MOTOREX Magazine 2025 129 DE
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MOTOREX MAGAZINE 39
Nachvollziehbare Technik:
Dank umfassender Dokumentation,
grossem Fachwissen,
gepaart mit viel
Enthusiasmus und den geeigneten
Produkten von
MOTOREX, wird die U-328
wieder flügge.
Jede Schraube, jedes
Teil – die Restauration
wird rund
fünf Jahre Zeit in
Anspruch nehmen.
GO TO PROJECT
u-328.ch
Auch «die Wespe» genannt: der luftgekühlte 9-Zylinder-Einfachstern-4-Takt-Motor
mit üppigen 550 PS von Pratt & Whitney.
Auch sind Ersatzteile für das einst in grossen Stückzahlen
gebaute Flugzeug noch recht gut erhältlich.
Transportiert wurde die U-328 im Frühling 2024 aus dem
Museum per Sattelschlepper und mit demontierten
Flügeln. Dabei stellte sich für Clemens sofort die Frage
der Konservierung. Der Rumpf besteht aus einem Rohrrahmen
aus Stahl, welcher mit Aluminiumblechen für
den Flugzeugbau vernietet ist. Die passivierte Oberfläche
verleiht dem Flugzeug den charakteristischen leicht
gräulichen Look vergangener Zeiten. Damit während der
Restauration die Oberflächen vor äusseren Einflüssen
geschützt sind, suchte er ein gut anhaftendes Schutzfluid.
Dieses durfte nicht verklumpen, wie z. B. Wachs,
und musste einen leichten, staubtrockenen Schutzfilm
bilden, der sich wiederum gut entfernen liess.
Herausforderung Flügel
Der Technische Kundendienst von MOTOREX konnte
weiterhelfen und lieferte mit INTACT MX 50 einen polyvalenten
Alleskönner. Dieser eignet sich sowohl zur
Reinigung als auch als Schutz für Metalloberflächen.
Die Restauration der Flügel mit einer Gesamtspannweite
von 12,8 Metern ist laut Clemens die grösste Herausforderung.
Sie sind mit Aluminium beplankt, sprich
vernietet und teilweise nur mit Gewebe bespannt. In
den Flügeln befinden sich auch die Tanks und die Aufbockaufnahmen.
Da die Flügel nicht geöffnet werden
sollen, hat INTACT MX 50 die Aufgabe, diese auch von
innen durch einen leichten, jedoch wirksamen Film,
der Wasser unterwandert und so nachhaltig Korrosion
durch Feuchtigkeit verhindert, zu schützen. Des Weiteren
kommen Sprays wie SILICONE, GREASE SPRAY und
POWER CLEAN zum Einsatz. Für die Schmierung der
Radlager und verschiedener Schmierstellen verwendet
Clemens überzeugt FETT 2000. Und das gleich für verschiedene
historische Flugzeuge, die er betreut. «Es
haftet sehr gut an, ist druckresistent und äusserst wasserbeständig.
So wasserbeständig, dass ich es auch für
die eingebauten Räder in den Schwimmern eines Wasserflugzeugs
einsetze.»
Luftfahrt-Spezifikationen
Die Luftfahrt stellt spezifische Ansprüche an die eingesetzten
Schmier- und Betriebsstoffe. Als die U-328 in
den 40er-Jahren gebaut wurde, orientierten sich die
Ingenieure an den besten damals auf dem Markt erhältlichen
Produkten. Doch eben, das war vor über 80 Jahren.
Heute sind es die Spezialisten wie Motorenbauer,
die genau wissen, welches Motorenöl für eine historische
Maschine oder welches Fett für den Propeller verwendet
werden kann. Als zertifizierter Flugzeugmechaniker
weiss auch Clemens Rüb, was wie gereinigt,
geschmiert und konserviert werden will. Er übernimmt
gegenüber dem BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) bei
der Wiederinbetriebnahme die Verantwortung. Die Prozedur
einer Flugzeugrestauration ist komplex und wird
mit Tausenden von Fotos, akribisch geführten Revisionsund
Prüftabellen Schritt für Schritt dokumentiert.
Herzstück Motor und Propeller
Die starke Motorisierung zeichnet viele Militärflugzeuge
aus und steht für fliegerisch hohen Spassfaktor. So auch
bei der AT-16 Harvard IIb. Sie ist mit einem Triebwerk von
Pratt & Whitney mit dem Spitznamen «Wasp» (Wespe)
des Typs R-1340 AN-1 ausgerüstet. Der luftgekühlte
9-Zylinder-Einfachstern-4-Takt-Motor hat einen Hubraum
von gewaltigen 22 Litern, wiegt nur 401 Kilogramm und
weist eine Nennleistung von 550 PS bei 2200 min –1 auf.
Die Antriebsleistung wird über eine unterarmdicke Kurbelwelle
direkt auf den verstellbaren 2-Blatt-Propeller
mit einer Länge von 2,75 Metern abgegeben. Motor und
Propeller werden zu einem späteren Zeitpunkt durch
Fachbetriebe überholt und sind danach für weitere
1000 Flugstunden gewappnet. Dazu hat der Verein rund
125 000 Franken budgetiert, womit man wieder auf dem
Boden der Realität gelandet wäre.
Jede Schraube, jedes Teil
Das Projekt verlangt viele Fähigkeiten von den Akteuren.
Neben Fachwissen ist sicherlich viel Ausdauer gefragt.
Sieht man, wie akribisch die Restauration vonstattengeht
und -gehen muss, wird es die anberaumten fünf
Jahre dauern, bis die U-328 das erste Mal neue Lebenszeichen
von sich geben wird. Doch Eile ist nicht angesagt,
denn die fachgerechte Restauration ist für alle Involvierten
das Filetstück des Projekts. Einmal am Himmel, entschädigt
die legendäre AT-16 mit dem Luftfahrtkennzeichen
U-328, die einst zu einem Museumsdasein
verurteilt war, für all die überstandenen Strapazen.