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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN • №25 • 4/2016<br />
WEIHNACHTEN<br />
Die Geburt Jesu zwischen Kitsch,<br />
Kommerz & biblischer Wahrheit<br />
Benjamin<br />
Schmidt<br />
Missionsarbeit im Land<br />
der Reformation<br />
Katharina von Bora<br />
Biografie — Die starke Frau<br />
hinter dem großen Reformator<br />
»Die unglaubliche Geschichte<br />
einer einfachen Nonne, die eine<br />
der größten Figuren der<br />
Kirchengeschichte heiratete.«<br />
Johannes<br />
Kneifel<br />
Von einem Neonazi, der<br />
Christus erkannte
Editorial<br />
#25 <strong>Weihnachten</strong> — 4/2016<br />
»Winterhütte«<br />
Paul Itkin ist ein<br />
zwanzigjähriger Fotograf<br />
aus Charkiw in der<br />
Ukraine. Mehr von seinen<br />
Arbeiten gibt es auf:<br />
unsplash.com/@itkin<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
»DURCH DIE<br />
INKARNATION GOTTES<br />
IN JESUS CHRISTUS<br />
SEHEN WIR EINE<br />
UNVERGLEICHLICHE<br />
SELBSTAUFOPFERUNG –<br />
ALS ER MENSCHLICHKEIT<br />
ÜBER SEINE GÖTTLICHKEIT<br />
KLEIDET«<br />
<strong>Weihnachten</strong> ist das größte Geheimnis der ganzen<br />
Schöpfung. Es ist die Stunde, in der Gott die<br />
Geschichte in zwei Teile teilt. Gott ist der Urheber<br />
und Erhalter des Universums. Es kommt die große<br />
Wende. Das Wort wird Fleisch. Der Schöpfer betritt<br />
die Bühne als eine Figur in seiner Geschichte.<br />
Ohne etwas von dem zu verlieren, was es heißt, Gott<br />
zu sein, nimmt er Menschengestalt an. Er entäußert<br />
sich selbst und wird ein Sklave. Doch er entäußert<br />
sich nicht von seiner göttlichen Natur, sondern von<br />
äußerlicher göttlicher Würde, und geht nicht nur<br />
so weit, ein Sklave zu werden, sondern auch als ein<br />
Sklave am Kreuz zu sterben.<br />
Durch die Inkarnation Gottes in Jesus Christus sehen<br />
wir eine unvergleichliche Selbstaufopferung – als er<br />
Menschlichkeit über seine Göttlichkeit kleidet, damit<br />
er uns so von unserer selbstzerstörerischen Rebellion<br />
befreien und uns mit ewiger Freude überschütten<br />
kann. Durch seine Menschwerdung schultert Christus<br />
mit uns alles, was es heißt, Mensch zu sein und<br />
beschenkt uns so mit dem Segen, in Gottes Gegenwart<br />
zu treten. Er ist der erste und einzige Mensch,<br />
der Anspruch hat Gott zu nahen. Und er gibt uns<br />
von der gleichen Würde, wenn wir an seinen Namen<br />
glauben.<br />
<strong>Weihnachten</strong> ist die Stunde, in der Gott Menschen<br />
mit sich vereint, indem er selbst Mensch wird, den<br />
Keil der Sünde durch Christus herausreißt und sich<br />
nicht dafür schämt, uns seine Brüder zu nennen.<br />
Und angekleidet in dieser gnadenvollen Würde verlangt<br />
unser Herz danach, das Opfer unseres Bruders<br />
zu würdigen, indem wir unser Leben ihm weihen.<br />
Andreas Kuhlmann<br />
2
Inhalt<br />
S.9: »JESUS KAM IN<br />
UNSERE SCHWACHHEIT<br />
UND ERLITT<br />
DIESELBEN NÖTE UND<br />
VERSUCHUNGEN WIE WIR,<br />
DOCH OHNE SÜNDE«<br />
Inhalt<br />
4<br />
Ist <strong>Weihnachten</strong><br />
christlich oder heidnisch?<br />
HANS-WERNER DEPPE<br />
Warum es sinnvoll ist, das<br />
Weihnachstfest zu hinterfragen.<br />
8<br />
Warum <strong>Weihnachten</strong>?<br />
LUDWIG RÜHLE<br />
Was hat <strong>Weihnachten</strong> mit<br />
unserer Angst vor dem Tod zu<br />
tun?<br />
12<br />
Wie eine Wurzel aus<br />
trockenem Land<br />
WALDEMAR DIRKSEN<br />
Wie Jesaja die Geburt<br />
Jesu Christi prophezeite.<br />
16<br />
Hoffnungsschimmer<br />
SUSANNE WROBEL<br />
Über die lebendige Hoffnung,<br />
die mit der Geburt Christi kam.<br />
18<br />
Die Geburt Jesu im<br />
Alten Testament<br />
ANDREAS MÜNCH<br />
<strong>Weihnachten</strong> beginnt nicht erst<br />
mit dem Kind in der Krippe,<br />
sondern mit einer Verheißung<br />
im Garten Eden.<br />
22<br />
Katharina von Bora<br />
DIANE KRÜGER<br />
Über eine bemerkenswerte<br />
Frau im Schatten Luthers und<br />
der Reformation.<br />
26<br />
Interview mit<br />
Johannes Kneifel<br />
PETER VOTH<br />
Vom Nazi und Totschläger zum<br />
Christen. Wie das Evangelium<br />
Menschen verändert.<br />
30<br />
Interview mit<br />
Benjamin Schmidt<br />
PETER VOTH<br />
Ein junger Missionsleiter im<br />
Auftrag des Evangeliums für<br />
Deutschland.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion Waldemar Dirksen,<br />
Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />
Peter Voth<br />
Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />
Lektorat Tanja Mirau<br />
Abodienst Katharina Wiebe<br />
kwiebe@betanien.de<br />
Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />
D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />
Online www.timotheusmagazin.de<br />
Erscheinungsweise Erscheint als<br />
Quartalsmagazin seit Oktober 2010 alle drei<br />
Monate: Januar (Winter) · April (Frühling) · Juli<br />
(Sommer) · Oktober (Herbst).<br />
Preise Einzelausgabe ∙ €3,50 (zzgl.Versand)<br />
Jahresabo (D) ∙ €14,90 (inkl. Versand)<br />
Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)<br />
RUBRIKEN IM HEFT<br />
Kirchengeschichte<br />
Altes Testament<br />
Interview<br />
Wie Edelsteine
Ist <strong>Weihnachten</strong><br />
heidnisch oder<br />
christlich?<br />
Text von Hans-Werner Deppe
Als ich vor ein paar Jahren in der Vorweihnachtszeit<br />
bei unserem hiesigen Ikea<br />
vorbeifuhr, prangte an der Außenwand<br />
des riesigen Gebäudekomplexes ein<br />
ebenfalls riesiges Plakat mit einem Weihnachtsbaum<br />
und der Aufschrift »God Jul!«. »Na, da haben wir es<br />
ja!«, dachte ich mir, »<strong>Weihnachten</strong> ist ein zutiefst<br />
heidnisches Fest! Ikea bestätigt, dass bei diesem Fest<br />
der nordische Gott Jul angebet wird, dargestellt durch<br />
den Weihnachtsbaum!« Ich hatte nämlich kürzlich<br />
das Buch »Von Babylon nach Rom« (engl. »The Two<br />
Babylons«) von Alexander Hislop gelesen. Darin<br />
wird der heidnisch-babylonische Hintergrund zahlreicher<br />
»christianisierter« Bräuche, Feste und Praktiken<br />
der römisch-katholischen Kirche aufgezeigt.<br />
Ich war ehemaliger Katholik und hinterfragte meine<br />
frühere Kirche seit meiner Bekehrung sehr stark.<br />
Deshalb war das Buch von Hislop ein willkommener<br />
Augenöffner für mich, wie sehr die römisch-katholische<br />
Kirche in ihrem innersten Wesen vom Heidentum<br />
durchdrungen und vielmehr Babylon als Braut<br />
Jesu ist.<br />
Aber gilt das auch für das Weihnachtsfest? Hislop<br />
zeigt in seinem Buch den heidnischen Ursprung von<br />
Marien- und Heiligenkulten auf und vom Rosenkranz,<br />
Papsttum usw. Und auch dem Oster- und<br />
Weihnachtsfest widmet er in seinem Werk ausführliche<br />
Kapitel. Die hatten mich damals so überzeugt,<br />
dass ich einen geradezu missionarischen Eifer entwickelte,<br />
auch andere dafür zu gewinnen, auf keinen<br />
Fall bei der »heidnischen Praxis« der Weihnachtsbräuche<br />
mitzumachen: Echte Christen dürfen keinen<br />
Weihnachtsbaum haben, keine Kerzen anzünden<br />
und keine Weihnachtslieder singen, so dachte ich.<br />
Auf einer Vortragsveranstaltung eines bekannten<br />
Predigers hatte ich die Gelegenheit, das Buch von<br />
Hislop vor der Predigt kurz vorzustellen. Ich überzog<br />
maßlos und hielt als »Buchvorstellung« eine<br />
viertelstündige Strafrede gegen alle, die sich einen<br />
Weihnachtsbaum ins Haus stellen. Als der Prediger<br />
endlich an der Reihe war, versuchte er den von mir<br />
IST ES NICHT<br />
ERSTAUNLICH, DASS DIE<br />
MEISTEN MENSCHEN<br />
AN WEIHNACHTEN<br />
DIE GEBURT IHRES<br />
RICHTERS FEIERN, DER SIE<br />
VERDAMMEN WIRD?<br />
angerichteten Schaden dadurch wieder gutzumachen,<br />
dass er darauf hinwies, dass seine Familie zu<br />
Hause den Weihnachtsbaum besonders auffällig direkt<br />
hinters Fenster stellte, damit die Nachbarn nicht<br />
auf die Idee kommen, sie seien Zeugen Jehovas. Er<br />
lebte nämlich als Missionar in einer sehr katholischen<br />
Gegend Österreichs und musste sich bemühen,<br />
das Vertrauen der Leute zu gewinnen.<br />
So gegensätzlich können Christen denken. Der<br />
eine verteufelt <strong>Weihnachten</strong>, andere nutzen es als<br />
evangelistische Gelegenheit, bei wieder anderen<br />
sind zahlreiche Weihnachtsgottesdienste Pflichtprogramm.<br />
Und alle diese Positionen gibt es unter uns<br />
konservativen, bibeltreuen Christen. Schottische<br />
Reformierte verwerfen <strong>Weihnachten</strong> vehement,<br />
während für Evangelikale in den USA <strong>Weihnachten</strong><br />
das christliche Highlight schlechthin ist. Ich habe<br />
viele vorbildliche Christen kennengelernt, denen<br />
das Weihnachtsfest mit allem Drum und Dran –<br />
auch im Gemeindeleben – heilig ist, und andere, bei<br />
denen es tabu ist, auch nur einen einzigen grünen<br />
Tannenzweig zur Dekoration ins Haus zu lassen.<br />
Diese Unterschiede gehen zum Teil direkt auf die<br />
Reformatoren zurück. Luther hat das Feiern von<br />
<strong>Weihnachten</strong> gutgeheißen und gefördert. Er verlegte<br />
das Beschenken vom katholischen Nikolaustag auf<br />
das Christfest. Ohne Luther wäre <strong>Weihnachten</strong> nicht<br />
das, was es heute ist. Er schrieb auch einige Weihnachtslieder<br />
wie z.B. »Vom Himmel hoch, da komm<br />
ich her«. Calvin hingegen war dem Weihnachtsfest<br />
gegenüber skeptisch und wollte gottesdienstliche<br />
Feierlichkeiten auf die ausdrücklichen Vorgaben der<br />
Schrift beschränken. Der schottische Reformator<br />
John Knox war von Calvin geprägt, und so kam es,<br />
dass in der schottischen Kirche <strong>Weihnachten</strong> bis<br />
heute quasi verpönt ist.<br />
Ich muss zugeben, dass ich heute anders und<br />
differenzierter über <strong>Weihnachten</strong> denke als bei der<br />
eingangs erwähnten Begebenheit vor etwa 20 Jahren.<br />
Meine Kinder sind natürlich froh, dass ich <strong>Weihnachten</strong><br />
nicht komplett boykottierte. Die Sache mit<br />
© Foto: Alice Donovan Rouse — unsplash.com/@alicekathryn<br />
5
dem angeblich heidnischen Hintergrund von <strong>Weihnachten</strong><br />
muss man wirklich sehr differenziert sehen<br />
und viele einzelne Aspekte betrachten. Es kursieren<br />
zahlreiche falsche Argumente, die zum Teil sogar<br />
von den Nationalsozialisten im Dritten Reich in die<br />
Welt gesetzt wurden. Die wollten nämlich aus dem<br />
christlichen Weihnachtsfest ein altgermanisches<br />
Fest machen und suchten verzweifelt nach historischen<br />
Belegen. Um zu differenzieren, müssen wir<br />
untersuchen: 1. das Datum, 2. die Bräuche und 3. die<br />
Botschaft des Weihnachtsfestes.<br />
Doch zuerst zur Frage, ob <strong>Weihnachten</strong> generell<br />
heidnisch oder christlich ist. Stellen wir diese Frage<br />
einmal den Leuten in einer Fußgängerzone. Antwort:<br />
Na klar ist <strong>Weihnachten</strong> ein christliches Fest.<br />
In unserer traditionellen Kultur ist das so. Selbst<br />
wenn es jahrhundertealte Bezüge zu germanischen,<br />
römischen oder sonst irgendwelchen Wintersonnenfesten<br />
gibt, begeht unsere heutige Kultur das Fest<br />
nicht aus heidnischem Anlass. Wenn wir die Bibel<br />
als Richtschnur für unser Leben nehmen und unsere<br />
Situation dann mit der Lage der damaligen Korinther,<br />
Epheser usw. vergleichen, können wir nicht<br />
argumentieren, wir müssten <strong>Weihnachten</strong> komplett<br />
pauschal verwerfen, weil sich die Korinther und<br />
Epheser gänzlich von heidnischen Kulten fernhalten<br />
sollten. Teilnahme an heidnischen Kulten ist sicher<br />
tabu, aber das <strong>Weihnachten</strong> in unserer Kultur ist<br />
etwas ganz anderes als die Saturnalien im alten Rom.<br />
<strong>Weihnachten</strong> ist in unserer Kultur eine Sache des<br />
Christentums mit einem reichhaltigen christlich-kulturellen<br />
Erbe. Denken wir z.B. nur an die berühmten<br />
Weihnachtsoratorien protestantischer Komponisten<br />
wie Johann Sebastian Bach oder an die Ordnung des<br />
Kirchenjahres, das auch in der evangelischen Tradition<br />
mit dem Advent beginnt.<br />
Aber: In Schottland z.B. mag das anders sein, weil<br />
<strong>Weihnachten</strong> dort niemals in der »christlichen Gesellschaft«<br />
als wirklich christlich anerkannt wurde.<br />
Dort nannte sich das Fest zur Zeit der Reformation<br />
im 16. Jahrhundert auch tatsächlich noch »Julfest«<br />
und war rein heidnisch. Sehr verständlich, dass die<br />
Reformatoren ablehnten, als Christen hier mitzufeiern.<br />
Das »Julfest« ist übrigens in Nordeuropa der<br />
verbreitete Name für <strong>Weihnachten</strong>, und »God Jul« –<br />
die oben erwähnte Aufschrift auf dem Ikea-Plakat –<br />
heißt nichts anderes als »Gute/frohe <strong>Weihnachten</strong>«<br />
auf Schwedisch. Tatsächlich ist da also – abhängig<br />
vom Kulturraum – noch ein erhebliches Stück<br />
Heidentum drin. Darauf kommen wir nachher noch<br />
zurück.<br />
Was ist nun mit dem Datum 25. Dezember? Wurde<br />
der Herr Jesus an diesem Datum geboren oder ist<br />
es das christianisierte Wintersonnenwendfest oder<br />
Geburtsfest des Götzen Mithras? Die Bibel gibt jedenfalls<br />
keinen genauen Anhaltspunkt zum Geburtsdatum<br />
des Herrn. Von Alexander Hislop stammt<br />
das verbreitete Gegenargument, es könne nicht im<br />
Winter gewesen sein, da ja die Schafherden draußen<br />
auf dem Feld waren. Dieses Argument ist aber nicht<br />
überzeugend, da anderen Gelehrten zufolge damals<br />
Schafherden doch ganzjährig draußen waren, zumindest<br />
die von armen Leuten. Historische Belege für<br />
den 25. Dezember als Geburtstag des Herrn gehen<br />
jedenfalls bis ins 4. Jahrhundert zurück und berufen<br />
sich auf exakte römische Quellen und Geburtsverzeichnisse.<br />
In einer solchen Quelle heißt es sogar:<br />
»Christus ist während des Konsulats von C. Augustus<br />
und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember,<br />
einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren«<br />
(hier zitiert aus Wikipedia). Der Kirchenvater Hieronymus<br />
(347-420) bezeugt in seiner Weihnachtshomilie,<br />
dass der 25.12. von Anfang an als Geburtsfest des<br />
Herrn begangen wurde.<br />
Von der Bibel her ist der 25.12. kein von Gott verordneter<br />
Festtag. Im Alten Bund waren die jährlichen<br />
Festtage Israels genauestens von Gott reglementiert.<br />
Im Neuen Bund haben wir diese festen äußerlichen<br />
Strukturen nicht. Weder wissen wir das Geburtsdatum<br />
des Herrn, noch haben wir einen Auftrag, es zu<br />
feiern. Aber wir haben auch kein Verbot, nicht einmal<br />
im Jahr ein besonderes Fest zum Gedenken an<br />
die Fleischwerdung Christi zu begehen! Auch wenn<br />
an dem Datum ursprünglich zutiefst heidnische<br />
Feste begangen wurden wie die Geburt des Sonnengottes<br />
oder des Mithras, bedeutet das nicht unbedingt,<br />
dass es Gottes Wille sei, an diesem Datum auf<br />
keinen Fall ein christliches Fest zu feiern. Die Bibel<br />
kennt ja vielmehr den umgekehrten Fall: Der wahre<br />
biblische Gott erweist sich größer als heidnische<br />
Göttervorstellungen und besiegt diese Götzen und<br />
erobert zurück, was diese Götzenvorstellungen in<br />
Beschlag genommen hatten. Auch Kanaan war einst<br />
heidnisches Territorium, und der Pharao wurde in<br />
den Zehn Plagen genau in den Bereichen geschlagen,<br />
wo er selbst die größte Macht beanspruchte.<br />
Wir könnten hier nun sehr lang über einzelne<br />
Weihnachtsbräuche wie Kerzen, Lebkuchen, Adventskränze<br />
usw. diskutieren, ihre Herkunft analysieren<br />
und überlegen, was wir davon halten sollten.<br />
Das würde aber zu weit führen. Ich möchte nur<br />
einige biblische Prinzipien nennen, wie bibeltreue<br />
Christen grundsätzlich mit <strong>Weihnachten</strong> umgehen<br />
sollten.<br />
1. Prinzip: Freiheit. Im Gegensatz zum alttestamentlichen<br />
Gesetz müssen wir keine bestimmten<br />
Festtage einhalten. Paulus wirft es den Galatern als<br />
fleischlich und weltlich vor: »Ihr beobachtet Tage<br />
und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre« (Gal<br />
4,10). Das war ein Rückfall ins gesetzliche System.<br />
Andererseits schreibt er in Römer 14,5: »Der eine hält<br />
einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden<br />
Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn<br />
völlig überzeugt!« Also: Wir sind nicht verpflichtet,<br />
<strong>Weihnachten</strong> zu feiern, aber wer möchte, darf es<br />
(vorausgesetzt, er begeht keinen Götzendienst, dazu<br />
kommen wir gleich). Und ganz wichtig: Niemand darf<br />
dem anderen verbieten, <strong>Weihnachten</strong> zu feiern, und<br />
niemand darf dem anderen vorschreiben, <strong>Weihnachten</strong><br />
zu feiern. Wir können unsere eigene Ansicht für<br />
uns haben, aber wir dürfen kein Gesetz für andere<br />
daraus machen, denn genau das wäre Gesetzlichkeit.<br />
6
2. Prinzip: Kein Götzendienst. Das Fernhalten vom<br />
Götzendienst ist eines der ausdrücklichsten und am<br />
häufigsten wiederholten Gebote des Neuen Testaments<br />
(Beispiele: Apg 15,29; 1Kor 10,14; 1Jo 5,21).<br />
Den Weihnachtsbaum halte ich persönlich nicht<br />
für einen Götzen, sondern für ein Dekorationsobjekt<br />
aus christlicher Tradition. Wenn mir aber der<br />
Weihnachtsbaumverkäufer sagen würde, der Baum,<br />
den ich ausgesucht habe, sei besonders dem Mithras<br />
geweiht, dann würde ich davon Abstand nehmen<br />
(1Kor 10,28). Oder wenn ich in einer Gemeinde bin,<br />
in der alle Geschwister befürchten, mit dem Weihnachtsbaum<br />
würde man sich einen Götzen ins Haus<br />
holen, dann sollte ich es auch besser lassen – den<br />
Geschwistern zuliebe (1Kor 8,7-13). Oder wenn ich in<br />
einem Land leben würde, wo der Weihnachtsbaum<br />
kulturell allgemein als Verkörperung eines Götzen<br />
angesehen wird, dann würde ich als Christ auch die<br />
Finger davon lassen.<br />
Bestimmte Weihnachtsbräuche wie heidnische<br />
Feuerräder zu Ehren des Feuergottes meiden wir als<br />
Christen natürlich ebenso wie den zutiefst heidnischen<br />
»Knecht Ruprecht«. Jacob Grimm zufolge<br />
verkörpert Knecht Ruprecht den nordischen Gott<br />
Wotan (und wurde historisch oft als Satan dargestellt).<br />
Auf jeden Fall ist er eine heidnisch-dämonische<br />
Gestalt. Andere Bräuche haben einen durchaus<br />
christlichen Hintergrund, wie z.B. der Christstollen,<br />
der das Christuskind in Windeln darstellen soll (was<br />
ebenfalls eine fragwürdige Praxis ist …). Michael<br />
Kotsch untersucht in seinem Buch »<strong>Weihnachten</strong><br />
– Herkunft, Sinn und Unsinn von Weihnachtsbräuchen«<br />
viele dieser Bräuche und liefert interessante<br />
Hintergrundinformationen. Allerdings geht er<br />
mit der Auslegung der christlichen Freiheit dabei<br />
manchmal etwas sehr weit; z.B. hätte ich Probleme<br />
mit seiner Empfehlung, »Christkind«-Figuren zur<br />
Dekoration zu verwenden.<br />
Aber beim Thema Götzendienst müssen wir<br />
unbedingt noch einen anderen Aspekt beachten:<br />
<strong>Weihnachten</strong> ist kein ehemals heidnisches Fest, dass<br />
christianisiert wurde, sondern mittlerweile ein ehemals<br />
christliches Fest, das immer mehr heidnisiert<br />
wird! Und dagegen müssen wir Stellung beziehen!<br />
Die Heidnisierung geschieht auf zweierlei Weise:<br />
Erstens gibt es heute einen starken Trend zur Mystik<br />
und Magie und eine Vorliebe für das altnordische<br />
Heidentum oder sogar Hexenkult. Kerzen z.B. sind<br />
schöne, stimmungsvoll-gemütliche Deko-Objekte<br />
und symbolisieren auch das christliche Thema<br />
»Licht in der Finsternis«. Aber heute verbinden<br />
viele mit dem Anzünden von Kerzen (entsprechend<br />
der katholischen Mystik) eine magische Wirkung<br />
(Kerzenmagie). In vielerlei Weise lässt sich bei<br />
<strong>Weihnachten</strong> ein öffentlicher Trend hin zum alten<br />
Heidentum beobachten (Vorreiter darin waren die<br />
Nazis). Da machen wir nicht mit und steuern gegen.<br />
Z.B. könnten wir uns angewöhnen, statt »<strong>Weihnachten</strong>«<br />
den Ausdruck »Christfest« zu verwenden, um<br />
den inhaltlichen Bezug zu verdeutlichen.<br />
Zweitens ist <strong>Weihnachten</strong> zum Götzenfest des<br />
Mammon geworden. Es ist das Hochfest der Religion<br />
des Konsums, Kommerz und Kapitalismus<br />
– und der Weihnachtsmann ist das Götzensymbol<br />
dieser Religion! Dazu sollten Christen eine kritische<br />
Haltung haben. Heidnische Feste gingen einher mit<br />
»Ausschweifungen … Festgelagen … frevelhaften<br />
Götzendiensten« (1Petr 4,3). Ist die antike Kultur<br />
des 1. Jahrhunderts vorbei und leben wir in einem<br />
völlig anderen Kontext – oder doch nicht? Ja, das alte<br />
Rom lebt – und es kommt mit immer mehr Macht in<br />
unsere Gesellschaft zurück! In unserer Gesellschaft<br />
haben wir römische Dekadenz und Maßlosigkeit<br />
beim Essen, beim Konsum, bei überteuerten Luxusgeschenken<br />
oder bei der maßlosen Gier der Wirtschaftsmaschinerie.<br />
Wäre es nicht gut, wenn wir hier<br />
»Konsumfasten« üben und das Christfest viel mehr<br />
als Gelegenheit der Besinnung, Ruhe, herzlichen Gemeinschaft<br />
und des christlichen Zeugnisses nutzen?<br />
3. Prinzip: Lehrmäßige Klarheit und Verkündigung.<br />
Wir haben gesehen, dass wir bei vielen<br />
Aspekten von <strong>Weihnachten</strong> wachsam differenzieren<br />
müssen. Eine solche Weisheit sollte uns Christen<br />
auszeichnen – weder blind dem Herdentrieb<br />
der Gesellschaft folgen, noch pauschal das Kind<br />
mit dem Bade ausschütten, sondern differenziert<br />
hinterfragen und prüfen. Und so bieten sich gerade<br />
in der Weihnachtszeit zahllose Gelegenheiten,<br />
unser geistliches Urteilsvermögen zu üben. Nehmen<br />
wir z.B. das Lied »Alle Jahre wieder, kommt<br />
das Christuskind«. Es wurde zwar 1837 von dem<br />
evangelischen Pfarrer Wilhelm Hey verfasst, hat<br />
aber dennoch einen zutiefst unbiblischen Text. Wir<br />
sollten es nicht nur nicht mitsingen, sondern können<br />
es als Anlass nehmen, auf das Evangelium hinzuweisen.<br />
Christus ist nur einmal Kind geworden, und<br />
er wird nur einmal wiederkommen – als Richter! Ist<br />
es nicht erstaunlich, dass die meisten Menschen an<br />
<strong>Weihnachten</strong> die Geburt ihres Richters feiern, der sie<br />
verdammen wird? Doch so lange er noch nicht wiedergekommen<br />
ist, besteht die Gelegenheit, von ihren<br />
Sünden umzukehren und ihn als Herrn und Retter<br />
kennenzulernen! So oder ähnlich ergeben sich viele<br />
Gelegenheiten in unserem Umfeld, das Evangelium<br />
zu <strong>Weihnachten</strong> bekannt zu machen. Diese Gelegenheiten<br />
zu nutzen und ein klares christliches Zeugnis<br />
zu geben, ist der bessere Liebesdienst zu <strong>Weihnachten</strong>,<br />
als es in Bausch und Bogen zu verteufeln oder<br />
einfach nur im Konsumrausch mitzuschwimmen.<br />
Hans-Werner Deppe ist Ehemann und Vater von zwei<br />
Söhnen. Er ist Gründer und Leiter des Betanien Verlags und des<br />
christlichen Onlineshops cbuch.de.<br />
7
Warum<br />
<strong>Weihnachten</strong>?<br />
Text von Ludwig Rühle<br />
Wir wurden geboren, um zu leben.<br />
Jesus wurde geboren, um zu sterben.<br />
Warum feiern wir <strong>Weihnachten</strong>? So<br />
lautet eine beliebte Umfrage in der<br />
Vorweihnachtszeit, um zu zeigen,<br />
wie wenig die Leute heute über die<br />
einfachsten Dinge wissen. Nun, wir kennen die Antwort:<br />
Wir feiern den Geburtstag des Sohnes Gottes.<br />
Aber warum entschied sich der Sohn Gottes Fleisch<br />
und Blut anzunehmen und ein richtiger Mensch zu<br />
werden? Vier wichtige Antworten dazu finden wir in<br />
Hebräer 2,14-15:<br />
»Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil<br />
haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden,<br />
damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit<br />
setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den<br />
Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht<br />
ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft<br />
gehalten wurden.«<br />
Die vierte und abschließende Antwort in diesem<br />
Text ist erstaunlich, weil sie so unweihnachtlich ist:<br />
Gottes Sohn wurde Mensch, um dich aus deiner<br />
Todesangst zu befreien. <strong>Weihnachten</strong> hat nichts mit<br />
deinem Wunsch nach Harmonie, sondern mit deiner<br />
Angst vor dem Tod zu tun. Doch der Reihe nach…<br />
Gottes Sohn wurde Mensch,<br />
weil wir Menschen sind<br />
»Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben,<br />
ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden.«<br />
Mit den »Kindern« sind, wie in den Versen<br />
davor deutlich wird, jene Menschen gemeint, die<br />
durch Jesus Christus gerettet werden (2,9-12). Es geht<br />
um Gottes auserwähltes Volk (2,13). Weil wir Menschen<br />
sind, musste auch Jesus Mensch werden und<br />
blieb dennoch Gott. Das ist <strong>Weihnachten</strong>.<br />
Fleisch und Blut stehen für die Schwachheit und<br />
Zerbrechlichkeit des Menschen. Jesus kam in unsere<br />
Schwachheit und erlitt dieselben Nöte und Versuchungen<br />
wie wir, doch ohne Sünde. Der Hebräerbrief<br />
lehrt, dass Jesus deshalb in jeder Situation wahrhaft<br />
mit uns mitleiden und uns verstehen kann. Doch es<br />
ging nicht nur darum. Nur durch die Menschwerdung<br />
konnte er für uns Menschen eintreten, unsere<br />
Sünden auf sich nehmen und das Gericht dafür<br />
erleiden. Gleichzeitig konnte nur Gott die unendlich<br />
große Strafe tragen.<br />
© Foto: Paul Itkin — unsplash.com/@itkin<br />
9
Gottes Sohn wurde Mensch,<br />
um zu sterben<br />
Römer 6,23 lehrt: »Der Lohn der Sünde ist der Tod.«<br />
Diesen »Lohn« musste Jesus in Empfang nehmen. Er<br />
musste sterben, um uns zu retten. Doch Gott in seiner<br />
Natur kann nicht sterben. Aber der Gott-Mensch<br />
Jesus Christus konnte sterben. Calvin schreibt dazu:<br />
»Aber er konnte den Tod ja allein als Gott nicht<br />
wirklich schmecken, konnte ihn anderseits als Mensch<br />
nicht überwinden – und deshalb vereinigte er in sich<br />
die menschliche Natur mit der göttlichen; so unterlag<br />
er nach der Schwachheit der menschlichen Natur dem<br />
Tode, um unsere Sünden zu sühnen – und so konnte<br />
er nach der Kraft der göttlichen Natur den Kampf gegen<br />
den Tod führen, um für uns den Sieg zu erringen!«<br />
(Institutio II, 12,3)<br />
Der Grund der Geburt Jesu war sein Tod. Von Anfang<br />
an stand fest, dass er Mensch werden würde, um für<br />
uns zu sterben. Sein Tod wiederum wurde zum entscheidenden<br />
Instrument, um die Macht des Teufels<br />
über uns zu brechen: »...damit er durch den Tod den<br />
außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes<br />
hatte, nämlich den Teufel« (2,14b).<br />
Gottes Sohn wurde Mensch, um die<br />
Macht des Teufels zu brechen<br />
Indem Jesus den Tod auf sich nahm, brach er die<br />
Macht des Teufels über den Tod. Doch wenn Gott<br />
allmächtig ist, wie kann der Teufel die Macht über<br />
den Tod überhaupt besitzen? Der Teufel hatte diese<br />
Macht nicht von Natur aus, doch er errang sie in<br />
gewisser Weise, indem er den Menschen zur Sünde<br />
verführte und immer noch verführt. Natürlich sündigt<br />
der Mensch auch aufgrund seiner eigenen Begierden,<br />
doch der Teufel nutzt diese aus und verleitet<br />
ihn umso mehr zur Sünde, um ihn so in den geistlichen,<br />
leiblichen und – ginge es nach ihm – ewigen<br />
Tod zu führen.<br />
Doch das ist noch nicht alles: Der Teufel tritt nun<br />
als Kläger vor Gott und wenn er uns auch nur einer<br />
Sünde bezichtigen kann, sind wir des Todes, sind wir<br />
in alle Ewigkeit verdammt. Gegenüber einem unendlich<br />
heiligen Gott wiegt eine einzige Sünde unendlich<br />
viel, und unsere Sünden in Gedanken, Worten<br />
und Taten sind unzählbar. Doch warum konnte Jesus<br />
durch seinen Tod die Macht des Teufels zerstören?<br />
Weil er ihm seine stärkste Waffe gegen uns wegnahm:<br />
unvergebene Sünde.<br />
»Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen<br />
und dem unbeschnittenen Zustand eures<br />
Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch<br />
alle Übertretungen vergab; und er hat die gegen<br />
uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch<br />
Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem<br />
Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er<br />
so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte,<br />
stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte<br />
über sie an demselben« (Kolosser 2,13-15).<br />
Jesus entmachtete die »Herrschaften und Gewalten«,<br />
also den Teufel und seine Dämonen, weil er für<br />
unsere Sünden starb! Der Teufel kann uns nun nicht<br />
mehr verklagen und verdammen.<br />
Jesus wurde Mensch, um zu sterben. Jesus starb,<br />
um den Teufel zu entmachten. Und: Jesus entmachtete<br />
den Teufel und befreite uns so aus der Knechtschaft<br />
der Todesfurcht: »...und alle diejenigen befreite,<br />
die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch<br />
in Knechtschaft gehalten wurden.« (2,15)<br />
Gottes Sohn wurde Mensch,<br />
um uns aus der Knechtschaft der<br />
Todesfurcht zu befreien<br />
Vielleicht sagst du jetzt: Ich habe keine Angst vor<br />
dem Tod. Klar, denn du hast noch nicht länger und<br />
tiefer darüber nachgedacht. Tod ist ein Thema, mit<br />
dem wir uns eben nicht gerne auseinandersetzen,<br />
und das macht unsere Angst umso deutlicher. Schon<br />
die Vorboten des Todes wie Krankheit, Hunger,<br />
Not, Verfolgung, Terror und Gewalt machen uns<br />
Angst, und wir verbringen viel Zeit damit, vor ihnen<br />
zu fliehen, uns abzulenken, zu betäuben oder zu<br />
schützen. Die Furcht vor dem Tod an sich bündelt<br />
alle unsere Ängste. Wir fürchten den Kontrollverlust,<br />
die Trennung von unseren Lieben, die Endgültigkeit<br />
des Todes, die Ungewissheit über das, was danach<br />
kommt, weil wir ahnen, dass wir unser Leben werden<br />
DER GRUND DER GEBURT<br />
JESU WAR SEIN TOD. VON<br />
ANFANG AN STAND FEST,<br />
DASS ER MENSCH WERDEN<br />
WÜRDE, UM FÜR UNS ZU<br />
STERBEN.<br />
10
CHRISTEN MÜSSEN<br />
DAS LEID IN DIESEM<br />
LEBEN NICHT MEHR ALS<br />
VORSTUFEN DES EWIGEN<br />
GERICHTES ERLEBEN.<br />
verantworten müssen vor dem heiligen und gerechten<br />
Gott. Wir fürchten uns vor dem ewigen Tod, dem<br />
Gericht, der Hölle. Der Mensch rebelliert sein Leben<br />
lang gegen Gottes Anspruch auf sein Leben. Der<br />
Gedanke: »Ich will mein eigener Herr und Gott sein,<br />
ich bestimme mein Leben selbst und schulde keinem<br />
Rechenschaft!«, ist letztlich ein Ausdruck seiner<br />
Knechtschaft durch seine Todesangst.<br />
Und weißt du, das ist richtig! Ja, wir sollten Angst<br />
vor dem Tod haben, nicht nur vor dem leiblichen,<br />
sondern auch vor dem ewigen Tod. »Denn wir<br />
kennen ja den, der sagt: ›Die Rache ist mein; ich<br />
will vergelten! spricht der Herr‹, und weiter: ›Der<br />
Herr wird sein Volk richten‹. Es ist schrecklich, in<br />
die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! (Hebräer<br />
10,30-31) Und doch: Wir brauchen keine Angst mehr<br />
vor dem Tod und vor dem Gericht zu haben, weil<br />
Jesus Fleisch und Blut annahm, um für uns in den<br />
Tod zu gehen und durch seinen Tod den Tod tötete<br />
»und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht<br />
ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten<br />
wurden.«<br />
Jeder Mensch hat eine tiefe Angst vor dem Tod<br />
(bewusst oder unbewusst). Diese Angst hält ihn in<br />
einer lebenslangen Knechtschaft. Aber er wird aus<br />
dieser Gefangenschaft befreit, weil Jesus die Macht<br />
des Teufels gebrochen hat. Und Jesus konnte diese<br />
Macht brechen, weil er selber in den Tod gegangen<br />
ist. Und Jesus konnte sterben, weil er Fleisch und<br />
Blut annahm. Und deshalb feiern wir <strong>Weihnachten</strong>.<br />
Ist das dein Grund, <strong>Weihnachten</strong> zu feiern? Oder<br />
bedeutet <strong>Weihnachten</strong> feiern für dich wenigstens für<br />
ein paar Tage die Flucht aus all diesen Problemen,<br />
Ängsten und Fragen? Die Flucht in ein gemütlich<br />
beleuchtetes Zimmer mit Weihnachtsbaum, Geschenken<br />
und gutem Essen wird dich nicht retten<br />
vor Tod und Gericht! Nur die Flucht zu Christus, die<br />
Flucht zum Kreuz. Was meine ich damit? Bekenne<br />
ihm deine Sünden und bitte um Vergebung. Glaube<br />
an Jesus und folge ihm nach.<br />
Wenn dich auf der Autobahn eine ganze Reihe<br />
von Krankenwagen und Polizeiautos überholen,<br />
dann hast du keine Ahnung, was da vorn auf der<br />
Strecke genau passiert ist. Doch an der gigantischen<br />
Rettungsaktion kannst du erkennen, dass es einen<br />
besonders schweren Unfall gegeben hat. Vielleicht<br />
spürst du gar keine Angst vor dem Tod. Vielleicht<br />
spürst du die Last deiner Sünden und des Zornes<br />
Gottes nicht. Vielleicht weißt du noch gar nicht,<br />
worin deine Schuld vor Gott besteht und wieso du<br />
verloren bist. Aber aus der gigantischen Rettungsaktion<br />
Gottes kannst du erkennen, wie schlimm es um<br />
dich steht.<br />
Um uns zu retten, musste Gottes Sohn Mensch<br />
werden und am Kreuz sterben. Um uns von Todesfurcht<br />
und von der Macht des Teufels und letztlich<br />
vor dem Gericht Gottes über unsere eigene Sünde zu<br />
erlösen. Christen müssen den leiblichen Tod nicht<br />
mehr als Vorstufe für den ewigen Tod und das Böse<br />
in dieser Welt – ja das Wirken des Teufels – nicht<br />
mehr als Gefährdung ihres Heils fürchten. Christen<br />
müssen das Leid in diesem Leben nicht mehr als<br />
Vorstufen des ewigen Gerichtes erleben. Wer an<br />
Christus glaubt, ist mit Gott versöhnt. Der Tod ist für<br />
ihn nur noch das Eintrittstor in die ewige Herrlichkeit<br />
bei Gott.<br />
Und wenn wir uns demnächst »Frohe <strong>Weihnachten</strong>«<br />
wünschen, dann sollten wir daran denken, dass<br />
Christus Fleisch und Blut annahm, um die Macht<br />
des Teufels über uns zu brechen, um uns aus unserer<br />
Knechtschaft und Todesangst zu befreien und uns<br />
ewiges Leben zu schenken. Oh ja, wir haben allen<br />
Grund, uns aus tiefstem Herzen frohe <strong>Weihnachten</strong><br />
zu wünschen.<br />
Ludwig Rühle (*1979) ist gelernter Tischler und studierter<br />
Theologe. Mit seiner Frau Katharina hat er zwei Söhne und<br />
eine Tochter. Er dient seit 2009 als Pastor in der Bekennenden<br />
Evangelischen Gemeinde in Osnabrück. Darüber hinaus<br />
organisiert und leitet er übergemeindliche Kinder- und<br />
Jugendfreizeiten und arbeitet im Leitungskreis von Josia mit.<br />
11
»ER WUCHS AUF VOR IHM<br />
WIE EIN SCHÖSSLING,<br />
WIE EIN WURZELSPROSS<br />
AUS DÜRREM ERDREICH.<br />
ER HATTE KEINE GESTALT<br />
UND KEINE PRACHT; WIR<br />
SAHEN IHN, ABER SEIN<br />
ANBLICK GEFIEL UNS<br />
NICHT« —JESAJA 53,2
Wie eine Wurzel<br />
aus trockenem Land<br />
Text von Waldemar Dirksen<br />
Jesaja prophezeit eindrucksvoll das Erscheinen Jesu auf der Erde.<br />
Als zartes Menschenkind war er gefährdet, aber der himmlische<br />
Vater wachte über ihn.<br />
© Foto: Marta Pawlik — unsplash.com/@martapawlik 13
Wie ein Schössling wuchs Jesus<br />
auf. Ein zarter Schössling strebt<br />
nur langsam zur Oberfläche des<br />
Bodens. Wenn der Boden schlecht<br />
ist oder nicht ausreichend Wasser vorhanden ist,<br />
kann der junge Trieb verkümmern. Wächst er aber<br />
ungehindert weiter, beginnt der junge Stamm selbst<br />
Äste und Blätter auszutreiben. Über die Jahre hinweg<br />
entwickelt der junge Baum einen kräftigen Stamm<br />
mit starken Ästen, dichtem Laubwerk und ansehnlichen<br />
Früchten.<br />
So war es mit dem Leben Jesu. Er kam als ein<br />
Kind auf die Erde. Als Sohn eines allmächtigen,<br />
ewigen Gottes hat er den Himmelsthron verlassen<br />
und wurde Mensch, so wie wir es sind. Er hatte Hunger<br />
und Durst, brauchte Ruhe und Schlaf. Wie ein<br />
zarter Spross, der zerbrechlich und vielen Gefahren<br />
ausgesetzt ist, war Jesus als neugeborenes Kind von<br />
allen Seiten gefährdet und von der Fürsorge anderer<br />
abhängig.<br />
Viele Menschen wollen es nicht wahr haben,<br />
dass Jesus der Sohn Gottes ist und um unsretwillen<br />
Mensch wurde. Zu Recht wird daher bemerkt, dass<br />
wir heute eher an die Vergottung des Menschen<br />
glauben als an die Menschwerdung Gottes. Aber sollte<br />
nicht derjenige herabsteigen können, aus dessen<br />
Hand der Mensch kommt? Gott sollte nicht Mensch<br />
werden können? Das wäre allerdings ein schwacher<br />
Gott.<br />
JESUS CHRISTUS<br />
WURDE ZU EINEM<br />
WINZIGEN TEIL SEINER<br />
SCHÖPFUNG. WELCH EINE<br />
ERNIEDRIGUNG IST ES<br />
FÜR IHN GEWESEN, AUS<br />
DER HERRLICHKEIT IN<br />
DIE MENSCHLICHKEIT ZU<br />
KOMMEN?<br />
Der Schutz<br />
Der Herr Jesus wuchs auf vor den Augen seines<br />
himmlischen Vaters. Trefflich schreibt Tozer dazu:<br />
»Vom natürlichen Standpunkt aus betrachtet, war<br />
nichts leichter, als das Baby umzubringen, bevor es<br />
»Vater« oder »Mutter« sagen konnte. Der Herr hatte<br />
keine Leibwächter und eben die Soldaten, die ihn<br />
hätten beschützen sollen, wurden ausgesandt, ihn zu<br />
ermorden. Der stille und harmlose Joseph konnte ihn<br />
nicht vor der kalten Wut des Drachen bewahren, noch<br />
vermochte die liebe junge Mutter ihm Schutz vor den<br />
zerstörerischen Mächten eines eisernen Weltreichs zu<br />
bieten. Und doch lag er da in völliger Sicherheit, in<br />
seiner Zerbrechlichkeit besser beschirmt, als wenn ihn<br />
eine Armee von einer Million Soldaten umgeben hätte,<br />
…« 1 Sein himmlischer Vater hat über ihn gewacht.<br />
Die Erniedrigung<br />
Jesus Christus wurde zu einem winzigen Teil seiner<br />
Schöpfung. Welch eine Erniedrigung ist es für ihn<br />
gewesen, aus der Herrlichkeit in die Menschlichkeit<br />
zu kommen? Herrscher pflegen meist, wenn es um<br />
unangenehme Aufgaben geht, ihre Diener zu senden.<br />
Aber Jesus kam selbst in die sündige Welt, um durch<br />
die Hingabe seines Lebens eine ewige Erlösung für<br />
uns zu erwerben. Wir sind nicht in der Lage seine<br />
Demütigung nachzuempfinden. Wir reagieren oft<br />
schon gereizt, wenn wir in alltäglichen Situationen<br />
1 A.W. Tozer, Wie kann man Gott gefallen?, S. 130.<br />
14
auf unsere Ansprüche verzichten sollen. Aber unser<br />
Herr stieg vom Himmelsthron herab und nahm<br />
sogar Knechtsgestalt an; hatte keine Gestalt und<br />
keine Pracht. Der Herr Jesus ist wie ein Wurzelspross<br />
hervorgegangen, der dazu bestimmt ist, den Menschen<br />
Frieden zu bringen. Fast unscheinbar hat sein<br />
Leben angefangen. Nur wenige Menschen haben<br />
diesen Spross am Anfang gesehen. Die meisten Leute<br />
schliefen in der Nacht, in der Jesus geboren wurde.<br />
Sie ruhten sich aus von den Strapazen der Reise oder<br />
des vergangenen Tages. Zudem waren damals ganz<br />
andere Namen in der Welt bekannt: Gelehrte und<br />
Philosophen, Dichter und Künstler. Der Kaiser Augustus<br />
in Rom war ein großer und mächtiger Baum,<br />
der auf der ganzen Erde zu sehen war. Wer redet<br />
heute aber noch von den Menschen, deren Namen<br />
zu Jesu Zeiten solche große Bedeutung hatten? Doch<br />
der Spross aus Bethlehem ist ein so mächtiger Baum,<br />
dass unter dessen Laubdach bis heute viele Schatten<br />
suchen.<br />
Das dürre Erdreich<br />
Wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich hervorgeht,<br />
so ist der Herr Jesus in die menschliche Natur<br />
eingetreten. Jede Pflanze benötigt zur Keimung<br />
Feuchtigkeit. Aus trockenem Boden entsteht kein<br />
pflanzliches Leben. Gott hat es allerdings möglich<br />
gemacht, dass sein Sohn von der Jungrau Maria<br />
geboren wurde. Außerdem kann seine Umgebung<br />
FISCHERSLEUTE WAREN<br />
SEINE JÜNGER; ARMUT<br />
WAR SEIN BESTÄNDIGES<br />
LOS. DIE EINFACHEN LEUTE<br />
WAREN SEINE ANHÄNGER<br />
UND BEWUNDERER; DIEBE<br />
UND ÜBELTÄTER HINGEN<br />
ZU BEIDEN SEITEN SEINES<br />
KREUZES.<br />
als dürres Erdreich gesehen werden, denn er lebte<br />
unter ärmlichen Lebensbedingungen. F.B. Meyer<br />
beschreibt die niedrigen Umstände: »Fischersleute<br />
waren seine Jünger; Armut war sein beständiges Los.<br />
Die einfachen Leute waren seine Anhänger und Bewunderer;<br />
Diebe und Übeltäter hingen zu beiden Seiten<br />
seines Kreuzes. Seine Gemeinde bestand aus den<br />
Niedrigen und Armen. Das war in der Tat Erniedrigung,<br />
obwohl die Ungleichheiten der menschlichen<br />
Schicksale kaum zu erkennen sind von den Höhen her,<br />
aus denen er kam.« 2<br />
Jesus Christus hat sich selbst uns Menschen geschenkt,<br />
als er wie ein zartes Pflänzchen sein Leben<br />
in Bethlehem begann, um später für uns zu sterben.<br />
Seine Erniedrigung ist die größte Wohltat, die jemals<br />
auf Erden zu unseren Gunsten getan wurde. Unsere<br />
innige Anbetung und demütige Bewunderung hat<br />
unser Herr wahrlich verdient.<br />
2 F.B. Meyer, Christ in Isaiah, S. 126.<br />
Waldemar Dirksen (*1982) arbeitet als Lehrer in Bonn. In<br />
seiner Heimatgemeinde dient er als Diakon und Prediger. Er<br />
gehört zum Herausgeber- und Gründerkreis des<br />
<strong>Timotheus</strong> Magazins.<br />
15
WIE EDELSTEINE<br />
Rubrik für junge<br />
Frauen in der Nachfolge<br />
Hoffnungsschimmer<br />
Text von Susanne Wrobel<br />
»Als sie aber den Stern sahen,<br />
freuten sie sich mit sehr großer Freude.«<br />
—Matthäus 2,10<br />
Warten und im Glauben wandeln<br />
Auf Gott zu warten ist wohl eines der<br />
schwierigsten Dinge in unserem christlichen<br />
Leben. Es gab Zeiten, in denen<br />
Menschen Gottes Versprechen selbst<br />
herbei führen wollten, weil sie nicht warten konnten,<br />
fast schon alle Hoffnung verloren und gedacht<br />
haben, Gott würde nicht mehr handeln. In 1.Mose 16<br />
versuchten Sarai und Abraham Gottes Verheißung<br />
zu beschleunigen und sich ihren Wunsch selbst zu<br />
erfüllen. Sie mussten jedoch erkennen, dass Gott<br />
zu seiner Zeit handelt (1.Mose 21, 2) und zudem ihre<br />
Ungeduld unnötigen Kummer brachte. Beide lachten,<br />
weil das Versprechen Gottes an sie, einen Sohn<br />
in ihrem hohen Alter zu gebären, für sie ein Ding der<br />
Unmöglichkeit war. Abraham musste 25 lange Jahre<br />
warten, bis Gott seinen Worten Taten folgen ließ,<br />
nämlich erst als dessen Körper mit 100 Jahren schon<br />
so gut wie tot war (Hebräer 11, 12). Man kann sich<br />
vorstellen und hat es womöglich selbst erlebt, welche<br />
Glaubenskämpfe eine Zeit des Wartens mit sich bringen!<br />
Wird Gott handeln? Ist sein Wort verlässlich?
Soll ich überhaupt weiterhin hoffen? Abraham rang<br />
mit Gott, und immer wieder kamen ihm Zweifel, bis<br />
er sich damit zufrieden gab, wenn Gott einfach nur<br />
Ismael, sein Kind mit der ägyptischen Magd Hagar,<br />
segnen würde (1. Mose 17,18). All sein Hoffen schien<br />
dahin und es war wohl leichter für ihn mit dieser<br />
Sache abzuschließen, als weiterhin den Schmerz unerfüllter<br />
Hoffnung zu ertragen (Sprüche 13,12). Aber<br />
genau dann, als er alle seine Hoffnung aufzugeben<br />
schien, bestätigte Gott ihm sein Versprechen erneut<br />
und gab ihm den Namen und die genaue Zeit, wann<br />
sein Sohn geboren werden würde. In Römer 4, 18-21<br />
lesen wir:<br />
»Gegen alle Hoffnung hat er [Abraham] voll<br />
Hoffnung geglaubt, dass er der Vater vieler Völker<br />
werde, nach dem Wort: So zahlreich werden deine<br />
Nachkommen sein. Ohne im Glauben schwach<br />
zu werden, war er, der fast Hundertjährige, sich<br />
bewusst, dass sein Leib und auch Saras Mutterschoß<br />
erstorben waren. Er zweifelte nicht im Unglauben<br />
an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark<br />
im Glauben und er erwies Gott Ehre, fest davon<br />
überzeugt, dass Gott die Macht besitzt zu tun, was er<br />
verheißen hat.«<br />
Es scheint fast widersprüchlich, wenn wir in<br />
Römer lesen, dass Abraham nicht an Gottes Verheißung<br />
zweifelte, während wir in 1. Mose sehen, wie<br />
Abrahams Hoffnungen sich schmälerten je länger<br />
er auf Gottes Wirken wartete. Aber Zweifel schließen<br />
Glauben nicht aus. Vielmehr dienen die Zweifel<br />
dazu, unseren Glauben stark zu machen. Es ist ein<br />
Kampf, den Glauben zu bewahren inmitten von<br />
Hoffnungslosigkeit. Wäre es für uns einfach und<br />
würden wir nicht zweifeln, so wäre es keine Prüfung<br />
des Glaubens und kein Wachstum könnte stattfinden.<br />
Frederick Buechner, amerikanischer Autor und<br />
Theologe, sagte einmal: »Zweifel sind die Ameisen in<br />
der Hose des Glaubens. Sie halten ihn lebendig und<br />
wach.«<br />
Glaubensprüfungen dieser Art, stärken unser<br />
Vertrauen auf Gott und wir lernen Gehorsam durch<br />
unser Leiden. Wir können dies bei Abrahams zweiter<br />
und sicherlich härterer Glaubensprüfung sehen, in<br />
der er seinen einzigen Sohn Isaak opfern sollte, den<br />
er so liebte und auf den er so lange gewartet hatte.<br />
Dies sollte das zweite Mal sein, dass die Erfüllung<br />
von Gottes Verheißung gefährdet schien, eine Nachkommenschaft<br />
zu produzieren, die so zahlreich wie<br />
der Sand am Meer und die Sterne am Himmel sein<br />
und alle anderen Nationen segnen würde (1. Mose<br />
22, 17-18). Ohne jegliche Einwände zieht Abraham<br />
los, um Gott seinen Sohn zu opfern. Abraham schien<br />
gestärkt aus den 25 Jahren des Wartens auf Gott<br />
hervorgegangen zu sein.<br />
Langersehnter Messias<br />
Aber nicht nur Abraham wartete lange auf seinen<br />
Sohn, auch die Verheißung auf das Kommen des<br />
Sohnes Gottes war durch eine lange Zeit des Wartens<br />
gekennzeichnet, bis der Stern am Himmel endlich<br />
gesichtet wurde. Zwischen dem Alten und Neuen<br />
Testament alleine liegen 400 Jahre! Eine Zeit des<br />
Wartens oder Schweigens Gottes heißt also nicht,<br />
dass Gott nicht dabei ist, einen großen Segen vorzubereiten.<br />
Es scheint fast so, als ob die wertvollen<br />
und bedeutungsvollen Dinge oft Zeit brauchen und<br />
auf sich warten lassen, und nur durch die Dunkelheit<br />
der helle strahlende Segen Gottes in der Welt<br />
erkennbar ist. Gott ist seinem Wort immer treu,<br />
darauf dürfen wir uns verlassen, auch wenn es nach<br />
unserer Einschätzung zu lange dauert, bis es eintrifft.<br />
Hingehaltene Hoffnung macht zwar einerseits das<br />
Herz krank, ein erfüllter Wunsch, auf der anderen<br />
Seite, schenkt aber auch eine überaus große Freude<br />
und Dankbarkeit. Letzteres lässt sich kaum ohne das<br />
erste produzieren. In Lukas 2 können wir sehen, mit<br />
welch großer Freude Jesus empfangen wurde von<br />
denen, die auf sein Kommen so lange warteten. Gott<br />
hat ein Licht in die Dunkelheit dieser Welt gesendet,<br />
Jesus Christus, und mit Ihm eine Hoffnung, die uns<br />
niemals enttäuschen wird: die Hoffnung auf das<br />
ewige Leben. Eben zu dieser lebendigen Hoffnung<br />
wurden wir berufen, zu einem unverwelklichen Erbe,<br />
das im Himmel für uns aufbewahrt wird (1. Petrus 1,<br />
4). Die meisten enttäuschten Hoffnungen kommen<br />
von irdischen Schätzen, an die wir unser Herz hängen.<br />
Wir halten daran oft so sehr fest, während Gott<br />
an unserem Herzen ein viel größeres Werk vollbringt,<br />
eines für das wir ihn ewiglich preisen werden. Gott<br />
ist aber ein guter Vater, er kennt die Dinge, die wir<br />
brauchen und gibt seinen Kindern gute Geschenke<br />
aus seiner reichen Gnade heraus. Oft müssen wir<br />
warten und uns gedulden bis Herzenswünsche sich<br />
erfüllen, damit Gott unsere Freude noch voller macht<br />
und Er noch mehr gepriesen wird dafür.<br />
Susanne Wrobel (*1989) ist derzeit Studentin an der<br />
Universität zu Heidelberg. Susanne auf Twitter:<br />
@Susanne_Wrobel<br />
© Foto: Nicolò Di Giovanni — unsplash.com/@nicodigio 17
ALTES TESTAMENT<br />
Das Heftthema aus<br />
alttestamentlicher Perspektive<br />
Die Geburt Jesu im<br />
Alten Testament<br />
Text von Andreas Münch<br />
Als die Magier aus dem Osten ihre Kamele vor dem Palast in<br />
Jerusalem parkten und sich nach dem neugeborenen König<br />
erkundigten, war die Überraschung der Schriftgelehrten fehl am<br />
Platz. Denn im Alten Testament war die Geburt Jesu in vieler<br />
Hinsicht angekündigt.
Dass die Geburt Jesu nicht erst mit dem<br />
Bericht der Jungfrauengeburt bei Matthäus<br />
in der Bibel berichtet wird, ist dir<br />
vermutlich bekannt. Jede ordentliche<br />
Weihnachtspredigt sollte darauf hinweisen, dass<br />
Jesus der angekündigte Retter aus dem Alten Testament<br />
ist. Doch der erste Teil der Bibel berichtet uns<br />
weitaus mehr als nur den Geburtsort Jesu in Bethlehem.<br />
Die Gläubigen des AT warteten auch nicht erst<br />
seit Jesaja auf den Sohn Gottes. Die alttestamentliche<br />
Hoffnung auf die Geburt Jesu, wie sie uns im Neuen<br />
Testament geschildert wird, reicht weit zurück in die<br />
Jahrtausende, hin zu einem Tag, den ein Großteil der<br />
Menschheit gerne vergessen würde.<br />
Das erste Evangelium<br />
Zerknirscht und schuldbeladen standen unsere<br />
Vorfahren im Garten Eden und wussten, dass sie ihr<br />
dortiges Wohnrecht durch ihre Übertretung verspielt<br />
hatten. Gott, ihr Schöpfer und einstiger Vertrauter,<br />
war nun ihr Richter und würde gleich sein Urteil<br />
verkünden. Die Schlange, die sich bis vor kurzem<br />
noch als ihr Freund und Förderer präsentiert hatte,<br />
war demaskiert und als Lügner entlarvt. Sowohl Gott<br />
als auch die Schlange waren nun ihre Feinde und die<br />
Aussichten alles andere als rosig. Doch Gott erweist<br />
sich als ein gnädiger Richter. Er zieht sich nicht zurück<br />
und sagt ihnen, dass nun, da sie auf die Schlange<br />
hörten, sie doch glücklich mit dieser Verbindung<br />
werden sollten. Vielmehr spricht Er das Urteil über<br />
die Schlange, das einen Hauch von Hoffnung bei den<br />
Menschen zurücklässt: Und ich werde Feindschaft<br />
setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem<br />
Nachwuchs und ihrem Nachwuchs; er wird dir den<br />
Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen<br />
(1. Mose 3,15). Gott verheißt hier zweierlei.<br />
Zum einen würde Er selbst dafür sorgen, dass nicht<br />
alle Nachkommen Evas geistliche Nachkommen der<br />
Schlange wären. Die Menschheit würde von nun an<br />
geteilt sein. Einige würden auf die Stimme Gottes<br />
hören und seine Gebote zu ihrem Maßstab machen.<br />
Andere würden sich von Ihm abwenden und durch<br />
ihr Leben zeigen, dass sie geistliche Nachkommen<br />
der Schlange, des Feindes Gottes, sind. Doch diese<br />
Feindschaft würde nicht für alle Zeiten existieren.<br />
Es würde viele Kriege und Niederlagen geben, doch<br />
eines Tages würde ein Nachkomme der Frau, ein<br />
Mensch, die Schlange besiegen und der Krieg wiürde<br />
ein Ende finden. Diese Verheißung war das erste<br />
Evangelium, die erste frohe Botschaft an Sünder.<br />
© Foto: Aaron Burden — unsplash.com/@aaronburden<br />
19
Der Sohn der Verheißung<br />
Doch wann würde sich diese Verheißung Gottes erfüllen?<br />
Wer würde dieser Nachkomme der Frau sein?<br />
Versuchen wir für einen Moment unser christliches<br />
Erbe einmal beiseitezulegen und 1. Mose ohne unser<br />
Vorwissen zu lesen. In 1. Mose 4,25 lesen wir von der<br />
Geburt Sets, der ausdrücklich als Nachkomme Evas<br />
bezeichnet wird, dasselbe Wort wie in 1. Mose 3,15.<br />
Ist er der verheißene Retter? Der Bericht macht deutlich,<br />
dass er es nicht ist. Dann vielleicht Noah oder<br />
Abraham? Wieder Fehlanzeige. Doch dann erfahren<br />
wir, wie Abraham ein Sohn, Isaak, verheißen wird,<br />
obwohl er biologisch betrachtet, aufgrund seines<br />
Alters kein Vater mehr werden kann. Und tatsächlich<br />
erblickt Isaak durch das wundersame Eingreifen<br />
Gottes das Licht der Welt. Der Retter scheint endlich<br />
da zu sein, oder nicht? Auch diese Hoffnung wird<br />
enttäuscht, auch wenn die Verheißungen Gottes<br />
konkretere Formen annehmen. Aus den Stammvätern<br />
wird ein Volk: Israel.<br />
Doch sah die Zukunft von Israel zum Ende von<br />
1. Mose noch recht gut aus, so erfahren wir nur<br />
eine Seite weiter, in 2. Mose 1, dass Israel sich in<br />
der ägyptischen Sklaverei wiederfand. Das ist keine<br />
wirkliche Verbesserung zur Situation im Garten<br />
Eden nach dem Sündenfall. Doch wieder besteht<br />
Hoffnung. Gott beauftragt Mose und sendet ihn mit<br />
folgender Botschaft zum Pharao: Und du sollst zum<br />
Pharao sagen: »So spricht der Herr: Mein erstgeborener<br />
Sohn ist Israel - und ich sage dir: Lass meinen<br />
Sohn ziehen, damit er mir dient! Wenn du dich aber<br />
weigerst, ihn ziehen zu lassen, siehe, dann werde ich<br />
deinen erstgeborenen Sohn umbringen.« (2. Mose<br />
4,22-23). Gott erwählt sich Israel zum Sohn, befreit<br />
ihn aus der Sklaverei und gibt ihm das Land Kanaan<br />
als neuen Lebensraum, sozusagen eine neue Version<br />
des Garten Edens.<br />
Die Verheißung an David<br />
Doch im Großen und Ganzen ist der Sohn, Israel,<br />
seinem Vater ungehorsam und riskiert, wie seine<br />
Vorfahren, das Land wieder zu verlieren. Es mangelt<br />
an äußerlicher und geistlicher Ordnung. Wieder ist<br />
es Gott, der auf die Nöte der Menschen reagiert,<br />
indem Er ihnen einen König gibt, einen Mann nach<br />
Seinem Herzen. Aus einem führerlosen Volk wird<br />
eine Monarchie. Gott erwählt David und mit ihm<br />
scheint endlich der Mann gekommen zu sein, der<br />
unter dem Segen Gottes steht und die Feinde des<br />
Volkes Gottes besiegt, wie es am Beispiel von Goliat,<br />
dem Philister, sichtbar wird. Ist David etwa der<br />
verheißene Retter, der endgültig mit der Schlange<br />
abrechnen wird? Davids weiteres Leben zeigt, dass<br />
auch er nicht gegen das Böse wie Ehebruch und<br />
Mord immun ist. So qualifiziert er auch sein mag,<br />
zum unbesiegbaren Helden über das Böse reicht<br />
es nicht aus. Der Retter lässt auf sich warten, doch<br />
Gott offenbart weitere Details über Seinen Plan.<br />
Davids Königtum würde nach ihm bestehen bleiben.<br />
Gott selbst würde dafür sorgen, dass einer von<br />
Davids Nachkommen ein gefestigtes Königreich<br />
besaß: Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu<br />
deinen Vätern gelegt hast, dann werde ich deinem<br />
Nachwuchs, der aus deinem Leib kommt, nach dir<br />
aufstehen lassen und werde sein Königtum festigen<br />
(2. Samuel 7,12). Die Hoffnung des alttestamentlichen<br />
Gläubigen konzentrierte sich von nun an auf diesen<br />
zukünftigen König.<br />
Die Offenbarung an<br />
Jesaja und Micha<br />
Doch nur wenige Jahrzehnte später erlitt die einst<br />
so blühende Monarchie einen tiefen Riss. Das Reich<br />
wurde geteilt und bestand hinfort aus dem Nordreich<br />
Israel und dem Südreich, dem Stamm Juda. Als das<br />
Südreich zum wiederholten Male an einem politischen<br />
und geistlichen Tiefpunkt angelangte war, verkündigte<br />
Gott, durch den Propheten Jesaja, dass er<br />
immer noch ein Gott war, der rettet. Der gottlose König<br />
Ahab fürchtete sich vor der Allianz seiner Feinde,<br />
den Königen Rezin und Pekach. Jesaja kündigte die<br />
Geburt eines Sohnes an, der Ahab als ein Beweis<br />
gelten sollte, dass Gott sein Volk von den Feinden<br />
befreien würde: Darum wird der Herr selbst euch ein<br />
Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger<br />
werden und einen Sohn gebären und wird seinen<br />
Namen Immanuel nennen (Jesaja 7,14). Sehr wahrscheinlich<br />
handelte es sich im damaligen Kontext<br />
um den Sohn des Propheten Jesajas selbst (vgl. Jesaja<br />
8,3). Doch nur kurze Zeit später spricht der Prophet<br />
erneut von einem Kind: Denn ein Kind ist uns<br />
geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft<br />
ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen:<br />
Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der<br />
Ewigkeit, Fürst des Friedens. Groß ist die Herrschaft,<br />
und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron<br />
Davids und über seinem Königreich, es zu festigen<br />
und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von<br />
nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der<br />
Heerscharen wird dies tun (Jesaja 9,5-6). Dieser Sohn<br />
scheint irgendwie göttlich zu sein. Gleichzeitig wird<br />
er als der zukünftige Nachkomme Davids angepriesen;<br />
mit ihm würde der Friede kommen. Doch Jesaja,<br />
König Ahas und dem Volk war klar, dass es nicht der<br />
Sohn des Propheten sein konnte.<br />
Etwa zur gleichen Zeit kündigte der Prophet<br />
Micha, ein Kollege von Jesaja, den Geburtsort dieses<br />
Kindes an: Und du Bethlehem Efrata, das du klein<br />
unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir<br />
wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel<br />
sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit,<br />
20
von den Tagen der Ewigkeit her (Micha 5,1). Dass die<br />
Geburt dieses Herrschers notwendig war, leuchtete<br />
jedem Gläubigen ein. Schließlich litten sie täglich an<br />
den Konsequenzen der Sünde, sowohl an ihren eigenen<br />
und derer, die ihnen das Leben zur Qual machten.<br />
Dank Jesaja und Micha wussten sie nun auch<br />
über die Stellung des Retters (ein König) und über<br />
seinen Geburtsort Bescheid. Es gab nur noch eine<br />
wichtige Frage zu klären: Wann würde er kommen?<br />
Die Offenbarung an Daniel<br />
Ungefähr zwei Jahrhunderte gingen ins Land, ohne<br />
dass dieses besondere Kind erschienen wäre. Das<br />
Volk Gottes war mittlerweile am tiefsten Punkt<br />
seiner geistlichen Karriere angelangt. Der Tempel<br />
Gottes war geplündert und zerstört und das Volk im<br />
Exil. Die Babylonier waren an der Macht und Israel<br />
spielte lediglich eine Statistenrolle in der Weltgeschichte.<br />
Doch Gott beabsichtigte, seinem Volk in<br />
dieser Stunde der absoluten Hoffnungslosigkeit,<br />
die letzte offene Frage in seinem Erlösungsplan zu<br />
beantworten.<br />
Während Daniel, ein treuer Nachfolger Gottes,<br />
am babylonischen Königshof über der Verheißung<br />
der Wiederherstellung Israels aus dem Propheten<br />
Jeremia betet, begegnet ihm der Engel Gabriel und<br />
kündigt ihm den ersehnten Zeitpunkt an: Siebzig<br />
Wochen sind über dein Volk und über deine heilige<br />
Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluss<br />
zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen<br />
und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit<br />
einzuführen und Vision und Propheten zu<br />
versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben (Daniel<br />
9,24). Bei den siebzig Wochen handelt es sich um<br />
eine symbolische Zahl von siebzig Jahrwochen zu<br />
jeweils sieben Jahren. Bis zur letztendlichen Erfüllung<br />
würde noch einiges passieren, aber der letzte<br />
Startschuss in Gottes Heilsplan war gefallen. Und<br />
Gottes Volk wartete ab.<br />
Es begab sich aber zu der Zeit ...<br />
Einige Jahrhunderte nach Daniel schrieb der Apostel<br />
Paulus einen Brief an die Gläubigen in Galatien und<br />
knüpft gedanklich an den Propheten an: als aber die<br />
Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren<br />
von einer Frau (Galater 4,4).<br />
Der Evangelist Lukas berichtet uns, dass der<br />
Engel Gabriel, der zuvor Daniel begegnete, nun von<br />
Gott zu Maria, einer jungen Frau in Galiläa geschickt<br />
wird, um ihr mitzuteilen, dass sie Gottes auserwähltes<br />
Werkzeug sei, um den angekündigten König zur<br />
Welt zu bringen (vgl. Lukas 1,26ff).<br />
Matthäus beginnt sein Evangelium mit dem Hinweis,<br />
dass Jesus Christus sowohl der Sohn Davids als<br />
auch der Sohn Abrahams ist (vgl. Matthäus 1,1). Jesus<br />
ist der wahre König über sein Volk, der es von seinen<br />
Sünden erlösen würde. War die Geburt Isaaks, des<br />
Sohnes Abrahams, bereits ein Wunder Gottes, so<br />
war Jesu Geburt noch wundersamer, da der Heilige<br />
Geist über Maria kam und dieses Leben ohne einen<br />
biologischen Vater erschuf (vgl. Lukas 1,35; Matthäus<br />
1,18). Jesajas Prophezeiungen erfüllten sich, denn<br />
in diesem Kind wohnte die Fülle Gottes leibhaftig.<br />
Deshalb zieht Matthäus die Verheißung des Propheten<br />
von einer jungen schwangeren Frau heran,<br />
um zu verdeutlichen, worin das eigentliche Wunder<br />
bestand – eine Jungfrau bringt den Sohn Gottes zur<br />
Welt (vgl. Matthäus 1,22.23)!<br />
Als sich schließlich die Magier aus dem Osten in<br />
Jerusalem nach dem Geburtsort des Königs erkundigen,<br />
werden sie entsprechend der Verheißung von<br />
Micha nach Bethlehem geschickt, wo sie das Kind<br />
auch vorfinden (vgl. Matthäus 2,11). Verwunderlich<br />
ist eigentlich nur, dass die jüdische Elite, die nun seit<br />
vielen Jahrhunderten auf diesen Moment warteten,<br />
sich nicht selbst auf den Weg machte.<br />
Gott hatte die Sendung seines Sohnes präzise<br />
geplant und sie ausreichend dokumentieren lassen,<br />
damit es keinen Zweifel mehr gab, als Jesus Christus<br />
tatsächlich in diese Welt kam.<br />
Sofern du Jesus bisher skeptisch gegenüberstandst,<br />
sollte das Zeugnis des Alten Testaments dir<br />
deine Zweifel nehmen. Denn Jesus ist tatsächlich<br />
derjenige, der er behauptete zu sein und als der er<br />
heute in der ganzen Welt verkündigt wird – der Sohn<br />
Gottes und verheißene König dieser Welt. Bringe<br />
deine Schuld, dass was dich von Gott trennt, zu<br />
Jesus, denn dafür ist er gekommen.<br />
Sofern du bereits Christ bist und um die Vergebung<br />
deiner Schuld weißt, hoffe ich, dass du erneut<br />
staunen kannst über den genialen Plan, den Gott<br />
sich für deine Errettung ausgedacht hat. Und wir<br />
dürfen uns sicher sein: Wenn Gott sich so viel Mühe<br />
gab, um das Grundproblem dieser Welt zu lösen,<br />
wie viel mehr ist er fähig und willens, sich um die<br />
kleinen und großen Sorgen in deinem Leben zu<br />
kümmern?<br />
Andreas Münch (*1984) ist verheiratet mit Miriam und Vater<br />
von Aaron. Er ist Autor und Theologiestudent beim Martin Bucer<br />
Seminar. Mehr hier: andreas-muench.com<br />
21
KIRCHENGSCHICHTE<br />
Rubrik für Biographien<br />
& Kirchengeschichte
Katharina von Bora<br />
Text von Diane Krüger<br />
Die meisten von uns kennen den Mönch, der im Kloster mit<br />
dem Teufel stritt, die katholische Kirche anprangerte und die<br />
Bibel in die deutsche Volkssprache übersetzte. Die wenigsten<br />
jedoch kennen den Doktor Martinus, der seine Frau »Herr<br />
Käthe« nannte, um seine früh verstorbene Tochter trauerte und<br />
ein strenger Vater seiner sechs Kinder war. Katharina von Bora<br />
erlebte Martinus als ehemaligen Mönch und hitzigen Ehemann,<br />
als kühnen Reformator und körperlich Kranken. Sie ist weder nur<br />
eine biographische Anzeige in Martin Luthers Lebenslauf, noch<br />
eine Heilige, aber ihr praktischer Glaube im Alltag macht sie zu<br />
einem Vorbild.<br />
© Gemälde: Lucas Cranach der Ältere (1526) 23
Eine veränderte Nonne 1<br />
Geboren wird die Adelige im Januar 1499.<br />
Ihre Mutter stirbt kurze Zeit danach und<br />
ihr verarmter Vater gibt sie mit sechs<br />
Jahren in ein Kloster. Mit 16 Jahren wird<br />
sie Nonne. Sie verschreibt sich einem Leben hinter<br />
dicken Mauern, isoliert von der Außenwelt, mit<br />
Ritualen. Schweigen, Beten und Frieren bestimmen<br />
ihren Alltag. Sie lernt lesen und schreiben. 18 Jahre<br />
verbringt sie im Kloster bis Martin Luthers Schriften<br />
auch das Zisterzienserkloster Marienthron in<br />
Nimbsch erreichen. Die darauffolgenden 29 Jahre<br />
werden im extremen Kontrast zu ihrem Nonnenleben<br />
stehen. Trotz der Drohung, dass Nonnenentführung<br />
mit der Todesstrafe geahndet wird, schickt Martin<br />
Luther einen Wagen, um neun Nonnen -darunter<br />
Katharina- aus ihrem Käfig der Selbstkasteiung und<br />
auferlegten Zeremonien und Ritualen zu befreien.<br />
»Ein Weibsbild ist nicht geschaffen, Jungfrau zu<br />
sein, sondern Kinder zu tragen«, soll der ehemalige<br />
Mönch gesagt haben, und kurzer Hand werden die<br />
meisten entführten Nonnen verheiratet oder bei Verwandten<br />
untergebracht, bis sie heiraten. Zu der Zeit<br />
gibt es für Frauen nur zwei anerkannte Wege: Kloster<br />
oder Ehe. Katharina ist dem einen gerade entkommen,<br />
aber so schnell will sie auch nicht den anderen<br />
Weg einschlagen. Sie bleibt in Wittenberg nahe dem<br />
»Schwarzen Kloster«, in dem Martin Luther lebt und<br />
seine Studenten unterrichtet, um bei einer Familie<br />
das Haushalten zu lernen. Das neue Leben ist ihr<br />
fremd: keine vorformulierten, lateinischen Gebete<br />
mehr, kein einsames Stillsitzen, kein auferlegtes<br />
Schweigen und keine Nonnentracht, in der sie ihre<br />
Hände verstecken kann. Aber wie Luthers Reformen<br />
ihren Geist befreit haben, so befreiend wirkt die nun<br />
harte körperliche Arbeit auf ihr Gemüt. Sie ist fleißig<br />
und wissbegierig. Schlachten, Backen, Säen und<br />
Ernten, Bierbrauen, Kinderhüten oder Buchhaltung,<br />
jeden Bereich der Haushaltung erlernt sie. Doch am<br />
meisten interessiert sie sich für die Fortschritte des<br />
Evangeliums. Dabei redet sie auch gerne mit oder<br />
1 Folgender Inhalt ist dem Buch: »Dehnerdt, Eleonore: Katharina.<br />
Die starke Frau an Luthers Seite.« 2015. entnommen und durch<br />
diverse Internetseiten abgeglichen.<br />
unterbricht durch Fragen und Anmerkungen, wenn<br />
sich Besucher darüber unterhalten. Luther wird ihr<br />
später dieses unhöfliche Benehmen verbieten.<br />
Katharina begreift, dass man nicht durch Selbstbestrafung<br />
oder Isolation Gott nahekommt, sondern<br />
dass Gottes Gegenwart im alltäglichen Handeln<br />
erfahrbar ist. Dennoch liebt sie es, während ihrer Arbeit<br />
die gelernten Anbetungstexte zu singen. Weil sie<br />
erkennt, dass alles, was anderen zum Leben und zur<br />
Freude hilft, gut ist, arbeitet sie gerne. Dabei gewöhnt<br />
sie sich an, die Tiere und Menschen, mit denen sie<br />
arbeitet, zu segnen. Bald wird sie »Heilige Katharina<br />
von Siena« genannt. Zunächst soll der Name<br />
spöttisch gemeint sein, da Katharina sich oft wie<br />
eine Adelige, die sie auch von Abstammung her ist,<br />
benimmt und nicht wie eine Magd. Doch Katharina<br />
nimmt sich ihre Namensverwandte zum Vorbild und<br />
kämpft schon bald genau wie Katharina von Siena<br />
gegen die Pest in ihrer Stadt an.<br />
Eine gezeichnete Familie<br />
Martin Luther möchte Katharina gern verheiratet<br />
sehen, um ihre Zukunft zu sichern. Als Hieronymus<br />
Baumgärtner die Beziehung zu Katharina auflöst,<br />
weil seine Eltern mit der entlaufenen Nonne nicht<br />
einverstanden sind, schlägt Doktor Martinus Dr.<br />
Kaspar Glatz vor. Katharina braust auf, lieber wolle<br />
sie den Herrn Doktor persönlich heiraten, als einen<br />
von geringem Ansehen und schlechtem Charakter.<br />
Im Juli 1525 heiraten Katharina von Bora und Martin<br />
Luther. Sie wohnen zusammen im Schwarzen Kloster<br />
und die ersten Jahre sind davon geprägt, dieser<br />
Wirtschaft Leben einzuhauchen. Katharina kümmert<br />
sich um die Tiere, die Gärten, das Renovieren,<br />
die Äcker, das Brauen und Kochen, die Angestellten,<br />
die Studenten und nach einer Auseinandersetzung<br />
mit ihrem Mann auch um die Finanzen. Sie wirtschaftet<br />
vorrauschauend, sodass sie, als ihr Zuhause<br />
von Studenten, Kranken und Bettlern belagert wird,<br />
genug Vorrat hat, um bereitwillig zu geben. »Du<br />
redest vom Wirtschaften wie dein Mann vom Wort<br />
Gottes!«, wurde ihr nachgesagt.<br />
Sechs Kinder bringt Katharina zur Welt. Sie erleidet<br />
eine Fehlgeburt und wird längere Zeit schwer<br />
krank. Ihre erste Tochter stirbt nach einem Jahr und<br />
24
auch ihre zweite Tochter muss sie nach dreizehn<br />
Jahren beerdigen. Martin Luther trauert besonders<br />
über den Verlust seiner zweiten Tochter. Doch die<br />
schwere Zeit schweißt das Ehepaar noch enger zusammen.<br />
Sie glauben an ein Wiedersehen mit ihren<br />
Kindern. Als die Pest 1527 und 1539 in Wittenberg<br />
ausbricht, flieht die Familie Luther nicht, sondern<br />
öffnet ihre Türen für Kranke und Zurückgelassene.<br />
Kinder von Freunden und Verwandten, deren Eltern<br />
an der Pest sterben, nehmen sie auf. Katharinas<br />
Kräfte schwinden, als sich auch Luthers Gesundheitszustand<br />
verschlechtert. Sie versorgt nicht nur<br />
das Schwarze Kloster mit seinen Gärten und Äckern<br />
sowie die Brauerei, sondern auch das Gut Zülsdorf,<br />
das ihr ihr Ehemann schenkte und ein ehemaliger<br />
Familienbesitz der Familie von Bora war. 1546 stirbt<br />
Martin Luther in Eisleben. Mit seinem Testament<br />
will er Katharina die Ländereien und ihre Vormundschaft<br />
für ihre Kinder sichern. Damit wäre sie wohl<br />
die erste nicht bevormundete Witwe mit dem Recht<br />
auf Erbe und ihre Kinder. Doch die Juristen erkennen<br />
das Testament nicht an. Jahrelang streitet sie<br />
für ihr Zuhause und vor allem um ihre Kinder. Der<br />
Kurfürst steht für sie ein. Er hat Martin Luther und<br />
später auch seiner Familie oft finanziell zur Seite<br />
gestanden. Als 1546 der Religionskrieg zwischen den<br />
evangelischen Ständen und dem katholischen Kaiser<br />
ausbricht, verlieren Katharina und alle Bewohner<br />
des Schwarzen Klosters ihren Gönner und geraten in<br />
die Mühlen der verfeindeten Fronten. Auf der Straße<br />
werden Steine nach ihr geworfen, der Vetter des Kurfürsten<br />
belagert Wittenberg, und kurze Zeit später<br />
brennen die ersten Scheiterhaufen, um die Wut auf<br />
die Evangelischen und Reformationsbefürworter<br />
zu stillen. Katharina flieht mit ihren Kindern zu<br />
Bekannten nach Magdeburg und dann nach Braunschweig.<br />
Während die einen sie wegen ihres Mannes<br />
am Galgen hängen sehen wollen, nehmen andere<br />
sie im Namen des großen Reformators auf. Als sie<br />
im Juni 1547 nach Wittenberg zurückkehrt, sind alle<br />
ihre Ländereien verwüstet oder verbrannt. Die harte<br />
Arbeit, die großen Verluste in der Familie und der<br />
Rechtsstreit haben Katharina müde gemacht. Sie<br />
übergibt den Besitz ihrem ältesten Sohn. 1552 bricht<br />
zum dritten Mal die Pest aus. Auch diesmal kümmert<br />
sich Katharina um die Kranken, bis der Schwarze<br />
Tod vor dem ehemaligen Kloster keinen Halt mehr<br />
macht. Notgedrungen flieht Katharina nach Torgau,<br />
vor dessen Toren ihre Kutsche in einen Wassergraben<br />
abrutscht. Ihre Hüfte wird dabei zertrümmert<br />
und sie erliegt einige Monate später den Verletzungen.<br />
Ihre jüngste Tochter Maruschel (Margarete),<br />
die seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr von ihrer<br />
Seite wich, pflegt sie bis zum Ende.<br />
Auch heute eine starke Frau?<br />
Die Person Katharina von Bora ist wahrscheinlich<br />
heute nur noch als entlaufene Nonne und Frau<br />
Martin Luthers bekannt. Ich hoffe jedoch, dass<br />
dieser Artikel dazu beiträgt, dass wir auch von<br />
unscheinbaren Frauen und Männern Gottes lernen.<br />
Katharina bewies ihren Glauben öffentlich, indem<br />
sie das geschützte Klosterleben verließ und sich<br />
auf den Weg einer unsicheren und gefährlichen<br />
Zukunft begab. Sie glaubte daran, dass sie Gott im<br />
alltäglichem Leben begegnete und dass sie durch<br />
die gewöhnlichsten Dinge und Arbeiten ihm Freude<br />
machte und nicht durch Rituale und Selbstbestrafung.<br />
Hautnah erlebte sie den Kampf um das wahre<br />
Evangelium mit und beteiligte sich daran, indem<br />
sie mit ihren Mitteln und ihren Fähigkeiten Gottes<br />
Liebe praktisch lebte. Sie war wachsam, wenn man<br />
über Gottes Wort sprach, sie war entschlossen, ihren<br />
Wissendurst durch Fragen zu stillen auch gegen die<br />
damalige Sitte, und sie war mutig, für ihren Besitz<br />
und ihre Familie zu kämpfen und voller Tatendrang,<br />
Versorgung und Hilfe zu leisten.<br />
Diane Krüger (*1994) hat Germanistik und Kunstgeschichte<br />
studiert. Derzeit ist sie FSJler bei »Teens in Mission«.<br />
25
INTERVIEW<br />
Gespräche zwischen<br />
Kanzel & Studierzimmer<br />
»Ich sehe, dass Gott wirkt und<br />
spricht, ich merke aber auch<br />
in vielen Gemeinden, dass sie<br />
nicht darauf hören wollen<br />
oder können. Nachfolge kann<br />
aber nur funktionieren, wenn<br />
man sich an dem orientiert,<br />
dem man nachfolgt.«
REGENSBURG<br />
Johannes<br />
Kneifel<br />
Interview von Peter Voth<br />
Vor einigen Jahren berichteten fast alle großen deutschen<br />
Leitmedien von einem Neonazi, der einen Menschen zu Tode<br />
brachte und sich im Gefängnis bekehrte. Die Wandlung des<br />
Johannes Kneifel vom »Saulus zum Paulus« war auch für die<br />
breite Öffentlichkeit interessant. Auch wenn wir theologisch wohl<br />
nicht ganz auf einer Wellenlänge sind, wollten wir mehr über<br />
seine Bekehrung und seine Haltung zum Glauben wissen.<br />
27
Ich habe ein wenig über dich recherchiert und<br />
dabei gemerkt, dass du theologisch vielleicht nicht<br />
ganz mit uns auf einer Linie bist. Doch ein Diskurs<br />
kann ja auch eine Chance sein. Du bist als Kind<br />
von schwerbehinderten Eltern aufgewachsen.<br />
In dieser schwierigen Situation als Jugendlicher<br />
hast du dich der Neonazi-Szene angeschlossen.<br />
Diese Zeit war sehr von Gewalt geprägt. Am Ende<br />
stand eine Körperverletzung mit Todesfolge und<br />
fünf Jahre Knast. Dort bist du schließlich Christ<br />
geworden. Später hast du dann Theologie studiert<br />
und dienst jetzt als Pastor. Deine »Vom Saulus<br />
zum Paulus« Geschichte hast du in einem Buch<br />
veröffentlicht und in den Medien oft dargelegt. Ist<br />
das soweit richtig zusammengefasst?<br />
Fast. Momentan bin ich in keiner Gemeinde angestellt<br />
und arbeite freiberuflich als Theologe.<br />
Hat das mit deiner Vergangenheit zu tun? Oder hat<br />
es andere Gründe?<br />
Ja, das ist auch ein Grund. Manchen Gemeinden ist<br />
das Evangelium eben peinlich.<br />
Es gab sicher einige interessierte Gemeinden. Und<br />
es ist wirklich daran gescheitert, dass du mal im<br />
Gefängnis gesessen hast?<br />
So viele Gemeinden waren es nicht und als dann<br />
noch eine Scheidung dazu kam, wurde es noch komplizierter.<br />
Das kann ich mir vorstellen. Die Scheidung war<br />
dann schon bereits als Christ, oder?<br />
Ja.<br />
Würdest du gerne wieder als Pastor einer Gemeinde<br />
dienen oder bist du in deiner Rolle als freiberuflicher<br />
Theologe zufrieden?<br />
Ich würde gerne wieder in einer Gemeinde sein.<br />
Bist du dennoch etwas enttäuscht vom Christentum?<br />
Es ist in einer solchen Situation sicher<br />
schwer, dass keine bittere Wurzel entsteht.<br />
Vom Christentum nicht. Aber es schmerzt natürlich,<br />
wenn christliche Gemeinden mehr nach ihren<br />
eigenen Vorstellungen handeln, als nach Jesu Worten<br />
und Taten.<br />
Wurde deine Beziehung zu Christus in dieser Zeit<br />
gestärkt oder hat dich das eher von Gott weggetrieben?<br />
Sie hat sich verändert. Die Leidensnachfolge hat ein<br />
viel stärkeres Gewicht bekommen.<br />
Greifen wir etwas zurück in die Vergangenheit.<br />
Wie bist du konkret mit dem Glauben an Christus<br />
in Berührung gekommen. Und wie wurdest du<br />
schließlich selbst Christ?<br />
Berührungspunkte gab es schon vorher, auch in<br />
meiner Familie. Aber beeindruckend war dann, in<br />
meiner Krisenzeit im Gefängnis, wie Christen mir<br />
dort aufgrund ihres Glaubens begegnet sind. Letztlich<br />
haben mir Geschwister dort durch ihre Art das<br />
Wesen Gottes nahe gebracht. Mich so vorbereitet auf<br />
die Begegnung mit Jesus. Und dann war es Gottes<br />
direktes Wirken. Ich habe gemerkt, dass Jesus mich<br />
anspricht und mir Vergebung und neues Leben<br />
anbietet.<br />
Hast du deine konkrete Bekehrung tatsächlich als<br />
»Begegnung« empfunden oder war es mehr ein<br />
Prozess?<br />
Bis dahin gab es auf jeden Fall einen Prozess, aber<br />
dann war es eine entscheidende Begegnung.<br />
Könntest du diese Begegnung vielleicht etwas<br />
konkreter schildern?<br />
Ich habe während einer Predigt im Gefängnisgottesdienst<br />
gespürt, dass durch die Worte des Pastors<br />
jemand ganz anderes zu mir spricht. In diesem<br />
Moment wurde mir klar, dass ich jetzt wirklich die<br />
Chance für einen Neuanfang habe. Aber dass ich<br />
auch eine Entscheidung dazu treffen muss, dass ich<br />
vertrauen muss und mich auch ganz bewusst der<br />
Herrschaft Christi unterstellen muss. Dabei konnte<br />
ich allerdings spüren, dass Jesus wirklich vertrauenswürdig<br />
ist und es gut mit mir meint. Dann war es<br />
ein Gebet in meiner Zelle nach dem Gottesdienst. Ich<br />
habe meine Schuld ans Kreuz gebracht. Konnte körperlich<br />
spüren, dass Jesus sie mir wirklich abnimmt<br />
und auf sich nimmt. Und ich konnte spüren, wie er<br />
mir dafür etwas viel Besseres gibt, seinen Geist, tiefen<br />
Frieden, innere Freude, Gemeinschaft mit ihm.<br />
28
Vielen Dank für diese eindrückliche und sehr persönliche<br />
Schilderung. Du hast vom »spüren« gesprochen.<br />
Glaubst du, dass es für eine Bekehrung<br />
wichtig ist, dass man diese konkreten »Gefühle«<br />
hat und dass man es regelrecht »spüren« muss?<br />
Sozusagen als Bestätigung für die Echtheit der<br />
Bekehrung?<br />
Ich denke, Gottes Wirken ist da sehr vielfältig. Für<br />
mich war es sehr wichtig, weil ich zu diesem Zeitpunkt<br />
überhaupt kein emotionaler Mensch war. Es<br />
war dann sozusagen auch eine Geistesgabe, fühlen<br />
zu können. Etwas, was den alten Menschen vom<br />
neuen Menschen unterschieden hat.<br />
Im heutigen Christentum spielen Emotionen,<br />
Wunder, Sensationen usw. besonders in den<br />
Freikirchen eine große Rolle. Statt des Evangeliums<br />
werden oft unterhaltende Elemente in den<br />
Mittelpunkt gestellt. Wir als reformatorisches<br />
Magazin sehen vieles wohl eher sehr nüchtern und<br />
beobachten diese Entwicklung kritisch. Was ist<br />
deine Meinung dazu?<br />
Es gibt die zwei Seiten, auf denen man vom Pferd<br />
fallen kann. Manche müssen sich fragen, ob sie ihre<br />
eigene Erlebniswelt über Gottes Wort stellen, andere<br />
müssen sich fragen, ob sie die Inkarnation Christi<br />
ernst genug nehmen.<br />
Wie meinst du das? Oder allgemeiner gefragt: Wie<br />
siehst du die Lage des Christentums in Deutschland?<br />
Ich sehe, dass Gott wirkt und spricht, ich merke aber<br />
auch in vielen Gemeinden, dass sie nicht darauf<br />
hören wollen oder können. Nachfolge kann aber<br />
nur funktionieren, wenn man sich an dem orientiert,<br />
dem man nachfolgt. Das ist dann fatal. Auf der<br />
anderen Seite komme ich auch viel herum und lerne<br />
überall in Deutschland und in allen Konfessionen<br />
Menschen kennen, die in guter Gemeinschaft mit<br />
Gott leben und dadurch auch andere zum Glauben<br />
einladen. Ich denke, generell sollte mehr Wert auf<br />
Nachfolge gelegt werden. Menschen nur zur Bekehrung<br />
zu führen, ist zu wenig und eine Verkürzung<br />
von Jesu Auftrag. Letztlich fragen auch Nichtchristen<br />
überhaupt nicht, ob jemand eine neue Bezeichnung<br />
angenommen hat, sie wollen sehen, was sich dadurch<br />
im Leben verändert.<br />
Das ist wahr. Die Nachfolge beginnt ja erst bei der<br />
Bekehrung, für viele hört es mit dem Sündenbekenntnis<br />
leider fast schon auf. Der Glaube ist eine<br />
ganzheitliche und radikale Lebenseinstellung.<br />
Kommen wir zu unseren abschließenden Fragen,<br />
die wir allen unseren Interviewpartnern stellen.<br />
Welcher biblischen Person würdest du gerne welche<br />
Frage stellen?<br />
Hiobs Rückblick auf sein Leben würde mich interessieren.<br />
Die schwierigste Bibelstelle?<br />
Schwierig in der Umsetzung auf jeden Fall die Bergpredigt.<br />
Dennoch absolut empfehlenswert.<br />
Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am<br />
ehesten identifizieren?<br />
Mit dem Jünger Johannes.<br />
Welche Person der Kirchengeschichte würdest du<br />
gerne einmal treffen?<br />
Ich werde sie ja alle treffen. Ich kann von allen lernen,<br />
möchte da keinen herausgreifen.<br />
Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?<br />
Den zweiten Band der Jesus-Bücher von Benedikt<br />
XVI.<br />
Welches Buch wolltest du schon immer einmal<br />
lesen?<br />
Da habe ich keines.<br />
Was bedeutet für dich der Begriff »Reformation«?<br />
Ein bleibender, lebenslanger Auftrag, sich selbst<br />
immer wieder zu hinterfragen, ob man nach Gottes<br />
Willen lebt, individuell und als Gemeinde – und<br />
dann Korrekturen vornehmen.<br />
Bestes Zitat?<br />
Das Vaterunser.<br />
Was bedeutet Jesus für dich?<br />
Das Wichtigste in meinem Leben, der Grund meines<br />
Lebens.<br />
Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke. Wir<br />
wünschen dir weiterhin Gottes Gnade und viel<br />
Kraft für deinen weiteren Weg.<br />
Danke.<br />
29
INTERVIEW<br />
Gespräche zwischen<br />
Kanzel & Studierzimmer<br />
»Ich würde mich selbst als<br />
ein kleines Teil dieser reformatorischen<br />
Bewegung<br />
sehen und bin sehr froh<br />
mitzuerleben, dass Gott<br />
vielen jungen Leuten das<br />
Bewusstsein dafür weckt –<br />
denn es macht doch einen<br />
sehr großen Unterschied.«
WEILBURG<br />
Benjamin<br />
Schmidt<br />
Interview von Peter Voth<br />
Er ist jung, reformatorisch, Familienvater und Leiter der<br />
traditionsreichen Schriftenmission »Herold«. Grund genug<br />
für uns, Benjamin zu interviewen. Dabei haben wir über seine<br />
Anfänge im Glauben, Theologie und Demut gesprochen.<br />
31
Viele unserer Leser werden dich vielleicht nicht<br />
kennen. Du agierst eher im Hintergrund. Könntest<br />
du dich vielleicht kurz vorstellen?<br />
Also, mein Name ist Benjamin Schmidt, ich bin 34<br />
Jahre alt, verheiratet mit Hanna und Vater von drei<br />
Kindern. Beruflich bin ich vollzeitlicher Missionsleiter<br />
der Herold-Schriftenmission e.V., zu dem auch<br />
der Heroldverlag gehört.<br />
Zudem arbeite ich ehrenamtlich in der Immanuel-Gemeinde<br />
in Wetzlar mit. Dort bin ich Diakon,<br />
predige hin und wieder (gerade über den Galaterbrief),<br />
leite die Sonntagsschulen für Kinder und<br />
Erwachsene.<br />
Wie bist du Missionsleiter bei Herold geworden?<br />
Klingt für einen jungen Mann wie dich doch etwas<br />
außergewöhnlich.<br />
Naja, ist natürlich die Frage, was jemand mit dem<br />
»Herold« verbindet. In meinem Alter eine Mission<br />
zu leiten, ist nicht unbedingt außergewöhnlich<br />
(grinst).<br />
Aber ehrlich gesagt, war genau deine Frage mein<br />
erster Gedanke, als ich kurz vor meinem Bibelschulabschluss<br />
(an der Bibelschule Brake) die Anfrage<br />
erhielt, bei der Herold-Schriftenmission einzusteigen.<br />
Weil ich den »Herold« schon viele Jahre durch<br />
meine Großmutter und meine Eltern kannte, war ich<br />
vorerst nicht besonders angetan. Zum einen, weil<br />
ich Fragen in Bezug auf einige Lehrpunkte hatte und<br />
zum anderen, weil das optische Auftreten der Mission<br />
nicht ganz so ansprechend war.<br />
Wie bist du diese Herausforderungen angegangen?<br />
Lehrmäßig und auch bezüglich des Auftretens der<br />
Mission bzw. des Verlages?<br />
Nun, zuerst musste ich mir eingestehen, dass das<br />
Problem mit der äußeren Erscheinung eigentlich<br />
eine Nebensächlichkeit war – denn schließlich gibt<br />
es ja keinen besseren Job als das Evangelium zu<br />
verkündigen. Und in diesem Punkt war die Mitarbeit<br />
in einer christlichen Mission, wie dem Herold,<br />
genau das Richtige. Natürlich ging ich da auch mit<br />
dem Gedanken rein, einiges optisch aufzubessern,<br />
aber die Möglichkeit, anderen Gottes Wort auf<br />
diese Weise zu lehren, hat mich sehr gereizt. Doch<br />
in Bezug auf die lehrmäßigen Fragen hab ich nicht<br />
hinter den Berg gehalten und meine Kritik in manchen<br />
Punkten direkt beim Vorstand der Mission zur<br />
Sprache gebracht. Ich habe offen dargelegt, dass ich<br />
davon überzeugt bin, dass Gott in der Erlösung und<br />
in der Heiligung des Menschen souverän, frei und<br />
unabhängig agiert, dass ich von der bedingungslosen<br />
Erwählung überzeugt bin, davon, dass kein Mensch<br />
Gottes Gnade widerstehen kann, dass alle, die Er<br />
erwählt, auch aus Seiner Kraft bis zum Ende im<br />
Glauben bewahrt werden und dass Er alles zu Seiner<br />
Ehre tun wird. Diese Wahrheiten wollte ich in meiner<br />
Arbeit nicht verschweigen – besonders, wenn ich die<br />
Verantwortung der Mission übernehmen sollte.<br />
Überraschenderweise war das für die Geschwister<br />
kein großes Problem. Und so hatte ich auch keine<br />
Einwände mehr.<br />
Das hört sich sehr gut an. Wir gehen mal ein paar<br />
Schritte zurück. Wie bist du mit dem christlichen<br />
Glauben in Berührung gekommen und wie bist du<br />
schließlich selbst Christ geworden?<br />
Meine Eltern sind Christen und haben uns Kindern<br />
schon von klein auf das Evangelium erzählt und<br />
Nachfolge vorgelebt. Mein Vater, ein Prediger, war<br />
und ist für mich ein großes Vorbild. Er hat Christus<br />
sehr lieb und hatte viel Kenntnis über Gottes<br />
Wort. Und obwohl meine Eltern ein ganz klares<br />
Verständnis von Rechtfertigung aus Glauben allein<br />
besaßen und uns vermittelten, war meine Sicht sehr<br />
moralisch. Ich war der Meinung, Gott ist mit mir<br />
zufrieden, wenn ich seine Gebote halte. Als Teenager<br />
habe ich krampfhaft versucht danach zu leben, doch<br />
natürlich immer wieder versagt. Also sagte ich mit<br />
15 Jahren, dass Gott mich in Ruhe lassen soll. Seine<br />
Ansprüche waren für mich zu hoch und mein Leben<br />
mir zu wertvoll, um mir ständig etwas von Ihm vorschreiben<br />
zu lassen. Damit begann ein sechsjähriger<br />
Weg in Alkohol, Sex und Drogen. Ich war immer auf<br />
der Suche nach Erfüllung, aber fand sie nicht.<br />
Mit 21 Jahren, als ich körperlich und seelisch<br />
völlig am Boden war, fiel mir eine Karte mit einem<br />
Bibelvers in die Hände, die mein Vater mir Jahre zuvor<br />
gegeben hatte. Es war Sacharja 4,6: »Es soll nicht<br />
durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist<br />
geschehen, spricht der Herr Zebaoth.« Da traf es<br />
mich wie ein Schlag und ich verstand, dass Gott genau<br />
weiß, wie unfähig ich bin und dass Er alles getan<br />
hatte, damit ich von meiner Schuld frei komme.<br />
Heute weiß ich, dass Gott zu Seiner Zeit das in<br />
mir getan hat, wovon Paulus im 1. Korinther 2,14<br />
und 2. Korinther 4,6 spricht. Sein Heiliger Geist hat<br />
mir die Augen geöffnet, damit ich das Evangelium<br />
verstehe, Er hat mir die Herrlichkeit Christi, meines<br />
Erlösers, gezeigt. Und das zog mich zu Ihm.<br />
Danke für diesen schönen und sehr persönlichen<br />
Einblick. Es gibt nichts Besseres als das Evangelium.<br />
Du hast vorher schon die Gnadenlehren<br />
erwähnt. Wie bist du bewusst mit ihnen in Berührung<br />
gekommen?<br />
Das ist sehr kompliziert. Aber kurz zusammengefasst:<br />
Durch das Johannesevangelium. Besonders Kapitel 6<br />
des Johannesevangeliums hat mein vorher sehr menschenzentriertes<br />
»Evangelium« über den Haufen<br />
geworfen. »Geholfen« haben dabei noch Lehrer wie<br />
Martyn Lloyd-Jones und John Piper. Deren Bücher<br />
hat mir mein Vater immer wieder aufs Herz gelegt.<br />
32
Wie beurteilst du die reformatorische Bewegung in<br />
Deutschland?<br />
Ich würde mich selbst als ein kleines Teil dieser<br />
reformatorischen Bewegung sehen und bin sehr<br />
froh mitzuerleben, dass Gott vielen jungen Leuten<br />
das Bewusstsein dafür weckt – denn es macht doch<br />
einen sehr großen Unterschied. Mir fällt nur immer<br />
wieder auf, dass wir aufpassen müssen, zum einen<br />
nicht zu akademisch und zum anderen nicht überheblich<br />
zu werden. Das sind meines Erachtens zwei<br />
Gefahren, denen wir ausgesetzt sind. Vielleicht liegt<br />
es gerade daran, dass diese Bewegung in Deutschland<br />
aus sehr vielen jungen Leuten besteht, die selbst<br />
akademisch sind, lehrmäßige (meist englische) Literatur<br />
lesen, etc. Eigentlich nehmen die Lehren der<br />
Gnade uns jeden Grund überheblich zu sein, aber<br />
ich stelle trotzdem an mir und an anderen (Calvinisten)<br />
manchmal fest, dass wir stolz sind auf unsere<br />
Erkenntnis. Da müssen wir sehr aufpassen und dies<br />
unbedingt vermeiden.<br />
Dem können wir uns nur anschließen. Kommen<br />
wir zu unseren abschließenden Fragen, die wir<br />
allen unseren Interviewpartnern stellen. Welcher<br />
biblischen Person würdest du gerne welche Frage<br />
stellen?<br />
Schwere Frage, da gibt es so viele interessante Leute<br />
mit interessanten Fragen. Aber meine Frage würde<br />
sich vermutlich an Jakobus richten, warum er in seinem<br />
Brief nicht manche Aussagen anders formuliert<br />
hat.<br />
Die schwierigste Bibelstelle?<br />
Hier muss ich zitieren. Ich glaube, es war Peter<br />
Schild, der in einem Interview beim <strong>Timotheus</strong>-Magazin<br />
gesagt hat: »Johannes 3,16. Denn wie kann Gott<br />
diese Welt nur lieben?« Dasselbe frage ich mich auch<br />
häufig.<br />
Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am<br />
ehesten identifizieren?<br />
Mit Petrus. Hatte eine große Klappe und ist ordentlich<br />
gedemütigt worden.<br />
Welche Person der Kirchengeschichte würdest du<br />
gerne einmal treffen?<br />
Darf ich drei nennen? Luther, Augustinus und Calvin.<br />
Mit allen drei an einem Tisch, das wär‘s!<br />
Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?<br />
»Five Views On The Law And Gospel« von Walter<br />
Kaiser Jr., Douglas Moo, Willem VanGemeren, Stanley<br />
Gundry und Greg Bahnsen.<br />
Welches Buch wolltest du schon immer einmal<br />
lesen?<br />
Meine Amazonliste, was Bücher betrifft, ist lang. Da<br />
fällt mir gerade kein Besonderes ein.<br />
Was bedeutet für dich der Begriff »Reformation«?<br />
Zuerst Gottes Wort ernst nehmen, dadurch Christus<br />
immer mehr wertschätzen und es unter Gebet auch<br />
anderen lieb machen. Auf diese Weise bewirkt Gott<br />
Reformation bei Einzelnen und in Seinem Volk.<br />
Bestes Zitat?<br />
»Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert,<br />
dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um<br />
Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.«<br />
(Paulus in 1. <strong>Timotheus</strong> 1,15)<br />
Was bedeutet Jesus für dich?<br />
Jesus Christus ist für mich jeder Grund zur Hoffnung.<br />
Er ist mein Gott, mein Herr, der mich durch<br />
sein eigenes Blut erkauft hat, mein Erlöser, der mich<br />
durch sein Opfer am Kreuz vor Gottes gerechtem<br />
Zorn errettet; Jesus Christus ist mein Heil, weil Er<br />
mich in seine Gerechtigkeit gekleidet und die Strafe<br />
für meine Ungerechtigkeit auf sich genommen hat.<br />
Durch Ihn bin ich mit Gott versöhnt und darf – aufgrund<br />
der Stellvertretung Jesu – so vor Gott stehen,<br />
als hätte ich niemals eine Sünde begangen. Er ist<br />
meine Heiligung, in Ihm sieht Gott mich so an, als<br />
hätte ich in allem Sein heiliges Gesetz vollkommen<br />
gehalten. Er ist mein Schöpfer, mein Erhalter, mein<br />
bester Freund, der mich durch gute und schwere<br />
Zeiten führt und nie von meiner Seite weicht. Jesus<br />
Christus ist mein Bruder, der sich selbst erniedrigt<br />
hat und bis zum Tod am Kreuz dem Vater gehorsam<br />
war, um mir (und allen, die an Ihn glauben) die<br />
Gotteskindschaft zu erwerben. Jesus ist auch mein<br />
Haupt, weil ich durch die Wiedergeburt, die Gottes<br />
Geist in mir gewirkt hat, ein Glied an Jesu Leib, der<br />
Gemeinde der Heiligen, geworden bin. Jesus ist mein<br />
Leben, weil Er mein altes, sinnloses Leben beendet<br />
und mir neues, ewiges Leben geschenkt hat, das<br />
endlich Sinn ergibt, weil es zum Lob der Herrlichkeit<br />
Gottes dient – dem Zweck, zu dem alles erschaffen<br />
wurde.<br />
Ich könnte noch einiges ergänzen, weil Seine<br />
Person und sein Werk so umfassend sind, dass wir<br />
die ganze Ewigkeit kein Ende finden werden, um all<br />
das aufzuzählen, was Er für uns ist. Aber zusammengefasst<br />
bedeutet Jesus vor allem das für mich!<br />
Ich liebe Jesus Christus für all das, was Er für<br />
mich ist und für mich getan hat, denn hätte Er nicht<br />
in mein Leben eingegriffen, könnte ich all das von<br />
Ihm nicht sagen, sondern würde Ihn noch immer ablehnen<br />
und verachten und mir würde das Kostbarste<br />
entgehen: Gott selbst!<br />
Vielen Dank für die Einblicke und deine Zeit. Wir<br />
freuen uns über eure Arbeit und hoffen, dass Gott<br />
es in seiner Gnade noch lange erhält!<br />
Das kann ich nur zurückgeben! Auch Euch weiterhin<br />
alle Gnade in Jesus.<br />
33
NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE<br />
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Aus der Fülle<br />
des Herzens<br />
redet der<br />
Mund<br />
BRAD BEEVERS<br />
WIE WIR<br />
UNSER REDEN<br />
UNTER GOTTES<br />
HERRSCHAFT<br />
BRINGEN KÖNNEN<br />
An unserem Reden<br />
erkennt man unseren<br />
wahren Charakter und was in unserem Herzen<br />
steckt – bei Konflikten, Frustrationen und ganz<br />
normalen Alltagssituationen. Jakobus schreibt treffend:<br />
»Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist<br />
ein vollkommener Mensch und kann auch seinen<br />
Körper beherrschen!« (Jak 3,2).<br />
Aber: Unseren Sprachgebrauch können wir nicht<br />
einfach äußerlich ändern und verstellen. Er ist eine<br />
Sache des Herzens. Und darum geht es in diesem<br />
Heft: nicht einfach ein äußerliches Verhalten zu<br />
korrigieren, sondern die Änderung muss in unserem<br />
Herzen und Denken ansetzen. Wie ichbezogen<br />
und weltförmig denken doch auch Christen oft! Das<br />
macht der Autor anhand vieler Beispiele deutlich.<br />
Und er zeigt den Weg, wie Christen wirklich das Wesen<br />
Jesu Christi auch in ihrem Reden widerspiegeln<br />
können.<br />
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Was ich im<br />
Krankenbett<br />
lernte<br />
JOHN PIPER<br />
Krank ist man nie<br />
freiwillig. Doch Gott<br />
kann auch diese<br />
Zeiten nutzen. John<br />
Piper bringt dem Leser zehn Wahrheiten über Gott<br />
nahe sowie zehn Dinge, die er im Krankenhaus<br />
über den Glauben lernte und die ihn stärkten und<br />
den Aufenthalt dort sogar zu einer wertvollen Zeit<br />
machten.<br />
Meine<br />
Bekehrung<br />
C. H. SPURGEON<br />
»Wie kann ich Errettung<br />
erfahren?« Diese Frage<br />
quälte Spurgeon für<br />
viele Jahre. Trotz seiner<br />
christlichen Erziehung<br />
und eines Umfelds, in<br />
dem er alle »Theorie«<br />
kennengelernt hatte,<br />
suchte er nach einer Antwort, die er an einem<br />
schneereichen Wintertag in einer unbekannten,<br />
kleinen Gemeindeversammlung fand.<br />
Mit dem Beginn seiner Bekehrung im Alter von 15<br />
Jahren reifte einer der größten Prediger Englands<br />
heran. Sein lebendiger Predigtstil zog Massen von<br />
Menschen an und viele kamen zu Christus. Im<br />
Laufe seines Lebens predigte er zu einer geschätzten<br />
Menge von 10 Millionen Menschen und er wurde der<br />
»Prince of Preachers« genannt.<br />
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