Verfahrenstechnik 4/2025
Verfahrenstechnik 4/2025
Verfahrenstechnik 4/2025
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19098
04
Mai 2025
€ 13,00
12
Edelgaslöschung punktet
beim Brandschutz
18
Kompakte und moderne
Getränkeabfüllung
36 Schallemissionsprüfung
bei Druckbehältern
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was die Branche als Nächstes bewegt.
WARUM SICH DIE
INDUSTRIE WANDELN MUSS
EDITORIAL
Chemikalien kommen in fast allen Wirtschaftszweigen und Bereichen des täglichen
Lebens zum Einsatz – von der Medizintechnik über elektronische Produkte bis hin zu
Lebensmitteln. Ihre Bedeutung für unseren Alltag ist also groß. Gleichzeitig zählt die
chemische Industrie zu den größten Energieverbrauchern und Abwasserverursachern.
Angesichts steigender Energiekosten, regulatorischer Anforderungen und wachsendem
Klimabewusstsein wird klar: Es ist Zeit für ein grundlegendes Umdenken, beispielsweise
im Bereich der Antriebstechnik. Denn ein Großteil der Industrieanlagen weltweit ist
noch immer mit veralteten Elektromotoren ausgestattet. Die Folge: unnötiger Energieverbrauch,
hohe Betriebskosten sowie ein
ENERGIEFRESSER RAUS –
SMARTE TECHNIK REIN
hoher CO₂-Fußabdruck. Dabei gibt es längst
effizientere Lösungen: Frequenzumrichter
zur Drehzahlregelung von Motoren ermöglichen
eine bedarfsorientierte Steuerung und senken gleichzeitig den Energie einsatz
signifikant. Trotzdem sind weltweit nur etwa 23 Prozent der Industriemotoren damit
ausgestattet – ein riesiges Potenzial, das wir ab Seite 28 genauer unter die Lupe nehmen.
Auch in anderen Bereichen gibt es innovative Ansätze. So bietet die Nereda-Technologie
in der Abwasserreinigung deutliche Vorteile gegenüber konventionellen biologischen
Verfahren. Sie kommt mit bis zu 25 Prozent weniger Fläche aus, spart bis zu 50 Prozent
Energie und kann weitgehend auf den Einsatz zusätzlicher Chemikalien verzichten.
Wie diese junge Technologie in Kombination mit Drehkolbenverdichtern ihre volle
Leistung ausschöpfen kann, lesen Sie auf Seite 24. Und wer hätte gedacht, dass man aus
gereinigtem Abwasser sogar Bier brauen kann? Klingt verrückt? Vielleicht. Ein Industrieunternehmen
und die TU München zeigen mit dem Projekt Reuse Brew eindrucksvoll,
was technisch möglich ist (Seite 16).
Wer in der Industrie zukunftssicher produzieren möchte, kommt an einer gezielten
Effizienz strategie nicht vorbei. Moderne Antriebstechnik, smarte Steuerungslösungen
und ressourcenschonende Verfahren wie Nereda bieten bereits heute praxisreife
Möglichkeiten – es liegt nun an uns, sie konsequent zu nutzen.
Eine inspirierende Lektüre
wünscht Ihnen
Nicole Steinicke
Chefredakteurin
VERFAHRENSTECHNIK
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 3
42
EDITORIAL
03 Warum sich die Industrie wandeln muss
NACHRICHTEN
06 Aktuelles aus der Branche
07 Hersteller von Temperatur-Messsystemen
für Industrieöfen feiert Jubiläum
08 Leckagen in Druckluftanlagen aufspüren –
Mit KI gegen Verschwendung
10 Vom Waagenbauer zum Abfüllspezialisten
TRENDTHEMA EX- UND BRANDSCHUTZ
12 Argon- versus Kohlendioxidlöschung
14 Explosionsgeschützte Gehäuse-Lösungen
für die Wasserstoff-Infrastruktur
VERFAHREN UND ANLAGEN
16 Bier aus hochwertig aufbereitetem
Abwasser
18 Carlsberg setzt auf moderne
Abfülltechnologie
20 Maßgeschneiderte Filtersysteme für die
Aufbereitung von Reinstwasser
21 Marktplatz: Produkte, Technologien, Trends
Corinna Vogt arbeitet
als Director Service
bei Zeppelin Systems
KOMPONENTEN UND SYSTEME
22 Konische Exzenterschneckenpumpe
in der Keramikproduktion
24 Drehkolbenverdichter gewährleisten optimale
Sauerstoffversorgung des Belebtschlamms
27 Marktplatz: Produkte, Technologien, Trends
28 Wettbewerbsfähige Produktion in der chemischen
Industrie trotz erhöhter Energiekosten
MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN
32 Zuverlässige Prozessüberwachung und
Automatisierung von Backprozessen
34 Selbstklebende Grenzwert-Indikatoren –
Prozesskühlung kontrollieren und visualisieren
35 Marktplatz: Produkte, Technologien, Trends
Titelbild: Agnormark – stock adobe.com
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BEILAGE
Ein Teil dieser Ausgabe enthält eine
Beilage der MEORGA GmbH, Dillingen
4 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
14
Newsletter
Der E-Mail-Service
für Verfahrensingenieure
in der Prozessindustrie.
Aktuelle und
branchenübergreifende
technische Informationen
über Anlagen,
Komponenten und
Systeme.
BETRIEBSTECHNIK
36 Schallemissionsprüfung bei Druckbehältern
38 Prozesssichere Ultraschallreinigung
medizintechnischer Produkte
41 Marktplatz: Produkte, Technologien, Trends
Newsletter
PERSÖNLICH
42 INTERVIEW Corinna Vogt über Frauen in
technischen Berufen, ihren Arbeitsalltag als
Serviceleiterin und ihre Tätigkeit als Mentorin
41 Impressum
43 Vorschau
IMMER
AKTUELL
INFORMIERT
22
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kostenlos
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IFM LEGT BILANZ-
ZAHLEN VOR
Nachdem in den vergangenen
Jahren der Umsatz
stets gestiegen war, musste
ifm für 2024 gemäß
vorläufigem Konzernabschluss
einen Rückgang von 2,9 Prozent auf jetzt
1,37 Mrd. Euro hinnehmen. Dass das Unternehmen
einen vergleichsweise geringen Umsatzrückgang zu
verzeichnen hat, liege an der weltweiten Ausrichtung
der Gruppe, wodurch im abgelaufenen Geschäftsjahr
die europäische und asiatische Marktschwäche durch
Absatzsteigerung im nord- sowie südamerikanischen
Raum teilweise kompensiert werden konnte. Das
Ergebnis (EBIT) liegt mit 4,8 Prozent nur leicht unter
den Vorjahreswert (5,8 Prozent). Die Personalstärke
blieb im Vergleich zum Vorjahr mit rund 8.750 Mitarbeitern
nahezu unverändert. Davon sind rund 1.500 in
Forschung und Entwicklung beschäftigt. Dadurch sieht
sich die ifm-Unternehmensgruppe auch gut für die
Zukunft gerüstet. CFO Christoph von Rosenberg (Bild)
betont: „Zwar sind die weltpolitischen Entwicklungen,
die Auswirkungen auf unsere wichtigen Absatzmärkte
haben, schwer vorherzusehen. Aber wenn sich die
gesamtwirtschaftliche Lage wieder positiv entwickelt,
werden wir auf jeden Fall davon überdurchschnittlich
profitieren, da wir auch 2024 konsequent in Innovation
und Wachstum investiert haben.“
www.ifm.com
AUF DEM WEG ZU 100 PROZENT
ERNEUERBARER ENERGIE
Kimberly-Clark hat bekannt gegeben, dass sein Werk in
Koblenz weltweit die erste Produktionsstätte für Papiertücher
des Unternehmens ist, die zu 100 Prozent auf erneuerbare
Energien umstellen wird. Der Standort wird seinen Wärmebedarf
elektrisch decken und seinen Strombedarf über ein
Portfolio europäischer Stromabnahmeverträge für erneuerbare
Energien außerhalb des Werks abdecken. Die Umstellung
soll bis spätestens 2029 abgeschlossen sein. Dieser Schritt
wurde durch einen Zuschuss des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Förderprogramms
für Klimaschutzverträge (CCFD) sowie durch die
kürzlich von K-C bekannt gegebenen europäischen Stromabnahmeverträge
für mehrere Länder ermöglicht. Infolgedessen
werden Toilettenpapier, Handtücher und Wischtücher der
Marken Kleenex, Scottex, Scott, Wypall, Page und Hakle, die
im Werk in Koblenz hergestellt werden, mit deutlich weniger
Kohlenstoffemissionen produziert.
www.kimberly-clark.com
IGUS: DIE MILLIARDE STEHT
Trotz der herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Lage im Jahr 2024
konnte Igus die Anzahl der aktiven Kunden um fünf Prozent steigern und die
Umsatzmilliarde halten. Mit einem Umsatz von 1,105 Milliarden Euro verzeichnete
das Unternehmen einen vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang von
2,5 Prozent. Tobias Vogel, Geschäftsführer Gleitlager- und Lineartechnik: „Auch wir
schauen – wie viele unserer Kunden – auf Einsparungen und gesteigerte Effizienz,
zum Beispiel durch verstärkte Automatisierung in unserer Fabrik. Unser Fokus liegt aber auf der Frage: Was hat der Nutzer
davon? Die Herausforderungen sind für uns erst recht ein Ansporn, neue Wege zu gehen und die Innovations kraft ‚made in
Germany‘ unter Beweis zu stellen, um sowohl unsere als auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu stärken.“
www.igus.de
SEMINARE, TAGUNGEN, KURSE
VERANSTALTUNG
Zukunftstage Verpackungsmaterialien 2025
Verpackung von morgen – kreislauffähig, recycelt, biobasiert,
Zukunftsperspektiven, digitale Tools und neue Materialen,
Fraunhofer IVV, bit.ly/4itTI7e
Jahrestagung Wasser 2025, GDCh Academy
bit.ly/3RjH5QQ
Onlineseminar Asia-Pacific Chemical Compliance and Global
Sustainability Management, Academy Umco
bit.ly/3GdyVXW
MSR-Spezialmesse Rund um Prozess- und Fabrikautomation,
MSR-Technik, Veranstalter Meorga / Vogel Communications
bit.ly/3GzIZdO
DATUM, ORT
21.05.-22.05.2025,
Freising
26.05.-28.05.2025,
Münster
16.06.-17.06.2025,
Webinar in
englischer Sprache
18.06.2025,
Hamburg
4,4 %
Im Jahr 2024 erzielten
Verfahrenstechnik-Anbieter aus
Deutschland ein Exportvolumen
von rund 7,3 Milliarden Euro
und liegen damit nominal
4,4 Prozent hinter dem
Vorjahreswert.
Quelle: VDMA e.V.
6 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
NACHRICHTEN
Das Team hinter
PhoenixTM (v. l.):
Julia Kerber, Carola Konitzer,
Michael Taake, Bastian Sulinski,
Dagmar Taake, Ben White,
Manfred von Prondzinski,
Larissa Seiler
HERSTELLER VON TEMPERATUR-MESSSYSTEMEN
FÜR INDUSTRIEÖFEN FEIERT JUBILÄUM
DER FEUERVOGEL WIRD 15
Seit nunmehr 15 Jahren bereichert PhoenixTM
den Markt zum Thema Temperaturmesstechnik
in Industrieöfen. Know-how, Service, Schnelligkeit,
Flexibilität und Charme zeichnen das
kleine, aber groß denkende Unternehmen
aus Bad Oeynhausen aus.
Im Jahr 2010 haben die Gründer, Michael Taake, Ian Budden
und Dave Plester die Idee entwickelt, die Temperaturmessung
in industriellen Öfen neu zu denken. Mit der Gründung der
PhoenixTM Ltd. im Januar 2010 in Ely in Cambridgeshire wurde
der Grundstein der Produktion und des weltweiten Vertriebs
gelegt. Inzwischen ist das englische Büro mit der Produktion
nach Earith in den Industriepark umgezogen.
Im April 2010 ging dann auch die PhoenixTM GmbH in Bad
Oeynhausen an den Start, von wo aus neben der Dach-Region
auch die europäischen und nordafrikanischen Staaten sowie der
Nahe Osten bedient werden. Zu Anfang noch ein Zwei-Mann-Büro
im Stadtteil Wulferdingsen mit Michael Taake und einer Bürokraft,
wurden Mitte 2011 neue Räume in Bad Oeynhausen – Rehme
bezogen, die mehr Platz für weitere Mitarbeiter boten. Dort
kamen, neben einer zweiten Kraft im Innendienst, noch zwei
weitere Mitarbeiter im Vertriebsaußendienst hinzu. Als im
Jahr 2016 beziehungsweise 2017 weitere drei Kräfte hinzukamen,
davon eine im Service, wurden auch diese Räume zu klein und
man zog im Oktober 2017 in den Stadtteil Dehme um, von wo die
Geschäfte bis heute geführt werden.
Der Umzug ermöglichte weitere Expansionen und Neuausrichtungen,
wie beispielsweise die im Jahr 2018 erteilte DAkkS-Akkreditierung.
In Dehme wurde ein komplettes Labor, das den hohen
Anforderungen der DAkkS-Vorgaben entspricht, eingerichtet.
Hier werden die eigenen Datenlogger sowie die des Partners Solderstar
kalibriert. Inzwischen kümmern sich acht Mitarbeiter um
alle Belange der Kunden: Von der Beratung über die Angebotserstellung
bis hin zum ersten Einsatz der Temperatur-Messsysteme.
DATENLOGGER UND HITZESCHUTZBEHÄLTER
Zu den bekannten Produkten, die PhoenixTM über die letzten
15 Jahre herausgebracht hat, zählen sicherlich die Hitzeschutzbehälter
der TS12-Baureihe, die durch den kompletten Aufkohlungsprozess,
einschließlich des Ölabschreckbades, fahren und
so nicht nur den Temperaturverlauf im Ofen, sondern auch die
Wärmeübergänge im Abschreckbad darstellen können. Erwähnenswert
ist neben dem eigensicheren Atex-System (FIS04-Epsilon-x),
das für die hohen Sicherheitsstandards in explosionsgefährdeten
Bereichen entwickelt wurde und gemäß der Richtlinie
99/92/EG (Atex 137-Zone 2) zertifiziert ist, auch das optische System,
mit dem es möglich ist, einen Blick – unter Prozessbedingungen
– in den Wärmebehandlungsofen zu werfen.
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Kommende Projekte sind die Weiterentwicklung des optischen
Systems, um es auch für Anwendungen über 600 °C einsetzbar zu
machen und ein Datenlogger mit Bewegungssensor, um die Position
des Produkts im Ofen erkennen und so die Push-Zeiten auf
die gemessenen Kurven abstimmen zu können. Ein weiteres Projekt,
dass in Angriff genommen werden will, ist die Suche nach einem
neuen Standort mit mehr Büro-, Labor- und Lagerfläche, um
der stetig steigenden Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen
zur Zufriedenheit aller nachkommen zu können.
Bilder: PhoenixTM
www.phoenixtm.de
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 7
NACHRICHTEN
MIT KI GEGEN
VERSCHWENDUNG
Leckagen in Druckluftanlagen werden für
Unternehmen schnell zu einer kostspieligen
Angelegenheit. Nun haben Wissenschaftler
und Industrie eine automatisierte Detektion
entwickelt, bei der ein intelligenter
Algorithmus die Leckagen aufspürt.
D
ie Suche nach Leckagen in einem Druckluftsystem gehört
zu den Aufgaben, die oft und gerne aufgeschoben
werden. Schließlich ist das Aufspüren von undichten
Verbindungsstücken und winzigen Löchern per Ultraschall-Ortungsgerät
aufwendig und zeitraubend. Dabei würde
sich die Mühe durchaus lohnen. Denn die rund 60 000 Druckluftanlagen,
die hierzulande in Betrieb sind, verbrauchen zusammen
Jahr für Jahr 16,6 Terawattstunden, was sieben Prozent des
gesamten Stromverbrauchs der deutschen Industrie entspricht.
Schätzungen zufolge entweicht durchschnittlich etwa ein Drittel
der erzeugten Druckluft ungenutzt. Die Kosten für diese Verschwendung
belaufen sich pro Unternehmen und Jahr schnell
auf zehntausende Euro.
Ein Forschungsteam vom Fraunhofer IPA und vom Institut für
Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart
hat nun zusammen mit dem Sensorunternehmen Sick einen wissenschaftlich-methodischen
Ansatz für die automatisierte Detektion
von Leckagen in pneumatischen Maschinen und Anlagen
entwickelt. Das Herzstück bildet ein Durchflusssensor, der an der
Druckluftzuleitung einer Maschine angeschlossen wird und laufend
Massenstrom, Druck- und Temperaturverlauf erfasst. Ein intelligenter
Algorithmus wertet diese Kurvenverläufe in Echtzeit
aus und erkennt charakteristische Signaturen, die auf Leckagen
hindeuten.
In einem überwachten maschinellen Lernverfahren haben
Daniel Umgelter und sein Team den Algorithmus unter realen Bedingungen
trainiert. Zu diesem Zweck hat das Forschungsteam
einen Demonstrator mit einer Vielzahl intakter und beschädigter
Druckluftschläuche aufgebaut (Bild). Die Daten, die der Demonstrator
im laufenden Betrieb erzeugt, werden anschließend
millionenfach vervielfältigt und dienen dem Algorithmus als
Trainingsgrundlage. Auf diese Weise erkennt der Algorithmus
nicht nur statische und dynamische Leckagen bei Anlagen, die
neu in Betrieb gehen, sondern auch bei Bestandsmaschinen. Dafür
muss keine Referenzkurve erstellt und hinterlegt werden, die
den störungsfreien Betrieb abbildet. Stattdessen kann der Algorithmus
ohne Vorbereitung direkt seine Arbeit aufnehmen. „Der
Industrie spart das viel Zeit und Aufwand“, so Umgelter, „denn
die Produktionsprozesse werden ständig an veränderte Gegebenheiten
angepasst. Die Testläufe, bei denen die Referenzkurve jedes
Mal neu bestimmt werden muss, können künftig entfallen.“
Bis die Lösung serienreif ist, wird allerdings noch etwas Zeit
vergehen. Das Forschungsteam vom Fraunhofer IPA und der
Universität Stuttgart hat seinen intelligenten Algorithmus zwar
im Forschungsprojekt »LeakAIr« fertig entwickelt und bewiesen,
dass er im laufenden Betrieb zuverlässig funktioniert. Aber ein
marktreifes Produkt gibt es bisher nicht. Das bringt der Sensorspezialist
Sick derzeit auf den Weg.
Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez
www.ipa.fraunhofer.de
8 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
HOTSPOT DER PROZESSTECHNIK
In gut einem halben Jahr startet die Powtech
Technopharm durch: Vom 23. bis 25. September
2025 dreht sich auf dem Nürnberger
Messegelände wieder alles rund um Technologien
zur Verarbeitung von Pulvern, Feststoffen und
Flüssigkeiten. Besucher können sich auf Altbewährtes
sowie neue Ideen und Konzepte freuen.
Profitieren werden die Teilnehmer von der Co-Location
mit der Fachpack. Der renommierte internationale Wissenschaftskongress
Partec begleitet die Powtech Technopharm auch 2025. Rund 600 Aussteller werden
im September in Nürnberg erwartet. Etwa 80 Prozent der Fläche sind bereits jetzt
ausgebucht. Neu ist in diesem Jahr, dass die Messe ab sofort die Hallen 9 bis 12 im
Nord-West-Gelände des Messezentrums belegen wird. Zeitgleich werden auf der
Fachpack aktuelle und zukünftige Verpackungslösungen präsentiert. Mit dem Ticket
der Powtech Technopharm erhalten Besucher auch Zutritt zur Fachpack.
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AKTUALISIERTE NAMUR-EMPFEHLUNG
Die Namur-Empfehlung NE167 wurde überarbeitet.
Sie beinhaltet wichtige Aktualisierungen und
Ergänzungen, die die Standardisierung und Qualitätssicherung
hinsichtlich Armaturen, Stellgeräte
und PLT-Feldgeräte in der Prozessindustrie verbessern.
Ein Hauptaspekt der Überarbeitung ist die
Einführung des Electronic Tagging gemäß IEC 61406. Diese Anforderung sieht vor,
dass Armaturen und Stellgeräte vom Hersteller mit einer maschinenlesbaren ID,
einem sogenannten digitalen Typenschild, ausgestattet werden müssen. Diese
Maßnahme fördert die Digitalisierung in der Prozessindustrie und erleichtert die
Identifikation und Verwaltung von Geräten im Feld. Der hinzugefügte Verweis auf
NE53 sieht vor, dass bei Änderungen an der Gerätehardware nun eine entsprechende
Meldung zu erfolgen hat. (Bild: Gudellaphoto – stock.adobe.com)
www.namur.net
SCHWACHES JAHR FÜR DIE
DEUTSCHE VERFAHRENSTECHNIK
2024 erzielten Verfahrenstechnik-Anbieter aus
Deutschland ein Exportvolumen von rund 7,3
Milliarden Euro und liegen damit 4,4 Prozent
hinter dem Vorjahreswert. Besonders die
Verkäufe in die EU-Partnerländer und nach
China prägen das Endjahres-Minus. Mit minus
5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sanken
auch die Einfuhren von Verfahrenstechnik nach Deutschland auf einen Warenwert
von 2,8 Milliarden Euro. „Es war ein schwieriges Jahr. Das wirtschaftliche Umfeld
war durch hohe Verunsicherung geprägt. Die Branche spürt zu Teilen bereits das
nachlassende Interesse Chinas an Verfahrenstechnik aus Deutschland. Sie leidet
unter der schwächelnden Konjunktur der europäischen Chemischen Industrie“,
resümiert Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Verfahrenstechnische
Maschinen und Apparate. Während 2023 noch Waren im Wert von 7,7
Milliarden Euro exportiert wurden, konnte 2024 lediglich ein Volumen von 7,3
Milliarden Euro erzielt werden. Insgesamt sieben der zehn wichtigsten Märkte
weisen eine negative Veränderungsrate auf. Die Investitionsstimmung innerhalb
des europäischen Wirtschaftsraums ist gedämpft. Dies zeigt sich an der schwächelnden
Nachfrage der wichtigsten Absatzregion EU27 (minus 8,7 Prozent) – etwa
41 Prozent der Exporterlöse wurden hier erzielt.
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Montage von
Bruttoabsackwaagen
im
Jahr 1954
LÜBECKER VERPACKUNGSMASCHINEN-
HERSTELLER FEIERT JUBILÄUM
VOM WAAGENBAUER
ZUM ABFÜLLSPEZIALISTEN
Die Geschichte des Verpackungsmaschinen-Herstellers Greif-Velox reicht mehr als
1.000 Jahre zurück und hat seinen Ursprung in einer pommerschen Mühle – der
Greifenmühle, die um das Jahr 1100 von Mönchen gegründet wurde. In diesem Jahr
feiert das Unternehmen sein 80-jähriges Bestehen am Standort Lübeck.
Die jüngere Geschichte des Unternehmens beginnt im April
1945 als Ernst Mahlkuch kurz vor Ende des Zweiten
Weltkriegs mit sieben langjährigen Mitarbeitern, einigen
holzgasgetriebenen Lkw und wenigen Werkzeugen aus
Pommern nach Lübeck flieht. In den 1930er-Jahren noch hatte
sich der Unternehmer eine herausragende Marktstellung mit seinen
„Velox-Waagen“ erarbeitet – den weltweit ersten eichfähigen
automatischen Absackwaagen, die in Müllerkreisen noch heute
bekannt sind. Doch es folgen: Kriegswirren und wirtschaftliche
Unsicherheit. Trotzdem werden die Greif-Werke am 1. Mai 1945
in Lübeck weitergeführt. „Diese vergangenen acht Jahrzehnte
waren geprägt von Herausforderungen – aber vor allem von Entwicklungen
für die Branche herausragenden Innovationen“, sagt
Sebastian Pohl, Geschäftsführer von Greif-Velox.
1951: BEGINN EINER NEUEN ÄRA
In einer gemieteten Halle in der Lübecker Brolingstraße beginnt
die Produktion, zunächst durch die Verarbeitung von Kriegsres-
ten zu kunstgewerblichen Gegenständen. Nach und nach kehrt
das Unternehmen zu seiner Kernkompetenz zurück: der Entwicklung
und Produktion von Verpackungslösungen. Bis 1951
wächst die Belegschaft auf 70 Mitarbeitende. Doch noch im selben
Jahr trifft das Unternehmen ein schwerer Schicksalsschlag:
Ernst Mahlkuch verstirbt bei einem Unfall. Seine Tochter Eva
Mahlkuch, die auch als eine der ersten deutschen Pilotinnen in
die Geschichte eingegangen ist, übernimmt die Leitung und führt
das Unternehmen in eine neue Ära.
FOKUS AUF FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
Im Juni 1951 zieht das wachsende Unternehmen an seinen heutigen
Standort in der Kronsforder Landstraße in Lübeck. In den
folgenden Jahrzehnten werden zahlreiche innovative Maschinen
entwickelt, die an den einstigen Velox-Erfolg anknüpfen:
automatische Waagen, Druckereihilfsmaschinen sowie Absackund
Dosierwaagen. Besonders die Einführung von Ventilsack-
Füllmaschinen im Jahr 1957 und Verschließautomaten im
10 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
NACHRICHTEN
01 Die Greifenmühle in Klützow, Pommern 1933
02 Luftansicht des Greif-Velox-Werksgeländes
am aktuellen Standort Lübeck
1957 STARTETE DIE PRODUKTION
VON VENTILSACK-FÜLLMASCHINEN
Jahr 1966 markieren bedeutende Errungenschaften in der Unternehmensgeschichte.
1978 folgt eine weitere bedeutende Entwicklung: Die Möllers
Maschinenfabrik aus Beckum übernimmt das Unternehmen und
stärkt dessen Kapitalbasis. Unter der Geschäftsführung von
Jörgen Thiele wird in den 1980er-Jahren das Fundament für die
wissenschaftliche Arbeit intensiviert, unter anderem in Zusammenarbeit
mit der Fachhochschule Lübeck. „Eine Verbindung
zur Technischen Hochschule besteht bis heute und ist uns sehr
wichtig“, betont Björn Voges, Marketing Manager bei Greif-Velox.
„Viele Studierende sind über die Jahre zu uns gekommen, nutzen
zum Beispiel für Forschungs- und Abschlussarbeiten unser
‚Innovation Hub‘ und kehren dann auch als Absolventen zum
Unternehmen zurück.“ Da Innovation bis heute einer der Kernwerte
des Unternehmens ist, konnten in den vergangenen Jahren
viele Produkte im Bereich der Verpackungstechnologie entwickelt
werden, die schon lange bestehende Probleme in der Branche
lösen. So zum Beispiel die stetige Fortentwicklung der Vakuum-Technologie
Velovac für die Absackung ultraleichter Pulver
wie zum Beispiel Industrieruß.
NEUER NAME NACH DER KRISE
Doch im Jahr 1997 erleidet das Unternehmen zunächst einen
schweren Rückschlag: Die Greif-Werke melden Insolvenz an.
Noch im selben Jahr wird die Greif-Velox Maschinenfabrik GmbH
gegründet – mit diesem Namen als Hommage an Mahlkuchs
revolutionäre Waage. Sie übernimmt den Standort und das
Maschinenangebot – mit Einbußen. „Die Hälfte der Belegschaft
musste entlassen werden“, erinnert sich eine langjährige Mitarbeiterin.
„Das war eine wirklich gravierende Situation.“ Dennoch
gelingt der Neuanfang, der durch die Übernahme Logdos im
Jahr 1999 zusätzliche Wachstumsimpulse erhält. Mit dem Marktführer
im Bereich der Abfüll- und Dosieranlagen für flüssige und
viskose Produkte kann Greif-Velox sein Portfolio abermals erweitern
und sich von seinen Mitbewerbern abheben. Innovative
Weiterentwicklungen der Logdos-Anlagen, wie zum Beispiel die
A-Dos-P1, setzen heute neue Maßstäbe in der vollautomatischen
Flüssigkeitsabfüllung.
INTERNATIONALISIERUNG UND WACHSTUM
In den Folgejahren etabliert sich das Unternehmen zunehmend
als einer der führenden Anbieter für Full-Line-Anlagen und innovative
Verpackungslösungen und erarbeitet sich damit Schritt für
Schritt den Ruf, den es bis heute genießt. 2018 übernimmt das
damalige Management-Team gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft
BPE alle Unternehmensanteile von der Möllers Group,
wodurch Greif-Velox schließlich unabhängig agieren – und noch
wichtiger – weiter wachsen kann. So ist die stetige Internationalisierung
nur ein weiterer konsequenter Schritt: Im Jahr 2020 setzt
das Unternehmen seine Expansion mit der Gründung der Tochtergesellschaft
Greif-Velox America in Sacramento, Kalifornien,
gezielt fort. Deren Sitz wurde aktuell nach Houston in Texas verlagert,
um noch dichter an der Lebensmittel-, Chemie- und Petrochemie-Industrie
zu sein. Inzwischen hat das Unternehmen
Kunden in mehr als 90 Ländern und unterhält ein globales Partner-
und Vertriebsnetz.
2025: EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT
Auch im Jubiläumsjahr 2025 gibt es weitere wichtige Weichenstellungen:
Der Pachtvertrag für den Standort Lübeck wird um
weitere zehn Jahre verlängert. „Die vergangenen 80 Jahre haben
gezeigt, wie wandelbar und widerstandsfähig Greif-Velox ist“, sagt
Geschäftsführer Sebastian Pohl. „Die Kombination aus Innovationskraft,
unternehmerischer Weitsicht und einer starken Verbindung
zum Standort Lübeck wird das Unternehmen auch in Zukunft
erfolgreich voranbringen.“
Bilder: Schmuckbild magele-picture – stock.adobe.com, sonstige Greif-Velox
www.greif-velox.com
UNTERNEHMEN
GREIF-VELOX Maschinenfabrik GmbH
Kronsforder Landstraße 177
23560 Lübeck
Tel. 0451 5303-0
E-Mail: info@greif-velox.com
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 11
EDELGAS PUNKTET BEIM BRANDSCHUTZ DURCH MEHR
SICHERHEIT UND REDUZIERTE STILLSTANDZEITEN
ARGON VERSUS KOHLENDIOXID
In vielen Prozessen, wo Sauberkeit an erster Stelle steht, wird als Löschmedium
Gas eingesetzt. Die Häufigkeit von Unfällen beim Einsatz von Kohlendioxid als
Löschgas lässt jedoch immer mehr Unternehmen umdenken: Sie setzen
stattdessen auf Argon. Neben dem Personenschutz sind vor allem Wirksamkeit
und Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend für den Einsatz des Edelgases.
Werden Funken von der Bearbeitungsmaschine
durch die Absauganlage bis in den Filter transportiert,
können sie hier einen Brand oder eine Explosion
auslösen. Auch Glutnester (oder Glimmnester)
können im Filter Brände auslösen. Das Heimtückische: diese verdeckten
Brandquellen können sich über Stunden oder sogar Tage
unbemerkt weiterentwickeln.
Nach langem Schwelen oder durch Bewegung zerfallen
Glimmnester irgendwann. Freigelegt werden sie häufig beim Abreinigen
des Filters durch Rütteln oder Druckluft. Sobald genügend
Sauerstoff hinzukommt, kann dies zu einem offenen Feuer
oder einer Staubexplosion führen. Erkennt man einen Schwelbrand
am Filtermaterial oder in den Staubablagerungen nicht
im Entstehen, breitet er sich im Filter schnell aus und verursacht
enorme Schäden.
Neben dem baulichen und organisatorischen ist der anlagentechnische
Brandschutz entscheidend für die Prävention. Werden
sie früh erkannt, können Brände in der Entstehungsphase
schneller gelöscht werden. So lässt sich der Schaden eingrenzen
und die Produktion schnellstmöglich fortsetzen.
GAS IST SAUBERER UND EFFEKTIVER
Wo es besonders auf Sauberkeit in der Produktion ankommt, ist
Gaslöschung oft besser geeignet als eine Sprühwasserlöschanlage.
Denn Gas kontaminiert weder die Maschine noch die Produkte.
Damit entfällt der Produktionsstillstand für die aufwendige Reinigung
inklusive Trocknungszeiten, die nach einer Wasserlöschung
ansteht. Die Anlage kann schneller wieder in Betrieb gehen.
Auch der Löscheffekt im Innenraum einer Maschine ist ein Argument
für Gas. Der Staub lagert sich überall ab, auch in den letzten
Winkeln. Wasser kann Brandherde hinter Maschinen-Einbauten,
Filtersäcken, Prallblechen oder ähnlichem nicht erreichen.
Gas hingegen breitet sich gleichmäßig im gesamten Raum
aus und löscht daher unmittelbar und zuverlässig.
ARGON ERHÖHT SICHERHEIT UND
WIRTSCHAFTLICHKEIT
Doch welches Gas eignet sich am besten zur Löschung? Vergleicht
man das verbreitete Kohlendioxid mit Argon, fällt vor allem
der Schutz des Personals ins Gewicht. Kohlendioxid hat in
der Vergangenheit durch seine toxische Wirkung auf den
menschlichen Organismus bereits zu vielen tödlichen Unfällen
geführt.
Im Schadensfall ist es leicht möglich, dass durch Undichtigkeiten
CO 2
aus einer Maschine oder einem Anlagenbereich austritt.
Gelangt es so in den Bereich des Bedienpersonals oder in
Verkehrswege, besteht hier Lebensgefahr. Bereits ab einer
Konzentration von vier bis fünf Prozent in der Raumluft wirkt
12 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
TRENDTHEMA EX- UND BRANDSCHUTZ
01 Wird ein Schwelbrand am Filtermaterial oder in den Staubablagerungen
nicht sofort erkannt, kann er sich im Filter schnell ausbreiten
02 Im Kakaomassewerk der Lindt & Sprüngli AG in Olten wird aus
Kakaobohnen eine dickflüssige Kakaomasse hergestellt
EINE LÖSCHUNG MIT ARGON
BIETET VORTEILE IN SACHEN
PERSONENSCHUTZ UND
WIRTSCHAFTLICHKEIT
01
Kohlendioxid betäubend, ab acht bis zehn Prozent führt es innerhalb
kurzer Zeit zum Tod. Für den Löscheffekt in einem Filter
oder einer Maschine ist sogar etwa das Vierfache der tödlichen
CO 2
-Menge erforderlich. Menschen würden also schon weit unterhalb
der zur Löschung nötigen Konzentration an Vergiftung
sterben. Deshalb gelten beim Einsatz von CO 2
sehr hohe Auflagen,
sowohl für das Betreiben der Anlage als auch für die Wiederaufnahme
der Produktion nach jedem Löschvorgang.
Auch wirtschaftlich spricht viel für Argon als Löschmedium.
Zwar kostet es zunächst im Einkauf mehr als Kohlendioxid, das
gleicht sich aber im laufenden Betrieb durch kürzere Stillstandzeiten
wieder aus. Nach dem Löschvorgang lässt man das Argon
entweichen. Außer einfachem Lüften des Raums entsteht keinerlei
zusätzlicher Aufwand und die Produktion kann gleich fortgesetzt
werden.
Last but not least kommt für manche Prozesse nur Argon in
Frage, weil das Edelgas chemisch stabil ist. Im Gegensatz dazu
würde CO 2
unter bestimmten Bedingungen mit anderen Elementen
reagieren, zum Beispiel mit Metallen. In Hochtemperaturprozessen
spaltet CO 2
außerdem Sauerstoff ab, der den Brand
wieder befeuern würde, statt ihn zu löschen.
SO SICHERT LINDT & SPRÜNGLI
DEN SCHOKO-KICK
Auch bei der Lindt & Sprüngli AG in Olten (Schweiz) hat penible
Sauberkeit höchste Priorität. Für den Lebensmittelhersteller ist
Gas als Löschmedium schon deshalb selbstverständlich. Für den
Schutz der Absauganlage setzt Lindt & Sprüngli auf eine Argonlöschung
von T&B Electronic. Maßgeblich für diese Entscheidung
waren neben der zuverlässigen Löschwirkung vor allem der
Schutz des Personals und die Wirtschaftlichkeit.
Nach dem Prozess der Schalenentfernung werden die Kakaobohnenschalen
abgesaugt und kommen in eine Filteranlage, in
den Schalensilo. Würden Funken oder Glutnester mit in diesen
Schalensilo eingetragen, könnten sie hier einen Brand verursachen.
Da für das ungefährlichere Argon die Betreiberauflagen
deutlich einfacher zu erfüllen sind, kann die Anlage nach einem
Löschvorgang viel schneller wieder in Betrieb genommen werden.
Das trägt zur permanenten Lieferbarkeit der Lindt-Produkte
bei.
Sobald der T&B-Melder im Eintrag zum Filter Zündpotenziale
detektiert, wird der Filter automatisch abgeriegelt und das Argon
zur Löschung eingeleitet. Sollten Glutnester in den Filter gelangen
und dort mit der Zeit einen Schwelbrand auslösen, greift der
Thermomelder im Reingasbereich des Filters. Sobald er den rasanten
Temperaturanstieg detektiert, wird der Absaugventilator
abgeschaltet, die Filterabreinigung blockiert und ein pneumatischer
Schieber angesteuert, der den Rohgaseintritt verschließt.
Auch dann wird die Argonlöschung ausgelöst. Das Inertgas breitet
sich im gesamten Raum aus, reduziert den Sauerstoffanteil in
der Luft und erstickt den Brand oder die Glut. Auf der Reingasseite
ist ein Funkenmelder installiert, der die Löschanlage auslöst,
falls durch einen Brand im Inneren Zündquellen aus dem Filter
transportiert wurden. Zusätzlich kann über einen Handtaster die
Löschung manuell aktiviert werden.
Bilder: Aufmacher Viking S. A, 01 T&B electronic, 02 Lindt & Sprüngli AG
www.tundb.eu
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T&B electronic GmbH
Industriestraße 3, 31061 Alfeld
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Email: sales@tbelectronic.de
02
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TRENDTHEMA EX- UND BRANDSCHUTZ
EXPLOSIONSGESCHÜTZTE GEHÄUSE-LÖSUNGEN
FÜR DIE WASSERSTOFF-INFRASTRUKTUR
GRÜN UND SICHER
Grüner Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau einer
CO 2
-neutralen Industrie. Für den sicheren Betrieb der Steuerelektronik
an Elektrolyseuren und Pipelines sind allerdings besondere Vorkehrungen
nötig. Dazu zählen Ex-zertifizierte Gehäuse, die in der gesamten
Prozesskette von der Erzeugung bis hin zur Speicherung im Einsatz sind.
Es ist noch nicht lange her, da wurde über den Energieträger
Wasserstoff nur in Fachkreisen diskutiert. Mittlerweile begegnet
einem das Thema nahezu täglich in den Medien.
Der Hype um das farb- und geruchlose Gas kommt nicht
von ungefähr: Sowohl die Europäische Kommission als auch die
Bundesregierung haben Wasserstoff zum wichtigsten Baustein
der Energiewende erklärt. So sollen in der Europäischen Union
bis zum Jahr 2030 Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff
mit einer Leistung von mindestens 40 Gigawatt entstehen. Auch
Deutschlands Pläne in puncto Wasserstoff sind ehrgeizig: Mit
dem „Förderprogramm Klimaschutzverträge“ wollen Bund und
Länder gezielt Anreize zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur
schaffen. Mehr als zehn Milliarden Euro stehen dafür bereit.
ZUKUNFT WASSERSTOFF
„Der Wasserstoff-Markt ist gerade erst im Aufbau, da tut sich zurzeit
sehr viel“, berichtet Heiko Felsmann, Vertriebsleiter bei der
Rose Systemtechnik GmbH. Das Unternehmen hat sich unter anderem
auf die Fertigung hochqualitativer Industriegehäuse spezialisiert
und die Wasserstoff-Branche als neuen Zielmarkt definiert.
„Die Entscheidung liegt für uns auf der Hand: Wir produzieren
die explosionsgeschützten Gehäusesysteme, die dort benötigt
werden, seit Jahrzehnten und besitzen großes Know-how
in dem Bereich“, so Felsmann.
Neben der chemischen und petrochemischen beliefert Rose
auch die Öl- und Gas-Industrie mit Ex-zertifizierten Gehäusesystemen.
Die dortigen Anforderungen an den Explosionsschutz
gleichen denen, die auch an Komponenten für den Einsatz an
Wasserstoff-Anlagen gestellt werden. Alle Ex-zertifizierten Gehäuse
entsprechen den Vorgaben der Atex- und der IECEx-Richtlinie
für die Ex-Zonen 1 und 2 im Gas-Explosionsschutz und für
die Zonen 21 und 22 im Staub-Explosionsschutz. Dabei können
Kunden zwischen explosionsgeschützten Gehäusesystemen aus
Aluminium, Polyester und Edelstahl wählen. Je nach Anwendung
und Einsatzgebiet sind die Gehäuse zudem mit unterschiedlichen
Schutzkonzepten (Zündschutzarten) erhältlich.
ALLES BEGINNT MIT KLIMANEUTRALEM STROM
Die Wasserstoff-Infrastruktur besteht aber nicht nur aus Bereichen,
in denen explosionsgeschützte Gehäuse vorgeschrieben
sind. Im Fall von grünem Wasserstoff beginnt die Prozesskette
bereits bei der Erzeugung des für die Elektrolyse erforderlichen
Stroms mittels Wind, Wasserkraft oder Sonnenlicht. Sowohl Hersteller
von Windenergie- als auch von Photovoltaik-Anlagen verwenden
zum Schutz ihrer Steuerungselektronik robuste Gehäuse
von Rose. So hausen namhafte Hersteller von Windenergie-Anlagen
(WEA) die Frequenzumrichter am Generator mit Gehäusesystemen
aus Porta Westfalica ein. Auch die Elektronik des Windmessers,
des Pitch-Systems, der Bremsanlage sowie verschiedenster
Sensoren wird vor Witterungseinflüssen entsprechend
geschützt. An vielen PV-Anlagen halten ebenfalls Aluminiumgehäuse
Wind und Feuchtigkeit vom Steuerungssystem der Nachführeinheit
fern.
REGELTECHNIK MUSS SICHER SEIN
Nach der Stromerzeugung ist die Elektrolyse der nächste Schritt
im Herstellungsprozess von grünem Wasserstoff. Im sogenannten
Elektrolyseur wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoffund
Sauerstoffmoleküle aufgespalten. Für den reibungslosen Betrieb
der Anlagen sorgen unter anderem Pumpen, die das Wasser
in die Elektrolysezelle befördern, Wasseraufbereitungssysteme,
14 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
TRENDTHEMA EX- UND BRANDSCHUTZ
Die ersten
LNG-Terminals
in Deutschland
wurden mit
Ex-Gehäusen
von Rose
ausgestattet
Gasreiniger, Transformatoren und Gleichrichter. Aber auch Gaskühler,
Gasverdichter und Sensoren sind Bestandteile. Hier muss
die erforderliche Regelungstechnik vor Umgebungseinflüssen
geschützt werden.
WASSERSTOFF IST REAKTIONSFREUDIG
Wasserstoff gehört aufgrund der genannten Eigenschaften zur
Explosionsgruppe IIC – hierzu zählen explosionsfähige Gemische,
die eine Zündenergie von <0,05 mJ benötigen. Gehäuse für
elektrische und elektronische Komponenten an Elektrolyseuren,
Pipelines oder Kavernen müssen deshalb für den Einsatz in Umgebungen
mit explosionsfähigen Gasen der Kategorie IIC geeignet
sein. Alle Ex-Gehäuse von Rose erfüllen diese Anforderungen
und sind in unterschiedlichen Zündschutzarten erhältlich. Die
Ausführungen der Zündschutzarten Ex e und Ex i verhindern beispielsweise,
dass Funkenschlag aus dem Gehäuse in die Umgebungsatmosphäre
gelangt.
DRUCKFESTE KAPSELUNG HÄLT EXPLOSION
IM GEHÄUSE
Noch robuster sind die Ex d-Gehäuse: Sie verfügen über eine
Druckkapselung, die dafür sorgt, dass sich eine Explosion im Gehäuse-Innern
nicht nach außen ausbreiten kann. Darüber hinaus
werden Funken, Flammen und heiße Gase durch einen Zündschutzspalt
so weit abgekühlt, dass sie eine möglicherweise explosionsfähige
Atmosphäre in der Umgebung nicht mehr entzünden
können. Sie haben für die Betreiber von Anlagen der Wasserstoff-Infrastruktur
aber noch einen weiteren Vorteil: Da die Gehäuse
bereits einen sehr hohen Explosionsschutz bieten, ist in
ihrem Inneren die Verwendung ganz normaler Bauteile ohne Ex-
Zertifizierung erlaubt.
VON DER KONFEKTIONIERUNG BIS HIN
ZUR OBERFLÄCHENVEREDELUNG
Rose fertigt aber nicht nur eine große Auswahl an Ex-Gehäusen.
Das Unternehmen übernimmt auf Wunsch auch deren Bestückung
mit kundenspezifischen Komponenten wie Schalter, Taster,
Klemmen oder Kabelverschraubungen. Einige der Teile, beispielsweise
explosionsgeschützte Taster, werden sogar selbst produziert.
„Fast alle Kunden im Ex-Bereich lassen ihre Gehäuse von
uns konfektionieren“, erzählt Vertriebsleiter Heiko Felsmann.
„Wir kümmern uns bei Bedarf auch um die Beschaffung der elektrischen
und elektronischen Bauteile – der Anwender bekommt
also alles aus einer Hand.“ Neben Konfektionierung und Sourcing
zählt zudem die mechanische Bearbeitung sowie die Oberflächenveredelung
der Gehäuse zum Service. Möchten Kunden
Gehäuse oder Komponenten selbst zertifizieren lassen, unterstützen
Heiko Felsmann und seine Kollegen sie gerne dabei und
stellen einen schnellen, effizienten Ablauf der Zulassung sicher.
DER BEDARF STEIGT
In den kommenden Jahren wird Prognosen zufolge die Nachfrage
nach Wasserstoff weltweit rasant steigen. Vor allem energieintensive
Branchen wie die Chemie-, Stahl-, Zement- und Glasindustrie
wollen mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff fossile Energieträger
ersetzen. Rose Systemtechnik bietet für den Schutz der
Steuerungstechnik von Elektrolyseuren, Gaskompressoren, Pipelines
und Kavernen schon heute die passenden Gehäuse-Lösungen.
Das Unternehmen produziert nicht nur an drei europäischen
Standorten, sondern auch in Indien. Die Fertigung dort
versorgt Ausrüster und Betreiber von Wasserstoff-Anlagen in der
ganzen Welt mit Ex-Gehäusen nach deutschem Standard.
Bilder: Rose Systemtechnik
www.rose-systemtechnik.com
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Rose Systemtechnik GmbH
Erbeweg 13-15, 32457 Porta Westfalica
E-Mail: rose@rose-pw.de
AUTORIN
Katharina Lange, Leitung Marketing
ROSE Systemtechnik GmbH
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 15
VERFAHREN UND ANLAGEN
MODERNE WASSERAUFBEREITUNGSTECHNOLOGIEN
ERMÖGLICHEN DIE WIEDERVERWENDUNG VON ABWASSER
BIER AUS HOCHWERTIG
AUFBEREITETEM ABWASSER
Mülltrennung und Recycling sind in Deutschland
schon lange normal. Doch wie sieht es mit
der Wiederverwendung von Abwasser aus?
Xylem und die Technische Universität München
zeigen mit ihrem Bier Reuse Brew das Potenzial
fortschrittlicher Technologien zur Abwasserbehandlung
auf.
Zwei Milliarden Menschen haben keinen sicheren Zugang
zu Trinkwasser. Auch in Deutschland hat eine
Wasserknappheit wie im Sommer 2022 bereits zu Einschränkungen
geführt. Studien zeigen, dass die großen
deutschen Flüsse oft mehr als 50 Prozent behandeltes Abwasser
führen, was die Wasserqualität beeinflusst (Karakurt et al., 2018).
Dabei ist Abwasser eine attraktive Quelle, da es ständig verfügbar
ist. Seine Aufbereitung und Wiederverwendung ist im Vergleich
zur Meerwasserentsalzung oder dem Transport über weite
Strecken aus Talsperren oft die nachhaltigere sowie kostengünstigere
Lösung (Horstmeyer & Drewes, 2015). Unternehmen wie
Xylem setzen genau hier an: Durch ein mehrstufiges Aufbereitungskonzept
kann Wasser so weit gereinigt werden, dass eine
Wiederverwendung zur Bewässerung oder sogar als Trinkwasserressource
möglich ist. In Windhoek, Namibia wird bereits seit
den 1960er-Jahren auf eine Kombination aus Flockung, Flotation,
Ozonierung, biologisch aktivierte Aktivkohlefilter (BAK), granulierter
Aktivkohlefiltration (GAK), Ultrafiltration und einer abschließenden
Desinfektion gesetzt, um aus gereinigtem Abwasser
wieder Trinkwasser zu gewinnen.
WEITERGEHENDE ABWASSERBEHANDLUNG
Für eine weitergehende Behandlung von sekundären oder tertiären
Abwässern zur Wiederverwendung als Trinkwasser, meist
über die Einleitung in einen Grundwasserleiter oder ein Reservoir
(indirect potable reuse, IPR), werden zwei grundlegende
Konzepte unterschieden:
Membranverfahren (Umkehrosmose): Bei der weitergehenden
Behandlung mit Membranverfahren ist die Umkehrosmose
der zentrale Reinigungsschritt, meist in Kombination mit einer
Ultra- oder Mikrofiltration als Vorbehandlung und einer abschließenden
UV-Desinfektion oder weitergehenden Oxidation. Dieses
Verfahren liefert Wasser höchster Qualität, ist jedoch energieintensiv
und erzeugt ein Konzentrat, dessen Entsorgung insbesondere
an Binnenstandorten eine Herausforderung darstellt.
Behandlung ohne Umkehrosmose: Alternative Konzepte ohne
Umkehrosmose kombinieren in der Regel verschiedene Verfahren
wie die Ozonierung, BAK und GAK, oft ergänzt durch eine
abschließende Desinfektion. Diese Kombination ist günstiger im
Betrieb und durch die Vermeidung von Konzentraten vor allem
für Binnenstandorte interessant.
Für eine direkte Wiederverwendung als Trinkwasser, also eine
direkte Einleitung in das Wasserwerk oder das Verteilungsnetz,
wird in Kalifornien die Integration von Ozonierung und BAK als
zusätzliche Barriere zur Membran-basierten Wasseraufbereitung
definiert. Ein Projekt, das dieses Aufbereitungskonzept umsetzt,
ist die San Diego North City Pure Water Facility, die eine von Xylem
gelieferte Ozonanlage sowie K143 UV-Reaktoren für die weitergehende
Oxidation mit UV-Strahlung und Chlor einsetzt.
VOM ABWASSER ZUM TRINKGENUSS
Dass moderne Wasseraufbereitungstechnologien die Wiederverwendung
als Trinkwasser ermöglichen, zeigt das Projekt Reuse
Brew von Xylem und der Technischen Universität München. Hier
wird mit nachhaltigen Lösungen zur Wasseraufbereitung den zunehmenden
Herausforderungen des Klimawandels und der Wasserknappheit
begegnet. Die Reise des Bieres beginnt mit einer
Ressource, die in jeder Stadt vorhanden ist: Abwasser. Das gereinigte
Abwasser wird auf der Kläranlage Weißenburg zur Elimination
von organischen Mikroschadstoffen mit Ozonierung und
BAK behandelt. Durch Nanofiltration und Oxidation mit Xylems
Mipro Advanced Oxidation Process (Mipro AOP) wird es im Pilotmaßstab
so aufbereitet, dass es nicht nur trinkbar ist, sondern
auch höchste Sicherheitsstandards übertrifft.
Konventionelle Abwasserbehandlung: Die konventionelle
Abwasserbehandlung besteht aus einer mechanischen und biologischen
Behandlung zur Abtrennung von Feststoffen sowie zur
Entfernung von organischen Stoffen, Phosphor und Stickstoff.
Das gereinigte Abwasser ist für die Einleitung in Oberflächengewässer
geeignet, enthält jedoch noch organische Mikroverunreinigungen
und pathogene Mikroorganismen.
Ozonierung: In der bayerischen Stadt Weißenburg ist die erste
Kläranlage Bayerns in Betrieb, die über eine zusätzliche Behandlung
zur Entfernung organischer Mikroverunreinigungen verfügt.
Das Ozonierungssystem Wedeco SMO Evo von Xylem wird eingesetzt,
um die in der überarbeiteten EU-Richtlinie zur Behandlung
von kommunalem Abwasser festgelegten Indikatorchemikalien
um mehr als 80 Prozent zu eliminieren. Darüber hinaus bietet die
16 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
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VERFAHREN UND ANLAGEN
Ozonierung eine zusätzliche Desinfektion mit einer Inaktivierung
von Bakterien und Viren von über 99 Prozent.
Biologische Aktivkohlefiltration (BAK): Auf die Ozonierung
folgt ein Filter, der mit Mikroorganismen besiedelt ist und als biologische
Stufe zum Abbau der während der Ozonierung gebildeten
biologisch abbaubaren Produkte dient. Zusätzlich werden
durch Adsorption an die Aktivkohle weitere organische Mikroverunreinigungen
entfernt.
Nanofiltration: Eine Hochdruck-Membranfiltration (DOW-
Filmtec NF 4040) wird eingesetzt, um den Salzgehalt des Wassers
zu reduzieren, Mikroverunreinigungen zu entfernen und Krankheitserreger
sowie andere mikrobielle Verunreinigungen abzutrennen.
Während viele Systeme zur Trinkwasserwiederverwendung
auf Umkehrosmose setzen, bietet die Nanofiltration hier eine
energieeffizientere Alternative.
Oxidationsverfahren: Die letzte Sicherheitsbarriere ist die
weitergehende Oxidation, bei der Wasserstoffperoxid und UV-
Veranschaulichung der
fortgeschrittenen
Behandlungsverfahren für
das Reuse Brew
ABWASSER IST DURCH SEINE
STÄNDIGE VERFÜGBARKEIT EINE
ATTRAKTIVE QUELLE
Strahlung eingesetzt werden, um Hydroxylradikale zu erzeugen,
die weitere 90 Prozent der Restchemikalien entfernen und Krankheitserreger
zu 99,9999 Prozent inaktivieren können (6 log removal
values, LRV). Die Oxidation wird mit einer H 2
O 2
-Konzentration
von 1 ppm und zwei Durchgängen durch den UV-Reaktor mit
einer UV-Dosis von etwa 3000 mJ/cm 2 durchgeführt.
GEPRÜFTE QUALITÄT
Um die hohen Anforderungen der öffentlichen Gesundheit zu gewährleisten,
werden stetige Laboranalysen durchgeführt, um die
Robustheit der Behandlungskette gegenüber Chemikalien mit
unterschiedlichen Eigenschaften zu belegen. Das von Pecson et
al. (2015) vorgeschlagene Konzept der „four Rs – reliability, redundancy,
robustness and resilience“ (Zuverlässigkeit, Redundanz,
Robustheit und Resilienz) – bildet die Grundlage für eine
sichere Wiederverwendung. Das Ergebnis bestätigt: Die Analysen
zeigten, dass das aufbereitete Wasser gemäß den Anforderungen
der Trinkwasserrichtlinie keine mikrobiellen Verunreinigungen
enthält. 26 der 29 gemessenen organischen Mikroverunreinigungen
wurden im Ablauf der Vorbehandlung auf der
Kläranlage nachgewiesen. Obwohl keine der nachgewiesenen
Verbindungen vollständig entfernt wurde, konnten die Gesamtkonzentrationen
durch die konventionelle biologische Behandlung
erheblich reduziert werden. Durch Ozonierung wurden fünf
Verbindungen unterhalb der Bestimmungsgrenzen entfernt, darunter
die stark ozonreaktiven Verbindungen Carbamazepin und
Diclofenac. Trotz der langen Betriebszeit der Aktivkohle wurden
die Mikroverunreinigungen noch teilweise entfernt. Nach der
Nanofiltration konnten nur sechs Verbindungen nachgewiesen
werden, darunter Benzotriazol und Methylbenzotriazol in einer
Konzentration von 600 ng/l beziehungsweise 360 ng/l. Der abschließende
UV/H 2
O 2
-Oxidationsprozess entfernte diese Verunreinigungen
wirksam. Die einzige Verbindung, die im behandelten
Wasser nachgewiesen wurde, war das Flammschutzmittel
TCEP in einer Konzentration von nur 13 ng/l.
Bilder: Xylem
Literatur:
J.E. Drewes, N. Horstmeyer (2016). Recent Developments in Potable Water Reuse,
Handbook of Environmental Chemistry, 10.1007/698-2015-341
Karakurt, S., Schmid, L., Hübner, U., Drewes, J.E. (2019). Dynamics of wastewater
effluent contributions in streams and impacts on drinking water supply via
riverbank filtration in Germany-A national reconnaissance. Environ. Sci. Technol.
53 (11), 6154-6161.
Pecson, B.M., Trussell, R.S., Pisarenko, A.N. and Trussell, R.R. (2015). Achieving
reliability in potable reuse: The four Rs. J. - Am. Water Works Assoc. 107(3), 48-58
Trussell, R.S., Pisarenko, A.N. (2024). Process benefits of ozone/BAC as
pretreatment to membrane-based advanced treatment for direct potable reuse,
Water Reuse 14 (2), 146–159
World Health Organization (2017). Potable reuse: guidance for producing safe
drinking-water. World Health Organization. https://iris.who.int/handle/10665/258715.
www.xylem.com
AUTOR
Dr. Uwe Hübner, Senior Sales & Process
Engineer, Water Reuse & AOP
Xylem Water Solutions Deutschland GmbH
CARLSBERG SETZT AUF MODERNE ABFÜLLTECHNOLOGIE
IN EIGENREGIE
Carlsberg Bulgarien füllt sein Bier am Standort Blagoewgrad seit kurzem
selbst in Getränkedosen ab. Die von KHS gelieferte Anlage überzeugt
neben ihrer Kompaktheit durch einfache Bedienung und Wartung.
Ein umfassender Servicevertrag rundet das Portfolio ab.
Sie sind mit den
Leistungswerten
der Anlage zufrieden:
Metodi Stoyanov (links),
Carlsberg Bulgarien
und Plamen Zhelev,
KHS
Bei Carlsberg hat die Herstellung von Bier Tradition: 1882
eröffnet der Brauer Franz Milde in der ostbulgarischen
Stadt Schumen eine der heute ältesten Brauereien des
Landes. 1944 verstaatlicht, produziert Shumensko Pivo,
wie das Unternehmen sich nennt, in den Sechzigerjahren jährlich
rund 350.000 Hektoliter Bier – unter anderem mithilfe einer
aus der ehemaligen DDR importierten Abfüllanlage. 1999 reprivatisiert,
wird Shumensko 2002 Teil der Carlsberg Gruppe – zusammen
mit der 1967 gegründeten Pirinsko Pivo. In Blagoewgrad
nahe der Grenze zu Nordmazedonien und Griechenland ansässig,
braut diese 1980 bereits circa 400.000 Hektoliter Bier.
2004 schließlich unter dem Namen Carlsberg Bulgarien fusioniert,
entsteht eines der führenden Getränkeunternehmen im
Land. Heute werden in beiden Betrieben zusammen weit über
2 Millionen Hektoliter abgefüllt. Dazu zählen die beiden lokalen
Traditionsbiere Pirinsko – Marktführer im heimischen Markt –
und Shumensko, das den dritten Rang belegt. Das internationale
Portfolio umfasst zudem die dänische Premiummarke Tuborg,
das mit tschechischem Hopfen gebraute Žatecký, sowie 1664
Blanc, Budweiser, Erdinger und Grimbergen, die das Unternehmen
vertreibt. Somersby Cider und das Biermischgetränk Garage
runden das vielfältige Sortiment ab.
„Heute sind wir nach Menge und Wert der führende heimische
Bierproduzent“, sagt Metodi Stoyanov, der sich vor Ort als Integrated
Supply Chain Director für Lieferkettenmanagement und
Produktionsoptimierung verantwortlich zeichnet. „In unserer
Branche zählen wir zu den dynamischsten und am schnellsten
wachsenden Abfüllbetrieben.“ Über die Hälfte ihrer Produkte
füllt die Brauerei in PET-Flaschen ab. Bei rund einem Viertel
kommen Mehrweg-Glasflaschen zum Einsatz. Stark zugelegt hat
in den letzten Jahren insbesondere die Getränkedose.
ABFÜLLUNG – DO IT YOURSELF
DER KOMPAKTE KURZZEITERHITZER
SORGT FÜR EINEN BESSEREN
GESCHMACK DER BIERE
Wurden die abgefüllten Bierdosen bisher importiert, verfügt
Carlsberg seit Januar 2023 in Blagoewgrad erstmalig über eine
eigene Linie. Die von KHS gelieferte und installierte Anlage hat
eine Leistung von bis zu 40.000 der 500- und 550-ml- beziehungsweise
60.000 der 330-ml-Dosen pro Stunde. Mit der neuen Linie
ist Stoyanov äußerst zufrieden. „Im Vergleich zu PET und Glas
benötigen wir für die Dosenabfüllung deutlich weniger Platz. Angesichts
unserer beengten räumlichen Verhältnisse ist das natürlich
vorteilhaft. Und die Maschinen von KHS sind weniger komplex,
was ihre Bedienung und Wartung insgesamt erleichtert.
Entsprechend glatt und störungsfrei läuft die Produktion. Besonders
glücklich bin ich über die hohe Effizienz: Wir erzielen eine
OEE von 76 Prozent“, sagt Stoyanov.
Effizient abgelaufen ist auch die gesamte Installation, trotz
widriger Umstände: „Der Start des Projektes erfolgte während der
Nachwehen der Covid-Zeit mit den bekannten Herausforderungen
in der Lieferkette“, erinnert sich Stoyanov. „KHS war für uns
hier ein sehr gut organisierter und zuverlässiger Partner. Nach
Lieferung aller Teile wurde der Zeitplan für Montage und Inbetriebnahme
exakt eingehalten, obwohl wir unsere neue Halle parallel
noch fertigstellen mussten.“
18 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
VERFAHREN UND ANLAGEN
01 Die neue Anlage füllt bis zu 60.000 Dosen pro Stunde
02 Der Kurzzeiterhitzer steht für geringen Platzbedarf
und niedrigen Energieverbrauch
03 Im Kompaktwärmer werden die kaltgefüllten Dosen mit warmem
Wasser berieselt, um sie auf 20 bis 28 °C zu erwärmen
GESCHMACKVOLL UND EFFIZIENT
Anders als die meisten Dosenlinien, die für mikrobiologische Sicherheit
auf Tunnelpasteure setzen, entschied man sich in Bulgarien
bewusst für den KHS-Kurzzeiterhitzer Innopro KZE. „Wir
füllen keine sensitiven Getränke ab, für die wir einen Pasteur
brauchen würden“, erklärt Stoyanov. „Dank unserer hohen Hygienestandards
bei der Abfüllung können wir auf allen unseren Anlagen
stattdessen Kurzzeiterhitzer nutzen. Das sorgt für einen
besseren Geschmack unserer Produkte. Der Platzbedarf ist deutlich
geringer. Und dank des schnelleren Wärmeübergangs verbrauchen
wir weniger Energie.“ Überhaupt ist Stoyanov begeistert
davon, dass der Energieverbrauch der neuen Linie insgesamt
sehr niedrig ist. Alle Leistungswerte entsprechen genau seinen
Erwartungen, wie er zufrieden feststellt.
01
QUALITÄT UND HYGIENE SICHERN
Nach dem Füllprozess laufen die Dosen durch den KHS-Kompaktwärmer
Innopas WICG. Frank Schneidermann, Global Key
Account Manager bei KHS, erklärt, warum: „Mit unserem Kompaktwärmer
werden die mit 8 bis 10 °C kaltem Bier gefüllten Behälter
auf 20 bis 28 °C erwärmt. Das verhindert die Bildung von
Kondenswasser, das die Pappe von Trays und Zwischenlagen auf
der Palette durchfeuchten und zu unhygienischer Schimmelbildung
führen kann. Zudem können nass gewordene Kartonagen
die Stabilität der Paletten beeinträchtigen und deren einwandfreie
Lagerung und sicheren Transport gefährden. Angesichts immer
anspruchsvollerer Logistik ist das ein wichtiges Thema –
auch bei Carlsberg Bulgarien, wo die Gebinde nach Verlassen der
Linie mittels Palettenlift in einen 4 m unter der Halle liegenden
Lagerbereich transportiert werden.“
02
SERVICEPAKET INKLUSIVE TRAININGS
UND FERNWARTUNG
Damit die Maschinen langfristig leistungsfähig bleiben, wurde
zusätzlich ein Servicevertrag mit dreijähriger Laufzeit abgeschlossen.
Dieser schließt vorausschauende Instandhaltung
ebenso ein wie ReDiS, den Remote Service, der es erlaubt, Störungen
direkt und schnell auch aus der Ferne zu beheben – unabhängig
von einem KHS-Servicemitarbeitenden vor Ort.
„Die zuverlässige und kontinuierliche Unterstützung durch den
KHS-Service ist für uns von besonderer Bedeutung. Schließlich
sind wir in puncto Dosenabfüllung Neulinge und mit dem Knowhow
unseres Technologiepartners sichern wir so unsere Produktion
erst einmal ab“, betont Stoyanov. Zwar gehören auch Trainings
zum Servicepaket, aber er ist davon überzeugt, dass seine
Bediener am meisten lernen, wenn sie den KHS-Servicetechnikern
über die Schulter schauen und ihre in der Theorie erworbenen
Kenntnisse in der Praxis anwenden können.
Bilder: Frank Reinhold
www.khs.com
03
UNTERNEHMEN
KHS GmbH
Juchostraße 20, 44143 Dortmund
Tel. 049231 5690
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 19
VERFAHREN UND ANLAGEN
MASSGESCHNEIDERTE FILTERSYSTEME FÜR DIE AUFBEREITUNG VON REINSTWASSER
WEGBEGLEITER DER
WASSERSTOFFPRODUKTION
Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie
der Energiewende. Für eine
effiziente Elektrolyse ist Reinstwasser
essenziell. Wolftechnik bietet
maßgeschneiderte Filtrationslösungen,
die für eine zuverlässige Wasseraufbereitung
sorgen und die Effizienz von
Elektrolyseuren maximieren.
REINSTWASSER MUSS FREI
VON IONEN, PARTIKELN UND
MIKROORGANISMEN SEIN
Die Produktion von grünem Wasserstoff erfolgt durch
Elektrolyse, bei der Wasser mithilfe von Strom aus erneuerbaren
Energiequellen in Sauerstoff und Wasserstoff
gespalten wird. Damit dieser Prozess reibungslos
und mit maximaler Effizienz abläuft, muss das verwendete Wasser
eine außergewöhnlich hohe Reinheit aufweisen. Jede noch so
kleine Verunreinigung kann die Elektrolysezellen belasten, Ablagerungen
verursachen und die Lebensdauer der Anlage erheblich
verkürzen. Die Filtersysteme von Wolftechnik leisten hier
einen entscheidenden Beitrag, indem sie Partikel, Mikroorganismen
und gelöste Stoffe entfernen und damit für eine gleichbleibend
hohe Wasserqualität sorgen.
FILTRATION IN MEHREREN SCHRITTEN
Die Filtration beginnt bereits im ersten Schritt der Wasseraufbereitung,
wo grobe Schwebstoffe und Partikel entfernt werden.
Hier kommen WFPPA- und WFMLP-Faltelemente von Wolftech
nik zum Einsatz, die mit ihrer hohen Schmutzaufnahmekapazität
eine effiziente Vorfiltration ermöglichen und die nachgelagerte
Umkehrosmoseanlage vor Verunreinigungen schützen. In der
Anlage wird das Wasser durch eine semipermeable Membran gepresst,
wodurch bis zu 99 Prozent der gelösten Ionen, organischen
Verbindungen und Mikroorganismen entfernt werden.
Dieser Schritt reduziert den Salzgehalt des Wassers erheblich
und erzeugt sogenanntes Reinwasser. Um eine noch höhere
Reinheit zu erreichen, durchläuft das Wasser anschließend eine
Deionisierung. Hierbei werden gelöste Anionen und Kationen
entfernt, um die Leitfähigkeit auf ein Minimum zu reduzieren.
Besonders wichtig ist in diesem Prozessschritt der Einsatz von
Tiefenfilterkerzen vom Typ CP und CP2, die Partikel aus dem
Wasser filtern und dadurch die empfindlichen Ionentauscher vor
Verunreinigungen schützen. Das Ergebnis ist nahezu vollständig
reines Wasser mit einer Leitfähigkeit von maximal 0,055 μS/cm –
ein essenzieller Wert für die Elektrolyse. Im letzten Schritt wird
das Reinstwasser einer abschließenden Sterilfiltration unterzogen.
WFPES-E Membranfilterkerzen sorgen dafür, dass selbst
feinste Mikroorganismen und Partikel entfernt werden, sodass
das Wasser die erforderliche Qualität für die Wasserstoffproduktion
erreicht. Diese abschließende Filtration ist entscheidend für
die langfristige Betriebssicherheit des Elektrolyseurs, da sie Ablagerungen
verhindert und so die Effizienz des gesamten Prozesses
gewährleistet. Da Reinstwasser aufgrund seines Fehlens gelöster
Ionen besonders aggressiv ist, werden in der gesamten Aufbereitungsanlage
ausschließlich hochbeständige Materialien eingesetzt.
Wolftechnik bietet hierfür Edelstahlgehäuse wie die hochglanzpolierten
WS-Sanitary-Gehäuse oder die selbststehenden
WTKF-Edelstahlgehäuse an, die höchsten hygienischen und
mechanischen Anforderungen gerecht werden. Die Gehäuse
gewährleisten eine sichere und langlebige Filtration für alle
Prozessschritte.
Bild: Martin Wolf Wagner
www.wolftechnik.de
UNTERNEHMEN
Wolftechnik Filtersysteme GmbH & Co. KG
Malmsheimer Straße 67
71263 Weil der Stadt
Tel. 07033 7014-0
E-Mail: info@wolftechnik.de
20 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
VERFAHREN UND ANLAGEN
KONTINUIERLICH ARBEITENDER
DISPERGIERER
Bei der Ystral Coflow
werden pulverförmige
Feststoffe über volumetrisch
oder gravimetrisch
arbeitende Feststoffdosiersysteme
in Flüssigkeitsströme
kontrolliert
und mengenproportional
eingetragen, gemischt und
dispergiert. Die Pulverstoffe
und Flüssigkeiten werden in einer Vormischzone
zusammengeführt, über ein Rotor-Stator-System
erfolgt dann die Feindispergierung, wobei die
Dispergierwerkzeuge je nach Applikation in
unterschiedlichen Schlitzbreiten ausgeführt sein
können. Über einen zwischen der Vormischzone
und der Rotor-Stator-Zone verbauten Inducer
erfährt das Produkt dabei eine Druckerhöhung.
Diese Druckveränderung bewirkt eine Separierung
der mit dem Pulver eingetragenen Luft und damit
einen geringeren Restluftgehalt im Produkt.
Zudem dient der Inducer als axiale Pumpstufe, um
auch höherviskose Produkte bearbeiten und aus
der Dispergierstufe herauspumpen zu können. Vor
allem ist die kontinuierlich arbeitende Pulverbenetzungs-
und Dispergiermaschine für Produkte
geeignet, die in Großserien hergestellt werden,
bzw. in großen Volumina gefertigt werden sollen.
www.ystral.com
EFFIZIENTE STOFFTRENNUNG MIT
FALTENBALGPULSATOREN
In der Chemie- und
Pharmaindustrie
müssen häufig
Stoffgemische
separiert werden.
Wenn die zu
trennenden
Substanzen etwa
ähnliche Siedepunkte aufweisen oder der Energieaufwand
minimiert werden soll, kommen übliche Extraktionsverfahren
jedoch schnell an ihre Grenzen. Stattdessen sind Extraktionsverfahren
technisch und wirtschaftlich sinnvoll, bei denen die
Stoffgemische in Extraktionskolonnen zum Pulsieren gebracht
werden. Mit Lewa-Pulsatoren können Extraktionskolonnen
von bis zu 18 m Säulenhöhe beschickt werden, wobei bisher
Hubvolumina zwischen 0,2 und 28 l bei Hubfrequenzen
zwischen 20 und 160 Hüben pro Minute realisiert wurden.
Große Hubvolumina werden von Lewa in den neuesten
Anlagen durch elektronische Synchronisation von einzelnen
Pulsatoren erreicht. Die Faltenbälge werden mit hohem
Wirkungsgrad durch mechanische Triebwerke aus dem
Lewa-Baukastensystem angetrieben. Wegen des robusten
Aufbaus kann der Faltenbalg-Pulsator im Dauerbetrieb
arbeiten. Die fluidberührten Komponenten bestehen aus
hygienischem Edelstahl und PTFE. Zusätzlich verlängert ein
Gaspolster-gestütztes Druckausgleichssystem die Lebensdauer
des Faltenbalgs und minimiert die notwendige Antriebsenergie
zum Auslösen der Pulsationen.
www.lewa.de
READY-TO-USE-NESTSPRITZEN
SCHONEND ABFÜLLEN
Syntegon führt seine
neue Anlage für die
Abfüllung von Readyto-use-Nestspritzen
im
Markt ein: Mit der MLD
Advanced bedient das
Unternehmen die
steigende Nachfrage
pharmazeutischer Hersteller nach einer Lösung im
hohen Ausbringungsbereich mit 100-prozentiger
In-Prozess-Kontrolle (IPK). Die von vielen Spritzenlinien
bekannten automatischen Beutel- und
Tuböffner sorgen mittels No-Touch-Transfer für die
aseptische Einbringung der Spritzen in den
Füllbereich. Die Vereinzelung aus dem Nest erfolgt
ebenfalls automatisch und ohne Glas-zu-Glas-
Kontakt über die vom Unternehmen entwickelte
Pharma Handling Unit, die die Behältnisse in die
dafür vorgesehene Spreizstation platziert. Dort
werden die Objekte auf den Maschinentisch
gebracht und anschließend in die Clips des
Maschinentransports platziert. Nach der Leerverwiegung
mittels 100-prozentiger IPK gelangen die
Behältnisse in die Füllstation.
www.syntegon.com
UNIVERSALSCHIEBER IN
KOMPAKTEM DESIGN
Coperion hat den Absperrschieber
FFU für den kontrollierten
Materialfluss von Schüttgütern
aus Silos und Behältern zu
nachgelagerten Prozessschritten
entwickelt. Dieser Schieber eignet sich für eine Vielzahl
von Anwendungen in unterschiedlichsten Industrien, wie zum
Beispiel in der chemischen und Kunststoffindustrie, und
überzeugt durch eine kompakte, aber dennoch sehr robuste
Bauweise. Eine Besonderheit des Absperrschiebers besteht
darin, dass er nicht nur während des Materialflusses, sondern
in der Regel auch bei stehender Produktsäule sicher und
zuverlässig schließt. Dadurch ist der Schieber auch für
anspruchsvolle Einsatzmöglichkeiten bestens geeignet. Der
Schieber sichert Anlagenbetreibern eine zuverlässige technische
Lösung, die sich zudem aufgrund der durchdachten
Konstruktion durch einfache Installation und Wartung
auszeichnet. Coperion fertigt den Absperrschieber im Feingussverfahren,
um ein kompaktes und leichtes Design zu
ermöglichen. Die intelligent gestaltete Geometrie, ausgewählte
Führungselemente sowie die Abdichtungsform stellen
sicher, dass der Universalschieber FFU für unterschiedlichste
Anforderungen in einer Vielzahl von Anwendungen, wie auch
in explosionsgefährdeten Bereichen, eingesetzt werden kann.
www.coperion.com
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 21
KOMPONENTEN UND SYSTEME
KONISCHE EXZENTERSCHNECKENPUMPE
IN DER KERAMIKPRODUKTION
HOCHVISKOSE, ABRASIVE
MEDIEN? – KEIN PROBLEM
Ob als Vase oder als Teekanne: Keramik
begegnet uns in vielen Alltagssituationen.
Bis das fertige Produkt auf dem Tisch steht, hat
es einen anspruchsvollen Herstellungsprozess
durchlaufen. Ein wichtiges Element dabei ist
Keramikschlicker. Das Wasser-Mineral-Gemisch
wird für die Herstellung von Keramikerzeugnissen
benötigt. Um es zuverlässig im Rahmen
der einzelnen Verfahrensschritte zu fördern,
kommt es auf die richtige Pumptechnik an.
Die breiige bis zähflüssige Konsistenz von Keramikschlicker
beansprucht die Förderelemente beim Pumpen
stark. Gefordert sind leistungsstarke, robuste Industriepumpen
wie die Exzenterschneckenpumpe HiCone
von Vogelsang. Sie lässt sich flexibel an die Betriebsparameter
anpassen, fördert Medien schonend und ist wartungsarm und
widerstandsfähig.
KONISCHE ROTOR-STATOR-GEOMETRIE:
NACHSTELLEN STATT TEILEWECHSEL
TEMPERATURSCHWANKUNGEN EINFACH
AUSGLEICHEN
Dehnt sich das Gummi im Stator aufgrund hoher
Temperaturen aus, dann kommt es zu einer erhöhten
Klemmung zwischen Rotor und Stator. Um diese zu
verringern, wird der Rotor zurückgezogen. Sinkt die
Temperatur wieder, zieht sich das Gummi im Stator
zusammen. In der Folge reduziert sich die Klemmung
und die Förderleistung sinkt. In diesem Fall wird der
Rotor weiter hereingeschoben, bis die gewünschte
Klemmung wieder erreicht ist.
DIE EXZENTERSCHNECKENPUMPE
IST AUF DRÜCKE VON BIS ZU
ZWÖLF BAR AUSGELEGT
Von herkömmlichen Exzenterschneckenpumpen unterscheidet
sich die HiCone insbesondere durch die konische Form von
Rotor und Stator. Entsteht in Folge von Verschleiß ein Spalt zwischen
den beiden Teilen, lässt sich dieser im laufenden Betrieb
kompensieren: Der Rotor wird axial nachgestellt. Danach erreicht
die Pumpe wieder die gleichen Eigenschaften wie im Neuzustand.
Eine konstante Förderleistung bei hohem Wirkungsgrad
ist somit sichergestellt. Unnötiges Drücken und Quetschen des
Stator-Gummis, um die interne Abdichtung wieder herzustellen,
entfällt ebenso wie ein zeit- und kostenintensiver Teilewechsel –
erhöhte Effizienz und entlastetes Personal sind die Folge.
Durch das formgenaue Nachstellen ist die Standzeit der
HiCone im Vergleich zu einer herkömmlichen Exzenterschneckenpumpe
bis zu viermal so hoch. Wartungseinsätze sind seltener
nötig und besser planbar. Denn über ein „Real Time Monitoring“
kann sich der Anwender kontinuierlich über den Zustand
der Pumpe informieren. Sinkt bei klassischen Exzenterschneckenpumpen
die Förderleistung plötzlich drastisch ab, ist meist
ein kurzfristiger Austausch der Förderelemente erforderlich. Bei
der HiCone ist zunächst nur ein axiales Nachstellen des Rotors
notwendig.
Insbesondere für Industrieunternehmen mit Pumpen im
Remote-Einsatz bringt dies Vorteile mit sich: Ist die HiCone mit
der elektrischen Nachstellung ausgestattet und mit der Fernwarte
verbunden, kann das Betriebspersonal von der Leitwarte aus
den Verschleißzustand der Pumpe auf seinen Monitoren
beobachten und erfassen. Dadurch sind Wartungseinsätze sehr
genau planbar. Zusätzlich kann bei Bedarf von der Leitwarte aus
auch nachgestellt werden – und das ganz ohne zeitaufwändige
Anfahrt und Wartung.
22 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
Sollte nach einer langen Einsatzzeit doch mal ein Teilewechsel
notwendig sein, haben Anwender die Möglichkeit, diesen vorausschauend
zu planen und einfach durchzuführen. Denn durch
das integrierte QuickService-Konzept ist der Teilewechsel bei der
HiCone innerhalb kurzer Zeit erledigt.
SCHWANKENDEN BETRIEBSPARAMETERN
STANDHALTEN
Darüber hinaus ist die HiCone auf Drücke von bis zu zwölf bar
ausgelegt. Durch das clevere Einstellsystem lässt sie sich zudem
individuell an die jeweiligen Betriebsparameter wie Druck, Temperatur
oder Viskosität anpassen, indem Rotor und Stator optimal
zueinander positioniert werden: so hoch wie nötig und so
niedrig wie möglich. Sind Rotor und Stator bestmöglich auf zum
Beispiel hohe Drücke oder Temperaturen eingestellt, reduziert
sich der Anpressdruck zwischen den Förderelementen und damit
der Verschleiß auf das notwendige Minimum.
KOSTEN REDUZIEREN, ENERGIEEFFIZIENZ
STEIGERN
Auch in puncto Nachhaltigkeit überzeugt die HiCone: Die Pumpe
arbeitet besonders energieeffizient. Dafür sorgt die intelligente
Anfahrautomatik. Üblicherweise wird bei Exzenterschneckenpumpen
die Größe des Antriebmotors von dem hohen Anfahrmoment
bestimmt. Durch die einstellbare Klemmung zwischen
Rotor und Stator genügt für das Anlaufen der Pumpe ein Motor
mit geringerer Leistung als bei herkömmlichen Exzenterschneckenpumpen.
Aufgrund des Zusammenspiels von intelligenter
Anfahrautomatik und einstellbarer Klemmung reduziert sich das
Drehmoment beim Hochfahren der Pumpe auf ein Minimum,
der Strombedarf sinkt. Der Anfahrprozess erfolgt ohne zusätz-
Dank der speziellen konischen Rotor- und
Stator-Geometrie lässt sich die Klemmung
zwischen den Förderelementen auf das
minimal erforderliche Niveau reduzieren.
Die HiCone-Exzenterschneckenpumpe lässt
sich so optimal an veränderte Betriebsbedingungen,
wie Druck, Temperatur und
Verschleiß, anpassen.
Arne Wotrubez, Leiter Vertrieb Deutschland für
Industrie, Abwasser und Biogas bei Vogelsang
liche Steuerung. Bedingt durch den kleineren Antriebsmotor,
fällt auch der Frequenzumformer an der Pumpe kleiner aus. Das
macht die Pumpe insgesamt energieeffizienter und die Leistungselektronik
kostengünstiger.
Bilder: Vogelsang
www.vogelsang.info/de
AUTORIN
Verena Schmorleiz
Fachjournalistin aus Köln
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 23
Die Kläranlage Bangu im
Westen von Rio de Janeiro
DREHKOLBENVERDICHTER GEWÄHRLEISTEN OPTIMALE
SAUERSTOFFVERSORGUNG DES BELEBTSCHLAMMS
SAMBA IM BELEBUNGSBECKEN
Die Nereda-Technologie ermöglicht eine kosteneffiziente, nachhaltige und
platz sparende Abwasserreinigung und vereint damit die aktuellen Herausforderungen
der Branche. In Kombination mit hocheffizienten Drehkolbenverdichtern
lassen sich erhebliche Prozess-, Kosten- und Umweltvorteile erzielen. Ein Besuch
der Kläranlage Bangu in Rio de Janeiro zeigt, wie gut das funktioniert.
Wer von der Copacabana, Rios legendärem Strand,
circa eine Stunde mit dem Auto gen Nordwesten
fährt, gelangt nach Bangu, einem der bevölkerungsreichsten
Stadtteile der brasilianischen Küstenmetropole
und Heimat der viertältesten Sambaschule des Landes.
Rund 245.000 Bewohner haben hier ihr Zuhause – und seit Mai
2022 Anschluss an eine zentrale Kläranlage. 43 Millionen Liter
Schmutzwasser werden dort täglich gereinigt – und das dank
Nereda-Technologie und Drehkolbenverdichtern von Aerzen
besonders effizient, ressourcenschonend, platzsparend und
wirtschaftlich.
ÖKONOMISCHES UND ÖKOLOGISCHES
VERFAHREN
Bei Nereda handelt es sich um ein innovatives, patentiertes Verfahren
zur biologischen Abwasserreinigung, das in den Niederlanden
an der Technischen Universität Delft in Zusammenarbeit
mit dem Ingenieurbüro Royal Haskoning DHV (RHK) entwickelt
wurde. Es basiert auf dem Sequencing-Batch-Reactor-Verfahren
(SBR) und ermöglicht maximale Kapazitätserhöhung auf engstem
Raum. Der Clou ist eine spezielle aerobe granulare Biomasse.
Die große Oberfläche des Granulats lässt eine deutlich höhere
Population an abwasserreinigenden Mikroorganismen zu und
somit eine wesentlich schnellere und bessere Reinigung. Alle
Prozesse laufen gleichzeitig ab, zur Verkürzung der Zykluszeit
trägt auch die schnellere Absinkgeschwindigkeit des Belebtschlamms
bei.
Die Nereda-Technologie kombiniert Kosteneffizienz mit Nachhaltigkeit
und Kompaktheit und ist damit gegenüber herkömmlichen
biologischen Reinigungsverfahren klar im Vorteil. Nereda-
Anlagen benötigen deutlich weniger Fläche (25 Prozent kleinerer
Footprint), erzielen Energieeinsparungen von bis zu 50 Prozent,
können auf zusätzliche Chemikalien verzichten und gewährleisten
einen stabilen, wartungsarmen Betrieb mit hervorragenden
Ablaufwerten.
GROSSE KLÄRANLAGE MIT KLEINEM
FOOTPRINT
Diese Prozess- und Kostenvorteile der Nereda-Technologie haben
auch Zona Oeste Mais Saneamento überzeugt. Zona Oeste
Mais Saneamento ist eine private Konzession, die von BRK Ambiental
(Anlagenbauer) und Águas Do Brasil (zuständig für den
24 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
KOMPONENTEN UND SYSTEME
01 Für die optimale Sauerstoffversorgung im Belebungsbecken
sorgen fünf Drehkolbenverdichter
02 Drehkolbenverdichter zählen zu den effizientesten Aggregaten
für einen großen Regelbereich von 25 bis 100 Prozent
Ausbau der Abwasserentsorgung im Planungsgebiet Nr. 5 in Rio
de Janeiro) gegründet wurde. Die Kläranlage in Bangu ist für
144.000 Einwohnerwerte (EW) ausgelegt und hat eine Betriebsfläche
von 38.000 m 2 . Die Schmutzfracht wird mit einem biochemischen
Sauerstoffbedarf (BSB5) von 150 mg/l, gebundenem
Stickstoff (TN) von 35 mg/l und einem Feststoffgehalt (TSS) von
170 mg/l zugeführt und erreicht Ablaufwerte von <20 mg/l BSB5,
< 5 mg/l NH 4
und <10 mg/l TSS – eine herausragende Reinigungsleistung.
Die Vorreinigung besteht aus vier parallel betriebenen Straßen
(4 mm feine Rechen, Sandfang, Fett- und Ölabzug) mit einer Kapazität
von je 11.000.000 l/d. Der abgesetzte Sand wird über eine
horizontale und eine vertikale Schnecke in Container transportiert
und im Anschluss entsorgt. Durch die außerordentlich
kompakte Bauform kann gegenüber einer Lösung mit herkömmlichen
Vorklärbecken circa 30 Prozent an Footprint eingespart
werden. Auch die biologische Reinigungsstufe kommt mit sehr
wenig Platz aus. Die beiden Nereda-SBR-Becken verfügen über
ein Volumen von je 6.300 m 3 sowie eine Tiefe von 6,15 m und benötigen
eine Aufstellfläche von insgesamt 13.800 m 2 . Ein konventionelles
Belebungsbecken mit gleicher Kapazität an Schmutzfracht
liegt bei etwa 18.500 m² und ist somit rund 35 Prozent größer,
was wiederum zu deutlich höheren Investitionskosten führt.
DREHKOLBENVERDICHTER MIT GROSSEM
REGELBEREICH
Die Druckluft für die Biologie stellen in Bangu fünf Aerzen-Drehkolbenverdichter
vom Typ Delta Hybrid D 152S mit einer Antriebsleistung
von jeweils 200 kW zur Verfügung (Volumenstrom
zwischen 2.600 bis 6.286 Nm³/h, Druckdifferenz = 700 mbar): je
zwei Aggregate für einen SBR-Reaktor, eine Maschine dient als
Redundanz. Drehkolbenverdichter gehören zu den innovativsten
ENERGIESPARENDE UND
SERVICEFREUNDLICHE
AGGREGATE SIND DAS A UND O
Lösungen der Kompressortechnologie. Sie vereinen die Vorzüge
von Gebläse- und Verdichtertechnologie in einem System und
zählen bei weitem zu den effizientesten Aggregaten für einen großen
Regelbereich von 25 bis 100 Prozent. Für die drei Phasen des
Nereda-Prozesses – Belüftung, Sedimentation, Feeding – kann so
jederzeit eine optimale Sauerstoffversorgung gewährleistet werden.
Seit über 150 Jahren begleitet Aerzen Betreiber von Kläranlagen
mit passgenauen Lösungen und gilt längst als einer der
Marktführer auf dem Gebiet der Wasseraufbereitung. Als wohl
weltweit einziger offizieller Nereda-Lieferant für den Bereich
Belüftungstechnik (Preferred Supplier seit September 2019) unterstützt
das norddeutsche Unternehmen die globale Abwasserindustrie
mit prozesssicheren und zukunftsweisenden Lösungen.
„Aerzen ist für die meisten unserer Kunden der Gebläsehersteller
der Wahl und bietet eine große Bandbreite an hochwertigen
Lösungen, die die Anforderungen fast aller Nereda-Projekte
erfüllen. Zudem gibt es mit Aertronic und Aerprogress innovative
Strategien zur Optimierung der Effizienz und Verfügbarkeit der
Aggregate. Dies ist für jedes belüftete System wichtig und steht im
01
02
Einklang mit einem der Hauptschwerpunkte der Nereda-Technologie,
der Energieeffizienz“, betont Annie Blissit, Managerin des
Nereda Preferred Suppliers Programms, und ergänzt: „Darüber
hinaus ist Aerzen ein außergewöhnlich kooperativer Partner. Sie
denken nicht nur aktiv mit unserem Team über neue Lösungen
und Verbesserungen des Gesamtangebots nach, sondern sind
auch sehr reaktionsschnell und jederzeit bereit, unsere Kunden
bei allen Belüftungsproblemen zu unterstützen.“
VERDICHTER PUNKTEN BEI ENERGIEEFFIZIENZ,
SERVICE UND WARTUNG
Aerzen-Aggregate stehen für höchste Perfomance, Zuverlässigkeit
sowie Wirtschaftlichkeit und sind ein Garant für maximale
Energieeffizienz und minimale Lebenszykluskosten – Faktoren,
die zunehmend an Relevanz gewinnen. „Bei der Wahl der Gebläsetechnologie
achten viele nur auf die Anschaffungskosten. Das
ist fatal, denn der Kaufpreis macht lediglich fünf Prozent der Gesamtbetriebskosten
aus. Viel mehr ins Gewicht fallen die Kosten
für Energie, Service und Wartung. Vor allem der Energieverbrauch
schlägt mit 90 Prozent enorm zu Buche“, so Rainer von
Siegert, Managing Director bei Aerzen Brasilien, und betont:
„Wer die Lebenszykluskosten möglichst niedrig halten möchte,
sollte daher auch die Folgekosten berücksichtigen. Energiesparende
und servicefreundliche Aggregate sind dabei das A und O.“
Geringere Kosten trotz höherer Investitionsausgaben? Dass
diese Rechnung aufgeht, wird auch am Beispiel von Bangu deutlich.
So waren die Aerzen-Verdichter verglichen mit internationalen
Wettbewerbern im Capex-Bereich (Capital Expenditures)
15 Prozent teurer, dank der exzellenten Opex-Bilanz (Operational
Expenditures) – 15 Prozent niedrigere Energiekosten sowie deutlich
geringere Service- und Wartungskosten – amortisieren sich
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 25
KOMPONENTEN UND SYSTEME
03
03 Rainer von Siegert (Managing Director bei Aerzen Brasilien),
Jose Pedroso (Maschinenbauingenieur auf der Kläranlage Bangu),
Markus Leidinger (Abwassermanager Emea bei Aerzen) und
Emilio Martins (Aerzen-Vertreter in Rio – Fa. Polypar)
04 Die Vorreinigung besteht aus vier parallel betriebenen
Straßen mit einer Kapazität von je 11.000.000 l/d
04
die 15 Prozent Mehrkosten jedoch bereits nach fünf Jahren. Die
fünf Aerzen Drehkolbenverdichter D 152 S sparen jährlich rund
60.000 kWh gegenüber den Wettbewerbern ein. Entsprechend zufrieden
zeigt sich der Maschinenbauingenieur Jose Pedroso von
Zona Oeste Mais Saneamento: „Wir sind froh, Aerzen als Partner
an unserer Seite zu haben. Wir rechnen in den kommenden 30
Jahren mit Energieeinsparungen von 15 Prozent und freuen uns
auf einen hervorragenden Reparatur- und Wartungsservice.“
EINSATZ AUCH ZUR SCHLAMMAUFBEREITUNG
Die Aerzen-Verdichter sind öl- und absorptionsmittelfrei. Das garantiert
100-prozentige Zuverlässigkeit. Schalldämpfer ohne Absorptionsmaterial
verhindern erfolgreich eine Verunreinigung
der Prozessluft beziehungsweise des nachgeschalteten Prozesssystems.
Dies ist ein entscheidender Faktor für einen nachhaltigen,
sicheren und langlebigen Betrieb. Das kompakte Design der
Delta Hybrid D 152S ermöglicht zudem eine platzsparende Sideby-Side-Aufstellung,
was zu einem kleineren Maschinenraum
und damit zu geringeren Investitionen in das Gebäude führt.
Auch der große Regelbereich der Drehkolbenverdichter ist hier
von entscheidender Bedeutung. Im Ergebnis fällt der Footprint
des Maschinenraums im Vergleich zu anderen Gebläsetechnologien
um 20 Prozent kleiner aus – und das, obwohl es sich bei den
D 152S um die größten Drehkolbenverdichter handelt, die Aerzen
im Portfolio hat.
Auch in der Schlammaufbereitung werden Delta Hybrid-Drehkolbenverdichter
von Aerzen eingesetzt, allerdings in kleinerer
Ausführung. Der Klärschlamm wird mithilfe von drei Zentrifugalpressen
entwässert, bei der Deammonifikation unterstützen zwei
D 24S mit einem Volumenstrom zwischen 560 bis 1.400 m 3 /h und
einer Druckdifferenz von 500 mbar. Gewählt wurden die energieeffizienten
Aerzen-Aggregate aufgrund der relativ langen Laufzeit
von fünf bis sechs Stunden am Tag.
JUNGE TECHNOLOGIE MIT POTENZIAL
Nereda ist eine noch recht junge Technologie, doch sie hat das
Potenzial, die Abwasserwirtschaft nachhaltig zu verändern. Rund
um den Globus entstehen immer mehr Anlagen auf Basis des innovativen
niederländischen Konzepts. Auch in Sachen Support
geht Royal Haskoning DHV neue Wege und überwacht alle Nereda-Anlagen
zentral mittels Global Digital Monitoring. Das stellt
einen zuverlässigen und langfristigen Kläranlagenbetrieb sicher.
Ein Blick in die Praxis zeigt: Die Strategie geht auf. Von den bisher
mehr als 90 gebauten Nereda-Anlagen in 20 Ländern sind alle
noch in Betrieb. Auch in Brasilien steigt die Anzahl an Nereda-
Anlagen kontinuierlich. Ein weiteres, mit Bangu vergleichbares
Großprojekt entsteht aktuell in der Gemeinde Lontra im Bundesstaat
Tocantins. Sechs hocheffiziente Aerzen Delta Hybrid D152S
werden dort installiert, Anlagenbauer ist ebenfalls BRK Ambiental.
Und die Zusammenarbeit von Aerzen und BRK Ambiental
geht weiter: Zahlreiche Vorhaben befinden sich in Planung, im
Bau oder stehen kurz vor ihrer Finalisierung.
Bilder: Aerzen
www.aerzen.com
UNTERNEHMEN
Aerzener Maschinenfabrik GmbH
Reherweg 28, 31855 Aerzen
Tel. 05154 81-0
E-Mail: info@aerzen.com
26 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
KOMPONENTEN UND SYSTEME
NACHHALTIG ENERGIE SPAREN
Kaeser betrachtet Druckluftstationen als komplexe
Systeme, bei denen neben dem Kompressor
auch die Druckluftaufbereitung, die Abwärmenutzung
und die Effizienzüberwachung durch
innovative Messtechnik eine entscheidende Rolle
spielen. Die Nutzung der Abwärme von Schraubenkompressoren,
Nachverdichtern und Gebläsen
bietet ein
nach wie vor
oft unterschätztes
Potenzial zum
Energiesparen.
Dabei
kombinieren
die Wärmerückgewinnungssysteme
von Kaeser Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit: Die gewonnene Wärme
lässt sich vielseitig nutzen – sei es zur Beheizung
von Räumen, zur Warmwasserbereitung oder zur
Unterstützung industrieller Prozesse. Kaeser
Systeme sind bedarfsgerecht konzipiert, sodass
Betreiber zwischen verschiedenen Temperaturniveaus
und Wassermengen wählen können, die
optimal zu den jeweiligen Anforderungen passen.
Ob für neue Anlagen ab Werk oder als Nachrüstung
für bestehende Systeme.
www.kaeser.de
ÖLFREIE DRUCKLUFT-LÖSUNGEN
Zum Fördern von Gasen
und zum Verdichten bietet
Aerzen mehrstufige
Schraubenverdichter, die
leistungsfähig, zuverlässig,
sicher und wirtschaftlich
sind. Die Druckluft-Lösungen
der Baureihe 2C/3C
lassen sich individuell auf
die applikationsspezifischen
Anforderungen
zuschneiden und sind sehr
kompakt. Die 2- und 3-stufigen Kompressoren liefern ölfreies
und absorptionsmittelfreies Prozessgas im Druckbereich von
4 bis 17 bar (g) bei Volumenströmen von 166 bis 9.300 m 3 /h.
Ölfreiheit bedeutet für den Anwender nicht nur einen
sicheren, zuverlässigen und verfügbaren Prozess, sondern
auch Kostenreduzierung: Aufwendige Filtertechnik und die
Aufbereitung ölhaltiger Kondensate, aber auch zusätzliche
Wartungsarbeiten und Energieverluste für den Druckabfall in
Filtern lassen sich vermeiden. Dank optimierter Auslegung auf
den Betriebspunkt erreichen die Schraubenkompressoren eine
hohe Effizienz durch geringe Druckverluste. Ein weiterer
Vorteil ist die einfache Wartung und Baugruppen-Zugänglichkeit.
Eine Ausrüstung mit Atex-Komponenten ist möglich. Mit
einem maßgeschneiderten Wärmerückgewinnungssystem
reduzieren die Betreiber Energieverbrauch und Emissionen.
www.aerzen.com
ATEX-ZERTIFIZIERTE
ABSPERRLÖSUNGEN
Die Absperrklappen von Warex Valve kommen in
explosionsgefährdeten Prozessen zum Einsatz und
haben sich unter anderem in der Chemie, der
Lebensmittel- und Pharmaindustrie
sowie im Anlagen- und
Containerbau bewährt. Ein
Beispiel für Sicherheit und
Langlebigkeit selbst bei
problematischen Anwendungsfällen
liefert die
Absperrklappen-Baureihe DKZ 110,
die für das Handling anspruchsvoller
Medien geeignet ist. Die
dichtschließende Zwischenflanschklappe
für Flansche nach DIN EN 1092 gewährleistet
absolute Dichtheit nach DIN EN 12266
Leckrate A. Die Absperrarmatur hat ein einteiliges
Gehäuse und kann mit austauschbarer Dichtmanschette
oder mit fest einvulkanisierter Dichtmanschette
geliefert werden. Die DKZ 110 in Ex-Ausführung
ist ideal für Prozesse mit festen, flüssigen
und gasförmigen Medien verwendbar. In der
Spezialausführung als Rotary Valve DKZ 110 APS
(Air-Pressure-Sealing) ist sie besonders für den
Einsatz mit schleißenden Schüttgütern und
Granulaten geeignet.
www.warex-valve.com
BERÜHRUNGSLOSE FÖRDERUNG MIT
SCHEIBENPUMPEN
Axflow vertreibt jetzt
exklusiv die Discflo-
Scheibenpumpen in
Deutschland. Diese
fördern abrasive und
korrosive Medien
verschleißfrei und
reduzieren Ersatzteilkosten
sowie Stillstandszeiten.
Das Förderprinzip
basiert auf rotierenden
Scheiben, die eine laminare Strömung erzeugen. Zahnräder,
Laufräder oder Schrauben kommen nicht zum Einsatz. Das
Medium wird ohne mechanische Belastung transportiert,
wodurch Reibung in der Pumpe entfällt, und die Lebensdauer
steigt. Discflo-Scheibenpumpen eignen sich für die Förderung
von Suspensionen mit Feststoffen, korrosiven Flüssigkeiten
mit Gasanteilen bis 40 Prozent und Abwasser mit Trockensubstanzanteilen
bis 80 Prozent. Sie erzeugen Förderdrücke bis
20 bar und werden in der Chemieproduktion unter anderem
zur Beschickung von Filterpressen eingesetzt. Durch anpassbare
Scheibengeometrien lassen sich auch scherempfindliche
Medien schonend transportieren. Der geringe Verschleiß
senkt Wartungsaufwand und Ersatzteilkosten. Die Pumpen
tragen zur höheren Anlageneffizienz bei und verringern
ungeplante Stillstände.
www.axflow.de
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 27
KOMPONENTEN UND SYSTEME
WETTBEWERBSFÄHIGE PRODUKTION IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE
TROTZ ERHÖHTER ENERGIEKOSTEN
ANLAGENEFFIZIENZ
NACHHALTIG STEIGERN
Die Chemieindustrie gehört zu den energieintensivsten
Branchen. Mit modernen
elektrischen Antrieben und speicherprogrammierbaren
Steuerungen lässt sich jedoch die
Energieeffizienz verbessern und Geld sparen.
Die chemische Industrie spielt mit einem Beitrag von
mehreren Billionen Dollar jährlich eine zentrale Rolle in
der Weltwirtschaft. Etwa 96 Prozent aller hergestellten
Endprodukte basieren auf Chemikalien. Dieser so wichtige
Sektor hinterlässt jedoch auch einen beträchtlichen CO 2
-
Fußabdruck: Die Internationale Energieagentur (IEA) identifiziert
ihn als den größten industriellen Energieverbraucher und
den drittgrößten direkten CO 2
-Emittenten.
Die IEA geht davon aus, dass die Chemiebranche trotz ihrer Bedeutung,
ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 nicht erreichen
wird. Angesichts des wachsenden internationalen Drucks nach
28 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
KOMPONENTEN UND SYSTEME
01 Synchronreluktanzmotoren
und Frequenzumrichter
bieten
ein erhebliches
Energieeinsparpotenzial
lung von Motordrehzahl und -drehmoment mit hoher Zuverlässigkeit.
Bislang sind dennoch nur 23 Prozent der Industriemotoren
weltweit mit Frequenzumrichtern ausgestattet.
mehr Nachhaltigkeit muss der Energieverbrauch in der chemischen
Industrie dringend reduziert werden. In einer McKinsey-
Studie über den Chemiesektor werden vier kritische Bereiche
aufgezeigt, in denen Handlungsbedarf besteht, darunter auch die
„Verbesserung der Energieeffizienz“. Die gute Nachricht: Eine Steigerung
der Effizienz ist mit der Technologie von heute erreichbar.
UNNÖTIG HOHER ENERGIEVERBRAUCH
Die verschiedenen Produkte und Prozesse der chemischen Industrie
haben eines gemeinsam: Sie sind energieintensiv, insbesondere
in der Petrochemie. Ein erheblicher Teil dieses Energieverbrauchs
ist höher als nötig, weil Anlagen, die mit elektrischen
Motoren angetrieben werden – Pumpen, Lüfter, Kompressoren,
Kühltürme, Rührwerke oder Extruder – veraltet und nicht energieeffizient
sind. Elektromotoren, insbesondere ältere Modelle,
sind ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Weitere generelle Anforderungen in der chemischen Industrie
sind Genauigkeit und Zuverlässigkeit. In die meisten Anwendungen,
bei denen Elektromotoren zum Einsatz kommen, lassen sich
Frequenzumrichter zur Drehzahlregelung von Motoren integrieren.
Frequenzumrichter bieten einen zweifachen Vorteil: Sie verbessern
die Energieeffizienz und ermöglichen die präzise Rege-
VERALTETE MOTOREN DURCH MODERNE
MODELLE ERSETZEN
NUR KNAPP EIN VIERTEL DER
INDUSTRIEMOTOREN VERFÜGEN
ÜBER FREQUENZUMRICHTER
Elektromotoren sind im Chemiesektor allgegenwärtig. Die Internationale
Elektrotechnische Kommission (IEC) teilt die Energieeffizienz
von Motoren in fünf Klassen – IE1 bis IE5 – mit steigender
Effizienz ein. Dabei entspricht jede Erhöhung der IE-Klasse
einer weiteren Reduzierung der Energieverluste um etwa 20 Prozent
und damit einer Erhöhung der Effizienz. Während IE3-Motoren
die Mindestanforderung für neue Anlagen und Upgrades
sind, schreibt die EU seit Juli 2023 für bestimmte Leistungen IE4-
Motoren vor. Ältere Motoren, die bereits im Einsatz sind, werden
dabei jedoch nicht berücksichtigt, weshalb in vielen Werken weiterhin
ineffiziente IE2- oder sogar IE1-Motoren laufen, die unnötig
viel Strom verbrauchen.
Die Lösung liegt im Ersatz veralteter Motoren durch moderne
energieeffiziente Modelle. IE5-Synchronreluktanzmotoren
(SynRM) bieten ein Höchstmaß an Motoreffizienz: Die Energieverluste
lassen sich damit im Vergleich zu IE3-Motoren um fast
40 Prozent reduzieren. Kombiniert mit einem Frequenzumrichter
kann der Energieverbrauch durch die Drehzahlregelung im Vergleich
zum direkten Netzbetrieb von Asynchronmotoren in vielen
Anwendungen um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden, in Extremfällen
sogar noch deutlich mehr. Ohne Drehzahlregelung
durch Frequenzumrichter muss die Regelung des Prozesses
durch andere Maßnahmen erfolgen, zum Beispiel durch mechanische
Verfahren wie Drosselung. Dies ist aber ein sehr ineffizientes
Vorgehen, vergleichbar mit der Geschwindigkeitsregelung
eines Fahrzeugs durch ständiges Treten des Bremspedals bei
Vollgas. Der Einsatz der Drehzahlregelung und von effizienten
Motoren zahlen sich dadurch schnell aus und führen zu hohen
Einsparungen.
Mithilfe eines Frequenzumrichters lassen sich Drehzahl und
Drehmoment eines Motors präzise an die Anforderungen einer
bestimmten Aufgabe anpassen. Sobald ein Motor nicht bei voller
Drehzahl läuft, wird Energie gespart. Dies ist besonders bei An-
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 29
KOMPONENTEN UND SYSTEME
02 Der Düngemittelhersteller
Yara spart in
seinem Hauptwerk mit
Reluktanzmotoren und
Frequenzumrichtern
jährlich 16 Gigawattstunden
ein
wendungen von Bedeutung, bei denen die Beziehung zwischen
Drehzahl und Leistungsaufnahme nichtlinear ist, so wie es bei
Kreiselpumpen oder Lüftern der Fall ist. Denn dann können
durch Reduzierung der Motordrehzahl um nur 20 Prozent Energieeinsparungen
von bis zu 50 Prozent erzielt werden.
Neben Energieeinsparungen bieten Frequenzumrichter zahlreiche
intelligente Funktionen, die die Produktqualität und Produktivität
positiv beeinflussen. Nicht zuletzt wird auch das
Stromnetz geschont, denn im Gegensatz zu Motoren im direkten
Netzbetrieb entsteht beim Einschalten und Starten eines drehzahlgeregelten
Antriebs kein Stromstoß im Netz, der im
schlimmsten Fall zu Störungen in anderen Anlagenteilen führen
kann. Wenn das Stromnetz mit hohen Oberschwingungen belastet
ist, können Ultra-Low Harmonic (ULH) Drives Abhilfe
schaffen. Sie sorgen für eine minimale Belastung durch Oberschwingungen
im Netz und erreichen einen fast sinusförmigen
Netzstrom mit einem sehr kleinen Gesamtverzerrungsfaktor von
typisch 3 Prozent im Nennbetrieb.
ZUVERLÄSSIGKEIT UND SICHERHEIT ERHÖHEN
Zuverlässige Motoren, Frequenzumrichter und speicherprogrammierbare
Steuerungen (SPS) sind wesentliche Bestandteile,
um Verfügbarkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Synchronreluktanzmotoren
(SynRM) arbeiten bei niedrigeren Motortemperaturen,
sind zuverlässiger und leicht zu warten. Kombiniert mit
Digitalisierungslösungen können Anlagen auf präventive Wartungsmodelle
mit automatischer Zustandsüberwachung in Echtzeit
umgestellt werden, um Kosten und Zeit zu sparen.
Frequenzumrichter, die in explosionsgefährdeten Umgebungen
zum Einsatz kommen, müssen die strengen Anforderungen
der chemischen Industrie erfüllen. Hierfür stehen Atex-zertifizierte
Motor-Umrichter-Pakete zur Verfügung. Das neueste Antriebspaket
aus IE5-Synchronreluktanzmotor und Frequenzumrichter
verbessert nicht nur die Sicherheit unter Einhaltung der
Vorschriften für gefährliche Umgebungen, sondern ermöglicht
auch Energieeinsparungen, wie oben beschrieben.
Frequenzumrichter und speicherprogrammierbare Steuerungen
vereinfachen die Datenerfassung und Steuerung in Echtzeit,
sodass Betreiber die Leistung ihrer Anlagen steigern, Kosten reduzieren
und hochwertige Produkte erzeugen können. Mithilfe
von speicherprogrammierbaren Steuerungen oder der vergleichbaren
Programmierfunktionalität direkt im Frequenzumrichter
können beispielsweise chemische Prozesse durch Automatisierung
optimiert werden, um Effizienz und Sicherheit zu steigern.
YARA SPART JÄHRLICH 16 GWH EIN
Das Potenzial dieser Technologien lässt sich anhand eines realen
Beispiels veranschaulichen: Yara, ein Hersteller von Düngemitteln
auf Stickstoffbasis, hat im Rahmen eines Upgrades mit Fokus
auf die Nachhaltigkeit in seinem Hauptwerk in Norwegen rund
1.000 Niederspannungsmotoren älteren Typs durch IE3-Motoren
von ABB ersetzt. Rund 75 Prozent der neuen Motoren sind mit
Frequenzumrichtern ABB Industrial Drives ACS880 ausgestattet.
Durch diese Umrüstung allein werden in dem Werk jährlich 16
Gigawattstunden (GWh) Energie eingespart.
In der nächsten Phase sollen 2.500 neue ABB-Motoren – überwiegend
IE5-SynRM – zusammen mit Frequenzumrichtern in
Pumpen- und Lüfteranwendungen installiert werden. Das Unternehmen
geht davon aus, dadurch jährlich 32 bis 40 GWh einzusparen,
was einer deutlichen Reduktion der CO 2
-Emissionen entspricht.
Bilder: Aufmacher industrieblick – stock.adobe.com, 01 ABB, 02 Yara
www.abb.de
UNTERNEHMEN
ABB AG
Kallstadter Straße 1 , 68309 Mannheim
Tel. 0621 4381-0
AUTOR
Fred Donabauer
Leiter Produktmanagement LV Drives & PLC
ABB Motion Deutschland
30 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
KOMPONENTEN UND SYSTEME
HYGIENESICHER UND
DREHMOMENTSTARK
KBK Antriebstechnik fertigt ein breites Spektrum
an Industriekupplungen. Für den Einsatz in
hygienekritischen Anwendungen sind alle Modelle
auch in einer Edelstahl-Variante lieferbar. Während
Metallbalgkupplungen Drehmomente präzise
und spielfrei übertragen, kompensieren Elastomerkupplungen
Schwingungen sowie Stöße und
verlängern die Lebensdauer von Maschinen und
Anlagen.
Gelenkkupplungen
eignen
sich für die
drehstarre
Drehmomentübertragung
bei großem
Radial- und
Winkelversatz. Magnetkupplungen werden für die
dauerhafte Absicherung von Überlastvorgängen
eingesetzt, Schlitzkupplungen übertragen auf
engem Raum hohe Drehmomente. In der Edelstahl-Ausführung
besitzen alle Versionen eine
lange Lebensdauer und eine hohe Beständigkeit
gegenüber Hitze und Korrosion. Für Anwendungen
mit besonders hohen Anforderungen an den
Korrosionsschutz bietet KBK die Kupplungen auch
in V4-Edelstahl sowie als lasergeschweißte
Variante an. Alle Kupplungen für hygienekritische
Applikationen werden mit hochfesten Edelstahlschrauben
geliefert, die eine uneingeschränkte
Drehmomentübertragung gewährleisten.
www.kbk-antriebstechnik.de
BERSTSCHEIBEN AUS ENERGIE
EFFIZIENTER PRODUKTION
Bormann & Neupert by BS&B bietet mit
der neuen Umkehrberstscheibe LSR eine
Druckentlastung für industrielle
Anwendungen mit niedrigen bis
mittleren Ansprechdrücken von 0,14 bis
20 Bar. Neben der Zuverlässigkeit haben
die Entwicklungsingenieure von
BS&B die Gestaltung der einteiligen
LSR konsequent auf
geringen Ressourcenverbrauch
ausgelegt. Bei der Fertigung
wird weniger Material und
Energie benötigt und es entstehen
weniger CO2-Emissionen als bei
herkömmlichen Berstscheiben. Zudem wird im
Fertigungsprozess kein Wasser verbraucht und
selbst die Verpackung besteht ausschließlich aus
zu einhundert Prozent recyclingfähiger Kartonage.
Die Produktionsanlagen von BS&B verfügen über
eine Umweltmanagement-Zertifizierung gemäß
DIN EN ISO 14001:2015.
www.bormann-neupertbsb.de
KUGELHÄHNE AUCH
ALS SONDERLÖSUNG
VSM Engineering fertigt
Kugelhähne auch als Sonderanfertigung.
Diverse Ausführungen
mit direkt angedrehten
Verschraubungen oder
Gewinden können zusätzliche
Adapter und damit unnötige
Dichtstellen ersparen. Dabei zielt das Meerbuscher Unternehmen
darauf ab, die Anwender aus der Chemie- und Pharmaindustrie,
dem Bereich der Raffinerien und Erdgasanlagen sowie
dem Anlagen- und Maschinenbau mit hochwertigen Präzisionsarmaturen
zu versorgen. Das Unternehmen verwendet
ausschließlich Materialien mit den Werkstoffzeugnissen 3.1
und produziert auch Armaturen aus Hastelloy. Dichtmaterialien
wie Vespel, Peek oder Polyamid werden neben Teflon auch
gerne verwendet. Das Kugelhahn-Portfolio reicht von 2-Wegebis
zu 5-Wege-Kugelhähnen. Dazu kommen Kugelhähne mit
Heizmantel, öl- und fettfreie Ausführungen oder FDA-konforme
Varianten für die Lebensmittelindustrie. Ob Automatisierungen
der hauseigenen Kugelhahn-Serien oder Zubehör wie
Sicherheitsverriegelungen, Federschlusseinheiten oder
Spindelverlängerungen in verschiedenen Ausführungen, alles
ist laut Eigenaussage möglich.
www.vsm-gmbh.de
FILTER FÜR HERAUSFORDERNDE
EINSATZBEREICHE
Die neuen Hochleistungsfilter der Baureihen DUA, LWF und
DNR sind laut Hersteller langlebig, effizient und zuverlässig
– sie eignen sich für anspruchsvolle Anwendungen. Dazu
gehört beispielsweise die Energieerzeugung, wo die Filter den
schwierigen Bedingungen und engen Betriebsablaufplänen
standhalten. Für kontinuierliche
Prozesse erfüllen die DUA-Duplexfilter
die Anforderungen
von ASME, PED und EN 13445
ohne zusätzliche Zubehörteile.
Die DUA-Serie hält die Filtration
reibungslos am Laufen, indem
der Anwender den Filtrationsfluss
von einer Seite zur
anderen umleiten kann. Mit
einem Betriebsdruck von bis zu
22 bar und Durchflussraten von bis zu 4.000 l/min kann diese
Baureihe beispielsweise in Kraftwerken zum Einsatz kommen.
Die LWF-Inline-Druckfilter lassen sich in Saug-, Druck- oder
Rücklaufleitungen installieren und sind mit einem plissierten
Filterelement ausgestattet. Dieses bietet eine hohe Schmutzaufnahmekapazität.
Mit einem Betriebsdruck von bis zu
16 bar, Durchflussraten zwischen 1.500 und 6.000 l/min und
Ausführungen in Edelstahl (ELWF) sowie in ASME (LWFA,
ELWFA) ist diese Serie für viele unterschiedliche Applikationen
geeignet. Die DNR-Duplex-Druckfilter verfügen über ein
Drei-Wege-Umschaltventil. Sie ermöglichen den Elementwechsel
ohne Unterbrechung der Filtration und eignen sich
gut für die Schmierung von Getrieben und Turbinen.
www.eaton.de/filtration
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 31
ZUVERLÄSSIGE PROZESSÜBERWACHUNG UND
AUTOMATISIERUNG VON BACKPROZESSEN
GESCHMACK UND
OPTIK IM EINKLANG
Optimale Produktionsprozesse und standardisierte Teig- und
Produkteigenschaften sind in der Backwarenindustrie das A und O.
Aber auch der Herstellungsprozess spielt eine wesentliche Rolle
und muss exakt gesteuert und überwacht werden. Moderne
Messtechnik hilft dabei.
Um hochwertige und reproduzierbare Backwaren zu erhalten,
ist die sorgfältige Prozessführung im Backofen
von entscheidender Bedeutung. Der Backprozess selbst
beschreibt eine Garmethode, bei der die Teiglinge durch
heiße Luft gelockert und gegart werden. Zu Beginn des Backens
erleben die Teiglinge eine drastische Temperaturänderung. Nach
der Gärung, bei der sie etwa 75 % ihrer späteren Größe erreicht
haben, kommen die Teiglinge mit einer feuchten Oberfläche in
den Ofen. Die Hitze sorgt dafür, dass die Hefe ein letztes Mal aktiv
wird und das Volumen der Teiglinge weiter zunimmt. Durch die
zugeführte Feuchtigkeit bleibt die Oberfläche der Teiglinge elastisch,
wodurch ein optimales Aufgehen ermöglicht wird.
Während des Backens beginnt die Bräunung der Oberfläche,
die für die Kruste verantwortlich ist. Diese sorgt nicht nur für das
charakteristische Aroma, sondern auch für die gewünschte Textur
der Backwaren. Im Inneren bildet sich gleichzeitig die sogenannte
Krume, die für die lockere Struktur der Backwaren sorgt.
Um den gesamten Backprozess zu unterstützen, wird Wasserdampf
in regelmäßigen Abständen zugeführt, was für das optimale
Aufgehen der Teiglinge und eine gleichmäßige Bräunung sorgt.
DEN BACKPROZESS GEZIELT STEUERN
UND OPTIMIEREN
Die im Ofen herrschenden Temperaturen beeinflussen die Garung
und Bräunung erheblich und variieren je nach Backware.
Die präzise Steuerung der Backtemperaturen stellt sicher, dass jedes
Produkt die gewünschte Qualität erreicht. Um den Backprozess
präzise zu steuern und regeln, kommt die Technik des Automatisierungsspezialisten
Jumo ins Spiel, beispielsweise mit den
elektronischen Temperaturreglern der neuesten Generation
Jumo diraTron. Sie sind kompakt und lassen sich flexibel programmieren.
Der Bildschirmschreiber Jumo Logoscreen 700
sorgt für eine übersichtliche Prozessvisualisierung und gleichzei-
32 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN
01
02
tig für eine lückenlose Dokumentation der Backprozesse. Gleichzeitig
können alle Daten nachverfolgt und die Qualität gesichert
werden. Darüber hinaus kommen Sicherheitstemperaturbegrenzer
und -wächter zum Einsatz, die vor Überhitzung schützen und
gewährleisten, dass Backöfen im Störfall sicher abschalten. Sie
sind integraler Bestandteil jeder Sicherheitsstrategie.
ENERGIEEFFIZIENZ DURCH
WÄRMERÜCKGEWINNUNG
Angesichts steigender Energiekosten spielt die Effizienz von Backöfen
eine zentrale Rolle. Die Kombination von Wärmetauschern
und intelligenter Messtechnik ermöglicht Energieeinsparungen.
So lässt sich mit den Messumformern Jumo ecoTrans der Einsatz
von Wärmetauschern optimieren, indem sie präzise Temperaturund
Druckmessungen liefern. Die Drucksensoren der Serie Midas
dienen zur Überwachung der Dampfdrücke für die Wärmerückgewinnung.
Des Weiteren lässt sich mit intelligenter Sensorik die
Luftfeuchte regulieren. Möglich macht dies der kombinierte
Feuchte- und Temperaturfühler hydroTrans, Er sorgt für eine präzise
Regelung der Luftfeuchtigkeit im Backraum und trägt damit
entscheidend für eine optimale Krustenbildung bei.
RUNTER MIT DEN ENERGIEKOSTEN
Eine präzise Feuchte- und Temperaturüberwachung ist
die Grundvoraussetzung zur genauen Steuerung der
Raum- und Prozessluft. So können Anwender Heizkosten
einsparen und Instandhaltungskosten reduzieren. Die
Jumo hydroTrans-Serie ist der ideale Partner zur Klimaüberwachung
für Räume, Lagerstätten oder Produktionshallen.
Der Feuchte- und Temperatur-Messumformer
mit optionalem CO 2
-Modul arbeitet mit dem kapazitiven
Messverfahren. Er ist mit diversen Schnittstellen verfügbar
und zeichnet sich durch Montagefreundlichkeit,
Robustheit und zuverlässige Sensorik aus. Durch die
innovative Single Pair Ethernet-Technologie (SPE) ist
eine direkte Anbindung an die Jumo Cloud und andere
Automationssysteme möglich. Ebenso lässt sich eine
durchgängige Ethernet-Kommunikation von der Feldbis
zur Automatisationsebene realisieren.
01 Universell einsetzbare Kompaktregler in
fünf DIN-Formaten zur Regelung von Prozessgrößen
ZUKUNFTSFÄHIGE GESAMTLÖSUNGEN
Neben der Einzelkomponentenauswahl bietet Jumo auch Komplettlösungen
zur Steuerung von Backöfen. Mit dem modularen
Automatisierungssystem variTron lassen sich alle Prozessparameter
zentral überwachen und regeln. Es vereint Steuerung, Datenerfassung
und Visualisierung in einem System und ist für Industrie
4.0-Anwendungen ausgelegt.
Zu den innovativen Möglichkeiten der Automationswelt zählen
auch eine Ablaufsteuerung sowie eine Energiemanagementlösung
mittels der Jumo Cloud oder smartWare Scada. Die Ablaufsteuerung
ermöglicht es, unterschiedliche Prozesse, Aufgaben
und Workflows in der Backwelt nahtlos und fehlerfrei zu koordinieren.
Dies spart Zeit, Ressourcen und oft auch Nerven. Sie
macht die Automatisierung verfahrenstechnischer Prozesse, die
Verkettung von Verfahrensschritten und den Einsatz von Maschinen
durch ihren modularen Aufbau, ihre browserbasierte Technologie
sowie einen individuell konfigurierbaren Prozess-Editor
sehr komfortabel.
Bilder: Aufmacher travelguide – stock.adobe.com,
Einklinker Agustin – stock.adobe.com, sonstige Jumo
www.jumo.net
02 Der Bildschirmschreiber sorgt für eine
übersichtliche Prozessvisualisierung
UNTERNEHMEN
JUMO GmbH & Co. KG
Moritz-Juchheim-Straße 1, 36039 Fulda
Tel. 0661 6003-0
E-Mail: mail@jumo.net
AUTOR
Marvin Karboviak, Sales Manager, Jumo
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 33
ANZEIGE
SELBSTKLEBENDE GRENZWERT-INDIKATOREN
PROZESSKÜHLUNG KONTROLLIEREN
UND VISUALISIEREN
Temperatursensible Medien und Waren
erfordern ein verlässliches Monitoring:
Die WarmMark® Temperatur-Indikatoren
von Kager bieten eine praktische
und kostengünstige Methode zur
Kontrolle kritischer Temperaturwerte
über eine Dauer von bis zu 168 Stunden.
Die selbstklebenden Messstreifen
visualisieren und dokumentieren
Überschreitungen von unterschiedlichen
Grenzwerten. Systematisch
verwendet ermöglichen sie so eine
kontinuierliche Qualitätssicherung
und liefern wichtige Informationen
für mehr Prozesseffizienz.
Die Temperatur-Indikatoren vom Typ WarmMark® sind ausgelegt
für den Einsatz in verfahrenstechnischen Prozessen,
in denen gekühlte oder wärmesensible Medien keinen
hohen Temperaturen ausgesetzt werden dürfen. Je nach
Variante gibt ihre Farbwechselanzeige auch Auskunft darüber, wie
lange ein vorgegebener Schwellenwert bereits überschritten wurde.
Sie lassen sich „unverlierbar“ auf Behälter, Leitungen, Anlagenkomponenten
oder auch Verpackungen aufkleben, verfügen über
irreversible Ein- oder Mehrfeld-Anzeigen und stehen in Varianten
für 20 unterschiedliche Grenzwert-Szenarien zur Verfügung.
ZEITVERSETZTES AUSLÖSEN
In der einfachsten Ausführung hat der WarmMark®-Messstreifen
eine einteilige Anzeige, die eine acht-, zwölf- oder 48-stündige
Überschreitung der 8 °C-, 25 °C- oder 26 °C-Marke visualisiert. Als
Drei-Felder-Ausführung bietet Kager hingegen Indikatoren, die
je nach Variante neun verschiedene Grenzwerte von -18 °C bis
+37 °C über jeweils drei Zeitabschnitte überwachen können. Beispielsweise
löst der WarmMark®-Streifen für den Grenzwert 10 °C
drei Mal aus – das erste Mal nach zwei Stunden, erneut nach
12 Stunden und ein letztes Mal nach 48 Stunden. Im Extremfall
zeigen alle drei unterschiedlich großen Anzeigepunkte des
WarmMark®-Indikators dann eine irreversible Rotfärbung. Ein
Qualitätsbeauftragter oder ein Warenkontrolleur kann also auf
diese Weise die Dauer einer kritischen Temperaturwert-Überschreitung
ablesen und entscheiden, ob diese bezüglich der
empfangenen Ware noch tolerabel ist oder nicht.
MINI ODER LANGZEIT
Neben den Ein-Feld- und den Drei-Felder-Messstreifen offeriert
Kager den WarmMark® als Zwei-Feld-Variante sowie in einer
Mini-Ausführung und einer Langzeit-Version, die eine Kühlkette
über bis zu 168 Stunden überwacht und bei bis zu fünf unterschiedlichen
Zeiten auslösen kann. Ein solcher „Langläufer“ eignet
sich also beispielsweise für die Auszeichnung von Waren, die
über mehrere Tage unterwegs sind.
Im Unterschied zur Installation mitreisender Messgeräte oder
störanfälliger Drahtlossysteme ist der Einsatz der selbstklebenden
Indikatoren von Kager eine einfache und kostengünstige
Methode des Temperatur-Monitorings für Kühlketten. Die systematische
Verwendung des WarmMarks® in der Verfahrenstechnik
dient der Prozesseffizienz, der kontinuierlichen Qualitätssicherung
und kann Auskunft darüber geben, ob die Prozessparameter
gegebenenfalls optimiert werden müssen.
Bild: Kiefer Industriefotografie
www.kager.de
34 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN
SCHLÜSSELFERTIGER
GASCHROMATOGRAPH
Für die Qualitätskontrolle von
Kohlendioxid in der Getränkeindustrie
und der Kohlendioxid
abscheidung hat Process
Sensing Technologies (PST) das
schlüsselfertige Gassystem
Carbo2detek konzipiert. Durch
die Kombination des Plasma-
Emissionsdetektors mit dem
Flammenionisationsdetektor im industriellen
Gaschromatographen Multidetek3 erfüllt es alle
Anforderungen, die an den Einsatz bei niedrigen
Konzentrationen gestellt werden. Es lässt sich bis
in den Sub-ppb-Bereich messen, ohne Störungen
durch das CO 2
-Hintergrundgas. Das 340 kg schwere
System wird einsatzbereit in einem temperaturgeregelten
Schrank (200 x 60 x 100 cm) und
einem Multi-Stream-Selector-System geliefert. Es
lassen sich mehrere Ströme an die Analyseinstrumente
anschließen, die vom Analysesystem aus
gesteuert werden können. Der Anwender hat die
Möglichkeit mehrere Analysesequenzen zu
konfigurieren. Die Geräte arbeiten parallel und
messen mehrere Verunreinigungen gleichzeitig.
Der Betriebstemperaturbereich beträgt 10 bis
45 °C und die Leistungsaufnahme maximal 4 kW.
www.processsensing.com
GENAUE UND LANGZEITSTABILE
DRUCKTRANSMITTERKÖPFE
Die piezoresistiven Drucktransmitterköpfe mit
Gewindeanschluss der Serie 20SX von Keller
wurden speziell für OEM-Anwendungen konzipiert
und optimiert. Der Drucktransmitterkopf ist
ein Hybrid des Druckaufnehmers 20S und der
Keller X-Line Elektronik. Dank
dieser Kombination können
höchste Genauigkeit, eine
Langzeitstabilität sowie eine
ebenso hohe Überlastfestigkeit
erreicht werden. Die
Serie 20SX verfügt neben
einer kompakten, vollverschweißten
Bauform auch über eine hochgenaue
und skalierbare, digitale Kompensationselektronik.
Sowohl unerwünscht auftretende thermische
als auch andere Ungenauigkeiten, können mittels
mathematischen Modells auf ein Minimum
reduziert beziehungsweise kompensiert werden.
Hierdurch werden höchste Genauigkeit und ein
schmales TEB (Total Error Band) erreicht. Die
RS485-Schnittstelle ist mit einer analogen
Schnittstelle kombinierbar. Mit der Serie 20SX
bietet Keller nun eine weitere Bauform im
OEM-Produktesortiment für die Branchen
Industrie, Öl und Gas an.
www.keller-druck.com
OPTISCHES UND FUNKTIONALES FACELIFT
Die Manometer und mechanischen Thermometer aus
CrNi-Stahl von Wika haben ein Facelift erhalten. Im Design
vereint sie jetzt eine sogenannte Blue Identity. Alle sichtbaren
Elastomer-Teile sind im markentypischen Blau gefärbt.
Darüber hinaus verfügen die Zeigermessgeräte ab sofort über
einen QR-Code auf
dem Zifferblatt. Über
diesen gelangen
Anwender direkt zu
einem standardisierten
Wika-Produktpass
mit sämtlichen
Daten zu dem jeweiligen
Gerät. Dank der
Blue Identity sind die
Zeigermessgeräte auf den ersten Blick als Teil des Wika-Portfolios
zu erkennen, was den Anwender vor unerlaubten
Nachbildungen schützt. Bei der Sichtscheibendichtung wurde
neben der Farbe auch die Kontur angepasst, sodass es
innerhalb der Gehäuse keine metallischen Oberflächen mehr
gibt. Das Risiko einer Reflektion bei ungünstigem Lichteinfall
ist laut Hersteller somit ausgeschlossen. Der Messwert lässt
sich in jeder Situation, insbesondere im Freien, eindeutig
erfassen.
www.wika.com
INDUKTIVE SENSOREN MIT IO-LINK FÜR
HOCHTEMPERATURANWENDUNGEN
Die neuen hochtemperaturfähigen
induktiven Sensoren von
Pepperl+Fuchs bieten einen sehr
großen Schaltabstand von bis zu
50 mm. Die im Verstärker
integrierte IO-Link-Schnittstelle
ermöglicht eine Einbindung in
Industrie-4.0-Anwendungen. Die
Sensoren stehen mit variablen
Kabellängen zur Verfügung, jede
Komponente kann einzeln ausgetauscht werden. Die neuen
induktiven Sensorsets der Serie NBN-F135 können bei
Temperaturen bis 250 °C eingesetzt werden. Die Temperaturdrift
des Schaltabstandes liegt typischerweise unter fünf
Prozent. Das stellt eine durchgängig hohe Zuverlässigkeit der
Detektion sicher. Zugleich erreichen die Geräte eine besonders
lange Lebensdauer. Die Sensorköpfe können ohne Neuparametrierung
des Verstärkers ausgetauscht werden, eine
Einstellung des Schaltabstandes per Potenziometer ist nicht
notwendig. Die IO-Link-Schnittstelle ermöglicht die durchgängige
Kommunikation zwischen Steuerung und Feldebene,
einschließlich der Übermittlung von Sensorkopfstatus und
Grenzwertwarnungen für die vorausschauende Wartung.
Außerdem ist ein Schaltzyklen- und Betriebsstundenzähler
integriert. Mehrere Sensorköpfe lassen sich durch Synchronisation
– sowohl im SIO- als auch IO-Link-Modus – aneinanderreihen.
Die Geräte stehen mit fest montiertem Kabel oder
einem trennbaren Anschluss zur Verfügung. Wählbare
Kabellängen zwischen 1 und 30 m erleichtern die Montage.
www.pepperl-fuchs.com
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 35
SCHALLEMISSIONSPRÜFUNG BEI DRUCKBEHÄLTERN
SCHÄDEN FRÜHZEITIG
ERKENNEN
Sicht-, Ultraschall-, Röntgen-, Druck- und Leckageprüfungen gehören zu den
gängigen zerstörungsfreien Prüfverfahren für Druckgeräte. Ergänzend kann
eine Schallemissionsprüfung zur frühen Erkennung von Rissen, Korrosion,
Leckagen und plastische Verformung sowie Reibung durchgeführt werden.
Der Gesetzgeber schreibt die regelmäßige Überprüfung
von Druckgeräten vor, um Mängel und Materialermüdung
frühzeitig zu erkennen. Damit werden Unfälle, Explosionen
und Lecks zuverlässig verhindert, die Mensch
und Umwelt ansonsten in Gefahr bringen können. Ein zerstörungsfreies
Prüfverfahren dafür stellt die Schallemissionsprüfung
(SEP) dar, mit der Risse und Leckagen im frühen Stadium
detektiert werden können. Ein zugelassener Prüfbetrieb kann bei
der Durchführung unterstützen.
DRUCKBEHÄLTER UNTER LAST
Anders als bei Ultraschallprüfungen, wo eine Schallwelle ins Material
geschickt wird, wird bei der Schallemissionsprüfung das
Material des Behälters unter Last gesetzt: In der Regel wird das
Eigenmedium – etwa Gas oder eine Flüssigkeit – bis zum gewünschten
Prüfdruck eingeleitet. Die Geräte müssen also häufig
nicht geleert werden, was den Aufwand – zeitlich, organisatorisch
und monetär – minimiert. Schäden wie Risse oder Leckagen
geben unter dem Druck Schallwellen im Ultraschallbereich in
der Wandung des Behälters ab, die von piezoelektronischen Sensoren
detektiert werden können. Ihre Piezo-Kristalle bestehen
aus besonderen Materialien wie Quarz oder Keramik und besitzen
die notwendigen piezoelektrischen Eigenschaften: Sie erzeugen
eine elektrische Spannung, wenn bereits kleinste mechanische
Einwirkungen wie Druck oder Zug auf sie ausgeübt werden.
Die so erzeugte Spannung wird im Sensor als Messsignal umgesetzt.
Das Messsystem filtert aus diesen Signalen Informationen
heraus: die maximale Amplitude der Schallwelle, also der Moment
des höchsten Schalldrucks, seine Energie, die Zeit von der
Erkennung bis zum maximalen Ausschlag und die Dauer. Anhand
dieser Merkmale werden Signale beurteilt und ausgewertet.
Weil der Schall die Sensoren zu unterschiedlichen Zeitpunkten
erreicht, können Signale anhand der Laufzeitdifferenz genau geortet
werden. Das Wissen um den Ursprung des Geräuschs ist
wichtig, da es Auskunft über die Bedeutung gibt: Bei der Druckprüfung
dehnt sich der Behälter – die Bewegung kann beispielsweise
zum Scheuern auf seinen Auflagern führen. Auch dieses
Geräusch nehmen die Sensoren wahr. Lässt es sich nun lokalisieren,
ist schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen Riss an
einer kritischen Stelle wie einer Schweißnaht handelt. Während
der Prüfung kann der Behälter durch die Platzierung der Sensoren
zu 100 Prozent überwacht werden, was eine genaue Beurteilung
erlaubt.
36 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
BETRIEBSTECHNIK
WICHTIGE EINFLUSSGRÖSSEN
Während der
Schallemissionsprüfung
werden
externe Sensoren
am Druckbehälter
angebracht
BEI DER SEP ENTFÄLLT DIE
LEERUNG DES BEHÄLTERS
Für Schallemissionsprüfungen sind Umgebungsgeräusche, Material
und Wandstärke, Geometrie und Medium wichtige Einflussgrößen.
Prüfer müssen berücksichtigen, dass Störgeräusche
von Leckagen bei einer Prüfung von Anfang an vorhanden sein
oder durch die Druckeinwirkung erst entstehen können. Ebenso
müssen die Prüfer Auflagergeräusche und die Geräusche von nebenstehenden
Maschinen erkennen und abgrenzen können.
Mögliche Schäden sind zudem unterschiedlich laut: Um zum
Beispiel Risse erkennen zu können, müssen vor der Prüfung Ventile
und Dichtungen geprüft und bei Bedarf nachgezogen oder erneuert
werden – sonst würden dort mögliche Leckagen die Geräusche
des Risswachstums schlicht übertönen. Auch die Detektion
von Korrosion ist herausfordernd: Der chemische Prozess
und das Abplatzen von Materialschichten sind zwar hörbar, aber
leise. Um deren Begleitgeräusche aufzunehmen, benötigen die
Sensoren eine niedrige Resonanzfrequenz – und sind deswegen
empfindlich auf Störgeräusche aus der Umgebung, etwa Wind
und Regen.
Ein weiterer Faktor ist die Wandstärke: In einem dünnen Material
kann sich der Schall nahezu nur in zwei Dimensionen ausbreiten,
in X- und Y-Richtung; bei einem Behälter mit einer
Wanddicke von mehreren Zentimetern ist eine voluminösere
Ausbreitung in drei Richtungen möglich – der Schall verläuft sich
dann schneller im Material; außerdem kann es zu Reflexionen
und Interferenzen kommen. Hier sind mehr Sensoren notwendig
und ihre Auflage muss genau geprüft werden. Befindet sich ein
flüssiges Medium wie Wasser oder Öl im Behälter, wird die
Schallwelle im Vergleich zu einem gasförmigen Inhalt gedämpft,
auch hier sind mehr Sensoren notwendig.
KOORDINIEREN, DURCHFÜHREN,
DOKUMENTIEREN
Die SEP kann bei Druckgerä ten, die nach der Betriebssicherheitsverordnung
wiederkehrend geprü ft werden müssen, als
NORMEN UND GRENZWERTE
Bei Ultraschallprüfungen legen Normen fest, wann eine
Fehleranzeige noch zulässig ist. Bei der Schallemissionsprüfung
gibt es keine konkreten Grenzwerte. Die Norm
gibt lediglich vor, welche Werte aufgezeichnet werden
müssen: Signalrate als Funktion von Zeit und Last sowie
die Amplitude als maximaler Ausschlag des Spannungssignals
über der Zeit. Die Quellen der Geräusche müssen
geortet und zugeordnet werden. Eine weitere Norm gibt
vor, aufgrund welcher Parameter die Signale beurteilt
werden: Auch hier gibt es keine Grenz- oder Schwellenwerte,
stattdessen nennt die Norm Beispielwerte.
Konkrete Richtwerte muss sich jede Prüforganisation, die
Schallemissionsprüfungen durchführt, selbst erarbeiten
und damit interne Kriterien entwickeln.
Sonderprü fverfahren fü r die Innenbesichtigung im Rahmen der
inneren Prü fung oder für die hydrostatische Festigkeitsprü fung
eingesetzt werden.
Es ist sinnvoll, dass ein zugelassener Prüfbetrieb wie die Technische
Überwachung Hessen GmbH die Prüfungen organisiert, koordiniert,
durchführt und dokumentiert. Das Personal ist nach EN
ISO 9712:2022 qualifiziert und besitzt die nötige Erfahrung und Expertise
im Bereich der zerstö rungsfreien Prü fung. Zudem ist es
von Vorteil, wenn der Partner alle notwendigen Bereiche abdecken
und aus einer Hand anbieten kann; TÜV Hessen etwa kann
ebenfalls die Festigkeitsprüfung und innere Prüfung bescheinigen
und falls notwendig, Folgeprüfungen, wie Ultraschallprüfungen
etwa an Schweißnähten in die Wege leiten und durchführen.
Damit muss keine weitere Firma mit ins Boot geholt werden, was
Verzögerungen wie Wartezeiten auf Dokumente von einem Sachverständigen
vermeidet. TÜV Hessen erklärt bei Bedarf auch die
möglichen Prüftechniken und Sonderverfahren, etwa den Einsatz
einer Ultraschallkamera zur Detektion von Leckagen, die
auch ergänzend zur Schallemissionsprüfung durchgeführt wird.
Unternehmen reduzieren damit Kosten und Zeit für die Vorbereitung
und die Durchführung der Prüfung. Dabei kommt stets
der Stand der Technik zum Einsatz, der valide Ergebnisse liefert.
Die Schallemissionsprüfung ist nicht nur für Druckgeräte ein geeignetes
Verfahren, sondern generell für beanspruchte Bauteile
und Strukturen. Auch besteht die Möglichkeit, mit der Schallemissionsmessung
ein Monitoring einzurichten, um somit eine
Struktur permanent überwachen zu können.
Bilder: Aufmacher industrieblick – stock.adobe.com, sonstiges TÜV Hessen
www.tuev-hessen.de
UNTERNEHMEN
TÜV Technische Überwachung Hessen
GmbH (TÜV Hessen)
Robert-Bosch-Straße 16, 64293 Darmstadt
E-Mail: mailbox@tuevhessen.de
AUTOR
Benedikt Lorsbach, TÜV Hessen
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 37
Reinigung der
Verschlusskappen
von Impfstoffbehältnissen
als Schüttgut
PROZESSSICHERE ULTRASCHALLREINIGUNG MEDIZINTECHNISCHER PRODUKTE
STRENGSTE REINHEITSANFORDERUNGEN
ZUVERLÄSSIG ERFÜLLEN
Bei der Fertigung medizintechnischer Produkte werden spezielle
Anforderungen an die Reinigung und Verpackung gestellt. Partikuläre
und filmische Verunreinigungen des Herstellungsprozesses müssen
zuverlässig entfernt und regulatorische Vorgaben aus MDR und FDA
eingehalten werden. Mit passenden Reinigungsverfahren und -anlagen
lassen sich diese strengen Anforderungen erfüllen.
Die Herstellung medizintechnischer Produkte wie Instrumente,
Implantate für die Human- und Zahnmedizin,
Einwegartikel (zum Beispiel Spritzen, Kanülen, Schläuche
und Ventile) sowie die Produktion von Geräten für
Diagnostik und Therapie erfolgt in unterschiedlichen Technologien
und üblicherweise in mehreren Fertigungsschritten. Dabei
bleiben durch die Herstellungsprozesse wie Zerspanen oder additive
Fertigung Materialrückstände (Partikel) sowie Betriebsund
Hilfsstoffe, beispielsweise Kühlschmiermittel, Zieh- und
Umformöle sowie Trennmittel, unweigerlich auf der Oberfläche
zurück. Diese Verunreinigungen können einerseits die Durchführbarkeit
und Qualität nachfolgender Prozesse behindern, andererseits
zu einem Risiko für Patienten werden beziehungsweise
die einwandfreie Funktion von Geräten beeinträchtigen. Ein Beispiel
ist die Herstellung eines Knieimplantats, das vor dem Verpacken
frei von Fertigungsmedien, Partikeln und Keimen sein
muss. Der in einem Gussverfahren oder additiv hergestellte Rohling
wird spanend bearbeitet, poliert, eventuell beschichtet, end-
38 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
BETRIEBSTECHNIK
gereinigt und verpackt. Jeder dieser Bearbeitungsschritte stellt
individuelle Anforderungen an die Oberfläche. Daraus ergeben
sich für die Teilereinigung unterschiedliche Aufgabenstellungen.
DEFINITION UND WAHL DER
REINIGUNGSLÖSUNG
Bei der Auswahl, der für den jeweiligen Reinigungsschritt technisch
und wirtschaftlich geeigneten Lösung spielen folgende Fragestellungen
eine Rolle: Welches Teil muss in welcher Menge gereinigt
werden? Welche Sauberkeitsvorgaben müssen dabei erreicht
werden? Welches Reinigungsverfahren und welche -chemie
sind dafür geeignet? Welche Umweltvorschriften, Normen
und Gesetze sind zu berücksichtigen? Welche Schritte müssen
erfolgen, um alle Kriterien zu erfüllen? Sind eventuell Zwischenschritte
einzufügen? Passt der logistische Ablauf? Welche Funktion
übernehmen Mitarbeitende bei der Reinigung? Welches Budget
steht für die Anschaffung zur Verfügung? Wie hoch sind die
laufenden Betriebskosten, zum Beispiel für neue Medien, Entsorgung,
Energie und Wartung? Auf dieser Basis lässt sich festlegen,
wie viele und welche Reinigungsschritte mit welchem Verfahren
erforderlich sind, welches Medium dabei am geeignetsten ist und
welche Trocknungstechnologie eingesetzt werden soll.
Als erfahrene Komplettanbieter zukunftsorientierter und weltweit
verfügbarer Lösungen für die industrielle Bauteilreinigung,
Oberflächenbearbeitung und Automatisierung decken Ecoclean
und UCM das gesamte Spektrum der in der Medizintechnik eingesetzten
Reinigungsverfahren ab. Darüber hinaus beinhaltet
das Portfolio Turnkey-Lösungen inklusive Reinraum- und Verpackungssystemen.
REINIGUNG MEDIZINTECHNISCHER
KOMPONENTEN
Sowohl bei additiv gefertigten Bauteilen als auch nach einer Zerspanung
ist eine Vorreinigung erforderlich. Sie hat das Ziel, die
Werkstücke für den nachfolgenden Prozess vorzubereiten, in
dem anhaftendes Pulver (Depowdering) beziehungsweise Partikel
und Bearbeitungsmedium entfernt werden. Dieser Schritt erfolgt
üblicherweise in Einkammeranlagen, die je nach eingesetztem
Bearbeitungsmedium mit Lösemittel, zum Beispiel Kohlenwasserstoff
oder modifizierten Alkohol, beziehungsweise einem
abgestimmten wasserbasierten Reiniger betrieben werden.
01 Die hohen technischen und regulatorischen Vorgaben bei der
Herstellung medizintechnischer Teile werden durch anwendungsspezifisch
abgestimmte Reinigungsprozesse und -anlagen erfüllt
Zwischenreinigungsschritte kommen unter anderem zur Entfernung
von Polierpasten, und Rückständen aus Schleifprozessen,
beispielsweise nach dem Gleitschleifen, zum Einsatz. Sie werden
je nach Sauberkeitsanforderung in einem Einkammer-Reinigungssystem
wie der Ecocwave oder einer mehrstufigen Ultraschall-
Mehrbadtauchanlage wie der modular aufgebauten UCMSmartline
mit einem wässrigen Reinigungsmedium durchgeführt.
Stand der Technik für die Reinigung vor einer Beschichtung
sowie die Endreinigung und Passivierung sind mehrstufige Ultraschall-Mehrbadtauchanlagen
mit entsprechender Wasseraufbereitung.
So lässt sich beispielsweise die UCMPerformanceline
durch Module mit integrierter Elektro- und Steuerungstechnik
für die Verfahrensschritte Reinigen und Spülen mit variabler Ultraschallausrüstung
für Mono-, Twin- und Multifrequenz, Trocknen
mit Vakuum-, Warmluft- und Infrarottrocknung, Be- und
DIE BEI DER ULTRASCHALL-
REINIGUNG ERFASSTEN
WERTE WERDEN AUTOMATISCH
AUSGEWERTET UND GESPEICHERT
Entladen sowie einem flexiblen Transportsystem einfach an die
jeweilige Aufgabenstellung anpassen. Darüber hinaus stehen für
diese Aufgabenstellungen diverse Anlagen wie beispielsweise die
Rundtaktlösung UCMIndexline für kleine Präzisionsteile oder die
UCMSprayline GMP, die hohe cGMP-Qualitätsansprüche erfüllt,
zur Verfügung.
Die Wirkung des Reinigungsmediums wird durch verschiedene,
anwendungsspezifisch ausgelegte Verfahrenstechnologien, beispielsweise
für die Spritz-, Hochdruck-, Tauch-, Ultraschall- und
Plasmareinigung, das Dampfentfetten, Injektionsflutwaschen,
Pulsated Pressure Cleaning (PPC) beziehungsweise Ultraschall
Plus verstärkt und die Reinigungszeit dadurch um bis zu 50 Prozent
verkürzt.
Durch die Integration eines Niederdruckplasma-Prozesses
als abschließender Schritt einer Lösemittel- oder wässrigen
Batch-Reinigung lässt sich die Bauteiloberfläche unter anderem
effektiv und effizient für eine nachfolgende Beschichtung vorbereiten.
Das Druckwechselverfahren PPC kommt insbesondere
bei Zwischen- und Endreinigungsverfahren von Bauteilen mit
engen Kavitäten, feinen Kapillaren und porösen Oberflächen
zum Einsatz. Es ermöglicht, dass Verunreinigungen auch aus
diesen schwer zugänglichen Bereichen zuverlässig und schnell
entfernt werden.
www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 39
BETRIEBSTECHNIK
04
02
02 Durch ihren modularen Aufbau lassen sich Ultraschall-Mehrbadtauchanlagen
optimal an Aufgabenstellungen wie die Reinigung vor
einer Beschichtung oder die Endreinigung vor dem Verpacken anpassen
03 Die APM-Technologie ermöglicht das reproduzierbare, bewegungsund
kontaktfreie Monitoring von Ultraschallfrequenz und -leistung
03
04 Oberflächen werden mithilfe einer Kombination aus
nass chemischer Reinigung und einem Niederdruckplasma-Prozess
auf die nachfolgende Beschichtung vorbereitet
ÜBERWACHUNG DER PROZESSPARAMETER
Ob in einer Kammer- oder Ultraschall-Mehrbadtauchanlage, die
Reinigung medizintechnischer Produkte basiert häufig auf validierten
Prozessparametern, deren Einhaltung überwacht und
dokumentiert werden muss. Dazu zählen u. a. die Ultraschallfrequenz
und -leistung. Dies ermöglichen die Acoustic Performance
Measurement (APM)-Systeme von Ecoclean bis zu einer Ultraschallfrequenz
von 2.000 kHz inline und reproduzierbar. Das Monitoring
erfolgt mit einem Kondensator- oder laser akustischen
DER REINIGUNGSPROZESS
VON MEDIZIN-PRODUKTEN WIRD
ÜBERWACHT UND DOKUMENTIERT
den kritischen Bestandteilen des Produkts. Die Turnkey-Lösungen
der Unternehmensgruppe beinhalten dafür entsprechende
Reinraum-, Verpackungs- und Sterilisationslösungen. Für bestimmte
Produkte stehen bereits vorvalidierte Verpackungen zur
Verfügung. Speziell für medizintechnische Anwendungen entwickelte
Softwarelösungen und RFID-Technologien, Audit-Trail
nach CFR 21 sorgen außerdem dafür, dass alle regulatorischen
Vorgaben eingehalten werden und eine lückenlose automatische
Betriebsdatenerfassung und Rückverfolgbarkeit gewährleistet
sind. Unterstützung bieten die Experten auch bei der Qualifizierung
(IQ; QQ; PQ) und Risikoanalyse.
Bilder: Ecoclean GmbH
www.ecoclean-group.net
Mikrofon, das auf die Oberflächen der mit Ultraschall ausgestatteten
Reinigungs- und Spülbecken einer Mehrbadtauchanlage
ausgerichtet wird. Die Messungen werden dadurch bewegungsund
berührungsfrei durchgeführt, sodass die Reproduzierbarkeit
der Ergebnisse sichergestellt ist. Zudem ist es mit der APM-Technologie
möglich, Ultraschallfrequenz und Schalldruck durch
„Wände“ hindurch zu detektieren. Sie kann auch bei geschlossenen
Reinigungs- und Spülbecken sowie Kammerreinigungsanlagen
eingesetzt werden. Analyse, Auswertung und Speicherung
der erfassten Daten erfolgen durch die Software des Messsystems.
REINRAUM, VERPACKUNG UND STERILISATION
Neben der Endreinigung zählt seit der Einführung der MDR auch
das Verpacken verschiedener medizintechnischer Produkte zu
UNTERNEHMEN
Ecoclean GmbH
Mühlenstraße 12, 70794 Filderstadt
Tel. +49 711 7006-0
info.filderstadt@ecoclean-group.net
AUTOR
Fabio Cordaro,
Global Business Development Manager CLP,
Ecoclean GmbH, Monschau
40 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
BETRIEBSTECHNIK
GEFAHRSTOFFE EINFACHER MANAGEN
Betriebsanweisungen müssen erstellt und aktualisiert
werden. Hierbei können Softwarelösungen helfen, bei
denen relevante Daten aus dem Sicherheitsdatenblatt
automatisch eingelesen und die sowohl Einzel- als auch
Sammelbetriebsanweisungen auf Knopfdruck erstellen
und aktualisieren
werden. Qumsult
bietet mit Web Sara
eine HSEQ-Software
an, die diese
Anforderungen
erfüllt. In ihre
Entwicklung flossen
Qumsults Erfahrungen aus der Beratung im Umweltund
Arbeitsschutz ein. Einmal erfasst oder automatisch
eingelesen, stehen erforderliche Stoffdaten allen
Beschäftigten zur Verfügung, auch mobil über Tablet
oder Smartphone. Auf Knopfdruck liefert die webbasierte
Anwendung – neben einem Gefahrstoffverzeichnis
– erforderliche Betriebsanweisungen sowie Sammelbetriebsanweisungen
für Gefahrstoffe. Die Lösung
stellt eine Word-Vorlage zur Verfügung, die Unternehmen
nach ihren Wünschen anpassen können. Sie fügen
beispielsweise ihr Logo ein oder richten ihr unternehmenseigenes
Design ein. Die zuvor erfassten Stoffdaten
werden dann automatisch in das selbst gestaltete
Formular übernommen. Dort können sie weiter editiert
werden. Auch die Aktualisierung dieser Formulare
gelingt mühelos: Die Daten werden automatisch
übernommen.
www.qumsult.de
THERMISCHE PROBLEME ZUVERLÄSSIG
AUFSPÜREN
Mit der Voltcraft WB-430 bietet Conrad
über seine Sourcing Platform
eine hochwertige Wärmebildkamera
zur professionellen Erfassung und
Messung thermischer Szenarien an.
Ob Einzelkomponenten, Baugruppen,
Maschinen, Anlagenteile oder
Gebäude – das rechtzeitige Erkennen
potenzieller oder bereits
vorhandener Probleme schützt vor
Produktionsausfällen und vermeidbaren
Sanierungskosten. Energielecks,
Heißlauf von Wälz- und Gleitlagern oder Fehler in
Lüftungs- und Klimaanlagen werden von der WB-430
dank ihrer hohen Bildwiederholfrequenz von 50 Hz
zuverlässig erfasst und mit der Bolometermatrix mit
384 × 288 Pixeln detailliert dargestellt. Durch die
manuell einstellbare Optik können Anwender sowohl in
sehr kurzen als auch großen Distanzen eindeutig und
zuverlässig messen. In Verbindung mit zwölf wählbaren
Farbskalen und einem breiten Temperaturmessbereich
von - 20 bis 650 °C wird die WB-430 zur universell
einsetzbaren Wärmebildkamera. Der integrierte
Touchscreen ermöglicht sowohl die bequeme Einstellung
aller Parameter als auch eine klare Darstellung:
Das Bild der 2-Megapixel-Digitalkamera lässt sich mit
dem Wärmebild überlagern. Durch dieses Kombinationsbild
wird die Orientierung, besonders bei elektronischen
Schaltungen, erleichtert.
www.conrad.de
IMPRESSUM
erscheint 2025 im 59. Jahrgang,
ISSN: 0175-5315 / ISSN E-Paper: 2747-8025
REDAKTION
Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke (ni),
Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de
(verantwortlich i.S.d. $ 18 Abs. 2 MStV / i.S.d. Presserechts)
Redakteurin:
Dipl.-Ing. (FH) Inga Ronsdorf (iro),
Tel.: 06131/992-259, E-Mail: i.ronsdorf@vfmz.de
Redaktion: B. A. Melina Hosseinli (mh),
Tel.: 06131/992-349, m.hosseinli@vfmz.de
Redaktionsassistenz:
Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,
E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,
(Redaktionsadresse siehe Verlag)
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Tel.: 06131/992-206,
E-Mail: a.zepig@vfmz.de,
Oliver Jennen
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Anzeigenpreisliste 2025, gültig ab 01.10.2024
LESERSERVICE
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Große Hub 10, 65344 Eltville,
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weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor
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ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung und das
Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu
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www.verfahrenstechnik.de VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 41
PERSÖNLICH
SERVICELEITERIN CORINNA VOGT
AUTHENTISCH
BLEIBEN!
Frauen sind in Ingenieursberufen immer noch
unterrepräsentiert. Nur knapp 20 Prozent aller
erwerbstätigen Ingenieure sind Frauen. Aber
es gibt sie, und sie werden mehr. Im Interview
erzählt Corinna Vogt ihre Geschichte.
Wann wussten Sie, dass Sie in einem technischen Beruf
arbeiten möchten?
Bereits bei der Auswahl meiner Leistungskurse in der Schule
habe ich mich bewusst für Mathematik und Chemie entschieden.
Wir hatten eine Berufsberatung und dort wurde der Studiengang
Verfahrenstechnik vorgestellt. Das wollte ich machen!
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Zu meinen Aufgaben gehört Personalführung, aber auch
Planung und Entwicklung von Strategien, wie der Bereich,
bei mir der Service, im Unternehmen entwickelt werden kann.
Der Fokus im Service liegt auf den Bedürfnissen der Kunden.
Dringende oder kritische Themen landen immer wieder bei
mir. Mein Team und ich diskutieren unsere Optionen und
finden dafür Lösungen. Ein starkes Team ist entscheidend
für den Erfolg im Service.
es nicht zu der eigenen Persönlichkeit passt. Vertrauen in die
eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse entwickeln, aber gleichzeitig
erkennen, wo es Menschen gibt, von denen man lernen
kann, ist essenziell. Netzwerke aufbauen und Unterstützung
suchen sind ebenfalls wichtige Schritte.
Denken Sie, dass die Vorurteile gegenüber Frauen in technischen
Berufen gleichgeblieben oder weniger geworden sind?
Ich denke, dass die Vorurteile geringer geworden sind. Zu Ende
meiner Studienzeit musste ich bei Bewerbungsgesprächen noch
Fragen beantworten wie: „Wie würden Sie durch unsere Werkhalle
gehen?“. Ich habe die Frage damals nicht verstanden. Eine
solche Frage stellt heute keiner mehr.
www.zeppelin-systems.com
DIE FRAGEN STELLTE MELINA HOSSEINLI,
REDAKTION VERFAHRENSTECHNIK
Sie sind Mentorin im Unternehmen. Was sind Ihrer
Meinung nach wichtige Eigenschaften, die eine gute
Mentorin haben sollte?
Ein wichtiger Punkt ist, sich in die Lage des Gegenübers
zu versetzen. Zusammen mit Berufs- und
Lebenserfahrung gelingt es dann gute Fragen zu
stellen, die den Blick weiten und zu Lösungen
führen. Vertrauen und Offenheit zwischen
Mentorin und Mentee sind dabei essenziell.
Warum denken Sie, gibt es immer noch
zu wenige Frauen in technischen Berufen?
Die Motivation für Frauen, sich mit Technik
zu beschäftigen muss bereits im Kindesalter
beginnen. Es muss normal sein,
wenn ein Mädchen lieber mit Schraubenschlüsseln
statt mit Puppen spielt. Leider
gibt es immer noch wenige weibliche Vorbilder
in den technischen Berufen, was die
Sichtbarkeit und Attraktivität dieser Berufe
für Frauen einschränkt.
Was würden Sie Frauen raten, die in einen
technischen Beruf einsteigen möchten?
Authentisch bleiben! Sich nicht anpassen und
männliche Verhaltensmuster annehmen, wenn
CORINNA VOGT ARBEITET ALS
DIRECTOR SERVICE BEI ZEPPELIN SYSTEMS
42 VERFAHRENSTECHNIK 2025/04 www.verfahrenstechnik.de
VORSCHAU
IM NÄCHSTEN HEFT: 5/2025
ERSCHEINUNGSTERMIN: 25. 06. 2025 • ANZEIGENSCHLUSS: 06. 06. 2025
01
02
04
03
01 Das Hofbräuhaus in München hat ein digitalisiertes
Energiemonitoring installiert, um Einsparpotenziale
aufdecken und realisieren zu können
Bild: pwmotion – stock.adobe.com
02 Flächenkameras verkürzen in zahlreichen
Anwendungen der Lebensmittelindustrie die Produktionszyklen
und sichern die Qualität der Ware
Bild: Teledyne Vision Solutions
03 Um das Risikomanagement auch an dynamische
Produktionsabläufe anzupassen, wurde eine interaktive,
digitale und teilautomatisierte Risikobewertung
entwickelt
Bild: Viewfoto studio / shutterstock
DER DIREKTE WEG
INTERNET:
www.verfahrenstechnik.de
E-PAPER:
digital.verfahrenstechnik.de
REDAKTION:
redaktion@verfahrenstechnik.de
04 Sowohl Röntgen-Inspektion als auch Metallfremdkörpererkennung
leisten in der Lebensmittelkontrolle
einen wesentlichen Beitrag zur Einhaltung internationaler
Hygienestandards und zur Produktsicherheit
Bild: Minebea
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)
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Objekten messen, um eine Sofortvorlage zu erstellen, mit der präzise
Schnitte markiert werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.
(Die Farbe der Konturenlehre ist variabel)
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