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Fachmagazin des Bachelor Studiengangs Medienmanagement der FH St. Pölten
März 2025
44. Ausgabe
Wer soll das bezahlen?
WIE SICH MEDIEN FINANZIEREN.
© Rauchecker Photography
Hier lernst
du, die
Zukunft der
Medien zu
gestalten.
Medienmanagement
• Bachelor, 6 Semester, Vollzeit
• Schwerpunkte
• Management &
Leadership Skills
• Kommunikation und
journalistische Grundlagen
• Medienproduktion und
Digitale Technologien
Jetzt informieren:
fhstp.ac.at/bmm
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INHALT
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Journalismus für alle – aber wer zahlt dafür?
8 Heute ist der gute Journalismus hinter der Paywall und die Propaganda gratis | Maria Görg
12 Warum den Norweger*innen Online-Journalismus Geld wert ist | Clemens Gantner
16 Sicher hinter der Paywall? Warum der Journalismus mehr braucht | Yasmin Dober & Lea Babinger
Wer zahlt, schafft an?
22 Von Förderung zu Verantwortung: Wie Stiftungen unabhängige Medien unterstützen | Viktoria Gruber
26 Reformbedarf statt Gießkanne: Wie zukunftsfit ist Österreichs Medienförderung? | Florian Ehrngruber
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Breaking Budget – Wer finanziert das Haus des Geldes?
32 Die Kehrseite der Kinoleinwand: Überleben mit halben Ticketeinnahmen | Daniel Eichinger
35 Raub im digitalen Zeitalter: Piraterie in der Filmbranche | Pia Hladovsky
39 Inside Streaming: Der Kampf um Geld, Zeit und Aufmerksamkeit | Moritz Denkmayr
Musik um jeden Preis?
43 Analog bleibt modern: Die Schallplatte im digitalen Zeitalter | Manuel Auinger
47 Kreativität finanzieren: Wie Indie-Labels abseits des Mainstreams bestehen | Marisa Carvalho de Matos
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Spezielle Zielgruppen, spezielle Zugänge.
52 Wie Österreichs Fußball seine Fans erreicht | Florian Klingel
55 Wer zahlt für den Spaß? Kinder, Kosten und der Wert der Medien | Emma Karner
© Pixabay
Das Wort „Gratis“ stammt aus dem Lateinischen
und bedeutet „für den (bloßen) Dank, unentgeltlich“.
Dass sich dies mit Medienunternehmen, die
Leistungen im Sinne von Information, Unterhaltung
oder Bildungscontent produzieren und bereitstellen,
gleichzeitig, aber auch gewinnorientiert arbeiten, nicht in
Einklang bringen lässt, ist offensichtlich. Dennoch: Für einen
großen Teil der Mediennutzer*innen hierzulande ist die
Gratiskultur im Angebotsspektrum Information in digitalen
Medien eine Tatsache, die sie als gegeben voraussetzen.
Dem repräsentative Daten liefernden Digital Media Report
2024 zufolge, sind in den Alterskohorten 45 Plus und älter
lediglich 11,4 % der Befragten bereit, für Online-Nachrichten
zu bezahlen. Dass journalistischer Content „for free“ nicht
funktionieren kann, dürfte am ehesten den 25- bis 34-Jährigen
dämmern: In dieser Alterskohorte signalisierten 20,4%
Zahlungsbereitschaft. Dass das bloße Ja zur Bezahlung aber
keineswegs mit einem tiefen Griff in die Geldtasche einhergeht,
zeigen die Befunde zu den Kosten für das Abonnement
des wichtigsten Nachrichtenlieferanten. Für rund 68% der
Befragten belaufen sich diese zwischen mehr als 1 und 20
Euro pro Monat. Wenngleich die Zahlbereitschaft für gedruckte
Nachrichten noch höher ist, sinken auch hier die
Auflagen bei steigendem Alter der Leserschaft.
Gut, dann gibt es noch die Erlösquelle Werbung im Geschäftsmodell
der Medien. Fakt ist, dass sich auch dieses
finanzielle Standbein zunehmend verändert. Wie Berechnungen
des Medienjournalisten Harald Fidler zeigen, flossen
in Österreich 2023 erstmals mehr Gelder für Werbung an
die globalen Digitalriesen Google/YouTube, Meta, Bytedance,
Amazon und Co als an klassische Medienhäuser.
Pölten im Zentrum ihrer Ausbildung angesiedelt ist. Und so
loteten sie das Thema Medienfinanzierung journalistisch in
vielfältigen Dimensionen aus, erarbeiteten darüber hinaus
Visualisierung, Layout wie Finanzierung und Vertrieb „ihrer“
SUMO-Ausgabe.
Eine demokratische Gesellschaft sollte unabhängigen Journalismus
verfügbar machen: Denn um Orientierung in unserer
Welt zu schaffen, braucht es Journalist*innen, die neue
und faktisch relevante Themen recherchieren, selektieren
und präsentieren. Also: Journalismus für alle! – Aber wer
zahlt dafür? Dieser Frage geht Maria Görg in Hinblick auf
Medienangebote für die Generation Alpha nach. Sie erkundet,
mit welchen Strategien der Verlag Hashtag wie das
Satiremedium Die Tagespresse sich finanzieren. Während
Online-Nachrichtenmedien in Österreich als Gratis- und
Zusatzangebote in den Markt eingeführt und als solche
kultiviert wurden, ging Norwegen einen anderen Weg: Dort
ist dem Publikum digitaler Journalismus Geld wert. Clemens
Gantner sprach mit Forscher*innen über die Hintergründe
für dieses erstrebenswerte Mindset. Dass der Journalismus
angesichts sinkender Leserzahlen, Vertrauenskrisen
und geringer Zahlungsbereitschaft an einem Wendepunkt
steht, ist wohl unumstritten. Mit welchen Konzepten die
Manager*innen der Styria Media Group, des Kurier, der Mediengruppe
ProSiebenSat1Puls4 und Die Zeit diesem Wandel
begegnen, leuchten Yasmin Dober und Lea Babinger aus.
EDITORIAL
Bleibt also noch die Finanzierung durch den Rechtehandel,
der sich eher bei den US-Konzernen zu Buche schlägt und in
Österreich vorderhand dem ORF als Einnahmequelle dient.
Und schließlich die Finanzierung durch den Staat, der durch
Gebühren, sprich der umstrittenen Haushaltsabgabe für
den ORF, wie durch Förderungen für Presse, Film, Digitalisierung
wie Ausbildung von Journalist*innen für nicht zwingend
stabile Einkünfte sorgt.
Feststellbar ist: Die Beschaffung, Produktion und der Vertrieb
von Inhalten kostet. Hinter den digital wie analog
so einfach, bequem und visuell ansprechend gestalteten
Inhalten steckt Arbeit. Wie jüngst der Publizist und Medienmanager
Roger de Weck in seinem Buch „Das Prinzip
Trotzdem“ konstatierte: Den klassischen Medienhäusern
ist weitgehend ihr Geschäftsmodell abhandengekommen.
Die Betrachtung dieser Entwicklungen führte das Team
dieser SUMO-Ausgabe zur titelgebenden Frage: Wer soll
das bezahlen? Eine Frage, die für Studierende des Bachelorstudiengangs
Medienmanagement an der Fachhochschule St.
4
Editorial
© Pia Hladovsky
10
10
© Fabian Lahninger
In Abschnitt 2 schauen wir weg vom Publikum, hin zu anderen
Sektoren, aus denen sich Einnahmen erschließen können.
Damit einhergehend eröffnet sich die bange Frage: Wer
zahlt, schafft an? Oder wie? Während die Finanzierung von
unabhängigen Medien in Deutschland schon länger aus den
Töpfen von Stiftungen gespeist wird, ist dieses Phänomen
in Österreich bislang eher als Strategie zur Stabilisierung der
familiären Eigentumsverhältnisse bekannt, als Initiative zur
Förderung von Journalismus aber relativ neu. Viktoria Gruber
sprach mit den Verantwortlichen bei der Erste Stiftung
wie mit jenen der Medieninitiative der Wirtschaftsagentur Wien.
Die österreichische Medienförderung steht auf zweierlei
Beinen: Informell durch Inserate der öffentlichen Hand und
formell, durch Förderungen von Print-, Online- und Filmangeboten.
Wenngleich im internationalen Vergleich hoch,
sind beiderlei Formen umstritten. Wie Florian Ehrngruber
herausfand, existieren aber Konzepte zur Verbesserung
dieses Fördersystems.
Im Unterschied zur Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten,
ist die für Streaming-, Film- und Serienangebote
deutlich höher. Dass diese Entwicklung die kleinen Programmkinos
wie die großen, sich gerne mit Superlativen
schmückenden Kinoketten vor Herausforderungen stellt,
können Sie im Beitrag von Daniel Eichinger nachlesen.
Während Streaming-Dienste historisch als Reaktion auf
zunächst Musik-Piraterie gewachsen sind und damit eine
Antwort auf die Frage nach dem Raub im digitalen Zeitalter
liefern wollten, existiert das Phänomen nach wie vor. Pia
Hladovsky fand heraus, welche juristischen Möglichkeiten
es gegen Diebstahl von Kreativwerken gibt und wie der
Fachverband strukturell dagegen vorgeht. Wenngleich laut
aktuellen Befragungen deutschsprachige Kund*innen 2-3
Streamingdienste abonniert haben, suchen die Anbieter
angesichts steigender Konkurrenz nach neuen Strategien,
um ihre zahlenden Zuschauer*innen zu halten. Moritz Denkmayr
fand im Interview mit Brancheninsidern heraus, dass
tradierte Konzepte ein Revival erleben.
Musik um jeden Preis? Diese Frage schwebt über dem vierten
Abschnitt. Manuel Auinger führt uns vor Augen, dass die
Materialität der Medien einen Preis hat, den das schallplattenaffine
Publikum bereit ist, zu zahlen. Darauf zu setzen,
war für die dahinterstehenden Unternehmen vor einigen
Jahren weniger Strategie, als Glaube. Dieser hat sich letztendlich
gelohnt. Es ist auch der Glaube an das eigene Tun,
den junge Musiker*innen wie die Betreiber*innen von Indie
Labels, antreibt. Welchen Preis sie für ihre Leidenschaft bezahlen,
erzählt Marisa Carvalho de Matos in ihrem Beitrag.
Im abschließenden Abschnitt wollen wir noch Medien zweier
besonderer Zielgruppen hervorheben. Den Aufschlag macht
das sportaffine Programm. Der Rechtehandel ist insbesondere
im Bereich Sport höchst einträglich. Mit Blick auf das
Ende der Rechteperiode für die Fußball- Übertragungen
im TV sprach Florian Klingel mit den Verantwortlichen im
Sportrechtehandel des ORF, wie bei der Fußball Bundesliga.
Und schließlich werfen wir noch einen Blick auf die Mediennutzung
der Jüngsten. Die ab 2010 Geborenen sind die erste
Alterskohorte, die mit digitalen Medien groß geworden ist.
Kein Wunder, dass der allzeit wie scheinbar kostenlos verfügbare
Content die Wahrnehmung von Medien bei Kindern
und Jugendlichen prägt. Emma Karner fragte deshalb nach,
für welche Medien Kinder ihr Taschengeld ausgeben und
sprach mit Pädagog*innen über Ansätze zur Vermittlung
von Medienkompetenz auch in Hinblick auf Kostenfragen.
Die 44. SUMO-Ausgabe verdeutlicht, dass es keine einfachen
Antworten auf die komplexe Frage der langfristigen
Finanzierung von unabhängigen Medien gibt. Und macht
damit auch klar, dass es journalistische Medien braucht, die
hinschauen und nachfragen. In diesem Sinne wünschen wir
eine ertragreiche Lektüre!
Johanna Grüblbauer und Gabriele Falböck
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AUDIO SYSTEMS
Bewusstes Musikhören –
Ein Erlebnis für die Sinne
Bewusstes Musikhören fasziniert und
erlebt ein Comeback, insbesondere
bei jungen Menschen, die nach
Entschleunigung und Sinnlichkeit im
Alltag suchen. Ein Plattenspieler als
Schmuckstück einer Wohnung und eine
liebevoll zusammengetragene Vinyl-
Sammlung sind etwas Besonderes.
Sie zeugen nicht nur von Leidenschaft
für Musik, sondern bringen Kultur und
Lebensstil in die eigenen vier Wände.
Die bewusste Hinwendung zur analogen
Musik ist wie ein Ritual als Ausgleich
zum hektischen, vorwiegend digitalen
Alltag. Jeder hat dabei seine eigenen
Vorlieben: Ob bei sanftem Kerzenschein
oder mit einem Glas Wein in der Hand,
die analoge Welt der Schallplatte lädt
dazu ein, sich ganz in der Musik zu
verlieren. Ein Plattenspieler fordert
Aufmerksamkeit. Vom präzisen
Auflegen der Schallplatte bis zum
behutsamen Absenken des Tonarms –
jede Handlung wird zu einem sinnlichen
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den besonderen Reiz aus. Unsere Welt
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Journalismus für alle –
aber wer zahlt dafür?
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© Pia Hladovsky
Heute ist der gute Journalismus
hinter der Paywall und die
Propaganda ist gratis
Die Generation Alpha – jene, die ab 2010 geboren wurden – verändert das Mediennutzungs-
verhalten und stellt den Journalismus vor neue Herausforderungen. Inhalte werden
überwiegend digital rezipiert – oft über Social Media – und sie werden als kostenlos erwartet.
SUMO sprach mit Fritz Jergitsch, , Chefredakteur der Tagespresse und Evelyn Hemmer, , der
zuständigen Person für strategische Weiterentwicklung bei Hashtag, , unter anderem über
Strategien zur Finanzierung ihrer Arbeit. Welche Finanzierungsmodelle haben Zukunft?
10
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© Pia Hladovsky
Die kostenlose Erwartungskultur
Die Generation Alpha ist die erste Generation, die
von klein auf mit der digitalen Welt aufwächst:
YouTube, TikTok oder Instagram sind für sie keine
unbekannten Begriffe. Tagtäglich werden den Jugendlichen
Unmengen an Inhalten angeboten – und das,
ohne dafür zahlen zu müssen. Genau diese Erwartung, dass
Content leicht zugänglich und gratis ist, stellt den Journalismus
vor große Herausforderungen.
Wie gehen Medienanbietende, die an diese Zielgruppe adressieren,
damit um? „Wir kämpfen nicht dagegen an und versu-
chen nicht, Jugendliche dazu zu wandeln, ihr Geld für Journalismus
auszugeben“, erklärt Evelyn Hemmer von Hashtag. Statt die
Kostenloskultur zu bekämpfen, akzeptiert Hashtag diese als
Teil der Zielgruppendynamik und passt seine Geschäftsstrategie
entsprechend an. Für unterschiedliche Formate
werden unterschiedliche Geschäftsmodelle genutzt.
8
Heute ist der gute Journalismus hinter der Paywall und die Propaganda ist gratis
Hashtag nutzt unter anderem Native Advertising, um den
Content zu finanzieren. Zusätzlich wird aber auch querfinanziert:
Sie bekommen Auftragsarbeiten für andere Medienhäuser
– so produziert Hashtag unter anderem auch
Dokumentationen für den ORF.
Auch Fritz Jergitsch von der Tagespresse sieht hier die Herausforderung,
glaubt jedoch, dass Satire eine besondere
Position einnimmt: „Ich finde, Satire hilft dabei, irgendwie mit
dem täglichen Wahnsinn zurechtzukommen“. Lesende der Ta-
gespresse wollen gezielt diese Art von Humor rezipieren und
seien deshalb auch bereit, für diesen Content zu zahlen.
Generell sei die Generationenfrage für das Team von Die Ta-
gespresse nicht relevant. Sie produzieren Inhalte, ohne dabei
gezielt eine bestimmte Altersgruppe anzusprechen.
Innovative Finanzierungsmodelle:
Neue Wege beschreiten
In der aktuell angespannten Lage setzen einige Medienunternehmen
auf alternative Finanzierungsansätze. So nutzt
beispielsweise Der Standard ein Mischmodell aus digitaler
Werbung, Abos und freiwilligen Beiträgen von Lesenden.
Auch Moment arbeitet zum Teil mit Spenden der Community.
Projekte wie The Correspondent in den Niederlanden haben
gezeigt, dass es möglich ist, tausende Unterstützer*innen
für unabhängigen, werbefreien Journalismus zu mobilisieren.
Crowdfunding ist also ein Modell, das gerne genutzt
wird. Allerdings stellt sich die Frage, ob solche Initiativen
auch auf lange Sicht tragfähig sind oder ob sie nur in bestimmten
Kontexten und mit einer klar definierten Nischenzielgruppe
funktionieren.
Gründungsideen und Finanzierungsfragen
Bei beiden Unternehmen stand nach dem erfolgreichen
Start die Frage im Raum, wie man in einer neuen Medienlandschaft
bestehen kann. Die Tagespresse begann 2013 als
humorvolles Satireportal. Die Entscheidung, ein Abo-Modell
einzuführen, fiel 2018, als klar wurde, dass reine Werbefinanzierung
für eine unabhängige Redaktion mit aktuell
um die zehn Mitarbeitenden nicht ausreicht. „Wir haben jetzt
aktuell circa 13700 Abonnent*innen und wir sind eigentlich sehr
happy damit“, so Jergitsch im Interview. Das Abo-Modell
funktioniere super. Lesenden werden verschiedene Abo-
Stufen angeboten: Neben dem Basic-Abo um 3,50 Euro
im Monat, gibt es auch noch das Plus- und das Premium-
Abo. Für ein paar Euro mehr bekommt man zusätzlich ein
Jahresbuch oder ein Premium-Geschenk. Das Geheimnis
dieses kleinen, großen Erfolgs erklärt der Chefredakteur so:
„Da wir Satire machen, haben wir den großen Vorteil, ein Allein-
stellungsmerkmal zu haben. Und ich glaube, jedes Medium, das
über ein starkes Alleinstellungsmerkmal verfügt, hat es leichter
im Abo-Geschäft.“
Hashtag Media wiederum wurde gegründet, um Social-Media-Formate
zu entwickeln, die journalistische Inhalte mit
Unterhaltung verbinden. Der Fokus liegt hier auf Bewegtbild
und interaktiven Formaten, die vor allem junge Menschen
ansprechen. „Wir machen unsere Inhalte und unsere Formate
so interessant, dass sie konsumiert werden und man gar nicht
nach vorne schreit: ,Übrigens, das ist Journalismus!‘. Bei WienS-
tabil etwa wollen wir Diskursjournalismus schaffen und dass
das Journalismus ist, fällt den Leuten gar nicht auf“, erläutert
Hemmer. Diese Unauffälligkeit ist essenziell für den Erfolg
von Hashtag.
Mikrotransaktionen werden ebenfalls als ein potenzieller
Weg angesehen. Die Idee ist simpel: Lesende zahlen einen
kleinen Beitrag, etwa für einen einzelnen Artikel, statt sich
langfristig durch ein Abonnement zu binden. Diese Möglichkeit,
für Inhalte zu bezahlen, hat die breite Masse in Österreich
jedoch noch nicht erreicht.
Auch durch neue Formatideen könnte es Unternehmen
möglich werden, sich zu finanzieren. Trotz der „Beschränkung“
der Tagespresse auf die Satire denkt das Team laut
Jergitsch darüber nach, welcher Content zukünftig auch auf
anderen Kanälen produziert werden könnte. Angedacht sei
etwa, zusätzlich zum Tagespresse-Merchandise auch einen
Podcast zu produzieren.
Bei Hashtag setzt man auf eine unabhängige Finanzierung.
Hier fällt das bereits erwähnte Stichwort Native Advertising:
Eine Finanzierungsform, bei der Werbung so gestaltet wird,
dass sie kaum von redaktionellen Artikeln zu unterscheiden
ist. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der Nutzer*innen mithilfe
dieser Art Tarnung auf sich zu ziehen. Bei dem bekannten
Format WienStabil ist diese Form der Finanzierung ganz klar
die Monetarisierungsstrategie. Das Team dahinter besteht
aus einer kleinen Redaktion mit vielen externen Creators,
die mit Hashtag zusammenarbeiten.
Die Plattform-Ökonomie:
Ein zweischneidiges Schwert
Erschwerend für die Finanzierung kommt noch die Abhängigkeit
von großen Social-Media-Plattformen hinzu. TikTok,
Instagram, X und Co. bieten Medienunternehmen zwar eine
enorme Reichweite, erschweren aber gleichzeitig die Monetarisierung
ihrer Inhalte. Denn Algorithmen bestimmen mit,
welche Nachrichten den Nutzer*innen angezeigt werden
und verschieben die Machtverhältnisse weiter in Richtung
der Tech-Giganten. Selbst wenn Inhalte viral gehen, profitie-
Heute ist der gute Journalismus hinter der Paywall und die Propaganda ist gratis
9
©Emma Karner
© Emma Karner
ren die Plattformen finanziell oft mehr als die eigentlichen
Urheber*innen. Auch Jergitsch erzählt davon, dass die Tages-
presse zu ihren Anfangszeiten mit vielen User*innen sehr
wenig Geld durch Online-Werbung verdient habe. „Dem-
entsprechend hat es auch für uns mehr Sinn gemacht, zu einem
Geschäftsmodell zu wechseln, wo wir nicht auf hohe Reichweite
und wenig Umsatz pro User*in setzen, sondern, wo wir auf eine
kleinere, aber feinere Reichweite setzen, wo wir User*innen er-
reichen, denen wir mehr bedeuten und die auch bereit sind, uns
finanziell stärker zu unterstützen", so Jergitsch.
Um der Macht von Meta und Co. entgegenzuwirken, experimentieren
junge Medienhäuser mit eigenen Plattformen. Sie
versuchen, die Abhängigkeit zu reduzieren, indem sie ihre Inhalte
vermehrt auf Mitgliedschafts- oder Community-Modellen
aufbauen. In Deutschland nutzt Funk von ARD und ZDF
eine Vielzahl von Kanälen und Formaten, um junge Zielgruppen
zu erreichen. Doch die Balance zwischen Reichweite und
finanzieller Unabhängigkeit ist schwer zu finden und wird in
der Zukunft eine der größten Herausforderungen bleiben.
Zukunftsszenarien:
Was kommt als Nächstes?
Die Frage, wer für Journalismus zahlt, ist eng mit der Frage
verbunden, wie der Journalismus in Zukunft aussieht.
Wird sich die Medienbranche auf philanthropische Unterstützung,
etwa durch Stiftungen und Mäzene, verlassen
müssen? Oder werden innovative Technologien und neue
Geschäftsmodelle den Weg aus der Krise weisen? Eines
ist sicher: Ohne eine nachhaltige Finanzierung wird es immer
schwieriger, die journalistische Qualität aufrechtzuerhalten,
die für eine informierte und kritische Gesellschaft
essenziell ist.
Auf die Frage, wie der Tagespresse-Chefredakteur die Zukunft
der Medienlandschaft angesichts der Kostenloskultur
einschätzt, antwortet er mit Besorgnis: „Es gibt dieses ge-
flügelte Wort im Internet ‚Heute ist der gute Journalismus hinter
der Paywall und die Propaganda ist gratis‘. Speziell in Österreich
sind in den letzten Jahren sehr, sehr viele Medien aufgetaucht, die
von irgendwelchen Interessensgruppen finanziert werden oder
die einer Partei nahestehen“. Der Fokus muss in Zukunft also
darauf liegen, vor allem Jugendlichen, Medienkompetenz zu
vermitteln. Hemmer sagt dazu, dass die Hauptverantwortung,
diese Kompetenz zu vermitteln, eine politische sei.
10
Heute ist der gute Journalismus hinter der Paywall und die Propaganda ist gratis
Die Politik müsse „den Konsens, den Respekt gegenüber Jour-
nalist*innen und die Wichtigkeit der Arbeit gegenüber schaffen“.
Wenn guter Journalismus hinter der Paywall verschwindet
und Propaganda gratis bleibt, müssen wir uns – gerade in
Zeiten wie diesen – fragen: Was ist uns eine informierte
Gesellschaft wert? Die Zukunft der Medien liegt also nicht
nur in den Händen der Journalist*innen – sie liegt auch in
unseren.
Maria Görg
Fritz Jergitsch
Evelyn Hemmer
©Foto Fritz Jergitsch: Markus Wache; Foto Evelyn Hemmer: Karin Hackl
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Titel des Artikels
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Warum den Norweger*innen
Online-Journalismus Geld wert ist
10
In vielen Ländern weltweit ist die
Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten
gering. Jedoch zeigen Zahlen aus Norwegen,
dass es auch anders geht. SUMO sprach mit Tim
Groot Kormelink, , Assistenzprofessor an der Vrije
Universiteit Amsterdam, , und Jens Barland,
außerordentlicher Professor am Kristiania
University College in Oslo, über mögliche Gründe
und Lösungen.
Tageszeitungen sind auf die Zahlungen von User*innen
für ihr Online-Angebot angewiesen. Der Digital News
Report, ein jährlicher Bericht über die Lage von online
abrufbaren News auf der ganzen Welt, zeichnet dazu
ein wenig vielversprechendes Bild. Eine Analyse von zahlreichen
Ländern, darunter die USA, Deutschland und Österreich, ergibt
eine insgesamt bescheidene Zahlungsbereitschaft. Im Durchschnitt
zahlen nur 17% der Befragten für Online-Nachrichten.
Österreich verzeichnet mit 14% dabei einen Platz im Mittelfeld,
schneidet aber leicht besser ab als Deutschland (13%). Lediglich
in den nordischen Staaten Schweden (31%) und besonders
Norwegen (40%) zahlt ein höherer Teil der Befragten für Online-
Nachrichten. Wie kann das sein?
© Pia Hladovsky
12
Warum den Norweger*innen Online-Journalismus Geld wert ist
„Ich denke, solange die Welt so komplex bleibt und Leute das
Bedürfnis haben, die Welt um sie herum zu kennen und zu verstehen,
wird es immer eine Bereitschaft, für Nachrichten zu
zahlen, geben."
Tim Groot Kormelink
Der norwegische Weg
Antworten auf diese Frage hat Tim Groot Kormelink, der
zu Forschungszwecken in Norwegen war. Aus seiner Sicht
sticht vor allem ein kultureller Aspekt heraus: „Norwegen
hat eine Kultur, in der man für Nachrichten zahlt. Eine Erklärung
dafür ist, dass sie nie free-sheets – also Gratiszeitungen – hatten.
Sobald man diese Gratismentalität verinnerlicht hat, ist das sehr
schwierig umzukehren. Quasi das Gleiche ist in der Musikindustrie
passiert.“ Noch dazu sei die Zeitungslandschaft in Norwegen
sehr regional ausgerichtet. In den vielen ländlichen Städten
und Dörfern würden die Leute ein höheres Bedürfnis verspüren,
sich über ihre Region zu informieren. Auf der anderen
Seite hebt Groot Kormelink die frühen Bemühungen
der norwegischen Nachrichtenorganisationen hervor, die
digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen: „Es wurde
bereits sehr früh viel an guter Forschung von den Nachrichten-
medien selbst durchgeführt und mit verschiedenen Strategien
experimentiert.“
Doch auch die politische und geschichtliche Ebene des Landes
ist bei dieser Thematik nicht zu unterschätzen. Jens
Barland ist derzeit als außerordentlicher Professor in Oslo
tätig und war zuvor knapp 20 Jahre lang in der Medienbranche
beschäftigt. Für ihn spielt das Demokratiebewusstsein,
welches in der Bevölkerung der skandinavischen Länder
tief verankert ist, eine entscheidende Rolle: „Wir haben über
Generationen hinweg eine gut funktionierende Demokratie mit
vielen, diversen Medien gehabt. In gewisser Weise haben die Leute
die Erfahrung gemacht, dass sie den Medien vertrauen können.
Dieses Vertrauen über Generationen hinweg ist entscheidend.“
Konträr dazu hätten beispielsweise einige osteuropäische
Länder, die lange Zeit undemokratisch geführt wurden, oftmals
einen geringeren Anteil an vertrauenswürdigen Nachrichtenquellen.
Besonders problematisch seien in diesem
Zusammenhang Seiten im Internet, welche durch ihre Beiträge
den Eindruck einer gewöhnlichen Nachrichtenseite
vermitteln, jedoch Fake News und Desinformation verbreiten
würden.
(K)eine heile Welt?
Ist Norwegen also eine Insel der Seligen für den Online-
Journalismus? Nicht, wenn es nach Jens Barland geht: „Sie
sind in Schwierigkeiten. Und sie sind schon all die Jahre zuvor in
Schwierigkeiten gewesen.“ Ein Umstand, den er in einer von
ihm mit zwei Kolleginnen publizierten Arbeit namens Do
Small Streams Make a Big River? Detailing the Diversification of
Revenue Streams in Newspapers’ Transition to Digital Journalism
Businesses verdeutlicht. Denn auch der norwegische Nachrichtenmarkt
kann sich gewissen Entwicklungen nicht entziehen.
So gingen die Print-Werbeumsätze norwegischer
Zeitungen im Zeitraum von 2006 bis 2019 um 65% zurück.
Ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so dramatisches Bild
zeigt sich bei den Einnahmen durch Print-Abonnements.
Entwicklungen, welche jenen vieler anderer Länder nahekommen
und auch in Norwegen nicht durch den Online-
Markt allein kompensiert werden können.
Insgesamt verzeichnet die norwegische Zeitungsindustrie
mit den zusätzlichen Einnahmen durch das Online-Geschäft
weniger Erlöse als zu Hochzeiten des Print-Geschäfts. Ein
Grund dafür ist der stark umkämpfte Werbemarkt im Internet.
Große Player wie Google, Facebook oder YouTube würden,
Barland zufolge, den Großteil des Werbevolumens beanspruchen.
„Das bedeutet, dass das Geschäftsmodell so ent-
wickelt werden muss, dass es mehr auf Einnahmen durch die
Leser*innen basiert“, so der Experte. Tatsächlich sind die norwegischen
Zeitungen sehr gut darin, Print-Abonnements
in Online-Abonnements zu konvertieren. Ein bedeutender
Erfolg, der sich in einem starken Anstieg bei den Umsätzen
Warum den Norweger*innen Online-Journalismus Geld wert ist
13
durch digitale Abonnements widerspiegelt. Diese machten
2019 knapp 24% der Erlöse durch die Leser*innen aus. Wobei
Barland darauf verweist, dass die eigentliche Zahl an
Abonnent*innen nicht unbedingt steigt, sondern die Preise
Jahr für Jahr merklich angehoben würden. Dennoch konnten
die norwegischen News-Organisationen damit ihre Abhängigkeit
von einem erfolgreichen Print-Geschäft verringern.
me-Wahrnehmung. Das bedeutet, dass sie das Gefühl haben,
dass die wichtigsten Nachrichten sie erreichen, auch wenn sie
nicht spezifisch danach Ausschau halten. Wenn Personen nicht
das Gefühl haben, aktiv nach Nachrichten suchen zu müssen,
dann ist es nicht überraschend, dass sie nicht unbedingt dafür
zahlen wollen.“
Wer zahlt denn für News?
Die digitale Stärke der norwegischen Zeitungsverlage ist im
Vergleich zu den Märkten anderer Länder außergewöhnlich.
Daher stellt sich die Frage, welche Faktoren zu dieser
geringen Zahlungsbereitschaft in vielen Staaten beitragen.
Es kommt nicht überraschend, dass wohl der Preis selbst
den größten Einfluss auf die Zahlungsbereitschaft der Leser*innen
hat. Groot Kormelink fand in seiner Studie Why
people don’t pay for news: A qualitative study jedoch heraus,
dass einige Personen in den Niederlanden nicht ausreichend
über die Preise digitaler Abonnements informiert seien und
deren Preise tendenziell überschätzten, was die Problematik
zusätzlich befeuere.
Ebenso unzufriedenstellend für Nachrichtenmedien ist das
Konsumverhalten der Generation der 18- bis 29-Jährigen.
Dazu formuliert der Experte für Journalistik folgenden Befund:
„Vor allem junge Leute besitzen eine sogenannte news find
Eine Spur Zuversicht
Doch welche Strategien sollten Nachrichtenorganisationen
anwenden, um hier gegenzusteuern? Ein Stichwort ist Diversifikation:
Die Möglichkeiten der Gestaltung von Online-News-Seiten
sind vielfältig. Ein gutes Beispiel dafür ist
die New York Times, welche neben klassischen Nachrichtenformaten
Spiele oder auch Kochrezepte auf ihrer Seite anbietet.
Grundsätzlich wichtig sei, dass ein zusätzlicher Wert
für die Leser*innen entstehe. Ebenso seien kurzfristige
Investments, um eine Bindung zu vor allem jüngeren Konsument*innen
im Internet herzustellen, sehr lohnenswert, so
Groot Kormelink.
Aus Jens Barlands Sicht wird die Zukunft der Branche vor
allem von einem geprägt: Engagement. Dabei sieht er Parallelen
zu den Geschäftsmodellen der Sozialen Medien: „Man
betreibt es als digitalen Service. Nicht gleich, aber ähnlich, wie
Social Media mit Algorithmen arbeitet. Das bedeutet, dass man
Daten sammelt, wodurch man viel über die Leser*innen weiß.“
Dadurch könnten die Anbieter Profile ihrer Kund*innen
© Pia Hladovsky
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Warum den Norweger*innen Online-Journalismus Geld wert ist
erstellen und wüssten genau, welcher Content zu Engagement
führt. Jedoch: „Man sollte sich nicht nur auf Kunden-
wünsche fokussieren, denn das ist nicht Journalismus. Man muss
sicherstellen, dass eine journalistische Dienstleistung dem Leser
Qualität vermittelt. Das Wichtigste ist, dass man das überprüft
und dann erst Inhalte für ein höheres Engagement bereitstellt. Die
Rezipient*innen müssen dem Content vertrauen können. Das ist
der Kern von Journalismus.“
Schlussendlich sei es die große Herausforderung des Online-Journalismus‘,
dass sich qualitativ hochwertige Nachrichtenquellen
von weniger vertrauenswürdigen Seiten abheben
und nicht das Vertrauen der Leser*innen verlieren,
erklärt Barland. Einigermaßen optimistisch erweist sich der
Blick von Tim Groot Kormelink in die Zukunft. Er geht zwar
von erneuten Einbußen der Branche im Print-Geschäft aus,
rechnet aber dafür mit einer leichten Steigerung bei der
Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten. Schlussendlich
gebe es immer eine gewisse Zahlungsbereitschaft für
Nachrichten: „Ich denke, solange die Welt so komplex bleibt und
Leute das Bedürfnis haben, die Welt um sie herum zu kennen und
zu verstehen, wird es immer eine Bereitschaft, für Nachrichten zu
zahlen, geben.“
Clemens Gantner
©Foto Jens Barland: Kristiania University College; Foto Tim Groot Kormelink: Privat
Jens Barland
Tim Groot Kormelink
© Pixabay
Titel des Artikels
15
Sicher hinter der
Paywall?
Warum der
Journalismus
mehr braucht
Der Journalismus steht an einem Wendepunkt. Sinkende
Zahlungsbereitschaft, Vertrauenskrisen und neue digitale
Geschäftsmodelle verändern die Medienlandschaft.
SUMO sprach mit Markus Mair, , Vorstandsvorsitzender
der Styria Media Group, , und Karl Oberascher, , Head of
Audience Development bei der Tageszeitung Kurier, , um
herauszufinden, wie österreichische Medienunternehmen
mit neuen Preismodellen und Strategien auf die aktuellen
Herausforderungen reagieren. Christopher Buschow,
Universitätsprofessor für Digitalen Journalismus an der
Technischen Universität Hamburg, , lieferte wissenschaftliche
Einschätzungen zum Thema.
10
© Pia Hladovsky
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Sicher hinter der Paywall?
Journalismus ist weit mehr als die Verbreitung von Informationen
über Massenmedien, er ist eine zentrale
Stütze der Gesellschaft. Der Kommunikationswissenschafter
Klaus Meier definiert, dass ein*e Journalist*in
recherchiert, selektiert und Themen präsentiert, die neu,
faktisch und relevant sind. Dabei wird Öffentlichkeit hergestellt,
die Gesellschaft beobachtet und diese Beobachtungen
an ein breites Publikum vermittelt, wodurch eine
gemeinsame Wirklichkeit entsteht. Diese regt gesellschaftliche
Diskurse an und ermöglicht fundierte Entscheidungen.
Akkordierend dazu betont auch Markus Mair: „Das Wichtigs-
te, das Journalismus per se für die Gesellschaft beitragen kann,
ist seine übergeordnete Kontrollfunktion, die es innerhalb einer
Demokratie braucht.”
Qualität & Vertrauen =
Zahlungsbereitschaft?
Trotz der wichtigen Rolle des Journalismus in einem demokratischen
Staat wie Österreich liegt die Zahlungsbereitschaft
für Online-Nachrichten im Jahr 2024 laut dem Digital
News Report bei 14%. Damit liegt Österreich im internationalen
Vergleich unter dem Durchschnitt von 17%. Die Ursachen
dafür? Christopher Buschow, Forscher und Leiter des Fachgebiets
Digitaler Journalismus an der Hamburg Media School
erklärt, dass der wahrgenommene Wert der Inhalte entscheidend
sei. Nutzer*innen sind eher bereit, für Inhalte zu
zahlen, wenn sie als qualitativ hochwertig, exklusiv und relevant
empfunden werden. Ein Befund, den die Styria Media
Group Markus Mair zufolge aufgreift: Es ginge nicht darum,
Presseaussendungen zu verbreiten, sondern um sorgfältig
recherchierte Inhalte und neue Perspektiven auf bereits
bekannte Themen. Auch Karl Oberascher, Head of Audience
Development im Kurier, betont, dass die Zeiten von BuzzFeed
und HuffPost, die mit kurzen, unterhaltsamen, aber auch
informativen Gratis-Beiträgen große Reichweite und hohe
Werbeeinnahmen erzielten, vorbei seien: „Nur auf Klicks zu
setzen, das ist Gott sei Dank weitestgehend vorbei.“ Änderungen
des Google-Algorithmus, der nun relevanten Journalismus
priorisiere, hätten diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Im Jahr 2019 passte Google seine Suchalgorithmen
an, um originäre Berichterstattung stärker zu gewichten
und in den Suchergebnissen prominenter darzustellen. Wer
zuerst eine Nachricht veröffentlicht, auf die sich später andere
Redaktionen beziehen, wird fortan bevorzugt. Davor
hielt Google vor allem die neuste Version einer Geschichte
oben. Ziel sei es, hochwertigen Journalismus zu fördern und
sicherzustellen, dass Originalquellen besser sichtbar bleiben.
Deshalb sei auch in seinem Medienhaus die Entscheidung
gefallen: „Mit der Einführung der Paywall hat sich auch der
Fokus unserer Geschichten geändert. Exklusive Geschichten, nah
am User, an der Userin, reichhaltig und ausführlich erzählt. Ich bin
immer noch der Meinung, dass das die Zukunft ist“, sagt Oberascher.
Aber damit hört es nicht auf: Zahlungsbereitschaft ist
auch abhängig vom Vertrauen der Leser*innen in die Quelle.
Der Digital News Report zeigt, dass in Ländern, in denen das
Vertrauen in die Nachrichten höher ist, die Zahlungsbereitschaft
in der Regel steigt. In Österreich liegt das Vertrauen
in Nachrichten aktuell bei nur 34,9% und ist damit wieder
deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 40,2%.
Dieser Wert ist nicht nur der bisher niedrigste für Österreich
im Zeitraum der Erhebung, sondern laut Studienautor*innen
auch ein Indikator für die geringe Zahlungsbereitschaft.
Für Medienunternehmen bedeutet dies eine komplexe Herausforderung:
Sie müssen nicht nur qualitativ hochwertige
Inhalte liefern, sondern auch das Nutzervertrauen stärken,
um ihre Leserschaft erfolgreich zum Bezahlen zu bewegen
– und dies bei steigendem wirtschaftlichem Druck.
Viele Wege und ein Ziel…
Die Einführung von Paywalls wurde zunächst als vielversprechende
Lösung angesehen, um den digitalen Journalismus
finanziell abzusichern. Mittlerweile existieren
zahlreiche Modelle, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen:
Zu einer der meistgenutzten Paywalls gehört
nach wie vor die „harte Bezahlschranke“. Inhalte werden
nur gegen Bezahlung oder durch ein Abonnement zur Verfügung
gestellt. Nur wenige österreichische Medienhäuser
setzen allerdings „nur“ darauf. Vielmehr arbeitet der Großteil
mit hybriden Modellen, bei denen die Inhalte teilweise
kostenpflichtig und teilweise kostenlos verfügbar sind. So
ist etwa beim Freemium-Modell ein Teil des Inhalts für alle
Leser*innen zugänglich, exklusive oder auch einzigartig
betrachtete Inhalte nur für zahlende Abonnent*innen. Ein
weiteres Hybridmodell, genannt Metered Paywall, spricht
verschiedene Zielgruppen mit verschiedenen Preisstufen
an. Die Rezipient*innen können eine begrenzte Anzahl von
Artikeln lesen, um weitere Inhalte zu nutzen, muss gezahlt
werden. Im Gegensatz zum Freemium-Modell erfolgt die
Selektion hier nicht anhand der Art und Qualität der Inhalte,
sondern basierend auf der Anzahl der gelesenen Artikel.
Der Kurier setzt beim Online-Angebot auf ein Abomodell
– nur vereinzelt kann man Artikel kostenlos lesen. Diese
Entscheidung brachte – laut Oberascher – einen großen
Umschwung im Unternehmen: „Wir haben in diesem Moment
entschieden, dass wir nicht mehr so stark auf den Aspekt der
Reichweite setzen dürfen. Da war wirklich ein Shift, wie wir online
Geschichten gesehen haben. Es hat schon Stimmen im Unter-
nehmen gegeben, die gesagt haben, das wird ein Misserfolg, das
geht schief. Ich bin immer noch der Meinung, es war die richtige
Entscheidung.“ Die Styria Media Group und damit Die Presse und
die Kleine Zeitung nutzen einen Mix dieser Modelle. Markus
Mair dazu: „Wichtig ist es, verschiedene Modelle anzubieten,
Sicher hinter der Paywall?
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Lösung Journalismusplattformen?
Dieser Frage geht die Studie‚ Ein ‚Spotify für Journalismus‘? von
Christian-Mathias Wellbrock aus dem Jahr 2020 nach. Sie
beleuchtet die Möglichkeit einer Plattform, die ähnlich wie
Spotify für Musik, journalistische Inhalte bündelt und dabei
den deutschen Markt im Fokus hat. Die Ergebnisse zeigen,
dass Nutzer*innen eine anbieterübergreifende Plattform
bevorzugen und so eine höhere Zahlungsbereitschaft aufweisen
würden. Zudem werde ein erhebliches Marktpotenzial
für den Digitaljournalismus erwartet. Christopher
Buschow, der an der Studie mitarbeitete, erwähnte dazu,
dass es in Österreich und Deutschland kaum Lokalverlage
gibt, die in Konkurrenz zueinanderstehen. Daher wäre hier
aus seiner Sicht eine gemeinsame Vermarktung über eine
übergreifende Plattform denkbar.
damit sich jede*r das herausnehmen kann, was sie oder er braucht
bzw. sich leisten kann und möchte. Medien müssen grundsätzlich
für alle zugänglich und leistbar sein, sonst machen wir etwas
falsch.” Diesen Anspruch einzulösen, scheint derzeit, eine
große Herausforderung darzustellen: Christopher Buschow
erklärt, dass die Zahlungsbereitschaft für digitalen Journalismus
im Falle von Deutschland nach Befunden des Reuters
Digital News Report derzeit eher stagniere, aber die Zahl der
Paywalls, die Verlage eingeführt haben, steige. Sind diese
Modelle demnach also doch nicht erfolgreich?
Buschow zufolge sei in den letzten fünf bis zehn Jahren immer
mehr auf Leserzahlungen gesetzt worden und weniger
auf das Anzeigengeschäft. Die Hoffnung der Medienhäuser
sei groß gewesen. Von einer völligen Enttäuschung könne
keine Rede sein, allerdings hätten sich die großen Erwartungen
auf Paid Content als Heilsbringer auch nicht erfüllt. Dennoch
rät der Medienforscher damit, weiterzumachen, denn
besonders die überregionalen Medienhäuser, können mit
Paid Content-Modellen schon einige Erfolge verbuchen. Im
deutschen Lokaljournalismus sehe es ein wenig anders aus.
Hier sei das Anzeigengeschäft weiterhin von großer Bedeutung,
beispielsweise bestünden Potenziale im Bereich Familienanzeigen
oder Stellenanzeigen lokaler Unternehmen.
Damit stellt sich die Frage: Welche innovativen Ansätze und
Ideen könnten den Journalismus in der Zukunft nachhaltig
finanzieren? Sind schon alle Möglichkeiten ausgelotet?
© Emma Karner
In Deutschland gäbe es mittlerweile alles.plus, wo überregionale
Titel zusammen mit Lokalzeitungen in die Vermarktung
gehen. In Österreich gibt es schon seit 2011 den Austria-Ki-
osk von der Austrian Press Agentur, darüber hinaus existieren
mit Read-it, Readly, United Kiosk, Yumpunews, Magzter, Press-
Reader und Kindle Unlimited zahlreiche weitere Anbieter mit
Inhalten aus internationalen Zeitungen, Zeitschriften und
Magazinen. Trotzdem beantwortet Buschow auf die Frage,
ob seit der Veröffentlichung von Ein ‚Spotify für Journalismus‘?
konkrete Entwicklungen gab: „Es ist noch nicht so weit, wie wir
uns das wünschen würden. Wir glauben, dass da am Markt viel
mehr möglich ist.“
Die Zukunft des Journalismus im deutschsprachigen Raum
bleibt spannend. Das sieht auch Markus Mair so: „Die
Styria steht niemals still“, denn sie arbeite kontinuierlich an
vielversprechenden Projekten sowie an der Weiterentwicklung
des Unternehmens, des Teams, der Produkte und
Dienstleistungen.
Größtes Ziel ist es wohl für alle weiterhin, unabhängig zu
bleiben, sowohl journalistisch als auch finanziell.
Yasmin Dober & Lea Babinger
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Sicher hinter der Paywall?
Markus Mair
Karl Oberascher
Christopher Buschow
Der Forderung, dem Publikum journalistisch geprüften Content gratis bereitzustellen und
damit werbefinanziert zu arbeiten, kommen Privatfernseh-Sender schon sehr lange nach.
Wir sprachen mit Cornelia Doma, Geschäftsleitung Marketing und Communications bei
der Mediengruppe ProSiebenSat1Puls4 darüber:
© Foto Markus Mair: Richard Großschädl; Foto Karl Oberascher: Jeff Mangione; Foto Christopher Buschow: Sebastian Isacu; Foto Cornelia Doma: ProSiebenSat. 1 PULS4 Chris Glanzl
SUMO: Inwieweit ist es moralisch vertretbar, journalistische Arbeit gratis zur Verfügung
zu stellen?
C. Doma: Es ist sogar unsere Verpflichtung, gerade im Bereich von Public Value und der Information,
den Österreicher*innen qualitative Information an die Hand zu geben und dafür nichts vom Endkonsumenten
zu verlangen, sondern die Kosten über die Werbewirtschaft zu refinanzieren. Die Bedrohung,
die durch die Silicon-Valley-Giganten und Social Media kommt, ist enorm groß.
SUMO: Laut dem Digital News Report finden 18- bis 24-Jährige ihre Nachrichten zu
44,5 % über soziale Medien. Wie kann man dem entgegenwirken?
C. Doma: Wir nutzen gezielt Online-Angebote, um den Zugang zu Nachrichten zu erleichtern und so der
jungen Zielgruppe entgegenzukommen.
SUMO: Wie sehen Sie die Zukunft für Fernsehsender – auch hier wandert der
Werbemarkt zunehmend in den digitalen Bereich?
C. Doma: Die Förderung von Qualitätsmedien ist ein wichtiger Punkt, und es ist entscheidend, dass die
Politik hier hinsieht und nicht wegschaut. Natürlich ist es eine äußerst herausfordernde Zeit für die Medienbranche,
besonders für Gratismedien. Wir müssen Wege finden, Einnahmen zu erzielen, ohne dabei
die Qualität zu opfern. Das könnte bedeuten, dass einige Medien in Zukunft möglicherweise nicht mehr
kostenlos sind. Oder es entstehen neue Einnahmequellen, die es uns erlauben, weiterhin qualitativ hochwertige
Inhalte frei zugänglich zu halten.
Cornelia Doma
Sicher hinter der Paywall?
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Zeit Online zeigt entgegen dem allgemeinen Trend im Print-Bereich steigende
Leser*innenzahlen. SUMO fragte bei Mareike Birkhahn, Principal Paid Content
von Zeit Online nach:
Mareike Birkhahn
SUMO: Wie sehen Sie die Generationenfrage in Hinblick auf Bezahlbereitschaft – der Digital News Report
weist den Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren ja eine höhere Zahlbereitschaft aus?
M. Birkhahn: Jüngere Generationen wachsen in einem digitalen Umfeld auf, in dem Flatrate-Modelle wie
Spotify oder Amazon Prime bereits selbstverständlich sind. Diese Vertrautheit mit Abomodellen könnte
langfristig auch die Bereitschaft erhöhen, für journalistische Inhalte zu zahlen.“
SUMO: Die Preise für ein Zeit-Abo, im Durchschnitt ca. 27 Euro, sind nicht unbedingt günstig.
Wie schaffen Sie es, dass die Kund*innen diesen Betrag zahlen?
M. Birkhahn: Ein entscheidender Punkt ist, dass der Zugang zum Abo unkompliziert und intuitiv ist. Es darf keine
Hürde sein, ein Abo abzuschließen oder Inhalte freizuschalten. Unsere Apps und Plattformen sind so gestaltet,
dass sie möglichst einfach funktionieren und Kundensupport bei Problemen direkt verfügbar ist.
SUMO: Rechtfertigt auch der Inhalt den Preis?
M. Birkhan: Exklusivität und lange Recherchearbeit hinter den Artikeln stärkt das Vertrauen der Leser*innen. Wir
investieren zunehmend in Inhalte, die einen direkten Mehrwert für unsere Leser*innen bieten, wie Artikel über
mentale Gesundheit oder praktische Ratgeber. Zusätzlich wird Engagement durch innovative Features wie personalisierte
Hör-Playlists oder Artikel-Geschenkfunktionen gefördert.
20 Sicher hinter der Paywall?
©Foto Mareike Birkhahn: ZEIT Online
Wer zahlt, schafft an?
Ressort B
21
© Emma Karner
Von Förderung zu
Verantwortung:
Wie Stiftungen
unabhängige Medien
unterstützen
In einer Zeit, in der traditionelle Medien mit sinkenden
Werbeeinnahmen und steigendem politischen Druck konfrontiert
sind, gewinnen Organisationen, die unabhängigen Journalismus
fördern, zunehmend an Bedeutung. SUMO sprach mit Maribel
Königer, , Direktorin für Kommunikation, Medien und Journalismus
der Erste Stiftung, , und Carina Trafoier, , Mitarbeiterin im Team
Kreativwirtschaft und Medien der Wiener Medieninitiative der
Wirtschaftsagentur Wien, , um herauszufinden, welche Strategien
hinter diesen Bemühungen stehen.
Stiftungen im Medienbereich in Österreich seien vor
allem als gemeinnützige Familien-Privatstiftungen
zu finden, um stabile Eigentümerverhältnisse
zu gewährleisten, betont Maribel Königer im Gespräch.
Dies kann durch den Blick auf die Besitzverhältnisse
großer österreichischer Medienhäuser nur bestätigt
werden: Die Styria Media Group befindet sich anteilsmäßig
in der Katholischen Medien Verein Privatstiftung, Russmedia
ist über Stiftungen im Besitz der Familie Russ, die Wimmer
Holding gehört größtenteils über eine Familienstiftung der
Familie Cuturi, und Der Standard ist zu 85,64% im Besitz der
Bronner Familien-Privatstiftung. Gemeinnützige Stiftungen,
die Medien als schützenswerte Infrastruktur betrachten,
sind in Österreich eine noch junge und neue Entwicklung im
Vergleich zu unserem Nachbarland Deutschland.
Einst lukrative Einnahmequelle, jetzt
Rettung für Qualitätsjournalismus?
Noch vor einigen Jahren galten erfolgreiche Medien als lukrativ
und der Markt als stabil. Doch in den letzten zehn Jahren
haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Königer
beschreibt die aktuelle Situation so: „Erst eine Schieflage des
Marktes hat dafür gesorgt, dass eine Zukunft ohne journalistisch
recherchierte Medien droht." Gründe für diese Schieflage seien
unter anderem die Erwartung kostenloser Inhalte, die Ab-
wanderung von Werbegeldern zu Social-Media-Plattformen
und die wachsende Konkurrenz durch diese Plattformen.
Die Dimensionen dieser Schieflage verdeutlichen Berechnungen
von Harald Fidler auf seiner Website diemedien.
Demnach übersteigen seit 2023 die Werbeausgaben an
Digitalkonzernen wie z.B. Google, YouTube oder Meta, jene an
österreichische Medienhäuser. Der Werbekuchen wird also
anders verteilt. Gleichzeitig sind die Mediennutzer*innen es
gewohnt, digitale Inhalte kostenlos zu erhalten. Also auch
die Erlöse durch Nutzer*innen sinken. In diesem Umfeld
setzt sich die Erste Stiftung für unabhängigen Journalismus
und eine vielfältige Medienlandschaft ein.
Die Förderung unabhängiger Medien ist für die Organisation
Teil ihres Engagements für demokratische Strukturen. Königer
erklärt: „Die Erste Stiftung hat den Erhalt funktionierender
Demokratien im Blick, wenn sie Journalismus und Medien fördert."
Der Ansatz der Stiftung ist dreigeteilt: In Mittel- und Osteuropa
investiert sie durch den Fonds Pluralis in große Medienunternehmen
mit breiter Reichweite, um Übernahmen
durch interessengeleitete Akteure zu verhindern. Königer
dazu: „Redaktionelle Freiheit bedeutet hier also, dass es einen
Mehrheitseigentümer gibt, der keine anderen Ziele verfolgt, als
guten Journalismus zu unterstützen." Als zweite Säule beschreibt
sie die Investition in die Ausbildung für guten Jour-
22
Von Förderung zu Verantwortung
10
10
© Pia Hladovsky
nalismus. Seit knapp 20 Jahren werden Stipendien für Investigativjournalist*innen
in Osteuropa vergeben. Als dritten
Ansatz, verfolgt die Stiftung in Österreich die Förderung
des Media Forward Funds (MFF) für die DACH-Region. Der MFF
setzt sich für die Medienvielfalt im deutschsprachigen Raum
ein und unterstützt journalistische Projekte. Geschäftsführer
Martin Kotynek, zuvor sechs Jahre lang Chefredakteur
bei der österreichischen Tageszeitung Der Standard,
engagiert sich in der aktuellen Medienkrise für tragfähige
Geschäftsmodelle im Journalismus. Gegründet wurde der
Media Forward Fund unter anderem auf Initiative der Schöpf-
lin Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung und der ZEIT-Stiftung
Ebelin und Gerd Bucerius aus Deutschland sowie der Stiftung
Mercator Schweiz und der Volkart Stiftung aus der Schweiz.
Während das gemeinnützige Stiftungswesen für Medien in
Deutschland und der Schweiz bereits länger etabliert ist, hat
Österreich diesbezüglich also eine recht junge Geschichte.
Wer zahlt, schafft an?
Damit stellt sich für SUMO die Frage: Inwieweit wirkt die
Erste Stiftung auf die Vergabe der Förderungen ein? Dazu
betont Königer, dass die Stiftung bei der Förderung von
Medienprojekten bewusst Distanz bewahre, um die redaktionelle
Unabhängigkeit zu gewährleisten: „Wir unterstützen
keine Medien direkt. Das ist einer der Gründe, warum wir uns
gemeinwohlorientierten Pooled Funds anschließen." Diese Fonds
haben klare Kriterien, die festlegen, welche Medienprojekte
förderfähig seien. Ein faktenbasierter Journalismus sei dabei
entscheidend, während die politische Ausrichtung keine
Rolle spielt. Königer erläutert: „Bestimmte 'Blattlinien' oder
weltanschauliche Ausrichtungen sind für uns kein Kriterium. Wir
wollen Vielfalt erhalten und Fakten können natürlich unterschied-
lich interpretiert werden."
Ein weiterer Mechanismus zur Wahrung der Unabhängigkeit
bestehe darin, dass Geldgebende keinen Einfluss auf
die Auswahl der geförderten Projekte haben. Dazu Königer:
„Beim Media Forward Fund erfahren die Geldgeber beispiels-
weise erst nach der Entscheidung der Jury, wer sich überhaupt
beworben hat."
Unabhängige Medien für Wien
Eine bedeutende und relativ neue Fördermaßnahme für Medien
hat die Wirtschaftsagentur Wien 2020 ins Leben gerufen.
Die Wiener Medieninitiative unterstützt innovative Projekte
im Medienbereich und hat sich als Ziel gesetzt, „dass wir
den Wirtschaftsstandort Wien entwickeln und dadurch Impulse
setzen wollen, damit sich Unternehmen entwickeln können“, sagt
Trafoier im Interview. Die Initiative ist in die Struktur der
Wirtschaftsagentur Wien eingebettet, deren Aufgaben von
Von Förderung zu Verantwortung
23
der Beratung über Immobilienentwicklung bis zur Förderung
von Unternehmen reichen. Finanziert durch Mittel der Stadt
Wien, wird die Initiative von einer internationalen Fachjury
bestehend aus internationalen Forscher*innen wie Praktiker*innen
begleitet. Diese trifft die Auswahl der Projekte
anhand klarer und transparenter Kriterien wie Innovationsgrad,
redaktioneller Unabhängigkeit und wirtschaftlicher
Nachhaltigkeit.
Jährlich gehen – so Trafoier – etwa 80 bis 90 Anträge
ein, bei einem Budget von 2,4 Millionen Euro. Die genaue
Förderquote ist nicht ganz klar zu bestimmen, da diese
oft schwankt. Die geförderten Formate sind vielfältig und
reichen von Print – so etwa das Printmagazin Zimt. Das Ma-
gazin für die Psyche über digitale Plattformen von Anderseits
bis hin zu audiovisuellen Medien wie Bauertothepeople. Man
beschränkt sich also bewusst nicht auf Schwerpunkte und
ist für alle Formate offen.
aufmerksam zu machen. Als eine weitere Schwierigkeit der
Fördergeber*innen erweist sich die Beurteilung der Anträge
und die Einteilung der Ressourcen auf die jeweiligen
Projekte, da die wirkliche Umsetzung oft anders abläuft als
die Planung.
Trotz dieser Hürden verweisen beide Expertinnen auf Erfolge:
Die Erste Stiftung zeigt sich zufrieden mit den sichtbaren
Ergebnissen ihres Engagements. Sie verweist auf ein slowakisches
Nachrichtenmedium, das dank der Unterstützung
des Fonds Pluralis seine Unabhängigkeit von politischen
Einflüssen wahren konnte, und auf ein österreichisches
Medium, das durch die Förderung des Media Forward Fund
seine finanzielle Basis stabilisieren konnte. Auch die Wiener
Medieninitiative hebt Projekte wie das inklusive Magazin An-
derseits, das von Journalist*innen mit und ohne Behinderung
gestaltet wird, oder die Plattform Wechselweise, die unterrepräsentierte
Themen in den Fokus rückt, als besonders
gelungen hervor.
Auch Initiativen haben Grenzen
Beide Expertinnen sehen die Förderung unabhängiger Medien
als entscheidenden Hebel zur Stärkung der Demokratie,
betonen jedoch die Grenzen ihrer Möglichkeiten. „Stiftungen
können nicht die ganze Branche mit ihrem Geld 'retten'. Dafür
ist es zu wenig und die Probleme zu groß", sagt Königer offen.
Der Mediensektor befindet sich in einem Strukturwandel,
und ohne innovative Ansätze wird die Branche den Wandel
nicht überstehen. Hier benötigt es gut eingesetzte Digitalisierung,
innovative Bezahlmodelle, neue Wege, um Erlöse
jenseits des Kerngeschäfts der Medien zu erzielen. Auch
die Wiener Medieninitiative sieht Herausforderungen, insbesondere
bei der Finanzierung unabhängiger Projekte durch
freie Journalisten*innen. Mit der Förderung unterstützt
man diese dabei, in einem sehr gesättigten Markt auf sich
Der Konsens ist klar: Stiftungen spielen eine zentrale Rolle
für die Sicherung unabhängiger Medien und damit für den
gesellschaftlichen Diskurs sowie die Demokratie. Sie bieten
nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern stehen auch
für Werte wie Vielfalt, Unabhängigkeit und Gemeinwohl.
Dennoch erfordert der Erhalt zukunftsfähiger Medienlandschaften
weiterhin innovative Ansätze, Mut und ein langfristiges
Engagement – von den Stiftungen ebenso wie von
der Medienbranche selbst.
Viktoria Gruber
?
Eine Stiftung ist eine unabhängige Organisation, die mit dem Vermögen eines Stifters oder einer Stifterin langfristig
einen bestimmten Zweck verfolgt. Sie dient häufig gemeinnützigen Zielen wie der Förderung von Bildung,
Wissenschaft, Kultur oder sozialem Engagement. Stiftungen stehen für die Verwirklichung von Werten und Visionen,
die das Gemeinwohl fördern und oft über Generationen hinweg wirken.
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Von Förderung zu Verantwortung
Maribel Königer
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©Foto Maribel Königer: ERSTE Stiftung Peter M. Mayr; Foto Carina Trafoire: Karin Hackl
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Reformbedarf statt Gießkanne:
Wie zukunftsfit ist Österreichs
Medienförderung?
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Sie gilt als intransparent und veraltet: Österreichs Medienförderung für Print
und Online-Medien steht spätestens seit der Inseratenaffäre im Jahr 2021
massiv in Kritik. Fördert sie nach etlichen Reformversuchen journalistische
Qualität oder stärkt sie vor allem große Boulevardmedien? Daniela Kraus
(Presseclub Concordia) ) und Matthias Karmasin (Universität Klagenfurt) ) zeigen auf,
warum mehr Unabhängigkeit und ein verbessertes Fördersystem nötig sind.
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10
„Das erste Missverständnis, und das schwingt überall mit, ist,
dass beide Seiten diese Inserate als Medienförderung verstehen.
Aber Inserate sind keine Medienförderung!“, so Daniela Kraus.
Diese Aussage unterstreicht, dass in Österreichs Medienlandschaft
die Trennung zwischen staatlicher Medienförderung
und Inseratenschaltungen oft nur bedingt gegeben
ist. Der potenzielle politische Einfluss auf die Medienlandschaft
in Österreich stand in der Vergangenheit häufig im
Fokus kritischer Betrachtung. Besonders die Ibiza-Affäre
unter Heinz-Christian Strache offenbarte eindringlich die
Risiken, die eine politische Einflussnahme auf die Medien
mit sich bringt. Auch Österreichs Medienförderung weist
eine lange Historie auf. Seit 1975 erfolgt die Unterstützung
durch eine Presseförderung für Tages- und Wochenzeitungen.
Diese beinhaltet unter anderem Förderungen für den
Vertrieb und finanzielle Unterstützungen, um die regionale
Medienvielfalt zu stärken. 1985 wurde zudem die Publizistikförderung
als eigenständige Förderung eingeführt, um
nicht-kommerzielle Medien, Fachzeitschriften und kulturell
oder wissenschaftlich relevante Publikationen zu unterstützen.
Wer wie viel vom Förderkuchen erhält, wird durch die
Kommunikationsbehörde Austria bestimmt. Für die Presseför-
26
Reformbedarf statt Gießkanne
derung allein wurden im Jahr 2023 8,9 Mio. Euro vergeben.
Die Ausgaben für Regierungsinserate erreichten jedoch in
den letzten Jahren beträchtliche Summen und überstiegen
teilweise deutlich die Presseförderungen des Bundes. Laut
einem Bericht des Medienhauses Wien flossen 2022 über
die Hälfte der Regierungsausgaben für Printinserate – fast
8 Millionen von 14 Millionen Euro – in die drei Zeitungen Kro-
nen Zeitung, Heute und Österreich/oe24 und ihre zugehörigen
Plattformen und Kanäle.
Den Höhepunkt an Inseratenausgaben lieferte jedoch die
Regierung unter Sebastian Kurz im Jahr 2020 mit 48 Millionen
Euro. Aus einer Studie des Medienhauses Wien geht
hervor, dass Sebastian Kurz bei einer parlamentarischen
Anfragebeantwortung erstmals offiziell erklärte, dass die
Vergabe der Gelder beruht. Diese Einschätzung teilt auch
Medienexpertin Daniela Kraus: „Wir wissen zwar im Moment,
um wieviel Geld die öffentliche Hand wo Inserate vergibt, aber
nicht, warum welche Medien dieses Geld erhalten. Was sind die
Ziele der jeweiligen Kampagnen und warum werden aus diesen
Kommunikationszielen heraus dann genau dort Inserate geschal-
tet?“
Qualitätsförderung: Ein Boulevard-Bonus?
Ein zentrales Kriterium für die Vergabe der Presseförderung
war stets die Qualität journalistischer Inhalte. Bis 2023 war
diese noch als Teil der Presseförderung integriert, doch seit
2024 wird sie mit einer eigenen Qualitätsjournalismus-Förderung
gezielt unterstützt. Sie richtet sich grundsätzlich
Quelle Diagramm: RTR, Medienhaus Wien, 2020
Inseratenausgaben der Bundesregierung auch als Printmedienförderung
betrachtet wurden. Eine Studie der Universität
Wien aus 2023 belegt zudem einen erheblichen Anstieg
der Medienpräsenz des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers
innerhalb der Medien, die verstärkt finanziell
unterstützt wurden. Transparenter und unabhängiger Journalismus
lässt sich unter solchen Bedingungen nicht vereinbaren.
Anfang 2024 wurde das bestehende Medientransparenzgesetzes
jedoch verschärft, wodurch unter anderem
der Umfang der Meldepflicht für Inseratenschaltungen
nochmals erhöht wurde.
Ein weiteres Problem ist die unklare Grundlage, auf der die
*Anmerkung Diagramm: Die Grafik stellt die Inseratenausgaben der Bundesregierung sowie die Presseförderung von 2019 bis 2023
dar. Die Inserate Print umfassen sämtliche Werbeausgaben aller Ministerien in Printmedien sowie deren Online-Kanäle.
Corona Hilfspakete berücksichtigt.
nach der Anzahl festangestellter redaktioneller Personen.
So können unter anderem Tageszeitungen ab einer Mindestanzahl
von sechs Redakteur*innen diesen Förderbetrag
erhalten. Im Sinne der Inhaltsvielfalt unterstützt sie außerdem
regionale wie auch EU-Berichterstattungen sowie
Aus- und Weiterbildungen. Bonuszahlungen gibt es unter
anderem für Redaktionsstatuten, Fehlermanagement-Systeme,
Qualitätssicherungs-Systeme und Frauenförderpläne.
Gemäß den RTR-Daten aus 2024 liegt im Spitzenfeld
dieser neuen Qualitätsförderung, mit einem Gesamtpaket
von 20 Mio. Euro pro Jahr, die Kronen Zeitung mit 2,3 Mio.
Euro. Bezieht man Österreich / oe24 und Heute mit ein, ging
nahezu ein Fünftel der Fördersumme an die drei größten
Reformbedarf statt Gießkanne
27
Boulevardmedien des Landes. Auf den weiteren Plätzen
liegt der Kurier mit 1,6 Mio. Euro, Der Standard mit 1,2 Mio.
sowie die Presse mit 1 Mio. Euro. Onlinemedien sind ebenfalls
förderberichtigt, jedoch erfüllen 2024 nur salzburg24.at
sowie 5min.at die Förderkriterien der Behörde. Ein Großteil
des ausgeschütteten Förderbetrags liegt somit auf dem
Boulevardmedien-Bereich und großen Medienhäusern.
Verbesserungen –
Ein Blick über die Grenzen könnte helfen
Vergleiche mit skandinavischen Ländern könnten wertvolle
Impulse für Veränderungen liefern. Besonders die schwedische
Form der Medienförderung ist im Vergleich zu Österreich
deutlich stärker auf Transparenz ausgelegt. Ein
unabhängiges Expertengremium setzt einen Kriterienkatalog
fest, nach dem die Medienförderung ausgelegt wird,
und entscheidet, welche Medien die Kriterien erfüllen. Die
Protokolle dieser Sitzungen werden außerdem veröffentlicht.
Um den potenziellen politischen Einfluss auf das
Expertengremium zu minimieren, dürfen keine Träger*innen
politischer Ämter in diesen Ausschuss gewählt werden.
Im Vergleich zum österreichischen System fällt der starke
Fokus auf die Unterstützung von Lokal- und Regionalzeitungen
besonders ins Auge, da er gezielt zur Förderung der
Medienvielfalt im Land beiträgt.
Alternative Förderprogramme
Dass es auch innerhalb Österreichs vielversprechende und
zukunftsorientierte Ansätze gibt, die Medienförderung neu
aufzustellen, zeigt zum Beispiel das neu ins Leben gerufene
Projekt von Martin Kotynek. Der Media Forward Fund (MFF)
unterstützt länderübergreifend unabhängige Qualitätsmedien
und aufstrebende Geschäftsmodelle im Mediensektor.
Eine unabhängige Jury setzt anhand von Kriterien, wie dem
Innovationsgrad eines Unternehmens, die Fördermenge
fest. Besonders Medien-Start-Ups fehlt in ihrer Anfangsphase
oft das notwendige Startkapital, um sich am Markt
zu etablieren. In diese Förderungslücke versucht der MFF
einzugreifen. Kotynek äußerte sich ich erst kürzlich in einem
Interview im HORIZONT zu seinem Projekt: „Das Geld soll
auch dazu dienen, am Markt mit neuen Geschäftsmodellen zu
experimentieren, die vielleicht noch nie jemand ausprobiert hat!“
Kleinere Medienhäuser mit bis zu 30 Mitarbeiter*innen erhalten
durch eine Organisationsförderung eine strukturelle
finanzielle Unterstützung, um selbst zu bestimmen, wo
Fördermittel eingesetzt werden können. Karmasin sieht im
MFF „eine wertvolle ergänzende Initiative, die auch den Weg für
die Vergabe von staatlichen Förderungen weisen sollte.“
Eine mögliche Lösung für eine gezieltere Vergabe von Fördermitteln
auch in Österreich liegt in der konsequenten
Einhaltung professioneller Standards, auch von Seiten der
Medienhäuser. Darüber sind sich beide Experten*innen einig.
Matthias Karmasin unterstreicht die Wichtigkeit der
Vergabe der Mittel nach dem Wettbewerbsprinzip durch
eine unabhängige Expertenjury und erinnert daran, dass die
zunehmende Konvergenz der Medien berücksichtigt werden
muss. Dies impliziere eine Aufhebung der Trennung
von Presse- und Publizistikförderung, sowie Fördermittel
für digitale Angebote und Bereiche wie Wissenschaft oder
internationale Berichterstattung. Beide Expert*innen stellen
zudem klar, es solle nur das gefördert werden, was auch
demokratiepolitisch von Wert ist.
In Bezug auf kleinere innovative Medien hält es Medienexpertin
Kraus für zielführender, „diese durch die Unterstützung
von Infrastrukturen wie einem APA-Zugang oder eine Rechts-
abteilung zu fördern, anstatt einfach nur Geld reinzukippen“.
Um dem aufgeblähten Inseratenapparat entgegenzuwirken,
„wäre es vielleicht auch sinnvoll, ein Inserate-Budget, was die
Bundesregierung betrifft, im Parlament beschließen zu lassen,
und nicht einfach freihändig zu vergeben.“ Auch qualitative
Mindeststandards wie Mitgliedschaft in einem anerkannten
System der Selbstkontrolle (Presserat) wären empfehlenswert,
meint Karmasin.
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Reformbedarf statt Gießkanne
©Foto: Matthias Karmasin: Privat; Foto Daniela Kraus: Mathias Zojer/Concordia
Aussicht
Vieles hat sich in den letzten Jahren bereits zum Positiven
entwickelt, jedoch warten auf Österreich noch große Herausforderungen.
Ein zukunftsfähiges System muss einen
Balanceakt meistern: Zum einen gilt es, die angespannte
wirtschaftliche Lage in der Medienbranche zu bewältigen,
zum anderen die gezielte Förderung von unabhängigem und
qualitativ hochwertigem Journalismus sicherzustellen. „Und
ja, das kostet Geld!“, betont Matthias Karmasin und verweist
auf die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel von
öffentlicher Seite. Mit einer pauschalen Gießkannenförderung
wird das wohl nicht gelingen.
Florian Ehrngruber
Matthias Karmasin
Daniela Kraus
© Emma Karner
Reformbedarf statt Gießkanne
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Breaking Budget – Wer finanziert
das Haus des Geldes?
Ressort C
31
© Luisa Kainz
Die Kehrseite der Kinoleinwand:
Überleben mit halben
Ticketeinnahmen
Viele Kinobesucher*innen zeigen zunehmend wenig Verständnis für die steigenden Ticketpreise
und fragen sich, warum ein einzelner Kinobesuch mehr kostet als ein monatliches Abonnement
für einen Streaming-Dienst. Doch dabei bleibt oft die Kehrseite der Leinwand unberücksichtigt.
SUMO sprach dazu mit Andreas Leitner, Geschäftsführer der Filmbühne in Waidhofen an der
Ybbs und Mario Hueber, Geschäftsführer von Hollywood Megaplex.
Wenn Andreas Leitner die nüchternen Zahlen
seines regionalen Provinzkinos auf den
Tisch legt, wird die Herausforderung deutlich:
„Ein erheblicher Teil der Ticketeinnahmen
– im Schnitt etwa 43%, in manchen Fällen sogar bis zu 49% –
müssen an Verleihfirmen abgeführt werden.“ Damit wird klar,
dass Kinos mit geringen Besucher*innenzahlen von den
Ticketverkäufen allein kaum überleben können. Zusätzliche
Einnahmen abseits von Tickets und dem Buffet sind daher
unverzichtbar. Für die Filmbühne beschränken sich diese
jedoch auf die Programmförderung von Europa Cinemas, da
auf Werbung bewusst verzichtet wird.
Auch Multiplex-Kinos sind mit diesen finanziellen Herausforderungen
konfrontiert, wie Mario Hueber von Hollywood
Megaplex erklärt: „Vom Ticketpreis bleiben uns, nach Abzug des
Verleiheranteils, der Mehrwertsteuer und der Vergnügungssteuer,
etwa 30 bis 40 Prozent. Ohne die Einnahmen aus dem Buffet
und der Werbung wäre ein moderner Kinobetrieb nicht mehr
wirtschaftlich tragfähig.“ Besonders die Umsätze aus dem
Verkauf von Popcorn und Snacks seien heute oft lukrativer
als die Tickets selbst. Neben den direkten Einnahmen betont
Mario Hueber, dass Kino-Werbung eine zentrale Rolle spiele,
da diese Einnahmen eine direkte Entlastung der Ticketpreise
ermöglichen: „Ohne Werbung müssten wir die Ticketpreise deut-
lich erhöhen, um den gleichen Umsatz zu erzielen.“
Große Vorgaben für kleine und große Kinos
Auf Nachfrage erklärte Hueber die herausfordernden Vorgaben
der Verleihfirmen, die Kinos dazu verpflichten, Filme
in einer bestimmten Häufigkeit und für einen festgelegten
32
Die Kehrseite der Kinoleinwand
Quelle Diagramm: Wirtschaftskammer Österreich, 2025
10
© Pixabay/Pia Hladovsky
Zeitraum zu zeigen: „Die erste Woche ist immer unstrittig, aber
wenn ein Film nicht funktioniert und dennoch die Vorgaben er-
füllt werden müssen, wird es schwieriger. Oft können Lösungen
gefunden werden, die beide Seiten zufrieden stellen. Aber die Ver-
leihfirmen haben auch ihre Vorgaben aus London oder Amerika.“
Diese Abhängigkeit erschwere die Programmgestaltung,
insbesondere für Filme, die nicht den erwarteten Erfolg
bringen. Die Erfahrung zeige, dass Filme, die in der ersten
Spielwoche nicht funktionieren, auch in den kommenden
Wochen nicht funktionieren.
Bei kleineren Kinos, wie bei der Filmbühne in Waidhofen,
komme eine weitere Herausforderung hinzu: Mit nur zwei
Sälen kann nicht jeder Film gezeigt werden, weshalb eine
sorgfältige Vorselektion des Filmprogramms zwingend
notwendig sei. Dabei spielen nicht nur die Interessen des
Publikums, sondern auch diese strikten Bedingungen eine
entscheidende Rolle. Große Blockbuster können aufgrund
solcher Regelungen sogar einen ganzen Saal über mehrere
Wochen hinweg belegen. „Diese Vorgaben sind erfüllbar, aber
sie gefährden definitiv die Programmvielfalt“, erklärt Leitner.
Besonders kleinere Kinos stehen hierbei unter Druck. Für
Titel mit eingeschränkter Zielgruppe – wie Horror-, Anime-
oder Musicalfilme – bleibe oft kein Platz im Programm.
Stattdessen liege der Fokus, neben Familien-Unterhaltung,
auf Arthouse-Produktionen, die eine treue Zielgruppe anspräche
und kulturelle Vielfalt fördere. Doch auch Arthouse-
Filme unterlägen teilweise den Vorgaben der Verleihfirmen,
was die Programmgestaltung zusätzlich erschwere. Die
Möglichkeit, solche Filme zeitversetzt nach dem Hauptstart
ins Programm zu nehmen, biete jedoch eine gewisse Flexibilität,
berichtet Leitner: „Das spätere Einsetzen von Filmen
erleichtert die Programmierung enorm – auch wenn wir dadurch
an Aktualität verlieren.“
Der Wettbewerb zwischen Nostalgie
und Hightech
Nur 20 Kilometer von der Filmbühne in Waidhofen an der
Ybbs entfernt liegt in Amstetten ein Cineplexx-Kino, das als
direkte Konkurrenz gilt. Ein modernes Multiplexkino, mit
zahlreichen Sälen und hochmoderner Technik wie Dolby
Atmos und Laserprojektion. Doch die Filmbühne hat einen
klaren Vorteil: Ihr persönliches und historisches Ambiente,
das besonders bei Stammkund*innen beliebt ist.
„Wir verstehen uns als Filmnahversorger und bieten eine andere
Atmosphäre“, erklärt Leitner. Die zentrale Lage in der Innenstadt
von Waidhofen und regelmäßige Investitionen in
Technik – zuletzt in Laserprojektion – helfen dabei, konkurrenzfähig
zu bleiben. Dennoch bleibt der Kampf um das Interesse
der Besucher*innen herausfordernd, denn moderne
Kinoketten, wie Hollywood Megaplex, locken mit zusätzlichen
Angeboten wie IMAX oder 4D-Vorführungen.
Mario Hueber von Hollywood Megaplex unterstreicht, dass
Investitionen in modernste Technik und alternative Angebote
entscheidend seien, um die steigenden Ansprüche der
Kinobesucher*innen erfüllen und ihnen ein Erlebnis bieten
Die Kehrseite der Kinoleinwand
33
?
zu können. „Formate wie IMAX oder 4DX sind ein wichtiger
Bestandteil unserer Strategie, die sich klar von Heimkino- oder
Streaming-Angeboten abhebt. Besucher*innen kommen nicht nur,
um einen Film zu sehen, sondern um eine besondere Erfahrung
zu machen.“ Besonders die Altersgruppe zwischen 14 und 29
Jahren zeige sich als äußerst technikaffin und sei zugleich
die Bevölkerungsschicht, die am meisten ins Kino geht.
Film: Mufasa - Der König der Löwen,
20 Uhr - 3D - 10. Reihe
Hollywood Megaplex in Wien Gasometer 15,50 Euro
Filmbühne in Waidhofen/Ybbs 12,00 Euro
© Daniel Eichinger
frage in einer regionalen Umgebung wie Waidhofen an der
Ybbs. Dennoch schließt Leitner eine Einführung in Zukunft
nicht aus: „Wir beobachten die Entwicklungen genau.“
Auch Mario Hueber äußerte sich skeptisch gegenüber Abo-
Modellen. Er befürchtet, dass diese das Kino langfristig
entwerten könnten, da sie die Kosten für Premiumformate
wie IMAX oder 4DX nicht abbilden. Ihm zufolge kommen die
Kund*innen ins Kino, weil sie ein besonderes Erlebnis suchen,
und das habe seinen Preis. Stattdessen setzt man auf
Ermäßigungen speziell für jüngere Menschen, Schüler*innen
und Studierende, um so auch den Zugang für preisbewusste
Besucher*innen zu erleichtern. Dadurch seien auch die technischen
Innovationen gedeckt.
Zukunftsaussichten der Kinobranche
Mario Hueber blickt optimistisch auf die Zukunft der Kinobranche
und ist überzeugt, dass das Kino auch in den
nächsten zehn Jahren eine bedeutende Rolle spielen wird.
Dennoch hofft er persönlich, dass die technologische Entwicklung
vorerst etwas eingebremst wird, da die regelmäßigen
Erneuerungen mit intensiven Kosten verbunden
sind. Trotz alledem wird man auch zukünftig mutig auf
sinnvolle Innovationen setzen und das Kinoerlebnis stetig
verbessern.
Die Filmbühne Waidhofen/Ybbs zeigt, dass Kino mehr ist als
nur Filmvorführungen. Es ist ein Ort der Begegnung, der
Kultur und des Erlebens – und bleibt trotz aller Herausforderungen
ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in
der Region. Während große Ketten und Streaming-Dienste
den Markt dominieren, beweist die Filmbühne, dass es gerade
im ländlichen Raum Platz für Individualität, kulturellen
Anspruch und Charakter gibt – traditionell, aber doch am
Puls der Zeit.
Streaming-Abonnements und Kinoabos:
Die neue Realität?
Daniel Eichinger
Streaming-Dienste stellen für die gesamte Kinobranche
eine immer größere Konkurrenz dar. Während ein Monatsabo
für Netflix oder Disney+ oft günstiger ist als ein Kinobesuch
versuchen Kinobetreiber*innen, mit eigenen Abo-Mo-
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dellen gegenzusteuern.
Seit März 2023 gibt es etwa das Nonstop-Kinoabonnement,
das Kinofans die Möglichkeit bietet, für eine monatliche
Gebühr ab 20 Euro unbegrenzt Filme im Kino zu erleben.
Dadurch sollen regelmäßige Besuche wieder attraktiver
und die Zuschauer*innen langfristig gebunden werden. Die
Filmbühne hat dieses Modell bisher nicht übernommen. Die
Gründe: Vorgaben der Verleihfirmen, die eingeschränkte
Verfügbarkeit bestimmter Filme und die begrenzte Nach-
Die Kehrseite der Kinoleinwand
Mario Hueber
Andreas Leitner
©Foto Mario Hueber: Hollywood Megaplex; Foto Andreas Leitner: Beigestellt
10
Raub im digitalen Zeitalter:
Piraterie in der Filmbranche
10
© Pia Hladovsky
Man könnte meinen, digitale Piraterie sei im Zeitalter von Streaming-Plattformen und
Mediatheken längst Vergangenheit. Doch illegales Streaming und Downloads sind nach wie vor
allgegenwärtig und gefährden nicht nur wirtschaftliche Strukturen, sondern auch den
kulturellen Wert von Kreativwerken. SUMO sprach mit Monique Goeschl vom Fachverband der
Film- und Musikwirtschaft (FAMA) und dem Rechtsanwalt Nikolaus Kraft über
Herausforderungen und Lösungsansätze im Kampf gegen digitale Piraterie.
Ein Angriff auf Wirtschaft und Kultur
Digitale Piraterie bleibt ein ernsthaftes Problem für
die Medienbranche, insbesondere für die Filmindustrie,
die auf hohe Budgets und jahrelange
Produktionszeiten und Recoupmentphasen angewiesen
ist. Eine Recoupmentphase beschreibt den Zeitraum,
bis eine Investition ihre Kosten wieder einspielt, bevor sie
profitabel wird. Monique Goeschl erklärt, dass Filme gerade
zu Beginn ihrer Veröffentlichung anfällig für finanzielle Einbußen
sind: „Kurz nach dem Kinostart befinden sich Produktio-
nen oft noch tief in den roten Zahlen. Wenn der Film zu diesem
Zeitpunkt auf illegalem Weg im Netz landet, entgehen den Unter-
nehmen die wichtigsten Einnahmen.“
Schätzungen zufolge verlieren Medienunternehmen durch
Piraterie bis zu 30% ihrer Einnahmen. Geld, das für neue
Projekte und die Unterstützung der Kreativwirtschaft
dringend benötigt wird. Diese Verluste betreffen nicht nur
große Studios, sondern auch kleinere Unternehmen entlang
der gesamten Wertschöpfungskette, wie Kinos oder
Marketingfirmen. Auch der kulturelle Schaden ist erheblich.
Diese Haltung ist problematisch, da sie die grundlegende
Wertschätzung für Kunst und Kultur untergräbt. „Es ist eine
Entwertung der Arbeit einer anderen Person, wenn Inhalte ohne
Bezahlung konsumiert werden“, so Goeschl. Manche Konsument*innen
behaupten, dass illegale Downloads eine Form
von „kostenloser Werbung“ für junge Kreative seien. Dabei
übersehen sie jedoch, wie wichtig ein respektvoller Umgang
mit dem geistigen Eigentum ist.
Gefährliches Streaming:
Risiken für Konsument*innen
Neben dem Schaden für die Branche birgt illegales Streaming
auch Gefahren für Nutzer*innen. Viele Plattformen
locken mit vermeintlich günstigen Angeboten, hinter denen
oft Datenphishing oder betrügerische Abomodelle stecken.
„Was zunächst wie ein Schnäppchen aussieht, entpuppt sich oft
als Köder, um persönliche Daten zu stehlen oder Konsument*in-
nen finanziell auszunutzen“, erklärt Goeschl.
Raub im digitalen Zeitalter
35
Das Europäische Verbraucherzentrum Österreich warnt vor betrügerischen
Inkassoforderungen, die bei der Nutzung illegaler
Plattformen auftreten können. Viele dieser Seiten
finanzieren sich durch aggressive Werbemodelle, die Nutzerdaten
gewinnbringend verwerten.
Laut Rechtsanwalt Nikolaus Kraft verlieren Anbieter, die
wissentlich urheberrechtsverletzende Inhalte verbreiten,
nach der geltenden Rechtslage jegliche Möglichkeit, sich
auf ein Haftungsprivileg zu berufen. Vielmehr noch werden
sie rechtlich wie der*die unmittelbare Täter*in behandelt.
Plattformen wie YouTube dagegen unterliegen in der EU
speziellen Regelungen: Sie gelten als direkte Inhaltsanbieter
und müssen sicherstellen, dass unlizenzierte Inhalte nicht
veröffentlicht werden. Urheberrechtlich geschütztes Material
muss nach einer Meldung sofort entfernt und künftig
blockiert werden, erläutert Kraft. Dieser Prozess erfolgt
über das sogenannte Notice-and-Takedown-Verfahren.
befürwortet deshalb eine deutliche Erweiterung der diesbezüglichen
Ermittlungsmöglichkeiten zur Verfolgung von
Urheberrechtsverletzungen.
Weiters sei es wichtig, dass die verwaltungsrechtlichen
Verfahren vor der Telekom-Control-Kommission (TKK) nach
der zivilrechtlichen Aufforderung und der Umsetzung von
Zugangssperren effizienter und mit weniger Aufwand abgewickelt
werden können. „In Österreich verzögern langwierige
Prüfverfahren der Telekommunikationsbehörde die Umsetzung
von Zugangssperren erheblich. Obwohl es sich um eindeutig
strukturell rechtsverletzende Internetseiten handelt, wird jede
Sperrmaßnahme auf ihre Netzneutralitätskonformität geprüft,
was extrem ressourcenintensiv ist“, bestätigt auch Goeschl.
Dies sei selbst für die Rechteinhaber*innen, die über ausreichende
finanzielle und zeitliche Ressourcen verfügen,
oft langwierig und belastend. Rechtsanwalt Kraft ortet
Verbesserungspotenzial, wenn europäische Regelungen
harmonisiert und grenzüberschreitende Bekämpfung von
Piraterie erfolgen würde.
Technik im Kampf gegen Piraterie
Die Film- und Musikwirtschaft setzt auf eine Vielzahl von
Maßnahmen, um digitale Piraterie einzudämmen. Technische
Lösungen wie digitale Wasserzeichen und DRM (Digital
Rights Management) ermöglichen es, illegale Kopien zurückzuverfolgen.
Goeschl erläutert, dass dank individualisierter
Wasserzeichen die Quelle einer illegalen Kopie oft exakt
bestimmt werden kann: „Man kann genau identifizieren, woher
eine Kopie stammt – das ist ein wichtiger Schritt, um die Verbrei-
tung einzudämmen.“
Nach der Einschätzung von Kraft sind solche technischen
Maßnahmen rechtlich gut abgesichert. Allerdings sieht er
Potenzial für Verbesserungen, insbesondere bei der Umsetzung
von Zugangssperren. Länder wie Dänemark bieten
hier Vorbilder, da dort Zugangssperren wesentlich schneller
und effizienter implementiert werden können. Die Vereinfachung
solcher Prozesse seien auch für Österreich eine große
Chance im Kampf gegen Piraterie.
Eine Frage der Ermittlung
Kraft zufolge sei die strafrechtliche Verfolgung hierzulande
stark eingeschränkt. Warum? In den dafür vorgesehenen
„Privatanklageverfahren“ fehle es oft an einer ausreichenden
Grundlage für effektive Ermittlungsverfahren.
Im Unterschied zu Fällen, in denen Kriminalbeamt*innen
zusammen mit Staatsanwält*innen ermitteln und über entsprechende
Ermittlungsinstrumente verfügen. Unabhängigen
Produktionsfirmen und kleineren Verleihern stehen
diese eben nicht zur Verfügung und daher sei es oft schwierig,
die Übeltäter*innen auszuforschen. Der Rechtsanwalt
Die richtige Kommunikation kann helfen
Maßnahmen könnten freilich auch auf der Plattformebene
erfolgen: „Die „breite Masse“ der Konsument*innen von Filmpi-
ratenseiten lässt sich durch Zugangssperren vom Zugriff auf diese
strukturell rechtsverletzenden Angebote abhalten“, so Kraft. Indirekt
werde dadurch auch die Attraktivität für Werbepartner
solcher Plattformen reduziert, was finanzielle Einbußen
für die Betreiber*innen nach sich ziehe.
Neben technischen und rechtlichen Maßnahmen bleibt die
Aufklärung der Konsument*innen. Goeschl betont, dass
direkte Ansprache durch Kreative oft mehr Wirkung zeigt
als abstrakte Kampagnen: „Wenn Künstler*innen und Produ-
zent*innen persönlich erklären, wie Piraterie ihrer Arbeit schadet,
erreicht das die Menschen oft direkter.“
Kraft sieht zudem Potenzial in der Einführung digitaler Hinweise,
die Nutzer*innen illegaler Plattformen auf legale
Alternativen aufmerksam machen könnten. Diese sogenannten
„Stop-Schilder“ seien in anderen Ländern bereits
erfolgreich im Einsatz.
Ideen für den Kampf gegen digitale Piraterie gibt es viele:
Was es braucht, ist das Handeln auf mehreren Ebenen, vor
allem aber Entschlossenheit.
Pia Hladovsky
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Raub im digitalen Zeitalter
©Foto Nikolaus Kraft: Beigestellt (Foto: www.belleandsass.com); Foto Monique Goeschl: WKÖ
Nikolaus Kraft
Monique Goeschl
„Wenn Künstler*innen und Produzent*innen
persönlich erklären, wie Piraterie ihrer Arbeit
schadet, erreicht das die Menschen oft direkter.“
Monique Goeschl
Raub im digitalen Zeitalter 37
© Pia Hladovsky
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Inside Streaming:
Der Kampf um Geld, Zeit und
Aufmerksamkeit
Der Streaming-Markt ist im Wandel: Zwischen Preiserhöhungen, Werbeabos und harter
Konkurrenz suchen Anbieter neue Wege zur Profitabilität. SUMO sprach mit Christian Grece,
Analyst beim European Audiovisual Observatory und Sophia Felgner, , Director bei Simon-Kucher &
Partners, , über tiefgreifende Veränderungen des Marktes.
10
© Pia Hladovsky
Samstagabend. Die Horrorfilme sind ausgewählt,
Snacks vorbereitet und die Couch gemütlich hergerichtet.
Einem gruseligen Streaming-Abend steht
nichts mehr Wege. Doch ein Blick auf ihre Abo-Kosten
lässt Lisa schaudern: Die Preise sind erneut gestiegen.
Die einzige Konstante ist Veränderung
Generell gilt: der Markt boomt. Im Schnitt besitzen deutsche
Kund*innen 2,7 Abos und rezipieren mehr, erklärt Sophia
Felgner von Simon-Kucher, einer Beratung für Unternehmenswachstum.
Dennoch verstärke sich durch die steigende
Zahl an Video-on-Demand-Anbietern (VoD) der Wettbewerb
um Budget und Freizeit der Nutzer*innen. Auch
jenseits der Streaming-Welt werde um das Zeitbudget der
Menschen konkurriert. 40% der unter 40-Jährigen verbringe
lieber Zeit in sozialen Netzwerken als mit Streaming-Diensten
– eine ernstzunehmende Konkurrenz für Netflix und Co,
betont Felgner.
Laut Christian Grece, Analyst für TV und Video-on-Demand
am European Audiovisual Observatory, einer Forschungseinrichtung
des Europarats für den europäischen Medienmarkt,
habe sich der Fokus der VoD-Anbieter verschoben. Anstatt
sich auf Abonnent*innenwachstum zu konzentrieren, stehe
nun die Profitabilität im Vordergrund. Grund dafür seien die
Verluste durch massive Investitionen in Inhalte während
der Covid-Pandemie sowie das langsame Abonnent*innen-
wachstum. „Der Schrei nach Profitabilität war auch ein Grund für
die Account-Sharing-Restriktionen“, so Grece.
Preis-Leistungs-Frust
„Es wird immer wichtiger, dass ich mich mit einer Breite an
exklusiven Inhalten, die häufig auch neu erscheinen, gut auf-
stelle“, erläutert Sophia Felgner. Denn neben dem Preis sei
das inhaltliche Spektrum das wichtigste Kaufkriterium für
ein Abo. Dennoch drücken etwas weniger als die Hälfte
der ca. 12.000 Onlinebefragten der globalen Simon-Kucher
Streaming-Studie 2024 Unzufriedenheiten mit dem Preis-
Leistungs-Verhältnis aus. Laut Felgner werden aufgrund
der Preiserhöhungen im letzten Jahr die Leistungen nun
kritischer bewertet. Diese Entwicklung spiegelt sich in der
Kündigungsabsicht wider: Ein Drittel der User*innen halte
es für wahrscheinlich, nächstes Jahr aus Preisgründen ein
Abo zu kündigen.
Die Streaming-Studie zeigt, dass das gesamte Streaming-
Budget der Leute lediglich bei 23 Euro im Monat liegt. Somit
können Preiserhöhungen eine zusätzliche Belastung darstellen.
Felgner schlägt bewährte Strategien vor, um den
Schock bei Preiserhöhungen abzumildern: klare Kommunikation
mit nachvollziehbaren Gründen für den Preisanstieg,
idealerweise einhergehend mit Verbesserungen wie neuen
Inhalten.
Inside Streaming
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Werbung – Don’t Call it a Comeback
Als sie nach billigeren Optionen sucht, stößt Lisa auf: Netflix
mit Werbung? Das klingt für sie erstmals irritierend. Werbung
ist einer der Hauptgründe, wieso sie kein lineares TV
schaut. Jedoch bemerkt Lisa schnell, dass werbefinanzierte
Abos nicht nur Nachteile aufweisen.
Laut der Simon-Kucher Streaming-Studie 2024 präferieren
Nutzer*innen preisfreundlichere Optionen für das Streamen.
Werbefinanzierte Abonnements bieten genau das:
Streaming zu einem niedrigeren Preis im Austausch für
Werbung. Und es funktioniert. Allein in Deutschland haben
sich die Werbeabos zum vorherigen Jahr verdreifacht. Trotzdem
störe ein Großteil der Nutzer*innen Werbung, erklärt
Sophia Felgner. Durch Anpassungen ließe sich aber die Werbeakzeptanz
erhöhen: Rezipient*innen würden es bevorzugen,
wenn die restliche Werbezeit angezeigt und möglichst
viele Werbeschaltungen vor dem Stream platziert werden,
statt sie zu unterbrechen. Man kann auch an der Werbung
selbst arbeiten: Laut einer Studie der Universität Modena
von Marco Furini aus dem Jahr 2023 wird personalisierte
Overlay-Werbung – eine für kurze Zeit und ohne Unterbrechung
sichtbare halbtransparente Anzeige im unteren Teil
des Bildschirms - als weniger störend wahrgenommen wie
Werbeunterbrechungen.
Nicht nur für Nutzer*innen sind werbefinanzierte Abos interessant.
Anbieter können potenzielle Kündiger*innen in
einem billigeren Abonnement auffangen. „Zum anderen kann
ich mit diesen Abos preissensitive Neukund*innen gewinnen“, betont
Sophia Felgner. Der Vierteljahresbericht von Netflix für
Q3 2024 untermauert dies: Werbefinanzierte Abos machten
50% aller Neuanmeldungen in den Ländern aus, die dieses
Abomodell anbieten. Zudem stieg die Anzahl der Werbekund*innen
im Vergleich zum vorherigen Quartal um 35%.
Allerdings müsse laut Felgner die Kannibalisierungsgefahr
beachtet werden: Bestehende Nutzer*innen können von
ihren Tarifen zu den günstigeren, werbefinanzierten Abos
wechseln. Für Anbieter immer noch eine bessere Option,
als Kund*innen zu verlieren. Und auch wenn der Abo-Umsatz
pro Nutzer*in aufgrund des niedrigeren Preises sinke,
generiere die Person noch zusätzliche Werbeerlöse für den
Anbieter.
Werbung spielt seit jeher eine zentrale Rolle in der Finanzierung
der Medien und mache etwa 30-40% des Umsatzes
im europäischen audiovisuellen Sektor aus. Während die
traditionelle TV-Werbung sinkt, würden sich auch TV-Sender
zunehmend ins Digitale verlagern, um Marktanteile
nicht gänzlich an Tech-Giganten wie Google zu verlieren.
Christian Grece begründet die Entwicklung so: „Werbung
geht dorthin, wo die Audience ist und die Audience ist online.“
Besonders attraktiv für Werbekund*innen sei das präzise
Targeting in werbefinanzierten Abos, das im linearen TV
nicht möglich ist.
40
Inside Streaming
Gaming ist ein Feature, mit dem Streaming-Dienste besonders
ihre jüngeren Nutzer*innen binden wollen. Es komme
aber darauf an, für welche Spiele sich Kund*innen interessieren
und wie gut die Inhalte seien, merkt Sophia Felgner
an. Und: Für mehr als die Hälfte der jüngeren Nutzer*innen
bestehe kein Mehrwehrt in der Integration von Videospielen.
Deshalb empfehle es sich, Gaming-Inhalte gratis ins
Abo einzuführen oder separat als Add-On zu monetisieren.
Als einziger großer VoD-Anbieter hat Netflix bisher in Gaming
investiert. Während seine Mobile-Spiele laut mobilegamer.
biz Millionen Downloads erzielten, schloss der Streaming-
Riese im Oktober sein AAA-Studio Team Blue.
Zurück in die Zukunft
Lisa hat den Fernseher ausgeschaltet. Nachdenklich lässt
sie den Streaming-Abend Revue passieren: Werbeabos,
Live-Events, Games. Doch jeder Dienst kostet und treibt das
monatliche Budget weiter in die Höhe.
Wir sind Live in 3, 2, 1…
Laut Christian Grece seien Live-(Sport)-Events die letzte
Bastion des linearen TVs und sind daher besonders begehrt
bei VoD-Anbietern. Während sich Netflix mit seinen
Sport-Dokus sowie den NFL Christmas Games 2024 langsam
herantaste, wolle Amazon dadurch die Position als „One-
Stop-Solution“ für Entertainment ergattern.
© Pia Hladovsky
Von Werbung bis hin zu Live-Inhalten, Streaming-Dienste
werden dem traditionellen TV immer ähnlicher. „Geschichte
wiederholt sich, nur in einer neuen Form, mit neuen Spielern“, beschreibt
Christian Grece die Entwicklung treffend.
Der VoD-Markt steht vor einem Balanceakt: zwischen Innovation,
Profitabilität und dem immer kritischer werdenden
Blick der Nutzer*innen. Welche Spieler sich auf Dauer behaupten,
wird sich zeigen – doch klar ist, der Wandel am
Streaming-Markt ist noch lange nicht vorbei.
Moritz Denkmayr
Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge zahlt Netflix für
beide NFL Christmas Games insgesamt etwa 150 Mio. Dollar.
So stellt sich die Frage, wieso Streaming-Anbieter trotz
hoher Übertragungsrechte in Live-Sport-Events investieren.
Grece geht davon aus, dass dieses Vorgehen weniger
dem Profit, sondern eher der Steigerung des Engagements
und Brandings diene. Felgner meint zudem, dass durch die
Exklusivität der Übertragungsrechte Neukund*innen gewonnen
werden könnten. Über ein Viertel der Nutzer*innen
habe aber kein Interesse an Live-Inhalten, weswegen sich
diese Inhalte besser separat monetarisieren ließen.
©Foto Sophia Felgner: Beigestellt; Foto Christian Grece: Beigestellt
It’s a Me – Gaming!
Nach dem Preisschock kann Lisa auf weiteren Horror für
heute verzichten. Sie sucht auf ihrem Smartphone nach etwas
Lustigerem. Da findet sie eine live Sport-Veranstaltung.
Nicht ihr Geschmack. Dann fällt ihr Blick auf „Squid Game“ –
ihre Lieblingsserie – aber als Spiel!
Sophia Felgner
Christian Grece
Inside Streaming
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Musik um jeden Preis ?
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© Emma Karner
10
Analog bleibt modern:
Die Schallplatte im digitalen Zeitalter
Seit einigen Jahren erlebt die Schallplatte ihre zweite Blütezeit. Gegenüber der anhaltenden
Digitalisierung wirkt das Vinyl wie ein Gegentrend. Um diese Entwicklung zu untersuchen, sprach SUMO
mit Michael Huber, , Leiter des Instituts für Musiksoziologie an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien, Günter Rathammer, , COO von Pro-Ject, , und Peter Wendler, , Geschäftsführer von Austrovinyl.
Das Revival der Schallplatte
Du verlässt den kleinen Plattenladen in der Stadt,
der unscheinbar in einer Seitengasse liegt. Du
hast dir gerade die neue Platte deiner Lieblingsband
gekauft und freust dich darauf, zuhause die
Platte aufzulegen und anzuhören. Ein Gesamterlebnis, dem
eigentlich schon längst der Tod beschieden wurde.
Nachdem sich in den 1950ern die LP (Langspielplatte) auf
dem Markt eingelebt hatte, folgte ab dem Jahr 1982 ein
Rückgang im Tonträgerbereich, die Geburtsstunde der CD
hatte geschlagen. In den USA generierte laut Recording
Industry Association of America (RIAA) Vinyl vor 1980 noch
ungefähr 60% der jährlichen Einnahmen am Musikmarkt.
Bereits 1987 wurde die Platte von der CD überholt, welche
1999 ihren Höhepunkt bei 23,4 Milliarden US-Dollar
an eingespieltem Umsatz erreichte. Nicht nur in den USA
machte Vinyl zu diesem Zeitpunkt nur noch einen Bruchteil
der Einnahmen aus. Im Zuge der Digitalisierung haben die
Streaminganbieter den globalen Musikmarkt übernommen
und erwirtschafteten seit 2015 mehr Umsatz als die CD,
wie die International Federation of the Phonographic Industry
(IFPI) anführt.
Trotz der digitalen Ära, in der wir leben, blüht ein bereits als
ausgestorben gegoltenes Medium wieder auf: die Schallplatte.
„Wir glauben fest daran, dass das viele Jahre weitergeht“,
behauptet Günter Rathammer, Chief Operating Officer von
Pro-Ject. Die Firma mit Sitz in Mistelbach vertreibt High-Fi-
delity-Schallplattenspieler, das sind Geräte mit hohem Qualitätsstandard,
die eine hohe Wiedergabetreue versprechen.
CEO Heinz Lichtenegger gründete die Firma im Jahr 1991
und damit mutigerweise zu einer Zeit, in der die CD den
Markt beherrschte. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt kam bei
Rathammer kein Zweifel auf: Der Plattenspieler (respektive
die Platte) sei immer präsent gewesen. Jetzt, über dreißig
Jahre später, steigen nicht nur in Österreich, sondern auch in
anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, Spanien oder
dem Vereinigten Königreich, die Absätze von Schallplatten
von Jahr zu Jahr, wie IFPI-Austria, SNEP, Promusicate und British
Phonografic Industry belegen. In den USA, dem Land mit dem
größten Einfluss auf den globalen Musikmarkt und laut re-
cordstores.love auch dem Land mit den meisten Plattenläden
weltweit, stieg – laut einer Statistik von Luminate Data (Niel-
sen Music) - die Anzahl verkaufter Platten von 27,5 Mio. im
Jahr 2020 auf 43,5 Mio. im Jahr 2022, was einer Steigerung
von fast 60% entspricht.
Faszination für Vinyl
Als du in deine Straße einbiegst, betrachtest du mit Vorfreude
das Platten-Cover. Du denkst daran, wie dein Opa
dir als kleines Kind das erste Mal seine Platten zeigte und
ihr zusammen Thriller von Michael Jackson gehört hattet.
Während du in Erinnerungen schwelgst, betrittst du dein
Grundstück.
© Luisa Kainz
Analog bleibt modern
43
Laut Michael Huber, Leiter des Instituts für Musiksoziologie in
Wien, gibt es mehrere Gründe für die steigende Beliebtheit
der Schallplatte. Es gäbe viele Käufer*innen, die sich Platten
kaufen, ohne überhaupt einen Plattenspieler zu besitzen.
Die Platte ist also etwas, mit dem man soziales Kapital generieren
könne. Weiters möchten manche Menschen eine
Möglichkeit, um Musik bewusst und konzentriert zu hören:
„Dafür eignet sich das Vinyl nach wie vor am besten, weil es
aufgrund der materiellen Erscheinungsweise eine sehr umständ-
liche Handhabung verlangt.“ Durch den erhöhten Aufwand
an Kosten und Zeit würde das Produkt Musik daher mehr
wertgeschätzt werden. Weiters, meint Huber, möchten viele
Fans die Künstler*innen mit dem Kauf einer Vinyl-Platte
direkt unterstützen, anstatt das Geld in die Hände von
Streaminganbietern zu legen. Laut einer Befragung von IFPI
aus dem Jahr 2022, an der 44.000 Internetnutzer*innen
aus 22 Ländern teilnahmen, geht hervor, dass jede*r zweite
Vinylkäufer*in Platten allein deshalb kauft, um die Musik
physisch zu besitzen. 26% der Befragten gaben an, mit dem
Kauf die Künstler*innen unterstützen zu wollen. „Der Boom
von Vinyl ist tatsächlich etwas Irrationales“, beschreibt Huber
die Entwicklung. Die Schallplatte ist also das Gegenmodell
zum Streaming, weil sie am unpraktischsten und teuersten
sei und den meisten Aufwand in Anspruch nehme. Huber
sieht jedoch dies als Knackpunkt: „Genau das wollen ganz
viele Leute, weil ihnen das Musikhören über Streams einfach zu
unpersönlich ist.“
Der Preis für Qualität
Während du deine Tür aufsperrst, denkst du daran, wie du
früher immer dein Geld gespart hast, um dir eine neue Platte
kaufen zu können. Heute verdienst du selbst Geld, trotzdem
sind diese Scheiben eine teure Art, Musik zu hören, denkst
du dir. Doch dein Opa hatte immer gesagt, dass Qualität
eben ihren Preis hat.
findet Günter Rathammer ähnliche Argumente: „Das wird
der Kampf, den Leuten zu erklären, warum der Plattenspieler
eben 300-400 Euro kostet.“ In die Preisklasse von 100-Euro-
Plattenspieler zu kommen, sei sehr schwierig, wolle man
die Qualität des Produktes beibehalten: „Von China kommen
Tonabnehmer, die keinen Dollar kosten, bei uns fangen wir bei
einem Kostenpreis von 19 Euro an – das ist nicht vergleichbar.“
Generation Z und Vinyl
Während du in dein Wohnzimmer gehst, hörst du draußen
ein paar Jugendliche mit einer Lautsprecherbox die Straße
entlang gehen. Schon praktisch, diese Streamingservices,
denkst du dir. Gerade als du dein Vinyl auspacken willst,
klingelt es an der Tür.
Nun treffen die jungen Generationen, die in einer Gratiskultur
aufwachsen, auf das Phänomen Vinyl. YouTube sorgt
praktisch für kostenlose Unterhaltung, mit Spotify kann
für zwölf Euro pro Monat jegliche Musik nach Belieben abgespielt
werden. Laut Huber kann es gelingen, die jungen
Leute von der Vinyl zu überzeugen. Man müsse verdeutlichen,
dass es zum einen um ein Lebensgefühl, zum anderen
um die Möglichkeit, eine tiefere Beziehung zu bestimmter
Musik einzugehen, ginge. „Wir bekommen viel Aufmerksam-
keit von Schulen, der große Teil weiß gar nicht, dass es die Platte
noch gibt“, beschreibt Rathammer die Bemühungen, den
Jungen das Medium näherzubringen. Der COO spricht von
der Verjüngung der Kund*innen: „Hier ist die Frage: Muss ich
die 20-Jährigen schon dazu bringen, Plattenspieler zu kaufen? Ich
kann es ihnen zumindest anlernen, sie hinbringen.“ Auch Wendler
führt trotz des limitierten Budgets dieser Zielgruppen an:
„Wir haben auch viele junge Kund*innen. Das Bewusstsein für die
Schallplatte ist da.“
Warum aber sollte man bis zu 35 Euro für eine Platte ausgeben?
Für Peter Wendler, Geschäftsführer des im steirischen
Fehring ansässigen Unternehmens Austrovinyl, dem einzigen
Schallplattenpresswerk in Österreich, ist die Wertigkeit
des Produktes eindeutig gegeben: „Die Tiefe, die Wärme, die
Klangnuancen, die Lebendigkeit einer Audioaufnahme kommt bei
der Vinyl am besten zum Vorschein.“ Gerade für die jüngeren
Zielgruppen seien solche Preise jedoch mitunter schwierig,
meint Wendler. Für Austrovinyl seien die Energiekosten für
die Produktion in den letzten Jahren um das 10-fache gestiegen:
„Das hätte uns fast Kopf und Kragen gekostet, da ist es
ums Überleben gegangen.“ Das 2017 gegründete Unternehmen
hat überlebt und kann den Konsument*innen nun in
ihrer eigenen Schaumanufaktur die Produktion einer Schallplatte
vorzeigen. Auch dadurch will man die hohe Wertigkeit
des Vinyls vermitteln. Im Bereich der Schallplattenspieler
44
Analog bleibt modern
Es dreht sich immer alles um Musik
Du freust dich, als du in das lächelnde Gesicht deines Opas
blickst. Er hat eine Flasche Wein mitgenommen, so wie er
das immer bei euren monatlichen Treffen macht. Nachdem
du den Tonarm auf die Platte bewegst und ihr beide Platz
genommen habt, füllt sich der Raum mit einem warmen,
natürlichen Klang. Dein Plattenspieler ist zwar schon in die
Jahre gekommen, erfüllt seinen Job aber überraschend gut.
Während du dich voll auf die Musik einlässt, denkst du darüber
nach, ob sich deine Kinder und Enkelkinder auch von
Vinyl so begeistern lassen, wie es bei dir der Fall war.
Michael Huber
Wenn man den Trends glaubt, wird die Vinylschallplatte
langfristig ihren Nischenplatz am Musikmarkt behalten,
ohne der marktbeherrschenden Stellung der digitalen
©Foto Michael Huber: Privat; Foto Günter Rathammer: Pro-Ject Audio Systems; Foto Peter Wendler: Privat
Streaminganbieter näherzukommen. Wendler fasst die Zukunftsaussicht
zusammen: „Ich muss glauben, dass sich der
Trend hält; ich bin aber auch überzeugt davon.“ Vinyl würde
viele Abnehmer*innen finden und weiter begeistern. Trotz
des analogen Mediums kann man sich laut Rathammer der
digitalen Welt nicht verschließen: „Ich sage nicht, dass digital
schlecht ist, wir müssen nur den Unterschied richtig erklären.“ Huber
sieht unter anderem die technologischen, gesellschaftlichen
und ökonomischen Entwicklungen als entscheidend
für die Zukunft der Schallplatte an: „Musik war immer ein-
gebunden in das tägliche Leben und alles, was das tägliche Leben
beeinflusst, beeinflusst auch die Art, wie wir Musik hören und
welche Musik wir hören.“
Manuel Auinger
Peter Wendler
Günter Rathammer
© Emma Karner
Analog bleibt modern
45
10
Kreativität finanzieren:
Wie Indie-Labels abseits des
Mainstreams bestehen
Arctic Monkeys, Frank Ocean, Depeche Mode oder The Offspring: : berühmte Namen mit einer weniger
bekannten Gemeinsamkeit. Jede*r dieser Musiker*innen ist bei einem Independent-Label unter
Vertrag. SUMO sprach mit Alexander Hirschenhauser, , dem Sprecher des Verbands unabhängiger
Tonträgerunternehmen, Musikverlage und MusikproduzentInnen Österreich und Jonny Nemetz, , dem
Mitbegründer des Wiener Indie-Labels Edition Hawara über die Finanzierung von Indie-Labels in
Österreich.
10
Eine kleine, verrauchte Bar irgendwo in Wien: Auf
der Bühne spielt eine Band ihr letztes Set, während
die Menge vor der Bühne tanzt. Die Musik ist voller
Energie, ehrlich und einzigartig – genau das, wofür
die österreichische Indie-Szene bekannt ist. Doch hinter den
Kulissen, dort wo die Musik entsteht, kämpfen kleine Labels
oft ums Überleben.
Wie schwierig die Situation ist, zeigt eine ernüchternde Statistik:
Laut Alexander Hirschenhauser, Pressesprecher des
VTMÖ, können nur etwa 25 Indie-Labels in Österreich von
den Gewinnen, die sie erzielen, auch leben. Für die restlichen
in etwa 200 Labels hierzulande ist die Arbeit mit ihrer Musik
ein Liebhaberprojekt, das nebenberuflich betrieben wird.
Die Rolle als Indie-Label
und ein Blick hinter die Kulissen
Indie-Labels sind ein essenzieller Teil der Musikwirtschaft.
Sie bieten eine Plattform für künstlerische Experimente
und fördern Talente, welche sich nicht dem Mainstream
zugehörig fühlen. Die Gemeinsamkeit der verschiedenen
Indie-Labels ist die Liebe zur Musik. Sie übernehmen nicht
nur die Produktion und Vermarktung, sondern oft auch das
Management, Booking und den Vertrieb für die Künstler*innen.
Diese Doppelfunktion macht sie wertvoll, erhöht jedoch
auch den finanziellen Druck.
Die Finanzierung der Projekte erfolgt über eine Variation von
Modellen. Förderungen von Institutionen wie dem Öster-
reichischen Musikfond oder der SKE Fond (soziale und kulturelle
Einrichtung der Austro Mechana) sind eine wichtige Stütze
für viele Labels. Diese Unterstützungen ermöglichen die
46
Kreativität finanzieren
© Emma Karner
Finanzierung von Produktionen, Marketingkampagnen oder
sonstigen Projekten. Allerdings stoßen Labels wie Edition
Hawara dabei an Grenzen. Jonny Nemetz erklärt, dass sein
Label hauptsächlich Reissues, also Wiederveröffentlichungen
von Musik aus den 70ern bzw. 80ern, veröffentlicht.
Dadurch, dass keine neuen Werke produziert werden, fällt
Edition Hawara oft aus dem Raster der Fördereinrichtungen.
Diese Einschränkungen zeigen, wie selektiv Förderungen
vergeben werden und dass nicht alle Labels den gleichen
Nutzen daraus ziehen können.
Vinylverkäufe einen zunehmend größeren Teil der Einnahmen
aus. Nemetz betont, dass der emotionale Wert von
Vinyl und die damit verbundene Exklusivität ein wichtiges
Verkaufsargument seien. „Und als Folge, dass DJs großteils zu
digital gewechselt sind, ist eine andere Gruppe an Käufer*innen
auf Vinyl aufgesprungen. Es waren Musiksammler*innen, die
gesagt haben: ,Wir wollen Musik nicht digital hören.‘ Wir sind mit
unserer Musikrichtung, mit dem was wir veröffentlichen, Soul,
Funk, Jazz aus den 70ern und 80ern aus Österreich, komplett in
dieser Zielgruppe drinnen. Damit ist Vinyl das wichtigste Medium.“
Der Hype um Vinyl
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Finanzierung sei der
Verkauf physischer Tonträger. Vinyl bleibe in der Independent-Szene
sehr beliebt und spiele für viele Labels eine
zentrale Rolle. Für Edition Hawara beispielsweise machen
Doch die Produktion sei teuer, und die gestiegenen Rohstoffpreise
sowie Engpässe bei den Presswerken stellen
Labels vor große Herausforderungen. Auch die Vorfinanzierung
von Releases berge finanzielle Risiken, da die Einnahmen
oft erst Monate später zurückfließen.
Kreativität finanzieren
47
Jonny Nemetz
Alexander Hirschenhauser
Neben physischen Tonträgern setzen Labels auch zunehmend
auf digitale Einnahmequellen wie Streaming. Erlöse
bringt das freilich wenig: Plattformen wie Spotify und Apple
Music bieten zwar weltweite Reichweite, doch die Vergütung
pro Stream beträgt bei ersterem im Durchschnitt
0,003 Euro (!) und bei letzterem 0,01 Euro (!). Laut Nemetz
sind Streaming-Einnahmen für Indie-Labels kaum tragfähig,
was viele dazu führt, alternative digitale Vertriebswege
wie Bandcamp zu nutzen. Diese Plattform ermöglicht direkte
Verkäufe und bietet bessere Margen.
Live-Auftritte lohnen sich
Weitere Einnahmequellen sind Lizenzierungen, sowie der
Verkauf von Merchandise und Einnahmen aus Live-Auftritten.
Letztere haben hingegen nicht nur einen finanziellen
Nutzen: „Was bei uns auch nicht so eine Rolle spielt, aber bei ganz
vielen [anderen] Indie-Labels, ist einfach, Konzerte live zu spielen.
Ich würde mal sagen, für die Mehrheit der österreichischen Bands
und auch Labels, die dahinterstehen, ist das eine ganz wichtige
Einnahmequelle, wenn nicht sogar die wichtigste“, meint Jonny
Nemetz.
Auch private Investoren oder Bankkredite spielen eine Rolle,
doch diese Optionen werden in der Szene eher zurückhaltend
genutzt. Alexander Hirschenhauser meint dazu: „Ich
gehe zu einer Bank und sage, ich bin ein Musiklabel und möchte
48
Kreativität finanzieren
© Emma Karner
einen Kredit. Wenn ich nicht bereits vorweisen kann, dass ich in
meinem Portfolio, in meinem Artist-Roster [Anm. d. Red.: Künst-
lerliste] jemanden wie Bilderbuch habe, wird das nicht klappen. Es
kommen in Wirklichkeit Geschäftspartner, wie Business Angels
eher in Frage.“
Finanzielle Hindernisse und mangelnde
Fairness
Die Kombination aus verschiedenen Finanzierungsmodellen
ermöglicht unabhängigen Labels eine gewisse Flexibilität,
doch sie beinhaltet auch Risiken. Die geringe Planungssicherheit
ist ein ständiger Begleiter. Hirschenhauser beschreibt
die Lage so, dass viele Indie-Labels als Firma keine
©Foto Jonny Nemetz: Patrick Wollner; Foto Alexander Hirschenhauser: Elias Hirschenhauser
Gewinne verzeichnen, jedoch mit einer neutralen
Bilanz aussteigen können, da sich die Inhaber*innen
meist keinen seriösen Gewinnanteil ausschütten.
Seiner Meinung nach bedeutet dies, dass sich diese
Menschen selbst ausbeuten, weil „sie es machen
müssen oder wollen.“
Besonders schwierig ist die Abhängigkeit von externen
Faktoren wie Förderungen, Rohstoffpreisen
oder Streaming-Vergütungen. Für die langfristige
Zukunftssicherung von Indie-Labels braucht es
strukturelle Verbesserungen. Der Österreichische
Musikrat plädiert auf fairere Vergütung im Streamingmarkt,
die es ermöglicht, dass Labels und
Künstler*innen angemessen an den Einnahmen
beteiligt werden. Zudem fordert er, dass die Mittel
des Österreichischen Musikfonds auf 7 Mio. Euro aufgestockt
werden. Auch die Förderung der Präsenz
von heimischen Musiker*innen in Radio und Fernsehen
würde die Wertschöpfung der Musikwirtschaft
steigern, so der Österreichische Musikrat.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt
die Akteure in der Branche: In der Standortstrategie
der Österreichischen Musikwirtschaft wird für
die Legislaturperiode 2024-2029 betont, dass es
eines rechtlichen Rahmens für Transparenz- und
Offenlegungspflichten, sowie einer grundlegenden
„angemessenen Entschädigung für die Nutzung von ur-
heberrechtlich geschützten Inhalten“ bedarf.
Wer nur
das liest,
liest zu
wenig.
Welt, bleib wach.
Leidenschaft trifft Realität
Die Finanzierung von Indie-Labels bleibt ein Balanceakt
zwischen Idealismus und wirtschaftlichem
Überlebenskampf. Doch genau diese Mischung aus
Kreativität und Durchhaltevermögen macht sie zu
einem unverzichtbaren Bestandteil der österreichischen
Musikszene. Damit sie auch in Zukunft kulturelle
Innovationen vorantreiben können, braucht es
nicht nur Engagement von den Labels selbst, sondern
auch ein Umfeld, das ihre Arbeit wertschätzt
und nachhaltig unterstützt.
Marisa Carvalho de Matos
Ihr Nahversorger
fürs Gehirn.
Thalia St. Pölten
Kremser Gasse 12
3100 St. Pölten
Mo–Fr: 9–18 Uhr
Sa: 9–17 Uhr
Spezielle Zielgruppen,
spezielle Zugänge.
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© Emma Karner
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Wie Österreichs Fußball
seine Fans erreicht
Sport ist Emotion. Egal, ob im Stadion, vor dem Fernseher
oder unterwegs – der Fußball verbindet. Doch der Weg zu
diesem Erlebnis wird für Fans immer unübersichtlicher.
Free-TV, Pay-TV, Streaming – wo läuft was? Um diese
Fragen zu beantworten, teilten Bernhard Fuchs, , leitender
Mitarbeiter der Medien-Abteilung der Österreichischen Fußball-
Bundesliga, , sowie Martin Szerencsi, , stellvertretender
Sportchef des ORF, , ihre Gedanken mit SUMO.
10
Für die Fans der österreichischen Fußball-Bundesliga ist die Lage aktuell
noch klar: Sky ist der exklusive Rechteinhaber. Diese Exklusivität hat
ihren Preis: Laut Standard zahlt Sky jährlich rund 40 Mio. Euro für die
Übertragungsrechte. Dennoch können Fans vier Spiele pro Saison im
Free-TV sehen, da sich der ORF als Sublizenznehmer diese Rechte gesichert hat.
Für mehr Übertragungen fehlen dem öffentlich-rechtlichen Sender die finanziellen
Mittel. Martin Szerencsi: „Die Preise für die Fußball-Bundesliga haben in den
letzten Jahren Sphären erreicht, bei welchen sich die öffentlich-rechtlichen Unternehmen
schwertun, realistisch mitzubieten. Da fehlen einfach finanzielle Möglichkeiten.“ Doch
die derzeitige Rechteperiode endet 2026 und somit stellt sich die Frage: Wie
geht es danach weiter?
Die Wettbewerbssituation in Österreich ist geprägt vom Erbe des jahrzehntelangen
Rundfunkmonopols des ORF. Dazu äußert Bernhard Fuchs: „Österreich
war jenes Land, das erst nach der Jahrtausendwende und damit als letztes Land in
Europa Privatfernsehen gesetzlich erlaubt hat. Das hat bis heute einen starken Einfluss
auf die Medienlandschaft in Österreich. Wenn man sich ansieht, dass zum Beispiel die
Belgische Liga 2018 über 100 Millionen pro Jahr aus dem Verkauf der Medienrechte
erlöst hat. Das war, schlicht und ergreifend, nicht, weil die belgische Liga von der Quali-
tät so deutlich über der heimischen Bundesliga einzustufen ist, sondern der Konkurrenz
am Medienmarkt geschuldet.“ In Österreich sei die Wettbewerbssituation nicht
so, wie man es sich aus Sicht eines Sportverbandes oder einer Liga wünschen
würde. In anderen Ländern würden zum Beispiel auch Telekommunikations- und
Mobilfunkanbieter in Sportübertragungsrechte investieren. In Österreich passiere
da sehr wenig bis gar nichts. Fuchs zufolge sei es deshalb schwierig, einen
10
10
Titel des Artikels
© Emma Karner
51
internationalen Vergleich zu formulieren, da neben der
Anzahl der Wettbewerber noch Parameter wie beispielsweise
Zuseher*innenzahlen, Erlöse oder sportliche Erfolge
miteinbezogen werden müssten.
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass die Zentralvermarktung
funktionieren kann, aber eben auch Herausforderungen in
sich birgt. Bei der Zentralvermarktung werden die Übertragungsrechte
gebündelt und zentral von der Liga oder
einem Verband verkauft, wodurch eine gleichmäßigere
Verteilung der Einnahmen auf die Klubs ermöglicht wird.
In Deutschland erzielten die Rechtepakete durch dieses
Modell laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) 1,121 Milliarden
Euro pro Saison. Dies treibt jedoch die Preise für
Abonnements in die Höhe. In Österreich könnten ähnliche
Preisstrukturen entstehen – CANAL+ sicherte sich bereits
UEFA-Rechte, um internationale Spiele zeigen zu dürfen.
Rechtepoker der Bundesliga
Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer
ließ zu Beginn dieser Saison aufhorchen, als er bei einer
Pressekonferenz in diesem Zusammenhang von einem
neuen „Plan A“ sprach: eine mögliche Eigenverwertung
der Rechte durch die Liga, wie es in anderen europäischen
Ländern und Sportarten bereits der Fall ist. Eine kühne
Idee – oder doch nur ein taktisches Manöver, um die Verhandlungsposition
zu stärken? Martin Szerencsi sieht es
so: „Ich glaube, dass die Eigenvermarktung das einzige realisti-
sche Gegenmodell zur klassischen Zentralvermarktung, wie wir
sie derzeit haben, ist. Es ist mit Sicherheit schwer umzusetzen,
aber keineswegs unmöglich. Es gibt in Europa einige Beispiele.
Die österreichische Eishockey-Liga hat ein ähnliches Modell
bereits praktisch umgesetzt.“ Aus Sicht von Szerencsi solle
jede Liga das bestmögliche System für sich finden. Auch
die Bundesliga werde prüfen, ob das ein für sie passendes
System sei. Sicherlich auch, um eine Wettbewerbssituation
zu schaffen. Denn für eine Zentralvermarktung
brauche es eben auch genügend Anbieter, die sich um die
Rechte bemühen. Nur dadurch könne man Einnahmen in
entsprechender Höhe lukrieren.
Zwischen Programmauftrag und
Finanzierungsdilemma
Der ORF wiederum sieht sich in einer Zwickmühle: Der gesetzliche
Programmauftrag verlangt, Sport einem breiten
Publikum zugänglich zu machen. Doch angesichts hoher
Rechtekosten bleibt die Frage, wie viel der Sender tatsächlich
stemmen kann. Martin Szerencsi erklärt: „Die Grundlage
für die Sportberichterstattung ist einmal im ORF-Gesetz festge-
schrieben und wird dann konkretisiert in den Programmrichtlinien,
die für den ORF gelten. Da hat sich in den letzten Jahrzehnten eine
Struktur der Sportberichterstattung in Sachen Art, Umfang und
Qualität herausgebildet. Diese verändert sich aber ständig, weil
die Sportberichterstattung sehr von den Marktgegebenheiten und
von externen Einflüssen gekennzeichnet ist.“ Die Liveberichterstattung
bleibe das Herzstück der Sportberichterstattung
beim ORF – sie ziehe die meisten Zuschauer*innen an und
sorge für hohe Einschaltquoten. Gemäß ORF-Gesetz liegt
der Anspruch jedoch auch auf einer umfassenden Information
über sportliche Themen. Die Zukunft der Übertragungsrechte
hängt stark von den finanziellen Ressourcen und
den verfügbaren Sendeplätzen ab. Mit Premium-Rechten
wie Formel 1 oder Wintersportarten steht der ORF vor der
Herausforderung, Überschneidungen mit der Bundesliga
geschickt zu umgehen. Denn unvollständige Übertragungen
stoßen bei den Zuschauer*innen – laut Szerencsi –
auf Unmut.
Bernhard Fuchs sieht eine Eigenverwertung als Gegenmodell
zur klassischen Vergabe von Medienrechten: „Da
gibt es natürlich unterschiedliche Planspiele. Am Ende des Tages
kommt es immer auf den Business Case an. Man muss das
durchrechnen, wie viel man damit verdienen kann und ab wel-
chem Zeitpunkt man auch stark genug ist, mit einem Produkt
ähnliche Summen wie die derzeitigen, tatsächlich erwirtschaften
zu können.“ Der springende Punkt für eine nationale Liga
besteht also darin, alle Möglichkeiten sorgfältig zu prüfen
und flexibel zu bleiben.
52
Wie Österreichs Fußball seine Fans erreicht
©Foto Bernhard Fuchs: Privat; Foto Martin Szerencsi: Günther Pichlkostner
Im Kern eine Preisfrage
Man kann also sagen, der ORF stellt sich im Grunde dieselben
Fragen wie die Kund*innen. Was kann ich zu welchem
Preis auf welche Art, wann und wo sehen? Grundsätzlich
lässt sich in der Gesellschaft ein Trend zur Gratiskultur
erkennen. Menschen wollen weniger für Medien zahlen.
Im Unterhaltungs- und Sportbereich lässt sich jedoch das
Gegenteil erkennen. Martin Szerencsi ist überzeugt, dass
die Preise für Live-Sportrechte weiter steigen werden: „Live-
Sport ist sicher etwas, was, mit einer gewissen Attraktivität be-
stattet, dazu führen kann, dass Geschäftsmodelle funktionieren.
Live-Sport, Entertainment und große Showprogramme sind dazu
geeignet, massenattraktiv zu sein. Deswegen glaube ich, dass
sich der Markt auch weiterentwickeln wird und dass die Preise für
Live-Übertragungsrechte im TV auch in Zukunft steigen werden.
Das wird allerdings dazu führen, dass auch der Zugang für die Zu-
seher*innen immer kostspieliger wird.“
Ähnlich sieht es Bernhard Fuchs: „Fernsehen oder Unterhal-
tung kostet Geld. Das ist so und das ist nicht nur in Österreich so.
Es herrscht teilweise noch der Glaube, dass alles gratis sein muss.
Doch die Menschen sind durchaus bereit, für Inhalte zu zahlen,
wenn diese den Erwartungen entsprechen.“
Damit einhergehend stellt sich die Liga strategisch auf alle
möglichen Marktrisken ein. Bernhard Fuchs dazu: „Es geht
nie um ein Drohszenario, sondern um Alternativen, die man
haben muss, falls etwas Unerwartetes passiert. Beispielsweise
kursieren immer wieder Gerüchte über einen möglichen Verkauf
von Sky. Was würde das für uns bedeuten? Man muss für solche
Szenarien gewappnet sein.“ Ziel sei es, stabile und – sofern
möglich – steigende Erlöse zu generieren. Doch Fuchs bleibt
realistisch: „Die Klubs würden deutlich höhere Erlöse natürlich
begrüßen, aber in Kenntnis des Marktes ist es wichtig, die Er-
wartungshaltung realistisch zu gestalten.“ Es gilt also, nachhaltige
Modelle zu entwickeln, die auch bei Veränderungen im
Marktumfeld tragfähig bleiben.
Fest steht jedenfalls: Die kommende Rechteperiode könnte
den österreichischen Fußballmarkt grundlegend verändern
– eine wegweisende Entscheidung mit Folgen für Fans,
Sender und Vereine.
Florian Klingel
Bernhard Fuchs
Martin Szerencsi
© Emma Karner
Titel des Artikels
53
10
10
Wer zahlt für den Spaß? Kinder,
Kosten und der Wert der Medien
© Pia Hladovsky
Kinder heutzutage wachsen in einer Welt auf, in der Medien allgegenwärtig sind – meist als
scheinbar kostenlose Inhalte, wo dahinterstehende Mechanismen zur Monetarisierung des
Contents oft verborgen bleiben. SUMO ging der Frage nach, wie Kinder ihre Medienkompetenz
in Hinblick auf die Kosten von und für Medien entwickeln können. Wir sprachen dazu mit
Barbara Buchegger, , der pädagogischen Leitung von Safer Internet, Andreas Riepl, , dem Leiter
von eEducation Austria, , und dem 11-jährigen Jonathan.
Wofür zahlen Kinder?
„Am meisten kaufe ich mir im Spiel drin. Also das wünsche ich mir
dann zu Weihnachten oder zum Geburtstag.“ Jonathan erklärt,
dass er vor allem für In-Game-Käufe Geld ausgibt.
Dass sich die Wunschlisten vieler Kinder verändert haben,
kann auch Barbara Buchegger bestätigen: Statt Spielzeug
oder Büchern stünden heute oft digitale Güter und Erlebnisse
im Vordergrund. Vor Weihnachten zeige sich dies besonders
stark: In-Game-Käufe, Roblox-Geschenkkarten oder
Fortnite-Bezahlkarten seien die Weihnachtswünsche der
heutigen Generation.
Auch Studien, wie die Insert Coin to Continue-Erhebung der
Universität Graz (2023), bestätigen diesen Trend. Für die
Studie wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis
25 Jahren zu ihren Ausgaben für In-Game-Käufe befragt.
Sie zeigt, wie weit verbreitet Geldausgaben in Videospielen
inzwischen sind. 55% der Befragten haben bereits real
für Videospiele bezahlt und die durchschnittliche Höhe der
verwendeten Mittel der Befragten beträgt 170 Euro im Jahr.
Influencer*innen dienen als Vorbilder für In-Game-Käufe, indem
sie in ihren Streams zum Beispiel Lootboxen öffnen und
so die Zuschauer*innen motivieren, ähnliche digitale Inhalte
zu kaufen.
Werbung – die (un)sichtbare Finanzierung
Auf die Frage, ob ihm schon einmal Werbung bei Influencer*innen
untergekommen ist, antwortet Jonathan mit „Ja,
die YouTuber*innen machen für so ziemlich alles Werbung.“ Er
findet diese Tatsache auch sehr offensichtlich, da der Con-
54
Wer zahlt für den Spaß?
?
In-Game-Käufe = der Erwerb von virtuellen Leistungen oder Gütern innerhalb von Computerspielen
Roblox = eine Online-Plattform, auf der Nutzer*innen eigene Spiele erstellen und die Spiele anderer spielen können,
oft mit sozialen und kreativen Elementen
Lootboxen = digitale Überraschungspakete in Spielen, die zufällige Inhalte enthalten, oft mit echtem Geld gekauft
werden und das Gemeinwohl im Game fördern
tent mit Werbung ja auch gekennzeichnet werden muss.
Doch geht es allen so?
Die Studie Kinder im Visier von Influencer*innen Marketing
der Arbeiterkammer (2018) zeigt, dass Kinder im Vor- und
Volksschulalter oft Schwierigkeiten haben, Werbung von
redaktionellen Inhalten zu unterscheiden. Sie verstehen
noch nicht genau, was Werbung ist, und welche Ziele dahinterstecken.
Kinder nehmen die Empfehlungen von Influencer*innen
oft wie die von Freund*innen wahr, was es
schwer macht, die Werbung als solche zu dechiffrieren.
Auch besonders in Spiele-Apps, wo Werbung interaktiv und
spielerisch gestaltet ist, falle es ihnen den Studienergebnissen
zufolge schwer, diese zu erkennen. Selbst wenn die
Kinder wissen, dass es sich um Werbung handelt, führt die
ansprechende Gestaltung oft dazu, dass dieses Wissen in
den Hintergrund rückt und sie weniger kritisch reagieren.
Wissen Kinder vom Wert der Medien?
Neben der Schwierigkeit, Werbung zu erkennen, stellt sich
auch die Frage, wie gut Kinder den Wert und die Qualität von
digitalen Inhalten verstehen.
„Mich stört die Werbung schon, aber so schlimm ist es jetzt auch
nicht, dass ich mir extra die Premium Version davon kaufen wür-
de“, sagt Jonathan zum Thema YouTube Premium.
Kinder wachsen heute in einer Welt auf, in der fast alles online
gratis zugänglich ist. Sind sie dennoch in der Lage, den
Wert der Medien zu erkennen?
Barbara Buchegger ist diesbezüglich optimistisch: „Ich glau-
be, es passiert sehr früh, dass die Kinder in der Lage sind, ein
Gefühl für Qualitätsmedien zu entwickeln.“ Ihr zufolge sei die
Insert Coin to Continue-Studie der Beweis dafür, dass Kinder
bereit seien, für Medien zu bezahlen. Sie betont, dass die
© Emma Karner
Wer zahlt für den Spaß?
55
heutige Generation genauso viel Frustration erlebe, wenn
nicht sogar mehr als die Älteren, wenn die Gratis-Versionen
an ihre Grenzen stoßen. Sei es durch ihre Lieblingsspiele,
wenn sie für das neue Level plötzlich zahlen müssen oder
bei den neuen KI-Tools, wo es kaum gute kostenlose Versionen
gibt. Also ja, die Kinder wachsen – so Buchegger – in
einer Welt auf, in der alles gratis ist. Aber sie wachsen auch
in einer Welt auf, in der man ständig erinnert wird, dass das
Bessere, das Qualitätvollere, kostet.
Mehr als nur Nutzer*in sein
Das Verständnis für die Qualität von digitalen Inhalten ist
zwar ein erster Schritt, doch es reicht nicht aus, sich nur über
den Wert von Medien bewusst zu sein. Medienkompetenz
bedeutet, diese Inhalte auch kritisch zu hinterfragen und
zu wissen, wie man verantwortungsvoll mit ihnen umgeht.
Andreas Riepl ist Leiter des Bundeskompetenzzentrums
eEducation Austria. Das Ziel von eEducation Austria ist es,
digitale und informatische Kompetenzen in allen Schulen
Österreichs zu fördern. Es gilt, Kompetenzen zu erwerben,
um Technologien bewusst und produktiv für die eigene Weiterentwicklung
einzusetzen.
Riepl weist darauf hin, dass die heutige Generation, obwohl
sie in der digitalen Welt aufwächst, nicht automatisch eine
hohe Medienkompetenz habe. „Weil man die Apps bedienen
kann und das vielleicht schneller als Ältere tut, ist das per se keine
Kompetenz“. Kompetenz bedeutet nicht nur Wissen, sondern
vor allem die Fähigkeit, dieses Wissen angemessen anzuwenden,
es auf andere Bereiche zu übertragen und somit
reflektiert zu handeln. Kinder wissen vielleicht, dass sie
für Inhalte zahlen oder dass viele Spiele mit Zusatzkäufen
locken – doch wie gehen sie mit diesem Wissen um? Das ist
die eigentliche Herausforderung, wenn es um die Entwicklung
von Medienkompetenz geht.
ganten auf Social Media. Lehrkräfte sollten so umfassend
aufgeklärt werden, dass sie ein Verständnis für das Thema
entwickeln und es so in den Unterricht integrieren können.
Auch hebt er hervor, wie wichtig die praxisorientierte Auseinandersetzung
mit Medien ist, um ein tieferes Verständnis
für ihre Funktionsweise zu entwickeln. Im Rahmen der
Initiative DigCompEdu der EU werde Augenmerk darauf gelegt,
dass Lehrkräfte Lernende zu Content-Produzent*innen
machen sollen. Wenn Kinder Dinge selbst gestalten, stoßen
sie schnell an ihre Grenzen und beginnen sich zu fragen:
„Warum können andere das und ich nicht?“ Dies führt wiederum
oft zu der Frage: „Wie finanzieren sie das?“.
Ein gutes Gefühl für Güte und Kosten von Medieninhalten
lässt sich laut Buchegger durch Spiele fördern: „Wenn ich ein
Verständnis für Qualität erzeugen will, muss ich das mit Dingen
erzeugen, die Kinder beschäftigen. Und das sind Spiele.“ Vor
allem die Jüngsten begreifen die Funktionsweisen der digitalen
Welt und eben auch ihrer Finanzierungsmechanismen
auf diesem Weg sehr gut. Safer Internet bietet zum Beispiel
eine Schnitzeljagd zu Werbung und Influencer*innen an oder
ein Quiz zu In-Game-Käufen. Auch für die ganz Kleinen gibt es
schon Angebote, sich mit den Kosten auseinanderzusetzen:
Im Kindergartenhandbuch gibt es Übungsblätter zum Thema
Kostenfallen.
In einer Welt, in der Medien nicht nur rezipiert, sondern
auch finanziert werden müssen, ist die richtige Bildung der
Schlüssel, um die nächste Generation auf Herausforderungen
vorzubereiten. Barbara Buchegger hebt zum Schluss
noch einmal hervor: „Kinder sind sehr unterschiedlich, aber
Kinder sind viel gescheiter, als wir oft annehmen.“ – Ein Hinweis
darauf, wie wichtig es ist, ihr Potenzial frühzeitig zu fördern.
Diese Erkenntnis spiegelte sich auch in den Worten des
11-jährigen Jonathans wider, der zum Ende des Gesprächs
fragte: „Aber eine Frage noch: Bekommst du dafür auch Geld?“
Wie kann man Kinder also nachhaltig über
Medienfinanzierung aufklären?
Emma Karner
Barbara Buchegger betont, wie wichtig es sei, dass Kinder
aktiv mit Medien arbeiten, um ein besseres Verständnis für
56
Funktionsweise und Mechanismen zu entwickeln. Sie führt
das Beispiel einer Mutter an, die ihrem Sohn das Computerspielen
nur unter der Voraussetzung erlaubt, dass er selbst
Spiele programmiert. Dieses Prinzip, aktiv zu lernen und
sich mit der Medienproduktion auseinanderzusetzen, sei
ein wichtiger Schritt, um Kinder zu befähigen, Medienkompetenz
zu entwickeln.
Nach Andreas Riepl braucht es auch Bewusstseinsbildung
in Bezug auf die Dominanz der amerikanischen Tech-Gi-
Wer zahlt für den Spaß?
Barbara Buchegger
Andreas Riepl
©Foto Barbara Buchegger: Frederica Summereder; Foto Andreas Riepl: Privat
Printproduktion
Yasmin Dober, Pia Hladovsky
Maria Görg, Manuel Auinger, Emma Karner
TEAM
Marketing
Daniel Eichinger, Paul Hubmayr,
Lea Babinger, Viktoria Gruber
Bildredaktion
Marisa Carvalho de Matos, Luisa Kainz
57
Sales
Florian Ehrngruber, Moritz Denkmayr,
Sarah Gries, Florian Klingel
TEAM
Onlineproduktion
Oliver Bacher, Clemens Gantner
Distribution
Emma Geiselhofer,
Elena Artner, Rebecca Geppl
58
SUMO-Team
© Natalie Schießwald
IMPRESSUM
© 2025 SUMO Medienfachmagazin
Alle Rechte vorbehalten.
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Fachliche Leitung:
FH-Prof. Mag. (FH) Dr. Johanna Grüblbauer (Verlag),
Mag. Dr. Gabriele Falböck (Redaktion),
Mag. art. Angelika Kratzig (Layout),
Mag. (FH) Nikolaus Kubiczek (Sales) und
Martin Dörsch, BSc (Fotografie)
Druck in Auftrag gegeben bei gugler*
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Auf der Schön 2
A-3390 Melk/Donau
www.gugler.at
© Titelbild: Emma Karner, Yasmin Dober,
Pia Hladovsky, Maria Görg
© SUMO-Team Fotos: Luisa Kainz, Marisa Carvalho de Matos
SUMO-Team
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