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Magie - der Zeichen - des Wortes - der Bilder

Ausstellungskatalog Museum Haus Löwenberg

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MAGIE

DER ZEICHEN

DES WORTES

DER BILDER

DAS GENGENBACHER EVANGELIAR

UND SEIN KÜNSTLERISCHES ECHO


MUSEUM HAUS LÖWENBERG

GENGENBACH 2025


MAGIE

DER ZEICHEN

DES WORTES

DER BILDER


4

ZEICHEN SETZEN


Das Erinnerungsjahr 2025 ist eine Einladung, die Wirkmacht des Benediktinerklosters

über die Jahrhunderte wahrzunehmen und auch Entscheidungen in Gegenwart

und Zukunft darin zu spiegeln. Sie gehört zu den elementaren Bestandteilen

unseres „Kulturellen Gedächtnisses“.

ORA ET LABORA - BETE UND ARBEITE

Dieser Grundsatz aus dem späten Mittelalter ist Basis benediktinischen Lebens.

Vollständig formuliert, wird er noch deutlicher:

„BETE, ARBEITE UND LIES (STUDIERE)“

Übertragen in heutige Sprache, auch jenseits religiöser Bezüge, könnte es heißen:

Halte inne, besinne dich; trete in den Austausch. Füge dich ein in ein

Ganzes und tue etwas dafür. Nutze deine Zeit für sinnvolle Tätigkeit.

ARBEITEN

Trage etwas bei zum eigenen Unterhalt und zum Erhalt der Gemeinschaft.

Gib deinem Leben Sinn über das Tun.

INNEHALTEN, SICH AUSTAUSCHEN

Es braucht Zeit-Räume für den Austausch mit anderen und

mit sich selbst. Das schafft Erkenntnis und Verständnis.

GEMEINSCHAFT

Wechselseitiges Geben und Nehmen. Im Kloster bedeutet

es die Einordnung des Einzelnen ins Ganze. „Gemeinschaft“,

lautet das Leitmotiv des Erinnerungsjahres. Sie

war Bedingung für die Existenz des Klosters, sie ist es

heute für das Existieren unserer Gesellschaft wie für unser

individuelles Leben. Der Gemeinsinn als deren Nährboden,

so wurde formuliert, sei „der sechste, soziale Sinn“

und er sei unabdingbar für die Demokratie.

SPUREN

Das Kloster war Kraftfeld, war geistlich-kultureller Impulsgeber.

Betrachten wir unsere Naturlandschaft, etwa den Weinbau,

wesentlich geprägt durch das Kloster und die Menschen in seinen

Diensten.

Entstehung und Entfaltung der Stadt muss im engen Zusammenhang mit

dem Kloster gesehen werden. Wäre nicht das Kloster im achten Jahrhundert

am Fuße des „Kapellenbergs“ entstanden, so wäre die bescheidene Ansiedelung

nicht so nah herangerückt und aufgeblüht, wo seitdem, topografisch gesehen, zwei

Hälften eine Einheit bilden.

. 5 .


. 6 .


Abt Lambert von Burn – eine Person mit bedeutender Biografie – muss eine zentrale

Rolle gespielt haben, als um 1360 Gengenbach Reichsstadt wurde. Natürlich sind

auch Belege für Streitigkeiten zwischen Stadt und Kloster zu finden, unvermeidlich,

wenn zwei Institutionen sowohl kooperieren als auch konkurrieren.

KULTUR UND BILDUNG

Der Beitrag des Klosters kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seine Architektur

ist prägend. Unübersehbare Hinterlassenschaft ist das großartige Bau-Ensemble,

Dokument der Kunstfertigkeit Vorarlberger Baumeister und klösterlichen

Selbstbewusstseins. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, Bildung überhaupt,

war lange Zeit das Privileg der Mönche. Der Klosterschule entstammten Verfasser

theologischer Werke und auch Alois Quintenz, Erfinder der Dezimalwaage. Die Bibliothek

war Wissensschatz, Werkzeug der Bildung und Erbauung.

DAS GENGENBACHER EVANGELIAR IM HAUS LÖWENBERG

Es ist der faszinierende Beweis dafür. Eine um 1150 entstandene Handschrift, die

einmalig im doppelten Sinne des Wortes ist. Atemberaubend ihr Weg vom elsässischen

Schwarzenthann nach Gengenbach, dann nach Paris und schließlich in den

Besitz des Herzogs von Württemberg. Für die Ausstellung wurde sie auf besondere

Weise aufbereitet.

Sven Müller

Bürgermeister

Stadt Gengenbach

GEMEINSAMER KULTURRAUM AM OBERRHEIN

Das bezeugt diese Ausstellung. Da brachten fränkische Herzöge und iro-schottische

Mönche die Stabilisierung des Glaubens und dauerhafte Strukturen zu uns.

Da scheint die Bedeutung der Metropole Straßburg auf. Die deutsch-französische

Nachbarschaft in schlimmen wie in guten Phasen ist prägender Teil des Ganzen.

DANK

Wir haben den Wert der Gemeinschaft betont. So ist es nur zwingend, die Vielen zu

würdigen, die als herausragendes Gemeinschafts-Werk diese Ausstellung, ihre Veranstaltungen

und pädagogischen Projekte ermöglichen. Beim modellhaften Zusammenwirken

der Kultur & Tourismus GmbH mit dem umfassenden ehrenamtlichen

Engagement des Fördervereins Haus Löwenberg ist ein Verständnis erkennbar, das

man früher vielleicht als ein Wesenselement von „ora et labora“ gesehen hätte.

Heute könnte es lauten:

Erwin Schmidt

Pfarrer Kath. Kirchengemeinde

Vorderes Kinzigtal St. Pirmin

Lothar Kimmig

Geschäftsführer

Kultur & Tourismus GmbH

Reinhard End

Vorsitzender

Förderverein Haus Löwenberg

Ihr seid Teil eines Ganzen. Tauscht euch darüber aus

und bringt euch ein mit eurem Tun in die Gemeinschaft.

Wir haben von Herzen zu danken dafür.

Seite 4/5:

links:

Stadt und Kloster Gengenbach im Fischauge.

Zeichnung von Bruno Cassiers, Gengenbacher Festchronist 1980.

Christine Lichthardt: „Verkündigung“ aus dem Evangeliar,

„Schichtung“ durch Oliver Möller, 2025, Fine-Art Print 70 x 50cm.

. 7 .


. 8 .


SCHICHTEN UND GESCHICHTEN

DAS KONZEPT DER AUSSTELLUNG

Über Jahrhunderte war das Gengenbacher Evangeliar ein zentrales

Element des geistlichen Lebens der Mönche. Es war Quelle der

liturgischen Handlung, gab Orientierung .

Diese herausgehobene Bedeutung wird durch die Sorgfalt des

Schreibens und der bildlichen Gestaltung unterstrichen. Jahrhunderte

später ist es immer noch ein außerordentlicher Schatz. Auch

jenseits des religiösen Kontextes hat es eine beeindruckende kulturelle

Ausprägung.

ZEICHEN, WORTE UND BILDER WIRKEN! SIE SIND WIRK-MÄCHTIG.

Wie und auf wen sie wirken, in wessen Interesse sie wirken, das

sind zentrale Fragen von heute. Sie immer wieder zu stellen ist gleichermaßen

eine persönliche wie gesellschaftliche Aufgabe von existenzieller

Bedeutung.

Die um 1150 entstandene Handschrift ist einmalig im doppelten Sinne

des Wortes, atemberaubend in ihren Wegen bis in die Württembergische

Landesbibliothek. Dort hat sie die Bombardierung des Kriegs überstanden

und war schon vor 25 Jahren zu Gast im Haus Löwenberg.

Schwerpunkt dieser Ausstellung: „Korrespondenten“ von Rang sorgen in Wort,

Schrift und Bild für ein spannendes Zusammentreffen mit ausgesuchten Faksimile-Seiten.

Dazu gehören Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz und Pater Anselm

Grün. Der Typograph Andreas Uebele hat die Bergpredigt mit Martin Luther Kings

„Ich habe einen Traum“ zusammengebracht und Alexander Lauterwasser die

Wasserklang-Bilder gregorianischer Gesänge mit den Text- und Notenbildern des

„Osterlobs“. Von Luc Simon gestaltete Kirchenfenster, ein Objekt von Jürgen Brodwolf,

Bilder von Barbara Klemm, Olaf Hajek und Ben Willikens treten in den Dialog

mit den Darstellungen des späten Mittelalters. Zeichenhafte Elemente in Arbeiten

von Antoni Tapies, Eduardo Chillida, Günther Uecker, Jiri Kolar, Rainer Nepita,

Reinhard End stehen entsprechenden Text-Seiten gegenüber. „Bilder-Schichtungen“

stammen von Christine Lichthardt und Manfred Schlindwein. Landschaftsstrukturen

vom ehemaligen Klosterhof Schilli sammelt Fotografin Manuela Seiler;

Ingo Arndt stellt mit seinen Fotografien aus der Natur Bezüge her.

Ein „Zeichen-Raum“ zeugt vom urmenschlichen Streben nach Kommunikation

und bietet Gelegenheit, eigene Zeichen zu setzen. Kinder können dabei schon Verstand

und Sinne schärfen.

Bild links:

Bild rechts:

Olaf Hajek, „Die Fülle des Geistes“ im Dialog mit einem Bild aus dem Evangeliar.

Auftragsarbeit des Fördervereins Haus Löwenberg, 2025.

Diakon vor dem Lesepult, Gengenbacher Evangeliar.

. 9 .


. 10 .


ALEXANDER LAUTERWASSER

WASSERKLANG-BILDER

Alexander Lauterwasser gestaltet Wasserklang-Bilder. Die von Tönen erzeugten

Schallwellen bilden auf der Wasseroberfläche Strukturen von hohem ästhetischen

Reiz. Hier überlagert er Wasserklang-Bilder, die durch gregorianische Gesänge

der Mönche erzeugt wurden, mit neumierten Seiten (Notenseiten) des Osterlobs

aus dem Evangeliar.

Auftragsarbeiten des Fördervereins Haus Löwenberg, 2025.

. 11 .


BENEDEKTINERKLOSTER

GENGENBACH

„Das Kloster Gengenbach aber ist ein schönes Gebäude von drei Stockwerken.

Ringsum stehen viele Keller und Wohnungen für alle Handwerker.

Die Klausur oder das Konvent ist, wie gewöhnlich, hinten, und

im mittleren Stock ist die Abtei oder der Hof des Reichsprälaten. Der jetzige

Abt ist ein alter, ehrwürdiger, und gelehrter Mann. Sein Karakter

ist Leutseligkeit und muntre Freundlichkeit. Ich muß ihm nachrühmen,

daß ich viel Gnade in seinem Kloster genossen habe. Er studirt noch immer

sehr fleißig, lebt sehr mässig und ordentlich, macht für sich wenig

Aufwand, und hält seine Religiosen streng in der Ordnung. Die Geistlichen,

die bekanntermassen zum Benediktiner-Orden gehören, sind

zugleich alle Pfarrer in der Stadt und in den dazu gehörigen Thälern.“

Auszug aus „Hrn. Prof. Sanders Reise nach St. Blasien um Michaelis 1781“.

Enthalten in: Johann Bernoulli’s Sammlung kurzer Reisebeschreibungen.

Sechster Band, Jahrgang 1782. Berlin


DIE BENEDIKTINER-ABTEI GENGENBACH

SCHICHTEN DER GESCHICHTE

AUFGEBLÄTTERT VON REINHARD END

ERSTE BLÜTE

Die Anfänge sind nur durch nachträgliche Überlieferung grob zu bestimmen.

Die Forschung stellt Pirmin als Gründer infrage, Graf Ruthardt wird als plausibler

Stifter genannt. Die Gründung um 760 ist ein Beitrag zur Integration

Alle manniens ins Fränkische Reich. Ein prosperierender Konvent ist nachweisbar

durch die Reichenauer und St. Gallener Verbrüderungsbücher.

ZEIT DES EVANGELIARS

1007: Kaiser Heinrich II. schenkt die Abtei dem neuen Bistum Bamberg. Um

1050 verbindet sich Gengenbach mit dem Kloster Hirsau und führt dessen Reformvorschriften

durch. So werden die in der Abteiwirtschaft beschäftigten

Laien außerhalb des Klosterbereiches angesiedelt, ein Schub für das weltliche

Gengenbach. Um 1120: Errichtung der Kirche nach dem Hirsauer Bauschema.

Ab 1200: In den Tälern werden Rodungsgenossenschaften gegründet.

DIE REFORMATION

Ab 1523: Von Straßburg ausgehend zunehmender Einfluss der Reformation.

Das Kloster bleibt, trotz seines erbärmlichen Zustandes, katholisch. Die Stadt

wird protestantisch mit eigener Kirchenordnung (1538) und eigenem protestantischem

Katechismus (1545).

1548: Mit dem Beschluss des Augsburger Interims erfolgt die Rekatholisierung

der Stadt Gengenbach.

SPÄTE BLÜTE IM 18. JAHRHUNDERT

Das geistig-geistliche Leben erfährt nach dem 30-jährigen Krieg und nach der

Katastrophe des pfälzischen Erbfolgekriegs, 1689, eine neue Blüte. Kontakte zu

anderen Klöstern werden aufgenommen. Mönche werden an Universitäten gesandt.

Wirtschaftlicher Aufschwung ermöglicht hochwertige Neuerrichtungen

und Ausstattungen, auch durch eine Glashütte und Glasfarben-Fabrik unterstützt.

DAS ENDE

GESCHICHTE WIRKT NACH

„Das Erinnerungsjahr 2025 ist

eine Einladung, die Wirkmacht

des Benediktinerklosters über

die Jahrhunderte wahrzunehmen

und auch Gegenwartsentscheidungen

und Zukunftsfragen

darin zu spiegeln. Sie

gehört zu den elementaren

Bestandteilen unseres kulturellen

Gedächtnisses.“

1803: Der Reichsdeputationshauptschluss entschädigt weltliche Fürsten für

ihre Verluste. Reichsstadt und Abtei fallen an Baden. Besitzungen und Rechte

erlöschen in insgesamt 26 Ortschaften der Ortenau. Das Kirchenpatronat über

acht Pfarreien, Gengenbach, Zell, Ichenheim, Dundenheim, Elgersweier, Nordrach,

Biberach und Griesheim, wechselt.

Bilder rechts:

Frühe Darstellung des Klosters mit der Jakobuskapelle

auf dem Bergle, 17. Jhd. (Ausschnitt).

Detail des Heiligen Grabes in der ehemaligen Klosterkirche, um 1500.

. 13 .


. 14 .


ORA ET LABORA

DAS LEBEN DER MÖNCHE IM MITTELALTER

ERKUNDET VON WEIHBISCHOF DR. DR. CHRISTIAN WÜRTZ

Als das Kloster Gengenbach im 8. Jahrhundert gegründet wurde, blühte

es rasch auf. Doch leider fehlen uns fast gänzlich verlässliche Quellen

aus den ersten Jahrhunderten der Klostergeschichte. Auch die archäologischen

Befunde sind eher spärlich. Immerhin haben wir durch die

Ausgrabungen im Jahr 2009 beim Bau des Charlotte-Vorbeck-Hauses den

Nachweis, dass an dieser Stelle schon im 8. und 9. Jahrhundert ein ansehnliches

Gebäude stand.

VERBRÜDERUNGSBÜCHER:

ZEUGNISSE KLÖSTERLICHER GEMEINSCHAFTEN

Weitere wichtige Quellen sind die sogenannten Verbrüderungsbücher.

In diesen wurden die Namen derjenigen aufgeschrieben, denen man im

Gebet besonders gedachte. Das waren zum einen die Stifter und Wohltäter

der Klöster, aber auch die Mitglieder anderer Klöster, mit denen

man eine Gebetsbruderschaft eingegangen war. So finden sich in den Verbrüderungsbüchern

der Abteien St. Gallen und Reichenau auch die Namen der Gengenbacher

Mönche. Für das Jahr 820 sind über 80 Gengenbacher Mönche im St. Gallener

Buch verzeichnet, sechs Jahre später sind es bereits rund 100 im Reichenauer

Buch, eine beachtliche Zahl.

DIE BENEDIKTSREGEL: ORIENTIERUNG FÜR DAS KLOSTERLEBEN

Wenn wir auch keine unmittelbaren Quellen haben über das Leben der Mönche

Richinzo, Revogatus, Egilholf, Vigilius, Martinus, Alexander und wie sie alle hießen,

so können wir uns gleichwohl eine Vorstellung ihres alltäglichen Lebens machen.

Denn im Jahre 817 wurden alle Klöster im karolingischen Reich der Benediktsregel

unterstellt, die somit auch in Gengenbach galt.

Verfasser dieser Regel, so sagt es uns Papst Gregor der Große, war der Heilige Benedikt

von Nursia, auch wenn er historisch kaum greifbar ist. Dieser Benedikt, so

die Überlieferung, gründete Anfang des 6. Jahrhunderts das Kloster Montecassino

im heutigen Italien. Dieses Kloster leitete er dann als Abt. Für seine Klostergemeinschaft

schrieb er eine Regel, wobei er auf ältere Werke zurückgreifen konnte, die

er aber nun sehr geschickt weiterentwickelte. Dabei gelang ihm ein großer Wurf,

denn sie verbreitete sich rasch in Italien und ganz Europa und verdrängte allmählich

die anderen existierenden Regeln. Noch heute wird diese Regel, wenn auch

in vielen Punkten modifiziert und weiterentwickelt, weltweit in den Klöstern der

Bild links oben:

Rekonstruktionszeichnung des Klosters Sankt Gallen nach dem Grundriss

des Sankt Galler Klosterplans aus dem frühen 9. Jahrhundert.

J. Rudolf Rahn, 1876.

Bild links unten: Plan des Gengenbacher Klosters bei der Auflösung 1803.

Bild rechts: Seite aus dem Verbrüderungsbuch des Klosters St. Gallen.

. 15 .


Benediktinerinnen und Benediktiner angewandt. Sie ist, und

das ist wohl ein wichtiger Grund für den Erfolg der Regel, so

verfasst, dass sie den jeweiligen Umständen angepasst werden

kann. Beispielsweise regelt das Kapitel über die Kleidung

der Mönche, dass „die Kleidung welche die Brüder erhalten,

der Lage und dem Klima ihres Wohnorts entsprechen soll;

denn in kalten Gegenden braucht man mehr, in warmen weniger.“

(RB 55) Ein anderer wichtiger Grund für ihre andauernde

Popularität ist ihre Ausgewogenheit. Zwischen formloser

Beliebigkeit und asketischer Strenge schlägt sie mit Milde

und Menschlichkeit einen mittleren Weg ein.

Die Regel wendet sich an einen Anfänger im klösterlichen Leben,

der mit dem Alltag eines Klosters vertraut gemacht werden

will. So spricht die Regel im Prolog direkt den möglichen

neuen Mönch mit den Worten an: „Höre, mein Sohn, auf die

Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm

den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat! So kehrst

du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des

Ungehorsams verlassen hast.“ (RB, Prolog)

AUFGABEN UND ORDNUNG IM KLOSTER

Die Regel umfasst neben dem Prolog 73 Kapitel. Nach Ausführungen über Grundlegendes

zum Mönchsleben befassen sich die Kapitel u. a. mit den klösterlichen

Tugenden wie Gehorsam, Schweigen und Demut, mit der Feier der Gottesdienste,

mit Strafen für Mönche, welche gegen die Regel verstoßen, sowie mit der Klosterverwaltung,

der Arbeit und Versorgung der Mönche, dem Küchendienst, der Gastfreundschaft

und dem Handwerk. Auch werden die verschiedenen Aufgaben der

einzelnen Mönche beschrieben, vom Abt als Vorsteher über den Cellerar für die

Verwaltung bis hin zum Pförtner. Schließlich wird der Umgang der Brüder untereinander

geregelt.

ORA ET LABORA: DAS GLEICHGEWICHT VON GEBET UND ARBEIT

Die Regel legt dem Mönch ein Leben im harmonischen Wechsel von Gebet, Arbeit

und Lesung ans Herz. Dem Gottesdienst soll – wie der Liebe zu Christus – nichts

vorgezogen werden. Das ganze Leben eines Mönches ist daher auf den Gottesdienst

und die Gottesbegegnung hingeordnet. Beides beschränkt sich jedoch nicht

nur auf die Feier der Gottesdienste. Vielmehr soll der ganze Alltag, Gebet und

Arbeit, im Kloster transparent auf Gott hin werden. So heißt es im Kapitel über

die Handarbeit: „Müßiggang ist der Feind der Seele. Deshalb sollen sich die Brü-

. 16 .


der beschäftigen: zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu

bestimmten anderen Stunden mit heiliger Lesung.“ (RB 47).

Auch wenn in der Regel an keiner Stelle der Doppelbefehl

„ora et labora – bete und arbeite!“ zu finden ist, so ist darin

doch die Lebensweise der Benediktiner treffend auf den

Punkt gebracht und wird zurecht bis heute mit ihnen in Verbindung

gebracht.

DER KLÖSTERLICHE TAGESABLAUF

Der Tag im Kloster wurde durch das gemeinsame Gebet in

der Klosterkirche strukturiert und durchdrungen. Hierzu bestimmte

die Regel, siebenmal am Tag und einmal in der Nacht

zum Gebet der Psalmen und damit zum Lobpreis Gottes zusammenzukommen.

Denn im Psalm 119 heißt es zunächst

„Um Mitternacht stehe ich auf um dich zu preisen.“ (Ps 119,

62), und dann: „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob.“ (Ps

119, 164). Weitere Fixpunkte am Tag waren die gemeinsamen Mahlzeiten, die im

Refektorium eingenommen wurden. In den arbeitsreichen Sommermonaten gab

es täglich zwei Mahlzeiten, eine mittags und eine am Abend. Ausnahmen bildeten

die traditionellen Fastentage Mittwoch und Freitag, an denen nur einmal gegessen

wurde. Im Winter gab es ebenfalls nur eine Mahlzeit. Während der Fastenzeit vor

Ostern erhielten die Mönche nur eine Mahlzeit am Abend. Gekocht wurden einfache

Gemüsegerichte, Brei und Hülsenfrüchte. Das Fleisch vierfüßiger Tiere war

ausschließlich den Kranken vorbehalten. Nur Fisch und Geflügel waren erlaubt.

Zusätzlich erhielt jeder Mönch täglich ein Pfund Schwarzbrot und einen viertel

Liter Wein, der mit Wasser vermischt wurde. Neben Brot gehörte Obst zu den Nahrungsmitteln,

die fast täglich auf dem Speiseplan der Mönche standen. Wichtig

war der Regel bei allem das Halten des rechten Maßes: „Doch muss vor allem Unmäßigkeit

vermieden werden; und nie darf sich bei einem Mönch Übersättigung

einschleichen.“ (RB 39) Während der Mahlzeiten wurde geschwiegen, während

ein Mönch aus der Bibel oder theologischen Schriften vorlas. Der Küchendienst

wechselte reihum, denn: „Die Brüder sollen einander dienen. Keiner werde vom

Küchendienst ausgenommen, es sei denn, er wäre krank oder durch eine dringende

Angelegenheit beansprucht; denn dieser Dienst bringt großen Lohn und lässt

die Liebe wachsen.“ (RB 35)

ARBEIT IM KLOSTER

Die Aufgaben, welche die Mönche im Kloster während ihrer Arbeitszeit ausübten,

waren sehr vielfältig. Einige arbeiteten im Klostergarten, andere waren in

Bild links:

Bild rechts:

Der hl. Benedikt übergibt seine Regel an den hl. Maurus und andere Mönche;

frz. Miniatur, 1129.

Benedikt von Nursia, Fresko des Magister Conxolus, 13. Jahrhundert

. 17 .


der Krankenstation tätig, im Gästehaus, in der Sakristei der Kirche oder übten ein

Handwerk aus. Durch die Arbeit sollten die Mönche ihren Lebensunterhalt selbst

verdienen. Neben dem Gebet und der Arbeit stand ihnen auch eine Stunde Freizeit

am Tag zu.

NÄCHTLICHE RUHE

War dann das Tagewerk vollbracht und die letzte Gebetszeit am Tag, die Komplet

gebetet, legten sich die Mönche zum Schlafen nieder. Die Regel bestimmte: „Jeder

soll zum Schlafen ein eigenes Bett haben. Das Bettzeug erhalten die Brüder, wie

es der Lebensweise von Mönchen entspricht und wie der Abt es ihnen zuteilt. Alle

schlafen – wenn möglich – in einem Raum“, dem sog. Dormitorium (RB 22).

NEUE AUFGABEN: BESIEDLUNG, BILDUNG UND REICHSVERWALTUNG

Manches hatte sich in den knapp dreihundert Jahren seit Entstehen der Benediktsregel

geändert, ehe sie in Gengenbach eingeführt wurde, vieles ist aber auch gleich

geblieben. So waren neue Aufgaben auf die Klöster zugekommen. Etwa nahm das

Gebet für die Verstorbenen, besonders für den Gründer und seine Familie, für

Wohltäter oder für die Mönche befreundeter Klöster, einen immer breiteren Raum

ein. Davon zeugen die eingangs erwähnten Verbrüderungsbücher. Wichtig war,

wie sich gut am Beispiel Gengenbachs zeigen lässt, nun auch das Besiedeln bisher

kaum erschlossener Gegenden. Große Teile des vorderen Kinzigtals, welches das

Kloster bei seiner Gründung und in den folgenden Jahrzehnten geschenkt bekommen

hatte, verdanken ihrer Urbarmachung und Besiedelung den Aktivitäten der

Gengenbacher Mönche, die im Gegenzug von den neu entstandenen Höfen und

Orten Einkünfte vor allem in Form landwirtschaftlicher Produkte bezogen. Eine

wichtige neue Aufgabe war der Bereich der Bildung. So unterhielten viele Klöster

Schulen sowie Bibliotheken und Skriptorien, in denen neue Bücher entstanden.

Und schließlich waren besonders die Königs- oder Reichsklöster, zu denen

Gengenbach zählte, wichtige Stützpunkte des Königs innerhalb des Reiches, was

zugleich die herausgehobene Stellung des Abtes stärkte. Geblieben ist aber trotz

dieser neuen Aufgaben vor allem die Hinordnung des ganzen Lebens auf Gott hin,

beim Gebet wie bei der Arbeit.

GENGENBACHS ERBE: 1000 JAHRE KLÖSTERLICHES LEBEN

Auch wenn die Überreste aus der Anfangszeit des Klosters Gengenbach nicht mehr

sichtbar sind, sondern unter der Erde schlummern, so atmet die heutige Anlage

mit der romanischen Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert und dem Klostergebäude

aus der Barockzeit den Geist der Benediktsregel, nach der hier rund 1000

Jahre gebetet und gearbeitet wurde.

. 18 .


Quellen und Literatur:

Die Benediktsregel – Eine Anleitung zu christlichem Leben, erklärt und übersetzt von Georg Holzherr,

4. Auflage, Zürich 1993. Bertram Jenisch: Neue Befunde zu Klöstern in der Ortenau und im nördlichen

Breisgau, in: Luisa Galioto, Volkhard Huth, Niklot Krohn (Hgg.): Kloster Schuttern. Archäologie

– Baugeschichte – Historische Kontexte, Lindenberg im Allgäu 2017, S. 220-233; Welterbe des Mittelalters

– 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau, Regensburg 2024; Sebastian Kalla, Christian Würtz, Armin

Schlechter, Wolfgang Kaiser: Gengenbach, in: Badisches Klosterbuch, Regensburg 2025 (im Druck).

„Pfingsten“, Gengenbacher Evangeliar.

. 19 .


. 20 .


EIN EIGENWILLIGER ZEUGE DES HOHEN MITTELALTERS:

DAS ›GENGENBACHER EVANGELIAR‹

PROF. DR. VOLKHARD HUTH ORDNET EIN

Verfügte das Benediktinerkloster Gengenbach im hohen Mittelalter

über ein herausragendes ›Atelier‹? Vor über einem Jahrhundert stach

der kunsthistorischen Forschung ein mit qualitätvollen Miniaturen

ausgestattetes Ensemble religiöser Handschriften aus dem 12. Jahrhundert

ins Auge, dessen Exemplare bis in feinste Einzelheiten hinein enge

stilistische Verwandtschaft untereinander aufwiesen und deren Buchmalerei

auf eine Entstehung am gleichen Ort in der Oberrheinregion

hindeutete.

DAS GENGENBACHER EVANGELIAR UND

SEINE STILISTISCHEN VERWANDTEN

Zu dieser Gruppe von Handschriften und Handschriftenfragmenten, zu

der sich heute u. a. auf Bibliotheken in Basel, Freiburg, Stuttgart und

Wolfenbüttel verteilte Zeugnisse ermitteln ließen 1 , zählt auch das ›Gengenbacher

Evangeliar‹ mit den vier kanonischen Evangelien, jetzt in

der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart als Codex biblicus

Nr. 28 verwahrt.

Am gleichen Bibliotheksstandort gibt es noch eine weitere Handschrift

aus der gleichen Zeit, einen Codex mit Reden des Kirchenvaters Gregor

von Nazianz (Cod. theol. et phil. quart. 21) , der mit dem Codex biblicus

Nr. 28 sogar das gleiche Überlieferungsschicksal teilt. Enthalten beide

Handschriften doch Besitzeinträge, die ihr Vorhandensein in der Bibliothek

des Klosters Gengenbach zumindest im 17. Jahrhundert anzeigen. 2

Hernach werden sie gemeinsam wieder über eine Auktion greifbar, bei

der im Januar 1789 der Buch- und Handschriftenbesitz des knapp anderthalb

Jahre zuvor verstorbenen ›Marschalls von Frankreich‹, Charles

Rohan (1715 – 1787), versteigert wurde. 3

Marbach/Schwarzenthann

(Oberelsass), drittes Viertel

des 12. Jahrhunderts

Miniaturenhandschrift.

Pergament, II + 154 + II Blätter;

28 x 22 cm

Stuttgart, Württembergische

Landesbibliothek, cod. bibl. fol. 28

Ist aber deshalb für diese beiden Handschriften auch eine gemeinsame mittelalterliche

Bibliotheksgeschichte in Gengenbach anzusetzen, gar ihrer beider Entstehung

im Ortenaukloster? Diese Fragen können definitiv verneint werden, auch

wenn das selbst bis in die jüngere Literatur noch nicht überall durchgedrungen

ist. 4

AUF DEN SPUREN SEINER HERKUNFT

Indessen ergaben zunächst kunsthistorische Vergleichsstudien, schließlich und

in Verbindung damit kodikologische, text- und überlieferungsgeschichtliche For-

Bild links:

Bild oben:

Manfred Schlindwein, „Früchte des Evangeliums“,

Überlagerung eines Evangeliar-Blattes mit dem Evangelisten Lukas.

Auftragsarbeit des Fördervereins Haus Löwenberg, 2025.

Freigestellte Initiale aus dem Gengenbacher Evangeliar.

. 21 .


schungen, dass jene Handschriftengruppe und damit auch das vermeintliche

›Gengenbacher Evangeliar‹ im elsässischen Augustinerchorherrenstift Marbach

(südwestlich von Colmar) bzw. in dessen weiblicher Niederlassung, dem Chorfrauenstift

Schwarzenthann (südwestlich des Ortes Wintzfelden), entstanden sein

muss. 5

DIE MARBACHER KONGREGATION UND IHR KULTURELLES NETZWERK

Die Augustinerchorherren kämpften nicht nur für die Frömmigkeitsideale

der sich im hohen Mittelalter durchsetzenden Kirchenreform, sondern

waren, anders als die Klöster, mit deren asketischer Lebensform sie wetteiferten,

auch in der Seelsorge aktiv und schufen im 12. Jahrhundert ein

feingesponnenes kulturelles Netzwerk über das ganze lateinische Europa

hinweg bis ins Heilige Land. Inmitten dieser ambitionierten Austauschbeziehungen

spielte die vom oberelsässischen Chorherrenstift Marbach aus

aufgebaute Kongregation eine wichtige Rolle; zur Regierungszeit Kaiser

Friedrichs I. Barbarossa im 12. Jahrhundert gelang es den Marbachern

auch, sich einen privilegierten Zugang zum Herrscher zu bahnen. 6

Zu dieser Zeit, wohl im siebten oder achten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts,

entstanden auch die beiden heute Stuttgarter Handschriften, wobei

der Stuttgarter Cod. theol. phil. quart. 21 mit den Reden Gregors von Nazianz

signifikante Spiegelungen der Trinitätsdebatten erkennen lässt, wie

sie seinerzeit im Kommunikationsfeld der Marbacher Kongregation engagiert

ausgetragen wurden. Von den bei der Anlage dieser Handschrift beteiligten

sechs Schreiberhänden findet sich auch eine wieder, die bei der

Herstellung unseres ›Gengenbacher Evangeliars‹ mitgewirkt hat.

KUNIGUNDE UND IHRE ROLLE IM EVANGELIAR

Dieses wiederum gibt sich seiner Konzeption nach als innovatives Zeugnis

zu erkennen, das auf ein von herkömmlicher liturgischer Praxis abweichendes

System der Textauszeichnung und Evangelienrezitation im

Gottesdienst verweist. 7 Vor diesem Hintergrund verdient besondere Aufmerksamkeit,

dass der einzige zeitgenössische Personenname im ›Gengenbacher

Evangeliar‹ einer Frau gilt! An markanter Stelle, am Ende der

Kanontafeln in der letzten, äußersten rechten Arkade findet sich die Eintragung

Cǒnigundis conuersa (fol. 12r) – ein Verweis also auf eine dem

Konvent angehörende Frau namens Kunigunde (vgl. Abb. links).

Der Verweis wurde in einer dunkleren Tinte vorgenommen als die der

vorangehenden Ziffernnotationen, und sie scheint von gleicher Hand und

. 22 .


eben mit der gleichen Tinte geschrieben worden zu sein,

von bzw. mit der dann der erste Evangelientext auf der

folgenden (Verso-) Seite begonnen wurde. 8

Diese im ganzen Codex singuläre, dazu noch an exponierter

Stelle angebrachte Nameneinschreibung Kunigundes

wirft die Frage auf, ob man es hier entweder mit dem

Namen der Stifterin/Auftraggeberin zu tun hat oder mit

einem Selbsteintrag der Schreiberin.

VON SCHWARZENTHANN NACH GENGENBACH:

EINE BEWEGTE ÜBERLIEFERUNGSGESCHICHTE

Eine solche hätte dann dem Marbacher Schwesternkonvent

Schwarzenthann angehört, für den in der fraglichen

Zeit tatsächlich nachzuweisen ist, dass die dort lebenden

Chorfrauen Handschriften anfertigten. 9

Das werden allerdings die Gengenbacher Mönche, in deren

Kloster sich die Handschrift ja zumindest in der frühen

Neuzeit befand, damals kaum mehr gewusst haben,

wiewohl sie mit den Konventen von Marbach/Schwarzenthann

schon seit dem hohen Mittelalter in Gebetsverbrüderung

standen. 10 Das von Marbach abhängige Chorfrauenstift

Schwarzenthann aber war im 16. Jahrhundert

endgültig aufgegeben worden, die letzten Kanonissen

wurden in den 1397 gegründeten Dominikanerinnenkonvent

von Schönensteinbach, vor dem Regelwechsel

ein Ableger Schwarzenthanns, aufgenommen. 11

Die verbliebenen Schätze der einstigen Schwarzenthanner Stiftsbibliothek, aus deren

Bestand allein 1525 im Bauernkrieg 500 Bände verbrannt worden sein sollen,

sind zunächst offenbar nach Straßburg gekommen. Von dort werden späterhin die

beiden heute in Stuttgart verwahrten Handschriften des 12. Jahrhunderts in das

Ortenaukloster gelangt sein, vielleicht anlässlich der bezeugten Bibliothekserweiterung

unter Abt Georg Breuning, der 1607 auch die Aufnahme Gengenbachs in

die Bursfelder Kongregation bewirkte. Georg Breuning war zwei Jahre zuvor aus

dem elsässischen Kloster Maursmünster (Marmoutier) nach Gengenbach berufen

worden, 12 also aus der Diözese Straßburg, der das Kloster Gengenbach seit langem

jurisdiktionell zugeordnet war.

Bild links:

Bild rechts:

Kanontafel (Ausschnitt), Gengenbacher Evangeliar.

Beginn des Matthäus-Evangeliums, Gengenbacher Evangeliar.

. 23 .


Quellen und Literatur:

1 Vgl. die Stuttgarter Bibliothekskatalogisate von Annegret BUTZ (1987) bzw. von Regina HAUSMANN

(2017) über das ›Handschriftenportal‹ im Netz; Permalinks: https://resolver.staatsbibliothek-berlin.

de/HSP00063A3500000000 bzw. https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/HSP0006372D00000000

(letzter Zugriff: 13.01.2025, dort auch die ältere Literatur). Zur Erweiterung des Handschriftenspektrums

REINHARDT, Hans: Eine Handschrift des 12. Jahrhunderts in der Basler Universitätsbibliothek,

die Buchmalerei des elsässischen Klosters Marbach und eine Scheibe des Straßburger

Münsters, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 77 (1977), S. 5–21 sowie HUTH,

Volkhard: Staufische ›Reichshistoriographie‹ und scholastische Intellektualität. Das elsässische Augustinerchorherrenstift

Marbach im Spannungsfeld von regionaler Überlieferung und universalem

Horizont (Mittelalter-Forschungen, 14), Ostfildern 2004, bes. S. 194ff.

2

Hier: WLB Stuttgart, cod. bibl. fol. 28, fol. 2r zum oberen Seitenrand hin (beschnitten). Die Eintragung

zuoberst von fol. 1r hingegen, die eine Entstehung ›im 11. Jahrhundert oder um 1100‹

postuliert und eine ehemalige Zugehörigkeit des Codex’ zum ›Benediktinerkloster Gengenbach in

Deutschland‹ festhält, ist jüngeren Datums, vermutlich 1788/89 im Blick auf die Versteigerung angebracht;

die Bleistiftfoliierung der Handschrift ist modern.

3

S. hierzu in diesem Band den Beitrag von Jonas Bechtold.

4

Vgl. z. B. KLEMM, Elisabeth: Die Anfänge der romanischen Buchmalerei von Helmarshausen bis zur

Mitte des 12. Jahrhunderts, in: STIEGEMANN, Christoph/WEMHOFF, Matthias (Hrsg.): Canossa 1077.

Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik. Band 1: Essays,

München 2006, S. 465–481, hier S. 477 mit Abb. 10; HAUSMANN (wie Anm. 1).

5

HUTH: Reichshistoriographie (wie Anm. 1), S. 208ff.

6

Zuletzt HUTH, Volkhard: § 10. Augustiner-Chorherren, in: CESALLI, Laurent u.a. (Hrsg.): Grundriss

der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie des Mittelalters. Bd. 3/1: 12. Jahrhundert, Basel

2020, S. 265–291.

7

VENNEBUSCH, Jochen Hermann: Das ›Gengenbacher Evangeliar‹. Ein hybrides Evangelienbuch, in:

Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft 73/3 (2020), S. 243–249.

8

Ebenso schrieb diese Hand ganz allein den heutigen Codex 367 der Universitätsbibliothek Freiburg

i. Br.; vgl. HUTH: Reichshistoriographie (wie Anm. 1), S. 219f. u. DENS., Unbeachtete Barbarossabilder.

Zu zwei Herrscherdarstellungen aus Freiburg und Paris, in: GÖRICH, Knut/SCHMITZ-ESSER,

Romedio (Hrsg.): Barbarossabilder. Entstehungskontexte, Erwartungshorizonte, Verwendungszusammenhänge,

Regensburg 2014, S. 188–205, hier S. 190–197.

9

Das berühmteste Beispiel bietet der sog. Codex Guta-Sintram, der die Gemeinschaftsleistung einer

Schwarzenthanner Kanonisse und eines Marbacher Kanonikers in Wort und Bild vor Augen stellt:

Straßburg, Bibliothèque du Grand Séminaire, Cod. 37. Vgl. im übrigen HUTH, Reichshistoriographie

(wie Anm. 1), S. 219ff.

10

HOFFMANN, Charles: L’abbaye de Marbach, in: Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments

Historiques d’Alsace II. Sér. 20 (1902), S. 67–230, hier S. 177.

11

Vgl. insges. BISCHOFF, Georges: Le couvent de Schwarzenthann, in: Annuaire de Thann-Guebwiller

(1968/69), S. 70–89.

12

HITZFELD, Karlleopold: Artikel ›Gengenbach‹, in: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg

(Germania Benedictina, V), Augsburg 1975, S. 228–242, bes. S. 237f.

. 24 .


Evangelist Johannes, Gengenbacher Evangeliar.

. 25 .


. 26 .


DAS ›GENGENBACHER EVANGELIAR‹

800 BEDEUTUNGSVOLLE JAHRE

EIN STREIFZUG VON JONAS BECHTOLD

Nicht nur Menschen und Städte haben ihre Geschichte – auch

Objekte. Dass wir als Gesellschaft Fragen von Herkunft und Besitz

einzelner Objekte hohe Aufmerksamkeit widmen, hat einen

Grund: Objekte sind nicht einfach nur Material, sondern sie werden

von uns kulturell eingebunden und erhalten ihre Bedeutung,

indem sie benutzt werden. Dies gilt sowohl für das emotional

nahe Objekt, z. B. ein persönliches Erinnerungsstück, als auch

für Objekte aus kolonialen Kontexten, deren Herkunftsgeschichten

derzeit heiß diskutiert werden. Aber auch für Kunstwerke

aus öffentlicher Hand, wie das ›Gengenbacher Evangeliar‹, eine

schmuckvolle Handschrift aus dem 12. Jahrhundert, die seit über

200 Jahren in der Württembergischen Landesbibliothek liegt.

Wer ein Objekt wann besaß, warum und wie es dort hingelangte,

öffnet den Blick auf die Menschen, die diesem Objekt Wert zumaßen

und es an sich nahmen, veräußerten oder benutzten. In

besonderer Weise gilt dies für das ›Gengenbacher Evangeliar‹,

weil die mittelalterliche Handschrift durch ihr Alter eine lange

Besitzgeschichte mit sich trägt.

EIN OBJEKT DER GLAUBENSGESCHICHTE

Ein Evangeliar mit den Texten der vier neutestamentlichen Evangelien ist ein liturgischer

Gegenstand: Als heiliges Objekt dient es der materiellen Vergegenwärtigung

Christi im Gottesdienst. Aber wie diese Verwendung des ›Gengenbacher

Evangeliars‹ genau aussah, verbirgt sich hinter der ungewöhnlichen Anlage der

Handschrift als „hybrides Evangelienbuch“. 1 Das Gengenbacher Exemplar wird

vermutlich exklusiv zu hohen kirchlichen Festen zum Einsatz gekommen sein.

Das verdeutlichen die kostbaren Miniaturen, die die entsprechenden Szenen aus

dem Leben Christi verbildlichen.

Als liturgischer Gegenstand unterlag das Evangeliar auch dem Wertewandel, den

das Christentum in den letzten 300 Jahren erfahren hat. Ändert sich – wie in der

Zeit der Aufklärung vor 1800 – die Haltung gegenüber der christlichen Religion

oder der Alltagsfrömmigkeit, so ändert sich eben auch die kulturelle Bedeutung

eines Evangeliars. Sein Wert liegt dann weniger in der liturgischen Einbindung als

vielmehr in den schmuckvollen Kunstwerken aus älterer Zeit. All dies spiegelt sich

in der Objektgeschichte des ›Gengenbacher Evangeliars‹, die viel mehr ist als nur

Bild links: Christine Lichthardt, „Griechisches Fenster“, Mai 1981,

mit Abbildung „Evangelist Matthäus“ aus dem Gengenbacher Evangeliar,

„Schichtung“ durch Oliver Möller, 2025, Fine-Art Print 70 x 50cm.

Bild rechts: Gengenbacher Evangeliar, Evangelist Matthäus. . 27 .


eine Geschichte des Objekts, sondern stets eine Geschichte des Klosters, der Stadt

und zugleich der ganzen Region.

EIN OBJEKT DER GEWALTGESCHICHTE

Wie so oft in der Geschichtswissenschaft erfahren wir in schriftlichen Quellen vor

allem dann etwas, wenn es Probleme gab. Und mit dem Evangeliar scheint es bis

ins späte 17. Jahrhundert kein Problem gegeben zu haben, das heute überliefert

wäre. Zwar wüssten wir nur zu gerne mehr darüber, wie die Handschrift nach

Gengenbach kam. 2 Volkhard Huth vermutet mit gutem Grund, dass es erst im 16.

Jahrhundert, also gute 400 Jahre nach seiner Entstehung dorthin kam. In diesem

Fall wäre es nicht lange geblieben, denn das Evangeliar verschwand im späteren

17. Jahrhundert aus dem Gengenbacher Kloster. 3

Vermutlich geschah dies im Zuge der Brandschatzung der Stadt 1689 zu Beginn

des Pfälzischen Erbfolgekrieges, bei dem die Armeen des französischen Königs

Ludwigs XIV. insbesondere am Oberrhein und in der Pfalz eine heftige Spur der

Verwüstung hinterließen. Auch die Stadt Gengenbach traf diese Kriegswelle: Anfang

September 1689 stand eine französische Armee vor den kaum hoch zu schätzenden

Verteidigungsmauern der Stadt. Es mit dem Feind aufzunehmen, war aussichtslos,

und nachdem man vereinbart hatte, dass den Einwohnern der Stadt an

Leib und Leben nichts geschehen sollte, wenn sie sich in die Klosterkirche zurückzögen,

sind „die Franzosen hereinmarschiert und genommen, was ihnen gefallen.

Morgen darauf um 6 Uhr, als die leut aus der Kirch und Stadt mit den Soldaten

herausgezogen waren, haben sie alle Gebäude sammt dem Kloster und der Kirchen

völlig abgebrannt; daß nit ein einziges Häusle in der Stadt stehen geblieben.

Auch sogar die Pfarrkirch außer der Stadt (= St. Martin) ist zerstört worden“. 4 Der

Chronist des Klosters, Pater Gallus Metzler, hielt zwar fest, dass man mit viel Glück

noch „die glocken, die kanzley und Bibliothec salviert hat“. 5 Dennoch liegt es nahe,

davon auszugehen, dass im Zuge dieser Brandschatzung auch die wertvollen Stücke

der Gengenbacher Klosterbibliothek abgingen – unüblich war das nicht, gehörten

Bücher und Handschriften zu den beliebten Raubgütern in Kriegszeiten

der Vormoderne und gerade im 17. Jahrhundert wechselten zahlreiche große, berühmte

Bibliotheksbestände auf diese Weise ihre fürstlichen Besitzer. 6 Mit dem

Gewaltakt einher geht der Verlust von gesichertem Wissen: Durch wen und wohin

das Evangeliar verschwand, ist nicht zu sagen – die Spur verliert sich, bis die

Handschrift genau hundert Jahre später wieder in Erscheinung tritt.

EIN OBJEKT DER GEISTESGESCHICHTE

Im Januar 1789 – sechs Monate vor dem berühmten Sturm auf die Bastille – fand

in Paris ein Ereignis statt, auf das viele Buchliebhaber der Zeit gebannt blickten:

. 28 .


Die Versteigerung der kostbaren Bibliothek des 1787 verstorbenen

Charles de Rohan, Herzog von Soubise. Soubise, alter Vertrauensmann

von Madame de Pompadour, der Mätresse König Ludwigs XV.

und verdienter militärischer Befehlshaber (Maréchal de France),

hatte durch seinen Reichtum und Einfluss mehrere Sammlungen

vereint, darunter die des Parlamentspräsidenten Jacques-Auguste

de Thou, die um 1700 als eine der schönsten und erlesensten in

Paris galt, sowie die seines Onkels, des ehemaligen Bischofs von

Straßburg Gaston Armand de Rohan. Aus diesen ausgewählten, in

feines Leder gebundenen Beständen wollten sich nun durch die

Versteigerung zahlreiche Sammler bereichern. Zu diesen gehörte

der bücherliebende Herzog von Württemberg, Carl Eugen, der mit

seiner Gemahlin in Paris weilte, und selbst in seinem Tagebuch

seine Teilnahme an der Auktion festhielt: „Herzogin besuchte einige

Kauffläden, Ich aber gieng zu dem Verkauff der Soubisischen

Biblioteque“. 7 Herzog Carl Eugen hatte vor, aus der Bibliothek Soubise

mehrere hundert Bücher zu kaufen 8 – letztlich wurden es ca.

100 zum Preis von 8553 Livres, darunter die Katalognummer 557

(Abb. rechts unten).

Hinter der hier angepriesenen „Collectio Evangeliorum“ verbirgt

sich das ›Gengenbacher Evangeliar‹ , das durch den Verweis auf

das in Noten gesetzte (=neumierte) Exultet und die schönen Initialbuchstaben

und Miniaturen zu den Hochfesten leicht identifizierbar

ist. 10 In der Masse der über 8000 Titel des Auktionskataloges

sticht diese Nummer 557 in mehrerlei Hinsicht heraus: Zum

einen gehört die Handschrift zu den ältesten der gesamten Soubise-Bibliothek,

deren Titel zumeist aus dem 15. bis 17. Jahrhunderts

stammten. Zweitens wurde sie mit dem Ersteigerungspreis von 500

Livres auch zu einem der teureren Stücke der Bibliotheks-Auktion.

Drittens ist bemerkenswert, dass der Katalog keine Erwähnung zur

Herkunft aus dem Gengenbacher Kloster macht, obwohl sich an

anderer Stelle im Katalog für eine Handschrift durchaus der Verweis

findet, dass sie „du monastère de Gégembach“ komme. 11 Wie

viele weitere Stücke aus dem Gengenbacher Kloster also letztlich

in der Bibliothek des Herzogs von Soubise landeten und sich spätestens

im Januar 1789 auf Käufer aus Frankreich und ganz Europa

verteilten, wird nur eine jüngst zurecht angemahnte Gesamterschließung

des historischen Bibliotheksbestands des Klosters

zeigen können. 12

Bild rechts oben:

Bild rechts Mitte:

Darstellung einer Pariser Auktion im 18. Jahrhundert.

Vorsatzpapier des Evangeliars aus der Zeit

des Herzogs von Soubise.

. 29 .


EIN OBJEKT DER GEGENWART

Das Evangeliar gelangte auf diesem Wege hundert Jahre nach seinem vermutlichen

Verschwinden aus Gengenbach in die Herzogliche Öffentliche Bibliothek in

Stuttgart, ein 1765 von Herzog Carl Eugen gegründetes Prestige-Projekt, aus der

später die Württembergische Landesbibliothek wurde. Gekauft wurde es nicht

mehr für seinen ursprünglichen Nutzen im liturgischen Gebrauch, sondern es

wurde Bestandteil einer aufgeklärt-fürstlichen Repräsentation, die in der Handschrift

vielmehr den künstlerischen Wert der Initialen und Miniaturen schätzte,

die schon der Katalog anpries.

Dieser Wert setzt sich seither fort: Anders als viele nach Stuttgart gewanderte

Soubise-Bestände fiel das Evangeliar zum Glück nicht dem Kriegsverlust bei der

Bombardierung Stuttgarts 1944 zum Opfer, sodass es noch heute in der Württembergischen

Landesbibliothek liegt und ein Digitalisat für alle Interessierten frei

verfügbar ist. 13 Das Objekt prägt – vor und nach seiner Digitalisierung – weiter: Sei

es als Bildgeber für Kunstkalender oder als kunst-, liturgie- und regionalhistorisches

Forschungsobjekt von höchstem Rang. 14

Schon 1985, vor 40 Jahren, war das Evangeliar selbst

Schlüsselobjekt der aufwendigen Ausstellung zur

Kloster- und Stadtgeschichte im Museum Haus Löwenberg

und gehört zu den Kunstwerken, die mit

der größten Wirkung von der kulturell reichen Vergangenheit

des Klosters und der Stadt erzählen. Dass

es 2025 gemeinsam mit den Gengenbacher Passionsteppichen

wieder im Mittelpunkt einer Ausstellung

und künstlerischer Auseinandersetzung steht, verheißt

uns, dass seine Bedeutungsgeschichte noch

weiter gehen wird.

Somit zeigt das rund 800 Jahre alte Evangeliar uns mehr als die Glaubenswelt des

Mittelalters und die Buchkunst vom Oberrhein. Seine Objektgeschichte vergegenwärtigt

uns die Wandelbarkeit von Bedeutungszuweisungen als Ausweis eines

gesellschaftlichen Miteinanders, das wir gestalten und gestalten müssen. Im Umgang

miteinander, mit der Vergangenheit und ihren Zeugnissen.

Quellen und Literatur:

1

Hier und für das Folgende VENNEBUSCH, Jochen Hermann: Das ›Gengenbacher Evangeliar‹. Ein

hybrides Evangelienbuch, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft

73/3 (2020), S. 243–249.

2

Siehe den Beitrag von Volkhard Huth in diesem Band.

. 30 .


3

Dass das Evangeliar im 17. Jahrhundert noch in Gengenbach war, legt der Besitzvermerk

in der einer eben diesem Jahrhundert zuzuweisenden Schrift „Monasterii

Gengenbachensis B. Maria…“ nach (Württembergische Landesbibliothek,

Cod. Bibl. 2° 28, fol. 2r). Die Seiten wurden im 18. Jahrhundert im Zuge der

Neu-Einbindung in der Bibliothek des Herzogs von Soubise beschnitten,

wodurch dieser Besitzvermerk abgeschnitten wurde. Offenbar legte man nach

dem Besitzerwechsel um 1700 auf den Erhalt der ursprünglichen Zuweisung

keinen Wert mehr.

4

Zit. nach WINGENROTH, Max/KRAUS, Franz Xaver (Hrsg.), Die Kunstdenkmäler

des Großherzogthums Baden, Bd. 7: Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg,

Tübingen 1908, S. 347f.

5

Zit. nach LEDERER, Winfried: Benediktinerabtei und Reichsstadt Gengenbach. Band 1: Äbte und

Mönche der Abtei. Leben und Wirken 727–1807, Lindenberg 2007, S. 65.

6

Schon im Dreißigjährigen Krieg hatte diese Gefahr für Gengenbach bestanden, vgl. BECHTOLD,

Jonas: Die Reichsstadt Gengenbach im Dreißigjährigen Krieg. Leonard Feinleins Chronik über das

Jahr 1643, in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 169 (2021), S. 233–253, hier S. 243.

7

Vgl. den Eintrag im Reisetagebuch des Herzogs für den 23. Januar 1789 UHLAND, Robert (Hrsg.):

Karl Eugen von Württemberg. Tagbücher seiner Rayßen nach Prag und Dresden, durch die

Schweiz und deren Gebürge, nach Nieder Sachßen und Dännemarck, durch die angesehensten

Clöster Schwabens, auf die Franckforter Messe, nach Mömpelgardt, nach den beiden Königreichen

Franckreich und Engelland, nach Holland und manch anderen Orten in den Jahren 1783–1791,

Tübingen 1968, S. 321.

8

Siehe das Verzeichnis der Bücherkäufe von Herzog Karl Eugen von Württemberg auf seiner Reise

1789, WLB, Cod. hist., fol. 1090, das bei HERRMANN, Christian: Stuttgarter Einbände aus der Sammlung

Soubise. Beispiele für Provenienz- und Einbanddokumentation, in: WLBforum 1 (2013), S.

20¬–24, hier S. 20, Anm. 4.

9

Vgl. LÖFFLER, Karl: Geschichte der Württembergischen Landesbibliothek, Leipzig 1923, S. 29.

10

Catalogue des livres imprimés et manuscrits de la bibliothèque de feu Monseigneur Le Prince de

Soubise, Maréchal de France. Dont la vente sera indiquée par affiches au mois de janvier 1789, Paris

1788, Bibliothèque Nationale de France, S. 42, Nr. 557: „Collectio Evangeliorum. Mss. in-4, sur vélin,

vers l’an 1100. A la tête se trouve la préface Exultet jam angelica turba notée. On y voit de belles lettres

initiales & des miniatures aux principales Fêtes“. Die durch die BNF digitalisierte Fassung enthält

auf eingelegten Seiten Preise der Versteigerung (https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k65347516,

letzter Zugriff 10.01.2025). Für die Stücknummer des Evangeliars findet sich der Kaufvermerk für

Leclerc, wobei es sich vermutlich um den Buchhändler handelt, der auch den Auktionskatalog anfertigte

und darin anbot, stellvertretend für Interessenten einzukaufen (EBD., S. VI). Ob dies mit der

in Stuttgart handschriftlich überlieferten Beauftragung des Herzogs übereinstimmt, wurde nicht

weiter überprüft (Verzeichnis der Bücherkäufe [wie Anm. 8]).

11

Catalogue des livres (wie Anm. 10), S. 58¬–59, Nr. 815: „L’Apologétique de S. Grégoire de Nazianze,

trad. En latin par Rufin, in-4. Mss. Sur vélin du commencement du 12e siècle : vient du monastère

de Gégembach“.

12

Vgl. jüngst ACHNITZ, Wolfgang: Zur Rekonstruktion der Bibliothek des Benediktinerklosters Gengenbach,

in: Die Ortenau. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelbaden 104 (2024), S. 171–192,

bes. S. 178–180.

13

Siehe https://digital.wlb-stuttgart.de/index.php?id=6&tx_dlf%5Bid%5D=3956&tx_dlf%5Bpage%5D=1

(letzter Zugriff 10.01.2025).

14

Für die Kunstgeschichte: EUW, Anton von: Zur Problematik stilverwandter Phänomene, in: Jahrbuch

der Berliner Museen. N.F. 29/30 (1987/88), S. 37–46. Für die Liturgiegeschichte: VENNEBUSCH:

›Gengenbacher Evangeliar‹ (wie Anm. 1); für die Mediävistik: HUTH, Volkhard: Staufische ›Reichshistoriographie‹

und scholastische Intellektualität. Das elsässische Augustinerchorherrenstift

Marbach im Spannungsfeld von regionaler Überlieferung und universalem Horizont (Mittelalter-

Forschungen, 14), Ostfildern 2004.

Bild links: Das Gengenbacher Evangeliar in der Ausstellung 1985

im Museum Haus Löwenberg.

Bild oben:

Evangelist Lukas (Ausschnitt), Gengenbacher Evangeliar.

. 31 .


MAGIE

„ZITAT Reisebericht 18. Jahrhundert“

Xxxxxxxxxx xxxxx

DER ZEICHEN

DES WORTES

DER BILDER

. 32 .


Bild oben:Christine Lichthardt, „Spuren“, mit Fragmenten einer

Textseite aus dem Gengenbacher Evangeliar, „Schichtung“ durch

Oliver Möller, 2025, Fine-Art Print 70 x 50cm.

. 33 .


. 34 .


ZEICHEN DER NATUR

INGO ARNDT

stellt mit seinen Fotografien

Bezüge aus der Natur her.

. 35 .


. 36 .


ZEICHEN DER NATUR

EDUARDO CHILLIDA

Eduardo Chillida, Original-Grafik und die Knospe

einer Pfingstrose, fotografiert von Reinhard End,

mit Bezug zur grafischen Struktur einer Initiale

aus dem Evangeliar.

. 37 .


. 38 .

Grafik:

Antoni Tàpies, Original-Grafik, ergänzt durch die ornamentale Umrahmung

der Himmelsfahrtsdarstellung des Gengenbacher Evangeliars.


ZEICHEN DER NATUR

ANTONI TÀPIES

. 39 .


ZEICHEN DER NATUR

RAINER NEPITA

. 40 .

Rainer Nepita, Pflanzen der Welt 7, 8 und 9, 2020

Radierung (Kaltnadel), 15 x 12 cm, auf Bütten (44,5 x 31,2 cm), Auflage 30.


ZEICHEN DER MENSCHEN

ADRIAN FRUTIGER

Adrian Frutiger, Zeichnung und handschriftliche Widmung

„Für Christoph von Wolzogen“, deutscher Philosoph und Hochschullehrer.

. 41 .


. 42 .

Andreas Uebele: “Prägende Worte“. Begegnung der Bergpredigt aus

dem Evangeliar mit der Rede von Martin Luther King: „I have a dream“.

Auftragsarbeit des Fördervereins Haus Löwenberg, 2025.


ZEICHEN UND WORTE DER MENSCHEN

ANDREAS UEBELE

. 43 .


ZEICHEN DER MENSCHEN

MANUELA SEILER & KONRAD SCHILLI

Klosterhofbauer Konrad Schilli zeichnet Spuren in den

Acker. Manuela Seiler fotografiert.

Auftragsarbeit des Fördervereins Haus Löwenberg,

März 2025.

. 44 .


Seite 46:

Günther Uecker, Prägedruck vor Ausschnitt aus dem „Exsultet“ des Evangeliars.

Seite 47: Christine Lichthardt: „Schriftbild“, montiert aus „Turkey Graffiti“, 2004,

und Schriftbildern aus einer Reihe im Skizzenbuch, 2006.

. 45 .




ZEICHEN DER MENSCHEN

JIRÍ KOLÁŘ

oben:

links:

Jirí Kolárř: „Schriftbild“, Anfang der 1980er Jahre,

in Beziehung gesetzt zu einem Ausschnitt des Evangeliars.

„Marmorhand“, Detail einer Skulptur aus dem Museum in der

Friedrichswerderschen Kirche, Berlin, fotografiert von Reinhard End.

Gegenübergestellt der grafischen Struktur der Initiale Q aus dem Evangeliar.

. 48 .


ZEICHEN DER MENSCHEN

REINHARD END

. 49 .


MAGIE

„ZITAT Reisebericht 18. Jahrhundert“

Xxxxxxxxxx xxxxx

DER ZEICHEN

DES WORTES

DER BILDER

. 50 .


Brief oben: Pater Anselm Grün, Beitrag zur Ausstellung, 2025.

Bild links: Gengenbacher Evangeliar, Darstellung des leeren Grabes.

. 51 .


. 52 .


MAGIE DER BILDER

CHRISTINE LICHTHARDT & BEN WILLIKENS

Bild oben:

Bild unten:

Christine Lichthardt : „Offenbarung in Blau“. Überlagerung mit dem Abendmahlbild aus

dem Evangeliar, „Schichtung“ durch Oliver Möller, 2025, Fine-Art Print 70 x 50cm.

Ben Willikens: Abendmahl. Serigraphie, 2011 gedruckt von Hans-Peter Haas.

linke Seite: Weihbischof Christian Würtz, Beitrag zur Ausstellung , 2025,

mit entsprechender Textpassage aus dem Evangeliar.

. 53 .


MAGIE

„ZITAT Reisebericht 18. Jahrhundert“

Xxxxxxxxxx xxxxx

DER ZEICHEN

DES WORTES

DER BILDER

. 54 .


oben & links: Barbara Klemm, Kalkutta, 1982. Silbergelatine auf Barytpapier,

Eigenhändiger Handabzug der Fotografin.

Gengenbacher Evangeliar, Weihnachtsdarstellung (Ausschnitte).

. 55 .


MAGIE DER BILDER

I‘M YOUR MAN

Künstlerische Kommentare zum Himmelsfahrt-

Bild des Evangeliars, zusammengestellt von

Reinhard End und Oliver Möller:

unten links: Gottfried Wiegand:

„Blick nach oben“, Aquarell 1982.

unten rechts: Jürgen Brodwolf: Objekt zum

Vorzugsexemplar von „Iceland“. Katalog der

Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim 1999.

rechts: „I‘m your man“, Graffiti,

fotografiert von Reinhard End.

. 56 .


. 57 .


MAGIE DER BILDER

LUC SIMON

Begegnung von Evangeliar-Motiven mit Luc Simons Kirchenfenstern in Lucy-sur-Yonne, Burgund.

links: „Die Grablegung“ mit Auschnitten aus dem Gengenbacher Evangeliar „Das leere Grab“.

rechts: „Die Verkündigung“ mit Auschnitten aus dem Gengenbacher Evangeliar.

. 58 .


. 59 .


BIOGRAFIEN & HINTERGRUNDINFORMATIONEN

INGO ARNDT, *1968 in Frankfut/M. Seit 1992 freiberuflicher

Naturfotograf. Veröffentlichungen in

internationalen Magazinen wie National Geographic,

GEO, Terra Mater und BBC Wildlife. Mehrere seiner

Bilder waren Gewinner des „Wildlife Photographer

of the Year Competition“ und des „GDT European

Wildlife Photographer of the Year“.

BERGPREDIGT – Kern der christlichen Botschaft. Sie

gilt als zentrale Botschaft des Neuen Testaments und

prägt bis heute das christliche Menschenbild. Sie fordert

Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und den Einsatz

für den Frieden.

JÜRGEN BRODWOLF, *1932 in Dübendorf bei

Zürich. Lebt und arbeitet in Kandern, Schwarzwald.

1959 Entdeckung der Tubenfigur. Professur für Bildhauerei

an der Staatlichen Akademie der bildenden

Künste, Stuttgart. Über 200 Einzel- und Gruppenausstellungen,

u.a. Teilnahme an der „Documenta 6“

(1977), an der „Aperto 82“, Biennale Venedig (1982).

Beteiligt an zahlreichen Ausstellungs-Projekten in

Gengenbach.

JONAS BECHTOLD, *1994 in Gengenbach. Wissenschaftlicher

Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaft

der Universität Bonn. Forscht und lehrt

zur Geschichte der Frühen Neuzeit (1500-1800). Der

ehemalige Schüler des Marta-Schanzenbach-Gymnasiums

und Mitglied des Fördervereins Haus Löwenberg

hält intensive „Forschungs-Verbindungen“ in

die Ortenau aufrecht.

EDUARDO CHILLIDA, 1924 - 2002. Spanischer Bildhauer

und Grafiker, dessen Werke die moderne

Skulptur maßgeblich prägten. Geboren in San Sebastián

im Baskenland. Eines seiner bekanntesten Werke

ist El Peine del Viento (Der Kamm des Windes),

eine monumentale Installation aus geschmiedetem

Eisen, die seit 1977 an der Küste von San Sebastián

steht und den Dialog zwischen Natur und Kunst verkörpert.

REINHARD END, *1949 in Oberkirch. Studium der

Germanistik, Geschichte, Politik in Freiburg. Schuldienst

am Gymnasium. An Konzeption und Realisierung

zahlreicher Ausstellungen, Bildungs- und

Kulturprojekte beteiligt. Künstlerischer Leiter des

Museums Haus Löwenberg und des Gengenbacher

Adventskalenders.

ADRIAN FRUTIGER, 1928 - 2015. Schweizer Schriftgestalter,

der die Typografie des 20. Jahrhunderts

nachhaltig prägte. Studium an der Kunstgewerbeschule

Zürich; Gründung eines eigenen Grafikateliers

in Paris. Entwarf zahlreiche wegweisende Schriften

wie Avenir, Meridien, Serifa sowie die maschinenlesbare

Schrift OCR-B. In der Schweiz werden Verkehrsschilder

mit der ASTRA-Frutiger beschriftet.

PATER ANSELM GRÜN, *1945 in Junkershausen.

Benediktinermönch, Theologe. Trat 1964 in die

Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein. Studium

der Philosophie und Theologie in St. Ottilien und

Rom. Langjährige Tätigkeit als Cellerar der Abtei,

verantwortlich für Finanzen und Personal. Weltweite

Bekanntheit als Dozent und Autor spiritueller

Literatur; veröffentlichte über 300 Bücher in mehr

als 30 Sprachen.

OLAF HAJEK, lebt in Berlin und auf Mallorca.

Studium in Düsseldorf. Arbeitet weltweit für Medien

wie New York Times, New Yorker, Washington Post,

Stern, FAZ Magazin; für Unternehmen wie Macys,

KaDeWe, Mont Blanc. Gengenbacher Adventskalenderprojekt

„Paradiese“ (2023-2025); Präsenz im Museum

Haus Löwenberg und im Stadtraum: „Gengenbach

blüht“ .

VOLKHARD HUTH, *1959 in Rüsselsheim. Historiker

und apl. Professor in Darmstadt. Schwerpunkte

in der Geschichte der Wissensvermittlung und der

interkulturellen Kontakte im Mittelalter. Studium in

Freiburg und Löwen; anschließend in Wissenschaft

und Wissenschaftsvermittlung tätig. Habilitation

2001 in Freiburg. Seit 2006 Leitung des Instituts für

Personengeschichte in Bensheim.

. 60 .


MARTIN LUTHER KING, 1929 - 1968. Er verband

christlichen Glauben mit politischem Engagement

und setzte sich mit friedlichen Mitteln für die Rechte

der Schwarzen in den USA ein. Am 28. August 1963

hielt er seine berühmte Rede „I Have a Dream“ vor

Hunderttausenden Menschen in Washington. Er entwarf

eine Zukunft, in der Menschen unabhängig von

ihrer Hautfarbe in Gleichberechtigung und Frieden

zusammenleben. Seine Rede wurde zum Symbol für

den Kampf gegen Rassentrennung und soziale Ungerechtigkeit.

Die Ikone der Bürgerrechtsbewegung

erhielt 1964 den Friedensnobelpreis; 1968 wurde er

ermordet.

BARBARA KLEMM, *1939 in Münster, Westfalen.

Journalistische Fotografin. Wuchs im künstlerischen

Umfeld ihrer Eltern in Karlsruhe auf. Lebt in Frankfurt/Main.

1970 bis 2005 Redaktionsfotografin der

FAZ. Daneben Veröffentlichungen in zahlreichen

Publikationen. Zahlreiche Ausstellungen, u.a. in Gengenbach.

Mitglied der Akademie der Künste, Berlin;

Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste.

JIRÍ KOLÁR, 1914 - 2002. Tschechischer Künstler,

Dichter und Schriftsteller. In den 1960er-Jahren entwickelte

er innovative Collagetechniken mit denen er

bestehende Bilder zerschnitt, neu zusammensetzte

oder durch Überlagerungen verfremdete. Nach seiner

Unterzeichnung der regimekritischen Charta 77

wurde er in der Tschechoslowakei mit einem Berufsverbot

belegt und emigrierte 1980 nach Paris; kehrte

1989 nach Prag zurück.

ALEXANDER LAUTERWASSER, *1951 in Überlingen.

Stammt aus einer Fotografen-Dynastie. Studium der

Philosophie und Psychologie. Arbeit mit drogenkranken

Jugendlichen. Ab 1984 künstlerische Beschäftigung

mit Formen und Gestalten der Natur, insbesondere

durch seine Wasser-Klang-Bilder. Mit dem

Museum Haus Löwenberg verbinden ihn zahlreiche

Projekte.

CHRISTINE LICHTHARDT, 1931

- 2022. Kindheit in Vorpommern.

Studium an der Akademie für Bildende

Künste Stuttgart. Lebte bis zu ihrem Tod in

Schwanau-Allmannsweiler. Ihr Nachlass wird

vom Förderverein Haus Löwenberg betreut und

ermöglicht pädagogische und künstlerische Projekte

wie auch die Beteiligung an der Ausstellung Magie

der Zeichen mit den „Schichtungen“.

OLIVER MÖLLER, *1976 in Offenburg. Studium

Medien- und Informationswesen sowie Communication

and Media-Engineering in Offenburg. Seit 2001

Geschäftsführer der Werbeagentur ci-medi. 2002 bis

2015 Lehrbeauftrager an der Hochschule Offenburg

für Corporate Identity und Medienproduktion. Seit

2006 prägend an der Gestaltung der Ausstellungen

im Haus Löwenberg beteiligt, seit 2018 Mitglied des

Vorstands des Fördervereins.

RAINER NEPITA, *1954 in Schweinfurt. Maler und

Zeichner, der für seine systematische Erforschung

vegetabiler Formen bekannt ist. Sein Werk umfasst

Malerei, Zeichnung, Grafik und Teppichkunst. Von

1977 bis 1983 studierte er Malerei an der Staatlichen

Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Professor

Peter Dreher. Lebt und arbeitet in Oberkirch/

Baden.

MANFRED SCHLINDWEIN, *1950 in Offenburg. Lebt

in Gengenbach. Studium an der Grafischen Fachhochschule

Stuttgart und Studium Kunst/Pädagogik

in Freiburg. Holzschneider und Drucker. Mitglied

von XYLON Sektion Deutschland. 2024 Teilnahme

an einer internationalen Holzschnitt-Ausstellung in

Südkorea.

HEINRICH SANDER, 1754 - 1782. Physikotheologe,

Naturhistoriker und Reiseschriftsteller. Professor der

Naturgeschichte und Beredsamkeit am Gymnasium

illustre in Karlsruhe. Sander unternahm mehrere

teils ausgedehnte Reisen, auf denen er unter anderem

die Bekanntschaft Klopstocks, Wielands, Goethes

und Lessings machte.

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MANUELA SEILER, *1977, Fotografin

aus Gengen bach mit dem

Schwerpunkt Landschafts- und

Architekturfotografie. Ihre Naturaufnahmen

entstehen vor allem

auf Reisen, beispielsweise in Neuseeland,

Island oder Patagonien, aber auch in der

Heimat, dem Schwarzwald.

LUC SIMON, 1924 - 2011. In Reims in eine Glasgestalter-Familie

hineingeboren. Abschluss an der Nationalen

Schule für dekorative Künste Paris. Umfangreiche

Afrika-Reisen. Begeisterung für die Werke der

Surrealisten, die Gedichte Arthur Rimbauds und der

deutschen Romantik. Schauspieler in der Hauptrolle

von „Lancelot“ (1974). Austausch mit bedeutenden

Literaten des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Projekte

in Gengenbach.

ANTONI TÀPIES, 1923 - 2012. Einer der bedeutendsten

spanischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Maler,

Bildhauer und Kunsttheoretiker prägte die moderne

Kunst mit einem unverwechselbaren Stil, der

traditionelle Malerei mit unkonventionellen Materialien

verband. Sein Werk umfasst Malerei, Skulptur,

Druckgrafik sowie Kunst im öffentlichen Raum.

ANDREAS UEBELE, *1960. Grafikdesigner und Typograf,

der für seine innovativen Arbeiten im Bereich

der visuellen Kommunikation bekannt ist. Studium

der Architektur und Stadtplanung an der Universität

Stuttgart sowie Kunst an der Staatlichen Akademie

der Bildenden Künste Stuttgart. 1996 Gründung des

büro uebele visuelle kommunikation in Stuttgart.

Von 1998 – 2024 Professur für Kommunikationsdesign

an der Hochschule Düsseldorf. 2015 Praxisstipendiat

der Villa Massimo, Rom.

GÜNTHER UECKER, *1930 in Wendorf (Mecklenburg),

lebt und arbeitet in Düsseldorf und St. Gallen.

Bekannt durch seine reliefartigen Nagelbilder.

Sein Werk genießt internationales Renommee und

umfasst Malerei, Objektkunst, Installationskunst,

Bühnenbild, Performance sowie Kunst im öffentlichen

Raum. Seit 1961 war er Mitglied der Künstlergruppe

ZERO, die mit Licht, Bewegung und Strukturen

experimentierte.

GOTTFRIED WIEGAND, 1926 - 2005. Studierte an der

Akademie der Bildenden Künste München. Professor

an der Fachhochschule Köln. Wiegand zeichnete mit

Bleistift, Feder und Pinsel. Zahlreiche Auszeichnungen;

Teilnehmer an der Documenta 6. Künstlerischer

Gratulant beim 400. Geburtstag des Gengenbacher

Ritters 1982.

BEN WILLIKENS, *1939 in Leipzig. Bekannt für seine

streng komponierten Raumdarstellungen. Sein wohl

bekanntestes Werk, das Abendmahl (1977), interpretiert

Leonardo da Vincis Darstellung als Raum

ohne Personen. Lehrte zuletzt an der Akademie der

Bildenden Künste München. Lebt und arbeitet in

Stuttgart und Wallhausen (Hohenlohe).

CHRISTIAN WÜRTZ, *1971 in Karlsruhe. Studium

der Rechtswissenschaften und der Theologie in Freiburg

und Würzburg. 2006 in Freiburg zum Priester

geweiht. Ab 2011 Pfarrer der Seelsorgeeinheit Vorderes

Kinzigtal und im Vorstand des Fördervereins

maßgeblich an Ausstellungen des Hauses Löwenberg

beteiligt. 2019 von Erzbischof Stephan Burger zum

Bischof geweiht. Als Regens für die Priesterausbildung

der Erzdiözese zuständig; Bischofsvikar für

Hochschulen.

. 62 .


IMPRESSUM & DANK

HERAUSGEBER

Förderverein Haus Löwenberg e.V.

Hauptstraße 13, 77723 Gengenbach

www.museum-haus-loewenberg.de

KONZEPTION, REDAKTION

Reinhard End, Oliver Möller

REDAKTIONELLE MITARBEIT

Barbara End, Eva End, Sophia End,

Ersin Kurun, Manuela Seiler

TEXTE

Jonas Bechtold, Eva End, Reinhard End,

Anselm Grün, Volkhard Huth, Lothar Kimmig,

Sven Müller, Erwin Schmidt, Christian Würtz

GESTALTUNG

Oliver Möller, ci-media GmbH Werbeagentur,

Reinhard End

REPRO

ci-media GmbH Werbeagentur

HERSTELLUNG

ci-media GmbH Werbeagentur, Auflage 150

BILDER

Gengenbacher Evangeliar:

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek,

Cod. bibl. fol. 28

Vorderseite:

Initiale aus dem Gengenbacher Evangeliar

Innentitel:

(1) Grafik Antoni Tàpies, vgl. Seite 38f

(2) Gengenbacher Evangeliar

(3) Fotografie Ingo Arndt, vgl. Seite 34f

Rückseite:

Christine Lichthardt, „Griechisches Fenster“, Mai

1981, mit Abbildung „Evangelist Matthäus“ aus dem

Gengenbacher Evangeliar „Schichtung“ durch Oliver

Möller, 2025, Fine-Art Print 70 x 50cm.

DANK AN

Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart

DER KATALOG WIRD ERMÖGLICHT DURCH

Christine Lichthardt-Fonds

des Fördervereins Haus

Löwenberg

ci-media GmbH

Werbe agentur

COPYRIGHT

© bei den bildenden Künstlern und Fotografen

FOTOS

Reinhard End (S. 30)

Dieter Wissing (S. 13 unten)

Dieter Petri (S. 13 oben)

Archiv Kultur- und Tourismus GmbH (S. 12)

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FÖRDERVEREIN HAUS LÖWENBERG E.V.

GENGENBACH 2025

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