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KÄNGURUplus 2025/26

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: – Familienleben: Über Politik reden – Gesundheit: Mental Health – Berufe-Check: Chemikant:in

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
– Familienleben: Über Politik reden
– Gesundheit: Mental Health
– Berufe-Check: Chemikant:in

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2025/2026

FAMILIENLEBEN

Über Politik reden

GESUNDHEIT

Mental Health

BERUFE-CHECK

Chemikant:in


ZUKUNFT

HAST DU

WAS AUF

DEM KASTEN?

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Deiner Ausbildung

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INHALT / EDITORIAL

INHALT

FAMILIENLEBEN

04 Über Politik reden

Wir haben was zu sagen! –

Die politische Stimme der Jugend

GESUNDHEIT

10 Mental Health

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen –

Erkennen und handeln

ZUKUNFT

16 Was kommt als Nächstes? –

Freiwilligendienste von FSJ bis IJFD

18 Zukunftsberufe? – KI in der Arbeitswelt

21 Berufsorientierungsmessen –

Der Weg zum Traumjob

22 Berufe-Check

Romeo Sistig: Chemikant in Ausbildung

Liebe Leser:innen,

dieses Editorial wurde ohne Hilfe von KI geschrieben.

Diesen oder einen ähnlichen Hinweis bekommen wir in

Zukunft vielleicht häufiger zu sehen. Noch sind wir an dem

Punkt, an dem etwas gekennzeichnet wird, wenn KI an

der Herstellung beteiligt war, wie zum Beispiel bei Fotos.

Aber wer weiß, wie die Zukunft von Künstlicher Intelligenz

aussieht. Aber keine Sorge, von Szenarien à la „Terminator“

oder „Matrix“ sind wir noch weit, wenn nicht ganz und

gar entfernt. Das haben wir uns in der KÄNGURU-

Redaktion bei einer KI-Schulung bestätigen lassen.

Was sich aber nicht ignorieren lässt, ist, dass Künstliche

Intelligenz in Zukunft eine immer größere Rolle in unserer

Welt einnimmt. Das reicht von Robotern, die bei der

Produktion von Waren helfen, über Chatbots, die bei der

Navigation unterstützen, bis hin zu selbstfahrenden Autos.

So öffnen sich immer neue Möglichkeiten – und neue

Arbeitsfelder. Es werden neue Fähigkeiten gebraucht,

neue Berufszweige geschaffen und neue Studien- und

Ausbildungs angebote. Natürlich stellen sich in diesem

Zusammen hang auch allerlei Fragen – unter anderem,

was das alles für die berufliche Zukunft der eigenen

Kinder bedeutet. Dieser und anderen Fragen ist unsere

Autorin Angela Sommersberg nachgegangen und hat

interessante Antworten mitgebracht.

© Wenke Atkins

Das nächste KÄNGURUplus

erscheint im Frühjahr 2026.

22

Außerdem geht es in dieser Ausgabe um das Thema Politik

und darum, wo und wie Jugendliche ihre eigene politische

Stimme sehen. Auch das Thema Mental Health hat in diesem

Heft seinen Platz gefunden – vor allem mit der Frage,

wie Eltern erkennen können, ob ihre Kinder psychisch

belastet sind, und wie sie ihnen helfen können.

Im Berufe-Check berichtet dieses Mal ein Chemikant in

Ausbildung von seiner Arbeit.

Viel Spaß beim Lesen!

INGA DREWS UND DAS KÄNGURUplus-TEAM

IMPRESSUM

Sonderveröffentlichung

Känguru Colonia Verlag GmbH

Hansemannstr. 17–21

50823 Köln

Tel. 0221 – 99 88 21-0

www.kaenguru-online.de

Auflage

35.000

25.000 Teilbeilage im

April 2025 in KÄNGURU

Stadtmagazin für

Familien in Köln/Bonn,

10.000 freie Verteilung

Redaktionsleitung

Inga Drews (V. i. s. d. P.)

Mitarbeit

Wenke Atkins

Thea Wittmann

Angela Sommersberg

Lisa Böttcher

Hanka Meves-Fricke

Annika Eliane Krause

Mediaberatung

Sonja Bouchireb

bouchireb@kaenguru-online.de

Mareike Krus

krus@kaenguru-online.de

Yasemin Sistig

sistig@kaenguru-online.de

Johanna Steiner

steiner@kaenguru-online.de

Gestaltung

Bianca Werninghaus,

www.designfee.com

Lektorat

Kirsten Nagel

Druck

Rehms Druck GmbH

Titelfoto

© adobestock.com/

Valerii Honcharuk

Bildnachweise am Foto

KÄNGURUplus 2025/26

3


FAMILIENLEBEN

Text: Lisa Böttcher

WIR HABEN

WAS ZU

SAGEN!

Die politische Stimme

der Jugend

© istockphoto.com/Natalya Kosarevich

4 KÄNGURUplus 2025/26


Dein

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In Europa herrscht Krieg,

der Klimawandel nimmt

ungebremst an Fahrt auf,

die Welt wirkt immer bedrohlicher

und die Gesellschaft

scheint sich weiter zu spalten,

anstatt zusammenzurücken.

Insbesondere Jugendliche und

junge Erwachsene stolpern

nun sehenden Auges in

diese ungewisse Zukunft –

und fühlen sich dabei

erschreckend machtlos.

KÄNGURUplus 2025/26 5


FAMILIENLEBEN

Dass die Demokratie und die politische Zukunft Deutschlands auch den Jugendlichen

nicht egal sind, beweisen sie eindrücklich, indem sie sich informieren, demonstrieren,

politisch aktiv werden und vor allem wählen. Dennoch fühlen sich viele Jugendliche

von Erwachsenen und der Politik nicht ernst genommen. Autorin Lisa Böttcher geht

den Fragen nach, wie sie die politische Landschaft wahrnehmen, was die Verlagerung

des Wahlkampfes in die digitalen Medien bedeutet und was Eltern beachten können,

wenn sie mit ihren jugendlichen Kindern über politische Themen sprechen.

POMMES UND POLITIK

„Ich beschäftige mich viel mehr mit Politik

als meine Eltern. Trotzdem habe ich

manchmal das Gefühl, dass sie meine

Meinung nicht ernst nehmen.“ Diese

ernüchternde Bilanz zieht die 15-jährige

Merle. Sie steht mit ihrer Freundin

Clara, ebenfalls 15, in der Schlange vor

einem Imbisswagen. Sie sind zwei von

geschätzt 120 Jugendlichen, die sich

hier eine kostenlose Portion Pommes

abholen wollen. Den Vormittag hat

die 10. Klasse der Katharina-Henoth-

Gesamtschule in Workshops mit Namen

wie „Stammtischkämpfer:innen“,

„Militarisierung und Frieden“, „Rechtsruck

in Deutschland“ oder „Macht,

Männer, Musk“ verbracht. Nach der Mittagspause

steht ihnen eine politische

Debatte bevor. Diese und die Workshops

sind Teil eines Aktionstages zur

U-18-Wahl, der kurz vor der Bundestagswahl

2025 vom Kölner Jugendring e. V.

organisiert wird.

Bei der Debatte vertreten sind Lokal -

politiker:innen von SPD, FDP, CDU, Volt,

den Grünen und der Linken. Die AfD wurde

nicht eingeladen. Damit entsprach die

Veranstaltung nicht dem Grundsatz der

Chancengleichheit der Parteien, an den

Schulen als städtische Einrichtungen

gebunden sind. Aus diesem Grund durfte

die Debatte nicht in der Schule stattfinden.

Der Vingster Pfarrer Franz Meurer

bot seine Kirche St. Theodor deshalb als

Ausweichstandort an.

So versammeln sich die Schüler:innen

der 10. Jahrgangsstufe der KHG im

kreisrunden Kirchsaal. Sie verteilen

sich auf den hölzernen Kirchenbänken,

scrollen am Handy oder unterhalten

sich, während die Politiker:innen mit

Mikrofonen und Wasser ausgestattet

werden. An dieser Stelle sollte angemerkt

werden, dass die Schüler:innen

freiwillig hier sind. Da die Podiumsdiskussion

nicht als Schulveranstaltung

stattfinden kann, wurden die Jugendlichen

für den Nachmittag freigestellt

und konnten selbst entscheiden, ob sie

teilnehmen wollten. Bis auf eine Portion

Pommes lockte sie an diesem Tag also

nur die Neugier zu dieser politischen

Debatte. Und dass ihnen diese Neugier

abgesprochen wird, geht den meisten

gründlich gegen den Strich.

DIE RELEVANZ DER

JUNGEN MEINUNG

„Du bist zu jung, du verstehst das nicht."

Diesen oder zumindest einen ähnlichen

Satz haben viele der Jugendlichen, die

der Debatte an diesem Tag beiwohnen,

schon einmal gehört. „Ich wünsche mir,

dass Erwachsene mir zuhören, wenn ich

über Politik spreche. Und dass sie meine

Meinung ernst nehmen“, sagt die

16-jährige Simge. Manchmal habe sie

das Gefühl, dass Erwachsene ihre Aussagen

nicht für glaubwürdig halten. Dabei

wirkt die Jugendliche leidenschaftlich

und überzeugt – nicht naiv oder uninformiert.

„Wenn ich eine Info nicht verstehe

oder mir nicht sicher bin, ob sie

wahr ist, lese ich die Wahlprogramme“,

erklärt Simge. Und noch eins steht für

die Schülerin fest: „Ich würde gerne

wählen gehen."

Auch Clara und Merle macht die Ohnmacht

zu schaffen. „Erwachsene denken,

nur weil wir jünger sind, sind wir

im Unrecht“, erzählt Merle. Dabei würden

sie oft gar nicht abwarten, was die

Jugendlichen zu sagen haben. Clara

und Merle möchten ebenfalls wählen

dürfen. „Es ist schade, dass wir nichts

machen können“, erklärt Clara – auch

mit Blick auf den Rechtsruck, von dem

die junge Generation nicht verschont

bleibt. „Es ist deprimierend, dass so viele

Menschen die AfD wählen“, findet die

15-Jährige. Dass der Anteil bei den

Jungwähler:innen so groß ist, mache

ihr Angst. „Wir sind ja diejenigen, die die

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6 KÄNGURUplus 2025/26


FAMILIENLEBEN

Zukunft ändern können.“ Für den Moment

beschränken die beiden Mädchen

sich darauf, ihre Sorgen und Meinungen

mit anderen – auch Erwachsenen – zu

teilen und zu hoffen, dass sich das auf

die Wahlentscheidungen auswirkt.

Doch nicht alle Jugendlichen sind sich

ihrer Sache so sicher. „Ich beschäftige

mich zwar mit Politik, aber mir wäre es

lieber, wenn Ältere wählen gehen“, erklärt

die 15-jährige Schülerin Kanisha.

„Ich finde, ich bin zu jung, und ich wäre

mir nicht sicher, wen ich wählen soll."

EINE DENKWÜRDIGE

WAHL

Nicht nur die Jugendlichen der Katharina-Henoth-Gesamtschule

treibt das

Wahlthema in diesem Jahr um. Rückblickend

war die Bundestagswahl 2025

vermutlich eine der nervenaufreibends -

ten der vergangenen Jahrzehnte. In

den wenigen Monaten, die zwischen

dem Bruch der Ampelregierung und

der vorgezogenen Wahl am 23. Februar

2025 vergangen sind, wurde ein harter,

öffentlichkeitswirksamer Wahlkampf geführt.

Hoch her ging es auch im Bundestag

und auf den Straßen deutscher

Großstädte.

Nach der Auszählung ist klar: Deutschland

erfährt mit knapp 84 Prozent die

höchste Wahlbeteiligung seit der Wiedervereinigung

und während die etablierten

Großparteien sich nur mit

Mühe in tiefes Fahrwasser kämpfen,

verdoppeln die AfD und Die Linke ihre

Wahlergebnisse im Vergleich zur Bundestagswahl

2021. Auch Schüler:innen

in ganz Deutschland konnten bei der

U-18-Wahl symbolisch abstimmen.

Ein Blick auf die Resultate zeigt: Klare

Gewinnerin ist ebenfalls Die Linke – und

zwar mit 20,84 Prozent der Stimmen.

Aus der jüngsten Wähler:innenkohorte

(18–24 Jahre) bei der Bundestagswahl

holt Die Linke sich sogar 25 Prozent, also

ein Viertel aller Stimmen, dicht gefolgt

von der AfD mit 21 Prozent.

DER SCHRITT INS

DIGITALE

Auch wenn es viele Gründe für die Wahlentscheidungen

der jungen Generation

gibt – die Social-Media-Präsenz

scheint eine Rolle zu spielen. Das

haben einige der Parteien verstanden.

AfD und Die Linke verzeichnen die meisten

Follower:innen auf Instagram und

TikTok.

600.000

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

Auf TikTok folgen der AfD über 560.000

Menschen, auf Instagram 310.000. Spitzenkandidatin

Alice Weidel versammelt

nochmals über 935.000 Follower:innen

auf TikTok und 530.000 auf Instagram.

Damit kann keine der anderen Parteien

konkurrieren. Der Linken folgen auf Instagram

immerhin 432.000 Menschen,

auf TikTok über 386.000. Spitzenkandidatin

Heidi Reichinnek zählt knapp

590.000 Follower:innen auf TikTok und

nochmals 566.000 auf Instagram.

SOCIAL-MEDIA-AUFTRITT DER PARTEIEN

0

FOLLOWER:INNEN AUF INSTAGRAM UND TIKTOK

INSTAGRAM

Stand der Follower:innenzahlen vom 26. Februar 2025

TIKTOK

AfD Die Linke Die Grünen SPD CDU

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KÄNGURUplus 2025/26

7


FAMILIENLEBEN

Dass Social Media bei der Informationsbeschaffung

zu politischen Themen eine

enorme Rolle spielt, bestätigen auch die

Jugendlichen. Instagram, YouTube und

TikTok sind für sie ebenso Informationsquellen

wie Unterhaltungsplattformen.

Wie Wahlkampf auf Social Media funktioniert,

erklärt Robert de Lubomirz-

Treter. Er ist Politikwissenschaftler und

Teamleiter der Online-Plattform „Frag

Zebra“ – eines Anbebots der Landesanstalt

für Medien NRW, das Eltern,

Jugendlichen und Kindern Fragen zu

Themen rund um Medien beantwortet.

„MAN MUSS ALLES

HINTERFRAGEN“

„Der Wahlkampf auf Social Media ist geprägt

durch ganz viele Angebote“, erklärt

Robert de Lubomirz-Treter. „Da gibt

es Nachrichtenportale, Creator:innen,

die teilweise ihre politische Meinung

im Internet verkünden, und natürlich

die Politiker:innen und Parteien selbst."

Nicht zu unterschätzen seien laut dem

Experten aber auch Portale, die zwar

wie Nachrichten aussehen, aber keinerlei

journalistischen Anspruch haben und

Meinung nicht entsprechend kennzeichnen.

Diese verschiedenen Akteure

zu unterscheiden, setze ein gewisses

Verständnis voraus.

Dass man nicht allen Informationen, die

einem auf Social Media begegnen, blind

vertrauen sollte, wissen einige Jugendliche.

„Man muss auf Instagram eigentlich

alles hinterfragen und durch andere

Quellen prüfen“, sagt Merle. Auch Simge

bespricht die Themen lieber nochmals

mit ihrer Mutter oder bemüht Google.

„Es gibt aber auch seriöse Online-Quellen“,

ergänzen die

Schülerinnen. „Tagesschau

online zum

Beispiel. Oder YouTube-Kanäle, wie Die

da oben oder Mr. Wissen2Go." Beide

Formate sind Teil des öffentlich-rechtlichen

Programms.

DER KAMPF UM

DIE KLICKS

Nicht alle jungen Menschen begegnen

digitalen Medien jedoch so kritisch

und reflektiert wie diese Schüler:innen.

„Gerade zu Influencer:innen und

Creator:innen besteht ein großes Vertrauen

seitens der Jugendlichen“,

erklärt Robert de Lubomirz-Treter. „Es

entstehen gefühlte Freundschaften

zu den Menschen, die da eine Stimme

haben." Hinzu komme die viele Zeit, die

Teenager und junge Menschen am Tag

auf Social Media verbringen. All das

führe dazu, dass digitaler Wahlkampf

tatsächlich Einfluss auf die politische

Meinung hat.

Dass gerade extreme Meinungen sich

schnell verbreiten, liege an der hohen

Emotionalität dieser Beiträge. „Alles, was

starke Gefühle hervorruft, wird gut geklickt

und dementsprechend dann auch

zu Ende geguckt“, erklärt der Politikwissenschaftler.

„Extremismus lebt ja

davon, dass er sich irgendwie verbreiten

muss, um eine gewisse Macht zu entwickeln.

Und Social Media ist dafür ein

guter Nährboden, weil es sich schnell

multipliziert, technische Manipulationen

zulässt und weil man Kleines einfach

ganz groß aussehen lassen kann."

PRÄVENTION UND

BAUCHGEFÜHL

Natürlich sind nicht alle erfolgreichen

Social-Media-Auftritte und -Beiträge

manipuliert, populistisch oder gar extremistisch.

Politischer Austausch –

auch in der digitalen Welt – ist

ein wichtiger Teil der Gesellschaft.

Daher lohnt sich ein

genauerer Blick auf die

Inhalte. „Wir empfehlen allen Eltern, sich

Social Media auch mal zeigen zu lassen“,

rät der Politikwissenschaftler. „Man

hat dort fünf lustige Videos und dann

kommt ein politisches.“ Den Schalter im

Kopf umlegen zu können, von Unterhaltung

zu potenzieller Beeinflussung, sei

zentral. Und das können Eltern leichter

nachvollziehen und mit Kindern üben,

wenn sie es selbst erleben.

Wenn es Eltern schwerfällt, das digitale

Tempo zu halten, helfen Angebote wie

„Frag Zebra“. Dort werden neue digitale

Trends und Entwicklungen aufgeschlüsselt,

aber auch die Funktionsweisen und

Eigenheiten von Apps erklärt. Eltern können

Fragen oder Stichwörter einsenden

und sich individuell beraten lassen. Oft

kann ein Blick auf den Instagram-Kanal

oder die Website von „Frag Zebra“ schon

weiterhelfen.

Jugendlichen rät Robert de Lubomirz-

Treter zu Vorsicht, wenn Nachrichten

oder Beiträge starke negative Gefühle

wie Wut oder Hass auslösen. „Wenn

es einem so nah geht, ist das vielleicht

der richtige Moment, um das Handy mal

wegzulegen, durchzuatmen und den

Beitrag nicht direkt zu teilen."

ZUHÖREN UND

ERNST NEHMEN

Doch was, wenn Versuche, über Politik

zu sprechen, immer wieder scheitern?

Julia Körfgen ist Sozialpädagogin und

Jugendbildungsreferentin beim Kölner

Jugendring. Sie ist der Meinung, dass

Eltern einen großen Einfluss auf ihre

Kinder ausüben. Umso wichtiger sei es,

ihnen zuzuhören und die Meinungen

und Sorgen von Jugendlichen ernst zu

nehmen. Denn es ist nicht unüblich,

dass sich politische Meinungen von Generation

zu Generation unterscheiden.

Wenn Eltern allerdings beobachten, dass

ihre Kinder den Pfad der Demokratie

© istockphoto.com/Natalya Kosarevich

8 KÄNGURUplus 2025/26


verlassen, besteht Handlungsbedarf. „In

dem Fall ist eine Möglichkeit, die Jugendlichen

in ein anderes, demokratisches

Umfeld zu bringen“, schlägt die

Sozialpädagogin vor. „Die Jugendverbandsarbeit

oder Ferienfreizeiten können

da helfen." Außerdem sollten Eltern

sich auch in dieser Situation mit der

Meinung ihrer Kinder auseinandersetzen

und nachvollziehen, warum sie den

Schritt in die Radikalisierung gehen. Die

Ursachen können womöglich auf andere

Weise bekämpft werden.

„GUTE KOMMUNIKATION

IST DER SCHLÜSSEL“

In der politischen Kommunikation mit

Jugendlichen insgesamt aber gilt: Zuhören,

ernst nehmen, sachlich diskutieren

und den Jugendlichen nicht ihre Kompetenz

absprechen. Eltern sollten versuchen,

die Lebenswelten ihrer Kinder

zu verstehen, und ihre eigenen Ansichten

im Zweifel ebenso reflektieren und

erklären, anstatt sie den Jugendlichen

aufzubinden.

„Eltern müssen sich anschauen, wie ihre

Kinder aufwachsen und wie sie selbst

aufgewachsen sind“, erklärt Julia Körfgen.

Denn viele Meinungsunterschiede seien

in der Sozialisation begründet. „Außerdem

ist gute Kommunikation der

Schlüssel, damit Verständnis für beide

Seiten aufgebracht werden kann." Wenn

sich die Gespräche immer wieder im

Kreis drehen, muss man sich vielleicht

doch darauf einigen, dass man sich nicht

einig wird. In dem Fall mache es Sinn, die

Jugendlichen ihren eigenen Weg gehen

zu lassen, so Julia Körfgen.

KÄNGURUplus 2025/26

9


GESUNDHEIT

Text: Annika Eliane Krause

MENTAL

HEALTH

Psychische Gesundheit

von Kindern und Jugendlichen

Erkennen und handeln

Wenn es dem eigenen Kind schlecht geht,

verschwimmen Sorgen mit Schuldgefühlen und Überforderung.

Viele Eltern haben Schwierigkeiten, zu erkennen, wenn ihr Kind

psychische Auffällig keiten zeigt. Groß ist die Angst, als Eltern versagt

und die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst zu haben.

Wie kann ich als Elternteil feststellen, ob mein Kind auffällig ist?

Welche frühen Anzeichen deuten auf

eine mögliche Erkrankung hin?

© adobestock.com/Good Studio

10 KÄNGURUplus 2025/26


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KÄNGURUplus 2025/26 11


GESUNDHEIT

© adobestock.com/Good Studio

Laut der COPSY-Studie, für die das Hamburger

Uni-Klinikum seit der Corona-

Pandemie einmal im Jahr 1.000 Kinder

und Jugendliche im Alter von 11 bis 17

Jahren befragt, fühlt sich jedes dritte

Kind psychisch belastet. Vor Corona war

das noch bei jedem fünften Kind der Fall.

Auch bei der Shell Jugendstudie 2024

ist ein zentrales Ergebnis die steigende

Besorgnis über mentale Gesundheit:

58 Prozent der 12- bis 25-Jährigen

gaben an, dass sie regelmäßig über

Stress, Erschöpfung und Überforderung

nachdenken. Besonders junge Frauen

sind von diesen Belastungen betroffen:

67 Prozent der weiblichen Befragten

fühlen sich oft durch schulische oder

berufliche Anforderungen gestresst.

Die Angst vor einem Krieg in Europa

(81 Prozent) sowie die Sorge um die

wirtschaftliche Lage und möglicherweise

steigende Armut (67 Prozent) sind

im Jahr 2024 bei den Jugendlichen an

die Spitze der abgefragten Ängste gerückt.

Es gibt also viele Faktoren, die die

psychische Gesundheit von Kindern und

Jugendlichen beeinflussen. Mit den Auswirkungen

umzugehen und darauf zu

reagieren, liegt im ersten Schritt in der

Verantwortung der Eltern.

Ob Wutanfälle an der Supermarktkasse,

eine geklaute Süßigkeit oder der erste

Vollrausch als Teenager – in der

Entwicklung eines Kindes gibt es

emotio nale, intensive und herausfordernde

Etappen. Viele solcher Veränderungen

gehören zum Familienalltag.

Wenn proble matische Verhaltensweisen

allerdings nicht mehr selten, sondern

häufig auftreten oder es einen plötzlichen

Wechsel des Verhaltens gibt,

sollte der Entwicklung des Kindes oder

Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit

geschenkt werden.

SYMPTOME UND

ERKRANKUNGEN

Bei Anzeichen für psychische Auffälligkeiten

kann zwischen nach innen und

nach außen gerichteten Symptomen

unterschieden werden. Zu den äußeren

Symptomen zählen Hyperaktivität, Wutausbrüche,

Impulsivität, Reizbarkeit oder

Leistungsverweigerung. Nach innen gerichtete

Symptome umfassen Ängste,

Übervorsicht, anhaltende Traurigkeit

oder Sorgen, das Nachlassen persönlicher

Interessen, Konzentrationsstörungen,

Leistungsabfall, Schlafprobleme,

Albträume, Entwicklungsrückschritte,

körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen

oder Übelkeit ohne physische

Ursache, sozialer Rückzug sowie

emotionale Abstumpfung. Im Alltag äußern

sich diese Symptome in häufigen

Konflikten, wiederholtem Lügen, der

Vermeidung von Aktivitäten wie dem

Schulbesuch, plötzlichem Leistungsabfall

oder auffälligem Ess- und Trinkverhalten.

Zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen

bei Kindern und Jugendlichen

gehören Suchtprobleme (zum

Beispiel Internet- oder Spielsucht),

Angststörungen (zum Beispiel Panikattacken),

Regulationsstörungen (wie

ADHS), Bindungsstörungen, Essstörungen,

Depressionen, Traumafolgestörungen

(beispielsweise nach sexuellem

Missbrauch) oder Zwangsstörungen (wie

Waschzwang).

12 KÄNGURUplus 2025/26


GESUNDHEIT

Perspektive einer Betroffenen

»Im Sommer 2022 fing es an, dass ich eine Traurigkeit in mir hatte, der ich keinen klaren

Auslöser zuordnen konnte. Eine Zeit lang bin ich jeden Tag aufgewacht und musste mich

zwingen, aufzustehen. Ich war energielos und habe nach der Schule nur noch im Bett gelegen und

geweint. Während des Unterrichts habe ich die Traurigkeit unterdrückt, auch wenn ich die ganze Zeit

hätte weinen können. Ich habe immer sehr darauf geachtet, dass niemand mitbekommt, wie es mir

wirklich geht. Ich wollte andere Menschen nicht mit meinen Problemen belasten und habe mich aus

Freundschaften zurückgezogen. Meiner Mutter ist meine Veränderung aufgefallen. Sie hat mich

gefragt, was los ist, ohne mich zu einem Gespräch zu drängen. Wenn ich einfach nur geweint habe,

war sie da und meinte, dass es okay ist. Dass sie meine Gefühle gemeinsam mit mir ausgehalten hat,

war eine große Entlastung. In der Zeit hat sie mir oft abends etwas vorgelesen, um mich zu beruhigen

und abzulenken. Sie hat mich gebeten, aufzuschreiben, wann diese Traurigkeit kommt:

Das war über einen langen Zeitraum häufiger als dreimal pro Woche. Wir sind dann zur Kinderärztin

und Frauenärztin gegangen, um mich körperlich abchecken zu lassen und meine Hormone zu

kontrollieren. Da die Werte unauffällig waren, hat meine Kinderärztin eine Therapie vorgeschlagen.

Dafür war ich sehr dankbar, weil mir die Idee selbst schon gekommen war,

ich mich aber nicht getraut habe, diesen Wunsch zu äußern.

Nach dem Vorschlag der Kinderärztin haben sich meine

Eltern um einen Therapieplatz gekümmert und

mich zum Erstgespräch begleitet. Mittlerweile

geht es mir wieder besser und ich bin

dankbar für die Unterstützung meiner

Eltern in dieser schwierigen Zeit. «

© adobestock.com/Good Studio

NORA, 19

KÄNGURUplus 2025/26 13


GESUNDHEIT

Heike Petereit-Zipfel ist

kommissarische Vorsitzende

des Bundesverbandes

der Angehörigen psychisch

erkrankter Menschen. Als ihr

Sohn in der Jugend psychisch

erkrankte, fühlte sie

sich oft alleingelassen. Mittlerweile

bietet sie selbst die

Hilfe an, die sie sich damals

gewünscht hätte: Als freiberufliche

Sozialarbeiterin,

psychotherapeutische Heilpraktikerin,

Familiencoach

und durch Erste-Hilfe-Kurse

für die psychische Gesundheit

unterstützt sie Familien

in Krisensituationen.

»KÄNGURUplus: Wie können

Eltern erkennen, dass ihr

Kind psychisch belastet ist?

Heike Petereit-Zipfel: Dafür muss

individuell der Charakter des Kindes

betrachtet werden. Menschen

sind unterschiedlich – manche Kinder

suchen oft den Kontakt zu den

Eltern, andere sind selbstständiger

oder introvertierter. Wenn eine Veränderung

des Wesens auftritt, kann

das ein Indiz dafür sein, dass etwas

nicht stimmt. Bei Rückzug sollten

Eltern genauer hinschauen. Wenn

keine Kommunikation mehr stattfindet,

kein Kontakt mehr da ist, ist es

die Aufgabe der Eltern, aufmerksam

zu sein und den Kontakt durch ein

Gespräch zu suchen. Weitere Anzeichen

können sein, wenn Kinder nicht

mehr die Dinge tun, die ihnen vorher

Spaß gemacht haben. Oder wenn

plötzlich Dinge Probleme bereiten,

die vorher nie Probleme bereitet haben.

Wenn Kinder abrupt schlechte

Noten in der Schule haben oder sie

anfangen, nicht mehr in die Schule

zu gehen. Wenn sich Kinder aggressiv

verhalten, ist das auch ein Grund

dafür, sich ihnen zuzuwenden. Bei

nichts von dem, was ich gerade gesagt

habe, kann man davon ausgehen,

dass es ein sicheres Indiz dafür

ist, dass sich eine psychische Störung

entwickelt. Aber es kann darauf

hinweisen und erfordert besondere

Aufmerksamkeit der Eltern.

Interview mit

Heike Petereit-Zipfel

»Wie können Eltern darauf

reagieren, wenn sie eine

Veränderung bei ihrem Kind beobachten?

Ganz wichtig ist es, in Ich-Botschaften

zu kommunizieren. Wir sollten

teilen, was wir beobachten und was

uns Sorgen bereitet. Dabei können

wir betonen, dass wir nicht neugierig

oder übergriffig sein wollen, sondern

uns interessieren und uns das Kind

wichtig ist. Wir dürfen nicht verurteilen

oder zu stark zu einem Gespräch

drängen. Als Eltern müssen wir flexibel

sein und einen guten Raum für ein

Gespräch schaffen. Wir können nicht

verlangen, dass sich das Kind öffnet,

wenn wir gerade Zeit dafür haben.

Vielmehr müssen wir uns die Zeit

für ein ruhiges Gespräch nehmen,

wenn das Kind bereit ist, sich zu öffnen.

Wir sollten dem Kind versichern,

dass es uns vertrauen kann und das

Gespräch erstmal unter uns bleibt,

wenn ihm das wichtig ist. Manchmal

hilft die einfache Frage: „Du wirkst so

traurig, was ist eigentlich mit dir los?“

Wenn dann der Kummer herausgelassen

wird, ist schon viel getan –

denn je länger uns etwas belastet,

umso schwieriger kann es werden,

das Problem aufzulösen und umso

leichter manifestiert sich daraus eine

Störung.

»Wo können sich Eltern über

Hilfsangebote informieren?

Bei uns auf der Seite des BApK

(Bundesverband der Angehörigen

psychisch erkrankter Menschen) gibt

es weiterführende Links und Hilfsangebote.

Dort gibt es zum Beispiel

ein Selbsthilfenetzwerk und Beratungsangebote

per Telefon oder

E-Mail. Außerdem kann ich den

Mental-Health-First-Aid-Kurs empfehlen.

In den Ersthelfer-Kursen wird

Grundwissen über verschiedene

psychische Störungen und Krisen

vermittelt. Es geht darum, wie Bezugspersonen

Probleme erkennen

und Betroffene zu professioneller

Hilfe ermutigen sowie weitere

Ressourcen aktivieren können. Die

Kurse dauern insgesamt zwölf Stunden

und finden online oder deutschlandweit

in Präsenz statt. Mittlerweile

gibt es auch einen Erste-Hilfe-Kurs

mit dem Fokus auf junge Menschen,

den ich Eltern, Lehrkräften und allen

Menschen in Kontakt mit Kindern

und Jugend lichen ans Herz legen

möchte.

»Wie können Eltern mit den

Themen Schuld und Scham

umgehen, wenn ihr Kind psychische

Probleme hat?

Die Selbsthilfe ist sehr hilfreich zur

Bewältigung dieser Belastung. Der

Austausch mit anderen Eltern in

ähnlicher Situation kann heilsam

sein. Dazu kommt das Wissen über

psychische Erkrankungen – zu verstehen,

warum sich das Kind so verhält,

hilft dabei, sich von dem Verhalten

nicht persönlich angegriffen

zu fühlen. Unabhängig von Schuld

und Scham ist eine Auseinandersetzung

mit dem eigenen Verhalten in

Bezug auf die Probleme des Kindes

aber immer sinnvoll und notwendig:

Was habe ich dazu beigetragen und

was kann ich dazu beitragen, dass

sich etwas ändert? Es kann helfen,

mal eine beobachtende Perspektive

in der Familie einzunehmen:

Wie gehen wir miteinander um,

wie wertschätzend ist unsere Kommunikation,

wie verlässlich und

sicher ist unser Kontakt?

»Können Sie einen konkreten

Tipp geben, wie Eltern ihr

Kind bei Herausforderungen unterstützen

können?

Der finnische Psychiater Ben

Furmann hat ein tolles Konzept

entwickelt: „Ich schaff's!“ ist ein

15-Schritte-Programm, mit dem

Eltern spielerisch und praktisch Lösungen

mit ihren Kindern finden

können. Mit dieser Methode überwinden

Kinder Schwierigkeiten positiv

und konstruktiv, indem sie neue

Fähigkeiten erlernen. Die Haltung

ist: Was brauchst du, damit du etwas

anderes nicht mehr tun musst?

Auf der nächsten Seite findest du

die 15 Schritte: 'Ich schaff's'.

14 KÄNGURUplus 2025/26


GESUNDHEIT

ICH SCHAFF’S

Die 15 Schritte

Schritt 1:

Probleme in Fähig keiten

verwandeln

Finden Sie zunächst selbst

heraus, welche Fähigkeit das

Kind erlernen muss, um das

Problem zu überwinden.

Schritt 2:

Sich auf eine zu erlernende

Fähigkeit einigen

Besprechen Sie sich mit dem

Kind und einigen Sie sich mit

ihm darüber, welche Fähigkeit

es zuerst erlernen möchte.

Schritt 3:

Den Nutzen der Fähigkeit

herausfinden

Helfen Sie dem Kind dabei zu

erkennen, welche Vorteile es hat,

diese Fähigkeit zu erlernen.

Schritt 4:

Der Fähigkeit einen

Namen geben

Fordern Sie das Kind auf, der

Fähigkeit einen Namen zu geben.

Schritt 5:

Eine Kraftfigur aussuchen

Lassen Sie das Kind ein Tier oder

eine andere Figur auswählen,

die ihm dabei helfen wird, die

Fähigkeit zu erlernen.

Schritt 6:

Helfer:innen einladen

Veranlassen Sie das Kind, eine Reihe

von Menschen dazu einzuladen,

seine/ihre Helfer:innen zu werden.

Schritt 7:

Vertrauen aufbauen

Helfen Sie dem Kind dabei, Selbstvertrauen

und Zuversicht aufzubauen,

dass es die Fähigkeit erlernen wird.

Schritt 8:

Die Feier planen

Planen Sie mit dem Kind schon

frühzeitig, wie gefeiert werden soll,

wenn es die Fähigkeit erlernt hat.

Schritt 9:

Die Fähigkeit beschreiben

Bitten Sie das Kind, Ihnen zu

beschreiben und zu zeigen, wie

es sich verhalten wird, wenn es

die Fähigkeit erlernt hat.

Schritt 10:

Öffentlich machen

Informieren Sie die Menschen

in seinem Umfeld darüber,

welche Fähigkeit das Kind

gerade erlernt.

Schritt 11:

Die Fähigkeit üben

Einigen Sie sich mit dem

Kind darüber, wie es die

Fähigkeit üben wird.

Schritt 12:

Erinnerungshilfen erfinden

Bitten Sie das Kind, Ihnen zu sagen,

wie es möchte, dass die anderen

reagieren, wenn es einmal seine

Fähigkeit vergisst.

Schritt 13:

Den Erfolg feiern

Wenn das Kind die Fähigkeit erlernt

hat, ist es Zeit zu feiern und ihm

eine Gelegenheit zu geben, allen

Menschen zu danken, die es dabei

unterstützt haben.

Schritt 14:

Die Fähigkeit an andere

weitergeben

Ermutigen Sie das Kind dazu,

die neue Fähigkeit einem anderen

Kind beizubringen.

Schritt 15:

Zur nächsten Fähigkeit

übergehen

Einigen Sie sich mit dem Kind

darüber, welche nächste Fähigkeit

es erlernen möchte.

© adobestock.com/Good Studio

KÄNGURUplus 2025/26 15


ZUKUNFT

WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?

Freiwilligendienste von FSJ bis IJFD

© adobestock.com/T. Michel

Ein freiwilliger Einsatz hilft dabei, sich

auszuprobieren und sich zu finden. Er

kann ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit

sein und das Abnabeln von zu

Hause erleichtern. Das Arbeitsleben kennenlernen,

Selbstbewusstsein tanken –

das passiert nebenbei. In erster Linie

übernehmen Jugendliche Aufgaben,

von denen sowohl sie selbst als auch die

Gesellschaft profitieren. Voraussetzung:

Die Regelschulzeit ist abgeschlossen,

je nach Bundesland sind das 9 bzw. 10

Schuljahre. Der Dienst ist auf 6 bis 24

Monate (Regelzeit 12 Monate) und Vollzeit

angelegt, maximal 40 Stunden pro

Woche. Dafür gibt’s ein Taschengeld.

In Deutschland werden mehrere Freiwilligendienste

staatlich gefördert:

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) bietet

Einsatzbereiche in Kultur und Bildung,

zum Beispiel in Schulen, Kindergärten

oder Museen, in der Politik, zum Beispiel

in der Flüchtlingshilfe, oder im Sport in

Vereinen und Sporteinrichtungen. Auch

in handwerklichen Bereichen wie bei

Tischlereien oder Malerbetrieben und in

technischen Bereichen rund um Software-

und Produktentwicklung sind Einsätze

möglich.

Im Freiwilligen Ökologischen Jahr

(FÖJ) arbeiten FÖJler:innen im Klimaund

Umweltschutz, zum Beispiel in einer

Umweltstation oder auf dem Ökobauernhof.

Empfehlenswert ist das für alle,

die ein Jahr lang zupackend arbeiten

und sich beruflich orientieren wollen

und die gerne draußen in der Natur sind.

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist

zeitlich flexibler und kann sogar mehrmals

geleistet werden.

Der Internationale Jugendfreiwilligendienst

(IJFD) für 18- bis 26-Jährige

findet im Ausland statt. Einen Teil der

Kosten übernimmt das Bundesministerium

für Familie.

WAS BRINGT DER

FREIWILLIGENDIENST?

Viele Jugendliche wählen das FSJ und

Co., um nach der Schule etwas Praktisches

zu tun, bevor es im Studium mit

dem Pauken weitergeht. Andere wollen

ins Ausland und in dieser Auszeit sinnvolle

Projekte unterstützen.

Neben der praktischen Arbeit werden

Freiwillige individuell begleitet. Die fachliche

Anleitung übernimmt die Einsatzstelle.

Im Vorbereitungsseminar lernen

sie die Kolleg:innen kennen und erfahren

etwas über den Einsatzort, die Menschen

und die Arbeit, die sie erwartet.

EIN DICKES PLUS:

PUNKTE SAMMELN

Am Ende des Freiwilligendienstes bekommen

die Absolvent:innen ein Zeugnis

über ihre Arbeit sowie ein Zertifikat über

die Bildungstage. Wer sich für einen

Studienplatz an einer Fachhochschule

bewirbt, die Plätze nach einem Punktesystem

vergibt, kann mit dem FSJ

wichtige Punkte sammeln. Wer die

Fachhochschulreife anstrebt oder ein

Studium im sozialen Bereich beginnen

will, kann an vielen Hochschulen das FSJ

oder den BFD als berufspraktischen Teil

beziehungsweise als Pflicht- oder Vorpraktikum

anerkennen lassen. [tw]

FREIWILLIG JA

Alle Freiwilligendienste auf nur einem

Portal: Infos und deutschlandweite

Stellenangebote

freiwillig-ja.de

DER BUNDESFREIWILLIGENDIENST

Infos und freie Einsatzstellen im

Bundesfreiwilligendienst

bundesfreiwilligendienst.de

INTERNATIONALE JUGENDGE-

MEINSCHAFTSDIENSTE (IJGD)

Freiwilligendienste in Deutschland

und im Ausland: Infos und Stellen

ijgd.de

RAUSVONZUHAUS

Auslandsaufenthalte und internationale

Begegnungen für junge Menschen:

Infos, Beratung und Stellen

rausvonzuhaus.de

16 KÄNGURUplus 2025/26


ANZEIGEN

AUSBILDUNG ODER STUDIUM?

So hilft die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Köln

Was soll ich später einmal werden?

Welcher Beruf passt zu mir und macht

mir Spaß? Was kann ich in diesem oder

jenem Beruf verdienen? Wie stelle ich

mich gut für meine berufliche Zukunft

auf? Was ist für eine erfolgreiche

Bewerbung wichtig? In all diesen Fragen

helfen die Berufsberaterinnen und

Berufsberater weiter und unterstützen

bei der persönlichen Berufswegplanung.

Ein Termin bei der

Berufsberatung kann

jetzt online vereinbart

werden:

https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/koeln/ausbildungund-studium/infos-berufsberatung

Es kann gewählt werden zwischen einer

persönlichen oder einer telefonischen

Beratung sowie einer Beratung per

Video –bequem von zuhause aus

und trotzdem Face-to-Face.

Die Arbeitsagentur hat zusätzlich ein umfangreiches Online-Angebot, das bequem

von zuhause genutzt werden kann:

Planet-beruf.de

Hier findest du Videos, Podcasts, Interviews und vieles mehr rund

um die Berufswahl. Erfahre alles zur Bewerbung und dazu, wie es

nach der Schule weitergeht: planet-beruf.de

Check-U

Finde mithilfe von Check-U die passende Ausbildung zu deinen

Stärken und Interessen: check-u.de

BERUFENET

Du möchtest mehr über Berufe wissen? Im BERUFENET erfährst

du, wie die Ausbildung dazu aufgebaut ist und was die Aufgaben sind.

Zu jedem Beruf gibt es Bilder und einen Steckbrief:

berufenet.arbeitsagentur.de

BERUFE.TV

Im Filmportal BERUFE.TV gibt es Videos rund um die Berufswahl,

zu Berufsfeldern und einzelnen Berufen. Verschaffe dir damit einen

ersten Einblick in den Berufsalltag: www.berufe.tv

PS: Auch die Agentur für Arbeit bietet Ausbildungen als Fachangestellte/-r für

Arbeitsmarktdienstleistungen sowie ein duales Studium im Bereich Arbeitsmarkt,

Management oder Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung an.

Nähere Informationen unter www.arbeitsagentur.de/karriere.

„ICH SAG’S!“

Kampagne für mehr Sicherheit in Schwimmbädern

Schwimmbäder sind Orte der Freizeit

und Erholung, doch auch hier kann es

zu unangenehmen oder grenzverletzenden

Situationen kommen. Um Kinder

und Jugendliche zu stärken und ihnen

zu vermitteln, dass sie sich in solchen

Momenten Unterstützung holen können,

haben die KölnBäder gemeinsam

mit Partnern die Präventionskampagne

„Ich sag’s!“ ins Leben gerufen.

Die Kampagne soll junge Badegäste

ermutigen, sich bei unangemessenem

Verhalten, sei es unerwünschtes Anstarren,

unangemessene Berührungen oder

respektlose Kommentare, vertrauensvoll

an das Schwimmbadpersonal zu wenden.

Durch Plakate, Flyer und Armbänder

mit der klaren Botschaft „Ich sag’s!“

wird die Kampagne in den Bädern sichtbar

gemacht und sensibili siert für das

Thema.

Ein zentraler Bestandteil

ist zudem die Schulung

der Mitarbeitenden,

die gezielt darauf

vorbereitet wurden,

grenzverletzendes Verhalten zu

erkennen und angemessen zu reagieren.

Ziel ist es, das Bewusstsein für das

Thema zu schärfen und Schwimmbäder

als geschützte Räume für alle Badegäste

zu erhalten.

Die Initiative wird von verschiedenen

Organisationen aus den Bereichen

Kinderschutz, Sport und Prävention

unterstützt. Sie setzt ein klares Zeichen

dafür, dass Respekt und Sicherheit

im Schwimmbad oberste Priorität

haben und dass betroffene Kinder und

Jugendliche mit ihren Sorgen nicht

alleingelassen werden.

Neben den sichtbaren Kampagnenelementen

setzt „Ich sag’s!“ auch auf

direkte Ansprache: In den Sommermonaten

werden in Freibädern Informationen

verteilt, um die Gäste aktiv für das

Thema zu sensibilisieren. Zudem werden

Materialien an Schulen verteilt, um das

Bewusstsein für persönliche Grenzen zu

schärfen. Die positive Resonanz zeigt,

dass das Thema große Relevanz hat

und weiterhin aktiv in der Öffentlichkeit

präsent bleiben muss.

KÄNGURUplus 2025/26 17


ZUKUNFT

Text: Angela Sommersberg

ZUKUNFTSBERUFE?

KI in der Arbeitswelt

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales prognostiziert: Im Jahr 2035 werden fast alle

Berufe in Deutschland von Künstlicher Intelligenz (KI) betroffen sein. 2035 – das ist in gerade

mal zehn Jahren. Logisch, dass solche Aussagen verunsichern und Fragen aufwerfen.

Was ist mit meinem Job? Werden meine Fähigkeiten noch gebraucht? Bin ich abgesichert?

Und Eltern von jugendlichen Kindern denken noch einen Schritt weiter: Was bedeutet das

für mein Kind? Welche Jobs werden in Zukunft noch sicher sein? Wie kann ich mein Kind

in dieser Situation dabei unterstützen, eine berufliche Perspektive zu finden? Fragen über

Fragen In diesem Artikel versuchen wir, einige davon zu beantworten. Dabei hilft uns

Nadine Lahn, Wissenschaftskommunikatorin bei der Universität Stuttgart. Sie arbeitet

im Projekt „KI-Studios“, das sich damit beschäftigt, wie sich die Arbeitswelt und die

Ausbildungsmöglichkeiten durch Künstliche Intelligenz verändern werden.

WELCHE MÖGLICH-

KEITEN GIBT ES

ÜBERHAUPT?

Doch zunächst einmal brauchen Eltern

und Kinder einen Überblick: Welche

Ausbildungsberufe gibt es überhaupt?

Welche Studiengänge stehen zur Wahl?

Wer sich durch das Angebot der Hochschulen

und Universitäten klickt oder

per Suchmaschine recherchiert, wird

geradezu erschlagen von einer Vielzahl

an Möglichkeiten. Gab es auch früher

schon so viele unterschiedliche Studiengänge,

fragt man sich da automatisch.

Darauf können wir mit einem eindeutigen

„Nein“ antworten. Laut Hochschulkompass

der Hochschulrektorenkonferenz

haben sich die Studienangebote

innerhalb von 13 Jahren nahezu verdoppelt:

von 11.000 im Wintersemester

2007/2008 auf 20.000 im Wintersemester

2020/2021.

WIE HABEN SICH DIE

STUDIENGÄNGE

VERÄNDERT?

„Die Studienangebote sind deutlich vielfältiger

geworden“, sagt Nadine Lahn.

„Das liegt unter anderem daran, dass

klassische Fächer aufgespalten und mit

anderen kombiniert werden. Heute können

junge Menschen zum Beispiel nicht

nur Informatik studieren, sondern auch

Wirtschaftsinformatik, Medizininformatik

oder Medieninformatik.“ Der Vorteil: Auf

diese Weise erwerben die Studierenden

schon in der Ausbildung breitere Kompetenzen

und können besser mit den technischen

Anforderungen umgehen, die im

Berufsleben auf sie zukommen. Der etwa

zehn Jahre alte Studiengang „Wissenschaftskommunikation“,

den Lahn selbst

© Dante Busquets

Nadine Lahn

Wissenschaftskommunikatorin

bei der Uni Stuttgart

„Ich glaube, dass

KI die Kreativität

ergänzen kann,

aber nicht

ersetzen wird.“

studiert hat, ist ein Beispiel dafür. Er kombiniert

den Bereich Kommunikationswissenschaft

mit einem naturwissenschaftlichen

oder technischen Fach wie Bio,

Physik oder Informatik. Die Studierenden

können später zum Beispiel als Wissenschaftsjournalisten

arbeiten. Auch ganz

neue Berufsbilder sind durch die technischen

Veränderungen in der Arbeitswelt

entstanden, wie der Studiengang

„Data Scientist“, der Informatik, Statistik

und Programmieren kombiniert und

den Studierenden beibringt, KI-Systeme

zu programmieren, zu analysieren und

zu warten.

WELCHE AUSBILDUNGEN

GIBT ES?

Doch während die Vielfalt an Studiengängen

immer weiter gestiegen ist, hat

sich die Anzahl der Ausbildungsberufe

in den vergangenen 50 Jahren laut dem

Statistik-Portal statista nahezu halbiert:

Im Jahr 1971 gab es 606 anerkannte

Ausbildungsberufe in Deutschland, im

Jahr 2023 waren es noch 328. Das liegt

einerseits daran, dass viele ehemalige

Handwerksberufe durch Studiengänge

abgelöst wurden. Andererseits aber

auch daran, dass mehr junge Menschen

studieren und weniger eine Ausbildung

machen wollen. Doch auch die technischen

Neuerungen haben ihren Einfluss

darauf: So wurde beispielsweise die Ausbildung

zur/zum Bürokauffrau/-kaufmann

zusammengelegt mit der Ausbildung

zur/zum Fachangestellten für

Bürokommuni kation. Der neue Ausbildungsberuf

nennt sich jetzt Kaufmann/

Kauffrau für Büromanagement. „Durch

Digitalisierung und Automatisierung

müssen manche Tätigkeiten nicht mehr

manuell ausgeführt werden – und dafür

brauchen Unternehmen dann auch keine

Fachkraft mehr“, erklärt Nadine Lahn.

Gleichzeitig sind durch die Veränderungen

am Arbeitsmarkt neue Ausbildungsberufe

hinzugekommen, zum Beispiel

die Ausbildung zum/zur Kaufmann/

Kauffrau im Bereich E-Commerce.

WIE WIRD SICH DER

ARBEITSMARKT IN

ZUKUNFT ENTWICKELN?

Wie bereits gesagt, geht das Bundesministerium

für Arbeit und Soziales davon

aus, dass fast alle Berufe in Deutschland

in zehn Jahren von KI betroffen sein

18 KÄNGURUplus 2025/26


werden. „Viele Jobs werden sich verändern,

einige mehr, andere weniger“, sagt

Nadine Lahn. Im Büroalltag werde KI den

Menschen in Zukunft mehr und mehr

kleine Tätigkeiten abnehmen. Auch im

Journalismus werden kurze Meldungen,

Sportergebnisse oder Wetterberichte

teils schon jetzt nicht mehr von Menschen

geschrieben. „Der IT-Bereich wird

stark wachsen, auch nachhaltige Technologien

werden ein großes Thema

sein“, so die Wissenschaftskommunikatorin.

Trotzdem geht sie fest davon aus,

dass menschliche und soziale Fähigkeiten

wie Teamgeist oder Menschenkenntnis

weiterhin wichtig bleiben und

nicht von KI ersetzt werden können –

und sollen. Denn das ist ja auch eine ethische

Frage. Deswegen sind die Bereiche

Gesundheit, Psychologie, Pflege und

Soziales auch jene, die am wenigsten

von KI betroffen sein werden, prognostiziert

Nadine Lahn. Gerade in diesen Berufen

wird der Fachkräftemangel noch

weiter ansteigen – je weiter der demografische

Wandel voranschreitet. Schwer

einzuschätzen findet Lahn hingegen,

wie sich kreative Berufe durch die neuen

Technologien verändern könnten. „Ich

glaube, dass KI die Kreativität ergänzen

kann, aber nicht ersetzen wird.“

WAS BEDEUTET DAS

FÜR DIE BERUFLICHE

ZUKUNFT DES KINDES?

Und nun? Sollten wir alle unseren Kindern

aus Sicherheitsgründen dazu raten,

Arzt, Psychologin, Pfleger oder ITlerin zu

werden? „Nein“, sagt Nadine Lahn. „Mein

Ansatz geht in eine ganz andere Richtung:

Eltern sollten ihre Kinder als Erstes

dazu motivieren, herauszufinden, wofür

sie sich überhaupt interessieren, wo ihre

© adobestock.com/Visual Generation

Ausbildung mit

ZUKUNFT

CHANCEN

Ausbildung zur/zum

Pfegefachfrau /

Pflegefachmann (m/w/d)

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Kölner Einrichtungen finden Sie hier:

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KÄNGURUplus 2025/26 19


ZUKUNFT

© adobestock.com/Visual Generation

Stärken und Schwächen liegen.“ Dabei

könnten auch Persönlichkeitstests helfen,

die Industrie- und Handelskammer (IHK)

biete zum Beispiel den „Talent Check Test“

an. Auch Arbeitsagenturen seien seriöse

Ansprechpartner und könnten bei der

Orientierung helfen. Und dann rät Nadine

Lahn: „Viele Eltern wünschen sich ja –

bewusst oder unbewusst –, dass ihr Kind

eine ähnliche Laufbahn einschlägt wie sie

selbst. Es ist schön, den Kindern den eigenen

Beruf nahezubringen, aber man sollte

sich vor allem auf die individuellen Fähigkeiten

des Kindes konzentrieren.“

WIE FINDET MAN RAUS,

WELCHER BERUF ZUM

KIND PASST?

Hat das Kind herausgefunden, welche Berufsfelder

für es in Frage kommen, geht es

an die Recherche. Nadine Lahn rät dazu,

sich nicht nur im Internet zu informieren,

sondern auch auf Ausbildungs- und

Studienmessen. „Für viele Teenager ist

es bestimmt hilfreich, wenn ein Elternteil

mitkommt und beim Gespräch mit

den Ausstellern zur Seite steht“, vermutet

Lahn. Wichtig findet sie auch,

schon während der Schulzeit in den

(vermeintlichen) Traumberuf reinzuschnuppern.

Ganz niedrigschwellig

geht das mit Tagen der offenen Tür,

die viele Unternehmen anbieten, oder

Aktionstagen wie dem Girls’ Day oder

dem Boys‘ Day. Die Universität zu Köln

etwa bietet die KölnerKinderUni an,

ein Programm, bei dem Schüler:innen

verschiedene Forschungsbereiche

kennenlernen können. Auch Praktika –

während der Schulzeit oder freiwillig

in den Ferien – können Jugendliche

nutzen, um erste Erfahrungen

zu sammeln. Nadine Lahn erzählt:

„Ich wollte als Jugendliche unbedingt

Tierärztin werden. Nach einem Praktikum

war mir aber klar, dass das nicht

das Richtige für mich ist.“ Auch ein

Berufsfeld ausschließen zu können, ist

eine wichtige Erkenntnis. Außerdem rät

Lahn Jugendlichen, die einem kleinen

Nebenjob nachgehen wollen, dazu,

diesen in einer für sie interessanten

Branche zu suchen. „Eltern können

ihre Kinder ruhig schon mit 13 oder

14 Jahren auf das Thema Berufswahl

ansprechen – aber ohne Druck zu

machen“, sagt Nadine Lahn.

WIE BEREITEN ELTERN

IHRE KINDER AUF

KI VOR?

Zum Schluss möchte Nadine Lahn die

Sorge vor KI etwas mindern. „Dass sich

die Arbeitswelt durch neue Technologien

verändert, ist ganz normal. Früher

wurde per Hand gewebt, irgendwann

gab es den Webstuhl, heute weben Maschinen.

Auch die Idee von KI ist nichts

Neues. Informatik als Fach gibt es schon

seit den 1950er Jahren und im Prinzip

hat sich alles nur weiterentwickelt und

ist besser zugänglich geworden.“ Sie

rät Eltern dazu, sich nicht vor aktuellen

Entwicklungen zu verschließen, sondern

neue Tools und KI wie ChatGPT anzunehmen

und einfach mal auszuprobieren

– um die Angst zu nehmen und ein

gewisses Grundwissen zu erwerben.

„Im Endeffekt wird es nicht die KI sein,

die einem den Job wegnimmt, sondern

eine Person, die besser mit KI umgehen

kann“, sagt Nadine Lahn. Sie rät dazu,

sich darauf einzustellen, dass Tätigkeiten

sich immer weiter verändern und entwickeln.

„Wenn Eltern das akzeptieren und

entspannt mit der Arbeitswelt und ihren

Veränderungen umgehen, sind sie für

ihre Kinder ein tolles Vorbild. Das ist die

beste Möglichkeit, den Jugendlichen die

Angst vor der Zukunft zu nehmen.“

Mit der Schule

fertig, los!

FSJ / BFD

Orientieren und praktische

Erfahrungen sammeln.

fsd-köln.de

FSJ und BFD werden gefördert vom:

20 KÄNGURUplus 2025/26


ZUKUNFT

Berufsorientierungs messen

DER WEG ZUM

TRAUMJOB

Ausbildung, Studium oder doch erstmal schnuppern

im Praktikum oder FSJ? Jungen Menschen steht

nach dem Schulabschluss die Berufswelt offen.

Das ist spannend – kann aber auch ganz schön

überfordern. Wer sich über seine berufliche Zukunft

noch keine Gedanken gemacht hat und Hilfe bei der

Orientierung braucht, kann sich bei Berufs- und Bildungsmessen

informieren. Dort stellen sich verschiedene

Bildungsträger und Arbeitgeber vor. An den

Ständen kommt ihr ins Gespräch und könnt Fragen

zu Bewerbung, Job und Karrieremöglichkeiten stellen.

Außerdem werden häufig Vorträge gehalten und

persönliche Berufsberatungen angeboten, die jungen

Menschen dabei helfen, ihren Weg zu finden. [lb]

Abitur – und jetzt?

Studieninformationstag

an der TH Köln

Mittwoch, 21. Mai 2025, 11.00 – 16.00 Uhr

an allen Standorten der TH Köln

Freu dich auf Infovorträge, Beratung rund um das

Thema Studium, Labor- und Werkstattvorführungen,

Teilnahmemöglichkeit an Lehrveranstaltungen u. v. m.

JUBI – DIE JUGEND-

BILDUNGSMESSE

5. April 2025

EvT/Schiller-Gymnasium,

Köln

28. Juni 2025

Bürgerhaus Stollwerck,

Köln

13. September 2025

Königin-Luise-Schule,

Köln

25. Oktober 2025

Bürgerzentrum

Engelshof, Köln

22. November 2025

Schulzentrum Hardtberg,

Bonn

weltweiser.de/jugendbildungsmessen/

KARRIERETAG

9. April 2025/

27. November 2025

RheinEnergieSTADION,

Köln

9. Oktober 2025

Telekom Dome, Bonn

karrieretag.org

VOCATIUM

14./15. Mai 2025

Brückenforum, Bonn

1./2. Juli 2025

XPOST, Köln

7./8. Oktober 2025

Rhein Sieg Forum, Bonn

vocatium.de

STUZUBI KÖLN

27. September 2025

XPOST, Köln

stuzubi.de

BERUFE LIVE

RHEINLAND

7./8. November 2025

XPOST, Köln

einstieg.com/messen/

berufe-live.html

PÄNG – JOBMESSE

FÜR PÄDAGOGISCHE

BERUFE

15. November 2025

Pattenhalle,

Köln-Ehrenfeld

jobmesse-paedagogik.

koeln

EINSTIEG KÖLN

30./31. Januar 2026

Koelnmesse, Halle 1,

Köln

einstieg.com/messen/

koeln.html

Weitere Informationen:

th-koeln.de/infotag

Abonniere den

Familien- NEWSLETTER

mit TIPPS FÜR TEENS

STADTMAGAZIN FÜR FAMILIEN

KÄNGURUplus 2025/26 21


ZUKUNFT

Ausbildung als

Chemikant:in

Voraussetzung:

• Mindestens mittlerer Bildungsabschluss.

Die meisten Unternehmen

erwarten einen Realschulabschluss

oder das Abitur sowie Zuverlässigkeit

und Sorgfalt.

Ausbildungsinhalte:

• Schulische Themen:

Parallel zur Arbeit im Betrieb wird die

Berufsschule besucht. Dort wird das

notwendige theoretische Wissen in

Fächern wie Chemie, Physik, Mathematik

und Werkstoffkunde vermittelt.

Deutsch und Umwelttechnik gehören

auch dazu.

• Berufsbezogener Lernbereich:

• Installationstechnische Arbeiten

• In der Produktionsanlage

Arbeitsmittel bedienen

• Organische Grundchemikalien

handhaben

• Stoffsysteme trennen und reinigen

• Messtechnik

• Qualitätsprüfungen durchführen

• Thermische und mechanische

Verfahrenstechnik

Vergütung:

1. Ausbildungsjahr: ca. 1.050 €

2. Ausbildungsjahr: ca. 1.100 €

3. Ausbildungsjahr: ca. 1.150 €

4. Ausbildungsjahr: ca. 1.200 €

Weiterbildung

Studium der Chemie oder Verfahrenstechnik,

Meisterausbildung und

technische Weiterbildungen.

www.shell.de/ueber-uns/karriere/

ausbildung.html

www.ihk.de/koeln/hauptnavigation/

ausbildung/ausbildungsberufe-a-bis-z/

chemikant--5221384

Text: Hanka Meves-Fricke

Foto: Wenke Atkins

ROMEO SISTIG

CHEMIKANT

IN AUSBILDUNG


ZUKUNFT

SICHERHEIT HAT

VORRANG

Als Fotografin Wenke Atkins und ich das

Gelände des Shell Energy and Chemicals

Park Rheinland betreten, gluckert

und rauscht es laut. Ein wenig riecht es

auch merkwürdig. Wir legen beide erst

einmal unsere Köpfe in den Nacken:

Ganz schön riesig und hoch sind die

Anlagen an der Godorfer Straße. Schnell

kommen wir nicht hinein: Erst einmal

heißt es, einen Besucherausweis abholen,

dann einen Sicherheitsfilm und die

Sicherheitseinweisung ansehen und anhören,

dann kommt die Ausrüstung: ein

knallroter Overall, Sicherheitsschuhe,

Gehörschutz sowie ein Helm, Flucht filter

und Warngeräte gehören dazu. Nach

zehn Minuten sind wir endlich fertig

für das Interview.

EIN GÜTERZUG VON

KÖLN NACH KAPSTADT

Hier bei Shell Rheinland werden Kraftund

Heizstoffe, Bitumen, Wasserstoff

und Flüssiggase produziert sowie

Grundstoffe für weitere Produkte, die wir

täglich nutzen, wie Lacke, Farben oder

Kleber. Die durchschnittliche Jahresproduktion

der Energie- und Chemieprodukte

bei Shell Rheinland würde auf

einen Güterzug passen, der so lang wäre

wie die Strecke von Köln nach Kapstadt.

Romeo Sistig erzählt uns, dass hier viele

verschiedene chemische Produktionsprozesse

ablaufen: „Die Anlagen hier

finde ich spannend und auch wir Auszubildende

dürfen schon bei Wartungen

und Säuberungen auf dem Gelände mitarbeiten.“

GUT ZUHÖREN

KÖNNEN GEFRAGT

Romeo möchte uns seinen Lieblingsarbeitsplatz

zeigen, das Kraftwerk an den

Gaskesseln. Für den Weg dorthin brauchen

wir einige Minuten. „Es gibt auch

Fahrräder hier“, erzählt Romeo mit einem

Schmunzeln. Dann kommt der

Hinweis, dass wir uns am Treppengeländer

festhalten sollen. Sollte ein Unfall

passieren, muss dieser gemeldet und

Rat des werkseigenen medizinischen

Dienstes, also der Ärzt:innen auf dem

Gelände, eingeholt werden. Für alle

Arbeiten brauchen die Mitarbeiter:innen

tagesaktuelle Genehmigungen.

„Sicherheit und Einweisungen in die

Anlagen machen einen großen Teil des

Unterrichts hier vor Ort aus“, erklärt uns

Romeo, während er uns die vielen Schieber

der Anlage erläutert. „Das Gute ist,

dass wir immer Kollegen fragen können,

damit wir keine Fehler machen, denn

jeder kann zu einem Unfall oder Schlimmerem

führen.“

VIELFALT AN AUFGABEN

Romeo geht flotten Schrittes über das

Gelände. „Die Vielfalt der Aufgaben, einerseits

das Arbeiten hier draußen und

andererseits Büroarbeiten, das macht

mir besonders Spaß.“ Gemeinsam mit

einer Auszubildenden absolviert er die

Ausbildung und ist jetzt im ersten Lehrjahr.

In der Berufsschulklasse sind sie 21

Schüler:innen, gut die Hälfte sind junge

Frauen.

Seine Ausbildung hat Romeo mit 18

Jahren direkt nach dem Fachabitur am

Europakolleg in Wesseling mit Chemieschwerpunkt

begonnen. Mit einem

Zweier-Schnitt ist er genommen worden.

Wichtiger als die Schulnoten ist der

Einstellungstest. „Gut ist, dass ich mit

dem Auto zur Arbeit fahren kann, denn

wir beginnen schon um 7 Uhr morgens“,

erzählt er. Dafür endet sein Arbeitstag

auch bereits um 15 Uhr und er hat Zeit

für seine Freizeitbeschäftigungen, sich

mit Freunden treffen oder schwimmen

gehen. Später kommt Schichtarbeit

über alle sieben Tage der Woche und 24

Stunden hinzu. Der Chemiepark muss

rund um die Uhr betreut werden. Doch

das stört Romeo nicht. „Dafür gibt es

dann ja Zulagen.“

Kritische Stimmen über Umweltprobleme

in der Chemiebranche hat Romeo

noch nicht gehört. „Umweltschutz spielt

dafür in der Ausbildung eine große Rolle

und wir hier bei Shell erleben gerade

eine riesige Umstellung.“ Shell baut

zurzeit einen Wasserstoff-Elektrolyseur,

und zwar nicht irgendeinen, sondern einen

der größten der Welt. Bis 2050 will

Shell als Unternehmen Netto-Null-CO2-

neutral werden, also emissionsneutral.

Anstatt allein auf den Rohstoff Öl baut

das Unternehmen für die Kraftstoff- und

Chemikalienproduktion zunehmend auf

die Abfallkreislaufwirtschaft, biogene

Feedstocks, also biobasierte Einsatzstoffe,

und grünen Wasserstoff. Doch eine

solche Transformation geht nicht von

heute auf morgen.

SPASS AN CHEMIE UND

MATHE IST EIN PLUS

„Spaß am Chemieunterricht sollte man

auf jeden Fall haben, wenn man Chemikant

werden möchte, doch Mathematik

ist ebenfalls wichtig, um die Formeln zu

verstehen und die Arbeit schriftlich festhalten

zu können“, erläutert Romeo. Zur

Arbeit in den Anlagen gehört das Überwachen

chemischer Reaktionen, das

Steuern von Produktionsprozessen, das

Durchführen von Qualitätskontrollen

sowie die Wartung der Anlagen. Ein Teil

der Arbeit erfolgt auch im Labor. Shell

setzt Drohnen und Roboter zur Kontrolle

seiner Anlagen ein. Begeisterung

für Innovation und neue Technologien

sind daher ebenfalls willkommen. Die

Ausbildung selbst dauert dreieinhalb

Jahre. Auszubildende können verkürzen.

„Wenn es weiter so läuft, kann ich

das tun, aber das hängt von den Noten

im zweiten Ausbildungsjahr ab.“

Sorgfalt und Zuverlässigkeit sind wichtige

Voraussetzungen, um hier zu arbeiten.

„Eine Notfallübung habe ich noch

nicht erlebt, aber einen Feueralarm.“

Mir fällt die italienische Flagge am Helm

des Pressesprechers Sebastian Düring

auf. Er antwortet lachend: „Die Flaggen

zeigen, welche Sprache wir außer

Deutsch noch sprechen. So erkennen

Mitarbe tende, die vielleicht nicht fließend

Deutsch sprechen, an wen sie sich

im Notfall in ihrer Muttersprache wenden

können.“

VOM MEISTER BIS ZUM

CHEMIESTUDIUM –

ALLES IST MÖGLICH

Für Chemikant:innen gibt es viele Möglichkeiten,

sich weiterzubilden: Chemie

oder Verfahrenstechnik studieren oder

einen Meister machen. „Ich bin ja erst

im ersten Lehrjahr, aber ich könnte mir

schon vorstellen, später einen Meister

zu machen“, meint Romeo. „Und wer

sehen möchte, wie wir arbeiten, kann

einen Schnuppertag oder ein Praktikum

bei uns machen. Da sieht man am

besten, wie vielfältig hier die Arbeit ist.“

Dann zeigt Romeo noch auf die Fackel

neben den Schornsteinen der Anlage.

„Das ist eine gesetzlich vorgeschriebene

Sicherheitseinrichtung. Wenn es in den

Anlagen zu Störungen kommt oder sie

ganz abgeschaltet werden müssen, bleiben

Gase und andere Stoffe in den Anlagen

übrig. Diese können kurzfristig nicht

mehr weiterverarbeitet werden und

werden an eine Fackel weitergeleitet,

wo sie kontrolliert abgebrannt werden.“

Wenn alles ruhig ist, ist nur die kleine

Pilotflamme zu sehen, die zeigt, dass die

Anlagen für das Abfackeln bereit sind.

Und wer Fragen dazu hat oder wissen

will, warum dieser Prozess manchmal

laute Geräusche macht, kann sich rund

um die Uhr an die Shell-Hotline für die

Anwohner:innen wenden.

Am Ende unseres Rundganges geht das

Ablegen der Sicherheitskleidung viel

leichter als das Anlegen. Ich könnte mich

dran gewöhnen, sage ich zu Wenke,

und sie stimmt mir zu.

KÄNGURUplus 2025/26 23


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