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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #16 · 3/2014<br />
+<br />
Die <strong>Predigt</strong><br />
der Urchristen<br />
Die Rolle der <strong>Predigt</strong><br />
im ersten Jahrhundert<br />
S. 32<br />
+<br />
Hörst du<br />
richtig?<br />
Deine Verantwortung<br />
als Zuhörer<br />
S. 4<br />
Die <strong>Predigt</strong><br />
„Die Kirche steht und fällt<br />
mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“
Editorial<br />
#16 Die <strong>Predigt</strong> - 03/2014<br />
Auf dem Cover<br />
„Der Prediger“<br />
Luba Siemens (*1990) ist<br />
eine junge Grafik- und<br />
Kommunikationsdesignerin.<br />
Illustration ist ihre<br />
Leidenschaft. Das Cover<br />
entstand größtenteils im<br />
anaologen Verfahren.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
der evangelische Pfarrer Wilhelm Busch sagte einmal:<br />
„Ich bin gewiss, dass die evangelische Kirche steht und<br />
fällt mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“ Diese radikale Aussage bringt<br />
ziemlich genau auf den Punkt, was uns die Bibel über<br />
die <strong>Predigt</strong> sagt. Ohne <strong>Predigt</strong> gibt es keinen Glauben,<br />
keine Einheit und keine Gemeinde. Von der <strong>Predigt</strong><br />
hängt sehr viel ab. Gott hat nicht nur Menschen zum<br />
Glauben erwählt, sondern auch den Weg, durch den sie<br />
zum Glauben kommen sollen: „So kommt der Glaube<br />
aus der <strong>Predigt</strong>, das Predigen aber durch das Wort Christi“<br />
(in Römer 10,17 nach Luther 1984). Im Laufe der<br />
Jahrhunderte war die <strong>Predigt</strong> mehr oder weniger wichtig<br />
und einflussreich.<br />
Es gab sogar Zeiten, in denen bibeltreue <strong>Predigt</strong>en<br />
einen weitreichenden Einfluss auf die weltliche Gesellschaft<br />
hatten. Man denke nur an die Reformatoren, die<br />
britischen Puritaner oder an C.H. Spurgeon, dessen <strong>Predigt</strong>en<br />
in Zeitungen abgedruckt oder rezensiert wurden.<br />
Obwohl dies kein echter Bewertungsmaßstab für eine<br />
gute <strong>Predigt</strong> ist, sind diese Zeiten offensichtlich vorbei.<br />
Die <strong>Predigt</strong> spielt allerdings trotzdem in fast jedem<br />
christlichen Gottesdienst, unabhängig von Denomination,<br />
Kultur oder Prägung noch immer eine Rolle. Ganz<br />
nüchtern betrachtet, ist jedoch trotz der zunehmenden<br />
Professionalisierung der Verkündigung ein deutlicher<br />
Verfall der <strong>Predigt</strong>kultur zu beobachten.<br />
Nicht nur die Darbietungsform lässt oft am Inhalt<br />
zweifeln, auch der Inhalt selbst bewegt sich immer weiter<br />
vom eigentlichen Evangelium weg.<br />
Auch wird sie im Gottesdienst selbst<br />
mehr und mehr von anderen Darbietungsformen<br />
wie Musik, Schauspiel<br />
und Film verdrängt (nicht das Musik,<br />
Schauspiel und Film per se „schlecht“<br />
wären). An Stelle einer gründlichen<br />
und nüchternen Betrachtung der biblischen<br />
Wahrheiten ist ein weltlicher<br />
Pragmatismus getreten, gemäß dem<br />
Motto „wenn es funktioniert, ist es<br />
„biblisch“ und gut“. Doch es wäre nur<br />
zu leicht auf den derzeitigen evangelikalen<br />
Zustand einzudreschen und<br />
lieblose Kritik zu üben. Das wollen<br />
wir in jedem Fall vermeiden. Das Ziel<br />
dieses Heftes ist lediglich aufzuzeigen, welcher Status<br />
der <strong>Predigt</strong> in der heiligen Schrift wirklich zukommt.<br />
Darüber hinaus richtet sich das Heft auch und vor allem<br />
an Nicht-Prediger. Die <strong>Predigt</strong> bleibt leer verhallt<br />
im Raum zurück, wenn sie nicht vom Hörer in der Praxis<br />
angewendet oder zumindest im Herzen bewegt wird.<br />
Der Hörer muss genauso wie der Prediger wissen, was<br />
die biblischen Prinzipien der Verkündigung sind. Nur<br />
so kann er im Zweifel einen Irrlehrer ausmachen und<br />
Recht von Unrecht unterscheiden. Es ist längst nicht alles<br />
„fromm“ was „fromm“ klingt. Es ist längst keine gute<br />
<strong>Predigt</strong>, wenn sie gut unterhält und es ist längst keine<br />
schlechte <strong>Predigt</strong>, wenn sie dich gelangweilt hat.<br />
Letztlich wurde das <strong>Predigt</strong>amt von Gott selbst ins<br />
Leben gerufen. Daraus folgt eine enorme Verantwortung<br />
für den Prediger und den Zuhörer. Am Ende ist<br />
die <strong>Predigt</strong> kein Selbstzweck, sondern das Mittel zur<br />
Verbreitung der besten Botschaft der Welt, dem Evangelium.<br />
In diesem Sinne,<br />
viel Freude beim Lesen und herzliche Grüße,<br />
Die Redaktion<br />
PS: Wir freuen uns über deine Meinung oder Fragen<br />
zum Heft. Melde dich per Email (siehe Impressum) oder<br />
die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Jede<br />
Rückmeldung ist wichtig und hilft uns das Magazin<br />
weiter zu verbessern. Besuche auch unsere neu gestaltete<br />
Webseite www.timotheusmagazin.de. Vielen Dank!<br />
Ohne <strong>Predigt</strong> gibt es<br />
keinen Glauben, keine<br />
Einheit und keine<br />
Gemeinde. Von der<br />
<strong>Predigt</strong> hängt sehr viel<br />
ab.<br />
2
Warum ist<br />
geistliche<br />
Unterweisung<br />
wichtig? S. 18<br />
Inhalt<br />
Inhalt<br />
S. 4<br />
S. 12<br />
S. 24<br />
4<br />
Hörst du richtig?<br />
THOMAS REINER<br />
Warum der Hörer ein wichtiger<br />
Teil der <strong>Predigt</strong> ist und eine enorme<br />
Verantwortung trägt.<br />
8<br />
Wie predigten die Apostel?<br />
DANIEL FACIUS<br />
Anhand der Apostelgeschichte sehen<br />
wir deutlich wie die Apostel<br />
predigten. Ein Vorbild für uns.<br />
12<br />
Predige auslegend!<br />
THOMAS HOCHSTETTER<br />
Warum der Mangel an Auslegungspredigten<br />
zur „Hungersnot“<br />
in der Gemeinde führt.<br />
18<br />
Warum ist geistliche<br />
Unterweisung wichtig?<br />
WALDEMAR DIRKSEN<br />
Geistliche Unterweisung ist nicht<br />
modern, aber trotzdem biblisch.<br />
20<br />
Die berühmteste <strong>Predigt</strong><br />
aller Zeiten!<br />
LUDWIG RÜHLE<br />
Eine Reflektion der wohl berühmtesten<br />
und „perfektesten“<br />
<strong>Predigt</strong> aller Zeiten.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion Waldemar Dirksen,<br />
Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />
Peter Voth, Hans-Werner Deppe<br />
Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />
Lektorat Tanja Mirau<br />
Abo-Service Michael Töws ∙ mtoews@betanien.de<br />
Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />
D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />
Online www.timotheusmagazin.de<br />
Shop www.cbuch.de/timotheus<br />
Erscheinungsweise Erscheint als<br />
Quartalsmagazin seit Oktober 2010<br />
alle drei Monate: Januar (Winter) · April<br />
(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).<br />
Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />
Jahresabo ∙ €11,60 (D) (zzgl. Versand)<br />
24<br />
<strong>Predigt</strong> im Alten Testament<br />
ANDREAS MÜNCH<br />
Die <strong>Predigt</strong> existierte bereits im<br />
Alten Testament und weist einige<br />
grundlegende Prinzipien auf.<br />
28<br />
Wahre Reformation ... führt<br />
zu echtem Gottesdienst!<br />
JOCHEN KLAUTKE<br />
Auch über den „echten“ Gottesdienst<br />
lernen wir von König Josia.<br />
32<br />
Die <strong>Predigt</strong> der Urchristen<br />
BRIAN H. EDWARDS<br />
Warum die Umstände der<br />
Urchristen den unsrigen<br />
frappiernd ähneln.<br />
3
Hörst du<br />
richtig?<br />
Text: Thomas Reiner — Foto: Death to Stock<br />
Die meisten Gottesdienstbesucher haben sich schon Gedanken<br />
darüber gemacht, was eine gute <strong>Predigt</strong> ausmacht. Hast du schon<br />
einmal darüber nachgedacht, ob du ein guter Hörer bist?
Der junge Samuel ist ein Beispiel dafür, dass<br />
Menschen zwar Gottes Wort hören, aber<br />
doch nicht verstehen, was ihr Schöpfer von<br />
ihnen erwartet. Der Knabe musste lernen,<br />
dass Gott zu ihm spricht und wie er auf<br />
diese Stimme reagieren soll (1. Samuel 3). Du täuschst<br />
dich, wenn du meinst, dass Hören eine leichte Sache sei,<br />
die jeder ganz selbstverständlich beherrscht. Du täuschst<br />
dich, wenn du meinst, der Prediger trage alleine die Verantwortung<br />
dafür, dass du Gottes Wort verstehst und<br />
im Glauben wachsen kannst. Du täuschst dich, wenn<br />
du meinst, dass bloß der Mann hinter der Kanzel üben<br />
muss, seine Aufgabe gut zu erfüllen. Es reicht nicht,<br />
wenn du bloß im Gottesdienst anwesend bist und darauf<br />
wartest, dass jemand etwas für dich tut. Gott will,<br />
dass du genau hinhörst und darauf achtest, was er dir zu<br />
sagen hat.<br />
Sicher hast du eine ziemlich genaue Vorstellung davon,<br />
was eine gute <strong>Predigt</strong> ist. Du nimmst an, dass sie<br />
sorgfältig vorbereitet werden muss. Der Prediger hat die<br />
Bibel gründlich zu studieren. Nach dem Studium muss<br />
darauf geachtet werden, dass die biblische Botschaft<br />
nicht in der Vergangenheit bleibt. Menschen sollen<br />
direkt angesprochen werden. Im Internet finden sich<br />
viele lebendige <strong>Predigt</strong>en. Da gibt es Videos von Paul<br />
Washer, der Gott beim Wort nimmt und wie kein anderer<br />
von Gottes Heiligkeit zu reden weiß. John Piper<br />
legt sein ganzes Herz in seine Botschaft und lässt seine<br />
Hörer spüren, wonach sie sich im Innersten sehnen. R.<br />
C. Sproul legt biblische Wahrheiten in einer eindrücklich<br />
logischen Art und Weise dar. Leider – so magst<br />
du bei diesen Zeilen denken – schafft es der Prediger<br />
meiner Gemeinde nicht, mir Gottes Heiligkeit vor Augen<br />
zu stellen. Er trägt seine <strong>Predigt</strong> so vor, dass man<br />
meint, sein Herz sei unendlich weit von seinen Worten<br />
entfernt. Seiner <strong>Predigt</strong> fehlt jede Logik und es fällt dir<br />
schwer, seinen Gedanken zu folgen. So kommt es, dass<br />
du am Sonntag statt gestärkt und ermutigt, enttäuscht<br />
oder bestenfalls unberührt vom Gottesdienst nach Hause<br />
gehst. Es scheint, als ob dein Prediger eine Schulung<br />
braucht, damit sein Vortrag besser werden kann.<br />
In diesem Artikel will ich mich nicht deiner Klage<br />
anschließen, sondern mit dir darüber nachdenken, wie<br />
du durch die Botschaft, die du am Sonntag zu hören bekommst,<br />
gestärkt und ermutigt werden kannst. Ich will<br />
dir zeigen, dass die Erwartungen, die du an deinen Prediger<br />
hast, eigentlich auch dir gelten. Wenn der Hörer<br />
nicht vorbereitet ist, wird er kaum regelmäßig Gewinn<br />
aus einer <strong>Predigt</strong> schöpfen können. Bleib nicht passiv,<br />
sondern mach dich wie Samuel auf und lerne, auf Gott<br />
zu hören!<br />
Glaube, um zu hören!<br />
Ganz selbstverständlich erwarten wir, dass der Prediger<br />
an Christus glaubt. Er soll Zeuge sein und davon erzählen,<br />
was er wirklich kennt. Wer Gott nur vom Hörensagen<br />
kennt, hat kaum etwas zu berichten.<br />
Was auf den Prediger zutrifft, gilt auch für den Hörer.<br />
Gott richtet sein Wort an dich. Wenn Gott dir fremd ist,<br />
kannst du genau wie der junge Samuel nicht verstehen,<br />
wovon in der <strong>Predigt</strong> geredet wird. Alle Sendschreiben<br />
in der Offenbarung (Offenbarung 2–3) schließen mit<br />
den Worten: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was<br />
der Geist den Gemeinden sagt!“ Eine <strong>Predigt</strong> ist eine<br />
geistliche Angelegenheit. Der Hörer soll nicht menschliche<br />
Gedanken, Ansichten und Lebensweisheiten zu hören<br />
bekommen, sondern das, was Gottes Geist sagt (1.<br />
Korinther 2,3-5). Darum schreibt der Apostel Paulus (1.<br />
Korinther 2,14): „Der natürliche Mensch aber vernimmt<br />
nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er<br />
kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt<br />
werden.“ Der natürliche Mensch ist der Mensch, der<br />
ohne Gott leben will. Sein natürliches Interesse an der<br />
Bibel und an einer <strong>Predigt</strong> ist gering. Jeder Mensch wird<br />
in diesen natürlichen Zustand hineingeboren. Um von<br />
einer <strong>Predigt</strong> profitieren zu können, musst du ein geistlicher<br />
Mensch werden. Geistlich sind all die Menschen,<br />
die sich Gott zuwenden und erkennen, dass Christus die<br />
Strafe für ihre Rebellion gegen ihren Schöpfer auf sich<br />
genommen hat. Sie sind geistlich, weil Gottes Geist in<br />
ihnen wohnt (Römer 8,9).<br />
• Prüfe dich, ob du im Glauben stehst (2. Korinther<br />
13,5) und Gott dir seinen Geist geschenkt hat (1.<br />
Korinther 2,12).<br />
• Gib dich nicht mit einer Ahnung zufrieden (Hiob<br />
42,5), sondern bitte Gott darum, dass er dir durch<br />
seinen Geist die Gewissheit schenkt, dass du von<br />
deiner Sünde erlöst bist (Römer 8,14–16).<br />
• Frag deinen Prediger um Rat, wenn du dir in dieser<br />
Sache unsicher bist.<br />
Bete, um zu hören!<br />
Weil eine <strong>Predigt</strong> eine geistliche Angelegenheit sein soll,<br />
kann sie nicht ohne Gebet vorbereitet werden. Wir erwarten,<br />
dass der Prediger darum bittet, dass er Gottes<br />
Wort verstehen kann und dass es ihm gelingt, es richtig<br />
an die Gemeinde weiterzugeben.<br />
Diese Arbeit ist schwer für einen einzelnen Mann.<br />
Es ist nötig, dass du dich dem Gebet deines Predigers<br />
anschließt. Selbst der Apostel Paulus bat die Empfänger<br />
seiner Briefe um Gebet (Kolosser 4,3): „Betet zugleich<br />
auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue<br />
und wir das Geheimnis Christi sagen können.“ Dein<br />
Prediger braucht eine offene Tür, damit er das Wort<br />
Gottes verstehen kann. Und ebenfalls genau wie Paulus<br />
braucht er eine offene Tür, damit das Wort, das er von<br />
seinem Herrn erbeten hat, von den Hörern angenommen<br />
wird.<br />
Eine Tür ist bei dir und deinem Herzen. Gott spricht<br />
durch die <strong>Predigt</strong> zu dir. Auch dein Herz soll durch das<br />
Gebet vorbereitet werden. Du musst bereit werden, von<br />
Gott und seinem Wort verändert zu werden. Gott will<br />
ein herrliches Werk an dir tun. Der Apostel Paulus beschreibt<br />
es folgendermaßen (Römer 8,29): „Die er ausersehen<br />
hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie<br />
gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser<br />
der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Du wirst<br />
dich niemals selbst so verändern können, dass du genauso<br />
wie Jesus bist. Bete darum, dass Gott dir seinen<br />
Geist gibt (Lukas 11,13), der dieses gute Werk an dir tut<br />
(Titus 3,4–7).<br />
5
• Danke Gott, dass du sein Wort zu hören bekommst<br />
(Römer 10,14–17).<br />
• Bete täglich für deinen Prediger und seinen Dienst<br />
(2. Thessalonicher 3,1).<br />
• Bete darum, dass du Gottes Wort in der <strong>Predigt</strong><br />
hören kannst und dass du dadurch zu Gottes Ehre<br />
verändert wirst (1. Thessalonicher 2,13).<br />
Studiere die Schrift, um zu hören!<br />
Ein Prediger muss die Bibel gründlich studieren. Damit<br />
er nicht einfach seine eigenen Gedanken an seine Hörer<br />
weitergibt, muss er sich wirklich mit Gottes Wort<br />
beschäftigen und darin Gottes Willen erkennen lernen.<br />
Vielleicht erwartest du, dass der Prediger diese Arbeit<br />
für dich übernimmt. Er ist doch dazu da, dass er<br />
dir Gottes Wort auslegt und erklärt. Wenn du mit dieser<br />
Haltung einen Gottesdienst besuchst und dich selbst<br />
die ganze Woche nicht mit der Bibel beschäftigt hast,<br />
gleichst du einem ausgetrockneten Schwamm. Wenn ein<br />
solcher Schwamm mit Wasser übergossen wird, perlt es<br />
von ihm ab. Um Wasser aufnehmen zu können, muss<br />
der Schwamm zuerst angefeuchtet werden. Am meisten<br />
Gewinn aus einer <strong>Predigt</strong> kannst du dann ziehen, wenn<br />
du dich mit dem, wovon der Prediger redet, bereits beschäftigt<br />
hast und wenn du an Gedanken anknüpfen<br />
kannst, die du bereits bewegt hast. Jesus sagte zu seinen<br />
Jüngern (Lukas 8,18): „So seht nun darauf, wie ihr<br />
zuhört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber<br />
nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint<br />
zu haben.“ Wer sein Herz mit Gottes Wort vorbereitet,<br />
wird noch mehr Trost, Stärkung und Ermutigung aus<br />
der <strong>Predigt</strong> erhalten. Wer aber ausgetrocknet hören will,<br />
wird enttäuscht werden.<br />
• Lies regelmäßig in der Bibel. Bring dabei nicht einfach<br />
die Kapitel hinter dich, die du dir vorgenommen<br />
hast, sondern sei mit Kopf und Herz dabei<br />
(Apostelgeschichte 8,30).<br />
• Verwende Hilfsmittel (Kommentare, Lexika,<br />
Inhalte aus dem Internet), um zu verstehen, was du<br />
gelesen hast. Dein Prediger wird dir sicher gerne<br />
entsprechende Hilfen empfehlen.<br />
• Lies den <strong>Predigt</strong>text bereits vor der <strong>Predigt</strong>. Notiere<br />
dir, was dir nicht klar ist und was dich besonders<br />
freut.<br />
Wende an, um zu hören!<br />
Der Prediger soll nicht nur erklären, wie ein Text der Bibel<br />
zu verstehen ist, sondern soll zeigen, was diese Worte<br />
mit unserem Leben zu tun haben. Eine <strong>Predigt</strong> soll nicht<br />
bloß ein Vortrag sein, sondern eine Botschaft, die mitten<br />
in unser Leben spricht.<br />
Wieder kannst du erwarten, dass der Prediger diese<br />
Arbeit für dich tut. Aber sieh dich im Gottesdienst um.<br />
Neben, vor und hinter dir sitzen weitere Hörer. Sie alle<br />
haben ihre eigenen Zweifel und haben mit ihren eigenen<br />
Sünden zu kämpfen. Es ist schlicht unmöglich, dass der<br />
Prediger in einer Botschaft für alle seine Hörer konkre-<br />
te Anweisungen weitergibt. Manchen Predigern fällt es<br />
schwer, eine Anwendung zu finden. Trotzdem ist es nicht<br />
vergebens, ihnen zuzuhören. Das Wort, das du von Gott<br />
hörst, soll dein Herz erreichen und dich verändern. Das<br />
gelingt dir besser, wenn du bereits gewohnt bist, Bibeltexte<br />
auf dein Leben anzuwenden. Gottes Wort will<br />
mehr an dir tun, als dein Wissen zu vergrößern. Davon<br />
schreibt Paulus an <strong>Timotheus</strong> (2. <strong>Timotheus</strong> 3,16–17):<br />
„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur<br />
Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung<br />
in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen<br />
sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Das Ziel<br />
von Gottes Wort ist dein Tun. Darum musst du dich<br />
selbst an diesem Wort prüfen und ihm entsprechend<br />
handeln. Erst was du tust, hast du wirklich begriffen.<br />
Erst wenn du es tust, gehört das, was du erkannt hast,<br />
wirklich zu deinem Leben (Matthäus 7,24–27).<br />
• Frage dich bei jedem Bibeltext, wie du ihn auf dein<br />
eigenes Leben anwenden kannst (Psalm 111,10).<br />
• Mache dir Notizen während der <strong>Predigt</strong>. Statt<br />
aufzuschreiben, was der Text bedeutet, notiere dir,<br />
wie du den Abschnitt in der kommenden Woche<br />
anwenden kannst.<br />
• Rede mit anderen Christen darüber, wie Gottes<br />
Wort, das ihr gehört und gelesen habt, euer Leben<br />
verändert.<br />
Sei begeistert, um zu hören!<br />
Viel lieber hören wir einem Prediger zu, der ganz in seiner<br />
Botschaft lebt, als einem, der seine <strong>Predigt</strong> trocken<br />
vorträgt. Wie herrlich ist es, wenn man spüren kann,<br />
dass es für jenen Mann in diesem Augenblick nichts Besseres<br />
gibt, als die Botschaft, die er vorbereitet hat, an<br />
seine Gemeinde weiterzugeben.<br />
Mit der gleichen Haltung wirst du als Hörer den<br />
größten Gewinn aus einer <strong>Predigt</strong> ziehen. Wenn du dir<br />
nichts Besseres vorstellen kannst, als auf Gottes Wort zu<br />
hören und mit ganzem Herzen dabei bist, wirst du bestimmt<br />
nicht ohne eine Ermutigung, ohne einen Trost<br />
oder ohne eine Erkenntnis nach Hause gehen, für die du<br />
Gott danken kannst (Psalm 119,162). Es ist nicht leicht,<br />
jeden Sonntag mit einer solchen Haltung in den Gottesdienst<br />
zu kommen und sie während der ganzen <strong>Predigt</strong><br />
zu behalten. Leicht werden Hörer von Gedanken<br />
abgelenkt, die sie schon lange beschäftigen. Leicht gehen<br />
die Blicke zu anderen Gottesdienstbesuchern und man<br />
denkt an die letzte Begegnung, die man mit ihnen hatte.<br />
Leicht übermannt die Hörer die Müdigkeit und die Augen<br />
fallen zu, weil sie in der vorangegangenen Nacht zu<br />
wenig geschlafen haben oder von einer anstrengenden<br />
Arbeitswoche erschöpft sind. Weil alle diese Dinge ganz<br />
leicht passieren, musst du gegen sie ankämpfen. Denk<br />
daran, was du verpasst, wenn du abgelenkt bist. Der<br />
Herr von Himmel und Erde richtet sein Wort an dich.<br />
In diesem Moment gibt es nichts Besseres, als aufmerksam<br />
zuzuhören.<br />
6
Nimm es nicht einfach<br />
hin, dass deine<br />
Gedanken beim Zuhören<br />
abschweifen. Übe dich<br />
darin, dich immer besser<br />
auf die <strong>Predigt</strong> zu<br />
konzentrieren.<br />
• Überlege dir, was dich daran hindert, der <strong>Predigt</strong><br />
aufmerksam zuzuhören – suche den Grund bei dir<br />
– und wie du die Ablenkung in Zukunft überwinden<br />
kannst.<br />
• Nimm es nicht einfach hin, dass deine Gedanken<br />
beim Zuhören abschweifen. Übe dich darin, dich<br />
immer besser auf die <strong>Predigt</strong> zu konzentrieren.<br />
• Sorge dafür, dass du ausgeruht bist, um der <strong>Predigt</strong><br />
aufmerksam folgen zu können.<br />
Liebe, um zu hören!<br />
Der Prediger muss sich darum bemühen, dass sein Handeln<br />
nicht sein Verkündigung zunichte macht. Darum<br />
soll er ein vorbildliches Leben führen, an dem man sehen<br />
kann, dass er seinen Herrn und die Menschen liebt.<br />
Auch dein Verhalten beeinflusst, ob du aus einer <strong>Predigt</strong><br />
etwas lernen kannst. Wenn du wenig von deinem Prediger<br />
hältst, wirst du bestimmt wenig von ihm erhalten.<br />
Wenn du dich über ihn geärgert hast, wirst du ihm nicht<br />
mit der gleichen Aufmerksamkeit und mit dem gleichen<br />
Wohlwollen folgen können, wie wenn er dir eine Freude<br />
gemacht hätte. Nun magst du einwenden, dass gerade<br />
diese Dinge etwas mit dem Verhalten des Predigers zu<br />
tun haben. Wenn du davon ausgehst, dass Gott durch<br />
diesen Mann zu dir sprechen will, ist es klug, alles daran<br />
zu setzen, dass du ihm zuhören kannst. Sprich ihn an,<br />
wenn er dich geärgert hat und schaff die Unstimmigkeit<br />
aus der Welt (Epheser 4,26–27; Matthäus 5,23–24).<br />
Sag deinem Prediger, wenn ein Teil seiner <strong>Predigt</strong><br />
dich besonders ermutigt oder herausgefordert hat. Es ist<br />
gut für dich, wenn er weiß, dass er dir helfen konnte. Er<br />
wird seinen Dienst mit mehr Freude tun. Von diesem<br />
Effekt ist im Hebräerbrief die Rede (Hebräer 13,17):<br />
„Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen<br />
über eure Seelen – und dafür müssen sie Rechenschaft<br />
geben –, damit sie das mit Freuden tun und nicht<br />
mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch.“<br />
• Prüfe, ob deine Haltung, die du deinem Prediger<br />
gegenüber hast, der Bibel entspricht (1. Thessalonicher<br />
5,12–13; 1. <strong>Timotheus</strong> 5,17).<br />
• Überlege dir, wie du deine Beziehung zu deinem<br />
Prediger verbessern kannst (Römer 13,8).<br />
• Sag deinem Prediger, wenn seine Botschaft dir geholfen<br />
hat. Das ist der wahre Lohn für seine Arbeit<br />
(1. <strong>Timotheus</strong> 5,18).<br />
Thomas Reiner (*1970) ist verheiratet und Vater von vier<br />
Kindern. Pfarrer der ERKWB (Evangelisch-reformierte Kirche<br />
Westminster Bekenntnisses) Winterthur in der Schweiz.<br />
7
Wie predigten<br />
die Apostel?<br />
Text: Daniel Facius — Foto: Joe Alblas<br />
Wenn, wie die Bibel sagt, der Glaube aus der <strong>Predigt</strong> kommt, dann<br />
kann es kaum etwas Wichtigeres geben als die Frage, wie und<br />
worüber wir eigentlich predigen sollen. Wie die ersten Christen und<br />
Apostel diese Frage beantwortet haben, das hat Lukas in seiner<br />
Apostelgeschichte aufgezeichnet.
Alle Christen sind Prediger<br />
Dabei muss gleich zu Anfang vor einem<br />
Missverständnis gewarnt werden. Unter<br />
„<strong>Predigt</strong>“ sollte nämlich nicht nur die sehr<br />
spezielle Form der Unterweisung im Gottesdienst<br />
verstanden werden, sondern viel<br />
allgemeiner die Verkündigung des Evangeliums. Dann<br />
nämlich sind nicht nur Pastoren und theologische Experten<br />
angesprochen, sondern alle Christen. Wenn Jesus<br />
sagt: „Geht in die ganze Welt und verkündigt der ganzen<br />
Schöpfung das Evangelium“ (Markus 16,15), dann sind<br />
nicht nur die damaligen Jünger gemeint, sondern auch<br />
die heutigen. Wie sieht sie nun aber aus, diese Verkündigung<br />
des Evangeliums? Lukas, der Arzt und Reisebegleiter<br />
des Apostels Paulus, hat in seiner Apostelgeschichte<br />
dokumentiert, wie die ersten Jünger und Apostel diesen<br />
Befehl Jesu verstanden haben. Daraus folgt nun nicht,<br />
dass wir die Art und Weise, wie Petrus und Paulus gepredigt<br />
haben, heute exakt kopieren müssen. Wohl aber<br />
kann es nützlich sein, sich an den Schwerpunkten zu<br />
orientieren, die der Heilige Geist den Aposteln eingab<br />
und Lukas hat aufzeichnen lassen.<br />
Die <strong>Predigt</strong>en in der<br />
Apostelgeschichte<br />
Der Dienst der frühen Apostel bestand nicht nur in<br />
der Mission. Wir erfahren, dass die ersten Gemeinden<br />
„beständig in der Lehre der Apostel blieben“ (Apostelgeschichte<br />
2,42, im Folgenden „Apg.“) und dass Paulus im<br />
Rahmen seiner Missionsreisen immer wieder in die von<br />
ihm gegründeten Gemeinden zurückkehrte, um sie im<br />
Glauben zu stärken. In Korinth verweilte Paulus 18 Monate,<br />
um die Gemeinde zu lehren, in Ephesus sogar zwei<br />
Jahre. Lukas überliefert uns von dieser Lehrtätigkeit des<br />
Paulus keine Inhalte, dafür aber umso mehr Missionspredigten,<br />
zum Beispiel die Pfingstpredigt des Petrus<br />
(Apg. 2,14-40), die <strong>Predigt</strong> in der Halle Salomos (Apostelgeschichte<br />
3,12-26), die <strong>Predigt</strong> im Haus des Kornelius<br />
(Apg. 10, 34-43), die <strong>Predigt</strong> in der Synagoge in<br />
Antiochia (Apg. 13,16-41), die <strong>Predigt</strong> auf dem Areopag<br />
(Apg. 17,22-32) und die <strong>Predigt</strong> vor Agrippa und Festus<br />
(Apg. 26). Anlass und Publikum dieser <strong>Predigt</strong>en sind<br />
dabei höchst unterschiedlich.<br />
Die Pfingstpredigt des Petrus ist die erste uns überlieferte<br />
christliche <strong>Predigt</strong>. Hier predigt Petrus zu den Juden<br />
und zu allen, die in Jerusalem wohnen (Apg. 1,14).<br />
Anlass ist schlicht und einfach die Sendung des Heiligen<br />
Geistes, deren Folgen so erstaunlich sind, dass sie einer<br />
Erklärung bedürfen. In eine ähnliche Kategorie fällt die<br />
<strong>Predigt</strong> in der Säulenhalle Salomos. Hier ist die Heilung<br />
eines seit seiner Geburt gelähmten Mannes der Anlass,<br />
den Petrus zu einer Verkündigung des Evangeliums<br />
nutzt. Sein Publikum dürfte vornehmlich aus Juden bestanden<br />
haben, wie die Anreden in Apg. 3,17 und Apg.<br />
3,25 nahelegen. Erstmals stehen in Apg. 10 Heiden im<br />
Mittelpunkt. Hier predigt Petrus dem gottesfürchtigen<br />
römischen Hauptmann und seinem Haus das Evangelium,<br />
eine Ungeheuerlichkeit in jüdischen Augen, zu<br />
der es nur kam, weil Gott Petrus durch eine Vision und<br />
einen direkten Befehl dazu aufforderte. In Apg. 13 ist<br />
die Heidenmission<br />
schon<br />
mehr ins Blickfeld<br />
geraten,<br />
als Paulus von<br />
seiner Heimatgemeinde<br />
auf<br />
eine Missionsreise<br />
ausgesandt<br />
wird. Anknüpfungspunkt<br />
für<br />
seine <strong>Predigt</strong><br />
in Antiochia<br />
in Pisidien ist<br />
allerdings wiederum<br />
die Synagoge,<br />
wo er zunächst<br />
zu Juden<br />
spricht, bevor er<br />
sich den Heiden<br />
zuwendet. In Apg. 17 ist es dann<br />
ein nahezu ausschließlich heidnisches<br />
Publikum, mit dem es Paulus<br />
in Athen zu tun bekommt. Mit<br />
der <strong>Predigt</strong> des Paulus in Apg. 26<br />
erfüllt sich schließlich erstmals die<br />
Ankündigung Gottes, dass Paulus<br />
dazu ausersehen ist, das Evangelium<br />
auch „vor Könige“ zu bringen<br />
(Apg. 9,15). Hier predigt er vor<br />
dem König Judäas, Herodes Agrippa<br />
dem Zweiten sowie dem römischen<br />
Statthalter Festus. Während<br />
Agrippa offenbar sehr gut über die<br />
Vorgänge um Jesus informiert und<br />
im jüdischen Glauben verwurzelt<br />
ist (Apg. 26, 3 und 27), hat Festus,<br />
der sein Amt erst vor kurzem angetreten<br />
hatte, keine Kenntnis von<br />
den Vorgängen, die zur Anklage<br />
des Paulus geführt haben.<br />
So unterschiedlich die Anlässe<br />
der <strong>Predigt</strong>en und so ungleich das<br />
Publikum der beiden Apostel gewesen<br />
sind, so lassen sich doch einige<br />
Gemeinsamkeiten finden, die<br />
einen Hinweis darauf geben können,<br />
was eine christliche <strong>Predigt</strong><br />
ausmacht.<br />
Verankerung in der<br />
Heiligen Schrift<br />
Der erste Punkt: eine christliche<br />
<strong>Predigt</strong> ist gegründet in der Heiligen<br />
Schrift. Es ist von zentraler<br />
Bedeutung, dass die Apostel nie<br />
für sich in Anspruch nahmen, etwas<br />
völlig Neues zu verkünden.<br />
Zwar war der Tod Jesu am Kreuz<br />
Es ist von<br />
zentraler<br />
Bedeutung,<br />
dass die<br />
Apostel nie<br />
für sich in<br />
Anspruch<br />
nahmen, etwas<br />
völlig Neues zu<br />
verkünden.<br />
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9
und seine Auferstehung natürlich<br />
etwas völlig Unerhörtes, nie Dagewesenes,<br />
absolut Einmaliges.<br />
Was die Apostel jedoch betonen,<br />
ist die Gründung dieser Ereignisse<br />
in der Heiligen Schrift der Juden,<br />
unserem Alten Testament. Die<br />
Pfingstpredigt des Petrus beginnt<br />
mit einem Schriftzitat: „Das ist’s,<br />
was durch den Propheten Joel gesagt<br />
worden ist“ (Apg. 2,16). Petrus<br />
betont den Ratschluss Gottes, der<br />
hinter den aktuellen Geschehnissen<br />
steht, und zitiert Psalmen Davids,<br />
um die Mission Jesu zu beschreiben:<br />
„Da er nun ein Prophet war,<br />
hat er’s vorausgesehen und von der<br />
Auferstehung des Christus“ berichtet<br />
(Apg. 2, 30 +31). Als Petrus die<br />
Heilung des Gelähmten erklären<br />
soll, redet er von der Kreuzigung<br />
Christi auf diese Weise: „Gott aber<br />
hat erfüllt, was er durch den Mund<br />
aller seiner Propheten zuvor verkündigt<br />
hat: dass sein Christus leiden<br />
sollte“ (Apg. 3,18) und zitiert<br />
aus den Schriften des Mose, der<br />
das Kommen Jesu bereits tausende<br />
Jahre zuvor angekündigt hatte.<br />
Bei der <strong>Predigt</strong> im Haus des Kornelius<br />
überliefert Lukas uns keine<br />
direkten Schriftzitate, was damit<br />
zusammenhängt, dass Petrus es mit<br />
überwiegend heidnischen Hörern<br />
zu tun hatte. Gleichwohl ist auch<br />
hier der Versuch erkennbar, auf die<br />
Schrift hinzuweisen, wenn Petrus<br />
von Jesus sagt: „Von diesem bezeugen<br />
alle Propheten, dass durch<br />
seinen Namen alle, die an ihn glauben,<br />
Vergebung der Sünden empfangen<br />
sollen“ (Apg. 10, 43).<br />
Auch der Apostel Paulus geht<br />
nicht anders vor. Seine <strong>Predigt</strong> in<br />
Antiochia in Pisidien ist durchzogen<br />
von Schriftzitaten. „Wir verkündigen<br />
euch“, sagt Paulus, nichts<br />
Neues, sondern „die Verheißung,<br />
die an die Väter ergangen ist, dass<br />
Gott sie uns, ihren Kindern erfüllt<br />
hat, indem er Jesus auferweckte“<br />
(Apg. 13, 32). Bei seiner <strong>Predigt</strong><br />
in Athen, die sich an ein heidnisches<br />
Publikum richtet, ist die<br />
Verankerung in der Schrift etwas<br />
schwerer zu erkennen, da Paulus<br />
auf direkte Zitate verzichtet. Dem<br />
Inhalt nach aber referiert er etwa<br />
aus dem ersten Buch Mose, wenn<br />
er davon berichtet, dass Gott „die<br />
Welt gemacht“ (Apg. 17,24) und<br />
„aus einem Menschen das ganze<br />
Menschengeschlecht gemacht hat“<br />
(Apg. 17,26). Und vor Agrippa<br />
und Festus fehlen zwar direkte Zitate<br />
aus der Thora, der inhaltliche<br />
Bezug ist aber unverkennbar: „Nun<br />
stehe ich hier und werde angeklagt<br />
wegen der Hoffnung auf die Verheißung,<br />
die unsern Vätern von<br />
Gott gegeben ist“ (Apg. 26,6). Zusammengefasst:<br />
die Apostel sagen<br />
„nichts, als was die Propheten und<br />
Mose vorausgesagt haben“ (Apg.<br />
26,22). So sollten auch wir nichts<br />
anderes sagen als das, was geschrieben<br />
steht.<br />
Anknüpfungspunkte im<br />
Leben der Zuhörer<br />
Die Apostel sind bemüht, Anknüpfungspunkte<br />
für ihre <strong>Predigt</strong><br />
zu finden, seien es Dinge, die sich<br />
gerade vor aller Augen ereignen,<br />
seien es Erkenntnisse, zu denen die<br />
Zuhörer bereits gekommen sind.<br />
Soweit es der Form nach möglich<br />
ist, stellen sie sich auf ihre Zuhörer<br />
ein. Das ist es, was Paulus im<br />
1. Korintherbrief beschreibt, wenn<br />
er sagt, dass er den Juden wie ein<br />
Jude, denen ohne Gesetz wie einer<br />
ohne Gesetz, den Schwachen ein<br />
Schwacher, letztlich „allen alles geworden“<br />
ist (1. Korinther 9,20-22).<br />
So nimmt Petrus die Ausgießung<br />
des Geistes und die Heilung des<br />
Gelähmten zum Anlass, um über<br />
das Evangelium zu reden, und er<br />
tut das seinem jüdischen Publikum<br />
gemäß mit vielen Zitaten und einer<br />
Betonung der Abstammung seiner<br />
Zuhörer (zum Beispiel, wenn er<br />
sie als „Söhne der Propheten und<br />
des Bundes“ bezeichnet). Im Haus<br />
des Heiden Kornelius wählt Petrus<br />
weder direkte Schriftzitate, noch<br />
spricht er über die Erwählung Israels,<br />
sondern geht auf sein Publikum<br />
wie folgt ein: „Nun erfahre<br />
ich in Wahrheit, dass Gott die<br />
Person nicht ansieht, sondern in<br />
jedem Volk, wer ihn fürchtet und<br />
recht tut, der ist ihm angenehm“<br />
(Apg. 10,34f.).<br />
Auch Paulus spricht zunächst<br />
zu seinen jüdischen Zuhörern<br />
durch Schriftzitate und betont den<br />
jüdischen Hintergrund des Evangeliums,<br />
wenn er Gott etwa als den<br />
„Gott dieses Volkes Israel“ (Apg.<br />
13,17) bezeichnet und auf die ge-<br />
meinsame Geschichte Gottes mit<br />
seinem Volk Bezug nimmt. Als die<br />
Juden seine Botschaft ablehnen,<br />
betont er dagegen mehr die Berufung<br />
der Heiden: „Denn so hat uns<br />
der Herr geboten: ‚Ich habe dich<br />
zum Licht der Heiden gemacht‘“<br />
(Apg. 13,47). Das beste Beispiel für<br />
diese Methode der Apostel, sich bei<br />
der Vermittlung ihrer – immer gleichen(!)<br />
– Botschaft an ihre Zuhörer<br />
anzupassen, ist die <strong>Predigt</strong> auf dem<br />
Areopag in Athen. Hier hat es Paulus<br />
mit Heiden zu tun, die völlig<br />
andere Weltbilder besaßen, sei es,<br />
weil sie im Glauben an die heidnischen<br />
Gottheiten um Zeus verharrten,<br />
sei es, weil sie philosophischen<br />
Lehren wie denen Epikurs 1 oder<br />
Zenons 2 anhingen. Als Anknüpfungspunkt<br />
für seine <strong>Predigt</strong> wählt<br />
Paulus hier den Altar für den unbekannten<br />
Gott und beginnt mit Ansichten,<br />
von denen er annehmen<br />
konnte, dass sie auch von seinen<br />
Zuhörern geteilt wurden, wenn er<br />
etwa von der Schöpfung der Welt<br />
und der Menschen spricht. Zudem<br />
scheut er sich nicht, griechische<br />
Dichter zustimmend zu zitieren:<br />
„Denn in ihm leben, weben uns<br />
sind wir; wie auch einige Dichter<br />
bei euch gesagt haben: Wir sind<br />
seines Geschlechts“ (Apg. 17,28). 3<br />
Bei seiner <strong>Predigt</strong> vor Agrippa und<br />
Festus schließlich knüpft Paulus<br />
erstaunlich direkt an die Kenntnisse<br />
und den Glauben Agrippas<br />
an: „Glaubst du, König Agrippa,<br />
den Propheten? Ich weiß, dass du<br />
glaubst“ (Apg. 26,27 und vorher<br />
Vers 3). Auch wir sollten uns bemühen,<br />
unsere Zuhörer zu kennen<br />
und die Weltbilder, denen sie anhängen,<br />
zu verstehen, damit wir<br />
verständlich mit ihnen reden und<br />
es vermeiden können, unnötigen(!)<br />
Anstoß zu erregen.<br />
1 Epikur ging von der Sterblichkeit der<br />
Seele aus und lehrte die Erreichung von<br />
Lust als höchstes Lebensziel, wobei hier<br />
nicht nur Sinneslust, sondern auch Gemütsruhe<br />
gemeint war, die etwa durch<br />
philosophische Überlegungen gewonnen<br />
werden konnte.<br />
2 Zenon ist der Begründer der „Stoa“, einer<br />
philosophischen Richtung, für deren<br />
Anhänger Selbstbeherrschung und<br />
Gelassenheit die Mittel auf dem Weg zu<br />
einer angestrebten Ruhe der Seele waren.<br />
3 Hier zitiert Paulus aus dem Gedicht<br />
„Cretica“ des Kreters Epimenides und<br />
aus dem Werk „Phaenomena“ des kilikischen<br />
Dichters Aratus.<br />
10
Persönliches Zeugnis<br />
Gerne übersehen und häufig unterschätzt<br />
wird die Rolle des persönlichen<br />
Zeugnisses. Die Gründung<br />
in der Schrift ist zentral, die<br />
historischen Fakten sind wichtig,<br />
aber die glaubwürdig vermittelte<br />
persönliche Betroffenheit kann von<br />
erheblicher Bedeutung sein. Einen<br />
Hinweis auf diese Tatsache liefert<br />
bereits die Nachwahl des zwölften<br />
Apostels. Kriterium für die Wahl<br />
war es nämlich, dass der Kandidat<br />
„die ganze Zeit über, als der Herr<br />
Jesus unter uns ein- und ausgegangen<br />
ist“, persönlich miterlebt<br />
hat (Apg. 1,21). So verwundert es<br />
nicht, dass sich die Apostel auch<br />
darauf berufen, den Inhalt ihrer<br />
Verkündigung persönlich bestätigen<br />
zu können. Petrus spricht<br />
nicht lediglich von der Auferstehung<br />
Jesu, er sagt: „Diesen Jesus<br />
hat Gott auferweckt; dessen sind<br />
wir alle Zeugen“ (Apg. 2,32, und<br />
fast wortgleich im Tempel in Apg.<br />
3,15). Gegenüber Kornelius erklärt<br />
er: „Und wir sind Zeugen für alles,<br />
was er getan hat im jüdischen Land<br />
und in Jerusalem“ (Apg. 10,39; siehe<br />
auch Vers 41 in Bezug auf die<br />
Auferstehung).<br />
Paulus befindet sich, was die<br />
Zeugenschaft angeht, in einer etwas<br />
anderen Situation als Petrus, da er<br />
das Leben Jesu nicht direkt miterlebt<br />
hat. Deswegen beruft sich Paulus<br />
in Antiochia zunächst auf das<br />
Zeugnis der Apostel: „Aber Gott<br />
hat ihn auferweckt von den Toten;<br />
und er ist an vielen Tagen denen erschienen,<br />
die mit ihm von Galiläa<br />
hinauf nach Jerusalem gegangen<br />
waren; die sind jetzt seine Zeugen<br />
vor dem Volk“ (Apg. 13,31). Auf<br />
dem Areopag wird Paulus unterbrochen,<br />
als er auf die Auferstehung<br />
Jesu zu sprechen kommt, wobei<br />
man davon ausgehen kann, dass<br />
er die dennoch Interessierten später<br />
auf die zahlreichen Zeugen für seine<br />
Botschaft hingewiesen hat. Vor<br />
Agrippa schließlich berichtet Paulus<br />
von seiner eigenen Begegnung<br />
mit dem auferstandenen Jesus, so<br />
dass er zusammenfassen kann: „Ich<br />
stehe nun hier und bin sein Zeuge<br />
bei Groß und Klein“ (Apg. 26,22).<br />
Am Beispiel des Paulus lässt sich<br />
schön ersehen, dass das persönliche<br />
Zeugnis nicht auf die Jünger<br />
beschränkt ist, die das irdische<br />
Leben Jesu mitverfolgt haben. Natürlich<br />
können wir weder die Bergpredigt<br />
noch die Kreuzigung aus<br />
erster Hand bezeugen. Was aber,<br />
wie Paulus, alle Christen bezeugen<br />
können, ist die eigene, persönliche<br />
Begegnung mit dem auferstandenen<br />
Jesus. Wir sollten nicht nur die<br />
Berichte der Evangelien referieren<br />
und die Lehren der apostolischen<br />
Briefe entfalten, sondern selbst<br />
bezeugen, wie uns Jesus begegnet<br />
ist, wie Er uns Licht geschenkt hat,<br />
wie Er uns reinigt und verändert in<br />
sein Bild hin, wie Er täglich gegenwärtig<br />
ist und welche zahlreichen<br />
Wunder Er in unserem Leben tut.<br />
Christus hat uns als Zeugen berufen,<br />
nicht als Geschichtsdozenten.<br />
Die Botschaft von<br />
Jesus<br />
Es versteht sich eigentlich von<br />
selbst, und wird doch häufig missachtet:<br />
zentraler Inhalt unserer<br />
<strong>Predigt</strong> muss die Botschaft von<br />
Jesus sein. Und um das noch etwas<br />
präziser zu formulieren: die<br />
Botschaft des menschgewordenen<br />
Gottessohns, der für unsere Sünden<br />
am Kreuz gestorben ist und so<br />
die Versöhnung mit Gott möglich<br />
macht. Die Botschaft des auferstandenen<br />
Christus, der uns zur<br />
Umkehr ruft und im Glauben an<br />
ihn ewiges Leben verheißt. Die<br />
Botschaft eines tragisch gescheiterten<br />
Wanderpredigers mit einer revolutionären<br />
Liebesethik ist nicht<br />
die Botschaft über den biblischen<br />
Jesus, ist nicht das Evangelium,<br />
das die Apostel verkündigt haben.<br />
Die Apostel haben nicht zur Beendigung<br />
der (zahlreichen) Kriege<br />
aufgerufen. Sie haben nicht die<br />
Befreiung der Sklaven und die Beseitigung<br />
sozialer Missstände verlangt.<br />
Sie haben nicht einmal die<br />
abenteuerliche Korruption und<br />
Willkür der römischen Herrschaft<br />
angeprangert. Petrus predigt zu<br />
Pfingsten vielmehr über Kreuz<br />
(Apg. 2,23) und Auferstehung (V.<br />
24) und ruft zu Buße und Umkehr<br />
auf (V. 38). Im Tempel predigt<br />
er über Kreuz und Auferstehung<br />
(Apg. 3,15) und ruft zu Buße und<br />
Umkehr auf (V. 26). Im Haus<br />
des Kornelius predigt Petrus über<br />
Kreuz und Auferstehung (Apg.<br />
10,39f.) und redet vom kommenden<br />
Gericht und der Vergebung der<br />
Sünden (V. 42f.). Paulus hingegen<br />
predigt in Antiochia, genau, über<br />
Kreuz und Auferstehung (Apg.<br />
13,29f.) und warnt vor den Folgen<br />
fehlender Buße (V. 40f.). In Athen<br />
läuft seine <strong>Predigt</strong> auf einen zentralen<br />
Punkt zu – auf Kreuz und Auferstehung<br />
(Apg. 17,31), wobei er<br />
zur Buße aufruft (V. 30). Und vor<br />
Agrippa redet Paulus zu guter Letzt<br />
– über Kreuz und Auferstehung<br />
(Apg. 26, 23) und ruft zu Buße<br />
und Bekehrung auf (V. 20). Diese<br />
klaren Schwerpunkte der apostolischen<br />
<strong>Predigt</strong> sollten wir nicht aus<br />
dem Blick verlieren. So berechtigt<br />
das Anprangern bestimmter Missstände<br />
im Einzelfall auch sein mag:<br />
eine <strong>Predigt</strong> ohne die Botschaft von<br />
Kreuz und Auferstehung Jesu kann<br />
sich kaum auf die Apostel berufen.<br />
Daniel Facius (*1981) ist Ehemann, Vater<br />
von zwei Kindern und setzt sich im Ständigen<br />
Ausschuss des Bibelbundes für die<br />
Zuverlässigkeit der Bibel ein. Er is als<br />
Jurist tätig.<br />
11
Predige<br />
auslegend!<br />
Text: Thomas Hochstetter — Portrait: William Hamilton (1751-1801)<br />
Die westlichen Gemeinden stehen vor einer<br />
Hungersnot. Gottes Wort ist kaum noch zu<br />
hören! Dadurch bedingt ist das Leben<br />
vieler Christen „hin- und hergeworfen und<br />
umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“<br />
(Epheser 4,14). In dem Artikel wollen wir die<br />
Frage beantworten: Was benötigen wir, um<br />
diese geistliche Hungersnot wieder<br />
abzuwenden?
Ein Hunger nach Gottes Wort<br />
„Siehe, es kommen Tage, spricht Gott, der Herr, da werde<br />
ich einen Hunger ins Land senden; nicht einen Hunger<br />
nach Brot, noch einen Durst nach Wasser, sondern danach,<br />
das Wort des Herrn zu hören. Da wird man hin und her<br />
wanken von einem Meer zum anderen und umherziehen<br />
vom Norden bis zum Osten, um das Wort des Herrn zu<br />
suchen, und wird es doch nicht finden“<br />
Amos 8,11-12<br />
Wir leben in einer Fastfood-Gesellschaft.<br />
Das „goldene M“, die Kette<br />
mit der Krone oder auch (für mich<br />
ganz lokal) die Dönerbude stehen<br />
für schnelles Essen aus der Retorte.<br />
Ernährungstechnisch ist aber nicht viel goldenes oder<br />
königliches an dieser Art der Ernährung, wie auch die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 schon besorgt<br />
meldete. Es gibt nun eine schockierende Parallele<br />
zwischen der Fehlernährung durch Fastfood & Co. und<br />
dem, was Gott durch Seinen Propheten Amos hat voraussagen<br />
lassen, nämlich: eine geistige Fehlernährung<br />
von Seinem Volk. Gott sagte für Israel eine geistliche<br />
Hungersnot voraus, in der sie Gottes Wort suchen, aber<br />
nicht finden werden. Wir leben in dieser Hungersnot.<br />
Gottes Wort ist in den Kanzeln der westlichen Welt immer<br />
weniger zu hören. Es gibt immer weniger Gemeinden,<br />
die eine klare Stellung zu Gottes Offenbarung beziehen.<br />
Dort hört man dann alles Mögliche. Aber nicht<br />
Gottes Wort.<br />
Die Notwendigkeit der <strong>Predigt</strong><br />
Heutzutage hat das Verb „predigen“ einen faden Beigeschmack<br />
bekommen. Wenn ich jemandem „predige“,<br />
dann hat das etwas negatives, etwas herrisches. Das<br />
Predigen ist nicht mehr im Trend der Zeit. Wir sollen<br />
die Menschen doch lieber mit Medien, Musik, Schauspiel<br />
und gesellschaftsrelevanten Aktionen erreichen.<br />
Aber bitte nicht predigen, ja? Das ist so alt. So ineffektiv.<br />
So autoritär. Es passt einfach nicht mehr in unsere<br />
Zeit. Wenn eine <strong>Predigt</strong> zumutbar ist, dann bitte nur<br />
als 5-Minuten-Ausschnitt auf YouTube. Im Gegensatz<br />
zu dieser Entwicklung steht Gottes Offenbarung. Gott<br />
hat das „Verkündigen der Torheit“ (1. Korinther 1,21)<br />
als primäres Transportmittel für die Wahrheit eingesetzt.<br />
Es fängt bei der wichtigsten Aufgabe an, nämlich der<br />
Errettung zum Glauben:<br />
„Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt<br />
haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie<br />
nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen<br />
Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie<br />
nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: »Wie<br />
lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die<br />
Gutes verkündigen!“<br />
Römer 10,14-15<br />
In dem Abschnitt alleine kommt das Wort „verkündigen“<br />
schon viermal vor (3x als Verb, 1x als Nomen)! Wir<br />
sehen die Notwendigkeit und den Rang der Verkündi-<br />
gung aber auch in der Apostelgeschichte. Die Gemeinde<br />
Christi fängt mit einem lauten Knall an, als an Pfingsten<br />
3000 Leute auf einen Schlag zum Glauben kommen<br />
(siehe Apostelgeschichte 2,41). Was ging dem voraus?<br />
Eine <strong>Predigt</strong> von Petrus (Apostelgeschichte 2,14-36).<br />
Was Petrus hier tat, war lediglich das, was er bei Jesus<br />
gesehen hatte. Es ist der Modus Operandi der Verkündigung.<br />
Es ist die erste Aufgabe der großen Aufgabe mit<br />
der uns Jesus zurück gelassen hat:<br />
„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und<br />
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und<br />
des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch<br />
befohlen habe“<br />
Matthäus 28,19-20<br />
Wie sollen wir gehen und zu Jüngern machen? Indem<br />
wir alle Welt lehren, das zu halten, was Jesus befohlen<br />
hat! Jesus predigte. Petrus predigte. Paulus predigte. Jakobus<br />
predigte. Barnabas predigte. In fast jedem Kapitel<br />
der Apostelgeschichte hören wir von jemandem, der<br />
predigt. Es ist der Auftrag, den die Gemeinde von Gott<br />
bekommen hat. Es gibt auf dieser Welt keinen höheren<br />
Ruf als sich voller Mut und voller Geist vor Menschen<br />
mit „empfindlichen Ohren“ zu stellen, um Gottes<br />
Wahrheit zu verkündigen! Es ist Gottes Lösung zu jeder<br />
geistlichen Hungersnot, auch in diesem Land! Wenn<br />
also die Verkündigung von Gottes Wort durch die <strong>Predigt</strong><br />
so notwendig und primär ist, stellt sich sogleich die<br />
Frage, wie diese Verkündigung aussehen soll.<br />
Voraussetzungen<br />
Es gibt nun einige Voraussetzungen, damit wir eine<br />
Verkündigung biblisch nennen können. Die offensichtlichste<br />
davon ist, dass der Inhalt dieser <strong>Predigt</strong> Gottes<br />
Worte wiedergibt. Es ist das Predigen von Seinem Wort,<br />
welches in den 66 Büchern der Bibel festgehalten ist.<br />
Das mag als überflüssige Erinnerung klingen. Ist es aber<br />
nicht. Wir leben in einer Zeit, in welcher die <strong>Predigt</strong><br />
oft dazu missbraucht wird, Ideen und Philosophien<br />
von Menschen weiterzugeben. So finden wir politische<br />
Themen, psychologische Gedankenspiele, „Pep Talks“,<br />
persönliche Meinungsoffenbarungen, Lehrstunden in<br />
Dogmatik oder (wie schon persönlich erlebt) Vorträge<br />
aus dem Gemeindegästebuch. Aber das alles ist keine<br />
biblische <strong>Predigt</strong>, denn es gibt nicht Gottes Worte wieder,<br />
sondern bestenfalls einen Schatten davon. Es ist wie<br />
bei der Ernährung durch Fastfood: man ist mit Essen<br />
beschäftigt, aber man ernährt sich sehr einseitig und fehlerhaft.<br />
Welches Predigen gibt dann Gottes Worte wieder?<br />
Wie können wir für eine nahrhafte und ausgewogene<br />
Ernährung durch Gottes Wort sorgen? Das bringt<br />
uns nun zu dem Kern unseres Themas.<br />
13
Die Notwendigkeit der<br />
Auslegungspredigt<br />
<strong>Predigt</strong>stile<br />
Die Verkündigung von Gottes Wort kann verschiedene<br />
Formen annehmen, wobei eine davon am Ende klar als<br />
erhaben hervorsticht. Tim Challies macht 5 grundlegende<br />
<strong>Predigt</strong>stile aus:<br />
• Anekdotisch – das Predigen basiert hauptsächlich<br />
auf Geschichten, um einen moralischen Punkt<br />
zu setzen<br />
• Biographisch – die <strong>Predigt</strong> zeigt das Leben eines<br />
Gläubigen auf und zieht moralische Lehren aus<br />
dessen Beispiel<br />
• Thematisch – der Prediger hat ein Thema vor<br />
Augen und sucht sich dann die dazugehörigen<br />
Bibelstellen aus<br />
• Textbasierend – die <strong>Predigt</strong> benutzt einen Text<br />
aus der Bibel, ist aber nicht auf die Hauptaussage<br />
des Textes aufgebaut<br />
• Auslegend – der Prediger macht die Hauptaussage<br />
des Textes zur Hauptaussage der <strong>Predigt</strong><br />
Wir können jetzt nicht jeden dieser Stile besprechen,<br />
aber wir wollen doch eine wichtige Frage stellen: wie<br />
haben denn die Prediger in der Bibel Gottes Wort gepredigt?<br />
Gibt es überhaupt Beispiele? Ich denke ja. Und<br />
wir werden sehen, dass diese Prediger (inkl. Jesus selbst)<br />
im Grunde auslegend gepredigt haben.<br />
Auslegung im Alten Testament<br />
Ein Beispiel aus dem Alten Testament finden wir mit<br />
Esra in Nehemiah 8:<br />
„Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich<br />
vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene<br />
verstand“<br />
Nehemiah 8,8<br />
An der Spitze dieser Ausleger stand Esra, ein Mann, der<br />
Jahre zuvor eine zweite Gruppe aus dem babylonischen<br />
Exil wieder zurück nach Jerusalem geführt hatte (Esra<br />
7-10). Durch sein Wirken brach eine große Erweckung<br />
unter den Hebräern aus. In Esra 7,10 lesen wir, wie Esra<br />
beschaffen war:<br />
„Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des<br />
Herrn zu erforschen und zu tun, und in Israel Gesetz und<br />
Recht zu lehren“<br />
Esra 7,10<br />
Die Erweckung in Jerusalem hatte einen Prediger zur<br />
Grundlage, der Gottes Wort sehr ernst nahm. Sein Leben<br />
bestand daraus, Gottes Wort zu erforschen, zu tun und<br />
zu lehren. Esra studierte Gottes Wort, lebte es aus und<br />
lehrte das Resultat seines Studiums. In Nehemia 8 steht<br />
nun das Volk vor den Priestern und will Gottes Wort<br />
hören. Wen rufen sie? Esra natürlich. Denn Esra war mit<br />
seinem gesamten Leben für diesen Moment vorbereitet.<br />
Was Esra und die Leviten dann taten, ist das, was die<br />
Auslegungspredigt beschreibt. Es geht dabei darum, den<br />
ursprünglichen Sinn so zu erklären, dass er verstanden<br />
wird. Diese Passage ist sehr lehrreich, da wir sehen, dass<br />
eine <strong>Predigt</strong> nicht nur eine Informationsschleuder sein<br />
soll. Vielmehr soll sie darauf abzielen, dass Menschen<br />
Gottes Wort besser verstehen, um es zu befolgen. Das<br />
war Esras Anliegen. Und um das zu erreichen, musste<br />
er dem Volk Gottes Gesetz lehren und zwar so, dass sie<br />
verstehen konnten, wie sie es befolgen sollten.<br />
Auslegung im Neuen Testament<br />
Das herausragende Beispiel eines auslegenden Predigers<br />
finden wir aber in Jesus. Wir sehen zwar nicht, dass Jesus<br />
sich für drei Jahre hinsetzte und durch diverse AT Bücher,<br />
Vers für Vers, predigte. Seine Zeit war knapp. Sein<br />
Dienst weit verteilt. Seine Aufgabe klar. Und dennoch<br />
sehen wir in Seinen <strong>Predigt</strong>en das Muster einer Auslegungspredigt,<br />
die fest auf Gottes Offenbarung beruht.<br />
Belege dafür können wir zum Beispiel in der Bergpredigt<br />
finden, in welcher Jesus keine neuen Gesetze erlässt,<br />
sondern die schon existierenden auslegt und allen<br />
aufzeigt, welche Bedeutung diese schon immer hatten.<br />
Ein weiteres Beispiel finden wir in Lukas 4, als Er in<br />
der Synagoge Jesaia 61:1-2 vorlas. Nach der Auffassung<br />
zahlreicher Ausleger 1 griff Lukas hier nur den Beginn<br />
einer Lehrstunde auf, da es klar war, dass Er dort auch<br />
den Text auslegte. Wir wollen uns aber mit einem dritten<br />
Beispiel ein wenig detaillierter beschäftigen, nämlich<br />
mit Lukas 24,25-27. Am Ende dieses Abschnittes, in<br />
dem Jesus Kleopas und seine Mitreisenden dafür tadelt,<br />
dass sie nicht beide Seiten der Messianischen Prophetie<br />
erkennen konnten, begann Er „bei Mose und bei allen<br />
Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was<br />
sich auf ihn bezieht“ (Lukas 24,27). 2 Jesus tat das, was<br />
auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen, ausgehend<br />
von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine<br />
Auslegungspredigt ausmacht.<br />
Auslegung und Inspiration<br />
Frage: Weshalb ist es wichtig, dass wir den Hauptgedanken<br />
des ursprünglichen Autors zum Hauptgedanken unserer<br />
<strong>Predigt</strong> machen? Oder anders gefragt: Wieso ist ein<br />
auslegendes Predigen der einzige Weg, der den gesamten<br />
Ratschluss Gottes an die Gläubigen bringen kann?<br />
Antwort: Weil die Auslegungspredigt der einzige<br />
Weg ist, um ernsthaft mit der Inspiration der Schrift<br />
umzugehen. Tim Kelly schreibt dazu Folgendes: „In<br />
der Auslegungspredigt kommt Gott zu Wort! Nur die<br />
Auslegungspredigt bleibt bei dem Vorhaben Gottes in<br />
dem Text. Gott allein weiß, was wir benötigen. Gott<br />
weiß, was für ihn wichtig ist. Wir wollen den Text unsere<br />
Botschaft für heute bestimmen lassen und nicht unsere<br />
Gefühle oder menschliche Weisheit. Denn bei der<br />
Auslegungspredigt werden Gottes Gedanken und seine<br />
Weisheit weitergegeben (Jesaia 55,8-11; 2. Petrus 3,15-<br />
1 Abendroth, 146-147<br />
2 Ibid., 149<br />
14
16).“ Die Prediger des Alten und des Neuen Testaments<br />
predigten auslegend, weil sie völlig überzeugt waren,<br />
dass Gottes Wort irrtumslos und im Ganzen völlig Sein<br />
Wort ist:<br />
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur<br />
Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur<br />
Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes<br />
ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“<br />
2. <strong>Timotheus</strong> 3,16-17<br />
Zuerst ist es „alle Schrift“, die von Gott eingegeben ist<br />
(das griechische Wort beschreibt ein „Einhauchen“).<br />
Dazu ist diese eingehauchte Offenbarung noch „nützlich“.<br />
Wozu ist Gottes Wort nützlich? Damit jeder Gläubige<br />
zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet ist! Jedes<br />
Werk. Völlig ausgerüstet. Wessen bedarf es mehr? Petrus<br />
beschreibt in seinem zweiten Brief die Sicherheit, Allgenügsamkeit<br />
und Fehlerlosigkeit dieser Offenbarung, indem<br />
er es mit seiner außergewöhnlichen Erfahrung auf<br />
dem Berg der Verklärung (Matthäus 17:1-6) vergleicht,<br />
um dann zu dem noch erstaunlicheren Schluss zu kommen:<br />
„Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen<br />
Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten<br />
als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis<br />
der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren<br />
Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine<br />
Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist.<br />
Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen<br />
Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben<br />
haben die heiligen Menschen Gottes geredet“<br />
2. Petrus 1,19-21<br />
Diese Einstellung beschreibt die Prediger im Neuen Testament.<br />
Sie waren unumstößlich davon überzeugt, dass<br />
Gottes Worte tatsächlich Seine eigenen Worte sind; dass<br />
diese ohne Fehler durch den Geist niedergeschrieben<br />
wurden und dass diese Worte fester stehen als selbst die<br />
außergewöhnlichsten Erfahrungen.<br />
Vorteile der Auslegungspredigt<br />
Eine auslegende Methodik bringt auch viele Vorteile mit<br />
sich:<br />
• Sie schützt den Prediger davor, seine eigenen Gedanken<br />
und Vorhaben in den Text zu importieren.<br />
• Sie ermöglicht es dem Zuhörer, die Botschaft an<br />
Hand des Textes zu prüfen.<br />
• Sie hat Autorität, da die Botschaft klar aus dem<br />
Text kommt.<br />
• Sie zwingt einen Prediger dazu, den ganzen Ratschluss<br />
Gottes zu predigen.<br />
• Sie motiviert den Leib Christi dazu, selbst die<br />
Schrift zu lesen und zu bewerten.<br />
Aufruf<br />
Was benötigen wir dann, um diese geistliche Hungersnot<br />
wieder abzuwenden? Was müssen wir tun, „damit<br />
der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten<br />
Werk völlig ausgerüstet“? Was bringt geistliche Reife<br />
und Wachstum im Glauben? Wie können wir als Prediger<br />
zusammen mit Paulus sagen: „Ich habe nichts verschwiegen,<br />
sondern habe euch den ganzen Ratschluss<br />
Gottes verkündigt“? (Apostelgeschichte 20,27). Der einzige<br />
Weg dahin ist durch eine sorgfältige, in Gebet getränkte,<br />
auslegende Herangehensweise, welche Kontext,<br />
Grammatik, historischen Hintergrund und ursprüngliche<br />
Bedeutung als führendes Geländer benutzt. Es ist<br />
eine <strong>Predigt</strong>, die darauf aus ist, Gottes Gedanken – und<br />
nicht unsere – zu Gehör zu bringen.<br />
„Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes<br />
und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote<br />
richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches<br />
willen. Verkündige das Wort!“<br />
2. <strong>Timotheus</strong> 4,2<br />
Aufgaben zum Bibelstudium<br />
• Schau dir noch einmal den Missionsbefehl in Matthäus<br />
28,19-20 an und schreibe alle Befehle auf.<br />
Was ist das Ziel der ganzen Befehle (und somit des<br />
großen Auftrags)?<br />
• Such dir in der Apostelgeschichte alle Worte, die<br />
mit Verkündigung zu tun haben, heraus und liste<br />
sie (inkl. Versreferenz und die involvierten Personen)<br />
in einer Tabelle auf.<br />
• Lies dir Jesaia 55,8-11 durch und achte besonders<br />
auf die Verse 8 und 11. Was sagen diese Verse über<br />
unsere Art der Verkündigung aus?<br />
• Lies dir Nehemiah 8 durch und achte darauf, was<br />
Esra und die Leviten alles erklären konnten. Welche<br />
3 Eigenschaften machten das Leben Esras aus<br />
(siehe Esra 7)?<br />
Bibliographie<br />
Abendroth, Mike. Jesus Christ: The Prince of Preachers. 1st ed. Leominster:<br />
Day One Publications, 2008.<br />
Azurdia, Art. “Spirit Revived Community,” 2014. http://trinityportland.com/resources/trinity-portland-sermons/?sermon_id=373<br />
Challis, Tim. “Expository Preaching”, 2004. http://www.challies.com/<br />
general-news/expository-preaching.<br />
Lawson, Steven J. Die Hungersnot - Ein Leidenschaftlicher Ruf Nach<br />
Auslegungspredigt. Dübendorf: Verl. Mitternachtsruf, 2007<br />
MacArthur, John. Biblisch Predigen: Eine praktische Anleitung zur<br />
Auslegungspredigt. Auflage: 1. Oerlinghausen: Betanien, 2008.<br />
“Preaching Jesus of Nazareth,” 2014. http://www.gty.org/resources/sermons/44-9/preaching-jesus-of-nazareth.<br />
Robinson, Haddon. Predige das Wort: Vom Bibeltext zur lebendigen<br />
<strong>Predigt</strong>. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2013.<br />
Thomas Hochstetter (*1977) ledig, arbeitet derzeit im<br />
Europäischen Bibel Trainings Centrum (EBTC) als Dozent<br />
(Hermeneutik, Homiletik) und Administrator.<br />
15
Warum ist<br />
geistliche<br />
Unterweisung<br />
wichtig?
Text: Waldemar Dirksen — Gemälde: Rembrandt van Rijn (1606-1669)<br />
Geistliche Unterweisung durch die Auslegung der Schrift ist der<br />
bewährte Weg, um geistliches Feuer in den Herzen der Gläubigen zu<br />
entfachen. Strebe danach, im Wort Gottes unterwiesen zu werden!
in der Lage, Jesu Worte in ihrer<br />
Bedeutung zu erfassen. Diese geistliche<br />
Verblendung ist nicht außergewöhnlich,<br />
sondern für den natürlichen<br />
Menschen normal. „Der<br />
natürliche Mensch aber nimmt<br />
nicht an, was vom Geist Gottes ist;<br />
denn es ist ihm eine Torheit, und<br />
er kann es nicht erkennen, weil es<br />
geistlich beurteilt werden muss“ (1.<br />
Korinther 2,14).<br />
Wir sollten uns heute nicht anmaßen,<br />
in einer geistlich besseren<br />
Verfassung zu sein als damals die<br />
Emmausjünger. Wir mögen die<br />
Bedeutung des Kreuzes verstehen,<br />
aber das heißt noch lange nicht,<br />
dass wir geistlich verständige Menschen<br />
sind und über einen gesunden<br />
Glauben verfügen. Man mag<br />
an dieser Stelle einwenden, dass die<br />
Begegnung Jesu mit den Emmausjüngern<br />
noch vor Pfingsten stattfand<br />
und daher die geistlich klare<br />
„Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser<br />
Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und<br />
als er uns die Schriften öffnete?“ Lukas 24,32<br />
Als zwei Jünger auf dem<br />
Weg nach Emmaus<br />
waren, nahte sich Jesus<br />
ihnen und kam mit<br />
ihnen ins Gespräch,<br />
ohne dass sie ihn erkannten. Beide<br />
Jünger waren tief betrübt. Ihre<br />
Hoffnung auf die Befreiung Israels<br />
von der Herrschaft der Römer hat<br />
sich in Luft aufgelöst. Jesus reagierte<br />
auf ihre Betrübnis nicht mit tröstenden<br />
Worten, sondern mit einer<br />
scharfen Zurechtweisung, indem<br />
er das Problem ihrer Betrübnis an<br />
der Wurzel packte: „O ihr Unverständigen,<br />
wie ist doch euer Herz<br />
träge, zu glauben an alles, was die<br />
Propheten geredet haben“ (Lukas<br />
24,25). Mangelndes geistliches<br />
Verständnis und schwacher Glaube<br />
im Herzen waren die Ursache<br />
ihrer Betrübnis. Die Kreuzigung<br />
Jesu war nur ein Anlass ihrer Trauer.<br />
In seiner aufrüttelnden Ermahnung<br />
verknüpft Jesus scheinbare<br />
Gegensätze: Verstand und Glaube.<br />
Rechtes Verständnis und gesunder<br />
Glaube gehören zusammen.<br />
Schriftgemäßer Glaube schaltet das<br />
Denken nicht aus. Im Gegenteil:<br />
Gesunder Glaube erfordert geistlich<br />
klares Denken.<br />
Im Alten Testament wird mehrfach<br />
prophezeit, dass der Messias<br />
leiden, sterben und auferstehen<br />
wird. Außerdem hat Jesus dies<br />
mehrfach angekündigt. Lukas berichtet<br />
in seinem Evangelium, wie<br />
Jesus dreimal den Jüngern sein Leiden<br />
ankündigte. Zudem beschreibt<br />
Lukas die Wirkung dieser Ankündigungen<br />
auf die Jünger: „Und sie<br />
verstanden nichts davon, und dieses<br />
Wort war ihnen zu geheimnisvoll,<br />
und sie begriffen das Gesagte<br />
nicht“ (Lukas 18,34). Also nicht<br />
nur die Emmausjünger, sondern<br />
auch die zwölf Jünger waren geistlich<br />
unverständig. Sie waren nicht<br />
Sicht fehlte. Aber nach Pfingsten<br />
schreibt zum Beispiel Paulus an die<br />
Gläubigen in Galatien: „O ihr unverständigen<br />
Galater, wer hat euch<br />
verzaubert, dass ihr der Wahrheit<br />
nicht gehorcht, euch, denen Jesus<br />
Christus als unter euch gekreuzigt<br />
vor die Augen gemalt worden ist? ...<br />
Seid ihr so unverständig? Im Geist<br />
habt ihr angefangen und wollt es<br />
nun im Fleisch vollenden?“ (Galater<br />
3,1 und 3). Christen können<br />
nach Pfingsten wie die Emmausjünger<br />
geistlich verblendet sein.<br />
Aus diesem Grund sollten wir uns<br />
hüten, zu meinen, dass unser geistlicher<br />
Zustand besser ist als der der<br />
Emmausjünger nach der Auferstehung<br />
Jesu. Unsere Sorgen und Betrübnisse<br />
sind doch meist auf eine<br />
geistlich verschwommene Sicht<br />
zurückzuführen. Unsere geistlichen<br />
Niederlagen zeugen doch von einem<br />
erbärmlichen Glauben. Und<br />
die verderblichen Vorgänge in un-<br />
serem Inneren zeigen, wie sehr uns<br />
an Gottesfurcht mangelt. James I.<br />
Packer schreibt dazu: „Wir müssen<br />
lernen, uns selbst recht zu beurteilen,<br />
nicht im Blick auf unser Wissen<br />
über Gott, nicht in Bezug auf<br />
unsere Gaben und unsere Stellung<br />
in der Gemeinde, sondern im Blick<br />
auf unser Gebetsleben und auf das,<br />
was in unserem Herzen vorgeht.<br />
Ich fürchte, dass viele von uns keine<br />
Vorstellung davon haben, auf<br />
welch niedrigem Niveau wir hier<br />
leben. Lasst uns den Herrn bitten,<br />
uns hierfür die Augen zu öffnen.“1<br />
Hiob erkannte am Ende seiner<br />
Leidenszeit, wie unzureichend<br />
er Gott kannte, obwohl er vor<br />
seinem schweren Leiden als ein<br />
untadeliger und rechtschaffener<br />
„Mann, der Gott fürchtet und das<br />
Böse meidet“, galt (Hiob 1,8). Er<br />
beugte sich ehrfürchtig vor Gott<br />
mit folgenden Worten: „Von Hörensagen<br />
hatte ich von dir gehört,<br />
aber nun hat mein Auge dich gesehen“<br />
(Hiob 42,5). Es ist wunderbare<br />
Gnade, wenn sündige Menschen<br />
einen tiefen Einblick in die<br />
Weisheit, Macht und Souveränität<br />
Gottes erhalten. Ich vermute, dass<br />
die meisten von uns Gott nur von<br />
Hörensagen kennen. Sollen wir uns<br />
damit abfinden? Nein! Lasst uns<br />
mit Eifer und Ernst nach wahrer<br />
Gotteserkenntnis streben.<br />
Der Ausweg aus der<br />
geistlichen Not<br />
Die Emmausjünger befanden sich<br />
offenkundig in einer geistlichen<br />
Not. Jesus hat ihre geistliche Not<br />
nicht nur diagnostiziert, sondern<br />
auch mit einer ausführlichen Unterweisung<br />
darauf reagiert: „Musste<br />
nicht der Christus dies erleiden<br />
1 Packer, James I., Gott erkennen,<br />
Heroldverlag, 2014, S. 36<br />
18
Rembrandts Bildnis des<br />
Mennonitenpredigers<br />
Cornelis Claesz Anslo<br />
und seiner Frau.<br />
und in seine Herrlichkeit eingehen?<br />
Und er begann bei Mose und<br />
bei allen Propheten und legte ihnen<br />
in allen Schriften aus, was sich<br />
auf ihn bezieht“ (Lukas 24,26-27).<br />
Ausgehend von den Schriften hat<br />
er dargelegt, dass das, was in den<br />
letzten Tagen geschah, von Gott<br />
gewollt war.<br />
Es war nicht das erste Mal, dass<br />
Jesus auf die geistliche Not von<br />
Menschen mit geistlicher Unterweisung<br />
reagierte. Vor der „Speisung<br />
der Fünftausend“ war Jesus<br />
wegen der geistlichen Not des Volkes<br />
bekümmert: „Und Jesus stieg<br />
aus und sah die große Menge; und<br />
sie jammerten ihn, denn sie waren<br />
wie Schafe, die keinen Hirten haben.<br />
Und er fing eine lange <strong>Predigt</strong><br />
an“ (Markus 6,34). Er sorgte für<br />
das geistliche Wohl einer großen<br />
Volksmenge durch geistliche Unterweisung.<br />
Die Emmausjünger beschreiben<br />
mit eigenen Worten die Wirkung<br />
der Unterweisung auf ihre<br />
Herzen: „Brannte nicht unser Herz<br />
in uns, als er mit uns redete auf dem<br />
Weg, und als er uns die Schriften<br />
öffnete?“ (Lukas 24,32). Jesus hat<br />
durch die Auslegung der Schriften<br />
ein Feuer in ihren Herzen angezündet.<br />
Geistliche Empfindungen<br />
entstehen durch Erleuchtung des<br />
Verstandes. Wir müssen nicht neue<br />
Methoden zur Anregung von geistlichen<br />
Emotionen erfinden. Geistliche<br />
Unterweisung in Form der<br />
Schriftauslegung ist der bewährte<br />
Weg, um beim Volk Gottes geistliches<br />
Feuer zu entfachen. Heilige<br />
Empfindungen in der Gemeinde<br />
Gottes können nicht per Knopfdruck<br />
hervorgerufen werden und<br />
sollen auch nicht künstlich erzeugt<br />
werden. Geistlich wirksame Unterweisung<br />
führt Gläubige zum Frieden<br />
und zur Freude in Gott.<br />
Nachdem die Israeliten aus ihrer<br />
Gefangenschaft heimgekehrt<br />
waren, haben die Leviten das Volk<br />
ebenfalls unterwiesen und zwar im<br />
Gesetz, indem „sie [...] das Buch<br />
des Gesetzes Gottes klar und verständlich<br />
aus[-legten], so daß man<br />
verstand, was gelesen worden war“<br />
(Nehemia 8,8). Wie reagierte das<br />
Volk auf die Auslegung des Gesetzes?<br />
Es heißt im nachfolgenden<br />
Vers: „alles Volk weinte, als sie die<br />
Worte des Gesetzes hörte“ (Vers 9).<br />
Geistliche Betrübnis war die Wirkung<br />
der Unterweisung. Während<br />
dieser heilsamen Betrübnis ermunterte<br />
Nehemia das Volk mit den bekannten<br />
Worten: „Und seid nicht<br />
bekümmert; denn die Freude am<br />
Herrn ist eure Stärke“ (Vers 10).<br />
Im Anschluss feierte das Volk ein<br />
Freudenfest (Vers 11). Die Schriftauslegung<br />
darf nicht unterschätzt<br />
werden. Sie war in der Vergangenheit<br />
ein Mittel, um Menschen auf<br />
den rechten Weg zu führen. Heute<br />
soll sie denselben Stellenwert haben.<br />
Die klare Schriftauslegung ist<br />
von Gott gewollt. Die Urgemeinde<br />
blieb beispielsweise beständig in<br />
der Lehre der Apostel (Apostelgeschichte<br />
2,42).<br />
Ausgehend von der Erfahrung<br />
der Emmausjünger können wir<br />
festhalten: Der Ausweg aus einer<br />
geistlichen Notlage ist geistliche<br />
Unterweisung. Wenn geistlich<br />
wirksame Unterweisung unterbleibt,<br />
verkümmert das Volk Gottes.<br />
Schon im Alten Testament<br />
heißt es: „Mein Volk geht zugrunde<br />
aus Mangel an Erkenntnis“ (Hosea<br />
4,6). Jemand sagte auch: Eine Gemeinde<br />
steht und fällt mit der <strong>Predigt</strong>.<br />
Die geistliche Not in unseren<br />
Gemeinden ist groß. Gläubige sind<br />
oft geistlich unterernährt. Die Auslegung<br />
der Schrift, wie Jesus und<br />
die Leviten es taten, ist der Weg aus<br />
dieser Notlage.<br />
Lieber Leser, bleib niemals<br />
in deiner geistlichen Not einfach<br />
stecken! Lass dich geistlich unterweisen<br />
im Wort Gottes! Höre aufmerksam<br />
zu, wenn Gottes Wort<br />
ausgelegt wird! Lies selbst regelmäßig<br />
Gottes Wort! Denk darüber<br />
nach! Wende es auf dein Leben an!<br />
Sei nicht gleichgültig, wenn mangelndes<br />
geistliches Verständnis und<br />
schwacher Glaube dein geistliches<br />
Leben kennzeichnen. Geistliche<br />
Unterweisungen vermitteln uns ein<br />
geistliches Verständnis und stärken<br />
unseren Glauben.<br />
Fragen<br />
• Nenne weitere Beispiele aus<br />
der Bibel, die die Wirkung der<br />
Schriftauslegung veranschaulichen.<br />
• Welche Rolle spielt der Heilige<br />
Geist für das Verständnis der<br />
Heiligen Schrift?<br />
• Was unternimmst du, wenn du<br />
wie die Emmausjünger in einer<br />
geistlichen Not steckst?<br />
Waldemar Dirksen (*1982) ist Lehrer<br />
an einem Berufskolleg in Bonn. Als Mitgründer,<br />
Mitherausgeber und Redakteur<br />
gehört er zu den regelmäßigen Autoren<br />
von <strong>Timotheus</strong>.<br />
19
Die berühmteste<br />
<strong>Predigt</strong> aller Zeiten!<br />
Text: Ludwig Rühle — Gemälde: Carl Bloch (1834-1890)<br />
Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort Gottes. Wir können<br />
darum davon ausgehen, dass Jesus nicht nur sehr wortgewandt,<br />
sondern dass er der größte Prediger aller Zeiten war. In diesem<br />
Artikel wollen wir uns die berühmteste <strong>Predigt</strong> des größten Predigers<br />
aller Zeiten ansehen, die Bergpredigt.
Die Menschen hörten Jesus gerne, so berichtet<br />
uns die Bibel, weil er mit Vollmacht, das<br />
heißt mit sehr großer Autorität zu ihnen<br />
sprach. Nicht so, wie sie es von den Schriftgelehrten<br />
gewöhnt waren. Jesus war ganz<br />
anders (Matthäus 7,29). Viele denken vielleicht, dass<br />
so gewaltige Massen zu Jesus strömten, weil er Wunder<br />
tat und Kranke heilte. Ja, deshalb kamen sie auch. Aber<br />
der erste Antrieb war, dass sie Jesus hören wollten (Lukas<br />
6,17). Die Bergpredigt, die tausende von Menschen<br />
hörten, wird uns von Matthäus und Lukas überliefert.<br />
Aufgrund der Unterschiede zwischen den beiden Evangelien<br />
kann man darauf schließen, dass Jesus entweder<br />
diese <strong>Predigt</strong> in ähnlicher Weise mehrfach gehalten hat<br />
oder dass die beiden Evangelisten verschiedene Schwerpunkte<br />
beim Aufschreiben gesetzt hatten. Diesem Artikel<br />
liegt die Bergpredigt im Lukasevangelium zugrunde.<br />
Den Menschen damals oder uns heute verkündet Jesus<br />
durch seine <strong>Predigt</strong> sehr deutlich, dass in seiner Nachfolge<br />
oberflächliche Begeisterung nicht ausreicht. Hier<br />
geht es um mehr. In der Nachfolge geht es um alles! Um<br />
dein ganzes Leben. Um deine innerste Gesinnung, deine<br />
Entschiedenheit, deine Liebe, deine Taten. Es geht nicht<br />
nur um deine Beziehung zu Gott, sondern auch zum<br />
Nächsten. Es geht nicht nur darum, Jesu Worte zu kennen,<br />
sondern auch zu tun.<br />
Und noch etwas macht Jesus in jedem Teil der Bergpredigt<br />
deutlich: das Leben in der Nachfolge basiert auf<br />
ganz anderen Grundsätzen als das Leben in der Welt.<br />
Jesus hat dies seinen Gegnern schon vorher anhand des<br />
Gleichnisses von neuen Flicken und neuem Wein erklärt<br />
(Lukas 5,33.39). Er ist nicht gekommen, um das bestehende<br />
Glaubens- und Wertesystem der Pharisäer und<br />
Schriftgelehrten zu flicken und zu verbessern, sondern<br />
um etwas ganz Neues zu bringen. Mit ihm kommt das<br />
Reich Gottes: wahre Befreiung von Sünden und Gemeinschaft<br />
mit dem dreieinigen Gott. In diesem Licht<br />
müssen wir die Seligpreisungen und Wehrufe lesen.<br />
Bergpredigt erster Teil Lukas 6,20-<br />
26 - Deine Beziehung zu Gott<br />
Jesus spricht im ersten Teil der Bergpredigt, in den Seligpreisungen<br />
und Wehrufen, von Reichen und Armen.<br />
Doch es geht ihm nicht nur um materiellen Reichtum,<br />
nicht nur um das Leben in dieser Welt, sondern um die<br />
ewige Seligkeit und Verdammnis. Glückselig zu sein bedeutet,<br />
von Gott gesegnet und gerettet zu sein. Unter<br />
dem Wehruf zu stehen bedeutet, unter Gottes Zorn zu<br />
sein.<br />
Zu Jesu Zeit ging man davon aus, dass reiche Menschen<br />
besonders von Gott gesegnet sind und deshalb<br />
auch unter seiner Gnade stehen. Es herrschte das Reichtumsideal.<br />
Heute ist eher das Armutsideal verbreitet.<br />
Jesus schlägt sich mit seinen Seligpreisungen nicht auf<br />
die eine oder andere Seite. Er will vielmehr deutlich machen,<br />
dass es eben nicht um arm oder reich geht, nicht<br />
um deine Stellung in der Gesellschaft, sondern um deine<br />
Stellung zu Christus. Das war damals und ist auch heute<br />
radikal. Es kommt nicht auf deine äußeren Umstände,<br />
sondern auf dein Herz an. Armut und Reichtum haben<br />
deshalb hier auch eine tiefere geistliche Bedeutung. Arm<br />
und Reich sind mit einer bestimmten inneren Einstellung<br />
zu Gott verbunden. Es geht um die Armut vor<br />
Gott. Das heißt, gerade nicht auf sich, seine Stellung<br />
und sein Geld zu vertrauen, sondern seine Abhängigkeit<br />
von Gott zu erkennen und alles von ihm zu erwarten.<br />
Im Zentrum der Seligpreisungen und Wehrufe wird<br />
diese tiefere Bedeutung am deutlichsten. Hier wird die<br />
neue Grundlage deiner Beziehung zu Gott und des Segens<br />
in Deinem Leben verkündet:<br />
„Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen,<br />
und wenn sie euch ausschließen und schmähen<br />
und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um<br />
des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag<br />
und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.<br />
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht“<br />
(Lukas 6,22-23).<br />
Diese Verse sind das Zentrum unseres Abschnittes.<br />
Alle anderen Aussagen führen darauf hin. Das heißt,<br />
21
dass wir alle bisherigen mit dieser Aussage verbinden<br />
müssen: Auch wenn du arm bist, wenn du jetzt hungern<br />
musst, wenn du weinst, ja wenn du gehasst wirst – bist<br />
du glückselig, wenn es um des Menschensohnes, um<br />
Christi willen geschieht!<br />
Es kommt nicht auf deine Armut oder deinen Reichtum<br />
noch auf sonstige Äußerlichkeiten an, sondern auf<br />
Christus !<br />
Durch diese Verse wird auch offensichtlich, dass<br />
Christen mit Widerstand rechnen müssen, und der<br />
Grund dafür ist ganz einfach. Sie wollen nicht mehr<br />
nach den Grundsätzen dieser Welt, sondern nach denen<br />
des Reiches Gottes leben. Doch trotz allem Leid, Verfolgung<br />
und Verführung, die Christen deswegen erfahren,<br />
dürfen, ja sollen sie sich mit aller Kraft freuen. Sie sollen<br />
sogar vor Freude in die Luft springen (Lukas 6,23), denn<br />
sie gehören zu Christus und werden von ihm reichen<br />
Lohn empfangen.<br />
Und das ist nicht nur eine dieser Vertröstungen auf<br />
das Jenseits. Jesus sagt: „glückselig seid ihr!“ Christen<br />
dürfen den Segen und den Lohn Gottes schon in dieser<br />
Welt schmecken. Damit meine ich, dass wir schon hier<br />
Gemeinschaft in der Familie Gottes, Sündenvergebung<br />
und Befreiung erfahren. Wir sind befreit dazu, Jesus zu<br />
folgen und den Nächsten, ja sogar unsere Feinde zu lieben.<br />
Wir müssen nicht mehr nach den Dingen streben,<br />
die in dieser Welt als Glück verkauft werden wie Schönheit,<br />
Reichtum und Selbstverwirklichung, sondern dürfen<br />
darauf vertrauen, dass Gott uns annimmt, versorgt<br />
und glückselig macht, wie auch immer unsere äußeren<br />
Umstände aussehen. Diese neue Einstellung zu Gott<br />
führt deshalb zu einer neuen Einstellung zum Nächsten.<br />
Bergpredigt zweiter Teil Lukas 6,27-<br />
42 – Deine Beziehung zum Nächsten<br />
Jesus will uns im zweiten Teil der Bergpredigt kein moralisches<br />
Regelwerk zum Leben geben, sondern wiederum<br />
deutlich machen, dass wir als seine Nachfolger nach<br />
neuen Grundsätzen leben müssen. Der Maßstab für unser<br />
Handeln ist die Barmherzigkeit Gottes, die Er uns<br />
in Christus gezeigt hat. Christus hat uns nicht nur in<br />
Worten geliebt, sondern in Taten. Er ist Mensch geworden<br />
und für unsere Schuld ans Kreuz gegangen. Er hat<br />
dieses Erlösungswerk für uns getan, ohne Bedingungen<br />
zu stellen. Er ist für uns gestorben, als wir noch seine<br />
Feinde waren. Diese Liebe soll auch unsere Einstellung<br />
zum Mitmenschen prägen. Jesus verlangt nicht in erster<br />
Linie, dass wir Liebesgefühle entwickeln, sondern dass<br />
wir etwas für unseren Nächsten tun sollen. Wir haben<br />
die Pflicht, Gutes zu tun, zu segnen, zu geben und zu<br />
vergeben. Und das selbstlos und bedingungslos, ohne<br />
darauf zu hoffen, etwas zurückzubekommen. Diese<br />
selbstlose Liebe kommt nicht aus uns selbst, sie muss<br />
uns von Gott geschenkt werden. Wir können allein aus<br />
Gottes Barmherzigkeit barmherzig sein: „Darum seid<br />
barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Das ist<br />
der zentrale Vers aus dem zweiten Teil der Bergpredigt.<br />
Wie schwer ist es, deinen Mitmenschen nicht zu<br />
verurteilen, sondern ihm aus Liebe zu vergeben (Lukas<br />
6,37-38)? Wie schwer ist es, mit dir selbst ins Gericht<br />
zu gehen, dem anderen aber barmherzig zu begegnen<br />
(Lukas 6,41-42)? Wie schwer ist es, dem etwas Gutes zu<br />
sagen, der schlecht über dich spricht (Lukas 6,28)? Wir<br />
müssten an diesen Geboten verzweifeln, wenn die Bergpredigt<br />
nicht mit den Seligpreisungen beginnen würde.<br />
Jesus macht uns armen und elenden Menschen deutlich,<br />
dass Gott uns zuerst beschenken will, dass er barmherzig<br />
zu uns ist. Aus dieser Barmherzigkeit müssen wir leben.<br />
Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das, dass wir aus<br />
der Liebe Jesu leben müssen, aus dem, was er für uns getan<br />
hat. Wir können vergeben, weil uns vergeben wurde,<br />
schenken, weil wir beschenkt wurden und Menschen zu<br />
Christus führen, weil wir ihn erkennen durften (Lukas<br />
6,37-39).<br />
Doch dieser Umstand befreit uns nicht von unserer<br />
Verantwortung. Im Gegenteil! Weil Christus uns reich<br />
beschenkt, haben wir umso größere Verantwortung, ihm<br />
zu folgen. Weil wir das Evangelium der Liebe, Barmherzigkeit<br />
und Vergebung kennen, haben wir umso größere<br />
Verantwortung, dieses Evangelium auszuleben. Und<br />
darum beendet Jesus seine Bergpredigt mit einem sehr<br />
ernsten Wort: „Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr«<br />
und tut nicht, was ich sage?“ (Lukas 6,46).<br />
Bergpredigt dritter Teil Lukas<br />
6,43-49 – Deine Beziehung zu Gott<br />
bestimmt deine Beziehung zum<br />
Nächsten<br />
Im dritten Teil der Bergpredigt verbindet Jesus die ersten<br />
beiden Teile und schlussfolgert: Deine Beziehung zu<br />
Gott muss deine Beziehung zum Nächsten bestimmen.<br />
Mit anderen Worten: deine innere Haltung zu Gott bestimmt<br />
dein äußeres Handeln. Wenn Christus wirklich<br />
dein Herr ist, dann muss sich das in deinem Leben zeigen!<br />
Jesus vergleicht uns mit Bäumen und unsere Taten<br />
mit den Früchten der Bäume. So wie die Frucht Aufschluss<br />
über die Art und Qualität des Baumes gibt, so<br />
geben unsere Taten Aufschluss darüber, wie unser Inneres,<br />
unser Herz beschaffen ist: „Der gute Mensch bringt<br />
aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor,<br />
und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines<br />
Herzens das Böse hervor“ (Lukas 6,45). Deine innere<br />
Haltung bestimmt deine äußere Handlung. Vielleicht<br />
kannst du eine ganze Weile den Schein wahren, doch<br />
wenn du unter Druck gerätst, dann wird genau das herauskommen,<br />
was in dir ist. Wie bei einer Orange, die<br />
zerdrückt wird. Ist sie voll süßen Saftes, fließt süßer Saft<br />
heraus. Ist sie voll sauren Saftes, fließt saurer Saft heraus.<br />
„Denn wovon sein Herz voll ist, davon redet der Mund“<br />
(Lukas 6,45). Womit ist dein Herz gefüllt? Was kann<br />
aus deinem Herzen überlaufen? Ist es Christus und sein<br />
Wort?<br />
Im abschließenden Gleichnis vom klugen und törichten<br />
Baumeister fordert uns Jesus eindringlich dazu<br />
auf, seine Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu<br />
tun. Doch das müssen wir beachten: Es geht ihm auch<br />
hier in erster Linie nicht um dein Handeln, sondern um<br />
dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz,<br />
sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das<br />
wird durch Jesu Worte offensichtlich, dein Handeln<br />
zeigt, womit dein Herz gefüllt ist.<br />
22
Unsere Taten sind folglich kein Gegenpol zur Gnade,<br />
auch kein Zusatzprogramm, um wirklich gerettet zu<br />
werden. Die Taten sind das Prüfsiegel unserer Herzenshaltung,<br />
unseres Glaubens.<br />
Wer Jesus wirklich von Herzen folgt, wessen Herz<br />
mit seinen Worten und seinem Geist erfüllt ist, der wird<br />
nicht mehr nach den Maßstäben dieser Welt leben, sondern<br />
wird die Maßstäbe der Bibel zu seinem Ziel setzen.<br />
Er wird alles daransetzen, um Jesu Worte umzusetzen!<br />
Und wer nur hört und nicht tut, was Jesus sagt,<br />
dessen Glaube wird auf Dauer und vor allem unter den<br />
Stürmen des Lebens keinen Bestand haben, weil es kein<br />
wahrer Glaube, keine wahre Herzensüberzeugung ist.<br />
Es geht hier nicht darum, dass du perfekt sein musst.<br />
Keiner ist perfekt, keiner lebt, ohne zu sündigen (1. Johannes<br />
1,8). Es geht hier nicht um Gesetzlichkeit oder<br />
Heiligungsstress! Es geht darum, ob du wirklich von<br />
Herzen Jesus folgst. Wenn es so ist, muss es immer mehr<br />
von außen erkennbar werden. Auch als Christ wirst du<br />
immer wieder sündigen. Aber Christus vergibt dir deine<br />
Sünden und hilft dir immer wieder auf den rechten<br />
Weg.<br />
Jesus beendet seine <strong>Predigt</strong> mit dem Gleichnis vom<br />
klugen und törichten Baumeister. Die Botschaft ist<br />
eindeutig: Wir dürfen seine Lehre nicht auf die leichte<br />
Schulter nehmen. Das hätte katastrophale Folgen. Im<br />
Glauben geht es nicht nur darum, Jesus super zu finden,<br />
es geht darum, ihm mit seinem ganzen Leben zu folgen.<br />
Von dieser gewaltigen <strong>Predigt</strong> können wir nicht nur<br />
lernen, wie wir Jesus nachfolgen, sondern auch, wie wir<br />
selbst das Wort Gottes weitergeben und verkündigen<br />
sollen:<br />
• Richtige Verantwortung: Wer Jesu Worte kennt,<br />
trägt nun die Verantwortung, sie zu tun! Hörer des<br />
Evangeliums können nicht neutral gegenüber Jesus<br />
bleiben.<br />
In der berühmtesten <strong>Predigt</strong> aller Zeiten, der Bergpredigt<br />
Jesu, liegt für Christen ein zweifacher Auftrag. Sie<br />
sollen selber die Botschaft Jesu ausleben, und sie sollen<br />
sie durch ihr Zeugnis in Tat und Wort weitergeben.<br />
Aufgaben zum Bibelstudium<br />
• In der Bergpredigt geht es offensichtlich um mehr<br />
als um Lebensregeln zu Sitte und Moral. Was<br />
bedeutet es, Jesus als Herrn zu haben in deiner Beziehung<br />
zu Gott und zum Nächsten? (1. Johannes<br />
2,1-17).<br />
• Die Grundlage der Bergpredigt bilden Jesus und<br />
sein Heilswerk. Wie sieht die konkrete Verbindung<br />
zu seinem Tod und seiner Auferstehung aus? (Lukas<br />
9,20-27).<br />
• Lies zum Vergleich andere <strong>Predigt</strong>en von Jesus und<br />
prüfe, ob und wie auch dort Jesus selbst das Zentrum<br />
der Botschaft bildet! (Lukas 12,1-59; 14,25-<br />
34; 21,8-36; 24,25-27).<br />
• Richtige Reihenfolge: Erst die Beziehung zu Gott,<br />
dann zum Nächsten! In der Nachfolge Jesu und im<br />
Reich Gottes kommt es zu allererst auf die Beziehung<br />
und Einstellung zu Gott an. Worauf vertraut<br />
man, worauf baut man? Auf menschliche Kraft,<br />
Weisheit, Reichtum und Ansehen oder auf Jesus<br />
und das, was er für uns getan hat? Wer seine Armut<br />
vor Gott erkennt und von ihm gesegnet wird, der<br />
ist in der Lage, diesen Segen seinem Mitmenschen<br />
weiterzugeben.<br />
• Richtiges Zentrum: Es geht immer um Jesus! Wer<br />
um Jesu Namen willen leidet, empfängt reichen<br />
Lohn. Wer seine Liebe erfahren hat, kann seinen<br />
Nächsten, ja sogar seinen Feind lieben. Wessen<br />
Herz mit ihm und seinen Worten gefüllt ist, kann<br />
diese Worte auch tun. Die Bergpredigt ist nicht<br />
nur eine berühmte <strong>Predigt</strong> von, sondern auch über<br />
Jesus. Kein einziges Wort dieser <strong>Predigt</strong> ist ohne das<br />
Evangelium zu denken. Christus bildet die Grundlage<br />
und den Inhalt unseres Glaubens. Deshalb dürfen<br />
wir die Bergpredigt oder jede andere Stelle der<br />
Bibel und das Werk Jesus am Kreuz nicht getrennt<br />
voneinander betrachten.<br />
• Richtiges Ziel: Es geht um das Herz! Bei Gott kommt<br />
es nicht auf den sozialen Stand, Reichtum oder<br />
Ansehen an. Ja, es kommt nicht mal auf die Taten<br />
eines Menschen an. Es geht um sein Herz.<br />
Ludwig Rühle (*1979) ist Pastor der BEG Osnabrück<br />
(www.beg-os.de). Er studierte an der ART in Hannover. Mit seiner<br />
Frau Katharina hat er zwei und während Du diese Ausgabe liest<br />
wahrscheinlich schon drei Kinder. Regelmäßiger Blogger für<br />
www.josiablog.de.<br />
23
SCHRIFTGELEHRT<br />
Die Rubrik zum<br />
Alten Testament.<br />
<strong>Predigt</strong> im<br />
Alten Testament<br />
Text: Andreas Münch — Foto: Joe Alblas<br />
Weltweit wird jeden Sonntag Gottes Wort gepredigt. Je nach Kultur<br />
sind Länge, Aufbau und Beispiele einer <strong>Predigt</strong> ganz unterschiedlich.<br />
Doch die fundamentalen Prinzipien biblischer Verkündigung entspringen<br />
direkt dem Alten Testament. In diesem Artikel möchte ich<br />
dir gerne die „Geschichte der <strong>Predigt</strong>“ anhand des ersten Teiles der<br />
Bibel aufzeigen.
FOTO: THE BIBLE SERIES © 2014 LIGHTWORKERS MEDIA. ALL RIGHTS RESERVED.<br />
Der <strong>Predigt</strong>dienst der Priester<br />
Gott überließ die <strong>Predigt</strong> Seines Wortes<br />
nie dem Zufall. Durch Mose, den ersten<br />
großen Prediger (das ganze 5. Buch<br />
Mose könnte man als eine große <strong>Predigt</strong><br />
betrachten), gab Gott Israel Sein autoritatives<br />
Wort. Da Mose, der geistliche Führer Israels, kurz<br />
vor seinem Tod stand, wurde die Verantwortung der<br />
Lehre und <strong>Predigt</strong> in die Hände der Priester gegeben.<br />
So lesen wir in 5. Mose 31,9: „Und Mose schrieb dieses<br />
Gesetz auf und gab es den Priestern, den Söhnen Levi,<br />
die die Lade des Bundes des HERRN trugen, und allen<br />
Ältesten von Israel“.<br />
Die Aufgabe der <strong>Predigt</strong> für die Zukunft im verheißenen<br />
Land war also die Verantwortung des Stammes<br />
Levi und insbesondere die der Priester, die aus der Familie<br />
von Aaron hervorgingen.<br />
Dreimal im Jahr sollte jeder männliche Israelit vor<br />
dem Angesicht des HERRN erscheinen (vgl. 2. Mose<br />
23,17; 34,23 und 5. Mose 16,16), das heißt, er sollte<br />
bewusst zur Stiftshütte und später zum Tempel pilgern,<br />
um sich an die Weisungen Gottes zu erinnern. Alle sieben<br />
Jahre sollte dann das ganze Volk ohne Ausnahme<br />
vor Seinem Gott erscheinen: „Und Mose befahl ihnen<br />
[den Priestern] und sagte: Am Ende von sieben Jahren,<br />
zur Zeit des Erlassjahres, am Fest der Laubhütten,<br />
wenn ganz Israel kommt, um vor dem HERRN, deinem<br />
Gott, an der Stätte zu erscheinen, die er erwählen wird,<br />
sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel ausrufen lassen,<br />
vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und<br />
die Frauen und die Kinder und deinen Fremden, der<br />
in deinen Toren wohnt, damit sie hören und damit sie<br />
lernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und darauf<br />
achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun! Und ihre<br />
Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie<br />
den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die<br />
ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht,<br />
um es in Besitz zu nehmen“ (5. Mose 32,10-13).<br />
Hier finden wir bereits wichtige Prinzipien biblischer<br />
Verkündigung: 1) Die Grundlage der <strong>Predigt</strong> ist<br />
das ganze Wort Gottes 2) Gott beruft Menschen zum<br />
Predigen 3) Jeder aus Gottes Volk soll sich ohne Ausnahme<br />
unter die <strong>Predigt</strong> von Gottes Wort begeben 4) Das<br />
Ziel der Verkündigung ist ein Leben in der Furcht Gottes.<br />
Als der Apostel Paulus an <strong>Timotheus</strong> die bekannten<br />
Worte aus 2. <strong>Timotheus</strong> 3,16-17 schrieb: „Alle Schrift<br />
ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur<br />
25
Überführung, zur Zurechtweisung,<br />
zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,<br />
damit der Mensch Gottes<br />
richtig sei, für jedes gute Werk<br />
ausgerüstet“, dann hatte er dabei<br />
vor allem die Schriften des Alten<br />
Testamentes im Sinn, weil sie die<br />
Bibel der ersten Christen war, bis<br />
der Kanon – d.h. die autoritativen<br />
Schriften – des Neuen Testamentes<br />
fertiggestellt wurde.<br />
Leider ist das biblische Zeugnis<br />
über die rechtmäßige <strong>Predigt</strong> für<br />
die darauffolgenden Jahrhunderte<br />
recht finster. Obwohl die Priester<br />
Gottes Wort hatten und es ihre Verantwortung<br />
war, das Volk darin zu<br />
unterweisen, so scheinen sie – bis<br />
auf wenige Ausnahmen - ihrer Verantwortung<br />
nicht gerecht geworden<br />
zu sein. Denn Gott erweckte<br />
eine weitere Gruppe von Predigern,<br />
die dem Volk kompromisslos den<br />
Spiegel von Gottes Wort vor Augen<br />
hielt – die Propheten des Alten<br />
Testaments.<br />
Der <strong>Predigt</strong>dienst der<br />
Propheten<br />
Über die Jahrhunderte hinweg war<br />
Gott Seinem Volk gnädig, indem<br />
Er sie durch berufene Propheten<br />
an Seinen Bund erinnerte. Die<br />
Propheten mussten die Priester immer<br />
wieder daran erinnern, dass sie<br />
ihren Job als Lehrer und Prediger<br />
versäumt hatten. So lesen wir in 2.<br />
Chronik 15,3: „Und Israel war lange<br />
Zeit ohne den wahren Gott und<br />
ohne belehrende Priester und ohne<br />
Gesetz“.<br />
Einer von Israels größten Propheten,<br />
Jeremia, schrieb ganz zu<br />
Anfang seines Buches: „Die Priester<br />
sagten nicht: Wo ist der HERR?<br />
Und die das Gesetz handhabten,<br />
kannten mich nicht; und die Hirten<br />
haben mit mir gebrochen“ (Jeremia<br />
2,8a).<br />
Auch der Prophet Hosea predigte<br />
gegen die Priester und bringt<br />
dabei das Hauptresultat ihres Versäumnisses<br />
auf den Punkt: „Mein<br />
Volk kommt um aus Mangel an<br />
Erkenntnis. Weil du die Erkenntnis<br />
verworfen hast, so verwerfe ich<br />
dich, dass du nicht mehr als Priester<br />
dienst. Du hast das Gesetz deines<br />
Gottes vergessen, so vergesse auch<br />
ich deine Kinder“ (Hosea 4,6). Die<br />
Priester hatten die wundervolle<br />
Aufgabe erhalten, Gottes Volk über<br />
Sein Wesen und Seine Ordnungen<br />
zu unterrichten. Doch sie taten es<br />
nicht und damit brachten sie eine<br />
geistliche Hungersnot über Israel.<br />
Leider war das Volk durch<br />
jahrhundertelangen Götzendienst<br />
zum Großteil soweit abgestumpft,<br />
dass sie nicht mehr für die <strong>Predigt</strong><br />
der Propheten empfänglich waren.<br />
So ermahnte Gott durch den<br />
Propheten Sacharja: „Seid nicht<br />
wie eure Väter, denen die früheren<br />
Propheten predigten und sprachen:<br />
„So spricht der HERR Zebaoth:<br />
Kehrt um von euren bösen Wegen<br />
und von eurem bösen Tun!“, aber<br />
sie gehorchten nicht und achteten<br />
nicht auf mich, spricht der HERR“<br />
(Sacharja 1,4 Luther 1984).<br />
Es mangelte dem Volk also<br />
nicht an berufenen Predigern, doch<br />
im Großen und Ganzen stieß ihre<br />
<strong>Predigt</strong> auf taube Ohren. Interessant<br />
dabei ist, dass Gott bereits im<br />
Alten Testament seine Propheten<br />
als Prediger zu anderen Völkern<br />
schickte, die keine Israeliten waren.<br />
Das bekannteste Beispiel dürfte der<br />
Prophet Jona sein.<br />
Anfangs hatte dieser wenig Lust<br />
an seinem Auftrag, doch Gott ließ<br />
nicht locker. Schließlich fand sich<br />
Jona in einer der größten Metropolen<br />
des alten Vorderen Orients –<br />
Ninive – wieder und predigte dort<br />
die Worte Gottes. Die Bewohner<br />
von Ninive taten daraufhin Buße<br />
(vgl. Jona 3). Jesus verweist auf diese<br />
Generation und stellt ihre Reaktion<br />
der Seiner Zuhörer gegenüber:<br />
„Männer von Ninive werden<br />
aufstehen im Gericht mit diesem<br />
Geschlecht und werden es verdammen,<br />
denn sie taten Buße auf die<br />
<strong>Predigt</strong> des Jona; und siehe, mehr<br />
als Jona ist hier“ (Matthäus 12,41).<br />
Auch hier gibt es wieder einige<br />
Prinzipien für uns zu entdecken:<br />
1). Wenn Gottes Volk - sei es Israel<br />
zur Zeit des Alten Testaments oder<br />
die neutestamentliche Gemeinde<br />
– nicht Gottes Wort gepredigt<br />
bekommt, dann wird es geistlich<br />
zugrunde gehen 2). Auch wenn<br />
viele Prediger ihrer Verantwortung<br />
nicht nachkommen, so wird Gott<br />
doch immer dafür sorgen, dass<br />
es eine kleine Minderheit unter<br />
Seinen Leuten gibt, die den Mut<br />
aufbringt, den ganzen Ratschluss<br />
Gottes zu verkündigen 3). Gottes<br />
Wort muss den Menschen gepredigt<br />
werden, damit sie gerettet werden<br />
können. Jedoch gab es einige<br />
erwähnenswerte Erweckungsbewegungen<br />
unter dem Volk.<br />
Zeiten der Erweckung<br />
So lesen wir von dem gottesfürchtigen<br />
König Joschafat, dass er die<br />
geistliche Obrigkeit des Volkes<br />
zum Predigen im Südreich Juda<br />
losschickte: „Und sie lehrten in<br />
Juda, und sie hatten das Buch des<br />
Gesetzes des HERRN bei sich und<br />
zogen in allen Städten Judas umher<br />
und lehrten das Volk“ (2. Chronik<br />
17,9). Die Folge davon war, dass<br />
Gott Seinen Segen über diese Generation<br />
brachte und ihr den Sieg<br />
über ihre Feinde schenkte. Ungefähr<br />
zweihundert Jahre später gab<br />
es eine ähnliche Erweckung, bei<br />
der die <strong>Predigt</strong> eine entscheidende<br />
Rolle spielte.<br />
Während der Regierung des<br />
jungen Königs Josia fand man bei<br />
Ausbesserungen am Tempel in Jerusalem<br />
Abschriften vom Gesetz<br />
Mose. Anscheinend war der Inhalt<br />
zum größten Teil neu für die damalige<br />
Generation, denn sie waren<br />
erschüttert über die Dinge, die sie<br />
dort geschrieben fanden. Josia erkannte<br />
den Ernst der Lage und<br />
sorgte dafür, dass Gottes Worte<br />
wieder dem Volk gepredigt wurde:<br />
„Und der König sandte hin und<br />
versammelte alle Ältesten von Juda<br />
und Jerusalem. Und der König ging<br />
hinauf in das Haus des HERRN,<br />
und alle Männer von Juda und<br />
die Einwohner von Jerusalem und<br />
die Priester und die Leviten und<br />
alles Volk, vom Größten bis zum<br />
Kleinsten. Und man las vor ihren<br />
Ohren alle Worte des Bundesbuches,<br />
das im Haus des HERRN<br />
gefunden worden war. Und der<br />
König stand auf seinem erhöhten<br />
Standort und schloss den Bund<br />
vor dem HERRN, dem HERRN<br />
nachzufolgen und seine Gebote<br />
und seine Zeugnisse und seine<br />
Ordnungen zu bewahren mit ganzem<br />
Herzen und mit ganzer Seele,<br />
um die Worte des Bundes zu tun,<br />
die in diesem Buch aufgeschrieben<br />
sind (2. Chronik 34,29-31). Josias<br />
Bemühungen trugen reiche Früchte,<br />
denn wir lesen als Ergebnis<br />
26
dieser Erweckung: Alle seine Tage<br />
wichen sie nicht von der Nachfolge<br />
des HERRN, des Gottes ihrer Väter<br />
ab“ (2. Chronik 34,33b).<br />
Diese Situationen haben sich<br />
auch in der christlichen Kirche wiederholt.<br />
Gottes Volk erlebte dann<br />
eine Erweckung, wenn die Wahrheiten<br />
der Bibel im Mittelpunkt<br />
des Gemeindelebens standen.<br />
Nichtsdestotrotz wandte sich<br />
das Volk mit der Zeit wieder von<br />
Gott ab, so dass dieser das Strafgericht<br />
in Form des babylonischen<br />
Exils sandte. Israel musste für siebzig<br />
Jahre in die Gefangenschaft ziehen.<br />
Doch dabei blieb es nicht.<br />
Ein Neuanfang<br />
Ein Großteil der Juden durfte aufgrund<br />
der Gnade Gottes wieder in<br />
die Heimat ziehen. Unter ihnen<br />
war auch ein Priester namens Esra.<br />
Von ihm lesen wir: „Und er war<br />
ein kundiger Schriftgelehrter im<br />
Gesetz des Mose, das der HERR,<br />
der Gott Israels, gegeben hatte“<br />
(Esra 7,6a). Was Esra besonders<br />
im Alten Testament hervorhebt,<br />
ist seine Einstellung in Bezug auf<br />
das Wort Gottes. Denn wir lesen<br />
weiter: „Denn Esra hatte sein<br />
Herz darauf gerichtet, das Gesetz<br />
des HERRN zu erforschen und<br />
zu tun und in Israel die Ordnung<br />
und das Recht des HERRN zu lehren“<br />
(Esra 7:10). Diese Lebensausrichtung<br />
brachte seit jeher große<br />
Prediger hervor wie etwa George<br />
Whitefield, Charles Haddon Spurgeon,<br />
Martyn Lloyd-Jones und viele<br />
weitere mehr. Gottes Volk fing<br />
nach dem Exil in jeder Hinsicht<br />
neu an. Sie mussten ihre Häuser<br />
neu bauen und ihre Felder neu bestellen.<br />
Doch am wichtigsten für<br />
ihr Überleben war ein geistlicher<br />
Neuanfang. Und Esra spielte dabei<br />
eine Schlüsselrolle.<br />
Ein gewisser Arthur T. Pierson<br />
hat einmal folgende Aussage gemacht:<br />
„Ein Menschenleben, erfüllt<br />
mit der Gegenwart und Kraft Gottes,<br />
ist eine der kostbarsten Gaben<br />
Gottes an seine Gemeinde und an<br />
die Welt.“ 1 Auf Esra, vielleicht der<br />
erste große Auslegungsprediger der<br />
1 Arthur T. Pierson, Georg Müller – Sein<br />
Leben und Werk, TELOS-Bücher,<br />
1985, S.9.<br />
Geschichte, traf dies ohne Zweifel<br />
zu. Von seinem <strong>Predigt</strong>dienst lesen<br />
wir in Nehemia 8. Nehemia war<br />
ein Zeitgenosse Esras und war der<br />
politische Führer zu dieser Zeit.<br />
Gemeinsam versammelten sie das<br />
Volk in Jerusalem und Esra begann<br />
zu predigen. „Und er las daraus vor<br />
auf dem Platz, der vor dem Wassertor<br />
war, vom ersten Tageslicht<br />
bis zum Mittag in Gegenwart der<br />
Männer und Frauen und aller, die<br />
es verstehen konnten. Und die<br />
Ohren des ganzen Volkes waren<br />
auf das Buch des Gesetzes gerichtet.<br />
Und Esra, der Schriftgelehrte,<br />
stand auf einem Holzgerüst, das<br />
man zu diesem Zweck hergestellt<br />
hatte“ (Nehemia 8,3-4). Hier war<br />
nun wieder ein Priester, der Seine<br />
Verantwortung vor Gott und dem<br />
Volk wahrnahm. Gottes Volk hörte<br />
wieder Worte Gottes. Unterstützt<br />
wurde Esra dabei von verschiedenen<br />
Leviten: „...die Leviten, belehrten<br />
das Volk über das Gesetz.<br />
Dabei stand das Volk an seiner<br />
Stelle. Und sie lasen aus dem Buch,<br />
aus dem Gesetz Gottes abschnittsweise<br />
vor und gaben den Sinn an,<br />
sodass man das Vorgelesene verstehen<br />
konnte“ (Nehemia 8,7-8).<br />
Das war deswegen nötig, weil Esra<br />
sehr wahrscheinlich auf Hebräisch<br />
vorlas. Das Volk hatte im babylonischen<br />
Exil hauptsächlich sein<br />
Hebräisch gegen Aramäisch eingetauscht,<br />
so dass die Leviten die <strong>Predigt</strong><br />
Esras übersetzten. Wir können<br />
jedoch davon ausgehen, dass die<br />
Leviten zusätzlich zur Übersetzung<br />
noch den Praxisbezug herstellten.<br />
Hier sehen wir ein weiteres<br />
Prinzip für uns: Eine <strong>Predigt</strong> muss<br />
verständlich sein! Das heißt, dass<br />
Gottes Volk Sein Wort in einer verständlichen<br />
Sprache zur Verfügung<br />
haben muss und dass sie Gottes<br />
Wort so ausgelegt bekommen, dass<br />
sie verstehen, was es für ihren Alltag<br />
bedeutet.<br />
Zusammenfassung<br />
Im Alten Testament finden wir<br />
nicht nur Prinzipien des <strong>Predigt</strong>dienstes,<br />
sondern auch Vorbilder<br />
dafür, was einen Prediger auszeichnen<br />
sollte. Insbesondere Esras<br />
Hingabe an das Studium der Bibel<br />
mit der Absicht, es kompromisslos<br />
zu predigen ist dabei von großer<br />
Bedeutung. Wenn du das nächste<br />
Mal eine <strong>Predigt</strong> hörst, dann achte<br />
einmal darauf, ob der Prediger<br />
eine Begeisterung für Gottes Wort<br />
ausstrahlt oder nicht. Wer nicht<br />
von Gottes Wort ergriffen ist, sollte<br />
sich nie anmaßen auf eine Kanzel<br />
zu steigen.<br />
Doch die wichtigste Lektion<br />
für uns heute ist diese, dass das Alte<br />
Testament selber gepredigt werden<br />
will, angefangen von Genesis<br />
bis Maleachi. Das Alte Testament<br />
scheint für viele Gemeinden wie<br />
ein Löwe zu sein, der zu mächtig<br />
brüllen könnte, als dass wir es ertragen<br />
würden. Und so lässt man<br />
den Löwen lieber schlafen. Es<br />
braucht wieder mutige Männer, die<br />
sich als Werkzeuge gebrauchen lassen,<br />
damit die Verheißung aus Joel<br />
4,16 in unseren Gemeinden Realität<br />
wird: „Wie Löwengebrüll, wie<br />
Donnergrollen schallt vom Zionsberg<br />
in Jerusalem die Stimme des<br />
Herrn und lässt Himmel und Erde<br />
erzittern. Doch für sein Volk Israel<br />
ist der Herr eine sichere Zuflucht<br />
und eine schützende Burg“ (Gute<br />
Nachricht Bibel).<br />
Für die Praxis<br />
• Lies dir Nehemia 8 in Ruhe<br />
durch. Welche Parallelen<br />
findest du dort zu unseren<br />
Gottesdiensten?<br />
• Schlage vor, im Hauskreis mal<br />
ein alttestamentliches Buch<br />
durchzunehmen. Die kleinen<br />
Bücher eignen sich oftmals<br />
besonders dafür.<br />
• Es ist Gott wichtig, dass du regelmäßig<br />
Sein Wort gepredigt<br />
bekommst. Ist das bei dir der<br />
Fall? Wenn nicht, was hindert<br />
dich?<br />
Andreas Münch (*1984) ist Ehemann,<br />
Pastor der MBG Lage und Autor des vielbeachteten<br />
Buches ‚Der Wahre Gott der<br />
Bibel‘. Schreib Andreas auf Twitter:<br />
@AndreasMuench<br />
27
JOSIA<br />
Die Rubrik für<br />
junge Leute.<br />
Wahre Reformation<br />
... führt zu echtem<br />
Gottesdienst<br />
Text: Jochen Klautke — Illustration: Luba Siemens<br />
Im letzten Artikel der Serie über den jungen König Josia und seine<br />
Reformbewegung hatten wir gesehen, wie das Buch des Gesetzes<br />
bei Ausbesserungsarbeiten am Tempel wiedergefunden worden war.<br />
Josia hatte sich aus dem Buch vorlesen lassen und sofort danach<br />
Maßnahmen ergriffen, um das Gesetz Gottes im Leben seines Volkes<br />
umzusetzen. Dabei musste er verkraften, dass Gott ihm durch eine<br />
Prophetin verkündigen ließ: „Es gibt vorerst keine Hoffnung mehr<br />
für das Volk.“ Das Gericht würde also unvermeidlich kommen. Doch<br />
auch davon ließ Josia sich nicht von seinem Eifer für Gott abbringen,<br />
sondern arbeitete unbeeindruckt weiter an einer Reformation, einer<br />
Neuausrichtung auf den einzig wahren Gott. Was er danach tat, lesen<br />
wir heute in 2. Chronik 34,31-35,19 und 2. Könige 23,3.21-22.
Was tun Menschen, wenn sie Gott<br />
erkannt haben - wenn sie begriffen<br />
haben, wie groß, mächtig, gnädig,<br />
gerecht, liebevoll, zornig, heilig, gütig<br />
und wunderbar er ist?<br />
Sie feiern Gottesdienst.<br />
Das heißt sie nehmen sich ganz bewusst Zeit, um<br />
auf der einen Seite von Gott zu lernen und ihm auf der<br />
anderen Seite die Ehre zu geben. In dieser Zeit hören sie<br />
auf sein Wort, feiern seine Feste, beten ihn an, singen<br />
und dienen den Menschen, die mit ihnen Gottesdienst<br />
feiern. Genau das tat Josia hier.<br />
Der Gottesdienst, den Josia damals mit dem Volk<br />
feierte, war so vorbildlich, dass der Heilige Geist dem<br />
Schreiber der Chronikbücher den Auftrag gab, diese<br />
Feier sehr ausführlich in allen Einzelheiten aufzuschreiben<br />
(2. Chronik 35,1-17). Das ist sehr hilfreich für uns,<br />
denn dadurch können wir einiges darüber lernen, was<br />
es auch heute heißt, Gottesdienst zu feiern. Wir müssen<br />
zwar immer wieder bedenken, dass Josia im Alten<br />
Bund lebte und es dort teilweise andere Vorschriften<br />
und Handlungen gab als wir das heute aus dem Neuen<br />
Testament und unseren Gemeinden kennen. Aber trotzdem<br />
sind die Prinzipien des Gottesdienstes über all die<br />
Jahrhunderte dieselben geblieben. Aus diesem Grund<br />
können wir als junge Christen auch für unsere Gottesdienste<br />
im 21. Jahrhundert einiges von Josia lernen.<br />
Ganz konkret lernen wir von Josia 6 Prinzipien über<br />
echten Gottesdienst.<br />
Die Grundlage des Gottesdienstes:<br />
Das Wort Gottes<br />
Nachdem Josia sich aus dem Wort Gottes hatte vorlesen<br />
lassen, waren seine Anweisungen unmissverständlich:<br />
„Feiert dem Herrn eurem Gott das Passah, wie es in diesem<br />
Bundesbuch geschrieben steht“ (2. Könige 23,21).<br />
Der Gottesdienst war die logische Folge einer tiefen<br />
Gotteserkenntnis aus dem Wort Gottes heraus. Aber<br />
wenn wir Gott erkannt haben, sollen wir nicht einfach<br />
Gottesdienst feiern, so wie es uns in den Sinn kommt<br />
oder wie wir uns gerade fühlen. Denn auch für die Art<br />
und Weise wie wir Gottesdienst feiern, muss die Bibel<br />
die Grundlage sein.<br />
Josia und das Volk feierten den Gottesdienst ganz<br />
genau so, wie es in den fünf Büchern Mose angeordnet<br />
war. Dieser Punkt ist so wichtig, dass die Bibel ihn gleich<br />
drei Mal wiederholt (2. Chronik 34,31; 35,6; 35,12).<br />
Wie schon gesagt, haben sich für uns Christen seitdem<br />
einige äußere Formen geändert. Wir opfern nicht mehr<br />
und feiern auch nicht das Passahfest. Aber eine Sache<br />
ist auf jeden Fall gleich geblieben: Das Wort Gottes war<br />
und ist die prägende Grundlage der Gottesdienste. Deswegen<br />
ist es auch heute so schade, wenn in einem Gottesdienst<br />
von 60 bis 90 Minuten Länge oft nur wenige<br />
einzelne Bibelverse vorgelesen werden. Paulus ermahnte<br />
seinen Schüler <strong>Timotheus</strong>: „Bis ich komme, fahre fort<br />
mit Vorlesen…!“ (1. <strong>Timotheus</strong> 4,13). An anderer Stelle<br />
sagt er: „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung,<br />
die Verkündigung aber durch Gottes Wort“<br />
(Römer 10,17). Wenn wir uns nur von den Einflüssen<br />
der gottlosen Umgebung prägen lassen, werden diese<br />
Einflüsse irgendwann auch unsere Gottesdienste prägen.<br />
Spielt jedoch das Wort des lebendigen Gottes eine<br />
zentrale Rolle in unserem Leben, dann werden unsere<br />
Gottesdienste dieselbe Grundlage haben wie damals bei<br />
Josia.<br />
Der Ablauf des Gottesdienstes: Eine<br />
Ordnung nach den Anweisungen<br />
Gottes<br />
Bevor Josia anfing, den Gottesdienst zu feiern, ließ er<br />
ihn in allen Einzelheiten vorbereiten. Die ersten zehn<br />
Verse von 2. Chronik 35 berichten uns ausschließlich<br />
von den Vorbereitungen für die Feier, um sicher zu gehen,<br />
dass alles so ablief, wie Gott es haben wollte. Das<br />
Fazit des siebentägigen Gottesdienstes ist dann auch wenig<br />
überraschend: „Der Dienst des Herrn vollzog sich in<br />
Ordnung“ (2. Chronik 35,16 –Schlachter 51).<br />
Anders als im Alten Testament haben wir heutzutage<br />
keine detaillierte Vorschrift mehr, wie wir Gottesdienst<br />
feiern sollen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen<br />
heute so feiern können, wie es uns gefällt. Stell dir vor,<br />
du bereitest eine Überraschungsfeier für deinen besten<br />
Freund oder deine beste Freundin vor. Ist es dann wichtiger,<br />
dass die Feier dir gefällt oder dass sie ihm oder ihr<br />
gefällt? Die Antwort ist klar: Es zählt das, was die Person<br />
will, um die sich die Feier dreht.<br />
Wenn wir eine Feier veranstalten, um zu feiern, wer<br />
Gott ist und was er für uns getan hat, dann gilt das natürlich<br />
noch viel mehr. Viele Christen sind heute der<br />
Meinung, dass es egal ist, wie wir Gottesdienst feiern.<br />
Hauptsache Gott steht im Zentrum und wir sind von<br />
ganzem Herzen dabei. Das ist zwar insofern richtig, dass<br />
es tatsächlich absolut zentral ist, mit welcher Herzenshaltung<br />
wir Gott begegnen. Aber dennoch sollte auch<br />
die äußere Form so gestaltet sein, dass sie in erster Linie<br />
Gott gefällt. Und auch wenn das Neue Testament uns<br />
nirgends eine genaue Liste von Dingen gibt, die zu einem<br />
echten Gottesdienst gehören, können wir doch aus<br />
dem Neuen Testament herauslesen, was Gott gefällt.<br />
Zentral steht das Wort Gottes beziehungsweise die<br />
<strong>Predigt</strong> (2. <strong>Timotheus</strong> 4,2). Wir haben das unter dem<br />
ersten Punkt bereits gesehen. Daneben möchte Gott,<br />
dass wir zusammen singen (Kolosser 3,16), taufen (Matthäus<br />
28,19), Abendmahl feiern (1. Korinther 11,23-<br />
26), beten (1. Thessalonicher 5,17) und Gemeinschaft<br />
als Christen haben (Hebräer 10,24-25), wo wir einander<br />
dienen (1. Korinther 14,26). Apostelgeschichte 2,42<br />
gibt uns eine gute Zusammenfassung über die Gottesdienste<br />
der ersten Gemeinde: „Und sie blieben beständig<br />
in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und<br />
im Brotbrechen und in den Gebeten.“<br />
Wenn wir das vor Augen haben, dann fällt uns auf,<br />
wie ähnlich die Gottesdienste im Neuen Testament dem<br />
Gottesdienst Josias waren. Gott ist heute noch derselbe,<br />
der er damals war. Und deswegen wird Josia nicht nur<br />
für seinen ordentlichen Gottesdienst gelobt (2. Chronik<br />
35,16), sondern Paulus ermahnt viele Jahre später<br />
die Gemeinde in Korinth: „Lasst alles anständig und ordentlich<br />
zugehen!“ (1. Kor 14,40).<br />
29
Die Teilnehmer des Gottesdienstes:<br />
Menschen nach dem Herzen Gottes<br />
Trotz seiner genauen Ordnung und Planung war der<br />
Gottesdienst kein Programm, das einfach vor den<br />
Leuten abgespult wurde. Der Gottesdienst wurde von<br />
Menschen gefeiert, die auf Gott ausgerichtet waren und<br />
ihm dienen, ihn loben und anbeten wollten. Nun kann<br />
man das nicht äußerlich sehen, ob jemand wirklich von<br />
Herzen dabei ist, denn im Gegensatz zu Gott können<br />
wir nicht in das Herz eines Menschen hineingucken.<br />
Aber aus ihren Taten kann man oft ablesen, wie sie zu<br />
Gott stehen, und ob es ihnen wirklich wichtig ist oder<br />
ob sie einfach nur Gottesdienst feiern, weil es eben die<br />
Freunde oder die Familie tun. Über die Teilnehmer dieses<br />
Gottesdienstes wird berichtet, dass sie „freiwillig Gaben<br />
stifteten“ (2. Chronik 35,8). „Freiwillig“ heißt hier<br />
nicht, dass man zum Gottesdienst geht oder eben auch<br />
nicht nach dem Motto: „Komm ich heut‘ nicht, komm<br />
ich morgen.“ „Freiwillig“ heißt, mit ganzem Herzen dabei<br />
zu sein. Hinzu kam, dass die Mitglieder des Volkes<br />
durch ihre Ausrichtung auf Gott aufeinander ausgerichtet<br />
wurden. Das klingt vielleicht erst einmal verwunderlich.<br />
Aber je mehr wir uns auf Gott ausrichten und<br />
von der Selbstlosigkeit und Liebe Gottes geprägt werden,<br />
desto mehr wachsen wir in der Liebe zu unserem<br />
Nächsten. Der Gottesdienst drehte sich um Gott und<br />
deswegen waren die Menschen füreinander da (2. Chronik<br />
35,13-15).<br />
Der Leiter des Gottesdienstes: Ein<br />
Mann Gottes<br />
Jeder Gottesdienst - damals wie heute - braucht einen<br />
Leiter. Das ist ein Mann, der ganz genau weiß, was es bedeutet,<br />
Gott zu begegnen und der andere dabei anleiten<br />
kann. Bei diesem Gottesdienst war der König Josia selbst<br />
der Leiter. Er stammte zwar nicht aus einer Priesterfamilie<br />
und somit durfte er selbst nicht die verschiedenen<br />
gottesdienstlichen Handlungen im Tempel durchführen.<br />
Und trotzdem hatte er die Gesamtleitung und auch<br />
die Gesamtübersicht über den Gottesdienst. Zuerst trat<br />
er vor allen anderen in den Bund mit Gott ein (2. Chronik<br />
34,31). Anschließend erklärte er den Priestern und<br />
den Leviten, wie der Gottesdienst ablaufen sollte. Er ermutigte.<br />
Er richtete die Menschen auf Gottes Wort aus.<br />
Er ging mit gutem Beispiel voran. (2. Chronik 35,1-7).<br />
Hirten prägen ihre Schafe zum Guten oder zum<br />
Schlechten. Über die Zeit Josias heißt es: „Solange er<br />
lebte, wichen sie nicht von dem Herrn, dem Gott ihrer<br />
Väter“ (2. Chronik 34,33). Ziemlich bald nachdem Josia<br />
einige Jahre später gestorben war, fiel das Volk zurück<br />
in alte Verhaltensmuster (2. Könige 23,31f; 2. Chronik<br />
36,14). Aus diesem Grund ist es auch heute noch so unglaublich<br />
wichtig, dass es in unseren Gemeinden gute<br />
Hirten gibt. Paulus schreibt an seinen Schüler Titus, der<br />
selbst Gemeindeleiter war: „In allem mache dich selbst<br />
zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit,<br />
würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesunde,<br />
untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird,<br />
weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann“ (Titus<br />
2,7-8).<br />
Der Rahmen des Gottesdienstes: Der<br />
Bund mit Gott<br />
Wenn wir im Gottesdienst Gott begegnen, dann ist das<br />
nicht so, als würden wir einem guten alten Bekannten<br />
über den Weg laufen. Die Bibel beschreibt unsere Beziehung<br />
zu Gott als eine Bundesbeziehung. Der Unterschied<br />
zwischen einer „normalen“ Beziehung und einer<br />
Bundesbeziehung ist so ähnlich, wie der Unterschied<br />
zwischen einer platonischen Freundschaft und einer Ehe.<br />
Bei einer gewöhnlichen Freundschaft basiert die Beziehung<br />
auf der gegenseitigen Sympathie oder Zuneigung.<br />
Lässt das nach, dann endet oft auch die Freundschaft.<br />
Das ist zwar schade, aber so funktionieren menschliche<br />
Freundschaften sehr oft.<br />
Unsere Beziehung zu Gott ist anders. Sie wird in der<br />
Bibel oftmals mit einer Ehe verglichen (Epheser 5,22-<br />
33). Denn Gott hat sich durch ein Versprechen verpflichtet,<br />
uns treu zu sein und uns zu erretten, zu begleiten,<br />
zu tragen, zu heiligen und schlussendlich zu sich zu<br />
nehmen. Das kann er nicht einfach rückgängig machen,<br />
er hat einen Bund gemacht und sich damit an sein Wort<br />
gebunden. Deswegen kann niemand uns Christen von<br />
der Liebe Gottes trennen (Römer 8,35-39).<br />
In dieser Bundesbeziehung, die wir als Gottes Kinder<br />
mit Gott haben, haben wir nicht nur Rechte und<br />
Vorteile, sondern es werden auch Dinge von uns verlangt.<br />
Auch darum geht es in der Schriftrolle, im fünften<br />
Buch Mose (5. Mose 29-30). Josia hatte das verstanden.<br />
Und deswegen erneuert er den Bund mit Gott, indem er<br />
ganz neu mit dem gesamten Volk verspricht, Gott treu<br />
zu sein. So hatten es vor ihm schon andere große Männer<br />
Gottes gemacht: Josua, David und auch sein Urgroßvater<br />
Hiskia. Aber wie wir beim letzten Mal schon<br />
gesehen haben: Der Bund mit Gott hatte einen großen<br />
Haken. Denn der Segen kam nur über das Volk, solange<br />
sie gehorsam waren (5. Mose 30,16). Für Ungehorsam<br />
waren schlimme Strafen angedroht worden (5. Mose<br />
30,17-18). Das Volk verpflichtete sich zum Gehorsam,<br />
aber wenn wir aus der Vogelperspektive darauf blicken,<br />
merken wir, dass das Volk dabei war, sich das Gericht<br />
Gottes selbst zuzuziehen. Denn das Volk war nie gehorsam<br />
gewesen. Der Ungehorsam unter Josias Großvater<br />
Manasse war sogar so schlimm gewesen, dass Gott ankündigte,<br />
dass die Bundesflüche nicht mehr vom Volk<br />
abgewendet werden konnten (2. Könige 21,12-15).<br />
Und Josia wusste das, denn Gott hatte das unwiderruflich<br />
bestätigt (2. Chronik 34,24-25).<br />
Es brauchte jemanden, der diesen Bund für die<br />
Menschen halten würde. Es brauchte jemanden, der es<br />
irgendwie möglich machen würde, dass die Flüche doch<br />
noch vom Volk abgewendet werden würden. Josia war<br />
klar, dass er selbst das niemals tun könnte. Und deswegen<br />
versammelte er das Volk, das mit Gott in diesem<br />
Bund stand (2. Chronik 35,3) und feierte einen Gottesdienst<br />
mit der Person im Zentrum, die viele hundert<br />
Jahre später der Gnade Gottes zum Durchbruch verhelfen<br />
würde. Das bringt uns zum sechsten und letzten<br />
Punkt.<br />
30
Das Zentrum des Gottesdienstes: Das<br />
Evangelium vom Lamm Gottes<br />
Auf uns Christen heute im 21. Jahrhundert wirkt Josias<br />
Gottesdienst von der Form her etwas gewöhnungsbedürftig.<br />
Aber es war trotz allem ein Gottesdienst, in dem<br />
eine Person im Mittelpunkt stand: Jesus Christus.<br />
Bestimmt fragst du dich jetzt, wie das sein kann.<br />
Schließlich dauerte es von Josia bis zu Jesus noch mehr<br />
als 600 Jahre. Aber Jesus selbst machte immer wieder<br />
deutlich, dass es auch schon im Alten Testament um ihn<br />
ging. Kurz nachdem er gestorben und wieder auferstanden<br />
war, war er mit zweien seiner Jünger unterwegs. Die<br />
beiden hatten keine Ahnung, wer das war, der da neben<br />
ihnen lief. Und Jesus gab sich ihnen zunächst auch nicht<br />
zu erkennen. Stattdessen erklärte er ihnen, dass das gesamte<br />
Alte Testament schon von ihm und seinem Tod<br />
am Kreuz für die Menschen berichtete (Lukas 24,26-<br />
27).<br />
In diesem Gottesdienst sehen wir das sehr deutlich.<br />
Denn in seinem Zentrum standen zwei Handlungen,<br />
die uns das Evangelium von Jesus Christus schon Jahrhunderte<br />
im Voraus sehr deutlich vor Augen malen: Das<br />
Brandopfer (2. Chronik 35,12.16) und das Passahfest<br />
(2. Chronik 35,1.11.13.17).<br />
Beim Brandopfer ging es darum, dass ein Tier getötet,<br />
gehäutet und anschließend vollständig verbrannt<br />
wurde. Dadurch bekannte die Person, die opferte, dass<br />
sie schuldig vor Gott war und dass jemand den Fluch,<br />
der auf der Sünde und dem Ungehorsam liegt, auf sich<br />
nehmen muss (3. Mose 1,4). Ähnlich war es beim Passahfest.<br />
Dort wurde ein Lamm geschlachtet und gegessen,<br />
um daran zu erinnern, dass Gott damals in Ägypten<br />
nur die erstgeborenen Söhne der Ägypter getötet hatte<br />
und an den Häusern der Israeliten vorbeigegangen war<br />
(2. Mose 12). Das hatte er nicht getan, weil die Israeliten<br />
bessere Menschen waren, sondern weil ihre Sünde auf<br />
dem Lamm lag.<br />
Was hat das nun mit dem Evangelium von Jesus<br />
Christus zu tun? Im Hebräerbrief lesen wir: „Denn unmöglich<br />
kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden<br />
hinwegnehmen!“ (Hebräer 10,4). Das heißt, dass alle<br />
Opfer und Passahfeste im Alten Testament nur Symbole<br />
waren für das wahre Passahlamm und das wahre Brandopfer<br />
Jesus Christus. Er ist der, der nicht nur für uns,<br />
sondern auch für Josia und seine Zeitgenossen am Kreuz<br />
ein für alle Mal die Schuld auf sich nahm.<br />
Zu einer Zeit, als Jesus gerade angefangen hatte, in<br />
Israel zu predigen, sagte Johannes der Täufer über ihn:<br />
„Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“<br />
(Johannes 1,29). Und Paulus schreibt einige<br />
Jahre später: „Denn unser Passahlamm ist ja für uns<br />
geschlachtet worden: Christus“ (1. Korinther 5,7).<br />
Was heisst das für dich?<br />
Zusammengefasst kann man sagen: Gegründet auf das<br />
Wort Gottes organisierte Josia einen Gottesdienst, der<br />
gut geplant und strukturiert war, der das Evangelium im<br />
Zentrum hatte und der von Menschen gefeiert wurde,<br />
die von ganzem Herzen dabei waren. Auch heute - mehr<br />
als 2500 Jahre später - gehören diese Dinge zu den absolut<br />
wichtigsten biblischen Prinzipien für das Feiern<br />
von Gottesdiensten! Nun sind die meisten Leute in der<br />
Gemeinde keine Leiter, sondern ganz normale Christen,<br />
die Sonntag für Sonntag Gottesdienst feiern und unter<br />
der Woche ein ganz normales Leben führen. Dabei stehen<br />
wir immer wieder vor der Herausforderung, auch<br />
in unserem Alltag Jesus die Ehre zu geben. Aber vielleicht<br />
fragst du dich: Was heißt all das jetzt praktisch für<br />
mich als ganz normalen Christen, wenn ich in meiner<br />
Gemeinde doch sowieso nichts am Gottesdienst ändern<br />
kann?<br />
Deine Aufgabe ist es ganz sicher nicht, den ganzen<br />
Gottesdienst deiner Gemeinde zu verändern. Das ist die<br />
Aufgabe deiner Gemeindeleiter, falls der Gottesdienst<br />
nicht schon nach biblischen Kriterien durchgeführt<br />
wird. Aber es ist trotzdem wichtig, dass du dir immer<br />
wieder Gedanken machst, was echter Gottesdienst eigentlich<br />
ist, damit du dir selbst darüber klar wirst,<br />
was du Sonntagsmorgens da eigentlich machst. Deine<br />
Hauptaufgabe ist es nämlich, dass du selbst mit einer<br />
Einstellung Gottesdienst feierst, die Gott Ehre macht.<br />
Denk dran: Wahre Reformation beginnt immer erst einmal<br />
bei dir selbst!<br />
Der Gottesdienst von Josia und dem Volk war ein<br />
Gottesdienst, den wir uns zum Vorbild nehmen sollten.<br />
Die Bibel bewertet diesen Gottesdienst dann auch fast<br />
begeistert:<br />
„Es war aber kein derartiges Passah in Israel gefeiert<br />
worden seit der Zeit des Propheten Samuel; und keiner<br />
der Könige von Israel hatte ein solches Passah veranstaltet,<br />
wie Josia es hielt mit den Priestern und Leviten und<br />
mit ganz Juda und mit allen, die von Israel anwesend<br />
waren, auch mit den Einwohnern von Jerusalem“ (2.<br />
Chronik 35,18).<br />
Das Volk hatte zu Gott zurückgefunden. Es hätte<br />
alles so gut sein können. Aber Josia wusste ganz genau,<br />
dass das Gericht Gottes nicht mehr aufzuhalten war.<br />
Gott hatte es klipp und klar gesagt (2. Chronik 34,25-<br />
28). Und so war Josia mit seinen erst 26 Jahren zwar<br />
auf dem Höhepunkt seiner Macht, doch auch ihm war<br />
wahrscheinlich nicht entgangen, dass die politische Lage<br />
um sein kleines Königreich herum immer bedrohlicher<br />
wurde. Sowohl im Süden als auch im Norden rüsteten<br />
mächtige Könige und Pharaonen ihre Truppen auf, die<br />
mehr als zehnmal so groß waren wie das Heer Josias.<br />
Was das für Gottes Volk bedeutete und welche Rolle der<br />
junge König dabei spielte, das sehen wir im nächsten<br />
und gleichzeitig letzten Teil der Serie.<br />
Jochen Klautke (*1988) ist Referendar in Gießen. Nebenbei<br />
Theologiestudent an der ART in Hannover. Regelmäßiger Blogger<br />
für www.josiablog.de.<br />
31
NACH CHRISTUS<br />
Rubrik für Biografien<br />
& Kirchengeschichte<br />
Dieses Gemälde des polnischen Malers Henryk<br />
Siemiradzki trägt den bezeichnenden Titel »Die<br />
zukünftigen Opfer des Kolosseums«. Es zeigt<br />
Urchristen zur Zeit des römischen Reiches<br />
(Bild: Gemeinfrei).
Die <strong>Predigt</strong><br />
der Urchristen<br />
Text: Brian H. Edwards<br />
Gemälde: Henryk Siemiradzki (1843-1902)
Die Welt<br />
des ersten<br />
Jahrhunderts<br />
Die Gemeinde<br />
des 1. Jahrhunderts<br />
wuchs in einer<br />
Gesellschaft<br />
heran, die ihre großen<br />
technischen und kulturellen<br />
Errungen- schaften<br />
durch eine unersättliche<br />
Lust nach Macht und Vergnügen<br />
verprasste. Rom<br />
war ein blühendes Reich,<br />
dessen Frieden, Wohlstand<br />
und Glanz den halben Erdkreis<br />
prägte. Die Macht<br />
des Römischen Reiches<br />
bestand fast tausend Jahre,<br />
und als die Barbaren sein<br />
Licht beinahe auslöschten,<br />
überlebte der Einfluss des<br />
römischen Gedanken- und<br />
Kulturguts die tausend<br />
Jahre des finsteren Mittelalters,<br />
um dann in der<br />
Renaissance im 14. Jahrhundert<br />
wiederbelebt zu<br />
werden. Als Petrus und Paulus das Evangelium verkündigten,<br />
war bereits offensichtlich, dass etwas mit dem<br />
großen Reich Rom nicht stimmte. Politische Intrigen<br />
und Unsicherheit wurden als Preis des Fortschritts akzeptiert,<br />
und Krieg, Rebellion und Gewalt waren der<br />
tägliche Tratsch auf dem Marktplatz. Die verbreitetste<br />
Religion war der Aberglaube, was zu einem schlimmen<br />
Verfall der Moral führte.<br />
Es war eine Generation der Freizeit. Roms ständige<br />
militärische Erfolge sorgten dafür, dass der Markt regelmäßig<br />
mit Sklaven beliefert wurde. Warum selber arbeiten,<br />
wenn es andere billig für dich tun? Die Politiker,<br />
vom Kaiser angefangen, führten immer mehr Feiertage<br />
ein und veranstalteten häufig kunstvolle Shows, um politische<br />
Anerkennung zu erlangen. Im 2. Jahrhundert n.<br />
Chr. nahmen öffentliche Festtage bis zu 135 Tage im<br />
Jahr ein!<br />
Für die, die lesen konnten, gab es reichlich Literatur.<br />
Während Paulus über das Kreuz predigte, las das<br />
Reich die Äneis von Vergil, die Gedichte des Horaz,<br />
die Geschichten Ovids und die Dramen Senecas. Die<br />
Satiriker und Novellendichter waren sehr gefragt. Wer<br />
nicht gern las, besuchte lieber die Pantomime, und wer<br />
musikalische Abende vorzog, für den gab es das Theater<br />
und ihre kleine Schwester, das Odeum, wo regelmäßig<br />
Orchester- und Chor-Konzerte mit Rezitationen<br />
und Schauspielen angeboten wurden. Allerdings sollte<br />
man sich zuerst die Probevorstellung ansehen, da manche<br />
ausschweifenden Szenen und lustvollen Gewaltakte<br />
auf der Bühne nicht jedermanns Geschmack waren. Es<br />
war tatsächlich schwierig ein Schauspiel zu finden ohne<br />
Oft wird behauptet, die Welt im<br />
1. Jahrhundert, das Umfeld der<br />
Urgemeinde, sei derart anders als<br />
die Welt von heute, dass wir eine<br />
völlig neue Art und Weise der<br />
Evangelisation und Anbetung<br />
entwickeln müssten. Mit dieser<br />
Annahme werden oft ausgefallene<br />
neue Ideen gerechtfertigt. Wir<br />
können fast alles tun, und wenn<br />
man uns auffordert, eine biblische<br />
Begründung vorzuweisen,<br />
können wir uns bequem auf das<br />
Argument stützen, dass »heute<br />
alles anders ist«. Diese Behauptung<br />
wollen wir jetzt unter die<br />
Lupe nehmen. Das geht schnell<br />
und wird uns zu einer unbequemen<br />
Schlussfolgerung führen.<br />
offene oder verdeckte Obszönitäten.<br />
Korinth war<br />
das pralle Leben par excellence<br />
und das wahre Zentrum<br />
des Lebens. Die Stadt<br />
rühmte sich eines Theaters,<br />
eines Odeums und eines<br />
Amphitheaters. Und diese<br />
alle wetteiferten um deine<br />
Denare. Das Amphitheater<br />
mit seiner großen Arena<br />
fachte eine sadistische und<br />
brutale Blutrünstigkeit<br />
an. Vor Zigtausenden Zuschauern<br />
kämpften dort<br />
Raubtiere gegeneinander<br />
und gegen Gladiatoren<br />
und oft wurden Christen<br />
von Löwen in Stücke zerrissen.<br />
Die Menge liebte<br />
es; je blutiger desto besser.<br />
Doch auch in den Theatern<br />
gab es diesen Realismus<br />
und, so wurde bei der<br />
Aufführung von »Der Tod<br />
des Herkules« der Held<br />
tatsächlich vor den Augen<br />
des Publikums verbrannt.<br />
Wer das jedoch nicht<br />
verkraften konnte, für den<br />
gab es eine Fülle von Alternativen. Man ging zu den<br />
Rennen und setzte Wetten ein. Man wurde von den<br />
Händlern auf dem Jahrmarkt ausgebeutet, bestaunte die<br />
dressierten Zirkustiere, interessierte sich intensiv für die<br />
Stars, befasste sich mit Magie, las die kursierende Pornografie<br />
und besuchte die Nachtclubs der Innenstadt.<br />
Tanz, Theater und Musik wurde im Überfluss angeboten.<br />
Es war eine Gesellschaft der Reichen und Unbesorgten<br />
und der Armen und Ungebildeten. Im Allgemeinen<br />
lebte jeder für seine momentanen sinnlichen Vergnügungen.<br />
Hinter jeder Lebensweise steht eine Denkweise.<br />
Was also dachte Rom, als die ersten Christen ins Reich<br />
strömten und ihr Evangelium vom gekreuzigten Christus<br />
mitbrachten? Wo immer das Banner des Evangeliums<br />
gehisst wurde, geschah das in einer Gesellschaft,<br />
die einen von drei Wegen beschritt bzw. eine Mischung<br />
aus allen dreien. Das Römische Reich konnte unterteilt<br />
werden in Heiden, Philosophen und Juden; obwohl die<br />
Teilung oft nicht so klar war; Heiden und Philosophen<br />
überschnitten sich und auch die Juden waren unter den<br />
beiden anderen Gruppen vermischt.<br />
Unter dem Heidentum verbargen sich eine Menge<br />
von Glaubensrichtungen und Bräuchen, angefangen<br />
vom ländlichen Animisten, der in jedem Stein und<br />
Baum seinen Gott sah, bis zum angesehenen und kultivierten<br />
Polytheisten, dessen zahlreiche Götter und Hunderte<br />
von Legenden alle seinem Standesdünkel dienten.<br />
Sogar die Kaiser riefen sich selbst als Götter aus. Magie<br />
und alle Formen des Okkultismus waren weit verbreitet.<br />
Abergläubische Zaubersprüche und Talismane waren<br />
34
eliebt. Die Philosophen liebten Menschenweisheit und<br />
setzten voraus, der Mensch sei – mit oder ohne die Götter<br />
– imstande, den Sinn des Lebens zu finden und sein<br />
eigenes Schicksal zu meistern. Die Philosophen des Römischen<br />
Reiches wetteiferten darin, einander zu widersprechen<br />
und haben heute alle ihr neuzeitliches Gegenstück.<br />
Die Kyniker, inspiriert von Antisthenes, hatten<br />
alle überkommenen Konventionen und Traditionen verworfen<br />
und lebten einen ungehobelten Individualismus<br />
(z.B. der in einer Tonne lebende Diogenes). Sie gingen<br />
ihren eigenen Weg und scherten sich wenig darum, was<br />
andere dachten. Sie schockierten die ältere Generation.<br />
Die Anhänger Platos waren Intellektuelle, die darauf<br />
vertrauten, dass ihre eigene Weisheit und Intelligenz sie<br />
erlösen werde. Die Gnostiker rühmten sich ihrer speziellen<br />
inneren Erleuchtung und Einsicht, während die<br />
Skeptiker alle Moralmaßstäbe dem letztgültigen Test der<br />
persönlichen Erfahrung unterzogen. »Wenn es dir Spaß<br />
macht, ist es o.k.«, lautete ihr Motto. Das ganze Reich<br />
war ein Gewirr von Stimmen und Ideen. Man konnte an<br />
einem x-beliebigen Tag aufs Forum gehen, wie z.B. auf<br />
den Areopag in Athen, und den Philosophen zuhören,<br />
die ihre Weisheiten öffentlich verkündeten und ihre Unwissenheit<br />
verbreiteten.<br />
Die Juden waren gespalten. Natürlich warteten<br />
die meisten Juden auf einen Messias und die meisten<br />
glaubten an die Auferstehung und an Geistwesen, aber<br />
die Sadduzäer verwarfen alles Übernatürliche als unvernünftigen<br />
Unsinn. Die meisten glaubten an die Gnade<br />
Gottes und an Sündenvergebung, doch die Pharisäer<br />
hatten Religion reduziert auf Rechtfertigung durch Gehorsam<br />
gegenüber ihren pedantischen Auslegungen des<br />
Gesetzes. Für sie kam es an auf eine strenge Einhaltung<br />
der Regeln – ihrer Regeln – aus eigener Kraft. Die Juden<br />
waren sich noch nicht einmal über die Schriften<br />
einig. Neben dem Alten Testament studierten die Pharisäer<br />
mit großer Verehrung die Lehren ihrer Väter. Die<br />
Sadduzäer hingegen akzeptierten das Alte Testament<br />
nur zum Teil (das Gesetz) als endgültige Autorität und<br />
lehnten den Rest (die »Schriften« und die Propheten) als<br />
wenig wertvoll ab. Einige Juden, wie z.B. die Essener,<br />
kapselten sich von der Gesellschaft ab und andere, wie<br />
z.B. die Zeloten, operierten als extremistische Terrorgruppen.<br />
Die Zeloten waren völlig gegen die Sadduzäer,<br />
die Hand in Hand mit der römischen Besatzungsmacht<br />
kooperierten. Das Judentum des 1. Jahrhunderts war<br />
eine komplexe Mischung aus Tradition und Philosophie,<br />
von Konservativen und Liberalen.<br />
Wie in aller Welt sollten die ersten Christen das<br />
Evangelium in einer solchen Gesellschaft verbreiten? Ein<br />
heute beliebter Ausdruck ist das Wort »Kommunikation«.<br />
Wenn einer Gemeinde geistliche Kraft fehlt, liegt<br />
das angeblich immer an ihrer Unfähigkeit, das Evangelium<br />
auf relevante und effektive Weise zu vermitteln;<br />
sie kann ihre Botschaft nicht »kommunizieren«. Darauf<br />
reagiert die Gemeinde mit einer aufgeregten Suche<br />
nach neuen Methoden. Dabei treten leider oft zwei Extreme<br />
zutage. Einerseits wird der Inhalt der Botschaft<br />
abgewandelt und so verwässert, dass sie für Leute von<br />
heute schmackhaft ist. Als Ergebnis stehen Männer auf<br />
der Kanzel, die etwas sagen, aber nichts zu sagen haben.<br />
Sünde und Jenseits, Buße und Versöhnung, Heiligkeit<br />
und Hölle bekommen entweder eine neue Bedeutung<br />
verliehen oder werden stillschweigend unterschlagen.<br />
Auf der anderen Seite – und das ist die besondere Tragödie<br />
der Evangelikalen heute – wird <strong>Predigt</strong> nahezu über<br />
Bord geworfen. Sie wird reduziert auf ein kurzes Nachwort<br />
am Ende eines glanzvollen Spektakels mit Musik,<br />
Theater, Show und Tanz. An die Stelle der <strong>Predigt</strong> treten<br />
Programme, Konzerte, Aufführungen, Beschallungsanlagen,<br />
Aktionsgruppen, Scheinwerfer und ein blendendes<br />
Drumherum. Unter dem brillanten Glanz der Darbietungen<br />
ist das Evangelium an sich oft wie verborgen.<br />
Im 1. Jahrhundert gelang es einer kleinen unbedeutenden<br />
Gruppe nicht besonders gebildeter Leute, mit<br />
ihrer offensiven Botschaft der Auferstehung eines als kriminell<br />
verurteilten Gekreuzigten sowohl gebildete Juden<br />
als auch intellektuelle bzw. traditionsversessene Heiden<br />
zu erreichen! Sie sprachen noch nicht einmal die Sprache<br />
ihrer ersten Zuhörer. Paulus gab zu, dass die ganze<br />
Sache eine törichte Unmöglichkeit war (1Kor 1,23).<br />
Doch sie machten es und stellten die Welt auf den Kopf.<br />
Der gesamte Lauf der Geschichte wurde damals aus den<br />
Angeln gehoben.<br />
Kommunikation war nicht ihr Problem und sollte<br />
nicht das Problem der Gemeinde von heute sein. Kommunikation<br />
war nie ein Problem für eine geistlich lebendige<br />
und evangelistisch eifrige Gemeinde. Bei all<br />
unseren heutigen Bemühungen erreichen wir kaum<br />
den Enthusiasmus und die Effektivität der Gemeinde<br />
des 1. Jahrhunderts. Die Gesellschaft von heute gleicht<br />
der damaligen in bemerkenswerter Weise, was Herz und<br />
Denken betrifft, nur das äußere Bild hat sich gewandelt.<br />
Und unsere Botschaft sollte sich überhaupt nicht gewandelt<br />
haben, denn noch immer gilt: »Kein anderer Name<br />
unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem<br />
wir gerettet werden müssen« (Apg 4,12). Irgendwie waren<br />
es offenbar sie, die die bessere Kommunikationsmethode<br />
für das Evangelium hatten, und diese Methode<br />
steht auch uns noch zur Verfügung. Die ersten Christen<br />
evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten<br />
Waffe des Predigens, und sie beeinflussten die Gesellschaft<br />
so enorm, dass sie das Gesicht des ganzen Reiches<br />
veränderten. Die Gefahr heute besteht darin, dass die<br />
Welt das Gesicht der Gemeinde verändert!<br />
Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn<br />
die Show das Wort erschlägt“ (Originaltitel: Shall We Dance?)<br />
von Brian H. Edwards. Der Titel ist im Betanien Verlag<br />
erschienen und u.a. auf www.cbuch.de erhältlich.<br />
Brian H. Edwards ist ein britischer Autor, Lektor und Prediger,<br />
der vor allem für seine historischen Biografien und<br />
theologischen Werke bekannt ist. Er ist mit Rosie verheiratet.<br />
35
Josia Konferenz 2014<br />
Eine Botschaft,<br />
die alles ändert!<br />
Es ist wieder soweit: Josia geht in die zweite Runde!<br />
Im heutigen Informationssturm muss man wichtige, weniger wichtige und unwichtige Botschaften voneinander unterscheiden.<br />
Die 2. Josia-Konferenz bringt euch ganz analog die wichtigste Botschaft der Welt – Eine Botschaft die alles<br />
ändert!<br />
Thema: Eine Botschaft, die alles ändert<br />
Quelle: Römerbrief<br />
Hauptredner: Pastor Matthias Lohmann<br />
Ort: August-Hermann-Francke Schule Giessen<br />
Datum: 2. Bis 4. Oktober 2014<br />
Die Anmeldung ist ab sofort über www.josiablog.de möglich! Auch alle weiteren Infos zur Konferenz und eine komplette<br />
Liste der Workshops und Infos zu den Referenten sind über die Websieite in Erfahrung zu bringen!<br />
Diesjährige Workshops<br />
Wir haben auch dieses Jahr wieder einige richtig spannende Themen für euch zusammengestellt und tolle Referenten<br />
gewinnen können, die sich eingehend damit auseinandergesetzt haben. Im folgenden detaillierte Infos zu jedem Workshop.<br />
Matthias Lohmann<br />
Gemeindemitgliedschaft – “Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“<br />
Die Frage nach dem Sein oder Nichtsein stammt aus William Shakespeares Tragödie „Hamlet“. In diesen Worten offenbart<br />
sich die Unentschlossenheit Hamlets, seiner Todessehnsucht nachzugeben. Wir als Christen hingegen können<br />
entschlossen sein, denn wir sind schon längst unserem alten, von der Sünde regierten Leben gestorben. Wir gehören<br />
nun Christus – dem Haupt – und sind Glieder an seinem Leib. Eine zwangsläufige und von Gott als Segen geplante<br />
Konsequenz davon ist es, dass wir als Kinder Gottes Mit-Glieder aneinander sind – wir gehören zusammen. Das sollte<br />
dadurch sichtbar werden, dass wir uns einer lokalen Gemeinde als „Mitglied“ anschließen – genau diese These soll im<br />
Workshop biblisch belegt werden.
Johannes Müller<br />
Als Christ leben<br />
Als Christ sind wir vor Gott heilig und tadellos. Wir können mit Sicherheit wissen, dass wir nicht mehr verdammt<br />
werden. Dennoch sündigen wir ständig; die kleine Notlüge hier, ein bisschen Lästern dort. Manchmal sind es auch<br />
nur unsere Gedanken. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht einen anderen Bruder oder eine andere Schwester<br />
zu haben? In diesem Workshop wollen wir uns die Frage stellen, wie das beides zusammen passt. Wie kann ich auf der<br />
einen Seite vor Gott heilig seindas und auf der anderen Seite immer noch sündigen? Wie soll ich damit umgehen? Gibt<br />
es eine Lösung dafür?<br />
Benedikt Mankel<br />
Persönliche Evangelisation<br />
Zum Thema: In diesem Workshop werden folgende Fragen behandelt:<br />
Was ist persönliche Evangelisation (und was nicht)? Was ist das Evangelium (und was nicht)? Wer soll evangelisieren?<br />
Warum sollen wir evangelisieren? Falsche anschauliche „Motivationshilfen“ entlarvt. Warum evangelisieren wir nicht?<br />
Mehr als 10 Ausreden samt Lösungshilfen. Wie sollen wir evangelisieren? Wie messe ich (meinen) Erfolg? Was ist nach<br />
der Evangelisation zu tun?<br />
Der Blickwinkel und die Autorität des „Workshops“ soll biblisch sein, da der Referent nicht hauptsächlich mit eigenen<br />
Erfahrungen überzeugen will (und kann). Es handelt sich um einen Vortrag ohne Gruppenarbeiten oder Praxisübungen.<br />
Ludwig Rühle<br />
Aus der Wohlfühlzone in die Herausforderung – Do Hard Things!<br />
Jugendzeit ist Schonzeit – Du bist zwar kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Du musst nicht mehr tun,<br />
was Deine Eltern von Dir wollen, aber Du musst auch noch nicht richtig gerade stehen für das, was du tust. Die Gesellschaft<br />
und oft auch Deine Gemeinde erwarten nicht viel von Dir und sie trauen Dir auch nicht viel zu. Du wirst<br />
einfach nicht für voll genommen. Vielleicht hast Du Dich damit abgefunden, vielleicht genießt du sogar diese Unverbindlichkeit<br />
und es ist ganz ok für Dich – Für Jesus ist es nicht ok! In diesem Workshop soll es darum gehen, was Jesus<br />
von Dir erwartet und wie Du diese Herausforderung annehmen kannst.<br />
Lars Reeh<br />
Biblisch Beten<br />
Christen beten. Sollten sie zumindest. Gerade erinnere ich mich an die Worte eines älteren Bruders: “Ich kenne keinen,<br />
der nicht Probleme mit seiner stillen Zeit hat.” Warum ist das so? Warum beten wir so wenig? Wie kann sich das<br />
ändern? Was macht überhaupt ein gutes Gebet aus? Am Ende des Workshops wollen wir Antworten auf diese Fragen<br />
haben und mit einem Hunger nach Gebet weiterziehen.<br />
Außerdem finden folgende Workshops statt: „‚Mein Reli-Lehrer hat gesagt die Bibel sei ein Mythos‘<br />
– Wie wir der Bibelkritik begegnen können“ (Mario Tafferner), „Worship hart – oder: Musik im Gottesdienst“ (Jörn Hägele),<br />
„Ponyhof, Mr. Darcy und andere Lügen – Identität zwischen Erwartungen & Misserfolgen (Seminar für Frauen)“<br />
(Elke Rühle), „Mann-sein nach dem Herzen Gottes – Teil 1 (Freitag): Zur Freiheit befreit“ (Benjamin Tom), „Mann-sein<br />
nach dem Herzen Gottes – Teil 2 (Samstag): From boys to men – „… als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich<br />
war …“ (Tobias Glaum), „Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein ganz persönliches Leben?“ (Gottfried Rühle),<br />
„Allein aus Glauben…oder gehört mehr dazu?“ (Jochen Klautke) und weitere. Mehr Infos: www.josiablog.de
NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE JETZT ONLINE BESTELLEN<br />
CBUCH.DE<br />
Der standhafte<br />
Prediger Martin<br />
Luther<br />
STEVEN LAWSON<br />
Durch die Jahrhunderte<br />
hinweg hat Gott immer<br />
wieder gottgefällige<br />
Männer erwählt,<br />
die er auf mächtige<br />
Art und Weise in<br />
entscheidenden<br />
Momenten der<br />
Kirchengeschichte<br />
gebraucht hat. Diese<br />
Vorbilder sind es<br />
wert nachgeahmt zu werden, weil sie selbst treue<br />
Nachfolger Christi waren. Der berühmte, deutsche<br />
Reformator Martin Luther steht im Blickpunkt dieser<br />
Ausgabe. In einer Zeit, als die Kirche so dringend die<br />
Wahrheit hören musste, erschallte Luthers Stimme mit<br />
standhaftem Freimut durch ganz Europa. Inmitten<br />
dieser Zeit des Abfalls von der rechten Lehre, schwieg<br />
Luther nicht, sondern erklärte laut und deutlich seine<br />
treue Verbundenheit zur alleinigen Autorität der<br />
Heiligen Schrift.<br />
863948 – PAPERBACK, 158 SEITEN – € 12,50<br />
Mit Ausharren<br />
laufen<br />
THOMAS<br />
SCHREINER &<br />
ARDEL CANEDAY<br />
GIBT ES<br />
HEILSGEWISSHEIT<br />
OHNE HEILIGUNG?<br />
Dieses<br />
hochinteressante<br />
und wertvolle Buch<br />
wird die klassischen<br />
Diskussionen sowohl<br />
um die Sicherheit oder<br />
Verlierbarkeit des Heils<br />
als auch um “Lordship Salvation” versus angeblicher<br />
“freier Gnade” nicht nur neu aufleben lassen, sondern<br />
viel Licht in alte Denkstrukturen bringen. Vor allem<br />
aber wird es den ernsthaften Christen ermutigen,<br />
durch Gottes Gnade im Glauben auszuharren und<br />
ihm helfen, Gottes Heil und Gnade in Christus tiefer<br />
zu verstehen und wertzuschätzen.<br />
175990 – PAPERBACK, 350 SEITEN – € 7,90<br />
Weitere Schnäppchen unter: www.cbuch.de/guenstig<br />
Gott erkennen<br />
JAMES I. PACKER<br />
DEUTSCHE AUSGABE<br />
DES KLASSIKERS<br />
“KNOWING GOD”.<br />
Endlich ist der<br />
Klassiker, der sich<br />
weltweit über 1<br />
Millionen mal<br />
verkaufte, in einer<br />
neuen Übersetzung<br />
wieder erhältlich. Die<br />
Bibel wird auch heute<br />
noch gelesen. Doch<br />
immer mehr Bibelleser<br />
verstehen immer weniger Bibelverse. Das Ergebnis ist<br />
eine geistliche Hungersnot, denn wie kann der Glaube<br />
stark und fest sein, wenn es an Gotteserkenntnis<br />
mangelt? Dieses Buch entfaltet systematisch die<br />
Grundaussagen der Bibel über Gott. Es weist<br />
seelsorgerlich falsche Sicht- und Verhaltensweisen von<br />
heute auf und ermuntert, Gottes Wort als Leitfaden<br />
unseres Lebens anzuerkennen und ihm zu vertrauen.<br />
072075 – PAPERBACK, 370 SEITEN – € 12,90<br />
Der erste<br />
Johannesbrief<br />
JÖRG<br />
WEHRENBERG<br />
AUSLEGUNGS-<br />
PREDIGTEN<br />
Jesus aus Nazareth<br />
ist wirklich der<br />
menschgewordene<br />
Sohn Gottes, der mit<br />
Seinem Tod die Strafe<br />
für unsere Schuld auf<br />
sich genommen hat.<br />
Wer an Ihn glaubt<br />
erfährt Gottes Liebe<br />
und empfängt ein neues Leben. Er wird dazu befreit,<br />
Gott und den Mitmenschen zu lieben.Johannes beharrt<br />
im Ersten Johannesbrief auf diese zentralen Wahrheiten<br />
des Evangeliums. Er fordert die Christen seiner Zeit<br />
und uns heute dazu auf, an diesen Wahrheiten über<br />
Jesus festzuhalten. Wir sollen bei dem Jesus bleiben,<br />
wie er im Evangelium der Apostel verkündet wird.<br />
Denn mit ihm, dem Sohn Gottes, stehen wir in<br />
unverbrüchlicher Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.<br />
875303 – MP3-CD, 276 MIN. – € 6,90<br />
38
TEL 05237-899090 EMAIL INFO@BETANIEN.DE<br />
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Erlöst in<br />
Christus<br />
TREVOR<br />
MCILWAIN<br />
& NANCY<br />
EVERSON<br />
AUF FESTEN<br />
GRUND GEBAUT 4<br />
Wie können<br />
Christen<br />
überzeugend in<br />
Familie und Beruf<br />
leben?<br />
Wie sieht ein Leben<br />
im Heiligen Geist<br />
aus? Was ist die Gemeinde, und wie ist die Beziehung<br />
der Gläubigen zueinander? Diese und andere Fragen<br />
beantwortet der Epheserbrief.<br />
Entdecken Sie in 13 Lektionen die Segnungen in Jesus<br />
Christus, die Ihnen im Alltag helfen und Sie ermutigen<br />
wollen. Lernen Sie die Kraft kennen, die wir in Jesus<br />
Christus zum Leben und zum Sieg im Kampf gegen<br />
Welt, Sünde und Teufel haben!<br />
682008 – PAPERBACK GROSSFORMAT, 136 SEITEN<br />
€ 15,95<br />
Revidierte<br />
Elberfelder<br />
Bibel - mit<br />
Schreibrand<br />
ITAL. KUNSTLEDER<br />
DUNKELBLAU<br />
Die Heilige Schrift in<br />
der exaktesten deutschen<br />
Übersetzung und<br />
besonderer Gestaltung.<br />
Der Text ist einspaltig<br />
in angenehmer<br />
Schriftgröße gesetzt,<br />
der Verweisstellenapparat erscheint in dieser Ausgabe<br />
am Seitenende. Der 37 mm breite Schreibrand bietet<br />
Raum für eigene Anmerkungen. Diese Ausgabe ist in<br />
italienischem Kunstleder gebunden. Eine Bibel zum<br />
persönlichen Studium, die keine Wünsche offen lässt.<br />
271201 – KUNSTLEDER, 1728 SEITEN – € 49,90<br />
Ungeküsst und doch Prinzessin<br />
CAROLYN MCCULLEY<br />
SINGLESEIN MIT GOTTES HOFFNUNG<br />
Wie kann eine unverheiratete Frau zur Ehre Gottes leben?<br />
Sollte sie hoffnungsvoll die Ehe anstreben oder in<br />
welcher anderen Weise kann sie ihre von Gott gegebene<br />
Weiblichkeit ausleben? Was ist mit Bildung, beruflicher<br />
Qualifikation oder gar Karriere? Wie kann sie sich am<br />
besten in der Gemeinde einbringen und ihre Begabungen<br />
ausüben wie z.B. in Form von Gastfreundschaft,<br />
Dienst an Kindern oder seelsorgerlichen und sozialen<br />
Aufgaben?<br />
Carolyn McCulley, selbst langjährige Singlefrau, gibt<br />
biblische Wegweisung gepaart mit praktischer Weisheit<br />
und einem feinen Humor. Mit ihrem Bibelstudium<br />
hilft sie, den Willen Gottes für unser Leben zu erkennen<br />
und vermittelt viel Gnade und Hoffnung. Dabei<br />
listet sie nicht nur eine Reihe Ratschläge aneinander,<br />
sondern zeigt Gottes großen Gesamtplan für unser<br />
Leben auf, ob wir nun (noch) Single sind oder nicht.<br />
„Carolyns offenes, einfühlsames und wunderbar hoffnungsvolles<br />
Zeugnis von Gottes freigiebiger Liebe wird<br />
jede Frau ermutigen, die den Segen und die Freude<br />
Gottes in ihrem Leben als Single entdecken möchte.“<br />
(Ken Sande, Peacemaker Ministries)<br />
175938 – PAPERBACK, 292 SEITEN – € 14,90<br />
39
„Ich bin gewiss, dass die<br />
evangelische Kirche steht und<br />
fällt mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“<br />
Wilhelm Busch