KÄNGURUplus 2025/26
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: – Familienleben: Über Politik reden – Gesundheit: Mental Health – Berufe-Check: Chemikant:in
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
– Familienleben: Über Politik reden
– Gesundheit: Mental Health
– Berufe-Check: Chemikant:in
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
2025/2026
FAMILIENLEBEN
Über Politik reden
GESUNDHEIT
Mental Health
BERUFE-CHECK
Chemikant:in
ZUKUNFT
HAST DU
WAS AUF
DEM KASTEN?
Alle Infos zu
Deiner Ausbildung
hier!
Cölner Hofbräu FRÜH . 022126 13 0 . frueh-karriere.de
INHALT / EDITORIAL
INHALT
FAMILIENLEBEN
04 Über Politik reden
Wir haben was zu sagen! –
Die politische Stimme der Jugend
GESUNDHEIT
10 Mental Health
Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen –
Erkennen und handeln
ZUKUNFT
16 Was kommt als Nächstes? –
Freiwilligendienste von FSJ bis IJFD
18 Zukunftsberufe? – KI in der Arbeitswelt
21 Berufsorientierungsmessen –
Der Weg zum Traumjob
22 Berufe-Check
Romeo Sistig: Chemikant in Ausbildung
Liebe Leser:innen,
dieses Editorial wurde ohne Hilfe von KI geschrieben.
Diesen oder einen ähnlichen Hinweis bekommen wir in
Zukunft vielleicht häufiger zu sehen. Noch sind wir an dem
Punkt, an dem etwas gekennzeichnet wird, wenn KI an
der Herstellung beteiligt war, wie zum Beispiel bei Fotos.
Aber wer weiß, wie die Zukunft von Künstlicher Intelligenz
aussieht. Aber keine Sorge, von Szenarien à la „Terminator“
oder „Matrix“ sind wir noch weit, wenn nicht ganz und
gar entfernt. Das haben wir uns in der KÄNGURU-
Redaktion bei einer KI-Schulung bestätigen lassen.
Was sich aber nicht ignorieren lässt, ist, dass Künstliche
Intelligenz in Zukunft eine immer größere Rolle in unserer
Welt einnimmt. Das reicht von Robotern, die bei der
Produktion von Waren helfen, über Chatbots, die bei der
Navigation unterstützen, bis hin zu selbstfahrenden Autos.
So öffnen sich immer neue Möglichkeiten – und neue
Arbeitsfelder. Es werden neue Fähigkeiten gebraucht,
neue Berufszweige geschaffen und neue Studien- und
Ausbildungs angebote. Natürlich stellen sich in diesem
Zusammen hang auch allerlei Fragen – unter anderem,
was das alles für die berufliche Zukunft der eigenen
Kinder bedeutet. Dieser und anderen Fragen ist unsere
Autorin Angela Sommersberg nachgegangen und hat
interessante Antworten mitgebracht.
© Wenke Atkins
Das nächste KÄNGURUplus
erscheint im Frühjahr 2026.
22
Außerdem geht es in dieser Ausgabe um das Thema Politik
und darum, wo und wie Jugendliche ihre eigene politische
Stimme sehen. Auch das Thema Mental Health hat in diesem
Heft seinen Platz gefunden – vor allem mit der Frage,
wie Eltern erkennen können, ob ihre Kinder psychisch
belastet sind, und wie sie ihnen helfen können.
Im Berufe-Check berichtet dieses Mal ein Chemikant in
Ausbildung von seiner Arbeit.
Viel Spaß beim Lesen!
INGA DREWS UND DAS KÄNGURUplus-TEAM
IMPRESSUM
Sonderveröffentlichung
Känguru Colonia Verlag GmbH
Hansemannstr. 17–21
50823 Köln
Tel. 0221 – 99 88 21-0
www.kaenguru-online.de
Auflage
35.000
25.000 Teilbeilage im
April 2025 in KÄNGURU
Stadtmagazin für
Familien in Köln/Bonn,
10.000 freie Verteilung
Redaktionsleitung
Inga Drews (V. i. s. d. P.)
Mitarbeit
Wenke Atkins
Thea Wittmann
Angela Sommersberg
Lisa Böttcher
Hanka Meves-Fricke
Annika Eliane Krause
Mediaberatung
Sonja Bouchireb
bouchireb@kaenguru-online.de
Mareike Krus
krus@kaenguru-online.de
Yasemin Sistig
sistig@kaenguru-online.de
Johanna Steiner
steiner@kaenguru-online.de
Gestaltung
Bianca Werninghaus,
www.designfee.com
Lektorat
Kirsten Nagel
Druck
Rehms Druck GmbH
Titelfoto
© adobestock.com/
Valerii Honcharuk
Bildnachweise am Foto
KÄNGURUplus 2025/26
3
FAMILIENLEBEN
Text: Lisa Böttcher
WIR HABEN
WAS ZU
SAGEN!
Die politische Stimme
der Jugend
© istockphoto.com/Natalya Kosarevich
4 KÄNGURUplus 2025/26
Dein
Freiwilligendienst
im Ausland!
Bereit für neue
Perspektiven?
Jetzt
bewerben!
Im Auftrag des
In Europa herrscht Krieg,
der Klimawandel nimmt
ungebremst an Fahrt auf,
die Welt wirkt immer bedrohlicher
und die Gesellschaft
scheint sich weiter zu spalten,
anstatt zusammenzurücken.
Insbesondere Jugendliche und
junge Erwachsene stolpern
nun sehenden Auges in
diese ungewisse Zukunft –
und fühlen sich dabei
erschreckend machtlos.
KÄNGURUplus 2025/26 5
FAMILIENLEBEN
Dass die Demokratie und die politische Zukunft Deutschlands auch den Jugendlichen
nicht egal sind, beweisen sie eindrücklich, indem sie sich informieren, demonstrieren,
politisch aktiv werden und vor allem wählen. Dennoch fühlen sich viele Jugendliche
von Erwachsenen und der Politik nicht ernst genommen. Autorin Lisa Böttcher geht
den Fragen nach, wie sie die politische Landschaft wahrnehmen, was die Verlagerung
des Wahlkampfes in die digitalen Medien bedeutet und was Eltern beachten können,
wenn sie mit ihren jugendlichen Kindern über politische Themen sprechen.
POMMES UND POLITIK
„Ich beschäftige mich viel mehr mit Politik
als meine Eltern. Trotzdem habe ich
manchmal das Gefühl, dass sie meine
Meinung nicht ernst nehmen.“ Diese
ernüchternde Bilanz zieht die 15-jährige
Merle. Sie steht mit ihrer Freundin
Clara, ebenfalls 15, in der Schlange vor
einem Imbisswagen. Sie sind zwei von
geschätzt 120 Jugendlichen, die sich
hier eine kostenlose Portion Pommes
abholen wollen. Den Vormittag hat
die 10. Klasse der Katharina-Henoth-
Gesamtschule in Workshops mit Namen
wie „Stammtischkämpfer:innen“,
„Militarisierung und Frieden“, „Rechtsruck
in Deutschland“ oder „Macht,
Männer, Musk“ verbracht. Nach der Mittagspause
steht ihnen eine politische
Debatte bevor. Diese und die Workshops
sind Teil eines Aktionstages zur
U-18-Wahl, der kurz vor der Bundestagswahl
2025 vom Kölner Jugendring e. V.
organisiert wird.
Bei der Debatte vertreten sind Lokal -
politiker:innen von SPD, FDP, CDU, Volt,
den Grünen und der Linken. Die AfD wurde
nicht eingeladen. Damit entsprach die
Veranstaltung nicht dem Grundsatz der
Chancengleichheit der Parteien, an den
Schulen als städtische Einrichtungen
gebunden sind. Aus diesem Grund durfte
die Debatte nicht in der Schule stattfinden.
Der Vingster Pfarrer Franz Meurer
bot seine Kirche St. Theodor deshalb als
Ausweichstandort an.
So versammeln sich die Schüler:innen
der 10. Jahrgangsstufe der KHG im
kreisrunden Kirchsaal. Sie verteilen
sich auf den hölzernen Kirchenbänken,
scrollen am Handy oder unterhalten
sich, während die Politiker:innen mit
Mikrofonen und Wasser ausgestattet
werden. An dieser Stelle sollte angemerkt
werden, dass die Schüler:innen
freiwillig hier sind. Da die Podiumsdiskussion
nicht als Schulveranstaltung
stattfinden kann, wurden die Jugendlichen
für den Nachmittag freigestellt
und konnten selbst entscheiden, ob sie
teilnehmen wollten. Bis auf eine Portion
Pommes lockte sie an diesem Tag also
nur die Neugier zu dieser politischen
Debatte. Und dass ihnen diese Neugier
abgesprochen wird, geht den meisten
gründlich gegen den Strich.
DIE RELEVANZ DER
JUNGEN MEINUNG
„Du bist zu jung, du verstehst das nicht."
Diesen oder zumindest einen ähnlichen
Satz haben viele der Jugendlichen, die
der Debatte an diesem Tag beiwohnen,
schon einmal gehört. „Ich wünsche mir,
dass Erwachsene mir zuhören, wenn ich
über Politik spreche. Und dass sie meine
Meinung ernst nehmen“, sagt die
16-jährige Simge. Manchmal habe sie
das Gefühl, dass Erwachsene ihre Aussagen
nicht für glaubwürdig halten. Dabei
wirkt die Jugendliche leidenschaftlich
und überzeugt – nicht naiv oder uninformiert.
„Wenn ich eine Info nicht verstehe
oder mir nicht sicher bin, ob sie
wahr ist, lese ich die Wahlprogramme“,
erklärt Simge. Und noch eins steht für
die Schülerin fest: „Ich würde gerne
wählen gehen."
Auch Clara und Merle macht die Ohnmacht
zu schaffen. „Erwachsene denken,
nur weil wir jünger sind, sind wir
im Unrecht“, erzählt Merle. Dabei würden
sie oft gar nicht abwarten, was die
Jugendlichen zu sagen haben. Clara
und Merle möchten ebenfalls wählen
dürfen. „Es ist schade, dass wir nichts
machen können“, erklärt Clara – auch
mit Blick auf den Rechtsruck, von dem
die junge Generation nicht verschont
bleibt. „Es ist deprimierend, dass so viele
Menschen die AfD wählen“, findet die
15-Jährige. Dass der Anteil bei den
Jungwähler:innen so groß ist, mache
ihr Angst. „Wir sind ja diejenigen, die die
Arbeiten mit
LEBENSHUNGER
WISSENSDURST
Verstärkung gesucht – komm zu uns ins Team!
Mach bei den Johannitern einen Freiwilligendienst.
Das zeichnet Dich aus:
• vertrauensvolle Arbeitsweise und eine hohe Lernbereitschaft
• Einfühlungsvermögen und Spaß am Umgang mit Menschen
• Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist
• einen gültigen Führerschein der Klasse B
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein-Erft
Frankfurter Str. 666, 51107 Köln
www.facebook.com/JohanniterKoelnLeverkusenRheinErft
instagram.com/johanniter_koeln.lev.rheinerft
Jetzt bewerben
6 KÄNGURUplus 2025/26
FAMILIENLEBEN
Zukunft ändern können.“ Für den Moment
beschränken die beiden Mädchen
sich darauf, ihre Sorgen und Meinungen
mit anderen – auch Erwachsenen – zu
teilen und zu hoffen, dass sich das auf
die Wahlentscheidungen auswirkt.
Doch nicht alle Jugendlichen sind sich
ihrer Sache so sicher. „Ich beschäftige
mich zwar mit Politik, aber mir wäre es
lieber, wenn Ältere wählen gehen“, erklärt
die 15-jährige Schülerin Kanisha.
„Ich finde, ich bin zu jung, und ich wäre
mir nicht sicher, wen ich wählen soll."
EINE DENKWÜRDIGE
WAHL
Nicht nur die Jugendlichen der Katharina-Henoth-Gesamtschule
treibt das
Wahlthema in diesem Jahr um. Rückblickend
war die Bundestagswahl 2025
vermutlich eine der nervenaufreibends -
ten der vergangenen Jahrzehnte. In
den wenigen Monaten, die zwischen
dem Bruch der Ampelregierung und
der vorgezogenen Wahl am 23. Februar
2025 vergangen sind, wurde ein harter,
öffentlichkeitswirksamer Wahlkampf geführt.
Hoch her ging es auch im Bundestag
und auf den Straßen deutscher
Großstädte.
Nach der Auszählung ist klar: Deutschland
erfährt mit knapp 84 Prozent die
höchste Wahlbeteiligung seit der Wiedervereinigung
und während die etablierten
Großparteien sich nur mit
Mühe in tiefes Fahrwasser kämpfen,
verdoppeln die AfD und Die Linke ihre
Wahlergebnisse im Vergleich zur Bundestagswahl
2021. Auch Schüler:innen
in ganz Deutschland konnten bei der
U-18-Wahl symbolisch abstimmen.
Ein Blick auf die Resultate zeigt: Klare
Gewinnerin ist ebenfalls Die Linke – und
zwar mit 20,84 Prozent der Stimmen.
Aus der jüngsten Wähler:innenkohorte
(18–24 Jahre) bei der Bundestagswahl
holt Die Linke sich sogar 25 Prozent, also
ein Viertel aller Stimmen, dicht gefolgt
von der AfD mit 21 Prozent.
DER SCHRITT INS
DIGITALE
Auch wenn es viele Gründe für die Wahlentscheidungen
der jungen Generation
gibt – die Social-Media-Präsenz
scheint eine Rolle zu spielen. Das
haben einige der Parteien verstanden.
AfD und Die Linke verzeichnen die meisten
Follower:innen auf Instagram und
TikTok.
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
Auf TikTok folgen der AfD über 560.000
Menschen, auf Instagram 310.000. Spitzenkandidatin
Alice Weidel versammelt
nochmals über 935.000 Follower:innen
auf TikTok und 530.000 auf Instagram.
Damit kann keine der anderen Parteien
konkurrieren. Der Linken folgen auf Instagram
immerhin 432.000 Menschen,
auf TikTok über 386.000. Spitzenkandidatin
Heidi Reichinnek zählt knapp
590.000 Follower:innen auf TikTok und
nochmals 566.000 auf Instagram.
SOCIAL-MEDIA-AUFTRITT DER PARTEIEN
0
FOLLOWER:INNEN AUF INSTAGRAM UND TIKTOK
Stand der Follower:innenzahlen vom 26. Februar 2025
TIKTOK
AfD Die Linke Die Grünen SPD CDU
HAST DU LUST, DIE WELT ZU ENTDECKEN
UND DICH SOZIAL ZU ENGAGIEREN?
Die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste
(JGD) sind Teil des Kolpingwerks Deutschland
und organisieren als gemeinnützige und
zertifizierte Entsendeorganisation seit vielen
Jahren Workcamps und Freiwilligendienste in
aller Welt.
Für Jugendliche ab 16 Jahren werden Workcamps
in Afrika, Asien, Europa, Latein-/Nordamerika
und Ozeanien angeboten. Die dreibis
vierwöchigen Workcamps finden in den
Sommerferien als begleitete Gruppenreisen
statt und ermöglichen dir, das Land von innen
kennenzulernen. Durch die Mitarbeit in einem
sozialen, handwerklichen oder ökologischen
Projekt erhältst du einen tiefen Einblick in den
Alltag anderer Kulturen.
Die Workcamp-Auswahl ist groß: Von der
Kinderbetreuung in Südafrika über die Markierung
von Wanderwegen in Rumänien bis hin
zu Umweltschutz-Tätigkeiten auf Galapagos –
mit den Kolping JGD findest du bestimmt dein
Wunsch-Workcamp!
Du hast mehr Zeit, bist mindestens 18 Jahre
alt und möchtest dich langfristiger engagieren?
Dann erlebe in einem einjährigen
Freiwilligendienst Menschen, Land und
Kultur intensiv in einem der Partnerprojekte
in Lateinamerika, Afrika, Asien oder
Ozeanien.
Alle Termine und Infos gibt es
unter www.kolping-jgd.de
KÄNGURUplus 2025/26
7
FAMILIENLEBEN
Dass Social Media bei der Informationsbeschaffung
zu politischen Themen eine
enorme Rolle spielt, bestätigen auch die
Jugendlichen. Instagram, YouTube und
TikTok sind für sie ebenso Informationsquellen
wie Unterhaltungsplattformen.
Wie Wahlkampf auf Social Media funktioniert,
erklärt Robert de Lubomirz-
Treter. Er ist Politikwissenschaftler und
Teamleiter der Online-Plattform „Frag
Zebra“ – eines Anbebots der Landesanstalt
für Medien NRW, das Eltern,
Jugendlichen und Kindern Fragen zu
Themen rund um Medien beantwortet.
„MAN MUSS ALLES
HINTERFRAGEN“
„Der Wahlkampf auf Social Media ist geprägt
durch ganz viele Angebote“, erklärt
Robert de Lubomirz-Treter. „Da gibt
es Nachrichtenportale, Creator:innen,
die teilweise ihre politische Meinung
im Internet verkünden, und natürlich
die Politiker:innen und Parteien selbst."
Nicht zu unterschätzen seien laut dem
Experten aber auch Portale, die zwar
wie Nachrichten aussehen, aber keinerlei
journalistischen Anspruch haben und
Meinung nicht entsprechend kennzeichnen.
Diese verschiedenen Akteure
zu unterscheiden, setze ein gewisses
Verständnis voraus.
Dass man nicht allen Informationen, die
einem auf Social Media begegnen, blind
vertrauen sollte, wissen einige Jugendliche.
„Man muss auf Instagram eigentlich
alles hinterfragen und durch andere
Quellen prüfen“, sagt Merle. Auch Simge
bespricht die Themen lieber nochmals
mit ihrer Mutter oder bemüht Google.
„Es gibt aber auch seriöse Online-Quellen“,
ergänzen die
Schülerinnen. „Tagesschau
online zum
Beispiel. Oder YouTube-Kanäle, wie Die
da oben oder Mr. Wissen2Go." Beide
Formate sind Teil des öffentlich-rechtlichen
Programms.
DER KAMPF UM
DIE KLICKS
Nicht alle jungen Menschen begegnen
digitalen Medien jedoch so kritisch
und reflektiert wie diese Schüler:innen.
„Gerade zu Influencer:innen und
Creator:innen besteht ein großes Vertrauen
seitens der Jugendlichen“,
erklärt Robert de Lubomirz-Treter. „Es
entstehen gefühlte Freundschaften
zu den Menschen, die da eine Stimme
haben." Hinzu komme die viele Zeit, die
Teenager und junge Menschen am Tag
auf Social Media verbringen. All das
führe dazu, dass digitaler Wahlkampf
tatsächlich Einfluss auf die politische
Meinung hat.
Dass gerade extreme Meinungen sich
schnell verbreiten, liege an der hohen
Emotionalität dieser Beiträge. „Alles, was
starke Gefühle hervorruft, wird gut geklickt
und dementsprechend dann auch
zu Ende geguckt“, erklärt der Politikwissenschaftler.
„Extremismus lebt ja
davon, dass er sich irgendwie verbreiten
muss, um eine gewisse Macht zu entwickeln.
Und Social Media ist dafür ein
guter Nährboden, weil es sich schnell
multipliziert, technische Manipulationen
zulässt und weil man Kleines einfach
ganz groß aussehen lassen kann."
PRÄVENTION UND
BAUCHGEFÜHL
Natürlich sind nicht alle erfolgreichen
Social-Media-Auftritte und -Beiträge
manipuliert, populistisch oder gar extremistisch.
Politischer Austausch –
auch in der digitalen Welt – ist
ein wichtiger Teil der Gesellschaft.
Daher lohnt sich ein
genauerer Blick auf die
Inhalte. „Wir empfehlen allen Eltern, sich
Social Media auch mal zeigen zu lassen“,
rät der Politikwissenschaftler. „Man
hat dort fünf lustige Videos und dann
kommt ein politisches.“ Den Schalter im
Kopf umlegen zu können, von Unterhaltung
zu potenzieller Beeinflussung, sei
zentral. Und das können Eltern leichter
nachvollziehen und mit Kindern üben,
wenn sie es selbst erleben.
Wenn es Eltern schwerfällt, das digitale
Tempo zu halten, helfen Angebote wie
„Frag Zebra“. Dort werden neue digitale
Trends und Entwicklungen aufgeschlüsselt,
aber auch die Funktionsweisen und
Eigenheiten von Apps erklärt. Eltern können
Fragen oder Stichwörter einsenden
und sich individuell beraten lassen. Oft
kann ein Blick auf den Instagram-Kanal
oder die Website von „Frag Zebra“ schon
weiterhelfen.
Jugendlichen rät Robert de Lubomirz-
Treter zu Vorsicht, wenn Nachrichten
oder Beiträge starke negative Gefühle
wie Wut oder Hass auslösen. „Wenn
es einem so nah geht, ist das vielleicht
der richtige Moment, um das Handy mal
wegzulegen, durchzuatmen und den
Beitrag nicht direkt zu teilen."
ZUHÖREN UND
ERNST NEHMEN
Doch was, wenn Versuche, über Politik
zu sprechen, immer wieder scheitern?
Julia Körfgen ist Sozialpädagogin und
Jugendbildungsreferentin beim Kölner
Jugendring. Sie ist der Meinung, dass
Eltern einen großen Einfluss auf ihre
Kinder ausüben. Umso wichtiger sei es,
ihnen zuzuhören und die Meinungen
und Sorgen von Jugendlichen ernst zu
nehmen. Denn es ist nicht unüblich,
dass sich politische Meinungen von Generation
zu Generation unterscheiden.
Wenn Eltern allerdings beobachten, dass
ihre Kinder den Pfad der Demokratie
© istockphoto.com/Natalya Kosarevich
8 KÄNGURUplus 2025/26
verlassen, besteht Handlungsbedarf. „In
dem Fall ist eine Möglichkeit, die Jugendlichen
in ein anderes, demokratisches
Umfeld zu bringen“, schlägt die
Sozialpädagogin vor. „Die Jugendverbandsarbeit
oder Ferienfreizeiten können
da helfen." Außerdem sollten Eltern
sich auch in dieser Situation mit der
Meinung ihrer Kinder auseinandersetzen
und nachvollziehen, warum sie den
Schritt in die Radikalisierung gehen. Die
Ursachen können womöglich auf andere
Weise bekämpft werden.
„GUTE KOMMUNIKATION
IST DER SCHLÜSSEL“
In der politischen Kommunikation mit
Jugendlichen insgesamt aber gilt: Zuhören,
ernst nehmen, sachlich diskutieren
und den Jugendlichen nicht ihre Kompetenz
absprechen. Eltern sollten versuchen,
die Lebenswelten ihrer Kinder
zu verstehen, und ihre eigenen Ansichten
im Zweifel ebenso reflektieren und
erklären, anstatt sie den Jugendlichen
aufzubinden.
„Eltern müssen sich anschauen, wie ihre
Kinder aufwachsen und wie sie selbst
aufgewachsen sind“, erklärt Julia Körfgen.
Denn viele Meinungsunterschiede seien
in der Sozialisation begründet. „Außerdem
ist gute Kommunikation der
Schlüssel, damit Verständnis für beide
Seiten aufgebracht werden kann." Wenn
sich die Gespräche immer wieder im
Kreis drehen, muss man sich vielleicht
doch darauf einigen, dass man sich nicht
einig wird. In dem Fall mache es Sinn, die
Jugendlichen ihren eigenen Weg gehen
zu lassen, so Julia Körfgen.
KÄNGURUplus 2025/26
9
GESUNDHEIT
Text: Annika Eliane Krause
MENTAL
HEALTH
Psychische Gesundheit
von Kindern und Jugendlichen
Erkennen und handeln
Wenn es dem eigenen Kind schlecht geht,
verschwimmen Sorgen mit Schuldgefühlen und Überforderung.
Viele Eltern haben Schwierigkeiten, zu erkennen, wenn ihr Kind
psychische Auffällig keiten zeigt. Groß ist die Angst, als Eltern versagt
und die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst zu haben.
Wie kann ich als Elternteil feststellen, ob mein Kind auffällig ist?
Welche frühen Anzeichen deuten auf
eine mögliche Erkrankung hin?
© adobestock.com/Good Studio
10 KÄNGURUplus 2025/26
DABEI HELFEN,
DASS SIE IHREN
ATEM HÖRT ?
IST JETZT DEIN JOB !
Jetzt
bewerben!
Mach eine Ausbildung
zum Hörakustiker (m/w/d) !
Jetzt bewerben unter:
koettgen-hoerrevolution.de/azubis
Du magst den Umgang mit
Menschen? Du möchtest
etwas Sinnvolles machen
und anderen helfen?
Wenn Du gerne Kontakt mit Jugendlichen und
Erwachsenen hast und Freude an Ästhetik hast,
bist Du in unserem Team genau richtig!
Wir sind eine moderne Kieferorthopädische
Praxis in Köln, die ihren Beruf mit einer
großen Begeisterung praktiziert.
Eine gute Stimmung im gesamten
Team ist uns sehr wichtig, ebenso wie
eine wertschätzende Atmosphäre
allen Mitarbeitern gegenüber.
Wir suchen ab sofort ein/e/s
AUSZUBILDENDE/R/S ZUR
ZAHNMEDIZINISCHE/N
FACHANGESTELLTE/N/S
Komm doch einfach mal vorbei und
mache Dir ein Bild von uns und unserem
Team und schaust, wieviel Freude
dieser Beruf macht!
Melde Dich gerne per Mail:
dr.julia.neuschulz@gmx.de oder ruf
einfach an: 0221 58910 555!
www.diekfo.de
#die_kieferorthopaedie
KÄNGURUplus 2025/26 11
GESUNDHEIT
© adobestock.com/Good Studio
Laut der COPSY-Studie, für die das Hamburger
Uni-Klinikum seit der Corona-
Pandemie einmal im Jahr 1.000 Kinder
und Jugendliche im Alter von 11 bis 17
Jahren befragt, fühlt sich jedes dritte
Kind psychisch belastet. Vor Corona war
das noch bei jedem fünften Kind der Fall.
Auch bei der Shell Jugendstudie 2024
ist ein zentrales Ergebnis die steigende
Besorgnis über mentale Gesundheit:
58 Prozent der 12- bis 25-Jährigen
gaben an, dass sie regelmäßig über
Stress, Erschöpfung und Überforderung
nachdenken. Besonders junge Frauen
sind von diesen Belastungen betroffen:
67 Prozent der weiblichen Befragten
fühlen sich oft durch schulische oder
berufliche Anforderungen gestresst.
Die Angst vor einem Krieg in Europa
(81 Prozent) sowie die Sorge um die
wirtschaftliche Lage und möglicherweise
steigende Armut (67 Prozent) sind
im Jahr 2024 bei den Jugendlichen an
die Spitze der abgefragten Ängste gerückt.
Es gibt also viele Faktoren, die die
psychische Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen beeinflussen. Mit den Auswirkungen
umzugehen und darauf zu
reagieren, liegt im ersten Schritt in der
Verantwortung der Eltern.
Ob Wutanfälle an der Supermarktkasse,
eine geklaute Süßigkeit oder der erste
Vollrausch als Teenager – in der
Entwicklung eines Kindes gibt es
emotio nale, intensive und herausfordernde
Etappen. Viele solcher Veränderungen
gehören zum Familienalltag.
Wenn proble matische Verhaltensweisen
allerdings nicht mehr selten, sondern
häufig auftreten oder es einen plötzlichen
Wechsel des Verhaltens gibt,
sollte der Entwicklung des Kindes oder
Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit
geschenkt werden.
SYMPTOME UND
ERKRANKUNGEN
Bei Anzeichen für psychische Auffälligkeiten
kann zwischen nach innen und
nach außen gerichteten Symptomen
unterschieden werden. Zu den äußeren
Symptomen zählen Hyperaktivität, Wutausbrüche,
Impulsivität, Reizbarkeit oder
Leistungsverweigerung. Nach innen gerichtete
Symptome umfassen Ängste,
Übervorsicht, anhaltende Traurigkeit
oder Sorgen, das Nachlassen persönlicher
Interessen, Konzentrationsstörungen,
Leistungsabfall, Schlafprobleme,
Albträume, Entwicklungsrückschritte,
körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen
oder Übelkeit ohne physische
Ursache, sozialer Rückzug sowie
emotionale Abstumpfung. Im Alltag äußern
sich diese Symptome in häufigen
Konflikten, wiederholtem Lügen, der
Vermeidung von Aktivitäten wie dem
Schulbesuch, plötzlichem Leistungsabfall
oder auffälligem Ess- und Trinkverhalten.
Zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen
bei Kindern und Jugendlichen
gehören Suchtprobleme (zum
Beispiel Internet- oder Spielsucht),
Angststörungen (zum Beispiel Panikattacken),
Regulationsstörungen (wie
ADHS), Bindungsstörungen, Essstörungen,
Depressionen, Traumafolgestörungen
(beispielsweise nach sexuellem
Missbrauch) oder Zwangsstörungen (wie
Waschzwang).
12 KÄNGURUplus 2025/26
GESUNDHEIT
Perspektive einer Betroffenen
»Im Sommer 2022 fing es an, dass ich eine Traurigkeit in mir hatte, der ich keinen klaren
Auslöser zuordnen konnte. Eine Zeit lang bin ich jeden Tag aufgewacht und musste mich
zwingen, aufzustehen. Ich war energielos und habe nach der Schule nur noch im Bett gelegen und
geweint. Während des Unterrichts habe ich die Traurigkeit unterdrückt, auch wenn ich die ganze Zeit
hätte weinen können. Ich habe immer sehr darauf geachtet, dass niemand mitbekommt, wie es mir
wirklich geht. Ich wollte andere Menschen nicht mit meinen Problemen belasten und habe mich aus
Freundschaften zurückgezogen. Meiner Mutter ist meine Veränderung aufgefallen. Sie hat mich
gefragt, was los ist, ohne mich zu einem Gespräch zu drängen. Wenn ich einfach nur geweint habe,
war sie da und meinte, dass es okay ist. Dass sie meine Gefühle gemeinsam mit mir ausgehalten hat,
war eine große Entlastung. In der Zeit hat sie mir oft abends etwas vorgelesen, um mich zu beruhigen
und abzulenken. Sie hat mich gebeten, aufzuschreiben, wann diese Traurigkeit kommt:
Das war über einen langen Zeitraum häufiger als dreimal pro Woche. Wir sind dann zur Kinderärztin
und Frauenärztin gegangen, um mich körperlich abchecken zu lassen und meine Hormone zu
kontrollieren. Da die Werte unauffällig waren, hat meine Kinderärztin eine Therapie vorgeschlagen.
Dafür war ich sehr dankbar, weil mir die Idee selbst schon gekommen war,
ich mich aber nicht getraut habe, diesen Wunsch zu äußern.
Nach dem Vorschlag der Kinderärztin haben sich meine
Eltern um einen Therapieplatz gekümmert und
mich zum Erstgespräch begleitet. Mittlerweile
geht es mir wieder besser und ich bin
dankbar für die Unterstützung meiner
Eltern in dieser schwierigen Zeit. «
© adobestock.com/Good Studio
NORA, 19
KÄNGURUplus 2025/26 13
GESUNDHEIT
Heike Petereit-Zipfel ist
kommissarische Vorsitzende
des Bundesverbandes
der Angehörigen psychisch
erkrankter Menschen. Als ihr
Sohn in der Jugend psychisch
erkrankte, fühlte sie
sich oft alleingelassen. Mittlerweile
bietet sie selbst die
Hilfe an, die sie sich damals
gewünscht hätte: Als freiberufliche
Sozialarbeiterin,
psychotherapeutische Heilpraktikerin,
Familiencoach
und durch Erste-Hilfe-Kurse
für die psychische Gesundheit
unterstützt sie Familien
in Krisensituationen.
»KÄNGURUplus: Wie können
Eltern erkennen, dass ihr
Kind psychisch belastet ist?
Heike Petereit-Zipfel: Dafür muss
individuell der Charakter des Kindes
betrachtet werden. Menschen
sind unterschiedlich – manche Kinder
suchen oft den Kontakt zu den
Eltern, andere sind selbstständiger
oder introvertierter. Wenn eine Veränderung
des Wesens auftritt, kann
das ein Indiz dafür sein, dass etwas
nicht stimmt. Bei Rückzug sollten
Eltern genauer hinschauen. Wenn
keine Kommunikation mehr stattfindet,
kein Kontakt mehr da ist, ist es
die Aufgabe der Eltern, aufmerksam
zu sein und den Kontakt durch ein
Gespräch zu suchen. Weitere Anzeichen
können sein, wenn Kinder nicht
mehr die Dinge tun, die ihnen vorher
Spaß gemacht haben. Oder wenn
plötzlich Dinge Probleme bereiten,
die vorher nie Probleme bereitet haben.
Wenn Kinder abrupt schlechte
Noten in der Schule haben oder sie
anfangen, nicht mehr in die Schule
zu gehen. Wenn sich Kinder aggressiv
verhalten, ist das auch ein Grund
dafür, sich ihnen zuzuwenden. Bei
nichts von dem, was ich gerade gesagt
habe, kann man davon ausgehen,
dass es ein sicheres Indiz dafür
ist, dass sich eine psychische Störung
entwickelt. Aber es kann darauf
hinweisen und erfordert besondere
Aufmerksamkeit der Eltern.
Interview mit
Heike Petereit-Zipfel
»Wie können Eltern darauf
reagieren, wenn sie eine
Veränderung bei ihrem Kind beobachten?
Ganz wichtig ist es, in Ich-Botschaften
zu kommunizieren. Wir sollten
teilen, was wir beobachten und was
uns Sorgen bereitet. Dabei können
wir betonen, dass wir nicht neugierig
oder übergriffig sein wollen, sondern
uns interessieren und uns das Kind
wichtig ist. Wir dürfen nicht verurteilen
oder zu stark zu einem Gespräch
drängen. Als Eltern müssen wir flexibel
sein und einen guten Raum für ein
Gespräch schaffen. Wir können nicht
verlangen, dass sich das Kind öffnet,
wenn wir gerade Zeit dafür haben.
Vielmehr müssen wir uns die Zeit
für ein ruhiges Gespräch nehmen,
wenn das Kind bereit ist, sich zu öffnen.
Wir sollten dem Kind versichern,
dass es uns vertrauen kann und das
Gespräch erstmal unter uns bleibt,
wenn ihm das wichtig ist. Manchmal
hilft die einfache Frage: „Du wirkst so
traurig, was ist eigentlich mit dir los?“
Wenn dann der Kummer herausgelassen
wird, ist schon viel getan –
denn je länger uns etwas belastet,
umso schwieriger kann es werden,
das Problem aufzulösen und umso
leichter manifestiert sich daraus eine
Störung.
»Wo können sich Eltern über
Hilfsangebote informieren?
Bei uns auf der Seite des BApK
(Bundesverband der Angehörigen
psychisch erkrankter Menschen) gibt
es weiterführende Links und Hilfsangebote.
Dort gibt es zum Beispiel
ein Selbsthilfenetzwerk und Beratungsangebote
per Telefon oder
E-Mail. Außerdem kann ich den
Mental-Health-First-Aid-Kurs empfehlen.
In den Ersthelfer-Kursen wird
Grundwissen über verschiedene
psychische Störungen und Krisen
vermittelt. Es geht darum, wie Bezugspersonen
Probleme erkennen
und Betroffene zu professioneller
Hilfe ermutigen sowie weitere
Ressourcen aktivieren können. Die
Kurse dauern insgesamt zwölf Stunden
und finden online oder deutschlandweit
in Präsenz statt. Mittlerweile
gibt es auch einen Erste-Hilfe-Kurs
mit dem Fokus auf junge Menschen,
den ich Eltern, Lehrkräften und allen
Menschen in Kontakt mit Kindern
und Jugend lichen ans Herz legen
möchte.
»Wie können Eltern mit den
Themen Schuld und Scham
umgehen, wenn ihr Kind psychische
Probleme hat?
Die Selbsthilfe ist sehr hilfreich zur
Bewältigung dieser Belastung. Der
Austausch mit anderen Eltern in
ähnlicher Situation kann heilsam
sein. Dazu kommt das Wissen über
psychische Erkrankungen – zu verstehen,
warum sich das Kind so verhält,
hilft dabei, sich von dem Verhalten
nicht persönlich angegriffen
zu fühlen. Unabhängig von Schuld
und Scham ist eine Auseinandersetzung
mit dem eigenen Verhalten in
Bezug auf die Probleme des Kindes
aber immer sinnvoll und notwendig:
Was habe ich dazu beigetragen und
was kann ich dazu beitragen, dass
sich etwas ändert? Es kann helfen,
mal eine beobachtende Perspektive
in der Familie einzunehmen:
Wie gehen wir miteinander um,
wie wertschätzend ist unsere Kommunikation,
wie verlässlich und
sicher ist unser Kontakt?
»Können Sie einen konkreten
Tipp geben, wie Eltern ihr
Kind bei Herausforderungen unterstützen
können?
Der finnische Psychiater Ben
Furmann hat ein tolles Konzept
entwickelt: „Ich schaff's!“ ist ein
15-Schritte-Programm, mit dem
Eltern spielerisch und praktisch Lösungen
mit ihren Kindern finden
können. Mit dieser Methode überwinden
Kinder Schwierigkeiten positiv
und konstruktiv, indem sie neue
Fähigkeiten erlernen. Die Haltung
ist: Was brauchst du, damit du etwas
anderes nicht mehr tun musst?
Auf der nächsten Seite findest du
die 15 Schritte: 'Ich schaff's'.
14 KÄNGURUplus 2025/26
GESUNDHEIT
ICH SCHAFF’S
Die 15 Schritte
Schritt 1:
Probleme in Fähig keiten
verwandeln
Finden Sie zunächst selbst
heraus, welche Fähigkeit das
Kind erlernen muss, um das
Problem zu überwinden.
Schritt 2:
Sich auf eine zu erlernende
Fähigkeit einigen
Besprechen Sie sich mit dem
Kind und einigen Sie sich mit
ihm darüber, welche Fähigkeit
es zuerst erlernen möchte.
Schritt 3:
Den Nutzen der Fähigkeit
herausfinden
Helfen Sie dem Kind dabei zu
erkennen, welche Vorteile es hat,
diese Fähigkeit zu erlernen.
Schritt 4:
Der Fähigkeit einen
Namen geben
Fordern Sie das Kind auf, der
Fähigkeit einen Namen zu geben.
Schritt 5:
Eine Kraftfigur aussuchen
Lassen Sie das Kind ein Tier oder
eine andere Figur auswählen,
die ihm dabei helfen wird, die
Fähigkeit zu erlernen.
Schritt 6:
Helfer:innen einladen
Veranlassen Sie das Kind, eine Reihe
von Menschen dazu einzuladen,
seine/ihre Helfer:innen zu werden.
Schritt 7:
Vertrauen aufbauen
Helfen Sie dem Kind dabei, Selbstvertrauen
und Zuversicht aufzubauen,
dass es die Fähigkeit erlernen wird.
Schritt 8:
Die Feier planen
Planen Sie mit dem Kind schon
frühzeitig, wie gefeiert werden soll,
wenn es die Fähigkeit erlernt hat.
Schritt 9:
Die Fähigkeit beschreiben
Bitten Sie das Kind, Ihnen zu
beschreiben und zu zeigen, wie
es sich verhalten wird, wenn es
die Fähigkeit erlernt hat.
Schritt 10:
Öffentlich machen
Informieren Sie die Menschen
in seinem Umfeld darüber,
welche Fähigkeit das Kind
gerade erlernt.
Schritt 11:
Die Fähigkeit üben
Einigen Sie sich mit dem
Kind darüber, wie es die
Fähigkeit üben wird.
Schritt 12:
Erinnerungshilfen erfinden
Bitten Sie das Kind, Ihnen zu sagen,
wie es möchte, dass die anderen
reagieren, wenn es einmal seine
Fähigkeit vergisst.
Schritt 13:
Den Erfolg feiern
Wenn das Kind die Fähigkeit erlernt
hat, ist es Zeit zu feiern und ihm
eine Gelegenheit zu geben, allen
Menschen zu danken, die es dabei
unterstützt haben.
Schritt 14:
Die Fähigkeit an andere
weitergeben
Ermutigen Sie das Kind dazu,
die neue Fähigkeit einem anderen
Kind beizubringen.
Schritt 15:
Zur nächsten Fähigkeit
übergehen
Einigen Sie sich mit dem Kind
darüber, welche nächste Fähigkeit
es erlernen möchte.
© adobestock.com/Good Studio
KÄNGURUplus 2025/26 15
ZUKUNFT
WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?
Freiwilligendienste von FSJ bis IJFD
© adobestock.com/T. Michel
Ein freiwilliger Einsatz hilft dabei, sich
auszuprobieren und sich zu finden. Er
kann ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit
sein und das Abnabeln von zu
Hause erleichtern. Das Arbeitsleben kennenlernen,
Selbstbewusstsein tanken –
das passiert nebenbei. In erster Linie
übernehmen Jugendliche Aufgaben,
von denen sowohl sie selbst als auch die
Gesellschaft profitieren. Voraussetzung:
Die Regelschulzeit ist abgeschlossen,
je nach Bundesland sind das 9 bzw. 10
Schuljahre. Der Dienst ist auf 6 bis 24
Monate (Regelzeit 12 Monate) und Vollzeit
angelegt, maximal 40 Stunden pro
Woche. Dafür gibt’s ein Taschengeld.
In Deutschland werden mehrere Freiwilligendienste
staatlich gefördert:
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) bietet
Einsatzbereiche in Kultur und Bildung,
zum Beispiel in Schulen, Kindergärten
oder Museen, in der Politik, zum Beispiel
in der Flüchtlingshilfe, oder im Sport in
Vereinen und Sporteinrichtungen. Auch
in handwerklichen Bereichen wie bei
Tischlereien oder Malerbetrieben und in
technischen Bereichen rund um Software-
und Produktentwicklung sind Einsätze
möglich.
Im Freiwilligen Ökologischen Jahr
(FÖJ) arbeiten FÖJler:innen im Klimaund
Umweltschutz, zum Beispiel in einer
Umweltstation oder auf dem Ökobauernhof.
Empfehlenswert ist das für alle,
die ein Jahr lang zupackend arbeiten
und sich beruflich orientieren wollen
und die gerne draußen in der Natur sind.
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist
zeitlich flexibler und kann sogar mehrmals
geleistet werden.
Der Internationale Jugendfreiwilligendienst
(IJFD) für 18- bis 26-Jährige
findet im Ausland statt. Einen Teil der
Kosten übernimmt das Bundesministerium
für Familie.
WAS BRINGT DER
FREIWILLIGENDIENST?
Viele Jugendliche wählen das FSJ und
Co., um nach der Schule etwas Praktisches
zu tun, bevor es im Studium mit
dem Pauken weitergeht. Andere wollen
ins Ausland und in dieser Auszeit sinnvolle
Projekte unterstützen.
Neben der praktischen Arbeit werden
Freiwillige individuell begleitet. Die fachliche
Anleitung übernimmt die Einsatzstelle.
Im Vorbereitungsseminar lernen
sie die Kolleg:innen kennen und erfahren
etwas über den Einsatzort, die Menschen
und die Arbeit, die sie erwartet.
EIN DICKES PLUS:
PUNKTE SAMMELN
Am Ende des Freiwilligendienstes bekommen
die Absolvent:innen ein Zeugnis
über ihre Arbeit sowie ein Zertifikat über
die Bildungstage. Wer sich für einen
Studienplatz an einer Fachhochschule
bewirbt, die Plätze nach einem Punktesystem
vergibt, kann mit dem FSJ
wichtige Punkte sammeln. Wer die
Fachhochschulreife anstrebt oder ein
Studium im sozialen Bereich beginnen
will, kann an vielen Hochschulen das FSJ
oder den BFD als berufspraktischen Teil
beziehungsweise als Pflicht- oder Vorpraktikum
anerkennen lassen. [tw]
FREIWILLIG JA
Alle Freiwilligendienste auf nur einem
Portal: Infos und deutschlandweite
Stellenangebote
freiwillig-ja.de
DER BUNDESFREIWILLIGENDIENST
Infos und freie Einsatzstellen im
Bundesfreiwilligendienst
bundesfreiwilligendienst.de
INTERNATIONALE JUGENDGE-
MEINSCHAFTSDIENSTE (IJGD)
Freiwilligendienste in Deutschland
und im Ausland: Infos und Stellen
ijgd.de
RAUSVONZUHAUS
Auslandsaufenthalte und internationale
Begegnungen für junge Menschen:
Infos, Beratung und Stellen
rausvonzuhaus.de
16 KÄNGURUplus 2025/26
ANZEIGEN
AUSBILDUNG ODER STUDIUM?
So hilft die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Köln
Was soll ich später einmal werden?
Welcher Beruf passt zu mir und macht
mir Spaß? Was kann ich in diesem oder
jenem Beruf verdienen? Wie stelle ich
mich gut für meine berufliche Zukunft
auf? Was ist für eine erfolgreiche
Bewerbung wichtig? In all diesen Fragen
helfen die Berufsberaterinnen und
Berufsberater weiter und unterstützen
bei der persönlichen Berufswegplanung.
Ein Termin bei der
Berufsberatung kann
jetzt online vereinbart
werden:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/koeln/ausbildungund-studium/infos-berufsberatung
Es kann gewählt werden zwischen einer
persönlichen oder einer telefonischen
Beratung sowie einer Beratung per
Video –bequem von zuhause aus
und trotzdem Face-to-Face.
Die Arbeitsagentur hat zusätzlich ein umfangreiches Online-Angebot, das bequem
von zuhause genutzt werden kann:
Planet-beruf.de
Hier findest du Videos, Podcasts, Interviews und vieles mehr rund
um die Berufswahl. Erfahre alles zur Bewerbung und dazu, wie es
nach der Schule weitergeht: planet-beruf.de
Check-U
Finde mithilfe von Check-U die passende Ausbildung zu deinen
Stärken und Interessen: check-u.de
BERUFENET
Du möchtest mehr über Berufe wissen? Im BERUFENET erfährst
du, wie die Ausbildung dazu aufgebaut ist und was die Aufgaben sind.
Zu jedem Beruf gibt es Bilder und einen Steckbrief:
berufenet.arbeitsagentur.de
BERUFE.TV
Im Filmportal BERUFE.TV gibt es Videos rund um die Berufswahl,
zu Berufsfeldern und einzelnen Berufen. Verschaffe dir damit einen
ersten Einblick in den Berufsalltag: www.berufe.tv
PS: Auch die Agentur für Arbeit bietet Ausbildungen als Fachangestellte/-r für
Arbeitsmarktdienstleistungen sowie ein duales Studium im Bereich Arbeitsmarkt,
Management oder Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung an.
Nähere Informationen unter www.arbeitsagentur.de/karriere.
„ICH SAG’S!“
Kampagne für mehr Sicherheit in Schwimmbädern
Schwimmbäder sind Orte der Freizeit
und Erholung, doch auch hier kann es
zu unangenehmen oder grenzverletzenden
Situationen kommen. Um Kinder
und Jugendliche zu stärken und ihnen
zu vermitteln, dass sie sich in solchen
Momenten Unterstützung holen können,
haben die KölnBäder gemeinsam
mit Partnern die Präventionskampagne
„Ich sag’s!“ ins Leben gerufen.
Die Kampagne soll junge Badegäste
ermutigen, sich bei unangemessenem
Verhalten, sei es unerwünschtes Anstarren,
unangemessene Berührungen oder
respektlose Kommentare, vertrauensvoll
an das Schwimmbadpersonal zu wenden.
Durch Plakate, Flyer und Armbänder
mit der klaren Botschaft „Ich sag’s!“
wird die Kampagne in den Bädern sichtbar
gemacht und sensibili siert für das
Thema.
Ein zentraler Bestandteil
ist zudem die Schulung
der Mitarbeitenden,
die gezielt darauf
vorbereitet wurden,
grenzverletzendes Verhalten zu
erkennen und angemessen zu reagieren.
Ziel ist es, das Bewusstsein für das
Thema zu schärfen und Schwimmbäder
als geschützte Räume für alle Badegäste
zu erhalten.
Die Initiative wird von verschiedenen
Organisationen aus den Bereichen
Kinderschutz, Sport und Prävention
unterstützt. Sie setzt ein klares Zeichen
dafür, dass Respekt und Sicherheit
im Schwimmbad oberste Priorität
haben und dass betroffene Kinder und
Jugendliche mit ihren Sorgen nicht
alleingelassen werden.
Neben den sichtbaren Kampagnenelementen
setzt „Ich sag’s!“ auch auf
direkte Ansprache: In den Sommermonaten
werden in Freibädern Informationen
verteilt, um die Gäste aktiv für das
Thema zu sensibilisieren. Zudem werden
Materialien an Schulen verteilt, um das
Bewusstsein für persönliche Grenzen zu
schärfen. Die positive Resonanz zeigt,
dass das Thema große Relevanz hat
und weiterhin aktiv in der Öffentlichkeit
präsent bleiben muss.
KÄNGURUplus 2025/26 17
ZUKUNFT
Text: Angela Sommersberg
ZUKUNFTSBERUFE?
KI in der Arbeitswelt
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales prognostiziert: Im Jahr 2035 werden fast alle
Berufe in Deutschland von Künstlicher Intelligenz (KI) betroffen sein. 2035 – das ist in gerade
mal zehn Jahren. Logisch, dass solche Aussagen verunsichern und Fragen aufwerfen.
Was ist mit meinem Job? Werden meine Fähigkeiten noch gebraucht? Bin ich abgesichert?
Und Eltern von jugendlichen Kindern denken noch einen Schritt weiter: Was bedeutet das
für mein Kind? Welche Jobs werden in Zukunft noch sicher sein? Wie kann ich mein Kind
in dieser Situation dabei unterstützen, eine berufliche Perspektive zu finden? Fragen über
Fragen In diesem Artikel versuchen wir, einige davon zu beantworten. Dabei hilft uns
Nadine Lahn, Wissenschaftskommunikatorin bei der Universität Stuttgart. Sie arbeitet
im Projekt „KI-Studios“, das sich damit beschäftigt, wie sich die Arbeitswelt und die
Ausbildungsmöglichkeiten durch Künstliche Intelligenz verändern werden.
WELCHE MÖGLICH-
KEITEN GIBT ES
ÜBERHAUPT?
Doch zunächst einmal brauchen Eltern
und Kinder einen Überblick: Welche
Ausbildungsberufe gibt es überhaupt?
Welche Studiengänge stehen zur Wahl?
Wer sich durch das Angebot der Hochschulen
und Universitäten klickt oder
per Suchmaschine recherchiert, wird
geradezu erschlagen von einer Vielzahl
an Möglichkeiten. Gab es auch früher
schon so viele unterschiedliche Studiengänge,
fragt man sich da automatisch.
Darauf können wir mit einem eindeutigen
„Nein“ antworten. Laut Hochschulkompass
der Hochschulrektorenkonferenz
haben sich die Studienangebote
innerhalb von 13 Jahren nahezu verdoppelt:
von 11.000 im Wintersemester
2007/2008 auf 20.000 im Wintersemester
2020/2021.
WIE HABEN SICH DIE
STUDIENGÄNGE
VERÄNDERT?
„Die Studienangebote sind deutlich vielfältiger
geworden“, sagt Nadine Lahn.
„Das liegt unter anderem daran, dass
klassische Fächer aufgespalten und mit
anderen kombiniert werden. Heute können
junge Menschen zum Beispiel nicht
nur Informatik studieren, sondern auch
Wirtschaftsinformatik, Medizininformatik
oder Medieninformatik.“ Der Vorteil: Auf
diese Weise erwerben die Studierenden
schon in der Ausbildung breitere Kompetenzen
und können besser mit den technischen
Anforderungen umgehen, die im
Berufsleben auf sie zukommen. Der etwa
zehn Jahre alte Studiengang „Wissenschaftskommunikation“,
den Lahn selbst
© Dante Busquets
Nadine Lahn
Wissenschaftskommunikatorin
bei der Uni Stuttgart
„Ich glaube, dass
KI die Kreativität
ergänzen kann,
aber nicht
ersetzen wird.“
studiert hat, ist ein Beispiel dafür. Er kombiniert
den Bereich Kommunikationswissenschaft
mit einem naturwissenschaftlichen
oder technischen Fach wie Bio,
Physik oder Informatik. Die Studierenden
können später zum Beispiel als Wissenschaftsjournalisten
arbeiten. Auch ganz
neue Berufsbilder sind durch die technischen
Veränderungen in der Arbeitswelt
entstanden, wie der Studiengang
„Data Scientist“, der Informatik, Statistik
und Programmieren kombiniert und
den Studierenden beibringt, KI-Systeme
zu programmieren, zu analysieren und
zu warten.
WELCHE AUSBILDUNGEN
GIBT ES?
Doch während die Vielfalt an Studiengängen
immer weiter gestiegen ist, hat
sich die Anzahl der Ausbildungsberufe
in den vergangenen 50 Jahren laut dem
Statistik-Portal statista nahezu halbiert:
Im Jahr 1971 gab es 606 anerkannte
Ausbildungsberufe in Deutschland, im
Jahr 2023 waren es noch 328. Das liegt
einerseits daran, dass viele ehemalige
Handwerksberufe durch Studiengänge
abgelöst wurden. Andererseits aber
auch daran, dass mehr junge Menschen
studieren und weniger eine Ausbildung
machen wollen. Doch auch die technischen
Neuerungen haben ihren Einfluss
darauf: So wurde beispielsweise die Ausbildung
zur/zum Bürokauffrau/-kaufmann
zusammengelegt mit der Ausbildung
zur/zum Fachangestellten für
Bürokommuni kation. Der neue Ausbildungsberuf
nennt sich jetzt Kaufmann/
Kauffrau für Büromanagement. „Durch
Digitalisierung und Automatisierung
müssen manche Tätigkeiten nicht mehr
manuell ausgeführt werden – und dafür
brauchen Unternehmen dann auch keine
Fachkraft mehr“, erklärt Nadine Lahn.
Gleichzeitig sind durch die Veränderungen
am Arbeitsmarkt neue Ausbildungsberufe
hinzugekommen, zum Beispiel
die Ausbildung zum/zur Kaufmann/
Kauffrau im Bereich E-Commerce.
WIE WIRD SICH DER
ARBEITSMARKT IN
ZUKUNFT ENTWICKELN?
Wie bereits gesagt, geht das Bundesministerium
für Arbeit und Soziales davon
aus, dass fast alle Berufe in Deutschland
in zehn Jahren von KI betroffen sein
18 KÄNGURUplus 2025/26
werden. „Viele Jobs werden sich verändern,
einige mehr, andere weniger“, sagt
Nadine Lahn. Im Büroalltag werde KI den
Menschen in Zukunft mehr und mehr
kleine Tätigkeiten abnehmen. Auch im
Journalismus werden kurze Meldungen,
Sportergebnisse oder Wetterberichte
teils schon jetzt nicht mehr von Menschen
geschrieben. „Der IT-Bereich wird
stark wachsen, auch nachhaltige Technologien
werden ein großes Thema
sein“, so die Wissenschaftskommunikatorin.
Trotzdem geht sie fest davon aus,
dass menschliche und soziale Fähigkeiten
wie Teamgeist oder Menschenkenntnis
weiterhin wichtig bleiben und
nicht von KI ersetzt werden können –
und sollen. Denn das ist ja auch eine ethische
Frage. Deswegen sind die Bereiche
Gesundheit, Psychologie, Pflege und
Soziales auch jene, die am wenigsten
von KI betroffen sein werden, prognostiziert
Nadine Lahn. Gerade in diesen Berufen
wird der Fachkräftemangel noch
weiter ansteigen – je weiter der demografische
Wandel voranschreitet. Schwer
einzuschätzen findet Lahn hingegen,
wie sich kreative Berufe durch die neuen
Technologien verändern könnten. „Ich
glaube, dass KI die Kreativität ergänzen
kann, aber nicht ersetzen wird.“
WAS BEDEUTET DAS
FÜR DIE BERUFLICHE
ZUKUNFT DES KINDES?
Und nun? Sollten wir alle unseren Kindern
aus Sicherheitsgründen dazu raten,
Arzt, Psychologin, Pfleger oder ITlerin zu
werden? „Nein“, sagt Nadine Lahn. „Mein
Ansatz geht in eine ganz andere Richtung:
Eltern sollten ihre Kinder als Erstes
dazu motivieren, herauszufinden, wofür
sie sich überhaupt interessieren, wo ihre
© adobestock.com/Visual Generation
Ausbildung mit
ZUKUNFT
CHANCEN
Ausbildung zur/zum
Pfegefachfrau /
Pflegefachmann (m/w/d)
oder zur
Pflegefachassistenz (m/w/d)
Sie suchen nach einer Ausbildung mit
Zukunftsgarantie?
Dann sind Sie bei uns genau richtig!
Sehr attraktive Ausbildungsvergütung
mit 13. Monatsgehalt
Abwechslungsreiche, sinnstiftende
Tätigkeit mit und für Menschen
Gute Entwicklungsmöglichkeiten auch
nach der Ausbildung
Begleitung durch qualifizierte Praxisanleitung
Und viele weitere Vorteile!
Mehr Infos und die Kontaktdaten aller
Kölner Einrichtungen finden Sie hier:
www.johanniter.de/
senioren/koeln
KÄNGURUplus 2025/26 19
ZUKUNFT
© adobestock.com/Visual Generation
Stärken und Schwächen liegen.“ Dabei
könnten auch Persönlichkeitstests helfen,
die Industrie- und Handelskammer (IHK)
biete zum Beispiel den „Talent Check Test“
an. Auch Arbeitsagenturen seien seriöse
Ansprechpartner und könnten bei der
Orientierung helfen. Und dann rät Nadine
Lahn: „Viele Eltern wünschen sich ja –
bewusst oder unbewusst –, dass ihr Kind
eine ähnliche Laufbahn einschlägt wie sie
selbst. Es ist schön, den Kindern den eigenen
Beruf nahezubringen, aber man sollte
sich vor allem auf die individuellen Fähigkeiten
des Kindes konzentrieren.“
WIE FINDET MAN RAUS,
WELCHER BERUF ZUM
KIND PASST?
Hat das Kind herausgefunden, welche Berufsfelder
für es in Frage kommen, geht es
an die Recherche. Nadine Lahn rät dazu,
sich nicht nur im Internet zu informieren,
sondern auch auf Ausbildungs- und
Studienmessen. „Für viele Teenager ist
es bestimmt hilfreich, wenn ein Elternteil
mitkommt und beim Gespräch mit
den Ausstellern zur Seite steht“, vermutet
Lahn. Wichtig findet sie auch,
schon während der Schulzeit in den
(vermeintlichen) Traumberuf reinzuschnuppern.
Ganz niedrigschwellig
geht das mit Tagen der offenen Tür,
die viele Unternehmen anbieten, oder
Aktionstagen wie dem Girls’ Day oder
dem Boys‘ Day. Die Universität zu Köln
etwa bietet die KölnerKinderUni an,
ein Programm, bei dem Schüler:innen
verschiedene Forschungsbereiche
kennenlernen können. Auch Praktika –
während der Schulzeit oder freiwillig
in den Ferien – können Jugendliche
nutzen, um erste Erfahrungen
zu sammeln. Nadine Lahn erzählt:
„Ich wollte als Jugendliche unbedingt
Tierärztin werden. Nach einem Praktikum
war mir aber klar, dass das nicht
das Richtige für mich ist.“ Auch ein
Berufsfeld ausschließen zu können, ist
eine wichtige Erkenntnis. Außerdem rät
Lahn Jugendlichen, die einem kleinen
Nebenjob nachgehen wollen, dazu,
diesen in einer für sie interessanten
Branche zu suchen. „Eltern können
ihre Kinder ruhig schon mit 13 oder
14 Jahren auf das Thema Berufswahl
ansprechen – aber ohne Druck zu
machen“, sagt Nadine Lahn.
WIE BEREITEN ELTERN
IHRE KINDER AUF
KI VOR?
Zum Schluss möchte Nadine Lahn die
Sorge vor KI etwas mindern. „Dass sich
die Arbeitswelt durch neue Technologien
verändert, ist ganz normal. Früher
wurde per Hand gewebt, irgendwann
gab es den Webstuhl, heute weben Maschinen.
Auch die Idee von KI ist nichts
Neues. Informatik als Fach gibt es schon
seit den 1950er Jahren und im Prinzip
hat sich alles nur weiterentwickelt und
ist besser zugänglich geworden.“ Sie
rät Eltern dazu, sich nicht vor aktuellen
Entwicklungen zu verschließen, sondern
neue Tools und KI wie ChatGPT anzunehmen
und einfach mal auszuprobieren
– um die Angst zu nehmen und ein
gewisses Grundwissen zu erwerben.
„Im Endeffekt wird es nicht die KI sein,
die einem den Job wegnimmt, sondern
eine Person, die besser mit KI umgehen
kann“, sagt Nadine Lahn. Sie rät dazu,
sich darauf einzustellen, dass Tätigkeiten
sich immer weiter verändern und entwickeln.
„Wenn Eltern das akzeptieren und
entspannt mit der Arbeitswelt und ihren
Veränderungen umgehen, sind sie für
ihre Kinder ein tolles Vorbild. Das ist die
beste Möglichkeit, den Jugendlichen die
Angst vor der Zukunft zu nehmen.“
Mit der Schule
fertig, los!
FSJ / BFD
Orientieren und praktische
Erfahrungen sammeln.
fsd-köln.de
FSJ und BFD werden gefördert vom:
20 KÄNGURUplus 2025/26
ZUKUNFT
Berufsorientierungs messen
DER WEG ZUM
TRAUMJOB
Ausbildung, Studium oder doch erstmal schnuppern
im Praktikum oder FSJ? Jungen Menschen steht
nach dem Schulabschluss die Berufswelt offen.
Das ist spannend – kann aber auch ganz schön
überfordern. Wer sich über seine berufliche Zukunft
noch keine Gedanken gemacht hat und Hilfe bei der
Orientierung braucht, kann sich bei Berufs- und Bildungsmessen
informieren. Dort stellen sich verschiedene
Bildungsträger und Arbeitgeber vor. An den
Ständen kommt ihr ins Gespräch und könnt Fragen
zu Bewerbung, Job und Karrieremöglichkeiten stellen.
Außerdem werden häufig Vorträge gehalten und
persönliche Berufsberatungen angeboten, die jungen
Menschen dabei helfen, ihren Weg zu finden. [lb]
Abitur – und jetzt?
Studieninformationstag
an der TH Köln
Mittwoch, 21. Mai 2025, 11.00 – 16.00 Uhr
an allen Standorten der TH Köln
Freu dich auf Infovorträge, Beratung rund um das
Thema Studium, Labor- und Werkstattvorführungen,
Teilnahmemöglichkeit an Lehrveranstaltungen u. v. m.
JUBI – DIE JUGEND-
BILDUNGSMESSE
5. April 2025
EvT/Schiller-Gymnasium,
Köln
28. Juni 2025
Bürgerhaus Stollwerck,
Köln
13. September 2025
Königin-Luise-Schule,
Köln
25. Oktober 2025
Bürgerzentrum
Engelshof, Köln
22. November 2025
Schulzentrum Hardtberg,
Bonn
weltweiser.de/jugendbildungsmessen/
KARRIERETAG
9. April 2025/
27. November 2025
RheinEnergieSTADION,
Köln
9. Oktober 2025
Telekom Dome, Bonn
karrieretag.org
VOCATIUM
14./15. Mai 2025
Brückenforum, Bonn
1./2. Juli 2025
XPOST, Köln
7./8. Oktober 2025
Rhein Sieg Forum, Bonn
vocatium.de
STUZUBI KÖLN
27. September 2025
XPOST, Köln
stuzubi.de
BERUFE LIVE
RHEINLAND
7./8. November 2025
XPOST, Köln
einstieg.com/messen/
berufe-live.html
PÄNG – JOBMESSE
FÜR PÄDAGOGISCHE
BERUFE
15. November 2025
Pattenhalle,
Köln-Ehrenfeld
jobmesse-paedagogik.
koeln
EINSTIEG KÖLN
30./31. Januar 2026
Koelnmesse, Halle 1,
Köln
einstieg.com/messen/
koeln.html
Weitere Informationen:
th-koeln.de/infotag
Abonniere den
Familien- NEWSLETTER
mit TIPPS FÜR TEENS
STADTMAGAZIN FÜR FAMILIEN
KÄNGURUplus 2025/26 21
ZUKUNFT
Ausbildung als
Chemikant:in
Voraussetzung:
• Mindestens mittlerer Bildungsabschluss.
Die meisten Unternehmen
erwarten einen Realschulabschluss
oder das Abitur sowie Zuverlässigkeit
und Sorgfalt.
Ausbildungsinhalte:
• Schulische Themen:
Parallel zur Arbeit im Betrieb wird die
Berufsschule besucht. Dort wird das
notwendige theoretische Wissen in
Fächern wie Chemie, Physik, Mathematik
und Werkstoffkunde vermittelt.
Deutsch und Umwelttechnik gehören
auch dazu.
• Berufsbezogener Lernbereich:
• Installationstechnische Arbeiten
• In der Produktionsanlage
Arbeitsmittel bedienen
• Organische Grundchemikalien
handhaben
• Stoffsysteme trennen und reinigen
• Messtechnik
• Qualitätsprüfungen durchführen
• Thermische und mechanische
Verfahrenstechnik
Vergütung:
1. Ausbildungsjahr: ca. 1.050 €
2. Ausbildungsjahr: ca. 1.100 €
3. Ausbildungsjahr: ca. 1.150 €
4. Ausbildungsjahr: ca. 1.200 €
Weiterbildung
Studium der Chemie oder Verfahrenstechnik,
Meisterausbildung und
technische Weiterbildungen.
www.shell.de/ueber-uns/karriere/
ausbildung.html
www.ihk.de/koeln/hauptnavigation/
ausbildung/ausbildungsberufe-a-bis-z/
chemikant--5221384
Text: Hanka Meves-Fricke
Foto: Wenke Atkins
ROMEO SISTIG
CHEMIKANT
IN AUSBILDUNG
ZUKUNFT
SICHERHEIT HAT
VORRANG
Als Fotografin Wenke Atkins und ich das
Gelände des Shell Energy and Chemicals
Park Rheinland betreten, gluckert
und rauscht es laut. Ein wenig riecht es
auch merkwürdig. Wir legen beide erst
einmal unsere Köpfe in den Nacken:
Ganz schön riesig und hoch sind die
Anlagen an der Godorfer Straße. Schnell
kommen wir nicht hinein: Erst einmal
heißt es, einen Besucherausweis abholen,
dann einen Sicherheitsfilm und die
Sicherheitseinweisung ansehen und anhören,
dann kommt die Ausrüstung: ein
knallroter Overall, Sicherheitsschuhe,
Gehörschutz sowie ein Helm, Flucht filter
und Warngeräte gehören dazu. Nach
zehn Minuten sind wir endlich fertig
für das Interview.
EIN GÜTERZUG VON
KÖLN NACH KAPSTADT
Hier bei Shell Rheinland werden Kraftund
Heizstoffe, Bitumen, Wasserstoff
und Flüssiggase produziert sowie
Grundstoffe für weitere Produkte, die wir
täglich nutzen, wie Lacke, Farben oder
Kleber. Die durchschnittliche Jahresproduktion
der Energie- und Chemieprodukte
bei Shell Rheinland würde auf
einen Güterzug passen, der so lang wäre
wie die Strecke von Köln nach Kapstadt.
Romeo Sistig erzählt uns, dass hier viele
verschiedene chemische Produktionsprozesse
ablaufen: „Die Anlagen hier
finde ich spannend und auch wir Auszubildende
dürfen schon bei Wartungen
und Säuberungen auf dem Gelände mitarbeiten.“
GUT ZUHÖREN
KÖNNEN GEFRAGT
Romeo möchte uns seinen Lieblingsarbeitsplatz
zeigen, das Kraftwerk an den
Gaskesseln. Für den Weg dorthin brauchen
wir einige Minuten. „Es gibt auch
Fahrräder hier“, erzählt Romeo mit einem
Schmunzeln. Dann kommt der
Hinweis, dass wir uns am Treppengeländer
festhalten sollen. Sollte ein Unfall
passieren, muss dieser gemeldet und
Rat des werkseigenen medizinischen
Dienstes, also der Ärzt:innen auf dem
Gelände, eingeholt werden. Für alle
Arbeiten brauchen die Mitarbeiter:innen
tagesaktuelle Genehmigungen.
„Sicherheit und Einweisungen in die
Anlagen machen einen großen Teil des
Unterrichts hier vor Ort aus“, erklärt uns
Romeo, während er uns die vielen Schieber
der Anlage erläutert. „Das Gute ist,
dass wir immer Kollegen fragen können,
damit wir keine Fehler machen, denn
jeder kann zu einem Unfall oder Schlimmerem
führen.“
VIELFALT AN AUFGABEN
Romeo geht flotten Schrittes über das
Gelände. „Die Vielfalt der Aufgaben, einerseits
das Arbeiten hier draußen und
andererseits Büroarbeiten, das macht
mir besonders Spaß.“ Gemeinsam mit
einer Auszubildenden absolviert er die
Ausbildung und ist jetzt im ersten Lehrjahr.
In der Berufsschulklasse sind sie 21
Schüler:innen, gut die Hälfte sind junge
Frauen.
Seine Ausbildung hat Romeo mit 18
Jahren direkt nach dem Fachabitur am
Europakolleg in Wesseling mit Chemieschwerpunkt
begonnen. Mit einem
Zweier-Schnitt ist er genommen worden.
Wichtiger als die Schulnoten ist der
Einstellungstest. „Gut ist, dass ich mit
dem Auto zur Arbeit fahren kann, denn
wir beginnen schon um 7 Uhr morgens“,
erzählt er. Dafür endet sein Arbeitstag
auch bereits um 15 Uhr und er hat Zeit
für seine Freizeitbeschäftigungen, sich
mit Freunden treffen oder schwimmen
gehen. Später kommt Schichtarbeit
über alle sieben Tage der Woche und 24
Stunden hinzu. Der Chemiepark muss
rund um die Uhr betreut werden. Doch
das stört Romeo nicht. „Dafür gibt es
dann ja Zulagen.“
Kritische Stimmen über Umweltprobleme
in der Chemiebranche hat Romeo
noch nicht gehört. „Umweltschutz spielt
dafür in der Ausbildung eine große Rolle
und wir hier bei Shell erleben gerade
eine riesige Umstellung.“ Shell baut
zurzeit einen Wasserstoff-Elektrolyseur,
und zwar nicht irgendeinen, sondern einen
der größten der Welt. Bis 2050 will
Shell als Unternehmen Netto-Null-CO2-
neutral werden, also emissionsneutral.
Anstatt allein auf den Rohstoff Öl baut
das Unternehmen für die Kraftstoff- und
Chemikalienproduktion zunehmend auf
die Abfallkreislaufwirtschaft, biogene
Feedstocks, also biobasierte Einsatzstoffe,
und grünen Wasserstoff. Doch eine
solche Transformation geht nicht von
heute auf morgen.
SPASS AN CHEMIE UND
MATHE IST EIN PLUS
„Spaß am Chemieunterricht sollte man
auf jeden Fall haben, wenn man Chemikant
werden möchte, doch Mathematik
ist ebenfalls wichtig, um die Formeln zu
verstehen und die Arbeit schriftlich festhalten
zu können“, erläutert Romeo. Zur
Arbeit in den Anlagen gehört das Überwachen
chemischer Reaktionen, das
Steuern von Produktionsprozessen, das
Durchführen von Qualitätskontrollen
sowie die Wartung der Anlagen. Ein Teil
der Arbeit erfolgt auch im Labor. Shell
setzt Drohnen und Roboter zur Kontrolle
seiner Anlagen ein. Begeisterung
für Innovation und neue Technologien
sind daher ebenfalls willkommen. Die
Ausbildung selbst dauert dreieinhalb
Jahre. Auszubildende können verkürzen.
„Wenn es weiter so läuft, kann ich
das tun, aber das hängt von den Noten
im zweiten Ausbildungsjahr ab.“
Sorgfalt und Zuverlässigkeit sind wichtige
Voraussetzungen, um hier zu arbeiten.
„Eine Notfallübung habe ich noch
nicht erlebt, aber einen Feueralarm.“
Mir fällt die italienische Flagge am Helm
des Pressesprechers Sebastian Düring
auf. Er antwortet lachend: „Die Flaggen
zeigen, welche Sprache wir außer
Deutsch noch sprechen. So erkennen
Mitarbe tende, die vielleicht nicht fließend
Deutsch sprechen, an wen sie sich
im Notfall in ihrer Muttersprache wenden
können.“
VOM MEISTER BIS ZUM
CHEMIESTUDIUM –
ALLES IST MÖGLICH
Für Chemikant:innen gibt es viele Möglichkeiten,
sich weiterzubilden: Chemie
oder Verfahrenstechnik studieren oder
einen Meister machen. „Ich bin ja erst
im ersten Lehrjahr, aber ich könnte mir
schon vorstellen, später einen Meister
zu machen“, meint Romeo. „Und wer
sehen möchte, wie wir arbeiten, kann
einen Schnuppertag oder ein Praktikum
bei uns machen. Da sieht man am
besten, wie vielfältig hier die Arbeit ist.“
Dann zeigt Romeo noch auf die Fackel
neben den Schornsteinen der Anlage.
„Das ist eine gesetzlich vorgeschriebene
Sicherheitseinrichtung. Wenn es in den
Anlagen zu Störungen kommt oder sie
ganz abgeschaltet werden müssen, bleiben
Gase und andere Stoffe in den Anlagen
übrig. Diese können kurzfristig nicht
mehr weiterverarbeitet werden und
werden an eine Fackel weitergeleitet,
wo sie kontrolliert abgebrannt werden.“
Wenn alles ruhig ist, ist nur die kleine
Pilotflamme zu sehen, die zeigt, dass die
Anlagen für das Abfackeln bereit sind.
Und wer Fragen dazu hat oder wissen
will, warum dieser Prozess manchmal
laute Geräusche macht, kann sich rund
um die Uhr an die Shell-Hotline für die
Anwohner:innen wenden.
Am Ende unseres Rundganges geht das
Ablegen der Sicherheitskleidung viel
leichter als das Anlegen. Ich könnte mich
dran gewöhnen, sage ich zu Wenke,
und sie stimmt mir zu.
KÄNGURUplus 2025/26 23
© Rido – stock.adobe.com
Die Jobmesse
für pädagogische
Berufe
15. November 2025 | 11–16 Uhr
Pattenhalle Köln-Ehrenfeld
jobmesse-paedagogik.koeln
COLONIA VERLAG