Erwartungen zum
Trotz war der Abend ein Erfolg. Bei dieser Gelegenheit
traf ich Cathy und David Guetta, die mir die Organisation
anspruchsvoller Sets übertrugen, zunächst unter der
Woche und schließlich sogar – das Nonplusultra – am
Samstagabend. Bei diesen Gelegenheiten konnte ich auch
andere Künstler ans Mischpult einladen und schließlich
meine eigene Eventreihe kreieren: « So, Happy in Paris? »,
ein Konzept mit einer ausgefeilten visuellen Ästhetik,
Tänzerinnen, Tänzern und einer starken Identität. Dadurch
wurde ich bekannt und konnte dieses Universum in
alle Welt exportieren.
Sie erwähnen oft Kindheitserinnerungen in Verbindung mit
Kulturgütern. Welchen Einfluss haben diese Erfahrungen auf
Ihre Musikprojekte?
Wenn ich zurückdenke, dann hat diese Passion tatsächlich
ihren Ursprung in meiner Kindheit. Statt in den
Ferien mit uns am Strand zu liegen, besichtigten meine
Eltern mit uns Schlösser, Monumente und Museen.
Dieses Bedürfnis nach Kultur und geschichtsträchtigen
Stätten hat mich immer begeistert. Ich erinnere mich,
dass es im Sommer an solchen Orten manchmal Konzerte
gab, meist Klassikkonzerte. Dadurch reifte in mir
die Überzeugung, dass man bei der Kreation von Musik,
den künstlerischen Weg bis zum Ende gehen und einen
richtigen Rahmen für die Musik schaffen sollte – und je
außergewöhnlicher dieser Rahmen ist, desto besser.
Sie verspürten also das Bedürfnis, die Clubs zu verlassen?
Ja, das hat sich ganz automatisch ergeben: die Clubs
verlassen und ephemere Events kreieren. Ich habe beispielsweise
Veranstaltungen auf Péniches auf der Seine in
Paris organisiert. Die Ideen haben sich weiterentwickelt,
bis zur ersten großen Veranstaltung im Olympia im
Jahr 2013. Wir haben aus dieser Location, die seinerzeit
überhaupt nicht mit elektronischer Musik in Verbindung
gebracht wurde, eine riesige Tanzfläche gemacht. Damals
stieß eine Visual Crew zum Team, um Lightshows und
Videos zu konzipieren. Das gab der Performance eine ganz
neue Dimension. Einige Mitglieder dieses Teams arbeiten
im Übrigen immer noch bei der Monumental Tour mit mir
zusammen. Es gab noch weitere bedeutende Events, unter
anderem ein Set in der ersten Etage des Eiffelturms. Die
eigentliche Geburtsstunde der Monumental Tour aber war
2018 beim Fête de la Musique. Diese erste Ausgabe fand
im Herzen der Pariser Münzprägeanstalt Monnaie de
Paris statt: Ich habe selbst gemixt und wurde durch befreundete
DJs unterstützt. Es war ein riesiger Erfolg: 5000
Menschen kamen, und am Ende erhielten wir viele Komplimente
und wurden von allen Seiten ermutigt. Damals
sagte ich mir, wenn die Rückmeldungen derart positiv
sind, warum dann die Idee nicht weiterspinnen und eine
78 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Eventreihe daraus machen? Ein Jahr lang habe ich am
Konzept für die Monumental Tour gefeilt. Im September
2019 fand die erste offizielle Ausgabe im Palais Rohan zu
Füßen des Straßburger Münsters statt. Seitdem haben wir
rund zwanzig Events organisiert.
Bei der Monumental Tour führen Sie einen Dialog zwischen
elektronischer Musik und Kulturstätten. Von der Abbaye du
Mont-Saint-Michel über die Kathedrale Notre-Dame de
Laon, den Phare des Baleines auf der Île de Ré, die Schlösser
Vincennes, Pierrefonds und Chantilly und den Place Stanislas
in Nancy bis hin zum Palais-Royal und dem Eiffelturm
in Paris: Sie projizieren die schönsten Kulturgüter ins 21.
Jahrhundert. Sogar im Ausland waren Sie unterwegs: in der
Basilica del Pilar in Saragossa (Spanien), im Palazzo Ducale
in Genua (Italien) oder im Rathaus von Lissabon (Portugal).
Wie reagiert das Publikum an diesen symbolträchtigen Orten?
Das hängt von der Generation ab. Junge Menschen
sind sofort begeistert, haben keine Vorbehalte. Bei religiösen
Orten ist es vielleicht ein bisschen anders, aber bei
Kulturgütern ganz allgemein kann man sagen, dass mein
Publikum, das vorwiegend aus jungen Menschen besteht,
immer ein positiver Antrieb ist. Allerdings müssen wir jedes
Mal klarmachen, dass wir diese Orte nicht in eine riesige
Diskothek verwandeln wollen, sondern einen anderen
Blick aufzeigen, einen Dialog zwischen Epochen und
Kulturen herstellen. Diese Erklärung hilft dabei, Vorbehalte
auszuräumen. Genau das ist der Sinn, den wir mit
dem Projekt verfolgen: elektronische Musik demokratisieren
und beweisen, dass sie in der Lage ist, zu verbinden.
Abgesehen vom Publikum, wie sind Ihnen die Institutionen,
die für diese erstrangigen kulturhistorischen Monumente verantwortlich
sind und die in der Regel solche Veranstaltungen
nicht gewohnt sind, bisher begegnet?
Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Institutionen
und Partner in Frankreich uns sehr schnell vertraut
haben. Das Centre des Monuments Nationaux (CMN) hat
uns zum Beispiel die Schlüssel für die Abbaye du Mont-
Saint-Michel überlassen, obwohl wir zuvor erst vier oder
fünf Aufführungen hatten. Das ist absolut ungewöhnlich.
Im Großen und Ganzen waren alle sehr aufgeschlossen.
Wir wollen die Events zudem mit einer solidarischen
Geste verknüpfen. Mich faszinieren und inspirieren diese
Orte. Also ist es wichtig, ihnen etwas zurückzugeben – in
finanzieller oder symbolischer Form – damit zukünftige
Generationen nach wie vor von ihnen profitieren können.
Bei unserer Veranstaltung in der Kathedrale Notre-Dame
de Laon, haben wir 30 000 Euro für die Restaurierung
der großen Orgel gesammelt. Das ist ein konkreter Beitrag
zum Erhalt dieses wertvollen Kulturguts. Bei Notre-
Dame de Paris ist der Beitrag eher philosophischer Natur.
Die Wiedereröffnung mit elektronischer Musik und einer
zeitgenössischen Performance abzuschließen zeigt, dass
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 79
FRANKREICH HEUTE Kultur
solche Monumente leben, dass sie nach wie vor eine Inspirationsquelle
sind. Das soll gleichzeitig eine Botschaft an
die nächsten Generationen sein: Macht euch mit diesen
Orten vertraut, lasst euch von ihnen inspirieren, schützt
sie.
Wir haben schon öfter festgestellt – unter anderem im Rahmen
eines Interviews mit dem französischen « Monsieur Patrimoine
» Stéphane Bern –, dass Frankreich, einerseits in Bezug auf
sein Kulturerbe oft als konservativ angesehen wird, sich andererseits
aber sehr innovativ und aufgeschlossen zeigt, wenn es
darum geht, dieses zu schützen und aufzuwerten. Sie sind ein
offenkundiger Beweis dafür ...
Den Dialog zwischen unseren Wurzeln und der
Modernität gibt es schon lange in Frankreich. Denken
Sie daran, dass bereits Viollet-le-Duc die Aufgabe übertragen
bekam, eine moderne Vision historischer Orte zu
entwickeln. Auch die Louvre-Pyramide verkörpert die
Begegnung zwischen verschiedenen Epochen. Der Dialog
wird heute nach wie vor von engagierten Akteuren wie
Stéphane Bern fortgesetzt, der im Übrigen auch mein
Projekt unterstützt hat. Das Institut de France hat mir
sogar einen Preis der Fondation pour l'Histoire et le Patrimoine
von Stéphane Bern verliehen. Das verdeutlicht die
Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren.
Wir gehen in dieselbe Richtung, schaffen Verbindungen
zwischen Generationen und Epochen. Hinter all dem
steht der gemeinsame Wunsch, unser Erbe zu teilen und
weiterzugeben. Dieser Austausch zwischen Tradition und
Innovation ist meiner Ansicht nach tief in unserer Kultur
verankert.
Welche neuen Projekte haben Sie für die Monumental Tour im
Auge?
Ich versuche vor allem, verschiedenartige Monumente,
Industriestandorte und Zeitalter der Geschichte in meine
Überlegungen einzubeziehen. Der Wunsch nach Diversität
diktiert meine Entscheidungen. Ich würde auch gerne
in Deutschland auftreten. In diesem Zusammenhang
kommt mir neben dem Kölner Dom sofort Berlin in den
Sinn, denn die Stadt ist eine Wiege der Kultur und der
elektronischen Musik. Deutschland hat viele Industrieund
Kulturerbestätten mit unglaublichem Potenzial. Nebenbei
gesagt erhalte ich viele Nachrichten von Menschen
in Deutschland, die mich darum bitten, dort aufzutreten.
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Wo und wann werden wir Sie in diesem Jahr sehen
können?
2025 wird die Monumental Tour wieder durch
Frankreich reisen. An symbolträchtigen Monumenten
sind Veranstaltungen geplant. Da wir noch
dabei sind, das Programm abzustimmen, kann ich
derzeit noch nicht mehr sagen. Doch als kleine
Vorabinfo verrate ich Ihnen schon einmal, dass
ich am 4. Juli in der Abbaye de Maillezais in der
Vendée sein werde. Diesen wunderschönen, geschichtsträchtigen
Ort mochte ich schon als Kind
sehr. Im Juli 2023 hatte ich bereits die Ehre, dort
aufzutreten, und ich kann es kaum erwarten, dorthin
zurückzukehren.
Michaël Canitrot, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Hinweis: Die Veranstaltungsdaten und -orte der
Monumental Tour werden auf der Website https://
monumental-tour.com publiziert.
Lassen Sie sich von
uns überraschen!
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025
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Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland
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ART DE VIVRE Gastronomie
Die Stadt verlassen und in eine unbekannte Welt
eintauchen. An Courage fehlte es den ehemaligen
Bankern Leïla und Pierre nicht, als sie von Bordeaux
weggingen, um sich mitten im Baskenland, in Arrast-Larrebieu,
niederzulassen. Ihr Traum: Schafe
züchten und aus der Milch den berühmten Käse
Ossau-Iraty herstellen. Die Geschichte, die hinter
dieser nicht gerade alltäglichen beruflichen Neuorientierung
steht, ist eine Geschichte von Passion
und Resilienz, von Lernen, Einsamkeit und Herausforderungen.
Wir haben uns mit den beiden über
die vergangenen 15 Jahre unterhalten, über das
geruhsame Landleben, Schwierigkeiten bei der Integration,
die Suche nach Balance und einen Alltag,
der vom Rhythmus des Melkens und der Käseherstellung
getaktet ist. Folgen Sie uns in eine manchmal
harte, aber oft befriedigende und zutiefst
menschliche Realität.
82 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Von der Bank
in den Schafstall
Ein mutiger Neuanfang im Baskenland
ART DE VIVRE Gastronomie
Leïla und Pierre Pérès ist nur zu gut bewusst, dass sie
einen untypischen Werdegang haben. Vor allem seit sie
beide vor 15 Jahren ihre Berufe im Bankensektor in Bordeaux
aufgaben, um zu neuen Ufern aufzubrechen: Schafe
züchten. « Nach mehreren Jahren als Filialleiter war ich
an einem Punkt angelangt, an dem ich von der Bank die
Nase voll hatte », gibt Pierre zu. Er muss lächeln, wenn
er daran denkt, wie groß damals sein Wunsch nach Unabhängigkeit
und frischer Luft war, der Wunsch, « sein
eigener Herr » zu sein. Leïla, die ebenfalls in der Finanzbranche
arbeitete, ging es genauso: « Ich hatte zwar den
Masterstudiengang Bank und Versicherung absolviert,
dabei war mir jedoch schnell klar geworden, dass das
nicht mein Ding ist », erzählt sie. Gemeinsam beschlossen
sie, ihr Leben zu verändern und sich in Arrast-Larrebieu
niederzulassen, einem kleinen friedlichen Ort in der
baskischen Provinz Soule im Departement Pyrénées-
Atlantiques. Auf der Suche nach Natur und dem Sinn des
Lebens wollten sie dort – in einer Gegend in der Pierres
Familie lebt – einen Neuanfang wagen. Pierre wagte diesen
Schritt als Erster im Jahr 2010, Leïla folgte ihm ein
Jahr später.
Ein Grundstück für den Lebenstraum
Der Anfang war nicht einfach und vollzog sich in mehreren
Etappen. « Ursprünglich hatten wir einen anderen
Ort ins Auge gefasst, doch die Nachbarn dort wollten mir
ihr Land nicht überlassen ... Von der Bank in die Landwirtschaft
zu wechseln, ist nicht einfach. Da schlägt einem
zwangsläufig Skepsis entgegen, selbst wenn man aus
der Gegend stammt. Offensichtlich befürchteten einige,
wir würden sie von oben herab behandeln, oder wir wären
kompliziert, weil wir aus der Stadt kamen », erinnert sich
Pierre. Doch zum Glück tat sich eine neue Möglichkeit
auf: « In der Zwischenzeit wurde ein anderes Grundstück
zum Verkauf angeboten, das Grundstück, auf dem sich
heute unser Betrieb befindet », erzählt er. Sie ergriffen die
Gelegenheit beim Schopf, kauften das Land und bauten
eine Schäferei. Bis sie jedoch in das zugehörige Gebäude
einziehen konnten, war weiterhin Geduld gefragt, denn
dort lebte noch eine betagte Dame. « Wir wohnten zuerst
zwei Kilometer entfernt, bei meinem Vater, mieteten
dann aber eine Wohnung im zehn Kilometer entfernten
Ort Moléon. Nach dem Tod der Bewohnerin wurde das
Haus verkauft, doch immer noch gab es Hindernisse: Die
SAFER, eine Institution, deren Aufgabe es ist, Grundstückstransaktionen
im ländlichen Raum zu überwachen,
um das Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft, Umwelt
und Stadtplanung zu erhalten, übte ihr Vorkaufsrecht aus,
was die Kosten für uns enorm in die Höhe getrieben hat »,
erinnert er sich.
Einsame Lehrjahre
In Arrast-Larrebieu ansässig zu werden, war nur der
Beginn des Abenteuers. Nachdem das Grundstück gekauft,
die Schäferei gebaut und der Umzug in den Hof
erfolgt war, mussten Leïla und Pierre den Beruf des
Schafzüchters lernen, den sie nur theoretisch kannten.
84 · Frankreich erleben · Frühling 2025
« Mein Lehrmeister war die praktische Arbeit, der harte
Alltag », gibt Pierre zu. « Ein sechsmonatiges Praktikum,
das war alles, dann ging es los. » Auch Leïla beurteilt
ihre Ausbildung, die sie mit dem in Frankreich für jeden
Landwirt unverzichtbaren Brevet Professionnel de Responsable
d’Exploitation Agricole abschloss, als sehr theoretisch:
« Ernsthaft, ich hatte wirklich mehr konkrete und praktische
Ratschläge erwartet. Das fehlte am Anfang am
meisten. Aber man muss irgendwie zurechtkommen ... »
All das hinderte das Paar jedoch nicht daran, sich den
Herausforderungen zu stellen. Zu Beginn hatten sie 70
Schafe und eine Fläche von 18 Hektar. Der ursprüngliche
Plan war, die produzierte Milch an eine Genossenschaft
zu verkaufen. Doch weiterhin gab es Schwierigkeiten über
Schwierigkeiten. « Die Genossenschaft, an die wir unsere
Milch lieferten, geriet in finanzielle Schwierigkeiten und
konnte uns nicht mehr bezahlen », so Pierre. « Von einem
Tag auf den anderen hatten wir keine Einkünfte mehr,
während die Darlehensraten natürlich weiterliefen. » Angesichts
dieser Situation fassten die beiden den radikalen
Entschluss, die Milch selbst zu Käse zu verarbeiten.
Ossau-Iraty – eine besondere Alchemie
Auch dieser Strategiewechsel verlief nicht ohne
Hürden. « Am Anfang dachte ich, dass Schafe automatisch
Milch geben. Aber nein! Manech-Schafe sind eine
heikle Rasse. Wenn man ihnen nicht genau die richtige
Ration füttert, produzieren sie nichts », erklärt Pierre.
Er und Leïla brauchten viel Geduld und Hartnäckigkeit,
bis sie die subtilen Details von Ernährung und Melken
beherrschten. « Wir begannen mit 70 Litern pro Schaf
und Jahr. Doch es dauerte zehn Jahre, bis wir die richtige
Menge herausgefunden hatten. Heute liegen wir bei
155 Litern », unterstreicht er stolz. Die Käseproduktion
war eine entscheidende Etappe. Um den legendären regionaltypischen
Käse Ossau-Iraty zu produzieren, musste
Leïla sich mit einer ganz neuen Welt vertraut machen.
Auch hier war der Beginn von Ausprobieren, Fehlern und
Learning by Doing geprägt. « Das Pflichtenheft der AOP
ist zwar sehr präzise, vergleichbar mit einem Kochrezept,
doch auch in der Küche ist das Rezept allein nicht alles »,
erinnert sich Leïla. « Jeder Käse hat seine eigene Persönlichkeit.
Wie bei einem Kind muss man sich um ihn kümmern,
auf ihn achtgeben. »
Ossau-Iraty, der legendäre Käse aus den
Pyrenäen
Ossau-Iraty wird seit Menschengedenken hergestellt.
Archäologische Ausgrabungen in den Pyrenäen haben
Überreste von Einrichtungen zur Herstellung von Schafskäse
zutage gefördert, die über 3000 Jahre alt sind. Bereits
römische Dichter wie Martial berichteten im ersten
Jahrhundert unserer Zeitrechnung darüber, wie wichtig
die Schäferei und die damit erzeugten Produkte in den
Pyrenäen waren. Martial erwähnte sogar, dass auf den
Märkten in Toulouse Schafskäse angeboten wurde, der
sehr wahrscheinlich aus der Pyrenäenregion stammte.
Die Tradition verankerte sich im Laufe der Jahrhunderte
immer mehr. Notarielle Urkunden vom Beginn des 15.
Jahrhunderts zeugen davon, dass in der Nähe von Oloron
– wo sich am Fuße der Berge eine wichtige Drehscheibe
für den Handelsverkehr entwickelt hatte – Schafskäse
hergestellt wurde. Einer Legende zufolge soll Napoleon bei
seinen Aufenthalten im Baskenland eine ausgesprochene
Vorliebe für diesen Käse gezeigt haben. Seit 1980 ist der
Ossau-Iraty durch eine Appellation d'Origine Contrôlée (AOC)
geschützt, die 1996 zur Appellation d’Origine Protégée (AOP)
wurde. Der Name setzt sich aus den beiden Herkunftsorten
zusammen, dem Vallée d'Ossau, in der Provinz Béarn, und
dem Wald von Iraty im Baskenland. Produziert wird er
nach einem strengen Pflichtenheft, und das ausschließlich
im Departement Pyrénées-Atlantiques und in einem Teil
des Departements Landes. Der Käse entwickelte sich zum
Symbol von Baskenland und Béarn und wird dort traditionell
mit Konfitüre aus schwarzen Kirschen gegessen. Die Milch
muss von Schafen der Rassen Manech tête noire, Manech
tête rousse und Basco-Béarnaise stammen. Diese Tiere sind
besonders an das schroffe Relief und die teilweise rauen
Klimabedingungen gewöhnt. Sie produzieren eine fetthaltige
und aromatische Milch, von der der Ossau-Iraty seinen
charakteristischen Geschmack hat. Als junger Käse ist er mild
und cremig, gereift zeichnet er sich durch komplexere Aromen
aus, die oft an Haselnuss und Heu erinnern.
Von der Frustration zum Geschmack
Im Laufe der Monate beherrschte Leïla die praktischen
Handgriffe: die geronnene Milch schneiden, den
Bruch auf die richtige Temperatur erwärmen, formen
und pressen, den Käse ins Salzbad tauchen und ihn am
Ende geduldig reifen lassen. « Nach und nach wurde mir
klar, dass jedes Detail zählt, und ich habe diese manuelle
Arbeit lieben gelernt. Mein Käse ist wie ich », vertraut sie
uns an. Doch an Frustration mangelte es zunächst nicht.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 85
ART DE VIVRE Gastronomie
« An manchen Tagen gerann die Milch nicht richtig oder
der Geschmack war nicht gut. Das war entmutigend, mir
war jedoch bewusst, dass man sich durch die Praxis verbessert.
» Pierre erinnert sich bewegt an die Anfänge der
Käseherstellung. « Wir waren absolut nicht von uns überzeugt,
haben uns allerdings angestrengt. Leïla hat viel
gelernt, und sie hat wirklich ihren Rhythmus gefunden,
hat sich Know-how angeeignet. Ich weiß, dass ihr Käse
ihre Persönlichkeit und unsere Geschichte widerspiegelt.
Darauf können wir stolz sein! »
Bio sichert das Überleben
Angesichts der Erlebnisse mit der Genossenschaft und
der geringen Rendite, die durch konventionell erzeugte
Milch zu erzielen war, beschlossen Leïla und Pierre parallel
zur Käseherstellung die Umstellung auf eine biologische
Bewirtschaftung in Angriff zu nehmen. Damit
begann unbestritten ein Wendepunkt für ihren Betrieb.
« 2016 begannen wir mit der Umstellung, die ersten biozertifizierten
Käse verkauften wir 2018 », erläutert Pierre.
Diese Entscheidung ermöglichte ihnen nicht nur, ihre
Produkte zu einem besseren Preis zu verkaufen – 22 Euro
pro Kilo statt 15 Euro –, sondern auch in einen Wachstumsmarkt
einzutreten. Inzwischen hat sich ihr Betrieb
erheblich vergrößert: Mittlerweile sind es 250 Schafe und
eine Fläche von 60 Hektar. Trotz der Mehrarbeit erreichten
sie durch die biologische Bewirtschaftung eine wirtschaftliche
Stabilität, ein wichtiger Faktor. « Nach acht
Jahren konnten wir endlich von unserer Arbeit leben »,
erinnert sich Leïla. Was die Rentabilität angeht, so muss
man das allerdings relativ sehen. « Würden wir unser Einkommen
ins Verhältnis zu unseren Arbeitsstunden setzen,
dann wäre das entmutigend », gibt Pierre zu. « Aber es ist
kein klassisches Unternehmen, es ist eine Art zu leben. »
Trotz der Probleme ist es inzwischen ein wirtschaftlich
tragfähiger Betrieb. Obwohl ihr Alltag aus langen Arbeitstagen
besteht, schätzen sie die Befriedigung, mit eigenen
Händen etwas aufgebaut zu haben. « Wir haben bei
null angefangen und etwas kreiert, das funktioniert. Das
finde ich schön », zieht Pierre das Fazit.
Wagen – immer und immer wieder
Gut zu wissen
Den Ossau-Iraty erkennt man daran, dass auf
der Rinde ein Siegel eingeprägt ist. Bei Käse aus
Käsereien ist dies ein Schafskopf im Profil. Käse, der
aus Rohmilch direkt beim Züchter hergestellt wurde
(Fromage fermier), trägt einen Schafskopf von vorne.
Stammt die Milch dann zusätzlich noch von den
Sommerweiden (Fromage fermier d'estive), dann ist
dieses Siegel ein Edelweiß.
Nach 15 Jahren in Arrast-Larrebieu hat sich jedoch
allmählich auch ein anderes Gefühl eingeschlichen, ein
Mangel, der nur schwer auszugleichen ist. « Die Einsamkeit
belastet uns am meisten », gibt Leïla zu. Nach dem
Leben in der Stadt spüren Leïla und Pierre, dass ihnen
ein vielfältigeres soziales und kulturelles Leben fehlt.
« Die Gespräche drehen sich hier um die Ernte, das Wetter
und die Nachbarn. Wir vermissen Diskussionen über
anspruchsvollere Themen », ergänzt Pierre. Dieses Defizit
wurde durch die Geburt ihres Sohnes Younis noch spürbarer.
« Wir möchten ihm bessere Berufsaussichten bieten,
Chancen, die er hier nicht zwangsläufig bekommt », vertraut
uns Leïla an. Daher steht erneut eine Veränderung
im Raum. « Wir haben uns bewiesen, dass wir hier Erfolg
haben können, dass wir in der Lage sind, unseren Traum
Realität werden zu lassen. Nun sehnen wir uns nach einem
anderen Gleichgewicht », so Pierre. Insofern denken
sie darüber nach, näher an eine Stadt zu ziehen, selbst
wenn sie sich dadurch beruflich nochmals neu orientieren
müssen. « Wir lieben das Leben hier mit unseren Schafen,
sind uns andererseits jetzt aber auch darüber bewusst, dass
es uns eingrenzt. Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen,
eine neue Seite, ein neues Kapitel aufzuschlagen »,
endet Leïla gelassen. Zweifellos steht ihnen erneut eine
kühne Neuorientierung bevor!
Wir können Ihnen nur ans Herz legen, bei Leïla
und Pierre Käse einzukaufen, wenn Sie in ihrer Gegend
sind: Leïla und Pierre Pérès, Maison Hobiaga,
495 Hobiagako bidea, 64130 Arrast-Larrebieu,
Telefon: +33 (0) 6 08 40 34 47
86 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Leserbriefe
Château de
COURBAN
Hôtel, Restaurant & Spa ****
Liebes Team von „Frankreich erleben“,
vielen Dank für Ihr tolles Magazin Frankreich
erleben, das ich schon seit vielen Jahren lese! Für
die Rubrik On lit habe ich einen heißen Tipp und
eine klare Empfehlung: den neuesten Roman von
Anne Weber, einer deutschen Schriftstellerin, die
seit vielen Jahren in Paris lebt. Ihr Name ist Ihnen
sicherlich bekannt. Ich fand die Lektüre unglaublich spannend und berührend!
In ein paar Tagen erscheint die französische Ausgabe Neuf-trois. Vielleicht wäre
das ja eine interessante Empfehlung für Frankreich erleben. Vielen Dank!
Viele herzliche Grüße
Sebastian Köhler
Lieber Herr Köhler,
wir teilen Ihre Begeisterung für die Bücher von Anne Weber, eine Autorin, über die wir bereits
in unserer Rubrik « On lit » gesprochen haben. Ihre Fähigkeit, so präzise und feinfühlig
sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch zu schreiben, berührt uns tief und passt perfekt
zum Geist unseres Magazins. Deshalb freuen wir uns besonders, « Neuf-trois » in dieser
Ausgabe vorzustellen – ein ebenso kraftvolles wie bewegendes Werk, ebenso einzigartig
wie die Autorin. Vielen Dank, dass Sie Ihre Leidenschaft für Bücher mit uns teilen!
Liebes Ehepaar Anlauf,
Liebes Frankreich-erleben-Team,
in der Ausgabe Nr. 63 – Sommer 2017 – haben
Sie die Stadt Hyères vorgestellt. Das Interview
mit Josette Ecchelino machte uns neugierig.
Tatsächlich hatten wir das Glück, Tata Jojo,
wie sie liebevoll in ihrem Viertel genannt wird,
kennenzulernen. Ein noch viel größeres Glück war
es, vor 5 Jahren bei ihrer Hochzeit dabei zu sein.
In diesem Jahr verbrachten wir unseren Urlaub
nicht weit entfernt von Hyères und machten
uns daher spontan auf den Weg, um zu wissen,
wie es ihr geht. Es war ein unbeschreiblich
herzliches Wiedersehen mit vielen Bisous und
einer Einladung zum Essen. Traurig stimmte uns,
dass ihr Mann nicht mehr lebt. Als wir einige Tage
später der Einladung folgten, erwarteten uns
ein liebevoll gedeckter Tisch und reichliches,
sehr köstliches Essen. Für uns war dieser Tag ein
unvergesslicher Augenblick in unserem Leben.
Liebe Grüße
Sandra und Björn Anlauf
Josette Ecchelino (Foto) hat auch bei uns bleibenden Eindruck hinterlassen. « Tata Jojo »
gehört mit Sicherheit zu den Menschen, die uns in den 18 Jahren, in denen wir für unsere
Reportagen durch ganz Frankreich reisen, am meisten geprägt haben, und die wir am meisten
schätzen. Vielen Dank für die Neuigkeiten über sie. Auf diese Weise bilden Leserinnen, Leser
und Redaktion eine schöne und bereichernde Gemeinschaft! Wir werden Josette auf jeden Fall
diese Ausgabe des Magazins zusenden und sie bei der nächsten Gelegenheit wieder besuchen.
diese Ausgabe des Magazins zusenden und sie bei der nächsen Gelegenheit wieder besuchen.
Ein Hauch von
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Angebot an Massagen und
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dem neuen Chefkoch Maxime Lesobre
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Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder
Anregungen?
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de
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Reisethemen,
nach Regionen
geordnet:
Landesweite Themen
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13
14
16
Astrotourismous – Die beste Sicht
aufs Sternenzelt
Natur – Die schönsten Bäume
Frankreichs
Winterliche Illuminationen –
Der Faszinierende Zauber der
Lichterstädte
Freizeitparks: Familienerlebnisse in
Frankreich
Radtourismus – von der Bretagne
bis an die belgische Grenze
Fahrradrouten – Die schönsten
Strecken entlang der Küsten
Weihnachtsmärkte – Wo geht es
noch authentisch zu?
Nr.
85
82
81
79
77
59
57
1 Paris Nr.
Maison de Balzac in Paris:
92
Begegnung mit einem modernen
Dichter
Hinter den Kulissen des Moulin 92
Rouge (2/2)-
Eine große Familie
Hinter den Kulissen des Moulin 91
Rouge (1/2)-
Excellence à la française
Die Französische
86
Nationalbibliothek: Ein neues Muss
bei einem Parisbesuch
Streit um die Schönheit der Stadt 83
Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76
Werk eines ganzen Lebens
Coup de cœur – Die
65
Straßenbuchhändler an den Seine-
Quais in Paris
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als 60
ein Viertel, die Seele von Paris?
Le Train Bleu – Ist das legendäre 58
Restaurant noch immer einen
Besuch wert ?
Musée d'Histoire de la Médecine 57
– ein ungewöhnliches Museum im
Herzen der Hauptstadt
Le Bon Marché – Eine Pariser
41
Institution feiert ihren 160.
Geburtstag
Hôtel des Invalides – Ein kleines 38
Militär-Versailles mitten in Paris
HOTELS
La Lanterne – Paris 76
Le Narcisse Blanc – Paris 62
4
15
17
88 · Frankreich erleben · Frühling 2025
5
18
2 Pariser Umland Nr.
Yvelines – Die Wasserversorgung
von Schloss Versailles (1/2) - Das
erstaunliche Schloß Marly une seine
seltsame Maschine
Yvelines – Potager du Roi: Das
andere Versailles - Ohne Prunk und
Pracht
Yvelines – Bergerie nationale de
Rambouillet, der Krieg der Schafe
Ecouen – Ein Museum für die
Renaissance
92
86
83
50
HOTELS
Hôtel Paradiso – Paris 79
3 Norden & Champagne Nr.
Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais
– Nordfrankreich:
vom Kohlerevier zum beliebten
Tourismusziel
Hauts-de-France / Grand-Est
/ Belgien – Gärten des Friedens,
zwischen Erinnerung und Blick in die
Zukunft
Hauts-de-France / Pas-de-Calais
– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das
Recht auf etwas schönes !
Hauts-de-France – Hortillonnages
von Amiens: von einer Verrückten
Idee zum jährlichen Ereignis
Hauts-de-France – Compiègne:
musikalische Waldbäder und ein
Einhorn
Hauts-de-France – La Coupole: von
der Vergangenheit in die Zukunft
Hauts-de-France – Familistère de
Guise,von «Versailles für Arbeiter»
zum bewohnten Museum
Baie de Somme – Eine
beeindruckende Reise (Teil 2):
Le parc du Marquenterre
Baie de Somme – Eine
beeindruckende Reise (Teil 1): die
Abbaye de Saint-Riquier
Nordfrankreich – Auf den Spuren
eines großen französischen
Architekten
Marais Audomarois – Ein
Sumpfgebiet für Kenner
Pays de Condé – Eine
Bergbaugegend erfindet sich neu
Arras & Douai – Riesen für den
Kleinen
84
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78
77
64
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62
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58
43
36
HOTELS
Le Domaine de la Chartreuse – 57
Gosnay
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43
4 Elsass & Lothringen Nr.
Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:
Auf den Spuren des Komikers durch
Frankreich
Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:
ein ganz neue Art, das Elsass zu
entdecken
Elsass / Grand Est – Das Geheimnis
des fehlenden Turms der Kathedrale
von Straßburg
Elsass / Grand Est – Mit dem
Hausboot 100% elektrisch durchs
Elsass
Elsass – Kaysersberg,eines der
Lieblingsdörfer der Franzosen
Vogesen – Eine Fotoausstellung
unter freiem Himmel im Herzen der
Vogesen
Grand-Est – Mondial Air Ballons,
der poetische Aufstieg von 456
Heißluftballons
88
80
76
74
69
68
65
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur
Zeit der Streichhölzer
Kirrwiller – 520 Einwohner und die
drittgrößte Music Hall Frankreichs
Weihnachtskugeln aus Meisenthal
– nicht nur Kugeln, sondern Objekte
voller Sinn
Château de Lunéville – Wie Phoenix
aus der Asche
Musée Lalique – Eine Hommage an
die Glasmacherkunst
10 Ideen… für ein Wochenende im
Elsass
Bitche – Das zweite Leben einer
Zitadelle
Neufchef & Aumetz – Das stolze
Erbe der lothringischen Kumpel
64
62
61
52
43
41
38
36
HOTELS
Le Chambard – Kaysersberg 69
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68
Gérardmer
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38
Petite-Pierre
5 Burgund & Jura Nr.
Territoire de Belfort – Ballon
d'Alsace: Der sanfte Berg
Doubs – Cercle immense: Auf das
"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!
Yonne – Guédelon: Sie haben ihre
Burg gebaut!
Territoire de Belfort – die Stärke
der Kleinen
Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli
2020: Die Stadt Dijon erhielt den
"Trauerden Nr.17" zurück.
Territoire de Belfort – Land-Art:
Saype, von Belfort in die weite Welt
Saône-et-Loire – Ein "essbarer"
Wald
Aufbruchstimmung in den
französischen Thermalbädern
Kirschen – das rote Gold einer
Region
Châteauneuf-en-Auxois: Die
Verbindung von Kulturerbe,
Modernität und Lebendigkeit
«Unsere Vorfahren, die Gallier»:
Eine Reise ins Land von Asterix
Morvan – Eine Geschichte von
Ammen und Pflegekindern
Jura – Weihnachten im Jura: vom
Rosenkranz zum Spielzeugland
Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut
in Ronchamp: eine
Rechenaufgabe für Le Corbusier
Ostfrankreich – Vorreiter bei der
Abschaffung der Sklaverei
Belfort – Die wiederentdeckte
Genialität eines Künstlers
Bourgogne-Franche-Comté –
Alésia, Auf den Spuren der Gallier
Route des Grands Crus – Die
Champs-Elysées von Burgund
Montbéliard – 30 Jahre Lumières
de Noël
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf
im Fokus der Wissenschaft
HOTELS
Château Sainte-Sabine – Sainte-
Sabine
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61
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74
Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71
6 Loire-Tal Nr.
Centre - Val de Loire / Loir-et-
Cher– Mit Ronsard vom Loir an die
Loire
93
Centre - Val de Loire / Eure-et- 89
Loir – Thiron Gardais: die Geschichte
einer Renaissance
Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88
– Louis de Funès:
Auf den Spuren des Komikers durch
Frankreich
Centre - Val de Loire / Indre-et- 87
Loire – Château Gaillard: Das "etwas
andere" Schloss an der Loire
Centre - Val de Loire / Indre-et- 86
Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist
eines Genies im Loire-Tal
Coup de Cœur –
85
Die Miniaturwohnung Micr'Home in
Nantes
Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84
de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im
Dienste der Fotografie
Centre - Val de Loire / Loir-et- 83
Cher – Monmousseau, wenn Loire-
Schlösser Weinkeller illuminieren
Centre - Val de Loire – Die Route de 82
la Rose im Loiret: Eine faszinierende
Rundreise durch die duftende Welt
der Rosen
Pays de la Loire / Maine et Loire – 81
Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit
schon immer voraus war
Pays de la Loire / Mayenne –
80
Musée Robert Tatin: verwirrende
Riesen und Wunderwerke
Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80
– Château de Chenonceau: florale
Kunst im Schloss
Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78
im Reich der Blumenkönigin
Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:
Das Dorf der
77
Antiquitätenhändler
Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:
die positive Dynamik der
76
Gärten
Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74
Vieil: Die kulturelle Revanche eines
kleinen Dorfes an der Loire
Centre - Val de Loire – Richelieu: 73
«das schönste Dorf des Universums!»
Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68
ins Land der Troglodyten
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65
La grange de Meslay: Von der
60
Holzkathedrale zum Musiktempel
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59
Chambord – Mehr als nur ein
58
beeindruckendes Schloss
Cheverny – Das Schloss von Tim und 43
Struppi
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38
zeichne mir ein Schloss
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36
und Intrigen
HOTELS
7 Normandie Nr.
Seine-Maritime – Armada de
Rouen 2023: Treffpunkt der größten
Segelschiffe der Welt
Manche – Mont Saint-Michel, die
Geheimnisse des Gefängnisbergs
Normandie – Biennale La Forêt
Monumentale: Wenn Kunst den Wald
verschönert
Normandie – Villa «Les Rhumbs» in
Granville: Wo für Christian Dior alles
gegann
87
83
74
73
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25
Zitrusparadies an der Côte d’Azur
Wo Wasser zu Stein und Kunst wird
Performance zum Schutz der Ozeane
Interview
Wein
Rezept
Inspirierende Begegnung mit Peter Wohlleben
Domaine de Vodanis
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025
Unerwartete Kunsterlebnisse
Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten
Rendezvous mit einem Mysterium
Elektronische Musik trifft Kulturerbe
Interview Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit
Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 91 · Sommer 2024
Die Rettung eines Mittelmeerjuwels
Ein Paradies für Fußgänger
Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs
Die « Seele der Provence » aufspüren
Eine innovative Vision von Wein
Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge
Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!
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Calanque de Sugiton
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OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL
Viaduc de Millau
20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer
Menton
Auvergne
Vendée Globe 2024
AUVERGNE-RHÔNE-ALPES · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · OKZITANIEN · BASKENLAND
Drôme
Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz
Saint-Paul-de-Vence
Aveyron
Argenteuil
Michaël Canitrot
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☐ Ausgabe Nr. 92 ☐ Ausgabe Nr. 93
☐ Ausgabe Nr. 94
Normandie – An Bord der Marité von 71
Granville zu den Chausey-Inseln
Le Havre – 500 Jahre, das will
62
gefeiert werden !
HOTELS
Domaine de la Corniche –
Rolleboise
36
8 Bretagne Nr.
Finistère – Die Rias von Quimperlé: 89
Bretagne zwischen Erde und Meer
Ille-et-Villaine – Saint-Malo
87
von einer kuriosen Seiten: Die
Felsskulpturen des Abbé Fouré
Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77
Westen etwas neues!
Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76
aus aller Welt
Morbihan – Am Tag als… 26 August 76
1934… die Kinder aus dem Bagno auf
Belle-Île-en-Mer Flüchten
Pays bigouden: die Bretagne in 73
konzentrierter Form
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70
cœur für die größte bretonische Insel
Côtes d’Armor – La Vallée des
63
Saints, die bretonische Osterinsel
Brest und Roscoff – Mehr als nur 62
zwei Gärten
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58
Leben
HOTELS
Château de Sable – Porspoder 58
9 Atlantikküste Nr.
Nouvelle-Aquitaine / Vendée – 93
Vendée Globe 2024
Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 91
Pompadour: Klappernde Hufe im
Herzen Frankreichs
Nouvelle-Aquitaine / Charente- 91
Maritime – Mornac-sur-Seudre: Ein
Paradies für Fussgänger
Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87
Aubazine, ein geheimnisvolles und
spannendes Dorf
Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84
Pont de pierre: Bordeaux feiert seine
älteste Brücke
Pont de pierre: Bordeaux feiert 82
seine älteste Brücke
Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82
Maritime – Brouage, die Zitadelle
der geplatzten Träume
Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79
– Pougne-Hérisson: der Nabel der
Welt
Coup de cœur – Carrelets:
74
poetische Fischerhütten aus einer
anderen Zeit
Baskenland – Château d’Abbadia, 71
eine Inspiration für den
Wiederaufbau von Notre-Dame ?
Nouvelle-Aquitaine – Die
64
Metamorphose von Bordeaux,
Eine Zwischenbilanz
Coup de cœur – Die Eiche im
63
Taubenschlag von Pouzay
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46
Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die
Insel(n)
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38
des Marais Poitevin
HOTELS
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46
10 Auvergne & Limousin Nr.
Auvergne / Puy-de-Dôme –Les
Fontaines Pétrifiantes, Wo Wasser zu
Stein und Kunstwerk wird
Île de Vassivière – Wo Natur, Kunst
und Architektur ein Kleinod bilden
Auvergne / Rhône –Vaux-en-
Beaujolais: Die fantastische
Geschichte des Dorfes Clochemerle
Auvergne / Haute-Loire – Le
Chambon-sur-Lignon, ein
beispielhaftes Stück Frankreich
93
90
87
81
Corrèze – Das Gefühl, in der
68
Inkastadt Machu Micchu zu sein
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63
Travassac, eine Spektakuläre Reise in
das Land des Schiefers
Genuss – Die AOC der Auvergne 38
HOTELS
Domaine Saint Estève – Millau 53
11 Périgord & Midi-
Pyrénées
Périgord – Jardins de l'Imaginaire
Wenn Mensch und Natur sich
begegnen
Nr.
90
Périgord – Château des Milandes 82
"Mein Leben, das ist Joséphine!"
Vallée de la Dordogne: Wo man 60
« wie Gott in Frankreich lebt »
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46
Airbus in Toulouse
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44
ein Stückchen näherkommen
Pastell – Das blaue Gold 43
HOTELS
Chateau de la Treyne – Lacave,
Vallée de la Dordogne
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne
60
47
12 Pyrenäen Nr.
Le Train Jaune – Ein Zug als
Wahrzeichen
45
13 Languedoc-Roussillon Nr.
Okzitanien / Aveyron – Die
erstaunliche russischen Kirche in
Sylvanès
Okzitanien / Aveyron – Das Viadukt
von Millau
Okzitanien / Aude – Plateau de
Leucate: Normandie-Flair am
Mittelmeer
Okzitanien / Gers – La Romieu: das
kurioze Dorf der Katzen
Okzitanien / Gard – Serie: Typisch
Französische Produkte (39) Jeans
von den Ateliers de Nîmes: Die
Wiederentdeckung des Denim
Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo
Geschichte Zukunft hat
Okzitanien / Hérault – Fischerstechen
in Sète: Ritterspiele auf dem
Wasser
Okzitanien / Gard & Hérault –
Canal du Rhône à Sète: Der "kleine
Bruder" des Canal du Midi
Okzitanien / Pyrénées-Orientales
– Céret: ein Künstler dorf zwischen
Bergen und Meer
Weintourismus – Domaine Riberach,
es lebe die Entschleunigung!
Hérault – Brassens & Sète, les
Copains d'abord
Aude – Die große Höhle von
Cabrespine, ein unterirdisches
Abenteuer
Occitanie – Assignan,Das
unglaubliche Schicksal eines
französischen Dorfes
Sigean: das Reservat der glücklichen
Tiere
Languedoc-Roussillon –
Überraschende Mittelmeerregion
Carcassonne – Imponierende
Festungsstadt des Mittelalters
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die
Hölle zum Paradies wird
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn
ein Krieger zum Klosterbruder wird
Stadtentwicklung – Montpellier, ein
Synonym für Dynamik
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92
89
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80
65
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60
59
57
57
47
47
HOTELS
Domaine Riberach - Bélesta 81
14 Rhône-Tal Nr.
Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83
Lyon – Rendezvous in der Rue du 64
Premier-Film
Drôme – Wandern auf den Spuren 62
der Hugenotten
Lyon – Die Metamorphose
61
eines Arbeiterviertels in ein
Freilichtmuseum
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre
59
Flussufer zurück
Montélimar & Umgebung – Eine 46
Reise zwischen gestern und morgen
Tradition – Guignol, kleine Helden 43
aus Lyon
Wein – Clairette de Die 42
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36
aus Nyons
HOTELS
15 Alpen Nr.
Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter
sich lassen!
Alpen – La Grande Odyssée Savoie-
Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes
Fell und Hundegebell
Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange
au Lac: wie im inneren eines Cellos
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das
Gedächtnis des Wassers
HOTELS
Jiva Hill Resort – im Herzen des
Pays de Gex, zwischen Mont Blanc
und den Bergen des Jura
85
81
77
71
85
16 Provence Nr.
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Routes de la Lavande - Die "Seele
der Provence" aufspüren
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Calanque de Sugiton: Die Rettung
eines Mittelmeerjuwels
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Massif de la Sainte-Baume: Oase der
Stille in der Provence
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Château d'If: ein anderer Blick auf
Marseille
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Abbaye de Montmajour
Provence-Alpes-Côte d'Azur –
Crotte Cosquer
Porquerolles – Villa Carmignac:
Große Kunst auf einer kleinen Insel
Provence – Coup de cœur: le Moulin
de Daudet, Fontvieille
Camargue – Tanzende Flamingos in
der Camargue
Fontaine-de-Vaucluse – Die
berühmteste Quelle Frankreichs
Umwelt – Lavendel der Provence
in Gefahr
91
91
90
89
79
78
73
71
69
58
46
HOTELS
Attrap’Rêves – Allauch 33
17 Côte d’Azur Nr.
Alpes Maritimes - Menton: "Zitronen,
der Duft von Hartnäckigkeit"
Var – Louis de Funès: Auf den Spuren
des Komikers durch Frankreich
Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie
en rose » an der Riviera
Côte d'Azur – Die Magie eines
mimosengelben und azurblauen
Winters
Saint-Tropez – Gemälde versus
Realität
Île de Port-Cros: von Schriftstellern,
Naturschutz und einer zerrissenen
Hose
Iles de Lérins, jenseits des «roten
Teppichs» von Cannes
Provence-Alpes-Côte-d’Azur
– Géoparc de Haute-Provence,
eine erstaunliche Reise in die
Vergangenheit der Erde
Hyères – eine authentische Ecke am
Mittelmeer
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel
im Mittelmeer
HOTELS
La Bonne Etape – Château-Arnoux-
Saint-Auban
93
88
86
81
81
79
74
65
63
38
65
18 Korsika Nr.
Genuss – Die AOC Korsikas 43
Überseegebiete
(DOM/TOM)
Französisch-Guayana – Natur,
Geschichte, Raumfahrt
Weitere Themen
Chantals Rezepte
Nr.
37
Nr.
SUPPEN
Ma soupe aux lentilles d'hiver 93
Le Potage d'hiver au chou-fleur et 81
aux épices
Le Gaspacho de tomates et fraises 46
Le Velouté de laitue 38
VORSPEISEN
Le Soufflé d'été au basilic 79
QUICHES & TARTES
La Tarte Tatin aux endives 80
La Tarte Tatin aux pommes et au 74
camembert
La Tarte d’automne aux champignons 60
et à la farine de châtaignes
La Quiche Lorraine 33
GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS
Le Camembert rôti au four 57
FLEISCHGERICHTE
Le Poulet au vin jaune et aux morilles 88
Le Filet mignon de porc cuit au foin 87
Le Poulet fermier basse température 62
à l’ail
Le Rôti de porc aux pruneaux 59
Le Coq au vin 43
FISCHGERICHTE
Dos de cabillaud en croûte de
92
tapenade d'olives noires
La Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73
Les Encornets à la Sétoise 69
La Blanquette de saumon 65
Le Millefeuille de crabe au saumon 63
fumé
La Sole meunière 61
FONDUES UND SAUCEN
Die echte hausgemachte Mayonnaise 68
DESSERTS
La Croustade aux pommes 91
Les Pommes au four aux cerises 90
confites
Le far breton aux pruneaux II 89
La crème caramel au beurre salé 84
La tarte aux myrtilles 83
La crème catalane 78
La tarte au chocolat 77
Le Mont-blanc 76
Le Gâteau basque 71
Le Far Breton 64
Les Profiteroles au chocolat chaud 58
GEBÄCK
Le cake aux agrumes 86
Le gâteau aux noix 85
La Madeleine de Proust 82
GETRÄNKE
La Liqueur d’estragon 36
Weine & Alkoholika
Wein – Vouvray - Die Kunst, Geduld
zu üben, Domaine de Vodanis
Wein – Label "Volcanic Origin" Eine
innovative Vision von Wein "Made in
Auvergne"
Guéwen a testé… den bretonischen
Pastis Ty Jaune
Handwerkstradition – Maison
Denoix in der Corrèze: Destillierkunst
seit fünf Generationen
Wein – Die verrückte Welt der
medaillengekrönten Weine
Wein – Wein aus der Loire-Tal:
Brühmte Schlösser und ihre Weine
Weintourismus – Domaine Riberach,
es lebe die Entschleunigung!
Nr.
93
91
89
89
88
85
81
Spirituosen – Der Cointreau 79
Wein – Château La Coste: ein
76
Versuchslabor für den Weinau von
morgen ?
Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74
aus Tannennadeln
Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73
Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65
Deutscher, der Cognac im Blut hat
Wein/Portrait – Glucklich wie
64
Sabine und Jörg in Frankreich
Wein – Crémant, ein kleiner
63
Schaumwein mausert sich
Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61
Paul Schmitt ist seinen Reben näher
denn je
Alkoholische Getränke –
60
Frankreich, das neue Eldorado für
Bierliebhaber
Wein – Warum wird Wein nicht
58
grundsätzlich im Holzfass gelagert?
Champagner – Was Sie schon immer 57
über Champagner wissen wollten
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer 46
im Bordelais
Genuss
Nr.
Burgund – dier Efolgsgeschichte 93
"sternengekrönter Linsen"
Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77
Elsässer «provoziert» die Welt der
Schokolade
Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69
Rolls-Royce unter den französischen
Muscheln
Gastronomie – Kaviar von der
65
französischen Atlantikküste,
der neue Star
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62
der die Pariser an den Flughafen zieht
Gastronomie – Wenn ein junger 61
Koch einen Michelin-Stern erhält
Spitzengastronomie – Fabian 53
Feldmann, ein deutscher Sternekoch
im Land der Feinschmecker
Trüffel – Schwarze Diamanten 44
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38
der Auvergne
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36
Politik & Wirtschaft
Interview – Deutsch-französische
Wurzeln - Peter Wohlleben pflanzt
Hoffnung
Politik – Und plötzlich fiel das Wort
"Autonomie"!
Kulturerbe / Interview – Stéphane
Bern, der "Monsieur Patrimoine"
Frankreichs
Kulturerbe & Wissenschaft – Notre-
Dame de Paris: Mit der Vergangenheit
die Zukunft bauen
Tourismus – Hotels: die Reform des
französischen Sterne-Systems
Landwirtschaft – Hurra, in
Frankreich ist es gelungen, die
begehrten weißen Trüffel zu züchten!
Wirtschaft – Discounter: Wenn
Deutschland Frankreich erobert
Wirtschaft – Die Revision der
Gebietsgrenzen der AOC Champagne:
ein neuer Goldrausch?
Wirtschaft – Frankreich-
Deutschland: der Krieg der
Gummibärchen ist erklärt!
Initiative – Die deutsch-französische
Freundschaft: welch eine Energie!
Politik – Präsidentschaftswahlen
2017, Präsidiale Orte
Wirtschaft – Atomkraft in
Frankreich: der Niedergang eines
Systems, das sich zu sicher fühlte
Hochschulpolitik – Teaching in
English? Oh mon Dieu!
Umwelt – Lavendel der Provence
in Gefahr
Umweltschutz –
Kettensägenmassaker am Welterbe
Canal du Midi
Nr.
93
89
87
89
83
79
78
73
69
65
63
59
46
46
36
Gesellschaft & Alltag
Nr.
Gesellschaft – Frankreich, ein
91
Eldorado für McDonald's?
Paris 2024 – Wird Frankreich bereit 90
sein?
Gesellschaft – 2024, ein "besonderer 90
Jahrgang" für Frankreich
Geschichte – Der französische Wein 87
während des Zweiten Weltkriegs:
Schluss mit dem Mythos im die "Drei
Bruchpiloten in Paris"
Gesellschaft – Olympische Spiele 86
Paris 2024: "Phryges": Moskottchen,
die von sich reden machen
Gesellschaft – Bayeux:
84
Eine Stadt engagiert sich für
Kriegsberichterstatter
Kulturerbe – Fotografieren im 82
Auftrag des Staates: die Mission
photographique hat nichts von ihrer
Aktualität verloren
Restaurierung – Notre-Dame de 82
Paris: umstrittene Neugestaltung des
Innenraums
Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81
Bürger von Calais" eingeweiht
wurden
Geschichte – Auvergne / Haute- 81
Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein
beispielhaftes Stück Frankreich
Ce qui fait débat – Bordeaux:
80
das Erwachen einer gar nicht so
schlummernden Vergangenheit
Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80
"Hauptstadt der deutschen Literatur
im Exil"
Ce qui fait débat – Soll man die 79
Basilika Sacré-cœur in Paris schützen
oder abreißen ?
Geschichte – 150 Jahre Pariser 79
Kommune: ein zwiespältiger
Geburtstag für die Franzosen
Gesellschaft – "Wie ich als
79
Buchhändlerin die aktuelle
Gesundheitkrise in Frankreich
erlebe"
Am Tag als… der Leichnam des 77
Unbekannten Soldaten am Arc de
Triomphe bestattet wurde
Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76
gute französische Brot geblieben?
Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76
in Frankreich zur Rettung des
Kulturerbes
Kulturschock – Die Königin von Arles 74
Geschichte – Montaigne: Ist die 74
«Grabgeschichte» bald gelöst?
Gesellschaft – Literaturszene: das 74
Ende eines zu langen Schweigens
Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71
der Deutsche, der den Hafen von
Bordeaux rettete
Gesellschaft – Der unglaubliche 69
Streit im das Erbe von Saint-Exupéry
Interview – Serie «Quand on aime la 69
France» (2)
René Martin, der französische Steve
Jobs der Musik
Interview – Serie «Quand on aime 68
la France»
Roger Diederen, Direktor der
Kunsthalle München
Gesellschaft – Le Mondial la
63
Marseillaise à pétanque, der größte
Boule-Wettkampf der Welt
Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63
vergessenen Sklaven
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62
des Botschafters der guten Laune
David Ken – Der Fotograf, der das 62
Glück fotografiert
Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61
die Umwandlung des Seine-Ufers in
eine Fußgängerzone geht weiter
Geschichte: Die Johnnies, die
60
Lieblingsfranzosen der Engländer
Frauen und Männer, die sich
60
für die deutsch-französische
Freundschaft einsetzen:
Barbara Barberon-Zimmermann,
Mitbegründerin des deutschfranzösischen
Kulturfestivals
arabesques
Brexit: Wie denken Briten, die in 60
Frankreich leben, darüber?
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien
warten auf die Fussballfans
Integration – die Schwächen des
französischen Systems
Erfolgsgeschichten aus Frankreich
–
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0
Geschichte – 300. Todestag
von Ludwig XIV. in Versailles:
Begräbnisrituale leben länger als
Könige
Gesellschaft – Hinter den Kulissen
des CROSS Corsen.
Erinnerungskultur – Passen
Gedenken und Tourismus
zusammen?
Kunst & Kultur
Tradition – Provence- Die Flamme
der Hoffnung
Michelin 1939 –Ein Restau
Rantführer als Geheimwaffe für den
D-Day
Marie Sizun – Eine Liebe zu zwei
Ländern und zwei Sprachen
Notre-Dame de Paris – Traditionell
oder modern? Das "Gläserne Projekt"
von Macron ist umstritten!
Aurélia und Camille Marceau – Aus
Liebe zum Vater
Immersive Erfahrung –
Luminiscence: eine andere Art,
Kathedralen zu betrachten
Preis – Novellen-Preis der Armada de
Rouen 2023
Chanson française / Interview
– Bertrand Dicale, die "goldenen
Ohren" des französichen Chansons.
Festival – Vibre! Ein Festival macht
das Quartett populär
Kunst – Die Herzen französischer
Könige: Erstaunliche Pigmente für
die Malerei
Kultur: "Immersive Austellungen":
Die Zukunft der französischen
Museen?
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil
2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der
mit Frauen Porblemen hatte?"
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil
1): Der Ausslände, den Frankreich
nicht akeptieren wollte
Kultur – Rosa Bonheur: Eine
grandiose Künstlerin und eine
beeindruckende Frau
Literatur – Michel Houellebecq: der
Porträtist des Hexagons
Kultur – Die andere Seite von Victor
Hugo: der Zeichner
Interview – "Der Doppelgänger": 30
Jahre deutschsprachige Literatur in
Frankreich
Kultutrerbe – Der Wandteppich von
Bayeux soll wieder in altem Glanz
erstrahlen
Kultur / Comic (5) – Interview:
Richard Malka, Anwalt und
Comicautor
Ungewöhnliche Geschichten aus
Frankreich –
Alexandre Dumas: Wie der Vater, so
der Sohn
Kultur / Comic (4) – Cent mille
ans: Bure ou le scandale enfoui des
déchets nucléaires
Portrait - Jean-Yves de Groote,
Herausgeber von Ecoute
Enthüllung –Das Geheimnis um Van
Goghs letztes Bild gelüftet
Preise – Tyll Peters: ein junger
Deutscher erhält Preis von Charlie
Hebdo
Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo
und Lelio Bonaccorso – À bord de
l’Aquarius
Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud
und Pierre Van Hove: Algues vertes,
l’histoire interdite
Kultur / Comic (1/3) – Nora
Krug: Heimat, ein deutsches
Familienalbum
Kultur – Amüsante Geschichten rund
um die französische Nationalhymne
«La Marseillaise»
59
58
58
57
57
52
Nr.
92
92
91
91
90
89
88
88
87
86
85
85
84
84
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81
80
79
78
78
77
77
76
73
72
71
68
Portrait – Auf den Spuren von
64
Jacques Prévert
Sprache – Aussprache, Kartografie 64
eines Systems à la française
Kultur – 1977-2017: Centre
61
Pompidou, 40 Jahre und immer noch
überraschend
Musik: Das unglaubliche
60
Vermächtnis von Maurice Ravel
Götz Alsmann – Götz Alsmann in 46
Paris
Museen – Frankreichs Museen auf 45
der Überholspur
Lebensart
Guéwen a testé – … Die
"Gainsbarre" in Paris
Produkte – Mauviel 1830 - Kochtöpfe
vom Feinsten
Nr.
93
93
Chanson française – Montmartre 92
anders: Eine Stadtführung in
Chansons!
Natur – Die Zikade, Ein Symbol der 92
Provence
Produkte –Le Parfait vs. Weck 92
Guéwen a testé – ... Die Jagd auf 92
Space-Invader-Mosaike
Guéwen a testé – …
91
Die beiden wichtigsten
Reservierungsplattformen für
Zugtickets in Frankreich
Produkte – Die stehenden Steine in 91
Nevez in der Bretagne
Produkte – Das Einkaufsnetz Filt 90
1860 - Einkaufen wie Oma
Produkte – Jeans von "Ateliers de 89
Nîmes"
Produkte – Lacoste, die Marke mit 88
dem Krokodil
Wein – Die verrückte Welt der
88
medaillengekrönten Weine
Guéwen a testé – … Die
88
Besichtigung der Nachbildung der
Grotte Cosquer in Marseille.
Guéwen a testé – … die Begegnung 87
zwischen Wanderern und
Herdenschutzhunden
Porträt – Jean und Johnny, zwei 87
Freunde, die mit Vögeln sprechen
Produkte – Der Guide du Routard 87
Kulturschock – Nächtliche
86
Gedanken
Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85
innovative Zahnbürste, mit der man
seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt
Produkte – Der Film "Le Père Noël 85
est une ordure"
Produkte – Terre de Sommières: Ein 84
Pulver, das Wunder bewirkt
Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83
normand"?
Produkte – Louit Frères, der
83
beseondere Senf in kleinen Fass
Produkte – "Der
82
Geschichtenerzähler" Lunii
Produkte – Chanel Nr.5: ein Mythos 81
wird 100 Jahre alt
Produkte – Meteor: die größte der 80
kleinen Brauereien Frankreichs
Produkte – Briefkästen für
79
Frankreichliebhaber "Made in
Alsace"
Produkte – Parapluie de Cherbourg 78
Produkte – Die Künstlerfarben 77
Lefranc Bourgeois
Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76
Guy Cotten
Produkte – La Hulotte, «das
74
meistgelesene Magazin im Tierbau»
Produkte – Les Herbes de Provence 71
Produkte – Le Livre de Poche: eine 69
kulturelle Revolution
Produkte – Châteldon: der
68
Champagner unter den französischen
Mineralwässern
Produkte – Die Zitronenpresse aus 65
Glas von Luminarc
Produkte – La Pléiade 64
Produkte – Das Salz La Baleine 63
Produkte – Das Papier d’Arménie 62
Produkte – Der gelbe Briefkasten 61
der Post
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 91
ART DE VIVRE Produkt
Das Matrosenshirt
La Marinière
Blau-weißer Chic
Falls Sie zufällig die Abenteuer der « schillernden » Amerikanerin Emily in der Fernsehserie
Emily in Paris verfolgen, dann ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass sie eine ausgesprochene
Vorliebe für französische Eleganz hat. Manchmal kann man sie in einem berühmten,
typisch französischen Kleidungsstück namens Marinière sehen, einem blauweiß
gestreiften Matrosenshirt, das heute fester Bestandteil eines schicken und gleichzeitig
lässigen Kleidungsstils ist. Wussten Sie aber, dass dieses Oberteil, das heute als
Symbol für maritimen Chic gilt, früher einen weit weniger schmeichelhaften Ruf hatte?
Die Geschichte eines verachteten Motivs, das sich zur Ikone für Eleganz entwickelt hat.
Heute gilt das Matrosenshirt zwar als universelles
Kleidungsstück, das sowohl Männer als auch Frauen
und Kinder tragen, doch das war nicht immer so. Vor
dem 18. Jahrhundert hatte gestreifte Kleidung einen
schlechten Ruf, denn Streifen waren gesellschaftlichen
Randgruppen vorbehalten: Sträflingen, Prostituierten,
Sinti, Roma und anderen Außenseitern. Die « bessere
Gesellschaft » sah beim Anblick solch « subversiver »
Motive sogar bewusst weg und ging auf Distanz. Das
änderte sich jedoch während der Französischen Revolution:
Die Vorurteile schwanden, Streifen wurden zum
Symbol für Veränderung und Freiheit und breiteten
sich in der Folge aus.
Wenn die Marine den Stil vorschreibt
Ursprünglich bezeichnete der Begriff Marinière
ein Shirt, das unter der Matrosenjacke getragen wurde.
Während zu Beginn alle Varianten erlaubt waren,
schrieb die französische Handelsmarine ab 1858 eine
offizielle Matrosenuniform vor, die keinen Raum mehr
für individuelle Noten ließ. Das kleinste Detail war mit
militärischer Genauigkeit festgelegt: Das Shirt musste
aus einem indigoblau und weiß gestreiften Baumwollstoff
hergestellt sein, und selbst für die Streifen galten
ganz bestimmte Anforderungen. Vorder- und Rückenteil
mussten nämlich genau 21 weiße Streifen in einer
Breite von 20 mm und 20 oder 21 blaue Streifen in einer
Breite von 10 mm aufweisen. Da mag man sich nun
fragen, worauf diese exakten Kriterien beruhen! Es gibt
allerdings keine offiziellen Quellen, die das Mysterium
erklären, und so werden eher Legenden herangezogen
statt konkreter Nachweise. Weit verbreitet ist die Meinung,
dass das blau-weiße Motiv die Suche nach über
Bord gegangenen Seeleuten vereinfachen sollte. Doch
angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Marinière
ursprünglich um ein Unterhemd handelte, ist diese
Hypothese zweifelhaft. Eine andere Legende besagt,
die 21 Streifen symbolisierten die 21 Siege Napoleons,
doch auch dieser Ansatz lässt sich durch keinen Beweis
erhärten. Weiterhin erzählt man, das Indigoblau sei aus
praktischen Gründen gewählt worden, da diese Farbe
den Ruf hatte, Ratten fernzuhalten, von denen es in
den Häfen und an Bord der Schiffe nur so wimmelte.
Angesichts des hohen Preises für den Farbstoff seien
die blauen Streifen schmaler gewesen, um die Kosten
nicht zu sehr in die Höhe zu treiben.
Freiheit für die Streifen – merci Coco
Während des Ersten Weltkriegs machte Coco
Chanel das Matrosenshirt als Unisex-Kleidungsstück
für Männer und Frauen populär. Bei Aufenthalten
in Deauville (Normandie) war ihr das Shirt bei Matrosen
aufgefallen, und sie begann damit, das famose
gestreifte Oberteil, das sie in Geschäften am Hafen
92 · Frankreich erleben · Frühling 2025
Serie: Typisch französische Produkte (43)
ausfindig gemacht hatte, selbst zu Hosen zu tragen und in ihre Kollektionen zu integrieren.
Wenn das kein Aufstieg war! Es war damals durchaus gewagt, ein männliches
Kleidungsstück – noch dazu Arbeitskleidung! – so « zweckzuentfremden »
und in die Garderobe vornehmer Frauen aufzunehmen. Doch diese Vorgehensweise
war charakteristisch für die kreative Frau und ihr Bestreben, den weiblichen Körper
durch raffinierte, aber gleichzeitig praktische Kleidung von seinen Fesseln zu
befreien. Das war der Beginn einer unaufhaltsamen
Bewegung,
in deren Verlauf sich die Marinière allmählich
als unumgänglicher Bestandteil der französischen
Mode durchsetzte. Im Laufe
der Zeit entdeckten Künstler wie John
Wayne, Jean Cocteau oder Pablo Picasso
das Matrosenshirt. Und auch
Marcel Marceau in Gestalt seiner
Figur Bip (siehe unseren Artikel
« Aurélia und Camille Marceau
– Aus Liebe zum Vater »,
Frankreich erleben Nr. 90) trug zu
seiner Beliebtheit bei. Die Begeisterung
erreichte Anfang der
1960er-Jahre ihren Höhepunkt,
als die Schauspielerinnen Jean
Seberg und Brigitte Bardot
das berühmte Streifenshirt
in Filmen von Jean-Luc
Godard zur Schau stellten.
Ab diesem Zeitpunkt galt
La Marinière als Ikone, die
in der Folge von Modeschöpfern
wie Yves Saint-
Laurent und Jean-Paul
Gaultier neu interpretiert
und zum Markenzeichen
des französischen Chics
hochstilisiert wurde.
Streifen made
in France
Allerdings ist
es auch bei diesem
Produkt ratsam, sich
vor Imitationen in Acht
zu nehmen. Wenn man sich schon ein Kleidungsstück zulegt, das Zeit und Modetrends
trotzt, sollte man sich für ein authentisches Stück entscheiden. Marken wie
Saint-James, Armor-Lux, Le Minor und Orcival produzieren nach wie vor qualitativ
hochwertige und widerstandsfähige « echte Matrosenshirts » – und das ausschließlich
in Frankreich. Diese Unternehmen sind seit langer Zeit in der Bretagne oder der
Normandie ansässig – sind also im wahrsten Sinne des Wortes « seefest » – und beherrschen
die Kunst, diese Kleidungsstücke nach alter Tradition herzustellen. Warum
also nicht, wie Emily, einen zeitlosen Klassiker tragen, ein Symbol für Eleganz à la
française!
Streifenshirt für Herren der
Marke Le Minor aus Guidel, in
der Nähe von Lorient (www.
leminor.fr)
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 93
ART DE VIVRE Rezept
Diese « Oreillers » verdanken wir dem berühmten französischen Feinschmecker
Jean Anthelme Brillat-Savarin, der im 18. Jahrhundert das
Werk « Physiologie du goût » verfasste. Sie sind eine Hommage an die
Kunst der anspruchsvollen Küche. Der seltsame Name kommt von ihrer
quadratischen Form, die an ein kleines, weiches Kissen erinnert.
Brillat-Savarin kreierte dieses außergewöhnliche Gericht, das
höchsten Ansprüchen gerecht wird und dabei aus relativ einfachen
Zutaten besteht, zu Ehren seiner Mutter, Claudine-Aurore Récamier.
Daher nannte er es auch « Oreiller de la belle Aurore », Kissen
der schönen Aurore. Diese überarbeitete und einfach zuzubereitende
Version der knusprigen und leckeren kleinen Pasteten ist perfekt für
eine stilvolle Mahlzeit. Bon appétit!
« Oreillers », petits
pâtés en croûte
Für 2 Personen · Zubereitung: 15 Minuten · Backzeit: 20 Min.
Zutaten:
1 Rolle Blätterteig
100 g gehacktes Schweinefleisch
100 g gehacktes Kalbfleisch
2 fein gehackte Schalotten
50 ml weißer Portwein
oder Weißwein
2 EL gehackte Petersilie
50 g confierte Entenmägen in
kleine Stücke geschnitten
1 Eigelb
1/2 EL Wasser
Salz & Pfeffer
Zubereitung:
FARCE
• Wenn Sie keinen Fleischwolf
besitzen, lassen Sie sich das
Schweine- und Kalbfleisch vom
Metzger durchdrehen.
• Hackfleisch mit Schalotten,
Portwein, Petersilie und den
Entenmägen mischen. Salzen und
pfeffern. Ein Tipp: Je nach Belieben
können Sie auch Kräuter,
z. B. Thymian, oder Gewürze,
z. B. Kreuzkümmel oder Paprika,
zugeben.
• Zwei Kugeln formen und etwas
platt drücken.
PASTETEN
• Aus dem Blätterteig vier
Quadrate mit 15 cm Seitenlänge
schneiden.
• Auf zwei der Quadrate jeweils
eine Kugel der Farce legen.
Den Rand leicht befeuchten
und das zweite Teigquadrat
darauflegen. Ränder mit den
Fingern gut zusammendrücken.
FERTIGSTELLUNG
• Eigelb mit Wasser mischen
und die Oberfläche der Pasteten
damit einpinseln.
• Pasteten 1 bis 2 Stunden
kühl stellen.
• Ofen auf 180° C vorheizen.
Pasteten auf ein mit Backpapier
bedecktes Backblech
legen und 15 bis 20 Minuten
backen, bis sie goldbraun sind.
• Warm servieren. Als Begleitung
eignet sich ein grüner Salat.
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 95
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nantes
... den Zirkus Arlette Gruss
Was hat es mit diesem Zirkus auf sich?
Der 1985 von Arlette Gruss gegründete Zirkus, der in
diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, nimmt einen
besonderen Platz in den Herzen vieler kleiner und großer
Franzosen ein. Er ist wahrlich eine Institution in der
französischen Zirkustradition. Zudem wurde er in meiner
Heimatstadt Bordeaux gegründet. Und ich versichere
Ihnen: Jedes Jahr warten die Menschen hier ungeduldig
darauf, dass er in sein Winterquartier zurückkehrt.
Anfang Dezember wird auf dem Place des Quinconces
das riesige Zelt (16 m hoch, 65 m lang, 40 m breit,
Kapazität 1730 Sitzplätze) aufgebaut, und zusammen
mit den Lastwagen und ultramodernen Wohnmobilen
entsteht dort quasi ein kleines Dorf. Bis Ende Januar
führt der Zirkus in der Stadt seine neue Show auf, bevor
es wieder kreuz und quer durch Frankreich geht. Also
konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, Ihnen
mehr von diesem Zirkus zu erzählen und bei dieser
Gelegenheit auch die neueste Kreation anzusehen!
Warum spricht man im Zusammenhang mit
diesem Zirkus vom « Esprit d’Arlette »?
Der Ausdruck steht für die Passion und den Wagemut
von Arlette Gruss, einer visionären Frau. Sie stammte
aus einer Schaustellerfamilie und entwickelte einerseits
eine neue Vorstellung von Zirkus, bewahrte aber
gleichzeitig dessen ursprüngliche Merkmale. Seit den
1980er-Jahren stach ihr Zirkus durch seine Eleganz und
einen hohen Anspruch heraus, denn die Shows zeichnen
sich durch eine innovative Inszenierung aus, die bis ins
letzte Detail geplant ist. Diese hervorragende Qualität
ist auch heute noch sein Markenzeichen. Der berühmte
Kostümdesigner, Roberto Rosello, der für so bekannte
Bühnen wie Paradis Latin, Crazy Horse und Holiday on
Ice arbeitet, entwirft für jede Saison knapp 140 Kostüme.
Esprit d'Arlette, das ist keine Phrase, sondern steht für die
Verbindung von künstlerischer Performance, Emotionen
und einer Prise Poesie, die ein treues Publikum in Bann
zieht. Seit dem Tod vor Arlette im Jahr 2006 wird ihr
Erbe bravourös von ihrem Sohn Gilbert weitergeführt,
der dabei auf die Unterstützung der anderen Familienmitglieder
und auf ein eingeschworenes Team zählen kann.
Gemeinsam setzen sie den Traum der Gründerin fort und
bringen die Herzen von Klein und Groß zum Vibrieren.
Durch was hebt sich der Zirkus Arlette Gruss
von anderen französischen Zirkussen ab?
Durch seine Fähigkeit, Tradition und Modernität zu
mischen, dabei aber nicht zu übertreiben. Zirkusklassiker
– Pferde, Trapezkünstler, Clowns – werden mit
einem sehr zeitgemäßen Touch präsentiert, sei es durch
die ausgefeilte Nummer als solche, die Kostüme oder
auch die Beleuchtung. Alles ist darauf ausgerichtet,
einem breiten Publikum zu gefallen, ohne deswegen
unnötig spektakulär zu sein. Der Zirkus bleibt seiner
Geschichte treu und entwickelt sich gleichzeitig weiter.
96 · Frankreich erleben · Winter Frühling 2024/25 2025
So legt man heute großen Wert auf den Komfort der Zuschauer:
Abgesehen von einem optimalen Heizsystem ohne störenden Luftzug
und bequemen Sitzen kann man nun in der Pause mit Champagner
anstoßen oder ein Diner-Spectacle buchen. Dann verwandelt sich
der Bereich um die Manege in ein immenses Restaurant, wobei die
Gerichte in jeder Stadt von lokalen Caterern zubereitet werden.
Und die Vorstellung selbst?
Ein magisches Erlebnis von Anfang bis Ende. Atemberaubende
Trapeznummern, Jonglage und humoristische Vorstellungen von
Clowns bieten den Zuschauern eine ausgewogene Balance zwischen
Emotion, Nervenkitzel, Lachen und Bewunderung. Die
Geburtstagsshow in diesem Jahr dauert etwa zwei Stunden und
besteht aus sechs Akten. So wie Arlette Gruss es immer wollte,
wird jedes Bild von einem Orchester mit Livemusik untermalt. Eine
der spektakulärsten Nummern ist zweifellos Globe Moto. In einer
immensen Metallkugel, die sich während der Vorstellung sogar
öffnet, fordern zehn Motorradfahrer in Höchstgeschwindigkeit die
Schwerkraft heraus, während sie in einem atemberaubenden Hin und
Her millimetergenaue Figuren ausführen. Ein großes Spektakel!
Wie sieht es mit Tieren aus?
Seit 2011 unterliegen Zirkusnummern mit Tieren in Frankreich
strengen gesetzlichen Vorschriften, die mit unerbittlichen Auflagen
für das Wohl der Tiere verbunden sind. Der Zirkus Arlette
Gruss war in dieser Hinsicht schon immer exemplarisch und legt
besonderen Wert auf die Pflege und den Respekt gegenüber den
Tieren. Heute treten nur noch Pferde als Partner in der Manege auf.
Dresseure und Pfleger wachen täglich über ihr Wohlergehen, und
ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass sie in geräumigen
Pferdeställen untergebracht sind, individuelle Pflege genießen und
regelmäßig ausgeritten werden, um das körperliche und mentale
Gleichgewicht zu bewahren. Die Dresseure haben offensichtlich
eine sehr innige Beziehung. Zumindest meint man das zu spüren.
Wo und wann finden die Vorführungen statt?
Der Zirkus Arlette Gruss reist jedes Jahr von Oktober bis Juni im
Rahmen einer großen Tournee durch Frankreich. Die nächsten Daten
dieser Geburtstagstournee sind: Arras (21. bis 25. Februar), Lille
(1. bis 16. März), Boulogne-sur-Mer (20. bis 23. März), Dünkirchen
(28. März bis 6. April), Saint-Quentin (11. bis 13. April), Straßburg
(18. bis 27. April), Colmar (1. bis 11. Mai), Mühlhausen (16. bis 25.
Mai), Reims (30. Mai bis 1. Juni) und Angers (6. bis 9. Juni).
Wie viel kostet der Eintritt und wie kann
man Tickets reservieren?
Die Tickets für die Vorstellungen kosten zwischen 15 € und 51 €,
je nach Kategorie (Orchestre, Bronze, Argent, Or, Prestige) und
Vorstellung. Es empfiehlt sich, online zu reservieren. Wählen Sie dazu
die entsprechende Stadt und die gewünschte Uhrzeit aus. Kurzentschlossene
können Tickets, je nach Verfügbarkeit, direkt am Schalter
kaufen. Informationen und Reservierung: www.cirque-gruss.com
Frankreich erleben · Frühling 2025 · 97
IMPRESSUM
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und
Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter zur
Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen am Ende
eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum statt.
Frankreich erleben erscheint im Verlag
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549
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Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (Nr. 95, Sommer 2025)
ist ab dem 16. Mai 2025 im Zeitschriftenhandel in Deutschland,
Österreich, Luxemburg und der Schweiz erhältlich. Sollten Sie zu
unseren treuen Abonnenten gehören, dann steckt sie – sorgfältig
in einem Papierumschlag verpackt – bereits eine Woche früher in
Ihrem Briefkasten.
Ein kleines Detail am Rande: Es war an einem 16. Mai, allerdings im
Jahr 1770, als die österreichische Erzherzogin und spätere Königin
Frankreichs, Marie-Antoinette, bei Kehl den Rhein überquerte,
um ihren Ehemann, Ludwig XVI., zu treffen. Ihre Hochzeit mit
dem Dauphin symbolisierte die Verbindung zwischen Bourbonen
und Habsburgern. Es war eine politische Verbindung, die einen
Wendepunkt in der Geschichte Europas darstellte. Eine Reise
vom deutschsprachigen Raum nach Frankreich also, genau wie in
Frankreich erleben, nur dass es heute keine gepuderten Perücken
mehr gibt!
Vetrieb:
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Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und
Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.
Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),
8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)
Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),
39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,
die gesetzliche Mehrwertsteuer.
© 2025 Ajc Presse, Bordeaux
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten)
: Titel: Nicolas Richoz • S. 3: Serge Robin, Ajc Presse • S. 4: Cédric Brown, Ajc Presse;
Nicolas Richoz; Elisabeth Rossolin, Office de Tourisme de Saint-Paul-de-Vence; Serge
Robin, Ajc Presse; Dimworks; Nicole Cobas, Ajc Presse; Champs de bataille, L’Histoire
enfouie du remembrement, de I. Léraud et P. Van Hove, Éditions Delcourt, 2024 • S.6-7:
Philippe Hilaire, Département de l’Hérault; Pixabay; Rémi Deligeon, Toulouse Team •
S.8-9: Sophie Piteri; Michel Fraisset; Thomas Luppo • S. Jean-Jacques Ader, Fondation
Bemberg; Ville de Paris • S.10-11: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay; Château Smith
Haut Lafitte; Serge Robin, Ajc Presse • S.12-13: DR • S. 14-15: DR; F. Mantovani, Editions
Gallimard; Audrey Dufer, Editions de l’Observatoire; Serge Robin, Ajc Presse • S.16-18:
DR • S.19: Arte, DR • S.20: DR • S.22-31: Nicolas Richoz; L. Pascale, Foehn Photographie;
Emilie; Foehn Photographie, Drôme Attractivité; Pierre Jayet, Inspiration Vercors,
Drôme Attractivité • S.32-33: Elisabeth Rossolin, OT de Saint-Paul-de-Vence •
S.34-35: OT de Saint-Paul-de-Vence: Thiebaut, Agence Thuria; Elisabeth Rossolin;
Hugues Lagarde; Yves Doucet, Ajc Presse; OT de Saint-Paul-de-Vence: Elisabeth
Rossolin; Thiebaut, Agence Thuria • S.36-37: Emilie Coulombeau, Côte-d’Azur France
Tourisme; Elisabeth Rossolin, OT de Saint-Paul-de-Vence; Yves Doucet, Ajc Presse;
Anaïs Brochiero, Côte-d’Azur France Tourisme; OT de Saint-Paul-de-Vence: Thiebaut,
Agence Thuria • S.39 & S.41: Silvio d’Ascia Architecture - architecte extension / Photo
Sergio Grazia • S.42-51: Cédric Brown, Ajc Presse; V. Govignon, Office de Tourisme
Larzac Vallées; Serge Robin & Cédric Brown, Ajc Presse; Paï, Château de Latour; Serge
Robin & Cédric Brown, Ajc Presse; Paï, Château de Latour • S.52-59: Serge Robin, Ajc
Presse; Yves Chenot, Centre national des Arts Plastiques, Domaine Public; Sanctuaire
de la Basilique Saint-Denys d’Argenteuil, DR • S.60-63: Yves Doucet, Ajc Presse; DR;
Serge Robin, Ajc Presse • S.64-67: European Union; DR • S.68-73: Champs de bataille,
L’Histoire enfouie du remembrement, de I. Léraud et P. Van Hove, Éditions Delcourt,
2024 • S.74-81: Monumental Tour: Dimworks; Geoffrey Hubbel; DimWorks; Wozniak;
Geoffrey Hubbel; DR • S.82-86: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc Presse • S.93: Le Minor,
DR • S.94-95: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.96-97: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Cédric
Brown, Ajc Presse; Chimair, Office de Tourisme de Perros-Guirec.
Rätsel 1
Ich liege im Süden des Departements Aveyron und bin eine
der ungewöhnlichsten Landschaften Frankreichs. Wenngleich
ich weniger bekannt bin als meine entfernten Verwandten in
Roussillon, bin ich nicht weniger spektakulär. Man kann mich
geruhsam zu Fuß auf einem reizvollen, einen Kilometer langen Weg
erkunden. Mein Name ist ...
Rätsel 2
Ich bin eine bretonische Gemeinde an der Côte de Granit rose und
achte schon seit Langem sehr stark auf meine Umwelt. Im Archipel
des Sept-Îles befindet sich einer meiner größten Schätze, das
bedeutendste Vogelschutzgebiet Frankreichs, das ich Ihnen mit
Freude vorstelle. Ich heiße ...
Haben Sie alles erraten? Dann überprüfen Sie es, indem Sie die
folgenden Begriffe vervollständigen:
R _ _ G _ E _ _ E _ A _ _ _ È S
P _ _ R _ _ - _ U _ R _ C
Ausgabe Nr. 95 - Sommer 2025
Erscheint am 16. Mai 2025
98 · Frankreich erleben · Frühling 2025
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