antriebstechnik 3/2025
antriebstechnik 3/2025
antriebstechnik 3/2025
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
19174
03
April 2025
€ 16,50
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.
100 JAHRE
ZYKLOIDGETRIEBE
Präzision, Zuverlässigkeit und Effizienz
antriebstechnik.de
MULTIMEDIAL VERNETZT
KUNDEN GEWINNEN!
FÖRDERTECHNIK
MATERIALFLUSS
LOGISTIK
FLUIDTECHNIK
Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!
Carmen Müller-Nawrath
Head of Sales
Telefon: 0049/6131/992-245
c.nawrath@vfmz.de
Profitieren Sie von unserem
einmaligen Mediennetzwerk!
EDITORIAL
SILBERSTREIF AM HORIZONT
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wie auch immer das Urteil zur Hannover Messe ausfällt,
sie ist auf jeden Fall ein Stimmungsbarometer. Und die
Stimmung war dort eher besser als in den letzten Jahren.
Woran das lag, ist schwer zu sagen. Es könnten die überraschend
guten Wirtschaftszahlen aus dem Februar sein.
Da meldet der VDMA ein Orderplus von 8 Prozent gegenüber
dem Vorjahr. Oder sind es die Aussichten auf Gewinne durch
den Einsatz von Künstlicher Intelligenz? Immerhin schätzt
eine Studie von VDMA und PwC, dass durch konsequenten
Einsatz von KI ein Profitabilitätsplus von 10 Prozent möglich
ist – das wären 28 Milliarden Euro.
Und was macht der Gesetzgeber? Der könnte Innovationen
durch Gesetze vorantreiben. Auf der Bauma waren Retrofit-
Kits zu sehen, die herkömmliche Bagger in Elektrobagger
verwandeln. Verbrenner raus, Elektrokit rein und emissionsfrei
arbeiten. Das gibt es, weil unter anderem in einigen
Städten der Niederlande seit 2025 nur noch CO 2
-neutral
gebaut werden darf. So einfach entstehen neue Geschäftsfelder
für flexible Unternehmen. Flexibilität, um Trends und
Chancen zu erkennen und zu nutzen. Es ist zu hoffen, dass
dies möglichst vielen gelingt. Einige Beispiele für innovative
und erfolgreich umgesetzte Ideen im Maschinenbau haben
wir in dieser Ausgabe versammelt. Viel Freude beim Lesen,
Messbereiche
-50 bis 900 °C
NEU
thermoMETER
Industrie-Pyrometer
zur präzisen Infrarot-
Temperaturmessung
• Kompakte und robuste Pyrometer für
alle Industrieanwendungen
• Hohe Zuverlässigkeit und beste
Temperaturstabilität
• Hohe Präzision und Geschwindigkeit
• Vielfältige Integrationsmöglichkeiten
über analoge und digitale Schnittstellen
• Ideal für OEM Serienanwendungen
Ihr Miles Meier
m.meier@vfmz.de
Temperaturmessung in Beschichtungsprozessen
Temperaturmessung beim Lackieren von Karosserien
Kontaktieren Sie uns:
Tel. +49 8542 1680
www.micro-epsilon.de/IR
28
ANZEIGE
EDITORIAL
03 Silberstreif am Horizont
SOFTSTARTER
06 STANDPUNKT
Industrie 4.0: Erfolgsfaktoren digitaler Lösungen
07 Menschen, Märkte, Unternehmen
11 Digitales Retrofit einer 60-jährigen Fräse:
Skillmill – zurück in der Zukunft
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
12 TITEL
Zykloidgetriebe: 100 Jahre Cyclo-Prinzip –
die Innovation geht weiter
TITELBILD
Sumitomo Drive
Technologies,
Markt Indersdorf
18
KUPPLUNGEN UND BREMSEN
22 Öl- und Gasfedern:
Fahrkomfort mit Sicherheit
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK
ELEKTROMOTOREN
18 INTERVIEW
Sondermotoren: Synchron-Reluktanzmaschine
zur Effizienzsteigerung
SENSORIK UND MESSTECHNIK
32 Integriert in flache DC-Motoren:
Induktive Encoder, die platzsparende Alternative
36 Ex-geschützte Längen- und Winkelmessgeräte:
Hochgenau messen ohne Risiko
11
4 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
SPECIAL
ANTRIEBSTECHNIK IN DER AUTOMATION
26 BiSS-Schnittstelle:
Zertifizierung sichert Interoperabilität
28 Linearaktuatoren:
Modulares Konzept für hochflexiblen Antrieb
KOMPONENTEN UND SOFTWARE
38 Getriebeauslegung:
Geometrien zeiteffizient ermitteln
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
40 Schlüssel der Transformation:
Digitale Getriebe-Zwillinge entwickeln
SERVICE
25 Impressum
MEIN TIPP
Präzision auf kleinstem Raum, das ermöglichen
induktive Encoder. Die platzsparende Encoder-
Technologie bietet daher viele Vorteile in Robotik,
Medizintechnik und der Industrieautomation.
Langlebigkeit und hohe Widerstandsfähigkeit
gegen elektromagnetische Störungen zeichnen
sie aus. Wie induktive Sensoren funktionieren
und was bei der Motor-Feedback-Integration in
BLDC-Flachmotoren zu beachten ist, erklärt ein
Hersteller von Miniaturantrieben ab Seite 32.
Felix Berthold, Redakteur, F.Berthold@vfmz.de
Hochpräzise,
kompakt
und effizent
Bestens geeignet, wenn exakte
Bewegungskontrolle und hohe
Drehmomentübertragung auf
kleinstem Bauraum erforderlich
sind, wie z. B. in der Robotik oder
Medizintechnik. Dank ihrer einzigartigen
Verzahnungstechnologie
bieten maxon Wellgetriebe
einen hohen Wirkungsgrad und
eine gute Rückdrehbarkeit.
Mehr Informationen unter:
www.maxongroup.de
26
Precision Drive Systems
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 5
STANDPUNKT
INDUSTRIE 4.0
ERFOLGSFAKTOREN
DIGITALER LÖSUNGEN
Von neuen Methoden der Monetarisierung durch digitale
Lösungen ist häufig die Rede. Dass Kundenzentrierung und
methodisches Vorgehen Schlüssel zum Erfolg darstellen, ist klar.
Was aber darüber hinaus notwendig ist, um neue Ideen in die
Praxis umzusetzen, dazu gibt Dr. Donatus Weber Auskunft.
Als Geschäftsführer von Jagenberg Digital Solutions und
Stream Leader bei Digital Industries World sowie
Vorstandsmitglied des VDMA bringt er die nötige Expertise mit.
Um digitale Services zu vermarkten
und die Digitalisierung in
unserem Unternehmen generell
voranzutreiben, halten wir uns
an bewährte Business-Prinzipien und
gehen kundenzentriert sowie strukturiert
vor. Ein zentraler Bestandteil unseres
Ansatzes ist der Einsatz von Werkzeugen
wie dem klassischen Business Model
Canvas und dem Monetarisierung-
Canvas des VDMA. Diese helfen uns,
Ideen auf Herz und Nieren zu prüfen und
die Erfolgsaussichten realistisch einzuschätzen.
Viele Unternehmen zögern,
weil sie glauben, ihre Kunden gut zu
kennen, oder weil sie sich auf veraltete
Ansätze verlassen. Dabei wird oft
übersehen, wie wichtig es ist, sich an den
aktuellen und tatsächlichen Bedürfnissen
der Kunden zu orientieren. Genau hier
setzen wir an: Unsere Lösungen entstehen
in engem Austausch mit den Anwendern
und durch die konsequente Anwendung
eines strukturierten und interdisziplinären
Entwicklungsprozesses. Dabei
nehmen wir uns die Zeit, auf oberster
Führungsebene Business Cases ausführlich
zu analysieren. Mithilfe des Business
Model Canvas und des Monetarisierungs-
Canvas schaffen wir Transparenz und
treffen auf dieser Basis fundierte Entscheidungen.
Dabei werden alle relevanten
Abteilungen einbezogen – von
Vertrieb und Controlling bis hin zu
Technik und IT. Hat man einen Business
Case in beiden Canvas-Modellen
komplett durchgespielt, und sieht er
immer noch erfolgversprechend aus,
dann liegt eine qualitative – und in
Anfängen auch schon eine quantitative –
Bewertung hinsichtlich der Erfolgsaussichten
vor. Damit kann der Case dem
Vorstand präsentiert und seine Umsetzung
empfohlen werden. Nur 25 %
unserer Ideen bestehen den Canvas, aber
genau diese schaffen es schließlich zur
Marktreife. Die Geschäftsleitung ist hier
also der entscheidende Treiber für
Impulse und Innovation. Und sie hat den
Überblick über sämtliche Abteilungen
und kann sich ohne Umwege Informationen
beschaffen, die für das Durchspielen
eines Business Case benötigt werden.
Deshalb ist das Ausfüllen der Canvas-
Modelle auch tatsächlich Chefsache.
Ebenfalls kann nur das C-Level-Management
den für Innovationen nötigen
Freiraum schaffen und Entscheidungen
treffen, die manchmal über kurzfristige
ROI-Kalkulationen hinausgehen. Ein
reines Fokussieren auf ‚revenue-driven‘
Produktentwicklung reduziert den Raum
für Innovationen. Gerade bei digitalen
Lösungen braucht es den Mut, Risiken
einzugehen – aber eben kalkulierte
Risiken. Wir raten Unternehmen, die ihre
Digitalisierung starten, ganz klar:
Zuerst mit ihren Kunden sprechen.
Anschließend den möglichen Business
Case evaluieren. Dabei am Besten mit
kleinen Projekten beginnen, etwa der
sinnvollen Visualisierung von Daten. Die
Auswahl oder Entwicklung von Lead
Usern, denen die angedachte Lösung zum
REIN AM UMSATZ
ORIENTIERTE
ENTWICKLUNG
NIMMT RAUM FÜR
INNOVATIONEN –
BEI DIGITALEN
LÖSUNGEN
BRAUCHT ES DEN
MUT, RISIKEN
EINZUGEHEN
Dr. Donatus Weber,
Geschäftsführer Jagenberg
Digital Solutions,
Stream Leader DIW e.V.
und Vorstandsmitglied
VDMA e.V.
Testen zeitlich begrenzt und kostenlos
zur Verfügung gestellt wird, ist sinnvoll.
Digitalisierung ist kein Hexenwerk, aber
sie erfordert, dass man sich den Herausforderungen
stellt und die Bedürfnisse
seiner Kunden ernst nimmt. Und vor
allem: Offenbleiben für neue Ansätze und
nicht von kurzfristigen ROI-Zielen
bremsen lassen.
www.jagenberg.com
6 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
SOFTSTARTER
OP-MIKROSKOP GEWINNT MANUS-AWARD
Ein mobiles OP-Mikroskop des Unternehmens Prechtl Tech Solutions für strukturschwache
Länder hat den Manus Kunststoffgleitlager-Wettbewerb 2025 gewonnen.
Eine Fachjury würdigte die Ingenieure, die schmierfreie Polymerlager
eingesetzt haben und damit die Ausfallsicherheit des Mikroskops erhöhen
konnten. Zu den weiteren Gewinnern des Wettbewerbs zählen ein Fahrradauflieger
für die Paketzustellung, eine KI-Hacke für die Landwirtschaft und eine
Agri-Photovoltaikanlage mit Bewässerung- und Bewirtschaftungssystem. Sie alle
haben durch den Umstieg auf schmierfreie Gleitlager aus Hochleistungskunststoff
ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Vorteile geschaffen.
Mit dem grünen Manus und 3.000 Euro Preisgeld würdigt Igus Projekte, die sich
durch einen besonders nachhaltigen Ansatz auszeichnen. In dieser Kategorie hat
2025 das französische Unternehmen TSE gewonnen. Das Produkt ist eine Agri-Photovoltaikanlage für Landwirte, die von großen
Igubal-Stehlagern aus Hochleistungskunststoff profitieren. Die Jury betonte hier den Vorteil, dass durch den Verzicht auf Schmiermittel
eine Kontamination des Bodens durch austretende Schmierstoffe ausgeschlossen sei.
www.igus.de
JAT KOOPERIERT MIT
PRECISIONEERS GROUP
Ihr Nutzen ist unser Antrieb
Die Jenaer Antriebstechnik
GmbH (JAT) erweitert ihr
Geschäft und arbeitet künftig
mit der US-amerikanischen
Precisioneers Group zusammen.
Diese Partnerschaft ermöglicht
es, die Antriebssysteme von JAT
gezielt auf dem nordamerikanischen
Markt anzubieten. Durch
die Zusammenarbeit mit der
Precisioneers Group ergänzt JAT
deren Angebot um essenzielle
Bausteine, um umfassende
Komplettlösungen bereitzustellen.
Die hochpräzisen Antriebslösungen
des Jenaer Herstellers
sind unverzichtbar für exakte
Positionier- und Bewegungsprozesse
in der Photonik-,
Optik- und Halbleiterindustrie.
Damit trägt JAT entscheidend
dazu bei, dass Precisioneers ein
vollständiges Lösungsangebot
für den US-Markt anbieten kann.
Die Zusammenarbeit wurde in
der vergangenen Woche offiziell
besiegelt – mit der Unterzeichnung
durch Simon Schwinger
(links), Geschäftsführer der
JAT, und Stefan Götz (rechts),
Geschäftsführer der
Precisioneers Group und der
Piezosystem Jena GmbH.
www.jat-gmbh.de
WELLENKUPPLUNGEN
starr | drehstarr | drehelastisch
www.ringspann.de
SOFTSTARTER
60 JAHRE NORD
G.A. Küchenmeister und Günter Schlicht gründeten am
1. April 1965 die Firma Nord Drivesystems. Seitdem hat sich das
Familienunternehmen zu einem bedeutenden Systemanbieter
für mechanische und elektronische Antriebstechnik mit
weltweit über 4.800 Beschäftigten entwickelt. In diesem Jahr
feiert das Unternehmen sein 60-jähriges Firmen jubiläum.
Im Jahr 1977 begann der Bau des heutigen Zahnradwerks
Nord in Glinde für die Fertigung von Verzahnungsteilen.
1979 wurden die ersten Tochtergesellschaften im Ausland
gegründet, in den USA, Frankreich und Schweden. Heute ist das
Unternehmen mit 48 Tochtergesellschaften in 36 Ländern und
weiteren Vertriebspartnern in über 50 Ländern präsent. Nord
erweiterte seine Produktion um die Eigenfertigung von
Elektromotoren und begann kurz darauf mit der Herstellung
von Elektronikkomponenten in Aurich. Aufgrund der hohen
Nachfrage ist das Tochterunternehmen Nord Electronic
Drivesystems im niedersächsischen Aurich seither stetig
gewachsen. Im Jahr 1991 entstand in Gadebusch die Fertigungstechnik
Nord, ein Werk für die spanende Bearbeitung zur
Herstellung von Gehäusen und Wellen. Die Werke in Deutschland,
Italien, Polen, den USA und China werden ständig
erweitert und modernisiert. Am Stammsitz in Bargteheide
entstand zuletzt ein modernes Verwaltungsgebäude. 1981 hat
Nord das Blockgehäuse-Konzept entwickelt, eine bahnbrechende
Erfindung für die industrielle Fertigung von Getriebe
ge häusen. Kurz vor dem Jahreswechsel 2022/23 konnte Nord
erstmals die Umsatz grenze von 1 Mrd. Euro überschreiten.
www.nord.com
VERNETZEN SIE SICH MIT
www.antriebstechnik.de
digital.antriebstechnik.de
www.antriebstechnik.de/facebook
www.antriebstechnik.de/twitter
www.antriebstechnik.de/linkedin
www.antriebstechnik.de/xing
NEUER CEO FÜR LMT TOOLS GROUP
Die LMT Group hat Oliver Thomas,
Geschäftsführer von LMT Fette
Werkzeugtechnik und LMT Kieninger,
zum neuen CEO der LMT Tools Group
ernannt. Oliver Thomas ist seit
April 2022 Geschäftsführer von
LMT Fette Werkzeugtechnik und
LMT Kieninger und verfügt über
umfassende Erfahrung in der
Unternehmens führung. In seiner
neuen Rolle wird er die strategische
Neuausrichtung von LMT Tools weiter vorantreiben und das
Unternehmen für die Zukunft ausrichten. „Ich freue mich
darauf, gemeinsam mit unserem engagierten Team die Zukunft
von LMT Tools aktiv zu gestalten. Unsere Strategie wird darauf
ausgerichtet sein, unsere Stärken gezielt einzusetzen, um
innovative Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln und das
Unternehmen nachhaltig zu stärken“, sagt Oliver Thomas.
Seit Oktober 2024 hatte Joachim Dittrich, CEO von Fette
Compacting, übergangsweise die Geschäftsführung von
LMT Tools übernommen, nachdem sein Vorgänger das Unternehmen
verlassen hatte. Joachim Dittrich wird Oliver Thomas
und das Führungsteam in der Übergangsphase weiterhin
begleiten, um eine reibungs lose Übergabe und Kontinuität in
der Unternehmensführung sicherzustellen.
www.lmt-tools.com
SCHAEFFLER MIT STABILEM
GESAMTERGEBNIS
Die Schaeffler
Gruppe hat ihre
Zahlen für das
Geschäftsjahr
2024 veröffentlicht.
Der
Umsatz lag bei
18,2 Milliarden
Euro (Vorjahr:
16,3 Milliarden
Euro). Das währungsbereinigte Umsatzwachstum lag bei
12,9 Prozent und ist auf den Umsatzbeitrag der Tochtergesellschaften
der infolge der Verschmelzung erloschenen
Vitesco Technologies Group zurückzuführen. Diese werden
seit dem 1. Oktober vollständig in den Konzernabschluss
einbezogen. Deren Umsatzbeitrag betrug 1.949 Millionen
Euro. Schaeffler erzielte ein Ergebnis vor Finanzergebnis,
Ertragssteuern (EBIT) und Sondereffekten von 811 Millionen
Euro (Vorjahr: 1.187 Millionen Euro). Dies entspricht einer
EBIT-Marge vor Sondereffekten von 4,5 Prozent (Vorjahr:
7,3 Prozent). Der Free-Cash-Flow vor Ein- und Auszahlungen
für M&A-Aktivitäten lag bei 363 Millionen Euro (Vorjahr: 421
Millionen Euro) und übertraf damit die angepasste Prognose
von 200 bis 300 Millionen Euro. Das Konzernergebnis lag bei
minus 632 Millionen Euro (Vorjahr: 309 Millionen Euro) und
war durch Sondereffekte in Höhe von 725 Millionen Euro
belastet, die unter anderem aus Restrukturierungskosten
resultierten. Das Ergebnis je Aktie lag bei minus 0,86 Euro
(Vorjahr: 0,46 Euro), das Konzernergebnis vor Sondereffekten
bei 93 Millionen Euro (Vorjahr: 623 Millionen Euro).
www.schaeffler.com
8 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
ZIEHL-ABEGG ERHÄLT
PLUS X AWARD
Die neue Generation der
Ventilatoreinheit ZAplus von
Ziehl-Abegg wurde mit dem
renommierten Plus X Award
ausgezeichnet. Das Produkt überzeugte die Fachjury
in gleich fünf Kategorien: Innovation, High Quality,
Bedienkomfort, Funktionalität und Ökologie.
Mit der Weiterentwicklung des erfolgreichen ZAplus-
Systems setzt das Unternehmen neue Maßstäbe in
der Energieeffizienz und Geräuschreduktion.
„Die Schallemission und der Energieverbrauch sind
deutlich gesenkt“, erklärt Joachim Ley, Vorstandsvorsitzender
von Ziehl-Abegg. „Damit können in vielen
Fällen zusätzliche Schalldämmungen entfallen und
Lärmgrenzwerte problemlos eingehalten werden.“
Besonders für Betreiber von Supermärkten oder
industriellen Rückkühlsystemen sind leise und
effiziente Lüftungslösungen von großer Bedeutung.
Mit der Auszeichnung beim Plus X Award unterstreicht
Ziehl-Abegg erneut seine führende Rolle
in der Luft-, Regel- und Antriebstechnik. „Diese
Anerkennung bestätigt unsere Innovationskraft und
unseren Anspruch, energieeffiziente und geräuscharme
Lösungen für die Industrie zu entwickeln“, so Ley.
www.ziehl-abegg.com
NEUGART ERÖFFNET HOCHMODERNES WERK
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18
Neugart hat ein
hochmodernes
Werk am Stammsitz
in Kippenheim
eröffnet und will
damit ein Zeichen
für Wachstum,
Innovation und
Effizienz in der Produktion setzen. Der Hersteller von Präzisionsgetrieben
und Antriebssystemen investierte mehr als 25 Millionen Euro.
Rund 7.000 Quadratmeter Nutzfläche hat der Neubau, der dank seiner
energieautarken Gebäudetechnik über eine herausragende Nachhaltigkeitsbilanz
verfügt: 100 Prozent der benötigten Energie stammen aus
Ökostrom, und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Gründach erzeugt
leistungsstarke 550 kWp, was dem Bedarf von etwa 360 Haushalten
entspricht. Mit seiner fast hundertjährigen Tradition fokussiert sich das
Familienunternehmen auf Zukunft, Digitalisierung und internationale
Expansion. Werk 3 soll ein Symbol für diese langfristige Vision sein.
www.neugart.com
Zahnriemen
[ unsere große Liebe! ]
Der neue
BRECOroll
[ nahezu reibungslos &
kurz vorm Abheben ]
Zahnriementechnik aus Porta Westfalica. Das ist Bewegung.
Mehr unter www.breco.de
SOFTSTARTER
ZAHLREICHE FACHKOLLOQUIEN IN FREIBERG
Das 76. BHT – Freiberger
Universitätsforum findet vom
4. bis 6. Juni 2025 an der
TU Bergakademie Freiberg statt
und bietet eine interdisziplinäre
Plattform für den Austausch
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft
und Gesellschaft. Die Veranstaltung
widmet sich aktuellen Themen wie nachhaltiger Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft,
Digitalisierung und Energiewende. Ein besonderes Highlight ist die Eröffnung mit
dem 34. Krüger-Kolloquium, in dem Prof. Dr. Birte Platow (TU Dresden, ScaDS.AI) in ihrer
Keynote die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf das menschliche Selbstverständnis
beleuchtet. Neben dieser zukunftsweisenden Diskussion präsentieren zahlreiche
Fachkolloquien neueste Forschungsergebnisse, darunter zur elektrischen Antriebstechnik,
nachhaltigen Glasproduktion, Robotik sowie zur internationalen Zusammenarbeit
mit Japan und Afrika. Das Kolloquium „Elektrische Antriebstechnik“ umfasst
15 Beiträge von Referenten deutscher Universitäten und Unternehmen. Das Forum
knüpft an die Tradition des „Berg- und Hüttenmännischen Tags“ von 1947 an.
www.tu-freiberg.de/bht
FLENDER: KLIMAZIELE WISSEN-
SCHAFTLICH BESTÄTIGT
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) hat
die Klimaziele von Flender geprüft und
bestätigt. Bis 2025 strebt das Unternehmen
Netto-Null-Emissionen an. Der Anbieter von
technologiegetriebenen Antriebslösungen
verpflichtet sich, seine absoluten Treibhausgas
(THG)-Emissionen für Scope 1 und 2 bis
2030 um 63 Prozent im Vergleich zu 2021 zu
senken. Zudem sollen die Emissionen für
Scope 3 im gleichen Zeitraum pro Tonne
verkauftes Produkt um 51,6 Prozent sinken.
Um diese Ziele zu erreichen, setzt Flender auf
Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer
Energien. Der Standort Bocholt nutzt beispielsweise Abwärme aus der Härterei zur
Beheizung, was jährlich 2,4 Millionen Kilowattstunden Erdgas spart. Die Standorte in
Nordrhein-Westfalen beziehen grünen Strom aus Wind- und Solarparks über ein Power
Purchase Agreement. Zusätzlich produziert das Unternehmen in Indien und Deutschland
seinen eigenen Strom mit Photovoltaikanlagen und stellt weltweit Ladestationen für
Elektrofahrzeuge bereit.
www.flender.com
IFM LEGT BILANZZAHLEN
FÜR 2024 VOR
Nachdem in
den vergangenen
Jahren der
Umsatz stets
gestiegen war,
musste IFM
für 2024
gemäß
vorläufigem
Konzernabschluss
einen
Rückgang von 2,9 Prozent auf jetzt
1,37 Mrd. Euro hinnehmen. Dass das
Unternehmen einen vergleichsweise
geringen Umsatzrückgang zu verzeichnen
hat, liege an der weltweiten
Ausrichtung der Gruppe, wodurch im
abgelaufenen Geschäftsjahr die
europäische und asiatische Marktschwäche
durch Absatzsteigerung im
nord- sowie südamerikanischen Raum
teilweise kompensiert werden konnte.
Das Ergebnis (EBIT) liegt mit 4,8 Prozent
nur leicht unter den Vorjahreswert
(5,8 Prozent). Die Personalstärke
blieb im Vergleich zum Vorjahr mit
rund 8.750 Mitarbeitern nahezu
unver ändert. Davon sind rund 1.500 in
Forschung und Entwicklung beschäftigt.
Dadurch sieht sich die IFM-
Unternehmensgruppe auch gut
für die Zukunft gerüstet, wie CFO
Christoph von Rosenberg betont:
„Zwar sind die weltpolitischen
Entwicklungen, die Auswirkungen
auf unsere wichtigen Absatzmärkte
haben, schwer vorherzusehen.
Aber wenn sich die gesamtwirtschaftliche
Lage wieder positiv entwickelt,
werden wir auf jeden Fall davon
überdurchschnittlich profitieren, da
wir auch 2024 konsequent in Innovation
und Wachstum investiert haben.“
www.ifm.com
MODERATER UMSATZRÜCKGANG BEI IGUS UND 277 NEUHEITEN
Trotz der herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Lage im
Jahr 2024 konnte Igus die Anzahl der aktiven Kunden um fünf Prozent
steigern und die Umsatzmilliarde halten. Mit einem Umsatz von
1,105 Milliarden Euro verzeichnete das Unternehmen einen vergleichsweise
moderaten Umsatzrückgang von 2,5 Prozent. „Die sich verändernden
politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehen auch
an uns nicht spurlos vorbei“, erklärt Tobias Vogel, Geschäftsführer Gleit -
lager- und Lineartechnik bei Igus. „Auch wir schauen – wie viele unserer
Kunden – auf Einsparungen und gesteigerte Effizienz, zum Beispiel durch
verstärkte Automatisierung in unserer Fabrik. Unser Fokus liegt aber immer auf der Frage: Was hat der Nutzer davon?
Die Herausforderungen sind für uns erst recht ein Ansporn, neue Wege zu gehen und die Innovationskraft ‚made in Germany‘
unter Beweis zu stellen, um sowohl unsere als auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu stärken.“ In diesem Jahr
präsentiert das Kölner Unternehmen mit 277 Motion-Plastics-Neuheiten eine Rekordzahl an Innovationen – und investiert
dafür weiter in die Forschung, Entwicklung und Produktion neuer technischer Lösungen.
www.igus.de
10 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
DIGITALES RETROFIT EINER 60-JÄHRIGEN FRÄSE
SKILLMILL: ZURÜCK IN DER ZUKUNFT
SOFTSTARTER
Grüner Schlaglack und 1,5 Tonnen schwer, es ist
eine Maschine wie sie zu Tausenden in deutschen
Betrieben steht. Doch die hier vorgestellte Fräse
von Friedrich Korradi hat nun Skills und kann
mehr. Einige Hardwareumbauten und vor allem
ein Digitaler Zwilling ermöglichen bisher
undenkbare Erweiterungen, Zeitersparnis und
Präzision. Zudem unterstützt der Digitale Zwilling
die Integration in Industrie 4.0-Anwendungen.
Vor zwei Jahren wurde die 60 Jahre alte Friedrich Korradi-
Fräse angeliefert. Mit einem Retrofit liebäugelt Andreas
Wagner von der RPTU Kaiserslautern-Landau schon
länger. Seine Idee: Die Maschine so umzurüsten, dass
sie skillbasiert arbeiten kann. Er promoviert zum Thema Skills
und sieht Retrofitting als günstige Option, um neueste Technologien
mit alten Maschinen zu verbinden. „Viele Unternehmen
nutzen die Möglichkeiten von Industrie 4.0-Technologien nicht,
weil sie denken, sie müssen dann neue Maschinen anschaffen“,
erklärt er. „Ich will zeigen, dass das nicht richtig ist. Die Digitalisierung
kann überall Einzug halten.“
Die Maschine wurde mit Vorschubmotoren, Digitalem Zwilling
und CNC-Steuerung ausgestattet. Die Fähigkeiten der Fräse sind
nun als Skills aufrufbar, wie etwa das Fräsen von Rechteck- oder
Kreistaschen. Sie sind über eine einheitliche OPC UA-Schnittstelle
ansteuer- und parametrisierbar. Der Digitale Zwilling kalkuliert
vor Arbeitsbeginn unter anderem Kosten und Energiebedarf,
plant die Trajektorie und prüft diese auf Kollisionen. Somit übernimmt
er die Rolle eines CAM-Systems und gibt Informationen
zurück, die zum Beispiel zur Erstellung eines Angebots genutzt
werden können. Der Digitale Zwilling hilft, den ganzen Planungsprozess
zu automatisieren und zu optimieren. Geometrische
Features eines Bauteils können nun mithilfe modernster
Industrie 4.0-Paradigmen direkt aus dem CAD heraus gefertigt
werden. Das spart zeitaufwendige Programmierarbeit. Bei der
Suche nach passenden Maschinen für einen bestimmten Auftrag,
meldet sich die Skillmill wie auch alle weiteren Maschinen mit
ähnlichen Fähigkeiten im Maschinenpark gemäß dem skillbasierten
Ansatz automatisch zurück. Um sicherzustellen, dass
ein Skill mit seinen spezifischen Parametern ausführbar ist, führt
der Digitale Zwilling im Vorfeld einen Feasibility-Check durch.
„Alte Maschinen stehen auch heute noch in Produktionshallen
herum“, sagt Wagner. Das Beispiel zeigt, dass auch solche Maschinen
durch ein Retrofitting in die Zukunft transferiert werden
können. „Denkbar wäre, dass sie über den Digitalen Zwilling in
Datenräume eingebunden werden, wie sie mit Gaia-X oder Manufacturing-X
angedacht sind“, erklärt Wagner. „Dann könnte die
Maschine ihre Skills dort anbieten und diese dann von anderen
Unternehmen gemietet werden.“ Durch den Digitalen Zwilling
kann die Maschine einen anfragenden Kunden zudem exakt über
die Arbeitsdauer, den CO 2
-Fußabdruck, den Energiebedarf oder
den Preis informieren.
Bild: A. Sell/Smartfactory-KL
www.smartfactory.de
SAFETY
DREHGEBER
Flexibel Einsetzbar und Maximale Performance dank
umfassender Drehgeberfunktionalität und Cyber Security
kuebler.com
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
TITEL
12 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
TITEL
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
ZYKLOIDGETRIEBE
100 JAHRE CYCLO-PRINZIP:
DIE INNOVATION GEHT WEITER
Sumitomo Drive Technologies feiert
100 Jahre Zykloidgetriebe und damit ein
Jahrhundert deutscher Ingenieurskunst.
Seit der Erfindung des Cyclo-Prinzips durch
den Norddeutschen Lorenz Braren im Jahr
1925 steht diese Technologie für Präzision,
Zuverlässigkeit und Effizienz. Seit 1937
hat Sumitomo die Lizenzen für das
Cyclo-Prinzip, welches nicht nur die
industrielle Automatisierung revolutioniert,
sondern auch die Robotik nachhaltig
geprägt hat. Die antriebstechnik sprach mit
Michael Berger, Produkt Manager Motion
Control Drives, über Gegenwart und
Zukunft der Zykloidgetriebe.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 13
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
TITEL
Herr Berger, Zykloidgetriebe spielen eine wichtige Rolle in
der Robotik, aber sind nicht nur dort im Einsatz. In welchen
Anwendungen können Zykloidgetriebe ihre Stärken noch
ausspielen?
BERGER: Zykloidgetriebe, auch als Cyclo-Getriebe bekannt,
sind aus der modernen Robotik kaum wegzudenken. Ihre
hohe Präzision, Wiederholgenauigkeit und Kompaktheit machen
sie zur ersten Wahl für anspruchsvolle Anwendungen.
Die Stärken dieser Antriebstechnologie reichen aber weit über
die Robotik hinaus. Gerade in Bereichen, in denen Robustheit,
Stoßbelastbarkeit und Langlebigkeit gefordert sind,
entfalten Zykloidgetriebe ihr Potenzial. Dazu gehören Werkzeugmaschinen,
Verpackungsanlagen, die Medizintechnik
sowie automatisierte Lager- und Fördersysteme. Die Zukunft
der Cyclo-Getriebe liegt in der Integration
in intelligente, vernetzte Syste-
02
me. Mechatronische Einheiten,
die Getriebe, Motor sowie die
02 Die DA-Serie stellt die
neueste Generation von
Cyclo-Präzisionsgetrieben bei
Sumitomo dar
03 TUAKA Aktuatoren von
Sumitomo eignen sich
hervorragend für
Cobot-Anwendungen
Sensorik kombinieren, eröffnen neue Möglichkeiten für dezentrale
Automatisierungslösungen.
Der moderne Maschinenbau lebt häufig von Individualisierung.
Wie flexibel sind die Zykloidgetriebe von Sumitomo
Drive Technologies?
BERGER: Richtig, der moderne Maschinenbau fordert zunehmend
maßgeschneiderte Lösungen. Unsere Cyclo-Getriebe
sind in hohem Maße flexibel einsetzbar. Einerseits realisieren
wir individuelle Kundenlösungen, die exakt auf spezielle Anforderungen
zugeschnitten sind. Andererseits bieten wir ein
durchdachtes modulares Baukastensystem, welches unseren
Kunden maximale Flexibilität bei der Konfiguration ihrer Antriebslösungen
ermöglicht – ohne dabei auf bewährte Standards
verzichten zu müssen.
Auch die Interaktion mit Komponenten anderer Hersteller ist
problemlos und für uns Alltag. Die enge Zusammenarbeit mit
Kunden und Partnern spielt dabei eine zentrale Rolle – denn
nur im Dialog entstehen Lösungen, die in der Praxis wirklich
überzeugen.
Wie integriert Sumitomo Drive Technologies die Prinzipien
von Industrie 4.0 und die Digitalisierung in seine Produkte
und Lösungen?
BERGER: Bei Sumitomo Drive Technologies ist Industrie 4.0
längst gelebte Realität. Wir verbinden hundert Jahre Erfahrung
im Getriebebau mit modernsten digitalen Technologien.
Ein Beispiel dafür ist unsere hochintegrierte Aktuator-Serie
TUAKA. Die Serie vereint Getriebe, Motor, Sensorik und An-
03
Die Dreherei der Cyclo Getriebebau Lorenz Braren KG im Jahre 1948
14 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
TITEL
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
triebsregler in einem kompakten Design und ist daher ideal
für Anwendungen geeignet, bei denen es auf Präzision, Dynamik
und Echtzeitfähigkeit ankommt – etwa in der Robotik
oder Medizintechnik. Performance-Daten können hier
durch ein ausgereiftes Thermomanagement, einen integrierten
Drehmomentsensor sowie ein erweiterbares
Sicherheitssystem überwacht werden.
Im Bereich der Industriegetriebe setzen wir auf unser
Condition Monitoring System EYE. Dieses System
erfasst eine Vielzahl relevanter Betriebsparameter
wie Vibration, Temperatur, Drehzahl oder
Ölqualität und ermöglicht so eine kontinuierliche
Bewertung des Getriebezustands.
Wichtig ist es, zu verstehen, dass nicht jede Art von
Sensordaten alleine für sich genommen aussagekräftig
ist. Es kommt vielmehr auf die Kombination und
den Kontext an. Gerade Vibrationsdaten liefern in Verbindung
mit Temperatur- und Betriebsverhalten wertvolle
Hinweise auf Verschleiß oder potenziellen Wartungsbedarf,
müssen aber korrekt interpretiert werden. Und genau das
leisten unsere Systeme.
Welche Fortschritte gibt es bei Materialien zur Steigerung
der Effizienz oder Reduktion von Reibungsverlusten?
BERGER: Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Materialien
und Fertigungsverfahren ist ein zentraler Bestandteil
unserer Innovationsarbeit bei Sumitomo Drive Technologies.
Wir setzen gezielt auf neue Werkstoffkonzepte und moderne
Herstellungsverfahren. Die Optimierung von Getriebebauteilen
durch aufeinander abgestimmte Materialkombinationen
01 Michael Berger,
Produkt Manager Motion
Control Drives, Sumitomo
und Oberflächenbehandlungen reduzieren Verluste und erhöhen
gleichzeitig die Lebensdauer sowie Leistungsdichte.
Auch in der Wärmebehandlung und Beschichtungstechnologie
sehen wir große Potenziale, um die Belastbarkeit unserer
Komponenten weiter zu steigern.
Gleichzeitig evaluieren wir kontinuierlich neue Fertigungsmethoden,
wie etwa im Bereich der additiven Fertigung, um
komplexe Geometrien effizienter realisieren zu können und
INSPIRIERT VOM KAMERAVERSCHLUSS
Mit Mut zur Innovation legte Lorenz Konrad Braren im Jahr 1925 den Grundstein für die Erfolgsgeschichte
der Zykloidgetriebe. Der 1886 auf der nordfriesischen Insel Föhr geborene Ingenieur schöpfte
aus seiner Erfahrung, die er bei Stationen in den USA, Deutschland und als Chefkonstrukteur bei der
Firma Friedrich Deckel in München sammelte. Inspiriert durch den präzisen „Compur“-Kameraverschluss
von Deckel, entwickelte er eine neue Getriebetechnologie, die sich durch höchste Präzision und
Zuverlässigkeit auszeichnet.
Nach der Erfindung durch Braren im Jahr 1925 führte seine visionäre Arbeit bereits 1937 zu einer
Kooperation mit der heutigen Sumitomo Heavy Industries, die eine Lizenz für den Bau des Cyclo-
Getriebes in Japan erwarben. Trotz Sprachbarrieren war es die gemeinsame Faszination für Technologie,
die eine Allianz begründete.
Heute vereint Sumitomo Drive Technologies sämtliche Aktivitäten im Bereich der Antriebstechnik unter
einer bekannten Marke. Mit jüngsten Akquisitionen, wie die der Lafert-Gruppe und Invertek Drives, hat
sich Sumitomo Drive Technologies von einem Komponentenhersteller zu einem Komplettanbieter für
Antriebslösungen entwickelt. Das Portfolio reicht von Präzisionsantrieben, Industriegetrieben, Zentrifugen,
Aktuatoren, Motoren, Frequenzumrichtern bis hin zu vernetzten Lösungen für die Industrie 4.0.
100 JAHRE INNOVATION UND QUALITÄT
Die Unternehmenskultur ist von Leidenschaft für Technik und einem starken Teamgeist geprägt.
Sie bietet Raum für stetige Weiterentwicklung. „Wir sind stolz darauf, seit 100 Jahren weltweit industrielle
Prozesse zu bewegen und zu verbessern. Dieses Jubiläum ist ein Meilenstein, der sowohl unsere
Innovationskraft als auch unser Engagement für Qualität und Nachhaltigkeit unterstreicht“,
so Florian Butzmann, CEO von Sumitomo Drive Technologies EMEIA.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 15
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN
TITEL
04 Das Cyclo-Prinzip sichtbar gemacht
gleichzeitig Gewicht zu minimieren. Diese Entwicklungen zielen
direkt auf die Themen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und
Performance ab und bieten unseren Kunden klare Vorteile im
Wettbewerb.
Wichtig ist uns, dass diese Innovation nicht isoliert geschieht,
sondern im engen Austausch mit Kunden, Partnern und internen
Experten.
Wie unterstützt Sumitomo Drive Technologies Anwender bei
der Integration von Zykloidgetrieben in ihre Systeme?
BERGER: Eine erfolgreiche Integration einer Antriebslösung
erfordert enge Zusammenarbeit. Bereits in der frühen Projektphase
arbeiten wir intensiv mit unseren Kunden zusammen, um
ihre Anforderungen exakt zu verstehen und maßgeschneiderte
Lösungen zu entwickeln, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich
überzeugen. Unsere Cyclo-Getriebe sind grundsätzlich
darauf ausgelegt, sich problemlos in bestehende Systeme zu
integrieren – das ist unser Anspruch. Mit unseren Plug-and-
Play-Lösungen ermöglichen wir somit eine einfache, reibungslose
Implementierung bei maximaler Leistungsfähigkeit.
DAS CYCLO-PRINZIP VERÄNDERTE DIE
INDUSTRIELLE WELT
Es gibt bahnbrechende Technologien wie das Automobil,
die Dampfmaschine, den Buchdruck oder auch
Telefon und Internet, die jeder kennt und welche die
Gesellschaft nachhaltig geprägt haben. Das Cyclo-
Prinzip, auch bekannt als Zykloidgetriebe, ist weniger
sichtbar, hat jedoch im Hintergrund die industrielle
Welt revolutioniert und ist heute ein unverzichtbarer
Bestandteil moderner Antriebslösungen. Das Zykloidgetriebe,
das Herzstück des Produktportfolios von
Sumitomo Drive Technologies, hat die Antriebstechnik
mit seiner einzigartigen Bauweise verändert. Anders
als herkömmliche Zahnräder verteilt das Cyclo-Prinzip
die Last gleichmäßig über mehrere Bolzen und
Scheiben. Diese Konstruktion minimiert den Verschleiß,
erhöht die Belastbarkeit und reduziert dabei
gleichzeitig den Wartungsaufwand erheblich.
Dank dieser herausragenden Eigenschaften sind
Zykloidgetriebe heute in einer Vielzahl von Branchen
unverzichtbar. In Robotik und Automation als
spielfreie Präzisionsgetriebe für maximale Genauigkeit
und Effizienz. In Werkzeugmaschinen und
Medizintechnik für Anwendungen, die höchste
Präzision erfordern. In Intralogistik und Produktion
bieten Zykloidgetriebe zuverlässige und kompakte
Antriebslösungen für autonome mobile Roboter und
fahrerlose Transportsysteme.
Welche aktuellen technologischen Innovationen treibt
Sumitomo Drive Technologies bei den Zykloidgetrieben voran?
Wo sehen Sie Zykloidgetriebe in 10 Jahren?
BERGER: Das Cyclo-Getriebe hat sich seit einem Jahrhundert als
präzises und robustes Antriebskonzept bewährt. Bei Sumitomo
Drive Technologies setzen wir auf stetige Weiterentwicklung.
Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Sensorintegration,
KI-gestützter Zustandsüberwachung und IoT-Anbindung, um
das klassische Getriebe zu einem intelligenten, vernetzten System
weiterzuentwickeln. Dies erhöht die Effizienz und Leistung
von Maschinen erheblich.
In Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Präzision und
Positionierbarkeit, wie in der Robotik, Medizintechnik und anspruchsvollen
Separationstechniken, bleiben Zykloidgetriebe
unverzichtbar. Auch bei schockbelasteten Anwendungen, bei
denen konventionelle Getriebe oft an ihre Grenzen stoßen,
können wir mit unserer Cyclo-Technologie punkten.
In zehn Jahren werden Zykloidgetriebe nicht nur mechanisch
überzeugen, sondern auch als Teil eines intelligenten, adaptiven
Gesamtsystems agieren – vernetzt, lernfähig und bereit für die
nächste Stufe der industriellen Automatisierung.
Bilder: Sumitomo Drive Technologies
www.sumitomodrive.com
Einstige Produktion von Cyclo-Getrieben
16 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
MARKTPLATZ
REGELT BIS ZU VIER ACHSEN
Stöber präsentiert mechanische
und elektronische Komponenten
für ein komplettes Antriebssystem
aus einer Hand. Auf der Messe All
About Automation in Heilbronn am
14. und 15. Mai zeigt der Antriebsspezialist
unter anderem den neuen
Antriebsregler SB6. Dieser eignet
sich für Anwendungen mit bis zu
vier Achsen. Die neue Stand-alone
Lösung bietet zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten,
die eine
Bewegungssteuerung über CiA 402
und Profidrive ermöglichen. Eine
weitere Besonderheit ist die Anzahl der digitalen und analogen
Ein- und Ausgänge. Der Antriebsregler kann außerdem um die
Sicherheitsstandards STO und SS1 via Fail Safe over EtherCAT und
Profisafe bis SIL 3, PL e (Kat. 4) erweitert werden. Betreiber regeln
damit sowohl lineare als auch rotative Synchron-Servo- und
Lean-Motoren. Dazu kommt das Sicherheitsmodul SX6, das der
Hersteller in Kooperation mit Pilz entwickelt hat. Damit lassen
sich die Antriebsregler der Baureihen SC6 und SI6 optional
ausstatten und für sicherheitsrelevante Anwendungen bis SIL 3,
PL e (Kat. 4) nach DIN 61800-5-2 oder DIN EN ISO 13849-1
einsetzen. Das SX6 wird über Fail Safe over EtherCAT (FSoE)
angesteuert. Ein Highlight: Auch bei Mehrachs-Reglern lässt sich
die Sicherheitsfunktion STO für jede Achse individuell aktivieren.
www.stoeber.de
OBERFLÄCHENSCHUTZ FÜR ALUMINIUM
NXD ist die Oberflächenveredelung
von Getriebebau
Nord für Getriebe,
Glattmotoren und
Frequenzumrichter
aus Aluminium. Sie
bietet Anwendern
eine wirtschaftliche
und wirkungsvolle
Alternative für den Oberflächenschutz von Antriebslösungen,
die durch extreme Umgebungsbedingungen beansprucht
werden. NXD erhöht die Langlebigkeit dieser Systeme und
verlängert dadurch die Anlagenverfügbarkeit. Die Oberflächen
sind Chromat- und PFAS-frei. Diese werden galvanisiert,
was sie besonders korrosionsbeständig und langlebig macht.
Die neueste Generation der Oberflächenveredelung ist in
zwei Varianten erhältlich. NXD Basic besteht aus der galvanisch
erzeugten Grundschicht, die durch eine Lackschicht
ergänzt wird. Der Korrosionsschutz bleibt auch bei Beschädigungen
des Lacks erhalten. Die Version eignet sich unter
anderem für den Einsatz unter anspruchsvollen Umwelteinflüssen,
wie zum Beispiel im Offshore-Bereich. Die zweite
Variante ist die lebensmittelkonforme NXD tupH. Bei ihr wird
die galvanische Grundschicht mit einem Sealer versiegelt.
Aufgrund dieser Verarbeitung kommt es nicht zum Abblättern
oder zu keimanfälligen Mikrorissen.
www.nord.com
DÜNNRINGLAGER BIETEN HOHE LEISTUNG AUF
KLEINSTEM RAUM
Die Kaydon-Dünnringlager
von Rodriguez vereinen
eine schlanke, leichte
Konstruk tion mit Robustheit.
Ob Miniaturisierung,
Platz ersparnis oder
Gewichts reduktion – Dünnringlager
sind sehr gut für
anspruchsvolle Anwendungen
geeignet. Rodriguez
bietet mehr als 250
verschiedene Dünnringlager
der Reali-Slim-Serie von Kaydon an. Im Vergleich zu herkömm lichen
Lagern ermöglichen die Präzisionskomponenten eine Gewichts- und
Platz ersparnis von bis zu 80 Prozent, ohne dabei an Leistung oder Genauigkeit
einzubüßen. Beim Dünnringlager sorgen mehr und kleinere Wälzkörper,
verteilt über eine größere Fläche als beim Standardkugellager, für eine hohe
Tragfähigkeit und Steifigkeit. Durch den großen Bohrungsdurchmesser
sparen sie Gewicht und ermöglichen die Durchführung von Luft- und
Hydraulikleitungen, Verkabelungen oder Wellen. Der schlanke Querschnitt
über alle Größen hinweg erlaubt den Einsatz von Hohl- statt Vollwellen.
In der Vierpunktlager-Bauform kann ein Reali-Slim bis zu zwei Standardkugellager
ersetzen. Als noch kompaktere Lösung bietet Rodriguez die
Ultra-Slim-Dünnringlager an. Diese korrosionsbeständigen und vakuumtauglichen
Leichtgewichte bestehen aus Edelstahlringen und Keramikkugeln.
Sie besitzen Durchmesser von 35 bis 200 mm und Querschnitte
von 2,5 bis 3 mm.
www.rodriguez.de
ELEKTROMOTOREN
Michael Schmidt,
(M. Eng.),
wissenschaftlicher
Mitarbeiter am
Institut ELSYS
SONDERMOTOREN
SYNCHRON-RELUKTANZMASCHINE
ZUR EFFIZIENZSTEIGERUNG
Die Elektromotorenschmiede BEN Buchele ist Experte für Sondermotoren mit
individuellen Anforderungen, die Normmotoren nicht erfüllen. Da ist der Schritt zu
Forschungsinstituten, die ihrerseits neue Lösungen zur Optimierung bestehender
Standards erarbeiten, nicht weit. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit
dem Institut ELSYS (Institut für leistungselektronische Systeme) der TH Nürnberg
Georg Simon Ohm ging es um eine Synchron-Reluktanzmaschine. Wie es zu der
Kooperation kam und was die Anforderungen der Hochschule waren, erläutert
Michael Schmidt (M. Eng.), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut ELSYS.
18 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
ELEKTROMOTOREN
Herr Schmidt, beschreiben Sie doch bitte das Forschungsprojekt
SynchronBlow.
MICHAEL SCHMIDT: In unserem Forschungsprojekt
SynchronBlow arbeiten wir an der Optimierung eines Querstromfahrtwindgebläses
für Fahrsimulationen in Automobilprüfständen.
Das bestehende Gebläse lieferte eine Ausblasgeschwindigkeit
von 160 km/h, die auf 180 km/h erhöht werden
sollte, um den Einfluss höherer Geschwindigkeiten auf das Auto
zu untersuchen. Mit den beiden bisher verbauten Asynchronmotoren
(beide mit 18,5 kW) war eine solche Leistungssteigerung
nicht möglich, sodass wir eine neue Antriebslösung
be nötigten und das Forschungsprojekt mit den Partnern
BEN Buchele und WMB Ventilatoren GmbH ins Leben riefen.
WMB stellt das Gebläse her, während BEN Buchele die neu
entwickelte Synchron-Reluktanzmaschine baut. Wir vom
Institut kümmern uns um die elektromagnetische Auslegung
und Berechnung des Motors sowie die Optimierung auf die
geforderten Zielgrößen.
Wie kam es zu der Idee, eine Synchron-Reluktanzmaschine
einzusetzen?
MICHAEL SCHMIDT: Die Synchron-Reluktanzmaschine ergab
sich folgerichtig aus den Anforderungen, die wir an den Antrieb
stellten. Ein wichtiges Kriterium war die höhere Leistung, für
die wir auch eine Asynchronmaschine hätten nutzen können –
die aber eine größere Baugröße als die bisherige Größe 160 erfordert
hätte. Das war aufgrund beengter Platzverhältnisse im
Gebläse nicht realisierbar. Zudem wollten wir effizienter werden
und einen höheren Wirkungsgrad sowie die Energieeffizienzklasse
IE4 erreichen. Mit Asynchronmaschinen, die Stromwärmeverluste
im Rotor aufweisen, ist es nur mit viel Entwicklungsaufwand
möglich, den Wirkungsgrad noch weiter zu optimieren.
Eine Synchron-Reluktanzmaschine verspricht aufgrund ihrer
Funktionsweise einen hohen Wirkungsgrad, da im Rotor kaum
Ummagnetisierungsverluste und keine Strom wärmeverluste
auftreten – und das bei kompakter Baugröße.
01 Schnittansicht des Synchron-Reluktanzmotors
Können Sie die Vorteile der Synchron-Reluktanzmaschine im
Hinblick auf Ihre Anwendung näher erläutern?
MICHAEL SCHMIDT: Entscheidend ist der höhere Wirkungsgrad
der Synchron-Reluktanzmaschine im Teillastbereich, da im
Rotor nahezu keine Ummagnetisierungsverluste und auch keine
Stromwärmeverluste auftreten. Bei vergleichsweise kleiner
Baugröße erzielt die Synchron-Reluktanzmaschine dabei eine
hohe Leistung und kann so für die gewünschte Erhöhung der
Ihr Kooperationspartner BEN Buchele ist auf Asynchronmaschinen
mit individueller Auslegung spezialisiert.
Wie konnte die Firma Sie bei der Entwicklung der Synchron-
Reluktanzmaschine unterstützen?
MICHAEL SCHMIDT: Der Motorbauer BEN Buchele hat sich als
passender Projektpartner erwiesen, da die Firma sich mit Individualmotoren
für besondere Anforderungen bestens auskennt.
Die Technologie der Synchron-Reluktanzmaschine schlummerte
bei BEN Buchele in der Schublade. Angesichts sich verschärfender
gesetzlicher Anforderungen bei der Energieeffizienz
liebäugelte man dort mit einer Reaktivierung der Technik.
Hemmschuhe waren bis vor einigen Jahren die mangelnde
Netzanlauffähigkeit, die einen zu früheren Zeiten aufwendigen
und kostenintensiveren Frequenzumrichter erforderlich machte.
Heute gehören Frequenzumrichter zum Stand der Technik.
Und auch die für Synchron-Reluktanzmaschinen erforderliche
Regelungstechnik hat sich so weiterentwickelt, dass auch
BEN Buchele ihren Einsatz gerade in diesem Projekt als sehr
vielversprechend einschätzte. Das Unternehmen unterstützte
uns mit der mechanischen Auslegung, der fertigungstechnischen
Umsetzung sowie Untersuchungen zum Schwingungsverhalten.
BEN Buchele zeigte sich zudem immer offen für
forschungsorientierte Ansätze, um einen anderen Rotor oder
andere Materialien auszuprobieren, um so zum besten Ergebnis
zu kommen.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 19
ELEKTROMOTOREN
02 Auf dem Prüfstand entsprechen die ermittelten Ergebnisse des Prototyps bei
Wirkungsgrad, Bemessungspunkt, Drehmoment sowie Drehzahl der Auslegung,
durch weitere Geometrieoptimierungen am Rotorschnitt soll die Energieeffizienz
noch verbessert werden
03 Die einzelnen Rotorbleche einer Synchron-Reluktanzmaschine
verfügen über eine spezielle Blechschnittgeometrie
aus Flussführungen und Flusssperren,
die dafür sorgen, dass eine Drehbewegung entsteht
Ausblasgeschwindigkeit sorgen, ohne dass der Bauraum verändert
werden musste. Ein weiterer bedeutender Vorteil ist, dass
für die entwickelte Maschine keine Permanentmagneten aus
Seltenen Erden verwendet wurden.
Nachteilig für manche Anwendungen kann die etwas ausgeprägtere
Drehmomentwelligkeit der Synchron-Reluktanz maschine
sein, die aber zum Beispiel bei Lüftern, wozu auch unsere Anwendung
zählt, akzeptiert werden kann. Der zusätzliche Umrichterbetrieb,
den die Maschine erfordert, war für unser Querstromfahrtwindgebläse
kein Problem, da auch vorher schon ein
Frequenzumrichter vorhanden war. Dieser kann sogar Vorteile
haben, wenn unterschiedliche Drehzahlen gefahren werden
sollen. Asynchronmaschinen laufen bei Netzbetrieb mit einer
festen Drehzahl, es sei denn, sie sind polumschaltbar, dann
haben sie gewisse Abstufungen in der Drehzahl. Beim
Frequenz umrichter können unterschiedliche Drehzahlen frei
gewählt werden, und mit einer intelligenten Regelung dahinter
lässt sich auch ein hoher Effizienzgrad erreichen.
Hätte eine permanenterregte Synchronmaschine eine
Alternative dargestellt?
MICHAEL SCHMIDT: Eine permanenterregte Synchronmaschine,
wie sie vielfach in Industrie oder Elektrofahrzeugen eingesetzt
wird, wäre bezüglich des Wirkungsgrads die beste Wahl
gewesen. Hier ist sie nicht zu schlagen, das muss man klar betonen.
Deshalb setzen auch viele Anwendungen und Branchen
auf diese Technologie, wenn es um hohe Wirkungsgrade geht.
Jedoch hat sie einen entscheidenden Nachteil: Sie enthält zum
einen sehr teure Neodym-Eisen-Bohr-Magnete, die Mehr kosten
verursachen. Zum anderen greifen hier die Gegenargumente
Nachhaltigkeit und Rohstoffabhängigkeit: In den Magneten sind
Seltene Erden verarbeitet, die eine starke Abhängigkeit von bestimmten
Staaten mit entsprechenden Rohstoffvorkommen
bedeuten. Außerdem sind diese Vorkommen endlich, sodass wir
von vornherein auf diese Art Antrieb verzichten wollten und
eine nachhaltigere Lösung anstrebten.
Erfüllen sich Ihre Erwartungen nach derzeitigem Projektstand?
MICHAEL SCHMIDT: Ja. Auf dem Prüfstand entsprachen die
ermittelten Ergebnisse bei Wirkungsgrad, Bemessungspunkt,
Drehmoment sowie der Drehzahl der Auslegung. Eine Herausforderung
war die mechanische Belastbarkeit, da die Maschine
deutlich schneller dreht als die ursprüngliche Maschine.
BEN Buchele spricht hier immer von einem Optimierungsproblem,
das heißt einerseits soll der Wirkungsgrad möglichst
hoch sein, was dafür spricht, Abschnitte im Rotorschnitt wegzulassen
– diese Blechabschnitte werden jedoch für die mechanische
Festigkeit benötigt, damit der Motor den Belastungen
standhält. Entsprechend werden die Abschnitte kleiner gestaltet,
dürfen aber auch nicht zu klein sein. So versuchten wir, das
Optimum aus Wirkungsgrad und Festigkeit herauszuholen.
Die Leistungssteigerung erreichen wir über die höhere Drehzahl,
was auch eine höhere Frequenz bedeutet. Entsprechend steigen
Verlustanteile, was die Ummagnetisierungsverluste angeht.
Insofern sahen wir ein wenig unsere IE4-Ambitionen in Gefahr.
Doch diese Befürchtungen haben sich nicht bestätigt, im Gegenteil:
Als Vergleichsmaschine erzielte die Asynchronmaschine
einen Wirkungsgrad von 93,5 %, während die neue Synchron-
Reluktanzmaschine bei exakt gleicher Baugröße im gleichen
Gehäuse einen Wirkungsgrad von 94,1 % erreicht. Dabei ist bei
der Energieeffizienz noch Potenzial nach oben, da wir gemeinsam
mit BEN Buchele weitere Geometrieoptimierungen an dem
Rotorschnitt vornehmen werden, um die Drehmomentwelligkeit
der Maschine zu reduzieren.
Bilder: BEN Buchele Elektromotorenwerke GmbH
www.benbuchele.de
20 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
OHNE ZWISCHENLAGERUNG: DISTANZKUPPLUNGEN
ÜBERBRÜCKEN BIS ZU 6 METER
Um weit auseinander liegende
Wellen kraftschlüssig zu
verbinden, hat Enemac Distanzkupplungen
entwickelt, die eine
direkte Verbindung ohne
zusätzliche Zwischenlagerung
ermöglichen. Das reduziert den
Montageaufwand und Materialkosten.
Durch den Einsatz eines
längenvariablen Zwischenrohrs
können die Distanzkupplungen Achsabstände von bis zu 6 m überbrücken. Das
Rohr wird nach kundenspezifischen Vorgaben gefertigt und angepasst. Diese
Kupplungssysteme können als spielfreie Verbindungs-, Gelenk- oder Synchronwellen
fungieren und erlauben so eine hochpräzise Kraftübertragung, und
zwar ohne zusätzliche Lagerstellen. Enemac hat die Baureihe EWLM speziell zur
Kompensation von Fluchtungsfehlern konzipiert, insbesondere von Axial- und
Radialversatz. Sie besteht aus zwei torsionssteifen Metallbalgkupplungen, die
durch ein hochfestes Aluminiumrohr verbunden sind. Diese Bauweise bewahrt
die Vorteile der Metallbalgkupplung, wie hohe Verdrehsteifigkeit und niedrige
Massenträgheit, und ist für hohe Betriebsdrehzahlen optimiert. Für Anwendungen
mit erhöhten Temperaturanforderungen bis 300 °C steht ebenfalls eine
Variante zur Verfügung.
www.enemac.de
BAUMA-NEUHEIT: WARTUNGSFREIE GLEITLAGER
In Baumaschinen werden Wälzlager
unter anderem zur Lagerung von Achsschenkeln
und Fahrwerksgelenken
eingesetzt. Diese mit hohen Kräften
und starken Stößen beanspruchten
Lagerungen zeichnen sich besonders
durch ihre Schwenkbewegungen bei
niedrigen Geschwindigkeiten aus.
Unter diesen Einsatzbedingungen
kann an Wälzlagern eine Riffelbildung
(False Brinelling) auftreten – ein
Verschleißphänomen aufgrund
mangelnder Schmierung im Wälzkontakt.
Der Einsatz von Gleitlagern scheiterte bislang oftmals an der zu hohen
Verschleißrate und an zu kurzen Nachschmierintervallen. Auf der Bauma 2025
hat Schaeffler nun ein neues Konzept vorgestellt, mit dem Kegelrollenlager an
Achsschenkeln und Fahrwerksgelenken durch wartungsfreie und trockenlaufende
Gleitlager 1∶1 ersetzt werden können. Die Gleitlager sind mit der
Hochleistungsschicht Elgoglide ausgerüstet, das hohen dynamischen Flächenpressungen
von bis zu 300 N/mm 2 widersteht. Praxisnahe Dauerlauftests
haben extrem niedrige Verschleißraten gezeigt. Der bei Elgoglide-Lagern
übliche Einlaufverschleiß, bei dem sich Festschmierstoff-Partikel von der
Gleitschicht auf die metallische Gegenlauffläche übertragen, wird durch eine
entsprechende Vorspannung der Lagerung vorweggenommen. Die Lager laufen
nach der Einlaufphase spielfrei und mit sehr geringem Reibmoment.
Timo Linkert, Application Engineering bei Schaeffler, sagt: „Wir sehen ein großes
Potenzial für unsere Elgoglide-Lager in Achsschenkeln und Radaufhängungen,
weil dort Schwenkbewegungen vorherrschen, für die sich die Elgoglide-Lager
auch unter hohen mechanischen Belastungen bewährt haben. Der Schichtaufbau
der Elgoglide-Gleitschicht dämpft außerdem Stöße hervorragend.“
Darüber hinaus laufen diese Gleitlager trocken, sparen so die regelmäßige
Nachschmierung, erhebliche Mengen an Schmierfett und schonen die Umwelt,
da kein Schmierfett ins Erdreich gelangen kann. Die auf der Bauma gezeigten
Lager entsprechen in ihren Außenmaßen denen von Kegelrollenlagern.
www.schaeffler.com
PRÄWEMA Antriebstechnik
1000 Maschinen
Ein Maßstab für Präzision.
Mit der Auslieferung der 1000.
SynchroFine-Maschine unterstreicht
PRÄWEMA seine Position als Technologieführer
in der Zahnradbearbeitung.
Seit Jahrzehnten steht der Name
PRÄWEMA für Präzision, Prozesssicherheit
und Innovation.
Zhejiang Shuanghuan Driveline Co.,
Ltd. in China – langjähriger Partner mit
60 installierten PRÄWEMA Maschinen
– vertraut auf höchste Qualität „Made
in Eschwege“.
PRÄWEMA-Maschinen prägen die
Mobilität von morgen – weltweit.
PRAEWEMA.DE
DVS-TECHNOLOGY.COM
KUPPLUNGEN UND BREMSEN
ÖL- UND GASFEDERN
FAHRKOMFORT
MIT SICHERHEIT
Robert Timmerberg, Fachjournalist (DFJV), plus2 GmbH, Düsseldorf
im Auftrag der HAHN Gasfedern GmbH, Aichwald
Anhänger für Fahrräder gibt es viele. Aber wie macht man deren
Sicherheit und Fahrkomfort einzigartig? Antworten darauf gibt das
Projekthaus Aidoo e. k. aus Seelbach bei Lahr im Schwarzwald.
Der Spezialist für Fahrradanhänger hat sich seit 2012 einen sehr guten
Ruf erarbeitet. Der ist auch darauf begründet, dass man großen Wert auf
Materialauswahl und Fertigung nahezu aller Baugruppen in Deutschland
legt, wie die Ölbremsen der Hahn Gasfedern GmbH beispielhaft zeigen.
Individuelle Beweglichkeit in Einklang mit umweltgerechtem
Verhalten zu bringen, ist ein Leitgedanke hinter der Firma und
der gleichnamigen Marke Aidoo. Gegründet vom Ehepaar
Pascale und Turan Dardagan, entwickelt, produziert und vertreibt
das Unternehmen innovative, zukunftsfähige Mobilitätsund
Transportkonzepte rund um den Bereich Fahrradanhänger.
Die unter anderem mit dem Brandnew-Finalisten-Award im Bereich
E-Bike auf der Sportmesse Ispo in München 2013 ausgezeichneten
Lösungen sind äußerst vielfältig und ermöglichen
Zuladungen von 40 kg bis 100 kg.
DÄMPFUNGSLÖSUNG OHNE FEDERSPITZEN
Die Kunden von Aidoo beschreibt Erfinder, Entwickler und Konstrukteur
Turan Dardagan im Interview als Zweit-Anhängerkäufer,
die mit ihrer Erstanschaffung in Bezug auf das Fahrverhalten
nicht zufrieden waren. Dass er vor dem Start von Aidoo
selbst dieser Zielgruppe angehörte, merkt er kurz an und erläutert:
„Handelsübliche Fahrradanhänger haben entweder gar
keine Federung oder arbeiten mit Elastomeren, die im Laufe der
Zeit zum Verhärten neigen, oder sie sind mit Blattfedern ausgestattet.
Falls Teleskopfedern verwendet werden, gibt es immer
ein Losbrechmoment, und eigentlich wollen wir ja auf der Straße
die kleinen Schwingungen abfedern, was die Gummi-Torsions-
feder eben macht.“ Dass Gummi zwar generell gut federt und
speziell Gummi-Torsionsfedern auch wartungsfreie und langlebige
Produkte sein können, die sogar den zusätzlichen Einbau
von Lagern kompensieren, stellte der Experte bei seinen frühen
Modifikationen von Anhängern schnell fest. Er führt aus: „Gummi
dämpft aber nur bedingt und kann zum Aufschaukeln des
Fahrgestells beitragen. Also brauchten wir etwas, das die Federspitzen
des Gummis wegbügelt. Hier haben wir zunächst mit
Produkten von Lieferanten für Dämpfer von Mountainbikes experimentiert.
Diese nahmen aber einerseits von den Einbaugrößen
her zu viel Platz ein und andererseits dämpften sie zu stark,
weil immer für nur ein Laufrad, nämlich das Hinterrad, ausgelegt.“
Da die Aidoo-Anhänger von Anfang an mit zwei Laufrädern
konzipiert wurden, gingen die Recherchen weiter, bis ihm der
örtliche Fachhandel für Autoteile während der Prototypenphase
im Jahr 2012 einen wichtigen Tipp gab.
KOOPERATIONSPARTNER FÜR ÖLBREMSEN
Die Empfehlung der Kfz-Spezialisten lautete, für die Integration
in die einzigartige Einzelradaufhängung von Aidoo auch Industriegasfedern
und Ölbremsen in Erwägung zu ziehen. Da lag es
für Geschäftsführerin Pascale Dardagan nicht nur geografisch
nahe, mit der Hahn Gasfedern GmbH aus Aichwald bei Stuttgart
22 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
KUPPLUNGEN UND BREMSEN
01 Fahrradanhänger-Spezialist
Aidoo setzt auf Fahrwerkstechnologie
aus der Automobilbranche
und integriert Hahn-Ölbremsen in
einzigartiger Konstruktion
Kontakt aufzunehmen. Die seit 2016 zur Stabilus-Gruppe gehörende
Expertenmarke zählt dank kompromissloser Qualität, innovativer
Produkte und absoluter Kundenorientierung zu den
führenden Unternehmen der Branche. Der Spezialist für Gasdruckfedern,
Gaszugfedern und Dämpfer bestätigt diese Position
seit den 1960er Jahren kontinuierlich. Ermöglicht wird dies durch
das inzwischen über 250 Köpfe starke, hochqualifizierte Team.
Das steht Firmen aller Größen weltweit mit nachgewiesener Erfahrung
und Know-how sowie einem hochmodernen Maschinenpark
zur Seite. Dass die besondere Stärke von Hahn in der
Entwicklung kundenspezifischer Lösungen liegt, veranschaulicht
auch der weitere Verlauf in der Kooperation mit Aidoo.
Auf die Erfahrungen mit Hahn angesprochen, weist Pascale
Dardagan auf einen gemeinsamen Lernprozess hin und sagt:
„Wenn Stückzahlen über allem stehen, kann Innovation nicht in
Serie gehen. Sobald ein Industriebetrieb das versteht, ergeben
sich für beide Seiten neue Geschäftspotenziale.“ Im Fall der Beziehung
zwischen einer Manufaktur wie dem Projekthaus Aidoo
und der Hahn Gasfedern GmbH als Tochtergesellschaft von
Stabilus, dem Weltmarktführer für Gasfedern, kamen die Geschäftspartner
überein, die Öldämpfer nicht mehr ausschließlich
als Zubehörteil, sondern als serienmäßigen Bestandteil der
Aidoo-Fahrradanhänger anzubieten. Damit ließen sich Stückzahlen
und Preise in ein stimmiges Gesamtkonzept für eine
Kleinserie einbinden, zu der auch das maschinelle Aufbringen
des Logos von Aidoo auf jeden einzelnen Dämpfer gehört.
Danach befragt, auf welche Weise Hahn überdies technisch
überzeugen konnte, antwortet Turan Dardagan: „Diese Serie ist
kundenspezifisch in Kolben und Gehäuse anpassbar, konnte also
in die Aidoo-Einzelradaufhängung integriert werden, ohne in
bestehende Konstruktionszeichnungen eingreifen zu müssen.
Die Serie lässt sich mittels unterschiedlicher Düsenbohrung für
unterschiedliche Dämpfungsraten nutzen. So kann man beispielsweise
bei Aidoo zwischen Zuladungen von 40 kg bis 100 kg
wählen und erhält für jede beförderte Masse die passenden Öldämpfer.
Das gibt es außer bei uns meines Wissens nach an keinem
anderen Fahrradanhänger. Und wer dann zum ersten Mal
mit einem Aidoo fährt, spürt gar nicht, dass man noch etwas hin-
NEU!
Tempo-
Jäger
GELENKKÖPFE MIT PENDELKUGELLAGERUNG
Der Maßreihe K mit Innen- oder Außengewinde
FÜR DEN EINSATZ BEI HOHEN GESCHWINDIGKEITEN
Bei gleichbleibender Laufruhe bis Lebensdauerende
FLURO ® -Gelenklager GmbH | Siemensstr. 13 | 72348 Rosenfeld
Tel. 0 74 28 / 93 85 - 0 | info@fluro.de | www.fluro.de
KUPPLUNGEN UND BREMSEN
02
02 Die Hahn Gasfedern GmbH berechnet
und entwickelt Ölbremsen genau nach
Anforderung und liefert dadurch perfekte
Lösungen für jede gewünschte Anwendung
03 Ölbremsen der Hahn Gasfedern GmbH
sind mit Bremskräften von 5 N bis 2.500 N
und in verschiedensten Ausführungen auch
in Kleinserien lieferbar
03
Zugstufe sinnvoll einsetzbar. Das können wir in Zukunft zusammen
mit Hahn ausprobieren. Und auch das Thema Schräglenkerachse
wird aktuell bei uns im Haus diskutiert.“
Eines ist auch bei diesen Innovationen sicher: Egal, welche davon
das Projekthaus Aidoo e. k. aus Seelbach bei Lahr im
Schwarzwald in Zukunft realisieren wird, das Erfolgsrezept der
leckagefreien Schnell-Kupplung, mit deren Hilfe ein Fahrradanhänger
von Aidoo in Sekunden an das Zugfahrzeug an- und abgekoppelt
werden kann, wird fortgeführt. Und auch auf die weitere
Integration von kundenspezifisch angepassten Brems- und
Dämpfungslösungen der Hahn Gasfedern GmbH aus Aichwald
in Baden-Württemberg darf man gespannt sein.
Bilder: ACE, Aidoo e. k.
www.ace-ace.de
www.hahn-gasfedern.de
DIE IDEE
ter sich herführt. Es ist eher das Fahrgefühl wie man es von einem
Auto kennt, kein Ruckeln, immer Bodenkontakt, kein Aufschaukeln
des Fahrwerks, und höhere Fahrgeschwindigkeiten
sind möglich bei gleichzeitig höherer Fahrsicherheit. Das macht
unsere Kunden vor allem zum Beispiel beim Mitfahren von Hunden
oder beim Transport von empfindlichen Gütern wie Elektronik
oder Glasflaschen zu 100 Prozent zufrieden.“
GEPLANT: GEBREMSTE SCHRÄGLENKERACHSE
Dass es die Öldämpfer von Hahn auch in Edelstahlausführungen
wahlweise mit V2A- oder V4A-Legierungen gibt, spricht Konstrukteur
Dardagan als Zusatzvorteil an. Auf die Frage nach weiterem
Optimierungs- und Wachstumspotenzial antwortet er,
dass es dieses immer gäbe und führt aus: „Aktuell bieten wir für
Fahrrad-Camper eine eigene Achskonstruktion an, die alle Vorteile
des Aidoo-Fahrwerks vereint und bei der die Camper ihren
eigenen Aufbau dazu konstruieren können. Die Lieferung der
Komponenten hierfür ist noch optimierbar, um für kundenspezifische
Aufbauten eine große Befestigungsvielfalt anbieten zu
können. So wären hier Öldämpfer mit einstellbarer Druck- und
„Mobilität und Verkehrswende sind
vor allem im urbanen Raum ein
Top-Thema, für das dringend neue
Lösungen gesucht werden. Mit der
Ölbremse von Hahn kann die Aidoo
Fahrwerkstechnologie einen
innovativen Beitrag für mehr
Lastentransport mit dem Fahrrad
leisten. Ein Paradebeispiel für
erfolgreiche Zusammenarbeit aus
Industrie und Fahrradbranche.“
Turan Dardagan, Consultant
Projekthaus Aidoo, Seelbach
24 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
MARKTPLATZ
GUT GESCHÜTZT: ENERGIEKETTEN FÜR RAUE UMGEBUNGEN
Die Vollkunststoff-Ketten der TKA-Serie von Tsubaki Kabelschlepp sind durch ihre glatte
Oberfläche besonders schmutzabweisend. Sie halten Staub, Späne und Spritzwasser
zuverlässig ab und verhindern so unter anderem das Eindringen von Kühl- und Schmiermitteln.
Auch in den Anschlussbereichen verfügen sie über eine ausgezeichnete
Dichtigkeit. Durch die Kapselung des Anschlagsystems und der Bolzen-Bohrungsverbindung
sind selbst große Mengen an versprühtem Öl und umherfliegende Partikel bei der
Reinigung des Arbeitsraumes kein Problem mehr. Dieser besonders hohe Schutz der
verlegten Leitungen bis in den Anschlussbereich wurde für die Typenreihe TKA55 in den
Breiten 50-175 mm vom TÜV Nord nach IP54 geprüft und bestätigt. Weitere wesentliche
Produkteigenschaften der Serie sind eine optimierte Geometrie der Kettenglieder, eine hohe Torsionssteifigkeit und ein
dreifaches Anschlagsystem, das auch große freitragende Längen ermöglicht. Durch die horizontale und vertikale Aufteilungsmöglichkeit
lässt sich der Innenraum der Energieketten optimal nutzen.
www.kabelschlepp.de
NETZQUALITÄT BESTIMMEN UND ENERGIEEFFIZIENZ ERHÖHEN
Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik reagieren
empfindlich auf Unreinheiten, die durch verzerrte Sinusverläufe
entstehen können. Die Qualität der Netze muss daher jederzeit
zuverlässig überwacht sein. Um Fachkräfte fit für die Zukunft zu
machen, sind Weiterbildungen unverzichtbar. Die Power
Up-Academy, ein Schulungsangebot von MBS-Hodde und
MBS-Sonel gibt Fachkräften das nötige
Rüstzeug an die Hand, um die Energieeffizienz
im Unternehmen zu erhöhen
und durch die Messungen ungenutzte
Potenziale zu identifizieren. Den
Auftakt machte die erste Masterclass
am 9. April in Stemwede. Die Masterclass
Messtechnik bietet eine fundierte
und praxisnahe Schulung, die sich
intensiv mit den aktuellen Herausforderungen
der Netzqualität und deren Lösungen beschäftigt.
Ein zentraler Bestandteil der Schulung ist die Auswahl geeigneter
Messmittel und die präzise Bestimmung der Messpunkte.
Entscheidend ist jedoch die Interpretation der Daten sowie die
Ableitung passender Maßnahmen. Darüber hinaus wird der
Einsatz von Hardware zur Verbesserung der Netzqualität
thematisiert. „Weiterbildung ist der
Schlüssel zu langfristigem Erfolg.
Die Power Up Academy stellt für uns
eine Premiere dar, doch durch die
geballte Power der MBS Gruppe sind
wir nun in der Lage, innovative Schulungsformate
zu entwickeln und
langfristig zu etablieren“, erklärt
Vertriebsleiter Jens Haake.
www.mbs-hodde.de
IMPRESSUM
erscheint 2025 im 64. Jahrgang,
ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991
REDAKTION
Chefredakteur: Miles Meier (mm),
Tel.: 06131/992-208,
E-Mail: m.meier@vfmz.de
(verantwortlich i.S.d. $ 18 Abs. 2 MStV / i.S.d. Presserechts)
Redakteur:
Felix Berthold, M.A. (be),
Tel.: 06131/992-204, E-Mail: f.berthold@vfmz.de
Redaktionsassistenz:
Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,
E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,
(Redaktionsadresse siehe Verlag)
GESTALTUNG
Anette Fröder, Sonja Daniel, Conny Grothe
SALES
Andreas Zepig,
Tel.: 06131/992-206,
E-Mail: a.zepig@vfmz.de,
Oliver Jennen
Auftragsmanagement: Heike Rauschkolb,
Tel.: 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de
Anzeigenpreisliste 2025, gültig ab 01.10.2024
LESERSERVICE
VU.SOLUTIONS GmbH & Co. KG,
Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266
Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige
Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit
(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).
Preise und Lieferbedingungen:
Einzelheftpreis: € 16,50 (zzgl. Versandkosten)
Jahresabonnement Inland: € 160,- (inkl. Versandkosten)
Jahresabonnement Ausland: € 175,- (inkl. Versandkosten)
Abonnements verlängern sich automatisch um ein
weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor
Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
VERLAG
Vereinigte Fachverlage GmbH
Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz
Postfach 100465, 55135 Mainz
Tel.: 06131/992-200
E-Mail: info@vfmz.de
www.vereinigte-fachverlage.de
Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz
Umsatzsteuer-ID: DE149063659
Ein Unternehmen der Cahensly Medien
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem
Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401
Chef vom Dienst: Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer
Leitende Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke
Head of Sales: Carmen Müller-Nawrath
Tel.: 06131/992-245, E-Mail: c.nawrath@vfmz.de
(verantwortlich für den Anzeigenteil)
Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,
E-Mail: s.granzin@vfmz.de
DRUCK UND VERARBEITUNG
Bonifatius GmbH, Druck – Buch – Verlag
Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn
DATENSPEICHERUNG
Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH
gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige
Informationen zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise
von ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie
über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu
informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit
schriftlich beim Verlag widersprochen werden
(vertrieb@vfmz.de).
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit der
Annahme des redaktionellen Contents (Texte, Fotos,
Grafiken etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser
Zeitschrift geht das umfassende, ausschließliche, räumlich,
zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrecht
auf den Verlag über. Dies umfasst insbesondere das
Recht zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie
entsprechender Vervielfältigung und Verbreitung, das
Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung,
das Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke, das
Recht zur elektronischen/digitalen Verwertung, z. B.
Ein speicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen,
zur Veröffentlichung in Datennetzen sowie
Datenträger jedweder Art, wie z. B. die Darstellung im
Rahmen von Internet- und Online-Dienstleistungen, CD-
ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung und das
Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu
übertragen, d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine
Haftung für die Richtigkeit des redaktionellen Contents
kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion
nicht übernommen werden. Signierte Beiträge stellen
nicht unbedingt die Ansicht der Redaktion dar. Für unverlangt
eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr
übernommen werden. Grundsätzlich dürfen nur Werke
eingesandt werden, über deren Nutzungsrechte der Einsender
verfügt, und die nicht gleichzeitig an anderer
Stelle zur Veröffentlichung eingereicht oder bereits
veröffentlicht wurden.
Datenschutzerklärung: ds-vfv.vfmz.de
Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 25
SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK IN DER AUTOMATION
BISS-SCHNITTSTELLE
ZERTIFIZIERUNG SICHERT INTEROPERABILITÄT
Seit über zwei Jahrzehnten bietet das BiSS Interface eine Lösung
für die bidirektionale Sensor-Aktor-Kommunikation. Die
leistungsfähige Open-Source-Alternative zu proprietären
Schnittstellen in Motor-Feedback-Systemen erfreut sich weltweit
großer Verbreitung. Rund 650 Hersteller unterstützen das
Protokoll derzeit. Wie durch eine unabhängige Zertifizierung die
Interoperabilität sichergestellt wird und gleichzeitig
applikationsspezifische Anpassungen zum Beispiel für Drehgeber
möglich sind, beschreibt der Artikel der Nutzerorganisation.
Die BiSS-Schnittstelle (Bidirectional Synchronous Serial Interface) wurde im
Jahr 2003 von dem deutschen Halbleiterhersteller iC-Haus GmbH als offener
Standard eingeführt. Ziel war die Etablierung einer kostenfreien und leistungsfähigen
Alternative zu den bestehenden, teils proprietären Schnittstellen
in Motor-Feedback-Systemen. Über 650 Hersteller weltweit setzen das Protokoll
heute ein, darunter Encoder, Antriebs- und Robotikhersteller. Zur Verbreitung beigetragen
haben vor allem die niedrigen Hürden bei der Implementierung, wie zum Beispiel
durch den freien Zugang zur technischen Dokumentation.
Der einfache Zugang, die Funktionsvielfalt und fehlende Kontrollmechanismen für
die Nutzer der BiSS-Schnittstelle bergen jedoch auch die Gefahr, dass Geräte mit unterschiedlichen
Funktionen implementiert und in den Markt eingeführt werden. Um die
Interoperabilität zwischen verschiedenen Geräten sicherzustellen, hat die Nutzerorganisation
BiSS Association e. V. daher ein Zertifizierungsverfahren entwickelt. Darüber
hinaus wurde eine Zertifizierungsstelle eingerichtet und „BiSS Certified“ als Konformitätszeichen
eingeführt.
GEMEINSAMER STANDARD PLUS X
In der ersten Phase können Sensorgeräte mit einer BiSS-C-Slave-Schnittstelle zertifiziert
werden. Als Basis für diese Sensorgeräte dienen häufig integrierte Schaltungen, zum
Beispiel Sensor-ICs, Mikrocontroller und FPGAs, die mit vielen Freiheitsgraden implementiert
und sehr flexibel auf verschiedenste Anwendungen eingestellt werden können.
Um die Kompatibilität durch die Zertifizierung sicherzustellen, werden Standardanwendungen
wie zum Beispiel Drehgeber betrachtet und Anforderungen dafür definiert.
Mit der Zertifizierung steht der Gegenstelle, wie zum Beispiel einer Antriebseinheit,
ein einheitliches Kommunikationsverhalten und ein von allen Drehgebern unterstützter
leistungsfähiger Funktionsumfang zur Verfügung. Die einheitliche Funktionsweise
DIE IDEE
„Das BiSS-Protokoll bietet zahlreiche
Funktionen zur Implementierung
einer schnellen isochronen Kommunikationsschnittstelle
für Sensoren
und Aktoren. Die Zertifizierung stellt
sicher, dass alle Geräte einen
einheitlichen Funktionsumfang
besitzen. Eine Profilierung wird
durch applikationsspezifische
elektronische Datenblätter und
BiSS-Profile erreicht. Dadurch
können Geräte innerhalb der
Anwendungsgruppe einfach
über Produktgenerationen und
Herstellergrenzen hinaus
getauscht werden.“
Marcel Reuter, Geschäftsführer,
BiSS Association e. V., Bodenheim
26 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK IN DER AUTOMATION
ist die Grundlage für die kompatible Implementierung des BiSS-
Masters im Antrieb. Die BiSS Association stellt Geräteherstellern
eine BiSS C-Master-VHDL-IP kostenfrei zur Verfügung. Damit
kann der Antrieb als Gegenstück des zertifizierten Drehgebers
sehr einfach implementiert werden. Zusätzliche Funktionen können
optional realisiert werden, um die Antriebseinheit im jeweiligen
Markt zu differenzieren.
OFFEN FÜR BELIEBIGE SENSOREN UND
AKTOREN KONZIPIERT
01
01 Erste zertifizierte
BiSS-C-Geräte mit
Konformitätszeichen
02 Dank des
kompakten Designs
des BiSS-Testers, kann
die Zertifizierung auch
direkt beim Geräte-
Hersteller erfolgen
02
DAS TESTEN DER SCHNITTSTELLE
UNTERSTÜTZT DIE ENTWICKLUNG
Basis für eine erfolgreiche Zertifizierung bilden dabei die „BiSS C
Certification Test Cases“ mit über 80 Messverfahren, die jeweils
mit Testaufbau, der Testprozedur und den erwarteten Testergebnissen
beschrieben sind. Die Messverfahren wurden auf Grundlage
der Protokollbeschreibung definiert. Sie beschreibt detailliert
den vollständigen Funktionsumfang der Schnittstelle, und
zwar mit all seinen Features zur schnellen, isochronen und dabei
gleichzeitig bidirektionalen Kommunikation in beliebigen Sensor-Aktor-Systemen.
Dennoch ist die Protokollbeschreibung
stets technologieoffen, denn die Schnittstelle kann grundsätzlich
für beliebige Sensoren und Aktoren verwendet werden.
Erst durch applikationsspezifische elektronische Datenblätter
und BiSS-Profile werden die zu übertragenen Daten konkret auf
eine bestimmte Anwendung wie zum Beispiel Drehgeber spezifiziert.
Durch das Feedback der Schnittstellennutzer haben sich in
den Jahren seit der Einführung des Protokolls eine Reihe von
Basisfunktionen sowie weitere, optionale Funktionen herauskristallisiert.
Für die Zertifizierung wurden diese Basisfunktionen
festgelegt. Dazu gehört für Drehgeber a) der Fokus auf eine
Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen einem BiSS-Master-Gerät
und einem BiSS-Slave-Gerät, b) die Überprüfung der spezifizierten
Eigenschaften (wie Protokollaufbau, Leitungslaufzeiten, Sensorverarbeitungszeiten,
Timeouts) sowie c) die Möglichkeit, per
Registerkommunikation auf den Speicher des Sensors zuzugreifen.
Letzteres ist ein wesentlicher Bestandteil des Protokolls und
ermöglicht nicht nur die Konfiguration und Kalibrierung eines
Sensors während des Produktionsprozesses, sondern zudem das
Auslesen von Temperaturdaten, das Setzen eines Presets oder
auch Plug-and-Play.
FLEXIBEL UND ANWENDUNGSORIENTIERT
Durch Implementierung eines elektronischen Datenblatts bietet
ein Standard BiSS-C-Sensor die Möglichkeit der Profilierung. Die
Antriebseinheit wiederum kann die protokollspezifischen
Timings und die zu übertragenden Daten automatisch auslesen
und sich entsprechend konfigurieren; hierbei handelt es sich beispielsweise
um Multiturnwerte (Anzahl ganzer mechanischer
Umdrehungen) und Singleturnwerte (Winkel innerhalb einer
mechanischen Umdrehung).
Der Großteil der Zertifizierung ist unabhängig von der konkreten
Anwendung. Kommen neue Anwendungen zum Beispiel zur
Übertragung von Drehmoment- und Beschleunigungswerten
hinzu, lässt sich die Zertifizierung dafür durch Einführung einer
weiteren applikationsspezifischen Version des elektronischen
Datenblatts sehr einfach erweitern.
ERSTE UNABHÄNGIGE ZERTIFIZIERUNGSSTELLE
Der BiSS-IP-Rechteinhaber iC-Haus und die Nutzerorganisation
BiSS Association haben das BiSS Competence Center Scherer
Technology UG als erste unabhängige Zertifizierungsstelle mit
einer Lizenz autorisiert. Diese hat die „BiSS C Certification Test
Cases“ in einem kompakten Zertifizierungsgerät implementiert
und eine Software für die einfache Auswertung und grafische
Darstellung der Ergebnisse entwickelt. Das Zertifizierungsgerät
wird weiteren Zertifizierungsstellen zur Verfügung stehen, die
sich derzeit im Aufbau befinden, unter anderem in China, den
USA und Japan.
Der erste Kontakt kann daher direkt mit der jeweiligen Zertifizierungsstelle
vor Ort erfolgen. Hier können die Rahmenbedingungen
geklärt werden. Denn häufig befindet sich das Gerät, das
zertifiziert werden soll, noch im Entwicklungs- oder Prototypenstadium.
Das Testen der implementierten Schnittstelle ist daher
eine willkommene Unterstützung für alle, die am Produktzyklus
beteiligt sind, und ganz besonders für die Entwicklungs- und
Test ingenieure.
Dank des kompakten Designs des Zertifizierungsgeräts kann
die Zertifizierungsstelle auch Hausbesuche anbieten. So können
Messungen an mehreren Produkten oder Produktfamilien vor
Ort durchgeführt und Implementierungshinweise direkt umgesetzt
werden. Im besten Fall kann so die Konformität ohne weitere
Verzögerung bescheinigt und die Erlaubnis zum Führen des
Konformitätszeichens „BiSS Certified“ erteilt werden.
PERSPEKTIVEN
Namhafte Firmen aus der Drehgeber- und Antriebstechnik wie
Baumer, Maxon und Posital haben bereits von dem unkomplizierten
Zertifizierungsprozess ihrer Produkte profitiert und können
sie nun weltweit als „BiSS Certified“ bewerben. Die Nachfrage
nach standardisierten BiSS-Geräten ist hoch, sodass die Zertifizierung
entsprechend den Marktanforderungen in den nächsten
Jahren auf weitere Applikationen ausgeweitet wird.
Bilder: BiSS Association
Marcel Reuter, Geschäftsführer, BiSS Association e. V., Bodenheim
www.biss-interface.com
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 27
SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK IN DER AUTOMATION
LINEARAKTUATOREN
MODULARES KONZEPT FÜR
HOCHFLEXIBLEN ANTRIEB
Effizient, präzise und integrationsfreundlich – dies sind drei der wichtigsten
Leistungsversprechen der neuen elektromechanischen Linearaktuatoren-Serie
Cyber force line von Wittenstein cyber motor. Die modular konfigurierbaren
Spindelaktuatoren überzeugen zudem durch reduzierte Gesamtbetriebskosten und
verringerten Wartungsaufwand. Damit bieten sie beste Voraussetzungen für
optimale Servoantriebslösungen – beispielsweise in umformenden
Werkzeugmaschinen, in der Kunststoff- und Gummiverarbeitung oder in der
Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie.
Die neue Produktreihe Cyber force line basiert auf der
langjährigen Expertise der Wittenstein cyber motor
GmbH in der Entwicklung von kundenspezifischen
Linearaktuatoren: bei den Cyber force actuators und bei
der Standardvariante Cyber dynamic actuator L bei kleineren
Kräften.
Von der hohen Modularität der neuen Cyber force line profitieren
zahlreiche Anwendungsfelder. So können die Linearaktuatoren
mit in den Motor integrierter Spindel in einer Vielzahl von
Applikationen eingesetzt werden. In der Metallbearbeitung etwa
zum Biegen, Stanzen, Schweißen oder Nieten, bei anspruchsvollen
Füge- und Einpressvorgängen oder zur Zustellung von
Anna Sauer, Produktmanagement, Wittenstein cyber motor GmbH, Igersheim
Werkzeugen, in der Kunststoffverarbeitung bei Tiefziehprozessen
oder als hochkompakte Auswerfer-, Einspritzer-, Schließ- und
Dosierantriebe in Spritzgießanlagen oder auch in Verschließsystemen
beim Abfüllen und Verpacken von Lebensmitteln und
Getränken.
So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten sind, so unterschiedlich
sind die Anforderungen, die jeweils an „den optimalen“
Linearaktuator gestellt werden. Durch das modulare Konzept
kann die Funktionalität jedes Linearaktuators der Cyber force
line für die Performance im Optimum ausgelegt werden. Es bietet
die Auswahl und Kombinationsmöglichkeit zwischen Kraftund
geschwindigkeitsorientierten Spindelsteigungen, verschiedenen
Hublängen, verschiedenen Gebervarianten sowie jeweils
optionaler Haltebremse und Verdrehsicherung oder unterschiedlichen
Farblackierungen der Antriebe je nach Kundenwunsch.
Darüber hinaus erwarten Maschinenbauer wie auch Maschinenbetreiber
über die grundlegende Lösung einer Antriebsauf-
28 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
01 Die Aktuator-Produktfamilie ist in unterschiedlichen
Hublängen von 100 mm, 200 mm, 300 mm und 400 mm verfügbar
gabe hinaus eine Reihe von prozess- und betriebstechnischen sowie wirtschaftlichen
Mehrwerten – wie sie die Linearaktuatoren der Cyber force line erfüllen.
MODULARES KONZEPT PASST FÜR VIELE APPLIKATIONEN
Die Linearaktuatoren der Cyber force line bieten als Plug-and-play-Lösung hohe
Leistungsdichte und Dynamik. Neben der Reduktion von Kosten und der Optimierung
der Prozessqualität ermöglichen sie in mehrfacher Hinsicht signifikante
Effizienzsteigerungen. Dies betrifft zum einen die Integration kompakter und
drehmomentstarker Linearantriebe sowie deren Installation und Inbetriebnahme.
Zum anderen verbessern sie die Durchsatzraten von Maschinen und deren
Produktivität sowie die Qualität von Prozessen und Produkten. Möglich wird dies
durch Aktuator-Komponenten, die höchste Genauigkeitsklassen erfüllen, durch
minimiertes Spiel, sowie eine motorintegrierte und damit platzsparende Ausführung
der Spindel – die ihrerseits entweder für hohe Geschwindigkeiten bis
1.250 mm/s oder für große Kräfte bis 25 kN beziehungsweise Massen bis 2,5 t ausgelegt
werden kann. Die hohen Genauigkeitsanforderungen in Entwicklung, Fertigung
und Montage der Linearaktuatoren sowie ihre anwendungsorientierte
Konfigurierbarkeit gewährleisten zudem eine hohe Zuverlässigkeit, eine lange
Lebensdauer und eine besondere Positionier- und Wiederholgenauigkeit – und
damit eine hohe Präzision und Qualität in Produktionsprozessen.
VERHÄLTNIS VON PERFORMANCE UND BAURAUM
Leistung allein reicht als Kriterium oftmals nicht aus – es kommt gerade auch bei
Linearaktuatoren auf die Leistungsdichte an, das heißt das Verhältnis von Performance
und Platzbedarf. Hier überzeugt die Cyber force line durch ihre bauraumoptimierte
und einbaufertige Auslegung – was sowohl der Neuentwicklung
als auch dem Retrofitting von Maschinen zugutekommt. Die leistungsdichte Bauweise
ermöglicht die Integration als komplettes System auch in enge Räume –
was die Konstruktion der Maschine flexibler macht und kompaktere Maschinendesigns
unterstützt. Bestehende Anlagen können bei existenten Einbauverhältnissen
gegebenenfalls von Hydraulik oder Pneumatik auf Linearaktuatorik umgestellt
oder in ihren bereits vorhandenen servoantriebstechnischen Funktionen
weiter verbessert werden.
VERRINGERTE GESAMTBETRIEBSKOSTEN
Maschinenbauer und noch stärker deren Kunden haben auch in der Servoantriebstechnik
nicht nur die Anschaffungs-, sondern vor allem die Gesamtbetriebskosten
im Blick. Zu diesen TCO (Total Cost of Ownership) gehören insbesondere
Kosten für die Inbetriebnahme und den laufenden Betrieb, für die Wartung
und Instandhaltung sowie für den Energieverbrauch. Sie alle sind letztlich
abhängig von der Qualität des jeweiligen Linearaktuators. Wittenstein cyber motor
positioniert die neuen Linearaktuatoren daher bewusst im High-Perfomanceund
High-Quality-Segment. So werden in der Cyber force line ausschließlich
hochpolige Servo-Synchronmotoren eingesetzt, die durch ihren hohen Wirkungsgrad
und ihre geringe Verlustleistung einen hochgradig energieeffizienten
Betrieb ermöglichen. Das Plug-and-play-Konzept gewährleistet minimierte Integrations-
und Inbetriebnahmekosten. Im Betrieb gewährleisten der konstruktive
Precision
Precision
PRÄZISIONSLAGER
OHNE SIE BEWEGT
SICH NICHTS
Kundenspezifische
Systemlösungen
werden von der
Entwicklung über das
Design bis hin zur
Herstellung in den eigenen
Produktionsstätten
gefertigt.
in in Motion Motion
In fast nahezu allen automatisierten Prozessen
sorgen Wälzlager für Bewegung.
Unsere Kunden aus allen Bereichen des
Maschinenbaus profitieren bei der Entwicklung
maßgeschneiderter Produkt von der
jahrzehntelangen Erfahrung unseres Teams
in Bezug auf Dünnring-, Präzisions- und
Sonderlagern sowie unterschiedlichen
Kugeldrehverbindungen aus dem Sortiment
von Rodriguez.
BEDARFSGERECHTE SYSTEMLÖSUNG FÜR
PRÄZISIONSLAGER UND LINEARTECHNIK
RODRIGUEZ GmbH
Tel. +49 (0) 2403 780-0 | info@rodriguez.de
www.rodriguez.de
SPECIAL: ANTRIEBSTECHNIK IN DER AUTOMATION
03
02
02 Die Linearaktuatoren kommen in der Kunststoffverarbeitung
bei Tiefziehprozessen oder als hochkompakte Auswerfer-,
Einspritzer-, Schließ- und Dosierantriebe in Spritzgießanlagen
zum Einsatz
03 Die neue Cyber force line findet Anwendung in der Lebensmittel-
und Verpackungsindustrie, zum Beispiel beim Abfüllen
und Verpacken von Lebensmitteln und Getränken
echte Kundenmehrwerte bieten. Dadurch sind sie in der Lage,
für eine Vielzahl von Prozessen ein neues Optimum zu definieren
und so deren Effizienz zu steigern – zumal besondere Qualitätsstandards
in der Konstruktion, Fertigung und der Funktionsprüfung
höchste Zuverlässigkeit gewährleisten.
Bilder: Wittenstein
www.wittenstein.de
Aufbau, die Verwendung sorgfältig ausgewählter Komponenten
wie Spindel und Lager sowie hochpräzise Fertigungsverfahren
eine hohe Produktivität bei minimierten Wartungs- und
Instandhaltungskosten.
REDUZIERTER WARTUNGSAUFWAND
Immer wieder ermöglichen Linearaktuatoren wie die der
Cyber force line einen einfachen Technologiewechsel, wenn
sie als Servomotoren die Aufgaben bislang eingesetzter Hydraulik-
oder Pneumatikantriebe übernehmen. Ein Grund dafür
sind prozesstechnische Vorteile, denn Servoantriebe lassen
sich genauer und zudem stufenlos regeln – und ermöglichen
somit schnellere und präzisere Prozesse. Zudem kann durch
die Verwendung geschwindigkeits- oder kraftoptimierter Spindelvarianten
die Systemsteifigkeit weiter erhöht werden. Ein
weiterer Grund ist der erheblich geringere Wartungsbedarf
elektromechanischer Linear antriebe. Druckluft zählt industrieweit
nicht nur zu den teuersten Energieformen – sie benötigt
zudem, ebenso wie das Druckmedium Hydrauliköl, eine
zusätzliche Infrastruktur in einer Maschine. Diese muss gewartet
werden, ist im Betrieb leckagegefährdet und potenziell umweltgefährdend
sowie mit einem höheren Reparaturrisiko behaftet.
All dies entfällt bei den Linear aktuatoren der Cyber
force line – sie begnügen sich über ihre lange Lebensdauer mit
einem minimalen Nachschmieraufwand. Darüber hinaus können
sie mit üblichen Servoreglern betrieben werden und verursachen
dadurch keine Umstellkosten. Schließlich ist auch
die Kompatibilität zu Normzylindern nach DIN ISO 15552 gegeben.
OPTIMUM NEU DEFINIERT
Die neuen elektromechanischen Linearaktuatoren der Cyber
force line sind platzsparende, einbaufertige und auch wirtschaftlich
überzeugende Lösungen, die die Anforderungen der
jeweiligen Applikation in vollem Umfang erfüllen und zudem
DIE IDEE
„Die Akutatoren der neuen Cyber
force line haben ein modulares
Konzept und sind dadurch hochgradig
flexibel einsetzbar. Anwender
können Spindelsteigungen, Hublängen,
Gebervarianten, Bremsen
und sogar die Lackierung kombinieren.
Die Modularität und die aus
unserer Sicht niedrigen Gesamtlebenskosten
sind starke Argumente
für die Cyber force line gerade bei
geplantem Technologiewechsel von
Pneumatik oder Hydraulik auf
elektrische Antriebssysteme.“
Anna Sauer, Produktmanagement,
Wittenstein cyber motor GmbH,
Igersheim
30 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
MARKTPLATZ
UNIVERSELLER GEWINDEBOHRER MIT OPTIMALER SPANABFUHR
Der neue Gewindebohrer Easytap von LMT Tools zeigt alle wichtigen Qualitäten in einer Produktreihe
und ermöglicht eine leistungsfähige Gewindebearbeitung in unterschiedlichsten Werkstoffen.
Er ist ein echter Allrounder für die prozesssichere Gewindefertigung in Grundloch- und
Durchgangsbohrungen. Die Easy-Produktreihe des Herstellers umfasst universelle Plug-und-Play-
Werkzeuge für verschiedenste Fertigungsverfahren und Anwendungsfelder. Der neue Gewindebohrer
wurde mit Blick auf die zentralen Herausforderungen bei der Fertigung von Gewinden
entwickelt. Er zeich et sich durch eine optimierte Spanabfuhr, lange Standzeiten, ein breites
Einsatzspektrum sowie sehr hohe Prozesssicherheit aus und ermöglicht eine signifikante Reduktion
von Zeit und Kosten in der Produktion. Der Easytap erzeugt lehrenhaltige Gewinde bis 3xD und deckt ein besonders breites
Anwendungsspektrum ab. Er ist für Grundloch- und Durchgangsbohrungen geeignet und lässt sich in nahezu allen Materialien
einsetzen – sei es Stahl, rostfreier Stahl, Gusseisen oder Aluminium. Die Herstellung aller gängigen Gewindearten ist möglich,
wie metrische Regel- und Feingewinde, UNC, UNF, NPT (Grundloch), G und EG-M. Der Standardbereich umfasst Durchmesser von
1 bis 30 mm / 1 Zoll. Größere Durchmesser oder andere Längen können angefragt werden. Der Easytap ist universell einsetzbar in
Synchro- und Ausgleichsfutter oder Spannzangen und kompatibel mit Öl, Emulsion sowie Minimalmengenschmierung.
www.lmt-tools.com
SMARTE
HEAVY-DUTY-
DREHGEBER
Mit der HOG800-Serie präsentiert
Baumer die nächste
Generation seiner Heavy-Duty-
Drehgeber. Sie bieten einen
erweiterten Schutz vor Fehlverdrahtung,
Wellenströmen,
Überspannung und mechanischer
Beanspruchung. Die Serie
erfüllt hohe Anforderungen an
Zuverlässigkeit und Präzision.
Mit ihrer kompakten Bauweise
und den vielseitigen Schutzfunktionen
ist die Serie eine
Lösung für die Drehzahlerfassung
in Asynchronmotoren in
rauen Umgebungen. Integrierte
smarte Funktionen erleichtern
Inbetriebnahme und Wartung:
Mithilfe der Sensor-Suite des
Herstellers lassen sich elektronische
Typenschilder einfach
auslesen und beschriften,
Auflösung und Ausgangsschaltung
parametrieren sowie
Statusmeldungen abfragen.
Das Monitoring-System
über wacht kontinuierlich den
Sensorstatus sowie Ausgänge,
Temperaturen und die Lebensdauer.
Die Drehgeber überzeugen
zudem durch ihre platzsparende
Bauweise mit einer
Gehäusebreite von 84 mm.
www.baumer.com
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 31
SENSORIK UND MESSTECHNIK
INTEGRIERT IN FLACHE DC-MOTOREN
INDUKTIVE ENCODER,
DIE PLATZSPARENDE ALTERNATIVE
Eine präzise Messung der Motordrehzahl und -position ist für viele
Anwendungen essenziell. Die Bauweise der Sensoren spielt dabei eine
entscheidende Rolle. Sie beeinflusst sowohl die Präzision als auch die
Zuverlässigkeit. Induktive Sensoren können hier klare Vorteile gegenüber
optischen und magnetischen Encodern bieten. Das gilt besonders in der
Robotik und Medizintechnik, wo Baugröße und Form oftmals wichtige
Konstruktionsaspekt darstellen. Der Beitrag erklärt, wie induktive Encoder
funktionieren und wie ihre Integration in bürstenlose DC-Motoren gelingt.
Bei typischen Encoder-Anwendungen spielt die zusätzliche
Länge durch den Sensor meist eine untergeordnete
Rolle. Zur Ermittlung der Drehzahl und/oder Position
des Motors kommen dabei verschiedene Sensortechnologien
infrage. Flache BLDC- oder „Pancake“-Motoren werden
hier aber gerade wegen ihres geringen Platzbedarfs ausgewählt.
Herkömmliche Encoder würden diesen Vorteil wieder zunichtemachen.
MIKROMETERGENAUE STEUERUNG
Handgeführte chirurgische Geräte, Medizinroboter und andere
miniaturisierte Motionsysteme benötigen kompakte Motorantriebe
für präzise Bewegungen. Hierbei sind Encoder unerlässlich,
denn sie liefern das Feedback für eine mikrometergenaue
Steuerung. Induktive Encoder ermöglichen hochpräzise
Kompakt lösungen und erschließen das volle Potenzial von
BLDC-Motoren.
Induktive Encoder arbeiten nach dem Prinzip der elektromagnetischen
Induktion und verwenden Spulen in Kombination mit
einem metallischen Target zur Bestimmung von Position und
Drehzahl. Dieser grundlegende Unterschied zu optischen oder
magnetischen Encodern hat mehrere Vorteile, von denen die
Leistung von BLDC-Motoren unmittelbar profitiert.
Wenig Platz ist in der modernen Technik eine ständige Herausforderung.
Induktive Encoder sind in der Regel kleiner und leichter
als optische Encoder. Daher eignen sie sich besonders für
Anwendungen, bei denen jeder Millimeter zählt. Durch ihren
kompakten Formfaktor lassen sie sich ohne Leistungseinbußen
auf kleinstem Raum unterbringen.
Sayali Shinde, Produktentwicklerin bei Portescap, West Chester, PA, USA
BAUARTBEDINGTE VORTEILE
Die punktgenaue Positionierung wie bei Roboterarmen oder
CNC-Maschinen setzt höchste Präzision voraus. Induktive Encoder
liefern hochauflösendes Feedback zur flüssigen und präzisen
Steuerung von BLDC-Motoren. Dies führt zu höherer Effizienz,
besserer Produktqualität und weniger Fehlern im Betrieb.
Induktive Sensoren erreichen sehr schnelle Reaktionszeiten,
weil sich Positions- oder Drehzahländerungen unmittelbar auf
die induzierten Wirbelströme auswirken und damit direkt auf die
Induktivität der Sensorspule. Dieses direkte Zusammenspiel von
Feld und Objekt ermöglicht Erkennung und Feedback in Echtzeit.
Darüber hinaus sind induktive Sensoren dank ihrer Bauart
äußerst langlebig und resistent gegen Umgebungsfaktoren wie
Staub, Schmutz und Feuchtigkeit. Da die induktiven Kodiermechanismen
ohne physischen Kontakt auskommen, minimiert sich
der Verschleiß. Dies verlängert die Lebensdauer des Encoders.
Induktive Encoder sind bauartbedingt widerstandsfähiger
gegen über elektromagnetischen Störungen als magnetische Encoder.
Das liegt an ihrer hohen Betriebsfrequenz. Dies macht sie
zu einer besonders stabilen und zuverlässigen Option für eine
hochpräzise Motorsteuerung.
AUFBAU UND FUNKTIONSWEISE
Die Vorteile induktiver Encoder ergeben sich aus der innovativen
Bauweise. Sie bestehen aus zwei Hauptkomponenten: dem Stator
(Sensor) mit Primär- und Sekundärspule sowie dem Rotor beziehungsweise
der Kodierscheibe. Die Primärspule erzeugt ein
hochfrequentes Magnetfeld, typischerweise von 1 bis 2 MHz, das
in der Sekundärspule eine Spannung induziert. Wie hoch die in
der Sekundärspule erzeugte Spannung ist, hängt davon ab, wie
schnell sich der Strom in der Primärspule ändert. Wenn sich die
Motorwelle dreht, ändert sich die Induktivität; die Frequenz
32 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
SENSORIK UND MESSTECHNIK
01Präzise, kompakt und zuverlässig:
Flacher bürstenloser DC-Motor mit
integriertem induktiven Encoder
02 Eine fachkundige Unterstützung bei
der Auswahl der Feedback-Sensorik
beschleunigt die Entwicklung
01
dieser Änderungen entspricht der Drehzahl. Alternativ kann diese Art von
Sensor die exakte Winkelposition messen, indem er die Phase der Induktivitätsschwankungen
bei der Wellenrotation genau verfolgt.
Die allgemeine Encoderleistung hängt im Wesentlichen von der Gestaltung
der Kodierscheibe (Rotor) ab. Sie besteht in der Regel aus einer ringförmigen
Leiterplatte mit eingebetteten Kupferstreifen. Diese sind in
einem Muster sehr exakt so angeordnet, dass sie die jeweiligen Anforderungen
an die Auflösung und die Motorbaugröße erfüllen. Die exakte
Positionierung dieser Kupferstreifen ist enorm wichtig, weil sie unmittelbaren
Einfluss auf die Verlässlichkeit und Präzision der vom Encoder gelieferten
Feedback-Informationen hat.
DIE IDEE
02
MIT FEEDBACK-SENSORIK ZUM ERFOLG
Induktive Sensoren bieten in Anwendungen mit Miniaturmotoren viele Vorteile.
Wichtig ist jedoch eine sorgfältige Spezifikation unter Berücksichtigung
der Betriebs- und Umgebungsbedingungen. Fachkundige Unterstützung
bei der Auswahl der richtigen Feedback-Sensorik sichert den langfristigen
Anwendungserfolg und beschleunigt die Produktentwicklung.
Die Industrie stellt immer höhere Anforderungen an die Effizienz und Zuverlässigkeit
von Motion-Control-Systemen. Induktive Encoder werden daher
immer attraktiver. Da sie dauerhaft präzises und störungs resistentes
Feedback liefern, unterstützen sie eine Vielzahl von Anwendungen – von
der industriellen Automatisierung bis hin zu Elektrofahrzeugen.
Bilder: Portescap, Aufmacherbild: hooyah808 – stock.adobe.com
www.portescap.com
„Mit induktiven Encodern können
Hersteller die Leistung ihrer
BLDC-Motoren steigern, Ausfallzeiten
reduzieren und die Zuverlässigkeit
des Gesamtsystems erhöhen.
In einer Welt, in der Präzision und
Effizienz immer wichtiger werden,
sind diese innovativen Sensoren
Wegbereiter für die Zukunft der
Motion-Control-Technologie.“
Sayali Shinde, Produktentwicklerin
bei Portescap
MARKTPLATZ
PIONIER EINER NEUEN
STECKVERBINDERGENERATION
Der Rundsteckverbinder Epic
M23P A3 Quickflex von Lapp ist
für Spannungen bis 1.000 V
ausgelegt und kann direkt am
Servomotor eingesetzt werden.
Mit der neuen, drehbaren
Epic M23 Power Winkeleinbaudose
bringt der Weltmarktführer
nun erstmals einen
Steckverbinder für den direkten
Anschluss am Servomotor
inklusive Signal übertragung auf den Markt, speziell für raue
Umgebungen, in denen elektromagnetische Verträglichkeit
(EMV) gefordert ist, mechanisch robust und global lieferbar.
Die M23-Motorsteckverbindung verfügt über ein Quickflex-
Schnellverriegelungssystem, das ein einfaches Verbinden mit
dem Gegenstück möglich macht. Die Verriegelung erfolgt
bereits nach einer Achtelumdrehung und ist mit Steckverbindern
des Marktstandards steckbar. Der drehbare Abgang
am Motor erlaubt einen einstellbaren, definierten Abgangswinkel
und bietet somit hohe Flexibilität beim Anschluss.
Das innovative Design des M23-Motorsteckverbinders erlaubt
Spannungen bis zu 1.000 V oder kann bis in 5.000 m Höhe
eingesetzt werden.
www.lapp.com
NEUE FUNKTIONEN UND GERÄTEOPTIONEN
Mit dem aktuellen
Update der Software
TwinCAT 3 Motion
Designer stehen nun
noch mehr Funktionen
und Geräteoptionen
zur Verfügung.
Das leistungsfähige
Tool ermöglicht eine
optimale Auslegung
von Beckhoff-Antriebstechnik
nach individuellen Anforderungen. Die Antriebsauslegung
ist die Basis für eine effiziente Maschinenkonstruktion.
Hierzu gehört vor allem die Dimensionierung von Antriebsachsen,
verbunden mit der Auswahl von Motor, Getriebe, Antriebsreglern
und Zubehör. Das Auslegungstool ist wahlweise in die
Automatisierungsplattform TwinCAT integriert oder es kann als
eigenständiges Projektierungswerkzeug für die Antriebsauslegung
verwendet werden. Die Software bietet in der neuen
Version nun folgende neuen Features: 1) Dateiimport für
lineare und rotative Motoren inklusive einer Motorträgheits-
Kompensation, 2) Dreiecklastfall für lineare Anwendungen
sowie 3) die Variablennutzung für eine einfache Änderung von
Parametern. Außerdem sind weitere Produkte des Herstellers
integriert worden, wie unter anderem das Einachsmodul
AX8128 und die universelle Netzrückspeisung AX8820.
www.beckhoff.com
UL-ZERTIFIZIERUNG VEREINFACHT DEN
EXPORT NACH NORDAMERIKA
Die digitalen
Positionsanzeigen
von Lenord+Bauer
für schnelle und
kontrollierte
Formatwechsel sind
nun UL-zertifiziert.
Das erleichtert die
Maschinenabnahme
in Nordamerika.
Um individuelle
Automatisierungsanforderungen zu erfüllen, lassen sie sich
flexibel mit den ebenfalls zertifizierten Stellantrieben SeGMo-
Positioning kombinieren. Die Zulassung von Maschinen und
Produktionsanlagen in den USA oder Kanada ist mit vielen
Hürden verbunden. Jedes Bauteil sowie die verbauten Kabel
müssen den Anforderungen der Underwriters Laboratories Inc.
(UL) genügen. Um die dortige Maschinenzulassung für seine
Kunden zu vereinfachen und um ihnen aufwendige Einzelprüfungen
zu ersparen, ließ der Hersteller seine digitale Positionsanzeigen
durch die UL untersuchen. Damit ist neben den
Lösungen zur Vollautomatisierung jetzt auch die Teilautomatisierungslösung
SeGMo-Assist zertifiziert. Die Positionsanzeige
digitalisiert manuelle Formatverstellungen und ermöglicht
prozesssichere rotatorische und lineare Positionsmessungen.
Sie tauscht via Busschnittstelle Daten mit der Steuerung aus.
Hierdurch lassen sich die an die SPS angebundenen Achsen
sicher überwachen.
www.lenord.com
20 KOSTENFREIE FUNKTIONSBLÖCKE FÜR
ANTRIEBE VERFÜGBAR
Mehr Flexibilität und
Effizienz für maschinenspezifische
Funktionen:
Sinamics DCC (Drive Control
Chart) von Siemens
erweitert Umrichter mit
anpassbaren Regelungs-,
Rechen- und Logikbausteinen.
Zusammen mit
Sinamics G220-Antrieben
stehen Anwendern jetzt
20 kostenfreie Blöcke zur Verfügung, die zusätzliche Anpassungen
ohne Mehrkosten ermöglichen. Das TIA-Portal unterstützt
die einfache grafische Integration der Blöcke. Als Option für die
Inbetriebnahmesoftware Sinamics Startdrive im TIA Portal
eröffnen sich neue Möglichkeiten für individuelle Anpassungen.
Der neue Sinamics G220 Hochleistungsfrequenzumrichter
wurde entwickelt, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen
mit digitaler Antriebstechnologie zu meistern.
Er macht Anwendungen effizienter, sicherer und zukunftssicher.
Dank der Clean-Power-Technologie mit niedrigen Oberschwingungen
(THDi < 2 Prozent) und durch eine verbesserte Motorsteuerung
kann der Energieverbrauch reduziert werden.
Integrierte Sicherheitsfunktionen bis SIL 3 / PL e und
Kategorie 4 nach IEC 62061 und ISO 13849-1 stellen sicher,
dass Maschinen den höchsten Sicherheitsanforderungen
entsprechen.
www.siemens.com
34 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
MARKTPLATZ
SICHERER AUFSATZ-BREMSWIDERSTAND
Die Michael Koch
GmbH präsentierte
auf der diesjährigen
Hannover
Messe einen neuen
sicheren Bremswiderstand
für die
Montage auf
Schaltschränken.
Die Grundfläche
des Widerstandes
in der Dimension 550 x 440 mm passt direkt auf das Dach
gängiger Schaltschränke. Die Dauerleistung kann in
400-Watt-Schritten bis 8 kW reichen, was bei 35-facher
Bremsleistung bei einem Prozent Einschaltdauer bei 120 s
Zykluszeit bis 280 kW Spitzenleistung für 1,2 s entspricht.
Das Spektrum der Widerstandswerte reicht von unter
einem bis mehrere Tausend Ohm, ist also sehr flexibel auf
die elektrischen Anforderungen des Antriebs und dessen
Bremstransistors anpassbar. Die Zuleitung wird nach
Kundenwunsch ausgeführt. Ihre Stärke und Länge wird
applikationsgerecht festgelegt und kann zum mechanischen
Schutz mit einer Ummantelung versehen werden.
Angeschlossen wird die Zuleitung in einem geräumigen
Klemmenkasten. Insgesamt wird eine hohe Schutzart
erreicht, der Einsatz ist somit auch in raueren Umgebungen
möglich. Der sichere Aufsatz-Bremswiderstand kann
mit einem passenden Berührschutz ausgestattet werden,
wodurch er eine Höhe von 275 mm erreicht. Ohne sie ist er
252,5 mm hoch. Zudem sind weitere mechanische
Abdeckungen möglich, wodurch der sichere Bremswiderstand
sehr individuell an die Umgebungsbedingungen
angepasst werden kann.
www.bremsenergie.de
EINACHS-DRIVEMODUL FÜR HOHE LEISTUNG
Das modulare, dynamische
Multiachs-Servosystem
DIAS-Drive 2000
von Sigmatek bekommt
eine leistungsstarke
Verstärkung. Mit dem
Einachs-Modul MDP
2200-L-01 zur Ansteuerung
von Synchron -
servomotoren stehen
bis zu 20 A Nenn -
strom zur Verfügung. Versorgung, Netzfilter, Bremswiderstand
und Zwischenkreis sind ebenfalls an Bord – und das auf nur
150 x 240 x 219 mm (Baugröße 2). Das kombinierte Versorgungs-/
Achsmodul wird dreiphasig 400-480 VAC betrieben und schafft bis
zu 60 A Spitzenstrom. Der Überlastfaktor liegt somit bei bis zu
300 Prozent. Im Standard enthalten sind zahlreiche Safety-Funktionen
wie STO, SS1, SOS, SBC sowie sichere Geschwindigkeits-,
Beschleunigungs-, Positions- und Drehrichtungs-Funktionen – alle
bis zu SIL 3, PL e, Kat. 4 und TÜV-zertifiziert. Wie alle MDP-Module
der MDD 2000er-Serie kann auch der Einachs-Drive stand-alone
oder im Verbund mit beliebig vielen MDD 2000-Achsmodulen
beider Baugrößen eingesetzt werden. So ist eine passgenaue
Auslegung des Antriebskonzepts einfach möglich. Im Standard
kommt die digitale Motorfeedback-Schnittstelle Hiperface DSL zum
Einsatz, das spart Kabel und Zeit bei der Inbetriebnahme. Neben
der Einkabellösung werden zahlreiche Gebervarianten unterstützt:
EnDat 2.1, Hiperface, Resolver, Sin/Cos, TTL, BiSS-C oder Tamagawa.
Die Module lassen sich dank Anreihtechnik schnell und werkzeuglos
mit DCB „DC Connection Block“ und BCB „Bus Connection
Block“ verbinden. Dadurch entfällt eine aufwendige Einzelverdrahtung
für Strom, Zwischenkreiskopplung und Echtzeit-Ethernet-
Kommunikation mit VARAN-Bus.
www.sigmatek-automation.com
Geräteserie SD4S
High-Speed
Drive Controller
auf einem neuen
Level
Extrem kompakte Baugröße
Bis 360.000 1/min
Feldbus on board
Regelung von IPM-Motoren
Umfangreiche
Parametrierung
über drivemaster4
www.sieb-meyer.de
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 35
Gerhard Schuy, Leiter Vertriebsinnendienst,
AMO GmbH, St. Peter am Hart (Österreich)
EX-GESCHÜTZTE LÄNGEN- UND WINKELMESSGERÄTE
HOCHGENAU MESSEN OHNE RISIKO
Längen- und Winkelmessgeräte von AMO
erfassen Positionsdaten mit höchster Präzision.
Die inkrementellen Ausführungen der Geräte
verfügen zudem über eine Atex-Zertifizierung.
Sie können daher auch in explosionsgefährdeten
Bereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in
Druckmaschinen, Autogen-Brennschneidanlagen
oder in der Öl- und Gasfördertechnik.
Es ist laut in der Halle, denn die Tiefdruckrotation läuft auf
Hochtouren. Im Inneren der Maschine arbeitet das Druckwerk.
Es besteht aus einem Druckformzylinder, einem Gegendruckzylinder
und einem Rakel, das überschüssige
Farbe vom Druckformzylinder abstreift.
Für ein gestochen scharfes Druckbild ist die exakte Ausrichtung
der einzelnen Komponenten des Druckwerks zueinander
entscheidend. Das funktioniert nur, wenn die Maschinensteuerung
die genaue Position dieser Komponenten jederzeit „kennt“.
In den Druckmaschinen eines bekannten Herstellers erfassen
deshalb hochgenaue inkrementelle Winkelmessgeräte von AMO
kontinuierlich die Winkelstellung der Zylinder, Walzen und Rakel.
Abhängig vom Durchmesser des Messflansches erreichen
die Messgeräte eine Positioniergenauigkeit von wenigen Winkelsekunden
bei einer maximalen Drehzahl von 26.000 U/min.
INDUKTIVE ABTASTUNG
Alle Längen- und Winkelmessgeräte von AMO arbeiten nach dem
patentierten induktiven Amosin-Abtastprinzip. Eine planare
Spulenstruktur tastet ein hochgenau strukturiertes Edelstahlband
ab. Es wird in einem speziellen Herstellungsprozess zu einem
geschlossenen Messring geformt, der entweder auf einem
Teilungsträger als Winkelmessflansch oder als dünnwandiger
Messring verfügbar ist. Da das Edelstahlband berührungslos abgetastet
wird und die Messgeräte keine magnetischen Teile enthalten,
sind sie unempfindlich gegenüber elektromagnetischen
Störungen sowie Schmutz.
INKREMENTELL ODER ABSOLUT
Die Messgeräte des Herstellers werden in einer absoluten und einer
inkrementellen Ausführung gefertigt. Beim absoluten Messverfahren
steht der Positionswert unmittelbar nach dem Einschalten
des Messgerätes zur Verfügung und kann jederzeit von
der Folgeelektronik ausgelesen werden. Ein Verfahren der Achsen
zum Ermitteln der Bezugsposition ist nicht notwendig.
Die inkrementellen Modelle gewinnen die Positionsinformation
dagegen durch Zählen der einzelnen Inkremente der periodischen
Teilung. Da zum Bestimmen von Positionen ein absoluter
Bezug erforderlich ist, verfügt die Maßverkörperung über eine
zusätzliche Spur mit Referenzmarke. Die mit der Referenzmarke
festgelegte absolute Position des Maßstabes ist genau einem
Messschritt zugeordnet.
In Druckmaschinen werden allerdings nicht die Standardausführungen
der inkrementellen Winkelmessgeräte eingesetzt. Das
36 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
SENSORIK UND MESSTECHNIK
hängt damit zusammen, dass viele der beim Druckprozess verwendeten
Farben Lösungsmittel enthalten. Deren Dämpfe können
sich ab einer bestimmten Konzentration in der Umgebungsluft
zusammen mit Sauerstoff (O 2
) zu einem explosionsfähigen
Gemisch verbinden.
EXPLOSIONSSCHUTZ AN DRUCKMASCHINEN
Die Explosionsgefahr wird zwar durch zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen
so gering wie möglich gehalten. So leiten zum Beispiel
Absauganlagen über dem Trockner die Lösemitteldämpfe
ab und führen sie einer Abluftbehandlungsanlage zu. Da sich die
Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre im Umfeld von
Druckmaschinen aber nicht hundertprozentig verhindern lässt,
müssen einige Komponenten der Anlagen die strengen Anforderungen
der Atex-Richtline 2014/34/EU erfüllen.
So befinden sich die Bereiche zwischen den Druckwerksseitenwänden
und im Bedienungsgang zwischen den Druckwerken in
der Atex-Zone 1. Hier kann bei Normalbetrieb gelegentlich eine
explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren
Gasen, Dämpfen oder Nebeln entstehen.
MESSGERÄTE SIND ATEX-ZERTIFIZIERT
Inkrementelle Winkel- und Längenmessgeräte von AMO wurden
vom TÜV Austria für den Einsatz in den Atex-Zonen 1 und 2 im
Temperaturbereich zwischen –10 °C ≤ Tamb ≤+70 °C zertifiziert
(Ex mb IIC T4 Gb). Damit können die Geräte auch in Anwendungen
verbaut werden, die eine Oberflächentemperatur von bis zu
135 °C erreichen. Möglich wurde das durch eine einfache konstruktive
Veränderung: „Wir haben die zündfähigen Komponenten
der Geräte mit einer speziellen Vergussmasse gekapselt, sodass
eine eventuell vorhandene explosionsfähige Atmosphäre
nicht mit der Elektronik in Berührung kommen kann“, sagt Engelbert
Hager, kaufmännische Leiter bei AMO.
SELBSTENTZÜNDUNG VERHINDERN
Die Kapselung begrenzt zudem die maximale Oberflächentemperatur
der Geräte. Diese muss kleiner sein als die Zündtemperatur
des Gas- oder Dampf-Luft-Gemisches, in dem es eingesetzt
wird. Bei der Ermittlung der maximalen Oberflächentemperatur
wird stets ein Sicherheitsabstand zur kleinsten Zündtemperatur
der in der jeweiligen Temperaturklasse zusammengefassten Stoffe
eingerechnet. In der Atex-Zone 1 darf die maximale Oberflächentemperatur
nur selten 80 Prozent der geringsten Zündtemperatur
der in der Temperaturklasse definierten Gas- oder
Dampf-Luftgemische überschreiten. In der Zone 2 darf die Zündtemperatur
nur in Sonderfällen erreicht werden.
KUNDENSPEZIFISCHE ANPASSUNGEN
AMO bietet der Industrie übrigens nicht nur explosionsgeschützte
inkrementelle Messgeräte von der Stange. Das Unternehmen passt
die Atex-konformen Produkte – wie auch alle anderen – zudem an
die Anforderungen des Kunden an. „Ich erinnere mich zum Beispiel
an einen Druckmaschinen-Hersteller, für den wir eine spezielle
Gehäuseform für unser Messgerät entwickelt haben“, erzählt
Hager. Genau für diese Kombination aus hochpräziser, robuster
Messtechnik und individuellem Service schätzen die Kunden die
Automatisierungsspezialisten.
Bild: AMO
www.amo-gmbh.com
DIE IDEE
„Inkrementelle Winkel- und Längenmessgeräte
von AMO wurden vom
TÜV Austria für den Einsatz in den
Atex-Zonen 1 und 2 zertifiziert.
Die Geräte können in Anwendungen
verbaut werden, die eine Oberflächentemperatur
von bis zu 135 °C
erreichen. Möglich wurde das durch
eine einfache konstruktive Veränderung.
Wir haben die zündfähigen
Komponenten der Geräte mit einer
speziellen Vergussmasse gekapselt,
sodass eine eventuell vorhandene
explosionsfähige Atmosphäre nicht
mit der Elektronik in Berührung
kommen kann.“
Engelbert Hager, kaufmännischer
Leiter bei AMO, St. Peter am Hart
WEITERE ANWENDUNGSBEREICHE
Die Atex-Zertifizierung ermöglicht auch den Einbau der Messgeräte
in Anwendungen der Metallindustrie. Ein Beispiel sind Autogen-Brennscheidmaschinen
mit Acetylen (C 2
H 2
). Acetylen kann
mit Luft und Sauerstoff eine explosionsfähige Atmosphäre bilden.
Da die Elektronik der Längenmessgeräte von AMO gekapselt ist,
besteht allerdings keine Gefahr: Es gelangen weder Funken nach
außen noch Gas-Sauerstoff-Gemische ins Innere der Geräte-
Elektronik.
Eine weitere charakteristische Eigenschaft der inkrementellen
Messgeräte ist ihre Robustheit: Dank der Schutzart IP67 können
ihnen Staub und Schmutz nichts anhaben. Mögliche Einsatzgebiete
sind deshalb auch Anlagen für die Öl- und Gasförderung –
sowohl Onshore als auch Offshore. So messen Längenmessgeräte
in Bohrtürmen den Hub des Bohrgestänges, damit die Pipe-
Handling-Anlage rechtzeitig neue Bohrstangen nachliefern kann.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 37
KOMPONENTEN UND SOFTWARE
GETRIEBEAUSLEGUNG
GEOMETRIEN ZEITEFFIZIENT ERMITTELN
Das Racing Team der Technischen Universität Graz ermöglicht es,
angehenden Ingenieuren Studien mit Praxisbezug zu erfahren.
Im Jahr 2020 stellte das Team auf reinen Elektrobetrieb um. Im Laufe dieser
Entwicklung wurde der Antriebsstrang komplett neu entwickelt.
Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielte die Software Kisssoft.
Das TU Graz Racing Team ist ein beeindruckendes Beispiel
für Leidenschaft, Innovation und Teamgeist im
Motorsport. Was 2002 aus einer studentischen Eigeninitiative
an der TU Graz begann, entwickelte sich zu
einer internationalen Erfolgsgeschichte. Bereits 14 Monate nach
der Gründung präsentierte das Team seinen ersten Rennwagen.
Schon mit dem zweiten Fahrzeug, dem „Tankia 2005“, gelang ein
sensationeller Doppelsieg bei den Wettbewerben in Deutschland
und Italien.
Über die Jahre hat das Team durch kontinuierliche Weiterentwicklung
und technische Innovation zahlreiche Siege und Podestplätze
eingefahren. Ein entscheidender Meilenstein war der
Umstieg auf ein Einzylinderkonzept im Jahr 2012, welcher den
Grundstein für historische Erfolge legte – gekrönt vom 1. Platz in
der Weltrangliste im Jahr 2018 unter über 600 Teams.
WECHSEL AUF ELEKTRO PUR
Mit dem Wechsel auf einen reinen Elektroantrieb im Jahr 2020
stellte sich das TU Graz Racing Team einer neuen Herausforderung
und beweist seither eindrucksvoll, dass es stets am Puls der
technologischen Entwicklungen agiert.
Nachdem man 2023 in Ungarn den ersten Gesamtsieg in der
Elektrokategorie einfahren konnte, wurde für die Saison 2024 mit
den Erkenntnissen der ersten drei Elektro-Rennwagen des Teams
eine neue Generation an Elektrofahrzeugen eingeläutet. Im Zuge
der Erarbeitung eines neuen Gesamtfahrzeugkonzepts blieb
keine Baugruppe unberührt. Dementsprechend wurden für den
Tankia 2024 auch sämtliche Komponenten des Antriebsstrangs,
bestehend aus vier Radnabenmotoren, mit dem Hauptziel, Zuverlässigkeit
bei möglichst großer Gewichtsersparnis zu gewährleisten,
neu durchdacht.
Als zentraler Bestandteil des Radpakets wurde im Zuge dessen
die Entwicklung der Radnabengetriebe neu aufgerollt. Das mit
Abstand wichtigste Werkzeug für die Getriebeauslegung stellt für
das TU Graz Racing Team das Programm Kisssoft dar. Das Softwarepaket
der Kisssoft AG – A Gleason Company ermöglicht es,
die zu erwartenden Belastungen sehr genau abzubilden und damit
mögliche Verzahnungsvarianten bis ins kleinste Detail zu
optimieren.
Durch die Implementierung neuer Konzepte an den Schnittstellen
zwischen Verzahnungskomponenten und anderen Bauteilen
der Baugruppe, konnten bisherige konstruktive
Ein schränkungen der realisierbaren Zahnraddurchmesser
eliminiert werden.
50 PROZENT GEWICHTSERSPARNIS
Im Laufe des Entwicklungsprozesses wurde sehr schnell klar,
dass keine genormte Verzahnungsgeometrie eine Lösung bietet,
die die Mindestanforderungen an das Radnabengetriebe erfüllt
und dem Ziel einer möglichst leichten und kompakten Umsetzung
gerecht wird. Dementsprechend wurden nicht nur Basisdaten
wie Modul oder Eingriffswinkel, sondern auch Bezugs-
Simon Taschler,
TU Graz Racing Team
38 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
01 Das TU Graz Racing
Team besteht aus rund 80
motivierten Studierenden,
die Jahr für Jahr ein neues
Rennauto auf die Straße
bringen
02 Explosionsansicht des
Radpakets mit
Radnabengetriebe
01
02
profile und Flankenmodifikationen an die individuellen Anforderungen
angepasst. Durch die einfache Handhabung von Kisssoft
war das zuständige Entwicklungsteam in der Lage, zeiteffizient
verschiedenste potenzielle Geometrien zu ermitteln. Die ins Berechnungsprogramm
eingelesenen Dauerfestigkeitsdaten des
verwendeten Werkstoffs erlaubten eine genaue Abschätzung der
Tragfähigkeiten der verschiedenen Varianten über die Lebensdauer
des Systems und die daraus folgende Auswahl einer finalen
Verzahnungsgeometrie. Damit wurde in der Entwicklung über
50 % an Gewicht beim Bauteil eingespart!
Mithilfe des Radnabengetriebes kann an jedem Rad im Tankia
ein Radnabenmotor verbaut werden. Dieses Zusammenspiel ermöglicht
dem TU Graz Racing Team auf eine innovative Technologie
zu setzen, die einen sehr hohen Wirkungsgrad mitbringt.
Durch die Versuche und Tests am Prüfstand und im Renngeschehen,
lassen sich wertvolle Daten sammeln, die später auch
in der Serienentwicklung zum Einsatz kommen. Damit wird ein
entscheidender Beitrag zur Zukunft der Elektromobilität und
alternativen Antriebskonzepten geleistet.
Die Saison 2024 markierte einen Meilenstein in der Geschichte
des TU Graz Racing Teams. Dank zahlreicher technischer Innovationen
und einem umfassend überarbeiteten Fahrzeugkonzept
konnte das Team eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorweisen:
ein Gesamtsieg, ein Overall-Podium, zehn Einzelsiege und weitere
acht Podestplätze in verschiedenen Disziplinen sowie ein neuer
Weltrekord in der Skidpad-Disziplin. Diese herausragenden
Leistungen führten das Team auf Platz 5 der Weltrangliste und
unterstreichen eindrucksvoll das außergewöhnliche Engagement
und die Innovationskraft des TU Graz Racing Teams im internationalen
Motorsport.
Bilder: Kisssoft AG
www.kisssoft.com
DIE IDEE
Im Zuge des Wechsels von Verbrenner-
zu Elektroantrieb
gestaltete das Racing Team der
TU Graz den Antriebsstrang ihres
Rennwagens neu. Ein völlig neu
entwickeltes Radnabengetriebe
ermöglicht den Einsatz von
Radnabenmotoren in jedem Rad.
Eine Kisssoft-Software unterstützte
die Ingenieure bei dieser Leistung.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 39
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
SCHLÜSSEL DER TRANSFORMATION
DIGITALE GETRIEBE-ZWILLINGE ENTWICKELN
Wie die Getriebedesignsoftware FVA-Workbench als Basis für digitale Zwillinge von
Industriegetrieben eingesetzt werden kann, zeigt eine Abschlussarbeit am Institut für
Produktentwicklung und Maschinenelemente der TU Darmstadt. Das Ergebnis:
Die Kombination aus detaillierter Modellierung, kontinuierlicher Echtzeitberechnung und
Dashboard-Visualisierung bietet eine effiziente und zugleich benutzerfreundliche Lösung für
die Entwicklung digitaler Zwillinge. Live-Daten können in die Modelle und Simulationen
integriert werden, was die Lösung für vielfältige Industrie 4.0-Anwendungen interessant
macht – und zwar über den gesamten Lebenszyklus eines Getriebes.
Die digitale Transformation verändert die Industrie
grundlegend und digitale Zwillinge spielen dabei eine
zentrale Rolle. Sie ermöglichen die Echtzeitüberwachung
physischer Systeme, die Simulation ihres Verhaltens
und fundierte Entscheidungsfindung. Digitale Zwillinge
technischer Systeme bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
und große Potenziale [1]. Der Begriff beschreibt die digitale
Repräsentation eines konkreten physischen Systems.
In diesem Artikel wird der digitale Zwilling als eine digitale
Abbildung des physischen Modells mit Livedaten-Anbindung
betrachtet. Während des Betriebs werden dessen Sensor- und Betriebsdaten
kontinuierlich erfasst und dem digitalen Zwilling bereitgestellt.
Die Daten dienen als Eingangsgrößen von Modellen,
die das reale System nachbilden und dessen Verhalten beschreiben.
Damit wird das Verhalten live berechnet oder simuliert, was
Voraussagen und Rückschlüsse ermöglicht [2, 3, 4].
PRÜFAUFBAU FÜR FORSCHUNGSPROJEKT
Im Rahmen des FVA-Projekts FVA 889 II – „Digitaler Zwilling II“
wird die Thematik der digitalen Zwillinge und deren Erstellung
vom Institut für Produktentwicklung und Maschinenelemente
(pmd) der TU Darmstadt gemeinsam mit dem KTmfk der FAU
Erlangen-Nürnberg intensiv erforscht. Ein zentraler Bestandteil
dieses Projekts ist die Entwicklung eines Demonstrators für einen
digitalen Zwilling eines zweistufigen Industriegetriebes des Typs
X2FS100e von SEW-Eurodrive. Dieses Getriebe ist Teil eines
Prüfaufbaus an der TU Darmstadt und kann gezielt mit Drehzahlen
und Drehmoment belastet werden. Zur Erfassung der Betriebsdaten
werden im und am Getriebe verschiedene Sensoren
verbaut. In diesem Fall sind vor allem Drehzahl und Drehmoment
relevant. Die Messdaten werden in Echtzeit auf einem
Messdatenserver der Universität abgelegt.
40 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
01
01 Für das Forschungsprojekt wurde ein
Digital-Twin-Demonstrator eines zweistufigen
Industriegetriebes von SEW-Eurodrive entwickelt
02 Beispielhaftes Windkraftgetriebe mit Berechnungsergebnissen
für Welle, Lager und Verzahnung
02
DREI SCHRITTE ZUM DIGITALEN ZWILLING
Die digitale Beschreibung und Repräsentation des Getriebes
wird durch die Modellierung und Berechnung des Getriebes in
der FVA-Workbench adressiert. Die Umsetzung dessen fand im
Rahmen der Abschlussarbeit mit dem Titel „Creation of a Digital
Twin through real time integration of the FVA-Workbench“
von William Gunawan am pmd der TU Darmstadt statt. Betreut
wurde die Abschlussarbeit von Prof. Dr.-Ing. Eckhard Kirchner
und Michel Fett. Das Vorhaben kann in drei Schritte aufgeteilt
werden: 1. Das Modellieren des Getriebes, 2. der Aufbau einer
Live-Berechnung und 3. die Visualisierung in einem Dashboard.
Im Folgenden wird eine Übersicht über das Vorgehen
und die Erkenntnisse gegeben.
SCHRITT 1: MODELLIERUNG
Zunächst wird das Getriebe, von welchem der digitale Zwilling
erstellt werden soll, in der FVA-Workbench modelliert. Hierzu
werden die beiden Zahnradpaarungen des zweistufigen Getriebes
implementiert. Neben den Materialparametern wird
vor allem die Geometrie der einzelnen Zahnräder beschrieben.
Dies beinhaltet beispielsweise Zähnezahl, Modul, Schrägungswinkel,
Kopfkreisdurchmesser und Teilkreisdurchmesser der
einzelnen Zahnradstufen. Weiter werden die drei Wellen der
Getriebestufen beschrieben, indem unter anderem Materialparameter,
Achsabstände und Geometrien der einzelnen Wellenabsätze
hinterlegt werden. Die Lager können als Normteile
aus der Bibliothek der Software ausgewählt werden. Gleiches
gilt für das Getriebeöl. Das Gehäuse des Getriebes wird vernachlässigt
und nicht modelliert, da in dem Projekt keine CAD-
Daten des Gehäuses zur Verfügung standen.
SCHRITT 2: LIVE-BERECHNUNG
Die reguläre Benutzung der FVA-Workbench sieht vor, dass das
Verhalten und die Eigenschaften des modellierten Getriebes
einmalig simuliert werden und aus den Ergebnissen ein Report
erstellt wird. Für die Funktionalität eines digitalen Zwillings ist
allerdings eine durchgängige, zyklisch wiederkehrende Live-
Berechnung notwendig. Dies kann in der Software über die
Scripting-Funktion erreicht werden, welche die Durchführung
von Berechnungen automatisiert.
Zu diesem Zweck wird ein Skript erstellt, das alle 10 s auf den
Messdatenserver der TU Darmstadt zugreift und dort die neusten
Messdaten der am Getriebe verbauten Sensoren importiert.
Diese Messdaten beinhalten die aktuellen Werte des Drehmoments
und der Drehzahl, welche dann als Eingangsgrößen für
die Berechnungen in der FVA-Workbench dienen. Damit wird
alle 10 s das aktuelle Verhalten und der Zustand des Getriebes
berechnet.
SCHRITT 3: VISUALISIERUNG
Für die Benutzbarkeit des digitalen Zwillings ist eine Erstellung
von Ergebnis-Reports alle 10 s nicht zielführend. Stattdessen
werden die Berechnungsergebnisse als Excel-Dateien
exportiert. Mithilfe von VBA (Visual Basics for Applications)
wird direkt in der Excel-Anwendung ein Live-Dashboard aufgebaut,
welches sich regelmäßig aktualisiert und mit den
neusten Berechnungsergebnissen den aktuellen Zustand des
Getriebes anzeigt.
So wird beispielsweise die Lastverteilung der Zahnflanken
sowie das Belastungsverhältnis C/P der Lager visualisiert.
Nach jeder neuen Berechnung in der FVA-Workbench werden
die Plots im Dashboard aktualisiert.
www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 41
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
03 Scripting ermöglicht in der FVA-Workbench auch zyklisch
wiederkehrende Live-Berechnungen für digitale Zwillinge;
im Forschungsprojekt wird dafür alle 10 s auf einen universitären
Messdatenserver mit aktuellen Sensordaten zurückgegriffen
DATEN ÜBER GESAMTEN LEBENSZYKLUS
SAMMELN UND ANALYSIEREN
Die FVA-Workbench geht weit über grundlegende Funktionen
einer typischen Software für das Getriebedesign hinaus und bietet
zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten, die ihre Vielseitigkeit
in unterschiedlichen Anwendungsszenarien steigern. Benutzer
können individuelle Skripte implementieren, um spezifische Berechnungen
zu automatisieren und maßgeschneiderte Lösungen
zu entwickeln. Damit kann die Software zu einem zentralen Baustein
im Lifecycle-Management von Getrieben werden.
Zudem ermöglicht die Kombination der FVA-Workbench mit
moderner Datenerfassung eine tiefere Analyse der erfassten
Sensordaten physischer Systeme. Dadurch können Anomalien
im Betrieb frühzeitig erkannt und die Auswirkungen von Systemveränderungen
schnell identifiziert werden. Dies eröffnet neue
Potenziale für die vorausschauende Wartung und Optimierung
von Maschinen. Die Softwarelösung erweist sich somit nicht nur
als leistungsstarkes Werkzeug zur Auslegung und Berechnung
von Getrieben, sondern ebenso als leistungsfähiges Fundament
für innovative Industrie 4.0-Anwendungen.
Besonders die Integration von Live-Daten, etwa über OPC UA,
ermöglicht eine präzisere Berechnung, da die Messdaten einzelner
Getriebeelemente direkt eingespeist werden und Berechnungen
auf Basis realer Daten statt nur nominaler Werte erfolgen.
Diese neuen Modelle sowie die Auswertung von Live-Daten führen
dazu, dass ein digitaler Zwilling des Getriebes entsteht, der
sämtliche Daten über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg
enthält.
MASSGEBLICH FÜR INDUSTRIE 4.0
Fazit: Die Abschlussarbeit von William Gunawan am pmd der
TU Darmstadt zeigt: Die FVA-Workbench kann effektiv für die
Live-Berechnung von Getrieben eingesetzt werden. Sie eignet
sich nicht nur hervorragend zur Auslegung von Getrieben, sondern
kann zudem als solide Grundlage zur Erstellung und kontinuierlichen
Aktualisierung digitaler Zwillinge dienen. Dank der
benutzerfreundlichen Standardfunktionen für die Modellierung
und Berechnung können selbst Studierende mit wenig Praxiserfahrung
die Software problemlos bedienen.
Darüber hinaus eröffnet die Scripting-Funktion zahlreiche
weitere Anwendungen und ermöglicht individuelle Anpassungen.
Die Erkenntnisse bieten eine vielversprechende Perspektive,
indem sie aufzeigen, wie die FVA-Workbench zur Entwicklung
innovativer Lösungen im Bereich digitaler Zwillinge beiträgt.
Fortschrittliche Industrie 4.0-Lösungen können damit maßgeblich
vorangetrieben werden.
Interop4X (www.interop4x.de) ist ein Spezialist für Interoperabilität
und digitale Lösungen in der Industrie und eine Marke der
FVA GmbH. Mit dem Fokus auf den internationalen Kommunikationsstandard
OPC UA hilft er Unternehmen, ihre Fertigungsprozesse
zu optimieren und die digitale Transformation erfolgreich
umzusetzen.
Bilder: FVA
www.fva-service.de/fvaworkbench
Literatur:
[1] Attaran, Mohsen; Celik, Bilge Gokhan (2023): Digital Twin: Benefits, use cases,
challenges, and opportunities. In: Decision Analytics Journal 6, S. 100165. DOI:
10.1016/j.dajour.2023.100165.
[2] Czwick, Cordula; Martin, Georg; Anderl, Reiner; Kirchner, Eckhard (2020):
Cyber-Physische Zwillinge. In: Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb 115
(s1), S. 90–93. DOI: 10.3139/104.112310.
[3] Stark, Rainer; Anderl, Reiner; Thoben, Klaus-Dieter; Wartzack, Sandro
(2020): WiGeP-Positionspapier: „Digitaler Zwilling“. In: Zeitschrift für wirtschaftlichen
Fabrikbetrieb 115 (s1), S. 47–50. DOI: 10.3139/104.112311.
[4] Wilking, Fabian; Schleich, Benjamin; Wartzack, Sandro (2021): Digital
Twins – Definitions, classes and business scenarios for different industry sectors.
In: Proc. Des. Soc. 1, S. 1293–1302. DOI: 10.1017/pds.2021.129.
DER AUTOR
M. Sc. Michel Fett,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Fachgebiet für Produktentwicklung
und Maschinenelemente an der
TU Darmstadt
42 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de
WISSEN SCHAFFT IDEEN
8 Print-Ausgaben im Jahr
+ Sonderausgabe antriebstechnik
Marktübersicht (1x jährlich)
+ Sonderausgabe MOBILITY (2x jährlich)
+
Abo-Begrüßungsgeschenk:
Die Konturenlehre
Das Kopieren eines Profils war noch nie so einfach!
Mit dieser Konturenlehre können Sie die Form von unregelmäßigen
Objekten messen, um eine Sofortvorlage zu erstellen, mit der präzise
Schnitte markiert werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.
(Die Farbe der Konturenlehre ist variabel)
Sichern Sie sich den lückenlosen Bezug wertvoller Informationen!
Internet: shop.vereinigte-fachverlage.de @ E-Mail: vertrieb@vfmz.de Telefon: 06131/992-148
Ja, ich möchte die Zeitschrift „antriebstechnik“ abonnieren
Das Jahresabonnement umfasst 8 Ausgaben + 3 Sonderausgaben und kostet € 160,- (Ausland € 175,- netto) inkl. Versandkosten.
Als Begrüßungsgeschenk erhalte ich die Konturenlehre. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres kann das Abonnement jederzeit,
mit einer Frist von einem Monat, schriftlich gekündigt werden.
Unser Dienstleister, die VU.SOLUTIONS GmbH & Co.KG, erhebt Ihre Daten im Auftrag der Vereinigte Fachverlage (VFV) zum Zweck der Vertragsdurchführung, zur Erfüllung der vertraglichen
und vorvertraglichen Pflichten. Die Datenerhebung und Datenverarbeitung ist für die Durchführung des Vertrags erforderlich und beruht auf Artikel 6 Abs. 1 b) DSGVO. Zudem verwenden
wir Ihre Angaben zur Werbung für eigene und VFV verwandte Produkte. Falls Sie keine Werbung mehr auf dieser Grundlage erhalten wollen, können Sie jederzeit widersprechen. Weitere
Infos zum Datenschutz: ds-vfv.vfmz.de
Name/Vorname
Position
Firma
Abteilung
Straße oder Postfach
PLZ/Ort
Telefon/E-Mail
Datum, Unterschrift
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-200
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de
„antriebstechnik“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
Scannen und direkt lesen!
Exklusiver Zugang zu Expertenwissen
Hochwertige, tiefgreifende Artikel, die über
den Tellerand blicken – von Branchenexperten!
Nur die wirklich relevanten Trends
Keine oberflächlichen News, sondern faktenbasierende
Inhalte, die Ihnen echte Wettbewerbsvorteile verschaffen!
Für Macher. Von Machern.
Wer hier nicht liest, bleibt zurück!
Während andere noch rätseln, wissen Sie bereits,
was die Branche als Nächstes bewegt.