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BOKU Magazin 01/2025

Editorial 3 Interview Hermann Bürstmayr 4 Symposium „New Genomic Technologies“ 8 KI in der Landwirtschaft 10 Robotik: Der FarmDroid 13 The role of digital technologies in advancing agroecology 16 Maschinelles Lernen für stressresistente Kulturpflanzen 20 Wie nachhaltig sind neue Technologien? 24 Lebensmittelsicherheit: Verbesserte Mykotoxinüberwachung 28 Pilze: Vom Gen zur Funktion 31 Giftpflanzen-Spürnasen 34 Tierische Gefühle 37 All you can eat: Ad-libitum-Fressverhalten 40 BOKU4you: Studienbotschafter*innen 42 Interview Departmentleiterin Siegried Steinkellner 44 Student support für LBT-Ersties 46 Laborübungen Genetik für Agrarwissenschaften 48 Neues Service „Academic AI“ 51 ChatGPT in der Hochschullehre 52 BOKU übernimmt Präsidentschaft bei fnma 54 Programm internationaler Frauentag 58 Sprachgebrauch an der BOKU 60 Studierende mit Behinderung: Änderungen Studienbeihilfe 61 Koalas, Kiwis und Kooperationen 62 Splitter 66 Citizen Science 67 FIS3+ 68 ERA/Heu: Die BOKU in Europa 69 20 Jahre Strategische Kooperation BOKU und UBA 70

Editorial 3
Interview Hermann Bürstmayr 4
Symposium „New Genomic Technologies“ 8
KI in der Landwirtschaft 10
Robotik: Der FarmDroid 13
The role of digital technologies in advancing agroecology 16
Maschinelles Lernen für stressresistente Kulturpflanzen 20
Wie nachhaltig sind neue Technologien? 24
Lebensmittelsicherheit: Verbesserte Mykotoxinüberwachung 28
Pilze: Vom Gen zur Funktion 31
Giftpflanzen-Spürnasen 34
Tierische Gefühle 37
All you can eat: Ad-libitum-Fressverhalten 40
BOKU4you: Studienbotschafter*innen 42
Interview Departmentleiterin Siegried Steinkellner 44
Student support für LBT-Ersties 46
Laborübungen Genetik für Agrarwissenschaften 48
Neues Service „Academic AI“ 51
ChatGPT in der Hochschullehre 52
BOKU übernimmt Präsidentschaft bei fnma 54
Programm internationaler Frauentag 58
Sprachgebrauch an der BOKU 60
Studierende mit Behinderung: Änderungen Studienbeihilfe 61
Koalas, Kiwis und Kooperationen 62
Splitter 66
Citizen Science 67
FIS3+ 68
ERA/Heu: Die BOKU in Europa 69
20 Jahre Strategische Kooperation BOKU und UBA 70

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Nr. 1 / 3 2025

ISSN: 2224-7416

Bauer Power

Technologien, die die Landwirtschaft

nachhaltig verändern

→ Neue Gentechnik

→ Synergie Mensch und Maschine

→ Tierische Gefühle


In dieser

Ausgabe

Editorial 3

Interview Hermann Bürstmayr 4

Symposium „New Genomic Technologies“ 8

KI in der Landwirtschaft 10

Robotik: Der FarmDroid 13

The role of digital technologies in

advancing agroecology 16

Maschinelles Lernen für

stressresistente Kulturpflanzen 20

Wie nachhaltig sind neue Technologien? 24

Lebensmittelsicherheit:

Verbesserte Mykotoxinüberwachung 28

Pilze: Vom Gen zur Funktion 31

Giftpflanzen-Spürnasen 34

Tierische Gefühle 37

All you can eat: Ad-libitum-Fressverhalten 40

BOKU4you: Studienbotschafter*innen 42

Interview Departmentleiterin

Siegrid Steinkellner 44

Student support für LBT-Ersties 46

Laborübungen Genetik für Agrarwissenschaften 48

Neues Service „Academic AI“ 51

ChatGPT in der Hochschullehre 52

BOKU übernimmt Präsidentschaft bei fnma 54

Programm internationaler Frauentag 58

Sprachgebrauch an der BOKU 60

Studierende mit Behinderung:

Änderungen Studienbeihilfe 61

Koalas, Kiwis und Kooperationen 62

Splitter 66

Citizen Science 67

BOKU Forschungsinformationssystem

FIS3+: Die wichtigsten Neuerungen 68

ERA/HEU: Die BOKU in Europa 69

20 Jahre Strategische Kooperation

BOKU-Umweltbundesamt 70

Synergie zwischen Mensch und Maschine.

Über die Bedeutung der Künstlichen

Intelligenz in der Landwirtschaft 10

Fotos: Adobe Stock, BOKU/Jakob Vegh, Bützberg, farmdroid.com

Hermann Bürstmayr über

neue Gentechnik 4

Tierische Gefühle – Eine

wissenschaftliche Annäherung

an die Emotionen von

Schweinen 37

Robotik und digitale Technologien: Der FarmDroid 13


Innovative Landwirtschaft

braucht Denken in

großen Zusammenhängen

Foto: BOKU/Georg Wilke

Eva Schulev-Steindl

Rektorin

Die Landwirtschaft steht im Zentrum tiefgreifender Veränderungen, geprägt von der Klimakrise, aber auch

von Lösungen durch technologische Entwicklungen. Umso wichtiger ist es, Agrarwissenschaftler*innen auszubilden,

die in ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen denken und offen

für innovative Ideen sind. Genau das bietet die BOKU und besitzt damit unter den heimischen Universitäten

ein Alleinstellungsmerkmal.

In dieser Ausgabe des BOKU-Magazins wollen wir Ihnen einen Überblick darüber geben, welche Werkzeuge

uns nun mit Künstlicher Intelligenz, neuer Gentechnik, Robotik oder maschinellem Lernen in der Landwirtschaft

zur Verfügung stehen. Insbesondere die neuen genomischen Technologien werden häufig rigoros abgelehnt,

obwohl sich diese von der „alten“ Gentechnik unterscheiden. Eine der Aufgaben der Wissenschaft

ist es daher auch, eine fundierte Einschätzung zu geben – oder wie es Hermann Bürstmayr im Interview

auf den nachfolgenden Seiten formuliert: Die neue Gentechnik ist weder Teufelszeug noch ein Allheilmittel,

sondern ein aussichtsreiches neues Werkzeug unter vielen. In der EU könnte die gesetzliche Regelung in

der zweiten Jahreshälfte fixiert werden. In Kenia, wie Sie in einem Beitrag lesen können, ist man bereits in

der Umsetzung.

Das Department für Agrarwissenschaften ist eines der nunmehr sechs Departments, die entlang unserer

Kompetenzfelder ausgerichtet sind. Die BOKU setzt seit Jahresbeginn mit der Organisationsstruktur neue

Akzente, um Spitzenforschung und exzellente Lehre zukunftssicher zu gestalten und bereits heute Lösungen

für morgen zu entwickeln.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme und interessante Lektüre!

Eva Schulev-Steindl

Impressum

Medieninhaberin und Herausgeberin: BOKU University, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien Chefredaktion: Bettina Fernsebner-Kokert Redaktion:

Hermine Roth Autor*innen: Alexander Bauer, Barbara Birli, Elisabeth Denk, Juliane C. Dohm, Daniel Dörler, Johannes Ehrlinger, Daniela Fuchs, Sarah

Gorr, Sabine Greßler, Lukas P. Grossfurthner, Georg Gübitz, Merle Haak, Sophie Hanak, Florian Heigl, Heinz Himmelbauer, Sara Hintze, Andreas Holzinger,

Jochen Kantelhardt, Hans-Peter Kaul, Florian Kitzler, Rudolf Krska, Christine Leeb, Horst Mayr, Andreas Niedermayr, Florian Part, Anna Pavlicek,

Ela Posch, Karl Reimand, Matthäa Ritter-Wurnig, Felix L. Sandell, Ruth Scheiber-Herzog, Andreas Schildberger, Meret Siemen, Joseph Strauss, Sabine

Strauss-Goller, Alexandra Strauss-Sieberth, Sabina Tandari, Martin Tschikof, Verena Vlajo, Silvia Winter, Andreas Zitek. Lektorat: Marlene Zeintlinger

Grafik: Patricio Handl Coverfoto: freepik/phanuwatnandee Druck: Druckerei Berger Auflage: 6.000 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Blattlinie:

Das BOKU Mag versteht sich als Informationsmedium für Angehörige, Absolvent*innen und Freund*innen der BOKU University und soll die interne

und externe Kommunikation fördern. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit

der Auffassung der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehalten. Beiträge

senden Sie bitte an: public.relations@boku.ac.at Bei Adressänderung wenden Sie sich bitte an: alumni@boku.

ac.at Offenlegung: Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaberin (Verlegerin): BOKU University, Gregor-Mendel-Straße

33, 1180 Wien, Tel.: (01) 47654-0, Universitätsratsvorsitzender: Josef Plank, Rektorin:

Eva Schulev-Steindl; erscheint quartalsmäßig; Erscheinungsort: Wien.

UZ24 „Schadstoffarme

Druckerzeugnisse“

UW 734

Dieses Produkt stammt

aus nachhaltig bewirtschafteten

Wäldern und

kontrollierten Quellen

1/2025

3


„Die neue Gentechnik ist weder ein

Werkzeug des Bösen noch ein Zauberstab,

der alle Probleme lösen kann“

Hermann Bürstmayr forscht an neuen genomischen Methoden zur Verbesserung

von Weizen. Der Leiter des Instituts für Biotechnologie in der

Pflanzenproduktion sprach mit Bettina Fernsebner-Kokert über vielversprechende

Einsatzmöglichkeiten, alte Vorurteile und darüber, warum die

noch heuer erwartete Regelung auf EU-Ebene andere Kriterien als die bisherigen

für die neue Gentechnik braucht.

Österreichs

Zuchtgärten

produzieren laufend

Sorten für den

Ackerbau.

Gentechnik ist zumindest im

deutschsprachigen Raum nach wie

vor ein Reizwort. Was unterscheidet

die neue Gentechnik von der bisherigen

Technologie?

Bürstmayr: Wenn man es so definiert,

wie es derzeit auch bei den

Entscheidungsprozessen in Brüssel

diskutiert wird, dann dürfte der Teil

der neuen genomischen Methoden,

bei denen am Schluss kein artfremdes

Gen in der Pflanze oder im Tier

ist, streng genommen nicht unter die

derzeitige sehr restriktive Gentechnik-Regulierung

fallen. Warum? Weil

man ein Ergebnis bekommt, das so

auch in der Natur ohne unser Zutun

entsteht. Man nimmt zum Beispiel

ein Apfel-Gen und baue es wieder in

einen Apfel ein. Oder ich löse eine

Ein Argument der Gegner*innen ist

geblieben: Konzerne würden uns mit

Patenten auf Saatgut von ihnen abhängig

machen. Welches Regelwerk

bräuchte es da?

Die Frage lautet, wem gehört es? Ich

bin kein Jurist, aber es gibt ja auch

jetzt schon in der klassischen Züchtung

einen gewissen rechtlichen

Schutz, nämlich den Sortenschutz,

der nicht unter das Patentrecht fällt

und der auch international akkordiert

ist. Züchtungen erfordern

einen hohen Aufwand und die Entwicklung

etwa einer neuen Getreideminimale

Mutation durch Crispr/

Cas9 aus und bekomme eine Änderung,

die auch spontan auftreten

kann. Das Ergebnis, auch wenn es

mittels neuer genomischer Methoden

erzielt wurde, ist also dasselbe,

das auch in der Natur vorkommt.

Daher fordert ein Teil der Expert*innen,

man sollte es anders regeln als

die alte, klassische Gentechnik. Die

andere Seite sagt: Man braucht dafür

aber ein gentechnisches Verfahren,

daher sollte es auch unter das

derzeitige Gentechnik-Gesetz fallen.

Wie immer in der Wissenschaft gibt

es ein breites Spektrum, aber die

Mehrzahl der Wissenschaftler*innen,

die sich mit Biologie, Züchtung

und Genetik beschäftigt, sind der

Ansicht, dass man das Endprodukt

beurteilen soll und die neuen genomischen

Methoden nicht unter die

ganz strenge Regelung fallen, sondern

anders geregelt werden sollen.

Fotos: Saatbau Linz eGen, BOKU/Jakob Vegh, BOKU/Christoph Gruber

4 1/2025


Hermann Bürstmayr in seinem Gewächshaus am BOKU-Standort Tulln.

sorte kostet im Schnitt eine Million

Euro, bis sie auf den Markt kommt.

Es ist auch ein Treiber für Innovation

und ein Schutz ist ja nicht in erster

Linie dazu da, um jemanden zu

schädigen, sondern um die eigenen

Entwicklungen zu schützen.

Der Sortenschutz kennt aber zwei

wichtige Ausnahmen. Das sogenannte

Landwirte-Privileg, das heißt, alle

Bauern und Bäuerinnen, die einmal

Saatgut gekauft haben, dürfen es

auch im eigenen Betrieb weiterverwenden.

Das „Züchter-Privileg“

bedeutet: Wenn die Sorte eines

Züchters gut ankommt, darf auch

ein zweiter Züchter diese für Neuzüchtungen

verwenden, ohne den

ursprünglichen Züchter um Genehmigung

bitten zu müssen. Das ermöglicht

einen nachhaltigen züchterischen

Fortschritt.

Kennt das Patentrecht vergleichbare

Ausnahmen?

Nein. Wenn wir Sorten künftig

patentieren, würden diese Ausnahmen

nicht mehr gelten. Daher

sollten wir Sorten, die mittels neuer

genomischer Methoden entstehen,

nicht unter das Patentrecht stellen,

sondern unter das Sortenschutzrecht.

Diese Regelung würde keinen

automatischen Wettbewerbsvorteil

für die großen Konzerne bringen.

Würde die Regelung so aussehen,

dass wir alles patentieren, besteht

natürlich diese Gefahr. Es gibt natürlich

einen gewissen Graubereich,

wo Firmen ein bestimmtes Gen für

eine gewisse Eigenschaft patentieren

lassen könnten, das würde dann

für andere aber nicht benutzbar

sein. Über diesen Widerspruch wird

derzeit intensiv diskutiert, auch in

Brüssel, also wie man eine Regelung

finden kann, dass möglichst nicht

alles patentierbar ist.

Gibt es einen ungefähren Zeitrahmen,

wann die Rahmenbedingungen

der EU für neue genomische Methoden

feststehen werden?

Was man von Leuten hört, die von

österreichischer Seite in die Verhandlungen

eingebunden sind,

könnte es noch 2025 zu einer Regelung

kommen, vielleicht um die

Mitte des Jahres, also rund um den

1/2025

5


Wechsel von der polnischen zur dänischen

EU-Ratspräsidentschaft. Danach

gibt es noch Übergangsfristen, bis die

neue Regelung wirklich in Kraft tritt, kann

es nochmals ein bis zwei Jahre dauern.

Die skandinavischen und die Benelux-

Länder sind immer sehr wissenschaftsfreundlich

ebenso Spanien, Portugal und

Italien. Die osteuropäischen Länder und

auch Österreich stehen eher auf der

Bremse, wie man hört.

Wie sind die Regelungen außerhalb Europas?

Was schwierig werden könnte, ist, wenn

es ein globales Patchwork an Regelungen

gibt. In Südamerika haben vor allem

Argentinien und Chile eine sehr wissenschaftsnahe

Regelung, die besagt, dass

alles, was von der Natur nicht mehr zu

unterscheiden ist, weniger streng gehandhabt

wird. Das ist der liberalste und

ein sehr unbürokratischer Ansatz. Wenn

Südamerika diesen verfolgt, kommen sehr

rasch Produkte auf die Märkte und die

Länder sind Exportnationen. Früher oder

später kommen die dortigen Produkte

auch auf unsere Teller und wir wissen es

nicht einmal. Die Befürchtung ist, dass

Europa wie so häufig die weitaus komplizierteren

Regelungen haben wird. Aber

auch China verfolgt interessanterweise

einen sehr strengen Ansatz.

Bei seinem Vortrag beim Symposium „New Genomic Technologies“ am

10. Februar im Ilse-Wallentin-Haus an der Türkenschanze.

„Wir sollten Sorten, die mittels

neuer genomischer Methoden

entstehen, nicht unter das

Patentrecht stellen, sondern

unter das Sortenschutzrecht.“

Wo sehen Sie die konkreten Anwendungsmethoden

und das große Potenzial?

Die neue Gentechnik ist weder ein Werkzeug

des Bösen noch ein Zauberstab, der

alle Probleme lösen kann. Sondern es ist

ein wirklich gutes zusätzliches Werkzeug

in der Forschung, weil wir damit Pflanzen,

Tiere und Mikroorganismen besser verstehen

können. Das spiegelt sich auch in

den wissenschaftlichen Veröffentlichungen

wider. Wenn man in den vergangenen

zwei, drei Jahren in den Literaturdatenbanken

nur nach dem Begriffen „CRISPR“

und „Pflanze“ gesucht hat, hat man seit

2022 bereits zwischen 800 und 900

Publi kationen jährlich gefunden.

Wie kann man es wirklich in Sorten benutzen?

Da sind wir noch ein bisschen

6 1/2025


weiter weg und es gibt in Wirklichkeit

erst eine Handvoll von Produkten,

die auf den Märkten sind:

vier in den USA, drei in Japan, und

zwar Tomaten, Salat, Sojabohnen

und Mais. Für welche Merkmale

macht es Sinn? Wenn ein Merkmal

nur durch relativ wenige Gene, im

Idealfall nur eines, codiert wird, ist

es besonders attraktiv. Die Methode

ist besonders dafür geeignet, einen

Punkt im Genom anzusteuern, um

dort eine kleine Änderung auszulösen.

Man kann auch noch ein paar

Gene gleichzeitig nacheditieren, aber

dann ist Ende. Das Verfahren eignet

sich also für nicht sehr komplexe

genetische Merkmale, davon gibt es

aber einige und die Produkte sind

bereits auf dem Markt. Das können

Qualitätseigenschaften sein wie

eine bessere Ölzusammensetzung

und weniger Transfette bei Sojabohnen.

Es gibt bereits Salate, die

länger frisch bleiben oder Bananen,

die nicht so schnell braun werden,

ebenso wie Tomaten, die Inhaltsstoffe

haben, die gesundheitsfördernd

für das Herz-Kreislaufsystem

sein sollen. Ein weiterer Bereich ist

die Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge.

Wie können die neuen genomischen

Methoden bei Tieren angewendet

werden?

Auch hier geht es wieder um einfach

vererbte Eigenschaften, etwa

Hornlosigkeit bei Rindern. Manche

Rinderrassen haben ja durch Domestikation

keine Hörner. Bei der

Freilandhaltung und in Laufställen

werden die Tiere heute von einem

Tierarzt enthornt, damit die Verletzungsgefahr

minimiert wird. Würde

man die Tiere genetisch enthornen,

könnte man ihnen Leid ersparen.

Das ginge mit Kreuzungen oder mit

der Genschere CRISPR. Es gibt bei

Rindern auch eine Genvariante, die

die Tiere resistenter gegen Hitze

macht. Hier gibt es die Idee, Rinder

für tropische Regionen so zu mutieren,

um sie stressresistenter gegen

Hitze zu machen.

Wie würden Landwirt*innen in

Österreich profitieren?

Es ist in den vergangenen 15 Jahren

eine ganze Vermarktungsschiene mit

„gentechnikfrei“ aufgebaut worden.

Man möchte diese Märkte auch

nicht ruinieren. Vor allem, wenn es

dazu käme, dass die neuen genomischen

Methoden unter die strenge

Gentechnik-Regelung fallen würden,

wäre der österreichische Markt über

Jahre blockiert, weil in der Vermarkung

stark auf gentechnikfreie

Produktion gesetzt wird. Würden die

Produkte aber nicht unter Gentechnik

im klassischen Sinn fallen und

es gäbe zum Beispiel eine genomisch

editierte Erdäpfelsorte, die

gegen eine der Kartoffelkrankheiten

widerstandsfähig ist, und daneben

eine Sorte aus der klassischen

Züchtung, die nur halb so resistent

ist, die die Landwirt*innen aber

deshalb drei Mal spritzen müssten,

wäre die Entscheidung relativ leicht.

Ich denke, die Menschen werden anhand

des Produkts entscheiden, ob

es mir als Bauer einen Vorteil, Geldund

Zeitersparnis bringt. Wenn es

uns gelingt, gute Produkte auf dem

Markt zu bringen, werden sich diese

auch durchsetzen.

Ihr Kollege Steven Runo von der

Kenyatta University in Nairobi, der

beim Symposium am 10. Februar die

Keynote gehalten hat, zeigt in Kenia

gerade, dass die Technologie auch

im kleinsträumigen bäuerlichen Bereich

Anwendung finden kann.

Auch hier steht das Produkt im Vordergrund.

Steven Runo beschäftigt

sich mit dem parasitären Unkraut

Striga hermonthica, das in Teilen

Afrikas als ‚Cereal-Killer‘ gilt. Striga,

auch Hexenkraut genannt, vernichtet

ganze Mais- und Hirseernten in Afrika

südlich der Sahara und man wird

es kaum mehr los, wenn eine Fläche

einmal befallen ist. Unter anderem

Zur Person

Univ.-Prof. Dr. Hermann Bürstmayr

hat an der BOKU Landwirtschaft

mit dem Schwerpunkt

Pflanzenproduktion studiert und

war anschließend als Pflanzenzüchter

für die Saatgut Linz

tätig. 1997 hat er ebenfalls an

der BOKU promoviert, nach seiner

Habilitation wurde Bürstmayr

zum Professor für Pflanzenzüchtung

berufen.

hat Steven Runo herausgefunden,

dass eine bestimmte Genvariante,

die in einer Wildhirse gefunden

wurde, diese gegen den Striga-Befall

schützt. Runo benutzt Gen-Editierung

mit dem Ziel, das Gen, das

für die Widerstandsfähigkeit verantwortlich

ist, in Kulturhirse so zu verändern,

dass es jenem der Wildhirse

gleicht, die Kulturhirse aber weiterhin

die gewohnte Qualität und den

hohen Ertrag liefert. Dazu musste er

das Gen nur geringfügig umprogrammieren.

Demnächst wird er mit den

Freilandversuchen beginnen und die

neue Züchtung könnte in absehbarer

Zeit auch den Kleinbauern in Kenia

zur Verfügung stehen.

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Neue Gentechnik: Wie Genome

Editing Afrikas Landwirtschaft

transformieren kann

Von Sophie Hanak

Steven Runo in einem Maisfeld in

Kenia, das von Striga befallen ist.

Das Symposium „New Genomic

Technologies“ widmete sich am

10. Februar 2025 an der BOKU University

den neuesten Entwicklungen

in der Genomforschung hinsichtlich

der Verbesserung von Nutzpflanzen.

Die halbtägige Veranstaltung wurde

von der BOKU in Zusammenarbeit

mit dem Gregor-Mendel-Institut, der

Österreichischen Akademie der Wissenschaften

und der Gregor-Mendel-Gesellschaft

Wien organisiert.

In seiner Keynote sprach Steven

Runo, Professor an der Kenyatta University

in Nairobi, über den Einsatz

von Genome Editing zur Stärkung der

Nahrungsmittelsicherheit in Afrika.

Gleich zu Beginn betonte er, dass

die Landwirtschaft in Afrika grundlegend

anders sei als in Europa oder

Amerika. Kleine, familiäre Farmen

mit einer Fläche von 0,5 bis 3 Hektar

machen den Großteil der landwirtschaftlichen

Betriebe aus. Die Familien

sind auf dieses Land angewiesen,

um zu überleben, und jeder

zusätzliche Druck wie Dürre oder

parasitäre Pflanzen kann zu Nahrungsmittelknappheit

führen. „Aus

diesem Grund setzen wir uns mit

großer Leidenschaft für Ernährungssicherheit

ein und arbeiten daran,

die Nahrungsmittelproduktion durch

neue Technologien zu optimieren“,

erklärte Runo. Sein Team erforscht

die Wirt-Parasit-Interaktion zwischen

Striga hermonthica („Witch Weed“)

und deren Wirtspflanzen. Striga ist

ein parasitäres Unkraut, das große

Ernteverluste verursacht und insbesondere

in Afrika eine Bedrohung

für die Ernährungssicherheit und die

Existenzgrundlage von Kleinbauern

darstellt. Genome Editing ist eine der

Methoden, die bei dieser Forschung

zum Einsatz kommen.

Genome Editing (GEd) ist eine

moderne Züchtungsmethode, die

gezielte genetische Veränderungen

an Pflanzen ermöglicht. Im Vergleich

zu klassischen Züchtungsmethoden

ist sie schneller und effizienter. GEd

erlaubt es, gezielt bestimmte Gene

zu modifizieren, indem beispielsweise

ein Gen für Krankheitsanfälligkeit

ausgeschaltet wird. Da keine aufwändigen

Rückkreuzungen erforderlich

sind und einige Anwendungen

nicht als transgen gelten, verkürzt

sich die Entwicklungszeit auf zwei

bis fünf Jahre. Dadurch wird GEd zu

einer präzisen und effizienten Methode

zur Züchtung krankheitsresistenter

Pflanzen. „Eine der effektivsten

Methoden zur Genom-Editierung

ist CRISPR/Cas9. Diese Technologie

ist besonders einfach, vielseitig und

präzise“, erklärte Runo.

Darüber hinaus untersuchen Wissenschaftler*innen

die Mechanismen

der Striga-Resistenz in Reis

und deren Übertragbarkeit auf andere

Pflanzen mittels GEd. Sie identifizierten

Gene, die keine typischen

Merkmale einer Wirt-Pathogen-

Interaktion aufweisen und ursprünglich

von Weizen vererbt wurden.

Mais ist ein weiteres wichtiges

Grundnahrungsmittel in Afrika, doch

Striga bedroht auch hier die Ernten.

Die Keimung von Striga wird durch

Strigolactone aus den Maiswurzeln

ausgelöst. Forscher*innen entdeck-

Fotos: Steven Runo, BOKU/Christoph Gruber

8 1/2025


Steven Runo hielt die Keynote

beim Symposium im

Ilse-Wallentin-Haus.

ten, dass bestimmte Strigolactone

wie Zealactol und Zealactonsäure

weniger Striga-Keimung verursachen

als das Haupt-Strigolacton Zealacton.

Durch genetische Veränderungen

kann der Mais vermehrt diese

weniger schädlichen Strigolactone

abgeben, wodurch die Striga-Infektion

verringert wird. Diese Erkenntnisse

bieten neue Ansätze zur

Züchtung resistenter Maissorten und

könnten helfen, die Ernteverluste in

Afrika zu reduzieren.

Runos Vortrag verdeutlichte, dass

Afrika das Potenzial hat, seine landwirtschaftliche

Produktivität durch

den Einsatz von GEd nachhaltig zu

steigern. Für die Kommerzialisierung

dieser Technologien sind jedoch

geeignete regulatorische Rahmenbedingungen,

eine verantwortungsvolle

Nutzung sowie passende Lizenzierungsmodelle

und ein unterstützendes

Umfeld erforderlich. Wichtig

ist zu betonen, dass Kenia wie auch

andere afrikanische Länder bereits

gesetzliche Regelungen haben, die

Feldversuche von mit neuen genomischen

Methoden veränderten Pflanzen

erlauben. Die EU befindet sich

hier noch mitten im Diskussionsund

Entscheidungsprozess (siehe

Interview mit Hermann Bürstmayr).

„Wir haben viele weitere Projekte

in Planung, und die Zukunft kann

nur besser werden“, sagte Runo. Er

betonte jedoch auch bestehende

Herausforderungen, insbesondere im

Bereich der Forschungskapazitäten,

Labore und wissenschaftlichen Ressourcen.

„Daher sind Partnerschaften

essenziell, und ich möchte diese

gerne weiter ausbauen“, schloss er

seinen Vortrag.

Im Anschluss stellten junge Wissenschaftler*innen

ihre Projekte vor, darunter

Untersuchungen zum Einfluss

von Wasserknappheit auf Pflanzen

sowie zur Identifizierung von Resistenzgenen

gegen Pflanzenkrankheiten

wie Fusariumpilz-Resistenz

in Weizen. Die CRISPR-Cas-Technologie

spielt dabei eine zentrale

Rolle. Ein weiteres wichtiges Thema

war ein Vortrag über Wissenschafts-

journalismus, der die Bedeutung

einer verständlichen Wissenschaftskommunikation

unterstreicht. Durch

eine gezielte Vermittlung können

komplexe wissenschaftliche Inhalte

einer breiten Öffentlichkeit zugänglich

gemacht und durch eine gute

Aufklärung den Menschen die Angst

vor neuen Technologien genommen

werden.

In der abschließenden Podiumsdiskussion

erörterten die Vortragenden

Themen wie die gesellschaftliche

Akzeptanz neuer genetischer Technologien

sowie deren ethische und

ökologische Implikationen. Weitere

Ansätze waren die Wissenschaftskommunikation,

die Herkunft von

Saatgut in Afrika und die Bedeutung

der Bioinformatik.

LINK

New Genomic Technologies

- A Versatile Toolbox

for Crop and Livestock

Improvement

www.youtube.com/live/EEgEhFPReog

1/2025

9


Die Landwirtschaft steht weltweit

vor immensen Herausforderungen.

Klimawandel, extreme Wetterereignisse,

Ressourcenknappheit und die

wachsende Weltbevölkerung erfordern

innovative Lösungen, um die

Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

In diesem Kontext hat künstliche

Intelligenz (KI) viel Potenzial,

als Schlüsseltechnologie für eine

nachhaltige und effiziente Zukunft

zu dienen.

Ressourceneffizienz dank KI

KI ist die Fähigkeit von Digitalen

Systemen, Aufgaben auszuführen,

die normalerweise menschliche

Intelligenz erfordern, wie etwa

Mustererkennung, Entscheidungsfindung,

Sprachverstehen oder Lernen

aus Erfahrungen, mithilfe des

sogenannten maschinellen Lernens,

basierend auf Daten und Algorithmen.

KI ermöglicht die Optimierung

zahlreicher Prozesse. Von der

präzisen Analyse von Wetter- und

Bodenbedingungen über die Echtzeitüberwachung

von Pflanzen und

Tieren bis hin zur Steuerung autonomer

Maschinen kann KI in nahezu

jedem Bereich der modernen Landwirtschaft

Anwendung finden. So

kann KI dazu beitragen, Ressourcen

wie Wasser, Dünger und Pestizide

effizienter zu nutzen, den Ertrag zu

sichern, zu steigern und Umweltbelastungen

zu minimieren.

Präzisionslandwirtschaft

Die Präzisionslandwirtschaft ist ein

zentraler Anwendungsbereich der

KI. Sie basiert auf der Erfassung und

Analyse umfangreicher Daten, die

mithilfe von Sensoren, Robotern,

Drohnen und Satelliten gesammelt

werden. KI-gestützte Algorithmen

können daraus wertvolle Erkenntnisse

gewinnen, beispielsweise

zur optimalen Bewässerung oder

Düngung. Solche datenbasierten

Entscheidungen steigern schließlich

die Produktivität, senken die Produktionskosten

und tragen dazu bei,

die Auswirkungen auf Ökosysteme

zu reduzieren.

KI und Klimaanpassung

Angesichts des Klimawandels spielt

KI eine entscheidende Rolle, um

landwirtschaftliche Betriebe widerstandsfähiger

zu machen. KI-gestützte

Vorhersagemodelle können

extreme Wetterereignisse frühzeitig

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Synergie

zwischen

Mensch und

Maschinen

Über die Bedeutung der

Künstlichen Intelligenz

in der Landwirtschaft

Von Andreas Holzinger und Hans-Peter Kaul

Fotos: Adobe Stock

erkennen und Landwirten helfen,

proaktiv zu handeln. Darüber hinaus

unterstützt KI die Entwicklung von

klimaresilienten Anbaumethoden

und die Anpassung von Fruchtfolgen,

um Erträge trotz widriger Bedingungen

zu sichern.

Angesichts des Klimawandels

spielt KI eine entscheidende Rolle,

um landwirtschaftliche Betriebe

widerstandsfähiger zu machen.

Automation und Robotik

Autonome Maschinen wie Roboter,

Erntemaschinen und Drohnen

nutzen KI, um landwirtschaftliche

Aufgaben effizient und präzise

auszuführen. Diese Technologien

können nicht nur Arbeitskosten reduzieren,

sondern auch die menschliche

Arbeitsbelastung verringern. In

Kombination mit Robotik ermöglicht

KI die Automatisierung von Aufgaben

wie Aussaat, Unkrautbekämpfung,

Pflanzenschutz oder Ernte.

Human-Centered AI:

Der Mensch im Mittelpunkt

Trotz des hohen Automatisierungsgrades

bleibt der Mensch

ein essenzieller Bestandteil der

Landwirtschaft. Die Integration

von menschlichem Fachwissen

in KI-Systeme, bekannt als Human-Centered

AI, gewährleistet,

dass diese Technologien auf die

Bedürfnisse der Landwirt*innen

abgestimmt sind und vor allem

steigenden ethischen, sozialen und

rechtlichen Anforderungen gerecht

werden. Nachvollziehbare, und

damit interpretierbare, erklärbare

und intuitive KI-Systeme fördern

das Vertrauen und erleichtern die

Anwendung neuer Technologien.

Zudem muss im Zweifel die letzte

Entscheidung beim Landwirt/bei

der Landwirtin verbleiben.

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Herausforderungen

der KI-Integration

Trotz ihres vermeintlich hohen Potenzials

stehen der Einsatz und die

Verbreitung von KI in der Landwirtschaft

vor mehreren Hürden. Hohe

Anschaffungs- und Umrüstungskosten,

der Mangel an technologischem

Know-how und schließlich ethische,

soziale und vor allem rechtliche

Fragen stellen wesentliche Herausforderungen

dar. Kleine Betriebe

können von diesen Barrieren besonders

betroffen sein, was die digitale

Kluft zwischen verschiedenen landwirtschaftlichen

Akteuren vertieft.

Ein Blick in die Zukunft

Mit der Weiterentwicklung von

Technologien wie digitalen Zwillingen,

6G-Netzwerken und erneuerbaren

Energien könnte KI in der

Landwirtschaft noch vielseitiger und

effizienter eingesetzt werden. Insbesondere

die Kombination von KI

mit nachhaltigen Praktiken wie regenerativer

Landwirtschaft hat das

Potenzial, die Branche langfristig zu

revolutionieren. Sie bietet innovative

Lösungen für die Herausforderungen

der Gegenwart und ebnet den

Weg für eine nachhaltige Zukunft.

Damit dies gelingt, ist jedoch eine

ganzheitliche digitale Transformation

erforderlich, die technologische

Innovationen mit menschlichem

Fachwissen und ethischen Grundsätzen

verbindet. Die Zukunft der

Landwirtschaft liegt in der Synergie

zwischen Mensch und Maschine –

für eine effiziente, nachhaltige und

resiliente Agrarwirtschaft. In Anlehnung

an Industrie 5.0 kann man hier

von Landwirtschaft 5.0 sprechen,

die den Fokus auf eine stärkere Integration

menschlicher Fähigkeiten

und Bedürfnisse in Prozesse legt.

Sie löst die vollständige Automatisierung,

die in Industrie 4.0 ganz

zentral ist, durch die Kooperation

zwischen Mensch und Maschine

sowie durch Nachhaltigkeit, ethische

und soziale Verantwortung und

rechtliche Rahmenbedingungen ab.

LITERATUR

Holzinger, A., Schweier, J., Gollob, C., Nothdurft,

A., Hasenauer, H., Kirisits, T., Häggström,

C., Visser, R., Cavalli, R., Spinelli, R. & Stampfer,

K. (2024). From Industry 5.0 to Forestry 5.0:

Bridging the gap with Human-Centered Artificial

Intelligence. Current Forestry Reports, 10,

(6), 442-455

https://doi.org/10.1007/

s40725-024-00231-7

Holzinger, A., Fister Jr., I., Fister, I., Kaul, H.-P. &

Asseng, S. (2024). Human-Centered AI in smart

farming: Towards Agriculture 5.0. IEEE Access,

12, 62199-62214

https://doi.org/10.1109/

ACCESS.2024.3395532

Univ.-Prof. Andreas Holzinger lehrt und

forscht am Institut für Forsttechnik zu

digitaler Transformation in der Land- und

Forstwirtschaft, Univ.-Prof. Hans-Peter

Kaul leitet das Institut für Pflanzenbau.

12 1/2025


Robotik und digitale

Technologien Der FarmDroid

Von Alexander Bauer und Florian Kitzler

Fotos: Alexander Bauer

In den frühen Morgenstunden

setzt sich der Feldroboter erneut

in Bewegung. Mit den ersten Sonnenstrahlen

hat er genug Energie

gesammelt, um seine unterbrochene

Arbeit vom Vortag fortzusetzen.

Präzise folgt er seiner Fahrspur –

langsam, aber stetig führen seine

mechanischen Hackwerkzeuge ihre

Arbeit aus, entfernen unerwünschtes

Unkraut und lassen die jungen

Zuckerrüben unversehrt. Dank des

sonnigen Wetters werden die Solarmodule

im Laufe des Tages genügend

Energie speichern, sodass der

Roboter in der kommenden Nacht

ohne Unterbrechung weiterarbeiten

kann.

Autonome Systeme wie dieses sind

längst keine Zukunftsvision mehr.

Sie halten zunehmend Einzug in die

Landwirtschaft – auch in Österreich.

Feldrobotik hat sich zu einem

zentralen Bestandteil des sogenannten

Smart Farming entwickelt und

ermöglicht eine präzise, ressourcenschonende

und automatisierte

Bearbeitung landwirtschaftlicher

Flächen. Einsatzgebiete reichen

von der Bodenbearbeitung über die

Aussaat und den Pflanzenschutz bis

hin zur Ernte. Neben den wirtschaftlichen

Vorteilen, die sich durch eine

gesteigerte Effizienz und reduzierte

Arbeitskosten ergeben, entlastet die

Automatisierung die Landwirt*innen

spürbar. Gleichzeitig leisten intelligente

Technologien einen wichtigen

Beitrag zu einer nachhaltigen

und umweltschonenden Landwirtschaft,

indem sie den Einsatz von

1/2025

13


Pflanzenschutzmitteln minimieren

und Ressourcen gezielt schonen.

Unser FarmDroid

Am Institut für Landtechnik des

Departments für Agrarwissenschaften

ist seit vergangenem Herbst ein

Feldroboter für unterschiedliche

Versuche im Einsatz. Der FarmDroid

FD20 ist ein autonomer Feldroboter

für Aussaat und mechanische Unkrautregulierung.

Seine Technologie

wird bereits in über 50 Kulturen erfolgreich

genutzt, darunter Zuckerrüben,

Rote Rüben, Zwiebeln, Raps

und Kräuter. Mit einer Arbeitsbreite

von drei Metern kann er sechs Reihen

mit einem Reihenabstand von

50 Zentimetern bearbeiten.

Vor der Aussaat müssen nur die

Feldgrenzen sowie Kulturparameter

wie Saatdichte, Reihenabstand

und Anzahl der Vorgewendespuren

festgelegt werden. Die Recheneinheit

des Roboters ermittelt daraufhin

die optimalen Fahrspuren und

Ablagepunkte für das Saatgut. Die

Navigation basiert auf hochpräzisen

GNSS-RTK-Antennen und gewährleistet

eine zentimetergenaue

Positionierung. Die Aussaat erfolgt

über ein fein abgestimmtes System

aus Vereinzelungsrad, Saatventil,

Scheibenschar, Andruckrolle und

Zustecher, sodass jedes Korn exakt

an seinem vorgesehenen Platz im

Boden abgelegt wird.

Mit einer maximalen Geschwindigkeit

von knapp einem Kilometer pro

Stunde kann der FarmDroid pro Tag

eine Fläche von bis zu fünf Hektar

bearbeiten. Für die anschließende

Unkrautregulierung wird das Aussaatmodul

einfach mit mechanischen

Hackwerkzeugen ergänzt.

Dank der präzisen Navigation erkennt

der Roboter die exakte Position

der Kulturpflanzen und kann

so nicht nur zwischen den Reihen,

sondern auch innerhalb der Reihe

hacken, ohne die jungen Pflanzen zu

beschädigen. Ein je nach Kulturart

variabler Sicherheitsabstand sorgt

dafür, dass das Wachstum der Nutzpflanzen

nicht beeinträchtigt wird.

Ein besonderer Vorteil des Farm-

Droid liegt in seiner Fähigkeit,

Unkraut bereits in sehr frühen

Wachstumsstadien zu entfernen.

Außerdem ermöglicht sein geringes

Eigengewicht von nur 900 Kilogramm

den Einsatz auf dem Feld,

selbst wenn der Boden für schwere

Traktoren noch zu feucht wäre. Auf

diese Weise reduziert der Roboter

das Risiko von Bodenverdichtungen

erheblich und trägt zur langfristigen

Erhaltung der Bodenstruktur bei.

14 1/2025


Autonome Roboter bieten eine

Chance, indem sie die Produktivität

steigern und gleichzeitig die

Umweltbelastung reduzieren.

Forschung und

Weiterentwicklung

In der wissenschaftlichen Forschung

gewinnt die Feldrobotik

zunehmend an Bedeutung. Am

Institut für Landtechnik untersuchen

wir, wie digitale Technologien

die Effizienz und Nachhaltigkeit

in der Landwirtschaft verbessern

können. Der FarmDroid wird dabei

gezielt für die Bewirtschaftung

von Versuchsflächen eingesetzt

und als Trägerplattform für zusätzliche

Sensoren weiterentwickelt.

Durch die Integration von Kameratechnologie,

Computer Vision und

Künstlicher Intelligenz evaluieren

wir Roboter und smarte Anbaugeräte

hinsichtlich ihrer Präzision

und Effektivität. Die Ergebnisse der

Untersuchungen dienen einer Entwicklung

von innovativen Sensortechnologien

und Managementansätzen

für die Landwirtschaft.

Dazu gehören bildgebende Verfahren,

aber auch die Analyse und

Nutzung weiterer Daten von Wetterstationen,

Traktoren und der ISO-

BUS-Schnittstelle unter Einsatz von

ICT- und IoT-Technologien. Ziel ist

es, diese Daten zentral zu bündeln

und für eine gezielte Prozessoptimierung

nutzbar zu machen.

Die Landwirtschaft steht vor großen

Herausforderungen – von steigenden

Umweltanforderungen bis hin zu

einem zunehmenden Arbeitskräftemangel.

Autonome Roboter bieten

hier eine Chance, indem sie die Produktivität

steigern und gleichzeitig

die Umweltbelastung reduzieren. Ihre

kontinuierliche Weiterentwicklung

ermöglicht eine ressourcenschonende,

nachhaltige und wirtschaftlich

tragfähige Landwirtschaft für kommende

Generationen.

QUELLEN

Kitzler, F., Gronauer, A., Motsch, V. (2022). A

Computer Vision System for Evaluation of Field

Robot Operations. In: Proceedings of the OAGM

Workshop 2022 - Digitalization for Smart Farming

and Forestry.

Schmeisser, F. (2024): Evaluation of four

different intra-row weeding implements using

RGB-D image analysis. Masterarbeit.

Kitzler, F., Bauer, A., Kruder-Motsch, V. (2024):

Beyond Color: Advanced RGB-D Data Augmentation

for Robust Semantic Segmentation in

Crop Farming Scenes. Preprint.

Kitzler, F., Gronauer, A., Motsch, V. (2024).

RGB-D image dataset to enable selective weed

control. At: AIRoV – Austrian Symposium on AI,

Robotics, and Vision.

Kitzler, F., Barta, N., Neugschwandtner, R. W.,

Gronauer, A. (2023): WE3DS: An RGB-D Image

Dataset for Semantic Segmentation in Agriculture.

In: Sensors, Vol. 23, No. 5.

LINK

https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/

H93000/H93100/Publikationen/Poster/2024_

AustroAgrar/Feldroboter_fuer_den_Ackerbau.pdf

Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Alexander Bauer

leitet das Institut für Landtechnik, DI Dr.

Florian Kitzler ist stellvertretender Leiter.

1/2025

15


16 1/2025

Fotos: Adobe Stock


The role of digital technologies

in advancing agroecology

By Karl Reimand, Andreas Niedermayr, Tobias Plankensteiner and Jochen Kantelhardt

From self-driving tractors to virtual

fencing for cattle management,

digital tools are transforming agriculture,

offering ways to improve

resilience in the face of the climate

crisis and population growth. However,

where some see opportunities,

others warn of risks, making the

impacts of digitalisation on agriculture

a critical area of research.

The shift to digital farming

A clear example of the potential

of digital tools to support agriculture

comes from vineyards. Managing

vineyards has long been a

labour-intensive craft, but labour

shortages and increasingly frequent

extreme weather events in

many wine regions place immense

pressure on production. In places

where the terrain is inaccessible to

land vehicles, some farmers have

been turning to a new solution: unmanned

aerial vehicles, or drones.

Equipped with navigation and precision

spraying tools, agricul tural

drones can reduce labour costs,

minimise health risks for workers,

and improve vineyard management

under challenging conditions.

Such possibilities of digital tools are

causing rapid changes in agriculture.

Between 2021-2027, the global

market value of smart farming is

expected to more than double (BIS

Research, 2022). In Europe, countries

like the UK, France, Germany,

and Norway invest hundreds

of millions of euros in agricultural

technologies every year (AFN, 2022).

On the one hand, this rapid digitalisation

is expected to increase yields

through more efficient use of water,

fertilisers, and pesticides, while

improving risk management for

extreme weather and disease outbreaks.

However, many farmers are

also concerned about issues related

to data privacy, accessibility, and the

affordability of digital technologies.

The balance between these positive

and negative effects is often highly

context-specific, requiring a clear

framework for assessing the impacts

of specific tools.

Defining sustainable

agriculture

In recent years, agroecology has

emerged as one of the most important

concepts for improving the

management of our food systems.

Broadly defined, agroecology refers

to farming done based on certain

environmental, social, and economic

principles that are meant to ensure

the sustainability of agriculture

in all areas, instead of the more

usual focus on yields and profi ta -

bility. A fundamental framework

that summarises the principles of

agroecology is the ‘10 elements of

agroecology’ by the United Nations

Food and Agriculture Organization

(FAO). These elements, which

include aspects such as efficiency,

diversity, or human and social values,

define agroecological farming

as a wholistic approach that takes

care of people and the environment

at all levels, from farms to society.

In recent years, the question of

whether rapid digitalisation is truly

compatible with agroecology has

Innovative

Smart Farm

with Advanced

Soil Sensors

and Automated

Irrigation System

for Sustainable

and Efficient

Agriculture in a

Modern Technology

Driven

Environment.

1/2025

17


Spraying drones can

improve the efficiency of

vineyard management,

particularly in difficult-to-reach

areas.

become an important subject of

debate.

D4AgEcol: A project for the

future of agriculture

Since September 2022, BOKU’s

Institute of Agricultural and Forestry

Economics (BOKU IAFO) has

been participating in an EU-funded

project Digitalisation for Agroecology

(D4AgEcol, GA 101060759). The

aim of the project, which is led by

the Leibniz Institute for Agricultural

Engineering and Bioeconomy in

Potsdam, Germany, is to understand

how the digitalisation of agriculture

could enable and promote agroecology.

To integrate farmers, researchers,

and other stakeholders, the

team at BOKU IAFO coordinated the

organisation of twelve technology

workshops in different European

countries (Austria, Denmark, Finland,

Germany, Greece, Portugal,

and the UK). In each workshop, the

participants used a list of technology

indicators previously prepared in our

project to discuss the compatibility

of a specific digital tool with the

FAO’s 10 elements of agroecology.

The results have been summarised

in eleven technology fact sheets that

give farmers and policymakers accessible

information on the impacts

of different digital tools. In each fact

sheet, we briefly describe a specific

technology, followed by a summary

of its expected impacts on different

elements of agroecology, and the

main opportunities and challenges

identified in the workshop.

Although the fact sheets are very

context-specific, taken together

they point at trends in European

agriculture. For instance, digital

tools were often seen to support

agroecology by promoting efficiency,

resilience and co-creation and sharing

of knowledge, as they typically

optimise some type of resource use

and collect vast amounts of data

that can be used to better understand

and communicate farming

practices and outcomes. At the

same time, the impact of digital

tools on areas like recycling or

responsible governance tended to

be described less positively, largely

due to concerns about the material

costs of technology production and

problems with infrastructure readiness

or data privacy. The complete

fact sheets will soon be available

on the D4AgEcol website, offering a

series of insightful case studies.

In the final part of the project, we

will develop national policy roadmaps

that describe concrete steps

for using digitalisation to shape

agriculture in a more agroecological

way. These roadmaps are based on

another series of national workshops,

including one at BOKU, which

took place last December. Involving

academics, farmers, and representatives

from both governmental and

nongovernmental organisations, we

discussed the actions and policies

18 1/2025


National policy workshop at

BOKU held in December, in

which participants discussed

solutions for sustainable

digitalisation of agriculture in

Austria.

Fotos: Konstantinos Grivakis, Agricultural University of Athens/Henrik Gereon Herrmann

needed in light of the opportunities

and challenges introduced by

digital tools. Most benefits, such

as increased efficiency, making

farming less physically demanding,

or engaging young people in agriculture,

were seen to be relatively

easily achievable. However, digital

tools are likely to also introduce

challenges related to data privacy,

farm equity and capacity to innovate

(particularly considering the

limited resources of many smaller

farms in Austria), dependency on

technology companies, or potential

negative environmental impacts if

farming becomes more intensive.

The policy suggestions from the

Austrian workshop can mostly be

put into three broad categories:

financial support (for long-term

research projects, opportunities for

smaller farms), education (promoting

new skills, increasing the acceptance

of innovative technologies)

and communication (supporting

interdisciplinary research, providing

clear food labels). In the next step,

we will merge the different national

policy roadmaps into a European

one, which will be presented to the

European Commission and other

policymakers.

Rethinking digitalisation

Much remains to be researched on

the topic of digitalisation of agriculture

and sustainability, and the

speed of change is putting pressure

on farmers, researchers, and policymakers

alike. One thing that has

become clear is that the impacts

of different digital tools vary greatly

depending on the context in which

they are used and the intentions of

farmers and technology providers.

If we are to realise the opportunities

promised by new digital technologies,

we need to remember

that agriculture extends far beyond

yields and profits. Only then can the

challenges facing our food systems

be addressed efficiently.

SOURCES

BIS Research (2022). Forecast market value of

smart farming worldwide in 2021 to 2027

(in billion U.S. dollars) [Graph]. In Statista.

Retrieved 10 February 2025, from www.

statista.com/statistics/720062/market-value-smart-agriculture-worldwide/

AFN (2022). Agri-food technology investments

in Europe in 2022, by country (in million U.S.

dollars) [Graph]. In Statista. Retrieved 10

February 2025, from www.statista.com/statistics/1413900/european-agri-food-tech-investment-by-country/

LINK

D4AgEcol

https://d4agecol.eu/

Karl Reimand, MSc., DI Dr. Andreas

Niedermayr and DI Tobias Plankensteiner

are researchers at the Institute

of Agricultural and Forestry Economics,

Univ.-Prof. Jochen Kantelhardt is head of

the institute.

1/2025

19


Felix Sandell (links) und

Lukas Grossfurthner

bei der Besprechung

aktueller Ergebnisse

ihrer Arbeit.

Mit maschinellem Lernen zu

stressresistenten Kulturpflanzen

Von Felix L. Sandell, Lukas P. Grossfurthner, Juliane C. Dohm und Heinz Himmelbauer

Das Klima ist einer der wichtigsten

Faktoren, die die Verbreitung von

Pflanzen bestimmen, und klimatische

Veränderungen können sich

entscheidend auf die Lebensräume

und die Evolution von Pflanzen

auswirken. Durch den Klimawandel

werden Pflanzenpopulationen anderen

Bedingungen ausgesetzt als

jenen, an die sie angepasst sind. Die

Fähigkeit von Populationen, auf neue

Umweltbedingungen zu reagieren,

hat direkte Auswirkungen auf lokale

und globale Ökosystemprozesse.

Während sich einige Pflanzen durch

bestehende genetische Vielfalt anpassen

können, sind andere dazu

nicht in der Lage und werden in

ihrer Häufigkeit abnehmen oder

möglicherweise aussterben.

Auch Kulturpflanzen auf unseren

Feldern haben mit klimatischen Veränderungen

zu kämpfen. Um sie zu

erhalten und den Ertrag zu sichern,

müssen sie widerstandsfähiger gemacht

werden. Das erfordert vor allem,

dass sie sich an die zunehmende

Trockenheit anpassen und gegen

Schädlinge resistent werden, die

sich unter veränderten klimatischen

Bedingungen stärker vermehren.

In Kulturpflanzen wurden im Zuge

der Zuchtwahl erwünschte Eigenschaften

gefördert, wodurch aber

gleichzeitig die genetische Vielfalt

und damit die Anpassungsfähigkeit

abgenommen haben. Als unsere

Kulturpflanzen domestiziert wurden,

haben Bauern nur wenige Individuen

aus einer Region miteinander

gekreuzt und auf bestimmte Eigenschaften

selektiert, zum Beispiel auf

Größe und Form der Speicherwurzel

bei Rüben.

Dies führte zu einer genetischen

Verarmung der domestizierten Pflanzen.

Die wilden Vorfahren unserer

Kulturpflanzen verfügen jedoch noch

über das ursprüngliche genetische

Potenzial, und man kann die genetische

Vielfalt der Wildformen nutzen,

um Kulturpflanzen widerstands-

20 1/2025


Zuckerrübenfeld nach einer Hitzeperiode am

Ende des Sommers 2024 im Unteren Ennstal

(Hargelsberg, Oberösterreich).

Fotos: H. Himmelbauer, L. Grossfurthner

fähiger zu machen. Wildarten sind

an ihren Lebensraum gut angepasst,

da sie fortwährend unter natürlicher

Selektion stehen. Sie haben damit

zum Beispiel an einem trockenen

Standort natürlicherweise einen

geringeren Wasserbedarf oder sind

weniger empfindlich gegenüber wärmeliebenden

Schädlingen.

Ein Ziel der bioinformatischen

Genomforschung ist es, Pflanzeneigenschaften

mit genetischen

Daten in Verbindung zu bringen, um

zu verstehen, welche Gene für Resistenzen

und Anpassungen verantwortlich

sind. Daraufhin kann durch

züchterische Methoden versucht

Zuckerrübe (Beta vulgaris ssp. vulgaris var.

altissima) auf einem Feld im Unteren Ennstal

(Oberösterreich) im September 2024. Moderne

Zuckerrübensorten enthalten 16-20 % Zucker

in ihrer Speicherwurzel.

werden, solche Gene gezielt in Kulturpflanzen

einzubringen.

Am Institut für Computergestützte

Biologie (COBI) befassen wir uns

intensiv mit Rüben der Gattung Beta.

Diese umfasst mehrere Wildarten sowie

die im Taxon Beta vulgaris subsp.

vulgaris vereinten Kulturformen Zuckerrübe,

Futterrübe, Rote Bete und

Mangold. Um herauszufinden, welche

genetische Vielfalt in ihrem Vorfahren

(Wilde Rübe oder Seerübe) verborgen

ist, haben wir die Genome von

über 1000 Rüben, wild und kultiviert,

sequenziert. Die dabei generierten

Datenmengen sind enorm, wenn man

bedenkt, dass ein Rübengenom etwa

1/2025

21


Verbreitung der Zuckerrübe in Österreich (gelb), basierend auf Satellitendaten der EUCROPMAP

aus dem Jahr 2022 und einem digitalen Höhenmodell. Die Zuckerrübenanbaufläche wurde auf

insgesamt 37.600 Hektar geschätzt.

750 Millionen DNA-Bausteine umfasst.

Das bedeutet auch, dass der

Rechenaufwand, um aus den Daten

Erkenntnisse zu gewinnen, ebenfalls

sehr hoch ist. Zur effizienten

Datenverarbeitung verfügt COBI über

einen eigenen Hochleistungsrechner.

Doch nicht nur die Rechenkapazität

ist entscheidend, sondern vor allem

die Wahl der richtigen Algorithmen,

um relevante Genomabschnitte in

Pflanzen zu identifizieren. Lange

kamen dazu lineare Modelle zum

Einsatz, die davon ausgehen, dass

eine einzelne Veränderung im Genom

eine bestimmte Eigenschaft direkt

beeinflusst. In vielen Fällen gibt es

aber komplexere Zusammenhänge,

was zu der Frage führt: Wie können

wir die genetische Grundlage komplexer

Eigenschaften – wie etwa der

Fähigkeit, trotz Wassermangels gut

zu gedeihen –, die von mehreren

nicht direkt miteinander verknüpften

Genen abhängen, bestimmen? Und

weiter: Können verschiedene Kombinationen

von Mutationen in unterschiedlichen

Genen zur Ausprägung

der gleichen Eigenschaften führen?

Um solchen Fragen nachzugehen,

setzen wir auf Methoden des „Maschinellen

Lernens“.

In der Ära von ChatGPT und ähnlicher

„Large Language Models“ wird

maschinelles Lernen oft mit generativen

Modellen gleichgesetzt, die

etwa Texte erzeugen können. Jedoch

gibt es weitere Modelltypen, die

ebenfalls zum maschinellen Lernen

zählen. Wir nutzen Modelle der Entscheidungsbaum-Familie

(„Random

Forests“), um wilde und kultivierte

Rüben anhand von genetischer

Information aus DNA-Sequenzen

unterscheiden zu können. Dazu werden

DNA-Sequenzierungsdaten einer

Gruppe von wilden Rüben mit denen

einer Gruppe von kultivierten Rüben

verglichen. Aus den spezifischen

Unterschieden lässt sich feststellen,

welcher Teil der Genomsequenz

besonders wichtig für die korrekte

Klassifizierung ist. Der große Vorteil

dieser Methode ist, dass die Modelle

die Kombination aller Sequenzunterschiede

berücksichtigen und

damit auch komplexe Zusammenhänge

erkennbar machen, das heißt

Fälle, in denen mehrere Sequenzvarianten

im Genom zusammenwirken,

um eine bestimmte Eigenschaft

auszuprägen.

Der Ausgangspunkt für diese Arbeiten

sind öffentliche Saatgutbanken,

die unter anderem ein großes

Repertoire an Wildrüben enthalten.

Viele dieser Pflanzen wurden in

Feldversuchen auf Eigenschaften

wie Dürre- oder Krankheitsresistenz

getestet. Diese Daten können wir

nutzen, um sie mit den genetischen

Unterschieden zwischen wilden und

kultivierten Rüben in Verbindung zu

bringen oder um genetische Unterschiede

zwischen krankheits- und

schädlingsresistenten Pflanzen im

Vergleich zu anfälligen Pflanzen

direkt zu identifizieren. Mit diesen

Methoden ist es uns bereits

gelungen, in der Rübe ein Kandidatengen

für die Resistenz gegen

Echten Mehltau zu identifizieren.

Der nächste Schritt hin zu robusten

Kulturpflanzen ist der experimentelle

Nachweis, dass die durch Datenanalysen

gefundenen Kandidatengene

tatsächlich für die betreffende

Eigenschaft verantwortlich sind.

Durch Kreuzung mit Wildpflanzen,

die erwünschte Genvarianten tragen,

sowie strikte Selektion könnten in

naher Zukunft Sorten entstehen, die

besser für eine klimatisch fordernde

Zukunft gewappnet sind.

Univ.-Prof. Dr. Heinz Himmelbauer leitet

das Institut für Computergestützte Biologie

(COBI), Assoc.-Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in

Juliane Dohm ist stellvertretende Institutsleiterin,

Lukas Grossfurthner, MSc.

Ph.D. ist als Universitätsassistent am

COBI tätig, DI Dr Felix Sandell ebenfalls

als Universitätsassistent.

22 1/2025


Landwirtschaft neu denken: Höhere Erträge bei weniger Umweltschäden

Die BOKU zählt zu den führenden nachhaltigen Universitäten und treibt mit

wegweisender Forschung den Umwelt- und Klimaschutz aktiv voran. In unserem

Podcast Planet Shapers beleuchten wir aktuelle Klimafragen, stellen

innovative Forschungsprojekte vor und präsentieren Lösungen, die bereits

erfolgreich umgesetzt wurden – ganz nach unserem Motto:

Fakten. Forschung. Fertige Lösungen.

In Folge vier widmen wir uns einer zentralen Herausforderung: Wie lässt

sich die landwirtschaftliche Produktivität steigern, ohne die Umwelt zu

belasten?

Dazu begrüßen wir im Studio den Experten für innovative Pflanzenzüchtung

Johann Vollmann sowie die Nutztierforscherin Sara Hintze. Außerdem stellen

wir das BOKU-Spin-off Agrobiogel vor – und ihr innovatives Holz-basiertes Gel,

das Wasser speichert und in Trockenperioden langsam an Pflanzen abgibt.

Jetzt abonnieren auf Spotify, Apple Podcasts & Co. –

Together we shape the future!

Mehr Infos auf boku.ac.at/planetshapers

1/2025

23


„Kuhtracking“ mit Kameras und Künstlicher

Intelligenz zur Überwachung der

Tiergesundheit im Stall.

Digitalisierung in der Landwirtschaft

Wie nachhaltig sind neue Technologien?

Von Sabine Greßler, Anna Pavlicek, Daniela Fuchs und Florian Part

Die Landwirtschaft ist ein überlebenswichtiger

Wirtschaftssektor,

der jedoch zunehmend unter

Druck gerät. Sinkende Preise für

landwirtschaftliche Produkte und

Konkurrenz auf einem globalen

Markt zwingen Betriebe zu Produktions-

und Effizienzsteigerungen

und führen zu einem Strukturwandel

mit wenigeren, aber größeren

Agrarbetrieben. Arbeitskräftemangel,

Klimawandel, Degradierung von

Böden und steigende Preise für

Agrochemikalien und Futtermittel

sind nur einige der Probleme, mit

denen sich die Landwirtschaft konfrontiert

sieht.

Um einerseits die Ernährungssicherheit

der Bevölkerung zu gewährleisten

und andererseits die

Wettbewerbsfähigkeit und damit

das Überleben landwirtschaftlicher

Betriebe zu sichern, scheint eine

weitere Technisierung des Agrarsektors

das Mittel der Wahl zu sein.

Moderne Agrartechnologien machen

es möglich, dass wir – zumindest

in den Industrieländern – qualitativ

hochwertige und günstige Lebensmittel

in Hülle und Fülle ganzjährig

zur Verfügung haben, jedoch

auch mit den Schattenseiten leben

müssen, nämlich mit den Umwelt-

und Gesundheitsschäden wie

Nitratbelastung des Grundwassers,

Feinstaub, Biodiversitätsverlust

oder Antibiotikaresistenzen durch

Massentierhaltung. Zusätzlich verursacht

die Landwirtschaft rund

19 % der Treibhausgasemissionen

in Österreich und liegt damit laut

Umweltbundesamt an zweiter Stelle

nach dem Verkehr. Somit ist der

Agrarsektor nicht nur durch Auswirkungen

des Klimawandels selbst

betroffen, sondern trägt auch maßgeblich

zu diesem bei.

Was kann also getan werden, um

die Landwirtschaft effizienter zu

gestalten und in Richtung nachhal-

Fotos: Mechatronik Austria GmbH & Cognify GmbH / Simon Lerchster

24 1/2025


Messung des Bodenpotenzials mittels

„Soilmapper“ zur teilflächenspezifischen

Bewirtschaftung.

Bislang wurden die Umweltauswirkungen der

digitalen Geräte selbst, wie Kameras, Sensoren

oder Drohnen, deren Energie- und Materialverbrauch

bei der Herstellung oder die Problematik

deren Entsorgung kaum betrachtet.

tiger Entwicklung zu verändern? Die

Europäische Union sieht in der Digitalisierung

der Landwirtschaft einen

dafür geeigneten Weg. Ein zentrales

Ziel der gemeinsamen Agrarpolitik

der EU (GAP 2023-2027) ist die

Modernisierung der Landwirtschaft

und der ländlichen Gebiete durch

die Förderung von Wissen, Innovation

und Digitalisierung. Durch

Erfassung und Verarbeitung von

Informationen, Automatisierung und

Robotisierung sollen Effizienz und

Wettbewerbsfähigkeit im Agrarsektor

gesteigert und gleichzeitig

dessen ökologischer Fußabdruck

verringert werden. Die Initiative

findet ihren Niederschlag auch im

österreichischen „Digitaler Aktionsplan

Smart Farming“, der einen

Maßnahmenkatalog enthält, um

der Landwirtschaft einen „digitalen

Booster“ für mehr Wettbewerbsfähigkeit

und Resilienz zu geben.

Unter „Smart Farming“ versteht

man den Einsatz unterschiedlicher

digitaler Technologien wie

Ernte- oder Melkroboter, Drohnen,

Sensoren, GPS-gesteuerte Lenksysteme

oder KI-unterstützte Datenmanagementsysteme.

Ein wichtiger

Teilbereich ist die sogenannte

Präzisionslandwirtschaft, bei der

die Ausbringungsmengen von Agrochemikalien

oder Wasser anhand

von spezifischen, digital generierten

Boden- oder Pflanzendaten

berechnet und über ein Netzwerk

adressierbarer Endgeräte (dem

sogenannten „Internet of Things“)

appliziert werden. Digitale Landmaschinensysteme,

die GIS- und/oder

GPS-Daten wie etwa Satellitenbilder

nutzen, gehören zu den ersten

in der Landwirtschaft eingesetzten

digitalen Technologien. Weitere

Beispiele für „Smart Farming“ sind

etwa Sensoren zur Unkrautregulierung

oder zum Wildtierschutz,

Roboter für verschiedene Feld- und

1/2025

25


Fotos: Adobe Stock

Durch Erfassung und Verarbeitung von Informationen, Automatisierung und Robotisierung sollen Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit im Agrarsektor

gesteigert und gleichzeitig dessen ökologischer Fußabdruck verringert werden.

Pflegearbeiten etwa im Obst- oder

Weinbau, Drohnen für einen Einsatz

in der Schädlingsbekämpfung sowie

zur Kartierung, zum Monitoring

und zur Überwachung von landwirtschaftlichen

Flächen. Neueste

Trends gehen in Richtung KI-basierter

Systeme, die dabei helfen

sollen, die Gesundheit und das

Verhalten von Nutztieren zu überwachen.

Hierbei werden von Kameras

oder Sensoren erfasste Daten

von KI-Algorithmen analysiert und

die Ergebnisse Landwirt*innen als

Entscheidungshilfe zur Verfügung

gestellt.

Während das erhoffte Effizienzpotenzial

solcher Anwendungen

groß ist, sind ihre konkreten Auswirkungen

noch weitestgehend unbekannt.

In betriebswirtschaftlicher

Hinsicht führten Automatisierung,

Lenksysteme und Robotik im landwirtschaftlichen

Produktionsbereich

vor allem für größere Betriebe

durchaus zu Arbeitsentlastung, Produktions-

und Effizienzsteigerung.

Gleichzeitig bleiben nach wie vor

Vorbehalte gegenüber einer weiteren

Digitalisierung bestehen: So

fürchten Landwirt*innen vor allem

hohe Investitionskosten, ohne den

konkreten Nutzen einzelner Anwendungen

zu kennen, und auch

Fragen der Datensicherheit und der

Haftung sind im Zusammenhang

mit KI-basierten Systemen noch zu

klären.

Aus ökologischer Perspektive lassen

einige wenige Studien Umweltentlastungspotenziale

und Nachhaltigkeitseffekte

digitaler Anwendungen

durch Ressourceneinsparungen und

verringerten Agrochemikalieneinsatz

erkennen. Kaum betrachtet

wurden bislang jedoch die Umweltauswirkungen

der digitalen Geräte

selbst, wie Kameras, Sensoren

oder Drohnen, deren Energie- und

26 1/2025


DANKSAGUNG

Das Projekt „SAMA“ wird im Rahmen des

Nano-EHS-Programms (Ausschreibung

2023) über die FFG finanziert.

LINKS

Projekt SAMA (Nachhaltigkeitsaspekte von

Advanced Materials in Digitalen Technologien

in der Landwirtschaft)

https://projekte.ffg.at/

projekt/5126670

„SoilMap“: Bodenkartierung, Simon Lerchster

www.soilmap.at

„Kuhtracking“: Kamerabasiertes, KI-gestütztes

Tool zur Überwachung der Tiergesundheit,

Mechatronik Austria GmbH & Cognify GmbH

www.kuhtracking.com

Materialverbrauch bei der Herstellung,

oder die Problematik deren

Entsorgung. Ebenso finden sozioökonomische

Aspekte und allfällige

Auswirkungen auf die Agrarsysteme

bislang wenig Beachtung.

Diesen Fragen widmet sich das

Forschungsprojekt „SAMA“. Seit

Jänner 2025 untersuchen und evaluieren

das Institut für Synthetische

Bioarchitekturen und das Institut

für Abfall- und Kreislaufwirtschaft

gemeinsam mit den Projektpartnern

MECHATRONIK AUSTRIA

(„Kuh tracking“), Simon Lerchster

(„SoilMap“) und dem Zentrum für

Soziale Innovation (ZSI) Nachhaltigkeitsaspekte,

Chancen und Risiken

von digitalen Technologien in der

Landwirtschaft. Der Schwerpunkt

liegt dabei insbesondere auf neuartigen

Werkstoffen und Materialien

(„Advanced Materials“), wie zum

Beispiel Nanomaterialien, speziellen

Polymeren oder Legierungen mit

kritischen Rohstoffen. Basierend

auf den Ergebnissen erarbeitet das

Projektteam Vorschläge für eine

umwelt- und sozialverträglichere

Digitalisierung der Landwirtschaft

im Sinne des „Safe and Sustainable

by Design“-Konzeptes.

Zentrum für Soziale Innovation

www.zsi.at

Mag. a Sabine Greßler ist wissenschaftliche

Projektmitarbeiterin, Dr. Florian Part

ist Senior Scientist am Institut für Abfallund

Kreislaufwirtschaft. Anna Pavlicek,

MSc. MSc. ist wissenschaftliche Projektmitarbeiterin

am Institut für Synthetische

Bioarchitekturen, Daniela Fuchs, BSc. ist

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum

für Soziale Innovation.

1/2025

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Maisextrakte vor der Mykotoxinbestimmung.

Verbesserte Mykotoxinüberwachung

Schutz der Lebensmittelsicherheit im Klimawandel

Von Rudolf Krska

Fotos: IBAM

Selbst im hochentwickelten Europa

sind Mensch und Tier einer

Mischung aus gesundheitsgefährdenden

Substanzen ausgesetzt, die

ein potenzielles Risiko darstellen.

Berühmtes Beispiel dafür ist das

Mykotoxin Aflatoxin B1, das vor allem

in südlichen Klimazonen, etwa

in Erdnüssen aber auch in Getreide,

gefunden wird und als genotoxisches

Kanzerogen eingestuft wird.

Im 2023 erschienenen Buch Essen

ohne Gift? (R. Krska, 2023, Picus)

wird in diesem Kontext betont, dass

die Laienmeinung „Natur ist gesund“

und „Chemie ist gefährlich“ ständig

zu hinterfragen ist.

Ein gutes Beispiel dafür, dass die

Natur nicht prinzipiell gesund ist,

sind wiederum Mykotoxine. Der

Begriff leitet sich aus dem griechischen

Wort mykes für Pilz und dem

lateinischen Wort toxicum für Gift

ab. Das sind giftige sekundäre Stoffwechselprodukte

(Metaboliten), die

von Schimmelpilzen, nicht nur im

Marmeladeglas, sondern vor allem

auf Nutzpflanzen am Feld oder während

unsachgemäßer, feuchter Lagerung

gebildet werden können. Mykotoxine

werden in der Öffentlichkeit

und abseits von landwirtschaftlichen

Betrieben beziehungsweise der

Lebens- und Futtermittelindustrie

allerdings kaum wahrgenommen,

obwohl sich diese immer unter den

Top 3 der am häufigsten gefundenen

Schadstoffe in Lebensmitteln

finden. Schimmelpilzgifte sind

übrigens meist um den Faktor 100

akut giftiger als Pestizide und einige

zudem östrogen beziehungsweise

kanzerogen.

Mykotoxine können nicht nur die

Gesundheit der Pflanze, sondern

auch die von Mensch und Tier schädigen.

Das Spektrum der gesundheitlichen

Beeinträchtigungen reicht

von Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust

bis hin zur Unfruchtbarkeit

und Leberkrebs. Zudem verursachen

Mykotoxine erhebliche wirtschaftliche

Verluste in der Landwirtschaft.

Ernteverluste und die Auswirkungen

vor allem auf die Tiergesundheit

kosten laut Einschätzungen von

Expert*innen in einem durchschnittlichen

Jahr zirka 1,5 Milliarden Euro

allein in Europa.

Die bekannteste Gruppe an Mykotoxinen

sind zweifelsohne die

Aflatoxine. Obwohl diese in Europa

im Gegensatz zu tropischen Regionen

nur eine geringe Rolle bei der

28 1/2025


Entstehung von Leberkrebs spielen,

stellt ihre chronische Exposition

über Nüsse, Trockenfrüchte und

Weizen dennoch ein potenzielles Risiko

für die Europäer*innen dar, und

zwar selbst dann, wenn die europäischen

Grenzwerte für die maximale

Konzentration von Aflatoxinen in

Lebensmitteln eingehalten werden.

In europäischen Lebensmitteln findet

man am häufigsten Mykotoxine,

die von Schimmelpilzen der Gattung

Fusarium gebildet werden. Allen

voran gehören dazu die Mykotoxine

Desoxynivalenol, T-2-Toxin, HT 2-Toxin,

Zearalenon und die Fumonisine.

Die umfassende Befundung von

Lebensmittelproben ist die Basis für

die Risikobewertung von kontaminierten

Produkten. Am interuniversitären

IFA-Tulln, das nun zum BOKU-

Department für Agrarwissenschaften

gehört, wurde in Kooperation mit

dem K1 Kompetenzzentrum FFoQSI

eine weltweit einmalige, auf Massenspektrometrie

basierende Methode

entwickelt, mit der über 1000

Mykotoxine und andere sekundäre

pflanzliche und fungale Metaboliten

in rund zehn Minuten quantifiziert

werden können.

Mit Fusarium graminearum kontaminierte Maiskolben im Analyselabor.

Berechnungen der University of

Exeter in Großbritannien zeigen,

dass pathogene Mikroorganismen

seit 1960 mit einer Geschwindigkeit

von mehreren Kilometern pro Jahr

in Richtung Polkappen wandern.

Der Klimawandel wirkt sich demnach

auch auf die Bildung und das

Vorkommen von natürlichen Giften,

wie Mykotoxine, aus. Als Beispiel sei

hier die als Mais-Skandal bekannt

gewordene Krise in Serbien Anfang

2013 erwähnt. In dieser Region

verursachten extrem hohe Temperaturen

gepaart mit geringen Niederschlagsmengen

massive Infektionen

von Mais mit Aspergillus-Pilzen, die

hohe Mengen an Aflatoxin B1 produzierten.

Über das kontaminierte

Futter für die Milchkühe gelangte

schließlich der ebenfalls krebserregende

Metabolit Aflatoxin M1 in

Milchprodukte.

Neben der Minimierung des Risikos

für Mensch und Tier wird seit vielen

Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromatographie, gekoppelt an ein Tandem-Massenspektrometer

(LC-MS/MS) zur Multi-Mykotoxin-Bestimmung am Department für Agrarwissenschaften.

1/2025

29


Inokulation von

Weizenähren für

Pflanze-Pilz-

Metabolomics-

Studien.

Jahren daran geforscht, die durch

Ernteausfälle hervorgerufenen Milliardenschäden

und die Menge der

verunreinigten Lebens- und Futtermittel

zu vermindern. Aktuell setzt

man im Kampf gegen die Schimmelpilzgifte

vor allem auf Digitalisierung,

maschinelles Lernen und Big

Data. Es geht in Richtung Drohnen,

Satellitenbilder und Algorithmen,

um Vorwarnsysteme für Mykotoxin-Kontaminationen

zu entwickeln.

Neben den hochaufgelösten Bildern

werden auch historische und aktuelle

Wetterdaten, die Bodenbeschaffenheit,

die Resistenzfähigkeit der

Pflanze und der Lebenszyklus des

Pilzes berücksichtigt. Dazu kommen

Informationen von vor Ort, etwa

Daten zur Pflanzenentwicklung, die

der Landwirt am Smartphone eingibt,

und die von FFoQSI/BOKU ermittelten

Mykotoxinkonzentrationen

in den Feldfrüchten.

Dieses Konzept wurde in dem von

Krska koordinierten EU-Projekt

MyToolBox in Kooperation mit 24

Partnern aus elf Ländern (darunter

drei aus China) gemeinsam mit Farmern

umgesetzt. Die Verbindung der

Bodendaten mit den Satelliten- oder

Drohnendaten ermöglicht es, Algorithmen

zu entwickeln, die es nicht

mehr erforderlich machen, alles am

Boden zu analysieren. Letztendlich

soll man rein auf Basis des Satellitenbildes

eine Gefahr erkennen und

darauf reagieren können. Dabei geht

es auch darum, rechtzeitig zu erkennen,

ob und in welchem Ausmaß

Fungizide gesprüht werden müssen,

um die Infektionen mit Fusarium

oder Aspergillen möglichst zu vermeiden.

In dem aktuell von Martin Wagner

(FFoQSI) und Rudolf Krska koordinierten

EU-Projekt FoodSafeR geht

man über den Stand der Technik

hinaus. Gemeinsam mit Wageningen

Food Safety Research, DSM/Biomin

und Biosense kombiniert man mathematische

Werkzeuge zur Implementierung

von Prognosen in die

Modellierung von Lebensmittelkettennetzwerken,

unterstützt durch

klassische Vorhersagemodelle, die

stochastische Algorithmen umfassen

und mit molekularen Analysen

und Lebensmittelsysteminformationen

kombiniert werden. Darüber

hinaus wurde ein zunächst vierjähriges

Horizon-Scanning über das

Vorhandensein (toxischer) sekundärer

Metaboliten und Agrochemikalien

vor dem Hintergrund des Klimawandels

an verschiedenen Standorten in

Europa ins Leben gerufen. Und zwar

sowohl gezielt als auch ungezielt

unter Verwendung der Tandem-Massenspektrometrie

bzw. der hochauflösenden

Massenspektrometrie-basierten

Metabolomik.

Der Kontamination mit Mykotoxinen

steht nun also eine Vielzahl

an Gegenstrategien und -mitteln

gegenüber: Von der minimalen Bodenbearbeitung

und dem Einsatz

resistenter Sorten über Vorwarnsysteme

mit Drohnen und Satellitenbildern

bis zu Fungiziden, Biokontroll-Organismen

und der Entgiftung

mit Enzymen reicht die Palette zur

Realisierung von integrierten Ansätzen

und ganzheitlichen Lösungen

in der nachhaltigen landwirtschaftlichen

Produktion.

Univ.-Prof. DI Dr. Rudolf Krska leitet das

Institut für Bioanalytik und Agro-Metabolomics.

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Mikro-Kolonien aus einem 3D-Präzisionsdruck von Aspergillus-nidulans-Sporen für genetische Screens.

Molekulare Genetik der Pilze

Von genetischen Netzwerken zu Funktionen in Agrar- und Umweltsystemen

Von Joseph Strauss

Fotos: BOKU/ IMiG

Pilze verwerten praktisch alle organischen

Materialien – egal, ob

natürlich oder synthetisch! Diese

Eigenschaft macht sie nicht nur zu

den wichtigsten Kohlenstoff- und

Stickstoff-Recyclern in der Umwelt,

sondern auch zu den gefährlichsten

Erregern von Pflanzenkrankheiten

in der Land- und Forstwirtschaft.

Dabei birgt auch hier der Klimawandel

neue Risiken für die agrarischen

Produzent*innen: Aufgrund der

wärmeren Temperaturen werden bei

uns zunehmend neue Krankheitserreger

heimisch, die sich vorher nicht

ausbreiten konnten, und bedrohen

damit unsere dafür nicht angepassten

Nutzpflanzen 1 . Man denke also

an die immensen Schäden, die jedes

Jahr an Getreidepflanzen, Obst und

Gemüse durch die mikroskopisch

kleinen Erreger der Pilzkrankheiten

entstehen. Die FAO spricht von

riesigen Verlusten – bis zu einem

Drittel der jährlichen Nahrungs- und

Futtermittelproduktion kann durch

Pilzkrankheiten und verdorbene

Waren verlorengehen 2 . Andererseits

sind genau diese Pilze aber wiederum

unsere Lebensretter: Sie halten

1 Nnadi NE, Carter DA (2021) Climate change

and the emergence of fungal pathogens.

PLoS Pathog 17(4): e1009503. https://doi.

org/10.1371/journal.ppat.1009503

2 www.fao.org/4/x7354e/x7354e05.htm

3 https://boku.ac.at/agri/imig

über den natürlichen Nährstoffkreislauf

unsere Böden fruchtbar,

liefern Enzyme für die Lebensmittelherstellung

und Medikamente für

unsere moderne Medizin. All dies

macht diese gemeinhin als „Schimmelpilze“

bekannten Mikroorganismen

zu wichtigen und attraktiven

Forschungszielen.

Vom Gen zur Funktion – detailliertes

Verständnis der Pilze

bis zur molekularen Ebene

Am Institut für Mikrobielle Genetik

(IMiG 3 ) der BOKU wird zum Thema

„Schimmelpilze“ genetisch, bioinformatisch

und biochemisch geforscht.

1/2025

31


3D-Druck-Mikro-Kolonien

verschiedener Pilze im

Interaktions-Screen.

Das Ziel dieser Forschung ist es,

diese mikroskopisch kleinen Pilze

so gut wie möglich zu verstehen -

in ihrem Innersten, in ihren Genen

und Zellen. Um sie im Pflanzenbau

erfolgreich bekämpfen zu können,

muss man ihren Lebenszyklus in allen

Facetten kennen, man muss verstehen,

wie sie sich so erfolgreich

ihren Weg über Wurzeln oder Blätter

in unsere Nutzpflanzen bahnen und

dabei die Abwehrreaktionen der

Pflanze umgehen beziehungsweise

unterdrücken können. Und auch

um sie bei der Bodenfruchtbarkeit

zu berücksichtigen, sollte man ihre

ökologische Funktion möglichst gut

verstehen: Was genau passiert beim

Abbau von Biomasse, wie setzen sie

sich gegen Konkurrenten durch, oder

wie schaffen sie es, den Stickstoff

im Boden zu halten?

Um diese Fragen wissenschaftlich

bearbeiten zu können, werden am

IMiG vor allem genetische, bioinformatische

und biochemische Methoden

verwendet, die es erlauben,

Genetisch markierte Hyphen und Sporen

des Schimmelpilzes Aspergillus nidulans

unter dem Fluoreszenz-Mikroskop.

dynamische genetische Netzwerke

innerhalb von Pilzzellen zu erfassen.

Damit können zum Beispiel Stoffwechselwege

oder Vermehrungsstadien

in hoher Detailgenauigkeit

verstanden werden, was wiederum

die Voraussetzung dafür schafft,

ganz gezielt und möglichst spezifisch

Methoden zur Bekämpfung von

Krankheitserregern zu entwickeln.

Internationale Spitzenforschung

und

Entwicklungsarbeiten

Um solche Ansätze weiterzuentwickeln,

hat zum Beispiel der FWF ein

interdisziplinäres Forschungsteam

unter der Leitung des IMiG in Form

eines zehnjährigen „Sonderforschungsbereichs

Fusarium“ finanziert.

Von molekularen Netzwerken,

über Epigenetik bei Pilzen bis zu

chemischer Analytik und „Entgiftung“

von Pilzmetaboliten und molekularer

Pflanzenzüchtung nahmen

über zehn Arbeitsgruppen der BOKU

und einer Toxikologie-Gruppe der

Universität Wien erfolgreich daran

teil, um neues Grundlagenwissen

über einen der weltweit wichtigsten

Krankheitserreger zu erarbeiten.

Damit sollte auch die Grundlage für

spätere Anwendungen im Bereich

nachhaltiger Pflanzenschutz beziehungsweise

Pflanzenzüchtung

32 1/2025


Elektronenmikroskopische

Aufnahme der

Sporenträger

und Sporen des

Schimmelpilzes

Aspergillus

nidulans.

Über 50 neue bioaktive Stoffwechselprodukte

konnten dabei identifiziert

werden und ihre Aktivitäten

gegen Bakterien (Antibiotika), andere

Pilze (Fungizide), Insekten und

Pflanzen wurden getestet. Weitere

Schlüsselpublikationen in hochwertigen

internationalen Journalen

sind dabei aus den BiMM-Arbeiten

publiziert worden. Und auch Industriepartner

haben sich gemeldet, die

Interesse an den Screening-Technologien

der BiMM haben.

Lehre und Wissenschaftskommunikation

Pilze sind nicht nur die wichtigsten Kohlenstoff-

und Stickstoff-Recycler in der

Umwelt, sondern auch die gefährlichsten

Erreger von Pflanzenkrankheiten in der

Land- und Forstwirtschaft.

geschaffen werden. Unzählige hochrangige

internationale Publikationen,

einige Patente und neue Industriekooperationen

entstammen dieser

langjährigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit

im Bereich Agrarwissenschaften

zwischen unterschiedlichen

Instituten an der BOKU.

Bioaktive Stoffwechselprodukte

finden und

Anwendungen entwickeln

Die Erkenntnisse dieser Forschung

haben auch ein weiteres Forschungsfeld

des IMiG gestärkt: und

zwar, wie Stoffwechselprodukte von

Pilzen ihre Interaktion mit Pflanzen

und anderen Mikroorganismen auf

molekularer und sogar auf epigenetischer

Ebene beeinflussen.

Diese epigenetische Ebene ist dabei

von besonderer Bedeutung, da sie

sozusagen das „einfache zelluläre

Gedächtnis“ von Mikroorganismen

und Pflanzen darstellt.

Obwohl Mikrobiolog*innen ja gerne

unter „sterilen“ Bedingungen arbeiten,

können Pilze in der Natur und

in Agrarsystemen aber nicht isoliert

betrachtet werden. Um diese komplexen

Interaktionen mit modernsten

molekulargenetischen und mikrobiologischen

Techniken inklusive

Laborautomatisierung längerfristig

erforschen zu können, wurde am

IMiG daher in Kooperation mit dem

IBAM des IFA, dem Institut für Bioanalytik

und Agro-Metabolomics

(IBAM), dem Institut für Chemie

nachwachsender Rohstoffe und der

Veterinärmedizinischen Universität

eine eigene Forschungsplattform

mit dem Namen „BiMM-Bioaktive

Mikrobielle Metaboliten4“ initiiert

(finanziert durch die Infrastrukturförderung

des Bundes, Mittel aus

EU-EFRE und des Landes Niederösterreich).

Hier werden seit nunmehr

fast zehn Jahren die molekularen

Grundlagen der Interaktion zwischen

unterschiedlichen Pilzen beziehungsweise

zwischen Pilzen und

Bakterien oder Pflanzen erforscht.

4 https://www.bimm-research.at

Das IMiG ist mit seinen „Genetik-

Themen“ natürlich auch eng in die

universitäre Lehre eingebunden.

Dabei steht sicher die theoretische

und praktische Grundausbildung

in Genetik für den Bachelor Agrarwissenschaften

im Zentrum der

Aktivitäten. In Kooperation mit anderen

Instituten werden aber auch

spezialisierte Lehrveranstaltungen

für die Master- und PhD-Programme

abgehalten, unter anderem Molekularbiologie

für Agrarwissenschaften,

molekulare Genetik und Genomforschung

der Pilze, oder eine Vorlesung

mit Übung in molekularer

Phytopathologie. Die Weitergabe

des Wissens und die Verbreitung in

Form von Wissenschaftskommunikation

liegen den Wissenschaftler*innen

des IMiG ganz besonders

am Herzen – sei es in Form von

Vorträgen im Rahmen der NÖ-Aktion

„Science Goes School“ oder bei

den Aktionen der „Langen Nacht der

Forschung“ in Wien und Tulln. Dabei

werden auch vom IMiG im Rahmen

von Forschungsprojekten gedrehte

Kurzfilme gezeigt – auch dies ein

moderner Weg, um die Öffentlichkeit

über die gesellschaftliche Relevanz

zu informieren und vor allem

junge Menschen für die faszinierende

genetische Forschung an Pilzen

zu begeistern.

Univ.-Prof. Dr. Joseph Strauss leitet das

Institut für Mikrobielle Genetik.

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Gesucht und gefunden.

Fotos: BOKU University Peter Zeschtiz/Silvia Winter

Links: Spürhund Minna

auf der Jagd nach

dem Schmalblättrigen

Greiskraut (Senecio

inaequidens)

Rechts: Das Frühlings-

Greiskraut (Senecio

vernalis) wurde von

Cookie im Kümmelfeld

erfolgreich aufgespürt.

Auf Spurensuche nach

giftigen Unkräutern

Von Silvia Winter

Spürhunde werden in unterschiedlichen

Bereich eingesetzt: Mit ihren

feinen Nasen erschnüffeln sie unter

anderem Sprengstoff, Drogen, verschüttete

Menschen und können

sogar Krebserkrankungen frühzeitig

riechen. Am Institut für Pflanzenschutz

gibt es nun ein neues Einsatzgebiet

für die Supernasen. Im

Rahmen des Forschungsprojekts

„Giftpflanzen-Spürnasen“ lernen die

Hunde, Giftpflanzen auf Gewürzund

Kräuterfeldern zu erkennen.

Globalisierung und Klimawandel

begünstigen die Ansiedlung gebietsfremder

Arten, besonders problematisch

sind invasive Giftpflanzen

mit Pyrrolizidinalkaloiden (PAs), die

gesundheitsschädlich und bereits

in geringen Mengen nach wiederholter

Aufnahme krebserregend sein

können. Eine neue EU-Verordnung

(2020/2040) begrenzt PA-Gehalte

in Kräutern, Gewürzen und Tees,

wodurch bereits kleinste Verunreinigungen,

das können bereits nur

fünf Pflanzen pro Hektar sein, zum

Vermarktungsverbot führen können.

Dies stellt Produzent*innen vor

große Herausforderungen, da die

Bekämpfung einen hohen zusätzlichen

Arbeitsaufwand von bis zu

100 Arbeitsstunden pro Hektar für

die manuelle Kontrolle vor der Ernte

bedeutet.

Invasive und einheimische

Greiskräuter

Zu den bedeutendsten PA-Giftpflanzen

auf österreichischen

Feldern zählen das häufige Gewöhnliche

Greiskraut (Senecio vulgaris),

das Frühlings-Greiskraut (S.

vernalis) und das invasive Schmalblättrige

Greiskraut (S. inaequidens).

Das Gewöhnliche Greiskraut

ist in Österreich schon lange weit

verbreitet, während das Frühlings-

Greiskraut erst ab 1850 aus Ost-

34 1/2025


europa eingewandert ist. Besonders

problematisch ist das ursprünglich

aus Südafrika stammende

Schmalblättrige Greiskraut, das sich

entlang von Hauptverkehrsrouten

rasant ausbreitet. Neben Greiskräutern

enthalten auch zahlreiche

Borretschgewächse wie das Acker-

Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis)

PAs.

Eine Untersuchung von 37 Kümmelfeldern

in Österreich (Frühjahr

2023 und 2024) zeigte, dass auf

30 Feldern mindestens eine Greiskrautart

vorkam. Das Gewöhnliche

Greiskraut wurde auf 78 %, das

Frühlings-Greiskraut auf 49 % und

das Schmalblättrige Greiskraut auf

22 % der Flächen gefunden. Auf acht

der 37 Kümmelfelder (22 %) kamen

sogar alle drei Arten vor.

Laboranalysen mittels GC-MS ergaben,

dass die PA-Konzentrationen

invasiver Arten deutlich höher

waren: Die Blätter des Schmalblättrigen

Greiskrauts enthielten fünf Mal

mehr PAs als jene des Gewöhnlichen

Greiskrauts, beim Frühlings-Greiskraut

war der Wert etwa doppelt so

hoch. Da das Schmalblättrige Greiskraut

im Frühjahr noch nicht (bzw.

nicht mehr) blüht, ist es schwerer

zu erkennen, wodurch es ein erhöhtes

Kontaminationsrisiko darstellt.

Durch die hohe Zahl an flugfähigen

Samen, die auch an den Blättern der

Kulturpflanzen anhaften, verbreiten

sich Greiskräuter schnell. Um

den Aufbau einer umfangreichen

langfristigen Boden-Samenbank zu

verhindern, ist es essenziell, PA-Unkräuter

frühzeitig vor der Samenbildung

vollständig zu entfernen.

Blühendes Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalis) mit Zungen- und Röhrenblüten in

einem Kümmelfeld.

Innovative Lösung:

Spürhunde zur Giftpflanzen-

Erkennung

Das Forschungsprojekt „Giftpflanzen-Spürnasen“

am Institut für

Pflanzenschutz an der BOKU untersucht

den Einsatz von Spürhunden

zur Identifikation von Greiskräutern

auf Kräuter- und Gewürzfeldern.

Erfahrene Suchhunde des Vereins

Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens) vorne im Bild vor dem blühenden

Kümmelfeld.

1/2025

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Team des Forschungsprojektes „Giftpflanzen-Spürnasen: Hunde auf der Jagd nach der verborgenen Gefahr auf Feldern“ unter der Leitung von

Silvia Winter vom Institut für Pflanzenschutz der BOKU mit Marie Louise Stöger (Masterstudentin), Eva Pölz, Leopold Slotta-Bachmayr

(Leitung Naturschutzhunde NSH), Minna (Spürhund) sowie Johanna Wurm und Andrea Bachinger (NSH).

Naturschutzhunde wurden mithilfe

einer Geruchsmaschine, dem „Detection

dog trainings system (DDTS)“

und eines nachfolgenden Line-up-

Trainings mit den Zielpflanzen (das

heißt den drei unterschiedlichen

Greiskrautarten) und Ablenkungsgerüchen

trainiert. Nach dem erfolgreichen

Indoor-Training wurde der

Freilandeinsatz auf Kümmelfeldern

im Herbst 2024 erstmals erfolgreich

durchgeführt.

Zusätzlich werden in Kooperation

mit Marcus Pruckner von der BOKU

Core Facility Bioactive Molecules

Screening & Analysis in Tulln die

flüchtigen Geruchsprofile der frischen

und getrockneten Blätter und

Blüten der Greiskräuter, Kulturpflanzen

und anderer Nicht-Zielpflanzen

analysiert. Diese Daten sollen

uns helfen zu verstehen, welche

Faktoren das spezifische Geruchsprofil

der Greiskräuter während der

unterschiedlichen Entwicklungsstadien

im Jahresverlauf verändern und

dadurch potenziell auch den Sucherfolg

beeinflussen.

Im zweiten Projektjahr erfolgen

Suchaktionen auf unterschiedlichen

Gewürz- und Blattkräuterflächen,

um zu testen, unter welchen Bedingungen

Spürhunde eine effektive

Ergänzung zur manuellen Kontrolle

darstellen. Dabei wird die Suchleistung

der trainierten Spürhunde mit

der visuellen Lokalisierung durch

„trainierte“ Menschen verglichen.

Hunde können auch nicht blühende

Jungpflanzen zuverlässig erkennen,

die für Menschen oft schwer sichtbar

sind. Insbesondere das Schmalblättrige

Greiskraut stellt eine Herausforderung

dar, da es im Frühjahr noch

nicht beziehungsweise nicht mehr

blüht und deshalb kaum auffällt.

Der Einsatz von Spürhunden stellt

einen innovativen Ansatz dar, um

potenzielle Kontaminationen mit

Giftpflanzen zu vermeiden, da die

Hunde auch kleinste Pflanzenteile

am Feld und im geernteten Produkt

zuverlässig anzeigen können. Durch

die Kombination der überragenden

Geruchsleistung der Hunde und

moderner Analysetechnologie soll

dieses Projekt zur Reduktion des

Arbeitsaufwands für die heimischen

Kräuter- und Gewürzproduzent*innen

beitragen und einen nachhaltigen

Ansatz zur Bekämpfung invasiver

PA-Giftpflanzen liefern.

DI in Dr. in Silvia Winter ist Senior Scientist

am Institut für Pflanzenschutz.

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Tierische Gefühle

Eine wissenschaftliche Annäherung an die Emotionen von Schweinen

Von Sara Hintze

Unsere Einschätzung darüber, was

für das Wohlergehen von Tieren

wichtig ist, basiert sowohl auf unseren

eigenen Wertevorstellungen als

auch auf gesellschaftlichen Entwicklungen.

Lange Zeit bestand die

Meinung, dass es einem Tier, das

körperlich gesund ist und gute Leistung

erbringt, auch gut geht. Doch

wie wir von uns selbst wissen, bedeutet

körperliche Gesundheit nicht

zwangsläufig, dass wir uns auch gut

oder zufrieden fühlen. Traurigkeit,

Angst, Langeweile oder Depression

können auch unabhängig vom

gesundheitlichen Zustand auftreten.

Großen Teilen der Gesellschaft

wird es zunehmend wichtiger, dass

die Tiere, die wir zur Lebensmittelerzeugung

nutzen, nicht nur körperlich

gesund sind, sondern auch

nicht unter Schmerzen oder Stress

leiden. Aus diesem Grund hat die

Erforschung des emotionalen Wohlergehens

von Tieren in den letzten

Jahrzehnten einen höheren Stellenwert

erhalten.

Wie wir Emotionen

erfassen können

Leider haben wir keinen direkten

Zugang zu den Gefühlen eines anderen

Individuums, sei es von Mensch

oder Tier. Während unsere Mitmenschen

uns berichten können, wie es

ihnen geht, fehlt uns beim Umgang

mit Tieren die Möglichkeit, über dieselbe

Sprache zu kommunizieren.

Gefühle gehen jedoch nicht nur mit

einer subjektiven Empfindung wie

„Ich habe Angst“ einher, sondern

drücken sich auch durch Veränderungen

im Verhalten (zum Beispiel in

Gesichtsausdrücken oder Lautäußerungen),

der Physiologie (etwa durch

eine Ausschüttung von Stresshormonen

oder eine erhöhte Herz- und

Atemfrequenz) oder in kognitiven

Vorgängen (zum Beispiel in der Art,

wie wir Entscheidungen treffen)

aus. Diese messbaren Veränderungen

in Verhalten, Physiologie und

Kognition können uns dabei helfen,

Rückschlüsse auf das Gefühlsleben

von Tieren zu ziehen. Im Folgenden

schauen wir uns ein Beispiel aus der

Kognitionsforschung genauer an.

Ist das Glas halb voll

oder halb leer?

Wir alle kennen das sprachliche

Bild des zur Hälfte gefüllten Glases,

welches von einer optimistisch eingestellten

Person als halb voll, von

einem eher depressiv gestimmten

Menschen als halb leer beurteilt

wird. Es zeigt, dass unsere Gefühle

beeinflussen, wie wir uneindeutige

Situationen interpretieren. Diese

sogenannte kognitive Verzerrung

(englisch: cognitive bias) lässt von

Entscheidungen in nicht eindeutigen

Situationen (zum Beispiel der

1/2025

37


Ist das Glas halb voll oder halb leer? Apparat zur Erfassung der Stimmung von Schweinen.

Links: Holzwand mit fünf Türchen, die im Bild zur besseren Ansicht alle offen sind. Mitte: Das Schwein stupst die grüne Flasche an, damit sich

eines der Türchen öffnet. Rechts: Das rechte Türchen hat sich geöffnet und das Schwein steckt den Kopf durch das rechte Türchen, um dahinter

seine Belohnung zu erhalten.

Neben der wachsenden Bedeutung des emotionalen

Wohlbefindens wird es der Gesellschaft auch

immer wichtiger, dass Tiere nicht nur frei von

Krankheiten, Schmerz oder Stress sind, sondern

ein gutes Leben haben.

Beurteilung des zur Hälfe gefüllten

Glases) auf die Stimmung des Individuums

schließen. Dieses Wissen

machen sich seit Langem die

Humanpsychologie und mittlerweile

auch die Tierwohlforschung zunutze.

Wie dieser Ansatz beim Tier, zum

Beispiel beim Schwein, funktioniert,

untersuchen wir in der AG Tierwohl

und Tierhaltung. In einer Versuchsarena

trainieren wir Schweine, eine

Flasche anzustupsen, damit sich

eines von fünf in einer Holzwand

befindendlichen Türchen öffnet. Auf

der einen Seite, zum Beispiel rechts,

bekommt das Schwein immer eine

Belohnung, wenn es den Rüssel

durch das offene Türchen steckt,

während es auf der anderen Seite

nie eine Belohnung hinter dem

Türchen erhält. Das Schwein lernt

also, zum offenen rechten Türchen

hinzugehen, während es beim geöffneten

linken Türchen sinnvoller

ist, nicht hinzugehen, weil es dort

keine Belohnung bekommt. Stattdessen

stupst das Schwein erneut

die Flasche an, damit sich das linke

Türchen schließt und ein neues geöffnet

wird. Sobald die Tiere diese

Regel zuverlässig befolgen, das

heißt, sie gehen zum geöffneten

rechten Türchen hin (was im übertragenen

Sinne dem vollen Glas

entspricht) und stupsen beim geöffneten

linken Türchen die Flasche

an (was dem leeren Glas entspricht),

wird zwischendurch auch mal das

mittlere Türchen geöffnet (entspricht

dem zur Hälfte gefüllten

Glas): Geht das Schwein zu diesem

Türchen hin, bewerten wir dies als

„optimistische“ Reaktion, denn

offensichtlich erwartet das Schwein

eine Belohnung hinter dem Türchen;

stupst es hingegen die Flasche an,

bewerten wir seine Reaktion als

„pessimistisch“, denn es geht nicht

davon aus, hinter dem Türchen eine

Belohnung zu bekommen.

Diese Methode eignet sich natürlich

nicht für die tägliche Anwendung auf

Praxisbetrieben, aber grundsätzliche

Fragen zum Einfluss unterschiedlicher

Aspekte des Haltungssystems

oder Managements auf die Stimmung

von Tieren lassen sich mit

diesem Testverfahren gut erforschen.

So haben wir zum Beispiel in

einem vom FWF geförderten Projekt

zu den Auswirkungen chronischer

38 1/2025


Mastschweine in konventioneller Haltung auf Vollspaltenboden.

Fotos: Baldy, BOKU, Bützberg, Knöbl

Langeweile auf das emotionale

Wohlbefinden von Schweinen unter

anderem auch untersucht, wie sich

die unterschiedlichen Haltungsbedingungen

und Persönlichkeitsstrukturen

der Schweine auf ihr Verhalten

im Test auswirken.

Mehr als „nicht leiden“:

Ein positives Leben auch

für Tiere

Neben der wachsenden Bedeutung

des emotionalen Wohlbefindens

wird es der Gesellschaft auch

immer wichtiger, dass Tiere nicht

nur frei von Krankheiten, Schmerz

oder Stress sind, sondern ein gutes

Leben haben, in dem auch Zufriedenheit

und Freude ihren Platz

finden. In diesem Zusammenhang

erforschen wir momentan in einem

von „PigWeb“ und der „European

Partnership for Animal Health and

Welfare“ geförderten Projekt, ob

Schweine – wie Menschen auch –

Flow erleben können. Menschen

kommen in den Flow, wenn sie einer

Tätigkeit nachgehen, in der sie völlig

aufgehen und die sie alles um sich

herum vergessen lässt. Flow-Erlebnisse

spielen eine bedeutende Rolle

für das menschliche Wohlbefinden

– ob Tiere auch so etwas wie Flow

erleben können, weiß man bisher

nicht. Nachdem wir uns längere Zeit

konzeptionell mit dem Thema auseinandergesetzt

haben, versuchen

wir nun mit verschiedenen Ansätzen,

Flow bei Schweinen auszulösen und

seine Auswirkungen auf das Wohlergehen

der Schweine zu erforschen.

Schlussfolgerung

Die Entwicklung methodischer

Werkzeuge zur Erforschung des

Gefühlslebens von Tieren bildet die

Grundlage dafür, ihr emotionales

Wohlergehen besser zu verstehen.

Mithilfe dieses Verständnisses können

wir dann gezielt Maßnahmen

ergreifen, um negative Zustände zu

vermeiden und positive zu fördern

– für eine von der Gesellschaft

akzeptierte Tierhaltung, in der die

Tiere ein positives Leben führen.

Ass.-Prof. in Dr. in med. vet. Sara Hintze,

MSc. PhD. forscht und lehrt am Institut

für Nutztierwissenschaften der BOKU.

1/2025

39


All you can eat

Forschung zu Ad-libitum-Fressverhalten säugender Sauen

Von Sarah Gorr und Christine Leeb

Bei „MamaDos“

können säugende

Mutterschweine

futtern, wann sie

wollen und wieviel

sie wollen.

Fotos: BOKU University

Die Fütterung von Sauen ist herausfordernd,

insbesondere während

des Übergangs von der Tragezeit zur

Geburt sowie im Verlauf der Säugezeit.

Der Nährstoffbedarf der Sauen

ändert sich laufend und hängt von

Faktoren wie Wurfzahl, Laktationstag

und Ferkelanzahl ab. Dabei sind

insbesondere die steigende Anzahl

an Ferkeln pro Wurf, aber auch die

höheren Temperaturen im Sommer

für die Sauen herausfordernd. Zur

Anpassung der Futterversorgung an

den Bedarf der Tiere werden Futterkurven

verwendet, die zwar den

Laktationstag, nicht aber weitere

individuelle Bedürfnisse berücksichtigen

können. Zudem verbringen

Sauen in natürlicher Umgebung

den Großteil ihrer aktiven Zeit mit

Futtersuche, Wühlen, Kauen und

Fressen, was in Kontrast zur üblichen

restriktiven Fütterung an zwei

bis drei Zeitpunkten pro Tag in konventioneller

Stallhaltung steht.

Abbildung 1: MamaDos-Fütterungssystem

(©Schauer Agrotronic), 1: Sensor; 2: Metallstab,

den die Sauen mehrmals berühren müssen,

um Futter auszulösen.

Um also die individuellen Bedürfnisse

der Sauen besser erfüllen zu

können und den Tieren eine Möglichkeit

zu bieten, selbst zu wählen,

wann und wieviel sie fressen,

entwickelte die Firma Schauer

Agrotronic das Fütterungssystem

„MamaDos“. Dieses ermöglicht durch

einen Metallstab, der in den Trog

ragt (Abbildung 1, 2) und mit einem

Rüttelsensor versehen ist (Abbildung

1, 1), dass die Sau durch Berührung

dieses Stabes den Sensor auslösen

kann, wodurch sie eine Portion

Futter erhält. Dabei ermöglicht die

Verknüpfung mit einem Fütterungscomputer

beziehungsweise der

dazugehörigen Software eine genaue

Dokumentation und damit auch

Analyse der Fresszeitpunkte und

Futtermengen.

Um die Auswirkungen dieser neuen

Fütterungstechnologie auf die

Produktivität und das Verhalten der

40 1/2025


Sauen zu analysieren, wurde das

Projekt „Fre_sS“ – „Fressverhalten

säugender Sauen“, eine Zusammenarbeit

zwischen der BOKU University

(Institut für Nutztierwissenschaften,

Christine Leeb, Werner Zollitsch

und Christoph Winckler), der Firma

Schauer Agrotronic und der Universität

von Pennsylvania (USA) initiiert.

Dabei erfolgte die Finanzierung

der Doktorarbeit von Sarah Gorr

durch das BRIDGE Programm der

Forschungsförderungsgesellschaft

Österreich (FFG).

Das Ziel dieser Arbeit war es, die

Ad-libitum-Fütterung mit zwei

herkömmlichen Strategien zu vergleichen

und die Auswirkungen auf

Produktionsmerkmale, Gesundheit

der Sauen und deren Ferkel sowie

Umweltwirkungen zu untersuchen.

Forschungsprojekt auf zwei

Praxisbetrieben

Die Studie umfasste insgesamt 137

Sauen und deren Würfe auf zwei

oberösterreichischen Betrieben.

Diese wurden folgenden drei Fütterungsstrategien

zugeteilt:

1 Restriktive Fütterung: drei Mal

tägliche Ausdosierung einer begrenzten

Futtermenge (nach einer

vorher festgelegten Futterkurve,

die mit fortschreitendem Tag der

Laktation die Futtermenge erhöht)

2 Zeitfenster: drei Perioden à zwei

Stunden, in denen die Sauen eine

begrenzte Futtermenge durch

einen Rüttelsensor abrufen konnten

(nach Futterkurve)

3 Ad-libitum: die Sauen konnten

über die Betätigung eines Rüttelsensors

jederzeit (24h) Futter abrufen

(dabei war ab Tag neun die

doppelte Menge der Futterkurve

als Maximum verfügbar)

Auswirkungen auf den Futterverbrauch,

Produktionsparameter

und Fressaktivität

Obwohl die Ad-libitum gefütterten

Sauen pro Tag ca. 0,6 kg statistisch

abgesichert mehr fraßen, bildete

Abbildung 2: Futterverbrauch der Ad-libitum-

Sauen pro Laktationstag (A=Betrieb A, B=Betrieb

B).

©Sarah Gorr

sich das nicht in einem geringeren

Gewichtsverlust der Sauen oder

eindeutig verbesserten Ferkelzunahmen

ab. Dabei ist interessant,

dass der Futterverbrauch bei allen

Fütterungsstrategien, sogar bei

Ad-libitum-Fütterung, niedriger war

als die empfohlenen Richtwerte

für laktierende Sauen, die je nach

Leistung von etwa 7,5–8,5 kg pro Tag

im Durchschnitt über die Laktation

reichen 3 .

Außerdem kann man erkennen,

dass die Ad-libitum gefütterten

Sauen (n=51) fast über den gesamten

Tag verteilt Futter aufnahmen

(Abbildung 3). Dabei sind drei Fressspitzen

zu beobachten (6:00, 12:00

und 16:00 Uhr), die zum Teil dadurch

zu erklären sind, dass dies auch die

Fütterungszeiten der anderen, restriktiv

gefütterten Sauen waren, was

zum Fressen animiert haben kann.

1 Choi, Y. H., A. Hosseindoust, J. S. Kim, S. H.

Lee, M. J. Kim, A. Kumar, K. Y. Kim, Y. H. Kim,

and B. J. Chae. 2018. An overview of hourly

rhythm of demand-feeding pattern by a

controlled feeding system on productive

performance of lactating sows during summer.

Ital. J. Anim. Sci. 17:1001–1009. doi:10.10

80/1828051X.2018.1438214.

2 Gorr, S. C., C. Leeb, W. Zollitsch, C. Winckler,

and T. D. Parsons. 2024. Ad libitum

Feeding Systems for Lactating Sows:

Effects on Productivity and Welfare of Sows

and Piglets. animal. 101093. doi:10.1016/j.

animal.2024.101093.

3 LFL. 2022. Futterberechnung für Schweine.

28. Auflag. Bayerische Landesanstalt für

Landwirtschaft (LfL), Freising-Weihenstephan.

Abbildung 3: Durchschnittlicher Futterverbrauch

der Ad-libitum-Sauen (kg/h) (n=51) im

Tagesverlauf.

Allerdings wurden Fressspitzen

zu ähnlichen Zeiten auch in einer

anderen Studie mit Ad-libitum-Fütterung

1 beobachtet (z. B. 3:00, 6:00,

21:00 Uhr).

Ad-libitum-Sauen nutzen die

Wahlmöglichkeit

Auch wenn sich der höhere Futterverbrauch

nicht in reduziertem

Gewichtsverlust der Sau und verbesserten

Ferkelzunahmen widerspiegelte,

ist zu erkennen, dass die

Ad-libitum-Fütterung eine Möglichkeit

ist, den Futterverbrauch

der Sauen zu erhöhen, um deren

Ansprüchen, insbesondere bei größeren

Würfen, gerecht zu werden.

Ad-libitum-Fütterung mit der Möglichkeit,

Futtermenge und Fresszeitpunkt

selbst zu wählen, kommt

einem natürlicheren Fressverhalten

entgegen und kann damit positive

Auswirkungen auf Sauen und Ferkel

haben 2 . Das Projekt Fre_sS ermöglichte

spannende Erkenntnisse an

der Schnittstelle zwischen Fütterungstechnik,

Tierverhalten und

Produktivität. Die Ad-libitum-Fütterung

ist jedenfalls eine spannende

Möglichkeit, säugende Sauen besser

entsprechend individueller Bedürfnisse

zu füttern.

DI in Sarah Gorr ist PhD-Studentin am

Institut für Nutztierwissenschaften, wo

auch Assoc.-Prof. in Priv.Doz. in Dr. in med.-

vet Christine Leeb forscht und lehrt.

1/2025

41


BOKU4you: Studienbotschafter*innen

für eine grüne Zukunft

Von Merle Haak und Johannes Ehrlinger

Fotos: Adobe Stock / Christoph Gruber | BOKU University

Nach dem Schulabschluss stellen

sich viele Fragen: Möchte ich studieren?

Und wenn ja, was? Liegt mir

ein technischer Studiengang oder

eher ein Studium, das Naturwissenschaft

mit Technik und Sozialem

verbindet? Was passt zu mir, wenn

ich mich für Technologien für den

Umweltschutz oder den NGO-Sektor

interessiere? Und wo kann ich alle

meine Fragen rund um die Studienorganisation

stellen?

BOKU4you liefert Studieninteressierten

die Antworten. Das Team von

14 Studienbotschafter*innen aus

allen Bachelorstudiengängen der

BOKU University arbeitet täglich dafür,

über die Chancen zu informieren,

die ein BOKU-Studium eröffnet.

In verschiedenen Formaten stehen

die Botschafter*innen dabei für individuelle

Gespräche zur Verfügung:

Beratungsstände auf Bildungsmessen,

der jährliche Studieninfotag

und Besuche der Botschafter*innen

an Schulen begeistern junge Menschen

in ganz Österreich. Neben

diesen Events und Highlights haben

Interessierte aber auch die Möglichkeit,

selbst an die BOKU zu

kommen: Die jährlich über mehrere

Wochen angebotene Einstiegsberatung

und die Sprechstunden sorgen

dafür, dass jede Anfrage Raum

erhält – digital, telefonisch oder

persönlich.

Dieser Service ist nun sogar noch

besser, denn seit Oktober können

Interessierte ganzjährig auch spontan

vorbeikommen: Der neu eingerichtete

InfoDesk im Gregor-Mendel-

Haus ist täglich von 10:00 bis 18:00

Uhr mit Studienbotschafter*innen

besetzt – wir sind also immer vor

Ort, um Fachwissen und persönliche

Studienerfahrung weiterzugeben.

Jakob Schierer,

Studienbotschafter

für Lebensmittel- und

Biotechnologie, über

seine Aufgaben als

Botschafter:

„Besonders schätze ich an

meiner Tätigkeit als Studienbotschafter

die Möglichkeit, mit

Menschen in Kontakt zu treten,

ihre Fragen zu beantworten

und sie auf ihrem Weg ins Studium

zu begleiten.

Es ist nicht nur bereichernd,

den BOKU-Spirit weiterzugeben,

sondern auch wertvoll,

immer neue Erfahrungen zu

sammeln und Menschen bei

einer so wichtigen Entscheidung

zu unterstützen.

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Österreichs führende Universität

für Nachhaltigkeit

Das Angebot kommt an: Seit die Studienbotschafter*innen

ihre Arbeit aufgenommen haben, ist die Zahl der Interessent*innen

stark gestiegen. 2021/22 lag die Zahl der Beratungen

bei 4458 – im Jahr 2023/24 schon bei 5876. Am

gefragtesten sind die Studienbotschafter*innen auf den

bundesweiten Messen wie der BeSt, dann folgen die Beratungen

innerhalb der Sprechstunde und die Schulbesuche.

Der langjährige Mitarbeiter und stellvertretende Leiter

von BOKU4you, Marc Trattnig, sagt dazu: „BOKU4YOU

hat sich von einer sehr kleinen Beratungsstelle zu einer

zentralen Institution der Studienwahlberatung und Studienbewerbung

entwickelt. Mit professionell geschulten,

ganzjährig angestellten Studienbotschafter*innen gewährleisten

wir fundierte Beratung und verantworten das

gesamte Interessent*innen-Management. Zudem steuern

wir das Marketing der Studienbewerbung. So begleiten

wir zukünftige Studieninteressierte gezielt auf ihrem Weg

zur BOKU.“

Die nächste große Gelegenheit dazu: der Studieninfotag:

Spannende Kurzvorlesungen, Campusführungen und

Insidergespräche mit Expert*innen, die ihre Karriere an

der BOKU begonnen haben, zeigen die ganze Vielfalt der

BOKU University. Für alle, die dann mehr über die Studienmöglichkeiten

wissen möchten, stehen die Studienbotschafter*innen

mit individueller Beratung bereit.

Studieninfotag 2025: Hard Facts

Wann: 11. April 2025,

von 10:00 bis 16:00 Uhr

Wo: BOKU-Hauptstandorte

Türkenschanze und Muthgasse

Wer: alle Studieninteressierten, die

Infos über die Bachelorstudiengänge

der BOKU erhalten möchten

short.boku.ac.at/sit

Änderung des AW-Curriculums

Von Johannes Ehrlinger

Die Agrarwissenschaften prägen nicht nur die

BOKU, sondern auch unsere Umwelt: Nachhaltige

Formen von Landnutzung und Tierhaltung sind

integrale Bestandteile der ökologischen Transformation.

Im Zuge der BOKU-weiten Modularisierung

der Bachelor-Curricula wird deshalb nun

auch dieses seit 1872 angebotene Studienfach

von Grund auf modernisiert.

Fundament der Neuausrichtung ist das neue

Mustercurriculum: 2022 vom Senat beschlossen,

soll es die Studierbarkeit der Bachelor-Studien

erhöhen. Konkret soll es einfacher werden,

das Studium in Regelstudienzeit abzuschließen.

Gleichzeitig eröffnet die Umstellung Raum für

wichtige inhaltliche Verbesserungen, etwa neue

Konzepte und Methoden, um den Herausforderungen

der digitalisierten Landwirtschaft in

Zeiten der Klimakrise zu begegnen.

Dazu sind die Lehrveranstaltungen ab jetzt in

Modulen gebündelt – fachlich zusammenhängende

Themen können so interdisziplinär abgestimmt

werden, wodurch es gleichzeitig zu

weniger Überschneidungen kommt. Auch die

STEOP wird modernisiert: Vom Pflanzenbau

bis zur Agrarökonomie vermittelt sie das breite

Spektrum agrarwissenschaftlicher Kompetenzen.

Wie im alten Curriculum bestimmte Schwerpunkte

zu wählen, ist künftig aber nicht mehr

möglich: Studierende können den AW-Bachelor

über Wahlfächer und freie Wahlfächer im Umfang

von 24 bzw. 12 ECTS jedoch weiterhin nach ihren

Vorstellungen gestalten.

Bis 2030 können Studierende ihr Studium nach

dem alten Studienplan abschließen. Wer schon

jetzt ins neue Curriculum wechseln möchte,

lässt sich absolvierte Lehrveranstaltungen einfach

gemäß den Äquivalenzlisten anrechnen.

Für welchen Weg sollten sich Studierende also

entscheiden? Siegrid Steinkellner, die das Department

für Agrarwissenschaften leitet, dazu:

„Welcher Weg am sinnvollsten ist, hängt vom

individuellen Studienfortschritt ab. Ein Blick ins

neue Curriculum lohnt sich in jedem Fall, denn

es bietet viele neue Chancen“.

Säulendiagramm der Anzahl der Beratungen pro Studienjahr von 2021

bis 2024.

1/2025

43


„Das Curriculum bietet Studierenden

viele neue Chancen und Möglichkeiten“

Die Agrarwissenschaften prägen wie kaum ein zweiter Studiengang

die Identität der BOKU – und das von Anfang an, denn sie sind seit der

Gründung der Universität im Jahr 1872 Teil des Studienangebots.

Nun wird das Curriculum modernisiert: BOKU4you spricht darüber mit

Siegrid Steinkellner, die das Department für Agrarwissenschaften leitet.

Interview: Johannes Ehrlinger

Fotos: Adobe Stock / Sigrid Johns

Welche Änderungen wurden am

Curriculum vorgenommen und

warum?

Steinkellner: Das Bachelorstudium

Agrarwissenschaften wurde in den

letzten 20 Jahren immer wieder in

kleinen Schritten angepasst. Für

die Fachstudien-AG Agrarwissenschaften

war aber klar, dass es Zeit

ist für eine Rundumerneuerung

des Studiums. Unser Ziel: Ein noch

attraktiverer Studienplan, der den

Herausforderungen unserer Zeit

gerecht wird, denn die Themen

und Fragestellungen entwickeln

sich weiter, etwa in den Bereichen

der Digitalisierung und der Biodiversität.

Zudem gab es viele Veränderungen

bei den Lehrenden.

Der neue Studienplan bildet diese

Entwicklungen inhaltlich ab. Den

formalen Rahmen bildet, wie für

alle Bachelorstudien an der BOKU,

das neu entwickelte Mustercurriculum

des Senats.

Wie ist das Curriculum aufgebaut?

Lehrveranstaltungen werden in Zukunft

in Module verpackt, es wird

aber weiter Vorlesungen, Übungen,

Exkursionen, Seminare usw. geben,

die formal als prüfungsimmanente

beziehungsweise nicht prüfungs-

44 1/2025


„Lehrveranstaltungen werden in Zukunft

in Module verpackt, es wird aber weiter

Vorlesungen, Übungen, Exkursionen und

Seminare geben.“

immanente Lehrveranstaltungen

ausgewiesen werden. Meistens umfasst

ein Modul 6 ECTS und besteht

aus zwei Lehrveranstaltungen, die

inhaltlich aufeinander abgestimmt

sind.

Bieten die Änderungen den Studierenden

neue Möglichkeiten,

Schwerpunkte zu setzen?

Bislang war es möglich, sich im

Studienplan Agrarwissenschaften

einen Schwerpunkt ausweisen zu

lassen. Wir haben im neuen Curriculum

darauf verzichtet, da diese

Möglichkeit von den Studierenden

in der Vergangenheit kaum genutzt

wurde. Persönliche Schwerpunkte

können Studierende aber über die

Wahlfächer setzen: Ein inhaltlich

geschärftes Angebot und interdisziplinäre

Module verringern dabei

Überschneidungen.

Wie wird die Studieneingangs- und

Orientierungsphase im neuen Curriculum

gestaltet?

Formal gilt hier wieder der Gestaltungsrahmen

des Mustercurriculums.

Uns war es wichtig, in der

Studieneingangsphase produktionstechnische,

ökologische und ökonomische

Aspekte der Agrarwissenschaften

zu vermitteln. Insgesamt

12 ECTS sind dafür vorgesehen. Die

Inhalte reichen von Meteorologie,

Agrarökologie über Pflanzenbau bis

zu den Agrarmärkten.

Welche Rolle spielt die Pflichtpraxis

im neuen Curriculum?

Die Pflichtpraxis hatte in den Agrarwissenschaften

immer eine wichtige

Rolle. Praktische Erfahrungen

während des Studiums sind für das

Verständnis sehr hilfreich. Das neue

Mustercurriculum hat hier leider

etwas weniger Spielraum gelassen.

Für potenzielle Arbeitgeber*innen

sind geleistete Berufspraktika aber

durchaus wichtige Auswahlkriterien.

Ich kann Studierenden nur raten,

nach Möglichkeit über das geforderte

Minimum hinaus Praxiserfahrungen

zu sammeln.

Welche Maßnahmen fördern die

internationale Ausrichtung des Studiums?

Die BOKU ist die einzige agrarwissenschaftliche

Universität in Österreich

und das Studium ist an diesen

Anspruch angepasst. Agrarwissenschaften

müssen aber auch global

denken – das bildet der Studienplan

ab, zum Beispiel mit einem attraktiven

Angebot an englischsprachigen

Lehrveranstaltungen. Der Aufbau

des Studienplans ermöglicht es, die

Möglichkeiten der Studierendenmobilität

individuell auszuschöpfen.

Obwohl es dazu ein unglaublich

tolles Angebot gibt, nutzen Studierende

das bislang aus meiner Sicht

noch viel zu wenig.

Wie fördert die Reform die Zusammenarbeit

mit externen Partner*innen

und Institutionen?

Ein Studienplan gibt den Rahmen

vor – die Gestaltung liegt in den

Händen der Lehrenden. Gerade in

den Agrarwissenschaften sind enge

Kontakte und die Zusammenarbeit

mit externen Partner*innen und

Institutionen gelebte Realität.

Umstellungen bringen immer auch

organisatorischen Aufwand mit sich.

Worauf sollten Studierende jetzt bei

der Planung achten?

Für Neueinsteigende ist jeder

Studienplan neu. Für alle, die sich

mitten im Studium befinden, stellt

sich die Frage: wechseln oder nicht?

Das hängt aber vor allem vom individuellen

Studienfortschritt ab.

Grundsätzlich sollte sich aber jede*r

den neuen Studienplan gut ansehen,

denn das Angebot ist attraktiv! Wer

sich Sorgen macht, dass bereits

geleistete ECTS nicht angerechnet

werden: Hier kann ich entwarnen

– die Äquivalenzlisten decken das

sehr gut ab.

Zur Person

Univ.-Prof. in DI in Dr. in Siegrid

Steinkellner leitet das Institut

für Pflanzenschutz sowie das

neue Department für Agrarwissenschaften.

Sie begann

ihre wissenschaftliche Karriere

1997 mit einer Promotion an der

BOKU und ist der Universität

auch seitdem treu geblieben.

Heute gestaltet sie die zukünftige

Entwicklung der BOKU an

vielen Schlüsselstellen aktiv

mit – unter anderem bei der

Erarbeitung des neuen Curriculums

des Bachelorstudiengangs

Agrarwissenschaften.

1/2025

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Student support für LBT-Ersties

powered by Boehringer Ingelheim

Von Sabina Tandari

V. l.: Miriam Stattler, Jakob Schierer und Lili Gundacker vom BOKU4you-Botschafter*innen-Team sowie Sabina Tandari, Marketing & Brand Management,

bei der Verteilaktion der LBT-Erstie Goodie Bags vor Ort.

Fotos: Christoph Gruber | BOKU University

Im Rahmen der seit 2023 laufenden Kooperation mit

dem Unternehmen Boehringer Ingelheim wurde in der

zweiten Jahreshälfte 2024 ein ganz besonderes Projekt

realisiert: Die Goodie Bags „powered by Boehringer

Ingelheim“ für Bachelorstudierende im Studiengang

Lebensmittel- und Biotechnologie (LBT), die zum

Wintersemester 2024/25 ihr Erststudium an der BOKU

University aufgenommen haben. Ziel dieser Initiative ist

einerseits, die jungen Studierenden in puncto Ausstattungskosten

zu entlasten und bei den ersten Schritten

ihrer Labortätigkeit zu unterstützen. Andererseits dient

sie dazu, auf Boehringer Ingelheim als Top-Arbeitgeber

im Bereich Biotech aufmerksam zu machen.

Am 4. November war es dann soweit: Am Tag der Vorlesung

„Einführung in die Chemie“, im großen Hörsaal in

der Muthgasse 18, durften sich über 350 „LBT-Ersties“

ihr Goodie Bag abholen. In einer schwarzen Stofftasche

mit dem Schriftzug „Start your career at BOKU“ im neuen

Corporate Design der BOKU erwartete die Bachelor-

Studierenden eine kostenlose Erstausstattung für das

Arbeiten im Labor und einige praktische Schreibutensilien.

Herzstück der Goodie Bag sind ein hochwertiger

Labormantel mit einem gestickten Boehringer Ingelheim-Logo,

gefolgt von einer Laborschutzbrille, einer

Spitzpinzette, pH-Indikatorpapier sowie einem Holzkugelschreiber,

einem Leuchtmarker und einem tollen

Collegeblock mit einer Abbildung des „LBT Skilltree Curriculum:

How to study LBT“ und dem „Periodensystem

der chemischen Elemente“ zum schnellen Nachschauen.

Um die passende Größe für den Labormantel zu finden,

wurden die Studierenden von unseren BOKU4you-Studienbotschafter*innen

fachkundig beraten.

Wir freuen uns, mit dieser Aktion die gestarteten LBT-

Studierenden an der BOKU mit unserem Partner Boehringer

Ingelheim beim Studienstart zu unterstützen.

Eine Fortsetzung dieser wertvollen Initiative folgt im

März 2025 für die LBT-Ersties, die im Sommersemester

ihr LBT-Studium beginnen.

Mag. a Sabina Tandari ist Marketing- und

Brand-Managerin der BOKU.

46 1/2025


Begleitpostkarte zur Erstie-Goodie-Bag-Aktion.

LBT-Erstie Goodie Bag

mit einigen Utensilien

powered by Boehringer

Ingelheim.

Hochwertiger, langlebiger Labormantel aus 240g Baumwolle,

bis 95 °C waschbar. Um die passende Größe für

den Labormantel zu finden, wurden die Studierenden

von unseren BOKU4you-Studienbotschafter*innen fachkundig

beraten.

1/2025

47


→ Didaktik

Warum sich früh aufstehen lohnen kann

Laborübung Genetik für Agrarwissenschaften

Von Sabine Strauss-Goller

Die Laborübung Genetik im Bachelor

Agrarwissenschaften wurde erstmals

im WS 2017/18 als freie Wahl

-Lehrveranstaltung angeboten und

ist mit Beginn WS 2018/19 in den

Pool P-6 (Übungen zu den Pflichtfächern)

übernommen worden. Aktuell

werden sieben Kurse à zwei Wochen

mit jeweils maximal zwölf Studierenden

pro Studienjahr abgehalten.

Die Intention war, theoretische

Grundlagen der Genetik mit der

praktischen Erfahrung von selbst

durchgeführten Genetik-Experimenten

im Labor zu verknüpfen und so

die Studierenden für die Lerninhalte

als etablierte genetische Modellorganismen

vorgestellt. Verschiedene

Stämme mit unterschiedlichen

Phänotypen werden miteinander

gekreuzt und wenn ein gelber und

ein weißer Ausgangsstamm unter

anderem auch grüne Nachkommen

produziert, sind die Gesetze

der Vererbung und Epistase mehr

als nur Theorie. Im Schwerpunkt

Tiergenetik und molekulare Genotypisierung

wird genomische DNA

aus Stiersperma gereinigt und der

zugrundeliegende Genotyp über

die Charakterisierung des „kappa

Casein-Gens“ determiniert. Spanzu

begeistern. Nach wie vor ist jeder

Kurs eine neue Herausforderung -

Studierende mit unterschiedlichen

Vorkenntnissen, Erwartungen und

vielleicht auch Unsicherheiten wollen

„abgeholt“ und im optimalen Fall

in einer gemeinsamen „quality time“

bis zum Erreichen der Lernergebnisse

gecoacht und begleitet werden.

Studierende dürfen selbst

Probenmaterial mitbringen

Vier Themengebiete werden in

der Übung behandelt: Im Bereich

klassische Genetik werden Pilze

Fotos: Medienstelle BOKU University, Stefan Pramhaas

48 1/2025


nend bleibt, ob das Ergebnis mit der

Datenbankanalyse übereinstimmt.

Selbst mitgebrachte Proben (Kosmetika,

Lebensmittel, Materialien

des täglichen Gebrauchs) werden in

einem von den Studierenden selbst

hergestellten Bioreporterassay auf

mögliche hormonelle Aktivitäten getestet.

Und auch in der Analyse von

potenziell gentechnisch veränderten

Rohstoffen ist selbst mitgebrachtes

Probenmaterial (etwa Saatgut, Lebens-

und Futtermittel) willkommen

und erhöht zusätzlich die Neugier

auf das Fach.

Virtueller Rundgang durch

das Innere einer Pilzzelle

Ein weiteres Highlight der Übungen

ist der zusätzliche Einsatz von digitalen

Lehrunterlagen inklusive einer

Virtual Reality-Brille zur Vorführung

eines im Zuge eines BOKU-Projektes

(Sparkling Science – „Das Internet

der Pilze“) selbst produzierten VR-

Filmes. Der hier gezeigte Film wurde

auch im Rahmen der Lehrpreise

2021 mit dem Manfred Schwanninger

Preis, in Anerkennung des

Engagements für die Entwicklung

innovativer Lehr- und Lernmaterialien,

ausgezeichnet (Sabine Strauss-

Goller und Claudia Puck).

Bereit für die „challenge“ im Labor?

Nicht nur die digitale Reise ins Innere

der Pilzzelle, auch der Ablauf des

Praktikums lässt sich gut mit einer

Reise vergleichen: Es ist notwendig,

Vorbereitungen zu treffen - Mantel,

Laborschuhe, Arbeitsunterlagen werden

gepackt und auch ein Labor-Sicherheitstest

muss bestanden werden.

Dann kann es losgehen: Bereits

um 08:00 Uhr in der Früh gibt es

täglich eine Vorbesprechung, in der

der theoretische Hintergrund des je-

1/2025

49


Der Film wurde im Rahmen der

Lehrpreise 2021 mit dem Manfred

Schwanninger Preis, in Anerkennung

des Engagements für die Entwicklung

innovativer Lehr- und Lernmaterialien,

ausgezeichnet.

Im Bild die Preisträgerinnen Claudia

Puck und Sabine Strauss-Goller.

weiligen Experiments und auch der Ablauf im Labor besprochen

werden. Die Theorie der Einführungsvorlesung

Genetik noch im Hinterkopf, ist es für viele Studierende

die erste Übung im Studium und schwer vorstellbar, wie

das alles „praktisch“ funktionieren soll. Aber ähnlich

einer Reise sind anfängliche Adaptierungsschwierigkeiten

schnell vergessen, die Kursteilnehmenden sind lebhaft

mit der Durchführung und Auswertung der Experimente

beschäftigt. Ergebnisse werden diskutiert und mit den

Kolleg*innen wird gefachsimpelt – die Studierenden sind

im Labor und in der Genetik angekommen. Auch das

Verfassen eines wissenschaftlichen Protokolls wird am

letzten Übungstag gemeinsam erarbeitet und für manch

eine*n Studierende*n ist der letzte Tag der Übung kein

Abschluss, sondern ein Aufbruch.

Danksagung: Herzlichen Dank an das Institut für

Mikrobielle Genetik, an die Forschungsplattform

„BiMM-Bioactive Microbial Metabolites“ sowie

Claudia Puck und Johann Steinegger für die

Unterstützung der Genetik-Übungen mit dem

VR-Film „3D-Reise ins Innere einer Pilzzelle“.

Der Film „3D-Reise

ins Innere einer

Pilzzelle“:

https://youtu.be/

XTzfvJ-RtRM

Kommentare

zum Film:

https://youtu.be/

PYaHar_p4Ug

Dr. in Sabine Strauss-Goller ist Senior Lecturer am Institut für

Mikrobielle Genetik.

Resümee der Teilnehmenden

◆ Eine großartige Mischung aus Theorie, genügend

Zeit, um Verständnisfragen zu stellen, Anwendung

im Labor und Reflexion und Verknüpfung von Theorie

und Praxis durch das Verfassen des Protokolls.

Die erste Übung, die ich an der BOKU belegt habe,

die ein so gutes didaktisches Konzept umgesetzt

hat. Enormer Lerneffekt, spannende Experimente.

Das Engagement und die klare Anleitung von Frau

Strauss-Goller sind bemerkenswert.

◆ Komplexe Experimente, die auch interessante

Ergebnisse liefern. Viel gelernt darüber, wie es ist,

in einem Labor zu arbeiten. Die Professorin und die

Tutorin sind besonders gut, unterstützen viel und

machen wirklich Laune auf Genetik.

◆ Die Übung ist mit Abstand die beste, die ich je besucht

habe! Die LV-Leiterin kennt sich sehr gut aus,

vermittelt die Lehrinhalte verständlich, stellt einen

Kontext her und schafft es dabei, die Studierenden

für das Thema zu begeistern. Vor allem der sehr

freundliche, respektvolle Umgang mit den Studierenden

und die große Hilfsbereitschaft und Flexibilität

von Frau Strauss-Goller haben mich sehr beeindruckt!

Insgesamt einfach spitze!

50 1/2025


→ Didaktik

KI für alle

Das neue Service

„Academic AI“

Von Andreas Schildberger

wendungsbeispiel, das ich auf eine

Schnellumfrage von einem unserer

Power-User zurückbekommen habe.

Bewirkt angeblich Wunder. Auch im

IT-Bereich lassen wir uns gerne Texte

verbessern, etwa, um bei Personalausschreibungen

Texte auch für

Bewerberinnen möglichst attraktiv

zu gestalten.

Foto: Medienstelle BOKU University

Mit dem Service „Academic AI“

steht allen BOKU-Angehörigen die

Nutzung von ChatGPT kostenfrei

und datenschutzkonform zur Verfügung.

„Academic AI“ (https://short.

boku.ac.at/it-academic-ai) wird als

interuniversitäres Kooperationsprojekt

unter der Organisation der

ACOmarket (https://acomarket.at)

bereitgestellt.

mic AI wird daher in einer eigenen

Cloudinstanz betrieben. Damit werden

weder Prompts für Lernzwecke

genutzt noch Daten an Open AI oder

Dritte weitergegeben. Die BOKU

ist derzeit die größte Nutzerin von

Academic AI. Das enorme Nachfragewachstum

und das äußerst

erfreuliche Feedback bestätigt uns

in diesem Kurs.

ChatGPT wird aber auch genutzt, um

zu programmieren, Formate zu konvertieren,

Formeln zu interpretieren

und mittlerweile kann es auch

rechnen. Es hilft, Sprachbarrieren im

Umgang mit Dokumenten zu überbrücken

und selbst beim Brainstorming

kann ChatGPT - bei richtigem

Prompten und guten Rückfragen -

interessante Inputs liefern.

Wie geht es weiter?

Die Erstellung der Roadmap für den

sukzessiven Ausbau des Services

Academic AI erfolgt in interuniversitärer

Abstimmung. So könnte

ChatGPT auch lernen, Diagramme zu

interpretieren, Bilder zu generieren,

mit zusätzlichen Dateiformaten umzugehen,

auf Basis eigener Dokumente

eine maßgeschneiderte KI zu

nutzen oder zusätzliche KI-Modelle

anzubinden. Die Möglichkeiten sind

bereits jetzt äußerst vielfältig – und

die Reise hat eben erst begonnen.

Warum dieses Service?

Wie wird es genutzt?

Neben wirtschaftlichen Überlegungen

(im Vergleich zu Einzellizenzierungen

sparen wir bereits jetzt über

80 % an Lizenzkosten ein) standen

und stehen auch Überlegungen zum

Datenschutz im Zentrum. Acade-

Die Nutzung dieses Services durch

Studierende und Mitarbeiter*innen

der BOKU ist genauso kreativ und

vielfältig wie die BOKU selbst.

Mailtextverbesserung à la „Schreibe

diese Mail wie eine Frau“ ist ein An-

Academic AI

DI Dr. Andreas Schildberger ist Leiter der

BOKU-IT.

1/2025

51


→ Didaktik

ChatGPT in der Hochschullehre

Potenziale und Herausforderungen im Kontext des AI Acts

Von Andreas Zitek

Die Integration von Künstlicher Intelligenz

(KI) in die Hochschullehre

eröffnet Chancen für individualisierte

Lernprozesse und innovative

Lehrmethoden, wirft aber auch

gleichzeitig ethische und regulatorische

Fragen auf.

Unterstützung von Lernen

und Lehren

ChatGPT kann als Assistenzsystem

Lernprozesse individuell fördern

und auf den Wissensstand und die

Bedürfnisse Studierender eingehen

(Birkelbach et al., 2024). Lernende

profitieren insbesondere dann, wenn

eine selbstständige Auseinandersetzung

mit dem Lerninhalt vor der

Nutzung von ChatGPT und selbstreguliertes

Lernen im Fokus stehen

und individuelle Unterschiede

berücksichtigt werden (Lee et al.,

2024; Milošević et al., 2023).

Lehrkräfte können durch die KI bei

der Konzeption von Lehrveranstaltungen,

bei der Erstellung von Kursbeschreibungen

oder dem Formulieren

von Übungs- und Prüfungsfragen

unterstützt werden (Podleschny et

al., 2023).

Abhängigkeit, Plagiat und

akademische Integrität

Trotz der Potenziale birgt der Einsatz

von ChatGPT Risiken. Large

Language Models (LLMs) neigen

zum „Halluzinieren“, sodass eine

kritische Überprüfung ihrer Ausgaben

immer erforderlich ist. Zudem

besteht bei Studierenden die Gefahr

einer Abhängigkeit von KI-Tools, die

Problemlösungskompetenzen beeinträchtigen

könnte (Gerlich, 2025).

Insbesondere bei schriftlichen Arbeiten

ist die akademische Integrität

zentral (Jarrah et al., 2023).

52 1/2025


Bei Studierenden besteht die Gefahr

einer Abhängigkeit von KI-Tools, die

Problemlösungskompetenzen beeinträchtigen

könnte (Gerlich, 2025).

Bibliographie

Birkelbach, L., Mader, C. & Rammel, C. (2024).

Lernen mit Künstlicher Intelligenz – Potenzial

und Risiken von KI-Lernumgebungen im Hochschulbereich.

Bundesministerium für Bildung,

Wissenschaft und Forschung.

Brandhofer, G., Gröblinger, O., Jadin, T., Raunig,

M. & Schindler, J. (Hrsg.) (2024). Von KI lernen,

mit KI lehren: Die Zukunft der Hochschulbildung.

Forum Neue Medien in der Lehre Austria.

EU (2024). Verordnung 2024/1689: Über künstliche

Intelligenz. https://eur-lex.europa.eu/

legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32024R1689,

letzter Zugriff 9.2.2025.

Gerlich, M. (2025). AI Tools in Society: Impacts

on Cognitive Offloading and the Future of

Critical Thinking. Societies, 15(6).

Eine Balance zwischen KI-gestütztem

Lernen und kritischer Reflexion

ist essenziell, um die Qualität

akademischer Ausbildungen zu

sichern.

Jarrah, A. M., Wardat, Y. & Fidalgo, P. (2023).

Using ChatGPT in academic writing is (not) a

form of plagiarism: What does the literature

say?. Online Journal of Communication and

Media Technologies, 13(4), e202346.

Lee, H.-Y., Chen, P.-H., Wang, W.-S., Huang,

Y.-M. & Wu, T.-T. (2024). Empowering ChatGPT

with guidance mechanism in blended learning:

Effect of self-regulated learning, higher-order

thinking skills, and knowledge construction.

International Journal of Educational Technology

in Higher Education, 21(16).

Regulierungsansätze

des AI Acts

Der EU AI Act (EU, 2024) kategorisiert

KI-Systeme nach ihrem Risiko

und schafft einen Rahmen für deren

verantwortungsvollen Einsatz in

der Hochschulbildung. Besonders

Prüfungsbewertungen mit KI gelten

als Hochrisikoeinsatz. Aber auch für

risikoarme Anwendungen wie Chatbots

sind Hochschulen seit Februar

2025 verpflichtet, Richtlinien und

Schulungen für alle Universitätsangehörigen

zu entwickeln (RTR, o. J.;

Brandhofer et al., 2024).

Fazit

LLMs wie ChatGPT bieten großes

Potenzial für die Hochschullehre,

müssen aber verantwortungsvoll

integriert werden. Eine Balance

zwischen KI-gestütztem Lernen und

kritischer Reflexion ist essenziell,

um die Qualität akademischer Ausbildungen

zu sichern. KI-Richtlinien

und Schulungen sind notwendig, um

Chancen zu nutzen und Risiken zu

minimieren.

Milosevic, S., Omerbegovic Arapovic, A. & Duerod,

M. (2023). The Impact of Large Language

Model Assisted Learning Versus Traditional

Learning Methods on University Students

Learning Outcome and Knowledge Retention.

International Journal of Economics, Commerce

and Management 11 (11), 177-206.

Podleschny, N., Pucker, T., Reimers, I., Schermeier,

S., Steffens, M., Unbescheid, J., Vergöhl,

F., Weitendorf, S. (2023) Handreichungen zum

Umgang mit generativen KI-Anwendungen an

der HafenCity Universität. https://cloud.hcuhamburg.de/nextcloud/s/oPNXK25rkoXDfEA,

letzter Zugriff 11.2.2025

RTR (RUNDFUNK UND TELEKOM REGU-

LIERUNGS-GMBH) (o. J.) Servicestelle für

Künstliche Intelligenz - AI Act - Betreiberverpflichtungen.

https://www.rtr.at/rtr/service/kiservicestelle/ai-act/Betreiberverpflichtungen.

de.html, letzter Zugriff 9.2.2025.

1/2025

53


→ Didaktik

BOKU übernimmt erstmals

Präsidentschaft bei fnma

Neue Impulse für die digitale Lehre

Von Verena Vlajo und Alexandra Strauss-Sieberth

Ausgehend vom Digitalisierungsprojekt

„Neue Medien in der Lehre an Universitäten

und Fachhochschulen“ des

damaligen Bundesministeriums für

Bildung, Wissenschaft und Kultur im

Jahr 2000 wurde im November 2003

der Verein „Forum neue Medien in der

Lehre Austria (fnma)“ gegründet. Das

vorrangige Ziel von fnma seit damals

ist es, hochschulübergreifend einen regen

und interdisziplinären Gedankenund

Erfahrungsaustausch im Bereich

E-Learning zu fördern. Darüber hinaus

verfügt der Verein über eine langjährige

Tradition der effizienten Projektzusammenarbeit

und ist die einzige

hochschulübergreifende Interessenvertretung

für den Einsatz neuer Medien

in der Lehre in Österreich. Die BOKU

ist seit der Gründung aktives Mitglied

von fnma und stellt mit Andreas Zitek

zum ersten Mal in der nunmehr fast

22-jährigen Vereinsgeschichte den

Präsidenten.

Wir möchten dir ganz herzlich zur

neuen Position als Präsident und

Vertreter für die Universitäten beim

Verein Forum neue Medien in der Lehre

Austria gratulieren. Könntest du uns

bitte erläutern, wofür der Verein fnma

steht?

Zitek: Der Verein fnma steht für die

einzige hochschulübergreifende nationale

Interessenvertretung und Plattform

für E-Learning. Das heißt, im

Verein fnma sind alle Hochschultypen

(Universitäten, Fachhochschulen und

Pädagogische Hochschulen) in Österreich

vertreten, um sich im Bereich

E-Learning zu vernetzen, auszutauschen

und das Thema neue Medien in

der Lehre gesamtösterreichisch nach

vorne zu bringen.

54 1/2025


Das Ganze funktioniert, weil die

Hochschulen als Mitglieder Delegierte

als Repräsentant*innen entsenden,

die sich vernetzen und sich

regelmäßig zum Austausch z. B. in

Arbeitsgruppen oder Special Interest

Groups („SIGs“) treffen. Darüber

hinaus fördert fnma-Projekte und

gibt vierteljährlich ein Magazin mit

unterschiedlicher Schwerpunktsetzung

heraus. Passend zum Thema

des Magazins gibt es auch jeweils

immer ein Webinar, bei dem die

Teilnehmenden Fragen stellen und

so direkt mit den Präsentierenden

interagieren können.

Es geht hier einfach um einen offenen,

wechselseitigen Austausch

über die unterschiedlichen Entwicklungen

im Bereich neuer Medien

in der Hochschullehre, von dem

alle profitieren. Dadurch wird auch

das Ziel erreicht, dass der reflektierte

Einsatz neuer Medien und

Technologien an den Hochschulen

Österreichs direkt gefördert wird,

und dadurch natürlich die österreichische

Hochschullandschaft im

internationalen Wettbewerb besser

dasteht.

Was war deine Motivation, dich als

Präsident nominieren zu lassen?

Das ist eine echt gute Frage.

Meine Motivation ist die, dass es für

mich eine sehr reizvolle Aufgabe ist,

Innovationen voranzutreiben und

dass sich die BOKU University mit

anderen Hochschulen stärker als

bisher im Bereich neuer Medien in

der Lehre vernetzt und austauscht.

Auf der anderen Seite, was mir

persönlich sehr wichtig ist, bin ich

sehr interessiert an einer kritischen

Auseinandersetzung mit der Anwendung

neuer Medien in der Lehre.

Und das ist natürlich im Austausch

über alle Hochschultypen hinweg,

inklusive der pädagogischen Hochschulen,

die besonders auch im

Bereich der Bildungsforschung oder

Lernforschung Kompetenzen haben,

sehr gut möglich.

Das bedeutet für mich, dass trotz

aller Euphorie über etwas Neues

am Ende nur ein kritisch evaluierter

Einsatz neuer Medien in der Lehre

nachhaltig und sinnvoll ist. Es geht

einfach wirklich darum, die österreichische

Bildungslandschaft in

Bezug auf den Einsatz neuer Medien

in der Lehre nachhaltig mitzugestalten.

Und ich glaube, dass die BOKU

mit ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit,

aber auch Inklusion, gerade auch

im Bereich digitaler Entwicklungen

durchaus einen guten Beitrag

leisten und auch einen guten Fokus

bereitstellen kann.

Fotos: BOKU/Verena Vlajo / Katharina Wocelka

1/2025

55


Was sind deine Aufgaben und

Pflichten als Präsident?

Das ganze Präsidium besteht aus

sechs Personen. Es gibt eine*n

Präsidenten*in und eine*n Vizepräsidenten*in

für die Universitäten,

ebenso für die Fachhochschulen

und pädagogischen Hochschulen

und dann gibt es noch eine*n Finanzverantwortliche*n

sowie eine*n

Stellvertreter*in. Gemeinsam wird

in regelmäßigen Treffen und mit

verteilten Verantwortungen an der

Erfüllung des Vereinszwecks gearbeitet.

Tatsächlich wurde über die

Jahre ein unglaubliches Portfolio

aufgebaut, das die vom Ministerium

bzw. von fnma direkt geförderten

Projekte, das Magazin und die

Talks, die Zeitschrift für Hochschulentwicklung

(zfhe) als referiertes

offenes Online-Journal für wissenschaftliche

Beiträge, die OER-Zertifizierungsstelle,

Arbeitsgruppen und

SIGs, Newsletter, Spotlight Videos

und Social-Media-Präsenz umfasst.

Für alle diese genannten Bereiche

gibt es innerhalb fnma Verantwortlichkeiten,

die im Präsidium aufgeteilt

werden.

Meine Hauptschwerpunkte sind das

Magazin, die Talks und das Thema

Open Educational Resources (OER),

vor allem in Bezug auf die Weiterführung

und Weiterentwicklung

der OER-Zertifizierungsstelle. Was

natürlich auch immer spannend

und bereichernd ist, ist die direkte

Kontaktaufnahme mit Mitgliedern,

also an die anderen Hochschulen zu

fahren um dort die Wünsche, Fragen

und Schwierigkeiten direkt vor Ort zu

diskutieren, und so auch den Nutzen

der Teilnahme an fnma für die unterschiedlichen

Hochschulen besser

deutlich zu machen. Ich empfinde es

auch als besonders wichtig, gerade

in Zeiten rasanter technologischer

Entwicklungen, die im Prinzip alle

Schultypen betreffen, dass wir in

Zukunft den Stellenwert von fnma

für die Hochschullehre in Österreich

56 1/2025


noch stärker hervorheben. Und ja,

wir werden uns auch thematisch

über Projekte, die wir gerade entwickeln,

aber auch direkt fördern,

positionieren. Und da ist gerade die

große Frage, welche Projekte das

sein werden.

Welche Vision hast du für deine

Amtszeit als Präsident? Wie möchtest

du gerne deine drei Jahre

Funktionsperiode gestalten?

Also für mich stehen in den kommenden

drei Jahren vor allem das

Thema OER und die Unterstützung

der unterschiedlichen Hochschulen

bei der Entwicklung ihrer OER-

Strategien und OER-Zertifikate im

Mittelpunkt. Hier geht es darum, die

OER-Zertifizierung als nationales

Bildungsservice von fnma weiterhin

gut zu positionieren, aber auch

weiterzuentwickeln. Und der zweite

Punkt, der mir und meiner Vizepräsidentin

Sylvia Lingo sehr am Herzen

liegt, ist eine verstärkte Zusammenarbeit

über die Hochschultypen hinweg,

mit einem stärkeren studierendenzentrierten

Fokus. Auch wollen

wir die Zeitschrift für Hochschulentwicklung

bekannter machen und mit

einer stärker wissenschaftlich ausgerichteten

Orientierung zu einem

Instrument für einen reflektierten

und nachhaltigen Einsatz neuer Medien

in der Lehre weiterentwickeln.

Aber auch das Thema KI wird uns

wohl noch weiter beschäftigen, dazu

haben wir Branko Andic der JKU als

Experten an Board.

Also nicht nur Austausch, Vernetzung

und die Bewerbung von

neuen Medien für die Lehre, sondern

auch die kritische Evaluierung und

wissenschaftliche Untersuchung

als Fokus von fnma sind Aspekte,

die wir verstärkt in den Mittelpunkt

stellen wollen. Weil fnma eben alle

Hochschultypen umfasst, und jede

davon spezifische Kompetenzen und

Sichtweisen einbringt, ist es möglich,

Forschungsprojekte umzuset-

zen, deren Ergebnisse für viele Bereiche

Gültigkeit haben. Das wäre

sozusagen unsere Vision für fnma,

die Weiterentwicklung in Richtung

einer forschungsorientierten

österreichweiten Servicestelle im

Bereich der Neuen Medien in der

Lehre.

LINKS

Homepage des Vereins Forums Neue

Medien in der Lehre Austria

https://fnma.at/

Historischer Link zum Projekt „Neue

Medien in der Lehre an Universitäten und

Fachhochschulen“

https://web.archive.org/

web/20010219235445/http://www.nml.at/

Historischer Link zur Gründung des

Forums Neue Medien im Jahr 2000

https://web.archive.org/

web/20010208191930

www.bmwf.gv.at/3uniwes/medien/

fnm.htm

Vereinsprojekte von fnma

https://fnma.at/projekte/vereinsprojekte

Magazin von fnma

https://fnma.at/medien/fnma-magazin

fnma Talks (Webinare zu bestimmten

Themen)

https://fnma.at/medien/fnma-talks

Zeitschrift für Hochschulentwicklung

www.zfhe.at/index.php/zfhe

Publikation einer Pilotstudie zur Evaluierung

einer qualitativen Systemmodellierungsmethode

basierend auf Künstlicher

Intelligenz hinsichtlich der Veränderung

von Wissensstruktur und -inhalt von

Studierenden aus dem Jahr 2013 („Learning

by Conceptual Modeling-Changes

in Knowledge Structure and Content“)

https://ieeexplore.ieee.org/abstract/document/6461874

Publikation zum Thema “Online Teaching

of Creative Writing of Scientific Publications

and Project Proposals Using Google

Apps“ aus dem Jahr 2018

https://conference.pixel-online.net/files/

npse/ed0007/FP/4496-NTST2992-FP-

NPSE7.pdf

Zur Person

Andreas Zitek arbeitet seit 2016

an der Abteilung für E-Learning &

Didaktik der BOKU University und

beschäftigt sich dort vor allem

mit der Entwicklung, Umsetzung

und Evaluierung von Innovationen

im Bereich der Lehre und des

Lernens. Beispiele dafür sind

innovative didaktische Ansätze

im Bereich Sustainable Entrepreneurship

Education, aber auch

die Erstellung von Applikationen

im Bereich der virtuellen Mobilität

sowie Virtual und Augmented Reality.

Er ist verantwortlich für die

Umsetzung der OER-Strategie der

BOKU sowie Ansprechpartner für

den Einsatz von KI in der Lehre.

Bereits in der Vergangenheit (seit

2005) beteiligte er sich an mehreren

EU-Projekten zur Entwicklung

und Evaluierung innovativer KI-basierter

Lehr- und Lernansätze, die

sich mit qualitativer Systemmodellierung

(„Qualitative Reasoning“,

DynaLearn Software) befassten.

Er beschäftigt sich auch mit der

quantitativen und qualitativen

Evaluierung von Lehrmethoden,

arbeitet als Forscher zusätzlich

noch im Bereich Lebensmittelauthentifizierung

im K1-Zentrum

FFoQSI, ist zertifizierter Trainer für

kreatives wissenschaftliches und

berufliches Schreiben und diplomierter

Lebens- und Sozialberater/Psychologischer

Berater.

1/2025

57


→ Gender & Diversity

Programm rund um den

internationalen Frauentag am 8. März

Frauenmentoring in der Forst- und Holzwirtschaft und

feministisches BOKU Kino mit „Les Nouvelles Èves“

Von Matthäa Ritter-Wurnig

Am 7. März startet das zweite

Mentoring-Programm für Frauen

in der Forst- und Holzwirtschaft.

Das Ziel: die sogenannte

„Leaky Pipeline“ zu schließen.

Die BOKU setzt anlässlich des feministischen

Kampftages am 8. März

ein starkes Zeichen für Gleichstellung

und Diversität in der Wissenschaft.

Zwei Programmpunkte beleuchten

Herausforderungen

und Perspektiven für Frauen und

FLINTA* 1 Personen in männerdominierten

Disziplinen und Realitäten.

Mentoring-Programm für

Frauen in der Forst- und

Holzwirtschaft

Am 7. März startet das zweite Mentoring-Programm

für Frauen in der

Forst- und Holzwirtschaft. Das Ziel:

die sogenannte „Leaky Pipeline“ zu

schließen – also den Verlust von

weiblichen Talenten auf dem Karriereweg

in diesen traditionell männlich

geprägten Bereichen zu verhindern.

Die Vizerektorin für Lehre, Weiterbildung

und Studierende, Doris

Damjanovic, und die Sektionschefin,

Elfriede Moser, haben die Veranstaltung

mit Begrüßungsworten eröffnet.

Nach einem kurzen inhaltlichen

Input von der Koordinationsstelle für

Gleichstellung, Diversität und Behinderung

konnte der Auftaktworkshop

starten. Die Bedeutung dieses

Mentoring-Programms geht über die

Forst- und Holzwirtschaft hinaus:

In der kommenden Leistungsvereinbarung

(2025-2027) ist geplant,

das Format auszuweiten und für alle

MINT-Fächer an der BOKU zugänglich

zu machen.

1 FLINTA* (alternativ auch FLINTA oder

FLINT) ist ein Akronym, das für Frauen,

Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre,

transgeschlechtliche und agender Personen

steht. Der angehängte Asterisk dient dabei

als Platzhalter für alle Personen, die sich

in keinem der Buchstaben wiederfinden,

aber dennoch aufgrund ihrer geschlechtlichen

Identität von Marginalisierung

betroffen sind. Mit der Abkürzung wird

oft auf die Einladungspolitik bestimmter

Räume verwiesen, die dadurch als inklusiv

und für Personen mit unterschiedlichen

Geschlechtsidentitäten offen dargestellt

werden (siehe Wikipedia).

BOKU Kino: „Les Nouvelles

Èves“ und Diskussion

Am 12. März lud die BOKU zum

BOKU Kino mit einer Vorführung des

Films Les Nouvelles Èves ein. Der

Dokumentarfilm zeigte die Vielfalt

feministischer Lebensrealitäten und

beleuchtete, wie gesellschaftliche

Strukturen den Alltag von FLINTA*

prägen. Durch einfühlsame Porträts

unterschiedlicher Protagonist*innen

hinterfragte der Film gängige Rollenbilder

und öffnete den Blick für eine

diversere Erzählweise.

Im Anschluss an die Vorführung fand

eine moderierte Diskussion statt, die

den Film aus einer feministischen

Perspektive analysierte und Raum

für Austausch bot.

Beide Veranstaltungen setzten wichtige

Impulse für eine gerechtere und

inklusivere akademische Welt – und

darüber hinaus.

58 1/2025


Fotos: Adobe Stock, Oliver Tacke

Filmrezension: Les Nouvelles Èves

Vielschichtige Porträts von FLINTA*,

die ihren eigenen Weg gehen

Von Matthäa Ritter-Wurnig

Der Dokumentarfilm Les Nouvelles

Èves – Held*innen des Alltags ist

ein poetisches Kaleidoskop feministischer

Lebensrealitäten. Sechs

Regisseur*innen – Camille Budin,

Annie Gisler, Jela Hasler, Thaïs

Odermatt, Wendy Pillonel und Anna

Thommen – haben sechs Protagonist*innen

begleitet, die in der

Schweiz leben und ganz unterschiedliche

Wege gehen. Ihr gemeinsamer

Nenner: Sie alle navigieren

durch gesellschaftliche Erwartungen,

finanzielle Hürden, persönliche

Herausforderungen und Momente

des Glücks.

Einfühlsame Nahaufnahmen

des Alltags

Ob es die Seniorin Valeria ist, die

ihre knappe Pension verwaltet und

sich neu verliebt, oder die Sopranistin

Sela Bieri, die sich mit

festgefahrenen Geschlechterrollen

in der Opernwelt auseinandersetzt

– der Film gibt Raum für ihre

Geschichten, ohne sie zu bewerten

oder zu simplifizieren. Besonders

eindrucksvoll ist die Geschichte

der Baslerin Naima Cuica, die ursprünglich

aus Venezuela stammt.

Trotz ihrer Qualifikation als Pflegefachkraft

muss sie in der Schweiz

zunächst in einer Kantine arbeiten,

weil ihre Zertifikate nicht anerkannt

werden. Ihr beharrlicher Weg, berufliche

Anerkennung zu erlangen,

macht sie zu einer stillen Kämpferin

gegen strukturelle Barrieren.

Neben diesen erwachsenen FLIN-

TA* greift Les Nouvelles Èves auch

jüngere Perspektiven auf: Eine

Studentin* spürt ihrer Geschlechtsidentität

nach, ein neunjähriges

Kind hinterfragt stereotype Rollenbilder,

die ihm in der Gesellschaft

begegnen. Der Film zeigt damit

nicht nur FLINTA*-Realitäten als

etwas Starres oder Vorgegebenes,

sondern als etwas, das sich entwickelt,

hinterfragt und neu definiert

werden kann.

Ein feministischer Blick auf

Erzählung und Perspektiven

Ein herausragendes Merkmal von

Les Nouvelles Èves ist, dass die

gesamte filmische Umsetzung in

FLINTA*-Hand liegt. Das macht sich

in der Erzählweise bemerkbar: Die

Kamera bleibt respektvoll, dringt

nicht ein, sondern folgt den Protagonist*innen

in ihren alltäglichen

Routinen. Anstatt dramatische Höhepunkte

zu inszenieren, setzt der

Film auf stille, authentische Momente

– eine Entscheidung, die feministische

Filmtheorie oft fordert,

aber nur selten umgesetzt sieht.

Besonders schön ist, dass der Film

nicht nur eine spezifische feministische

Realität zeigt, sondern

verschiedene Perspektiven vereint:

eben von finanziellen Kämpfen in

der Pension über die Schwierigkeiten

beruflicher Anerkennung bis hin

zu Identitätsfragen junger FLINTA*.

Während viele Filme über FLINTA*-

1/2025

59


→ Gender & Diversity

Leben entweder Probleme überdramatisieren

oder sie in inspirierende

Heldinnengeschichten

verpacken, erlaubt Les Nouvelles

Èves seinen Protagonist*innen,

einfach zu sein.

Eine andere Art, Geschichten

zu erzählen

Die meisten Filme, die wir sehen,

erzählen männliche Geschichten

– und zwar aus der Perspektive

von Männern. Selbst wenn

FLINTA* im Mittelpunkt stehen,

bleibt der Blick oft männlich: Sie

werden beobachtet, interpretiert,

in klassische Erzählstrukturen

gepresst, die ihnen oft nur die

Rolle der Begleiterin*, der Heldin*

im Ausnahmezustand oder der

Leidenden zuweisen. Les Nouvelles

Èves durchbricht genau

dieses Muster.

Der Film erzählt nicht „die eine“

große feministische Geschichte,

sondern viele kleine – und genau

darin liegt seine Stärke. Er zeigt,

dass es nicht den Feminismus

gibt, sondern viele verschiedene

feministische Perspektiven,

so vielfältig wie FLINTA*-Leben

selbst. Die Erzählweise ist dabei

ebenso bedeutsam wie der Inhalt:

Die Protagonist*innen des Films

sind nicht Objekte einer Geschichte,

sondern Subjekte ihrer

eigenen Realität. Ihre Erfahrungen

werden nicht für ein großes, universelles

Narrativ zurechtgebogen,

sondern bleiben individuell,

widersprüchlich und real.

Damit öffnet Les Nouvelles Èves

nicht nur den Blick für die Vielfalt

feministischer Lebensrealitäten,

sondern auch für eine andere Art

des Filmemachens – eine, die

nicht dominiert, sondern zuhört.

Eine, die nicht bewertet, sondern

versteht. Und eine, die zeigt, dass

feministische Geschichten nicht

erst erzählt werden müssen – sie

sind längst da. Es braucht nur

den richtigen Blick, um sie zu

sehen.

Sprachgebrauch

an der BOKU

Von Ela Posch

Unter dem Motto „Den Genderstern

nehm’ ich gern“ fand im Rahmen

des 8. März 2023 ein Diskussionsforum

zur damals neu erschienenen

Empfehlung statt. Forschende,

Lehrende und Studierende sowie

Vertreter*innen der Universitätsleitung

und Serviceeinrichtungen

tauschten sich über Perspektiven

und Erfahrungen aus den jeweiligen

Bereichen der BOKU aus und diskutierten

zu offenen Fragen, Widerständen

und Herausforderungen

im Zusammenhang mit inklusivem

Sprachgebrauch.

Zur Auffrischung und für alle neu

hinzugekommenen BOKU-Angehörigen

möchten wir an dieser Stelle einen

kleinen Einblick geben und dazu

einladen, sich zu informieren und

sich für eine respektvolle Kommunikation

an der BOKU einzusetzen.

Was bedeutet geschlechterbewusster,

vielfaltssensibler

und inklusiver Sprach- und

Bildgebrauch?

Grundsätzlich geht es darum,

Sprache und Bilder so zu verwenden,

dass möglichst alle adressiert

werden und niemand ausgeschlossen

wird. Die Empfehlung möchte

zeigen, wie wir eine respektvolle

Kommunikation an der BOKU und

darüber hinaus fördern können. Sie

informiert über Hintergründe und

gibt Beispiele für den konkreten Gebrauch

im Universitätsalltag.

Sprache in Bewegung –

inklusiver Sprachgebrauch

als Lern- und Entwicklungsprozess

Seit 2016 informiert die Koordinationsstelle

über den Gebrauch einer

geschlechtergerechten Sprache. Im

Gleichstellungsplan, der seit 2020 in

der Satzung verankert ist, bekennt

sich die BOKU zu einer geschlechtergerechten

und diskriminierungsfreien

Sprache. Im Rahmen des

partizipativen Prozesses der Diversitätsstrategie

wurde von zahlreichen

BOKU-Angehörigen aus den

verschiedenen Handlungsfeldern

und Hierarchieebenen der Bedarf an

einer einheitlichen Empfehlung für

die BOKU eingebracht.

2022 übernahm die Koordinationsstelle

für Gleichstellung, Diversität

und Behinderung nach Beauftragung

durch das Rektorat die Projektleitung,

um eine Empfehlung für

die BOKU auszuarbeiten. In enger

Abstimmung mit dem Arbeitskreis

für Gleichbehandlungsfragen und

einer partizipativen Beteiligung durch

BOKU Akteur*innen aus unterschied-

60 1/2025


Studienbeihilfe an Studierende mit

Behinderungen - Änderungen mit 1.3.2025

lichen Bereichen konnte die Empfehlung

2023 nach einem einjährigen

Entwicklungsprozess veröffentlicht

werden. Die BOKU folgt damit der

Aufforderung nationaler Governance

des BMBWF und den Empfehlungen

der Hochschulkonferenz. Diversitätsbewusstes

(Sprach-)Handeln ist

aber auch im Sinne der UN-Ziele für

nachhaltige Entwicklung eine wichtige

Grundvoraussetzung für Equality

Policies im Rahmen der Agenda 2030

und darüber hinaus.

Heute ist ein geschlechterbewusster,

vielfaltssensibler und inklusiver

Sprachgebrauch eine Selbstverständlichkeit

und gehört in weiten

Teilen zur alltäglichen Praxis an der

BOKU. Die Empfehlung richtet sich

an alle BOKU-Angehörigen und dient

als Orientierung und Vorlage für eine

wertschätzende und offene Universitätskultur.

LINKS

Die Empfehlung für Sprach- und Bildgebrauch

an der BOKU ist in deutscher und

englischer Kurz- und Langversion verfügbar

https://short.boku.ac.at/sprachgebrauch

Die Kurzversion steht als barrierefreies

Dokument zum Download bereit

https://boku.ac.at/fileadmin/data/H02000/

H29400/Gleichstellung/Sprachgebrauch_2023/LITH_BOKU_Sprachgebrauch_

Kurzversion_d_barrierefrei_final_c.pdf

Englische Kurzversion als barrierefreies

Dokument zum Download

https://boku.ac.at/fileadmin/data/H02000/

H29400/Gleichstellung/Sprachgebrauch_2023/LITH_BOKU_Sprachgebrauch_

Kurzversion_e_barrierefrei_final_c.pdf

Sprach- und Bildgebrauch

an der BOKU – geschlechterbewusst,

vielfaltssensibel,

inklusiv.

Von Ruth

Scheiber-Herzog

Mit der am 11.11.2024 veröffentlichten Verordnung über die Gewährung von

Studienbeihilfe für Studierende mit Behinderungen (BGBl. II Nr. 308/2024)

werden die Voraussetzungen für die Verlängerung der Anspruchsdauer

sowie die Höhe des Zuschlags neu festgelegt. Die Verordnung tritt am

1.3.2025 in Kraft, womit gleichzeitig die bisherige Regelung (BGBl. II Nr.

310/2004) mit Ablauf des 28.2.2025 außer Kraft gesetzt wird.

Durch diese Neuregelung erhalten Bezieher*innen von Studienbeihilfen

mit Behinderungen ab dem Sommersemester 2025 eine Erhöhung des

Zuschlags um 50 %. Zudem wird ab dem 1.3.2025 die Studienförderung

an die Systematik des Bundes-Behinderteneinstellungsgesetzes (BBG)

angepasst. Die Dauer des Studienbeihilfenbezugs sowie der Anspruch auf

einen Zuschlag richten sich künftig nach dem Grad der Behinderung (GdB)

bzw. anhand bestimmter Zusatzeintragungen im Behindertenpass.

Weitere Informationen sind auf der Webseite des BMBWF unter folgendem

Link zu finden: www.bmbwf.gv.at/Ministerium/Presse/20241111a.html

Welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es

für Studierende mit Behinderungen außerdem?

Erhöhte Familienbeihilfe: Die erhöhte Familienbeihilfe wird zusätzlich zur

Familienbeihilfe ausbezahlt und kann bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres

gewährt werden. Voraussetzung ist ein Grad der Behinderung von

mindestens 50 Prozent.

Fonds der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH): Bei der Österreichischen

Hochschüler_innenschaft (ÖH) ist unter anderem ein Fonds zur

Unterstützung von Studierenden mit Behinderungen eingerichtet.

Ausbildungsbeihilfe des Sozialministeriumservice (SMS): Unter bestimmten

Voraussetzungen kann das Sozialministeriumservice (SMS) einen Zuschuss

zur barrierefreien Ausbildung gewähren, der behinderungsbedingte

Mehrkosten, die für das Studium erforderlich sind, ausgleicht.

Erlass des Studienbeitrages: Für Studierende mit Behinderung ist in § 92

Abs 1 Z 6 Universitätsgesetz der Erlass des Studienbeitrages vorgesehen.

ERASMUS+ Mobilitätsstipendium: Dieses Stipendium richtet sich an Studierende

und Lehrende mit Behinderungen oder gesundheitlichen Problemen,

die an einem Studienaustauschprogramm teilnehmen möchten.

Nähere Informationen zu den Fördermöglichkeiten sowie

zu weiteren Unterstützungsangeboten sind bei der

Behindertenbeauftragten der Koordinationsstelle der

BOKU erhältlich:

https://short.boku.ac.at/2wg6oy

1/2025

61


Erster Halt der BOKU-Delegation war die University of Adelaide im Bundesstaat Südaustralien.

62 1/2025


Koalas, Kiwis und Kooperationen

Von Margarita Calderón-Peter

Am 18. Jänner startete eine BOKU-

Delegation, angeführt von Rektorin

Schulev-Steindl mit Vizerektorin

Doris Damyanovic, Tobias Pröll und

Margarita Calderón-Peter in Richtung

Ozeanien, um neue Kooperationsmöglichkeiten

zu erörtern und bestehende

Abkommen zu verlängern.

Erster Halt war Adelaide im Bundesstaat

Südaustralien, dort trafen wir

Franz Zehetner, der von Projekttreffen

in Taiwan anreiste, und Astrid

Forneck, die einen mehrmonatigen

Forschungsaufenthalt an der

University of Adelaide absolvierte.

Diese Universität ist eine der „Group

of Eight“ Top-Institutionen Australiens

(https://go8.edu.au/) und wird

2026 mit der University of South

Australia zur größten Volluniversität

des Landes fusionieren. Bereits

jetzt ist diese Institution mit dem

Waite Research Institute die erste

Adresse für Weinbau & Önologie mit

weiteren Weinforschungsinstituten

(Australian Wine Research Institute

AWRI, Commonwealth Scientific and

Industrial Research Organisation

CSIRO) auf dem hervorragend ausgestatteten

und prestigeträchtigen

Waite Campus.

Im Bereich der Pflanzenphysiologie

sind der Plant Accelerator mit

der Plant Phenomics Facility und

dem Plant Genomics Zentrum von

großem Interesse für gemeinsame

Forschungsprojekte. Weitere Kooperationen

mit österreichischen Weinbaubetrieben

sind geplant; ebenso

Summerschools, Co-Betreuung von

Masterarbeiten und Gastprofessuren.

Darüber hinaus gibt es auch

für andere Fachbereiche zahlreiche

Möglichkeiten zur Zusammenarbeit,

etwa betreffend Melioration

versauerter und versalzter Böden.

Da in Australien mit die ältesten

Landflächen des Globus zu finden

sind und weite Regionen ein arides

Klima aufweisen, finden sich sowohl

stark versauerte als auch versalzte

Böden. Die University of Adelaide ist

auch federführend bei der Entwicklung

neuartiger Düngemittel zur Verbesserung

der Bodenfruchtbarkeit.

Spannend ist weiters das Plants for

Space Institut (https://plants4space.

com/), das Pflanzen für Nahrungsmittel

(zum Beispiel Wasserlinsen

und Erdbeeren) beziehungsweise

Leichtbau-Konstruktionen (Bambus)

für den Einsatz in Raumschiffen

und Mondstationen beforscht. Auch

im Bereich Umwelt- und Ingenieurswissenschaften

und Verfahrenstechnik

gibt es weitreichende

thematische Überschneidungen mit

der BOKU. Generell besteht seitens

der Uni Adelaide großes Interesse

an englischsprachigen BOKU-Bachelorprogrammen

für zukünftigen

Studierendenaustausch, weil die

australische Universität kaum Masterprogramme

anbietet.

Am 22. Jänner ging es weiter an

die University of Newcastle: Hier

knüpften wir an ein früheres Studierendenaustauschabkommen

an

und schlossen einen Rahmenvertrag

für Cotutelle-Doktorate ab. Diese

Kooperation basiert auf langjährigen

Kontakten von Christoph Pfeifer

im Bereich der Verfahrenstechnik

nachwachsender Rohstoffe, vor

allem betreffend katalytische Materialien.

Da Newcastle der größte

Kohleexporthafen der Welt ist, gibt

es traditionell viel Forschung auf

diesem Gebiet. Auch nahe unserem

Hotel finden sich Kohleablagerungen

in Sedimentgesteinen, die Franz

Zehetner beprobt und als Anschauungsmaterial

mitgenommen hat.

Ein bedeutender Schwerpunkt an

der Uni Newcastle ist auch das

Thema Bodensanierung von kontaminierten

Standorten, wobei hier

vermehrt PFAS (Per- und polyfluorierte

Alkylverbindungen) in den Fokus

rücken. Forscher*innen dieser

Universität haben bereits früher mit

Walter Wenzel zusammengearbeitet.

Im Energiebereich liegen die Forschungsschwerpunkte

der australischen

Universität auf Batterien für

Solaranlagen, Recycling von PV-Paneelen

zur Silber- und Silizium-

Rückgewinnung sowie neuartigen

PV-Folien (organische Solarzellen).

Neue Ideen könnten durch Kooperation

in den Fachgebieten Agrarökonomie

und Klimagerechtigkeit

entstehen. Die University of Newcastle

legt einen Fokus auf SDGs,

Inklusion, Diversität und Einbindung

der indigenen Bevölkerung sowie

Fotos: Adobe Stock, University of Adelaide, University of Newcastleu, Sarah Cook

1/2025

63


Die BOKU-Delegation

nach dem Austausch

mit Kolleg*innen

der University of

Adelaide.

Studierenden der ersten Generation.

Sie zählt zu den Top 1 % der weltbesten

Universitäten und ist gleichzeitig

führend in Hinblick auf die

Anzahl an indigenen Studierenden

und Mitarbeitenden.

Ab 26. Jänner war die Delegation

dann an der Lincoln University in

der Nähe von Christchurch, Neuseeland.

Diese ist ähnlich wie die BOKU

eine spezialisierte Universität, und

mit ihr hat die BOKU die am längsten

bestehende Partnerschaft in

Ozeanien, im Rahmen derer wir seit

25 Jahren Projekte und Studierendenaustausch

pflegen. Das gemeinsame

Masterprogramm Natural Resources

Management and Ecological

Engineering (NARMEE) ist eines der

ältesten internationalen Studienprogramme

der BOKU mit Partneruniversitäten

im Ausland.

Die University of

Newcastle verfügt

nicht nur über eine

beeindruckende

Porträt-Galerie

früherer Rektoren,

sondern gehört auch

zu dem Top 1 % aller

Spitzen-Unis weltweit.

Mit der Lincoln

University nahe

Christchurch in Neuseeland

verbindet

die BOKU die älteste,

seit 25 Jahren bestehende

Partnerschaft

in Ozeanien.

Die Lincoln University legt großen

Wert auf Integration der Maori und

hat eines der wenigen Bodenforschungsinstitute

in Neuseeland,

mit Fokus auf Grünlandwirtschaft,

Stickstoff- und Phosphorkreislauf,

Stickstoffauswaschung, Lachgasemissionen

etc. Ein weiteres spannendes

Thema ist Bewässerung,

auch im Grünland, da Wasser nicht

ausreichend zur Verfügung steht. In

den genannten Themenfeldern ergeben

sich viele Anknüpfungspunkte

mit der BOKU.

Da die Lincoln University (LU) auch

Associated Partner in der Euroleague

of Life Sciences (ELLS) ist,

entstehen Kooperationsmöglichkeiten

in vielen Fachbereichen, zum

Beispiel in der neuen Subject Area

Soft Fruits and Wine in der ELLS.

Forschungsthemen der Lincoln

University im Bereich Weinbau und

Önologie sind Nachhaltigkeit, Anpassungen

an Klimaänderungen,

aber auch Agri-Photovoltaik-Anlagen

für Gartenbau, Weinbau und

Ackerbau.

In der Pflanzenbiotechnologie beschäftigt

sich die LU mit Transformationen

und Mutationszüchtung

bei Rebklonen. Die Lincoln Uni-

64 1/2025


Abschlussfeier

der Lincoln

University

Maori Pacifica.

Die Lincoln University legt großen Wert

auf Integration der Maori und hat eines

der wenigen Bodenforschungsinstitute

in Neuseeland.

versity strebt bis 2030 einen Zero

Emission-Campus an. In diesem Zusammenhang

werden auch Projekte

zu erneuerbaren Energien umgesetzt

(Wärmepumpen zur Wärmeversorgung;

Photovoltaikanlagen am

Campus etc.). Neuseeland weist dabei

im Gegensatz zu Australien eine

ähnliche Verbrauchsdynamik wie

Österreich auf, das heißt Hauptverbrauch

im Winter, wenn der Ertrag

aus Solarenergie aber gering ist.

Daraus ergeben sich auch ähnliche

Problemstellungen.

Die LU hat auch großes Interesse an

Gartenbauforschung in Verbindung

mit wirtschaftlichen Aspekten und

modernen Gartenbauthemen; etwa

Urban Gardening von der Planungsseite

her betrachtet. Auch Obstbau

wird unter Gartenbau subsumiert.

Hauptinteresse in diesem Bereich

ist Interaktion in der Lehre, wie für

Summerschools, die auch in Kooperation

mit anderen gemeinsamen

Partneruniversitäten in Lateinamerika

oder Asien angeboten werden

könnten, da sowohl die LU als auch

die BOKU Partner in der Global

Challenges University Alliance sind.

Im Gegensatz zu den australischen

Universitäten bietet die LU

mehr Masterstudien an, sowohl

als „Taught Master“ als auch als

„Research Master“, sodass sich

Möglichkeiten für Co-Betreuung von

Masterarbeiten ergeben. Neuseeland

ist mit der EU im Forschungsbereich

assoziiert, was eine Partnerrolle

der LU in Horizon Europe

Projekten erlaubt.

Landwirtschaftliche Projekte sind

an der „Land-Based University“ besonders

wichtig und werden unter

anderem in Zusammenhang mit

Tourismus gesehen. Da Bioökonomie

ein weiteres gemeinsames Interesse

beider Universitäten ist, wird

überlegt, eine Associate Partnership

der LU in der European Bioeconomy

University zu beantragen. Durch die

Vernetzung der LU im pazifischen

Raum können neue Kontakte für

weitere gemeinsame Aktivitäten

gesetzt werden.

Zusammenfassend ergeben sich aus

der Delegationsreise zahlreiche weitere

Kooperationsmöglichkeiten für

die BOKU – falls auch Sie Interesse

an der Zusammenarbeit mit einer

der genannten oder anderen Institutionen

in Ozeanien haben, melden

Sie sich bitte bei: margarita.calderon-peter@boku.ac.at

Dr. in Margarita Calderón-Peter leitet die

International Relations der BOKU.

1/2025

65


→ Splitter

Fotos: VWA, BOKU University/Gudrun Wielander

Dein Kompass durch

internationale Gewässer

Go abroad mit BOKU-IR

International Days @BOKU von

5.-7. Mai 2025 in der Aula

Schwackhöferhaus & online

Die Internationalen Tage holen zwei Mal jährlich die Vielzahl

an Möglichkeiten für Studierende und Mitarbeiter*innen

der BOKU, Auslandsaufenthalte zu absolvieren, vor

den Vorhang. BOKU-International Relations informiert über

Gastunis und Stipendienprogramme wie Erasmus+, Joint

Study, CEEPUS und KUWI, bietet Beratung und Webinare

für Studierende und Personal sowie Online-Info-Sessions

zu internationalen Masterprogrammen an der BOKU mit

integriertem Auslandsstudium. Die Staff Webinare richten

sich an allgemeines Personal genauso wie an PhDs und

Forscher*innen. Beim Meet & Greet im Internationalen

Café mit gratis Kaffee und Köstlichkeiten aus aller Welt

teilen BOKU-Studierende, die bereits im Rahmen ihres

Studiums im Ausland waren, ihre Erfahrungen und geben

wertvolle Tipps für Auslandsaufenthalte. Weiters werden

internationale Studierende, Gäste von Partnerunis, Vertreter*innen

des EPICUR Netzwerks und Studierendenorganisationen

wie ESN, IAESTE und AIESEC dabei sein.

Abgerundet wird das Programm durch einen spannenden

Vortrag von Christian Zafiu zu Kooperationen der BOKU

University zwischen Altaussee und den USA. Das Team

von BOKU-International Relations steht vor Ort für Fragen

zur Verfügung und freut sich, bei den Vorbereitungen für

diverse Auslandserfahrungen zu unterstützen!

Surfin’ Donauinsel

Donau können wir: Bei der Steinspornbrücke in der

„Vienna Wassersports Arena“ im südlichen Teil der

Donauinsel ist in Zusammenarbeit mit dem Institut

für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung

der BOKU am 7. November eine Flusswelle

in Betrieb gegangen. Sehr zur Freude der Wiener

Surfer*innen, für die ein lang gehegter Wunsch in

Erfüllung gegangen ist. Sie können nun erstmals

auf einer stehenden Flusswelle reiten – im Gegensatz

zum Meer wird in Flüssen gegen den Strom

gesurft, also auf der Stelle.

Die Surfwelle ist sechs Meter breit, 1,5 Meter tief

und mit einem Durchfluss von 12 m 3 /Sekunde recht

dynamisch – daher ist sie derzeit nur für erfahrene

Surfer*innen geeignet. Es wird aber bereits an einer

Wellenstellung für Anfänger*innen getüftelt.

www.viennawatersportsarena.at/surfwelle

66 1/2025


→ Citizen Science

Drei Jahre „Wissen macht Leute“

Unser erfolgreicher Citizen-Science-Podcast feiert Jubiläum

Von Florian Heigl, Meret Siemen und Daniel Dörler

Erstellt mit Canva (Grafiken von iconsy, Aurora.Std, dani mira, pixabay)

Im März feiern wir einen besonderen Meilenstein: die

35. Folge und gleichzeitig den dritten Geburtstag unseres

Podcasts „Wissen macht Leute“. In den vergangenen

drei Jahren haben wir mit Interviews, Reportagen und

Veranstaltungsberichten Citizen Science nicht nur in der

Podcast-Szene, sondern auch für die Welt der Freien

Radios hörbar gemacht.

Unsere monatlich erscheinenden Folgen werden in sieben

freien Radios österreichweit ausgestrahlt, sind aber

auch direkt auf dem Österreich forscht-Blog sowie allen

gängigen Streaming-Diensten nachzuhören. Unsere Gäste,

ihre Projekte und die unterschiedlichen Sendungsformate

spiegeln in ihrer Vielfalt die beeindruckende

Bandbreite der Citizen-Science-Landschaft in Österreich

wider. „Wissen macht Leute“ bietet vertiefende

Einblicke und Orientierung, wenn bei über 90 gelisteten

Citizen-Science-Projekten und diversen Mitmachformaten

auf Österreich forscht mal der Überblick verlorengeht.

Um ein paar Höhepunkte hervorzuheben: Mit der europäischen

Perspektive auf Citizen Science setzt sich der

Nachbericht von der Europäischen Citizen-Science-Konferenz

auseinander, die an der BOKU University stattfand.

Persönliche Erfahrungsberichte von Citizen Scientists

aus der Hitze- oder Dialektforschung sind in der Aprilfolge

2024 nachzuhören – eine Folge, die sogar für den

Radiopreis für Erwachsenenbildung nominiert wurde. Wie

es klingt, wenn die Perspektiven von Teilnehmer*innen

und Projektleiter*innen zusammentreffen, zeigt die Reportage

von der „Science Lounge“ auf der Buch Wien.

Das Jahr 2025 begann zudem mit einer bedeutenden

Veränderung in der Redaktion: Nach drei Jahren intensiver

Arbeit übergab Alina Hauke die Leitung des Podcasts

an Meret Siemen. Mit diesem Wechsel startet unser

Podcast in eine neue Ära – ganz nach unserem Motto:

Wissen macht Leute!

LINK

Im Mittelpunkt unseres Podcasts stehen die Menschen

hinter Citizen Science: diejenigen, die in ihrer Freizeit und

aus reiner Leidenschaft forschen, genauso wie Wissenschaftler*innen,

die in Drittmittelprojekten aktiv sind.

www.citizen-science.at/eintauchen/podcast

1/2025

67


→ Forschung FAQ

BOKU Forschungsinformationssystem

FIS3+: Die wichtigsten Neuerungen

Von Horst Mayr

> Publikationen in Fachzeitschriften, die in Web of Science

(Science Citation Index, Social Science Citation

Index), Scopus oder Pubmed indiziert sind, müssen

aus diesen Datenbanken importiert werden. Manuell

erfasste Publikationen aus diesen Datenbanken, die

zu importieren wären, werden vom FIS-Team nicht

validiert, sondern gesperrt. Für den Fall, dass zu importierende

Publikationen aus diesen Datenbanken

nicht importiert werden können, nehmen Sie mit

dem FIS-Team Kontakt auf, bevor Sie diese Publikationen

manuell erfassen möchten.

> Fehlende Fachzeitschriften dürfen von den Forscher*innen

im FIS angelegt werden.

> Internetpublikationen müssen immer mit einem Link

zur Publikation erfasst werden. Links, die nicht direkt

zur Publikation führen, werden nicht akzeptiert.

> Publikationen, Medienbeiträge, Veranstaltungen und

Vorträge, externe Hochschulschriften müssen vom

FIS-Team validiert werden, bevor diese öffentlich

sichtbar sind sowie für Auswertungen und Exporte

berücksichtigt werden können. Auch externe Organisationen,

die für Veranstaltungen oder Community

Services Aktivitäten erfasst werden müssen, sind

vom FIS-Team zu validieren.

sichtbar sein. Nutzen Sie die relevanten Filtereinstellungen

(z. B. „Mein Name ist im Autor*innenfeld, der

Eintrag ist aber nicht zugeordnet“) in der Datenerfassung,

um fehlende Zuordnungen ergänzen zu können.

> Bitte beachten Sie unbedingt die Autor*innenschreibweise.

Nur durch Einhaltung derselben ist eine rasche

Zuordnung zu den Forscher*innen-Profilen möglich.

Prüfen Sie Ihre Namensvarianten im Autor*innen-

Matcher und ergänzen Sie diese, falls notwendig.

> Im Unterschied zum alten FIS können Forschungsleistungen

nur nach Login exportiert werden. Zuerst

müssen die gewünschten Listen mithilfe von Filtern

erstellt, danach können die solcher Art gefilterten

Daten in unterschiedlichen Formaten exportiert werden.

> FIS-Beauftragte haben erweiterte Befugnisse: Sie

können in die Rolle von Personen in ihrem Wirkungskreis

wechseln und an deren Stelle Forschungsleistungen

erfassen, korrigieren und exportieren.

> Unterstützen Sie die BOKU bei der Realisierung der

Barrierefreiheit: Bitte englischsprachige Informationen

in die dafür vorgesehenen Erfassungsfelder bzw.

umgekehrt eintragen.

> Ein Login in das Forschungsinformationssystem FIS

ersetzt nicht die Zuordnung der erfassten Datensätze

zum eigenen Personenprofil.

> Validierte Datensätze können aufgrund einer vergessenen

Zuordnung zum Forscher*innen-Profil nicht

KONTAKT & LINK

fis@boku.ac.at

https://forschung.boku.ac.at

68 1/2025


ERA/HEU

Die BOKU in Europa – eine gute Beziehung

Von Elisabeth Denk

Klimawandel, Energie, Ernährungssicherheit,

Nachhaltigkeit, gesellschaftliche

und technologische Transformation sind

nur einige der brennenden Fragen mit

lokalen Auswirkungen und oft überregionalen

oder globalen Ursachen. BOKU-

Forscher*innen, Studierende und Absolvent*innen

arbeiten gemeinsam mit

Citizen Scientists, Städten & Gemeinden,

anderen Forscher*innen, Partner*innen

aus Industrie und Wirtschaft an ganzheitlichen

Lösungen für diese Herausforderungen.

Die BOKU wirft schon lange den Blick

über den eigenen Tellerrand hinaus und

sucht den Austausch mit Stakeholdern

und Partner*innen in Europa und der

Welt. So gehört die BOKU University zu

den erfolgreichsten Österreichischen

Universitäten im EU-Forschungsrahmenprogramm

Horizon Europe, ist in zahlreichen

Netzwerken aktiv und unterstützt

die internationale Mobilität von Studierenden

und Mitarbeiter*innen.

In dieser Artikelserie werfen wir einen

Blick hinter die Kulissen, um zu verstehen,

wie das Zusammenarbeiten mit

Menschen aus anderen Nationen und

Organisationen im europäischen Raum

funktioniert.

LINK

European Research Area (ERA) /

Horizon Europe (HEU)

https://era.gv.at/era/

Doch bevor es los geht, noch ein kleiner Selbstcheck – wie gut kennen

Sie die BOKU University und ihr Engagement in und für Europa?

1. Seit wann nimmt die BOKU an Projekten der Europäischen

Forschungsrahmenprogramme teil?

a. Seit dem zweiten Rahmenprogramm

b. Seit dem vierten Rahmenprogramm

c. Seit dem siebenten Rahmenprogramm

2. Die BOKU ist eine der erfolgreichsten österreichischen Universitäten

im aktuellen Forschungsrahmenprogramm, Horizon

Europe. In welcher Säule liegt die BOKU auf Platz eins?

a. Excellent Science

b. Global Challenges & European Industrial Competitiveness

c. Innovative Europe

3. Wie viele englischsprachige und internationale Masterstudien

gibt es an der BOKU?

a. 9

b. 17

c. 22

4. In welchem Netzwerk ist die BOKU nicht Mitglied?

a. Africa-UniNet

b. EPSO – European Plant Science Organisation

c. EARTO - European Association of Research and Technology

Organisations

5. Was bedeutet EBU?

a. European Bioeconomy University

b. European Biodiversity University

c. European Biotechnology University

Bitte senden Sie Ihre Antworten bis 9.4.2025 an:

Forschungsservice, Aleksandar Janev, aleksandar.janev@boku.ac.at

Unter den richtigen Einsendungen werden drei kleine Preise verlost.

1/2025

69


→ Strategische Kooperation BOKU–Umweltbundesamt

20 Jahre Strategische Kooperation

BOKU-Umweltbundesamt

Von Martin Tschikof, Barbara Birli, Georg Gübitz

Foto: Daniel Pelz

Die vielen gemeinsamen Themen

und daraus resultierenden Synergien

zwischen der BOKU als Forschungsund

dem Umweltbundesamt als Expert*innen-Einrichtung

machen die

gelebte Zusammenarbeit zu einem

Vorbild im Umweltsektor.

Die Kooperation blickt in diesem

Jahr auf ein 20-jähriges Bestehen

zurück – 20 Jahre, in denen sie erfolgreich

zur intensiven Vernetzung

mit dem Ziel einer nachhaltigen

Zukunft beigetragen hat. So wie die

Martin Tschikof

KONTAKT

Dr. Martin Tschikof

Koordinierungsstelle der Strategischen

Kooperation BOKU-Umweltbundesamt

+43 (0)664 1102798

martin.tschikof@umweltbundesamt.at

http://short.boku.ac.at/fos_stratkoopbokuu

beiden Partner*innen ist auch ihre

Zusammenarbeit bunt und vielfältig.

Sie erstreckt sich von gemeinsamen

Projekten über Wissenstransfer

und Lehrtätigkeiten bis

hin zu Rechtsangelegenheiten.

In ihrer letzten Sitzung identifizierten

das BOKU Rektorat, die

Umweltbundesamt-Geschäftsführung

und der Vorsitz des Kooperationsbeirates

die zukunftsweisenden

Leitthemen der Kooperation:

Transformation, Biodiversität und

Langzeitforschung bzw. -monitoring.

In unserem Jubiläumsjahr

wird vor allem das Thema Transformation

im Mittelpunkt stehen:

Nach dem Motto „anders denken

und handeln“ wird es dazu ein

unkonventionelles, spannendes

Programm für eine eintägige Veranstaltung

im Herbst 2025 geben,

in der die großen Herausforderungen

sowie Vorzeige-Beispiele aus

Österreich in ihrer Vielfalt diskutiert

werden.

Wechsel im Vorsitz und der

Koordinierungsstelle

Der Beiratsvorsitz wurde mit Anfang

des Jahres an Barbara Birli

vom Umweltbundesamt, Team

Boden und Flächenmanagement,

übergeben. Georg Gübitz von der

BOKU, Institut für Umweltbiotechnologie,

übernimmt die Position

der Vorsitz-Stellvertretung.

Ein besonderer Dank geht an

Rosemarie Stangl für ihren langjährigen

Einsatz im Vorsitz! Seit

November 2024 ist Martin Tschikof

in der Koordinierungsstelle tätig und

steht für Anfragen zur Verfügung.

Persönliche Mitteilung

der Koordinierungsstelle

Für die exzellente Aufbauarbeit meiner

Vorgänger*innen Veronika Wirth,

Rosemarie Stangl und Florian Borgwardt

möchte ich mich sehr herzlich

bedanken und mich für ein verantwortungsbewusstes

Fortführen der

Stelle einsetzen. Während meiner

Zuständigkeit habe ich vor, bestehende

Kooperationen und neue Vorhaben

individuell und tatkräftig zu unterstützen

und vernetzende Prozessabläufe

effizienter zu gestalten. Ich lade alle

Mitarbeiter*innen ein, sich bei Anfragen

jederzeit an die Koordinierungsstelle

zu wenden, da eine frühzeitige

Einbindung die Umsetzung gemeinsamer

Vorhaben erleichtert. Ich freue

mich auf regen Austausch und gute

Zusammenarbeit!

Martin Tschikof

70 1/2025

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