visAvie 01-2025 | Frühlingsgefühle
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
DAS MAGAZIN DER ZIEGLERSCHEN
APRIL 2025 | NR. 1
Titelthema: Frühlingsgefühle
inhalt | heft 1 – 2025
inhalt
04 AKTUELLES
Eine Reise nach Indien, Besucher-Rekord bei der
Vesperkirche in Weingarten, ein neues Seniorenzentrum
in Schwäbisch Gmünd oder ein Fachtag zu
KI in der Pflege – Neues aus den Zieglerschen.
06
06 TITELTHEMA
Die Natur erwacht und mit ihr die Frühlingsgefühle:
Lebensfreude, gute Laune, Schmetterlinge im Bauch.
Grund genug für kleine Geschichten über große
Gefühle. Lesen Sie mehr.
14 PORTRÄT
Mit Ruhe, Geduld und Herzenseinsatz – Nicole
Findeiß leitet das Seniorenzentrum in Mengen.
20 SPENDEN UND STIFTEN
Eine tolle Zirkuswoche für 200 Kinder, Spenden für
suchtkranke Frauen und eine Preisträgerin, die ihr
Preisgeld spendet – die Zieglerschen sagen DANKE!
24 IMPULS
»›Ich werd‘ die Hoffnung nicht verlieren, dass die
Liebe siegt.‹ Große Worte. Und doch das, was ich so
kurz vor Ostern empfinde.« Der Impuls von Pfarrer
Gottfried Heinzmann.
26 WIR
Anruf bei … Andre Lux in der Jugendhilfe und Fragen
an Matthias Oesterle, Internatsleiter Haslachmühle.
24
Junge Liebe oder spätes Glück, Liebe am Arbeitsplatz oder im Seniorenheim –
wir haben große Gefühle in den Zieglerschen gesucht – und gefunden.
Das Leben siegt. Die Liebe bleibt. Der Osterimpuls
von Pfarrer Gottfried Heinzmann.
2
editorial
liebe leserin,
lieber leser,
wir alle sehnen uns nach einem langen Winter nach dem Frühling. Die steigenden Temperaturen,
die helleren Tage, das Erwachen der Natur und die damit verbundenen Gefühle
tun uns gut – nicht nur in diesen aktuell bedrückenden Zeiten. Und wer kennt sie nicht, die
Frühlingsgefühle. Das angenehme Prickeln, die Schmetterlinge im Bauch.
Wie Frühlingsgefühle entstehen, das ist wissenschaftlich erklärbar. Sie sind das Ergebnis
biochemischer Prozesse in unserem Körper – und doch sind sie so viel mehr. Menschen
finden sich – vielleicht für ein Leben lang. Dem gehen wir in dieser frühlingshaften
visAvie ganz unbeschwert nach. Lernen Sie Menschen kennen, die bei uns arbeiten oder
wohnen und miteinander durchs Leben gehen. Ob als Arbeitskollegin und -kollege und
privat als Ehepaar. Ob als Bewohnerin und Bewohner in einem Seniorenzentrum, wo sie
sich gefunden, lieben gelernt und einander geheiratet haben. Lassen Sie sich auf diesen
bunten Reigen zwischen junger und später Liebe ein.
Frühlingshaft erfrischt erscheint auch das Layout unserer visAvie. Hier und da haben die
Macherinnen und Macher des Heftes Hand angelegt. Entdecken Sie die Unterschiede? Wir
sind gespannt auf Ihre Rückmeldung. Neu ist auch unser Gewinnspiel. Machen Sie mit,
vielleicht ist Ihnen ja das Glück hold. Wie Sie teilnehmen können, und was es zu gewinnen
gibt, erfahren Sie auf Seite 26. Eines ist gewiss, es lohnt sich.
Und was ist sonst noch neu bei uns Zieglerschen? Das lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Viel Freude dabei – und wenn Sie genau lesen, werden Sie das Rätsel des Gewinnspiels
leicht beantworten können.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein frohes und frühlingshaftes Osterfest.
Ihr
Ihr
Gottfried Heinzmann
Vorstandsvorsitzender
Markus Lauxmann
Kaufmännischer Vorstand
3
aktuelles
DIE ZIEGLERSCHEN
delegation reist erneut nach
indien – kooperation vertieft
Gute Stimmung: Die Delegation der Zieglerschen
in den Transcended Training Centers, einer
Deutsch-Sprachschule in Irinjalakuda, Kerala.
Seit über einem Jahr gibt es eine Ausbildungskooperation der Zieglerschen
mit Partnern in Indien. Ziel ist es, Fachkräfte zu gewinnen und berufliche Perspektiven
in Deutschland zu bieten. Im Februar reiste zum zweiten Mal eine
Delegation der Zieglerschen in die Bundesstaaten Kerala und Karnataka, um
die Kontakte zu vertiefen. Eine Woche lang informierten sich die Gäste in
Partner-Einrichtungen und -Schulen und stellten die Zieglerschen als christliches
Sozialunternehmen vor. Neu vereinbart wurde, dass künftig auch indische
Heilerziehungspflegekräfte in der Behindertenhilfe eingesetzt werden.
Im Herbst starten die ersten ein Freiwilliges Soziales Jahr. Auch die Kooperation
mit der Altenhilfe geht weiter. Im April haben 24 indische Azubis eine
Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen, 2026 werden neun »Fachkräfte
in Anerkennung« erwartet. Zusätzlich wurde vereinbart, dass auch Azubis
der Zieglerschen eine Zeit in der »Jubilee Mission« in Indien verbringen können.
Der Austausch wird vom Bundesbildungsministerium gefördert. SW
1,5 Millionen
Euro investieren die
Zieglerschen in den
nächsten Jahren in die
Installation von Photovoltaik-Anlagen.
DIE ZIEGLERSCHEN
vesperkirche weingarten
endet mit besucherrekord
Mit einem Besucherrekord ging Ende Februar die diesjährige Vesperkirche
in Weingarten zu Ende. Zwanzig Tage lang gab es warmes Essen,
Kaffee, Kultur und unzählige Begegnungen. Ingesamt 9.261 Mahlzeiten
wurden ausgegeben. Mit Ahmet Yardimci, »Käfer-Künstler« aus Weingarten,
engagierte sich erstmals ein Schirmherr muslimischen Glaubens.
Auch bei der fünften Sigmaringer Vesperkirche, die wie in Weingarten
von der Johannes-Ziegler-Stiftung mitveranstaltet wird, freute
man sich vom 9. bis 21. März über hohe Besucherzahlen. HD
Mindestens neun Einrichtungen der Zieglerschen,
davon allein sechs in der Behindertenhilfe,
setzen künftig auf Sonnenenergie.
Dazu Christoph Arnegger, Geschäftsführer
Facility Management der Zieglerschen:
»Klimaschutz und Energieeffizienz sind in
unserem Unternehmen fest verankert.
Mit den geplanten Investitionen gehen wir
weitere wichtige Schritte in Richtung
Nachhaltigkeit. SW
4
aktuelles
ALTENHILFE
neues seniorenzentrum
in schwäbisch gmünd geplant
SUCHTHILFE
rebekka barth ist
geschäftsführerin
Rebekka Barth, 45, ist seit Februar
Geschäftsführerin der Suchthilfe. Die
studierte Betriebswirtin hat die Leitung
des Geschäftsbereiches bereits
seit Mai 2023 inne, nun wurde sie
formell zur Geschäftsführerin berufen.
»In kürzester Zeit ist es ihr mit
ihrem Team gelungen, die wirtschaftliche
Lage der Suchthilfe zu stabilisieren«,
unterstrich Markus Lauxmann,
Kaufmännischer Vorstand der Zieglerschen.
Und Rebekka Barth bekräftigte:
»Ich bin entschlossen, den eingeschlagenen
Weg gemeinsam mit
dem Team weiterzugehen.« SW
Die Zieglerschen werden Betreiber eines neuen Seniorenzentrums in Schwäbisch
Gmünd. Das gaben die Schönblick gGmbH und die Zieglerschen zum Jahresanfang
bekannt. Die Schönblick gemeinnützige GmbH hat ihren Sitz in Schwäbisch
Gmünd und beschäftigt rund 200 Mitarbeitende. Bereits jetzt betreibt sie
ein Pflegeheim sowie ein Gäste- und Tagungszentrum (siehe Foto). Aufgrund der
Anforderungen der Landesheimbauverordnung muss das Schönblicker Seniorenheim
neu gebaut werden. »Die Entwicklung der Bau- und Zinskosten waren eine
große Herausforderung«, erläuterte Martin Scheuermann, Direktor und geistlicher
Leiter der Schönblick gGmbH. »Daher sind wir sehr froh, mit den Zieglerschen
als Betreiber und der Firma Reisch als Projektentwickler und Investor eine
alternative Lösung zu haben.« Gottfried Heinzmann, Vorstandsvorsitzender der
Zieglerschen, betonte: »Auf die Zusammenarbeit freuen wir uns sehr.« Das neue
Pflegeheim soll 60 stationäre und 15 Tagespflege-Plätze sowie betreutes Wohnen
anbieten. Die Übergabe ist für 2028 anvisiert. In Kusterdingen ist der Ersatzneubau
für das »Gemeindepflegehaus Härten« schon einige Schritte weiter. Hier
wurde im Januar Richtfest gefeiert. Das neue Haus erhält ebenfalls 60 stationäre
und 15 Tagespflege-Plätze. Eröffnung ist für April 2026 geplant. SW / JR
JUGENDHILFE
richtfest für neue wohnhäuser
auf dem campus-gelände
Anfang Februar wurde im Martinshaus Kleintobel Richtfest
für drei Reihenhäuser gefeiert. Die neuen Innenwohngruppen
für insgesamt 24 junge Menschen sind Teil der
umfassenden Campusentwicklung in der Jugendhilfe. Ab
2026 werden sie bezugsfähig sein. »Hier entsteht ein Ort,
an dem junge Menschen ankommen und sich entfalten können«,
so Jugendhilfe-Geschäftsführer Jonathan Hörster.
Der Bau kostet rund 4,9 Millionen Euro. JR
HÖR-SPRACHZENTRUM
plädoyer für erhalt der sbbz
bei landespressekonferenz
Christiane Stöppler, Geschäftsführerin des Hör-Sprachzentrums,
hat als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Freier
Schulen (AGFS) die Landesregierung aufgefordert: »Bleiben
Sie dabei, die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren
zu fördern«. Im Rahmen der Landespressekonferenz
plädierte sie für den »Erhalt der Wahlmöglichkeit zwischen
verschiedenen Bildungsangeboten«. Anlass war die Vorstellung
eines Positionspapiers zu Inklusion und Teilhabe. SW
5
titelthema
6
titelthema
frühlingsgefühle
Lebensfreude, Glücksgefühle,
Kribbeln im Bauch. Im Frühling
erwacht die Natur – und mit ihr die
Liebe. Lesen Sie kleine Geschichten
über große Gefühle …
Text: stefan wieland, annette scherer, jacqueline de riese und nicola philipp
7
titelthema
Die Vögel zwitschern, die Bäume fangen an zu blühen.
Die Tage werden länger und die Sonne wird wärmer:
Frühling! Mit der Natur erwachen auch die Frühlingsgefühle:
Gute Laune, Lebensfreude, Schmetterlinge
im Bauch. So wie bei Sabine Reinhardt und Matthias
Aigner. Die beiden haben sich in der NEULAND-Werkstatt
kennengelernt und sind ein glückliches Paar. Ob
Liebe am Arbeitsplatz, erste Liebe oder spätes Glück im
Seniorenzentrum – wir haben uns auf die Suche nach
Frühlingsgefühlen gemacht. Und bei den Zieglerschen
viel Berührendes gefunden.
Sie sind ganz offensichtlich ein verliebtes und glückliches
Paar – und das seit über drei Jahren. Die Rede ist von Sabine
Reinhardt und Matthias Aigner. Hand in Hand kommen sie
zum Interview, schauen sich während des Gesprächs immer
wieder tief in die Augen. »Ich fühle mich romantisch und
happy und bin so glücklich mit Sabine zusammen«, erzählt
Matthias. Und Sabine berichtet von einem »Kribbeln im
Bauch«, wenn Matthias in ihrer Nähe ist. An einer Kette
trägt sie ihren silbernen Verlobungsring mit den eingravierten
Vornamen der beiden. Den hat Matthias ihr zu ihrem
40. Geburtstag überreicht. »Ich bin hingekniet. Hab Prinz
gespielt«, lacht er. Noch ganz genau erinnert er sich an den
Tag, an dem er Sabine gefragt hat, ob sie mit ihm zusammen
sein will: »Das war am 28. Oktober!«
»Er sieht gut aus, und wir streiten nie«, sagt Sabine auf
die Frage, was sie an ihrem Verlobten gut findet. »Dass sie
hübsch aussieht und ihr Lächeln«, gefällt Matthias an seiner
Partnerin. Der 34-Jährige und seine 40-jährige Verlobte sehen
sich jeden Tag bei der Arbeit in der NEULAND-Werkstatt.
Dort schaffen sie als Mitarbeitende mit Assistenzbedarf.
»Am Anfang war ich schüchtern. Und er auch«,
lächelt Sabine und streicht ihm zärtlich übers Kinn. Beide
erzählen, dass sie viel Zeit damit verbringen, um miteinander
zu reden. Auch in der sexualpädagogischen Beratungsstelle
»Hand aufs Herz« waren sie schon. »Das war gut«,
sagt Sabine. »Da hat man uns viel beigebracht.«
»Hand aufs Herz« – dieses von Aktion Mensch geförderte
Angebot der Zieglerschen gibt es seit gut einem Jahr. Es
richtet sich an Menschen mit Beeinträchtigung und lädt ein,
über Sexualität, Liebe und Partnerschaft zu sprechen – einzigartig
im Landkreis Ravensburg. Wie Sabine und Matthias
sind viele Ratsuchende froh, dass es diese Möglichkeit nun
gibt – in einem Schutzraum über intime Dinge zu reden,
wie Heilerziehungspflegerin und Sexual- und Paarberaterin
Maximiliane Laplace erzählt. Gemeinsam mit ihrem Kollegen
Andreas von Großmann, ebenfalls Heilerziehungspfleger
und Sexualpädagoge, leitet sie die Beratungsstelle.
Rund 95 Beratungsgespräche haben die beiden bereits geführt.
Paarberatungen sind eher selten.
»Es ist gut, dass es Euch gibt«, hören die beiden immer
wieder. Denn Behinderung und das Bedürfnis nach Nähe
8
titelthema
»Er sieht gut aus, und wir streiten nie.« – Matthias und Sabine sind seit drei Jahren ein glückliches Paar.
und Sexualität scheinen auch heutzutage häufig noch ein
Tabuthema zu sein. Das gilt für Angehörige und Betreuer –
ebenso wie für die Klienten selbst. »Die Fragen reichen von
›Was ist, wenn meine Tochter schwanger wird?‹ bei den Eltern
bis hin zu ›Darf ich das überhaupt?‹ bei den Menschen
mit Beeinträchtigung«, erzählt Maximiliane Laplace. Und
auch bei vielen Mitarbeitenden sorge das sensible Thema
für Unsicherheit. Nicht immer eine Frage des Alters übrigens.
Handlungssicherheit bei allen schaffen, das ist das
Ziel von »Hand aufs Herz«. Dass der Kernzielgruppe –
Menschen mit Beeinträchtigungen – das Thema besonders
am Herzen liegt, stellt von Großmann immer wieder fest.
Nicht selten wird er von Klienten bei zufälligen Begegnungen
auf dem Flur angesprochen: »Andreas, bei unserem
Termin bleibt es doch, oder?« Und er fügt hinzu: »Ich
finde es berührend zu sehen, wie intensiv sie sich mit dem
beschäftigen, was wir besprechen.«
Gibt es besondere Highlights seit es »Hand aufs Herz«
gibt? »Ja«, sagt Laplace sofort, »das Herzens-Café. Das
ist ein Angebot im Mehrgenerationenhaus Ravensburg, wo
Menschen mit Behinderung in gemütlicher Atmosphäre
neue Leute kennenlernen können, vielleicht sogar eine
Partnerin oder einen Partner«, erklärt sie augenzwinkernd.
Was es darüber hinaus noch brauche, wäre eine geschützte
digitale Partnervermittlung für Menschen mit Beeinträchtigungen,
sind sich beide einig.
Nicole und Josef Münch sind da schon ein paar Schritte weiter.
Verliebt, verlobt, verheiratet und: Kollegen. Beide sind
34 Jahre alt, hörbehindert und arbeiten als Lehrkräfte an der
Leopoldschule Altshausen des Hör-Sprachzentrums. Seit
der 11. Klasse sind sie ein Paar, machten zusammen Abitur,
studierten gemeinsam. Doch nach dem Referendariat
wollte Nicole Münch eigentlich privat und beruflich stärker
9
titelthema
trennen. Also bewarben sich die Eheleute an verschiedenen
Schulen der Zieglerschen: Er in Altshausen, sie in Wilhelmsdorf.
Der Zufall wollte es, dass sie am Ende doch
zusammen an einer Schule landeten. »Und mittlerweile«,
so Josef Münch, »würden wir es nicht mehr anders wollen«.
Nur eines hätten sie von Anfang an klargemacht: »Wer was
von Nicole will, muss Nicole ansprechen, wer was von mir
will, muss mich ansprechen.« Das funktioniere gut.
Tatsächlich spielte ihre Beziehung bei den Schülerinnen
und Schülern lange gar keine Rolle. Erst als Nicole Münch
schwanger war und den Kindern das mitteilte, wurde diesen
klar, dass die beiden ein Paar sind. »Da hat ein Schüler sich
gemeldet und zögerlich gefragt: Kriegst du das Kind mit
Herrn Münch zusammen? Als ich bejahte, habe ich richtig
gemerkt, wie das Kopfkino losging. Das war sehr lustig«,
berichtet die 34-Jährige schmunzelnd. Im Moment ist sie zu
Hause bei Tochter Linnea, die nun acht Monate alt ist. Die
Arbeit macht ihr aber so viel Spaß, dass sie bald wieder einsteigen
will. Vielleicht sogar schon ganz bald. Denn Josef
könnte in Elternzeit gehen und sie seine Stunden übernehmen.
»Das wäre eine gute Lösung.«
Liebe und Partnerschaft zwischen Kollegen – keine Seltenheit,
wie eine Umfrage des Portals »Statista« bestätigt. Demnach
lernen sich 18 Prozent aller Paare bei der Arbeit kennen,
nur Online-Dating ist mit 21 Prozent noch erfolgreicher.
Auch bei den Zieglerschen arbeiten zahlreiche Ehepaare.
Münch und Münch, Fischer und Fischer, Kanz und Kanz –
immer wieder stößt man hier auf doppelte Namen. Constantin
Knall, Geschäftsführer Personal, gehört ebenfalls in diese
Reihe. Auch seine Frau arbeitet bei den Zieglerschen: »Wenn
Paare ihre beruflichen Wege gerne bei uns gemeinsam gehen,
zeigt das, dass wir ein verlässlicher und attraktiver Arbeitgeber
sind«, so der Personalchef und Vater von drei Kindern.
»Wir bieten offenbar gute Rahmenbedingungen, damit Beruf
und Familie in Einklang gebracht werden können.«
Dass enge Beziehungen am Arbeitsplatz positive Effekte
haben, ist wissenschaftlich belegt. Mitarbeitende seien produktiver,
engagierter und motivierten sich gegenseitig, so
aktuelle Studien. Das kann Slavica Tillich, Einrichtungsleiterin
im Seniorenzentrum Aitrach, nur bestätigen. In
»ihrem« Haus arbeiten Oana und Madalin Grigoriu, zwei
Pflegekräfte, die 2018 über ein Fachkräfteprogramm aus
Rumänien kamen. Schon damals waren die beiden ein Paar
und lebten sich, wohl nicht zuletzt deshalb, schnell in ihrer
neuen Heimat ein. »Oana und Madalin haben unser Haus
mit ihrer Persönlichkeit und Fachlichkeit schon nach kurzer
Zeit sehr geprägt«, erzählt Slavica Tillich begeistert. »Das
hat unser ganzes Team bereichert.« Schon bald wurde Oana
die Wohnbereichsleitung übertragen und 2023 heirateten
die beiden. Gefeiert wurde zuerst in Rumänien und dann
in Aitrach – natürlich im Seniorenzentrum mit dem ganzen
Team. Seit gut einem Jahr ist das Glück der kleinen Familie
komplett. Tochter Anisia-Ioana kam im Dezember 2023 zur
Welt, Mutter Oana ist derzeit zu Hause und kümmert sich,
wie der Papa sagt, um das »schönste und süßeste Mädchen
der Welt«. Ihre Zweitfamilie, das Team in Aitrach, ist aber
nicht vergessen. Deshalb will Oana im Herbst wieder einsteigen
im Seniorenzentrum – in Teilzeit, damit sie »beide
Familien« unter einen Hut bringen kann.
Während die Grigorius ihr Glück bereits gefunden haben,
machen die Jugendlichen im Martinshaus Kleintobel ihre
ersten Erfahrungen mit der Liebe. Hier, in der Jugendhilfeeinrichtung
der Zieglerschen, weiß man, wie wichtig
dies für die persönliche Entwicklung junger Menschen ist.
Andre Lux, einer von drei Mitarbeitenden des Pädagogischen
Fachdienstes, erzählt: »Wir begleiten die Jugendlichen,
damit sie Liebe als etwas Positives erleben. Denn
bei einer Partnerschaft geht es ja nicht nur um romantische
Gefühle, sondern auch um Verantwortung, Respekt
und gegenseitige Wertschätzung.« Sobald sich eine Beziehung
anbahnt, wird das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten
gesucht. Gemeinsam werden Regeln vereinbart, damit
die junge Liebe in einem geschützten Rahmen wie dem
Martinshaus gelebt werden kann. »Wir erarbeiten einen
richtigen Beziehungsvertrag«, erklärt Andre Lux, »in dem
individuelle Vereinbarungen festgehalten sind.« Ein möglicher
Bestandteil: Wenn sich ein Paar im Zimmer trifft,
bleibt die Tür offen.
Nicht immer läuft alles reibungslos. »Manchmal gibt es Streit
oder unterschiedliche Meinungen«, erläutert der Jugend- und
Heimerzieher. Dann wird in Einzel- und Paargesprächen mit
den Jugendlichen nach Lösungen gesucht. Denn junge Liebe
braucht gute Begleitung – erst recht, wenn es die erste ist.
10
titelthema
Die ersten Erfahrungen mit der Liebe: Im Martinshaus Kleintobel weiß man, wie wichtig sie für die Entwicklung junger Menschen sind.
11
titelthema
»Liebe kennt kein Alter« wusste schon Goethe. Und Christine
und Günter Pinio, er 76, sie 57 Jahre, sind der Beweis
dafür. Beide wohnen im Seniorenzentrum Henriettenstift,
beide leiden an Epilepsie. Beide waren noch nicht verheiratet.
Kennengelernt haben sich die Pinios vor acht Jahren,
als Christine, damals noch Riehle, aufgrund ihrer Krankheit
entschied, ins Henriettenstift nach Kirchheim zu ziehen. Die
Frau, die als Selbstständige ein Reformhaus geführt hatte, verließ
zunächst selten ihr Zimmer. Irgendwann wagte sie sich
doch in den Gemeinschaftsbereich und traf dort Günter Pinio.
»Sie kam und wusste nicht, was fang‘ ich an. Ich war
bereit, ihr zu helfen«, erinnert er sich, der bereits seit 2011
im Henriettenstift wohnt. »Daraus wurde eine Freundschaft
und daraus Liebe. Und nun sitzen wir hier«, erzählt er gerührt.
Im Juni 2021 gaben sie sich das Ja-Wort.
sehr für die beiden und hat – wie in vielen Häusern der
Zieglerschen – eine Lösung für die Eheleute. Ihre Zimmer
liegen nebeneinander und sind über ein gemeinsames
Bad verbunden. So können sie jederzeit beieinander sein.
Ihren Alltag verbringen die Pinios gemeinsam, besuchen
alle Therapie- und Betreuungsangebote zusammen und genießen
ihr Leben als Ehepaar. Dem Team des Henriettenstifts,
das ihnen zur Hochzeit ein riesiges Erdbeerkuchenherz
und eine kleine Feier in der Cafeteria organisiert hatte,
sind sie dankbar: Für die Selbstverständlichkeit, mit der sie
ihre Liebe hier leben dürfen.
Christine Pinio, die sich selbst als spontan beschreibt, hat
sich diesen Schritt gut überlegt. »Ich wusste genau, warum
ich diesen Mann heiraten wollte«, erzählt sie. Günter ist
der erste Mann, mit dem sie eine glückliche und feste Beziehung
führt – eine Liebe, die auf Wertschätzung und Respekt
basiert. Und er? Sagt lachend und ohne eine Sekunde
nachzudenken: »Ich liebe einfach alles an ihr.« Aber wie
lebt man eine Ehe im Seniorenzentrum – und den Wunsch
eines Paares nach Nähe? Im Henriettenstift freut man sich
Liebe kennt kein Alter: Günter und Christine Pinio bei
ihrer Hochzeitsfeier im Henriettenstift.
wenn gefühle schwierig werden: ein
patient verliebt sich in seine therapeutin
Was steckt eigentlich hinter den Special Olympics?
Woher kommt die Idee? Die englischen Begriffe
lassen es erahnen: aus den USA. Verbunden ist die
Wie ist das eigentlich, wenn Frühlingsgefühle zu
Geschichte mit einer der schillerndsten amerikanischen
Familien: den Kennedys. John F. Kennedy,
schwierigen Situationen führen? Ein Patient verliebt
sich in seine Therapeutin, eine Schülerin in
35. US-Präsident, hatte acht Geschwister. Eine
ihren Lehrer? Auch in den Einrichtungen der Ziegler-
Schwester, Rosemary, war leicht lernbehindert und
schen kommt so etwas immer mal wieder vor
wurde vom Vater vor der Öffentlichkeit versteckt.
und – es ist normal. Grund für das »Verlieben« ist
Für eine weitere Schwester – Eunice – war dieser
eine Art Idealisierung, wie das Schwärmen eines
Umgang kaum erträglich. Menschen wie Rose-
Fans für »seinen« Star. In der Suchttherapie ist es
mary sichtbarer zu machen und in die Gesellschaft
häufig so, dass der Patient plötzlich jemanden hat,
zu integrieren, wurde Eunice Kennedy-Shriver zur
der ihm zuhört und sich ihm zuwendet. Hier kann
Lebensaufgabe. 1962 organisierte sie in ihrem
privaten Garten ein Sport-Camp für Kinder mit
geistiger Behinderung. 1968 wurden daraus die
es zu einer Art »Übertragungsliebe« kommen:
ersten Special Olympics in Chicago – mit rund
Ideale oder Wünsche werden auf den Therapeuten
1.000 Teilnehmern aus den USA und Kanada. 2003
oder die Therapeutin übertragen. Hilfreich ist es
fanden die Spiele erstmals außerhalb der USA
hier, das Thema vorsichtig offensiv anzugehen, zu
statt, in Dublin. Heute sind die Special Olympics
besprechen, was das »Lieben« bedeutet und die
das weltweit größte inklusive Sportereignis. Und
Gefühle dahinter aufzudecken. Vor allem aber gilt
die Shrivers – inzwischen Eunice‘ Sohn Timothy –
es, Abstand zu wahren. Denn die Beziehung mit
setzen sich noch immer mit aller Kraft dafür ein.
einem Patienten oder einer Schülerin – also die
Ausnutzung einer beruflich begründeten Abhängigkeit
– verbietet sich. KF /
weiterlesen: specialolympics.de
AS
12
expertentipp
EXPERTENTIPP
was passiert, wenn
wir frühlingsgefühle
haben?
Psychologin Katja Friedrich erklärt, weshalb wir im
Frühling aktiver und glücklicher sind. Und warum wir
uns in dieser Zeit leichter verlieben. Text: Annette Scherer
Katja Friedrich, 57, ist Diplom-Psychologin,
Sozialtherapeutin und
Therapeutische Leiterin der Suchtfachklinik
Ringgenhof.
Gute Laune, Glücksgefühle, Schmetterlinge im Bauch … Was passiert mit uns,
wenn wir Frühlingsgefühle haben?
Wenn im Frühling die Sonneneinstrahlung zunimmt, dann reduziert unser
Körper die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Wir fühlen uns wacher
und aktiver. Gleichzeitig nimmt die Dopaminproduktion zu, Dopamin ist unser
Glückshormon. Dazu kommen dann sensorische Reize, wir sehen mehr Farben,
zum Beispiel Blumen, oder spüren mehr Wärme. Auch weitere Hormone, Serotonin
und Oxytocin, spielen eine Rolle und alles richtet uns darauf aus, letztlich
einem uralten biologischen Programm zur Reproduktion zu folgen.
Das klingt sehr nüchtern und wenig romantisch.
Ist es aber nicht. Denn diese Hormone, die übrigens im Gehirn produziert werden,
lösen vor allem eben diese Glücksgefühle aus. Schmetterlinge im Bauch.
Deshalb verlieben sich Menschen im Frühling leichter – und zwar Menschen
jeden Alters.
Steht das nicht im Widerspruch zur sogenannten Frühjahrsmüdigkeit, unter der
ja viele Menschen ebenfalls leiden?
Nein, denn die Frühjahrsmüdigkeit liegt zeitlich direkt vor der oben genannten
Phase. Grund dafür ist, dass die Energiespeicher des Körpers am Ende der Wintermonate
aufgebraucht sind. Bei weniger Licht wird eben mehr Melatonin, also
das schon erwähnte Schlafhormon produziert. Deshalb sind wir in der dunklen
Zeit einfach viel müder.
Kann man Frühlingsgefühle auch gezielt fördern?
Auf jeden Fall – indem man viel rausgeht an die Sonne und an die frische
Luft. Und indem man Dinge tut, von denen man weiß, dass sie einen zufrieden
und glücklich machen. Im Sinne der Achtsamkeit empfehle ich, das nicht nur
im Frühling so zu tun, sondern das ganze Jahr über und möglichst immer den
Moment zu leben. Übrigens können Frühlingsgefühle auch verhindert werden,
etwa durch das Verkriechen in einen dunklen Raum. Das ist bei unseren spielsüchtigen
Patienten oft der Fall.
Tipp
Was tun, wenn Gefühle nicht erwidert
werden? Wer Liebeskummer hat,
fühlt sich abgelehnt. Durch diese
Phase muss man durch, das muss man
»abtrauern«. Das bedeutet: die Gefühle
zulassen, darüber reden und
aus der Idealisierung wieder herausfinden.
Das stärkt den Menschen. Gefühle
zu leugnen, hilft nicht weiter.
13
porträt
PORTRÄT
Text: Annette Scherer
mit ruhe, geduld
und herzenseinsatz
Schon als Kind hat Nicole Findeiß ihre Mutter zur Arbeit
in ein Pflegeheim begleitet. Schon damals hatte sie Freude
am Umgang mit alten Menschen. Heute kann sich die
45-Jährige, die seit drei Jahren das Seniorenzentrum
Mengen leitet, nichts anderes mehr vorstellen.
Auf ihr Team ist sie stolz. Und die sind beeindruckt
von ihr und ihrem »Herzenseinsatz«.
Das Porträt.
»Solch ein Herzenseinsatz ist nicht Standard«, hat ihr eine
ehemalige Mitarbeiterin mal zum Abschied geschrieben.
Sie sei beeindruckt, »wie und auf welch unendlich geduldige
Art und Weise« sie es schaffe, »es allen Mitarbeitenden
gut zu machen und den Bewohnerinnen und Bewohnern
eine gute Zeit zu ermöglichen«. Damit hat sie vieles auf den
Punkt gebracht, was Nicole Findeiß, Einrichtungsleitung
im Seniorenzentrum Mengen, ausmacht. Denn wer mit ihr
zu tun hat, staunt nicht selten über ihre Geduld und Freundlichkeit
– auch in stressigen Situationen. Kaum etwas (oder
gar nichts?) kann sie wirklich aus der Ruhe bringen. »Mit
innerer Ruhe kommt man auch durch schwierige Situationen«,
ist die 45-Jährige überzeugt.
Nicole Findeiß ist seit Anfang 2022 Einrichtungsleitung im
Seniorenzentrum Mengen und Chefin eines Teams von insgesamt
54 Mitarbeitenden, die in Voll- oder auch in Teilzeit
beschäftigt sind. Bevor sie zur Altenhilfe der Zieglerschen
kam, hat die gelernte Altenpflegerin, Geronto-Fachkraft
und ausgebildete Pflegedienstleitung bei verschiedenen
14
porträt
erreichen können.« Mit gemeinsamen Aktionen und manchmal
auch mit einem leckeren Frühstück für alle pflegt sie
das gute Miteinander innerhalb des Teams. »Für mich ist
das auch ein Teil der Wertschätzung«, sagt sie.
Schon als Kind hat Nicole Findeiß ihre in der Altenhilfe
tätige Mutter immer wieder zur Arbeit begleitet. Und schon
damals hat sie Freude im Umgang mit alten Menschen gehabt.
Zwischenzeitlich kann sie sich nichts anderes mehr
vorstellen. »Es gibt nichts Schöneres, als 100 Jahre alte
Hände anzufassen. Das gibt einem ganz arg viel!«
Trägern sowohl ambulant als auch stationär in verschiedenen
Leitungspositionen gearbeitet. Als das Seniorenzentrum
in Mengen vor sieben Jahren eröffnet wurde, war sie
bereits als Pflegedienstleitung am Start.
»Wir behandeln Menschen so, wie wir selber auch behandelt
und gepflegt werden wollen«, erklärt sie auf die Frage,
was sie tut, damit Menschen sich in ihrem Haus wohlfühlen
können. Und ergänzt: »Man kann auch mit relativ wenig
»Wir behandeln Menschen so,
wie wir selber auch behandelt und gepflegt
werden wollen.«
Zeit viel möglich machen. Die Grundeinstellung zur Arbeit
ist das Wichtigste. Manchmal können schon ein netter Blick
oder ein paar freundliche Worte deutlich zur Entspannung
beitragen.« Dankbar ist sie über den Gestaltungsspielraum,
den ihr ihr Beruf bietet. »Wenn beispielsweise etwas nicht
läuft, packe ich gerne mal selber mit an – auch um zu sehen,
wo das Problem liegt und zu helfen, damit künftig strukturierter
gearbeitet werden kann.«
Auf ihr Team ist sie stolz: »Ich kann mich auf meine Leute
verlassen. Und die wissen, dass sie mich im Notfall immer
Nicole Findeiß ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern
im Alter von acht und elf Jahren. Im vergangenen August
gab es Familienzuwachs in Form von drei kleinen Enten:
Flexi, Gisela und Gismo. »Ich wollte schon immer Enten
oder Hühner«, lacht Nicole Findeiß. Vor allem für die Kinder
seien die neuen Haustiere eine tolle Sache. Aber auch
sie habe viel Spaß daran – auch wenn sie die Rasselbande
abends oft erst mal einfangen müsse.
»Es gibt nichts Schöneres,
als 100 Jahre alte Hände anzufassen. Das gibt
einem ganz arg viel!«
Von ihrer Familie erfährt sie viel Rückendeckung: »Ohne
die spontane Unterstützung meines Mannes, meiner Eltern
und Schwiegereltern sowie meiner Schwägerin in Notfällen
wäre mein Job nicht möglich. Dafür bin ich sehr dankbar«,
erklärt sie. In ihrer Freizeit geht sie mit ihrer Familie gerne
zum Wandern und mehrmals pro Woche auch ins Fitness-Studio.
»Das ist mein Ausgleich zur Arbeit«, sagt sie.
Wenn sie einen Wunsch frei hätte? »Dann würde ich mir
wünschen, dass unser Beruf wieder attraktiver wird, vor
allem auch für jüngere Menschen.« Sehr gerne öffnet sie
ihr Haus daher auch für Interessierte und Praktikanten und
kooperiert auch mit den Schulen vor Ort. »Wer die Altenhilfe
kennenlernen will, ist bei uns herzlich willkommen!«
so die klare Ansage.
kontakt: www.zieglersche.de/sz-mengen
15
news
Künstler mit Cappuccino: Thomas Zinke bei der Eröffnung seiner Ausstellung »Cappusino im Haus« in Schillers Café Bad Saulgau
BEHINDERTENHILFE
die malwerkstatt der zieglerschen wird 40 jahre alt
und präsentiert sich bunt und ausdrucksstark
Das Jahr 2025 ist für die Malwerkstatt der Zieglerschen ein
besonderes: In diesem feiert die 1985 in Wilhelmsdorf gegründete
Institution ihr 40-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr
geht es wie immer bunt zu. So konnten unter dem Motto
»In mir haust eine Farbe« bis Mitte Februar die Werke von
zwölf Künstlerinnen und Künstlern der Malwerkstatt im
Kloster Hegne am Bodensee bewundert werden. Vier Monate
lang war die Ausstellung zu sehen. Ebenfalls farbenfroh geht
es derzeit in »Schillers Café« in Bad Saulgau zu. Hier sind
Bilder von Thomas Zinke unter dem Titel »Cappusino im
Haus« ausgestellt. Zinkes ausdrucksstarke Gemälde zeigen
Schuhe, Aufzüge, Melkeimer und eben »Cappusino« – wie
das beliebte Getränk auf den Bildern des Künstlers heißt.
Ein traurige Nachricht gabs kurz vorm Jubiläumsjahr leider
auch: Christine Fausel, Gründerin der Malwerkstatt, verstarb
am 31. Oktober 2024 mit 98 Jahren in Wilhelmsdorf. Fausel,
die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und anschließend
die Lehrbefähigung als Kunsterzieherin erworben
hatte, war zunächst fast 25 Jahre Unternehmerin und führte
die elterliche Textilfabrik. 1985 begann sie in Wilhelmsdorf
künstlerisch mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten –
damals etwas völlig Neues. Silke Leopold, die die Malwerkstatt
1995 übernahm und bis heute leitet, erinnert sich: »Bei
der Übergabe streifte Christine Fausel ein geistiges Samenkorn
in meine Hände und sagte, es möge wachsen und gedeihen.
Wir denken gern an sie zurück.« CW / SW
16
news
kurz
und knapp
ALTENHILFE
blick in die zukunft der pflege – ein
tag zum lernen und ausprobieren
Die einen tragen eine VR-Brille und gucken entspannt in die virtuelle
Welt. Andere streicheln eine Robbe, die unter anderem mit Sensoren
ausgestattet ist. Wieder andere wischen und tippen über Tablets
mit einem Programm für die Soziale Betreuung in Pflegeheimen.
Was alle 40 Anwesenden gemeinsam haben: Sie arbeiten in der Altenhilfe
der Zieglerschen und sind zu einem Fachtag zusammengekommen,
um einen Blick in die Zukunft der Pflege zu werfen. Ausprobieren
und Lust auf die neuen Möglichkeiten bekommen – das war Ziel
des ungewöhnlichen Tages. Ein Ziel, das bei Thomas Sowoidnich auf
jeden Fall erreicht wurde: »Ich finde es spannend zu sehen, was technisch
so läuft. Und es selbst ausprobieren zu können, ist einfach klasse«,
so der Einrichtungsleiter des Gustav-Schwab-Stifts der Zieglerschen.
Eva Hegele, Leiterin des Referats Fachliche Entwicklung und Ausbildung
der Altenhilfe hat die Veranstaltung in der Evangelischen Akademie
Bad Boll organisiert. Ihr Resümee: »Die Preise für einige der
digitalen Möglichkeiten sind noch sehr hoch. Doch über Fördermittel
ist es bestimmt möglich, das eine oder andere Gerät bald anzuschaffen.«
Sie freue sich sehr über die durchweg positive Resonanz zum
Fachtag und bedankte sich bei den Referenten von Cyberdyne Care
Robotics, Media4Care, Magic Horizons und dem Landeskompetenzzentrum
Tübingen für die »spannenden Einblicke«. NP
PFLEGEHEIM STATT WERKSTATT
Azubis der EnBW tauschten im November
ihren Arbeitsplatz im Heizkraftwerk mit
dem Henriettenstift Kirchheim. Eine Woche
lang halfen sie bei der Betreuung und lernten
den Alltag im Pflegeheim kennen. Besonderen
Eindruck hinterließ eine 100-jährige Bewohnerin
mit ihrem bewegten Leben. JR
»KÖNIGSKIND« ALS HÖRBUCH
Die Chronik »Wilhelmsdorf. Ein Königskind«
von Johannes Ziegler, Namensgeber
der Zieglerschen, ist zum 200-jährigen
Wilhelmsdorfer Jubiläum als kostenloses
Hörbuch erschienen. Zu verdanken ist dies
der Evangelischen Brüdergemeinde. SW
download: www.bg-wdf.de
Entspannter Blick in die Zukunft der Pflege: Welchen Beitrag KI und Digitalisierung
dazu leisten können, war Thema eines Fachtages der Altenhilfe.
FACHTAG GEBÄRDEN
Ganz im Zeichen der Kommunikation mit
Gebärden stand im letzten November ein
Fachtag der Behindertenhilfe. Neben Fachvorträgen
und Workshops wurde den rund
120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
auch die neue Gebärden-App »Schau doch
meine Hände an« präsentiert. SW
17
denkzeit
Ostern
»Manchmal feiern wir mitten im Tag
ein Fest der Auferstehung«.
Dieses Lied macht Lust, es einfach
auszuprobieren. Mitten am Tag
nicht auf die Berge von Arbeit starren,
sondern den Frühling wahrnehmen.
Mitten am Tag sich nicht von der
Angst anstecken lassen, sondern
von Freude.
Glauben, hoffen, lieben –
weil da einer ist, der den Tod
besiegt hat und lebt.
Wir wünschen Ihnen
eine gesegnete Osterzeit.
Pfarrer Gottfried Heinzmann
Vorstandsvorsitzender der Zieglerschen
18
denkzeit
19
spenden und stiften
danke
… für Ihre Hilfe.
Eine tolle Zirkuswoche für 200 Kinder, großzügige Spenden für suchtkranke Frauen und eine Preisträgerin, die
ihr Preisgeld spendet – die Menschen in den Zieglerschen hatten wieder viele Gründe, sich zu bedanken.
18.549 EURO
sponsoren ermöglichen zirkuswoche für 200 kinder
Ein außergewöhnliches Zirkusprojekt durften insgesamt
200 Schülerinnen und Schüler der Sprachheilschule Biberach
und der benachbarten Birkendorf-Grundschule
im Herbst erleben. Eine ganze Woche lang ging es in der
Schule nicht um Mathe oder Deutsch, sondern um Balancieren,
Jonglieren, Zaubern, um Teamwork und großen
Mut. »Allen Kindern sah man am Ende in der Manege
den Stolz an«, berichtet Annette Koczy, Leiterin der
Sprachheilschule Biberach. Jeder Tag begann für die Kinder
gemeinsam im Übungs-Zirkuszelt, dann trainierten die
Gruppen einzeln. Am Ende der Woche fanden zwei Shows
für die Eltern im großen Zelt des Zirkus Artista statt – mit
Popcorn, Eis und Getränken. Annette Koczy ist dankbar für
diese tolle Woche: »Wir danken dem Team des Zirkus Artista,
dem Förderverein der Birkendorf-Grundschule und ganz
besonders den Sponsoren, ohne die das Projekt nicht möglich
gewesen wäre.« Der Dank geht an: Bruno-Frey-Stiftung,
Rotary-Club Biberach, Stiftung Biberach der Kreissparkasse,
AOK Biberach, Liebherr, Bottenschein Reisen, Edeka
E-Center Schmid und Stadtbuchhandlung Biberach. NP
20
spenden und stiften
10.000 EURO
stiftung fördert kinästhetik
500 EURO
margot koch spendet preisgeld
Im Pflegealltag muss oft gehoben und getragen werden. Das
kostet die Mitarbeitenden Kraft und belastet den Rücken.
Wer hier Kinästhetik einsetzt, also die zu mobilisierende
Person aktiv einbezieht, schafft Erleichterung. Doch das
muss gelernt werden. Dank einer Spende der Esslinger
»Eugen und Irmgard Hahn Stiftung« können die Zieglerschen
eigene Kinästhetik-Trainerinnen ausbilden. »Für die
großzügige Spende sind wir sehr dankbar«, so Eva Hegele,
Leiterin Fachliche Entwicklung & Ausbildung in der Altenhilfe
der Zieglerschen. »Denn Kinästhetik schont den
Rücken und die Gesundheit der Pflegekräfte.« NP
Margot Koch (Foto) ist seit 15 Jahren ehrenamtlich im
Seniorenzentrum Aitrach aktiv. Sie bietet Gedächtnistraining
an, organisiert mit dem Freundeskreis Ausflüge oder
hilft in der Cafeteria. Für ihren beeindruckenden Einsatz
wurde die 75-Jährige nun von Landrat Harald Sievers mit
dem Pflegepreis des Landkreises Ravensburg ausgezeichnet.
Aitrachs Bürgermeister Thomas Kellenberger und das
Leitungsteam des Seniorenzentrums ließen es nicht nehmen,
die Geehrte zu begleiten. Diese hat nun angekündigt,
ihr Preisgeld von 500 Euro für das Seniorenzentrum Aitrach
zu spenden. Vielen Dank und Vergelts Gott! AS
29.153 EURO
entspannungsraum kommt
Ein Raum, in dem suchtkanke Frauen entspannen und zur
Ruhe kommen können – dafür bat die Suchtfachklinik
Höchsten im letzten Herbst um Spenden. Das Anliegen
bewegte gut 380 Spenderinnen und Spender der Zieglerschen,
die dafür insgesamt 29.153 Euro gaben. Das Geld
kommt nun den Patientinnen der Bad Saulgauer Fachklinik
zugute, der Entspannungsraum wird baldmöglichst
eingerichtet. Und auch der Wunsch nach Anschaffung eines
HydroJet-Massagegeräts kann damit erfüllt werden.
Herzlichen Dank an alle, die das ermöglicht haben! PH
21
spenden und stiften
bitte
... machen Sie mit.
Die 14-jährige Mira wird in unserer Jugendhilfe betreut. Ihr Herzenswunsch ist ein Hip-Hop-Kurs, damit sie
zeigen kann, was in ihr steckt. Jonas Schultheiß möchte einen Traktorführerschein machen, damit er auf »seinem«
Bauernhof helfen kann. Gerne würden wir diese und viele andere Herzenswünsche erfüllen. Machen Sie mit!
»mein grösster wunsch ist ein hip-hop-kurs«
Text: Petra Hennicke
Mira Camari, deren Namen wir zum Schutz geändert haben,
ist 14 Jahre alt und lebt im Martinshaus Kleintobel, der
Jugendhilfeeinrichtung der Zieglerschen. Als sie zehn war,
ließen ihre Eltern sie allein in Deutschland zurück. Bis heute
hat Mira ihre Eltern nicht wieder gesehen. Im Martinshaus
ist das Mädchen gut aufgehoben. Doch immer wieder gehen
ihr Fragen durch den Kopf: Warum sind meine Eltern
gegangen? Wo sind sie jetzt? Denken sie an mich? Fragen,
die sie unruhig machen. Und manchmal auch wütend
und aggressiv. Miras großer Wunsch ist ein professioneller
Hip-Hop-Kurs. Denn beim Tanzen vergisst sie ihre Sorgen,
fühlt sich lebendig und kann zeigen, dass sie etwas kann.
Das Jugendamt bezahlt viel Geld für die professionelle Unterbringung
und Betreuung in unserer Jugendhilfe, aber für
solche wichtigen Dinge nicht.
MIra Camari ist 14 und lebt im Martinshaus Kleintobel. Damit sie
zeigen kann, was in ihr steckt, wünscht sie sich einen Hip-Hop-Kurs.
Jonas Schultheiß, dessen Name ebenfalls geändert wurde,
lebt in einer Pflegefamilie. Der 21-Jährige besucht tagsüber
den Berufsbildungsbereich der NEULAND-Werkstatt und
in seiner Freizeit hilft er auf einem Bauernhof. Die körperliche
Arbeit – Hasen füttern, Misten, Pferde striegeln – tut
dem jungen Mann in jeder Hinsicht gut. Er liebt Tiere über
alles und strahlt, wenn er nur den Hof betritt. Jonas‘ großer
Wunsch ist es, einen Traktorführerschein zu machen, damit
22
spenden und stiften
Die Johannes-Ziegler-Stiftung ist die Stiftung der
Zieglerschen. Sie fördert Menschen und Projekte aus den
Zieglerschen, für die es sonst keine Mittel gibt. Und sie
setzt eigene Angebote selbst um.
Möchten auch Sie Stifterin oder Stifter werden, einen
Stifterfonds oder Ihre eigene Stiftung gründen?
Es gibt viele Möglichkeiten. Bitte sprechen Sie uns an.
Matthias Braitinger | Telefon 07503 929-333
www.zieglersche.de / stiftung
er auf dem Bauernhof noch mehr helfen und sich nützlich machen
kann. Eine Fahrschule hat bereits bestätigt, dass sie Jonas aufnehmen
könnte. Jetzt fehlt nur noch das Geld – rund 1.000 Euro werden für
den Führerschein gebraucht.
Für »Fälle« wie die von Mira und Jonas hat die Johannes-Ziegler-
Stiftung der Zieglerschen den Fonds »Herzenswünsche« eingerichtet.
Seit fast zehn Jahren wird auf diese Weise Geld für unbürokratische
Hilfen und besondere Wünsche bereitgestellt. Wünsche, die manchmal
selbstverständlich erscheinen – wie etwa passende Kleidung, ein
neues Fahrrad oder auch ein Hip-Hop-Kurs –, die es aber für viele
Menschen in den Zieglerschen einfach nicht sind.
Finanziert wird der »Herzenswünsche«-Topf ausschließlich durch
private Mittel. Viele Spenderinnen und Spender sorgen seit Jahren
dafür, dass er immer wieder gefüllt werden kann. Auch für dieses Jahr
sollen 25.000 Euro gesammelt werden, damit Herzenswünsche erfüllt
und unbürokratisch geholfen werden kann. Machen Sie mit?
UNSER SPENDENKONTO
www.zieglersche.de / mithelfen
Spendenkonto SozialBank Köln
IBAN DE45 3702 0500 0007 7956 00
Stichwort: Herzenswünsche
Stifterbrief
VON STEFFEN WEIGEL
BÜRGERMEISTER STADT WENDLINGEN
Als Nathalie Wiedmann, die Leiterin der sozialen
Betreuung des Pflegeheims Taläcker hier in
Wendlingen, mich gefragt hat, ob die Stadt sich
an einer Stiftergemeinschaft »Lebenswertes
Wendlingen« beteiligen würde, konnte ich mir
nicht viel darunter vorstellen. Informationsabende
folgten und mir wurde klar, dass wir
Teil einer großen Gemeinschaft sein sollten,
die eine bessere Einbindung des Pflegeheims
in unser Gemeinwesen erreichen will.
Ich bin dem Gemeinderat sehr dankbar, dass er
spontan und einstimmig seine Zustimmung zu
einer solchen Stiftung in Wendlingen gegeben
hat. Die Menschen in unseren Pflegeheimen
haben ihr Leben in unserer Stadt verbracht und
haben es verdient, weiterhin ein Teil der Stadtgesellschaft
zu sein. Mit den Stiftungserlösen
können wir immer wieder Veranstaltungen mitfinanzieren,
die diese Teilhabe sicherstellen.
Stiften bedeutet Sinn stiften. Das habe ich
besonders intensiv erlebt, als ich vor wenigen
Wochen bei einem Treffen der Johannes-
Ziegler-Stiftung hier in Wendlingen viele weitere
Stifterinnen und Stifter kennengelernt
habe. Auch unsere Initiative gehört ja zur
Johannes-Ziegler-Stiftung. Es ist zu wünschen,
dass es noch viele Menschen geben möge, die
stiften – nicht nur, aber auch bei den Zieglerschen.
Dazu braucht es nicht immer große
Summen. Jeder Betrag zählt.
Steffen Weigel ist Bürgermeister von Wendlingen und
Mitgründer der Initiative »Lebenswertes Wendlingen«.
23
impuls
KOLUMNE
Pfarrer Gottfried Heinzmann
das leben siegt.
die liebe bleibt.
Pfarrer Gottfried Heinzmann
ist Vorstandsvorsitzender
der Zieglerschen
»Meine Welt ist nicht in Ordnung« – so beginnt
ein Lied der Band »Stilbruch«. Menschen mit
und ohne Behinderung haben es geschrieben.
»Meine Welt ist nicht in Ordnung« – viele unserer
Schülerinnen und Schüler können sich in
dem Satz wiederfinden. Patientinnen und Patienten
in der Suchthilfe, aber auch Seniorinnen
und Senioren in unseren Einrichtungen.
»Meine Welt ist nicht in Ordnung« – bei mir
ist aber vor allem die Fortsetzung hängen geblieben:
»… keiner schaut mich wirklich an.«
Man könnte es noch anders sagen: »Keiner
hört mir wirklich zu« oder »Keiner fragt, wie
es mir geht«. Jemanden anschauen und fragen,
wie es geht, kann man auf ganz unterschiedliche
Weise. Doch oft fragen wir: »Wie geht’s?«
und ziehen dann eine schöne Fassade hoch.
Wir lächeln und sagen: » Alles okay. Mir geht’s
gut!« Im Neuen Testament finde ich viele Erzählungen
von Menschen, die nicht mehr vor-
spielen konnten, dass alles okay ist. Menschen,
bei denen Beziehungen zerbrochen sind. Die
schwer krank waren. Die von anderen gemobbt
und ausgeschlossen wurden. Es wird auch erzählt,
wie Jesus diesen Menschen begegnet ist.
Ohne Vorbehalte. Herzlich und offen.
Geht es nicht letztlich auch darum: Dass wir
nicht vorspielen, wie super alles ist, sondern
unsere Sorgen und Nöte teilen. »Meine Welt
ist nicht in Ordnung.« Damit das möglich ist,
brauchen wir einen Grundkonsens. Dass ich
dem anderen vertrauen kann. Dass er es gut
mit mir meint. Dass er mir zur Seite steht.
Der Song endet mit den Worten: »Ich glaube daran,
dass wir es ändern können. / Ich werd‘ die
Hoffnung nicht verlieren, dass die Liebe siegt.«
Große Worte. Vielleicht ein wenig zu groß. Und
doch das, was ich so kurz vor Ostern empfinde:
Das Leben siegt. Die Liebe bleibt.
24
impuls
25
wir
ANRUF BEI …
ANDRE LUX
Mitarbeiter im Pädagogischen
Fachdienst im Martinshaus Klein-
tobel der Jugendhilfe.
GUTEN TAG, WAS
MACHEN SIE GERADE?
Gerade komme ich aus unserem »Aufnahmeraum«, wo wir
eine neue Podcast-Folge aufgenommen haben. Linus, ein
13-jähriger Jugendlicher aus dem Martinshaus Kleintobel,
war heute wieder voller Ideen für unseren Wohngruppenpodcast
»Medienzeit«. Dieses Mal hatte er das Thema Hilfeplangespräche
in der Jugendhilfe gewählt. Die Überraschung
war heute für mich, dass er seinen Freund Dennis
mitgebracht hat, der ausnahmsweise als Gast dabei war. Gemeinsam
wollten sie spontan darüber sprechen. Ich fand
die Idee klasse.
Während der Aufnahme halte ich mich bewusst zurück.
Meine Rolle als »Mr. Scott« ist eher die eines Moderators,
der Fragen stellt und den Raum schafft, damit die Jugendlichen
sich entfalten können. Mir ist wichtig, dass Linus
selbst entscheidet, was er sagt. Ich gebe ihm nichts vor. Und
so plant er die Folgen in Absprache mit mir, moderiert sie
und gemeinsam schneiden wir später die Aufnahme. Genau
das ist der Kern des Podcasts: Partizipation und die Chance,
medienpädagogisch zu wachsen.
Kaum ist die Aufnahme im Kasten, geht es für mich schon
weiter. Zwei Jugendliche kommen gleich vorbei und ich bin
gespannt, was sie auf dem Herzen haben. Meine Arbeit im
Pädagogischen Fachdienst ist vielfältig – von Gesprächen
mit Eltern und Lehrkräften bis hin zur Begleitung unserer
Wohngruppen (siehe auch Titelthema, Seite 10). Die Arbeit
am Podcast, der mich seit gut einem Jahr beschäftigt,
ist nur ein kleiner, aber ein besonders schöner Teil meiner
Aufgaben. Er zeigt mir jedes Mal, wie wichtig es ist, jungen
Menschen eine Stimme zu geben.
die anruferin war jacqueline de riese
neu: gewinnspiel
»Man kann auch mit wenig
Zeit viel möglich machen.«
Von wem stammt das Zitat?
a) Maximiliane Laplace c) Katja Friedrich
b) Constantin Knall d) Nicole Findeiß
Bitte schicken Sie die Lösung an visAvie@zieglersche.de
oder Redaktion visAvie, Saalplatz 4, 88271 Wilhelmsdorf
Einsendeschluss: 07.05.2025
Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir
drei schöne Vesper-Sets für unterwegs.
26
BLAUER ENGEL
wir
FRAGEN AN …
MATTHIAS OESTERLE
30 Jahre, Leiter des Internats
und des Längerfristig intensiv
betreuten Wohnens im SBBZ
Haslachmühle.
schalten sie ein!
oster-gottesdienst am
20.04.2025
9.15 / 14.00 Uhr
auf Bibel TV
was ist glück für sie?
Wie sind Sie zu den Zieglerschen gekommen?
Mein Urgroßonkel war lange Direktor
am Gymnasium Wilhelmsdorf (KI).
Daher waren mir die Zieglerschen
immer ein Begriff. Nach der Schule
wollte ich mich beruflich ausprobieren
– und ein FSJ in der Haslachmühle
war genau das Richtige. Die
Haslachmühle hat mich seitdem in ihren
Bann gezogen – auch nach 14 Jahren
kann ich mir nur wenig schönere
Arbeitsplätze vorstellen.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich bin nicht der Typ für Lebensmottos.
Wenn, dann wohl »schaffa
schaffa Häusle baua«.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Seit ich Podcasts entdeckt habe, lese
ich ziemlich wenig. Von einem Kollegen
habe ich mir das Buch »Bauen
mit der Oberfräse« ausgeliehen und
schaue da ziemlich gerne rein. Ansonsten
liegen neben dem Bett immer
ein paar Asterix- und Obelix-Hefte.
Mit welchem Menschen möchten Sie
einmal ein Gespräch führen?
Ganz klar: Tim Mälzer! Auch wenn
er immer wieder polarisiert, beeindrucken
mich doch seine authentische
Art und seine Fähigkeit, herzlich
über sich lachen zu können.
Welche Bedeutung hat für Sie der
Glaube?
Er begleitet mein Leben und gehört
dazu. Das christliche Menschenbild
prägt mein Sein und Handeln.
Wie sieht Ihr Traumurlaub aus?
Von der Sonne wach werden, beim
»Frühstückrichten« die Tagesschau
vom Vortag nachschauen, mit meiner
Frau am Gartenteich frühstücken und
dann Zeit in meiner Werkstatt verbringen.
Gegen Nachmittag lasse ich
mich beim Einkaufen fürs Abendessen
inspirieren und koche am
liebsten gemeinsam mit meiner Frau.
Perfekt wird der Tag durch einen erneuten
Ausflug in die Werkstatt. Das
Schöne ist: Ich kann meinen Traumurlaub
an jedem Wochenende erleben.
Was würden Sie tun, wenn Sie einen
Wunsch frei hätten?
Menschen mit komplexen Hilfebedarfen
eine Heimat bieten, in der sie
erwünscht sind und in der ihre Bedürfnisse
geachtet werden. Dass dies in
einem so reichen Land wie Deutschland
nur an viel zu wenigen Stellen angeboten
wird, belastet mich sehr.
Was ist Glück für Sie?
Familie, Heimat und Zeit.
fragestellerin: stefanie haase
impressum
visAvie Das Magazin der Zieglerschen, April 2025, Nr. 1
Herausgeber Gottfried Heinzmann, Vorstandsvorsitzender der Zieglerschen e.V.,
Wilhelmsdorfer Werke evang. Diakonie Redaktion Stefan Wieland (verantw.)
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe Matthias Braitinger, Harald
Dubyk (HD), Katja Friedrich (KF), Stefanie Haase, Gottfried Heinzmann, Petra
Hennicke (PH), Silke Leopold, Nicola Philipp (NP), Jacqueline de Riese (JR),
Annette Scherer (AS), Steffen Weigel, Stefan Wieland (SW), Claudia Wörner (CW)
Bildnachweise Titel iStock / RB Stocker; Weitere Frieder Blickle S. 2, S. 25, iStock /
XiXinXing S. 2 / 3, S. 11, Illustrationen: Niels Menke S. 3, Transcended Training
Centers S. 4, Rolf Schultes S. 4, S. 5, S. 13, S. 15, S. 27, Gerhard Plessing / Flug&Bild
S. 5, unsplash / Ryan Franco S. 6 / 7, Annette Scherer S. 9, S. 21, Nicola Philipp S. 12,
Claudia Wörner S. 16, Bernhard Krause S. 17, A. Karol S. 17, Behindertenhilfe
S. 17, unsplash / Leo Chane S. 18 / 19, Michael Hommrich S. 20, Bence Boldogh
S. 21, iStock / damircudic S. 21, iStock / FG Trade S. 22, Stadt Wendlingen S. 23, Felix
Davidsen S. 26, Kavallerie S. 28 Produktion Agentur Nullzwei, Köln, Redaktion:
Petra Hennicke, Gestaltung: Christiane Peitz Druck Druckhaus Müller, Langenargen
Anschrift der Redaktion Die Zieglerschen, Stefan Wieland, Saalplatz 4,
88271 Wilhelmsdorf, Telefon: 07503 929-259, visAvie@zieglersche.de
5.2
besuchen sie uns auch hier:
Farbe
des Logos
Schwarz-Version
Nur wenn das Logo im Einzelfall nicht in blau realisierbar ist, kann die
schwarze Variante in Absprache mit der RAL gGmbH zum Einsatz kommen.
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
mit Umweltzeichen
Logo-Leitfaden
27
WOLLEN SIE MIT UNS
GUTES TUN?
WAS ICH TUE,
ERFÜLLT MIT
Eine sinnerfüllte und wichtige Arbeit mit Menschen, Bezahlung nach Tarif, betriebliche Altersvorsorge,
ein gutes Arbeitsklima und familienfreundliche Arbeitsbedingungen – es gibt viele Gründe, warum
es sich lohnt, bei den Zieglerschen zu arbeiten. Lesen Sie mehr: www.zieglersche.de / mitarbeiten
Haben Sie Fragen? Möchten Sie sich bewerben? So erreichen Sie uns:
bewerbung@zieglersche.de | www.zieglersche.de / stellenanzeigen