25.08.2025 Aufrufe

Elemente (Leseprobe)

Stephen Ellcock Elemente – Chaos, Ordnung und die fünf Elementarkräfte 256 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 28.90 | CHF 37 ISBN 978-3-03876-293-5 (Midas Collection) Ein bemerkenswertes Kompendium vielfältiger und eindrucksvoller Bilder, das die weitreichenden und tiefgreifenden Assoziationen der fünf natürlichen Elemente erforscht. »Elemente« ist eine eklektische, eindrucksvolle und überwältigend schöne Schatzkammer von Bildern. Sie erforscht die Darstellungen der Elementarkräfte, die ihre tiefgreifende Bedeutung für antike Philosophen, Alchemisten und Astrologen sowie für moderne Kunstschaffende, Fotografen und die Wissenschaft gleicher­maßen offenbaren.

Stephen Ellcock
Elemente – Chaos, Ordnung und die fünf Elementarkräfte
256 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 28.90 | CHF 37
ISBN 978-3-03876-293-5 (Midas Collection)

Ein bemerkenswertes Kompendium vielfältiger und eindrucksvoller Bilder, das die weitreichenden und tiefgreifenden Assoziationen der fünf natürlichen Elemente erforscht. »Elemente« ist eine eklektische, eindrucksvolle und überwältigend schöne Schatzkammer von Bildern. Sie erforscht die Darstellungen der Elementarkräfte, die ihre tiefgreifende Bedeutung für antike Philosophen, Alchemisten und Astrologen sowie für moderne Kunstschaffende, Fotografen und die Wissenschaft gleicher­maßen offenbaren.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

Elemente

Stephen Ellcock

MIDAS

Chaos, Ordnung

und die fünf

Elementarkräfte



Elemente

Chaos, Ordnung und die

fünf Elementarkräfte

Stephen

Ellcock

MIDAS


Inhalt

Vorwort – Die Eigenschaften der Dinge 6

Einführung 8

Die vier Körpersäfte und die vier Temperamente. Chaos. Schöpfungsmythen.

Urgötter. Yin und Yang. Akupunktur. Platonische Körper.

Arabische Kosmologie. Der Stein der Weisen. Alchemie und Transmutation.

Astrologie. Die vier Jahreszeiten. Chakren. Die Kette des Seins.

Mikrokosmos und Makrokosmos. Die Theorie der Korrespondenzen. Die

drei Prinzipien. Ayurvedische Medizin.

1.

Erde 34

Erdmutter. Ceres. Fruchtbarkeitsmythen. Opfer und Wiederauferstehung.

Ackerbau und Ernte. Der Grüne Mann. Heidnische Feste. Der Burryman.

Das Wurzelchakra. Paradies. Begräbnis. Hügelfiguren und der Cerne

Abbas Giant. Gärten und Gärtnern. Steine, Felsen und Sand. Pflanzen,

Blumen und Laub. Spinnenfrau. Die Erneuerung der Natur. Das Jahresrad.

2.

Wasser 72

Ozeane, Flüsse und Seen. Heiliges Chakra oder Svadhisthana. Seeungeheuer.

Der kosmische Fluss Okeanos. Flutmythen. Taufe. Überschwemmungen.

Regen und Regengötter. Wasserknappheit. Meermenschen.

Wasserhosen. Weibliche Energie. Steigende Meeresspiegel. Wassertiere.

Schnee, Eis und Eisberge. Wasserfälle. Gezeiten, Wellen und Tsunamis.

Der Surfsport.


3.

Luft 118

Qi. Wolken und Regenbögen. Donner, Taifune, Hurrikane, Stürme und

Wirbelwinde. Anemographische Karten. Luftreisen: Flugzeuge, Gleiter,

Heißluftballons und Luftschiffe. Leonardo da Vinci. Donner- und

Windgötter. Windtunnel. Ultraschallwellen. Der Traum des Menschen

vom Fliegen. Luftverschmutzung und Smog. Die vier Winde. Ballons und

Drachen. Ikaros und Dädalos.

4.

Feuer 162

Vulkane. Zeremonien und Rituale zur Abwehr von Feuern. Begräbnisfeuer

und Einäscherung. Der Diebstahl des Feuers. Feueranbetung. Opferfeuer.

Metallbearbeitung und Schmieden. Reinigendes Feuer. Das Solarplexuschakra.

Feuerwehrmänner oder Hikeshi. Sonne und Mars. Prometheus.

Feuerspucker. Fotografie. Feuerwerke und Diwali. Pyrophytische Pflanzen.

Waldbrände.

5.

Äther 202

Das ätherische Element. Atome. Akasha. Die Leere. Brücke zwischen dem

körperlichen und dem spirituellen Bereich. Das Kehlchakra. Das Hubble-

Weltraumteleskop. Unsichtbare Kräfte und Schwerkraft. Weltraum, das

Universum, Planeten und Sterne. Spiritismus. Geistfotografie. Engel.

Wesen jenseits des menschlichen Bereiches. Ektoplasma. Gedankenformen.

Kirlianfotografie.

Bibliografie 248

Quellen der Zitate 250

Bildquellen 252

Index 254

Danksagungen 256


Vorwort –

Die Eigenschaften der Dinge

Unsere fernen Vorfahren, die sich in einer

feindseligen, erbarmungslosen Welt wiederfanden,

konfrontiert mit dem Chaos und der

Komplexität der Materie, suchten Antworten

auf grundlegende Fragen: Woher kommen

wir? Wie und woraus wurde der Kosmos geformt?

Warum ändern sich die Dinge ständig

und wieso verfällt alles?

Viele der klügsten, elegantesten Antworten

auf diese Fragen finden sich in der antiken

griechischen Theorie der fünf Elemente: Luft,

Feuer, Erde, Wasser und Äther oder Quintessenz.

Sie half, die Komplexität der Natur

zu erklären, indem sie die Stoffe in ihre Teile

zerlegte. Auf der Ebene des Mikrokosmos

repräsentierten die Elemente separate psychologische,

emotionale und physiologische Zustände,

während sie auf der des Makrokosmos

versprachen, die Funktionsweise des Kosmos

und die Geheimnisse des Lebens zu enthüllen.

Die fünf klassischen Elemente sind universelle

Symbole, omnipräsente Archetypen, tief eingebettet

in das kollektive Unbewusste und die

allgemeine Fantasie.

Vor allem symbolisieren die fünf Elemente

die Wechselbeziehung aller Dinge. Sie sind

wilde, unberechenbare Kräfte, die alles zusammenhalten

und das Materielle mit dem Immateriellen,

das Bekannte mit dem Unbekannten

verbinden. Sie sind immer in Bewegung,

eingeschlossen in einen ewigen Kreislauf aus

Zerstörung und Schöpfung. Die Gesundheit

unseres Planeten hängt vom empfindlichen

Gleichgewicht solcher Mächte ab. Wird es

durch menschliche Gier oder Hybris permanent

zerstört, folgt mit großer Sicherheit die

Vernichtung.

Als ich mich selbst vor etwa 20 Jahren in

einer feindseligen, erbarmungslosen Welt

wiederfand, hatte ich kaum kluge Antworten,

um meine Lage zu erklären, und verlor mein

persönliches Gleichgewicht. Wortwörtlich

und metaphorisch. Die Intensivstation wurde

mein Zuhause, während ich kopfüber ins Chaos

stürzte, wild entschlossen, meine Vergangenheit

ebenso auszulöschen wie meine Zukunft. Narben

und Beulen verheilten mit der Zeit, Demütigungen

und Peinlichkeiten wurden vergessen,

aber es dauerte fast zwei schmerzvolle Dekaden,

bevor ich mein Gleichgewicht und meinen Platz

in der Welt wiederfand. Ich war ein hoffnungsloser

Fall, gerettet in letzter Sekunde und lebender

Beweis für die mysteriösen, unerwarteten

Kräfte der Natur.

Der dauerhaft traumatisierte Planet, auf dem

wir momentan gestrandet sind, ist ganz ernsthaft

aus der Balance – scheinbar im Würgegriff

eines Todeswunsches, gefangen in der Feedback-Schleife

der Vergängnis, der ultimative

hoffnungslose Fall. Jeden Tag erleben wir neue

Katastrophen und gleiten in Zeitlupe in die

Apokalypse. Während wir entsetzt oder gleichgültig

zuschauen, wie alles zerfällt, fühlen sich

die meisten von uns desorientiert, desillusioniert,

entfremdet von den Rhythmen der sterbenden

Welt um uns herum, unsere Verbindung

zu den lebenden Dingen brutal abgeschnitten.

Erst wenn wir anerkennen, dass wir denselben

elementaren Kräften unterliegen wie die

ganze Schöpfung, und lernen, in Harmonie mit

diesen zu leben, können wir unsere Beziehung

zur Natur wiederherstellen, das Gleichgewicht

zurückerlangen und das Unglück abwenden.

Unser künftiges Wohlbefinden und wahrscheinlich

sogar unser Überleben hängen von unserem

nächsten Schritt ab. Erinnern wir uns an

unseren Platz im Universum und versuchen wir,

nicht abzustürzen.

6 Elemente


Illustration des Chaos, aus Michel de Marolle:

Tableaux du Temple des Muses, Cornelis

Bloemaert nach Abraham van Diepenbeeck, 1655

7



Einführung

»Die Elemente daher

sind die ersten aller Dinge,

und alle Dinge sind von ihnen und

durch sie, und

sie sind in allen Dingen,

und verbreiten ihre Vorzüge

durch alle Dinge.« ❉

Spielkarten mit Darstellungen

der vier Elemente Feuer, Wasser,

Erde und Luft, aus einem

Minchiate-Spiel (eng verwandt

mit dem Tarock), Florenz,

Italien, 17. Jahrhundert

Heinrich Cornelius Agrippa,

Drei Bücher über Magie,

Buch I: Naturmagie, 1531,

dt. nach der engl. Übersetzung

von James Freake


Stele von Tatiaset, Deir el-Bahari, Theben, Ägypten,

Leim und Farbe auf Holz, 825–712 v. Chr.

In »An Hymne in Honour of Love«

(1596) beschreibt der englische Dichter

Edmund Spenser eine Schöpfung, in

der die Elemente gegeneinander konspirieren

und damit Verwirrung und Ruin

stiften. Luft hasst Erde und Wasser

hasst Feuer, bis die Liebe sie in ihre natürliche

Ordnung bringt und ihnen befiehlt, sich als

lebende Wesen auf »freundliche Weise« zu

vermischen.

Die Idee, dass Erde, Wasser, Luft und Feuer

als erste Substanzen am Anfang der Schöpfung

auftauchen und von einer göttlichen

Kraft in eine geordnete Struktur gebracht werden,

ist uralt. Schöpfungsmythen aus der ganzen

Welt berichten von einer Zeit, als der Kosmos

aus dem ursprünglichen Chaos erwuchs,

das oft durch das Wasser verkörpert wurde.

Üblicherweise wurden Erde, Luft, Wasser und

Himmel voneinander getrennt, um Form und

Ordnung in das Chaos zu bringen.

Unter den indigenen Amerikanern im

Südwesten der USA ist der vorherrschende

Schöpfungsmythos der des Erdtauchers, in

dem ein Tier – ein Wasserinsekt oder auch

eine Schildkröte – in die Urwasser abtaucht

und etwas vom Boden des Meeres heraufbringt,

aus dem die Erde wächst oder gebildet

wird. In der polynesischen Mythologie fischt

der Heros Māui die Nordinsel Neuseelands

aus dem Meer. In manchen Überlieferungen

wird sein waka (Kanu) zur Südinsel – Te Waka

a Māui. In den ägyptischen Pyramidentexten

(ca. 2350 v. Chr.) beginnt die Schöpfung mit

dem Urgewässer, das manchmal als Nun, der

Vater der Götter, personifiziert wird. Der Gott

Atum steigt als pyramidenförmiger Hügel aus

den Wassern auf und erzeugt Schu und Tefnut,

Luft und Feuer, die zusammen den Gott Geb

(Erde) und die Göttin Nut (Himmel) zeugen.

Sie werden von Schu getrennt, um Raum zwischen

ihnen freizugeben.

Im antiken Griechenland gab es neben anderen

frühen Schöpfungsberichten die Theogonie

des Dichters Hesiod aus dem 8. Jahrhundert

v. Chr. mit einer Genealogie der Urgötter.

Chaos wurde zuerst geboren, gefolgt von Erde,

Himmel, dem inneren Meer und dem äußeren

Ozean. Ein anderer früher Bericht sprach von

drei Luft-Urgöttern: Aether war der Gott des

oberen Himmels, Chaos war der Gott der Luft

auf der Erdebene und Erebos war der Gott der

Luft in der Unterwelt. Aether zeugte Gaia, die

Erdmutter, Thalassa, die Meeresgöttin, und

Uranus, den Gott des Himmels.

Der Glaube der alten Griechen an die

fünf Elemente – Erde, Wasser, Luft, Feuer

und Äther – als Grundbausteine der Materie

begann mit den vorsokratischen Philosophen

des 6. Jahrhunderts v. Chr., die nach Erklärungen

für das Wesen der Materie und die

Funktionsweise des Kosmos suchten. Laut

10 Elemente


Illustration aus Ein schöner kurtzer Extract der

Geometriae vnnd Perspectiuae, Paul Pfinzing von

Henfenfeld, 1599

Aristoteles (384–322 v. Chr.) war Thales von

Milet (in der heutigen Türkei) der Erste, der

angab, dass alle Dinge aus Materie seien mit

Wasser als wichtigstem Bestandteil. Er behauptete,

die Welt schwimme auf dem Wasser wie

ein Holzscheit. Auf ihn folgte Anaximenes von

Milet, der sagte, dass Pneuma – Luft, Atem

oder Geist – die wichtigste Komponente der

Materie sei, während für Heraklit von Ephesos

das Feuer das vorrangige Element war. Er

nahm an, dass der Kosmos nicht von Göttern

oder Menschen gemacht wurde, sondern

ein Feuer sei, das auf ewig verglüht und

wieder aufflammt. Im 5. Jahrhundert v. Chr.

schrieb Empedokles von Agrigent (ca. 485 bis

ca. 435 v. Chr.) in Über die Natur, vier Elemente

oder »Wurzeln« – Erde, Wasser, Luft

und Feuer – seien die Urstoffe. Sie wären ewig

und würden in unterschiedlichen Anteilen

gemischt, zusammengehalten durch die Kräfte

der Liebe (Anziehung) und getrennt durch jene

des Streits (Abstoßung), um die veränderlichen

Substanzen zu erzeugen, die man in der Welt

sehen könne.

Im Timaios nennt Platon (ca. 427–347 v. Chr.)

diese vier Elemente Elementarkörper und behauptet,

sie seien aus geometrisch geformten

festen Teilchen gebildet. Jedem ist eine feste

Form zugewiesen: Erde – Würfel, Luft – Oktaeder,

Wasser – Ikosaeder und Feuer – Tetraeder.

Platon glaubte, dass der Schöpfergott einen

fünften Körper, das Dodekaeder, benutzte,

um die Konstellationen anzuordnen. Die mit

Feuer, Luft und Wasser assoziierten Körper

wurden aus ähnlich geformten Dreiecken gebildet,

zwischen denen Umwandlungen stattfanden;

Erde war jedoch davon ausgeschlossen.

Außerdem glaubte Platon, die Menschen lebten

in einer unvollkommenen Schattenwelt, die

eine Kopie einer ewigen, idealisierten ist, und

seien nicht in der Lage, das göttliche Muster

der perfekten Welt zu erkennen.

Platons Schüler Aristoteles glaubte

nicht an die Schattenversion einer Idealwelt,

sondern zog es vor, das Universum anhand

seiner eigenen Beobachtungen zu erklären. Er

stimmte mit Empedokles hinsichtlich der vier

Elemente überein und fügte noch ein fünftes

hinzu, den Äther als Stoff des Himmels. In

Über den Himmel argumentierte er, dass die

Erde eine feste, bewegungslose Kugel im Zentrum

des Universums und das Universum in

zwei Regionen unterteilt sei: die irdische und

die himmlische.

Einführung 11


Landschaft mit den Elementen,

Wandteppich, John Craxton, 1975–76

12 Elemente


Einführung 13


»Die Elemente haben keine Nachsicht.«

Henry Wadsworth Longfellow, Drift-Wood, 1857

14 Elemente


Illustration aus Alchymia naturalis

occultissima vera (»Die Wahre,

Natürliche, Verborgene Alchemie«),

18. Jahrhundert

Kosmische Schlangen, Yasmin

Hayat, 2021

Einführung 15


The Four Temperaments, Jörg Breu der Ältere, 1480–1537

Die irdische oder sublunare Welt existierte

unter der Ebene des Mondes. Dort fand man

Erde, Wasser, Luft und Feuer. Er ordnete sie

nach ihrer Reinheit an, mit Feuer als dem

reinsten Element, dann folgten Luft und Wasser

und schließlich Erde als das schwerste und

unedelste. Alles bestand aus zwei oder mehr

Elementen. Er wies jedem anhand der spürbaren

Merkmale bestimmte Eigenschaften zu:

heiß, kalt, nass, trocken. Erde war kalt und

trocken, Wasser kalt und nass, Luft war heiß

und nass, Feuer heiß und trocken. Die natürliche

Bewegung der Elemente verlief in geraden

Linien, entweder zum Mittelpunkt der Erde

hin oder von ihm weg: Erde und Wasser, die

schwer sind, bewegten sich nach unten, Luft

und Feuer, die leicht sind, nach oben. Die

Elemente waren nicht ewig, sondern regenerierten

sich beständig aus einander.

Das fünfte Element, Äther, füllte den

himmlischen Bereich, der aus den Planeten

und Sternen bestand und durch eine äußere,

feste Kugel mit Sternen begrenzt wurde.

Äther war rein und unzerstörbar, und seine

natürliche Bewegung war kreisförmig. Die

Kreisbewegung der himmlischen Kugeln und

die linearen Bewegungen der sublunaren

Elemente sorgten für die Verwandlung der

irdischen Elemente. Durch Veränderung einer

seiner Eigenschaften verwandelte sich ein

Element in ein anderes: Da Wasser in der Luft

durch die Sonne erhitzt wurde, näherte es sich

aufgrund der Verdunstung der Sonne und entfernte

sich von der Erde. Kam es zur Kondensation,

verwandelte sich Luft wieder in Wasser,

das als Regen vom Himmel fiel.

Andere klassische Denker weiteten das

vierfache Wesen der irdischen Elemente,

das Aristoteles beschrieben hatte, auf weitere

Wissensgebiete aus, vor allem auf die

Medizin. Der griechische Arzt Hippokrates

(ca. 460 bis ca. 377 v. Chr.) behauptete, der

Körper enthalte vier wesentliche Säfte, die

die Gesundheit und Persönlichkeit eines

Menschen bestimmen: Blut – warm, feucht

und mit Luft und Frühling assoziiert, gelbe

Galle – warm, trocken und mit Feuer und

Sommer assoziiert, schwarze Galle – kalt und

trocken und mit Erde und Herbst assoziiert,

und Schleim – kalt, feucht und mit Wasser

und Winter assoziiert. Eine gute Gesundheit

würde durch das Gleichgewicht der Körpersäfte

erreicht. Die Griechen wiesen den vier

Säften außerdem jeweils ein Temperament

bzw. einen Persönlichkeitstyp zu: heiter

(Blut), cholerisch (gelbe Galle), melancholisch

(schwarze Galle) und phlegmatisch (Schleim).

Die Schriften des griechisch-römischen Arztes

Galen (ca. 130–ca. 216 n. Chr.) über die Viersäftetheorie

bildeten bis zur Renaissance die

Basis des medizinischen Denkens. Er erweiterte

die Idee der Korrespondenzen zwischen

16 Elemente


Diagramm, das die vier Eigenschaften, Elemente,

Körpersäfte und Temperamente verdeutlicht,

20. Jahrhundert

den Säften und den Jahreszeiten, indem er

sie mit den vier Altersstufen des Menschen

verknüpfte. Frühling war mit der Kindheit

verbunden, Sommer mit der Jugend, Herbst

mit dem Erwachsensein und Winter mit

dem Alter. Außerdem fügte er die planetaren

Götter hinzu: Luft – Zeus (Jupiter), Wasser –

Poseidon (Neptun), Erde – Hades (Pluto) und

Feuer – Hephaistos (Vulkan). Dieses System

der Assoziationen machte die Menschheit zu

einem Mikrokosmos, einer kleinen Welt, die

den Makrokosmos oder die größere Welt des

Kosmos widerspiegelte.

Die Elemente tauchten auch im Corpus

Hermeticum auf, einer Textsammlung, die

dem legendären ägyptisch-hellenistischen

Hermes Trismegistus zugeschrieben und

in der Renaissance popularisiert wurde. Ein

Abschnitt, das Kore Kosmou (»Jungfrau der

Welt«), beschreibt die vier Elemente und besagt,

dass manche Wesen Freunde eines der

Elemente sind, andere sind Freunde von zwei

oder drei und einige von allen vier, während

manche Wesen die Feinde bestimmter Elemente

sind. Heuschrecken und Fliegen fliehen

vor Feuer und Bienen fliehen vor Wasser;

Schlangen lieben Erde und fliegende Dinge

lieben Luft. Solange die Seelen im Körper verweilen,

sind sie an die Elemente gefesselt.

Im ersten Buch der Drei Bücher über

Magie (1533) behandelt der Renaissance-Arzt

und Okkultist Heinrich Cornelius Agrippa

(1486–1535) die Elemente und ihre Kombination

als wesentlichen Teil der Naturmagie. Er

sagt, dass die Mischungen dieser Elemente

vier perfekte Körper formen, in denen jeweils

ein elementares Merkmal dominiert: Steine

sind »erdig«, Metalle sind »wässrig«, Pflanzen

»haben eine Affinität zur Luft« und alle Tiere

»haben in ihrer Natur eine höchst feurige

Kraft«. Genau wie Trismegistus setzte er die

Elemente zu den Tieren in Beziehung und

deutete sogar ihre Assoziation zu den Engeln

an, indem er feurige Seraphim, erdige Cherubim,

wässrige Erzengel und luftige Engelsfürsten

beschrieb.

Viele Lehren der griechischen und klassischen

Welt erreichten das Renaissance-Europa

über islamische Gelehrte und Philosophen

wie Abu Nasr al-Farabi (gest. ca. 950). Wie

Platon glaubte dieser, dass die Schöpfung die

Form einer Daseinskette annahm, die in einer

Serie von zehn Intellekten vom Logos oder der

Göttlichen Vernunft ausging – eine Idee, die

erstmals in Platons Dialog Timaios auftauchte.

In der menschlichen Welt existiert eine platonische

Kette von den niedrigsten Wesen bis zu

der Möglichkeit, dass Menschen mit der Göttlichen

Vernunft wiedervereint werden.

Einführung 17


Die Behandlungsmethode der Akupunktur hat ihren Ursprung vor

3.000 Jahren in China. Sie geht von der Theorie aus, dass die Gegensätze von Yin

und Yang eine perfekte Balance bilden müssen. Ein Ungleichgewicht im Körper

führt zu Krankheit oder körperlicher Disharmonie, die den Fluss der Lebenskraft

Qi durch das Netz der Kanäle im Körper behindert. Akupunktur macht die

Kanäle frei und stellt die Gesundheit wieder her. Dazu werden kleine Nadeln an

bestimmten Stellen entlang der Kanäle, den Öffnungspunkten, in die Haut gesteckt.

Ein organisiertes Diagnose- und Behandlungssystem, das 365 Akupunkturpunkte

beschreibt, wurde während der Ming-Dynastie (1368–1644) in Die Summe der Aku-

Moxi-Therapie veröffentlicht und bildet die Grundlage der modernen Akupunktur.

18 Elemente


Neidköpfe als Darstellung der vier

Temperamente (im Uhrzeigersinn von oben

links: sanguin, phlegmatisch, cholerisch,

melancholisch), St.-Marien-Kirche,

Schladen, Deutschland, fotografiert von

Rabanus Flavus

Hölzernes Akupunkturmodell, Japan, 1681

Einführung 19


»Und die vier Zoas, die die vier ewigen

Sinne des Menschen sind, wurden die

vier Elemente, die sich trennen von den

Gliedern Albions.«

William Blake, Jerusalem: The Emanation of the Giant Albion, 1815

20 Elemente


Bildtafel 32 mit Darstellung der

Beziehung der vier Zoas, aus Milton:

A Poem (Kopie C), William Blake, 1811

Namaste, Kour Pour, 2023

Einführung 21


Illustration der großen Kette der Wesen, aus Retorica

Christiana (»Christliche Rhetorik«), Diego Valdés, 1579

Im Europa der Renaissance entwickelte sich

die Idee einer Verbindung zwischen den niedrigeren

Daseinsformen und Gott zum Konzept

der »Kette der Wesen«, das die ganze Schöpfung

umfasste. Die Elemente bildeten die Basis

der göttlichen Ordnung. Ihr harmonisches

Zusammenspiel garantierte den geordneten

Lauf der Gesellschaft und die Fruchtbarkeit

der Natur. Das Universum schien entsprechend

einem göttlichen Muster organisiert zu

sein. Alle Stufen im Himmel und auf der Erde

waren durch die Kette der Wesen verbunden,

die Gott über die Engel mit Menschen, Tieren,

Pflanzen und Mineralien auf Erden in Kontakt

brachte. Ganz unten stand die unbelebte

Klasse, die eine Existenz besaß und Flüssigkeiten

und Metalle einschloss. Dann folgte

die vegetative Klasse, die Existenz und Leben

besaß. Anschließend kam die fühlende oder

Tierklasse mit Existenz, Leben und Gefühl.

Die Menschheit mit Existenz, Leben, Gefühl

und Verstand war die nächste Stufe. Engel –

spirituelle Wesen mit einem intellektuellen

Verständnis – standen im Rang zwischen

Menschen und Gott. Die Klassen waren zudem

in Hierarchien geordnet: Gold war nobler

als Messing, der Löwe nobler als die Maus,

Feuer nobler als Erde. Da alle Teile der Kette

aus den vier Elementen zusammengesetzt

waren, hatten diese ihre eigene Kette, die mit

der Hauptkette verbunden war.

Ein weiterer Eckpfeiler des europäischen

Renaissance-Denkens, der mit der Kette der

Wesen in Verbindung stand, war die Theorie

der Zusammenhänge, die Dinge über die verschiedenen

Kategorien der Schöpfung hinaus

verband. Assoziationen zwischen Elementen

und Säften, Jahreszeiten und den menschlichen

Altersgruppen weitete man auf andere

Kategorien aus: Tierkreiszeichen, Metalle,

Edelsteine. Der wichtigste Zusammenhang

bestand zwischen Mikro- und Makrokosmos,

also der Analogie zwischen Mensch und Universum.

Die vier Elemente spielten eine wichtige

Rolle in der uralten Praxis der Alchemie. Platon

hatte einen Urstoff als Quelle der Elemente

postuliert. Jedes Element könnte in eines der

anderen »transmutiert« werden, wenn man die

Anteile ihrer Eigenschaften – heiß, kalt, nass,

trocken – verändert. Alchemisten wandten

das Prinzip der Transmutation bei ihrer Suche

nach einem Weg an, um gewöhnliche Metalle

wie Blei in Gold und Silber zu verwandeln.

Das System der Elemente, das in der

mittelalterlichen und Renaissance-Alchemie

22 Elemente


Illustration der Sphären der Elemente und Planeten,

gestützt von vier Engeln, aus dem Breviari d’Amor

(»Brevier der Liebe«), Südfrankreich,

Matfre Ermengau, 1300–25

zum Einsatz kam, wurde erstmals von dem

arabischen Alchemisten Jābir ibn Hayyān

(ca. 721–ca. 815) beschrieben. Er akzeptierte

die vier aristotelischen Elemente und ihre

Eigenschaften, die er »Naturen« nannte, fügte

zwei weitere hinzu, Schwefel und Quecksilber,

und behauptete, dass sich die Metalle in der

Erde durch die Vermischung von Schwefel und

Quecksilber bildeten. Welches Metall herauskommt,

hinge von der Qualität des Schwefels

ab – Gold würde aus der besten Qualität

gebildet werden. Die beiden Elemente waren

außerdem für die Transmutation unerlässlich,

da Schwefel brennbar und Quecksilber

flüssig ist. Durch die Umordnung des Wesens

eines Metalls könne man ein anderes Metall

erzeugen. Dies erforderte einen Katalysator,

ein al-iksir oder Elixier, das die Transmutation

auslöst.

Der Schweizer Arzt und Alchemist Theophrastus

Bombastus von Hohenheim, genannt

Paracelsus (1493–1541), nahm das Werk von

Ibn Hayyān als Grundlage, fügte allerdings

Schwefel und Quecksilber noch eine dritte

Substanz hinzu. Er übernahm das aristotelische

Konzept der vier irdischen Elemente. Für ihn

waren die Elemente die Basis oder »Mütter«

aller Stoffe, da alle Dinge aus ihnen kommen.

Pflanzen und Bäume stammen aus der Erde,

Mineralien aus dem Wasser, Tau aus der Luft,

Donner und Regen aus dem Feuer. Paracelsus

erklärte das Wesen der Medizin mithilfe der

tria prima – der drei Prinzipien –, die er in

den Elementen vermutete. Zu Ibn Hayyāns

Schwefel, der brennbar, und Quecksilber, das

flüssig und veränderlich war, gesellte er das

feste und beständige Salz. Er glaubte, Arzneien

bestünden aus der tria prima. Könnte der Arzt

das Wesen der Arzneien in Bezug auf diese drei

Prinzipien verstehen, dann wüsste er, wie sich

Krankheiten heilen ließen. Mit der tria prima

beschrieb er zudem den ganzen Menschen.

Salz repräsentierte die Seele (Gefühle) und

Quecksilber den Geist (Fantasie und Vernunft).

Obwohl Paracelsus die aristotelischen

Elemente in der Alchemie akzeptierte, lehnte

er die traditionelle, auf Galen zurückgehende

Sicht ab, dass Krankheit durch ein Ungleichgewicht

der vier Körpersäfte verursacht werde.

Stattdessen favorisierte er die Theorie, dass

Krankheit äußere Ursachen habe. 1527 ging

er sogar so weit, die Bücher seiner Vorgänger,

einschließlich Galen, in Basel zu verbrennen,

wo er damals Medizinprofessor war – eine Tat,

die ihm den Spitznamen »Luther der Medizin«

einbrachte. Paracelsus glaubte, die Gesundheit

hänge von der Harmonie zwischen

dem menschlichen Körper (dem Mikrokosmos)

und der Natur (dem Makrokosmos) ab.

Er vertrat eine alchemistische Herangehensweise

an die Medizin, die darauf beruhte, das

Gleichgewicht zwischen dem menschlichen

Körper und der Natur wiederherzustellen.

Einführung 23


Die drei Prinzipien oder Tria prima, Schwefel, Quecksilber und Salz, sind

nach Ansicht des Arztes Paracelsus (Opus paramirum, 1530) in jedem der

klassischen Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer vorhanden. Gemeinsam, so

behauptete er, ermöglichten sie die Erschaffung aller natürlichen Dinge. Die

drei Prinzipien konnten auch in jedem einzelnen Körper als die drei Körpersäfte

gefunden werden. Paracelsus glaubte, dass Krankheit auftrete, wenn ein äußeres

Gift in den Körper eindringe, sich in einem bestimmten Organ festsetze und

das natürliche Gleichgewicht der Körpersäfte in diesem Bereich beeinträchtige.

Die Kur für die Krankheit liege in der Natur selbst. So riet er Ärzten, das Gift zu

untersuchen, das die Krankheit auslöste, und diese Substanz in Kombination mit

der Tria prima einzusetzen, um ein Antidot, also ein Gegengift, herzustellen. Er

behauptete, Quecksilber sei das einzig wirksame Mittel gegen die Syphilis.

24 Elemente


Illustration der drei paracelsischen

Prinzipien, aus Alchymia naturalis

occultissima vera (»Die Wahre,

Natürliche, Verborgene Alchemie«),

18. Jahrhundert

Illustration aus Solidonius dominator

elementorum, author rarissimus et

excellentissimus philosophus (»Solidonius,

Herr der Elemente, bemerkenswerter

Autor und ausgezeichneter Philosoph«),

18. Jahrhundert

Einführung 25


26 Elemente


Gottvater, der die Elemente trennt,

Jean Joubert, ca. 1725

Einführung 27


Illustration aus De musica mundana

(»Weltliche Musik«), Robert Fludd, 1617

In seinen Büchern sprach er vom inneren

Alchemisten des Körpers, womit er dessen

Fähigkeit meinte, das für ihn Nützliche vom

Schädlichen zu unterscheiden.

Ibn Hayyāns al-iksir und Paracelsus’ tria

prima wurden mit dem Stein der Weisen in

Verbindung gebracht. Alchemisten glaubten,

diese geheimnisvolle Substanz würde einfache

Metalle wie Blei und Kupfer in wertvolle

wie Silber und Gold verwandeln und könne

sowohl Krankheiten heilen als auch das Altern

verhindern und somit ewiges Leben gewähren.

Der englische Arzt und Alchemist Robert

Fludd (1574–1637) stimmte Paracelsus hinsichtlich

des Wesens der Krankheit zu und

verurteilte die Werke von Aristoteles und

Galen. Allerdings widersprach er ihm darin,

dass die tria prima Körper, Seele und Geist

repräsentiert. Fludd erkannte drei kosmische

Elemente an – Gott (Archetypus), die Welt

(Makrokosmos) und den Menschen (Mikrokosmos).

Als Astrologe und Mystiker hegte er

besonderes Interesse an den Elementen. In

seiner Interpretation der Genesis gab es zuerst

Dunkelheit (Chaos), dann Licht, und aus dem

Licht kam das Wasser. Für ihn bildeten sie die

Urelemente. Aristoteles’ fünf Elemente und

Paracelsus’ drei Prinzipien waren sekundäre

Elemente. Die Makrokosmos-Mikrokosmos-

Theorie war der Dreh- und Angelpunkt von

Fludds Werk. In seinen Schriften über den

Blutkreislauf verglich er das Herz mit der

Sonne und das Blut mit den Planeten und erklärte,

dass das Blut durch den Körper kreise

wie die Planeten um die Sonne.

Die hinduistischen Veden, heilige Texte

von ca. 1500–1200 v. Chr. , kennen ein System

aus fünf Elementen als Basis der Schöpfung:

Prithvi (Erde), Apas (Wasser), Agni (Feuer),

Vayu (Luft) und Akasha (Himmel, Äther oder

Raum). In der ayurvedischen Medizin besteht

der Körper aus allen Elementen. In Kombinationen

erzeugen sie drei Doshas (Körpersäfte),

deren Harmonie die körperliche, geistige und

emotionale Gesundheit einer Person bestimmt.

Der Buddhismus erkennt nur vier Elemente

an und lehnt Akasha ab. Jede Unordnung

deutet auf ein Ungleichgewicht zwischen

den Elementen hin. In den Veden erstmals

erwähnt wurden die Chakren, Energiezentren

im Körper und der Fokus der Meditation, verbunden

durch ein Netzwerk aus Energiekanälen.

In dem am weitesten verbreiteten System

sind die sieben Hauptchakren mit den fünf

28 Elemente


Darstellung des Energiekörpers und der Chakren,

Punjab Hills, Nordindien, ca. 1850

Elementen assoziiert: das Muladhara-Chakra

mit der Erde, das Svadhisthana mit Wasser, das

Manipura mit Feuer, das Anahata mit Luft und

die Vishuddha-, Ajna- und Sahasrara-Chakren

mit dem Himmel.

Die chinesische philosophische Tradition

des Wuxing basiert ebenfalls auf fünf Elementen,

allerdings anderen als die klassischen griechischen

Elemente. Sie sind als fünf Prozesse

oder Wandlungen bekannt und bezeichnen

weniger Substanzen als vielmehr Arten von

Energie. Erzeugt werden sie durch das stete

Wirken von Yin und Yang. Yin repräsentiert

Schatten, ist weiblich und passiv und steht mit

Mond, Erde und Feuchtigkeit in Verbindung.

Yang repräsentiert das Licht, ist männlich

und aktiv und wird mit Sonne, Himmel und

Trockenheit assoziiert. Diese gegensätzlichen

Energien wirken aufeinander und erzeugen

die fünf Wandlungen. Das System geht auf

eine Sammlung von Schriften zurück, die als

Shujing oder Buch der Urkunden (ca. 2400–

ca. 660–620 v. Chr.) bezeichnet werden. Das

Kapitel »Hong Fan« (»Der Große Plan«) nennt

die Elemente Holz (mu), Feuer (huo), Erde (tu),

Metall (jin) und Wasser (shui) und beschreibt,

wie sie gemeinsam für das harmonische Wirken

der Natur sorgen. Wasser befeuchtet und sinkt,

Feuer brennt und steigt auf, Holz biegt sich und

wird gerade, Metall gibt nach und verändert

sich und Erde empfängt und gibt. Die Phasen

wirken aufeinander entweder entsprechend

dem sheng- (erzeugenden) Zyklus oder dem ke-

(kontrollierenden) Zyklus. Geraten die Wuxing

in Unordnung, bricht Chaos aus. Das menschliche

Verhalten kann das harmonische Funktionieren

des Systems unterstützen oder zerstören.

Während der Han-Dynastie (202 v. Chr.–

220 n. Chr.) entwickelte sich das Wuxing-

System zu einer großen philosophischen

Tradition, dazu ausgelegt, den Kreislauf der

Veränderungen in der Natur zu erklären. Zwei

seiner Hauptwirkungsbereiche sind Medizin

und Kosmologie. Im 1. Jahrhundert v. Chr.

beschrieb das Huangdi Neijing (»Der Innere

Klassiker des Gelben Kaisers«), wie das

Wuxing auf die Medizin angewandt werden

soll. Es besagte z. B., dass eine Krankheit, die

als feurig klassifiziert ist, mit einer Medizin

behandelt werden soll, die mit dem Wasser

assoziiert ist. In der chinesischen Astrologie

wird, je nach dem exakten Jahr, in dem das

Zeichen auftritt, jedes der zwölf Tierkreiszeichen

von einem oder mehreren der fünf

Elemente regiert.

Einführung 29


»Die Lehre [der Alchemisten] war nicht bloß chemische

Fantasie, sondern eine Philosophie, die sie auf die Welt, auf

die Elemente und auf den Menschen selbst anwandten.«

W. B. Yeats, »Rosa Alchemica«, 1896

30 Elemente


Gruppe IX/UW, Die Taube, Nr. 14,

Hilma af Klint, 1915

Illustrationen der neun alchemistischen

Prozesse, aus Praetiosissimum donum dei

(»Das wertvollste Geschenk Gottes«),

George Anrach, ca. 1473

Einführung 31


»[Die Elemente haben] eine Verbindung bewirkt …

wodurch ein jeder durch seine eigene Kraft seinen Stand behält,

welches noch dazu durch den unaufhörlichen Umlauf der Welt

fest in seinen Schranken gehalten bleibet.«

Plinius der Ältere, Naturgeschichte, 77–79 n. Chr., übersetzt von Johann Daniel Denso, 1764

32 Elemente


Illustration aus Geometria et

perspectiva (»Geometrie und

Perspektive«),

Lorenz Stör, 1567

»Region elementaire ou sublunaire«

(»Elementare oder sublunare

Region«), Gregoire Mariette, 1697

Einführung 33



1.

Erde

»Man zerwühlt wie Feuer unten die

Erde, auf der doch oben das Brot

wächst. Man findet Saphir in ihrem

Gestein, und es birgt Goldstaub.« ❉

Illustration aus Le secret de l’histoire

naturelle contenant les merveilles et

choses mémorables du monde (»Das

Geheimnis der Naturgeschichte mit

den Wundern und bemerkenswerten

Dingen der Welt«), Robinet Testard,

15. Jahrhundert

Die Bibel,

Hiob 28:5–6


Talatat (kleiner Sandsteinblock), der Männer beim

Abbauen von Ton darstellt; Teil einer Szene, die das

Herstellen von Lehmziegeln zeigt, Karnak, Ägypten,

ca. 1353–1347 v. Chr.

In vielen Mythologien ist die Erde

die Urmutter, die allem das Leben

schenkt. In frühen Gesellschaften

brachte die Verbindung zwischen

dem Gebären und der Fruchtbarkeit

der Natur weibliche Gottheiten

als Verkörperungen der Erde hervor. Die

griechische Mythologie kannte die Göttin

Gaia, das erste Wesen, das aus dem Chaos

vor der Schöpfung hervortrat und die Erde

symbolisierte – Erdreich, Felsen, Bergketten

und Tiefländer.

Die Okanagan im US-Bundesstaat Washington

nannten die Erde die »Alte«. Der

Erdboden ist ihr Fleisch, Pflanzen sind ihre

Haare, Felsen ihre Knochen und Wind ihr

Atem. Laut der Hopi-Mythologie im Südwesten

der USA schuf die Spinnenfrau aus Ton

die ersten Tiere und Menschen und lehrte sie

den Anbau von Pflanzen. Bei den Inka war die

Erdmutter, Pachamama, auch die Maismutter,

die über das Pflanzen und Ernten wachte. In

der nordischen Mythologie töteten die Götter

Odin, Vili und Vé den Riesen Ymir und formten

aus seinem Körper die Erde. Sie umgaben

ihn mit Meer, das sie aus seinem Blut bildeten.

Aus seinem Fleisch machten sie das Erdreich

und aus seinen Knochen die Felsen.

Einige Fruchtbarkeitsmythen handeln von

Opfern und Wiedergeburt, wie die Geschichte

des ägyptischen Gottes Osiris. In der bekanntesten

Version wird Osiris von seinem Bruder

Seth getötet, der seinen Körper zerstückelt

und über das Land verstreut. Isis, die Frau des

Osiris, sucht daraufhin die Teile, setzt den Körper

wieder zusammen und begräbt ihn dann.

Osiris steigt in die Unterwelt hinab, wo er

die Macht erhält, neues Leben zu gewähren –

durch die jährliche Nilflut selbst den Pflanzen.

Auch andere Fruchtbarkeitsmythen sprechen

vom Abstieg in die Unterwelt und die

Wiederkehr aus ihr. Die griechische Göttin

Demeter und ihre Tochter Persephone waren

verantwortlich für das Wachsen und Reifen

von Getreide und anderen Pflanzen. Eines

Tages entführte Hades, der Gott der Unterwelt,

Persephone in sein Reich und nahm sie zur

Frau. Die trauernde Demeter durchstreifte das

36 Elemente


The Burryman, South Queensferry, Scotland,

Leah Gordon, 2010

Land auf der Suche nach ihrer Tochter, sodass

die Pflanzen verdorrten. Deshalb befahl Zeus,

dass Persephone im Frühling und Sommer

über der Erde bleiben dürfe, um ihrer Mutter

zu helfen, bevor sie für den Rest des Jahres

in die Unterwelt zurückkehrte. Persephone

wurde zur Göttin der wechselnden Jahreszeiten.

Alle Aspekte der Erde wurden durch eigene

Gottheiten repräsentiert. Die keltische Göttin

Abnoba personifizierte die Natur, Berge und

die Jagd, die Hindu-Göttin Aranyani Wälder

und Tiere. Aja, eine Naturgöttin oder Orisha

der Yoruba, war mit Wäldern, Tieren und

Heilpflanzen assoziiert. Konohanasakuyahime

war die japanische Göttin der Kirschblüte und

des Berges Fuji.

Seit uralten Zeiten vollzogen die Menschen

Rituale zur Erneuerung der Natur. Am

wichtigsten waren jene, die im Frühjahr der

Rückkehr des Lebens sowie im Herbst dem

Ernten und Pflanzen gewidmet waren. Im

April feierten die Römer Cerialia, ein siebentägiges

Fest zu Ehren der Ceres, der Göttin des

Ackerbaus. Herbstfeste waren ebenso wichtig.

Im alten Griechenland feierte man im Oktober

nach dem Ausbringen der Wintersaat die der

Demeter gewidmeten Thesmophorien.

Die keltische Gesellschaft markierte den

Wechsel der Jahreszeiten durch acht Feste, die

im heutigen Paganismus und im Wicca-Kult

als Jahreskreis bezeichnet werden. Sie finden

zu den Sommer- und Wintersonnenwenden,

zur Frühjahrs- und Herbsttagundnachtgleiche

sowie an den Mittelpunkten dazwischen

statt. Fruchtbarkeit und die Aussicht auf den

Sommer wurden zu Beltane (30. April–1. Mai)

mit einem Freudenfeuer und Tanz gefeiert.

Die Ernte feierte man Anfang August zu

Lughnasadh. Mabon, der Tag der Herbsttagundnachtgleiche,

markierte den Verlust eines

Gottes/einer Göttin, der/die in die Unterwelt

geht und im folgenden Frühling mit neuem

Leben zurückkehrt. Beim Julfest zur Wintersonnenwende

schmückte man Bäume, die

Heimstatt von Göttern und Geistern, um den

Sonnengott zu ehren, und verbrannte den Julklotz,

um die Rückkehr des Lichts zu feiern.

Laut Aristoteles war Erde das am wenigsten

reine Element und belegte die niedrigste

Position im sublunaren Bereich. Sie ist kalt

und trocken und wird mit Melancholie, Herbst

und Erwachsensein assoziiert. Ihr platonischer

Körper ist der Würfel, klotzig und regelmäßig.

Im hinduistischen Tantrismus ist das

Erdelement mit Muladhara verbunden, dem

Wurzelchakra, das Stabilität verheißt. Es wird

durch den vierblättrigen Lotos symbolisiert,

wobei die Blätter die vier Elemente repräsentieren,

die gemeinsam die physische Welt bilden.

Erde 37


der grüne mann ist eine der beliebtesten und am weitesten verbreiteten

volkstümlichen Figuren der Folklore. Die dekorative Gestalt

eines menschlichen Gesichtes, das in Blätter gehüllt ist und manchmal

noch weitere Pflanzen sprießen lässt, wird mit Naturgottheiten in

Verbindung gebracht und als Symbol von Fruchtbarkeit und Wiedergeburt

gedeutet. Beispiele für das Motiv des Grünen Mannes sind in

römischer Architektur ebenso zu finden wie in mittelalterlichen christlichen

Kirchen und dem byzantinischen Palast in Konstantinopel aus

dem 6. Jahrhundert. Da keine endgültige Deutung bekannt ist, konnte

der Grüne Mann in den verschiedenen Kulturen und Zeiten immer

wieder neu interpretiert werden. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in

England die Figur des Jack in the Green als Teil der traditionellen jährlichen

Mai-Feierlichkeiten. Eine Person in einem Weidenrahmen, der

komplett mit grünen Blättern bedeckt ist und nur einen kleinen Schlitz

zum Hindurchschauen freilässt, ist Teilnehmer des Mai-Umzugs, meist

begleitet von Musikanten. Die Tradition war zwar Anfang des 20. Jahrhunderts

zum Erliegen gekommen, wurde jedoch in den 1970er- und

80er-Jahren wiederbelebt. In heidnischen Glaubensvorstellungen gilt

der Grüne Mann als Symbol der spirituellen Verbindung der Menschheit

mit der Natur.

38 Elemente


Gartenszene aus dem Grab von Ipuy,

Deir el-Medina, Theben, Ägypten,

ca. 1295–1213 v. Chr., Kopie gezeichnet

von Norman de Garis Davies, 1924

»Greenman Falling«, aus

The Oval Oraculum, bemaltes Velin,

Kahn & Selesnick, 2023

Erde 39


Ceres war die römische Göttin von Ackerbau, Fruchtbarkeit, Getreide und

Ernte und entsprach der griechischen Göttin Demeter. Ihr wird die Entdeckung

des Dinkels ebenso zugeschrieben wie die des Pflügens, Säens und

Pflegens der Saaten. Ihre Gesetze und Riten schützten den landwirtschaftlichen

Kreislauf. In ihren Darstellungen ist sie meist mit Getreiden, Früchten

und Gemüse geschmückt, die ihre Fähigkeit repräsentieren, der Erde Nahrung

abzugewinnen. In frühen römischen Mythen ist ihr Sohn Liber, der

Gott des Weines (das Gegenstück zum griechischen Gott Bacchus).

40 Elemente


Kermina Suzani (eine Art

von bestickter Textilie) mit

Blütendarstellung, Usbekistan,

1800–50

Dorothy Etta Warrender

(geborene Rawson), Lady

Bruntisfield, als Ceres,

Madame Yevonde, 1935

Erde 41


»Was immer die Erde nährt und wächst

Wird wieder zu Erde. Und da sie sicher die Gebärerin

Aller Dinge ist und ihr gemeinsames Grab,

Muss die Erde schwinden und neu erwachsen.«

Lukrez (Titus Lucretius Carus), Über die Natur der Dinge, ca. 99 bis ca. 55 v. Chr.,

dt. nach der engl. Übersetzung von Anthony M. Esolen

42 Elemente


Illustration einer Schlange aus einem

Manuskript, das Schlangen mit Krankheit

oder der Kundalini in Beziehung setzt (einer

Energie, die an der Basis der Wirbelsäule

liegt), Rajasthan, Indien, 20. Jahrhundert

Gnossienne No. 1 ID#148,

Latifa Medjdoub, Fotografie

von Zeyn Downes, 2023

Erde 43


»Dieser Teil der Welt … der die festeste Stütze der

Natur ist, wie Knochen es in einem lebenden Wesen

sind, wird die Erde genannt.«

Thomas Stanley, The History of Philosophy, 1656

44 Elemente


Crucible, verschiedene

Medien, Cathy de Monchaux,

2024

Vom Berg an den See,

Tracey Emin, 2023

Erde 45


»Ah! Schlafe nicht, oh, gedankenloser

Anhänger der Notwendigkeit, außer unter

einem fruchtbeladenen Baume.«

Dschalāl al-Dīn Muḥammad Rūmī, »Geschichte V: Der Löwe und die Beutetiere«, 13. Jahrhundert

46 Elemente


Nested, Reborn-Art Festival, Miyagi,

Japan, Damien Jalet und Kohei Nawa,

mit den Tänzern Aimilios Arapoglou

und Mayumu Minakawa, Fotografie

von Yoshikazu Inoue, 2019

Illustration einer Maus und eines

Frosches an einem Teich, aus

einem illustrierten Manuskript

des Masnawi von Dschalāl al-Dīn

Muḥammad Rūmī, 1663

Erde 47


»Neues durch meinen Garten geht,

Im Boden regt sich’s leis.«

Emily Dickinson, Poems by Emily Dickinson, Abschnitt III: Nature,

Gedicht 1, veröffentlicht 1890; dt. Nachdichtung von Bertram Kottmann

48 Elemente


Karde, Silberblatt, Schafgarbe

(Detail), Naturmaterialien auf

Sackleinen und Wolle,

Emma Biggs, 2023

Materialien für das

Überleben (Detail), bemalter

Seidenbehang,

Emma Talbot, 2023

Erde 49


Aboriginal-Gemälde mit

Schildkröten, Farbe auf Rinde,

Australien

Lebenszyklen, Acryl auf Leinen,

Minna Leunig, 2022

50 Elemente


»Das Land besitzt uns. Das Land lässt uns alle

wachsen. … Kein Mensch ist älter als das Land

selbst … und kein lebendes Beuteltier ist so alt

wie das Land selbst. Alles, das gewesen ist und

gegangen ist, mit Leben im Fleisch, ist gestorben.

Doch das Land ist immer noch da.«

Bob Randall, ein Ältester der Yankunytjatjara und Hüter des Uluru (Ayers Rock),

»Das Land besitzt uns«, 2009

Erde 51


Gemälde mit Halbpflanzen und

Halbtieren, Indien, Gummitempera

und Gold auf Papier,

frühes 17. Jahrhundert

Das Jüngste Gericht, Detail des

Altarstückes im Kloster San Marco,

Florenz, Italien, Fra Angelico, 1425–30

52 Elemente


Das Paradies ist synonym mit dem Himmel – ein idyllisches, üppiges

und friedvolles Land, das den Rechtschaffenen nach dem Tod für

alle Ewigkeit versprochen ist. Das Wort »Paradies« leitet sich von

einem altiranischen Wort ab, das eine eingezäunte Fläche bezeichnet.

Die ausgedehnten umzäunten Gärten des Achämeniden-Reiches

(550–330 v. Chr.) bestanden aus vier Quadranten, die durch Kanäle

getrennt waren und voller duftender Blumen und Obstbäume standen

– ein wunderbar harmonischer, geschützter Bereich.

Erde 53


Szenenfoto dem Kurzfilm Guardians of

the Soil mit Mulch Guardian, Holland

Otik und Sophie Ferrier, 2021

Grapnel, William Cobbing, 2023

54 Elemente


»Erde, mein Ebenbild,

Auch wenn du teilnahmslos, weit und sphärisch aussiehst dort,

Vermute ich nun, dies ist nicht alles;

Vermute ich nun, etwas Ungestümes steckt in dir, fähig

auszubrechen.«

Walt Whitman, »Erde, mein Ebenbild«, Grasblätter, 1891–92, Übersetzung Jürgen Brôcan

Erde 55


Das Rad der Fortuna, Ghalia Benali,

2013, überarbeitet 2022

Mues de Loba, Izabella Ortiz,

2015

56 Elemente


»Was ists für Wurzelwerk, das krallt, was für Geäst, das schlägt

Aus diesem Schutthaufen?«

T. S. Eliot, Das wüste Land, 1922; Übersetzung von Eva Hesse

Erde 57


»Queen of Pentacles«, aus

The Tarot of the Drowning World,

Kahn & Selesnick, 2021

William, Hastings, Jack in the Green,

Jeff Pitcher, 2023

»Die Kraft, die durch die

grüne Kapsel Blumen

treibt

Treibt meine grünen

Jahre; sie sprengt der

Bäume Wurzeln

Ist mein Zerstörer.«

Dylan Thomas, »The force

that through the green fuse …«,

18 Poems, 1934; Nachdichtung von

Klaus Martens

58 Elemente


Erde 59


»Ich vermache mich dem Staub, damit ich aus dem Gras wachse, das ich liebe,

Willst du mich zurückhaben, suche nach mir unter deinen Schuhsohlen.«

Walt Whitman, »Gesang meiner Selbst, 52«, Grasblätter, 1891–92, Übersetzung Jürgen Brôcan

Fotografie eines Friedhofes mit

Blumenarrangements,

Walker Evans, Oktober 1973

Sand Fountain, Joseph Cornell,

ca. 1961

60 Elemente


Erde 61


Illustrationen von britischen

Mineralienproben, aus British

Mineralogy or, the Coloured Figures

Intended to Elucidate the Mineralogy of

Great Britain, James Sowerby, 1802–17

Cerne Abbas Giant, Eric Ravilious,

ca. 1939

62 Elemente


hügelfiguren sind Geoglyphen, die in die Flanke eines steilen

Hügels gescharrt oder gekratzt wurden. Dazu wird die Grasnarbe bis

auf das Grundgestein weggeschnitten, bevor man die so entstandenen

Gräben mit Kreide oder Kalkstein füllt, die bzw. der einen farblichen

Kontrast zur Umgebung bildet. In England wurden über mehr als

3.000 Jahre solche Scharrbilder geschaffen. Eines der berühmtesten

ist der Cerne Abbas Giant in Dorset, eine 55 Meter hohe menschliche

Figur aus der angelsächsischen Zeit (450–1066). Möglicherweise

diente der Riese als Sammelplatz für die westsächsischen Armeen.

Andere Überlieferungen dagegen halten die Figur für den Umriss eines

echten Riesen, der von den Menschen aus Cerne Abbas getötet wurde.

Erde 63


»Der Himmel donnert über uns, die Erde bebt unter unsern Füßen,

Denn Geb, der Erdgott, zittert, und das Opfer ist vollbracht.«

»Das Opfer des Königs«, Pyramidentexte, ca. 2613–2181 v. Chr.,

dt. nach der engl. Übersetzung von Margaret A. Murray

64 Elemente


Ground, Dan Hillier, 2022

Les mondes imprévisibles, Darédo,

2023

Erde 65


»Gaia! dich Allmutter werd’ ich besingen, dich alte

festgegründete Nährerin aller irdischen Wesen,

was die göttliche Erde begeht und was in den Meeren

was in den Lüften sich regt, genießt deine Fülle und Gnade.«

»An Allmutter Erde«, Homerische Hymnen, Herausgeber Anton Weiher

66 Elemente


Rebis, Ali Banisadr, 2023

Earth, Kiki Smith, 2012

Erde 67


Fotografie eines Geistertänzers

der Kwakwa - ka - ’wakw, USA,

Silbergelatine-Abzug,

Edward S. Curtis, 1910–14

Wildeman op een eenhoorn (»Wodwo

oder der Grüne Mann auf einem

Einhorn«), Meister des Amsterdamer

Kabinetts, 1473–77

68 Elemente


»Erheb dich und leg dein Laub an,

und werd’ geseh’n

Tritt vor, wie die Frühlingszeit,

frisch und grün.«

Robert Herrick, »Corinna’s Going a Maying«, Hesperides, 1648

Erde 69


Garten, Entwurf für einen

Teppich, Gunta Stölzl,

nicht datiert

Rooting, Reborn-Art Festival, Miyagi,

Japan, Damien Jalet, mit dem Tänzer

Aimilios Arapoglou, Fotografie von

Yoshikazu Inoue, 2019

70 Elemente


»Ah, wer soll diese fiebrigen Kinder stillen?

Wer dieses rastlose Forschen rechtfertigen?

Wer das Geheimnis der teilnahmslosen Erde aussprechen?«

Walt Whitman, »Durchfahrt nach Indien«, Grasblätter, 1891–92, Übersetzung Jürgen Brôcan

Erde 71



2.

Wasser

»Nichts in der Welt ist weicher

und schwächer als Wasser,

und doch nichts

was Hartes und Starkes angreift,

vermag es zu übertreffen.

Es gibt nichts,

wodurch es zu ersetzen wäre.« ❉

»Naruto-Strudel, Provinz Awa«,

aus der Serie Rokujūyoshū meisho

zue (»Ansichten berühmter Orte

der mehr als 60 Provinzen«),

Utagawa Hiroshige, ca. 1853

Lao Tse, Tao Te King,

6. Jahrhundert v. Chr.,

Übersetzung von

Victor von Strauss


»La terre, ses fleuves et ses rivières« (»Die Erde, ihre

Flüsse und ihre Ströme«) aus einer französischen

Übersetzung des Livre des propriétés des choses (»Über

die Ordnung der Dinge«) von Bartholomaeus Anglicus,

illustriert von Evrard d’Espinque, 1479–80

Wasser, eine der stärksten

Mächte der Erde, kann in

Minutenschnelle zerstören,

was in seinem Weg liegt,

und ist dennoch der

Ursprung und Bewahrer

allen Lebens. Es bedeckt mehr als 70 Prozent

der Erdoberfläche und hat die Kraft, die

Landschaft zu formen, passt sich aber zugleich

jedem Behältnis an. Seine aristotelischen

Eigenschaften sind nass und kalt und in der

Theorie der Korrespondenzen ist es dem

Winter und der Weisheit des Alters zugeordnet,

dem phlegmatischen Temperament, das

ruhig und nüchtern ist, sowie Neptun, dem

römischen Meeresgott. Es ist mit dem

Sakralchakra oder Svadhisthana verknüpft,

dessen Merkmale Fluidität, Anpassbarkeit und

Kreativität sind. In der Alchemie ist es eine

weibliche Energie und repräsentiert Intuition.

In vielen Mythologien steht Wasser für

das Chaos am Beginn der Schöpfung. Aus

dem Urgewässer formen die Schöpfergötter

die Welt, ein Prozess, der das Entstehen der

Ordnung aus dem Chaos darstellt. In der

frühen griechischen Mythologie war die Erde

eine Scheibe, umgeben vom kosmischen

Fluss Okeanos. Als Urgewässer war Okeanos

die unerschöpfliche Quellen allen Lebens.

Von den olympischen Göttern beherrschte

Poseidon, ein Bruder des Zeus, die Meere.

Man glaubte, er sei von der Okeanos-Tochter

Kapheira aufgezogen worden. Er konnte die

Wellen aufrühren, Stürme heraufbeschwören

und Erdbeben verursachen. Er besaß Macht

über Seen und Quellen, nicht jedoch über

Flüsse, die ihre eigenen Gottheiten hatten.

Der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebende

griechische Philosoph Thales von Milet hielt

Wasser für das allen Stoffen zugrunde liegende

Element. Er beobachtete eine Insel, die am

Horizont zu steigen und zu fallen schien, und

schloss daraus, dass Erde aus Wasser kondensiert

und von diesem aufgelöst werden kann.

Weiterhin glaubte er, dass Flüsse und Meere

durch die Wolken miteinander verbunden

wären, Wasserdampf, der sich um die Erde bewegt,

und Regen, Hagel und Schnee erzeugt.

Flutmythen gibt es weltweit. Manche sind

Teil einer Schöpfungsgeschichte, während

andere einen Neuanfang für die Menschheit

bedeuten. Zornig über die Sündhaftigkeit der

Menschen schickt Gott eine zerstörerische

Flut, rettet aber eine Person – in der Genesis

Noah, im Gilgamesch-Epos Utnapischtim, in

der griechischen Mythologie Deukalion – und

deren Familie und gibt der Menschheit eine

zweite Chance. Ein Echo dieser Flutmythen

findet sich in vielen religiösen Reinigungsriten.

74 Elemente


Olla (Wasserkrug) mit Regenvogel, Zuni- (A:shiwi)

Pueblo, New Mexico, USA, 1850–60

Im Hinduismus wird die Göttin Ganga durch

den Ganges verkörpert, und jeder, der in ihm

badet, wird von seinen Sünden gereinigt. Bei

der christlichen Taufe wird der Täufling mit

Wasser besprenkelt oder untergetaucht. Im

Shintoismus wie im Islam müssen Besucher

sich waschen, wenn sie einen Andachtsort

betreten.

Regengötter brachten lebensspendendes

Wasser für die Saaten, aber auch reißende Fluten.

Viele Wettergötter waren zugleich Fruchtbarkeitsgötter.

Bei den Griechen war Zeus

der Gott des Himmels mit Regen, Blitz und

Donner. Die Azteken glaubten, dass der Regenund

Fruchtbarkeitsgott Tlaloc im Zorn Fluten

senden würde, und opferten ihm Menschen,

um ihn zu besänftigen. Bei den Navajo im

Südwesten der USA bringt der Gott Tonenili

Regen, Schnee und Eis.

In der chinesischen Mythologie wurde das

Wasser von Drachen kontrolliert, die auch

Wolken ausatmeten. Man glaubte, Yinglong

bringe den Regen – er schlief den ganzen Winter

lang und erwachte in der Regenzeit. Bereits

im 6. Jahrhundert v. Chr. enthielten chinesische

Regenrituale einen Modelldrachen aus

Papier oder Stoff auf einem Holzrahmen, der

bei Prozessionen von Tänzern getragen wurde.

Viele echte und eingebildete Gefahren warteten

auch auf Seefahrer. In Homers Odyssee

werden Odysseus und seine Männer in der

Straße von Messina zwischen der italienischen

Halbinsel und Sizilien von Skylla und Charybdis

bedroht. Skylla war ein sechsköpfiges

Ungeheuer, das Seeleute fraß, und Charybdis

ein riesiger Strudel, der alles einsaugte, was in

seine Nähe kam. Schiffe mussten sich einen

Weg zwischen den beiden hindurch bahnen. Sie

waren aber nicht die einzigen Bedrohungen. In

manchen Mythologien musste bei der Trennung

von Erde und Wasser ein Wesen besiegt

werden, das der Geburt der neuen Welten widerstand

und in den Tiefen des Meeres lauerte.

Viele Seefahrernationen kennen Mythen über

Seeschlangen und Meerdrachen. Einige, wie

die vom Kraken der skandinavischen Folklore

und der Lusca der Karibik, berichten von

einem riesigen tintenfischartigen Wesen, das

Schiffe angriff und zum Kentern brachte.

Eines der ältesten dieser Fabelwesen ist

die Meerjungfrau, die auf dem Mythos von

Atargatis, der syrischen Göttin des Mondes,

der Fruchtbarkeit und des Wassers beruht. Sie

war berühmt für ihre Schönheit. Griechische

Händler verbreiteten ihren Kult im ganzen

Mittelmeerraum, wo sie als eine Form der

Aphrodite galt. Es hieß, dass Atargatis in einen

See tauchte, weil sie die Form eines Fisches annehmen

wollte. Die Götter wollten ihr jedoch

nicht ihre Schönheit nehmen. So behielt sie

ihren menschlichen Körper und erhielt nur

einen Fischschwanz. Der Glaube an sie war so

tief verwurzelt, dass Christoph Kolumbus im

Januar 1493 von der Sichtung dreier Meerjungfrauen

vor der Küste der Insel Hispañola

berichtete – vermutlich waren es Seekühe.

Wasser 75


»Diese Landschaften aus Wasser und Spiegelungen

sind eine Obsession geworden.«

Claude Monet, Brief an Gustave Geffroy, 11. August 1908

76 Elemente


Der Sumpf, Gustav Klimt, 1900

Seerosen, Claude Monet, 1922

Wasser 77


Index

Seitenverweise auf Illustrationen

sind kursiv gesetzt.

Aboriginal-Australier 50, 51

Aëtius 120

Ägypter, alte 10, 10, 36, 36, 38, 64

af Klint, Hilma 30, 233, 233

Agni 165

Agrippa, Heinrich Cornelius 9, 17

Akupunktur 18, 19

Alchemie 14, 22–8, 24–5, 30, 31,

74, 120, 159, 165, 204

al-Farabi, Abu Nasr 17

al-Qazwini, Zakariya 175

Anaxagoras 173, 204

Anaximander von Milet 120

Anaximenes von Milet 11, 120

Anderson, William J. 102

Anrach, George 31

Aquin, Thomas von 205

Arapoglou, Aimilios 46, 71

Archetypen 6

Aristophanes 121

Aristoteles 11–16, 23, 28, 37, 120,

204–5

Astralebene 211

Astrologie 29

Atem 120

Ayurvedische Medizin 28

Azteken 75

Baadjo, Miriam 215

Ba’al-Zyklus, Ugaritische Texte 82

Ballen, Roger 150

Ballons 155, 155, 158, 159

Banisadr, Ali 66

Bartholomaeus Anglicus 74

Bartholomew, Ralph 188

Beaver, George 130

Benali, Ghalia 56

Bening, Simon 109

Bensley und Dipré 226

Besant, Annie 210, 211

Bibel 35

Biggs, Emma 48

Blake, William 20, 20, 176

Bloemaert, Cornelis 7

Blutkreislauf 28

Bonnard, Pierre 91

Bourke-White, Margaret 132

Brandt, Nick 86, 87

Brehm, Alfred Edmund 88

Breu, Jörg, der Ältere 16

Brueghel, Jan, der Ältere 128–9

Buckham, Alfred G. 147

Buddhismus 28–9, 120, 165, 205

Burryman 37

Byron, Lord 235

Cabrera, Albarrán 134

Caillebotte, Gustave 90

Carson, Rachel 112

Cavendish, Margaret 122

Ceres 37, 40, 41

Cerne Abbas Giant 63, 63

Chakren 29, 29, 37, 74, 120, 165, 204

Chaos 6, 7, 10, 28, 29, 36, 74

Chicago, Judy 187

Chinesische Mythologie 75,

126, 192

Chinesische Philosophie 29, 120

Christentum 74–5

Cobbing, William 55

Coleridge, Mary 197

Colquhoun, Ithell 173

Cornell, Joseph 61

Craxton, John 12–13

Curtis, Edward S. 68

Dädalos 121, 142

Dafydd ap Gwilym 136

Dampfmaschinen 96, 96

Dan-Volk 170, 170

Dante Alighieri 226, 227

Darédo 65

Davey, Frank 102

de la Tour, Georges 186

de Monchaux, Cathy 44

de Sazo, Serge 158

Delacroix, Eugène 106

Deller, Jeremy 143

Demeter 36–7, 40

Descartes, René 205

Dezsö, Tamas 141

Dickinson, Emily 48

Dicko, Saïdou 112

Dodekaeder 11, 204

Donner 120, 121, 126, 126–7, 130,

130, 144–5

Dove, Arthur 101

Drachen 75, 110, 164

Drachen (Papier) 121

Drinkwater, Shane 205, 238

Durvasula, Nicola 231

Eddington, Arthur 203, 223

Eisberge 103

Ektoplasma 208, 208

Elektrizität 216, 224

Eliot, T. S. 57, 95

Emin, Tracey 45

Empedokles von Agrigent 11, 204

Energie 29, 120

Engel 17, 22, 23, 53, 205, 212

Erdtaucher 10

Ermengau, Matfre 23

Ernst, Max 207

Evans, Oliver 96

Evans, Walker 60

Ferrari, Francesco 82

Ferrier, Sophie 54

Feste, jahreszeitliche 37

Feuerbekämpfung 168, 169, 177, 185

Feuerwerke 182–3

Fidschi 86

Fischer, Ernst Peter 233

Fliegen 121, 121, 131, 135, 142,

142–3, 147, 151, 155, 159

Florus 179

Fludd, Robert 1, 28, 28

Flutmythen 74

Fotografie

Geist 217, 237

Kirlian- 225

Fra Angelico 53

Freneau, Philip 159

Friedrich, Caspar David 83

Frissell, Toni 97

Fruchtbarkeitsmythen und

-rituale 36–7, 38, 40, 75

Fushimi 144

Gaia 10, 36

Galaxien 211

Galen 17, 23, 28, 165

Geistertänzer 68

Geistfotografie 217, 237, 237

Geoglyphen 63

Geometrie 11, 11, 32

Gibran, Kahlil 133

Gill, Madge 220

Gimpel, Léon 155

Gleichgewicht 6, 16, 18, 23, 24,

28, 164

Gleichgewicht, persönliches 6

Godzilla vs. Hedorah (Film) 160

Goya, Francisco de 142

Griechen, alte 6, 10–11, 16, 36–7,

38, 74, 75, 120–1, 164, 173, 204

Grüner Mann 38, 39, 59, 69

Guieb, Christina 82

Guillaume, Elsa 103

Haeckel, Ernst 89

Harmonie 6, 22, 23, 29, 53

Hayat, Yasmin 15

Heißluftballons 155, 155, 159

Hellseherei 211

Hepworth, Barbara 81

Heraklit von Ephesos 11, 164, 204

Hermes Trismegistus 17

Herrick, Robert 69

Hesiod 10, 178, 204

Hesse, Herman 92

Hillier, Dan 64

Hinduismus 28, 37, 74, 107, 120,

165, 192, 193, 204

Hippokrates 16

Hokusai 93, 164

Holzman, Andy 200

Homer 66, 75, 120–1, 157

Homer, Winslow 116

Hopi-Mythologie 36

Houghton, Georgiana 244, 245

Hubble-Weltraumteleskop 228,

229, 246–7

Hügelfiguren 63, 63

Hurrikane 124

Ibn Hayyān, Jābir 23, 28

Ikaros 121, 142

Ikosaeder 11

Indigene Amerikaner 10, 36, 75,

120, 130

Inka 36

Inoue, Yoshikazu 46, 71

Islam 75, 219

Jahreskreis 37

Jahreszeiten 37

Jainismus 165

Jalet, Damien 46, 71, 82

Jansson, Jan 118

Japanische Mythologie 37, 110, 111,

126, 126–7, 144–5, 164, 204

Joubert, Jean 26–7

Juvenal 185

Kahanamoku, Duke 102

Kahn & Selesnick 39, 58

Kālidāsa 121

Keltische Mythologie 37

Kepler, Johannes 239

Kermina Suzani 40

Kette der Wesen 17, 22, 22, 205

Kirlian, Semjon und Walentina 225

Klee, Paul 197, 206

Klein, Yves 162

Klimawandel 86

Klimt, Gustav 76

»Knochen«-Musik 213, 213

Knopf, Solange 202, 241

Knowlton, Charles 184

Kobayashi Issa 183

Körpersäfte 16–17, 17, 23, 24,

28, 37

Kolumbus, Christoph 75

Korrespondenzen, Theorie der

22, 120, 165

Kourbaj, Issam 191

Krakatau 101

Krishna 107, 214

Kugeln, himmlische 16, 17, 204

Kuma, Kengo 154

Kunz, Emma 243

Kusakabe Kimbei 177

Kyeser, Konrad 156

Lang, Bernhard 117

Langer, Susanne K. 163

Lao Tse 73

Le Rossignol, Ethel 225

Leadbeater, Charles Webster

210, 211

Lee, Sammy 234

Lee, Wellington 236

254 Elemente


Le Gray, Gustave 96

Leiter, Saul 113

Leonardo da Vinci 121, 142

Leunig, Minna 51

Lincoln, Mary Todd 237

Logos 17

London 124, 125

Longfellow, Henry Wadsworth

14, 216

Luftschiffe 150, 151

Lukrez 42

Makrokosmos 17, 22, 23, 28

Man Ray 105, 209

Māori-Legende 164

Mariette, Gregoire 33

Masken 125–6, 170

Maude, John 208

Māui 10, 164–5

McCurry, Steve 171

Medjdoub, Latifa 43

Medizin

Ayurvedische 28

Paracelsus 23–8

vier Körpersäfte 16–17

Meer 72, 75, 78–81, 82, 83–5, 86,

87, 92, 94–6, 98, 100–1, 101, 102,

103, 106, 110, 121

Meerjungfrauen 75

Melville, Herman 98

Menschen als Mikrokosmos 17,

22, 23, 28

Merchant, Rithika 165

Metalle 23, 28

Meyerowitz, Joel 180

Michel de Marolle 7

Mikrokosmos 17, 22, 28

Milton, John 166

Mineralien 62

Mixtekische Kultur 110

Mond 173

Mondrian, Piet 157, 230

Monet, Claude 76, 77

Montgolfier-Brüder 155

Mori Yūzan 94

Muir, John 207

Müller, Jodocus 159

Mumler, William, H. 217, 237

Munch, Edvard 92

Musik, verbotene 213

Mutter Erde 10, 36

Muybridge, Eadweard 121

Nash, Paul 218

Navajo-Volk 75

Nawa, Kohei 46, 82

Neidköpfe 18

Neuseeland 10

Nevinson, C. R. W. 95

Newcomen, Thomas 96

Newton, Isaac 205

Nietzsche, Friedrich 195

Nordische Mythologie 36, 120, 121

Nymphen 99

Ogata Korin 144–5

Okanaga-Volk 36

Okeanos 74

Oktaeder 11

O’Keeffe, Georgia 122

Olmsted, Joseph 246–7

Opfer 36, 64, 75, 165, 193

Oppenheim, Meret 86

Orozco, José Clemente 167

Ortiz, Izabella 57

Oshima, Chika 100

Osswald, Franz Max 136

Otik, Holland 54

Ozeane. Siehe Meer

Paganismus 37, 38

Paracelsus 23–8, 109

Paradies 53

Persephone 36–7

Pfinzing von Henfenfeld, Paul 11

Pflanzen 36–7, 38, 52, 201

Phillips, Jayne Anne 191

Phoenix 190

Piri Reis 108

Pitcher, Jeff 59

Planeten 16, 17, 23, 28, 173, 205,

246–7

Platon 11, 17, 22, 205

Plinius der Ältere 32, 138

Poe, Edgar Allan 218

Polynesien 10, 102

Popowa, Ljubow 138

Poseidon 17, 74

Pottenstein, Ulrich von 123

Pour, Kour 21

Pythagoras 204

Qi 18, 120

Quecksilber 23, 24, 24

Quetzalpapalotl 198

Rackham, Arthur 139

Randall, Bob 51

Ravilious, Eric 63

Redon, Odile 135

Regen 75, 90, 104, 107, 115

Regenbögen 121

Reinigung 74–5

Réveillon, Jean-Baptiste 155

Rezvani, Rahi 82

Rockman, Alexis 201

Römer, alte 37, 40, 164

Röntgenstrahlen 212–13, 213

Rosenfeld, Morris 137

Rossetti, Christina 148

Rothstein, Arthur 146

Rousseau, Henri 148

Rubens, Peter Paul 179

Rūmī, Dschalāl al-Dīn Muḥ

ammad 46, 47

Ryūjin 110

Salz 23, 24, 24

Schattenwelt 11, 256

Schiffswracks 78

Schlangen 42

Schöpfungsmythen 10, 74, 121

Schrenk-Notzing, Albert von 208

Schwefel 23, 24, 24, 180

Shakespeare, William 81, 139, 140

Shawcross, Conrad 228

Shelley, Mary 175

Shelley, Percy Bysshe 134

Shintoismus 75, 164, 165

Simpson, Lorna 196

Smart, Christopher 240

Smith, Kiki 67

Smog 124, 125, 160

Sonne 37, 172, 173, 204, 221, 235

Sonnenfinsternisse 37, 173

Sowerby, James 62

Spenser, Edmund 10, 177

Spilliaert, Léon 114

Spinnenfrau 36

Spiritualismus 205, 237, 245

Spitzer, Lyman 228

Spoor, Joseph W. 172

Stanislawa P. 208

Stanley, Thomas 44, 220

Staubschüssel (»Dust Bowl«)

146, 146

Steichen, Edward 133

Stein der Weisen 28

Sterne 16, 189, 204–5, 220, 229,

235, 246–7

Stölzl, Gunta 70

Stör, Lorenz 32

Sugimoto, Hiroshi 222–3

Surfen 102, 102

Sutton, Carl 125

Sweeney, Astrid 82

Szent-Gyorgyi, Albert 88

Tagundnachtgleichen 37

Taifune 100, 120

Takamori, Akio 174

Talbot, Emma 49

Talismane 219

Tantra 232

Tasker, Dain L. 240

Tawaraya Sotatsu 144–5

Teleskope 228, 229, 239, 247

Tesla, Nikola 189, 189

Testard, Robinet 34

Tetraeder 11, 165

Thales von Milet 11, 74, 121

Theophrastus 120

Theosophie 205, 211

Thomas, Dylan 58

Thoreau, Henry David 91

Tillmans, Wolfgang 84–5

Tokio (Edo-Zeit) 168

Tornados 140

Traherne, Thomas 116

Transmutation 22–3, 165

Trevithick, Richard 96

Tria prima 23, 24, 24, 28

Trouvelot, Étienne Léopold 216

Tsukioka Yoshitoshi 169

Turner, J. M. W. 194

Umweltverschmutzung 124,

154, 160

Universum 16, 22, 204

Unterwelt 36–7, 164–5

Utagawa Hiroshige 72

Utagawa Kuniyoshi 111

Valdés, Diego 22

Valdez, Paulina Castro 195

Vallotton, Félix 149

Valmiki 106

Vasari, Giorgio 199

Vaughan, Keith 115

Veden 28–9, 165

Vivekananda, Swami 214

Vulkan 17, 164, 199

Vulkane 101, 164, 164, 174,

166, 196. Siehe auch Krakatau

Wall, Jeff 152–3

Wang Wei 114

Warhol, Andy 166

Warrender, Dorothy Etta 41

Wasserhosen 78, 79

Watt, James 96

Wettergötter 75, 110, 120, 126,

126–7, 144–5

Weyher, Charles-Louis 221

White, Clarence H. 104

Whitman, Walt 55, 60, 71

Whittaker, E. T. 242

Wicca 37, 165, 204

Wick, Johann Jacob 168

Wiederauferstehung 36

Wilde, Oscar 187

William, Didier 80

Wind 118, 120, 121, 124, 126, 132,

136, 140, 140, 144–5, 148, 149,

152–3, 156, 157

Wolken 74, 75, 78, 106, 120–1,

122–3, 134, 134, 157, 159, 161

Wordsworth, William 231

Worthington, A. M. 105

Wright, Wilbur 119

Würfel 11, 37

Wuxing 29

Wynne, Nick 181

Yeats, W. B. 30

Yoruba-Volk 37, 120, 164

Zeus 17, 37, 75, 120–1, 178

Zoas 20

Zoroastrismus 98, 165

Index 255


Danksagungen

»Es ist aber alles voll von Vorzeichen, und ein

Weiser ist, wer aus anderem anderes erkennt.«

Plotin, »Die zweite Enneade«, ca. 253–70 n. Chr.,

Übersetzung von Hermann Friedrich Müller, 1878

Dieses Buch ist Jackie gewidmet, Erlöserin der

Verlorenen und ungetrübte Quelle des Lichts in einer

unvollkommenen Schattenwelt, und gedenkt Dan Hillier

(1973–2024), einer wahrhaft elementaren Kraft und

einem verschwindend sel tenen »Edelstein vom alten

Schlag«. ❉

Thomas Browne, Hydriotaphia, Urn Burial, 1658

Ich möchte Jane Laing, Florence Allard, Georgina

Kyriacou, Tristan de Lancey, Sadie Butler, Jo Walton

und allen von Thames & Hudson danken, die an der

Umsetzung dieses Buches beteiligt waren. Ich bin

euch allen für eure wertvollen Hinweise, Einsichten

und Ermutigungen, eure Geduld und Unterstützung

unglaublich dankbar.

Darüber hinaus möchte ich allen Künstlerinnen

und Künstlern, Galerien, Museen, Institutionen,

Sammlerinnen und Sammlern sowie Stiftungen danken,

die uns so großzügig erlaubt haben, ihre Werke in diesem

Buch zu verwenden – es würde ohne sie nicht existieren.

Über den Autor

Der renommierte Bildalchemist Stephen Ellcock ist ein

in London tätiger Kurator, Autor, Forscher und Online-

Sammler von Bildern, der das letzte Jahrzehnt damit

verbracht hat, ein immer größer werdendes virtuelles

Museum für Kunst aufzubauen, das über die sozialen

Medien allen zugänglich ist. Sein immer noch laufender

Versuch, das ultimative »Kuriositätenkabinett« in den

sozialen Medien zu erschaffen, hat bisher mehr als 635.000

Follower aus der ganzen Welt angezogen.

Er ist außerdem der Autor von Unterwelten, Alles

zwischen Himmel und Erde, All Good Things, The Book

of Change, England On Fire, mit Text von Mat Osman

und Jeux de Mains, einer Zusammenarbeit mit Cécile

Poimboeuf-Koizumi.

Elemente

© 2025

Midas Collection

Ein Imprint der Midas Verlag AG

ISBN 978-3-03876-293-5

1. Auflage

Übersetzung: Kathrin Lichtenberg

Lektorat/Korrektorat: Claudia Koch

Layout: Ulrich Borstelmann

Midas Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 Zürich

Webseite: www.midas.ch, E-Mail: kontakt@midas.ch

Midas Büro Berlin, Mommsenstraße 43, D 10629 Berlin

E-Mail: berlin@midasverlag.com (GPSR)

264 Illustrationen

Titel Detail einer Illustration aus Alchymia naturalis

occultissima vera (»Die Wahre, Natürliche, Verborgene

Alchemie«), 18. Jahrhundert. Bild adaptiert aus Sammlung

Alchymistischer Schriften (German MS 3). The John

Rylands Research Institute and Library, The University of

Manchester

Rückseite Detail einer Illustration aus MS 3469, einem

Manuskript des 15. Jahrhunderts von Aristoteles’ Physica.

Bibliotheque Mazarine/© Archives Charmet/Bridgeman

Images

Buchrücken & Vorsatzpapiere Opticks #55007,

Albarrán Cabrera, 2019. Mit frdl. Genehmigung von

Albarrán Cabrera

Seite 1 Detail einer Illustration aus Utriusque cosmi

historia (»Geschichte der zwei Welten«), Robert Fludd,

1617–21

Seite 2 Illustration aus Gemma sapientiae et prudentiae,

(»Das Juwel der Weisheit und Klugheit«), ca. 1735

Englische Originalausgabe:

»Elements«, © 2024 Thames & Hudson Ltd, London

Text © 2024 Stephen Ellcock

Printed in China

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

unter www.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte

und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche

Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und

strafbar.

256 Elemente



erde, wasser, luft, feuer und äther: Nur fünf Elemente

seien, so glaubte man, aus dem ursprünglichen Chaos entstanden,

um Form und Ordnung im Kosmos zu bilden. Begleiten

Sie den Kurator und Bildalchemisten Stephen Ellcock auf

seiner spektakulären visuellen Reise zu den Grundbausteinen

der Materie. Sinnträchtige und vielfältige Werke aus zahllosen

Kulturen und Tausenden von Jahren fantasievoller und wissenschaftlicher

Forschungen demonstrieren die erhabene Schönheit,

unzähligen Eigenschaften und tiefgreifende Macht der

Elemente und enthüllen ihre mannigfaltigen Assoziationen mit

den Planeten, Jahreszeiten, Körperteilen und Sternkreiszeichen.

»Ellcock hat Bilder aus der ganzen Welt und aus allen Zeiten zu

einem Kuriositätenkabinett zusammengetragen. Es ist eine riesige

Mischung, die einer einzigen Vision folgt: den elementaren Kräften,

die die Grundpfeiler der ganzen Existenz bilden … ›Elemente‹ ist

im wahrsten Sinne des Wortes visuelle Alchemie und ein Schatz für

alle, die sich für die Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Religion

und Kultur interessieren.«

bookpage

ISBN 978-3-03876-293-5

MIDAS

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!