männer* | I/25
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I/25
GESUNDHEIT SEXUALITÄT WELLBEING
DIGITALER STRESS
So schaffst du den
Absprung
ALZHEIMER
So schützt
du dein Gehirn
LIEBE
Sex in der
Fernbeziehung
KÖRPER
Mehr Power,
weniger Stress
MEDIKAMENTE
Schmerzmittelrisiken &
Herzgesundheit
Mann sein:
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Das Team:
Martin Lewicki
ist als langjähriger freier Journalist in
den Bereichen Gesundheit und Wellbeing
tätig. Zu seinen Schwerpunkten
zählen Ernährung und Fitness.
Christian Knuth
findet, dass Gesellschaft und (sexuelle)
Gesundheit untrennbar verbunden
sind. Er schreibt über die Schnittstellen
von Körper, Politik und Lust.
Michael Krawczyk
verstärkt das Verlagsteam mit redaktioneller
Arbeit und einer frischen Perspektive.
Als Teil seines dualen Studiums
in Digital Media und Marketing schreibt
er für die Onlineseite Männer* sowie
die Magazine mate und männer*.
Hey männer*,
mit dieser neuen Ausgabe nehmen wir euch mit auf
eine Reise zu den vielseitigen Facetten der Männlichkeit.
Was bedeutet es heute eigentlich, ein Mann
zu sein? Zwischen alten Rollenbildern und neuen
Herausforderungen gibt es so einiges zu entdecken!
In unserer Rubrik „Gesundheit“ geht es um
Themen, die uns Männer betreffen – von neuen Erkenntnissen
zu Krankheiten bis hin zu Tipps für ein
gesundes Leben. Wir schauen uns unter anderem
an, was es mit der neuen Hoffnung auf eine Impfung
gegen Alzheimer auf sich hat und wie ihr eure
Gesundheit erhalten könnt.
Im Abschnitt „Sexualität“ sprechen wir offen über
Themen, die oft unausgesprochen bleiben. HIV und
Hepatitis C sind genauso Teil des Lebens wie die
Krise der Männlichkeit. Aber keine Sorge, wir zeigen
euch , wie ihr ein erfülltes Leben führen könnt – mit
all seinen Höhen und Tiefen.
In „Wellbeing“ geht es um die Themen Schönheit,
Fitness und Ernährung. Wir checken die neuesten
Trends in der Hautpflege und geben euch Tipps, wie
ihr euren Körper und Geist fit haltet.
Viel Spaß beim Lesen.
Euer männer* Team
INTRO ▶
Editorial
Impressum
Chefredakteur: Christian Knuth
Stellv. Chefredakteur: Michael Krawczyk
Herausgeber: blu media network GmbH
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,
Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877
Geschäftsführer: Christian Fischer (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Philipp Müller, Martin Lewicki,
Christian Knuth, Michael Krawczyk
Grafik: Viktoriia Izotova
Cover: Freepik.com
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2024). Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
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Der Gerichtsstand ist Berlin.
3
INTRO ▶
Inhalt
Gesundheit
08 Digital Detox. 7 Gründe für
den digitalen Detox
12 Wann Alkohol nützt. Neue Studie
14 Plötzliche Sehstörung. Symptome
einer Augenmigräne und
was zu tun ist
16 Neue Hoffnung auf eine Impfung
gegen Alzheimer
18 Diese 5 Faktoren schützen
vor Alzheimer
20 Herzmuskelentzündung.
Ursachen, Symptome, Behandlung
24 Paracetamol. Sprudelnde Gefahr
26 Aspirin. Risiko fürs Herz
28 Volkskrankheit. Alles, was du
über Osteoporose wissen solltest –
und wie du es vermeidest
32 Blutgruppen können womöglich
die Anfälligkeit für bestimmte
Krankheiten verraten
34 Warum Blutspenden mehr ist als
nur Nächstenliebe
4 I/25
Sexualität
40 Lost Boys. Die Krise männlicher
Identität
44 Der moderne Mann.
Die Kastration eines Rollenbildes
46 Lust & Leistung: Wie der
Leistungsdruck unsere Sexualität
beeinflusst
50 Sex in der Fernbeziehung. Nähe
trotz Distanz?
54 Männergesundheit im Fokus.
Was tun bei Testosteronmangel?
56 Gelassen alt werden –
auch mit HIV
60 Wann kommt endlich der
Impfstoff gegen HIV?
63 Erektionsstörungen. Na und?
Wir reden darüber.
64 Hepatitis C:
Interessiert dich nicht?
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Dr. med. Markus Seidel
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Mo: 9:00-12:00 15:00-18:00
Di: 10:00-13:00 16:00-19:00
Mi: 9:00-12:00
Do: 10:00-13:00 16:00-19:00
Fr: 9:00-12:00
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sowie nach individueller Vereinbarung
Wellbeing
68 SEINZ. Pflegeprodukte für Männer
70 „Weniger ist mehr“. Ein Berliner
Label vereinfacht Männerpflege
72 Under your Skin: Endolift –
Der neue Superstar
der Schönheitsindustrie
74 Die Anwendung von Exosomen bei
der Hautverjüngung
76 Haarausfall – muss das sein?
78 Mögliche Ursachen für
graue Haare in jungen Jahren
80 Welche Speiseöle sind
die gesündesten?
84 So viel Eiweiß solltest du
täglich zu dir nehmen
88 So wird der Spaziergang
zum Fitness-Booster
92 Minimalist Workout
95 Sport für jedes Alter. Tai Chi,
die Kampfkunst für inneren
Ausgleich
98 Für preisgekrönte
Verwöhnmomente:
das Waldorf Astoria Spa Berlin
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5
FOTO: 8PHOTO_FREEPIK.COM
Gesundheit
GESUNDHEIT ▶
Stop Digital Intoxication!
BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM
8 I/25
Text: Redaktion
Digital Detox
BILD: RICK ROTHENBERG_UNSPLASH.COM
7 Gründe für den digitalen Detox
Über die Hälfte der Weltbevölkerung
(62,3 Prozent, DataReportal 2024) nutzt
regelmäßig Social-Media-Inhalte, in
Deutschland sind es sogar über 75 Prozent.
Unter den klassischen Plattformen belegen
Facebook, Instagram, und TikTok auf Platz
eins, zwei und drei in der Beliebtheitsskala.
Erfolgreicher ist nur der Nachrichtendienst
WhatsApp, den in Deutschland über
80 Prozent der User nutzen. Das Belohnungsprinzip
nach dem viele Social-Media-
Plattformen aufgebaut sind, sorgt dafür,
dass sich an der hohen Frequentierung der
Apps so schnell auch nichts ändern wird.
Social Media macht süchtig. Täglich verbringt
der Durchschnittsdeutsche über
120 Minuten vor Bildschirmen. Zeit, sich
eine digitale Auszeit zu gönnen.
Verbringst du zu viel Zeit am Handy oder vor
dem Computer, kann sich das nicht nur auf
deine körperliche und mentale Gesundheit auswirken,
sondern auch dein Sozialleben negativ.
Zu den häufigsten Symptomen des digitalen
Überflusses zählen unter anderem Gefühle von
Stress und Unruhe, Schlafstörungen, Depressionen
und ein Ungleichgewicht von Arbeit und
Privatleben.
Zu den häufigsten Zeichen
digitalen Überflusses gehören:
Stressgefühle, wenn du dein Handy nicht
finden kannst
Du hast das Gefühl, du müsstest immer
erreichbar sein
Am Morgen greifst du als erstes zu
deinem Telefon und aktualisierst deine
Social-Media-Apps
Abends scrollst du noch lange im Bett
weiter, wenn das Licht schon aus ist
Du checkst App-Statistiken wie Likes und
Kommentare, obwohl du gar nicht als
Influencer arbeitest
Du hast Probleme dich zu konzentrieren
Du checkst dein Handy auch dann, wenn
du eigentlich gerade mit Freunden
unterwegs bist
9
GESUNDHEIT ▶
Für viele Menschen ist ein vollumfänglicher
Detox von digitalen Angeboten so gut wie
unmöglich, häufig auch weil Apps und auch
Social-Media-Plattformen Teil ihrer täglichen
To Dos für die Arbeit sind. Immer dann gilt es
folgende Tipps zu befolgen:
Immer schön realistisch
bleiben!
Du musst dich nicht von deinem Telefon
trennen, um die Vorteile eines digitalen Detox
zu genießen. Benötigst du dein Smartphone
und Apps beispielsweise für die Arbeit oder
Schule, so darfst du dein Gadget auch weiterhin
nutzen. Wichtig ist dann, dass du dich von
alten Gewohnheiten löst und digitale Angebote
nur für diese Zwecke gebrauchst.
Grenzen schaffen!
Damit du gar nicht erst in die Versuchung
gerätst, weiterhin die Nacht zum Tag zu machen,
indem du dich durch endlose Posts und
Profile scrollst, lohnt es sich, Social-Media-
Zeitfenster zu bestimmen und einzuhalten.
Morgens nach dem Aufstehen, Abends vor
dem Zubettgehen und immer dann, wenn du
Mahlzeiten zu dir nimmst, bleibt das Telefon
in der Tasche. Dies gilt natürlich auch dann,
wenn du mit Freunden echte Begegnungen in
der analogen Welt erlebst.
Lass dich nicht ablenken!
Push-Notifications deiner Apps abstellen und
die eben erwähnten Zeitfenster einhalten!
So hältst du dich an die selbstauferlegte Entgiftung
und wirst auch von Nachrichten deiner
Apps nicht verführt, „nur mal kurz zu gucken“.
7 Gründe für den digitalen Detox
01.
02.
03.
04.
05.
06.
07.
Du bist offen für neue Begegnungen
und beschäftigst dich wieder mehr mit
bestehenden Beziehungen.
Du entdeckst neue und pflegst alte
Hobbys.
Du schläfst besser.
Du verbesserst deine Konzentrationsfähigkeit.
Du verbesserst deine mentale und
emotionale Gesundheit.
Du startest motivierter und kreativer
in den Tag.
Wenn du dich entspannst, erholst du
dich besser und nachhaltiger.
Digital Detox is waiting!
FOTO: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM
10 I/25
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11
GESUNDHEIT ▶
Wann Alkohol
nützt
Neue Studie
Grundsätzlich sollte man mit Alkohol maßvoll
umgehen, um seiner Gesundheit nicht
zu schaden. Denn die meisten Studien
zeigen negative Auswirkungen auf unseren
Körper. Eine neue Studie hat jedoch einen
bemerkenswert positiven Effekt von Alkohol
auf das Herzinfarktrisiko festgestellt.
Alkohol gehört als Genussmittel für viele Menschen
zum Leben dazu. Wie so oft macht auch
hier die Menge das Gift. Denn Studien zeigen,
dass Alkohol in geringen Mengen durchaus
positive Eigenschaften haben kann. Insbesondere
Rotwein gilt aufgrund seiner sekundären
Pflanzenstoffe als die wohl „gesündeste“
Form des Alkohols. Dennoch sollte man es
nicht übertreiben, denn ab einer Tagesmenge
von 20 Gramm bei Frauen und 30 Gramm bei
Männern überwiegen die gesundheitlichen
Risiken. Vor allem in größeren Mengen schädigt
Alkohol die Leber und das Gehirn. Umso
überraschender ist das Ergebnis einer Studie,
die zeigt, dass sich Alkohol positiv auf das
Herzinfarktrisiko auswirken kann.
Kurzfristig wirkt Alkohol
entspannend
Amerikanische Forscher wollten herausfinden,
warum Alkohol in kleinen Mengen einige
positive Eigenschaften aufweist. Dabei schauten
sie sich die Prozesse im Gehirn genauer
an. „Wenn man an den kurzfristigen Effekt
von Alkohol denkt, ist die erste Wirkung, die
Menschen verspüren eine leicht entspannte
Reaktion“, erklärt der Studienleiter Dr. Ahmed
Tawakol vom Massachusetts General Hospital.
Um die
Wirkung von
Alkohol zu verstehen,
haben
Dr. Tawakol und
sein Team das
Trinkverhalten
von Tausenden
von Menschen
untersucht. Dazu
griffen sie auf Daten
aus einer Biodatenbank
zurück,
in der Probanden
Angaben zu ihrem
Lebensstil gemacht
hatten. Aus dieser
Datenbank wurden
53.064 Personen
für die Studie
rekrutiert.
BILD: DIANA.GRYTSKU_FREEPIK.COM
12 I/25
Text: Martin Lewicki
Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren, 60
Prozent der Teilnehmer waren Frauen. 23.920
der Probanden gaben an, keinen oder nur sehr
selten Alkohol zu trinken. 27.053 Probanden
tranken dagegen wenig bis mäßig Alkohol.
Die Forscher verfolgten den Gesundheitszustand
der Probanden über einen Zeitraum
von 3,4 Jahren. In dieser Zeit erlitten 1914 der
Studienteilnehmer eine „schwere kardiale
Komplikation“. Darunter versteht man Ereignisse
wie Herzinfarkt, Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankung
oder Bypass-Operation.
So erklären die Forscher
den positiven Effekt von Alkohol
Die Auswertung der Daten ergab, dass Personen,
die zwischen einem und 14 alkoholischen
Getränken pro Woche konsumierten, ein
geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
hatten als Personen, die weniger als ein
Getränk pro Woche zu sich nahmen. Damit
das Ergebnis nicht durch andere Lebensumstände
verfälscht wird, haben die Forscher
auch genetische Risikofaktoren und ungesunde
Lebensgewohnheiten wie Rauchen bei der
Auswertung berücksichtigt.
Um herauszufinden, was für den positiven Effekt
verantwortlich sein könnte, analysierten
die Forscher zusätzlich die Gehirnaufnahmen
von Hunderten der Probanden. Dabei stellten
sie fest, dass die mäßigen Trinker weniger
Stressreaktionen in der Amygdala (Mandelkern)
zeigten. In diesem Teil des Gehirns
werden zum Beispiel Ängste und Bedrohungen
verarbeitet. Diese Probanden hatten auch
weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle als
Abstinenzler.
„Wir haben festgestellt, dass die Veränderungen
im Gehirn bei leichten bis mäßigen
Trinkern einen erheblichen Teil der schützenden
Wirkung auf das Herz erklären“, kommentiert
Studienleiter Dr. Tawakol das Ergebnis.
Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei
Personen, die zuvor mit Angstzuständen zu
kämpfen hatten. Bei ihnen sank das Herzinfarktrisiko
durch leichten Alkoholkonsum um
etwa das Doppelte im Vergleich zu Personen
ohne Angstzustände. „Bei den meisten Probanden
lag die relative Risikoreduktion bei
etwa 20 Prozent, bei Personen mit früheren
Angstzuständen jedoch bei 40 Prozent“,
erklärt der Wissenschaftler.
Moderater Alkoholkonsum
erhöht gleichzeitig Krebsrisiko
Doch die Studie ist komplexer, als es auf den
ersten Blick scheint. Denn gleichzeitig stellten
die Forscher fest, dass auch mäßiger Alkoholkonsum
das Krebsrisiko erhöht.
„Für die gleiche Menge Alkohol, die vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt,
haben wir ein ähnlich erhöhtes Krebsrisiko
festgestellt. Wir sagen also nicht,
dass es eine gute Menge Alkohol gibt,
um die Gesundheit zu verbessern“, erklärt
Dr. Tawakol.
Der Forscher rät deshalb davon ab, regelmäßig
moderate Mengen Alkohol zu trinken, um
das Herzinfarktrisiko zu senken. Denn schon
kleine Mengen Alkohol erhöhen das Krebsrisiko.
Die Ergebnisse der Studie seien weniger
als Trinkempfehlung interessant, sondern weil
sie helfen, die Vorgänge im Gehirn besser zu
verstehen.
Stattdessen sollte man auf Methoden wie
Meditation und Bewegung setzen, um Stress
in der Amygdala des Gehirns abzubauen und
so das Herzinfarktrisiko zu senken. Sport, so
der Forscher, wirke sich nachweislich positiv
auf das neuronale Stressnetzwerk im Gehirn
aus. Derzeit laufen Studien, um eine ähnliche
Wirkung von Meditation auf das Herz-Kreislauf-System
nachzuweisen.
13
GESUNDHEIT ▶
FOTO: FREEPIK.COM
Symptome einer Augenmigräne
und was zu tun ist
Plötzliche
Sehstörung
Sie tritt völlig unerwartet auf und hält etwa zehn bis 30 Minuten an: Die sogenannte
Augenmigräne ist eine Sehstörung, die sich durch starkes Augenflimmern mit Lichtblitzen
oder zackigen Mustern im Blickfeld äußert. Manchmal wird sie von Kopfschmerzen
und Schwindel begleitet. Wie erklären, warum man nach dem ersten Auftreten unbedingt
einen Augenarzt oder sogar einen Neurologen aufsuchen sollte.
Im Gegensatz zur üblichen Migräne tritt diese
Ausprägung seltener auf und ist dadurch in der
Bevölkerung weniger bekannt. Im Anschluss
an die Augenmigräne können zudem starke
Kopfschmerzen folgen. Es ist ratsam, bereits
nach dem ersten Auftreten einen Augenarzt
aufzusuchen. Denn die Symptome können auch
auf schwerwiegende Augenkrankheiten hindeuten
– und diese müssen zunächst ausgeschlossen
werden. Findet sich keine Störung am Auge,
sollte ein Neurologe konsultiert werden.
Da die Augenmigräne selten vorkommt, sind
die Ursachen nicht vollständig geklärt. In
erster Linie wird vermutet, dass es sich um
eine Durchblutungsstörung im Bereich der
Sehrinde im Gehirn handelt. Dort werden visuelle
Reize verarbeitet. Wenn es nun in diesem
Bereich zu einer verminderten Durchblutung
und damit verbundenen schwachen Sauerstoffzufuhr
kommt, entstehen diese Sehfehler.
Zudem geht man davon aus, dass es sich um
eine Störung im Nervensystem handelt, das
mit dem Sehnerv verbunden ist. Dadurch
können visuelle Reize nicht fehlerfrei weitergeleitet
werden und das führt dann eben
zu Sehstörungen wie dem beschriebenen
Augenflimmern, Lichtblitzen oder zackigen
Sternmustern.
Mögliche Ursachen einer
Augenmigräne
Die Ursachen für eine Augenmigräne können
vielfältig sein. Zu den am häufigsten genannten
zählen: Veranlagung/ Genetik, Stress,
Hunger, Schlafmangel, Alkohol, Medikamente,
Hormonschwankungen, Wetterumschwünge,
Sehr helles/grelles Licht,
Magnesiummangel, Vitamin-B12-Mangel,
Nahrungsmittel
14 I/25
Text: Martin Lewicki
Um den persönlichen Auslösern (Triggern) auf
die Spur zu kommen, empfiehlt es sich, eine
Art Tagebuch zu führen. Darin sollte man genau
festhalten, unter welchen Umständen die
Augenmigräne aufgetreten ist, was man vorher
gegessen hat, ob man sich in einer hellen
Umgebung aufgehalten hat, wie das Wetter an
diesem Tag war oder ob sie in einer Stresssituation
aufgetreten ist. Nur wenn die Umstände
der Augenmigräne akribisch protokolliert
werden, kann man den Auslösern auf die Spur
kommen und sie in Zukunft vermeiden. Leider
findet man trotz Tagebuch nicht in jedem Fall
den Auslöser der Sehstörung.
Wie man sich richtig verhält und
welche Therapien es gibt
Eine Augenmigräne hält in der Regel wenige
Minuten an, sie kann die Betroffenen aber in
seltenen Fällen bis zu 30 Minuten lahmlegen.
Die Sehstörung ist äußerst irritierend, da sie
beispielsweise ein Arbeiten am Computer nahezu
unmöglich macht und selbst beim Gehen
für ein taumeliges Gefühl sorgt. Zudem kann
man schwer mit Menschen kommunizieren,
da man sie nur verschwommen wahrnimmt.
Das Wichtigste Ist: Ruhe bewahren und sich
einen abgedunkelten Ort suchen, wo man sich
zurückziehen kann.
Da eine Augenmigräne meist harmlos ist, reicht
es, die Augen zu schließen und sich innerlich
ein paar Minuten lang zu entspannen. In den
meisten Fällen verschwinden
die Symptome von selbst. Hilfreich kann ein
kaltes, feuchtes Tuch auf Stirn und Augen sein.
Ein natürlicher Lavendelduft wirkt zum Beispiel
entspannend und könnte so die Symptome der
Augenmigräne lindern.
Kommt die Augenmigräne häufig vor, sollte
man definitiv einen Augenarzt, Allgemeinmediziner
und Neurologen aufsuchen sowie generell
einen Gesundheits-Check machen. Dahinter
können sich nämlich starker Magnesium- oder
Vitamin-B12-Mangel verstecken. Die Einnahme
von entsprechenden Präparaten könnte zur
Vorbeugung von Augenmigräne dienen. Die
richtige Dosis sollte vorher aber mit einem Arzt
besprochen werden. Bei häufigen und starken
Attacken können zudem Medikamente helfen,
die üblicherweise zur Prophylaxe der „normalen“
Migräne verwendet werden.
Außerdem kann ein stressiger Alltag Auslöser
für häufige Attacken sein. Wie bei der
klassischen Migräne gilt es daher, Stresssituationen
möglichst zu vermeiden. So empfiehlt
die Deutsche Gesellschaft für Neurologie zur
Vorbeugung der klassischen Migräne regelmäßigen
Ausdauersport. Da Sport den Körper
generell besser mit Sauerstoff versorgt und
die Durchblutung auch im Gehirn fördert,
könnten aerobe Aktivitäten gegen Augenmigräne
helfen. Wissenschaftlich bewiesen ist
dies allerdings noch nicht.
Wie gefährlich ist die
Augenmigräne?
In den meisten Fällen gilt die Augenmigräne
als harmlos und verschwindet von selbst,
ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
Allerdings ist es für die Betroffenen sehr unangenehmen,
da es unverhofft beim Autofahren,
in einem Arbeitsmeeting oder einer anderen
wichtigen Tätigkeit passieren kann. So kann
man sich nicht immer sofort zurückziehen, die
Augen schließen und eine Viertelstunde lang
ausruhen. Vor allem aber, wenn es am Steuer
passiert, sollte man sofort an den Straßenrand
fahren und abwarten, bis die Symptome
abklingen.
Es ist also wichtig, herauszufinden, was genau
die Ursachen der Augenmigräne sind. Auch ein
Augenarzt sollte konsultiert werden, da die
Sehstörungen, die bei einer ophthalmischen
Migräne auftreten, auch Hinweise für eine gefährliche
Augenerkrankung sein können. So ist
die Wahrnehmung von Lichtblitzen auch ein
Anzeichen für den Beginn einer Netzhautablösung.
Doppelbilder können durch eine Entzündung
in der Augenhöhle, einen Tumor oder
einen Schlaganfall verursacht werden. Und
farbige Ringe um Lichtquellen herum können
ein Hinweis für erhöhten Augendruck sein, der
den Sehnerv dauerhaft schädigen kann. Nur
der Augenarzt kann feststellen, ob es sich hierbei
um eine ernste Augenerkrankung handelt
oder um eine harmlose Augenmigräne.
15
GESUNDHEIT ▶
FOTO: KARLYUKAV_FREEPIK.COM BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM
Neue Hoffnung auf eine Impfung gegen
Alzheimer
Alzheimer ist eine der am meisten gefürchteten
Krankheiten. Sie führt nicht
nur zu Gedächtnisverlust, sondern im
fortgeschrittenen Stadium auch zum Tod.
Bisherige Therapien schlagen kaum an.
Nun haben deutsche und britische Forscher
eine vielversprechende Entdeckung
gemacht. Diese könnte nicht nur die Behandlung
von Alzheimer revolutionieren,
sondern auch eine Impfung ermöglichen.
An Alzheimer können vor allem Menschen ab
65 Jahren erkranken. In seltenen Fällen kann
die Krankheit aber auch schon ab 45 Jahren
auftreten und das Gehirn schädigen. Obwohl
weltweit Tausende von Forschern daran
arbeiten, ist Alzheimer noch nicht heilbar.
Auch die Behandlung ist bislang schwierig.
Medikamente können zwar den Gedächtnisverlust
verzögern und eine damit einhergehende
Depression bei Patienten lindern. Doch
im fortgeschrittenen Stadium ist das Gehirn so
stark geschädigt, dass es für die Betroffenen
keine Hoffnung mehr gibt.
Neuer Ansatz bei der Behandlung
von Alzheimer
Forscher der britischen University of Leicester
haben gemeinsam mit deutschen Kollegen
der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und
der gemeinnützigen Organisation LifeArc neue
Erkenntnisse zur Behandlung der Alzheimer-
16 I/25
Text: Martin Lewicki
Krankheit gewonnen. Anders als bisher haben
sich die Forscher nicht auf die Bekämpfung
des mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung
gebrachten Beta-Amyloid-Proteins in
den Plaques im Gehirn konzentriert. Stattdessen
nahmen sie eine andere Form des
Proteins ins Visier, die als hochgiftig gilt.
„In klinischen Studien hat keine der
potenziellen Behandlungen, die Amyloid-Plaques
im Gehirn auflösen, große
Erfolge bei der Linderung der Alzheimer-Symptome
gezeigt. Einige haben
sogar Nebenwirkungen ausgelöst. Also
haben wir uns für einen anderen Ansatz
entschieden. Wir haben bei Mäusen
einen Antikörper identifiziert, der
die verkürzten Formen von löslichem
Beta-Amyloid neutralisiert, aber weder
an normale Formen des Proteins noch
an die Plaques bindet“, erklärt Professor
Thomas Bayer von der Universitätsmedizin
Göttingen den Forschungsansatz
der Studie.
Die britischen Kollegen haben diesen Antikörper
verändert, sodass er vom menschlichen
Immunsystem angenommen wird, ohne
eine Abwehrreaktion auszulösen. Er trägt den
Namen TAP01_04. Als die Forscher untersuchten,
wie der Antikörper an die verkürzte
Form des Beta-Amyloid
bindet, erlebte das Team eine
Überraschung. Sie stellten
fest, dass das Beta-Amyloid-
Protein wie eine Haarnadel
zusammengefaltet war.
„Diese Struktur hat man
vorher noch nie gesehen bei
Beta-Amyloid. Die Entdeckung
ermöglichte es dem Team
jedoch, diese Region des Proteins
so zu gestalten, dass die
Haarnadelform stabilisiert wird
und sich auf dieselbe Weise an
den Antikörper bindet“, erklärt Professor Mark
Carr von der University of Leicester in einer
Pressemitteilung.
Die Idee dahinter: Diese veränderte Form des
Beta-Amyloids könnte möglicherweise als
Impfstoff verwendet werden, um das menschliche
Immunsystem anzuregen, Antikörper
vom Typ TAP01_04 herzustellen.
Wirksamkeit von Antikörpern
und Impfung gegen Alzheimer
bestätigt
Bei einem Test an Mäusen mit dem Impfstoff
TAPAS fand man heraus, dass sie tatsächlich
Antikörper vom Typ TAP01_04 bildeten. Weitere
Studien ergaben, dass sowohl die Antikörper
als auch der Impfstoff dazu beitrugen, die
Neuronenfunktion wiederherzustellen, den
Glukosestoffwechsel im Gehirn zu steigern
sowie den Gedächtnisverlust rückgängig zu
machen. Selbst die Entstehung von Beta-Amyloid-Plaques
wurde reduziert.
„Der humanisierte Antikörper TAP01_04 und
der TAPAS-Impfstoff unterscheiden sich stark
von früheren Antikörpern und Impfstoffen
gegen die Alzheimer-Krankheit, die in klinischen
Studien getestet wurden. Denn sie zielen
auf eine andere Form des Proteins ab. Dies
macht sie wirklich vielversprechend sowohl
als Antikörper als auch als Impfstoff bei der Behandlung
der Krankheit“, sagt Dr. Bakrania von
LifeArc. Er bezeichnet die bisherigen Ergebnisse
als sehr spannend. Und sollte sich die Behandlung
als erfolgreich erweisen, so könnte es das
Leben vieler Alzheimer-Patienten verändern.
BILD: GOOGLE DEEPMIND_UNSPLASH.COM
Nun sollen die Antikörper und
der Impfstoff in klinischen
Studien an Menschen erprobt
werden. Sollte sie
auch dort ihre Wirkung
unter Beweis stellen,
wäre das ein Durchbruch.
Und zwar nicht
nur bei der Behandlung
von Alzheimer, sondern
auch beim Schutz vor der
gefürchteten Erkrankung.
17
GESUNDHEIT ▶
Diese 5 Faktoren
schützen vor
Alzheimer
Ob wir im höheren Alter an einer Alzheimer-Demenz
erkranken, liegt zum
Großteil in unserer Hand. Das zumindest
legt jetzt eine Studie nahe. Dabei benennt
sie nicht nur die entscheidenden Risikofaktoren.
Die Datenauswertung zeigt
auch, um wie viele Jahre man länger ohne
Alzheimer leben kann, wenn man einen
gesunden Lebensstil pflegt.
Die Alzheimer-Krankheit wird durch so genannte
Amyloid-Plaques im Gehirn verursacht.
Dadurch schrumpft das Gehirn, was zu
Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der
Orientierung führt. Im späteren Verlauf kommt
es sogar zu starken Persönlichkeitsveränderungen.
Diese führen zu Wahnvorstellungen.
Betroffene erkennen selbst vertraute Personen
nicht mehr. Doch nun die gute Nachricht:
Laut einer Studie hat ein gesunder Lebensstil
im Alter einen großen Einfluss darauf, wie
lange man ohne Alzheimer leben kann.
Immer mehr Menschen sind
von Demenz betroffen
Nach einer weltweiten Datenanalyse wird
sich die Zahl der von Alzheimer und anderen
Demenzerkrankungen betroffenen Menschen
von rund 57 Millionen (2019) auf 152 Millionen
im Jahr 2050 nahezu verdreifachen. Allein in
den USA leidet bereits heute fast jeder Neunte
über 65 Jahren an Demenz.
Deshalb forschen Wissenschaftler seit Jahren
nicht nur an den Ursachen von Alzheimer und
anderen Demenzerkrankungen, sondern auch
daran, wie man ihrer Entstehung vorbeugen
kann. Eine amerikanische Studie hat heraus-
BILD: FREEPIK.COM
gefunden, welche fünf Lebensstilfaktoren
helfen, länger ohne Alzheimer zu leben. Sie
beziffert auch, um wie viele Jahre man länger
von dieser Form der Demenz verschont bleibt.
18 I/25
Text: Martin Lewicki
ILLUSTRATION: RAWPIXEL.COM_FREEPIK.COM
2449 Menschen ab 65 Jahren
auf Demenz untersucht
In der neuen Studie wurden Daten von 2449
Menschen ausgewertet, die alle mindestens
65 Jahre alt waren. Sie nahmen am „Chicago
Health and Ageing Project“ teil, einer Kohortenstudie
in den USA. Dabei stammen alle Teilnehmer
aus einer Nachbarschaft im südlichen
Teil von Chicago.
Die Wissenschaftler der Studie definierten
folgende fünf variable Lebensstilfaktoren, die
Einfluss auf den Eintritt einer Demenz nehmen
können:
01. Ernährung
03. körperliche
Aktivität
05. Alkoholkonsum
02. kognitive
Aktivität
04. Rauchen
Aus diesen fünf Faktoren bildeten sie einen
Gesundheitswert zwischen 0 und 5. Je höher
der Wert, desto gesünder der Lebensstil eines
Studienteilnehmers. Dann entwickelten die
Studienautoren eine Lebenszeittabelle, um die
Anzahl der Jahre zu berechnen, die in verschiedenen
Gesundheitszuständen verbracht wurden.
Einflussfaktoren wie Alter, Ethnie, Familienstand,
Bildungsstatus und genetische Risiken
hat man aus den Ergebnissen herausgerechnet.
Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:
Demenz und Lebenserwartung
bei Frauen
• Die Lebenserwartung von Frauen im Alter
von 65 betrug weitere 24,2 Jahre, wenn sie
einen gesunden Lebensstil pflegten
(Punktzahl 4 oder 5). Sie litten im Schnitt
nur 2,6 Jahre an Demenz (10,8 Prozent der
letzten Lebensjahre).
• Die Lebenserwartung von Frauen im Alter
von 65 betrug nur weitere 21,1 Jahre, wenn
sie einen ungesunden Lebensstil hatten
(Punktzahl 0 oder 1). Sie litten im Schnitt
4,1 Jahre an Demenz (19,3 Prozent ihrer
verbliebenen Lebenszeit).
Demenz und Lebenserwartung
bei Männern
• Die Lebenserwartung von Männern im
Alter von 65 Jahren betrug weitere
23,1 Jahre, wenn sie einen gesunden
Lebensstil pflegten (Punktzahl 4 oder 5).
Sie litten im Schnitt nur 1,4 Jahre an Demenz
(6,1 Prozent der letzten Lebensjahre).
• Die Lebenserwartung von Männern im Alter
von 65 Jahren betrug nur weitere 17,4 Jahre,
wenn sie einen ungesunden Lebensstil
hatten (Punktzahl 0 oder 1). Sie hatten im
Schnitt 2,1 Jahre mit Demenz zu kämpfen
(12,0 Prozent ihrer verbliebenen Lebenszeit).
Menschen mit gesundem Lebensstil
leben länger ohne Alzheimer
Laut dieser Studie hat ein Lebensstil mit gesunder
Ernährung, geistiger und körperlicher
Aktivität sowie Verzicht aufs Rauchen und
häufigen Alkoholkonsum starke Auswirkungen
– selbst im Alter jenseits der 65. Dadurch
können Frauen das letzte Lebensviertel um
rund drei Jahre verlängern, Männer sogar um
etwa 5,7 Jahre. Noch wichtiger: Ein gesunder
Lebensstil halbiert nahezu die Lebenszeit, die
mit Demenz verbracht wird. Gesund lebende
Frauen verbrachten 10,8 Prozent der letzten
Lebensjahre ab 65 mit Alzheimer, bei den ungesund
Lebenden waren es 19,3 Prozent. Bei
den Männern betrug der Prozentanteil
entsprechend 6,1 zu 12,0.
19
GESUNDHEIT ▶
Herzmuskelentzündung
Ursachen, Symptome,
Behandlung
Hast du dich bei einer Erkältung, Grippe oder
einem anderen Infekt schon einmal gefragt,
wann du wieder Sport treiben kannst? Das ist
eine wichtige Frage, denn im schlimmsten Fall
kann eine zu frühe Belastung das Herz schädigen
und zu einer Herzmuskelentzündung führen. Wir
erklären, wie man eine Herzmuskelentzündung erkennt
und behandelt.
ILLUSTRATION: FREEPIK.COM
Myokarditis lautet der Fachbegriff für eine
Herzmuskelentzündung. Vor allem bei Profisportlern
hört man oft davon. Denn sie sind
stärker gefährdet, weil sie ihr Herz durch
intensives Training besonders belasten.
So besteht die Gefahr, dass eine unentdeckte
Herzmuskelentzündung zu
Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen
oder sogar zum plötzlichen Herztod
führen kann.
Grundsätzlich kann aber jeder Mensch eine
Herzmuskelentzündung bekommen, auch
völlig Gesunde. Deshalb erklären wir, auf
welche Symptome du achten solltest und wie
die Entzündung behandelt wird.
Ursachen für eine Myokarditis
Laut dem Deutschen Zentrum für Herz-
Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK) ist zumindest
in westlichen Ländern meist eine Virusinfektion
der Hauptauslöser einer Herzmuskelentzündung.
In ernsten Fällen können auch
Parasiten, Pilze und Bakterien eine Myokarditis
auslösen.
Die Erreger dringen in die Zellen ein, vermehren
sich dort und können so zur Schädigung
des Herzmuskelgewebes führen. Das kann an
einer einzelnen Stelle am Herzen passieren, im
schlimmsten Fall aber den ganzen Herzmuskel
erfassen. Bei der Bekämpfung der Viren hilft
oft die Immunabwehr des Körpers. Allerdings
reicht diese nicht immer aus, was unbehandelt
bis hin zum Herztod führen kann.
20 I/25
Text: Martin Lewicki
Zu den Viren, die eine Myokarditis auslösen können gehören Erkältungsund
Grippeviren, Herpes, Masern, Hepatitis-C, HIV, das Epstein-Barr-Virus sowie
das Corona-Virus.
Symptome einer
Herzmuskelentzündung
Das Tückische an der Erkrankung: Sie verläuft
oft ohne typische Symptome. Dadurch ist es
schwierig für Mediziner, sie zu diagnostizieren.
Insbesondere wer bei einer Virusinfektion
schon mit anderen
stärkeren Symptomen
zu kämpfen
hat, wie
zum Beispiel
Fieber, Müdigkeit, Husten oder Kopfschmerzen,
bemerkt eventuell die Herzbeschwerden
gar nicht. Deswegen ist es laut der Deutschen
Herzstiftung besonders wichtig, nach einer
überstandenen Virusinfektion auf das Herz
und folgende Symptome zu achten:
• Atemnot bei Anstrengung
• Brustschmerzen
• Herzrasen
• Herzstolpern (Rhythmusstörungen)
• Herzschmerzen (vor alleWm bei einer
Entzündung des Herzbeutels)
• unerklärliche Müdigkeit und
Abgeschlagenheit
• körperliche Schwäche
FOTO: JCOMP_FREEPIK.COM
21
GESUNDHEIT ▶
FOTO: ROBINA WEERMEIJER_UNSPLASH.COM
22 I/25
Wenn eines oder mehrere dieser Symptome
bemerkt, sollte einen Arzt aufgesucht werden.
Dieser kann durch EKG, Röntgenaufnahmen
und Echokardiografie überprüfen, ob ein Verdacht
auf Myokarditis besteht. Ist dies der Fall,
kann anhand einer Magnetresonanztomographie
sowie von Blutuntersuchungen festgestellt
werden, ob die Krankheit tatsächlich vorliegt.
So wird eine Herzmuskelentzündung
behandelt
Die wichtigste Maßnahme: körperliche Schonung!
Vor allem darf man keinen Sport treiben,
um das Herz nicht zu überfordern.
Auch wenn es vielen Menschen
schwerfällt, sich körperlich
nicht zu betätigen und auf
der faulen Haut zu liegen,
ist es in diesem Fall die
beste Therapie. So
kann in leichten Fällen
allein durch Schonung
nach wenigen
Wochen eine Besserung
eintreten.
FOTO: JCOMP_FREEPIK.COM
In ernsten Fällen
kommen auch
Medikamente zum
Einsatz. Sie richten
sich vor allem gegen
Herzrhythmusstörungen.
Sollten diese keinen
Erfolg haben, bekommen
Patienten eine sogenannte Defibrillator-Weste.
Sie überwacht
die Herzfunktion und kann im Notfall
einen Stromschlag abgeben, um vor einem
drohenden Herztod zu schützen.
Ganz wichtig: Nicht zu früh mit
dem Sport anfangen
Laut der Deutschen Herzstiftung können
besonders jene Menschen eine Myokarditis
entwickeln, die nach einer Virusinfektion zu
früh mit dem Sport anfangen. Erst wenn man
wieder komplett fit ist, sollte man langsam
mit sportlichen Aktivitäten beginnen.
Wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert,
sollte man für einen Zeitraum von
drei bis sechs Monaten starke körperliche
Anstrengungen wie zum Beispiel Sport vermeiden.
Sonst kann es zu schwerwiegenden
Komplikationen wie Herzschwäche, Atemnot
und Herzrhythmusstörungen kommen. Im
schlimmsten Fall droht der Herztod.
Experten der amerikanischen
Kardiologenvereinigung ACC
geben folgende Empfehlungen
zur Behandlung von Herzmuskelentzündungen:
• Patienten, die ausschließlich
Brustschmerzen
haben, aber keine
Anzeichen von
Herzschwäche
(eingeschränkte
linksventrikuläre
Funktion)
oder von
Rhythmusstörungen
haben, können
ambulant behandelt
werden
und müssen zu
einer Nachkontrolle
nach drei bis
sechs Monaten.
• Bei einer leicht bis moderat
ausgeprägten Myokarditis
wird zum Klinikaufenthalt geraten. Je
nach Symptomen könnten dort Sauerstoff,
Kortikosteroide oder nichtsteroidale
Entzündungshemmer (NSAID) verabreicht
werden.
• Patienten ohne Beschwerden bzw. Symptomen,
die einen Zufallsbefund einer
Myokardbeteiligung haben, brauchen
keine Behandlung. Sie sollten aber auf
Warnsignale wie Brustschmerzen und Kurzatmigkeit
achten.
23
GESUNDHEIT ▶
Paracetamol
Sprudelnde Gefahr
BILD & FOTO: FREEPIK.COM
Das rezeptfreie Schmerzmittel
Paracetamol ist in Deutschland sehr
beliebt. Wie viele andere Medikamente
gibt es Paracetamol auch in Form von
Brausetabletten. Eine Studie hat gezeigt,
dass gerade diese Darreichungsform das
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
erhöht.
Paracetamol ist neben
Aspirin, Ibuprofen und
Diclofenac das meistverwendete
Schmerzmittel
in Deutschland.
Es gibt verschiedene
Möglichkeiten der
Einnahme. Viele
Menschen empfinden
Brausetabletten als
gesünder und angenehmer,
da sie oft Vitamin C und
andere Wirk- und Geschmacksstoffe
enthalten. Eine Studie hat jedoch
gezeigt, dass insbesondere Paracetamol
in Brausetabletten das Risiko für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
Zu viel Salz erhöht das
Sterberisiko
Bereits frühere Untersuchungen ergaben,
dass die Einnahme von Natrium (bzw.
Natriumchlorid in Kochsalz) nicht nur den
Blutdruck erhöht, sondern auch für eine
höhere Sterblichkeit sorgt. Das hat beispielsweise
eine Datenanalyse aus dem Jahr 2014
ergeben. Demnach gab es 2010 weltweit 1,65
Millionen Todesfälle aufgrund kardiovaskulärer
Ursachen, die in Zusammenhang mit
einer zu hohen Natriumaufnahme standen
(mehr als zwei Gramm Salz pro Tag). Kein
Wunder also, das Ärzte immer
wieder zu einem mäßigen Umgang
mit Salz raten.
Darum schadet Paracetamol
als Brausetablette
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
empfiehlt, nicht mehr als zwei Gramm Natrium
pro Tag zu sich zu nehmen. Das Problem
bei Medikamenten in Form von Brausetabletten
ist, dass sie eben Natrium enthalten. Eine
Brausetablette Paracetamol kann zwischen
0,39 und 0,44 Gramm Natrium enthalten.
Wer mehrere Brausetabletten Paracetamol
(maximale Tagesdosis sind 4 Gramm Wirkstoff)
einnimmt, kommt schnell auf deutlich
über 2 Gramm Natrium. Dazu kommt noch
das Natrium aus der täglichen Nahrung. Eine
gefährliche Mischung also.
Deswegen wollten chinesische Forscher
wissen, ob sich die Einnahme von Medikamenten
als Brausetabletten auf das Risiko von
Herz-Kreislauf-Krankheiten auswirkt. Hierfür
werteten sie Daten des Health Improvement
Network aus, das anonymisierte Kranken-
24 I/25
Text: Martin Lewicki
akten von 17 Millionen britischen Patienten
umfasst.
Unter den Patienten, die Bluthochdruck
hatten und Paracetamol als Brausetabletten
einnahmen, lag das Risiko für kardiovaskuläre
Erkrankungen bei 5,6 Prozent. Patienten mit
Bluthochdruck, die normales Paracetamol
ohne Natrium einnahmen, hatten dagegen ein
Risiko von nur 4,4 Prozent. Obwohl der Unterschied
von einem Prozentpunkt gering klingt,
macht er viel aus.
Denn eine von 100 Personen könnte vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewahrt
werden, wenn sie Paracetamol nicht als
Brausetablette zu sich nehmen würde.
Je höher die Dosis, desto höher
das Risiko
Zudem fanden die Wissenschaftler heraus,
dass auch die Dosis viel ausmacht. So stieg
das Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu
entwickeln um 26 Prozent, wenn man lediglich
einmal täglich Paracetamol in Form einer
Brausetablette einnahm. Bei zwei bis vier
Brausetabletten stieg das Risiko auf 33 Prozent.
Und wer mehr als fünf Brausetabletten
einnahm, hatte ein um 45 Prozent erhöhtes
Risiko.
Die Studie ergab auch, dass die Sterblichkeitsrate
bei Bluthochdruckpatienten, die Paracetamol
mit Natrium einnahmen, höher war. So
stieg das Sterberisiko innerhalb eines Jahres
von 6,1 Prozent auf 7,6 Prozent im Vergleich
zu Patienten, die normales Paracetamol einnahmen.
Und selbst bei Personen, die keinen
erhöhten Blutdruck hatten, führten die Brausetabletten
zu einem Anstieg von 5,9 auf 7,3
Prozent. Die Wissenschaftler raten daher von
einer unnötigen und übermäßigen Natriumaufnahme
durch Paracetamol-Brausetabletten
ab. Wer das Medikament benötigt, sollte es
daher in einer salzfreien Darreichungsform
einnehmen.
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25
GESUNDHEIT ▶
Aspirin
Risiko fürs Herz
Text: Martin Lewicki
Aspirin steht im
Ruf, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
vorbeugen zu können.
Neuere Studien konnten diese
positive Wirkung nicht belegen.
Im Gegenteil: Laut einer
Untersuchung aus Deutschland
kann Aspirin unter bestimmten
Umständen sogar das Risiko für
Herzversagen erhöhen.
Der Zusammenhang zwischen
Aspirin und der Gesundheit des
Herzens ist umstritten. Lange Zeit
ging man davon aus, dass die blutverdünnende
Wirkung von Aspirin
das Herzinfarktrisiko senkt. Viele
Menschen nehmen das schmerzund
entzündungshemmende
Medikament deshalb immer noch
vorbeugend ein, in der Hoffnung,
einen Herzinfarkt verhindern zu
können. Neuere Untersuchungen
zeigen jedoch, dass der positive Effekt gering
ist. Forscher der Universität Freiburg kommen
sogar zu dem Schluss, dass Aspirin unter
bestimmten Bedingungen das Risiko für ein
Herzversagen (med. Herzinsuffizienz) erhöht.
Man spricht von Herzversagen, wenn das
Organ nicht ausreichend Blut durch den Körper
pumpen kann und es so zu einer Unterversorgung
mit Sauerstoff und Nährstoffen
kommt. Es handelt sich hier aber nicht um
einen Herzstillstand.
FOTO: FREEPIK.COM
„Dies ist die erste Studie, die zeigt,
dass unter Personen mit mindestens
einem Risikofaktor für Herzversagen
diejenigen, die Aspirin einnahmen,
mit größerer Wahrscheinlichkeit daran
erkrankten als diejenigen, die das Medikament
nicht einnahmen“, kommentiert
Studienautor Dr. Blerim Mujaj
seine Forschungsarbeit, die im ESC
Heart Failure Journal erschien.
In der Freiburger Studie wertete man Daten
von insgesamt 30.827 Probanden aus, die bereits
in anderen Herzstudien unter jahrelanger
Beobachtung standen. Alle Teilnehmer hatten
ein erhöhtes Risiko für ein Herzversagen, denn
die Probanden wiesen mindestens einen der
folgenden Risikofaktoren auf:
• Raucher
• Fettleibig
• diagnostizierter Bluthochdruck
• hoher Cholesterinspiegel
• eine Diabetes-Erkrankung
• eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
26 I/25
Durch Aspirin stieg
das Risiko für ein
Herzversagen um
26 Prozent
Die Studienteilnehmer waren zu
Studienbeginn mindestens 40 Jahre
alt und hatten bis dahin kein Herzversagen.
Das Durchschnittsalter betrug 67
Jahre, 34 Prozent der Probanden waren
Frauen. Die Teilnehmer wurden in zwei
Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe
nahm Aspirin ein, während die andere
Gruppe auf Aspirin verzichtete. Während
des Beobachtungszeitraums von mehr
als fünf Jahren trat bei insgesamt 1.330
Teilnehmern (von 30.827) ein Herzversagen
auf.
Unter Berücksichtigung aller
anderen Einflussfaktoren wie
Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index
etc. stellten die Forscher einen
deutlichen Zusammenhang zwischen
der Einnahme von Aspirin
und Herzversagen fest.
So hatten die Teilnehmer ein um 26
Prozent erhöhtes Risiko für Herzversagen,
wenn sie Aspirin einnahmen.
Als die Forschenden die Daten aller
Personen mit Vorerkrankungen des
Herz-Kreislauf-Systems ausschlossen,
stieg das Risiko der verbleibenden Teilnehmer
auf 27 Prozent.
Deshalb raten die Studienautoren
Menschen, die beispielsweise durch
Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck
ein erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz
haben, bei der Einnahme
von Aspirin vorsichtig zu sein. Denn in
dieser Konstellation steigt das Risiko für
Herzversagen. Sie betonen aber auch,
dass weitere Studien nötig sind, um die
Zusammenhänge besser zu verstehen
und zu verifizieren.
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27
GESUNDHEIT ▶
Volkskrankheit
FOTO: FREEPIK.COM
Alles, was du über Osteoporose wissen
solltest – und wie du es vermeidest
Osteoporose bezeichnet den Knochenschwund
des menschlichen Skeletts.
Mit rund sechs Millionen Betroffenen in
Deutschland ist sie eine Volkskrankheit.
Doch wie entsteht Osteoporose, welche
Anzeichen gibt es und wie kann Knochenschwund
behandelt werden? Wir haben
die Antworten.
Das Thema Osteoporose lässt viele junge
Menschen kalt, da es sich um eine Erkrankung
handelt, die meist erst im höheren Lebensalter
auftritt. Damit verpasst man aber die
Chance, der Krankheit frühzeitig vorzubeugen
und das Osteoporoserisiko bereits in jungen
Jahren zu minimieren. Deshalb beantworten
wir die wichtigsten Fragen zu Ursachen, Anzeichen,
Behandlung und Vorbeugung von
Knochenschwund.
Wodurch entsteht Osteoporose?
Im Normalfall bauen wir unsere Knochensubstanz
bis zum etwa 30. Lebensjahr auf, sodass
die Knochendichte mit Anfang bis Mitte
dreißig am höchsten ist. Ab diesem Zeitpunkt
setzt der natürliche Knochenschwund ein. Dabei
verlieren wir im Laufe des Alterns rund ein
Prozent an Knochenmasse pro Jahr. Diesen
Prozess können wir jedoch zum Teil beeinflussen,
wie wir weiter unten erklären.
28 I/25
Text: Martin Lewicki
Man spricht von Osteoporose, wenn deutlich
mehr Knochenmasse verloren geht, als das
beim natürlichen Alterungsprozess geschieht.
Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig und werden
in zwei Kategorien unterteilt.
01. Die primäre Osteoporose wird durch Faktoren
wie Alter, Hormonmangel (insbesondere Östrogen),
schlechte Ernährung oder zu wenig Bewegung
ausgelöst.
02. Die sekundäre Osteoporose wird durch
Krankheiten oder Medikamente ausgelöst. Zu den
Krankheiten, die Knochenschwund begünstigen, gehören
Darm-, Leber- und Nierenerkrankungen, aber
auch Hormon- und Stoffwechselkrankheiten wie
Diabetes mellitus Typ I und die Immunschwäche HIV.
In beiden Fällen der Osteoporose ist der Knochenstoffwechsel
gestört. Dabei gerät der Auf- und
Abbau der Knochenstruktur aus dem Gleichgewicht
und es kommt zum verstärkten
Verlust an Kalzium und Kollagen aus der
Knochensubstanz. Wenn diese beiden
Bausteine fehlen, wird der Knochen porös
und brüchig. Das führt zur instabilen
Knochenstruktur und letztendlich zur
höheren Bruchgefahr. Ein Grund
dafür, weshalb ältere Menschen
leichter Knochenbrüche erleiden
als junge.
BILD: KJPARGETER_FREEPIK.COM
Nach Angaben der Deutschen
Aidshilfe e. V. haben HIV-Infizierte
insgesamt ein erhöhtes
Risiko, an Osteoporose
zu erkranken. Zum einen
durch die HIV-Infektion
selbst, zum anderen
aber auch durch
Begleiterkrankungen
sowie die
medikamentöse
HIV-Therapie.
29
GESUNDHEIT ▶
Wer ist davon am meisten
betroffen?
Laut einer Studie der deutschen Techniker
Krankenkasse, die im „Ärzteblatt“ erschienen
ist, hatten 14 Prozent der Versicherten ab dem
50. Lebensjahr Osteoporose. Der Anteil der
Frauen lag mit 24 Prozent deutlich höher als
der Anteil der Männer mit sechs Prozent. Eine
Hochrechnung aus den Daten ergab, dass in
Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen
von Osteoporose betroffen sind. Damit
handelt es sich um eine Volkskrankheit.
Auch andere Studienergebnisse gehen davon
aus, dass etwa viermal so viele Frauen von
Osteoporose betroffen sind wie Männer. Der
Grund: In den Wechseljahren kommt es zu
hormonellen Veränderungen. So kann insbesondere
ein Östrogenmangel bei Frauen den
Knochenschwund auslösen.
Was sind die Anzeichen für
Knochenschwund?
Das Gefährliche an Osteoporose ist der
schleichende Verlauf. Langsam und zunächst
unbemerkt breitet sich der Knochenschwund
im Körper aus. Daher nehmen Betroffene im
Frühstadium kaum Symptome war. Gerade
deswegen ist hier die Vorsorge sehr wichtig.
Menschen ab 50 wird empfohlen, sich regelmäßig
beim Arzt auf eine mögliche Osteoporose
untersuchen zu lassen. Dabei kann der
Arzt bei Verdacht auf Knochenschwund mit
einer sogenannten DXA-Knochendichtemessung
(Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie)
den Zustand der Knochen beurteilen.
Ein typisches Anzeichen für eine Osteoporose
ist der Knochenbruch in einer unverhältnismäßigen
Situation. So kann beispielsweise schon
das Heben eines schweren Gegenstandes oder
ein leichter Stoß zu einer Fraktur führen. Aber
auch Wirbelkörperbrüche, Stressfrakturen
(Ermüdungsbrüche aufgrund andauernder
Belastung) und Rückenschmerzen können ein
Anzeichen für Knochenschwund sein. Im fortgeschrittenen
Stadium zeigt sich Osteoporose
durch einen Rundrücken oder Buckel und eine
starke Abnahme der Körpergröße.
Wie wird Osteoporose behandelt?
Die Osteoporose-Therapie ist individuell und
wird je nach Grad der Erkrankung des Patienten
vom Arzt gesteuert. Zwei wichtige Faktoren
sind eine kalziumreiche und ausgewogene
Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. So
ist Sport auch im höheren Alter sehr wichtig.
Durch die Belastung werden Knochen gestärkt
und die Muskulatur aufrechterhalten beziehungsweise
aufgebaut.
Im fortgeschrittenen Verlauf können vor allem
Medikamente den Knochenabbau deutlich
verlangsamen. Sogenannte Bisphosphonate
erhöhen beispielsweise wieder die Knochendichte.
Bei einem Östrogenmangel hilft zudem
die Einnahme von Hormonpräparaten. Auch
Vitamin D und Kalzium stärken die Knochensubstanz.
Ob hier ein Mangel vorliegt, kann
der Arzt feststellen.
Ein operativer Eingriff kann bei schwer betroffenen
Patienten helfen. Mit minimal invasiven
Eingriffen werden zum Beispiel die Wirbelkörper
stabilisiert, damit sie nicht mehr so leicht
brechen können.
Wie beugt man Knochenschwund
vor?
Laut der Techniker Krankenkasse bauen bewegungsaktive
junge Menschen eine etwa fünf
bis zehn Prozent höhere maximale Knochenmasse
auf als inaktive Personen. Somit wird
der Grundstein schon im Kindes- und Jugendalter
für ein starkes Skelett gelegt.
Obwohl Osteoporose durch vielfältige
Faktoren wie hormonelle Veränderungen
und andere Krankheiten ausgelöst
werden kann, haben wir zwei wichtige
Einflussmöglichkeiten: Ernährung und
Bewegung.
Eine Ernährung reich an Kalzium und Vitamin
D stärkt die Knochen ebenso wie sportliche
Aktivitäten. Ähnlich wie Muskeln braucht
nämlich das Skelett einen mechanischen
30 I/25
BILD: FREEPIK.COM
Widerstand, um den Knochenaufbau und die
Stabilität zu fördern.
Als besonders effektiv gelten regelmäßige
Kraftübungen, da sie den Abbau der Knochenmassen
durch den Aufbau neuer Masse
nahezu ausgleichen können. Doch auch
Ausdauer- und Koordinationsübungen sowie
Gymnastik sind förderlich, sofern sie die Knochen
ausreichend stark belasten. Wie Studien
zeigen, reicht das Spazierengehen allein nicht
aus, um sich vor Osteoporoes zu schützen.
So reduzierst du dein
Osteoporose-Risiko:
• Achte auf viel Bewegung im Alltag
• Treibe regelmäßig Sport, am besten in
Kombination mit Kraftübungen wie
Gewichtheben
• Achte auf eine gesunde Ernährung mit
ausreichend Vitamin D und Kalzium
• Vermeide starkes Untergewicht
• Trinke wenig oder selten Alkohol
• Verzichte auf das Rauchen
31
GESUNDHEIT ▶
Blutgruppen
können womöglich die
Anfälligkeit für bestimmte
Krankheiten verraten
Manche Menschen vermuten, dass die Blutgruppe
einen Einfluss auf die Persönlichkeit
oder die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln
hat. Doch während diese Vermutungen kaum
erforscht sind, konnte eine große Studie einen
anderen wichtigen Zusammenhang aufzeigen:
Die Blutgruppe kann womöglich die Anfälligkeit
für Krankheiten verraten.
AB(Rh-)
Die Ergebnisse einer schwedischen Studie
könnten Ärzten vielleicht dabei helfen, Menschen
besser vor Krankheiten zu schützen.
Denn die Wissenschaftler haben die Daten
von mehr als fünf Millionen Menschen aus der
nationalen schwedischen Blutspende- und
Transfusionsdatenbank ausgewertet. Sie wollten
herausfinden, welcher Zusammenhang
zwischen der Blutgruppe und einer Krankheit
besteht. Mehr als 1000 Krankheiten wurden in
die Analyse einbezogen. In den meisten Fällen
gab es keinen eindeutigen Zusammenhang.
Doch bei 49 Krankheiten wurden die Forscher
tatsächlich fündig.
Zusammenhang zwischen
Blutgruppen und Krankheiten
Den Autoren der schwedischen Studie zufolge
haben frühere Studien bereits gezeigt,
dass einige Blutgruppen mit einem erhöhten
Risiko für bestimmte Krankheiten verbunden
sind. Trotz des bekannten Einflusses sei der
Zusammenhang für viele Krankheiten noch
nicht erforscht. Gerade dieses Wissen könnte
aber helfen, Menschen mit einem erhöhten
Risiko für Krankheiten zu identifizieren und
medizinisch besser zu betreuen. Auf diese
Weise könnte der Ausbruch einer Krankheit
verhindert oder eine Behandlung im Frühstadium
eingeleitet werden.
Die schwedischen Forscher konnten nun
zeigen, dass beispielsweise Menschen mit der
Blutgruppe 0 anfälliger für Blutgerinnungsstörungen
(Blutungen) sind. Personen mit der
Blutgruppe A haben wiederum ein erhöhtes
Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Und
die Blutgruppen A und AB haben ein geringeres
Risiko für Bluthochdruck im Vergleich
zur Blutgruppe 0. Die gesamte Datenanalyse
ergab folgende Zusammenhänge:
Blutgruppe A: erhöhtes Risiko für Thrombosen,
Bildung von Blutgerinnseln, Bauchspeicheldrüsenkrebs,
Gallensteine
Blutgruppe AB: erhöhtes Risiko für Gallensteine
Blutgruppe 0: erhöhtes Risiko für Nierenund
Harnleitersteine, Blutgerinnungsstörungen
(Blutungen), Thyreotoxikose
(Schilddrüsenerkrankung),Bluthochdruck
bei Schwangeren
Rhesusfaktor positiv (Rh+): erhöhtes Risiko
für Bluthochdruck bei Schwangeren
32 I/25
Text: Martin Lewicki
A(Rh+)
BILD: FREEPIK.COM
Obwohl es die größte Studie ihrer Art ist,
weisen die Autoren darauf hin, dass es noch
weiterer Forschung bedürfe, um diese Ergebnisse
zu überprüfen. Denn für die aufgezeigten,
geprüften Zusammenhänge könnten noch
andere Faktoren als lediglich die Zusammensetzung
des Blutes verantwortlich sein.
So unterscheiden sich
die einzelnen Blutgruppen
Blutgruppen werden anhand ihrer Merkmale
in rund 30 verschiedene Systeme unterteilt.
Am weitesten verbreitet sind das AB0- und das
Rhesus-System. Beide wurden Anfang des
20. Jahrhunderts von dem österreichischen Arzt
Karl Landsteiner entdeckt. Bei der Entdeckung
des Rhesus-Systems im Jahr 1937 war auch der
Amerikaner Alexander Salomon Wiener beteiligt.
Die roten Blutkörperchen (auch Erythrozyten
genannt) sind von einer Art Hülle umgeben.
Darauf befinden sich charakteristische Strukturen,
die als Antigene bezeichnet werden.
Dadurch erfolgt beim AB0-Blutgruppensystem
eine Unterteilung des menschlichen Blutes
in vier Gruppen: A, B, AB und 0. Nicht nur die
Erythrozyten weisen Merkmale auf, sondern
auch das Blutplasma. Hier sind es spezielle
Antikörper, die eine fremde Blutgruppe identifizieren
können.
Beim Rhesus-System unterscheidet man das
Blut hingegen über das Merkmal „Rhesusfaktor
positiv “ (Rh+) und „Rhesusfaktor negativ“
(Rh-). Menschen, die Rhesus-positiv sind, besitzen
das Rhesus-Antigen auf den roten Blutkörperchen.
Dagegen fehlt dieses Antigen bei
Menschen, die Rhesus-negativ sind. Da diese
Antigene zunächst bei Rhesusaffen erforscht
wurden, tragen sie ihren Namen.
Aufgrund der unterschiedlichen Merkmale
kann nicht jeder Mensch das Blut eines anderen
Menschen empfangen.
Glück haben Menschen mit der Blutgruppe
AB positiv, denn sie können von
jeder Person eine Blutspende empfangen.
Am schlechtesten stehen Menschen mit
der Blutgruppe 0 negativ da. Sie können
lediglich dieselbe Blutgruppe empfangen.
Allerdings sind sie die begehrtesten Blutspender,
da jeder Mensch ihr Blut als
Spende aufnehmen kann.
33
GESUNDHEIT ▶
FOTO: STEFAMERPIK_FREEPIK.COM
Warum Blutspenden
mehr ist als nur Nächstenliebe
BILD: MUHAMMAD.ABDULLAH_FREEPIK.COM
Blutspenden ist eine der einfachsten und
schnellsten guten Taten. Trotzdem fällt es
vielen Menschen schwer, zum ersten Mal
Blut zu spenden. Meist sind es ungeklärte
Fragen und damit Unsicherheiten im Kopf,
die einen bremsen. Wir geben die wichtigsten
Antworten und erklären, warum es
für den Spender sogar gesund sein kann.
Wie oft und wo kann ich Blut
spenden?
Prinzipiell darf man zwischen dem 18. und
68. Lebensjahr Blut spenden, sofern man
nicht weniger als 50 Kilogramm wiegt, zu keiner
Risikogruppe (siehe weiter unten) gehört
und völlig gesund ist. Jede Blutspende ist
wertvoll, allerdings darf man es damit nicht
übertreiben, um selbst gesund zu bleiben.
So dürfen Männer bis zu sechs Mal jährlich
spenden, Frauen bis zu vier Mal. Außerdem
sollten zwischen zwei Spenden mindestens
acht Wochen Abstand liegen. Männer können
also alle zwei Monate, Frauen alle drei Monate
spenden. Das liegt vor allem daran, dass der
Eisenverlust bei Männern nach etwa acht Wochen
vollständig ausgeglichen ist, bei Frauen
kann es durch die Menstruation bis zu zwölf
Wochen dauern.
Auch Vegetarier und Veganer brauchen länger,
um ihren Eisenhaushalt zu regenerieren, da
sie auf Fleisch verzichten, welches eine gute
Eisenquelle ist. Sie sollten darüber beim Vorgespräch
zur Blutspende mit dem betreuenden
Arzt sprechen. Hier könnte die Einnahme
von Eisenpräparaten nach der Spende sinnvoll
sein, da Vegetarier und insbesondere Veganer
oft grundsätzlich einen niedrigen Eisenwert
aufweisen.
Wer darf kein Blut spenden?
Es gibt etliche Kriterien, die dazu führen
können, dass man kein Blut spenden darf –
entweder grundsätzlich oder zumindest zeitlich
befristet. Dauerhaft von einer Blutspende
ausgenommen sind beispielsweise Menschen,
die chronisch krank sind, also die an schweren
Herz- und Gefäßkrankheiten, Blutgerinnungsstörungen,
Diabetes mellitus (sofern mit
Insulin behandelt), HIV und anderen Infektionskrankheiten
leiden.
Zeitlich begrenzt sind von einer Spende diejenigen
ausgeschlossen, die beispielsweise oft
wechselnde Sexualpartner haben oder deren
Sexualverhalten ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko
für schwere Infektionskrankheiten
34 I/25
Text: Martin Lewicki
wie HIV und Hepatitis aufweist. Aber auch nach
einer Impfung darf man mehrere Wochen lang
nicht zur Blutspende. Ebenfalls nach einem
frisch gestochenen Tattoo oder Piercing gilt es,
erst einmal vier Wochen abzuwarten.
Weil die Ausschlusskriterien komplex sind
und die Empfänger der Blutspende schützen
sollen, ist es wichtig, mit dem Arzt vor Ort ein
offenes Gespräch zu führen und den Fragebogen
wahrheitsgemäß auszufüllen.
Welche Blutgruppe kann für wen
spenden?
Wer die Blutgruppe 0 negativ hat, sollte sich
dringend überlegen, Blutspender zu werden.
Denn Menschen mit 0-negativ-Blut können
jeder anderen regulären Blutgruppe Blut
spenden. So ist ihr Blut essenziell wichtig für
die Versorgung von Notfallpatienten und daher
sehr gefragt. Die Blutgruppe 0 negativ wird
als „Universalspender“ bezeichnet. Sie selbst
kann nur Blut von anderen Menschen mit 0 negativ
empfangen. Daher ist es umso wichtiger,
dass 0-negativ-Blut in allen Krankenhäusern
vorrätig ist. Das Gegenteil stellt die „Universalempfänger“-Blutgruppe
AB positiv dar: Sie
kann Blut von allen anderen regulären Blutgruppen
erhalten, aber selbst nur an andere
Menschen, die AB positiv sind, spenden.
Besonders interessant: Beim Plasmaspenden
ist es genau andersherum. Hier sind
Menschen, die die Blutgruppe AB haben, die
Universalspender und können Plasma an alle
anderen Blutgruppen spenden, aber nur AB-
Plasma bekommen. Dafür können Menschen
mit Blutgruppe 0 das Plasma aller anderen
Blutgruppen empfangen.
Wodurch unterscheidet sich die
Plasmaspende?
Bei der Plasmaspende gelten ähnliche Untersuchungsstandards
und Ausschlusskriterien
wie bei der Blutspende – auch hierfür muss
man gesund sein. Es wird ebenfalls Blut abgenommen,
allerdings sofort in einer speziellen
Maschine gefiltert. Dabei wird das Plasma
von den übrigen Blutbestandteilen wie roten
Blutkörperchen, Blutplättchen und weißen
Blutkörperchen (Leukozyten) getrennt. Das
Blutplasma, bestehend hauptsächlich aus
Wasser, Elektrolyten sowie Eiweißen und wird
in einem Beutel gesammelt. Die herausgefilterten
Blutbestandteile werden zusammen
mit einer Kochsalzlösung dem Spender als
Flüssigkeitsausgleich wieder zugeführt.
Weil der Körper das entnommene Blutplasma
innerhalb weniger Tage wieder nachbilden
kann, darf Blutplasma deutlich häufiger
gespendet werden: bis zu 45 Mal im Jahr.
Allerdings sollte man nach einer Spende auf
eiweiß- und nährstoffreiche Nahrung achten,
da man bis zu 700 Milliliter des gespendeten
Plasmas ausgleichen muss.
Auch wenn es eine gute Tätigkeit ist, so sollte
man immer an seine Gesundheit denken und
sich genug Zeit zum Regenerieren zwischen
zwei Spenden gönnen. Schließlich gibt man
etwas sehr Wertvolles und Nährstoffreiches
aus seinem Körper ab.
Was sollte man vor, während und
nach der Blutspende beachten?
Um gut auf den Tag vorbereitet zu sein, an dem
man sein Blut spenden möchte, sollte man einige
grundlegende Dinge sowie Tipps beachten
und wissen, wie genau das Ganze abläuft.
• Am Tag der Blutspende keine großen körperlichen
Anstrengungen ausüben, weder
vorher noch nachher
• Man sollte sich am Tag der Blutspende
gesund fühlen
• Vor dem Termin ausreichend (fettarm) essen
und trinken, aber keinen Alkohol oder
andere Suchtmittel konsumieren
• Zum Blutspenden den Personalausweis
mitbringen und einen Fragebogen zum
Gesundheitszustand ausfüllen
• Beim Gesundheitscheck werden Blutdruck,
Puls, Körpertemperatur und der
Hämoglobin-Wert gemessen
• Die Ergebnisse werden mit einem Arzt besprochen
– hier wird entschieden, ob man
spenden darf oder nicht
35
GESUNDHEIT ▶
• Anschließend werden rund 500 Milliliter
Blut abgenommen
• Nach der Blutentnahme gibt es eine kleine
Ruhepause und oft einen Snack samt
Getränk
• Der gesamte Vorgang dauert etwa eine
Stunde
• Hinterher kann man seinen Tag normal
fortsetzen, darf aber keinen Sport treiben
Übrigens: Nach der ersten Blutspende
bekommt man per Post einen Blutspendeausweis
zugeschickt. Auf diesem sind einige
relevanten Daten wie Blutgruppe, Name und
Adresse gespeichert, damit man in Zukunft
unkomplizierter Blut spenden kann.
Ich kann kein Blut sehen – wie
kann ich es trotzdem spenden?
Ein flaues Gefühl und Angst, dass der Kreislauf
absacken könnte? Viele sehen eher ungern
Blut, vor allem wenn es um das eigene geht.
„Denn wenn ich mein eigenes Blut sehe, heißt
das ja in aller Regel: Ich habe mich verletzt“,
nennt Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst
als möglichen Grund.
Wer Blut nicht gut sehen kann, seines aber
dennoch spenden möchte, kann versuchen,
diesen Termin psychologisch umzudeuten.
„So kann man sich selbst klarmachen: Ich
verletze mich ja gerade nicht, sondern leiste
mit meiner Blutspende etwas Gutes, weil ich
anderen Menschen dadurch bei Erkrankungen
oder in lebensbedrohlichen Situationen
helfe“, rät Küpper. Diese Strategie kann bereits
helfen, Ängste abzubauen.
Was geschieht mit dem
gespendeten Blut?
Per Zentrifuge wird das Blut in seine Bestandteile
aufgetrennt. So können beispielsweise
aus dem Blutplasma Medikamente für die
Krebstherapie hergestellt werden. Die roten
Blutkörperchen (Erythrozyten) kommen dagegen
bei hohen Blutverlusten zum Einsatz. Und
die Blutplättchen sind wichtig für Menschen
mit einer Blutgerinnungsstörung. Lediglich die
weißen Blutkörperchen (Leukozyten) werden
nicht gebraucht.
Einige Bestandteile können nur innerhalb weniger
Tage nach der Blutentnahme verwendet
werden, wie beispielsweise die Blutplättchen.
Deswegen wird immer wieder betont, wie wichtig
das regelmäßige Blutspenden ist, da viele
Menschen auf „frisches“ Blut angewiesen sind.
Vor allem Krebs- und Unfallpatienten benötigen
teilweise zehn oder mehr Blutkonserven.
Ist Blutspenden überhaupt
gesund?
Wer nicht aus gesundheitlichen Gründen vom
Blutspenden ausgeschlossen ist und die vorgegebenen
zeitlichen Abstände einhält, schadet
damit auf keinen Fall seiner Gesundheit.
Das zeigte eine britische Studie aus dem Jahr
2017 mit 45.000 Probanden. Dabei wurde
untersucht, ob eine Verkürzung der Spendenabstände
von zwölf Wochen bei Männern
(üblich in Großbritannien) auf zehn und auf
acht Wochen (üblich in Deutschland) einen
negativen Effekt auf die Gesundheit und die
Lebensqualität hat. Bei Frauen wurden die
Abstände von 16 (empfohlen in Großbritannien)
auf 14 und zwölf Wochen (empfohlen in
Deutschland) untersucht.
Prinzipiell konnten kaum negative Auswirkungen
des verkürzten Zeitraums ausgemacht
werden. Allerdings fanden die Forscher heraus,
dass bei Männern, die alle acht Wochen
zur Blutspende gingen, die Eisenwerte etwa
15 bis 30 Prozent niedriger waren als bei
jenen, die nur alle zwölf Wochen ihr Blut spendeten.
Dadurch wurde in dieser Gruppe etwas
öfter über Symptome wie Müdigkeit und
Schwindel berichtet. Die Autoren der Studie
raten häufigen Blutspendern, ihren Eisenwert
regelmäßig zu überprüfen und mit einem Arzt
zu besprechen.
Positive Wirkung auf Blutdruck,
Immunabwehr etc.
Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass Blutspenden
gesund ist. So kann die Blutentnahme
36 I/25
den Blutdruck und auch das Risiko für Herz-
Kreislauf-Krankheiten senken, berichtet der
Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI)
und bezieht sich dabei auf eine Studie an der
Berliner Charité mit 300 Probanden. Laut dieser
Studie konnte der blutdrucksenkende Effekt bis
zu sechs Wochen nach einer Spende anhalten.
Somit sehen die Experten im regelmäßigen
Blutspenden eine unterstützende Maßnahme
bei der Behandlung von Bluthochdruck.
In einer anderen Studie der Berliner Charité
gaben regelmäßige Blutspender an, sich
leistungsfähiger zu fühlen und wiesen offenbar
eine bessere Immunabwehr auf: „Wir
konnten eine Verbesserung der antioxidativen
Kapazität – dem Vermögen, freie Radikale
zu neutralisieren – beobachten. Dies könnte
implizieren, dass regelmäßige Blutspender im
Vergleich zu Nicht-Blutspendern seltener an
Erkältungen erkranken und eine gesteigerte
Immunabwehr aufweisen“, kommentierte der
verantwortliche Forscher Prof. Dr. Andreas
Michalsen das Ergebnis.
Eine etwas ältere Langzeitstudie von
1998 aus Finnland mit rund 3.000
Probanden zeigte, dass bei regelmäßigen
Blutspendern das Herzinfarkt- und
Schlaganfallrisiko deutlich geringer
ist – und zwar um bis zu 88 Prozent.
Kostenlose Untersuchung auf unterschiedliche
Krankheitserreger
Außerdem hat die Blutspende noch einen willkommenen
Nebeneffekt für den Spender: Das
Blut wird für ihn kostenlos auf unterschiedliche
Krankheitserreger wie HIV, Hepatitis und
Syphilis untersucht. Sollte es Auffälligkeiten
geben, wird der Spender informiert und die
Konserve entsorgt. Es gibt also viele gute
Gründe, Blutspender zu werden. Nicht nur
anderen, sondern auch sich selbst zu liebe.
Hier findest du Orte, an denen Du Blut
spenden kannst: www.drk-blutspende.de
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37
Sexualität
FOTO: FREEPIK.COM
SEXUALITÄT ▶
BILD: KI
Lost Boys
Die Krise
männlicher
Identität
Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren tragen zu
dieser Krise bei, und wie wirken sie sich auf Individuen, soziale Gruppen und
schließlich auch auf die Gesellschaft als Ganzes aus? Gerade in einem queeren Kontext
zeigt sich, dass die Vorstellungen von Männlichkeit vielfältiger sind, als es die
starren Rollenzuschreibungen der Vergangenheit vermuten lassen.
Was verstehen wir unter „Krise
der Männlichkeit”?
Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit –
etwa Stärke, Unabhängigkeit, emotionale
Zurückhaltung oder Versorgerrolle – sind
historisch gewachsen und wurden lange als
selbstverständlich betrachtet. Doch schon
seit den 1990er Jahren rücken Forschende
und gesellschaftliche Akteur*innen diese
vermeintlichen Gewissheiten zunehmend in
den Fokus: Männlichkeit ist weder monolithisch
noch statisch, sondern stets im Wandel
begriffen. Wenn von einer „Krise der Männlichkeit“
gesprochen wird, so bedeutet dies, dass
tradierte, oft patriarchale und hierarchisch
geordnete Rollenbilder im Zuge gesellschaftlicher
Veränderungen brüchig geworden sind.
40 I/25
Text: Christian Knuth
Heute erleben wir eine Situation, in der alte Sicherheiten schwinden:
Feministische Bewegungen, neue Familienmodelle, die erhöhte Sichtbarkeit
queerer Lebensweisen sowie ökonomische Veränderungen erschüttern
die alten Gewissheiten.
Diese Krise ist aber kein singuläres Ereignis. Bereits
in früheren Zeiten – etwa nach Kriegen oder
in Phasen massiver sozialer Umbrüche – wurde
der „Mann“ neu verhandelt. Männer stehen vor
der Herausforderung, ihre Rolle neu zu definieren
und tun sich damit mitunter schwer.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche
Veränderungen als Ursachen
Ein wichtiger Treiber der Krise der Männlichkeit
sind tiefgreifende ökonomische Umbrüche.
Während einst körperlich dominierte
Industrien vielen Männern einen sicheren
Platz in der Arbeitswelt boten, stehen diese
traditionellen Sektoren heute nicht selten vor
dem Aus. Automatisierung, Globalisierung
und der Strukturwandel führen dazu, dass
Männer im industriellen und handwerklichen
Bereich häufiger von Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung
betroffen sind. Diese Entwicklungen
werden als Marginalisierung wahrgenommen:
Männlichkeit, die sich lange über beruflichen
Erfolg und finanzielle Absicherung definierte,
gerät ins Wanken.
Zugleich eröffnet die Bildungsexpansion neue
Chancen für Frauen, die zunehmend höhere
Abschlüsse erlangen. Während an der Spitze
der Gesellschaft weiterhin auch viele Männer
stehen, fällt ein Teil der männlichen Bevölkerung
sozial und wirtschaftlich zurück. Die
durch Bildung und Einkommen entstehende
Schere wird so auch zu einer Klassenfrage der
Männlichkeit. Diese Polarisierung verstärkt
das Gefühl mancher Männer, nicht mehr den
traditionellen Ansprüchen zu genügen.
Psychologische und soziale
Dimensionen der Krise
Der Verlust vertrauter Rollenbilder hinterlässt
bei vielen Männern innere Spannungen. Die
bislang bewährten „Leitplanken“ brechen
weg, die Identitätskonstruktion gerät ins
Stolpern. Häufig resultieren daraus Verunsicherung,
emotionale Überforderung und ein
gesteigerter psychischer Druck. Männlichkeitsentwürfe,
die weiterhin auf Dominanz
und emotionale Härte setzen, können als
Abwehrmechanismen gegen Veränderungen
fungieren: Es entsteht ein Klima, in dem Anti-
Feminismus, Homophobie und ein Festhalten
an alten Geschlechterstereotypen als scheinbare
Antwort dienen. Diese Tendenzen sind
jedoch Ausdruck innerer Konflikte und Unsicherheiten,
die nicht selten in psychischen
Belastungen münden. Und in Radikalisierung,
wie wir später noch vertiefen werden.
Männer sprechen im Vergleich zu
Frauen seltener über ihre Emotionen,
suchen seltener Hilfe in Krisen und
haben nachweislich höhere Suizidraten.
Diese Häufung psychischer Probleme ist nicht
allein auf genetische oder medizinische Faktoren
zurückzuführen, sondern hat tiefe gesellschaftliche
Wurzeln. Die Schwierigkeit, sich
von toxischen Männlichkeitsnormen zu lösen,
kann ein Hindernis sein, innere Konflikte zu
benennen und konstruktiv zu bearbeiten.
Historische Perspektiven und
kulturelle Darstellungen
Die Idee einer Männlichkeitskrise ist historisch
betrachtet kein Novum. Immer wieder tauchte
sie im Kontext großer gesellschaftlicher
Umwälzungen auf. Auch in Medien, Film und
Literatur wird die Krise der Männlichkeit thematisiert:
Nicht selten dienen narrative Motive
der „verlorenen Männlichkeit“ als Spiegelung
des Zeitgeistes. Diese kulturellen Repräsen-
41
SEXUALITÄT ▶
tationen führen vor Augen, dass Männlichkeit
ein kulturelles Konstrukt ist, das stets neu
ausgehandelt wird.
Unterschiedliche Auswirkungen
auf verschiedene Gruppen
Die Krise der Männlichkeit trifft nicht alle
Männer gleichermaßen. Besonders deutlich
wird dies bei jungen Männern, Migranten, Geflüchteten
oder jenen aus der Arbeiterklasse:
• Junge Männer: Sie wachsen in einer Zeit
auf, in der alte Rollenvorgaben immer
weniger Halt bieten. Social Media verstärkt
Leistungs- und Vergleichsdruck; traditionelle
Männlichkeitsvorbilder erscheinen
überholt. Viele junge Männer empfinden
dadurch eine Identitätskrise, fühlen sich
diskriminiert oder benachteiligt und
suchen nach neuen Orientierungen. In extremistischen
Online-Communities finden
manche ein fragwürdiges „Ventil“ für ihre
Verunsicherung.
• Migranten und Geflüchtete: Gerade junge
Männer in prekären Lebenslagen sind
anfälliger für Kriminalität, wenn sie von
Perspektivlosigkeit, Armut und sozialer
Isolation betroffen sind. Sie erfahren zudem
strukturelle Diskriminierung, die ihre Rolle
als „Männer“ zusätzlich in Frage stellt.
• Arbeiterklasse: Männlich dominierte Industriezweige
schwinden, was zu steigender
Arbeitslosigkeit führt. Diese Entwicklung
gefährdet das traditionelle männliche
Selbstverständnis als „Ernährer“ und erhöht
den psychischen Druck. Das Gefühl
des Abgehängtseins kann auch hier zu
reaktionären und antifeministischen Positionen
führen, die vermeintlich verlorene
Vorrechte wiederherstellen sollen.
Auswirkungen auf Queere
Männer
Die Krise der Männlichkeit trifft nicht nur
heterosexuelle Männer. Gerade für schwule,
Suizidrate (pro 100.000 Einwohner)
17.5
15.0
12.5
17.9
Suizidraten
in Deutschland
2023
10.0
7.5
6.6
5.0
2.5
0.0
Männer
Frauen
42 I/25
BILD: KI
bisexuelle und trans* Männer, die ohnehin mit
Diskriminierungserfahrungen und Minderheitenstress
konfrontiert sind, stellt die Krise
der traditionellen Männlichkeitsvorstellungen
eine doppelte Belastung dar. Gesellschaftliche
Vorurteile, internalisierte Homophobie und
das Gefühl, nicht den normativen Anforderungen
von „Männlichkeit“ zu entsprechen,
wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit
aus.
LGBTQ-Männer leiden häufiger unter Depressionen,
Angststörungen und erhöhter Suizidalität.
Diskriminierung, Ausgrenzung und das
ständige Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen,
führen zu sozialer Isolation und erschweren
den Zugang zu stabilen Beziehungen. Wenn
normative Männlichkeitsvorstellungen ins
Wanken geraten, eröffnet sich zugleich aber
auch die Chance, Männlichkeit neu und diverser
zu denken.
Queere Communities bieten hier
alternative Vorbilder, neue Rollenmodelle
und sichere Räume, in denen
Männlichkeit nicht an Heteronormativität
geknüpft ist.
Auswege aus der Krise und neue
Perspektiven
Die Krise der Männlichkeit mag auf den ersten
Blick negativ klingen, kann aber auch als
produktive Irritation verstanden werden. Sie
zwingt dazu, festgefahrene Bilder zu hinterfragen
und neue Wege einzuschlagen. Was
könnte Männlichkeit jenseits von Dominanz,
Härte und Konkurrenz sein? Wie können wir
emotionale Offenheit, Empathie und Fürsorge
als männliche Qualitäten stärken?
Feministische und queere Bewegungen
haben längst alternative Vorstellungen
von Geschlecht, Sexualität und Begehren
aufgezeigt. Diese Vielfalt kann als Chance gesehen
werden, Rollenbilder zu erweitern und
Männlichkeit neu zu definieren. Pädagogische
Angebote, Selbsthilfegruppen, psychologische
Beratungsstellen und queere Netzwerke
helfen dabei, neue Identitäten zu finden, die
weniger von Leistungs- und Anpassungsdruck
geprägt sind. Auch ein gesellschaftliches
Klima, das die Gleichberechtigung aller
Geschlechter ernst nimmt und Diversität aktiv
fördert, ist ein Schlüssel zur Überwindung der
Krise. Und ihr dachtet, mit der Ehe für alle ist
alles erreicht? Los gehts!
SEXUALITÄT ▶
Der moderne Mann
Die Kastration eines Rollenbildes
ILLUSTRATION: ILLUSTRATIONEN_FREEPIK.COM
Was bleibt dem Mann des 21. Jahrhunderts noch? Er darf Chef sein? Das sind Frauen
dank Quote und durchschnittlich höherem Bildungsgrad auch. Er hat Geld? Haben Frauen
auch. Er kann Kinder machen? Warum sich mit den Widrigkeiten einer Beziehung
herumschlagen, wenn Frau sich heute ganz bequem(und völlig schweißfrei) künstlich
befruchten lassen kann?
Der Mann ist neben der Rolle. Diktiert vom
vermeintlich schwachen Geschlecht hat er in
den letzten fünfzig Jahren eine wundersame
Wandlung durchgemacht. Neben der Beschreibung
einer haarlosen Kreatur, die romantische
Komödien liebt und gerne Zeit mit den Kindern
verbringt, findet man bei der Google-Suche
nach dem „modernen Mann“ unter anderem
eine Liste von Verhaltensregeln für den Frauenversteher
des 21. Jahrhunderts. Unter den
insgesamt 33 Weichmachern finden sich Verallgemeinerungen
wie „Unterschätze nie eine
Frau!“ oder „Koche nicht nur für sie, sondern
auch für dich allein (Steak zählt nicht)!“. Was ist
aus der Frau am Herd und Fertigpizza geworden?
Die eine hat sich emanzipiert, die andere
passt nicht zum neuen Bild vom Mann, der auf
seine Ernährung achtet und vorzugsweise Bio
kauft (und kocht).
Gleich unter dem Blog – der sich auch noch
„Schluss mit luschig“ schimpft, aber mit Ratschlägen
nur so um sich wirft, wie wir sie aus
Magazinen wie „Cosmopolitan“ oder „Freundin“
kennen – kommt die nächste digitale
Eierklemme: der-moderne-mann.com. Der
Untertitel der Website – „Die Metrosexuelle
Männer Seite“ – steht stellvertretend für Ein-
44 I/25
Text: Felix Just
träge rund um Haargel und David Beckham.
In der Bildersuche sehen wir Homo metro
sapiens ungewöhnlich häufig in der Küche,
mit dem Kind im Arm, aber immer gut rasiert
und mit ölig glattem Haupthaar. Brusthaare
sehen wir keine. Auch keine Tattoos. Kein Bier
und kein Motorrad.
Dabei es ist gar nicht lange her, da waren
wir noch so männlich und maskulin. Über
Jahrhunderte wurde uns beigebracht, uns zu
beweisen, zu messen – zu herrschen. In den
allerwenigsten Kulturen und Zivilisationen
spielten Frauen eine politische Rolle oder
erhielten gar die Legitimierung, die Geschicke
eines Volkes zu lenken. Sie waren Mütter und
Haushälterinnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg
und spätestens mit der Frauenbewegung
der 1960er- und 1970er-Jahre erfolgte die Kastration
des männlichen Rollenbildes. Männer
sollten im Haus mit anpacken, zuhören, Verständnis
haben. In den 1990ern kam es zum
nächsten logischen Schritt in der Deformation
des Mannsbildes: Nachdem sein Wesen von
jedweden Spuren Testosterons befreit worden
war, musste nun auch das Äußere des Mannes
dran glauben. Wer sich nicht rasierte, galt
nicht länger als männlich, er war ungepflegt.
Die erste Welle von Pflegeprodukten, eigens
für Männer entwickelt, brach über uns herein.
Augenbrauen wollten gezupft, das Brusthaar
rasiert und die Intimzone gestutzt werden. Mit
jeder Errungenschaft der Frauenwelt wurde
der Mann ein wenig kahler.
Frauen durften dafür Moped fahren, furzen
und sogar Helden sein. Hollywood diktierte:
Helden haben jetzt Brüste. 1991 ist Sarah
Connor aus der „Terminator“-Reihe nicht
länger die Jungfrau in Nöten: Die Mutter des
vermeintlichen Erlösers wird im zweiten Teil
mit einem ganzen Arsenal an Waffen ausgerüstet
und bekommt ein schlagfertiges Mundwerk
verpasst, das mit den coolen Sprüchen
von Arnold Schwarzeneggers Charakter locker
mithalten kann. „Buffy the Vampire Slayer“
und „Xena“ ebnen den Weg für zukünftige
Action-Heroes wie Angelina Jolie und Michelle
Rodriguez.
Mit fortschreitender Kastration sollten uns
aber nicht nur seit Jahrhunderten zugesprochene
Rollen und Modelle abgesprochen
werden. Neue Verbote wurden aufgestellt.
Arschloch sein war nicht länger nur
„typisch Mann“, es war ein echter
Fehltritt.
Was bleibt also vom Mann? Ein paar Zentimeter
Schwellkörper und ein breites Kreuz? Jein.
Der trainierte Mann wurde zum Synonym für
einen Körperkult und eine kollektive Ästhetik,
wie sie Frauen seit Jahrhunderten betreiben.
Wir stecken uns selbst in Kategorien, statt
unsere Individualität zu pflegen. In Chat-Portalen
und Dating-Apps vergleichen wir uns
mit all den anderen Torsos, die die digitale
Spielwiese zu bieten hat. Wir urteilen den
Bizeps anderer User ab und bleiben in Konversationen
vage. Es gibt immer noch schönere
Männer. Zwischen all den Sixpacks und glatt
rasierten Brustmuskeln tauchen aber plötzlich
vermehrt haarige Bäuche und bärtige Gesichter
grinsender Typen auf. Schwule Männer
starten den Trend zur neuen Männlichkeit.
Und die Frauen? Frauen finden es laut Lifestylemagazinen
eigentlich ganz toll, wenn ihr
Macker auch mal einen auf Macho macht. Felix
Baumgartner ist nicht länger ein Wahnsinniger
mit Geltungsdrang, der Red-Bull-Stuntman
ist ein Held. Bartträger gelten nicht mehr als
ungepflegt, sie laufen nun unter „Hipster“.
Und der „Out of Bed“-Look ist jetzt tatsächlich
das: ein Look! Wir emanzipieren uns von der
Emanzipation.
Wir wollen uns nicht in Schwertkämpfen die Köpfe einhauen, und irgendwie
ist es ja schon geil, so ein Sixpack, aber das sind Haare im Gesicht
und Fertigpizza auch.
45
SEXUALITÄT ▶
Lust &
Leistung
Wie der
Leistungsdruck
unsere Sexualität
beeinflusst
„Perfekte“ Körper, mühelose Erregung und die ultimative sexuelle Erfüllung – wann
wurde Sex zur Disziplin? Besonders in der schwulen Szene, wo strenge Körpernormen
und mediale Darstellungen den Ton angeben, wird aus Lust schnell Leistung. Mehr Anspruch,
mehr Druck, mehr Vergleich – aber was passiert, wenn der Genuss von Sex nicht
mehr im Vordergrund steht, sondern die Performance? Und wie finden wir zurück zu
einer Sexualität, die sich nicht wie ein Wettbewerb anfühlt?
46 I/25
Text: Michael Krawczyk
Die Medienwelt als Spiegel –
oder verzerrte Realität?
Die Medien zeigen uns eine Sexualität, die oft wenig mit
der Realität zu tun hat. Auf Instagram, Dating-Apps und
in Pornos wird ein Bild von Körpern und Sex vermittelt,
das in seiner Perfektion nahezu unerreichbar ist. Durchtrainiert,
dauerhaft erregt, endlos ausdauernd und selbstverständlich
immer makellos vorbereitet – so scheint Sex
laut den Bildern der Popkultur zu funktionieren. Aber diese
Inszenierung schafft nicht nur Sehnsüchte, sondern auch Unsicherheiten.
Wer nicht in diese Idealvorstellung passt, fühlt
sich schnell unzureichend.
Die Bilder prägen nicht nur unsere Vorstellung von Attraktivität,
sondern auch unser Verhalten. Der ständige Vergleich mit perfekt
inszenierten Körpern und inszenierten Orgasmen verstärkt den
Druck, sich selbst ständig optimieren zu müssen – sei es durch
Training, Ernährungspläne oder die richtige „Performance“ im Bett.
Anstatt sich fallen zu lassen, dreht sich alles darum, den perfekten
Eindruck zu hinterlassen.
FOTO: FREEPIK.COM
Wenn Lust zum Konsumgut wird
Aber die Wurzeln dieses Leistungsdrucks reichen tiefer. In unserer
kapitalistischen Gesellschaft wird Sexualität als Produkt betrachtet
– eine Ware, die sich verkaufen und optimieren lässt.
„Sex sells“ ist kein leeres Schlagwort, sondern Realität.
Dating-Apps und Pornografie verstärken diesen Trend:
Wer begehrenswert sein will, muss sich perfekt präsentieren.
Wer „gut im Bett“ sein will, sollte sich
beweisen. Das Resultat?
Sexualität dient nicht mehr nur der Lust, sondern wird zur
Leistung, die bestätigt und bewertet wird.
Wer den idealen Körper hat, wer möglichst
oft und intensiv „performt“, bekommt
Anerkennung – sei es durch Likes,
Matches oder Status in der Community.
Der Fokus verschiebt sich weg von Intimität
hin zur äußeren Bestätigung. Der
Marktmechanismus durchdringt unser
sexuelles Selbstbild:
Wer nicht liefert, verliert.
Aber dieser ständige Wettbewerb
um Attraktivität und
sexuelle Höchstleistung hat
Folgen – für Körper und Geist.
47
SEXUALITÄT ▶
FOTO: VLAD DEEP_UNSPLASH.COM
Die Folgen: Mehr Druck,
weniger Lust
Sex sollte ein Moment der Lust, der Verbindung
und der Intimität sein. Aber wer ständig das
Gefühl hat, performen zu müssen, verliert die
Fähigkeit, sich einfach hinzugeben. Der psychische
Druck, Erwartungen zu erfüllen – sei es die
des Partners oder die eigenen – führt dazu, dass
Sex zur Herausforderung wird. Diese mentale
Anspannung wirkt sich direkt auf den Körper
aus: Erektionsstörungen und vorzeitiger Samenerguss
sind häufige Symptome von Stress, die
nichts mit dem körperlichen Zustand, sondern
viel mit dem inneren Druck zu tun haben.
So sind Erektionsstörungen oft kein organisches
Problem, sondern ein Signal des Körpers:
„Ich kann nicht abschalten.“ Die Angst, nicht
„gut genug“ zu sein, erzeugt eine Anspannung,
die die natürliche Erregung blockiert. Vorzeitiger
Samenerguss hingegen ist oft eine Reaktion
auf den Zwang, schnell zu „liefern“ – aus Angst,
nicht lange genug durchzuhalten oder den
Partner nicht zufriedenzustellen. Paradoxerweise
führt der Versuch, mehr Kontrolle über
die eigene Performance zu gewinnen, häufig
dazu, den Zugang zur eigenen Lust zu verlieren.
Statt sich auf den Moment einzulassen, setzt
sich der Körper unter Druck – und Stress ist der
natürliche Feind von Intimität.
Neben den körperlichen Auswirkungen gibt es
eine tiefere, oft schleichende Folge: den Verlust
der eigenen Lust.
Wer ständig unter Druck steht,
unfehlbar im Bett sein zu müssen und
„perfekt“ dabei auszusehen entwickelt
oft eine Art emotionale Distanz zur
eigenen Sexualität.
Die einst spielerische und neugierige Auseinandersetzung
mit dem eigenen Körper
wird ersetzt durch Routinen, Erwartungen und
das Gefühl, funktionieren zu müssen. Anfangs
mag der Druck nur unterschwellig da sein,
doch mit der Zeit führt er dazu, dass Erregung
nicht mehr spontan entsteht, sondern immer
stärker an äußere Bedingungen geknüpft wird.
Oft führt das zu einem inneren Rückzug.: Man
meidet Sex, weil er sich nicht mehr leicht und
erfüllend anfühlt, sondern anstrengend. Was
bleibt, ist eine Frustration – sowohl mit sich
selbst als auch in der Beziehung zum eigenen
Körper und möglichen Partnern.
Aber echte sexuelle Erfüllung entsteht nicht
durch das Erfüllen von Erwartungen, sondern
durch das Loslassen von Druck.
48 I/25
Lust ohne Leistung – ein neuer
Weg zur Sexualität
Wie können wir diesen Leistungsdruck durchbrechen?
Der erste Schritt ist die Erkenntnis:
Sexualität ist keine Leistung. Sie ist ein Erlebnis,
keine Prüfung.
• Vergleich vermeiden: Sich bewusst machen,
dass inszenierte Medienbilder nicht
die Realität abbilden.
Perfekte Körper und perfekte Orgasmen
sind selten das, was wirklich hinter
verschlossenen Türen passiert.
• Body Positivity und Selbstakzeptanz: Den
eigenen Körper annehmen, statt ihn ständig
mit unerreichbaren Idealen zu vergleichen.
Echte Lust entsteht nicht aus Unsicherheit,
sondern aus Selbstbewusstsein.
• Kommunikation statt Druck: In Partnerschaften
und sexuellen Begegnungen offen
über Ängste und Wünsche sprechen. Wer
weniger Angst vor Bewertung hat, kann sich
besser entspannen.
• Intimität neu definieren: Sexualität nicht
als Wettkampf sehen, sondern als Moment
der Verbindung – mit sich selbst und dem
Partner. Lust kann nicht „optimiert“ werden,
sie kann nur erlebt werden.
• Druck rausnehmen – Lust auch ohne Orgasmus:
Sexualität ist mehr als der Weg zum
Höhepunkt. Wer lernt, den Moment und die
Berührung an sich zu genießen kann Sexualität
freier und intensiver erleben.
• Perfekt unperfekt: Fehler sind normal –
und menschlich. Nicht jeder Moment im
Bett läuft reibungslos, und das muss er
auch nicht. Unbeholfene Bewegungen,
unpassende Geräusche, kleine Unsauberkeiten
oder eine Erektion, die nicht wie
geplant mitspielt – all das gehört dazu. Wer
über sich selbst lachen kann, nimmt den
Druck raus.
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SEXUALITÄT ▶
Sex in der
Fernbeziehung
Nähe trotz Distanz?
FOTO: FREEPIK.COM
50 I/25
Text: Michael Krawczyk
Sex lebt von Berührung, von Blicken, von spontanen Momenten der Lust. Aber was passiert,
wenn genau diese Nähe fehlt? Fernbeziehungen stellen Paare nicht nur emotional
vor Herausforderungen – auch die Sexualität muss sich neu definieren. Früher oder
später trifft jedes Paar auf die Frage: Wie hält man die Lust am Leben, wenn man sich
wochen- oder monatelang nicht sieht? Es geht darum, nicht einfach nur die Tage bis zum
Wiedersehen zu zählen, sondern Sexualität auch in der Distanz lebendig zu gestalten –
und so geht’s:
Digitale Nähe – wenn Technik
zur Brücke wird
Glücklicherweise endet Intimität nicht dort,
wo Kilometer zwischen zwei Körpern liegen.
Digitale Technologien bieten heute unzählige
Möglichkeiten, um Nähe zu erzeugen – oft anders
als gewohnt, aber nicht weniger wertvoll.
Sexting
Mehr als nur ein Mittel zum Zweck – wenn
Texte, Sprachnachrichten oder Bilder bewusst
eingesetzt werden, können sie eine aufregende
Form der Verführung sein. Vom schlichten
Flirt bis hin zur detaillierten Fantasieerzählung:
Erlaubt ist, was sich für beide gut
anfühlt.
Interessanterweise zeigen Studien, dass Sexting nicht nur die Erregung steigert,
sondern auch die emotionale Verbindung in Fernbeziehungen stärken kann. Eine
Umfrage von Forschern der Drexel University fand heraus, dass Paare, die regelmäßig
Sexting praktizieren, sich emotional näher fühlen und insgesamt zufriedener
mit ihrer Beziehung sind. Auch psychologisch hat Sexting Vorteile: Es kann
dabei helfen, Scham oder Hemmungen abzubauen, die eigene Sexualität besser zu
erkunden und Fantasien mit dem Partner zu teilen, die man im direkten Gespräch
vielleicht nicht ansprechen würde.
FOTO: GPOINTSTUDIO _FREEPIK.COM
51
SEXUALITÄT ▶
01. Erotische Rituale
Regelmäßigkeit kann dabei helfen,
Sexting in den Beziehungsalltag zu
integrieren. Probiert es zum Beispiel
mit einer „heißen Stunde“ pro Woche,
in der ihr euch bewusst Zeit nehmt,
um erotische Nachrichten oder
Sprachnachrichten auszutauschen.
Auch ein festes Ritual – etwa ein
aufreizendes Bild an einem
bestimmten Tag der Woche –
kann Vorfreude erzeugen.
Ähnlich verhält es sich
mit Telefon- oder Video-Sex.
Ein geplantes
„Telefon-Date“ kann
die Lust steigern,
wenn beide sich
bewusst darauf einstimmen.
Auch wenn es
anfangs ungewohnt sein
kann, sich selbst über eine
Kamera zu erleben, kann es eine intensive
Möglichkeit sein, Nähe aufzubauen. Es kann
helfen, mit dem Setting zu spielen: gedimmtes
Licht, eine vertraute Stimme – visuelle und auditive
Reize können Entfernung überbrücken.
02. Surprise!
Aber Sexting muss nicht
immer geplant sein. Überraschende
kleine Reize –
eine unerwartete Nachricht
mitten im Arbeitstag oder
ein Bild mit einem unmissverständlichen
Unterton – können dafür sorgen,
dass die Lust nicht in den Hintergrund rückt.
Eine simple „Ich kann kaum erwarten, dich zu
fühlen...“ kann genügen, um die Fantasie des
anderen in Gang zu setzen.
03. Spielerisch werden
Auch interaktive Sexspielzeuge können Nähe
auf eine ganz eigene Art spürbar machen.
Ferngesteuerte Toys bringen eine spielerische
Komponente ins Liebesleben – ein kleines
Geheimnis, das nur ihr beide kennt – und verleihen
das Gefühl, dass der andere trotz Distanz
aktiv ins eigene Lustempfinden eingreifen
kann. Das Überraschungselement, etwa eine
spontane Vibration während eines Video-Calls,
macht das Ganze besonders aufregend. Hier ist
Kiiroo die richtige Anlaufstelle. Die Marke bietet
eine ganze Palette an interaktiven Toys, die
echtes Paar-Feeling auch über tausende Kilometer
hinweg ermöglichen. Ein Highlight ist der
„Keon & Feel Stroker“, „the smartest interactive
masturbator in the world“, der mit realistischen
Bewegungen für intensive Stimulation sorgt –
und sich mit dem Toy des Partners synchronisieren
lässt. Auch der „Onyx+“ bringt Masturbation
auf ein neues Level: Per App steuerbar,
reagiert er in Echtzeit auf Berührungen des
Partners und vermittelt so das Gefühl echter
Nähe, selbst wenn man physisch getrennt ist.
Dazu gehört aber auch eine gute Menge Vorstellungskraft.
Wer nicht in der gleichen Stadt,
geschweige denn im selben Bett ist, kann mit
Worten weit kommen. Einer beginnt eine Fantasie
mit „Was wäre, wenn ich dich jetzt hier
hätte…?“ und der andere setzt die Geschichte
mit neuen Details fort. Sich gegenseitig
erotische Szenarien erzählen, um Fantasien zu
erforschen – ohne Druck, sondern als kreative
Spielerei – kann Intimität schaffen.
04. Verbunden per App?
„Paired“ ist zwar keine klassische Sex-App, aber
sie kann Paaren helfen, sich auch auf Distanz
emotional und intim verbunden zu fühlen.
Mit täglichen Fragen und Gesprächsthemen
regt sie dazu an, über Bedürfnisse
und Intimität zu sprechen, ohne dass es
sich gezwungen anfühlt. Spielerische
Challenges und Reflexionsübungen
bringen frische Impulse in die Beziehung,
während Audio-Guides
und Expertentipps zu Beziehungsthemen
wertvolle Denkanstöße
liefern. Besonders
praktisch sind Erinnerungen
für gemeinsame Rituale –
wie eine Date-Night –
wenn auch digital.
FOTO: SEBASTIAN DUMITRU_UNSPLASH.COM
52 I/25
Psychologie: Lust und Sehnsucht
in Balance bringen
Die Sehnsucht nach Nähe kann elektrisierend
sein – oder frustrierend. Wer mit Sexualität auf
Distanz umgehen will, muss auch lernen, mit
diesen Gefühlen umzugehen.
Nicht jedes Bedürfnis kann sofort erfüllt
werden, und das ist okay. Wer die Situation
akzeptiert, kann den Frust loslassen und
sich auf das konzentrieren, was möglich ist.
Statt sich darüber zu ärgern, dass man sich
nicht berühren kann, kann man die Vorfreude
darauf bewusst kultivieren – sich Fantasien
erzählen oder Wünsche aussprechen.
Wichtig ist auch, eine emotionale Sicherheit
zu schaffen. Gerade in der Distanz können
Unsicherheiten und Eifersucht stärker werden.
Hier hilft nur Offenheit: Reden über Ängste,
Wünsche, Bedürfnisse. Was braucht der andere,
um sich verbunden zu fühlen? Was macht
unsicher? Intimität besteht nicht nur aus körperlicher
Nähe, sondern auch aus Vertrauen.
Genauso wichtig ist es, Erwartungen realistisch
zu halten. Sex in einer Fernbeziehung ist
anders, aber nicht weniger erfüllend. Wer sich
von der Vorstellung verabschiedet, dass alles
genau so sein muss wie in einer Partnerschaft
mit täglicher Nähe, kann neue, spannende
Seiten an sich und dem Partner entdecken.
Und dann sind da noch die unterschiedlichen
Lustzyklen. Manchmal passt es einfach nicht
zusammen – der eine sehnt sich nach Nähe,
während der andere gerade keine Kapazität
dafür hat. Kommunikation hilft, solche
Momente nicht persönlich zu nehmen und
stattdessen Wege zu finden, sich trotzdem verbunden
zu fühlen. Vielleicht durch eine kleine
Nachricht, eine Umarmung in Worten – ein
Zeichen: Ich denke an dich.
Nähe ist mehr als Sex. Denn am Ende ist es
nicht nur der Körperkontakt, der Intimität
schafft, sondern das Gefühl, verbunden zu
sein – egal, wie viele Kilometer dazwischenliegen.
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54 I/25
SEXUALITÄT ▶
Gelassen alt werden
– auch mit HIV
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56 I/25
Als HIV und Aids Anfang der 1980er Jahre
auftauchten, ging es in den ersten Jahren
hauptsächlich darum, das Leben der Menschen
möglichst lange zu erhalten. Niemand
konnte sich damals vorstellen, wie
schnell sich der medizinische Fortschritt
entwickeln würde und dass bei erfolgreicher
Therapie auch mit HIV ein normales
Leben möglich sein wird.
Eine HIV-Diagnose bedeutete früher häufig,
sich mit einer begrenzten Lebensspanne konfrontiert
zu sehen. Heute können Menschen mit
HIV dank wirksamer Therapien ein gutes und
langes Leben führen. Während dabei einige
mit einer täglichen Pille bestens klarkommen,
kann für andere eine Therapie mit einer regelmäßigen
Spritze die bessere Lösung sein.
Die HIV-Therapie hat sich als lebensrettend
erwiesen, indem sie die Viruslast effektiv
kontrolliert und das Immunsystem stärkt. So
sind wir mittlerweile in der glücklichen Lage,
dass sich HIV-positive Menschen mit dem Altwerden
beschäftigen: Bereits die Hälfte aller
in Deutschland mit HIV lebenden Menschen ist
über 50 Jahre alt. 1 Aber wie gelingt es, auch mit
HIV gelassen alt zu werden?
Das Risiko für Alterserkrankungen
minimieren
Eine HIV-Infektion erhöht das Risiko, das Altern
zu beschleunigen. Studien legen nahe, dass HIV
mit einer chronischen Entzündungsreaktion im
Körper, der sogenannten Inflammation, einhergeht.
2 Diese anhaltende Entzündung kann
die Entwicklung von altersbedingten Krankheiten
beeinflussen. Daher empfiehlt sich für
Menschen mit HIV eine sorgfältige und regelmäßige
Kontrolle der relevanten Laborwerte
im Rahmen der regulären Termine bei dem/der
Schwerpunktärzt*in, um das Risiko von altersbedingten
Erkrankungen zu minimieren und
die Gesundheit langfristig zu erhalten.
57
SEXUALITÄT ▶
Wie wichtig sind
Vorsorgeuntersuchungen?
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind
dabei von großer Bedeutung zur Erhaltung
der Langzeitgesundheit. Sie helfen, mögliche
Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, im
besten Fall in einem Stadium, in dem sie leichter
und bestenfalls noch ohne Medikamente
behandelbar sind.
Einige Studien legen nahe, dass Krebserkrankungen
bei HIV-positiven Menschen im Vergleich
zu HIV-negativen Menschen vermehrt
und in jüngeren Jahren auftauchen. 3 Um
beispielsweise das Risiko für Krebserkrankungen
zu verringern, werden Untersuchungen
wie die Mammographie, die Magen- und
Darmspiegelung oder auch Abstriche zur Früherkennung
von Anal-Karzinomen empfohlen.
Osteoporose (Knochenschwund) tritt bei Frauen
nach der Menopause und auch bei älteren
Männern gehäuft auf. Daher ist es ratsam,
auch die Knochendichte regelmäßig überprüfen
zu lassen und in Absprache mit einem/r
Expert*in Nahrungsergänzungsmittel wie
Vitamin D zum Erhalt der Knochengesundheit
einzunehmen. Da die Knochendichte auch
durch mangelnde Aktivität abnimmt, kann
jede Bewegung – zum Beispiel die Treppen zu
nehmen, statt den Aufzug zu benutzen –
dieser Entwicklung vorbeugen.
Der/die Schwerpunktärzt*in steht in Fragen
der Vorsorge hilfreich zur Seite und kann einschätzen,
wann welche Vorsorgeuntersuchungen
Sinn machen.
Welchen Unterschied macht der
eigene Lebensstil?
Unabhängig von Vorsorgeuntersuchungen
lassen sich die persönlichen Risiken für
altersbedingte Erkrankungen durch einige
Verhaltensveränderungen reduzieren. Neben
regelmäßiger Bewegung ist es von Vorteil,
rauchfrei zu leben und das Normalgewicht zu
halten. Zudem leistet eine gesunde Ernährung
einen wichtigen Beitrag. Generell ist ein achtsamer
Lebensstil der Gesundheit zuträglich
und kann im Alter bessere Voraussetzungen
zur Vermeidung von Erkrankungen liefern,
ganz unabhängig vom HIV-Status.
Wechselwirkungen der
Medikamente vermeiden
Doch selbst bei der besten Vorsorge und dem
gesündesten Lebensstil lassen sich Erkrankungen
leider nicht immer verhindern. Die
gleichzeitige medikamentöse Therapie von altersbedingten
Erkrankungen und einer HIV-Infektion
erfordert eine sorgfältige Abstimmung
der einzelnen Medikamente, um Wechselwirkungen
zu vermeiden und unerwünschte
Effekte zu minimieren. Der/die Schwerpunktärzt*in
oder Apotheker*in sollten besonders
bei Einnahme neu verordneter Medikamente
informiert werden, um die Wirksamkeit der
Behandlungen aufrechtzuerhalten und sie
aufeinander abzustimmen.
Im Grunde gelten für alle Menschen – unabhängig
vom HIV-Status – ähnliche Regeln, wie
sich die eigene Gesundheit langfristig erhalten
lässt. Mit einem guten Bewusstsein für den
eigenen Körper sowie entsprechender Achtsamkeit
und Selbstfürsorge kann man dem
Altwerden gelassen entgegensehen.
Weitere Informationen zum Leben mit
HIV sowie persönliche Geschichten von
HIV-positiven Menschen findest du unter
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Referenzen:
1 RKI Epidemiologisches Bulletin 47/2022
2 International Association of Providers of AIDS Care (IAPAC).
Fact Sheet: HIV and Inflammation. 2021.
3 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). AIDS und HIV:
Steigert die Infektion das Krebsrisiko? 2016 [Verfügbar auf:
https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/
aids-und-krebs.php]
58 I/25
Uwe Michael Bänsch
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SEXUALITÄT ▶
Wann kommt endlich der
Impfstoff gegen
HIV?
Die intensive Forschung am Corona-Virus hat
möglicherweise auch zur Lösung anderer medizinischer
Probleme beigetragen. So wurde ein
mRNA-Impfstoff von Moderna gegen HIV
am Menschen getestet. In einer anderen
Studie wurde ein weiterer Wirkstoff
identifiziert, der in Zukunft vor
der chronischen Immunschwäche
schützen könnte. Der Weg zu einem
Impfstoff gegen HIV scheint nicht
mehr weit.
Seit mehr als vier Jahrzehnten plagt
das Humane Immundefizienz-Virus
(HIV) die Menschheit. In den 80er
Jahren war eine HIV-Infektion gleichbedeutend
mit einem Todesurteil. Denn
das HI-Virus löste die tödliche Immunschwächekrankheit
AIDS aus. In den
90er Jahren gab es die ersten Medikamente
für Betroffene, die allerdings
starke Nebenwirkungen hatten. Seit
rund 20 Jahren gibt es hochwirksame
medikamentöse Therapien, die HIV-Infizierten
ein unbeschwertes und langes
Leben ermöglichen. Und dank der PrEP
(Prä-Expositions-Prophylaxe) können
sich Risikogruppen vor einer HIV-
Ansteckung wirksam schützen.
Doch trotz zahlreicher Versuche ist es
bis heute nicht gelungen, einen Impfstoff
gegen HIV zu entwickeln. Das ist
erstaunlich, wenn man bedenkt, dass
es der Pharmaindustrie innerhalb nur
eines Jahres gelungen ist, mehrere
wirksame Impfstoffe gegen das Corona-
Virus Sars-CoV-2 zu entwickeln. Da stellt
sich die Frage: Warum ist das bei HIV
seit 40 Jahren nicht gelungen?
60 I/25
Text: Martin Lewicki
Einer der Gründe ist die hohe Wandelbarkeit
des HI-Virus. Es verändert sich nicht
nur ständig, sondern auch sehr schnell.
Das führt zu Mutationen vor allem in der
äußeren Hülle des Virus. Deshalb war es
bisher nicht möglich, einen wirksamen
Impfstoff zu entwickeln, der zuverlässig
vor dem sich verändernden HIV schützt.
Darum ist der mRNA-
Impfstoff gegen HIV anders
Die neuartigen mRNA-Impfstoffe von
BioNTech und Moderna basieren auf der
sogenannten Boten-Ribonukleinsäure
(mRNA) und stimulieren so die körpereigene
Immunantwort. Diese Vakzine
enthalten dank der mRNA Informationen
über bestimmte Virusmerkmale – auch
Virusantigen genannt.
Mit den Informationen aus der Impfung kann
der Körper anschließend das Antigen selbst
produzieren. Dadurch erkennt unser Immunsystem
das entsprechende Virus, wenn es in
den Körper gelangt, und kann so die Infektion
schnell und gezielt bekämpfen. Zudem ist es
möglich, den Impfstoff genetisch so anzupassen,
dass er eben auch die vielen Mutationen
erfassen kann.
„Unser experimenteller Impfstoff
kombiniert gleich mehrere Merkmale,
die die Defizite bisheriger HIV-Vakzin-
Kandidaten ausgleichen“, erklärt der
Forscher Anthony Fauci vom
US National Institute of Allergy and
Infectious Diseases (NIAID).
Fauci gilt als der bekannteste Virologe der
USA. Zusammen mit seinem Forschungsteam
veröffentlichte er die ersten Ergebnisse zu einer
Impfung gegen HIV im Fachmagazin Nature.
Forschungsergebnisse lassen auf
einen Impfstoff hoffen
FOTOS: FREEPIK.COM
01. Im ersten Schritt der Studie erhielten
zunächst Mäuse den neuartigen mRNA-Impfstoff
mit der Bauanleitung für das virale
Hüllprotein (EnV) des HIV als erste Dosis.
Später bekamen sie Booster-Impfungen, die
Informationen für gleich mehrere HI-Virusvarianten
enthielten. Außerdem enthielt der Impfstoff
den Gencode für ein zweites Virenprotein
(Gag). So kann der Körper aus beiden Proteinen
(EnV und Gag) virenähnliche Partikel
bilden, deren Oberfläche der von natürlichen
HI-Viren ähnelt. Die Strategie ging auf: Laut
der Studie entwickelten alle geimpften Mäuse
die neutralisierenden HIV-Antikörper.
02. Im zweiten Schritt wurden 14 Makaken
(Affen) gegen HIV geimpft. Sieben von Ihnen
bekamen nicht nur die erste Dosis, sondern
später auch zwei Booster-Impfungen. Die
restlichen Affen blieben als Kontrollgruppe
61
SEXUALITÄT ▶
ungeimpft. Obwohl schon der erste Booster
für einen deutlichen Anstieg der Antikörper
sorgte, ging er schnell wieder zurück. Erst der
zweite Booster sorgte für ein stabiles Antikörper-Niveau,
berichten die Forscher. Und nach
einem halben Jahr wurden bei den Makaken
T-Killerzellen und T-Helferzellen gegen HIV
nachgewiesen.
03. Der dritte Schritt erfolgte etwa ein
Jahr nach der Immunisierung. Nun wurden
den 14 Makaken wöchentlich HI-Viren gespritzt.
Die ungeimpften Affen erkrankten im
Durchschnitt nach dem dritten Virenkontakt.
Während zwei der sieben immunisierten
Makaken selbst nach 13 Wochen der HIV-
Kontakte keine Infektion zeigten. Die restlichen
fünf Affen infizierten sich im Schnitt nach
dem achten Virenkontakt. Somit hatten die
geimpften Tiere ein um 79 Prozent geringeres
Risiko, sich mit dem HI-Virus anzustecken.
Moderna testet Impfstoff
gegen HIV an Menschen
Dank der mRNA-Technologie geht es nun
Schlag auf Schlag bei der Entwicklung eines
Impfstoffes gegen HIV. So verkündete auch
der Hersteller Moderna zusammen mit der
Non-Profit-Organisation IAVI (Internationale
AIDS-Impfstoffinitiative) einen angepassten
mRNA-Impfstoff gegen HIV an Menschen in der
klinischen Phase 1 zu testen.
„Wir freuen uns sehr, diese neue Richtung
im Design von HIV-Impfstoffen
mit der mRNA-Plattform von Moderna
voranzutreiben. Die Suche nach einem
HIV-Impfstoff war lang und herausfordernd,
und neue Werkzeuge in Bezug
auf Immunogene und Plattformen
könnten der Schlüssel zu schnellen
Fortschritten beim dringend benötigten
HIV-Impfstoff sein“, sagte Mark Feinberg,
der Vorsitzende von IAVI in einer
Pressemitteilung.
In einer sogenannten „Proof-of-Concept“-Studie
konnte gezeigt werden, dass die HIV-
Antigene bei 97 Prozent der Teilnehmer die
gewünschte Immunantwort hervorriefen. Die
aktuelle klinische Studie baut auf der vorherigen
auf, indem die Primärversion des Impfstoffs
und auch eine Booster-Version getestet
und die mRNA-Technologie von Moderna
eingesetzt wird. Nun wird an 56 HIV-negativen
Erwachsenen die Sicherheit und Wirksamkeit
des Impfstoffs untersucht. 48 der Freiwilligen
erhalten mindestens eine Dosis des Primärimpfstoffs.
32 von ihnen erhalten auch die
Auffrischimpfung (Booster), während die restlichen
acht nur den Booster bekommen.
Erfolgreiche PrEP Studie
an Frauen durchgeführt
In einer anderen Phase-III-Studie in Südafrika
und Uganda wurde an 5338 Frauen die
Wirksamkeit des Medikamentes Lenacapavir
zur HIV-Prävention untersucht. Die Teilnehmerinnen
erhielten entweder alle 26 Wochen
eine Lenacapavir-Spritze oder nahmen täglich
Emtricitabin-Tenofovir (als F/TAF oder F/TDF)
ein. Während in der Lenacapavir-Gruppe keine
HIV-Infektionen auftraten, infizierten sich
39 Personen unter F/TAF und 16 unter F/TDF
mit HIV. Vier Teilnehmerinnen brachen die
Lenacapavir-Studie wegen Nebenwirkungen
ab. Diese Studie von 2024 zeigt, dass das Verabreichen
von Lenacapavir zweimal jährlich
vor einer HIV-Infektion schützen könnte.
Allerdings wurden hier nur Frauen aus bestimmten
Regionen Afrikas und keine Männer
untersucht. Somit bedarf
es weiterer Studien,
um die Wirksamkeit
auch bei anderen
Bevölkerungsgruppen
zu
bestätigen. Auch
wenn es sich
hier um keine
Impfung handelt,
sondern eine PrEP,
ist doch eine wirksame
Prävention vor HIV in
greifbarer Nähe.
BILD: SNATIONAL INSTITUTE OF ALLERGY AND INFECTIOUS DISEASES_UNSPLASH.COM
62 I/25
Erektionsstörungen.
Na und? Wir reden darüber.
Eine erektile Dysfunktion mag zwar den meisten Männern
unangenehm sein – aber Man(n) kann etwas dagegen tun.
Erektile Dysfunktion (ED) betrifft
Millionen von Männern weltweit
und kann in jedem Alter auftreten.
Dabei bezeichnet sie die
Unfähigkeit, eine ausreichend
harte Erektion aufrechtzuerhalten,
um sexuelle Aktivitäten
zufriedenstellend auszuführen.
Sie kann mal psychisch bedingt
während Stressphasen
auftreten oder aber auch das
Symptom von Erkrankungen wie
Diabetes oder des Herz-Kreislaufsystems
sein. Oftmals leidet
neben dem Selbstwertgefühl
der Betroffenen auch das der
Partner. Glücklicherweise gibt es
unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten,
mithilfe derer
betroffenen Männern geholfen
werden kann.
Dabei muss nicht
immer zu Pillen
gegriffen werden
– Wichtig ist es
mit einem Arzt zu
sprechen, um auf
Nummer sicher zu
gehen, dass die Erektionsstörung
keine Folge
einer ernsthaften Grunderkrankung
ist. Dann kann der Arzt entscheiden, wie
therapiert werden soll/muss. Ob per Beckenbodentraining
zur Stärkung der Erektionsfähigkeit,
mithilfe von Psychotherapie oder aber
medikamentös mithilfe von z.B. sogenannten
PDE5-Hemmern. Die Palette an Behandlungsoptionen
ist breit und sollte unbedingt
FOTO: MYRIAM ZILLES_UNSPLASH.COM
individuell abgestimmt werden.
Vor allem bei medikamentöser
Behandlung, die in Kombination
mit anderen Arzneimitteln oder
Drogen Gefahren birgt.
Und um falschen Erwartungen
vorzubeugen: Die PDE5-Hemmer
sind keine Aphrodisiaka oder
Wundermittel. Sie verbessern
die Durchblutung des Penis, was
wiederum zu einer verbesserten
Erektion führt– sprich es muss zur
Wirkungsentfaltung Lust/sexuelle
Stimulation vorhanden sein. Zum
Leid Betroffener ist die medikamentöse
Behandlung der ED in
Deutschland nicht zulasten der
gesetzlichen Krankenversicherung
möglich, was für Betroffene eine
nicht unerhebliche finanzielle
Belastung bedeutet
hat und so manchen
dazu brachte, sich auf
unsicheren Wegen
und illegal Substanzen
zu besorgen. Doch das
muss nicht sein, denn
Dank der Einführung
von Generika sind auch die
PDE5-Hemmer mittlerweile für
so ziemlich jedermann erschwinglich. Das ist
auch gut so, denn ein erfülltes Sexualleben
darf kein Luxus sein!
Mehr Infos zum Thema
Erektile Dysfunktion gibt es unter
www.maennersache-hormosan.de
DE-MEH-2310-00001
63
SEXUALITÄT ▶
Hepatitis C:
Interessiert dich nicht?
FOTO: SFABIO ALVES_UNSPLASH.COM
Mal unter uns: Über Sex reden wir super gerne unter uns Männern. Worüber wir viel
weniger gerne sprechen? Krankheit, Wehwehchen, Leiden. Und wenn die auch noch
unter der Gürtellinie stattfinden, wird es in lockerer Runde ganz schnell ganz schön still.
Aber dafür gibt es ja dieses Magazin. männer* macht dich stark für fast jede Situationen.
Durchatmen und los geht es. Mit Hepatitis C.
Warum ist das besonders ein
Thema für Männer?
Männer haben ein deutlich höheres Risiko,
sich mit Hepatitis C zu infinzieren als Frauen.
Das liegt daran, dass bestimmte Spielarten,
bei denen es zu Infektionen mit dem HC-Virus,
das für die Krankheit verantwortlich ist, häufiger
bei Männern vorkommen. Aber auch Subtanzkonsum
spielt oft eine Rolle. Mal ehrlich:
Wer von uns hat nicht schon mal mit Freunden
so eine Nacht erlebt, in der nicht alles ganz
so übersichtlich war und Erinnerungen eher
wie Sequenzen eines Films ohne Drehbuch
im Kopf bleiben? Hot war es ja … Siehst du.
Damit du diesen Gedanken ganz entspannt
64 I/25
Text: Christian Knuth
„Ich habe keine Symptome!” –
Denkfehler Nummer zwei
Hepatitis C verläuft oft über lange Zeit ohne
oder mit nur wenigen Symptomen. Das bedeutet
aber nicht, dass die Krankheit harmlos
ist. Unbehandelt kann sie zu schweren Leberschäden
führen, wie zum Beispiel Zirrhose
oder Leberkrebs. Keine Panik jetzt! Es gibt
sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.
„Ich schäme mich!” –
Denkfehler Nummer drei
Scham ist ein schlechter Ratgeber, wenn es
um Gesundheit geht. Hepatitis C ist keine
„Schande” und es ist auch nichts, wofür Mann
sich schämen müsste. Es ist eine Krankheit
wie jede andere auch. Und je früher du dich
testen lässt, desto weniger drohen Langzeitfolgen.
Also überwinde deinen inneren
Schweinehund und geh zum Arzt!
Hepatitis C auch HCV genannt,
betrifft uns alle – egal ob hetero,
schwul oder irgendwas dazwischen.
Und es ist verdammt
wichtig, dass wir uns damit
auseinandersetzen.
festhalten oder auch loslassen kannst, hier die
drei Top-Irrtümer in Sachen Mann und HCV.
„Ich bin doch nicht schwul!” –
Denkfehler Nummer eins
Eines der größten Probleme bei HCV ist, dass
viele Männer denken, es würde sie nicht
betreffen, weil sie nicht homosexuell sind.
Das ist ein Trugschluss! Hepatitis C kann
jeden treffen – unabhängig von sexueller
Orientierung oder Lebensstil. Also vergiss die
Schubladen genauso wie die Einzelheiten so
mancher Nächte.
Testen lassen – so einfach geht‘s
Ein Test auf HCV ist schnell und schmerzlos.
Das Ergebnis eines unkomplizierten Bluttests
liegt in der Regel innerhalb weniger Tage vor.
Und das Beste: Der Test ist in den meisten Fällen
kostenlos! Also worauf wartest du noch?
Hepatitis C ist behandelbar – und zwar gut!
Wenn du positiv getestet wirst, ist das kein
Grund zur Beunruhigung. Es gibt heute sehr
wirksame Medikamente, die die Krankheit fast
allen Fällen heilen können. Die Behandlung
dauert in der Regel nur wenige Wochen und
hat kaum Nebenwirkungen. Wenn dir was
anderes erzählt wird, kannst du ab heute mit
dieser veralteten Info aufräumen!
Fazit: Hepatitis C ist ein Thema
für echte Männer
Klar, über Gesundheit spricht man(n) nicht
gerne. Aber Hepatitis C ist ein Thema, das
uns alle betrifft. Also lass uns Vorurteile und
Scham überwinden und uns gemeinsam für
unsere Gesundheit einsetzen. Echte Männer
wissen: Wer sich informiert und testet, vermeidet
wirklichen Stress.
65
FOTO: FREEPIK.COM
Wellbeing
WELLBEING ▶
SEINZ.
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von Kategorien darunter Haut- und Körperpflege. Sie ist nicht nur modern und
innovativ, sondern mit „CleanHub“ auch nachhaltig. SEINZ. unterstützt dieses
globale Netzwerk von Müllsammelstellen, indem die Umweltbelastung durch
Plastik reduziert wird. Außerdem setzt sie sich für fair bezahlte Arbeitsplätze in
Entwicklungs- und Schwellenländern ein.
Mit SEINZ. hat man erfrischende Pflege, intensive Reinigung und
euphorisierende Düfte für den perfekten Tag. Das alles kombiniert
mit einem minimalistischen Design. Kein
Schnickschnack sondern leistungsstarke und
naturnahe Inhaltsstoffe.
FOTO: FREEPIK.COM
Die Anti-Aging Creme von SEINZ. ist
mit einem Lichtschutzfaktor 30 angereichert.
Die Creme enthält Vitamin E, das
die Haut vor freien Radikalen schützen
kann. Zudem zieht diese Pflege schnell
ein und ist dank eines Peptids und
Hyaluronsäure feuchtigkeitsspendend
(In-vivo-reduktion der Faltentiefe innerhalb
von 4 Wochen bei einmal täglicher
Anwendung). Hyaluronsäure kann ein
Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser
binden, wodurch die Haut intensiv
hydratisiert wird. Dies trägt dazu bei,
Trockenheitsfältchen zu reduzieren
und die Haut praller sowie elastischer
erscheinen zu lassen. Ihre antioxidativen
Eigenschaften helfen, schädliche
Umwelteinflüsse abzuwehren.
68 I/25
Bei diesem Eau de Toilette classic von
SEINZ. handelt es sich um eine echte Revolution
unter Düften. Es versprüht einen
Duft, der zugleich modern und maskulinen
ist. Somit eignet er sich ideal für einen
unverwechselbaren, charismatischen
Auftritt, der das Umfeld begeistert.
FOTO: FREEPIK.COM
Das SEINZ. Waschgel enthält einen
rückfettenden Mikro-Öl-Wirkstoff,
der effektiv Austrocknung vorbeugt.
Die Kombination aus AHA & PHA
bekämpft die Entstehung von Hautunreinheiten.
Für eine gründliche
Reinigung von Gesicht und Bart.
FOTO: FREEPIK.COM
FOTO: FREEPIK.COM
Mit dem Powerwax von SEINZ. gelingt starkes
Styling ganz unkompliziert. Dank seiner
cremigen Textur ermöglicht das Haarwachs
eine einfache Einarbeitung und schenkt
extra starken Halt ab der ersten Sekunde.
Das enthaltene Kokosöl sorgt dabei für den
extra Pflege-Kick beim Styling, während der
elegante Duft das Haar zusätzlich verwöhnt.
Die Rezeptur kommt ohne den Zusatz von
rein synthetischen, wasserlöslichen Polymeren
aus.
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69
ADVERTORIAL
Morgens ein Cleanser, dann
ein Serum, eine Feuchtigkeitscreme
und dazu noch Augenpflege
– klassische Hautpflegeroutinen
können schnell überfordern. Was,
wenn all das nicht nötig wäre?
Genau hier setzt THE 3 DROPS
an. Das Berliner Label bringt
Hautpflege auf den Punkt: zwei
vegane Gesichtsöle, die Feuchtigkeitscreme,
Seren und Augenpflege
ersetzen – einfach, effektiv und
nachhaltig.
Ein persönlicher Impuls
„Mein Bad war voll mit Produkten, die alle
viel versprochen haben“, erinnert sich Conny
Warmuth, Gründer von THE 3 DROPS. „Doch
all diese Schichten, aktiven Wirkstoffe und
Konservierungsmittel haben meiner Haut
mehr geschadet als geholfen.“ Also entwickelte
er eine Pflegelinie, die auf das Wesentliche
reduziert ist – ideal für Männer, die keine Lust
auf unnötigen Aufwand haben und
trotzdem das Beste für ihre Haut
wollen.
Eine Pflege für alles
Die Gesichtsöle sind echte
Allrounder. Das RADIANT-Öl bewahrt
Feuchtigkeit, stärkt die
Hautbarriere und minimiert
erste Fältchen – perfekt für
normale bis empfindliche Haut.
Das CONTROL-Öl reguliert die
Talgproduktion und sorgt für
ein ausgeglichenes Hautbild bei
„Weniger
ist mehr“
Ein Berliner Label
vereinfacht
Männerpflege
fettiger oder Mischhaut. Beide Öle ziehen
schnell ein, hinterlassen keinen Fettfilm
und sind einfach anzuwenden: ein paar
Tropfen morgens und abends genügen.
Nachhaltigkeit als Kern
der Marke
Die Formulierungen sind wasserfrei und
dadurch besonders ergiebig. Sorgfältig
ausgewählte Inhaltsstoffe wie Bio-Jojobaöl
und Traubenkernöl sind nicht nur pflegend,
sondern auch nachhaltig produziert. Verpackt
in recycelbaren Glasflaschen und lokal
in Deutschland hergestellt, verzichtet die
Marke auf zusätzliches Plastik, Tierversuche
und unnötige Zusätze. Ein klarer Fokus auf
Umweltbewusstsein, ohne Kompromisse bei
der Qualität.
Pflege für selbstbewusste
Männer
THE 3 DROPS richtet sich an
Männer, die Wert auf Qualität,
Nachhaltigkeit und eine
unkomplizierte Anwendung
legen – Hautpflege, die das
Leben erleichtert und dabei
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WELLBEING ▶
Under your Skin:
Endolift – Der neue Superstar
der Schönheitsindustrie
Im Bereich der ästhetischen Behandlungen gibt es immer wieder technologische
Durchbrüche, die sich schnell als Goldstandard etablieren. Der CO2-Laser und
das Radiofrequenz-Needling sind Paradebeispiele dafür. Nun gesellt sich ein neuer
Star dazu: der Endolift.
Die einfachste Erklärung zuerst: Der
Endolift ist ein Laser, der auf einzigartige
Weise angewendet wird. Anstatt von
außen auf die Haut zu wirken, wird er mit
einer feinen Haarnadel unter die Haut
eingeführt – ähnlich einer endoskopischen
Behandlung, nur noch viel feiner.
Diese Haarnadel besteht aus einer
dünnen, flexiblen Glasfaser, die etwa 30
cm lang ist. An ihrem Ende befindet sich
der Laser, dessen roter Lichtstrahl der
Behandler präzise steuert. Während der
Anwendung wird die Haarnadel in die
tieferen Hautschichten eingeführt und
fächerförmig bewegt, wobei der Laser
punktuell Wärmeimpulse abgibt. Dank
einer lokalen Betäubung ist die Behandlung
schmerzfrei. „Der Endolift wirkt
genau dort, wo die Energie hin soll –
im erschlafften Bindegewebe unter
der Haut“, erklärt Christian Roessing.
Und tatsächlich ist der Endolift für seine
besonders starke Wirkung beliebt, manche
sagen sogar, er sei die letzte Bastion vor einem
Facelift. Kaum ein anderes minimalinvasives
Verfahren kann derzeit mit den Ergebnissen
mithalten, wenn es um die Straffung des Gewebes
geht, so Christian Roessing weiter.
Der Endolift kann im Gesicht und an anderen
Körperstellen eingesetzt werden. Bei meiner
Behandlung konzentrierten wir uns auf die
Jawline und den Wangenbereich. Der Endolift
eignet sich hervorragend, um die Haut zu straf-
fen, kleine Fettdepots zu reduzieren und die
Gesichtskonturen neu zu definieren. Erfahrene
Behandler wie Christian Roessing können so
das Gewebe gezielt modellieren und die Zeichen
der Hautalterung optimal bekämpfen.
Wie wirkt der Endolift?
Der Endolift entfaltet seine Wirkung auf zwei
Arten: Die Wärme des Lasers führt zu einer sofortigen
Zusammenziehung der Kollagenfasern
FOTO: WIRESTOCK_ISTOCKPHOTO.COM
72 I/25
Text: Philipp Müller
in der Haut, was einen unmittelbaren
Straffungseffekt bewirkt. Gleichzeitig
regt die Wärme die Neubildung von
Kollagen und Elastin an, was langfristig
zu einer weiteren Verbesserung
der Hautstruktur und -festigkeit führt.
Zusätzlich können kleinere Fettpolster
aufgelöst werden, um die Konturen
des Gesichts zu verfeinern.
Ergebnis: Ausgezeichnete
Liftingeffekte!
Das Gesicht wirkt wieder deutlich
V-förmiger. Die Wangen sitzen
wieder höher, die Jawline ist wieder
knackig und die leichte Wulst unter
dem Kinn ist dank der fettabschmelzenden
Fähigkeit des Endolifts
verschwunden. Auch für andere
Gewebepartien, die im Laufe der
Zeit der Schwerkraft nachgegeben
haben, ist der Endolift bestens geeignet.
Nicht nur im Gesicht!
Die Downtime nach der Behandlung
ist erfreulicherweise minimal. So
kann es zwar zu kleinen Schwellungen
oder leichten Blutergüssen
kommen, doch neben den winzigen
Eintrittslöchern ist fast nichts zu sehen.
Da die Haut äußerlich unverletzt
bleibt, kann das Treatment getrost
auch in den sonnigeren Monaten eingeplant
werden. In meinem Fall kann
ich sogar sagen, dass ich schon am
gleichen Abend wieder gesellschaftsfähig
war.
Wie bei thermischen Verfahren
üblich, regt die Behandlung ein
körpereigenes „Repair-Programm“
an, infolge dessen die Resultate über
einen Zeitraum von ca. 3–6 Monaten
ausreifen. Hier darf man nicht verzagen,
sondern geduldig abwarten,
denn wie heißt doch das alte Sprichwort:
„Endo gut, alles gut.“
Christian Roessing und Dr. Volker Rippmann
sind die Gründer von Metropolitan Aesthetics
und behandeln an ihren Standorten in Berlin
und Zürich vertrauensvoll und professionell
auf der Basis langjähriger Erfahrung und
exzellenter Reputation.
Vorher
Mehr unter:
www.metropolitan-aesthetics.de
Nacher
*Nacherbild nach 3 Monaten
73
WELLBEING ▶
Die Anwendung von Exosomen bei der
Hautverjüngung
In den letzten Jahren hat sich die
ästhetische Medizin rasant entwickelt,
wobei innovative Technologien
und Behandlungen das Feld
revolutionieren. Eine der vielversprechendsten
Entdeckungen in
diesem Bereich ista die Nutzung von
Exosomen zur Hautverjüngung und
zur Stimulation des Haarwuchses.
Exosomen sind mikroskopisch kleine
Partikel, die von fast allen Zelltypen
im Körper abgegeben und aufgenommen
werden. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, als
Botenstoffe zu fungieren und Informationen
von einer Zelle zur anderen zu transportieren.
Dies geschieht durch die enthaltenen
Wachstums- und Zellstimilatoren sowie Lipide
und Vitamine, die in Zielzellen spezifische biologische
Reaktionen auslösen können.
Der Mechanismus der
Hautverjüngung
Die Hautalterung ist ein komplexer Prozess,
der durch eine Kombination aus genetischen,
umweltbedingten und zellulären Faktoren
verursacht wird. Mit zunehmendem Alter
verringert sich die Fähigkeit der Hautzellen,
sich zu regenerieren und zu reparieren, was
zu sichtbaren Zeichen der Hautalterung wie
Falten, schlaffer Haut und Pigmentstörungen
führt. Exosomen können in diesem Zusammenhang
eine Schlüsselrolle spielen, indem
sie die zelluläre Kommunikation und den Austausch
regenerativer Signale fördern. Zu den
Vorteilen der Exosomen-Therapie gehören:
Nicht-invasive Methode: Im Gegensatz
1. zu chirurgischen Eingriffen ist die Anwendung
von Exosomen eine minimalinvasive
Vorher
Nacher
oder nicht-invasive Behandlung, die weniger
Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt.
Natürliche Regeneration: Exosomen
2. unterstützen die natürlichen Regenerationsprozesse
der Haut, ohne die Notwendigkeit
von Fremdstoffen oder synthetischen
Chemikalien.
Multifunktionale Wirkung: Exosomen
3. können eine Vielzahl von Hautproblemen
gleichzeitig behandeln, darunter Falten,
Akne Narben und Pigmentstörungen. Sie
stimulieren die Kollagenbildung und steigern
die Hautelastizität.
Langanhaltende Ergebnisse: Die regenerativen
Effekte von Exosomen können
4.
länger anhalten als die von traditionellen
Hautpflegeprodukten, da sie tiefere zelluläre
Veränderungen fördern.
Die Anwendung ist denkbar einfach. Nach
dem Auftragen einer Betäubungscreme wird
die Exosomen Tinktur auf der Haut verteilt
und anschliessend mit einem Derma Pen in
die oberer Hautschicht eingebracht. Dieser
Pen besteht aus vier Mikronadeln, wobei keine
Stiche zu spüren sind, sondern es sich eher
um das Gefühl eines Elektrorasierers auf der
74 I/25
Haut handelt. Nach der Anwendung ist man
stark gerötet, was auch am Folgetag anhält. Je
nach Hautbeschaffenheit spannt es mehr oder
weniger. Bei Männern eher weniger, da ihre
Haut dicker ist.
Exosomen und
Haarwuchsstimulation
Die Anwendung von Exosomen zur Stimulation
des Haarwuchses ist der Meilenstein
der Forschung in der ästhetischen Medizin
der letzten Jahre. Der Haarverlust ist ein
häufiges Problem, das durch genetische Veranlagung,
hormonelle Veränderungen und
Umweltfaktoren verursacht werden kann.
Exosomen fördern das Haarwachstum, indem
sie ruhende Haarfollikel reaktivieren und die
Wachstumsphase des Haarzyklus neu starten
und verlängern. Außerdem verbessern sie
die Mikrozirkulation in der Kopfhaut, was die
Nährstoffversorgung der Haarfollikel optimiert,
und das Haarwachstum ankurbelt.
Wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse
In der ästhetischen Dermatologie werden
Exosomen meist aus Stammzellen gewonnen,
da diese eine hohe Regenerationsfähigkeit
besitzen. Die Exosomen werden dann in
Form von Cremes, Seren oder Injektionen
auf die Haut aufgetragen oder in die Haut
eingebracht. Studien haben gezeigt, dass
diese Behandlungsmethoden zu
einer signifikanten Verbesserung
der Hautstruktur, -festigkeit und
-elastizität führen können.
Die Wirksamkeit von Exosomen
in der Hautverjüngung
wurde in verschiedenen
wissenschaftlichen Studien
untersucht. Eine Studie
aus „Stem Cell Research &
Therapy“ dokumentierte die
regenerativen Effekte von Exosomen
auf geschädigter Haut,
einschließlich der Beschleunigung
der Wundheilung und der
Reduktion von Narbenbildung.
Biografie
Dr. med. Robert Stelzer ist Facharzt für
Allgemeinmedizin und ein renommierter
Facharzt mit tiefgreifender Expertise in der
ästhetischen Medizin und einer Spezialisierung
auf hormonelle Balance, Smart-
Aging-Longevity-Konzepte und innovative
Exosomenbehandlungen. Mit einem wissenschaftlich
fundierten und ganzheitlichen
Ansatz verbindet er modernste Erkenntnisse
der Hormontherapie mit fortschrittlichen
regenerativen Behandlungsmethoden, um
Alterungsprozesse gezielt zu verlangsamen
und individuelle Ästhetik- sowie Gesundheitsziele
zu erreichen. Seine Kompetenz
liegt in der präzisen Analyse und Optimierung
hormoneller Dysbalancen, die häufig
eine zentrale Rolle in Alterungsprozessen
und ästhetischen Veränderungen spielen.
Durch maßgeschneiderte Hormonersatztherapien
schafft er eine Grundlage für Vitalität,
Energie und ein jugendliches Erscheinungsbild.
Darüber hinaus integriert er innovative
Exosomenbehandlungen, die das regenerative
Potenzial der Zellen fördern, Gewebe
reparieren und Hautalterung effektiv
entgegenwirken. In Kombination mit
Smart-Aging-Strategien, die auf
Ernährung, Mikronährstoff-Optimierung
und Lifestyle-Medizin basieren,
bietet er ein ganzheitliches
Konzept, das weit über ästhetische
Ergebnisse hinausgeht und
die langfristige Gesundheit
sowie Leistungsfähigkeit
Ihrer Patienten
unterstützt. Sein Ansatz
zeichnet sich durch eine
enge wissenschaftliche
Begleitung, individualisierte
Therapien
und einen hohen
Anspruch an Qualität
und Patientenzufriedenheit
aus.
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75
WELLBEING ▶
Haarausfall –
muss das sein?
76 I/25
FOTO: DIEGO CERVO / ISTOCKPHOTO
Seit der Urzeit haben wir uns, ohne es bewusst wahrzunehmen, von den meisten
unserer dicken Körperhaare verabschiedet. Nur auf dem Kopf, im Intimbereich, an
den Beinen, an/auf der Brust und zuweilen auch auf dem Rücken sind sie uns erhalten
geblieben. Auch wenn wir uns auch manchmal wünschten, dass sie partiell verschwinden
und nur ein Flaum von ihnen übrigbleiben würde, so ist ein Wunsch sicher:
das Haupthaar soll bleiben!
Genau da liegt für viele Männer das Problem:
Denn bei etwa jedem Zweiten tritt mit fortschreitendem
Alter anlagebedingter Haarausfall
(androgenetische Alopezie) auf. Aus der
mitunter Jahrzehnte lang gepflegten Haarpracht
wird entweder ein Flickenteppich, eine
Mönchstonsur, oder, für viele noch am verträglichsten,
ein „Geheimrats-Ecken" gesäumtes
Irokesenkämmchen. Androgene Hormone,
genauer Testosteron und dessen aktive Umbauprodukte,
sorgen bei Männern einerseits
für ein gesteigertes Wachstum im Bartbereich,
andererseits auch für die Vermehrung von
Talgdrüsen auf dem Kopf und dem Verlust von
Kopfhaaren.
Dabei sind Ausmaß und Verlauf der androgenetischen
Alopezie erblich festgelegt. Bei den
Betroffenen liegt eine Überempfindlichkeit
der Haarfollikel gegen Dihydrotestosteron vor.
Das liegt daran, dass sie mehr Hormonrezeptoren
an den Haarwurzeln aufweisen, und
zwar insbesondere an jenen, die zuerst ausfallen.
Dadurch kommt es schon bei normalen
Androgenspiegeln zu einer übermäßigen Stimulation
der Haarwurzeln. Die Folge ist eine
Verminderung der Nährstoffzufuhr und eine
Verkürzung der Wachstumsphase der Haare.
Mit der Zeit schrumpfen die Haarwurzeln,
und die Haare, die aus ihnen nachwachsen,
sind kürzer und dünner. Irgendwann
können nur noch Flaumhaare
gebildet werden und auch diese
fallen aus, wenn die Haarwurzeln
schließlich ganz verschwinden.
gen Meinung, keinen zwangsläufig niedrigeren
Testosteronspiegel als Ihre kahlköpfigen
Artgenossen – zumindest taugt die individuelle
Kopfbehaarung kaum als Indikator. Es gibt
mehrere Möglichkeiten dagegen aktiv zu werden,
prinzipiell unterscheidet man folgende
Behandlungsarten:
• Die örtliche Behandlung mit Minoxidiloder
Alfatradiol-haltigen Lösungen oder
Schäumen
• Die sogenannte systemische Behandlung
mit Finasterid Filmtabletten in 1mg
Dosierung
• Haartransplantationen
Wichtig zu wissen ist dabei, dass bereits
verschwundene Haarwurzeln nicht zurückgebracht
werden können und erreichte
Therapieerfolge bei Anwendung medikamentöser
Optionen nur so lange anhalten, wie
die Behandlung fortgeführt wird. Wird diese
abgebrochen, geht die Wirkung zurück bis
schließlich der ursprüngliche Zustand wieder
erreicht ist. Neben dem geschilderten erblich
bedingten Haarausfall können aber auch zahlreiche
andere Ursachen Auslöser für Haarausfall
sein. Wer Probleme mit Haarverlust hat,
sollte dementsprechend mit seinem Hautarzt
sprechen – denn nur so kann durch sichere
Diagnosestellung auch eine individuell geeignete
Behandlungsoption gewählt werden.
www.maennersache-hormosan.de
Männer mit wallender
Mähne haben also, entgegen
der landläufi-
WELLBEING ▶
Mögliche Ursachen für
graue Haare
in jungen
Jahren
FOTO: FREEPIK.COM
Text: Martin Lewicki
Für viele Männer kommt
der natürliche Haarausfall
unerwartet. Vor allem in jungen
Jahren kann das eine psychische Belastung sein. Amerikanische Wissenschaftler
haben einen möglichen Grund gefunden, warum manche Menschen schon sehr
früh graue Haare bekommen.
Viele Menschen finden es attraktiv, für die Betroffenen
ist es eher lästig und ein deutliches
Zeichen des Älterwerdens: graue Haare. Eines
ist sicher: Früher oder später bekommt sie jeder,
wenn der Haarausfall nicht vorher einsetzt.
Doch die große Frage ist: Warum bekommen
manche Menschen schon in jungen Jahren
innerhalb kurzer Zeit graue Haare?
Der Mechanismus, wie graue Haare entstehen,
ist seit langem bekannt. Sogenannte Melanozyten,
also Pigmentzellen, sorgen dafür, dass das
Haar seine individuelle Farbe erhält. Sterben
die Melanozyten ab, können keine Pigmente
mehr gebildet werden und das nachwachsende
Haar erscheint grau. Die meisten Menschen
ergrauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
Europäische Männer bekommen ihre ersten
grauen Haare im Durchschnitt mit rund 30 Jahren.
Das ist etwa fünf Jahre früher als Frauen.
Amerikanische Wissenschaftler von der University
of Alabama at Birmingham (UAB) wollten
wissen, was die Melanozyten dazu veranlasst,
abzusterben. Dazu führten die Wissenschaftler
genetische Experimente an Mäusen mit einer
Veranlagung für graue Haare durch.
Viraler Infekt womöglich
der Auslöser für graue Haare
Die Forscher fanden heraus, dass eine Immunreaktion
des Körpers dazu führen kann,
dass Melanozyten in großer Zahl absterben.
Mit anderen Worten: Eine Virusinfektion kann
ausreichen, um die pigmentbildenden Zellen
absterben zu lassen.
Obwohl dieses Phänomen bislang nur an
Mäusen untersucht wurde, gehen die Forscher
davon aus, dass es auch bei Menschen
auftreten kann. „Bei einem gesunden Menschen
mit einer entsprechenden Veranlagung
für graue Haare könnte eventuell schon ein
viraler Infekt ausreichen, um einen Rückgang
der Melanozyten auszulösen und somit zum
vorzeitigen Ergrauen zu führen“, sagt Melissa
Harris, eine der Studienautorinnen, in der
Pressemitteilung der UAB.
Dies ist jedoch nur eine von vielen Erklärungen
für die Entstehung grauer Haare. Denn
sowohl die genetische Veranlagung als auch
äußere Faktoren können das erste Auftreten
grauer Haare beschleunigen. So können auch
hormonelle Störungen – z.B. durch extremen
Nährstoffmangel oder falsche Ernährung –
zum Ergrauen führen. Auch Stress hat nachweislich
einen großen Einfluss.
Bislang kann dieser Prozess nicht beeinflusst
– also auch nicht verhindert – werden. Insofern
bleiben graue Haare Teil des individuellen
Erscheinungsbildes, die nicht zwangsläufig
auf ein hohes Alter schließen lassen.
78 I/25
PrEP
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Omega-6
WELLBEING ▶
Welche Speiseöle
sind die gesündesten?
Fettsäuren
Wer im Supermarkt vor dem
Speiseöl-Regal steht, der findet
vor allem Rapsöl, Sonnenblumenöl
und Maiskeimöl – alles sogenannte
Kernöle. Doch sind diese pflanzlichen
Öle überhaupt gesund oder sollte man
lieber zu Oliven- oder Kokosöl greifen?
Wir haben uns die Studienlage dazu angeschaut
und mit einem ausgewiesenen
Ernährungsexperten gesprochen.
Omega-3
FOTOS: FREEPIK.COM
80 I/25
Text: Martin Lewicki
Gesund oder ungesund? Diese Frage lässt sich
bei pflanzlichen Speiseölen und -fetten nicht so
einfach beantworten, denn jedes Öl ist anders
aufgebaut und hat eine andere Zusammensetzung
an Fettsäuren und Vitaminen. Hinzu
kommt, dass Öle unterschiedlich gewonnen
werden: manche durch Kaltpressung (nativ),
andere durch Warmpressung, manchmal auch
unter Einsatz von Chemikalien (raffiniert).
Dies wirkt sich stark auf die Inhaltsstoffe und
die Eigenschaften des Endprodukts aus. Am
Ende gibt es aber doch eine klare Empfehlung
unseres Ernährungsexperten, des Diplom-Ökotrophologen
Prof. Dr. Nicolai Worm.
Jedes Speiseöl hat seine Stärken
und Schwächen
Fast alle Speiseöle haben Vor- und Nachteile.
Raffinierte Öle lassen sich hoch erhitzen (z.B.
Kokosöl, Sonnenblumenöl, Rapsöl) und eignen
sich daher besonders gut zum Braten und
Backen in der Küche. Native, d.h. kaltgepresste
Öle (z.B. Olivenöl, Leinöl, Walnussöl) dürfen
nicht stark erhitzt werden, da sie sonst schnell
zu rauchen beginnen und gesundheitsschädliche
Stoffe entwickeln. Sie eignen sich hervorragend
für Salate und kalte Speisen. Somit lässt
sich die Frage nach dem gesündesten und „besten“
Speiseöl gar nicht so einfach beantworten.
Wir versuchen es trotzdem.
Grundsätzlich ist bei pflanzlichen Speiseölen
folgendes zu beachten: Sie enthalten gesättigte
Fettsäuren (vor allem in Kokos- und Palmkernöl),
einfach ungesättigte Fettsäuren (vor
allem in Oliven- und Rapsöl) und mehrfach
ungesättigte Fettsäuren (vor allem in Sonnenblumen-,
Maiskeim-, Soja- und Walnussöl). Alle
diese Fettsäuren kommen in allen Ölen vor,
allerdings in unterschiedlicher Gewichtung.
Gesättigte Fettsäuren sind nicht
per se ungesund
In der Wissenschaft herrscht Uneinigkeit
darüber, welche Fettsäuren besonders gesund
und welche ungesund sind. Lange Zeit
galten gesättigte Fettsäuren, die vor allem
in tierischen Produkten wie Schmalz, Butter,
Fleisch- und Wurstwaren enthalten sind,
als Krankmacher. Aber auch das pflanzliche
Kokosöl und das Kokosfett enthalten viele
gesättigte Fettsäuren.
81
WELLBEING ▶
Einige Studien liefern Hinweise darauf,
dass gesättigte Fettsäuren das Risiko
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen,
indem sie den Anteil des schlechten
Cholesterins (LDL-C) im Blut erhöhen.
Dies wiederum kann zu Arteriosklerose
führen.
Die Mehrzahl der Langzeitbeobachtungsstudien
fand jedoch kein erhöhtes Risiko für Herzoder
Hirninfarkte durch gesättigte Fettsäuren.
Auch in kontrollierten Diätstudien, in denen
die Zufuhr gesättigter Fettsäuren deutlich reduziert
wurde, konnte keine Verringerung der
kardiovaskulären Mortalität oder der Gesamtmortalität
nachgewiesen werden.
Und so gibt es immer mehr Wissenschaftler
und Studien, die den negativen Einfluss der
gesättigten Fettsäuren auf das Herz-Kreislauf-
System anzweifeln. Eine neue Meta-Analyse aus
Dänemark kommt zu dem Schluss, dass „Vollfettmilchprodukte,
unverarbeitetes Fleisch und
dunkle Schokolade zwar einen hohen Anteil an
gesättigten Fettsäuren enthalten, aber nicht
mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen in Verbindung stehen.“
Empfehlungen zur Verzehrmenge
von gesättigten Fettsäuren strittig
So verwundert es, dass sowohl die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung (DGE) als auch die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen,
immer noch maximal zehn Prozent der
täglichen Kalorien aus gesättigten Fettsäuren
einzunehmen. Laut einer Studie aus dem Jahr
2013 waren es in Deutschland hingegen 15
Prozent der täglichen Kalorienmenge. Experten
raten deswegen, nicht nur die einzelnen
Fettsäurearten zu betrachten und als gesund
oder ungesund einzustufen. Stattdessen solle
man die gesamte Nährstoffmatrix eines Produktes
sowie eine ausgewogene Ernährung in
den Fokus stellen.
Die Omega-3- und
Omega-6-Problematik
Eine besondere Rolle spielen zwei mehrfach
ungesättigte Fettsäuren, weil sie für den
Körper essenziell sind. Das heißt, der Körper
kann sie nicht selbst herstellen. Das sind die
Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) und
die Linolsäure (Omega-6-Fettsäure). Omega-
3-Fettsäure gilt als besonders wichtig: Sie
Omega-3
FOTOS: FREEPIK.COM
82 I/25
verbessert die Fließeigenschaft des Blutes,
senkt den Blutdruck und wirkt entzündungshemmend.
Zudem sorgt Omega 3 für eine
bessere Elastizität der Zellwände und schützt
die Adern.
Leider enthält die übliche Ernährung zu wenig
Omega-3-Fettsäuren, da diese nur in wenigen
pflanzlichen Ölen – wie z.B. Leinöl – enthalten
sind. Omega 3 aus Leinöl kann der menschliche
Körper aber relativ schlecht verwerten.
Man müsste also täglich viel davon essen.
Bessere Omega-3-Lieferanten sind daher fetter
Fisch wie Lachs, Hering und Makrele oder
alternativ Algenölkapseln.
Worauf bei Omega-6-Fettsäure
zu achten ist
Die ebenfalls wichtige Omega-6-Fettsäure ist
der Gegenspieler von Omega 3 und kommt in
hohen Mengen in unserer Nahrung vor. Sie ist
unter anderem für die Blutgerinnung zuständig,
was zwar die Fließeigenschaft des Blutes
verringert, dafür aber vor starken Blutungen
schützt. Und sie spielt bei der Immunreaktion
eine wichtige Rolle. Ein paar Gramm der Fettsäure
würden pro Tag ausreichen. Allerdings
kommt sie sowohl in vielen Speiseölen wie
Sojaöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl und
Weizenkeimöl als auch in etlichen Fertigprodukten
und Backwaren vor. Das führt dazu,
dass die meisten Menschen deutlich mehr
Omega-6-Fettsäuren als Omega-3-Fettsäuren
zu sich nehmen.
Da beide Fettsäurearten im Körper mit den
gleichen Enzymen verwertet werden, kann ein
Zuviel an Omega 6 die Verstoffwechselung von
Omega 3 blockieren. Aus dieser Sicht sind Speiseöle
wie Sonnenblumenöl nicht gesund. Ein
optimales Verhältnis der beiden Omega-Fettsäuren
wäre 1:1. In Deutschland liegt das Missverhältnis
jedoch bei etwa 10:1 und höher zugunsten
von Omega 6. Deswegen empfiehlt die DGE,
ein Verhältnis von etwa 5:1 anzustreben.
Das rät der Ernährungsexperte
Prof. Dr. Worm legt vor allem Wert darauf, den
Anteil von Omega-3-Fettsäuren anzuheben, da
es nicht nur auf das Verhältnis ankommt, sondern
auch auf die Behebung der weitverbreiteten
Unterversorgung mit dieser wichtigen
biologisch wirksamen Substanz. Sein Rat:
„Raus mit dem Sonnenblumenöl,
Maiskeimöl, Weizenkeimöl oder Sojaöl!
Ich empfehle lieber natives Olivenöl,
weil es im Gegensatz zu den Kernölen
kaum Omega 6 enthält und damit
wenigstens die wenigen Omega-3-Fettsäuren
in unserer Ernährung besser
verwertbar macht.“
„Ich kenne keine wirklichen Beweise dafür,
dass Kernöle per se ungesund sind“, sagt unser
Ernährungsexperte Dr. Nicolai Worm. Dennoch
empfiehlt er, bevorzugt Olivenöl zu verwenden.
Dafür sprechen zahlreiche Studien, die den
positiven Einfluss von Olivenöl auf unsere Gesundheit
belegen. So kommen die Autoren einer
Studie aus dem Jahr 2013 zu dem Schluss,
dass der Verzehr von Olivenöl, insbesondere
der Sorte Extra Virgin, mit einem geringeren Risiko
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer
geringeren Sterblichkeit einhergeht. Ein klares
Pro für dieses gesunde Speiseöl.
Die besten Öle zum Braten und
Backen
Kokosöl und Kokosfett eignen sich besonders
gut zum Braten und starken Erhitzen. Auch
Rapsöl ist eine gute Alternative zu Sonnenblumenöl,
Maiskeimöl und Co, da es wenig
Omega-6-Fettsäuren enthält. Und selbst
Olivenöl eignet sich zum leichten Anbraten bei
niedriger Hitze, ohne gleich zu rauchen.
Abschließend rät die amerikanische Harvard
T.H. Chan School of Public Health, auf die
richtige Fettart zu achten. Fetter Fisch (z. B.
Lachs), Avocados, Nüsse und kalt gepresstes
Olivenöl enthalten nach ihrer Einschätzung
die gesündesten Fette. Besonders ungesund
sind hingegen raffinierte Pflanzenfette und
-öle sowie versteckte Fette in Fertiggerichten
und stark verarbeiteten Nahrungsmitteln.
83
WELLBEING ▶
So viel Eiweiß
Valin
solltest du täglich zu dir nehmen
Histidin
FOTO: FREEPIK.COM
Leucin
Wer Muskeln aufbauen und erhalten will, muss ausreichend Eiweiß bzw. Proteine zu
sich nehmen. Dabei kommt es nicht nur auf die Menge an, sondern auch auf die Bioverfügbarkeit.
Denn Protein ist nicht gleich Protein. Wir erklären, worauf du bei der
Eiweißzufuhr achten solltest und welche Dosis für dich die richtige ist.
Eiweiß (Protein) gehört neben Kohlenhydraten
und Fetten zu den drei großen lebenswichtigen
Nährstoffen, die wir über die Nahrung
aufnehmen. Dabei ist Protein an unzähligen
Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt.
Insbesondere gilt es als wichtiger Baustein für
Muskeln, Knochen, Bindegewebe, Haut sowie
alle anderen Organe. Da die Körperzellen sich
ständig erneuern, benötigen wir jeden Tag eine
ausreichende Eiweißzufuhr. Genauer gesagt
benötigen wir 21 Aminosäuren, aus denen
die Proteine aufgebaut sind. Davon sind neun
Aminosäuren essenziell. Das heißt, der Körper
benötigt diese speziellen Bausteine von außen,
weil er sie selbst nicht herstellen kann. Zu den
neun essenziellen Aminosäuren zählen:
Valin
Phenylalanin
Leucin
Histidin
Isoleucin
Lysin
Methionin
Threonin
Tryptophan
84 I/25
Text: Martin Lewicki
Viele Menschen fragen sich: Wie viel Eiweiß benötigen wir pro Tag, um gesund zu
bleiben? Und brauchen Sportler mehr Eiweiß für ihren Muskelaufbau, oder ist das
nur ein Mythos? Wir haben die Antworten für dich.
Von Gesundheitsorganisationen
empfohlene Eiweißmenge
Um zu erfahren, wie viel Eiweiß wir täglich benötigen,
um gesund zu bleiben, lohnt sich der
Blick auf die Empfehlungen von Gesundheitsorganisationen.
So hat beispielsweise die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Basis
neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse folgende
Referenzwerte im Jahr 2017 veröffentlicht:
• Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren
sollen täglich 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm
Körpergewicht zu sich nehmen. Bei
einer Person mit 75 Kilogramm Gewicht
wären das 60 Gramm Protein pro Tag. Diese
Menge enthalten beispielsweise 220 Gramm
Hühnerfleisch oder 300 Gramm Lachs.
• Erwachsene ab 65 sollen täglich 1 Gramm
Protein pro Kilogramm Körpergewicht
zu sich nehmen, um Muskelabbau und
Knochenschwund vorzubeugen. Bei einem
Körpergewicht von 70 Kilogramm sind es
70 Gramm Eiweiß pro Tag.
• Kinder zwischen 1 und 4 Jahren benötigen
1 Gramm Eiweiß pro Körpergewicht pro Tag.
• Kinder und Jugendliche zwischen 4 und
19 Jahren benötigen 0,9 Gramm Eiweiß pro
Körpergewicht pro Tag.
• Schwangere sollten 0,9 bis 1 Gramm Eiweiß
pro Körpergewicht zu sich nehmen, während
Stillende sogar 1,2 Gramm benötigen.
Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
(EFSA) hat Referenzwerte für die Proteinzufuhr
festgelegt. Die Empfehlungen ähneln
stark jenen der DGE, liegen aber etwas höher:
• Erwachsene aller Altersgruppen sollten
0,83 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht
am Tag zu sich nehmen.
• Säuglinge, Kinder und Jugendliche benötigen
je nach Alter zwischen 0,83 Gramm und
1,31 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
• Schwangeren wird zusätzlich (neben der
oben erwähnten Empfehlung für Erwachsene)
ein Gramm Eiweiß pro Tag im ersten
Schwangerschaftsdrittel, neun Gramm
Eiweiß im zweiten Schwangerschaftsdrittel
und 28 Gramm im dritten Schwangerschaftsdrittel
empfohlen.
• Stillende benötigen zusätzlich 19 Gramm
Eiweiß pro Tag während der ersten sechs
Monate der Stillzeit und 13 Gramm in den
weiteren Monaten.
Das sagen Ernährungsexperten
zur Eiweißaufnahme
Bei all den oben genannten Richtwerten der
Gesundheitsorganisationen muss man beachten,
dass es sich um empfohlene Mindestmengen
handelt, damit Menschen gesund bleiben
und keine Mangelerscheinungen wie Muskelabbau
entwickeln. Wer aber Muskeln aufbauen
will, der hat einen höheren Bedarf. Deswegen
haben wir drei Ernährungsexperten befragt,
welche Eiweißmengen sie empfehlen.
„Je älter wir werden, desto schlechter
die Eiweißaufnahme. Auch beim Muskelaufbau
wird mehr Eiweiß benötigt“,
sagt der Diabetologe und Ernährungsmediziner
Dr. Matthias Riedl.
Die DGE-Empfehlung von 0,8 Gramm pro Kilogramm
Körpergewicht beziehe sich laut ihm
auf gesunde Individuen. „Wer ist in Deutschland
noch gesund und jung genug für diese
Empfehlung?“, hinterfragt Dr. Riedl kritisch.
Deswegen lautet seine Empfehlung eher
1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht
täglich. „Das empfehle ich auch allen
älteren ab 50 Jahren, wenn der Muskelabbau
Fahrt aufnimmt. Sportler in der Aufbauphase
brauchen eventuell etwas mehr“, so der
Diabetologe Riedl.
85
WELLBEING ▶
„Proteinreichere Ernährung
verbessert den Stoffwechsel,
senkt den Appetit und reduziert
das Gewicht“
Auch Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt an der
Charité in Berlin, weist darauf hin, dass die
DGE-Empfehlung intensive sportliche Aktivitäten
nicht einbezieht, sondern von einem
gewöhnlichen Aktivitätslevel ausgeht. So
reiche die Empfehlung von 0,8 Gramm pro
Kilogramm Gewicht lediglich für den Erhalt der
Muskulatur aus. „Bei speziellen Erkrankungen,
gerade im Alter, wie z. B. Typ-2-Diabetes, ist
Muskelerhalt besonders wichtig. Sowohl für
den Stoffwechsel als auch für die generelle
Gesundheitssituation“, erklärt Dr. Kabisch.
Obwohl wenige Studien dazu vorliegen, gäbe
es laut dem Experten Hinweise dafür, dass eine
proteinreichere Ernährung (also mehr als 0,8
Gramm pro Kilogramm Körpergewicht) den
Stoffwechsel verbessert, den Appetit senkt und
Gewicht reduziert.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt der Ernährungswissenschaftler
und Diplom-Ökotrophologe
Professor Dr. Nicolai Worm. „Die führenden
Protein-Forscher gehen weg von solchen
Angaben in Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Vielmehr wird empfohlen, zu jeder
der drei Hauptmahlzeiten zwischen 20 und 30
Gramm hochwertiges Protein zu konsumieren“,
so der Experte Dr. Worm. Das heißt, wer klein
oder schmächtig ist, benötigt eher 20 Gramm
Eiweiß pro Hauptmahlzeit (60 Gramm am Tag)
und wer groß oder kräftig ist, der benötigt rund
30 Gramm Eiweiß pro Hauptmahlzeit.
Wie viel Protein brauchen
Sportler und Menschen,
die Muskeln aufbauen wollen?
„Für den Muskelaufbau ist die Datenlage erstaunlich
mager, sowohl zur Proteinmenge als
auch zur Proteinquelle“, erklärt uns Studienarzt
Dr. Kabisch. Der Nutzen von Supplementen,
also Eiweißpulver und anderen proteinhaltigen
Präparaten, zusätzlich zu einer ausreichenden
Eiweißzufuhr sei relativ klein. Auch der spezifische
Nutzen bestimmter Eiweiße aus Soja oder
Molke sei nur in eher kleinen Studien untersucht
worden.
Die internationale Vereinigung für Sportlerernährung
(„The International Society of Sports
Nutrition“) hat anhand der verfügbaren wissenschaftlichen
Erkenntnisse dennoch Richtlinien
erstellt, wie viel Eiweiß man als Sportler
braucht, um die Muskeln gut zu versorgen.
Darin geben sie folgende Empfehlungen ab:
Eine Proteinaufnahme von 1,4 bis 2,0 Gramm
pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag ist
gesundheitlich nicht schädlich und kann den
Trainingserfolg fördern. Mehr als 2,0 Gramm
sind aus wissenschaftlicher Sicht für Freizeitsportler
nicht sinnvoll.
• Als Teil einer ausgewogenen, nährstoffreichen
Ernährung sind solch hohe Eiweißmengen
nicht schädlich für Nieren und
Knochen, sofern man gesund ist und keine
Vorerkrankungen hat.
• Neben einer gesunden und abwechslungsreichen
Ernährung können Proteinpräparate
ebenso zur Deckung des erhöhten
Eiweißbedarfs genutzt werden.
Bedarfsunterschied zwischen
Ausdauer- und Kraftsportlern
Zudem sollte man die Eiweißaufnahme dem
tatsächlichen Bedarf anpassen. Ausdauersportlern
wird empfohlen, 1,0 bis 1,6 Gramm Eiweiß
pro Kilogramm Gewicht am Tag aufzunehmen.
Die 1,6 Gramm richten sich an Profis, die 1,0
an Hobby-Sportler. Je nachdem, wo man sich
persönlich leistungsmäßig befindet, sollte man
entsprechend die Eiweißaufnahme anpassen.
Kraftsportlern und allen, die vorrangig
Muskelmasse aufbauen wollen, werden
1,6 bis 2,0 Gramm Eiweiß pro
Kilogramm Gewicht empfohlen.
Auch hier gilt: Hobby-Sportler sind am
unteren Ende der Skala gut bedient,
Profis am oberen.
86 I/25
Kann man zu viel Eiweiß zu sich
nehmen?
„Ein wichtiges Kriterium sind Nierenerkrankungen.
Wer eine eingeschränkte Nierenfunktion
hat – egal ob stoffwechselgesund, Diabetiker
oder sonstiges – sollte nicht mehr als 0,8
Gramm pro Kilogramm Körpergewicht zu sich
nehmen“, sagt Studienarzt Dr. Stefan Kabisch.
Wer hingegen gesund sei, könne problemlos
mehr Eiweiß aufnehmen.
Allerdings sollte man bedenken, dass durch
eine hohe Aufnahme von Protein auch weitere
Stoffe konsumiert werden. „Wird das zusätzliche
Eiweiß nicht durch Supplemente zugeführt,
sondern durch konventionelle eiweißreiche
Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Fleisch und
Milchprodukte, sind zusätzliche Nebenwirkungen
durch die hohe Zufuhr an Purinen sowie
Cholesterin und gesättigtem Fett aus Fleisch
und Milchprodukten zu bedenken“, erklärt Dr.
Kabisch. Viele Purine sind beispielsweise in
Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten enthalten.
Laut Kabisch können Purine in bestimmten
Fällen Nierensteine, Gicht und sogar Bluthochdruck
fördern. Gesättigtes Fett hingegen steht
im Verdacht, Entzündungsprozesse wie Arteriosklerose
und Insulinresistenz zu begünstigen.
„Proteinmengen von zwei Gramm pro Kilogramm
Körpergewicht sollten nur besonderen
Muskelaufbauphasen im Leistungssport
vorbehalten sein“, ergänzt der Diabetologe Dr.
Matthias Riedl. Höhere Eiweißmengen machen
auch aus wissenschaftlicher Sicht wenig Sinn.
Was ist besser: tierisches oder
pflanzliches Protein?
Im Gegensatz zu Fett und Kohlenhydraten gibt
es keine besseren oder schlechteren Proteine.
Jedes Lebensmittel verfügt über unterschiedliche
Aminosäuren, die in einer hohen oder
geringen Konzentration vorliegen. Deswegen
kommt es darauf an, die verschiedenen
Proteinquellen miteinander zu kombinieren,
um eine besonders gute biologische Wertigkeit
zu erreichen. Eine vielfältige Eiweißversorgung
– egal, ob pflanzlich und tierisch oder nur
pflanzlich – sei sinnvoll, um alle Aminosäuren
aufzunehmen, rät Dr. Kabisch. „Kein Eiweiß ist
per se minderwertig. In der Kombination verschiedener
Lebensmittel und bei ausreichender
Gesamtmenge ergibt sich praktisch immer
eine volle Abdeckung des Bedarfs, selbst bei
veganer Ernährung“, so der Studienarzt.
Einige Eiweißkombinationen liefern besonders
hochwertiges Protein, das gut vom Körper
verwertet wird. Das Ei hat z. B. eine biologische
Wertigkeit von 100. Das heißt, es wird sehr gut
in körpereigenes Protein umgewandelt. Es geht
aber noch besser mit folgenden Lebensmittelkombinationen
wie die Akademie für Sport und
Gesundheit erklärt:
• Vollei mit Kartoffeln: Biologische
Wertigkeit von 136
• Molkenprotein mit Kartoffeln:
Biologische Wertigkeit von 134
• Milch mit Weizenmehl: Biologische
Wertigkeit von 125
• Vollei mit Soja: Biologische Wertigkeit
von 123
• Rindfleisch mit Kartoffeln: Biologische
Wertigkeit von 113
Zudem enthalten bestimmte Lebensmittel
besonders viel Eiweiß, das gut vom Körper aufgenommen
und verarbeitet wird. Wer viel Eiweiß
bei gleichzeitig möglichst geringer Kalorienzufuhr
aufnehmen will, der sollte laut Professor Dr.
Nicolai Worm folgende Quellen bevorzugen:
Molkenprotein
Fisch
Geflügel
Eier
Man kann auch mit anderen Eiweißquellen wie
Hülsenfrüchten hohe Proteinmengen erreichen.
Dafür muss man jedoch sehr viel davon
verzehren, wodurch die Kalorienzufuhr enorm
steigt. Es spricht aber nichts dagegen, mit
einem kohlenhydrat- und fettarmen Supplement
auf Molkenprotein-Basis die natürliche
tägliche Eiweißzufuhr zu unterstützen.
Milchprotein
87
WELLBEING ▶
FOTO: FREEPIK.COM
So wird der Spaziergang zum
Fitness-Booster
Die Empfehlung von 10.000 Schritten pro Tag ist mittlerweile vielen Menschen bekannt.
Denn wer sich im Alltag ausreichend bewegt, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Man
kann aber noch mehr tun: Mit kleinen Veränderungen wird der Spaziergang zum echten
Fitness-Booster. Wir erklären, wie das geht.
88 I/25
Text: Martin Lewicki
Von der Richtlinie, täglich 10.000 Schritte zu
gehen, um seiner Gesundheit etwas Gutes zu
tun, haben wohl die meisten schon gehört.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
empfiehlt Erwachsenen zwischen 18 und
65 Jahren eben diese 10.000 Schritte pro
Tag oder mindestens 30 Minuten moderate
Bewegung täglich. So senkt man sein Risiko
für Übergewicht und die damit verbundenen
Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-
Erkrankungen erheblich. Doch was tun, wenn
man nicht nur gesund, sondern auch fit sein
möchte – ohne ins Fitnessstudio zu gehen?
Wir haben ein paar Tipps und Übungen zusammengestellt,
wie man beim Spazierengehen
richtig in Form kommt.
01. Gewichte in den Händen
oder an den Handgelenken
Die größte Schwäche beim
Gehen: die Oberkörpermuskulatur
wird kaum beansprucht.
Während die
Rumpfmuskulatur noch
leicht mittrainiert wird,
haben die Muckis an
Schultern und Armen
Pause. Dabei gibt es
eine einfache Abhilfe:
Gewichte in die Hand
nehmen! Am besten man
greift sich kleine Hanteln
mit 0,5 Kilogramm Gewicht,
zum Mitschwingen. Alternativ
lassen sich auch Manschetten mit
Gewichten an den Handgelenken anbringen.
Das stärkt insbesondere die Armmuskulatur.
Zudem wird der Stoffwechsel angekurbelt.
Denn wie Wissenschaftler herausfanden,
hat allein das Armschwingen schon einen
positiven Einfluss auf den Stoffwechsel.
Allerdings nur bei mittleren und schnellen
Gehgeschwindigkeiten.
Aber Vorsicht: Experten sind sich einig,
dass zusätzliche Gewichte beim Joggen
eher schlecht für die Gesundheit sind.
Sie bewirken nämlich, dass sich der Laufstil
verschlechtert und die Belastung der Gelenke
steigt. Deswegen ist vom Mitführen von Gewichten
beim Joggen abzuraten. Beim Gehen
hingegen können sie bewusst zur Stärkung der
Muskulatur kurzzeitig eingesetzt werden. Wichtig
ist ein aufrechter Gang und ohne die Handgelenke
einzuknicken. Wenn Gelenkschmerzen
auftreten, sollte man aber auf die Gewichte
verzichten und sich Rat von einem Sportmediziner
oder Physiotherapeuten holen.
02. Das Tempo machts
Beim Spazieren hat man eine simple Stellschraube
zur Verfügung, um mehr für die
Fitness zu tun: die Gehgeschwindigkeit. Wenn
man sie erhöht, verbrennt man nicht nur mehr
Kalorien, sondern kurbelt gleichzeitig den
Fettstoffwechsel an und verbessert die
Grundausdauer. Man muss aber
nicht gleich im Stechschritt
spazieren. Es reicht bereits,
wenn man das Tempo variieren
und ab und zu für
ein paar Minuten anhebt.
FOTO: TOHAMINA_FREEPIK.COM
Zudem ist wissenschaftlich
nachgewiesen, dass
die Gehgeschwindigkeit
ein wichtiger Indikator
für die allgemeine Fitness
und Gesundheit ist. Daher
wird sie auch zu den sogenannten
vitalen Indikatoren
gezählt.
03. Auf den Zehenspitzen gehen
Beim Gehen kann nicht nur das Tempo, sondern
auch der Laufstil variiert werden. Eine
einfache Übung zur Kräftigung der Waden ist
das Gehen auf den Zehenspitzen. Man spürt
sofort die Wirkung auf die Wadenmuskulatur.
Zusätzlich lässt Sie beim Gehen auch der Gesäßmuskel
anspannen. So wird der Po effektiv
mittrainiert. Außerdem stärkt der Gang auf
den Zehenspitzen die Fußmuskulatur. Eine
einfache Übung, die gleich mehrere Fliegen
mit einer Klappe schlägt.
89
WELLBEING ▶
04. Jede Treppe mitnehmen
Eine sehr effektive Methode, die Fitness beim
Spaziergang zu steigern, ist es, zwischendurch
auch mal Treppen zu nehmen. Studien haben
nämlich gezeigt, dass sich dadurch die Ausdauer
und das Herz-Kreislauf-System stärken lassen.
Der Fitness-Boost macht sich sofort durch die
erhöhte Atemfrequenz bemerkbar. Trainiert
werden insbesondere die Oberschenkel und
das Gesäß. Deshalb sollte man beim Spaziergang
auf jegliche Hilfsmittel verzichten, die dazu
dienen, Höhenunterschiede zu überwinden (Lift,
Rolltreppen und Co.). Viele Parkanlagen mit
Aussichtshügeln bieten eine ideale Möglichkeit,
den Spaziergang mit einem Treppenaufstieg
aufzupeppen. Ambitionierte gehen gleich mehrmals
rauf und runter – der Fitness und Gesundheit
zuliebe.
05. Je hügeliger die Route,
desto besser
Für Menschen in Bergregionen gehört es zum
Alltag, ganz nebenbei Steigungen zu bewältigen.
Wie beim Treppensteigen sorgt auch das
für eine erhöhte Herz- und Atemfrequenz und
stärkt somit das Herzkreislaufsystem. Deswegen
am besten Orte zum Spazieren auswählen,
die Steigungen haben. Auch in Städten
bieten viele Parkanlagen kleine Hügel.
06. Zwischendurch mal
rückwärts gehen
Mehrere Studien haben gezeigt, dass das
Rückwärtsgehen nicht nur den Laufstil verbessert,
sondern auch die Balance und Mobilität
sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen,
die einen Schlaganfall erlitten. Außerdem
schützt insbesondere das Trainieren der Balance
ältere Menschen vor Stürzen.
Wer regelmäßig ein paar Minuten
rückwärts geht, verbessert sein allgemeines
Gangbild. Idealerweise
sollte man es am besten mit einem
Trainingspartner ausprobieren.
Sobald man sich routinierter fühlt, kann man
es auch allein mit dem Schulterblick nach
hinten versuchen. Eine nützliche Übung, die
auch für Spaß beim Spazieren gehen sorgt.
Kann das Spazieren Sport
ersetzen?
Die Frage, ob 10.000 Schritte wirklich Sport
ersetzen können, haben Forscher bereits in
mehreren Studien untersucht. Die Antwort: Es
kommt auf das Ziel an. Wer seine Gesundheit
fördern will, muss zu den 10.000 Schritten am
Tag nicht unbedingt Sport treiben.
Wer aber Muskeln aufbauen möchte,
kommt um gezieltes Krafttraining oder
Kraftsport nicht herum. Ein auf Muskelaufbau
ausgerichtetes Training kann
das Gehen nicht ersetzen.
FOTO: FREEPIK.COM
Ein Spaziergang mit unseren Fitness-Booster-Tipps
kann es aber mit einem moderaten
Cardio-Training aufnehmen und sogar die
Fuß-, Waden-, Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur
stärken. Und mit Zusatzgewichten an
den Händen tut man auch etwas für die Armund
Schultermuskulatur.
90 I/25
Wer sich nicht für die (einfache)
flache, sondern die (anspruchsvolle)
hügelige Route beim
Spaziergang entscheidet, erlebt
einen wahren Fitness-Boost.
FOTO: FREEPIK.COM
91
WELLBEING ▶
Minimalist Workout
Viel hilft viel? Im Falle von Fitness und Gesundheit stimmt dieser Ausspruch nur
bedingt. Wer gezielt Muskeln aufbauen will– Stichwort „dicke Arme“ – der muss schon
ein bisschen mehr Zeit investieren.
Studien haben allerdings gezeigt, dass Workouts
von 7 bis 15 Minuten bereits einen nachhaltigen
Effekt auf die Gesundheit haben und
beispielsweise den Blutzuckerspiegel senken
und das Risiko reduzieren, an Herz-Kreislauf-
Krankheiten zu sterben. Besonders Menschen
mit einem hohen Arbeitsaufkommen oder
solche mit Familie haben schlichtweg nicht
die Zeit, im Fitnessstudio Stunden zu verbringen.
Für sie ist ein minimalistisches Kurzzeittraining
optimal. Heute findest du hunderte
von Videos mit diversen Übungen und wie sie
richtig ausgeführt werden auf YouTube. Aber
welche ergeben zusammen einen minimalistischen
Trainingsplan, der zu deinem Leben
passt? Wir haben dir ein solches Workout
zusammengestellt. Alles, was du benötigst,
sind Gewichte sowie Kurz- und Langhantel,
ein Springseil, eine Badehose und maximal
dreißig Minuten Zeit.
92 I/25
Text: Felix Just
Montag
3 x 10 Burpees
Burpees trainieren den gesamten
Körper und sind deshalb eine
besonders intensive und damit
zeitsparende Übung.
3 x 10 Squats mit Langhantel
Genau wie Burpees zählen Squats
zu den Verbundübungen und
trainieren mehrere Muskelgruppen
auf einmal. Für Anfänger:
Lieber mit weniger Gewichten
einsteigen und dafür die Übung
korrekt ausführen (der Rücken
bleibt gerade!).
15 Minuten Seilspringen
Mittwoch
Ruhetag
Donnerstag
20 Minuten Schwimmen
Samstag
4 x 5 Minuten Intervall-Sprinten
3 Minuten Laufen – 1 Minute Sprinten –
1 Minute Gehen
Sonntag
Ruhetag
Der Trainings-plan
für viel
Beschäftigte
Dienstag
Intervall-Push-ups in kurzen
Abständen
1 x 20 – 1 x 15 – 1 x 10 Push-ups
3 x 10 Kreuzheben
Wie bei den Squats ist die korrekte
Ausführung auch bei Deadlifts sehr
wichtig. Am besten die Bewegung
zunächst nur mit der Stange und
ohne Gewichte üben, bis sie sitzt.
3 x 10 Schulterdrücken
(mit Kurzhanteln)
Wer die Übung noch erschweren
möchte, kombiniert sie mit Squats.
Freitag
3 x 20 Brücke
3 x 30 Sit-ups
Auf YouTube findest du außerdem
verschiedene Variationen der
Übung, die du unbedingt ausprobieren
solltest, wenn du auch die
seitlichen Bauchmuskeln trainieren
willst.
3 x 10 Lunges
Um den Gluteus maximus richtig
zum Glühen zu bringen, während
der Übung Gewichte in die Hand
nehmen.
3 x 1 Minute Plank
93
.com
Text: Martin Lewicki
Sport
für jedes
Alter
WELLBEING ▶
FOTO: FREEPIK.COM
Tai Chi, die
Kampfkunst
für inneren
Ausgleich
Bei Kampfsport denkt
man automatisch an Kraft,
Schweiß und Körperkontakt -
geht es doch darum, sich im
Zweikampf zu behaupten. Bei
Kampfkünsten wie Tai Chi
ist das anders. Hier steht das
seelische Wohlbefinden im
Vordergrund. Wir erklären,
was Tai Chi so gesund macht.
Obwohl Tai Chi der gebräuchlichere Name
ist, heißt die chinesische Kampfkunst
eigentlich Taijiquan – auch Tai-Chi-Chuan
geschrieben. Der Ursprung ist nicht eindeutig
geklärt und wird auf den daoistischen Mönch
Zhang Sanfeng zurückgeführt, der zwischen
dem 10. und 14. Jahrhundert im damaligen
chinesischen Kaiserreich gelebt haben
soll. Er gilt als Begründer der sogenannten
inneren Kampfkünste. Der Legende nach
soll Zhang Sanfeng in den Wudang-Bergen
den ursprünglichen Kampfstil Neijiaquan
entwickelt haben. Seine Inspiration soll der
Kampf zwischen einer Schlange und einem
Kranich gewesen sein, bei dem die Schlange
ihrem Gegner so lange auswich, bis dieser
vor Erschöpfung aufgeben musste. Der
Kranich wurde also nicht mit Gewalt besiegt,
sondern indem seine Kraft gegen ihn selbst
gelenkt wurde.
Ob diese Geschichte wahr ist oder nicht, wird
wohl nie geklärt werden. Aber sie sagt viel
über den Geist des Tai Chi aus. Das chinesische
Schattenboxen ist eine sanfte Kampfkunst,
die sich im Laufe der Jahrhunderte immer
mehr zu einer Bewegungslehre ohne den
ursprünglichen Kampfaspekt entwickelt hat.
95
WELLBEING ▶
FOTO: FREEPIK.COM
So hat wohl jeder von uns Bilder von älteren
Chinesen vor Augen, die in den Morgenstunden
in meditativer Ruhe ihre akribisch choreographierten
Tai-Chi-Übungen ausführen.
Alle Tai-Chi-Stile haben ein gemeinsames
Prinzip
Etwa Mitte des 20. Jahrhunderts nach der
Machtübernahme durch die Kommunisten
in China haben viele Tai-Chi-Meister das
Land verlassen und angefangen, ihre Kunst
in westlichen Ländern zu praktizieren und zu
lehren. Es entstanden viele unterschiedliche
Stile der Kampfkunst, die entweder mehr der
Tradition oder eher einer modernen Interpretation
folgen.
Unabhängig davon, für welche Form des Tai
Chi man sich entscheidet, spielt bei allen die
Choreographie eine entscheidende Rolle:
Unter Anleitung eines Lehrers werden die
Bewegungen langsam ausgeführt.
Dabei handelt es sich um einzelne sogenannte
Bilder, die in einer festgelegten
Reihenfolge dargestellt werden und fließend
ineinander übergehen. Die gesamte Bewegungsabfolge
wird als Form bezeichnet.
96 I/25
Je nach praktiziertem Tai-Chi-Stil können
es zehn bis über 100 Bilder sein, die nacheinander
ausgeführt werden. Dies wirkt sich
entsprechend auf die Dauer der Übungen
aus, die je nach Anzahl der Bilder und Geschwindigkeit
von wenigen Minuten bis zu
über einer Stunde dauern kann.
Das Ziel: Balance zwischen
Körper und Seele
Neben der exakten Choreographie ist auch die
langsame Ausführung der Bilder wichtig. Dies
führt zu einer stärkeren Konzentration auf den
Körper und die Atmung und damit zu innerer
Ausgeglichenheit. Die fließenden Bewegungsabläufe
entspannen die Muskulatur und verbessern
Haltung und Beweglichkeit.
Das Ziel von Tai Chi ist die Herstellung
der Balance zwischen Körper und Seele,
was sich letztendlich positiv auf die
Gesundheit und die Lebensenergie auswirkt.
Und das Beste: hier gibt es wirklich
keine Altersbeschränkung – ganz
im Gegenteil.
Tai Chi eignet sich insbesondere für Menschen
im höheren Alter, um den Bewegungsapparat
in Schwung zu halten. Jüngere können wiederum
lernen, besser zu entspannen und den
Alltagsstress abzubauen.
Forscher verglichen Tai Chi mit
Ausdauersportarten
Chinesische Forscher von der „China Academy
of Chinese Medical Sciences“ wollten herausfinden,
welches Training bei Menschen mit
Prähypertonie (erhöhter Blutduck) am besten
hilft, um die Werte zu senken. An der Studie,
die zwischen Juli 2019 und Januar 2022 in
zwei großen Kliniken in China durchgeführt
wurde, nahmen insgesamt 342 Teilnehmer im
Alter von 18 bis 65 Jahren teil. Das Durchschnittsalter
der Probanden betrug 49 Jahre.
Alle Studienteilnehmer waren Prähypertoniker
mit systolischen Blutdruckwerten zwischen
120 und 139 mmHg oder diastolischen Blutdruckwerten
zwischen 80 und 89 mmHg.
Um herauszufinden, welches Training am besten
den Bluthochdruck senken kann, wurden
die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Die
eine Gruppe praktizierte viermal wöchentlich
jeweils eine Stunde lang Tai Chi, die andere
absolvierte im gleichen Zeitraum viermal pro
Woche aerobe Übungen wie Treppensteigen,
Joggen, zügiges Gehen oder Radfahren. Beide
Gruppen nahmen ein ganzes Jahr lang an
den jeweils vier beaufsichtigten 60-minütigen
Trainingseinheiten pro Woche teil. Am Ende
der Testphase wurde bei allen Teilnehmern
der Blutdruck gemessen und mit den Werten
zu Studienbeginn verglichen.
Die Auswertung der Daten ergab, dass die
Tai-Chi-Gruppe ihre Blutdruckwerte deutlich
stärker gesenkt hatte als die Gruppe, die
aerobes Training praktizierte. Der systolische
Blutdruck sank mit Tai Chi im Schnitt um 7,01
mmHg. Mit Ausdauersport sank er hingegen
nur um 4,61 mmHg.
Diese Ergebnisse wurden nicht in einer
studienoptimierten Umgebung, sondern im jeweiligen
Arbeitsumfeld (Büro) der Probanden
ermittelt. Auch bei ambulanten 24-Stunden-
Messungen wies die Tai-Chi-Gruppe bessere
Werte auf. Dies war insbesondere nachts im
Schlaf der Fall, was auf eine dauerhafte blutdrucksenkende
Wirkung der sanften Kampfsportart
schließen lässt.
Viele Krankenkassen beteiligen
sich an den Kosten
Wie hoch der gesundheitliche Nutzen dieser
fernöstlichen Kampfkunst ist, zeigt die Tatsache,
dass sich viele Krankenkassen (einige
AOK-Kassen, Barmer, DAK-Gesundheit und
Techniker) an den Kosten für Tai-Chi-Kurse als
Präventionsmaßnahme beteiligen.
Man sollte vorher mit seiner Krankenkasse
abklären, welche Voraussetzungen erfüllt sein
müssen und ob der gewünschte Kurs sich
dafür qualifiziert. Zudem können die Kassen
dabei helfen, den richtigen Kurs zu finden.
97
ADVERTORIAL
Für preisgekrönte
Verwöhnmomente:
das Waldorf Astoria
Spa Berlin
Zum vierten Mal in Folge wurde das Waldorf
Astoria Spa Berlin bei den World Spa Awards
2024 als „Germany‘s Best Hotel Spa“ ausgezeichnet.
Hier trifft Luxus auf Entspannung – neu kuratiert von Spa-Managerin Nancy Wilke und
ihrem frisch formierten Expertenteam. Wilke ist ein echtes Urgestein des Hauses und sorgt
mit fundierten Fachwissen und viel Fingerspitzengefühl für ein erstklassiges Angebot. Wer
sich wie ein VIP verwöhnen lassen möchte, bucht hier seine Auszeit.
Das Spa-Menü wurde aufpoliert: Es umfasst
luxuriöse Spa-Rituale, Verwöhnpakete und
Signature-Behandlungen, die speziell darauf
abgestimmt sind, Körper und Geist in Einklang
zu bringen. Dazu gehört das weltweit in jedem
Waldorf Astoria Spa angebotene „Vitality Treatment“,
das durch seine tiefenentspannende
und regenerative Wirkung besticht. Ergänzt
wird das Angebot durch die hauseigene Berlin
Chic Massage – eine Hommage an die Hauptstadt
– und das innovative Hautpflege-Atelier,
in dem maßgeschneiderte Beauty-Treatments
entwickelt werden. Hierzu setzt das Waldorf
Astoria Spa auf die Expertise der renommierten
deutschen Hautpflegemarke BABOR.
Auf 1.000 Quadratmetern gibt es nicht nur
luxuriöse Wellness-Oasen, sondern auch ein
topmodernes Fitnesscenter mit Pilates- und
HIIT-Kursen – im Sommer sogar mit Rooftop-
Feeling. Der Friseursalon BRANDON Unique
Cut sorgt für den letzten Schliff.
Das Waldorf Astoria Spa heißt nicht nur
Hotelgäste, sondern auch Tagesgäste herzlich
willkommen. Wer sich eine Auszeit gönnen
möchte, kann das Spa täglich von 10:00 bis
21:30 Uhr für 85 Euro besuchen. Und wer flexibel
bleiben, aber trotzdem sparen möchte,
kann mit der vergünstigten 10er-Karte Wellness
nach eigenem Zeitplan genießen.
www.waldorfastoriaberlin.de
Tel.: 030 814 000-2950
E-Mail: waldorfastoriaberlin.spa@
waldorfastoria.com
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