Konzept Schülerfirma Martibyte - Martinschule Rietberg-Verl
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<strong>Konzept</strong> <strong>Schülerfirma</strong><br />
<strong>Martibyte</strong><br />
Klaus Biener<br />
<strong>Martinschule</strong> <strong>Rietberg</strong>-<strong>Verl</strong><br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 1
<strong>Martibyte</strong> – Eine <strong>Schülerfirma</strong> der <strong>Martinschule</strong><br />
1. Aus einer Arbeitsgemeinschaft wird eine <strong>Schülerfirma</strong> - vom Schulalltag zur <strong>Schülerfirma</strong> 3<br />
2. Besonderheiten der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ 3<br />
3. Rechtsstatus 5<br />
4. Produktpalette 5<br />
4.1 Hardwarebereich 5<br />
4.2 Software- und Supportbereich 6<br />
5. Firmenstruktur 6<br />
5.1 Geschäftsführung 7<br />
5.2 Kaufmännische Abteilung (einige Mitarbeiter) 7<br />
5.3 Technische Abteilung (alle Mitarbeiter) 7<br />
5.4 Marketingabteilung (einige Mitarbeiter) 7<br />
6. Förderziele 7<br />
7. Einbettung von „<strong>Martibyte</strong>“ in die bestehende Schulstruktur und Zeitplanung 8<br />
8. Evaluationsaspekte 9<br />
9. Aktuelles Fazit 10<br />
10. Preise und Auszeichnungen 11<br />
10.1 <strong>Schülerfirma</strong> "<strong>Martibyte</strong>" zweiter Landessieger beim VBE-Wettbewerb „Goldner Floh“ 11<br />
10.2 Zweiter Platz für „<strong>Martibyte</strong>“ auf Bundesebene 12<br />
Anlage 1: Förderplan für die Mitarbeiter der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ 16<br />
1. Handlungskompetenz 16<br />
2. Logisches Denken 17<br />
3. Flexibilität 17<br />
4. Entscheidungsfähigkeit 17<br />
5. Kommunikationsfähigkeit 17<br />
6. Team- und Kooperationsfähigkeit 18<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 2
7. Identifikation 18<br />
8. Pünktlichkeit 18<br />
9. Zuverlässigkeit 18<br />
10. Ordnung 19<br />
11. Durchhaltevermögen 19<br />
1. Aus einer Arbeitsgemeinschaft wird eine <strong>Schülerfirma</strong> - vom<br />
Schulalltag zur <strong>Schülerfirma</strong><br />
Ausgehend von der Idee, dass in vielen alten oder defekten Computern noch Teile<br />
schlummern, die weiter verwendet werden können und somit als wertvolle Rohstoffe<br />
wieder in den Wertstoffkreislauf zurück gelangen, wurde zunächst die<br />
Arbeitsgemeinschaft „Recycling von Altgeräten, Zusammenbau, Reparatur und<br />
Wartung von Computern mit Netzwerkbetreuung“ gebildet. Die <strong>Martinschule</strong> erhielt in<br />
den vergangenen Jahren aus Krankenhäusern, von einer Volksbank und von<br />
Privatleuten Computeraltgeräte, die zum Teil noch funktionierten oder auch defekt<br />
waren. Die defekten Geräte wurden fachgerecht demontiert und die nicht mehr zu<br />
gebrauchenden Teile sortenrein in die Bestandteile Eisen, Kunststoff, Kupferkabel<br />
und Elektroschrott getrennt. Festplatten, Grafikkarten und Speicher wurden auf<br />
Funktion hin überprüft und dienten zur Ergänzung und Reparatur nicht<br />
funktionierender Geräte, nach dem Motto: „Aus drei mach zwei!“<br />
Später ging die AG dazu über, Neuteile aus dem Schulbudget zu kaufen und mit<br />
Altteilen zu kombinieren, was die Kosten für einen neuen PC enorm senkte. So<br />
wurden in der <strong>Martinschule</strong> <strong>Rietberg</strong> seit zehn Jahren zunächst vier, mittlerweile aber<br />
100 vernetzte Computer von Lehrern und Schülern zusammengebaut, gewartet<br />
sowie auf- und umgerüstet.<br />
Bislang konnten alle Probleme im Soft- und Hardwarebereich schulintern unter<br />
Verzicht auf kostenintensiven Support von außen gelöst werden. Die Beauftragung<br />
einer Firma zur Lösung von Hard- und Softwareproblemen sowie Unterstützung im<br />
Bereich der Netzwerkadministration (Installation, Konfiguration und Administration<br />
eines Linux-Servers sowie der Clients) war nie erforderlich.<br />
Angeregt durch einen WDR 3-Beitrag über Schülerfirmen, die Lektüre der<br />
Staatsarbeit eines neuen Kollegen zur Thematik, durch den Besuch einer Schule für<br />
Lernbehinderte, an der sich eine <strong>Schülerfirma</strong> bereits etabliert hat, und nach<br />
Fortbildungsveranstaltungen wurde im Schuljahr 2003/04 die <strong>Schülerfirma</strong><br />
„<strong>Martibyte</strong>“ gegründet.<br />
2. Besonderheiten der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“<br />
Die Altersstruktur der Firma ist gemischt (zwischen 14 und 17 Jahren), so dass eine<br />
heterogene Gruppe arbeitet, was sich als pädagogisch sehr sinnvoll erwiesen hat.<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 3
Auftraggeber für Computerbau, Wartung und Netzwerkadministration sind bereits<br />
vorhanden, z.B. die <strong>Martinschule</strong> <strong>Rietberg</strong>, die Hauptschule <strong>Rietberg</strong>, die KGS<br />
Neuenkirchen, die Grundschule Kaunitz, die Katholische Grundschule <strong>Rietberg</strong>, die<br />
Grundschule Bokel, die Hermann-Hesse-Schule Gütersloh, die Erich-Kästner-Schule<br />
Harsewinkel und die Piusschule Rheda-Wiedenbrück. An diesen Standorten konnte<br />
erfolgreich und kostenneutral ein schulinternes Netzwerk auf einem Linuxserver<br />
basierend aufgebaut und alle Clients konfiguriert werden. Weitere Schulen haben<br />
Interesse bekundet. Eine Ausweitung im Sinne eines „Marketings“ wird erfolgen.<br />
„<strong>Martibyte</strong>“ steht in keiner Konkurrenz zu bestehenden Firmen vor Ort, da die<br />
notwendigen Bauteile von den zwei Firmen „vor Ort“ im Wechsel gekauft werden.<br />
Die Aufgabe, ein Produkt für eine Schule, für den persönlichen Eigenbedarf, für<br />
Eltern oder Lehrer herzustellen und es zu warten, ist mit günstigen Materialien bei<br />
hohem Motivationswert für die Schüler zu leisten.<br />
Der technische Ablauf für den Zusammenbau von Computern und der Installation<br />
von Software ist auch für eine bestimmte Gruppe Jugendlicher mit Förderbedarf<br />
„Lernen“ und „Emotionaler und sozialer Entwicklung“ überschaubar und gut zu<br />
bewältigen. Die Arbeitsbereiche der <strong>Schülerfirma</strong> umfassen im Einzelnen:<br />
• Überprüfung und Sichtung vorhandener Komponenten (Festplatten,<br />
Netzwerkkarten, Speicherbausteine) auf ihre Verwendbarkeit in einem neu<br />
zusammengebauten Computer (wodurch sich ein Neukauf erübrigen würde)<br />
• fachgerechte Demontage und sortenreine Trennung der Bestandteile (Eisen,<br />
Kunststoff, Kupferkabel und Elektroschrott)<br />
• Beschaffung passender Treiber für noch funktionierende Grafik- und<br />
Netzwerkkarten durch Download aus dem Internet<br />
• Preisvergleich der neu anzuschaffenden Komponenten durch<br />
Internetrecherche<br />
• Preisverhandlungen mit den Computerfirmen vor Ort<br />
• Zusammenbau des Computers<br />
• Installation des Betriebssystems (Linux, Windows 2000, Windows XP)<br />
• Konfiguration des Computers entweder als Server (Linux c´t-ODS-<br />
Kommunikationsserver)<br />
• oder Konfiguration des Computers als Client (Windows 2000/XP/7) mit<br />
entsprechenden IP-Adressen, Gateway, DNS und Identifikation im Netz.<br />
• Installation von Lernsoftware als Netzwerkversionen<br />
• Endprüfung und Qualitätskontrolle. Die Endprüfung umfasst ein 24-Stündiges<br />
„Burn in“, bei dem Speicher, Mainboard und Prozessor unterschiedlichen<br />
Tests unterworfen werden.<br />
• CE-Kennzeichnung: Jedes (reparierte) Gerät wird versiegelt und erhält eine<br />
Kennzeichnung mit genauer Angabe der verwendeten Bauteile und einer<br />
eigenen Seriennummer. Es wird genau darauf geachtet, dass bei allen<br />
Geräten Gehäuseöffnungen metallisch verschlossen werden (Slotbleche und<br />
Blenden), dass Metallfedern zur Widerstandsreduktion zwischen<br />
Gehäuseteilen sachgerecht eingesetzt werden, keine Gehäuseschrauben<br />
fehlen und dass Kabel zu USB u.a. Anschlüssen mit Ferritringen versehen<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 4
sind, um HF-Signale nach außen abzuschirmen. Alle Geräte werden „minimal“<br />
ausgestattet.<br />
Die fachliche Begleitung der „Computerfirma“ ist gesichert, da die <strong>Martinschule</strong> über<br />
gut qualifizierte Kollegen verfügt und mit zwei Computerfirmen im Ort kooperiert.<br />
Durch die Anbindung der <strong>Schülerfirma</strong> an die Unterrichtsfächer Technik, Physik, und<br />
Mathematik wird eine umfangreiche Einbettung in verschiedene Lernbereiche erzielt.<br />
Übergeordnetes Ziel ist die prozessuale Annäherung an die unter Punkt 5, 6 und 8<br />
näher beschriebenen Förderziele (Schlüsselqualifikationen und Sekundärtugenden).<br />
3. Rechtsstatus<br />
Die <strong>Martinschule</strong> hat mit seinem seit Oktober 1991 bestehenden Förderverein mit<br />
z.Zt. 560 Mitgliedern einen der erfolgreichsten Schulfördervereine Nordrhein-<br />
Westfalens im Bereich der Sonderschulen. Somit ist es naheliegend, die<br />
<strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ unter dem Dach dieses soliden und erfolgreichen<br />
Fördervereins ohne eigenen Rechtsstatus zu installieren. Indem der Schulleiter die<br />
Aktivitäten der <strong>Schülerfirma</strong> als Schulveranstaltungen anerkennt, ist Rechtssicherheit<br />
z.B. hinsichtlich versicherungsrechtlicher Fragen gegeben. Steuerliche Fragen sind<br />
über den Schulförderverein geregelt, d.h., es gilt das Vereinsrecht. Die Deckung der<br />
Ausgaben für neu zu erwerbende Hardware für die <strong>Martinschule</strong> erfolgt aus dem<br />
Schuletat bzw. aus Mitteln des Fördervereins.<br />
4. Produktpalette<br />
4.1 Hardwarebereich<br />
Wie schon beschrieben nimmt die <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ Altgeräte entgegen,<br />
überprüft sie auf Lauffähigkeit, demontiert funktionierende Komponenten und setzt<br />
diese in andere Altgeräte ein. Darüber hinaus werden für den Privatgebrauch neue<br />
Computerkomponenten (Mainboards, Prozessoren) mit noch funktionierenden<br />
Altteilen kombiniert. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: In der <strong>Martinschule</strong> werden<br />
in erster Linie Office-Anwendungen (Microsoft Office 2000, 2003) sowie<br />
Lernprogramme (Budenberg, Klett Let´s go, Lernwerkstatt 7.0, 8.0 und Lernwerkstatt<br />
Sek I) eingesetzt. Auf aufwändige Spiele wird kein Wert gelegt. Für diese<br />
Anwendungen können alte Grafikkarten, Netzwerkkarten, SD-RAM-Speicher ab 64<br />
MB und Festplatten ab 10 GB eingesetzt werden, da außer dem Betriebssystem alle<br />
Programme als Netzwerkversionen installiert werden und kaum Platz auf der lokalen<br />
Festplatte beanspruchen. Altgehäuse werden, sofern ATX-kompatibel, wieder<br />
verwendet. Der Preis für einen auf diese Weise zusammengebauten PC (Stand April<br />
2008) beläuft sich auf ca. 100,- € und setzt sich wie folgt zusammen:<br />
Hinzukauf von Neuteilen: Prozessor mit Lüfter, Mainboard, 1 GB DDR2-Speicher.<br />
Wiederverwendete Altteile: Festplatte mit min. 10 GB, Grafikkarte mit min. 64 MB<br />
Speicher, Netzwerkkarte, Diskettenlaufwerk, DVD-Laufwerk, gebrauchtes Gehäuse,<br />
Monitor, Tastatur und Maus.<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 5
Für die oben angegebenen schulischen Anwendungsbereiche reicht diese<br />
Computerausstattung völlig aus. Ein zügiges Arbeiten mit Office-Programmen und<br />
Lernsoftware ist mit dieser Konfiguration möglich.<br />
4.2 Software- und Supportbereich<br />
Die <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ installiert und konfiguriert den c´t-ODS-<br />
Kommunikationsserver als File-, Proxy- und Printserver, stellt die ADSL-<br />
Internetverbindung her, konfiguriert die Netzwerkkarten des LINUX-Servers, trägt<br />
Anwender ein und vergibt ihnen Nutzungsrechte. Die Konfigurationsarbeiten werden<br />
allerdings von einem Lehrer der <strong>Martinschule</strong> übernommen, der sich seit Jahren mit<br />
dem c´t-ODS-Server befasst und bereits Fortbildungen zu diesem Thema geleitet<br />
hat. Schüler der Firma konfigurieren auf allen Clients einer Schule die<br />
Netzwerkkarten, vergeben die IP-Adressen usw. nach einem festgelegten Plan und<br />
installieren auf allen vernetzten Rechnern Office- und Lernprogramme als<br />
Netzwerkversionen. Vier Schulen im <strong>Rietberg</strong>er Stadtgebiet (Hauptschule <strong>Rietberg</strong>,<br />
Grundschule Bokel, Kath. Grundschule <strong>Rietberg</strong> und KGS Neuenkirchen), die<br />
Grundschule Kaunitz, die Erich-Kästner-Schule Harsewinkel, die Hermann-Hesse-<br />
Schule Gütersloh, und die Piusschule Rheda-Wiedenbrück konnten bislang von der<br />
<strong>Schülerfirma</strong> der <strong>Martinschule</strong> auf diese Weise bei dem Aufbau eines schulinternen<br />
Netzwerks erfolgreich unterstützt werden. Diesen Schulen bietet die Firma Support<br />
bei Problemen an. Alle Schulen konnten bislang hohe Kosten für einen Support von<br />
außen vermeiden.<br />
5. Firmenstruktur<br />
Das primäre Ziel der umrissenen <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ ist ein<br />
sonderschulspezifisches und somit ein rein pädagogisches: Die Integration<br />
Jugendlicher mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ und „Emotionale und soziale<br />
Entwicklung“ in ein Berufs- und Arbeitsleben gestaltet sich aus den verschiedensten<br />
bekannten Gründen zunehmend schwieriger. Selbst die Beschaffung eines<br />
Praktikumsplatzes ist inzwischen für viele unserer SchülerInnen zu einem<br />
schwierigen Unterfangen geworden. Immer weniger Firmen im hiesigen Raum sind<br />
bereit, Schüler mit Lern- und Verhaltensproblemen auch nur kurzzeitig zu betreuen.<br />
Die Erwartungen der Firmen und die Fähigkeiten/Fertigkeiten unserer SchülerInnen<br />
entfernen sich zunehmend voneinander. Schuldzuweisungen an „die“ Gesellschaft,<br />
„die“ Firmen, „die“ Schulen etc. sind wenig hilfreich. Aus diesen genannten Gründen<br />
ist es wichtig, dass jede gesellschaftliche Gruppierung sich fragt: Was kann<br />
ich/können wir dazu beitragen, um die Kluft zwischen Arbeitsanforderungen und<br />
Arbeitsfähigkeit wieder zu verringern? Der Erwerb von Schlüsselqualifikationen und<br />
Sekundärtugenden (vgl. Punkt 6) im Rahmen von Schule ist inzwischen eine ernste<br />
und wichtige Anforderung an SchülerInnen und Lehrpersonen. Eine schuleigene<br />
Produktionsfirma, die ein möglichst kongruentes Abbild der Realität darstellen soll,<br />
kann hierzu einen soliden und dauerhaften Beitrag leisten. Die Realitätsnähe der<br />
<strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ spiegelt sich in der Firmenstruktur wie folgt wieder:<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 6
5.1 Geschäftsführung<br />
Die Geschäftsführung besteht aus einem Schüler und dem leitenden Lehrer. Sie<br />
sind zuständig für Personalfragen wie Bewerbungen, Mahnungen, Kündigungen und<br />
die Ausstellung von Zeugnissen auf der Basis von Tätigkeitsprofilen. Darüber hinaus<br />
ist die Geschäftsführung zeichnungsberechtigt.<br />
5.2 Kaufmännische Abteilung (einige Mitarbeiter)<br />
• Ermittlung von Materialbedarf<br />
• Führung einer Auftraggeberkartei<br />
• Einkauf von Material und Werkzeug<br />
• Vergleiche von Preisen<br />
• Erstellen von Kostenvoranschlägen<br />
• Unterzeichnung von Aufträgen und Rechnungen<br />
• Buchung von Einnahmen<br />
• Buchung von Ausgaben<br />
5.3 Technische Abteilung (alle Mitarbeiter)<br />
• Demontage von Altgeräten<br />
• Überprüfen von Altteilen auf Funktion<br />
• ggf. Download von Treibern aus dem Internet<br />
• Zusammenbau von Computern aus Alt- und/oder Neuteilen<br />
• s. Punkt 2<br />
5.4 Marketingabteilung (einige Mitarbeiter)<br />
• Werbung für die <strong>Schülerfirma</strong><br />
• Aufträge einholen<br />
• Kostenangebote erstellen<br />
• Kontakte zur örtlichen Presse halten<br />
• <strong>Schülerfirma</strong> in anderen Schulen vorstellen<br />
6. Förderziele<br />
Die vorrangige pädagogische Zielsetzung der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ wurde in<br />
Punkt 5. („Firmenstruktur“) dargelegt. Dort wurde der Aufbau von<br />
Schlüsselqualifikationen und Sekundärtugenden benannt. Die Entwicklung und<br />
Förderung solcher Kompetenzen zur Eingliederung in das Berufsleben beinhalten<br />
u.a.:<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 7
Diese noch sehr allgemein gehaltenen Begriffe wurden inzwischen in gemeinsamer<br />
prozessualer Arbeit innerhalb der <strong>Schülerfirma</strong> operationalisiert und sind in<br />
Tätigkeits- und Fähigkeitsprofile umgesetzt worden (s. Anhang 1: „Tätigkeits- und<br />
Fähigkeitsprofile“).<br />
7. Einbettung von „<strong>Martibyte</strong>“ in die bestehende Schulstruktur<br />
Folgende Aufgaben wurden erledigt:<br />
• Entwicklung von Bewerbungsbögen für interessierte SchülerInnen der<br />
<strong>Martinschule</strong> (Klasse 9 in den Fächern „Arbeitslehre“ und „Deutsch“)<br />
• Entwicklung eines Arbeitsvertrages für die Mitarbeiter der <strong>Schülerfirma</strong><br />
• Aufträge für das Schuljahr sichern<br />
• Überarbeitung des umfassenden Förderplans (Tätigkeitsprofil, s. Anhang 1)<br />
• Einbettung der <strong>Schülerfirma</strong> in das bestehende Schulprogramm der<br />
<strong>Martinschule</strong><br />
• Einstellen der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ als Link auf der Homepage der<br />
<strong>Martinschule</strong> www.martinschule-rietberg.de<br />
• Bezug eines geeigneten Raumes. Der Physikraum der <strong>Martinschule</strong> ist aus<br />
folgenden Gründen geeignet: Internetzugang besteht, der Raum wird<br />
nachmittags nicht genutzt, genügend Stellfläche für Schränke sind vorhanden,<br />
Tische mit hitzebeständiger Oberfläche können für Lötarbeiten genutzt<br />
werden.<br />
• Die Arbeitszeit der Firma ist donnerstags von 11.40 Uhr bis 15.00 Uhr; im<br />
Bedarfsfall müssen Überstunden zum Beispiel bis 18.00 Uhr geleistet werden.<br />
• Das Firmenpersonal bestand seit dem Schuljahr 2003/04 zunächst<br />
ausschließlich aus freiwilligen und motivierten Mitarbeitern, die bereits in<br />
diversen Computer-AG`s überdurchschnittliches Interesse zeigten. Diese<br />
Auswahl ist in den ersten Jahren wichtig gewesen, um die Firma solide zu<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 8
etablieren. Seit dem Schuljahr 2007/08 nimmt jeweils ein Schüler mit dem<br />
Förderbedarf im Bereich „Emotionale und soziale Entwicklung“ an der<br />
<strong>Schülerfirma</strong> teil. Die bereits etablierten Mitarbeiter haben Stütz- und<br />
Vorbildfunktion für diesen neuen Mitarbeiter.<br />
8. Evaluationsaspekte<br />
Evaluation ist unerlässlich, soll eine Firma erfolgreich arbeiten. Folgende Aspekte<br />
sind zu beachten:<br />
• Erfolgskontrolle sollte sich auf das Produkt und den Prozess beziehen,<br />
• sie sollte Selbst- und Fremdeinschätzung beinhalten,<br />
• sie sollte das Team und die einzelnen Mitarbeiter betreffen.<br />
Die Kriterien für eine Evaluation ergeben sich aus den unter Punkt 6 angegebenen<br />
Förderzielen, die zunächst allgemein mit Schlüsselqualifikationen und<br />
Sekundärtugenden benannt wurden. Diese Qualifikationen und Tugenden sind in den<br />
Tätigkeits- und Fähigkeitsprofilen genau ausdifferenziert. Diese Profilbögen stellen<br />
die Grundlage für Evaluationen dar (vgl. Anhang 1). Bewertungen werden in<br />
Fremdkontrolle (Lehrer, Mitschüler, Auftraggeber) und/oder in Selbstkontrolle<br />
(begleitende oder zurückschauende Selbstkontrolle durch Mitarbeiter und<br />
Firmenleitung) vorgenommen. Grundsätzlich sind auch schriftliche Arbeiten (z.B.<br />
kurze Tätigkeitsberichte am Ende eines Arbeitstages oder Beschreibung von<br />
Arbeitsabläufen), mündliche Überprüfungen (z.B. in Form von Rollenspielen oder<br />
Formen der Verhaltensbeobachtung (systematisch/unsystematisch) als<br />
Möglichkeiten der Leistungsbeurteilung anwendbar. Diese Formen der Evaluation<br />
sind noch in Arbeit.<br />
Schwieriger gestalten sich Erfolgskontrollen im Bereich des Aufbaus von<br />
Sekundärtugenden. Hierzu sind Aussagen erst nach längerer Zusammenarbeit<br />
möglich. Sekundärtugenden beinhalten folgende Kriterien mit ihren jeweiligen<br />
Evaluationsindikatoren:<br />
Pünktlichkeit<br />
Genaue Arbeitszeiterfassung, klare Beschreibung der Konsequenzen bei<br />
Nichteinhaltung der Arbeitszeit (Beginn, festgesetzte Pausen, Ende)<br />
Durchhaltevermögen<br />
Einhaltung der Arbeitszeiten, keine Individualpausen, Firmenzugehörigkeit über<br />
einen längeren Zeitraum (mindestens 1Schulhalbjahr)<br />
Ordentlichkeit und Sorgfalt<br />
Tragen der Konsequenzen bei bewusster Materialverschwendung und nicht<br />
sachgemäßen Werkzeuggebrauch sowie bei nicht verwert- und/oder verkaufbaren<br />
Produkten<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 9
Teamfähigkeit bei Planung, Einkauf, Erstellung und Absatz von Produkten<br />
Kooperationsbereitschaft, gegenseitige Hilfestellung, gegenseitige Akzeptanz<br />
unterschiedlicher Arbeitstempi, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Geschick und<br />
Frustrationstoleranz<br />
Termingerechte Produkterstellung nach vorgegebenem Auftrag<br />
Akzeptanz der Lieferbedingungen, Akzeptanz von Arbeitszeitüberschreitung bei<br />
drohender Nichteinhaltung des Fertigstellungstermins<br />
9. Aktuelles Fazit<br />
Nach dreijährigen Erfahrungen aller Firmenmitarbeiter im Rahmen von Computer-<br />
AG`s (Schuljahr 2000/01 bis Schuljahr 2002/03) und nach mehrjährigem Bestehen<br />
der <strong>Schülerfirma</strong> ist das Unternehmen aus dem Schulalltag der <strong>Martinschule</strong> selbst<br />
(Betreuung von 100 schuleigenen Computern), aus der Bedürfnislage vieler Eltern<br />
unserer Schule nach kostengünstigen Computern (eher finanziell schwache<br />
Einkommen, hohe Erwerbslosigkeit) und aus dem Schulalltag dreier benachbarter<br />
Schulen innerhalb der Gemeinde (Lieferung, Einrichtung und Betreuung von<br />
Computeranlagen und Netzwerken) nicht mehr wegzudenken. Zwei von fünf<br />
Mitarbeitern sind inzwischen in der Lage, allein verantwortlich in den benachbarten<br />
Schulen kleine und mittlere Probleme an Computern und Netzwerken zu analysieren<br />
und zu beheben (z.B.: Austausch defekter Teile: DVD-Laufwerk, Tastatur, Maus;<br />
Austausch von Festplatten mit Neuinstallation der Software, Netzwerkprobleme<br />
analysieren usw.). Zu diesen Tätigkeiten außerhalb der Schule gehören auch z.B.<br />
das höfliche Auftreten vor Kunden, das adäquate sprachliche Ausdrucksvermögen<br />
unter Verwendung der erlernten Fachbegriffe, das Abholen und Verwalten von<br />
Kontoauszügen und die Darstellung der Firma in der Öffentlichkeit. Selbständigkeit,<br />
Praxis- und Realitätsbezug, Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ und Bedeutung<br />
innerhalb der näheren Gesellschaft (Stadt <strong>Rietberg</strong> mit 7 Ortsteilen) sind<br />
Qualitätsmerkmale, die inzwischen mit der Firma „<strong>Martibyte</strong>“ fest verbunden sind.<br />
Aufgrund anderweitiger bzw. vordringlicherer Unterrichtsverfplichtungen der leitenden<br />
Lehrperson können die Aktivitäten der <strong>Schülerfirma</strong> für ein oder mehrere<br />
Schulhalbjahre reduziert oder auch vorübergehend eingestellt werden.<br />
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10. Preise und Auszeichnungen<br />
10.1 <strong>Schülerfirma</strong> "<strong>Martibyte</strong>" zweiter Landessieger beim VBE-Wettbewerb<br />
„Goldner Floh“<br />
Einen Förderpreis in Höhe von 1500,- € für erfolgreiches praktisches Lernen von der<br />
gleichnamigen Stiftung und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) konnte die<br />
<strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ der <strong>Martinschule</strong> <strong>Rietberg</strong>-<strong>Verl</strong> am 5. Juni 2004 in der<br />
Westfalenhalle Dortmund entgegen nehmen. Von 88 eingereichten<br />
Projektbeschreibungen wurden 17 Teilnehmer zur Endausscheidung und<br />
Preisverleihung nach Dortmund eingeladen. Ein Ehrenjury, deren Mitglieder aus<br />
Wissenschaft, Politik und Schule berufen wurden, befand die inhaltliche Arbeit und<br />
die Präsentation der Computerfirma „<strong>Martibyte</strong>“ so überzeugend, dass sie den 2.<br />
Platz belegen konnte. Unter dem Vorsitz von Schulministerin Ute Schäfer wurde<br />
hervorgehoben, dass das realitätsnahe Arbeiten im Lernfeld „Computertechnik“ eine<br />
gelungene Vorbereitung auf ein späteres Berufsleben darstellt. Die vorgestellten<br />
Ziele und Förderpläne verdeutlichten, dass das primäre Ziel der Firma im Aufbau von<br />
Schlüsselqualifikationen und Sekundärtugenden liegt.<br />
Foto 1: Im schwarz-gelben Design in Dortmund erfolgreich: Der Stand der <strong>Schülerfirma</strong> <strong>Martibyte</strong>;<br />
von links nach rechts: Sascha Scholz, Dustin Benstem, Klaus Biener, Pierre Weber, Julian Kersting,<br />
Johannes Heimbuch, Schulleiter Hans Osterhoff, Michael Blomberg.<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 11
10.2 Zweiter Platz für „<strong>Martibyte</strong>“ auf Bundesebene<br />
Foto 2:<br />
Schulministerin Ute Schäfer im<br />
Gespräch mit dem Leiter der<br />
<strong>Schülerfirma</strong> Klaus Biener,<br />
rechts der VBE-<br />
Landesvorsitzende Udo<br />
Beckmann.<br />
Im Rahmen ihres bundesweiten Wettbewerbs „Jugend übernimmt Verantwortung"<br />
zeichnete die Stiftung „Brandenburger Tor" der Bankgesellschaft Berlin in diesem<br />
Jahr 21 Projekte engagierter Schüler aus allen Schulformen aus. Eine fachkundige<br />
Jury unter der Leitung von Professor Dr. Dr. h.c Wolfgang Edelstein, Max-Planck-<br />
Institut für Bildungsforschung, ermittelte die Preisträger, die ihre Arbeiten bei der<br />
Preisverleihung gegenseitig präsentierten. Von mehr als 200 Projekteinsendungen<br />
belegte die <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ der <strong>Martinschule</strong> <strong>Rietberg</strong>-<strong>Verl</strong> (Förderschule)<br />
unter der Leitung von Klaus Biener den hervorragenden zweiten Platz.<br />
Pro Projektgruppe waren jeweils zwei Jugendliche und ihr betreuender Lehrer für<br />
drei Tage zu Gast in Berlin, arbeiteten in schulformübergreifenden Gruppen an einem<br />
gemeinsamen Projekt und bereiteten sich auf die Preisverleihung vor, die sie zum<br />
größten Teil selbst gestalteten. Der Kuratoriumsvorsitzende, Bundespräsident a.D.<br />
Prof. Roman Herzog nahm sich die Zeit, mit dem Projektleiter Klaus Biener, der<br />
Vorstandssprecherin Prof. Monika Grütters und Schülern über wichtige Kompetenzen<br />
Jugendlicher für die Zukunft zu diskutieren.<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 12
Foto 1: v.l.n.r.: Harold Fanning (Mecklenburg-Vorpommern), Lisa Mewes (Baden-Württemberg), Felix<br />
Kubel (Baden-Württemberg), Marko Jandtke (Bayern), Prof. Dr. Roman Herzog, Projektleiter Klaus<br />
Biener, Prof. Monika Grütters<br />
Foto 2: v.l.n.r.: Prof. Dr. Roman Herzog, Felix Kubel, Klaus Biener<br />
Am 17. Juni 2005 wurden in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin die<br />
Jugendlichen für die besten kompetenzerzeugenden Projekte zur Übernahme von<br />
Verantwortung, für gesellschaftliches Engagement und unternehmerische Initiative<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 13
ausgezeichnet. Hochrangige Vertreter der einzelnen Bundesländer waren anwesend,<br />
um sich von der Qualität der Projekte zu überzeugen.<br />
nach der Preisverleihung in der Akademie der Künste, Berlin v.l.n.r.: Klaus Biener, René Münster,<br />
Michael Blomberg, Pierre Weber, Sascha Scholz (sitzend), Daniel Höppner, Viktor Reger.<br />
Zu den ausgezeichneten Projekten gehörten z.B. die Planung, Installation und<br />
Betreuung einer Photovoltaikanlage in der Schule (Baden-Württemberg), die<br />
Organisation einer Gedenkveranstaltung für den Bombenangriff auf Stralsund 1944<br />
(Mecklenburg-Vorpommern), das Projekt „Schüler für Schüler“ (Schleswig-Holstein),<br />
das „Pro-Klo-Projekt" zur Verschönerung der Schultoiletten (Hamburg), ein Projekt<br />
zur Prävention von sexuellem Missbrauch (Bayern), verschiedene<br />
generationenübergreifende Initiativen aus Sachsen und Bremen sowie das Berliner<br />
Projekt des Gangway e. V. „Jobber Deluxe", das jugendlichen Arbeitslosen rund um<br />
den Alexanderplatz Jobs vermittelt und eben aus Nordrhein-Westfalen die<br />
<strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“, die Altcomputer recycled, kleinere Reparaturen durchführt,<br />
Computer aufrüstet, Software installiert und Schulen bei Vernetzungen behilflich ist.<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 14
Die <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ besteht hat inzwischen so viele Rücklagen erwirtschaftet,<br />
dass es ihr möglich war, die restlichen Firmenmitglieder und eine weitere Lehrperson<br />
auf eigene Kosten mit nach Berlin zu nehmen. Diese Gruppe konnte ihr<br />
Kompetenzrepertoire erweitern, indem sie die Bundeshauptstadt weitgehend<br />
selbstständig erkundete. Bereits vor dieser Berlinfahrt konnte die Firma außerdem<br />
zehn Schülern in der Projektwoche der <strong>Martinschule</strong> anbieten, für einen geringen<br />
Kostenbetrag unter Anleitung von drei Firmenmitarbeitern selbstständig einen<br />
Computer für den Eigenbedarf zusammenzubauen und die Software zu installieren.<br />
Die <strong>Schülerfirma</strong> <strong>Martibyte</strong> unterstützte dieses Schulprojekt mit 2000,- €.<br />
Erstellt 2003, überarbeitet 2004, 2005, 2007, 2009 und 2011<br />
Valle Gran Rey, 2. November 2011<br />
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Klaus Biener<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 15
Anlage 1: Förderplan für die Mitarbeiter der <strong>Schülerfirma</strong><br />
„<strong>Martibyte</strong>“<br />
Was du in der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ lernen kannst<br />
1. Handlungskompetenz<br />
• Computer aufschrauben, Steckkarten<br />
entnehmen<br />
• Computer in Einzelteile sortenrein<br />
zerlegen (Metall, Kunststoff,<br />
Elektroschrott)<br />
• brauchbare Teile vorsichtig ausbauen<br />
• elektrostatische Aufladungen vermeiden<br />
(durch Erdung)<br />
• Mainboards passgenau ins Gehäuse<br />
einbauen<br />
• Laufwerke (Festplatten, CD-ROM,<br />
Diskettenlaufwerke) einbauen und mit<br />
den entsprechenden Schrauben fixieren<br />
• Netzteile einbauen, Kabel im Gerät<br />
sachgerecht anschließen<br />
• Peripheriegeräte am Computer<br />
anschließen (Tastatur, Maus, Scanner,<br />
Drucker, Monitor, Beamer,<br />
Lautsprecher, Kopfh.)<br />
• Werkzeuge und verschiedene<br />
Schraubentypen kennen<br />
• Kabel mit Kabelbindern im Computer<br />
sachgerecht fixieren<br />
• Netzwerkkarten mit Switchen verbinden<br />
• alle Gehäuseöffnungen metallisch<br />
verschließen<br />
• den Prozessor einsetzen, die Kühlpaste<br />
gleichmäßig dünn verteilen und das<br />
Kühlelement sachgerecht aufsetzen<br />
• Tastaturen und Mäuse sachgerecht<br />
Selbsteinschätzung <br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 16
einigen<br />
2. Logisches Denken<br />
• einen einfachen Computerfehler<br />
erkennen<br />
• einen komplizierten Computerfehler<br />
herausfinden<br />
• Vermutungen über Computerfehler<br />
anstellen (wenn es das nicht ist, könnte<br />
es ... sein)<br />
3. Flexibilität<br />
• sich auf verschiedene Kunden einstellen<br />
können<br />
• auf verschiedene Kundenwünsche<br />
reagieren<br />
• Arbeitszeiten überschreiten<br />
4. Entscheidungsfähigkeit<br />
• Entscheidungen für oder gegen Aufträge<br />
treffen können<br />
• Kundenberatung beim Aufrüsten eines<br />
Computers (lohnt es sich, lohnt es sich<br />
nicht?)<br />
5. Kommunikationsfähigkeit<br />
• mit Kunden höflich sprechen<br />
• bei Kunden Fachbegriffe richtig<br />
gebrauchen<br />
• auf Fragen vom Interessenten richtig<br />
und höflich antworten<br />
• sich in der Öffentlichkeit sachgerecht<br />
und unauffällig verhalten (z.B. in der<br />
Sparkasse beim Abholen der<br />
Kontoauszüge)<br />
• sich mit den Mitarbeitern ohne<br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 17
Beleidigungen unterhalten<br />
• in anderen Klassen bei<br />
Reparaturarbeiten höflich und leise<br />
sprechen<br />
6. Team- und<br />
Kooperationsfähigkeit<br />
• mit einem Partner zusammen an einem<br />
Computer arbeiten<br />
• Mitarbeiter akzeptieren, die ein anderes<br />
Arbeitstempo haben<br />
• keine Mitarbeiter wegen eines Fehlers<br />
herunterputzen<br />
• sich an den Arbeitsvertrag halten<br />
7. Identifikation<br />
• die Firma nach außen gut vertreten<br />
• realistische Werbung für die Firma<br />
machen (was wir können, was wir nicht<br />
können)<br />
• sich nicht zuviel oder zuwenig zutrauen<br />
8. Pünktlichkeit<br />
• pünktlich zum Arbeitsbeginn in der<br />
Firma erscheinen<br />
• pünktlich beim Kunden erscheinen<br />
• das Arbeitsende (Uhrzeit) einhalten<br />
• Pausen einhalten und nicht überziehen<br />
9. Zuverlässigkeit<br />
• in fremden Gebäuden nichts zerstören<br />
oder mitnehmen (in Klassen der<br />
<strong>Martinschule</strong>, in anderen Schulen)<br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 18
• Geräte zuverlässig reparieren, so dass<br />
kein Schaden entsteht<br />
• sorgfältig mit Werkzeug umgehen<br />
• allein und selbstständig Reparaturen<br />
durchführen<br />
• mit wertvollen Materialien<br />
verantwortungsbewusst umgehen (z.B.<br />
einschließen)<br />
10. Ordnung<br />
• den Arbeitsplatz aufgeräumt<br />
hinterlassen<br />
• sortenrein Metall, Kunststoff und<br />
Elektroschrott trennen<br />
• Ordnung in den Werkzeugen halten<br />
(zurücklegen)<br />
• brauchbare Computerbestandteile<br />
sachgerecht lagern<br />
11. Durchhaltevermögen<br />
• Einen 8-Stunden-Tag ohne Meckern<br />
durchhalten<br />
• Frust ertragen (z.B. wenn eine<br />
Reparatur nicht gelungen ist)<br />
• Überstunden leisten<br />
• den Arbeitsvertrag einhalten (bis zum<br />
Schuljahresende)<br />
Selbsteinschätzung <br />
Selbsteinschätzung <br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
Fremdeinschätzung<br />
Bemerkungen<br />
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<strong>Konzept</strong> der <strong>Schülerfirma</strong> „<strong>Martibyte</strong>“ © Klaus Biener 2003 Seite 19