FINE - Das Weinmagazin - 69. Ausgabe - 02/2025
Hauptthema: ARISTOKRATISCHE ELEGANZ TOSKANA Sassicaia: Die Ikone der Tenuta San Guido Weitere Themen dieser Ausgabe EDITORIAL Von der Idee bis zum Handeln APULIEN Wein statt Oliven: Tenuta Liliana INTERVIEW Der Chef de Cave von Champagne Lallier TASTING Feinstes aus dem Elsass: Maison Trimbach BURGUND Neuer Name, neues Glück? Domaine Caroline Frey PORTRÄT Michel Bettane lebt Wein mit Herz und Seele PROVENCE Rosige Zeiten: Zu Besuch auf drei Rosé-Weingütern LUXEMBURG Qualität ohne Grenzen bei Henri Ruppert LUXEMBURG Abi Duhr und das Bauchgefühl: Château Pauqué GRITZMANN & SCHECK Christin und Hans-Peter Wöhrwag im Porträt TASTING Gereifte Schweizer Weine DAS GROSSE DUTZEND Exquisiter Wein: Juwel vom Assmannshäuser Höllenberg PORTRÄT Fit for Future: Der Weinhändler Wein & Co in Österreich WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst im Votum in Hannover GENIESSEN Viel zu schade für die Reibe: Parmigiano Reggiano DIE PIGOTT-KOLUMNE Die Weinwelt und die Alkoholbremse WEIN & ZEIT Ein Glücksfall für Südtirol: Der Chemiker Edmund Mach WEIN & POLITIK Deutsch-französische Beziehungen: Wein oder Wasser? MOSEL Lokaltermin beim Weingut Markus Molitor ABGANG Sagt »Ja« zu deutschem Wein
Hauptthema: ARISTOKRATISCHE ELEGANZ
TOSKANA Sassicaia: Die Ikone der Tenuta San Guido
Weitere Themen dieser Ausgabe
EDITORIAL Von der Idee bis zum Handeln
APULIEN Wein statt Oliven: Tenuta Liliana
INTERVIEW Der Chef de Cave von Champagne Lallier
TASTING Feinstes aus dem Elsass: Maison Trimbach
BURGUND Neuer Name, neues Glück? Domaine Caroline Frey
PORTRÄT Michel Bettane lebt Wein mit Herz und Seele
PROVENCE Rosige Zeiten: Zu Besuch auf drei Rosé-Weingütern
LUXEMBURG Qualität ohne Grenzen bei Henri Ruppert
LUXEMBURG Abi Duhr und das Bauchgefühl: Château Pauqué
GRITZMANN & SCHECK Christin und Hans-Peter Wöhrwag im Porträt
TASTING Gereifte Schweizer Weine
DAS GROSSE DUTZEND Exquisiter Wein: Juwel vom Assmannshäuser Höllenberg
PORTRÄT Fit for Future: Der Weinhändler Wein & Co in Österreich
WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst im Votum in Hannover
GENIESSEN Viel zu schade für die Reibe: Parmigiano Reggiano
DIE PIGOTT-KOLUMNE Die Weinwelt und die Alkoholbremse
WEIN & ZEIT Ein Glücksfall für Südtirol: Der Chemiker Edmund Mach
WEIN & POLITIK Deutsch-französische Beziehungen: Wein oder Wasser?
MOSEL Lokaltermin beim Weingut Markus Molitor
ABGANG Sagt »Ja« zu deutschem Wein
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
2| 2025 Deutschland € 20 Österreich € 21,00 Italien € 24,50 Schweiz CHF 35,00 Benelux € 22,90
4 197772 520006 02
ARISTOKRATISCHE ELEGANZ
DIE TENUTA SAN GUIDO UND IHR SASSICAIA
Apulien Burgund Provence Luxemburg Mosel
Wein statt Oliven: Domaine Caroline Frey: Drei Premium-Rosés, Château Pauqué und Markus Molitor,
Tenuta Liliana Neuer Name, neues Glück? drei Philosophien Domaine Henri Ruppert Meister des Rieslings
FINE
TENUTA LILIANA 24 CHAMPAGNE LALLIER 32 DOMAINE CAROLINE FREY 48
MICHEL BETTANE 58
CHÂTEAU
MINUTY 66
CHÂTEAU
D’ESCLANS 70
CHÂTEAU
GALOUPET 74
HENRI RUPPERT 80 CHÂTEAU PAUQUÉ 84
MARKUS MOLITOR 134
6 FINE 2 | 2025 INHALT
DAS WEINMAGAZIN 2|2025
MAISON TRIMBACH 40
TENUTA SAN GUIDO 12
9 FINE EDITORIAL _________________ Von der Idee bis zum Handeln
12 FINE TOSKANA __________________ Sassicaia: Die Ikone der Tenuta San Guido
24 FINE APULIEN ___________________ Wein statt Oliven: Tenuta Liliana
32 FINE INTERVIEW _________________ Der Chef de Cave von Champagne Lallier
40 FINE TASTING ____________________ Feinstes aus dem Elsass: Maison Trimbach
48 FINE BURGUND __________________ Neuer Name, neues Glück? Domaine Caroline Frey
58 FINE PORTRÄT ___________________ Michel Bettane lebt Wein mit Herz und Seele
64 FINE PROVENCE _________________ Rosige Zeiten: Zu Besuch auf drei Rosé-Weingütern
80 FINE LUXEMBURG _______________ Qualität ohne Grenzen bei Henri Ruppert
GEREIFTE SCHWEIZER WEINE 94
84 FINE LUXEMBURG _______________ Abi Duhr und das Bauchgefühl: Château Pauqué
90 FINE GRITZMANN & SCHECK ____ Christin und Hans-Peter Wöhrwag im Porträt
94 FINE TASTING ____________________ Gereifte Schweizer Weine
100 FINE DAS GROSSE DUTZEND ___ Exquisiter Wein: Juwel vom Assmannshäuser Höllenberg
104 FINE PORTRÄT ___________________ Fit for Future: Der Weinhändler Wein & Co in Österreich
112 FINE WEIN & SPEISEN ___________ Jürgen Dollase isst im Votum in Hannover
120 FINE GENIESSEN ________________ Viel zu schade für die Reibe: Parmigiano Reggiano
122 FINE DIE PIGOTT-KOLUMNE _____ Die Weinwelt und die Alkoholbremse
126 FINE WEIN & ZEIT ________________ Ein Glücksfall für Südtirol: Der Chemiker Edmund Mach
132 FINE WEIN & POLITIK ____________ Deutsch-französische Beziehungen: Wein oder Wasser?
DAS GROSSE DUTZEND 100
134 FINE MOSEL _____________________ Lokaltermin beim Weingut Markus Molitor
146 FINE ABGANG ___________________ Sagt »Ja« zu deutschem Wein
INHALT
FINE 2 | 2025 7
LIEBE LESERINNEN,
LIEBE LESER,
wissenschaftlich betrachtet ist Kreativität die Fähigkeit, Neues und Relevantes zu schaffen,
indem bestehendes Wissen und Erfahrungen auf ungewöhnliche Weise kombiniert werden. Rein
organisch entsteht Kreativität durch das dynamische Zusammenspiel von drei verschiedenen
zentralen Netzwerken des Gehirns, die die unterschiedlichen Phasen eines, sagen wir, Denkprozesses
interaktiv steuern. Es beginnt mit der Ideengenerierung, setzt sich fort übers Bewerten,
Sortieren und Filtern und endet – im Idealfall, aber leider nicht bei allen Menschen – mit dem
zielgerichteten Handeln und Umsetzen.
Nun wollen wir nicht behaupten, dass in der Tenuta San Guido schlauere Menschen schlauere
Entscheidungen treffen und umsetzen, weshalb ein Wein entstanden ist, der die etablierte Ordnung
der Weinwelt auf den Kopf gestellt und eine neue Kategorie geschaffen hat: der Supertuscan.
Aber ein wenig muss es doch so sein. Die Rede ist vom Sassicaia, der nicht nur Bordelaiser Rebsorten
in die italienischen Weinberge und französische Eichenfässer in die italienischen Weinkeller
eingeschleust hat. Nein, ihn haben wichtige Tugenden wie Geduld und Besonnenheit auf
ein neues Level gehoben. Wenig überraschend sagt daher auch Carlo Paoli, General Manager
der Tenuta San Guido, im Gespräch mit FINE: »Menschliches Denken, logisches Schlussfolgern
und ein klares Bewusstsein für den Stil, den wir mit jedem Wein erreichen wollen, sind unverzichtbare
Elemente, die niemals ersetzt werden können.« Dem legendären Sassicaia und der
erfolgreichen Tenuta wird in dieser Ausgabe von FINE mit unserer Titelgeschichte gehuldigt.
Neue Gedanken generieren, die beste Idee auswählen und diese Vorstellungen mit dem Ehrgeiz
eines Workaholics strategisch umsetzen: Dies alles triff in besonderem Maße auf Markus
Molitor vom Klosterberg in Zeltingen-Rachtig an der Mosel zu. Der »Riesling-Impresario«
produziert jährlich Spitzenweine gleich im Dutzend und hat obendrein eine eigene enzyklopädische
Klassifizierung für sein Sortiment erfunden.
Die Ergebnisse kreativer Arbeit sind mitunter anstrengend anzuschauen, im Idealfall aber
auch unterhaltsam zu erleben. Tausendsassa Denis Scheck beweist mit seiner TV-Sendung
»Druckfrisch« regelmäßig, wie interessant der Blick in neue Bücher ist. Wir freuen uns, dass er
gemeinsam mit Eva Gritzmann in FINE ein lesenswertes Porträt über Christin und Hans-Peter
Wöhrwag sowie deren »Haus am Weinberg« geschrieben hat, ein Musterbeispiel für kreative
und gelungene Architektur.
Niemand wird bezweifeln, dass zu den größten Herausforderungen der Weinwirtschaft
der Klimawandel zählt. Auch auf diesem Feld ist Kreativität gefragt, um auf die sich ändernden
Witterungsbedingungen zu reagieren. Zwei Geschichten in der vorliegenden Ausgabe beschäftigen
sich mit diesem Themenfeld. Das junge, ambitionierte Weingut Tenuta Liliana im apulischen
Süden Italiens setzt vor dem Hintergrund einer landwirtschaftlichen Katastrophe auf einen
Neuanfang, und in der Provence gilt Château Galoupet als Sonderprojekt für Biodiversität und
regenerativen Weinbau.
Ein neues Kolumnistenpaar begrüßen wir ebenfalls in dieser Ausgabe. Michael Wedell und
Rainer Knauber debütieren mit ihrem Text »Deutschland und Frankreich: Wein oder Wasser?«
Sie spannen darin den Bogen von Staatenlenkern von gestern, Charles de Gaulle und Konrad
Adenauer, zu den Politikern von heute. Unser neu im Amt befindlicher Bundeskanzler und
der französische Präsident stießen beim Antrittsbesuch und Arbeitsessen im Élysée-Palast mit
Mineralwasser an. Nun: Madame de Gaulle ließ Adenauer bei deren erstem Treffen vom Haushaltsgeschirr
essen und behielt das feine Porzellan in der Vitrine. Später dann konsumierten
Adenauer und de Gaulle frohgemut Wein. Es kann also noch was werden zwischen Macron und
Merz, wobei der Deutsche bislang den Ruf eines militanten Wassertrinkers im Dienst kultiviert.
Übrigens: Dieser Text wurde bei einer Tasse Grünem Tee erdacht und aufgeschrieben!
Ihre Chefredaktion
EDITORIAL FINE 2 | 2025 9
FINEAUTOREN
KRISTINE BÄDER Als Winzertochter aus Rheinhessen
freut sie sich über die positive Entwicklung ihrer Heimatregion,
wo sie ein eigenes kleines Wein projekt pflegt. Eine besondere
Beziehung hat die stu dierte Germa nistin und ehemalige Chefredakteurin
des FINE Weinmagazins zu den Weinen aus Portugal.
DANIEL DECKERS Die Lage des deutschen Weins ist sein
Thema – wenn er nicht gerade als Politik redakteur der »Frankfurter
Allgemeinen Zeitung« über Gott und die Welt zur Feder
greift. An der Hochschule Geisenheim lehrt Deckers Geschichte
des Weinbaus und -handels. In seinem Buch »Wein. Geschichte
und Genuss« beleuchtet er durch mehr als 3000 Jahre die Rolle
dieses unschätzbaren Kulturguts als Spiegel der Zeitläufte.
JÜRGEN DOLLASE hat sich schon als Rock musiker und
Maler verdingt; als Kritiker der kulinarischen Landschaft ist er
heute eine feste Instanz. Viel beachtet sind seine Bücher über
die Kunst des Speisens: Bei Tre Torri erschien zuletzt seine
»Geschmacksschule«; das visionäre Kochbuch »Pur, präzise,
sinnlich« widmet sich der Zukunft des Essens.
DR. MED EVA GRITZMANN studierte nach einer Banklehre
Betriebswirtschaft und Medizin. Heute arbeitet sie als
Ärztin in Stuttgart. Gemeinsam mit Denis Scheck hat sie drei
Bücher über Geschmacksunterschiede zwischen Männern und
Frauen (»Sie & Er«), über Reife (»Solons Vermächtnis«) sowie
über vegetarische Küche (»Kafkas Kochbuch«, erscheint im
August) veröffentlicht.
URSULA HEINZELMANN Die Gastronomin und gelernte
Sommelière schreibt für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«,
die beiden Magazine »Efflee« und »Slow Food«
sowie Bücher übers Essen und Trinken. Ihr Buch »China – Die
Küche des Herrn Wu« (erschienen bei Tre Torri) liefert tiefe
Einblicke in die vielfältige Kochkunst der Chinesen.
BIRTE JANTZEN In Hamburg aufgewachsen, teilt sie heute
ihre Zeit zwischen Deutschland und Frankreich. Ob in der
Haute Couture oder beim Wein: Tex turen und Nuancen sind
kein Geheimnis für sie. Wenn sie nicht gerade in den Weinbergen
unterwegs ist, um den Winzern über die Schulter zu
schauen, liebt sie es, für Wein zu begeistern. Birte Jantzen
lehrt französischen Wein an der Hochschule in Geisenheim
und schreibt sowohl in Frankreich als auch in Deutschland.
UWE KAUSS In Weinkellern kennt er sich aus: Der Autor
und Journalist schreibt seit 20 Jahren über Wein, etwa für die
»Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«, die Weinmagazine
»Enos« und »wein.pur«, das »Genuss-Magazin« sowie das
Internetportal wein.plus. Daneben hat er 16 Sach- und Kindersachbücher,
einen Roman und zwei Theaterstücke publiziert.
PETER KELLER Bist zu seinem 25. Lebensjahr ging der ge -
bürtige Schwei zer dem Alkohol aus dem Weg – heute schätzt
er ihn als Geschmacksträger. Der pensionierte Weinredakteur
der »NZZ am Sonntag« betreut auf der Website »NZZ Bellevue«
weiterhin die Rubrik »Weinkeller«. Keller leitet Weinreisen
und -seminare. Als Weinakademiker besitzt er das Diplom des
Wine & Spirit Education Trust (WSET).
Die FINE-Charta mit den Regeln,
nach denen wir verkosten und
bewerten, finden Sie im Internet
unter fine-magazines.de/
die-fine-weinbewertung/
Titelfoto: Tenuta San Guido Sassicaia von ARNE LANDWEHR
PAUL KERN Im Campingurlaub mit dem Sohn ei nes Weinjournalisten
probierte Paul Kern Große Gewächse aus dem
Emaillebecher. Es folgten ein Weingutspraktikum in Südafrika,
eine Kochausbildung in ei nem Zweisternerestaurant und ein
Studium der Weinwirtschaft in Geisenheim. Heute schreibt er
über Wein und Gastronomie für diverse Magazine und Führer.
RAINER KNAUBER ist langjähriger Energiemanager und
Autor des kulinarischen Blogs knauber-kocht.de. MICHAEL
WEDELL ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter
der Unternehmensberatung The Partners. Beide verbindet die
Überzeugung, dass exzellente Beratung und exzellente Gastronomie
vieles gemein haben. Auch deshalb haben sie bereits
mehrere Kochbücher veröffentlicht. Für sie beginnt gute Kommu
nikation da, wo der Smalltalk aufhört. Und sie wissen: Qualität
entsteht durch Zeit, Nähe und Hingabe. Genau das prägt ihre
Arbeit – und die neue FINE-Kolumne über Wein und Politik.
STEFAN PEGATZKY Der promovierte Germanist kam
1999 nach Berlin und erlebte hautnah, wie sich die Metropole
von einer Bier- zur Weinstadt wandelte. Er schreibt regelmäßig
über Wein und Genuss, steuerte zur Tre-Torri-Reihe »Beef!«
den Band »Raw. Meisterstücke für Männer« bei und bereicher te
die »Gourmet Edition – Kochlegenden« um Titel zu Hans Haas,
Harald Wohlfahrt und Marc Haeberlin.
STUART PIGOTT Seit der 1960 in London geborene studierte
Kunsthistoriker und Maler im Wein – dem deut schen
zumal – sein Lebensthema fand, hat er sich mit seiner unkonventionellen
Betrachtungsweise in den Rang der weltweit
geachteten Autoren und Kritiker geschrieben. Sein Buch »Planet
Riesling« erschien bei Tre Torri.
PAULA REDES SIDORE suchte erst nur Stoff für ihren
Mas terabschluss in Creative Writing, doch aus dem Som merjob
bei einem Weingut in Virginia wurde unerwartet ein Beruf.
Heute arbeitet die amerikanische Autorin, Überset zerin und
gelernte Sommelière für die Webseite jancisrobinson.com, ist
Mitgrün derin des »TRINK Magazine« und schreibt für Zeitschriften
auf beiden Seiten des Atlantiks über Wein und Essen.
RAINER SCHÄFER wuchs in Oberschwaben auf und lebt
seit drei Jahrzehnten in Hamburg, wo er über die Dinge schreibt,
die er am meisten liebt: Wein, gutes Essen und Fußball – stets
neugierig auf schillernde Per sön lichkeiten, überraschende Erlebnisse
und unbekannte Genüsse.
DENIS SCHECK ist einer der bekanntesten Literaturkritiker
Deutschlands und Moderator des ARD-Fernsehmagazins
»Druckfrisch«. Zuletzt erschienen von ihm »Schecks Bestsellerbibel«
und »Schecks kulinarischer Kompass« (beide Piper).
LUZIA SCHRAMPF Österreichs Weinlandschaft kennt sie
wie ihre Hosentasche und schreibt darüber in »The World of
Fine Wine«, »Decanter«, der »Süddeutschen Zeitung« und im
Wie ner »Standard«. Sie be treut das Österreich-Kapitel in »Hugh
Johnson’s Pocket Wine Book«. In ihrem Buch »Weinmacher«
porträtiert sie die bedeutendsten Winzer ihres Heimatlandes.
CHRISTIAN VOLBRACHT Der Journalist, Autor und
Anti quar schreibt über Wein und Gastronomie, seitdem er für
die Deutsche Presse-Agentur in Paris gearbeitet hat. Seine
besondere Leidenschaft gilt neben Wein und gutem Kochen
den Pilzen und Trüffeln. Er ist Sammler und Inhaber des Buchantiquariats
MykoLibri, als Buchautor ergründete er das Thema
»Die Trüffel, Fake & Facts« (erschienen bei Tre Torri).
VERLEGER UND HERAUSGEBER
Ralf Frenzel
r.frenzel@fine-magazines.de
CHEFREDAKTION
info@fine-magazines.de
ART DIRECTOR
Guido Bittner
TEXTREDAKTION
Andreas Eckhoff (AEMEDIA),
Katharina Harde-Tinnefeld
AUTOREN DIESER AUSGABE
Kristine Bäder, Daniel Deckers,
Jürgen Dollase, Eva Gritzmann, Ursula
Heinzelmann, Birte Jantzen, Uwe
Kauss, Peter Keller, Paul Kern, Rainer
Knauber, Stefan Pegatzky, Stuart Pigott,
Paula Redes Sidore, Rainer Schäfer,
Denis Scheck, Luzia Schrampf,
Christian Volbracht, Michael Wedell
FOTOGRAFEN
Guido Bittner, Rui Camilo, Leif Carlsson,
Marco Grundt, Alex Habermehl,
Arne Landwehr, Anna Stöcher
GRÜNDUNGSCHEFREDAKTEUR
Thomas Schröder (2008–2020)
ANZEIGEN
Bora Erdem | Telefon: +49 611-57 99 0
b.erdem@fine-magazines.de
ABONNEMENT
FINE Das Weinmagazin erscheint
vierteljährlich zum Einzelheft-Preis
von € 20,– (D), € 21,– (A), € 24,50 (I)
CHF 35,– (CH), € 22,90 (Benelux).
Auskunft und Bestellungen
unter Telefon: +49 611-57 99 273
oder per E-Mail: abo@tretorri.de
DRUCK
X-PRESS Grafik & Druck GmbH, Berlin
VERTRIEB
IPS Pressevertrieb GmbH | www.ips-d.de
VERANTWORTLICH IM SINNE
DES PRESSERECHTS (VISDP)
Geschäftsführer: Ralf Frenzel
Tre Torri Verlag GmbH
Sonnenberger Str. 43 | 65191 Wiesbaden
www.tretorri.de | www.fine-magazines.de
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der
Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte
Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.
Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel
sind urheberrechtlich geschützt.
10 FINE 2 | 2025 IMPRESSUM
„Editionen der Superlative“
„Beginnen wir mit dem
Ried Pössnitzberger Kapelle Sauvignon Blanc 2021.
Im Rebsorten-Weltvergleich scheint er konkurrenzlos.
Also: a class of its own. Sehr langes Genussleben ist
da fraglos garantiert. 20/20“
„Nun zur zweiten Sensation:
Ried Pössnitzberger Kapelle I Chardonnay 2021.
Wenn ein Chardonnay auf einem derartig mörderischen
Niveau abliefert, wird es sinnlos ihn mit einem ganz
großen Weißen Burgunder zu vergleichen, der Hinweis
auf Weltklasse reicht da völlig aus! 20/20“
„Doch nun zum Wiedersehen mit dem sagenhaften
Ried Pössnitzberger Kapelle Chardonnay 2019.
Chardonnay mit Gänsehaut-Feeling. Weltklasse! Es ist
sinnlos, ihn mit einem Montrâchet zu vergleichen. So gut
schmeckt er aber irgendwie schon. Mindestens. 20/20“
Somit bleibt nur noch eine Definition übrig:
fraglose Weltklasse!
René Gabriel
www.sabathi.com
EIN
WAHRHAFTIGER
AUSDRUCK
VON FAMILIE
ES SIND NICHT NUR DIE TRAUBEN, DIE DIESEN WEIN
AUSZEICHNEN, SONDERN DIE IDEE DAHINTER: SASSICAIA!
HEUTE UMFASST DAS FASZINIERENDE ÖKOSYSTEM DER
TENUTA SAN GUIDO ALLERDINGS NOCH VIEL MEHR, ALS
MAN ZUNÄCHST ERWARTET
Von PAULA REDES SIDORE
Fotos ARNE LANDWEHR
12 FINE 2 | 2025 TOSKANA
Priscilla Incisa della Rocchetta
TOSKANA
FINE 2 | 2025 13
Wenn man heute vom Sassicaia spricht, ist direkt klar, worum es geht. Doch als dieser Wein das Licht der Welt
erblickte, war er natürlich noch weit davon entfernt, als Ikone betrachtet zu werden. Aber er sollte vieles verändern,
eine etablierte Ordnung auf den Kopf stellen und fortan eine neue Kategorie definieren – den Supertuscan. Gleichzeitig
brachte er den Ort Bolgheri auf die Weltkarte der besten Weine. Der Sassicaia, eine gewagte Mischung aus
Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, führte nicht nur Bordelaiser Rebsorten in die italienischen Weinberge
und französische Barriques in die italienischen Weinkeller, sondern auch Tugenden wie Geduld und Besonnenheit,
die eine Eleganz bewirkten, mit der die wilden, sonnenverbrannten Konturen der Maremma in eine neue Form
gegossen wurden. Im Laufe der Zeit erhielt der Sassicaia als erster und bislang einziger Wein Italiens eine eigene
DOC-Bezeichnung erhalten. Sein Charakter ist legendär – ein Duft von Erde und Tradition, von dunklen Beeren,
Gewürzen und mediterraner Macchia, sowie eine Textur von weichem Samt, umhüllt von aristokratischer Eleganz.
Heute ist der Platz, den der Sassicaia im Pantheon der
großen Weine einnimmt, umfassend dokumentiert. Er
wird gefeiert und immer mal wieder auch angefochten.
Doch mit zunehmendem Alter – in seinem Weinberg haben
mittlerweile 81 Lesen stattgefunden – ist es an der Zeit, über
das Etikett hinauszuschauen. Denn das Geheimnis, das den
Sassicaia bis heute so faszinierend macht, findet sich nicht
einfach in der Flasche, sondern entsteht in einem größeren
Kontext: Es ist das Amalgam aus einer Vision, einem Ort und
dem Wagemut, italienischen Wein neu zu denken.
Um die Weine verstehen zu können,
muss man sich dem Ganzen widmen
Blickt man auf den Erfolg der Tenuta San Guido, dann vor allem
durch das Prisma ihrer drei Weine Sassicaia, Guidalberto und
Le Difese. Das erscheint zunächst völlig natürlich. Dabei läuft
man jedoch Gefahr zu übersehen, dass die Tenuta San Guido
viel mehr als die Basis ihrer Erzeugnisse ist. Besucht man das
Weingut, so merkt man schnell: Entscheidend ist der Bezugsrahmen.
Die Geschichte, wie sie das Weingut erzählt, beginnt
mit dem einzigartigen Mikroklima des Ortes Bolgheri, einem
Wechselspiel zwischen der kühlen Brise des Tyrrhenischen
Meeres und dem schattigen Gürtel mediterraner Wälder. Diese
Wälder, die fast die Hälfte des Weinguts bewachsen, bieten
nicht nur Schutz für die sich windenden Ranken und knorrigen
Cabernet-Stämme, sondern prägen auch ihren Charakter und
bereichern die Artenvielfalt, welche die Tenuta San Guido
sorgfältig pflegt.
Bemerkenswert ist, dass die Weinberge nur fünf Prozent
des 2500 Hektar großen Anwesens der Familie Incisa della
Rocchetta ausmachen. Den Rest bildet ein lebendiges Mosaik:
Olivenhaine mit rund 10 000 Bäumen, offenes Ackerland, die
Padule di Bolgheri (Italiens erstes privates Naturschutzgebiet)
sowie die historischen Dormello Olgiata-Stallungen, in denen
die Leidenschaft für die Zucht von Rennpferden bis heute
fortlebt. Durch diese Vielfalt schlängelt sich die berühmte,
fünf Kilo meter lange Viale dei Cipressi, eine von dem Vorfahren
Guidalberto della Gherardesca gepflanzte Allee mit zwei
Reihen alter Zypressen, die zu einem Wahrzeichen des Anwesens
geworden und untrennbar mit der Umgebung verbunden ist.
Das ist die Kinderstube des eigentlichen Sassicaia, eines
Weins, der in den 1940er-Jahren von Mario Incisa della Rocchetta
wegen seiner privaten Leidenschaft für Bordeaux Cru konzipiert,
jedoch erst mit dem Jahrgang 1968 auf den Markt gebracht
wurde. Die Familie betont allerdings, dass die Geschichte mit
dem Sassicaia noch längst nicht zu Ende erzählt ist. Denn zum
14 FINE 2 | 2025 TOSKANA
ist nicht nur ein Wein, sondern das lebendige Zeugnis eines
Weinguts, auf dem alles zusammenwirkt und nichts für sich
alleine steht.
Flaggschiff gesellten sich im Jahr 2000 der Guidalberto, benannt
nach jenem Vorfahren, der die von Zypressen gesäumte Allee
gepflanzt hatte, sowie der Le Difese (erster Jahrgang 2002), der
den Sangiovese ins Weingut holte. Nebeneinander verkostet
handelt es sich hier um drei unterschiedliche Geschwister,
die allesamt von demselben bemerkenswerten »Geburtsort«
stammen und jeweils ihr eigenes einzigartiges Potenzial zum
Ausdruck bringen.
Hierin liegt die grundlegende Erkenntnis: Um einen dieser
Weine verstehen zu können, muss man sich dem Ganzen
widmen. Dabei hat sich ein Zusammenspiel aus Wegkreuzungen
und gegenseitigen Bezügen
entwickelt, und wie in
jedem sorgfältig gepflegten
Ökosystem verändert das Entfernen
eines Elements unweigerlich
die gesamte Komposition.
Die Komplexität und
Ausgewogenheit, für die diese
drei Weine so sehr geschätzt
werden, rühren daher, dass
keiner von ihnen heute mehr
isoliert existieren könnte. Der
Sassicaia steht zwar im Rampenlicht,
wie es Erstgeborene
oft tun. Aber genauso, wie
die späteren Weine ohne ihren
älteren Bruder nicht geboren
worden wären, wird auch die
Geschichte des Sassicaia von
dem Erbe mitgeprägt, das er
geschaffen hat.
Und das ist vielleicht die
wahre Magie des Sassicaia: Er
Die Weinberge der Tenuta San Guido erstrecken sich
über 13 Kilometer von der toskanischen Küste bis zu
den Hügeln oberhalb von Bolgheri und liegen innerhalb
der DOC-Region Bolgheri Sassicaia. Ihre lehmhaltigen
Böden sind ein Beispiel für Vielschichtigkeit. Besonders, weil
sie mit jeder Menge Steinen
durchsetzt sind. Von diesen
Steinen, den »Sassi«, erhielt
der Sassicaia seinen Namen. Gestatten, Supertuscan!
Was im Jahr 1944 unter Mario
Incisa della Rocchetta auf ei -
Namensgeber einer neuen
ner Fläche von gerade mal
Kategorie in der Weinwelt:
1,2 Hektar begann, ist mittlerweile
auf 120 Hektar an gewachsen,
die hauptsächlich
Sassicaia aus Bolgheri, eine
mit Cabernet Sauvignon, Ca -
gewagte Mischung aus Cabernet
bernet Franc sowie einigen
Sauvignon und Cabernet Franc
Mer lot-Parzellen be pflanzt
sind. Diese Parzellen liegen
zwischen 60 und 370 Metern
über dem Meeresspiegel. Jeder Standort erfordert eigene Rebstöcke,
Klone, Unterlagsreben und Pflanzdichten – eine topografische
Vielfalt, die laut Generaldirektor Carlo Paoli jede Entscheidung
im Weinbau beeinflusst.
Die Lage des Weinguts zwischen den sanften Hügeln der
Toskana und dem kühlenden Einfluss des Tyrrhenischen Meeres
ist nach wie vor von zentraler Bedeutung für seine Identität.
An klaren Tagen schimmert die Insel Elba am Horizont;
TOSKANA
FINE 2 | 2025 15
24 FINE 2 | 2025 APULIEN
Andrea Fattizzo, Technischer Direktor,
sowie Liliana und Antonio Intiglietta
von der Tenuta Liliana (v. l.)
AKT DER POESIE
IN STERBENDER
LANDSCHAFT
VOR DEM HINTERGRUND EINER DER GRÖSSTEN
LANDWIRTSCHAFTLICHEN KATASTROPHEN IM SÜDLICHEN
ITALIEN NUTZT DAS JUNGE, AMBITIONIERTE WEINGUT
LILIANA ALLE MÖGLICHKEITEN FÜR EINEN NEUANFANG.
DABEI SETZT ES WIE GANZ APULIEN AUF WEIN STATT OLIVEN
Von PAULA REDES SIDORE
Fotos ARNE LANDWEHR
Seit rund vier Jahrtausenden prägen Olivenhaine das Landschaftsbild und auch die Wirtschaft der italienischen
Halbinsel Salento in Apulien. Doch diese befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Am »Absatz« des
sogenannten italienischen Stiefels, wo Ionisches Meer und Adria aufeinandertreffen, sind die einst dichten,
silbernen Kronen der Olivenbäume ausgetrocknet und verkümmert. Es ist eine tragisch anmutende Veränderung,
die sich in den sonnenverbrannten Ebenen und niedrigen Hügeln vollzieht, deren Böden von charakteristischen
staubigen Streifen in Rost-, Ocker- und Cremetönen geprägt sind. Doch gleichzeitig entsteht hier etwas Überraschendes,
denn die Landschaft bildet den Nährboden für eine Erneuerung, für die ein junges, ambitioniertes
Weingut ausgerechnet den Cabernet Sauvignon als vielversprechendstes Mittel zur mittelfristigen Wiederbelebung
dieser oft übersehenen Region auserkoren hat.
Bevor einem die Tragweite dieses ambitionierten Projekts
klar werden kann, gilt es zunächst, das Ausmaß der Be -
dro hung zu begreifen, das die Landwirtschaft Apuliens
erfasst hat. Der Olivenanbau machte in der Vergangenheit etwa
ein Viertel der agrarischen Nutzfläche der Region und 30 Prozent
der gesamten Anbaufläche Italiens aus. Jüngste Daten von
Coldiretti, Italiens größtem Landwirtschaftsverband, sprechen
von einem Einbruch der Olivenölproduktion um 70 Prozent in
der südlichen Provinz Lecce, wo schätzungsweise
drei von vier Olivenbäumen eingegangen
sind. Solche Zahlen sind existenziell.
Derjenige, der diesen ehrwürdigen, oftmals
jahrhundertealten »Patriarchen der Region«
das Leben aushaucht, ist allgegenwärtig und
unsichtbar zugleich, hat jedoch einen Namen:
Xylella Fastidiosa. Genetische und epidemiologi
sche Untersuchungen deuten darauf hin, dass
der Erreger, ein invasives Bakterium, gegen
das es bisher keine Abhilfe gibt, wahrscheinlich
2008 nach Italien gelangte, vermutlich über
infizierte Kaffeepflanzen aus Costa Rica. Der
Mikroorganismus dringt ins Xylem von Oliven- sowie Mandelund
Oleanderbäumen ein und blockiert dort systematisch den
Wasser- und Nährstofffluss.
Die Ausbreitung des Erregers, den man 2013 zum ersten Mal
in Apulien offziell dokumentiert hat, wurde durch die lokalen
his torischen und kulturellen Ansätze in der Landwirtschaft be -
günstigt. Apulien ist traditionell stark von Olivenmonokulturen
und großen zusammenhängenden Anbauflächen mit anfälligen
Sorten geprägt, was einen ungehinderten Weg
für die verheerende Ausbreitung des Bakteriums
bot. Die Invasion wurde außerdem infolge des
Kli ma wandels durch die Ausbreitung eines Überträgers
begünstigt: die Wiesenschaumzikade, die
wegen des Schaums, den ihre Larven erzeugen,
im Englischen auch als »spittoon« (Spucknapf )
be zeich net wird.
In der Region sind schätzungsweise 21 Millionen
Olivenbäume abgestorben, darunter
allein im Salento mehr als 6,5 Millionen – und
die Verwüstung schreitet mit einer geschätzten
Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Jahr
APULIEN FINE 2 | 2025 25
40 FINE 2 | 2025 TASTING
BLUECHIPS
AUS DEM ELSASS
SEIT RUND 400 JAHREN BETREIBT DIE FAMILIE TRIMBACH IHRE
MAISON TRIMBACH. IN DER KULTURSCHEUNE DES HOFGUTS
DAGOBERTSHAUSEN IN MARBURG WURDEN UNTER DER MODERATION
VON WEINMACHER JULIEN TRIMBACH VERSCHIEDENE JAHRGÄNGE
DER SPITZENWEINE CLOS STE HUNE UND FRÉDÉRIC EMILE VERKOSTET
Von UWE KAUSS
Fotos MICHAEL HAMANN
TASTING FINE 2 | 2025 41
ROSIGE
DREI ROSÉ-WEINGÜTER IN DER PROVENCE HAT SICH DER LUXUS-
GÜTER KONZERN LVMH IN DEN VERGANGENEN JAHREN GESICHERT,
DARUNTER ZWEI DER PIONIERE DES RASANTEN AUFSTIEGS DER
SONNEN WEINE VON DER CÔTE D’AZUR UND EIN VIELVERSPRECHENDES
64 FINE 2 | 2025 PROVENCE
ZEITEN
NACHHALTIGKEITSPROJEKT. DIE SEHR UNTERSCHIEDLICHEN
PHILOSOPHIEN SIND EIN GUTER GRUND FÜR EINE RUNDREISE, UM DIE
SPANNBREITE DER MODERNEN PREMIUM-ROSÉS ZU ERKUNDEN
Von CHRISTIAN VOLBRACHT
Fotos MARCO GRUNDT
PROVENCE FINE 2 | 2025 65
»DAS ALTERSPROJEKT«
CHRISTIN UND HANS-PETER WÖHRWAG AUS STUTTGART-
UNTERTÜRKHEIM IST MIT DEM »HAUS AM WEINBERG« ETWAS GANZ
UND GAR WUNDERBARES GELUNGEN. NOCH DAZU PRODUZIERT
DAS EHEPAAR NEUERDINGS EINEN WIRKLICH UNVERWECHSELBAREN
DEUTSCHEN SEKT. UNSER FINE-AUTORENPAAR SCHWÄRMT VON
EINEM ÜBERWÄLTIGENDEN GESCHMACKSERLEBNIS
Von EVA GRITZMANN und DENIS SCHECK
»Die Liebe höret nimmer auf.« Kann man sich etwas Unschwäbischeres vorstellen als
diesen Satz? Unser Heimatdialekt ist doch gerade dafür berühmt, dass man auf Schwäbisch
zwar sagen kann, dass man jemanden gern hat, nicht aber, dass man jemanden liebt. Und
doch steht »Die Liebe höret nimmer auf« in erhabenen Lettern über dem Haupteingang
der Grabkapelle auf dem Württemberg hoch über Untertürkheim. Dieses einer Palladio-
Villa nachempfundene Mausoleum zählt zu unseren Lieblingsorten in Stuttgart, ja zu
den schönsten Plätzen dieser mit Schönheit so wenig gesegneten Stadt, in der wir aufwuchsen
und zur Schule gingen.
Wie es mit der Liebe König Wilhelms I.
zu seiner zweiten Frau Katharina
Pawlowna zu deren Lebzeiten tatsächlich
bestellt war, muss offen bleiben. Böse Zungen
behaupten, die beim Volk ob ihrer Wohltätigkeit
überaus be liebte Zarentochter habe sich eine tödliche
Lungenentzün dung zugezogen, als sie ihrem
untreuen Ehemann in einer offenen Kutsche zu
einer Verabredung mit dessen Mätresse Baronin
Keudelstein auf dem Lustschloss Scharnhausen
nachgefahren sei, um das Liebespaar in flagranti
zu erwischen. Nach Katharinas Tod 1819 im Alter
von gerade mal 30 Jahren ließ Wilhelm die Ruinen
der 1083 errichteten Stammburg der Württemberger
auf dem Rotenberg bis auf die Fundamente abtragen
und stattdessen jene überirdisch schöne Grabkapelle
errichten, in der auch er selbst bestattet wurde – allerdings
erst 1864, also satte 45 Jahre später als seine
Frau. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann der
Rotenberg in Württemberg umbenannt.
Schaut man von der Grabkapelle ins Neckartal,
blickt man auf eine moderne Version von Tolkiens
Mordor. Die endlosen Fabrikanlagen und Bürotürme
von Daimler, der Gaskessel, das Fußballstadion –
das alles strahlt eine industrielle Tristesse aus, als
hätte man das Reich des dunklen Lords auf dunklem
90 FINE 2 | 2025 DIE GRITZMANN & SCHECK-KOLUMNE
Thron betreten. Und funkelt der Daimler-Stern auf
der Ruine des Hauptbahnhofs nicht gerade so wie
Saurons lidloses Auge auf der Suche nach dem
Ringträger? Wenden wir den Blick also lieber nach
links Richtung Untertürkheim und Bad Cannstatt,
denn dort sieht man die Hänge von Weinbergen
so steil ansteigen wie die Ränge eines natürlichen
Amphitheaters. Und inmitten dieser Weinberge, von
ihnen gefasst wie die Perle in einem Rebenring, ein
spektakulärer Neubau. »Haus im Weinberg« steht
auf dem Architekturplan; das ist in etwa so, als würde
man Neuschwanstein »Burg auf dem Berg« nennen.
Hier, im neuen Zuhause von Christin und Hans-Peter
Wöhrwag, entsteht ein Sekt, wie Deutschland bisher
noch keinen gekannt hat.
Lange galt uns Sekt als
Hochstapler des Champagners
Aufgewachsen sind wir mit den durchaus unverächtlichen
Sekten von Kessler aus dem nahen Esslingen,
dem Hochgewächs aus Chardonnay und dem Jägergrün
aus Riesling. Danach erschien uns das Leben
einfach zu kurz, um andere Schaumweine zu trinken
als Champagner. Dann entdeckten wir Franciacorta.
Vollends abgestiegen sind wir von unserem hohen
Champagner-Ross, als kein Geringerer als die italienische
Dreisternelegende Massimo Bottura von
der Trattoria Francescana in Modena uns von erstklassigem
Lambrusco überzeugte (»Das einzige
Getränk, das man zu jeder Tages- und Nachtzeit
trinken kann«, so Bottura.) Das hatten wir bislang
eigentlich von Champagner gedacht. Stimmt aber
auch für den in Deutschland lange als Tankstellenplörre
in der Strohmantelflasche verpönten Lambrusco
– sofern er denn wirklich erstklassig ist. Und
schließlich kehrten wir auch reumütig zu jenen erstklassigen
deutschen Winzersekten zurück, mit denen
wir ursprünglich sozialisiert wurden, um die wir
aber lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatten.
Die Liebe zum Champagner stand auch am
Anfang vom Sekt der Wöhrwags. Christin
und Hans-Peter Wöhrwag lernten sich an
der Weinbauhochschule Geisenheim kennen. Sie
eine Tochter der Winzer vom Rheingauer Weingut
Johannishof, er der Erbe des Untertürkheimer Traditionsbetriebs
in sechster Generation – 1988 wurde
geheiratet. Beide Eheleute verband eine Passion
zum Champagner. Jahr um Jahr trat man eine drei,
vier Tage lange Pilgerreise an Marne, Seine, Aube
und Aisne an, begeisterte sich am Essen und am
Wein, schaute sich neue und altehrwürdige Be triebe
an und befreundete sich mit deren Besitzern. Eine
Schwester von Hans-Peter heiratete seinen Geisenheimer
Kommilitonen Volker Raumland, der
inzwi schen durch sein kompromissloses Setzen auf
Qua lität den deutschen Sekt auf ein ungekanntes
Niveau gehoben hat.
Lange Zeit galt uns Sekt als ein Hochstapler
des Cham pagners. Das lag einerseits an der Gehirnwäsche
der Werbung, in welche die großen Champag
nerhäuser Millionen und Abermillionen in vestier
ten. Im 19. Jahrhundert war deutschen Sekt statt
französischen Champagner zu trinken eher eine
Frage des Patriotismus als des Geschmacks. Und
machte sich nicht schon Thomas Mann in seinem
genialen Hochstapler-Roman »Felix Krull« darüber
lustig, wenn er Krulls Taufpaten Schimmelpreester
zu Felix’ Vater Engelbert Krull, dem unglücklichen
Produzenten der »Loreley extra cuvée«, sagen lässt:
»Ihre Person in Ehren, aber Ihren Champagner
sollte die Polizei verbieten. Vor acht Tagen habe
ich mich verleiten lassen, eine halbe Flasche davon
zu trinken, und noch heute hat sich meine Natur
nicht von diesem Angriff erholt. Was für Krätzer
verstechen Sie eigentlich zu diesem Gebräu? Ist es
Petroleum oder Fusel, was Sie bei der Dosierung
zusetzen? Kurzum, das ist Giftmischerei. Fürchten
Sie die Gesetze!«
Die Wöhrwags erarbeiten sich schon in den
1990er-Jahren den Ruf des führenden Weinguts
in Stuttgart und zählen seit 1999 zum Verband
Deutscher Prädikatsweingüter. Legendär etwa ihr
Riesling Dezemberlese, ein Prunkstück, das wir
bei unserer ersten Verkostung ob seiner exotischen
Fruchtaromen nach Ananas, Maracuja, Pfirsich und
Mango irgendwo in der Neuen Welt verortet hätten,
nicht aber am heimischen Herzogenberg zwischen
Bad Cannstatt und Untertürkheim mit seinen von
Gipseinschlüssen durchwirkten Keuperböden. Die
Dezemberlese ist inzwischen zu unserem Bedauern
dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Geblieben
sind aber andere geniale Wöhrwag-Rieslinge –
der Mineral mit seinem stählernen Rückgrat, der
zugänglichere Riesling Goldkapsel vom Galgenberg,
die strahlenden Großen Gewächse von beiden
Lagen. Außerdem die schmelzigen Weißburgunder,
süffge Grauburgunder mit Pfirsichblütenbukett
sowie die nach Rosen und Erdbeeren duftenden
Muskateller. Auch Wöhrwags Rotweine, satte Lemberger
und Trollinger, zum Schwelgen einladende
Spätburgunder und Merlots, zählen zum Feinsten,
was man aus Württemberg trinken kann. Schlicht
unbegreiflich, dass diese Weine nicht viel bekannter
sind, weit über die Grenzen Baden-Württembergs, ja
Deutschlands hinaus. Dass er seinen stachelbeerigen
Sauvignon Blanc in Anlehnung an Robert Mondavi
»Fumé blanc« nennt, ist eine Erinnerung an Hans-
Peter Wöhrwags Wanderjahre in den 1980ern, als er
den legendären Weinmacher in Kalifornien kennenlernte
und bei ihm arbeiten durfte – der Anfang einer
lebenslangen Freundschaft. Nach ihren drei Kindern
Johanna, Philipp und Moritz ist jeweils eine Cuvée
benannt. Schien es zunächst so, als würde einer der
Söhne oder die Tochter den Betrieb irgendwann
übernehmen, stehen die Zeichen nun so, als würde
das vielfach prämierte Weingut in andere Hände
übergehen.
Sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, zählt
nicht zum Lebensplan der Wöhrwags. Daher
stellte sich für sie, als so langsam die Sechzig
in Sicht kam, die Frage: Was machen wir im Alter?
»Wir wollten weder reisen noch Golf spielen noch
alte Autos sammeln«, erzählt Hans-Peter Wöhrwag.
»Lass uns machen, was wir können. Wir können
Wein. Also lass uns als Altersprojekt Sekt machen!«
Ein Pendant zu Frank Lloyd
Wrights »Fallingwater«
Die Wöhrwags waren besonders von den wagemutigen
Winzern im Süden der Champagne begeistert,
wo in den letzten 20 Jahren viel experimentiert
wurde und die lange vernachlässigte Rebsorte
Pinot Meunier immer stärker in den Mittelpunkt
des Interesses rückte. »Pinot-Meunier-Champagner
waren das Innovativste, was die Champagne seit
Langem hervorgebracht hatte. Uns war klar, dass,
wenn wir einen wirklich eigenständigen deutschen
Sekt produzieren wollten, es vermutlich nicht auf
Basis von Chardonnay mit Holzausbau zu machen
ist – das wirkt unterm Strich immer wie ein nachgebauter
Blanc-de blanc-Champagner. Die lange
vernachlässigte Rebsorte Schwarzriesling erschien
uns da schon sehr viel vielversprechender.« Der
Haken war nur: Schwarzriesling zählte nicht zu
den Rebsorten, die auf den 20 Hektar des Weinguts
der Wöhrwags angebaut wurden. Also hörten
sie sich bei ihren Auszubildenden um und wurden
im Weingut der Eltern einer Auszubildenden fündig,
die in Lauffen am Neckar einen Weinberg mit 1981
gepflanzten Schwarzriesling-Reben besaßen. Diesen
DIE GRITZMANN & SCHECK-KOLUMNE FINE 2 | 2025 91
DIE REIFEPRÜFUNG
SCHWEIZER WEINE WERDEN ZU JUNG GENOSSEN. IHR ALTERUNGS POTENZIAL
UND DAMIT IHRE NOBLESSE WERDEN VERKANNT. ZU UNRECHT, DENN
SPITZEN GEWÄCHSE AUS ALLEN SECHS ANBAU REGIONEN DES LANDES UND
AUS UNTERSCHIEDLICHEN REBSORTEN KÖNNEN HERVORRAGEND REIFEN.
DIES HAT EINE EXKLUSIVE FINE-DEGUSTATION SEHR EINDRÜCKLICH BEWIESEN
Von PETER KELLER
Fotos GUIDO BITTNER
94 FINE 2 | 2025 TASTING
Egal ob Chasselas, Merlot, Pinot Noir oder einheimische Spezialitäten wie Petite
Arvine, Räuschling oder Cornalin: In der Schweiz gedeiht auf einer Minifläche von
knapp 15 000 Hektar ein erstaunlich breites Spektrum an unterschiedlichen Rebsorten.
Die produzierten Weine werden fast ausschließlich im eigenen Land getrunken. Dazu
kommt, dass die Flaschen in vielen Fällen schon ein, zwei oder allenfalls drei Jahre nach
der Abfüllung entkorkt werden. Das ist schade.
Die Frage ist nur, ob die helvetischen Crus
überhaupt die Fähigkeit besitzen, sich im
Laufe der Zeit in positiver Richtung weiterentwickeln
und reifen zu können. Man ist sich in
der Fachwelt einig, dass mindestens zehn Jahre vergangenen
sein sollten, damit von einem noblen Wein
gesprochen werden kann. In grundsätzlich allen
Weinanbaugebieten der Welt gibt es entsprechende
Gewächse. Aber in der Schweiz?
Das vor mehr als 20 Jahren gegründete Mémoire
des Vins Suisses (MDVS) hat sich das ehrgeizige
Ziel gesetzt, das Alterungspotenzial hochwertiger
Schweizer Weine aufzuzeigen. In dieser Vereinigung
sind derzeit 59 Weingüter, praktisch das gesamte
Who’s who des einheimischen Weinbaus, mit ei nem
ausgewählten Wein vertreten. Und zwar aus allen
sechs Anbauregionen: aus Wallis, Waadt, Genf,
Deutschschweiz, Tessin und der Drei-Seen-Region.
Fast jedes Jahr kommen ein bis zwei neue Mitglieder
hinzu. Prominente Namen wie Daniel und Martha
Gantenbein aus der Bündner Herrschaft oder die
Cantine Stucky-Hügin aus dem Tessin stehen jedoch
vornehm abseits.
FINE wollte wissen, wie gereifte Schweizer
Weine schmecken und wie groß das Potenzial tatsächlich
ist. Zu diesem Zweck hatte Herausgeber
Ralf Frenzel Ende Februar im Hotel Einstein in St.
Gallen eine exklusive Probe organisiert: »Ich habe
elf Weine ausgewählt, wobei jedes Weingut neben
dem aktuellen Jahrgang zwei, drei ältere Jahrgänge
nach eigenem Gutdünken zur Verfügung stellte«,
so Frenzel. An der Degustation teilgenommen haben
neben dem Einstein-Besitzer Peter Kriemler etliche
Winzer: Gianmarco Ofner vom Weingut Pircher im
Zürcher Weinland (gleichzeitig Co-Präsident des
TASTING FINE 2 | 2025 95
KURS HALTEN
IN RAUEN ZEITEN
WEIN & CO IST DER GRÖSSTE PREMIUM-WEINHÄNDLER
ÖSTERREICHS. IN ZEITEN VON KLIMAWANDEL, TROCKENHEIT,
KAMPAGNEN GEGEN ALKOHOL UND EINEM WELTWEIT SINKENDEN
PRO-KOPF-VERBRAUCH GILT ES, DAS SEIT MEHR ALS 30 JAHREN
ERFOLGSVERWÖHNTE UNTERNEHMEN WEITER AUF KURS ZU
HALTEN. EIN BESUCH BEI GESCHÄFTSFÜHRER JOHANNES VASAK
Von LUZIA SCHRAMPF
Fotos ANNA STÖCHER
104 FINE 2 | 2025 PORTRÄT
PORTRÄT
FINE 2 | 2025 105
DEKANTIERT! EINE KOLUMNE ÜBER WEIN UND POLITIK
Von MICHAEL WEDELL und RAINER KNAUBER
DEUTSCHLAND UND FRANKREICH:
WEIN ODER WASSER?
Wein und Politik – dafür eine Kolumne? Hat das überhaupt etwas miteinander zu
tun? Wir finden: eine ganze Menge! Dass in der Politik dem Publikum nicht immer
reiner Wein eingeschenkt wird, ist keine neue Erkenntnis. Und manchmal gibt es
auch in der Politik alten Wein in neuen Schläuchen. Diesem Zusammenhang wollen
wir in dieser Kolumne auf den Grund gehen. Wenn wir dabei nicht immer sachlich
und ausgewogen vorgehen, mögen unsere Leserinnen und Leser uns das bitte verzeihen.
Denn bei Wein und Politik gilt gleichermaßen: Auch Leidenschaft gehört dazu.
132 FINE 2 | 2025 WEIN & POLITIK
FINE
DAS WEINMAGAZIN
SCHLAGEN SIE ZU
UNTER DEM STICHWORT »ACHTFUERSECHS«
BESTELLEN SIE IM ABONNEMENT ACHT AUSGABEN
ZUM PREIS VON SECHS FÜR NUR € 120,–
INKL. VERSAND (D) | BESTELLUNG PER TELEFON +49 611 50 55 840,
FAX +49 611 50 55 842 ODER PER E-MAIL ABO@FINE-MAGAZINES.DE
FINE DAS WEINMAGAZIN 3|2025 erscheint
im September 2025
… voraussichtlich mit diesen Themen: SÜDAFRIKA Die jungen Weinbaustars
rund um Kapstadt TOSKANA Kultweingut Ornellaia: Die Pläne des neuen
Kellermeisters Marco Balsimelli SÜDTIROL mit den Weingütern Peter Dipoli,
Gottardi und Lageder FRANKREICH Innovation und Biodynamik im Rhone-
Spitzenweingut M. Chapoutier ÖSTERREICH Weinwoche im Gasthof Post in
Lech am Arlberg SAAR Spitzenweingut Van Volxem – die Weinbau-Manufaktur
im klassischen Sinne VERKOSTUNG Das große Dutzend Château La Lagune
WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst bei Christoph Kunz im Münchner KOMU
WEIN & ZEIT Daniel Deckers zur Geschichte des Weinbaus in Südtirol, Teil 2
KOLUMNEN von Eva Gritzmann & Denis Scheck, Stuart Pigott, Michael Wedell
& Rainer Knauber und Ursula Heinzelmann
3| 2025 Deutschland € 20 Österreich € 21,00 Italien € 24,50 Schweiz chf 35,00 Benelux € 22,90
144 FINE 2 | 2025
4 197772 520006 03
SÜDAFRIKA
KAPSTADT
Thema Thema Thema Thema Thema
Text Text Text Text Text Text Text Text Text Text Text Text Text Text
Text Text Text Text Text Text Text Text Text
DAS MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS
Viermal im Jahr richtet FINE Das Weinmagazin einen faszinierenden Blick auf die
großen Weine der Welt – mit wissenswerten Infor mationen, fesselnden Reportagen,
spannen den Porträts, exklu siven Verkostungen und vielem mehr, geschrieben und
recherchiert von sachkundigen, sprachmächtigen Autoren, bebildert mit ausdrucksstarker,
lebendiger Fotografie, präsentiert in groß zügiger, prächtiger Auf machung:
ein unverzichtbares Lesevergnügen für Weinliebhaber, Sammler und Genießer.
FINE DAS WEINMAGAZIN IST ERHÄLTLICH IM AUSGEWÄHLTEN BUCH- UND
ZEITSCHRIFTENHANDEL IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ.
WERDEN SIE JETZT ABONNENT VON FINE DAS WEINMAGAZIN
oder ver schenken Sie ein Abonnement. Mit dem Stichwort »FINE 69«
erhalten Sie als Danke schön die Sonderausgaben »New Generation« und
»101 Meisterwerke des Weins«.
Selbstverständlich können Sie auch einzelne Ausgaben nachbestellen oder
gleich das Sammel paket mit 67 Heften plus der zwei Sonder ausgaben »New
Generation« und »101 Meisterwerke des Weins« zum Gesamtpreis von € 690,–
inkl. Versand kosten ordern.
ABONNEMENTS: WWW.FINE-MAGAZINES.DE ODER PER E-MAIL: ABO@FINE-MAGAZINES.DE
JAHRESABONNEMENT FÜR VIER AUSGABEN: DEUTSCHLAND € 80,– / ÖSTERREICH € 95,– / SCHWEIZ CHF 120,–
MEHR INFORMATIONEN ÜBER FINE DAS WEINMAGAZIN: FINE-MAGAZINES.DE
FINE 2 | 2025 145
FINEABGANG
ICH SAGE »JA«
ZU DEUTSCHEM WEIN
Verunsichert sind sie, aber nicht verzweifelt: unsere deutschen Spitzenwinzer. Während
der Weinbörse in Mainz im vergangenen April zeigte sich, dass ein Großteil
der Produzenten keine Angst vor etwaigen Zöllen der USA hat, zumal etliche ihren
jüngsten Jahrgang bereits exportiert haben. Und dennoch: Ein Zollsatz von 200 Prozent
würde die Preise deutscher Weine im US-Handel mal eben so verdreifachen. Und wenn
eine Flasche Riesling plötzlich 100 Dollar kostet statt 30, dann ist sie kein feines Genussmittel
mehr, sondern ein reines Luxusprodukt. Und das dürfte dann doch einen massiven
Nachfragerückgang zur Folge haben.
Wir sollten uns also die Lage in der deutschen Weinwirtschaft nicht zu schön malen.
Sie ist längst nicht mehr so rosig, wie sie mal war, denn auch das Minus beim Konsum hierzu
lande hat sich 2024 fortgesetzt: 2,1 Liter weniger wurden pro Person getrunken. Darüber
hinaus werden die Verbraucher preissensibler und greifen immer häufiger zur günsti gen
Massen- oder Importware. Salopp gesagt: Würden die genussfreudigsten unter den hip pen
Großstädtern endlich aufhören, minderwertigen Frascati zu trinken, dann hätten die deutschen
Winzer weniger Probleme.
Früher zählte im heimischen Wohnzimmer das Glas deutscher Riesling am Abend zum
guten Geschmack. Und heute? Zu Hause wird Wasser aus dem Sodastream getrunken. Natürlich
sind die Gründe individuell nachvollziehbar. Abgesehen vom gestiegenen Gesundheitsbewusstsein
trinken vor allem jüngere Menschen weniger oder überhaupt keinen Alkohol
mehr. Und deshalb finde ich es an der Zeit, dass eine dynamisch handelnde und zugleich
elegant agierende Interessensvertretung für die deutschen Winzer aktiv wird. Wo sind die
Männer – oder Frauen – die hierzulande energisch »Drink, baby, drink!« rufen?
Wenn nicht mehr genug Wein getrunken wird, geraten nicht nur die oft familiengeführten
Betriebe, sondern auch die vielen Kulturlandschaften in Gefahr. Der Weinbau hat eine
jahrhundertealte Tradition und prägt nicht nur die Regionen an Mosel, Saar oder Nahe. Er
erhält Arbeitsplätze und sorgt für die Vielfalt heimischer Produkte.
In leichter Abwandlung eines TV-erprobten Spruchs des legendären Entertainers
Harald Schmidt heißt es für mich bewusst: Ich sage »Ja!« zu deutschem Wein! Hoffentlich
finde ich viele Mitstreiter!
Ihr Ralf Frenzel
Verleger und Herausgeber
146 FINE 2 | 2025 ABGANG
EXKLUSIVE WEINE,
BESONDERE ORTE.
Als FINE Club-Member kommen Sie in unseren Clubhouses,
wie hier im „Goldstein by Gollners“, in den Genuss besonderer
Weine. Probiert, selektiert und reserviert von uns für Sie.
Wann sehen wir uns?
fine-club.de
PLEASE DRINK RESPONSIBLY