2025_60_Jahre_Goethe_Institut
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Sonderveröffentlichung am Dienstag, 1. April 2025
„GOETHE“
FEIERT
JUBILÄUM
FOTO:UFUKARSLAN
Einzeitgemäßes Bild unseres Landes
Jubiläum DasHaller Goethe-Institut feiert einganzesJahrlangseinen 60.Geburtstag. Besonderswichtig sind Institutsleiterin Svenja
Hecklau-Brümmer und Generalsekretär JohannesEbertder Beitrag fürVölkerverständigung undFachkräftegewinnung. VonClaudia Linz
Schwäbisch Hall ist
die kleinste deutsche
Stadt, die sich
mit einem Goethe-
Institut schmücken kann.
Während Städte wie Berlin
und Hamburg mit Clubs und
Großstadtleben punkten, begeistere
Hall mit kurzen Wegen,
der Nähe zur Bevölkerung,
den vielfältigenFreizeitangeboten
und dem günstigen
Wohnen in den institutseigenen
Gästehäusern inder Innenstadt,
sagt SvenjaHecklau-
Brümmer,die 2022 dieLeitung
übernommen hat. „Schwäbisch
Hall ist sicher, schön, typisch
deutsch mit mittelalterlichen
Fachwerkgebäuden und moderner
Atmosphäre“, fügt Johannes
Ebert, Generalsekretär
und Vorstandsvorsitzender
der Goethe-Institute in
Deutschland,hinzu.
Schon bei der festlichen
Einweihung 1965 wies der damalige
Oberbürgermeister
Theodor Hartmann auf den
„lebendigen Kontakt hin, der
zwischen den Schülern und
der Bevölkerungbesteht“. Daranhat
sich auch 60 Jahrespäternichts
geändert. „DerKontakt
zu den Menschen inHall
ist intensiver als an anderen
Standorten“, weiß Johannes
Ebert.
Austausch im Sprachcafé
Zum regen Austausch trage
laut Svenja Hecklau-Brümmer
das Sprachcafé am zweiten
Dienstag nach Kursbeginn und
das Tandemprogramm mit
Einheimischen bei, aber auch
derFreundeskreis des Goethe-
Institutes, der das Kultur- und
Freizeitteam bei der Durchführung
der Ausflügeunterstütze
und einmal imMonatKuchen
für die Studierenden backe.
„Auch gibt es“, stellt Johannes
Ebert heraus, „Kooperationen
mit Fitness-Studios, derStadtbücherei
und bis in den Kulturbereich
hinein, sodass sich
die Deutsch-Lernenden
schnell eingewöhnen.“ Deren
Motive sind vielfältig. Als außergewöhnliches
Beispiel
nennt Svenja Hecklau-Brümmer
eine Reiseführerin aus
dem südostasiatischen Myanmar,
die ihr Land deutschen
Touristen näherbringen möchte.
Andere möchten imSommerurlaub
ihre Sprachkenntnisse
aufpolieren oder Deutsch
lernen,uminDeutschland arbeiten
oder studieren zu können.
VonAfghanistanbis Zypern
Die Kursteilnehmer von etwa
18 bis 80, ineinem Fall sogar
93, Jahren, kommen aus der
ganzen Welt –von Awie Afghanistan
bis Zwie Zypern.
1693 waren esvon 2019 bis
2025, die meisten kamen aus
den USA(141), China (114),Japan
(108), Italien (88), Südkorea
(80) und Indien (78). Neben
Angeboten vor allem für
jungeErwachsenegibtesLehrerseminare
und dreimal im
Jahr spezielle Kursefür die Generation
50 plus. „Die Teilnehmer
des Mai-Kurses treffen
Wir erleichtern
den Startund
tragen dazu bei,
dass Fachkräfte
gern bleiben.
JohannesEbert
Generalsekretär Goethe-Institut
sichjedes Jahr wieder,umgemeinsamweiterzulernen“,
erzählt
Svenja Hecklau-Brümmer.
Auch gebe es neben Intensivkursen
welche für Berufstätige
sowie individuelle
Angebote, die die Ansprüche
vonArbeitgebern und Arbeitnehmern
vereinen. „Das kann
ein Kurs mit speziellemWortschatz
sein, eine extra vereinbarteUhrzeit,besondere
Klassengrößen
oder auch der
Wechsel auf Online-Unterricht,
wenn derTeilnehmende
zum Beispiel auf Dienstreise
ist“, führt sie einige Beispiele
an. Den Grund hierfür nennt
Johannes Ebert: „Mit solchen
Angebotenerleichtern wirden
Start in Deutschland und tragen
entscheidend dazu bei,
dass Fachkräfte nichtnur nach
Deutschland kommen, sondern
sich hier auch wohlfühlen
und gern bleiben.“ So arbeiten
in Hall beispielsweise
Erzieherinnen aus Spanien
und Griechenland in verschiedenen
Kitas, die vorher über
ein Programm des Goethe-Institutes
sprachlich und interkulturell
vorbereitet wurden.
Andere Teilnehmer etwa aus
Syrien undItalien fanden Jobs
in Unternehmen wie Recaro,
der städtischen Verwaltung,
der GWGund in der Gemeinschaftsschule
Schenkensee.
Etwasübereinander lernen
„Uns ist die Vorbereitung internationaler
Fachkräfte für
Deutschland wichtig, denn die
deutsche Wirtschaftist in hohem
Maße auf diese Form der
Migration angewiesen“, betont
der Generalsekretär, und ergänzt:„Wirbetrachten
das als
ganzheitlichen Prozess, derbereits
im Herkunftsland beginnt
und nicht mit der Einreise in
Deutschlandendet.“
Durch die Kurse leistet das
Goethe-Institutaber nicht nur
einen wertvollen Beitrag zum
Fachkräftemangel, sondern
ebenso zur Völkerverständigung.
Es werden Menschen zusammengebracht,
die mindestens
ein gemeinsames Interesse
mitbringen, nämlich
Deutsch zulernen. Dabei sei
es nicht relevant, woher die
Teilnehmenden kommen,welche
Lerntradition sie kennen,
an welchen Gott sie glauben,
oder welches politische System
in ihrem Heimatland
herrscht, bringt esdie Institutsleiterinauf
den Punkt. „Sie
lernen miteinander in und etwas
über Deutschland –und
nebenbei auch etwas übereinander.“
Dieses „Nebenbei“
tragezur Völkerverständigung
bei. „Das ist gerade heute
wichtig, wo viele Menschen
Verunsicherung spüren, beispielsweise
durch ein Erstarken
des Rechtspopulismus an
vielen Ortenund vordem Hintergrund
der aktuellen Krisen
und Kriege inder Welt“, bekräftigtJohannes
Ebert.
151 Institutein98Ländern
Mit 151Goethe-Instituten in 98
Ländern und zahlreichenPartnereinrichtungen
habe man
ein weltweites Netzwerk gebildet.
Der internationale Kulturaustausch
werde durch rund
20.000 Kulturveranstaltungen
jährlich gefördert. Außerdem
würden weltweit über 100.000
Schulen, also 90Prozent der
Schulen,indenen Deutsch gelernt
wird, betreut. Das habe
zur Folge, dass „beispielsweise
Lehrkräfte über Stipendienprogramme
die Gelegenheit
bekommen, für eine Fortbildungnach
Deutschlandzureisen
und sich damit auch ein
zeitgemäßes Bild unseres Landes
zu machen.“
FOTOS: ARCHIV
1. April 1965: DasGoethe-Institut wirderöffnet.Auf den
Fotosbeim Festakt: Studentensprecherin Fräulein Suzuki
(li.)und OB Theodor Hartmann mitLynne Bartholomew.
1966:Studenten üben im
Sprachlabordie richtige
Aussprache.
1970 bis 1972:Das Goethe-Institut Schwäbisch
Hall wirdumgebaut.Nun gibt es Platz für insgesamt
zwölf Klassen.
1975:Institutsleiterehepaar
HansGünter und Ruth
Krüger beim Zehnjährigen.
1978:Nachdem StudentenwohnheimamJosenturm
(li.)konnteauchdas zweiteimBärlin-Haus in
der UnterlimpurgerStraße bezogenwerden.
SONDERVERÖFFENTLICHUNG
60 JahreGoethe-Institut
Jubiläumsjahr mit vielen Aktionen und Attraktionen in Schwäbisch Hall
Goethe –
wichtiger denn je
Dünn, dick,dann wieder dünn
Eintauchen in das
„echte Leben“
Brezelbackkurs BeiBäckermeisterStefanRennerlernen dieStudentinnen vomProfi,wie das
typisch deutsche Gebäck entsteht unddürfenden Teig selbst in Form bringen. VonClaudia Linz
DerFreundeskreis desSchwäbisch
Haller Goethe-Intstituts
feiertnatürlichgerne mit,
denn zum einen sind wiralle
im Freundeskreis überzeugte
„Goethianer“und zum andern
istesuns wichtig, anlässlich
desstolzen 60-jährigen Jubiläums
mitNachdruck darauf
hinzuweisen, dassgeradejetzt
in dieservon Krisen geschüttelten
Zeit die Goethe-Institute
wichtiger sinddenn je.Wir
wollen zusammenführen,wir
wollen unterschiedliche Kulturen,
Religionen und Menschen
aller Hautfarben ganz selbstverständlichinunserer
Stadt
willkommen heißen. Sie sollen
sichals Gäste hier wohlfühlen
und nach Möglichkeit auch
wieder kommen und vielleicht
sogarinDeutschland ihreHeimat
finden–zum Vorteil von
unsallen.Tretenwir demfahrlässig
gefährlichen Geredevon
„Remigration“ mit aller Entschiedenheit
entgegen! Nur
ein Beispiel vonvielen: Wie
würde unserGesundheitssystemohne
die zahlreichenausländischenÄrztinnen
und Ärzte
und ohnedie großeZahlder
Pflegekräfteaus aller Welt
aussehen; man mag es sich
garnicht vorstellen.
HelfenSie mit,dasssich Menschen
aus aller Welt,die hier
die deutsche Sprache lernen
möchten, gerneaufgenommen
undals Gäste behandelt
fühlen;der Haller Freundeskreis
desGoethe-Instituts
trägthierzu engagiertseit
mehr als30Jahren bei; machen
Sie mit bei uns und helfenSie
so,dassauch die
nächstenzehnJahre„unseres“
Institutserfolgreiche sein
werden!
IhrDr. Walter Döring
Vorsitzender
Freundeskreis
desSchwäbisch Haller
Goethe-Intstituts
Wie wird eigentlich
eine Brezel
gerollt und
geformt? Was
unterscheidet die schwäbische
vonder bayerischenVariante?
Und warum können
wir Gebäck, das mit Lauge
besprüht wird, eigentlich essen?
All das lernen die Studentinnen
und Studenten von
Bäckermeister Stefan Renner
in Schwäbisch Hall. Er hatte
die jungen Japanerinnen Kasumi
Angata, Haruka Machino,
Saki Matsui und Matsuura
Momoa sowie die Argentinierin
Nieves Garro, die
Bulgarin Melania Ciocos und
die Philippinin Nina Lebanan
zum Brezelbackkurs inseine
Backstube inder Gelbinger
Gasse eingeladen.
Los ging es mit einer Führung
durch die Backstube.
Die Besucherinnen lernten
die Maschinen, die zum Teil
aus den 1950er- und 1960er-
Jahren stammen, die Mehle
mit ihrem unterschiedlichen
Mahlgrad kennen und
schnupperten amSauerteig.
Dann ließ Stefan Renner, der
die Bäckerei in fünfterGeneration
führt, den Hefeteig
erst mit maschineller Hilfe
ausrollen, portionieren und
zum Brezelstrang formen.
„Denn wir sind zwar eine
Handwerksbäckerei, die auf
Aroma- und Hilfsstoffe verzichtet,
aber dabei nicht altbacken“,
erklärt er schmunzelnd
mit Blick auf die moderne
Technik.
Dann durften sich die Japanerinnen,
dieüber das Study
Abroad-Programm der
Universität Nagoya nach Hall
kamen, die Argentinierin, die
Bulgarinund die Philippinin,
diealledreibereits in Hall leben,
ans Werk machen. „Immermit
der ganzen Handfläche
ausrollen, die äußeren
zwei Drittel sehr dünn, das
Mittelstück dick“, lautet die
Backkunststückchen: Stefan Renner demonstriert(v.l.) Kasumi Angata,HarukaMachino
und Saki Matsui aus Japan),NievesGarroaus Argentinien, MelaniaCiocosaus Bulgarien
und Nina Lebanan vonden Philippinen, wie der Teig entsteht.
Fotos: UfukArslan
DerBäckermeisterzeigtMelania
Ciocos, wie’sgeht.
Die Studentinnen freuen sichüberdie duftenden,selbstgemachten
Brezeln, die ins Goethe-Institutgebracht wurden.
Kultur-und Freizeitangebote im Haller Goethe-Institut
Neben dem Brezelbacken
bietetdas Goethe-
Institut den Kursteilnehmern
Brauereiführungen,
Wandern mit
den Rotariern, Radtouren,
Osterbasteln, Kürbisschnitzen,
Spiele im
Park, Konversation und
Phonetiktraining.Dazu
kommen Besichtigungender
Kunsthalle
Würth, desHällisch-
FränkischenMuseums
undder Besuchder Freilichtspiele.
fachmännische Anweisung.
Dann werden diezweiEnden
umeinander geschlungen,
über Kreuzzum dicken Teigteil
geführt, festgedrückt und
das Ganze schließlich auseinandergezogen.
Fertig istdie
schwäbische Brezel, die aufgrund
des dicken „Bauches“
und der sehr dünnen „Ärmchen“imGegensatz
zurbayerischen
knusprig und weich
zugleich schmeckt. Und
weil’s so schön war, zeigtStefanRennerden
Hobbybäckerinnenauch
gleichnoch, wie
man Laugenknoten und Laugenzöpfle
formt, was die Besucherinnenauchgleich
ausprobierten.
Dabei war das
Formen weniger dasProblem
alsdas Aussprechen desWortes
„Zöpfle“.
Schließlich wurden die
Kreationen noch mitNatronlauge
besprüht, damit sie ihrenklassischenkräftigen
Geschmack
erhalten und glänzend
braunwerden.Die Lauge
ist ätzend, essen kann man
die Brezeln aber trotzdem,
weil „erstens die Lauge nur
aufder Oberflächebleibt und
nicht inden Teig eindringt
und zweitens beim Backen
austretendes Kohlendioxid
die Brezellauge in Natriumhydrogencarbonat
umwandelt
und dadurch neutralisiert“,
erklärt der Fachmann.
Dabei gehe die ätzende Wirkung
der Lauge verloren.
Nach einer längeren Ruhezeit
kamen Brezeln, Zöpfle
und Knoten am nächsten
Morgen in denOfenund wurden
17 bis 18 Minutenbei 220
Grad gebacken.Frisch, kastanienbraun,
rösch und duftend
brachte sie der Bäcker dann
zur Pause ins Goethe-Institut.
Nicht nur die Bäckerinnen
selbst, sondern auch andere
Deutschstudierende
stürzten sich mitgroßemAppetit
auf die typisch schwäbischen
Laugenbrezeln.
Schwäbisch Hall ist eine Bildungsstadt
–und daranhat das
Goethe-Institut einen großen
Anteil! 60Jahre schon bringt
dasInstitut Menschenaus der
ganzen Welt nach Schwäbisch
Hall, um Deutschzulernen.Das
Goethe-Institut hatschonimmer
auch dazu beigetragen,
dass wireineweltoffene,bunte
und vielfältige Stadt sind und
ichfreue mich,dasswirvondiesem
großartigen Engagement
und dervielfältigen Arbeit des
Institutsprofitieren.
Fürjemanden, derDeutschlernenwill,istSchwäbisch
Hall die
ideale Stadt.Die Wege hier sind
kurz,man kenntsich.Die Möglichkeit,schnellindas
„echte“
Leben einzutauchen und sich
etwasaufzubauen,ist einechterStandortvorteil.
Das Goethe-Institut will aber
nichtnur diedeutsche Sprache
vermitteln,sondernauchunsere
Kultur näher bringen –und
auch hier ist Hall die perfekte
Stadt. Ob Literatur, Musik,
Kunst, TheateroderTradition:
Schwäbisch Hall bietetals Mittelzentrum
eineVielfalt an kulturellen
Angeboten,die oft nur
in Großstädtenzufinden ist.
Willkommen in Deutschland –
willkommen in Hall und herzlichen
Glückwunsch!Auf weitere
gemeinsame 60 Jahre!
IhrDanielBullinger
Oberbürgermeister
in SchwäbischHall
Drei Fragen an
Svenja Hecklau-
Brümmer
Konzertund
Vernissage
Neben dem Festakt am20.
September feiert das Goethe-
Institut seinen 60. Geburtstagmit
verschiedenen Veranstaltungen.
Los geht es am 1.
April mit der Vernissage der
Fotoausstellung „two forone“
von Jale Vural-Schmidt und
Heike Hahn. Vom21. bis 26.
April wird eine Gruppe aus
Ghana beim Jugendtheaterfestival
unterstützt und vom
23.bis 25.Mai istwas losbeim
Kulturfest.
Am 24. Juni wird die Ausstellung
„60 JahreGoethe-InstitutSchwäbischHall“eröffnet.
Am 19. Juli ist ein Workshop
für Bläser geplant, am
20. Juli spielt das Sommerkonzert
des Stadtorchesters
und am 28. August findet die
Vernissage zur Ausstellung
„Mein Goethe-Institut“statt.
Vonder Prüfung bis zur KI
Beim großen Festaktdürfen dieBesucher einen Taglang
hinter die Kulissen desGoethe-Instituts blicken.
Mit einem abwechslungsreichen
Programm feiert das
Goethe-Institut am 20. September
2025 das Jubiläum mit
einem Tag der offenen Tür.
Los geht es um 11 Uhr mit einem
offiziellen Empfang und
anschließendem internationalen
Buffet.
Ab 13.30 Uhr sind interessierte
Besucher im Goethe-
Institut willkommen. Hier
das Programm in Stichpunkten:
•13.30 bis 14.30Uhr Schreibwerkstatt
• 13.30 bis 15 Uhr Workshop
und Vorstellung vonHappy
Learning (in dem Buch von
Prof. Dr. Michaela Sambanis
werden Methoden vorgestellt,
glücklich und nachhaltig
Sprachen zu lernen).
• 13.30 bis 17 Uhr KOSI ausprobieren
(KI-Sprachanwendung
zur Konversationssimulation).
KOSI
kommt in den Goethe-Onlinekursen
zum Einsatz,
wurde vom „Goethe-Lab“
entwickelt und kann Dialoge
auf allen Sprachniveaus
führen.
• 13.30 bis 17 Uhr Tandem/
Sprachcafé
• 13.30 bis 17 Uhr Fachbuchberatung
(Klett, Hueber,
Cornelsen)
•13.30 bis 17Uhr internationale
Kinderbücher
• 14 bis 14.30 Uhr Probeprüfungen
• 14.30 bis 15 Uhr Führung
durch das Haus
•14.30 bis15.30 Uhr Führung
durch die Ausstellungen
• 15 bis 15.30 Uhr Probeprüfungen
• 15.30 bis 17 Uhr KI im
Sprachunterricht
• 16 bis 16.30 Uhr Probeprüfungen
• 16 bis 17 UhrFührung durch
die Ausstellungen
• 16.30 bis 17 Uhr Führung
durch das Haus
• 20 bis 21.30Uhr Kabarettist
Muhsin Omurca im Hospitalsaal.
Ausden Begegnungen undUnterhaltungenimSprachcafé
undimTandemprogramm entstanden oft schonlange
Freundschaften.
Foto:privat
Wasmacht dasHaller Goethe-
Institut fürSie persönlich einzigartig?
Svenja Hecklau-Brümmer:
DashochmotivierteTeam, das
sich immerauf neue Ideeneinlässt,beziehungsweisesie
entwickelt.
Wassinddie größtenHürdenfür
Fremdsprachler beim Deutschlernen?
Die Artikel.
Wenn Siedie Wahl hätten:An
welchem Goethe-Institut in
derWelt würden Siepersönlich
gern welcheSprache lernen?
Undwarum?
Derzeit würdeich gern diegeorgische
Schrift lernen,weil sieso
hübsch aussieht, aber ebenso
gern eine asiatische Sprache,
zum Beispiel thailändisch, um
mich so derKultur anzunähern.
Im Sommerfahreich mitmeinerFamilie
nach Polen,um wiedereinmalmeinewährenddes
Studiums erworbenen Polnischkenntnisse
anzuwenden.
Um 1980:Die Telefone wurden
rege genutzt,umnach
Hause zu telefonieren.
1981: DieStudenten frühstücken
in der neu eingerichtetenMensa.
1994: DerFörderverein wird
gegründetund dieneue Mediothek
eröffnet.
1995: Bezug der neuenStudentenwohnheime
im Wilhelm-Meister-Weg.
2005:Nur in Hall wird das
Programm „Deutsch undBerufspraktikum“
angeboten.
2005:40Jahre Goethe-InstitutHall. Eine derEhrengäste
wardie Präsidentindes Goethe-Institutes, JuttaLimbach,
diesichindas GoldeneBuchder Stadt eintrug. Fotos: Archiv
SONDERVERÖFFENTLICHUNG
60 JahreGoethe-Institut
Jubiläumsjahr mit vielen Aktionenund AttraktioneninSchwäbischHall
AusFremden
werden Freunde
„Warum gibteseigentlichein
Goethe-Institut in Schwäbisch
Hall?“, werdeich immer
wieder gefragt. Aufdiese Frage
gibt es gleichmehrere Antworten:
EinehistorischeAntwort:Vor
61 Jahren schrieb derOberbürgermeisterder
Stadt Schwäbisch
HallTheodor Hartmann
einen Briefandie Zentraledes
damals13Jahre alten Vereins
„Goethe-Institut zur Förderung
ausländischer Deutschlehrer
e.V.“mit der Bitte, ein
Goethe-Institut in Schwäbisch
Hall zuetablieren. Gemeinsam
suchten die Stadt
und das Institut nachgeeignetenGebäudenund
wurden im
Herzen der Stadt fündig: Das
Spitalgebäude wurde passgenau
für die Zwecke eines
Sprach- und Kulturinstituts
umgebaut.Und so konnteam
1. April 1965der ersteKursAm
Spitalbachstattfinden.
Eine aktuelle undzukunftsweisende
Antwort: Das Institut
ist aus Hall nicht wegzudenken.
Die Anwesenheit von
Menschen aus Afrika, Asien,
Nord- und Südamerikaund allen
Ländern Europas hat den
Bürgerinnen und Bürgern der
kleinen Stadt am Kocher
Freundschaftenbeschert, die
über Jahrzehnte Bestand haben,
Geschäftspartner und
-partnerinnen, dieseltensind
aufdem Land,wie Diplomaten
und Prinzen bzw. Prinzessinnen
aus aller Welt,Einsichten,
dieman danngewinnenkann,
wenn man sich aufdie Fremden
einlässt.Das machtHall
zu einer offenen Stadt,deren
Bewohner neugierig sind auf
Neues, die bereit sind, Fremde
aufzunehmen und sie zu
Freunden werden zu lassen.
Sprachkursteilnehmende
kommen nach Hall, weil die
Menschen so nett sind, weil
die Stadt so hübsch ist und
weil es das einzige Institut in
einer kleinen Stadt ist.Sprachkursteilnehmende
sind aber
schon längst nicht nur Menschen,
die nach ihrem Kurs
wieder „nach Hause“ fahren.
Viele Menschen haben in Hall
Arbeit undeineHeimatgefunden
und möchtennun mithilfe
derSprachenoch mehr ankommen,
Freundin oder
Freund werden, sich eine Heimat
gestalten.
Das Goethe-Institut ist in
Schwäbisch Hall nicht nur
Sprachschule sondern Kulturmittler;
Teil eines starken
Netzwerks aus Freundinnen
und Freunden,Kulturschaffenden,
Gastgeberinnen und
Gastgebern und Weltmarktführenden.
Ich freue mich sehr darüber, im
Jubiläumsjahr 2025 mit allen
Schwäbisch Hallern und allen
Kurs- und Prüfungsteilnehmenden
den 60. Geburtstag
desGoethe-Institutszufeiern.
Ihre
Svenja Hecklau-Brümmer
Goethe-Institut-Leiterin
Wenn der Zufall Schicksalspielt
Neuanfang Eigentlich wollteFabio Sturlesegar nicht bleiben. Doch dann erfülltesichfür den
Italiener mit einerKiste vollerLegobausteine am Kocher einKindheitstraum. VonClaudia Linz
Den Mutigenhilftdas
Glück, sagt einlateinisches
Sprichwort.
Fabio Sturlese bewies
Mut, als er mit 50 Jahren
seinen Job als Ingenieur, Produktmanager
und Controller
bei einem italienischen Telekommunikationsunternehmen
aufgab. „Es ging dort nurnoch
umZahlen, nichtumdie Menschen
imUnternehmen“, begründet
er seinen Schritt. Frei,
und mit einer beruhigenden
Abfindung auf dem Konto, besann
er sich auf frühereUrlaube
indem auch bei deutschen
TouristenbeliebtenKüstenort
Imperia an der Grenze zu
Frankreich und später in Südtirol.
An beiden Orten hatte
ihn die deutsche Sprache fasziniert,
weil er sich,anders als
beim Französischen, keines
der Wörter herleiten konnte.
So beschloss Fabio Sturlese,
seine Auszeit zu nutzen, um
Deutsch zu lernen. Zunächst
bei einer Privatlehrerin in
Rom, später in Berlin, schließlich
in Schwäbisch Hall. Das
Angebot „Kurs und Praktikum“,
das es nur am Goethe-
Institut in Hall gab, hatte ihn
angesprochen.
Die Grammatik
istkein großes
Problem.
Fabio Sturlese
ehemaliger Goethe-Student
SandraRipoll zeigtdas Fingerspiel an ihremArbeitsplatz,
derKindertagesstätteinGailenkrichen. Foto:Claudia Linz
2017:Fabio Sturlese mit einer Kurskollegin vomGoethe-Institut in Rothenburg. Foto:privat
AllerAnfang istschwer
An einem regnerischen undim
Vergleich zu Italien kalten Tag
im Mai 2017 kamerinHallan,
doch der erste Eindruck war
nicht gerade überwältigend.
„O mein Gott, diese Stadt ist
so klein“. Dem Großstädter,
der inGenua, Rom, Mailand
undBerlin gelebt hatte, behagte
das ruhige Leben so gar
nicht. „Freitags schon um 19
Uhr war nichts mehr los auf
den Straßen“, erinnertersich.
Schnellstmöglich wollteerder
Stadt den Rücken kehren, zumal
der Kurs, der Sprachunterricht
mit Praktikumverbindet,gar
nicht mehr angeboten
wurde. Doch diePlätzeinanderen
deutschen Städten waren
ausgebucht, Fabio Sturlese
blieb notgedrungen einen
weiteren Monat und ganz allmählich
beganner, die Vorzüge
der kleinen Stadt zuschätzen.
Die Wege sind kurz, die
Menschen ruhig und freundlich,
das Leben ist entspannt
und so garnicht hektisch. Und
will er doch einmal Großstadtluft
schnuppern, sind Stuttgart
und Nürnberg nicht weit.
„Freundschaftenzuschließen
dauert länger“, vergleicht Fabio
Sturlese die deutsche mit
der italienischen Mentalität
undfügtergänzend hinzu,dass
es die eine italienische Wesensartgar
nicht gibt. In Ligurien,
seiner Heimat, seien die
Menschen eher wie die Schwaben
zurückhaltend, sparsam
und ruhig, ganz andersals die
lauten, temperamentvollen
Neapolitaner, die das Italienbild
in Deutschland prägen.
„Ich fühlemichheute wirklich
wohl hier“, sagt der 57-Jährige,
der gerne Aufführungen der
Freilichtspiele besucht, im
Mainhardter Wald wandert,
Fleischkäsweckle mit Senf
schätzt und an der Volkshochschule
Italienischkurse
der
gibt.
Roboter als Hausaufgabe
Wieder war esder Zufall, der
Schicksal spielte. Eine Lehrerin
der Gemeinschaftsschule
Schenkensee hatteFabioSturleses
Vermieterin gefragt, ob
sie Interesse daran habe, eine
AG zu leiten. Sie selbst hatte
keineZeit, aber der Mieter und
Ingenieur aus Genua konnte
sich das durchaus vorstellen.
Kurzerhandmachteersich auf
ins Sekretariat, fragte nach
und der Schulleiter Friedrich
Ortius drückteihm schließlich
einegroße Kistemit Legotechnik-Bausteinen
in die Hand
Sandrahabla alemán
Erzieherin Sandra Ripoll ausSpanien wurde vonder Stadt
Hall angeworben. Im Goethe-Institut lerntesie Deutsch.
„Das ist der Daumen, der
schüttelt die Pflaumen…“ –in
Deutschland kennt das Fingerspieljedes
Kind. Aber was
spielen und singen die kleinen
Mädchen und Buben in Spanien?
Die Aufregung war
groß, als die Kinder der Tageseinrichtung
in Gailenkirchenerfuhren,
dass ihreneue
Erzieherin aus Spanien kommen
würde. Schon bald bestürmten
sieSandraRipollmit
ihren Fragen. Das war vor einem
Jahr.Inzwischen hatsich
die 24-Jährige aus Valencia
gut eingelebt, schwärmt von
denweniger hohenTemperaturen
im Sommer, den WeihnachtsmärktenimWinter
und
mit der Aufforderung, damit
zu Hause einen Roboter zu
bauen und zu programmieren.
Fabio Sturlese hatte vorher
noch nie mit Robotern gearbeitet,
dieAufgabe jedoch gemeistert.SeitOktober
2021 leiteternun
die Robotik AG.Seit
Mai 2022 ist er zudem Lehrer
an der Schule und unterrichtetwöchentlich
24 Stunden in
Gemeinschaftsschule
Technik, Physik, Mathematik,
ITG (Informationstechnische
Grundbildung) und NWT
(Naturwissenschaft undTechnik).
Um als Nicht-Muttersprachler
inDeutschland als
Lehrer arbeiten zu können, ist
das C2-Zertifikat inDeutsch
Voraussetzung. Den Test auf
dem höchsten Niveau absolvierte
der Genuese imHaller
Goethe-Institut. Noch gut erinnert
er sich an denPrüfungstag
während der Pandemie.
Alle Fenster waren geöffnet
und die Geräusche vom angrenzenden
Kocherquartier
drangen herein. „Es war sehr
der Arbeit imKindergarten.
„In Spanien lernen schon die
Dreijährigen das Schreiben
und es gibt Entwicklungsziele,
die protokolliert werden.“
In Deutschland sei das wenigerstarr,vergleichtdie
Erzieherindie
pädagogischenKonzepte.
Sandra Ripoll ist eine von
etwa 15 spanischen Erzieherinnen,
die vonder StadtHall
angeworben wurden. Voraussetzungen
für die Bewerbung
waren eine abgeschlossene
Pädagogikausbildung sowie
deutsche Sprachkenntnisse
aufdem Niveau B1,auf die vor
Ort aufgebaut werden sollte.
Dafür besuchteSandraRipoll
schwer,sich zu konzentrieren,
das Gehörtevom Wiedergabegerätzuverstehen
unddie Fragen
richtig zu beantworten“,
erinnert er sich.
Aufdie Frage, wasihm beim
Lernen derdeutschenSprache
am schwerstenfällt, antwortet
Fabio Sturlese überraschend.
„Die Grammatik ist kein großes
Problem. Das hatmit Mathematik
zu tun, es gibt Regeln
und dadurch fällt mir das
leicht.“ Schwieriger seiesmit
dem Wortschatz. „Es gibt Begriffe,
diesich nur in Nuancen
unterscheiden“, sagt er und
führt den Unterschied zwischen
„sich verabschieden“
und „Abschied nehmen“ an.
Wasihn fasziniert und auch etwasbelustigt
an derdeutschen
Sprache sind die Komposita,
also Wortzusammensetzungen.
Wörter wie „Schritttempo“
mit drei „t“ oder Wortungetüme
wie „Schullaufbahnentscheidungskonferenz“
gebe
es im Italienischen nicht, sagt
er schmunzelnd.
„Wenn Du Luschd haschd…“
Worauf ihn die sehr deutlich
sprechenden Lehrer am Goethe-Institutund
das„Nahezu-
Muttersprachler-Zertifikat jedoch
nicht vorbereiten konnten,
wardas,auf dasder Norditaliener
dann anfangs in
Hohenlohe und in Hall traf:
der schwäbische Dialekt.
„Wenn Du Luschd haschd,
könnenwir….“ Unmöglich für
ihn herauszufinden, was sein
Gegenüber ihm zu verstehen
gebenwill.Was er aber inzwischen
selbst weiß ist, dass er
Lust und großen Spaß daran
hat, heute als Lehrer in
Deutschland zu arbeiten.
Denn in diesem Beruf,mit dem
er schon als Kind geliebäugelt
hat, geht es nicht um Zahlen,
sondern um Menschen. Schüler,die
er aufdas Berufsleben
vorbereitet, und die dabeisind,
ihren eigenen Wegerst noch
zu finden.
Sprachkurse im Goethe-Institutund
kann nun vonsich sagen:
„Hablo alemán“ – ich
sprecheDeutsch. Die oftspielerische
Herangehensweise in
kleinen Gruppen hat ihr das
Lernen leichtgemacht. Siehat
das erforderliche Sprachlevel
erreicht und beim Regierungspräsidiumdie
berufliche
Anerkennung beantragt, um
weiterhin als Erzieherin in
Deutschland arbeiten zu können.
Die Kinder haben auch
schon das ein oder andere
spanische Wort gelernt –und
die Entsprechung des deutschen
Fingerspiels: „Este es
papa, esta esmama, este es
hermano...“
dia
Dasbleibtin
Erinnerung
Die Studentinnenund Studentenbringen
alle ihre eigene Geschichte
und Motivation mit.
Manche bleiben besonders in
der Erinnerung.
• MilanRistic ausdem damaligen
Jugoslawien nahm seine
Ersparnisse auseineinhalb
Jahren, um 1967 in Hall
Deutsch zu lernen. Später
studierte erander Universität
Stuttgart-Hohenheim,
promovierte, arbeiteteander
Bundesanstalt für Fleischforschung
und wurde 1979 deutscher
Staatsbürger.
• BengtJohansson (Bild unten),
damals 19,radelte 1970
von Göteborg inSchweden
nach Schwäbisch Hall und
auch wieder zurück, um
Deutschzulernen.
• Ping Li aus China und Kreg
Zimmermann ausden USA
lernten sich 2017amGoethe-
Institut kennen. Kurz vorder
Abreise gestanden sie sich
auf derTreppe desWohnhausesihreLiebe
und heirateten
zwei Jahrespäter.
• Katie Österman aus
Schweden besuchte imJuni
2019 den 50 Plus-Kurs. Damitist
diedamals 93-Jährige
die bisher älteste Kursteilnehmerin.
•2022 feierten ein Brasilianer,
einFranzose und zwei Französinnen
ihre Jubiläumsfreundschaft
(Bild unten). 50 Jahre
vorher hatten sie sich im
Deutschkurs kennengelernt,
warenzusammen essenund
tanzen gegangen. Etwasspäter
heirateten Estevão de
RezendeMartins und Martine
sowie Jean-Luc Curat
undClaude.
• Jia-Chen Shen,vor drei Jahren29Jahrealt
und Juristaus
Taiwan, lernte 2022 in Hall
Deutsch–so wieseine Mutter
Hui-Chen Shih 25 Jahre
vor ihm. Sie und sein Vater
Cen-Chu Shen lebten 1987in
der Siederstadt und
schwärmten vomLichterfest.
• Seolah Kim aus Seoul erwarb
2002 ihrC2-Zertifikat.
20 Jahrespäterkehrtesie als
40-jährigeJuristin und Beamtin
im südkoreanischen Innenministerium
zurück, um
ihre Deutschkenntnisse aufzufrischen.
Sie hatte sich am
Max-Planck-Institut in Heidelbergals
Forscherin beworben.
dia
Fotos: Archiv
FOTOS: ARCHIV
2009: Beginn desausschließlich
Haller Projekts
„Irak-Horizonte“.
2012:Mensa-
Eröffnung nach
Umgestaltung.
2013: Anmietung des
Westflügelsdes Hospitalkomplexes.
2014: NeuesWelcome-Center
zur Fachkräftegewinnung.
2015: 50-Jahr-Feier mitInstitutsleiter
Hans Werner Schmidt und
Präsident Klaus-DieterLehmann.
2018: StiftungHahn
ermöglicht Stipendien
für Geflüchtete.
2022: Nachder Corona-Pause
lernen seit Januar wieder
Kursteilnehmende Deutsch.
2025: DasInstitut in der
kleinstendeutschen Stadt
feiert60. Geburtstag.
SONDERVERÖFFENTLICHUNG
60 JahreGoethe-Institut
Jubiläumsjahr mit vielen Aktionen und Attraktionen in Schwäbisch Hall
Eine besondere
Verbindung
JohannesEbertist Vorstandsvorsitzender
des Goethe-InstitutsinMünchen,
lebte aber
auch in Heilbronn. Seine erste
Erinnerung an dasGoethe-Institut
Schwäbisch Hall liegt
schon 35 Jahrezurück:„Da war
ich Volontärbei der Heilbronner
Stimme. In dieserFunktion
warich für einigeWochen
an die Hohenloher Zeitung in
Öhringen ausgeliehen.Als ich
damals vom25. Jubiläumdes
Goethe-Instituts Schwäbisch
Hall hörte, dachte ich, dass
das doch ein toller Stoff für
eineReportage ist. ,Zwischen
Kirschwasserund Grammatik‘
hießder Artikel, glaube ich.Es
hatmir großen Spaß gemacht,
dafür mitden Lehrkräften und
den Studentinnen und Studentenaus
allerWelt zu sprechen.“
Auch heute kommt er immer
wieder nach Schwäbisch Hall,
auch privat.Mit seiner Frau radelteerimvergangenen
Sommer
eine Woche im Kocherund
Jagsttal. „Das war wunderbar.“
Deutscher
auf Zeit
Schwäbisch Hall istein Mikrokosmosdes
Landesmit starkenmittelständischen
Unternehmen,
einem lebendigen
Gemeinwesen, hohem Bürgersinnund
Engagement fürKultur
in allen Bereichen. Genau
diesspiegelt sichimTeamdes
Goethe-Institutswider:nicht
nur ganz viel Sprache, sondern
auchganz viel Kultur,nicht nur
Kunde, sondern ganz viel
Mensch. Einer dervielen hochzufriedenen
Kursteilnehmenden
drückte esnach Kursabschlussfolgendermaßen
aus:
„In Schwäbisch Hall bin ich
nicht nurSprachschüler, sondern
darf Deutscher aufZeit
sein. Ichwürde jederzeitwiederkommen!“
Noch heutehängtein Foto von
„Kaffee und Kuchen“ in meinem
BüroinIstanbul!
IhreSabine Haupt
ehemaligeLeiterin
desGoethe-Instituts
FOTO: PRIVAT
FOTO: UFUK ARSLAN
Fotoarbeiten der Serie „two forone“zeigtJale Vural-Schmidt derzeit im Goethe-Institut.Zusehen sind Motive,die sich
übereinander schieben.Sosind auf einem Bild die Hagia Sophia in Istanbul und ein Biergarten in Münchenzusehen,auf
einem anderen die anatolische Küsteund eine Schale Kresse auf einer FensterbankinDeutschland. Foto:Claudia Linz
Ein Schritt,der das
Leben veränderte
Künstlerin Jale Vural-Schmidt lernte1989Deutsch und traf ihrenspäteren
Ehemann.Nun stellt sieihr Fotoprojekt„twofor one“ aus. VonClaudia Linz
Wir haben
immer darauf
geachtet,die
Vorhängegut zu
schließen.
Jale Vural-Schmidt
ehemaligeGoethe-Studentin
Freundlich willkommen
hieß Schwäbisch
Halldie junge
Jale Vural 1989
nicht. Trotzdem spiegelt die
erste Begegnunggleichzeitig
die Gastfreundschaft inder
Stadt amKocher wider, die
heute zu ihrer zweiten Heimat
geworden ist.
Was war passiert? Nachdemdie
Kunstlehrerinaus Izmir
den langen Wegvon der
Türkei über München nach
Hall erfolgreich mit Flugzeug
und Bahn hinter sich gebracht
hatte, stand sie ohne
Übernachtungsmöglichkeit
da. Bei der Zimmerbuchung
im Dreikönighotel waretwas
schiefgelaufen. Daman die
junge Frau mit ihrem Koffer
und der Zeichenpapierrolle
unter dem Arm nach ihrer
langen Reise nicht gut wieder
in die Nacht hinausschicken
konnte, bot man ihr ein
Klappbett inder Ecke eines
reservierten Zimmers als
Schlafplatz an. Der Japaner,
ebenfalls ein Goethe-Student,
der dort nächtigte, war vom
1. auf den 2.Mai nicht anwesend,
und die junge Frau erhieltdie
Anweisung,imZimmer
nur ja nichts anzufassen
oder gar zubenutzen. Niemand
sollte von der heimlichen
„Untermieterin“ Wind
bekommen. Gut geschlafen
habe sie in der Nacht nicht,
erinnert sie sich. Am Tagdaraufstartetemit
einemFrühstück
in der Mensa ihr
Deutsch-Stipendium.
Deutsch also. Dabei hatte
Jale Vural inIzmir Französisch
gelernt, weil es ihr
Traum war, in Paris, vielleicht
sogar an der Sorbonne,
Kunst zu studieren. Doch
dann bekam sie die Chance,
mit einem Stipendium desösterreichischen
Kulturministeriums
an der Sommerakademie
in Salzburg teilzunehmen,
und ihr dortiger Kursleiter,
Professor Georg Karl
Pfahler, lud sie ein, in seiner
Klasse an der Kunstakademie
in Nürnberg zu studieren.
Einzige Voraussetzung: Sie
musste gut Deutsch können.
Jale Vural klemmte sich dahinter.
Weil sie es schaffte,
am Goethe-Institut in der
Türkei innerhalb kurzer Zeit
bis zum Zertifikat zu gelangen,
erhielt sie als einzigeihresJahrgangsein
Stipendium,
das zwei Monate Unterricht
an einem Goethe-Institut in
Deutschland inklusive Flug
und Taschengeld enthielt.
Als Künstlerin,legte manihr
in Izmirnahe,müsse sie nach
Berlin oder München. Jale
Vuralentschied sichaber für
Hall, weil die Stadt genau
zwischen Nürnberg und
Stuttgart liegt, dem Wohnort
ihres Kunstprofessors. Eine
glückliche Fügung, denn in
Hall lerntesie ihren späteren
DieSpracheder Philologen
Jale Vural-Schmidt(Mitte)
mit anderen Sprachlernenden
1989inHall.
Prüfungen VonA1für Anfänger bis C2 fürfastmuttersprachliche Kenntnisse.
FOTO: PRIVAT
Mann, Hans Werner Schmidt,
kennen, der damals seine
Sprachlehrerausbildung
machte und viele Jahre später
Institutsleiter wurde.
Zunächst jedoch knüpfte
sie Freundschaftenmit anderen
Kursteilnehmern und
Mitbewohnerinnen im Josenturm.
Das schönste Zimmer
mit Balkon habe sie damals
bekommen. In der Gemeinschaftsküche
trafen sich die
jungenFrauen–zweiJapanerinnen,
zwei Afrikanerinnen,
mehrereGriechinnenund die
Türkin. „Wir haben immer
darauf geachtet, die Vorhänge
gutzuschließen“, erinnert
sich Jale Vural-Schmidt heute.
Denn genau gegenüber
war jadas Gefängnis und für
die Männer dort war es ein
beliebter Zeitvertreib, den
Studentinnen etwa beim Kochen
zuzuschauen.
Auch das Goethe-Institut
selbst mit Mediothek, Mensa
und Musiksaal im historischen
Stiftsgebäude sowie
die Ausflüge, etwa ins Pergamonmuseum
nach Berlin,haben
die junge Studentin begeistert.
Im Herbst1989startete
sie mit inzwischen ausreichendDeutschkenntnissen
ihr Studium an derAkademie
der Bildenden Künste in
Nürnberg. Währenddessen,
im November 1992, heiratetenJaleVural
undHansWerner
Schmidt. Nach weiteren
Stationen etwa inBudapest
zog das Paar für 14Jahre in
die Türkei, lebte inIstanbul,
Izmir und Ankara. Von 2014
bis 2017 ging es nach 25 Jahren
zurück nach Hall, weil
Hans Werner Schmidt die
Leitung des Goethe-Institutesübernahm.Heute
lebt das
Paar abwechselnd in Hallund
in Izmir. „Ich liebe die Sonne,
das Meer und die langen,
warmen Abende“, schwärmt
die gebürtige Türkin für ihr
Herkunftsland.
Ausstellung zumJubiläum
Während all der Jahre schuf
Jale Vural-Schmidt inihren
Ateliers inder Türkei und in
DeutschlandArbeitenunterschiedlicher
Genres und
Praktiken auf Leinwand und
Papier. Zusammen mit ihrer
ehemaligen Kommilitonin in
Nürnbergund Freundin Heike
Hahn verwirklichte siedas
Fotoprojekt „two for one“.
Die Fotossindimmer an zwei
Ortenentstanden. DieKünstlerinnen
habendabei einund
denselben Film genutzt und
ihn doppelt belichtet. Während
Heike Hahn in München,
Nürnberg, Görlitz und
Dresden fotografierte, sind
die Fotos von Jale Vural-
Schmidt inIstanbul, Izmir,
Edirne, Athen und Lissabon
entstanden.
dia
Dieganze Welt
im Wohnzimmer
Gastmutter ChristaEnsingerbietet
seit 1988 Sprachlernenden ein
Zuhause–für sieeineBereicherung.
Christa Ensingerblättertim
Gästebuch. Foto:Claudia Linz
„Tausend Küßchen“ schickte
Estelle aus Portugal. Nathalie
aus Frankreich verlieh ihrerHoffnung
aufein Wiedersehenmit
demfranzösischen
Sprichwort „Nur Berge treffensichnie“Ausdruck.
Wenn
Christa Ensinger durch ihr
Gästebuch blättert, erinnert
sie sichandie vielen Goethe-
Studentinnen und -studenten,
die sie seit 1988 in Hall
beherbergte, und an manch
lustige Begebenheit. „Anfangswollteich
meinen Kindern
die Möglichkeit bieten,
Menschen aus anderen Kulturen
kennenzulernen“, erzählt
die 80-Jährige von ihremBeweggrund,
Besuchern
aus anderen Ländern das Familien-
und kulturelle Leben
in Deutschlandnäherzubringen.
Doch auch sieselbsthaben
die Mitbewohner auf Zeit
zu Fernreisen, vorallem nach
Indien, inspiriert. Die Entscheidung,
Gasteltern zu
sein,habenChristaund Hans
Ensinger nie bereut.
Egal ob Fritz aus Brügge
oder Power-Frau Adele von
der Elfenbeinküste – alle
durften die schwäbische Küche
mit Maultaschen und
Spätzle kosten. Damit waren
auch HeathersBedenken vom
Tisch gewischt. Die Engländerin
hatte „Angst vor dem
komischendeutschen Essen“.
Besonders in Erinnerung
blieb der Hallerin der indische
Tanz- und Kochabend,
in der die Teilnehmerinnen
prächtige Saristrugen. Sieerzählt
von der Gruppe, die an
einem heißen Tag in der
Stuttgarter Markthalle frischen
Fisch erstanden hatte,
der, zurück in Hall, aber nicht
mehr genießbarwar,und von
der Studentin, die im Mai einen
Ausflug auf die Wies’n
unternehmenwollte. Siewar
der festen Meinung, in
Deutschland sei immer Oktoberfest.
dia
Sprache. Kultur.
Begegnung.
60 Jahre
Goethe-Institut
Schwäbisch Hall.
Wirgratulieren herzlich
zu sechsJahrzehnten
gelebtem Austausch
und kulturellerVielfalt
in derRegion.
sparkasse-sha.de
Weil`s um mehr alsGeldgeht.
Sparkasse
Schwäbisch Hall
Crailsheim
Nilufar Ghafuri aus AfghanistanmöchteinMaastricht„Internationale
Beziehungen“
studieren. Die chilenische
Hebamme Loreto Subicueta
benötigt das höchsteSprachzertifikat,
uminFulda ihren
Master in Public Health zu
absolvieren. Und Giovanni
Taglialatela aus Italienstrebt
den DoktortitelinPhilologie
an und braucht dafür erstklassige
Sprachkenntnisse.
„Deutsch ist die Sprache der
Philologen“, erklärt er, und
„es gibt Werke,die nurindieser
Sprache verfasst worden
sind. Die möchte ich lesen.“
AlleDreiwaren sie im Februar
ins Goethe-Institut nach
Schwäbisch Hall gereist, um
ihre C2-Prüfung erfolgreich
abzulegen. Dieses Goethe-
Zertifikat ist nach A1, A2, B1,
B2 und C1 das höchste deutsche
Sprachdiplom und bescheinigt
dem Absolventen
GiovanniTaglialatela absolvierte
die C2-Prüfung.
FOTO: CLAUDIA LINZ
nahezu muttersprachliche
Kenntnisse.
Die Prüfung setzt sich zusammen
aus den vier Modulen
Lesen, Hören, Schreiben
undSprechenmit jeweilsverschiedenen
Aufgaben. Beim
Hörtestwurde einkomplexer
Text in authentischem
Sprachtempo aus einer Radiosendung
wiedergegeben.
Daraufhin sollten die Prüflinge
entscheiden, obdie Aussagenauf
ihrem Prüfblattmit
dem Textinhalt übereinstimmen
oder nicht. Ein Dialog
und ein Interview mit diversen
Fragestellungen schlossen
sich an.
Im Modul Sprechen hielten
die Teilnehmer nach einer
15-minütigen Vorbereitungszeit
einen Kurzvortrag
zu einem Thema wie „Neue
Medien im Beruf“ oder „Interkulturelle
Kommunikation“
und beantworteten Fragendazu.
Im zweiten Teil diskutierten
sie mit dem Prüfer
über zum Beispiel die Vorund
Nachteile der beruflichen
Selbstständigkeit, nahmendabeiwahlweise
die Prooder
die Contra-Position ein
und versuchten, ihren Standpunkt
klar zu vertreten.
Wer sich selbst ein Bild
vom Schwierigkeitsgrad machen
möchte, hat dazu beim
Tagder offenen Tür imSeptember
Gelegenheit. Dann
werden Probeprüfungen zum
Mitmachen angeboten. dia