16.08.2025 Aufrufe

Legendäre Tiere (Leseprobe)

Diego Rodrigues Robredo Legendäre Tiere – Eine illustrierte Geschichte historischer Tiere 48 Seiten, Hardcover, Euro (D) 20 | Euro (A) 20.70 | CHF 28 ISBN 978-3-03876-338-3 (Midas Collection) Ohne Tiere wären manche Helden keine ! Die Weltgeschichte ist voll von Daten, Namen, Kriegen und Eroberungen. Dieses Buch erzählt die Geschichten von etwas anderen historischen Berühmtheiten: nämlich den Tieren, die am Rande der Geschichte zu finden sind und oft vergessen werden. In historischen Berichten und Chroniken wird immer nur das Leben von Menschen verewigt, aber in vielen Erzählungen spielen Tiere die eigentliche Hauptrolle. Doch welche Tiere waren das, und was machte sie besonders? Zu diesen legendären Tieren gehören zum Beispiel Surus, der Lieblingselefant Hannibals; Incitatus, das Pferd, das Caligula zum Konsul von Rom machen wollte; Mocha Dick, der Pottwal, der Herman Melville zum Roman »Moby Dick« inspirierte; Jenny, der Orang-Utan, dessen Intelligenz Charles Darwin überraschte, oder Pinka, der Cockerspaniel, der Virginia Woolf überall hin be

Diego Rodrigues Robredo
Legendäre Tiere – Eine illustrierte Geschichte historischer Tiere
48 Seiten, Hardcover, Euro (D) 20 | Euro (A) 20.70 | CHF 28
ISBN 978-3-03876-338-3 (Midas Collection)

Ohne Tiere wären manche Helden keine !

Die Weltgeschichte ist voll von Daten, Namen, Kriegen und Eroberungen. Dieses Buch erzählt die Geschichten von etwas anderen historischen Berühmtheiten: nämlich den Tieren, die am Rande der Geschichte zu finden sind und oft vergessen werden. In historischen Berichten und Chroniken wird immer nur das Leben von Menschen verewigt, aber in vielen Erzählungen spielen Tiere die eigentliche Hauptrolle.

Doch welche Tiere waren das, und was machte sie besonders? Zu diesen legendären Tieren gehören zum Beispiel Surus, der Lieblingselefant Hannibals; Incitatus, das Pferd, das Caligula zum Konsul von Rom machen wollte; Mocha Dick, der Pottwal, der Herman Melville zum Roman »Moby Dick« inspirierte; Jenny, der Orang-Utan, dessen Intelligenz Charles Darwin überraschte, oder Pinka, der Cockerspaniel, der Virginia Woolf überall hin be

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

Diego Rodríguez-Robredo

eine illustrierte Geschichte historischer Tiere

MIDAS



Diego Rodríguez-Robredo

eine illustrierte Geschichte

historischer Tiere

MIDAS


Die Geschichte ist voller Daten, Namen, Kriegen und Eroberungen. Was mir jedoch

am meisten gefällt: Wenn wir ein wenig tiefer eintauchen und die Oberfläche hinter

uns lassen, finden wir Szenen und Figuren, die normalerweise nicht in den Büchern

vorkommen. Sich dem Leben anonymer Personen anzunähern, ist eine wunderbare

Art, die Vergangenheit zu studieren. In diesem Buch werden wir die Geschichten historischer

Figuren erforschen, die ein wenig anders sind: Tiere.

Dieses Buch enthält interessante kleine Erzählungen, die man am Rande der

Geschichte findet. Es ist voll von Anekdoten, die man bei der Recherche zu anderen

Themen entdeckt und für die Zukunft aufbewahrt.Seine Storys, Berichte und Chroniken

halten das Leben von historischen Persönlichkeiten fest, die sonst mit dem

unerbittlichen Lauf der Jahrhunderte verschwunden wären. Von einigen kennen wir

sogar die richtigen Namen. Kurzum: Dieses Buch ist voll von bestialischen Geschichten.

Manche sind traurig, manche kurios, manche skurril und lustig ... aber es sind

echte Geschichten, die wir in ihrem historischen Kontext verstehen müssen. »Bestialisch«

bezieht sich dabei auf das Wort, das in der Vergangenheit verwendet wurde,

um die Protagonisten des Buches zu benennen: Bestien.

Wir wissen, dass es nicht richtig ist, Löwen, Elefanten oder Gazellen als Haustiere

zu halten, oder Eisbären und Giraffen fern von ihrem natürlichen Lebensraum einzusperren.

Wir könnten natürlich auch die Debatte über Tierversuche neu beleben.

Aber die Tiere in diesem Buch waren an den historischen Ereignissen direkt beteiligt

(und wurden auch deren Opfer). Ihre Geschichten können uns als Spezies zum

Nachdenken darüber anregen, wie wir andere Lebewesen wahrgenommen haben

und wie ihre Rolle in der menschlichen Geschichte immer präsenter war, als wir es

uns vielleicht vorstellen.

Historische Tiere ist eine Reise durch die Zeit, vom alten Ägypten bis ins 20. Jahrhundert.

Die Hauptrolle spielen Tiere, die ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen

haben. Die Erzählung folgt einer ziemlich normalen Zeitachse und konzentriert

hauptsächlich auf die Geschichte des Westens, obwohl einige der Figuren in entlegenen

Teilen des Planeten geboren wurden. Wir begegnen Tieren, die viele, viele

Kilometer zu europäischen Schlössern und Palästen gereist sind, geliebten Haustieren,

die vor mehr als zweitausend Jahren gelebt haben, den letzten Exemplaren von

Arten, die bereits verschwunden sind, und pelzigen Pionieren, die für den wissenschaftlichen

Fortschritt entscheidend waren.

Hast du Lust auf diese große Reise? Los geht's ... wir beginnen mit den Spuren von Tieren,

die vor langer, langer Zeit lebten, zur Zeit der Pyramiden und Pharaonen!


IN DIESEM

BUCH

TRIFFST DU ...

8

10

12

DIVINIZADOS

SURUS

A GOLPE TENDIDO

14

16

18

20

SIMÓN

RIMAS Y VERSOS

ABUL-ABBAS

EL OSO DEL TÁMESIS

22

24

26

28

GANDA

RETRATOS EXÓTICOS

LA BALLENA BLANCA

UNA JIRAFA EN PARÍS

30

32

34

36

JENNY

LOS ÚLTIMOS

EL JOVEN PRÍNCIPE

LONE WOLF

38

40

42

44

UNICORNIO AFRICANO

GALÁCTICOS

DAVID GREYBEARD

GENÉTICAS


Die Göttlichen

Wir beginnen unsere Reise vor mehr als

dreitausend Jahren inmitten von Palmen und

Papyrus an den fruchtbaren Ufern des Nils.

Die alten Ägypter teilten ihre Geschichte mit

zahlreichen Tieren, die sowohl zu ihrem Götterkreis

als auch zu ihrem Alltag gehörten. Hunde und Katzen

waren in ägyptischen Häusern und Tempeln ganz

normal, doch die oberen Gesellschaftsschichten

hielten auch wilde Tiere gefangen.

Die ägyptische Kultur ist berühmt für ihre

Mumifizierung. Dank dieser Praxis konnten wir die

Geschichten einiger Tiere aufdecken, die sorgfältig

für ihre Reise ins Jenseits vorbereitet wurden.

TA-MIAT

Ta-miat war die Katze von Prinz Thutmosis, der

zwischen dem 15. und 14. Jahrhundert v. Chr.

lebte. Der junge Prinz, der viel zu früh starb,

wurde neben seinem geliebten Haustier

begraben, dessen Name wörtlich »die Katze«

bedeutet. Ta-miat wurde mumifiziert und

in einem luxuriösen Kalksteinsarkophag

nach einem Ritual beigesetzt, das dem für

Menschen ähnelte, so als wäre sie ein

Mitglied des Königshauses.

HEILIGE KATZEN

Mehrere Göttinnen nahmen

die Gestalt von Katzen

an, allen voran Bastet,

die sich, wenn sie zornig

wurde, in eine aggressive

Löwin verwandelte, ähnlich

der Göttin Sachmet.

Katzen galten als Schutzsymbole und wurden wegen

ihrer Fähigkeit geschätzt, Schädlinge zu vertreiben.

Obwohl die Geschichte ihrer Domestizierung

unklar bleibt, finden sich einige der ältesten Spuren

des Zusammenlebens von Katze und Mensch in

Ägypten, sie reichen über 5.000 Jahre zurück.

8


DIE ISIS-ANTILOPE

Prinzessin Isetemkheb, die Ende des 10. Jahrhunderts v. Chr.

lebte, wurde ebenfalls mit ihrem Haustier begraben, aber

es ist vielleicht ein für uns ungewohntes Haustier Der treue

Begleiter dieser Frau war eine Gazelle!

Gefangene Antilopen waren im alten Ägypten recht

häufig, und die Gazelle von Isetemkheb scheint

besonders beliebt gewesen zu sein.

Nach seinem Tod wurde das

Tier sorgfältig mumifiziert

und sein Körper konserviert,

damit seine Seele das Jenseits

erreichen konnte. Es wurde

sogar ein speziell angefertigter

Holzsarkophag mit einem

geschnitzten Abbild vorbereitet.

9


Surus

Antike Quellen berichten, dass der karthagische General Hannibal 218 v. Chr.,

während des Zweiten Punischen Krieges, mit seinem Heer die Alpen überquerte,

um Rom anzugreifen. In seinem Heer befanden sich 37 Elefanten. Der

berühmteste von ihnen, dessen Name bis heute überliefert ist,, war Surus.

Surus war Hannibals Lieblingselefant. Er wird als ein riesiges Tier beschrieben,

dem ein Stoßzahn fehlte. Er war auch einer der wenigen Dickhäuter, die den

strengen Alpenwinter auf der Reise nach Rom überlebten.

Im Herbst 218 v. Chr. machten sich Hannibal und Surus von der

Stadt Neukarthago (heute Cartagena) im Süden der Iberischen

Halbinsel aus auf den Weg über die Alpen, um Rom mit

dem Rest der karthagischen Armee anzugreifen. Nur die

Hälfte der Truppen überlebte die Reise.

WOHER KAMEN DIE ELEFANTEN?

Historische Quellen deuten darauf hin, dass die Elefanten der karthagischen Armee aus

Nordafrika stammten; Beschreibungen von Surus und sogar sein Name selbst (Surus bedeutet

»der Syrer« ) könnten jedoch auf einen asiatischen Ursprung dieses Tieres hinweisen. Leider

sind sowohl die nordafrikanischen als auch die syrischen Elefanten in der Antike durch die

Jagd, den Handel mit ihrem Elfenbein und die Verwendung als Kriegstiere ausgestorben. Heute

gibt es nur noch drei Elefantenarten, die allesamt vom Aussterben bedroht sind, was auch auf

menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Die Wilderei wegen ihrer Stoßzähne und der Verlust

ihres Lebensraums sind die Hauptursachen für den Rückgang dieser legendären Riesen.

10


Die Alpen

Rom

Neukarthago

Karthago

Kein Tier hat auf einem

Schlachtfeld etwas zu suchen.

Dennoch wurden Kriegselefanten

in der Antike eingesetzt, weil sie

feindliche Truppen in Angst und

Schrecken versetzten und ein

Symbol für Macht und Größe waren.

In einigen Fällen wurden Dickhäuter

gezwungen, große Wachtürme

zu tragen und rivalisierende

Armeen anzugreifen.

11


Im gestreckten Galopp

BUKEPHALOS

Er war das Streitross von Alexander dem Großen, dem berühmten König von Makedonien

zwischen 336 und 323 v. Chr. Sein Name bedeutet »ochsenköpfig«, möglicherweise

aufgrund eines stierförmigen Flecks auf seiner Stirn.

Bukephalos wird in den antiken Quellen als ein starkes und rebellisches schwarzes Tier beschrieben.

Es heißt, dass der berühmte Eroberer es schaffte, Bukephalos zu zähmen, als er erst dreizehn Jahre

alt war. Er widersetzte sich seinem Vater und bewies seinen Mut und seine Intelligenz, indem er

den Grund für die Scheu des Pferdes entdeckte: Es hatte

Angst vor seinem eigenen Schatten! Von diesem

Augenblick an waren sie unzertrennlich.

Die enge Verbindung zwischen

Pferd und Reiter inspirierte Mythen

und Legenden. Alexander liebte

ihn so sehr, dass er, nachdem

Bukephalos im reifen Alter von

30 Jahren gestorben war,

ihm zu Ehren die Stadt

Alexandria Bukephalos

im heutigen Pakistan

gründete.

Diese im Irak gefundene Silbermünze aus

der Zeit zwischen 300 und 280 v. Chr. zeigt

Alexander im Sattel des Bukephalos. Sie

stammt aus der Zeit von König Seleukos I.

Nikator, der ein Befehlshaber in Alexanders

Armee war und nach dessen Tod einen

Teil des Reiches regierte.

12


INCITATUS

Historische Texte überraschen uns manchmal

mit kuriosen und eigenartigen Anekdoten.

Eine davon finden wir, wenn wir uns in die Zeit

des Römischen Reiches zurückversetzen. Der

Protagonist dieser Geschichte ist Incitatus, ein

Rennpferd, das den Kaiser Caligula faszinierte,

der Rom zwischen 37 und 42 n. Chr. regierte.

Incitatus lebte in jedem erdenklichen Luxus: Er trug die

feinsten Mäntel, Halsketten aus wertvollen Juwelen,

fraß aus Elfenbeinkrippen und hatte seine eigene

Villa mit Gärten, in denen er grasen konnte. Historiker

berichten, dass Caligula in der Nacht vor einem Rennen

absolute Stille in Rom anordnete, um sicherzustellen,

dass sein Lieblingspferd sich ausruhen konnte.

Der Kaiser, der für seine Exzentrik bekannt war,

wollte Incitatus zum Konsul und Priester ernennen.

Einige Gelehrte sagen, dass er sich über

die Senatoren lustig machen wollte,

aber andere behaupten, seine

Absichten wären echt.

DIE EROBERUNG DER WELT ZU PFERDE

Pferde wurden vor etwa 5.000 Jahren in den eurasischen Steppen domestiziert. Sie waren eine

Revolution, denn sie boten einen enormen Vorteil, wenn es darum ging, sich fortzubewegen, Lasten

zu tragen und Feinde zu bekämpfen. Andererseits waren sie sehr teuer in der Haltung! Um sie

herum bildeten sich reitende Eliten, für die das Pferd ein Synonym für Autorität und Macht war. Im

5. Jahrhundert finden wir das legendäre Beispiel von Attila, dem König der Hunnen. Wir kennen die

genaue Herkunft der Hunnen nicht, aber wahrscheinlich ritten sie aus den asiatischen Steppen nach

Europa und fielen in Rom ein. »Wo mein Pferd tritt, wächst kein Gras mehr« ist ein Satz, der Attila

zugeschrieben wird und ein Beispiel dafür ist, wie wichtig Pferde in dieser Zeit der Geschichte waren.

13


Abul Abbas

Es war der 20. Juli 802, und ein großer Elefant durchquerte die Stadttore von Aachen, heute in Deutschland. Wie war dieses Tier an einen

Ort gekommen, der so weit von seinem natürlichen Lebensraum entfernt war? Sein Name war Abul Abbas und er war ein Geschenk des

Kalifen von Bagdad, Harun al-Raschid, an Karl den Großen, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Abul Abbas war ein indischer Elefant, der als Kalb vom Kalifat der Abbasiden gefangen worden war.

Er reiste vier Jahre lang mit seinem eigenen Hofstaat und anderen aus dem Osten mitgebrachten

Schätzen nach Deutschland. Es ist wenig über ihn bekannt. Was wir wissen, ist, dass er auf

seiner Reise durch Europa all jene in Ehrfurcht versetzte, die die Gelegenheit hatten,

ihn zu sehen. Dazu gehörte auch Karl der

Große.

Der Kaiser,

zweifellos inspiriert

durch Geschichten wie

die von Hannibal, wollte seinen

Elefanten als Kriegstier einsetzen.

Aber Abul Abbas war nicht dazu geboren,

im kalten Deutschland zu leben

oder an Schlachten teilzunehmen.

Traurigerweise starb er 810 an

einer Lungenentzündung,

weit weg von den Dschungeln

seiner Heimat.

18


DIPLOMATISCHE GESCHENKE

Wie andere Tiere, denen wir in diesem Buch

begegnen werden, war auch Abul Abbas ein

diplomatisches Geschenk. Das bedeutet, dass der

Elefant ein Geschenk zwischen Monarchen war, die

politische Interessen hatten. Tiere sind Lebewesen, die

niemals verschenkt und ausgetauscht werden sollten,

als wären sie bloße Gegenstände. Heute wissen wir,

dass dies eine schreckliche Praxis ist, aber im Laufe

der Geschichte war es sehr üblich, dass Monarchen

und Adlige aus einer Laune heraus exotische

Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum

entführten, um sie in Gefangenschaft zu halten,

als wären sie wertvolle Sammlerstücke.

19


20


Der Bär von der Themse

Der Tower of London ist eine berühmte Festungsanlage, die im 11. Jahrhundert an den Ufern der Themse im Zentrum der englischen Hauptstadt

erbaut wurde. Er beherbergte über 600 Jahre lang die Menagerie des königlichen Haushalts mit exotischen Tieren, darunter auch

Löwen, Leoparden, Elefanten, Kamele und Affen. Die Geschichte eines gefährlichen Tieres, das vom Nordpol kam, ist immer noch lebendig.

Im Jahr 1251 schickte König Haakon IV. von Norwegen einen Eisbären für die

Menagerie von Heinrich III. von England nach London. Die beiden Könige wollten

eine Freundschaft schließen, die ihnen politisch zugute kommen würde, und

dieser arme weiße Bär, der im arktischen Eis gefangen worden war, war ein

besonderes Geschenk, das die Londoner faszinierte.

Obwohl Menagerien unter den europäischen Monarchien weit verbreitet

waren, hatten sie alle ein Problem: All diese Tiere mussten

gefüttert werden! Es scheint, dass der Eisbär von Heinrich III. einen

unersättlichen Appetit hatte. Die Chroniken der damaligen Zeit

berichten, dass er mit einer langen Kette gefesselt war und ein Wärter,

der ebenfalls aus Norwegen stammte, ihn in der Themse schwimmen ließ,

um sich selbst sein Futter zu fangen.

BÄR AUS DEM MEER

Hast du gewusst, dass Eisbären

zu den Meeressäugern gehören? Das

liegt daran, dass sie die meiste Zeit ihres

Lebens unter Wasser in arktischen Gewässern

verbringen. Ihre halb-aquatische Natur, ihr

ständiges Bedürfnis nach Bewegung und ihre

Abhängigkeit von niedrigen Temperaturen

bedeuten, dass Eisbären ein Leben in

Gefangenschaft nur sehr schlecht vertragen,

selbst in modernen Schutzeinrichtungen.

Der Bär von Heinrich III. mag ein Bad in

der Themse genommen haben, aber

er vermisste sicherlich die eisige

Landschaft, in der er

geboren wurde.

21


Ganda

Im Mai 1515 landete in Lissabon ein erstaunliches Tier, das in Europa seit der Römerzeit nicht mehr gesehen worden war. Ganda war ein

indisches Panzernashorn, das als Geschenk von Sultan Muzafar Shah II. von Gujarat an König Manuel I. von Portugal um die Welt reiste, weil

portugiesische Seefahrer, die in ganz Afrika unterwegs waren, Handelsbeziehungen zu indischen Häfen unterhielten.

Ganda war eigentlich ein Geschenk des Sultans an den Gouverneur der neu gegründeten portugiesischen Kolonie. Da der Gouverneur

jedoch nicht wusste, was er mit einem über zwei Tonnen schweren Tier anfangen sollte, beschloss er, es auf einer mehr als 120 Tage

dauernden Schiffsreise zum König zu schicken.

Der launische König von Portugal wurde des Nashorns jedoch schnell überdrüssig, denn im

folgenden Jahr organisierte er eine weitere Reise für Ganda, diesmal nach Rom

als Geschenk für Papst Leo X. Leider erlitt das Schiff Schiffbruch,

bevor es sein Ziel erreichte, und Ganda kam bei dem

Unfall zusammen mit den meisten Mitgliedern der

Besatzung ums Leben.

AUSSTELLUNGS-

OBJEKT

Das Leben von Ganda war von

Misshandlungen geprägt. Seine Ankunft

in Portugal war ein großes Ereignis und das

Nashorn wurde zu einer Ikone. Doch man stellte

dieses Tier wie ein exotisches Objekt zur Schau.

Obwohl wir diese traurigen Geschichten in

ihrem historischen Kontext verstehen müssen,

können sie uns helfen, das Bewusstsein

für die Notwendigkeit zu schärfen,

Tiere wie Ganda in der Gegenwart

zu erhalten und zu retten.

22


Lissabon

Azoren

Das Schiff verließ

Goa im Januar 1515 und segelte

auf seinem Weg nach Portugal

mehrere Monate entlang der afrikanischen

Küste, wobei es an Orten

wie Mosambik, Süd afrika, St. Helena

und den Azoren Halt machte.

Kupferstich von

Albrecht Dürer

Goa

St. Helena

Kap der

Guten

Hoffnung

Mosambik

DAS NASHORN VON

ALBRECHT DÜRER

Die Nachricht von diesem seltsamen

Tier verbreitete sich in ganz Europa.

Albrecht Dürer fertigte auf der Grundlage

von Beschreibungen von Reisenden, die

das Tier in Portugal gesehen hatten, einen

Stich von Ganda an und schuf damit eine

Illustration, die bis ins 18. Jahrhundert

zur offiziellen Darstellung eines

Nashorns wurde. Dürer selbst

hat nie ein Nashorn zu Gesicht

bekommen!

23


Exotische Bilder

Wir tauchen tiefer in die historischen Quellen ein, auf

der Suche nach weiteren exotischen Tieren, die zu den

königlichen Sammlungen früherer Monarchen gehörten.

Wir werden nun zwei sehr interessante Charaktere

kennenlernen, die von den besten spanischen

Malern jener Zeit akribisch porträtiert wurden.

EIN ZEBRA

1774 beauftragte der naturwissenschaftlich

interessierte Prinz Don Luis de Borbón seinen

Hofmaler Luis Paret mit dem Porträt des

Kronjuwels seiner Tiersammlung, eines Zebras.

FREI

Pferde und Esel sind

seit unvordenklichen Zeiten

treue Begleiter der Menschheit. Ihre

gestreiften Verwandten dagegen haben

sich stets ihre Freiheit bewahrt. Ihre Kraft,

ihre Ausdauer und ihr kurioses Aussehen

veranlassten die europäischen Kolonialherren,

im 19. Jahrhundert zu dem Versuch, Zebras

zu domestizieren. Zum Glück verliefen diese

Versuche in der Regel nicht erfolgreich, da

sie aufgrund ihres extrem störrischen,

sprunghaften und reizbaren Wesens

nur ungern Befehle befolgten.

Das Zebra weidete in den Gärten des Prinzregentenpalastes in der Nähe von Madrid. Der Künstler malte das kostbare

gestreifte Pferd zusammen mit einigen Utensilien, die man zu seiner Pflege verwendete: eine Decke, eine Bürste und ein Eimer.

Diese Tiere wurden von holländischen und portugiesischen Händlern aus ihren Kolonien in Afrika mitgebracht, und man zahlte

ein Vermögen für sie. Zebras leben eigentlich in Herden, aber dieses Zebra wurde zwar sorgfältig gepflegt, blieb aber sein

ganzes Leben lang allein. Es könnte sogar das einzige Zebra auf der Iberischen Halbinsel im 18. Jahrhundert gewesen sein.

24


DER PALMENBÄR

In Buenos Aires (Argentinien) gefangen, kam 1776 ein sehr seltsames Tier nach Madrid, das König Karl III. faszinierte:

ein Ameisenbär, der damals wegen der auffälligen Form seines Schwanzes auch »osa palmera« (Palmenbär)

genannt wurde. Leider war die Geschichte des Palmenbären bald zu Ende. Nachdem das arme Tier um die halbe Welt

gereist war, um im Königspalast von Madrid zu landen, starb es sieben Monate nach seiner Ankunft, wahrscheinlich,

weil es statt mit Ameisen und Termiten mit einem Brei aus Brotkrumen, Hackfleisch und Milch gefüttert wurde.

Vor seinem Tod wurde der Ameisenbär von einem Maler aus dem Atelier von Antonio Raphael Mengs, dem

bevorzugten Hofmaler Karls III, porträtiert. Einige Forscher sind aufgrund des Stils und der Technik der Ansicht, dass

es sich bei dem Maler um den berühmten Francisco de Goya handelt, der zu dieser Zeit Schüler von Mengs war. Das

Gemälde wurde mit großer Sorgfalt ausgeführt. Es zeigt sogar das junge Tier, das zusammengerollt schläft!

25


Der weiße Wal

Sicher kennst du die schreckliche Geschichte von Moby Dick, dem weißen Wal,

der Walfangschiffe versenkte. Wusstest du, dass dieser Roman von Herman

Melville auf einer wahren Geschichte beruht?

Mocha Dick war ein weißer Pottwal, der mehrfach im Pazifik vor der Küste

Chiles gesichtet wurde. Walfänger erzählten erstaunliche Geschichten über

dieses große Albinomännchen. Er wurde erstmals 1810 gesichtet und überlebte

zahlreiche Schiffsangriffe. Er versenkte sogar mehrere Boote, indem er sie mit

seinem Kopf und seinen Fluken schlug.

26


Unglücklicherweise wurde Mocha Dick schließlich

1838 erlegt. Aufgrund der enormen Verfolgungsjagd,

die er erlitten hatte, war sein Körper mit

Schrammen und Narben übersät. Der Pottwal

wurde zu einer Berühmtheit, über die die damalige

Presse ausführlich berichtete. Melville griff die

Nachrichten über den großen weißen Wal schnell

auf und machte ihn zum Thema seines Meisterwerks,

in dem er seine Geschichte für die Nachwelt

verewigte.

DIE JAGD AUF DEN

LEVIATHAN

Pottwale wurden im 19. Jahrhundert wegen

ihres Specks und des wertvollen Öls, Tran

genannt, das aus ihrem Speck gewonnen wurde,

gejagt. Die Walfangindustrie verursachte einen enormen

und schnellen Rückgang der Pottwalpopulationen.

Die Wale in den Ozeanen verschwanden zur gleichen

Zeit, als die Häuser in Europa und Nordamerika mit

Lampen beleuchtet wurden, die mit dem Tran der Wale

betrieben wurden. Nach Erfindung des elektrischen

Lichts im späten 19. Jahrhundert ersetzten Glühbirnen

die Tranlichter, so dass der Walfang an

Bedeutung verlor. Heute ist der Pottwal zwar

nach wie vor vom Aussterben bedroht,

aber dank zahlreicher Schutzprojekte

erholt sich der Bestand langsam

wieder.

27


Eine Giraffe in Paris

Man schrieb das Jahr 1827, und in den Straßen von Paris sorgte ein Tier

für Aufsehen. Heute kennen wir es unter dem Namen Zarafa (Giraffe

auf Arabisch), aber die damalige Presse taufte es »das schöne Tier

des Königs«. Es handelte sich um eine wunderschöne weibliche Giraffe,

ein Geschenk des ägyptischen Gouverneurs Mehmet Ali an den französischen

König Karl X. Sie war ein Symbol für seine freundschaftlichen

Absichten, als Frankreich sein Kolonialreich in Afrika aufbaute.

Diese Giraffe wurde als Baby in den Grassteppen des Sudan

gefangen. Sie erreichte Paris nach einer langen Reise, bei der sie

das Mittelmeer mit dem Schiff überquerte und dann zu Fuß von

Marseille in die Hauptstadt reiste. Sie war über vier Meter groß, als sie

dem König am 9. Juli 1827 präsentiert wurde. Den Rest ihres Lebens

verbrachte sie im königlichen Jardin des Plantes in Paris, umsorgt von

Atir, einem Diener sudanesischer Herkunft, der mit ihr aus Ägypten

gekommen war. Zarafa starb 1845 eines natürlichen Todes.

DIE GIRAFFE IST

IN MODE!

Zarafa machte damals großen

Eindruck auf die Pariser. Paris war

übersät mit gefleckten Stoffen,

gehörnten Frisuren, Porträts

auf Vasen und Fächern ...

und sogar Keksen in

Giraffenform!

28


Obwohl die Giraffe ein

so bekanntes und symbolträchtiges

Tier ist, ist

sie heute aufgrund des

Verlusts ihres Lebensraums

und der Wilderei

gefährdet. Die frei lebenden

Giraffenpopulationen

in Afrika nehmen schnell

und leise ab.

Die Giraffe

begann ihre Reise

von Ägypten aus, als

sie noch ein Baby war. Sie

wurde immer von Kühen

begleitet, die sie mit

den fünf Litern Milch

versorgten, die sie

täglich brauchte.

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!