07.04.2025 Aufrufe

BUSINESSART 4/2024: Fach- und Führungskräfte + Nachhaltige Gestalter*innen

Das Wirtschaftsmagazin für Nachhaltigkeit, Innovation und Transformation berichtet über aktuelle Themen und Trends sowie zukunftsfähige Lösungen. Ihr vollständiges Leseerlebnis erhalten Sie als Abonnent*in ab 21 Euro pro Jahr. Details unter www.lebensart-verlag.at/abo. Das lesen Sie in der Ausgabe 4/2024: • Gesucht: Fachkraft / Führungskraft • Skills & Attitude - Wie Führungskräfte stürmische Zeiten managen • Wir feiern - 15 Jahre Nachhaltige Gestalter*innen und kein bisschen leise • und vieles mehr Details: www.businessart.at

Das Wirtschaftsmagazin für Nachhaltigkeit, Innovation und Transformation berichtet über aktuelle Themen und Trends sowie zukunftsfähige Lösungen.

Ihr vollständiges Leseerlebnis erhalten Sie als Abonnent*in ab 21 Euro pro Jahr. Details unter www.lebensart-verlag.at/abo.

Das lesen Sie in der Ausgabe 4/2024:

• Gesucht: Fachkraft / Führungskraft
• Skills & Attitude - Wie Führungskräfte stürmische Zeiten managen
• Wir feiern - 15 Jahre Nachhaltige Gestalter*innen und kein bisschen leise
• und vieles mehr

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WIRTSCHAFT MIT WEITBLICK 04.2024

15 JAHRE NACHHALTIGE

GESTALTER*INNEN

BUSINESSART 4/2024, Österr. Post AG. MZ 13Z039642M, Lebensart Verlags GmbH, Wiener Str. 35, 3100 St. Pölten, Ö: € 7,30

04

4 190914 507309

FACHKRAFT / FÜHRUNGSKRAFT GESUCHT:

Wichtige Hebel, um dem Mangel entgegenzuwirken.

SKILLS & ATTITUDE:

Wie Führungskräfte stürmische Zeiten managen.

DIE MACHT DER WORTE UND BILDER:

Warum grüne Werbeversprechen hinterfragt werden müssen.

DIE ZUKUNFT FEST IM GRIFF:

Wie junge Unternehmer*innen ihre Branche verändern.

DIE KRAFT

EINER IDEE



15 JAHRE UND KEIN

BISSCHEN LEISE

Liebe Leserin, lieber Leser!

dieses Jahr feiern wir 15 Jahre Nachhaltige Gestalter*innen.

2009 hatte ich die Idee, einen Award

ins Leben zu rufen. Warum es diese Auszeichnung

gibt, was sie bewirkt hat, was sich in den 15 Jahren

verändert hat und wie ich die Zukunft einschätze –

dazu bin ausnahmsweise ich selbst einmal interviewt

worden, von den beiden neuen Geschäftsführer*innen

des Lebensart Verlags, Florian Leregger und Michaela

Reisinger (ab Seite 14).

Ab Seite 18 finden Sie die Geschichten über die

Nachhaltigen Gestalter*innen 2024. Geschichten,

die Mut machen und Hoffnung geben. Sie, liebe

Leser*innen, haben den Wunsch geäußert, dass die

Stories über die Nachhaltigen Gestalter*innen mehr

Platz bekommen, damit diese sowohl persönlich

als auch mit ihrem Wirken gut vorgestellt werden

können. Das haben wir umgesetzt. ?

Hutter, Margit Krobath, Angela Köppl und Stefan

Schleicher – runden die Geschichten ab. Lassen Sie

sich inspirieren!

Ein einziges weiteres Schwerpunktthema haben

wir in dieser Ausgabe aufgegriffen – weil es so

wichtig ist: Arbeitslosigkeit versus Fachkräftemangel

– das scheinbare Paradoxon. In Österreich

sind mehr als 400.000 Menschen arbeitslos gemeldet.

Gleichzeitig suchen viele Unternehmen händeringend

Mitarbeiter*innen, vor allem Fach- und

Führungskräfte. Wie passt das zusammen? Was

können Unternehmen tun, um dem entgegenzuwirken?

Und welche Skills sind notwendig, um in der

heutigen, so volatilen Zeit erfolgreich zu bestehen?

Lesen Sie mehr ab Seite 6. Ich freue mich auf Ihr

Feedback!

Fotos: VBV/Erick Knight; iStock/Bluberries

Und natürlich: Die Geschichten über alle Nachhaltigen

Gestalter*innen seit 2009 können Sie online

jederzeit hier nachlesen: https://www.businessart.

at/nachhaltige-gestalterinnen-

2024 spannt sich der inhaltliche Bogen der Nachhaltigen

Gestalter*innen von der Kultur und der

Macht von Worten und Bildern über neue Businesskonzepte

für die Klimafinanzierung oder die Altersvorsorge

bis hin zu Business-Hubs, die viele Initiativen

ermöglichen. Vier Porträts – Hans-Peter

PS: UNTERSTÜTZEN SIE DOCH UNSERE INFORMATIONSARBEIT

für eine gute Zukunft durch ein BUSINESSART-Abo mit 28 Euro inkl. USt. pro Jahr.

www.lebensart-verlag.at/abo

Roswitha M. Reisinger, Chefredakteurin

redaktion@businessart.at

DIESE GESCHICHTEN UND

NOCH MEHR FINDEN SIE AUF:

Podcast:

https://www.businessart.at/#podcast

www.businessart.at

MagazinBusinessart

Magazin-BUSINESSART

und in unserem Newsletter:

lebensart-verlag.at/newsletter-bestellen

BUSINESSART 04/24 | 3


WAS DER DONNERGOTT

MIT FLÄCHENVER-

SIEGELUNG ZU TUN HAT …

Das Carport THOR von electrify vereint Elektrotankstelle, Photovoltaikanlage

und Witterungsschutz unter einem Dach und versiegelt dabei keine weiteren Flächen.

Wie das funktioniert? Fragen wir am besten bei den Erfindern selbst nach.

Florian Schütz, Geschäftsführer

WIR SCHAFFEN NACHHALTIGE VERBINDUNGEN …

Telekommunikation, Breitbandausbau, nachhaltiges Energiemanagement

– die zentralen Portfolio-Bereiche der SPL TELE Group und

des Schwesterunternehmens electrify könnten zukunftsorientierter

nicht sein. Der Komplettanbieter in den boomenden Geschäftsfeldern

setzt auf stetiges Wachstum mit Verantwortung. Die Erfolgsgeschichte

beginnt vor knapp 30 Jahren innerhalb der Siemens AG.

Zur Jahrtausendwende erfolgt die Ausgliederung unter dem heutigen

Mehrheitseigentümer Rudolf Schütz. 2017 wird das Portfolio

mit einem zukunftsorientierten Schritt erweitert, indem sich das

Unternehmen den großen Themen von heute und morgen zuwendet.

„Wir haben den Bereich der erneuerbaren Energien für uns

entdeckt und wollten die Themen Photovoltaik, Ladeinfrastruktur

und Batteriespeicher kombiniert mit einem effizienten Energiemanagementsystem

vorantreiben. Als wir dann auf die Suche nach

Beratungsleistungen in diesem Bereich gingen, stellten wir fest: Es

gibt keine, die unserem Qualitätsanspruch entsprechen“, erinnert

sich der Eigentümersohn und CEO Florian Schütz an den Entschluss

zurück, „es einfach selbst zu machen“. Es ist die Geburtsstunde von

electrify und dem prämierten Carport THOR.

WAS MACHT THOR SO BESONDERS?

Das Carport benötigt kein Dach, denn die PV-Module selbst sind

das Dach. Diese sind bifazial ausgeführt, das bedeutet, wenn ein

Fahrzeug darunter steht, wird das Sonnenlicht reflektiert und die

Energiegewinnung erfolgt zusätzlich auch von der Unterseite. Neben

Schutz vor Hitze, Sonne, Regen, Schnee und Hagel ist THOR eine

klimafreundliche Energiegewinnung auf bereits versiegelten Flächen,

die zusätzlich noch sehr gut gefördert wird. Auch statisch ist das

Carport perfekt durchDACHt und kann individuell auf bestehende

Parkflächen angepasst werden. Durch die geringe Anzahl an benötigten

Stützen mindern sich die Materialkosten und die Realisierung

wird beschleunigt. Gleichzeitig entstehen dadurch größere Freibereiche

bei den Parkflächen und das Risiko von Schäden an Fahrzeugen

und dem Carport selbst wird minimiert.

ZUKUNFTSAUSSICHTEN …

Florian Schütz: „Wir stehen vor der Herausforderung, dass sich

der Strommarkt verändert, und beschäftigen uns mit Lösungen, die

uns dabei helfen, von den dynamischen Stromtarifen zu profitieren.

Schwerpunkt in den kommenden Monaten ist daher die Eigenverbrauchsoptimierung.

Energiemanagementsysteme, die den Eigenverbrauch

dank künstlicher Intelligenz optimieren, können uns dabei

helfen. Auch die Versorgungssicherheit, überregionales Energiemanagement

und die Vernetzung von Batteriespeichern sind Themen,

an denen unsere Mitarbeiter:innen aktuell arbeiten.“

PERFEKT DURCHDACHT!

www.photovoltaikcarport.at

Entgeltliche Einschaltung Fotos: © electrify


Inhalt

FACH- UND FÜHRUNGSKRÄFTE

06 GESUCHT: FACHKRAFT / FÜHRUNGSKRAFT (M/W/D)

WICHTIGE HEBEL, UM DEM MANGEL ENTGEGENZUWIRKEN.

10 IMPRESSUM

12 SKILLS & ATTITUDE

WIE FÜHRUNGSKRÄFTE STÜRMISCHE ZEITEN MANAGEN.

DIE NACHHALTIGEN GESTALTER*INNEN 2024

14 WIR FEIERN

15 JAHRE UND KEIN BISSCHEN LEISE.

18 MILLIMETERARBEIT

MIT KUNST UND KULTUR GEGEN DIE KLIMAKRISE.

20 DIE MACHT DER WORTE UND BILDER

WARUM GRÜNE WERBEVERSPRECHEN HINTERFRAGT WERDEN MÜSSEN.

24 DAS HERZ HINTER DER ÖKOREGION KAINDORF

IM GESPRÄCH MIT MARGIT KROBATH.

25 VOM ARBEITERMILIEU INS HAUPTABENDPROGRAMM

UMWELTMEDIZINER HANS-PETER HUTTER IM PORTRÄT.

26 DIE ZUKUNFT FEST IM GRIFF

WIE JUNGE UNTERNEHMER*INNEN IHRE BRANCHE VERÄNDERN.

28 DIE KRAFT EINER IDEE

WIE MAN MENSCHEN ZUM MITMACHEN GEWINNT..

32 WENN MÜHLVIERTLER BEHARRLICHKEIT

DEM KLIMA HILFT

KLIMAÖKONOMIN ANGELA KÖPPL IM PORTRÄT.

33 DER MARATHONLÄUFER UND

SEINE RADIKALEN INNOVATIONEN

PROFESSOR STEFAN SCHLEICHER ÜBER WIRTSCHAFTSWELT UND AUSZEICHNUNGEN.

34 PROCEDERE & JURY

WIE UND DURCH WEN DIE NACHHALTIGE GESTALTER*INNEN GEWÄHLT WERDEN.

Sie wollen mehr über gesundes

Essen im Winter und

Weihnachtstraditionen wissen?

Blättern Sie doch in die

aktuelle LEBENSART hinein:

www.lebensart.at

Die Beiträge dieser Ausgabe thematisieren folgende Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs)

Cover-Illustration: Eveline Wiebach, Cover-Fotos: pexels/shvesta; jordan gonzalez; rezel apacionado; iStock/Bluberries; Getty-Images

BUSINESSART 04/24 | 5


Foto: Getty-Images

FACHKRAFT/

FÜHRUNGSKRAFT

(M/W/D)


Das Fehlen von Fachkräften macht vielen Unternehmen zu schaffen. Erwerbsinaktive

Personen für den Arbeitsmarkt gewinnen, Mitarbeiter*innen weiterbilden und als

Arbeitgeber*in attraktiv sein, sind wichtige Hebel, um dem Mangel entgegenzuwirken.

SANDRA LOBNIG

Johannes Kutsam kann sich nicht beklagen. Zumindest

nicht über ausbleibende Bewerbungen. Interesse an einem

Job an einem der fünf Standorte des Modehauses Kutsam

in Nieder- und Oberösterreich, das er in fünfter Generation

führt, ist momentan durchaus vorhanden. Anders noch

als vor einiger Zeit, als direkt nach der Pandemie kaum

jemand im Einzelhandel arbeiten wollte. „Was uns aber

fehlt“, sagt der 39-Jährige, „sind Menschen, die gerne

Führungsverantwortung übernehmen.“ Einen Filialleiter,

eine Filialleiterin zu finden, sei schwierig. Die Konkurrenz

zu den besser zahlenden Industriebetrieben in der Gegend

sei groß, Leute von außen, die führen wollen, zu gewinnen,

deshalb kaum möglich. „Und Mitarbeiter*innen aus dem

Haus wollen sich die zwischenmenschlichen Themen,

denen sie als Führungskraft ausgesetzt wären, für ein

paar hundert Euro brutto mehr im Monat nicht antun.“

Kutsam steht mit dem Problem, kompetente Mitarbeiter*innen

für sein Unternehmen zu finden, nicht

allein da. In vielen Bereichen gibt es derzeit einen Mangel

an Fachkräften. Vom Holzmaschinenarbeiter über den

diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger und die

Elektroinstallateurin bis zur Bautischlerin: Die Liste der

Mangelberufe ist lang.

BUSINESSART 04/24 | 7


Berufe mit einer jugendzentrierten

Altersstruktur, wo auch Digitalisierung

und Ökologisierung eine Rolle spielen,

sind besonders stark betroffen.

Julia Bock-Schappelwein, Wirtschaftsforschungsinstitut

MISMATCH BEI ARBEITSLOSEN

Dass aufgrund der anhaltenden Rezession die Arbeitslosigkeit

steigt, löst das Problem des Fachkräftemangels nicht

automatisch. Denn mehr verfügbare Menschen am Arbeitsmarkt

bedeutet noch lange nicht mehr potenzielle

Kandidat*innen für Unternehmen. Es sind nämlich vor

allem Leiharbeiter*innen und Personen mit geringer

Qualifikation, meist nur mit Pflichtschulabschluss, die

bei schlechter Wirtschaftslage zuerst ihren Job verlieren.

Dazu kommt die fehlende Bereitschaft vieler, für eine

Arbeitsstelle umzuziehen. Der Fachkräftemangel bleibt

also trotz Rezession bestehen. Um ihm entgegenzuwirken,

sind verschiedenste Maßnahmen notwendig. Besonders

wichtig sei es, das „ungenützte Arbeitskräftepotenzial“ zu

mobilisieren, betont Bock-Schappelwein. Laut Statistik

Austria waren das 2022 in Österreich 474.700 Menschen

zwischen 15 und 64, die man theoretisch für den Arbeitsmarkt

gewinnen könnte. Darunter fallen ältere Personen,

Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung,

Frauen mit Betreuungspflichten, Menschen mit

Behinderung und junge Menschen, die sich weder in Ausbildung

noch in Beschäftigung befinden. Niederschwellige

Initiativen und langfristige Betreuungsformate bieten gute

Möglichkeiten, bislang erwerbsinaktive Personen in den

Erwerbsprozess zu integrieren.

KLIMAWENDE NICHT OHNE FACHKRÄFTE

Vor allem die demographische Entwicklung wirkt sich

auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften aus. Die geburtenstarke

Babyboomer-Generation geht in Pension, die nachfolgenden

Jahrgänge sind schwächer, und es kommen

nicht genügend Leute nach. „Berufe mit einer jugendzentrierten

Altersstruktur, wo auch Digitalisierung und

Ökologisierung eine Rolle spielen, sind besonders stark

betroffen“, sagt Julia Bock-Schappelwein vom Wirtschaftsforschungsinstitut.

Darunter fallen akademische Berufe wie

Ingenieurwissenschafter*innen und IT-Spezialist*innen,

material- und ingenieurstechnische Fachkräfte oder Handwerker*innen.

Viele davon spielen sowohl im digitalen

als auch im ökologischen Wandel eine relevante Rolle.

Für die Ökologisierung der Wirtschaft stellt das eine große

Herausforderung dar. Denn die lässt sich nur mit qualifizierten

Arbeitskräften in den von der EU definierten „Green

Jobs“ und anderen klimarelevanten Berufen vorantreiben.

Ohne Fahrradmechaniker, Photovoltaiktechnikerinnen,

Energieeffizienzberaterinnen oder Heizungsinstallateure

wird die Klimawende selbst mit den besten Vorsätzen

nicht gelingen. Es sind aber nicht allein die typischen

technischen und naturwissenschaftlichen Fachkräfte, die

rar sind. „Eine zweite Gruppe der klimarelevanten Jobs

umfasst den wirtschaftswissenschaftlichen Bereich“, sagt

der Unternehmensberater und Nachhaltigkeitsmanager

Roman Mesicek. Aufgrund der ESG-Berichtspflichten und

der Anforderungen, die sich durch das Lieferkettengesetz

ergeben, steigt der Bedarf an Mitarbeiter*innen, die sich in

diesen Bereichen auskennen.

Viele denken zum Beispiel immer noch,

dass Menschen mit Behinderung

unkündbar seien. Dabei gibt es den erhöhten

Kündigungsschutz schon seit zehn Jahren

nicht mehr.

Karin Praniess-Kastner, Zero Project

INKLUSION AM ARBEITSMARKT

Eine Initiative, die zum Beispiel Menschen mit Behinderungen

am Arbeitsmarkt integrieren möchte, ist Zero Project.

Das Projekt holt unter anderem Unternehmen vor den

Vorhang, die erfolgreich Menschen mit Behinderung

beschäftigen. Bei vielen Unternehmer*innen seien bei

diesem Thema leider nach wie vor Vorurteile und Fehlinformationen

vorhanden, sagt Organisationsberaterin

Karin Praniess-Kastner von Zero Project. „Viele denken

zum Beispiel immer noch, dass Menschen mit Behinde-

Fotos: Alexander Müller; Karin Praniess

8 | BUSINESSART 04/24


rung unkündbar seien. Dabei gibt es den erhöhten Kündigungsschutz

schon seit zehn Jahren nicht mehr.“ Auch

Bedenken, wie die anderen im Team oder Kund*innen auf

Mitarbeiter*innen mit Behinderung reagieren könnten,

seien oft groß. Dabei bieten Menschen mit Behinderung

für den Arbeitsmarkt große Chancen. Entweder weil sie

selbst Fachkompetenz mitbringen oder weil sie Fachkräfte

entlasten können. Interessierte Betriebe können sich diesbezüglich

übrigens kostenlos bei NEBA, dem „Netzwerk

Berufliche Assistenz“ beraten lassen. Das Angebot des

Sozialministeriums unterstützt bei der Suche von Arbeitskräften,

informiert über rechtliche Rahmenbedingungen

und Förderungsmöglichkeiten. Im Modehaus Kutsam sind

seit Kurzem Lehrlinge beschäftigt, die erst im zweiten

Anlauf den Sprung in die Ausbildung geschafft haben.

„Aktuell haben wir zwei Jugendliche bei uns am Start, die

uns von AMS und BFI vermittelt wurden. Das sind fleißige

junge Leute, die aber zum Beispiel eine Lese- oder Rechenschwäche

haben.“ Im Rahmen ihres Ausbildungsprogrammes

werden die Lehrlinge intensiv betreut, das Unternehmen

selbst erhält eine Förderung für jeden Lehrling.

„Natürlich sind unsere eigenen Mitarbeiter*innen durch

den erhöhten Unterstützungsbedarf stärker gefordert“, sagt

Johannes Kutsam. „Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass

wir mit den Lehrlingen bald tüchtige und fähige

Modeberater*innen in unseren Häusern haben werden.“

VORAUSSCHAUEND AGIEREN

Selbst Unternehmen, die momentan noch nicht mit fehlenden

Fachkräften zu kämpfen haben, können in Zukunft

davon betroffen sein – vor allem wenn die Belegschaft älter

ist und bald viele Pensionierungen anstehen. Nicht alle

Unternehmen seien sich der Problematik bewusst, meint

Bock-Schappelwein: „Gerade Klein- und Kleinstbetriebe

müssen da vorausschauender sein, damit es sie nicht

überraschend trifft.“ Betriebe, die bis jetzt kaum Erfahrung

mit Personalumschlag haben, weil die Belegschaft über

die Jahre oder sogar Jahrzehnte gleich geblieben ist,

werden besonders gefordert sein. „Suchprozesse sollen

früh genug gestartet werden. Auch die Wirtschaftskammer

ist ein guter Ansprechpartner, wenn man dabei Unterstützung

braucht.“

Das Finden neuer Mitarbeiter*innen ist eine Sache, das

Halten eine andere. Je nach Branche gestalten sich die

Rahmenbedingungen unterschiedlich, die Mitarbeiter anziehen

und halten. In einer Studie hat sich das Wifo die

Kriterien für attraktive Arbeitsgeber*innen angesehen.

„Die Arbeitszeitgestaltung spielt sicherlich eine große

24. bis 26. Februar 2025 | 1010 Wien | ars.at/powersynergy

Das Event, bei dem Unternehmenserfolg und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.


Rolle“, sagt Bock-Schappelwein. „Das kann sich in Produktionsbetrieben

beispielsweise in verschiedenen

Schichtmodellen äußern, die an die Präferenzen und die

Altersstruktur der Belegschaft angepasst werden.“

Es sind aber nicht allein die typischen

technischen und naturwissenschaftlichen

Fachkräfte, die rar sind. Eine zweite Gruppe

der klimarelevanten Jobs umfasst den

wirtschaftswissenschaftlichen Bereich.

Roman Mesicek, Nachhaltigkeitsmanager

BETRIEBSINTERNE WEITERBILDUNG

Ändert sich durch Neuzugänge die Altersstruktur der

Belegschaft, sollten Unternehmen das Miteinander der

Mitarbeiter*innen gut im Blick behalten. Möglicherweise

entstehen Spannungen zwischen der Belegschaft, die

zusammen alt geworden ist, und den neuen jungen

Menschen, die in einer ganz anderen Phase ihres Lebens

stehen und etwa gerade eine Familie gründen. Angebote

zur Gesundheitsvorsorge, Unterstützungsservices in Krisensituationen

sowie erfolgsabhängige Entlohnungssysteme

können die Zufriedenheit und damit die Loyalität von

Mitarbeiter*innen fördern. Immer mehr an Bedeutung

gewinnt die Aus- und Weiterbildung. Mitarbeiter*innen

können direkt vom Betrieb höher qualifiziert und damit

langfristiger an die Firma gebunden werden. Auch Mesicek

sieht in der laufenden Qualifizierung von Arbeitskräften

einen wichtigen Hebel im Kampf gegen Fachkräftemangel.

Noch ein Vorteil: Durch betriebsinterne

Fortbildung könne auf die Bedürfnisse des Marktes

schneller reagiert werden: „Die Trägheit der akademischen

Ausbildung ist ein Problem. Die Studienpläne von Fachhochschulen

beispielsweise können nicht von heute auf

morgen geändert werden.“

Langfristige Beziehungen sind uns

nicht nur mit unseren Kund*innen, sondern

natürlich auch mit unserem Personal

wichtig. Zum Glück sind viele bei uns schon

viele Jahre beschäftigt.

Johannes Kutsam, Modehauses Kutsam

LANGFRISTIGE ARBEITSVERHÄLTNISSE

Auch Johannes Kutsam ist sich bewusst, dass er seinen

Mitarbeiter*innen möglichst attraktive Arbeitsbedingungen

bieten muss, um diese lange zu halten. „Langfristige

Beziehungen sind uns nicht nur mit unseren Kund*innen,

sondern natürlich auch mit unserem Personal wichtig.

Zum Glück sind viele bei uns schon viele Jahre beschäftigt.“

Mit flexibler Arbeitszeitgestaltung oder Homeoffice-

Regelung kann Kutsam im Einzelhandel leider nicht

wirklich dienen. Bei der Bezahlung liegt das Modehaus

Kutsam dafür oft über Kollektivvertragsniveau, die Mitarbeiter*innen

bekommen 40 Prozent auf das Sortiment –

mehr als in vergleichbaren Betrieben –, Gutscheine, um im

Ort essen zu gehen, und Prämien bei gewissen Erfolgen.

Was seinen Bedarf an Führungskräften angeht, lotet

Johannes Kutsam gerade einen alternativen Lösungsansatz

aus: Statt in jeder Filiale einen Leiter, eine Leiterin

einzusetzen, könnte es eine Gebietsleitung geben, die für

mehrere Filialen zuständig ist: „Diese Person würde dann

ausschließlich Leitungsaufgaben übernehmen und könnte

unter diesen Umständen auch um einiges besser bezahlt

werden. Mal sehen, ob das unser Weg sein wird.“

IMPRESSUM

Medieninhaber: Lebensart VerlagsGmbH, FN 267138a; Sitz: 3100 St. Pölten, Wiener Straße 35. Geschäftsführer*innen: Florian Leregger,

Michaela Reisinger. Herausgeberin und Chefredakteurin BUSINESSART: Roswitha M. Reisinger, redaktion@businessart.at; Mitarbeit an

dieser Ausgabe: Karin Haas, Sonja Kittel, Olivia Leth, Sandra Lobnig, Beate Steiner, Regina Unterguggenberger, Alexandra Zotter. Anzeigen:

Florian Leregger; Gestaltung/Produktion: LIGA: graphic design; Lektorat: Cornelia Kühhas; Aboservice: Sylvia Resel; Gedruckt nach den

Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 637. Die beim Druck anfallenden CO 2

-Emissionen werden durch Humusaufbau

im Boden gebunden. Dafür wurde BUSINESSART 2024 mit dem Goldenen Regenwurm ausgezeichnet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge

müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Das BUSINESS-ART-Redaktionsbüro bezieht seine Energie aus Ökostrom.

ISSN 2307-4744.

Fotos: Robert Ringseis; Johannes Kutsam

10 | BUSINESSART 04/24

gedruckt nach den Richtlinien des

Österreichischen Umweltzeichens,

Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

gedruckt nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens,


VERANTWORTUNG

FÜR EINE

LEBENSWERTE

ZUKUNFT.

Die Raiffeisen Nachhaltigkeits-Initiative steht seit 2007 als Plattform und Impulsgeber mit ihren 22 Mitgliedsorganisationen

für nachhaltige Unternehmensführung und gesellschaftliche Verantwortung. Gemeinsam werden – in den

Handlungsfeldern Wirtschaft, Umwelt und Soziales – Initiativen und Maßnahmen für eine lebenswerte Zukunft gesetzt.

www.raiffeisen-nachhaltigkeit.at

RNI2024_210x138.indd 1 07.03.24 18:16

2030 Green Academy:

25.000 EURO FÜR NACHHALTIGE

INNOVATIONSPROJEKTE

Im Gespräch mit Elisabeth Mayerhofer.

Warum sind Innovation und Nachhaltigkeit

in Unternehmen heute so wichtig?

„Oft werden diese Bereiche noch als getrennte Silos betrachtet.

Dabei liegt genau in ihrer Verbindung der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit.

Wer Innovation und Nachhaltigkeit zusammendenkt,

entwickelt etwa ressourcenschonendere und energieeffizientere

Lösungen – und damit auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

Wie unterstützt die 2030 Green Academy

Unternehmen konkret?

„Wir bieten ein kompaktes On-The-Job-Training in Open Innovation,

das auf die Lösungen von Problemen im Nachhaltigkeitsbereich

abzielt. Die Teilnehmer:innen entwickeln dabei ein individuelles

Innovationsprojekt und erhalten maßgeschneiderte

Unterstützung vor Ort. Die drei besten Projekte werden mit

Preisgeldern von insgesamt 25.000 Euro ausgezeichnet.“

Elisabeth Mayerhofer

Organisatorin der

2030 Green Academy

2030 Green Academy

www.2030green.academy

Kick-Off: 23.5.2025 in Wien

Präsenztraining: 9.7.-12.7. 2025

in Salzburg Stadt

Kosten: EUR 1.000 netto pro Person

Entgeltliche Einschaltung Bildrechte: 2030 Green Academy


DIE ANTWORT AUF UNSICHERHEIT

DON’T HIRE FOR SKILLS,

HIRE FOR ATTITUDE.

Mag.a Alexandra Zotter

ist Geschäftsbereichsleiterin

für Arbeitsrecht,

Personalverrechnung,

HR, Management

und Persönlichkeit an

der ARS Akademie.

https://ars.at/

Die Welt scheint aus den Angeln gehoben. Krisen verunsichern

– viele Menschen, aber auch Unternehmen spüren

das. Immer wieder fällt die Bemerkung: „Der Zusammenhalt

in der Gesellschaft löst sich auf.“ Die Bildungsexpertin

Alexandra Zotter zeigt auf, wie wir als Gesellschaft und als

Unternehmer*innen darauf reagieren können.

Die Gesellschaft als Ganzes ist gefragt. Doch was stärkt

eine Gesellschaft? Ein Blick nach Deutschland gibt erste

Antworten: Die Bertelsmann Stiftung untersucht seit 2013,

was Gesellschaften zusammenhält. Die Studie „Gesellschaftlicher

Zusammenhalt in Deutschland 2023“ zeigt

drei entscheidende Dimensionen: belastbare soziale Beziehungen,

eine positive emotionale Verbundenheit und

eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung.

Von diesen einzelnen Dimensionen leiten sich

Fähigkeiten ab, die heutzutage besonders wichtig sind:

Eigenverantwortlichkeit gekoppelt mit

Selbstwirksamkeit

Grundvertrauen in sich selbst, in andere sowie

in Institutionen

Offenheit für andere Menschen und Meinungen

Andersartigkeit als Chance und nicht als Hindernis

sehen

Wissen & Bildung, um Themen und Meinungen

einordnen zu können

UNTERNEHMEN IM BANI-MODUS

Springen wir von der Gesellschaft in Unternehmen hinein,

dann sehen wir Unsicherheiten auf allen Hierarchiestufen:

Herkömmliches wird infrage gestellt, Unvorhergesehenes

ist an der Tagesordnung, die Komplexität von

Informationen und Ereignissen ist kaum mehr einzuordnen.

Zukunftsforscher Jamais Cascio hat 2020 dafür das

Akronym BANI geprägt. Es steht für

Brittle = brüchig

Anxious = ängstlich

Non-linear = nicht-linear

Incomprehensible = nicht fassbar.

MUTIGE MANAGER*INNEN

Dort, wo alte Regeln nicht mehr gelten, braucht es mutige

Manager*innen. Führungskräfte, die Visionen formulieren,

die Mitarbeitende ermutigen und begeistern, diesen

Weg mitzugehen. Ohne jedoch etwas Wichtiges außer Acht

zu lassen: den Unternehmenserfolg und die Produktivität.

Das klingt nicht einfach, und ist es auch nicht. Doch die

Studie „Performance through people“ von McKinsey bestätigt:

Unternehmen sind besonders erfolgreich, wenn sie

einen starken Fokus auf zwei Aspekte legen: Mitarbeitende

UND Zahlen & Fakten. Dieser Fokus erhöht die Widerstandsfähigkeit,

stärkt die eigene Marke und führt zu höheren

Einnahmen.

WELCHE FÄHIGKEITEN BRAUCHT

ES FÜR DIE BANI-WELT?

Das zeigt die Studie „Weiterbildung in Österreich“, für die

die Plattform für Erwachsenbildung 400 Interviews mit

HR-Verantwortlichen und Geschäftsführer*innen geführt hat.

Der erste Platz geht an Leadership Skills. Nur eine Kapitänin

oder ein Kapitän, die/der weiß, wo es lang geht, kann

auch Mitarbeitende zeitgemäß führen. Neben einer stimmigen

Vision braucht es die passende Unternehmensstrate-

Foto: KiTOphotography Illustration: iStock/uniquepixel

12 | BUSINESSART 04/24


gie und dazu korrespondierend ein umfassendes Controlling

mit dem richtigen Kennzahlen-Rahmenwerk.

Genauso viel wie in Leadership Skills investieren Unternehmen

in Soft Skills, zum Beispiel in überzeugende

Präsentations- und Moderationsfähigkeiten, in Krisenund

Konfliktmanagement, aber auch in effizientes Zeitmanagement.

Resilienz, also die Fähigkeit mit schwierigen Herausforderungen

umzugehen und sich in einem volatilen Umfeld

zurechtzufinden, wird von den Befragten mittlerweile als

essenzielle Fähigkeit erachtet.

Auch zwei branchenübergreifende Themen poppen ganz

vorne auf: Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz.

Beide Themen benötigen einen fundierten Wissensaufbau,

denn bei beiden fehlt aktuell Know-how in den Unternehmen,

aber auch am Arbeitsmarkt generell.

WIE KANN DER WISSENSAUFBAU

IDEALERWEISE ERFOLGEN?

Dabei führen viele Wege zum Erfolg: Jedes Unternehmen,

jeder Mensch hat seine bevorzugte Art zu lernen. Bei den

Lernformaten geht der Trend wieder zurück zu Präsenz,

aber rund ein Viertel der Lernenden sind weiterhin Fans

vom digitalen Lernen.

Sind relevante Skills im Unternehmen nicht vorhanden,

so können die eigenen Mitarbeitenden weitergebildet und

somit empowert werden. Oder man kauft Spezialist*innen

am Arbeitsmarkt ein.

1.1. Soziale Netze

Die Menschen haben

starke und belastbare

soziale Netze.

3.1. Solidarität und

Hilfsbereitschaft

Die Menschen fühlen sich

verantwortlich für ihre

Mitmenschen und helfen

ihnen.

3.2. Anerkennung

sozialer Regeln

Die Menschen halten sich

an grundlegende soziale

Regeln.

BEREICHE UND DIMENSIONEN

GESELLSCHAFTLICHEN

ZUSAMMENHALTS

Quelle: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/

gesellschaftlicher-zusammenhalt-in-deutschland-2023, Seite 12

3

1.2. Vertrauen in

die Mitmenschen

Die Menschen haben großes

S O Z I A L E

Vertrauen in ihre

Mitmenschen.

B E Z I E H U N G E N

3.3. Gesellschaftliche Teilhabe

Die Menschen nehmen am

gesellschaftlichen und politischen

Leben teil und beteiligen sich

an öffentlichen Debatten.

1

GEMEINWOHLORIENTIERUNG

ZUSAMMEN-

HALT

1.3. Akzeptanz von

Diversität

Die Menschen akzeptieren Personen

mit anderen Wertvorstellungen und

Lebensweisen als gleichberechtigen

Teil der Gesellschaft.

2

V E R B U N D E N H E I T

2.3. Gerechtigkeitsempfinden

Die Menschen sehen die Verteilung

der Güter in der Gesellschaft

als gerecht an und fühlen sich

gerecht behandelt.

2.1. Identifikation

Die Menschen fühlen sich

ihrem Gemeinwesen stark

verbunden und identifizieren

sich als Teil davon.

2.2. Vertrauen in

Institutionen

Die Menschen haben

großes Vertrauen in

gesellschaftliche und

politische Institutionen.

Beim Recruiting hat in letzter Zeit ein Paradigmenwechsel

stattgefunden: Recruiter*innen legen den Fokus weniger

auf die fachlichen Skills einer Person, sondern stärker auf

ihre Persönlichkeit und ihre Werte. Simon Sinek – britischamerikanischer

Bestsellerautor und Unternehmensberater

– bringt es auf den Punkt: „You don’t hire for skills, you hire

for attitude.“

SKILLS FÜR DIE ZUKUNFT

Quelle: Studie Weiterbildung in Österreich 2024, Plattform für Erwachsenenbildung

Stichprobengröße 400 Interviews von HR-Verantwortlichen & Geschäftsführer*innen mit mehr als 20 Mitarbeitenden

wird zunehmen gleich bleiben wird sinken weiß nicht

2 1 3 1 2 2

9

1

19

34 41 42

54 65

62 55 53

35 16

1

LEADERSHIP SKILLS SOFT SKILLS RESILIENZ FUTURE TECHNOLOGIES/

GREEN JOBS

KI

BUSINESSART 04/24 | 13


2024

FÜNFZEHN

JAHRE UND KEIN

BISSCHEN LEISE

14 | BUSINESSART 04/24


Seit 2009 hat das Wirtschaftsmagazin BUSINESSART mehr als

350 engagierte Persönlichkeiten für ihre leidenschaftliche

Innovationskraft und ihren unermüdlichen Einsatz für eine

nachhaltige Wirtschaft in Österreich gewürdigt. Mittlerweile

zählt die Auszeichnung „Nachhaltige Gestalter*innen“ zu den

etablierten Nachhaltigkeitspreisen und ist ein fester Bestandteil

der österreichischen ESG-Landschaft. Florian Leregger und

Michaela Reisinger, die Geschäftsführer*innen des Lebensart-

Verlags, haben die BUSINESSART-Chefredakteurin und Initiatorin

des Preises, Roswitha M. Reisinger, zur Entstehung der „Nachhaltigen

Gestalter*innen“, zu historischen Meilensteinen und den

Veränderungen der letzten 15 Jahre befragt.

Hier finden Sie alle Nachhaltigen Gestalter*innen seit 2009

https://www.businessart.at/nachhaltige-gestalterinnen-

Foto: note-thanun


Interview

15 JAHRE UND KEIN

BISSCHEN LEISE

INTERVIEW MIT ROSWITHA M. REISINGER

Florian Leregger: Damals ein Novum. Weshalb hast du

vor 15 Jahren eine Auszeichnung ins Leben gerufen,

die nachhaltiges Wirtschaften vor den Vorhang holt?

Roswitha M. Reisinger: Ich habe 2008/2009 eine sehr

negative Stimmung in der Bevölkerung gegenüber

„der Wirtschaft“ wahrgenommen. Sie war „schuld“

am Desaster der Wirtschaftskrise. Dem wollte ich –

aus unserem Ansatz des lösungsorientierten

Journalismus – etwas entgegensetzen. Wir kannten

und kennen so viele Unternehmer*innen und

Manager*innen, die faire Arbeitsbedingungen bieten

und intensiv an der Ökologisierung ihre Produkte

arbeiten: von umweltfreundlicheren Putzmitteln über

Biolebensmittel bis hin zu den damals ersten Ansätzen,

grüne Finanzprodukte auf den Markt zu bringen.

Damit das auch wirtschaftlich funktioniert braucht

es Innovation, neue Geschäftskonzepte, Durchhaltevermögen

und vor allem auch Kund*innen, die diese

Produkte kaufen.

2009 waren diese innovativen und nachhaltig

agierenden Manager*innen in Österreich kaum

sichtbar. Oftmals wurden sie als Spinner oder

Phantasten abgetan – sie hatten keine Bühne.

Das wollten wir ändern und mit der Auszeichnung

der Nachhaltigen Gestalter*innen zeigen, dass

nachhaltiges Wirtschaften erfolgreich sein kann.

Denn das regt auch andere an, etwas zu ändern.

Leregger: Welchen Wert hat die Auszeichnung

für Personen und Branchen?

Für viele Nachhaltige Gestalter*innen ist es die

allererste Auszeichnung die sie auf ihrem beruflichen

Weg erhalten. Sie bestätigt und motiviert sie, weiterzumachen.

Und die Berichterstattung in unseren

Medien bringt natürlich eine gute Sichtbarkeit.

Was zu Beginn erstaunlich war: Die nachhaltigen

Pioniere waren damals stark auf ihre eigene Branche

konzentriert und kannten die engagierten Leute aus

den anderen Branchen kaum. Die Auszeichnung

hat definitiv stark zur Vernetzung der Akteur*innen

beigetragen und bei den Preisverleihungen sind

regelmäßig Kooperationen und neue Ideen entstanden

– eine sehr aktive und dynamische Community,

die wir in den letzten Jahren aufbauen konnten.

M. Reisinger: Was hat sich in den letzten

15 Jahren noch verändert?

In den ersten Jahren musste man Frauen fast mit der

Lupe suchen. Heute ist das Verhältnis von Männern

zu Frauen etwa 60 zu 40. Zu Beginn waren es auch

eher die CEOs, die ausgezeichnet wurden. Heute sind

es viele Management-Teams, die großen Wert darauf

legen, gemeinsam ausgezeichnet zu werden.

Mittlerweile gibt es unzählige Awards für fast alle

nachhaltigen Themen. Unsere Auszeichnung unterscheidet

sich weiterhin dadurch, dass man von einer

Jury nominiert werden muss und dass wir Personen

auszeichnen, nicht Unternehmen.

Inhaltlich können wir jedes Jahr einen anderen Trend

beobachten. Das ist spannend für mich, denn es zeigt,

wo aktuelle Trends und Themen der Nachhaltigkeit

liegen. Letztes Jahr lag er auf nachhaltigen Produktinnovationen

und auf der Stärkung von Frauen und

Kindern. Dieses Jahr geht es vor allem um Kultur,

Vernetzung und Wirtschaftssystem.

M. Reisinger: Bist du schon mal auf

Greenwashing hereingefallen?

Soweit ich weiß, nicht. Wir haben ein mehrstufiges

Beurteilungssystem, das sich bewährt hat. Der erste

Schritt ist die Nominierung durch mehr als 60

fachkundige Expert*innen aus Beratung, NGOs,

öffentlicher Hand und Interessensvertretungen.

Danach überprüfe ich, ob die Nominierung den

Kriterien entspricht. Im letzten Schritt stimmt die

Jury ab und hat die Möglichkeit, ein Veto einzulegen.

Das wird auch genutzt: Dieses Jahr wurden bei mehr

als 100 Nominierungen insgesamt 12 Bedenken/

offene Fragen, darunter drei Vetos, geäußert.

The wisdom of the crowd bewährt sich hier sehr gut.

Leregger: Sind alle ausgezeichneten Personen bzw.

ihre Unternehmen und Organisationen noch aktiv?

Nein. Mit den meisten sind wir noch in Kontakt, aber

ich kenne einige, die bereits in Pension sind. Andere

mussten aufgeben – ihr Geschäftsmodell hat nicht

funktioniert und / oder den Gründer*innen fehlte die

Energie oder der Ideenreichtum, das Konzept weiterzuentwickeln.

Manchmal muss man Dinge eben auch

beenden.

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M. Reisinger: Warum konzentrierst du dich auf den

Wirtschaftsbereich und zeichnest nicht auch private

Initiativen aus?

Weil BUSINESSART ein Wirtschaftsmagazin ist.

Unser Ziel ist, außergewöhnliche Leistungen punkto

Nachhaltigkeit, Innovation und Transformation in

Start-ups, größeren Betrieben, Organisationen,

öffentlichen Einrichtungen oder im Wirtschaftssystem,

auszuzeichnen.

Als Lebensart Verlag bzw. mit LEBENSART, Magazin

für nachhaltige Lebenskultur, könnten wir natürlich

auch Initiativen mit anderen Schwerpunkten auszeichnen.

Allerdings braucht es dazu erstens sehr

viele Ressourcen, zweitens gibt es dafür bereits sehr

viele tolle Auszeichnungen. Wir möchten nicht mehr

vom Gleichen machen – more of the same ist nicht

unser Ding. Wenn, dann muss es schon etwas sein,

das in Österreich tatsächlich fehlt, wirklich gebraucht

wird und einen echten Meilenstein darstellt.

M. Reisinger: Was wäre denn so ein

echter Meilenstein?

Sicher keine neue Auszeichnung (lacht).

Nein, im Ernst: Die Stimmung in der Bevölkerung ist

im Vergleich zu den letzten Jahren heute deutlich

negativer. Prognosen fallen pessimistischer aus.

Die vielen großen Herausforderungen, die Unsicherheit,

wie es weitergeht - das können viele Menschen

kaum aushalten. Dazu kommt, dass die Lösungen

komplex sind, Veränderungen erfordern und jene,

die gute Wege aufzeigen, von vielen Fake News auf

den digitalen Plattformen übertönt oder sogar gezielt

desavouiert werden. Die Basis für Nachhaltigkeit

schwindet. Unsere europäische Kultur scheint

bröckelig zu werden. Werte, die Europa auszeichnen

und uns Frieden und Wohlstand gebracht haben,

wie Menschenwürde, Menschenrechte, Gleichstellung,

Freiheit und Demokratie sind nicht mehr selbstverständlich.

Persönlich erlebe ich viele Menschen, die jammern

und alles schlechtreden – und immer sind die anderen

schuld. Fragt man sie, wie sie sich eine gute Zukunft

vorstellen, dann können sie keine Antwort geben.

Und für mich noch bedrückender:

Sie wollen gar keine Bilder einer positiven Zukunft

zeichnen. Ein echter Meilenstein wäre, wenn wir

diese Menschen zum Träumen bewegen.

Wir Menschen brauchen positive Perspektiven

und Zukunftsbilder im Sinne eines guten Lebens.

Dann sind wir motiviert, selbst aktiv einen Beitrag

zu leisten. Wenn die vielen Bilder einer lebenswerten

Zukunft stärker sind als Angst und Hass,

und wenn in den Medien und auf den digitalen

Plattformen Prinzipien wie Wertschätzung, Respekt,

Lösungsorientierung und Hoffnung Oberhand

gewinnen, dann wäre das ein echter Meilenstein.

Johannes Gutmann,

Gründer Sonnentor,

Nachhaltiger Gestalter 2009

„Ich durfte als Erster diesen Titel von

LEBENSART/BUSINESSART tragen und bin

nach wie vor dankbar und demütig. Diese

Anerkennung hat mir gezeigt, dass wir auf dem

richtigen Weg sind und mich darin bestärkt,

weiterhin neue, nachhaltige Wege zu gehen.“

Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführende

Gesellschafterin Rabmer Gruppe,

Nachhaltige Gestalterin 2023

„Die Auszeichnung als ‚Nachhaltige Gestalterin‘

hat mich persönlich berührt und motiviert.

Es ist eine wunderbare Bestätigung unserer

langjährigen Bemühungen und unseres Engagements

im Bereich der Nachhaltigkeit.“

Ali Mahlodji, Trend- und Zukunftsforscher,

EU-Jugendbotschafter, Keynotespeaker,

Nachhaltiger Gestalter 2020

„Ich habe schon mein Leben lang versucht, in

dieser Welt Dinge zu gestalten, und zwar immer

mit einem großen, langfristigen Plan, zum Wohle

von uns Menschen, der Natur, der Umwelt, der

Jugend von morgen. Und das dann plötzlich

manifestiert zu haben, in einer Auszeichnung,

hat mich persönlich sehr, sehr stolz gemacht, weil

du dir ja doch oft die Frage stellst, wenn du Dinge

tust, ob das überhaupt jemandem etwas bringt.

Und dann kommt so eine Auszeichnung, die

de facto all das zusammenfasst, wofür du stehst.“

Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin magdas,

Nachhaltige Gestalterin 2015

„Die Auszeichnung als Nachhaltige Gestalterin

macht unser alltägliches Tun sichtbar, ist eine

Verstärkung unseres Wirkens, sie trägt die Idee

in die ‚Welt‘ hinaus und inspiriert hoffentlich

auch andere die Ärmel aufzukrempeln und sich

nicht mit den status quo abzufinden.“

Leregger: Wie blickst du in die Zukunft?

Das Schöne ist, dass die Nachhaltigen Gestalter*innen

mit ihren Geschichten positive Bilder der Zukunft

zeichnen. Sie lassen uns eintauchen in ihr Denken

und Handeln. Sie machen Mut und stecken mit

ihren good vibrations an. Und sie zeigen mit ihrer

unbändigen Energie auf, wie an Lösungen erfolgreich

gearbeitet werden kann.

Klar ist für uns im Lebensart Verlag, dass wir mit

unserer Bildungsarbeit und dem lösungsorientierten

Journalismus für nachhaltige Entwicklung weiterhin

Menschen inspirieren werden – getreu unserem

Motto: Leben und Wirtschaften mit Weitblick.

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MILLIMETERARBEIT

MIT KUNST UND KULTUR

GEGEN DIE KLIMAKRISE

Das Leitungsteam der ersten Klima Biennale in Wien – Gerlinde Riedl, Claudius Schulze

und Sithara Pathirana – glauben an die Wirksamkeit von Kunst und Kultur im Umgang

mit der Klimakrise. Auch wenn das mit „Millimeterarbeit“ verbunden ist.

REGINA M. UNTERGUGGENBERGER

Als Claudius Schulze ein Kind war, wollte er wie Daniel

Düsentrieb sein. Erfinder ist er zwar nicht geworden. Die

künstlerische Leitung der ersten Klimabiennale, für die

er gemeinsam mit Sithara Pathirana verantwortlich ist,

erfordert aber ebenso viel Erfindergeist. Am Ende der Tüftelei

standen 30 Ausstellungen und 780 Veranstaltungen,

die sich 100 Tage lang, vom 5. April bis 14. Juli, mit der

Dringlichkeit der Klimakrise auseinandersetzten. Innerhalb

eines Jahres eine neue Initiative zu gründen, aufzubauen,

die Infrastruktur zu schaffen und dann ein Festival

auf die Beine zu stellen, das sich über den gesamten Stadtraum

erstreckt, macht Daniel Düsentrieb jedenfalls alle

Ehre. „Kunst und Kultur haben eine gewisse Vorbildwirkung

und die Kraft, komplexe Themen greifbar be-

ziehungsweise erfahrbar zu machen. Wir verstehen die

Klima Biennale in Wien als gemeinsame Gestaltungsaufgabe“,

freut sich Gerlinde Riedl, Direktorin des Kunsthaus

Wien und Mitbegründerin der Klima Biennale, über die

gelungene Premiere. Die Idee zur Klima Biennale Wien

entstand aus einer gemeinsamen Vision mit Christoph

Thun-Hohenstein.

MENSCHEN AUF UNTERSCHIEDLICHEN EBENEN

ANSPRECHEN

In der Kombination von Sachlichkeit und Emotionalität

sieht Riedl ein wesentliches Kriterium dafür, dass die

Klima Biennale eine längerfristige Wirkung in der Gesell-

18 | BUSINESSART 04/24


schaft erzielt. „Wissenschaft und Kunst sind nur scheinbar

Gegensätze. Unser Ziel war es, diesen scheinbaren Gegensatz

aufzubrechen und möglichst viele Disziplinen mit einzubeziehen.

Die Wissenschaft beobachtet, analysiert, dokumentiert

und spricht den Kopf an. Da wo die Wissenschaft

an ihre Grenzen gelangt, setzt die Kunst mit subjektiver

Interpretation an und zielt – pathetisch gesagt – ins Herz“,

so Riedl. Dementsprechend „bunt“ war das Programm.

Neben Ausstellungen gab es auch Diskussionsformate, in

denen Wünsche und Forderungen zur Bewältigung der

Klimakrise formuliert wurden, Workshops, Tanzgruppen,

Lesereihen, Performances und vieles mehr. „Diese Fülle an

verschiedenen Programmpunkten war nur durch Kooperation

und Vernetzung überhaupt möglich“, hebt Riedl das

Miteinander von mehr als 100 Partner*innen hervor.

Kultur- und Projektmanagerin Sithara Pathirana lässt sich

in der engen Zusammenarbeit mit den vielen Partner*innen

vom englischen Begriff „kindness“ leiten. „In jeder Begegnung,

ob im persönlichen oder beruflichen Umfeld, ob im

menschlichen oder nicht-menschlichen Gefilde, glaube

ich daran, dass ein bewusster Akt der Freundlichkeit, der

Fürsorge, des Mitgefühls und des gegenseitigen Respekts

nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen stärken,

sondern auch die Welt zum Positiveren verändern kann“,

ist Pathirana überzeugt.

„Wir hatten beispielsweise eine Veranstaltung mit einem

Rapper in einem Park in Ottakring, die auch Menschen

miterlebten, die mit dem Thema Klimakrise nichts am Hut

haben. Die saßen auf einer Bank, tranken ein Bier und

haben zuerst geschimpft. Aber auf einmal haben sie sich

Gedanken gemacht. So kommt man ins Gespräch“, beschreibt

Riedl eines ihrer persönlichen Highlights. Ein

weiteres positives Beispiel sei das Café im Museum Hundertwasser,

wo um die 70 eher niederschwellige Veranstaltungen

kostenlos zugänglich waren. „Unsere Kulturvermittler*innen

sind auf die Straße gegangen und haben

Menschen zu uns eingeladen. Und diejenigen, die man

dann für das Thema gewinnt, die bleiben oder kommen

zumindest immer wieder“, zieht Riedl ein zufriedenes Fazit.

GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

„Die Klima Biennale ist gekommen, um zu bleiben. Wir

wollen nicht wieder von vorne anfangen, sondern auf diesem

Fundament aufbauen. Wie können wir gemeinsam

das Klima retten? Wie können wir gemeinsam die Zukunft

retten? Wir wollen auf ganz vielen alten Freundschaften,

auf alten Kooperationen, auf alter Motivation aufbauen

und diesen Stein, den wir ins Rollen gebracht haben,

weiterrollen“, blickt Schulze positiv in die Zukunft.

Jeder noch so kleine Beitrag sei wichtig, auch wenn es

bedeute, sich Millimeter für Millimeter vorzuarbeiten, zeigt

sich auch Riedl zuversichtlich: „Wenn Menschen unsere

Veranstaltungen miterleben, über die Klimakrise nachdenken,

reflektieren, vielleicht auch in ihrem persönlichen

Umfeld darüber erzählen, erzielen wir damit eine indirekte

Reichweite von unschätzbarem Wert.“

Fotos: Mafalda Rakoš; Sabine Hauswirth

GRENZEN MIT „MILLIMETERARBEIT“ ÜBERWINDEN

Beobachtet man die Besucher*innen von Museen und

Kultureinrichtungen, so entsteht manchmal der Eindruck,

dass damit nur bestimmte gesellschaftliche Schichten

erreicht werden. Und es stellt sich folgerichtig die Frage,

wo die Wirkkraft von Kunst und Kultur endet. Riedl setzt

in der Klima Biennale darauf, das Thema der Klimakrise

mit verschiedenen Aktivitäten, Events und Projekten an

dezentralen Plätzen – also im öffentlichen Raum – zu verankern.

Da, wo sich auch Menschen aufhalten, die sonst

nicht ins Museum gehen würden.

Wir hatten beispielsweise eine Veranstaltung mit einem

Rapper in einem Park in Ottakring, die auch Menschen

miterlebten, die mit dem Thema Klimakrise nichts am

Hut haben. Die saßen auf einer Bank, tranken ein Bier und

haben zuerst geschimpft.

Aber auf einmal haben sie

sich Gedanken gemacht.

So kommt man ins Gespräch.

Gerlinde Riedl

BUSINESSART 04/24 | 19


DIE MACHT DER WORTE

UND BILDER

WARUM GRÜNE WERBEVERSPRECHEN

HINTERFRAGT WERDEN MÜSSEN

Foto: Kateryna Hliznitsova

Unternehmen geben sich gerne einen grünen Anstrich.

Doch die Werbeversprechen entbehren oft jeglicher faktischen

Grundlage. Wir haben uns anhand des Greenwashing-Checks

und des Österreichischen Umweltzeichens

angeschaut, welche Macht Worte und Gütesiegel im

Kampf gegen Greenwashing haben können.

SONJA KITTEL

20 | BUSINESSART 04/24


„Klimaneutral“ und „grün“ sind zwei der Begriffe, die

Unternehmen gerne nutzen, um ihre Produkte zu bewerben.

Nachhaltigkeit ist für viele Menschen ein wichtiger

Faktor bei der Kaufentscheidung. Das zeigt unter anderem

das Konsument*innenbarometer, eine zuletzt 2023 vom

Sozialministerium durchgeführte repräsentative Umfrage,

laut der nachhaltige Produktion für 66 Prozent der

Österreicher*innen eine große Rolle spielt. Was das

Barometer auch zeigt ist, dass Behauptungen, nachhaltig

zu agieren, nicht mehr unhinterfragt bleiben. „Die

Konsument*innen wünschen sich klare gesetzliche Regelungen,

damit sie auf Umweltaussagen vertrauen können”,

betont Konsumentenschutzminister Johannes Rauch in

einer Aussendung – und diese Regelungen sind in Österreich

bisher kaum vorhanden.

DERZEIT WENIG ORIENTIERUNG

FÜR UNTERNEHMEN

„Aktuell haben wir im Kampf gegen Greenwashing ausschließlich

das allgemeine Wettbewerbsrecht zur Verfügung“,

sagt Barbara Bauer, Juristin beim Verein für

Konsumenteninformation (VKI). Da es in diesem Gesetz

keine Spezialvorschriften oder Mindestanforderungen in

Sachen „Green Claims“ gibt, hätten Unternehmen auch

nichts, woran sie sich orientieren könnten, sagt die Expertin

für Verbraucherrecht. Dies wird sich jedoch in Zukunft

ändern, da auf europäischer Ebene zwei Gesetzesinitiativen

auf den Weg gebracht wurden, die Umweltaussagen

stark reglementieren werden (siehe Infokasten). Gemeinsam

mit dem Sozial- und Humanökologen Raphael Fink

und dem KONSUMENT-Redakteur Markus Stingl steht

Juristin Bauer hinter dem Greenwashing-Check des VKI

(siehe Infokasten).

FAKTENCHECK – RECHTLICHE PRÜFUNG –

VERÖFFENTLICHUNG

Das Team des VKI wählt pro Monat eine Greenwashing-

Meldung aus und nimmt sie genauer unter die Lupe.

Projektleiter Raphael Fink beginnt mit einem Faktencheck,

indem er sich in das Thema einliest, den Kontext

recherchiert und die Unternehmen um Stellungnahme

bittet. Kommt Fink zur Einschätzung, dass der Fall auch

rechtlich relevant sein könnte, übergibt er an Juristin

Bauer, die das prüft und gegebenenfalls Klage einbringt.

Markus Stingl, Redakteur der VKI-Zeitschrift „Konsument“,

verdichtet das Ergebnis auf eine Seite und bereitet die

Infos für die Öffentlichkeit auf. „Wir wollen rechtliche

Pflöcke einschlagen, die zeigen ‚bis hier hin und nicht

weiter‘ und die Unternehmen dazu bringen, eine bessere

Nachhaltigkeitskommunikation zu leisten. Denn gut gemeint

ist oft das Gegenteil von gut gemacht“, erklärt Stingl

die Motivation hinter dem Greenwashing-Check. Außerdem

gehe es darum, die Fachöffentlichkeit zu informieren

und über die Medien die breite Öffentlichkeit zu bilden.

BUSINESSART 04/24 | 21


vlnr.: Raphael Fink, Daniela Decker, Markus Stingl, Barbara Bauer, Max Tenschert, VKI

Andreas Tschulik, Österreichisches Umweltzeichen

FAKTEN

Greenwashing-Check:

Niederschwellige Meldeplattform des VKI

für Beispiele von möglichem Greenwashing

Überprüft grüne Werbeversprechen seit über

drei Jahren auf ihre Glaubwürdigkeit hin

Bei möglichen rechtlichen Verstößen und

mit Genehmigung des Umweltministeriums

wird Klage gegen Unternehmen eingereicht

Bereits zwei rechtskräftige Urteile in

Österreich wegen Irreführung

Österreichisches Umweltzeichen:

1990 auf Initiative des Umweltministeriums

eingeführt

Das einzige staatlich geprüfte Umweltsiegel

in Österreich für Produkte, Tourismusbetriebe,

Kultur- und Bildungseinrichtungen

Kriterien auf Basis eines Lebenszyklus-

Ansatzes

Zertifizierung durch unabhängige und

akkreditierte Prüfstellen

Überprüfung der Lizenznehmer*innen

alle vier Jahre

Kooperationen mit u.a. Europäischem

Umweltzeichen, Nordischem Schwan,

Blauem Engel

GÜTESIEGEL ALS BEWEIS DER

GLAUBWÜRDIGKEIT?

Eine Möglichkeit für Unternehmen, sich abseits von schönen

Worten als nachhaltig zu präsentieren, sind Gütesiegel.

Über 200 verschiedene gibt es derzeit in Österreich

und auch hier fehlt derzeit noch die rechtliche Regulierung.

Eines der bekanntesten Gütesiegel im Non-Food-

Bereich ist das Österreichische Umweltzeichen (siehe

Infokasten). Rund 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung

kennen es laut einer aktuellen Gallup-Umfrage,

für rund 50 Prozent fließt es in die Kaufentscheidung

ein. Um das Gütesiegel zu erlangen, mussten die aktuell

1.586 Lizenznehmer*innen einige bürokratische, aber auch

finanzielle Hürden überwinden. Die Unternehmen zahlen

eine einmalige Antragsgebühr, so wie eine jährliche

Zeichennutzungsgebühr. Diese kann je nach Branche und

Unternehmensgröße zwischen 200 und 4.000 Euro liegen.

Auch die Zertifizierung selbst zahlt das jeweilige Unternehmen.

UMWELTZEICHEN MEHR ALS EIN

MARKETING-INSTRUMENT

Immer wieder wird auf die Verlängerung des Umweltzeichens

verzichtet. „In der Mehrzahl der Fälle wird diese

Entscheidung aus wirtschaftlichen Gründen getroffen“,

sagt Andreas Tschulik, seit 1996 beim Ministerium für die

Weiterentwicklung des Gütesiegels zuständig. „Manche

Unternehmen hören auch auf, weil sie sich einen größeren

Marketingeffekt erwartet haben. Das Umweltzeichen ist

aber nicht nur ein Marketing-Instrument, sondern soll

auch die ökologische Performance eines Unternehmens

verbessern“, stellt Tschulik fest. Nur so könne das Ziel

einer langfristig nachhaltigen Orientierung der Lizenznehmer*innen

auch erreicht werden.

Foto: VKI; BMNT/William Tadros

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UNTERNEHMEN SPÜREN DRUCK

Auch der Greenwashing-Check hat diese langfristige

Umorientierung im Fokus. Der VKI habe österreichweit ein

hohes Standing und Unternehmen ständen unter einem

großen Reputationsdruck aus Angst vor einem Shitstorm

wegen irreführender Werbeaussagen, erklärt Projektleiter

Fink. „Wir merken, dass Unternehmen in den letzten Jahren

mehr und mehr davon abgegangen sind, sich einfach

als klimaneutral zu bezeichnen und an dieser Entwicklung

haben wir mit dem Check auch unseren Anteil“, ist er

sicher. Dass Unternehmen aufgrund neu entstehender

Richtlinien unter immer höherem finanziellen Druck

stehen, lässt Fink nicht gelten: „Es geht bei der Green

Claims Directive um freiwillige Umweltaussagen. Keiner

wird gezwungen, seine Produkte als nachhaltig zu bewerben.

Unternehmen wissen, dass sie dadurch einen

größeren Absatz haben. Deshalb müssen sie auch damit

leben, einen höheren Aufwand zu betreiben, um das zu

beweisen.“

WEBTIPPS

https://konsument.at/greenwashing-meldeformular

Meldeplattform für mögliche Beispiele von Greenwashing

https://www.umweltzeichen.at/de/zertifizierung/alle-lizenznehmer

Lizenznehmer*innen des Österreichischen Umweltzeichens

https://www.lebensart.at/guetesiegel-landkarte

Landkarte der Gütesiegel in Österreich

AKTUELLE GESETZES-

INITIATIVEN AUF EU-EBENE

Empowering Consumers for the Green

Transition Directive: Diese Richtlinie ist schon

in Kraft und muss mit 2026 in den EU-Mitgliedsstaaten

umgesetzt werden. Sie legt fest, welche

Produktaussagen getätigt werden dürfen, ohne

dass das zu Irreführung kommt. Sie nimmt auch

Bezug auf Umweltgütezeichen. Zukünftig muss

es einen transparenten Prozess zur Erarbeitung

der Kriterien geben, eine Zertifizierung durch

eine unabhängige Stelle ist verpflichtend.

Green Claims Directive: Momentan findet ein

Trilog zwischen Europäischem Rat, EU-Parlament

und EU-Kommission zu dieser geplanten Richtlinie

statt. Sie wird nochmals näher spezifizieren,

wie Umweltaussagen mit Fakten hinterlegt

werden müssen, um zulässig zu sein. Geplant

und diskutiert wird derzeit auch, dass neue

Labels, die auf den Markt kommen wollen, sich

registrieren lassen, um Genehmigung im

jeweiligen Mitgliedsstaat ansuchen und darlegen

müssen, dass das Label einen Mehrwert gegenüber

bestehenden Labels hat.

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DAS HERZ HINTER DER

ÖKOREGION KAINDORF

OLIVIA LETH

Margit Krobath spricht bescheiden über ihren Erfolg.

Dabei hätte sie allen Grund zum Prahlen. Mit dem Projekt

„Ökoregion Kaindorf“ ist aus ihr unverhofft eine Ikone

im lokalen Umweltschutz geworden. Sie erzählt, wer ihr

Schaffen geprägt hat und warum gesunde Böden uns alle

betreffen.

Margit Krobath sitzt im Flugzeug von Las Vegas nach

Chicago. Eine Woche ist sie unterwegs, präsentiert neue

Hotel-Softwares für gehobene Spa- und Wellnessanlagen,

vernetzt sich mit wichtigen Stakeholdern. Achttausend

Kilometer und ein Ozean trennen sie von der kleinen

Marktgemeinde Kaindorf bei Hartberg in der Oststeiermark.

Und von ihren beiden Söhnen, die dort sehnsüchtig

auf sie warten: „Meine Kinder waren sehr klein“, erinnert

sie sich. „Ich habe ihnen versprochen, dass ich am nächsten

Tag nach Hause komme.“

´Doch das Flugzeug, das Krobath nach Hause bringen soll,

hat ein technisches Gebrechen und die Familienmutter

kann ihr Versprechen nicht halten. „Meine Söhne waren

sehr traurig.“ Sie beschließt: „Ich möchte keinen Job, der

getrieben und gehetzt ist. Ich will einen sinnvollen Job,

den ich zu Fuß erreichen kann.“

LOKALE KLIMAHELDIN UND NETZWERKGENIE

Heute, Jahre später, ist sie kaum noch aus dem österreichischen

Klimaschutz wegzudenken. Krobath ist Geschäftsführerin

der Klima- und Energiemodellregion „Ökoregion

Kaindorf“, Netzwerkerin und Initiatorin hinter 500 erfolgreichen

Klimaprojekten und macht ihren Heimatort

Kaindorf zur berühmten Best-Practice-Region. Als Vorständin

der Klima-Plattform unterstützt sie Gemeinden

bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, 2024

wird sie zur „Klima-Managerin des Jahres“ gewählt. Die

Liste ist lang.

Geboren wird sie 1974 in Graz als eine von drei Töchtern

eines Steinmetzes und einer Landwirtin. Auf der Landwirtschaft

der Familie ist Mitarbeit gefragt. Hier lernt sie Zusammenhalt

und Teamgeist – und ihre Liebe zur Natur:

„Wenn du Grund und Boden gut behandelst, bekommst du

viel zurück“, sagt sie. Besonders prägend war ihr Vater: „Er

war mein Lebensmensch und hat mir viel beigebracht.“

Der Steinmetz war ein geselliger Mensch und ist die Quelle

hinter Krobaths Tatendrang: „Er hat immer gesagt: Aufgeben

tust du deinen Brief. Lass dich nicht unterkriegen.“

ÖKOREGION KAINDORF:

EIN PIONIERPROJEKT IN KINDERSCHUHEN

Gesagt, getan. Nach dem Moment im Flugzeug haben

für sie „zwei Wege zueinander geführt“: Sie verlässt ihre

IT-Firma und hilft stattdessen dem 2007 neu gegründeten

Verein „Ökoregion Kaindorf“ beim Aufbau eines fest etablierten

Büros. Gegründet wird der Verein von ihrem Nachbarn

und Sandkastenfreund Rainer Dunst mit dem Ziel:

Kaindorf soll zur Vorbildregion für Kreislaufwirtschaft,

Humusaufbau und CO 2

-Neutralität werden.

„Er hat dann viele Freunde, auch mich, mit der Idee und

dem Thema Klimaschutz angesteckt“, erzählt Krobath.

Aus dem bequemen Bürojob im Verein wird schnell Leidenschaft.

Besonders für gesunde, humusreiche Böden.

BODEN GUT, ALLES GUT:

EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

„Du bist, was du isst“, sagt Margit Krobath und aus ihrem

Mund klingt es kein bisschen abgedroschen. Denn: Gesunde

Böden gehen uns alle etwas an.

´Humusreiche Böden speichern mehr Wasser und Kohlenstoff.

Sie sind resilient gegenüber Extremwetterereignissen

und regulieren das Klima. Ist der Boden gesund,

benötigt er weniger Eingriffe und Düngemittel – eine

relevante Geldersparnis für Landwirt*innen. Um das zu

kommunizieren, leitet Krobath die Podiumsveranstaltung

„Humustage“ und hat die Arbeitsgruppe zur Bewusstseinsbildung

Natur im Garten (NiG) ins Leben gerufen.

´Und: „Wenn eine Pflanze gesund und ökologisch bewirtschaftet

wird, esse ich auch etwas Gesundes“, sagt sie.

„Mit unserem Projekt schaffen wir Anreizsysteme: Wer

einen gesunden Boden hat, isst gesünder, lebt gesünder

und erspart sich Geld in der Landwirtschaft.“

Fotos: Klima- und Energiefonds_APA_Fotoservice Neumayr; Pichler

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VOM ARBEITERMILIEU

INS HAUPTABENDPROGRAMM

OLIVIA LETH

Wie wird man vom Wissenschaftler zum TV-Star? Wenn es

einer weiß, dann Hans-Peter Hutter. Warum er mal Sandwichverkäufer

war, weshalb er vom Lycée flog und wie er mit

Anfeindungen umgeht: Der Umweltmediziner im Porträt.

Der Sechsjährige steht beim Vorsingen der Wiener Sängerknaben.

Schon die ersten Töne, die er nachsingen soll,

verraten: „Wir waren null musikalisch. Aber meine Mutter

hat sich eingebildet: Aus dem Bub muss was werden.“

Hans-Peter Hutter wirft im Rollen ein Bein über den Fahrradsattel,

hinter ihm rote Straßenbahnen, das Riesenrad.

Er betritt die Konditorei mit scharfem Blick, die Statur ist

drahtig, sein Hemd bunt-kariert.

Hutter ist Oberarzt und stellvertretender Leiter der Abteilung

für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen

Universität Wien. Zwar wurde aus ihm kein Sängerknabe,

dafür aber ein Popstar der Wissenschaft und TV-

Kultfigur. Unzählige Interviews zu Lockdown oder Impfstoff

zeigen, was er am besten kann: schwer Begreifbares einfach

verpacken und im Hawaiihemd servieren.

EIN ARBEITERKLASSE-KIND FLIEGT VOM LYCÉE

Geboren wird Hutter 1963 in Wien und wächst im Arbeitermilieu

der Leopoldstadt auf, wo er bis heute lebt. Seine

Mutter war Buchhalterin, der Vater arbeitete „am Bau“: „Bei

uns ist man nach der Hauptschule arbeiten gegangen.

Aber meine Eltern haben sich dafür eingesetzt, dass ich die

Matura mache.“ Dafür sollte Hans-Peter ins Lycée Français

– obwohl in seiner Familie niemand Französisch spricht.

„Ich konnte schon als Kind nicht stillsitzen, hatte immer

Ideen, wollte alles ausprobieren.“ Und auch im Lycée-Zeugnis

steht: „Das Kind ist unruhig und stört die Klasse.“

WELTENBUMMLER UND TAUSENDSASSA

Nach der Matura zieht er nach Kalifornien. „Als die Skateboard-Welle

Mitte der 1970er über Österreich schwappte,

hat sie mich mitgenommen und nicht mehr losgelassen.“

In LA verdient er sein Geld als Schuh- und Sandwichverkäufer,

später schreibt er Zahnstocher-Tests für die Tageszeitung

Der Standard. 25 Jahre lang, bis zu seiner Habilitierung

2010, steht er an der Kassa des Ensemble Theaters

Wien. In die Umweltmedizin ist er „hineingestolpert“.

„Studiert hab‘ ich aus reinem Interesse“, sagt er schulterzuckend.

Erst „Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung“

an der Universität für Bodenkultur, später

noch Medizin. „Ökologie hat mich extrem gepackt. In diese

komplexen Systeme zu blicken, hat mir die Augen geöffnet.“

Besonders interessant: der Zusammenhang mit

Menschen. „Wie wirken Umweltfaktoren wie Lärm oder

Luftverschmutzung auf Menschen und ihre Gesundheit?“

DER UMWELTMEDIZINER ZU ANFEINDUNGEN

Weil er Komplexes einfach rüberbringt, wird er begehrter

TV-Experte. Und Zielscheibe für Anfeindungen. „Durch

Corona wurde ein Maß an Desinformation und Verbreitung

von Verschwörungstheorien erreicht, das zu starker Wissenschaftsfeindlichkeit

geführt hat“, sagt Hutter.

Manche seien aus der „Epidemie der Desinformation“ nicht

zu retten: „Es gibt zwei Extreme: diejenigen, die eine Gefahr

stark überschätzen und diejenigen, die alles herunterspielen.“

Beide Randgruppen seien durch sachliche Argumente

nicht zu erreichen.

„Man kann nur versuchen, diese Gruppen nicht zu vergrößern.“

Auch zu Anfeindungen hat er eine klare Haltung:

„Respektlose E-Mails werden rückstandslos gelöscht. Für

mich ist das gegessen.“ Diejenigen, die Fragen haben

und nicht festgefahren sind, müsse man selbstverständlich

abholen.

EIN ERFÜLLTES LEBEN: HUTTER ZIEHT BILANZ

Auf dem Tisch der Konditorei liegt ein schwarzes Notizbuch.

„Ich schreibe mir jeden Tag auf, was ich gemacht

habe“, sagt er, blätternd. Im Strandbad mit seinen Kindern,

im Theater mit seiner Freundin, täglich mit dem Rad unterwegs?

Was in Hutters Notizen steht, weiß man nicht.

Fest steht: Er führt ein Leben in Bewegung und sein

Leben bewegt.

BUSINESSART 04/24 | 25


DIE ZUKUNFT FEST

IM GRIFF

Warum die Betreiber*innen der Crowdfunding-Plattform „klimja“, die

Müllvermeider*innen von „unverpackt“ und die Wiederverwender*innen

von „BauKarussell“ zu Preisträger*innen wurden.

KARIN HAAS

Die Plattform „klimja“ hat bisher 6,7 Millionen Euro grünes

Finanzierungsvolumen bewegt (per Ende 1. Halbjahr 2024),

hat 2.241 Investor*innen an Bord, 29.627 Tonnen Treibhausgas

vermieden und 13.412 Personen „nachhaltig

positiv beeinflusst“.

vlnr.: Oliver Percl, Verena Riedler, Stefan Kainz, Laurin Lackner-Walz, Klimja

Projekte sind etwa ein Solarsystem für saubere Stahlproduktion

in Kenia, Hydroboxen für Wasserkraftanlagen

in Afrika, aber auch die energetische Sanierung von Gebäuden

in der EU. Die Investments sind nicht nur grün und

rechnen sich, sie haben auch sozialen Impact. Ab 100 Euro

ist der Einstieg möglich, bei Verzinsungen von sechs bis

8,5 Prozent jährlich. „Bisher ist erst ein Projekt ausgefallen“,

so Riedler. Denn natürlich richte man sich nach

soliden Businessplänen. „Und ich investiere selbst in jedes

Projekt“, so Riedler. Da der Frauenanteil bei Finanzierungen

nur bei rund einem Drittel liegt, wurde die klimja-

Finanzakademie ins Leben gerufen. Mit Webinaren wird

gratis Finanzbildung für alle angeboten, die auch helfen

soll, den „Gender Investment Gap“ zu schließen.

„Es war ein Pickerl im Kinderzimmer, das mich faszinierte

und den Grundstein für meinen Weg in die Nachhaltigkeit

und Zukunftsfähigkeit legte“, erinnert sich Verena Riedler,

die Geschäftsführerin und Miteigentümerin der auf

Klimaschutzprojekte spezialisierten Crowdfunding-Plattform

„klimja“. Darauf stand der Indigenen-Spruch: „Erst

wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss ver-giftet,

der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man

Geld nicht essen kann.“

Verena Riedler, gebürtig aus Laakirchen in Oberösterreich

und zur Niederösterreicherin geworden, ist seit vielen Jahren

als Coach, Projektleiterin und Speakerin in Sachen

Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit

unterwegs. Seit Herbst 2023 ist sie geschäftsführende Gesellschafterin

von „klimja“ (vormals crowd4climate), der

einzigen Plattform, die ausschließlich Klimaschutzprojekten

mit Crowdfunding-Finanzierungen zum Leben verhilft.

Es gibt sie seit 2015. Mit Riedler stehen auch ihre Mitgesellschafter

und Geschäftsführer Oliver Percl, Stefan Kainz und

Laurin Lackner-Walz, der Operations-Hero, auf dem Siegerstockerl

des Preises „Nachhaltige Gestalter*innen 2024“.

UNVERPACKT IN DIE ZUKUNFT

Mit einem gänzlich anderen Geschäftsmodell, aber nicht

minder nachhaltig und zukunftssicher, ist „unverpackt“

von Karin und Christoph Distelberger aus Neumühl in

Wieselburg-Land unterwegs. 2020 startete das junge Paar

mit einem „unverpackt“-Selbstbedienungskonzept im Lebensmitteleinzelhandel.

Zu dem Geschäft in ihrem Heimatort

kamen schnell Franchise-Partner dazu. „Das Spezielle

ist, dass wir nicht nur Kreislaufwirtschaft betreiben, sondern

nie, auch bei der Lagerung, kein Plastik verwenden“,

sagt Karin Distelberger, die von einem Bergbauernhof in

Gaming stammt. So kann Mikroplastik gar nicht erst entstehen.

Ihr kaufmännisch geprägter Ehemann Christoph

arbeitet noch nebenbei, obwohl das jüngste „Kind“ von

„unverpackt“ das Zeug zu ganz Großem hat. Heuer im Mai

wurde die Zusammenarbeit mit Großküchen gestartet. In

wiederbefüllbaren und mit Sonnenstrom thermisch sterilisierten

Metallbehältern in verschiedenen Größen wandern

gut lagerbare Lebensmittel zwischen Produzent*innen

und Verarbeiterin*innen hin und her. „Die Logistik erledi-

Fotos: Monika Fellner;: JV-Design; Daniel Hinteramskogler

26 | BUSINESSART 04/24


Karin und Christoph Distelberger, unverpackt

gen wir teils selbst, teils mit Partner*innen, um kurze

Wege zu garantieren und besonders nachhaltig zu sein“,

sagt Karin Distelberger. Teigwaren kommen etwa von

Recheis, Reis, Mehl, Hülsenfrüchte und vieles mehr von

der Bio-Schälmühle Nestelberger in Perg sowie Gewürze

und Kräuter von der Österreichischen Bergkräutergenossenschaft

in Hirschbach im Mühlviertel.

„unverpackt“-Großkunden sind etwa die Lebenshilfe Rogatsboden

in der Gemeinde Purgstall in Niederösterreich

sowie das Landespflegeheim Scheibbs. Mit dem Diakoniewerk

Kitzbühel läuft ein Probebetrieb. Auch etliche

Gastronom*innen sind mit im Boot. „Wir sparen nicht nur

Plastikverpackungen, sondern überhaupt jede Menge Müll

ein“, sagt Karin Distelberger. Ist „unverpackt“ auf ganz

Österreich ausgerollt, sollen es an die 500 Tonnen Verpackungsmüll

pro Jahr weniger sein.

AM BAU CLEVER WIEDERVERWENDEN

UND VERWERTEN

„Social Urban Mining“ heißt der Begriff, der das Geschäftsmodell

von „BauKarussell“ prägt. Verwendungsorientierter

Rückbau ist das Zauberwort. Denn der Bau- und Gebäudesektor,

zu 38 Prozent für die globalen Treibhausgasemissionen

und für rund 75 Prozent des Abfallaufkommens Österreichs

verantwortlich, soll mehr im Kreis schicken und

damit wiederverwenden. Kommt zur ökonomischen und

ökologischen Komponente auch noch eine soziale Komponente

mit der Qualifizierung und Beschäftigung von

Langzeitarbeitslosen dazu, ist das „BauKarussell“ perfekt.

Geschäftsführerin ist die Juristin Sonja Zumpfe, die zuvor

bei der Bundesimmobiliengesellschaft BIG die Nachhaltigkeitsstrategie

mitentwickelt und das Nachhaltigkeitsmanagement

aufgebaut hat. Seit 2022 ist sie bei „BauKarussell“

dabei, dem Pionier auf dem Gebiet des „verwendungsorientierten

Rückbaus mit sozialer Wirkung“.

Gestartet hat das „BauKarussell“ 2016 als Konsortium. Seit

2022 ist es eine Genossenschaft mit derzeit 15 Mitgliedern.

Bisher wurden rund 770 Tonnen Bauelemente, Baukomponenten

und Sekundärmaterial in Kreisläufe rückgeführt.

Sonja Zumpfe, BauKarussell

455 Tonnen gingen stofflich verwertet im Kreis. 590 Tonnen

wurden ordnungsgemäß entsorgt. Nicht zuletzt wurden

37.000 Stunden Arbeit geleistet und damit Qualifizierung

für zirkuläre Bauwirtschaft geschaffen.

„Der verwendungsorientierte Rückbau wird durch die

Regulatorien immer öfter mitgedacht, sodass wir aktiv

Anfragen bekommen“, sagt Zumpfe. Unter den bereits abgewickelten

Projekten ist der Rückbau der Hensel-Kaserne

in Villach im Auftrag des Bundesheeres, bei der rund 60

Prozent wiederverwendet wurden, oder der Rückbau des

alten Wien-Energie-Zentrums in Wien-Alsergrund für die

BIG, wo sich künftig der Med-Uni-Campus ausbreiten wird.

Weitere Beispiele sind das Ferry-Dusika-Stadion der Stadt

Wien und die Vorklinik Graz.

In der EU-Taxonomieverordnung und im Green Deal der EU

sieht Zumpfe große Chancen für die Kreislaufwirtschaft

am Bau. Aber auch das österreichische Abfallwirtschaftsgesetz,

die Recycling-Baustoffverordnung, Normen zur

stofflichen Wiederaufbereitung sowie Gebäudezertifizierungssysteme

werden die Nachfrage für Bauteile zur Wiederverwendung

ankurbeln. Vertrauen haben, dass es gelingt,

sowie besonders flexibel und lösungsorientiert sein,

nennt Zumpfe als Eigenschaften, um neue Wege zu gehen.

Ein Detail, das sie bei ihrer Tätigkeit besonders amüsant

fand? Als eine Mutter ihrem Sohn zum akademischen

Abschluss eine der Retro-Sitzschalen aus dem Audimax

der Vorklinik Graz schenkte, die im Rahmen einer „Re-Use

Box“ verkauft wurden. „Da pickt ja sogar noch Kaugummi

darunter“, soll die Mutter nostalgisch-begeistert gesagt

haben.

BUSINESSART 04/24 | 27


DIE KRAFT EINER IDEE

WIE MAN MENSCHEN ZUM

MITMACHEN GEWINNT

ALTERSVORSORGE EINMAL ANDERS

Früher hat Manfred G. leidenschaftlich gern in seiner

Holzwerkstatt gearbeitet. Jetzt ist er dement, braucht Unterstützung.

Und dafür hat er einen Betreuer gefunden, der

mit ihm Zeit in der Holzwerkstatt verbringt. „So werden

Dinge möglich, die sonst nicht umsetzbar sind“, erzählt

Gernot Jochum-Müller, der Gründer von „Zeitpolster“. Das

Prinzip dahinter ist ein Zeitvorsorgemodell: Wer ältere

Menschen oder Familien unterstützt, erhält dafür eine

Zeitgutschrift, die er/sie später selbst für Betreuungsleistungen

einlösen kann. Freiwillige vernetzen sich, suchen

weitere Freiwillige — oft mit besonderen Fähigkeiten, die

Betreute glücklich machen.

„98 Prozent unserer Betreuten sind top zufrieden“, freut

sich Jochum-Müller über den enormen Zuspruch zu seinem

Modell der Altersvorsorge, mit dem er auch zeigen will, dass

dies ein gangbarer Weg in der Pflege- und Betreuungskrise

ist. Und ein Problem löst, das die Menschen bewegt: „Wer

sorgt für mich, wenn ich einmal nicht kann? Der Zeitpolster

ist Teil meiner Altersvorsorge.“

Auf die Idee für Zeitpolster ist der Vorarlberger durch ein

Zeitgutschriftenmodell aus Japan gekommen. „Viele Ideen

sterben, weil alles so kompliziert ist“, weiß Jochum-Müller,

der aus der Organisationsentwicklung kommt. Eineinhalb

Jahre dauerte es, um die rechtlichen Grundlagen zu klären,

und es war auch sehr schwierig, Menschen und Organisationen

zu finden, die bereit sind, in ein soziales Unternehmen

zu investieren, das nur kleine Renditen versprechen

kann. „Österreich könnte in Sachen Impact Investing einen

großen Schub vertragen“, ist Gernot Jochum-Müller überzeugt.

Und davon, dass wir Rahmenbedingungen brauchen,

die das Verbindende fördern. „Solidarität beginnt im Kleinen.

Vielleicht mit den Nachbar*innen, mit Menschen, die uns

auf der Straße begegnen. Schauen wir uns das bei den Kindern

ab, statt es ihnen abzugewöhnen. Und es ist wirklich

ansteckend und macht Freude.“

Fotos: product-school; Zeitpolster; Mila

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Das Prinzip dahinter ist ein Zeitvorsorgemodell:

Wer ältere Menschen oder Familien unterstützt,

erhält dafür eine Zeitgutschrift, die er/sie später

selbst für Betreuungsleistungen einlösen kann.

Gernot Jochum-Müller, Zeitpolster

„Zeitpolster“ unterstützt auch die Gemeinden bei der Organisation.

Für Unternehmen wird ein Partnerschaftsmodell,

ein Sponsoringpaket mit Gutscheinen angeboten. „Die Betriebe

unterstützen so zum Beispiel ihrer Mitarbeiter*innen

bei elterlichen Betreuungspflichten.“

DER MITMACH-SUPERMARKT

David Jelinek war in Karenz, als er die Idee hatte, eine

nicht-profitorientierte Alternative zu den Supermärkten zu

gründen, nach dem Vorbild der „Cooperative La Louve“ in

Paris. Das Ziel: Wiens erster Mitmach-Supermarkt, der

hochqualitative, nachhaltige und günstige Lebensmittel

und Produkte des täglichen Bedarfs für alle anbietet und

als Genossenschaft organisiert ist. David Jelinek und Julianna

Fehlinger bekamen von Anfang an viel Zuspruch,

Zulauf und positives Feedback für ihre Initiative. In Meidling

betreiben sie mittlerweile einen „Minimarkt“. Er dient

als Übungsobjekt für die Mitglieder der Genossenschaft,

die hier monatlich drei Stunden lang Gemüsekisten

schleppen, Milchprodukte einkühlen, Putzmittel schlichten

und die Kassa bedienen. Daneben wird am über 800

m2 großen Mitmach-Supermarkt gewerkt, der im April

2025 aufsperren soll, wenn alle behördlichen Hindernisse

überwunden sind.

Vieles ist bis jetzt bestens gelungen. „Die Finanzierung,

vor allem mit der Rechtsform der Genossenschaft und als

‚Nicht-Start-up‘, war sehr schwierig“, erzählt David. Mit Beharrlichkeit,

Improvisationstalent, einem guten Netzwerk,

demokratischer Selbstorganisation und Partizipation

schafften es die beiden Initiator*innen auch, dass die Vereins-

und Genossenschaftsmitglieder den Markt als ihr

Herzensprojekt sehen. „Das ist nicht nur ein cooles, ökono-

Mitmach-Supermarkt: Jede*r arbeitet drei Stunden im Monat mit.

misches Projekt. Die Leute wissen, das ist ihr Supermarkt.

Sie haben Interesse, etwas weiterzubringen, sie haben Interesse

daran, dass sich der Markt ökonomisch gut entwickelt.

Daher nehmen sie auch weitere Wege in Kauf und

überlegen, welches Produkt als nächstes verwertet werden

muss“, erklärt David Jelinek, der zuvor in der Lebensmittelbranche

gearbeitet hat. „Wir diktieren allerdings niemandem,

was er einkaufen darf oder soll, sondern stärken

die Gemeinsamkeiten und bauen eine Gemeinschaft auf,

bei der alle willkommen sind und sich auf Augenhöhe begegnen.“

Alles ist transparent, funktioniert auf demokratischer

Basis, alle haben die gleichen Rechte und Pflichten.

„Info-Materialien, Vorträge und Infotage vor Ort helfen dabei.

Denn die Mitgliederwerbung ist eine der kniffligsten

Aufgaben, in die der Genossenschaftsvorstand viel Energie

steckt. David Jelinek: „Wir haben eine Crowdfunding-Kampagne

gestartet. Je mehr Mitglieder wir haben, auf desto

solideren Beinen steht die Genossenschaft — das Risiko ist

dann auf mehrere Schultern verteilt.“

BUSINESSART 04/24 | 29


Wie aber ist es Hinnerk Hansen und seinem Team gelungen,

Ideen und Ziele erfolgreich in die Praxis umzusetzen?

„Wir waren sicher immer sehr authentisch in unserem

Handeln, sehr konsequent auch in unserem Anspruch,

etwas Nachhaltiges und Gutes zu schaffen. Jede*r konnte

sehen, dass wir nicht den für uns einfachen, sondern den

richtigen Weg gehen wollten — und dadurch haben wir

sicher Vertrauen gewinnen und Partnerschaften entwickeln

können. “

Künftigen Gründern empfiehlt der erfolgreiche Unternehmer,

dass sie ihre Aktivitäten ruhig niederschwellig

ausprobieren und beginnen. „Man kann auch nach und

nach in die Selbständigkeit reinwachsen, erst einmal

Gleichgesinnte finden, dabei Vertrauen aufbauen.“ So sei

die Entscheidung dann irgendwann weniger riskant.

Im Frühjahr 2025 wird das neue Education Lab eröffnet:

Damit schaffen wir einen Ort, der als Katalysator

positive Veränderungen im Bildungswesen bewirkt.

Hinnerk Hansen, Impact Hub

EIN GEMEINSAMER ORT

KANN VIEL BEWIRKEN …

… denn dort treffen Menschen, die Ideen haben, auf Leute

mit Erfahrung. In einer inspirierenden Atmosphäre kommt

man schnell ins Gespräch, unterstützt sich gegenseitig,

lernt neue Perspektiven kennen. „Es hilft, wenn ich mir

ein Beispiel an Personen nehmen kann, die bei der Entwicklung

ihrer Idee schon vier, fünf Schritte weiter sind.

Das regt an, der Aspekt der Vorbilder ist wichtig“, sagt

Hinnerk Hansen. Er hat 2009 gemeinsam mit zwei

Kolleg*innen einen solchen Ort geöffnet, den Impact Hub

– trotz fehlender Unterstützung und angesichts großer

Skepsis: „Soziales Unternehmertum war damals praktisch

unbekannt, Communities waren nicht greifbar und Wirkung

wurde im Zusammenhang mit Gründungen und

Unternehmen kaum verwendet.“ Es war etwas ganz Besonderes,

ein 400 m2 großes Industrie-Loft über sechs Monate

lang gemeinsam in den Impact Hub umzubauen „und

dann tagtäglich diesen für uns besonderen Ort erleben

und nutzen zu können“, schildert Hinnerk Hansen die

Anfänge des Impact Hub.

15 Jahre später hat sich der Impact Hub etabliert, unterstützt

Start-ups und Innovationen und hilft beim Aufbau

wirkungsorientierter Communities. „Wir decken alle 17

SDG-Nachhaltigkeitsziele ab“, so Hansen. Die großen Ziele

Klima, Gesundheit und Bildung wurden vertieft durch die

Gründungen des Climate Lab (2022) und Future Health Lab

(2023). Im Frühjahr 2025 wird das neue Education Lab in

Kooperation mit der Stadt Wien eröffnet: „Damit schaffen

wir einen Ort, der Innovationen und positive Veränderungen

im Bildungswesen unterstützt.“

DAS „GRÜNE“ DONAUINSELFEST

Beim Donauinselfest in Wien gab es heuer eine Premiere

– keine musikalische, sondern eine zukunftsweisende

technische. Bisher deckten Diesel-Generatoren den hohen

Strombedarf der Riesenparty ab. Heuer wurde ein Generator

mit grünem Wasserstoff installiert. „Fünf Unternehmen

haben mitgemacht, es ist ohne Störung verlaufen, mit ein

wenig höheren Kosten — es geht also auch anders“, erzählt

Gebhard Ottacher, was das Climate Lab vorrangig bewirkt:

Es erleichtert die Zusammenarbeit zwischen führenden

Unternehmen und Behörden in Österreich, unterstützt

Start-ups und Scale-ups in ganz Europa und bietet einen

inspirierenden Raum zum Arbeiten, Denken, Treffen und

Vernetzen.

Gesicht und Stimme des Labs ist Gebhard Ottacher, der das

Programm und die Marke aufbaut. Er ist überzeugt, dass

Innovation selbst in den veränderungsresistentesten, verfahrensten

und politisiertesten Bereichen der Gesellschaft

möglich ist.

Aber wie? Ambiguitätstoleranz ist wichtig, also die Fähigkeit,

im unsicheren Umfeld handlungsfähig zu bleiben,

sagt Gebhard Ottacher. Und: „Ich habe mir angeeignet, in

Geschichten zu kommunizieren.“ Und das, was funktioniert,

was unser Leben verbessert, aufzuzeigen. Denn

Storytelling sei gerade in der Klimakommunikation, wo

Zahlen, Daten und Fakten oft nicht durchdringen, eine

wichtige Kompetenz. „Der Klimabegriff ist allerdings

schon toxisch. Wir müssen den Menschen den Ernst der

Lage über andere Themen klarmachen.“ Zum Beispiel über

die Hochwasser-Ereignisse. „Wenn ein Bundesheer-General

vor den Gefahren warnt, hat das eine besondere Wirkung.“

Um eine Mehrheit in der Bevölkerung und in den Betrieben

für die notwendigen Veränderungen zu gewinnen,

brauche es Menschen in der Politik und in der Wirtschaft,

die den Wähler*innen und Mitarbeiter*innen

reinen Wein einschenken und gleichzeitig in der Lage

sind, eine attraktive Zukunftsvision zu vermitteln, ist

Gebhard Ottacher überzeugt. In der Wirtschaft herrsche

jedenfalls der Ruf nach Klarheit — was kommt, was

geht, was bleibt.

Fotos: Impact Hub/Hinnerk Hansen; Luiza Puiu

30 | BUSINESSART 04/24


Ich habe mir angeeignet, in Geschichten

zu kommunizieren.“ Und das, was funktioniert,

was unser Leben verbessert, aufzuzeigen.

Denn Storytelling sei gerade in der

Klimakommunikation, wo Zahlen, Daten und Fakten

oft nicht durchdringen, eine wichtige Kompetenz.

Gebhard Ottacher, Climate Lab

Wie aber motiviert man Unternehmer*innen, nachhaltig

und wirkungsorientiert zu denken und zu handeln? „Es

kommt Druck aus Brüssel, es kommt Druck von den

Mitarbeiter*innen. Und wir arbeiten primär mit Unternehmen,

die sich als innovativ und produktiv sehen. Die sind

Vorbilder, die bewegen sich, die wollen Probleme lösen.“

Überzeugend Probleme löst etwa die Matratzen Allianz,

die vom Climate Lab initiiert wurde: In Österreich landen

jährlich über eine Million Matratzen auf dem Müll und

werden anschließend verbrannt, was rund 150.000 Tonnen

CO 2

freisetzt und wertvolle Rohstoffe vernichtet. Im

Climate Lab haben Erzeuger*innen, Verwerter*innen und

Verkäufer*innen darüber diskutiert, wie der Materialverbrauch

gesenkt und die zirkuläre Matratze in Umlauf gebracht

werden kann. Eben wurde die Matratzen-Allianz

gegründet, die diese Erkenntnisse umsetzen soll.


WENN MÜHLVIERTLER

BEHARRLICHKEIT DEM

KLIMA HILFT

KARIN HAAS

„Ich habe bestimmte Dinge, die mir wichtig sind, im Kopf.

Und irgendwie erreiche ich dann meine Ziele“, sagt Köppl.

Längst ist sie zur Wienerin geworden. Auch privat steht

„Umwelt“ als Vorzeichen vor Alltagshandlungen. Wege

werden nach Zweck und Zeitaufwand entschieden, um

die individuelle Mobilität möglichst zu begrenzen. Groß ist

die Freude über das und „ihr“ Klimaticket, das neben dem

ökonomischen Anreiz auch der Bequemlichkeit dient,

die neben „Information“ und „Regulatorien“ als wichtiger

Parameter nicht fehlen darf. Und: „Ich versuche, so wenig

wie möglich zu fliegen“, sagt Köppl.

Die einen nennen es Sturheit. Die anderen fühlen sich mit

der Zuschreibung Beharrlichkeit wohl. Beides beschreibt

eine Eigenschaft, die Mühlviertler*innen, also im nördlichen

Teil Oberösterreichs Geborenen, nachgesagt wird.

Eine davon ist Klimaökonomin Angela Köppl, die aus

Eidenberg bei Linz stammt. Sie hat sich bereits 1995 am

Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien in ihrem Team

mit Energiesteuern, deren Implementierung, Rahmenbedingungen

und Auswirkungen beschäftigt, als dies bei

anderen noch gar nicht auf der Agenda stand.

„Wir waren unter den ersten, die eine umfassende Studie

zum Thema Energiesteuern erstellt haben“, sagt Angela

Köppl und zeigt mit der ihr eigenen wissenschaftlichen

Zurückhaltung „ein bisserl Stolz“. Die Zuschreibung

„Pionierin“ ist Angela Köppl gewiss. Denn die Volkswirtin

ist seither der Klima- und Umweltthematik treu geblieben.

Sie ist nicht nur „Senior Economist“ in der Wifo-

Forschungsgruppe „Klima-, Umwelt- und Ressourcenökonomie“,

sondern war auch Gründungsvorstand des

Climate Change Center Austria. Sie war zudem bis 2023

Vizepräsidentin des Austrian Chapter des Club of Rome.

Ihre Expertise ist auch als ÖBB-Aufsichtsrätin gefragt.

Nun ist Angela Köppl auch „Nachhaltige Gestalterin“.

64 Jahre jung, ist bei Angela Köppl noch immer Neugier

als Antrieb wichtig, um neue Themen anzugehen. Hand in

Hand geht Interdisziplinarität. Denn Neues erfordert einen

breiten Horizont und das Denken mit anderen. „Damals

waren es Techniker, die uns auf neuen Wegen begleitet

haben“, sagt die Volkswirtin. Sie hat 1991 übrigens mit

einem ganz anderen Thema promoviert, nämlich „Gegengeschäfte

in der Bauwirtschaft“, das auf die Ära des „Eisernen

Vorhangs“ Bezug nimmt.

Neue Wege beschritt Angela Köppl übrigens bereits

1978/79, als sie, damals ein Teenager, ein Schuljahr in den

USA, in St. Louis/Missouri, verbrachte. Das war auch etwas,

das sich die heute preisgekrönte „Nachhaltige Gestalterin“

in den Kopf gesetzt hatte. Man kann es auch Sturheit oder

Beharrlichkeit nennen.

Fotos: Alexander Müller; Axel Steinsberg

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DER MARATHONLÄUFER UND

SEINE RADIKALEN INNOVATIONEN

KARIN HAAS

Der Herr Professor hält nicht viel davon, mit „Klima-

Menüs“ in Kantinen die Welt retten zu wollen. Auch

prangert Stefan Schleicher, Verfechter und Pionier

radikal nachhaltigen Denkens in Wirtschaft und Gesellschaft,

nicht grundsätzlich den Besitz von Autos und

die Benutzung von Flugzeugen an.

„Die Strategien der Erbsenzähler trifft nicht den Kern des

Problems“, sagt Schleicher. Denn dem Professor der Volkswirtschaft

an der Uni Graz (81), seit 2011 emeritiert und

weiterhin mit einem Dienstvertrag ausgestattet, ist das

Große, das Ganze wichtig. Er plädiert für eine Einladung zu

einem gemeinsamen Suchen nach einem zukunftsfähigen

und globalisierbaren Wirtschaftsstil.

Preise und Würdigungen nimmt Schleicher prinzipiell nicht

an und beruft sich dabei auf den Wirtschaftsstil der deutschen

Hanse. Für den „Nachhaltigen Gestalter“ macht er eine

Ausnahme. „Ich nehme den Preis an, weil er eigentlich ein

Preis für BUSINESSART ist, das als Wirtschaftsmagazin

ein Pionier in Sachen Nachhaltigkeit ist. Ich selbst sehe

mich nur als Mediator“, sagt Schleicher. Damit ist er wiederum

ein Pionier, nämlich einer, der sich nicht nur seine

Laudatio anhört, sondern selbst eine auf die Initiator*innen

des Preises hält.

Schleicher hat bereits vor fünf Jahrzehnten Computermodelle

für Wirtschaftsprognosen entworfen und sich mit

Zukunftsfähigkeit beschäftigt, als anderen dieser Begriff

noch fremd war.

Praktischerweise ist der gebürtige Steiermärker, der in

Mauerbach bei Wien wohnt, auch studierter Maschinenbauer

mit Energieschwerpunkt, was den nachhaltigen Ansatz,

der die Welt zukunftsfit machen soll, interdisziplinär ausrichtet.

Kürzlich erschien sein Buch „Wirtschaft neu denken

– wie radikale Innovationen uns zukunftsfit machen“.

Es soll eine Art Startpaket für die Sanierung unserer

Lebens- und Wirtschaftswelt sein; eventuelles Anecken ist

mit eingeplant.

Schleicher hat Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit bereits

in den 1970ern in den USA interessiert. Ihn faszinierte

dort eine besondere Initiative. Spitzenmediziner der Uni-

Klinik ließen ihre ärztliche Kunst abends in Eigeninitiative

Menschen angedeihen, die sich die teuren Spitäler, in denen

die Ärzte angestellt waren, nicht leisten konnten. „Die Idee

ist, dass eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung

zielführende Innovationen hervorbringen kann“, sagt

Schleicher. Mehr dazu ist bei den bis heute inspirierenden

griechischen Philosophen nachzulesen.

Oft läuft der Herr Professor einfach davon. Fünf Marathons

hat er in den Beinen. „Ich jogge immer noch“, sagt er und es

scheint, als ob er ein bisschen stolz auf sich wäre, wiewohl

ihm Eitelkeit fremd ist.


KRITERIEN FÜR DIE WAHL DER NACHHALTIGEN GESTALTER*INNEN

Als Nachhaltige Gestalter*innen werden Menschen ausgezeichnet, die

Meilensteine im Sinne der GRI bzw. der SDGs (am besten im Kerngeschäft) gesetzt haben

und damit ihr Unternehmen einen wesentlichen Schritt vorwärts gebracht haben, sowie Menschen, die

die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltiger gestalten.

Darüber hinaus muss sich das Unternehmen, in dem sie arbeiten zur Nachhaltigkeit bekennen

und das auch öffentlich kommunizieren (Website).

DIE JURY 2024

Die Jury besteht aus mehr als 60 ESG-Expert*innen aus Beratung, NGOs, der öffentlichen Hand und

Interessensvertretungen.

Michaela Aschenbrenner/Klimabündnis, Monika Auer/ÖGUT, Michael Bauer-Leeb/Weitsicht,

Stefanie Beßler/Social Impact Award, Petra Bußwald/ Akaryon, Cornelia Dankl/CSR-Circle,

Nadia El Daly/Bio Austria, Gabriele Faber-Wiener/Center for Responsible Management,

Michael Fembek/Essl Foundation, Stephan Fickl/Österreichische Energieagentur, Reinhard Friesenbichler/RFU,

Ulrike Gelbmann/Karl-Franzens-Universität, Wolfgang Gerlich/PlanSinn, Herbert Greisberger/eNu,

Henriette Gupfinger/Kiwi, Reinhard Heiserer/Jugend Eine Welt, Reinhard Herok, Friedrich Hinterberger/Club of Rome,

Hannes Hippacher/WKO Wien, Katja Hoyer/Klima- u. Energiefonds, Thomas Hruschka/Stadt Wien,

Günther Humer/Land OÖ, Sabine Jungwirth/Grüne Wirtschaft, Thomas Kaissl/Climate Lab,

Manuela Klaushofer/WKO NÖ, Roland Kloss/Stadt Graz, Daniela Knieling/respACT, Heidrun Kopp/FH Wien,

Christian Kornherr/VKI, Karin Kuranda/AG Globale Verantwortung, Silke Leichtfried/Land Stmk.,

Andrea Lichtenegger/Naturfreunde International, Johannes Lindner/IFTE, Sandra Majewski/Majewski Consulting,

Markus Meissner/Pulswerk, Roman Mesicek/Sustainability Skills, Ira Mollay/die Mutmacherei,

Carmencita Nader/Erste Bank, Josef Neuböck/Land OÖ, Ursula Oberhollenzer/Blue Cube,

Silvia Painer/Gemeinwohl-Ökonomie, Vera Pichler/ellivo e.U., Christian Pladerer/Ökologie Institut,

Christian Plas/EY-Denkstatt, Norbert Rainer/Klimabündnis Österreich, Ulla Rasmussen/ VCÖ,

Klaus Reisinger/Climate Partner Austria, Michaela Reisinger/LEBENSART, Roswitha Reisinger/BUSINESSART,

Harald Reisinger/Nachhaltigkeitsmanagement, Michael Schaller/Sustainable - Agentur für Nachhaltigkeit,

Annemarie Schallhart/Unternehmensentwicklung, Sabine Schneeberger/Land Stmk., Brigitta Schwarzer/INARA,

Stefan Stockinger/Privatakademie für Zukunftsalchemie, Iris Strasser/Strasser&Strasser, Alfred W. Strigl/Plenum,

Andreas Tschulik/BMK, Richard Tuschl/Triacon Consulting, Martin Weishäupl/Brainbows,

Stefanie Weniger/Global Compact, Eveline Wiebach/Liga Graphic Design,

Ruth Williams/Verband für gemeinnütziges Stiften, Claus Zeppelzauer/ecoplus.

Foto: note-thanun

Wir danken den Sponsoren und Kooperationspartnern für die Unterstützung der Feier.

liga

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