30.04.2025 Aufrufe

Das betriebliche Magazin für einen nachhaltigen Einkauf "Kleine Kniffe"

Wenn Lieferketten unterbrochen oder sogar zum Erliegen kommen, ist der Einkäufer mehr denn je gefordert, stabile und nachhaltige Beschaffungsstrategien zu entwickeln. Um dem Druck standzuhalten, müssen neue Technologien und Strategien entwickelt und genutzt werden. Ein wichtiger Fokus liegt hierbei auf der Rolle der Künstlichen Intelligenz im Einkauf. KI-basierte Systeme können nicht nur helfen, Datenmengen effizient zu verarbeiten, sondern auch proaktive Lösungen für die Identifikation von Risiken und die Optimierung von Lieferketten bieten. Weitere Schwerpunkte sind: Dekarbonisierung der Lieferkette, Recycling als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft und viele andere mehr

Wenn Lieferketten unterbrochen oder sogar zum Erliegen kommen, ist der Einkäufer mehr denn je gefordert, stabile und nachhaltige Beschaffungsstrategien zu entwickeln. Um dem Druck standzuhalten, müssen neue Technologien und Strategien entwickelt und genutzt werden.

Ein wichtiger Fokus liegt hierbei auf der Rolle der Künstlichen Intelligenz im Einkauf. KI-basierte Systeme können nicht nur helfen, Datenmengen effizient zu verarbeiten, sondern auch proaktive Lösungen für die Identifikation von Risiken und die Optimierung von Lieferketten bieten.

Weitere Schwerpunkte sind: Dekarbonisierung der Lieferkette, Recycling als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft und viele andere mehr

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Das betriebliche Magazin

für einen nachhaltigen Einkauf

6,80 EURO

Ausgabe April 2025

Best Practice

aus Unternehmen

Im Interview

Elisa Bartels,

Heidelberg Materials

Top-Themen:

Künstliche Intelligenz im Einkauf

Dekarbonisierung in der Lieferkette

Kleine Kniffe

Recycling als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft

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2 Kleine Kniffe

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Editorial

Wenn Lieferketten unterbrochen oder sogar zum Erliegen kommen, ist der Einkäufer mehr

denn je gefordert, stabile und nachhaltige Beschaffungsstrategien zu entwickeln. Rohstoffe werden

teurer, Transporte langsamer, und die Abhängigkeit von wenigen, oft geopolitisch fragilen Regionen

führt zu einer gefährlichen Verknappung von wichtigen Materialien.

Inmitten dieser Herausforderungen eröffnen sich jedoch auch Chancen, die den betrieblichen

Einkauf nachhaltig transformieren können. Um dem Druck standzuhalten, müssen neue Technologien

und Strategien entwickelt und genutzt werden. Ein wichtiger Fokus liegt hierbei auf

der Rolle der Künstlichen Intelligenz im Einkauf. KI-basierte Systeme können nicht nur helfen,

Datenmengen effizient zu verarbeiten, sondern auch proaktive Lösungen für die Identifikation

von Risiken und die Optimierung von Lieferketten bieten.

Ein weiterer Schwerpunkt dieses Magazins ist die Dekarbonisierung der Lieferkette. Im

Einklang mit den globalen Klimazielen müssen Unternehmen zunehmend darauf achten, ihre

Lieferketten CO₂-neutral zu gestalten. Die Frage, wie Unternehmen den CO₂-Ausstoß ihrer

Zulieferer messen und reduzieren können, wird zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Einkaufsstrategie.

Abschließend werfen wir einen Blick auf das Thema Recycling als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft.

Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft ist für den betrieblichen Einkauf mehr

als nur eine Option – sie ist eine Notwendigkeit. Durch Recyclingprozesse können Unternehmen

Ressourcen effizienter nutzen und gleichzeitig Abfall reduzieren.

Es ist an der Zeit, als Einkäufer als Gestalter einer resilienten und nachhaltigen Unternehmenszukunft

aufzutreten. Der Wandel beginnt mit uns – packen wir ihn an!

Die Magazine erreichen Sie unter dieser Adresse (https://t1p.de/sg8q7), den Podcast unter

dieser Adresse (https://t1p.de/aw09o) und die LinkedIn-Gruppe zum Magazin unter dieser

Adresse (https://t1p.de/pt9nw)

Chefredakteur

Kleine Kniffe

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Impressum

Redaktion

SDG media GmbH

Wagenfeldstraße 7a

44141 Dortmund

Kontakt:

redaktion@kleine-kniffe.de

Chefredaktion und V.i.S.d.P:

Thomas Heine

Textbeiträge von:

Elisa Bartels, Caroline von Bechtolsheim, Jasper

Bhaumick, Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky,

Mark Van den Brink, Alexander Call, Stephan

Damhorst, Nora Dorn, Nicole Dülger, Eleonore

Eisath, Thomas Fetting, Dr. Constantin

Frank-Fahle LL.M., Thomas Heine, Leslye

Herr, Rainer Karcher, Pascal Kühne, Fritz

Lietsch, Peter Oehmichen, Reiner Petzold, Pia

Pinkawa, Tanja Reilly, Dr. Richard Scholz, Jan-

Henner Theißen, Marcel Trost, Gabriele Unger,

Niels Walberg

14

Fotos/Grafiken:

BDI, Deutsche Bahn AG/Benedikt Stahl,

Depositphotos, EY, Heini Karppinen, PwC

Deutschland, Tailorlux, ZWH,

Titelfoto: Deutsche Bank

Internet:

www.nachhaltige-beschaffung.com

Social media:

LinkedIn: https://t1p.de/7xkcw

Twitter: https://t1p.de/z16xt

Facebook: https://t1p.de/fd2fu

Digitale Ausgabe veröffentlicht unter:

https://t1p.de/sg8q7

Herausgeber

SDG media GmbH

Wagenfeldstraße 7a

44141 Dortmund

www.sdg-media.de

kleine kniffe® ist eingetragene Marke

der IMAGO GmbH, Dortmund

38

06. WIRKSAM STEUERN MIT DATENBASIERTER GRUNDLAGE

10. INTERVIEW MIT NIELS WALBERG, K+S AG

13. WISSEN, DAS WIRKT

14. TFS-INSTRUMENTE FÜR NACHHALTIGE LIEFERKETTEN

16. THE FUTURE OF PROCUREMENT AND SUSTAINABILITY

18. DEKARBONISIERUNG IN DER LIEFERKETTE

2O. ROBUSTE UND INTEGRE LIEFERKETTEN

24. INTERVIEW MIT ELISA BARTELS, HEIDELBERG MATERIALS

26. DIENSTLEISTUNGEN NACHHALTIG BESCHAFFEN

28. NACHHALTIGES LIEFERANTENMANAGEMENT

30. DIE EUROPÄISCHE VERPACKUNGSVERORDNUNG 2025

32. DER BLAUE ENGEL FÜR VERANSTALTUNGEN

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34. RECYCLING ALS SCHLÜSSEL ZUR KREISLAUFWIRTSCHAFT

37. DIE PLATTFORM PROCUREMENT-PIONEER.COM

38. NACHHALTIGES PUMPENRECYCLING

40. NACHHALTIGKEIT IN UNTERNEHMEN–SCHNEE VON GESTERN?

44. DIE EU-ENTWALDUNGSVERORDNUNG

46. NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG IM EINKAUF

48. NACHHALTIGE BESCHAFFUNG DURCH KI

50. WIE EIN B2B ONLINE-SHOP NEUE MASSSTÄBE SETZT

52. CHATGPT UND COPILOT IM EINKAUF

56. NACHHALTIGE KI IST MEHR ALS CO²-BILANZIERUNG

60. INTERVIEW MIT FRITZ LIETSCH

64.TRANSFORMATION IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG

Kleine Kniffe

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Aus Wissenschaft und Forschung

Nachhaltigkeit in der Beschaffung

wirksam steuern mit datenbasierter Grundlage

Viele Unternehmen konzentrieren sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf den eigenen Betrieb.

Doch der größte Hebel für eine verbesserte Nachhaltigkeitsbilanz liegt oft in der Lieferkette.

Beispielsweise entstehen für ein typisches Industrieunternehmen im Gesundheitsbereich laut einer

WifOR-Studie (2025) rund 80 Prozent der ökologischen und 63 Prozent der sozialen Schäden in

vorgelagerten Prozessen.

Ein Beitrag von Dr. Richard Scholz

Der Einkauf spielt daher eine Schlüsselrolle, um den ökologischen

und sozialen Fußabdruck eines Unternehmens zu steuern.

Allerdings fehlen Mitarbeitenden in der Beschaffung häufig die

nötigen Daten, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Ohne

Transparenz in der Lieferkette bleiben sowohl Risiken als auch die

Wirkung geplanter Maßnahmen schwer einschätzbar. Hier setzt

Impact Valuation an – eine Methode, mit der Unternehmen Nachhaltigkeit

messbar machen und gezielt steuern können.

Auswirkungen erkennen –

auf Basis vorhandener Einkaufsdaten

In der Praxis verfügt kaum ein Unternehmen über vollständige

Informationen zu Lieferanten und Produkten entlang der gesamten

Wertschöpfungskette. Doch in der Regel führt jedes Unternehmen

Einkaufslisten, die drei zentrale Angaben enthalten:

• Produkt: Welche Ware wird beschafft?

• Produktionsort: Wo befinden sich die Standorte der direkten

Lieferanten?

• Menge & Wert: In welcher Stückzahl oder zu welchem Wert

wurde Ware beschafft (in Euro/USD)?

Auf Grundlage dieser Informationen lassen sich mithilfe von

Impact Valuation die sozialen, ökologischen und ökonomischen

Auswirkungen entlang der Lieferkette abschätzen. So können

Unternehmen gezielt jene Bereiche identifizieren, in denen Nachhaltigkeitsmaßnahmen

besonders wirksam sind – oder in denen eine

vertiefende Analyse erforderlich ist.

Wirkung quantifizieren:

Nachhaltigkeit in Zahlen übersetzen

Impact Valuation bewertet systematisch soziale, ökologische

und ökonomische Auswirkungen entlang der Lieferkette. Mithilfe

standardisierter Koeffizienten – auch Bewertungsfaktoren genannt

– können positive und negative Auswirkungen in monetäre Werte

umgerechnet werden.

Beispielsweise lassen sich potenzielle Umweltschäden oder der

gesellschaftliche Mehrwert beruflicher Bildungsprogramme in Euro

oder US-Dollar quantifizieren. Die Übersetzung in eine gemeinsame

Währung ermöglicht es, unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte

– wie Emissionen und Wasserverbrauch – zu vergleichen und

bei Beschaffungsentscheidungen datenbasiert zu priorisieren. Das

erhöht die Vergleichbarkeit und unterstützt informierte Entscheidungen.

Die wissenschaftliche Basis der Methode

Grundlage von Impact Valuation sind erweiterte Input-Output-Analysen

– eine Methode, für die Wassily Leontief im Jahr

1973 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurde. Mit

Input-Output-Analysen lassen sich Erwartungswerte für soziale

und ökologische Auswirkungen auf Grundlage statistischer Durchschnittsdaten

berechnen. So können die Auswirkungen einzelner

Produkte oder Lieferanten bewertet werden – etwa in Tonnen CO₂

oder in monetären Einheiten.

Input-Output-Analysen sind zur Abschätzung von Scope-3-Emissionen

bereits weit verbreitet. Sie eignen sich jedoch

ebenso zur Bewertung weiterer ökologischer und sozialer Auswirkungen

– sowohl mit als auch ohne monetäre Umrechnung.

6 Kleine Kniffe

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Praxisbeispiel: So hilft Impact Valuation

bei der strategischen Priorisierung

Wie Impact Valuation in der Praxis funktioniert, zeigt folgendes

Beispiel: Ein Medizintechnikunternehmen möchte seine Lieferantenstruktur

nachhaltiger ausrichten, um regulatorische Anforderungen

wie das deutsche Lieferkettengesetz und die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

(CSRD) zu erfüllen. Gleichzeitig sollen

Reputationsrisiken und Lieferengpässe reduziert werden, die durch

Verstöße gegen Umwelt- und Sozialstandards entstehen können.

Hierfür greift das Unternehmen auf Impact Valuation zurück. Als

Datengrundlage dient die bestehende Einkaufsliste, die bereits zur

Ermittlung der Scope-3-Emissionen vorliegt. Sie enthält Informationen

zu Produkten, Herkunftsländern und Beschaffungsmengen.

Kleine Kniffe

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Die Analyse zeigt:

1. Die größten Nachhaltigkeitsauswirkungen entstehen

durch Treibhausgasemissionen sowie durch ein erhöhtes

Risiko für Kinderarbeit in der Lieferkette.

2. Die meisten Emissionen entfallen laut der Berechnung auf

Produkt A und dessen direkte Lieferanten (Tier 1).

3. Für die Beschaffungsregion C ergibt sich ein besonders

hohes Risiko für Kinderarbeit. Die Modellschätzung legt

nahe, dass rund 30 Prozent der erwarteten Fälle für das

betrachtete Produkt in China auftreten könnten. Dabei

handelt es sich um modellbasierte Wahrscheinlichkeiten

– nicht um dokumentierte Einzelfälle.

Von der Analyse zur Umsetzung:

Nachhaltigkeit in der Lieferkette verankern

Diese Erkenntnisse ermöglichen es dem Unternehmen, gezielt

Maßnahmen abzuleiten und informierte Einkaufsentscheidungen

zu treffen. Materialien und Rohstoffe mit besonders hohen ökologischen

oder sozialen Risiken können gezielt identifiziert und bewertet

werden. Daraus ergeben sich konkrete Handlungsoptionen:

• Zusammenarbeit mit bestehenden Lieferanten zur Verbesserung

von Standards,

• Wechsel einzelner Lieferanten oder

• geografische Verlagerung von Beschaffungsaktivitäten in

risikoärmere Regionen.

Mit diesen Maßnahmen kann das Unternehmen seine

Beschaffungsstrategie weiterentwickeln, um langfristig Risiken zu

verringern und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu stärken.

Ein weiterer zentraler Vorteil der Methode: soziale und ökologische

Auswirkungen lassen sich gemeinsam mit ökonomischen

Kennzahlen analysieren – und mit Branchenbenchmarks vergleichen.

Dadurch kann das Unternehmen die eigene Wettbewerbsposition

nicht nur finanziell, sondern auch aus sozialer und ökologischer

Perspektive bewerten. Auf dieser Grundlage lassen sich strategische

Potenziale gezielt nutzen, langfristige Investoren gewinnen und das

Vertrauen zentraler Stakeholder stärken.

Fazit:

Nachhaltigkeit als strategische Stärke nutzen

Impact Valuation unterstützt Unternehmen dabei, soziale und

ökologische Auswirkungen entlang der Lieferkette messbar zu

machen und auf Grundlage vergleichbarer Daten zu priorisieren.

Dies fördert informierte Entscheidungen und ermöglicht gezielte

Maßnahmen, um die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu

stärken. So reduzieren Unternehmen, die Impact Valuation in ihre

Einkaufsprozesse integrieren, langfristig finanzielle Risiken – und

gewinnen einen strategischen Wettbewerbsvorteil.

Unternehmen, die ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen

entlang der Lieferkette eigenständig analysieren möchten,

können WISIT nutzen – das WifOR Institute Sustainability Impact

Tool. Weitere Informationen zu WISIT finden Sie unter: https://

www.wifor.com/de/wisit-das-wifor-institute-sustainability-impact-tool/

Autor

Dr. Richard Scholz

Head of Impact Analysis

WifOR Institute

https://www.wifor.com/de/

richard.scholz@wifor.com

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des Magazins für nachhaltige Beschaffung „Kleine Kniffe“, das Angebot

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https://procurement-pioneer.com und des Podcast Procurement

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Erfolgreiche Karrieren in der Beschaffung -

Insights von Expert*innen

Niels Walberg, K+S AG

Technologie ist in der modernen Beschaffungspraxis nicht wegzudenken

Niels Walberg ist Chief Procurement Officer der K+S Gruppe, einem globalen und unabhängigen Anbieter

von mineralischen Produkten für Landwirtschaft, Industrie, Verbraucher und Kommunen, der Bergwerke

und andere Produktionsstätten in Europa, Nord- und Südamerika betreibt. Der studierte Betriebswirt

(WA) und Jurist ist seit mehr als 20 Jahren für K+S tätig, zunächst in der Rechtsabteilung und seit 20

Jahren in verschiedenen Einkaufsfunktionen. Im Jahr 2013 übernahm er die globale Verantwortung für

den Einkauf der K+S Gruppe. Neben den direkten Einsparungen als wesentlicher Teil der Einkaufsleistung

ist der sinnvolle Einsatz geeigneter Technologien und deren Timing einer der Schlüsselfaktoren für die

Wertschöpfung des Einkaufs bei K+S.

Das Interview führte Thomas Heine

Was sind die wichtigsten Verantwortlichkeiten und

Aufgaben der Beschaffung in Ihrem Unternehmen? Wie

hat sich die Rolle des Beschaffungswesens im Laufe der

Jahre entwickelt

Im Kern ist und bleiben die wichtigsten Aufgaben der Beschaffung

bei uns sicherzustellen, dass alle Funktionen des Unternehmens

alle für den Unternehmenserfolg erforderlichen Lieferungen und

Leistungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort und zu den unter

Berücksichtigung der Total Cost of Ownership günstigsten Bedingungen

erhalten.

Verändert hat sich dabei über die Zeit, dass die Beschaffung mitdefiniert,

was „erforderlich“ ist und was alles im Rahmen der Total

Cost of Ownership zu berücksichtigen ist. Außerdem haben sich

insbesondere im Bereich des Lieferanten- und Risikomanagements

zahlreiche Zusatzaufgaben ergeben. Das betrifft nicht nur, aber

insbesondere, Berichtspflichten und Sorgfaltspflichten, wie sie die

Gesetzgebung zu Themen der Nachhaltigkeit mittlerweile im Blick

hat.

Über die Zeit hat sich zudem für die Beschaffung auch eine

prägende Rolle bei der Gestaltung und kontinuierlichen Verbesserung

von Geschäftsprozessen ergeben. Nicht nur die Governance

darüber sondern auch innovative Unterstützung der Prozesse durch

geeigente und nutzerfreundliche Systeme, Tools und Anwendung

von KI gehören mittlerweile zum Aufgaben- und Verantwortungsbereich

der Beschaffung.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sind Ihrer

Meinung nach für eine erfolgreiche Karriere im Beschaffungswesen

unerlässlich, insbesondere vor dem

Hintergrund der sich wandelnden Rolle des Beschaffungswesens?

Die benötigten Fähigkeiten und Kompetenzen hängen stark von

Größe und Reifegrad der Beschaffungsorganisation ab. Die wichtigsten

Fähigkeiten sind aus meiner Sicht

• unternehmerisches Verständnis (sowohl für das

einkaufende Unternehmen als auch für die jeweiligen

Geschäftspartner) und große soziale Kompetenz: Die

Beschaffung arbeitet mit vielen Schnittstellenpartnern intern

und Lieferanten und Dienstleistern. Für eine erfolgreiche

Arbeit in der Beschaffung ist essenziell, zu verstehen, was für

die Schnittstellenpartner, Lieferanten und Dienstleister wichtig

ist, sich auf sie einzulassen, sie zu unterstützen und entlang der

jeweiligen Beschaffungsprozesses zu führen.

• Analytischer Umgang mit Daten und Technologieaffinität:

Ein gutes Verständnis dafür, welche Daten in

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welchem Umfang, Detailgrad, Format benötigt werden und sie

mit Hilfe von bestehenden und neuen Technologien nutzen zu

können, ist ebenso essenziell.

Je nach Größe der Organisation sind Fähigkeiten und Kompetenzen

in dem einen oder anderen Bereich mehr gefragt oder müssen,

in kleinere Organisationen, in einer Person zusammenkommen.

3. Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben,

die eine Karriere im Beschaffungswesen in Betracht

ziehen? Wie können sie sich auf die Herausforderungen

und Chancen in diesem Bereich vorbereiten?

Sucht Euch gute Praktika und/oder Werkstudentenverträge in

Einkaufsabteilungen verschiedener Unternehmen. Dann seht Ihr

am ehesten, worauf es ankommt. Wenn ihr eine Branche besonders

bevorzugt, macht Euch vertraut mit den Besonderheiten, die dort

auch für die Beschaffung eine Rolle spielen können.

Macht Euch vertraut mit den Basics, die im Einkauf beherrscht

werden müssen. Nutzt KI, um Euch einen Überblick zu verschaffen,

was erforderlich ist für eine erfolgreiche Karriere in der Beschaffung

und verschafft Euch solide Grundkenntnisse in den Bereichen, die

Euch besonders interessieren.

Wie kann das Beschaffungswesen junge Talente

anziehen und binden? Welche Strategien oder Initiativen

können umgesetzt werden, um das Beschaffungswesen

zu einer attraktiven Berufswahl für junge Fachleute zu

machen?

Ausbildung im eigenen Unternehmen. Spezielle Traineeprogramme

für den Bereich Beschaffung anbieten. Interessante Praktika

und Werkstudententätigkeiten anbieten, um Nachwuchskräfte für

die Beschaffung zu interessieren.

Je besser die Beschaffung im Unternehmen positioniert ist, je

innovativer ihre Arbeitsweise, je mehr sie mitgestaltet, Werte schafft

und anerkannt wird, desto offensichtlicher wird die Vielfalt der

interessanten Aufgaben und Herausforderungen und die Chancen

sich in und außerhalb der Beschaffung im Unternehmen weiterzuentwickeln.

Welche Rolle spielt die Technologie in der modernen

Beschaffungspraxis? Wie hat die Technologie die Beschaffungsfunktion

verändert?

Technologie ist in der modernen Beschaffungspraxis nicht wegzudenken.

Jedoch gilt für mich immer noch: erst die Prozesse

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Foto: depositphotos

gestalten und dann die geeignete Technologie für deren Unterstützung

finden. Andersherum wird es jedenfalls im laufenden

Betrieb oft schwierig.

Es gibt eine Vielzahl an sehr nützlichen Entwicklungen, die im

operativen Einkauf Aktivitäten komplett übernehmen können, z.B.

durch RPA und Chat Bots). Im taktischen Einkauf gilt dies in Teilen

ebenso. Der strategische Einkauf kann insbesondere von KI bei der

Analyse von Daten erheblich entlastet und verbessert werden.

Seit dem Aufkommen von sogenannten Einkaufssuites, die

mehr oder weniger zufriedenstellend klassische Beschaffungsprozesse

in einem System zusammenhängend unterstützen hat sich

eine neue Aufgabe für die Beschaffung entwickelt. Zum einen ist

die Auswahl von Technologie im source-to-pay Prozess oder einzelnen

Teilschritten davon Bestandteil der Warengruppenstrategie

geworden. Und zum anderen gehört es bei der Umsetzung dieser

Strategien auch verstärkt dazu, sowohl interne Schnittstellenpartner

also auch Lieferanten und Dienstleister davon zu überzeugen diese

Technologien mit zu nutzen oder zumindest zu unterstützen. Dafür

bedarf es eines sehr guten Prozess- und Technologieverständnisses

einerseits und einer großen sozialen Kompetenz in der Ausprägung

„Kommunikationsfähigkeit“. Hier muss der Einkäufer oftmals sehr

gut verkaufen können.

Das Interview führte

Thomas Heine

Chefredakteur

www.nachhaltige-beschaffung.com

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Wissen, das wirkt:

Wie der Ability Hub Nachhaltigkeit machbar macht

Nachhaltigkeit wird zur Pflicht – doch gerade mittelständische Unternehmen stehen zunehmend

unter Druck, komplexe ESG-Regulatoriken und Nachhaltigkeitsthemen umzusetzen. Im Interview

stellen Tanja Reilly und Pia Pinkawa den Ability Hub vor – eine praxisorientierte Wissensplattform,

die im April 2025 startet. Das Ziel des Start-Ups: Nachhaltigkeit für Unternehmen zugänglich,

verständlich und umsetzbar zu machen.

Frau Reilly, Frau Pinkawa, was genau ist der Ability

Hub – und wie kam es zur Idee?

Tanja Reilly: Die Idee kommt aus der Praxis. Ich habe fast zehn

Jahre bei EcoVadis Unternehmen auf dem Weg zu nachhaltigeren

Lieferketten begleitet. Immer wieder habe ich gesehen: Viele sind

überfordert, die Informationslage ist komplex, intern fehlen Kapazitäten

– und der Druck durch Regulatorik wie CSRD oder EUDR

wächst und gleichzeitig die Überforderung. Genau da setzen wir an.

Pia Pinkawa: Wir möchten mit Ability Hub eine Lücke schließen:

Menschen, die im Unternehmen für Nachhaltigkeit, Einkauf

und Lieferketten verantwortlich sind, sollen einfachen Zugang zu

relevantem, verständlichem und sofort nutzbarem Wissen haben

und sollen so befähigt werden für die Umsetzung von ESG-Compliance

und Nachhaltigkeitsthemen. Unser Ziel ist es, Überforderung

in Befähigung umzuwandeln.

ESG-Vorgaben gelten als kompliziert. Wie hilft der

Hub konkret?

Pia Pinkawa: Viele suchen stundenlang online, kämpfen sich

durch PDFs oder veraltete Schulungen. Die Anforderungen ändern

sich schnell – etwa durch Omnibusvorschläge – und das Nachhalten

ist zeitaufwendig. Wir sagen: Das muss nicht sein. Ability Hub bietet

einen verständlichen Einstieg in Gesetze und Themen, kompakte

Erklärungen, praktische Vorlagen, Tools und Best Practices – alles

sofort einsetzbar. Das spart Zeit, schafft Klarheit und macht Umsetzung

möglich

Tanja Reilly: Und das Ganze ist bewusst niedrigschwellig, denn

Nachhaltigkeit sollte kein Luxus sein, sondern für jedes Unternehmen

machbar. Und manchmal reicht ein Impuls oder gutes Beispiel,

um ins Handeln zu kommen. Dafür bringt unser wachsendes Netzwerk

an Expert:innen zusätzliche Impulse und fundiertes Wissen in

die Plattform ein.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Tanja Reilly: Eigentlich alle, die im Unternehmen mit den

Themen zu tun haben – oder bald zu tun haben werden – in Nachhaltigkeit,

im Einkauf, oder im SCM. Das beginnt bei Studierenden und

neuen Mitarbeitenden in großen Konzernen, reicht bis zu Verantwortlichen

und der Geschäftsführung im Mittelstand. Viele dieser

Unternehmen haben weder ein eigenes Nachhaltigkeitsteam noch

große Budgets – aber ihre Kunden fordern heute Daten, Nachweise

und Transparenz.

Pia Pinkawa: Auch in globalen Lieferketten wird es relevant.

Die wenigsten Unternehmen außerhalb Europas kennen EU-Vorgaben

wie CSRD oder EUDR – das erschwert die Datenerhebung

enorm und erhöht Compliance-Risiken für Einkaufsorganisationen.

Was treibt Sie dabei persönlich an?

Tanja Reilly: Für mich ist Nachhaltigkeit mehr als ein Job –

es ist eine Haltung. Ich finde es inspirierend, Menschen und damit

Unternehmen zu helfen, ins Handeln zu kommen.

Pia Pinkawa: Ich glaube fest daran, dass Wissen Wirkung

entfalten kann – wenn es zugänglich ist. Genau das wollen wir mit

Ability Hub erreichen: Nicht nur informieren, sondern zum Umsetzen

einladen.

Weitere Informationen finden Sie auf www.ability-hub.com

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Dekarbonisierung der Lieferkette

Potenziale freisetzen

TfS-Instrumente für nachhaltige Lieferketten

Da der Druck zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen zunimmt, richten Unternehmen auf der

ganzen Welt ihr Augenmerk zunehmend auf ihre Wertschöpfungsketten. Indem sie die Dekarbonisierung

ihrer Lieferketten beschleunigen, versuchen die Unternehmen, ihre Verpflichtungen und die Ziele des

Pariser Abkommens zu erfüllen. Together for Sustainability (TfS) - eine globale Initiative unter der

Leitung von Beschaffungsspezialisten der chemischen Industrie - treibt die Dekarbonisierung in der

chemischen Industrie voran und unterstützt die Emissionsreduzierung in verschiedenen Branchen

weltweit.

Ein Bericht von Gabriele Unger

Warum Product Carbon Footprints (PCFs)

wichtig sind

Im Chemiesektor fallen 77 % der Emissionen unter Scope 3

nach der Terminologie des Greenhouse Gas (GHG) Protocol. Die

meisten dieser Emissionen stammen aus eingekauften Waren und

Dienstleistungen (Scope 3.1), was zeigt, dass dieser Bereich für die

Verringerung des CO 2

-Fußabdrucks entscheidend ist

Hochwertige PCF-Daten sind für eine transparente Überwachung

der Lieferkette und fundierte Beschaffungsentscheidungen

unerlässlich. PCFs messen die THG-Emissionen eines Produkts

von der “Wiege bis zum Tor”, d. h. über den gesamten Lebenszyklus

bis zur Lieferung an die Geschäftspartner und wahrscheinlich

den Endverbraucher. Für Chemieunternehmen, die eine effektive

Dekarbonisierung erreichen wollen, sind genaue und standardisierte

PCF-Berechnungen von entscheidender Bedeutung.

Unser PCF-Leitfaden ist ein wichtiges

Hilfsmittel für die Beschaffung

Viele Unternehmen schätzen derzeit die Emissionen ihrer

eingekauften Waren und Dienstleistungen auf der Grundlage

globaler Emissionsfaktoren, was zu unzureichend fundierten

Erkenntnissen führt. Um dieses Problem anzugehen, hat das TfS

den Leitfaden zum Product Carbon Footprint (PCF) eingeführt, der

den globalen Goldstandard für die Berechnung von PCFs in der chemischen

Industrie darstellt.

Der Leitfaden ist ein kostenloses, quelloffenes Dokument, das

auf der TfS-Website verfügbar ist. Er bietet Unternehmen jeder

Größe einen standardisierten Ansatz für die Berechnung und den

Austausch von PCFs, der die Ressourcenzuweisung rationalisiert

und den Lieferanten hilft, effizient nachzuweisen, dass sie die Kundenanforderungen

erfüllen. Der Leitfaden befindet sich nun in seiner

dritten Auflage und wird ständig weiterentwickelt, um den sich

ändernden Anforderungen der Branche gerecht zu werden.

PCFs, die gemäß der TfS-Richtlinie erstellt werden, sind eine

genaue Darstellung der Emissionen pro Produkt. Mit diesen Daten

können Beschaffungsfachleute und Unternehmensleiter die Emissionen

von Produkten ermitteln und nachverfolgen sowie die PCFs

von Lieferanten genau vergleichen und gleichzeitig die Zusammenarbeit

mit Lieferanten und Kunden verbessern

Mit dem PCF-Leitfaden ermöglicht das TfS kleineren Unternehmen

und KMUs, die oft nicht über umfangreiche Expertise in diesem

Bereich der Nachhaltigkeitsbewertung verfügen, durch klare Beschreibungen

der Anforderungen und Berechnungsregeln sowie

anschauliche Beispiele die Erstellung qualitativ hochwertiger PCFs.

Auf diese Weise trägt TfS dazu bei, die Berechnung von PCFs einfacher,

vergleichbarer und qualitativ hochwertiger zu machen. Dies

ermöglicht es Unternehmen unterschiedlicher Größe, eine größere

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Foto: TfS

Anzahl von PCF-Berechnungen für Chemikalien zu erstellen, die

dann in vielen verschiedenen Sektoren für Dekarbonisierungsbemühungen

intensiver genutzt werden können.

Förderung der Angleichung an die Industrie

und der globalen Übernahme

Der PCF-Leitfaden wurde in Zusammenarbeit mit Organisationen

wie dem GHG Protocol, dem World Economic Forum

(WEF), der Science Based Targets Initiative (SBTi) und dem World

Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt.

Er ist vom TÜV Rheinland Energy zertifiziert und entspricht der

ISO 14067 und dem GHG Protocol Product Standard.

Mit fast 20.000 Downloads in fünf Sprachen hat es in der

chemischen Industrie und darüber hinaus breite Zustimmung gefunden

und wurde von 13 Verbänden aus verschiedenen Sektoren

anerkannt.

Prof. Dr. Peter Saling, Direktor für Nachhaltigkeitsmethoden

bei BASF und Co-Vorsitzender des TfS PCF Guideline Work

Package, sagte: “Für Beschaffungsteams bietet der PCF-Leitfaden einen

konsistenten und zuverlässigen Rahmen für die Bewertung des CO 2

-Fußabdrucks

von Produkten, der eine bessere Entscheidungsfindung und eine

transparentere Einbindung von Lieferanten ermöglicht. Durch die

Standardisierung des Datenaustauschs werden komplexe Berechnungen

harmonisiert und die Vergleichbarkeit innerhalb der Lieferketten

verbessert. Wir haben positive Rückmeldungen aus der gesamten Branche

erhalten, auch aus Sektoren wie der Automobil- und Pharmaindustrie, die

in hohem Maße auf chemische Materialien angewiesen sind. Der PCF-Leitfaden

hat sich als vielseitiges Dokument erwiesen, und wir entwickeln ihn

kontinuierlich weiter, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Chemieunternehmen

und ihrer vielfältigen Lieferketten gerecht zu werden.”

Die PCF Exchange-Lösung: Die Digitalisierung

von Carbon Footprint-Daten

Um den Bedarf an einem effizienten Austausch von Emissionsdaten

auf Produktebene zu decken, hat TfS die PCF

Exchange-Lösung eingeführt, die allen TfS-Mitgliedern und ihren

Lieferanten zur Verfügung steht. Diese innovative Plattform, die

auf der SiGREEN-Technologie von Siemens basiert, ermöglicht es

den TfS-Mitgliedern und ihren Lieferanten, Daten zum CO 2

-Fußabdruck

von Produkten auf sichere Weise anzufordern, auszutauschen

und zu vergleichen.

Durch die Verwendung eines standardisierten PCF-Datenmodells

kann die Lösung für eine umfassende Treibhausgasbilanzierung

in die Datensysteme der Unternehmen integriert werden. Die PCF

Exchange-Lösung zielt darauf ab, eine rasche Dekarbonisierung

voranzutreiben, indem sie die Berechnungen des CO 2

-Fußabdrucks

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Foto: TfS

vereinfacht und die frühzeitige Identifizierung von Möglichkeiten

zur Emissionsreduzierung unterstützt.

Unterstützung von Beschaffungsfachleuten

durch die TfS-Akademie

Mit über 340 Schulungsmodulen ist die TfS-Akademie eine

wichtige Lernplattform für TfS-Mitglieder und Lieferanten. Sie

vermittelt grundlegendes Wissen über nachhaltige Beschaffung

und PCF-Management und hält Organisationen über bewährte Verfahren

und Nachhaltigkeitstrends auf dem Laufenden.

Die Kurse sind für alle Mitarbeiter der TfS-Mitglieder und deren

Zulieferer kostenlos und stehen in mehreren Sprachen zur Verfügung,

darunter Englisch, Chinesisch, Portugiesisch und Spanisch,

und werden laufend ergänzt. Der Lehrplan ist auf Flexibilität ausgelegt

und bietet mundgerechte Inhalte, die ein Lernen zu jeder Zeit

ermöglichen.

Ergänzt wird dies durch die PCF Exchange-Lösung, die einen

sicheren und effizienten Austausch von Emissionsdaten auf Produktebene

ermöglicht. Darüber hinaus vermittelt die TfS-Akademie

sowohl den TfS-Mitgliedern als auch ihren Lieferanten wichtige

Kenntnisse für eine nachhaltige Beschaffung.

Durch den Einsatz dieser Ressourcen können Unternehmen

mehr Transparenz und Kontrolle über die Emissionen in der Lieferkette

erlangen, Nachhaltigkeitsziele erreichen und sinnvolle

Veränderungen in den chemischen Lieferketten und darüber hinaus

vorantreiben. Wenn die Reduktionsziele näher rücken und die

Vorschriften strenger werden, sind Unternehmen, die jetzt handeln,

besser positioniert, um ihr Geschäft zukunftssicher zu machen und

die Reduktion von Scope-3-Emissionen voranzutreiben.

Besuchen Sie die TfS-Website und laden Sie den PCF-Leitfaden

herunter, noch heute, um die Dekarbonisierungsreise Ihres

Unternehmens zu beginnen.

Schaffung von Instrumenten für eine

kohlenstoffärmere Zukunft

Beschaffungsexperten spielen eine immer wichtigere Rolle bei

der Emissionsreduzierung. Durch die Nutzung der innovativen

Instrumente von TfS können Unternehmen ihre Bemühungen zur

Dekarbonisierung beschleunigen. Der PCF-Leitfaden ermöglicht es

Beschaffungsteams, PCF-Berechnungen über komplexe Lieferketten

hinweg zu standardisieren und zu rationalisieren.

Autorin

Gabriele Unger

Geschäftsführerin

Togehther for Sustainability (TfS)

https://www.tfs-initiative.com/

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Messen und Konferenzen

The Future of Procurement and Sustainability

Der Procurement Summit ist die Gelegenheit, sich über die aktuellen Herausforderungen, neuesten

Trends, Best Practices, IT-Lösungen und Strategien namhafter Unternehmen zu informieren und

auszutauschen. An zwei Tagen versammelt die führende Messe und Konferenz für Digitalisierung

und Innovation im Einkauf, hochkarätige Speaker, Expert:innen, Entscheider:innen, Innovatoren

und Aussteller, um gemeinsam die Zukunft des Einkaufs aktiv mitzugestalten.

Seit vielen Jahren hat sich der Procurement Summit

als Event to be in den Köpfen von Beschaffungsverantwortlichen

verankert. Was sind für dich die

Mega-Herausforderungen des Procurements aktuell?

Procurement steht gerade an einem spannenden Punkt. Die

Anforderungen an Nachhaltigkeit und Transparenz steigen massiv,

während gleichzeitig geopolitische Unsicherheiten und gestörte

Lieferketten das Geschäft erschweren. Unternehmen müssen nicht

nur resilienter werden, sondern auch innovative Technologien

nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitalisierung, Automatisierung

und KI sind hier riesige Hebel. Deshalb ist der Austausch

unter Experten heute wichtiger denn je.

Gibt es Themen des Procurement Summits, die dir

besonders wichtig sind und auf die du interessierte

Besucher*innen hinweisen möchtest?

Definitiv! Besonders freue ich mich auf unseren hochkarätigen

Speaker Ranga Yogeshwar. Er bringt eine spannende Perspektive auf

die technologischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Herausforderungen

mit. Das wird ein echtes Highlight! Aber auch unsere

Masterclasses sind absolute Must-Sees, weil dort echte Praxis-Cases

gezeigt werden, die man direkt im eigenen Unternehmen anwenden

kann.

Erstmals habt ihr in diesem Jahr zwei Veranstaltungen

zusammengelegt: den Procurement Summit und den

Sustainability Summit. Was hat euch zu diesem Schritt

veranlasst?

Wie gelingt es euch, Aussteller an euch zu binden und

die Zahl der Aussteller regelmäßig zu erhöhen?

Wir schaffen eine Plattform, die nicht nur Leads liefert, sondern

echte Business-Möglichkeiten bietet. Unsere Aussteller lieben das

Networking mit hochkarätigen Entscheiderinnen, die lockere, offene

Atmosphäre und unsere interaktiven Formate. Zudem entwickeln

wir jedes Jahr neue Konzepte, um den Summit noch spannender zu

machen – sei es durch exklusive VIP-Areas, Startup-Pitches oder

unsere Event-App, die es Teilnehmerinnen ermöglicht, gezielt mit

relevanten Kontakten ins Gespräch zu kommen.

Kurzentschlossen möchte ich als Besucher zum Procurement

Summit kommen. Hast du einen besonderen

Anreiz für mich?

Unbedingt! Wenn du im Procurement unterwegs bist, dann ist

der Summit der Place to be. Hier bekommst du die neuesten Insights,

triffst Branchen-Kolleg*innen auf Augenhöhe und kannst dich mit

den wichtigsten Playern vernetzen. Und mal ehrlich: Wo sonst hast

du die Chance, Ranga Yogeshwar live zu erleben und danach mit

einem kühlen Getränk mit Gleichgesinnten zu diskutieren? Außerdem

erwartet dich am ersten Veranstaltungstag eine legendäre

Abendveranstaltung mit DJ – die perfekte Gelegenheit, den Tag

entspannt ausklingen zu lassen und weiter zu netzwerken!

Hier geht es zum Ticket mit 100 € Rabatt

Procurement und Nachhaltigkeit sind mittlerweile untrennbar

miteinander verbunden. Einkauf kann nicht mehr nur auf Kosten

und Effizienz schauen – ESG-Kriterien, Kreislaufwirtschaft und

nachhaltige Lieferketten stehen ganz oben auf der Agenda. Viele

unserer Besucher*innen haben beide Events ohnehin besucht. Jetzt

haben sie alles an einem Ort, mit noch mehr Austausch, noch mehr

Know-how und noch mehr Impact..

Interview Partner

Mark Van den Brink

Head of Event Management

Procurement Summit

mark.van-den-brink@trailblazer.de

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Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Dekarbonisierung in der Lieferkette

Digitalisierung als Schlüssel zum Social Impact

Die meisten Treibhausgasemissionen entstehen nicht dort, wo Einkaufsentscheidungen

getroffen werden – sondern entlang komplexer, oft globaler Wertschöpfungsketten. Wer heute

klimafreundlich und verantwortungsvoll beschaffen will, braucht mehr als grüne Ambitionen: Er

braucht Daten, Prozesse und den Mut zur strukturellen Veränderung. Der Beitrag widmet sich der

Frage, wie digitale Lösungen und sektorübergreifende Partnerschaften die Dekarbonisierung in

internationalen Lieferketten vorantreiben.

Ein Beitrag von Jasper Bhaumick

EU-Richtlinien wie die Corporate Sustainability Due Diligence

Directive (CSDDD) und die Corporate Sustainability Reporting

Directive (CSRD) verpflichten Unternehmen, Risiken für Mensch

und Umwelt in ihrer gesamten Lieferkette zu identifizieren, zu verhindern,

zu mildern – und darüber zu berichten. Bereits 2029 müssen

Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und über 450 Mio.

Euro Umsatz die Vorgaben erfüllen. In der ursprünglichen Fassung

galt dies für indirekte Lieferanten – der aktuelle Omnibus-Vorschlag

beschränkt die Sorgfaltspflicht nun auf direkte Geschäftspartner,

außer bei konkreten Verdachtsfällen. Ein Rückschritt aus Sicht

vieler Expert:innen, aber für Beschaffer:innen dennoch ein deutliches

Signal: Transparenz in der Kette ist nicht Kür, sondern Pflicht.

Daten statt Bauchgefühl:

Dekarbonisierung beginnt mit Sichtbarkeit

Für die Einkaufsabteilungen bedeutet das einen Paradigmenwechsel.

Nachhaltigkeit darf kein Add-on mehr sein, das kurz vor

dem Lieferanten-Ranking geprüft wird. Wer seine Lieferketten

dekarbonisieren will, muss Scope-3-Emissionen messen, ESG-Risiken

systematisch bewerten und soziale wie ökologische Wirkungen

entlang der gesamten Kette dokumentieren können – vom Rohstoff

bis zur Retourenlogistik.

Dabei entstehen neue Fragen: Welche Lieferanten haben die

größten CO₂-Fußabdrücke? Wo liegen Biodiversitätsrisiken? Wer

erfüllt Sozialstandards – und wer kommuniziert sie nur? Gerade in

der indirekten Lieferkette sind valide Antworten selten. Laut einer

KPMG-Studie aus 2024 konnten nur 37 % der befragten Unternehmen

verlässliche Scope-3-Daten erheben. Das gefährdet nicht nur

Klimaziele – sondern auch die Resilienz von Liefernetzwerken.

Vom Bericht zur Transformation:

CSRD und doppelte Wesentlichkeit als Hebel

Die CSRD wirkt dabei wie ein Katalysator. Ab 2025 müssen

viele Unternehmen in der EU einen Nachhaltigkeitsbericht nach

verbindlichen Standards (ESRS) veröffentlichen. Zentraler Bestandteil

ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse – sie erfasst sowohl

die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft

(Impact-Materialität) als auch die finanziellen Risiken durch

ESG-Faktoren (Financial Materiality).

Für den Einkauf ist das eine strategische Chance: Wer jetzt

Lieferantenbeziehungen, Rohstoffe und Logistiksysteme entlang

ökologischer und sozialer Kriterien bewertet, kann nicht nur

Berichtspflichten erfüllen – sondern auch Wettbewerbsvorteile

sichern. Das gilt insbesondere im Hinblick auf Investoren: 85 % der

institutionellen Anleger beziehen ESG-Kriterien in ihre Entscheidungen

ein. Dies bezieht auch freiwillige Standards mit ein und

erhöht somit für Kapitalgesellschaften oft die Anforderungen.

Technische Umsetzung:

Weniger Excel, mehr Echtzeitdaten

Die Umsetzung solcher Anforderungen ist ohne digitale

Lösungen kaum denkbar. Plattformen wie bizpando helfen dabei,

Lieferanteninformationen zu bündeln, standardisierte Fragebögen

auszufüllen, Zertifikate zu verwalten und Fortschritte sichtbar zu

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Foto: depositphotos

machen. Besonders wichtig: der Brückenschlag zwischen strategischem

Reporting und operativem Einkauf.

Für die Praxis bedeutet das: Weniger Excel, mehr Echtzeitdaten.

Weniger Einmalabfragen, mehr kollaboratives Netzwerken. Und vor

allem: Weniger Unsicherheit, mehr belastbare Entscheidungsgrundlagen.

Ein Beispiel ist der neue CSRD-Fragebogen auf bizpando, der

eine erste Orientierung für die doppelte Wesentlichkeitsanalyse

bietet – und damit gerade KMU einen niedrigschwelligen Einstieg

ermöglicht.

Das Projekt adressiert direkt 10 der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele

(SDGs) – darunter Armut (SDG 1), Ernährungssicherheit (SDG

2), menschenwürdige Arbeit (SDG 8) und Klimaschutz (SDG 13).

Lokale Trainingsmaßnahmen und digitale Monitoring-Systeme,

aktuell in Entwicklung durch bizpando, sorgen für Transparenz und

Verlässlichkeit in der Umsetzung – von der GPS-Vermessung über

die Zertifizierung bis zur Auszahlung der Erlöse. So wird Dekarbonisierung

zum Enabler für Social Impact – skalierbar, nachvollziehbar

und mit direkter Wirkung in den Ursprungsländern.

Dekarbonisierung mit Wirkung: Wie

Klimaschutz sozialen Fortschritt schafft

Dekarbonisierung ist mehr als ein CO₂-Reduktionsziel. Sie kann

Hebel für echte Transformation in der Lieferkette sein. Denn besonders

in rohstoffnahen Sektoren wie der Baumwollproduktion gehen

ökologische und soziale Herausforderungen Hand in Hand: arme

Böden, hoher Pestizideinsatz, geringe Einkommen und fehlende

Klimaanpassungskapazitäten.

Im Rahmen eines Carbon Credit Projekts fördert bizpando

gemeinsam mit der Aid by Trade Foundation, dem International

Cotton Advisory Committee und afrikanischen Partnern eine klimaintelligente

Landwirtschaft. Die Methode nutzt Pflanzenkohle aus

Baumwollstängeln, um CO₂ dauerhaft im Boden zu binden, gleichzeitig

die Bodenqualität zu verbessern und die Resilienz gegenüber

Dürre zu erhöhen. Durch die Einbindung lokaler Farmer entstehen

so pro Hektar mehrere Tonnen CO₂-Zertifikate – mit direkter ökonomischer

Beteiligung der Bäuer:innen.

Fazit: Nachhaltige Beschaffung beginnt heute

Die Anforderungen werden weiter steigen – ob durch CSDDD,

CSRD oder neue EU-Taxonomie-Regeln. Gleichzeitig wächst der

Druck aus Märkten, Gesellschaft und Kapital. Für Beschaffungsverantwortliche

bedeutet das: Jetzt ist der richtige Moment, um die

Weichen zu stellen. Wer Nachhaltigkeit strukturiert in seine Einkaufsprozesse

integriert, schafft nicht nur Compliance – sondern

auch Widerstandsfähigkeit, Vertrauen und Zukunftsfähigkeit.

Autor

Jasper Bhaumick

CEO der bizpando AG

https://www.bizpando.com

jasper.bhaumick@bizpando.com

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Nachhaltige Lieferkette

Robuste und integre Lieferketten im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Unsicherheit

Doppelarbeiten vermeiden, gezielt investieren:

Praktische Tipps zur Verknüpfung von Einzelmaßnahmen

Die letzten Jahre haben uns alle vor Augen geführt, wie sehr wir von globalen Märkten und

Entwicklungen abhängig sind. Fast täglich stellen fragile Lieferketten, geopolitische Verwerfungen

(z.B. Trend zur Multipolarität), Pandemie, Inflation und anhaltende Versorgungsunterbrechungen

unsere Widerstandsfähigkeit auf den Prüfstand. Ergänzend fordert uns die zunehmende Regulatorik,

wie Lieferkettengesetze, wie das LkSG bzw. das europäische CSDDD, weitere oftmals ungeplante

Kapazität für die Umsetzung einzusetzen und nachhaltig in die Geschäftstätigkeit zu integrieren.

Ein Bericht von Jan- Henner Theißen

Die letzten Jahre haben uns alle vor Augen geführt, wie sehr

wir von globalen Märkten und Entwicklungen abhängig sind. Fast

täglich stellen fragile Lieferketten, geopolitische Verwerfungen

(z.B. Trend zur Multipolarität), Pandemie, Inflation und anhaltende

Versorgungsunterbrechungen unsere Widerstandsfähigkeit auf den

Prüfstand. Ergänzend fordert uns die zunehmende Regulatorik, wie

Lieferkettengesetze, wie das LkSG bzw. das europäische CSDDD,

weitere oftmals ungeplante Kapazität für die Umsetzung einzusetzen

und nachhaltig in die Geschäftstätigkeit zu integrieren.

Daran wird sich in 2025ff nicht viel ändern. Im Gegenteil, es

ist zu erwarten, dass aufgrund bleibender Herausforderungen

eine abermalige Zunahme von Unsicherheiten zu einer weiteren

Konzentration der Einkaufsaufgaben auf Kosten-, Risiko-, Nachhaltigkeits-

und Verfügbarkeitsmanagement führen wird.

Aus vergangenen Vorfällen

lernen und wachsen

Ausgehend von der Wirtschaftskrise der frühen 2000er Jahre

haben viele Unternehmen ihr Lieferketten-Risikomanagement

verstärkt. Dabei Prozesse, Strukturen geschaffen, Methoden, teils

IT-gestützt, entwickelt und umgesetzt. Fokus lag hierbei oftmals auf

die klassischen Finanzkennzahlen, Insolvenzprävention und Lieferfähigkeit.

Dieser Ansatz reflektierte die damaligen kurzfristigen

Herausforderungen. Klimaschutz, Transformationen ganzer Branchen

(z.B. Automotive) oder ein schwächelndes, expansives China

waren auf keiner Agenda.

Im Zeitalter von globalen Unsicherheiten, gesellschaftlichem Druck

zu ethischem und nachhaltigem Handeln und daraus entstehenden

gesetzlichen Anforderungen zeigt sich, dass dieser Ansatz unzureichend

ist und keinesfalls die gewünschte Widerstandsfähigkeit sichert. In

vielen Unternehmen besteht ein erheblicher Entwicklungsbedarf für ein

proaktives, strukturell verankertes und ganzheitliches Risikomanagement

moderner Prägung mit klar definierten Methoden, Prozessen und

digitalen KI-gestützten Lösungen, das gleichwertig Lieferkettenrisiken,

Kostenrisiken sowie die Einhaltung von Nachhaltigkeitsprinzipien und

regulatorischen Anforderungen abdeckt.

Ein Beispiel: Wir sollten uns bewusst sein, dass zusätzliche (Compliance-)

Risiken auch durch gut gemeinte Regulatorik wie dem LkSG

entstehen (hält mein Lieferant diese Regeln ein und welche Risiken birgt

sein Verhalten für mich) und diese einer Überwachung und Gegenmaßnahmen

bedarf.

Ein zweites Beispiel: Technologien für den Klimaschutz verlangen

oft nach bestimmten kritischen bzw. seltenen Materialen, die in

bestimmten Regionen der Welt gefördert werden und um die es einen

Wettstreit bis hin zu Ausfuhrbeschränkungen gibt. Somit die typischen

Verfügbarkeitsrisiken und Unplanbarkeit bei der Beschaffung fördert.

Gilt im Übrigen analog für militärische Technologien und

Anwendungen. Hier bestimmt nach Einschätzung von Experten die

Verfügbarkeit dieser Materialien auch über Verteidigungsfähigkeit und

militärisches Gleichgewicht, was in einer multipolaren Weltordnung

von hoher Wichtigkeit ist.

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Foto: depositphotos

Fazit: Auch sinnvolle Maßnahmen für Mensch und Umwelt

können für Unternehmen nicht nur Mehraufwand, sondern auch

eine verstärkte Risikoexposition bedeuten. Dieses verstärkt die Notwendigkeit

eines Risikomanagements der Lieferkette drastisch.

Ein Risikomanagement der Lieferkette ist

mehr als Finanzkennzahlen, Versorgungs- und

Insolvenzrisiken zu managen - Ganzheitlichkeit

und übergreifendes Arbeiten ist die Devise

Der Betrieb einer robusten und gleichzeitig integren Lieferkette

ist mehr denn je Hauptaufgabe jeder Einkaufsorganisation und der

Unternehmensführung. Es geht um nicht weniger als den Fortbestand

und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, aber auch

um den Ruf eines ethisch und nachhaltig handelnden, verantwortungsbewussten

„Good Corporate Citizen“.

Umso wichtiger ist aus Sicht eines Risikomanagements die

Verzahnung aller Bausteine. Dazu gehört, neben den klassischen

Risikoindikatoren und -kennzahlen (finanzielle Stabilität, Blacklisting,

Fluktuation, Managementwechsel, Eigentümerwechsel,

schlechte Lieferperformance) auch die Minimierung von Nachhaltigkeitsrisiken

sowie kommerzieller Risiken. Jenes bedingt, dass

auch Kostenrisiken der Lieferanten offengelegt (Stichwort: Preisund

Kostenanalyse) und präventiv bearbeitet werden.

Nur so lassen sich in einem schwierigen Marktumfeld Ergebnis

und Liquidität Ihres Unternehmens stützen. Nachhaltigkeit bedeutet

hier: Stabile Lieferanten sind Teil stabiler Lieferketten, es gilt

der Grundsatz „leben und leben lassen“ ebenso wie das gemeinsame

Erarbeiten und Umsetzen von Potentialen. Ein fairer, nachhaltiger

und partnerschaftlicher Ansatz auf Basis von Zahlen, Daten, Fakten

ist unerlässlich. Nur unternehmensübergreifend lassen sich Risiken

und gesetzliche Anforderungen wirksam und nachhaltig vermeiden

bzw. umsetzen. Gerade die Lieferkettengesetze fordern dieses ein,

der gesunde Menschenverstand sollte jedoch Treiber allen Handelns

sein.

Was Sie etablieren sollten:

• Einen verzahnten Ansatz aller Aktivitäten, die in irgendeiner

Form Ihre Lieferkette betreffen. Projekte zum Risiko-, Nachhaltigkeits-

und Compliance Mgmt.

• Silos aufbrechen. Parallelität führt zu Doppelarbeiten,

konfliktären Prioritäten, doppelten IT-Lösungen und Budgets,

Mehrbelastung für Mitarbeitende & Lieferanten. Ein Projekt

zur Optimierung der Lieferkette muss das Ziel sein

• Indikatoren und Kennzahlen erweitern. Nicht nur Lieferleistung

(Qualität, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit) messen,

sondern diese um risiko- und Nachhaltigkeitskennzahlen

erweitern. Digitale Lösungen helfen hier.

• Eine 360 Grad Sicht auf Lieferant und Lieferkette schaffen.

Auch unter Einsatz geeigneter digitaler Lösungen, die wertvolle

Betrachtungen, Vorfälle und Kennzahlen liefern,

Transparenz schaffen.

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Grafik: Jan- Henner Theißen

Übrigens: All das lässt sich auch im Mittelstand umsetzen und

ist dank zahlreicher Lösungen auf dem Markt bezahlbar, wie unser

abschließendes Praxisbeispiel zeigt.

Bausteine für ein ganzheitliches

Risikomanagement der Lieferkette

Kultur vor Prozess! Grundlage für ein effektives Risikomanagement

der Lieferkette ist die Verankerung in den Köpfen, Strukturen

und Entscheidungsalternativen des Unternehmens sowie die Schaffung

und Pflege einer gelebten Risikokultur. Es gilt vorranging die

Menschen zu sensibilisieren, ein ganzheitliches Risikobewusstsein

zu schaffen und für ein effektives Risikomanagement der Lieferkette

fit zu machen. Nur dann lassen sich danach dann effektive und

notwendige Strukturen, Prozesse und Methoden zu etablieren, die

sowohl bei den Lieferanten als auch im eigenen Unternehmen eine

erfolgreiche Fortführung des Unternehmens sicherstellt, Ergebnisse

und Liquidität sichert. Praxisorientierte Bausteine sind:

1. Risikobewusstsein und Strategie: Risikokultur &

Risikostrategie inkl. ESG Themen

2. Aufbau eines ganzheitlichen Risikomanagements:

Betriebsmodell & Governance

3. Identifikation von Risiken: Risikokategorien, Kostenrisiken,

Compliance Risiken

4. Risikobewertung: Wahrscheinlichkeit, Auswirkungen,

Priorisierung

5. Risikominimierung: Diversifikation, Substitution,

Puffer, Verträge, Technologie

6. Kontinuierliches Monitoring, auch hier mit analogen

und digitalen Methoden: Überwachung Lieferanten, Logistikknoten,

Regionen und Leistungsmessung

7. Krisenmanagement und Resilienz: Notfallpläne,

Kommunikation, Lernen

8. Zusammenarbeit und Partnerschaften: Kooperationen &

Lieferkettentransparenz

9. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Audits

und agile Anpassung

Ein Praxisbeispiel – Mittelstand im Wandel

Ein mittelständisches Unternehmen aus Brandenburg (ca. 1.0

Mrd. Umsatz) hat die Anforderungen des LkSG zum Anlass genommen

sein Lieferantenmanagement vollständig zu überarbeiten und

auf digitale Füße zu stellen. Dabei Transparenz in der Lieferkette

und bei der Interaktion zur den gesetzlichen Anforderungen zu

erzeugen. Mit Hilfe digitaler Lösungen wurden die Anforderungen

so umgesetzt, dass die Vielzahl der Aufgaben und Lieferanten auch

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Grafik: Jan- Henner Theißen

mit einem überschaubaren Team gesetzeskonform, nachvollziehbar

und auditfähig bearbeitet werden können. Das zentrale Lieferantenmanagement

(SRM) dient dabei nicht nur als digitaler Hub, der einen

360 Grad Blick auf den Lieferanten ermöglicht, sondern spiegelt

auch die Ganzheitlichkeit des Risikomanagements sicher. In diesem

Hub fließen alle Informationen und Risikomeldungen des digitalen

Risikoüberwachungssystems, der Lieferantenbewertung und Nachhaltigkeitssystems

(ESG, LKSG Konformität der Lieferanten) ein.

Das erlaubt dem Unternehmen eine frühzeitigere Identifikation von

Risiken und Abweichungen und ein besseres steuern der Lieferanten

und der Lieferkette. Die notwendige Verzahnung eines zeitgemäßen

Risikomanagements wurde hier beispielhaft umgesetzt.

Digitale Technologien in Verbindung mit einer pragmatischen

Vorgehensweise erlauben auch mittelständischen und öffentlichen

(Beschaffungs-) Organisationen mit eingeschränktem Budget und

Personaldecke erfolgreich progressive analoge und digitale Ansätze

zu erarbeiten. Was im Hinblick auf die Arbeitsbelastung eine dringende

Empfehlung ist.

Zusammenfassend: Nur ein ganzheitlicher Ansatz, der diese

Elemente kombiniert, ermöglicht es Unternehmen, ihre Lieferketten

auch in der Praxis robuster und widerstandsfähiger gegen

Störungen zu gestalten und dabei die Einhaltung wichtiger Nachhaltigkeitsprinzipen

sicherzustellen Das Zusammenspiel von Mensch

und Maschine ist entscheidend für die Effektivität und insbesondere

sind in aktuellen Zeiten zu befähigen als Risikomanager zu handeln.

Über den Autor:

Jan- Henner Theißen ist dem Einkauf seit fast 28 Jahren

eng verbunden und wirkte bei namhaften Unternehmen

(AGCO, Benteler, ThyssenKrupp) in verschiedenen

Einkaufs- und Führungsfunktionen, davon 8 Jahre in

leitenden Funktionen in den USA. Er befasst sich seit

2008 mit dem Risikomanagement von Lieferketten

und seine Projekte wurden mehrfach durch das Forbes

Magazin sowie den BME eSolutions Award (2015) und

den Deutschen Logistikpreis (2016) gewürdigt.

Autor:

Jan- Henner Theißen

https://www.targetp.de/

jht@targetP.de

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CO 2

-Strategie von Unternehmen

Transformation in der Baustoffindustrie

Langfristiger Unternehmenserfolg setzt nachhaltig orientiertes Handeln und einen

verantwortlichen Umgang mit Nachbarn, Geschäftspartnern und Mitarbeitern voraus.Doch wie

gelingt der Wandel in der Praxis? Ich spreche mit mit Elisa Bartels, Senior Manager Sustainability

Ratings & Products bei Heidelberg Materials, über den Weg des Unternehmens in die

Klimaneutralität.

Das Interview führte Thomas Heine

Frau Bartels, vielen Dank für das Gespräch. Könnten

Sie sich bitte kurz vorstellen und Ihre Rolle bei Heidelberg

Materials beschreiben?

Natürlich, ich bin Senior Manager Sustainability Ratings &

Products bei Heidelberg Materials und konzentriere mich auf

Group-Ebene auf die Themen ESG-Ratings und nachhaltiges Produktportfolio.

Unsere ESG-Rating-Strategie ist für uns ein wichtiges

Instrument zur Beobachtung und Analyse des ESG-Marktumfeldes,

sowie zur kontinuierlichen Identifikation von Best Practices und

Optimierungspotenzialen. Daher bewerte ich regelmäßig die Relevanz

und Bedeutung unserer aktuellen Zielratings und trete in einen

proaktiven Dialog mit den Ratinganbietern. Dies hilft uns, genauer

und besser zu verstehen, was diese erwarten. Das letzte Jahr war

ein sehr erfolgreiches Jahr für Heidelberg Materials, denn wir haben

uns in zahlreichen ESG-Ratings signifikant verbessert, und sind

seit Dezember erstmals im Dow Jones Sustainability Index Europe

gelistet.

Was bedeutet diese Anerkennung für Ihr Unternehmen?

Die Aufnahme in den DJSI Europe ist in der Tat eine bedeutende

Anerkennung unserer konsequenten ESG-Strategie. Sie zeigt,

dass wir unsere Nachhaltigkeitsziele ernst nehmen und konsequent

umsetzen. Besonders positiv wurden unsere Leistungen in den Bereichen

Klimastrategie, Transparenz und Berichterstattung bewertet.

Heidelberg Materials ist ein führendes Unternehmen

in der Baustoffindustrie. Wie wichtig ist das Thema verantwortungsvolle

Beschaffung für Ihr Unternehmen und

welche Rolle spielt es in der Nachhaltigkeitsstrategie?

Verantwortungsvolle Beschaffung ist für uns von entscheidender

Bedeutung. Wir erkennen an, dass unsere Lieferkette mit

Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft verbunden ist.

Bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen verfolgen

wir einen transparenten, nachhaltigen und zukunftsorientierten

Ansatz. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Lieferanten hohe

Standards in Bezug auf Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und

soziale Verantwortung einhalten. Bei der Auswahl und Evaluierung

unserer Lieferanten sind wir kontinuierlich bemüht, menschenrechtliche,

ethische und ökologische Faktoren zu berücksichtigen.

Dies entspricht nicht nur den gesetzlichen Vorgaben, sondern ist

auch ein entscheidender Faktor für unsere Stakeholder, insbesondere

für Investoren, die zunehmend auf ESG-Kriterien achten.

Heidelberg Materials hat einen umfassenden

Klima-Transition-Plan entwickelt. Könnten Sie uns

mehr über diesen Plan erzählen und wie er sich auf die

Unternehmensstrategie auswirkt?

Unser Klima-Transition-Plan knüpft an unserer Unternehmensstrategie

an und beschreibt, wie wir unsere CO 2

-Emissionen

reduzieren und bis 2050 klimaneutral werden wollen. Der Plan

umfasst robuste CO 2

-Roadmaps auf Länder- und Standortebene

und setzt auf Technologien wie Carbon Capture, Utilisation und

Storage (CCUS).

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Wie sehen Sie die Rolle von Innovationen und Technologien

in der Umsetzung Ihres Klima-Transition-Plans?

Innovationen und Technologien spielen eine entscheidende

Rolle in der Umsetzung unseres Klima-Transition-Plans. Wir

investieren in neue Technologien wie CCUS und entwickeln innovative,

CO 2

-arme Produkte. Diese Technologien helfen uns nicht

nur, unsere Umweltbilanz zu verbessern, sondern auch die Effizienz

unserer Prozesse zu steigern und neue Märkte zu erschließen.

Wie wichtig ist es, dass Unternehmen wie Heidelberg

Materials in Bezug auf Nachhaltigkeit vorangehen, und

welche Auswirkungen hat dies auf die Branche?

Es ist entscheidend, dass energieintensive Unternehmen wie

Heidelberg Materials eine Vorreiterrolle in Bezug auf Nachhaltigkeit

übernehmen. Dies trägt zu einer positiven Veränderung in der gesamten

Branche bei.

Abschließend, welche Herausforderungen sehen Sie

in der Zukunft auf dem Weg zur Erreichung Ihrer Nachhaltigkeitsziele,

und wie plant Heidelberg Materials, diese

zu meistern?

Die Dekarbonisierung unserer Industrie ist eine Mammutaufgabe,

an der wir intensiv arbeiten – auch gemeinsam mit Partnern.

Wir setzen dabei auf maßgeschneiderte Maßnahmen für alle

Standorte weltweit und einen intelligenten Mix aus etablierten

Reduktionsmaßnahmen und neuen Technologien.

Heidelberg Materials,

Bekenntnis zur Nachhaltigkeit

Heidelberg Materials will bis 2030 den Umsatz

mit nachhaltigen Produkten auf einen Anteil von

50 % des Konzernumsatzes steigern. Dabei setzt

das Unternehmen auf CO 2

-ärmerer Zemente und

Betone, die Nutzung neuer Technologien und dem

zunehmenden Einsatz recycelter Materialien. Damit

treibt Heidelberg Materials die Kreislaufwirtschaft

in seiner Wertschöpfungskette voran und beteiligt

sich außerdem im Einklang mit den Zielen der

Europäischen Union an Forschungsprojekten zur

Wiederverwendung von rezyklierten Baustoffen.

Elisa Bartels

Bevor sie bei Heidelberg Materials die

Verantwortung für die erfolgreiche Positionierung

auf dem ESG-Ratingmarkt übernahm, sowie

bei der globalen Go-to-Market-Entwicklung und

-implementierung des nachhaltigen Produktportfolios

mitwirkte, hat Elisa Bartels bei der BASF SE

verschiedenste Nachhaltigkeitsthemen betreut: von

Geschäftsgenerierung durch Nachhaltigkeit, bis hin

zur Nachhaltigkeitsstrategie sowie deren Umsetzung.

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Aus nationalen Kompetenzstellen der Beschaffung

Projektbericht

„Dienstleistungen nachhaltig beschaffen“

Die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) des Beschaffungsamtes des BMI hat

am 19.02.2025 einen neuen, umfassenden Projektbericht veröffentlicht, der sich mit der Frage

befasst, wie ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien bei den öffentlichen Vergaben von

Dienstleistungen berücksichtigt werden können.

Ein Beitrag von Nicole Dülger, Leslye Herr und Caroline von Bechtolsheim

Die letzte große Vergaberechtsreform für europaweite Vergaben

im Jahr 2014 hat nicht nur den Weg für die Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien

bei Ausschreibungen geebnet, sondern diesen

auch stärker in den Fokus gerückt. Besonders bei den sogenannten

Oberschwellenvergaben, die europaweit veröffentlicht werden

müssen, aber auch bei anderen Vergaben, spielt Nachhaltigkeit eine

zunehmend wichtigere Rolle. Dienstleistungsaufträge machen dabei

im Vergleich zu Liefer- und Bauaufträgen einen erheblichen Anteil

des Gesamtvolumens der öffentlichen Ausschreibungen aus. Dennoch

finden Nachhaltigkeitskriterien in der Praxis nur in wenigen

Dienstleistungsvergaben Berücksichtigung. Ein zentrales Ziel des

Projektberichts ist es daher, den Vertreterinnen und Vertretern

öffentlicher Auftraggeber und Vergabestellen einen umfassenden

Überblick über Möglichkeiten zu geben, wie Nachhaltigkeitsaspekte

stärker in die Vergabe von Dienstleistungen integriert werden

können, und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten in Ausschreibungen

aufzuzeigen.

Der Projektbericht „Dienstleistungen nachhaltig beschaffen“

wurde vom Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. [GGSC]

gemeinsam mit Ramboll Management Consulting – civity im Auftrag

der KNB erstellt. Im Wesentlichen besteht er aus drei voneinander

klar abgegrenzten Teilen:

Teil A: Rechtlicher Rahmen und Abwägungen

Teil A führt in die rechtlichen Rahmenbedingungen und Diskussionen

zum Thema ein. Es werden ein anschaulicher Überblick

über die rechtlichen Spielräume und Möglichkeiten sowie deren

Ausschöpfung und gleichzeitig Hinweise für die Vergabepraxis

gegeben. Dabei werden nicht nur die Bundesregelungen berücksichtigt.

Vielmehr wird auch auf einige relevante Vorgaben der Länder

hingewiesen. Bevor die rechtlichen Grundlagen zur Anwendung

von Nachhaltigkeitskriterien und den erforderlichen Abwägungsprozessen

erläutert werden, werden hier erste Einschätzungen von

Beschaffenden vorgestellt. Dies ermöglicht eine praxisnahe Bewertung

von Ansätzen, die bereits in der Vergabepraxis Anwendung

finden.

Teil B: Konkrete Nachhaltigkeitskriterien

In Teil B werden einzelne soziale und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte

mit Blick auf ihre vergaberechtliche und praktische

Umsetzbarkeit bei Dienstleistungsvergaben eingeordnet.

Dabei wurden aus der Perspektive der Auftraggeber besonders

relevante Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt und diskutiert:

• Inklusion und Barrierefreiheit,

• Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf,

• Entlohnung,

• Arbeitszeiten,

• Umweltmanagementmaßnahmen und -systeme,

• Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien,

• Bilanzierung, Verringerung und Kompensation von

CO2-Emissionen,

• Mobilität,

• Abfallmanagement und Ressourcenbewirtschaftung.

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Grafik: KNB

Anschließend wurden mögliche Einsatzfelder auf den unterschiedlichen

Vergabeebenen – insbesondere für Mindestkriterien

bzw. Ausführungsbedingungen und Zuschlagskriterien – untersucht.

Ergänzt wird dies durch einen tabellarischen Überblick.

Teil C: Beispiele aus den Bereichen IT-

Weiterbildung und Transportdienstleistungen

Auf Basis von Teil B werden in Teil C zunächst die beiden

Dienstleistungsbereiche bzw.

-sektoren IT-Weiterbildung einerseits und Transport/Kurier

andererseits präsentiert. Dem Bericht gingen Befragungen mit

Marktteilnehmenden dieser Sektoren voraus. Die dortigen Ergebnisse

werden anschließend vorgestellt, daraus werden zur besseren

Einordnung Einschätzungen des Marktes im Kontext der Nachhaltigkeitskriterien

abgeleitet. Darauf aufbauend werden abschließend

Formulierungsbeispiele für einige konkrete Nachhaltigkeitskriterien

im Einklang mit den rechtlichen Möglichkeiten entwickelt. Tabellarische

Zusammenfassungen jeweils zu Befragungsergebnissen und

Folgerungen im Anhang III sowie im Anhang IV runden das Bild ab.

Kurz gesagt, können die Berichte ideal genutzt werden,

wenn Sie folgende Hinweise beherzigen:

• Sie suchen einen (rechtlichen) Einstieg in das Thema? Lesen

Sie Teil A!

• Sie kennen sich schon grundlegend mit der Beschaffung von

Dienstleistungen aus und möchten wissen, welche Nach

haltigkeitskriterien sinnvoll sein könnten? Ziehen Sie Teil B

für nähere Informationen und Umsetzungshinweise heran!

• Sie möchten insbesondere zu den Bereichen IT-Weiterbildung

und Transportdienstleistungen konkrete Formulierungsbeispiele

lesen, diese einsetzen und ggf. weiterentwickeln?

Studieren Sie Teil C und nutzen Sie die Anhänge III und IV!

Die drei Teile des Projektberichts „Dienstleistungen nachhaltig

beschaffen“ stehen nun in digitaler Form zur Verfügung und können

über den folgenden Link heruntergeladen werden:

https://www.nachhaltige-beschaffung.info/Projektbericht_

Dienstleistungen

Autorinnen

Nicole Dülger,

Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung (KNB)

Leslye Herr und

Caroline von Bechtolsheim

Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll.

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Lieferketten Management

Nachhaltiges Lieferantenmanagement:

Ein Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit von KMU

In der heutigen Geschäftswelt ist Nachhaltigkeit weit mehr als nur ein Trend – sie ist zu einem

entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen

(KMU) stellt die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in das Lieferantenmanagement eine bedeutende

Herausforderung, aber auch eine Chance dar.

Ein Beitrag von Stephan Damhorst

In einem zunehmend globalisierten und regulierten Markt sind

KMU nicht nur dazu aufgerufen, ihre eigenen betrieblichen Prozesse

zu optimieren, sondern auch Einfluss auf die Praktiken ihrer

Lieferanten zu nehmen. Ein nachhaltiges Lieferantenmanagement

spielt hier eine zentrale Rolle, da es nicht nur ökologische und soziale

Verantwortung fördert, sondern auch den langfristigen Erfolg des

Unternehmens sichert.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit für KMU

Für KMU stellt die Einführung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen

eine Herausforderung dar, die jedoch durch die Integration

nachhaltiger Praktiken in das Lieferantenmanagement gemeistert

werden kann. KMU zeichnen sich oft durch begrenzte Ressourcen

und eine enge Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten aus. Hier liegt

eine große Chance, die unternehmerische Verantwortung auf die

gesamte Lieferkette auszudehnen. Nachhaltigkeit in der Lieferantenbeziehung

bedeutet, nicht nur auf den Preis und die Qualität von

Produkten und Dienstleistungen zu achten, sondern auch auf ökologische

und soziale Aspekte.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit für KMU zeigt sich in

verschiedenen Bereichen: von der Ressourcenschonung über

die Verringerung von Emissionen bis hin zur Verbesserung der

Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Besonders im Kontext des

Lieferantenmanagements können KMU durch die Auswahl und

enge Zusammenarbeit mit nachhaltigen Partnern nicht nur ihren

ökologischen Fußabdruck minimieren, sondern auch ihre Reputation

als verantwortungsbewusster Akteur auf dem Markt stärken.

Langfristig führt dies zu einer stärkeren Bindung der Kunden und

einer besseren Marktpositionierung.

Relevante Aktivitäten im

Lieferantenmanagement

Für KMU ist es entscheidend, konkrete Schritte in Richtung

eines nachhaltigen Lieferantenmanagements zu unternehmen. Dies

beginnt bereits bei der Auswahl der richtigen Lieferanten. Es ist

wichtig, dass KMU bei der Auswahl ihrer Partner nicht nur traditionelle

Kriterien wie Preis und Qualität berücksichtigen, sondern auch

ökologische und soziale Standards. Nachhaltige Lieferanten zeichnen

sich durch transparentere Produktionsprozesse, umweltfreundlichere

Materialien und faire Arbeitsbedingungen aus.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die kontinuierliche Überwachung

und Bewertung der Nachhaltigkeitspraktiken der Lieferanten.

Hier können KMU beispielsweise Kriterien wie CO₂-Emissionen,

Ressourceneffizienz und die Einhaltung von Menschenrechten in

der Lieferkette einbeziehen. Regelmäßige Audits und das Einfordern

von Nachhaltigkeitsberichten sind dabei essenziell. So wird

sichergestellt, dass die Lieferanten auch langfristig den eigenen

Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht werden.

Zudem sollten KMU die Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten

aktiv fördern, um gemeinsam an Nachhaltigkeitszielen zu arbeiten.

Dies könnte die gemeinsame Entwicklung von umweltfreundlicheren

Produkten oder die Verbesserung der Energieeffizienz in der

Produktion umfassen. Eine offene Kommunikation und partnerschaftliche

Zusammenarbeit sind hier von zentraler Bedeutung.

Die Bedeutung des Lieferantenmanagements

im Nachhaltigkeitsbericht

Ein nachhaltiges Lieferantenmanagement hat auch eine direkte

Bedeutung für den Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens.

Immer mehr Unternehmen sind verpflichtet, jährlich über ihre

Nachhaltigkeitsleistungen zu berichten. Für KMU bedeutet dies,

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dass sie nicht nur ihre eigenen umwelt- und sozialpolitischen Maßnahmen

dokumentieren müssen, sondern auch ihre Bemühungen im

Bereich der Lieferkette.

Der Lieferantenmanagement-Teil des Nachhaltigkeitsberichts

sollte transparent darlegen, wie das Unternehmen Nachhaltigkeitskriterien

in den Auswahlprozess von Lieferanten integriert

und wie die Zusammenarbeit mit den Partnern dazu beiträgt, die

Gesamtziele des Unternehmens in Bezug auf Umwelt, Soziales und

Governance (ESG) zu erreichen. Dies stärkt nicht nur die Glaubwürdigkeit

des Unternehmens, sondern bietet auch einen klaren

Nachweis für Kunden, Investoren und Regulierungsbehörden, dass

das Unternehmen seine Verantwortung ernst nimmt und aktiv an

der Verbesserung der globalen Lieferketten arbeitet.

Zertifizierungen:

Ein relevanter Schritt für KMU?

Eine Zertifizierung kann für KMU ein effektives Werkzeug

sein, um ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit im Lieferantenmanagement

zu untermauern und öffentlich sichtbar zu machen.

Zertifikate wie die ISO 14001 (Umweltmanagement) oder die ISO

26000 (Gesellschaftliche Verantwortung) sind weit anerkannt und

bieten Unternehmen eine klare Orientierung, wie Nachhaltigkeitsziele

in der Praxis umgesetzt werden können.

Eine Zertifizierung ist insbesondere dann von Vorteil, wenn

KMU ihre Marktposition im Bereich der Nachhaltigkeit weiter

stärken möchten. Kunden und Partner suchen zunehmend nach

Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, und eine Zertifizierung

kann als vertrauenswürdiger Beweis für ein ernsthaftes Engagement

in diesem Bereich dienen. Für KMU kann eine solche Auszeichnung

auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da sie häufig als Differenzierungsmerkmal

gegenüber nicht zertifizierten Wettbewerbern

dient.

Allerdings ist eine Zertifizierung kein Allheilmittel und sollte

nicht als Ende des Prozesses verstanden werden. Vielmehr ist sie

ein Schritt auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Verbesserung

der Nachhaltigkeitsleistung. KMU müssen sicherstellen, dass sie die

durch die Zertifizierung festgelegten Standards auch in der Praxis

umsetzen und ständig an der Weiterentwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie

arbeiten.

Lieferantenmanagement

Von Lieferantenmanagement kann gesprochen

werden, wenn ein Unternehmen die Beziehungen

zu den Lieferanten systematisch steuert.

Die Strategie von Unternehmen, sich auf ihre

Kernkompetenzen zu beschränken, führt naturgemäß

zu einer Verlagerung von großen Anteilen der

Wertschöpfungskette auf Lieferanten und demgemäß

zu einer steigenden Bedeutung des Einkaufs.

Lieferantenmanagement umfasst im Wesentlichen die

folgenden Bereiche:

• die Bewertung und Auswahl der Zulieferer (

Lieferantenbewertung)

• die Entwicklung des Leistungsniveaus der Lieferanten

• die Entscheidung, auf welcher Stufe der Lieferant in die

Wertschöpfungskette einbezogen werden soll.

Mit einem guten und effektiven Lieferantenmanagement

lassen sich die Beziehungen zwischen

Abnehmer und Lieferanten besser lenken, gestalten

und entwickeln. In der Beschaffung stellt das

Lieferantenmanagement einen zentralen Schwerpunkt

von Aufgaben dar.

Fazit

Nachhaltiges Lieferantenmanagement ist für KMU ein entscheidender

Faktor, um den wachsenden Anforderungen an

Umweltschutz und soziale Verantwortung gerecht zu werden.

Durch die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in die Lieferkette

können Unternehmen ihre ökologischen und sozialen Ziele

verwirklichen, ihre Marktposition stärken und sich als verantwortungsbewusste

Akteure auf dem Markt etablieren. Die Auswahl

nachhaltiger Lieferanten, die enge Zusammenarbeit mit diesen und

die kontinuierliche Überwachung der Nachhaltigkeitspraktiken

sind dabei die zentralen Bausteine. Der Nachhaltigkeitsbericht und

mögliche Zertifizierungen können dabei helfen, die Bemühungen

transparent darzulegen und das Vertrauen von Kunden und Partnern

zu gewinnen. Nachhaltigkeit im Lieferantenmanagement ist

somit nicht nur eine Notwendigkeit für den Erfolg von KMU, sondern

auch eine wertvolle Chance, sich für die Zukunft zu rüsten.

Autor:

Stephan Damhorst

Group Director, Wilo Group,

Sustainability Solutions |

Sustainability Leadership

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EU Regulation - PPWR

Die europäische Verpackungsverordnung 2025

Die neue europäische Verpackungsverordnung (PPWR) bildet den aktualisierten Rechtsrahmen

für Verpackungen und Verpackungsabfälle in der EU. Doch wie gelingt der Wandel in der Praxis?

Ich spreche mit Eleonore Eisath, MSc, Lead Innovation Lab & Business Development Manager von

M.I.L.K. über die die europäische Verpackungsverordnung und nachhaltige Verpackung im Einkauf.

Das Interview führte Thomas Heine

Wie hat die europäische Verpackungsverordnung

(PPWR) 2025 Ihre Arbeit als Verpackungsdesignerin

beeinflusst? Welche Rolle spielt nachhaltige Verpackung

aus Ihrer Sicht bereits heute im Einkauf? Glauben Sie,

dass Unternehmen ausreichend vorbereitet sind, um die

neuen Anforderungen zu erfüllen?

können, um einen Überblick über neue Materialien und inspirierende

Ideen zu kriegen.

Können Sie uns eine konkrete Innovation nennen, die

besonders vielversprechend für die Kreislaufwirtschaft

ist? Wie könnte diese den Markt verändern?

Die PPWR ist gerade DAS Thema in der Industrie – das Gesetz

beinhalten strenge Vorgaben zu Themen wie Recyclebarkeit,

Mindesteinsatz von Rezyklaten oder Verpackungsgestaltung. Das

wirkt sich natürlich stark auf unsere Arbeit als Verpackungsdesigner

und vor allem auf die Produkte unserer Kunden der Food

& Beverage-Branche aus. Während wir letztes Jahr noch eine eher

abwartende Haltung beobachten konnten, ist durch den Abschluss

der Verhandlungen im Februar dieses Jahres der Druck gestiegen.

Ab dem Zeitpunkt bleiben noch 18 Monate bis zum Inkrafttreten des

Gesetzes und auch erste Maßnahmen greifen schon.

Man muss allerdings dazu sagen, dass in den sogenannten „delegierten

Rechtsakten“ noch nachverhandelt wird, und sich Details

wie z.B. genaue Quoten noch ändern könnten. Dennoch sollte man

jetzt ins Handeln kommen, vor allem auch aus Perspektive eines

Einkäufers – die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungsmaterialien

wird sich aufgrund der Regulatorik definitiv erhöhen. Um

den Kriterien zu entsprechen, werden zum Beispiel Mono-Kunststoffe,

Barriere-Papiere und Rezyklate stärker nachgefragt werden.

Für unsere Kunden analysieren wir deshalb das bestehende Verpackungsportfolio

und sourcen nach nachhaltigen, verfügbaren

und möglichst kostengünstigen Lösungen. Diese tragen wir auch in

unserem Material Lab zusammen, in Form eines frei zugänglichen

Online-Glossars, das Einkäufer oder andere Interessierte nutzen

Wir beobachten einen starken Trend hin zu faserbasierten

Lösungen, also verschiedenen Formen von Papieren. Hier tut

sich besonders viel bei den Barrierepapieren (Papiere mit einer

Zusatzschicht, die dem Produktschutz und der Haltbarkeit dient).

In dem Bereich arbeiten wir mit Startups zusammen, und testen

deren Lösungen in Zusammenarbeit mit dem Maschinenhersteller

Multivac, um die Skalierbarkeit zu überprüfen. Ein neues Material

können wir nur dann guten Gewissens anpreisen, wenn es

„maschinengängig“ also in der Großindustrie einsetzbar ist.

Sehr spannend mit Blick auf Kreislaufwirtschaft sind auch Fiber-

Mold-Lösungen. Im Wet-Fiber-Mold Verfahren wird aus Wasser

und Papierfasern eine Maße hergestellt (Pulpe), die in komplexe

Formen wie zum Bespiel Butterdosen gebracht werden kann. Das

Dry-Fiber-Molding werden flache, faserbasierte Bahnen in Form

gepresst. Damit lassen sich Kunststoffverpackungen ersetzen, die,

wenn das Produkt nicht zusätzlich zu stark beschichtet ist, im Papiermüll

entsorgt werden können.

Man muss aber auch jeden Trend kritisch hinterfragen – im

Sinne der Kreislaufwirtschaft können oft auch gut recyclebare

Kunststoffe eine gute Lösung sein. Bei Verpackungen kommt es

immer auf den Kontext an.

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Foto: depositphotos

Wie können Unternehmen und Designer zusammenarbeiten,

um die ehrgeizigen Ziele der PPWR zu

erreichen? Gibt es bereits erfolgreiche Kooperationen

oder Best Practices?

Unternehmen und Designer MÜSSEN zusammenarbeiten,

anders können die Ziele nicht erreicht werden. Die PPWR sieht

auch eine „Design for Recycling“ Guideline für 2027 vor – darin

wird es Vorgaben geben, wie man entsorgungsfreundlich gestaltet.

Wir beschäftigen uns täglich damit und arbeiten zum Beispiel

mit Kunden wie Bad Heilbrunner zusammen. Bad Heilbrunner sehr

engagiert im Nachhaltigkeitsbereich und setzt sich deshalb ambitionierte

Ziele, die über die PPWR hinausgehen. Deshalb arbeiten wir

hier mit einem ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Verpackungsentwicklung

an sich berücksichtigt, sondern auch die Strategie

und Nachhaltigkeitskommunikation. Das bedeutet, dass wir dabei

unterstützen, intern und extern zu dem Thema informieren, Ziele

zu stecken und transparent kommunizieren.

Bei der Kommunikation auf und über die Verpackung muss

besonders darauf geachtet werden, die Verbraucher zu erreichen,

aber Greenwashing zu vermeiden. Kreislaufwirtschaft kann auch

nur dann gelingen, wenn alle Stakeholder im Boot sind. Die nachhaltigste

Verpackung ist nutzlos, wenn der Konsument nicht intuitiv

versteht, wie man sie richtig entsorgt.

Welche Trends oder Entwicklungen erwarten Sie bis

Ende 2025 im Bereich nachhaltiges Verpackungsdesign?

In unserem Trend-Radar, das auch als open-source auf unserer

Website zur Verfügung steht, beschäftigen wir uns mit den neuesten

Entwicklungen in den Bereichen Packaging, Food, Kitchen und Production.

Dabei denken wir nicht nur an heute (2025), sondern auch

an morgen (2030) und übermorgen (2040). Im Packaging Bereich

beleuchten wir neben den bereits erwähnten Trends hin zu mehr

Papier (Fiberization) und des Design-for-Recyclings auch noch die

Themen Reduce, Reuse, Compostable und Digitalization. Während

Reduce und Reuse, also Materialeinsatz zu reduzieren und Mehrwegsysteme

zu testen aktuell wieder an Schwung gewinnen, sehen

wir bei dem Thema kompostierbare Materialien eher eine Stagnation.

Das Problem liegt hier an der Verfügbarkeit und auch an der

Entsorgungsinfrastruktur. Industriell kompostierbare Kunststoffe

sind beispielsweise in den allermeisten Fällen nicht kompatibel mit

den real existierenden Kompostieranlagen, wodurch sie aussortiert

und verbrannt werden. Hier sehen wir oft gute Ansätze, die leider

an der Realität scheitert. Einfacher ist es bei heimkompostierbaren

Materialien, aber auch hier gibt es noch Entwicklungsbedarf.

Die Digitalisierung dagegen schreitet auch bei dem Verpackungen

voran, nicht zuletzt wegen des Digitalen Produktpasses (DPP),

der auch 2027 EU-weit eingeführt werden soll. Trends und Regulatorik

gehen, wie an diesem Beispiel gut erkennbar, oft Hand in Hand.

Für den Einkauf ist es wichtig, über beide Themen gut informiert zu

sein, und dabei unterstützen wir gerne.

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Aus Kompetenzzentren des nachhaltigen Einkaufs

Nachhaltige Events planen und durchführen:

Der Blaue Engel für Veranstaltungen

Veranstaltungen bieten eine einzigartige Plattform, um Nachhaltigkeit erlebbar zu machen. Mit

dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ können Veranstalter ihre ökologischen Standards sichtbar

machen und somit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Ob Konferenzen,

Messen oder kulturelle Events – der Blaue Engel setzt klare Maßstäbe für umweltfreundliche

Veranstaltungen und bietet Orientierung für Veranstalter, Besucher*innen und Dienstleister.

Ein Beitrag von Nora Dorn

Nachhaltigkeitspotenzial der

Veranstaltungsbranche

Mit jährlich rund 2,15 Millionen Events und über 311

Millionen Teilnehmer*innen allein im Jahr 2023 gehört die Veranstaltungsbranche

in Deutschland zu den dynamischsten Sektoren der

Wirtschaft. Gleichzeitig birgt sie ein enormes Potenzial zur Reduzierung

von Umweltbelastungen. Bereits jetzt zeigt die Branche

wachsendes Interesse an Nachhaltigkeit, etwa durch die Einführung

von Umweltmanagementsystemen. Der Blaue Engel für Veranstaltungen

schafft hier eine zusätzliche Möglichkeit, Umwelt- und

Klimaschutz auf hohem Niveau umzusetzen und öffentlich sichtbar

zu machen.

Ziele des Umweltzeichens

Das Ziel des Blauen Engels für Veranstaltungen ist die Zertifizierung

von Events, die deutliche ökologische Vorteile gegenüber

herkömmlich organisierten Veranstaltungen bieten. Neben der

Reduktion von CO₂-Emissionen stehen Ressourcenschonung,

Abfallvermeidung und soziale Aspekte im Fokus. Teilnehmer*innen

erleben die nachhaltigen Maßnahmen dabei direkt vor Ort – von

der umweltfreundlichen Anreise bis hin zu ressourcenschonendem

Catering. Veranstalter und Veranstaltungszentren erhalten so die

Möglichkeit, ihr Engagement für den Umweltschutz transparent

darzustellen und sich als Vorreiter der Branche zu positionieren.

Klimafreundliche Mobilität: Anreise neu denken

Ein wesentlicher Faktor für die Klimabilanz einer Veranstaltung

ist die Mobilität der Teilnehmer*innen. Hier setzt der Blaue

Engel klare Vorgaben. Emissionsarme Verkehrsmittel wie Bahn,

öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV), Fahrräder und Fußwege sollen

bevorzugt genutzt werden. Veranstalter müssen die Nutzung dieser

Verkehrsmittel aktiv fördern, beispielsweise durch die Bereitstellung

vergünstigter Bahntickets oder die Integration von Kombitickets, die

sowohl Fernzüge als auch den Nahverkehr abdecken. Dadurch wird

eine umweltfreundliche Anreise erleichtert. Zusätzlich wird eine

No-Flight-Policy für Mitarbeitende der Veranstaltung eingeführt,

während Referent*innen und Künstler*innen nur für Strecken über

700 Kilometer Flugreisen nutzen dürfen. Diese Maßnahmen zielen

darauf ab, den Anteil umweltfreundlicher Verkehrsmittel deutlich zu

erhöhen und dadurch die CO₂-Emissionen zu reduzieren.

Nachhaltiges Catering

Auch das gastronomische Angebot ist ein zentraler Hebel, um

die Umweltbelastung von Veranstaltungen zu senken. Der Blaue

Engel fordert eine überwiegend vegetarische oder vegane Verpflegung.

Fleischgerichte sollten nur in Ausnahmefällen angeboten

werden. Darüber hinaus müssen mindestens die Hälfte der angebotenen

Speisen und Getränke aus biologischem Anbau stammen. Diese

Vorgabe fördert nicht nur eine umweltverträgliche Landwirtschaft,

sondern auch den Schutz der Artenvielfalt. Zusätzlich sollen Lebensmittelabfälle

durch eine sorgfältige Planung weitestgehend vermieden

werden. Nicht vermeidbare Reste müssen sachgerecht entsorgt

werden. Dem Ressourcenschutz wird weiterhin Rechnung getragen,

indem Mehrwegbecher verpflichtend genutzt werden müssen. Diese

Maßnahmen tragen zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei, schonen

Ressourcen und fördern nachhaltige Konsummuster.

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Ressourcenschonung und Abfallmanagement

Auch bei der Entsorgung muss auf einen bewussten Umgang

geachtet werden. Veranstalter müssen ein umfassendes Entsorgungskonzept

vorlegen, das auf die Vermeidung, Trennung und

umweltgerechte Entsorgung von Abfällen abzielt. Temporäre

Bauten und Dekorationen, sogenannte fliegende Bauten, müssen

vollständig rückgebaut und wiederverwendet werden. Falls das

nicht möglich ist, sind die Materialien ordnungsgemäß zu entsorgen.

Auch die Energieeffizienz spielt eine entscheidende Rolle. Die

technische Ausstattung der Veranstaltung sollte möglichst aus der

vorhandenen Infrastruktur vor Ort stammen. Ergänzend dazu muss

ein detaillierter Energiebedarfsplan erstellt werden, um Einsparpotenziale

zu identifizieren und umzusetzen. Auf diese Weise wird der

Ressourcenverbrauch minimiert, und die Veranstaltung wird nach

dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft organisiert.

Der Blaue Engel für Veranstaltungen – ein

Schritt in die Zukunft

Das Umweltzeichen „Blauer Engel für Veranstaltungen“

(DE-UZ 236) wurde im Juni 2024 durch die Jury Umweltzeichen

verabschiedet und auf Grundlage wissenschaftlicher Kriterien des

Öko-Instituts und Adelphi entwickelt. Die ersten Veranstaltungen

können ab 2025 zertifiziert werden. Mit diesem Umweltzeichen wird

es der Veranstaltungsbranche ermöglicht, umweltfreundliche Events

durchzuführen und somit Vorbild für andere zu sein. Nachhaltigkeit

wird damit nicht nur zu einem Wettbewerbsfaktor, sondern zu

einem festen Bestandteil moderner Veranstaltungsplanung.

Nachweis und Zertifizierung

Die Einhaltung der Kriterien des Blauen Engels wird durch

eine Kombination aus Muss- und Kann-Kriterien sichergestellt.

Die Muss-Kriterien sind verbindlich und müssen von allen Veranstaltungen

erfüllt werden. Zusätzlich gibt es Kann-Kriterien,

die optional sind und mit Punkten versehen werden. Veranstalter

müssen mindestens 30 Prozent der möglichen Punkte erreichen, um

die Zertifizierung zu erhalten. Zur Nachweisführung müssen Dokumente

wie Sicherheitsdatenblätter, Prüfberichte oder Zertifikate

vorgelegt werden. Um das Logo des Blauen Engels bereits in der

Planungsphase nutzen zu dürfen, müssen bestimmte Muss-Kriterien

frühzeitig nachgewiesen werden. Die vollständige Zertifizierung

erfolgt dann nach Abschluss der Veranstaltung.

Autorin

Nora Dorn

Susanne Spies Ansprechpartnerin Blauer Engel

Umweltbundesamt

www.blauer-engel.de

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Kreislaufwirtschaft

Recycling als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft

Bei schwindenden Ressourcen und zunehmenden Umweltproblemen gewinnt die Kreislaufwirtschaft immer

mehr an Bedeutung. Ein zentrales Element dieses nachhaltigen Wirtschaftsmodells ist das Recycling – der

Prozess, Materialien wiederzuverwenden, um Abfall zu reduzieren und natürliche Ressourcen zu schonen.

Das Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Materialkreisläufe zu schließen, indem Produkte so gestaltet

werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus nicht zu Abfall, sondern zu Ressourcen werden. Recycling

spielt dabei eine entscheidende Rolle, da es ermöglicht, gebrauchte Produkte in wertvolle Rohstoffe zu

verwandeln.

Ein Beitrag von Stephan Damhorst

Ein gutes Beispiel sind hier Pumpensysteme, die in der Gebäudetechnik

und Wasserwirtschaft eingesetzt werden. Obgleich sie

eine lange Lebensdauer haben, erreichen sie jedoch zum Ende ihrer

Nutzung häufig das Ende ihrer Funktionsfähigkeit. In diesem Fall

ermöglicht ein durchdachtes Recyclingkonzept die Rückgewinnung

wertvoller Materialien aus den alten Systemen, um diese erneut in

den Produktionskreislauf einzuführen und so Ressourcen zu schonen.

Pumpen-Recycling: Ein Best-Practice-Ansatz

Gebrauchte Pumpen werden sorgfältig zerlegt, wobei die verschiedenen

Materialien wie Edelstahl, Kupfer, Aluminium und

Kunststoffe voneinander getrennt werden. Die metallischen Komponenten

werden recycelt und finden in der Herstellung neuer

Pumpen oder anderer Produkte Verwendung. Kunststoffe und elektronische

Bauteile werden entweder fachgerecht entsorgt oder einer

Wiederaufbereitung unterzogen, um wertvolle Rohstoffe wie Gold

und Silber zurückzugewinnen. Durch die Wiederverwendung dieser

Materialien wird der Energieverbrauch in der Produktion signifikant

reduziert, wodurch nicht nur die Ressourcennutzung optimiert, sondern

auch die Umweltbelastung durch die Entsorgung von Abfällen

minimiert wird.

Nachhaltiges Produktdesign: Eine Grundlage

für die Kreislaufwirtschaft

Nachhaltiges Produktdesign ist ein entscheidender Baustein der

Kreislaufwirtschaft. Besonders in der Entwicklung von Pumpensystemen

wird zunehmend darauf geachtet, dass die Produkte nicht

nur effizient arbeiten, sondern auch am Ende ihres Lebenszyklus

wiederverwertet werden können. Hierbei steht der Gedanke im Vordergrund,

Produkte so zu gestalten, dass sie Ressourcen schonen und

ihren ökologischen Fußabdruck minimieren.

Ein wesentliches Prinzip des nachhaltigen Designs ist die Modularität.

Pumpensysteme werden so entwickelt, dass sie sich leicht

demontieren lassen. Dies erleichtert die Trennung von verschiedenen

Materialien und fördert das Recycling. Ein praktisches Beispiel

hierfür ist der Einsatz von Pumpen, bei denen einzelne Komponenten

wie Rotoren, Gehäuse oder Elektronikmodule separat

ausgetauscht werden können, ohne das gesamte System entsorgen

zu müssen. So können nur die tatsächlich abgenutzten Teile ersetzt

und die wiederverwendbaren Teile weiter genutzt werden.

Ein weiteres zentrales Element ist die Materialwahl. Die Auswahl

langlebiger, recycelbarer und umweltfreundlicher Materialien

ist von entscheidender Bedeutung. Beispielsweise wird zunehmend

auf Edelstahl und Aluminium gesetzt, die nicht nur robust sind, sondern

auch nach der Nutzung vollständig recycelt werden können.

Ebenso achten Hersteller darauf, dass Kunststoffe, die in Pumpensystemen

verwendet werden, entweder recycelbar sind oder leicht in

den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können.

Langlebigkeit ist ebenfalls ein Schlüsselmerkmal nachhaltigen

Produktdesigns. Durch den Einsatz hochwertiger Materialien und

präziser Fertigung wird die Lebensdauer von Pumpen erheblich

verlängert. Dies verringert nicht nur die Notwendigkeit, Ersatzteile

zu beschaffen, sondern reduziert auch den Energieaufwand und

die Ressourcenverbrauch im gesamten Lebenszyklus des Produkts.

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Foto: depositphotos

Ein Beispiel hierfür sind Druckerhöhungsanlagen, die mit korrosionsbeständigen

Beschichtungen ausgestattet sind und so auch

unter extremen Bedingungen zuverlässig arbeiten können, was ihre

Lebensdauer verlängert und den Wartungsaufwand minimiert.

Insgesamt trägt nachhaltiges Produktdesign in der Pumpentechnologie

nicht nur dazu bei, Ressourcen zu schonen und Abfall zu

vermeiden, sondern auch, den Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen

über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu reduzieren. Diese

Praxis fördert nicht nur die Kreislaufwirtschaft, sondern bietet

Unternehmen auch langfristige wirtschaftliche Vorteile, da sie die

Notwendigkeit von Reparaturen und Ersatzteilen verringert und

gleichzeitig den Materialverbrauch optimiert.

Die Synergie zwischen Recycling und

Produktdesign

Durch die Kombination von nachhaltigem Produktdesign mit

einem effizienten Recyclingkonzept wird ein geschlossener Kreislauf

geschaffen, der den gesamten Lebenszyklus von Pumpen berücksichtigt.

Bereits in der Entwicklungsphase wird darauf geachtet, dass

Pumpen so gestaltet sind, dass sie nach Ablauf ihrer Lebensdauer

leicht zerlegt und die einzelnen Komponenten wiederverwendet

oder recycelt werden können. Dies stellt sicher, dass alte Produkte

nahtlos in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können,

wodurch wertvolle Materialien wie Kupfer, Edelstahl oder Aluminium

nicht verloren gehen, sondern wieder in den Fertigungszyklus

integriert werden.

Dieser geschlossene Kreislauf hat nicht nur einen positiven Einfluss

auf die Umwelt, sondern bietet auch erhebliche wirtschaftliche

Vorteile. Unternehmen können durch die Wiederverwendung von

Materialien Kosten sparen, da die Notwendigkeit, neue Rohstoffe

zu beschaffen, verringert wird. Ein praktisches Beispiel dafür ist die

Wiederverwertung von gebrauchten Pumpen, bei denen wertvolle

Materialien wie Kupferdraht und Eisen wiederaufbereitet und in

neuen Produkten verwendet werden. Dies reduziert die Produktionskosten

und minimiert gleichzeitig die Abfallmengen.

Darüber hinaus hilft diese Praxis Unternehmen, den wachsenden

Nachhaltigkeitsanforderungen von Kunden und Regulierungsbehörden

gerecht zu werden. Angesichts der immer strengeren

Umweltvorschriften und des zunehmenden Drucks von Konsumenten,

die nachhaltig produzierte Produkte bevorzugen, wird die

Integration von Recycling und nachhaltigem Design zu einem

entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die ein geschlossenes

Kreislaufsystem implementieren, positionieren sich nicht nur

als umweltbewusst, sondern schaffen auch Vertrauen bei ihren

Kunden und Partnern, die zunehmend auf die Umweltverträglichkeit

der Produkte achten.

Ein weiteres Beispiel sind Unternehmen, die durch Recyclingprozesse

die CO₂-Emissionen in der Produktion reduzieren. Indem

sie recycelte Materialien anstelle von neu gewonnenen Rohstoffen

verwenden, können sie den Energieverbrauch senken und damit

auch ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Dies kommt

sowohl der Umwelt zugute als auch der Rentabilität des Unternehmens,

da weniger Ressourcen benötigt werden und gleichzeitig die

Produktionskosten gesenkt werden.

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Insgesamt fördert der Ansatz des geschlossenen Kreislaufs nicht

nur die Kreislaufwirtschaft, sondern trägt auch dazu bei, langfristige

wirtschaftliche Vorteile zu sichern, indem er Unternehmen hilft,

ihre Betriebskosten zu senken, den Materialverbrauch zu optimieren

und den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht

zu werden.

Fazit

Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie Recycling und nachhaltiges

Produktdesign Hand in Hand arbeiten können, um die

Kreislaufwirtschaft zu fördern. Es wird deutlich, dass ökologische

Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind.

Vielmehr ebnen sie den Weg für eine zukunftsfähige Industrie, die

natürliche Ressourcen schont und ein lebenswertes Umfeld für kommende

Generationen sichert.

Verantwortung bei Wilo

Nachhaltig handeln bedeutet, (knappe) Ressourcen heute

so verantwortungsbewusst und vorausschauend einsetzen, dass

sie auch morgen noch ausreichend und global gerecht verteilt

zur Verfügung stehen. Eine Ressource liegt Wilo ganz besonders

am Herzen: Wasser. Als einer der weltweit führenden

Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die

Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie bewegt

Wilo das lebensnotwendige Element tagtäglich - und zwar

möglichst intelligent, effizient und klimafreundlich. Ressourcenbewusstes

Denken und nachhaltiges Handeln sind Wilos

Kernkompetenzen und essenzieller Bestandteil seiner Unternehmenskultur.

Autor:

Stephan Damhorst

Von verlässlichen Partnerschaften profitieren alle Beteiligten.

Deshalb ist Wilo u. a. Mitglied des deutschen Netzwerks

des Global Compact der Vereinten Nationen – der weltweit

größten und wichtigsten Initiative für eine verantwortungsvolle

Unternehmensführung weltweit und unterstützt als einer von

„50 Climate & Sustainability Leaders“ eine grüne und nachhaltige

Zukunft.

Group Director, Wilo Group,

Sustainability Solutions |

Sustainability Leadership

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Procurement Plattform

Procurement-Pioneer.com

Eine neue auf den Einkauf spezialiserte Plattform

Procurement-Pioneer.com ist eine neue Procurement-Plattform, die sich auf die Kommunikation

von Inhalten rund um das Beschaffungswesen spezialisiert hat. In einer Zeit, in der sich die

Beschaffungslandschaft rasant verändert, bietet Procurement-Pioneer einen zentralen Anlaufpunkt für

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Aber das ist noch nicht alles! Wir freuen uns, Sie auch in unserer

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Kreislaufwirtschaft

Nachhaltiges Pumpenrecycling

als Schlüssel zum Klimaschutz

Die Kreislaufführung von Rohstoffen ist ein entscheidender Hebel im Kampf gegen den

Klimawandel. Wilo, einer der weltweit führenden Premiumanbieter von Pumpen- und

Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und Industrie, hat daher ein

umfassendes Konzept entwickelt, das sowohl nachhaltiges Produktrecycling als auch einen

integrierten Rücknahmeprozess umfasst, bei dem Kundinnen und Kunden eingebunden werden.

Dieser Prozess sichert die gesetzeskonforme Entsorgung von Altpumpen und leistet zugleich

einen Beitrag zum Klimaschutz. Im Interview erläutert Thomas Fetting, Group Director Analysis

& Circular Economy von Wilo Europe, wie der multinationale Technologiekonzern auf die

Herausforderung der knappen Ressourcen reagiert und welche Rolle die Kreislaufwirtschaft

(Circular Economy) dabei spielt.

Das Interview führte Thomas Heine

Herr Fetting, als Recycling-Experte bei Wilo kümmern

Sie sich um die Integration der Kreislaufwirtschaft in die

Unternehmensprozesse. Was treibt Sie persönlich und

Wilo an?

Es ist wichtig, dem Thema Circular Economy Aufmerksamkeit

zu schenken und es konsequent umzusetzen. Wir bei Wilo sind uns

sicher: Der Klimawandel ist einer der größten Herausforderungen

unserer Zeit. Neben der Energieknappheit, dem Wassermangel, der

Digitalisierung, Globalisierung und Urbanisierung. Unsere nachhaltigen

Produkte, Systeme und Lösungen leisten weltweit einen

entscheidenden Beitrag dazu, dieser Krise zu begegnen. Indem wir

innovative und energieeffiziente Pumpen und Pumpensysteme entwickeln.

Und natürlich auch, indem wir recyceln.

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den

Recyclingprozessen und den globalen Klimazielen?

Um dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken, ist ein nachhaltiger

Lebensstil entscheidend, insbesondere durch die Schonung

von Ressourcen. Etwa die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen

resultiert direkt oder indirekt aus der Gewinnung und Verarbeitung

von Rohstoffen. Würden alle Menschen den Lebensstil pflegen, den

wir in Deutschland haben, wären drei Erden nötig, um den jährlichen

Ressourcenbedarf zu decken. Daher ist es unerlässlich, die

bereits abgebauten Ressourcen zu recyceln. Das bedeutet, Materialien,

die in Produkten verarbeitet wurden, nach ihrer Nutzung im

Kreislauf zu halten.

Und genau das tun Sie bereits seit mehreren Jahren

bei Wilo. Welche konkreten Maßnahmen hat Wilo zur

Umsetzung der Kreislaufführung ergriffen und welche

Vorteile ergeben sich daraus?

Deutschlandweit bietet Wilo eine gesetzeskonforme und nachhaltige

Rücknahme von Altpumpen an. Der rechtliche Hintergrund:

Ausrangierte Elektroaltgeräte, zu denen auch Pumpen zählen,

müssen bei zertifizierten Sammelstellen entsorgt werden. Das Elektrogerätegesetz

sieht bei Missachtung Bußgelder von bis zu 100.000

Euro vor. Die Wilo-Lösung: ein ausgeklügelter und nachhaltiger

Altpumpen-Recyclingprozess.

Große Fachhandwerksunternehmen sammeln alte Pumpen

und beantragen deren Abholung bei Wilo. Kleinere Fachhandwerksbetriebe

liefern ihre Altpumpen an Großhandelshäuser, die

als zentrale Sammelstellen und Wilo-Recycling-Partner fungieren.

Unsere oberste Prämisse dabei lautet, dass der Prozess für alle

Teilnehmenden einfach sein muss. Daher sammeln wir alle alten

Pumpen; unabhängig von Hersteller, Zustand, Alter und Typ. Eine

Win-Win-Situation, da wir neben der Gesetzeskonformität mit

einer Einsparung von 3,42 Kilogramm CO2 je Kilogramm Altpumpen

auch einen nennenswerten Beitrag zur Klimaschonung leisten.

Aktuell haben wir 580 Sammelstellen in Deutschland - diese haben

in den vergangenen rund drei Jahren 260 Tonnen Altpumpen für

uns eingesammelt. Ein großer Erfolg! Wir sehen, dass unsere Branche

nicht nur klimaschonende Produkte verbaut, sondern auch ein

großes Interesse an nachhaltigen Lösungen sowie Geschäftsprozessen

hat.

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Neben der gesetzeskonformen Rückgabelösung steht für uns die

Kreislaufführung von Seltene-Erden-Magneten und weiteren Bauteilen

und Produkten im Vordergrund. Jährlich werden bei Wilo

in Dortmund 30.000 bis 40.000 Bauteile und Produkte im Kreislauf

gehalten und in neuen Produkten verbaut oder bei Reparaturen im

Service eingesetzt, was nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch

sinnvoll ist. Des Weiteren arbeiten wir mit unseren Partnern

an einem Recyclingprozess von Seltene-Erden-Magneten. Damit

sind wir zukünftig in der Lage, aus den gesammelten Altpumpen

die Magnete zu demontieren und daraus wieder neue Magnete zu

fertigen, die dann in unseren neuen Pumpen eingesetzt werden.

Demnach enthalten auch Wilo-Pumpen Seltene

Erden, die bei Ihnen im Kreislauf bleiben?

Ja, Seltene Erden stecken in den Permanentmagnetmotoren

unserer Pumpen und Systeme. Sie werden zum Beispiel auch für

Smartphones, E-Bikes, E-Autos, Windräder und andere Errungenschaften

der modernen Welt zwingend benötigt. Seltene Erden sind

das Öl des 21. Jahrhunderts. Die 17 Metalle, darunter Neodym und

Dysprosium, gehören zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt und

werden fast ausschließlich in China abgebaut.

Das Problem: Die Neugewinnung der Seltenen Erden kann den

künftigen Bedarf allein nicht decken. Deshalb kommt es darauf an,

wie gut Seltene Erden und Rohstoffe generell recycelt werden. Wir

müssen die bereits vorhandenen Ressourcen, die in den Produkten

verbaut sind, als das Materialdepot von morgen sehen.

Welche weiteren Schritte sind aus Ihrer Sicht erforderlich,

um den Bedarf unserer technologisch fortschrittlichen

Welt zu decken, aber gleichzeitig Umweltaspekte zu

berücksichtigen und nachhaltige Lösungen zu fördern?

Es ist dringend notwendig, dass wir unsere Aufmerksamkeit

erhöhen und Recycling intensivieren. Die Zeit drängt. Der Abbau

von Ressourcen muss verlangsamt werden, während der Übergang

zur Kreislaufwirtschaft beschleunigt werden sollte. Eine Aufgabe, bei

der jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann. Statt auf andere zu

schauen, sollten wir bei uns selbst beginnen und die Prinzipien der

Kreislaufwirtschaft verinnerlichen. Dazu gehört, Müll zu trennen,

defekte Elektrogeräte korrekt zu entsorgen und Produkte möglichst

lange zu nutzen und bei Bedarf zu reparieren, anstatt ständig neue

zu kaufen.

Obwohl die Unterstützung für das Projekt groß ist, stellt es eine

Herausforderung dar, Partner zur aktiven Teilnahme am Sammelprozess

zu motivieren. Dennoch setzen wir uns weiterhin intensiv

dafür ein, da wir die Kreislaufführung als alternativlos betrachten.

Abschließend kann man sagen, dass der Pumpenrecyclingprozess

von Wilo ein großer Schritt in Richtung Klimaschutz ist.

Doch: Mehr geht immer! Nur gemeinsam mit dem Fachhandwerk

und dem Fachgroßhandel können wir eine nachhaltige Kreislaufführung

gewährleisten – und so das Klima gemeinsam für uns und

zukünftige Generationen schützen. Denn uns muss allen klar sein:

Die Ressourcen der Erde sind nicht verhandelbar!

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Aus Wissenschaft und Forschung

Nachhaltigkeit in Unternehmen – alles Schnee von gestern?

Warum die Wirtschaft jetzt nicht naiv und zu gierig sein darf

Mit dem EU Green Deal und den diesbezüglichen Regulierungen wie dem EU-Lieferkettengesetz

CSDDD, den nachhaltigkeitsbezogenen Berichterstattungspflichten nach den European Sustainability

Reporting Standards (ESRS) im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD),

dem Grenzausgleichsmechanismus CBAM und auch den verschärften Plänen hinsichtlich des

Zertifikatehandels im EU ETS schien der Weg in Richtung mehr Nachhaltigkeit in der EU geebnet zu sein.

Doch das – teilweise berechtigte – Wehklagen und die Lobbyanstrengungen der Industrie waren groß

und letztlich erfolgreich.

Ein Bericht von Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky

Mit dem Rechtsschwenk in vielen europäischen Staaten und vor

allem nach der Wahl von Donald Trump als US-Präsident sollen nun

im Rahmen des Omnibus-Pakets zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

die Nachhaltigkeitsanforderungen in der EU abgeschwächt bzw.

zeitlich gestreckt werden. Angesichts des Aussteigens vieler institutioneller

und privater Investor*innen aus Nachhaltigkeitsfonds und

dem Rückzug aus entsprechenden Initiativen der Finanzbranche,

sinkt der Druck auf die Unternehmen massiv, zügig in Richtung

Net Zero zu gehen.

Also Ende-Gelände für den Umweltschutz? In der Tat sieht es

auch in Anbetracht von Rekordgewinnen der Erdöl- und Gasindustrie

so aus, dass die Fossilen wieder goldenen Boden versprechen,

wohingegen ökologische Investments und soziale Projekte nur

noch mit spitzen Fingern angefasst – und dann entsorgt werden.

Aber Halt! So schlimm wird es hoffentlich nicht kommen, denn: Die

Umweltkosten allein durch Straßenverkehr, Strom- und Wärmeerzeugung

gibt das Umweltbundesamt mit gut 300 Milliarden Euro

pro Jahr an. Die klimawandelbedingten Kosten könnten sich bis zum

Jahre 2050 auf bis zu fast einer Billion Euro summieren. Klar ist:

Das muss jemand bezahlen und das dürften die Steuerzahlenden und

damit auch die Unternehmen sein. Wer diese Kostengrößen aus der

Kalkulation lässt, muss sich den Vorwurf der Milchmädchen- bzw.

-männchen-Rechnung machen lassen. Zur Mitte des Jahrhunderts

wird der globale Rückgang des globalen Bruttoinlandsprodukts

von der Swiss Re auf 18 % taxiert, andere Institute nennen noch

höhere Zahlen. Das heißt, dass sich das weltweite BIP ja bereits heute

durch Klimaschäden und Schutzmaßnahmen deutlich reduziert.

Wenn ein Nullwachstum schon als Katastrophe wahrgenommen

wird, was bedeutet dann das? Vermutlich eine nie dagewesene

Weltwirtschaftskrise unbeschreiblichen Ausmaßes, einschließlich

brutalster Begleiterscheinungen wie Hunger, Vertreibungen und

kriegerische Auseinandersetzungen – denn es wird mal wieder die

Ärmsten der Armen am härtesten treffen.

Bedachtes und kluges Wirtschaften in Unternehmen und

auch in der Politik stellt also kurzfristige Profitmaximierung nicht

vor die mittel- bis langfristige Überlebensmöglichkeit. Das hat

man schon früher im ersten Semester Wirtschaftswissenschaften

gelernt und dies gilt heute umso mehr. Dass einige Politiker*innen

und Unternehmenslenker*innen hiervon noch nie etwas gehört zu

haben scheinen, macht diese Logik nicht falsch. Zudem dürfte bei

diesen Menschen schlichtweg kurzfristige Profitmaximierung auch

deshalb ganz oben auf der Agenda stehen, weil sie, wenn dann die

Rechnung kommt, nicht mehr im Amt, sondern mit ihrem Geld in

einer sonnigen Steueroase sein werden. Aber genug des Bashings:

Vorstände börsennotierter Unternehmen machen nur ihren Job und

die Ziele werden in der Regel von Aufsichtsräten definiert, die wiederum

die Wünsche der Kapitalgeber widerspiegeln. Und was wollen

die? Richtig! Profit und sonst zumeist nichts. Das ist nicht linkes

Gehetze, sondern das sind die Grundregeln des Kapitalismus,

von denen die meisten von uns (im Global North) in den letzten

Jahrzehnten wunderbar profitiert haben.

Geht man von der, zugegebenermaßen etwas abstrakten

Analyse hin zu den täglichen Herausforderungen, ist die Lage ernst,

aber nicht völlig hoffnungslos. Das Mega-Investitionspaket der

Bundesregierung könnte viel Gutes bewirken, wenn man es richtig

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Foto: EY

macht – und dankenswerterweise haben ja die viel gerügten Grünen

dafür gesorgt, dass die Staatsknete nicht beliebig verteilt, sondern für

sinnvolle und dringend benötigte Infrastrukturmaßnahmen verwendet

wird. Was davon natürlich nicht weggeht, ist eine destruktive

US-amerikanische Handelspolitik, einige autokratische Staatsführer

innerhalb der EU, die alles blockieren, was geht, nur um für sich

Vergünstigungen herauszuholen und um Russland zu stärken, das

wiederum unvermindert versucht, die Ukraine als Staat von der

Landkarte zu tilgen. Die Lage ist mittlerweile so vertrackt, dass

der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz am 15. März in einem Handelsblattinterview

feststellt, dass die USA sich selbst als Feind der EU

sehen und angesichts destruktiver Praktiken als Partner weniger

zuverlässig sei als die in Wirtschaftsfragen pragmatisch agierende

VR China. Letztere verfügt im Übrigen teilweise über mehr als 90

% der wichtigsten mineralischen Rohstoffe – sowohl solche aus

Primärproduktionen als auch aus dem Recycling. Wer hier „den

Schuss nicht gehört“ hat, für die/den dürfte es ein schlimmes Erwachen

geben.

Aber was machen Unternehmen denn Stand heute in Sachen

ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit wirklich? Angesichts der

Geschehnisse auf der politischen Bühne der letzten Wochen dürfte

diesbezüglich einiges zurückgefahren werden, aber die erratischen

Aussagen eines Donald Trump führen auch hier zu größter Unsicherheit.

Insofern dürfte vieles dann doch nicht gleich eingestampft

werden.

Wir haben in einer aktuellen Studie Unternehmensvertreter*innen

befragt, was ihr Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und

hier vor allem hinsichtlich der Reduzierung von Treibhausgasemissionen

tut. Diese entstehen bekanntlich zumeist primär in der

Lieferkette, so dass die nach dem Greenhouse Gas Protocol so genannten

upstream Scope 3-Emissionen hier von besonderer Wichtigkeit

sind. Dementsprechend haben wir vor allem Supply Chain

Manager*innen und Einkäufer*innen befragt. Festzustellen ist

zunächst, dass bereits über 70 % der Unternehmen Daten zu

THG-Emissionen erheben und somit die Kategorie E1 im ESRS

fokussieren. Mit der Erfassung der weiteren Kategorien ist es dagegen

noch nicht weit her – E2: Umweltverschmutzung 30,8 %, E2:

Wasser- und Meeresressourcen 21,2 %, E4: Biologische Vielfalt

und Ökosysteme 15,4 % und E5: Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft

32,7 %. Offensichtlich steht hier noch viel Arbeit an und

viele Unternehmen wissen vermutlich noch gar nicht, wie und was

sie hier an Daten erfassen und wie sie diese bewerten sollen.

Von den Unternehmen, die THG-Emissionen erfassen, haben

rund drei Viertel auch konkretere Reduktionsziele formuliert, ein

knappes Drittel allerdings nur unverbindliche. Wiederum drei

Viertel machen die Ziele auch öffentlich und ein knappes Drittel

davon hat sich sogar über die Science-based Targets-Initiative

quasi zur Erreichung der Ziele verpflichtet. Rund 80 % bringen

ihre Nachhaltigkeitsziele dann auch in ihre Erfolgsmessung ein.

Bei der Zielgewichtung gibt jedoch nur ein Drittel an, dass es

Nachhaltigkeitsziele insgesamt hoch oder sogar sehr hoch in der

Erfolgsmessung gewichtet. Dies ist natürlich stark vom Produkt-

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portfolio, dem Nachfragemarkt und der Position des jeweiligen

Unternehmens abhängig. Man kann allerdings erwarten, dass die

Gewichtung angesichts der oben beschriebenen Entwicklungen

kurzfristig nicht unbedingt zunehmen dürfte. Die Unternehmen

sehen dabei die größten Herausforderungen in der mangelnden

Datenverfügbarkeit und dem mit der Datenerhebung und -analyse

verbundenen Personalaufwand, wie das Chart zeigt.

Die Ermittlungsmethoden für THG-Emissionen sind dabei

unterschiedlich und sollten auch sinnvollerweise produktkategorieabhängig

gewählt werden. Ausgabenbasierte Ermittlungsmethoden

sind vergleichsweise einfach, aber auch ungenau und die prozessbezogene

Ermittlung ist hier nur bei spezifischen Gütern besser.

Die genauere Messung des THG-Fußabdrucks bedarf dagegen der

Erfassung und Bewertung vieler Daten, insbesondere bei komplexen

Stücklisten oder Rezepturen.

Besonderes interessant ist zudem, inwiefern das Thema

THG-Emissionen im Verhältnis zu Lieferanten eine Rolle spielt.

Hier dominiert mit 85,7 % nach wie vor die „Allgemeine Sensibilisierung

für das Thema“, aber immerhin fast 55 % geben an, dass

nun auch konkretere Projekte zur THG-Emissionsreduzierung

angestoßen werden. 40 % kündigen bereits die Relevanz von

THG-Emissionen in zukünftigen Preisverhandlungen an, bei nur

einem Fünftel ist dies bereits heute der Fall. Dementsprechend ist

die Berücksichtigung von THG-Emissionen für die Auswahl von

bestehenden Lieferanten oder bei Neuausschreibungen erst bei sehr

wenigen Unternehmen heute die Regel. Dies gilt generell sowohl

allgemein als auch unter konkreter Berücksichtigung des CBAM.

Diese und anderen Fragen diskutieren wir auf dem

4. Würzburger Nachhaltigkeitstag:

https://wuerzburger-nachhaltigkeitstag.de

Jasmin Möller

nachhaltigkeitstag@cfsm.de

Autor

Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky

Lehrstuhl BWL 2 der Julius-

Maximilians-Universität Würzburg

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Berichtspflichten

Die EU-Entwaldungsverordnung

Die EU-Entwaldungsverordnung (Verordnung (EU) 2023/1115 des Europäischen Parlaments und des Rates

vom 31. Mai 2023; EU Deforestation Regulation – EUDR) verpflichtet bestimmte erfasste Unternehmen

dazu, Sorgfaltspflichten in ihren Geschäftsablauf zu integrieren, um das Ziel entwaldungsfrei hergestellter

Produkte zu erreichen. Die Verordnung ist zwar bereits am 29. Juni 2023 in Kraft getreten und ursprünglich

sollten erste Unternehmen die EUDR nach Ablauf einer Übergangsfrist ab Ende Dezember 2024 befolgen.

Allerdings hat die Europäische Union (EU) den EUDR-Anwendungsbeginn um 12 Monate verschoben.

Erfasste Unternehmen müssen nun frühestens ab 30. Dezember 2025 die EUDR-Sorgfaltspflichten

befolgen. Kleinst- und kleine Unternehmen haben unter Umständen sogar bis 30. Juni 2026 Zeit zur

Umsetzung.

Ein Bericht von Dr. Constantin Frank-Fahle, LL.M. und Marcel Trost

1. Hintergrund der EUDR

Die EU hat sich durch den sog. Green Deal vorgenommen, bis

2050 klimaneutral zu werden. Eine Biodiversitätsstrategie für 2030

wurde beschlossen und verschiedene gesetzliche Maßnahmen, u.

a. die EUDR, umgesetzt. Die EUDR wurde in 2023 auf Basis der

Überzeugung verabschiedet, dass Entwaldung und Waldschädigung

Treiber des Klimawandels und des weltweiten Biodiversitätsverlustes

sind. Nach EU-Angaben wurden zwischen 1990 und 2020

weltweit 420 Mio. ha Wald zerstört. Rund 90 % der Entwaldung

geht auf die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen zur Gewinnung

bestimmter Rohstoffe zurück. Da EU-Konsumenten viele der

Produkte verbrauchen, die auf Entwaldung und Waldschädigung

beruhen, ist die EU überzeugt, dass ein Einfuhr- und Exportverbot

auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten zur Reduzierung der weltweiten

Entwaldung beitragen kann.

2. Pflichten für Unternehmen

Die EUDR verpflichtet bestimmte Unternehmen zu neuen

Sorgfaltspflichten, um in Lieferketten Entwaldung, Waldschädigung

und eine Herstellung unter Verstoß gegen Vorschriften des

Erzeugerlandes zu vermeiden. Die EUDR bezeichnet die verpflichteten

Unternehmen als sog. „Marktteilnehmer“ und „Händler“.

„Marktteilnehmer“ ist „jede natürliche oder juristische Person, die

im Rahmen einer gewerblichen Tätigkeit relevante Erzeugnisse

in Verkehr bringt oder ausführt“. Händler ist „jede Person in der

Lieferkette mit Ausnahme des Marktteilnehmers, die im Rahmen

einer gewerblichen Tätigkeit relevante Erzeugnisse auf dem Markt

bereitstellt.“ „Bereitstellung auf dem Markt“ bedeutet „jede entgeltliche

oder unentgeltliche Abgabe eines relevanten Erzeugnisses zum

Vertrieb, Verbrauch oder zur Verwendung auf dem Unionsmarkt im

Rahmen einer gewerblichen Tätigkeit“.

Die EUDR erfasst sieben Rohstoffe (Rinder, Kakao, Kaffee,

Ölpalme, Kautschuk, Soja und Holz) und einen abschließenden Katalog

von Erzeugnissen in Anhang 1 EUDR, die aus diesen Rohstoffen

hergestellt werden. Sie dürfen nur dann von den erfassten Unternehmen

in der EU in Verkehr gebracht, bereitgestellt oder aus der EU

ausgeführt werden, wenn (1) sie entwaldungsfrei sind, (2) sie gemäß

den einschlägigen Rechtsvorschriften des Erzeugerlandes erzeugt

wurden und (3) für sie eine Sorgfaltserklärung vorliegt. „Entwaldungsfrei“

bedeutet, dass die relevanten Erzeugnisse relevante

Rohstoffe enthalten, mit diesen gefüttert wurden oder unter deren

Verwendung hergestellt wurden, auf Flächen erzeugt wurden, die

nach dem 31. Dezember 2020 nicht entwaldet wurden, oder bei

Holz und Holzerzeugnissen, dass das Holz aus dem Wald geschlagen

wurde, ohne dass es dort nach dem 31. Dezember 2020 zu Waldschädigung

gekommen ist.

Um die Sorgfaltserklärung vorlegen zu können, müssen erfasste

Unternehmen bestimmte Informationen, Daten und Unterlagen, die

für die Erfüllung der Informationsanforderung nötig sind, sammeln

(bspw. Geolokalisierung der Nutzfläche) und zudem Maßnahmen zur

Risikobewertung und -minderung vor Inverkehrbingen oder Aus-

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fuhr der relevanten Rohstoffe und Erzeugnisse vornehmen. Besteht

nach der Risikobewertung ein nicht vernachlässigbares Risiko dafür,

dass Produkte gegen die EUDR verstoßen, sind Verfahren und

Maßnahmen zur Risikominderung einzuleiten. Mit Einreichung

einer Sorgfaltserklärung über das elektronische Informationssystem

der EU-Kommission bestätigen erfasste Unternehmen vor

Inverkehrbringen/Bereitstellung/Ausfuhr, dass sie die

EUDR-Sorgfaltspflicht erfüllt haben, und dass kein oder lediglich

ein vernachlässigbares Risiko für einen EUDR-Verstoß vorliegt.

Andernfalls dürfen die erfassten Rohstoffe in der EU nicht in Verkehr

gebracht, bereitgestellt oder ausgeführt werden. Sonderregelungen

bestehen für erfasste Unternehmen, die als KMU qualifiziert werden

können.

Die zuständigen Behörden überprüfen durch regelmäßige

unangekündigte Kontrollen, ob die erfassten Unternehmen den

EUDR-Pflichten folgen. Anlassbezogene Kontrollen sollen bei

Kenntnis über einen möglichen EUDR-Verstoß erfolgen. Bei Zuwiderhandlungen

können einstweilige Maßnahmen und Sanktionen

angeordnet werden (u.a. Zwangs- und Bußgelder). In Deutschland

ist zuständige Behörde die Bundesanstalt für Landwirtschaft und

Ernährung (BLE). Landesbehörden werden die heimischen Rohstoffe

und Erzeugnisse aus Rindern, Soja und Holz kontrollieren.

3. Tipps für die Praxis

Unternehmen müssen prüfen, ob sie in den EUDR-Anwendungsbereich

fallen und ob sie relevante Rohstoffe oder Erzeugnisse

in die EU importieren, dort vermarkten oder exportieren.

Erfasste Unternehmen sollten ausreichend Zeit einplanen, sich mit

den umfassenden EUDR-Compliance-Maßnahmen vertraut zu

machen, ihre Lieferkette auf Transparenz zu überprüfen und Sorgfaltspflichten

zu implementieren. Auch um Risiken zu verstehen und

zu minimieren, müssen Informationen über die Lieferkette bis zu den

Anbauflächen der verarbeiteten Rohstoffe gesammelt, dokumentiert

und analysiert werden. Zudem sind Lagerbestände zu überprüfen

und Lieferketten etwaig anzupassen. Vorhandene Compliance-

Prozesse sind mit EUDR-Vorgaben abzustimmen. Kostenlose öffentliche

Hilfsangebote, bspw. der EU-Kommission aus März 2025

sowie der BLE, erleichtern das Verständnis des Pflichtenkatalogs.

Autoren

Dr. Constantin Frank-Fahle, LL.M. und Marcel Trost

Rechtsanwälte und Gründungspartner der Kanzlei emltc

(Emerging Markets – Legal. Tax. Compliance.), Abu

Dhabi/Dubai, Vereinigte Arabische Emirate

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Reporting

Nachhaltigkeitsberichterstattung im Einkauf

Pflicht oder entscheidender Wettbewerbsfaktor?

Das EU-Parlament hat für ein späteres Inkrafttreten der Regeln zur EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung

gestimmt. Daher sollten Unternehmen die gewonnene Zeit nutzen, um sich entsprechend aufzustellen

und die richtigen Entscheidungen in Bezug auf Strategien und Prozesse zu treffen, insbesondere nach der

Verabschiedung der drei geplanten Omnibus-Pakete. Denn es ist wichtig zu verstehen, dass die CSRD

eine aktive EU-Gesetzgebung bleibt. Änderungen sind geplant, aber eine vollständige Aufhebung ist

unwahrscheinlich.

Ein Beitrag von Peter Oehmichen

Während Großunternehmen über entsprechende Ressourcen

zur Erfüllung der Regularien verfügen, stellt dies den Mittelstand vor

erhebliche Herausforderungen. Dieser verfügt in der Regel nur über

eine begrenzte Personalausstattung, um vor allem seine Kosten wettbewerbsfähig

zu halten. Auch sind die IT-Kapazitäten oftmals nur

auf die betriebsnotwendigen Anforderungen ausgerichtet. Hingegen

sind die finanziellen Mittel und Möglichkeiten von Großunternehmen

vielfach großzügiger ausgelegt, so dass Anforderungen von

außen einfacher umgesetzt werden können. Zwar räumt der

Gesetzgeber den kleineren Unternehmen daher meist längere Übergangsfristen

ein, jedoch geht damit nicht die direkte Förderung der

notwendigen Anpassungsmaßnahmen einher. Die Fragen nach Art

und Weise, Zeitpunkt sowie Umfang der Umsetzung liegt allein in

der Hand der Geschäftsführungen in den mittelständischen Betrieben,

die oftmals auch tief ins operative Tagesgeschäft eingebunden

sind und daher diese regulatorischen Anforderungen vielfach nicht

im unmittelbaren Fokus stehen. Doch was sind die Alternativen?

Viele Großunternehmen verlagern die Berichtspflichten auf

ihre mittelständischen Zulieferer, indem sie detaillierte Nachhaltigkeitsnachweise

verlangen. Wer diese Anforderungen nicht

erfüllen kann, riskiert den Verlust wichtiger Kunden. In naher

Zukunft ist auch mit entsprechenden Bußgeldern bei Nichtbeachtung

zu rechnen. Doch wer frühzeitig soziale und ökologische Standards

in die Anforderungen seiner Lieferketten integriert, kann neben

gesetzlichen Anforderungen auch Wettbewerbsvorteile sichern.

Grundsätzlich gehört die systematische Marktbeobachtung zum

Handwerkzeug eines jeden Einkaufes. Nicht nur die Preis- und Konditionenentwicklung,

auch die Frage nach alternativen Lieferanten

und Lösungen, der Qualität, der Verfügbarkeit, der Liefertermintreue

als auch die Potentiale und Skalierbarkeit eines Lieferanten

sollten im Einkaufs-Controlling verankert sein. Warum nicht auch

Nachhaltigkeitskennzahlen mit in die Steuerungsmatrix integrieren?

Die Globalisierung der Märkte bietet die Chance, bestmögliche

Lieferanten zu lokalisieren. Die Recherche dafür ist zwar heute besser

denn je, doch die regelmäßige Bewertung der Lieferanten, insbesondere

die geforderten Nachweise zu Sozial- und Umweltstandard

wie sie u.a. im CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism), der

EUDR (European Deforestation Regulation) und der PPWR (Packaging

and Packaging Waste Regulation) genannt sind, erfordern ein

hohes Maß an Automatisierung, will man die Anforderungen effizient

und intelligent umsetzen. Unterschiedliche Datenquellen sind

heranzuziehen, Daten zu validieren und auf Relevanz für das eigene

Geschäftsmodell zu bewerten, bevor man sich auf die eigentliche

Bewertung des jeweiligen Lieferanten fokussieren kann. Insbesondere

die Aktualität der Daten und ihre Vertrauenswürdigkeit spielen

für die Analyse und nachfolgende Entscheidungsfindung eine wichtige

Rolle.

Mit dieser Anforderung an die Berichterstattung steigt die

Herausforderung für die Unternehmen nicht nur die finanziellen

Mittel, sondern auch die Ressourcen bereitzustellen, was wiederum

bestenfalls eine Frage der Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter

darstellt. Intelligente und zusätzlich KI-gestützte Software

unterstützt bei der Erfassung und Analyse der vielfältigen Datenpunkte

und reduziert den personellen Aufwand. Auf diese Weise

kann es gelingen einerseits relevante ökologische, soziale und auch

finanzielle Bewertungsfaktoren entlang der gesamten Lieferkette

zu verarbeiten und zur weiteren Entscheidungsfindung zu nutzen.

Am Anfang dieser Datenanalyse steht jedoch die Erhebung der relevanten

Einflußfaktoren der gesamten Lieferkette inklusive der

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Foto: depositphotos

originären Lieferantenbewertungskriterien sowie die Definition

einer Entscheidungsmatrix, um die Daten zielgerichtet und effizient

verarbeiten zu können.

Ein derartiges Vorgehen bietet beiden Seiten – Einkäufer und

Lieferant – die Möglichkeit, Geschäftsbeziehung professionell und

transparent zu gestalten. Digitale Lösungen schaffen wiederum beidseitig

Raum, sich auf wesentliche Themen wie Lieferfähigkeit und

Qualität sowie angemessene Preise und Konditionen in den Verhandlungen

zu fokussieren. Somit entsteht für die Geschäftspartner

die Chance eine vertrauensvolle und auf gegenseitigen Respekt

ausgerichtet Beziehung aufbauen zu können. Nicht nur durch die

Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards, sondern auch durch

eine auf langfristige Zusammenarbeit ausgerichtete Geschäftsbeziehung

im globalen Markt kann der Einkauf die Resilienz des eigenen

Geschäftsmodells mit stärken.

Wer frühzeitig umweltfreundliche Lieferanten auswählt, sichert

sich langfristig Kostenstabilität und minimiert das Risiko steigender

Rohstoff- oder Entsorgungskosten. Insbesondere in schwierigen

Zeiten entscheidend die Nachhaltigkeit der Geschäftsbeziehung, ob

und in wieweit der Lieferant durch entgegenkommende Konditionen

oder gar durch intelligente Ausgestaltung von Sicherheiten, die

auch dem eigentlichen Käufer des Endproduktes zu Gute kommen

können, bespielsweise können durch Einbindung der Lieferantensicherheiten

in das Vorliefergeschäft mit dem Endkunden temporäre

Liqiuditäts- oder Sicherheitenengpässe ausgeglichen werden..

Zusätzlich profitieren auf Nachhaltigkeit ausgerichtete

Unternehmen zunehmend von besseren Finanzierungskonditionen

und Fördermöglichkeiten aufgrund des besseren Rankings bei den

Haus- und Förderbanken. Sie sind auch in Bezug auf den daraus

resultierenden Unternehmenswert „beständiger“ als auch in einer

möglichen Altersnachfolge zu einem attraktiveren Preis veräußerbar.

Fazit: Wer heute handelt, sichert sich den

Vorsprung von morgen

Je früher Einkäufer soziale und ökologische Standards aktiv

einfordern, desto nachhaltiger und widerstandsfähiger werden

nachgelagerte Unternehmen – und damit auch das eigene Geschäftsmodell.

Unternehmen, die jetzt ihre Nachhaltigkeitsstrategie

mit digitalen Prozessen verknüpfen, können nicht nur Risiken minimieren,

sondern Kosten optimieren, Marktchancen sichern und

ihre Lieferketten zukunftssicher aufstellen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist also nicht nur eine Pflicht –

sie ist eine Chance, die eigene Position im Wettbewerb langfristig zu

stärken. Die derzeitige Diskussion um die Omnibus-Verordnung der

EU ist daher als Einladung zu verstehen, sich frühzeitig mit diesen

Themen zu beschäftigen und auch als Arbeitgeber sich langfristig die

„richtigen Köpfe zu sichern“.

Autor

Peter Oehmichen

O-Consulting Management

Beratungen

peter.oehmichen@o-consulting.de

http://www.o-consulting.de/

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Nachhaltiger Einkauf

Nachhaltige Beschaffung durch KI

Wie Technologie den Weg zu einer grüneren Zukunft ebnet

Die Beschaffung ist längst nicht mehr nur ein Mittel zur Kostensenkung oder Effizienzsteigerung –

sie ist zu einem strategischen Hebel für Nachhaltigkeit geworden. Doch wie können Unternehmen

sicherstellen, dass ihre Lieferketten umweltfreundlich, sozial gerecht und wirtschaftlich

verantwortungsvoll gestaltet sind? Die Antwort liegt in der Künstlichen Intelligenz (KI). Mit ihrer

Fähigkeit, riesige Datenmengen zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen, eröffnet

KI neue Möglichkeiten, die Beschaffung nachhaltig auszurichten. Dieser Artikel zeigt, wie KI dabei

hilft, ökologische und soziale Ziele zu erreichen, und beleuchtet konkrete Anwendungsbeispiele

sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung.

Ein Beitrag von Thomas Heine

Die globale Wirtschaft steht unter Druck, nachhaltiger zu agieren

– nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aufgrund

strengerer Regulierungen und wachsender Erwartungen von

Kunden und Investoren. Die Beschaffung spielt hierbei eine Schlüsselrolle:

Sie beeinflusst die gesamte Lieferkette und kann durch

gezielte Entscheidungen ökologische Schäden minimieren, soziale

Standards fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität sichern.

Doch wie lässt sich diese Komplexität bewältigen? KI bietet die

Werkzeuge, um Nachhaltigkeitsziele effektiv umzusetzen.

Wie unterstützt

KI eine nachhaltige Beschaffung?

KI kann auf vielfältige Weise dazu beitragen, die Beschaffung

nachhaltiger zu gestalten. Ein Beispiel ist die präzise Berechnung von

Scope-3-Emissionen – also jener Emissionen, die entlang der gesamten

Lieferkette entstehen. Die EcoSpend-Lösung von Onventis nutzt

KI, um Ausgaben automatisch zu kategorisieren und Emissionsfaktoren

zu berechnen. So erhalten Unternehmen eine detaillierte

Übersicht über ihre Emissions-Hotspots und können gezielt Maßnahmen

ergreifen, um diese zu reduzieren.

Ein weiteres Beispiel ist die Optimierung der Lieferantensuche.

Mithilfe von KI können Unternehmen potenzielle Lieferanten analysieren

und bewerten – nicht nur nach Preis und Qualität, sondern

auch nach Nachhaltigkeitskriterien wie Umweltfreundlichkeit oder

sozialer Verantwortung. Dies ermöglicht eine umfassende Trans-

parenz entlang der Lieferkette und fördert die Zusammenarbeit mit

Partnern, die nachhaltige Praktiken anwenden.

Globale Anwendungsbeispiele

für KI in der nachhaltigen Beschaffung

Wie sieht das konkret aus? In Deutschland hat das Projekt *fashionsort.ai*

ein KI-gestütztes System entwickelt, das gebrauchte

Textilien effizient sortiert. Durch die Analyse von Bilddaten erkennt

die KI Materialtyp, Farbe und Defekte – ein entscheidender Schritt

für die Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie.

Auch Coca-Cola setzt auf KI zur Förderung nachhaltiger Prozesse.

In Zusammenarbeit mit Microsoft nutzt das Unternehmen

Cloud-basierte Technologien, um seine Lieferketten effizienter

zu gestalten. Durch präzise Nachfrageprognosen und optimiertes

Bestandsmanagement werden Ressourcen geschont und Emissionen

reduziert.

Ein besonders innovatives Beispiel kommt aus Kenia: Die

MyAnga-App nutzt KI-gestützte Wetterdaten, um Hirten vor

Dürren zu warnen und sie bei der nachhaltigen Verwaltung ihres

Viehs zu unterstützen. Diese Technologie zeigt eindrucksvoll, wie

KI nicht nur ökologisch sinnvoll sein kann, sondern auch soziale

Herausforderungen adressiert.

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Foto: depositphotos

Welche Potenziale

bietet KI für eine grünere Beschaffung?

Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. KI kann Überproduktion

vermeiden, indem sie Bedarfsprognosen präzisiert und

Lagerbestände optimiert. Sie hilft Unternehmen dabei, Lieferanten

auszuwählen, die nachhaltige Praktiken anwenden, und überwacht

kontinuierlich Emissionen entlang der gesamten Lieferkette.

Darüber hinaus ermöglicht sie eine transparente Berichterstattung

über Fortschritte bei Nachhaltigkeitszielen – ein entscheidender

Faktor für Unternehmen, die ihre ESG-Kriterien erfüllen wollen.

Voraussetzungen

für eine erfolgreiche Implementierung

Wie gelingt es Unternehmen, KI erfolgreich in ihre nachhaltige

Beschaffung einzubinden? Der erste Schritt ist eine klare Zielsetzung:

Welche Nachhaltigkeitsziele sollen erreicht werden? Anschließend

müssen geeignete Datenquellen identifiziert werden – denn ohne

qualitativ hochwertige Daten kann selbst die beste KI keine fundierten

Entscheidungen treffen.

Ebenso wichtig ist die Auswahl passender Technologien: Von

generativer KI zur Erstellung von Berichten bis hin zu autonomen

KI-Agenten für dynamische Prozessanpassungen gibt es zahlreiche

Lösungen. Pilotprojekte bieten einen idealen Einstieg, um erste

Erfahrungen zu sammeln und konkrete Anwendungsfälle zu testen.

Schließlich sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter schulen und sensibilisieren

– denn technologische Innovation braucht menschliches

Verständnis.

Fazit: Eine grüne Zukunft

durch intelligente Technologie

KI hat das Potenzial, die Beschaffung grundlegend zu verändern

– nicht nur in Bezug auf Effizienz und Kosten, sondern auch hinsichtlich

ökologischer und sozialer Verantwortung. Mit ihrer Fähigkeit

zur Analyse großer Datenmengen und zur Automatisierung komplexer

Prozesse ist sie ein unverzichtbares Werkzeug für Unternehmen,

die ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen. Wer jetzt handelt und

auf diese Technologie setzt, gestaltet nicht nur seine eigene Zukunft

nachhaltig – sondern auch die unseres Planeten.

Das Interview führte

Thomas Heine

Chefredakteur

www.nachhaltige-beschaffung.com

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Digitalisierung des Einkaufs

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil:

Wie ein B2B Online-Shop neue Maßstäbe setzt

Pascal Kühne ist Head of Key Account Management vom Schäfer Shop. Er ist in einem

mittelständischen Unternehmen beschäftigt, dass sich im Wettbewerb zukunftsorientiert

positioniert, weil es Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Automatisierung durch KI und Zertifiierung als

elementare Differenzierungsmöglichkeiten strategisch betrachtet. Wie das funktioniert, beschreibt

er im Interview.

Das Interview führte Thomas Heine

Hallo Pascal, als Key Account Manager von Schäfer

Shop, eines B2B Online-Shops, habt ihr auch das Thema

Nachhaltigkeit im Fokus- wie geht ihr das an?

Wir von Schäfer Shop reden nicht nur über Nachhaltigkeit, wir

handeln! Zum Beispiel mithilfe einer internen Projektgruppe, die

sich abteilungsübergreifend mit allen relevanten Themen beschäftigt

und diese vorantreibt – vom Recyclingbecher in der Betriebskantine

bis zu tonnenweiser Papiereinsparung bei unserer Katalogproduktion.

Wir arbeiten ständig daran, in Sachen Nachhaltigkeit noch besser

zu werden, intern, aber auch unter Betrachtung unserer gesamten

Lieferkette sowie unseres Service- und Produktportfolios

Welche konkreten Vorteile bietet die Schäfer Shop

Lösung für seine Kunden?

Für Unternehmen, die unser System in ihre Beschaffungsplattformen

integrieren möchten, bieten wir eine Anbindung mit

vollständiger Transparenz der Lieferkette. Unsere ISO-Zertifizierung

durch GutCert garantiert standardisierte Qualitätsprozesse,

was besonders für große Unternehmen mit komplexen Compliance-Anforderungen

wichtig ist.

Unser System ermöglicht nicht nur den Zugang zu einem Produktportfolio

mit einer Auswahl an nachhaltigen Artikeln, sondern

auch die Konsolidierung von Bestellprozessen. Wir haben die

Vision, dass wir für Unternehmen, die ihren Einkauf digitalisieren

und harmonisieren möchten, in Zukunft eine All-in-One-Lösung

verwirklichen wollen. Dieses Ziel ergibt sich genuin aus den Anforderungen,

die sich aus dem Schulterschluss von Digitalisierung und

Nachhaltigkeit ergeben. Zur Pilotierung suchen wir zurzeit aktiv

nach Partnerschaften am Markt. Langlebigkeit ist ein wichtiger

Aspekt eures Angebots. Wie stellt ihr sicher, dass die

Produkte im Shop diesen Anspruch erfüllen?

Wir haben strenge Auswahlkriterien für unsere Lieferanten

entwickelt, die in unserem Code of Conduct für Geschäftspartner

festgehalten sind. Wir fragen unsere Lieferant, ob ihre Produkte auf

Langlebigkeit ausgelegt sind und reparierbar oder recycelbar sind.

Wir haben darüberhinaus ein Bewertungssystem implementiert, das

Feedback unserer Kunden zur Produktqualität und -langlebigkeit

einbezieht.

Wir arbeiten daran, in Zukunft ein zertifiziertes Abfallmanagementsystem

anbieten zu können, das den gesamten

Produktlebenszyklus berücksichtigt. Damit wollen wir den Wunsch

der Kunden nach einem Rücknahme- und Recyclingprogramme entsprechen,

um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Einmal etabliert

können diese Maßnahmen in Zukunft die Gesamtbetriebskosten für

unsere Kunden erheblich senken.

Wie nutzt ihr heute bereits Künstliche Intelligenz und

welchen Mehrwert bietet das dem Kunden?

KI ist im B2B-E-Commerce keine Spielerei mehr, sondern

ein strategischer Hebel, um intern effizienter zu arbeiten und den

individuellen Ansprüchen der Kunden zu genügen. Besonders

in komplexen Beschaffungsprozessen, wie sie für B2B typisch

sind, kann KI helfen, Komplexität zu reduzieren, Entscheidungen

zu erleichtern und Prozesse zu beschleunigen. Uns geht es dabei

nicht nur um Effizienzgewinne, sondern auch um eine strategische

Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. KI-gestützte Automatisierungstools

können administrative Abläufe wie das Onboarding neuer

Kunden, das Pflegen von Produktdaten, die Rechnungsstellung oder

Support-Tickets weitgehend automatisiert abwickeln. Besonders bei

standardisierten Vorgängen entlastet dies Mitarbeiter und reduziert

Fehlerquoten. In Zukunft sollen 24/7 verfügbare, KI-basierte Chatbots

Kundenanfragen direkt beantworten können, Bestellungen

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anstoßen oder bei technischen Fragen erste Hilfe leisten. Für unsere

Kunden bedeutet das kürzere Reaktionszeiten, jederzeitige Erreichbarkeit

und konsistente Informationsqualität.

Nachhaltigkeit und ethisches Handeln sind zentrale

Werte Ihres Unternehmens. Wie setzt ihr diese konkret

um?

Als Unterzeichner des UN Global Compact haben wir uns verpflichtet,

dessen zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte,

Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung einzuhalten.

Unser innerbetrieblicher Code of Conduct definiert klare

Verhaltensregeln für alle Mitarbeiter und schafft eine Unternehmenskultur,

die auf Integrität und Verantwortung basiert.

In diese Richtung zielt auch unser Hinweisgebersystem, das uns

dabei unterstützt, potenzielle Verstöße frühzeitig zu erkennen und

zu adressieren. Dies schafft Vertrauen bei unseren Geschäftspartnern

und stellt sicher, dass wir unseren hohen ethischen Standards

gerecht werden.

Wie unterstützt Schäfer Shop speziell mittelständische

Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer

Beschaffungsprozesse?

Wir verstehen, dass viele mittelständische Unternehmen beim

Thema Digitalisierung vor Herausforderungen stehen. Deshalb

bieten wir nicht nur eine Technologieplattform, sondern ein umfassendes

Ökosystem. Unsere Kunden erhalten Zugang zu Schulungen,

Beratungsleistungen und einem Netzwerk gleichgesinnter Unternehmen.

für die Kunden?

Die ISO 9001-Zertifizierung ist besonders im B2B-Bereich ein

entscheidender Faktor. Sie garantiert unseren Kunden standardisierte

Qualitätsprozesse und ist oft Voraussetzung für die Teilnahme

an öffentlichen Ausschreibungen. Für Konzerne mit strengen Compliance-Anforderungen

bietet die Zertifizierung die Sicherheit, dass

unsere Prozesse den internationalen Standards entsprechen.

Die Zertifizierung umfasst alle Bereiche unseres Unternehmens

– von der Lieferantenauswahl über die Produktqualität bis hin zum

Kundenservice. Dies schafft Vertrauen und reduziert den Prüfaufwand

für unsere Kunden erheblich.

Blicken wir in die Zukunft: Welche Entwicklungen

siehst du im Bereich nachhaltiger B2B-E-Commerce?

Wir beobachten einen klaren Trend zur Kreislaufwirtschaft.

Immer mehr Unternehmen erkennen, dass lineare Wirtschaftsmodelle

nicht zukunftsfähig sind. Unsere Plattform entwickelt

sich daher kontinuierlich weiter, um nicht nur den Verkauf neuer

Produkte zu ermöglichen, sondern auch Reparatur-, Wiederaufbereitungs-

und Recyclingdienste anzubieten.

Zudem wird die Transparenz der Lieferkette immer wichtiger.

Dazu benötigt es Technologie, um die Herkunft, und Nachhaltigkeit

jedes Produkts lückenlos nachvollziehbar zu machen. Dies wird

besonders für Konzerne mit strengen ESG-Reporting-Anforderungen

zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Pascal Kühne, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Welche Rolle spielt die Zertifizierung nach ISO 9001

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Künstliche Intelligenz

ChatGPT und Copilot im Einkauf

Im November 2022 wurde mit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT das Thema Künstliche

Intelligenz auf ein neues Niveau gehoben. Ein Jahr später veröffentlichte Microsoft den Copilot, der

auf ChatGPT basiert. Es handelt sich um sogenannte Large-Language-Modelle (LLM), Künstliche

Intelligenz, die mithilfe riesiger Datenmengen trainiert wurde, um menschenähnliche Texte zu

verstehen und zu generieren.

Ein Beitrag von Alexander Call

Die Vorgehensweise gleicht dabei, vereinfacht gesagt, der Logik

der Wortvervollständigung auf dem Smartphone. In Apps wie

WhatsApp oder Messager werden dem Nutzer nach jeder Eingabe

das nächste Wort vorgeschlagen. Dieser Vorschlag basiert dabei auf

Wahrscheinlichkeiten, die sowohl auf allgemeinen als auch individuellen

Nutzerdaten basieren. Ein LLM arbeitet ähnlich, allerdings

auf einem viel komplexeren Niveau. Wird dem System eine Anfrage

gegeben, so berücksichtigt es nicht nur einzelne Wörter, sondern

den gesamten Kontext, Muster und Zusammenhänge des Textes, um

die wahrscheinlich sinnvollste Fortsetzung zu generieren und so zu

„antworten“.

Somit kann ein solches Modell natürliche Unterhaltungen

führen und auf die individuellen Eingaben der Anwender, auch

„Prompts“ genannt, eingehen. Dabei sind die Systeme sowohl für den

Privatgebrauch als auch im beruflichen Kontext geeignet. Bei komplexeren

Aufgabenstellungen gibt es einige grundlegende Regeln,

die es zu beachten gilt, um klare und hilfreiche Ergebnisse von den

LLMs zu erhalten.

1. Grammatik

Gleich vorweg: Perfekte Rechtschreibung und Grammatik sind

nicht ausschlaggebend für die Qualität der Antworten von ChatGPT

& Co. Die KI erkennt in den meisten Fällen den Sinn einer Anfrage,

auch wenn diese nicht fehlerfrei formuliert ist. Dennoch kann

es gerade am Anfang hilfreich sein, auf korrekte Interpunktion zu

achten. So lassen sich Prompts besser strukturieren, etwa durch

Stichpunkte oder Klammern.

2. Kontext

Die Qualität einer Antwort hängt oft davon ab, wie viel Hintergrundwissen

der KI mitgegeben wird. Ohne Kontext bleibt die

Anfrage vage, was zu ungenauen oder allgemeinen Antworten

führen kann. Wenn dagegen die eigene Situation oder Rolle kurz

erläutert wird, hilft das dem Modell, die Frage besser zu verstehen

und passgenau zu antworten. Besonders nützlich ist es, den Kontext

in eckige Klammern zu setzen, um ihn klar von der eigentlichen

Frage zu trennen.

3. Klarheit, Kürze & Objektivität

Beim Bereitstellen des Kontexts ist eine klare und prägnante

Formulierung der Schlüssel zu hilfreichen Antworten. Lange,

unstrukturierte Fragen mit unnötigen Details hingegen führen oft

zu ungenauen oder weniger hilfreichen Ergebnissen.

Dabei sollte der Prompt neutral formuliert und voreingenommene

Annahmen vermieden werden, da diese die KI unbewusst in

eine bestimmte Richtung lenken und so missverständliche Ergebnisse

erzeugen.

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4. Offene oder geschlossene Frage

Zu guter Letzt ist es wichtig, sich über die Art der gewünschten

Antwort Gedanken zu machen. Ist eine gezielte Information oder

eine offene, umfassendere Antwort erforderlich? Ein Prompt, der

die Antwortmöglichkeiten vorgibt (z. B. „Analysiere den Vertrag

und identifiziere Klauseln, die mit deutschem Arbeitsrecht kollidieren“),

kann die KI darauf ausrichten, eine präzise Wahl zu treffen. Im

Gegensatz dazu kann eine offene Anfrage wie „Wie bewertest du den

folgenden Vertrag aus Sicht des Auftragnehmers?“ eine umfangreichere

Antwort erzeugen, die verschiedene Ansätze und Perspektiven

beleuchtet.

Wer neu im Umgang mit ChatGPT oder dem Copilot ist, sollte

zunächst offene Fragen stellen, um die Möglichkeiten des Systems

auszuloten.

Beispielprompts für den Einkauf

Wenn die obigen Punkte berücksichtigt werden, bieten LLMs

einen echten Mehrwert im Tagesgeschäft von Einkäufern. Untenstehend

finden Sie einige Beispielprompts, die die verschiedenen

Funktionsbereiche von ChatGPT abdecken und mit denen Sie direkt

loslegen können!

1. Emails formulieren

„[Ich bin strategischer Einkäufer. Mein Lieferant hat mir nachfolgende

Mail geschrieben. Ich möchte ihm höflich, aber bestimmt

widersprechen und ihn zu einem Gespräch einladen. Bitte verfasse

die Antwort.] Hier die Mail des Lieferanten: …“

Einer der häufigsten Anwendungsfälle von LLMs ist das Verfassen

längerer Texte. Bei diesem Prompt wird der KI in Form der

entsprechenden E-Mail der Kontext mitgegeben, sodass eine individuelle

Antwort formuliert wird.

2. Messevorbereitungen

„[Ich bin strategischer Einkäufer für Schaltschrankkomponenten

im Maschinenbau. Ich werde die SPS in Nürnberg besuchen.] Mit

welchen Lieferanten sollte ich mich treffen? Nutze das Web und gib

mir eine Auflistung mit Kurzbeschreibung der Hauptaktivitäten der

Lieferanten.“

Es ist möglich, über ChatGPT oder den Copilot Internetrecherchen

durchzuführen. Dabei werden mehrere Websites besucht und

die Inhalte zusammengefasst. So kann das System zu verschiedenen

Themen schnell eine Übersicht inklusive Quellenangaben erstellen.

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3. Angebotsvergleich

„Ich habe hier 2 Angebote von Lieferanten erhalten. Bitte analysiere

die beiden Dateien vollumfänglich, kategorisiere die Inhalte

und stelle einen tabellarischen Angebotsvergleich auf. “

ChatGPT kann verschiedene Datentypen wie Excel-Dateien

oder PDF- Dateien analysieren und daher auch bei Angebotsvergleichen

unterstützen, indem es die Inhalte strukturiert, kategorisiert

und übersichtlich in Tabellenform aufbereitet. Das ermöglicht eine

schnelle Gegenüberstellung von Preisen, Leistungen oder anderen

relevanten Kriterien.

Neben der Textverarbeitung, der Internetrecherche und der

Dateianalyse verfügt ChatGPT über die Möglichkeit, Bilder auszulesen

und Inhalte in ein bearbeitbares Format umwandelt. So lassen

sich beispielsweise Screenshots, eingescannte Dokumente oder

fotografierte Inhalte wie Etiketten effizient weiterverarbeiten – vorausgesetzt,

die Bildqualität ist ausreichend.

Die KI agiert nicht immer fehlerfrei. Daher sollten kritische

Inhalte stets Korrektur gelesen werden.

4. Bilderkennung und -konvertierung

„Mein Kollege hat mir einen Screenshot einer Tabelle geschickt.

Ich möchte darin in Excel arbeiten. Bitte gib mir die Tabelle entsprechend

aus“

Autor

Alexander Call

Durch Denken Vorne Consult GmbH

www.durchdenkenvorne.de

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Chancen und Risiken von KI-Modellen

Generative KI-Modelle im Einkauf

Die rasante Entwicklung generativer KI-Modelle bietet sowohl Chancen als auch Risiken für

die Digitalisierung, insbesondere im Bereich der IT-Sicherheit. Eine umfassende Analyse der

Gefahrenlage ist unerlässlich, um die potenziellen Auswirkungen dieser Technologie zu verstehen.

Ein Bericht von Thomas Heine

Chancen generativer KI-Modelle

Große KI-Sprachmodelle (LLMs) ermöglichen die Automatisierung

textbasierter Aufgaben wie Textgenerierung, -bearbeitung

und -verarbeitung. Sie können formale Dokumente verfassen,

Schulungsunterlagen erstellen, Texte zusammenfassen und übersetzen

sowie Programmcode analysieren und optimieren. Im Bereich

der IT-Sicherheit können LLMs das Sicherheitsmanagement unterstützen,

unerwünschte Inhalte detektieren, Programmcode

analysieren und härten sowie Security-Code erstellen.

Risiken generativer KI-Modelle

Die Nutzung generativer KI-Modelle birgt Risiken, die in drei

Kategorien unterteilt werden können: Risiken im Rahmen der ordnungsgemäßen

Nutzung, Risiken durch missbräuchliche Nutzung

und Risiken infolge von Angriffen.

Zu den Risiken im Rahmen der ordnungsgemäßen Nutzung

gehören die Abhängigkeit vom entwickelnden/betreibenden

Unternehmen, die fehlende Vertraulichkeit eingegebener Daten,

fehlerhafte Reaktionen auf Eingaben, fehlende Ausgabequalität,

problematische und verzerrte Ausgaben, sowie selbstverstärkende

Effekte und Model Collapse.

Die missbräuchliche Nutzung generativer KI-Modelle kann zur

Erzeugung ver- und gefälschter Inhalte, zum Vortäuschen einer

(medialen) Identität, zur Wissenssammlung und -aufbereitung im

Kontext krimineller Aktivitäten sowie zur Re-Identifizierung von

Personen aus anonymisierten Daten führen. LLMs können zur

Generierung und Verbesserung von Malware sowie zur Platzierung

von Malware verwendet werden. Generative KI-Modelle sind anfällig

für verschiedene Angriffe, darunter Poisoning Attacks, Privacy

Attacks und Evasion Attacks. Poisoning Attacks zielen darauf ab,

eine Fehlfunktion oder Leistungsverschlechterung durch eine Vergiftung

des angegriffenen Modells herbeizuführen. Privacy Attacks

zielen darauf ab, Informationen über Trainingsdaten, im Betrieb

verarbeitete Daten oder Teile des KI-Modells zu rekonstruieren.

Evasion Attacks zielen darauf ab, die Eingabe an ein generatives

KI-Modell so zu verändern, dass das Ausgabeverhalten des Modells

gezielt manipuliert oder bestehende Schutzmechanismen umgangen

werden.

Gegenmaßnahmen

im Kontext generativer KI-Modelle

Um den beschriebenen Risiken zu begegnen, sind sowohl

technische als auch organisatorische Maßnahmen erforderlich.

Zu den Gegenmaßnahmen gehören die Auswahl des Modells

und betreibenden Unternehmens, die Sicherstellung der Erklärbarkeit,

die Detektion KI-generierter Inhalte, das Management der

Trainings- und Bewertungsdaten, die Sicherstellung der Integrität

der Trainingsdaten und Modelle, die Sicherstellung der Qualität der

Trainingsdaten, der Schutz sensibler Trainingsdaten sowie Reinforcement

Learning from Human Feedback.

Zudem sollten robuste Filtermechanismen eingesetzt, die Ausgabesicherheit

erhöht, ein Monitoring der Modelle etabliert sowie

die Modelle gehärtet werden. Auch die Sensibilisierung der Nutzenden

und die Festlegung von Verantwortlichkeiten sind wichtige

Maßnahmen.

Zusammenfassung

Generative KI-Modelle bieten vielfältige Chancen für die Digitalisierung,

bergen jedoch auch Risiken, die es zu beachten gilt. Durch

die Umsetzung geeigneter Gegenmaßnahmen können Unternehmen

und Behörden die Vorteile dieser Technologie nutzen und gleichzeitig

die Risiken minimieren.

Autor

Thomas Heine

Chefredakteur

www.nachhaltige-beschaffung.com

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Nachhaltige Künstliche Intelligenz

Nachhaltige KI ist mehr als CO ²

-Bilanzierung

Künstliche Intelligenz ist das Wort der Stunde. Ob ChatGPT, KI-basierte Diagnosetools oder autonome

Fahrzeuge – das Thema ist medial omnipräsent und hat längst Eingang in politische Debatten,

wirtschaftliche Strategien und alltägliche Anwendungen gefunden. Was in dieser Debatte jedoch

auffällig unterbelichtet bleibt, sind nachhaltige Perspektiven. Während das gesellschaftliche Gespräch

über Digitalisierung zunehmend von ethischen Leitplanken und regulatorischer Gestaltung geprägt

ist, wird der Diskurs über KI noch stark von technischer Machbarkeit und wirtschaftlichem Potenzial

dominiert. Nachhaltigkeit, so scheint es, ist bislang ein Randaspekt – wenn überhaupt. Dabei bietet

gerade dieser technologische Wendepunkt eine Chance: die Möglichkeit, eine digitale Transformation

von Anfang an mit einem Nachhaltigkeitsverständnis zu verbinden, das über Emissionswerte hinausgeht.

Ein Beitrag von Thomas Heine

Warum CO 2

-Bilanzen so präsent sind

Wenn Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit KI genannt wird,

dann fast ausschließlich in Bezug auf den Energieverbrauch großer

KI-Modelle. Die CO 2

-Bilanz von Rechenzentren, die Emissionen bei

Training und Inferenz von Sprachmodellen oder der Strombedarf

von Serverfarmen werden intensiv diskutiert. Das hat gute Gründe:

Die Zahlen sind greifbar, vergleichbar und bieten eine scheinbar

objektive Grundlage für Bewertung und Regulation. Studien wie

die von Strubell et al. (2019) oder Patterson et al. (2021) haben den

enormen Ressourcenverbrauch von Modellen wie GPT-3 und BERT

öffentlich gemacht. Die Debatte ist auch politisch anschlussfähig,

denn sie lässt sich in bestehende Emissionsziele und Klimastrategien

integrieren. Zudem passen CO 2

-Zahlen hervorragend in das Raster

regulatorischer Berichterstattung: Was gemessen werden kann, lässt

sich politisch steuern. Doch diese Fokussierung auf die CO 2

-Bilanzierung

greift zu kurz. Nachhaltigkeit ist mehrdimensional – und

eine zukunftsfähige KI muss sich auch daran messen lassen.

Erweiterte Dimensionen nachhaltiger KI

Ein ganzheitlicher Nachhaltigkeitsbegriff umfasst

ökologische, soziale, ökonomische und technologische Aspekte. Die Diskussion

muss sich daher auf breitere Grundlagen stellen. Etwa auf

die Frage, wie durch KI soziale Ungleichheiten verschärft oder abgebaut

werden können – Stichwort digitale Kluft oder automatisierte

Diskriminierung. Trainingsdaten, die gesellschaftliche Vorurteile

enthalten, führen zu verzerrten Ergebnissen und können bestehen-

de Machtstrukturen zementieren. Die ethischen Implikationen sind

erheblich, vor allem, wenn KI in der Verwaltung, im Finanzsektor

oder in der Gesundheitsversorgung eingesetzt wird.

Auch auf der ökologischen Ebene reichen einfache Emissionswerte

nicht aus. Der gesamte Lebenszyklus der Hardware, auf der

KI läuft – von der Förderung seltener Erden bis zur Entsorgung

elektronischer Bauteile – muss berücksichtigt werden. Der immense

Wasserverbrauch von Rechenzentren, etwa bei der Kühlung, bleibt

in den meisten Nachhaltigkeitsberichten unsichtbar.

In der Theorie liefern Konzepte wie die „Doughnut Economics“

(Raworth, 2017), die planetare Grenzen mit sozialen Mindeststandards

verbindet, eine zentrale Denkfigur. Auch systemische

Nachhaltigkeitsmodelle wie das „Triple Bottom Line“-Prinzip zeigen

auf, dass wirtschaftlicher Erfolg, Umweltverträglichkeit und soziale

Verantwortung in Balance stehen müssen. Feministische und

dekoloniale Ansätze wie die des Afro-Asian AI Research Collective

erweitern diesen Blick um Fragen der globalen Gerechtigkeit:

Wer profitiert von KI und wer trägt ihre ökologischen und sozialen

Lasten?

Beispiele, die zum Umdenken zwingen

Die theoretischen Forderungen nach einer erweiterten Sicht

auf nachhaltige KI lassen sich durch zahlreiche Praxisbeispiele

untermauern. In Bangladesch etwa wird KI zur Frühwarnung bei

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Foto: depositphotos

Überschwemmungen eingesetzt – ein wertvoller Beitrag zur Klimaanpassung

im Globalen Süden (UN ESCAP, 2021). Gleichzeitig

exportieren große Tech-Konzerne ihre energieintensiven KI-Rechenlasten

in Regionen mit instabiler Stromversorgung, was Fragen

nach „Data Colonialism“ aufwirft (Couldry & Mejias, 2019). Auch bei

der Hardware zeigen sich Brüche: KI-Chips benötigen seltene Erden,

deren Abbau häufig unter prekären Bedingungen erfolgt. Initiativen

wie Fairphone AI versuchen, hier transparente Lieferketten zu etablieren,

stoßen aber an Grenzen globaler Marktstrukturen.

Ebenfalls relevant ist der Bereich der Open-Source-KI. Modelle

wie LLaMA von Meta stehen im Gegensatz zu proprietären Systemen

und fördern Transparenz sowie kollaborative Innovation. Sie

ermöglichen es auch Akteuren aus Ländern des Globalen Südens,

eigene KI-Systeme aufzubauen, ohne in Abhängigkeit großer Plattformkonzerne

zu geraten.

Wo KI strategisch zur Transformation beiträgt

KI kann mehr sein als ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung.

Wenn Unternehmen den Nachhaltigkeitsbegriff ernst nehmen und

nicht auf reine Berichtspflicht reduzieren, eröffnet sich ein neues

Potenzial. KI kann helfen, Geschäftsmodelle zu analysieren, Szenarien

für klimaneutrale Produktionsweisen zu entwickeln oder

soziale Risiken in Lieferketten sichtbar zu machen. In der öffentlichen

Verwaltung kann sie dabei unterstützen, Ressourcen effizienter

zu verteilen, Mobilität klimafreundlich zu planen oder partizipative

Prozesse zu stärken. Voraussetzung ist jedoch, dass die Implementierung

strategisch angelegt ist – mit klaren Zieldefinitionen, ethischen

Leitplanken und langfristiger Ausrichtung.

Nachhaltige Transformation bedeutet hier nicht, bestehende

Prozesse digital effizienter zu machen, sondern neue Wege zu

denken. KI kann etwa in der Produktentwicklung dazu beitragen,

Lebenszyklen von Produkten zu verlängern oder Kreislaufwirtschaftsmodelle

zu entwickeln. In der Landwirtschaft ermöglichen

KI-gestützte Systeme eine präzisere Bewässerung und Düngung, was

ökologische Auswirkungen minimiert. Im Gesundheitswesen kann

KI präventiv arbeiten, statt nur Symptome zu analysieren.

Der Gap zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Derzeit zeigt sich jedoch ein deutlicher Widerspruch zwischen

dem, was möglich wäre, und dem, was tatsächlich geschieht. KI wird

vielfach als Mittel zur Kostensenkung oder Prozessoptimierung

eingesetzt, nicht aber als Transformationswerkzeug. Die Daten,

auf denen KI basiert, sind oft proprietär, intransparent und westlich

dominiert. Selbstlernende Systeme werden nicht systematisch

auf Biases geprüft, und ihre Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt

bleibt häufig unbeachtet. Der Nachhaltigkeitsanspruch wird dadurch

zur kosmetischen Maßnahme – eine CO 2

-Bilanz hier, ein Greenwashing-Versprechen

dort.

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Foto: depositphotos

Ein weiteres Problem ist die fehlende Einbindung von

Nachhaltigkeitsverantwortlichen in die KI-Strategien vieler Organisationen.

KI-Entwicklung erfolgt oft im Silo: technisch exzellent,

aber strategisch blind für langfristige Nachhaltigkeitsziele. Und auch

regulatorisch ist noch vieles unklar. Der AI Act der EU setzt zwar

neue Standards für Transparenz und Risikobewertung, doch Nachhaltigkeit

ist bislang kein zentraler Prüfpunkt.

zukunftsfähig zu machen – nicht nur im Sinne des Shareholder Value,

sondern im Sinne gesellschaftlicher Verantwortung. Nachhaltige KI

ist keine technische Disziplin, sie ist eine kulturelle Herausforderung.

Und es ist an der Zeit, ihr mit derselben Ernsthaftigkeit zu begegnen

wie dem Klimawandel selbst.

Stakeholder in der Verantwortung

Eine nachhaltige KI kann nur entstehen, wenn alle relevanten

Akteure ihren Beitrag leisten. Unternehmen müssen ihre

Entwicklungsteams diversifizieren, Offenlegungspflichten für

KI-Algorithmen schaffen und Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette

übernehmen. Regierungen sind gefordert, nicht

nur Regularien wie den AI Act der EU zu erlassen, sondern auch

Förderprogramme für nachhaltige KI-Projekte aufzulegen. NGOs

und Zivilgesellschaft sollten als Kontrollinstanzen und Impulsgeber

gestärkt werden. Und die Wissenschaft hat die Aufgabe, interdisziplinär

zu forschen, Wissen offen zugänglich zu machen und Standards

zu entwickeln, die über Effizienz hinausgehen.

Auch die Finanzierung nachhaltiger KI-Projekte spielt eine Rolle.

Venture Capital orientiert sich bislang stark an Skalierbarkeit und

Profitabilität. Ein Wandel hin zu Impact Investing in digitale Infrastrukturen

könnte helfen, alternative Geschäftsmodelle zu stärken.

Öffentliche Institutionen und Stiftungen können hier Vorreiterrollen

einnehmen.

Fazit

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen, Ihrer Behörde oder Organisation

über den Einsatz von KI nachdenken, dann stellen Sie sich bitte

nicht nur die Frage nach den Einsparpotenzialen. Fragen Sie, ob Ihre

KI fair ist. Ob sie transparent ist. Ob sie hilft, Ihr Geschäftsmodell

Quellen:

1. • Strubell, E., Ganesh, A., & McCallum, A. (2019). Energy and Policy Considerations

for Deep Learning in NLP. arXiv.

2. • Patterson, D. et al. (2021). Carbon Emissions and Large Neural Network

Training. Google.

3. • Raworth, K. (2017). Doughnut Economics. Chelsea Green Publishing.

4. • Couldry, N., & Mejias, U. (2019). The Costs of Connection. Stanford

University Press.

5. • UN ESCAP (2021). AI for Flood Forecasting in Bangladesh.

6. • AI Now Institute Reports (2022–2024). https://ainowinstitute.org/

7. • European Commission. AI Act Proposal. https://digital-strategy.ec.europa.eu/

8. • Afro-Asian AI Research Collective. (2023). Ethical AI from the Global

South.

Das Interview führte

Thomas Heine

Chefredakteur

www.nachhaltige-beschaffung.com

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In eigener Sache

Procurement Pioneer - der Podcast zum Magazin

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger werden, erweitert die Redaktion

des Magazins für nachhaltige Beschaffung seine digitale Reichweitet. Seit Anfang des Jahres ergänzt ein

monatlicher Podcast namens “Procurement Pioneer” die Berichterstattung des Magazins. Wir befassen uns

mit den aktuellen Themen der Beschaffung. Der inhaltliche Schwerpunkt des Podcast liegt auf den Themen

Klimawandel, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Widerstandsfähigkeit und Menschenrechte in der Lieferkette.

Der Podcast bietet den Hörern einen einzigartigen Einblick in die Welt der nachhaltigen Beschaffung

und präsentiert Pofis des Einkaufs, die über ihre tägliche Arbeit und Innovationen in ihrem Arbeitsgebiet

berichten.

Ein Beitrag von Thomas Heine

Warum ein Podcast heute wichtig ist

Podcasts haben sich in den letzten Jahren zu einem beliebten

und einflussreichen Medium entwickelt. Sie bieten Zuhörern die

Möglichkeit, sich auf unterhaltsame und informative Weise mit

Themen auseinanderzusetzen, die sie interessieren. Im Bereich der

nachhaltigen Beschaffung ist ein Podcast besonders wertvoll, da

er komplexe Themen verständlich und lebendig vermitteln kann.

Durch die persönlichen Gespräche mit Experten können die Hörer

einen authentischen Einblick in die Branche gewinnen und von

deren Erfahrungen profitieren.

Vorteile für die Hörer des Podcasts

Der Podcast “Procurement Pioneer” bietet den Hörern zahlreiche

Vorteile. Zum einen können sie sich bequem von überall aus über die

neuesten Entwicklungen in der nachhaltigen Beschaffung informieren.

Egal ob unterwegs, beim Sport oder in den eigenen vier Wänden

- der Podcast ist jederzeit abrufbar. Zum anderen erhalten die Hörer

exklusive Einblicke in die Arbeit von Vorreitern in diesem Bereich.

Die Interviews mit den Gästen ermöglichen es, deren Motivation,

Herausforderungen und Lösungsansätze kennenzulernen und daraus

selbst Inspiration zu schöpfen.

Podcast als ideale Ergänzung zum Magazin

Der Podcast “Procurement Pioneer” ist die perfekte Ergänzung

zum digitalen Magazin für nachhaltige Beschaffung. Während das

Magazin die Leser mit ausführlichen Artikeln, Hintergrundinformationen

und Analysen versorgt, bietet der Podcast eine persönlichere

und interaktivere Plattform. Die Hörer können die Protagonisten

direkt erleben, ihre Stimmen hören und so einen authentischeren

Eindruck von ihrer Arbeit gewinnen. Gemeinsam schaffen Magazin

und Podcast ein umfassendes Angebot, das Interessierte umfassend

über Trends, Herausforderungen und Lösungen in der nachhaltigen

Beschaffung informiert.

Mit dem neuen Podcast “Procurement Pioneer” geht das Magazin

für nachhaltige Beschaffung einen mutigen Schritt in die digitale

Zukunft. Im Gespräch mit Profis des Einkaufs, die einen Einblick in

die tägliche Arbeit und deren Innovationen geben, bietet der Podcast

den Hörern wertvolle Impulse zum Weiterdenken.

Insgesamt bietet ein Podcast wie “Procurement Pioneer” die

Möglichkeit, das Interesse an nachhaltiger Beschaffung auf vielfältige

Art und Weise zu wecken und zu vertiefen. Durch die persönlichen

Einblicke, verständliche Aufbereitung und bequeme Verfügbarkeit

kann er dazu beitragen, dass sich mehr Menschen mit diesem wichtigen

Thema auseinandersetzen.

Mehr Informationen:

Podcast: “Procuremen Pioneer:

https: /nachhaltige-beschaffung.com/podcast.html

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Im Portrait

Interview mit Fritz Lietsch,

forum Nachhaltig Wirtschaften

Seit über 35 Jahren ist der Social Entrepreneur Fritz Lietsch engagierter Vertreter des nachhaltigen

Wirtschaftens. Mit der Gründung des ALTOP Verlages und als Chefredakteur des Magazins Forum

Nachhaltig Wirtschaften konnte er feste Größen im Diskurs um nachhaltige Ökonomien etablieren.

Das Interview führte Thomas Heine

Guten Tag, Herr Lietsch. Es freut uns sehr, dass Sie

sich Zeit für dieses Interview genommen haben! Sie

engagieren sich bereits seit 40 Jahren für Nachhaltigkeit.

Gab es ein Schlüsselerlebnis oder eine Erfahrung, die Ihre

Leidenschaft für dieses Feld entfacht hat?

Ja, mich hat schon immer sinnlose Verschwendung genervt!

Darüber hinaus habe ich sehr früh die Bedeutung einer durchdachten

Beschaffung für die zukünftige Entwicklung unserer Wirtschaft

erkannt.

Ein prägendes Erlebnis hatte ich bei einem Besuch der neuen

Geschäftsstelle von Greenpeace München. Auf meine Frage, mit

welcher Farbe die Wände gestrichen worden seien, bekam ich

zur Antwort: „Na, mit Dispersionsfarbe natürlich.“. Aber genau in

dieser Farbe stecken schädliche Substanzen – gegen die Greenpeace

ja eigentlich kämpft!

Deshalb haben wir damals das Alternative Branchenbuch gegründet

– um genau jenen Produkten und Dienstleistungen Rückenwind

zu geben, die umweltfreundlich sind. Das reicht von der Abfallvermeidung

über ökologische Baustoffe, Dämmstoffe, Kosmetik und

Lebensmittel bis hin zu Energieerzeugung und Effizienzsteigerung.

Mit diesem Nachschlagewerk hatten wir unseren ersten Bestseller,

der schnell zur „Bibel“ der Nachhaltigkeitsbewegung wurde und

erstmals ein „strategisch ökologisch bewussten Einkauf“ ermöglichte

.

Sie bezeichnen sich selbst als „Zukunftsbotschafter“.

Inwiefern beeinflusst diese persönliche Mission Ihre Arbeit

als Chefredakteur von forum Nachhaltig Wirtschaften?

„forum“ möchte eine zukunftsfähige, enkelfreundliche Wirtschaft

fördern. Wir schreiben deshalb nicht nur über Probleme – sondern

zeigen vor allem die Lösungen Wir ermutigen Entscheidungsträger

in Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Medien, genau diese

Lösungen zu priorisieren. Wir zeigen auf, welchen wichtigen

Hebel die Wirtschaft im Veränderungsprozess einer nachhaltigen

Gesellschaft hat.

forum Nachhaltig Wirtschaften thematisiert häufig

nachhaltige Beschaffung. Welche aktuellen Trends und

Herausforderungen sehen Sie in diesem Bereich – insbesondere

für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)?

Die großen Trends sind ganz klar: Kreislaufwirtschaft, Pfandmodelle

– und mein persönliches Steckenpferd: XaaS – Everything

as a Service.

Wenn Produkte nicht mehr dem heute üblichen „von-der-Wiegezur-Bahre“-Prinzip

folgen, sondern dem Cradle-to-Cradle-Prinzip,

also „von der Wiege zur Wiege“, dann sind sie kreislauf- und damit

zukunftsfähig. Dann orientieren sie sich am Vorbild der Natur – und

sind langfristig auch die kostengünstigere Alternative.

Immer knapper werdende Ressourcen sollten uns diesen Weg

schon längst schmackhaft gemacht haben. Wachsende Müllberge

und Mikroplastik in den Ozeanen mahnen uns. Der Kampf um

Ressourcen kann nur mit intelligenten, gemeinsamen Lösungen

gewonnen werden.

In einem Interview betonten Sie die Bedeutung von

„BeGEISTerung“ für den Wandel. Wie bewahren Sie

persönlich Ihre Begeisterung – und wie inspirieren Sie

andere in dem oft komplexen Feld der nachhaltigen Beschaffung?

Oh je – das sind jetzt zwei Fragen auf einmal!

BeGEISTerung braucht Mut und Geist. Dieser Spirit ist notwendig,

um sich nicht gegen den Wandel zu stemmen oder krampfhaft

am Bisherigen festzuhalten. Vielmehr geht es darum, mit Begeis-

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Foto:

terung in die Zukunft zu gehen, Chancen zu erkennen und bereit

zu sein für Veränderung – hin zu einer besseren, kreislauffähigen,

friedvollen und fairen Zukunft.

Was nachhaltige Beschaffung betrifft: Mit einer bewussten

Kaufentscheidung für das bessere Produkt unterstützen Sie genau

jene Anbieter, die mithelfen, eine bessere Zukunft zu schaffen. So

einfach funktioniert das Gesetz der Märkte.

Machen Sie einfach mit! Diesen Appell richte ich besonders

an die öffentliche Beschaffung: Statt nur auf den niedrigsten Preis

zu schauen, sollte der Staat mit gutem Beispiel vorangehen. Statt

in Waffen zu investieren, sollten wir in die Zukunft investieren

– in wirklich nachhaltige Produkte und damit in unser aller Lebensgrundlage

auf diesem Planeten.

Sie sprechen von der Notwendigkeit einer

„Veränderungskultur“ anstelle einer reinen

„Verzichtskultur“. Wie können Einkaufsverantwortliche

diesen kulturellen Wandel in ihren Organisationen

fördern, ohne sich ausschließlich auf Kostensenkung zu

konzentrieren?

Das reine Kostenargument zielt oft nur auf den kurzfristigen

Vorteil, ohne die langfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen.

Dabei geht Nachhaltigkeit häufig mit höherer Qualität einher – mit

geringeren Entsorgungskosten und mit einem starken Statement

gegenüber Mitarbeitenden und Kund*innen: Sustainability first!

Sehen Sie sich das Beispiel der Photovoltaik an: Das EEG und

ihr breiter Einsatz in Deutschland hat weltweit eine Revolution ausgelöst

– und die Produktionskosten in den letzten Jahren drastisch

gesenkt. Nur durch bewussten Konsum können solche positiven

Preisentwicklungen entstehen.

Welchen praktischen Rat würden Sie einem

Einkaufsverantwortlichen geben, der gerade beginnt,

Nachhaltigkeit in seine Beschaffungsstrategie zu integrieren?

Ich empfehle: Tauchen Sie tief in die Materie ein. Informieren

Sie sich umfassend über die Vorteile nachhaltiger Produkte und

Verfahren.

Und betrachten Sie Kosten mehrdimensional: Nicht nur die

Anschaffungskosten zählen – auch versteckte Kosten sollten berücksichtigt

werden. Dazu gehören: CO₂-Bilanz, Arbeitsbedingungen

entlang der Lieferkette, Transportwege, Kinderarbeit, Fairness,

Auswirkungen in der Weiterverarbeitung, Wiederverwendbarkeit,

Recyclingfähigkeit, Service, Qualität und nicht zuletzt der Imageeffekt.

Gerade dieser wird oft unterschätzt – und genau hier sollten

Einkaufsverantwortliche mutiger kommunizieren und die Vorteile

ihrer nachhaltigen Entscheidungen offensiv nach innen und außen

tragen.

Denn: Gemeinsam können wir Rohstoffkreisläufe schließen –

und für mehr Fairness in der Liefer- und Wertschöpfungskette

sorgen.

Oder auf Deutsch: Wir übernehmen Verantwortung, gehen

mutig voran und zeigen den Weg. Und genau daraus entstehen

Kosteneffekte, die langfristig allen Marktteilnehmern zugutekommen.

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SustainableIT.org Chapter D-A-CH

SustainableIT.org im deutschsprachigen Raum:

Jetzt wird es konkret!

SustainableIT.org ist eine Non-Profit-Organisation (NPO), die von Führungskräften aus der

Technologiebranche geleitet wird, um die Nachhaltigkeit in der Welt durch technologische Führung

zu fördern. Wir setzen uns dafür ein, Programme zur Umgestaltung der Nachhaltigkeit zu definieren,

Best Practices und Rahmenwerke zu erstellen, Standards und Zertifizierungen festzulegen, Aus- und

Weiterbildung anzubieten und das Bewusstsein für ökologische und gesellschaftliche Programme zu

schärfen, die unsere Organisationen und die Welt für kommende Generationen nachhaltig machen.

Ein Beitrag von Thomas Heine und Rainer Karcher

In den vergangenen Monaten war SustainableIT.org global erstmals

auf zahlreichen Bühnen vertreten – von der New York Climate

Week über die UN-Klimakonferenz COP29 in Baku bis hin zum

World Economic Forum in Davos. Auf jedem dieser Foren haben

wir erfahren, wie sehr IT und Digitalisierung als Schlüssel für eine

nachhaltige Transformation betrachtet werden. Vielfach haben wir

aber auch erfahren, wie heftig der schnelle Wandel und überbordende

Informationen Menschen fordern und überfordern. Immer

wieder haben wir den Ruf nach klaren und pragmatischen Konzepten

zur nachhaltigen Digitalisierung gehört. Besonders in Europa

sehen wir, dass Nachhaltigkeit in der IT mehr ist als eine Checkbox.

Es geht um Verantwortung, Transparenz und eine digitale Zukunft,

die nicht auf Kosten der Umwelt oder der Gesellschaft geht.

Jetzt ist die Zeit gekommen, genau diese Erkenntnisse systematisch

in die Unternehmen des deutschsprachigen Raums zu tragen.

Dabei setzen wir auf drei zentrale Ziele:

Verbindung zwischen globaler Agenda und

lokaler Umsetzung schaffen

Wir werden die globalen Entwicklungen von SustainableIT.org

aktiv und transparent an unsere Mitgliedsunternehmen

kommunizieren. Dazu gehören erste Ergebnisse aus unserer Responsible

AI-Arbeitsgruppe, Einblicke aus Davos sowie Erkenntnisse aus

internationalen Partnerschaften und Forschungsinitiativen. Denn es

reicht nicht aus, dass große Player an nachhaltiger IT arbeiten – diese

Transformation muss für Unternehmen jeder Größe greifbar und

umsetzbar werden.

Brücken zwischen Unternehmen, Mittelstand

und Bildung bauen

Nachhaltige IT beginnt mit Wissenstransfer und gemeinsamer

Strategiearbeit. Wir suchen daher den aktiven Austausch mit Großkonzernen,

mittelständischen Unternehmen sowie Universitäten

und Bildungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum. Denn

Nachhaltigkeit in der IT ist nicht nur ein Compliance-Thema – sie

ist ein Innovationsmotor und eine wirtschaftliche Chance. Europa

hat hier eine eigene, starke Perspektive, die wir in die globale Agenda

von SustainableIT.org einbringen wollen.

Zukunftsfähigkeit auch in politisch unsicheren

Zeiten sichern

Mit Blick auf die geopolitischen Entwicklungen, insbesondere

die zweite Amtszeit von Donald Trump in den USA, müssen

wir sicherstellen, dass Nachhaltigkeit in und durch IT weiter vorangetrieben

wird. Die europäische Perspektive mit ihrer klaren

Fokussierung auf ESG-Kriterien, Lieferkettenverantwortung und

digitale Souveränität muss gestärkt werden – auch wenn globale

politische Strömungen in eine andere Richtung zu drängen scheinen.

Wir wollen dafür sorgen, dass Unternehmen sich hier aktiv positionieren

und eine resiliente, nachhaltige Digitalstrategie verfolgen.

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Jetzt mitgestalten!

Nachhaltige IT ist keine Zukunftsvision, sondern ein notwendiger

Schritt in der Gegenwart. Wer sich dem anschließen möchte,

ist herzlich eingeladen, sich aktiv an SustainableIT.org im DACH-

Raum zu beteiligen. Egal ob Unternehmen, IT-Expert*innen oder

Hochschulen – die digitale Nachhaltigkeitstransformation kann nur

gemeinsam gelingen. Lasst uns den technologischen Fortschritt

nutzen, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu gestalten.

Wir bauen das D-A-CH-Chapter von

SustainableIT.org auf

Thomas Heine ist Herausgeber des Magazins für nachhaltige

Beschaffung „Kleine Kniffe“, Geschäftsführer der SDG media GmbH

und setzt sich ehrenamtlich als CO-Chair des Chapter DACH von

SustainableIT.org und als SPP Ambassador für nachhaltige Beschaffung

und nachhaltige IT ein. Sein digitales Special Interest Magazin

für einen nachhaltigen IT-Einkauf wurde schon in seiner ersten Auflage

über 580.000-mal aufgerufen.

Rainer Karcher ist Gründer und Geschäftsführer der Heartprint

GmbH. Mit seiner langjährigen Erfahrung in großen Konzernen

unterstützt er den Mittelstand dabei, die digitale und nachhaltige

Transformation auf Augenhöhe und lösungsorientiert zu meistern.

Als Chief Sustainability Officer von SustainableIT.org setzt er sich

zudem ehrenamtlich weltweit für offene Standards in der nachhaltigen

IT ein. Zuvor war Rainer Chief Sustainability and Human Rights

Officer bei Allianz Technology und Global Director IT Sustainability

bei Siemens AG, wo er wegweisende IT-Nachhaltigkeitsstrategien

entwickelte.

Seit Oktober 2024 haben wir mit vielen Menschen und Unternehmen

gesprochen, die unsere Initiative zum Aufbau eines

D-A-CH-Chapters von SustainableIT.org begrüßen und uns ihre

Unterstützung angeboten haben. Jetzt ist der Moment, nicht nur zu

reden, sondern zu handeln. Lasst uns das Zeitalter des Pragmatismus

ausrufen. Wir wollen Globale Nachhaltigkeit durch Technologieführerschaft

in der D-A-CH-Region verankern. Deine Expertise ist

gefragt. Schreib und eine E-Mail und bekunde dein Interesse, dich

einzubringen. Wir antworten prompt – garantiert. Und wir freuen

uns auf das erste Gespräch mit dir.

Der direkte Kontakt zu uns:

Thomas Heine:: thomas.heine@sustainableit.org

Rainer Karcher: rainer.karcher@sustainableit.org

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Digitale Transformation

Transformation im Zeitalter der Digitalisierung

Von der Strategie zur Planung, Umsetzung, Steuerung und Messung der Ergebnisse

und Wirkung durch den Einsatz von Kennzahlen wie BSC, Dashboard, KPI und OKR

Die digitale Transformation treibt die nachhaltige Beschaffung in Unternehmen und öffentlichen

Verwaltung voran. Strategische Umsetzung, Steuerung und Messung durch BSC, KPI, OKR und Dashboards

verbessern Transparenz, Effizienz, Leistung und Wirkung. So entstehen Mehrwerte, Kostenvorteile und

nachhaltige Entscheidungen für eine verantwortungsvolle Zukunft.

Ein Beitrag von Reiner Petzold

Nachhaltige Beschaffung gewinnt in Unternehmen und der

öffentlichen Verwaltung zunehmend an Bedeutung. Der Einkauf

von Waren und Dienstleistungen soll ökologische, soziale und wirtschaftliche

Kriterien berücksichtigen.

Ziele:

• Reduktion der Umweltbelastung durch nachhaltige Produkte

• Faire Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette

• Langfristige Kostenersparnis durch effiziente Ressourcennutzung

• Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe

Die öffentliche Verwaltung hat eine Vorbildfunktion und kann

durch nachhaltige Beschaffung innovative Entwicklungen fördern.

Heutige Situation

in der nachhaltigen Beschaffung

Nachhaltige Beschaffung ist bereits in vielen Unternehmen und

Institutionen verankert. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial.

Status quo:

• Gesetzliche Vorgaben wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

• Zunehmende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten

• Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen

• Herausforderungen bei der Transparenz und Kontrolle von

Lieferketten

Viele Organisationen setzen auf Zertifizierungen um Nachhaltigkeit

sicherzustellen.

Trends in der nachhaltigen

Beschaffung und Digitalisierung

Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle bei der

Transformation der Beschaffung.

Trends:

• Digitale Plattformen: Optimierung der Lieferantenauswahl

(digitale Marktplätze)

• Blockchain Technologie: Verbesserung der Transparenz

(Lieferketten)

• Künstliche Intelligenz (KI): Automatisierung (Prozesse, Bewertungen)

• Kreislaufwirtschaft: Fokus auf Recycling und Wiederverwendung

• Öffentlich-private Partnerschaften: Zusammenarbeit für

nachhaltige Innovationen

Die Digitalisierung hilft, Prozesse effizienter und transparenter

zu gestalten.

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Foto: depositphotos

Herausforderungen nachhaltiger Beschaffung

und Digitalisierung

Trotz positiver Entwicklungen gibt es zahlreiche Herausforderungen:

• Datenverfügbarkeit: Fehlende oder unzureichende Informationen

(nachhaltige Produkte)

In der digitalen Transformation ist es wichtig, zuerst eine klare

Strategie zu entwickeln. Diese muss sorgfältig geplant, bearbeitet,

umgesetzt, gemessen und gesteuert werden. Es gibt mehrere

bewährte Methoden, die in diesem Prozess erfolgreich eingesetzt

werden und hier sind diese wichtigsten Themen kurz beschrieben

und erklärt.

• Kostenfrage: Höhere Anfangsinvestitionen in nachhaltige

Produkte, Technologien

• Lieferketten Komplexität: Schwierigkeiten bei der Nachverfolgbarkeit

(Nachhaltigkeitskriterien)

• Widerstand gegen Digitalisierung: Traditionelle Prozesse

sind tief verwurzelt und schwer umzustellen

• Regulatorische Anforderungen: Unterschiedliche Gesetze

und Standards (erschwerte Umsetzung)

Um nachhaltige Beschaffung weiter zu etablieren, sind Investitionen

in digitale Technologien und klare Nachhaltigkeitsstandards

erforderlich.

Nachhaltige Beschaffung ist ein entscheidender Hebel. Die

Digitalisierung bietet viele Chancen, um Prozesse effizienter zu

gestalten. Durch klare Strategien und innovative Technologien

kann die nachhaltige Beschaffung in der öffentlichen Verwaltung

und Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden. Dies beinhaltet die

Steuerung und Messung der Ziele und Resultate von Output-Impact-Outcome

durch die Koordination und Syncronisation mit KPI

(Key Performance Indicators) und OKR (Objectives & Key Results).

Definitionen

Kennzahlen sind messbare Werte, die wichtige Sachverhalte

quantifizieren. Sie dienen zur Bewertung der Zielerreichung und

müssen interpretiert werden.

Dashboard (Kennzahlen-Cockpit) stellt Kennzahlen und Messwerte

übersichtlich dar. Es visualisiert Daten zur Überwachung,

Analyse und Entscheidungsfindung.

Balanced Scorecard (BSC) ist ein Managementsystem zur

Steuerung der Unternehmensleistung. Es betrachtet vier Perspek-

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Abbildung 3: Unterschiede KPI und OKR – Eigenschaften und Superkräfte

tiven: Finanzen, Kunden, Prozesse sowie Lernen & Wachstum. Für

jede Perspektive werden Ziele und Massnahmen festgelegt.

Key Performance Indicators (KPI) sind zentrale Kennzahlen

zur Messung des Erfolgs von Organisationen, Projekten oder Prozessen.

Sie helfen, strategische und operative Verbesserungen zu

steuern.

Objectives & Key Results (OKR) kombinieren qualitative Ziele

mit messbaren Ergebnissen. Diese Methode hilft Organisationen,

ihre Strategie fokussiert umzusetzen bei der digitalen Transformation,

siehe Abbildung 2 sind die Schwerpunkte als 360° Rundumblick.

Herausforderungen bei der Strategie-Planung können vielfältig

sein. Die Komplexität erfordert die Koordination verschiedener

Abteilungen. Oft gibt es Widerstand gegen Veränderungen, der die

Umsetzung erschwert. Eine klare Kommunikation ist entscheidend,

um Missverständnisse zu vermeiden. Begrenzte Ressourcen müssen

effizient genutzt werden. Strategien sollten flexibel bleiben, um sich

an Marktveränderungen anzupassen.

Schwerpunkte Strategieplanung, Umsetzung

und Steuerung mit Kennzahlen

• Strategieentwicklung: Entwickele eine klare Unternehmensstrategie

mit Zielen und Wettbewerbsvorteilen.

• Zielsetzung: Setze messbare und realistische OKR, die den

gewünschten Fortschritt widerspiegeln.

• Aktionsplanung: Erstelle einen konkreten Plan mit

Maßnahmen, Ressourcen, Verantwortlichkeiten.

• KPI-Definition: Wähle relevante KPI, um den Fortschritt

und den Erfolg der Strategie zu messen.

• Umsetzung und Überwachung: Führen Sie den Plan aus,

analysieren Sie regelmäßig die KPI und passen Sie bei Bedarf

an.

• Kommunikation und Ausrichtung: Stelle sicher, dass alle

Mitarbeitenden die Strategie verstehen und darauf abgestimmt

arbeiten.

• Kontinuierliche Verbesserung: Optimiere Strategie, Pläne

und KPI laufend auf Basis von Analysen und Erfahrungen.

Best Practices Kennzahlen mit BSC,

Dashboard, KPI und OKR

Sie erhalten ein Gesamtbild, was die Strategieumsetzung erleichtert.

• Ergebnisorientierte Organisation benötigen sowohl OKR als

auch KPI

• Mithilfe der KPI kann die Leistung überwacht, Probleme sowie

Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizieren werden.

• OKR helfen, Probleme zu lösen, Prozesse zu verbessern, Innovationen

voranzutreiben.

Wir sehen die Unterschiede in Abbildung 3, KPI und OKR mit

ihren Eigenschaften als Superkräfte. Alle Details sind im Dokument

[5] Whitepaper mit wesentlichen Unterschiede als Gegenüberstellung

und Vergleich beschrieben.

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OKR Set und Beispiel

Ein Objective und zwei bis vier Key Results

bilden ein OKR-Set.

• Als Key Results werden die relevantesten Erfolgstreiber aus

gewählt.

• Kurz: Ergebnisse mit dem grössten Effekt auf die Zielerreichung.

Anleitung, Erstellung und Definition von OKR

• Ziele (Objectives) definieren WAS erreicht werden soll.

• Ergebnisse (Key Results) beschreiben, WIE die Ziele erreicht

werden.

Umsetzung, Vorteile und Nutzen

Der Erfolg der Umsetzung von OKR hängt von fünf

Schlüsselfaktoren ab: Fokus, Ausrichtung, Engagement,

Verfolgung und Dehnung.

Der Mehrwert bei der Anwendung von KPI und OKR ist

Stärkung agiler Prinzipien wie Transparenz. Die Zusammenarbeit

zwischen KPI und OKR ermöglicht die Festlegung klarer Ziele und

messbarer Ergebnisse mit Wirkung. Die Implementierung von

OKRs fördert die Teamausrichtung, Flexibilität, Fokussierung und

Autonomie, motiviert Mitarbeitende und steigert die Leistung über

die bisherigen Erwartungen hinaus.

Die Vorteile und Nutzen von OKR und KPI sind die Klarheit,

Ausrichtung, Fokus, Agilität und kontinuierliche Verbesserung

innerhalb der Organisation.

Tabelle: Objective und Key Results

Beispiel:

Digitales Projekt Nachhaltige Beschaffung

Objective:

Entwicklung und Einführung einer neuen mobilen App

Praxistipps

Abbildung 4: Strategieentwicklung und der OKR Zyklus

Key Results:

• Fertigstellung des App-Prototyps innerhalb von 4 Monaten.

• Erreichen von 5‘000 Downloads innerhalb der ersten 6

Wochen nach dem Launch.

• Zufriedenheit der Nutzer von mindestens 80 % in den ersten

3 Monaten.

Diese OKRs bieten eine klare Richtung und messbare Ergebnisse,

um den Fortschritt des Projekts zu verfolgen und sicherzustellen,

dass die Ziele der nachhaltigen Beschaffung erreicht werden.

OKR Prozess

Hier gibt der «Rhythmus» den Takt vor und bestimmt den OKR

Zyklus Zeitraum, innerhalb dessen die OKR gesetzt werden. Dieser

umfasst weiterhin die einzelnen Events (Planning, Weekly, Review,

Retro), wie in obiger Abbildung angedeutet. In den meisten Fällen

beträgt die Zeitspanne eines Zyklus 3 bis 5 Monate. In Abbildung 4

sehen wir das Zusammenspiel von Strategieentwicklung und OKR

Zyklus.

Zusammengefasst sind hier die wichtigsten

Tipps und Hilfsmittel:

Start

• Pilotprojekt schrittweise umsetzen

• Proaktiv beginnen

• Nach 6 Monaten Roll-out mit Pilot-Team als Storyteller

Reifegradmodell

• Beachte die Levels: Anfänger (1), Fortgeschritten (2),

Champion (3), Exzellenz (4)

• Lerne und verbessere dich und dein Team

• Manuelles Arbeiten (Level 1 und 2) zur Erfahrungssammlung

• Softwarelösung (Level 3 und 4) basierend auf gesammelten

Erfahrungen

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SMART und FAST

• SMART: Spezifisch, messbar, erreichbar, relevant, terminiert

• FAST: Regelmäßige Diskussion, ambitioniert, spezifisch,

transparent

Arbeit und Fortschritt

• Einfach starten, dann besser und schneller werden

• Wichtige Kommunikation im Team und der Organisation

• Fortschritte messen und reflektieren (KPI und OKR)

• Team und Management zur Zusammenarbeit fördern

• Aktivitäten koordinieren und synchronisieren

Lessons Learned

• Dokumentation und systematische Sammlung von Erfahrungen

und Risiken

• Erkenntnisse verbessern die Strategieumsetzung mit KPI

und OKR.

Ausblick und zukünftige Entwicklungen

Der Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in Unternehmen

und der öffentlichen Verwaltung zeigt eine verstärkte Integration

nachhaltiger Beschaffungspraktiken und eine zunehmende Verantwortung

nachhaltige digitale Führung (CDR), um ökologische und

soziale Standards zu fördern.

Fazit

Bei der nachhaltigen Beschaffung ist OKR ideal für Organisationen,

um klare Ziele zu setzen, die Leistung zu steigern und die

digitale Strategie effektiv umzusetzen. Die Nutzung von OKR und

KPI ermöglicht eine bessere Führung, agile Prozesse und eine gezielte

Fortschrittsmessung der digitalen Transformation. Durch die

Analyse des Erfolgs können Organisationen Optimierungsmöglichkeiten

identifizieren und die Effizienz ihrer Ressourcen maximieren.

Empfehlungen und Refernezen

1. John Doerr (2018): «OKR Objectives & Key Results – Wie Sie Ziele,

auf die es wirklich ankommt, entwickeln, messen und umsetzen»

www.vahlen.de/doerr-okr/product/24058586

2. Jeff Gothelf (2020): «Use OKRs to Set Goals for Teams, Not Individuals»,

Harvard Business Review, https://hbr.org/2020/12/use-okrs-to-set-goals-for-teams-not-individuals

3. Dr. Marc K. Peter (2023): «Digitaler Masterplan – So gelingt die digitale

Transformation» https://digitaler-masterplan.ch/

4. Reiner Petzold, Dr. Peter Staub (2025): «Real Estate Management (Smart

City & Regions, Public Sektor) Digital Transformation im Zeitalter der

Digitalisierung Smart Real Estate, AI, Data & Value (ESG) Von der

Strategie zur Planung, Umsetzung, Steuerung und Messung der Ergebnisse

und Wirkung» https://zenodo.org/records/14856842

5. Reiner Petzold (2024): Whitepaper «KPI und OKR in der digitalen

Transformation» Strategien für die Planung, Umsetzung, Steuerung

sowie Messung der Ergebnisse und Wirkung https://www.fhnw.ch/

de/die-fhnw/hochschulen/hsw/media-newsroom/news/erfolgsmessung-von-digitalprojekten-kpi-und-okr-der-digitalen-transformation/

media/kpi-okr-digitale-transformation-cas-fhnw.pdf

6. Dr. Michael Wade, Massimo Marcolivio (2021/2024): «Digital Transformation

– The measurement of digital transformation performance»

IMD Lausanne www.thedigitaltransformationpeople.com/channels/

delivery/measuring-digital-transformation https://www.imd.org/centers/dbt/digital-business-transformation/key-performance-indicators/

7. Workpath (2021): «Ziele setzen: SMART zu FAST», www.workpath.com/

magazin/fast-goals#Ziele-setzen-von-SMART-zu-FAST

Autor

Reiner Petzold

Advisory Board Swiss CxO Forum

Council Harvard Business Review

Dozent UniBasel, FHNW, HWZ

CDO, swissICT Fachgruppe DTI

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