Wohnbaugenossenschaften Zürich – Jahresbericht 2024
Gemeinsam gestalten – Partizipation im Fokus: Wohnbaugenossenschafter:innen sind in der Regel am Unternehmen beteiligt, in dem sie wohnen. Deshalb können sie auch mitbestimmen. Im Fokus-Thema beleuchtet der Regionalverband die verschiedenen Facetten der Partizipation bei gemeinnützigen Bauträgern. Und was dabei herauskommt.
Gemeinsam gestalten – Partizipation im Fokus: Wohnbaugenossenschafter:innen sind in der Regel am Unternehmen beteiligt, in dem sie wohnen. Deshalb können sie auch mitbestimmen. Im Fokus-Thema beleuchtet der Regionalverband die verschiedenen Facetten der Partizipation bei gemeinnützigen Bauträgern. Und was dabei herauskommt.
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GEMEINSAM
GESTALTEN
PARTIZIPATION IM FOKUS
Jahresbericht 2024
INHALT
Schwerpunkt: «Partizipation im Fokus»
Editorial 3
Partizipation mit Wirkung 5
Round Table mit zwei Expert:innen 6
Mitbestimmung 2.0 11
Versprechen eingelöst? – Ein Plädoyer für eine 16
bewusste Entscheidung für Partizipation
Leistungsbericht: Fakten
Personelles und Organisation 21
Solide Grundlagen und politische 21
Positionen klar kommunizieren
An Veranstaltungen Wissen vernetzen 23
Herausfordernder Immobilienmarkt 28
Das Zusammenleben im Fokus 29
Manchmal liegt die Lösung in den 30
Schwierigkeiten der Branche
Leistungsbericht: Zahlen
Finanzen und Governance 32
Bilanz 33
Erfolgsrechnung 34
Anhang 35
Bericht der Revisionsstelle 37
Unsere Mitglieder 38
Unsere Partner 39
Unsere Organisation 40
Impressum 43
EDITORIAL
Liebe Mitglieder,
Partner und Freundinnen von
Wohnbaugenossenschaften Zürich
2024 war ein ereignisreiches Jahr für
den gemeinnützigen Wohnungsbau.
Unsere Genossenschaften leisten
trotz herausfordernden Rahmenbedingungen
einen zentralen Beitrag
zu einer sozial durchmischten und
nachhaltigen Wohnraumversorgung
im Kanton Zürich und darüber
hinaus.
Rückblick auf das Jahr 2024
Unsere gut besuchten Anlässe boten
wertvolle Gelegenheiten zum
Austausch und zur Inspiration. Die
grosse Beteiligung zeigt, wie lebendig
unser Netzwerk und wie wichtig
der Dialog für die Weiterentwicklung
unserer Anliegen ist. Besonders
das Interesse an der Veranstaltung
zum Thema Erwerb und Integration
von Bestandsbauten zeigt, wie
flexibel unsere Mitglieder auf veränderte
Marktsituationen reagieren.
An der Generalversammlung wurde
der Antrag gestellt, den Verband
unabhängiger aufzustellen. Dieses
Anliegen diskutieren wir mit unseren
Mitgliedern.
Partizipation als Schwerpunkt des
Jahresberichts
Der diesjährige Jahresbericht stellt
das Thema Partizipation in den
Vordergrund – eine Grundsäule des
genossenschaftlichen Gedankens.
Mit dem Leitfaden «Partizipation in
Wohnbaugenossenschaften» haben
wir ein praxisnahes Werkzeug
geschaffen, das unseren Mitgliedern
zeigt, wie sie Bewohner:innen in
Entscheidungsprozesse einbinden
können. Diese Beteiligung stärkt
das Vertrauen, sorgt für bessere
Lösungen bei den Projekten und
für eine stärkere Identifikation mit
«ihrer» Genossenschaft. Teilhabe
ist auch in unserem Verband ein
zentrales Anliegen. Wir führen
interne Vernehmlassungen durch und
entwickeln den Verband im Dialog
mit unseren Mitgliedern weiter.
Herausforderungen und Ausblick
Die angespannte Lage auf dem
Wohnungsmarkt bleibt eine der
grössten Herausforderungen. Der
Bericht des Stadtrats zur Umsetzung
des wohnpolitischen Grundsatzartikels
in der Stadt Zürich 2019 bis
2023 zeigt, dass der Anteil gemeinnütziger
Wohnungen unserer Mitglieder
leicht gesunken ist, obwohl
wir rund 300 Wohnungen pro
Jahr zusätzlich erstellt haben. Es ist
daher wichtig, dass wir unsere
Wachstumsbemühungen verstärken.
Wir unterstützen Euch dabei!
Zudem setzen wir uns auch 2025
dafür ein, die politischen Rahmenbedingungen
zu verbessern, damit
der gemeinnützige Wohnungsbau
zukunftsfähig bleibt und stärker zur
Entlastung des Wohnungsmarkts
beiträgt.
Mein besonderer Dank gilt allen
Mitarbeitenden und unserem
Geschäftsführer für ihre grossartige
Arbeit, ebenso wie meinen Kolleginnen
und Kollegen im Vorstand
für die konstruktive Zusammenarbeit.
Auch danke ich den Mitgliedern,
die sich in die Verbandsarbeit einbringen
und einen wichtigen Beitrag
zu unseren Fortschritten leisten.
Ihr Einsatz macht unseren Erfolg
erst möglich.
Mit Optimismus und Tatkraft gehen
wir ins neue Jahr, um die Werte
des genossenschaftlichen Wohnens
weiter zu stärken und auszubauen.
Herzlich,
Andreas Wirz
Präsident Verband
Wohnbaugenossenschaften Zürich
3
PARTIZIPATION
MIT WIRKUNG
Lieber homo partizipiensis
Wohnbaugenossenschafter:innen sind
in der Regel am Unternehmen beteiligt,
in dem sie wohnen. Deshalb können
sie auch mitbestimmen, wenn es
darum geht, wie sich dieses Unternehmen
entwickeln soll. Dies ist Teil
der DNA von Wohnbaugenossenschaften.
Seit jeher. Zum Beispiel bei
der Generalversammlung, wo auch
über Bauprojekte, über die Versorgung
mit erneuerbarer Energie und
über andere, äusserst wichtige Fragen
entschieden wird.
Dieses Recht auf Mitbestimmung
ist etwas, das sie immerhin mit etwa
10 % der Bevölkerung des Kantons
Zürich teilen. Und immer mehr
Wohnbaugenossenschaften schicken
sich seit Jahren an, die Mitsprache
ihrer Mitglieder auch ausserhalb
der Generalversammlung zu fördern
und zu stärken. Mit Wirkung.
in den Navigationen einen Platz
erobern. Bei einigen Wohnbau
ge nossenschaften führt dieser Link
zu kleinen Schritten und Projekten,
andere sind schon wesentlich weiter
und im Begriff, eine eigentliche
Kultur der Partizipation in ihrem
Unternehmen zu etablieren.
In den folgenden Beiträgen beleuchtet
Wohnbaugenossenschaften Zürich das
Thema Partizipation von verschiedenen
Seiten, diskutiert mit Partizipations-
Profis (ab Seite 6), zeigt verschiedene
Beispiele – erfolgreiche und weniger
gelungene – bei Wohnbaugenossenschaften
(ab Seite 11). Und lässt
(ab Seite 16) eine kritische Stimme
zu Wort kommen – für jene, die vorhaben,
ihre Bewohnerschaft vermehrt
mitwirken zu lassen. Ernsthaft.
Denn: Partizipation ist alles Mögliche,
aber ganz bestimmt keine Modeerscheinung.
Ein Indiz dafür zeigt sich auch in
den Menüleisten der Webseiten von
Wohnbaugenossenschaften. Immer
öfter können sich die Begriffe «Mitwirkung»
oder «Partizipation» sogar
5
ROUND TABLE
LUST UND FRUST, POTENZIAL
UND GRENZEN VON PARTIZIPATION
Wohnbaugenossenschaften Zürich hat sich mit zwei Expert:innen
auf dem Gebiet der partizipativen Prozesse zusammengesetzt,
um Vor- und Nachteile der Mitwirkung zu diskutieren.
Claudia Thiesen und Stefan Zollinger haben in den letzten
Jahren unzählige Prozesse mit sehr verschiedenen Wohnbau-
Akteuren aufgegleist und begleitet. Hier berichten sie
durchaus kritisch über ihre Erfahrungen.
6
Ist Partizipation nur etwas für die
jungen Wilden oder auch für
traditionelle Genossenschaften
ein Thema?
Claudia Thiesen: Ich kenne es von
beiden. Bei den auch nicht mehr so
jungen Genossenschaften war das
schon immer in der DNA, oft gegründet
von Gruppen, die sich nach
ihren eigenen Vorstellungen neue
Lebensräume schaffen wollten.
Da ist es logisch, dass Initiant:innen
andere dazu animieren, mitzumachen.
Und bei den eher traditionellen
Genossenschaften gibt es durch
den Generationenwechsel sowohl in
den verantwortlichen Gremien als
auch bei den Mitgliedern inzwischen
den Anspruch, transparenter zu
kommunizieren und öfter Meinungen
zu Themen abzuholen wie Strategien,
Leitbilder und Reglemente. Aus
meiner Sicht hat diese Entwicklung
zu Beginn der 2000er-Jahre im
Zusammenhang mit den Ersatzneubauten
angefangen, nachdem
Vorstände zuvor mit ihren Projekten
an der Generalversammlung
(GV) gescheitert sind. Da wuchs
die Erkenntnis: «Wir müssen unsere
Mitglieder mehr einbeziehen.»
Stefan Zollinger: Es entspricht je
länger, je mehr einem Bedürfnis, auch
einer Forderung gerade seitens der
Bewohnenden. Wir begleiten eine
Genossenschaft, bei der aufgrund
eines GV-Beschlusses ein eigentliches
Partizipationsreglement erarbeitet
wurde. Andererseits erleben wir aber
immer wieder grosse Skepsis und
stossen auf Widerstand. Aber allein
schon die Information, die erste
Vorstufe der Partizipation, also die
Absichten und den Handlungsspielraum
transparent zu machen, ist schon
sehr hilfreich. «Wo sind die Leitplanken,
was ist möglich?» Man kann
Wünsche wie z. B. einen Skaterpark
mitnehmen. Und vielleicht gibt es im
Projekt dann tatsächlich Raum dafür.
Aber es ist wichtig, die Spielregeln und
die Rahmenbedingungen bekanntzugeben.
Es muss finanzierbar sein.
Auch kommerzielle, institutionelle
Wohnraumanbieter und Gemeinden
führen Partizipationsprozesse
durch. Gibt es Unterschiede, z. B.
bei der Aufgabenstellung, zwischen
kommerziellen und gemeinnützigen
Auftraggeber:innen?
Claudia Thiesen: Wir beraten eigentlich
nur gemeinnützige Bauträger.
Natürlich könnte man auch Institutionelle
beraten. Aber da fehlt oft die
Basis – im Gegensatz dazu sind
die Genossenschaften demo kratisch
organisiert. Die Mitglieder sind
Miteigentümer:innen – mit lebenslangem
Wohnrecht. Wenn die
Teilnehmenden am Schluss nicht in
den Entscheidungsprozess eingebunden
sind, frage ich mich schon,
warum man mitmachen soll. Auch
relevante Themen auszuklammern und
sich mit Nebenschauplätzen zu
beschäftigen, kann für Teilnehmende
frustrierend sein.
Stefan Zollinger: Für mich stellt sich
die Frage: Welche Werte haben eine
Genossenschaft bzw. ein Institutioneller?
Es darf nicht zu einem Scheinprozess
kommen, Partizipation darf
nicht zum Feigenblatt werden. Sonst
fühlen sich die Teilnehmenden
verschaukelt. Sie geben ihre Freizeit
dafür. Sie müssen einen Sinn darin
erkennen, mitzumachen. Sonst
kommt nach der ersten Veranstaltung
niemand mehr. Wenn man als
Organisation den Teilnehmenden
keinen echten Einfluss zugesteht,
dann lässt man es lieber und steht zu
den bereits getroffenen Entscheidungen.
Das gilt nicht nur für Institutionelle,
sondern auch für Genossenschaften,
die mit Partizipation nichts
anfangen können.
Sprichst du da vom alten Stefan
Zollinger, dem Bereichsleiter Bau
einer Genossenschaft, der sich
anfangs vehement gegen partizipative
Prozesse gewehrt hat?
Stefan Zollinger: Ich habe vor rund
15 Jahren massiv Widerstand geleistet.
Beim Baumanagement hat man
genau drei Ziele: Kosten, Termine und
Qualität. Und alles, was nicht dazu
passt, wird nicht berücksichtigt. Zu
der Zeit hat man in jener Baugenos
senschaft den Bereich Soziales
etabliert, auch in den Bauprojekten.
Ich konnte anfangs überhaupt nicht
damit umgehen, weil ich es nicht
kannte und nicht wusste, «was es
macht». Doch mit der Zeit sah ich,
wie sich bei solchen Prozessen auch
baulich ganz viele Vorteile ergeben.
Und: Wenn man die Bedürfnisse der
Bewohnenden abholt und einfliessen
lässt, lohnt sich das nicht nur beim
Bau, sondern – ganz entscheidend –
später auch im Betrieb. Damit sich
Interessengruppen bilden, damit
die Bewohnenden die Räume auch
nutzen, die gebaut werden.
«Partizipation
entspricht je länger,
je mehr einem
Bedürfnis, auch
einer Forderung
gerade seitens der
Bewohnenden.»
Stefan Zollinger
Das sind dann eben Mietbesitzer:innen.
Und als solche gehen sie
pfleglicher mit der Ausstattung um...
Stefan Zollinger: Es geht noch weiter.
Man hat bei der Bewirtschaftung
weniger Aufwand, geringere Fluktuation.
Wenn zwei Nachbar:innen
Probleme miteinander haben und
sie sich kennen, dann lösen sie das
Problem untereinander.
Was macht Partizipation bei Teilnehmenden
im Laufe eines Prozesses?
Claudia Thiesen: Mitwirkung hat
verschiedene Effekte. Beispielsweise
bei neuen Projekten. Da lernt man
andere Menschen kennen und setzt
sich intensiv mit einer Thematik
auseinander. Ich habe auch schon
Leute erlebt, die sich zwar aus der
Partizipation zu einem bestimmten
Projekt verabschiedet haben, aber
anschliessend ihre nachbarschaftli
7
chen Beziehungen intensiver pflegten,
weil ihnen diese Art von Engagement
mehr entsprach. In solch einem
Prozess lernt man sich kennen und
entwickelt Formate und eine Kommunikationskultur,
was auch im alltäglichen
Umgang hilfreich sein kann.
Probleme können dort entstehen, wo
beispielsweise Mitarbeitende von
Geschäftsstellen nicht früh genug in
den Prozess eingebunden wurden
und sie deshalb die Entscheidungsfindungen
nicht miterlebt haben.
8
«In solch einem
Prozess lernt man
sich kennen und
entwickelt Formate,
die im alltäglichen
Umgang hilfreich
sind.»
Claudia Thiesen
Stefan Zollinger: Sich zu kennen,
ist die Basis einer funktionierenden
Siedlung. Da kann man auch die
Hauswartung von Anfang an miteinbeziehen.
Gerade bei Sanierungen.
So wird eine Massnahme von allen
mitgetragen.
Apropos: Nicht jede Wohnbaugenossenschaft
kennt partizipative
Prozesse...
Claudia Thiesen: Jede Genossenschaft
partizipiert spätestens an der
Generalversammlung und da
stellen sich wichtige Fragen: Wer
diskutiert mit, wer entscheidet und
für wen? Werden nur persönliche
Wünsche geäussert oder werden die
Mitglieder befähigt, für die Organisation
zu denken und in die Zukunft
zu schauen? Oft werden Bedürfnisse
abgefragt, um damit Entscheide
zu begründen. Das ist mir zu wenig.
In einem gut gesteuerten Partizipationsprozess
werden die Zukunft
und all jene mitgedacht, die keine
Zeit hatten, teilzunehmen.
Stefan Zollinger: Beim Thema
«In die Zukunft schauen» kommt mir
eine denkmalgeschützte Siedlung
in den Sinn, die verdichtet werden
sollte. Dies bedeutete, dass auch
ein Teil zurückgebaut werden sollte
und damit bestehender Wohnraum
verloren gehen würde. Man hat
das mit den Bewohnenden dieser
Siedlung diskutiert, den Leuten
klar gemacht, dass die Genossenschaft
auch über die nächsten
20 bis 50 Jahre nachdenken muss.
Das haben die Bewohnenden
dann mitgetragen.
Claudia Thiesen: In diesem Moment
ist es natürlich hilfreich, wenn
man bereits sein Leitbild und seine
Strategie partizipativ erarbeitet
hat. So ist die Argumentation viel
einfacher. Weil die anstehende
Verdichtung nun die Folge eines
vorangegangenen, gemeinsamen
Entscheids ist.
Stefan Zollinger: Wichtig ist die
Herangehensweise, die Strategie: Wie
geht man mit partizipativen Prozessen
um? Oft wird von der grünen
Wiese gesprochen, aber man ist in
Gedanken schon im Projekt, anstatt
zuerst eine Vision dazu zu entwickeln,
was das Endresultat nachher bieten
muss. Wer ist betroffen, wer soll
partizipieren? Was sind deren Bedürfnisse?
Dann gilt es, den Spielraum
klar zu definieren. Beim Resultat muss
man kommunizieren, warum etwas
berücksichtigt wurde und etwas
anderes nicht. Und erst dann macht
man sich auf die Suche nach der
«Hülle», die all die Anforderungen
erfüllt. Erst dann schreibt man das
Projekt für einen Wettbewerb sauber
aus. Es lohnt sich, zu Beginn viel
Zeit zu investieren.
Claudia Thiesen: Das gilt für alle
Projekte, auch ohne Mitwirkung.
Nehmt euch Zeit für die Bestellung.
Und definiert nicht die Lösung,
sondern formuliert eure Bedürfnisse.
Viele Organisationen haben aber
Probleme damit und machen sich
stattdessen jene Gedanken, die sich
die Architekt:innen machen sollten.
Das kommt wohl daher, dass man
den Kostenrahmen schon vor Augen
und die Erfahrung gemacht hat,
dass Bauen wegen der Vorschriften
und Rekurs-Themen immer komplizierter
wird.
Das Abholen der Bedürfnisse ist ja
nur eine Herausforderung. Dass
man die richtigen Leute zu einem
partizipativen Prozess bewegen
kann, ist ein ganz anderes Problem.
Wie spricht man diese richtig an?
Stefan Zollinger: Bei Genossenschaften
ohne Partizipationserfahrung
beginnt es eigentlich damit, dass
man mit dem Vorstand und den
Mitarbeitenden der Geschäftsstelle
arbeitet, z. B. eine Kiste Lego ausleert
und sie fragt, wie denn die Siedlung
der Zukunft aussehen soll. Während
des Prozesses bekommen meist
auch Partizipationsmuffel Lust an der
Mitwirkung. Das ist eine wichtige
Voraussetzung.
Claudia Thiesen: Was oft vergessen
geht: Es geht um die Freizeit der
Leute. Und da gibt es kein Richtig
oder Falsch. Es können nicht alle Zeit
erübrigen. Auch gewisse Tageszeiten,
Formate oder Themen entsprechen
ihnen nicht. Aber mir fehlt manchmal
die Kreativität bei Formaten oder in
der Kommunikation.
Stefan Zollinger: Oft hat es Sitzungscharakter...
Claudia Thiesen: Man muss sprachlich
mithalten können, die Begriffe
kennen. Oft hat es einen schon
fast akademischen Touch. Wir haben
andere Formate ausprobiert, die
mehr Menschen angesprochen
haben – wenn man zum Beispiel
gemeinsam Möbel für den Aussenraum
baut. Da kommen andere
Menschen, weil sie sich nicht vor
einer Gruppe artikulieren müssen.
Wir haben auch schon Lernreisen
zu spezifischen Themen organi
siert. Denn andernorts existieren
bereits gute Lösungen. Das kann
auch ein Teil des Prozesses sein.
Aber manchmal sind wir bezüglich
der richtigen Formate auch noch
am Suchen.
Ist ein Aspekt der Partizipation ein
Stück weit auch Marktforschung,
um nachher bedürfnisgerecht bauen
zu können?
Stefan Zollinger: Es ist entscheidend,
die Bedürfnisse vor Beginn der
Planungsarbeiten zu klären. Insofern
ist die Marktforschung ein Aspekt
der Partizipation. Einfach mal losplanen
und bauen bringt oft nicht den
gewünschten Erfolg und lässt seelenlose
Siedlungen entstehen. Doch
letztlich bauen wir für Menschen,
welche sich in ihrem Wohnumfeld
wohlfühlen sollen. Auf der anderen
Seite: Wenn es für die Rutschbahn
eine Partizipation braucht, dann
stimmt auch etwas nicht.
«Wir bauen für
Menschen,
welche sich in
ihrem Wohnumfeld
wohlfühlen
sollen.»
Stefan Zollinger
Claudia Thiesen: Genau. Mit der
Schaffung von Möglichkeiten zur
Selbstverwaltung und zur Aneignung
erreichst du viel mehr. Aber klar:
Bei der Bewirtschaftung möchte man
die Kontrolle haben. Aber wenn man
die Bedürfnisse abgeholt hat, muss
man auch akzeptieren, dass sich die
Menschen «ausbreiten».
Bei einem partizipativen Prozess
wurden die Teilnehmenden darauf
hingewiesen, dass die einzige
Einnahmequelle der Genossenschaft
die Miete ist und alles, was sie
sich wünschen, damit bezahlt
werden muss.
Claudia Thiesen: Klar. Es gibt auch
Prozesse mit Preisschildern! Da wird
den Leuten klargemacht, was ihre
Wünsche jeweils kosten und welche
Auswirkungen die Umsetzung eines
Wunsches hat. Dann müssen sich
die Leute überlegen, ob es ihnen so
viel wert ist. Spielräume haben eben
immer auch mit der Wirtschaftlichkeit
zu tun. Ein Projekt muss sich rechnen.
Bei einem Mitwirkungsverfahren
hört man ja auch die anderen,
deren Bedürfnisse und was ihnen
wichtig ist.
Stefan Zollinger: Und dann braucht
es Vorstände und Geschäftsführungen,
die sich als Teil des Prozesses
betrachten. Auch wenn jemand weiss,
«wie es geht», muss er für die Ideen
anderer offen sein. Manchmal müssen
wir ihnen aufzeigen, was es bringt.
Das ist – wenn das Verständnis dafür
noch nicht vorhanden ist – ein
vorgelagerter Prozess.
«Es gibt auch
Prozesse mit
Preisschildern!»
Claudia Thiesen
Kann Partizipation Innovation auch
verhindern?
Claudia Thiesen: Ja, eindeutig.
Menschen beschäftigen sich mit
ihren eigenen Bedürfnissen.
Sie interessieren sich vielleicht nicht
für «neue Wohnformen». In dem
Fall ist es gut, wenn auch mal
jemand, der sich wirklich damit
auskennt, in einem Teil-Projekt
bestimmen kann.
Claudia Thiesen: Ich erlebe das auch
als Mitglied von Genossenschaften.
Je nach Thema frage ich mich schon,
was man jetzt von mir will und ob
das angemessen ist. Es ist eine Frage
der Relevanz. Wir leben ja in einer
Stadt, in einer Gesellschaft, auf einer
Erde – auch zu anderen Themen
ist Engagement wichtig. Oder es gibt
Menschen, die sich einfach um ihre
Nachbar:innen kümmern. Das ist
auch etwas wert.
Stefan Zollinger: Es geht ja in erster
Linie um guten günstigen Wohnraum.
Das steht für die Genossenschaft
im Vordergrund. Und egal, was man
tut, man kann gar nicht alle miteinbeziehen.
Und wenn man nur schon
die eine oder andere Arbeitsgruppe
hat, dann ist schon sehr viel erreicht.
Aber man muss die Voraussetzungen,
Räume und Strukturen für Möglichkeiten
schaffen.
Claudia Thiesen ist Architektin.
Sie war u.a. Co-Präsidentin
bei der Bau- und Wohngenossenschaft
Kraftwerk1, Leiterin
diverser Bauprojekte, Vorstandsmitglied
bei mehr als
wohnen in Zürich und bei
der Hauptstadtgenossenschaft
in Bern. 2019 gründete sie
zusammen mit Sabine Wolf
die Thiesen&Wolf GmbH.
Diese begleitet gemeinnützige
Bauträger u.a. bei der
Parti zipation, beim Bau und
bei der Kommunikation.
Stefan Zollinger war als
Architekt lange Bereichsleiter
Bau und Planung bei der
Heimstätten-Genossenschaft
Winterthur HGW, bevor er
zusammen mit Sabine Binder
das Beratungsunternehmen
kreis & rund GmbH gründete.
Dort berät er Baugenossenschaften
und Gemeinden
u.a. bei partizipativen Prozessen
und als Bauherrenvertreter.
Er ist seit 2024 ausserdem
Präsident der Baugenossenschaft
Denzlerstrasse Zürich.
9
10
MITBESTIMMUNG
2.0
WELCHE ERFAHRUNGEN
WOHNBAUGENOSSENSCHAFTEN MIT
DER PARTIZIPATION MACHEN
Ein Samstagmorgen im November: Schon früh sind Leute da,
trinken im Foyer Kaffee und tauschen sich aus. Wer sich noch
nicht kennt, stellt sich vor und sagt, in welcher Siedlung man
wohnt. Auch vom Vorstand und von der Geschäftsstelle sind bereits
einige Vertretende da. Laufend treffen weitere Mitglieder –
junge und ältere – ein, holen sich ihr Namensschildchen – man
spricht sich mit Vornamen an – und nehmen sich ein Brötchen.
Dann setzen sich alle in die Stuhlreihen, die bis auf den letzten
Platz besetzt werden. Die Leiterin dieses Partizipationstreffens
begrüsst die rund 70 Teilnehmenden, erläutert die Schritte,
die diesem Tag vorangegangen sind, und wie die Themen in einer
Umfrage erhoben wurden. Sie erklärt auch kurz die Spielregeln,
den Ablauf und das Ziel dieses Workshops. Anschliessend
begeben sich alle – die einen zögerlich, andere sehr zielstrebig –
zu den verschiedenen Themen-Tischen, wo sie innerhalb
kürzester Zeit in die Diskussionen eintauchen.
Partizipationsprozesse wie dieser finden immer
häufiger und in immer mehr Wohnbaugenossenschaften
statt. Ihre Mitglieder kommen aus den
unterschiedlichsten Gründen. Aus reiner Neugier,
aus einer persönlichen Betroffenheit oder weil sie
sich für ein grösseres Ganzes einsetzen wollen. Das
weitaus häufigste Thema, bei dem Partizipation ins
Spiel kommt, ist die Gestaltung von Aussenräumen.
Und – wo vorhanden – die Nutzung der Gemeinschaftsräume.
Immer öfter kommen aber auch Themen
hinzu, die den Bau betreffen. Sie alle tragen
dazu bei, dass sich Mitglieder, die Bewohnenden
der Genossenschaftswohnungen einbringen und
ihre Ideen sinnvoll genutzt werden können. Diese
führen im besten Fall dazu, dass sich die Mitglieder
mit der eigenen Genossenschaft identifizieren
und engagieren, weit über die Abstimmungen an
einer Generalversammlung hinaus. Und sie stellen
– als eine Art Marktforschung – ein Stück weit
sicher, dass Vorstände und Geschäftsstellen wissen,
wo der Schuh drückt, welche Bedürfnisse ihre
Bewohnenden haben. Dies gibt ihnen wiederum
wichtige Hinweise für die Planung der Zukunft
ihrer Wohnbaugenossenschaft.
11
Baugenossenschaft Freiblick
VERMIETUNGS-
RICHTLINIEN
PARTIZIPATIV
ERARBEITEN
Die Baugenossenschaft Freiblick erlebte 2019
einen Wechsel sowohl im Vorstand als auch bei
der Geschäftsleitung. Zwar lag bereits ein Entwurf
für neue Vermietungsrichtlinien vor, doch der Vorstand
beschloss in seiner neuen Besetzung, die
Vermietungsrichtlinien mit seinen Mitgliedern,
den Bewohnenden selbst in einem partizipativen
Prozess neu zu erarbeiten. Dies auch, um
Transparenz zu schaffen und dem Anspruch der
Genossenschafter:innen auf mehr Mitbestimmung
gerecht zu werden. Yvonne Müller, damals
neu im Vorstand, begleitete diese Arbeit intensiv
als interne Projektleiterin. Einer der Punkte, der
viel zu diskutieren gab, war die Belegung. Diese
war durch die Bemühungen der Vermietungskommission
mit Personen plus eins gleich Anzahl
Zimmer in der Regel zwar dicht, sollte aber präzisiert
und anschliessend fest verankert werden.
Der Austausch in den World Cafés war lebhaft
und spannend.
Für den Prozess wurde ein erfahrener externer
Berater beigezogen, der das Projekt aufsetzte,
moderierte und begleitete. Und es wurden die
Schritte und Verantwortlichkeiten festgelegt.
In einem ersten Schritt wurden Interviews mit
Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitenden der
Geschäftsstelle sowie mit Bewohnenden mit pointiert
unterschiedlichen Standpunkten zum Thema
Vermietung geführt. Dies, um möglichst das ganze
Spektrum von Haltungen zu erfassen.
Anschliessend fanden in zwei Siedlungen Auftaktveranstaltungen
mit den zahlreich erschienenen
Bewohnenden statt: In den World Cafés ergaben
sich lebhafte und spannende Diskussionen zu den
Aspekten Wohnungsbelegung, Durchmischung,
Familienangehörige, Warteliste und «Was ich auch
noch sagen wollte». In den Runden wurde moderiert
diskutiert. Es konnten wichtige Aussagen und
Erkenntnisse gesammelt werden.
In einem weiteren Schritt erarbeitete die Steuergruppe
bestehend aus Mitgliedern des Vorstands,
der Geschäftsleitung und der Immobilienbewirtschaftung
sowie Vertretungen zweier Siedlungen
einen neuen Entwurf der Vermietungsrichtlinien
mit Varianten und Erklärungen. Zu diesem konnten
alle Mitglieder in einer schriftlichen Konsultation
Stellung nehmen, Varianten auswählen und kommentieren.
Immerhin rund 40 % der Mitglieder
nahmen teil. Die zahlreichen Rückmeldungen
wurden schliesslich eingearbeitet und die Vermietungsrichtlinien
durch einen Wohnungsindex –
eine Bewertung nach Möblierbarkeit, Quadratmeter,
Nasszellen und anderer Punkte – ergänzt. Die
Idee war, die recht unterschiedlichen Wohnungen
so individuell zu bewerten und daraus die ideale
Belegung abzuleiten. Inklusive der Regelungen
im Falle einer Unterbelegung.
Das neue Vermietungsreglement ist breit akzeptiert
und leistet bei der Wohnungsvergabe, aber auch
bei Massnahmen bei Unterbelegung gute Dienste.
12
Baugenossenschaft SILU
PARTIZIPATION
MIT DER
BEVÖLKERUNG
Mitte 2024 bekam die Baugenossenschaft SILU bei
einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag
für ein Baurecht der Stadt Kloten. Kloten weist
nach eigenen Erhebungen einen grossen Bedarf
an zusätzlichen Alterswohnungen auf. So schrieb
die Stadt ein Grundstück von rund 19'000 Quadratmetern
aus, das zu einem Drittel in einer Zone
für öffentliche Bauten liegt – sich also auch für
Alterswohnungen eignet.
Die SILU plant, dort etwa 110 bis 130 Alters-, Familien-
und Kleinwohnungen zu erstellen. Ausserdem
sollen im Zentrum gemeinschaftliche Innen- und
Aussenräume entstehen.
Nun wollte man aber nicht nur die Bedürfnisse der
eigenen Mitglieder erfassen, sondern auch jene
der unmittelbaren Nachbarschaft. Deshalb luden
die SILU und die Stadt Kloten die Bevölkerung, die
Besitzerschaft der umliegenden Liegenschaften,
Vereine und die Jugendarbeit zu einem partizipativen
Prozess ein.
Rund 50 Interessierte, darunter auch drei Klotener
Stadträte, trafen sich Mitte November 2024
zu dieser Dialog-Veranstaltung. Seitens der SILU
führten Susanne Grau (Präsidentin), Reto Brüesch
(Geschäftsführer), Daniel Meier (Vorstandsmitglied)
und Anna Liechti (Fachleiterin Bau und Entwicklung)
durch den Dialog-Workshop.
beispielsweise, warum nicht mehr verdichtet wird,
aber auch, ob es nachher noch genügend Grünfläche
für die Bevölkerung gibt. Weitere spannende
Themen behandelten u.a. mögliche Geschäfte,
Parkplätze, Gemeinschaftsräume, Co-Working,
aber auch Solaranlagen und ökologisches Baumaterial.
Die SILU hat alle Wünsche und Bedenken, Bedürfnisse
und Anregungen aufgenommen und wertet
diese im Zuge der weiteren Planung aus. Auch
soll eine Echo-Gruppe mit Vertreterinnen und
Vertretern der verschiedenen Interessengruppen
ins Leben gerufen werden.
Gemäss den Vorgaben der Stadt Kloten sowie den
gewonnenen Erkenntnissen und Ideen erarbeitet
die SILU nun einen Leistungskatalog, der Bestandteil
des Wettbewerbsprogramms sein wird. In
einem zweistufigen Verfahren wird anschliessend
nach geeigneten Architekten gesucht.
Das Projekt soll bis ca. 2030 abgeschlossen sein,
und die Stadt Kloten wird ihrem Ziel, mehr bezahlbaren
Wohnraum zu schaffen, einen weiteren
Schritt nähergekommen sein.
An drei Themen-Tischen wurde konstruktiv über
«Wohnen im Alter», «öffentliche (Frei-)Räume» und
«Nachhaltigkeit» diskutiert, Anliegen festgehalten
und kritische Fragen beantwortet. Gefragt wurde
13
Baugenossenschaft Werdmühle
VIELE EINGELADEN,
WENIGE GEKOMMEN
Es braucht seine Zeit, bis die Bemühungen, die
Bewohnenden zur Partizipation zu bewegen, fruchten.
Diese Erfahrung hat auch die Baugenossenschaft
Werdmühle gemacht, als es um die Neugestaltung
der Aussenräume einer Siedlung auf dem
Schöneichtunnel ging, die von der Einhausung in
Zürich-Schwamendingen betroffen war.
Der Vorstand beschloss, diese Gelegenheit für
einen Partizipationsprozess zu nutzen, in der ganzen
Siedlung die Biodiversität zu verbessern und
gleichzeitig die Bedürfnisse der Bewohnenden
zu erfassen und nach Möglichkeit umzusetzen.
Zusammen mit einem Fachpartner wurde eine
Begehung organisiert. Dabei wurden erste Eckpunkte
wie Allgemein- und Privatflächen, Wege
und Parkplätze grob vorgegeben.
Nachdem während der ganzen Bauphase bei
den Generalversammlungen über den jeweiligen
Stand der Einhausung informiert und – als
es konkret wurde – das Partizipationsprojekt
vorgestellt wurde, lud man alle Bewohnenden
dieser Siedlung in einem Brief zur Teilnahme ein.
Bei der ersten Veranstaltung, an der rund 20 %
der Bewohnerschaft erschienen, ging es darum,
einerseits über den Sinn von Biodiversität zu informieren
und andererseits die Wünsche, aber auch
das Unerwünschte zu erfassen. In drei Gruppen
wurde diskutiert und die Bedürfnisse aufgenommen.
Abschliessend wurden die Erkenntnisse und
das weitere Vorgehen im Plenum präsentiert.
Der Vorstand besprach die Ergebnisse und gab
diese – mit wenigen Einschränkungen – dem
Fachplaner zur Verfeinerung weiter. Dieser erarbeitete
einen Plan mit Detailskizzen zu einzelnen
Punkten. Zur Präsentation, der Diskussion der
Ergebnisse und zum Apéro wurden wiederum alle
Bewohnenden eingeladen. Auch hier erschienen
rund 20 % der Bewohnenden.
Zur dritten und abschliessenden Veranstaltung,
bei der die definitive Umgebungsgestaltung – die
Materialien und die Bepflanzung – präsentiert
wurde, erschienen interessanterweise deutlich
weniger Betroffene. Rückblickend war der Vorstand
vom geringen Interesse der Bewohnenden
an der Umgebungsgestaltung in ihrer Siedlung
überrascht. Beim Prozess hatten sich vor allem
langjährige Bewohnende engagiert. Um künftig
auch jüngere Bewohnende anzusprechen, müsste
deutlich mehr Aufwand mit Flyern und Briefen
betrieben werden.
14
Allgemeine Baugenossenschaft Zürich
ABZ-DIALOG:
EIN ROLLENDER
PROZESS
Nebst einzelnen Partizipationsprozessen, zum Beispiel
bei strategischen Themen oder Bauprojekten,
verfolgt die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich
(ABZ) für die Themen aus der Bewohnerschaft
einen anderen Ansatz: Statt für jeden einzelnen
Partizipationsprozess Initialaufwand zu betreiben,
hat sie 2022 den ABZ-Dialog ins Leben gerufen,
im Prinzip ein laufender Prozess, aus dem sich
neue Projekte und konkrete Umsetzungen zu den
verschiedensten Themen ergeben. Die ABZ bleibt
damit dauerhaft im Dialog mit den Mitgliedern
und etabliert mit der Zeit eine eigentliche Partizipationskultur.
Die ABZ nutzt dabei ihre Mitglieder-App WINK.
Auf dieser Plattform können die Mitglieder im Vorfeld
des jährlich stattfindenden ABZ-Dialogs Themen
einbringen. Diese werden in einer Umfrage
zusammengefasst und erhalten von den anderen
Bewohnenden Herzen (Punkte). Jene Themen mit
den meisten Herzen werden am darauffolgenden
Dialog diskutiert.
Am ABZ-Dialog 2023 wurde beispielsweise die
Gruppe Solaroffensive ins Leben gerufen, ein
Verbund aus Bewohner:innen, welche gemeinsam
mit der Geschäftsstelle und der Energiewendegenossenschaft
Region Winterthur auf dem Dach
der Siedlung Entlisberg 4 über 60 Solarmodule
montiert haben.
den Ausbau der genannten Solaranlagen, die
Anschaffung und den Verleih von Cargo-E-Bikes,
Leben mit Hund in der ABZ, über die Stärkung von
Bauvorhaben, und die verschiedenen Möglichkeiten,
die Arbeit in den Siedlungskommissionen zu
beleben. Anschliessend präsentierten die Themenverantwortlichen
erste Erkenntnisse, Chancen und
Knackpunkte der teils lebhaften, manchmal auch
emotional geführten Diskussionen im Plenum. Um
die einzelnen Anliegen weiterzuentwickeln und
Gleichgesinnte zu finden, nutzen die Mitglieder
wiederum die App WINK*. Hier bilden sich Projektgruppen,
die in Zusammenarbeit mit Vorstand
und Geschäftsstelle am runden Tisch das weitere
Vorgehen besprechen.
Durch diese Kontinuität wird Partizipation auch
für jene Bewohnenden erfahrbar, die bisher noch
nicht teilgenommen haben. Die Genossenschaft
signalisiert ihnen, dass ihre Bedürfnisse gehört
und ernstgenommen werden, wenn sie sich engagieren.
So kann mehr und mehr Potenzial aus den
eigenen Reihen genutzt und die Genossenschaft
als Ganzes weiterentwickelt werden.
*WINK ist das Pendant von Flink, der Gemeinschafts-App,
an deren Weiterentwicklung sich
Wohnbaugenossenschaften Zürich beteiligt.
2024 nahmen rund 100 Interessierte – auch von
der Geschäftsstelle und dem Vorstand – am ABZ-
Dialog teil und diskutierten unter anderem über
15
VERSPRECHEN
EINGELÖST?
EIN PLÄDOYER FÜR
EINE BEWUSSTE ENTSCHEIDUNG
FÜR PARTIZIPATION
Gastbeitrag von Tobias Nägeli
Tobias Nägeli ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ZHAW Soziale Arbeit. Er forscht
und lehrt u.a. zu den Themen Sozialraum, Stadt- und Quartierentwicklung, Soziokultur und
Gemeinwesen sowie Partizipation.
16
«Partizipation bedeutet, an Entscheidungen mitzuwirken und
damit Einfluss auf das Ergebnis nehmen zu können. Sie basiert
auf klaren Vereinbarungen, die regeln, wie eine Entscheidung gefällt
wird und wie weit das Recht auf Mitbestimmung reicht.» –
So definieren Gaby Strassburger und Judith Rieger, die Entwicklerinnen
des Modells der Partizipationspyramide, den schillernden
Begriff. Schillernd? Oder doch schon etwas ausgetreten? Irrelevant?
Oder einfach (noch) nicht verstanden? In meinem beruflichen
Alltag verwende ich sowohl den Begriff der Partizipation als
auch die erwähnte Definition sehr gerne und ergreife hier die
Gelegenheit, einige Gedanken dazu zu formulieren. Dabei werde
ich auf die Aspekte der Macht, Wirkung und Transparenz
fokussieren, weitere «grosse» Begriffe, die für mich untrennbar mit
«Partizipation» verbunden sind und auf die sich ein kritischer
und auch (heraus-)fordernder Blick lohnt – insbesondere dann,
wenn ich in der Position bin, mich für Partizipation zu entscheiden.
AN ENTSCHEIDUNGEN
MITWIRKEN
oder die Frage nach Betroffenheit und Macht
«… an Entscheidungen mitwirken …» klingt zuerst
einmal ansprechend, insbesondere dann, wenn
ich selbst von den zur Diskussion stehenden
Entscheidungen betroffen bin. Betroffenheit ist
wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen für
Mitwirkung seitens der «Teilnehmenden». Wenn
mich ein Prozess, ein Vorhaben, eine Entscheidung
nichts angeht (oder: wenn ich das zumindest
denke), wozu sollte ich mich denn da engagieren?
Hier liegt ein erster grosser Unterschied in
den Voraussetzungen für Partizipation zwischen
den Akteur:innen auf der Seite, die Partizipation
anbietet, und denjenigen, die eben teilnehmen,
partizipieren sollen. Oft sind Anbietende Professionelle,
die im Rahmen ihrer Anstellung mit
mehr oder weniger intrinsischer Motivation Mitwirkungsveranstaltungen
durchführen. Ihr privater
Alltag ist nicht vom Gelingen dieser Veranstaltungen
abhängig, ihre berufliche Stellung zumindest
kurzfristig sicher auch nicht. Allenfalls sind
Anbietende von Partizipation zwar Ehrenamtliche,
halten aber eine bestimmte Position innerhalb
eines bestehenden Gremiums und sind dadurch
mit Positions- und vielleicht auch mit Entscheidungsmacht
ausgestattet. Wie wichtig ist ihnen
der Erfolg der Partizipation? Oder: Wie tragisch
wäre für sie ein Scheitern einer Mitwirkung in dem
Sinne, dass die Ergebnisse kaum Wirkung entfalten?
An Entscheidungen mitzuwirken – oder eben
mitwirken zu lassen –, bedeutet nichts weniger
als einen Transfer von Macht. In der Regel geht
Macht von der Seite derjenigen, die Partizipation
anbieten, hin zu denjenigen, die partizipieren.
Die Voraussetzungen für Partizipation im Bereich
der Betroffenheit und der Macht sind also unterschiedlich,
je nachdem welcher Seite ich angehöre.
17
DER TATSÄCHLICHE EINFLUSS
AUF DAS ERGEBNIS
oder die Frage nach der Wirkung
«… und damit Einfluss auf das Ergebnis nehmen
zu können.» Das klingt vielleicht selbstverständlich
und es sollte es im Sinne echter Partizipation auch
sein. Wie stark Partizipierende wirklich Einfluss auf
das Ergebnis eines Prozesses nehmen können,
zeigt auf, in welchem Umfang ein tatsächlicher
Machttransfer stattgefunden hat. Doch die Realität
ist hier oft sehr zwiespältig. Mitwirkungsveranstaltungen
entpuppen sich als Events von Scheinpartizipation,
weil die wichtigen Entscheide bereits
gefallen sind. Mitwirkende können zwar ihre Ideen
äussern, es wird aber nur aufgenommen, was
sowieso schon in das fortgeschrittene Vorhaben
passt. Wesentlich ist also auch der Zeitpunkt von
Partizipation. Nicht jeder Zeitpunkt ist für jedes
Vorhaben gleich sinnvoll. Ein möglichst früher
Einbezug Betroffener trägt aber ganz sicher eher
dazu bei, dass deren Beiträge eine Wirkung entfalten
können und das Ergebnis von ihnen entsprechend
mitgestaltet wird. Und hier sind wir bei einer weiteren
wesentlichen Voraussetzung von Partizipation:
Ergebnisoffenheit. Wenn ich weiss, was ich am Ende
eines Prozesses in der Hand haben will, ist fraglich,
ob ich mit Partizipation dazu komme. Vielleicht ist
hier doch eher eine andere Vorgehensweise zu
wählen, was im gegebenen Fall nicht nur legitim,
sondern auch zielführender und auch ehrlicher sein
könnte. Wenn Partizipation in der Praxis oft zu spät
an- resp. eingesetzt wird, stellt sich auch die Frage:
Geschieht dies bewusst oder fehlen hier schlicht
spezifisches Wissen und Erfahrung?
WIE ENTSCHEIDUNGEN
GEFÄLLT WERDEN
oder die Frage nach Transparenz
«Sie basiert auf klaren Vereinbarungen, die regeln,
wie eine Entscheidung gefällt wird …» Hier sprechen
Strassburger und Rieger Transparenz an. Ein
weiteres unabdingbares Merkmal von Partizipation,
das für viele Anbietende von Partizipation
offensichtlich zu einer grossen Herausforderung,
ja sogar zu einem Hindernis wird. Transparenz
meint in diesem Kontext das Offenlegen des
eigenen Vorgehens und der Struktur, in welche
das zu bearbeitende Vorhaben eingebettet ist.
Wenn wir bei Partizipation von einem Transfer von
Macht ausgehen, dann geht mit diesem Transfer
auch eine Übergabe resp. Übernahme von
Verantwortung einher. Das mag Anbietende von
Partizipation nicht selten abschrecken, es könnte
sie aber genauso gut entlasten. Die grosse Veränderung
des Macht- und Verantwortungstransfers
kann auf zwei Arten beschrieben werden: «Ich
habe nicht mehr alles in meinen Händen» oder
aber «Ich muss nicht mehr alles allein tragen».
Mit dieser Transparenz und dem damit einhergehenden
Bewusstsein wird für Teilnehmende
sichtbar, was im gegebenen Partizipationsrahmen
möglich sein kann. Und was mir noch fast wichtiger
erscheint: Es kann verstanden werden, warum
gewisse Dinge eben nicht möglich sein werden.
Somit werden auch die Grenzen der Partizipation
bekannt und können akzeptiert werden. Dies führt
zum nächsten Punkt:
18
WIE WEIT REICHT DAS RECHT
AUF MITBESTIMMUNG
oder die Frage nach den Grenzen von Partizipation
«… und wie weit das Recht auf Mitbestimmung
reicht.» Angesprochen sind hier die Grenzen der
Partizipation. Unweigerlich mit dem eben zuvor
besprochenen Thema der Transparenz verknüpft,
ist es für alle Beteiligten wichtig zu wissen, wie weit
die Partizipation in einem spezifischen Moment
gehen soll. In den allermeisten Fällen finden Partizipationsprozesse
nicht auf der grünen Wiese statt,
sondern sind Teil von grösseren Prozessen, Projekten,
Vorhaben. Dabei gibt es Abläufe, Gefässe
und vieles mehr, das nicht zur Disposition gestellt
wird und das gleichzeitig Partizipationsprozesse
und -gefässe rahmt. Diese Rahmenbedingungen,
die eben unter anderem die Grenzen des Möglichen
darstellen, sind unbedingt transparent zu
machen. Das Abschätzen der Wirkung des eigenen
Beitrags wird so für Teilnehmende überhaupt
erst möglich und so kann auch die Entscheidung
über eine Mitwirkung auf der Grundlage von
weitgehender Informiertheit gefällt werden. Damit
ist ein wichtiges Recht im Zusammenhang mit
Partizipation angesprochen: das Recht, nicht zu
partizipieren. Auch zur Ausübung dieses Rechts soll
eine grösstmögliche Informiertheit möglich sein.
WAS BLEIBT
oder die Frage nach Erfahrung
von Selbstwirksamkeit
Und wenn die Partizipationserfahrung vorbei ist,
bleibt etwas bestehen, das sich vielleicht sogar
über das eben Erlebte hinaus festschreibt? Gibt es
Mehrwerte von Partizipation, die über das jeweilige
Partizipationsthema resp. -gefäss hinausgehen?
Ja, die gibt es. Wenn ein Thema Betroffenheit
auslöst, finde ich einfacher Motivation, mich für
dieses Thema zu engagieren, sprich: zu investieren.
Wenn ich erlebe, dass meine Meinung, mein
Beitrag nicht nur gefragt und willkommen sind,
sondern sich Menschen in Positionen mit mehr
Entscheidungsmacht tatsächlich dafür interessieren
und meine Investition sogar eine Wirkung entfaltet
– beispielsweise in Ergebnissen, in denen ich
mich wiederfinde, mit denen ich mich identifizieren
kann –, dann erlebe ich Selbstwirksamkeit. Und
diese Erfahrung, das Erleben von Selbstwirksamkeit,
hat etwas Bleibendes. Ich weiss nun, dass es
sich lohnen kann, an Prozessen, Entscheidungen, in
Gruppen oder Gremien mitzuwirken. Diese Erfahrung
und damit dieses Bewusstsein können eine
Stärkung sein, ein Wissen um die eigenen Potenziale,
Wirkung zu erzeugen, ein Selbst-Bewusstsein.
Gerade wenn ich mein Engagement aus einer Position
ohne viel Macht heraus entwickle und ich in
Abhängigkeiten zu denjenigen Personen stehe, die
eben solche Positions- oder Entscheidungsmacht
mitbringen, dann können solche Selbstwirksamkeitserfahrungen
umso stärker ausfallen. Und ich
realisiere vielleicht, dass ich aus der Perspektive
meines eigenen Expert:innentums für meine aktuelle
Lebensrealität, was meine Erfahrung, meine
Gedanken, meine sozialen Kompetenzen angehen,
doch sehr Macht-voll bin.
19
20
FAKTEN
PERSONELLES UND
ORGANISATION
Ein Fokusthema im Jahr 2024 war die Umsetzung
wichtiger Massnahmen zur Qualitätsund
Effizienzsteigerung. Mit dem Ziel, die
Trennung zwischen operativen Aufgaben der
Geschäftsstelle und den strategischen Aufgaben
des Vorstands weiter zu festigen und
dem stetig wachsenden Leistungsportfolio
und den steigenden Anforderungen an den
Regionalverband Rechnung zu tragen.
Dank des Erfolgs von Netz Genossenschaften und
dem Ausbau des Teams Public Affairs wuchs die
Geschäftsstelle in den vergangenen Jahren auf 16
Mitarbeitende mit 12,55 Vollzeitstellen (per Ende
2024) an. Dieses Wachstum machte es notwendig,
klare Strukturen zu schaffen, die Verantwortlichkeiten
zu klären und die Abläufe zu optimieren.
Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Erarbeitung
eines modernen Managementsystems mit definierten
Prozessen, rollenbasierten Aufgaben und Kompetenzen
und einer adäquaten Führungsstruktur
mit gestärkten Kommissionen. Diese präzisierten
Strukturen bildeten die Grundlage für die Einführung
einer neuen digitalen Arbeitsumgebung,
welche optimiert und auf die teamübergreifende
Zusammenarbeit innerhalb der Geschäftsstelle
sowie auf die Kooperation mit externen Partnern
angepasst wurde.
Diese Massnahmen zur Organisationsentwicklung
im Auftrag des Vorstands wurden durch die im
letzten Jahr neu geschaffene Kommission Personelles
und Organisation (PERSKO) eng begleitet
und von der Geschäftsstelle umgesetzt. Mit diesen
Massnahmen hat die PERSKO im Jahr 2024
entscheidend dazu beigetragen, die Organisation
zukunftsfähig zu machen, die Effizienz der Prozesse
zu steigern und die strategische Handlungsfähigkeit
von Wohnbaugenossenschaften Zürich
zu stärken.
SOLIDE GRUNDLAGEN UND
POLITISCHE POSITIONEN KLAR
KOMMUNIZIEREN
Grundlagenstrategie: Tatsachen statt
Meinungen
Im Bereich Grundlagen erhebt und analysiert
der Verband Wohnbaugenossenschaften Zürich
Kennzahlen und Vergleichsdaten zum gemeinnützigen
Wohnungsbau. Ergänzend wertet er
externe Studien zu verschiedenen Themen aus. Die
Ergebnisse dienen einerseits den Mitgliedern als
Benchmark für ihre eigene Tätigkeit. Andererseits
braucht der Verband dieses Wissen als Basis für
seine politische Arbeit, die Öffentlichkeitsarbeit
und bei Medienanfragen.
Einen Schwerpunkt bildeten 2024 die Vorarbeiten
für eine neue Grundlagenstrategie. Dazu wurde
der Grundlagenbedarf bei verschiedenen Gruppen
von Nutzenden erhoben, namentlich bei
den Mitgliedergenossenschaften mit mehr als
1000 Wohnungen, mit weniger als 100 Wohnungen
und bei den verschiedenen Abteilungen der
Geschäftsstelle. Die Erkenntnisse fliessen nun in
die Neukonzeption der Erhebungen ein.
21
Im Sommer 2024 hat der Regionalverband wieder
eine branchenspezifische Gehaltsumfrage durchgeführt.
Sie liefert aktuelle Vergleichswerte zu den
Löhnen der Mitarbeitenden in den wichtigsten
Funktionen bei gemeinnützigen Wohnbauträgern.
An der Erhebung, die das Rewards Team von
EY durchführte, nahmen 35 Mitgliedsgenossenschaften
teil.
Der Regionalverband engagierte sich in der Diskussion
um die Messung von sozialer Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist in der Immobilienbranche
in den letzten Jahren immer wichtiger geworden,
lange lag der Fokus jedoch vor allem auf der ökologischen
Dimension. Vor diesem Hintergrund sind
verschiedene Initiativen entstanden, die Messkriterien
für soziale Nachhaltigkeit erarbeiten. Wüest
Partner hat einen Austausch mit verschiedenen
Akteuren der Branche initiiert, um gemeinsame
Anforderungen festzulegen. Der Regionalverband
nahm mit dem Ziel, wichtige soziale Kriterien einzubringen,
an den Workshops teil und brachte
die Sicht der gemeinnützigen Wohnbauträger
ein. Zudem arbeitete er mit dem Forschungsteam
von Zimraum und Stratcraft zusammen, das sein
Kennzahlenset zur sozialen Nachhaltigkeit mit
einer Pilotgruppe von gemeinnützigen Wohnbauträgern
testete und weiterentwickelte.
Wohnbaupolitische Interessenvertretung
Zur Steuerung der politischen Geschäfte wurde die
neue Kommission Präsidiales und Politik (PPK) ins
Leben gerufen. Zudem werden bei gewichtigen
Geschäften vermehrt die Mitglieder einbezogen.
So geschehen bei den Vernehmlassungen zum
Ausführungsreglement des Wohnraumfonds oder
zum kantonalen Wohnbauförderungsgesetz. In beiden
Fällen gelang es Wohnbaugenossenschaften
Zürich dank dem Einbezug wertvolle Erkenntnisse
zu gewinnen und so bessere Stellungnahmen zu
erarbeiten.
Das Sorgenkind Nummer eins der Zürcher Wohnbaugenossenschaften
war im Jahr 2024 sicherlich
die ISOS-Direktanwendung. Die unheilvolle
Verquickung von zwei Bundesaufgaben zu einer
ISOS-Direktanwendung führte bei vielen Bauprojekten
zu Verzögerungen und Rechtsunsicherheit.
Das Problem ist zwar weitgehend erkannt, aber
schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Wohnbaugenossenschaften
Zürich setzt sich dafür ein, dass es
im Jahresbericht 2025 Positiveres zu berichten gibt.
Lange dauerte es auch, bis der Zürcher Regierungsrat
zur Volksinitiative für ein Vorkaufsrecht
Stellung bezog. Leider lehnt er das Ansinnen ab.
Gleichzeitig präsentierte der Regierungsrat einen
Gegenvorschlag, der am Problem vorbeizielt.
Eine Aufstockung der Wohnbauförderung, wie
vom Gegenvorschlag gefordert, löst das Problem
der knappen Verfügbarkeit von Boden nicht. Die
Initiative ist nun im Kantonsrat in der Beratung
und sollte noch 2025 zur Abstimmung kommen.
Kommunikation: Bewährtes weiterführen und
durch Neues erweitern
2024 kann im Bereich der Kommunikation als
Zwischenjahr betrachtet werden: einerseits das
bestehende Konzept umsetzen, andererseits die
ersten Weichen für das Kommende stellen. So
wurden nicht nur die monatlichen Newsletters
an eine wachsende Leserschaft versandt, sondern
auch in vier Ausgaben des «blickpunkt»
die Reihe LAND IN SICHT weitergeführt, die
im Jahresbericht 2023 ihren Anfang nahm. In
dieser Reihe unterhält sich Wohnbaugenossenschaften
Zürich mit den Gemeindepräsidenten
verschiedener Agglomerationsgemeinden über
das Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen
Herausforderungen – und Chancen
für den gemeinnützigen Wohnungsbau.
Zum anderen wurden sowohl Kommunikationsprozesse
und -strategien im Rahmen des überarbeiteten
Stakeholder-Managements angepasst und die
Massnahmen zu Überarbeitung der bestehenden
Kommunikationskanäle definiert. Dies soll ab 2025
zum Tragen kommen.
Als eine der wichtigsten Massnahmen hat der
Vorstand ein gemeinsames Projekt zur überregionalen
Überarbeitung des digitalen Auftritts von
WBG beschlossen.
22
Wachstum im Bestand – der Fokus beim Erfahrungsaustausch der
Immobilienentwicklung & Akquisition
AN VERANSTALTUNGEN
WISSEN VERNETZEN
Dass 2024 ein äusserst ereignisreiches Jahr war, zeigte sich
auch bei den zahlreichen Anlässen, bei denen nicht nur neue
Lösungen präsentiert, sondern auch rege über aktuelle
Entwicklungen – zum Beispiel beim Bau und bei den Zinsen –
diskutiert und viel dazugelernt wurde.
23
Am 29. Januar begrüssten Vorstände und Mitarbeitende
der Geschäftsstelle von Wohnbaugenossenschaften
Zürich Vertreter:innen aus Wohnbaugenossenschaften,
aus der Politik und von
Partnerunternehmen zum traditionellen Neujahrsapéro.
Dieser fand erstmals im Haus des Wohnens
an der Hofackerstrasse in Zürich statt und bot
einmal mehr Gelegenheit, sich abseits des Tagesgeschäfts
über wichtige Themen auszutauschen.
Grosszügig trotz Verdichtung:
Der Ersatzneubau Zwischenbächen der BGNZWO
Besichtigungen: ein Blick in die Zukunft
Die Besichtigung der ersten Etappe des Ersatzneubaus
Zwischenbächen der Baugenossenschaft
für neuzeitliches Wohnen BGNZWO warf in
vielerlei Hinsicht einen Blick in die Zukunft des
gemeinnützigen Wohnungsbaus. So wurde nicht
nur raffiniert verdichtet, sondern auch etappiert,
um den Bewohnenden bessere Umzugsmöglichkeiten
zu bieten. Auch trug die BGNZWO
der sich verändernden Demografie – kleinere
Haushalte – mit einem grossen Anteil kleinerer
Wohnungen Rechnung.
Know-how-Summit zum Thema Digitalisierung
Der Regionalverband lud zusammen mit der Allgemeinen
Baugenossenschaft Zürich ABZ am 7. Mai
Vertretende von grösseren Baugenossenschaften
zum 1. Know-how-Summit ein. In mehreren Sessions
– jeweils nach einem kurzen Input-Referat zu
den Themenbereichen Erstvermietung, technische
bzw. kaufmännische Bewirtschaftung – tauschten
sich die Prozess-Verantwortlichen aus. Dabei
kamen Vorgehensweisen und Erfahrungen bei
der Kostenmiete und bei Erstvermietungen zur
Sprache, ebenso wie Strategien beim Ausbau der
IT-Infrastruktur.
Generalversammlung stellt Weichen für
die Zukunft
Im Rahmen der Generalversammlung von Wohnbaugenossenschaften
Zürich am 15. Mai im Landesmuseum
wurde darüber diskutiert, wie gemeinnützige
Wohnbauträger den Spagat zwischen
Tradition einerseits und der Erneuerung inklusive
Verdichtung andererseits schaffen. Ganz oben auf
dem Sorgenbarometer standen aber die Anhebung
des Gebäudeversicherungswerts und des Referenzzinssatzes
sowie die steigenden Baukosten, die zu
steigenden Kostenmieten führen.
Die Generalversammlung bestimmte in Ergänzungswahlen
neue Delegierte und Ersatzdelegierte
für die laufende Legislatur. Und damit für Projekte
zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit künftig
die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen,
beschloss die Generalversammlung eine Erhöhung
der Mitgliederbeiträge. Ausserdem wurde
von Mitgliedern die Diskussion über die politische
Unabhängigkeit des Verbands angestossen.
Besichtigung einer mustergültigen Sanierung
Ende Mai luden die Genossenschaft Hofgarten
(geho) und Wohnbaugenossenschaften Zürich
zur Besichtigung der frisch sanierten Stammsiedlung
der geho an der Hofwiesenstrasse in
Zürich ein. Die solide Bausubstanz aus dem Jahr
1922 erlaubte es, lediglich Küchen, Bäder und
Sanitärleitungen zu ersetzen und die Balkone
den gesetzlichen Vorschriften anzupassen. Auch
wurden auf Re-Use (Wiederverwendung von Bauteilen)
und Wärmerückgewinnung gesetzt und
eine Fotovoltaik-Anlage installiert.
Die Generalversammlung stellte die Weichen für die Zukunft.
24
Bei den Ersatzneubauten der Baugenossenschaft Linth-Escher wurde
auch viel in die Aussenräume investiert.
Grün, verdichtet und günstig ohne Subventionen
Bei der Besichtigung des Ersatzneubaus Birch der
Baugenossenschaft Linth-Escher in Seebach war der
Andrang gross. Hier wurde nicht nur doppelt so viel
Wohnraum geschaffen. Es entstanden auch grosse
zusammenhängende Grünräume. Ausserdem hat der
gemeinnützige Bauträger weitere Zeichen der Zeit
erkannt und konsequent umgesetzt: In nur sechs Jahren
– von der Planung bis zum Bezug – entstanden
auch ohne Subventionen äusserst günstige Wohnungen
im Minergie-P-Standard, ein Grossteil davon für
Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte, in Ergänzung zu
den vielen bestehenden Familienwohnungen. Die
Solarpanels liefern den Strom, und die Fernwärme
versorgt die Siedlung mit Energie für Heizung und
Warmwasser.
Weitere gute Beispiele besichtigen
Wozu ein gelungenes Joint-Venture zwischen einer
Familie mit einer nachhaltigen, sozial verträglichen
Vision und einer engagierten Wohnbaugenossenschaft
führen kann, war bei der Besichtigung des
Westhofes der Genossenschaft wogeno Anfang Juli
zu sehen. Gemeinsam bauten sie hier 83 Wohnungen,
zur Hälfte im Eigentum der Familien-AG, und trugen
mit einer Bäckerei, einem Kaffeegeschäft und einem
Geschäft für spanische Spezialitäten zur Belebung
eines florierenden Quartiers bei.
25
Ebenfalls Raum fürs Gewerbe schuf die Stiftung
Einfach Wohnen. Gemeinsam mit Wohnbaugenossenschaften
Zürich begrüsste die Stiftung am 30.
August rund 100 Neugierige – Besucherinnen und
Besucher anderer gemeinnütziger Bauträger – bei
der Besichtigung ihrer neuen Wohn- und Gewerbesiedlung
Guggach in Zürich. Hier wurde sichtbar,
was «einfach wohnen» – auch im Hinblick
auf die Mieten – bedeuten kann. «Niedrige Mieten»
beginnen, so die Gastgeberin, beim Bauen.
Weniger Zimmer und Nasszellen und kleinere
Grundrisse gaben beim anschliessenden Apéro
Anlass zu grösseren Diskussionen.
Neue Impulse durch Partizipation
Am 9. September lud der Bereich Gesellschaft &
Soziales von Wohnbaugenossenschaften Zürich
Präsidien, Geschäftsleitungen und Sozial Arbeitende
von gemeinnützigen Wohnbauträgern zu
einer Impuls-Veranstaltung zum Thema Partizipation
ins Zentrum Karl der Grosse. Am gut besuchten
Anlass wurden verschiedene Beispiele von
partizipativen Prozessen präsentiert und anschliessend
mit den Interessierten die Chancen und
Schwierigkeiten, brachliegende Potenziale in der
Genossenschaft zu nutzen, diskutiert. Der Regionalverband
hat dazu im Berichtsjahr auch einen
Leitfaden publiziert.
Bei der Siedlung Guggach ging die Stiftung Einfach Wohnen
an die Grenzen von «einfach bauen».
Wachsen im Bestand
Anfang November schliesslich folgten mit Wachstumsfragen
betraute Vertreter:innen von Wohnbaugenossenschaften
der Einladung zum Erfahrungsaustausch
mit dem Bereich Immobilienentwicklung
& Akquisition des Regionalverbands. Dieser beobachtet
die Entwicklungen des Immobilienmarkts –
geringe Verfügbarkeit von Bauland und hohe
Preise – nicht nur mit Sorge, sondern sieht durchaus
auch Chancen, sofern man sein Augenmerk
auf «unscheinbare» Objekte richtet, die zweifellos
auch Potenzial haben – wie die von Architekten
präsentierten Beispiele zeigten. Auf die durch
den Wohnraumfonds der Stadt Zürich angebotenen
Finanzierungslösungen darf man ab 2025
gespannt sein.
Impuls-Veranstaltung zum Thema Partizipation: vom Trend
zur nachhaltigen Entwicklung
26
Besichtigung der erweiterten Liegenschaft «Haus Eber» des JUWO
Fachtagung: Das Thema Mobilität gab auch beim
anschliessenden Apéro viel zu reden.
Förderung von Wohnraum für junge Menschen
in Ausbildung
Zur letzten Besichtigung des Jahres luden Wohnbaugenossenschaften
Zürich und das Jugendwohnnetz
JUWO am 15. November ein. Bei der Führung
durch das denkmalgeschützte Eckhaus «Eber» und
die beiden Anbauten mit 95 Zimmern in kleineren
und grösseren Wohngemeinschaften fühlten sich
wohl einige der zahlreichen Besucher:innen in ihre
Lehr- und Studienjahre zurückversetzt. Hier wurden
dem Wohnungsmangel für junge Menschen
clevere Lösungen entgegengesetzt. So werden die
24 Quadratmeter Wohnfläche pro Person durch ein
angenehmes Farbkonzept, grosszügige Gemeinschaftsräume
und einen geschützten Innenhof
wettgemacht.
Fachtagung «Mobilität parkieren»
Am 6. Dezember schliesslich folgten etwas mehr
als 100 Vertreter:innen gemeinnütziger Bauträger
der Einladung von Wohnbaugenossenschaften
Zürich, der Stadt Zürich und der Baugenossenschaft
mehr als wohnen, um an der 13. Fachtagung
das Thema «Mobilität parkieren» zu erörtern.
Simone Brander, Stadträtin und Vorsteherin des
Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, spannte
in ihrer Grussbotschaft den Bogen zwischen
Ursache und Wirkung und zeigte auf, mit welchen
Massnahmen Zürich die Ursachen von Vielverkehr
und CO 2 einzudämmen gedenkt. In den folgenden
Referaten wurden konkrete Ansätze gemeinnütziger
Bauträger von autoarm bis autofrei präsentiert
und Alternativen zum motorisierten Individualverkehr
(MiV) sowie Lösungen zur Parkierung von
Zweirädern gezeigt.
27
HERAUSFORDERNDER
IMMOBILIENMARKT
Die Aktivitäten des Bereichs Immobilienentwicklung
& Akquisition I&A von Wohnbaugenossenschaften
Zürich sind schwerpunktmässig
darauf ausgerichtet, das Wachstum der
Branche zu fördern. Der Bereich berät einerseits
Mitglieder in allen Fragen der strategischen
Immobilienentwicklung. Andererseits
evaluiert und vermittelt er für den gemeinnützigen
Wohnungsbau geeignetes Bauland,
Baurechte sowie bestehende Wohnliegenschaften
an die Abonnierenden der Dienstleistung
«Immobilienakquisition». In diesem
Zusammenhang berät er auch Gemeinden
sowie Privatpersonen zu immobilienspezifischen
Belangen. Ausserdem verfasst der
Bereich Merkblätter zu aktuellen Themen,
sammelt Kennzahlen und wertet diese aus.
Mit der Organisation von jährlich vier bis
sechs Veranstaltungen werden erfolgreiche
Beispiele der Weiterentwicklung anhand
von Besichtigungen gemeinnütziger Wohnsiedlungen
präsentiert und diskutiert, was
nicht zuletzt zur Vernetzung der Branche
beiträgt. Entsprechend dieser Ausrichtung
arbeitet die verantwortliche Kommission
neu unter dem Namen «Immobilien- und
Wachstumskommission IWK».
Sie traf sich im Verlauf des Berichtsjahrs zu vier
Sitzungen, welche weitgehend im Zeichen der neu
zu erarbeitenden Segmentstrategien 2025 und
2026 für die Kernleistungen Immobilienberatung
(Entwicklung Bestand), Immobilienvermittlung
(Wachstum/Akquisition) und Kapazitätsbildung
(Besichtigungen und Erfahrungsaustausche) standen.
Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf die
Umsetzung der bereits 2022 angepassten Strategie
für die Immobilienvermittlung gelegt.
Zahlreiche strategische Immobilienberatungen
2024 konnten zahlreiche gemeinnützige Bauträger
bei strategischen Fragestellungen rund um das
Thema Immobilien beraten werden. Mit «Vertiefter
Bauzustandsanalyse» wurde ein neues Dienstleistungsangebot
geschaffen, welches bereits für zwei
Genossenschaftssiedlungen nachgefragt wurde.
Für den Büro- und Gewerbebau einer anderen
Genossenschaft konnten ein Liegenschaftencheck
durchgeführt sowie Entwicklungsszenarien aufgezeigt
werden. Nebst den bereits im Vorjahr erarbeiteten
Entwicklungsszenarien für eine Siedlung im
Baurecht wurde im Berichtsjahr ein weiters Szenario
geprüft, während eine langjährig durch den
Bereich I&A betreute Genossenschaft im Hinblick
auf ein Konkurrenzverfahren für einen Ersatzneubau
unterstützt werden konnte. Für eine Genossenschaft
wurde eine Wirtschaftlichkeitsprüfung in
Zusammenhang mit einem Liegenschaftenerwerb
erstellt, eine andere konnte im Hinblick auf den
Kauf einer bereits existierenden Wohnsiedlung bei
Fragen zur Integration von bestehenden Mietenden
unterstützt werden. Weiterhin beriet der Bereich
I&A eine private Eigentümerschaft im Anschluss
an die Vermittlung eines grösseren Grundstücks.
Der Bereich I&A war ausserdem unentgeltlich zu
verschiedenen Themen beratend tätig. So war er
Teil einer Begleitgruppe zur BZO-Revision einer
Zürcher Gemeinde, wirkte bei verschiedenen
städtischen Vernehmlassungen des Verbands
mit, nahm in Bezug auf Baurechtsausschreibungen
und -verträge Stellung oder unterstützte Studierende
bei deren Abschlussarbeiten. Im Hinblick
auf die Förderung des schweizweiten Wachstums
der Branche wirkte der Bereich I&A in einer
entsprechenden Arbeitsgruppe von Wohnbaugenossenschaften
Schweiz mit. Darüber hinaus
haben verschiedene Mitglieder 2024 – meist telefonisch
– Kurzberatungen in Anspruch genommen.
Erstmals keine erfolgreich abgeschlossene
Immobilienvermittlung
Der Bereich I&A beobachtet permanent den Liegenschaftenmarkt
im Kanton Zürich und darüber
hinaus. Im Auftrag von interessierten Mitgliedern
evaluiert und vermittelt er Grundstücke, Liegenschaften
und Baurechte im Grossraum Zürich auf
deren Eignung für den gemeinnützigen Wohnbau.
Der Verband hatte im Vorjahr die Vereinbarung
zur Dienstleistung «Immobilienakquisition» neu
formuliert und allen Abonnierenden zur Bestätigung
unterbreitet. Im Zuge dessen kam es per
2024 zu wenigen Abgängen, welche als Folge einer
Werbekampagne im Berichtsjahr teilweise durch
Neuabonnenten kompensiert werden konnten.
Aufgrund der neuen Ausgangslage führte der
Bereich I&A eine Neuauflage der Umfrage unter
den Abonnierenden betreffend Suchprofil sowie
weiteren branchentechnischen Fragestellungen
durch. Die Auswertung der Umfrage wurde im
Anschluss mit den Teilnehmenden diskutiert.
28
Nach einer kurzen Phase des Zinsanstiegs in
den Jahren 2022 und 2023 ist die Schweizerische
Nationalbank SNB im Berichtsjahr bereits wieder
zu Zinssenkungen übergegangen. Der Bereich
I&A stellte denn auch einen leichten Rückgang
der Immobilienangebote gegenüber dem Vorjahr
fest. Trotzdem konnte die Anzahl der geprüften
Angebote gegenüber dem Vorjahr erneut gesteigert
werden, von ca. 180 auf über 220. Deutlich
mehr Angebote als im Vorjahr (6), nämlich 17,
wurden ausgeschrieben, rund 50 kleinere Angebote
wurden darüber hinaus direkt an potenziell
interessierte Abonnierende weitergeleitet. Trotz
grosser Bemühungen kam es im Berichtsjahr
erstmals seit der Lancierung der Dienstleistung
zu keiner Vermittlung.
Die Chancen bei Bestandsliegenschaften nutzen
Aufgrund der seit eineinhalb Jahrzehnten stetig
sinkenden Transaktionszahlen für Wohnbau-land
einerseits und steigender Transaktionspreise andererseits
wird mit der Strategie 2022 der Fokus
vermehrt auf die auf dem Markt angebotenen
Bestandsliegenschaften gelegt. Um dieses Wachstumspotenzial
stärker ins Bewusstsein zu rücken,
veranstaltete der Bereich I&A im Berichtsjahr –
anstelle der üblichen I&A-Veranstaltung für Abonnierende
– für alle Mitglieder eine sehr gut
besuchte ERFA-Veranstaltung (siehe «Veranstaltungen
ab Seite 21) zu diesem Thema.
DAS ZUSAMMENLEBEN
IM FOKUS
Im Themenbereich Gesellschaft und Soziales veranstaltete
der Regionalverband 2024 zwei Fachaustausch-Treffen.
Diese Veranstaltungen richten
sich an Fachleute für Soziales, Gemeinschaft und
Partizipation, greifen aktuelle Themen aus der
Berufspraxis auf und fördern die Vernetzung in
dieser Berufsgruppe. Der erste Fachaustausch
widmete sich der Inklusion von Menschen mit
Behinderungen. Der Kanton Zürich hat ein neues
Finanzierungssystem geschaffen (SEBE), das Menschen
mit Behinderungen ein selbstbestimmtes
Leben in einer eigenen Wohnung erleichtert. Zwei
Fachpersonen des Kantonalen Sozialamts informierten
über den Systemwechsel und zeigten auf,
was er für Wohnbaugenossenschaften bedeutet. Im
Anschluss stellte der Verein «jawohn» sein Projekt
in der Siedlung Hobelwerk der Genossenschaft
mehr als wohnen vor. «jawohn» ermöglicht dort
zwei Wohngemeinschaften, in denen Menschen
mit und ohne Behinderungen zusammenleben,
punktuell unterstützt von einer Sozialpädagogin.
Den zweiten Fachaustausch organisierte Wohnbaugenossenschaften
Zürich in Zusammenarbeit
mit der Stiftung Domicil. Die Veranstaltung drehte
sich um interkulturelle Begegnungen und Fragen
der Wohnintegration von Migrantinnen und Migranten
in Wohnbaugenossenschaften. Nach einer
Einführung tauschten sich die Teilnehmenden an
verschiedenen Tischen mit Fachleuten der Stiftung
Domicil aus. Sie diskutierten unter anderem, wie
Wohnbaugenossenschaften die Teilnahme am
Genossenschaftsleben fördern und Konflikte im
Zusammenleben lösen können.
Anlässlich der Impuls-Veranstaltung zur Partizipation
in der Planung (siehe Seite 26) veröffentlichte
der Regionalverband den neuen Leitfaden «Partizipative
Prozesse in Wohnbaugenossenschaften».
Der Leitfaden richtet sich an Wohnbaugenossenschaften,
die noch wenig Erfahrungen mit partizipativen
Prozessen haben, vermittelt Grundwissen
zum Thema und hilft bei der Planung und Umsetzung
von Partizipationsprozessen.
Der Regionalverband bietet seinen Mitgliedern
eine Erstberatung zu sozialen Fragestellungen
an und vermittelt Fachpersonen für punktuelle
Einsätze und Projekte. Diese Dienstleistung wurde
2024 evaluiert. Die Rückmeldungen der Ratsuchenden
sind erfreulich, sie äusserten sich sehr
zufrieden mit dem Angebot, der Antwortgeschwindigkeit
und der Beratung durch den Verband.
Leitfaden «Partizipative Prozesse in
Wohnbaugenossenschaften»
29
MANCHMAL LIEGT DIE LÖSUNG IN DEN
SCHWIERIGKEITEN DER BRANCHE
Anfang 2025 hat die Kommission Branchenentwicklung
systematisch die internen Stärken und
Schwächen der Dienstleistungsabteilung Netz
Genossenschaften analysiert, ebenso wie externe
Chancen und Risiken, um darauf basierend die
zukünftige Wachstumsstrategie zu entwickeln. Das
Ergebnis zeigte, dass der Fokus weiterhin auf der
Standardisierung der bestehenden Dienstleistungen
– Liegenschafts-/Genossenschaftsbuchhaltung
sowie kaufmännische und technische Bewirtschaftung
– liegen sollte. Dies stellt sicher, dass
langfristig günstige Dienstleistungen zu fairen
Preisen angeboten werden können und dadurch
die Kostenmiete entlastet wird.
Dennoch war es aufgrund der auslaufenden
Anschubfinanzierungen seitens der Stadt und
des Kantons Zürich notwendig, die Stundensätze
zu erhöhen. Ein Dank gilt den Mitgliedern von
Netz Genossenschaften für ihre Solidarität. Trotz
der Erhöhung haben mehrere Vergleiche der Verwaltungskosten
mit der Branchenstatistik sowie
Workshops mit den Mandaten gezeigt, dass die
Dienstleistung weiterhin preiswert bleibt. Und die
im Sommer anonym durchgeführte Zufriedenheitsumfrage
bei den Vorstandsmitgliedern der von
Netz Genossenschaften betreuten Mandate hat
zum einen bestätigt, dass sich die Organisation
auf dem richtigen Weg befindet. Auch wurde das
Team weiter verstärkt und damit eine verlässliche
Stellvertretungsregelung sichergestellt.
Flink – die genossenschaftliche
Bewohnenden-App
Um der Interessengemeinschaft Flink zukünftig
mehr Struktur – zum Beispiel in Form eines
Vereins – zu verleihen, wurde im Sommer eine
Sitzung mit den Mitgliedern der Interessengemeinschaft
Flink abgehalten. Bei der anschliessenden
Umfrage sprach sich eine Mehrheit der
IG-Mitglieder für die Umwandlung der Interessengemeinschaft
in einen Verein aus. Daraufhin
wurde das Kernteam – Vertretende von Wohnbaugenossenschaften
von Wohnbaugenossenschaften
Zürich und Panter – erweitert. Gemeinsam wurde
ein Fahrplan entwickelt, um die Transition der Interessengemeinschaft
Flink in den nächsten Monaten
zu gestalten. Dabei werden organisatorische,
rechtliche und finanzielle Fragen geklärt.
Ziel ist es, dass bis Ende des 1. Quartals 2025
die Grundlagenvernehmlassung bei den Mitgliedern
abgeschlossen ist. Im Anschluss sollen
der Vorstand besetzt und die Geschäftsführung
organisiert werden, sodass im Herbst 2025 die
Gründungsversammlung stattfinden und die offizielle
Übertragung der Interessengemeinschaft in
einen Verein zum 01.01.2026 erfolgen kann.
Gebäudeversicherungs-Rahmenvertrag 2024 –
erfolgreicher Ausbau und kontinuierliche
Optimierung
Dank dem Pooling der Policen von mittlerweile
81 Genossenschaften ermöglicht der Gebäudeversicherungs-Rahmenvertrag
für unsere Mitglieder
besonders günstige Konditionen für die Gebäudesach-
und Gebäudehaftpflichtversicherung.
Der Rahmenvertrag, bei dem die Mobiliar als
Versicherer fungiert, bietet den Mitgliedern eine
nachhaltige Lösung. So konnte eine Langzeitvereinbarung
(01.01.2025 bis 31.12.2027) getroffen
werden.
30
ZAHLEN
31
FINANZEN UND
GOVERNANCE
Trotz defizitärem Berichtsjahr bleibt die Kapitalbasis
dank den beschlossenen Mitgliederbeitragserhöhungen
und einer geschärften
Finanzstrategie solide.
Erfolgsrechnung
Die Finanz- und Ertragsstrategie wurde im Berichtsjahr
geschärft. Die Ausgaben für die Kommunikation,
Interessenvertretung und Wohnpolitik
sollen grundsätzlich aus den Erträgen durch Mitgliederbeiträge
gedeckt werden. Im Berichtsjahr
konnte dieses Ziel trotz der Zunahme bei der
Anzahl Wohnungen und neuen Mitgliedern, per
Ende 2024 269 Mitglieder mit 71’096 Wohnungen
(plus 598 Wohnungen), noch nicht erreicht werden.
Die Verbandsdienstleistungen werden grundsätzlich
kostendeckend angeboten, als Zielwert
gilt ein positiver Deckungsbeitrag von 10 % zur
Deckung von Investitionen und zur Bildung von
Rückstellungen. Die Erträge aus Beratungsdienstleistungen
des Bereichs Immobilienentwicklung
& Akquisition konnten leicht gesteigert werden.
Jedoch konnte erstmalig seit der Lancierung der
Dienstleistung Immobilienvermittlung keine Transaktion
begleitet werden, was zu Mindererträgen
führte. Beim zweiten Dienstleistungsangebot Netz
Genossenschaften musste aufgrund des starken
Wachstums in den letzten Jahren in Personal und
IT-Infrastruktur investiert werden, womit sich die
Aufwände im Berichtsjahr etwas schneller entwickelten
als die Erträge. Dies führte im Vergleich
zum Vorjahr und den Zielwerten zu einem tiefen
betrieblichen Nebenerfolg von CHF 25’916.
Auf der Einnahmenseite positiv zu Buche schlugen
die Erträge aus den Kooperationspartnerschaften
und die Arbeitsentschädigungen, welche dem
Regionalverband aus dem Versicherungsrahmenvertrag
gutgeschrieben werden.
Trotz diesen Einnahmen und der Verschiebung von
internen Projekten konnten die Mindererträge im
Bereich der Verbandsdienstleistungen nur zum Teil
kompensiert werden. Dies führte im Berichtsjahr
zu einem Verlust von CHF -26’669.
Bilanz und Ausblick
Wohnbaugenossenschaften Zürich verfügt weiterhin
über eine gute Kapitalbasis, um anstehende
Investitionen und Projekte zu finanzieren.
Für das Jahr 2025 liegt ein ausgeglichenes Budget
vor. Dies einerseits durch die im Berichtsjahr von
der Generalversammlung beschlossene und per
2025 umzusetzende Mitgliederbeitragserhöhung.
Andererseits haben sich die Kunden von Netz
Genossenschaften solidarisch gezeigt und eine
Preiserhöhung zur Kompensation der Teuerung
und der auslaufenden Starthilfefinanzierungen
von Stadt und Kanton Zürich akzeptiert.
Governance
Ein Vorfall bei einem gemeinnützigen Wohnbauträger
im Berichtsjahr hat erneut deutlich gemacht,
wie zentral das Thema Governance für unsere
Branche ist. Dabei geht es darum, das Handeln
konsequent an ethischen Massstäben auszurichten
und Werte wie Integrität – also glaubwürdiges,
konsistentes Handeln, Fairness und eine förderliche
Kultur – sowie Verantwortung und Transparenz
wie auch Einbindung und Partizipation
aktiv zu leben.
Es gilt, der Bedeutung des Themas in unserer
Branche Rechnung zu tragen. Ebenso dem
Bedürfnis der Mitglieder, das Risiko solcher
Vorfälle zu minimieren. Deshalb hat der Vorstand
von Wohnbaugenossenschaften Zürich die
bestehende Finanzkommission (FIKO) beauftragt,
die Governance-Risiken zu identifizieren und
Massnahmen zur Eindämmung dieser Risiken
zu planen. Die Kommission – neu Finanzen &
Governance (FGK) – wird sich im neuen Jahr
intensiv mit dem Thema beschäftigen. Mit einer
ersten Sofortmassnahme geht der Verband mit
gutem Beispiel voran: Im Jahresbericht und auf
der Verbandswebsite werden die persönlichen
Interessenbindungen der Vorstände und Mitarbeitenden
offengelegt.
32
Bilanz per 31.12.2024
Aktiven 2024 2023
Flüssige Mittel 542’523 510’913
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (a) 273’096 262’377
Übrige kurzfristige Forderungen 2’206 1’053
Aktive Rechnungsabgrenzungen (b) 119’976 136’230
Total Umlaufvermögen 937’801 910’572
Finanzanlagen (c) 101’500 101’500
Mobile Sachanlagen 143’200 156’942
Immaterielle Werte 45’566 75’046
Total Anlagevermögen 290’266 333’489
Total Aktiven 1’228’067 1’244’061
Passiven 2024 2023
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (d) 92’593 159’756
Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 1’873 18’444
Kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Organen 23’504 24’792
Kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Sozialversicherungen 19’831 8’584
Passive Rechnungsabgrenzungen (e) 201’400 151’948
Total Fremdkapital kurzfristig 339’200 363’525
Ausgleichsfonds Akquisition 78’000 78’000
Abstimmungsfonds 150’000 140’000
Rückstellungen Projekte 182’351 157’351
Total Fremdkapital langfristig 410’351 375’351
Total Fremdkapital 749’550 738’875
Vereinskapital Verband 505’185 487’385
Total Vereinskapital 505’185 487’385
Jahresergebnis -26’669 17’801
Total Passiven 1’228’067 1’244’061
33
Erfolgsrechnung 1.1. bis 31.12.2024
Nettobetrag aus Lieferungen und Leistungen 2024 2023
Mitgliederbeiträge 781’330 772’906
Leistungs- und Unterstützungsverträge 127’904 136’733
Sponsoring- und Werbeerträge 127’000 98’000
Erträge Beratungsdienstleistungen 200’468 268’170
Erträge Verbandsdienstleistungen 119’504 121’393
Diverse Erträge und Projekte 727 3’898
Wertberichtigung Forderungen aus Lieferungen und Leistungen -564 -7’112
Total Ertrag 1’356’369 1’393’988
Aufwand 2024 2023
Öffentlichkeitsarbeit 84’889 88’762
Verbandsdienstleistungen 40’380 37’768
Beratungsdienstleistungen 15’053 16’693
Total Aufwand für Verbandsleistungen 140’322 143’223
Lohnaufwand 723’971 697’867
Sozialversicherungsaufwand 169’299 291’681
Übriger Personalaufwand 10’618 13’880
Total Personalaufwand 903’887 1’003’427
Büroaufwand 93’951 72’445
Verwaltungs- und Informatikaufwand 76’984 77’912
Aufwendungen für die Organe 150’818 160’318
Übriger Betriebsaufwand 3’457 8’131
Total sonstiger Betriebsaufwand 325’210 318’806
Abschreibungen 41’069 33’008
Finanzerfolge
Finanzaufwand 411 406
Finanzertrag 3’319 3’072
Total Finanzerfolg 2’908 2’666
Nebenerfolge und ausserordentliche Ergebnisse
Honorare Netz Genossenschaften 876’736 756’235
Projektbeiträge Netz Genossenschaften 77’500 77’500
Aufwand Netz Genossenschaften 928’320 745’781
Übriger Nebenaufwand 0 12’999
Betrieblicher Nebenerfolg 25’916 74’954
Ausserordentlicher Ertrag (f) 0 56’072
Ausserordentlicher Aufwand (f) 0 8’650
Total ausserordentlicher, einmaliger oder periodenfremder Erfolg 0 47’422
Steueraufwand 1’373 2’764
Jahresergebnis -26’669 17’801
An den Vorstand wurden 2024 insgesamt CHF 123'225 ausbezahlt (VJ 140'235).
34
ANHANG
Angaben über die in der Jahresrechnung
angewandten Grundsätze
Die für die vorliegende Jahresrechnung angewandten
Grundsätze der Rechnungslegung erfüllen
die Anforderungen des Schweizerischen Rechnungslegungsrechts.
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
sowie die übrigen kurzfristigen Forderungen
werden zu Nominalwerten ausgewiesen abzüglich
notwendiger Wertberichtigungen.
Finanzanlagen
Die Finanzanlagen sind zu Nominalwerten bilanziert.
Angaben, Aufschlüsselungen und Erläuterungen zu Positionen der Bilanz und Erfolgsrechnung
a) Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2024 2023
Forderungen gegenüber den Mitgliedern 250’707 245’036
Forderungen gegenüber Dritten 36’763 31’150
Delkredere -14’373 -13’809
273’096 262’377
b) Aktive Rechnungsabgrenzungen
Vorausbezahlte Versicherungsprämien 9’976 9’868
Vorausbezahlte Steuer 0 3’259
Übrige Vorauszahlungen 0 6’710
Bezahlter Aufwand des Folgejahres 9’976 19’837
Noch zu erhaltender Ertrag 110’000 116’393
Noch nicht erhaltener Ertrag 110’000 116’393
Aktive Rechnungsabgrenzungen 119’976 136’230
c) Finanzanlagen
Mietzinsdepot Hofackerstrasse 40’000 40’000
Anteilschein HBG 40’000 40’000
Anteilschein mehr als wohnen 20’000 20’000
Anteilschein ABZ 1’500 1’500
101’500 101’500
d) Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Verbindlichkeiten gegenüber Organen 14’140 9’171
Verbindlichkeiten gegenüber Vorsorgeeinrichtungen 0 22’431
Verbindlichkeiten gegenüber Dritten 78’453 128’154
92’593 159’756
35
e) Passive Rechnungsabgrenzungen 2024 2023
Ausstehende Aufwendungen 12’700 4’948
Steuerrückstellung 300 0
Ferien und Überstunden 39’000 37’000
Noch nicht bezahlter Aufwand 52’000 41’948
Erhaltener Ertrag des Folgejahres 149’400 110’000
Erhaltener Ertrag des Folgejahres 149’400 110’000
Passive Rechnungsabgrenzungen 201’400 151’948
Total Personalaufwand 1’680’300 1’629’097
Erläuterungen zu ausserordentlichen, einmaligen oder periodenfremden Positionen
der Erfolgsrechnung
f) Ausserordentlicher Erfolg 2024 2023
Rückvergütung MwSt 2018-2022 0 56’072
Ausbuchen Wertschriften 0 8’650
0 47’422
Sonstige Angaben
Mietvertrag Hofackerstrasse 32. Laufzeit bis 30.04.2033
Jahresmiete: CHF 89'479
Per Bilanzstichtag bestanden keine wesentlichen Eventualverbindlichkeiten.
Anzahl Mitarbeitende
Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt 12.20 11.60
Wesentliche Ereignisse nach dem Bilanzstichtag
Nach dem Bilanzstichtag und bis zur Verabschiedung
der Jahresrechnung durch den Vorstand am 3.3.2025
sind keine wesentlichen Ereignisse aufgetreten,
welche die Aussagefähigkeit der Jahresrechnung
2024 beeinträchtigen könnten bzw. an dieser Stelle
offengelegt werden müssten.
36
Bericht der Revisionsstelle
Tel. 044 444 35 55 BDO AG
www.bdo.ch
Schiffbaustrasse 2
8031 Zürich
Bericht der Revisionsstelle zur eingeschränkten Revision
an die Generalversammlung des Vereins
wohnbaugenossenschaften schweiz regionalverband zürich, Zürich
Als Revisionsstelle haben wir die Jahresrechnung (bestehend aus Bilanz, Erfolgsrechnung und Anhang)
der wohnbaugenossenschaften schweiz regionalverband zürich für das am 31. Dezember 2024 abgeschlossene
Geschäftsjahr geprüft.
Für die Jahresrechnung ist der Vorstand verantwortlich, während unsere Aufgabe darin besteht, die Jahresrechnung
zu prüfen. Wir bestätigen, dass wir die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Zulassung
und Unabhängigkeit erfüllen.
Unsere Revision erfolgte nach dem Schweizer Standard zur Eingeschränkten Revision. Danach ist diese
Revision so zu planen und durchzuführen, dass wesentliche Fehlaussagen in der Jahresrechnung erkannt
werden. Eine eingeschränkte Revision umfasst hauptsächlich Befragungen und analytische Prüfungshandlungen
sowie den Umständen angemessene Detailprüfungen der bei der geprüften Einheit vorhandenen
Unterlagen. Dagegen sind Prüfungen der betrieblichen Abläufe und des internen Kontrollsystems sowie
Befragungen und weitere Prüfungshandlungen zur Aufdeckung deliktischer Handlungen oder anderer Gesetzesverstösse
nicht Bestandteil dieser Revision.
Bei unserer Revision sind wir nicht auf Sachverhalte gestossen, aus denen wir schliessen müssten, dass
die Jahresrechnung nicht dem schweizerischen Gesetz und den Statuten entspricht.
Zürich, 4. März 2025
BDO AG
Andreas Blattmann
Zugelassener Revisionsexperte
Remo Inderbitzin
Leitender Revisor
Zugelassener Revisionsexperte
37
UNSERE MITGLIEDER
Jahr Mitglieder Wohnungen
2015 256 60’817
2016 258 63’751
2017 258 64’971
2018 256 66’490
2019 257 68’435
2020 259 69’032
2021 259 68’948
2022 261 69’848
2023 260 70’498
2024* 269 71’096
*2024 markiert das Jahr, in dem die Wohnungen
der Mitglieder sämtlicher Regionalverbände
anders gezählt wurden. Neu werden nur noch
Wohnungen, die auf dem Gebiet des jeweiligen
Regionalverbands stehen, auch diesem Regionalverband
zugerechnet.
Nach neuer Zählart, aber vor allem dank Neueintritten
verfügen also die 269 Mitglieder
von Wohnbaugenossenschaften Zürich über
71’096 Wohnungen im Grossraum Zürich (Stand
31.12.2024)
Gleichzeitig hat Wohnbaugenossenschaften
Zürich bei den Aktivmitgliedern einige Neuzugänge
zu verzeichnen:
→ Neue Baugenossenschaft Zollikon NBZ
→ Graphis Bau- und Wohngenossenschaft
→ Heimstätten-Genossenschaft Winterhtur HGW
→ Wohnbaugenossenschaft Guet Grund
→ Wohnbaugenossenschaft des eidg.
Personals Rüti
→ Wohnbaugenossenschaft Rhihalde
→ Baugenossenschaft Bülach
→ Genossenschaft Studentenhaus ALV
→ Genossenschaft Leben im Fluss
Austritte
Austritte gab es im Berichtsjahr erfreulicherweise
keine zu verzeichnen.
Assoziativmitglieder
Nebst den Aktivmitgliedern, deren Hauptzweck
die Erstellung und Vermietung von preisgünstigem
Wohn- und Gewerberaum ist, hat unser Verband
assoziierte Mitglieder aus dem Gemeinwesen, bei
denen die Vermietung von Wohn- und Gewerberaum
nur ein Nebenzweck ist. 2024 waren dies:
→ Reformierte Kirche Zürich, Stadtverband
→ Finanzdepartement Stadt Zürich
→ Verein Incontro – Gelebte Nachbarschaft
→ IG Pro Züri 12
38
UNSERE PARTNER
Wohnbaugenossenschaften Zürich setzt auf
Kooperationen. Diese beziehen zum einen
unsere Mitglieder, die Politik und die Verwaltung
mit ein. Und zum anderen bauen wir
auf eine ganze Reihe von Kooperationspartnerschaften,
auf Gönner und weitere Partner
(ehemals Fördermitglieder).
Unsere grossen Kooperationspartner
→ ewz, unser Partner für intelligente
Energielösungen
→ HRS Real Estate AG, Projektentwickler,
Total- und Generalunternehmer
→ Mobility Schweiz, Anbieter von
Mobilitätslösungen
→ Zürcher Kantonalbank ZKB – Ansprechpartnerin
bei Immobilienfinanzierungen
Unsere 36 Gönnermitglieder
→ 4B AG
→ Alternative Bank Schweiz AG
→ ASTOR Küchen AG
→ Bank Avera
→ Bank Cler AG (Basel)
→ Bank Cler AG (Zürich)
→ Bauwerk Group Schweiz AG
→ BDO AG
→ BMS Building Materials Suisse
→ Credit Suisse (Schweiz) AG
→ Electrolux AG
→ energie360°
→ Ernst Schweizer AG
→ ewz Elektrizitätswerk der Stadt Zürich
→ GGZ Gartenbau-Genossenschaft Zürich
→ Gruner AG
→ Halter AG
→ Hansgrohe AG
→ Hector Egger Holzbau AG
→ HRS Real Estate AG
→ Hug Baustoffe AG
→ Implenia Schweiz AG
→ LAUFEN Schweiz AG
→ Meier + Steinauer Partner AG
→ Migros Bank AG
→ Mobility Genossenschaft
→ NAKU Steinhandel AG
→ Primobau AG
→ Raiffeisen Schweiz Genossenschaft
→ Rigips AG
→ Sanitas Troesch AG
→ St. Galler Kantonalbank AG
→ Sunrise GmbH
→ V-ZUG AG
→ W. Schneider + Co AG
→ Zürcher Kantonalbank
Unsere weiteren Partner
Die Liste unserer insgesamt 146 weiteren Partnerschaften
(ehem. «Fördermitglieder») ist auf
unserer Website publiziert. Dort können sie nach
Dienstleistungen bzw. Branche abgerufen werden.
Wir danken all unseren Partnern für ihre Treue
und ihre Unterstützung im Jahr 2024.
39
UNSERE ORGANISATION
Vorstand
Im Sinne der Transparenz legen die Vorstandsmitglieder von Wohnbaugenossenschaften
Zürich hier ihre Interessenbindungen offen.
Andreas Wirz
Präsident, Präsidiales und
Politik (PPK)
→ Inhaber Archipel Planung und
Innovation GmbH
→ Inhaber Architekturbüro
Andreas Wirz, Einzelfirma
→ Kant. Wohnbaukommission,
gewählt vom Regierungsrat für
die Amtsdauer 2023 – 2027
→ Vorstand Inura – International
Network for Urban Research
and Action
→ Präsident Büro gemeinschaft
Kraftwerk1
Valérie Anouk Clapasson
Finanzen und Governance (FGK)
→ VR-Mitglied, Vizepräsidentin
und Aktionärin von Alternative
Bank Schweiz AG
→ VR-Mitglied Edith Maryon AG
und Equimo AG (beides
100 %ige Tochterunternehmen der
Stiftung Edith Maryon, Basel)
→ Mitglied des Stiftungsrates
Stiftung Solinvest
→ Inhaberin Clapasson Advisory,
Einzelfirma
Jérôme Gaberell
Branchenentwicklung (BREK),
Finanzen und Governance (FGK)
→ VR-Präsident und Aktionär BFS
Gebäude Service AG, inkl.
Tochtergesellschaften (Alltrust Clean
Gmbh, OHW Objektbetreuung &
Hauswartungen GmbH, Leo's
Home Service GmbH in Liquidation)
→ Gesellschafter strategische
Führung/Unternehmens entwicklung
apropos informatik gmbh,
Vorstandsmitglied Sunnige Hof
→ Dozent/Prüfungsexperte
Management- Lehrgang WBG Schweiz
→ Inhaber Gaberell KMU Services,
Einzelfirma
Bigi Obrist
Gesellschaft und Soziales (GESKO)
→ Inhaberin Bigi Obrist –
Transformation im Sozial- und
Kulturraum, Einzelfirma
→ Präsidentin Alternative Wetzikon
Anita Schlegel
Personelles und Organisation
(PERSKO)
→ Geschäftsleiterin Wogeno Zürich
→ Vorstandsmitglied GBMZ
(Finanzkommission und VeKo)
Lukas Schmid
Immobilien und Wachstum (IWK)
→ Co-Geschäftsführer/Partner
Vetter Schmid Architekten GmbH
→ Vorstandsmitglied Siedlungsgenossenschaft
Eigengrund
Patrik Suter
Branchenentwicklung (BREK)
→ Geschäftsführer
Jugendwohnnetz JUWO
Stella Vondra
Personelles und Organisation
(PERSKO)
→ Co-Präsidentin Baugenossenschaft
Freiblick
→ Gesellschafterin und Geschäftsführerin
vondRAISE GmbH
→ Stiftungs rätin Pensionskasse Alvoso
→ Vorstandsmitglied
Kinderhilfswerk Kovive
→ Verwaltungsratsmitglied
Schäublin Architekten
→ Mitglied Regionalrat Zürich Coop
40
Geschäftsstelle
Stefan Schneider (80 %)
Geschäftsführung
Simone Kaufmann-Rupp (50 %)
Immobilienbewirtschaftung
Netz Genossenschaften
Dominik Bastianello (80 %)
Immobilien und Akquisition
→ Freischaffender Architekt
und Immobilienbewerter
im Nebenerwerb
→ Dozent und Prüfungsexperte
Management- Lehrgang
WBG Schweiz
Almut Kiefer (75 %)
Teamleitung Immobilienbewirtschaftung
Netz Genossenschaften
→ Mitglied Vermietungs kommission
Familienheim- Genossenschaft
Zürich
Seraina Häberli (60 %)
Mitglieder- und
Teamadministration
Lucie Köpfli (50 %)
Immobilien und Akquisition
→ Geschäftsführung
Aargauer Heimatschutz
→ Mitglied im Verwaltungsrat Metaloca AG
→ Inhaberin Atelier LAK GmbH
Jusuf Hasic (100 %)
Immobilienbewirtschaftung
Netz Genossenschaften
Barbara Müller (80 %)
Grundlagen
und Gesellschaft
Nhan Huynh (90 %)
Mandatsbuchhaltung
Netz Genossenschaften
Michael Regtien (100 %)
Finanzen, IT und Teamleitung
Mandatsbuchhaltung
Netz Genossenschaften
Deborah Jann (100 %)
Immobilienbewirtschaftung
und Mandatsbuchhaltung
Netz Genossenschaften
Michael Schoch (80 %)
Branchenentwicklung und
Leitung Netz Genossenschaften
41
Susanna Schocker-Strotzer (55 %)
Immobilien und Gesellschaft
→ Bewohnende und Mitglied
Siedlungskommission
Baugenossenschaft Linth Escher
→ Mitglied Kirchenkreiskommission
Evangelisch-reformierte
Kirchgemeinde Zürich, Kreis 11
Patrick Tscherrig (70 %)
Politik und Öffentlichkeit
→ SP-Gemeinderat Stadt Zürich
→ Stiftungsrat Stiftung Domicil
Ambelina Thaqi (100 %)
Immobilienbewirtschaftung
Netz Genossenschaften
Stefan Weber Aich (80 %)
Kommunikation
Delegierte
Folgende Personen wurden von der Generalversammlung von
Wohnbaugenossenschaften Zürich für die Delegiertenversammlung
des Dachverbands Wohnbaugenossenschaften Schweiz gewählt:
Delegierte
→ Valérie Anouk Clapasson, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Florian Egloff, ASIG Wohngenossenschaft
→ Jérôme Gaberell, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Sonia Martinez, Gemeinnützige Baugenossenschaft Zürich 7
→ Bigi Obrist, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Anita Schlegel, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Lukas Schmid, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Matthias Schöttli, Wohnbaugenossenschaft des Bundespersonals Dübendorf
→ Claudia Strässle, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Zürich wsgz
→ Patrik Suter, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Stella Vondra, Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich
→ Andrea Wieland, Baugenossenschaft für neuzeitliches Wohnen bgnzwo
Ersatzdelegierte
→ Jürg Aebli, Baugenossenschaft Rotach Zürich
→ Maja Hodel, Genossenschaft Hofgarten
→ Thomas Jordi, Baugenossenschaft Schönau
→ Gerd Klemp, Baugenossenschaft Denzlerstrasse
→ Prisca Peter, Baugenossenschaft Vrenelisgärtli
→ Reto Rudolf, Stiftung Bauen & Wohnen SBW
Revisionsstelle
BDO AG, Schiffbaustrasse 2, 8031 Zürich
Stand 31. Dezember 2024
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Impressum
Herausgeber
Wohnbaugenossenschaften Schweiz
Regionalverband Zürich
Hofackerstrasse 32, CH-8032 Zürich
www.wbg-zh.ch, info@wbg-zh.ch
Tel. 043 204 06 33
Redaktion
Stefan Weber Aich
Gestaltung
Studio Way, Zürich
Text
Andreas Wirz, Seite 3
Tobias Nägeli, Seiten 16 – 19
Stefan Schneider, Seiten 21, 32
Stefan Weber Aich, Seiten 5 – 15, 21 – 29, 30, 38 – 42
Barbara Müller, Seite 29
Fotografie
Niklaus Spoerri, Seite 26
Nelly Rodriguez, Seiten 3, 24, 26, 27, 40 – 42
Stefan Weber Aich, Seiten 23, 25, 27
Korrektorat
Romeo Vendrame
Druck
Druckerei Odermatt, Dallenwil
Auflage
1100 Exemplare, Mai 2025
Wir danken unseren Kooperationspartnern