19.02.2025 Aufrufe

Frankreich erleben - Vorschau Heft Nr.94

Vorschau Heft Nr.94

Vorschau Heft Nr.94

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025

AUVERGNE-RHÔNE-ALPES · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · OKZITANIEN · BASKENLAND

Drôme

Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz

Saint-Paul-de-Vence

Unerwartete Kunsterlebnisse

Aveyron

Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten

Argenteuil

Rendezvous mit einem Mysterium

Michaël Canitrot

Elektronische Musik trifft Kulturerbe

Interview Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit

Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland

Rezept « Oreillers », petits pâtés en croûte

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

Österreich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

4 196974 406903

94



EDITORIAL

Liebe Leserin,

lieber Leser,

Engagement.Ein

Begriff, der sich als roter Faden durch

diese Ausgabe zieht. Zum Beispiel das

Engagement von Eva Joly, einer Frau

mit einem einzigartigen Werdegang,

die ihr Leben Wahrheit und Gerechtigkeit widmet.

Richterin, Europaabgeordnete, Anwältin. Im Laufe ihrer

Karriere hat sie Korruption bekämpft, Werte verteidigt, die

ihr am Herzen liegen, und dabei oft mit Widrigkeiten

gekämpft. Eine Frau, die – ausländischem Akzent

und Vorurteilen zum Trotz – ihre Ideale in einem

Land verteidigt, das sie einerseits liebt,

das aber andererseits Fragen bei ihr aufwirft.

Auch Michaël Canitrot hat eine faszinierende

Passion, allerdings in einem ganz anderen

Bereich. Der visionäre DJ verbindet

mit seinem Konzept Monumental Tour

elektronische Musik mit spektakulären

Lichteffekten und verleiht damit

französischen Kulturgütern frischen

Wind. Bei der Wiedereröffnung von

Notre-Dame erwies er so der Vergangenheit

eine moderne Hommage.

Auch das ist eine Form

von Engagement, die Kunst zu

demokratisieren und alte Steine

mit neuer Energie vibrieren zu lassen.

Nicolas Richoz engagiert sich, indem er

seine Erlebnisse in den Bergen teilt. Der

leidenschaftliche Radfahrer hat sich zum

Ziel gesetzt, Pässe zu bezwingen und die

Schönheit der Landschaft zu beschreiben.

Ausgerüstet mit seinem Fotoapparat radelt

er unter anderem durch die Drôme und die

Alpen und präsentiert seine Strecken.

Die Bilder und Texte in seinen

Büchern laden zum

Reisen ein, zeugen von weit

mehr als von Performance, drücken

die Freude am Entdecken und eine tiefe

Beziehung zur Natur aus.

Im Aveyron engagierte sich ein Dorf dafür, ein Schloss

vor dem Untergang zu bewahren. Angesichts der Bedrohung

ihres Monuments bündelten die Bewohner ihre

Kräfte und hauchten dem Symbol ihrer gemeinsamen

Geschichte Stein um Stein wieder neues Leben ein. Die

unerschütterliche Solidarität von Freiwilligen zeigt, dass

die Rettung der Vergangenheit manchmal auch

eine Art ist, an die Zukunft zu glauben.

Leïla und Pierre Pérès haben dagegen ihr

Leben in Bordeaux aufgegeben, um im

Baskenland Schafe zu züchten und Ossau-

Iraty zu produzieren. Ihr Abenteuer ist

ein Beispiel für Mut und einen geduldigen

Lernprozess, was letzten Endes

beweist, dass man Herausforderungen

in Chancen verwandeln kann und

manchmal alles riskieren muss, um dem Leben

einen Sinn zu geben. Ein Parcours, den wir Ihnen

nicht vorenthalten wollten.

Diese Ausgabe soll Engagement würdigen,

egal ob individuell oder kollektiv, diskret oder

spektakulär. Jede Geschichte zeigt uns, dass es oft

mutige Entscheidungen und innere Überzeugungen

sind, die unsere Welt prägen.

Ich hoffe, dass dies alles für Sie eine Einladung ist,

Dinge zu erforschen, zu träumen und Frankreich vielleicht

aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Viel Spaß beim Lesen!

Titelbild: Coralie, die Partnerin von Nicolas Richoz,

auf dem Weg zum Col de la Croix (Drôme).

Jean-Charles Albert

Chefredakteur

jc.albert@frankreicherleben.de

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 3


INHALT

Aveyron · 42

Drôme · 22

Gastronomie · 82

Saint-Paul-de-Vence · 32

Argenteuil · 52

Michaël Canitrot · 74

Flurbereinigung · 68

Rezept · 94

4 · Frankreich erleben · Frühling 2025


82 · Gastronomie

52 · Argenteuil

Rennes

Nantes

Bordeaux

Tours

Toulouse

Lille

60 · Rodin in Paris

Dijon

Lyon

22 · Drôme

32 · Saint-Paul-de-Vence

42 · Aveyron

Marseille

Straßburg

Unterwegs in Frankreich

22 Drôme

Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz

Nicolas Richoz liebt es, mit dem Fahrrad Pässe zu erklimmen und

die Natur zu genießen. Durch den Wunsch, seine Entdeckungen

und Lieblingsstrecken mit anderen zu teilen, sind bereits drei

Bücher entstanden. Wir stellen Ihnen vier Touren aus seinem

jüngsten Werk vor, die durch das Departement Drôme führen.

32 Saint-Paul-de-Vence

Eine Reise zu unerwarteten Kunsterlebnissen

Saint-Paul-de-Vence, ein Kleinod im Hinterland von Nizza, betört

mit gepflasterten Gässchen und einem provenzalischen Charme.

Viele Künstler haben dort ihre Spuren hinterlassen. Und seit 1964

gibt es einen außergewöhnlichen Ort, an dem Kunst, Natur und

Architektur einen visionären Dialog führen.

42 Aveyron

Latour-sur-Sorgues: das Dorf der unbegrenzten

Möglichkeiten

Im Herzen des Departements Aveyron retteten engagierte

Dorfbewohner ein Kulturgut. Heute ist das Château de Latour

ein lebendiger Ort, der auf vielfältige Weise genutzt wird und

den solidarischen Geist der Dorfbewohner sowie ihre unverbrüchliche

Verbundenheit mit ihren Wurzeln symbolisiert.

Frankreich heute

64 Interview

Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit

Eva Joly, gebürtige Norwegerin mit französischem Pass,

ist eine symbolträchtige Figur im juristischen und politischen

Leben Frankreichs. In ihren soeben erschienenen

Memoiren erzählt sie von ihrem bemerkenswerten Leben,

ihrem Engagement und ihrer Vision von Frankreich.

Begegnung mit einer Frau, die aus dem Rahmen fällt.

68 Flurbereinigung

Wenn der Comic eine vergrabene

Geschichte ausgräbt

Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete staatliche Politik

der Flurbereinigung sollte die landwirtschaftlichen Flächen

in Frankreich von Grund auf neu ordnen und zog gravierende

Folgen nach sich. Mit diesem Thema beschäftigt sich Champs

de Bataille, der aktuelle Comic der Journalistin Inès Léraud

und des Zeichners Pierre Van Hove.

74 Michaël Canitrot

Elektronische Musik trifft Kulturerbe

Michaël Canitrot ist ein Virtuose der elektronischen Musik

und ein Magier des Lichts. Mit seinem Konzept Monumental

Tour verwandelt er Kulturerbe auf innovative Art in eine

lebendige, vibrierende Bühne. Begegnung mit einem der

derzeit gefragtesten Nachwuchstalente Frankreichs.

Art de vivre

82 Gastronomie

Von der Bank in den Schafstall: ein mutiger

Neuanfang im Baskenland

An Courage fehlte es den ehemaligen Bankern Leïla

und Pierre Pérès nicht, als sie Bordeaux verließen, um

sich im Baskenland niederzulassen, Schafe zu züchten

und aus der Milch den berühmten Käse Ossau-Iraty

herzustellen. Eine Geschichte von Passion und Resilienz,

von Lernen, Einsamkeit und Herausforderungen.

92 Produkt

La Marinière – das Matrosenshirt

Das typisch französische, blau-weiß gestreifte Matrosenshirt,

das heute fester Bestandteil eines schicken und

gleichzeitig lässigen Kleidungsstils ist, hatte früher einen

wenig schmeichelhaften Ruf. Die Geschichte eines verachteten

Motivs, das sich zur Ikone für Eleganz entwickelte.

94 Chantals Rezept

« Oreillers », petits pâtés en croûte

3 Editorial

20 On écoute

52 Argenteuil

Rendezvous mit einem Mysterium

Im Frühjahr werden Tausende Besucher nach Argenteuil strömen,

um der Zurschaustellung der Heiligen Tunika beizuwohnen, die

seit mehr als 12 Jahrhunderten dort wie ein Schatz gehütet wird.

Tauchen Sie mit uns in die geheimnisvolle Geschichte dieses

Stückes ein – und damit in eine Mischung aus Geschichte, Glauben

und Wissenschaft.

60 Am Tag als …

Rodin in Paris seine Skulptur von Balzac enthüllte

6 On en parle

12 On lit

14 On lit en France

16 On surfe

18 On regarde

88 Nachbestellungen

87 Leserbriefe

96 Guéwen a testé

98 Impressum

98 Vorschau

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 5


ON EN PARLE

OKZITANIEN

Geopark Terres d'Hérault strebt UNESCO-Klassifizierung an

Der Geopark Terres d'Hérault hofft, das prestigeträchtige Label UNESCO Global Geopark zu erhalten, das

bereits an 213 Landschaftsräume auf der ganzen Welt – neun davon in Frankreich – verliehen wurde. Die Fläche

(2000 km²) erstreckt sich rund um das Bassin de Thau, im Vallée de l'Hérault sowie über die umliegenden

Berge. Der Landschaftsraum besitzt einen außergewöhnlichen geologischen Reichtum, der auf einer relativ

kleinen geografischen Fläche von 540 Millionen Jahren Erdgeschichte erzählt.

VERKEHRSREGELN

« Durchschlängeln » weiterhin erlaubt

Obwohl es Motorrädern und Motorrollern in

Frankreich grundsätzlich verboten ist, sich zwischen

im Stau stehenden Autos « durchzuschlängeln » –

man spricht von Circulation inter-file –, gibt es seit

drei Jahren einige Departements, die im Rahmen

einer Testphase diese Vorgehensweise erlauben

(Bouches-du-Rhône, Haute-Garonne, Gironde,

Hérault, Isère, Loire-Atlantique, Nord, Rhône

inklusive der Metropolregion Lyon, Var, Alpes-

Maritimes, Drôme, Vaucluse, Pyrénées-Orientales,

Essonne, Hauts-de-Seine, Paris, Seine-et-Marne,

Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne, Val-d’Oise und

Yvelines). Diese Testphase sollte am 1. Januar 2025

enden, wurde jedoch letzten Endes um sechs

Monate verlängert. Zu beachten ist jedoch, dass

das Durchschlängeln nur unter ganz bestimmten

Bedingungen gestattet ist: auf Autobahnen und

vierspurigen Straßen mit Mittelstreifen, bei denen

die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht niedriger als

70 km/h ist. Die Regelung ist also für die betroffenen

Verkehrsteilnehmer derzeit etwas diffus, zumal das

Experiment nach wie vor umstritten ist. Im Sommer

werden wir wissen, wie es weitergeht ...

FRANZÖSISCHE WEINE

Produktionsrückgang im Jahr 2024

Die im November vom französischen Ministerium

für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität

veröffentlichten Zahlen prognostizieren in

Frankreich für 2024 eine Weinproduktion von

36,9 Millionen Hektolitern, was einem Rückgang von

23 % im Vergleich zu 2023 entspricht. Grund dafür

sind schwierige Wetterbedingungen und ihre

Folgen (übermäßig viel Regen, Pilzkrankheiten wie

Falscher Mehltau, Frost im Frühjahr, Hagelschäden),

unter denen alle Weinregionen im Land zu leiden

hatten. Besonders stark betroffen ist unter anderem die

Champagne, wo die Produktion verglichen mit dem

Vorjahr um 46 % sank. Durch

diesen Einbruch bei

der Weinerzeugung

verliert Frankreich

erneut seinen Status

als größter Weinproduzent der Welt. Den Platz

nimmt nun Italien ein, wo die Voraussetzungen 2024 besser waren.

6 · Frankreich erleben · Frühling 2025


TRANSPORT

Mit dem TGV direkt von Berlin nach Paris

Seit dem 16. Dezember 2024 kann man ohne

Umsteigen mit dem TGV von Berlin nach Paris fahren

– und natürlich auch umgekehrt. Täglich um 11.54

Uhr verlässt der Zug den Berliner Hauptbahnhof und

trifft – nach Stopps in Frankfurt, Karlsruhe und Straßburg – 8 Stunden später im 1100 km entfernten

Pariser Gare de l’Est ein. In Gegenrichtung startet der TGV vormittags um 9.55 Uhr. Die Verbindung

wird gemeinsam von der Deutschen Bahn und der französischen SNCF Voyageurs angeboten. Am

Rande sei erwähnt, dass bei der Jungfernfahrt Reisende an Bord waren, die ihre Fahrkarten bei einem

gemeinsamen Wettbewerb der beiden Unternehmen gewonnen hatten. Um die grenzüberschreitende

Partnerschaft zu feiern, wurden während der Fahrt deutsch-französische Spezialitäten serviert, zum

Beispiel Brezeln mit Camembert oder eine moderne Version des Flammkuchens.

PARIS

Claire Tabouret gestaltet die zeitgenössischen Kirchenfenster von Notre-Dame

Präsidentenamt und Pariser Erzbistum haben nun

enthüllt, wer die sechs großen zeitgenössischen

Kirchenfenster der Kapellen im südlichen Seitenschiff

von Notre-Dame gestalten wird: Für die Umsetzung

des prestigeträchtigen Projektes wurde die 43-jährige

Französin Claire Tabouret, eine international

renommierte Künstlerin, auserkoren. Die sieben Meter

hohen Buntglasfenster mit einer Gesamtfläche von 121

m² sollen die Kreationen des Architekten Viollet-le-Duc

aus dem 19. Jahrhundert ersetzen. Der Austausch der

Fenster sorgt in Frankreich für hitzige Diskussionen,

zumal sie als Monument historique klassifiziert sind.

Allerdings ist geplant, sie in einem Museum – vermutlich

dem Musée de l’Œuvre de Notre-Dame – aufzubewahren

und auszustellen. Die neuen Glasmalereien, die

insgesamt 5 % der Fensterfläche der Kathedrale

ausmachen, liegen vor allem Emmanuel Macron sehr

am Herzen. Mit ihnen soll « die sakrale Kunst des 21.

Jahrhunderts » Einzug in die Kathedrale halten...

TOULOUSE

Ein anderes zeitgenössisches Kirchenfenster macht von sich

reden

Angesichts der Diskussion über die Kirchenfenster

von Notre-Dame de Paris, die derzeit die

Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit

auf sich zieht, sollte man aber

nicht vergessen, dass es in

diesem Bereich noch eine andere

sensationelle Kreation gibt: Die als

Weltkulturerbe der UNESCO klassifizierte Basilika

Saint-Sernin in Toulouse schmückt sich seit Kurzem mit einem modernen

Fenster. Nach siebenjähriger Renovierung besitzt die monumentale

Rosette an der westlichen Fassade ein von Jean-Michel Othoniel

entworfenes und gemeinsam mit Glasmalermeistern der Ateliers Loire

in Chartres umgesetztes Fenster. Das Werk mit einem Durchmesser von

5,5 Metern befindet sich über dem Haupteingang. Vor allem im Licht

der untergehenden Sonne sorgt es für ein Farbspiel im Inneren, das die

Toulouser bereits nach kurzer Zeit sehr schätzen. Es ersetzt eine einfache

Plastikscheibe und verleiht der Rosette ein prachtvolles Aussehen, das

dieses Juwels des Kulturerbes würdig ist.


ON EN PARLE

AIX-EN-PROVENCE

Cezanne: ein unverstandener Künstler kehrt zurück

Die Stadt Aix-en-Provence widmet das Jahr 2025 einem Kind der

Stadt, das sie lange Zeit nicht zu würdigen wusste. Dabei gilt der

Maler Paul Cezanne heute als Wegbereiter der modernen Kunst.

Das Ereignis unter dem Titel Cezanne 2025 stellt in gewisser Weise

eine huldvolle Rückkehr des Künstlers in seine

Heimatstadt dar. Aus diesem Anlass sind dort

Orte zugänglich, die eng mit ihm verknüpft sind,

beispielsweise das Landhaus der Familie, die Bastide

du Jas de Bouffan, sowie das Atelier des Lauves,

der letzte Ort seines Schaffens. Im Musée Granet,

dem bedeutendsten Museum der Stadt, werden im

Rahmen einer großen Retrospektive vom 28. Juni

bis 12. Oktober 2025 knapp 130 Werke – Leihgaben

internationaler Museen – gezeigt.

BESANÇON

Verborgene Briefe von Gustave

Courbet enthüllen eine erotische

Seite des Malers

CAEN

Ein Vorgeschmack auf die Sammlung

Gandur

In einer unserer letzten Ausgaben konnte Sie lesen, dass

der Schweizer Geschäftsmann und Kunstsammler Jean-

Claude Gandur die Stadt Caen als Standort für das Museum

gewählt hat, das ab 2030 seine immense, 3700 Werke

umfassende Sammlung beherbergen soll. Um die Wartezeit

bis dahin zu verkürzen, wird im Rathaus der Stadt von Juni

bis September als Vorpremiere eine kleine Auswahl der

Kunstwerke gezeigt.

In der Stadtbibliothek von Besançon entdeckte

man die unglaubliche, bislang unbekannte

Korrespondenz zwischen Gustave Courbet

(1819-1877) und der Pariser Abenteurerin

Mathilde Carly de Svazzema (1839-?). Die mehr

als ein Jahrhundert verborgen gebliebenen

Briefe – 25 aus der Feder des Malers und 91

aus der von Mathilde – stammen aus der Zeit

zwischen November 1872 und April 1873 und

überraschen durch ihren explizit erotischen

Inhalt. Dadurch enthüllen sie eine sehr intime

Seite Courbets und werfen ein neues Licht auf

seine Darstellungen der weiblichen Nacktheit.

36 dieser Briefe werden vom 21. März bis 21.

September 2025 in Besançon im Rahmen einer

Ausstellung zu sehen sein. Der Verlag Gallimard

veröffentlicht im März ein Werk mit allen

Schriftstücken.

8 · Frankreich erleben · Frühling 2025


TOULOUSE

Fondation Bemberg: als «Wiedereröffnung des Jahres»

ausgezeichnet

Die Fondation Bemberg in Toulouse wurde vom britischen Kunstmagazin

Apollo Magazine mit dem Preis Museum Opening of the Year 2024

ausgezeichnet. Das Museum im denkmalgeschützten Hôtel d'Assézat

öffnete im Februar nach dreijährigen Renovierungsarbeiten wieder

seine Pforten für das Publikum. Im Rahmen der Arbeiten wurden die

bestehenden Räume saniert und neue Bereiche für Sonderausstellungen

geschaffen. Georges Bemberg (1915-2011) besaß eine außergewöhnliche

Sammlung mit Möbeln, Kunstgegenständen, Skulpturen und Gemälden.

Unter den etwa 1000 Exponaten befinden sich Werke so bekannter

Künstler wie Monet, Pissarro und Bonnard, sodass dieses Museum auch

Petit Orsay Toulousain genannt wird.

PARIS

Einführung einer

« Zone mit

beschränktem

Verkehr »

Im November

2024 wurde im

Stadtzentrum von Paris

(1., 2., 3. und 4. Arrondissement)

eine Zone à trafic limité (ZTL) eingeführt.

Das bedeutet, dass der Transitverkehr –

also die Durchfahrt von motorisierten Fahrzeugen,

ohne anzuhalten – verboten ist. Gekennzeichnet wird der

Bereich durch weiße rechteckige Schilder mit rotem Rand, auf

denen ein roter Kreis abgebildet ist. Die Zufahrt zur ZTL ist lediglich

Rettungsfahrzeugen, Bussen, Taxis, Bewohnern, Menschen, die dort

arbeiten, sowie Personen mit eingeschränkter Mobilität gestattet. Die Verbannung

des Durchgangsverkehrs tangiert aber nicht den sogenannten Trafic de destination –

also die Ansteuerung eines bestimmten Ziels –, dies ist nach wie vor uneingeschränkt erlaubt.

Wollen Sie also ein Hotel oder ein Restaurant in einem dieser Arrondissements anfahren, ist dies

möglich. Derzeit weiß jedoch niemand, wie Kontrolle und Nachweis solcher Anfahrtsziele erfolgen

sollen. Insofern wurde eine Übergangsphase beschlossen – deren Dauer ebenfalls nicht bekannt ist –,

in der kein Bußgeld verhängt wird, sodass sich die Verkehrsteilnehmer an die neue Regelung gewöhnen

können. Ein System also, das noch viele Fragen offenlässt ...

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 9


ON EN PARLE

AIX-EN-PROVENCE

Haus von Charles Trenet wird saniert

Das Haus von Charles Trenet (1913-2001),

das seit seinem Tod leer stand und Opfer

von Vandalismus war, soll nun bis Ende 2026

saniert werden. Dann wird das Haus öffentlich

zugänglich sein. Das Projekt beinhaltet die

Schaffung eines Jardin extraordinaire – im

Übrigen der Titel eines Chansons von Trenet –

mit verschiedenen Baumarten, Wasserläufen,

Musikpavillon und Kinderkarussell. Das

Gebäude wird umgestaltet, um das Werk des

Künstlers, dem wir Erfolgstitel verdanken,

die heute noch gespielt werden, zur Geltung

zu bringen. Hologrammtechnologie soll es

sogar möglich machen, dass Besucher « in

Anwesenheit » von Trenet singen können. Trotz

der Diskussionen über das Privatleben von

Charles Trenet – namentlich seine Rolle im

Zweiten Weltkrieg – wollen die Initiatoren des

Vorhabens auf diese Weise den einzigartigen

Stil und die überschäumende Kreativität eines

Musikers würdigen, der zu Lebzeiten von seinen

Landsleuten als Fou chantant, als verrückter

Sänger, bezeichnet wurde.

PARIS

Kino « La Géode » wieder offen

La Géode, das Kino in der symbolträchtigen glänzenden Stahlkugel

mit einem Durchmesser von 36 Metern im Pariser Parc de la Villette

wurde am 18. Dezember 2024 nach einer sechsjährigen Renovierung

wiedereröffnet. Es wird von Gaumont-Pathé betrieben und besitzt

den ersten IMAX-Laser-4K-Projektor im Kuppelformat im Hexagon.

Die Spitzentechnologie sorgt für unvergleichlich scharfe Bilder und

einen bemerkenswert präzisen Sound. Gezeigt werden tagsüber

Dokumentarfilme und abends Spielfilme.

KULTURERBE

Französische Bistros als immaterielles

Kulturerbe anerkannt

Im Oktober 2024 bestätigte das französische

Kulturministerium die Anerkennung der

französischen Cafés und Bistros als immaterielles

Kulturerbe und bekräftigte damit deren Anteil

am sozialen, historischen und kulturellen Leben.

Die Entscheidung soll die symbolträchtigen

Orte auch schützen, denn während es vor einem

Jahrhundert noch rund 400 000 Bistros gab, sind

es heute nicht einmal mehr 40 000. Im nächsten

Schritt wollen die Verfechter der Initiative die

Bedeutung der Bistros für die gastronomische

Tradition, die Übermittlung von Know-how und

das gesellschaftliche Leben hervorheben, um die

offizielle Anerkennung der UNESCO zu erreichen.

Dies wäre eine gute Unterstützung für die Rettung

und Aufwertung dieser Betriebe.

10 · Frankreich erleben · Frühling 2025


WEIN UND UMWELT

Ein Spitzen-Bordeaux in umweltbewusster

Verpackung

Das Weingut Château Smith Haut

Lafitte, bekannt für seinen Spitzen-

Bordeaux, zeigt sich in puncto

Verpackung innovativ und hat eine

umweltbewusste Hülle aus dünnem

Birkenholz als Geschenkverpackung

für die Flaschen entwickelt. Die

leichte und nachhaltige Alternative

zur klassischen Verpackung soll

den ökologischen Fußabdruck

reduzieren.

TRANSPORT

Uber will sich auf kleine Städte in Frankreich

ausdehnen

Uber, das führende Dienstleistungsunternehmen für

Personenbeförderung – in Frankreich spricht man von VTC

(Véhicule de Transport avec Chauffeur) –, ist im Hexagon in

41 Ballungsräumen vertreten. 2025 soll die Dienstleistung

auf kleinere Städte ausgedehnt werden. Laut Aussage des

amerikanischen Unternehmens will man damit auch in

« weniger dicht besiedelten Gegenden Mobilitätsangebote

machen ». Es ist nachvollziehbar, dass die Verfechter des

Ausbaus von Transportmöglichkeiten in kleineren Städten

und die Verbände der Taxiunternehmen diese Pläne sehr

unterschiedlich aufnehmen ...

NOUVELLE-AQUITAINE

Archäologischer Schatz unter der Düne von Pilat

Das erhabene Symbol des Bassin d'Arcachon, die Dune du Pilat, verbirgt eine ungeahnte

Vergangenheit, denn dort befinden sich über 4000 Jahre alte Relikte. Im Oktober 2024 wurden

bei einer Ausgrabungskampagne die Reste eines unterirdischen Waldes untersucht, der aus der

Frühgeschichte (1000 bis 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung) stammt. Die Archäologen versuchen

zu verstehen, wie sich der ehemalige Wald mit seinen Feuchtgebieten in die heute bestehende,

von Erosion bedrohte Landschaft verwandelte. Die Entdeckungen legen nahe, dass die Menschen

damals von Viehzucht, Salzerzeugung, Fischfang sowie dem Spinnen von Wolle lebten.


ON LIT

ROMAN

Jede Sekunde

Nicolas Mathieu, Originaltitel: Le ciel ouvert

(erschienen 2024 bei Actes Sud), übersetzt aus

dem Französischen von Lena Müller und André

Hansen, Hanser Berlin, 96 Seiten, 20 €,

ISBN 978-3446281752, erscheint am 18. März 2025

ROMAN / AUTOBIOGRAFIE

Im Tal der Bärin

Clara Arnaud, Originaltitel: Et vous passerez

comme des vents fous (erschienen 2023 bei Actes

Sud), übersetzt aus dem Französischen von Sophie

Beese, Kunstmann, 352 Seiten, 26 €,

ISBN 978-3956146220

Clara Arnaud, geboren 1986, liebt es zu reisen, die

Welt zu entdecken. Mit 16 fuhr sie mit dem Zug kreuz

und quer durch Europa, im darauffolgenden Jahr

radelte sie allein durch Quebec, ein Jahr später durch

Irland. Sie kennt China und Tibet, zwei Länder, die sie

stark geprägt haben. Im vorliegenden Buch nimmt

sie uns mit in die Pyrenäen, wo die Wiederansiedlung

von Bären zum Aufflammen alter Spannungen

führt. Durch die Beschreibung der Schicksale von

Gaspard – einem begeisterten Schäfer, der sich den

Herausforderungen unserer modernen Zeit stellen

muss –, Alma – einer Ethnologin, die über Bären forscht

– und Jules – einem jungen, im 19. Jahrhundert nach

Amerika ausgewanderten Bärenführer – untersucht

der Roman die Beziehungen zwischen Mensch und

Tier, Tradition und Modernität. Vor der Bergkulisse

mit ihrer rauen Schönheit wirft Clara Arnaud Fragen

über unser Verhältnis zur unberührten Natur und zu

aktuellen ökologischen Herausforderungen auf. Ein

starker Roman, eine Mischung aus Fiktion und Realität,

der sowohl Naturliebhaber als auch Freunde von

engagierter Literatur in den Bann ziehen wird.

Nicolas Mathieu gehört zu den Namen, die aus

der zeitgenössischen französischen Literatur

nicht mehr wegzudenken sind. Er wurde 1978 in

Épinal geboren und erhielt 2018 für seinen zweiten

Roman Wie später ihre Kinder den renommierten

Prix Goncourt. Auch der 2022 erschienene Roman

Connemara verkaufte sich in den französischen

Buchhandlungen ausgesprochen gut. Mit Jede

Sekunde präsentiert er uns nun einen « kurzen »

Roman (weniger als 100 Seiten), der jedoch durch

eine unglaubliche Intensität überzeugt und uns einen

tiefen Einblick in die menschlichen Beziehungen

vermittelt. Durch Nachrichten, die der Autor in den

sozialen Netzwerken veröffentlichte, gibt er uns ganz

unerwartet Einblick in sein Privatleben. Flüchtige

Momente aus dem Alltag über Themen wie Liebe,

Kindheitserinnerungen, intergenerationeller Transfer,

die Vergänglichkeit der Zeit. Das Buch ist weit von

Voyeurismus entfernt, wie man befürchten könnte.

Man entdeckt vielmehr einen intensiven Austausch,

der oft lustig und

universell ist. Eine

schöne Art zu

zeigen, dass die

sozialen Netzwerke

ohne Worte nichts

wären ...

12 · Frankreich erleben · Frühling 2025


ROMAN

Die Tänzerin

Patrick Modiano, Originaltitel: La danseuse

(erschienen 2023 bei Gallimard), übersetzt aus

dem Französischen von Elisabeth Edl, Hanser

Berlin, 96 Seiten, 20 €, ISBN 978-3446281462,

erscheint am 18. März 2025

Der 2014 mit dem Literaturnobelpreis

ausgezeichnete Schriftsteller Patrick

Modiano feiert am 30. Juli dieses Jahres

seinen 80. Geburtstag. Er ist zweifellos einer der größten französischen Autoren

unserer Zeit. Abgesehen davon, dass er mit einer einzigartigen Sensibilität

über Themen wie Erinnerung, Identität und Vergessen schreibt, versteht er

es wie kein anderer, die Atmosphäre von Paris wiederzugeben. Das ist bei Die

Tänzerin, einem mit weniger als 100 Seiten knapp gefassten Roman, nicht

anders. Patrick Modiano erzählt von Paris zu der Zeit, als er jung war und seine

ersten literarischen Schritte unternahm. Unglaublich feinfühlig, wie immer in

seinen immerhin mehr als 60 Büchern, erinnert er sich an seine Anfänge als

Schriftsteller. Damals begegnete er einer jungen Tänzerin, mit der wir im Roman

die Stadt der Cabarets, Cafés und unerwarteten Begegnungen entdecken.

Ein Buch voller Poesie, das uns unaufhörlich zwischen Vergangenheit und

Gegenwart pendeln lässt. Eine Aufforderung, über Zeit und Erinnerungen

nachzudenken.

PROVENCE-KRIMI

Die Richterin und das Todesspiel

Liliane Fontaine, Band 8 der Reihe « Ein Fall

für Mathilde de Boncourt », Piper, 352 Seiten,

12 €, ISBN 978-3492320382, erscheint am 3.

April 2025

Liliane Fontaine präsentiert uns erneut einen

Krimi, wie nur sie ihn zu schreiben versteht.

Einen Krimi, der im Herzen der Provence spielt

und in dem Tradition und Machenschaften

gefährlich miteinander verwoben sind. Als der

Verein « Freunde der Monarchie » in Nîmes seine Jahrestagung

abhält, wird die skurrile Forderung laut, die französische Krone solle wieder

das Land regieren. Die darauffolgende Debatte entwickelt sich zum Drama, als

ein Vorstandsmitglied ermordet wird. Die Richterin Mathilde de Boncourt und

ihr Team stürzen sich in atemberaubende Recherchen, bei denen es um ein

Manuskript geht, das die Erben des Throns bloßstellt. Ein zweiter Mord geschieht

und zieht die Ermittler mitten hinein in die Geheimnisse und Leidenschaften des

französischen Adels. Die deutsch-französische Autorin und Kunsthistorikerin

lässt sich für diese Krimireihe von ihren Aufenthalten in Südfrankreich

inspirieren. Erneut präsentiert sie uns eine dichte und spannende Handlung,

die von glaubwürdigen Personen getragen wird. Freunde ausgeklügelter

Nachforschungen und mediterraner Landschaften werden begeistert sein.

ROMAN

Bannmeilen - Ein Roman in

Streifzügen

Anne Weber, Matthes & Seitz, 2024,

301 Seiten, 25 €,

ISBN 978-3751809559

Treue Leser haben sicherlich

bemerkt, dass uns die Bücher von

Anne Weber durch ihre Themen

und die schriftstellerische Qualität

überzeugen. Wir stellen sie Ihnen

aber noch wegen einer anderen

Besonderheit vor, denn die Autorin

schreibt sie sowohl auf Französisch

als auch auf Deutsch und sie

erscheinen fast zeitgleich in beiden

Ländern. Der vorliegende Roman

Bannmeilen erschien im Frühjahr

2024 in Deutschland, bevor er kurze

Zeit später unter dem Titel Neuf-Trois,

den wir Ihnen auf Seite 14 vorstellen,

in Frankreich veröffentlicht wurde.

Ein Werk also, das man diesseits und

jenseits des Rheins lesen kann!

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 13


ON LIT EN FRANCE

Unsere Auswahl an Büchern, über die man

zurzeit in Frankreich spricht

ROMAN

ROMAN

La vie meilleure

Étienne Kern, Gallimard, 2024,

192 Seiten, 19,50 €,

ISBN 978-2073075833

Kennen Sie Émile Coué (1857-1926)?

Vermutlich nicht. Aber sicher haben Sie

bereits einmal, ohne es zu wissen, die berühmte

Methode angewandt, die nach ihm benannt ist. Es handelt

sich um die Methode der Autosuggestion, die sich in einem

Satz zusammenfassen lässt: « Es geht mir jeden Tag in jeder

Hinsicht immer besser und besser. » Émile Coué gilt als

Wegbereiter des positiven Denkens. Das erzählt uns Étienne

Kern in diesem ergreifenden Porträt eines unauffälligen

französischen Apothekers, der zu weltweiter Berühmtheit

gelangte. Jemand, der von den einen beweihräuchert

wurde, während andere sich über ihn lustig machten. Ein

kleines Detail am Rande: John Lennon hat sich für den,

seinem Sohn gewidmeten Song Beautiful boy von dieser

Methode inspirieren lassen: Before you go to sleep / Say

a little prayer / Every day in every way / It's getting better

and better. Eine wunderschöne, einfache Erzählung, die so

guttut wie die Methode von Coué!

Neuf-trois

Anne Weber, Philippe Rey, 2025,

272 Seiten, 20,00 €,

ISBN 978-2384822041

Anne Weber, geboren 1964 in Deutschland, lebt seit

Jahrzehnten in Paris und schreibt talentiert sowohl in

französischer als auch in deutscher Sprache. Für ihr

wunderschönes Werk Annette, ein Heldinnenepos (Matthes

& Seitz, Taschenbuch, 207 Seiten, ISBN 978-3751801102)

wurde sie 2020 mit dem prestigeträchtigen Deutschen

Buchpreis ausgezeichnet. In Neuf-trois nimmt sie uns

mit in das Department mit der Nummer 93, Seine-Saint-

Denis, das oft auf bestimmte Klischees reduziert wird.

Sie folgt ihrem Freund Hocine, einem franko-algerischen

Dokumentarfilmer, durch diese verkannte Gegend.

Gemeinsam entdecken sie geschichtsträchtige und kuriose

Orte, beispielsweise den muslimischen Friedhof in Bobigny,

ein einladendes Café, das von Rachid, einem Kabylen,

geführt wird, oder das Haus, in dem Asterix « geboren »

wurde. Zwischen Anekdoten und Entdeckungen zeichnen

die Stationen ein ganz neues Bild des Departements.

Sensibel und mit einem leicht ironischen Unterton mischt

Anne Weber Reisebericht und Introspektion. Sie fordert uns

damit auf, diese Vorstadt unter einem anderen Blickwinkel

zu betrachten, unsere eigene Wahrnehmung zu ändern

und so Vorurteile abzubauen. Eine Analyse jenseits von

Klischees. Ein nützlicher und erhellender Roman!

ERZÄHLUNG

Alors c’est bien

Clémentine Mélois, Gallimard, 2024,

208 Seiten, 19,50 €, ISBN 978-2073075031

« Seine Geschichte erzählen, so lange ich noch blaue Farbe

an den Händen habe, um nicht zu vergessen. » Das ist es, was

Clémentine Mélois antreibt, als sie ihren Vater Bernard am

Ende seines Lebens begleitet. Familie und Freunde helfen ihr

dabei, aus dem Übergangsritual ein Fest zu machen. Und was

hat es mit der blauen Farbe auf sich? Mit ihr soll aus dem Sarg

ein Kunstwerk werden, nach dem Ebenbild des Vaters, einem

fantasievollen und produktiven Bildhauer mit der Begabung,

das Leben zu genießen. Die Autorin, selbst Bildhauerin,

präsentiert uns eine geistreiche, humorvolle und poetische

Erzählung, mit der sie ihrem Vater im wahrsten Sinne ein

Denkmal errichtet. Vor allem teilt sie mit uns ihre sensible,

unerwartet lebensfrohe und hoffnungsvolle Vorstellung

davon, wie man sich von einem geliebten Menschen

verabschieden kann. Berührend und erfreulich zugleich.

14 · Frankreich erleben · Frühling 2025


ROMAN

Le rêve du jaguar

ROMAN

Fort Alamo

Fabrice Caro, Gallimard, 2024,

192 Seiten, 19,50 €,

ISBN 978-2073085153

Ein Zwischenfall in einem Supermarkt lässt den

unauffälligen Französischlehrer Cyril aufhorchen.

Er stellt fest, dass er den Tod von Menschen, die

ihn ärgern, auslöst. Um ihn herum ereignet sich ein

Blutbad, denn jedes Mal, wenn er auf jemanden

wütend ist, stirbt die betreffende Person. Sogar

bei Tieren ist das so. Es ist verständlich, dass

ihm diese Situation Angst macht. Was wird beim

Weihnachtsessen passieren, wenn seine Schwägerin

dabei ist, die er nicht ausstehen kann? Fabrice Caro

ist ein ausgefallener Roman gelungen, in dem er

mit schrägem Humor, aber auch sehr einfühlsam

Alltagsszenen beschreibt. Unglaublich lustig!

Miguel Bonnefoy, Rivages, 2024,

304 Seiten, 20,90 €,

ISBN 978-2743664060

ROMAN

Cabane

Abel Quentin, Les Éditions de l’Observatoire,

2024, 480 Seiten, 22 €, ISBN 979-1032925430

1972 veröffentlichte eine Gruppe visionärer Forscher den

« Meadows-Bericht », eine Art Prophezeiung, mit der sie

vor den Gefahren einer unkontrollierten wirtschaftlichen

Entwicklung in einer Welt mit begrenzten Ressourcen warnen.

Der Bericht geriet jedoch schnell in Vergessenheit. Daran

angelehnt erzählt Abel Quentin in seinem Roman Cabane

das Leben vierer visionärer Forscher von den 1960er-Jahren

bis heute. Sie verfassen ebenfalls einen Bericht, der den

Zusammenbruch der Weltwirtschaft vorhersagt. Doch die

Reaktionen angesichts dieser erschreckenden Erkenntnis sind

unterschiedlich: Zwei amerikanische Forscher verschreiben

sich der Aufgabe, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, der

französische Wissenschaftler ergreift die Gelegenheit, eine

Karriere als Geschäftsmann aufzubauen, während der vierte, ein

norwegischer Mathematiker, auf rätselhafte Weise verschwindet.

Raffiniert mischt Abel Quentin spannende Verwicklungen mit

verständlichen, populärwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Damit ist ihm ein anspruchsvoller Roman gelungen, der mit

vollem Recht seinen Platz in unserer heutigen Zeit hat. Ein

eindrückliches Lesevergnügen, bei dem man sich Fragen

über unsere gemeinsame Zukunft stellt und gleichzeitig den

unwiderstehlichen Drang verspürt, das Buch mit anderen zu

teilen. Ein Muss!

Nach der Entdeckung umfangreicher

Erdölvorkommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts

erlebt Venezuela, das Heimatland des Autors,

einen noch nie da gewesenen Aufschwung.

Im Kontext der tiefgreifenden Veränderungen

folgen wir eigenständigen Persönlichkeiten, die

entschlossen sind, ihr Schicksal in die Hand

zu nehmen. Michel Bonnefoy präsentiert

uns ein echtes Familienepos nach dem

Vorbild lateinamerikanischer Sagas. Die

Meinungen über das Buch sind seit dem

Erscheinen sehr unterschiedlich: Während

einige eine manchmal zu übertriebene

Erzählweise kritisieren, begrüßen andere den

romantischen Hauch und die Ausdrucksstärke.

Eines ist jedoch sicher: Der Roman, der mit

den renommierten Preisen Prix Femina und

Grand Prix du Roman de l’Académie française

2024 ausgezeichnet wurde, fesselt durch seinen

lebendigen Stil und universelle Themen. Ein

Epos, in dem sich Träume und

Enttäuschungen grandios

mischen, von dem man sich

in Bann ziehen lassen

sollte. Betörend!


ON SURFE

KONSUM

Too Good To Go: lokal konsumieren und

Lebensmittelverschwendung reduzieren

Möchten Sie bei einem Aufenthalt in Frankreich lokale

Spezialitäten probieren und gleichzeitig einen Beitrag zum

Klimaschutz leisten? Nutzen Sie vielleicht in Deutschland bereits

die App Too Good To Go, die 2016 in Dänemark an den Start

ging? Mit ihrer Hilfe finden Sie unverkaufte Lebensmittel von

Bäckereien, Restaurants und Lebensmittelgeschäften in Ihrer

Nähe zu günstigen Preisen. Die App ist heute auf internationaler

Ebene verfügbar und wird in Frankreich sehr geschätzt, zumal

sich enorm viele Unternehmen daran beteiligen. Insofern ist sie

ein guter Tipp für einen Aufenthalt im Hexagon. Das Konzept

ist einfach: Wählen Sie einen Anbieter aus, reservieren Sie das

Überraschungsangebot, holen Sie es ab und genießen Sie

anschließend die frischen Produkte. Auf diese Weise können Sie

französische Spezialitäten einmal anders entdecken und tun

gleichzeitig etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.

Ideal für Schleckermäuler und engagierte Reisende!

APP (kostenlos) Too Good To Go

MUSIK

Radiooooo: eine musikalische

Zeitmaschine

Haben Sie Lust, musikalisch in die Vergangenheit

(oder sogar in die Zukunft!) zu reisen? Das ist

möglich, nämlich mit der ausgezeichneten

Applikation Radiooooo, die der französische

Designer und DJ, Benjamin Moreau, 2014 kreierte.

Das Konzept? Eine interaktive Weltkarte, auf

der man ein Land und ein Jahrzehnt – von

1900 bis heute (und sogar 2070!) – auswählt

und dann musikalische Schätze hört, die von

Musikfreunden aus der ganzen Welt eingestellt

wurden. Ob deutsche Hits aus den Sechzigern,

französische Chansons aus den Vierzigern

oder Musik aus Benin von heute: Jedes Stück

vermittelt eine einzigartige Atmosphäre, die den

Hörer umgehend in die entsprechende Epoche

transportiert. Das Angebot wurde in viele Sprachen übersetzt, wird regelmäßig

durch neue Stücke ergänzt und ist absolut kostenlos. Radiooooo ist eine wahre

Schatzkiste für Nostalgiker und Neugierige! Wenn Sie die App einmal getestet

haben, werden Sie mit Sicherheit nicht mehr auf sie verzichten wollen!

App (kostenlos) Radiooooo https://app.radiooooo.com

16 · Frankreich erleben · Frühling 2025


LESEN

Gleeph:

der Bücherkatalog in der Tasche

Ist es Ihnen schon einmal so gegangen, dass Sie nicht

mehr wussten, ob Sie dieses oder jenes Buch besitzen?

Mit der französischen App Gleeph ist das nun

kein Problem mehr, denn mit ihr erstellen Sie in kürzester

Zeit einen digitalen

Katalog Ihres Bücherschranks.

Scannen Sie

dafür den Barcode eines

Buches mit dem Smartphone

oder fügen Sie es

manuell hinzu. Behalten

Sie die Übersicht über

Ihre Bücher, entdecken

Sie personalisierte Empfehlungen

und tauschen

Sie sich mit anderen

passionierten Lesern der

Community aus (derzeit

nur in Französisch). Und

darüber hinaus unterstützt

Gleeph die unabhängigen

Buchhandlungen

im Hexagon, denn

innerhalb Frankreichs

können Sie Bücher direkt

über die App kaufen. Ein

engagiertes Angebot, das bereichernde literarische

Erfahrungen ermöglicht. Ideal für alle Leseratten!

APP (kostenlos) Gleeph

TOURISMUS

Randoland: Frankreich kindergerecht entdecken

Mit Randoland werden Familienausflüge zu unterhaltsamen,

fesselnden Abenteuern und Kinder gleichzeitig zu Entdeckern.

Für jeden Parcours gibt es eine Streckenbeschreibung zum

Ausdrucken mit Erläuterungen zu den besuchten Orten, kleinen

Geschichten, Rätseln usw. Und das in drei Versionen, die auf

verschiedene Altersgruppen (4-6 Jahre, 7-9 Jahre, 9-12 Jahre)

abgestimmt sind. Das Angebot (derzeit nur auf Französisch)

kommt bereits bei den Kleinsten sehr gut an und wird immer

erfolgreicher. Die Ausflugsvorschläge decken ganz Frankreich

ab, die Streckenbeschreibungen können direkt von der Website

heruntergeladen werden (ab 2 €). Seit Kurzem gibt es für sechs

französische Regionen (nördliche Bretagne, südliche Bretagne,

Périgord, Lyon und Umgebung, Toulouse und Umgebung, Marseille

und Umgebung) jeweils ein Package (je 14,90 €), mit bereits

gedruckten Streckenbeschreibungen. Pro Package sind 12 Routen

enthalten. Im Mai 2025 soll ein solches Package auch für Paris

erscheinen. Eine schöne Art, Frankreich spielerisch und gemeinsam

mit Kindern zu erkunden. https://www.randoland.fr/accueil

Französisch lernen am Puls der Zeit

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:

www.sprachzeitungen.de

Février 2025

Novembre 2020

Novembre 2020

€ 3,30 [d]

¤ 2,50 [d]

¤ 2,50 [d]

É C O N O M I E

B1–C2

B1–C2

B1–C2

ACTUALITÉ

ACTUALITÉ

| Photo : Getty Images

| Photo : Getty Images

• Plans sociaux : « Ce qui

me fait peur, c’est l’après,

le • silence Nouvelle-Calédonie »

:

Page courte • Nouvelle-Calédonie 4 victoire du non à :

l’indépendance

courte victoire du non à

Page

l’indépendance

3

• Plus

Page

engagés,

3

plus écolos,

plus heureux : l’utilité sociale

du • scoutisme Protection des oiseaux : en

• À France, La • Protection Rochelle, la chasse des

à oiseaux la glu a du : en

étudiants plomb France, dans apprennent la l’aile chasse à la la glu a du

cuisine Page

plomb antigaspi 4

dans l’aile

Pages Page 6–74

S O C I É T É

ENVIRONNEMENT

ENVIRONNEMENT

SOCIÉTÉ

SOCIÉTÉ

f f F R A N Ç A I S FAC I L E f f

• Violences policières : en

• Santé banlieue, • Violences : des « substances

il faut policières que l’État : en

toxiques reconnaisse banlieue, dans « nos que il faut assiettes? quelque

l’État

• C215, chose reconnaisse

le ne street va pas artiste

que » quelque

aux

mille Page

chose

portraits 6

ne va pas »

Pages

Page

8–9

6

f FRANÇAIS FACILE f CULT f U

F

R E

ANÇAIS FACILE f • Sciences : Emmanuelle

• Nouveaux Charpentier, • Sciences

vitraux

: chercheuse

Emmanuelle

de

Notre-Dame dans Charpentier, les pas : l’artiste de chercheuse

Marie Claire Curie

Tabouret • Afrique

dans

l’emporte

les

francophone

pas de Marie

:

Curie

Page à Ouidah, • Afrique

11 au francophone Bénin, sur les :

traces à Ouidah, des esclaves au Bénin, sur les

Pages

traces

8

des

– 9

esclaves

Pages 8 – 9

int Laurent,

M O D E

Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion

S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Aufgaben

S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material

S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material

Bernard Arnault, baron

La Citroën Ami est

La Citroën Ami est

• N o 2 | 7 2 º A n n é e •

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •

Gisèle Pelicot, au cœur d’un

Juliette Gréco, icône de

Juliette Gréco, icône de

du luxe, a épuisé son budget carbone 2025 procès contre les violences faites aux femmes,

en seulement une mini-urbaine 2h15. En cause, électrique mode à deux voit son la chanson portrait française, fleurir sur nous les murs a quittés de

de places. vie une extrêmement mini-urbaine Pratique et dispendieux

moderne, électrique elle à deux peut nombreuses à 93 la ans. chanson villes, Muse française, faisant de la rive de nous la gauche, retraitée a quittés elle

des être places. ultra-riches, conduite Pratique sans selon permis et moderne, une ONG. et se loue elle peut à une nouvelle fut, à 93 dans ans. icône le Paris Muse du street d’après-guerre, de la rive art. gauche, la elle

moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.

le Paris d’après-guerre, la

Lire

moins

l’article

de 20 €

en

par page mois. 5 Lire l’article

reine de

en

Saint-Germain-des-Prés.

page 13

Lire l’article en page 5

Lire l’article en pages 10 et 11

Lire l’article en page 5

Lire l’article en pages 10 et 11

PARUTION

PARUTION

Édi tor i a l – le monde

Dix ans après les attentats

de 2015, la France

toujours sous le choc

Le Temps

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 17

Michel Houellebecq le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix

d’État Michel autrichien. Houellebecq En France le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix

culte. d’État Mais autrichien. ses prises En de position France comme controversées à l’étranger, peuvent Houellebecq déranger. est | Photo considéré : Picture comme Alliance un auteur

culte. Mais ses prises de position controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance

ebecq,

Une vigilance

de chaque jour

Il n’y a aucun

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun

doute d’une : je époque suis l’écrivain

d’une nihiliste. époque

nihiliste.

Michel Houellebecq,

« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »

« Interventions 2020 »

| Photo : Getty Images

| Photo : Getty Images

lendemain, c’est une policière

municipale qui est tombée sous

les les balles thèmes à proximité les plus d’une importants école

juive, d’un les probablement écrivain thèmes les capital visée plus ». importants

par Michel

son Houellebecq agresseur. d’un écrivain Puis, assure le capital 9 que janvier, ». ce Michel sera

ce le sont Houellebecq dernier quatre « clients Interventions assure de l’Hyper que » : ce « Je sera

Cacher ne le promets dernier la porte pas « Interventions de absolument Vincennes, » : de « Je

ciblés cesser ne parce promets de que penser, juifs, pas mais qui absolument ont au moins été de

froidement cesser de abattus. de penser, communiquer (…) mais au mes moins

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-

mes

grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation

grave ampleur – de par l’euthanasie exemple excep-

une (je léga-

ne

morale

3 D’une

tionnelle pense lisation et pas d’un de qu’il apparent l’euthanasie s’en présente (je ne

unanimisme, d’autres, pense pas les dans manifestations

reste organisées d’autres, à vivre) dans en », riposte écrit-il le temps sur qui la me

qu’il le temps s’en qui présente me

aux quatrième attentats reste à de vivre) janvier couverture. », écrit-il 2015 sur la

semblent 3 quatrième Cette bien anthologie lointaines. de couverture. Certes, de nonet

fiction c’est 3 déjà Cette est immense, une anthologie espèce sous de ces fourretout.

fiction Houellebecq coups est une de boutoir, espèce y parle de la fourre-

du

de nonmultiples

France cinéma tout. a résisté muet, Houellebecq à de la l’absurdité tentation y parle des créa-dtrice,

d’exception cinéma de Neil muet, Young, à de la l’absurdité violence de Philippe créa-

lois

entre Murray trice, communautés. de et d’Emmanuel Neil Young, La justice de Carrère Philippe

a condamné (il Murray les aime les et tous complices d’Emmanuel les trois), des Carrère de la

tueurs lecture, (il lors les du de aime procès positivisme, tous exemplairesfaire

lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-

les trois), de l’af-

de la

4 de Mais faire l’euthanasie comment Vincent ne (il Lambert pas est contre), et donc

rapprocher de de l’islam, l’euthanasie les de chocs Trump, qu’ont (il de est Prévert, contre),

constitués de de Zemmour, l’islam, les carnages de de Trump, l’Union répétépéenne

commis de Zemmour, (il par déteste), des Français de du l’Union féminisme euro-

de Prévert, euro-

radicalisés (idem), péenne des (il succès la déteste), liberté électoraux du d’expression

(idem), extrême (il est de droite totalement la liberté qui a fait d’expres-

pour),

féminisme

d’une

sion pédophilie e (il l’amalgame est totalement (après entre l’affaire pour),

ire

| Photo : Getty Images/AFP/Geoffroy van der Hasselt | Photo : Getty Images/AFP/Christophe | Photo : Getty Images Simon


ON REGARDE

DRAMA / FILMBIOGRAFIE

Bolero

MUSICAL-DRAMA

Beating Hearts

Nordfrankreich in den 80er-Jahren.

Jackie (Mallory Wanecque), eine brillante

Schülerin aus gutem Hause, und Clotaire

(Malik Frikah), ein Kleinkrimineller aus

einem Problembezirk, führen ein Leben zwischen Schulbank und

Hafendocks, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Als sich ihre

Wege kreuzen, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander.

Doch Clotaire wird wegen einer Straftat angeklagt und zu 12 Jahren

Gefängnis verurteilt. Jahre später treffen sich Jackie (Adèle Exarchopoulos)

und Clotaire (François Civil) wieder. Trotz der nach wie vor

gegensätzlichen Lebensumstände fühlen sie sich immer noch magisch

voneinander angezogen. Die spannungsgeladene Performance der

Schauspieler und ein zündender Soundtrack – ein Mix aus Klassikern

der 80er-Jahre – machen den Film zu einem Highlight, das nicht

unberührt lässt. In Frankreich ist L'Amour ouf, so der Originaltitel, trotz

sehr gespaltener Kritiken mit knapp 5 Millionen Besuchern ein echter

Publikumserfolg und läuft seit Monaten in den Kinos.

Beating Hearts Belgien, Frankreich 2024, 2 Std. 40 Min. • Originaltitel: L’Amour ouf

Ein Film von Gilles Lellouche, mit Adèle Exarchopoulos, François Civil,

Mallory Wanecque, Malik Frikah u. a. • Kinostart am 27. März 2025

Maurice Ravels (1875-1937) legendärer Bolero

wurde zwar bereits in mehreren Filmen als

Soundtrack eingesetzt, hier spielt das Musikstück

jedoch die « Hauptrolle ». Die Regisseurin, Anne

Fontaine, lässt uns die Entstehungsgeschichte

dieses berühmten Balletts miterleben. Dabei

erfahren wir nicht nur mehr über die Inspiration

des Komponisten,

sondern auch über die

Anspannung, unter der

er stand. Man begegnet

einem Maurice Ravel

(Raphaël Personnaz)

mit einer vielschichtigen

Persönlichkeit, der

sich einerseits seines

Talentes bewusst,

andererseits aber

von Zweifeln geplagt

ist: ein besessener

Künstler auf der Suche

nach Perfektion. Ein

faszinierender Film, in dem die Musik einen breiten

Raum einnimmt und der uns zudem ins Paris

der Goldenen Zwanzigerjahre eintauchen lässt.

Achtung: Den Rhythmus in Endlosschleife werden

sie nach Ende des Films nicht so schnell loswerden

...

Bolero Belgien, Frankreich 2024, 2 Std. • Originaltitel: Boléro

Ein Film von Anne Fontaine, mit Raphaël Personnaz,

Doria Tillier, Jeanne Balibar, Vincent Perez, Emmanuelle

Devos u. a. • Kinostart am 6. März 2025

DRAMA / FILMBIOGRAFIE

Niki de Saint Phalle

Die

Künstlerin

Catherine

de Saint Phalle, genannt Niki de Saint Phalle (Charlotte Le

Bon), zieht 1952 mit ihrem Mann (John Robinson) aus den

USA nach Paris. Sie flüchtet vor der bedrückenden Stimmung

in Amerika und einer belastenden Vergangenheit und will in

Frankreich ihren Traum von kreativer Freiheit verwirklichen.

Doch die Schatten ihrer Kindheit lassen sie auch dort nicht

los. Erst durch die Begegnung mit dem visionären Künstler

Jean Tinguely (Damien Bonnard) findet sie schließlich

ihren Weg und entwickelt sich zu einer der Leitfiguren der

künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Charlotte

Le Bon ist als Niki eine sehr intensive und nuancierte

Darstellung gelungen. Bedauerlich ist allerdings, dass der

Film uns zwar Bekanntschaft mit einer oft verkannten

Künstlerin schließen lässt, dass jedoch aus Lizenzgründen

keines ihrer Werke im Film gezeigt werden darf. Dennoch

ist es eine mitreißende Hommage an eine engagierte

Wegbereiterin in der bildenden Kunst. Am Ende des Films

hat man unweigerlich Lust, sich näher mit ihren Werken zu

befassen! Im Übrigen wurde Niki de Saint Phalle im Jahre

2000 zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover ernannt, einer

Stadt, in der viele ihrer Werke zu sehen sind.

Niki de Saint Phalle Frankreich 2024, 1 Std. 38 Min. • Originaltitel: Niki • Ein Film von Céline Salette, mit

Charlotte Le Bon, John Robinson, Damien Bonnard u. a. • Kinostart am 6. März 2025

18 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv

DOKUMENTATION

Suzanne Valadon - Malen ohne Konvention

Es ist die Geschichte einer vergessenen Malerin des 20.

Jahrhunderts: Suzanne Valadon, die - ähnlich wie in den

letzten Jahren Sonia Delaunay und Camille Claudel - von

einer neuen Generation von Kuratoren wiederentdeckt wird. Ein Mädchen von der Straße, mit einer unverheirateten

Mutter und einem unbekannten Vater, das zunächst als Muse der größten Maler bekannt wurde, bevor sie ihr Schicksal

selbst in die Hand nahm und es mit ihrem eigenen Talent prägte.

Dokumentation von Flore Mongin, Frankreich 2024, 52 Min. Sonntag, 30. März,

16.20 Uhr. Auch online verfügbar ab 23. März 2025 auf arte.tv

DOKUMENTATION

SPIELFILM

Der Mann aus

Marseille

Marseille in den

1930er Jahren:

Roberto Borgo,

ein gefürchteter Scharfschütze, ist an einem brutalen Bandenkrieg

um die Kontrolle des Nachtlebens beteiligt. Als sein Freund Xavier

unschuldig wegen Mordes verurteilt wird, versucht Roberto

gemeinsam mit Xaviers Schwester Georgia, ihn zu befreien – doch

sein Plan schlägt fehl und Roberto landet selbst im Gefängnis. Um

frühzeitig entlassen zu werden, räumen Roberto und Xavier nach

Ende des Zweiten Weltkriegs Minen an den Stränden der Normandie.

Wieder in Freiheit versuchen sie, sich in der Unterwelt von Paris einen

Namen zu machen, doch die Zeiten haben sich geändert.

Spielfilm von José Giovanni, mit Jean-Paul Belmondo,

Claudia Cardinale u. a., Frankreich/Italien 1972, 101 Min. Montag,

10. März um 20.15 Uhr. Auch online verfügbar ab 10. März 2025 auf arte.tv

Pierre Boulez – Der Weg ins Unbekannte

Die Aufführung seiner

Kammerkantate „Le

Marteau sans maître“

1957 in Los Angeles

machte Pierre Boulez

zum Star der neuen

klassischen Musik. In

den 1970er Jahren

wurde der Komponist

und Dirigent im Kreise

von Bernstein und Karajan weltweit gefeiert. Zu

seinem 100. Geburtstag nähert sich die Doku mit

Archivmaterial, Interviews von Weggefährten und

Musikexperten dem Phänomen Pierre Boulez, als

Mensch, Komponist und Dirigent.

Dokumentation von Thomas von Steinaecker,

Deutschland 2025, 52 Min. Sonntag, 23.

März 2025 um 23.15 Uhr. Auch online

verfügbar ab 23. März 2025 auf arte.tv

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 19


ON ÉCOUTE

KLASSIK / TRADITIONELLE MUSIK

Éléonore Pancrazi & ActesIX: A Voce di a Terra

25 Titel, 1 Stunde 19 Minuten, Aparté Music, 2024, 16,99 €

Die Mezzosopranistin Éléonore

Pancrazi, die 2019 bei den Victoires de

la musique classique in der Kategorie

« Neuentdeckung Opernkünstler »

ausgezeichnet wurde, taucht auf

diesem Album gemeinsam mit

dem Ensemble ActesIX in die

Seele der korsischen Musik ein, ein

Genre, das die in Ajaccio geborene

Künstlerin besonders gut kennt. A

Voce di a Terra ist eine Hommage

an die Kultur dieser Insel, auf der traditioneller Gesang und

moderne Kompositionen schon immer miteinander verflochten

waren. Das ungewöhnliche Album bietet zudem Gelegenheit

für eine besondere Entdeckung: Die Titel entstammen nämlich

einem Originalmanuskript von Maurice Ravel, in dem dieser die

traditionelle korsische Musik verarbeitete. Das Manuskript wird im

Musée de la Corse in Corte aufbewahrt und ist relativ unbekannt.

Die ausgefallene Interpretation ist eine berührende Hommage

an die Geschichte der Insel und ihre unberührten Landschaften.

Éléonore Pancrazi stellt mit ihrer beruhigenden, warmen Stimme

einen Dialog zwischen Tradition und Moderne her und vermittelt den

Hörern auf diese Weise die korsische Musikkultur. Für Freunde neuer

Musikerlebnisse und unvergessener

Klangreisen ist A Voce di a Terra

ein wahres Juwel. Betörend!

Wunderschön!

SYMPHONIC POP / CHANSON FRANÇAISE

Marc Lavoine: Revolver

18 Titel, 1 Stunde 7 Minuten,

Barclay, 2024, 16,99 €

Marc Lavoine, einer der bekanntesten französischen Sänger der

heutigen Zeit, erfreut die Franzosen seit über 40 Jahren mit seinen

Chansons. Diese außergewöhnliche Karriere feiert er nun mit dem

vorliegenden Album, auf dem Coverversionen seiner größten Erfolge

zu hören sind (Elle a les yeux revolver, Le parking des anges, Le Pont

Mirabeau … ). Die Begleitung durch ein Symphonieorchester verleiht

den Titeln eine ganz neue Dimension und Tiefe. Zu hören sind zudem

vier bislang unveröffentlichte Titel, darunter der berührende Song Le

protocole, in dem der Künstler die Frage stellt, wie sehr uns die Welt,

in der wir leben, heute manchmal überfordert. Doch Marc Lavoine ist

dabei ganz und gar nicht resigniert, sondern er bleibt optimistisch.

Vor allem gelingt es ihm immer wieder, uns den Glauben an das

Leben zu vermitteln, manchmal auf humorvolle Art, wie im spritzigen

und schelmischen Titel C'est ça la France. Ein berührendes Album, so

elegant wie sein Interpret.

20 · Frankreich erleben · Frühling 2025

POP /

CHANSON FRANÇAISE

Clara Luciani:

Mon sang

13 Titel, 40 Minuten, Romance Musique, 2024,

16,99 €

Nach den sehr erfolgreichen Alben Sainte Victoire

(2018) und Cœur (2021) präsentiert uns Clara Luciani

mit Mon sang ein unglaublich persönliches Album,

auf dem sie sich intensiv mit ihren Wurzeln und

ihrer Vorstellung von menschlichen Beziehungen

auseinandersetzt. « Die grundlegende Idee war,

nicht nur über familiäre Bindungen zu sprechen,

sondern auch über Liebesbeziehungen und

Freundschaften, die im Laufe eines Lebens geknüpft

werden und sich wieder auflösen, die uns aber

dennoch prägen », erklärt die Sängerin. Die Texte

voller Poesie klingen wie universelle Erzählungen,

die von eleganten Melodien getragen und aufrichtig

interpretiert werden. Mit der gekonnten Mischung aus

persönlichen Bekenntnissen und allgemeingültigen

Aussagen stellt Clara Luciani erneut ihren Status als

Ikone des französischen Chansons unter Beweis.

ROCK / ELEKTROPOP

Indochine: Babel Babel

17 Titel, 2 CDs, 1 Stunde

27 Minuten, Sony Music,

2024, 18,99 €

Indochine, die seit den

1980er-Jahren legendäre

Gruppe, befasst sich auf

Babel Babel mit dem

Mangel an gegenseitigem

Einfühlungsvermögen,

der in unserer modernen

Gesellschaft herrscht. Wie immer sind die Texte

engagiert und introspektiv. So handelt beispielsweise

der schöne Titel Le Chant des cygnes von iranischen

Frauen, die sich der Pflicht zur Verschleierung

widersetzen. Die Mischung aus Rock und

Elektroklängen zeigt einmal mehr, dass Indochine in

der Lage ist, sich weiterzuentwickeln, ohne deswegen

das Wesen ihrer Musik aufzugeben. Ein Album, das

wie immer fasziniert, aber auch nachdenklich stimmt.

Diesmal vielleicht noch mehr, als wir es von Indochine

kennen.


Verschenken Sie Inspiration

für unvergessliche Reisen

Ihre Vorteile:

Sie sparen 10 %: Preis Jahresabo 24,90 €

bzw. 49,80 € Zweijahresabo (jeweils

Deutschland).

Der Beschenkte bekommt jedes Heft

bequem nach Hause geliefert.

Das Abonnement endet automatisch!

Bestellen Sie noch heute!

Einfach Coupon ausfüllen und im

frankierten Umschlag abschicken an:

AVZ GmbH

Torstraße 6

10119 Berlin

Per Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40

Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42

abo@frankreicherleben.de

Werbecode: ABO94

hiermit bestelle ich ein

Geschenkabonnement

von Frankreich erleben

zum Vorzugspreis.

das Geschenkabo beginnt mit der aktuellen Ausgabe.

das Geschenkabo beginnt mit der Ausgabe 95, die im Mai erscheint.

ICH WÄHLE FOLGENDES GESCHENKABONNEMENT:

Jahresabo (4 Ausgaben) zum Preis von 24,90 € anstatt 27,60 € (Deutschland)

bzw. 26,90 € anstatt 30,40 € (Österreich) bzw. 39,90 CHF anstatt

47,60 CHF (Schweiz). Der Preis für alle anderen Länder beträgt 32,90 €.

Das Geschenkabonnement endet nach 4 Ausgaben automatisch.

Zweijahresabo (8 Ausgaben) zum Preis von 49,80 € anstatt 55,20 €

(Deutschland) bzw. 53,80 € anstatt 60,80 € (Österreich) bzw. 79,80 CHF

anstatt 95,20 CHF (Schweiz). Der Preis für alle anderen Länder beträgt

65,80 €. Das Geschenkabonnement endet nach 8 Ausgaben automatisch.

Als Schenkender (Auftraggeber) erhalte ich in Kürze eine Auftragsbestätigung

und einen Geschenkgutschein, den ich dem Beschenkten übergeben kann, sowie

die erste Ausgabe, wenn das Abo mit der Ausgabe 95 beginnt.

DEN BESTELLPREIS

per Rechnung

belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:

Visa

MasterCard

Kartennummer Gültig Monat/Jahr Prüfziffer

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein

Meine Angaben (Schenkender)

Entscheidend für den Preis ist der Wohnort des Beschenkten (Lieferadresse des

Abonnements)

Das Abonnement soll erhalten (Beschenkter):

IBAN

Vorname / Name

BIC

Straße / Hausnummer

PLZ

Ort

Vorname / Name

Straße / Hausnummer

Ich ermächtige die AVZ GmbH, Torstraße 6, 10119 Berlin, Gläubiger-Identifikationsnummer

DE39Z0200000080844 wiederkehrende Zahlungen von

meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz wird mir

gesondert mitgeteilt.

Land

PLZ

Ort

Telefonnummer für Rückfragen

Land

Datum, Unterschrift

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice schriftlich ohne

Angabe von Gründen widerrufen werden.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme / Nicolas Richoz

« In der Drôme ist es nicht

die Steigung, die zählt,

sondern die Strecke »

Les Alpes françaises à vélo

Nicolas Richoz, Éditions Slatkine, 432 Seiten, 65 CHF (etwa

70 €), ISBN 978-2832113530. Erhältlich im Buchhandel oder

über die Website des Verlags www.slatkine.com


Mit 10 Jahren entdeckte der aus Lausanne

(Schweiz) stammende und heute 31-jährige Nicolas

Richoz das Radfahren. « Es war ein sehr

praktisches Mittel für mich, um in die Schule zu kommen!

», erinnert er sich rückblickend. Bereits als er das

erste Mal in die Pedale trat, spürte er, dass das Rad weit

mehr als ein Transportmittel war. « Es hat mir neue Sinneserlebnisse

und Emotionen verschafft. Mit der Zeit konnte

ich damit die Welt um mich herum erforschen. Vor allem

als Jugendlicher hat es mir geholfen, Selbstvertrauen zu

gewinnen. Damals war ich leicht übergewichtig. Als ich

nach und nach abnahm, wurde mir klar, wie wohltuend

Radfahren für mich war. Dank des Fahrrads habe ich mich

viel wohler in meiner Haut gefühlt. »

Im Laufe der Zeit nahm Nicolas an Radrennen teil

und trat im Alter von 18 Jahren einem Triathlon-Club bei.

Gleichzeitig begann er ein Universitätsstudium, das er erfolgreich

als Ingenieur abschloss. Er fand eine Anstellung

in einem Ingenieurbüro, stellte aber schnell fest, dass dies

nichts für ihn war. « Schon nach zwei Wochen wurde mir

bewusst, dass ich den ganzen Tag aus dem Fenster sah »,

erzählt er lächelnd. « Mein einziger Wunsch war, aufs Rad

zu steigen und neue Straßen zu erkunden. » Diese Passion

hat ihn niemals verlassen. Seit Jahren verbringt Nicolas

seine gesamte Freizeit mit Radtouren, wobei ihn vor allem

kleine Bergstraßen und Pässe faszinieren. Er ließ sich

mit seiner Partnerin Coralie im Wallis nieder, da es dort

unzählige kurvenreiche Alpenstraßen gibt, um sich ganz

und gar seiner Leidenschaft für das Fahrrad zu widmen.

Doch einen Pass zu erklimmen und anschließend die

Abfahrt hinunterzusausen reichte ihm nicht. Über die

physische Leistung hinaus lag es Nicolas am Herzen, interessante

Routen, die er entdeckte, mit anderen zu teilen.

Dabei entstand die verrückte Idee, ein reich bebildertes

Buch zu schreiben und darin seine Lieblingsstrecken in

den Alpen vorzustellen. Also hängte sich Nicolas den

Fotoapparat um, stieg aufs Rad und hatte dabei nur die

Realisierung dieses Projektes im Kopf. 2021 wurde der

Traum mit dem Erscheinen des Buches Les Alpes à vélo

Realität. Es ist eine Ode an die Alpenlandschaft, die sich

über sieben Länder erstreckt. Aufgrund des Erfolgs machte

er 2023 mit Le Valais à vélo weiter. Da auch das zweite

Buch sehr positiv aufgenommen wurde, vervollständigte

Nicolas seine Trilogie mit einem Werk, das ausschließlich

den französischen Alpen gewidmet ist. Dieses Buch mit

dem Titel Les Alpes françaises à vélo erschien vor Kurzem,

und zwar nach wie vor beim selben Herausgeber, dem

Schweizer Verlag Slatkine.

Das Buch gefällt uns aus mehreren Gründen ausgesprochen

gut. Es ist wunderschön illustriert, denn der

Autor ist nicht nur ein begeisterter Radfahrer, sondern darüber

hinaus ein talentierter Fotograf, wobei er das Fotografieren

autodidaktisch erlernte. Vor allem aber ist es ein

Die vier liebsten Fahrradrundstrecken von Nicolas Richoz

durch die Drôme (AFV – Symbol für Les Alpes Françaises

à Vélo, Die Französischen Alpen mit dem Fahrrad).

Werk, das Naturliebhaber und Radfreunde gleichermaßen

anspricht, was relativ selten ist. Daher beschlossen wir, es

Ihnen zu präsentieren.

Als wir mit Nicolas Richoz darüber diskutierten,

entstand die Idee, Ihnen das Werk anhand von vier Routenvorschlägen

vorzustellen. Alle vier Rundtouren führen

durch ein Departement, das uns besonders am Herzen

liegt: die Drôme. Eine Vorliebe, die Nicolas ebenfalls teilt.

« Abgesehen von der schönen und vielfältigen Landschaft

beeindruckt mich die Drôme vor allem deshalb so sehr,

weil man hier – im Gegensatz zum Rest der französischen

Alpen – nicht erst auf eine Höhe von 2000 Metern klettern

muss, um wunderbare Dinge zu entdecken und neue

Eindrücke zu gewinnen. Von der Ebene aus führen kleine

ruhige Straßen mit moderaten Steigungen und in herrlichen

Serpentinen durch wunderschöne Schluchten auf

unglaubliche Hochebenen oder bemerkenswerte Pässe. Es

ist ein wahres Paradies für Radfahrer. Mir wurde sofort

klar, dass in der Drôme nicht die Steigung zählt, sondern

die Strecke als solche », vertraut uns Nicolas an.

Also lassen Sie sich von den herrlichen Fotos verzaubern,

die Nicolas auf seinen Radtouren durch die Drôme

gemacht hat!

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme

Route AFV 12

1

Diese 92 km lange Strecke startet im Departement Isère, im malerischen

Dorf Pont-en-Royans. Mit seinen Maisons suspendues, den

Häusern, die quasi am Felsen oberhalb des Flusses Bourne « hängen

», ist der Ort als Village de Caractère klassifiziert. Es ist eine

der imposantesten Strecken, die ich mit dem Rad gefahren bin.

Die Straße durchquert den prächtigen Talkessel Cirque de Combe

Laval und bietet ein kurviges, schwindelerregendes Erlebnis im Herzen

des Vercors-Massivs . Sie ist Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen vorbehalten

und führt auf den Col de la Machine (1011 m). Das geringe Verkehrsaufkommen

ist ideal, um die großartige Landschaft zu bewundern. Die

Straße wurde in den Fels gesprengt und 1898 eingeweiht. Man passiert

auf ihr zahlreiche spektakuläre Tunnel, von denen elf etwa zehn Meter

lang sind. Hinter jeder Kurve wird man durch atemberaubende Panoramablicke

überrascht.

La Chapelle-en-Vercors (Foto 1)

Das bezaubernde Dorf liegt im Herzen des Regionalen Naturparks

Vercors, ist umgeben von imposanten Bergen und besticht

durch seine authentische Atmosphäre. Nach einem Bummel durch

die pittoresken Gassen kann man sich auf einer der vielen Terrassen

eine Schlemmerpause gönnen und lokale Spezialitäten genießen. Der

geschichtsträchtige Ort war während des Zweiten Weltkriegs eine

Hochburg der Résistance, daher besitzt er viele Denkmäler und Museen,

in denen die Freiheitskämpfer gewürdigt werden. Ein belebender

und gleichzeitig berührender Halt inmitten einer einmaligen Natur.

(Fotos 2 & 3) Bei der Weiterfahrt folgt man dem hügeligen Relief der

Region, bis es dann hinauf auf den Col d’Herbouilly (1370 m) und im

Anschluss direkt hinab in die Gorges de la Bourne geht. Auch diese

Straße ist in den Fels gehauen und verspricht grandiose Ausblicke auf

beeindruckende Landschaften. Vorbei an atemberaubend hohen Felswänden

gelangt man zurück nach Pont-en-Royans.


2

3

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme

Route AFV 13

1

Dieser 119 km lange Rundkurs startet in der Stadt Die und

durchquert das südliche Vercors-Massiv. Die Vielfalt der

Landschaften hat mich zutiefst beeindruckt: schwindelerregende

Felsen, spitze Bergkämme und sattgrüne Täler,

die sich oft auf grandiose Weise abwechseln, und all das in

einer intakten, ungezähmten Natur. Hier und da erinnert

die Vegetation aber auch bereits an das mediterrane Klima,

sodass man meint, einen Hauch von Provence zu spüren.

Der Anstieg auf den Col du Rousset (1254 m) erfolgt über eine

spektakuläre Serpentinenstraße mit einem Höhenunterschied von

830 m auf einer Länge von 20 km. Es ist der längste Abschnitt der

Gesamtstrecke.

Nach dem Überqueren der Pässe Col de la Chau (1337 m) und Col

de la Bataille (1313 m) weiß man die Abfahrt (Foto 1) hinunter ins

Dorf Léoncel (Foto 2) besonders zu schätzen. Das Dorf ist ideal für

eine Pause, um sich in der Nähe der Zisterzienserabtei aus dem 12.

Jahrhundert zu stärken und neue Energie zu tanken. Weiter geht es

auf einer idyllischen Straße, die zunächst durch Felder und dann

(Foto 3) Richtung Col de Bacchus (980 m) und Col de la Croix

(745 m) führt. Von dort aus gelangt man mühelos hinunter nach

Die (Foto 4), wo man die Gelegenheit nutzen und sich mit einem

Glas des berühmten Clairette, dem erfrischenden, für die Region

typischen Schaumwein belohnen kann.


2

3

4

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme

Route AFV 14

Diese 141 km lange Strecke startet ebenfalls in Die, überquert

sieben Pässe und bietet Ausblicke auf eine sehr vielfältige Landschaft.

Besonders beeindruckt hat mich die allmähliche Veränderung

der Vegetation, je weiter man nach Süden kommt. Die

Landschaft wird immer trockener, ein Zeichen dafür, dass man

sich dem Mittelmeer mit seinem mediterranen Klima nähert.

Auf dem Rad nimmt man den Übergang sowohl visuell als auch

olfaktorisch wahr: Die Alpenflora macht Kräutern Platz, und

stellenweise trägt der Wind verheißungsvolle Gerüche herbei,

die die Drôme provençale ankündigen.

Die Straße auf den Col de Pennes (1040 m) passiert einen prächtigen

Wald, dessen Farben besonders im Herbst beeindruckend sind

(großes Foto). Bevor es auf den Col de la Fromagère (1072 m)

hinauf geht, den höchsten Punkt dieser Rundstrecke, sollte man in

Rémuzat einen Halt einlegen. Das Dorf liegt am Fuße des Rocher

du Caire, wo sich die einzigartige Chance bietet, Geier zu beobachten.

Nach der Abfahrt vom Col de la Fromagère durchquert

man das Dorf La Charce und gelangt zur interessanten Felsformation

Serre de l’Âne (Foto 1), die ein spannendes Zeugnis von der

geologischen Vergangenheit der Region ablegt. Die Abfahrt (Foto

2) vom Col de Prémol (964 m) führt in kurzer Zeit hinunter in

die Ebene von Die mit ihren kultivierten Feldern und leitet so den

Übergang zwischen Bergen und fruchtbaren Tälern ein. Am Ende

des Tages erblickt man die Stadt Die (Foto 3), die majestätisch unterhalb

der Berge thront.


1

2

3

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne -Rhône-Alpes/Drôme

Route AFV 15

Diese Strecke mit einer Länge von 72 km startet in Nyons. Mir

gefällt besonders, dass sie einen Kontrast zu den hohen Gipfeln

der anderen Strecken und damit eine schöne Abwechslung darstellt.

Man taucht nach und nach in ein milderes Mittelmeerklima

ein: Plötzlich tauchen Olivenhaine und Lavendelfelder auf,

der Charakter der Dörfer ändert sich, denn sie sind nun geprägt

von hübschen Steinhäusern, die so typisch für den Süden sind.

Nyons (Foto 1) liegt im Herzen der Drôme provençale, ist von der

Sonne verwöhnt und besitzt eindrucksvolle hundertjährige Olivenbäume

sowie ein vielfältiges Kulturerbe, darunter die berühmte Brücke

Pont Roman. Mit Lavendelfeldern, zauberhaften Landschaften

und ihrer Olivenölproduktion verkörpert die Stadt vortrefflich das

Wesen der Provence. Die Route führt zunächst durch Olivenhaine,

der folgende Anstieg auf den Col de la Croix Rouge (513 m) ist gut

zu bewältigen. Über den Col d’Ey (718 m) geht es in die prachtvolle

Schlucht Gorges d'Ubrieux (großes Foto) bis dann die harmonischen,

grafischen Linien der Lavendelfelder (Foto 2) und Steinhäuser

mit bunten Fensterläden in Dörfern wie Pilles (Foto 3) deutlich

machen, dass man in der Provence angekommen ist.


1

2

3

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes

Saint-Paul —


de-Vence

Eine Reise zu unerwarteten Kunsterlebnissen

Saint-Paul-de-Vence, ein Kleinod im Hinterland von Nizza, liegt

eingebettet in eine malerische Natur und betört mit seinen gepflasterten

Gässchen und einem historisch geprägten provenzalischen

Charme. Die erhabene Befestigungsmauer und die Spuren

der Künstler, die sich dort aufgehalten haben, ziehen jedes

Jahr Tausende Menschen an. Darüber hinaus gibt es aber auch

einen außergewöhnlichen Ort, an dem seit 1964 Kunst, Natur

und Architektur einen visionären Dialog führen. Verlassen Sie mit

uns den belebten Ortskern, und folgen Sie uns auf dem unscheinbaren,

mit Pinien gesäumten Weg zur Fondation Maeght.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes

Saint-Paul-de-Vence hat schon erstaunliche Bewohner!

Stellen Sie sich vor, in den 1950er-Jahren

hätten Sie einige von ihnen frühmorgens dabei beobachten

können, wie sie, meist in Begleitung ihres

geliebten Bürgermeisters, Marius Issert, an den

nahe gelegenen Stränden von Cagnes-sur-Mer und

Villeneuve-Loubet Kieselsteine « entwendeten »!

Sie dürfen ihnen deswegen jedoch nicht gleich einen

Hang zur Kleptomanie unterstellen, ganz im

Gegenteil. Die kleinen « Diebstähle » hatten eher

einen sympathischen Hintergrund: Da die Straßen

dort damals noch keinen Belag hatten, kam ihnen

die Idee, sie nach provenzalischer Tradition mit

vertikal verlegten Kieselsteinen zu bedecken. So

entstanden die typischen Calades, wie diese mit

Steinen gepflasterten, oft abschüssigen Gassen in

der Provence genannt werden. Zu diesem Zweck

begaben sich die Einwohner regelmäßig mit Kisten

ausgerüstet an die Strände der Umgebung, um größere

Kieselsteine, sogenannte Galets, zu sammeln.

Zurück in Saint-Paul begnügten sie sich aber nicht

damit, diese « einfach » auf dem Boden zu verlegen,

Ob in der Rue Grande oder in einem der

verwinkelten Gässchen: Kunst ist im Dorf

omnipräsent. Sie zeigt sich am Boden,

in den eleganten Calades, oder in den

vielen Galerien und Künstlerateliers, wie

rechts im Atelier von Joëlle Lalaguë

34 · Frankreich erleben · Frühling 2025


sondern ließen dabei ihrer Kreativität freien Lauf

und « zeichneten » hier eine Sonne, da eine Blume.

Das Ergebnis ihres Einfallsreichtums ist ein unverwechselbarer

Belag, der heute noch einen Teil des

Charmes von Saint-Paul-de-Vence ausmacht. So

offenbart sich dem Besucher bereits bei den ersten

Schritten die künstlerische Seele, die dem Ort und

seinen Bewohnern innewohnt.

Kunst im Schatten von Platanen

Dringt man etwas weiter ins Zentrum vor,

bestätigt sich der Eindruck: Kunst ist hier omnipräsent.

Nur wenige Dörfer Frankreichs können

sich einer derartigen künstlerischen Präsenz rühmen,

denn hier säumen die Ateliers von über 20

Malern, Bildhauern und Keramikern die Straßen,

und ebenso viele Galerien zeigen im Jahresverlauf

verschiedenste Dauer- und Sonderausstellungen.

Daher hat man beim Flanieren das unglaubliche

Gefühl, sich in einem Freilichtmuseum zu befin-

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes

Diese Seite: der Place de Gaulle, im Zentrum von Saint-Paul-de-

Vence, und das Grab des Malers Marc Chagall auf dem Friedhof.

Rechts: Auch an den Wänden stößt man auf Kunst; die von

Jean-Michel Folon gestaltete Kapelle, die 2008 eingeweiht

wurde (oben rechts); das Haus La Miette, in dem der

Dichter Jacques Prévert wohnte (unten links), und der

Place de la Grande Fontaine mit dem Waschhaus.

den. Nicht schlecht für ein Dorf, das – laut der letzten

Volkszählung im Jahr 2021 – nur 3183 Einwohner hat.

Doch die Fülle an Kunst beruht nicht auf einem Zufall.

Die Gemeindeverwaltung hat Kunst immer gefördert,

sodass Saint-Paul heute wahrhaftig wie ein « Kunstband »

erscheint, der Werke in Originalgröße präsentiert. Am

Place Neuve steht die imposante Skulptur « Being Beauteous

» des französischen Künstlers Arman neben « Lucky »,

dem majestätischen Pferd des lokalen Bildhauers Rémi

Pesce. Im ehemaligen Waschhaus ziehen die bunten Kreise

des französischen Designers Ora Ïto neugierige Blicke

auf sich. Am Place de Gaulle, einem beliebten Treffpunkt

der Einwohner, stößt man unter hundertjährigen Platanen

auf den fröhlichen « Bénitier des Boules » des italienischen

Künstlers Giuliano Mancin. Er steht genau an

der Stelle, wo Yves Montand und Lino Ventura seinerzeit

legendäre Boule-Wettkämpfe austrugen. Im Chemin de

la Fontette erscheint das Dach mit den bunten Ziegeln,

das die italienische Bildhauerin Kiki Giuliana gestaltete,

wie ein unerwartetes Schmuckstück. Insgesamt etwa 20

Kunstwerke sind es, die man im Ort und in der näheren

Umgebung entdecken kann. Und auch das architektonische

Kulturerbe von Saint-Paul-de-Vence ist eng mit der

Kunst verknüpft, wie sich zum Beispiel auf spektakuläre

Weise bei einem Abstecher in die Chapelle Folon zeigt:

Dieses poetische Schmuckstück wurde vom talentierten

belgischen Maler Jean-Michel Folon gestaltet und verbindet

Kunst und Spiritualität zu einer Ode an die Liebe.

Zufluchtsstätte für Künstler

Ein Besuch von Saint-Paul-de-Vence macht schnell

deutlich, dass der Ort aufgrund seiner Beziehung zu

Kunst und Kultur mehr als « nur » ein pittoreskes provenzalisches

Dorf ist. Seit den 1920er-Jahren kamen Künstler

aus der ganzen Welt hierher, weil sie der Faszination des

Lichts und der friedlichen Atmosphäre unterlagen. Matisse,

Chagall, Picasso und Soutine suchten hier Zuflucht.

Offensichtlich wirkte die friedliche Atmosphäre als Inspirationsquelle

für ihre Kreativität. Manche, unter anderem

Chagall, fanden sogar auf dem hiesigen Friedhof ihre

letzte Ruhestätte. Noch heute scheinen die gepflasterten

Gässchen mit ihren Ateliers und Galerien Geschichten

von Künstlern, von Begegnungen zwischen Genialität

und Freundschaft zu erzählen. Sie sehen also, Saint-Paulde-Vence

steckt wirklich voller Überraschungen.

36 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Frankreich erleben · Frühling 2025 · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes

Eine heilige Stätte der modernen Kunst

Die größte Überraschung in dieser Beziehung befindet

sich aber etwas abseits vom Zentrum. Es handelt sich dabei

um die Fondation Maeght. Man erreicht sie über einen

ehemaligen Feldweg, auf dem Chagall gerne spazieren

ging. Das ist gut nachvollziehbar, denn von hier aus hat

man einen unvergleichlichen Panoramablick auf Saint-

Paul-de-Vence, die umliegenden Hügel und das Meer.

Betritt man dann den Garten der Kunststiftung und erblickt

die Gebäude, überkommt einen unweigerlich ein

Gefühl von Ruhe und Bewunderung. Es ist ein Kontrast

zum quirligen Leben im Dorf. Die moderne Architektur

mit ihrer klaren Linienführung und die rohen Materialien

fügen sich fast natürlich in die Landschaft ein. Umgeben

ist der Gebäudekomplex von einem beeindruckenden

Skulpturengarten. Man fragt sich unweigerlich, wie so etwas

entstehen konnte. Um das zu beantworten, muss man

allerdings die Zeit etwas zurückdrehen ...

Mit Kunst den Kummer bekämpfen

Marguerite (1909-1977) und Aimé (1906-1981)

Maeght, zwei visionäre Galeristen, waren durch den Handel

mit Radiogeräten und Möbeln aus der Vorkriegszeit

zu Reichtum gekommen. 1945 eröffneten sie in Paris, das

sich gerade voll im Aufbruch befand, eine Kunstgalerie.

Dank der Unterstützung durch befreundete Künstler wie

Pierre Bonnard und Henri Matisse wurde die Galerie

Maeght schnell zu einem unumgänglichen Treffpunkt der

Künstlerszene. Ein Zentrum der Kreativität, das Maler,

Bildhauer, Dichter und Schriftsteller wie Alberto Giacometti,

Alexander Calder, Joan Miró, Fernand Léger und

Georges Braque anzog. Manche von ihnen stellten hier

zum ersten Mal ihre Werke aus, sodass die Galerie sich

schnell den Ruf von Wagemut und Modernität erwarb.

Als jedoch 1953 Bernard, der Sohn des Paares, an Leukämie

starb, brach die Welt für Marguerite und Aimé

zusammen. Ihre tiefe Trauer ließ sie aus Paris flüchten und

im in Künstlerkreisen gut bekannten Saint-Paul-de-Vence

Zuflucht suchen. Auch dort konnten sie auf die uneingeschränkte

Unterstützung ihrer Freunde bauen, wobei besonders

Georges Braque damals eine entscheidende Rolle

spielte. Er ermutigte das Ehepaar, mit einem visionären

Projekt gegen den Kummer anzukämpfen. Später sollte

sich Aimé Maeght so über diese Zeit äußern: « Wieder

waren es die Maler, die mir den Weg wiesen. Georges

Braque hat mich dazu bewegt, mir etwas vorzunehmen,

das größer als mein Schmerz war: zwischen Thymian

und Rosmarin eine Stätte der modernen Kunst zu kreieren.

» Braque soll hinzugefügt haben: « Schaffen Sie hier

etwas [...], das es uns Künstlern erlaubt, Skulpturen und

Gemälde unter optimalen Licht- und Raumbedingungen

auszustellen. » Damit war die Idee für diese kulturelle

Institution geboren.

Kein Palast, kein Museum:

ein einzigartiger Ort

Die Idee nahm Gestalt an, als Marguerite und Aimé

ein brachliegendes Terrain ganz in der Nähe ihres Hauses

ausfindig machten, auf dem eine alte Kapelle stand.

Dazu kam, dass diese Kapelle Saint Bernard gewidmet

war, also den Namen ihres Sohnes trug. Sie sahen es als

Zeichen und beschlossen, auf dem Gelände eine Stiftung

für moderne Kunst zu errichten – zur damaligen Zeit

eine Premiere in Frankreich. Die Arbeiten begannen

1960 und wurden vollständig von der Familie Maeght

finanziert, wobei sich die befreundeten Künstler ebenfalls

voller Enthusiasmus engagierten. Joan Miró war an der

Auswahl des Architekten beteiligt und entwarf das berühmte

« Labyrinthe », einen monumentalen Raum mit

Skulpturen und Wandgemälden. Braque kreierte ein Mosaik

mit bläulichen Fischen für den Innenhof, Giacometti

suchte höchstpersönlich den Standort für seine Skulptur

« L'Homme qui marche » aus. Calder schuf das majestätische

Stabile « Les Renforts », das seinen Platz zwischen

Pinien fand. 1964 öffnete die Stiftung ihre Pforten. « Sie

haben versucht, etwas zu machen, das in keiner Weise ein

Palast ist [...] und, sagen wir es gleich, denn das Missverständnis

wird aufkommen und sich verbreiten, das in keiner

Weise ein Museum ist. Das hier ist kein Museum. » So

drückte sich der damalige Kulturminister André Malraux

bei der Eröffnung aus und fasste damit das Wesen dieser

bereits durch ihre Gestaltung aus dem Rahmen fallenden

Einrichtung zusammen. Von Anfang an wurde das Werk

des katalanischen Architekten Josep Lluís Sert, den Joan

Miró empfohlen hatte, als unvergleichliche architektonische

Leistung gewürdigt, bei der sich Kunst, Architektur

und Natur in perfekter Harmonie ergänzen. Noch heute

begeistert ein Rundgang durch die Meisterwerke großer

Künstler des 20. Jahrhunderts die Besucher. Jeder Bereich

strahlt eine andere Atmosphäre aus. Im Labyrinth von

Miró regen Skulpturen mit verspielten und geheimnisvollen

Formen in bunten Farben die Fantasie an. Im Anschluss

lädt der Hof von Giacometti – ein Ort der Stille

und Kontemplation, an dem die schlanken Silhouetten der

berühmten Skulpturen in Zeit und Raum zu schweben

scheinen – zum Innehalten und Nachdenken ein. Und die

Rechts: Blick auf die durch den Architekten Silvio d’Ascia realisierte Erweiterung der Fondation Maeght.

38 · Frankreich erleben · Frühling 2025



UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur/Alpes-Maritimes

Luftbild der Fondation Maeght.

Werke von Chagall, Braque, Léger und vielen anderen erinnern

ihrerseits an die tiefe Freundschaft und Solidarität,

die diese kreativen Menschen verband und die Marguerite

und Aimé Maeght dabei halfen, dieses Projekt umzusetzen

und damit ihre Trauer zu überwinden.

Vergrößern, ohne zu enttäuschen

Innerhalb von sechs Jahrzehnten hat die Fondation

Maeght ihre Sammlung um mehr als 13 000 Werke vergrößert,

von denen viele aus Platzmangel gar nicht zu

sehen sind. Um Abhilfe zu schaffen und den Esprit der

Stätte zu bewahren, machte der italienische Architekt

Silvio d’Ascia – der für innovative Projekte bekannt ist,

die von Modernität zeugen und gleichzeitig architektonisches

und natürliches Kulturerbe respektieren – den gewagten

Vorschlag, « zu graben, anstatt hinzufügen ». Von

November 2022 bis Mai 2024 entstand eine unterirdische

Erweiterung mit einer Fläche von 580 m², die unter dem

Giacometti-Hof direkt in den Fels gegraben wurde. Von

außen ist dieser Eingriff nahezu unsichtbar, so harmonisch

fügt er sich in den bestehenden Gebäudekomplex ein. Die

neuen Räume bieten zusätzliche Flächen, um mehr Exponate

der Sammlung zu zeigen. So konnte beispielsweise

« L'Empennage » von Calder auf atemberaubende Weise

in Szene gesetzt werden, umflutet vom Tageslicht, das

durch die großen, zu einem Pinienwald hin ausgerichteten

Fensterfronten hereinfällt.

Die Fondation Maeght ist heute nach wie vor ein

Symbol für eine stimmige Verbindung von Kreativität,

Natur und Architektur, die sowohl von künstlerischen als

auch von menschlichen Emotionen zeugt. In Saint-Paulde-Vence

scheint alles eine Geschichte zu erzählen: die

Geschichte eines Dorfes, dem es gelungen ist, sich mit

der Kunst eine Seele und ein zeitloses Markenzeichen zu

geben.

40 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Öste reich 7,60 €

Schweiz 1,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

93

Reiseinfos

Saint-Paul-de-Vence …

… Berlin 1366 km … Hamburg 1440 km

… Köln 1156 km … Frankfurt 993 km

… München 823 km … Wien 1152 km

… Zürich 611 km … Paris 925 km

… Nizza 19 km

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen

wird, ist Nizza-Côte d’Azur (14 km).

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in

Nizza (18 km). Von dort aus gibt es eine

TER-Verbindung, mit der man in etwa 15

Min. den Bahnhof in Cagnes-sur-Mer (6

km) erreicht. Zwischen Cagnes-sur-Mer

und Saint-Paul-de-Vence verkehrt ein Bus

(ca. 30 Min.).

Office de Tourisme de Saint-Paul-de-Vence

2, rue Grande

06570 Saint-Paul-de-Vence

Telefon: +33 (0)4 93 32 86 95

www.saint-pauldevence.com

Fondation Maeght

623, chemin des Gardettes

06570 Saint-Paul-de-Vence

Telefon: +33 (0)4 93 32 81 63

www.fondation-maeght.com

Täglich von 10 bis 18 Uhr. In den Monaten

Juli und August bis 19 Uhr.

Eintritt 18 €, ermäßigt 14 €. Tickets können

über die Website gekauft werden.

Wenn Sie einige Zeit in der Gegend sind und

mehrere Besichtigungen planen, empfehlen

wir Ihnen den Pass Côte d’Azur France.

Zu den über 100 Aktivitäten im Rahmen

des Angebots gehören unter anderem die

Fondation Maeght, die Chapelle Folon

und eine Führung durch den Ort Saint-

Paul-de-Vence. Erhältlich im Office de

Tourisme oder unter www.passcotedazurfrance.fr

Tiere sind in der Fondation

Maeght nicht zugelassen.

Im Garten der Kunststiftung

befindet sich im Schatten

von Aleppokiefern das Café-

Restaurant Sous les Pins. Es

wurde 2022 von den Küchenchefs

des Restaurants Les Agitateurs in

Nizza (1 Stern im Guide Michelin)

eröffnet und ist mit Mobiliar des

Bildhauers und Designers Diego

Giacometti ausgestattet (dem

jüngeren Bruder von Alberto, der

unter anderem die Möblierung

des Picasso-Museums in Paris

entworfen hat). Es ist eine

angenehme Lokalität, um eine

Kleinigkeit zu essen oder etwas zu

trinken. Geöffnet von Donnerstag

bis Montag, in den Schulferien

täglich. (Sous les Pins, Fondation

Maeght, Tel. +33 4 93 32 45 96,

https://lesagitateurs.com/sousles-pins)

Eine weitere Möglichkeit, um

sich zu stärken und gleichzeitig

die Begegnung mit der Kunst

fortzusetzen, bietet das legendäre

Restaurant La Colombe d'Or am

Ortseingang. Hier verkehrten

einige der großen Künstler des

20. Jahrhunderts – von Picasso

über Léger und Calder bis hin

zu Matisse –, und bezahlten

die Mahlzeit oftmals mit einem

ihrer Werke. Das Ergebnis: Ein

lebendiges Museum, in dem

Gemälde, Skulpturen und

Keramiken das Dekor eines

Restaurants mit traditioneller

französischer Küche bilden,

das immer noch von derselben

Familie geführt wird. Trotz Preisen,

die dem Renommee des Ortes

entsprechen, und einer ziemlich

klassischen Karte lohnt sich ein

Besuch. Unbedingt reservieren.

(La Colombe d’Or, 1 place du

Général de Gaulle, Saint-Paulde-Vence,

Tel. +33 04 93 32 80 02,

www.la-colombe-dor.com)

Nach dem Besuch der

Fondation Maeght können wir

Kunstliebhabern nur empfehlen,

ihre Reise durch die Kunst in der

Fondation CAB, ebenfalls in Saint-

Paul-de-Vence, fortzusetzen.

Dieser zeitgenössische Ort

befindet sich in einem Maison

d'hôtes aus den 1950er-Jahren

und stellt Minimalismus und

Konzeptkunst ins Rampenlicht.

Die Sonderausstellungen stehen

im Dialog mit der sachlichen

Architektur und bieten den

Rahmen für intime Betrachtungen.

Die ideale Ergänzung zu einem

Besuch der Fondation Maeght.

(Fondation CAB, 5766 chemin

des Trious, Saint-Paul-de-Vence,

Tel.+33 4 92 11 24 49, https://

fondationcab.com/fr/fondationcab-saint-paul-de-vence)

Ausgabe Nr. 74

Iles de Lérins, jenseits des «roten

Teppichs» von Cannes (30 km entfernt)

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25

Ausgabe Nr. 93

Menton: Zitronen - Der Duft

von Hartnäckigkeit (48 km entfernt)

OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL

Bei Cannes denkt man sofort an das

Filmfestival, die berühmte Croisette,

und Grandhotels. Doch nicht weit

entfernt liegen in der

Bucht von Cannes die

Îles de Lérins. Sie sind

die ideale Umgebung für

friedliche Spaziergänge

im Schatten von Pinien

und Olivenbäumen.

Entdecken Sie « das

andere » Gesicht von

Cannes!

Viaduc de Millau

20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer

Menton

Auvergne

Zitrusparadies an der Côte d’Azur

Wo Wasser zu Stein und Kunst wird

Vendée Globe 2024

Performance zum Schutz der Ozeane

Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Woh leben

Wein Domaine de Vodanis

Rezept Ma soupe aux lenti les d’hiver

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

4 196974 406903

Menton wird nicht zufällig als

« Hauptstadt der Zitronen » bezeichnet.

Doch obwohl die Zitrusfrucht wesentlich

zum Renommee der Stadt beigetragen

hat, war ihr das Schicksal

nicht immer gewogen.

Beinahe wäre sie dort sogar

verschwunden, hätten sich

nicht glücklicherweise

einige hartnäckige

Menschen für ihre

Renaissance eingesetzt.

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron

Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten

Latour-sur —

Das Schloss in Latour-sur-Sorgues, im Herzen des Departements Aveyron,

hat eine einzigartige Geschichte, die durch eine unglaubliche

Mobilisierung engagierter Menschen wahr wurde. In den 1990er-Jahren

war dieses Kulturgut in großer Not und sollte verkauft werden.

Gerettet werden konnte es dank einer Spendenaktion, der Tatkraft

freiwilliger Helfer und einer geduldigen Restaurierung. Heute ist es ein

lebendiger Ort, der auf vielfältige Weise genutzt wird und den solidarischen

Geist der Dorfbewohner sowie ihre unverbrüchliche

42 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Sorgues

Verbundenheit mit ihren Wurzeln zum Ausdruck bringt. Das Château

de Latour ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, die es zu entdecken

lohnt, sondern es bietet mittlerweile Unterkunftsmöglichkeiten in

einem außergewöhnlichen Rahmen und ist somit ein idealer Ausgangspunkt

für alle, die in der Region auf Entdeckungsreise gehen

möchten. Vor allem bietet es die Gelegenheit, mehr über ein einmaliges

menschliches Abenteuer zu erfahren!


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron

«

Wenn sich in einer Gemeinde ein baufälliges

Schloss befindet und der Bürgermeister sagt, er

habe den Gedanken an eine Rettung aufgegeben,

weil es zu kompliziert sei, dann kann ich das nicht verstehen!

» Sein Béret keck auf dem Kopf, begrüßt uns

Bernard Sobie, der stellvertretende Bürgermeister des

150-Seelen-Dorfes Latour-sur-Sorgues und Vorsitzende

des Vereins Amis du Château de Latour, an diesem

regnerischen Vormittag. Er lässt sich nicht davon abbringen:

« Kulturerbe ist etwas, das alle angeht. Wir

haben die Pflicht, es zu schützen! Natürlich ist es nicht

immer einfach: Man muss Erkundigungen einholen,

komplizierte Anträge ausfüllen, aber wie sagt man so

schön, von nichts kommt nichts! Und wir haben das

Glück, dass Frankreich Mitglied der Europäischen

Union ist, denn von beiden Seiten gibt es eine Reihe

von Subventionen. Man muss sich nur darum kümmern!

» Die Aussage ist ebenso bestimmt wie der Blick

des Volksvertreters. Es ist offensichtlich, dass er sich in

diesem Thema perfekt auskennt. Kein Wunder, denn

seit mehr als 30 Jahren kämpfen er und ein Großteil

der Dorfbewohner dafür, das Herzstück des hiesigen

Kulturerbes zu retten: Château de Latour, ein imposantes

Gebäude, das den ältesten Quellen zufolge bereits

anno 950 existierte ...

44 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Der Babyturm

« Dieses Schloss mit seiner mehr als tausendjährigen

Geschichte verkörpert die Seele des Dorfes », vertraut uns

Bernard mit bewegter Stimme an. « Es war im Laufe der

Jahrhunderte immer ein Ort, an dem man sich versammelte, wo

man gemeinsam etwas aß und trank. Selbst in dunklen Zeiten

bewahrte das Schloss seine gastfreundliche Seite: Während

des Zweiten Weltkriegs fanden Flüchtlinge in seinen Räumen

Unterschlupf, vor allem belgische Familien. Diese « Beschützerrolle

» ist nach wie vor im lokalen Gedächtnis präsent und

kommt oft in sehr persönlichen Erzählungen zum Ausdruck.

Bernard kennt viele davon, eine jedoch berührt ihn besonders:

« In einem Raum des Schlosses, unten im

Südturm, haben mein Urgroßvater und mein

Großvater – beides Ärzte – vielen Frauen beim

Gebären geholfen. Einige der Frauen leben

noch und erinnern sich an markante Ereignisse

von früher. »

Schloss zu verkaufen!

Leider erreichte die Geschichte von Château

de Latour Ende des 20. Jahrhunderts einen kritischen

Punkt. Während der Revolution war das

Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb

umgewandelt worden, doch aufgrund fehlender

Instandhaltung befand sich das Gebäude seinerzeit

in einem erbärmlichen Zustand. 1989 kaufte

es die Gemeinde auf Empfehlung des damaligen

Präsidenten des Conseil départemental, ohne jedoch

konkrete Pläne zu haben. Obwohl die Entscheidung

vom Wunsch getrieben war, das Kulturgut zu erhalten,

stand das Schloss weiterhin leer und verfiel immer

mehr. Es gab weder eine Vision noch eine Finanzierung

für die notwendige Sanierung, man trat auf der Stelle.

Angesichts fehlender konkreter Ansätze zog die Gemeindeverwaltung

zwei Jahre später den Verkauf des Schlosses

an eine Privatperson in Betracht. Dieses Vorhaben stieß bei

den Einwohnern auf Widerstand, befürchteten sie doch, ihr

historisches Erbe, dem sie sich verbunden fühlten, unwiderruflich

zu verlieren.

Ein verrückter Gedanke

Angesichts der drohenden Gefahr spielte Bernard eine zentrale

Rolle bei der Rettung von Château de Latour. Mittlerweile

war ihm bewusst, wie prekär der Zustand des Gebäudes war:

eingestürzte Dächer, mit Schutt überhäufte Räume und eine sehr

geschwächte Gesamtstruktur. Er beschloss daher zu handeln. Mit

Gleichgesinnten gründete er den Verein Amis du Château de Latoursur-Sorgues,

der es sich zum Ziel setzte, den Verkauf zu verhindern

und dem Ort wieder neues Leben einzuhauchen. Kurz: dieses Symbol

ihrer gemeinsamen Identität zu retten. Man begann, die Einwohner

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron

zu involvieren und auf diese Weise eine kollektive Dynamik zu

kreieren. « Das Schloss ist mehr als ein Monument, es ist der

Inbegriff von Jahrhunderten gemeinsamen Lebens. Jeder Stein

steckt voller Erinnerungen. Das konnten wir nicht verschwinden

lassen! », erläutert Bernard. Die Mitglieder des Vereins organisierten

öffentliche Versammlungen, sammelten die ersten Spenden

und entwickelten ein ambitioniertes Projekt, um ihr Château

wiederauferstehen zu lassen. Und langsam begann der verrückte

Gedanke durch die Köpfe der Menschen zu geistern: Vielleicht

würde sich durch die Mobilisierung der Bürger wirklich ein großes

Kulturerbeprojekt realisieren lassen ...

Gibst du mir, so geb ich dir

Der Verein konnte die Gemeindeverwaltung davon überzeugen,

die Verkaufspläne aufzugeben. Stattdessen kam man zu

einer ungewöhnlichen, aber zielführenden Vereinbarung, ganz

nach dem Motto: Gibst du mir, so geb

ich dir. « Wir bekamen das Recht, das

Schloss zu nutzen, zu restaurieren und

zu verwalten. Als Gegenleistung mussten

wir die Raten des Darlehens zahlen, das

die Gemeinde für den Kauf des Gebäudes

aufgenommen hatte. Für einen gerade gegründeten

Verein war das ein hoher Betrag,

ungefähr 10 000 € pro Jahr », erläutert

Bernard. Die Gemeinde konnte sich

dagegen einer großen finanziellen Belastung

entledigen. Die Übereinkunft zeigte

zudem, dass die Bewohner bereit waren,

sich für die Rettung ihres Kulturerbes zu

engagieren. Um die notwendigen Mittel

zusammen zu bekommen, entwickelte

der Verein eine Vielzahl von Initiativen,

an denen sich das ganze Dorf beteiligte:

gemeinsame Mahlzeiten, Lotos, Tombolas

und Spendenaufrufe. Parallel suchte

Bernard Unterstützung bei Michel Si-

Im Verein Amis du Château de Latour haben sich seit mehr als 30

Jahren begeisterte freiwillige Helfer zusammengeschlossen. Die

solidarische Arbeit und der gemeinsame Einsatz für die Erhaltung

ihres Schlosses hat echte Bindungen zwischen den Bewohnern

entstehen lassen. Rechts: Die versteinerten Abdrücke von Tieren,

die in einem Bach in der Nähe gefunden wurden, sind einer der

Schätze, die man bei einer Besichtigung entdecken kann.

46 · Frankreich erleben · Frühling 2025


molin, dem Verantwortlichen des Vereins Amis du Château

de Montaigut ganz in der Nähe, sowie bei der landesweit

tätigen Vereinigung Rempart, die bei der Sanierung historischer

Gebäude hilft. « Michel hat uns angeleitet, unser

Projekt zu strukturieren, um Zuschüsse zu erhalten »,

erläutert er. Dank dieser Zusammenarbeit konnte man in

Latour-sur-Sorgues die Sicherung des Gebäudes sowie die

dringendsten Renovierungsarbeiten in Angriff nehmen.

Vorsicht Baustelle!

Erneut zeigten sich die Menschen ausgesprochen

solidarisch mit dem Schloss und machten die Bauarbeiten

zu ihrer persönlichen Angelegenheit: Ob Elektriker,

Zimmermann, Maurer oder einfach motivierter Helfer,

jeder stellte sein Know-how und seine Fertigkeiten in den

Dienst der Restaurierung. « Es war außergewöhnlich, alle

diese Menschen zu sehen, die nach einem Arbeitstag noch

hierherkamen, um zu helfen. Einige lernten vor Ort, was

zu tun war », erzählt Bernard. Dieses gemeinsame Engagement

wirkte sich nicht nur positiv auf die Kosten aus,

sondern schuf zudem Bindungen zwischen den Einwohnern.

Natürlich musste der Verein die Einnahmen und

Ausgaben genau überwachen, denn es war klar, dass die

Arbeiten trotz des großartigen Elans riesige Summen verschlingen

würden. Für die Renovierung eines Schlosses

benötigt man viel Material, noch dazu von guter Qualität.

Das ist teuer. Insgesamt würde man sicher 500 000 €

oder gar 600 000 € brauchen. Diesen Betrag konnten die

Bewohner unmöglich selbst aufbringen. Daher machte

sich Bernard auf die Suche nach Fördergeldern und wurde

fündig! « Etwa 60 % des Budgets wurden durch öffentliche

Beihilfen finanziert, der Rest durch Spenden und den

Schweiß der Menschen », präzisiert er verständlicherweise

nicht ohne Stolz.

Schätze kommen ans Tageslicht

Die Jahre 1992 bis 1996 waren entscheidend für die

Rettung des Schlosses: Sowohl außen als auch im Inneren

erhielt es einen neuen Glanz, wurde allmählich wieder

zum Leben erweckt. Als wolle das Schloss die Anstrengungen

der vielen freiwilligen Helfer belohnen und die

Vergangenheit wiederauferstehen lassen, kamen nach und

nach unerwartete Schätze ans Tageslicht. Eine der bedeutendsten

Entdeckungen machte man in einem Raum, den

Bernard gut kennt: « Als ich etwa zehn oder zwölf Jahre

alt war, stapelte man auf dem Speicher Säcke mit Weizen.

In guten Jahren gingen die Stapel bis zur Decke hoch.

Natürlich war es verboten hinaufzuklettern, aber wie

Kinder halt nun einmal sind, machten wir das mit Ver-


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron

gnügen », erzählt er lächelnd. « Ganz oben, in der Nähe

der Balken, fielen immer große Gipsstücke herunter. Ich

erinnere mich, dass man darunter Zeichnungen erkennen

konnte, das fanden wir lustig. » Damals konnten sich

Bernard und seine Freunde natürlich nicht vorstellen, dass

diese Zeichnungen einen unglaublichen Wert besaßen.

Wie wissenschaftliche Analysen in den Jahren 2011 und

2012 ergeben haben, stammen die ältesten davon aus der

Zeit zwischen 1355 und 1358.

Geheimnisvolle Balken

In einem der inzwischen komplett renovierten Räume

des Schlosses kann man heute Werke entdecken,

die nicht unberührt lassen: faszinierende Darstellungen

von Jagdszenen und Turnieren sowie ergreifende

Porträts. Besonders ein Porträt macht neugierig:

das einer in Rot gekleideten Frau, La Dame en rouge.

Als erfahrener « Fremdenführer » zeigt Bernard mit einem

langen Stock darauf. « Schauen Sie den rechten Arm

genau an. Sie schien etwas zu halten, das ausgelöscht wurde.

Eine Infrarotkamera hat bestätigt, dass dort einmal

etwas gemalt war, dass die Farbe jedoch abgekratzt wurde.

Offensichtlich wollte man etwas auslöschen. Wer war

sie? Was hielt sie so Geheimnisvolles in der Hand? Das

bleibt ein Rätsel. » Etwas weiter zieht eine Turnierszene

auf einem anderen Balken ebenfalls die Aufmerksamkeit

auf sich. Zwei Ritter stehen sich mit gestreckten Lanzen

gegenüber. « Ursprünglich endete die Lanze des rechten

Ritters in einem gewissen Abstand vor dem Kopf seines

Gegners, ohne diesen zu berühren », erklärt Bernard.

« Man hat jedoch entdeckt, dass sie später verlängert wurde,

sodass sie den Kopf des linken Ritters durchbohren

48 · Frankreich erleben · Frühling 2025


konnte. Daher ist ein Blutfleck sichtbar. Dieses Detail

ändert alles. Es ist eine Verbindung zur Geschichte,

denn im Juli 1559 starb Heinrich II. auf diese Weise

bei einem Turnier. Vermutlich wurde der Maler beauftragt,

die Szene auf dem Balken zu modifizieren, um

dem König damit eine Hommage zu erweisen. Es ist

faszinierend zu sehen, welche Geschichten diese Malereien

erzählen. Bei jeder Entdeckung erfährt man ein

bisschen mehr über die geheimnisvolle Vergangenheit. »

Ein weiterer Schatz des Schlosses sind die innen liegenden

Fensterläden, die man auf den ersten Blick als

« banal » einstufen könnte. Doch das wäre ein großer

Fehler. Laut Expertenmeinungen stammen sie aus den

Jahren um 1550/1560! Stücke von unschätzbarem Wert

also, die man heute dank der Restaurierung bewundern

kann.

Immer bereit!

Bernard führt uns durch die architektonisch vielfältigen

Räume des Schlosses bis zu einem Ort, wo

derzeit gearbeitet wird. « Wissen Sie, die Arbeiten hier

hören niemals auf », bemerkt er mit einem amüsierten

Lächeln. Er bleibt vor einer Wand stehen, an der

mehrere Fotos von den bereits abgeschlossenen Arbeiten

hängen. Sein Blick verharrt, und es scheint so, als

würden ihn erneut Emotionen überwältigen. « Wenn

ich die Fotos der Menschen ansehe, die vor 30 Jahren

hier mitgearbeitet haben, dann wird mir klar, dass heute

schon fast die Hälfte fehlt. Viele haben uns verlassen.

Die Zeit vergeht viel zu schnell. » Doch wenn er über

die Zukunft des Vereins spricht, über dessen Fähigkeit,

das Abenteuer fortzusetzen, dann gibt Bernard sich

optimistisch: « Wenn wir Helfer für ein neues Vorhaben

suchen, dann ist es auch heute, mehr als 30 Jahre

nach der Gründung des Vereins, nicht schwierig, genug

Freiwillige zu finden. Das finde ich wunderschön. Ob

Handwerker oder Laien mit besonderen Fertigkeiten,

alle finden immer wieder Zeit, um mitzumachen. Das

zeigt deutlich, wie sehr hier jeder an diesem Schloss

hängt! »

Bernard Sobie

zeigt während der

Besichtigung auf

den Balken mit der

Dame en rouge und

den beiden Rittern. In

einem anderen Raum

hängen Fotos von den

vielen Arbeiten, die

im Laufe der Jahre

gemacht wurden.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien /Aveyron

Neues Leben im Schloss

Seit einigen Jahren gibt es im Schloss von Latoursur-Sorgues

drei geräumige und komfortable Ferienwohnungen,

die ebenfalls von den Dorfbewohnern renoviert

wurden. Massives Holz, freigelegte Balken und Mauersteine,

hohe Decken, eine harmonische Mischung aus

Designerstücken und traditionellen Objekten: Jedes Detail

macht deutlich, wie viel Wert auf Authentizität und

Kulturerbe gelegt wurde. Das konnten wir bei unserem

Aufenthalt selbst feststellen. « Jeder Stein hier erzählt eine

Geschichte und jeder Einwohner hat etwas von seiner

Seele eingebracht », vertraut uns Bernard Sobie an. Doch

das sind bei Weitem noch nicht alle Veränderungen. 2024

wurde das Château de Latour als Monument historique

klassifiziert und erhielt eine neue, zusätzliche Bestimmung

als innovativer « Dritter Ort »: Castel Lab. « Unser

Ziel ist es, die Menschen zu verbinden, den unterschiedlichen

Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht zu werden »,

erläutert uns Guillemette Sobie, Bernards Tochter und

Initiatorin des Projektes. Castel Lab befindet sich in einem

herrlichen Gewölbesaal im Erdgeschoss und besitzt unter

anderem Bereiche für Co-Working und Informatikkurse,

soziale Sprechstunden, Yogakurse oder Fortbildungen.

Ergänzt wird das durch die Castel Bar in einem angrenzenden

Gebäude. Dabei handelt es sich um ein einladendes

Vereinscafé als Begegnungsstätte und Veranstaltungsort,

an das wiederum ein kleines Lebensmittelgeschäft

angeschlossen ist, welches lokale Produkte anbietet. Ein

echter Vorteil für Dorfbewohner und Besucher.

Die Ferienwohnungen im Schloss wurden alle von

Handwerkern und Dorfbewohnern restauriert.

Mit den Ferienwohnungen, den Gemeinschaftsräumen

und den diversen Aktivitäten hat sich Château de

Latour von einer Schlossruine zu einem Musterbeispiel

für Dynamik im ländlichen Raum entwickelt. Es ist mehr

als ein historisches Gebäude, es ist eine Ode an die Solidarität

und das Bewahren von Kulturerbe. Und das ist

lange noch nicht alles. Mit derselben Leidenschaft, die

sie mit dem Schloss verbindet, haben uns Einwohner zu

« Schätzen » in der Umgebung geführt, zu geschichtsträchtigen

Orten und Menschen, die genauso engagiert

sind wie sie selbst. Ein Abenteuer par excellence, von dem

wir Ihnen mit großer Freude in einer der nächsten Ausgaben

erzählen werden!

50 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Öste reich 7,60 €

Schweiz 1,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

93

Öste reich 7,60 €

Schweiz 1,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

93

Reiseinfos

Latour-sur-Sorgues …

… Berlin 1523 km … Hamburg 1450 km

… Köln 1027 km … Frankfurt 1023 km

… München 1020 km … Wien 1417 km

… Zürich 748 km … Paris 664 km

… Montpellier 97 km

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen

wird, ist Montpellier-Méditerranée (104 km).

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist

Montpellier-Saint-Roch (96 km).

Château de Latour

2, rue Principale

Latour-sur-Sorgues

12540 Marnhagues-et-Latour

Telefon: +33 (0)7 70 06 03 11

https://chateaudelatour-aveyron.fr

Durch eine kommunale Gebietsreform ist

Latour-sur-Sorgues nun Teil des Dorfes

Marnhagues-et-Latour. Das GPS zeigt

möglicherweise nur einen der beiden

Namen an.

Das Schloss ist im Sommer täglich 10 – 19

Uhr (Freitag bis 20 Uhr), im Rest des Jahres

Montag bis Samstag 10 – 12 Uhr und 14 – 18

Uhr (Freitag bis 19 Uhr) geöffnet.

Eintritt 6 €, ermäßigt 4 €.

Führung (nur mit Reservierung): 8 € bzw. 6 €.

Besichtigung mit Audioguide: 7 € bzw. 5 €.

Für die Besichtigung sollten Sie ohne

Führung etwa 45 Minuten und mit Führung

45 bis 75 Minuten einplanen. Wenn Sie den

Rundgang mit dem Audioguide

machen und alle Aufzeichnungen

anhören (berührende

Erzählungen einer ehemaligen

Bewohnerin des Schlosses sowie

von einigen der freiwilligen

Helfer), nehmen Sie sich am

besten 1,5 Stunden Zeit. Die

Audioguides sind derzeit nur auf

Französisch, Englisch, Spanisch

und Holländisch verfügbar.

Das Schloss besitzt drei komplett

ausgestattete Ferienwohnungen:

TV, Kühlschrank, Spülmaschine,

Waschmaschine, Herd

& Backofen, Mikrowelle,

Kaffeemaschine, Toaster,

Wasserkocher, Föhn, Grill,

Bettwäsche ... Ein kostenloser

Internetzugang ist ebenfalls

vorhanden.

– Die Ferienwohnung Rivière

(65 m², die Wohnung, die wir

selbst belegt haben) ist mit

2 Schlafzimmern ideal für

4 Personen (1 Doppelbett,

2 Einzelbetten). Sie besitzt

2 Badezimmer sowie einen

riesigen Wohnraum mit offener

Küche – alles auf einer Ebene. Sie

bietet einen schönen Blick auf

Dorf und Fluss.

– Die Ferienwohnung Avoine

(65 m²) befindet sich in der

zweiten Etage und ist als

Maisonettewohnung konzipiert.

Sie bietet Platz für 5 Personen

und besitzt 2 Schlafzimmer

(1 Doppelbett, 3 Einzelbetten,

eines davon auf einer Galerie),

1 Badezimmer sowie ein großes

Wohnzimmer und eine Küche.

– Die Ferienwohnung

Renaissance (60 m²) zeichnet sich

durch eine sehr hohe Raumhöhe

aus und ist ideal für 4 Personen.

Auch sie erstreckt sich über zwei

Etagen und besitzt ebenfalls

2 Schlafzimmer (1 Doppelbett,

2 Einzelbetten), 1 Badezimmer

und einen großen Wohnraum mit

offener Küche. Bemerkenswert

sind die Decken aus dem

15. Jahrhundert und der Blick auf

den Fluss.

In den Ferienwohnungen sind

Haustiere gestattet.

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25

OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL

Viaduc de Millau

20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer

Menton

Zitrusparadies an der Côte d’Azur

Auvergne

Wo Wasser zu Stein und Kunst wird

Vendée Globe 2024

Performance zum Schutz der Ozeane

Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Woh leben

Wein Domaine de Vodanis

Rezept Ma soupe aux lenti les d’hiver

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

4 196974 406903

Ausgabe Nr. 93

Das Viadukt von Millau: Zwei Jahrzehnte

Fahrt über das Wolkenmeer

(45 km entfernt)

Majestätisch und spektakulär. In

diesem Jahr feiert das Bauwerk,

das der Volksmund liebevoll

« Eiffelturm des französischen

Südens » nennt, seinen 20.

Geburtstag. Grund für uns,

auf die Geschichte einer

bemerkenswerten Talbrücke

zurückzublicken, die anfangs verschrien wurde, mittlerweile aber

ein heiß geliebtes Symbol ist.

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25

OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL

Viaduc de Millau

20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer

Menton

Zitrusparadies an der Côte d’Azur

Auvergne

Wo Wasser zu Stein und Kunst wird

Vendée Globe 2024

Performance zum Schutz der Ozeane

Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Wohlleben

Wein Domaine de Vodanis

Rezept Ma soupe aux lentilles d’hiver

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

4 196974 406903

Ausgabe Nr. 93

Die erstaunliche russische Kirche

in Sylvanès

(13 km entfernt)

Wenige Kilometer von der

Zisterzienserabtei Sylvanès

entfernt, verbirgt

sich in einer Höhe

von 432 Metern

eine erstaunliche

Kirche zwischen

Pinienwäldern.

Abgesehen von

der ausgefallenen

Architektur inmitten

der Landschaft des

Aveyron hat dieses

Bauwerk eine extraordinäre Geschichte.

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise

Die

heilige

Tunika

Rendezvous mit dem Mysterium von

Argenteuil

Die etwa zehn Kilometer nordwestlich von Paris liegende Stadt Argenteuil

bereitet sich auf ein herausragendes Ereignis vor. Vom 18. April bis 11. Mai

dieses Jahres werden Tausende Besucher zum Teil von weit her zur Basilika

Saint-Denys strömen, um der Zurschaustellung der Sainte Tunique, der Heiligen

Tunika, beizuwohnen, die seit mehr als 12 Jahrhunderten dort wie ein

Schatz gehütet wird. Sie wird verehrt als das Untergewand, das Jesus Christus

während seines Leidensweges trug, und gehört gemeinsam mit der Dornenkrone

(die in Notre-Dame de Paris aufbewahrt wird), dem Turiner Grabtuch

und dem Schweißtuch von Oviedo zu den heiligsten Reliquien der Christenheit.

Die Tatsache, dass sie nur sehr selten öffentlich gezeigt wird, nehmen

wir zum Anlass, in die geheimnisvolle Geschichte dieses Stückes – und

damit in eine Mischung aus Geschichte, Glauben und Wissenschaft – einzutauchen.

Dabei setzen wir uns auch mit den jüngsten wissenschaftlichen

Untersuchungen dieses faszinierenden Objektes auseinander, das nach wie

vor Zeit und Überzeugungen trotzt.

52 · Frankreich erleben · Frühling 2025



UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise

Bei der Eröffnungszeremonie der Kathedrale

Notre-Dame de Paris am 7. Dezember 2024

lösten Aussagen von Feuerwehrleuten, die sich

während des Brandes am 15. April 2019 ins Innere der

brennenden Kathedrale vorgewagt hatten, besondere Emotionen

beim Publikum aus. Vor Kameras aus der ganzen

Welt erzählten diese Frauen und Männer, wie sie in heldenhafter

Manier ihr Leben riskierten, um eine Kostbarkeit

von unschätzbarem Wert, nämlich die Dornenkrone,

zu retten. Plötzlich stand der Begriff « Reliquie » im Zentrum

des Interesses, und vielen Franzosen wurde aus diesem

Anlass erst klar, wie viele und vor allem wie viele

unterschiedliche heilige Objekte es in ihrem

Land gibt. Deutlich wurde dabei auch, wie sehr

die Franzosen – ob gläubig oder nicht – an diesen

rätselhaften Stücken hängen, in deren Herkunftsgeschichte

sich oftmals Legende und

historische Wahrheit mischen.

Ein anderer heiliger Schatz

Die Dornenkrone Jesu ist in der Tat

eine der wichtigsten und weltweit bekanntesten

Reliquien der Christenheit.

Nur wenige Kilometer nordwestlich

von Notre-Dame befindet sich aber

noch ein weiteres, zwar ebenso bedeutendes,

aber viel unbekannteres

religiöses Objekt dieser Art. Seit

zwölf Jahrhunderten wird in der

unauffälligen Basilika von Argenteuil

ein sehr altes Kleidungsstück

aus Wolle aufbewahrt, dessen

Gewebe – in einem rotbraunen,

im Laufe der Zeit ausgebleichten

Farbton – brüchig und beschädigt

ist, und das in einem

doppelten Reliquienschrein

verwahrt wird: die Sainte

Tunique. Ein geschichtsbeladenes

Objekt, über

dessen Authentizität

bereits viel debattiert

wurde, das aber nach wie vor Gläubige und Wissenschaftler

fasziniert. Der Historiker Jean-Christian Petitfils

beschreibt es in seinem Werk, das diesem eigentümlichen

Kleidungsstück gewidmet ist (siehe Lesetipp), als

« eindeutig eine Tunika, also ein Untergewand, das direkt

auf der Haut getragen wurde. Ein langes Hemd aus Wolle,

das bis zur Mitte der Oberschenkel und über die Ellenbogen

reichte, typisch für arme Galiläer im 1. Jahrhundert

». Was das Kleidungsstück so besonders macht, ist

aber der vermeintliche Träger: Die Tunika aus Argenteuil

gilt als das berühmte Gewand « ohne Naht » – im Evangelium

wird dafür der Begriff inconsutile verwendet –, die

Jesus Christus am 3. April des Jahres 33 während seines

Kreuzwegs getragen haben soll. Obwohl es noch andere

Reliquien gibt, die Jesus als Kleidungsstück zugeschrieben

werden – unter anderem den Heiligen Rock in der Kathedrale

von Trier – präzisiert Jean-Christian Petitfils, dass

« diese anderen Stücke entweder winzig kleine Fragmente

der Tuniken aus Argenteuil oder Trier beziehungsweise

Objekte zweifelhaften oder sagenumwobenen Ursprungs

sind ». Jüngsten wissenschaftlichen Recherchen zufolge ist

das bei der Sainte Tunique in Argenteuil anders: « Die Indizienkette

macht es fortan schwierig, um nicht zu sagen

unmöglich, an ihrer Authentizität zu zweifeln », schließt

er am Ende seine Ausführungen ab. Eine Behauptung,

die verwirren mag und auf die wir noch zurückkommen.

Doch versuchen wir zunächst nachzuvollziehen, wie

dieses Kleidungsstück im Verlauf seiner Geschichte

nach Argenteuil gelangt ist.

Irrwege eines heiligen Relikts

In der römischen Antike wurden die Kleider eines

zu Tode Gemarterten oft den mit der Hinrichtung

beauftragten Soldaten überlassen, gewissermaßen

« als Zusatzverdienst », so Jean-Christian Petitfils. Es

ist also durchaus vorstellbar, dass wohlhabende Jünger,

angesichts der Verehrung für ihren Herrn versuchten,

den Soldaten das Gewand, das Jesus getragen

hatte, abzukaufen. Es ist zwar nicht absolut gesichert,

aber es scheint, als sei das Gewand im

Laufe der folgenden Jahrhunderte von Jaffa nach

Konstantinopel gelangt. Glaubt man mehreren

übereinstimmenden Quellen, schenkte Irene von


Athen, die Kaiserin des Byzantinischen Reichs, es dann um das Jahr 800

Karl dem Großen, der es wiederum kurz vor seinem Tod im Jahr 814 seiner

Tochter Theodrada überließ. Diese war Äbtissin des Klosters Argenteuil, wo

das wertvolle Stück fortan sorgfältig aufbewahrt wurde. Im 9. Jahrhundert

überfielen jedoch Wikinger, Dänen und Normannen die Region, das Kloster

wurde geplündert und war unbewohnbar. Bevor die Ordensschwestern

flüchteten, verbargen sie jedoch die Tunika in einer Wand. Sie geriet in

Vergessenheit, bis umfangreiche Arbeiten im Jahr 1152 sie wieder ans Tageslicht

brachten. Die Verblüffung war riesig, als sich herausstellte, dass es

sich dabei um « das Kleid des Herrn » handelte. Am 10. Oktober 1156 fand

in Anwesenheit von König Ludwig VII. und anderen Würdenträgern eine

erste öffentliche Zurschaustellung statt. Damit begann eine neue Ära für die

Heilige Tunika, denn aus der ganzen Welt strömten Pilger herbei. Kleine

Bleifiguren, die man im 19. Jahrhundert in der Seine fand, zeugen davon,

dass dabei offensichtlich sogar ein kleiner Handel mit religiösen Objekten

entstanden war. Die Fundstücke werden heute im Musée de Cluny in Paris

aufbewahrt.

Turbulenzen der Geschichte

Im 16. Jahrhundert blies Reliquien dann ein rauer Wind entgegen. Angestachelt

von harscher Kritik an den katholischen Praktiken wurde die

Verehrung solcher Objekte während der Reformation offen angegriffen. Jean

Calvin verschonte in seiner berühmten « Abhandlung über Reliquien » aus

dem Jahr 1543 auch die Heilige Tunika in Argenteuil nicht. Mit beißender

Ironie prangerte er die starke « Vermehrung » von Reliquien an und geißelte

die « Eselei » derjenigen, die er Simples à dévotion nannte – was in etwa so viel

heißt wie « andächtige Einfältige » –, die an die Authentizität des « von oben

bis unten ohne Naht gewebten Kleids » glaubten, egal, ob es sich dabei um

das in Argenteuil oder das in Trier handelte. Die Kritik wurde von Gewalt

begleitet. Angriffe gegen Klöster und derartige Objekte häuften sich, sodass

sich König Franz I. gezwungen sah, Argenteuil zu befestigen, um das Kloster

und besonders die wertvolle Tunika zu schützen. Doch alle Schutzmaßnahmen

reichten nicht aus. Am 12. Oktober 1567 gelang es Hugenotten,

ins Kloster einzudringen. Sie plünderten es und legten ein Feuer, das großen

Schaden verursachte. Glücklicherweise hatte ein Benediktiner namens

Jean Tessin das heilige Kleidungsstück vor dem Angriff an einen sicheren

Ort gebracht. Etwa 20 Jahre später kehrte die quasi in letzter Minute gerettete

Reliquie wieder in die zwischenzeitlich renovierte Kirche zurück und

wurde nachweislich bis ins 18. Jahrhundert verehrt. Doch die Sainte Tunique

musste noch weitere Schicksalsschläge hinnehmen, unter anderem während

der Französischen Revolution, als die Nationalversammlung im November

1789 die Verstaatlichung der französischen Kirchengüter beschloss. So

kam es, dass die Heilige Tunika heute offiziell der Stadt Argenteuil gehört.

Als Napoleon Bonaparte jedoch 1801 den Katholizismus als Religion der

« Mehrheit der Franzosen » anerkannte, kehrte nach und nach wieder ein

religiöser Frieden ein und mit ihm wurde der Reliquienkult in der Basilika

Saint-Denys wiederbelebt. Allerdings kamen im Laufe der Zeit immer weniger

Menschen, und sogar viele Einwohner von Argenteuil wussten nicht

einmal mehr um ihre Existenz.

Rechts (von oben nach unten): In der Basilika hängt ein Gemälde aus dem 19.

Jahrhundert mit einer idealisierten Darstellung von Karl dem Großen, wie er seiner

Tochter, der Äbtissin von Argenteuil, die Heilige Tunika übergibt. Die Kirche zeichnet

sich durch reichhaltige dekorative Elemente aus und besitzt zeitgenössische Fenster.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise

56 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Die Heilige Tunika sorgt für

Schlagzeilen

Das sollte sich 1983 jedoch schlagartig ändern, als das wertvolle Stück

unerwarteterweise durch einen Zwischenfall von sich reden machte, der eines

Kriminalromans würdig ist. Die Reliquie, die, wie Jean-Christian Petitfils

unterstreicht, « seit dem 9. Jahrhundert an diesem Ort aufbewahrt wurde,

im 16. Jahrhundert den Wikingern und Hugenotten und 1793 den grölenden

Sansculotten entwischt ist » verschwand in der Nacht vom 12. auf den 13.

Dezember auf unerklärliche Weise. Eine Neuigkeit, die umgehend auf den

Titelseiten französischer Zeitungen zu lesen war. Einen Tag später erhielt die

Zeitung Libération einen anonymen Anruf, bei dem sich ein undurchsichtiges

Comité d'Action directe zu dem Diebstahl bekannte. Umgehend wurde

eine Verbindung zur linksextremistischen Terrororganisation Action directe

hergestellt, die durch mehrere Attentate und Ermordungen in Frankreich

in den Jahren zuvor traurige Berühmtheit erlangt hatte. Die Forderungen:

ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet 300 000 Euro – zu überweisen an

die antikommunistische polnische Gewerkschaft Solidarność – sowie die

Freilassung von drei Mitgliedern von Action directe. Kurze Zeit später bot

ein Unbekannter dem Pfarrer von Argenteuil, Père Guyard, telefonisch die

Rückgabe der Reliquie an, sofern als Gegenleistung absolute Straffreiheit

garantiert würde. Die Diebstahlsklage wurde daraufhin zurückgezogen

und die Heilige Tunika kehrte kurz darauf in einwandfreiem Zustand in die

Basilika zurück. Père Guyard machte niemals auch nur die geringste Angabe

zur Identität des oder der Täter beziehungsweise zu den genauen Umständen

des Diebstahls. Das Geheimnis um die Affäre blieb intakt. Das landesweite

Aufsehen, das diese Begebenheit auslöste, rief die Sainte Tunique jedoch bei

den Menschen im Hexagon wieder in Erinnerung. 1984 wurde anlässlich des

glücklichen Ausgangs des Ereignisses eine Zurschaustellung organisiert, die

80 000 Pilger anzog. Und seitdem steigt die Begeisterung für sie unaufhörlich:

2016 kamen 220 000 Besucher, in diesem Jahr könnten es Schätzungen

zufolge sogar bis zu 400 000 Menschen sein. Die Heilige Tunika fasziniert

also nach wie vor Gläubige, Neugierige und Skeptiker. Doch von all diesen

Vorkommnissen abgesehen, bleibt die Frage: Wie ist es nun um ihre Authentizität

bestellt?

Geheimnisvolle Fäden

Seit über 140 Jahren steht die Sainte Tunique d’Argenteuil im Zentrum

zahlreicher Untersuchungen. 1882 wurde sie erstmals peinlich genau unter

die Lupe genommen. Die Observation kam zu dem Ergebnis, dass das Stück

aus « Fäden so fein und von derselben Farbe wie Kamelhaare [besteht], die

sehr sauber und nicht sehr dicht gewebt sind und sich seidig anfühlen ».

Zehn Jahre später wurde eine eingehendere Prüfung vorgenommen, an der

ein hochqualifizierter Chemiker sowie ein Pharmazeut und Mitglied der

Société chimique de Paris beteiligt waren. Diese kamen zu dem Ergebnis,

dass das Kleidungsstück ohne Naht erstellt wurde, das heißt, dass Ärmel

und Hauptteil an einem Stück gewebt sind. Die Spezialisten empfahlen damals,

die Reliquie durch einen schützenden Seidenstoff zu verstärken, um

geschwächte Stellen zu stabilisieren, was auch erfolgt ist. Analysiert wurden

darüber hinaus sichtbare Flecken am Rücken. Laut Jean-Christian Petitfils

ist das « ein äußerst wichtiges Indiz, stützt man sich auf die Berichte der

Passionsgeschichte in den Evangelien ». Die Texte erzählen, dass Jesus heftig

gegeißelt worden sei, an Stellen, die mit den Flecken übereinzustimmen

scheinen. Diese ersten Forschungen lieferten zwar interessante Informa-

Links: Die restaurierte Heilige Tunika, wie

sie heute bei den Zurschaustellungen

gezeigt wird. Oben: Blick ins Innere der

Basilika. Kerzen mit dem Bildnis der Heiligen

Tunika, die Gläubige kaufen und vor denen

sie dann andächtig beten können.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France/Val-d’Oise

tionen, allerdings kamen sie mehr Beobachtungen und

Schlussfolgerungen als echten wissenschaftlichen Studien

gleich. Erst im 20. Jahrhundert machte die Entstehung

neuer Analysetechnologien fundiertere Auswertungen

möglich. So konnte beispielsweise durch die Entwicklung

und Verbesserung von Bildtechniken die Anzahl der

Blutflecken auf der Tunika präzise bestimmt (neun an der

Zahl) und diese exakter dem betreffenden Körperteil des

Trägers zugeordnet werden: auf dem Rücken (davon ein

sehr ausgeprägter auf Schulterhöhe) und an den Hüften.

Das Turiner Grabtuch wurde mit demselben fotografischen

Verfahren begutachtet. Der Abgleich beider Ergebnisse

bestätigte die Theorie, nach der diese Flecken dem

« Querbalken des Kreuzes [entsprechen], das die Gemarterten

zurzeit der Römer tragen mussten », erläutert Jean-

Christian Petitfils. Eine gute Nachricht also für alle, die

an die Authentizität der Tunika glaubten.

Der Glaube wird auf die Probe

gestellt

Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. 2004

führte das in Saclay (Region Paris) ansässige Commissariat

à l’énergie atomique (CEA), das Kommissariat für

Atomenergie, eine Analyse mit Kohlenstoff-14 durch,

um das Alter der Reliquie zu bestimmen. Das Urteil war

unmissverständlich: Sie ist zwar sehr alt, soll aber im

Hochmittelalter, etwa 500 bis 700 nach Christi Geburt,

hergestellt worden sein. Diese Schlussfolgerung löste in

der katholischen Kirche verständlicherweise eine herbe

Enttäuschung aus, da sie die Echtheit der Heiligen Tunika

infrage stellte. Doch das Blatt wendete sich, denn

die Wissenschaftler mussten zugeben, dass man sich

in diesem spezifischen Fall nicht auf die Kohlenstoff-

14-Methode stützen kann. Da der Stoff jahrhundertelang

Verschmutzung und Kontamination ausgesetzt war, sind

die Resultate je nach analysierter Probe inkohärent, sodass

diese Technik kein gesichertes Ergebnis liefert.

Pollen aus dem Orient

Zudem lieferten andere Analysen erstaunliche Hinweise.

Ein Rasterelektronenmikroskop brachte Spuren

von Pollen auf der Tunika zum Vorschein, die faszinierende

Schlussfolgerungen nahelegen. Die meisten der

115 identifizierten Pollen stammen zwar von Pflanzen,

die in Europa heimisch sind, doch einige Pflanzenarten

stammen auch aus dem östlichen Mittelmeerraum. Jean-

Christian Petitfils weist darauf hin, dass sechs Arten davon

ebenfalls auf dem Turiner Grabtuch und sieben auf

dem Schweißtuch von Oviedo nachgewiesen wurden.

Zwei Spezies – Terpentin-Pistazie und Hampes Tamariske

– sind sogar in Palästina heimisch. Das ist aber noch

nicht alles. Forscher entdeckten Schimmelsporen sowie

einen Pilz, der in den Monaten März und April charakteristisch

für Israel ist. Ein Zeitraum also, der mit dem

Leiden Christi übereinstimmt.

Blut und Schmerzen

Diese Indizien stärken gemeinsam mit einer eingehenden

Analyse der Blutspuren, die auf der Tunika

gefunden wurden, die Theorie ihrer Echtheit. Der Experte

für Hämatologie Dr. Saint-Prix konnte 1985 die

Spuren der Blutgruppe AB zuordnen, einer der seltensten

Blutgruppen auf der Welt, die nur bei 5 bis 7 % der

Bevölkerung vorkommt. Der italienische Forscher Dr.

Pierluigi Baima Bollone kam 1982 bei Untersuchungen

des Turiner Grabtuchs ebenfalls zu dem Schluss, dass

das dort gefundene Blut der Blutgruppe AB zuzurechnen

ist. Ebenso wie der Hämatologe Carlo Goldini, der 1993

das Blut des Schweißtuchs von Oviedo analysierte. « Sicher

ist die Tatsache, dass die drei bedeutenden Reliquien

der Passionsgeschichte mit Blut der Gruppe AB befleckt

sind, kein Beweis dafür, dass sie von derselben Person

getragen wurden, dennoch ist die Vermutung äußerst

naheliegend », bemerkt Jean-Christian Petitfils objektiv.

Zumal das Elektronenmikroskop ein weiteres Indiz lieferte:

Einige rote Blutkörperchen weisen eine veränderte

Form auf, sind kleiner als normal, zerrissen und enthalten

kein Hämoglobin. Gleichzeitig wurden niedrige Werte

an Intrazellularflüssigkeit und Mineralsalzen sowie eine

erhöhte Präsenz von Harnstoff nachgewiesen. Alle diese

Anzeichen deuten auf eine schwere Anämie oder sogar

ein ernsthaftes Trauma hin, was durchaus eine Folge des

Martyriums sein könnte, das Jesus erleiden musste.

Die Heilige Tunika von Argenteuil ist also eine mysteriöse

und faszinierende Reliquie, die verehrt wird, aber

nach wie vor auch umstritten ist. Die Wissenschaft hat

manche Gewissheiten erschüttert, konnte aber niemals

ganz die geheimnisvolle Aura lüften, die dieses geschichtsträchtige

Kleidungsstück umgibt. Trotz komplexer

Analysen, verwirrender Indizien und Berichten der

Evangelien fordert die Heilige Tunika weiterhin Gläubige

und Neugierige dazu auf, die Wahrheit zu suchen, die

vielleicht irgendwo an der Grenze zwischen Glauben und

Vernunft liegt. Die anstehende Zurschaustellung vom

18. April bis 11. Mai in Argenteuil ist also viel mehr als

« nur » ein religiöses Event. Sie bietet die Gelegenheit,

in eine jahrtausendealte Vergangenheit einzutauchen, in

der sich Geschichte, Spiritualität und wissenschaftliche

Erkenntnisse vermengen. Und, warum auch nicht, die

Gelegenheit, sich bei einem Besuch in Argenteuil einem

echten Mysterium zu stellen ...

58 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Reiseinfos

Argenteuil…

… Berlin 1041 km … Hamburg 860 km

… Köln 479 km … Frankfurt 569 km

… München 800 km … Wien 1212 km

… Zürich 579 km … Paris 14 km

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus

dem deutschsprachigen Raum direkt

angeflogen werden, sind Paris-Charles-de-

Gaulle (28 km) und Paris-Orly (29 km). Aus

Wien gibt es Direktflüge nach Paris-Beauvais

(70 km).

Vom Pariser Bahnhof Saint-Lazare erreicht

man mit der Linie J in 10 Min. den Bahnhof

von Argenteuil. Von dort aus sind es 10 Min.

zu Fuß bis zur Basilika (über die Rue Paul

Vaillant-Couturier).

Basilique Saint-Denys d’Argenteuil

17, rue des Ouches

95100 Argenteuil

Telefon: + 33 (0)1 83 84 90 63

http://saintetunique.com

Die Zurschaustellung der Heiligen Tunika

findet vom 18. April bis 11. Mai 2025 statt.

Die genauen Öffnungszeiten werden auf der

oben angegebenen Website veröffentlicht

und, je nach Andrang, möglicherweise

kurzfristig ausgeweitet. Fest steht bereits,

dass die Basilika an den Samstagen

26. April, 3. Mai und 10. Mai die ganze

Nacht bis 8 Uhr morgens geöffnet bleibt.

Das offizielle Programm finden

Sie ebenfalls auf der Website.

Achtung: An den Montagen

28. April und 5. Mai ist die Basilika

geschlossen.

Bei der Zurschaustellung wird die

Heilige Tunika ausnahmsweise

entrollt und öffentlich in

einem großen verglasten

Heiligenschrein ausgestellt. Dabei

kann sie aus einer Entfernung

von einigen Metern betrachtet

werden, es darf jedoch nicht

länger vor ihr verharrt werden.

Der Historiker und Autor von

knapp 40 Werken und Essays,

Jean-Christian Petitfils, hat

anlässlich der Zurschaustellung

2025 vor Kurzem ein sehr

detailliertes und gut belegtes

Werk veröffentlicht: La Sainte

Tunique d’Argenteuil (Éditions

Tallandier, 197 Seiten, 2024, 18,90

€, ISBN 979-1021063921). Darin

gibt er einen Überblick über die

Herkunft der Reliquie und die

wissenschaftlichen Studien, die

in ihrem Zusammenhang seit

über 140 Jahren durchgeführt

wurden. Ein objektives und sehr

hochwertiges Buch, das bereits

als Referenz zu diesem Thema

gilt.

Ausgabe Nr. 33

Saint-Denis: Ruhestätte der

Könige

(11 km entfernt)

So richtig bewusst ist es

wenigen Parisbesuchern:

Nur wenige

Metrostationen

vom Zentrum

entfernt befindet

sich Frankreichs

bedeutendste

Begräbnisstätte.

In der gotischen

Basilika von

Saint-Denis, der

ältesten Kirche

des Landes, ruhen nicht weniger als 46 Könige, 32

Königinnen, 63 Prinzen und Prinzessinnen und zehn

sogenannte Große Diener des Königreichs. Ein Besuch

lässt Frankreichs Geschichte lebendig werden.

Ausgabe Nr. 86

Paris - Die Französische Nationalbibliothek: Ein

neues Muss bein einem Parisbesuch

(13 km entfernt)

Nach zwölfjähriger Renovierung und Kosten

in Höhe von 261 Millionen Euro

wurde der Standort Richelieu der

Bibliothèque nationale de France

(BnF) im historischen Zentrum

der Hauptstadt vor einiger Zeit

wiedereröffnet. Anders als in der

Vergangenheit, ist der Ort, der lange

Zeit nur Forschern vorbehalten

war, nun für jedermann zugänglich.

Besonders der erhabene Lesesaal

und ein neu geschaffenes,

einzigartiges Museum in der ältesten Bibliothek

Frankreichs sind damit Programmpunkte, die Sie bei

Ihrem nächsten Besuch in Paris auf keinen Fall auslassen

sollten.

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 89.


AM TAG ALS

Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen

zunächst ganz « banal », doch dann ereignet

sich etwas, das die Menschen so bewegt,

dass sie sich noch lange daran erinnern.

Über solche Tage, die im Gedächtnis der

Franzosen haften geblieben sind, berichten

wir in dieser Rubrik.

… Rodin in Paris seine

Skulptur von Balzac

enthüllte

IN

der Ausgabe 92 von Frankreich erleben konnten

Sie mit uns das Maison de Balzac besuchen,

einen Ort, der besonders mit der Literatur verknüpft

ist, denn der Autor der Comédie humaine verfasste

dort mehrere seiner Meisterwerke. Der Direktor des

Hauses, Yves Gagneux, empfahl uns bei unserem Treffen,

die Begegnung mit dem Schriftsteller fortzusetzen und vor

dem berühmten « Denkmal für Balzac » von Auguste Rodin

Halt zu machen. Es wurde am 1. Juli 1939 an der Ecke

der Boulevards Raspail und Montparnasse im VI. Arrondissement

errichtet. Dieses faszinierende, moderne und

verwegene Werk hat uns umgehend in Bann gezogen. Um

den Hintergrund zu verstehen, haben wir im Musée Rodin

(VII. Arrondissement) die Ausstellung Corps In.visibles

besucht, die noch einige Wochen lang den Entstehungsprozess

dieser Skulptur beleuchtet. Rodin hat mit seinem

Werk nicht Balzac als Person dargestellt, sondern vielmehr

dessen Genie. Rückblick auf einen künstlerischen Schaffensprozess

mit nahezu romanhaften Zügen.

60 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Zolas Herausforderung: eine

Skulptur von Balzac

Alles beginnt 1891. Auf Anregung von

Émile Zola überträgt die Schriftstellervereinigung

Société des gens de lettres Auguste Rodin

die Aufgabe, eine Skulptur zu Ehren von

Honoré de Balzac zu kreieren. Wie aber soll man

einen Schriftsteller angemessen darstellen, der

bereits 40 Jahre tot ist und zudem ein nicht gerade

vorteilhaftes Aussehen hatte? Rodin beginnt daher

Recherchen, wie es ein Detektiv nicht besser

machen könnte. In Tours, der Geburtsstadt von

Balzac, befragt er Zeitzeugen des Schriftstellers,

durchstöbert Archive und befasst sich mit Anekdoten

und Geschichten über ihn. Doch alle Informationen

kommen zur selben Feststellung: Balzac

war klein und korpulent, er hatte überhaupt nichts

von einem gut aussehenden Artgenossen seiner

Zeit. Der Bildhauer spürt aber auch, dass er sich

nicht von der fleischlichen Hülle eingrenzen lassen

darf, sondern das Wesen des genialen Literaten

erfassen muss, um die Auftraggeber zufriedenzustellen.

Ein verstörender Schlafrock

1897 stößt Rodin schließlich auf ein Detail,

das alles verändert: Er erfährt, dass Balzac oft mit

einem Schlafrock bekleidet schrieb. Dieses Kleidungsstück

symbolisiert für den Bildhauer die Tatsache,

dass der Schriftsteller vor allem oft nachts

kreativ war. Die Vorstellung inspiriert ihn, sodass

er einen Schlafrock in Gips tränkt und ihn auf eine

schlanke und muskulöse Figur modelliert. Dadurch

entsteht eine Skulptur, deren Faltenwurf die

eigentliche Figur Balzacs überdeckt und stattdessen

seine intellektuelle Genialität verherrlicht. Ein

Jahr später, 1898, präsentiert Rodin seinen Balzac

aus Gips auf der Ausstellung der Société nationale

des beaux-arts, wo sie schockierte Reaktionen hervorruft.

« Eine groteske Karikatur! », empören sich

Kritiker. Das Werk wird als zu abstrakt und respektlos

bezeichnet und vom Auftraggeber, der

Linke Seite: Die Statue von Balzac des

Bildhauers Auguste Rodin an der Kreuzung

der Boulevards Raspail und Montparnasse.

Diese Seite: Studien des Gesichts von

Balzac, die Rodin anfertigte, und das

Gipsmodell des Schlafrocks; diese Werke

werden anlässlich der Ausstellung Corps

In.visibles im Musée Rodin gezeigt.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 61


AM TAG ALS

Société des gens de lettres abgelehnt. Rodin ist zwar verletzt über

diese Reaktionen, glaubt aber nach wie vor an sein Kunstwerk.

Dennoch leitet die heftige Ablehnung eine Wendung in der

Kunstgeschichte ein, denn am Ende wird sich das Werk als

Ausdruck der Modernität durchsetzen.

« Eine neue Dreyfus-Affäre »

In den Monaten Mai und Juni 1898 bemächtigt sich die

Presse der Affäre um die Statue, die von den einen als « skandalös

», von anderen dagegen als « genial » bezeichnet wird. Die

Angelegenheit entwickelt sich zu einer Art Feuilleton, das vor

allem in Paris die Leser begeistert. Die Skulptur sorgt sogar für

unerwartete politische Reaktionen: Im gespaltenen Frankreich

der damaligen Zeit spricht man plötzlich von einer « neuen

Dreyfus-Affäre ». Intellektuelle und einflussreiche Dreyfus-Anhänger

– wie Clémenceau, Zola, Monet und Mallarmé – verteidigen

Rodin, während seine Gegner nicht davor zurückschrecken,

Falsifikate einzusetzen, die denen gleichen, mit denen

Hauptmann Dreyfus angeklagt wurde. So erhält beispielsweise

die Redaktion der Zeitung Rappel einen gefälschten, angeblich

von Rodin unterzeichneten Brief. In der gegenüber der Skulptur

sehr kritisch eingestellten Zeitung Gil Blas zieht der Journalist

Félicien Pascal am 14. Mai 1898 ganz ungeniert eine Parallele

zwischen der Affäre um die Statue und der Dreyfus-Affäre, indem

er die Ansicht vertritt, die Protagonisten seien dieselben,

was die Diskussion verständlicherweise weiter verschärft ...

Wo kann man in Paris das

Denkmal sehen?

• Rodins « Denkmal

für Balzac » steht an

der Kreuzung des

Boulevards Raspail

und des Boulevards

du Montparnasse (VI.

Arrondissement), direkt an

der Metrostation Vavin.

Für alle, die noch tiefer

einsteigen möchten:

• Die Ausstellung Corps

In.visibles wird noch bis

zum 2. März 2025 im Musée

Rodin in Paris gezeigt.

(www.musée-rodin.fr)

Der lange Weg zur Ehrenrettung

Im Laufe der Jahre beruhigen sich die Gemüter glücklicherweise.

Gleichzeitig schwindet aber auch Rodins Hoffnung, dass

das von ihm geschaffene Denkmal doch noch zu seinen Lebzeiten

anerkannt wird. Als der Bildhauer 1917 stirbt, lässt er ein

Kunstwerk aus Gips zurück, das zwar für Kontroversen gesorgt

hat, aber unglaublich visionär ist. Erst nach zwei Jahrzehnten

und vielen Anstrengungen begeisterter Anhänger des Künstlers

wird das Projekt 1939 wieder aufgenommen, das Gipsmodell

schließlich in Bronze gegossen und am 1. Juli an der Kreuzung

der Boulevards Raspail und Montparnasse eingeweiht. Eine

zweite Version wird in der Folge für das Musée Rodin angefertigt.

Von Kritik zu Lobeshymnen

Als die Skulptur am 1. Juli 1939 vor der neugierigen Menge

enthüllt wird, sind die Meinungen erneut gespalten. In einer

Zeit, in der der Geschmack immer noch weitgehend konventi-

Auguste Rodin fotografiert von

Nadar (1820-1910) im Jahr 1891.

62 · Frankreich erleben · Frühling 2025


onell ist, stufen viele die massive und abstrakte Erscheinung

als nahezu frevelhafte Dreistigkeit ein.

« Das ist so verwegen, dass es fast eine Beleidigung

ist! », empören sich konservative Kritiker, die in

der Darstellung weder ein Gesicht noch die « idealen

» Proportionen wiederfinden, die man von so

einem Monument üblicherweise erwartet. Doch

es gibt auch andere Stimmen, die die revolutionäre

Verkörperung des schriftstellerischen Genies von

Balzac verteidigen. Und es dauert nicht lange, bis

die Pariser Presse voll des Lobes ist. « Das ist ein

Meisterwerk. Rodin hat nicht nur das Aussehen

Balzacs, sondern seine Seele erkannt », äußert sich

ein Bewunderer. Das Denkmal, so seine Unterstützer,

gehe über die simple physische Darstellung

hinaus, sie verherrliche den Schriftsteller als intellektuelle

Ikone.

Mit Abstand betrachtet, drängt sich das Werk,

das nicht einen Körper, sondern einen Geist rühmt,

als Wegbereiter der modernen Bildhauerei auf. Rodins

Balzac ist also viel mehr als eine Hommage,

es ist eine Reflexion über die Kraft des Denkens,

eine Aufforderung, hinter die äußere Erscheinung

zu blicken. Heute noch verkörpert die Skulptur, die

von eiligen Passanten oft keines Blickes gewürdigt

wird, die Beharrlichkeit eines Künstlers, seine Vorstellung

zu vermitteln und allen Widerständen zum

Trotz die Grenzen der Kunst neu zu definieren.

Das Rodin-Museum

im VII. Pariser

Arrondissement

ist eine Oase der

Ruhe. Im Garten

des Museums ist

dauerhaft eine weitere

Statue von Balzac

zu bewundern.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 63


FRANKREICH HEUTE Interview

Eva Joly, gebürtige Norwegerin mit französischem Pass, ist eine symbolträchtige

Figur im juristischen und politischen Leben Frankreichs. Seit

sie im Alter von 20 Jahren als Au-pair-Mädchen nach Frankreich kam,

hat sie einen beachtlichen Werdegang hingelegt und ist die Erfolgsleiter

Stufe für Stufe nach oben gestiegen: Richterin gegen Korruption, Europaabgeordnete,

Präsidentschaftskandidatin, Diplomatin und Anwältin,

der Beruf, den sie aktuell in Paris ausübt. Soeben sind in Frankreich ihre

Memoiren unter dem Titel J'ai passé une nuit d'hiver dehors (Éditions les

Arènes) erschienen, in denen sie von ihrem bemerkenswerten Leben,

ihrem Engagement und ihrer Vision von Frankreich erzählt. Begegnung

mit einer Frau, die aus dem Rahmen fällt.

«In Norwegen sagen wir

über jemanden, der eine

ungewöhnlich schwere

Prüfung überstanden hat, dass er

eine Winternacht im Freien

verbracht hat », schreibt Eva

Joly als Erklärung für den Titel

ihrer Memoiren. Liest man diese,

kann man besser nachvollziehen,

wie beschwerlich ihr

Leben in Frankreich oft war.

Dass es nichts mit einem langen,

ruhigen Fluss zu tun hat.

Im Februar 1964 kommt die Zwanzigjährige Eva

Farseth aus Oslo nach Frankreich. Sie stammt aus einer

protestantischen Familie, lebte in Norwegen auf dem

Land, kennt den Mangel der Kriegs- und Nachkriegszeit

und « wiederholt immer wieder die Konjugation der

französischen Verben als Vorbereitung für die Prüfung

der Alliance Française am übernächsten Tag ». Sie liebt

die französische Sprache, weiß aber auch, wie schwierig

es ist, diese wirklich zu beherrschen. Von ihren Eltern

hat sie kein Geld mitkommen, sodass sie schnell Arbeit

finden muss, um in der Hauptstadt über die Runden zu

kommen. Wie die anderen jungen Frauen, die mit ihr

nach Paris gekommen sind, wird sie Au-pair-Mädchen.

Eva kommt in eine bekannte katholische Familie der

Pariser Bourgeoisie: die Familie Joly. Das Leben dort

ist ein großer Kontrast zu ihrem Leben in Norwegen,

das Eingewöhnen fällt ihr zu Beginn daher nicht leicht.

Dann unterliegt Eva, entgegen allen Erwartungen, dem

Charme des jüngsten Sohnes der Familie, Pascal, einem

Medizinstudenten. Bis über beide Ohren verliebt heiraten

die beiden im Juli 1967 in Norwegen nach protestantischem

Brauch. Evas Schwiegervater, der die Verbindung

immer missbilligt hat, da er in seiner Schwiegertochter

eine potenzielle Kommunistin » sieht, betrachtet

das als persönliche Beleidigung. Das geht so weit, dass

er eine seltsame Heiratsanzeige verschickt, die wie folgt

beginnt: « Ich bedauere, Ihnen die Eheschließung meines

Sohnes mitteilen zu müssen ... » Eva – die mit der

Heirat die französische Staatsangehörigkeit erhält – und

Pascal schenken dem jedoch keine Beachtung. Im Bewusstsein,

allein zurechtkommen zu müssen, stürzen sie

sich gemeinsam in ihr neues Leben.

Mit 23 Jahren beschließt Eva, Jura zu studieren, da

sie der Ansicht ist, « dass ihr dies hilft, die französische

Gesellschaft zu verstehen ». Um das Studium zu finanzieren,

nimmt sie einen Job als Sekretärin beim Plattenproduzenten

Eddy Barclay an, sieht dort Stars des Showbusiness

ein- und ausgehen. Als sie im Unternehmen

allerdings eine Section syndicale, eine Gewerkschaftsgruppe,

gründet, wird dies nicht so gut aufgenommen.

Im Laufe der Zeit stabilisiert sich das Leben des jungen

Paares: 1973 beendet Pascal sein Medizinstudium und

lässt sich als Arzt nieder. Eva findet eine Anstellung als

juristische Beraterin in einer psychiatrischen Klinik.

Acht Jahre arbeitet sie dort, bis sie eines Tages, im Januar

1981, am Bahnsteig der Pariser RER ein Plakat sieht,

das ihr Leben ändern soll: « Werden Sie Richter, das ist

ein dynamischer Beruf! » Sofort bewirbt Eva sich und

absolviert das Auswahlverfahren. Von 1000 Kandidaten

werden 100 genommen, sie ist die dreißigste. Damit

beginnt nicht nur eine neue Laufbahn, sondern gleichzeitig

eine Wende in ihrem Leben.

Die junge Frau absolviert ein Studium an der École

nationale de la Magistrature, das sie glänzend abschließt.

Sie wird Untersuchungsrichterin. Sehr schnell fällt Eva

64 · Frankreich erleben · Frühling 2025


EVA

Ein Leben für die Wahrheit:

die unzähligen Kämpfe der

JOLY

durch ihr Engagement und ihre Entschlossenheit auf,

mit der sie die Korruption bekämpft. Vor allem in den

1990er-Jahren, als sie die Untersuchungen in der Affäre

um den Mineralölkonzern ELF einleitet und damit einen

der aufsehenerregendsten Skandale der letzten 50 Jahre

in Frankreich auslöst. Es geht dabei um Korruption und

die Veruntreuung von Geldern, in die ein ausgedehntes

Netzwerk bestehend aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft

und Politik verwickelt ist. Die Affäre löst in Frankreich

ein regelrechtes Erdbeben aus. Eva steht im Rampenlicht,

ist das Ziel von Angriffen und steht mehr als sechs Jahre

lang mit ihrer Familie unter Polizeischutz. Es ist eine

longue nuit d’hiver dehors, also « eine lange Winternacht

im Freien », die für die Familie tragische Folgen hat, denn

im Februar 2001 nimmt sich ihr Mann das Leben.

Mit dem Bedürfnis nach Ruhe kehrt Eva Joly 2002

nach Norwegen zurück. Dort erstellt sie zunächst im

Auftrag des Justizministeriums eine Bestandsaufnahme

der Situation in Sachen

Korruption in Norwegen

und schlägt Maßnahmen

vor, um diese zu bekämpfen.

Im Anschluss erhält

sie vom Auswärtigen

Amt dieselbe Aufgabe,

nur diesmal auf internationaler

Ebene, vor allem

in Afrika. 2009 wird sie

dann von der isländischen

Regierung gebeten, bei der

Aufklärung eines möglichen

Falls von Finanzkriminalität zu helfen, der zum

wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes beigetragen

haben soll. Der Bericht, den sie im Januar 2010 abliefert,

wird als enorme Unterstützung angesehen.

2006 erhält Eva Joly eine Einladung zur Jahrestagung

der europäischen Grünen in Rom. 2008 schlägt Daniel

Cohn-Bendit ihr vor, sich seiner Liste der Grünen in der

Île-de-France für die Wahl des Europaparlaments anzuschließen.

Sie nimmt an. Am 7. Juni 2009 wird sie zur

Europaabgeordneten gewählt und ist bis 2014 Vorsitzende

des Ausschusses für Entwicklung. 2012 kandidiert Eva

für die französischen Grünen, Europe Écologie Les Verts

(EELV), für das Amt des französischen Staatspräsidenten.

Trotz einer harten Wahlkampagne, in der sie sich voll

engagiert, erhält sie beim ersten Wahlgang nur 2,31 %

der Stimmen. Wieder ist es eine « lange Winternacht im

Freien » ...

Nach dem Wahldebakel beschließt Eva Joly, sich als

Anwältin der Kanzlei ihrer Tochter anzuschließen. Gemeinsam

setzen sich die beiden unter anderem dafür ein,

die Straffreiheit internationaler Konzerne bei Steuerdelikten

abzuschaffen. Dabei sind sie in mehreren symbolträchtigen

Angelegenheiten sehr erfolgreich, beispielsweise

2022, als sie in Frankreich die Verurteilung des amerikanischen

Konzerns McDonald's zu einer Rekordstrafe

von 1,25 Milliarden Euro wegen Steuerhinterziehung

erreichen. Heute lebt Eva Joly in Paris und setzt ihren

Kampf als Anwältin nach wie vor mit derselben Energie

fort.

J’ai passé une nuit d’hiver dehors

Les Arènes, 2024, 290 Seiten, 21 €, ISBN 979-1037509680

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 65


FRANKREICH HEUTE Interview

Guten Tag, Eva Joly. Das letzte Mal trafen wir uns 2009

(Anm. d. Red.: siehe unseren Artikel « Eva Joly – Eine Frau

will die Korruption besiegen » in Frankreich erleben Nr. 19).

Wir hatten Sie damals gefragt, was Frankreich für Sie versinnbildlicht

und Sie haben geantwortet: « Die Lebensfreude.

Es sind die kleinen Glücksmomente des Alltags, frisches Brot,

gute Lebensmittel, der Duft des Meeres in der Bretagne, Austern,

aber auch die Rauheit der Fischer. » Hat sich heute, 16

Jahre später, daran etwas geändert? Wie würden Sie diese

Frage jetzt beantworten?

(Lacht) Ich bin immer noch derselben Meinung! All

das verkörpert für mich Frankreich, das Land, das ich so

liebe. Für mich ist klar: Von allen Ländern, die ich kenne,

scheint mir hier das Leben am angenehmsten. Wissen

Sie, als ich im Dezember letzten Jahres in den Vereinigten

Staaten war, wurde mir der Kontrast, vor allem, was das

Essen angeht, ausgesprochen bewusst: Dort gibt es zwar

von allem viel, aber selten so raffiniert und in derselben

Qualität wie in Frankreich. Dieses Land verkörpert für

mich wirklich eine Vielzahl kleiner und großer Freuden.

Und sagt man nicht in Deutschland: « Leben wie Gott in

Frankreich »? Allerdings kamen im Laufe der Zeit noch

andere, tiefgründigere Aspekte hinzu. Zum Beispiel die

Fähigkeit der Franzosen zu diskutieren und ihre Leidenschaft

für Politik. Im Laufe der Zeit wurde mir bewusst,

wie sehr Politik im Hexagon zum täglichen Leben gehört.

Sehen Sie sich doch um: Immer und überall wird über

Politik gesprochen! Im Freundeskreis ist es nahezu ein

Nationalsport, der bei gemeinsamen Mahlzeiten für Unterhaltung

sorgt. Und nicht selten sitzen Sie in einem Taxi

und der Chauffeur beginnt eine politische Diskussion mit

Ihnen ...

Mit dieser Vorliebe der Franzosen waren Sie vor allem bei

Ihrer Wahl zur Europaabgeordneten 2009 und bei Ihrer Kandidatur

für das Präsidentenamt 2012 konfrontiert ...

Ja, bei diesen beiden

Gelegenheiten

wurde mir das ganz

besonders bewusst.

Namentlich beim

Präsidentschaftswahlkampf

war ich viel in

Frankreich unterwegs

und überrascht davon,

wie wichtig Politik

in der französischen

Gesellschaft ist. Alles

wird diskutiert und

analysiert. Manchmal

ist das heftig, macht

alles kompliziert,

denn die Meinungen

gehen oft sehr weit

auseinander, jeder vertritt

seine Ansichten

leidenschaftlich. Das kann einschüchtern, umso mehr,

wenn man eine Frau ist und, wie ich, einen Akzent hat.

Doch trotz all dieser Schwierigkeiten hat mich das immer

fasziniert.

Glauben Sie, dass Ihr norwegischer Akzent im Präsidentschaftswahlkampf

ein Handicap war, obwohl Sie perfekt

Französisch sprechen?

Ich bin davon überzeugt. Ebenso wie meine ausländischen

Wurzeln, die dieser Akzent verrät. Mit Sicherheit

habe ich diese Wirkung unterschätzt. Man muss wissen,

dass ich mich vollkommen als Französin fühle. Und

schließlich gibt es Millionen Menschen in Frankreich,

die einen Akzent haben und dem Land dienen. Gerade

diese Diversität trägt zum Reichtum des Landes bei. Und

doch hat ein Teil der öffentlichen Meinung diesen Aspekt

gegen mich verwendet. Da man nichts anderes fand,

was man mir vorwerfen konnte, stürzte man sich auf die

Tatsache, dass ich nicht hier geboren bin, obwohl ich die

französische Staatsangehörigkeit habe. Das ist traurig,

aber wahr. Für einen Teil der Bevölkerung, vor allem für

Nationalisten, ist das ein Problem. Eine Frau, Ausländerin

und in den Sechzigern zu sein, das waren offensichtlich in

ihren Augen zu viele Hindernisse.

In Ihren Memoiren schreiben Sie, dass Sie in Frankreich einen

« seltsamen Werdegang » hatten. Warum?

Ich glaube, mit 20 Jahren ohne besonderes Rüstzeug in

ein fremdes Land zu kommen und Richterin zu werden,

das ist etwas, was anderswo nur relativ selten möglich ist.

Meiner Ansicht nach liegt das an einem für Frankreich

typischen Merkmal, das ich enorm schätze: die Fähigkeit,

die Kompetenz des Einzelnen zu würdigen. Es ist egal, ob

Sie Friseur, Kellner oder Jurist sind; wenn Sie kompetent

sind, hat man einen Platz für Sie. Darüber hinaus habe

ich eine echte « französische Ausnahme » entdeckt: In

Norwegen gibt es zum Beispiel keine so renommierten

Einrichtungen wie die École Nationale d’Administration

(ENA), die Nationale Hochschule für Verwaltung, oder

die École Nationale de la Magistrature (ENM), die Nationale

Richterschule, in denen man « Elite-Ausbildungsgänge

» absolvieren kann. Mir boten diese Institutionen eine

einzigartige Chance. Auch wenn ich nach der Zulassung

an der ENM hart arbeiten musste, um das Diplom zu erhalten

und Magistrate zu werden. Es ist der Werdegang

einer jungen Norwegerin, die in Frankreich eine Chance

bekam. Durch die Tatsache, dass die Aufnahmeprüfungen

allen offenstehen und anonym ablaufen, herrscht

absolute Chancengleichheit. Umgekehrt könnte ein Franzose

in Norwegen vermutlich niemals Richter werden, das

ist mir bewusst.

Und doch war es selbst mit einer hochrangigen Ausbildung für

Sie nicht einfach, sich vollkommen akzeptiert zu fühlen, auch

unter Berufskollegen. Sie erzählen in Ihren Memoiren unter

anderem von einem nahezu surrealistischen Empfang, den Ih-

66 · Frankreich erleben · Frühling 2025


nen der Staatsanwalt von Orléans im Dezember 1981 bereitete,

als Sie dort Ihre erste Stelle antraten. Sie schreiben, dieser sei

aufgestanden und hätte Ihnen ins Gesicht geschleudert: « Eva

Farseth? Sie kommen aus den Überseegebieten, nicht wahr?

Sie sind also hierhergekommen, um nicht zu arbeiten ... » Aus

Ihrem Namen hat er geschlossen, Sie würden von den Antillen

oder La Réunion stammen. Als Sie ihm dann verdutzt

die Hand reichten und « Guten Tag, Monsieur » sagten, sei er

einen Schritt zurückgewichen und habe geantwortet: « Madame,

wir haben noch keine Schweine zusammen gehütet. Ich

bitte Sie, mich in der Zeit, in der wir zusammenarbeiten, was

hoffentlich nicht lange sein wird, ‹ Monsieur le Procureur › zu

nennen. » Welch eisiger und taktloser Empfang!

Es ist richtig, damals war eine Anrede wie Madame la

Présidente oder Monsieur le Procureur für mich noch unnatürlich.

Doch mit der Zeit lernte ich die Verhaltensregeln:

stillschweigende Vereinbarungen, kleine Rituale und sogar

die reservierten Parkplätze. All das ist in Frankreich

wichtig. Manchmal zu wichtig. Die Gleichheit und der

einfache Umgang, den ich aus Norwegen kenne, kommen

mir in solchen Fällen immer noch sehr weit weg vor.

Glücklicherweise wurde mir damals schnell klar, dass dieser

unangenehme Empfang nicht die gesamte juristische

Institution widerspiegelte, sondern mit einem spezifischen

Mann verbunden war. Ein Mann, der offensichtlich weder

Frauen noch Ausländer schätzte. Glücklicherweise haben

mir Kollegen dann ein anderes, viel offeneres und wohlwollenderes

Bild dieser Gerichtsbarkeit vermittelt.

Vor Ihnen hatte es kein anderer französischer Richter gewagt,

so offen große Namen aus Industrie und Politik anzugreifen,

wie Sie es im Kampf gegen Korruption und für Steuergerechtigkeit

im Rahmen der Affäre um den Konzern ELF getan

haben. Damals karikierte man sie oft als « die Norwegerin, die

überall Moral einführen will » ...

Ich erinnere mich noch gut daran. Man beschrieb

mich oft als eine Art junges Au-pair, das wie von Zauberhand

Richterin wurde. Eine Frau, die zwangsläufig

rachsüchtig war, der es eine persönliche Freude bereitete,

Vermögende, politische Entscheider und einflussreiche

Unternehmensleiter zu Fall zu bringen. Angesichts des

Medienrummels mussten mein kleines Team und ich uns

im wahrsten Sinne des Wortes einen Schutzpanzer zulegen.

Doch nach und nach verstand man unsere Arbeit, sie

wurde anerkannt. Die Praktiken, die wir anprangerten,

wurden schließlich verurteilt, die Entscheidungen von

den höchsten juristischen Instanzen bestätigt. Wir sahen

uns darin bestätigt, unseren Überzeugungen treu zu bleiben

und auf diese Weise mit unseren Mitteln dazu beizutragen,

bestimmte Vorgehensweisen ethischer zu machen.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie einen großen Anteil daran haben,

dass sich in Frankreich bestimmte Dinge bewegt haben?

Rückblickend glaube ich schon, dass unser kühnes

Vorgehen damals in der Tat dazu beigetragen hat, dass

sich die Mentalität verändert hat. Wir haben die bestehende

Korruption und absolut illegale steuerliche Praktiken

ans Tageslicht gebracht. Das war auch notwendig.

Gleichzeitig hat das besonders auf europäischer Ebene

den Weg für weitergehende Überlegungen geebnet: unter

anderem über Steuerparadiese, die man bis dato ignoriert

hatte. Die Arbeit hat es möglich gemacht, den Kampf gegen

Korruption weit über die Grenzen Frankreichs hinaus

zu überdenken. Es entstand eine Politik der Kooperation

in juristischen Fragen auf internationaler Ebene. Und

selbst wenn dieses Thema heute nach wie vor aktuell ist,

haben wir geholfen, einen Stein ins Rollen zu bringen.

Das ist ein Fortschritt, auf den wir, so glaube ich, stolz

sein können.

Mittlerweile kämpfen Sie von Paris aus für Transparenz, Gerechtigkeit

für Opfer, und Sie verteidigen ihre Rechte, inzwischen

aber als Anwältin in der Kanzlei Ihrer Tochter ...

Genau. Nebenbei gesagt haben wir gerade eine spannende

Aufgabe in Norwegen beendet, die mit dem tragischen

Unfall in Verbindung stand, der sich 1980 auf einer

Erdöl-Bohrplattform in der Nordsee ereignete. Unter der

Ägide der Universität Stavanger haben wir die zahlreichen

Lücken der ursprünglichen Untersuchung aufgezeigt und

für eine gerechte Entschädigung der Opfer plädiert. Dieser

juristische Kampf gegen den norwegischen Staat soll

erreichen, dass die erlittenen Schäden offiziell anerkannt

werden. Wir hoffen, dass eine gütliche Einigung gefunden

wird und diese Ungerechtigkeiten somit ausgemerzt

werden. Sie sehen, der Kampf um Gerechtigkeit endet

niemals!

Was macht Sie heute in Frankreich glücklich?

Für mich gibt es keinen lebenswerteren Ort. Glück

ist für mich, an einem sonnigen Sonntagmorgen auf dem

kleinen Platz in der Nähe meiner Wohnung in einem

Café zu sitzen, eine Tasse Kaffee und ein Croissant zu

bestellen und Zeitung zu lesen. Diese einzigartige Atmosphäre,

die Art, wie man es in Frankreich versteht, das

Leben im Freien zu genießen, den Moment auszukosten,

das ist unerreichbar. Auch die Kulturmöglichkeiten sind

unbegrenzt: Allein im Umkreis meiner Wohnung gibt es

viele Buchhandlungen und rund vierzig Kinosäle. Und ich

komme nochmals auf meine Überzeugung zurück, dass

Frankreich ein Land ist, das alle Möglichkeiten bietet: Ob

Sie Ingenieur oder Richter werden wollen, es gibt immer

einen Weg. Man muss sich bemühen, Auswahlverfahren

bestehen, ausgezeichnet sein, aber es ist machbar. Das ist

eine seltene Chance, und der Gedanke daran macht mich

glücklich!

Eva Joly, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 67


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft

Flurbereinigung

Wenn der Comic eine vergrabene

Geschichte ausgräbt

Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete

staatliche Politik der Flurbereinigung hatte

das Ziel, den größten Teil der landwirtschaftlichen

Flächen in Frankreich von

Grund auf neu zu ordnen. Obwohl sie die

gravierendsten Auswirkungen nach sich zog,

die Frankreich je gekannt hat, wurde erstaunlicherweise

nur sehr wenig darüber

publiziert. Mit der Flurbereinigung sollte der

Intensivierung der Landwirtschaft Vorschub

geleistet und Frankreich zu einer weltweit

führenden Agrarmacht gemacht werden.

Die Politik wurde autoritär umgesetzt, hat

Dörfer zersplittert und das Landschaftsbild

stark gezeichnet. In ländlichen Gebieten

sind die Spuren dieser Umwälzung noch

heute sichtbar. Nach ihren fesselnden Untersuchungen

über Grünalgen, die 2019 im

Comic Algues Vertes veröffentlicht wurden,

beschäftigten sich die Journalistin Inès

Léraud und der Zeichner Pierre Van Hove

nun mit diesem Thema. Ihr neues Album

Champs de Bataille ist das spannende Ergebnis

dieser Recherchen.

Regelmäßige Leser wissen nur zu gut, dass wir in unserem

Magazin schon oft darauf hingewiesen haben,

dass sich der Comic im letzten Jahrzehnt sehr verändert

hat und inzwischen einen wichtigen Platz in der

französischen Verlagswelt einnimmt. Schon lange beschränkt

er sich nicht mehr auf Kinder- und Jugendliteratur,

wie das früher der Fall war, sondern spricht nun erwachsene

Leser an, indem er aktuelle Themen auf neuartige Weise

verarbeitet. Oft sind es Themen, die von den klassischen

Medien nur gestreift oder auf die Schnelle abgehandelt

werden. In diesem Zusammenhang stellten wir Ihnen in

unserer Serie Der Comic: ein eigenständiges Medium in

Frankreich bereits eindrucksvolle Werke wie Cent mille ans:

Bure ou le scandale enfoui des déchets nucléaires (La Revue

Dessinée/Seuil, 2021, Frankreich erleben Nr. 78) vor, in dem es

um die Recherchen über ein geplantes Endlager für radioaktive

Abfälle in Bure (Meuse) geht. Oder den Comic Idiss

(Rue de Sèvres, 2021, Frankreich erleben Nr. 79), ein berührendes

Album über die Lebensgeschichte der Großmutter

von Robert Badinter, einer jüdischen Frau, die aufgrund der

Judenverfolgung von Osteuropa nach Frankreich floh, wo

sie sich ein neues Leben aufbaute. Die Anzahl der « Comics

für Erwachsene » steigt weiterhin unaufhörlich an, wobei

das Spektrum alle Themen umfasst, die die französische

Gesellschaft heute beschäftigen.

Viele dieser Alben basieren auf monatelangen Recherchen

eines Journalisten, dessen Ergebnisse dann von einem

Zeichner in Bildtafeln umgesetzt werden. Besonders beeindruckt

hatte die Menschen im Hexagon auch der 2019

bei Delcourt erschienene Comic Algues Vertes, l’histoire

interdite, den wir Ihnen ebenfalls vorstellten (Frankreich

erleben Nr. 72). Die Journalistin Inès Léraud und der

Zeichner Pierre Van Hove prangerten darin auf brillante

68 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Campagne de Pontivy, 1952.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt der französische

Staat nahezu im ganzen Land die landwirtschaftlichen

Flächen neu ordnen, damit die Felder besser erreichbar

sind und sich einfacher mit Maschinen bestellen lassen.

Das ist die Flurbereinigung.

Kleine Parzellen werden zu größeren Flächen zusammengelegt.

In Regionen mit den typischen Bocages

löschen Bulldozer die Hecken und Böschungen aus.

Auf diese Weise sollen die Bauern mehr produzieren und

Frankreich eine weltweit führende Agrarmacht werden.

5

Die Auszüge aus dem Comic wurden mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 69


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft

Art die Gefahren für Gesundheit und Umwelt an, die

von der Ausbreitung der Grünalgen an der bretonischen

Küste ausgehen. Darüber hinaus beschäftigten sie sich

mit der Frage, welche Verantwortung Industrie und Politik

an diesem Skandal tragen. Die grafische Umsetzung

ihrer Untersuchungen führte nicht nur zu einer breiten

Sensibilisierung der Öffentlichkeit, sondern hatte auch

entscheidenden Anteil daran, dass dieses Problem ins kollektive

Bewusstsein der Franzosen gerückt

wurde. Außerdem löste der Comic eine

intensive Präsenz dieses Themas in den

Medien aus, die 2023 im Film Algues Vertes

des Regisseurs Pierre Jolivet gipfelte. Der

Kinofilm basierte direkt auf den Nachforschungen

und dem Comic. Die Tatsache,

dass dadurch ein noch breiteres Publikum

angesprochen wurde, hat die Wirkung der

Veröffentlichung noch gesteigert.

Heute präsentieren Inès Léraud und

Pierre Van Hove erneut einen umfassend

dokumentierten Comic über ein unerwartetes

Thema. Es geht dabei um eine

weitgehend unbekannte Politik, die der französische Staat

nach dem Zweiten Weltkrieg autoritär und im Eiltempo

umsetzte und die drastische Folgen hatte: die Flurbereinigung,

mit der man die Intensivierung der Landwirtschaft

vorantreiben wollte. Während sich bislang

weder Forschungszentren

noch Medien intensiver

mit der damaligen Politik

auseinandergesetzt haben,

ist sie nun das Thema der

Doktorarbeit von Léandre

Mandard, Doktorand am

Centre d’histoire de Sciences-

Po Paris. Inès Léraud und

Pierre Van Hove bezogen

Léandre Mandard nicht nur

als « historischen Berater »

in das Projekt mit ein, sondern

stellten ihn als zentrale

Figur in den Mittelpunkt

der Handlung, ebenso wie

zahlreiche andere Personen,

die die Flurbereinigung

miterlebt haben und über

deren Folgen berichten.

Eine findige und originelle

Art, wissenschaftliche Fakten

und Erzählung zu mischen.

Der erste Punkt, der beim Lesen des Albums ins Auge

springt, sind die gravierenden Konsequenzen, die diese

staatliche Politik hatte, mit der die Nachkriegsregierungen

die französische Landwirtschaft radikal umkrempeln

Auch nach so vielen Jahren bin

ich immer noch genauso bewegt.

wollten. Besonders an der Bretagne wollte man ein Exempel

statuieren. Diese Region war für ihre vielen kleinen

Landwirtschaftsbetriebe mit unzähligen, oft winzigen,

von Hecken umgebenen Parzellen bekannt. Obwohl die

Flurbereinigung das ganze Land betraf, richtete der Staat

sein Augenmerk auf diese Gegend, da sie ihm als Karikatur

dessen erschien, was tunlichst zu vermeiden war. Nach

amerikanischem Vorbild – das Album erinnert im Übrigen

daran, dass die Vereinigten

Staaten als Gegenleistung für

die im Marshallplan zugesagten

Hilfen von Frankreich die Abnahme

von Dünger und Traktoren

zu guten Preisen erwarteten

– sollten die Betriebe jetzt so

groß wie möglich sein, Pferde

durch Traktoren ersetzt und die

Landwirtschaft intensiviert werden.

In den Augen der Politiker

war dies die einzige Möglichkeit,

die Menschen in Frankreich zu

ernähren und aus dem Land eine

starke Agrarmacht zu machen.

Inès Léraud und Pierre Van Hove beschäftigten sich

spezifisch mit dem Fall der Gemeinde Fégréac (Loire-Atlantique)

an der Grenze zum Morbihan. 1946 läutete die

Ankündigung einer öffentlichen Untersuchung den Beginn

der Flurbereinigung

der dortigen

landwirtschaftlichen

Vor allem die Obstplantagen

waren

problematisch.!

Auf dem Land hatte jeder

seine eigenen Apfelbäume

für die Cidre-Produktion

oder für Tafelobst.

Flächen ein. Die

meisten Bewohner,

so die Autoren,

schienen sich für das

Vorgehen zunächst

nicht zu interessieren,

denn zum einen

verstanden sie die

Pläne nicht und zum

anderen konnten sie

die Konsequenzen

nicht erfassen. Zumal

der Staat ihnen

durch die Flurbereinigung

eine goldene

Zukunft versprach:

größere und rentablere

Betriebe, höhere

Einkommen. Doch

zunächst mussten die Menschen zusehen, wie Bulldozer

Hecken und die berühmten Apfelbäume für die Cidreproduktion

ausrissen. Natürlich ohne Gegenleistung, sieht

man einmal von dem Versprechen ab, durch eine intensive

Bewirtschaftung den Ertrag steigern zu können. All

das widersprach dem gesunden Menschenverstand der

70 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Mai 1953.

Da sind sie und

setzen Pfosten!

Lasst uns alle

ausreißen.

Schaut her! Da ist er,

der Herr Ingenieur!

Betrüger!

Dreckskerle!

Schweinehunde!

Dreckskerle!

Aufkäufer!

Champs de bataille, L´histoire enfouie du remembrement, von I.Léraud und P. Van Hove (c) Éditions Delcourt, 2024


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft

Bauern in Fégréac, sodass sich in

der kleinen Gemeinde erbitterter

Widerstand gegen die Flurbereinigung

regte. Am 8. September

1954 versammelten sich rund 500

Einwohner vor dem Rathaus, um

die fehlende Transparenz bei der

Umsetzung des Flurbereinigungsplans

anzuprangern. Der Staat

antwortete darauf mit der Entsendung

von Ordnungskräften wie

die Compagnies Républicaines de

Sécurité (CRS) und die Gendarmerie.

Wie man im Comic erfährt,

war die Gendarmerie bis März

1956 in der Gemeinde stationiert,

was zeigt, dass Fégréac ein Musterbeispiel

für den Widerstand gegenüber

der Flurbereinigung war.

Sogar die Nationalversammlung

in Paris befasste sich mit dieser

Situation, wobei der damalige

Innenminister, ein gewisser François

Mitterrand, den Einsatz der

öffentlichen Gewalt rechtfertigte.

Über das konkrete Beispiel von

Fégréac hinaus wird beim Lesen

deutlich, wie ausgeprägt die Spuren

sind, die die Flurbereinigung

im kollektiven Gedächtnis der

Franzosen hinterlassen hat – und

das nicht nur im Westen des Landes.

Das massive Verschwinden

der typischen Bocages mit ihren

Wallhecken, die so charakteristisch

für den ländlichen Raum

waren, hat dem Landschaftsbild

sichtbare Narben zugefügt. Doch

Inès Léraud und Pierre Van Hove

gehen über die reine Feststellung

der Ereignisse und ihrer Auswirkungen

hinaus. Sie untersuchen

die Gründe, die zu dieser Politik

geführt haben, die nicht zuletzt

eine Folge der ab Anfang des 20.

Jahrhunderts in den USA entstandenen

großen Landwirtschaftsbetriebe

war, da diese eine Konkurrenz

für den europäischen Markt

bedeuteten. Man erfährt zudem,

dass die Bombardierungen während

der beiden Weltkriege und

die damit verbundene Zerstörung

von Bäumen und Hecken quasi

Mit den neuen Maschinen brauchen

die Bauern weniger Arbeitskräfte, um

größere Flächen zu bestellen.

Hunderttausende landwirtschaftliche

Betriebe

verschwinden.

Von 1946 bis 1962 sinkt die

Zahl der Bauern und landwirtschaftlichen

Arbeitnehmer

von 7 auf 3,8 Millionen.

Ab 1955 fallen in den ländlichen

Gebieten Frankreichs pro Jahr

fast 130 000 Stellen weg.

Champs de Bataille

Das ist der größte

« Sozialplan » den es in

Frankreich je gab.

ein « unfreiwilliges Versuchslabor » für eine Flurbereinigung im großen Stil waren.

Doch es geht auch darum, dass große Landwirtschaftsverbände sowie die Maschinenbau-

und Erdölbranche schon früh Einfluss nahmen und einen Motor für

die intensive Landwirtschaft darstellten, die das ländliche Frankreich umgestalten

sollte. Dennoch ist das Werk weit von einer simplen Anklage entfernt, sondern es

setzt sich darüber hinaus sachlich mit dem Thema auseinander, indem es moderne

Initiativen ins Rampenlicht rückt, die eine nachhaltige Landwirtschaft und den respektvollen

Umgang mit der Umwelt fördern. Ein beispielloses Album, das erneut

sehr lehrreich und nützlich ist. Ein

Album, an das man sich noch lange

erinnern wird, vor allem, wenn man

durch Frankreich reist und die Landschaft

betrachtet, die ein stilles Zeugnis

von einer manchmal turbulenten

60

landwirtschaftlichen Vergangenheit

ablegt.

L’histoire enfouie du

remembrement, Inès Léraud

und Pierre Van Hove, La Revue

dessinée/Delcourt, 2024,

192 Seiten, 23,75 €,

ISBN 978-2413075134

72 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Was Flurbereinigung wirklich ist, kapiere ich zum

ersten Mal, als ich morgens über eine Wiese springe

und plötzlich vor einem Stacheldraht stehe.

Ich erinnere mich, wie ich bewegungslos und

still die Luft anhalte und eine Fläche betrachte,

die gerade zusammengelegt wurde.

Ich bin betroffen.

Da sind keine Bäume, keine Hecken

mehr. Nur mehrere Hektar leere

Fläche, umgeben von Stacheldraht.

Alles ist eben und leer.

Mit gerade einmal 10 Jahren

empfinde ich das als Desaster,

als Naturkatastrophe.

Wie erschreckende Berge

liegen Bäume und Wurzeln

auf einem Haufen.

Ein Haufen Skelette.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 73


FRANKREICH HEUTE Kultur

Elektronische Musik trifft

Michaël

Canitrot

Sein Name sagt Ihnen vermutlich nicht viel, aber vielleicht

haben Sie sein Gesicht schon einmal bei einem seiner

grandiosen Spektakel gesehen, womöglich beim

Festakt zur Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris.

Michaël Canitrot, der manchmal mit Jean-Michel Jarre,

Bob Sinclar oder David Guetta verglichen wird, ist ein

Virtuose der elektronischen Musik und ein Magier des

Lichts. Mit seinem Konzept Monumental Tour verwandelt

er Kulturerbe auf innovative Art in eine lebendige,

vibrierende Bühne. 2025 wird er erneut

durch Frankreich reisen und sein Publikum

mit einer Performance verzaubern, in der

Geschichte und Modernität auf ganz neue

Art miteinander verflochten sind. Begegnung

mit einem der derzeit gefragtesten

Nachwuchstalente Frankreichs.

74 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Kulturerbe: ein unerwarteter Dialog

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 75


FRANKREICH HEUTE Kultur

Guten Tag, Michaël Canitrot. Am 7. Dezember 2024 waren

Kameras aus der ganzen Welt auf Sie gerichtet, als Sie allein

vor Ihrem Mischpult standen, um den Festakt anlässlich der

Wiedereröffnung von Notre-Dame abzuschließen. Dabei erweckten

Sie die Fassade der Kathedrale zum Leben, sie wurde

zum Objekt, das sich im Rhythmus Ihres Sounds bewegte. Dieser

Moment, so ist zu vermuten, muss Sie besonders berührt

haben ...

Ja, es war ein sehr emotionaler Augenblick. Alle meine

Anstrengungen im Rahmen des Projektes der Monumental

Tour zielen darauf ab, Kulturerbe in Szene zu setzen,

die Menschen zu sensibilisieren und elektronische Musik

populärer zu machen. Zwangsläufig stellte dieses Ereignis

den symbolischen Höhepunkt dar. Der Abschluss der

umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die Wiedereröffnung

einer der symbolträchtigsten Kathedralen der Welt

und dazu eine Musik, die man in diesem Zusammenhang

nicht zwangsläufig erwartet: Das war wirklich eine ungewöhnliche

Mischung! Für mich war es eine unglaublich

große Ehre, bei diesem Anlass auftreten zu dürfen.

Das Projekt blieb bis zur letzten Minute geheim. Seit wann

arbeiteten Sie daran?

Die Gespräche begannen im Frühjahr, genauer gesagt

im Mai, als Vertreter der Pariser Diözese anlässlich

einer meiner Shows vor der Kathedrale in Laon (Aisne)

auf mich zukamen. Nach einer Unterbrechung im Sommer

durch die Olympischen Spiele in Paris wurden die

Diskussionen im September wieder aufgenommen. Dann

ging es Schlag auf Schlag. Gestartet und umgesetzt wurde

das Projekt in nur einem Monat, das war eine echte Herausforderung.

Nur zum Vergleich: Normalerweise habe

ich für meine Auftritte eine Vorbereitungszeit von sechs

bis zwölf Monaten.

Was waren nach der Vorstellung die berührendsten Rückmeldungen

für Sie vonseiten der Veranstalter und des Publikums?

In erster Linie natürlich, als sich die Vertreter der

Diözese am Ende der Performance bei mir bedankten.

Es war am Anfang nicht leicht gewesen, sie zu überzeugen,

denn auf den Organisatoren dieses Ereignisses lastete

ein enormer Druck. Ein religiöses Monument, eine

Wiedereröffnung, die weltweit übertragen wird, mit

elektronischer Musik zu verbinden, das war nicht gerade

naheliegend. Aber ich bin froh, dass es mir gelungen ist,

ihr Vertrauen zu gewinnen, sie mit ins Boot zu holen. Vor

allem aber, dass sie am Ende stolz darauf waren. Als ich

am Schluss von meiner Plattform herunterkam, haben

mich ihre Dankesbezeigungen tief berührt. Für mich ist

es eine Ehrensache, dass eine solche Performance immer

im Rahmen einer respektvollen Zusammenarbeit ablaufen

muss, zumal mir bewusst ist, dass die Begegnung

mit meinem Team und mir für die Organisatoren nicht

gerade etwas Alltägliches war. Und dann gab es da noch

Hunderttausende Nachrichten des Publikums in den sozialen

Netzwerken. Ich nehme mir immer Zeit, so viele wie

möglich davon zu lesen, auch wenn ich natürlich niemals

alle lesen kann. Einige haben mich besonders berührt,

zum Beispiel diese: « Als angekündigt wurde, dass ein DJ

dabei sei, hatte ich Vorbehalte in Bezug auf die Kathedrale.

Aber es war wunderschön. Vielen Dank für diesen

vollkommenen Moment. » Genau das soll mein Projekt

symbolisieren: elektronische Musik demokratisieren, mit

Klischees brechen, die dieses Genre immer noch mit Raves

und Drogen verbinden, und zeigen, dass diese Musik

durchaus ihren Platz im Rahmen ausgesprochen symbolträchtiger

Anlässe hat.

Wie entstand bei Ihnen die Leidenschaft für Musik?

Das begann, als ich noch sehr jung war. Ich bin in

einer Familie aufgewachsen, in der Musik eine zentrale

Rolle spielte. Meine Eltern waren begeisterte Musikliebhaber,

und wir hatten ein eigenes Musikzimmer mit

76 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Plattenspielern und einem Schrank voller Schallplatten.

Ich konnte das ganze Wochenende dort verbringen und

Musik hören, während mein Vater – er war DJ – an seiner

Musikauswahl arbeitete. Der Musikgeschmack innerhalb

unserer Familie war sehr vielfältig: Mein Vater liebte Pop-

Rock, meine Mutter eher Soul, Disco und Funk. Bei mir

entstand sehr früh die Lust, meine musikalischen Vorlieben

mit anderen zu teilen. Schon mit 9 oder 10 Jahren,

also sehr früh, begann meine « Karriere » als DJ. Bei jedem

Geburtstag oder jeder Fete riss ich mich damals darum,

Musik auflegen zu dürfen. Natürlich mit einfachsten

Mitteln: Ich nutzte zwei Stereoanlagen, machte am Ende

eines Stückes die eine allmählich leiser und die andere

gleichzeitig lauter, sodass sich ein Titel nahtlos an den

anderen anschloss …

Abgesehen von Ihrer Leidenschaft für Musik war es der

Wunsch, diese zu teilen, der hinter Ihrer Berufswahl stand?

Ganz genau. Mit 12 oder 13 Jahren begann ich damit,

am Konservatorium Schlagzeugunterricht zu nehmen und

mit Freunden eine Band zu gründen. Wir hatten einen

Hang zur Rockmusik, vor allem Gruppen wie Nirvana

waren unsere Vorbilder. Zwischen 14 und 18 Jahren organisierte

ich gemeinsam mit Freunden vom Collège und

Gymnasium eigene Veranstaltungen, bei denen wir selbst

auflegten, ein besonderes Ambiente kreierten und dafür

ein kleines Eintrittsgeld kassierten. Das waren sehr prägende

Erfahrungen.

Und dann wollten Sie sich als DJ am Mischpult versuchen ...

Ja. Ich klopfte bei einigen Clubs an, bluffte dabei ein

wenig. Man wollte wissen, welche Erfahrung ich in Diskotheken

hatte. Dabei hatte ich gar keine. Ich erinnere

mich an ein Wochenende, als ich im Telefonbuch des Departements

Seine-et-Marne, in der Nähe von Paris, nach

Clubs suchte. Bei einem Anruf meldete sich jemand und

sagte: « Alles klar, heute Abend! » Ich war minderjährig,

normalerweise hätte ich nicht einmal eingelassen werden

dürfen. Also bat ich meinen Vater, mich zu begleiten. Er

hat mich dort abgeliefert und auf dem Parkplatz auf mich

gewartet. Ich musste also ins kalte Wasser springen, trotz

Stress und fehlender Erfahrung den Musikmix machen.

Es war ein sehr intensives Erlebnis, fast brutal, das mir

gezeigt hat, dass das alles gar nicht so einfach ist. Mir

wurde klar, dass ich noch viel lernen musste, um dem gewachsen

zu sein. Das hat mich motiviert, immer besser zu

werden.

Es folgten Ihre ersten Erfahrungen in Pariser Diskotheken?

Genau, zu Beginn der 2000er-Jahre. Auch da habe

ich ein wenig geblufft, kühn das Bains Douches kontaktiert

– ein legendäres Lokal, das ich zwar als Clubber, aber

nicht als Künstler kannte – und angeboten, ein Event zu

organisieren. Sofort forderte man mich heraus und schlug

mir den 2. Januar vor. Also einen Tag nach Neujahr und

in diesem Fall noch dazu mitten unter der Woche, ein

Tag, an dem normalerweise niemand ausgeht! Ich habe

Vorherige Doppelseite und links: Michaël Canitrot am 7. Dezember 2024 während seines

Auftritts, der den Festakt zur Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris abschloss.

Oben: 2018 veranstaltete der Gründer der Monumental Tour ein Event in der Pariser Münzprägeanstalt Monnaie de Paris.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 77


FRANKREICH HEUTE Kultur

Diese Doppelseite: Monumental Tour im Jahr

2021 auf dem Mont-Saint-Michel.

Folgende Doppelseite: Monumental Tour im Jahr 2023 auf dem Platz

Stanislas in Nancy vor 20 000 Zuschauern; ein Teil des Teams.

die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Freunde angerufen

und mein Netzwerk mobilisiert. Allen Erwartungen zum

Trotz war der Abend ein Erfolg. Bei dieser Gelegenheit

traf ich Cathy und David Guetta, die mir die Organisation

anspruchsvoller Sets übertrugen, zunächst unter der

Woche und schließlich sogar – das Nonplusultra – am

Samstagabend. Bei diesen Gelegenheiten konnte ich auch

andere Künstler ans Mischpult einladen und schließlich

meine eigene Eventreihe kreieren: « So, Happy in Paris? »,

ein Konzept mit einer ausgefeilten visuellen Ästhetik,

Tänzerinnen, Tänzern und einer starken Identität. Dadurch

wurde ich bekannt und konnte dieses Universum in

alle Welt exportieren.

Sie erwähnen oft Kindheitserinnerungen in Verbindung mit

Kulturgütern. Welchen Einfluss haben diese Erfahrungen auf

Ihre Musikprojekte?

Wenn ich zurückdenke, dann hat diese Passion tatsächlich

ihren Ursprung in meiner Kindheit. Statt in den

Ferien mit uns am Strand zu liegen, besichtigten meine

Eltern mit uns Schlösser, Monumente und Museen.

Dieses Bedürfnis nach Kultur und geschichtsträchtigen

Stätten hat mich immer begeistert. Ich erinnere mich,

dass es im Sommer an solchen Orten manchmal Konzerte

gab, meist Klassikkonzerte. Dadurch reifte in mir

die Überzeugung, dass man bei der Kreation von Musik,

den künstlerischen Weg bis zum Ende gehen und einen

richtigen Rahmen für die Musik schaffen sollte – und je

außergewöhnlicher dieser Rahmen ist, desto besser.

Sie verspürten also das Bedürfnis, die Clubs zu verlassen?

Ja, das hat sich ganz automatisch ergeben: die Clubs

verlassen und ephemere Events kreieren. Ich habe beispielsweise

Veranstaltungen auf Péniches auf der Seine in

Paris organisiert. Die Ideen haben sich weiterentwickelt,

bis zur ersten großen Veranstaltung im Olympia im

Jahr 2013. Wir haben aus dieser Location, die seinerzeit

überhaupt nicht mit elektronischer Musik in Verbindung

gebracht wurde, eine riesige Tanzfläche gemacht. Damals

stieß eine Visual Crew zum Team, um Lightshows und

Videos zu konzipieren. Das gab der Performance eine ganz

neue Dimension. Einige Mitglieder dieses Teams arbeiten

im Übrigen immer noch bei der Monumental Tour mit mir

zusammen. Es gab noch weitere bedeutende Events, unter

anderem ein Set in der ersten Etage des Eiffelturms. Die

eigentliche Geburtsstunde der Monumental Tour aber war

2018 beim Fête de la Musique. Diese erste Ausgabe fand

im Herzen der Pariser Münzprägeanstalt Monnaie de

Paris statt: Ich habe selbst gemixt und wurde durch befreundete

DJs unterstützt. Es war ein riesiger Erfolg: 5000

Menschen kamen, und am Ende erhielten wir viele Komplimente

und wurden von allen Seiten ermutigt. Damals

sagte ich mir, wenn die Rückmeldungen derart positiv

sind, warum dann die Idee nicht weiterspinnen und eine

78 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Eventreihe daraus machen? Ein Jahr lang habe ich am

Konzept für die Monumental Tour gefeilt. Im September

2019 fand die erste offizielle Ausgabe im Palais Rohan zu

Füßen des Straßburger Münsters statt. Seitdem haben wir

rund zwanzig Events organisiert.

Bei der Monumental Tour führen Sie einen Dialog zwischen

elektronischer Musik und Kulturstätten. Von der Abbaye du

Mont-Saint-Michel über die Kathedrale Notre-Dame de

Laon, den Phare des Baleines auf der Île de Ré, die Schlösser

Vincennes, Pierrefonds und Chantilly und den Place Stanislas

in Nancy bis hin zum Palais-Royal und dem Eiffelturm

in Paris: Sie projizieren die schönsten Kulturgüter ins 21.

Jahrhundert. Sogar im Ausland waren Sie unterwegs: in der

Basilica del Pilar in Saragossa (Spanien), im Palazzo Ducale

in Genua (Italien) oder im Rathaus von Lissabon (Portugal).

Wie reagiert das Publikum an diesen symbolträchtigen Orten?

Das hängt von der Generation ab. Junge Menschen

sind sofort begeistert, haben keine Vorbehalte. Bei religiösen

Orten ist es vielleicht ein bisschen anders, aber bei

Kulturgütern ganz allgemein kann man sagen, dass mein

Publikum, das vorwiegend aus jungen Menschen besteht,

immer ein positiver Antrieb ist. Allerdings müssen wir jedes

Mal klarmachen, dass wir diese Orte nicht in eine riesige

Diskothek verwandeln wollen, sondern einen anderen

Blick aufzeigen, einen Dialog zwischen Epochen und

Kulturen herstellen. Diese Erklärung hilft dabei, Vorbehalte

auszuräumen. Genau das ist der Sinn, den wir mit

dem Projekt verfolgen: elektronische Musik demokratisieren

und beweisen, dass sie in der Lage ist, zu verbinden.

Abgesehen vom Publikum, wie sind Ihnen die Institutionen,

die für diese erstrangigen kulturhistorischen Monumente verantwortlich

sind und die in der Regel solche Veranstaltungen

nicht gewohnt sind, bisher begegnet?

Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Institutionen

und Partner in Frankreich uns sehr schnell vertraut

haben. Das Centre des Monuments Nationaux (CMN) hat

uns zum Beispiel die Schlüssel für die Abbaye du Mont-

Saint-Michel überlassen, obwohl wir zuvor erst vier oder

fünf Aufführungen hatten. Das ist absolut ungewöhnlich.

Im Großen und Ganzen waren alle sehr aufgeschlossen.

Wir wollen die Events zudem mit einer solidarischen

Geste verknüpfen. Mich faszinieren und inspirieren diese

Orte. Also ist es wichtig, ihnen etwas zurückzugeben – in

finanzieller oder symbolischer Form – damit zukünftige

Generationen nach wie vor von ihnen profitieren können.

Bei unserer Veranstaltung in der Kathedrale Notre-Dame

de Laon, haben wir 30 000 Euro für die Restaurierung

der großen Orgel gesammelt. Das ist ein konkreter Beitrag

zum Erhalt dieses wertvollen Kulturguts. Bei Notre-

Dame de Paris ist der Beitrag eher philosophischer Natur.

Die Wiedereröffnung mit elektronischer Musik und einer

zeitgenössischen Performance abzuschließen zeigt, dass

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 79


FRANKREICH HEUTE Kultur

solche Monumente leben, dass sie nach wie vor eine Inspirationsquelle

sind. Das soll gleichzeitig eine Botschaft an

die nächsten Generationen sein: Macht euch mit diesen

Orten vertraut, lasst euch von ihnen inspirieren, schützt

sie.

Wir haben schon öfter festgestellt – unter anderem im Rahmen

eines Interviews mit dem französischen « Monsieur Patrimoine

» Stéphane Bern –, dass Frankreich, einerseits in Bezug auf

sein Kulturerbe oft als konservativ angesehen wird, sich andererseits

aber sehr innovativ und aufgeschlossen zeigt, wenn es

darum geht, dieses zu schützen und aufzuwerten. Sie sind ein

offenkundiger Beweis dafür ...

Den Dialog zwischen unseren Wurzeln und der

Modernität gibt es schon lange in Frankreich. Denken

Sie daran, dass bereits Viollet-le-Duc die Aufgabe übertragen

bekam, eine moderne Vision historischer Orte zu

entwickeln. Auch die Louvre-Pyramide verkörpert die

Begegnung zwischen verschiedenen Epochen. Der Dialog

wird heute nach wie vor von engagierten Akteuren wie

Stéphane Bern fortgesetzt, der im Übrigen auch mein

Projekt unterstützt hat. Das Institut de France hat mir

sogar einen Preis der Fondation pour l'Histoire et le Patrimoine

von Stéphane Bern verliehen. Das verdeutlicht die

Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren.

Wir gehen in dieselbe Richtung, schaffen Verbindungen

zwischen Generationen und Epochen. Hinter all dem

steht der gemeinsame Wunsch, unser Erbe zu teilen und

weiterzugeben. Dieser Austausch zwischen Tradition und

Innovation ist meiner Ansicht nach tief in unserer Kultur

verankert.

Welche neuen Projekte haben Sie für die Monumental Tour im

Auge?

Ich versuche vor allem, verschiedenartige Monumente,

Industriestandorte und Zeitalter der Geschichte in meine

Überlegungen einzubeziehen. Der Wunsch nach Diversität

diktiert meine Entscheidungen. Ich würde auch gerne

in Deutschland auftreten. In diesem Zusammenhang

kommt mir neben dem Kölner Dom sofort Berlin in den

Sinn, denn die Stadt ist eine Wiege der Kultur und der

elektronischen Musik. Deutschland hat viele Industrieund

Kulturerbestätten mit unglaublichem Potenzial. Nebenbei

gesagt erhalte ich viele Nachrichten von Menschen

in Deutschland, die mich darum bitten, dort aufzutreten.


Deutschland 6,90 €

91

Deutschland 6,90 €

Öste reich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

4 196974 406903

Wo und wann werden wir Sie in diesem Jahr sehen

können?

2025 wird die Monumental Tour wieder durch

Frankreich reisen. An symbolträchtigen Monumenten

sind Veranstaltungen geplant. Da wir noch

dabei sind, das Programm abzustimmen, kann ich

derzeit noch nicht mehr sagen. Doch als kleine

Vorabinfo verrate ich Ihnen schon einmal, dass

ich am 4. Juli in der Abbaye de Maillezais in der

Vendée sein werde. Diesen wunderschönen, geschichtsträchtigen

Ort mochte ich schon als Kind

sehr. Im Juli 2023 hatte ich bereits die Ehre, dort

aufzutreten, und ich kann es kaum erwarten, dorthin

zurückzukehren.

Michaël Canitrot, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Hinweis: Die Veranstaltungsdaten und -orte der

Monumental Tour werden auf der Website https://

monumental-tour.com publiziert.

Lassen Sie sich von

uns überraschen!

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 91 · Sommer 2024

PROVENCE · MARSEILLE · CHARENTE-MARITIME · CORRÈZE · AUVERGNE · PARIS

Calanque de Sugiton

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels

Charente-Maritime

Ein Paradies für Fußgänger

Pompadour

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs

Routes de la Lavande

Die « Seele der Provence » aufspüren

Auvergne

Eine innovative Vision von Wein

Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge

Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!

Rezept Croustade aux pommes

www.frankreicherleben.de

Öste reich 7,60 €

Schweiz 1,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

Sparen Sie

10 %!

4 196974 406903

OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25

Viaduc de Millau

20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer

Menton

Zitrusparadies an der Côte d’Azur

Auvergne

Wo Wasser zu Stein und Kunst wird

Vendée Globe 2024

Performance zum Schutz der Ozeane

Interview Inspirierende Begegnung mit Peter Woh leben

Wein Domaine de Vodanis

Rezept Ma soupe aux lenti les d’hiver

AUVERGNE-RHÔNE-ALPES · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · OKZITANIEN · BASKENLAND

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025

Drôme

Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz

Saint-Paul-de-Vence

Unerwartete Kunsterlebnisse

Aveyron

Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten

Argenteuil

Rendezvous mit einem Mysterium

Michaël Canitrot

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

Öste reich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

Elektronische Musik trifft Kulturerbe

4 196974 406903

93

Interview Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit

Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland

Rezept « Oreillers », petits pâtés en croûte

www.frankreicherleben.de

94

Die Lektüre dieses Magazins gefällt Ihnen?

Dann abonnieren Sie es!

Ein Abo bedeutet mehr als nur Lesen: Es ist eine Einladung,

Frankreich immer wieder neu zu entdecken,

Teil einer echten Leser-Community zu sein und unsere

redaktionelle Unabhängigkeit zu unterstützen. Seit

2005 berichten wir authentisch und mit echter Neugier

über das Land – unabhängig, nah an den

Menschen und abseits der Klischees.

24,90 €

pro Jahr für 4 Ausgaben (Deutschland)

Immer alle Ausgaben dabei: Laden Sie unsere

neue App « Frankreich erleben » bei Google Play

oder im App Store herunter und lesen Sie auch

vergriffene Ausgaben!

Jetzt bestellen: 030 / 42 80 40 40

www.frankreicherleben.de


ART DE VIVRE Gastronomie

Die Stadt verlassen und in eine unbekannte Welt

eintauchen. An Courage fehlte es den ehemaligen

Bankern Leïla und Pierre nicht, als sie von Bordeaux

weggingen, um sich mitten im Baskenland, in Arrast-Larrebieu,

niederzulassen. Ihr Traum: Schafe

züchten und aus der Milch den berühmten Käse

Ossau-Iraty herstellen. Die Geschichte, die hinter

dieser nicht gerade alltäglichen beruflichen Neuorientierung

steht, ist eine Geschichte von Passion

und Resilienz, von Lernen, Einsamkeit und Herausforderungen.

Wir haben uns mit den beiden über

die vergangenen 15 Jahre unterhalten, über das

geruhsame Landleben, Schwierigkeiten bei der Integration,

die Suche nach Balance und einen Alltag,

der vom Rhythmus des Melkens und der Käseherstellung

getaktet ist. Folgen Sie uns in eine manchmal

harte, aber oft befriedigende und zutiefst

menschliche Realität.

82 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Von der Bank

in den Schafstall

Ein mutiger Neuanfang im Baskenland


ART DE VIVRE Gastronomie

Leïla und Pierre Pérès ist nur zu gut bewusst, dass sie

einen untypischen Werdegang haben. Vor allem seit sie

beide vor 15 Jahren ihre Berufe im Bankensektor in Bordeaux

aufgaben, um zu neuen Ufern aufzubrechen: Schafe

züchten. « Nach mehreren Jahren als Filialleiter war ich

an einem Punkt angelangt, an dem ich von der Bank die

Nase voll hatte », gibt Pierre zu. Er muss lächeln, wenn

er daran denkt, wie groß damals sein Wunsch nach Unabhängigkeit

und frischer Luft war, der Wunsch, « sein

eigener Herr » zu sein. Leïla, die ebenfalls in der Finanzbranche

arbeitete, ging es genauso: « Ich hatte zwar den

Masterstudiengang Bank und Versicherung absolviert,

dabei war mir jedoch schnell klar geworden, dass das

nicht mein Ding ist », erzählt sie. Gemeinsam beschlossen

sie, ihr Leben zu verändern und sich in Arrast-Larrebieu

niederzulassen, einem kleinen friedlichen Ort in der

baskischen Provinz Soule im Departement Pyrénées-

Atlantiques. Auf der Suche nach Natur und dem Sinn des

Lebens wollten sie dort – in einer Gegend in der Pierres

Familie lebt – einen Neuanfang wagen. Pierre wagte diesen

Schritt als Erster im Jahr 2010, Leïla folgte ihm ein

Jahr später.

Ein Grundstück für den Lebenstraum

Der Anfang war nicht einfach und vollzog sich in mehreren

Etappen. « Ursprünglich hatten wir einen anderen

Ort ins Auge gefasst, doch die Nachbarn dort wollten mir

ihr Land nicht überlassen ... Von der Bank in die Landwirtschaft

zu wechseln, ist nicht einfach. Da schlägt einem

zwangsläufig Skepsis entgegen, selbst wenn man aus

der Gegend stammt. Offensichtlich befürchteten einige,

wir würden sie von oben herab behandeln, oder wir wären

kompliziert, weil wir aus der Stadt kamen », erinnert sich

Pierre. Doch zum Glück tat sich eine neue Möglichkeit

auf: « In der Zwischenzeit wurde ein anderes Grundstück

zum Verkauf angeboten, das Grundstück, auf dem sich

heute unser Betrieb befindet », erzählt er. Sie ergriffen die

Gelegenheit beim Schopf, kauften das Land und bauten

eine Schäferei. Bis sie jedoch in das zugehörige Gebäude

einziehen konnten, war weiterhin Geduld gefragt, denn

dort lebte noch eine betagte Dame. « Wir wohnten zuerst

zwei Kilometer entfernt, bei meinem Vater, mieteten

dann aber eine Wohnung im zehn Kilometer entfernten

Ort Moléon. Nach dem Tod der Bewohnerin wurde das

Haus verkauft, doch immer noch gab es Hindernisse: Die

SAFER, eine Institution, deren Aufgabe es ist, Grundstückstransaktionen

im ländlichen Raum zu überwachen,

um das Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft, Umwelt

und Stadtplanung zu erhalten, übte ihr Vorkaufsrecht aus,

was die Kosten für uns enorm in die Höhe getrieben hat »,

erinnert er sich.

Einsame Lehrjahre

In Arrast-Larrebieu ansässig zu werden, war nur der

Beginn des Abenteuers. Nachdem das Grundstück gekauft,

die Schäferei gebaut und der Umzug in den Hof

erfolgt war, mussten Leïla und Pierre den Beruf des

Schafzüchters lernen, den sie nur theoretisch kannten.

84 · Frankreich erleben · Frühling 2025


« Mein Lehrmeister war die praktische Arbeit, der harte

Alltag », gibt Pierre zu. « Ein sechsmonatiges Praktikum,

das war alles, dann ging es los. » Auch Leïla beurteilt

ihre Ausbildung, die sie mit dem in Frankreich für jeden

Landwirt unverzichtbaren Brevet Professionnel de Responsable

d’Exploitation Agricole abschloss, als sehr theoretisch:

« Ernsthaft, ich hatte wirklich mehr konkrete und praktische

Ratschläge erwartet. Das fehlte am Anfang am

meisten. Aber man muss irgendwie zurechtkommen ... »

All das hinderte das Paar jedoch nicht daran, sich den

Herausforderungen zu stellen. Zu Beginn hatten sie 70

Schafe und eine Fläche von 18 Hektar. Der ursprüngliche

Plan war, die produzierte Milch an eine Genossenschaft

zu verkaufen. Doch weiterhin gab es Schwierigkeiten über

Schwierigkeiten. « Die Genossenschaft, an die wir unsere

Milch lieferten, geriet in finanzielle Schwierigkeiten und

konnte uns nicht mehr bezahlen », so Pierre. « Von einem

Tag auf den anderen hatten wir keine Einkünfte mehr,

während die Darlehensraten natürlich weiterliefen. » Angesichts

dieser Situation fassten die beiden den radikalen

Entschluss, die Milch selbst zu Käse zu verarbeiten.

Ossau-Iraty – eine besondere Alchemie

Auch dieser Strategiewechsel verlief nicht ohne

Hürden. « Am Anfang dachte ich, dass Schafe automatisch

Milch geben. Aber nein! Manech-Schafe sind eine

heikle Rasse. Wenn man ihnen nicht genau die richtige

Ration füttert, produzieren sie nichts », erklärt Pierre.

Er und Leïla brauchten viel Geduld und Hartnäckigkeit,

bis sie die subtilen Details von Ernährung und Melken

beherrschten. « Wir begannen mit 70 Litern pro Schaf

und Jahr. Doch es dauerte zehn Jahre, bis wir die richtige

Menge herausgefunden hatten. Heute liegen wir bei

155 Litern », unterstreicht er stolz. Die Käseproduktion

war eine entscheidende Etappe. Um den legendären regionaltypischen

Käse Ossau-Iraty zu produzieren, musste

Leïla sich mit einer ganz neuen Welt vertraut machen.

Auch hier war der Beginn von Ausprobieren, Fehlern und

Learning by Doing geprägt. « Das Pflichtenheft der AOP

ist zwar sehr präzise, vergleichbar mit einem Kochrezept,

doch auch in der Küche ist das Rezept allein nicht alles »,

erinnert sich Leïla. « Jeder Käse hat seine eigene Persönlichkeit.

Wie bei einem Kind muss man sich um ihn kümmern,

auf ihn achtgeben. »

Ossau-Iraty, der legendäre Käse aus den

Pyrenäen

Ossau-Iraty wird seit Menschengedenken hergestellt.

Archäologische Ausgrabungen in den Pyrenäen haben

Überreste von Einrichtungen zur Herstellung von Schafskäse

zutage gefördert, die über 3000 Jahre alt sind. Bereits

römische Dichter wie Martial berichteten im ersten

Jahrhundert unserer Zeitrechnung darüber, wie wichtig

die Schäferei und die damit erzeugten Produkte in den

Pyrenäen waren. Martial erwähnte sogar, dass auf den

Märkten in Toulouse Schafskäse angeboten wurde, der

sehr wahrscheinlich aus der Pyrenäenregion stammte.

Die Tradition verankerte sich im Laufe der Jahrhunderte

immer mehr. Notarielle Urkunden vom Beginn des 15.

Jahrhunderts zeugen davon, dass in der Nähe von Oloron

– wo sich am Fuße der Berge eine wichtige Drehscheibe

für den Handelsverkehr entwickelt hatte – Schafskäse

hergestellt wurde. Einer Legende zufolge soll Napoleon bei

seinen Aufenthalten im Baskenland eine ausgesprochene

Vorliebe für diesen Käse gezeigt haben. Seit 1980 ist der

Ossau-Iraty durch eine Appellation d'Origine Contrôlée (AOC)

geschützt, die 1996 zur Appellation d’Origine Protégée (AOP)

wurde. Der Name setzt sich aus den beiden Herkunftsorten

zusammen, dem Vallée d'Ossau, in der Provinz Béarn, und

dem Wald von Iraty im Baskenland. Produziert wird er

nach einem strengen Pflichtenheft, und das ausschließlich

im Departement Pyrénées-Atlantiques und in einem Teil

des Departements Landes. Der Käse entwickelte sich zum

Symbol von Baskenland und Béarn und wird dort traditionell

mit Konfitüre aus schwarzen Kirschen gegessen. Die Milch

muss von Schafen der Rassen Manech tête noire, Manech

tête rousse und Basco-Béarnaise stammen. Diese Tiere sind

besonders an das schroffe Relief und die teilweise rauen

Klimabedingungen gewöhnt. Sie produzieren eine fetthaltige

und aromatische Milch, von der der Ossau-Iraty seinen

charakteristischen Geschmack hat. Als junger Käse ist er mild

und cremig, gereift zeichnet er sich durch komplexere Aromen

aus, die oft an Haselnuss und Heu erinnern.

Von der Frustration zum Geschmack

Im Laufe der Monate beherrschte Leïla die praktischen

Handgriffe: die geronnene Milch schneiden, den

Bruch auf die richtige Temperatur erwärmen, formen

und pressen, den Käse ins Salzbad tauchen und ihn am

Ende geduldig reifen lassen. « Nach und nach wurde mir

klar, dass jedes Detail zählt, und ich habe diese manuelle

Arbeit lieben gelernt. Mein Käse ist wie ich », vertraut sie

uns an. Doch an Frustration mangelte es zunächst nicht.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 85


ART DE VIVRE Gastronomie

« An manchen Tagen gerann die Milch nicht richtig oder

der Geschmack war nicht gut. Das war entmutigend, mir

war jedoch bewusst, dass man sich durch die Praxis verbessert.

» Pierre erinnert sich bewegt an die Anfänge der

Käseherstellung. « Wir waren absolut nicht von uns überzeugt,

haben uns allerdings angestrengt. Leïla hat viel

gelernt, und sie hat wirklich ihren Rhythmus gefunden,

hat sich Know-how angeeignet. Ich weiß, dass ihr Käse

ihre Persönlichkeit und unsere Geschichte widerspiegelt.

Darauf können wir stolz sein! »

Bio sichert das Überleben

Angesichts der Erlebnisse mit der Genossenschaft und

der geringen Rendite, die durch konventionell erzeugte

Milch zu erzielen war, beschlossen Leïla und Pierre parallel

zur Käseherstellung die Umstellung auf eine biologische

Bewirtschaftung in Angriff zu nehmen. Damit

begann unbestritten ein Wendepunkt für ihren Betrieb.

« 2016 begannen wir mit der Umstellung, die ersten biozertifizierten

Käse verkauften wir 2018 », erläutert Pierre.

Diese Entscheidung ermöglichte ihnen nicht nur, ihre

Produkte zu einem besseren Preis zu verkaufen – 22 Euro

pro Kilo statt 15 Euro –, sondern auch in einen Wachstumsmarkt

einzutreten. Inzwischen hat sich ihr Betrieb

erheblich vergrößert: Mittlerweile sind es 250 Schafe und

eine Fläche von 60 Hektar. Trotz der Mehrarbeit erreichten

sie durch die biologische Bewirtschaftung eine wirtschaftliche

Stabilität, ein wichtiger Faktor. « Nach acht

Jahren konnten wir endlich von unserer Arbeit leben »,

erinnert sich Leïla. Was die Rentabilität angeht, so muss

man das allerdings relativ sehen. « Würden wir unser Einkommen

ins Verhältnis zu unseren Arbeitsstunden setzen,

dann wäre das entmutigend », gibt Pierre zu. « Aber es ist

kein klassisches Unternehmen, es ist eine Art zu leben. »

Trotz der Probleme ist es inzwischen ein wirtschaftlich

tragfähiger Betrieb. Obwohl ihr Alltag aus langen Arbeitstagen

besteht, schätzen sie die Befriedigung, mit eigenen

Händen etwas aufgebaut zu haben. « Wir haben bei

null angefangen und etwas kreiert, das funktioniert. Das

finde ich schön », zieht Pierre das Fazit.

Wagen – immer und immer wieder

Gut zu wissen

Den Ossau-Iraty erkennt man daran, dass auf

der Rinde ein Siegel eingeprägt ist. Bei Käse aus

Käsereien ist dies ein Schafskopf im Profil. Käse, der

aus Rohmilch direkt beim Züchter hergestellt wurde

(Fromage fermier), trägt einen Schafskopf von vorne.

Stammt die Milch dann zusätzlich noch von den

Sommerweiden (Fromage fermier d'estive), dann ist

dieses Siegel ein Edelweiß.

Nach 15 Jahren in Arrast-Larrebieu hat sich jedoch

allmählich auch ein anderes Gefühl eingeschlichen, ein

Mangel, der nur schwer auszugleichen ist. « Die Einsamkeit

belastet uns am meisten », gibt Leïla zu. Nach dem

Leben in der Stadt spüren Leïla und Pierre, dass ihnen

ein vielfältigeres soziales und kulturelles Leben fehlt.

« Die Gespräche drehen sich hier um die Ernte, das Wetter

und die Nachbarn. Wir vermissen Diskussionen über

anspruchsvollere Themen », ergänzt Pierre. Dieses Defizit

wurde durch die Geburt ihres Sohnes Younis noch spürbarer.

« Wir möchten ihm bessere Berufsaussichten bieten,

Chancen, die er hier nicht zwangsläufig bekommt », vertraut

uns Leïla an. Daher steht erneut eine Veränderung

im Raum. « Wir haben uns bewiesen, dass wir hier Erfolg

haben können, dass wir in der Lage sind, unseren Traum

Realität werden zu lassen. Nun sehnen wir uns nach einem

anderen Gleichgewicht », so Pierre. Insofern denken

sie darüber nach, näher an eine Stadt zu ziehen, selbst

wenn sie sich dadurch beruflich nochmals neu orientieren

müssen. « Wir lieben das Leben hier mit unseren Schafen,

sind uns andererseits jetzt aber auch darüber bewusst, dass

es uns eingrenzt. Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen,

eine neue Seite, ein neues Kapitel aufzuschlagen »,

endet Leïla gelassen. Zweifellos steht ihnen erneut eine

kühne Neuorientierung bevor!

Wir können Ihnen nur ans Herz legen, bei Leïla

und Pierre Käse einzukaufen, wenn Sie in ihrer Gegend

sind: Leïla und Pierre Pérès, Maison Hobiaga,

495 Hobiagako bidea, 64130 Arrast-Larrebieu,

Telefon: +33 (0) 6 08 40 34 47

86 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Leserbriefe

Château de

COURBAN

Hôtel, Restaurant & Spa ****

Liebes Team von „Frankreich erleben“,

vielen Dank für Ihr tolles Magazin Frankreich

erleben, das ich schon seit vielen Jahren lese! Für

die Rubrik On lit habe ich einen heißen Tipp und

eine klare Empfehlung: den neuesten Roman von

Anne Weber, einer deutschen Schriftstellerin, die

seit vielen Jahren in Paris lebt. Ihr Name ist Ihnen

sicherlich bekannt. Ich fand die Lektüre unglaublich spannend und berührend!

In ein paar Tagen erscheint die französische Ausgabe Neuf-trois. Vielleicht wäre

das ja eine interessante Empfehlung für Frankreich erleben. Vielen Dank!

Viele herzliche Grüße

Sebastian Köhler

Lieber Herr Köhler,

wir teilen Ihre Begeisterung für die Bücher von Anne Weber, eine Autorin, über die wir bereits

in unserer Rubrik « On lit » gesprochen haben. Ihre Fähigkeit, so präzise und feinfühlig

sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch zu schreiben, berührt uns tief und passt perfekt

zum Geist unseres Magazins. Deshalb freuen wir uns besonders, « Neuf-trois » in dieser

Ausgabe vorzustellen – ein ebenso kraftvolles wie bewegendes Werk, ebenso einzigartig

wie die Autorin. Vielen Dank, dass Sie Ihre Leidenschaft für Bücher mit uns teilen!

Liebes Ehepaar Anlauf,

Liebes Frankreich-erleben-Team,

in der Ausgabe Nr. 63 – Sommer 2017 – haben

Sie die Stadt Hyères vorgestellt. Das Interview

mit Josette Ecchelino machte uns neugierig.

Tatsächlich hatten wir das Glück, Tata Jojo,

wie sie liebevoll in ihrem Viertel genannt wird,

kennenzulernen. Ein noch viel größeres Glück war

es, vor 5 Jahren bei ihrer Hochzeit dabei zu sein.

In diesem Jahr verbrachten wir unseren Urlaub

nicht weit entfernt von Hyères und machten

uns daher spontan auf den Weg, um zu wissen,

wie es ihr geht. Es war ein unbeschreiblich

herzliches Wiedersehen mit vielen Bisous und

einer Einladung zum Essen. Traurig stimmte uns,

dass ihr Mann nicht mehr lebt. Als wir einige Tage

später der Einladung folgten, erwarteten uns

ein liebevoll gedeckter Tisch und reichliches,

sehr köstliches Essen. Für uns war dieser Tag ein

unvergesslicher Augenblick in unserem Leben.

Liebe Grüße

Sandra und Björn Anlauf

Josette Ecchelino (Foto) hat auch bei uns bleibenden Eindruck hinterlassen. « Tata Jojo »

gehört mit Sicherheit zu den Menschen, die uns in den 18 Jahren, in denen wir für unsere

Reportagen durch ganz Frankreich reisen, am meisten geprägt haben, und die wir am meisten

schätzen. Vielen Dank für die Neuigkeiten über sie. Auf diese Weise bilden Leserinnen, Leser

und Redaktion eine schöne und bereichernde Gemeinschaft! Wir werden Josette auf jeden Fall

diese Ausgabe des Magazins zusenden und sie bei der nächsten Gelegenheit wieder besuchen.

diese Ausgabe des Magazins zusenden und sie bei der nächsen Gelegenheit wieder besuchen.

Ein Hauch von

weiter Welt

zwischen Burgund

und Champagne

Wellnessbereich (300 m 2 )

mit Schwimmbad, Sauna,

Dampfbad und Whirlpool.

Angebot an Massagen und

Pflege unter der Marke Nuxe.

Feinschmeckerrestaurant mit

dem neuen Chefkoch Maxime Lesobre

und der Cheffe-Pâtissière Sae Hasegawa

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder

Anregungen?

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de

Per Brief: Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.

Menüs ab 79 €. Zimmer ab 179 €.

Zwischen Troyes, Dijon und Chablis

7, rue du Lavoir · 21520 Courban

Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69

www.chateaudecourban.com


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!

8

9

7

12

Reisethemen,

nach Regionen

geordnet:

Landesweite Themen

6

11

1 2

3

10

13

14

16

Astrotourismous – Die beste Sicht

aufs Sternenzelt

Natur – Die schönsten Bäume

Frankreichs

Winterliche Illuminationen –

Der Faszinierende Zauber der

Lichterstädte

Freizeitparks: Familienerlebnisse in

Frankreich

Radtourismus – von der Bretagne

bis an die belgische Grenze

Fahrradrouten – Die schönsten

Strecken entlang der Küsten

Weihnachtsmärkte – Wo geht es

noch authentisch zu?

Nr.

85

82

81

79

77

59

57

1 Paris Nr.

Maison de Balzac in Paris:

92

Begegnung mit einem modernen

Dichter

Hinter den Kulissen des Moulin 92

Rouge (2/2)-

Eine große Familie

Hinter den Kulissen des Moulin 91

Rouge (1/2)-

Excellence à la française

Die Französische

86

Nationalbibliothek: Ein neues Muss

bei einem Parisbesuch

Streit um die Schönheit der Stadt 83

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76

Werk eines ganzen Lebens

Coup de cœur – Die

65

Straßenbuchhändler an den Seine-

Quais in Paris

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als 60

ein Viertel, die Seele von Paris?

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58

Restaurant noch immer einen

Besuch wert ?

Musée d'Histoire de la Médecine 57

– ein ungewöhnliches Museum im

Herzen der Hauptstadt

Le Bon Marché – Eine Pariser

41

Institution feiert ihren 160.

Geburtstag

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38

Militär-Versailles mitten in Paris

HOTELS

La Lanterne – Paris 76

Le Narcisse Blanc – Paris 62

4

15

17

88 · Frankreich erleben · Frühling 2025

5

18

2 Pariser Umland Nr.

Yvelines – Die Wasserversorgung

von Schloss Versailles (1/2) - Das

erstaunliche Schloß Marly une seine

seltsame Maschine

Yvelines – Potager du Roi: Das

andere Versailles - Ohne Prunk und

Pracht

Yvelines – Bergerie nationale de

Rambouillet, der Krieg der Schafe

Ecouen – Ein Museum für die

Renaissance

92

86

83

50

HOTELS

Hôtel Paradiso – Paris 79

3 Norden & Champagne Nr.

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais

– Nordfrankreich:

vom Kohlerevier zum beliebten

Tourismusziel

Hauts-de-France / Grand-Est

/ Belgien – Gärten des Friedens,

zwischen Erinnerung und Blick in die

Zukunft

Hauts-de-France / Pas-de-Calais

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das

Recht auf etwas schönes !

Hauts-de-France – Hortillonnages

von Amiens: von einer Verrückten

Idee zum jährlichen Ereignis

Hauts-de-France – Compiègne:

musikalische Waldbäder und ein

Einhorn

Hauts-de-France – La Coupole: von

der Vergangenheit in die Zukunft

Hauts-de-France – Familistère de

Guise,von «Versailles für Arbeiter»

zum bewohnten Museum

Baie de Somme – Eine

beeindruckende Reise (Teil 2):

Le parc du Marquenterre

Baie de Somme – Eine

beeindruckende Reise (Teil 1): die

Abbaye de Saint-Riquier

Nordfrankreich – Auf den Spuren

eines großen französischen

Architekten

Marais Audomarois – Ein

Sumpfgebiet für Kenner

Pays de Condé – Eine

Bergbaugegend erfindet sich neu

Arras & Douai – Riesen für den

Kleinen

84

81

80

79

78

77

64

63

62

59

58

43

36

HOTELS

Le Domaine de la Chartreuse – 57

Gosnay

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43

4 Elsass & Lothringen Nr.

Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:

Auf den Spuren des Komikers durch

Frankreich

Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:

ein ganz neue Art, das Elsass zu

entdecken

Elsass / Grand Est – Das Geheimnis

des fehlenden Turms der Kathedrale

von Straßburg

Elsass / Grand Est – Mit dem

Hausboot 100% elektrisch durchs

Elsass

Elsass – Kaysersberg,eines der

Lieblingsdörfer der Franzosen

Vogesen – Eine Fotoausstellung

unter freiem Himmel im Herzen der

Vogesen

Grand-Est – Mondial Air Ballons,

der poetische Aufstieg von 456

Heißluftballons

88

80

76

74

69

68

65

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur

Zeit der Streichhölzer

Kirrwiller – 520 Einwohner und die

drittgrößte Music Hall Frankreichs

Weihnachtskugeln aus Meisenthal

– nicht nur Kugeln, sondern Objekte

voller Sinn

Château de Lunéville – Wie Phoenix

aus der Asche

Musée Lalique – Eine Hommage an

die Glasmacherkunst

10 Ideen… für ein Wochenende im

Elsass

Bitche – Das zweite Leben einer

Zitadelle

Neufchef & Aumetz – Das stolze

Erbe der lothringischen Kumpel

64

62

61

52

43

41

38

36

HOTELS

Le Chambard – Kaysersberg 69

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68

Gérardmer

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38

Petite-Pierre

5 Burgund & Jura Nr.

Territoire de Belfort – Ballon

d'Alsace: Der sanfte Berg

Doubs – Cercle immense: Auf das

"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre

Burg gebaut!

Territoire de Belfort – die Stärke

der Kleinen

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli

2020: Die Stadt Dijon erhielt den

"Trauerden Nr.17" zurück.

Territoire de Belfort – Land-Art:

Saype, von Belfort in die weite Welt

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"

Wald

Aufbruchstimmung in den

französischen Thermalbädern

Kirschen – das rote Gold einer

Region

Châteauneuf-en-Auxois: Die

Verbindung von Kulturerbe,

Modernität und Lebendigkeit

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:

Eine Reise ins Land von Asterix

Morvan – Eine Geschichte von

Ammen und Pflegekindern

Jura – Weihnachten im Jura: vom

Rosenkranz zum Spielzeugland

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut

in Ronchamp: eine

Rechenaufgabe für Le Corbusier

Ostfrankreich – Vorreiter bei der

Abschaffung der Sklaverei

Belfort – Die wiederentdeckte

Genialität eines Künstlers

Bourgogne-Franche-Comté –

Alésia, Auf den Spuren der Gallier

Route des Grands Crus – Die

Champs-Elysées von Burgund

Montbéliard – 30 Jahre Lumières

de Noël

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf

im Fokus der Wissenschaft

HOTELS

Château Sainte-Sabine – Sainte-

Sabine

88

86

84

83

83

82

78

77

76

74

73

71

69

69

68

64

63

61

61

43

74

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71

6 Loire-Tal Nr.

Centre - Val de Loire / Loir-et-

Cher– Mit Ronsard vom Loir an die

Loire

93

Centre - Val de Loire / Eure-et- 89

Loir – Thiron Gardais: die Geschichte

einer Renaissance

Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88

– Louis de Funès:

Auf den Spuren des Komikers durch

Frankreich

Centre - Val de Loire / Indre-et- 87

Loire – Château Gaillard: Das "etwas

andere" Schloss an der Loire

Centre - Val de Loire / Indre-et- 86

Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist

eines Genies im Loire-Tal

Coup de Cœur –

85

Die Miniaturwohnung Micr'Home in

Nantes

Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84

de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im

Dienste der Fotografie

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83

Cher – Monmousseau, wenn Loire-

Schlösser Weinkeller illuminieren

Centre - Val de Loire – Die Route de 82

la Rose im Loiret: Eine faszinierende

Rundreise durch die duftende Welt

der Rosen

Pays de la Loire / Maine et Loire – 81

Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit

schon immer voraus war

Pays de la Loire / Mayenne –

80

Musée Robert Tatin: verwirrende

Riesen und Wunderwerke

Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80

– Château de Chenonceau: florale

Kunst im Schloss

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78

im Reich der Blumenkönigin

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:

Das Dorf der

77

Antiquitätenhändler

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:

die positive Dynamik der

76

Gärten

Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74

Vieil: Die kulturelle Revanche eines

kleinen Dorfes an der Loire

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73

«das schönste Dorf des Universums!»

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68

ins Land der Troglodyten

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65

La grange de Meslay: Von der

60

Holzkathedrale zum Musiktempel

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59

Chambord – Mehr als nur ein

58

beeindruckendes Schloss

Cheverny – Das Schloss von Tim und 43

Struppi

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38

zeichne mir ein Schloss

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36

und Intrigen

HOTELS

7 Normandie Nr.

Seine-Maritime – Armada de

Rouen 2023: Treffpunkt der größten

Segelschiffe der Welt

Manche – Mont Saint-Michel, die

Geheimnisse des Gefängnisbergs

Normandie – Biennale La Forêt

Monumentale: Wenn Kunst den Wald

verschönert

Normandie – Villa «Les Rhumbs» in

Granville: Wo für Christian Dior alles

gegann

87

83

74

73


DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 93 · Winter 2024/25

Zitrusparadies an der Côte d’Azur

Wo Wasser zu Stein und Kunst wird

Performance zum Schutz der Ozeane

Interview

Wein

Rezept

Inspirierende Begegnung mit Peter Wohlleben

Domaine de Vodanis

Ma soupe aux lentilles d’hiver

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

93

Österreich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

4 196974 406903

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 94 · Frühling 2025

Unerwartete Kunsterlebnisse

Das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten

Rendezvous mit einem Mysterium

Elektronische Musik trifft Kulturerbe

Interview Eva Joly: ein Leben für die Wahrheit

Gastronomie Ein mutiger Neuanfang im Baskenland

Rezept « Oreillers », petits pâtés en croûte

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

94

Österreich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

4 196974 406903

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 91 · Sommer 2024

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels

Ein Paradies für Fußgänger

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs

Die « Seele der Provence » aufspüren

Eine innovative Vision von Wein

Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge

Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!

Rezept Croustade aux pommes

www.frankreicherleben.de

Deutschland 6,90 €

91

Österreich 7,60 €

Schweiz 11,90 CHF

Frankreich & Benelux 8,10 €

Italien 8,10 €

4 196974 406903

Bestellen Sie noch heute!

Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften

Ausgaben, finden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de

Einfach Coupon ausfüllen und im frankierten

Umschlag abschicken an:

AVZ GmbH

Torstraße 6

10119 Berlin

☐ Ausgabe Nr. 36 ☐ Ausgabe Nr. 43 ☐ Ausgabe Nr. 57

☐ Ausgabe Nr. 58

☐ Ausgabe Nr. 60

Per Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40

Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42

abo@frankreicherleben.de

☐ Ausgabe Nr. 61

☐ Ausgabe Nr. 62

☐ Ausgabe Nr. 64

☐ Ausgabe Nr. 68

☐ Ausgabe Nr. 69

www.frankreicherleben.de

☐ Ausgabe Nr. 71 ☐ Ausgabe Nr. 72 ☐ Ausgabe Nr. 73

☐ Ausgabe Nr. 74

☐ Ausgabe Nr. 76

ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von

Frankreich erleben für 6,90 € pro Heft zzgl. Versand

kos ten pauschale. Diese beträgt innerhalb

Deutschlands 1,40 € pro Heft, maximal jedoch

9,50 € pro Bestellung. Andere europäische Länder: 3,70 €

pro Heft, maximal 18,00 € pro Bestellung. Außereuropäische

Länder: 3,70 € pro Heft, maximal 22,00 € pro Bestellung. Das

Angebot gilt nur, solange der Vorrat einer Ausgabe reicht.

Vorname / Name

Straße / Hausnummer

PLZ

Ort

☐ Ausgabe Nr. 77 ☐ Ausgabe Nr. 78 ☐ Ausgabe Nr. 79

☐ Ausgabe Nr. 80

☐ Ausgabe Nr. 81

Land

Telefonnummer für Rückfragen

DEN BESTELLPREIS

☐ überweise ich nach Erhalt der Rechnung

☐ belasten Sie bitte meiner Kreditkarte: ☐ Visa ☐ MasterCard

☐ Ausgabe Nr. 82 ☐ Ausgabe Nr. 83 ☐ Ausgabe Nr. 84

☐ Ausgabe Nr. 85

☐ Ausgabe Nr. 86

Kartennummer

PROVENCE · MARSEILLE · CHARENTE-MARITIME · CORRÈZE · AUVERGNE · PARIS

Calanque de Sugiton

Charente-Maritime

Pompadour

Routes de la Lavande

Auvergne

Gültig Monat/Jahr

Prüfziffer

☐ ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein

IBAN

☐ Ausgabe Nr. 87 ☐ Ausgabe Nr. 88

☐ Ausgabe Nr. 89

☐ Ausgabe Nr. 90

☐ Ausgabe Nr. 91

BIC

OKZITANIEN · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · AUVERGNE · NOUVELLE AQUITAINE · LOIRE-TAL

Viaduc de Millau

20 Jahre Fahrt über das Wolkenmeer

Menton

Auvergne

Vendée Globe 2024

AUVERGNE-RHÔNE-ALPES · PROVENCE-ALPES-CÔTE D’AZUR · OKZITANIEN · BASKENLAND

Drôme

Traumhafte Radtouren mit Nicolas Richoz

Saint-Paul-de-Vence

Aveyron

Argenteuil

Michaël Canitrot

Ich ermächtige die AVZ GmbH,

Torstraße 6, 10119 Berlin,

Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844

den Bestellpreis von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.

Die Mandatsreferenz wird mir gesondert mitgeteilt.

Datum, Unterschrift

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.

Werbecode: 94/25

☐ Ausgabe Nr. 92 ☐ Ausgabe Nr. 93

☐ Ausgabe Nr. 94


Normandie – An Bord der Marité von 71

Granville zu den Chausey-Inseln

Le Havre – 500 Jahre, das will

62

gefeiert werden !

HOTELS

Domaine de la Corniche –

Rolleboise

36

8 Bretagne Nr.

Finistère – Die Rias von Quimperlé: 89

Bretagne zwischen Erde und Meer

Ille-et-Villaine – Saint-Malo

87

von einer kuriosen Seiten: Die

Felsskulpturen des Abbé Fouré

Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77

Westen etwas neues!

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76

aus aller Welt

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76

1934… die Kinder aus dem Bagno auf

Belle-Île-en-Mer Flüchten

Pays bigouden: die Bretagne in 73

konzentrierter Form

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70

cœur für die größte bretonische Insel

Côtes d’Armor – La Vallée des

63

Saints, die bretonische Osterinsel

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62

zwei Gärten

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58

Leben

HOTELS

Château de Sable – Porspoder 58

9 Atlantikküste Nr.

Nouvelle-Aquitaine / Vendée – 93

Vendée Globe 2024

Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 91

Pompadour: Klappernde Hufe im

Herzen Frankreichs

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 91

Maritime – Mornac-sur-Seudre: Ein

Paradies für Fussgänger

Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87

Aubazine, ein geheimnisvolles und

spannendes Dorf

Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84

Pont de pierre: Bordeaux feiert seine

älteste Brücke

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82

seine älteste Brücke

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82

Maritime – Brouage, die Zitadelle

der geplatzten Träume

Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79

– Pougne-Hérisson: der Nabel der

Welt

Coup de cœur – Carrelets:

74

poetische Fischerhütten aus einer

anderen Zeit

Baskenland – Château d’Abbadia, 71

eine Inspiration für den

Wiederaufbau von Notre-Dame ?

Nouvelle-Aquitaine – Die

64

Metamorphose von Bordeaux,

Eine Zwischenbilanz

Coup de cœur – Die Eiche im

63

Taubenschlag von Pouzay

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46

Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die

Insel(n)

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38

des Marais Poitevin

HOTELS

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46

10 Auvergne & Limousin Nr.

Auvergne / Puy-de-Dôme –Les

Fontaines Pétrifiantes, Wo Wasser zu

Stein und Kunstwerk wird

Île de Vassivière – Wo Natur, Kunst

und Architektur ein Kleinod bilden

Auvergne / Rhône –Vaux-en-

Beaujolais: Die fantastische

Geschichte des Dorfes Clochemerle

Auvergne / Haute-Loire – Le

Chambon-sur-Lignon, ein

beispielhaftes Stück Frankreich

93

90

87

81

Corrèze – Das Gefühl, in der

68

Inkastadt Machu Micchu zu sein

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63

Travassac, eine Spektakuläre Reise in

das Land des Schiefers

Genuss – Die AOC der Auvergne 38

HOTELS

Domaine Saint Estève – Millau 53

11 Périgord & Midi-

Pyrénées

Périgord – Jardins de l'Imaginaire

Wenn Mensch und Natur sich

begegnen

Nr.

90

Périgord – Château des Milandes 82

"Mein Leben, das ist Joséphine!"

Vallée de la Dordogne: Wo man 60

« wie Gott in Frankreich lebt »

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46

Airbus in Toulouse

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44

ein Stückchen näherkommen

Pastell – Das blaue Gold 43

HOTELS

Chateau de la Treyne – Lacave,

Vallée de la Dordogne

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne

60

47

12 Pyrenäen Nr.

Le Train Jaune – Ein Zug als

Wahrzeichen

45

13 Languedoc-Roussillon Nr.

Okzitanien / Aveyron – Die

erstaunliche russischen Kirche in

Sylvanès

Okzitanien / Aveyron – Das Viadukt

von Millau

Okzitanien / Aude – Plateau de

Leucate: Normandie-Flair am

Mittelmeer

Okzitanien / Gers – La Romieu: das

kurioze Dorf der Katzen

Okzitanien / Gard – Serie: Typisch

Französische Produkte (39) Jeans

von den Ateliers de Nîmes: Die

Wiederentdeckung des Denim

Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo

Geschichte Zukunft hat

Okzitanien / Hérault – Fischerstechen

in Sète: Ritterspiele auf dem

Wasser

Okzitanien / Gard & Hérault –

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine

Bruder" des Canal du Midi

Okzitanien / Pyrénées-Orientales

– Céret: ein Künstler dorf zwischen

Bergen und Meer

Weintourismus – Domaine Riberach,

es lebe die Entschleunigung!

Hérault – Brassens & Sète, les

Copains d'abord

Aude – Die große Höhle von

Cabrespine, ein unterirdisches

Abenteuer

Occitanie – Assignan,Das

unglaubliche Schicksal eines

französischen Dorfes

Sigean: das Reservat der glücklichen

Tiere

Languedoc-Roussillon –

Überraschende Mittelmeerregion

Carcassonne – Imponierende

Festungsstadt des Mittelalters

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die

Hölle zum Paradies wird

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn

ein Krieger zum Klosterbruder wird

Stadtentwicklung – Montpellier, ein

Synonym für Dynamik

93

93

92

89

89

88

87

85

83

81

80

65

64

60

59

57

57

47

47

HOTELS

Domaine Riberach - Bélesta 81

14 Rhône-Tal Nr.

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64

Premier-Film

Drôme – Wandern auf den Spuren 62

der Hugenotten

Lyon – Die Metamorphose

61

eines Arbeiterviertels in ein

Freilichtmuseum

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre

59

Flussufer zurück

Montélimar & Umgebung – Eine 46

Reise zwischen gestern und morgen

Tradition – Guignol, kleine Helden 43

aus Lyon

Wein – Clairette de Die 42

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36

aus Nyons

HOTELS

15 Alpen Nr.

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter

sich lassen!

Alpen – La Grande Odyssée Savoie-

Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes

Fell und Hundegebell

Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange

au Lac: wie im inneren eines Cellos

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das

Gedächtnis des Wassers

HOTELS

Jiva Hill Resort – im Herzen des

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc

und den Bergen des Jura

85

81

77

71

85

16 Provence Nr.

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Routes de la Lavande - Die "Seele

der Provence" aufspüren

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Calanque de Sugiton: Die Rettung

eines Mittelmeerjuwels

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Massif de la Sainte-Baume: Oase der

Stille in der Provence

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Château d'If: ein anderer Blick auf

Marseille

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Abbaye de Montmajour

Provence-Alpes-Côte d'Azur –

Crotte Cosquer

Porquerolles – Villa Carmignac:

Große Kunst auf einer kleinen Insel

Provence – Coup de cœur: le Moulin

de Daudet, Fontvieille

Camargue – Tanzende Flamingos in

der Camargue

Fontaine-de-Vaucluse – Die

berühmteste Quelle Frankreichs

Umwelt – Lavendel der Provence

in Gefahr

91

91

90

89

79

78

73

71

69

58

46

HOTELS

Attrap’Rêves – Allauch 33

17 Côte d’Azur Nr.

Alpes Maritimes - Menton: "Zitronen,

der Duft von Hartnäckigkeit"

Var – Louis de Funès: Auf den Spuren

des Komikers durch Frankreich

Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie

en rose » an der Riviera

Côte d'Azur – Die Magie eines

mimosengelben und azurblauen

Winters

Saint-Tropez – Gemälde versus

Realität

Île de Port-Cros: von Schriftstellern,

Naturschutz und einer zerrissenen

Hose

Iles de Lérins, jenseits des «roten

Teppichs» von Cannes

Provence-Alpes-Côte-d’Azur

– Géoparc de Haute-Provence,

eine erstaunliche Reise in die

Vergangenheit der Erde

Hyères – eine authentische Ecke am

Mittelmeer

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel

im Mittelmeer

HOTELS

La Bonne Etape – Château-Arnoux-

Saint-Auban

93

88

86

81

81

79

74

65

63

38

65

18 Korsika Nr.

Genuss – Die AOC Korsikas 43

Überseegebiete

(DOM/TOM)

Französisch-Guayana – Natur,

Geschichte, Raumfahrt

Weitere Themen

Chantals Rezepte

Nr.

37

Nr.

SUPPEN

Ma soupe aux lentilles d'hiver 93

Le Potage d'hiver au chou-fleur et 81

aux épices

Le Gaspacho de tomates et fraises 46

Le Velouté de laitue 38

VORSPEISEN

Le Soufflé d'été au basilic 79

QUICHES & TARTES

La Tarte Tatin aux endives 80

La Tarte Tatin aux pommes et au 74

camembert

La Tarte d’automne aux champignons 60

et à la farine de châtaignes

La Quiche Lorraine 33

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS

Le Camembert rôti au four 57

FLEISCHGERICHTE

Le Poulet au vin jaune et aux morilles 88

Le Filet mignon de porc cuit au foin 87

Le Poulet fermier basse température 62

à l’ail

Le Rôti de porc aux pruneaux 59

Le Coq au vin 43

FISCHGERICHTE

Dos de cabillaud en croûte de

92

tapenade d'olives noires

La Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73

Les Encornets à la Sétoise 69

La Blanquette de saumon 65

Le Millefeuille de crabe au saumon 63

fumé

La Sole meunière 61

FONDUES UND SAUCEN

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68

DESSERTS

La Croustade aux pommes 91

Les Pommes au four aux cerises 90

confites

Le far breton aux pruneaux II 89

La crème caramel au beurre salé 84

La tarte aux myrtilles 83

La crème catalane 78

La tarte au chocolat 77

Le Mont-blanc 76

Le Gâteau basque 71

Le Far Breton 64

Les Profiteroles au chocolat chaud 58

GEBÄCK

Le cake aux agrumes 86

Le gâteau aux noix 85

La Madeleine de Proust 82

GETRÄNKE

La Liqueur d’estragon 36

Weine & Alkoholika

Wein – Vouvray - Die Kunst, Geduld

zu üben, Domaine de Vodanis

Wein – Label "Volcanic Origin" Eine

innovative Vision von Wein "Made in

Auvergne"

Guéwen a testé… den bretonischen

Pastis Ty Jaune

Handwerkstradition – Maison

Denoix in der Corrèze: Destillierkunst

seit fünf Generationen

Wein – Die verrückte Welt der

medaillengekrönten Weine

Wein – Wein aus der Loire-Tal:

Brühmte Schlösser und ihre Weine

Weintourismus – Domaine Riberach,

es lebe die Entschleunigung!

Nr.

93

91

89

89

88

85

81


Spirituosen – Der Cointreau 79

Wein – Château La Coste: ein

76

Versuchslabor für den Weinau von

morgen ?

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74

aus Tannennadeln

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65

Deutscher, der Cognac im Blut hat

Wein/Portrait – Glucklich wie

64

Sabine und Jörg in Frankreich

Wein – Crémant, ein kleiner

63

Schaumwein mausert sich

Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61

Paul Schmitt ist seinen Reben näher

denn je

Alkoholische Getränke –

60

Frankreich, das neue Eldorado für

Bierliebhaber

Wein – Warum wird Wein nicht

58

grundsätzlich im Holzfass gelagert?

Champagner – Was Sie schon immer 57

über Champagner wissen wollten

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer 46

im Bordelais

Genuss

Nr.

Burgund – dier Efolgsgeschichte 93

"sternengekrönter Linsen"

Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77

Elsässer «provoziert» die Welt der

Schokolade

Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69

Rolls-Royce unter den französischen

Muscheln

Gastronomie – Kaviar von der

65

französischen Atlantikküste,

der neue Star

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62

der die Pariser an den Flughafen zieht

Gastronomie – Wenn ein junger 61

Koch einen Michelin-Stern erhält

Spitzengastronomie – Fabian 53

Feldmann, ein deutscher Sternekoch

im Land der Feinschmecker

Trüffel – Schwarze Diamanten 44

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38

der Auvergne

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36

Politik & Wirtschaft

Interview – Deutsch-französische

Wurzeln - Peter Wohlleben pflanzt

Hoffnung

Politik – Und plötzlich fiel das Wort

"Autonomie"!

Kulturerbe / Interview – Stéphane

Bern, der "Monsieur Patrimoine"

Frankreichs

Kulturerbe & Wissenschaft – Notre-

Dame de Paris: Mit der Vergangenheit

die Zukunft bauen

Tourismus – Hotels: die Reform des

französischen Sterne-Systems

Landwirtschaft – Hurra, in

Frankreich ist es gelungen, die

begehrten weißen Trüffel zu züchten!

Wirtschaft – Discounter: Wenn

Deutschland Frankreich erobert

Wirtschaft – Die Revision der

Gebietsgrenzen der AOC Champagne:

ein neuer Goldrausch?

Wirtschaft – Frankreich-

Deutschland: der Krieg der

Gummibärchen ist erklärt!

Initiative – Die deutsch-französische

Freundschaft: welch eine Energie!

Politik – Präsidentschaftswahlen

2017, Präsidiale Orte

Wirtschaft – Atomkraft in

Frankreich: der Niedergang eines

Systems, das sich zu sicher fühlte

Hochschulpolitik – Teaching in

English? Oh mon Dieu!

Umwelt – Lavendel der Provence

in Gefahr

Umweltschutz –

Kettensägenmassaker am Welterbe

Canal du Midi

Nr.

93

89

87

89

83

79

78

73

69

65

63

59

46

46

36

Gesellschaft & Alltag

Nr.

Gesellschaft – Frankreich, ein

91

Eldorado für McDonald's?

Paris 2024 – Wird Frankreich bereit 90

sein?

Gesellschaft – 2024, ein "besonderer 90

Jahrgang" für Frankreich

Geschichte – Der französische Wein 87

während des Zweiten Weltkriegs:

Schluss mit dem Mythos im die "Drei

Bruchpiloten in Paris"

Gesellschaft – Olympische Spiele 86

Paris 2024: "Phryges": Moskottchen,

die von sich reden machen

Gesellschaft – Bayeux:

84

Eine Stadt engagiert sich für

Kriegsberichterstatter

Kulturerbe – Fotografieren im 82

Auftrag des Staates: die Mission

photographique hat nichts von ihrer

Aktualität verloren

Restaurierung – Notre-Dame de 82

Paris: umstrittene Neugestaltung des

Innenraums

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81

Bürger von Calais" eingeweiht

wurden

Geschichte – Auvergne / Haute- 81

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein

beispielhaftes Stück Frankreich

Ce qui fait débat – Bordeaux:

80

das Erwachen einer gar nicht so

schlummernden Vergangenheit

Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80

"Hauptstadt der deutschen Literatur

im Exil"

Ce qui fait débat – Soll man die 79

Basilika Sacré-cœur in Paris schützen

oder abreißen ?

Geschichte – 150 Jahre Pariser 79

Kommune: ein zwiespältiger

Geburtstag für die Franzosen

Gesellschaft – "Wie ich als

79

Buchhändlerin die aktuelle

Gesundheitkrise in Frankreich

erlebe"

Am Tag als… der Leichnam des 77

Unbekannten Soldaten am Arc de

Triomphe bestattet wurde

Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76

gute französische Brot geblieben?

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76

in Frankreich zur Rettung des

Kulturerbes

Kulturschock – Die Königin von Arles 74

Geschichte – Montaigne: Ist die 74

«Grabgeschichte» bald gelöst?

Gesellschaft – Literaturszene: das 74

Ende eines zu langen Schweigens

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71

der Deutsche, der den Hafen von

Bordeaux rettete

Gesellschaft – Der unglaubliche 69

Streit im das Erbe von Saint-Exupéry

Interview – Serie «Quand on aime la 69

France» (2)

René Martin, der französische Steve

Jobs der Musik

Interview – Serie «Quand on aime 68

la France»

Roger Diederen, Direktor der

Kunsthalle München

Gesellschaft – Le Mondial la

63

Marseillaise à pétanque, der größte

Boule-Wettkampf der Welt

Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63

vergessenen Sklaven

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62

des Botschafters der guten Laune

David Ken – Der Fotograf, der das 62

Glück fotografiert

Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61

die Umwandlung des Seine-Ufers in

eine Fußgängerzone geht weiter

Geschichte: Die Johnnies, die

60

Lieblingsfranzosen der Engländer

Frauen und Männer, die sich

60

für die deutsch-französische

Freundschaft einsetzen:

Barbara Barberon-Zimmermann,

Mitbegründerin des deutschfranzösischen

Kulturfestivals

arabesques

Brexit: Wie denken Briten, die in 60

Frankreich leben, darüber?

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien

warten auf die Fussballfans

Integration – die Schwächen des

französischen Systems

Erfolgsgeschichten aus Frankreich

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0

Geschichte – 300. Todestag

von Ludwig XIV. in Versailles:

Begräbnisrituale leben länger als

Könige

Gesellschaft – Hinter den Kulissen

des CROSS Corsen.

Erinnerungskultur – Passen

Gedenken und Tourismus

zusammen?

Kunst & Kultur

Tradition – Provence- Die Flamme

der Hoffnung

Michelin 1939 –Ein Restau

Rantführer als Geheimwaffe für den

D-Day

Marie Sizun – Eine Liebe zu zwei

Ländern und zwei Sprachen

Notre-Dame de Paris – Traditionell

oder modern? Das "Gläserne Projekt"

von Macron ist umstritten!

Aurélia und Camille Marceau – Aus

Liebe zum Vater

Immersive Erfahrung –

Luminiscence: eine andere Art,

Kathedralen zu betrachten

Preis – Novellen-Preis der Armada de

Rouen 2023

Chanson française / Interview

– Bertrand Dicale, die "goldenen

Ohren" des französichen Chansons.

Festival – Vibre! Ein Festival macht

das Quartett populär

Kunst – Die Herzen französischer

Könige: Erstaunliche Pigmente für

die Malerei

Kultur: "Immersive Austellungen":

Die Zukunft der französischen

Museen?

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil

2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der

mit Frauen Porblemen hatte?"

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil

1): Der Ausslände, den Frankreich

nicht akeptieren wollte

Kultur – Rosa Bonheur: Eine

grandiose Künstlerin und eine

beeindruckende Frau

Literatur – Michel Houellebecq: der

Porträtist des Hexagons

Kultur – Die andere Seite von Victor

Hugo: der Zeichner

Interview – "Der Doppelgänger": 30

Jahre deutschsprachige Literatur in

Frankreich

Kultutrerbe – Der Wandteppich von

Bayeux soll wieder in altem Glanz

erstrahlen

Kultur / Comic (5) – Interview:

Richard Malka, Anwalt und

Comicautor

Ungewöhnliche Geschichten aus

Frankreich –

Alexandre Dumas: Wie der Vater, so

der Sohn

Kultur / Comic (4) – Cent mille

ans: Bure ou le scandale enfoui des

déchets nucléaires

Portrait - Jean-Yves de Groote,

Herausgeber von Ecoute

Enthüllung –Das Geheimnis um Van

Goghs letztes Bild gelüftet

Preise – Tyll Peters: ein junger

Deutscher erhält Preis von Charlie

Hebdo

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo

und Lelio Bonaccorso – À bord de

l’Aquarius

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud

und Pierre Van Hove: Algues vertes,

l’histoire interdite

Kultur / Comic (1/3) – Nora

Krug: Heimat, ein deutsches

Familienalbum

Kultur – Amüsante Geschichten rund

um die französische Nationalhymne

«La Marseillaise»

59

58

58

57

57

52

Nr.

92

92

91

91

90

89

88

88

87

86

85

85

84

84

82

81

81

80

79

78

78

77

77

76

73

72

71

68

Portrait – Auf den Spuren von

64

Jacques Prévert

Sprache – Aussprache, Kartografie 64

eines Systems à la française

Kultur – 1977-2017: Centre

61

Pompidou, 40 Jahre und immer noch

überraschend

Musik: Das unglaubliche

60

Vermächtnis von Maurice Ravel

Götz Alsmann – Götz Alsmann in 46

Paris

Museen – Frankreichs Museen auf 45

der Überholspur

Lebensart

Guéwen a testé – … Die

"Gainsbarre" in Paris

Produkte – Mauviel 1830 - Kochtöpfe

vom Feinsten

Nr.

93

93

Chanson française – Montmartre 92

anders: Eine Stadtführung in

Chansons!

Natur – Die Zikade, Ein Symbol der 92

Provence

Produkte –Le Parfait vs. Weck 92

Guéwen a testé – ... Die Jagd auf 92

Space-Invader-Mosaike

Guéwen a testé – …

91

Die beiden wichtigsten

Reservierungsplattformen für

Zugtickets in Frankreich

Produkte – Die stehenden Steine in 91

Nevez in der Bretagne

Produkte – Das Einkaufsnetz Filt 90

1860 - Einkaufen wie Oma

Produkte – Jeans von "Ateliers de 89

Nîmes"

Produkte – Lacoste, die Marke mit 88

dem Krokodil

Wein – Die verrückte Welt der

88

medaillengekrönten Weine

Guéwen a testé – … Die

88

Besichtigung der Nachbildung der

Grotte Cosquer in Marseille.

Guéwen a testé – … die Begegnung 87

zwischen Wanderern und

Herdenschutzhunden

Porträt – Jean und Johnny, zwei 87

Freunde, die mit Vögeln sprechen

Produkte – Der Guide du Routard 87

Kulturschock – Nächtliche

86

Gedanken

Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85

innovative Zahnbürste, mit der man

seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt

Produkte – Der Film "Le Père Noël 85

est une ordure"

Produkte – Terre de Sommières: Ein 84

Pulver, das Wunder bewirkt

Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83

normand"?

Produkte – Louit Frères, der

83

beseondere Senf in kleinen Fass

Produkte – "Der

82

Geschichtenerzähler" Lunii

Produkte – Chanel Nr.5: ein Mythos 81

wird 100 Jahre alt

Produkte – Meteor: die größte der 80

kleinen Brauereien Frankreichs

Produkte – Briefkästen für

79

Frankreichliebhaber "Made in

Alsace"

Produkte – Parapluie de Cherbourg 78

Produkte – Die Künstlerfarben 77

Lefranc Bourgeois

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76

Guy Cotten

Produkte – La Hulotte, «das

74

meistgelesene Magazin im Tierbau»

Produkte – Les Herbes de Provence 71

Produkte – Le Livre de Poche: eine 69

kulturelle Revolution

Produkte – Châteldon: der

68

Champagner unter den französischen

Mineralwässern

Produkte – Die Zitronenpresse aus 65

Glas von Luminarc

Produkte – La Pléiade 64

Produkte – Das Salz La Baleine 63

Produkte – Das Papier d’Arménie 62

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61

der Post

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 91


ART DE VIVRE Produkt

Das Matrosenshirt

La Marinière

Blau-weißer Chic

Falls Sie zufällig die Abenteuer der « schillernden » Amerikanerin Emily in der Fernsehserie

Emily in Paris verfolgen, dann ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass sie eine ausgesprochene

Vorliebe für französische Eleganz hat. Manchmal kann man sie in einem berühmten,

typisch französischen Kleidungsstück namens Marinière sehen, einem blauweiß

gestreiften Matrosenshirt, das heute fester Bestandteil eines schicken und gleichzeitig

lässigen Kleidungsstils ist. Wussten Sie aber, dass dieses Oberteil, das heute als

Symbol für maritimen Chic gilt, früher einen weit weniger schmeichelhaften Ruf hatte?

Die Geschichte eines verachteten Motivs, das sich zur Ikone für Eleganz entwickelt hat.

Heute gilt das Matrosenshirt zwar als universelles

Kleidungsstück, das sowohl Männer als auch Frauen

und Kinder tragen, doch das war nicht immer so. Vor

dem 18. Jahrhundert hatte gestreifte Kleidung einen

schlechten Ruf, denn Streifen waren gesellschaftlichen

Randgruppen vorbehalten: Sträflingen, Prostituierten,

Sinti, Roma und anderen Außenseitern. Die « bessere

Gesellschaft » sah beim Anblick solch « subversiver »

Motive sogar bewusst weg und ging auf Distanz. Das

änderte sich jedoch während der Französischen Revolution:

Die Vorurteile schwanden, Streifen wurden zum

Symbol für Veränderung und Freiheit und breiteten

sich in der Folge aus.

Wenn die Marine den Stil vorschreibt

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Marinière

ein Shirt, das unter der Matrosenjacke getragen wurde.

Während zu Beginn alle Varianten erlaubt waren,

schrieb die französische Handelsmarine ab 1858 eine

offizielle Matrosenuniform vor, die keinen Raum mehr

für individuelle Noten ließ. Das kleinste Detail war mit

militärischer Genauigkeit festgelegt: Das Shirt musste

aus einem indigoblau und weiß gestreiften Baumwollstoff

hergestellt sein, und selbst für die Streifen galten

ganz bestimmte Anforderungen. Vorder- und Rückenteil

mussten nämlich genau 21 weiße Streifen in einer

Breite von 20 mm und 20 oder 21 blaue Streifen in einer

Breite von 10 mm aufweisen. Da mag man sich nun

fragen, worauf diese exakten Kriterien beruhen! Es gibt

allerdings keine offiziellen Quellen, die das Mysterium

erklären, und so werden eher Legenden herangezogen

statt konkreter Nachweise. Weit verbreitet ist die Meinung,

dass das blau-weiße Motiv die Suche nach über

Bord gegangenen Seeleuten vereinfachen sollte. Doch

angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Marinière

ursprünglich um ein Unterhemd handelte, ist diese

Hypothese zweifelhaft. Eine andere Legende besagt,

die 21 Streifen symbolisierten die 21 Siege Napoleons,

doch auch dieser Ansatz lässt sich durch keinen Beweis

erhärten. Weiterhin erzählt man, das Indigoblau sei aus

praktischen Gründen gewählt worden, da diese Farbe

den Ruf hatte, Ratten fernzuhalten, von denen es in

den Häfen und an Bord der Schiffe nur so wimmelte.

Angesichts des hohen Preises für den Farbstoff seien

die blauen Streifen schmaler gewesen, um die Kosten

nicht zu sehr in die Höhe zu treiben.

Freiheit für die Streifen – merci Coco

Während des Ersten Weltkriegs machte Coco

Chanel das Matrosenshirt als Unisex-Kleidungsstück

für Männer und Frauen populär. Bei Aufenthalten

in Deauville (Normandie) war ihr das Shirt bei Matrosen

aufgefallen, und sie begann damit, das famose

gestreifte Oberteil, das sie in Geschäften am Hafen

92 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Serie: Typisch französische Produkte (43)

ausfindig gemacht hatte, selbst zu Hosen zu tragen und in ihre Kollektionen zu integrieren.

Wenn das kein Aufstieg war! Es war damals durchaus gewagt, ein männliches

Kleidungsstück – noch dazu Arbeitskleidung! – so « zweckzuentfremden »

und in die Garderobe vornehmer Frauen aufzunehmen. Doch diese Vorgehensweise

war charakteristisch für die kreative Frau und ihr Bestreben, den weiblichen Körper

durch raffinierte, aber gleichzeitig praktische Kleidung von seinen Fesseln zu

befreien. Das war der Beginn einer unaufhaltsamen

Bewegung,

in deren Verlauf sich die Marinière allmählich

als unumgänglicher Bestandteil der französischen

Mode durchsetzte. Im Laufe

der Zeit entdeckten Künstler wie John

Wayne, Jean Cocteau oder Pablo Picasso

das Matrosenshirt. Und auch

Marcel Marceau in Gestalt seiner

Figur Bip (siehe unseren Artikel

« Aurélia und Camille Marceau

– Aus Liebe zum Vater »,

Frankreich erleben Nr. 90) trug zu

seiner Beliebtheit bei. Die Begeisterung

erreichte Anfang der

1960er-Jahre ihren Höhepunkt,

als die Schauspielerinnen Jean

Seberg und Brigitte Bardot

das berühmte Streifenshirt

in Filmen von Jean-Luc

Godard zur Schau stellten.

Ab diesem Zeitpunkt galt

La Marinière als Ikone, die

in der Folge von Modeschöpfern

wie Yves Saint-

Laurent und Jean-Paul

Gaultier neu interpretiert

und zum Markenzeichen

des französischen Chics

hochstilisiert wurde.

Streifen made

in France

Allerdings ist

es auch bei diesem

Produkt ratsam, sich

vor Imitationen in Acht

zu nehmen. Wenn man sich schon ein Kleidungsstück zulegt, das Zeit und Modetrends

trotzt, sollte man sich für ein authentisches Stück entscheiden. Marken wie

Saint-James, Armor-Lux, Le Minor und Orcival produzieren nach wie vor qualitativ

hochwertige und widerstandsfähige « echte Matrosenshirts » – und das ausschließlich

in Frankreich. Diese Unternehmen sind seit langer Zeit in der Bretagne oder der

Normandie ansässig – sind also im wahrsten Sinne des Wortes « seefest » – und beherrschen

die Kunst, diese Kleidungsstücke nach alter Tradition herzustellen. Warum

also nicht, wie Emily, einen zeitlosen Klassiker tragen, ein Symbol für Eleganz à la

française!

Streifenshirt für Herren der

Marke Le Minor aus Guidel, in

der Nähe von Lorient (www.

leminor.fr)

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 93


ART DE VIVRE Rezept

Diese « Oreillers » verdanken wir dem berühmten französischen Feinschmecker

Jean Anthelme Brillat-Savarin, der im 18. Jahrhundert das

Werk « Physiologie du goût » verfasste. Sie sind eine Hommage an die

Kunst der anspruchsvollen Küche. Der seltsame Name kommt von ihrer

quadratischen Form, die an ein kleines, weiches Kissen erinnert.

Brillat-Savarin kreierte dieses außergewöhnliche Gericht, das

höchsten Ansprüchen gerecht wird und dabei aus relativ einfachen

Zutaten besteht, zu Ehren seiner Mutter, Claudine-Aurore Récamier.

Daher nannte er es auch « Oreiller de la belle Aurore », Kissen

der schönen Aurore. Diese überarbeitete und einfach zuzubereitende

Version der knusprigen und leckeren kleinen Pasteten ist perfekt für

eine stilvolle Mahlzeit. Bon appétit!

« Oreillers », petits

pâtés en croûte

Für 2 Personen · Zubereitung: 15 Minuten · Backzeit: 20 Min.


Zutaten:

1 Rolle Blätterteig

100 g gehacktes Schweinefleisch

100 g gehacktes Kalbfleisch

2 fein gehackte Schalotten

50 ml weißer Portwein

oder Weißwein

2 EL gehackte Petersilie

50 g confierte Entenmägen in

kleine Stücke geschnitten

1 Eigelb

1/2 EL Wasser

Salz & Pfeffer

Zubereitung:

FARCE

• Wenn Sie keinen Fleischwolf

besitzen, lassen Sie sich das

Schweine- und Kalbfleisch vom

Metzger durchdrehen.

• Hackfleisch mit Schalotten,

Portwein, Petersilie und den

Entenmägen mischen. Salzen und

pfeffern. Ein Tipp: Je nach Belieben

können Sie auch Kräuter,

z. B. Thymian, oder Gewürze,

z. B. Kreuzkümmel oder Paprika,

zugeben.

• Zwei Kugeln formen und etwas

platt drücken.

PASTETEN

• Aus dem Blätterteig vier

Quadrate mit 15 cm Seitenlänge

schneiden.

• Auf zwei der Quadrate jeweils

eine Kugel der Farce legen.

Den Rand leicht befeuchten

und das zweite Teigquadrat

darauflegen. Ränder mit den

Fingern gut zusammendrücken.

FERTIGSTELLUNG

• Eigelb mit Wasser mischen

und die Oberfläche der Pasteten

damit einpinseln.

• Pasteten 1 bis 2 Stunden

kühl stellen.

• Ofen auf 180° C vorheizen.

Pasteten auf ein mit Backpapier

bedecktes Backblech

legen und 15 bis 20 Minuten

backen, bis sie goldbraun sind.

• Warm servieren. Als Begleitung

eignet sich ein grüner Salat.

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 95


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nantes

... den Zirkus Arlette Gruss

Was hat es mit diesem Zirkus auf sich?

Der 1985 von Arlette Gruss gegründete Zirkus, der in

diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, nimmt einen

besonderen Platz in den Herzen vieler kleiner und großer

Franzosen ein. Er ist wahrlich eine Institution in der

französischen Zirkustradition. Zudem wurde er in meiner

Heimatstadt Bordeaux gegründet. Und ich versichere

Ihnen: Jedes Jahr warten die Menschen hier ungeduldig

darauf, dass er in sein Winterquartier zurückkehrt.

Anfang Dezember wird auf dem Place des Quinconces

das riesige Zelt (16 m hoch, 65 m lang, 40 m breit,

Kapazität 1730 Sitzplätze) aufgebaut, und zusammen

mit den Lastwagen und ultramodernen Wohnmobilen

entsteht dort quasi ein kleines Dorf. Bis Ende Januar

führt der Zirkus in der Stadt seine neue Show auf, bevor

es wieder kreuz und quer durch Frankreich geht. Also

konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, Ihnen

mehr von diesem Zirkus zu erzählen und bei dieser

Gelegenheit auch die neueste Kreation anzusehen!

Warum spricht man im Zusammenhang mit

diesem Zirkus vom « Esprit d’Arlette »?

Der Ausdruck steht für die Passion und den Wagemut

von Arlette Gruss, einer visionären Frau. Sie stammte

aus einer Schaustellerfamilie und entwickelte einerseits

eine neue Vorstellung von Zirkus, bewahrte aber

gleichzeitig dessen ursprüngliche Merkmale. Seit den

1980er-Jahren stach ihr Zirkus durch seine Eleganz und

einen hohen Anspruch heraus, denn die Shows zeichnen

sich durch eine innovative Inszenierung aus, die bis ins

letzte Detail geplant ist. Diese hervorragende Qualität

ist auch heute noch sein Markenzeichen. Der berühmte

Kostümdesigner, Roberto Rosello, der für so bekannte

Bühnen wie Paradis Latin, Crazy Horse und Holiday on

Ice arbeitet, entwirft für jede Saison knapp 140 Kostüme.

Esprit d'Arlette, das ist keine Phrase, sondern steht für die

Verbindung von künstlerischer Performance, Emotionen

und einer Prise Poesie, die ein treues Publikum in Bann

zieht. Seit dem Tod vor Arlette im Jahr 2006 wird ihr

Erbe bravourös von ihrem Sohn Gilbert weitergeführt,

der dabei auf die Unterstützung der anderen Familienmitglieder

und auf ein eingeschworenes Team zählen kann.

Gemeinsam setzen sie den Traum der Gründerin fort und

bringen die Herzen von Klein und Groß zum Vibrieren.

Durch was hebt sich der Zirkus Arlette Gruss

von anderen französischen Zirkussen ab?

Durch seine Fähigkeit, Tradition und Modernität zu

mischen, dabei aber nicht zu übertreiben. Zirkusklassiker

– Pferde, Trapezkünstler, Clowns – werden mit

einem sehr zeitgemäßen Touch präsentiert, sei es durch

die ausgefeilte Nummer als solche, die Kostüme oder

auch die Beleuchtung. Alles ist darauf ausgerichtet,

einem breiten Publikum zu gefallen, ohne deswegen

unnötig spektakulär zu sein. Der Zirkus bleibt seiner

Geschichte treu und entwickelt sich gleichzeitig weiter.

96 · Frankreich erleben · Winter Frühling 2024/25 2025


So legt man heute großen Wert auf den Komfort der Zuschauer:

Abgesehen von einem optimalen Heizsystem ohne störenden Luftzug

und bequemen Sitzen kann man nun in der Pause mit Champagner

anstoßen oder ein Diner-Spectacle buchen. Dann verwandelt sich

der Bereich um die Manege in ein immenses Restaurant, wobei die

Gerichte in jeder Stadt von lokalen Caterern zubereitet werden.

Und die Vorstellung selbst?

Ein magisches Erlebnis von Anfang bis Ende. Atemberaubende

Trapeznummern, Jonglage und humoristische Vorstellungen von

Clowns bieten den Zuschauern eine ausgewogene Balance zwischen

Emotion, Nervenkitzel, Lachen und Bewunderung. Die

Geburtstagsshow in diesem Jahr dauert etwa zwei Stunden und

besteht aus sechs Akten. So wie Arlette Gruss es immer wollte,

wird jedes Bild von einem Orchester mit Livemusik untermalt. Eine

der spektakulärsten Nummern ist zweifellos Globe Moto. In einer

immensen Metallkugel, die sich während der Vorstellung sogar

öffnet, fordern zehn Motorradfahrer in Höchstgeschwindigkeit die

Schwerkraft heraus, während sie in einem atemberaubenden Hin und

Her millimetergenaue Figuren ausführen. Ein großes Spektakel!

Wie sieht es mit Tieren aus?

Seit 2011 unterliegen Zirkusnummern mit Tieren in Frankreich

strengen gesetzlichen Vorschriften, die mit unerbittlichen Auflagen

für das Wohl der Tiere verbunden sind. Der Zirkus Arlette

Gruss war in dieser Hinsicht schon immer exemplarisch und legt

besonderen Wert auf die Pflege und den Respekt gegenüber den

Tieren. Heute treten nur noch Pferde als Partner in der Manege auf.

Dresseure und Pfleger wachen täglich über ihr Wohlergehen, und

ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass sie in geräumigen

Pferdeställen untergebracht sind, individuelle Pflege genießen und

regelmäßig ausgeritten werden, um das körperliche und mentale

Gleichgewicht zu bewahren. Die Dresseure haben offensichtlich

eine sehr innige Beziehung. Zumindest meint man das zu spüren.

Wo und wann finden die Vorführungen statt?

Der Zirkus Arlette Gruss reist jedes Jahr von Oktober bis Juni im

Rahmen einer großen Tournee durch Frankreich. Die nächsten Daten

dieser Geburtstagstournee sind: Arras (21. bis 25. Februar), Lille

(1. bis 16. März), Boulogne-sur-Mer (20. bis 23. März), Dünkirchen

(28. März bis 6. April), Saint-Quentin (11. bis 13. April), Straßburg

(18. bis 27. April), Colmar (1. bis 11. Mai), Mühlhausen (16. bis 25.

Mai), Reims (30. Mai bis 1. Juni) und Angers (6. bis 9. Juni).

Wie viel kostet der Eintritt und wie kann

man Tickets reservieren?

Die Tickets für die Vorstellungen kosten zwischen 15 € und 51 €,

je nach Kategorie (Orchestre, Bronze, Argent, Or, Prestige) und

Vorstellung. Es empfiehlt sich, online zu reservieren. Wählen Sie dazu

die entsprechende Stadt und die gewünschte Uhrzeit aus. Kurzentschlossene

können Tickets, je nach Verfügbarkeit, direkt am Schalter

kaufen. Informationen und Reservierung: www.cirque-gruss.com

Frankreich erleben · Frühling 2025 · 97


IMPRESSUM

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter zur

Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen am Ende

eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum statt.

Frankreich erleben erscheint im Verlag

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:

AVZ GmbH

Torstraße 6 · 10119 Berlin

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42

abo@frankreicherleben.de

ISSN: 1861-4256

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau

Herausgeber: Jean-Charles Albert

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert

Redaktionsbüro:

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549

Mitarbeiter dieser Ausgabe:

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet, Yves

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,

Christiane und Edouard Robin, Serge Robin, Sabine Schmitt.

Layout: Katharina Werner und Nicole Manthey, wernerdesign23

Gültige Anzeigenpreisliste: 25/2025

Druck: westermann DRUCK | pva,

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (Nr. 95, Sommer 2025)

ist ab dem 16. Mai 2025 im Zeitschriftenhandel in Deutschland,

Österreich, Luxemburg und der Schweiz erhältlich. Sollten Sie zu

unseren treuen Abonnenten gehören, dann steckt sie – sorgfältig

in einem Papierumschlag verpackt – bereits eine Woche früher in

Ihrem Briefkasten.

Ein kleines Detail am Rande: Es war an einem 16. Mai, allerdings im

Jahr 1770, als die österreichische Erzherzogin und spätere Königin

Frankreichs, Marie-Antoinette, bei Kehl den Rhein überquerte,

um ihren Ehemann, Ludwig XVI., zu treffen. Ihre Hochzeit mit

dem Dauphin symbolisierte die Verbindung zwischen Bourbonen

und Habsburgern. Es war eine politische Verbindung, die einen

Wendepunkt in der Geschichte Europas darstellte. Eine Reise

vom deutschsprachigen Raum nach Frankreich also, genau wie in

Frankreich erleben, nur dass es heute keine gepuderten Perücken

mehr gibt!

Vetrieb:

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg

Tel: +49 (0)40 3019 1800

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammen gestellt.

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch nicht über nommen

wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dun gen. Die

Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten

die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen

sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf

foto mecha nischen und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der

schrift lichen Zustimmung des Verlags.

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.

Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),

8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),

39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,

die gesetzliche Mehrwertsteuer.

© 2025 Ajc Presse, Bordeaux

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten)

: Titel: Nicolas Richoz • S. 3: Serge Robin, Ajc Presse • S. 4: Cédric Brown, Ajc Presse;

Nicolas Richoz; Elisabeth Rossolin, Office de Tourisme de Saint-Paul-de-Vence; Serge

Robin, Ajc Presse; Dimworks; Nicole Cobas, Ajc Presse; Champs de bataille, L’Histoire

enfouie du remembrement, de I. Léraud et P. Van Hove, Éditions Delcourt, 2024 • S.6-7:

Philippe Hilaire, Département de l’Hérault; Pixabay; Rémi Deligeon, Toulouse Team •

S.8-9: Sophie Piteri; Michel Fraisset; Thomas Luppo • S. Jean-Jacques Ader, Fondation

Bemberg; Ville de Paris • S.10-11: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay; Château Smith

Haut Lafitte; Serge Robin, Ajc Presse • S.12-13: DR • S. 14-15: DR; F. Mantovani, Editions

Gallimard; Audrey Dufer, Editions de l’Observatoire; Serge Robin, Ajc Presse • S.16-18:

DR • S.19: Arte, DR • S.20: DR • S.22-31: Nicolas Richoz; L. Pascale, Foehn Photographie;

Emilie; Foehn Photographie, Drôme Attractivité; Pierre Jayet, Inspiration Vercors,

Drôme Attractivité • S.32-33: Elisabeth Rossolin, OT de Saint-Paul-de-Vence •

S.34-35: OT de Saint-Paul-de-Vence: Thiebaut, Agence Thuria; Elisabeth Rossolin;

Hugues Lagarde; Yves Doucet, Ajc Presse; OT de Saint-Paul-de-Vence: Elisabeth

Rossolin; Thiebaut, Agence Thuria • S.36-37: Emilie Coulombeau, Côte-d’Azur France

Tourisme; Elisabeth Rossolin, OT de Saint-Paul-de-Vence; Yves Doucet, Ajc Presse;

Anaïs Brochiero, Côte-d’Azur France Tourisme; OT de Saint-Paul-de-Vence: Thiebaut,

Agence Thuria • S.39 & S.41: Silvio d’Ascia Architecture - architecte extension / Photo

Sergio Grazia • S.42-51: Cédric Brown, Ajc Presse; V. Govignon, Office de Tourisme

Larzac Vallées; Serge Robin & Cédric Brown, Ajc Presse; Paï, Château de Latour; Serge

Robin & Cédric Brown, Ajc Presse; Paï, Château de Latour • S.52-59: Serge Robin, Ajc

Presse; Yves Chenot, Centre national des Arts Plastiques, Domaine Public; Sanctuaire

de la Basilique Saint-Denys d’Argenteuil, DR • S.60-63: Yves Doucet, Ajc Presse; DR;

Serge Robin, Ajc Presse • S.64-67: European Union; DR • S.68-73: Champs de bataille,

L’Histoire enfouie du remembrement, de I. Léraud et P. Van Hove, Éditions Delcourt,

2024 • S.74-81: Monumental Tour: Dimworks; Geoffrey Hubbel; DimWorks; Wozniak;

Geoffrey Hubbel; DR • S.82-86: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc Presse • S.93: Le Minor,

DR • S.94-95: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.96-97: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Cédric

Brown, Ajc Presse; Chimair, Office de Tourisme de Perros-Guirec.

Rätsel 1

Ich liege im Süden des Departements Aveyron und bin eine

der ungewöhnlichsten Landschaften Frankreichs. Wenngleich

ich weniger bekannt bin als meine entfernten Verwandten in

Roussillon, bin ich nicht weniger spektakulär. Man kann mich

geruhsam zu Fuß auf einem reizvollen, einen Kilometer langen Weg

erkunden. Mein Name ist ...

Rätsel 2

Ich bin eine bretonische Gemeinde an der Côte de Granit rose und

achte schon seit Langem sehr stark auf meine Umwelt. Im Archipel

des Sept-Îles befindet sich einer meiner größten Schätze, das

bedeutendste Vogelschutzgebiet Frankreichs, das ich Ihnen mit

Freude vorstelle. Ich heiße ...

Haben Sie alles erraten? Dann überprüfen Sie es, indem Sie die

folgenden Begriffe vervollständigen:

R _ _ G _ E _ _ E _ A _ _ _ È S

P _ _ R _ _ - _ U _ R _ C

Ausgabe Nr. 95 - Sommer 2025

Erscheint am 16. Mai 2025

98 · Frankreich erleben · Frühling 2025


Wir machen Lust auf ARTE

Mit uns finden Sie Ihre persönlichen ARTE-Highlights

2 Ausgaben

GRATIS

testen

JETZT SICHERN:

arte-magazin.de/gratis

040 – 3007 4000


www.provence-living.fr

www.cape-town-living.co.za

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!