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Ausgabe_01_2025

SWE Journal, das Magazin über Erfurt und für Erfurt. Ausgabe 01_2025 mit den Themen: 100 Jahre Bus in Erfurt, Wasserversorgung historisch jund perspektivisch, die schönsten Biergärten, kommunale Wärmeplanung für die Landeshauptstadt, wie gehts weiter mit Wasserstoff als Energieträger, Netzausbau in Erfurt, drei Jahre Erfurt-Crowd, Start der Freibadsaison u. v. a. mehr.

SWE Journal, das Magazin über Erfurt und für Erfurt. Ausgabe 01_2025 mit den Themen: 100 Jahre Bus in Erfurt, Wasserversorgung historisch jund perspektivisch, die schönsten Biergärten, kommunale Wärmeplanung für die Landeshauptstadt, wie gehts weiter mit Wasserstoff als Energieträger, Netzausbau in Erfurt, drei Jahre Erfurt-Crowd, Start der Freibadsaison u. v. a. mehr.

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Journal

Frühjahr/Sommer 2025

DAS MAGAZIN FÜR ERFURT

Sommerfit –

vier Biergärten

im Porträt Seite 18

Der Erfurter

Tierheimdoktor

Seite 42

Sechs Seiten über das

Blumenparadies egapark ab

Seite 34


Aufgereiht

Die ersten Busse für Erfurt nach dem Zweiten Weltkrieg

Der VEB (K) Erfurter Verkehrsbetriebe (EVB) stellt um 1955 voller Stolz seine

erste große Lieferung werkneuer Busse vom Typ H 6 B/L aus dem volkseigenen

Waggonbau Ammendorf vor. Die Aufnahme entstand auf dem Betriebshof

Stalin-Allee (heutige Magdeburger Allee). Die Busse mit den Nummern

87 bis 95 stammen aus den Lieferserien der Jahre 1954 und 1955. Dank dieser dringend

benötigten Neufahrzeuge konnten am 2. Mai 1955 die Stadtlinien

Domplatz – Gispersleben und Domplatz – Marbach sowie am 17. Juni 1955 die Verbindung

Hauptbahnhof – Rhoda eingerichtet werden. Diese Erweiterungen verbesserten das

Fahrplanangebot für die Werktätigen erheblich. In diesem Jahr feiert der Bus in

Erfurt sein 100-jähriges Jubiläum – ein stolzes Kapitel der Stadt- und Verkehrsgeschichte.

2

EVAG Fotoarchiv (Foto)

3



Hier liegt die Zukunft der

Erfurter Wasserversorgung

ckelnde Industrie mit Trinkwasser zu versorgen, hat

viele Jahre gute Dienste geleistet. Die Stadt wuchs rasant,

die Einwohnerzahl verdoppelte sich bereits in den

folgenden 30 Jahren – Erfurt wuchs zur ersten Industriegroßstadt

Thüringens mit 100.000 Einwohnern. Heute

leben mehr als 215.000 Menschen in den Stadt- und

eingemeindeten Ortsteilen.

Wie alles begann

Vor 150 Jahren floss zum ersten Mal Trinkwasser in einem öffentlichen

Wasserversorgungsnetz vom 26 Kilometer entfernten Wechmar zum

Hochbehälter Cyriaksburg in Erfurt. Aufgrund der Höhenlage der Anlage

90 Meter über Erfurt funktionierte das im freien Gefälle, Dampfmaschinen

waren damit überflüssig. Die Stadt zählte damals knapp

45.000 Einwohner. Das Wasserwerk lieferte ca. 1.200 Kubikmeter pro

Tag. Pro Einwohner standen damit rein rechnerisch 26 Liter täglich zur

Verfügung. Der Bau des Wasserwerkes für Erfurt, einer Fernwasserleitung

und der Kanalisation verbesserte die hygienischen Verhältnisse

in Erfurt grundlegend. Was Erfurts Stadtväter seinerzeit technisch

planten und bauten, um die wachsende Stadt und die sich entwi-

Nicht nur der gewachsenen Bevölkerungszahl, auch

den sich stark verändernden Verbrauchswerten des Trinkwassers

musste und muss das historisch entwickelte Versorgungssystem

genügen. Nach vielen Jahren steigenden

Verbrauchs auf mehr als 200 Liter pro Kopf und Tag, der in

heißen und trockenen Sommern manchmal nur mit Geboten

und Verboten gedeckt werden konnte, erlebte Erfurts

Wasserversorger ab 1990 einen drastischen Verbrauchsrückgang

durch das Wegbrechen der Industrie. Das wichtigste

Lebensmittel hatte nun einen, dem Wert entsprechenden

Preis. Das führte auch zu einem ausgeprägten

Sparverhalten der Bevölkerung. Über 30 Jahre hinweg

stabilisierte sich die Wirtschaft und damit der Verbrauch,

das Niveau der Jahre vor 1990 wurde aber nicht mehr erreicht.

Heute liegt er bei 90 Litern pro Kopf und Tag.

Zeitenwende: Historische Anlagen

werden zukunftsfit gemacht

Projektingenieurin Sara Bieber ist für das

ThüWa-Zukunftsprojekt verantwortlich

„Aus all diesen Gründen war es an der Zeit, das Wasserversorgungssystem

der ThüWa ThüringenWasser GmbH

für Erfurt und den Zweckverband Erfurter Becken einer

grundlegenden Bewertung zu unterziehen. Schließlich

soll Erfurt auch in den kommenden Jahrzehnten stabil,

wirtschaftlich und technisch effizient sowie anforderungsgerecht

mit Trinkwasser versorgt werden. Die langfristige

wirtschaftliche Entwicklung, aber auch Themen wie Hitzesommer

und Klimawandel trugen dazu bei, das gesamte

System der Wasserversorgung auf den Prüfstand zu stellen“,

erläutert die ThüWa-Bereichsleiterin Wasserversorgung,

Susanne Kaiser, die Rahmenbedingungen. Bis ins

Jahr 2045 reicht der Blick des Zukunftsprojektes GISOWA

und der daraus resultierenden Zielnetzplanung. Eines der

wichtigsten Vorhaben in diesem Zusammenhang ist die

Komplexbaumaßnahme Steiger. In den Fokus rückt dabei

das Versorgungsnetz, das unterirdisch im Steiger verläuft.

Wichtige, groß dimensionierte Versorgungsleitungen verlaufen

durch den Stadtwald. Die Schadensentwicklung in

diesem Bereich zeigt die Dringlichkeit des Handelns. In

die Komplexbaumaßnahme einbezogen ist auch die Vergrößerung

des Hochbehälters im Steiger – des zentralen

Behälters für Trink- und Löschwasser der Innenstadt –

von aktuell 8.000 Kubikmetern auf künftig 22.000 Kubikmeter.

Teil der neuen Planungen ist auch der Hochwasserschutz

für das Wasserwerk Möbisburg. Dort soll das

Vorhaben mit dem Bau eines neuen Rohwasserbehälters

starten, anschließend der 6 Kilometer entfernte Hochbehälter

Steiger erneuert und erweitert werden. 100.000 Erfurter

erhalten von dort ihr Trinkwasser.

Herausforderungen bietet das Vorhaben mehrere, erläutert

ThüWa-Projektingenieurin Sara Bieber: „Während

des Baus können wir auf die Versorgung nicht verzichten.

Die neue Leitungstrasse soll in Forstwegen verlaufen, damit

diese nicht von Bäumen und Sträuchern überwachsen

wird, was die lange notwendige Haltbarkeit der Leitungen

und erforderliche Reparaturen erheblich beeinträchtigen

würde. Ein Ausfall würde viele Erfurter betreffen.“

Wichtiger Meilenstein im größten

ThüWa-Projekt erreicht

Die Bauarbeiten im Steiger, Erfurts grüner Lunge, rufen

viele Interessengruppen auf den Plan. In den ersten

Wochen des Jahres 2025 wurden die Maßnahmen in einem

gemeinsamen Scoping-Termin mit mehr als 55 geladenen

Beteiligten diskutiert. Verschiedene Landesämter

und Fachbereiche der Stadtverwaltung saßen hierzu

an einem Tisch mit Umwelt- und Naturschutzverbänden.

In Planungsprozessen sind bei bestimmten Bauvorhaben

im Planungsverlauf Untersuchungen über die Auswirkung

des Projektes auf die Umwelt in der EU gesetzlich vorgeschrieben,

so auch bei der Komplexmaßnahme im Steiger.

Varianten wurden geprüft und diskutiert. Im Zuge

des Verfahrens werden die Interessen der einzelnen Anspruchsgruppen

einbezogen und abgewogen.

Die Komplexbaumaßnahme im Erfurter Stadtwald befindet

sich im Genehmigungsverfahren. Mehrere Hürden

sind zu nehmen, bevor die ersten Leitungen verlegt werden,

die Erfurts Versorgung mit Trinkwasser auch in den

kommenden Jahrzehnten dauerhaft sicherstellen. Das

Vorhaben ist weiter vorangeschritten. Ein Jahr dauert die

Planung, ca. zwei Jahre das Planfeststellungsverfahren,

der Baustart wäre nach EU-weiter Ausschreibung damit

voraussichtlich 2030 realisierbar.

Christine Karpe (Text)

Christian Fischer, Steve Bauerschmidt (Fotos)

4 5



Trotzdem muss eine Lösung her, denn die Brücke – rund

22 Meter breit und 25 Meter lang – ist auch durch Spannungsrisskorrosion

gefährdet, jenem Übel, das zum Einsturz

der Carolabrücke in Dresden führte und ebenso zu

den aktuellen Einschränkungen an der Brücke Schwarzburger

Straße in Marbach. Zum Glück gehört sie noch nicht zu

den Brücken, bei denen akuter Handlungsbedarf besteht, so

Reintjes‘ Erläuterung zum Zustand des Bauwerks aus dem

Baujahr 1973.

Ein weiterer Aspekt bei der Erneuerung war der Gedanke,

die Radwege zu beiden Uferseiten unter der Brücke hindurchzuführen.

Bis dato gibt es an dieser Stelle nur oberirdisch

die Möglichkeit, die Warschauer Straße zu queren –

durch die Stadtbahn für Fußgänger und Radfahrer allerdings

umständlich und unkomfortabel. Die Planungen für

den Neubau gestalteten sich hochkomplex und sind für alle

beteiligten Ingenieure eine große Herausforderung. Reintjes:

„Fest stand für uns, dass die Lage der Gleise unveränderlich

ist. Dazu kam die Anforderungen aus dem Hochwasserschutz,

einen zukünftig noch größeren Querschnitt für

den Durchfluss der Gera zu gewährleisten, als das heute der

Fall ist. Dabei darf die Brückenplatte nicht dicker werden als

heute, obwohl die Stützweite größer wird.“ Beide Anforderungen

zusammen sollten eine neue Brücke mit einem sehr

schlanken Überbau ergeben, kombiniert mit der geringst

möglichen Aufbauhöhe für die Schienen selbst und deren

Verankerung auf der Brücke.

In kleinen Schritten entsteht

am Reißbrett die Sonderlösung

Blick auf die Warschauer Straße, rechts und links

davon die zur Bundesgartenschau neu geschaffene

Geraaue. Im Hintergrund die Berliner Straße

Das war nur mit einer Sonderlösung zu erreichen, für die es

in Deutschland kein geprüftes Beispiel gibt. „Zwar existieren

ähnliche und durchaus vergleichbare Sonderkonstruktionen,

für die bei uns erforderliche Gesamtlösung gibt es

aber keine Vorlage. Das macht es für unsere planenden Ingenieure

und die für die EVAG zuständige technische Aufsichtsbehörde

sehr schwer, eine genehmigungsfähige Lösung

zu erarbeiten, ohne diese vorher im Praxisbetrieb auf

ihre Tauglichkeit geprüft zu haben“, so Reintjes.

Warschauer Straße bekommt

neue Brücke über die Gera

In diesem

Jahr kommen

die Behelfsbrücken,

2028 soll

alles fertig sein

2021 hatte Erfurt zur Bundesgartenschau geladen und sich dafür vorher

natürlich chic gemacht. Ein Großprojekt war die Umgestaltung der

Geraaue zum größten durchgehenden Landschaftspark Thüringens. Aus

alten Grünflächen, Stadtteilparks und Brachflächen entstand ein fünf Kilometer

langes grünes Band mit Sport- und Spielmöglichkeiten, dem Auenteich,

dem neuen Gera-Radweg, neuen Wegen und Brücken. Eigentlich

sollte bis dahin auch die Brücke über die Gera im Zuge der Warschauer

Straße einem Neubau weichen. Eigentlich …

Nun liegt die BUGA bereits ein paar Jahre zurück, an der Brücke selbst

hat sich bislang nichts getan – zumindest nichts Sichtbares. Dennoch wurde

intensiv gearbeitet. Das Team der Brückeningenieure im Tiefbau- und Verkehrsamt

hat nach machbaren Lösungen gesucht, die es so in vergleichbarer

Form bislang noch nicht gab und die konstruktiv überaus anspruchsvoll

sind. Aber der Reihe nach.

Die Brücke über die Gera im Zuge der Warschauer Straße

ist eine gemeinsame Stadtbahn- und Straßenbrücke. Über

sie rollen täglich 5.400 Fahrzeuge, dazu die Stadtbahnlinien

1 und 6 gewöhnlich im 10-Minuten-Takt. „Wir können die

Brücke nur in Gänze erneuern – ein Grund von vielen, die

uns das Bauvorhaben erschweren“, erklärt Alexander Reintjes,

der Leiter des Erfurter Tiefbau- und Verkehrsamtes.

Spannungsrisskorrosion

spielt auch hier eine Rolle

In nur kleinen Schritten und über modellhafte Annahmen

aus vergleichbaren Lösungen entsteht das neue Brückenbauwerk

– aktuell immer noch am Reißbrett. Und so erklären

sich dann auch die Jahre, die seit der BUGA ins Land

gegangen sind … Dennoch kam jetzt die frohe Botschaft:

Die Planungen sind so weit vorangekommen, dass das Tiefbau-

und Verkehrsamt in diesem Jahr die beiden Behelfsbrücken

errichten kann, ab 2026 folgt der eigentliche Neubau

der Brücke. Bestenfalls ab 2028 rollt der Verkehr über

die neue Brücke.

Diese besteht künftig aus zwei getrennten Überbauten,

einem nur für die Stadtbahn und einem für Kraftfahrzeuge.

Radfahrer und Fußgänger erhalten längs der

Warschauer Straße auf beiden Brückenteilen jeweils eine

kombinierte Rad-/Gehbahn. Die Stadt investiert für das

Gesamtvorhaben rund 9 Millionen Euro. Und zumindest

der westliche Gera-Radweg führt dann auch unter

der Brücke hindurch – für Fußgänger und Radfahrer

eine schnelle und bequeme Variante, die Warschauer

Straße zu unterqueren. Wie der östliche Radweg später

einmal verläuft, steht aktuell noch nicht fest. Umweltaspekte

und ein großer Kabeldüker eines Telekommunikationsunternehmens

sprechen bislang gegen eine Verlagerung

unter die Brücke.

In den zurückliegenden Wochen wurde um die Brücke bereits

gearbeitet. Gehölze wurden entfernt, um Baufreiheit zu

schaffen. Denn: „Lange genug hat es gedauert, wir sind gewillt,

ab diesem Jahr zu bauen“, so Reintjes.

Heike Dobenecker (Text) Vitalik Gürtler (Foto)

6 7



Steffen Linnert, verantwortlich für die

Wärmeplanung der Stadt Erfurt, in

einem Sammelkanal. Hier verlaufen

auch Leitungen für die Fernwärme

Wärme als Luxus?

Nicht mit uns

Steffen Linnert ist Chef der Wärmeplanung der Stadt Erfurt. Er und sein

Team gehen dabei behutsam vor, bezahlbare Wärme ist Voraussetzung

Henry Köhlert (Text) Jacob Schröter (Foto)

Wärme war lange ein Selbstverständnis. Heizkörper aufdrehen,

schon war sie da. Wo sie herkam? Egal. Hauptsache warm. Doch dem

Klimawandel geschuldet muss die Wärme, mit der wir heizen und

Wasser erwärmen, mehr können: grün erzeugt und gerecht verteilt

werden, vom Weltmarkt unabhängig sein. Und natürlich bezahlbar!

Es ist Zeit, unsere Wärme-Geschichte neu zu schreiben. Und Erfurt

nimmt den Stift in die Hand. „Kommunale Wärmeplanung“

heißt das Ganze. 21 Buchstaben, etwas sperrig. „Doch diese beiden

Worte haben es in sich, sie sind die Zukunft, wie wir künftig klimafreundlich

Wärme erzeugen. Die Zukunft auch für die Generationen

nach uns“, sagt Steffen Linnert. Er ist Dezernent für Finanzen,

Beteiligungen und Theater. Und er ist Chef der Wärmeplanung der

Stadt Erfurt.

Wozu brauchen wir die Wärmewende?

Quasi Chef der grünen Wärme. Der Bund gibt das Ziel vor: Bis 2045

soll Wärme durch erneuerbare Energien erzeugt werden. Alle Kommunen

in Deutschland sind gefordert, dieses Ziel zu erreichen.

„Wärmepumpen, Solarthermie, Pelletheizungen, Wasserstoff, Wärme

aus Abwasser, aus den Tiefen der Erde, produziert aus einst

überschüssiger Windkraft – die Möglichkeiten sind vielfältig und

immer wieder finden sich neue Lösungsansätze“, sagt Linnert. Und,

was nur Wenige wissen – grün muss nicht gleich teuer bedeuten.

Mehr als ein Drittel der CO 2

-Emissionen in der Stadt kommen aus

der Wärmeerzeugung. „Ziel ist es, diesen Wert bis 2045 auf null zu

senken“, sagt Steffen Linnert.

Wer plant da eigentlich?

Die Wärmeplanung ist das Instrument dazu: „Wir gehen Schritt für

Schritt vor, wollen alle Erfurter dabei mitnehmen.“ Die SWE sind

Partner der Stadt, erstellen die Wärmeplanung. „Sie haben das

Know-how, verstehen ihr Geschäft und stellen mit der Fernwärme

einen Großteil der Erzeugung“, sagt Linnert. Fast die Hälfte der etwas

mehr als 100.000 Haushalte bekommt wohlige Wärme über das

riesige Netz der SWE. „Die wird noch überwiegend durch Gasverbrennung

erzeugt.“ Auch viele Hausbesitzer heizen noch mit Gas,

mit Öl. Zeitplan zur Umstellung? Bis 2030 müssen bestehende Wärmenetze

mindestens 30 Prozent ihrer Wärme aus erneuerbaren

Energien beziehen. 2040 soll dieser Anteil auf mindestens 80 Prozent

steigen. ​2045 soll eine vollständig treibhausgasneutrale Wärmeversorgung

erreicht sein.

Steffen Linnert sagt: „Zurzeit arbeiten wir an einer Bestandsanalyse,

also, wie wird wo in Erfurt geheizt. Nächster Schritt ist eine

Potenzialanalyse – wo wäre künftig welche grüne Wärmenutzung

möglich. Ziel ist es, bis Sommer 2026 Empfehlungen für die besten

Heizlösungen für einzelne Gebäude und Quartiere zu erarbeiten.“

Aber: „Natürlich wird es dann immer noch Flecken auf der Karte geben,

wo noch nicht zu 100 Prozent klar ist, wie hier später einmal klimaneutral

geheizt wird“, sagt Linnert, „doch eines ist sicher: Es wird

mit Sicherheit Lösungen geben.“

Woher kommt unsere Wärme künftig?

Die Stadtwerke arbeiten an verschiedenen Plänen, ihre Fernwärme

(kostengünstig) grün zu bekommen: Bei der Tiefengeothermie

soll Wärme aus sieben Kilometern Tiefe genutzt werden, Wärme

aus dem Klärwerk kann Tausende Haushalte beheizen, große Elektrodenkessel

wandeln überschüssige Windenergie in Wärme um,

gewaltige Wärmepumpen ziehen Wärme aus der Umgebungsluft.

Gleichzeitig muss das Gasnetz wasserstofftauglich, das Stromnetz

für die vielen neuen Wärmepumpen fit gemacht werden.

Auch die vielen Tausend Hausbesitzer in Erfurt, die noch mit fossilen

Brennstoffen (Gas, Öl) heizen, müssen umdenken. Wärmepumpen,

Solarthermie, Pelletheizungen, möglicherweise Wasserstoff,

Hybridlösungen für den Übergang oder auch der Anschluss an das

Fernwärmenetz der SWE sind derzeit die Möglichkeiten.

Wärme – bezahlbar und aus Erfurt

„Ich bin mir sicher, dass bis 2045 viel passieren wird. Da fließt noch

ganz viel Wasser die Gera hinunter“, sagt Steffen Linnert. „Wir als

Stadt werden regelmäßig die Entwicklungen im Wärmesektor prüfen,

neue Wege gehen, wenn es nötig wird.“

Eines aber steht ganz oben auf der Agenda: „Wärme muss bezahlbar

bleiben. Und wir als Stadt müssen dafür sorgen, dass sie hier bei

uns erzeugt wird. Mit der Energie, die wir hier vorfinden. Und das

ist eine ganze Menge …“

8 9



Mit Wasserstoff

in die Zukunft

Das klimafreundliche Gasnetz wächst in Thüringen

Ivo Dierbach (Text)

Jacob Schröter, SWE Netz, Adobe Stock (Fotos)

Wasserstoff spielt bei der Energiewende eine größere

Rolle als man allgemein annimmt. Mit TH 2

ECO, dem

„Thüringer H2 ECOsystem“, soll eine nachhaltige Wasserstoffinfrastruktur

in unserer Region geschaffen werden.

Sie beinhaltet alle notwendigen Wertschöpfungsstufen

wie Erzeugung, Speicherung, Transport und

Verwendung von Wasserstoff. Die Stadtwerketöchter

SWE Netz und SWE Energie sind als Partner maßgeblich

daran beteiligt, die Stadt auf die Zukunft der Energieversorgung

vorzubereiten.

Bau einer Gasregelstation für eine zukünftige Wasserstoffleitung von Ferngas

Anfangs umfasste das Netzwerk rund 45 Kilometer Wasserstoffleitung,

doch nun wird es um zusätzliche 100 Kilometer erweitert.

Dadurch wird das Versorgungsgebiet auf Regionen wie Kölleda,

Saalfeld und Rudolstadt ausgedehnt

TH 2

ECO wurde 2021 von der Ferngas Netzgesellschaft

ins Leben gerufen. Es vereint verschiedene Unternehmen

aus der Energiebranche, darunter Netzbetreiber, Stromund

Energieversorger sowie Spezialisten für erneuerbare

Energien. Das Ziel: ein erstmal autarkes System für eine

stabile, nachhaltige grüne Wasserstoffversorgung für Erfurt

und Umgebung zu schaffen.

Ein zentraler Baustein ist die Umstellung bestehender

Gasleitungen auf Wasserstoff. So können bereits vorhandene

Infrastrukturen genutzt werden, um mit örtlichen

Elektrolyseuren aus erneuerbarem Strom produzierten

grünen Wasserstoff effizient zu transportieren. Anfangs

umfasste das Netzwerk rund 45 Kilometer Wasserstoffleitung,

doch nun wird es um zusätzliche 100 Kilometer

erweitert. Dadurch wird das Versorgungsgebiet auf Regionen

wie Kölleda, Saalfeld und Rudolstadt ausgedehnt.

Auch im Stadtgebiet Erfurt entstehen erste Netzkoppelpunkte.

In Stotternheim ist bereits einer errichtet, in Mittelhausen

ist bereits eine Station in der Planung, weitere

folgen in Salomonsborn und Schwerborn. Diese Netzknoten

ermöglichen eine sichere und effiziente Verteilung

von Wasserstoff in die Stadt. Die SWE Netz GmbH

treibt die Vorbereitung zur Umstellung voran, um im ers-

ten Schritt den Norden Erfurts zukünftig nachhaltig mit grünem

Wasserstoff versorgen zu können. In Vorbereitung auf

weitere Aktivitäten wurde beispielsweise das Klärwerk Kühnhausen

vom Erdgasnetz der Ferngas auf das Netz der SWE

Netz umgebunden.

Ein bedeutender Meilenstein ist die Kooperation zwischen

SWE Netz und Siemens Energy. Gemeinsam wurde eine Absichtserklärung

unterzeichnet, um das Siemens-Werk in Erfurt

mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Das Generatorenwerk

strebt an, bis 2030 CO 2

-neutral zu produzieren. Der

Einsatz von Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle, insbesondere

in energieintensiven Prozessen wie der Beheizung

von Herdwagenöfen. „Wir freuen uns, Siemens Energy

bei der Umsetzung seiner Klimaziele zu unterstützen und

unsere Netzinfrastruktur entsprechend anzupassen“, sagt

Frank Heidemann, Geschäftsführer der SWE Netz GmbH.

Andreas Konschak, Werksleiter des Erfurter Generatorenwerkes,

betont: „Siemens Energy will nicht nur die Energiewende

durch innovative Produkte vorantreiben, sondern auch eigene

Produktionsprozesse klimaneutral gestalten.“

Durch TH 2

ECO wird Erfurt nicht nur ein wichtiger Standort

in der deutschen Wasserstoffwirtschaft, sondern auch Teil

des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes. Bis Ende 2025

soll die Anbindung an das Kernnetz hergestellt sein. Somit

werden für Erfurt eine weitere Alternative für eine zukunftssichere,

klimafreundliche Energieversorgung sowie neue

Chancen für die Wirtschaft geschaffen. Die SWE Netz GmbH

leistet mit ihrem Engagement einen wesentlichen Beitrag zur

Energiewende – für eine nachhaltige und umweltfreundliche

Zukunft unserer Stadt.

Andreas Konschak (l.), Siemens Energy Werksleiter

des Erfurter Generatorenwerkes, und Frank Heidemann (r.),

Geschäftsführer der SWE Netz GmbH unterzeichneten eine

Absichtserklärung, um das Siemens-Werk in Erfurt mit

grünem Wasserstoff zu versorgen

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Der Erfurter Ortsteil Marbach hat etwas,

was sonst keiner hat - eine Krämerei

Klein,

regional,

heimelig

Michael Keller (Text)

Jacob Schröter (Fotos)

Krämerei heißt kleiner Laden. Mit allerlei Krimskrams.

Mag manch Zeitgenosse abwertend

meinen. Aber wer eine Krämerei im Umfeld

hat, ist dafür in Zeiten riesiger, unpersönlicher

Supermärkte dankbar. Wie in Erfurts größtem

Ortsteil Marbach. Dort gibt es seit 2023 eine solche Krämerei.

Betrieben und ausgetüftelt vom Christophoruswerk.

„Alles handverlesene Produkte“, versichert Mario Jünge,

der Standortleiter des benachbarten Tegut-Lädchens und

der Krämerei. Die ist ein Alleinstellungsmerkmal. Hat nämlich

sonst keiner. Möglich wurde es, weil der Getränkestützpunkt

aufgab und die Räume frei wurden. Zuerst zog die

Landbäckerei Thieme ein. Und nach und nach füllten sich die

Regale mit Produkten, die nicht von weit her kamen, sondern

regionalen Bezug in hiesigen Manufakturen haben. Senf aus

Kleinhettstedt, Tee und Naschereien aus Nägelstedt, Spirituosen

aus Döllstädt, Honig aus Tiefthal und Gierstädt,

Wurst aus Thüringen, Wein von Erfurts Jungwinzer Jörn Godziewski,

Kaffee von Erfurts Genusshändler Dirk Ebert, Kosmetik,

Gewürze. Nicht zu vergessen die Unverpackt-Strecke

für Mensch und Tier. Was ganz Besonderes. Nüsse, Gummibärchen,

Nudeln, Körner und als besonderer Clou Futterpellets

für Katze, Hund, Pony, Kaninchen und Meerschwein.

Hat nicht jeder. Genau wie einen Humidor. Ein Schrank zur

fachgerechten Lagerung von Zigarren und Zigarillos, die die

Krämerei aus der Christo-Zigarrenmanufaktur Bad Lobenstein

bezieht.

Neuerdings gibt es auch einen Treffpunkt für Alt und

Jung. 20 Plätze drinnen. Draußen Sitzbänke, Tische, Stühle

in Hellblau nebst Sonnenschirm – für die warme Jahreszeit.

Ein Konzept, das nicht ohne gute Geister funktioniert. Zwei

feste Mitarbeiter und drei mit Behinderung aus dem Christophoruswerk

halten die Krämerei am Laufen und sorgen

für ein heimeliges Wohlfühlambiente. Das ständige Kommen

und Gehen zeigt, das war eine richtig gute Idee.

12 13



Modernisierung im

Umspannwerk Gispersleben

Jetzt wird es wild

Die Energieversorgung in Erfurt wird klimafreundlicher,

moderner und leistungsfähiger. Die SWE Netz investiert rund

4,5 Millionen Euro in die Erneuerung des Umspannwerks Gispersleben,

um das Stromnetz im Erfurter Norden fit für die

Zukunft zu machen. Nach der erfolgreichen Modernisierung

des Umspannwerks Erfurt/West steht nun die nächste große

Maßnahme an: Die Mittelspannungsschaltanlage und die

Steuerungstechnik werden ausgetauscht und das Netz für

zum Beispiel erneuerbare Energien optimiert.

Warum wird das Umspannwerk modernisiert? Das Umspannwerk

Gispersleben hat eine lange Geschichte. Früher war es

Teil eines zentralen Kraftwerksstandorts, der Erfurt und Teile Thüringens

mit Strom versorgte. Heute sind die alten Kraftwerksanlagen

verschwunden – stattdessen produzieren Fotovoltaikanlagen

an der Zeulenrodaer Straße sauberen Strom. Gleichzeitig ist

der Energiebedarf im Norden Erfurts durch neue Wohngebiete,

Gewerbe- und Industrieansiedlungen deutlich gestiegen. Um

diesen wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, wird die

Netztechnik nun umfassend erneuert.

Umspannwerk Gispersleben im Jahre 1997

Mehr Klimaschutz durch neue Schaltanlagen Ein besonders

wichtiger Fortschritt durch die Modernisierung ist die

Umstellung auf umweltfreundliche Technologie. Erstmals wird

im Umspannwerk Gispersleben eine Schaltanlage ohne das klimaschädliche

Isoliergas Schwefelhexafluorid, kurz SF6, installiert.

SF6 hat eine 22.800-mal stärkere Treibhauswirkung als CO₂

und bleibt über 3.000 Jahre in der Atmosphäre. Ab 2026 ist es

in Neuanlagen verboten – die SWE Netz setzt mit der neuen

„Clean Air“-Technologie von Siemens bereits jetzt auf eine nachhaltige

Alternative. Die moderne Schaltanlage sorgt nicht nur für

mehr Umweltschutz, sondern ermöglicht auch eine intelligentere

Steuerung des Stromnetzes.

Wie laufen die Bauarbeiten ab? Die Arbeiten erfolgen bei

laufendem Betrieb, um die Stromversorgung für die Bürgerinnen

und Bürger Erfurts nicht zu unterbrechen. Das erfordert eine detaillierte

Planung und präzise Abstimmung aller Beteiligten. Erste

Baumaßnahmen sind bereits gestartet, die komplette Inbetriebnahme

der neuen Schaltanlage ist bis Ende 2025 geplant.

Mit dieser Investition stärkt die SWE Netz nicht nur die Versorgungssicherheit,

sondern setzt auch ein starkes Zeichen für den

Klimaschutz und eine nachhaltige Energieversorgung. So bleibt

das Erfurter Stromnetz zuverlässig, effizient und zukunftssicher.

Untermieter sind auf den Grundstücken der SWE

Netz GmbH unbedingt erwünscht. Insekten wie

Wildbienen oder Schmetterlinge und Vögel

sind herzlich willkommen. Für sie alle hat Dirk

Georgy bereits vor zwei Jahren gemeinsam mit einem Kollegen

die ersten Nistkästen aufgestellt, um die geflügelten

Gäste zum Bleiben einzuladen. „Um die von mir betreute

Regleranlage waren nur Felder, keine Blumen oder Blüten,

in denen Insekten Nahrung finden. Daraus entstand

die Idee, betrieblichen Flächen mit Umzäunung und Rasen

so umzugestalten, dass kleine Biotope für Vögel und

Insekten geschaffen werden. Der bisher vorhandene Rasen

musste mehrfach im Jahr gemäht werden, durch die

heißen trockenen Sommer war er dann oft im August verbrannt

und unansehnlich. Das wird jetzt anders“, erzählt

Dirk Georgy. Die umweltfreundliche Lösung für die Anlagen

in Salomonsborn, Erfurt-Ost, Schwerborn und Möbisburg

ist wild.

zen, die von Bienen für die Erzeugung von Honig bevorzugt

werden. Eine lange Blühdauer mit einigen frühzeitig blühenden

Arten, wie dem Barbarakraut, bis zu Hochsommerarten

wie Wegwarten und Malven garantiert eine kontinuierliche

Sammelquelle für die Insekten. Einige einjährige Arten

sorgten nach der Neuanlage der Blühwiesen für einen ansprechenden

Bestand. In den Folgejahren setzen sich dann

ausdauernde Arten durch. Die Blühwiese erreicht dann eine

Höhe von 60–140 Zentimeter. Zweimal jährlich wird gemäht,

damit die Artenvielfalt erhalten bleibt.

Abgeblühte Pflanzen bleiben im Winter als Ansitzwarten

für Vögel stehen, die Samen sind begehrtes Winterfutter. An

mageren und trockenen Standorten reicht auch eine Mahd

in zwei- bis dreijährigem Abstand. Derzeit wird die Begrünung

eines Daches an einem der Betriebsgebäude getestet.

Insgesamt ist die Entwicklung der Standorte mit Blick auf die

Biodiversität von sehr hohem Wert.

Christine Karpe (Text) Jacob Schröter (Foto)

Wo bisher eine einfache kurzgehaltene Rasenfläche die

Betriebsgebäude umgab, wachsen jetzt auf über 1.000 Quadratmetern

Gesamtfläche wilde und bunte Blumenwiesen

heran. Sie wurden eigens angelegt, um mehr Biodiversität

auf die meist naturnah gelegenen Grundstücke zu bringen.

Insektenhotels und Sitzstangen für Raubvögel ergänzen das

Naturbiotop.

Und was wächst auf einer solchen Wiese?

Die Mischung besteht aus 100 Prozent Wildblumen und berücksichtigt

in besonderem Maß die Ansprüche von Wildbienen

und Schmetterlingen an Trachtpflanzen. Das sind Pflan-

Dirk Georgy bringt neue

Nistkästen auf dem

Gelände der Gasdruckregelanlage

an

14 Hanno Rupp (Text) Jacob Schröter, SWE Netz (Fotos)

15



Der Fahrraddoktor, der ins Haus kommt

Gabriel Stegmann hat in Erfurt mit seiner mobilen

Zweirad-Werkstatt erfolgreich eine Marktnische besetzt

Lastenräder – das neue Statussymbol für Öko-Aktivisten, die ihren SUV gern mal stehen lassen. So weit,

so satirisch. Für Gabriel Stegmann ist sein Lasten-E-Bike unverzichtbar. Mit dem Gefährt – azurblauer

Rahmen, großen Aluminiumkiste – fährt der 36-Jährige seine mobile Werkstatt dorthin, wo die Kette

klemmt oder die Bremse streikt. Gabriel Stegmann ist Fahrradmonteur. Ein besonderer. Immer, wenn

der Drahtesel Sperenzchen macht und man keine Zeit oder Möglichkeit hat, das Zweirad selbst zu

reparieren oder zu einer Werkstatt zu bringen, kommt er ins Haus. Seit 2023 mit seiner mobilen

Fahrradwerkstatt.

Ein Kapitel

geht zu Ende

Immer auf Achse zu Radlern, denen das Ritzel weggeflogen ist oder die Beleuchtung

streikt? „Ach was“, sagt der Radfreak. Er arbeitet eigentlich beim Landesamt für Denkmalpflege

und Archäologie in Weimar. Als Restaurator. Wo immer sich ein Skelett oder

etwas historisch Anmutendes beim Buddeln findet, ist er mit seinen Leuten zur Stelle.

Mit Pinsel und Skalpell wird die Patina der Jahrhunderte entfernt. Sein berühmtester

Fund: Die Dame von Kölleda. Die Frau aus der Merowingerzeit lag 1.500

Jahre begraben. Ab Donnerstagnachmittag tauscht Stegmann das Werkzeug:

Schraubenschlüssel, Schraubendreher und Zange statt Pinsel und Skalpell.

Rauf aufs Lastenrad und auf geht’s zu den Verzweifelten im Fahrradkosmos.

Ein Alleinstellungsmerkmal. Er helfe mit seinen Kenntnissen, sagt

Stegmann, schon seit 2017 in einer Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt in

der Fachhochschule in der Altonaer Straße. Um die 200 Räder hat

er dort seither wieder komplett aufgebaut.

Das Prozedere: Man wählt einen Zeitkorridor nebst Buchungsauftrag

für einen Termin auf der Internetseite cycle-care.eu

oder schickt eine Mail. Die offiziellen „Hilfskorridore“: donnerstags von

16 bis 20 Uhr, freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 15 Uhr. Vom

DDR-Klapprad bis zum High-End-E-Bike gehe alles, so Stegmann. Verschleißteile,

Licht, Reifen, Bremsen – nichts ist unmöglich. Seine Kundschaft: querbeet. Er repariert,

macht Inspektionen und bietet

auch simple Schlauchwechsel

oder andere Serviceleistungen

an. Denn Leute mit zwei linken

Händen oder wenig Zeit gibt es

überall und in ausreichendem

Maße. Die Welt kostet es nicht.

Im Fachgeschäft wird’s da teurer.

Der Erfurter Fahrraddoktor

hat viele Ersatzteile vorrätig,

einiges muss er aber

erst bestellen. Stegmann

hat seine Passion neben

dem regulären Broterwerb

gefunden. Und

denkt voraus. „Es

könnte auch mal

ein Fulltime-Job

draus werden“,

sagt er.

Monika Rettig verabschiedet sich

nach 13 Jahren als Programmchefin

der Erfurter Herbstlese

in den Ruhestand

Michael Keller (Text) Lutz Edelhoff (Foto)

Wenn jemand etwas Großes geleistet hat, sagt man gern,

er oder sie hinterlässt große Fußstapfen. Das kann man so

und so sehen. Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt

keine eigenen Spuren, soll Wilhelm Busch dem entgegengehalten

haben. Und da ist was dran. Als Monika Rettig

2012 nach dem plötzlichen Tod ihres Vorgängers Michael

John die Erfurter Herbstlese als Programmdirektorin übernahm,

gab es zwar diese großen Fußstapfen. Aber die heute

63-Jährige hat in diesen 13 Jahren eine eigene literarische

Fährte mit starkem Profil geprägt. Die auch für den

oder die in ihrer Nachfolge zur großen Herausforderung

wird. Denn Monika Rettig geht Ende Juli aus familiären

Gründen zurück in ihre alte Heimat nach Hessen.

Damals suchte sie nach 16 Jahren als Veranstaltungsmanagerin

beim Aufbau Verlag „mit fast 50 noch einmal eine neue

Aufgabe, eine neue Herausforderung“. Erfurts bekanntes Literaturfestival

war ihr durch die Zusammenarbeit mit Michael

John wohlbekannt. Sie bewarb sich und überzeugte. Am 1.

Januar 2012 Dienstantritt. Die erste Veranstaltung, die sie in

herzlicher, charmanter und leiser Art – all die Jahre ihr Markenzeichen

– zu moderieren hatte: eine Frühlingslese mit Iris

Berben, Thomas Thieme und Frank Quilitzsch. Gleich so ein

dickes Brett. „Ganz schön Lampenfieber hatte ich“, erinnert

sie sich. Inzwischen hat sie mit ihren Leuten 781 Herbstlese-

und 242 Frühlingsleseveranstaltungen, dazu ungezählte

Eigenveranstaltungen im Haus Dacheröden organisiert und

selbst moderiert. Dazu ersann sie neue Formate – den „Debütantensalon“

etwa oder das „Gemischte Doppel“. Die 29.

Herbstlese ist derzeit in Vorbereitung. Es wird die 14. und

zugleich die letzte für Monika Rettig werden. Erfurt verliert

eine prägende Persönlichkeit, die mit dazu beigetragen hat,

die Herbstlese zum größten Literaturfestival im Osten zu machen,

dessen Vielfalt seinesgleichen sucht.

„Alle unsere Autoren und Autorinnen waren begeistert

von der Stadt, von der tollen Atmosphäre der Leseabende,

dem Erfurter Publikum“, sagt die Literaturkennerin. Für sie

war es „ein Privileg, solche Menschen kennengelernt zu haben“,

sagt sie im Gegenzug. Heute ist die Herbst- und Frühlingslese

in der gesamtdeutschen Literaturszene eine feste

Größe, bei der man gern zusagt. Eine Erfolgsgeschichte

mit Start-Ziel-Sieg. „Nicht ganz. Ich hatte auch Niederlagen,

weil ich Juli Zeh trotz intensivsten Bemühungen oder auch

Joachim Meyerhoff nie engagieren konnte“, gibt sie mit einem

Lächeln zu.

Erstaunlich: Der Zugang zur Literatur war für Monika Rettig

in jungen Jahren nicht selbstverständlich. „Bei uns zu Hause

gab es die Bibel und den Shell Atlas. Das war’s“, sagt sie. Die

Schule sei dann für sie „zur Befreiung auf literarischem Gebiet“

geworden. Mit bekannten Folgen.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Typisch Monika

Rettig, dass sie dem Menschen, der ihr nachfolgen wird, den

berühmten Ausspruch von Hermann Hesse mit auf den Weg

gibt.

16

Michael Keller (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)

17



Geschichten aus dem Biergarten ...

Ost-Terrasse

Die Ost-Terrasse – der Biergarten über den Dächern der Stadt. Seit der BUGA 2021 konnte Denis

Baumgart den Petersberg, dank seiner Ost-Terrasse, neu für sich entdecken und stellt hier seither

immer wieder tolle Dinge auf die Beine. Abwechslungsreiche und spannende Veranstaltungen

das ganze Jahr über, eine vielfältige Getränke- und Speiseauswahl im Sommer – bis hin zum

Glühwein und einer Schlittschuhbahn im Winter. Auch für Firmen- und Familienfeiern kann die

Ost-Terrasse gemietet werden.

Adresse:

Marktstraße 50, 99084 Erfurt,

160 Sitzplätze

Öffnungszeiten:

Mo.–Sa.: 12:00–22:00 Uhr

Lieblingsgetränk der Gäste:

Köstritzer Edelpils

Jens' & Dianas Lieblingsgetränk:

Köstritzer Kellerbier,

Aperol Spritz

E-Mail:

kontakt@rade-erfurt.de

Telefon:

0361-561 3506

Adresse:

Petersberg 12, 99084 Erfurt,

180 Sitzplätze

Öffnungszeiten:

Mo.–Do.: 11:00–20:00 Uhr

Fr.–Sa.: 10:00–23:00 Uhr

So. 10:00–20:00 Uhr

Lieblingsgetränk der Gäste:

Bayreuther Helles,

Fahner Fruchtschorlen

Denis' Lieblingsgetränk:

Bayreuther Alkoholfrei,

Fahner Fruchtschorlen

Instagram:

@ostterrasse_petersberg_erfurt

E-Mail:

verwaltung@baumgart-gastro.de

Hirsch Heinrich Sommergarten

Der Hirnzigenpark im Ortsteil Daberstedt ging in den 2000ern in die Hände der WBG Einheit

über. Auf dem Grundstück, welches erst der Familie Topf & Söhne gehörte, wurde ein wunderschöner

und gemütlicher Park hergerichtet. Gemeinsam mit dem Betreiber der Engelsburg,

Ben Gutt, entstand ein idyllischer, gemütlicher Biergarten inmitten der hohen Bäume. Oft finden

hier Veranstaltungen der WBG, Familienfeste, Konzerte oder Theateraufführungen statt.

Adresse:

Rhodaer Chaussee 12,

99094 Erfurt

ca. 800 Sitzplätze

Öffnungszeiten:

Täglich: 11:00–22:00 Uhr

Lieblingsgetränk der Gäste:

Waldhaus Bräu

Detlefs Lieblingsgetränk:

klassisches Pils oder das Pale Ale

E-Mail:

bestellservice@waldhaus-erfurt.de

Telefon:

0361-345 9320

Geschäftsführer

Lino Baldi (li.) und

Braumeister Detlef

Hennecke

Sascha (im Bild links) und Ben

Adresse:

Rubensstraße 36,

99099 Erfurt

knapp 300 Sitzplätze

Öffnungszeiten:

Di.–Fr.: 15:00–22:00 Uhr

Sa.–So.: 11:00–22:00 Uhr

Lieblingsgetränk der Gäste:

Sommerschorlen

Saschas und Bens Lieblingsgetränk:

Bayreuther Helles vom Fass

Telefon:

0361-302 5990

Zum Güldenen Rade

Die Geschäftsführer:

Matthias, Diana, Jens (v. li.)

Im Herzen der Altstadt liegt der Biergarten zum Güldenen Rade, welcher im Trubel der Stadt wie

eine Oase der Ruhe wirkt. Die großen Linden bieten ein schattiges Plätzchen an heißen Sommertagen,

historische Gebäude umstellen den Innenhof und lassen den Lärm der Stadt draußen. Neben

der großen Getränkeauswahl kann man in diesem Biergarten auch leckere Thüringer Klöße genießen.

Waldhaus

Fast jeder Erfurter war hier schon zu Gast. Das Waldhaus,

am Rande der Stadt, ist ein beliebter Treffpunkt

im Sommer und ein beliebtes Wanderziel. Seit

1994 werden hier jährlich rund 16 verschiedene Biersorten vom Braumeister Detlef Hennecke

gebraut – ein richtiges Paradies für jeden Bierliebhaber. Eine weitere Besonderheit bietet die

deutsch-italienische Küche, mit welcher Lino Baldi und seine Kollegen für das leibliche Wohl

der Gäste sorgen.

Die Erfurter

Stadtwerke sind ein lokales

Unternehmen und wollen

lokale Geschäftsideen sowie

Initiativen sichtbar machen.

Die Bühne heißt: #swelokal.

Mehr Infos zum Mitmachen:

18 Marielle Rosa, Ivo Dierbach (Text) Jacob Schröter (Fotos)

19



Drei Jahre

Erfurt-Crowd

MENSCHEN, IDEEN UND EIN GROSSES NETZWERK

Seit 2022 gibt es die Erfurt-Crowd

– das sind drei Jahre voller ambitionierter

Vorhaben, viele Menschen

mit Herz und Leidenschaft für Erfurt,

Unterstützer mit großer Motivation

und 42 erfolgreiche Projekte, die Erfurt

noch vielfältiger, interessanter

und lebenswerter machen. 2.084 Unterstützer

haben in den drei Jahren

des Bestehens der Erfurt-Crowd gemeinsam

mit den Stadtwerken Erfurt

die beachtliche Fördersumme von

143.063 Euro zusammengetragen.

„Mit der Crowd entstehen neben

der finanziellen Förderung wichtige

Netzwerke in unserer Stadt, die das

Ehrenamt stärken. Wir sind stolz, dass

wir dazu beitragen können. Unbezahlbar

bei allen Vorhaben sind die ungezählten

strahlenden Gesichter beim

erfolgreichen Projektabschluss“, freut

sich SWE Konzerngeschäftsführer Peter

Zaiß über den Erfolg der Crowd als

SWE Spendenvorhaben.

Und weil man einen Geburtstag gebührend

feiert, startete Ende März

eine besondere Aktion. Der Fördertopf

wurde noch einmal ordentlich gefüllt:

3 x 300 Euro wöchentlich konnten

von den vier Projektstartern genutzt

werden. Jede 10-Euro-Spende verdoppelte

die SWE noch einmal, so lange

der Spendentopf gefüllt war. Bis 29.

April 2025 sollten nun möglichst viele

Unterstützer dazu beitragen, dass aus

den Ideen Realität wird. Jedes der Vorhaben

ist wichtig für Erfurt: Der Verein

„Die bunten Schafe e. V.“ kümmert

sich um Pausenbrote für Kinder, die

sonst keines haben. Der Steigerwaldchor

will ein Keyboard anschaffen, die

DLRG braucht Shirts für den Nachwuchs

und die Chorakademie möchte

auf eine Zukunftsreise gehen.

Die Projektlaufzeit endete nach

dem Redaktionsschluss des SWE Magazins,

wir drücken allen vier Vorhaben

fest die Daumen für einen Spendenerfolg.

4

Bildungsreisen von

Schülern gehörten zu

den Erfolgsprojekten.

2

Kindereinrichtungen

sicherten sich

zusätzliche Spielangebote.

2 Mal

ging es um die

Freizeitgestaltung

mit Tieren.

Grüne Themen –

vom Hochbeet bis

zum gemeinsamen

Gärtnern – waren

5 Mal

das Projektziel.

Der Kindergartencup –

ein Fußballturnier für die

Kleinsten – schloss

3

Spendenaktionen mit der

vollen Summe ab.

Soziales

Engagement

war in

6

Vorhaben gefragt.

Der GehörlosenSportClub

„Erfordia 1916“ Erfurt e. V. war

2 Mal

erfolgreich: mit der Renovierung

des Vereinsheimes

und dem interaktiven

Bogenschießen in

virtueller Umgebung.

2 Mal

trugen die Aktionen

zum Miteinander von

Senioren mit Musik

und einem

Kaffeeklatsch bei.

2

Karnevalsvereine

förderten ihre

Nachwuchsarbeit.

Interkulturelle

Arbeit wurde in

2

Projekten

unterstützt.

8

Sportprojekte

für Kinder konnten

realisiert werden.

Die sportliche Vielfalt

reichte von Fußball,

über Futsal, Leichtathletik,

Volleyball, Basketball

oder

Billard bis hin zum

Bogenschießen.

Musik war

3 Mal

Thema des

Vorhabens.

Gut zu wissen:

Die Erfurt-Crowd bietet Vereinen,

Organisationen, Initiativen, Schulen sowie

Privatpersonen die Möglichkeit, ihre

Ideen und Projekte vorzustellen, um

diese mit der Unterstützung von vielen

Menschen zu finanzieren und ein Netzwerk

aufzubauen.

Voraussetzungen

● Die Projekte werden in Erfurt umgesetzt,

widmen sich sozialen, sportlichen

oder kulturellen Inhalten sowie der

Kinder– und Jugendbildung und verfolgen

einen gemeinnützigen Zweck.

● Das Projekt entspricht den Sponsoring-

und Spendenleitlinien der SWE.

● Projekte mit politischem Zweck

werden ausgeschlossen.

Projektvorteile

● Erfahrene Projekt-Coaches begleiten

die Projektstarter Schritt für Schritt.

● Es gibt zusätzliche Förderung ohne

lange Förderanträge.

● Monatlich sind 500 Euro sind im Fördertopf

der Stadtwerke Erfurt verfügbar.

● Projektstarter profitieren vom Netzwerk

der Stadtwerke Erfurt, können

eigene Netzwerke aktivieren und

regionale Unterstützung nutzen.

Projekt jederzeit schnell und einfach

starten unter www.erfurt-crowd.de

20

Christine Karpe (Text) Steve Bauerschmidt,

Christian Fischer (Fotos)

21



So erfrischend und

entspannt ist der Sommer

Saisonstart in Erfurts Freibädern: Sonne, Strand und Sommerglück, dazu muss man

nicht in die Ferne reisen. Spritzige Erfrischung, rasante Rutschpartien, Beachvolleyball

oder Strandfeeling finden alle Badebegeisterten und Erholungssuchenden auch in Erfurt.

Wir haben die Objektverantwortlichen der Erfurter Freibäder gefragt, worauf

sich die Badegäste in dieser Saison freuen können.

Das Strandbad an einem ausgedehnten Kiessee lädt mit

feinem Sand, Strandkörben, zwei Kleinkinderbecken

und Wasser bis zum Horizont zu einem Tag am See

ein. Sportangebote gestalten den Badetag kurzweilig.

Badeinseln im See locken zum Sonnen und Springen.

Wer es hüllenlos mag, kann Wasser und Sonne im weitläufigen

FKK-Bereich genießen. Saisoneröffnung: 15. Mai 2025.

Tobias Weder Neuer Objektverantwortlicher im Strandbad Stotternheim.

Sein Team: „... das sind wechselnd bis zu elf Mitarbeiter,

die schon seit Jahren zusammenarbeiten und gut harmonieren.

Das strahlt auch auf die Badegäste aus.“

Das Strandbad Stotternheim

… ist ein Familienbad mit Strandkörben, Sandstrand und Ostseefeeling.

… bietet auf seinem weitläufigen Gelände u. a. Kinderbecken und Spielplatz

sowie einen Grillplatz zum Mieten.

… verfügt mit Volleyballfeldern, Basketballkorb und Outdoor-Fitness-

Geräten über viele Sportmöglichkeiten.

… hat einen eigenen Bereich für Stand-up-Paddeling.

Vor dem Saisonstart Der Sandstrand wurde aufgefüllt und

modelliert, ein neuer Bootsanleger für das Rettungsboot –

der neue Badesteg und eine moderne Lautsprecheranlage

installiert. Die Sanitärbereiche erstrahlen frisch

gemalert, Silikonfugen wurden erneuert und Fliesenschäden

beseitigt. Alle Spiel- und Sportgeräte

haben eine TÜV-Abnahme.

In dieser Saison freue ich mich besonders darauf,

... wenn sich die Badegäste wohlfühlen und

abends gut erholt und positiv gestimmt nach

Hause gehen.

STRANDBAD STOTTERNHEIM

Strandfeeling und Wasser bis zum Horizont

DREIENBRUNNENBAD

Erfurts Schätzchen mit historischem Ambiente

Das 2024 nach kompletter Sanierung

eröffnete Bad kombiniert die Bäderarchitektur

des vergangenen Jahrhunderts

mit moderner Badetechnik.

Das Familienbad liegt idyllisch am

Ufer der Gera. Zu ausgewählten Terminen

kann man handgemachter Musik lauschen,

Yoga unter der Sonne machen oder mit

den Kindern ein Theaterstück ansehen. Saisonstart:

15. Mai 2025.

Nils Groschupf Objektverantwortlicher im Dreienbrunnenbad

seit 2024. Sein Team: „… besteht

aus fünf festangestellten Mitarbeitern und ist

hochmotiviert, freundlich und stets gut gelaunt.“

22

Das Dreienbrunnenbad

… ist klein, gemütlich und familiär, mit sehr überschaubarer

Besucherzahl.

... bietet Badeflair wie vor 100 Jahren in besonderem

Ambiente mit Fachwerkgebäuden.

… hat als Besonderheit einen abgegrenzten

FKK-Bereich zum Sonnen.

… hat mit Fertigstellung der Brücke im Mai wieder

eine direkte Verbindung zum Luisenpark.

Vor dem Saisonstart Restarbeiten aus dem Vorjahr

wurden erledigt, u. a. das Geländer zur Gera

als Absturzsicherung angebracht, das WPC-Sonnendeck,

die Treppe und das Geländer an der

Startblockseite des Beckens fertiggestellt. Die

Gastronomie ist im Haupthaus und der Außenverkauf

für „Nichtbadbesucher“ kann jetzt voll

genutzt werden. Ein Sonnensegel über dem Kinderbecken

sorgt für Schatten.

In dieser Saison freue ich mich besonders darauf,

... den Gästen ein fertigeres Bad als letztes

Jahr anbieten zu können, das Dreienbrunnenbad

2.0. Wir sind einen großen Schritt weiter.

Christine Karpe (Text) Jacob Schröter, Steve Bauerschmidt (Fotos)

NORDBAD

Schwimmen, springen, rutschen

Im Nordbad, dem größten und besucherstärksten

der Erfurter Bäder kommt mit 50-

Meter-Becken, zwei Wasserrutschen, Attraktions-

und Kleinkinderbecken, Sprungturm

sowie Spiel- und Sportangeboten

garantiert keine Langeweile auf.

Einige der Becken sind beheizt.

Die Anlagen des Nordbads sind

behindertengerecht und kinderfreundlich

gestaltet. Saisonstart:

5. Mai 2025

Carsten Bienert Langjähriger Objektverantwortlicher

im Nordbad. Sein Team: „… aus ca. 20 Mitarbeitern

ist groß, bunt gemischt und voller Vorfreude

auf die Saison.“

Das Nordbad

… ist so aufgeteilt, dass jede Nutzergruppe ungestört

ihren Platz findet, Kleinkinder in Ruhe spielen

und Jugendliche Badespaß erleben, Schwimmer

ihre Bahnen ziehen und Ruhesuchende

entspannen können.

… ist mit dem 5-Meter-Sprungturm

und zwei Rutschen das

Eldorado für Badespaß.

… bietet auf seiner großen

Liegewiese sonnige und

schattige Flächen, auf denen

immer ein Platz frei ist.

… lockt an seinem Badimbiss

mit leckeren Burgern – auch

vegetarisch. Bewirtet wird auch

die Laufkundschaft außerhalb

des Bades.

Vor dem Saisonstart Das Reinigen

und Befüllen der vier Becken

nimmt ca. drei Wochen in Anspruch. Die Wassertechnik

muss in Betrieb genommen und das Kassensystem

auf den Besucheransturm vorbereitet

werden. Sonnensegel, Sprungbrett und andere

Ausstattungen werden nach der siebenmonatigen

Winterpause wieder montiert. Die Spielgeräte werden

vom TÜV geprüft, für den letzten Schliff wird

das Unkraut um die Becken und auf den Sonnenterrassen

entfernt.

In dieser Saison freue ich mich besonders darauf,

... die Stammgäste wiederzusehen, mit den

Jahren entsteht schon ein besonderes Verhältnis.

… wenn neue Besucher das Bad für sich entdecken.

… ehemals jugendlich-ungestüme Badegäste nun

„gereift“ und mit den eigenen Kindern hier einen

Tag verbringen.

Tipps für noch mehr Badespaß

Die Bäder-Rabattkarte kann für den Schwimmhallenbesuch,

die Sauna oder einen Tag im Freibad genutzt werden. Mit der

Bäder-Rabattkarte bezahlen Sie bequem bargeldlos und

erhalten attraktive Vergünstigungen auf Einzeltickets. Die

Höhe des Rabattes richtet sich nach dem Aufladebetrag:

50 Euro = 13 Prozent Rabatt, 100 Euro = 15 Prozent Rabatt

Für Vielbesucher gibt es die Saisonkarte für die Freibäder. Die

Karte ist personenbezogen und ermöglicht den Besuch aller

Freibäder der SWE Bäder GmbH. Verkauft wird sie im Onlineshop

der Bäder, in beiden Schwimmhallen, im Dreienbrunnenbad

im Nordbad und im Strandbad Stotternheim.

Preise Saisonkarten: 130 Euro Erwachsene,

100 Euro Ermäßigte, 65 Euro Kinder

Übrigens: Der Familienpass der Landeshauptstadt Erfurt

beinhaltet zwei kostenlose Freibadbesuche!



Ein Hauch Paris auf

Erfurts Domstufen

In den Theater-Werkstätten wird derzeit

die imposante Bühnenkulisse für „La Bohème“ gebaut

19. Jahrhundert. Vier Pariser Künstler

ohne Geld, aber mit viel Lust auf das

Leben, eine Liaison zwischen einem

von ihnen, einem Dichter, mit einer bezaubernden

Nachbarin und ein tragisches

Ende. Das umreißt vage den Plot

der Oper „La Bohème“, die der Italiener

Giacomo Puccini 1896 geschrieben

hat. Vom 8. bis zum 31. August wird sie in diesem Jahr auf

den Domstufen aufgeführt. Es wird ein opulentes Spektakel,

so viel lässt sich jetzt schon sagen. Was auch an dem

eindrucksvollen Kulissenbild zur Untermalung der großen

Sangeskunst liegt.

Das Bühnenbild wurde von dem Amerikaner Matthew Ferraro

entworfen. Er hat für den Puccini-Vierakter die Handlungsspielwiese

auf die 70 Domstufen verlegt. Gespielt wird

auf zwei Ebenen, einer fahrbaren Haupttribüne, die eine 36

Quadratmeter große Mansarde, die Bude der vier Studenten,

zeigt. Wird die zur Seite geschoben, fällt der Blick auf

eine Art Vergnügungspark. Lustig soll’s im Paris des 19. Jahrhunderts

trotz aller Tragik des Stückes schließlich zugehen.

Ein umgebauter Foodtruck, der das Café „Momus“ darstellt,

ist zu sehen. Ganz oben thront ein 16 Meter hoher Stahlgestellturm,

man ahnt seinen Namen. Und auf einer 22 Meter

langen, dreibahnigen Rutsche mit 25-prozentiger Neigung

aus Edelstahl geht’s ab in Richtung Domplatz. „Plastik hätte

den Akteuren bei ihrer Talfahrt wegen der statischen Aufladung

die Haare zu Berge stehen lassen“, sagt Stark und

grinst. 500 Lampen illuminieren darüberhinaus die Szenerie.

„Es wird magisch“, schwärmt der Technikchef vorab.

„Es ist eine der anspruchsvollsten und schwierigsten Kulissen,

die wir je hatten“, unterstreicht Stefan Rittmeister, der

Chef der Dekowerkstatt. Es sei von den vier durch Matthew

Ferraro vorgelegten Varianten die einzige machbare gewesen.

Die anderen drei: zu teuer, zu aufwendig. Im August

2024 gab es erste Gespräche, im Dezember war klar, was gebraucht

wird und wie es im Sommer 2025 auf dem Domberg

aussehen soll.

Was man nicht sieht, ist das Heer der Theaterbeschäftigten,

die sich Gedanken gemacht haben, wie man den gewaltigen

Gestaltungsvorschlag umsetzen könnte. Zwei Konstrukteure

haben wochenlang gerechnet und getüftelt. Damit

die Statik stimmt und die Maßstäbe exakt passen. Eine

der großen Herausforderungen: Auf dem Domberg und den

Stufen darf nicht gebohrt werden, um die schweren Teile zu

fixieren. Also muss mit Ausgleichgewichten gearbeitet werden.

Schwierig.

Wochenlang hat auch die Einkaufsabteilung des Theaters

recherchiert, um zusammenzutragen, was gebraucht wird.

Die Konstrukteure Jonas Würtz und Heiko Lemke

tüfteln mit Werkstättenleiter Stefan Rittmeister an der

Konstruktion der Bühnenkulisse (v. l. n. r.)

Unteres Foto: Heiko Lemke und Christian Stark mit der

Holzkonstruktion der Edelstahlrutsche, eines von

insgesamt fünf Elementen

Da wird selbst vor Ikea nicht Halt gemacht. Irgendwer weiß immer,

wo es etwas Passendes geben könnte. Mitte März lagern allerdings

nur einzelne Komponenten in den riesigen Theater-Werkstätten.

In den folgenden Wochen fügt sich dann aber alles zum

Bühnenbild. 25 Leute – Tischler, Schlosser, Dekorateure, Maler –

bauen die anspruchsvolle Kulisse. Und die Kostümabteilung hat

beim Nähen von über 150 operntypischen Kleidungsstücken alle

Hände voll zu tun.

21. Juli: Aufbaubeginn. Für 70 Leute ein echter Knochenjob,

denn am 28. Juli steht schon die erste Probe an. Dazwischen hat

noch der TÜV das Sagen. Nur neun Tage bleiben dann nach erfolgreicher

Abnahme Zeit bis zum scharfen Start am 8. August für

Kleiner Vorgeschmack auf

die Spielzeit 2025/26

MARÍA DE BUENOS AIRES

Tango-Oper von Astor Piazzolla

Premiere: 27.09.2025

I WANT TO LIVE!

Kammeroper / Tanz / Performance

Premiere: 02.10.2025

DON GIOVANNI

Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

Premiere: 25.10.2025

URMEL AUS DEM EIS

Schauspiel nach Max Kruse

Premiere: 07.11.2025

MÄRCHEN IM GRAND HOTEL

Operette von Paul Abraham

Premiere: 06.12.2025

LA VALSE / LE SACRE DU PRINTEMPS

Ballett von Stephan Thoss / Edward Clug

Premiere: 10.01.2026

EIN MASKENBALL (UN BALLO

IN MASCHERA)

Oper von Giuseppe Verdi

Premiere: 07.02.2026

Werkstättenleiter Stefan Rittmeister

im Malsaal des Theaters Erfurt

die insgesamt 107 Menschen – 35 Kinder, 20 Statisten, 44 Choristen

und acht Solisten – die sich dann jeden Abend im nachgebauten

Paris auf Erfurts Domstufen tummeln. Das Besondere, wie

schon im Vorjahr: Die Hauptakteure werden mit speziellen nachverfolgbaren

Mikrofonen ausgestattet.

Am Ende wird möglicherweise einiges aus dem Kulissenfundus

wieder verkauft. Auch die 22-Meter-Rutsche. „Vielleicht hat

wer Bedarf im Garten?“, sagt Christian Stark und lacht. Schluss ist

dann aber nicht für die Theater-Werkstätten, betont er. Die neue

Spielzeit steht bereits in den Startlöchern. Und alle Stücke brauchen

große Kulissen.

Michael Keller (Text) Lutz Edelhoff (Fotos)

BROKEBACK MOUNTAIN

Oper von Charles Wuorinen

Premiere: 28.03.2026

FOR A LOOK OR A TOUCH

Kammeroper von Jake Heggie

Premiere: 11.04.2026

TITANIC

Musical von Maury Yeston

Wiederaufnahme: 16.04.2026

IN 80 TAGEN UM DIE WELT

Oper von Jonathan Dove

Premiere: 09.05.2026

24 25



Honigaromen von

Ananas bis Schokolade

Seit mehr als zehn Jahren produziert Thomas Maul Honig auf der Deponie in

Schwerborn und auf dem Dach des SWE Gebäudes in der Magdeburger Allee. Nun

hat er den Geschmack erstmals von der anerkannten Honig-Sommelière

Marianne Kehres begutachten lassen

Imker Thomas Maul brachte vor über 10

Jahren Bienen auf die Deponie in Erfurt,

um das Gelände zu rekultivieren. Seine

innovative Idee machte ihn zum bekanntesten

Imker Thüringens und zog

sogar das Interesse aus den USA auf

sich. Neben der Imkerei engagiert er

sich auch für saubere Straßen und den

Winterdienst bei der SWE Reinigung

Matthias Thüsing (Text)

Steve Bauerschmidt, Jacob Schröter, privat (Fotos)

Ein Glas Honig, ein Löffel, dazu etwas Zeit und

vor allem einen geschulten Gaumen – mehr

braucht Marianne Kehres nicht, um dem Geschmack

des Honigs auf die Spur zu kommen.

Dazu löst sie eine Probe in einem bauchigen Glas

auf, um weitere Aromen mit der Nase aufzuspüren. Das

Verfahren ähnelt einer Weinprobe. Die Honig-Sommelière

aus der 15.000-Einwohner-Gemeinde Much im Bergischen

Land zwischen Gummersbach und Köln beschreibt das Naturprodukt

anhand von Farbe, Geruch, Konsistenz und natürlich

Geschmack. „Wenn der Honig in den Rachenraum

gelangen, erwärmen sich die Aromastoffe und gelangen

an die Rezeptoren der Nase. So entsteht aus all diesen Sinneseindrücken

der Geschmack des jeweiligen Honigs, der

in seiner Vielfalt so viel mehr ist als nur süß oder fruchtig“,

sagt die Expertin.

Und auch die Sprache ähnelt der Systematik von Weinproben.

So hat Marianne Kehres etwa im Erfurter Frühlingshonig

„im Auftakt Fruchtaromen, wie Mango und reife Birne“

festgestellt. Vanille-Anklänge und die Noten von Marzipan,

Pannacotta und etwas Karamell sind zu erschmecken. Und

im Abgang die „Aromen von zerdrücktem Kohlrabiblatt“. Ihr

Fazit: Es handele sich um einen Honig mit angenehmer Fülle.

Auf einem krossen Brötchen werde er seinen geliebten

Platz finden.

Die Idee solcher Gutachten kam Marianne Kehres vor rund

zwei Jahrzehnten. Als Mitglied einer Erzeugergemeinschaft

für Supermärkte in der Region stand ihre Zunft vor einem

Problem. Honig aus Mischtrachten, wie Imker sie üblicherweise

gewinnen, werden als „Frühlingstrachthonig“ oder „Sommertrachthonig“

auf dem Etikett gekennzeichnet. „Das sagt

dem Kunden aber nichts über den tatsächlichen Geschmack“,

so Kehres weiter. Daher kam ihr der Gedanke standardisierter

Verkostungen, deren Ergebnisse zu jedem einzelnen Honig

in den Einkaufsmärkten am Regal

angebracht werden können. „Für

den Kunden wird hierdurch der

individuelle Charakter des Honigs

sichtbar, und damit die Aspekte

des Genusses“, sagt sie.

Marianne Kehres verkostet Honig, um dessen

individuellen Geschmack hervorzuheben. Jährlich

probiert sie bis zu 200 Proben, darunter den komplexen

Erfurter Honig. Jeder Honig ist einzigartig

Das Verfahren setzte sich durch

– nicht nur in der Erzeugergemeinschaft

im Bergischen Land. Heute

verkostet die Sommelière für das

Fachzentrum für Bienen und Imkerei

in Mayen bei Koblenz bis zu

200 Honigproben im Jahr. Den Erfurter

Honig beschreibt sie als

komplex und gut. Zum einzigartigen

Lieblingshonig kann er aber

aus einem ganz bestimmten Grund

nicht werden: „Jeder Honig ist einzigartig.

Und ehrlich, ich verliebe mich bei fast jeder Verkostung

immer wieder neu.“

Thomas Maul, der über einen Bekannten zu Kehres fand,

ließ insgesamt drei Sorten begutachten. Sechs Wochen später

kam die Expertise zurück. Alle drei Sorten – Frühjahrsund

Sommerblüte von der Deponie und der Innenstadthonig

vom Dach der SWE Zentrale in der Magdeburger Allee – unterschieden

sich deutlich voneinander.

So heißt es zum Sommerhonig: „Fast zögerlich erscheinen

zarte Aromen, werden nach und nach wach. Etwas Rosine

und Pfirsich werden von etwas karamellisiertem Zucker und

weißer Schokolade begleitet.“ Kraftvoll dagegen kommt der

Dachhonig daher: Hier entwickeln sich laut Kehres „die Aromen

am Gaumen explosionsartig und mächtig“. Sie schmecke

Ananas, Zitrone und Minze. „Zeitgleich zeigen die Aromen

vom Limettenabrieb ihre Dominanz, überwältigen auch

die zarten Noten von Kakao.“

All diese Geschmacksstoffe holen die Bienen aus dem

botanisch eher wenig spektakulären Bewuchs auf der Deponie

heraus. Denn selbstverständlich

wachsen hier weder

Ananas noch Kakaosträucher.

Dass der Honig den meisten Erfurtern

unbekannt ist, liegt daran,

dass es ihn nirgendwo zu kaufen

gibt. Stattdessen wird er an Geschäftspartner

und Mitarbeiter

verschenkt – etwa als Weihnachtspräsente.

Da mag es den echten

Erfurter Honig-Fans ein Trost sein:

Selbst Thomas Maul weiß nicht,

ob sein Honig tatsächlich Aromen

von zerdrücktem Kohlrabiblatt,

Minze oder Schokolade enthält:

„Ich esse prinzipiell keinen Honig,

weil Honig für mich nur nach Arbeit

schmeckt.“

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Christine Karpe (Text) Ute Martens (Zeichnung)

700 Jahre

steinerne

Krämerbrücke

T

ausende Touristen pilgern täglich über die historischen

Pflastersteine zwischen Ägidienkirche

und Benediktsplatz, genießen die leckeren

Kompositionen der Eiskrämerei „Goldhelm“,

bestaunen das Kunsthandwerk der ansässigen

Künstler oder die liebevoll gestalteten Schaufenster

der Händler. Ursprünglich aus Holz erbaut wurde

die Brücke 1325 aus Stein errichtet. Seit nunmehr

700 Jahren hat dieses einzigartige Bauwerk unzählige

Generationen von Menschen miteinander verbunden

– als Handelsplatz, Wohnraum und Treffpunkt

für Gastronomie, Kunst und Handwerk.

Zum 700-jährigen Jubiläum eines der bekanntesten

Erfurter Wahrzeichen erscheint eine Sonderausgabe

des SWE Magazins mit Geschichten zur Krämerbrücke,

zu ihren Bewohnern, den Händlern und

Künstlern. Das 20-seitige Heft gibt es zum Krämerbrückenfest,

es liegt außerdem bei Erfurter Händlern,

in Gaststätten, unseren Kundenservicecentern,

im Bürgeramt und im Rathaus aus.

Noch mehr Einblicke, besondere Videos und Fotos

sowie die zauberhafte Grafik dieser Seite als Download

finden sich in unserem ersten digitalen Magazin

zur Krämerbrücke ab Juni unter diesem Link:

Ab 10. Juni 2025 finden Sie diese Grafik zum Download sowie

noch mehr Videos und Geschichten zur Krämerbrücke unter

www.700-Jahre-Kraemerbruecke.de

28 29



Die letzte Buchbinderin

Gabriele Weber heftet . Sie leimt. Sie

verklebt. Sie lässt trocknen und bessert

aus. Die 59-Jährige führt Erfurts letzte

verbliebene handwerkliche

Buchbinderei. In gewisser Weise trotzt

sie damit dem allgegenwärtigen

Trend zur Digitalisierung – ohne sich

ihm entgegenzustellen.

„Es ist Platz für beides“, sagt sie.

Matthias Thüsing (Text) Jacob Schröter (Fotos)

Bücher in allen Größen und Erhaltungszuständen

stehen in Regalen oder liegen

auf der langen Werkbank aus altem

Holz. Eine große Fensterfront lässt

Licht aus dem benachbarten Garten herein.

In einem großen Schriftkasten warten

die verschiedensten Lettern für die

Prägung von Einbänden auf ihren Einsatz.

So wie die Buchpresse, ein antikes Ungetüm von

stattlicher Größe, haben die meisten Gerätschaften von

Gabriele Weber schon Jahrzehnte auf dem Buckel. Hier in

der kleinen Werkstatt im Hinterhaus des Papiermühlenwegs

9 steht Handwerk noch für Handarbeit. „Das Spektrum

der Maschinen und Geräte spiegelt die technische

Entwicklung in unserem Handwerk über den Zeitraum

von drei Generationen wieder“, sagt die gebürtige Erfurterin.

Seit 75 Jahren ist die Buchbinderei als Familienbetrieb

jetzt schon am Markt. Früher hatte sie ihren Sitz noch in der

Johannesstraße. Seit 2001 führt sie die Geschäfte unter ihrem

eigenen Namen: „Buchbinderei Weber“.

Arbeit, sagt sie, gibt es trotz der Konkurrenz von Copyshops

und Angeboten aus dem Internet immer noch genug.

Masterarbeiten bindet sie auch noch, doch diese Aufträge

seien selten geworden. Die Buchbinderei Weber hat sich auf

die handwerkliche Fertigung hochwertiger Einzelstücke wie

Fotoalben, das Binden von Jahrgangs- und Sammelmappen

für Zeitschriften oder Gästebücher spezialisiert. Besondere

Gäste der Stadt Erfurt etwa tragen sich seit Jahrzehnten

in Goldene Bücher ein, die sowohl ihr Großvater als auch

sie selbst schon mehrfach fertigen durfte. Und manchmal

kommt auch ein Autor mit einem selbst verfassten Werk,

das nun in Form gebracht werden soll.

Sowohl Privatkunden als auch öffentliche Auftraggeber

tragen zudem beschädigte Bücher mit der Bitte um Reparaturen

an sie heran. „Gerade hier ist jeder Auftrag ein wenig

anders“, sagt Gabriele Weber. Schon bei der Auftragsannahme

müsse sie abschätzen, welche Möglichkeiten sie

habe. Reicht es aus, Einbände neu zu verkleben, oder müssen

die Bücher auseinandergenommen und neu geheftet

werden? Welche Beschädigungen kann sie reparieren, und

wo muss sie – etwa bei historischen Werken – den Kunden

zunächst an einen Buchrestaurator weitervermitteln?

Schon als Kind war sie regelmäßig in der Werkstatt des

Großvaters zu Gast. Vor mehr als 40 Jahren hat Gabriele

Weber den Beruf dann schließlich selbst erlernt. „Ich komme

aus einer Handwerkerfamilie. Ich durfte nicht studieren,

und so bin ich ins elterliche Geschäft eingestiegen“, sagt sie.

Im Jahr 1988 hat sie ihren Meisterbrief erhalten. Dass Buchbinder

auch in Zukunft gebraucht werden, davon ist die erfahrene

Handwerksmeisterin fest überzeugt. Vieles gehe

heute digital, aber eben nicht alles. Und es gebe Interesse

an ihrem Handwerk. Das spüre sie, seitdem sie zweitägige

Buchbinderkurse in ihrer Werkstatt anbietet.

Arbeiten will Gabriele Weber, so lange es ihr möglich ist.

So wie ihre heute 85-jährige Mutter, die gelegentlich aushilft,

wenn sich die Aufträge auf der Werkbank stapeln. Was

dem Handwerksberuf fehle, sei vor allem der Nachwuchs.

Ihre eigenen Kinder haben sich für andere Berufe entschieden.

Sie respektiert das natürlich. „Aber vielleicht übernimmt

irgendwann ja ein Enkel aus der fünften Generation

das Geschäft“, sagt sie.

Gabriele Weber führt

die Buchbinderei in

dritter Generation.

Viele ihrer Arbeitsmittel

stammen noch

aus der Zeit der Betriebsgründung

im

Jahr 1950

Jeder Auftrag ist ein

wenig anders.

Allen gemein ist: In

jedem neu gebundenen

oder reparierten

Buch steckt

ausschließlich Handwerksarbeit

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Schmucklos,

sauber,

unkaputtbar

Zwei Gewahrsamszellen im Bauch

des Steigerwaldstadions sind für

übermotivierte Fußballfans reserviert

Sechs mal sieben Meter Grundfläche, alles sauber

in Hellgrau gefliest, genau wie die Wände in Weiß.

Kaltes Deckenlicht, eine u-förmige Bank in dunklem

Holz gehalten. Sauber und fugenfrei verarbeitet.

An der Wand eine Wechselsprechanlage mit Klingelknopf.

Aber dann kommt’s. Eingefasst ist dieses

kühle, schmucklose Ambiente von bodentiefen, weiß lackierten,

fünf Zentimeter dicken Gitterstäben. Unkaputtbar. Und an der

Wand ein knallroter runder Alarmknopf. Wer nämlich hier als

Gast unfreiwillig in die Arrestzellen – amtlich korrekt: Gewahrsamszellen

– einzieht, ist in der Regel ein mehr oder minder verpeilter

Fußballanhänger, hat meist etwas auf dem Kerbholz und

zuvor für reichlich Ärger gesorgt. Hier werden energiegeladene

Auftritte wieder heruntergedimmt.

Als der 42,8-Millionen-Bau im Herbst 2016 eröffnet wurde, bekam

die Polizei das, was im alten Stadion fehlte – eine Polizeiwache

mit zwei Zellen, in denen renitente, aggressive Fußballfans zur

Räson gebracht werden können. Man folgte damit dem Vorbild,

das in allen Bundesligastadien umgesetzt ist. Andreas Duphorn,

52, fußballaffiner Erster Polizeihauptkommissar, hat alles von Anfang

an miterlebt. Er erinnert sich noch an die Bauplanung. Eine

Seite der Stadtverantwortlichen wollte eine schicke, repräsentative

Multifunktionsarena, die andere erinnerte an das, was leider oft zur

DNA des Fußballs gehört: die Gefahr einer Gewalteskalation. Gerade,

wenn zuweilen das Thüringenderby ansteht. Und so kamen

Gewahrsamszellen mit in das Leistungsverzeichnis.

Zehn „Gäste“ passen in jede Zelle. Man kann in Vereinsanhänger

oder nach Männlein und Weiblein unterteilen. „Frauen hatten

wir hier aber ich noch nie“, sagt Duphorn. Toilettengang nur

in Begleitung, sanitäre Anlagen ganz in Edelstahl, Vernehmungszimmer

mit angeschraubten Möbeln, ein Schranksafe für die Habseligkeiten

der unfreiwilligen Besucher, jede Tür alarmgesichert

und nur mit Zahlencode zu öffnen. Es ist an alles gedacht. Bei jedem

Heimspiel ist die Stadionwache mit ausreichend Personal besetzt.

Der Polizeihauptkommissar verweist aber darauf, dass die

letzten Thüringenderbys im Steigerwaldstadion stets ohne größere

Zwischenfälle über die Bühne gingen. Er könne sich aber erinnern,

dass mal früher zwei junge Herren aus der Saalestadt das

Michael Keller (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)

„Gewahrsamsangebot“ der Polizei unfreiwillig annehmen und

von den Rängen in den Bauch der Tribüne umziehen mussten.

Wo es langgeht, zeigen rot-weiße Füßchen auf dem Boden. Für

Jena-Fans eine Zumutung.

Richtig ernsthaften Zoff hat es im neuen Stadion nur einmal

gegeben. Am 6. Februar 2017. Da war in Liga drei der FSV Frankfurt

zu Gast. Unter dessen Fans hatten sich Jenaer geschmuggelt

und für reichlich Gewalt gesorgt. Steine flogen, Gittertore

wurden aufgebrochen, eine Polizistin vom Erfurter Anhang gegen

den Kopf getreten. Grund genug, das Sicherheitskonzept

des Stadions zu überarbeiten. Die Knastzellen blieben damals

dennoch leer. „Wir haben alles gleich im Freien erledigt“, sagt

Andreas Duphorn. Solche Ausschreitungen seien zum Glück so

nie wieder vorgekommen.

Eine Anekdote zum Thema fast überfüllter Stadionknast kann

Duphorn dann aber doch noch zum Besten geben. Der Zoll habe

mal Baustellen nach illegal Beschäftigten durchkämmt und sei

reichlich fündig geworden. „Es waren so viele, dass wir gebeten

wurden, unsere Zellen doch zur Verfügung zu stellen, damit die

Zöllner alle Fälle sauber abarbeiten konnten“, erinnert er sich.

Ansonsten weiß die Polizei, was auf sie zukommen könnte. Die

Vereine werden in Ampelfarben unterteilt. Grün: stressfrei, Gelb:

erhöhte Aufmerksamkeit, Rot: höchste Gefahrenstufe. Betrifft in

der Regionalliga Nordost aber aktuell nur drei Vereine. Wenn

Jena, Zwickau oder der BFC anrücken, könnte es Ärger geben.

Wenn einer erstmal in der Zelle sitzt, eine Etage unterm Lagezentrum

der Polizei im Block M, bekommt er in der Regel vom

Spiel nichts mehr mit. Dafür macht er bei Bedarf Bekanntschaft

mit einem Bereitschaftsstaatsanwalt. Sollte es nötig sein, wird

umgezogen. In eine voll ausgestattete Polizeidienststelle. Mit

dem Gefangenenbus, den man im Volksmund bereits zu Heinrich

Zilles Zeiten im letzten Jahrhundert „Grüne Minna“ getauft

hat. Der kann bis zur Tür vorfahren.

Wer nur Fußball erleben will, der wird dieses Etablissement im

Bauch der Stadiontribüne aber wohl nie zu Gesicht bekommen.

Es sei denn, beim Tag der offenen Tür.

32 33



bis

Der Park ist geschlossen

– im Danakil

schwärmen die Fledermäuse

aus. Sie sind

die Nachtarbeiter und

bis zum Morgengrauen

im Urwaldhaus unterwegs.

Sabrina Hofmann

und Konstantin

Pflug beginnen

ihren Dienst im

Danakil. Mehr

als 213 Tiere

leben hier. Die

Tierpfleger haben

jetzt viele

hungrige Mäuler

zu stopfen. In der

Futterküche schneiden

sie Obst und teilen

Insektenlarven in mundgerechte

Portionen auf. Zur

gleichen Zeit starten auch die Tierpfleger

im Kinderbauernhof in den Arbeitstag.

Ponys, Esel, Schafe, Schweinchen, Meerschweinchen,

Kaninchen und allerlei Geflügel warten auf die erste Mahlzeit

des Tages und das Säubern ihrer Unterkünfte.

Die ersten Sonnenstrahlen

bringen das Blütenmeer des

Großen Blumenbeetes zum

Strahlen, auf dem samtweichen

Rasen schimmern

Tautropfen. Wenn sich die

Parktüren öffnen, dann

stürmen Kinder zum Spielplatz,

spazieren Pärchen entlang der

bunt bepflanzten Blumenbeete

oder genießen die

Sonne auf einer der bequemen

Parkbänke. Mehr als 500.000

Besucher kommen jedes Jahr

in den egapark.

24 Stunden egapark

Langsam kehrt Ruhe auf den Beeten

und in den Büros ein. Das Danakilteam

begrüßt die letzten Besucher zum Rundgang

durch Wüste und Urwald. Das

Chamäleon posiert noch einmal für die

Fotos der Danakilentdecker.

Steve Bauerschmidt, Jacob Schröter, privat (Fotos)

Im Besuchershop räumt Anja

Freche-Mentzel Gartenbücher

egapark-Souvenirs, kleine Gartenhelfer,

Pflanzensamen oder

Thüringer Köstlichkeiten wie

Honig, Fruchtaufstriche oder

Süßigkeiten in die Regale. Im

Multimediaraum startet sie die

Videotechnik, mit der Filme aus

dem Park gezeigt werden. Bevor

sich die Shoptüren um 9:00

Uhr öffnen, sortiert sie noch

neue Flyer in die Infoständer.

Hier werden Saison- und Jahreskarten

neu ausgestellt oder

verlängert.

Gärtnermeister Uwe Schachschal

schlüpft in die Arbeitssachen.

Zwiebeln stecken, Frühblüher

pflanzen, hacken, Unkraut jäten

und Verblühtes abschneiden – gemeinsam

mit seinem siebenköpfigen

Team betreut er ca. 15.000

Quadratmeter Wechselflor und

zaubert zweimal jährlich die grandiosen

Blumenmuster aufs Große

Blumenbeet. Im Frühjahr sind

es rund 80.000 Zwiebeln und ca.

82.000 Jungpflanzen.

Im Danakil-Restaurant duftet es lecker. Asiatische

Nudeln sind bei den Besuchern besonders

beliebt, weiß Klara Schreiter, Gastronomische

Leiterin. Mit den Köchen und dem Servicepersonal

betreut sie an besucherstarken Tagen bis

zu 2.000 Gäste.

In der Alten Verwaltung schwirren viele kreative Ideen

durch den Raum. Das Veranstaltungsteam plant und

bereitet die Events für die Besucher vor. Zum

Comicpark am 17. und 18. Mai 2025 werden Tausende

Cosplayer in fantasievollen Kostümen den egapark bevölkern

und Fotos an den schönsten Hotspots machen.

Nach der Mittagspause fährt das Team

Sonderschauen die großen Kübelpflanzen

an ihren Standort. Als Meisterbereichsleiterin

legt Melanie Trinks

den besten Zeitpunkt dafür fest.

Die 40 Palmen dürfen ab Mitte

März ins Freie, da sie leichte Frostnächte

unbeschadet überstehen.

Frostempfindlicher Gewächse

wie Akazien, Prinzessinnensträucher

und Wandelröschen

ziehen erst ab Mitte

Mai aus den Überwinterungshäusern

aus. Die beliebte

Pelargonienschau

mit 250 Sorten und die 900

Fuchsien in verschiedenen

Größen finden erst nach den

Eisheiligen ihr Sommerquartier

im Park.

Für alles, was im egapark

zu reparieren ist,

sind die Mitarbeiter

des Geländeservices

zuständig. Ob eine

Bank neue Farbe

braucht oder ein

Springbrunnen gesäubert

werden muss,

Spielgeräte zu kontrollieren

sind, ein

Schaden am Weg ausgebessert

werden

muss, oder Papierkörbe

voll sind – das

Team, zu dem auch

Robert Markus Eschler

gehört, erledigt es.

Zuerst im Kopf und dann

am PC von Andrea Müller

entstehen Flyer für Veranstaltungen,

Plakate, Besucherinformationen.

Über

20 Veranstaltungen pro

Jahr sind zu bewerben,

dazu kommen besondere

Blühhöhepunkte, Führungen,

Workshops und

Image-Kampagnen.

Christine Karpe (Text)

Auf der Großen Wiese

rollen die Sportler ihre

Matten aus. Desiree

Löffler beginnt mit dem

Yogakurs. Von Mai bis

September wird immer

dienstags und donnerstags

auf dem samtweichen

Rasen Sport

gemacht. Für Parkbesucher

sind die AOK-

Sportkurse kostenlos.



Abenteuer

Grün

in der

Cyriaksburg

Ulrike Richter ist seit 2022 Vorsitzende

der Stiftung Deutsches Gartenbaumuseum.

Die Museumschefin

möchte ihr Haus auf der

ega stärker in den Fokus der Erfurter

und ihrer Gäste rücken

Erfurts Gartenbaumuseum geht mit

Ideen und Vielfalt zum Reichart-Geburtstag

in diesem Jahr in die Offensive

Erfurt hat eine Defensionskaserne. Ach was, Erfurt hat derer gleich zwei. Die

eine auf dem Petersberg ist durch die BUGA 2021 zu großer Bekanntheit gekommen.

Und dann gibt es noch die, die am Rande des egapark-Plateaus, auf

der Cyriaksburg steht und das Deutsche Gartenbaumuseum (DGM) beherbergt.

Ein trutziger Steinbau. Teil der Erfurter Verteidigungsanlagen zur Zeit des Dreißigjährigen

Krieges. Heute ist die „kleine“ Defensionskaserne im egapark gegenüber ihrer

großen Schwester im Bewusstsein der Öffentlichkeit etwas ins Hintertreffen geraten.

Dabei, in ihrem gewaltigen Bauch findet sich derart viel Interessantes, dass man sich die

Zeit nehmen sollte, dort auf Erkundungstour zu gehen. Am besten gleich mit der ganzen

Familie. Findet Ulrike Richter, die Vorständin der DGM-Stiftung. Sie hatte schon einigen

beruflichen Staub in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens und in der Klassik Stiftung

Weimar gewischt, bevor sie 2022 nach Erfurt wechselte.

Seither ist sie tief eingetaucht in die Geschichte und Zukunft

der Cyriaksburg und der 1995 gegründeten Stiftung.

Ash Börner (17) arbeitet

seit September 2024

im Freiwilligen Sozialen

Jahr im Gartenbaumuseum

auf der Cyriaksburg

Die interaktive Ausstellung

„Garten! Vom Paradies ins Einkaufsregal“

zeigt den weiten

Weg, den Lebensmittel

bis zum Kunden zurücklegen.

Sie wurde mit dem iF Design

Award 2024 ausgezeichnet

Gartenbaumuseum. Klingt irgendwie trocken mit langweiligen

Schautafeln und Erdgeruch. „Falsch“, sagt Ulrike Richter.

„Wir wollen Menschen mit Inhalten anlocken“. Erst recht,

wenn im nächsten Jahr der 65. Museumsgeburtstag ansteht.

Eine Geschichtswerkstatt soll davon erzählen, dass der Gartenbau

hier eine lange und bedeutende Rolle spielte. Christian

Reichart, der Begründer des deutschen Gartenbaues ist

schließlich ein Sohn dieser Stadt. Mit dessen Verdienst lasse

sich 2025 gut werben (340. Geburtstag und 250. Todestag).

Es gibt eine Fachhochschule für Gartenbau, mit Haage die älteste

Kakteenzucht der Welt, die Brunnenkresse als ein Erfurter

Alleinstellungsmerkmal. Mit diesen Themen müsse man

im Jubiläumsjahr rausgehen, direkt in die Stadt, sagt Richter.

Um das DGM als „wunderbare Ergänzung zum egapark“

darzustellen und um die Lust auf einen Besuch zu wecken.

40.000 Gäste kamen 2024 ins Gartenbaumuseum, darunter

9600 Kinder. „Das reicht uns nicht“, sagt die Stiftungschefin.

Thüringen habe viel Potenzial, ist es doch das einzige

Bundesland, in dem Schulgarten ein Fach in der Grundschule

sei, so Ulrike Richter. Der Slogan im Gartenbaumuseum „Alte

Sorten für junges Gemüse“ könnte treffender nicht sein. Im

Vorjahr ist das Haus mit einem der wichtigsten Design-Preise

weltweit ausgezeichnet worden: Für seine Dauerausstellung

„Garten! Vom Paradies ins Einkaufsregal" hat es den renommierten

iF Design Award 2024 in der Kategorie Innenarchitektur

erhalten. In der interaktiven Ausstellung können Besucherinnen

und Besucher per App virtuell einkaufen und

erfahren, welche weiten Wege Lebensmittel infolge der Globalisierung

zum Teil hinter sich haben.

Ulrike Richter möchte das DGM mehr mit den regulären

Ega-Veranstaltungen verzahnen. Nicht nur klassische Museumsbesucher

sollen den Weg ins DGM finden. Gartenfreaks

und alle, die es noch werden wollen, sollen sich willkommen

fühlen. Zum Beispiel in einer Fotoausstellung mit

Original-Objekten zum Thema „Die iga im Jahr 1961“. Auch

das Thema Waid hat für die Vorständin großen Reiz. Denn

dieser Pflanze verdanke Erfurt schließlich den unermesslichen

Reichtum im Mittelalter durch die daraus gewonnene

blaue Farbe. Hier war seinerzeit der größte Waidhandelsplatz

Europas. Nur, diese Geschichte werde in Erfurt bis heute leider

nicht erzählt.

Im „Programm 2025 - Abenteuer Grün!“ sind 33 Veranstaltungen

aller Coloeur aufgezählt. „Loops zum Muttertag“,

Heiß auf Gemüse“, „Zauberhafte Haarkränze“, „Urban Gardening

bewegt“ und „Wintergemüse anbauen“ heißt es da unter

anderem. Pflanzendruck, Kürbisfest, Kartoffelsorten, „Färben

mit Waldbeeren“ oder „Zierkürbis als Partydekoration“,

es gibt bis zum 31. Oktober eine große Vielzahl attraktiver

Angebote. „Die BUGA war ein kräftiger Impuls zur Besinnung

auf Erfurts gärtnerische Tradition. Das sollten wir unbedingt

fortsetzen“, so Ulrike Richters Überzeugung.

Das Programm 2025 des DGM

Michael Keller (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)

Museum ist langweilig?

Keineswegs: Ash Börner absolviert ein Freiwilliges

Kulturelles Jahr im Museum, das viele Einblicke in die

besonderen Schätze des Hauses offenbart.

Eine weitere Stelle für ein Freiwilliges Ökologisches

Jahr ist noch offen. Wer sich dafür entscheidet, organisiert

z. B. museumspädagogische Veranstaltungen

für Kinder und Jugendliche mit.

Alle Informationen

36 37



2025 ist Ihr

egapark-Jahr!

Entspannung, Blütenpracht

und jede Menge tolle

Veranstaltungen.

1. Mai bis 9. Juni

Blumenschau in Halle 1

Mai bis September

Dienstag | Donnerstag 17.30 Uhr

YOGA | BODYBALANCE

Mai bis September

11 Samstage Geschichten

unterm Lesebaum

Mitte Mai

Start der Badesaison

FRÜHLING

11. Mai I 11–17 Uhr

Japanisches Gartenfest

Muttertag im egapark

4.7.

Freunde

FREITAG

6.6.

Freunde

FREITAG

21. bis 27.7.

20 % Rabatt auf

Familientageskarten

22. Juni I 11–17 Uhr

Rosengartenfest

SOMMER

31. Mai I 15 Uhr

Volker Rosin auf der

Parkbühne

31. Mai I 10–16 Uhr

Thüringer Sportvereinstag

27.5. bis 1.6.

20 % Rabatt auf

Familientageskarten

17. & 18. Mai

Comicpark

26. & 27. Juli

Kreativgarten Festival

1.8.

Freunde

FREITAG

15. & 16. August

Lichterfest ab 18 Uhr

30. & 31. August

Thüringer Gartentage

5.9.

Freunde

FREITAG

HERBST

6. September bis 31. Oktober

Kürbiszeit

Und das ist

noch nicht alles!

www.egapark-erfurt.de

31. Oktober I 14–18 Uhr

KürbisErnteFest

14. bis 19.10.

20 % Rabatt auf

Familientageskarten

20. September I 11–17 Uhr

NaturErlebnisTag

16. bis 21.9.

20 % Rabatt auf

Familientageskarten

13. & 14. September

Fantasypark

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Fotos: Steve Bauerschmidt, Jacob Schröter, Adobe Stock, Volker Rosin



Hannes Sperling (Text)

Jacob Schröter (Fotos)

Tag ist wie der andere. Es kann ruhig beginnen und plötzlich

hektisch werden. Dann muss man einen kühlen Kopf

bewahren“, sagt er. Genau das liebt er an seinem Job.

Ein Job mit Taktgefühl

Auf Stippvisite

bei EVAG-

Betriebshofmeister

Bryan

Knoch

Erfurt, 3:30 Uhr morgens. Die Stadt schläft. Am

Urbicher Kreuz tauchen riesige Flutlichter den

EVAG-Betriebshof in ein helles Licht. Mittendrin:

Bryan Knoch. Sein Arbeitstag beginnt

früh. In wenigen Minuten treffen die ersten Fahrerinnen

und Fahrer ein. Sie wollen ihren Bus oder ihre

Straßenbahn abholen und in den Liniendienst starten.

Jetzt ist Bryan Knoch, Betriebshofmeister bei den Erfurter

Verkehrsbetrieben (EVAG), besonders gefragt. Er

muss organisieren, koordinieren und vor allem im bunten

Treiben den Überblick behalten. „Wenn hier etwas

schiefläuft, merkt das vielleicht die ganze Stadt“, sagt

er und grinst.

Vom Fahrbetrieb zur EVAG-Schaltzentrale

2017 begann Bryan seine Laufbahn bei der EVAG, lernte

als Azubi zur Fachkraft im Fahrbetrieb das Bus- und

Tramfahren von der Pike auf – es war für ihn der Einstieg

in eine Welt, die ihn bis heute fasziniert. „Busse und Bahnen

haben es mir schon als Kind angetan. Ich habe dann

meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“, erinnert er sich.

Nach einiger Zeit als Fahrer hatte er Lust auf eine Veränderung,

wechselte in den Rangierdienst. Hier war er

dafür verantwortlich, die zurückkehrenden Fahrzeuge zu

waschen, zu betanken und in die richtige Position in der

Halle zu bringen. Auch Werkstattfahrten gehörten zu seinem

„täglich Brot“.

Heute, als Betriebshofmeister, trägt Bryan noch mehr

Verantwortung. Er ist das wichtige Bindeglied zwischen

Fahrern, Werkstatt und Leitstelle. Er regelt den Fahrzeugbetrieb

auf dem Hof, sorgt dafür, dass Busse und Bahnen

pünktlich starten, stimmt Reparaturen und Wartungen

ab, wenn sie wieder einrücken – bei 93 Bahnen und

74 Bussen im EVAG-Fuhrpark keine kleine Aufgabe. „Kein

Der Dirigent des Betriebshofs

Der größte Betriebshof der Erfurter Verkehrsbetriebe

kennt keine Ruhepause. Wenn viele Menschen nach einem

langen Arbeitstag nach Hause gehen, beginnt für

Bryan oft erst die Schicht. „Meine sieben Kollegen und

ich arbeiten hier im 3-Schichtsystem. Ich kann damit gut

leben, bin früher schon gerne nachts gefahren. Nur Kaffee

ist dann Pflicht“, sagt er mit einem breiten Grinsen.

Besonders herausfordernd sind die frühen Morgenstunden,

wenn die gesamte EVAG-Flotte ausrückt und

die Erfurterinnen und Erfurter auf die Arbeit, zum Arzt

oder in die Schule bringt. Bis zu 180.000 Fahrgäste befördert

die EVAG an einem Werktag. Ab 3:38 Uhr verlässt

die erste Straßenbahn der Linie 4 den Hof. Dann muss alles

minutiös getaktet sein. Wenn es irgendwo hakt – eine

Tür klemmt, ein Fahrzeug streikt – muss Bryan Knoch eine

schnelle Lösung finden. Bryan Knoch: „Es ist wie ein großes

Orchester, bei dem alle Mitspieler perfekt aufeinander

abgestimmt sein müssen.“

Doch trotz (oder gerade wegen) aller Verantwortung

und mancher Hektik schätzt Bryan die Atmosphäre bei

der EVAG. „Hier kennt jeder jeden, man hilft sich gegenseitig.

Das ist wie eine große Familie.“

Magie am Morgen

Besondere Momente erlebt Bryan, wenn sich frühmorgens

die ersten warmen Sonnenstrahlen über den Betriebshof

legen. „Es gibt diesen kurzen Augenblick, bevor

der ganze Trubel losgeht. Das schöne Licht, die Ruhe, diesen

Moment genieße ich immer.“

Danach geht alles seinen gewohnten Gang: Busse rollen

aus, Bahnen setzen sich in Bewegung, Erfurt erwacht. Und

Bryan Knoch? Er hält den Betrieb am Laufen – mit kühlem

Kopf und einer extra Portion Kaffee.

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Der MENSCH, dem

die TIERE vertrauen

Frieda Schmidt (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)

Sein Tag beginnt um 7:30 Uhr. Beim Betreten

der Schleuse liegt Spannung in

der Luft. In den Boxen warten verängstigte

Augenpaare – Katzen mit aufgestelltem

Fell, ein bibberndes Kaninchen oder ein

Hund, der nervös mit den Krallen auf dem Boden

scharrt. „Wie sich das Tier verhält und in

welchem Zustand es ist, wissen wir vorher nicht.

Denn Feuerwehr oder Polizei bringen nachts

Fundtiere zu uns,“ sagt Constantin von Schaubert.

Die Schleuse ist ein Container auf dem Gelände

des Tierheims. Käfige für Hunde, Katzen,

Nager, Vögel und andere Kleintiere befinden sich

darin. Außerdem finden sich ein Heizkörper sowie

Futter und eine Gießkanne voll

Wasser, damit die Mitarbeiter der

Feuerwehr und der Polizei die Näpfe

befüllen können. Jeden Morgen

wird geschaut, ob nachts ein kleiner

Bewohner in den Container eingezogen

ist.

Oft sind die Fundtiere krank. Katzenschnupfen,

entzündete Augen

oder Durchfall sind keine Seltenheit

und jeden Tag gibt es neue Schicksale. Die Tiere

bleiben 10 bis 14 Tage in Quarantäne. In dieser

Zeit bleibt die Hoffnung, dass sich ein Besitzer

meldet. Von Schaubert: „Der schönste Moment ist

der, wenn ein Tier vorsichtig schnuppernd in die

Arme seines Menschen zurückfindet.“

Am Vormittag dominiert der Geruch von Desinfektionsmitteln.

Skalpell und Pinzette klirren auf

dem sterilen Metalltisch, während von Schaubert

konzentriert eine Kastration durchführt. „Auch die

Wundversorgung oder Tumorentfernungen gehören

zu meinen Aufgaben. Danach geht es an die

Nachuntersuchungen und -behandlungen der Tiere

auf unserer Krankenstation.“

Als Chef gehören aber auch organisatorische

Dinge zum Arbeitsalltag von Schauberts. Tiervermittlungs-

und Besprechungstermine, Wochenbestandsmeldungen,

Bestellungen von Medikamenten

und Einrichtungsgegenständen. Außerdem

Pro Jahr

nehmen

wir mehr als

600 Tiere auf

Constantin von Schaubert

stehen Personalfragen auf dem Plan. Dazu gehört

beispielsweise die Planung von Diensten, Urlauben

und der Bereitschaft. Fünf feste Mitarbeiterinnen

gehören neben von Schaubert zum Tierheimpersonal.

Dazu kommen Freiwillige, die als

helfende Hände ständig im Einsatz sind. „Das Jahr

2024 war für die Mitarbeiter des SWE Tierheims

erneut extrem arbeitsintensiv,“ sagt Tierheimleiter

Dr. Constantin von Schaubert. „Insgesamt wurden

mehr als 600 Tiere in den beiden Standorten

Andreasried und Schwerborn neu aufgenommen.“

Darunter befanden sich unter anderem 80 Hunde

und 347 Katzen. Auch ein Schafbock und ein Minischwein

versorgte das Team. Hinzu kamen 160

Pensionstiere, die vorübergehend betreut wurden.

„Ohne die Aufopferungsbereitschaft meiner Kolleginnen

und der Ehrenamtlichen wäre

das alles gar nicht stemmbar.“

Während Katzen und Kleintiere

in der Stadt untergebracht sind, leben

die Hunde etwas außerhalb am

Lutherstein. Zwei- bis dreimal die

Woche fährt er dorthin, hört schon

auf dem Parkplatz das Bellen der Bewohner.

Untersuchungen, Behandlungen,

Impfungen oder Wundversorgungen

stehen an. Ernstere Fälle

kommen in die Klinik (z. B. zum Röntgen oder bei

Knochenbrüchen).

Oft endet sein Tag nicht pünktlich. Nachts müssen

Tiere aus schlechter Haltung oder wegen sofortiger

Krankenhauseinweisung des Besitzers geholt

werden. Dann kommt die Bereitschaft zum

Einsatz. Manche Einsätze sprengen fast die Kapazitäten.

Jedes gerettete Tier braucht Geduld und

Zuwendung. Der Tierheim-Doc: „Aufgrund der

Eingliederung und Führung der zwei Tierheime

durch die SWE Erfurt Stadtwirtschaft GmbH sind

die Tiere äußerst optimal untergebracht und versorgt,

so etwas gibt es in privaten, vereinsgeführten

Tierheimen nicht oder extrem selten. Auch der

Tierheimverein Erfurt e. V. hilft kräftig mit, wenn es

um das Wohlergehen unserer Schützlinge geht..

Hierfür bin ich als Leiter der Tierheime sehr dankbar.“

Dr. Constantin von Schaubert leitet

das Erfurter Tierheim seit 2023. Sein Hund Simba ist

auch im Job immer an seiner Seite

42 43



Die Leidenschaft für

historischen Tanz

Frieda Schmidt (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)

Mareike Grebs Herz schlägt für eine Kunst, die tief

in die Vergangenheit führt: den historischen Tanz.

Er verbindet sie mit Menschen, die vor Jahrhunderten

dieselben Schritte an prunkvollen Höfen

tanzten. Ihre Leidenschaft erweckt längst vergessene

Melodien, Bewegungen und Kostüme zu neuem Leben.

Die Erfurter Tanzgilde: Ein Ort der Tradition

Jede Woche hallen Begriffe wie Riverenza, Ripresa oder Volta

tonda durch den Trainingssaal der Erfurter Tanzgilde. 16 Tänzerinnen

und Tänzer treffen sich, um historische Tänze zu erlernen

und zu perfektionieren. Mareike Greb, die eigentlich

aus Leipzig stammt, reist für das Training regelmäßig nach

Erfurt. „Ich finde es toll, sich mit diesen Tänzen zu beschäftigen.

Die Tänzer sind ehrgeizig, aber nicht verbissen – das Gemeinschaftsgefühl

ist es, was mir an der Tanzgilde so gut gefällt“,

sagt sie. Gegründet wurde die Gruppe 1992, nachdem

ein Tanzmeister aus Heidelberg an der Erfurter Volkshochschule

Kurse gab. Aus diesen Anfängen entwickelte sich ein

Verein, von dessen Originalmitgliedern bis heute zwei aktiv

sind. Als ihr ehemaliger Lehrer die Gruppe verließ, übernahm

Mareike vor rund zehn Jahren das Training.

Tänze aus Renaissance und Frühbarock

Mareike Greb unterrichtet in Erfurt Tänze aus der Zeit von

1450 bis circa 1700. Das Repertoire der Tanzgilde umfasst

etwa 100 Stücke – und es kommen immer wieder neue hinzu.

Aufgeführt werden die Tänze bei Bällen, öffentlichen Veranstaltungen

und privaten Feiern.

Die fremdartig klingenden Begriffe bezeichnen Figuren und

Schritte: Volta tonda ist eine 360-Grad-Drehung, Riverenza

eine respektvolle Verbeugung. „Körperspannung und Konzentration

sind essenziell, denn die Schritte folgen einem ungewohnten

Rhythmus. Genau wie die Bewegungen stammt

auch die Musik aus einer anderen Zeit“, erklärt Mareike Greb.

Instrumente wie Violine, Laute, Cembalo oder

Blockflöte prägen den Klang. Eingebettet in diese

Musik versprühen die Tänze nicht nur Eleganz,

sondern auch den Geist vergangener Epochen.

Historische Quellen als Basis

Wie haben sich diese Tänze über 500 Jahre erhalten?

Greb erklärt: „Seit dem 15. Jahrhundert

wurden Tanzbücher in vielen Teilen Europas geschrieben.

Die Schritte und Choreografien sind

dort festgehalten und werden heute rekonstruiert.“

Früher waren diese Tänze dem Adel und

dem Bürgertum vorbehalten. Tanzmeister unterrichteten

ihre Schüler und hielten ihr Wissen

schriftlich fest.

Als Musik- und Theaterwissenschaftlerin fasziniert

Mareike Greb nicht nur die Praxis, sondern

auch die Forschung. Sie unterrichtet an der Hochschule

für Musik und Theater Leipzig, arbeitet mit

historischen Quellen aus ganz Europa und publiziert

wissenschaftliche Arbeiten. „Die Choreografien

und Aufführungen sind immer mit Forschung

verbunden. Zum Glück wurden viele Quellen digitalisiert

– früher musste ich von Bibliothek zu Bibliothek

reisen“, erzählt sie.

Eine seltene Profession

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Zwischen Takt und

Tradition:

Mareike Greb haucht dem

historischen Tanz neues

Leben ein

Neben ihrer Forschung gibt Mareike Greb Kurse,

Workshops und Konzerte auf Festivals. Historischer

Tanz ist eine Nische – nur wenige in Europa

widmen sich professionell dieser Kunst. „Wir sind

untereinander gut vernetzt, eine kleine Gemeinschaft,

die das historische Tanzen so intensiv lebt

und liebt wie ich“, sagt sie.

Warum sie das alles macht? „Weil ich es liebe!

Ich habe mit 14 Jahren angefangen. Am meisten

faszinieren mich die Musik und die Geschichte,

die jeder Tanz erzählt.“

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KINDERSEITEN

KINDERSEITEN

Dicke Hamsterbacken zum Vorlesen

Kennst du Feldhamster? Die mit den

schwarzen Kulleraugen, den lustigen

Barthärchen und dem Kuschelfell? Feldhamster

können nicht nur wahnsinnig gut buddeln,

sie sind auch Meister im Futtersammeln.

Weißt du, dass ein Feldhamster in seinen

Hamsterbacken Platz für bis zu 50 Gramm

Futter hat? So viel wiegt ein kleines Hühnerei

oder 25 Gummibärchen.

Die Hamster, die du vielleicht einmal gesehen

hast, leben zumeist bei Familien in mehr

oder wenig geräumigen Käfigen. Das sind

meist Goldhamster – sie stammen aus Ländern

ganz weit weg von uns im Osten, dort,

wo die Sonne aufgeht.

Bei uns in Erfurt gibt es Hamster, die

in Freiheit leben. Das sind die Feldhamster.

Die können fast doppelt so lang werden

wie Goldhamster – bis zu 35 Zentimeter,

also länger als ein Schullineal. Ihr Fell

ist oft bunt – braune Oberseite, schwarze

Bauchseite und weiße Flecken an Kopf und

Beinen.

Der Feldhamster wohnt unter der Erde,

fast wie in einem Einfamilienhaus. Es gibt einen

Eingangstunnel, einen Fluchttunnel, eine

Schlafkammer – kuschelig gepolstert mit

Gras, Stroh und weichen Pflanzenteilen. Es

gibt Vorratskammern mit Wintervorräten aus

Getreide, Samen, Nüssen und Wurzeln, bis

zu zehn Kilo kann ein Feldhamster hamstern.

Und, ein Hamster ist sehr reinlich – er buddelt

sich auch eine Toilettenkammer.

Wenn es draußen kalt wird, hält der kleine

Kerl einen langen Winterschlaf von Oktober

bis April und lebt von seinen Vorräten, die

er vorher fleißig gesammelt hat. Während

des Winterschlafs, aus dem er immer mal

wieder aufwacht, sinkt seine Körpertemperatur

auf 2 bis 5 Grad Celsius (kälter als

dein Kühlschrank

zu

Hause). Sein

Herz schlägt

nur noch etwa

fünfmal pro Minute

– deines bis zu 80

Mal.

Feldhamster sind Einzelgänger

und treffen sich nur zur Paarungszeit

im späten Frühling und im Sommer. Wenn

ein Feldhamster-Baby zur Welt kommt, ist

es winzig klein, nackt und blind. In einer kuscheligen

Höhle passt die Hamstermama gut

auf ihre bis zu neun Babys auf. Schon nach

wenigen Wochen fangen die Kleinen an, die

Umgebung zu erkunden und lernen von der

Mama, wie man Futter sammelt und Höhlen

baut. Nach weiteren zwei bis drei Wochen

sind die Kleinen groß und verlassen

die Mama. Zwei-, dreimal im Jahr bekommen

Hamster Nachwuchs.

Leider hat der kleine Erfurter Feldhamster

es nicht leicht. Sein Zuhause – die Felder

und Wiesen – wird immer kleiner, weil dort

Häuser und Straßen gebaut werden. Außerdem

machen große Maschinen auf den

Feldern den Hamstern das Leben schwer.

Raubtiere wie Füchse und Greifvögel lauern

auf den kleinen Nager. Bis zu 1.000 Feldhamster

leben noch bei uns, Erfurt gehört

zu den letzten Großstädten in Europa, wo

die Tiere zu Hause sind.

Neue Serie Tiere in Erfurt

Dabei sind Feldhamster wichtig für die Natur.

Durch ihr Gebuddel sorgen sie für eine

Durchlüftung der Böden, ihre Hinterlassenschaften

wie Kot und Futterreste reichern

diese mit Nährstoffen an. Manche gesammelten

Körner oder Nüsse gehen den Feldhamstern

verloren und keimen später. Früher

galten die Tiere als Schädling, weil sie

den Bauern das Getreide wegfraßen – heute

sind sie stark bedroht und kommen nur

noch selten vor.

In Erfurt will man dem Feldhamster retten.

Felder sollen hamsterfreundlich bearbeitet

werden. Kleine Hamstertunnel unter

Straßen sollen ihnen dabei helfen, sich

neue Buddelwiesen zu suchen. Und wenn

die Tiere dort leben, wo ein Gebäude entstehen

soll, werden sie hamsterfreundlich

umgesiedelt …

Henry Köhlert (Text) Wolfgang Hock (Foto) Adobe Stock (Grafik)

Erfurts grüner Daumen

Von Christian Reichart bis zum „Jungen Gemüse“

Erfurt wird auch oft Blumenstadt genannt. Hier lebten und

arbeiteten viele bekannte Gärtner. Die großen Erfurter Gartenbauunternehmen

– Haage, Benary, Schmidt, Heinemann,

Chrestensen – erlangten im 19. Jahrhundert Weltgeltung. Einst

bildete der Waid, mit dem man Stoffe blau färbte, die Grundlage

für den Wohlstand der Stadt. Zugleich spielte der Gartenbau

schon damals eine wichtige Rolle, Martin Luther rühmte

Erfurt als „Gärtner des Reiches“. Im 18. Jahrhundert begründete

Christian Reichart den modernen Erwerbsgartenbau.

Erfurt entwickelte sich um 1900 zum Zentrum des Erwerbsgartenbaus

in Deutschland. Wichtige Handelsstraßen führten nach

Erfurt, die Stadt verfügte über ein fruchtbares Umland. Christian

Reichart gab dieser Entwicklung schon im 18. Jahrhundert

maßgebliche Impulse, obwohl er als Quereinsteiger zum Gartenbau

kam. Er überlegte sich ertragreichere Anbaumethoden

und tüftelte an neuen Gartengeräten, die die Arbeit schneller

und leichter machten. Habt ihr schon einmal etwas von der Gießschüssel,

der Stachelwalze oder der Saategge gehört? Diese und

andere Erfindungen des belesenen Praktikers sind im Deutschen

Gartenbaumuseum im egapark zu sehen, das zum Erwerbsgartenbau

in Erfurt eine tolle Erlebnisausstellung zeigt. Hier könnt

ihr entdecken, wie der Blumenkohl und die Brunnenkresse dank

Reichart nach Erfurt kamen, warum Gurken gerade und möglichst

gleich lang für den Supermarkt sein müssen oder welche

Vielfalt an Äpfeln es gibt und

wie der Gartenbau unser Leben verändert.

Finde den richtigen Weg für Wurmi!

In diesem Jahr jährt sich Christian

Christian Reichart

Reicharts Geburtstag zum 340. Mal,

sein Todestag zum 250. Mal. Erfurt

ehrt seinen berühmten Sohn mit einem Denkmal, das heute an

der Pförtchenbrücke steht. Die Staatliche Grundschule 19 trägt

seinen Namen. Vor der Fachhochschule für Gartenbau in Erfurt

steht seit 1985 eine Büste. Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften

zu Erfurt verleiht zusammen mit der Landeshauptstadt

Erfurt, der Universität Erfurt und der Fachhochschule Erfurt

seit 2014 den Reichart-Nachwuchs-Preis für anwendungsbezogene

Wissenschaft aus.

Im SWE Förderprojekt „Junges Gemüse“ spielt Reichart ebenfalls

eine wichtige Rolle, denn es geht dabei um Garten und

Pflanzen. Eines der eingereichten Projekte beschäftigt sich

mit einer „Reise durch die Geschichte des Gartenbaus“. Die

Kinder aus dem AWO Kindergarten „Am Sportplatz“ in

Ermstedt, werden alte und moderne Gemüsesorten anbauen,

Gartengeräte der Reichartzeit nachbauen, den

Schauschulgarten im egapark und das Gartenbaumuseum

besuchen.

Für die kleinen Gartenprofis ist unser Wurmspiel sicher gar kein Problem! Findet den richtigen Weg in Wurmis Haus!

Viel Spaß beim Spielen. Und so ganz nebenbei gibt es noch viel zu entdecken unter der Erde!

Christine Karpe (Text) Friederike Saul (Grafik) Steve Bauerschmidt (Foto)

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KINDERSEITEN

Pflanzen, gärtnern, ernten

KINDERSEITEN

„Ran ans Gemüse!“ mit Kochprofi Tanya

dk_swe_pflanzstecker_180321_rz.indd 2 21.03.19 09:35

In Julchens Kochmobil

werden Kinder

zu Genießern

SWE Förderprojekte Junges Gemüse gehen in die nächste Runde

Christine Karpe (Text)

Jacob Schröter (Fotos)

Die Sonne scheint, die Tage werden

wärmer, die ersten Blumen blühen

und die Bienen schwirren von Blüte

zu Blüte. Und in den Gärten der Erfurter

Schulen oder Kindertagesstätten wird – ganz

im Sinne von Christian Reichart – eifrig gegärtnert.

Zehn solche Gartenprojekte unterstützen

die Stadtwerke Erfurt auch 2025. Wir

finden, das sind ganz tolle Ideen, die da in Erfurt

heranwachsen. Ein Vorhaben wollen wir näher vorstellen.

Das Schulgartenprojekt „Green Vibes“ des Staatlichen regionalen

Förderzentrums Erfurt-Süd ist eine nachhaltige Initiative,

bei der Schüler mit besonderem Förderbedarf auf praktische

und kreative Weise Naturerfahrungen sammeln und Verantwortung

übernehmen. Der neue Schulgarten soll mit dem Projekt

für die Schüler erlebbar werden und zu einem Ort des Lernens,

Experimentierens und gemeinsamen Schaffens wachsen.

Der Schulgarten aus drei Hochbeeten soll erweitert und ausgebaut

werden.

Lehrerin Kerstin Engelmann: „Die Schüler werden aktiv in alle

Phasen des Gartenkreislaufes eingebunden – vom Anpflanzen

über die Pflege der Pflanzen bis hin zur Ernte und deren Verarbeitung.

Benötigt werden Gartengeräte, Erde, Kompost, Pflanzenschutzmittel

auf Naturbasis, Samen, Setzlinge, Bewässerungssysteme

für Hochbeete und noch vieles mehr. Wir werden

unsere Gartenzeit dokumentieren. Die Schüler führen digitale

Gartentagebücher und nehmen Fotos der einzelnen Projektphasen

auf. In unseren wöchentlichen Diskussionsrunden sprechen

wir dann darüber, was gut gelaufen ist und wo Veränderungen

nötig sind.“

Christine Karpe (Text) Jacob Schröter (Fotos)

Strahlend blaue Augen, das Gesicht umrahmt

von dunklen wilden Locken, ein

herzliches Lachen: Tanya Harding, die

neue Chefköchin in Julchens Kochmobil,

ist gleich auf den ersten Blick sympathisch.

Mit ihr möchte man den Kochlöffel

schwingen, Gemüse schnippeln oder

Brotaufstriche rühren. Selbst, wenn man Gemüse

bisher nicht so toll fand.

Gemeinsam mit Tanya kochen, das können ab

Juni die Gewinner des SWE Schulgartenwettbewerbes

„Junges Gemüse“. Bei dem Contest sind jedes

Jahr Erfurter Schulen und Kitas aufgerufen, besondere

Ideen für den Garten in ihrer Kindereinrichtung oder

ihren Schulen zu entwickeln. Die Stiftung Kinderplanet bietet

als Wettbewerbspartner für Kitas und Schulen kostenlose Workshops

an, in denen die Früchte der Gartenarbeit von den Kindern

zu gesunden Gerichten verarbeitet werden. „Julchens Kochmobil“

macht dafür eigens ab Juni im egapark Station. Gastgeberin Tanya

hat schon einen klaren Plan für die 90 Kochminuten mit den Kindern:

„Wir benutzen alle Sinne, wir riechen, schmecken, tasten, kosten

und erleben. Wir lernen gemeinsam, wie lecker gesundes Essen

sein kann. Mehr Gemüse auf den Teller – für Kinder ist das ein

so wichtiger Baustein ihrer Ernährung.“

Außerdem lernen die kleinen Köche im super ausgestatteten

Kochmobil Schneidtechniken und sicheres Kochen. Tanya hat eine

Mission, sie möchte die Kinder dafür begeistern, dass Essen von

der Zubereitung bis zum Verzehr Genuss ist. Ganz nebenbei gibt

sie ihnen mit auf den Weg, was zu einem guten Gastgeber gehört.

Sie selbst hat von Kind an einen schön gedeckten Tisch und einen

liebevoll dekorierten Teller geliebt. Diese Begeisterung möchte sie

gern weitergeben.

Auf dem Rezeptzettel für die Kochstunden im Kochmobil stehen

u. a. Gemüsebrot und bunte Aufstriche, passend zum Thema des

SWE Schulgartenwettbewerbs „Ran ans Gemüse!“. Bis Oktober führen

die Teilnehmer dann ein Gartentagebuch, in dem sie ihre Erlebnisse

im Garten und beim Kochen festhalten.

Lust auf Kochen mit Tanya?

Rezept für ein gesundes Frühstück

1. Magerquark, Schmand und Frischkäse zu gleichen Teilen

in einer Schüssel verrühren.

2. Ein paar Stängel Kräuter deiner Wahl (Petersilie, Dill …)

auswählen. Blättchen abzupfen und mit der Schere

zerkleinern.

3. In den Aufstrich geben, Salz, Pfeffer und Kräutersalz nach

Geschmack hinzufügen.

4. Aufstrich auf einer Scheibe Vollkornbrot verstreichen

und mit Gemüse deiner Wahl belegen.

5. Wir finden Tomaten- und Gurkenscheiben, Paprikastreifen

und mit dem Sparschäler in dünne „Locken“ gehobelte

Möhren sehr lecker!

Alle zehn Vorhaben im Überblick

So wird es gemacht – Video mit Tanya

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Von der Schnapsidee

zum Traumjob

Laura Schmidt aus

Erfurt kreierte ihren ganz

besonderen Aperitif

Henry Köhlert (Text)

Steve Bauerschmidt, privat (Fotos)

Manche Lebenswege verlaufen ziemlich

gerade. Sind eher unaufgeregt,

so wie Gemälde à la „Blumen auf dem

Küchentisch“. Der Lebenslauf von Laura

Schmidt (34) ähnelt eher den abstrakten Meisterwerken

von Wassily Kandinsky. Bunt und aufregend,

links, rechts, vor und zurück – voller Überraschungen.

Die wohl leckerste Überraschung im Leben von

Laura Schmidt ist ein sanftes Rosa mit einem pfirsichfarbenen

Unterton. Schmeckt blumig, fruchtig.

Ein bisschen nach Grapefruit und, ja, auch nach dem

Wein, aus dem diese Überraschung gemacht wird.

Es ist ein außergewöhnlicher Aperitif made in Erfurt,

entwickelt von der jungen Frau, die eigentlich einmal

Bankkauffrau gelernt hat. Name der blumigen Versuchung:

„Fiori“.

Doch von Anfang an.

Nach dem Abi geht Laura, geboren in der thüringischen

Rhön, auf Nummer sicher: Beamtenlaufbahn,

Deutsche Bundesbank in Frankfurt. Doch nach kurzer

Zeit merkt sie: „Das ist nichts für mich!“ Also kündigt

sie und geht nach Australien, jobbt als Kellnerin, Barista

und auf Obstplantagen. Wichtigste Erkenntnis:

„Manchmal muss man einfach mal machen.“

Zurück in Deutschland will sie nicht wieder nach

Frankfurt, sondern nach Erfurt – „ich liebe diese

Stadt“, sagt sie. Sie studiert Business Management,

landet im Vertrieb, verkauft Rasierer, dann Schokolade,

dann Feinkost. Ihr wird klar: „Großkonzerne sind

nichts für mich.“ Sie will was Eigenes.

Der Geistesblitz kommt ihr mit ihrem Vater bei

einem Martini-Abend. „Ich habe mir gedacht, das

Laura in den

Weinbergen an

der Mosel, in

der Hand das

Wermutkraut.

Um „ihren“

Geschmack zu

finden,

testete sie

unzählige

Zutaten

könnte doch besser schmecken. Nicht so süß, nicht

so schwer.“ Statt es bei der Idee zu belassen, legt sie

im März 2023 los – ohne Ausbildung zum Destillateur,

dafür aber mit Google, ChatGPT und Experimentierfreude

ausgestattet.

Ihre Wohnung wird zum Labor: Sie mixt, lagert,

probiert – mal schmeckt’s super, mal katastrophal.

Ihre Freunde müssen als Testtrinker ran. Ziel: einen

Aperitif zu kreieren, der sowohl pur als auch gemischt

mit Tonic oder Prosecco genossen werden

kann. Basis – Riesling. Sie experimentiert unter anderem

mit Orangenscheiben, Malvenblättern (färben

Getränke blau bis violett), Kiwis, Erdbeeren,

verschiedensten Pfefferkörnern, mit Kräutern, Blüten,

Früchten, Löwenzahn und Brennnesseln. Alles

auf natürlicher Basis, keine Chemie. „Ich habe Dinge

ausprobiert, von denen wusste ich gar nicht, dass es

sie gibt“, sagt Laura.

Freunde werden Testtrinker

Klar – Wermutkraut (von der Mosel) und Blütenhonig

(ebenfalls von der Mosel) müssen mit rein

und kostbarer Cumeo Pfeffer (auch Grapefruit-Pfeffer

genannt). Auch Hibiskus und Jasmin dürfen nicht

fehlen.

Nach einem Dreivierteljahr stand das Rezept.

Doch ein guter Aperitif braucht guten Wein. Sie ruft

Weingüter an, zuerst in Thüringen – Fehlanzeige.

In Rheinland-Pfalz findet sie ein kleines Weingut,

das bereit ist, mitzumachen. Laura will kein Produkt

von der Stange. Also bemalt sie jede Flasche selbst.

1.200 Stück! Irgendwann tut’s in den Fingern weh,

ihre Schwester hilft.

Am 30. November 2023 geht ihr Onlineshop live.

Zwei Minuten später: erste Bestellungen. Der Umsatz?

8.000 Euro im ersten Monat. „Ich dachte erst,

das kaufen nur meine Freunde. Aber dann hab‘ ich

gemerkt: Die Leute feiern das echt!“ Auch nach

Weihnachten läuft es. Händler melden sich, Restaurants

nehmen den Aperitif ins Sortiment. Inzwischen

hat sie mehr als 3.500 Flaschen verkauft, das Verteilernetz

wird größer.

Lauras Firma wächst mit Bedacht. Sie entwickelt

eine alkoholfreie Variante, plant einen Gin Fizz mit

Honig statt Zucker. Doch eine riesige Produktion?

Nein, danke. „Mir geht’s um Qualität und Spaß, nicht

um eine Fabrik.“ Nur eines musste sie aufgeben, das

Bemalen der einzelnen Flaschen. Die Etiketten sind

jetzt von einer Erfurter Künstlerin, einer Freundin

von Laura, gestaltet.

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DAS MÜSSEN SIE VON IHREN STADTWERKEN WISSEN

Neuer Hochschul-

Schwerpunkt

Energiewirtschaft

Ab Oktober 2025 erweitert die

Duale Hochschule Gera-Eisenach

(DHGE) ihr Studienangebot um den

Wahlpflichtschwerpunkt „Energiewirtschaft“

im Studiengang Dienstleistungsmanagement.

Möglich

macht das eine Kooperation Thüringer

Netzbetreiber, darunter die

SWE Netz GmbH. Ziel ist es, praxisnahen

Nachwuchs für die Energiewende

auszubilden und in der Region

zu halten. Theorie und Praxis

verzahnen sich im dualen Studium

ideal – ein starkes Signal für Thüringen

als Energiestandort.

Tipps für den

kleinen Urlaub

zu Hause

Die Schönwetterjahreszeit hat

begonnen und wo kann man

schöner entspannen oder

Schönes entdecken als im

Blütenmeer des egaparks? Im

Sommer ist der Park wie ein

Miniurlaub ohne Reisestress.

Unser Titelmodell Frieda hat

ihre liebsten Ecken, Aktivitäten

und kleinen Genussmomente

zusammengestellt.

Mehr dazu in unserem Blog.

Der Seilzirkus im egapark ist seit 40 Jahren

ein Ort voller Kindheitserinnerungen

für viele Erfurterinnen und Erfurter. Generationen

von Kindern haben hier ihre

Kletterkünste erprobt und Abenteuer erlebt.

Doch die Zeit hinterlässt Spuren, die

in die Jahre gekommenen Seilpyramiden

müssen komplett im „alten Look“ neu gebaut

werden, um aktuellen Sicherheitsstandards

zu entsprechen. Drei der vier

Pyramiden konnte der egapark erneuern,

Jetzt Unterstützer werden

Ein Netzwerk für Seilpyramiden

doch für die vierte werden 20.000 Euro

benötigt! Das Geld wird für die Herstellung

der neuen Konstruktion verwendet –

von den farbenfrohen, sicheren Kletterseilen

über die stabilen Metallgerüste

bis hin zu den Fundamenten. Zusätzlich

soll die Geschichte des Seilzirkus bewahrt

und eine Infotafel aufgestellt werden,

die an die lange Tradition des Spielplatzes

erinnert. Die Spendenaktion der

Erfurt-Crowd läuft 28 Tage!

Alle Infos: www.erfurt-crowd.de

Aktuelle Stellenangebote ▶▶▶

www.

stadtwerkeerfurt.de/

karriere

Steve Bauerschmidt (Foto)

2025 gehts rund Deutsche Meisterschaften im Andreasried

2. Preis für

Nachhaltigkeit

in Erfurt

Der 2. Erfurter Nachhaltigkeitspreis

wird 2025 am 20. Juni zum Bürgerfest

„Stadt im Wandel“ ausgelobt.

Für die erste Auflage des Preises

2024 gab es 20 Einsendungen,

2.000 Euro Preisgeld wurden ausgeschüttet,

Hauptpreisträger war das

„Bike-Taxi“. Auch in diesem Jahr unterstützen

die Stadtwerke Erfurt als

Hauptsponsor wieder Innovationskraft

und unkonventionelle Ansätze

im Alltag, die bei den eingereichten

Projekten gefragt sind. Mit dem

Wettbewerb sollen eine verstärkte

Sensibilisierung für nachhaltige

Lösungen geschaffen werden, der

Austausch gefördert sowie die Bildung

im Bereich nachhaltige Entwicklung

gestärkt werden.

1.000 Euro sind in diesem Jahr jeweils

für Nachhaltigkeitspreis, den

Jugendpreis (unter 21 Jahre) sowie

den Sonderpreis „Ernährungswende

– nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln“

ausgelobt.

Bewerbungen für alle drei Kategorien

können mit kurzem Projektsteckbrief

(max. 2 A4-Seiten inkl.

Fotos) vom 30. Juni bis 30. September

2025 per Mail an nachhaltigkeit@erfurt.de

eingereicht werden.

Mehr Informationen auf der

Internetseite der Landeshauptstadt

Erfurt: www.erfurt.de

SWE LOKALHELD

Bonusprogramm

für Kunden

Die Erfurter Stadtwerke setzen

sich für ihre Kundinnen

und Kunden sowie den lokalen

Handel ein – mit dem Bonusprogramm

SWE LOKALHELD. Alle Strom-,

Gas- und Wasserkunden der SWE können

sich einmal jährlich eine attraktive

Prämie sichern und dabei gleichzeitig

Erfurter Unternehmen unterstützen.

So einfach geht’s:

1. Anmeldung im SWE-Kundenportal

unter mein-swe.de/bonus

2. Registrierung oder Login

3. Auswahl eines von aktuell acht

exklusiven Boni

Welche Vorteile gibt es?

• 20 Prozent Rabatt auf Wildrausch-

Kurse mit „Survival Siglinde“

• Artgerechtes Entenfutter von

„Erfurt MITTE“

• 50 Prozent Rabatt auf das 2. Ticket

Der Radsport in Erfurt hat eine lange Tradition. Im Norden

der Stadt steht die älteste noch genutzte Radrennbahn der

Welt. International erfolgreiche Radsportler wie Kristina Vogel

oder Tony Martin haben hier trainiert und internationale Erfolge

gefeiert. Damit diese Erfolgsstory fortgeschrieben werden

kann, unterstützt die Stadtwerke Erfurt Gruppe schon seit

vielen Jahren den RSC Turbine Erfurt e. V. Der Verein bemüht

sich leidenschaftlich um die Entwicklung junger Radsportlerinnen

und Radsportler der Altersklassen U10 bis U15 mit der

Perspektive Sportgymnasium als erste Stufe der Karriereleiter.

Mehrmals im Jahr veranstaltet der Verein Radsportveranstaltungen

wie das Steherrennen mit langer Tradition und

vielen Fans in Erfurt auf der Radrennbahn Andreasried. Die

Rennen zwischen Gespannen aus Radfahrern und Schrittmachern

haben Kultstatus erlangt. Ebenso

rasant sind die Wettbewerbe im Derny.

Bei einem Derny-Rennen fahren die Rennradfahrer

hinter einem kleinen Motorrad her. Sie können im

Windschatten des Schrittmachers etwa 30 - 40 Prozent Kraft

sparen und so Geschwindigkeiten bis zu 70 Stundenkilometer

erreichen.

In diesem Jahr gibt es zudem ein besonderes Highlight –

die Deutschen Meisterschaften der Steher und im Derny werden

am 13. und 14. Juni in Erfurt ausgerichtet. Am 13. Juni

steigen die Vor- und am 14. die Finalläufe. Auch der Nachwuchs

darf sich beim Fette Reifen Rennen wieder vor großer

Kulisse beweisen.

Mehr dazu: www.radrennbahn-andreasried.de

einer Lesung in der Buchhandlung

Peterknecht

• Kostenloser Vitaltest + 25 Prozent

Rabatt im Sportpark Johannesplatz

• 10 Prozent Rabatt auf Schwimmhallentickets

• 10 Prozent Rabatt auf ein Zoopark-

Tagesticket + Schlüsselband

• 25 Euro Rabatt bei „Rad-Art“ für

deine nächste Fahrradreparatur

• 5 Euro Guthaben für Fahrten mit

der FAIRTIQ-App

Mit dem SWE LOKALHELD-Bonusprogramm

können Erfurter Kundinnen und

Kunden nicht nur sparen, sondern auch

gezielt regionale Anbieter unterstützen.

Eine einfache Anmeldung genügt,

um von den Vorteilen zu profitieren.

Jetzt reinschauen und Teil der Erfurter

Lokalhelden-Community werden!

Mehr Infos: mein-swe.de/bonus

Steve Bauerschmidt (Foto)

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DAS MÜSSEN SIE VON IHREN STADTWERKEN WISSEN

Mit den Öffis zum

Alperstedter See

Packt die Badehose ein! In der

Badesaison, ab 24. Mai 2025,

verstärkt die EVAG das Fahrtenangebot

zum Alperstedter

See – mit der Bus-Linie 132

geht’s an den Strand.

Bus-Linie 155

fährt ins Grüne

Therme, Freilichtmuseum, Wanderwege

und Aktivpark – das

und mehr bietet die Erlebnisregion

Hohenfelden. Die Bus-

Linie 155 verbindet Erfurt mit

dem beliebten Ausflugsziel.

Auch Fahrräder können unkompliziert

mitgenommen werden.

Die Abfahrtszeiten und genauen

Verbindungen zu diesen und

weiteren Ausflugszielen gibt es

in der EVAG-App oder unter

www.evag-erfurt.de/

fahrplanauskunft

Sommer, Sonne, Ferienzeit

Für 32 Euro in den Sommerferien

sechs Wochen lang durch ganz Thüringen

fahren – das macht das Schüler-Ferienticket

für Schüler bis 20 Jahre

Tolle Angebote für EVAG-Abonnenten

Da ist Badespaß garantiert: Im Juni 2025 erhalten EVAG-Abonnenten 10 Prozent

Rabatt auf Tagestickets in allen Freibädern der SWE. Bei den Feengrotten

Saalfeld zahlt eine Begleitperson bis 31. Dezember 2025 nur die Hälfte

des Eintrittspreises. So einfach geht’s: Abo-Chipkarte bei den Partnern vorzeigen

und sparen. Weitere Informationen: www.evag-erfurt.de/abovorteile

EVAG-Abo digital Schnell. Einfach. Online.

Gut zu wissen: Abos für Bus und Bahn in Erfurt, im Verbundgebiet VMT sowie

bundesweit mit dem Deutschlandticket lassen sich bequem über das

EVAG-Portal online abschließen: Produkt auswählen, Vertragsbeginn festlegen,

Ticketart wählen, Daten eingeben – fertig. Auch Änderungen an bestehenden

Abos oder die Bestellung einer Ersatzkarte sind möglich. Mehr Informationen:

www.evag-erfurt.de/abo-portal

Am FreifahrtFreitag die Region entdecken

Am 30. Mai 2025 ist die Nutzung aller Busse, Bahnen und Straßenbahnen im VMT-Gebiet kostenfrei!

Noch mehr Service – drei neue EVAG-Agenturen

möglich. Die Mini-Variante für ausgewählte

Buslinien kostet 16 Euro. Das

Schüler-Ferienticket ist ab 1. Juni im

EVAG-Mobilitätszentrum am Anger, in

Die EVAG erweitert ihr Servicenetz um

drei neue Agenturen: den „Mein Thüringen

Shop“ am Hauptbahnhof, den

„tegut“-Supermarkt in Marbach und

das „Victor’s Residenz-Hotel“ in der Löbervorstadt.

Kunden erhalten dort Beratung

und Tickets. Eine Übersicht mit

allen EVAG-Agenturen und deren Erreichbarkeit

mit Stadtbahn und Bus unter

www.evag-erfurt.de/agenturen.

den EVAG-Agenturen und über die Ticketautomaten

an den Haltestellen erhältlich.

Weitere Informationen unter

www.sft-thueringen.de

Adobe Stock (Foto)

Mobil bleiben mit Bus & Bahn

Sicher unterwegs trotz Einschränkung – wir

zeigen, wie es geht! Die EVAG bietet regelmäßig

Trainings für Senioren und mobilitätseingeschränkte

Fahrgäste an. Es gibt Tipps und

Tricks zum richtigen Ein- und Ausstieg mit Rollator

oder Rollstuhl, zum sicheren Standplatz

und Informationen zur Bedeutung von Tastern

und Symbolen im Fahrzeug. Die Termine: 21. Mai

und 17. September 2025, Treffpunkt jeweils um

14 Uhr an der Haltestelle Thüringenhalle. Die

Anmeldung ist telefonisch unter 0361 564 4639

oder per E-Mail an evag-marketing@stadtwerke-erfurt.de

möglich.

Mehr Informationen:

www.evag-erfurt.de/mobilitaetstraining

Impressum

HERAUSGEBER: SWE Stadtwerke Erfurt GmbH

REDAKTION: Henry Köhlert (Ltg.), Maria Gimpel,

Frieda Schmidt, Ivo Dierbach, Hannes Sperling,

Christine Karpe

AUTOREN: Michael Keller, Matthias Thüsing,

Marielle Rosa, Heike Dobenecker, Hanno Rupp

LEKTORAT: Kerstin Thürnau

E-Mail: presse@stadtwerke-erfurt.de

Telefon: 0361 564-1128

BEIRAT: Annett Nippold, Anne Roeseler,

Sabine Lehmann, Barbara Mörstedt, Hanno Rupp,

Anett Schmidt, Maxi Wähnert

REDAKTIONSSCHLUSS: 07.04.2025

GESTALTUNG: Janet Waldert, Stefan Waldert

(waldertprintdesign.com)

TITELBILD: Steve Bauerschmidt

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Baumpatenschaft für

mehr Grün im egapark

Mit mehr als 2.400 Bäumen ist der

egapark eine grüne Oase am westlichen

Stadtrand Erfurts und ein

beliebtes Ausflugsziel, um

Schatten und Kühle unter

dem Blätterdach der grünen

Riesen zu genießen,

Energie zu tanken oder

Naturentdeckungen zu

machen. Im Grün der Blätter,

in Höhlen der Baumstämme,

in Nestern und Kobeln

haben viele Tiere ihr Zuhause.

Die Bäume sind eines der Markenzeichen

des egaparks. „Im

Spätherbst und Winter werden

neue Bäume gepflanzt. Dabei achten

wir darauf, dass sie gut in ihr

neues Zuhause passen – schließlich

sollen sie viele Jahre wachsen

und gedeihen. Faktoren wie die

Bodenbeschaffenheit, die Wuchshöhe

und die Integration in das

denkmalgeschützte Parkbild spielen

eine Rolle“, erklärt Nicole Kleb,

Meisterbereichsleiterin Rasen,

Stauden und Gehölze.

Mit einer Baumspende für einen

Jungbaum kann jeder aktiv

dazu beitragen, dass der

egapark Erfurt nachhaltig

noch grüner und schöner

wird! Die egapark-Gärtner

pflegen den Baum optimal.

Die Pflanzung erfolgt mit

hochwertigem Baumsubstrat,

stabiler Verankerung und vier

Jahren intensiver Bewässerung,

damit er kräftig heranwächst.

Wir sehen die Zukunft grün und

jedes Engagement für noch mehr

Baumnachwuchs trägt dazu bei,

dass der egapark nachhaltig eine

grüne Oase bleibt!

Anmeldung und Wunschbaum-Nummer

per Email an:

info@egapark-erfurt.de

Liste der Baumarten

und Plan der Pflanzorte:

www.egapark-erfurt.de/wunschbaum

oder den QR-Code scannen

54 55



1 KARTE

2 FREIBÄDER

1 STRANDBAD

5 MONATE

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Erwachsene 130,00 €

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Kontakte

■ SWE HAUPTSITZ

Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt

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Wasser, Telefon: 0361 564-1010

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Bäder

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