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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #18 · 1/2015<br />
+<br />
August H.<br />
Francke<br />
Theologe, Pädagoge<br />
und Reformer<br />
S. 22<br />
+<br />
Andreas<br />
Münch<br />
Das Interview über<br />
christliche Literatur<br />
S. 32<br />
<strong>Geld</strong>, Besitz & Ewigkeit<br />
Wenn der Mammon Jesus<br />
ersetzt! Wem vertrauen wir?
Editorial<br />
#18 <strong>Geld</strong>, Besitz & Ewigkeit - 01/2015<br />
Auf dem Cover<br />
„<strong>Geld</strong> größer Christus?“<br />
Ian Dale ist ein christlicher<br />
und freiberuflicher<br />
Illustrator aus Los<br />
Angeles. Er hat klassische<br />
Malerei an der University<br />
of Southern California<br />
studiert: iandale.net.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
eine bekannte Aussage eines englischen Schriftstellers<br />
lautete sinngemäß: „Mach deine Freude nicht von Dingen<br />
abhängig, die du verlieren kannst“ (im englischen<br />
Original: Don’t let your happiness depend on something<br />
that you may lose). Jesus Christus, unser Herr, unser Erlöser<br />
und der, dem wir vorbehaltlos und kompromisslos<br />
folgen wollen, hat über kaum ein Thema so eindringlich<br />
und so oft gesprochen wie über das Verhältnis zum <strong>Geld</strong><br />
und zu Besitztümern. Der Hintergrund ist klar und im<br />
Grunde sehr einfach auf den Punkt zu bringen: Jesus<br />
will, dass wir Allein Ihm vertrauen. Allein Ihm. Niemandem<br />
und nichts sonst. Das ist das Kernstück des<br />
rettenden Glaubens. Jesus hat das <strong>Geld</strong> nicht verteufelt.<br />
Er hat Besitz nicht verteufelt. Doch er hat das Verhältnis<br />
zu diesen Dingen für seine Nachfolger mehr als deutlich<br />
definiert und klargestellt. Das <strong>Geld</strong>, das uns anvertraut<br />
ist, soll uns keine Sicherheit geben, sondern soll uns als<br />
Leihgabe dienen, um sein Reich zu bauen. Um zu geben<br />
und nicht um anzuhäufen. Sicherheit und „Sorglosigkeit“<br />
geben uns Allein sein Wort, seine Zusagen und<br />
seine Verheißungen. Glaubst du das? Für einen wahren<br />
und treuen Nachfolger Christi und Verwalter der Güter<br />
des Herrn spielt es keine Rolle, ob sein Kontostand<br />
Zehn oder Zehntausend Euro beträgt. Seine Freude,<br />
sein Leben und seine Errettung sind davon in keiner<br />
Weise abhängig. Er versteht sich aufs Armsein und er<br />
versteht sich aufs Reichsein. Dabei hat er keinen „Zwitterglauben“,<br />
der einerseits Christus bejaht und andererseits<br />
den Vorzügen des Materialismus und Wohlstands<br />
einen Platz zuweist, der ihnen nicht zusteht.<br />
Wenn wir über das Verhältnis zum <strong>Geld</strong> und zum<br />
Besitz sprechen, dürfen wir über das Thema „Zufriedenheit“<br />
nicht schweigen. Zu viele Christen sind zerfressen<br />
von Sorgen, obwohl sie laut der Heiligen Schrift in<br />
Christi warmen und versorgenden Händen ruhen müssten.<br />
Viele schlafen unruhig, obwohl sie ein gutes Gehalt<br />
verdienen, aber der Kollege verdient für die gleiche Arbeit<br />
halt noch mehr. Die Ungenügsamkeit und Unzufriedenheit<br />
ist oft die Tür, durch die sich der Teufel Eintritt<br />
in unser Leben verschafft. Viele nehmen noch einen<br />
zweiten Job an, um sich den teuren Urlaub leisten oder<br />
ein unnötig teures Statussymbol finanzieren zu können.<br />
Es werden unnötige Kredite aufgenommen, um Güter<br />
anzuhäufen, nicht um Sein Reich zu bauen, sondern um<br />
Ist dir die Ewigkeit so<br />
wenig wert, dass du<br />
für Dinge lebst, die die<br />
Motten und der Rost<br />
fressen werden?<br />
noch besser dazustehen. Wir verteufeln Dinge, die laut<br />
der Bibel nicht zu verteufeln sind und glorifizieren Dinge,<br />
die laut der Bibel nicht zu glorifizieren sind. Dabei<br />
sagt uns das Wort doch klar, worin die „Welt“ besteht:<br />
„[...]Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern<br />
von der Welt.“<br />
Ist dir die Ewigkeit so wenig wert, dass du für Dinge<br />
lebst, die die Motten und der Rost fressen werden?<br />
Wie oft stellen wir den Wohlstand mit „Segen“ gleich?<br />
Die ungemütliche Wahrheit ist wohl, dass der Wohlstand<br />
uns träge, unzufrieden, lau, egoistisch und lieblos<br />
gemacht hat. Eins ist klar, irgendwann werde ich mein<br />
<strong>Geld</strong>, meinen Besitz und sogar meine Familie und meine<br />
Liebsten verlieren. Doch Christus nicht. Ihn werde<br />
ich niemals verlieren. Daher soll die Quelle meiner<br />
Freude allein Christus und sein Werk sein. Erst dann<br />
bin ich bereit, <strong>Geld</strong> und Besitz aus der Ewigkeitsperspektive<br />
zu sehen und einzusetzen. Denn meine Ewigkeit<br />
ist Christus, alles andere vergänglich. Ich beginne diese<br />
Ausgabe zum Thema „<strong>Geld</strong>, Besitz und Ewigkeit“ mit<br />
den weisen Worten des ersten anglikanischen Bischofs<br />
von Liverpool, J. C. Ryle: „Oh, dass doch die Menschen<br />
begreifen würden, dass Zufriedenheit nicht von äußeren<br />
Umständen abhängig ist, sondern von dem Zustand<br />
des Herzens.“ Das wünsche ich dir und mir. In diesem<br />
Sinne,<br />
Peter Voth<br />
P. S.: Der Titel dieser Ausgabe „<strong>Geld</strong>, Besitz & Ewigkeit“<br />
ist dem gleichnamigen Buch des Autors Randy Alcorn<br />
entlehnt. Erschienen im 3L Verlag: 3lverlag.de.<br />
2
Inhalt<br />
Inhalt<br />
4<br />
Wie Gott unser<br />
<strong>Geld</strong> beeinflusst<br />
JONATHAN PARNELL<br />
Sollte ich mich mit dem, was ich<br />
habe, zufrieden geben?<br />
6<br />
Das Wohlstandsevangelium<br />
HANS-WERNER DEPPE<br />
Wie ein falsches Verständnis vom<br />
Evangelium Millionen Menschen<br />
in die Irre führt.<br />
10<br />
Gott und<br />
der Mammon<br />
S A S C H A B Ä R<br />
Was hat es eigentlich mit dem<br />
ominösen „Mammon“ auf sich?<br />
14<br />
<strong>Geld</strong>, Besitz & Ewigkeit<br />
STEFAN BEYER<br />
Eine ausführliche Besprechung<br />
und Bewertung von Alcorns<br />
Klassiker zum Thema <strong>Geld</strong>.<br />
18<br />
Ein Leben der Großzügigkeit<br />
LARRY NORMAN<br />
Was hat Gottes Großzügigkeit<br />
mit meinem eigenen Lebensstil<br />
zu tun? Eine neue Perspektive!<br />
S. 6<br />
S. 32<br />
22<br />
August Hermann Francke<br />
PETER WALL<br />
Ein erstaunliches Vorbild aus<br />
der Kirchengeschichte in Sachen<br />
„Umgang mit <strong>Geld</strong>“.<br />
26<br />
Mammons Erben<br />
LARS REEH<br />
Ein kurzes Essay über die Bedeutung<br />
des <strong>Geld</strong>es und unseres<br />
Herzens.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion Waldemar Dirksen,<br />
Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />
Peter Voth, Hans-Werner Deppe<br />
Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />
Lektorat Tanja Mirau<br />
Abodienst Katharina Wiebe ∙ kwiebe@betanien.de<br />
Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />
D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />
Online www.timotheusmagazin.de<br />
Shop www.cbuch.de/timotheus<br />
Erscheinungsweise Erscheint als<br />
Quartalsmagazin seit Oktober 2010<br />
alle drei Monate: Januar (Winter) · April<br />
(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).<br />
Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />
Jahresabo (D) ∙ €13,55 (inkl. Versand)<br />
Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)<br />
28<br />
Wohlstand im<br />
Alten Testament<br />
ANDREAS MÜNCH<br />
Bedeutet Wohlstand gleich Segen?<br />
Eine Einordnung!<br />
32<br />
Interview mit<br />
Andreas Münch<br />
PETER VOTH<br />
Ein Gespräch über christliche<br />
Literatur und das Schreiben.<br />
36<br />
Interview mit Peter Schild<br />
PETER VOTH<br />
Ein Gespräch über persönliche<br />
Evangelisation und mehr.<br />
3
Wie Gott unser<br />
<strong>Geld</strong> beeinflusst<br />
Text von Jonathan Parnell<br />
Die Liebe zum <strong>Geld</strong> ist mehr als gefährlich – sie ist geistlicher<br />
Selbstmord. Das Wort Gottes warnt uns beständig, dass Kinder<br />
Gottes richtig aufpassen sollten, wenn es um den verlockenden Reiz<br />
von finanziellem Gewinn geht (Matthäus 6,24; 1. <strong>Timotheus</strong> 6,10).<br />
Ein dickes Gehalt zu verdienen mag eine gute Sache sein, doch was<br />
wir mit dem Verdienten machen, ist überaus wichtig – der Schreiber<br />
des Hebräerbriefes kann uns hier weiterhelfen.
In einer Liste von praktischen Ermahnungen<br />
schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes: „Euer<br />
Lebenswandel sei frei von <strong>Geld</strong>liebe. Begnügt<br />
euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst<br />
hat gesagt: Ich will dich nicht aufgeben und dich<br />
niemals verlassen“ (Hebräer 13,5). Das ist ein einfacher<br />
Vers, doch die Argumentationskette ist verblüffend. Beachte<br />
die ersten beiden Punkte. Die Anweisungen stehen<br />
parallel zueinander.<br />
Also ja, <strong>Geld</strong> ist bloß<br />
<strong>Geld</strong>, und was wir jetzt<br />
schon haben, ist mehr<br />
als genug.<br />
Euer Lebenswandel sei frei von <strong>Geld</strong>liebe und<br />
begnügt euch mit dem, was vorhanden ist<br />
Genügsamkeit und Freiheit<br />
Die Anweisungen sehen wie verschiedene Betrachtungswinkel<br />
der gleichen Haltung aus. Zunächst werden wir<br />
ermahnt, uns von der <strong>Geld</strong>liebe zu befreien (und ihrem<br />
Lockruf, mehr anzuhäufen), und dann, im gleichen Sinne,<br />
werden wir ermahnt, uns mit dem zu begnügen, was<br />
wir momentan haben.<br />
Die letztere Anweisung („Begnügt euch“) ist dabei<br />
eine Art Entfaltung der ersteren. Um wirklich von der<br />
<strong>Geld</strong>liebe frei zu bleiben, müssen wir aufrichtig glauben,<br />
dass das, was wir haben, genug ist. Es gibt Nahrung auf<br />
dem Tisch und Kleidung zum Anziehen. Uns wird es<br />
gut gehen (1. <strong>Timotheus</strong> 6,8). Wenn es uns an Genügsamkeit<br />
mangelt – wenn wir immerzu daran denken,<br />
was wir als nächstes haben wollen –, dann wird unsere<br />
<strong>Geld</strong>orientierung vom bloßen Zahlungsmittel hin zur<br />
<strong>Geld</strong>verehrung schleichen. <strong>Geld</strong> wird unsere Eintrittskarte<br />
für mehr. Es wird unser Zugang zu jenem, von<br />
dem wir denken, dass es uns fehlt, d. h. es wird unser<br />
Halt. Und immer wenn wir eine Sache mit erlöserähnlichen<br />
Attributen verbinden – ganz gleich wie unterschwellig<br />
– wird unsere Zuneigung ihr folgen. Wenn wir<br />
beständig davon träumen, was wir nicht haben, werden<br />
wir bald ein ehebrecherisches Verhältnis zu unserem<br />
Einkommen eingehen.<br />
Die stärkste Triebkraft gegen diesen glitschigen Abhang<br />
ist, einfach zufrieden zu sein mit dem, was man<br />
hat. Der Schreiber an die Hebräer fordert auf, genügsam<br />
zu sein. Es geht uns gut. Es wird uns auch weiterhin gut<br />
gehen. Wir können damit aufhören, nach noch mehr zu<br />
ringen. Und dann sagt er uns auch warum.<br />
Er ist da<br />
Halte dein Leben fern von der <strong>Geld</strong>liebe und sei genügsam<br />
mit dem, was du hast, denn Gott hat gesagt: „Ich<br />
will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!“<br />
Die Anweisung an uns, frei und genügsam zu sein, ist<br />
gegründet in Gottes Verheißung, immer bei uns zu bleiben.<br />
Das Zitat ist aus Josua 1,5 entnommen, trägt aber<br />
nach der Himmelfahrt Jesu eine verstärkte Bedeutung.<br />
Bei der Aussendung seiner Jünger sagte Jesus deutlich:<br />
„Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit“<br />
(Matthäus 28,20). Ebenso als er uns von dem Heiligen<br />
Geist erzählte: „Ich will den Vater bitten, und er wird<br />
euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch<br />
bleibt in Ewigkeit“ (Johannes 14,16).<br />
Wir haben eine dreifache Gewissheit, wo auch immer<br />
wir sind, ist auch Gott da. Unabhängig unserer<br />
Situation, ob wir Fülle haben oder Mangel (Philipper<br />
4,11-12), Gott ist da und er verlässt uns nicht.<br />
Dieser Umstand mag bezüglich unserer finanziellen<br />
Situation zunächst seltsam erscheinen, aber er ist es<br />
nicht. Dass wir Gott haben und alles, was er uns gegeben<br />
hat, verändert unsere Perspektive auf <strong>Geld</strong> und<br />
Besitz drastisch. Wir lieben <strong>Geld</strong> nicht und wir sind<br />
genügsam mit dem, was wir haben, weil wir Ihn haben.<br />
Unabhängig von unserem irdischen Kapital können<br />
wir immer sagen, dass „wir ein besseres und bleibendes<br />
Gut in den Himmeln besitzen“ (Hebräer 10,34). Gott<br />
ist unser Kapital (Psalm 73,26). Sich an ihm zu sättigen,<br />
ist wie ein Festmahl für unsere Seele (Psalm 63,6). „Ich<br />
will dich nicht aufgeben und dich niemals verlaßen“,<br />
spricht er.<br />
Unser Schatz – das begehrenswerteste Wesen im<br />
Universum – strebt unablässig danach, uns nahe bei sich<br />
zu halten. Also ja, <strong>Geld</strong> ist bloß <strong>Geld</strong>, und was wir jetzt<br />
schon haben, ist mehr als genug. 1<br />
1 Dieser Artikel ist ursprünglich unter dem Titel „How God Impacts<br />
Our Money and Stuff“ am 16. Oktober 2014 auf www.<br />
desiringGod.org erschienen. Der Artikel wurde mit freundlicher<br />
Genehmigung des Autors übersetzt (von Andreas Kuhlmann) und<br />
abgedruckt.<br />
Jonathan Parnell ist Ehemann und Vater von vier Kindern. Er<br />
ist Autor und Content Strategist bei Desiring God. Derzeit ist er<br />
auch als Gemeindegründer in Minneapolis tätig. Folge Jonathan<br />
auf Twitter: @JonathanParnell<br />
© Foto: Death to Stock / deathtothestockphoto.com 5
Das<br />
Wohlstandsevangelium<br />
Text von Hans-Werner Deppe<br />
Ist unser Wohlstand ein Gradmesser für den Segen Gottes in unserem<br />
Leben? Woher kommt diese verbreitete Vorstellung? Gibt es biblische<br />
Gründe dafür und dagegen und wie wichtig ist es für unser Leben als<br />
Christen, hier die richtige Lehre und Einstellung zu vertreten?<br />
Als christlicher Verleger und somit Geschäftsmann<br />
stehe ich unweigerlich vor der<br />
Frage: Bedeutet Segen Gottes für den Verlag<br />
und das Geschäft, dass es uns finanziell<br />
gut geht? Fast reflexhaft bejahen Christen<br />
eine solche Frage und sehen es als Segensbeweis, wenn<br />
das Geschäft floriert. Aber stimmt das? Nach dieser<br />
Formel müssten auch solche Verlage, die sich geistlich<br />
fragwürdig entwickelt haben, aber damit geschäftlich<br />
sehr erfolgreich Profit einstreichen, hochgradig gesegnet<br />
sein und sich des Wohlgefallen Gottes erfreuen, der<br />
sie als Belohnung für einen guten geistlichen Weg mit<br />
irdischen Segnungen vergilt. Sogar erfolgreiche Institutionen<br />
wie die reiche römisch-katholische Kirche oder<br />
Elite-Sekten wie die Scientology müssten demnach sehr<br />
von Gott gesegnet sein.<br />
Historisch gesehen ist das Wohlstandsevangelium<br />
ziemlich jung. Es kam Anfang des 20. Jahrhunderts in<br />
den USA im Umfeld der Pfingstbewegung auf. Auf Englisch<br />
heißt es Health and Wealth Gospel – das Evangelium<br />
von Gesundheit und Reichtum. Der Zusammenhang<br />
mit der Gesundheit verdeutlicht, welches Denken dahintersteckt:<br />
„Gott will, dass du gesund bist – körperliche<br />
Gesundheit ist Bestandteil des Evangeliums. Gott<br />
will, dass du reich bist – Reichtum ist Bestandteil des<br />
Evangeliums.“ 1 Und um Gesundheit und Reichtum zu<br />
erlangen, müssen Wunder geschehen, die aber menschlich<br />
machbar sind. So wie Charismatiker und Pfingstler<br />
in Sachen Gesundheit den Kranken selbst die Schuld<br />
1 Weil diese Dinge nach dieser Auffassung zum Evangelium gehören,<br />
wird dies in charismatischen Kreisen als „volles Evangelium“<br />
bezeichnet. So gab es z.B. den Verein „Geschäftsleute des vollen<br />
Evangeliums“ (seit 2001 umbenannt in „Christen im Beruf“). Hier<br />
meint „volles Evangelium“ nicht etwa ein Evangelium, das auch<br />
den Ruf zur Buße etc. einschließt, sondern ein Heilsverständnis<br />
einschließlich pfingstkirchlicher Geistestaufe-Phänomene und irdischer<br />
Segnungen wie Gesundheit und Wohlstand.<br />
6
geben, wenn sie nicht geheilt werden – „du hast zu wenig<br />
Glauben; du betest nicht richtig; du hast eine versteckte<br />
Sünde in deinem Leben; du musst nur den richtigen<br />
Heiler aufsuchen oder die richtige Methode anwenden<br />
…“ – so beschuldigen sie auch arme, bedürftige und<br />
mittelmäßige Christen, dass ihre Knappheit dieselben<br />
Ursachen habe: geistliche Defizite.<br />
Wolfhard Margies behauptet sogar, die verfolgten<br />
Christen in der ehemaligen Sowjetunion seien selbst an<br />
ihren Leiden schuld, nämlich wegen ihrer „unbiblischen,<br />
dem Willen Jesu zuwider laufenden Leidensprioritäten.“<br />
2 Mit nur etwas biblischem Unterscheidungsvermögen<br />
erkennen wir hier sofort, dass extreme Charismatiker<br />
wie Margies die Dinge auf den Kopf stellen. Ebenso<br />
offensichtlich ist die falsche, aber sehr verbreitete Lehre<br />
der „Wort-des-Glaubens-Bewegung“: Hier wird gelehrt,<br />
man brauche nur fest genug an etwas glauben, es sich<br />
kräftig genug im Gebet vorstellen, dann würde Gott unsere<br />
Vorstellungen Wirklichkeit werden lassen (auf Englisch<br />
wird diese Methode name it and claim it, „benenne<br />
es und beanspruche“ es genannt). Kenneth Hagin ist ein<br />
Hauptvertreter dieser Lehre, in der sich charismatische<br />
Magie (die okkulte Praxis der Visualisierung) mit westlichem<br />
Materialismus zu einer üblen Mixtur verbindet.<br />
Ein Phänomen der USA –<br />
auch in Afrika!<br />
Das Wohlstandsevangelium hat sich insbesondere in<br />
den USA stark ausgebreitet und wurde dort von vielen<br />
angenommen, weil es einfach dem amerikanischen<br />
Traum entspricht: Genieße dein Leben und erreiche deine<br />
Ziele – sei (irdisch) erfolgreich, weil du es kannst! Und das<br />
Wohlstandsevangelium sagt passend dazu: Gott verhilft<br />
dir zu deinen Zielen – er will dich reich machen! In den<br />
USA ist ein sehr oberflächliches Evangelium verbreitet:<br />
Ein Großteil der Bevölkerung hält sich für wiedergeboren,<br />
weil diese Leute irgendwann mal bei einem Kindermissionsevent<br />
die Hand gehoben oder ein anderes<br />
Instant-Schnellbekehrungsverfahren durchexerziert<br />
oder eine spirituelle Erfahrung gemacht haben. Solche<br />
Scheinchristen, die in Wirklichkeit nicht für den Herrn<br />
Jesus leben (Galater 2,20), sondern für ihren eigenen<br />
Bauch (Philipper 3,19) und ihr Leben nicht an Jesus<br />
verlieren, sondern für sich selbst gewinnen wollen (wobei<br />
Jesus ihnen bloß Unterstützung liefern soll), nehmen<br />
das irdische Wohlstandsevangelium natürlich willig auf<br />
und freuen sich, für ihre egoistischen Lebensziele eine<br />
religiöse Begründung zu haben.<br />
Die „christlichen“ Führungspersonen und Vorbilder<br />
leben ihnen weltförmige Luxusprasserei vor: Eine<br />
der in Deutschland einflussreichsten Predigerinnen des<br />
Wohlstandsevangeliums ist Joyce Meyer, die für ihren<br />
pompösen Lebensstil bekannt ist. Auf der Webseite derruf.info<br />
ist kurz zusammengefasst, was Thorsten Brenscheidt<br />
in seinem Buch Spürst du Gott schon oder liest<br />
du noch die Bibel? in einem ganzen Kapitel über Joyce<br />
Meyer dokumentiert: „Joyce Meyer vertritt die Lehren<br />
der Wort-des-Glaubens-Bewegung und propagiert das<br />
2 Wolfhard Margies, „Das Kreuz der Gesegneten“, Aufbruch-Verlag,<br />
Berlin 1990, S.<br />
Wohlstandsevangelium in ihren Predigten und Büchern.<br />
Ihr Lebensstil veranschaulicht, was es heißt, in<br />
›göttlichem Wohlstand‹ zu leben. Joyce Meyer verfügt<br />
über eine 2 Millionen US-Dollar teure Villa, einen Privatjet<br />
für 10 Millionen US-Dollar und diverse exklusive<br />
Luxusautos – das alles bezeichnet sie als ›Segen vom<br />
Herrn‹.“ 3<br />
Der deutsche Prediger Reinhard Bonnke ist bekannt<br />
für seine Feldzüge in Afrika. Schon drei Tage<br />
vor Beginn der Bonnke-Großveranstaltungen pilgern<br />
Hundertausende zu den Plätzen, bevor Bonnke mit<br />
Luxuslimousine und Polizeieskorte auffährt und den<br />
Afrikanern schmackhaft macht, was „christlicher Reichtum“<br />
ist. Fliegende Händler versprechen sich Profit und<br />
verkaufen jede Menge T-Shirts und andere Accessoires<br />
mit Bonnke-Konterfei. Für die Afrikaner, die traditionell<br />
zu einem magischen Fetisch-Glauben neigen,<br />
sind diese Devotionalien mit Bonnke-Bildern doppelt<br />
nützlich. Ein Händler sagt: „Wir verbreiten mit diesen<br />
T-Shirts das Evangelium. Wenn die Leute Bonnkes Foto<br />
sehen, kaufen sie die Hemden sofort, denn sein Bild ist<br />
bereits eine Verkündigung der frohen Botschaft.“ 4 Dieses<br />
„Evangelium“ ist nicht anderes als heidnischer Fetisch-Glaube.<br />
Auch weltliche Unternehmen wollen vom<br />
Boom der Pfingstkirchen in Afrika profitieren. Deutschlandradio<br />
berichtete: „Viele Kirchen sind mit Politik und<br />
Wirtschaft eng verflochten. Selbst internationale Unternehmen<br />
wie Coca-Cola, Unilever oder Nestlé verbinden<br />
ihre Produktwerbung mit der Werbung für die geistlichen<br />
Angebote der Glaubensgemeinschaften.“ 5 Das auf<br />
Großplakaten beworbene Motto der Bonnke-Feldzüge<br />
in Afrika lautet: „Receive your miracle today! – Empfange<br />
dein Wunder noch heute!“ Ob Heilungswunder oder<br />
Reichtumswunder – es liegt dasselbe Motiv zugrunde:<br />
nicht geistliches Heil, sondern leibliches Wohlergehen<br />
durch ein irdisches „Evangelium“. Und nicht nur Einzelne<br />
erhoffen sich ihr persönliches Wunder, sondern<br />
Bonnke soll für die ganze Region, in der er predigt, den<br />
wirtschaftlichen Aufschwung bringen, der überall in Afrika<br />
so nötig wäre.<br />
Reichtum an sich ist nicht böse. Das geistliche Problem<br />
ist die <strong>Geld</strong>liebe, die „eine Wurzel alles Bösen ist“<br />
(1. <strong>Timotheus</strong> 6,10), und <strong>Geld</strong>liebe herrscht auch oft<br />
bei denen, die wenig <strong>Geld</strong> haben, aber liebend gern<br />
mehr hätten. Es gilt die unumstößliche Gleichung: „Die<br />
aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick“<br />
(Vers 9). Wie sollen wir auf diese Gefahr reagieren?<br />
„Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge ….!“<br />
(Vers 11).<br />
Weglaufen möchte man angesichts der Zustände bei<br />
manchen US-Fernsehpredigen, über die in den Medien<br />
berichtet wird. Unter der Überschrift „Skandal um<br />
US-Fernsehprediger: Sex, Drogen, Halleluja“ steht auf<br />
Spiegel-Online ein Artikel über die haarsträubenden Intrigen<br />
um Paul Crouch, Gründer, Prediger und Leiter<br />
3 http://www.der-ruf.info/tag/joyce-meyer/<br />
4 http://www.deutschlandfunk.de/der-mahdrescher-gottes-rtfmanuskript-zum-download.media.e4fbd01937045b48d5a<br />
700365ca7e74a.rtf.<br />
5 ebd.<br />
© Foto: Andrea Damm / pixelio.de<br />
7
des weltweit größten christlichen<br />
Fernsehsenders. 1 Crouchs Imperium<br />
Trinitiy Broadcasting Network<br />
(TBN) verfügt demnach über ein<br />
Vermögen von 827,6 Millionen<br />
US-Dollar. Ein Großteil stammt<br />
aus Spenden, ein anderer Teil aus<br />
Filmproduktionen und Investmentgeschäften.<br />
Um die Spenden<br />
zu generieren, werden den Fernsehzuschauern<br />
<strong>Geld</strong>vermehrungs-Versprechungen<br />
gemacht: Sende uns<br />
<strong>Geld</strong>, dann wird Gott dich mit<br />
noch mehr <strong>Geld</strong> segnen. Dass Paul<br />
Crouch sogar in homosexuelle Affären<br />
verwickelt war, wird ihm der<br />
säkulare „Spiegel“ sicher nicht ankreiden,<br />
ist aber in John MacArthurs<br />
Buch Fremdes Feuer nachzulesen.<br />
Um das zu verheimlichen,<br />
hat er sogar 425.000 US-Dollar<br />
Schweigegeld gezahlt. 2 Was für ein<br />
Sumpf!<br />
John MacArthur beschreibt die<br />
Masche, wie die Fernsehprediger<br />
an <strong>Geld</strong> kommen und die <strong>Geld</strong>liebe<br />
ihrer Schafe sowohl ausnutzen<br />
als auch fördern: „In einer Sendung<br />
nach der anderen bedrängt<br />
man die Leute, ›den Samen auszustreuen‹,<br />
und verspricht, dass Gott<br />
sie dafür auf wunderbare Weise<br />
reich machen werde. Dieses Vorgehen<br />
ist auch als der ›Samen-Glaubens-Plan‹<br />
bekannt, so genannt<br />
von Oral Roberts, dem wichtigsten<br />
Pionier in der Verbreitung charismatischer<br />
Lehre über das Fernsehen<br />
… Für Crouch und andere an<br />
der Spitze dieses Pyramidenspiels<br />
funktioniert die Wohlstandstheologie<br />
tadellos … Verhüllt in Gerede<br />
von Glauben und Großzügigkeit<br />
ist dieses Spiel ein trügerischer<br />
Trick, der dazu erdacht ist, die<br />
Habgierigen auszunehmen und die<br />
Verzweifelten zu betrügen.“ 3<br />
Manche US-Fernsehprediger<br />
versprechen, man könne ihrem<br />
Werk Gebetsanliegen per Brief<br />
schicken, zusammen mit <strong>Geld</strong> im<br />
Umschlag, und man würde für sie<br />
beten. John MacArthur berichtet<br />
als Beispiel von Robert Tiltons<br />
1 http://www.spiegel.de/panorama/<br />
2 John MacArthur: Fremdes Feuer (Betanien<br />
Verlag), S. 30-33. In diesem Buch<br />
werden die US-amerikanischen Zustände<br />
des Wohlstandsevangeliums ausführlich<br />
dokumentiert und biblisch bewertet.<br />
3 Ebd. S. 30-33.<br />
„Missionswerk, das … Einnahmen<br />
von über 80 Millionen US-Dollar<br />
im Jahr hatte. Die Recherche<br />
brachte ans Licht, dass Tiltons<br />
Missionswerk die eingesandten Gebetsbitten<br />
ungelesen wegwarf und<br />
nur die Umschläge kurz öffnete,<br />
um das enthaltene <strong>Geld</strong> zu entnehmen.“<br />
4<br />
Babylon und wir<br />
Die Vermischung spiritueller Dinge<br />
mit wirtschaftlichen Machtfaktoren<br />
erinnert stark an das Babylon<br />
von Offenbarung 17-18. Doch dieses<br />
weltumspannende Mischsystem<br />
aus Religion und Wirtschaftskraft<br />
ist nicht nur ein listiger Verführer<br />
der Christen, sondern auch ein<br />
blutrünstiger Verfolger. Babylon<br />
will das Christentum zerstören –<br />
sei es von innen oder außen.<br />
In wieweit können wir uns als<br />
Christen am florierenden Wirtschaftssystem<br />
beteiligen? Ich würde<br />
nicht so weit gehen wie William<br />
MacDonald, der in seinem Klassiker<br />
Wahre Jüngerschaft dafür eintritt,<br />
überhaupt nicht zu sparen,<br />
weil das ein verbotenes „Schätze<br />
sammeln auf Erden“ (Matthäus<br />
6,19) sei. Ich neige da eher zu<br />
John MacArthurs Position in seinem<br />
Buch Wem gehört das <strong>Geld</strong>?:<br />
Wir sollen treue Verwalter dessen<br />
sein, was Gott uns anvertraut<br />
hat, und verantwortungsvoll mit<br />
unseren Gütern umgehen. Dazu<br />
können auch vernünftige Finanzund<br />
Sparpläne gehören. Darf ein<br />
Christ <strong>Geld</strong> in Aktien anlegen und<br />
spekulieren? Das ist ein (geistlich!)<br />
sehr riskanter Randbereich. Theoretisch<br />
könnte auch das – gerade<br />
bei den aktuell gegen Null tendierenden<br />
Zinsen – eine vernünftige<br />
Verwalterschaft sein. Aber allzu<br />
leicht wird man hier von Spekulations-Zocklust<br />
fortgezogen oder<br />
macht gemeinsame Sache mit antichristlichen<br />
Interessen. „Fliehe diese<br />
Dinge!“ Wie viel mehr „Zinsen“<br />
verspricht der Herr doch, wenn wir<br />
unser Hab und Gut direkt in sein<br />
Reich investieren: Dieser freigiebig<br />
ausgestreute Same bringt „dreißig,<br />
sechzig, hundertfache Frucht“<br />
(Matthäus 10,29;13,23) – Letzteres<br />
sind 10.000 % Zinsen!<br />
4 Ebd. S. 111.<br />
Laodizea und wir<br />
Ein Großteil der Christenheit ist<br />
heute ein Spiegelbild der Gemeinde<br />
von Laodizea (Offenbarung<br />
3,14-22), die sich für reich hielt,<br />
aber geistlich arm und aufgrund<br />
ihrer Reichtumsliebe von Babylon<br />
umgarnt war. Auch das damalige<br />
Römische Reich hatte einiges zu<br />
bieten an Kultur und Annehmlichkeiten!<br />
Die Christen von Laodizea<br />
waren stolz darauf, wie schön sie<br />
sich mit der Kultur und Welt arrangiert<br />
hatten, um sowohl Christen<br />
zu sein, als auch auf keinen<br />
Genuss der Zivilisation verzichten<br />
zu müssen.<br />
So, wie es ein geistlich legitimer<br />
Wunsch ist, gesund zu sein,<br />
ist es auch ein geistlich legitimer<br />
Wunsch, ein finanzielles Auskommen<br />
zu haben sein. Aber es ist kein<br />
geistlich legitimer Wunsch, reich<br />
zu sein – ebenso wenig wie den<br />
Körper eines Supermodels oder<br />
Supermans zu haben. Und Zeiten<br />
der Knappheit können ebenso<br />
Gottes Wille sein wie Zeiten der<br />
Krankheit. Bedenken wir aber: Jesus<br />
hat unzählige Kranke geheilt,<br />
aber keine Goldschätze hervorgezaubert.<br />
Doch er hat auch für den<br />
momentanen Bedarf gesorgt, zum<br />
Beispiel durch das wundersame<br />
<strong>Geld</strong>stück im Fischmaul (Matthäus<br />
17,27). Gott sorgt für die Seinen<br />
– er macht sie nicht reich, aber<br />
er gibt ihnen das Nötige, wie z.B.<br />
der armen Witwe von Zarpat, bei<br />
der das Mehl im Topf und das Öl<br />
im Krug nicht versiegte (1. Könige<br />
17,2-16).<br />
In Jesus war das Reich Gottes<br />
zwischenzeitlich auf die Erde<br />
gekommen: Er machte gesund,<br />
befreite von Dämonen, stillte den<br />
Hunger und unmittelbare Bedürfnisse.<br />
Aber das Reich Gottes<br />
besteht nicht in der modern-westlichen<br />
Glücksvorstellung von<br />
Wohlstand, Luxus und Lotto-Millionen,<br />
sondern vielmehr besteht<br />
das Reich Gottes in „Gerechtigkeit<br />
und Frieden und Freude im Heiligen<br />
Geist“ (Römer 14,17) – in der<br />
Gegenwart Gottes in Jesus und unserer<br />
Liebes- und Dienstbeziehung<br />
zu ihm. Unsere Kultur hat die<br />
meisten biblischen und ethischen<br />
Werte verloren. Francis Schaeffer<br />
8
zeigt in seinem Klassiker der christlichen<br />
Kulturgeschichte Wie können<br />
wir denn leben? auf: Die einzig<br />
verbliebenen Werte der heutigen<br />
Kultur sind persönlicher Frieden<br />
und persönlicher Wohlstand. Danach<br />
streben und dafür leben sie.<br />
Unser Denken und unser Wertsystem<br />
darf nicht dem der Welt entsprechen<br />
(Römer 12,2)!<br />
Die richtigen<br />
Einstellungen,<br />
Motive und Werte<br />
Das betrifft auch unser Gebetsleben.<br />
Sicherlich dürfen und sollen<br />
wir auch für unser Auskommen<br />
und unsere Berufswahl beten, aber<br />
Jakobus deckte in seinem Brief ein<br />
fleischliches Motiv auf: „Ihr bittet<br />
und empfangt nichts, weil ihr böse<br />
bittet, um es in eurer Gier zu verprassen“<br />
(Jakobus 4,3). Wer nach<br />
dem Wohlstandsevangelium denkt<br />
und betet, will auf einem falschen<br />
Weg dem entkommen, was Gott<br />
nach dem Sündenfall anordnete:<br />
durch harte Arbeit für den Lebensunterhalt<br />
sorgen zu müssen (1.<br />
Mose 3,19). Stattdessen erhofft er,<br />
Gott ließe <strong>Geld</strong> vom Himmel fallen.<br />
Aber man kann auch auf der<br />
anderen Seite vom Pferd fallen.<br />
Auf die Frage „Woran erkennt man<br />
einen Christen?“ antwortete einmal<br />
jemand: „Daran, dass er ein<br />
billiges Auto fährt“ (oder ein billiges<br />
Handy hat …). Das ist eine<br />
traurige Antwort, denn natürlich<br />
sollte man einen Christen an anderen<br />
Merkmalen erkennen wie z.B.<br />
an der Frucht des Geistes: Liebe,<br />
Freude, Frieden … (Galater 5,22).<br />
Wir sollten uns auch eine selbstauferlegte<br />
Armut nicht zum Götzen<br />
oder zum Stolz machen.<br />
Christen können tatsächlich<br />
eher wohlhabend werden als<br />
Nichtchristen. Dem Soziologen<br />
Max Weber (1864-1920) fiel auf,<br />
dass evangelische Christen es oft zu<br />
ansehnlichem Wohlstand brachten<br />
und stellte seine berühmte Kalvinismus-Kapitalismus-Hypothese<br />
auf (in seinem Werk „Die protestantische<br />
Ethik und der Geist des<br />
Kapitalismus“). Teilweise hatte er<br />
Recht: Christen erarbeiten sich<br />
oft einen hohen Lebensstandard,<br />
weil sie in der Regel fleißige, ehrliche,<br />
strebsame, zuverlässige Leute<br />
sind, meist frei von Süchten und<br />
Lastern, und weil sie rational und<br />
systematisch arbeiten. Aber niemals<br />
sollte das bei uns zu kapitalistischem<br />
Denken führen, sondern<br />
die erarbeiteten Güter sollten wir<br />
wieder dem Reich Gottes und den<br />
Bedürftigen zufließen lassen.<br />
Und wie geht es meinem Verlag?<br />
Nun, er „läuft“ und es können<br />
mehrere Familien und Singles<br />
davon leben. Dafür sind wir Gott<br />
sehr dankbar – er hat alles wunderbar<br />
geführt und gefügt. Ja, Gottes<br />
Fürsorge und Segen bedeuten auch<br />
– meistens – existenzielle Sicherung<br />
und Fortbestand, aber keineswegs<br />
Reichtum. Auch kann man<br />
nicht die Segnungen und Flüche<br />
des Alten Bundes (u.a. wirtschaftliches<br />
Gedeihen oder Verderben in<br />
5. Mose 28) einfach auf den Neuen<br />
Bund übertragen, denn hier gelten<br />
nicht diese alten schattenhaft-irdischen<br />
Segensregeln, sondern deren<br />
geistliche Erfüllung in Christus. Jesus<br />
ist gekommen, damit wir „Leben<br />
in Überfluss“ haben (Johannes<br />
10,10), aber nicht Luxus in Saus<br />
und Braus. Das sind nur die leeren<br />
Wertvorstellungen unserer Kultur.<br />
Millionäre und reiche Stars sind<br />
oft die armseligsten, leersten Leute.<br />
Leben im Überfluss Gottes ist Leben<br />
in der Liebe und Gemeinschaft<br />
Jesu – jetzt im Heiligen Geist und<br />
einst in der neuen Schöpfung.<br />
Zusammenfassung<br />
• Das Wohlstandsevangelium<br />
verdreht die biblische Heilsbotschaft<br />
von einer geistlichen<br />
zu einer irdischen Hoffnung<br />
und bringt als lästerliches<br />
Zerrbild das wahre Evangelium<br />
in Verruf.<br />
• Gott bzw. Jesus Christus wird<br />
zum Handlanger zum persönlichen<br />
Glück degradiert.<br />
• In seiner vollen Ausprägung<br />
ist das Wohlstandsevangelium<br />
eine verbreitete Irrlehre, die<br />
viele ins Verderben führt. Es<br />
ist verbunden mit dem System<br />
Babylon und dem Götzendienst<br />
der Habgier.<br />
• Auch echte, wiedergeborene<br />
Christen stehen in Gefahr, ihren<br />
klaren (wörtl. „einfältigen“,<br />
Matthäus 6,22-24), fokussierten<br />
Blick auf Christus durch<br />
die immensen Einflüsse des<br />
Wohlstandsevangeliums und<br />
der Verlockung des Mammons<br />
ablenken zu lassen.<br />
• Gott sorgt für uns – nach<br />
seinem souveränen Willen –,<br />
aber Reichtum ist in der Regel<br />
kein Segen – wie Salomo sagte:<br />
„Armut und Reichtum gib mir<br />
nicht“ (Sprüche 30,8).<br />
Zum Bibelstudium<br />
• König Salomo war gewiss sehr<br />
reich, entsprechend seiner<br />
einmaligen Stellung als König<br />
Israels (dazu sind nicht alle<br />
berufen!). Suche im Buch<br />
Prediger und in den Sprüchen<br />
heraus, was Salomo über<br />
Reichtum sagt. Suchbegriffe<br />
für die Bibelsoftware: reich*<br />
/ reicht*, <strong>Geld</strong>, besitz*, faul*,<br />
fleiß*, *gier*. Wertet Salomo<br />
Reichtum als Segen, als Gefahr<br />
oder neutral?<br />
• Lies den Jakobusbrief mit dem<br />
Blickpunkt, was er über Reichtum,<br />
weltliche Wertvorstellungen,<br />
Verhaltensweisen unter<br />
Christen und über Gebetserhörung<br />
sagt.<br />
• Oft wird behauptet, der<br />
Reichtum Abrahams sei ein<br />
Vorbild für uns, um Reichtum<br />
zu erwarten. Lies dazu Hebräer<br />
11,9-10: Welchen Lebensstandard<br />
hatte Abraham demnach<br />
und worauf hoffte er? Was<br />
bedeutet das praktisch für uns,<br />
wenn wir uns Abraham zum<br />
Glaubensvorbild nehmen?<br />
Hans-Werner Deppe ist Ehemann und<br />
Vater von zwei Söhnen. Er ist Gründer<br />
und Leiter des Betanien Verlags und<br />
von cbuch.de.<br />
9
GOTT & DER<br />
MAMMON<br />
Text von Sascha Bär
Wir leben in einer Gesellschaft die vom Materialismus – oder um<br />
den biblischen Begriff zu verwenden: vom Mammon – regiert wird.<br />
Wie kommt es, dass man selbst als Christ von der Anziehungskraft<br />
des Mammons nicht verschont bleibt? Und was kann man als Christ<br />
tun, um der Herrschaft des Mammons zu widerstehen? Wer regiert<br />
dich? Gott oder der Mammon?<br />
„Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder<br />
wird er den einen hassen und den anderen<br />
lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen<br />
verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und<br />
dem Mammon“ (Matthäus 6,24).<br />
<strong>Geld</strong> regiert die Welt!<br />
Wir müssen nicht sehr weit schauen, um zu sehen, dass<br />
an diesem Sprichwort etwas dran ist. Unsere Gesellschaft<br />
ist darauf aufgebaut, dass man <strong>Geld</strong> verdient, um<br />
es dann für irgendwelche Güter auszugeben, die man<br />
gerne haben will. Die Werbung verspricht uns, dass wir<br />
glücklicher sein werden, wenn wir uns doch nur dies<br />
oder jenes Produkt anschaffen würden. <strong>Geld</strong> wird dabei<br />
Mittel zum Zweck, um unsere Träume zu verwirklichen.<br />
Diese Gier nach mehr Gütern, diesen Zwang immer<br />
mehr besitzen zu müssen, kann man auch als Materialismus<br />
bezeichnen. Er durchdringt alle Schichten unserer<br />
Gesellschaft: Die Armen wünschen sich ein dickeres<br />
Konto, damit sie sich ein besseres Handy oder einen<br />
größeren Flachbildschirm leisten können, aber auch die<br />
Reichen können nie genug haben, im Kleiderschrank<br />
kann immer noch ein Designerkleid mehr hängen, in<br />
der Garage ist immer noch Platz für eine weitere Luxuskarosse.<br />
In unserer globalisierten Welt und im Zeitalter<br />
des Onlineshoppens ist das Objekt unserer Begierde<br />
oft nur einen Mausklick entfernt. Dieser regelrechte<br />
Kaufrausch ist lang nicht mehr nur ein westliches Phänomen,<br />
dieses Laster haben wir längst in die Welt exportiert.<br />
Meine Wahlheimat, die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate, ist seit der Entdeckung von Ölquellen vor einigen<br />
Jahrzehnten auf den Maximen des Materialismus<br />
aufgebaut worden. Das Land hat einen kometenhaften<br />
Aufstieg erlebt von Beduinenkarawanen zu Städten der<br />
Superlative wie Dubai und Abu Dhabi. Hier gibt es in<br />
Hunderten Einkaufstempeln alles, was das materialistische<br />
Herz begehrt. Die Herrschaft des <strong>Geld</strong>es oder des<br />
Materialismus ist jedoch nicht nur ein Problem des 21.<br />
Jahrhunderts, sondern begleitet die Menschheit schon<br />
seit dem Sündenfall. Auch die Zeitgenossen Jesu waren<br />
dem „Mammon“ verfallen, um den biblischen Begriff<br />
zu verwenden. All das stellt uns nun vor die Frage, warum<br />
„das liebe <strong>Geld</strong>“ so eine Anziehungskraft auf den<br />
Menschen ausübt und wie Gott dazu steht, dass ein<br />
Großteil der Menschheit dem Materialismus verfallen<br />
ist. Schließlich wollen wir uns fragen, wer uns regiert –<br />
Gott oder „der Mammon“?<br />
Was ist eigentlich der Mammon?<br />
„Mammon“ ist ein semitischer Begriff und bedeutet so<br />
viel wie Besitz, Habe oder <strong>Geld</strong>. Luther ließ das Wort<br />
unübersetzt und so hat es sich im deutschen Sprachgebrauch<br />
fortgesetzt. Die Assoziation, die wir mit diesem<br />
Begriff verbinden, ist jedoch zumeist negativ belastet.<br />
Es geht also nicht um den reinen Besitz von Gütern<br />
oder von Reichtum, sondern auch um den negativen,<br />
habsüchtigen Umgang mit diesem Besitz. Wir runzeln<br />
beispielsweise die Stirn über das Familienmitglied, das<br />
dem „Mammon nachjagt“ oder wir können es nicht gutheißen,<br />
wenn ein Kollege „alles um des schnöden Mammons<br />
willen“ tut.<br />
<strong>Geld</strong> & Besitz in der Schrift<br />
Jesus sprach viel über <strong>Geld</strong> und Reichtum, so zum Beispiel<br />
in seinen Gleichnissen (siehe z.B. „Der reiche Tor“<br />
in Lukas 12,16-21) oder auch in seinen Begegnungen<br />
mit Menschen („Der reiche Jüngling“ Markus 10,17-<br />
27). Der eigentliche Begriff Mammon wird allerdings<br />
nur in zwei Texten verwendet (Matthäus 6,19-24 &<br />
Lukas 16,1-13). In diesem Artikel werden wir uns der<br />
Matthäusstelle widmen. Der Text fällt mitten in Jesu berühmte<br />
Bergpredigt, in der er uns zeigt, wie Nachfolge<br />
für einen Bürger des Himmelreichs aussieht.<br />
Es sollte uns daher nicht überraschen, dass er ausgerechnet<br />
in dieser Ansprache dem Thema nicht aus<br />
dem Weg geht, sondern dem Mammon mit voller rhetorischer<br />
Wucht die Stirn bietet: „Niemand kann zwei<br />
Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen<br />
und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen<br />
und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen<br />
und dem Mammon.“<br />
Niemand kann zwei Herren dienen<br />
Gehen wir den Vers Schritt für Schritt durch, so sehen<br />
wir, dass Jesus zunächst ganz allgemein behauptet, dass<br />
keiner zwei Herren dienen kann. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.<br />
Die Forderungen und Befehle der Herren<br />
würden sich über kurz oder lang widersprechen, und es<br />
würde zwangsläufig der Fall eintreten, bei dem sich der<br />
Diener entscheiden müsste, wem er Folge leisten würde,<br />
wem er die Treue bekunden würde, wer wirklich sein<br />
Herr ist. Diese Aussage ist also nicht lediglich ein guter<br />
Ratschlag des Rabbis, sondern eine Tatsache, die allen<br />
ausnahmslos, allerorts für alle Zeiten gilt. Was dieser<br />
Lehre Jesu aber noch mehr Schlagkraft verleiht, ist die<br />
Tatsache, dass das Wort, das als ‚dienen‘ übersetzt wird,<br />
vom griechischen Wort für „Sklave“ abgeleitet wird. Ein<br />
© Foto: Nico Meier / pixelio.de<br />
11
Sklave ist Eigentum eines anderen, er kann nur einem<br />
einzigen Meister gehören: Seine Loyalität als Knecht<br />
kann unmöglich zweigeteilt sein.<br />
Die Begründung...<br />
[denn entweder wird er den einen hassen und den anderen<br />
lieben]<br />
Die Begründung, die Jesus liefert, liegt auf der<br />
Hand: Liebe und Hingabe für den einen Herrn bedeuten<br />
im Umkehrschluss Hass und Verachtung für den anderen.<br />
Knechtschaft und Nachfolge im Himmelreich ist<br />
nicht sowohl als auch, sondern entweder oder. Entweder<br />
Knechtschaft zur Welt oder Knechtschaft zu Gott; es<br />
gibt kein Zwischendrin, kein Verweilen in beiden Reichen.<br />
Es gibt keinen Mittelweg; man kann nicht das<br />
„Beste aus beiden Welten“ haben. Wahrhaftige Christusnachfolge<br />
bedeutet immer der Welt den Rücken kehren.<br />
Die Schlussfolgerung...<br />
[Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon]<br />
Bis zu diesem Punkt war Jesu Aussage eher allgemein<br />
gehalten, aber nun wird er spezifisch. Es ist, als ob er<br />
dieses alles überspannende Prinzip – niemand kann zwei<br />
Herren dienen – nimmt und wie bei Google Earth auf<br />
einen bestimmten Punkt im Gesamtbild hereinzoomt.<br />
Die Anwendung muss spezifisch sein, damit die Zuhörer<br />
von den radikalen Aussagen Jesu mitten ins Mark<br />
getroffen und sie dazu bewegt werden, diese Lehre auch<br />
in ihrem Leben umzusetzen. Das ist ja schließlich die<br />
Hauptabsicht der Bergpredigt (siehe Matthäus 7,24-<br />
27). Die allgemeine Wahrheit, dass man nicht zwei Herren<br />
dienen kann, wird also nun auf zwei ganz spezifische<br />
„Herren“ angewendet: Gott und den Mammon.<br />
Die Idee, dass Gott allein Herr ist, ist tief im Alten<br />
Testament verankert. Die einleitenden Worte von<br />
Gottes Bund mit dem Volk Israel lauten: „Ich bin der<br />
HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten,<br />
aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe. Du sollst<br />
keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20,2-<br />
3). Gott allein sollte also Herr ihres Lebens sein; ihre<br />
Loyalität sollten sie keinen anderen Göttern geben. Wir<br />
sehen also, dass die Lehre Jesu in dieser Hinsicht eigentlich<br />
nichts Neues beinhaltete. Was jedoch die Volksmengen<br />
in Staunen versetzte, war die Vollmacht, mit der er<br />
lehrte (Matthäus 7,28-29). Eine Vollmacht, die ihn dazu<br />
befähigte, das alte Gesetz recht auszulegen: „Ihr habt gehört<br />
... Ich aber sage euch“, ist der konstante Refrain<br />
der Bergpredigt. Es geht Jesus dabei nicht lediglich um<br />
äußerliche Einhaltung des Gesetzes, sondern um die innere<br />
Herzenshaltung des Menschen. Bürger des Himmelreichs<br />
haben einen neuen Herrn; dieser heißt nicht<br />
mehr Mammon, sondern Gott.<br />
Was verleiht dem Mammon seine<br />
Anziehungskraft?<br />
Wie wir soeben gesehen haben, geht die Bibel davon<br />
aus, dass jeder Mensch irgendjemandem oder irgendetwas<br />
dient. Keiner von uns ist „herrenlos“. Die Frage ist<br />
nicht, ob wir einen Herrn haben, sondern wer der Herr<br />
unseres Lebens ist. Der Mammon hat für den natürlichen<br />
Menschen solch eine Anziehungskraft, weil er über<br />
ihn regiert. Der zwanghafte Kaufrausch, das Verlangen<br />
nach mehr und noch mehr Besitz, ist darauf zurückzuführen,<br />
dass man dem Materialismus versklavt ist.<br />
Der Christ und der Mammon<br />
Aber wie ist es mit dem Christen? Hat uns Christus<br />
nicht befreit von der Knechtschaft der Sünde (Römer 6),<br />
was ja auch die Versklavung zum Mammon beinhaltet?<br />
Hat Gott uns nicht jetzt zu seinen Dienern gemacht?<br />
Warum ist es dann noch für uns ein Kampf, der Anziehungskraft<br />
des Mammons zu widerstehen? Warum ist<br />
es für uns überhaupt noch eine Versuchung? Ich denke,<br />
die Ursache dafür ist Unglaube. Wir vertrauen nicht den<br />
Worten Jesu, dass es besser sei, Schätze im Himmel zu<br />
sammeln als hier auf Erden. In solchen Anfechtungen ist<br />
unser Verlangen nicht auf himmlische Reichtümer, sondern<br />
auf irdische ausgerichtet. Wir vergessen, dass alles<br />
Materielle vergänglich ist, Gottes Schätze jedoch ewig<br />
währen. Aber wie können wir in solchen Situationen gegen<br />
die Versuchung ankämpfen? Indem wir uns an die<br />
Verheißungen Gottes erinnern, indem wir uns vor Augen<br />
halten, wie vergänglich unser Besitz ist und stattdessen<br />
auf das schauen, was ewig Bestand hat. Wir dürfen<br />
das Verlangen nach Besitz und Reichtum nicht leugnen,<br />
sondern dieses geringere Verlangen mit einem größeren<br />
Verlangen nach Gott und seiner Gerechtigkeit ersetzen.<br />
Wer regiert dein Herz?<br />
Es ist allgemein nicht schwer, die Aussage zu bejahen,<br />
dass das <strong>Geld</strong> die Welt regiert und dass Menschen dem<br />
Mammon dienen. Es ist jedoch nicht ganz so leicht zuzugeben,<br />
ob diese Aussage auch auf uns selbst zutrifft.<br />
Aber damit die Worte Jesu auch in unser Herz eindringen<br />
können, müssen wir uns diese Frage stellen: Wer regiert<br />
mein Herz? Wer ist Herr über mein Leben?<br />
Wenn du noch kein Nachfolger Jesu bist, dann bist<br />
du noch Sklave deines sündhaften Verlangens. Ein Sklave<br />
kann sich nicht selbst befreien, sondern braucht jemanden,<br />
der ihn von seinen Ketten erlöst. Jesus Christus<br />
ist dieser Befreier; durch seinen Tod am Kreuz nimmt er<br />
die Schuld seines Volkes auf sich. Durch den Heiligen<br />
Geist können wir ein neues Herz bekommen. Und Gott<br />
gibt uns dadurch neue, gute und reine Verlangen. Du<br />
musst jedoch erkennen, dass all dein irdischer Reichtum,<br />
all der Besitz, auf den du bisher vertraut hast, in<br />
der letzten Instanz wertlos ist. Selbst die Milliardäre unserer<br />
Welt müssen spätestens mit ihrem Tod ihr ganzes<br />
Vermögen zurücklassen. Wie das Sprichwort so schön<br />
sagt: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Wir können<br />
nichts mitnehmen.<br />
Nimm dir die Worte Jesu zu Herzen: „Denn was<br />
hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,<br />
aber sein Leben verliert?“ (Matthäus 16,26). Dein Besitz,<br />
dein Reichtum kann dir nicht die Erlösung bringen,<br />
die du brauchst. Setz dein ganzes Vertrauen auf den<br />
gnädigen Erlöser, der dich dazu einlädt, unvergängliche<br />
Schätze im Himmel anzulegen, wo Rost und Motte<br />
nicht zerstören und Diebe nicht einbrechen und stehlen<br />
können.<br />
Und wenn Gottes Gnade schon in dir gewirkt hat,<br />
und du durch Glauben allein zum Bürger des Himmel-<br />
12
eichs geworden bist, dann solltest du dich prüfen, ob<br />
du dem Götzen des Mammons noch Raum in deinem<br />
Leben gibst. Die wichtigste Frage, die wir uns stellen<br />
können, ist, ob unser Herz noch an irdischem Besitz<br />
oder Reichtum hängt, denn unser Herz ist immer dort,<br />
wo auch unser Schatz ist (Matthäus 6,21). Benutze den<br />
folgenden Fragenkatalog, um zu prüfen, ob der Mammon<br />
nicht doch noch an deinem Herzen zieht und dadurch<br />
aufzeigt, dass du ihn noch als wertvoll ansiehst.<br />
Fragen zur Selbstreflektion<br />
Für was setzt du dich ein? Womit verbringst du deine<br />
Zeit, deine Energie? Kreisen deine Gedanken immer und<br />
immer wieder um die Dinge, die du dir gerne anschaffen<br />
würdest? Du sagst dir: Wenn du nur dieses neue Hightech-Gerät<br />
hättest, dann wärst du endlich glücklich.<br />
Oder bist du vielleicht davon besessen, deinen Besitz zu<br />
„beschützen“. Es ist natürlich nicht falsch, Versicherungen<br />
abzuschließen oder fürs Alter vorzusorgen, aber hast<br />
du Angst, einem Freund etwas auszuleihen, denn „man<br />
weiß ja nie, was passieren könnte“? Vergleichst du dich<br />
ständig mit denen in deinem Umfeld, die finanziell besser<br />
dastehen und merkst du, wie sich dein Herz dabei<br />
mit Neid füllt? Wie sieht es mit deiner Großzügigkeit<br />
aus? Bist du knausrig und drehst jeden Cent zweimal um<br />
oder erkennst du, dass Gott dich materiell und finanziell<br />
beschenkt hat, damit du für andere ein Segen sein<br />
kannst? Oder frag dich: Wie du dich verhalten würdest,<br />
wenn Gott dir einen Teil deines Eigentums wegnehmen<br />
würde? Dein Handy wird gestohlen oder du verspekulierst<br />
dich am Aktienmarkt. Würdest du Gott Vorwürfe<br />
machen und seine Güte zu dir anzweifeln? Oder würdest<br />
du mit Hiob sagen: „Der Herr hat gegeben, und der<br />
Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“<br />
(Hiob 1,21)?<br />
Persönliche Erfahrung<br />
Vor einigen Jahren musste Gott mir beibringen, nicht<br />
meinem <strong>Geld</strong> zu vertrauen. Meine Frau und ich hatten<br />
damals ein kleines Einkommen und durch gewisse<br />
Umstände bekamen wir eine größere <strong>Geld</strong>summe von<br />
unserer Auslandskrankenversicherung nicht zurückerstattet.<br />
Unser Konto befand sich zu dem Zeitpunkt im<br />
sehr niedrigen 3-stelligen Bereich. Aber Gott musste uns<br />
durch diese Schule führen, denn in dieser Sache hatte<br />
ich meine Hoffnungen auf meine Finanzen gesetzt. Ich<br />
hatte mich vom Mammon regieren lassen anstatt von<br />
meinem gütigen Herrn. Es war ein befreiendes Erlebnis<br />
erfahren zu dürfen, dass mein himmlischer Vater seine<br />
Kinder versorgt.<br />
Sorgt euch nicht<br />
Jesus führt seine Predigt in Matthäus 6,25-32 damit fort,<br />
dass die Bürger des Himmelreichs sich nicht um ihr Leben<br />
sorgen sollten, was sie essen, trinken und anziehen<br />
sollen. Es ist äußerst bemerkenswert, dass diese befreiende<br />
Lebenseinstellung daraus resultiert, dass Gott nun<br />
unser Herr ist (siehe Matthäus 6,25). Das Reich Gottes<br />
stellt die menschliche Weisheit auf den Kopf: Sich Gott<br />
unterzuordnen führt zu einer sorglosen ewigen Zukunft<br />
in seiner Gegenwart, während sich selbstsüchtig dem<br />
Mammon zu widmen, in einer furchtsamen Erwartung<br />
des letzten Gerichts resultiert. Wer sitzt auf dem Thron<br />
deines Herzens: Gott oder der Mammon?<br />
Praktische Tipps, um den Tentakeln<br />
des Mammons zu entkommen<br />
• Weise den Mammon in seine Schranken. Mache es<br />
deutlich, dass er nicht mehr Herr über dein Leben<br />
ist, sondern dass du nun dem Herrn Jesus Christus<br />
dienst.<br />
• Schreibe deinem <strong>Geld</strong> und deinem Besitz nicht<br />
mehr Wert zu, als ihnen zusteht. Sie sind Gottes<br />
gute Gaben, aber sie sind nicht dein Schatz.<br />
• Erinnere dich daran, dass alles, was du besitzt, in<br />
letzter Instanz nicht wirklich dir gehört, sondern<br />
dass du nur treu verwalten sollst, womit Gott dich<br />
beschenkt hat.<br />
• Finde deine Erfüllung nicht im Streben nach dem<br />
vergänglichen Reichtum der Welt, sondern werde<br />
erfüllt vom Heiligen Geist zum Streben nach der<br />
Gerechtigkeit Gottes (Matthäus 6,33).<br />
• Beachte das Vorbild von unserem Herrn Jesus,<br />
„dass er, obwohl er reich war, um euretwillen arm<br />
wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“<br />
(2. Korinther 8,9).<br />
• Gib regelmäßig einen Anteil deines Einkommens<br />
an Gott. Die Zehnprozenthürde ist eine gute Einstiegsmarke,<br />
aber es gibt keine Grenze nach oben.<br />
• Halte deinen Besitz mit „offenen Händen“ und<br />
sei immer bereit, dass Gott ihn dir auch wieder<br />
wegnimmt.<br />
Weiteres Bibelstudium<br />
• Lies Lukas 12,13-21. Warum wird dieser erfolgreiche<br />
Unternehmer als Narr bezeichnet? Ist es falsch,<br />
für die Zukunft vorzusorgen? Schaue dir noch mal<br />
die Verse 20 und 21 an: Hatte der Narr wirklich<br />
für die Zukunft vorgesorgt? Inwiefern hatte er sich<br />
auf tragische Weise in seiner Vorsorgekalkulation<br />
verrechnet?<br />
• Lies Lukas 16,1-15. Inwiefern ist der untreue Diener<br />
in diesem Gleichnis dem Mammon verfallen?<br />
Wie bezieht Jesus das Gleichnis auf seine Zuhörer,<br />
die Pharisäer?<br />
• Lies Lukas 18,18-30. Was will Jesus vom reichen<br />
Jüngling? Warum entscheidet sich dieser gegen die<br />
Nachfolge? Inwiefern wäre es eine falsche Schlussfolgerung<br />
zu sagen, dass wir alles verkaufen müssten,<br />
damit wir Jesus nachfolgen können?<br />
Sascha Bär ist Ehemann und Vater von zwei Kindern. Er ist<br />
Pastoral Assistant in einer Gemeinde in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten.<br />
13
<strong>Geld</strong>, Besitz<br />
& Ewigkeit<br />
Text von Stefan Beyer<br />
<strong>Geld</strong>, Besitz und Ewigkeit ist der Name des Standardwerks von<br />
Randy Alcorn, in dem er eine umfassende Übersicht über das Thema<br />
<strong>Geld</strong> in der Bibel gibt. Er geht insbesondere darauf ein, wie die<br />
Perspektive der Ewigkeit unseren Umgang mit <strong>Geld</strong> im Hier und<br />
Jetzt verändern kann. Er möchte, dass wir „Schätze im Himmel<br />
sammeln“ (Matthäus 6,20).
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo<br />
die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe<br />
nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr<br />
Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch<br />
der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben<br />
und stehlen!“ (Matthäus 6,19-20).<br />
Diese Verse aus der Bergpredigt Jesu, die Randy Alcorn<br />
durchaus wörtlich versteht, bilden die Grundlage<br />
seiner Perspektive auf den weltlichen Besitz von Christen.<br />
Er ist überzeugt davon, dass es uns zu einem freigiebigeren<br />
und großzügigeren Umgang mit <strong>Geld</strong> ermutigen<br />
würde, wenn wir tatsächlich glauben und damit rechnen<br />
würden, dass wir Schätze im Himmel sammeln können,<br />
die Gott für uns aufbewahrt. Er möchte, dass sich wie<br />
bei dem Zolleinnehmer Zachäus unsere Erlösung auch<br />
darin äußert, wie wir mit unserem <strong>Geld</strong> umgehen (siehe<br />
Lukas 19,9). Er will, dass wir den Aufruf Jesu an den<br />
reichen Jüngling erstnehmen, als er sagte: „Willst du<br />
vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und<br />
gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel<br />
haben; und komm, folge mir nach!“ (Matthäus 19,21).<br />
Wir sollen nicht dem reichen Narren nacheifern, der<br />
nur auf seine finanzielle Sicherheit bedacht war (siehe<br />
Lukas 12,13-21), sondern der armen Witwe, die opferbereit<br />
gab und dafür von Jesus gelobt wurde (siehe Markus<br />
12,41-44). Dazu kann uns ein Blick auf die ewige<br />
Bestimmung des <strong>Geld</strong>es helfen. Wir werden eines Tages<br />
vor Gott Rechenschaft geben müssen, wie wir unser Leben<br />
als Christen geführt haben (Römer 14,12; 2. Korinther<br />
5,10). Er wird uns fragen: „Wo ist alles hingeflossen?<br />
Worauf hast du es verwendet? Was ist durch deine Verwendung<br />
dieses Reichtums für die Ewigkeit gewonnen<br />
worden?“ Jesus war dem Opferkasten so nah, dass er sah,<br />
wieviel die Menschen einlegten. Er sieht auch auf unser<br />
Geben, und eine Ewigkeitsperspektive kann uns helfen,<br />
in die richtigen Dinge zu investieren. Alcorn beantwortet<br />
in seinem Buch vier grundlegende Fragen über das<br />
<strong>Geld</strong>: Was ist es? Wem gehört es? Wie sieht Gott es? und<br />
Was ist sein potentieller Gebrauch? Wahre Jüngerschaft<br />
misst sich auch am Umgang mit <strong>Geld</strong>. Alcorn möchte,<br />
wie Martin Luther, dass sich bei uns nicht nur das Herz<br />
und der Verstand, sondern auch der <strong>Geld</strong>beutel bekehrt.<br />
Asketentum und Materialismus –<br />
Zwei falsche Wege im Umgang mit<br />
<strong>Geld</strong><br />
„Wären Silber und Gold an sich böse, dann gebührte denen<br />
Lob, die sich davon enthalten. Doch wenn sie gute Geschöpfe<br />
Gottes sind, die wir sowohl für die Nöte unseres Nächsten<br />
als auch zur Ehre Gottes gebrauchen können, ist dann nicht<br />
der ein Narr, ja Gott undankbar, der sich ihrer enthält, als<br />
ob sie böse seien.“ Martin Luther<br />
Zunächst setzt sich Alcorn in mehreren Kapiteln mit<br />
den Irrlehren und falschen Vorstellungen rund um das<br />
Thema <strong>Geld</strong> auseinander. <strong>Geld</strong> ist nicht an sich böse,<br />
sondern ein Mittel, das gut oder schlecht, mit oder ohne<br />
Ewigkeitsperspektive eingesetzt werden kann. Nicht<br />
<strong>Geld</strong> an sich, sondern die Gier nach <strong>Geld</strong> „ist eine Wurzel<br />
alles Bösen“ (1. <strong>Timotheus</strong> 6,9-10). <strong>Geld</strong> lässt sich<br />
für schlechte Zwecke einsetzen, aber auch für gute. Deswegen<br />
konnte Jesus sagen: „Macht euch Freunde mit<br />
dem ungerechten Mammon, damit, wenn ihr Mangel<br />
habt, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten!“ (Lukas<br />
16,9). Die Bibel lehnt einen Dualismus durchweg<br />
ab, der die Welt in geistliche und materielle Bereiche<br />
einteilt, wobei die geistlichen als wichtig und die materiellen<br />
als unwichtig und böse gelten. Ja, sie nennt die<br />
Lehren sogar dämonisch, die nicht Gottes Güte in der<br />
Schöpfung anerkennen und sie mit Dankbarkeit gebrauchen<br />
(siehe 1. <strong>Timotheus</strong> 4,1-5). Zum Asketentum<br />
bemerkt Alcorn, dass in der Bibel Armut nicht gleich<br />
Frömmigkeit sei, Geistlichkeit eine Sache des Herzens<br />
und nicht der materiellen Umstände, das Asketentum<br />
ein Versuch sein könne, vor Gott oder den Menschen<br />
besser dazustehen, es zu einer ungerechten Verurteilung<br />
anderer Menschen führen könne, die einen anderen Lebensstil<br />
wählen, sich nicht jeder Christ aus der Gesellschaft<br />
zurückziehen solle, das Asketentum nicht halte,<br />
was es verspreche und unser Herr Jesus selbst zwar einfach<br />
lebte, aber kein Asket war. Tatsächlich verurteilten<br />
ihn manche Menschen, ein „Fresser und Weinsäufer“ zu<br />
sein (Matthäus 11,19).<br />
Auf der anderen Seite hinterfragt Alcorn den Materialismus,<br />
der auch viele Christen in seinen Bann gezogen<br />
habe. Gott hat uns dazu geschaffen, dass wir Menschen<br />
lieben und Dinge benutzen, aber Materialisten machen<br />
es umgekehrt. Der Materialismus stammt aus dem<br />
Unvermögen zu erkennen, dass wir auf Jesus und den<br />
Himmel hin geschaffen sind. Wir glauben der Lüge des<br />
Teufels, der sagt: „Wenn du nur diese Sache oder Person<br />
hättest, denn wärst du glücklich.“ Die Bibel warnt<br />
immer wieder vor der Habsucht, die Götzendienst ist<br />
(siehe Epheser 5,5). Auch Jesus warnte seine Jünger vor<br />
diesem falschen Streben: „Habt acht und hütet euch vor<br />
der Habsucht! Denn niemandes Leben hängt von dem<br />
Überfluss ab, den er an Gütern hat“ (Lukas 12,15). Alcorn<br />
nennt das Suchen nach Glück in weltlichem Besitz<br />
eine Dummheit, weil unser Leben wie Gras ist, welches<br />
bald verdorrt (Jesaja 40,6-8), und es in der Ewigkeit<br />
bei Gott eine große Umkehrung der Stände geben wird<br />
(siehe Lukas 16,19-31). Unser jetziger Reichtum wird<br />
uns bei Jesus nichts nützen. Diejenigen, die jetzt hoch<br />
geachtet werden, werden bei Jesus nicht gerühmt werden,<br />
während die Armen im Geist, die Trauernden und<br />
Sanftmütigen und die, die nach Gerechtigkeit hungern<br />
und dürsten, von ihm gesegnet werden (siehe Lukas<br />
6,20-24). Die Gefahr des Materialismus besteht darin,<br />
dass er unser geistliches Leben behindern oder zerstören<br />
kann. Er macht uns blind für den Fluch des Reichtums.<br />
Er bringt uns letztendlich Elend und Angst, was Zitate<br />
aus Biographien von reichen Menschen wie Rockefeller,<br />
Vanderbilt, Ford und Carnegie belegen.<br />
Wie sollen wir jetzt leben? Der<br />
richtige Umgang mit <strong>Geld</strong>.<br />
„Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann,<br />
damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“ Jim Elliot<br />
Als Alternative zu Materialismus und Asketentum<br />
verweist Alcorn auf die Bergpredigt von Jesus. Dort<br />
spricht unser Meister über die richtige Beziehung des<br />
Gläubigen zu den weltlichen Gütern:<br />
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo<br />
© Foto: Eternal Perspective Ministries<br />
15
die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe<br />
nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze<br />
im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie<br />
fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen!<br />
Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.<br />
Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein<br />
Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn<br />
aber dein Auge verdorben ist, so wird dein ganzer Leib<br />
finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist,<br />
wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann<br />
zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen<br />
hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen<br />
anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht<br />
Gott dienen und dem Mammon!“ (Matthäus 6,19-24).<br />
Jesus spricht von zwei Schätzen, dem Ort, wo wir<br />
sie sammeln und unserem Herzen, das folgen wird. Er<br />
möchte, dass wir viel investieren, aber am richtigen Ort.<br />
Er sagt nicht, dass es falsch ist zu investieren, sondern<br />
dass wir schlaue anstelle von dummen Investitionen tätigen<br />
sollen. Gott gibt hier eine Investmentstrategie vor.<br />
Die Frage ist nur: Was macht wahren Reichtum aus?<br />
Zunächst ist der größte Schatz Christus selbst. Deshalb<br />
wollte auch der Apostel Paulus vor allen Dingen<br />
„Christus gewinnen“ (Philipper 3,7-11). Aber diese<br />
Beziehung beinhaltete auch einen ewigen Lohn für den<br />
treuen Dienst auf der Erde. Die Aussicht auf diesen<br />
ewigen Lohn war die bestimmenste Motivation (1. Korinther<br />
9,24-27) und die größte Vorfreude von Paulus<br />
(2. <strong>Timotheus</strong> 4,6-8). Wir werden diese Erde genauso<br />
nackt verlassen, wie wir sie betreten haben (siehe Prediger<br />
5,15). Wir können nichts mitnehmen, aber wir<br />
können etwas vorausschicken. Jesus möchte, dass wir<br />
die Schätze, die wir auf der Erde anlegen könnten, aber<br />
möglicherweise verlieren würden, stattdessen im Himmel<br />
anlegen, wo sie in Ewigkeit unangetastet bleiben. Jesus<br />
verbindet das Sammeln der Schätze im Himmel ausdrücklich<br />
mit dem freigiebigen Geben von <strong>Geld</strong>, wenn<br />
er sagt: „Verkauft eure Habe und gebt Almosen! Macht<br />
euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nicht<br />
vergeht, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt und keine<br />
Motte ihr Zerstörungswerk treibt“ (Lukas 12,33).<br />
Jeder Christ sollte sich fragen, wo sein Schatz ist.<br />
Denn dort, wohin er investiert, wird auch sein Herz folgen<br />
(siehe Lukas 12,34). So sicher wie die Kompassnadel<br />
nach Norden zeigt, wird unser Herz unserem Schatz folgen.<br />
Das <strong>Geld</strong> geht voran, das Herz wird folgen (siehe<br />
Seite 144).<br />
Haushalter zur Ehre Gottes – Von den<br />
anvertrauten Gütern<br />
Im Übrigen wird von einem Haushalter nur verlangt, dass<br />
er treu erfunden wird. (1. Korinther 4,2)<br />
Die Bibel lehrt ausdrücklich, dass Gott uns unsere<br />
Gaben und unseren Besitz nicht als Eigentümer<br />
geschenkt, sondern als Haushalter anvertraut hat. Sie<br />
spricht auch unmissverständlich von einem Gericht, bei<br />
dem die Gläubigen über ihre Verwaltung als Haushalter<br />
zur Rechenschaft gezogen werden. Christen kommen<br />
nicht vor das Gericht Gottes, bei dem es darum geht, ob<br />
man die Erlösung von Jesus Christus angenommen hat<br />
(siehe Offenbarung 20,11-15). Aber sie werden vor den<br />
Richterstuhl Christi gestellt werden, um über ihr Leben<br />
Rechenschaft zu geben (2. Korinther 5,10). Auch wenn<br />
der Gedanke von himmlischen Belohnungen und einem<br />
Gericht für uns heute etwas ungewohnt erscheint, wird<br />
er doch in der Bibel als monumentales Ereignis dargestellt,<br />
bei dem die Dinge von ewiger Bedeutung ans<br />
Licht kommen und ein Urteil mit ewigen Konsequenzen<br />
in Kraft gesetzt wird.<br />
„Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber,<br />
kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das<br />
Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen,<br />
weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher<br />
Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.<br />
Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt,<br />
so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk<br />
verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber<br />
wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch“<br />
(1. Korinther 3,12-15).<br />
Gott interessiert sich tatsächlich für unsere guten<br />
Werke. Nicht in Hinblick auf unsere Erlösung, aber in<br />
Hinblick auf unsere Gaben und Fähigkeiten, die wir<br />
als Haushalter anvertraut bekommen haben. Er liebt<br />
und belohnt Werke, die aus den richtigen Beweggründen<br />
getan werden, nämlich um sein Reich zu bauen<br />
und sein Evangelium zu verkünden. Er gibt uns ewigen<br />
Lohn dafür, dass wir gute Werke tun (Epheser 6,8; Römer<br />
2,6+10), Verfolgung ertragen (Lukas 6,22-23), den<br />
Bedürftigen Barmherzigkeit erweisen (Lukas 14,13-14)<br />
und unsere Feinde gut behandeln (Lukas 6,35). Er gibt<br />
uns auch einen Lohn für großzügiges Geben und sagt:<br />
„Verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst<br />
du einen Schatz im Himmel haben“ (Matthäus 19,21).<br />
Christus wird zu einigen Gläubigen sagen: „Recht so, du<br />
guter und treuer Knecht!“ (Matthäus 25,21). Das wird<br />
er aber nur zu denen sagen, die treu mit ihren anvertrauten<br />
Talenten umgegangen sind.<br />
Alcorn geht in einem eigenen Kapitel auf den ewigen<br />
Lohn ein, der die Haushalter für ihren treuen Dienst erwartet.<br />
Die Bibel spricht davon, dass die Gläubigen mit<br />
Christus herrschen werden (Offenbarung 20,6), und<br />
dass manche „über vieles gesetzt“ werden (Matthäus<br />
25,21). Außerdem spricht sie von Kronen, die wir als<br />
Lohn für unsere treuen Bemühungen erhalten werden.<br />
Es gibt:<br />
1. die Krone des Lebens für die Treue zu Christus in<br />
Verfolgung (Jakobus 1,12; Offenbarung 2,10),<br />
2. den unvergänglichen Siegeskranz für Entschlossenheit<br />
und Disziplin im Leben als Christ (1. Korinther<br />
9,24-25),<br />
3. die Krone der Freude für den Dienst in Evangelisation<br />
und Jüngerschaft (1. Thessalonicher 2,19;<br />
Philipper 4,1),<br />
4. den Ehrenkranz für treue geistliche Leiter (1.Petrus<br />
5,1-4) und<br />
5. die Krone der Gerechtigkeit für eine freudige Bereitschaft<br />
auf die Wiederkunft Jesu (2. <strong>Timotheus</strong><br />
4,6-8) (siehe Seite 177).<br />
Haushalterschaft im Neuen Testament setzt Verantwortlichkeit<br />
im Umgang mit den anvertrauten Gütern<br />
16
voraus. Der Haushalter sollte treu und fleißig sein. Er<br />
sollte Weisheit beim Investieren benutzen und sich bereitmachen<br />
für die Rückkehr seines Herrn. Die Furcht<br />
des Herrn sollte ihn antreiben, das Bewusstsein, dass jeder<br />
allein von seinem Herrn gerichtet wird. Sein Dienst<br />
sollte von Zielstrebigkeit charakterisiert sein, bei dem<br />
alle Nebeninteressen dem Ziel des treuen Dienstes untergeordnet<br />
werden. Die Gleichnisse Jesu über Haushalterschaft<br />
lehren uns, dass unser Verhalten als Christen<br />
und unsere Entscheidungen eine langfristige Bedeutung<br />
haben. Unser Hauptaugenmerk sollte auf unserer Verantwortung<br />
liegen, nicht auf den besonderen Privilegien<br />
aufgrund unserer Gaben. Letztlich bleibt Gott der<br />
Eigentümer aller Güter: „Siehe, der Himmel und aller<br />
Himmel Himmel und die Erde und alles, was darinnen<br />
ist, das ist des Herrn, deines Gottes“ (5. Mose 10,14).<br />
Der Zehnte, Fundraising, Schulden<br />
und Spareinlagen<br />
”Die Juden waren auf die regelmäßige Zahlung des Zehnten<br />
beschränkt; Christen, die Freiheit haben, überschreiben<br />
ihren ganzen Besitz dem Herrn und schenken freimütig einen<br />
nicht geringeren Teil ihres Besitzes her, zumal sie die<br />
Hoffnung auf Größeres haben.“ Irenäus<br />
Das Buch behandelt in den Teilen 3 und 4 eine Fülle<br />
von Spezialfragen und gibt ethische Richtlinien für<br />
ein Handeln mit Ewigkeitsperspektive. Der Zehnte wird<br />
zwar nicht als Gesetz für den Christen angesehen, sollte<br />
aber deswegen nicht als wichtige Hilfe und Einstieg in<br />
das freimütige Geben vernachlässigt werden. Er bildet<br />
die Untergrenze eines freimütigen Gebers. Auch das<br />
Thema Armut wird besprochen und Richtlinien der<br />
Fürsorge für die Armen entfaltet. Wer sich informieren<br />
will, wie man als Christ mit dem modernen Spendenwerben,<br />
Schuldenmachen und vielen weiteren Fragen<br />
umgehen soll, findet in Alcorns Buch hilfreiche Anregungen.<br />
Gesetz oder Gnade – Wie bekomme<br />
ich ein grosszügiges Herz?<br />
„[Die Gnade] nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit<br />
und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen<br />
und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen<br />
Weltzeit.“ (Titus 2,12)<br />
Eine zentrale Frage, bei der meines Erachtens Alcorn<br />
zu kurz greift, ist, wie man denn ein großzügiger und<br />
freimütiger Geber wird. Er betont immer wieder, wie<br />
wichtig es ist, dass wir die richtige Motivation bekommen,<br />
indem wir weniger auf das Zeitliche und mehr auf<br />
den ewigen Lohn schauen. Es fehlen aber Bezüge zum<br />
Evangelium vom Leben und Sterben Jesu Christi. Als<br />
Resultat Seines Wirkens schenkt uns Gott den Heiligen<br />
Geist, der uns inwendig verändert (siehe 2. Korinther<br />
3,18). Ich glaube nicht, dass es ausreicht, die biblische<br />
Perspektive zu <strong>Geld</strong> und Besitz zu bekommen, um dann<br />
der eigenen Willensstärke überlassen zu sein, sein Handeln<br />
zu ändern. Wir brauchen den Heiligen Geist, der<br />
unser Herz verändert und uns in die Fülle des Evangeliums<br />
führt, aus der wir immer wieder schöpfen können.<br />
Aus dieser empfangenen Fülle geben wir dann freimütig<br />
weiter, weil wir einen großzügigen Gott haben.<br />
Aufgaben zum Bibelstudium<br />
Um das eigene Herz im Bereich des Gebens zu überprüfen,<br />
schlägt Alcorn auf den Seiten 302-308 vierzig<br />
Fragen vor, die helfen können zu entscheiden, wieviel<br />
man geben soll. Ich möchte zwei davon vorstellen:<br />
• Vater, willst du im Licht von 2. Korinther 8,14 und<br />
9,11, dass ich davon ausgehe, dass jeder finanzielle<br />
Segen, den du mir anvertraust, nicht den Standard<br />
meines Lebens, sondern den Standard meines Gebens<br />
heben soll?<br />
• Möchtest du, dass ich frage: „Warum sollte ich das<br />
nicht weggeben?“, anstatt zu fragen: „Warum sollte<br />
ich das weggeben?“ Soll ich die Beweislast lieber<br />
beim Behalten als beim Geben lassen? Wenn <strong>Geld</strong><br />
hereinkommt, was sollte die Regel und was die<br />
Ausnahme sein?<br />
Bibeltexte zum Selbststudium<br />
• Lukas 16,10-15: Welche Erkenntnisse über Haushalterschaft<br />
kann man in dieser Bibelstelle gewinnen?<br />
• Lukas 3,7-14: Wem gehören unsere Güter und<br />
unser Reichtum? Welche besondere Verantwortung<br />
tragen Menschen, die mit <strong>Geld</strong> arbeiten oder mit<br />
<strong>Geld</strong> bezahlt werden?<br />
Alcorn, Randy. (2003).<br />
<strong>Geld</strong>, Besitz und<br />
Ewigkeit. Waldems:<br />
3L Verlag. Das Buch<br />
kostet €27,50.<br />
Stefan Beyer (*1982) ist Ehemann und Pastor der Evangeliumsgemeinde<br />
Jena. Er betreibt außerdem den Blog inara.tv.<br />
17
EIN LEBEN DER<br />
GROßZÜGIGKEIT<br />
Text von Larry Norman<br />
Christen sollen großzügig sein. Was hilft uns besser mit<br />
unserem <strong>Geld</strong> und Besitz umzugehen? Mehr Regeln? Oder<br />
ist Gott und seine ewige Belohnung genug, um unser Herz<br />
und Portemonnaie aufzuschließen?
Wie viel gibst du für die Gemeinde?<br />
Wie viel investierst du in das Reich<br />
Gottes? Ein Schuldschild fängt an,<br />
hell über deinem Kopf zu leuchten.<br />
Lieber zehn innwachsende Zehennägel<br />
haben, als sich eine Predigt über <strong>Geld</strong> und Geben<br />
anzuhören. Du weißt, dass Christen großzügig sein sollen.<br />
Du kennst Sprüche 14,21, 2. Korinther 9,11 und<br />
1. <strong>Timotheus</strong> 6,18, die den Gläubigen das Geben nahe<br />
legen. Aber du weißt, dass du wenig gibst. Doch wie<br />
soll das besser werden? Neue Vorsätze, festere Entscheidungen<br />
und mehr Hingabe? Oder gibt es einen besseren<br />
Weg?<br />
Im zweiten Film der Hobbit-Reihe waren die Zwerge<br />
im Boot auf dem Weg zum Berg Erebor. Bevor sie<br />
ankamen, mussten sie für die Schiffüberfahrt bezahlen.<br />
Zwei geizige Zwerge wollten ihren Beitrag nicht zahlen.<br />
Plötzlich öffnete sich der Himmel. Sie sahen ihre längst<br />
vergessene Heimat, das Ende ihrer Reisen und den Gegenstand<br />
ihrer Hoffnung. Zack! Sofort schmeißen sie ihr<br />
<strong>Geld</strong> verachtungsvoll weg. Sie haben einen besseren Besitz,<br />
Anteil an der Freude ihrer Heimat. Eine strahlende<br />
Hoffnung hat ihre graue Selbstsucht besiegt. Niemand<br />
geht so mit seinem Besitz und <strong>Geld</strong> um, wie Gott es<br />
eigentlich von uns fordert.<br />
Doch was müssen wir nun<br />
tun? Noch härtere selbstauferlegte<br />
Vorsätze? Zwei Blicke<br />
auf Gott und seinen<br />
Plan für seine Gemeinde<br />
sollen unsere Herzen zu<br />
größerer Großzügigkeit bewegen.<br />
Gott, unsere Werke<br />
und die Ewigkeit wollen<br />
wir näher betrachten. Dabei<br />
ist eins sehr wichtig.<br />
Es geht weder darum, dass<br />
jeder irgendeinen Prozentsatz seines Taschengeldes oder<br />
seiner Zeit weggibt, noch ist dieser Artikel ein Aufruf<br />
zu radikaler Besitzlosigkeit. Er soll uns viel mehr helfen,<br />
großzügiger zu werden. Großzügig mit unserem Besitz<br />
und <strong>Geld</strong> zu sein, wie Gott großzügig zu uns ist.<br />
Der gebende Gott<br />
Kennst du 2. Korinther 9,7: „Gott liebt einen fröhlichen<br />
Geber“? Wieso liebt Gott einen fröhlichen Geber? Weil<br />
Gott der fröhliche Geber schlechthin ist. Gott ist kein<br />
fieser Geizhals mit langen Taschen und kurzen Armen.<br />
Gott gibt.<br />
Schau dir Gott in seiner Dreieinigkeit an. Was siehst<br />
du? Du siehst einen Gott, der gibt und gibt. Der Vater<br />
gibt seinem Sohn Liebe (Johannes 17,23), Herrlichkeit<br />
(Johannes 17,1.5.22), Autorität (Johannes 17,2),<br />
Menschen zu retten (Johannes 17,2.6.9.24), das Werk<br />
der Erlösung (Johannes 17,4), eine Botschaft (Johannes<br />
17,8), einen Namen (Johannes 17,11-12) und Leben<br />
(Johannes 5,26). Was macht der reich beschenkte<br />
Sohn? Er gibt seinem Vater alles: seine Liebe (Johannes<br />
16,28), Gehorsam (Johannes 4,34), Herrlichkeit (Johannes<br />
17,1), sein Königreich (1. Korinther 15:24), ja<br />
sogar sein Leben (Hebräer 9,14). Das alles hat Jesus in<br />
Großzügig mit unserem<br />
Besitz und <strong>Geld</strong> sein,<br />
wie Gott großzügig zu<br />
uns ist.<br />
der Kraft des Heiligen Geistes getan (Apostelgeschichte<br />
10,38). Dieses Geben hat aber nicht mit Jesu Fleischwerdung<br />
angefangen. Gott hat keine neue Seite an sich<br />
entdeckt, als Jesus zur Welt kam. „Gott ist Liebe“ lesen<br />
wir in 1. Johannes 4,8. Gott liebt ewig als Vater,<br />
Sohn und Heiliger Geist. Vater und Sohn haben sich in<br />
der vulkanischen Kraft des Heiligen Geistes geliebt. Es<br />
war keine tote Stimmung bei Gott: die drei Personen<br />
der Gottheit haben sich gegenseitig mit leidenschaftlicher<br />
Liebe beschenkt! Ja! Unser Gott ist der fröhlichste<br />
Geber, den es je geben könnte. Aus diesem freudigen<br />
Schenken hat Gott die Welt geschaffen, damit Jesu Gebet<br />
in Johannes 17,24 glorreich in Erfüllung gehe: „Vater,<br />
ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch<br />
bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit<br />
schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich<br />
geliebt vor Grundlegung der Welt.“<br />
Gottes Freude am Geben ist nicht innerhalb der<br />
Dreieinigkeit isoliert zu betrachten. Er macht alles, was<br />
ihm wohl gefällt (Psalm 135,6). Was macht Er gerne?<br />
Er schenkt Essen und Trinken (Psalm 104,13-15). Er<br />
gibt uns aus dem Fluss seiner Wonne zu trinken (Psalm<br />
36,8). Er schenkt seinen Sonnenschein und Regen den<br />
Ungerechten und den Gerechten (Matthäus 5,45). Er<br />
schenkt den Feldern ihre<br />
Schönheit (Matthäus 6,29-<br />
30). Er schenkt jedem<br />
von uns Leben und alles,<br />
was wir haben (Apostelgeschichte<br />
17,28). Wunder<br />
aller Wunder, Er freut sich<br />
daran, Sündern die Erkenntnis<br />
Christi (Matthäus<br />
11,25-27), die Fülle seines<br />
Geistes und die Reichtümer<br />
seiner Liebe (Römer<br />
5,5), ja sogar sich selbst zu<br />
geben (Hosea 2,21-25). Wie ein Ehemann seiner Frau<br />
nichts von sich selbst zurückhält, so hält Jesus nichts<br />
von sich selbst zurück. Er gibt sich ganz hin, um seine<br />
Gemeinde zu erlösen, ernähren und erfreuen (Epheser<br />
5,29).<br />
Siehst du? Gott ist kein Tyrann, der jeden ausrauben<br />
will. Kein Sumpfloch, das alles verschlingt. Er ist eine<br />
ewige Quelle, die immer weiter gibt und spendet. Wenn<br />
du an Gott denkst, denk an Jesus, „Denn ihr kennt die<br />
Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich<br />
war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine<br />
Armut reich würdet.“ (2. Korinther 8,9). Denn Jesus ist<br />
das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes, und Jesus<br />
hat dich geliebt und sich für dich hingegeben (Galater<br />
2,20).<br />
Nun, wie ändert das mich und meine Beziehung zu<br />
meinem Portemonnaie? Greg Beale hat es so formuliert:<br />
„Wir werden das, was wir anbeten.“ Wenn du einen<br />
„geizigen Gott“ anbetest, wirst du anderen nicht mal einen<br />
Euro fröhlich geben wollen. Wenn aber unser Gott<br />
in großzügiger Liebe und Wonne alle beschenkt, so wirst<br />
du mit jedem Blick auf ihn freigiebiger. Als Christen wollen<br />
wir wie Jesus werden, das ist das Ziel unserer Berufung<br />
(Römer 8,29). Bestaunen wir seine Großzügigkeit,<br />
© Foto: Peter Becker<br />
19
so werden wir sehnsuchtsvoll darum beten, „Herr, lehre<br />
mich, dass Geben besser als Bekommen ist. Schenk, dass<br />
ich deine Gemeinde und die Menschen um mich herum<br />
mit meinem <strong>Geld</strong> und Besitz besser lieben kann.“ Wir<br />
werden auch mit Paulus sagen wollen, „Ich will aber sehr<br />
gern alles geben und mich ausgeben für eure Seelen“ (2<br />
Korinther 12,16). Blicken wir so auf Jesus, so werden<br />
wir langsam aber sicher auch wie Er handeln.<br />
Es liegt allerdings noch mehr Kraft in diesem Schauen<br />
auf Christus. Wir wissen ja, dass wir nicht allein<br />
daran arbeiten, mehr wie Jesus zu werden. Das ist das<br />
Werk des Heiligen Geistes, der uns immer mehr in Sein<br />
Ebenbild verwandelt. Mit der Fülle der Auferstehungskraft<br />
Christi erneuert Er uns, so dass wir großzügig und<br />
liebevoll wie Jesus werden. Wie macht Er das? Indem<br />
wir Christus anschauen, werden wir wie Er (2. Korinther<br />
3,18). Wir betrachten, der Heilige Geist verändert.<br />
Deine Knauserigkeit wird gegen die allmächtige Liebe<br />
des Heiligen Geistes verlieren! Jesus hat sich eine hässliche<br />
Braut am Kreuz erkauft, und Er wird nicht nachlassen,<br />
bis sie in der Fülle seiner Schönheit erstrahlt (Jesaja<br />
62,1-3).<br />
Deine Taten sind nicht für die Katz<br />
Deine Taten haben Bedeutung. Was du in deinem Leben<br />
machst, wird nicht verachtungsvoll in eine staubige<br />
Schublade der Vergessenheit geschmissen. Gott sieht<br />
alles, bewertet und belohnt es dementsprechend. Gott<br />
gefällt es, wenn wir für Ihn leben (Römer 12,1-2). Er<br />
freut sich, wenn wir gute Dinge tun (z.B. Markus 14,6). 1<br />
Wir tun Gutes, weil Gott versprochen hat, unsere Taten<br />
zu belohnen! Bevor du nach Steinen greifst, um mich<br />
zu steinigen, 2 weil ich Gottes Gnade verleugnen würde,<br />
achte auf die heilige Schrift.<br />
Jesus verspricht uns, dass jeder, der seine Familie<br />
oder Land um des Evangeliums willen verliert, das<br />
Hundertfache zurück bekommen wird (Markus 10,29).<br />
Er lehrt uns, allein zu beten, so dass Gott, der uns allein<br />
sieht, uns auch dafür belohnt (Matthäus 6,6). Im<br />
Gleichnis der Talente zeigt Er, dass Gott unseren Umgang<br />
mit seinen Gaben großzügig vergilt (Matthäus<br />
25,23). Begrabe deine Zweifel. Jesus ist nicht ungerecht,<br />
das Gute zu übersehen. Bei Paulus tönt dieselbe Melodie:<br />
„Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi<br />
offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch<br />
den Leib vollbracht, dementsprechend, was er getan hat,<br />
es sei Gutes oder Böses“ (2. Korinther 5,10). Sieht niemand<br />
die ganze Mühe, die du dir machst, um andere<br />
Menschen mit deinem Besitz zu segnen? Machst du viel<br />
ohne jemals das kleinste „Dankeschön“ zu bekommen<br />
oder überhaupt eine positive Wirkung zu sehen? Gib<br />
der Frustration keinen Raum. Höre zu, wie dieses Lied<br />
weitergeht, wie es einen über alles emporhebt: „Jeder,<br />
der Gutes tut, wird dies vom Herrn empfangen“ (Epheser<br />
6,8). Jeder! Auch du! Jetzt mit Feuerwerk und vollem<br />
Orchester erschallen Jesu Worte als Crescendo in<br />
1 Mehr dazu im The Gospel Coalition Blog: http://www.thegospelcoalition.org/article/ministry-god-does-not-view-your-labors-asfilthy-rags<br />
2 Wohl Internetsteine, denn es macht mehr Spaß mit Twitter zu<br />
besteinigen, als draußen kalte Steine aufzuheben und zu werfen.<br />
das ganze All hinaus, „Siehe, ich komme bald und mein<br />
Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein<br />
Werk ist“ (Offenbarung 22,7).<br />
Ehren wir Gott mit unserem Habgut, so wird Er es<br />
nicht übersehen, denn du kannst nicht mehr als Gott<br />
geben. „Wir dürfen doch nicht unsere Werke rühmen“,<br />
sagst du jetzt vielleicht. Ja, das einstimmige Zeugnis der<br />
ganzen Schrift ist, dass wir aus Gnade allein gerettet<br />
sind. Der Gehorsam Christi wird dem Gläubigen zugerechnet.<br />
Unsere Sünden wurden auf ihn gelegt. Wir sind<br />
jetzt „in Christus“ und Kinder Gottes. Lebendig und<br />
versiegelt mit dem Heiligen Geist (Epheser 1,1-14; 2.<br />
Korinther 5,20). Das ist auf keinen Fall unser Verdienst.<br />
Es ist allein das Werk des Heiligen Geistes, der uns in<br />
Christus versetzt hat (1 Korinther 1,30). Gott hat uns<br />
doch durch sein gutes Werk gerettet, damit wir wieder<br />
seine Freude an guten Werken genießen können. Er, der<br />
uns ohne Werke gerettet hat, hat gute Werke für uns<br />
vorherbestimmt, damit wir in ihnen wandeln (Epheser<br />
2,10). Gott schenkt sowohl die Werke als auch die Belohnung.<br />
Wir dürfen unsere Werke nicht rühmen. Aber<br />
wir dürfen gewiss sein, dass sie belohnt werden. Im Himmel<br />
wird niemand spotten, „Ha ha, ich habe mehr für<br />
Jesus getan und habe daher eine größere Belohnung als<br />
du!“ Nicht weil wir alle dieselbe Belohnung bekommen,<br />
sondern weil wir alles nur aus Gottes Hand empfangen<br />
können. 3 Dass Gott es für uns vorgeschrieben hat, dass<br />
wir großzügig mit unserem <strong>Geld</strong> und Besitz sind, ist<br />
auch der Grund, wieso wir uns eifrig der Freigiebigkeit<br />
hingeben können. Gott kann das Gute unmöglich übersehen,<br />
denn Er hat diese Taten für uns geplant. Weil die<br />
Werke und ihre Belohnung sicher in Gottes Hand sind,<br />
so können wir freilich geben.<br />
Besser als Wolken und Harfen!<br />
Letztens las ich von einem Mädchen, das seinem Vater<br />
eine Tasse Tee als Geschenk geben wollte. Nur eins<br />
hat gefehlt: der Tee. Das Geschenk sah von außen nett<br />
aus, war aber durch den „Inhalt“ nur eine große Enttäuschung.<br />
Wie wird die Belohnung sein, die Gott uns<br />
schenkt? Eine Tasse Enttäuschung? Eher nicht. Der<br />
glückliche Geber aller Dinge weiß seine Geschöpfe<br />
reichlich zu beschenken!<br />
Jesus ist unser auferstandene Bruder und es ist unser<br />
freudiges Los, wie Er zu sein (Römer 8,29). Du wirst<br />
einen Körper wie Jesus haben (1. Korinther 15,49).<br />
Du wirst umarmen, laufen und essen können. Genau<br />
wie Jesus nach seiner Auferstehung. Gott verspricht<br />
uns nicht, die spiritualisierte Erde in den Himmel zu<br />
bringen, sondern in Offenbarung 21,1-2.10 sehen wir,<br />
dass der Himmel zu einer neuen Erde kommt (Römer<br />
4,13; 8,20-23). Wie hilft uns das jetzt, freigiebig zu sein?<br />
Denk nicht, dass dein Leben jetzt die einzige Möglichkeit<br />
ist, geschaffene Dinge zu genießen. Wir bleiben<br />
Menschen in der neuen Schöpfung, nicht irgendwelche<br />
Geister. Also wieso am Sündenschlamm dieser Welt festhalten?<br />
Das Beste kommt noch! Die besten geistlichen<br />
3 Die Belohnungen werden nicht gleich sein. Doch wird niemand<br />
traurig oder neidisch sein. Perfekte Freude und Demut werden uns<br />
in aller Ewigkeit füllen. Siehe Jonathan Edwards Ewigkeitsvorstellung:<br />
https://www.youtube.com/watch?v=JsyZQXcYgEI<br />
20
Die Ewigkeit wird mit<br />
einer großen Feier<br />
eingeleitet und unsere<br />
guten Taten werden<br />
unsere Festkleider sein.<br />
Jeder macht sich für eine<br />
Hochzeit schick. Das hier<br />
wird keine Ausnahme<br />
sein. Wir tragen unsere<br />
guten Taten und sehen<br />
dabei herrlich aus.<br />
und physischen Freuden werden uns erst in der neuen<br />
Schöpfung beglücken!<br />
So lesen wir: „Und der Herr der Heerscharen wird<br />
auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen<br />
bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von markigen<br />
fetten Speisen, geläuterten alten Weinen“ (Jesaja 25,7).<br />
Was könnte besser schmecken, als das Fest, das Christus<br />
für uns vorbereitet hat? Ein Festmahl, wo Christus<br />
selbst uns zum Tisch bringt und uns dort dient (Lukas<br />
12,37)! Vergiss alle Vorstellungen von einer Ewigkeit,<br />
die genau so viel Stimmung wie das Wartezimmer eines<br />
Arztes hat! Wir werden mit Christus feiern! Bei ihm<br />
ist die Fülle der Freude und an seiner rechten Hand ist<br />
ewige Wonne (Psalm 16,11). Die Bibel nutzt Bilder von<br />
einem Festmahl, um die Ewigkeit zu beschreiben, nicht<br />
um uns dann mit einem nie aufhörenden Matheunterricht<br />
zu überraschen. Ganz im Gegenteil: Wir erwarten<br />
das Hochzeitsmahl des Lammes! Was tragen wir dort?<br />
Erstaunlich wie es ist: „die Hochzeit des Lammes ist gekommen,<br />
und seine Frau hat sich bereitgemacht. Und<br />
ihr wurde gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand,<br />
glänzend, rein; denn die feine Leinwand sind die<br />
gerechten Taten der Heiligen“ (Offenbarung 19,7-8).<br />
Die Ewigkeit wird mit einer großen Feier eingeleitet und<br />
unsere guten Taten werden unsere Festkleider sein. Jeder<br />
macht sich für eine Hochzeit schick. Das hier wird keine<br />
Ausnahme sein. Wir tragen unsere guten Taten und sehen<br />
dabei herrlich aus.<br />
Was ist wohl besser? Mit zusammengeschrumpften<br />
Herzen an unserem Besitz festzuhalten oder freilich<br />
unsere Schätze auszugeben – Zeit, <strong>Geld</strong>, Besitz, Energie<br />
freigiebig auszustreuen? Kannst du dir eine bessere<br />
Belohnung versichern als das, was Gott uns in Christus<br />
anbietet? Gibt Er uns nicht die Fülle aller Freude aus<br />
seinem Herzen? Hat Er nicht versprochen, deine guten<br />
Taten zu belohnen? Auf gehts!<br />
Fragen<br />
1. Schlag mal den Epheserbrief auf. Wie ist Gottes<br />
Großzügigkeit dort zu genießen? Was gibt Gott<br />
uns?<br />
2. Wie hilft uns Gottes Versprechen der Belohnung,<br />
Gutes zu tun, wo Leute es uns nicht zurückbezahlen<br />
können?<br />
3. „Man kann doch so viel vom Himmel denken, dass<br />
man hier auf der Erde nichts mehr macht.“ Wie<br />
hilft Paulus das Nachsinnen über die Ewigkeit, ein<br />
fruchtbares Leben zu führen? (Siehe 2. Korinther<br />
4,18-5,10).<br />
Larry Norman (*1987) ist frisch verheiratet und studiert noch an<br />
der FTH Giessen. Er liebt seine Frau, seine Freunde und seine<br />
neue Heimat in Deutschland.<br />
21
NACH CHRISTUS<br />
Die Rubrik für Biografien<br />
& Kirchengeschichte.<br />
August<br />
Hermann Francke<br />
Text von Peter Wall
Gott gibt uns in seinem Wort klare und hilfreiche Anweisungen,<br />
wie wir als Christen mit <strong>Geld</strong> und Besitz umgehen sollen. Doch<br />
wenn wir ehrlich sind, versagen wir oft darin. Franckes Umgang mit<br />
<strong>Geld</strong> und Besitz soll uns dazu motivieren, unsere Herzenshaltung zu<br />
materiellen Gütern zu prüfen und unser Leben zur Ehre Gottes<br />
auszurichten.<br />
Wie Gott Francke<br />
in die Sackgasse führte<br />
August Hermann Francke wurde am 23.<br />
März 1663 in Lübeck geboren. Nach dem<br />
frühen Tod seines Vaters wurde er von seiner<br />
drei Jahre älteren und sehr gläubigen<br />
Schwester geprägt. Schon mit 10 Jahren<br />
war es Augusts Wunsch, zur Ehre Gottes zu leben. Er<br />
war sehr fleißig, was das Lernen anging. Mit dreizehn<br />
Jahren besuchte er das Gymnasium, danach ging er nach<br />
Erfurt und später nach Kiel auf die Universität. August<br />
war sehr begierig, sein Wissen Tag für Tag zu mehren. Er<br />
wollte etwas Außerordentliches leisten. August studierte<br />
Hebräisch, Französisch, Englisch und Italienisch. Mit<br />
22 Jahren unterrichtete Francke als ausgelernter Magister<br />
an der Universität Leipzig. Ferner gründete er eine<br />
Bibelgruppe, die sich sonntags abwechselnd mit dem<br />
Alten und dem Neuen Testament beschäftigte. Doch<br />
während er in der Erkenntnis wuchs, litt sein geistliches<br />
Leben. Hinter dem ganzen Wissen, das er sich beim Bibelstudium<br />
aneignete, empfand er eine tiefe Leere und<br />
kein lebendiges Wort. Diese Zeit fasste er einmal so zusammen:<br />
„Ich habe ungefähr sieben Jahre die Theologie<br />
studiert, nicht aber Gott kennengelernt.“ 1 Die Bibel las<br />
er mit dem Ziel, gelehrter zu werden. Dabei war es ihm<br />
nie wichtig, die biblischen Wahrheiten im Leben praktisch<br />
anzuwenden. Der Frieden mit Gott fehlte ihm.<br />
Über seinen scheinbar ausweglosen Zustand sagte er:<br />
„Das Wort Gottes hatte bei mir nicht das Leben verwandelt,<br />
stattdessen habe ich den lebendigen Samen des<br />
Wortes Gottes in mir erstickt und unfruchtbar werden<br />
lassen, so musste ich nun ganz neu versuchen Christ zu<br />
werden. Ich empfand meine Situation dabei aber so beengend<br />
und mit so vielen Hindernissen meiner Umwelt<br />
versehen, dass es mir vorkam wie einem, der in tiefem<br />
Schlamm steckt und gerade noch seinen Arm hervorstreckt.“<br />
2<br />
1 Kotsch, Michael. August Hermann Francke – Pädagoge und Reformer.<br />
1 Aufl. CV-Dillenburg, 2011, S. 24.<br />
2 Ebd., S. 24/25.<br />
Wie Gott Francke rettete<br />
Mit 24 Jahren kam Franke nach Aufforderung seines<br />
Onkels Heinrich Gloxin nach Lüneburg, wo er einen<br />
Predigtdienst antrat. Als ersten Predigttext wählte er<br />
Johannes 20,31: „Diese aber sind geschrieben, damit<br />
ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist,<br />
und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem<br />
Namen.“ Durch diesen Vers zeigte Gott Francke, dass<br />
ihm dieser Glaube fehlte. Sein ganzes bisheriges Leben<br />
erschien ihm vor seinem inneren Auge. Alles was er getan,<br />
geredet oder gedacht hatte. Er erkannte seine große<br />
Schuld und Sünde vor Gott und musste sich eingestehen,<br />
dass ihn seine Gelehrsamkeit nicht retten würde.<br />
In diesem Augenblick erfuhr Francke wie schrecklich<br />
es ist, ohne Gott zu leben und geriet bei dem Gedanken,<br />
ohne einen Erlöser zu sein, in Angst. August fiel<br />
auf seine Knie und tat Buße. Gott erhörte sein Gebet<br />
und schenkte ihm Befreiung. Nun hatte er die Zuversicht,<br />
ein gerettetes und ewig erlöstes Kind Gottes zu<br />
sein: „Gott aber, der treue und wahrhaftige, kam mir mit<br />
seiner Gnade zuvor und bereitete mir den Weg [...]. Und<br />
weil er zugleich mein Herz änderte, ergriff ich dankbar<br />
alle Gelegenheiten, ihm mehr zu dienen […]. Gott ist<br />
mir vorausgegangen und hat alle Hindernisse aus dem<br />
Weg geräumt, damit ich überzeugt würde, dass meine<br />
Bekehrung nicht mein, sondern sein Werk wäre […].<br />
Ich war mir in meinem Herzen sicher, der Gnade Gottes<br />
und des Christus; ich konnte ihn nicht allein Gott,<br />
ich konnte ihn auch Vater nennen. Alle Traurigkeit, alle<br />
Unruhe des Herzens waren hinweggenommen; ich war<br />
wie mit einem Strom der Freuden überschüttet, dass ich<br />
aus vollem Herzen und Munde Gott lobte und preiste,<br />
der mir so große Gnade erzeigt hatte. Mit großem<br />
Kummer und Zweifel hatte ich meine Knie gebeugt und<br />
mit unaussprechlicher Freude und Gewissheit stand ich<br />
wieder auf.“ 3<br />
Einige Tage darauf konnte Francke auch seine Predigt<br />
– die er schon hatte absagen wollen – halten.<br />
3 Ebd., S. 28.<br />
© Foto: Wikimedia Commons / Peter Becker<br />
23
Wie Gott Francke gebrauchte<br />
Nach seiner Bekehrung fing Francke an, das Augenmerk<br />
immer mehr von sich weg hin zu seinen Mitmenschen<br />
zu wenden. In Hamburg wurde er durch seinen neuen<br />
Freund Nikolaus Lange dazu bewegt, aufgrund der Missstände<br />
in der Erziehung und Bildung eine Privatschule<br />
für Kinder zu errichten. Franckes sehnlichster Wunsch<br />
war es, von Gott berufen zu werden, das Schulwesen<br />
zu verbessern und den Heranwachsenden eine gute<br />
christliche Erziehung zu bieten. Die Worte des Herrn<br />
an Petrus: „Wenn du dich dereinst bekehrst, so stärke<br />
deine Brüder“ (Lukas 22,32), waren für das Vorgehen<br />
Franckes ausschlaggebend. Später ging er wieder nach<br />
Leipzig, um dort auf der Universität Vorlesungen zu<br />
halten. In seinem Dienst für Gott erfuhr Franke an sich<br />
selbst die Worte des Paulus an <strong>Timotheus</strong>: „Jeder, der<br />
gottselig leben will, wird Verfolgung leiden“ (2. <strong>Timotheus</strong><br />
3,12). Des Öfteren wurde Francke von Gegnern<br />
des Evangeliums verleumdet und verfolgt. Dies hielt<br />
ihn jedoch nicht davon ab, die Bibel und andere Literatur<br />
zu verbreiten, zu predigen und sich in Häusern zur<br />
Andacht oder zum Gottesdienst zu versammeln. Später<br />
führte ihn der Herr nach Halle, um dort als Professor für<br />
Fremdsprachen und später der Theologie an der theologischen<br />
Fakultät der Universität zu unterrichten. Nebenher<br />
diente er als Pfarrer an der St. Georgenkirche. In<br />
Halle traf er auf ein sehr herausforderndes Arbeitsfeld.<br />
Trägheit und Selbstsucht waren dort in der Gesellschaft<br />
allgegenwärtig. Während die Vergnügungsorte stark<br />
besucht wurden, leerten sich zunehmend die Kirchen<br />
und Gemeinden. Zudem herrschte eine große Armut.<br />
Im Vertrauen auf den Herrn hielt Francke zweimal pro<br />
Tag Hausandachten. Mit der Zeit wurden immer mehr<br />
Menschen von seinen freimütigen und vom lebendigen<br />
Glauben geprägten Predigten angezogen.<br />
Die Unwissenheit über das Evangelium und die<br />
große Armut in der Stadt ließen Francke jedoch keine<br />
Ruhe. Es lag ihm sehr am Herzen, die Jugend durch das<br />
Evangelium zu prägen. Einmal wöchentlich rief er die<br />
Armen zusammen, um sie über ihren Seelenzustand aufzuklären<br />
und ihnen auch materiell zu helfen. Francke<br />
investierte die Hälfte seines Pfarreinkommens für die<br />
Versorgung der Armen. Ihm taten besonders die Kinder<br />
leid, die aufgrund der Armut weder zur Schule gehen,<br />
noch eine gute Erziehung genießen konnten.<br />
Francke blieb nie unberührt, wenn er arme oder leidende<br />
Menschen sah: Er verkaufte z.B. seine biblischen<br />
Ausarbeitungen, er ließ eine Sammelbüchse zu freiwilligen<br />
Gaben unter den Christen umhergehen und brachte<br />
auch in seinem Versammlungsraum eine an. Von dem<br />
gespendeten <strong>Geld</strong> kaufte er Schulbücher und stellte einen<br />
Studenten ein, der die armen Kinder mehrere Stunden<br />
täglich unterrichtete. Schnell nahm die Anzahl der<br />
unterrichteten Kinder zu. Die Räumlichkeiten für den<br />
Unterricht wurden bald zu klein. Nach und nach kam<br />
die ersehnte Schule in Gang. Durch die ständigen und<br />
oft unerwarteten Gaben und Spenden konnte die Schule<br />
schließlich aufrecht erhalten werden und später sogar<br />
wachsen.<br />
Zudem nahm Francke einige der armen Waisenkin-<br />
der selbst auf, um ihnen eine christliche Erziehung zu ermöglichen.<br />
Mehrere Waisenkinder konnten gegen Pflegegeld<br />
in christlichen Familien untergebracht und über<br />
das ganze Jahr versorgt werden. Darüber hinaus wurde<br />
ein frommer Student der Theologie namens Neubauer<br />
engagiert, der sich um die Waisenkinder kümmerte. Es<br />
gab auch Zeiten, in denen das <strong>Geld</strong> sehr knapp war,<br />
doch Francke vertraute stets darauf, dass Gott gemäß 2.<br />
Korinther 9,8 mächtig ist, jede Gnade im Überfluss zu<br />
spenden, so dass er in allem allezeit genug habe, um zu<br />
jedem guten Werk überreich zu sein. In allem suchte er<br />
stets die Ehre Gottes. Immer wieder verbrachte er seine<br />
Zeit im Gebet um Gott für alle seine Werke und Wunder,<br />
die er von Beginn an den Menschenkindern bewies,<br />
zu loben und zu preisen. Durch seine unermüdliche Arbeit<br />
wurde er an seinem Lebensabend körperlich immer<br />
schwächer, sodass er bereits im Alter von 64 Jahren am<br />
8. Juni 1727 starb. Sein Vermächtnis und seine Frucht<br />
sind bis heute in Form der „Franckeschen Stiftungen“<br />
sichtbar.<br />
Was uns Francke heute sagt<br />
Wir sind es gewohnt, in der Welt nur auf uns selbst und<br />
unser kleines gemütliches Heim, das wir uns erarbeitet<br />
und aufgebaut haben, fixiert zu sein. Gott verbietet uns<br />
nicht, <strong>Geld</strong> anzusparen, Besitz zu haben oder gar vermögend<br />
zu sein. Gott geht es um unsere Herzenshaltung<br />
zum <strong>Geld</strong> und Besitz (vgl. Matthäus 6,19-24). Mit<br />
einer rein irdischen Perspektive werden wir schon sehr<br />
bald merken, dass <strong>Geld</strong> und Besitz nicht glücklich machen<br />
können. König Salomo häufte sich Besitztum und<br />
Vermögen wie wahrscheinlich kein anderer an. Doch als<br />
er alles erreicht hatte, was es in diesem Leben zu erreichen<br />
gibt, verstand er, dass all dies im Hinblick auf die<br />
Ewigkeit nichtig ist (vgl. Prediger 2,1-11). Das ist die<br />
Perspektive, mit der ein Christ seinen Besitz sieht. Er gebraucht<br />
es als ein Mittel, das Gott ihm geschenkt beziehungsweise<br />
zur Verfügung gestellt hat. Sein Herz hängt<br />
dabei nicht an der Gabe, sondern am Geber. Dennoch<br />
gibt es viele Christen, die in ihrem Wohlstand nicht an<br />
die Notleidenden denken. Sie haben kein Herz für sie<br />
und schon gar keine Nächstenliebe. Von Francke lernen<br />
wir, die Armen und Benachteiligten bewusst wahrzunehmen<br />
und unsere Herzen für sie zu öffnen. Johannes<br />
vergleicht diese Haltung in 1. Johannes 3,17 mit einem<br />
Menschen, in dem die Liebe Gottes bleibt. Im Kontext<br />
dieser Schriftstelle heißt es, dass die Liebe zu Gott<br />
sich unter anderem darin äußert, dass der wohlhabende<br />
Nachfolger Christi den Notleidenden wahrnimmt und<br />
sein Herz für ihn öffnet. Dies ist auch die Haltung, die<br />
Jesus bei unserer Errettung einnahm.<br />
Was wäre, wenn Christus uns als verlorene Sünder<br />
einfach nur gesehen, jedoch nicht eingegriffen hätte?<br />
Wir wären immer noch verloren und unter dem ewigen<br />
Zorn Gottes. Was wäre, wenn Christus, nachdem<br />
er uns gesehen, nur Mitleid für uns empfunden hätte?<br />
Wir wären immer noch verloren und unter dem Zorn<br />
des lebendigen Gottes. Christus aber sah uns nicht nur,<br />
Er hatte nicht einfach nur Mitleid mit uns, Er hat sein<br />
24
Leben für uns hingegeben. Er wurde um unsertwillen<br />
arm, damit wir in ihm reich werden. Matthäus 14,14 illustriert<br />
diese Wahrheit über Jesus anhand seiner Barmherzigkeit<br />
gegenüber den armen und verlorenen Seelen:<br />
„Als nun Jesus ausstieg, sah er eine große Menge; und er<br />
erbarmte sich über sie und heilte ihre Kranken.“<br />
Als Kinder Gottes sind wir nicht reich, weil wir <strong>Geld</strong><br />
oder materielle Güter haben – wir sind reich, weil wir<br />
Christus haben. Er ist unsere einzige Sicherheit. Diese<br />
Wahrheit sehen wir deutlich im Leben Franckes und sie<br />
sollte sich in unserer Beziehung zum <strong>Geld</strong> und Besitz<br />
widerspiegeln.<br />
In seinem Buch „Wem gehört das <strong>Geld</strong>?“ sagt John<br />
MacArthur: „Jeder Gläubige steht früher oder später<br />
der Herausforderung gegenüber, eine gesunde Sicht von<br />
<strong>Geld</strong> und Besitz und dessen schriftgemäßer Verwaltung<br />
zu haben. Aufgrund von Gottes Vorsehung befinden<br />
sich Menschen in unterschiedlichen finanziellen Situationen,<br />
aber wir stellen uns alle dieselben Fragen: Wie<br />
setzen wir unsere Mittel ein? Wem sollen wir unser <strong>Geld</strong><br />
spenden? Wieviel sollten wir sparen und anlegen? Diese<br />
Fragen stellen die Echtheit und die Integrität unseres<br />
geistlichen Lebens ständig auf den Prüfstand. Wie ein<br />
Gläubiger seine Finanzen und seinen Besitz verwaltet,<br />
offenbart viel über seinen geistlichen Zustand.“ 1<br />
Indem John MacArthur auf die größte Gabe Gottes,<br />
die Jesus Christus selbst ist, verweist, sagt er weiter:<br />
„Gott gab uns ein Vorbild, indem er seinen eingeborenen<br />
Sohn gab. Das ist das Fundament allen Gebens.<br />
Wenn wir freigiebig geben, sind wir Gott ähnlich […].<br />
Wir sind ihm (d.h. Gott) am ähnlichsten, wenn wir freiwillig,<br />
opferbereit und fröhlich geben, damit andere davon<br />
profitieren können.“ 2<br />
Auf die Frage, wie man mit <strong>Geld</strong> richtig umgeht,<br />
antwortete Benedikt Peters in einem Vortrag auf der<br />
Grundlage von Lukas 16,9 und 1.<strong>Timotheus</strong> 6,18-19,<br />
dass wir mit dem Mammon (d.h. mit dem <strong>Geld</strong>/Besitz)<br />
so umgehen müssen, dass es eine Auswirkung auf<br />
die Ewigkeit hat. Das Volk Gottes muss erbaut und das<br />
Reich Gottes gefördert werden.<br />
Von Francke lernen wir, wie das Reich Gottes mit<br />
<strong>Geld</strong> und Besitz erbaut und gefördert werden kann. Du<br />
besitzt ein Haus oder eine Wohnung? Lade einmal deine<br />
Nachbarn, Arbeitskollegen oder ungläubigen Freunde<br />
zum Essen ein und ergreife dabei die Gelegenheit, über<br />
Christus zu sprechen. Lege zu einer <strong>Geld</strong>spende für die<br />
Notleidenden eine kurze Evangeliumsbotschaft bei. Lasse<br />
den Armen, den du z.B. auf der Straße triffst, nicht<br />
mit deiner <strong>Geld</strong>spende einfach davonlaufen, bis du ihm<br />
nicht ein Zeugnis von Christus abgelegt hast. Tue dies<br />
nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu Gott und mit<br />
dem Ziel ihn zu ehren.<br />
Fragen zur Vertiefung<br />
1. Welches Motiv hatte Francke, als er die Ungläubigen<br />
und Armen mit materiellen Gütern unterstützte?<br />
2. Um was geht es Jesus im Kern, wenn er in Matthäus<br />
6,19-24 vom <strong>Geld</strong> und Besitz spricht?<br />
3. Welche drei Merkmale können wir von Jesus in<br />
Bezug auf die Notleidenden in Matthäus 14,14<br />
lernen?<br />
4. Zu welchem Zweck sollten wir gemäß 1.<strong>Timotheus</strong><br />
6,18-19 materielle Güter einsetzen?<br />
1 MacArthur, John. Wem gehört das <strong>Geld</strong>? 1 Aufl. Betanien Verlag,<br />
2008, S. 10.<br />
2 Ebd., S. 122.<br />
Peter Wall (*1982) ist Ehemann, Vater von drei Kindern und dient<br />
als Pastor in der Reformierten Evangeliumsgemeinde Villingen-Schwenningen<br />
(www.reg-vs.de).<br />
© Foto: Wikimedia Commons<br />
25
JOSIA<br />
Die Rubrik für<br />
junge Leute.<br />
MAMMONS<br />
ERBEN<br />
Text von Lars Reeh<br />
Ist <strong>Geld</strong> böse, oder ist es mein<br />
Herz? Wähle ich das „liebe“<br />
<strong>Geld</strong>, oder doch lieber den<br />
Glauben an Jesus? Ein kurzes<br />
Essay zum Thema <strong>Geld</strong>.
<strong>Geld</strong> stinkt nicht. Um mich dessen zu vergewissern,<br />
habe ich gerade nochmal dran<br />
gerochen. Es riecht eigentlich nach …<br />
nun ja: Papier (die Scheine zumindest).<br />
<strong>Geld</strong> ist ein Mittel des Austauschs, des<br />
Handelns. Die Benutzung des <strong>Geld</strong>es gehört zu unserer<br />
Kreatürlichkeit. Wir Menschen sollen uns die Erde untertan<br />
machen, indem wir Kultur erschaffen. Die Wirtschaft<br />
ist Teil der Kultur und Bindeglied zwischen Kulturen.<br />
Das <strong>Geld</strong> gehört zur Wirtschaft, die Wirtschaft<br />
zur Kultur und die Kultur ist Teil der Schöpfung. Somit<br />
ist <strong>Geld</strong> erstmal gut, aber wie alles Gute, kann es auch<br />
missbraucht werden. Die Bibel ist demnach nicht per<br />
se gegen <strong>Geld</strong>, sie warnt jedoch vor dessen Missbrauch:<br />
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die<br />
Motten und der Rost sie fressen, und wo die Diebe nachgraben<br />
und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel,<br />
wo weder die Motten noch der Rost sie fressen, und wo die<br />
Diebe nicht nachgraben und stehlen. Denn wo dein Schatz<br />
ist, da wird auch dein Herz sein (Matthäus 6, 19-21).<br />
Niemand kann zwei<br />
Herren dienen; denn entweder<br />
wird er den einen<br />
hassen und den andern lieben,<br />
oder er wird dem einen<br />
anhangen und den andern<br />
verachten. Ihr könnt<br />
nicht Gott dienen und dem<br />
Mammon (Matthäus 6,<br />
24).<br />
Es geht um die Ausrichtung.<br />
Es geht um unser<br />
Vertrauen. Es geht um<br />
Gott.<br />
Wir sollen auf den Himmel schauen – und nicht auf<br />
die Welt (Kolosser 3,1-2).<br />
Wir sollen auf Gott vertrauen – und nicht auf das<br />
<strong>Geld</strong>. Es geht um Gott. Immer!<br />
Paul Washer sagte einmal: „Ich bin kein Verteidiger<br />
der Reichen und ich bin kein Verteidiger der Armen.“<br />
Es gibt Reiche, die den Mammon anbeten und es gibt<br />
Arme, die den Mammon anbeten, gerade weil sie so wenig<br />
von ihm haben und ihn doch so sehr begehren. Ich<br />
denke, die Mammon-Verherrlichung kommt in zwei<br />
Formen: Gier und Geiz.<br />
Denn die <strong>Geld</strong>gier ist eine Wurzel aller Übel; etliche,<br />
die sich ihr hingaben, sind vom Glauben abgeirrt und haben<br />
sich selbst viel Schmerzen verursacht (1. <strong>Timotheus</strong><br />
6, 10).<br />
Wer gierig ist, will immer mehr haben (besonders<br />
mehr als die anderen). Aus dem obigen Vers lernen<br />
wir, dass man sich mit <strong>Geld</strong>gier selber viele Schmerzen<br />
zufügen kann. Zum Beispiel: Jemand ist so fixiert auf<br />
das Anhäufen von <strong>Geld</strong>, dass er darüber seine Familie<br />
sträflich vernachlässigt. Am Ende seines Lebens steht er<br />
womöglich mit einem Batzen <strong>Geld</strong> – und nur mit einem<br />
Batzen <strong>Geld</strong> da:<br />
Er könnte nämlich total vereinsamt sein.<br />
<strong>Geld</strong> ist gut, Glaube<br />
ist besser. Gnade und<br />
Gehorsam sind auch<br />
besser. Besinne dich auf<br />
die Ewigkeit im Himmel.<br />
Wer geizig ist, will nichts abgeben, weil er sich selbst<br />
lieber hat als seine Nächsten. Dabei heißt es doch: Wer<br />
gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich<br />
vielmehr mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit<br />
er dem Dürftigen etwas zu geben habe (Epheser 4,28).<br />
Womit wir schon bei einem positiven biblischen<br />
Prinzip für den Umgang mit <strong>Geld</strong> wären: Der Großzügigkeit.<br />
Von dem, was man hat, soll man etwas abgeben. Für<br />
das Reich Gottes und für Bedürftige.<br />
Wenn du Schüler oder Student bist, denkst du vielleicht:<br />
„Oh, ich bin ein armer Student und werde mit<br />
dem Spenden anfangen, wenn ich mein tolles Akademikergehalt<br />
bekomme. Das bringt sowieso viel mehr.“ Das<br />
ist aber meist ein Trugschluss! Wenn du jetzt prozentual<br />
wenig gibst, wirst du später prozentual kaum mehr geben.<br />
Kultiviere jetzt die Gabe des Spendens; unabhängig<br />
davon, wie viel <strong>Geld</strong> du gerade hast. Nimm dir ein Beispiel<br />
an der alten Dame:<br />
Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und<br />
schaute zu, wie das Volk<br />
<strong>Geld</strong> in den Gotteskasten<br />
legte. Und viele Reiche legten<br />
viel ein. Und es kam<br />
eine arme Witwe, die legte<br />
zwei Scherflein ein, das ist<br />
ein Heller. Und er rief seine<br />
Jünger zu sich und sprach<br />
zu ihnen: Wahrlich, ich<br />
sage euch, diese arme Witwe<br />
hat mehr in den Gotteskasten<br />
gelegt als alle, die<br />
eingelegt haben. Denn alle<br />
haben von ihrem Überfluss<br />
eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte,<br />
ihren ganzen Lebensunterhalt eingelegt (Markus 12, 41<br />
– 44).<br />
<strong>Geld</strong> ist gut, Glaube ist besser. Gnade und Gehorsam<br />
sind auch besser. Besinne dich auf die Ewigkeit im<br />
Himmel. Kind Gottes, dein Glaube ist kostbarer als<br />
Gold. Glaubst du das? Wenn du dich jemals zwischen<br />
<strong>Geld</strong> und Glaube entscheiden musst – nimm den Glauben.<br />
Wenn du das <strong>Geld</strong> und den Glauben haben kannst<br />
(ohne dabei die Gebote Gottes zu kompromittieren),<br />
nimm beides. Der Glaube ist jedoch immer kostbarer<br />
als <strong>Geld</strong>.<br />
Lars Reeh (*1986) ist derzeit Lehrer im Vorbereitungsdienst. Er<br />
ist außerdem regelmäßiger Blogger auf josiablog.de und Teil<br />
des Josia-Netzwerks.<br />
© Illustration: Ian Dale / iandale.net<br />
27
SCHRIFTGELEHRT<br />
Die Rubrik zum<br />
Alten Testament.
Wohlstand im<br />
Alten Testament<br />
Text von Andreas Münch<br />
Hiob, Abraham, Salomo – wenn man sich die Lebensgeschichten<br />
dieser alttestamentlichen Gläubigen anschaut, dann könnte man den<br />
Eindruck bekommen, dass Gott Glauben mit Wohlstand aufwog.<br />
Warum Wohlstand Teil von Gottes Heilsplan war und welchen<br />
Stellenwert er für den Gläubigen im Alten Testament hatte, möchte<br />
ich dir in diesem Artikel aufzeigen.<br />
Ich will dich segnen...<br />
Wenn wir uns den Werdegang von Abraham und seinen<br />
Nachkommen anschauen, könnte man zum Schluss<br />
kommen, dass der Glaube an Gott und materieller<br />
Wohlstand Hand in Hand zusammengehen. Nachdem<br />
Gott durch die Sintflut die alte Menschheit bis auf Noah<br />
und seine Familie ausgelöscht hatte, begann Er Seine<br />
Heilsgeschichte mit diesem Mann und seinen Nachkommen<br />
weiterzuschreiben. Gott sagte zu Abraham:<br />
Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und<br />
ich will dich segnen, und will deinen Namen groß machen,<br />
und du sollst ein Segen sein! (1. Mose 12,2). Das dieser<br />
Segen nicht nur Nachkommen beinhaltete, lässt sich gut<br />
daran erkennen, dass Abraham zur Zeit einer Hungersnot<br />
ziemlich gut davonkam. Die Bibel berichtet: Und<br />
Abram war sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold. [...]<br />
Und auch Lot, der mit Abram zog, hatte Schafe und Rinder<br />
und Zelte. Und das Land ertrug es nicht, dass sie zusammen<br />
wohnten; denn ihre Habe war groß, und sie konnten<br />
nicht zusammen wohnen (1. Mose 13,2.5-6). Auch Abrahams<br />
Nachkommen Isaak und Jakob waren – obwohl<br />
sie Zeit ihres Lebens Nomaden waren – finanziell gut<br />
abgesichert. War ihr Reichtum also auf ihren starken<br />
Glauben zurückzuführen?<br />
Wir müssen verstehen: Die Geschichten von den Patriarchen<br />
ist keine Schablone für unser Leben als Christ<br />
in dem Sinne, dass Gott mit uns den gleichen Weg geht,<br />
wie mit Abraham und seiner Familie. Gott schrieb mit<br />
diesen Männern Heilsgeschichte und ihr Wohlstand<br />
war Teil dieses ewigen Plans. Denn Gott hatte Abraham<br />
verheißen, dass Er ihn zu einem großen Volk machen<br />
würde und dass durch ihn letztendlich alle Völker gesegnet<br />
würden. Vom Neuen Testament her wissen wir, dass<br />
dieser verheißene Segen im Leben und Wirken von Jesus<br />
Christus seine letztendliche Erfüllung fand (vgl. Römer<br />
4 und Galater 3).<br />
Denn damit aus Abraham ein Volk entstehen konnte,<br />
musste seine Familie wachsen und zwar schnell. So<br />
kam es durch die Vorsehung Gottes, dass Jakob, aufgrund<br />
der Sünde seines Onkels, nicht nur seine Cousine<br />
Rahel, sondern auch noch ihre Schwester Lea heiratete.<br />
Nach damaligem Brauch war es möglich, mit der Magd<br />
der Ehefrau Kinder zu zeugen, die dann als rechtmäßige<br />
Erben galten. Auf diese Weise wurde Jakob Vater<br />
von zwölf Söhnen und einer Tochter, mit denen Gott<br />
Seinen Heilsplan weiter verfolgte (vgl. 1. Mose 29-30).<br />
© Litografie: Providence Litograph Company<br />
29
Diese Geschichten muten uns heute oftmals mehr als<br />
fremd an. Vor allem, weil Gott Dinge unkommentiert<br />
durchgehen ließ, bei denen wir eigentlich Seine Missbilligung<br />
erwarten würden. Ja, wir lesen sogar, dass Gott<br />
Jakob, den Betrüger, segnete: Und der Mann breitete sich<br />
mehr und mehr aus, und er bekam viele Tiere, Mägde und<br />
Knechte, Kamele und Esel (1. Mose 30,43). Nach unserem<br />
Verständnis hätte Jakob diesen Reichtum nicht verdient.<br />
Doch das lehrt der Text auch nicht. Gott belohnte<br />
nicht die Größe seines Glaubens, sondern segnete ihn<br />
um Seines Heilsplanes willen. Gott wachte auch weiterhin<br />
über Jakobs Familie und selbst deren Sünde an ihren<br />
eigenen Geschwistern diente letztlich der Erfüllung von<br />
Gottes Plan. Jakobs Sohn Josef bekannte gegenüber seinen<br />
Brüdern: Ihr zwar hattet Böses gegen mich beabsichtigt;<br />
Gott aber hatte beabsichtigt, es zum Guten zu wenden,<br />
damit er tue, wie es an diesem Tag ist, ein großes Volk am<br />
Leben zu erhalten (1. Mose 50,20).<br />
#MilchUndHonig<br />
Blättern wir in unseren Bibeln eine Seite weiter, sehen<br />
wir, dass aus dieser Großfamilie ein Volk geworden war,<br />
vor dem die Ägypter sich fürchteten (vgl. 2. Mose 1,7).<br />
Das Volk Israel befand sich nun in der Sklaverei und die<br />
frühere Freiheit und der Wohlstand waren Geschichte.<br />
Doch Gott dachte an Seine Verheißung an Abraham und<br />
deshalb berief er Mose, um Sein Volk zu befreien. Gott<br />
fasste Sein Vorhaben mit folgenden Worten zusammen:<br />
Ich bin herabgekommen, um es aus der Gewalt der Ägypter<br />
zu retten und es aus diesem Land herauszuführen in ein<br />
gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch<br />
und Honig überfließt, an den Ort der Kanaaniter, Hetiter,<br />
Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter (2. Mose 3,8).<br />
Dieses Wortpaar „Milch und Honig“ begegnet uns von<br />
diesem Zeitpunkt an noch einige Male im Alten Testament<br />
und bedeutet in etwa so viel wie „Überfluss in<br />
Hülle und Fülle“.<br />
Nach dem Exodus und der Wüstenwanderung war<br />
es dann schließlich soweit. Israel stand kurz davor, in<br />
das verheißene Land zu ziehen, und ein Leben im Wohlstand<br />
erwartete sie. Dieser Wohlstand war an eine Bedingung<br />
geknüpft: Höre nun, Israel, und achte darauf,<br />
sie [die Bundessatzungen Gottes] zu tun, damit es dir gut<br />
geht und ihr sehr zahlreich werdet – wie der Herr, der Gott<br />
deiner Väter, zu dir geredet hat – in einem Land, das von<br />
Milch und Honig überfließt! (5. Mose 6,3). Würde Israel<br />
Gott die Treue halten, dann würde Er das Volk wiederum<br />
materiell segnen. Kein Problem, sollte man meinen.<br />
Denn wer wäre schon so dumm und würde sich eine<br />
solche Zukunft vermasseln? Nun, wir Menschen sind so<br />
dumm, dass wir uns selber im Weg stehen. Gott wusste<br />
um unser sündiges Herz, das jeden Segen Gottes in einen<br />
Fluch verwandeln kann und gab Israel deshalb die<br />
Warnung mit auf den Weg: Und du dann nicht in deinem<br />
Herzen sagst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat<br />
mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst an den<br />
Herrn denken, dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen<br />
zu schaffen; – damit er seinen Bund aufrechterhält, den er<br />
deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist (5. Mose<br />
8,17-18).<br />
Interessanterweise setzte Gott das Volk bereits vor<br />
der Landnahme davon in Kenntnis, dass der Wohlstand<br />
ihnen zum Verhängnis werden würde: Denn ich werde es<br />
in das Land bringen, das von Milch und Honig überfließt,<br />
das ich seinen Vätern zugeschworen habe, und es wird essen<br />
und satt und fett werden. Und es wird sich andern Göttern<br />
zuwenden, und sie werden ihnen dienen und mich verwerfen,<br />
und meinen Bund wird es brechen (5. Mose 31,20).<br />
Dieses Wissen war vermutlich der Grund, warum Gott<br />
Gesetze zugunsten der ärmeren Bevölkerung erließ sowie<br />
klare Vorgaben machte, wie zu verfahren war, wenn<br />
ein Israelit mittellos wurde: Wenn es einen Armen bei dir<br />
geben wird, irgendeinen deiner Brüder in einem deiner<br />
Tore in deinem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt,<br />
dann sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand<br />
vor deinem Bruder, dem Armen, nicht verschließen. [...]<br />
Denn der Arme wird nicht aus dem Land verschwinden.<br />
Darum befehle ich dir: Deinem Bruder, deinem Elenden<br />
und deinem Armen in deinem Land sollst du deine Hand<br />
weit öffnen (5. Mose 15,7.11).<br />
Traurigerweise brach Israel den Bund und versagte<br />
darin, den Wohlstand gerecht zu verwalten und sich um<br />
die Armen zu kümmern. Die Worte des Propheten Amos<br />
sprechen für sich: Hört dies, die ihr den Armen tretet und<br />
darauf aus seid, die Elenden im Land zu vernichten, und<br />
sagt: Wann ist der Neumond vorüber, dass wir Getreide verkaufen,<br />
und der Sabbat, dass wir Korn anbieten; um das<br />
Efa zu verkleinern und den Schekel zu vergrößern und die<br />
Waage zum Betrug zu fälschen, um die Geringen für <strong>Geld</strong><br />
und den Armen wegen eines Paares Schuhe zu kaufen, und<br />
damit wir den Abfall des Korns verkaufen? Geschworen hat<br />
der Herr beim Stolz Jakobs: Wenn ich alle ihre Taten jemals<br />
vergessen werde! 1 (Amos 8,4-7). Diese himmelschreiende<br />
Ungerechtigkeit war ein Grund für das göttliche Strafgericht,<br />
dass Israel durch die Assyrer und die Babylonier zu<br />
spüren bekam. Doch dank der Gnade und Treue Gottes<br />
blieb es nicht bei diesem Gericht.<br />
Ein Vorgeschmack auf die Zukunft<br />
Denn die alttestamentlichen Propheten stellten neben<br />
dem Gericht auch eine herrliche Zukunft in Aussicht.<br />
Gottes Volk würde eines Tages unter der Herrschaft<br />
Gottes in Frieden und Wohlstand leben: Und der Wolf<br />
wird beim Lamm weilen und der Leopard beim Böckchen<br />
lagern. Das Kalb und der Junglöwe und das Mastvieh werden<br />
zusammen sein, und ein kleiner Junge wird sie treiben.<br />
Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen<br />
werden zusammen lagern. Und der Löwe wird Stroh fressen<br />
wie das Rind. Und der Säugling wird spielen an dem<br />
Loch der Viper und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken<br />
nach der Höhle der Otter. Man wird nichts Böses<br />
tun noch verderblich handeln auf meinem ganzen heiligen<br />
Berg. Denn das Land wird voll von Erkenntnis des Herrn<br />
sein, wie von Wasser, das das Meer bedeckt. Und an jenem<br />
Tag wird es geschehen: der Wurzelspross Isais, der als Feldzeichen<br />
der Völker dasteht, nach ihm werden die Nationen<br />
fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein (Jesaja<br />
11,6-10). Jesaja sah hier eine Zeit voraus, in der Gott<br />
durch Seinen erwählten König, den Messias, über alle<br />
1 Der Satz ist eine hebräische Schwurformel, dessen zweite Hälfte<br />
nicht ausgesprochen wurde.<br />
30
Völker regieren würde. Dieses Ereignis ist noch zukünftig.<br />
Und doch erlebte Israel einen Vorgeschmack davon,<br />
was es bedeutete, wenn Gott Sein Volk unter der Herrschaft<br />
eines auserwählten, bundestreuen Königs segnen<br />
würde.<br />
Unter der Regierung des Königs Salomo erfreute<br />
sich Israel des Friedens und des Wohlstands: Juda und<br />
Israel waren an Menge so zahlreich wie der Sand am Meer.<br />
Sie aßen und tranken und waren fröhlich (1. Könige<br />
4,20). Und auch hier wird deutlich, dass der Wohlstand<br />
des Volkes Teil von Gottes Heilsplan war, der darin bestand,<br />
dass die Völker der Erde am Beispiel Israels die<br />
herrliche Regierung Gottes erkennen konnten. Die Bibel<br />
berichtet uns von der Königin von Saba, die zu Salomo<br />
kam, um sich von seinem Reichtum persönlich zu<br />
überzeugen. Ihr Fazit war: Glücklich sind deine Männer,<br />
glücklich diese deine Knechte, die ständig vor dir stehen, die<br />
deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Herr, dein Gott,<br />
der Gefallen an dir gehabt hat, dich auf den Thron Israels<br />
zu setzen! Weil der HERR Israel ewig liebt, hat er dich als<br />
König eingesetzt, damit du Recht und Gerechtigkeit übst<br />
(1. Könige 10,8-9).<br />
Armut und Reichtum gib mir nicht<br />
Zumindest in Salomos Anfangsjahren war Israel auf dem<br />
Höhepunkt seines Werdegangs. In dieser Zeit des allgemeinen<br />
Wohlstands entstand auch die israelitische Weisheitsliteratur,<br />
die einiges zum materiellen Wohlstand zu<br />
sagen hat. Man war sich bewusst, dass trotz allen Fleißes<br />
Wohlstand letztendlich auf den Segen Gottes zurückzuführen<br />
war: Der Segen des Herrn, der macht reich, und<br />
eigenes Abmühen fügt neben ihm nichts hinzu (Sprüche<br />
10,22). Doch vor allem erkannte man, dass Wohlstand<br />
zwar angenehm war, dass es aber ein noch höheres Gut<br />
als materiellen Segen gab: Ein Leben zur Ehre Gottes.<br />
Besser ein Armer, der in seiner Lauterkeit lebt, als ein Verschlagener,<br />
der auf zwei Wegen geht und der dabei reich ist<br />
(Sprüche 28,6).<br />
So lädt das Gebet des Agur zur Nachahmung ein:<br />
Zweierlei erbitte ich von dir; verweigere es mir nicht,<br />
bevor ich sterbe: Gehaltloses und Lügenwort halte von<br />
mir fern! Armut und Reichtum gib mir nicht, lass mich<br />
das Brot, das ich brauche, genießen, damit ich nicht, satt<br />
geworden, leugne und sage: Wer ist denn der Herr? - und<br />
damit ich nicht, arm geworden, stehle und mich vergreife<br />
an dem Namen meines Gottes! (Sprüche 30,7-9). An diesem<br />
Gebet sehen wir deutlich, dass der gläubige Israelit<br />
über seinen Herzenszustand Bescheid wusste. Obwohl<br />
Reichtum Teil der Segensverheißungen Gottes war,<br />
wusste Agur, dass er eine Gefahr für seine Gottesbeziehung<br />
darstellte. Und Letztere war ihm weitaus wichtiger,<br />
als reich zu sterben.<br />
Das höchste Gut des Menschen<br />
Nahe verwandt mit der Weisheitsliteratur sind die Psalmen.<br />
Das Buch der Psalmen ist das Gebetsbuch der<br />
Gläubigen und wir finden darin Zeugnisse des Glaubens<br />
aus unterschiedlichen Lebenslagen. Das macht sie<br />
für uns so wertvoll. Deshalb verwundert es nicht, dass<br />
wir in den Psalmen das ganze Spektrum der Gedanken<br />
zum Thema Wohlstand finden.<br />
Die Psalmisten erfreuten sich an den Segensverheißungen<br />
des Bundes: Halleluja! Glücklich der Mann, der<br />
den Herrn fürchtet, der große Freude an seinen Geboten<br />
hat! Seine Nachkommenschaft wird mächtig sein im Land.<br />
Das Geschlecht der Aufrichtigen wird gesegnet werden. Vermögen<br />
und Reichtum wird in seinem Haus sein, und seine<br />
Gerechtigkeit besteht ewig (Psalm 112,1-3). Der Psalmist<br />
Asaf befasste sich vor allem mit der Frage, warum es<br />
den Gottlosen offenkundig so viel besser ging als den<br />
Gerechten. Siehe, dies sind Gottlose und, immer sorglos,<br />
erwerben sie sich Vermögen (Psalm 73,12). Er schien über<br />
diese Beobachtung in richtige Depressionen verfallen zu<br />
sein. Doch sein berühmter Psalm endet nicht mit der<br />
obigen Feststellung. Denn am Schluss dringt er zu dem<br />
wahren Wesen der Gottesfurcht und der Glückseligkeit<br />
durch und bekennt: Wen habe ich im Himmel? Und außer<br />
dir habe ich an nichts Gefallen auf der Erde. Mag auch<br />
mein Leib und mein Herz vergehen – meines Herzens Fels<br />
und mein Teil ist Gott auf ewig (Psalm 73,25-26). Damit<br />
spricht Asaf stellvertretend für jeden Gläubigen, sowohl<br />
des Alten als auch des Neuen Testaments: All unser materieller<br />
Wohlstand, so dankbar wir ihn auch aus der<br />
Hand Gottes annehmen, ist nichts im Vergleich zu dem<br />
Reichtum, den wir mit Gott selber haben!<br />
Ich begann meine Ausführungen mit Abraham. Gott<br />
segnete diesen Mann materiell, um sich ein großes Volk<br />
zu erschaffen, das ein Licht für die Völker sein sollte.<br />
Aus diesem Volk kam letztendlich derjenige hervor, von<br />
dem Paulus schrieb: Denn ihr kennt die Gnade unseres<br />
Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen<br />
arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet<br />
(2. Korinhter 8,9). In Jesus schenkt uns Gott kein dickes<br />
Bankkonto, sondern Vergebung der Sünden und die Gemeinschaft<br />
mit Gott, die kostbarer ist als aller Reichtum<br />
dieser Welt.<br />
Für das weitere Bibelstudium<br />
• Lies dir 5. Mose 8 aufmerksam durch. Welche<br />
Prinzipien kannst du dort für deinen Umgang mit<br />
materiellem Segen finden?<br />
• Psalm 73 behandelt ein altbekanntes Problem: Das<br />
Wohlergehen der Gottlosen. Überprüfe deine eigene<br />
Haltung mit Asafs Ausführungen. Wo stimmst<br />
du mit ihm überein? Was hast du ähnlich erlebt?<br />
Wo dachtest du bisher falsch?<br />
• Betrachte einmal das Gebet des Jabez (1. Chronik<br />
4,9-10) und das Gebet Agurs (Sprüche 30,7-9) im<br />
Vergleich. Welche Unterschiede findest du und<br />
warum stehen wohl beide in der Bibel? Was lernen<br />
wir aus diesen Gebeten?<br />
Andreas Münch (*1984) ist Ehemann, Vater eines Sohnes, Pastor<br />
der MBG Lage und Autor des vielbeachteten Buches Der wahre<br />
Gott der Bibel. Folge ihm auf Twitter: @AndreasMuench<br />
31
IM STUDIERZIMMER<br />
Das Interview über<br />
christliche Literatur.<br />
Andreas<br />
Münch<br />
Interview von Peter Voth<br />
Eine junge, reformatorische, jedoch keinesfalls weltfremde<br />
Generation wird die Zukunft der bibeltreuen Freikirchen prägen.<br />
Andreas ist einer von ihnen. Welche Bücher ihn beeinflusst haben,<br />
an welchen Projekten er arbeitet und wie er Familie, Gemeinde,<br />
Studium und Schreiben unter einen Hut bringt, hat er uns in einem<br />
ausführlichen Gespräch erzählt.
TROTZ DEINES JUNGEN ALTERS HAST DU BEREITS DAS<br />
UMFANGREICHE THEOLOGISCHE WERK „DER WAH-<br />
RE GOTT DER BIBEL“ GESCHRIEBEN UND VERÖFFENT-<br />
LICHT. WIE IST ES DAZU GEKOMMEN?<br />
Umfangreiches theologisches Werk klingt ein wenig zu<br />
groß. Ich habe ja keine ausgefeilte Systematische Theologie<br />
geschrieben. Das Buch war ursprünglich eine<br />
Bibelstundenreihe über das Wesen Gottes, die ich vor<br />
einigen Jahren in meiner Heimatgemeinde gehalten<br />
habe. Anschließend wollte ich das Manuskript überarbeiten,<br />
so dass man es für Hauskreise oder das persönliche<br />
Studium benutzen konnte. Mit der Zeit wurde das<br />
Manuskript sehr umfangreich und irgendwann kam der<br />
Punkt, an dem ich mir dachte: Das könnte ein ganzes<br />
Buch werden. Also habe ich mich erneut hingesetzt,<br />
noch einmal alles in Buchform gebracht und es dem<br />
Betanien Verlag angeboten. Dann führte eines zum anderen.<br />
ALSO IST DAS BUCH ERST DURCH DIE GEMEINDEAR-<br />
BEIT ZUSTANDE GEKOMMEN?<br />
Ja und Nein. Ich habe mich persönlich nach meiner<br />
Bibelschulzeit noch mit vielen Fragen beschäftigt, die<br />
mir während des Studiums gekommen sind. Auf der einen<br />
Seite habe ich das Studium für mein persönliches<br />
Glaubensleben genutzt, es dann aber fast parallel dazu<br />
in meinen Gemeindedienst integriert.<br />
DAS BUCH IST BEREITS VOR EINIGER ZEIT ERSCHIE-<br />
NEN UND DIE RESONANZEN WAREN DURCHWEG POSI-<br />
TIV. TROTZDEM, WAS WÜRDEST DU AN DEM BUCH IM<br />
NACHHINEIN ÄNDERN, WENN DU KÖNNTEST?<br />
Da gibt es schon so einiges. Zum einen bin ich in meinem<br />
Vorwort von einigen Lesern missverstanden worden.<br />
Als ich geschrieben habe, dass ich nach drei Jahren<br />
Bibelschule noch einiges in Sachen Theologie zu lernen<br />
hatte, wurde das von einigen Lesern so aufgefasst, als<br />
ob die Bibelschule nichts taugen würde. Das wollte ich<br />
damit definitiv nicht gesagt haben. Ich wollte damit nur<br />
deutlich machen, dass selbst nach drei Jahren Bibelschule<br />
man immer noch einiges in Sachen Theologie zu lernen<br />
hat. Letztendlich kommen wir nie an den Punkt, an<br />
dem wir alles über Gott erkannt haben.<br />
Ein anderer Punkt betrifft die Interpretation der Schöpfungstage.<br />
Mittlerweile sehe ich ein paar Details anders,<br />
als noch vor ein paar Jahren. Das hat auf die Frage, ob<br />
Gott Schöpfer ist, nicht wirklich eine Bewandtnis, doch<br />
gibt es innerhalb der reformierten Christen unterschiedliche<br />
Sichtweisen darüber. Auch wäre ein Bibelstellenverzeichnis<br />
noch angebracht.<br />
AUS MEINER SICHT KANN DIE AUSSAGE IM VORWORT<br />
KAUM MISSVERSTÄNDLICH AUFGEFASST WERDEN.<br />
SELBST EIN PIPER ODER MACARTHUR WÜRDEN HEU-<br />
TE NOCH ZUGEBEN, DASS SIE NOCH EINIGES IN SA-<br />
CHEN THEOLOGIE ZU LERNEN HÄTTEN. AUF DER AN-<br />
DEREN SEITE IST ES NATÜRLICH NICHT OHNE, EIN<br />
SOLCH GEWALTIGES THEMA IN SEINEN ZWANZIGERN<br />
ZU SCHREIBEN. SELBST EIN J. I. PACKER HAT SEINEN<br />
KLASSIKER MIT „GOTT ERKENNEN“ NICHT SO JUNG<br />
VERFASST (J. I. PACKER WAR BEI DER VERÖFFENTLI-<br />
CHUNG 47 JAHRE ALT). DU GLAUBST ABER NICHT, DASS<br />
DU DEN GROSSTEIL DES BUCHES IN ZEHN JAHREN RE-<br />
VIDIEREN WIRST?<br />
Nein, dass denke und hoffe ich nicht und ich vertraue<br />
darauf, dass Gott das gute Werk, dass Er in mir begonnen<br />
hat auch zu Ende führen wird. Aber klar, auch als<br />
Theologe sieht man über die Jahre des Studiums Dinge<br />
anders. Man studiert andere Sichtweisen und Auslegungsmöglichkeiten<br />
und passt sein Denken dann der<br />
Schrift an. Wichtig ist mir dabei, dass ich von Gottes<br />
Wort selber überzeugt werde. Die Bibel muss letztendlich<br />
der letzte Prüfstein für uns Christen sein.<br />
DEM IST HIER SICHER NICHTS HINZUZUFÜGEN, LETZT-<br />
LICH WERDEN WIR NIE AUSLERNEN. UNSERE ERKENNT-<br />
NIS WIRD AUF DIESER ERDE NIE VOLLKOMMEN SEIN.<br />
WAS VIELE LESER DEINES ERSTEN BUCHES SICHER<br />
SEHR INTERESSIEREN WÜRDE: KÖNNEN WIR WEITERE<br />
THEOLOGISCHE BÜCHER VON DIR ERWARTEN?<br />
Ja, da wird bestimmt in Zukunft noch etwas kommen.<br />
Ich habe einige Ideen, die ich gerne in den nächsten Jahren<br />
umsetzen möchte.<br />
DAS KLINGT SEHR VIELVERSPRECHEND. AUS MEINER<br />
SICHT IST ES WICHTIG, DASS ES GUTE UND AUCH JUN-<br />
GE DEUTSCHSPRACHIGE AUTOREN IN DIESEM BEREICH<br />
GIBT. NUN, ALLGEMEIN ZU CHRISTLICHEN BÜCHERN:<br />
IN DEN USA SCHEINT ES ZUM GUTEN TON ZU GEHÖREN,<br />
DASS JEDER PASTOR IRGENDWANN EINMAL EIN BUCH<br />
IN SEINEM LEBENSLAUF AUFWEISEN KANN. SOLLTE<br />
„JEDER“ PASTOR THEOLOGISCHE BÜCHER SCHREIBEN<br />
ODER IST ES NICHT IRGENDWANN AUCH GENUG?<br />
Nun, etwas schreiben kann natürlich jeder, aber ob jedes<br />
Werk auch veröffentlicht werden sollte, ist dann noch<br />
eine andere Frage. Im Grunde ist es wie mit dem Predigen:<br />
Woher weißt du, ob du zum Predigen berufen bist?<br />
Wenn du deine Leidenschaft mit der nötigen Disziplin<br />
verbinden kannst und reife Christen deinen Dienst bestätigen,<br />
dann kannst du - nach einer gewissen Zeit - im<br />
Hören auf Gott erkennen, ob sich dieser Weg für dich<br />
lohnt oder nicht. Ich denke, dass es auch Typ-Sache ist.<br />
Einige Pastoren nutzen ihre Lehrbegabung lieber auf der<br />
Kanzel, während anderen eher das Schreiben liegt, weil<br />
man viel mehr Zeit und Platz hat, um seine Gedanken<br />
zu entfalten. A. W. Tozer z. B. war Pastor und Autor. Ich<br />
weiß nicht, ob mir sein Predigtstil zugesagt hätte, aber<br />
von seinen Büchern habe ich enorm profitiert.<br />
DADURCH, DASS VIELE TREUE GOTTESMÄNNER IHRE<br />
ERKENNTNISSE NIEDERGESCHRIEBEN HABEN, DÜRFEN<br />
WIR AUF EIN REICHHALTIGES ERBE ZURÜCKGREIFEN,<br />
DAS UNFASSBAR WERTVOLL IST. WELCHE THEOLOGI-<br />
SCHEN BÜCHER HABEN DICH AM MEISTEN GEPRÄGT<br />
UND INWIEFERN HABEN SIE DIR IN DER NACHFOLGE<br />
GEHOLFEN?<br />
Wenn ich nur einen Autor nennen müsste, dann wäre<br />
das wohl A. W. Tozer. Er war von seiner Theologie her<br />
nicht unbedingt reformiert, aber er hatte dennoch eine<br />
hohe Sicht von Gott und konnte dies auch gut durch<br />
seine Bücher vermitteln. Tozer war mir eine große Hilfe<br />
darin, den Glauben als eine ernste Angelegenheit zu be-<br />
© Fotos: Jan Barke<br />
33
trachten, während um mich herum eher eine christliche<br />
Spaßgesellschaft herrschte. Neben Tozer hat mich "Gott<br />
erkennen" von James I. Packer wohl am meisten beeinflusst<br />
und der Predigt- und Lehrdienst von John Piper.<br />
HAT TOZER AUCH DEINE ART ZU SCHREIBEN BEEIN-<br />
FLUSST ODER INSPIRIERT?<br />
Hm, schwer zu sagen. Ich denke eher nicht. Dafür war<br />
Tozer dann wohl doch zu philosophisch. Ich denke, dass<br />
mein Stil dann doch eher lehrmäßig ist.<br />
DA KOMMT WOHL EHER DER PACKER DURCH (GRINST).<br />
DAS MIT TOZER ÜBERRASCHT MICH ALLERDINGS,<br />
HÄTTE ICH NICHT GEDACHT. TOZER WAR JA DURCH-<br />
AUS FÜR SEINE ERNSTHAFTIGKEIT UND „RADIKALITÄT“<br />
BEKANNT. DU HAST EBEN DIE CHRISTLICHE SPASSGE-<br />
SELLSCHAFT ANGESPROCHEN. BRAUCHT DER HEUTIGE,<br />
DEUTSCHE EVANGELIKALISMUS MEHR „TOZERISMUS“?<br />
Ich bin der Überzeugung, dass es uns gut tun würde, auf<br />
das zu hören, was Männer wie Tozer oder auch Francis<br />
A. Schaeffer uns als geistliches Erbe zurückgelassen haben.<br />
Beide Männer warnten immer wieder davor, dass<br />
wir keine Kompromisse mit der Welt eingehen sollten.<br />
Sie waren beide nicht weltfremd, sondern standen mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen. Doch sie<br />
hatten ebenfalls eine hohe Sicht von einem großen Gott.<br />
Diese Ernsthaftigkeit und Freude an Gott vermisst man<br />
heute in vielen Gemeinden.<br />
JA, DAS VERMISST MAN BESONDERS. EINERSEITS EINE<br />
GOTTESFÜRCHTIGE BIBLISCHE „RADIKALITÄT“, DIE<br />
ABER AUF DER ANDEREN SEITE KEINESWEGS WELT-<br />
FREMD ODER VERBOHRT IST. DIES KANN MAN SICHER<br />
SEHR DEUTLICH AN SCHAEFFER SEHEN. ZURÜCK ZUR<br />
CHRISTLICHEN LEKTÜRE. WIE OFT NIMMST DU DIR<br />
ZEIT FÜR DAFÜR UND WIE WICHTIG IST SIE FÜR DICH?<br />
Zum Lesen finde ich nie genug Zeit (grinst). Da ich<br />
momentan meinen Master in Theologie beim Martin-Bucer-Seminar<br />
mache, habe ich einen umfangreichen<br />
Lektüreplan. Als Pastor ist regelmäßige Lektüre<br />
Pflicht, wenn man seine geistlichen Werkzeuge einsatzbereit<br />
haben möchte. Es gibt Momente, da kann ich nur<br />
wenig neben der Bibel selber lesen. Zu anderen Zeiten,<br />
kann ich mir intensiv Zeit für ein bestimmtes Buch nehmen.<br />
Das ist ganz unterschiedlich.<br />
KOMMEN WIR ZU DIR ALS PERSON. KANNST DU EIN<br />
WENIG ÜBER DEINEN HINTERGRUND UND DEINEN WEG<br />
ZUM GLAUBEN ERZÄHLEN?<br />
Ich bin in einem christlichen Elternhaus als Sohn eines<br />
Pastors aufgewachsen. Meine Eltern haben mich und<br />
meine Geschwister schon früh im Glauben erzogen<br />
und ich durfte mich schon in recht jungen Jahren zu<br />
Jesus als meinem Herrn und Retter bekennen, wofür ich<br />
Gott sehr dankbar bin. Ich hatte auch meine rebellische<br />
Phase, in der ich mein Leben teilweise ohne Gott geplant<br />
habe. Aber Gott war treu und hat mir über die<br />
Jahre immer wieder deutlich gemacht, dass ich nicht die<br />
Rechnung ohne Ihn machen kann. Als ich so um die 18<br />
Jahre alt war, habe ich mich mit dem Gedanken herumgeschlagen,<br />
Gott auch beruflich zu dienen.<br />
DAS IST BEMERKENSWERT. GERADE FÜR PASTORENKIN-<br />
DER IST ES JA OFT NICHT LEICHT. DU BIST NUN SELBST<br />
EIN NOCH SEHR JUNGER PASTOR. ALLERDINGS WOLL-<br />
TEST DU EIGENTLICH MISSIONAR WERDEN, WENN ICH<br />
DAS RICHTIG VERSTANDEN HABE. DU WARST SOGAR<br />
SCHON IN PERU. WIE WAREN DIE UMSTÄNDE DEINES<br />
MISSIONAR-DASEINS?<br />
Wirkliche Missionare waren meine Frau und ich nicht,<br />
da wir noch während dem Sprachstudium deutlich<br />
gemerkt haben, dass die Außenmission (zumindest zu<br />
dieser Zeit) nicht unser Platz war. Wir sind damals mit<br />
vielen Zweifeln ausgereist und waren nicht sicher, ob<br />
es Hinweise von Gott waren nicht zu gehen oder ob es<br />
Anfechtungen waren, die uns zu Hause halten wollten.<br />
Wir beschlossen auszureisen und zu sehen, was die Zeit<br />
bringen würde. Die Zeichen standen für uns deutlich<br />
auf Abbruch und so kamen wir wieder nach Deutschland<br />
zurück.<br />
KANN MAN DEM BERUF DES PASTOREN ALS JUNGER<br />
MANN ÜBERHAUPT GERECHT WERDEN?<br />
Ich habe eine 50% Anstellung und bin auch nicht der<br />
einzige Pastor unserer Gemeinde. Letztendlich ist Jesus<br />
der Oberhirte über Seine Gemeinde und nur durch Ihn<br />
können wir Menschen einen guten Dienst tun. Um ehrlich<br />
zu sein, kämpfe ich oft mit vielen Zweifeln, ob ich<br />
dieser Berufung gewachsen bin. In der biblischen Lehre<br />
fühle ich mich zu Hause, aber der Pastorendienst besteht<br />
ja nicht nur aus predigen. Je mehr ich lerne, desto größer<br />
wird mein Respekt vor dieser Aufgabe. Natürlich spielt<br />
die Lebenserfahrung auch eine wichtige Rolle. Mit 30<br />
ist man ein anderer Pastor als mit 40 oder 50 Jahren<br />
Lebenserfahrung. Viele Menschen reagieren etwas ungläubig,<br />
wenn ich ihnen sage, dass ich Pastor bin. Die<br />
meisten denken dabei an Personen jenseits der 50, so<br />
scheint mir (lacht). Doch auch Pastoren wachsen in ihre<br />
Aufgabe rein.<br />
WÄRE JA AUCH SCHLIMM, WENN ES NICHT SO WÄRE.<br />
ZU VIELE GEISTLICHE LEITER SCHEINEN SICH DIESE<br />
FRAGEN NICHT ZU STELLEN ODER KEINERLEI SELBST-<br />
ZWEIFEL ZU HABEN. IMMERHIN IST ES DER VERANT-<br />
WORTUNGSVOLLSTE BERUF, DEN MAN ÜBERHAUPT<br />
HABEN KANN. FAMILIE, BERUF, BÜCHER LESEN UND<br />
SCHREIBEN, DEN MASTER MACHEN. WIRD DAS NICHT<br />
IRGENDWANN MAL ZU VIEL? WIE SETZT DU DIE PRIO-<br />
RITÄTEN IM ALLTAG UND LEBEN?<br />
Eine gute Frage. Ich habe häufig das Gefühl, dass ich die<br />
richtige Antwort noch nicht gefunden habe. Es ist schon<br />
viel und anstrengend, wenn man so mehrgleisig fährt.<br />
Auf Dauer würde ich das nicht durchhalten. Dank meiner<br />
lieben Frau, die mir bei vielem den Rücken freihält,<br />
ist ein solcher Lebensstil überhaupt erst möglich. Prioritäten<br />
setzen ist jeden Tag neu eine Herausforderung.<br />
Die Arbeit in der Gemeinde ist oftmals an Termine gebunden,<br />
das Studium flexibel und das Bücherschreiben<br />
ist momentan Freizeit. So schaue ich jeden Tag neu,<br />
was erledigt werden muss, z.B. für die Gemeinde. Für<br />
das Studium habe ich mir kleine Ziele gesetzt, die ich<br />
versuche abzuarbeiten. Da ich keine festen Arbeitszeiten<br />
habe, kann ich dann auch mal spontan was mit der<br />
34
sie gerne lesen wollten. C. S. Lewis schätze ich mehr<br />
für seine theologischen Aufsätze als für seine Romane.<br />
Tolkien ist für mich ein Vorbild, in der Art und Weise,<br />
wie er an seine Bücher heranging. Er war Perfektionist<br />
und ließ sich jahrelang Zeit bis er mit seinem Werk "Der<br />
Herr der Ringe" fertig war. Sowohl Tolkien als auch<br />
Lewis nahmen sowohl ihre akademischen Studien ernst<br />
als auch ihre Tätigkeit als Romanautoren. Ich hoffe, dass<br />
ich immer mit freudigem Ernst Theologe sein kann und<br />
gleichzeitig qualitative Romane zustande bringe, die gerne<br />
gelesen werden.<br />
Familie machen, was andere so nicht tun können, da sie<br />
an feste Arbeitszeiten gebunden sind.<br />
ÜBER TWITTER HAST DU EIN EIGENES ROMAN-PRO-<br />
JEKT ANGEKÜNDIGT. ROMANE GEHÖREN JA EHER ZUR<br />
UNTERHALTUNGSLITERATUR UND HABEN GERADE IM<br />
KONSERVATIV-FREIKIRCHLICHEN GEPRÄGTEN CHRIS-<br />
TENTUM OFT NICHT DEN BESTEN RUF. KULTUR WIRD IM<br />
ALLGEMEINEN ALS „WELTLICH“ ANGESEHEN. IST DIESE<br />
SKEPSIS BEGRÜNDET?<br />
Es kommt darauf an. Romane sind für mich ein Teil der<br />
Kunst, die unser Leben bereichern. Dadurch, dass wir<br />
im Ebenbild Gottes geschaffen sind, ist es natürlich, dass<br />
wir uns kreativ ausdrücken wollen, und das eben auch<br />
in Form von Romanen, also fiktiven Geschichten. Weil<br />
wir Sünder sind, wird an sich gute Kunst pervertiert und<br />
dient nicht mehr dazu, die Herrlichkeit Gottes aufzuzeigen.<br />
Ich muss nicht extra erwähnen, dass in vielen<br />
Romanen heute Sünde verherrlicht wird. Ich kann daher<br />
die Skepsis von Christen in Bezug auf diese Form der<br />
Unterhaltung nachvollziehen. Doch ich bin auch der<br />
Meinung, dass gut geschriebene Romane mit einer ergreifenden<br />
Geschichte etwas von der Herrlichkeit Gottes<br />
widerspiegeln können, die Gott in uns hineingelegt<br />
hat. Zumindest hoffe ich, dass mir das mit meinem Projekt<br />
gelingt.<br />
GERADE HIER IST EINE GESUNDE UND BIBLISCHE AUS-<br />
GEWOGENHEIT WICHTIG. GOTT IST DER GEBER AL-<br />
LER GABEN. RANDY ALCORN IST ZUM EINEN EIN AN-<br />
ERKANNTER AUTOR VON THEOLOGISCHEN BÜCHERN<br />
UND SCHREIBT ZUM ANDEREN AUCH ROMANE. DU<br />
SCHEINST EINEN ÄHNLICHEN ANSATZ ZU VERFOLGEN.<br />
BEEINFLUSSEN DICH SOLCHE MENSCHEN? HAST DU IN<br />
DIESER HINSICHT VORBILDER?<br />
Ja, auf jeden Fall. Für mich war es eine große Ermutigung<br />
zu sehen, dass gute Theologen auch gute Unterhaltungsliteratur<br />
schreiben können. Und wer sagt denn,<br />
dass man durch Romane nichts Lehrmäßiges vermitteln<br />
kann? Meine beiden Vorbilder in dieser Hinsicht sind<br />
C. S. Lewis und J. R. R. Tolkien. Ich bin mir bewusst,<br />
dass gerade letzterer von vielen Christen mit Argwohn<br />
betrachtet wird. Die beiden sind für mich in dieser<br />
Hinsicht Vorbilder, dass sie beide Meister ihres akademischen<br />
Fachs waren und ihre Romane sozusagen nebenbei<br />
schrieben, weil sie zu wenig Bücher fanden, die<br />
DANKE DIR FÜR DIESEN EINBLICK. ZUM ABSCHLUSS<br />
NOCH EIN KLEINER FRAGEBOGEN MIT 10 FRAGEN:<br />
1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON, WÜRDEST DU GER-<br />
NE WELCHE FRAGE STELLEN?<br />
Mose: Wer war der Pharao des Exodus? Darüber herrscht<br />
bis heute keine einhellige Meinung.<br />
2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />
5. Mose 6,5: Das höchste Gebot, Gott mit aller Kraft zu<br />
lieben. Einfach zu verstehen, doch jeden Tag eine neue<br />
Herausforderung in der Umsetzung.<br />
3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />
Elberfelder.<br />
4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST DU DICH<br />
AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />
Esra. Wir haben beide eine Leidenschaft für das AT.<br />
5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />
DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN?<br />
Charles Haddon Spurgeon würde ich gerne mal predigen<br />
hören.<br />
6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN HAST?<br />
„Ach, Herr, wie lange noch? - Gedanken über das Leid“<br />
von D. A. Carson.<br />
7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />
MAL LESEN?<br />
„Institutio“ von Johannes Calvin. Bin leider noch nicht<br />
dazu gekommen, dieses Werk zu lesen.<br />
8. WAS BEDEUTET FÜR DICH „REFORMATION“?<br />
Erweckung der Gemeinde Jesu durch die Predigt von<br />
Gottes Wort und aufbauend auf biblischen Prinzipien.<br />
9. BESTES ZITAT?<br />
Das größte Kapital eines Menschen ist sein reines Gewissen!<br />
10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR DICH?<br />
Er ist der Einzige, der es wirklich wert ist, dass man alles<br />
für Ihn aufgibt und Ihm nachfolgt.<br />
DANKE FÜR DEINE ZEIT UND DAS TOLLE GESPRÄCH.<br />
Ich bedanke mich für das Interesse.<br />
Das Gespräch wurde am 22. Oktober 2014 geführt.<br />
© Fotos: Jan Barke<br />
35
KIRCHE IN DEUTSCHLAND<br />
Das Interview über<br />
bibeltreue Gemeinden.<br />
Peter<br />
Schild<br />
Interview von Peter Voth<br />
Für viele schließen sich die Erwählungslehre und Missionseifer aus.<br />
Für Peter nicht. Sein Leben beweist das genaue Gegenteil. Gesunde<br />
Lehre ist für ihn die Voraussetzung, um das Evangelium auf den<br />
Straßen, in den Gefängnissen und Asylheimen zu verkünden. Was<br />
das alles mit Johann Gerhard Oncken, Charles Haddon Spurgeon,<br />
Paul Washer und seiner Vergangenheit zu tun hat, erklärte er uns in<br />
einem aufweckenden, aber auch ermutigenden Gespräch.
DIE DEUTSCHSPRACHIGE REFORMATORISCHE WELT<br />
IST NICHT WIRKLICH GROSS UND SO BIN ICH SCHON<br />
RELATIV FRÜH AUF DEINEN NAMEN AUFMERKSAM GE-<br />
WORDEN. BEI DER RECHERCHE BIN ICH AUCH AUF<br />
DEIN ZEUGNIS GESTOSSEN, DAS MICH SPRICHWÖRT-<br />
LICH VOM HOCKER GEHAUEN HAT. KANNST DU UNS<br />
ETWAS ÜBER DEIN LEBEN ERZÄHLEN, BEVOR DU ZUM<br />
GLAUBEN GEKOMMEN BIST?<br />
Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich in<br />
einer Verwahrlosung aufwuchs, wie man sie selten in<br />
Deutschland findet. Ich kann selbst kaum fassen, aus<br />
welch tiefer Finsternis der Herr mich befreite. Ohne das<br />
Eingreifen Gottes säße ich heute entweder im Gefängnis<br />
oder läge bereits auf dem Friedhof. Ich führte ein<br />
vollkommen gottloses Leben und kannte darum keine<br />
Hoffnung ... Ich plante als Jugendlicher, mein Leben<br />
zu beenden. Doch in Gottes Vorsehung fand ich eines<br />
Nachts ein Traktat über das Evangelium von Jesus Christus.<br />
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wer Christus ist<br />
und warum er am Kreuz starb, doch was ich in jener<br />
Nacht las, veränderte mein Leben für immer. Christus<br />
erlöste mich; besser kann ich es nicht beschreiben. Er<br />
öffnete mir die Augen für meine große Schuld und für<br />
seine große Gnade. Auf den Knien betete ich Christus<br />
an, und er erfüllte mein Herz mit einem Frieden, der bis<br />
heute anhält.<br />
DU BIST THEOLOGISCH DURCHAUS REFORMATORISCH<br />
EINGESTELLT UND VERTRITTST DIE LEHREN DER GNA-<br />
DE. WANN IST DIR ALS CHRIST BEWUSST GEWORDEN,<br />
DASS ES DIE GNADE GOTTES UND WENIGER DIE EIGE-<br />
NE WILLENSENTSCHEIDUNG WAR, DIE DICH ZU CHRIS-<br />
TUS BRACHTE?<br />
Das war mir von Anfang an bewusst. Hätte Christus<br />
mich nicht zuerst geliebt und hätte der Vater mich nicht<br />
gezogen, ich würde Gott heute noch ablehnen. Ich weiß<br />
einfach zu gut, wie böse ich bin.<br />
GERADE AN SOLCHEN BEISPIELEN WIRD SEHR DEUT-<br />
LICH, DASS WIR VOLLKOMMEN VON DER GNADE<br />
GOTTES ABHÄNGIG SIND. KOMMEN WIR ZU DEINER<br />
AKTUELLEN TÄTIGKEIT. VIELEN CHRISTEN IST PAUL<br />
WASHER EIN BEGRIFF. TATSÄCHLICH WIRST DU VON<br />
SEINEM MISSIONSWERK „HEARTCRY MISSIONARY SO-<br />
CIETY“ ALS MISSIONAR UND GEMEINDEGRÜNDER IN<br />
DEUTSCHLAND BESCHÄFTIGT. KANNST DU UNS VERRA-<br />
TEN, WIE ES DAZU GEKOMMEN IST?<br />
HeartCry Missionary Society selbst sendet und beschäftigt<br />
keine Missionare. HeartCry unterstützt jedoch bekenntnisverwandte<br />
Ortsgemeinden dabei, Missionare<br />
auszusenden und für sie zu sorgen. Während meines<br />
Theologiestudiums wollte ich bibeltreue Mission unterstützen<br />
und entschied mich für HeartCry. Es entstand<br />
nach einiger Zeit ein gewisser Kontakt. Eines Tages meldete<br />
sich Paul Washer bei mir, und wir tauschten uns<br />
aus. Paul wusste, dass ich vorhatte, mich der Reformierten<br />
Baptistengemeinde in Wetzlar anzuschließen, um<br />
dort zu lernen und zu dienen. Nach einem persönlichen<br />
Kennenlernen entschied sich HeartCry, nicht allein<br />
mich, sondern auch meinen treuen Bruder Nathanael<br />
Armisen zu unterstützen. Ich bin sehr froh, Nathanael<br />
an meiner Seite zu haben. Er ist mir ein Vorbild, eine<br />
große Ermutigung und eine unersetzbare Hilfe. Wir beide,<br />
ja die ganze Gemeinde in Wetzlar, verdanken Paul<br />
Washer sehr viel. Er ist uns ein treuer Freund, der uns<br />
mit Rat, Gebet und praktischer Hilfe zur Seite steht.<br />
DEUTSCHLAND IST NOMINELL EIN CHRISTLICHES<br />
LAND. ALLERDINGS ZEIGT DEINE TÄTIGKEIT: ES IST<br />
LÄNGST EIN MISSIONSLAND GEWORDEN. WIR SENDEN<br />
KEINE MISSIONARE MEHR AUS, VIELMEHR BRAUCHEN<br />
WIR SELBST WELCHE. WIE SIEHST DU DIE LAGE DES<br />
CHRISTENTUMS IN DEUTSCHLAND?<br />
In den letzten Jahren klopfte ich an zahllose Türen und<br />
verkündigte unzähligen Menschen das Evangelium auf<br />
der Straße. Das ist nur meine subjektive Wahrnehmung,<br />
aber ich glaube, dass in Deutschland nicht einmal ein<br />
Prozent der Bevölkerung aus wiedergeborenen Christen<br />
besteht. Vielleicht treffe ich einen echten Christen unter<br />
1000 Menschen, die ich anspreche. So manches Mal<br />
könnte ich nur heulen, wenn ich evangelisiere. Überall<br />
treffe ich auf völlige Unkenntnis des Evangeliums. Tag<br />
für Tag bin ich erschüttert über die geistliche Armut in<br />
Deutschland. Es passiert auch nicht selten, dass ich beim<br />
Evangelisieren übelst beschimpft, bedroht, wenn nicht<br />
sogar angegriffen werde. Deutschland ist ein Missionsgebiet,<br />
das steht für mich außer Frage. Wer anders denkt,<br />
soll mit mir durch Frankfurt gehen und sich all die verlorenen<br />
Seelen anschauen, die noch nie in ihrem gesamten<br />
Leben etwas vom Erlösungswerk Christi gehört haben.<br />
Hinzu kommt, dass ich viel auf Menschen treffe, die aus<br />
dem Ausland kommen und in ihrer Heimat niemals das<br />
Evangelium hören konnten. Manch einer regt sich auf<br />
über die Flut von Asylanten. Ich glaube, dass es sich um<br />
eine Gelegenheit handelt, die wir unbedingt ergreifen<br />
müssen. Es mag mir nicht erlaubt sein, als Missionar in<br />
ihr islamisches Land zu reisen, aber wenn der Herr sie<br />
in seiner Vorsehung zu uns bringt, dann will ich ihnen<br />
Christus bringen. Wir evangelisieren darum gerne unter<br />
Muslimen und in Asylantenheimen. Die Ernte ist groß,<br />
doch der Arbeiter sind wenige.<br />
EIN TRAURIGER ZUSTAND. WIE SIEHT DER ALLTAG EI-<br />
NES MISSIONARS IN DEUTSCHLAND AUS?<br />
Ich bin vor allem in Wetzlar und Frankfurt am Main<br />
unterwegs. Meine Hauptaufgabe besteht darin, zu evangelisieren,<br />
das heißt, ich gebe das Evangelium an solche<br />
Menschen weiter, die noch nicht an Jesus Christus glauben.<br />
Ich gehe mal von Haus zu Haus, verteile Traktate,<br />
spreche Menschen an, predige auf der Straße, mache<br />
Büchertischarbeit oder Haus- und Gefängnisbesuche<br />
und so weiter. Bei meinem Dienst treffe ich auf ganz unterschiedliche<br />
Menschen: von Zuhältern bis Anwälten<br />
ist alles dabei. Christus muss sowohl im Rotlichtviertel<br />
als auch vor den Edelboutiquen verkündigt werden. Neben<br />
der Evangelisation führe ich viele Gespräche oder<br />
beantworte Emails. Meistens geht es hierbei um Jüngerschaft<br />
oder um seelsorgerliche Angelegenheiten. Ich leite<br />
zudem Gebetsstunden, halte Bibelstunden und predige<br />
bzw. lehre jeden Sonntag. Ich verbringe darum nicht<br />
wenig Zeit in meiner Studierstube. Die Zeit in der Einsamkeit<br />
mit dem Herrn ist aber der wichtigste Teil mei-<br />
37
Nathanael Armisen (links) und<br />
Peter Schild (rechts) bei einem<br />
Evangelisationseinsatz auf der<br />
Straße.<br />
ner Tätigkeit. Montag ist mein freier Tag, da verbringe<br />
ich ausgiebig Zeit mit meiner derzeit schwangeren Frau<br />
und meinem Sohn. Paul Washer sagt mir – oder eher<br />
ermahnt mich – immer wieder, wie wichtig es ist, dass<br />
ich trotz aller Arbeit meine Familie nicht vernachlässige,<br />
sondern genügend Zeit mit ihr verbringe. Es passiert leider<br />
sehr schnell, dass man für alle da ist, nur nicht für<br />
die eigene Familie.<br />
JA, DA HAST DU SICHER RECHT. GROSSE GOTTESMÄN-<br />
NER, WIE GEORGE WHITEFIELD ODER A.W. TOZER,<br />
WAREN JA BEKANNT DAFÜR, ALLES FÜR DEN HERRN ZU<br />
GEBEN, ABER DIE EIGENE FAMILIE ZU VERNACHLÄS-<br />
SIGEN.<br />
Ja, wir sollten nicht nur von ihren „Heldentaten“, sondern<br />
auch von ihren Fehlern und Schwächen lernen.<br />
KOMMEN WIR ZURÜCK ZUR PERSÖNLICHEN EVANGE-<br />
LISATION. VIELE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND HALTEN<br />
SICH FÜR CHRISTEN, ALLEIN WEIL SIE KONFIRMIERT<br />
ODER GETAUFT WURDEN. WAS SIND DIESBEZÜGLICH<br />
DIE BESONDEREN SCHWIERIGKEITEN, MENSCHEN FÜR<br />
GOTT ZU ERREICHEN?<br />
Der Großteil der Menschen, auf die ich treffe, ist selbstgerecht<br />
und hat keinen blassen Schimmer, dass der<br />
Zorn Gottes auf uns Menschen ruht und wir darum<br />
unbedingt einen Retter brauchen. Der kirchliche Hintergrund,<br />
den nun mal viele Deutsche haben, hilft so<br />
manchen, das eigene Gewissen zu beruhigen, ganz nach<br />
dem Motto: „Ich bin ein guter Christ. Was wollen Sie<br />
mir schon von Gott erzählen, schließlich bin ich doch<br />
evangelisch/katholisch und führe ein anständiges Leben.“<br />
Gott widersteht hochmütigen und selbstgerechten<br />
Menschen, so dass es tatsächlich ein Hindernis darstellt.<br />
Aber der Herr vermag jedes Hindernis zu überwinden,<br />
denn jeder Mensch ist tot in Sünden, ob nun toter Namenschrist<br />
oder toter Atheist. Jede echte Bekehrung ist<br />
ein Wunder Gottes! Würde ich nicht an Gottes souveränes<br />
Eingreifen glauben, hätte ich die Missionsarbeit<br />
schon längst aufgegeben.<br />
KÜRZLICH HAT DER BEKANNTE PREDIGER ULRICH PAR-<br />
ZANY GESAGT, DASS NICHT JEDER CHRIST EIN EVAN-<br />
GELIST SEI. EVANGELISIEREN SEI LETZTLICH AUCH<br />
EINE BESONDERE BEGABUNG. KANNST DU DICH DIE-<br />
SER MEINUNG ANSCHLIESSEN?<br />
Epheser 6,15 lehrt, dass jeder Christ die Bereitschaft<br />
haben soll, das Evangelium weiterzusagen. Christus zu<br />
verschweigen, ist meines Erachtens eine große Sünde.<br />
Stell dir vor, du siehst einen Menschen in Todesgefahr,<br />
und du gehst an ihm vorbei, weil du dir sagst: „Ach,<br />
es gibt für solche Fälle doch ausgebildete Rettungshelfer<br />
und Notärzte, die sollten sich darum kümmern, die<br />
sind dazu in der Lage. Ich habe nicht die nötige Befähigung<br />
zu helfen!“ Derartige Gedanken sind unfassbar<br />
lieblos und durch und durch sündhaft. Natürlich haben<br />
die Notärzte eine besondere Fähigkeit, Menschen in<br />
Lebensgefahr zu helfen. Diese Tatsache entbindet aber<br />
keinen Menschen von seiner Pflicht, Hilfe zu leisten, wo<br />
er nur und so gut er nur kann. Du hast die Pflicht, das<br />
Evangelium weiter zu sagen, wo du bist und so gut du<br />
kannst, auch wenn du nicht so begabt bist wie andere. Es<br />
geht hier um Leben und Tod! Ja, es gibt Menschen, die<br />
besonders begabt sind – diese müssen auch besonders<br />
gefördert werden – aber ich bin fest überzeugt, dass jeder<br />
Christ die Bereitschaft haben muss, das Evangelium weiterzusagen.<br />
Die Nächstenliebe fordert es. Spurgeon hat<br />
es einmal so ausgedrückt: „Hast du nicht den Wunsch,<br />
dass andere errettet werden? Dann bist du selbst nicht<br />
errettet. Da kannst du dir sicher sein.“<br />
DAS KLINGT SEHR EINLEUCHTEND UND RICHTIG. FAI-<br />
RERWEISE MUSS ICH ABER ANFÜGEN, DASS PARZANY<br />
SEINE AUSSAGE AUF EPHESER 4,11 GRÜNDET: „UND<br />
ER HAT ETLICHE ALS APOSTEL GEGEBEN, ETLICHE ALS<br />
PROPHETEN, ETLICHE ALS EVANGELISTEN, ETLICHE<br />
ALS HIRTEN UND LEHRER“.<br />
Ich denke, ich verstehe, was Parzany sagen will. Ich sehe<br />
aber kaum Evangelisten, dafür viele Christen, die meinen,<br />
nicht evangelisieren zu müssen.<br />
38
DU HAST VORHIN DEN BEGRIFF „BIBELTREUE MISSION“<br />
VERWENDET. DU MACHST EINEN SEHR PRAKTISCHEN<br />
DIENST. WIE WICHTIG IST EINE GESUNDE BIBLISCHE<br />
LEHRE BEI DIESER ARBEIT? IST REFORMATORISCHE<br />
LEHRE DAFÜR ÜBERHAUPT NÖTIG?<br />
Meine Arbeit ist in erster Linie Wortverkündigung. Ich<br />
säe Gottes Wort und bete, dass Gott Wachstum schenkt.<br />
Ich habe und kenne kein anderes Mittel, das Kraft hat,<br />
Menschen zu retten und Gemeinde zu gründen, als allein<br />
das biblische Evangelium. Reformatorische Lehre<br />
ist für mich synonym für schriftgemäße Lehre. Es ist<br />
mir ein großes Anliegen, dass alles bei meiner Arbeit auf<br />
die allgenügsame, irrtumslose, gesamte Heilige Schrift<br />
gründet, die für mich nichts anderes ist als Gottes ausgehauchtes<br />
Wort. Zur Bibel gilt es nichts zu ergänzen, sondern<br />
ihr bedingungslos zu gehorchen. Menschenworte<br />
und Ideen sind null und nichtig. Die Weisheit aus Gottes<br />
Wort hat Bestand und beweist sich als weit überlegen<br />
gegenüber allen modernen menschenerdachten Methoden.<br />
Ich stimme dem Gründer der deutschen Baptisten,<br />
Johann Gerhard Oncken, zu, der einmal sagte: „Wir<br />
haben nur eine Waffe, das ist das gute alte Buch, das<br />
Schwert des Geistes, und eine andre Waffe hat in unsern<br />
Augen gar keinen Wert. Das Wort des lebendigen Gottes<br />
ist der Grund, darauf wir stehen und stehen wollen.<br />
Bleiben wir nur auf diesem bewährten Grunde, folgen<br />
wir nur Gottes Wort und dem Geiste des Wortes, dann<br />
ist uns der Sieg gewiss. Wir kennen keine Gefahr außer<br />
uns, unsre Gefahren können nur von innen kommen.<br />
Sollen unsre Gemeinden vernichtet werden, so kann es<br />
nur durch ein Mittel geschehen: Die Bibeln müssen auf<br />
unsern Märkten verbrannt und aus der Welt geschafft<br />
werden! Aber solange Gottes Wort in unsern Händen<br />
liegt, solange haben wir die Wehr und Waffe, wodurch<br />
es uns gelingen muss. Und als eine Gemeinde Christi,<br />
bleiben wir nur bei dem Wort, ist uns hier nichts klein<br />
und bedeutungslos, so werden wir die gesunde Stellung,<br />
die wir eingenommen haben, behaupten zur Ehre und<br />
Verherrlichung des großen Gottes.“ 1<br />
WAS BEDEUTET FÜR DICH GEMEINDE UND WIE SIEHST<br />
DU DIE ZUKUNFT FÜR BIBELTREUE GEMEINDEN UND<br />
KIRCHEN IN DEUTSCHLAND?<br />
Ich kann die Bedeutung beziehungsweise den Stellenwert<br />
von biblischer Gemeinde nicht genug betonen. Je<br />
länger ich dem Herrn diene, desto wichtiger wird mir<br />
Gemeinde. Leider gibt es in Deutschland immer weniger<br />
bibeltreue Gemeinden. Liberalität, Schwärmerei, Gesetzlichkeit<br />
und andere Plagen hinterlassen in Deutschland<br />
eine Spur der Verwüstung. In manchen Gegenden<br />
Deutschlands sucht man weit und breit vergebens nach<br />
einer bibeltreuen Gemeinde. Regelmäßig bekomme ich<br />
Anfragen von Geschwistern aus dem ganzen Land, die<br />
trotz langer Suche keine auch nur ansatzweise bibeltreue<br />
Gemeinde finden können. Ich trauere darüber und flehe,<br />
dass der Herr in seiner unverdienten Gnade eingreift<br />
und das Land heimsucht mit einer neuen Hinwendung<br />
zu ihm. Ich glaube, der Herr hat schon begonnen, etwas<br />
zu tun. Ich beobachte, dass gerade junge Menschen die<br />
Nase voll haben von oberflächlicher Weichspültheologie<br />
und sich wieder den biblischen Wahrheiten und altbewährten<br />
Predigern zuwenden. Menschen in Deutschland<br />
lesen wieder die Puritaner! Wenn es auch nur kleine<br />
und schwache Anfänge sind, so tut sich doch etwas und<br />
wir können sehr dankbar dafür sein. Der neu erweckte<br />
Eifer für biblische Theologie muss aber auch mit einem<br />
Eifer für einen heiligen Lebenswandel einhergehen. Es<br />
reicht nicht, Biographien von „Glaubenshelden“ zu lesen,<br />
wir müssen auch anfangen, den Glauben unserer<br />
Helden zu leben. Es reicht nicht, am Schreibtisch zu sitzen<br />
und von vergangenen Zeiten zu träumen. Wir selbst<br />
müssen heute auf unsere Knie gehen, um den Herrn<br />
zu suchen. Gottes Geist gibt es nicht secondhand. Wir<br />
müssen selbst um die Kraft aus der Höhe flehen, um<br />
ein heiliges Leben zu führen und Christus zu bezeugen.<br />
Jeder muss sich selbst prüfen, ob er wirklich mit ganzer<br />
Hingabe lebt. Möge der Herr schenken, dass sein heiliges<br />
Evangelium nicht bloß studiert, sondern auch gelebt<br />
und auf den Kanzeln und Straßen mit Leidenschaft verkündigt<br />
wird.<br />
DENNOCH HALTEN VIELE CHRISTEN DIE REFORMATO-<br />
RISCHE ERWÄHLUNGSLEHRE UND AKTIVES EVANGELI-<br />
SIEREN FÜR WIDERSPRÜCHLICH. WIE SIEHST DU DAS?<br />
DU HAST EBEN BEREITS DIE SOUVERÄNITÄT GOTTES<br />
ANGESPROCHEN.<br />
Für mich gehört beides untrennbar zusammen. Evangelisation<br />
ist das von Gott festgesetzte Mittel, um die<br />
Erwählten zu erreichen. Deswegen erdulde ich alles um<br />
der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung, die<br />
in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit erlangen. 2<br />
Nebenbei erwähnt: Viele der Missionare, die man so aus<br />
der Geschichte kennt – die Gott gebraucht hat – waren<br />
Calvinisten.<br />
IN DER EVANGELIKALEN WELT SIND EVANGELISATI-<br />
ONSWOCHEN ÜBLICH. HIER WIRD OFT AUCH DER „AL-<br />
TAR CALL“ EINGESETZT, UM EINE „ENTSCHEIDUNG“<br />
HERBEIZUFÜHREN. WIE SIEHST DU DIESE METHODE?<br />
IST ES EINE BIBLISCHE ART, MENSCHEN FÜR GOTT ZU<br />
„GEWINNEN“?<br />
Ich halte nichts davon. Es mag sein, dass Menschen<br />
auch bei einem „Altar Call“ zum Glauben kommen. Es<br />
mag sein, dass jemand ein „Übergabegebet“ aufrichtigen<br />
Herzens nachbetet und errettet wird. Aber ich würde<br />
nicht sagen, dass dies aufgrund solcher Dinge, sondern<br />
trotz dieser geschieht. Ich halte nichts von Manipulation.<br />
Wenn Gott durch die Wortverkündigung das<br />
Wunder der Wiedergeburt im Herzen eines Menschen<br />
bewirkt und rettenden Glauben schenkt, dann muss ich<br />
kein Gebet vorsagen, die Person wird zum Herrn rufen!<br />
Ob eine Person Christ geworden ist, zeigt sich nicht<br />
daran, ob sie nach vorne geht, sondern ob sie Christus<br />
nachfolgt.<br />
1 Oncken, Johann Gerhard: Licht und Recht. Eine Sammlung von<br />
Predigten und Reden gehalten von J. G. Oncken weiland Prediger<br />
der Baptisten-Gemeinde in Hamburg, Cassel 1901, 238.<br />
2 2. <strong>Timotheus</strong> 2,10<br />
39
Es reicht nicht,<br />
Biographien von<br />
„Glaubenshelden“ zu<br />
lesen, wir müssen auch<br />
anfangen, den Glauben<br />
unserer Helden zu leben.<br />
5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />
DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN? ICH VERMUTE MAL<br />
ONCKEN UND SPURGEON.<br />
Ganz genau (grinst).<br />
6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN HAST?<br />
Das war ein Doppelwerk, also zwei Bücher in einem:<br />
„Art of Men Fishing“ von Thomas Boston und „Words<br />
to Winners of Souls“ von Horatius Bonar. Gute Bücher.<br />
7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />
MAL LESEN?<br />
Ich lese zur Zeit die Autobiographie von Spurgeon (vier<br />
dicke Bände). Die deutsche Version ist nur eine extrem<br />
gekürzte Fassung. Ich will die vier Bände unbedingt bald<br />
durchgelesen haben.<br />
8. WAS BEDEUTET FÜR DICH REFORMATION?<br />
Gottgeschenkte Rückkehr zur Bibel in Lehre und Leben.<br />
DEM KANN ICH MICH NUR ANSCHLIESSEN. GIBT ES<br />
FÜR DICH IN DER KIRCHENGESCHICHTE BESONDERS<br />
INSPIRIERENDE PERSONEN, DIE DIR FÜR DEINE AR-<br />
BEIT MUT MACHEN UND EIN VORBILD SIND?<br />
Zwei Männer haben mein Leben geprägt, wie keine<br />
anderen. Sie sind für mich wie eng vertraute Freunde,<br />
obwohl ich sie nie von Angesicht zu Angesicht gesehen<br />
habe. Johann Gerhard Oncken und Charles Haddon<br />
Spurgeon. Sie selbst waren untereinander befreundet.<br />
Oncken war ein reformierter Christ, der zur baptistischen<br />
Taufauffassung gelangte. Spurgeon war ein durch<br />
und durch vom Puritanismus geprägter Christ, der ebenfalls<br />
calvinistischer Baptist war. Beide liebten Christus<br />
und dienten ihm bis zum Ende mit ganzer Hingabe und<br />
großer Opferbereitschaft. Sie hielten an der Irrtumslosigkeit<br />
und völligen Genügsamkeit der Schrift fest und<br />
trotzten aller Liberalität und Schwärmerei. Sie hielten<br />
an den biblischen Gnadenlehren unerschrocken fest. Sie<br />
waren Seelengewinner. Sie waren gemeindeorientiert.<br />
Sie waren Männer des Gebets. Sie waren nicht perfekt,<br />
aber in ihrer Schwachheit klammerten sie sich an den<br />
vollkommenen Retter Christus und verkündigten das<br />
reine Evangelium zum Segen für viele.<br />
JA, WAS FÜR MUTMACHER! ZUM ABSCHLUSS NOCH EIN<br />
KLEINER FRAGEBOGEN MIT 10 FRAGEN:<br />
1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON WÜRDEST DU GERNE<br />
WELCHE FRAGE STELLEN?<br />
Herr Jesus Christus, dürfte ich dir alle Frage stellen, die<br />
ich so habe? (grinst)<br />
2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />
Johannes 3,16. Wie kann Gott nur diese Welt lieben?<br />
3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />
Elberfelder.<br />
4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST DU DICH<br />
AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />
Dem Gerasener.<br />
9. BESTES ZITAT?<br />
Das ist echt schwer, ich habe so viele Zitate, die ich liebe.<br />
Aber weil wir so viel über Mission gesprochen haben,<br />
nenne ich mal eines aus diesem Bereich – natürlich von<br />
Spurgeon: „Wenn Sünder verdammt werden, dann sollen<br />
sie wenigstens über unsere Leiber in die Hölle schreiten.<br />
Wenn sie verloren gehen, lasst sie verloren gehen<br />
mit unseren Armen um ihre Knie geschlungen, sie anflehend,<br />
zu bleiben. Wenn die Hölle gefüllt sein muss,<br />
dann lasst es zumindest trotz unser Anstrengungen geschehen<br />
und lasst nicht einen einzigen ungewarnt und<br />
unumbetet dorthin gehen.“<br />
10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR DICH?<br />
Alles kann zu große Bedeutung haben. Jesus Christus<br />
kann einem nie zu viel bedeuten. Ich bekenne, dass<br />
Christus mein Leben ist, aber ich bin weit davon entfernt,<br />
Christus mit meinem Leben die Ehre zu geben,<br />
die ihm gebührt. Bitte betet für mich, dass ich Christus<br />
mehr liebe und ihn mehr verherrliche. Christus ist<br />
nicht bloß mein Leben, weil ich für ihn leben möchte,<br />
sondern vielmehr, weil ich durch Ihn lebe. Ich bin ein<br />
verdammungswürdiger Sünder, der ohne Christus das<br />
Leben niemals sehen wird, sondern ewig verloren geht.<br />
Ich stimme der Antwort auf die erste Frage des Heidelberger<br />
Katechismus mit ganzem Herzen zu: Was ist dein<br />
einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit<br />
Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern<br />
meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.<br />
LIEBER BRUDER, VIELEN DANK FÜR DIE AUFRICHTIGEN<br />
UND KLAREN ANTWORTEN. SEI WEITERHIN SO MUTIG<br />
UND STARK. MÖGE DIE GNADE GOTTES MIT DIR SEIN!<br />
Ich bedanke mich für deine/eure Arbeit! Ihr tut einen<br />
sehr wichtigen Dienst!<br />
Peter ist ein Missionar der Evangelisch-Reformierten Baptistengemeinde<br />
in Wetzlar (www.erb-wetzlar.de). Derzeit<br />
arbeitet er daran, eine Gemeinde in Frankfurt am Main zu<br />
gründen (www.erb-frankfurt.de). Das Gespräch wurde<br />
am 7. November 2014 geführt.<br />
40
Im Glauben<br />
Christus<br />
schauen<br />
C.H. SPURGEON<br />
MIT DER BIBEL UND<br />
CHARLES SPURGEON<br />
DURCH DAS<br />
JAHR - TÄGLICHE<br />
ANDACHTEN<br />
„Das Evangelium<br />
lässt uns zu Christus<br />
aufschauen, bis wir<br />
wachsen und so werden<br />
wie er“, verkündete<br />
Charles Spurgeon in seiner Predigt im Mai 1887.<br />
Bis heute sind die Predigten Spurgeons unvergessen,<br />
weil sie über Generationen den Glaubenden Trost und<br />
Stärkung waren und noch immer sind.<br />
Mögen die Worte Spurgeons und der Heiligen Schrift<br />
dem Leser zum Segen werden.<br />
FOLGEN VERLAG, EBOOK, 378 S. – € 9,99<br />
Mannsein<br />
verstehen und<br />
leben<br />
KLAUS R.<br />
BERGER<br />
„Wann ist ein Mann<br />
ein Mann?", diese<br />
Frage bewegt nicht<br />
nur der Liedermacher<br />
Herbert Grönemeyer<br />
in einem seiner<br />
Lieder. Das Bild vom<br />
Mann im 21. Jahrhundert<br />
ist unscharf<br />
und beliebig geworden. Mannsein kann nicht losgelöst<br />
von Frausein und Kindsein definiert werden. Wer sind<br />
wir Männer? Wie können und wollen wir sein? Wie als<br />
Ehemänner, Väter und Freunde? Wie finden wir unsere<br />
Identität im Gegenüber zu Frausein? Wie unseren Platz<br />
in der Gesellschaft? Wie zu Verantwortung und der<br />
Bereitschaft, für Andere da zu sein?<br />
Klaus R. Berger zeigt auf, was die biblische Sicht des<br />
Mann ist und möchte Männern Mut machen, bewusst<br />
Gottes Vorstellungen vom Mann auszuleben.<br />
FOLGEN VERLAG – EBOOK, 204 S. – € 4,99<br />
Der Mensch<br />
Martin Luther<br />
JOST MÜLLER-<br />
BOHN<br />
DER PRIVATE LUTHER<br />
ALS FREUND DER<br />
KUNST UND DER<br />
NATUR<br />
Martin Luther – wer meint nicht, etwas von ihm zu<br />
wissen? Aber kennen wir den Reformator wirklich?<br />
War er nur der geistliche Kämpfer, der trotzige Streiter<br />
gegen die verderblichen Irrtümer der damals existierenden<br />
Kirche? Ist Luther nicht in gewissem Maße dem<br />
heutigen Leser ein Unbekannter geblieben, weil hinter<br />
den landläufigen Ansichten über den kirchengeschichtlichen<br />
Luther der private Luther in den Hintergrund<br />
getreten ist?<br />
Um die private Sphäre Martin Luthers und seine Gedankenwelt<br />
geht es in diesem eBook. Jost Müller-Bohn<br />
lässt durch ausgewählte Ausschnitte aus den Schriften,<br />
Predigten, Briefen und Reden Luther selbst zu Wort<br />
kommen und macht eine bisher nur wenig beachtete<br />
Seite des großen Reformators sichtbar.<br />
FOLGEN VERLAG, EBOOK, 74 S. – € 2,99<br />
Die Lesebibel<br />
ÜBERSETZT<br />
VON HERMANN<br />
MENGE<br />
Diese lesefreundliche<br />
Lesebibel ermöglicht<br />
mit einem minimalistischen<br />
Design und<br />
einer speziell für diese<br />
Bibel angepassten Typografie<br />
störungsfreies<br />
und langes Lesen. Sie<br />
enthält keine Versnummerierungen,<br />
Kapitel- und Abschnittsüberschriften und ermöglicht<br />
ein Lesen, wie es die ersten Leser der Bibel hatten.<br />
Lediglich die übliche Kapitelzählung haben wir der<br />
Übersicht halber beibehalten.<br />
Das Ergebnis ist ein absolut neues Leseerlebnis, da die<br />
Bibel als eine verbundene und in sich abgeschlossene<br />
Geschichte wahrgenommen wird. Sie lesen mit der<br />
Menge Lesebibel nicht mehr Vers für Vers sondern Abschnitt<br />
für Abschnitt. Der Lesefluss und das Sinnverständnis<br />
werden somit optimiert.<br />
FOLGEN VERLAG, EBOOK, 1354 S. – € 4,99<br />
41
NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE<br />
JETZT ONLINE BESTELLEN CBUCH.DE<br />
Gebete der<br />
Puritaner für<br />
besondere<br />
Anlässe<br />
ARTHUR<br />
BENNETT<br />
GEBETBUCH<br />
Die Gebete in diesem<br />
Buch stammen aus<br />
dem größtenteils vergessenen<br />
Fundus puritanischer<br />
geistlicher<br />
Übungen. Sie sind ein<br />
Auszug aus dem unter dem Titel „The Valley of Vision“<br />
erschienenen Buches und bezeugen den Reichtum und<br />
die Farbe des puritanischen Gedankenguts und dessen<br />
Sprache, die einem wichtigen Teil des englischen religiösen<br />
Lebens eine lebendige Frömmigkeit eingehaucht<br />
hat. Viele Geistliche rieten ihren Versammlungen, Gebete<br />
zu Papier zu bringen und auszusprechen. Auf diese<br />
Weise entstand eine Sammlung puritanischer Gebete.<br />
863949 – HARDCOVER (KLEIN), 104 SEITEN – € 7,50<br />
Der Triumph des Lammes<br />
DENNIS E. JOHNSON<br />
EIN KOMMENTAR ZUM BUCH DER OFFENBARUNG<br />
„Glückselig, die lesen und hören die Worte“ der<br />
Offenbarung (Offb 1,3). Aber wie können wir dieses<br />
Bibelbuch verstehen, um von diesem Segen zu profitieren?<br />
Welche Art von Auslegung ergibt Sinn? Buchstäblich,<br />
symbolisch oder eine Mischung von beidem? Und<br />
auf welcher festen biblischen Grundlage können wir<br />
Symbolik richtig verstehen? Von welchen Ereignissen,<br />
Entwicklungen und Prinzipien spricht die Offenbarung?<br />
Und wie werden Christen aller Zeiten dadurch<br />
ermahnt, getröstet und gestärkt?<br />
Dennis Johnson hat dazu einen enorm erhellenden<br />
Kommentar verfasst. Er schreibt flüssig und klar verständlich,<br />
geradezu unterhaltsam und doch äußerst tiefgründig<br />
und wird den hohen Maßstäben schriftgemäßer<br />
Exegese gerecht. Der Autor geht ohne vorgefasste<br />
Position an den Text heran und leitet seine Grundsätze<br />
der Auslegung aus dem Bibeltext selber her. Das Ergebnis<br />
ist eine idealistische Sicht: die reiche Bildersprache<br />
der Offenbarung, die vom Alten Testament her gedeutet<br />
werden kann, zeigt uns den geistlichen Krieg hinter<br />
den Kulissen und den letztendlichen Sieg Christi. Die<br />
Anwendung der Details bleibt dabei jedoch nicht vage,<br />
sondern die konkrete Zuspitzung der Weltgeschichte<br />
auf das Ende hin ist klar ersichtlich.<br />
175930 – HARDCOVER, 480 SEITEN – € 23,90<br />
177806 – GEHEFTET, 26 SEITEN – € 0,00 (AUSZUG)<br />
Was Gott sagt,<br />
das tut er auch<br />
CARINE<br />
MACKENZIE<br />
PROPHEZEIUNGEN<br />
DER BIBEL – DURCH<br />
JESUS ERFÜLLT<br />
Seitdem es die Welt<br />
gibt, hat Gott den<br />
Menschen Versprechen<br />
gegeben. Diese Versprechen<br />
heißen in der<br />
Bibel „Verheißungen“ und Gott hat sie alle gehalten<br />
und erfüllt. Und zwar hat er sie durch seinen Sohn Jesus<br />
Christus erfüllt, der als Retter in die Welt kam und<br />
wiederkommen wird. Dieses Buch zeigt, dass wir Gott<br />
vertrauen können und er unsere Anbetung verdient.<br />
Denn was Gott sagt, das tut er auch.<br />
„Ein fantastisches Kinderbuch! Ich hoffe, dass viele<br />
Eltern es ihren Kindern geben oder vorlesen.“ – Connie<br />
Dever, Autorin von biblischem Unterrichtsmaterial und<br />
Ehefrau von Mark Dever.<br />
Carine MacKenzie hat bisher über einhundert Kinderbücher<br />
verfasst und Kinder aus aller Welt haben von<br />
ihrer Gabe profitiert, biblische Inhalte Kindern nahe zu<br />
bringen. Zum Vorlesen ab 4 Jahren und zum Selberlesen<br />
ab 8 Jahren.<br />
175987 – GEBUNDEN – 9,5 X 25,5 CM, 44 S. – € 7,90<br />
42
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Die intolerante<br />
Toleranz<br />
D.A. CARSON<br />
Toleranz nimmt derzeit<br />
einen sehr wichtigen<br />
Platz in der westlichen<br />
Gesellschaft ein: Man hält<br />
es für einfältig, ja, sogar<br />
unzivilisiert, sie infrage<br />
zu stellen. In dieser<br />
Zeit von kontroversen<br />
Debatten brauchen wir<br />
ein erneuertes Verständnis<br />
der Bedeutung einer wahren Toleranz.<br />
863956 – PAPERBACK, 272 SEITEN – € 13,50<br />
Kommentar zu<br />
den Psalmen<br />
Band 4<br />
BENEDIKT<br />
PETERS<br />
PSALMEN 107-150<br />
Mit diesem vierten<br />
Band seines Psalmen-Kommentars<br />
beendet Benedikt Peters<br />
sein fundiertes Werk zu<br />
den Psalmen. Neben<br />
einer Gliederung jedes<br />
Psalms und ausführlichen<br />
Kommentierung der einzelnen Verse kommen<br />
auch alte Ausleger zu Wort und eröffnen weitere Facetten<br />
der biblischen Gedankenwelt und Bildsprache.<br />
256329 – HARDCOVER, 684 SEITEN – € 16,90<br />
Alles Liebe<br />
PETER GÜNTHER<br />
EIN KURS IN 8<br />
LEKTIONEN ZUM<br />
„THEMA NR. 1“<br />
Hast du dich schon<br />
mal gefragt, wie du den<br />
richtigen Partner fürs<br />
Leben findest? Willst<br />
du dir Enttäuschungen<br />
in Sachen Liebe<br />
ersparen? Möchtest du<br />
Gottes Gedanken zur<br />
Partnerschaft kennenlernen?<br />
Dann ist der Bibelkurs Alles Liebe! zum<br />
„Thema Nr. 1“ genau das Richtige für dich.<br />
Neben den Fragen, wer in deinem Leben das Sagen hat<br />
und wie du eine „gute Partie“ wirst, geht es in diesem<br />
Kurs u.a. um das Wesen der Liebe, sexuelle Reinheit,<br />
Gottes Führung und die Wahl des richtigen Partners.<br />
682013 – PAPERBACK GROSSFORMAT<br />
152 SEITEN – € 12,95<br />
Gerettete<br />
Rebellen<br />
BRIAN H. COSBY<br />
ENTDECKE DIE<br />
REFORMIERTE<br />
THEOLOGIE<br />
Dieses Buch ist eine<br />
Einführung in die<br />
reformierte Theologie<br />
und besonders auf<br />
Teenager zugeschnitten.<br />
In einer Welt,<br />
wo Kleingedrucktes<br />
und Klauseln vorherrschen,<br />
soll dieses Buch<br />
eine unkomplizierte<br />
Diskussion und Überprüfung der zehn Punkte des<br />
reformierten Gedankengutes darstellen – zusammengefasst<br />
in acht knappen Kapiteln.<br />
Reformierte Theologie, wie wir sie mittlerweile nennen,<br />
ist zuallererst biblische Theologie – sie handelt von dem<br />
Studium und der Abhandlung über das Wesen und das<br />
Werk Gottes, wie es in der Bibel offenbart ist. Daher<br />
geht es in diesem Buch um Gott, sein herrliches Wesen<br />
und sein Erlösungswerk.<br />
256329 – TASCHENBUCH, 105 SEITEN – € 4,90<br />
43
„Ein Verleger, der die Auswahl<br />
der zu druckenden Bücher von<br />
Profitsucht und Furcht vor<br />
Umsatzverlusten bestimmen<br />
lässt, ist nicht viel besser als<br />
die <strong>Geld</strong>wechsler, die Christus<br />
aus dem Tempel jagte. Alle diese<br />
Beispiele weisen auf ein ernstes<br />
modernes Übel hin: Man erlaubt<br />
zeitlichen Konsequenzen, über<br />
Dinge der Ewigkeit zu<br />
entscheiden.“<br />
Aiden Wilson Tozer