Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
20|08
25
MAGAZIN FÜR LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
UND STADTPLANUNG
ZUKUNFT RAUM
EDITORIAL
Eine steigende Armut trifft auf immer weniger bezahlbaren
Wohnraum, unsere Welt erlebt zunehmend intensivere Extremwetterereignisse,
klamme Kommunen kämpfen mit explodierenden
Baukosten – das ist die Realität, mit der wir heute Stadt und
Raum planen. Mehr denn je sind frische Ideen, mutige Entscheidungen
und echte Visionen gefragt. Doch gerade in diesem
Spannungsfeld wird’s schwierig: Als Planer*innen suchen wir oft
vergeblich nach klaren Wegen in Richtung Zukunft. Und manchmal
beschleicht einen das Gefühl, dass es nicht nur an Lösungen
fehlt – sondern auch an einem gemeinsamen Ziel und dem politischen
Willen, es überhaupt zu erreichen.
Spieglein, Spieglein an der Wand – beziehungsweise
im Gras –, was bringt die
Zukunft für dieses Land? In dieser G+L-
Ausgabe fragen wir Expert*innen, wie
sich die klimaangepasste und menschenfreundliche
Stadt der Zukunft planen
lässt – und wo die Herausforderungen in
der Umsetzung liegen.
Wo sind also nun die Hebel, die jetzt angesetzt werden müssen?
Diese Frage haben wir für die vorliegende Ausgabe zentralen
Akteur*innen aus Planung, Politik und Wirtschaft gestellt.
Darunter ist auch Verena Hubertz, unsere neue Bundesministerin
für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Das Interview
lesen Sie ab Seite 12.
Wir wollten für dieses Heft wissen: Wie kann eine Stadtentwicklung
gelingen, die soziale Gerechtigkeit mit Umwelt- und
Klimaschutzzielen vereint? Welche Maßnahmen sind dringend
nötig, um Räume zu schaffen, die für alle zugänglich und
nachhaltig sind? In Essays bieten uns Expert*innen Einblicke in
erfolgreiche Pilotprojekte und alternative Modelle – und
sprechen offen über die Hindernisse und Herausforderungen.
Darunter: Wie die Bewässerung von Stadtgrün zukünftig, in
Zeiten von Hitze und Trockenheit, gelingen kann, untersuchten
die Planer*innen von gruppe F und Forscher*innen zweier
Hochschulen für die Hamburger Fachbehörde BUKEA. In Wien
will ein Pilotprojekt zeigen, wie es sich im Alter gut leben lässt –
„Wohnen ohne Alterslimit“, so der Name des Modells. In
Schleswig-Holstein können derweil Anwohner*innen und
Tourist*innen rund um die Uhr mit dem ÖPNV von A nach B
kommen – und das im ländlichen Raum; möglich macht das
seit über einem Jahr das Projekt „SMILE24“ des dortigen
Nahverkehrsverbunds.
Coverfoto: Jovis Aloor auf Unsplash; Illustration: Georg Media
Je lauter die Kämpfe um Ressourcen, Flächen und Prioritäten
werden, desto klarer wird: Stadtentwicklung gehört mitten in die
Gesellschaft – nicht nur in die Fachgremien. Zukunftsorientierte
Planung muss Mensch und Umwelt mitdenken und dabei ehrlich
bleiben, was möglich ist – und was nicht. Unsere Ausgabe
„Zukunft Raum“ will genau das leisten: frische Impulse liefern,
Denkräume öffnen und Entscheidungsträger*innen dabei
unterstützen, mutig, klug und mit Weitblick für die Städte von
morgen zu handeln.
THERESA RAMISCH
CHEFREDAKTION
t.ramisch@georg-media.de
G+L 3
INHALT
AKTUELLES
06 SNAPSHOTS
09 MOMENTAUFNAHME
Baden statt beten
ZUKUNFT RAUM
10 WIE GESTALTEN WIR DIE RÄUME DER ZUKUNFT?
Impulse für die Stadt der Zukunft gesucht
12 „WIR MÜSSEN BEIM BAUEN NEUE WEGE GEHEN“
Bundesbauministerin Verena Hubertz im Interview
16 BEWÄSSERUNG WILL GEPLANT SEIN
Ein Hamburger Projekt zeigt, wie sich Stadtgrün im Klimawandel bewässern lässt
20 MIT DREIFACHER INNENENTWICKLUNG ZU ZUKUNFTSFÄHIGEN
STÄDTEN
Ein Kommentar von AKNW-Präsident Ernst Uhing
22 STADTGRÜN UNTER DRUCK
Wie sich Freiräume in immer dichter werdenden Städten entwickeln lassen
26 WARUM WIR JETZT IN SOZIALE INFRASTRUKTUR INVESTIEREN
MÜSSEN
Ein Kommentar von Ragna Körby zur Bedeutung öffentlicher Bibliotheken
28 VOM KULTURTEMPEL ZUM STADTRAUM
Wie Museen als soziale Infrastruktur im Stadtraum wirken können
32 WER PLANT, ÜBERNIMMT VERANTWORTUNG!
Welchen Beitrag Städtebau zur Demokratie leisten kann
34 OHNE GEBÄUDEBEGRÜNUNG GEHT ES NICHT
Ein Kommentar von BuGG-Präsident Gunter Mann
36 BAUKULTUR – WOSISNDES?
Wie acht Gemeinden im Alpenvorland Baukultur in den Vordergrund rücken
40 RUND UM DIE UHR MOBIL
Wie SMILE24 den ÖPNV im ländlichen Raum in Schleswig-Holstein verbessert
42 VISION GESUCHT
Kurzkommentare aus der Planer*innenschaft
46 LEBEN IM ALTER – SELBSTBESTIMMT, GEMEINSCHAFTLICH UND
KLIMAFIT
Wie das WOAL-Haus in Wien selbstbestimmtes Wohnen im Alter ermöglicht
PRODUKTE
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst und
Landschaftskultur e.V.
(DGGL)
Pariser Platz 6
Allianz Forum
10117 Berlin-Mitte
www.dggl.org
50 BRANCHENFEATURE
Zukunft im Blick
54 LÖSUNGEN
Spielräume
RUBRIKEN
62 Impressum
62 Lieferquellen
64 DGGL
66 Sichtachse
66 Vorschau
G+L 5
WIE
GESTALTEN
WIR
DIE RÄUME
DER
ZUKUNFT?
10 G+L
ZUKUNFT RAUM
HEFTFRAGE
Wohnraummangel, Extremwetterereignisse,
steigende Baukosten,
Kriege, erstarkender Populismus: Ein
Blick auf die Lage in der Welt sowie
im Kleinen vor Ort kann aktuell ganz
schön verunsichern. Gleichzeitig gilt
es, die Zukunft und die Städte von
morgen zu planen – klimaresilient
und menschenfreundlich. Um
herauszufinden, wie das gelingen
kann, haben wir in der Politik, der
Planer*innenschaft und der Wirtschaft
nachgefragt. Die Antworten von
Bundes bauministerin Verena Hubertz,
Einblicke von Planer*innen sowie
Vertreter*innen aus Bau- und Freiraumbranche
und die Vorstellungen
zahlreicher Pilotprojekte geben einen
Einblick, wie der Weg in die Zukunft
aussehen kann.
G+L 11
„WIR MÜSSEN
BEIM BAUEN NEUE
WEGE GEHEN“
Von Klimafolgenanpassung über bezahlbaren Wohnraum bis hin zum
sozialen Miteinander: Wie gestalten wir die Räume, die wir für die Zukunft
benötigen? Die Weichen dafür stellt mitunter die Politik – also haben wir
uns an Bundesbauministerin Verena Hubertz gewandt. Im Interview beantwortet
sie uns, weshalb sie auf Tempo, Technologie und Toleranz setzt,
wie wohnen auch mit kleinem Geldbeutel möglich sein soll und weshalb
Landschaftsarchitekt*innen und Stadtplaner*innen für die Planung lebenswerter
Quartiere zentral sind.
FRAGEN: ANNA MARTIN
INTERVIEWEE
Verena Hubertz ist
seit Mai 2025
Bundesministerin für
Wohnen, Stadtentwicklung
und
Bauwesen. 2013
gründete sie das
Start-up Kitchen
Stories; bis 2020
war sie dessen
Geschäftsführerin.
Seit 2021 ist sie
Mitglied des Deutschen
Bundestags.
Frau Hubertz, im Mai traten Sie Ihre
neue Position als Bundesbauministerin
an. Was sind die drängendsten Zukunftsthemen
Ihres Ministeriums, und wie
setzen Sie die Prioritäten?
Mein Ressort gestaltet das direkte Lebensumfeld
der Menschen. Ob bezahlbares
Wohnen oder lebenswerte Städte – auf
uns kommt es an. Gleich zeitig stehen wir
vor großen Heraus forderungen: der Klimawandel,
neue EU-Vorgaben zum Heizen
und zur Energieeffizienz. Der Gebäudesektor
verursacht noch immer rund ein
Drittel der Treibhausgase in Deutschland.
Deshalb ist klar: Wir müssen beim Bauen
neue Wege gehen. Mit dem Bau-Turbo
haben wir gezeigt, wie schnell Veränderung
möglich ist. Daran knüpfen wir mit
klaren Prioritäten und dem notwendigen
Rückhalt im Haushalt an.
Unser Anspruch ist klar: schneller, nachhaltiger,
bezahlbarer bauen – für die
Menschen und fürs Klima.
Bereits im Juni beschloss das Bundeskabinett
den Gesetzesentwurf zu dem
von Ihnen eingebrachten „Bau-Turbo“,
keine 50 Tage nach dem Antritt der
neuen Regierung. Damit soll schnell
bezahlbarer Wohnraum entstehen, an
dem es weiterhin mangelt. Den Herausforderungen
wollen Sie mit „Tempo,
Technologie und Toleranz“ begegnen.
Was ist darunter zu verstehen, und was
kann die Planer*innenschaft vom Bau-
Turbo erwarten?
Ich habe bei meinem Amtsantritt „3 T’s“
betont: Tempo, Technologie und Toleranz.
Mit dem Bau-Turbo haben wir den ersten
Grundstein für Tempo gelegt. Und es
12 G+L
ZUKUNFT RAUM
INTERVIEW MIT VERENA HUBERTZ
Stadt- und Raumplaner*innen
sowie
Landschaftsarchitekt*innen
misst
Bundesbauministerin
Verena Hubertz eine
zentrale Rolle bei:
Ohne sie entstünden
keine lebenswerten
Quartiere, so Hubertz.
Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler
bringt mehr Planungssicherheit für alle.
Wenn ich weiß, dass die Gemeinde
innerhalb von zwei Monaten eine
Entscheidung im Bauplanungsrecht trifft,
kann ich Kosten und Personal viel besser
planen – anders als früher, wo es
manchmal ungewiss war und bis zu fünf
Jahre dauern konnte. Dazu braucht es
Technologie, denn der Einsatz von
Robotik, KI oder serielle Vorproduktion
sorgt dafür, dass wir kürzere Bauzeiten
haben und die Kosten sinken. Für all das
braucht es Toleranz. Damit andere
wohnen können, braucht es Nachverdichtung
– manchmal auch auf der Brachfläche
vor oder dem Ausbau des Dachgeschosses
über mir.
Wenn dann mehr Wohnungen gebaut
werden: Wie möchten Sie sicherstellen,
dass Wohnraum bezahlbar bleibt beziehungsweise
wird?
Wohnen ist ein Grundbedürfnis und muss
auch mit kleinem Geldbeutel möglich sein.
Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau,
die jetzt schon auf einem Rekordniveau
sind, heben wir bis 2029 auf
5,5 Milliarden Euro jährlich an. Allein der
Bund plant, so von 2022 bis 2029 über
31 Milliarden Euro für sozialen Wohnraum
bereitzustellen. Das ist eine Menge
Geld. Die Länder kofinanzieren das, wir
haben also am Ende deutlich höhere
Beträge. Natürlich müssen wir aber auch
einen Blick auf die Mieten richten.
Gemeinsam mit meiner Kabinettskollegin
Stefanie Hubig haben wir deshalb die
Verlängerung der Mietpreisbremse auf
den Weg gebracht und im Gesetzentwurf
zum Bau-Turbo den Umwandlungsschutz
gestärkt. Wir wollen auch an die Indexmieten
und die Regelungen zum möblierten
Wohnen ran.
Anfang Juni veröffentlichte die Deutsche
Umwelthilfe die Ergebnisse ihres zweiten
Hitze-Checks: 31 Städte in Deutschland
erhalten eine Rote Karte, mehr
als 12 Millionen Menschen sind laut
DUH an ihrem Wohnort von extremer
Hitze betroffen. Welche Stadtplanungs-
Maßnahmen möchten Sie ergreifen
und fördern, um Stadträume gegen Hitze
zu wappnen?
Hitze wird in unseren Städten zum echten
Problem – besonders dort, wo Beton
dominiert und Grün fehlt. Das spürt jeder,
der im Sommer unterwegs ist. Klar ist: Wir
G+L 13
BEWÄSSERUNG
WILL GEPLANT
SEIN
In Zeiten des Klimawandels muss die Wasserversorgung
von Stadtgrün neu geplant werden. Doch wie sieht eine
solche Planung im Detail aus? Ein Forschungsprojekt in
Hamburg nahm sich des Themas an. Was die Analyse der Wasserverfügbarkeit
ergab und welche strategischen Ansätze das Team dabei entwickelte, berichtet
Andreas Kurths von gruppe F. Denn: Die Ergebnisse sind auch für andere
Standorte von Relevanz.
ANDREAS KURTHS
AUTOR
Andreas Kurths,
Dr.-Ing. Freiraumplanung,
studierte
Landschaftsarchitektur
und Umweltplanung
in Berlin. Seit
2011 ist er im Büro
gruppe F tätig und ist
Teil des geschäftsführenden
Lenkungskreises.
Von 2023
bis 2025 leitete er
als Gastprofessor
den Lehrstuhl für
Landschaftsarchitektur
und Freiraumplanung
an der
TU Berlin.
In unserer Fachdisziplin ist es längst
bekannt, dass die Auswirkungen des
Klimawandels das Stadtgrün und seine
Pflege vor neue Herausforderungen
stellen. Wir wissen, dass der natürliche
Wasserkreislauf immer seltener dann
Wasser für das Stadtgrün bereitstellt,
wenn es benötigt wird. Phänomene wie
die Zunahme von Hitzetagen und
Tropennächten, die ungleiche Verteilung
von Niederschlägen im Jahresverlauf,
schwankende Wasserressourcen in
pflanzenverfügbaren Bodenbereichen
oder hohe Trinkwasserverbräuche im
Sommer verdeutlichen die Notwendigkeit,
neue Strategien für die Planung und
Entwicklung der Wasserversorgung von
Stadtgrün zu entwickeln.
So weit, so dramatisch. Doch wie viel
Wasser benötigt die Vegetation? Wann ist
eine gärtnerische Bewässerung von Stadtgrün
erforderlich? Und welche Wasserressourcen
können wir künftig überhaupt
noch für die Bewässerung des öffentlichen
Stadtgrüns nutzen?
Im Auftrag der Hamburger Fachbehörde
BUKEA analysierten wir in einem Team
aus Planung und Wissenschaft – bestehend
aus gruppe F | Freiraum für alle
GmbH, der Hochschule Weihenstephan-
Triesdorf und der Hochschule
Geisenheim University – erstmals
systematisch Wasserverfügbarkeit
und Bewässerungssituation des
Hamburger Stadtgrüns und entwickelten
strategische Ansätze zur künftigen Bewässerungsplanung
des Stadtgrüns bei länger
anhaltender Hitze und Trockenheit.
AUCH IN REGENREICHER REGION EIN-
SPARKONZEPTE GEFRAGT
Durch Gespräche mit den Pflegenden vor
Ort wurden Grundlagen der Bewässerungspraxis
des Hamburger Stadtgrüns
erfasst. Hierbei wurde unter anderem
festgestellt, dass aktuell näherungsweise
40 000 Kubikmeter Wasser im Jahr für
die Bewässerung des gesamten öffentlichen
Stadtgrüns – Parkanlagen und
Straßenbäume– verwendet werden. Das
ist im Vergleich zu anderen Großverbrauchern
in Hamburg relativ gering. Trotzdem
stellt sich die Frage, warum dafür derzeit
überwiegend Trinkwasser als Ressource
zum Einsatz kommt und ob diese Menge
optimal eingesetzt wird.
Ein speziell für diese Untersuchung entwickeltes
Modell ermöglicht erste Aussagen
zu den Bewässerungsbedarfen von
Im Rahmen des
Forschungsprojekts zog
das Team verschiedene
Ressourcen in
Erwägung, um
Stadtgrün zu
bewässern – darunter
neben Niederschlagsund
Grundwasser auch
Klar-, Grau- und
Flusswasser.
16 G+L
ZUKUNFT RAUM
BEWÄSSERUNG VON STADTGRÜN IM KLIMAWANDEL
Im Auftrag der BUKEA
untersuchte ein Team
aus Planung und
Wissenschaft, wie das
Hamburger Stadtgrün
zukünftig – auch bei
länger anhaltender
Hitze und Trocken heit –
bewässert werden
kann.
Grafiken: erstellt durch Theresia Titzmann, gruppe F Freiraum für alle GmbH, im Auftrag von BUKEA Hamburg, 2024
Stadtgrün im Klimawandel: Das Modell
berechnet näherungsweise die Verdunstung
differenzierter Grüntypen in Hamburg,
wodurch in Kombination mit der
Modellierung des gespeicherten pflanzenverfügbaren
Niederschlagswasser die
Wasserbedarfe abgeleitet werden können.
Als Grundlage der Berechnung
dienen ein mildes Jahr mit einem gewöhnlichen
Niederschlagsgeschehen im
Sommer (2017) sowie ein Jahr mit einer
außergewöhnlich niedrigen jährlichen
Niederschlagssumme und einer vergleichsweise
hohen Durchschnittstemperatur
im Sommer (2018).
Die Modellierungen prognostizieren
höhere Wasserbedarfe verschiedener
Stadtgrüntypen zur Erhaltung der Vitalität
in den zunehmend trockenen und heißen
Sommermonaten. Hinzu kommt, dass
insbesondere die Pflanzung von Bäumen
eine erfolgversprechende Maßnahme für
Klimaschutz und Klimaanpassung in den
Städten ist. Wenn mehr Bäume sowohl
zur CO 2
-Aufnahme als auch zur Kühlung
der Stadt beitragen sollen, werden jedoch
auch zusätzliche Wassermengen zur
Bewässerung benötigt. Das Forschungsprojekt
beschäftigte sich entsprechend
intensiv mit den Möglichkeiten, wie mit
diesem zunehmenden Bedarf umzugehen
ist. Zudem lag uns eine Analyse des
Grundwasserbestands vor, die ergeben
hatte, dass zwischen 2012 und 2021 in
Hamburg durchschnittlich pro Jahr etwa
50 Liter pro Quadratmeter zur Grundwasserneubildung
im Vergleich zum Mittelwert
der Jahre 1991 bis 2019 fehlten. Das
führt zu einer angespannten Ausgangslage
sowohl während Hitzeperioden, in
denen die Bewässerung der Vegetation
mit allgemeinen Spitzenverbräuchen der
Trinkwassernutzung zusammenfallen, als
auch in den regenreicheren Zeiträumen
danach, die immer seltener ausreichen,
um die Grund- und Bodenwassersituation
zu regenerieren. Dabei liegt Hamburg
im Vergleich zu Regionen am Main und
in Ostdeutschland noch in einer relativ
regenreichen Region. Gleichwohl sind
auch hier innovative Einsparkonzepte
erforderlich, um in den Sommermonaten
keinen zusätzlichen Druck auf die
Trinkwasserressourcen in der Stadt zu
erzeugen. Deshalb wurden unter Einbeziehung
fachübergreifender Expertise
abgestufte gesamtstädtische Ziele zur
Förderung von Stadtgrün im Klimawandel
entwickelt.
IM GRUNDSATZ RELEVANT FÜR ALLE
PLANENDEN
Erstens gilt: Stadtgrün dauerhaft erhalten
und Grünvolumen erhöhen. Das ist die
Voraussetzung und wesentliches Element
G+L 17
KOMMENTAR
MIT DREIFACHER
ERNST UHING
INNENENTWICK-
LUNG ZU ZUKUNFTS-
FÄHIGEN STÄDTEN
AUTOR
Ernst Uhing,
Dipl.-Ing. Architekt,
ist seit 2013 Präsident
der Architektenkammer
Nordrhein-
Westfalen.
Unsere Städte müssen lebenswert sein!
Die aktuellen, vielfältigen Herausforderungen
an die urbanen Räume sind nicht nur
planerisch-technische Aufgabenstellungen,
sondern beinhalten eine starke soziale
Dimension. Das gute soziale Miteinander
diverser Bevölkerungsgruppen rückt
gegenwärtig immer deutlicher in den
Fokus unserer Strategien, urbane Räume
zukunftsfähig zu gestalten.
Um unsere Städte attraktiver, klimaangepasster
und zukunftsfähiger zu gestalten,
empfiehlt die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
(AKNW), eine „dreifache
Innenentwicklung" zu verfolgen. Konkret
umfasst dieses Konzept die maßvolle
Nachverdichtung unserer Innenstädte, die
Aufwertung urbaner Freiräume durch eine
Stärkung der blauen (mehr Wasser) und
grünen Infrastruktur sowie eine konsequente
Verkehrs- und Mobilitätswende,
mit der der motorisierte Individualverkehr
zugunsten anderer Flächennutzungen
systematisch reduziert wird.
BEZAHLBAREN WOHNRAUM
SCHAFFEN!
Die dringend erforderliche Schaffung von
bezahlbarem Wohnraum muss aus Sicht
der AKNW im Einklang mit sozialen,
wirtschaftlichen und ökologischen Belangen
erfolgen. Das Beschleunigen des
Wohnungsbaus darf aber nicht dazu
führen, dass Bodenspekulationen gefördert
und wertvolle Grünflächen zerstört
werden. Dies gilt insbesondere auch für
den Außenbereich. Insofern spricht sich
die Architektenkammer NRW ausdrücklich
gegen eine Zersiedelung mit dem Instrument
eines „Bau-Turbos“ aus, wenn dieser
durch die Bundesregierung in der Form
umgesetzt würde, wie ihn die angedachte
Novelle des BauGB im §246e zuletzt
vorsah. Es muss immer gelten: Innen- vor
Außenentwicklung!
Der wachsenden Nachfrage nach
bezahlbarem Wohnraum in Ballungsgebieten
kann begegnet werden, indem
bestehende Gebäude weiterentwickelt
und neue Flächen durch Aufstockung und
Umnutzung von Dachräumen gewonnen
werden. Zudem müssen ungenutzte
Grundstücke aktiviert und Baulücken
geschlossen werden. Dabei gilt es zu
bedenken, dass Flächenreserven nicht nur
baulich, sondern auch mit dem Ziel des
Ausbaus von urbanen Grün- und Wasserflächen
entwickelt werden, da diese einen
wesentlichen Beitrag zur Erholung der
Bewohnerinnen und Bewohner leisten und
zudem wichtige ökologische Funktionen
erfüllen – indem sie beispielsweise innerstädtische
Hitzeinseln vermeiden beziehungsweise
reduzieren.
Um Eigentümer und Investoren dazu zu
bewegen, den Gebäudebestand zu
sanieren, bedarf es nach Überzeugung
der Architektenkammer Nordrhein-
Westfalen einer spezifischen „Oldtimer-
Regelung“ im Bauordnungsrecht: Die Idee
dahinter ist, dass Altbauten nicht wie
Neubauten bewertet werden sollten. Mit
der Einführung einer „Oldtimer-Regelung“
20 G+L
ZUKUNFT RAUM
KOMMENTAR VON ERNST UHING
Für zukunftsfähige
Städte brauche es
sowohl Maßnahmen
zur Nachverdichtung
als auch für die
Mobilitätswende,
ebenso wie eine
Stärkung blau-grüner
Infrastrukturen, erklärt
AKNW-Präsident Ernst
Uhing. Wichtig dabei:
Die Maßnahmen seien
vernetzt zu denken,
so Uhing.
würden an bestehende Gebäude, die
baulich durch Aufstockung, Um- oder
Anbau verändert werden, nur die Anforderungen
an die wesentlichen Schutzziele
gestellt. Diese betreffen unter
anderem die öffentliche Sicherheit, Leben
und Gesundheit, gesunde Wohn- und
Arbeitsverhältnisse sowie den Schutz des
Klimas – nicht jedoch Komfort-Normen
und teilweise überhöhte Anforderungen.
zial zu erkennen, das durch eine Verkehrswende
für multimodale Funktionen genutzt
werden könnte: Laut dem Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutschland (BUND)
sind bis zu 80 Prozent der öffentlichen
Straßenflächen für fahrende und parkende
Autos reserviert. Beispiele aus Kopenhagen
oder Barcelona zeigen, welchen
Qualitätsgewinn ein Umsteuern in diesem
Bereich haben kann.
PARKS STATT PARKPLÄTZE!
NACHHALTIG PLANEN UND BAUEN!
Foto: Ingo Lammert / Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
In Reaktion auf den Klimawandel verfolgen
wir in der Stadtplanung heute das
Prinzip der „Schwammstadt“. Regenwasser
wird dabei nicht abgeleitet, sondern
gespeichert. Eine Vielzahl kleiner Speicherräume
sorgt einerseits für die Aufnahme
von Wasser bei (Stark-)Regenereignissen
und andererseits für ein besseres
Stadtklima durch Verdunstungskühle und
Luftfeuchtigkeit in Trockenphasen. In
dieses Konzept gehören auch Dach- und
Fassadenbegrünungen.
Die Maßnahmen zur „dreifachen Innenentwicklung“
unserer Städte sind stets
vernetzt zu denken. So können Räume, die
bisher dem Automobil vorbehalten waren,
im Zuge einer echten Mobilitätswende
unter anderem für Begrünungen, Wasserflächen
und Retentionsbecken umgewidmet
werden. Man muss sich die Zahlen
vor Augen führen, um das Flächenpoten-
Die beschriebenen Maßnahmen können
dazu beitragen, Planungs- und Genehmigungsverfahren
zu beschleunigen. Wer
nachhaltig planen und bauen will, muss
ein Gebäude über den gesamten Lebenszyklus
betrachten. Sinnvoll wäre die
Einführung einer verpflichtenden Ökobilanz,
mit der nicht – wie bisher – auf den
Energieverbrauch, sondern die CO 2
-
Emissionen eines Bauwerks abgehoben
würde. Damit würde der Erhalt von Energie,
die im Gebäudebestand als „graue
Energie“ gespeichert ist, auch finanziell
attraktiver – ein entscheidender Beitrag zu
einer Bau- und Freiraumwende, zu einem
echten Umdenken.
Die genannten und weitere Impulse für
ein zukunftsfähiges Planen und Bauen hat
die Architektenkammer NRW in ihren
Positionen für ein „Bauen für Morgen“
zusammengestellt.
Zum Positionspapier
der AKNW gelangen
Sie über den QR-Code.
G+L 21
VOM KULTUR-
TEMPEL
ZUM STADTRAUM
Städte sind Orte der Begegnung, des Wissens, des Zusammenlebens. Sie formen
unseren Alltag und unsere Gesellschaft. In ihrer Forschung zu „MuseumStadt-
Räumen“ stellt Alexandra Ullmann die Frage, wie Museen als soziale Infrastrukturen
für Stadtbewohner*innen wirken können – sodass sie eben nicht nur kulturelles
Erbe bewahren, sondern die Zukunft der Stadt aktiv mitgestalten.
ALEXANDRA ULLMANN
AUTORIN
Alexandra Ullmann
ist spezialisiert auf
Architekturkommunikation
und verknüpft
journalistische Praxis
mit interdisziplinärer
Forschung. Sie forscht
unter anderem zur
Transformation von
Museen aus
architektonischer
sowie urbanistischer
Perspektive und
macht komplexes
Fachwissen für
Lai*innen zugänglich.
Solidarität ist mehr als eine gesellschaftliche
Haltung – sie kann zu einem Prinzip
werden, das die Gestaltung unserer
Städte prägt. Die Frage, wie sich eine
solidarische Stadt in Zeiten der Klimakrise,
politischer Radikalisierung und sozialer
Segregation gestalten lässt, führt direkt zu
einer Auseinandersetzung mit dem
öffentlichen Raum und seiner Gestaltung.
Solidarität zeigt sich räumlich: etwa durch
unterstützende Nachbarschaften, in
gelebter Barriere- und Diskriminierungsfreiheit,
durch zugängliche Bildungs- und
Kulturangebote sowie konsumfrei nutzbare
Orte. Wo zeigen sich bereits solidarische
Praktiken im Stadtraum, und wo
gibt es Potenzial, diese zu entwickeln?
Die Forschungsarbeit zu sogenannten
„MuseumStadtRäumen“ fokussiert sich auf
Museen mit ihrem Potenzial, als solidarische
Orte des städtischen Zusammenlebens
zu wirken.
ALLTAG STATT AUSSTELLUNGSBESUCH
Museen befinden sich häufig in zentraler
Lage, sind gut erreichbar und vielfach
mit öffentlichen Geldern (mit-)finanziert.
Damit besitzen sie gute Voraussetzungen,
ein Ort für Stadtbewohner*innen zu sein.
Das Konzept der MuseumStadtRäume
verfolgt genau diesen Ansatz: Museumsräume
werden mit dem öffentlichen Stadtraum
verschränkt und werden über ihre
klassischen Funktionen hinaus als soziale
Infrastruktur nutzbar gemacht. Museen
und andere Kulturinstitutionen – wie Bibliotheken
oder Theater – können zu den
aktuellen Herausforderungen unserer Zeit
positiv beitragen: Sie können ein Ort für
Aufenthalt, Zusammenkunft und Austausch
sein, der den Alltag bereichert und als
verbindende Ressource für unsere Gesellschaft
wirkt. Allerdings müssen dazu die
unsichtbaren Schwellen und Barrieren des
Museumsraumes – auch architektonisch –
abgebaut werden, die sie zu einem exklusiven
Ort für bestimmte Gesellschaftsgruppen
machen.
Die Forschungsarbeit untersucht, wie
durch MuseumStadtRäume Museen zu
sozialen Infrastrukturen werden können –
indem sie niederschwellig zugänglich,
vielfältig nutzbar und von einer breiten
Öffentlichkeit angeeignet werden. Dazu
werden drei Fallstudien analysiert: das
K20 in Düsseldorf, das Schweizerische
Architekturmuseum in Basel und das Haus
der Geschichte Österreich in Wien. Alle
drei zeigen unterschiedliche architektoni-
28 G+L
ZUKUNFT RAUM
MUSEUMSTADTRÄUME ALS SOZIALE INFRASTRUKTUREN
Grafik: Alexandra Ullmann
sche Strategien, um bestehende Museumsräume
umzugestalten, zu öffnen und
für ein erweitertes Museumspublikum
zugänglich zu machen. Das Museum
nimmt dabei die Rolle als Gastgeberin für
Stadtbewohner*innen ein. MuseumStadt-
Räume entstehen im Inneren des Museumsgebäudes,
im Außen des Stadtraums
oder an deren Schnittstelle – jeweils mit
spezifischer architektonischer Gestaltung.
Durch MuseumStadtRäume entstehen
Sozialräume, in denen Besucher*innen
zu Nutzer*innen werden und nicht ausschließlich
wegen der Ausstellung oder
des Programms ins Museum kommen.
Das Museum wird durch MuseumStadt-
Räume zu einem Teil des Alltags der
Stadtbewohner*innen.
MUSEUMSARCHITEKTUR ALS HALTUNG
Die Erforschung von MuseumStadt-
Räumen bewegt sich an der Schnittstelle
von Architektur, Museologie, Stadtplanung,
Soziologie und Kulturwissenschaft.
Dabei wird deutlich: In der Planungspraxis
sind Architekt*innen häufig zu wenig in
museologische Diskurse eingebunden.
Umgekehrt fehlt in vielen Kulturinstitutionen
das Bewusstsein für das architektonische
Potenzial ihrer Räume. Die Forschungsarbeit
versteht sich als Brücke
zwischen diesen Disziplinen – und als
Impuls für einen Dialog über neue
Typologien kultureller Räume. Museum-
StadtRäume werden nicht nur theoretisch
im museologischen Kontext verortet,
sondern räumlich analysiert und anhand
konkreter architektonischer Muster
charakterisiert. Darüber hinaus möchte
die Forschungsarbeit kulturpolitisches
Handeln anregen, um eine demokratische
und am Alltagsleben der Stadtbewohner*innen
orientierte Weiterentwicklung
von Museen zu fördern.
Museen befinden sich bereits im Wandel.
Themen wie Teilhabe, Inklusion und Diversität
prägen zunehmend den museologischen
Diskurs. Doch dieser Wandel zeigt
sich nicht immer in der gebauten Realität.
Architektur trägt maßgeblich dazu bei, ob
ein Ort als offen, zugänglich oder exklusiv
wahrgenommen wird – besonders
dann, wenn es um etablierte Institutionen
wie Museen geht. Die Forschungsarbeit
zu MuseumStadtRäumen untersucht, wie
genau diese Offenheit räumlich umgesetzt
werden kann. Ziel war es, architektonische
Strategien zu identifizieren, die
Museen zum Teil des öffentlichen Raums
machen. Es soll der Blick auf Museen als
öffentliche Räume geschärft und das
Phänomen der MuseumStadtRäume als
eines vorgestellt werden, das darauf
Einfluss nimmt.
Die Architektur eines Museums vermittelt,
ob jemand willkommen ist oder nicht.
Einladende Gesten wie offene Türen,
öffentliche Durchwegung oder nutzungsneutrale
Zonen schaffen Vertrauen und
senken Schwellen sowie Barrieren, die
gängigerweise mit der Institution Museum
in Zusammenhang stehen. Wichtig ist
dabei auch die organisatorische und
inhaltliche Verankerung dieser Räume:
Eine einladende Architektur allein reicht
nicht, wenn sie nicht mit einer veränderten
Haltung der Institution einhergeht.
Museen müssen lernen, Kontrolle abzugeben
und Freiräume zuzulassen. Auch
museums politische Entscheidungen,
wie Eintritts kosten, spielen eine entscheidende
Rolle für eine erfolgreiche Umsetzung
von MuseumStadtRäumen.
Zugleich zeigt sich ein Spannungsfeld:
Während in vielen Museen neue gesellschaftliche
Ansprüche diskutiert werden,
wird für architektonische Entwürfe vielfach
auf klassische Planungsmuster
zurückgegriffen. Diese Diskrepanz ist
eine zentrale Erkenntnis der Arbeit – und
Unter dem Begriff der
„MuseumStadtRäume“
untersuchte Alexandra
Ullmann, inwiefern
Museen im Stadtraum
als solidarische Orte
des Miteinanders
wirken – und somit zur
sozialen Infrastruktur
werden können.
G+L 29
BAUKULTUR –
WOSISNDES?
Im bayerischen Alpenvorland fanden sich vor fünf Jahren acht Gemeinden zu
einem Projekt zusammen. Das gemeinsame Ziel: Baukultur im Zentrum ihrer kommunalen
Entwicklung zu verankern. Björn Teichmann, Florian Kluge und Elisabeth
Leitner aus dem Team der ARGE Baukultur konkret, die das Projekt begleitete,
berichten uns, wie sie im Projektverlauf auf die unterschiedlichen lokalen
Gegebenheiten reagierten, welche Erkenntnisse sich andere Regionen zunutze
machen können – und welche Antwort das Team auf die Frage hat, was denn
Baukultur überhaupt ist.
BJÖRN TEICHMANN, FLORIAN KLUGE, ELISABETH LEITNER
AUTOR
Prof. Dr.-Ing. Florian
Kluge, Landschaftsarchitekt,
ist Professor
für Projektmanagement
und leitet das
Institut für Prozessarchitektur
an der
Alanus Hochschule
für Kunst und
Gesellschaft in Alfter.
Zudem ist er
Gesellschafter der
nonconform
ideenwerkstatt. Das
Büro mit acht
Standorten in
Österreich und
Deutschland ist
Spezialist für kreative
Beteiligungsprozesse.
Die drei bayerischen Landkreise Bad Tölz-
Wolfratshausen, Miesbach und Rosenheim
hoben 2020 das Projekt „Baukulturregion
Alpenvorland“ aus der Taufe. Gefördert
wurde das LEADER-Projekt durch das
Bayerische Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten und den
europäischen Landwirtschaftsfonds für
die Entwicklung des ländlichen Raums
(ELER). Im Rahmen eines Auswahlverfahrens
taten sich die Gemeinden Bad Aibling,
Bad Feilnbach, Dietramszell, Gmund,
Holzkirchen, Kiefersfelden, Neubeuern
und Samerberg mit dem Ziel zusammen,
Baukultur zu einem wichtigen Thema
ihrer kommunalen Entwicklung zu machen
und baukulturelle Aspekte in ihrem Handeln
zu verankern.
Begleitet wurden die acht Kommunen
von der Arbeitsgemeinschaft (ARGE)
Baukultur konkret, bestehend aus LandLuft
– Verein zur Förderung von Baukultur in
ländlichen Räumen (Moosburg, Österreich),
der Alanus Hochschule für Kunst
und Gesellschaft (Alfter) sowie dem Büro
für urbane Projekte (Leipzig). Mit einem
Team von mehr als zehn Mitgliedern
begleitete und coachte die ARGE die
beteiligten Kommunen in verschiedenen
Rollen von 2020 bis 2022und entwickelte
gemeinsam mit ihnen verschiedene
Baukultur-Formate.
Im ersten Schritt galt es, die wesentlichen
Baukultur-Anliegen vor Ort zu identifizieren,
zu fokussieren und in konkrete
Projektaufgaben zu übersetzen. Das
generierte Wissen diente im zweiten
Schritt zur Entwicklung einer gemeinsamen
regionalen Baukulturstrategie. Die
Baukulturregion Alpenvorland ist mit
diesem Ansatz Vorreiter im deutschsprachigen
Raum.
LOKALE FORMA-
TE, REGIONALE
STRATEGIE
Drei Jahre lang
arbeiteten ARGE
und Kommunen mit
weiteren Beteiligten
wie Vereinen,
Initiativen, Unternehmen
und den
Kreisbaumeistern
an verschiedenen
baukulturellen
Themen. Jede
AUTOR
Björn Teichmann ist
Mitinhaber des Büros
für urbane Projekte
in Leipzig. Das Büro
beschäftigt sich
vorrangig mit
Stadt- und Regionalplanung,
Standortentwicklungen,
Partizipationsprozessen
und der
Betreuung von
Wettbewerben und
Vergabeverfahren.
AUTORIN
Dr.in Elisabeth Leitner
arbeitet selbstständig
in den Bereichen
Prozessbegleitung
und Wissensvermittlung
zu baukulturellen
Themen. Sie ist
Obfrau von LandLuft,
einem Verein zur
Förderung von
Baukultur in
ländlichen Räumen,
sowie gemeinsame
Initiatorin von
„RURASMUS
– Forschungsinstitut
zur Förderung neuer
Perspektiven für das
rurale Europa“ und
dem Podcast „Mutige
Frauen braucht das
Land“.
36 G+L
ZUKUNFT RAUM
BAUKULTUR
Mitte: Acht bayerische
Gemeinden fanden
sich zur Baukulturregion
Alpenvorland
zusammen und
entwickelten in
einem gemeinsamen
Projekt strategische
Bausteine, um die
Baukultur der Region
voranzubringen.
oben: Als einer von
sieben zentralen, im
Projekt entwickelten
Bausteinen richteten
die beteiligten
Kommunen die neue
Rolle der Baukultur-
Beauftragten ein. Diese
sind nun jeweils als
Anlaufstellen für
Baukultur ansprechbar.
oben: Foto: Tim Meyer; Mitte und unten: Fotos: © ARGE Baukultur konkret
unten: Begleitet durch
die ARGE Baukultur
konkret, arbeiteten
Kommunen und
Vereine, Initiativen und
Unternehmen sowie
Kreisbaumeister im
Rahmen des Projekts
an verschiedenen
baukulturellen Themen.
G+L 37