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männer* | I/25

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I/25

GESUNDHEIT SEXUALITÄT WELLBEING

DIGITALER STRESS

So schaffst du den

Absprung

ALZHEIMER

So schützt

du dein Gehirn

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Sex in der

Fernbeziehung

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Mehr Power,

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MEDIKAMENTE

Schmerzmittelrisiken &

Herzgesundheit

Mann sein:

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Das Team:

Martin Lewicki

ist als langjähriger freier Journalist in

den Bereichen Gesundheit und Wellbeing

tätig. Zu seinen Schwerpunkten

zählen Ernährung und Fitness.

Christian Knuth

findet, dass Gesellschaft und (sexuelle)

Gesundheit untrennbar verbunden

sind. Er schreibt über die Schnittstellen

von Körper, Politik und Lust.

Michael Krawczyk

verstärkt das Verlagsteam mit redaktioneller

Arbeit und einer frischen Perspektive.

Als Teil seines dualen Studiums

in Digital Media und Marketing schreibt

er für die Onlineseite Männer* sowie

die Magazine mate und männer*.

Hey männer*,

mit dieser neuen Ausgabe nehmen wir euch mit auf

eine Reise zu den vielseitigen Facetten der Männlichkeit.

Was bedeutet es heute eigentlich, ein Mann

zu sein? Zwischen alten Rollenbildern und neuen

Herausforderungen gibt es so einiges zu entdecken!

In unserer Rubrik „Gesundheit“ geht es um

Themen, die uns Männer betreffen – von neuen Erkenntnissen

zu Krankheiten bis hin zu Tipps für ein

gesundes Leben. Wir schauen uns unter anderem

an, was es mit der neuen Hoffnung auf eine Impfung

gegen Alzheimer auf sich hat und wie ihr eure

Gesundheit erhalten könnt.

Im Abschnitt „Sexualität“ sprechen wir offen über

Themen, die oft unausgesprochen bleiben. HIV und

Hepatitis C sind genauso Teil des Lebens wie die

Krise der Männlichkeit. Aber keine Sorge, wir zeigen

euch , wie ihr ein erfülltes Leben führen könnt – mit

all seinen Höhen und Tiefen.

In „Wellbeing“ geht es um die Themen Schönheit,

Fitness und Ernährung. Wir checken die neuesten

Trends in der Hautpflege und geben euch Tipps, wie

ihr euren Körper und Geist fit haltet.

Viel Spaß beim Lesen.

Euer männer* Team

INTRO ▶

Editorial

Impressum

Chefredakteur: Christian Knuth

Stellv. Chefredakteur: Michael Krawczyk

Herausgeber: blu media network GmbH

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,

Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877

Geschäftsführer: Christian Fischer (V.i.S.d.P.)

Redaktion: Philipp Müller, Martin Lewicki,

Christian Knuth, Michael Krawczyk

Grafik: Viktoriia Izotova

Cover: Freepik.com

Anzeigen:

Christian Fischer:

christian.fischer@blumediengruppe.de

Olaf Alp: olaf.alp@blumediengruppe.de

Charles Lohrum: c.lohrum@rik-magazin.de

Jimmy Blum: jimmy.blum@hinnerk.de

Sabine Lux: sabine.lux@gab-magazin.de

Verwaltung: Sonja Ohnesorge

Druckerei: PerCom Druck- und Vertriebsgesellschaft mbH

Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld

Vertrieb: Eigenvertrieb, PerCom Druck- und Vertriebsgesellschaft

mbH Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld

Unsere Anzeigenpartner ermöglichen, dass die männer* dreimal

im Jahr erscheint. Bitte unterstütze beim Ausgehen oder Einkaufen

unsere Werbepartner.

Es gilt die männer* Anzeigenpreisliste (gültig seit 1. Dezember

2024). Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt

die Meinung der Redaktion wieder. Die Abbildung oder Erwähnung

einer Person ist kein Hinweis auf deren sexuelle Identität. Wir

freuen uns über eingesandte Beiträge, behalten uns aber eine

Veröffentlichung oder Kürzung vor. Für eingesandte Manuskripte

und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck von Text, Fotos,

Grafik oder Anzeigen ist nur mit schriftlicher Genehmigung

des Verlags möglich.

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten verantwortlich.

Bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

Der Gerichtsstand ist Berlin.

3


INTRO ▶

Inhalt

Gesundheit

08 Digital Detox. 7 Gründe für

den digitalen Detox

12 Wann Alkohol nützt. Neue Studie

14 Plötzliche Sehstörung. Symptome

einer Augenmigräne und

was zu tun ist

16 Neue Hoffnung auf eine Impfung

gegen Alzheimer

18 Diese 5 Faktoren schützen

vor Alzheimer

20 Herzmuskelentzündung.

Ursachen, Symptome, Behandlung

24 Paracetamol. Sprudelnde Gefahr

26 Aspirin. Risiko fürs Herz

28 Volkskrankheit. Alles, was du

über Osteoporose wissen solltest –

und wie du es vermeidest

32 Blutgruppen können womöglich

die Anfälligkeit für bestimmte

Krankheiten verraten

34 Warum Blutspenden mehr ist als

nur Nächstenliebe

4 I/25


Sexualität

40 Lost Boys. Die Krise männlicher

Identität

44 Der moderne Mann.

Die Kastration eines Rollenbildes

46 Lust & Leistung: Wie der

Leistungsdruck unsere Sexualität

beeinflusst

50 Sex in der Fernbeziehung. Nähe

trotz Distanz?

54 Männergesundheit im Fokus.

Was tun bei Testosteronmangel?

56 Gelassen alt werden –

auch mit HIV

60 Wann kommt endlich der

Impfstoff gegen HIV?

63 Erektionsstörungen. Na und?

Wir reden darüber.

64 Hepatitis C:

Interessiert dich nicht?

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Mo: 9:00-12:00 15:00-18:00

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Do: 10:00-13:00 16:00-19:00

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Wellbeing

68 SEINZ. Pflegeprodukte für Männer

70 „Weniger ist mehr“. Ein Berliner

Label vereinfacht Männerpflege

72 Under your Skin: Endolift –

Der neue Superstar

der Schönheitsindustrie

74 Die Anwendung von Exosomen bei

der Hautverjüngung

76 Haarausfall – muss das sein?

78 Mögliche Ursachen für

graue Haare in jungen Jahren

80 Welche Speiseöle sind

die gesündesten?

84 So viel Eiweiß solltest du

täglich zu dir nehmen

88 So wird der Spaziergang

zum Fitness-Booster

92 Minimalist Workout

95 Sport für jedes Alter. Tai Chi,

die Kampfkunst für inneren

Ausgleich

98 Für preisgekrönte

Verwöhnmomente:

das Waldorf Astoria Spa Berlin

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5



FOTO: 8PHOTO_FREEPIK.COM

Gesundheit


GESUNDHEIT ▶

Stop Digital Intoxication!

BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM

8 I/25


Text: Redaktion

Digital Detox

BILD: RICK ROTHENBERG_UNSPLASH.COM

7 Gründe für den digitalen Detox

Über die Hälfte der Weltbevölkerung

(62,3 Prozent, DataReportal 2024) nutzt

regelmäßig Social-Media-Inhalte, in

Deutschland sind es sogar über 75 Prozent.

Unter den klassischen Plattformen belegen

Facebook, Instagram, und TikTok auf Platz

eins, zwei und drei in der Beliebtheitsskala.

Erfolgreicher ist nur der Nachrichtendienst

WhatsApp, den in Deutschland über

80 Prozent der User nutzen. Das Belohnungsprinzip

nach dem viele Social-Media-

Plattformen aufgebaut sind, sorgt dafür,

dass sich an der hohen Frequentierung der

Apps so schnell auch nichts ändern wird.

Social Media macht süchtig. Täglich verbringt

der Durchschnittsdeutsche über

120 Minuten vor Bildschirmen. Zeit, sich

eine digitale Auszeit zu gönnen.

Verbringst du zu viel Zeit am Handy oder vor

dem Computer, kann sich das nicht nur auf

deine körperliche und mentale Gesundheit auswirken,

sondern auch dein Sozialleben negativ.

Zu den häufigsten Symptomen des digitalen

Überflusses zählen unter anderem Gefühle von

Stress und Unruhe, Schlafstörungen, Depressionen

und ein Ungleichgewicht von Arbeit und

Privatleben.

Zu den häufigsten Zeichen

digitalen Überflusses gehören:

Stressgefühle, wenn du dein Handy nicht

finden kannst

Du hast das Gefühl, du müsstest immer

erreichbar sein

Am Morgen greifst du als erstes zu

deinem Telefon und aktualisierst deine

Social-Media-Apps

Abends scrollst du noch lange im Bett

weiter, wenn das Licht schon aus ist

Du checkst App-Statistiken wie Likes und

Kommentare, obwohl du gar nicht als

Influencer arbeitest

Du hast Probleme dich zu konzentrieren

Du checkst dein Handy auch dann, wenn

du eigentlich gerade mit Freunden

unterwegs bist

9


GESUNDHEIT ▶

Für viele Menschen ist ein vollumfänglicher

Detox von digitalen Angeboten so gut wie

unmöglich, häufig auch weil Apps und auch

Social-Media-Plattformen Teil ihrer täglichen

To Dos für die Arbeit sind. Immer dann gilt es

folgende Tipps zu befolgen:

Immer schön realistisch

bleiben!

Du musst dich nicht von deinem Telefon

trennen, um die Vorteile eines digitalen Detox

zu genießen. Benötigst du dein Smartphone

und Apps beispielsweise für die Arbeit oder

Schule, so darfst du dein Gadget auch weiterhin

nutzen. Wichtig ist dann, dass du dich von

alten Gewohnheiten löst und digitale Angebote

nur für diese Zwecke gebrauchst.

Grenzen schaffen!

Damit du gar nicht erst in die Versuchung

gerätst, weiterhin die Nacht zum Tag zu machen,

indem du dich durch endlose Posts und

Profile scrollst, lohnt es sich, Social-Media-

Zeitfenster zu bestimmen und einzuhalten.

Morgens nach dem Aufstehen, Abends vor

dem Zubettgehen und immer dann, wenn du

Mahlzeiten zu dir nimmst, bleibt das Telefon

in der Tasche. Dies gilt natürlich auch dann,

wenn du mit Freunden echte Begegnungen in

der analogen Welt erlebst.

Lass dich nicht ablenken!

Push-Notifications deiner Apps abstellen und

die eben erwähnten Zeitfenster einhalten!

So hältst du dich an die selbstauferlegte Entgiftung

und wirst auch von Nachrichten deiner

Apps nicht verführt, „nur mal kurz zu gucken“.

7 Gründe für den digitalen Detox

01.

02.

03.

04.

05.

06.

07.

Du bist offen für neue Begegnungen

und beschäftigst dich wieder mehr mit

bestehenden Beziehungen.

Du entdeckst neue und pflegst alte

Hobbys.

Du schläfst besser.

Du verbesserst deine Konzentrationsfähigkeit.

Du verbesserst deine mentale und

emotionale Gesundheit.

Du startest motivierter und kreativer

in den Tag.

Wenn du dich entspannst, erholst du

dich besser und nachhaltiger.

Digital Detox is waiting!

FOTO: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM

10 I/25


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11


GESUNDHEIT ▶

Wann Alkohol

nützt

Neue Studie

Grundsätzlich sollte man mit Alkohol maßvoll

umgehen, um seiner Gesundheit nicht

zu schaden. Denn die meisten Studien

zeigen negative Auswirkungen auf unseren

Körper. Eine neue Studie hat jedoch einen

bemerkenswert positiven Effekt von Alkohol

auf das Herzinfarktrisiko festgestellt.

Alkohol gehört als Genussmittel für viele Menschen

zum Leben dazu. Wie so oft macht auch

hier die Menge das Gift. Denn Studien zeigen,

dass Alkohol in geringen Mengen durchaus

positive Eigenschaften haben kann. Insbesondere

Rotwein gilt aufgrund seiner sekundären

Pflanzenstoffe als die wohl „gesündeste“

Form des Alkohols. Dennoch sollte man es

nicht übertreiben, denn ab einer Tagesmenge

von 20 Gramm bei Frauen und 30 Gramm bei

Männern überwiegen die gesundheitlichen

Risiken. Vor allem in größeren Mengen schädigt

Alkohol die Leber und das Gehirn. Umso

überraschender ist das Ergebnis einer Studie,

die zeigt, dass sich Alkohol positiv auf das

Herzinfarktrisiko auswirken kann.

Kurzfristig wirkt Alkohol

entspannend

Amerikanische Forscher wollten herausfinden,

warum Alkohol in kleinen Mengen einige

positive Eigenschaften aufweist. Dabei schauten

sie sich die Prozesse im Gehirn genauer

an. „Wenn man an den kurzfristigen Effekt

von Alkohol denkt, ist die erste Wirkung, die

Menschen verspüren eine leicht entspannte

Reaktion“, erklärt der Studienleiter Dr. Ahmed

Tawakol vom Massachusetts General Hospital.

Um die

Wirkung von

Alkohol zu verstehen,

haben

Dr. Tawakol und

sein Team das

Trinkverhalten

von Tausenden

von Menschen

untersucht. Dazu

griffen sie auf Daten

aus einer Biodatenbank

zurück,

in der Probanden

Angaben zu ihrem

Lebensstil gemacht

hatten. Aus dieser

Datenbank wurden

53.064 Personen

für die Studie

rekrutiert.

BILD: DIANA.GRYTSKU_FREEPIK.COM

12 I/25


Text: Martin Lewicki

Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren, 60

Prozent der Teilnehmer waren Frauen. 23.920

der Probanden gaben an, keinen oder nur sehr

selten Alkohol zu trinken. 27.053 Probanden

tranken dagegen wenig bis mäßig Alkohol.

Die Forscher verfolgten den Gesundheitszustand

der Probanden über einen Zeitraum

von 3,4 Jahren. In dieser Zeit erlitten 1914 der

Studienteilnehmer eine „schwere kardiale

Komplikation“. Darunter versteht man Ereignisse

wie Herzinfarkt, Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankung

oder Bypass-Operation.

So erklären die Forscher

den positiven Effekt von Alkohol

Die Auswertung der Daten ergab, dass Personen,

die zwischen einem und 14 alkoholischen

Getränken pro Woche konsumierten, ein

geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

hatten als Personen, die weniger als ein

Getränk pro Woche zu sich nahmen. Damit

das Ergebnis nicht durch andere Lebensumstände

verfälscht wird, haben die Forscher

auch genetische Risikofaktoren und ungesunde

Lebensgewohnheiten wie Rauchen bei der

Auswertung berücksichtigt.

Um herauszufinden, was für den positiven Effekt

verantwortlich sein könnte, analysierten

die Forscher zusätzlich die Gehirnaufnahmen

von Hunderten der Probanden. Dabei stellten

sie fest, dass die mäßigen Trinker weniger

Stressreaktionen in der Amygdala (Mandelkern)

zeigten. In diesem Teil des Gehirns

werden zum Beispiel Ängste und Bedrohungen

verarbeitet. Diese Probanden hatten auch

weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle als

Abstinenzler.

„Wir haben festgestellt, dass die Veränderungen

im Gehirn bei leichten bis mäßigen

Trinkern einen erheblichen Teil der schützenden

Wirkung auf das Herz erklären“, kommentiert

Studienleiter Dr. Tawakol das Ergebnis.

Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei

Personen, die zuvor mit Angstzuständen zu

kämpfen hatten. Bei ihnen sank das Herzinfarktrisiko

durch leichten Alkoholkonsum um

etwa das Doppelte im Vergleich zu Personen

ohne Angstzustände. „Bei den meisten Probanden

lag die relative Risikoreduktion bei

etwa 20 Prozent, bei Personen mit früheren

Angstzuständen jedoch bei 40 Prozent“,

erklärt der Wissenschaftler.

Moderater Alkoholkonsum

erhöht gleichzeitig Krebsrisiko

Doch die Studie ist komplexer, als es auf den

ersten Blick scheint. Denn gleichzeitig stellten

die Forscher fest, dass auch mäßiger Alkoholkonsum

das Krebsrisiko erhöht.

„Für die gleiche Menge Alkohol, die vor

Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt,

haben wir ein ähnlich erhöhtes Krebsrisiko

festgestellt. Wir sagen also nicht,

dass es eine gute Menge Alkohol gibt,

um die Gesundheit zu verbessern“, erklärt

Dr. Tawakol.

Der Forscher rät deshalb davon ab, regelmäßig

moderate Mengen Alkohol zu trinken, um

das Herzinfarktrisiko zu senken. Denn schon

kleine Mengen Alkohol erhöhen das Krebsrisiko.

Die Ergebnisse der Studie seien weniger

als Trinkempfehlung interessant, sondern weil

sie helfen, die Vorgänge im Gehirn besser zu

verstehen.

Stattdessen sollte man auf Methoden wie

Meditation und Bewegung setzen, um Stress

in der Amygdala des Gehirns abzubauen und

so das Herzinfarktrisiko zu senken. Sport, so

der Forscher, wirke sich nachweislich positiv

auf das neuronale Stressnetzwerk im Gehirn

aus. Derzeit laufen Studien, um eine ähnliche

Wirkung von Meditation auf das Herz-Kreislauf-System

nachzuweisen.

13


GESUNDHEIT ▶

FOTO: FREEPIK.COM

Symptome einer Augenmigräne

und was zu tun ist

Plötzliche

Sehstörung

Sie tritt völlig unerwartet auf und hält etwa zehn bis 30 Minuten an: Die sogenannte

Augenmigräne ist eine Sehstörung, die sich durch starkes Augenflimmern mit Lichtblitzen

oder zackigen Mustern im Blickfeld äußert. Manchmal wird sie von Kopfschmerzen

und Schwindel begleitet. Wie erklären, warum man nach dem ersten Auftreten unbedingt

einen Augenarzt oder sogar einen Neurologen aufsuchen sollte.

Im Gegensatz zur üblichen Migräne tritt diese

Ausprägung seltener auf und ist dadurch in der

Bevölkerung weniger bekannt. Im Anschluss

an die Augenmigräne können zudem starke

Kopfschmerzen folgen. Es ist ratsam, bereits

nach dem ersten Auftreten einen Augenarzt

aufzusuchen. Denn die Symptome können auch

auf schwerwiegende Augenkrankheiten hindeuten

– und diese müssen zunächst ausgeschlossen

werden. Findet sich keine Störung am Auge,

sollte ein Neurologe konsultiert werden.

Da die Augenmigräne selten vorkommt, sind

die Ursachen nicht vollständig geklärt. In

erster Linie wird vermutet, dass es sich um

eine Durchblutungsstörung im Bereich der

Sehrinde im Gehirn handelt. Dort werden visuelle

Reize verarbeitet. Wenn es nun in diesem

Bereich zu einer verminderten Durchblutung

und damit verbundenen schwachen Sauerstoffzufuhr

kommt, entstehen diese Sehfehler.

Zudem geht man davon aus, dass es sich um

eine Störung im Nervensystem handelt, das

mit dem Sehnerv verbunden ist. Dadurch

können visuelle Reize nicht fehlerfrei weitergeleitet

werden und das führt dann eben

zu Sehstörungen wie dem beschriebenen

Augenflimmern, Lichtblitzen oder zackigen

Sternmustern.

Mögliche Ursachen einer

Augenmigräne

Die Ursachen für eine Augenmigräne können

vielfältig sein. Zu den am häufigsten genannten

zählen: Veranlagung/ Genetik, Stress,

Hunger, Schlafmangel, Alkohol, Medikamente,

Hormonschwankungen, Wetterumschwünge,

Sehr helles/grelles Licht,

Magnesiummangel, Vitamin-B12-Mangel,

Nahrungsmittel

14 I/25


Text: Martin Lewicki

Um den persönlichen Auslösern (Triggern) auf

die Spur zu kommen, empfiehlt es sich, eine

Art Tagebuch zu führen. Darin sollte man genau

festhalten, unter welchen Umständen die

Augenmigräne aufgetreten ist, was man vorher

gegessen hat, ob man sich in einer hellen

Umgebung aufgehalten hat, wie das Wetter an

diesem Tag war oder ob sie in einer Stresssituation

aufgetreten ist. Nur wenn die Umstände

der Augenmigräne akribisch protokolliert

werden, kann man den Auslösern auf die Spur

kommen und sie in Zukunft vermeiden. Leider

findet man trotz Tagebuch nicht in jedem Fall

den Auslöser der Sehstörung.

Wie man sich richtig verhält und

welche Therapien es gibt

Eine Augenmigräne hält in der Regel wenige

Minuten an, sie kann die Betroffenen aber in

seltenen Fällen bis zu 30 Minuten lahmlegen.

Die Sehstörung ist äußerst irritierend, da sie

beispielsweise ein Arbeiten am Computer nahezu

unmöglich macht und selbst beim Gehen

für ein taumeliges Gefühl sorgt. Zudem kann

man schwer mit Menschen kommunizieren,

da man sie nur verschwommen wahrnimmt.

Das Wichtigste Ist: Ruhe bewahren und sich

einen abgedunkelten Ort suchen, wo man sich

zurückziehen kann.

Da eine Augenmigräne meist harmlos ist, reicht

es, die Augen zu schließen und sich innerlich

ein paar Minuten lang zu entspannen. In den

meisten Fällen verschwinden

die Symptome von selbst. Hilfreich kann ein

kaltes, feuchtes Tuch auf Stirn und Augen sein.

Ein natürlicher Lavendelduft wirkt zum Beispiel

entspannend und könnte so die Symptome der

Augenmigräne lindern.

Kommt die Augenmigräne häufig vor, sollte

man definitiv einen Augenarzt, Allgemeinmediziner

und Neurologen aufsuchen sowie generell

einen Gesundheits-Check machen. Dahinter

können sich nämlich starker Magnesium- oder

Vitamin-B12-Mangel verstecken. Die Einnahme

von entsprechenden Präparaten könnte zur

Vorbeugung von Augenmigräne dienen. Die

richtige Dosis sollte vorher aber mit einem Arzt

besprochen werden. Bei häufigen und starken

Attacken können zudem Medikamente helfen,

die üblicherweise zur Prophylaxe der „normalen“

Migräne verwendet werden.

Außerdem kann ein stressiger Alltag Auslöser

für häufige Attacken sein. Wie bei der

klassischen Migräne gilt es daher, Stresssituationen

möglichst zu vermeiden. So empfiehlt

die Deutsche Gesellschaft für Neurologie zur

Vorbeugung der klassischen Migräne regelmäßigen

Ausdauersport. Da Sport den Körper

generell besser mit Sauerstoff versorgt und

die Durchblutung auch im Gehirn fördert,

könnten aerobe Aktivitäten gegen Augenmigräne

helfen. Wissenschaftlich bewiesen ist

dies allerdings noch nicht.

Wie gefährlich ist die

Augenmigräne?

In den meisten Fällen gilt die Augenmigräne

als harmlos und verschwindet von selbst,

ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.

Allerdings ist es für die Betroffenen sehr unangenehmen,

da es unverhofft beim Autofahren,

in einem Arbeitsmeeting oder einer anderen

wichtigen Tätigkeit passieren kann. So kann

man sich nicht immer sofort zurückziehen, die

Augen schließen und eine Viertelstunde lang

ausruhen. Vor allem aber, wenn es am Steuer

passiert, sollte man sofort an den Straßenrand

fahren und abwarten, bis die Symptome

abklingen.

Es ist also wichtig, herauszufinden, was genau

die Ursachen der Augenmigräne sind. Auch ein

Augenarzt sollte konsultiert werden, da die

Sehstörungen, die bei einer ophthalmischen

Migräne auftreten, auch Hinweise für eine gefährliche

Augenerkrankung sein können. So ist

die Wahrnehmung von Lichtblitzen auch ein

Anzeichen für den Beginn einer Netzhautablösung.

Doppelbilder können durch eine Entzündung

in der Augenhöhle, einen Tumor oder

einen Schlaganfall verursacht werden. Und

farbige Ringe um Lichtquellen herum können

ein Hinweis für erhöhten Augendruck sein, der

den Sehnerv dauerhaft schädigen kann. Nur

der Augenarzt kann feststellen, ob es sich hierbei

um eine ernste Augenerkrankung handelt

oder um eine harmlose Augenmigräne.

15


GESUNDHEIT ▶

FOTO: KARLYUKAV_FREEPIK.COM BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM

Neue Hoffnung auf eine Impfung gegen

Alzheimer

Alzheimer ist eine der am meisten gefürchteten

Krankheiten. Sie führt nicht

nur zu Gedächtnisverlust, sondern im

fortgeschrittenen Stadium auch zum Tod.

Bisherige Therapien schlagen kaum an.

Nun haben deutsche und britische Forscher

eine vielversprechende Entdeckung

gemacht. Diese könnte nicht nur die Behandlung

von Alzheimer revolutionieren,

sondern auch eine Impfung ermöglichen.

An Alzheimer können vor allem Menschen ab

65 Jahren erkranken. In seltenen Fällen kann

die Krankheit aber auch schon ab 45 Jahren

auftreten und das Gehirn schädigen. Obwohl

weltweit Tausende von Forschern daran

arbeiten, ist Alzheimer noch nicht heilbar.

Auch die Behandlung ist bislang schwierig.

Medikamente können zwar den Gedächtnisverlust

verzögern und eine damit einhergehende

Depression bei Patienten lindern. Doch

im fortgeschrittenen Stadium ist das Gehirn so

stark geschädigt, dass es für die Betroffenen

keine Hoffnung mehr gibt.

Neuer Ansatz bei der Behandlung

von Alzheimer

Forscher der britischen University of Leicester

haben gemeinsam mit deutschen Kollegen

der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und

der gemeinnützigen Organisation LifeArc neue

Erkenntnisse zur Behandlung der Alzheimer-

16 I/25


Text: Martin Lewicki

Krankheit gewonnen. Anders als bisher haben

sich die Forscher nicht auf die Bekämpfung

des mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung

gebrachten Beta-Amyloid-Proteins in

den Plaques im Gehirn konzentriert. Stattdessen

nahmen sie eine andere Form des

Proteins ins Visier, die als hochgiftig gilt.

„In klinischen Studien hat keine der

potenziellen Behandlungen, die Amyloid-Plaques

im Gehirn auflösen, große

Erfolge bei der Linderung der Alzheimer-Symptome

gezeigt. Einige haben

sogar Nebenwirkungen ausgelöst. Also

haben wir uns für einen anderen Ansatz

entschieden. Wir haben bei Mäusen

einen Antikörper identifiziert, der

die verkürzten Formen von löslichem

Beta-Amyloid neutralisiert, aber weder

an normale Formen des Proteins noch

an die Plaques bindet“, erklärt Professor

Thomas Bayer von der Universitätsmedizin

Göttingen den Forschungsansatz

der Studie.

Die britischen Kollegen haben diesen Antikörper

verändert, sodass er vom menschlichen

Immunsystem angenommen wird, ohne

eine Abwehrreaktion auszulösen. Er trägt den

Namen TAP01_04. Als die Forscher untersuchten,

wie der Antikörper an die verkürzte

Form des Beta-Amyloid

bindet, erlebte das Team eine

Überraschung. Sie stellten

fest, dass das Beta-Amyloid-

Protein wie eine Haarnadel

zusammengefaltet war.

„Diese Struktur hat man

vorher noch nie gesehen bei

Beta-Amyloid. Die Entdeckung

ermöglichte es dem Team

jedoch, diese Region des Proteins

so zu gestalten, dass die

Haarnadelform stabilisiert wird

und sich auf dieselbe Weise an

den Antikörper bindet“, erklärt Professor Mark

Carr von der University of Leicester in einer

Pressemitteilung.

Die Idee dahinter: Diese veränderte Form des

Beta-Amyloids könnte möglicherweise als

Impfstoff verwendet werden, um das menschliche

Immunsystem anzuregen, Antikörper

vom Typ TAP01_04 herzustellen.

Wirksamkeit von Antikörpern

und Impfung gegen Alzheimer

bestätigt

Bei einem Test an Mäusen mit dem Impfstoff

TAPAS fand man heraus, dass sie tatsächlich

Antikörper vom Typ TAP01_04 bildeten. Weitere

Studien ergaben, dass sowohl die Antikörper

als auch der Impfstoff dazu beitrugen, die

Neuronenfunktion wiederherzustellen, den

Glukosestoffwechsel im Gehirn zu steigern

sowie den Gedächtnisverlust rückgängig zu

machen. Selbst die Entstehung von Beta-Amyloid-Plaques

wurde reduziert.

„Der humanisierte Antikörper TAP01_04 und

der TAPAS-Impfstoff unterscheiden sich stark

von früheren Antikörpern und Impfstoffen

gegen die Alzheimer-Krankheit, die in klinischen

Studien getestet wurden. Denn sie zielen

auf eine andere Form des Proteins ab. Dies

macht sie wirklich vielversprechend sowohl

als Antikörper als auch als Impfstoff bei der Behandlung

der Krankheit“, sagt Dr. Bakrania von

LifeArc. Er bezeichnet die bisherigen Ergebnisse

als sehr spannend. Und sollte sich die Behandlung

als erfolgreich erweisen, so könnte es das

Leben vieler Alzheimer-Patienten verändern.

BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM

Nun sollen die Antikörper und

der Impfstoff in klinischen

Studien an Menschen erprobt

werden. Sollte sie

auch dort ihre Wirkung

unter Beweis stellen,

wäre das ein Durchbruch.

Und zwar nicht

nur bei der Behandlung

von Alzheimer, sondern

auch beim Schutz vor der

gefürchteten Erkrankung.

17


GESUNDHEIT ▶

Diese 5 Faktoren

schützen vor

Alzheimer

Ob wir im höheren Alter an einer Alzheimer-Demenz

erkranken, liegt zum

Großteil in unserer Hand. Das zumindest

legt jetzt eine Studie nahe. Dabei benennt

sie nicht nur die entscheidenden Risikofaktoren.

Die Datenauswertung zeigt

auch, um wie viele Jahre man länger ohne

Alzheimer leben kann, wenn man einen

gesunden Lebensstil pflegt.

Die Alzheimer-Krankheit wird durch so genannte

Amyloid-Plaques im Gehirn verursacht.

Dadurch schrumpft das Gehirn, was zu

Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der

Orientierung führt. Im späteren Verlauf kommt

es sogar zu starken Persönlichkeitsveränderungen.

Diese führen zu Wahnvorstellungen.

Betroffene erkennen selbst vertraute Personen

nicht mehr. Doch nun die gute Nachricht:

Laut einer Studie hat ein gesunder Lebensstil

im Alter einen großen Einfluss darauf, wie

lange man ohne Alzheimer leben kann.

Immer mehr Menschen sind

von Demenz betroffen

Nach einer weltweiten Datenanalyse wird

sich die Zahl der von Alzheimer und anderen

Demenzerkrankungen betroffenen Menschen

von rund 57 Millionen (2019) auf 152 Millionen

im Jahr 2050 nahezu verdreifachen. Allein in

den USA leidet bereits heute fast jeder Neunte

über 65 Jahren an Demenz.

Deshalb forschen Wissenschaftler seit Jahren

nicht nur an den Ursachen von Alzheimer und

anderen Demenzerkrankungen, sondern auch

daran, wie man ihrer Entstehung vorbeugen

kann. Eine amerikanische Studie hat heraus-

BILD: FREEPIK.COM

gefunden, welche fünf Lebensstilfaktoren

helfen, länger ohne Alzheimer zu leben. Sie

beziffert auch, um wie viele Jahre man länger

von dieser Form der Demenz verschont bleibt.

18 I/25


Text: Martin Lewicki

ILLUSTRATION: RAWPIXEL.COM_FREEPIK.COM

2449 Menschen ab 65 Jahren

auf Demenz untersucht

In der neuen Studie wurden Daten von 2449

Menschen ausgewertet, die alle mindestens

65 Jahre alt waren. Sie nahmen am „Chicago

Health and Ageing Project“ teil, einer Kohortenstudie

in den USA. Dabei stammen alle Teilnehmer

aus einer Nachbarschaft im südlichen

Teil von Chicago.

Die Wissenschaftler der Studie definierten

folgende fünf variable Lebensstilfaktoren, die

Einfluss auf den Eintritt einer Demenz nehmen

können:

01. Ernährung

03. körperliche

Aktivität

05. Alkoholkonsum

02. kognitive

Aktivität

04. Rauchen

Aus diesen fünf Faktoren bildeten sie einen

Gesundheitswert zwischen 0 und 5. Je höher

der Wert, desto gesünder der Lebensstil eines

Studienteilnehmers. Dann entwickelten die

Studienautoren eine Lebenszeittabelle, um die

Anzahl der Jahre zu berechnen, die in verschiedenen

Gesundheitszuständen verbracht wurden.

Einflussfaktoren wie Alter, Ethnie, Familienstand,

Bildungsstatus und genetische Risiken

hat man aus den Ergebnissen herausgerechnet.

Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:

Demenz und Lebenserwartung

bei Frauen

• Die Lebenserwartung von Frauen im Alter

von 65 betrug weitere 24,2 Jahre, wenn sie

einen gesunden Lebensstil pflegten

(Punktzahl 4 oder 5). Sie litten im Schnitt

nur 2,6 Jahre an Demenz (10,8 Prozent der

letzten Lebensjahre).

• Die Lebenserwartung von Frauen im Alter

von 65 betrug nur weitere 21,1 Jahre, wenn

sie einen ungesunden Lebensstil hatten

(Punktzahl 0 oder 1). Sie litten im Schnitt

4,1 Jahre an Demenz (19,3 Prozent ihrer

verbliebenen Lebenszeit).

Demenz und Lebenserwartung

bei Männern

• Die Lebenserwartung von Männern im

Alter von 65 Jahren betrug weitere

23,1 Jahre, wenn sie einen gesunden

Lebensstil pflegten (Punktzahl 4 oder 5).

Sie litten im Schnitt nur 1,4 Jahre an Demenz

(6,1 Prozent der letzten Lebensjahre).

• Die Lebenserwartung von Männern im Alter

von 65 Jahren betrug nur weitere 17,4 Jahre,

wenn sie einen ungesunden Lebensstil

hatten (Punktzahl 0 oder 1). Sie hatten im

Schnitt 2,1 Jahre mit Demenz zu kämpfen

(12,0 Prozent ihrer verbliebenen Lebenszeit).

Menschen mit gesundem Lebensstil

leben länger ohne Alzheimer

Laut dieser Studie hat ein Lebensstil mit gesunder

Ernährung, geistiger und körperlicher

Aktivität sowie Verzicht aufs Rauchen und

häufigen Alkoholkonsum starke Auswirkungen

– selbst im Alter jenseits der 65. Dadurch

können Frauen das letzte Lebensviertel um

rund drei Jahre verlängern, Männer sogar um

etwa 5,7 Jahre. Noch wichtiger: Ein gesunder

Lebensstil halbiert nahezu die Lebenszeit, die

mit Demenz verbracht wird. Gesund lebende

Frauen verbrachten 10,8 Prozent der letzten

Lebensjahre ab 65 mit Alzheimer, bei den ungesund

Lebenden waren es 19,3 Prozent. Bei

den Männern betrug der Prozentanteil

entsprechend 6,1 zu 12,0.

19


GESUNDHEIT ▶

Herzmuskelentzündung

Ursachen, Symptome,

Behandlung

Hast du dich bei einer Erkältung, Grippe oder

einem anderen Infekt schon einmal gefragt,

wann du wieder Sport treiben kannst? Das ist

eine wichtige Frage, denn im schlimmsten Fall

kann eine zu frühe Belastung das Herz schädigen

und zu einer Herzmuskelentzündung führen. Wir

erklären, wie man eine Herzmuskelentzündung erkennt

und behandelt.

ILLUSTRATION: FREEPIK.COM

Myokarditis lautet der Fachbegriff für eine

Herzmuskelentzündung. Vor allem bei Profisportlern

hört man oft davon. Denn sie sind

stärker gefährdet, weil sie ihr Herz durch

intensives Training besonders belasten.

So besteht die Gefahr, dass eine unentdeckte

Herzmuskelentzündung zu

Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen

oder sogar zum plötzlichen Herztod

führen kann.

Grundsätzlich kann aber jeder Mensch eine

Herzmuskelentzündung bekommen, auch

völlig Gesunde. Deshalb erklären wir, auf

welche Symptome du achten solltest und wie

die Entzündung behandelt wird.

Ursachen für eine Myokarditis

Laut dem Deutschen Zentrum für Herz-

Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK) ist zumindest

in westlichen Ländern meist eine Virusinfektion

der Hauptauslöser einer Herzmuskelentzündung.

In ernsten Fällen können auch

Parasiten, Pilze und Bakterien eine Myokarditis

auslösen.

Die Erreger dringen in die Zellen ein, vermehren

sich dort und können so zur Schädigung

des Herzmuskelgewebes führen. Das kann an

einer einzelnen Stelle am Herzen passieren, im

schlimmsten Fall aber den ganzen Herzmuskel

erfassen. Bei der Bekämpfung der Viren hilft

oft die Immunabwehr des Körpers. Allerdings

reicht diese nicht immer aus, was unbehandelt

bis hin zum Herztod führen kann.

20 I/25


Text: Martin Lewicki

Zu den Viren, die eine Myokarditis auslösen können gehören Erkältungsund

Grippeviren, Herpes, Masern, Hepatitis-C, HIV, das Epstein-Barr-Virus sowie

das Corona-Virus.

Symptome einer

Herzmuskelentzündung

Das Tückische an der Erkrankung: Sie verläuft

oft ohne typische Symptome. Dadurch ist es

schwierig für Mediziner, sie zu diagnostizieren.

Insbesondere wer bei einer Virusinfektion

schon mit anderen

stärkeren Symptomen

zu kämpfen

hat, wie

zum Beispiel

Fieber, Müdigkeit, Husten oder Kopfschmerzen,

bemerkt eventuell die Herzbeschwerden

gar nicht. Deswegen ist es laut der Deutschen

Herzstiftung besonders wichtig, nach einer

überstandenen Virusinfektion auf das Herz

und folgende Symptome zu achten:

• Atemnot bei Anstrengung

• Brustschmerzen

• Herzrasen

• Herzstolpern (Rhythmusstörungen)

• Herzschmerzen (vor alleWm bei einer

Entzündung des Herzbeutels)

• unerklärliche Müdigkeit und

Abgeschlagenheit

• körperliche Schwäche

FOTO: JCOMP_FREEPIK.COM

21


GESUNDHEIT ▶

FOTO: ROBINA WEERMEIJER_UNSPLASH.COM

22 I/25


Wenn eines oder mehrere dieser Symptome

bemerkt, sollte einen Arzt aufgesucht werden.

Dieser kann durch EKG, Röntgenaufnahmen

und Echokardiografie überprüfen, ob ein Verdacht

auf Myokarditis besteht. Ist dies der Fall,

kann anhand einer Magnetresonanztomographie

sowie von Blutuntersuchungen festgestellt

werden, ob die Krankheit tatsächlich vorliegt.

So wird eine Herzmuskelentzündung

behandelt

Die wichtigste Maßnahme: körperliche Schonung!

Vor allem darf man keinen Sport treiben,

um das Herz nicht zu überfordern.

Auch wenn es vielen Menschen

schwerfällt, sich körperlich

nicht zu betätigen und auf

der faulen Haut zu liegen,

ist es in diesem Fall die

beste Therapie. So

kann in leichten Fällen

allein durch Schonung

nach wenigen

Wochen eine Besserung

eintreten.

FOTO: JCOMP_FREEPIK.COM

In ernsten Fällen

kommen auch

Medikamente zum

Einsatz. Sie richten

sich vor allem gegen

Herzrhythmusstörungen.

Sollten diese keinen

Erfolg haben, bekommen

Patienten eine sogenannte Defibrillator-Weste.

Sie überwacht

die Herzfunktion und kann im Notfall

einen Stromschlag abgeben, um vor einem

drohenden Herztod zu schützen.

Ganz wichtig: Nicht zu früh mit

dem Sport anfangen

Laut der Deutschen Herzstiftung können

besonders jene Menschen eine Myokarditis

entwickeln, die nach einer Virusinfektion zu

früh mit dem Sport anfangen. Erst wenn man

wieder komplett fit ist, sollte man langsam

mit sportlichen Aktivitäten beginnen.

Wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert,

sollte man für einen Zeitraum von

drei bis sechs Monaten starke körperliche

Anstrengungen wie zum Beispiel Sport vermeiden.

Sonst kann es zu schwerwiegenden

Komplikationen wie Herzschwäche, Atemnot

und Herzrhythmusstörungen kommen. Im

schlimmsten Fall droht der Herztod.

Experten der amerikanischen

Kardiologenvereinigung ACC

geben folgende Empfehlungen

zur Behandlung von Herzmuskelentzündungen:

• Patienten, die ausschließlich

Brustschmerzen

haben, aber keine

Anzeichen von

Herzschwäche

(eingeschränkte

linksventrikuläre

Funktion)

oder von

Rhythmusstörungen

haben, können

ambulant behandelt

werden

und müssen zu

einer Nachkontrolle

nach drei bis

sechs Monaten.

• Bei einer leicht bis moderat

ausgeprägten Myokarditis

wird zum Klinikaufenthalt geraten. Je

nach Symptomen könnten dort Sauerstoff,

Kortikosteroide oder nichtsteroidale

Entzündungshemmer (NSAID) verabreicht

werden.

• Patienten ohne Beschwerden bzw. Symptomen,

die einen Zufallsbefund einer

Myokardbeteiligung haben, brauchen

keine Behandlung. Sie sollten aber auf

Warnsignale wie Brustschmerzen und Kurzatmigkeit

achten.

23


GESUNDHEIT ▶

Paracetamol

Sprudelnde Gefahr

BILD & FOTO: FREEPIK.COM

Das rezeptfreie Schmerzmittel

Paracetamol ist in Deutschland sehr

beliebt. Wie viele andere Medikamente

gibt es Paracetamol auch in Form von

Brausetabletten. Eine Studie hat gezeigt,

dass gerade diese Darreichungsform das

Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

erhöht.

Paracetamol ist neben

Aspirin, Ibuprofen und

Diclofenac das meistverwendete

Schmerzmittel

in Deutschland.

Es gibt verschiedene

Möglichkeiten der

Einnahme. Viele

Menschen empfinden

Brausetabletten als

gesünder und angenehmer,

da sie oft Vitamin C und

andere Wirk- und Geschmacksstoffe

enthalten. Eine Studie hat jedoch

gezeigt, dass insbesondere Paracetamol

in Brausetabletten das Risiko für Herz-

Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.

Zu viel Salz erhöht das

Sterberisiko

Bereits frühere Untersuchungen ergaben,

dass die Einnahme von Natrium (bzw.

Natriumchlorid in Kochsalz) nicht nur den

Blutdruck erhöht, sondern auch für eine

höhere Sterblichkeit sorgt. Das hat beispielsweise

eine Datenanalyse aus dem Jahr 2014

ergeben. Demnach gab es 2010 weltweit 1,65

Millionen Todesfälle aufgrund kardiovaskulärer

Ursachen, die in Zusammenhang mit

einer zu hohen Natriumaufnahme standen

(mehr als zwei Gramm Salz pro Tag). Kein

Wunder also, das Ärzte immer

wieder zu einem mäßigen Umgang

mit Salz raten.

Darum schadet Paracetamol

als Brausetablette

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

empfiehlt, nicht mehr als zwei Gramm Natrium

pro Tag zu sich zu nehmen. Das Problem

bei Medikamenten in Form von Brausetabletten

ist, dass sie eben Natrium enthalten. Eine

Brausetablette Paracetamol kann zwischen

0,39 und 0,44 Gramm Natrium enthalten.

Wer mehrere Brausetabletten Paracetamol

(maximale Tagesdosis sind 4 Gramm Wirkstoff)

einnimmt, kommt schnell auf deutlich

über 2 Gramm Natrium. Dazu kommt noch

das Natrium aus der täglichen Nahrung. Eine

gefährliche Mischung also.

Deswegen wollten chinesische Forscher

wissen, ob sich die Einnahme von Medikamenten

als Brausetabletten auf das Risiko von

Herz-Kreislauf-Krankheiten auswirkt. Hierfür

werteten sie Daten des Health Improvement

Network aus, das anonymisierte Kranken-

24 I/25


Text: Martin Lewicki

akten von 17 Millionen britischen Patienten

umfasst.

Unter den Patienten, die Bluthochdruck

hatten und Paracetamol als Brausetabletten

einnahmen, lag das Risiko für kardiovaskuläre

Erkrankungen bei 5,6 Prozent. Patienten mit

Bluthochdruck, die normales Paracetamol

ohne Natrium einnahmen, hatten dagegen ein

Risiko von nur 4,4 Prozent. Obwohl der Unterschied

von einem Prozentpunkt gering klingt,

macht er viel aus.

Denn eine von 100 Personen könnte vor

Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewahrt

werden, wenn sie Paracetamol nicht als

Brausetablette zu sich nehmen würde.

Je höher die Dosis, desto höher

das Risiko

Zudem fanden die Wissenschaftler heraus,

dass auch die Dosis viel ausmacht. So stieg

das Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu

entwickeln um 26 Prozent, wenn man lediglich

einmal täglich Paracetamol in Form einer

Brausetablette einnahm. Bei zwei bis vier

Brausetabletten stieg das Risiko auf 33 Prozent.

Und wer mehr als fünf Brausetabletten

einnahm, hatte ein um 45 Prozent erhöhtes

Risiko.

Die Studie ergab auch, dass die Sterblichkeitsrate

bei Bluthochdruckpatienten, die Paracetamol

mit Natrium einnahmen, höher war. So

stieg das Sterberisiko innerhalb eines Jahres

von 6,1 Prozent auf 7,6 Prozent im Vergleich

zu Patienten, die normales Paracetamol einnahmen.

Und selbst bei Personen, die keinen

erhöhten Blutdruck hatten, führten die Brausetabletten

zu einem Anstieg von 5,9 auf 7,3

Prozent. Die Wissenschaftler raten daher von

einer unnötigen und übermäßigen Natriumaufnahme

durch Paracetamol-Brausetabletten

ab. Wer das Medikament benötigt, sollte es

daher in einer salzfreien Darreichungsform

einnehmen.

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25


GESUNDHEIT ▶

Aspirin

Risiko fürs Herz

Text: Martin Lewicki

Aspirin steht im

Ruf, Herz-Kreislauf-Erkrankungen

vorbeugen zu können.

Neuere Studien konnten diese

positive Wirkung nicht belegen.

Im Gegenteil: Laut einer

Untersuchung aus Deutschland

kann Aspirin unter bestimmten

Umständen sogar das Risiko für

Herzversagen erhöhen.

Der Zusammenhang zwischen

Aspirin und der Gesundheit des

Herzens ist umstritten. Lange Zeit

ging man davon aus, dass die blutverdünnende

Wirkung von Aspirin

das Herzinfarktrisiko senkt. Viele

Menschen nehmen das schmerzund

entzündungshemmende

Medikament deshalb immer noch

vorbeugend ein, in der Hoffnung,

einen Herzinfarkt verhindern zu

können. Neuere Untersuchungen

zeigen jedoch, dass der positive Effekt gering

ist. Forscher der Universität Freiburg kommen

sogar zu dem Schluss, dass Aspirin unter

bestimmten Bedingungen das Risiko für ein

Herzversagen (med. Herzinsuffizienz) erhöht.

Man spricht von Herzversagen, wenn das

Organ nicht ausreichend Blut durch den Körper

pumpen kann und es so zu einer Unterversorgung

mit Sauerstoff und Nährstoffen

kommt. Es handelt sich hier aber nicht um

einen Herzstillstand.

FOTO: FREEPIK.COM

„Dies ist die erste Studie, die zeigt,

dass unter Personen mit mindestens

einem Risikofaktor für Herzversagen

diejenigen, die Aspirin einnahmen,

mit größerer Wahrscheinlichkeit daran

erkrankten als diejenigen, die das Medikament

nicht einnahmen“, kommentiert

Studienautor Dr. Blerim Mujaj

seine Forschungsarbeit, die im ESC

Heart Failure Journal erschien.

In der Freiburger Studie wertete man Daten

von insgesamt 30.827 Probanden aus, die bereits

in anderen Herzstudien unter jahrelanger

Beobachtung standen. Alle Teilnehmer hatten

ein erhöhtes Risiko für ein Herzversagen, denn

die Probanden wiesen mindestens einen der

folgenden Risikofaktoren auf:

• Raucher

• Fettleibig

• diagnostizierter Bluthochdruck

• hoher Cholesterinspiegel

• eine Diabetes-Erkrankung

• eine Herz-Kreislauf-Erkrankung

26 I/25


Durch Aspirin stieg

das Risiko für ein

Herzversagen um

26 Prozent

Die Studienteilnehmer waren zu

Studienbeginn mindestens 40 Jahre

alt und hatten bis dahin kein Herzversagen.

Das Durchschnittsalter betrug 67

Jahre, 34 Prozent der Probanden waren

Frauen. Die Teilnehmer wurden in zwei

Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe

nahm Aspirin ein, während die andere

Gruppe auf Aspirin verzichtete. Während

des Beobachtungszeitraums von mehr

als fünf Jahren trat bei insgesamt 1.330

Teilnehmern (von 30.827) ein Herzversagen

auf.

Unter Berücksichtigung aller

anderen Einflussfaktoren wie

Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index

etc. stellten die Forscher einen

deutlichen Zusammenhang zwischen

der Einnahme von Aspirin

und Herzversagen fest.

So hatten die Teilnehmer ein um 26

Prozent erhöhtes Risiko für Herzversagen,

wenn sie Aspirin einnahmen.

Als die Forschenden die Daten aller

Personen mit Vorerkrankungen des

Herz-Kreislauf-Systems ausschlossen,

stieg das Risiko der verbleibenden Teilnehmer

auf 27 Prozent.

Deshalb raten die Studienautoren

Menschen, die beispielsweise durch

Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck

ein erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz

haben, bei der Einnahme

von Aspirin vorsichtig zu sein. Denn in

dieser Konstellation steigt das Risiko für

Herzversagen. Sie betonen aber auch,

dass weitere Studien nötig sind, um die

Zusammenhänge besser zu verstehen

und zu verifizieren.

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27


GESUNDHEIT ▶

Volkskrankheit

FOTO: FREEPIK.COM

Alles, was du über Osteoporose wissen

solltest – und wie du es vermeidest

Osteoporose bezeichnet den Knochenschwund

des menschlichen Skeletts.

Mit rund sechs Millionen Betroffenen in

Deutschland ist sie eine Volkskrankheit.

Doch wie entsteht Osteoporose, welche

Anzeichen gibt es und wie kann Knochenschwund

behandelt werden? Wir haben

die Antworten.

Das Thema Osteoporose lässt viele junge

Menschen kalt, da es sich um eine Erkrankung

handelt, die meist erst im höheren Lebensalter

auftritt. Damit verpasst man aber die

Chance, der Krankheit frühzeitig vorzubeugen

und das Osteoporoserisiko bereits in jungen

Jahren zu minimieren. Deshalb beantworten

wir die wichtigsten Fragen zu Ursachen, Anzeichen,

Behandlung und Vorbeugung von

Knochenschwund.

Wodurch entsteht Osteoporose?

Im Normalfall bauen wir unsere Knochensubstanz

bis zum etwa 30. Lebensjahr auf, sodass

die Knochendichte mit Anfang bis Mitte

dreißig am höchsten ist. Ab diesem Zeitpunkt

setzt der natürliche Knochenschwund ein. Dabei

verlieren wir im Laufe des Alterns rund ein

Prozent an Knochenmasse pro Jahr. Diesen

Prozess können wir jedoch zum Teil beeinflussen,

wie wir weiter unten erklären.

28 I/25


Text: Martin Lewicki

Man spricht von Osteoporose, wenn deutlich

mehr Knochenmasse verloren geht, als das

beim natürlichen Alterungsprozess geschieht.

Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig und werden

in zwei Kategorien unterteilt.

01. Die primäre Osteoporose wird durch Faktoren

wie Alter, Hormonmangel (insbesondere Östrogen),

schlechte Ernährung oder zu wenig Bewegung

ausgelöst.

02. Die sekundäre Osteoporose wird durch

Krankheiten oder Medikamente ausgelöst. Zu den

Krankheiten, die Knochenschwund begünstigen, gehören

Darm-, Leber- und Nierenerkrankungen, aber

auch Hormon- und Stoffwechselkrankheiten wie

Diabetes mellitus Typ I und die Immunschwäche HIV.

In beiden Fällen der Osteoporose ist der Knochenstoffwechsel

gestört. Dabei gerät der Auf- und

Abbau der Knochenstruktur aus dem Gleichgewicht

und es kommt zum verstärkten

Verlust an Kalzium und Kollagen aus der

Knochensubstanz. Wenn diese beiden

Bausteine fehlen, wird der Knochen porös

und brüchig. Das führt zur instabilen

Knochenstruktur und letztendlich zur

höheren Bruchgefahr. Ein Grund

dafür, weshalb ältere Menschen

leichter Knochenbrüche erleiden

als junge.

BILD: KJPARGETER_FREEPIK.COM

Nach Angaben der Deutschen

Aidshilfe e. V. haben HIV-Infizierte

insgesamt ein erhöhtes

Risiko, an Osteoporose

zu erkranken. Zum einen

durch die HIV-Infektion

selbst, zum anderen

aber auch durch

Begleiterkrankungen

sowie die

medikamentöse

HIV-Therapie.

29


GESUNDHEIT ▶

Wer ist davon am meisten

betroffen?

Laut einer Studie der deutschen Techniker

Krankenkasse, die im „Ärzteblatt“ erschienen

ist, hatten 14 Prozent der Versicherten ab dem

50. Lebensjahr Osteoporose. Der Anteil der

Frauen lag mit 24 Prozent deutlich höher als

der Anteil der Männer mit sechs Prozent. Eine

Hochrechnung aus den Daten ergab, dass in

Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen

von Osteoporose betroffen sind. Damit

handelt es sich um eine Volkskrankheit.

Auch andere Studienergebnisse gehen davon

aus, dass etwa viermal so viele Frauen von

Osteoporose betroffen sind wie Männer. Der

Grund: In den Wechseljahren kommt es zu

hormonellen Veränderungen. So kann insbesondere

ein Östrogenmangel bei Frauen den

Knochenschwund auslösen.

Was sind die Anzeichen für

Knochenschwund?

Das Gefährliche an Osteoporose ist der

schleichende Verlauf. Langsam und zunächst

unbemerkt breitet sich der Knochenschwund

im Körper aus. Daher nehmen Betroffene im

Frühstadium kaum Symptome war. Gerade

deswegen ist hier die Vorsorge sehr wichtig.

Menschen ab 50 wird empfohlen, sich regelmäßig

beim Arzt auf eine mögliche Osteoporose

untersuchen zu lassen. Dabei kann der

Arzt bei Verdacht auf Knochenschwund mit

einer sogenannten DXA-Knochendichtemessung

(Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie)

den Zustand der Knochen beurteilen.

Ein typisches Anzeichen für eine Osteoporose

ist der Knochenbruch in einer unverhältnismäßigen

Situation. So kann beispielsweise schon

das Heben eines schweren Gegenstandes oder

ein leichter Stoß zu einer Fraktur führen. Aber

auch Wirbelkörperbrüche, Stressfrakturen

(Ermüdungsbrüche aufgrund andauernder

Belastung) und Rückenschmerzen können ein

Anzeichen für Knochenschwund sein. Im fortgeschrittenen

Stadium zeigt sich Osteoporose

durch einen Rundrücken oder Buckel und eine

starke Abnahme der Körpergröße.

Wie wird Osteoporose behandelt?

Die Osteoporose-Therapie ist individuell und

wird je nach Grad der Erkrankung des Patienten

vom Arzt gesteuert. Zwei wichtige Faktoren

sind eine kalziumreiche und ausgewogene

Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. So

ist Sport auch im höheren Alter sehr wichtig.

Durch die Belastung werden Knochen gestärkt

und die Muskulatur aufrechterhalten beziehungsweise

aufgebaut.

Im fortgeschrittenen Verlauf können vor allem

Medikamente den Knochenabbau deutlich

verlangsamen. Sogenannte Bisphosphonate

erhöhen beispielsweise wieder die Knochendichte.

Bei einem Östrogenmangel hilft zudem

die Einnahme von Hormonpräparaten. Auch

Vitamin D und Kalzium stärken die Knochensubstanz.

Ob hier ein Mangel vorliegt, kann

der Arzt feststellen.

Ein operativer Eingriff kann bei schwer betroffenen

Patienten helfen. Mit minimal invasiven

Eingriffen werden zum Beispiel die Wirbelkörper

stabilisiert, damit sie nicht mehr so leicht

brechen können.

Wie beugt man Knochenschwund

vor?

Laut der Techniker Krankenkasse bauen bewegungsaktive

junge Menschen eine etwa fünf

bis zehn Prozent höhere maximale Knochenmasse

auf als inaktive Personen. Somit wird

der Grundstein schon im Kindes- und Jugendalter

für ein starkes Skelett gelegt.

Obwohl Osteoporose durch vielfältige

Faktoren wie hormonelle Veränderungen

und andere Krankheiten ausgelöst

werden kann, haben wir zwei wichtige

Einflussmöglichkeiten: Ernährung und

Bewegung.

Eine Ernährung reich an Kalzium und Vitamin

D stärkt die Knochen ebenso wie sportliche

Aktivitäten. Ähnlich wie Muskeln braucht

nämlich das Skelett einen mechanischen

30 I/25


BILD: FREEPIK.COM

Widerstand, um den Knochenaufbau und die

Stabilität zu fördern.

Als besonders effektiv gelten regelmäßige

Kraftübungen, da sie den Abbau der Knochenmassen

durch den Aufbau neuer Masse

nahezu ausgleichen können. Doch auch

Ausdauer- und Koordinationsübungen sowie

Gymnastik sind förderlich, sofern sie die Knochen

ausreichend stark belasten. Wie Studien

zeigen, reicht das Spazierengehen allein nicht

aus, um sich vor Osteoporoes zu schützen.

So reduzierst du dein

Osteoporose-Risiko:

• Achte auf viel Bewegung im Alltag

• Treibe regelmäßig Sport, am besten in

Kombination mit Kraftübungen wie

Gewichtheben

• Achte auf eine gesunde Ernährung mit

ausreichend Vitamin D und Kalzium

• Vermeide starkes Untergewicht

• Trinke wenig oder selten Alkohol

• Verzichte auf das Rauchen

31


GESUNDHEIT ▶

Blutgruppen

können womöglich die

Anfälligkeit für bestimmte

Krankheiten verraten

Manche Menschen vermuten, dass die Blutgruppe

einen Einfluss auf die Persönlichkeit

oder die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln

hat. Doch während diese Vermutungen kaum

erforscht sind, konnte eine große Studie einen

anderen wichtigen Zusammenhang aufzeigen:

Die Blutgruppe kann womöglich die Anfälligkeit

für Krankheiten verraten.

AB(Rh-)

Die Ergebnisse einer schwedischen Studie

könnten Ärzten vielleicht dabei helfen, Menschen

besser vor Krankheiten zu schützen.

Denn die Wissenschaftler haben die Daten

von mehr als fünf Millionen Menschen aus der

nationalen schwedischen Blutspende- und

Transfusionsdatenbank ausgewertet. Sie wollten

herausfinden, welcher Zusammenhang

zwischen der Blutgruppe und einer Krankheit

besteht. Mehr als 1000 Krankheiten wurden in

die Analyse einbezogen. In den meisten Fällen

gab es keinen eindeutigen Zusammenhang.

Doch bei 49 Krankheiten wurden die Forscher

tatsächlich fündig.

Zusammenhang zwischen

Blutgruppen und Krankheiten

Den Autoren der schwedischen Studie zufolge

haben frühere Studien bereits gezeigt,

dass einige Blutgruppen mit einem erhöhten

Risiko für bestimmte Krankheiten verbunden

sind. Trotz des bekannten Einflusses sei der

Zusammenhang für viele Krankheiten noch

nicht erforscht. Gerade dieses Wissen könnte

aber helfen, Menschen mit einem erhöhten

Risiko für Krankheiten zu identifizieren und

medizinisch besser zu betreuen. Auf diese

Weise könnte der Ausbruch einer Krankheit

verhindert oder eine Behandlung im Frühstadium

eingeleitet werden.

Die schwedischen Forscher konnten nun

zeigen, dass beispielsweise Menschen mit der

Blutgruppe 0 anfälliger für Blutgerinnungsstörungen

(Blutungen) sind. Personen mit der

Blutgruppe A haben wiederum ein erhöhtes

Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Und

die Blutgruppen A und AB haben ein geringeres

Risiko für Bluthochdruck im Vergleich

zur Blutgruppe 0. Die gesamte Datenanalyse

ergab folgende Zusammenhänge:

Blutgruppe A: erhöhtes Risiko für Thrombosen,

Bildung von Blutgerinnseln, Bauchspeicheldrüsenkrebs,

Gallensteine

Blutgruppe AB: erhöhtes Risiko für Gallensteine

Blutgruppe 0: erhöhtes Risiko für Nierenund

Harnleitersteine, Blutgerinnungsstörungen

(Blutungen), Thyreotoxikose

(Schilddrüsenerkrankung),Bluthochdruck

bei Schwangeren

Rhesusfaktor positiv (Rh+): erhöhtes Risiko

für Bluthochdruck bei Schwangeren

32 I/25


Text: Martin Lewicki

A(Rh+)

BILD: FREEPIK.COM

Obwohl es die größte Studie ihrer Art ist,

weisen die Autoren darauf hin, dass es noch

weiterer Forschung bedürfe, um diese Ergebnisse

zu überprüfen. Denn für die aufgezeigten,

geprüften Zusammenhänge könnten noch

andere Faktoren als lediglich die Zusammensetzung

des Blutes verantwortlich sein.

So unterscheiden sich

die einzelnen Blutgruppen

Blutgruppen werden anhand ihrer Merkmale

in rund 30 verschiedene Systeme unterteilt.

Am weitesten verbreitet sind das AB0- und das

Rhesus-System. Beide wurden Anfang des

20. Jahrhunderts von dem österreichischen Arzt

Karl Landsteiner entdeckt. Bei der Entdeckung

des Rhesus-Systems im Jahr 1937 war auch der

Amerikaner Alexander Salomon Wiener beteiligt.

Die roten Blutkörperchen (auch Erythrozyten

genannt) sind von einer Art Hülle umgeben.

Darauf befinden sich charakteristische Strukturen,

die als Antigene bezeichnet werden.

Dadurch erfolgt beim AB0-Blutgruppensystem

eine Unterteilung des menschlichen Blutes

in vier Gruppen: A, B, AB und 0. Nicht nur die

Erythrozyten weisen Merkmale auf, sondern

auch das Blutplasma. Hier sind es spezielle

Antikörper, die eine fremde Blutgruppe identifizieren

können.

Beim Rhesus-System unterscheidet man das

Blut hingegen über das Merkmal „Rhesusfaktor

positiv “ (Rh+) und „Rhesusfaktor negativ“

(Rh-). Menschen, die Rhesus-positiv sind, besitzen

das Rhesus-Antigen auf den roten Blutkörperchen.

Dagegen fehlt dieses Antigen bei

Menschen, die Rhesus-negativ sind. Da diese

Antigene zunächst bei Rhesusaffen erforscht

wurden, tragen sie ihren Namen.

Aufgrund der unterschiedlichen Merkmale

kann nicht jeder Mensch das Blut eines anderen

Menschen empfangen.

Glück haben Menschen mit der Blutgruppe

AB positiv, denn sie können von

jeder Person eine Blutspende empfangen.

Am schlechtesten stehen Menschen mit

der Blutgruppe 0 negativ da. Sie können

lediglich dieselbe Blutgruppe empfangen.

Allerdings sind sie die begehrtesten Blutspender,

da jeder Mensch ihr Blut als

Spende aufnehmen kann.

33


GESUNDHEIT ▶

FOTO: STEFAMERPIK_FREEPIK.COM

Warum Blutspenden

mehr ist als nur Nächstenliebe

BILD: MUHAMMAD.ABDULLAH_FREEPIK.COM

Blutspenden ist eine der einfachsten und

schnellsten guten Taten. Trotzdem fällt es

vielen Menschen schwer, zum ersten Mal

Blut zu spenden. Meist sind es ungeklärte

Fragen und damit Unsicherheiten im Kopf,

die einen bremsen. Wir geben die wichtigsten

Antworten und erklären, warum es

für den Spender sogar gesund sein kann.

Wie oft und wo kann ich Blut

spenden?

Prinzipiell darf man zwischen dem 18. und

68. Lebensjahr Blut spenden, sofern man

nicht weniger als 50 Kilogramm wiegt, zu keiner

Risikogruppe (siehe weiter unten) gehört

und völlig gesund ist. Jede Blutspende ist

wertvoll, allerdings darf man es damit nicht

übertreiben, um selbst gesund zu bleiben.

So dürfen Männer bis zu sechs Mal jährlich

spenden, Frauen bis zu vier Mal. Außerdem

sollten zwischen zwei Spenden mindestens

acht Wochen Abstand liegen. Männer können

also alle zwei Monate, Frauen alle drei Monate

spenden. Das liegt vor allem daran, dass der

Eisenverlust bei Männern nach etwa acht Wochen

vollständig ausgeglichen ist, bei Frauen

kann es durch die Menstruation bis zu zwölf

Wochen dauern.

Auch Vegetarier und Veganer brauchen länger,

um ihren Eisenhaushalt zu regenerieren, da

sie auf Fleisch verzichten, welches eine gute

Eisenquelle ist. Sie sollten darüber beim Vorgespräch

zur Blutspende mit dem betreuenden

Arzt sprechen. Hier könnte die Einnahme

von Eisenpräparaten nach der Spende sinnvoll

sein, da Vegetarier und insbesondere Veganer

oft grundsätzlich einen niedrigen Eisenwert

aufweisen.

Wer darf kein Blut spenden?

Es gibt etliche Kriterien, die dazu führen

können, dass man kein Blut spenden darf –

entweder grundsätzlich oder zumindest zeitlich

befristet. Dauerhaft von einer Blutspende

ausgenommen sind beispielsweise Menschen,

die chronisch krank sind, also die an schweren

Herz- und Gefäßkrankheiten, Blutgerinnungsstörungen,

Diabetes mellitus (sofern mit

Insulin behandelt), HIV und anderen Infektionskrankheiten

leiden.

Zeitlich begrenzt sind von einer Spende diejenigen

ausgeschlossen, die beispielsweise oft

wechselnde Sexualpartner haben oder deren

Sexualverhalten ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko

für schwere Infektionskrankheiten

34 I/25


Text: Martin Lewicki

wie HIV und Hepatitis aufweist. Aber auch nach

einer Impfung darf man mehrere Wochen lang

nicht zur Blutspende. Ebenfalls nach einem

frisch gestochenen Tattoo oder Piercing gilt es,

erst einmal vier Wochen abzuwarten.

Weil die Ausschlusskriterien komplex sind

und die Empfänger der Blutspende schützen

sollen, ist es wichtig, mit dem Arzt vor Ort ein

offenes Gespräch zu führen und den Fragebogen

wahrheitsgemäß auszufüllen.

Welche Blutgruppe kann für wen

spenden?

Wer die Blutgruppe 0 negativ hat, sollte sich

dringend überlegen, Blutspender zu werden.

Denn Menschen mit 0-negativ-Blut können

jeder anderen regulären Blutgruppe Blut

spenden. So ist ihr Blut essenziell wichtig für

die Versorgung von Notfallpatienten und daher

sehr gefragt. Die Blutgruppe 0 negativ wird

als „Universalspender“ bezeichnet. Sie selbst

kann nur Blut von anderen Menschen mit 0 negativ

empfangen. Daher ist es umso wichtiger,

dass 0-negativ-Blut in allen Krankenhäusern

vorrätig ist. Das Gegenteil stellt die „Universalempfänger“-Blutgruppe

AB positiv dar: Sie

kann Blut von allen anderen regulären Blutgruppen

erhalten, aber selbst nur an andere

Menschen, die AB positiv sind, spenden.

Besonders interessant: Beim Plasmaspenden

ist es genau andersherum. Hier sind

Menschen, die die Blutgruppe AB haben, die

Universalspender und können Plasma an alle

anderen Blutgruppen spenden, aber nur AB-

Plasma bekommen. Dafür können Menschen

mit Blutgruppe 0 das Plasma aller anderen

Blutgruppen empfangen.

Wodurch unterscheidet sich die

Plasmaspende?

Bei der Plasmaspende gelten ähnliche Untersuchungsstandards

und Ausschlusskriterien

wie bei der Blutspende – auch hierfür muss

man gesund sein. Es wird ebenfalls Blut abgenommen,

allerdings sofort in einer speziellen

Maschine gefiltert. Dabei wird das Plasma

von den übrigen Blutbestandteilen wie roten

Blutkörperchen, Blutplättchen und weißen

Blutkörperchen (Leukozyten) getrennt. Das

Blutplasma, bestehend hauptsächlich aus

Wasser, Elektrolyten sowie Eiweißen und wird

in einem Beutel gesammelt. Die herausgefilterten

Blutbestandteile werden zusammen

mit einer Kochsalzlösung dem Spender als

Flüssigkeitsausgleich wieder zugeführt.

Weil der Körper das entnommene Blutplasma

innerhalb weniger Tage wieder nachbilden

kann, darf Blutplasma deutlich häufiger

gespendet werden: bis zu 45 Mal im Jahr.

Allerdings sollte man nach einer Spende auf

eiweiß- und nährstoffreiche Nahrung achten,

da man bis zu 700 Milliliter des gespendeten

Plasmas ausgleichen muss.

Auch wenn es eine gute Tätigkeit ist, so sollte

man immer an seine Gesundheit denken und

sich genug Zeit zum Regenerieren zwischen

zwei Spenden gönnen. Schließlich gibt man

etwas sehr Wertvolles und Nährstoffreiches

aus seinem Körper ab.

Was sollte man vor, während und

nach der Blutspende beachten?

Um gut auf den Tag vorbereitet zu sein, an dem

man sein Blut spenden möchte, sollte man einige

grundlegende Dinge sowie Tipps beachten

und wissen, wie genau das Ganze abläuft.

• Am Tag der Blutspende keine großen körperlichen

Anstrengungen ausüben, weder

vorher noch nachher

• Man sollte sich am Tag der Blutspende

gesund fühlen

• Vor dem Termin ausreichend (fettarm) essen

und trinken, aber keinen Alkohol oder

andere Suchtmittel konsumieren

• Zum Blutspenden den Personalausweis

mitbringen und einen Fragebogen zum

Gesundheitszustand ausfüllen

• Beim Gesundheitscheck werden Blutdruck,

Puls, Körpertemperatur und der

Hämoglobin-Wert gemessen

• Die Ergebnisse werden mit einem Arzt besprochen

– hier wird entschieden, ob man

spenden darf oder nicht

35


GESUNDHEIT ▶

• Anschließend werden rund 500 Milliliter

Blut abgenommen

• Nach der Blutentnahme gibt es eine kleine

Ruhepause und oft einen Snack samt

Getränk

• Der gesamte Vorgang dauert etwa eine

Stunde

• Hinterher kann man seinen Tag normal

fortsetzen, darf aber keinen Sport treiben

Übrigens: Nach der ersten Blutspende

bekommt man per Post einen Blutspendeausweis

zugeschickt. Auf diesem sind einige

relevanten Daten wie Blutgruppe, Name und

Adresse gespeichert, damit man in Zukunft

unkomplizierter Blut spenden kann.

Ich kann kein Blut sehen – wie

kann ich es trotzdem spenden?

Ein flaues Gefühl und Angst, dass der Kreislauf

absacken könnte? Viele sehen eher ungern

Blut, vor allem wenn es um das eigene geht.

„Denn wenn ich mein eigenes Blut sehe, heißt

das ja in aller Regel: Ich habe mich verletzt“,

nennt Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst

als möglichen Grund.

Wer Blut nicht gut sehen kann, seines aber

dennoch spenden möchte, kann versuchen,

diesen Termin psychologisch umzudeuten.

„So kann man sich selbst klarmachen: Ich

verletze mich ja gerade nicht, sondern leiste

mit meiner Blutspende etwas Gutes, weil ich

anderen Menschen dadurch bei Erkrankungen

oder in lebensbedrohlichen Situationen

helfe“, rät Küpper. Diese Strategie kann bereits

helfen, Ängste abzubauen.

Was geschieht mit dem

gespendeten Blut?

Per Zentrifuge wird das Blut in seine Bestandteile

aufgetrennt. So können beispielsweise

aus dem Blutplasma Medikamente für die

Krebstherapie hergestellt werden. Die roten

Blutkörperchen (Erythrozyten) kommen dagegen

bei hohen Blutverlusten zum Einsatz. Und

die Blutplättchen sind wichtig für Menschen

mit einer Blutgerinnungsstörung. Lediglich die

weißen Blutkörperchen (Leukozyten) werden

nicht gebraucht.

Einige Bestandteile können nur innerhalb weniger

Tage nach der Blutentnahme verwendet

werden, wie beispielsweise die Blutplättchen.

Deswegen wird immer wieder betont, wie wichtig

das regelmäßige Blutspenden ist, da viele

Menschen auf „frisches“ Blut angewiesen sind.

Vor allem Krebs- und Unfallpatienten benötigen

teilweise zehn oder mehr Blutkonserven.

Ist Blutspenden überhaupt

gesund?

Wer nicht aus gesundheitlichen Gründen vom

Blutspenden ausgeschlossen ist und die vorgegebenen

zeitlichen Abstände einhält, schadet

damit auf keinen Fall seiner Gesundheit.

Das zeigte eine britische Studie aus dem Jahr

2017 mit 45.000 Probanden. Dabei wurde

untersucht, ob eine Verkürzung der Spendenabstände

von zwölf Wochen bei Männern

(üblich in Großbritannien) auf zehn und auf

acht Wochen (üblich in Deutschland) einen

negativen Effekt auf die Gesundheit und die

Lebensqualität hat. Bei Frauen wurden die

Abstände von 16 (empfohlen in Großbritannien)

auf 14 und zwölf Wochen (empfohlen in

Deutschland) untersucht.

Prinzipiell konnten kaum negative Auswirkungen

des verkürzten Zeitraums ausgemacht

werden. Allerdings fanden die Forscher heraus,

dass bei Männern, die alle acht Wochen

zur Blutspende gingen, die Eisenwerte etwa

15 bis 30 Prozent niedriger waren als bei

jenen, die nur alle zwölf Wochen ihr Blut spendeten.

Dadurch wurde in dieser Gruppe etwas

öfter über Symptome wie Müdigkeit und

Schwindel berichtet. Die Autoren der Studie

raten häufigen Blutspendern, ihren Eisenwert

regelmäßig zu überprüfen und mit einem Arzt

zu besprechen.

Positive Wirkung auf Blutdruck,

Immunabwehr etc.

Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass Blutspenden

gesund ist. So kann die Blutentnahme

36 I/25


den Blutdruck und auch das Risiko für Herz-

Kreislauf-Krankheiten senken, berichtet der

Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI)

und bezieht sich dabei auf eine Studie an der

Berliner Charité mit 300 Probanden. Laut dieser

Studie konnte der blutdrucksenkende Effekt bis

zu sechs Wochen nach einer Spende anhalten.

Somit sehen die Experten im regelmäßigen

Blutspenden eine unterstützende Maßnahme

bei der Behandlung von Bluthochdruck.

In einer anderen Studie der Berliner Charité

gaben regelmäßige Blutspender an, sich

leistungsfähiger zu fühlen und wiesen offenbar

eine bessere Immunabwehr auf: „Wir

konnten eine Verbesserung der antioxidativen

Kapazität – dem Vermögen, freie Radikale

zu neutralisieren – beobachten. Dies könnte

implizieren, dass regelmäßige Blutspender im

Vergleich zu Nicht-Blutspendern seltener an

Erkältungen erkranken und eine gesteigerte

Immunabwehr aufweisen“, kommentierte der

verantwortliche Forscher Prof. Dr. Andreas

Michalsen das Ergebnis.

Eine etwas ältere Langzeitstudie von

1998 aus Finnland mit rund 3.000

Probanden zeigte, dass bei regelmäßigen

Blutspendern das Herzinfarkt- und

Schlaganfallrisiko deutlich geringer

ist – und zwar um bis zu 88 Prozent.

Kostenlose Untersuchung auf unterschiedliche

Krankheitserreger

Außerdem hat die Blutspende noch einen willkommenen

Nebeneffekt für den Spender: Das

Blut wird für ihn kostenlos auf unterschiedliche

Krankheitserreger wie HIV, Hepatitis und

Syphilis untersucht. Sollte es Auffälligkeiten

geben, wird der Spender informiert und die

Konserve entsorgt. Es gibt also viele gute

Gründe, Blutspender zu werden. Nicht nur

anderen, sondern auch sich selbst zu liebe.

Hier findest du Orte, an denen Du Blut

spenden kannst: www.drk-blutspende.de

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37


Sexualität

FOTO: FREEPIK.COM



SEXUALITÄT ▶

BILD: KI

Lost Boys

Die Krise

männlicher

Identität

Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren tragen zu

dieser Krise bei, und wie wirken sie sich auf Individuen, soziale Gruppen und

schließlich auch auf die Gesellschaft als Ganzes aus? Gerade in einem queeren Kontext

zeigt sich, dass die Vorstellungen von Männlichkeit vielfältiger sind, als es die

starren Rollenzuschreibungen der Vergangenheit vermuten lassen.

Was verstehen wir unter „Krise

der Männlichkeit”?

Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit –

etwa Stärke, Unabhängigkeit, emotionale

Zurückhaltung oder Versorgerrolle – sind

historisch gewachsen und wurden lange als

selbstverständlich betrachtet. Doch schon

seit den 1990er Jahren rücken Forschende

und gesellschaftliche Akteur*innen diese

vermeintlichen Gewissheiten zunehmend in

den Fokus: Männlichkeit ist weder monolithisch

noch statisch, sondern stets im Wandel

begriffen. Wenn von einer „Krise der Männlichkeit“

gesprochen wird, so bedeutet dies, dass

tradierte, oft patriarchale und hierarchisch

geordnete Rollenbilder im Zuge gesellschaftlicher

Veränderungen brüchig geworden sind.

40 I/25


Text: Christian Knuth

Heute erleben wir eine Situation, in der alte Sicherheiten schwinden:

Feministische Bewegungen, neue Familienmodelle, die erhöhte Sichtbarkeit

queerer Lebensweisen sowie ökonomische Veränderungen erschüttern

die alten Gewissheiten.

Diese Krise ist aber kein singuläres Ereignis. Bereits

in früheren Zeiten – etwa nach Kriegen oder

in Phasen massiver sozialer Umbrüche – wurde

der „Mann“ neu verhandelt. Männer stehen vor

der Herausforderung, ihre Rolle neu zu definieren

und tun sich damit mitunter schwer.

Gesellschaftliche und wirtschaftliche

Veränderungen als Ursachen

Ein wichtiger Treiber der Krise der Männlichkeit

sind tiefgreifende ökonomische Umbrüche.

Während einst körperlich dominierte

Industrien vielen Männern einen sicheren

Platz in der Arbeitswelt boten, stehen diese

traditionellen Sektoren heute nicht selten vor

dem Aus. Automatisierung, Globalisierung

und der Strukturwandel führen dazu, dass

Männer im industriellen und handwerklichen

Bereich häufiger von Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung

betroffen sind. Diese Entwicklungen

werden als Marginalisierung wahrgenommen:

Männlichkeit, die sich lange über beruflichen

Erfolg und finanzielle Absicherung definierte,

gerät ins Wanken.

Zugleich eröffnet die Bildungsexpansion neue

Chancen für Frauen, die zunehmend höhere

Abschlüsse erlangen. Während an der Spitze

der Gesellschaft weiterhin auch viele Männer

stehen, fällt ein Teil der männlichen Bevölkerung

sozial und wirtschaftlich zurück. Die

durch Bildung und Einkommen entstehende

Schere wird so auch zu einer Klassenfrage der

Männlichkeit. Diese Polarisierung verstärkt

das Gefühl mancher Männer, nicht mehr den

traditionellen Ansprüchen zu genügen.

Psychologische und soziale

Dimensionen der Krise

Der Verlust vertrauter Rollenbilder hinterlässt

bei vielen Männern innere Spannungen. Die

bislang bewährten „Leitplanken“ brechen

weg, die Identitätskonstruktion gerät ins

Stolpern. Häufig resultieren daraus Verunsicherung,

emotionale Überforderung und ein

gesteigerter psychischer Druck. Männlichkeitsentwürfe,

die weiterhin auf Dominanz

und emotionale Härte setzen, können als

Abwehrmechanismen gegen Veränderungen

fungieren: Es entsteht ein Klima, in dem Anti-

Feminismus, Homophobie und ein Festhalten

an alten Geschlechterstereotypen als scheinbare

Antwort dienen. Diese Tendenzen sind

jedoch Ausdruck innerer Konflikte und Unsicherheiten,

die nicht selten in psychischen

Belastungen münden. Und in Radikalisierung,

wie wir später noch vertiefen werden.

Männer sprechen im Vergleich zu

Frauen seltener über ihre Emotionen,

suchen seltener Hilfe in Krisen und

haben nachweislich höhere Suizidraten.

Diese Häufung psychischer Probleme ist nicht

allein auf genetische oder medizinische Faktoren

zurückzuführen, sondern hat tiefe gesellschaftliche

Wurzeln. Die Schwierigkeit, sich

von toxischen Männlichkeitsnormen zu lösen,

kann ein Hindernis sein, innere Konflikte zu

benennen und konstruktiv zu bearbeiten.

Historische Perspektiven und

kulturelle Darstellungen

Die Idee einer Männlichkeitskrise ist historisch

betrachtet kein Novum. Immer wieder tauchte

sie im Kontext großer gesellschaftlicher

Umwälzungen auf. Auch in Medien, Film und

Literatur wird die Krise der Männlichkeit thematisiert:

Nicht selten dienen narrative Motive

der „verlorenen Männlichkeit“ als Spiegelung

des Zeitgeistes. Diese kulturellen Repräsen-

41


SEXUALITÄT ▶

tationen führen vor Augen, dass Männlichkeit

ein kulturelles Konstrukt ist, das stets neu

ausgehandelt wird.

Unterschiedliche Auswirkungen

auf verschiedene Gruppen

Die Krise der Männlichkeit trifft nicht alle

Männer gleichermaßen. Besonders deutlich

wird dies bei jungen Männern, Migranten, Geflüchteten

oder jenen aus der Arbeiterklasse:

• Junge Männer: Sie wachsen in einer Zeit

auf, in der alte Rollenvorgaben immer

weniger Halt bieten. Social Media verstärkt

Leistungs- und Vergleichsdruck; traditionelle

Männlichkeitsvorbilder erscheinen

überholt. Viele junge Männer empfinden

dadurch eine Identitätskrise, fühlen sich

diskriminiert oder benachteiligt und

suchen nach neuen Orientierungen. In extremistischen

Online-Communities finden

manche ein fragwürdiges „Ventil“ für ihre

Verunsicherung.

• Migranten und Geflüchtete: Gerade junge

Männer in prekären Lebenslagen sind

anfälliger für Kriminalität, wenn sie von

Perspektivlosigkeit, Armut und sozialer

Isolation betroffen sind. Sie erfahren zudem

strukturelle Diskriminierung, die ihre Rolle

als „Männer“ zusätzlich in Frage stellt.

• Arbeiterklasse: Männlich dominierte Industriezweige

schwinden, was zu steigender

Arbeitslosigkeit führt. Diese Entwicklung

gefährdet das traditionelle männliche

Selbstverständnis als „Ernährer“ und erhöht

den psychischen Druck. Das Gefühl

des Abgehängtseins kann auch hier zu

reaktionären und antifeministischen Positionen

führen, die vermeintlich verlorene

Vorrechte wiederherstellen sollen.

Auswirkungen auf Queere

Männer

Die Krise der Männlichkeit trifft nicht nur

heterosexuelle Männer. Gerade für schwule,

Suizidrate (pro 100.000 Einwohner)

17.5

15.0

12.5

17.9

Suizidraten

in Deutschland

2023

10.0

7.5

6.6

5.0

2.5

0.0

Männer

Frauen

42 I/25


BILD: KI

bisexuelle und trans* Männer, die ohnehin mit

Diskriminierungserfahrungen und Minderheitenstress

konfrontiert sind, stellt die Krise

der traditionellen Männlichkeitsvorstellungen

eine doppelte Belastung dar. Gesellschaftliche

Vorurteile, internalisierte Homophobie und

das Gefühl, nicht den normativen Anforderungen

von „Männlichkeit“ zu entsprechen,

wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit

aus.

LGBTQ-Männer leiden häufiger unter Depressionen,

Angststörungen und erhöhter Suizidalität.

Diskriminierung, Ausgrenzung und das

ständige Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen,

führen zu sozialer Isolation und erschweren

den Zugang zu stabilen Beziehungen. Wenn

normative Männlichkeitsvorstellungen ins

Wanken geraten, eröffnet sich zugleich aber

auch die Chance, Männlichkeit neu und diverser

zu denken.

Queere Communities bieten hier

alternative Vorbilder, neue Rollenmodelle

und sichere Räume, in denen

Männlichkeit nicht an Heteronormativität

geknüpft ist.

Auswege aus der Krise und neue

Perspektiven

Die Krise der Männlichkeit mag auf den ersten

Blick negativ klingen, kann aber auch als

produktive Irritation verstanden werden. Sie

zwingt dazu, festgefahrene Bilder zu hinterfragen

und neue Wege einzuschlagen. Was

könnte Männlichkeit jenseits von Dominanz,

Härte und Konkurrenz sein? Wie können wir

emotionale Offenheit, Empathie und Fürsorge

als männliche Qualitäten stärken?

Feministische und queere Bewegungen

haben längst alternative Vorstellungen

von Geschlecht, Sexualität und Begehren

aufgezeigt. Diese Vielfalt kann als Chance gesehen

werden, Rollenbilder zu erweitern und

Männlichkeit neu zu definieren. Pädagogische

Angebote, Selbsthilfegruppen, psychologische

Beratungsstellen und queere Netzwerke

helfen dabei, neue Identitäten zu finden, die

weniger von Leistungs- und Anpassungsdruck

geprägt sind. Auch ein gesellschaftliches

Klima, das die Gleichberechtigung aller

Geschlechter ernst nimmt und Diversität aktiv

fördert, ist ein Schlüssel zur Überwindung der

Krise. Und ihr dachtet, mit der Ehe für alle ist

alles erreicht? Los gehts!


SEXUALITÄT ▶

Der moderne Mann

Die Kastration eines Rollenbildes

ILLUSTRATION: ILLUSTRATIONEN_FREEPIK.COM

Was bleibt dem Mann des 21. Jahrhunderts noch? Er darf Chef sein? Das sind Frauen

dank Quote und durchschnittlich höherem Bildungsgrad auch. Er hat Geld? Haben Frauen

auch. Er kann Kinder machen? Warum sich mit den Widrigkeiten einer Beziehung

herumschlagen, wenn Frau sich heute ganz bequem(und völlig schweißfrei) künstlich

befruchten lassen kann?

Der Mann ist neben der Rolle. Diktiert vom

vermeintlich schwachen Geschlecht hat er in

den letzten fünfzig Jahren eine wundersame

Wandlung durchgemacht. Neben der Beschreibung

einer haarlosen Kreatur, die romantische

Komödien liebt und gerne Zeit mit den Kindern

verbringt, findet man bei der Google-Suche

nach dem „modernen Mann“ unter anderem

eine Liste von Verhaltensregeln für den Frauenversteher

des 21. Jahrhunderts. Unter den

insgesamt 33 Weichmachern finden sich Verallgemeinerungen

wie „Unterschätze nie eine

Frau!“ oder „Koche nicht nur für sie, sondern

auch für dich allein (Steak zählt nicht)!“. Was ist

aus der Frau am Herd und Fertigpizza geworden?

Die eine hat sich emanzipiert, die andere

passt nicht zum neuen Bild vom Mann, der auf

seine Ernährung achtet und vorzugsweise Bio

kauft (und kocht).

Gleich unter dem Blog – der sich auch noch

„Schluss mit luschig“ schimpft, aber mit Ratschlägen

nur so um sich wirft, wie wir sie aus

Magazinen wie „Cosmopolitan“ oder „Freundin“

kennen – kommt die nächste digitale

Eierklemme: der-moderne-mann.com. Der

Untertitel der Website – „Die Metrosexuelle

Männer Seite“ – steht stellvertretend für Ein-

44 I/25


Text: Felix Just

träge rund um Haargel und David Beckham.

In der Bildersuche sehen wir Homo metro

sapiens ungewöhnlich häufig in der Küche,

mit dem Kind im Arm, aber immer gut rasiert

und mit ölig glattem Haupthaar. Brusthaare

sehen wir keine. Auch keine Tattoos. Kein Bier

und kein Motorrad.

Dabei es ist gar nicht lange her, da waren

wir noch so männlich und maskulin. Über

Jahrhunderte wurde uns beigebracht, uns zu

beweisen, zu messen – zu herrschen. In den

allerwenigsten Kulturen und Zivilisationen

spielten Frauen eine politische Rolle oder

erhielten gar die Legitimierung, die Geschicke

eines Volkes zu lenken. Sie waren Mütter und

Haushälterinnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg

und spätestens mit der Frauenbewegung

der 1960er- und 1970er-Jahre erfolgte die Kastration

des männlichen Rollenbildes. Männer

sollten im Haus mit anpacken, zuhören, Verständnis

haben. In den 1990ern kam es zum

nächsten logischen Schritt in der Deformation

des Mannsbildes: Nachdem sein Wesen von

jedweden Spuren Testosterons befreit worden

war, musste nun auch das Äußere des Mannes

dran glauben. Wer sich nicht rasierte, galt

nicht länger als männlich, er war ungepflegt.

Die erste Welle von Pflegeprodukten, eigens

für Männer entwickelt, brach über uns herein.

Augenbrauen wollten gezupft, das Brusthaar

rasiert und die Intimzone gestutzt werden. Mit

jeder Errungenschaft der Frauenwelt wurde

der Mann ein wenig kahler.

Frauen durften dafür Moped fahren, furzen

und sogar Helden sein. Hollywood diktierte:

Helden haben jetzt Brüste. 1991 ist Sarah

Connor aus der „Terminator“-Reihe nicht

länger die Jungfrau in Nöten: Die Mutter des

vermeintlichen Erlösers wird im zweiten Teil

mit einem ganzen Arsenal an Waffen ausgerüstet

und bekommt ein schlagfertiges Mundwerk

verpasst, das mit den coolen Sprüchen

von Arnold Schwarzeneggers Charakter locker

mithalten kann. „Buffy the Vampire Slayer“

und „Xena“ ebnen den Weg für zukünftige

Action-Heroes wie Angelina Jolie und Michelle

Rodriguez.

Mit fortschreitender Kastration sollten uns

aber nicht nur seit Jahrhunderten zugesprochene

Rollen und Modelle abgesprochen

werden. Neue Verbote wurden aufgestellt.

Arschloch sein war nicht länger nur

„typisch Mann“, es war ein echter

Fehltritt.

Was bleibt also vom Mann? Ein paar Zentimeter

Schwellkörper und ein breites Kreuz? Jein.

Der trainierte Mann wurde zum Synonym für

einen Körperkult und eine kollektive Ästhetik,

wie sie Frauen seit Jahrhunderten betreiben.

Wir stecken uns selbst in Kategorien, statt

unsere Individualität zu pflegen. In Chat-Portalen

und Dating-Apps vergleichen wir uns

mit all den anderen Torsos, die die digitale

Spielwiese zu bieten hat. Wir urteilen den

Bizeps anderer User ab und bleiben in Konversationen

vage. Es gibt immer noch schönere

Männer. Zwischen all den Sixpacks und glatt

rasierten Brustmuskeln tauchen aber plötzlich

vermehrt haarige Bäuche und bärtige Gesichter

grinsender Typen auf. Schwule Männer

starten den Trend zur neuen Männlichkeit.

Und die Frauen? Frauen finden es laut Lifestylemagazinen

eigentlich ganz toll, wenn ihr

Macker auch mal einen auf Macho macht. Felix

Baumgartner ist nicht länger ein Wahnsinniger

mit Geltungsdrang, der Red-Bull-Stuntman

ist ein Held. Bartträger gelten nicht mehr als

ungepflegt, sie laufen nun unter „Hipster“.

Und der „Out of Bed“-Look ist jetzt tatsächlich

das: ein Look! Wir emanzipieren uns von der

Emanzipation.

Wir wollen uns nicht in Schwertkämpfen die Köpfe einhauen, und irgendwie

ist es ja schon geil, so ein Sixpack, aber das sind Haare im Gesicht

und Fertigpizza auch.

45


SEXUALITÄT ▶

Lust &

Leistung

Wie der

Leistungsdruck

unsere Sexualität

beeinflusst

„Perfekte“ Körper, mühelose Erregung und die ultimative sexuelle Erfüllung – wann

wurde Sex zur Disziplin? Besonders in der schwulen Szene, wo strenge Körpernormen

und mediale Darstellungen den Ton angeben, wird aus Lust schnell Leistung. Mehr Anspruch,

mehr Druck, mehr Vergleich – aber was passiert, wenn der Genuss von Sex nicht

mehr im Vordergrund steht, sondern die Performance? Und wie finden wir zurück zu

einer Sexualität, die sich nicht wie ein Wettbewerb anfühlt?

46 I/25


Text: Michael Krawczyk

Die Medienwelt als Spiegel –

oder verzerrte Realität?

Die Medien zeigen uns eine Sexualität, die oft wenig mit

der Realität zu tun hat. Auf Instagram, Dating-Apps und

in Pornos wird ein Bild von Körpern und Sex vermittelt,

das in seiner Perfektion nahezu unerreichbar ist. Durchtrainiert,

dauerhaft erregt, endlos ausdauernd und selbstverständlich

immer makellos vorbereitet – so scheint Sex

laut den Bildern der Popkultur zu funktionieren. Aber diese

Inszenierung schafft nicht nur Sehnsüchte, sondern auch Unsicherheiten.

Wer nicht in diese Idealvorstellung passt, fühlt

sich schnell unzureichend.

Die Bilder prägen nicht nur unsere Vorstellung von Attraktivität,

sondern auch unser Verhalten. Der ständige Vergleich mit perfekt

inszenierten Körpern und inszenierten Orgasmen verstärkt den

Druck, sich selbst ständig optimieren zu müssen – sei es durch

Training, Ernährungspläne oder die richtige „Performance“ im Bett.

Anstatt sich fallen zu lassen, dreht sich alles darum, den perfekten

Eindruck zu hinterlassen.

FOTO: FREEPIK.COM

Wenn Lust zum Konsumgut wird

Aber die Wurzeln dieses Leistungsdrucks reichen tiefer. In unserer

kapitalistischen Gesellschaft wird Sexualität als Produkt betrachtet

– eine Ware, die sich verkaufen und optimieren lässt.

„Sex sells“ ist kein leeres Schlagwort, sondern Realität.

Dating-Apps und Pornografie verstärken diesen Trend:

Wer begehrenswert sein will, muss sich perfekt präsentieren.

Wer „gut im Bett“ sein will, sollte sich

beweisen. Das Resultat?

Sexualität dient nicht mehr nur der Lust, sondern wird zur

Leistung, die bestätigt und bewertet wird.

Wer den idealen Körper hat, wer möglichst

oft und intensiv „performt“, bekommt

Anerkennung – sei es durch Likes,

Matches oder Status in der Community.

Der Fokus verschiebt sich weg von Intimität

hin zur äußeren Bestätigung. Der

Marktmechanismus durchdringt unser

sexuelles Selbstbild:

Wer nicht liefert, verliert.

Aber dieser ständige Wettbewerb

um Attraktivität und

sexuelle Höchstleistung hat

Folgen – für Körper und Geist.

47


SEXUALITÄT ▶

FOTO: VLAD DEEP_UNSPLASH.COM

Die Folgen: Mehr Druck,

weniger Lust

Sex sollte ein Moment der Lust, der Verbindung

und der Intimität sein. Aber wer ständig das

Gefühl hat, performen zu müssen, verliert die

Fähigkeit, sich einfach hinzugeben. Der psychische

Druck, Erwartungen zu erfüllen – sei es die

des Partners oder die eigenen – führt dazu, dass

Sex zur Herausforderung wird. Diese mentale

Anspannung wirkt sich direkt auf den Körper

aus: Erektionsstörungen und vorzeitiger Samenerguss

sind häufige Symptome von Stress, die

nichts mit dem körperlichen Zustand, sondern

viel mit dem inneren Druck zu tun haben.

So sind Erektionsstörungen oft kein organisches

Problem, sondern ein Signal des Körpers:

„Ich kann nicht abschalten.“ Die Angst, nicht

„gut genug“ zu sein, erzeugt eine Anspannung,

die die natürliche Erregung blockiert. Vorzeitiger

Samenerguss hingegen ist oft eine Reaktion

auf den Zwang, schnell zu „liefern“ – aus Angst,

nicht lange genug durchzuhalten oder den

Partner nicht zufriedenzustellen. Paradoxerweise

führt der Versuch, mehr Kontrolle über

die eigene Performance zu gewinnen, häufig

dazu, den Zugang zur eigenen Lust zu verlieren.

Statt sich auf den Moment einzulassen, setzt

sich der Körper unter Druck – und Stress ist der

natürliche Feind von Intimität.

Neben den körperlichen Auswirkungen gibt es

eine tiefere, oft schleichende Folge: den Verlust

der eigenen Lust.

Wer ständig unter Druck steht,

unfehlbar im Bett sein zu müssen und

„perfekt“ dabei auszusehen entwickelt

oft eine Art emotionale Distanz zur

eigenen Sexualität.

Die einst spielerische und neugierige Auseinandersetzung

mit dem eigenen Körper

wird ersetzt durch Routinen, Erwartungen und

das Gefühl, funktionieren zu müssen. Anfangs

mag der Druck nur unterschwellig da sein,

doch mit der Zeit führt er dazu, dass Erregung

nicht mehr spontan entsteht, sondern immer

stärker an äußere Bedingungen geknüpft wird.

Oft führt das zu einem inneren Rückzug.: Man

meidet Sex, weil er sich nicht mehr leicht und

erfüllend anfühlt, sondern anstrengend. Was

bleibt, ist eine Frustration – sowohl mit sich

selbst als auch in der Beziehung zum eigenen

Körper und möglichen Partnern.

Aber echte sexuelle Erfüllung entsteht nicht

durch das Erfüllen von Erwartungen, sondern

durch das Loslassen von Druck.

48 I/25


Lust ohne Leistung – ein neuer

Weg zur Sexualität

Wie können wir diesen Leistungsdruck durchbrechen?

Der erste Schritt ist die Erkenntnis:

Sexualität ist keine Leistung. Sie ist ein Erlebnis,

keine Prüfung.

• Vergleich vermeiden: Sich bewusst machen,

dass inszenierte Medienbilder nicht

die Realität abbilden.

Perfekte Körper und perfekte Orgasmen

sind selten das, was wirklich hinter

verschlossenen Türen passiert.

• Body Positivity und Selbstakzeptanz: Den

eigenen Körper annehmen, statt ihn ständig

mit unerreichbaren Idealen zu vergleichen.

Echte Lust entsteht nicht aus Unsicherheit,

sondern aus Selbstbewusstsein.

• Kommunikation statt Druck: In Partnerschaften

und sexuellen Begegnungen offen

über Ängste und Wünsche sprechen. Wer

weniger Angst vor Bewertung hat, kann sich

besser entspannen.

• Intimität neu definieren: Sexualität nicht

als Wettkampf sehen, sondern als Moment

der Verbindung – mit sich selbst und dem

Partner. Lust kann nicht „optimiert“ werden,

sie kann nur erlebt werden.

• Druck rausnehmen – Lust auch ohne Orgasmus:

Sexualität ist mehr als der Weg zum

Höhepunkt. Wer lernt, den Moment und die

Berührung an sich zu genießen kann Sexualität

freier und intensiver erleben.

• Perfekt unperfekt: Fehler sind normal –

und menschlich. Nicht jeder Moment im

Bett läuft reibungslos, und das muss er

auch nicht. Unbeholfene Bewegungen,

unpassende Geräusche, kleine Unsauberkeiten

oder eine Erektion, die nicht wie

geplant mitspielt – all das gehört dazu. Wer

über sich selbst lachen kann, nimmt den

Druck raus.

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8 – 13.00 Uhr

49


SEXUALITÄT ▶

Sex in der

Fernbeziehung

Nähe trotz Distanz?

FOTO: FREEPIK.COM

50 I/25


Text: Michael Krawczyk

Sex lebt von Berührung, von Blicken, von spontanen Momenten der Lust. Aber was passiert,

wenn genau diese Nähe fehlt? Fernbeziehungen stellen Paare nicht nur emotional

vor Herausforderungen – auch die Sexualität muss sich neu definieren. Früher oder

später trifft jedes Paar auf die Frage: Wie hält man die Lust am Leben, wenn man sich

wochen- oder monatelang nicht sieht? Es geht darum, nicht einfach nur die Tage bis zum

Wiedersehen zu zählen, sondern Sexualität auch in der Distanz lebendig zu gestalten –

und so geht’s:

Digitale Nähe – wenn Technik

zur Brücke wird

Glücklicherweise endet Intimität nicht dort,

wo Kilometer zwischen zwei Körpern liegen.

Digitale Technologien bieten heute unzählige

Möglichkeiten, um Nähe zu erzeugen – oft anders

als gewohnt, aber nicht weniger wertvoll.

Sexting

Mehr als nur ein Mittel zum Zweck – wenn

Texte, Sprachnachrichten oder Bilder bewusst

eingesetzt werden, können sie eine aufregende

Form der Verführung sein. Vom schlichten

Flirt bis hin zur detaillierten Fantasieerzählung:

Erlaubt ist, was sich für beide gut

anfühlt.

Interessanterweise zeigen Studien, dass Sexting nicht nur die Erregung steigert,

sondern auch die emotionale Verbindung in Fernbeziehungen stärken kann. Eine

Umfrage von Forschern der Drexel University fand heraus, dass Paare, die regelmäßig

Sexting praktizieren, sich emotional näher fühlen und insgesamt zufriedener

mit ihrer Beziehung sind. Auch psychologisch hat Sexting Vorteile: Es kann

dabei helfen, Scham oder Hemmungen abzubauen, die eigene Sexualität besser zu

erkunden und Fantasien mit dem Partner zu teilen, die man im direkten Gespräch

vielleicht nicht ansprechen würde.

FOTO: GPOINTSTUDIO _FREEPIK.COM

51


SEXUALITÄT ▶

01. Erotische Rituale

Regelmäßigkeit kann dabei helfen,

Sexting in den Beziehungsalltag zu

integrieren. Probiert es zum Beispiel

mit einer „heißen Stunde“ pro Woche,

in der ihr euch bewusst Zeit nehmt,

um erotische Nachrichten oder

Sprachnachrichten auszutauschen.

Auch ein festes Ritual – etwa ein

aufreizendes Bild an einem

bestimmten Tag der Woche –

kann Vorfreude erzeugen.

Ähnlich verhält es sich

mit Telefon- oder Video-Sex.

Ein geplantes

„Telefon-Date“ kann

die Lust steigern,

wenn beide sich

bewusst darauf einstimmen.

Auch wenn es

anfangs ungewohnt sein

kann, sich selbst über eine

Kamera zu erleben, kann es eine intensive

Möglichkeit sein, Nähe aufzubauen. Es kann

helfen, mit dem Setting zu spielen: gedimmtes

Licht, eine vertraute Stimme – visuelle und auditive

Reize können Entfernung überbrücken.

02. Surprise!

Aber Sexting muss nicht

immer geplant sein. Überraschende

kleine Reize –

eine unerwartete Nachricht

mitten im Arbeitstag oder

ein Bild mit einem unmissverständlichen

Unterton – können dafür sorgen,

dass die Lust nicht in den Hintergrund rückt.

Eine simple „Ich kann kaum erwarten, dich zu

fühlen...“ kann genügen, um die Fantasie des

anderen in Gang zu setzen.

03. Spielerisch werden

Auch interaktive Sexspielzeuge können Nähe

auf eine ganz eigene Art spürbar machen.

Ferngesteuerte Toys bringen eine spielerische

Komponente ins Liebesleben – ein kleines

Geheimnis, das nur ihr beide kennt – und verleihen

das Gefühl, dass der andere trotz Distanz

aktiv ins eigene Lustempfinden eingreifen

kann. Das Überraschungselement, etwa eine

spontane Vibration während eines Video-Calls,

macht das Ganze besonders aufregend. Hier ist

Kiiroo die richtige Anlaufstelle. Die Marke bietet

eine ganze Palette an interaktiven Toys, die

echtes Paar-Feeling auch über tausende Kilometer

hinweg ermöglichen. Ein Highlight ist der

„Keon & Feel Stroker“, „the smartest interactive

masturbator in the world“, der mit realistischen

Bewegungen für intensive Stimulation sorgt –

und sich mit dem Toy des Partners synchronisieren

lässt. Auch der „Onyx+“ bringt Masturbation

auf ein neues Level: Per App steuerbar,

reagiert er in Echtzeit auf Berührungen des

Partners und vermittelt so das Gefühl echter

Nähe, selbst wenn man physisch getrennt ist.

Dazu gehört aber auch eine gute Menge Vorstellungskraft.

Wer nicht in der gleichen Stadt,

geschweige denn im selben Bett ist, kann mit

Worten weit kommen. Einer beginnt eine Fantasie

mit „Was wäre, wenn ich dich jetzt hier

hätte…?“ und der andere setzt die Geschichte

mit neuen Details fort. Sich gegenseitig

erotische Szenarien erzählen, um Fantasien zu

erforschen – ohne Druck, sondern als kreative

Spielerei – kann Intimität schaffen.

04. Verbunden per App?

„Paired“ ist zwar keine klassische Sex-App, aber

sie kann Paaren helfen, sich auch auf Distanz

emotional und intim verbunden zu fühlen.

Mit täglichen Fragen und Gesprächsthemen

regt sie dazu an, über Bedürfnisse

und Intimität zu sprechen, ohne dass es

sich gezwungen anfühlt. Spielerische

Challenges und Reflexionsübungen

bringen frische Impulse in die Beziehung,

während Audio-Guides

und Expertentipps zu Beziehungsthemen

wertvolle Denkanstöße

liefern. Besonders

praktisch sind Erinnerungen

für gemeinsame Rituale –

wie eine Date-Night –

wenn auch digital.

FOTO: SEBASTIAN DUMITRU_UNSPLASH.COM

52 I/25


Psychologie: Lust und Sehnsucht

in Balance bringen

Die Sehnsucht nach Nähe kann elektrisierend

sein – oder frustrierend. Wer mit Sexualität auf

Distanz umgehen will, muss auch lernen, mit

diesen Gefühlen umzugehen.

Nicht jedes Bedürfnis kann sofort erfüllt

werden, und das ist okay. Wer die Situation

akzeptiert, kann den Frust loslassen und

sich auf das konzentrieren, was möglich ist.

Statt sich darüber zu ärgern, dass man sich

nicht berühren kann, kann man die Vorfreude

darauf bewusst kultivieren – sich Fantasien

erzählen oder Wünsche aussprechen.

Wichtig ist auch, eine emotionale Sicherheit

zu schaffen. Gerade in der Distanz können

Unsicherheiten und Eifersucht stärker werden.

Hier hilft nur Offenheit: Reden über Ängste,

Wünsche, Bedürfnisse. Was braucht der andere,

um sich verbunden zu fühlen? Was macht

unsicher? Intimität besteht nicht nur aus körperlicher

Nähe, sondern auch aus Vertrauen.

Genauso wichtig ist es, Erwartungen realistisch

zu halten. Sex in einer Fernbeziehung ist

anders, aber nicht weniger erfüllend. Wer sich

von der Vorstellung verabschiedet, dass alles

genau so sein muss wie in einer Partnerschaft

mit täglicher Nähe, kann neue, spannende

Seiten an sich und dem Partner entdecken.

Und dann sind da noch die unterschiedlichen

Lustzyklen. Manchmal passt es einfach nicht

zusammen – der eine sehnt sich nach Nähe,

während der andere gerade keine Kapazität

dafür hat. Kommunikation hilft, solche

Momente nicht persönlich zu nehmen und

stattdessen Wege zu finden, sich trotzdem verbunden

zu fühlen. Vielleicht durch eine kleine

Nachricht, eine Umarmung in Worten – ein

Zeichen: Ich denke an dich.

Nähe ist mehr als Sex. Denn am Ende ist es

nicht nur der Körperkontakt, der Intimität

schafft, sondern das Gefühl, verbunden zu

sein – egal, wie viele Kilometer dazwischenliegen.

ich weiß, wo

ich mich über

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informiere.

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53


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Testosteron ist ein Schlüsselfaktor für die

Männergesundheit. Daher sollte jeder

Mann wissen, wie er einem Testosteronmangel

entgegenwirken kann – proaktiv

und ohne Pharmazeutika.

Welchen Einfluss hat Testosteron

auf das Wohlbefinden?

Männer haben rund 10x mehr Testosteron als

Frauen. Dieses Hormon reguliert nicht nur die

Sexualfunktion und die Spermienproduktion,

sondern sorgt auch für effektives Muskelwachstum,

stabile Knochen und einen robusten Energie-

& Emotionshaushalt. Ist der Testosteronspiegel

zu gering, leiden Potenz, Körper & Psyche.

Testosteronmangel: Diagnose

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Der Arzt bestimmt den Testosteronwert durch

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Liegt der Testosteronwert unter dem Referenzbereich

(350-1200 ng/dl), können Erkrankungen

die Ursache sein. Doch auch Lifestyle-Faktoren

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Schlafmangel spielen eine wichtige Rolle!

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Was tun bei

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Dementsprechend plädiert auch Dr. med.

Peter Niemann im Interview mit serotalin® für

eine ganzheitliche Therapie bei Testosteronmangel:

„Ich empfehle Zink und Selen [...],

da diese meiner Erfahrung nach den

Testosteronspiegel unterstützen

können. Ich bin ein Freund davon,

das Leben positiv zu ändern, um die

Gesundheit langfristig zu verbessern.

Das ist der schwierigere, aber

langfristig effektivere Weg.“

Konkret gesagt: Stress abbauen, Schlafqualität

verbessern, Bewegung und gesunde

Ernährung priorisieren. Speziell formulierte

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54 I/25



SEXUALITÄT ▶

Gelassen alt werden

– auch mit HIV

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56 I/25


Als HIV und Aids Anfang der 1980er Jahre

auftauchten, ging es in den ersten Jahren

hauptsächlich darum, das Leben der Menschen

möglichst lange zu erhalten. Niemand

konnte sich damals vorstellen, wie

schnell sich der medizinische Fortschritt

entwickeln würde und dass bei erfolgreicher

Therapie auch mit HIV ein normales

Leben möglich sein wird.

Eine HIV-Diagnose bedeutete früher häufig,

sich mit einer begrenzten Lebensspanne konfrontiert

zu sehen. Heute können Menschen mit

HIV dank wirksamer Therapien ein gutes und

langes Leben führen. Während dabei einige

mit einer täglichen Pille bestens klarkommen,

kann für andere eine Therapie mit einer regelmäßigen

Spritze die bessere Lösung sein.

Die HIV-Therapie hat sich als lebensrettend

erwiesen, indem sie die Viruslast effektiv

kontrolliert und das Immunsystem stärkt. So

sind wir mittlerweile in der glücklichen Lage,

dass sich HIV-positive Menschen mit dem Altwerden

beschäftigen: Bereits die Hälfte aller

in Deutschland mit HIV lebenden Menschen ist

über 50 Jahre alt. 1 Aber wie gelingt es, auch mit

HIV gelassen alt zu werden?

Das Risiko für Alterserkrankungen

minimieren

Eine HIV-Infektion erhöht das Risiko, das Altern

zu beschleunigen. Studien legen nahe, dass HIV

mit einer chronischen Entzündungsreaktion im

Körper, der sogenannten Inflammation, einhergeht.

2 Diese anhaltende Entzündung kann

die Entwicklung von altersbedingten Krankheiten

beeinflussen. Daher empfiehlt sich für

Menschen mit HIV eine sorgfältige und regelmäßige

Kontrolle der relevanten Laborwerte

im Rahmen der regulären Termine bei dem/der

Schwerpunktärzt*in, um das Risiko von altersbedingten

Erkrankungen zu minimieren und

die Gesundheit langfristig zu erhalten.

57


SEXUALITÄT ▶

Wie wichtig sind

Vorsorgeuntersuchungen?

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind

dabei von großer Bedeutung zur Erhaltung

der Langzeitgesundheit. Sie helfen, mögliche

Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, im

besten Fall in einem Stadium, in dem sie leichter

und bestenfalls noch ohne Medikamente

behandelbar sind.

Einige Studien legen nahe, dass Krebserkrankungen

bei HIV-positiven Menschen im Vergleich

zu HIV-negativen Menschen vermehrt

und in jüngeren Jahren auftauchen. 3 Um

beispielsweise das Risiko für Krebserkrankungen

zu verringern, werden Untersuchungen

wie die Mammographie, die Magen- und

Darmspiegelung oder auch Abstriche zur Früherkennung

von Anal-Karzinomen empfohlen.

Osteoporose (Knochenschwund) tritt bei Frauen

nach der Menopause und auch bei älteren

Männern gehäuft auf. Daher ist es ratsam,

auch die Knochendichte regelmäßig überprüfen

zu lassen und in Absprache mit einem/r

Expert*in Nahrungsergänzungsmittel wie

Vitamin D zum Erhalt der Knochengesundheit

einzunehmen. Da die Knochendichte auch

durch mangelnde Aktivität abnimmt, kann

jede Bewegung – zum Beispiel die Treppen zu

nehmen, statt den Aufzug zu benutzen –

dieser Entwicklung vorbeugen.

Der/die Schwerpunktärzt*in steht in Fragen

der Vorsorge hilfreich zur Seite und kann einschätzen,

wann welche Vorsorgeuntersuchungen

Sinn machen.

Welchen Unterschied macht der

eigene Lebensstil?

Unabhängig von Vorsorgeuntersuchungen

lassen sich die persönlichen Risiken für

altersbedingte Erkrankungen durch einige

Verhaltensveränderungen reduzieren. Neben

regelmäßiger Bewegung ist es von Vorteil,

rauchfrei zu leben und das Normalgewicht zu

halten. Zudem leistet eine gesunde Ernährung

einen wichtigen Beitrag. Generell ist ein achtsamer

Lebensstil der Gesundheit zuträglich

und kann im Alter bessere Voraussetzungen

zur Vermeidung von Erkrankungen liefern,

ganz unabhängig vom HIV-Status.

Wechselwirkungen der

Medikamente vermeiden

Doch selbst bei der besten Vorsorge und dem

gesündesten Lebensstil lassen sich Erkrankungen

leider nicht immer verhindern. Die

gleichzeitige medikamentöse Therapie von altersbedingten

Erkrankungen und einer HIV-Infektion

erfordert eine sorgfältige Abstimmung

der einzelnen Medikamente, um Wechselwirkungen

zu vermeiden und unerwünschte

Effekte zu minimieren. Der/die Schwerpunktärzt*in

oder Apotheker*in sollten besonders

bei Einnahme neu verordneter Medikamente

informiert werden, um die Wirksamkeit der

Behandlungen aufrechtzuerhalten und sie

aufeinander abzustimmen.

Im Grunde gelten für alle Menschen – unabhängig

vom HIV-Status – ähnliche Regeln, wie

sich die eigene Gesundheit langfristig erhalten

lässt. Mit einem guten Bewusstsein für den

eigenen Körper sowie entsprechender Achtsamkeit

und Selbstfürsorge kann man dem

Altwerden gelassen entgegensehen.

Weitere Informationen zum Leben mit

HIV sowie persönliche Geschichten von

HIV-positiven Menschen findest du unter

www.livlife.de

Unterstützt von ViiV Healthcare

Referenzen:

1 RKI Epidemiologisches Bulletin 47/2022

2 International Association of Providers of AIDS Care (IAPAC).

Fact Sheet: HIV and Inflammation. 2021.

3 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). AIDS und HIV:

Steigert die Infektion das Krebsrisiko? 2016 [Verfügbar auf:

https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/

aids-und-krebs.php]

58 I/25


Uwe Michael Bänsch

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SEXUALITÄT ▶

Wann kommt endlich der

Impfstoff gegen

HIV?

Die intensive Forschung am Corona-Virus hat

möglicherweise auch zur Lösung anderer medizinischer

Probleme beigetragen. So wurde ein

mRNA-Impfstoff von Moderna gegen HIV

am Menschen getestet. In einer anderen

Studie wurde ein weiterer Wirkstoff

identifiziert, der in Zukunft vor

der chronischen Immunschwäche

schützen könnte. Der Weg zu einem

Impfstoff gegen HIV scheint nicht

mehr weit.

Seit mehr als vier Jahrzehnten plagt

das Humane Immundefizienz-Virus

(HIV) die Menschheit. In den 80er

Jahren war eine HIV-Infektion gleichbedeutend

mit einem Todesurteil. Denn

das HI-Virus löste die tödliche Immunschwächekrankheit

AIDS aus. In den

90er Jahren gab es die ersten Medikamente

für Betroffene, die allerdings

starke Nebenwirkungen hatten. Seit

rund 20 Jahren gibt es hochwirksame

medikamentöse Therapien, die HIV-Infizierten

ein unbeschwertes und langes

Leben ermöglichen. Und dank der PrEP

(Prä-Expositions-Prophylaxe) können

sich Risikogruppen vor einer HIV-

Ansteckung wirksam schützen.

Doch trotz zahlreicher Versuche ist es

bis heute nicht gelungen, einen Impfstoff

gegen HIV zu entwickeln. Das ist

erstaunlich, wenn man bedenkt, dass

es der Pharmaindustrie innerhalb nur

eines Jahres gelungen ist, mehrere

wirksame Impfstoffe gegen das Corona-

Virus Sars-CoV-2 zu entwickeln. Da stellt

sich die Frage: Warum ist das bei HIV

seit 40 Jahren nicht gelungen?

60 I/25


Text: Martin Lewicki

Einer der Gründe ist die hohe Wandelbarkeit

des HI-Virus. Es verändert sich nicht

nur ständig, sondern auch sehr schnell.

Das führt zu Mutationen vor allem in der

äußeren Hülle des Virus. Deshalb war es

bisher nicht möglich, einen wirksamen

Impfstoff zu entwickeln, der zuverlässig

vor dem sich verändernden HIV schützt.

Darum ist der mRNA-

Impfstoff gegen HIV anders

Die neuartigen mRNA-Impfstoffe von

BioNTech und Moderna basieren auf der

sogenannten Boten-Ribonukleinsäure

(mRNA) und stimulieren so die körpereigene

Immunantwort. Diese Vakzine

enthalten dank der mRNA Informationen

über bestimmte Virusmerkmale – auch

Virusantigen genannt.

Mit den Informationen aus der Impfung kann

der Körper anschließend das Antigen selbst

produzieren. Dadurch erkennt unser Immunsystem

das entsprechende Virus, wenn es in

den Körper gelangt, und kann so die Infektion

schnell und gezielt bekämpfen. Zudem ist es

möglich, den Impfstoff genetisch so anzupassen,

dass er eben auch die vielen Mutationen

erfassen kann.

„Unser experimenteller Impfstoff

kombiniert gleich mehrere Merkmale,

die die Defizite bisheriger HIV-Vakzin-

Kandidaten ausgleichen“, erklärt der

Forscher Anthony Fauci vom

US National Institute of Allergy and

Infectious Diseases (NIAID).

Fauci gilt als der bekannteste Virologe der

USA. Zusammen mit seinem Forschungsteam

veröffentlichte er die ersten Ergebnisse zu einer

Impfung gegen HIV im Fachmagazin Nature.

Forschungsergebnisse lassen auf

einen Impfstoff hoffen

FOTOS: FREEPIK.COM

01. Im ersten Schritt der Studie erhielten

zunächst Mäuse den neuartigen mRNA-Impfstoff

mit der Bauanleitung für das virale

Hüllprotein (EnV) des HIV als erste Dosis.

Später bekamen sie Booster-Impfungen, die

Informationen für gleich mehrere HI-Virusvarianten

enthielten. Außerdem enthielt der Impfstoff

den Gencode für ein zweites Virenprotein

(Gag). So kann der Körper aus beiden Proteinen

(EnV und Gag) virenähnliche Partikel

bilden, deren Oberfläche der von natürlichen

HI-Viren ähnelt. Die Strategie ging auf: Laut

der Studie entwickelten alle geimpften Mäuse

die neutralisierenden HIV-Antikörper.

02. Im zweiten Schritt wurden 14 Makaken

(Affen) gegen HIV geimpft. Sieben von Ihnen

bekamen nicht nur die erste Dosis, sondern

später auch zwei Booster-Impfungen. Die

restlichen Affen blieben als Kontrollgruppe

61


SEXUALITÄT ▶

ungeimpft. Obwohl schon der erste Booster

für einen deutlichen Anstieg der Antikörper

sorgte, ging er schnell wieder zurück. Erst der

zweite Booster sorgte für ein stabiles Antikörper-Niveau,

berichten die Forscher. Und nach

einem halben Jahr wurden bei den Makaken

T-Killerzellen und T-Helferzellen gegen HIV

nachgewiesen.

03. Der dritte Schritt erfolgte etwa ein

Jahr nach der Immunisierung. Nun wurden

den 14 Makaken wöchentlich HI-Viren gespritzt.

Die ungeimpften Affen erkrankten im

Durchschnitt nach dem dritten Virenkontakt.

Während zwei der sieben immunisierten

Makaken selbst nach 13 Wochen der HIV-

Kontakte keine Infektion zeigten. Die restlichen

fünf Affen infizierten sich im Schnitt nach

dem achten Virenkontakt. Somit hatten die

geimpften Tiere ein um 79 Prozent geringeres

Risiko, sich mit dem HI-Virus anzustecken.

Moderna testet Impfstoff

gegen HIV an Menschen

Dank der mRNA-Technologie geht es nun

Schlag auf Schlag bei der Entwicklung eines

Impfstoffes gegen HIV. So verkündete auch

der Hersteller Moderna zusammen mit der

Non-Profit-Organisation IAVI (Internationale

AIDS-Impfstoffinitiative) einen angepassten

mRNA-Impfstoff gegen HIV an Menschen in der

klinischen Phase 1 zu testen.

„Wir freuen uns sehr, diese neue Richtung

im Design von HIV-Impfstoffen

mit der mRNA-Plattform von Moderna

voranzutreiben. Die Suche nach einem

HIV-Impfstoff war lang und herausfordernd,

und neue Werkzeuge in Bezug

auf Immunogene und Plattformen

könnten der Schlüssel zu schnellen

Fortschritten beim dringend benötigten

HIV-Impfstoff sein“, sagte Mark Feinberg,

der Vorsitzende von IAVI in einer

Pressemitteilung.

In einer sogenannten „Proof-of-Concept“-Studie

konnte gezeigt werden, dass die HIV-

Antigene bei 97 Prozent der Teilnehmer die

gewünschte Immunantwort hervorriefen. Die

aktuelle klinische Studie baut auf der vorherigen

auf, indem die Primärversion des Impfstoffs

und auch eine Booster-Version getestet

und die mRNA-Technologie von Moderna

eingesetzt wird. Nun wird an 56 HIV-negativen

Erwachsenen die Sicherheit und Wirksamkeit

des Impfstoffs untersucht. 48 der Freiwilligen

erhalten mindestens eine Dosis des Primärimpfstoffs.

32 von ihnen erhalten auch die

Auffrischimpfung (Booster), während die restlichen

acht nur den Booster bekommen.

Erfolgreiche PrEP Studie

an Frauen durchgeführt

In einer anderen Phase-III-Studie in Südafrika

und Uganda wurde an 5338 Frauen die

Wirksamkeit des Medikamentes Lenacapavir

zur HIV-Prävention untersucht. Die Teilnehmerinnen

erhielten entweder alle 26 Wochen

eine Lenacapavir-Spritze oder nahmen täglich

Emtricitabin-Tenofovir (als F/TAF oder F/TDF)

ein. Während in der Lenacapavir-Gruppe keine

HIV-Infektionen auftraten, infizierten sich

39 Personen unter F/TAF und 16 unter F/TDF

mit HIV. Vier Teilnehmerinnen brachen die

Lenacapavir-Studie wegen Nebenwirkungen

ab. Diese Studie von 2024 zeigt, dass das Verabreichen

von Lenacapavir zweimal jährlich

vor einer HIV-Infektion schützen könnte.

Allerdings wurden hier nur Frauen aus bestimmten

Regionen Afrikas und keine Männer

untersucht. Somit bedarf

es weiterer Studien,

um die Wirksamkeit

auch bei anderen

Bevölkerungsgruppen

zu

bestätigen. Auch

wenn es sich

hier um keine

Impfung handelt,

sondern eine PrEP,

ist doch eine wirksame

Prävention vor HIV in

greifbarer Nähe.

BILD: SNATIONAL INSTITUTE OF ALLERGY AND INFECTIOUS DISEASES_UNSPLASH.COM

62 I/25


Erektionsstörungen.

Na und? Wir reden darüber.

Eine erektile Dysfunktion mag zwar den meisten Männern

unangenehm sein – aber Man(n) kann etwas dagegen tun.

Erektile Dysfunktion (ED) betrifft

Millionen von Männern weltweit

und kann in jedem Alter auftreten.

Dabei bezeichnet sie die

Unfähigkeit, eine ausreichend

harte Erektion aufrechtzuerhalten,

um sexuelle Aktivitäten

zufriedenstellend auszuführen.

Sie kann mal psychisch bedingt

während Stressphasen

auftreten oder aber auch das

Symptom von Erkrankungen wie

Diabetes oder des Herz-Kreislaufsystems

sein. Oftmals leidet

neben dem Selbstwertgefühl

der Betroffenen auch das der

Partner. Glücklicherweise gibt es

unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten,

mithilfe derer

betroffenen Männern geholfen

werden kann.

Dabei muss nicht

immer zu Pillen

gegriffen werden

– Wichtig ist es

mit einem Arzt zu

sprechen, um auf

Nummer sicher zu

gehen, dass die Erektionsstörung

keine Folge

einer ernsthaften Grunderkrankung

ist. Dann kann der Arzt entscheiden, wie

therapiert werden soll/muss. Ob per Beckenbodentraining

zur Stärkung der Erektionsfähigkeit,

mithilfe von Psychotherapie oder aber

medikamentös mithilfe von z.B. sogenannten

PDE5-Hemmern. Die Palette an Behandlungsoptionen

ist breit und sollte unbedingt

FOTO: MYRIAM ZILLES_UNSPLASH.COM

individuell abgestimmt werden.

Vor allem bei medikamentöser

Behandlung, die in Kombination

mit anderen Arzneimitteln oder

Drogen Gefahren birgt.

Und um falschen Erwartungen

vorzubeugen: Die PDE5-Hemmer

sind keine Aphrodisiaka oder

Wundermittel. Sie verbessern

die Durchblutung des Penis, was

wiederum zu einer verbesserten

Erektion führt– sprich es muss zur

Wirkungsentfaltung Lust/sexuelle

Stimulation vorhanden sein. Zum

Leid Betroffener ist die medikamentöse

Behandlung der ED in

Deutschland nicht zulasten der

gesetzlichen Krankenversicherung

möglich, was für Betroffene eine

nicht unerhebliche finanzielle

Belastung bedeutet

hat und so manchen

dazu brachte, sich auf

unsicheren Wegen

und illegal Substanzen

zu besorgen. Doch das

muss nicht sein, denn

Dank der Einführung

von Generika sind auch die

PDE5-Hemmer mittlerweile für

so ziemlich jedermann erschwinglich. Das ist

auch gut so, denn ein erfülltes Sexualleben

darf kein Luxus sein!

Mehr Infos zum Thema

Erektile Dysfunktion gibt es unter

www.maennersache-hormosan.de

DE-MEH-2310-00001

63


SEXUALITÄT ▶

Hepatitis C:

Interessiert dich nicht?

FOTO: SFABIO ALVES_UNSPLASH.COM

Mal unter uns: Über Sex reden wir super gerne unter uns Männern. Worüber wir viel

weniger gerne sprechen? Krankheit, Wehwehchen, Leiden. Und wenn die auch noch

unter der Gürtellinie stattfinden, wird es in lockerer Runde ganz schnell ganz schön still.

Aber dafür gibt es ja dieses Magazin. männer* macht dich stark für fast jede Situationen.

Durchatmen und los geht es. Mit Hepatitis C.

Warum ist das besonders ein

Thema für Männer?

Männer haben ein deutlich höheres Risiko,

sich mit Hepatitis C zu infinzieren als Frauen.

Das liegt daran, dass bestimmte Spielarten,

bei denen es zu Infektionen mit dem HC-Virus,

das für die Krankheit verantwortlich ist, häufiger

bei Männern vorkommen. Aber auch Subtanzkonsum

spielt oft eine Rolle. Mal ehrlich:

Wer von uns hat nicht schon mal mit Freunden

so eine Nacht erlebt, in der nicht alles ganz

so übersichtlich war und Erinnerungen eher

wie Sequenzen eines Films ohne Drehbuch

im Kopf bleiben? Hot war es ja … Siehst du.

Damit du diesen Gedanken ganz entspannt

64 I/25


Text: Christian Knuth

„Ich habe keine Symptome!” –

Denkfehler Nummer zwei

Hepatitis C verläuft oft über lange Zeit ohne

oder mit nur wenigen Symptomen. Das bedeutet

aber nicht, dass die Krankheit harmlos

ist. Unbehandelt kann sie zu schweren Leberschäden

führen, wie zum Beispiel Zirrhose

oder Leberkrebs. Keine Panik jetzt! Es gibt

sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.

„Ich schäme mich!” –

Denkfehler Nummer drei

Scham ist ein schlechter Ratgeber, wenn es

um Gesundheit geht. Hepatitis C ist keine

„Schande” und es ist auch nichts, wofür Mann

sich schämen müsste. Es ist eine Krankheit

wie jede andere auch. Und je früher du dich

testen lässt, desto weniger drohen Langzeitfolgen.

Also überwinde deinen inneren

Schweinehund und geh zum Arzt!

Hepatitis C auch HCV genannt,

betrifft uns alle – egal ob hetero,

schwul oder irgendwas dazwischen.

Und es ist verdammt

wichtig, dass wir uns damit

auseinandersetzen.

festhalten oder auch loslassen kannst, hier die

drei Top-Irrtümer in Sachen Mann und HCV.

„Ich bin doch nicht schwul!” –

Denkfehler Nummer eins

Eines der größten Probleme bei HCV ist, dass

viele Männer denken, es würde sie nicht

betreffen, weil sie nicht homosexuell sind.

Das ist ein Trugschluss! Hepatitis C kann

jeden treffen – unabhängig von sexueller

Orientierung oder Lebensstil. Also vergiss die

Schubladen genauso wie die Einzelheiten so

mancher Nächte.

Testen lassen – so einfach geht‘s

Ein Test auf HCV ist schnell und schmerzlos.

Das Ergebnis eines unkomplizierten Bluttests

liegt in der Regel innerhalb weniger Tage vor.

Und das Beste: Der Test ist in den meisten Fällen

kostenlos! Also worauf wartest du noch?

Hepatitis C ist behandelbar – und zwar gut!

Wenn du positiv getestet wirst, ist das kein

Grund zur Beunruhigung. Es gibt heute sehr

wirksame Medikamente, die die Krankheit fast

allen Fällen heilen können. Die Behandlung

dauert in der Regel nur wenige Wochen und

hat kaum Nebenwirkungen. Wenn dir was

anderes erzählt wird, kannst du ab heute mit

dieser veralteten Info aufräumen!

Fazit: Hepatitis C ist ein Thema

für echte Männer

Klar, über Gesundheit spricht man(n) nicht

gerne. Aber Hepatitis C ist ein Thema, das

uns alle betrifft. Also lass uns Vorurteile und

Scham überwinden und uns gemeinsam für

unsere Gesundheit einsetzen. Echte Männer

wissen: Wer sich informiert und testet, vermeidet

wirklichen Stress.

65


FOTO: FREEPIK.COM


Wellbeing


WELLBEING ▶

SEINZ.

Pflegeprodukte für Männer

Die Drogeriemarktkette dm hat mit der Männerpflegemarke mit SEINZ. eine

neue Ära in der Kosmetik eingeläutet. Die Produktreihe umfasst eine Vielzahl

von Kategorien darunter Haut- und Körperpflege. Sie ist nicht nur modern und

innovativ, sondern mit „CleanHub“ auch nachhaltig. SEINZ. unterstützt dieses

globale Netzwerk von Müllsammelstellen, indem die Umweltbelastung durch

Plastik reduziert wird. Außerdem setzt sie sich für fair bezahlte Arbeitsplätze in

Entwicklungs- und Schwellenländern ein.

Mit SEINZ. hat man erfrischende Pflege, intensive Reinigung und

euphorisierende Düfte für den perfekten Tag. Das alles kombiniert

mit einem minimalistischen Design. Kein

Schnickschnack sondern leistungsstarke und

naturnahe Inhaltsstoffe.

FOTO: FREEPIK.COM

Die Anti-Aging Creme von SEINZ. ist

mit einem Lichtschutzfaktor 30 angereichert.

Die Creme enthält Vitamin E, das

die Haut vor freien Radikalen schützen

kann. Zudem zieht diese Pflege schnell

ein und ist dank eines Peptids und

Hyaluronsäure feuchtigkeitsspendend

(In-vivo-reduktion der Faltentiefe innerhalb

von 4 Wochen bei einmal täglicher

Anwendung). Hyaluronsäure kann ein

Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser

binden, wodurch die Haut intensiv

hydratisiert wird. Dies trägt dazu bei,

Trockenheitsfältchen zu reduzieren

und die Haut praller sowie elastischer

erscheinen zu lassen. Ihre antioxidativen

Eigenschaften helfen, schädliche

Umwelteinflüsse abzuwehren.

68 I/25


Bei diesem Eau de Toilette classic von

SEINZ. handelt es sich um eine echte Revolution

unter Düften. Es versprüht einen

Duft, der zugleich modern und maskulinen

ist. Somit eignet er sich ideal für einen

unverwechselbaren, charismatischen

Auftritt, der das Umfeld begeistert.

FOTO: FREEPIK.COM

Das SEINZ. Waschgel enthält einen

rückfettenden Mikro-Öl-Wirkstoff,

der effektiv Austrocknung vorbeugt.

Die Kombination aus AHA & PHA

bekämpft die Entstehung von Hautunreinheiten.

Für eine gründliche

Reinigung von Gesicht und Bart.

FOTO: FREEPIK.COM

FOTO: FREEPIK.COM

Mit dem Powerwax von SEINZ. gelingt starkes

Styling ganz unkompliziert. Dank seiner

cremigen Textur ermöglicht das Haarwachs

eine einfache Einarbeitung und schenkt

extra starken Halt ab der ersten Sekunde.

Das enthaltene Kokosöl sorgt dabei für den

extra Pflege-Kick beim Styling, während der

elegante Duft das Haar zusätzlich verwöhnt.

Die Rezeptur kommt ohne den Zusatz von

rein synthetischen, wasserlöslichen Polymeren

aus.

www.dm.de/marken/seinz

69


ADVERTORIAL

Morgens ein Cleanser, dann

ein Serum, eine Feuchtigkeitscreme

und dazu noch Augenpflege

– klassische Hautpflegeroutinen

können schnell überfordern. Was,

wenn all das nicht nötig wäre?

Genau hier setzt THE 3 DROPS

an. Das Berliner Label bringt

Hautpflege auf den Punkt: zwei

vegane Gesichtsöle, die Feuchtigkeitscreme,

Seren und Augenpflege

ersetzen – einfach, effektiv und

nachhaltig.

Ein persönlicher Impuls

„Mein Bad war voll mit Produkten, die alle

viel versprochen haben“, erinnert sich Conny

Warmuth, Gründer von THE 3 DROPS. „Doch

all diese Schichten, aktiven Wirkstoffe und

Konservierungsmittel haben meiner Haut

mehr geschadet als geholfen.“ Also entwickelte

er eine Pflegelinie, die auf das Wesentliche

reduziert ist – ideal für Männer, die keine Lust

auf unnötigen Aufwand haben und

trotzdem das Beste für ihre Haut

wollen.

Eine Pflege für alles

Die Gesichtsöle sind echte

Allrounder. Das RADIANT-Öl bewahrt

Feuchtigkeit, stärkt die

Hautbarriere und minimiert

erste Fältchen – perfekt für

normale bis empfindliche Haut.

Das CONTROL-Öl reguliert die

Talgproduktion und sorgt für

ein ausgeglichenes Hautbild bei

„Weniger

ist mehr“

Ein Berliner Label

vereinfacht

Männerpflege

fettiger oder Mischhaut. Beide Öle ziehen

schnell ein, hinterlassen keinen Fettfilm

und sind einfach anzuwenden: ein paar

Tropfen morgens und abends genügen.

Nachhaltigkeit als Kern

der Marke

Die Formulierungen sind wasserfrei und

dadurch besonders ergiebig. Sorgfältig

ausgewählte Inhaltsstoffe wie Bio-Jojobaöl

und Traubenkernöl sind nicht nur pflegend,

sondern auch nachhaltig produziert. Verpackt

in recycelbaren Glasflaschen und lokal

in Deutschland hergestellt, verzichtet die

Marke auf zusätzliches Plastik, Tierversuche

und unnötige Zusätze. Ein klarer Fokus auf

Umweltbewusstsein, ohne Kompromisse bei

der Qualität.

Pflege für selbst​bewusste

Männer

THE 3 DROPS richtet sich an

Männer, die Wert auf Qualität,

Nachhaltigkeit und eine

unkomplizierte Anwendung

legen – Hautpflege, die das

Leben erleichtert und dabei

ein gutes Gefühl hinterlässt.

Entdecke, wie einfach

Hautpflege sein kann:

www.the3drops.com

70 I/25


Komm wie

du BiSt...

zu Pflege im Quadrat

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WELLBEING ▶

Under your Skin:

Endolift – Der neue Superstar

der Schönheitsindustrie

Im Bereich der ästhetischen Behandlungen gibt es immer wieder technologische

Durchbrüche, die sich schnell als Goldstandard etablieren. Der CO2-Laser und

das Radiofrequenz-Needling sind Paradebeispiele dafür. Nun gesellt sich ein neuer

Star dazu: der Endolift.

Die einfachste Erklärung zuerst: Der

Endolift ist ein Laser, der auf einzigartige

Weise angewendet wird. Anstatt von

außen auf die Haut zu wirken, wird er mit

einer feinen Haarnadel unter die Haut

eingeführt – ähnlich einer endoskopischen

Behandlung, nur noch viel feiner.

Diese Haarnadel besteht aus einer

dünnen, flexiblen Glasfaser, die etwa 30

cm lang ist. An ihrem Ende befindet sich

der Laser, dessen roter Lichtstrahl der

Behandler präzise steuert. Während der

Anwendung wird die Haarnadel in die

tieferen Hautschichten eingeführt und

fächerförmig bewegt, wobei der Laser

punktuell Wärmeimpulse abgibt. Dank

einer lokalen Betäubung ist die Behandlung

schmerzfrei. „Der Endolift wirkt

genau dort, wo die Energie hin soll –

im erschlafften Bindegewebe unter

der Haut“, erklärt Christian Roessing.

Und tatsächlich ist der Endolift für seine

besonders starke Wirkung beliebt, manche

sagen sogar, er sei die letzte Bastion vor einem

Facelift. Kaum ein anderes minimalinvasives

Verfahren kann derzeit mit den Ergebnissen

mithalten, wenn es um die Straffung des Gewebes

geht, so Christian Roessing weiter.

Der Endolift kann im Gesicht und an anderen

Körperstellen eingesetzt werden. Bei meiner

Behandlung konzentrierten wir uns auf die

Jawline und den Wangenbereich. Der Endolift

eignet sich hervorragend, um die Haut zu straf-

fen, kleine Fettdepots zu reduzieren und die

Gesichtskonturen neu zu definieren. Erfahrene

Behandler wie Christian Roessing können so

das Gewebe gezielt modellieren und die Zeichen

der Hautalterung optimal bekämpfen.

Wie wirkt der Endolift?

Der Endolift entfaltet seine Wirkung auf zwei

Arten: Die Wärme des Lasers führt zu einer sofortigen

Zusammenziehung der Kollagenfasern

FOTO: WIRESTOCK_ISTOCKPHOTO.COM

72 I/25


Text: Philipp Müller

in der Haut, was einen unmittelbaren

Straffungseffekt bewirkt. Gleichzeitig

regt die Wärme die Neubildung von

Kollagen und Elastin an, was langfristig

zu einer weiteren Verbesserung

der Hautstruktur und -festigkeit führt.

Zusätzlich können kleinere Fettpolster

aufgelöst werden, um die Konturen

des Gesichts zu verfeinern.

Ergebnis: Ausgezeichnete

Liftingeffekte!

Das Gesicht wirkt wieder deutlich

V-förmiger. Die Wangen sitzen

wieder höher, die Jawline ist wieder

knackig und die leichte Wulst unter

dem Kinn ist dank der fettabschmelzenden

Fähigkeit des Endolifts

verschwunden. Auch für andere

Gewebepartien, die im Laufe der

Zeit der Schwerkraft nachgegeben

haben, ist der Endolift bestens geeignet.

Nicht nur im Gesicht!

Die Downtime nach der Behandlung

ist erfreulicherweise minimal. So

kann es zwar zu kleinen Schwellungen

oder leichten Blutergüssen

kommen, doch neben den winzigen

Eintrittslöchern ist fast nichts zu sehen.

Da die Haut äußerlich unverletzt

bleibt, kann das Treatment getrost

auch in den sonnigeren Monaten eingeplant

werden. In meinem Fall kann

ich sogar sagen, dass ich schon am

gleichen Abend wieder gesellschaftsfähig

war.

Wie bei thermischen Verfahren

üblich, regt die Behandlung ein

körpereigenes „Repair-Programm“

an, infolge dessen die Resultate über

einen Zeitraum von ca. 3–6 Monaten

ausreifen. Hier darf man nicht verzagen,

sondern geduldig abwarten,

denn wie heißt doch das alte Sprichwort:

„Endo gut, alles gut.“

Christian Roessing und Dr. Volker Rippmann

sind die Gründer von Metropolitan Aesthetics

und behandeln an ihren Standorten in Berlin

und Zürich vertrauensvoll und professionell

auf der Basis langjähriger Erfahrung und

exzellenter Reputation.

Vorher

Mehr unter:

www.metropolitan-aesthetics.de

Nacher

*Nacherbild nach 3 Monaten

73


WELLBEING ▶

Die Anwendung von Exosomen bei der

Hautverjüngung

In den letzten Jahren hat sich die

ästhetische Medizin rasant entwickelt,

wobei innovative Technologien

und Behandlungen das Feld

revolutionieren. Eine der vielversprechendsten

Entdeckungen in

diesem Bereich ista die Nutzung von

Exosomen zur Hautverjüngung und

zur Stimulation des Haarwuchses.

Exosomen sind mikroskopisch kleine

Partikel, die von fast allen Zelltypen

im Körper abgegeben und aufgenommen

werden. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, als

Botenstoffe zu fungieren und Informationen

von einer Zelle zur anderen zu transportieren.

Dies geschieht durch die enthaltenen

Wachstums- und Zellstimilatoren sowie Lipide

und Vitamine, die in Zielzellen spezifische biologische

Reaktionen auslösen können.

Der Mechanismus der

Hautverjüngung

Die Hautalterung ist ein komplexer Prozess,

der durch eine Kombination aus genetischen,

umweltbedingten und zellulären Faktoren

verursacht wird. Mit zunehmendem Alter

verringert sich die Fähigkeit der Hautzellen,

sich zu regenerieren und zu reparieren, was

zu sichtbaren Zeichen der Hautalterung wie

Falten, schlaffer Haut und Pigmentstörungen

führt. Exosomen können in diesem Zusammenhang

eine Schlüsselrolle spielen, indem

sie die zelluläre Kommunikation und den Austausch

regenerativer Signale fördern. Zu den

Vorteilen der Exosomen-Therapie gehören:

Nicht-invasive Methode: Im Gegensatz

1. zu chirurgischen Eingriffen ist die Anwendung

von Exosomen eine minimalinvasive

Vorher

Nacher

oder nicht-invasive Behandlung, die weniger

Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt.

Natürliche Regeneration: Exosomen

2. unterstützen die natürlichen Regenerationsprozesse

der Haut, ohne die Notwendigkeit

von Fremdstoffen oder synthetischen

Chemikalien.

Multifunktionale Wirkung: Exosomen

3. können eine Vielzahl von Hautproblemen

gleichzeitig behandeln, darunter Falten,

Akne Narben und Pigmentstörungen. Sie

stimulieren die Kollagenbildung und steigern

die Hautelastizität.

Langanhaltende Ergebnisse: Die regenerativen

Effekte von Exosomen können

4.

länger anhalten als die von traditionellen

Hautpflegeprodukten, da sie tiefere zelluläre

Veränderungen fördern.

Die Anwendung ist denkbar einfach. Nach

dem Auftragen einer Betäubungscreme wird

die Exosomen Tinktur auf der Haut verteilt

und anschliessend mit einem Derma Pen in

die oberer Hautschicht eingebracht. Dieser

Pen besteht aus vier Mikronadeln, wobei keine

Stiche zu spüren sind, sondern es sich eher

um das Gefühl eines Elektrorasierers auf der

74 I/25


Haut handelt. Nach der Anwendung ist man

stark gerötet, was auch am Folgetag anhält. Je

nach Hautbeschaffenheit spannt es mehr oder

weniger. Bei Männern eher weniger, da ihre

Haut dicker ist.

Exosomen und

Haarwuchsstimulation

Die Anwendung von Exosomen zur Stimulation

des Haarwuchses ist der Meilenstein

der Forschung in der ästhetischen Medizin

der letzten Jahre. Der Haarverlust ist ein

häufiges Problem, das durch genetische Veranlagung,

hormonelle Veränderungen und

Umweltfaktoren verursacht werden kann.

Exosomen fördern das Haarwachstum, indem

sie ruhende Haarfollikel reaktivieren und die

Wachstumsphase des Haarzyklus neu starten

und verlängern. Außerdem verbessern sie

die Mikrozirkulation in der Kopfhaut, was die

Nährstoffversorgung der Haarfollikel optimiert,

und das Haarwachstum ankurbelt.

Wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse

In der ästhetischen Dermatologie werden

Exosomen meist aus Stammzellen gewonnen,

da diese eine hohe Regenerationsfähigkeit

besitzen. Die Exosomen werden dann in

Form von Cremes, Seren oder Injektionen

auf die Haut aufgetragen oder in die Haut

eingebracht. Studien haben gezeigt, dass

diese Behandlungsmethoden zu

einer signifikanten Verbesserung

der Hautstruktur, -festigkeit und

-elastizität führen können.

Die Wirksamkeit von Exosomen

in der Hautverjüngung

wurde in verschiedenen

wissenschaftlichen Studien

untersucht. Eine Studie

aus „Stem Cell Research &

Therapy“ dokumentierte die

regenerativen Effekte von Exosomen

auf geschädigter Haut,

einschließlich der Beschleunigung

der Wundheilung und der

Reduktion von Narbenbildung.

Biografie

Dr. med. Robert Stelzer ist Facharzt für

Allgemeinmedizin und ein renommierter

Facharzt mit tiefgreifender Expertise in der

ästhetischen Medizin und einer Spezialisierung

auf hormonelle Balance, Smart-

Aging-Longevity-Konzepte und innovative

Exosomenbehandlungen. Mit einem wissenschaftlich

fundierten und ganzheitlichen

Ansatz verbindet er modernste Erkenntnisse

der Hormontherapie mit fortschrittlichen

regenerativen Behandlungsmethoden, um

Alterungsprozesse gezielt zu verlangsamen

und individuelle Ästhetik- sowie Gesundheitsziele

zu erreichen. Seine Kompetenz

liegt in der präzisen Analyse und Optimierung

hormoneller Dysbalancen, die häufig

eine zentrale Rolle in Alterungsprozessen

und ästhetischen Veränderungen spielen.

Durch maßgeschneiderte Hormonersatztherapien

schafft er eine Grundlage für Vitalität,

Energie und ein jugendliches Erscheinungsbild.

Darüber hinaus integriert er innovative

Exosomenbehandlungen, die das regenerative

Potenzial der Zellen fördern, Gewebe

reparieren und Hautalterung effektiv

entgegenwirken. In Kombination mit

Smart-Aging-Strategien, die auf

Ernährung, Mikronährstoff-Optimierung

und Lifestyle-Medizin basieren,

bietet er ein ganzheitliches

Konzept, das weit über ästhetische

Ergebnisse hinausgeht und

die langfristige Gesundheit

sowie Leistungsfähigkeit

Ihrer Patienten

unterstützt. Sein Ansatz

zeichnet sich durch eine

enge wissenschaftliche

Begleitung, individualisierte

Therapien

und einen hohen

Anspruch an Qualität

und Patientenzufriedenheit

aus.

www.drstelzer.de

75


WELLBEING ▶

Haarausfall –

muss das sein?

76 I/25

FOTO: DIEGO CERVO / ISTOCKPHOTO


Seit der Urzeit haben wir uns, ohne es bewusst wahrzunehmen, von den meisten

unserer dicken Körperhaare verabschiedet. Nur auf dem Kopf, im Intimbereich, an

den Beinen, an/auf der Brust und zuweilen auch auf dem Rücken sind sie uns erhalten

geblieben. Auch wenn wir uns auch manchmal wünschten, dass sie partiell verschwinden

und nur ein Flaum von ihnen übrigbleiben würde, so ist ein Wunsch sicher:

das Haupthaar soll bleiben!

Genau da liegt für viele Männer das Problem:

Denn bei etwa jedem Zweiten tritt mit fortschreitendem

Alter anlagebedingter Haarausfall

(androgenetische Alopezie) auf. Aus der

mitunter Jahrzehnte lang gepflegten Haarpracht

wird entweder ein Flickenteppich, eine

Mönchstonsur, oder, für viele noch am verträglichsten,

ein „Geheimrats-Ecken" gesäumtes

Irokesenkämmchen. Androgene Hormone,

genauer Testosteron und dessen aktive Umbauprodukte,

sorgen bei Männern einerseits

für ein gesteigertes Wachstum im Bartbereich,

andererseits auch für die Vermehrung von

Talgdrüsen auf dem Kopf und dem Verlust von

Kopfhaaren.

Dabei sind Ausmaß und Verlauf der androgenetischen

Alopezie erblich festgelegt. Bei den

Betroffenen liegt eine Überempfindlichkeit

der Haarfollikel gegen Dihydrotestosteron vor.

Das liegt daran, dass sie mehr Hormonrezeptoren

an den Haarwurzeln aufweisen, und

zwar insbesondere an jenen, die zuerst ausfallen.

Dadurch kommt es schon bei normalen

Androgenspiegeln zu einer übermäßigen Stimulation

der Haarwurzeln. Die Folge ist eine

Verminderung der Nährstoffzufuhr und eine

Verkürzung der Wachstumsphase der Haare.

Mit der Zeit schrumpfen die Haarwurzeln,

und die Haare, die aus ihnen nachwachsen,

sind kürzer und dünner. Irgendwann

können nur noch Flaumhaare

gebildet werden und auch diese

fallen aus, wenn die Haarwurzeln

schließlich ganz verschwinden.

gen Meinung, keinen zwangsläufig niedrigeren

Testosteronspiegel als Ihre kahlköpfigen

Artgenossen – zumindest taugt die individuelle

Kopfbehaarung kaum als Indikator. Es gibt

mehrere Möglichkeiten dagegen aktiv zu werden,

prinzipiell unterscheidet man folgende

Behandlungsarten:

• Die örtliche Behandlung mit Minoxidiloder

Alfatradiol-haltigen Lösungen oder

Schäumen

• Die sogenannte systemische Behandlung

mit Finasterid Filmtabletten in 1mg

Dosierung

• Haartransplantationen

Wichtig zu wissen ist dabei, dass bereits

verschwundene Haarwurzeln nicht zurückgebracht

werden können und erreichte

Therapieerfolge bei Anwendung medikamentöser

Optionen nur so lange anhalten, wie

die Behandlung fortgeführt wird. Wird diese

abgebrochen, geht die Wirkung zurück bis

schließlich der ursprüngliche Zustand wieder

erreicht ist. Neben dem geschilderten erblich

bedingten Haarausfall können aber auch zahlreiche

andere Ursachen Auslöser für Haarausfall

sein. Wer Probleme mit Haarverlust hat,

sollte dementsprechend mit seinem Hautarzt

sprechen – denn nur so kann durch sichere

Diagnosestellung auch eine individuell geeignete

Behandlungsoption gewählt werden.

www.maennersache-hormosan.de

Männer mit wallender

Mähne haben also, entgegen

der landläufi-


WELLBEING ▶

Mögliche Ursachen für

graue Haare

in jungen

Jahren

FOTO: FREEPIK.COM

Text: Martin Lewicki

Für viele Männer kommt

der natürliche Haarausfall

unerwartet. Vor allem in jungen

Jahren kann das eine psychische Belastung sein. Amerikanische Wissenschaftler

haben einen möglichen Grund gefunden, warum manche Menschen schon sehr

früh graue Haare bekommen.

Viele Menschen finden es attraktiv, für die Betroffenen

ist es eher lästig und ein deutliches

Zeichen des Älterwerdens: graue Haare. Eines

ist sicher: Früher oder später bekommt sie jeder,

wenn der Haarausfall nicht vorher einsetzt.

Doch die große Frage ist: Warum bekommen

manche Menschen schon in jungen Jahren

innerhalb kurzer Zeit graue Haare?

Der Mechanismus, wie graue Haare entstehen,

ist seit langem bekannt. Sogenannte Melanozyten,

also Pigmentzellen, sorgen dafür, dass das

Haar seine individuelle Farbe erhält. Sterben

die Melanozyten ab, können keine Pigmente

mehr gebildet werden und das nachwachsende

Haar erscheint grau. Die meisten Menschen

ergrauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Europäische Männer bekommen ihre ersten

grauen Haare im Durchschnitt mit rund 30 Jahren.

Das ist etwa fünf Jahre früher als Frauen.

Amerikanische Wissenschaftler von der University

of Alabama at Birmingham (UAB) wollten

wissen, was die Melanozyten dazu veranlasst,

abzusterben. Dazu führten die Wissenschaftler

genetische Experimente an Mäusen mit einer

Veranlagung für graue Haare durch.

Viraler Infekt womöglich

der Auslöser für graue Haare

Die Forscher fanden heraus, dass eine Immunreaktion

des Körpers dazu führen kann,

dass Melanozyten in großer Zahl absterben.

Mit anderen Worten: Eine Virusinfektion kann

ausreichen, um die pigmentbildenden Zellen

absterben zu lassen.

Obwohl dieses Phänomen bislang nur an

Mäusen untersucht wurde, gehen die Forscher

davon aus, dass es auch bei Menschen

auftreten kann. „Bei einem gesunden Menschen

mit einer entsprechenden Veranlagung

für graue Haare könnte eventuell schon ein

viraler Infekt ausreichen, um einen Rückgang

der Melanozyten auszulösen und somit zum

vorzeitigen Ergrauen zu führen“, sagt Melissa

Harris, eine der Studienautorinnen, in der

Pressemitteilung der UAB.

Dies ist jedoch nur eine von vielen Erklärungen

für die Entstehung grauer Haare. Denn

sowohl die genetische Veranlagung als auch

äußere Faktoren können das erste Auftreten

grauer Haare beschleunigen. So können auch

hormonelle Störungen – z.B. durch extremen

Nährstoffmangel oder falsche Ernährung –

zum Ergrauen führen. Auch Stress hat nachweislich

einen großen Einfluss.

Bislang kann dieser Prozess nicht beeinflusst

– also auch nicht verhindert – werden. Insofern

bleiben graue Haare Teil des individuellen

Erscheinungsbildes, die nicht zwangsläufig

auf ein hohes Alter schließen lassen.

78 I/25


PrEP

HAUTARZTPRAXIS

DR. MARC OLIVER

ARMBRUSTER

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Omega-6

WELLBEING ▶

Welche Speiseöle

sind die gesündesten?

Fettsäuren

Wer im Supermarkt vor dem

Speiseöl-Regal steht, der findet

vor allem Rapsöl, Sonnenblumenöl

und Maiskeimöl – alles sogenannte

Kernöle. Doch sind diese pflanzlichen

Öle überhaupt gesund oder sollte man

lieber zu Oliven- oder Kokosöl greifen?

Wir haben uns die Studienlage dazu angeschaut

und mit einem ausgewiesenen

Ernährungsexperten gesprochen.

Omega-3

FOTOS: FREEPIK.COM

80 I/25


Text: Martin Lewicki

Gesund oder ungesund? Diese Frage lässt sich

bei pflanzlichen Speiseölen und -fetten nicht so

einfach beantworten, denn jedes Öl ist anders

aufgebaut und hat eine andere Zusammensetzung

an Fettsäuren und Vitaminen. Hinzu

kommt, dass Öle unterschiedlich gewonnen

werden: manche durch Kaltpressung (nativ),

andere durch Warmpressung, manchmal auch

unter Einsatz von Chemikalien (raffiniert).

Dies wirkt sich stark auf die Inhaltsstoffe und

die Eigenschaften des Endprodukts aus. Am

Ende gibt es aber doch eine klare Empfehlung

unseres Ernährungsexperten, des Diplom-Ökotrophologen

Prof. Dr. Nicolai Worm.

Jedes Speiseöl hat seine Stärken

und Schwächen

Fast alle Speiseöle haben Vor- und Nachteile.

Raffinierte Öle lassen sich hoch erhitzen (z.B.

Kokosöl, Sonnenblumenöl, Rapsöl) und eignen

sich daher besonders gut zum Braten und

Backen in der Küche. Native, d.h. kaltgepresste

Öle (z.B. Olivenöl, Leinöl, Walnussöl) dürfen

nicht stark erhitzt werden, da sie sonst schnell

zu rauchen beginnen und gesundheitsschädliche

Stoffe entwickeln. Sie eignen sich hervorragend

für Salate und kalte Speisen. Somit lässt

sich die Frage nach dem gesündesten und „besten“

Speiseöl gar nicht so einfach beantworten.

Wir versuchen es trotzdem.

Grundsätzlich ist bei pflanzlichen Speiseölen

folgendes zu beachten: Sie enthalten gesättigte

Fettsäuren (vor allem in Kokos- und Palmkernöl),

einfach ungesättigte Fettsäuren (vor

allem in Oliven- und Rapsöl) und mehrfach

ungesättigte Fettsäuren (vor allem in Sonnenblumen-,

Maiskeim-, Soja- und Walnussöl). Alle

diese Fettsäuren kommen in allen Ölen vor,

allerdings in unterschiedlicher Gewichtung.

Gesättigte Fettsäuren sind nicht

per se ungesund

In der Wissenschaft herrscht Uneinigkeit

darüber, welche Fettsäuren besonders gesund

und welche ungesund sind. Lange Zeit

galten gesättigte Fettsäuren, die vor allem

in tierischen Produkten wie Schmalz, Butter,

Fleisch- und Wurstwaren enthalten sind,

als Krankmacher. Aber auch das pflanzliche

Kokosöl und das Kokosfett enthalten viele

gesättigte Fettsäuren.

81


WELLBEING ▶

Einige Studien liefern Hinweise darauf,

dass gesättigte Fettsäuren das Risiko

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen,

indem sie den Anteil des schlechten

Cholesterins (LDL-C) im Blut erhöhen.

Dies wiederum kann zu Arteriosklerose

führen.

Die Mehrzahl der Langzeitbeobachtungsstudien

fand jedoch kein erhöhtes Risiko für Herzoder

Hirninfarkte durch gesättigte Fettsäuren.

Auch in kontrollierten Diätstudien, in denen

die Zufuhr gesättigter Fettsäuren deutlich reduziert

wurde, konnte keine Verringerung der

kardiovaskulären Mortalität oder der Gesamtmortalität

nachgewiesen werden.

Und so gibt es immer mehr Wissenschaftler

und Studien, die den negativen Einfluss der

gesättigten Fettsäuren auf das Herz-Kreislauf-

System anzweifeln. Eine neue Meta-Analyse aus

Dänemark kommt zu dem Schluss, dass „Vollfettmilchprodukte,

unverarbeitetes Fleisch und

dunkle Schokolade zwar einen hohen Anteil an

gesättigten Fettsäuren enthalten, aber nicht

mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-

Erkrankungen in Verbindung stehen.“

Empfehlungen zur Verzehrmenge

von gesättigten Fettsäuren strittig

So verwundert es, dass sowohl die Deutsche

Gesellschaft für Ernährung (DGE) als auch die

Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen,

immer noch maximal zehn Prozent der

täglichen Kalorien aus gesättigten Fettsäuren

einzunehmen. Laut einer Studie aus dem Jahr

2013 waren es in Deutschland hingegen 15

Prozent der täglichen Kalorienmenge. Experten

raten deswegen, nicht nur die einzelnen

Fettsäurearten zu betrachten und als gesund

oder ungesund einzustufen. Stattdessen solle

man die gesamte Nährstoffmatrix eines Produktes

sowie eine ausgewogene Ernährung in

den Fokus stellen.

Die Omega-3- und

Omega-6-Problematik

Eine besondere Rolle spielen zwei mehrfach

ungesättigte Fettsäuren, weil sie für den

Körper essenziell sind. Das heißt, der Körper

kann sie nicht selbst herstellen. Das sind die

Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) und

die Linolsäure (Omega-6-Fettsäure). Omega-

3-Fettsäure gilt als besonders wichtig: Sie

Omega-3

FOTOS: FREEPIK.COM

82 I/25


verbessert die Fließeigenschaft des Blutes,

senkt den Blutdruck und wirkt entzündungshemmend.

Zudem sorgt Omega 3 für eine

bessere Elastizität der Zellwände und schützt

die Adern.

Leider enthält die übliche Ernährung zu wenig

Omega-3-Fettsäuren, da diese nur in wenigen

pflanzlichen Ölen – wie z.B. Leinöl – enthalten

sind. Omega 3 aus Leinöl kann der menschliche

Körper aber relativ schlecht verwerten.

Man müsste also täglich viel davon essen.

Bessere Omega-3-Lieferanten sind daher fetter

Fisch wie Lachs, Hering und Makrele oder

alternativ Algenölkapseln.

Worauf bei Omega-6-Fettsäure

zu achten ist

Die ebenfalls wichtige Omega-6-Fettsäure ist

der Gegenspieler von Omega 3 und kommt in

hohen Mengen in unserer Nahrung vor. Sie ist

unter anderem für die Blutgerinnung zuständig,

was zwar die Fließeigenschaft des Blutes

verringert, dafür aber vor starken Blutungen

schützt. Und sie spielt bei der Immunreaktion

eine wichtige Rolle. Ein paar Gramm der Fettsäure

würden pro Tag ausreichen. Allerdings

kommt sie sowohl in vielen Speiseölen wie

Sojaöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl und

Weizenkeimöl als auch in etlichen Fertigprodukten

und Backwaren vor. Das führt dazu,

dass die meisten Menschen deutlich mehr

Omega-6-Fettsäuren als Omega-3-Fettsäuren

zu sich nehmen.

Da beide Fettsäurearten im Körper mit den

gleichen Enzymen verwertet werden, kann ein

Zuviel an Omega 6 die Verstoffwechselung von

Omega 3 blockieren. Aus dieser Sicht sind Speiseöle

wie Sonnenblumenöl nicht gesund. Ein

optimales Verhältnis der beiden Omega-Fettsäuren

wäre 1:1. In Deutschland liegt das Missverhältnis

jedoch bei etwa 10:1 und höher zugunsten

von Omega 6. Deswegen empfiehlt die DGE,

ein Verhältnis von etwa 5:1 anzustreben.

Das rät der Ernährungsexperte

Prof. Dr. Worm legt vor allem Wert darauf, den

Anteil von Omega-3-Fettsäuren anzuheben, da

es nicht nur auf das Verhältnis ankommt, sondern

auch auf die Behebung der weitverbreiteten

Unterversorgung mit dieser wichtigen

biologisch wirksamen Substanz. Sein Rat:

„Raus mit dem Sonnenblumenöl,

Maiskeimöl, Weizenkeimöl oder Sojaöl!

Ich empfehle lieber natives Olivenöl,

weil es im Gegensatz zu den Kernölen

kaum Omega 6 enthält und damit

wenigstens die wenigen Omega-3-Fettsäuren

in unserer Ernährung besser

verwertbar macht.“

„Ich kenne keine wirklichen Beweise dafür,

dass Kernöle per se ungesund sind“, sagt unser

Ernährungsexperte Dr. Nicolai Worm. Dennoch

empfiehlt er, bevorzugt Olivenöl zu verwenden.

Dafür sprechen zahlreiche Studien, die den

positiven Einfluss von Olivenöl auf unsere Gesundheit

belegen. So kommen die Autoren einer

Studie aus dem Jahr 2013 zu dem Schluss,

dass der Verzehr von Olivenöl, insbesondere

der Sorte Extra Virgin, mit einem geringeren Risiko

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer

geringeren Sterblichkeit einhergeht. Ein klares

Pro für dieses gesunde Speiseöl.

Die besten Öle zum Braten und

Backen

Kokosöl und Kokosfett eignen sich besonders

gut zum Braten und starken Erhitzen. Auch

Rapsöl ist eine gute Alternative zu Sonnenblumenöl,

Maiskeimöl und Co, da es wenig

Omega-6-Fettsäuren enthält. Und selbst

Olivenöl eignet sich zum leichten Anbraten bei

niedriger Hitze, ohne gleich zu rauchen.

Abschließend rät die amerikanische Harvard

T.H. Chan School of Public Health, auf die

richtige Fettart zu achten. Fetter Fisch (z. B.

Lachs), Avocados, Nüsse und kalt gepresstes

Olivenöl enthalten nach ihrer Einschätzung

die gesündesten Fette. Besonders ungesund

sind hingegen raffinierte Pflanzenfette und

-öle sowie versteckte Fette in Fertiggerichten

und stark verarbeiteten Nahrungsmitteln.

83


WELLBEING ▶

So viel Eiweiß

Valin

solltest du täglich zu dir nehmen

Histidin

FOTO: FREEPIK.COM

Leucin

Wer Muskeln aufbauen und erhalten will, muss ausreichend Eiweiß bzw. Proteine zu

sich nehmen. Dabei kommt es nicht nur auf die Menge an, sondern auch auf die Bioverfügbarkeit.

Denn Protein ist nicht gleich Protein. Wir erklären, worauf du bei der

Eiweißzufuhr achten solltest und welche Dosis für dich die richtige ist.

Eiweiß (Protein) gehört neben Kohlenhydraten

und Fetten zu den drei großen lebenswichtigen

Nährstoffen, die wir über die Nahrung

aufnehmen. Dabei ist Protein an unzähligen

Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt.

Insbesondere gilt es als wichtiger Baustein für

Muskeln, Knochen, Bindegewebe, Haut sowie

alle anderen Organe. Da die Körperzellen sich

ständig erneuern, benötigen wir jeden Tag eine

ausreichende Eiweißzufuhr. Genauer gesagt

benötigen wir 21 Aminosäuren, aus denen

die Proteine aufgebaut sind. Davon sind neun

Aminosäuren essenziell. Das heißt, der Körper

benötigt diese speziellen Bausteine von außen,

weil er sie selbst nicht herstellen kann. Zu den

neun essenziellen Aminosäuren zählen:

Valin

Phenylalanin

Leucin

Histidin

Isoleucin

Lysin

Methionin

Threonin

Tryptophan

84 I/25


Text: Martin Lewicki

Viele Menschen fragen sich: Wie viel Eiweiß benötigen wir pro Tag, um gesund zu

bleiben? Und brauchen Sportler mehr Eiweiß für ihren Muskelaufbau, oder ist das

nur ein Mythos? Wir haben die Antworten für dich.

Von Gesundheitsorganisationen

empfohlene Eiweißmenge

Um zu erfahren, wie viel Eiweiß wir täglich benötigen,

um gesund zu bleiben, lohnt sich der

Blick auf die Empfehlungen von Gesundheitsorganisationen.

So hat beispielsweise die Deutsche

Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Basis

neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse folgende

Referenzwerte im Jahr 2017 veröffentlicht:

• Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren

sollen täglich 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm

Körpergewicht zu sich nehmen. Bei

einer Person mit 75 Kilogramm Gewicht

wären das 60 Gramm Protein pro Tag. Diese

Menge enthalten beispielsweise 220 Gramm

Hühnerfleisch oder 300 Gramm Lachs.

• Erwachsene ab 65 sollen täglich 1 Gramm

Protein pro Kilogramm Körpergewicht

zu sich nehmen, um Muskelabbau und

Knochenschwund vorzubeugen. Bei einem

Körpergewicht von 70 Kilogramm sind es

70 Gramm Eiweiß pro Tag.

• Kinder zwischen 1 und 4 Jahren benötigen

1 Gramm Eiweiß pro Körpergewicht pro Tag.

• Kinder und Jugendliche zwischen 4 und

19 Jahren benötigen 0,9 Gramm Eiweiß pro

Körpergewicht pro Tag.

• Schwangere sollten 0,9 bis 1 Gramm Eiweiß

pro Körpergewicht zu sich nehmen, während

Stillende sogar 1,2 Gramm benötigen.

Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit

(EFSA) hat Referenzwerte für die Proteinzufuhr

festgelegt. Die Empfehlungen ähneln

stark jenen der DGE, liegen aber etwas höher:

• Erwachsene aller Altersgruppen sollten

0,83 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht

am Tag zu sich nehmen.

• Säuglinge, Kinder und Jugendliche benötigen

je nach Alter zwischen 0,83 Gramm und

1,31 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.

• Schwangeren wird zusätzlich (neben der

oben erwähnten Empfehlung für Erwachsene)

ein Gramm Eiweiß pro Tag im ersten

Schwangerschaftsdrittel, neun Gramm

Eiweiß im zweiten Schwangerschaftsdrittel

und 28 Gramm im dritten Schwangerschaftsdrittel

empfohlen.

• Stillende benötigen zusätzlich 19 Gramm

Eiweiß pro Tag während der ersten sechs

Monate der Stillzeit und 13 Gramm in den

weiteren Monaten.

Das sagen Ernährungsexperten

zur Eiweißaufnahme

Bei all den oben genannten Richtwerten der

Gesundheitsorganisationen muss man beachten,

dass es sich um empfohlene Mindestmengen

handelt, damit Menschen gesund bleiben

und keine Mangelerscheinungen wie Muskelabbau

entwickeln. Wer aber Muskeln aufbauen

will, der hat einen höheren Bedarf. Deswegen

haben wir drei Ernährungsexperten befragt,

welche Eiweißmengen sie empfehlen.

„Je älter wir werden, desto schlechter

die Eiweißaufnahme. Auch beim Muskelaufbau

wird mehr Eiweiß benötigt“,

sagt der Diabetologe und Ernährungsmediziner

Dr. Matthias Riedl.

Die DGE-Empfehlung von 0,8 Gramm pro Kilogramm

Körpergewicht beziehe sich laut ihm

auf gesunde Individuen. „Wer ist in Deutschland

noch gesund und jung genug für diese

Empfehlung?“, hinterfragt Dr. Riedl kritisch.

Deswegen lautet seine Empfehlung eher

1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht

täglich. „Das empfehle ich auch allen

älteren ab 50 Jahren, wenn der Muskelabbau

Fahrt aufnimmt. Sportler in der Aufbauphase

brauchen eventuell etwas mehr“, so der

Diabetologe Riedl.

85


WELLBEING ▶

„Proteinreichere Ernährung

verbessert den Stoffwechsel,

senkt den Appetit und reduziert

das Gewicht“

Auch Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt an der

Charité in Berlin, weist darauf hin, dass die

DGE-Empfehlung intensive sportliche Aktivitäten

nicht einbezieht, sondern von einem

gewöhnlichen Aktivitätslevel ausgeht. So

reiche die Empfehlung von 0,8 Gramm pro

Kilogramm Gewicht lediglich für den Erhalt der

Muskulatur aus. „Bei speziellen Erkrankungen,

gerade im Alter, wie z. B. Typ-2-Diabetes, ist

Muskelerhalt besonders wichtig. Sowohl für

den Stoffwechsel als auch für die generelle

Gesundheitssituation“, erklärt Dr. Kabisch.

Obwohl wenige Studien dazu vorliegen, gäbe

es laut dem Experten Hinweise dafür, dass eine

proteinreichere Ernährung (also mehr als 0,8

Gramm pro Kilogramm Körpergewicht) den

Stoffwechsel verbessert, den Appetit senkt und

Gewicht reduziert.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt der Ernährungswissenschaftler

und Diplom-Ökotrophologe

Professor Dr. Nicolai Worm. „Die führenden

Protein-Forscher gehen weg von solchen

Angaben in Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Vielmehr wird empfohlen, zu jeder

der drei Hauptmahlzeiten zwischen 20 und 30

Gramm hochwertiges Protein zu konsumieren“,

so der Experte Dr. Worm. Das heißt, wer klein

oder schmächtig ist, benötigt eher 20 Gramm

Eiweiß pro Hauptmahlzeit (60 Gramm am Tag)

und wer groß oder kräftig ist, der benötigt rund

30 Gramm Eiweiß pro Hauptmahlzeit.

Wie viel Protein brauchen

Sportler und Menschen,

die Muskeln aufbauen wollen?

„Für den Muskelaufbau ist die Datenlage erstaunlich

mager, sowohl zur Proteinmenge als

auch zur Proteinquelle“, erklärt uns Studienarzt

Dr. Kabisch. Der Nutzen von Supplementen,

also Eiweißpulver und anderen proteinhaltigen

Präparaten, zusätzlich zu einer ausreichenden

Eiweißzufuhr sei relativ klein. Auch der spezifische

Nutzen bestimmter Eiweiße aus Soja oder

Molke sei nur in eher kleinen Studien untersucht

worden.

Die internationale Vereinigung für Sportlerernährung

(„The International Society of Sports

Nutrition“) hat anhand der verfügbaren wissenschaftlichen

Erkenntnisse dennoch Richtlinien

erstellt, wie viel Eiweiß man als Sportler

braucht, um die Muskeln gut zu versorgen.

Darin geben sie folgende Empfehlungen ab:

Eine Proteinaufnahme von 1,4 bis 2,0 Gramm

pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag ist

gesundheitlich nicht schädlich und kann den

Trainingserfolg fördern. Mehr als 2,0 Gramm

sind aus wissenschaftlicher Sicht für Freizeitsportler

nicht sinnvoll.

• Als Teil einer ausgewogenen, nährstoffreichen

Ernährung sind solch hohe Eiweißmengen

nicht schädlich für Nieren und

Knochen, sofern man gesund ist und keine

Vorerkrankungen hat.

• Neben einer gesunden und abwechslungsreichen

Ernährung können Proteinpräparate

ebenso zur Deckung des erhöhten

Eiweißbedarfs genutzt werden.

Bedarfsunterschied zwischen

Ausdauer- und Kraftsportlern

Zudem sollte man die Eiweißaufnahme dem

tatsächlichen Bedarf anpassen. Ausdauersportlern

wird empfohlen, 1,0 bis 1,6 Gramm Eiweiß

pro Kilogramm Gewicht am Tag aufzunehmen.

Die 1,6 Gramm richten sich an Profis, die 1,0

an Hobby-Sportler. Je nachdem, wo man sich

persönlich leistungsmäßig befindet, sollte man

entsprechend die Eiweißaufnahme anpassen.

Kraftsportlern und allen, die vorrangig

Muskelmasse aufbauen wollen, werden

1,6 bis 2,0 Gramm Eiweiß pro

Kilogramm Gewicht empfohlen.

Auch hier gilt: Hobby-Sportler sind am

unteren Ende der Skala gut bedient,

Profis am oberen.

86 I/25


Kann man zu viel Eiweiß zu sich

nehmen?

„Ein wichtiges Kriterium sind Nierenerkrankungen.

Wer eine eingeschränkte Nierenfunktion

hat – egal ob stoffwechselgesund, Diabetiker

oder sonstiges – sollte nicht mehr als 0,8

Gramm pro Kilogramm Körpergewicht zu sich

nehmen“, sagt Studienarzt Dr. Stefan Kabisch.

Wer hingegen gesund sei, könne problemlos

mehr Eiweiß aufnehmen.

Allerdings sollte man bedenken, dass durch

eine hohe Aufnahme von Protein auch weitere

Stoffe konsumiert werden. „Wird das zusätzliche

Eiweiß nicht durch Supplemente zugeführt,

sondern durch konventionelle eiweißreiche

Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Fleisch und

Milchprodukte, sind zusätzliche Nebenwirkungen

durch die hohe Zufuhr an Purinen sowie

Cholesterin und gesättigtem Fett aus Fleisch

und Milchprodukten zu bedenken“, erklärt Dr.

Kabisch. Viele Purine sind beispielsweise in

Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten enthalten.

Laut Kabisch können Purine in bestimmten

Fällen Nierensteine, Gicht und sogar Bluthochdruck

fördern. Gesättigtes Fett hingegen steht

im Verdacht, Entzündungsprozesse wie Arteriosklerose

und Insulinresistenz zu begünstigen.

„Proteinmengen von zwei Gramm pro Kilogramm

Körpergewicht sollten nur besonderen

Muskelaufbauphasen im Leistungssport

vorbehalten sein“, ergänzt der Diabetologe Dr.

Matthias Riedl. Höhere Eiweißmengen machen

auch aus wissenschaftlicher Sicht wenig Sinn.

Was ist besser: tierisches oder

pflanzliches Protein?

Im Gegensatz zu Fett und Kohlenhydraten gibt

es keine besseren oder schlechteren Proteine.

Jedes Lebensmittel verfügt über unterschiedliche

Aminosäuren, die in einer hohen oder

geringen Konzentration vorliegen. Deswegen

kommt es darauf an, die verschiedenen

Proteinquellen miteinander zu kombinieren,

um eine besonders gute biologische Wertigkeit

zu erreichen. Eine vielfältige Eiweißversorgung

– egal, ob pflanzlich und tierisch oder nur

pflanzlich – sei sinnvoll, um alle Aminosäuren

aufzunehmen, rät Dr. Kabisch. „Kein Eiweiß ist

per se minderwertig. In der Kombination verschiedener

Lebensmittel und bei ausreichender

Gesamtmenge ergibt sich praktisch immer

eine volle Abdeckung des Bedarfs, selbst bei

veganer Ernährung“, so der Studienarzt.

Einige Eiweißkombinationen liefern besonders

hochwertiges Protein, das gut vom Körper

verwertet wird. Das Ei hat z. B. eine biologische

Wertigkeit von 100. Das heißt, es wird sehr gut

in körpereigenes Protein umgewandelt. Es geht

aber noch besser mit folgenden Lebensmittelkombinationen

wie die Akademie für Sport und

Gesundheit erklärt:

• Vollei mit Kartoffeln: Biologische

Wertigkeit von 136

• Molkenprotein mit Kartoffeln:

Biologische Wertigkeit von 134

• Milch mit Weizenmehl: Biologische

Wertigkeit von 125

• Vollei mit Soja: Biologische Wertigkeit

von 123

• Rindfleisch mit Kartoffeln: Biologische

Wertigkeit von 113

Zudem enthalten bestimmte Lebensmittel

besonders viel Eiweiß, das gut vom Körper aufgenommen

und verarbeitet wird. Wer viel Eiweiß

bei gleichzeitig möglichst geringer Kalorienzufuhr

aufnehmen will, der sollte laut Professor Dr.

Nicolai Worm folgende Quellen bevorzugen:

Molkenprotein

Fisch

Geflügel

Eier

Man kann auch mit anderen Eiweißquellen wie

Hülsenfrüchten hohe Proteinmengen erreichen.

Dafür muss man jedoch sehr viel davon

verzehren, wodurch die Kalorienzufuhr enorm

steigt. Es spricht aber nichts dagegen, mit

einem kohlenhydrat- und fettarmen Supplement

auf Molkenprotein-Basis die natürliche

tägliche Eiweißzufuhr zu unterstützen.

Milchprotein

87


WELLBEING ▶

FOTO: FREEPIK.COM

So wird der Spaziergang zum

Fitness-Booster

Die Empfehlung von 10.000 Schritten pro Tag ist mittlerweile vielen Menschen bekannt.

Denn wer sich im Alltag ausreichend bewegt, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Man

kann aber noch mehr tun: Mit kleinen Veränderungen wird der Spaziergang zum echten

Fitness-Booster. Wir erklären, wie das geht.

88 I/25


Text: Martin Lewicki

Von der Richtlinie, täglich 10.000 Schritte zu

gehen, um seiner Gesundheit etwas Gutes zu

tun, haben wohl die meisten schon gehört.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

empfiehlt Erwachsenen zwischen 18 und

65 Jahren eben diese 10.000 Schritte pro

Tag oder mindestens 30 Minuten moderate

Bewegung täglich. So senkt man sein Risiko

für Übergewicht und die damit verbundenen

Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-

Erkrankungen erheblich. Doch was tun, wenn

man nicht nur gesund, sondern auch fit sein

möchte – ohne ins Fitnessstudio zu gehen?

Wir haben ein paar Tipps und Übungen zusammengestellt,

wie man beim Spazierengehen

richtig in Form kommt.

01. Gewichte in den Händen

oder an den Handgelenken

Die größte Schwäche beim

Gehen: die Oberkörpermuskulatur

wird kaum beansprucht.

Während die

Rumpfmuskulatur noch

leicht mittrainiert wird,

haben die Muckis an

Schultern und Armen

Pause. Dabei gibt es

eine einfache Abhilfe:

Gewichte in die Hand

nehmen! Am besten man

greift sich kleine Hanteln

mit 0,5 Kilogramm Gewicht,

zum Mitschwingen. Alternativ

lassen sich auch Manschetten mit

Gewichten an den Handgelenken anbringen.

Das stärkt insbesondere die Armmuskulatur.

Zudem wird der Stoffwechsel angekurbelt.

Denn wie Wissenschaftler herausfanden,

hat allein das Armschwingen schon einen

positiven Einfluss auf den Stoffwechsel.

Allerdings nur bei mittleren und schnellen

Gehgeschwindigkeiten.

Aber Vorsicht: Experten sind sich einig,

dass zusätzliche Gewichte beim Joggen

eher schlecht für die Gesundheit sind.

Sie bewirken nämlich, dass sich der Laufstil

verschlechtert und die Belastung der Gelenke

steigt. Deswegen ist vom Mitführen von Gewichten

beim Joggen abzuraten. Beim Gehen

hingegen können sie bewusst zur Stärkung der

Muskulatur kurzzeitig eingesetzt werden. Wichtig

ist ein aufrechter Gang und ohne die Handgelenke

einzuknicken. Wenn Gelenkschmerzen

auftreten, sollte man aber auf die Gewichte

verzichten und sich Rat von einem Sportmediziner

oder Physiotherapeuten holen.

02. Das Tempo machts

Beim Spazieren hat man eine simple Stellschraube

zur Verfügung, um mehr für die

Fitness zu tun: die Gehgeschwindigkeit. Wenn

man sie erhöht, verbrennt man nicht nur mehr

Kalorien, sondern kurbelt gleichzeitig den

Fettstoffwechsel an und verbessert die

Grundausdauer. Man muss aber

nicht gleich im Stechschritt

spazieren. Es reicht bereits,

wenn man das Tempo variieren

und ab und zu für

ein paar Minuten anhebt.

FOTO: TOHAMINA_FREEPIK.COM

Zudem ist wissenschaftlich

nachgewiesen, dass

die Gehgeschwindigkeit

ein wichtiger Indikator

für die allgemeine Fitness

und Gesundheit ist. Daher

wird sie auch zu den sogenannten

vitalen Indikatoren

gezählt.

03. Auf den Zehenspitzen gehen

Beim Gehen kann nicht nur das Tempo, sondern

auch der Laufstil variiert werden. Eine

einfache Übung zur Kräftigung der Waden ist

das Gehen auf den Zehenspitzen. Man spürt

sofort die Wirkung auf die Wadenmuskulatur.

Zusätzlich lässt Sie beim Gehen auch der Gesäßmuskel

anspannen. So wird der Po effektiv

mittrainiert. Außerdem stärkt der Gang auf

den Zehenspitzen die Fußmuskulatur. Eine

einfache Übung, die gleich mehrere Fliegen

mit einer Klappe schlägt.

89


WELLBEING ▶

04. Jede Treppe mitnehmen

Eine sehr effektive Methode, die Fitness beim

Spaziergang zu steigern, ist es, zwischendurch

auch mal Treppen zu nehmen. Studien haben

nämlich gezeigt, dass sich dadurch die Ausdauer

und das Herz-Kreislauf-System stärken lassen.

Der Fitness-Boost macht sich sofort durch die

erhöhte Atemfrequenz bemerkbar. Trainiert

werden insbesondere die Oberschenkel und

das Gesäß. Deshalb sollte man beim Spaziergang

auf jegliche Hilfsmittel verzichten, die dazu

dienen, Höhenunterschiede zu überwinden (Lift,

Rolltreppen und Co.). Viele Parkanlagen mit

Aussichtshügeln bieten eine ideale Möglichkeit,

den Spaziergang mit einem Treppenaufstieg

aufzupeppen. Ambitionierte gehen gleich mehrmals

rauf und runter – der Fitness und Gesundheit

zuliebe.

05. Je hügeliger die Route,

desto besser

Für Menschen in Bergregionen gehört es zum

Alltag, ganz nebenbei Steigungen zu bewältigen.

Wie beim Treppensteigen sorgt auch das

für eine erhöhte Herz- und Atemfrequenz und

stärkt somit das Herzkreislaufsystem. Deswegen

am besten Orte zum Spazieren auswählen,

die Steigungen haben. Auch in Städten

bieten viele Parkanlagen kleine Hügel.

06. Zwischendurch mal

rückwärts gehen

Mehrere Studien haben gezeigt, dass das

Rückwärtsgehen nicht nur den Laufstil verbessert,

sondern auch die Balance und Mobilität

sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen,

die einen Schlaganfall erlitten. Außerdem

schützt insbesondere das Trainieren der Balance

ältere Menschen vor Stürzen.

Wer regelmäßig ein paar Minuten

rückwärts geht, verbessert sein allgemeines

Gangbild. Idealerweise

sollte man es am besten mit einem

Trainingspartner ausprobieren.

Sobald man sich routinierter fühlt, kann man

es auch allein mit dem Schulterblick nach

hinten versuchen. Eine nützliche Übung, die

auch für Spaß beim Spazieren gehen sorgt.

Kann das Spazieren Sport

ersetzen?

Die Frage, ob 10.000 Schritte wirklich Sport

ersetzen können, haben Forscher bereits in

mehreren Studien untersucht. Die Antwort: Es

kommt auf das Ziel an. Wer seine Gesundheit

fördern will, muss zu den 10.000 Schritten am

Tag nicht unbedingt Sport treiben.

Wer aber Muskeln aufbauen möchte,

kommt um gezieltes Krafttraining oder

Kraftsport nicht herum. Ein auf Muskelaufbau

ausgerichtetes Training kann

das Gehen nicht ersetzen.

FOTO: FREEPIK.COM

Ein Spaziergang mit unseren Fitness-Booster-Tipps

kann es aber mit einem moderaten

Cardio-Training aufnehmen und sogar die

Fuß-, Waden-, Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur

stärken. Und mit Zusatzgewichten an

den Händen tut man auch etwas für die Armund

Schultermuskulatur.

90 I/25


Wer sich nicht für die (einfache)

flache, sondern die (anspruchsvolle)

hügelige Route beim

Spaziergang entscheidet, erlebt

einen wahren Fitness-Boost.

FOTO: FREEPIK.COM

91


WELLBEING ▶

Minimalist Workout

Viel hilft viel? Im Falle von Fitness und Gesundheit stimmt dieser Ausspruch nur

bedingt. Wer gezielt Muskeln aufbauen will– Stichwort „dicke Arme“ – der muss schon

ein bisschen mehr Zeit investieren.

Studien haben allerdings gezeigt, dass Workouts

von 7 bis 15 Minuten bereits einen nachhaltigen

Effekt auf die Gesundheit haben und

beispielsweise den Blutzuckerspiegel senken

und das Risiko reduzieren, an Herz-Kreislauf-

Krankheiten zu sterben. Besonders Menschen

mit einem hohen Arbeitsaufkommen oder

solche mit Familie haben schlichtweg nicht

die Zeit, im Fitnessstudio Stunden zu verbringen.

Für sie ist ein minimalistisches Kurzzeittraining

optimal. Heute findest du hunderte

von Videos mit diversen Übungen und wie sie

richtig ausgeführt werden auf YouTube. Aber

welche ergeben zusammen einen minimalistischen

Trainingsplan, der zu deinem Leben

passt? Wir haben dir ein solches Workout

zusammengestellt. Alles, was du benötigst,

sind Gewichte sowie Kurz- und Langhantel,

ein Springseil, eine Badehose und maximal

dreißig Minuten Zeit.

92 I/25


Text: Felix Just

Montag

3 x 10 Burpees

Burpees trainieren den gesamten

Körper und sind deshalb eine

besonders intensive und damit

zeitsparende Übung.

3 x 10 Squats mit Langhantel

Genau wie Burpees zählen Squats

zu den Verbundübungen und

trainieren mehrere Muskelgruppen

auf einmal. Für Anfänger:

Lieber mit weniger Gewichten

einsteigen und dafür die Übung

korrekt ausführen (der Rücken

bleibt gerade!).

15 Minuten Seilspringen

Mittwoch

Ruhetag

Donnerstag

20 Minuten Schwimmen

Samstag

4 x 5 Minuten Intervall-Sprinten

3 Minuten Laufen – 1 Minute Sprinten –

1 Minute Gehen

Sonntag

Ruhetag

Der Trainings-plan

für viel

Beschäftigte

Dienstag

Intervall-Push-ups in kurzen

Abständen

1 x 20 – 1 x 15 – 1 x 10 Push-ups

3 x 10 Kreuzheben

Wie bei den Squats ist die korrekte

Ausführung auch bei Deadlifts sehr

wichtig. Am besten die Bewegung

zunächst nur mit der Stange und

ohne Gewichte üben, bis sie sitzt.

3 x 10 Schulterdrücken

(mit Kurzhanteln)

Wer die Übung noch erschweren

möchte, kombiniert sie mit Squats.

Freitag

3 x 20 Brücke

3 x 30 Sit-ups

Auf YouTube findest du außerdem

verschiedene Variationen der

Übung, die du unbedingt ausprobieren

solltest, wenn du auch die

seitlichen Bauchmuskeln trainieren

willst.

3 x 10 Lunges

Um den Gluteus maximus richtig

zum Glühen zu bringen, während

der Übung Gewichte in die Hand

nehmen.

3 x 1 Minute Plank

93


.com


Text: Martin Lewicki

Sport

für jedes

Alter

WELLBEING ▶

FOTO: FREEPIK.COM

Tai Chi, die

Kampfkunst

für inneren

Ausgleich

Bei Kampfsport denkt

man automatisch an Kraft,

Schweiß und Körperkontakt -

geht es doch darum, sich im

Zweikampf zu behaupten. Bei

Kampfkünsten wie Tai Chi

ist das anders. Hier steht das

seelische Wohlbefinden im

Vordergrund. Wir erklären,

was Tai Chi so gesund macht.

Obwohl Tai Chi der gebräuchlichere Name

ist, heißt die chinesische Kampfkunst

eigentlich Taijiquan – auch Tai-Chi-Chuan

geschrieben. Der Ursprung ist nicht eindeutig

geklärt und wird auf den daoistischen Mönch

Zhang Sanfeng zurückgeführt, der zwischen

dem 10. und 14. Jahrhundert im damaligen

chinesischen Kaiserreich gelebt haben

soll. Er gilt als Begründer der sogenannten

inneren Kampfkünste. Der Legende nach

soll Zhang Sanfeng in den Wudang-Bergen

den ursprünglichen Kampfstil Neijiaquan

entwickelt haben. Seine Inspiration soll der

Kampf zwischen einer Schlange und einem

Kranich gewesen sein, bei dem die Schlange

ihrem Gegner so lange auswich, bis dieser

vor Erschöpfung aufgeben musste. Der

Kranich wurde also nicht mit Gewalt besiegt,

sondern indem seine Kraft gegen ihn selbst

gelenkt wurde.

Ob diese Geschichte wahr ist oder nicht, wird

wohl nie geklärt werden. Aber sie sagt viel

über den Geist des Tai Chi aus. Das chinesische

Schattenboxen ist eine sanfte Kampfkunst,

die sich im Laufe der Jahrhunderte immer

mehr zu einer Bewegungslehre ohne den

ursprünglichen Kampfaspekt entwickelt hat.

95


WELLBEING ▶

FOTO: FREEPIK.COM

So hat wohl jeder von uns Bilder von älteren

Chinesen vor Augen, die in den Morgenstunden

in meditativer Ruhe ihre akribisch choreographierten

Tai-Chi-Übungen ausführen.

Alle Tai-Chi-Stile haben ein gemeinsames

Prinzip

Etwa Mitte des 20. Jahrhunderts nach der

Machtübernahme durch die Kommunisten

in China haben viele Tai-Chi-Meister das

Land verlassen und angefangen, ihre Kunst

in westlichen Ländern zu praktizieren und zu

lehren. Es entstanden viele unterschiedliche

Stile der Kampfkunst, die entweder mehr der

Tradition oder eher einer modernen Interpretation

folgen.

Unabhängig davon, für welche Form des Tai

Chi man sich entscheidet, spielt bei allen die

Choreographie eine entscheidende Rolle:

Unter Anleitung eines Lehrers werden die

Bewegungen langsam ausgeführt.

Dabei handelt es sich um einzelne sogenannte

Bilder, die in einer festgelegten

Reihenfolge dargestellt werden und fließend

ineinander übergehen. Die gesamte Bewegungsabfolge

wird als Form bezeichnet.

96 I/25


Je nach praktiziertem Tai-Chi-Stil können

es zehn bis über 100 Bilder sein, die nacheinander

ausgeführt werden. Dies wirkt sich

entsprechend auf die Dauer der Übungen

aus, die je nach Anzahl der Bilder und Geschwindigkeit

von wenigen Minuten bis zu

über einer Stunde dauern kann.

Das Ziel: Balance zwischen

Körper und Seele

Neben der exakten Choreographie ist auch die

langsame Ausführung der Bilder wichtig. Dies

führt zu einer stärkeren Konzentration auf den

Körper und die Atmung und damit zu innerer

Ausgeglichenheit. Die fließenden Bewegungsabläufe

entspannen die Muskulatur und verbessern

Haltung und Beweglichkeit.

Das Ziel von Tai Chi ist die Herstellung

der Balance zwischen Körper und Seele,

was sich letztendlich positiv auf die

Gesundheit und die Lebensenergie auswirkt.

Und das Beste: hier gibt es wirklich

keine Altersbeschränkung – ganz

im Gegenteil.

Tai Chi eignet sich insbesondere für Menschen

im höheren Alter, um den Bewegungsapparat

in Schwung zu halten. Jüngere können wiederum

lernen, besser zu entspannen und den

Alltagsstress abzubauen.

Forscher verglichen Tai Chi mit

Ausdauersportarten

Chinesische Forscher von der „China Academy

of Chinese Medical Sciences“ wollten herausfinden,

welches Training bei Menschen mit

Prähypertonie (erhöhter Blutduck) am besten

hilft, um die Werte zu senken. An der Studie,

die zwischen Juli 2019 und Januar 2022 in

zwei großen Kliniken in China durchgeführt

wurde, nahmen insgesamt 342 Teilnehmer im

Alter von 18 bis 65 Jahren teil. Das Durchschnittsalter

der Probanden betrug 49 Jahre.

Alle Studienteilnehmer waren Prähypertoniker

mit systolischen Blutdruckwerten zwischen

120 und 139 mmHg oder diastolischen Blutdruckwerten

zwischen 80 und 89 mmHg.

Um herauszufinden, welches Training am besten

den Bluthochdruck senken kann, wurden

die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Die

eine Gruppe praktizierte viermal wöchentlich

jeweils eine Stunde lang Tai Chi, die andere

absolvierte im gleichen Zeitraum viermal pro

Woche aerobe Übungen wie Treppensteigen,

Joggen, zügiges Gehen oder Radfahren. Beide

Gruppen nahmen ein ganzes Jahr lang an

den jeweils vier beaufsichtigten 60-minütigen

Trainingseinheiten pro Woche teil. Am Ende

der Testphase wurde bei allen Teilnehmern

der Blutdruck gemessen und mit den Werten

zu Studienbeginn verglichen.

Die Auswertung der Daten ergab, dass die

Tai-Chi-Gruppe ihre Blutdruckwerte deutlich

stärker gesenkt hatte als die Gruppe, die

aerobes Training praktizierte. Der systolische

Blutdruck sank mit Tai Chi im Schnitt um 7,01

mmHg. Mit Ausdauersport sank er hingegen

nur um 4,61 mmHg.

Diese Ergebnisse wurden nicht in einer

studienoptimierten Umgebung, sondern im jeweiligen

Arbeitsumfeld (Büro) der Probanden

ermittelt. Auch bei ambulanten 24-Stunden-

Messungen wies die Tai-Chi-Gruppe bessere

Werte auf. Dies war insbesondere nachts im

Schlaf der Fall, was auf eine dauerhafte blutdrucksenkende

Wirkung der sanften Kampfsportart

schließen lässt.

Viele Krankenkassen beteiligen

sich an den Kosten

Wie hoch der gesundheitliche Nutzen dieser

fernöstlichen Kampfkunst ist, zeigt die Tatsache,

dass sich viele Krankenkassen (einige

AOK-Kassen, Barmer, DAK-Gesundheit und

Techniker) an den Kosten für Tai-Chi-Kurse als

Präventionsmaßnahme beteiligen.

Man sollte vorher mit seiner Krankenkasse

abklären, welche Voraussetzungen erfüllt sein

müssen und ob der gewünschte Kurs sich

dafür qualifiziert. Zudem können die Kassen

dabei helfen, den richtigen Kurs zu finden.

97


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Für preisgekrönte

Verwöhnmomente:

das Waldorf Astoria

Spa Berlin

Zum vierten Mal in Folge wurde das Waldorf

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zu bringen. Dazu gehört das weltweit in jedem

Waldorf Astoria Spa angebotene „Vitality Treatment“,

das durch seine tiefenentspannende

und regenerative Wirkung besticht. Ergänzt

wird das Angebot durch die hauseigene Berlin

Chic Massage – eine Hommage an die Hauptstadt

– und das innovative Hautpflege-Atelier,

in dem maßgeschneiderte Beauty-Treatments

entwickelt werden. Hierzu setzt das Waldorf

Astoria Spa auf die Expertise der renommierten

deutschen Hautpflegemarke BABOR.

Auf 1.000 Quadratmetern gibt es nicht nur

luxuriöse Wellness-Oasen, sondern auch ein

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Hotelgäste, sondern auch Tagesgäste herzlich

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98 I/25



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