Stein 9/2025
Marmomac
Marmomac
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
S09 | 2025
MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK
MARMO+MAC
TRIFFT KUNST
MASSIV UND MODERN
In der Nähe von Genf sind zwei
Wohnhäuser komplett aus
Naturstein gebaut worden
KUNST UND KULTUR
Die Marmo+mac erwartet ihre Gäste
wieder mit kreativen Ideen und einer
ganzen Reihe von Events
BIM AM BAU
Tools, mit denen sich Handwerker
auch ohne entsprechende Software
an BIM-Projeten beteiligen können
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN
UND LESER,
die Marmo+mac rückt näher. Vom 23. bis 26 September
treffen sich Natursteinexperten aus aller Welt wieder
in Verona. Dort erwarten sie nicht nur Aussteller
mit ihren Neuerungen aus aller Welt, sondern auch ein
abwechslungsreiches Begleitprogramm. Dazu gehört
der Film „Il Capo“ des italienischen Filmemachers Yuri
Ancarani. Er spielt in einem Marmorbruch in Carrara
und wurde vor 15 Jahren erstmals bei den Filmfestspielen
in Venedig vorgeführt. Passend dazu wird die
erste Playlist vorgestellt, die sich der akustischen Welt
des Marmors widmet – von der Gewinnung der Blöcke
über das Sägen bis hin zur Bearbeitung in der Werkstatt.
Erfahren Sie mehr über das geplante Kulturprogramm
der Marmo+mac, was die Steinindustrie von
der Messe erwartet und wie die aktuelle Stimmung am
Markt ist. Unser Vorbericht startet ab Seite 30.
Welche Neuerungen es im Bereich Maschinen und
Tools auf der Messe geben wird, hat unser Autor Michael
Spohr für Sie ab Seite 38 zusammengestellt. Soviel
aber schon einmal vorab: Die Stimmung bei den
Maschinenherstellern ist optimistisch wie selten zuvor.
Ein mehrgeschossiges Gebäude aus Naturstein stellt
unsere Autorin Dr. Inge Pett Ihnen ab Seite 6 vor. Das
Projekt aus der Schweiz könnte auch für die hiesige
Baubranche Vorbildcharakter haben. Denn hier geht
es nicht um ein exclusives Gebäude für Menschen mit
einem prallen Portemonnaie, sondern um Sozialwohnungen.
Titelbild: Ennevi
Die Vorbereitungen für die Marmo+mac 2025 laufen
auf Hochtouren. Die Fachmesse für Marmor und
andere Natursteinsorten in Verona zieht alljährlich
über 60.000 Besucher aus über 150 Nationen an. Die
viertägige Veranstaltung bietet nicht nur Gelegenheit,
sich über die neuesten Entwicklungen der Branche zu
informieren, sondern ist auch perfekt, um mehr über
Kunst und Kultur rund um Naturstein zu erfahren. Die
Grenzen des technisch Machbaren lotet auch in
diesem Jahr wieder der italienische Designer Raffaello
Galiotto aus. Das Plus Theatre widmet sich 2025
dem 60. Todestag des weltbekannten Architekten Le
Corbusier und dem 100. Jubiläum seines visionären
„Plan Voisin“, in dem er einen Teil von Paris völlig
neugestalten wollte. Zusätzlich zu Seminaren für
Fachleute sind im Plus Theatre auch Vorträge
geplant, die Diskussionen rund um Marmor und zeitgenössische
Kultur anregen sollen.
Eine logistische Meisterleistung, die ihresgleichen
sucht, zeigt unsere Autorin Anne Fsicher ab Seite 22:
Eine tonnenschwere Sandsteinstele findet ihren Weg
in den Innenhof des neu gebauten Zentrums für Islamische
Theologie – Maßarbeit mit Gewicht.
Ab der Seite 50 zeigen wir Ihnen, wie Sie sich an BIM-
Projekten beteiligen können, auch wenn Sie die entsprechende
Software nicht besitzen. Inzwischen gibt
es BIM- oder IFC-Viewer, mit denen sich BIM-Modelle
anzeigen, auswerten, prüfen und kommentieren lassen.
Echt praktisch.
Viel Spaß bei der Lektüre von STEIN wünscht Ihnen
Ihre Steinredaktion
Redaktion@stein-magazin.de
S09| 2025 3
INHALT
SCHÖNE WELT DER
STEINE
06 Massiv modern
Wie in der Nähe von Genf
zwei Gebäude aus tragendem
Naturstein
entstanden sind
14 Im Sandsteinkleid
Die Fassade der Technischen
Hochschule
Nürnberg gliedert sich
harmonisch in die
Umgebung ein
STEINE BEARBEITEN
22 Wo Wissen und Glauben
sich treffen
Wie eine tonnenschwere
Skulptur ihren Weg in
den Innenhof einer
Hochschule findet
27 Barents Red
Die STEINKUNDE stellt
einen Naturstein aus
Norwegen vor
30
38
MARMOMAC 2025
Material, Technik
und Kultur
Der große Vorbericht zur
Marmo+mac 2025
MARMOMAC 2025
Digital und automatisiert
Was die Besucher in
diesem Jahr in Verona
im Bereich Maschinen
erwarten dürfen
CHANCEN NUTZEN
50 Bauprojekte in 3D
Wie sich Handwerksbetriebe
ohne entsprechende
Software an BIM-Projekten
beteiligen können
PANORAMA
58 Termine, Produkte
und mehr
RUBRIKEN
59 Vorschau
60 Impressum
4 S09| 2025
BAUEN MIT NATURSTEIN
MASSIV
MODERN
Wenn von günstigem Wohnungsneubau die Rede ist, denken die meisten an serielles
Bauen mit vorgefertigten Teilen oder an hybride Skelett-Konstruktion mit Holzelementen.
Aber an ein mehrgeschossiges Gebäude aus massivem Baustein? Dass
dessen Errichtung konstruktiv, technisch und finanziell möglich ist, beweisen die
Architekturbüros Perraudin Architectes und Atelier Archiplein mit einem bemerkenswerten
Wohnprojekt in der Gemeinde Plan-les-Ouates bei Genf. Noch dazu mit
dem begrenzten Budget eines sozialen Wohnprojekts. Herausfordernd sei es vor
allem gewesen, die architektonischen Entscheidungen an die „sanften Launen eines
natürlichen Materials“ anzupassen, so Marléne Leroux und Francis Jacqueur von
Atelier Archiplein.
Von Dr. Inge Pett
„Zu Beginn des 21. Jahrhunderts muss sich unsere
Beziehung zur Erde drastisch ändern“, betont Panos
Mantziaras. Der Direktor der gemeinnützigen Schweizer
Fondation Braillard Architectes, die die Architektur-,
Stadt- und Landschaftskultur fördert, plädiert
für mehr Experimente mit lokalen Materialien wie
Stein, Holz oder Lehm. Ein Ziel soll es auch sein, den
Menschen „Freude am Wohnen“ zu bereiten.
Als Beispiel für ein gelungenes Experiment präsentiert
Mantziaras zwei siebengeschossige Wohnblöcke,
die 2021 in der Gemeinde Plan-les-Ouates südwestlich
von Genf fertiggestellt wurden. Sie umfassen
insgesamt 68 Einheiten, neben Sozial- auch Eigentumswohnungen.
Diese sind allerdings Interessenten
vorbehalten, die noch keine Immobilie besitzen.
Die Gemeinde hatte 2017 einen Architekturwettbewerb
ausgeschrieben, den das Genfer Atelier Archiplein
2017 für sich entschied, gemeinsam mit dem
französischen Büro Perraudin Architectes, einem der
Pioniere des Bauens mit Massivstein. Während der
Bebauungsplan wenig Gestaltungsfreiheiten bot –
eine Kubatur war aufgrund des verdichteten Areals
vorgegeben – überzeugte die Wahl des Kalksteins als
primäres Baumaterial die Jury. Auf zusätzliche Versteifungselemente
jeglicher Art, wie beispielsweise
Stahlbeton oder Metallelemente, verzichtete der Entwurf
vollständig.
Foto: Léo Fabrizio
6 S09| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Foto:
Plan und Wirklichkeit. Der Wohnkomplex aus Massivstein umfasst 68 Sozialund
Eigentumswohnungen und ist der erste Bau seiner Art in der Schweiz
S09| 2025 7
TECHNISCHE HOCHSCHULE NÜRNBERG
IM SANDSTEINKLEID
In Neumarkt in der Oberpfalz ist ein neuer Standort der Technischen Hochschule
Nürnberg entstanden. Passend zum Fachbereich Ökologie setzten die Architekten
auf eine Fassade aus Naturstein in einer bemerkenswerten Umsetzung.
Von Dr. Alexandra Nyseth
Mitten in der Altstadt von Neumarkt in der Oberpfalz
realisierte die Stadt einen neuen Standort der Technischen
Hochschule Nürnberg für den Studiengang
„Management in der Ökobranche“. Das Architekturbüro
Berschneider + Berschneider aus dem benachbarten
Pilsach lieferte den Entwurf für ein Gebäude,
das sich gestalterisch in das historische Umfeld einfügt
und zugleich selbstbewusst auftritt.
Foto:
14 S09| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Elegant in die Umgebung eingefügt: Der neue Standort der Technischen
Hochschule Nürnberg ist mit Naturstein umhüllt
Foto:
Foto: ©Berschneider + Berschneider, Erich Spahn
S09| 2025 15
TECHNISCHE HOCHSCHULE NÜRNBERG
Der gelbe Sandstein zeichnet sich auch durch seine Witterungsbeständigkeit
aus
ZWEI VOLUMINA – ZWEI SYSTEME
NATURSTEIN ALS GESTALTUNGSELEMENT
Der Neubau mit 3.000 Quadratmetern Nutzfläche liegt
in direkter Nachbarschaft zu historischen Bauwerken
wie dem Reitstadel, der Hofkirche und dem ehemaligen
Pfalzgrafenschloss. Angesichts dieser Umgebung
war eine städtebauliche Einbindung in die Altstadt unabdingbar.
Die Architekten entschieden sich für ein
zweiteiliges Ensemble:
Der erste Gebäudeteil zeigt sich als schlichter, rechteckiger
Baukörper mit Satteldach und Lochfassade
aus Wasserstrich-Klinkern, der sich in das historische
Ensemble mit Reitstadel, Hofkirche und dem ehemaligen
Pfalzgrafenschloss am Residenzplatz im Herzen
von Neumarkt harmonisch einfügt. Der zweite Teil dagegen
hebt sich deutlich ab und tritt mit seiner vollständig
geschlossenen Natursteinhülle plastisch hervor.
Die Dachfläche geht ohne erkennbare Trennung in
die Fassade über und verstärkt die monolithische Wirkung.
„Entstanden ist eine Stadtskulptur, entwickelt
aus dem altstädtischen Kontext. Sie nimmt die Achsen
und Fluchten der direkt angrenzenden engen Gassen
auf und fügt sich stimmig ins Stadtbild ein“, fasst Gudrun
Berschneider, Architektin und Innenarchitektin
von Berschneider + Berschneider, zusammen. Verbunden
sind die beiden Volumen durch eine gläserne
Fuge, die als Erschließungselement dient, gleichzeitig
aber auch eine Trennung der Baukörper formuliert.
Für die Fassadenbekleidung des modernen Architekturteils
wählte Berschneider + Berschneider den „Hohenzollern
Park®“ Sandstein aus, ein Naturstein aus
dem schlesischen Kreis Bunzlau in Polen, den der Fassadenspezialist
Hofmann Naturstein aus dem badenwürttembergischen
Werbach-Gamburg lieferte. Gudrun
Berschneider begründet die Entscheidung: „Im
dichten Gefüge des innerstädtischen Kontextes fiel die
Wahl bewusst auf den gelben ‚Hohenzollern Park®‘
Sandstein – ein Naturstein, der seit Jahrhunderten an
historischen Bauwerken seine Witterungsbeständigkeit
unter Beweis stellt. Mit seiner warmen Farbigkeit
fügt sich der Sandstein als historisches Material für
eine moderne Architekturskulptur harmonisch in das
Stadtbild ein, während die langlebige, robuste Materialität
die Nachhaltigkeit des Gebäudes langfristig
sichert. Darüber hinaus tragen die natürlichen Materialeigenschaften
zur Energieeffizienz bei, indem sie
Temperaturschwankungen ausgleichen und sowohl
den Heiz- als auch den Kühlbedarf reduzieren.“ Das
Material zeichnet sich durch eine gleichmäßige Kornverteilung
aus und eine erkennbare Sedimentschichtung
fehlt in der Regel, so der Geologe der Firma Hofmann
Naturstein. Zudem ist der Sandstein quarzitisch,
kieselig gebunden und nicht tonig, was seine Langzeitbewährtheit
unterstreicht.
Foto: ©Berschneider + Berschneider, Erich Spahn
16 S09| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Die Außenhülle wurde als hochwärmegedämmte, vorgehängte und
hinterlüftete Natursteinfassade ausgeführt
Foto: ©Berschneider + Berschneider, Erich Spahn
S09| 2025 17
VORBERICHT MARMO+MAC 2025
MATERIAL, TECHNIK
UND KULTUR
Die 59. Ausgabe der Marmo+mac, internationale Leitmesse für die Natursteinindustrie,
steht vor der Tür. Sie findet vom 23. bis 26. September 2025 in Verona statt und
verspricht wieder eine Reihe von Neuheiten rund um Material, Technologie und Kultur.
STEIN hat schon einmal einen Blick ins Programm geworfen.
MARMOMAC 2025
Vorbericht
Ein besonderes Highlight ist die Einführung des Pavillons
Zero | Antolini, der in den zentralen Gängen
der Galleria Mercatali, direkt gegenüber dem Haupteingang,
untergebracht sein wird. Der neue Pavillon
verwandelt 50 seltene Steine in ein multisensorisches
Erlebnis aus Raum, Licht und Erzählung.
Geplant ist auch eine tägliche Vorführung des Films
„Il Capo“ des italienischen Filmemachers Yuri Ancarani.
Er spielt in einem Marmorbruch in Carrara und
wurde vor 15 Jahren erstmals bei den Filmfestspielen
in Venedig vorgeführt. Passend dazu wird die
erste Playlist vorgestellt, die sich der akustischen
Welt des Marmors widmet – von der Gewinnung der
Blöcke über das Sägen bis hin zur Bearbeitung in der
Werkstatt.
THE PLUS THEATRE
Gleichzeitig widmet sich das Plus Theatre in diesem
Jahr dem 60. Todestag des weltbekannten Architekten
Le Corbusier und dem 100. Jubiläum seines visionären
„Plan Voisin“, in dem er einen Teil von Paris
völlig neugestalten wollte.
Zusätzlich zu Seminaren für Experten sind im Plus
Theatre auch Vorträge geplant, die Diskussionen rund
um Marmor und zeitgenössische Kultur anregen sollen.
In diesem Kontext wird der Architekt Davide Fabio
Colaci über „Marmor und die Werte der Oberfläche“
sprechen. Dabei handelt es sich um eine kritische Reflexion
über die Rolle des Ornaments in der Architektur,
die die Ideen des österreichischen Architekturrevolutionärs
Adolf Loos durch eine zeitgenössische
Brille betrachtet.
Der Industriedesigner Raffaello Galiotto kuratiert in
diesem Jahr die Ausstellung „Epiphanies“. Wie bereits
in der Vergangenheit, lotet er aus, was in der Kombination
von Stein und neuester Wasserstrahl-Technologie
entstehen kann.
Unter den bestätigten Kooperationen befindet sich
auch ein Projekt von Ludson Zampirolli, einem brasilianischen
Architekten und Designer, Gewinner des
Red Dot Design Awards und bekannt für seine Projekte,
die technologische Innovation mit lokalem Handwerk
verbinden. Ebenfalls zu sehen ist eine Arbeit von
Tara Moore, einer in London ansässigen Designerin
und Forscherin, die für ihren interdisziplinären Ansatz
und ihr Engagement für Nachhaltigkeit bekannt ist.
BREITES ANGEBOT FÜR VERSCHIEDENE WEITER-
BILDUNGEN RUND UM STEIN
Die Marmomac Academy wird erneut eine Reihe von
Fortbildungsveranstaltungen anbieten, die international
anerkannte Credits für Fachleute der Branche er-
30 S09| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
CLEAR 300
Der glasklare Klebedichtstoff!
• für Naturstein, Quarzkomposit, Keramik mit
Holz, Glas, Aluminium, Hartschaum
und mehr
• keine Randzonenverfärbung bei Naturstein
• für durchsichtige Verklebungen
• Klebefestigkeit bis zu 5,0 N/mm²
• vergilbungsarm
• extreme Dehnbarkeit bis zu 450 %
Die Vorbereitungen für die Marmo+mac 2025 laufen auf Hochtouren
Foto:Ennevi
möglichen. Die ganzjährige Zusammenarbeit von Marmomac
Meets Academy und den Arbeitsgruppen von
Universitäten und Forschungseinrichtungen gipfelt in
der Ausstellung Fabula Litica: Der verzauberte Wald,
kuratiert von dem italienischen Architekten und Designer
Giuseppe Fallacara. Eine traumhafte und erzählerische,
in Stein gehauene Landschaft mit einer zentralen
Skulptur, inspiriert von Dornröschen, umgeben
von monumentalen, mit Stein verkleideten Stahlbäumen
sowie Prototypen und Installationen, geschaffen
von Design- und Architekturstudenten einiger der renommiertesten
akademischen Institutionen der Welt,
darunter das Royal College of Art, die Florida Atlantic
University, die Sapienza Universität Rom, das Politecnico
di Bari, das Future Cities Research Centre der
Auckland University und die Universität Porto.
Wie immer erwartet den Besucher ein Potpourri an Inspirationen
rund um Naturstein. Das Ganze ist verteilt
auf zwölf Ausstellungshallen und acht Außenbereiche.
Erwartet werden über 1.400 Aussteller aus mehr als 50
Ländern und über 50.000 Fachbesucher aus 150 Nationen.
Der Präsident der Messe Verona, Federico Bricolo,
betont: „Die Marmo+mac ist viel mehr als eine Messe:
Sie ist die internationale Bühne, auf der Naturstein zu
Geschäft, Kultur, Innovation und Beziehungen wird.“
Die Messestadt Verona werde so ihre Rolle als Welthauptstadt
des Techno-Steinsektors bekräftigen.
Halle 7 • Stand E10
Halle 19 • Stand A46
CC 2200
AKEMI GmbH • D-90451 Nürnberg
S09| 2025 Tel.: 0911/64 29 60 31
www.akemi.de • info@akemi.de
MARMO+MAC-BRANCHENREPORT
DIGITAL UND
AUTOMATISIERT
Mit der Marmo+mac steht in diesem Jahr die weltweit wichtigste Branchenmesse
unter besonderen Vorzeichen an: Dabei wird ein Ende der Marktzurückhaltung erwartet,
denn vorausschauend planende Betriebe kümmern sich jetzt um anstehende
Investitionen. Positive Signale aus der Branche feuern diesen Aufwind an. Hinzu
kommt der Trend der Automatisierung und Digitalisierung, der auch die steinverarbeitenden
Betriebe in vollem Umfang erreicht hat. Vor dem Hintergrund ungewisser
Geschäftsaussichten der vergangenen Jahre, einem eklatanten Fachkräftemangel
und zugleich der Aussicht auf enorme Zeitersparnis setzen immer mehr Steinmetze
auf computergesteuerte Maschinen, die untereinander und mit den Büroprogrammen
verbunden sind. Werkzeuge und weiteres Zubehör profitieren in Folge
der Neu- oder Ersatzanschaffungen ebenfalls. Lesen Sie, was Sie auf der diesjährigen
Marmo+Mac erwartet.
Von Michael Spohr
MARMOMAC 2025
Vorbericht
Maschinen zum Schneiden empfindlicher Natursteine, spröder Keramik und dünner Quarz-Komposit-Platten mit Abrasiv-
Wasserstrahl gehören zu den Highlights in den Marmo+mac-Maschinenhallen. Im Bild eine Anlage des niederländischen
Komplettherstellers Resato, der in diesem Jahr erstmalig in Verona ausstellt
Foto: Resato
38 S09| 2025
MARMO+MAC-BRANCHENREPORT
Zu besichtigen am Messestand bei Burkhardt-Löffler: Komplett überarbeitete 3D-Wasserstrahlschneidemaschine
Powerjet OZ
Unsere traditionsbehaftete Branche
hat sich lange Zeit schwer
damit getan, die großen Trends der
industriellen Entwicklung aufzunehmen.
Hier hat sich ein Innovationsdruck
aufgestaut, der sich erst
seit einigen Jahren langsam auflöst
– angefangen bei großen, industrialisierten
Unternehmen, dann die
mittelständischen Familienbetriebe
erfassend und nun angekommen
auch bei den immer noch zahlreichen
Steinmetzen ohne großen
Maschinenpark. Fairerweise sollte
hierbei erwähnt werden, dass der
hohe Fixkostenanteil bei Innovationen
kleinere Unternehmen überproportional
belastet, weswegen
sie in jeder Branche die Schlusslichter
bei kostenintensiven Neuerungen
bilden.
Seit intuitiv anwendbare Branchensoftware
sowie Automatisierungsund
Digitalisierungslösungen für
jede Betriebsgröße verfügbar sind
und zugleich traditionelle Tätigkeiten
immer stärker an Bedeutung
verlieren, wandelt sich aber auch
die gesamte Steinmetzbranche
schneller hin zu neuen Technologien
mit digitalen Werkzeugen wie
Computerprogrammen, CNC-gesteuerten
Maschinen und Robotern
sowie Automatisierung.
Die Marmo+mac-Aussteller haben
das komplette Portfolio für diese
Entwicklung längst im Köcher, da
Betriebe aus Ländern wie Australien,
Kanada oder einigen ostasiatischen
Staaten bereits ihre zeitgemäßen
Lösungen angenommen
und entsprechend investiert
haben. In diesem Jahr könnte es
nun endlich so weit sein, dass
auch die Betriebsinhaber der europäischen
Firmen und dabei insbesondere
der Deutschen die Zeichen
der Zeit erkannt haben – getriggert
durch den demographischen
Wandel, die zu erwartende
Effizienzsteigerung und ertragreiche
neue Geschäftsfelder.
AUTOMATISIERUNGS-
LÖSUNGEN AUCH FÜR
KLEINERE BETRIEBE
Aktuelle Konzepte zur Automatisierung
von Fertigungslinien für die
Steinverarbeitung und dazu eine
neue Wasserstrahlschneidemaschine
dürfen die Besucher bei
Burkhardt-Löffler im September
auf der Marmo+mac erwarten. Auf
dem Messestand wird das Unternehmen
seine in diesem Jahr konstruktiv
wie steuerungstechnisch
komplett überarbeitete Powerjet
3D Wasserstrahlschneidmaschine
Typ „OZ“ vorstellen. Das Ergebnis
ist eine speziell auf die Anforderungen
der Steinbranche zugeschnittene
Maschine, die höchsten Qualitätsanforderungen
entspricht.
Durch die kompakte Bauweise
kann sie mit geringem Montageaufwand
transportiert und montiert
werden und stellt dadurch eine
ökonomische Lösung gerade für
kleinere Steinverarbeiter dar.
In den letzten Jahren hat sich Burkhardt-Löffler
als ein führender Hersteller
von Automatisierungslösungen
für die Steinverarbeitung etabliert.
Das Unternehmen verfügt
über etliche Referenzen automatisierter
Produktionsanlagen in der
ganzen Welt. Diese Expertise stellt
es jetzt weiteren Kundengruppen
zur Verfügung, die ebenfalls von
den Möglichkeiten der Automatisierung
profitieren wollen.
Um den Kunden die aktuell vorhandenen
Möglichkeiten aufzuzeigen,
wird Burkhardt-Löffler auf dem
Messestand unter anderem eine
große Leinwand integrieren, um
den Messebesuchern die Möglichkeit
zu geben, gemeinsam mit den
Vertriebsingenieuren des Herstellers
aktuelle Fertigungslinien für
die vollautomatische Produktion
kennenzulernen. Die Kunden sollen
nicht nur Konzepte präsentiert bekommen,
sondern durch entsprechendes
Bildmaterial auch den Beweis
der Funktionalität in der Praxis
erfahren.
Foto: Burkhardt-Löffler
40 S09| 2025
BIM-/IFC-VIEWER:
BAUPROJEKTE IN 3D
Mit BIM- oder IFC-Viewern lassen sich BIM-Modelle anzeigen, auswerten, prüfen und
kommentieren. Damit können sich beispielsweise auch Handwerksbetriebe an BIM-
Projekten beteiligen, die über keine entsprechende Software verfügen.
Von Marian Behaneck
Bei der Planung und Ausführung von BIM-Projekten
werden zwar nach wie vor ausgedruckte 2D-Pläne
verwendet, aber die zentrale Datenbasis für die Kommunikation
und Abstimmung ist das digitale 3D-Modell.
Wer sich an BIM-Projekten aktiv beteiligen will
und keine BIM-Software hat, braucht daher Anzeigeprogramme,
so genannte „IFC-Viewer“, manchmal
auch „BIM-Viewer“ genannt. Damit kann man BIM-
Modelle betrachten und auswerten – unabhängig
von der jeweiligen Software, mit denen es erstellt
wurde. Auf der Baustelle können mobile IFC-Viewer
auch für visuelle Soll-/Ist-Vergleiche oder modellbasierte
Montagekontrollen eingesetzt werden.
WAS KÖNNEN BIM- ODER IFC-VIEWER?
Diese meist kostenlosen Programme ermöglichen
eine Anzeige, Analyse und Prüfung, teilweise auch
Auswertung und Kommentierung von BIM- oder IFC-
Dateien. IFC (Industry Foundation Classes) ist ein BIM
Standard-Austauschformat, mit denen Architekten,
Innenarchitekten, GaLa-, Tragwerks- oder Haustechnik-Planer
und andere Projektbeteiligte BIM-Modelle
untereinander austauschen können. Die Viewer sind
einfach bedienbar, in der Regel kostenlos und ermöglichen
auch Projektbeteiligten ohne BIM-Software
eine anschauliche Anzeige von BIM-Planungsdaten,
einen niedrigschwelligen Zugang zu Modelldaten und
eine Teilnahme an BIM-Planungsprozessen. IFC-Viewer
sind vor allem im Zusammenhang mit OpenBIM-
Projekten wichtig. Das sind Projekte, an denen mehrere
Planer mit unterschiedlichen BIM-Planungswerkzeugen
beteiligt sind. BIM- oder IFC-Viewer können die
3D-Geometrie eines Gebäudes und dessen alphanumerischen
Daten anzeigen. Das Modell kann aus beliebiger
Perspektive betrachtet, gezoomt, gedreht,
verschoben, über Filter selektiv angezeigt, geprüft,
miteinander verglichen oder ausgewertet werden.
Teilweise lassen sich BIM-Modelle als Explosionsgrafik
darstellen oder virtuell am Display oder per VR-Brille
„begehen“. Nützlich für Handwerker, Bauherren oder
Facility Manager ist die Möglichkeit, aus dem 3D-Modell
beliebige Grundrisse, Schnitte oder Ansichten zu
erzeugen oder Raum- und Bauteildaten, Mengen, Längen,
Flächen oder Volumen anzuzeigen – etwa alle
Boden-, Wand-, Fenster- oder Fassadenflächen, Anzahl
und Abmessungen von Fensterbänken, Setz- oder
Trittstufen etc. Von jedem Bauteil werden neben der
Objektgeometrie auch Bauteileigenschaften, wie Bauteilnummer,
Position oder das Material angezeigt.
Bauteildaten können nach verschiedenen Kriterien
gefiltert und selektiv angezeigt werden, beispielsweise
alle Fenster, alle Sanitärobjekte oder zu fliesende
Oberflächen. Wird ein einzelnes Bauteil in der Bauteilliste,
in der Baumstruktur oder im BIM-Modell selektiert,
wird es automatisch grafisch hervorgehoben, so
dass man sofort erkennt, wo beispielsweise Naturstein-Bodenflächen
vorgesehen sind.
50 S09| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Bauprojekte in 3D: Mit Viewern können BIM-Modelle orts- und plattformunabhängig
betrachtet werden, ohne dass man die Originalsoftware besitzen muss
Foto: Getty Images/iStockphoto, Graphisoft
S09| 2025 51