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Uhren mit Stil (Leseprobe)

Colin Salter Uhren mit Stil – - und ihre unglaublichen Geschichten 144 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 28.70 | CHF 34 ISBN 978-3-03876-360-4 (Midas Collection) »Uhren mit Stil« präsentiert über 30 Zeitmesser, die in der Sammlung eines jeden Uhrenliebhabers einen Ehrenplatz einnehmen würden. Von der Uhr, die US-Soldaten half, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen, bis hin zur ersten Uhr auf dem Mond, der wertvollsten »verlorenen Uhr« aller Zeiten und der Uhr, die beinahe die Schweizer Uhrenindustrie zerstörte. Jedem Modell wird ein intimes Porträt gewidmet, das zeigt, welchen einzigartigen Platz diese Uhr in der Historie verdient hat. Die bemerkenswerten Geschichten aus aller Welt handeln von Holly­wood-Stars, echten und falschen Adeligen, wagemutigen Abenteurern, Kriegs­helden, legendären Designern, Ingenieuren und vielem mehr.

Colin Salter
Uhren mit Stil – - und ihre unglaublichen Geschichten
144 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 28.70 | CHF 34
ISBN 978-3-03876-360-4 (Midas Collection)

»Uhren mit Stil« präsentiert über 30 Zeitmesser, die in der Sammlung eines jeden Uhrenliebhabers einen Ehrenplatz einnehmen würden. Von der Uhr, die US-Soldaten half, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen, bis hin zur ersten Uhr auf dem Mond, der wertvollsten »verlorenen Uhr« aller Zeiten und der Uhr, die beinahe die Schweizer Uhrenindustrie zerstörte. Jedem Modell wird ein intimes Porträt gewidmet, das zeigt, welchen einzigartigen Platz diese Uhr in der Historie verdient hat. Die bemerkenswerten Geschichten aus aller Welt handeln von Holly­wood-Stars, echten und falschen Adeligen, wagemutigen Abenteurern, Kriegs­helden, legendären Designern, Ingenieuren und vielem mehr.

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UHREN

MIT

STIL

UND IHRE

UNGLAUBLICHEN

GESCHICHEN

COLIN SALTER

MIDAS



UHREN

MIT

STIL


Uhren mit Stil

© 2025

Midas Collection

Ein Imprint der Midas Verlag AG

ISBN 978-3-03876-360-4

1. Auflage

Übersetzung: Claudia Koch, Kathrin Lichtenberg

Lektorat: Petra Heubach-Erdmann

Layout: Ulrich Borstelmann

Midas Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 Zürich

Webseite: www.midas.ch, E-Mail: kontakt@midas.ch

Midas Büro Berlin, Mommsenstraße 43, D 10629 Berlin

E-Mail: berlin@midasverlag.com (GPSR)

Englische Originalausgabe:

»Iconic Watches«

Text © 2025 Colin Salter

© 2025 Quarto Publishing plc

Printed in China

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder,

auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des

Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere

für die Erstellung und Verbreitung von Kopien auf Papier,

Datenträgern oder im Internet.


UHREN

MIT

STIL

UND IHRE

UNGLAUBLICHEN

GESCHICHTEN

COLIN SALTER

MIDAS


UHREN MIT STIL

Inhalt

Eine sehr kurze Geschichte der Zeit.........................................................................6

Breguet No. 2639 (1810)........................................................................................ 10

Die Marie Antoinette: Breguet Grande Complication No. 160 (1827)............ 14

American Watch Company Waltham 1857 (»die William Ellery«) (1857) ..... 18

Cartier Santos (1904)...............................................................................................22

Cartier Tank (1919)....................................................................................................26

Rolex Oyster (1926)...................................................................................................30

Longines Lindbergh Hour Angle (1931).................................................................34

Jaeger-LeCoultre Reverso (1931)..........................................................................38

Ingersoll Mickey Mouse (1933)...............................................................................42

Panerai Radiomir (1935)..........................................................................................46

IWC B-Uhr (1940).......................................................................................................50

American A-11 US-Militär (1942)............................................................................54

Omega Seamaster (1948)........................................................................................58

Jaeger-LeCoultre Memovox (1950)......................................................................62

Patek Philippe 2499 (1950).....................................................................................66

Blancpain Fifty Fathoms (1953)..............................................................................70

Rolex Submariner (1953).......................................................................................... 74


INHALT

Breitling Navitimer (1954)....................................................................................... 78

Rolex GMT-Master (1955)........................................................................................82

Omega Speedmaster Professional (1957)............................................................86

Junghans Max Bill (1961)..........................................................................................90

Seiko Quartz-Astron 35SQ (1969)...........................................................................94

Heuer Monaco (1969)...............................................................................................98

Audemars Piguet Royal Oak (1972)..................................................................... 102

Seiko 06LC (1973).................................................................................................... 106

Hewlett-Packard HP-01 (1977)..............................................................................110

Swatch Watch (1983)..............................................................................................114

Casio F-91W (1989)..................................................................................................118

Oakley Time Bomb (1998)...................................................................................... 122

Ulysse Nardin Freak (2001)................................................................................... 126

Hublot Big Bang (2005)......................................................................................... 130

Bulgari Octo Finissimo (2014)............................................................................... 134

Apple Watch (2015)................................................................................................ 138

Index.......................................................................................................................... 142

Bildnachweise & Über den Autor......................................................................... 144


UHREN MIT STIL

Eine sehr kurze Geschichte der Zeit

Am Anfang gab es nur Licht und

Dunkel, die beiden Zeitphasen des

Tages, die dem frühen Menschen

genügten, um zu wissen, was er

wann zu tun hatte. Für tägliche

Tätigkeiten wie Essen und Schlafen

war das in Ordnung. Für weniger

häufige Ereignisse gab es den Mond

in all seinen Phasen. Der Mond, die

Gezeiten und der Menstruationszyklus

lieferten Anhaltspunkte für

die vergehende Zeit, und für die

wirklich langfristigen Dinge gab es

die Jahreszeiten.

Erst als wir Einteilungen innerhalb eines Tages

benötigten, musste die Menschheit erfinderisch werden.

Die Sonnenuhr hatte ihre Grenzen – zum Beispiel

bei Wolken oder nachts. Eine frühe Lösung war

das Abbrennen von Kerzen – eine Wachssäule mit

einem bestimmten Durchmesser brennt mit einer

ungefähr vorhersehbaren Geschwindigkeit von so

und so vielen Zentimetern pro Stunde ab.

Viele Jahrhunderte lang war eine Stunde eine

ausreichend kleine Einheit, um die Arbeitszeiten

oder die religiösen Gebete des Tages zu bestimmen.

Die ersten mechanischen Uhren, die durch Wasser

oder Federn angetrieben wurden, zeigten nur Stunden

an, aber die Erfindung des Pendelwerks in der

Mitte des 17. Jahrhunderts ermöglichte eine Genauigkeit

von etwa einer Minute pro Tag.

Der menschliche Erfindungsreichtum führte dazu,

dass die ersten Sekundenanzeigen auf Uhren in den

1670er-Jahren auftauchten, lange bevor irgendjemand

außer den Alchemisten einen Nutzen aus

einer solch kleinen Messung zog. Um 1800 stellten

die besten Uhrmacher bereits Stoppuhren her, die

Hundertstelsekunden messen konnten.

Tragbare Uhren

Es gibt größere und kleinere Uhren, aber man muss

in Sichtweite einer Uhr sein, um die Zeit ablesen zu

können. Taschenuhren waren die ersten tragbaren

Zeitmesser und ermöglichten es beispielsweise, die

Länge einer Reise zu messen. Eine tragbare Uhr

ermöglichte es einem Seemann, die Zeit an Deck

abzulesen und sie dem Navigator unter Deck zu

übermitteln. Der in der Schweiz ansässige Uhrmacher

Ulysse Nardin machte sich mit der Herstellung

solcher Schiffschronometer einen Namen.

Die älteste bekannte Armbanduhr (S. 10) war

kaum mehr als ein animiertes Schmuckstück, das in

ein bunt verziertes Armband eingebaut war. Die Uhr,

die an »Haar mit eingeflochtenen Goldfäden, einem

einfachen goldenen Schloss und einem zweiten,

ebenfalls mit Gold geflochtenen Armband« befestigt

war, wurde 1810 von dem legendären Pariser Uhrmacher

Abraham-Louis Breguet für die Königin von

Neapel hergestellt.

Es ist durchaus angemessen, dass die Uhrenindustrie,

deren Geschäft die Zeit ist, weiterhin diejenigen

verehrt, die ganz am Anfang ihrer Zeitrechnung

stehen. Breguet ist einer von vielen frühen

Handwerkern, deren Namen in den heutigen Marken

weiterleben. Zu den anderen gehören Blancpain,

Patek Philippe, Panerai, Jaeger-LeCoultre und

6


EINE SEHR KURZE GESCHICHTE DER ZEIT

Junghans, deren Geschichte zwischen 150 und

200 Jahre zurückreicht.

Nach der Königin von Neapel waren Uhren ein

Jahrhundert lang vor allem das Luxusaccessoire der

Frauen, sei es am Handgelenk oder in einer Brosche.

Marie Antoinette trug drei Uhren, die über ihre Kleidung

verteilt waren, obwohl sie nie dazu kam, die

Uhr zu tragen, die ihren Namen trägt (S. 14) – diese,

ebenfalls von Breguet hergestellt, wurde erst nach

ihrem unglücklichen Tod fertiggestellt, und die

Geschichte ihrer Reise, ihres Verschwindens und

ihrer Wiederentdeckung von damals bis heute hat

alle Elemente eines großen Historiendramas.

Männer trugen keine Armbanduhren. Männer

waren die Arbeiter der Welt, die sich draußen im harten

Arbeitsalltag die Hände schmutzig machten. Ob

beim Scheren eines Schafes oder beim Schwingen

eines Säbels, die Handgelenke der Männer waren zu

anfällig für Schläge, als dass sie eine Uhr hätten tragen

können. Taschenuhren waren unter den Männern

weit verbreitet. Sie wurden sicher in der Westentasche

verstaut und mit einem Handgriff

hervorgeholt, wenn eine Zeitkontrolle erforderlich

war. Die American Watch Company (S. 18) stellte die

Taschenuhr her, nach der angeblich die Züge in Amerika

fuhren. Ein Jahrhundert später wurde die Omega

Railmaster entwickelt, um denselben Markt sowie

andere Ingenieure und Physiker anzusprechen.

Soldaten, Piloten und Taucher

Der Erste Weltkrieg, die erste Bewährungsprobe der

»modernen« Kriegsführung, forderte Menschenleben

in einem unvorstellbaren Ausmaß. Wie alle

Kriege förderte er jedoch Innovationen und regte

Veränderungen im menschlichen Verhalten an. Groß

angelegte, koordinierte Angriffe auf den Feind erforderten

ein synchronisiertes Timing der vielen beteiligten

Einheiten; gleichzeitig mussten die Soldaten

an der Front die Hände frei haben, um im richtigen

Moment in Aktion zu treten.

Als Vorbild diente ihnen vielleicht das Heer von

Krankenschwestern, die sie zusammenflicken und so

schnell wie möglich wieder an die Front bringen

mussten – Krankenschwestern hatten bereits die

Angewohnheit, ihre Uhren am Handgelenk oder am

Revers zu tragen. Armbanduhren für Männer erlebten

während dieses Konflikts einen Aufschwung,

während der Absatz von Taschenuhren für den Rest

des 20. Jahrhunderts langsam zurückging. Eine der

ersten Gruppen von Männern, die die Vorteile einer

Armbanduhr erkannten, waren die Piloten. Die Fliegerei

steckte noch in den Kinderschuhen, und es gab

viele mechanische Bedienelemente in den Flugzeugen.

Die Piloten wagten es nicht, die Hände von der

Steuerung zu nehmen, um eine Uhr zu lesen, und

doch waren sie, wie die Seeleute vor ihnen, auf die

Zeit angewiesen, um das Flugzeug genau zu navigieren

und zu wissen, wann ihnen der Treibstoff ausging.

Die 1904 von Louis Cartier für seinen Freund,

den Pionierpiloten Alberto Santos-Dumont, entworfene

Uhr (S. 22) ist die erste Fliegeruhr und – aus

dem Hause Cartier – ein Designklassiker. Die Longines

Lindbergh Hour Angle (S. 34) war ein weiterer

früher Beitrag zur Herausforderung der Navigation

in der Luft.

Nun, da Männer Uhren trugen, begann man

ernsthaft mit der Entwicklung von Spezialuhren für

bestimmte Tätigkeiten. Einer der ersten Bereiche, in

denen Innovationen entwickelt wurden, waren Taucheruhren.

Das Eindringen von Wasser in die winzigen

mechanischen Teile einer Uhr bedeutete Rost

7


UHREN MIT STIL

und das Ende der Uhr, und mehrere Hersteller hatten

sich im 19. Jahrhundert mit dem Problem der

Wasserdichtigkeit auseinandergesetzt. Rolex beanspruchte

1926 mit seiner berühmten Oyster Watch

den Preis für absolute Wasserdichtigkeit für sich

(S. 30). Aber es ist eine Sache, den Regen abzuhalten,

und eine andere, dem Wasserdruck in einer Tiefe von

30 m, 20 m oder sogar 10 m unter der Meeresoberfläche

standzuhalten.

Das Streben nach einer zuverlässigen Taucheruhr

wurde wiederum durch militärische Aktionen

beflügelt. Taucher waren an einigen der gewagtesten

verdeckten Spionageaktionen des Ersten Weltkriegs

beteiligt, und Omega, Rolex und Blancpain sind seither

friedliche Rivalen bei der Perfektionierung der

Taucheruhr. Die Omega Marine übertrumpfte 1932

die Rolex Oyster, als sie in 75 m Tiefe auf dem Grund

des Genfer Sees getestet wurde. Einige Taucheruhren,

wie die Panerai Radiomir (S. 46), waren so effektiv,

dass sie als Militärgeheimnis galten – die Panerai,

die ursprünglich für die geheimen Unterwasserangriffe

der italienischen Marine auf britische Schiffe

entwickelt wurde, ging schließlich 1993 an die

Öffentlichkeit. Das russische Pendant, die Vostok

Amphibia, war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion

1991 gezwungen, neue Märkte zu finden.

Eine Bewegung

Eine Sache, die die Uhrmacher noch nicht beherrschen,

ist das Perpetuum Mobile. Es muss eine Energiequelle

vorhanden sein, damit sich die Zeiger drehen.

Das Uhrwerk, das von einer sich abwickelnden

Feder angetrieben wurde, die jeden Tag oder jede

Woche neu aufgezogen werden musste, war effektiv,

und es wurde zur Gewohnheit, die Uhr als Letztes

am Abend aufzuziehen. Es gibt viele Uhrenpuristen,

die immer noch behaupten, dass eine mechanische

Uhr mit Handaufzug die einzig richtige ist.

Für diejenigen unter uns, die entweder vergaßen,

ihre Uhren aufzuziehen, oder sie zu sehr aufzogen

und die Feder beschädiGten, war die

Entwicklung der Automatikuhr ein Geschenk des

Himmels. Die Idee, die Bewegung des Handgelenks,

an dem die Uhr getragen wird, zu nutzen, wurde im

Laufe der Zeit von vielen Herstellern erforscht, und

selbst zur Zeit Marie Antoinettes gab es Versuche,

das Problem zu lösen. Dem großen Breguet gelang

es, eine Perpétuelle, wie die Franzosen sie nannten,

mit einer Schwungmasse herzustellen, die allerdings

so sperrig war, dass sie in einer großen Taschenuhr

untergebracht werden musste.

Die Ehre, die erste zuverlässige Automatikuhr

zu entwerfen, gebührt einem stillen Engländer, John

Hardwood, der im Ersten Weltkrieg kämpfte und

danach ein ewiges Uhrwerk erfand, inspiriert – wie

er sagte – durch den Anblick zweier Kinder, die auf

einer Wippe spielten. Er nahm die Idee mit in die

Schweiz, wo sie in Produktion ging, aber durch die

Weltwirtschaftskrise, die bald nach ihrer Einführung

einsetzte, ruiniert wurde. Rolex griff das Konzept

von Hardwood auf und brachte 1931 das erste

erfolgreiche Automatikwerk der Welt in einer Version

der Oyster auf den Markt.

Ein winziger Kristall

Wie jeder andere Wirtschaftszweig mussten auch die

Uhrmacher immer mit den Anforderungen von

Finanzen, Wirtschaft und Mode fertig werden.

Einige wie Hardwood gingen unter, viele andere

überlebten. Doch eine einzige Entwicklung in der

Art und Weise, wie Uhren angetrieben wurden,

drohte die gesamte traditionelle Uhrenindustrie fast

über Nacht zu zerstören.

Die Ankunft der Quarzuhr aus Japan in Form

der Seiko Quartz-Astron 35SQ (S. 94) war ein Erdbeben.

Dabei war die Technologie, die dahinter

steckte, schon fast hundert Jahre alt – Pierre Curie,

der Ehemann der noch berühmteren Marie, hatte

1880 die piezoelektrischen Eigenschaften von Quarz

entdeckt, und die großen Unternehmen der Schweizer

Uhrenindustrie versuchten seit 1962, sie in einer

Armbanduhr nutzbar zu machen.

8


EINE SEHR KURZE GESCHICHTE DER ZEIT

Seiko gewann das Rennen mit einer Uhr, die das

Äquivalent eines mittelpreisigen Familienautos kostete.

Doch der Preis sank bald, und die traditionellen

Schweizer Hersteller konnten einfach nicht mehr

mithalten. In der sogenannten Quarzkrise zwischen

1970 und 1983 sank die Zahl der unabhängigen

Uhrenhersteller von 1.600 auf 600, und die Zahl der

Beschäftigten, die 1970 noch 90.000 betrug, ging bis

1988 auf 28.000 zurück.

Zu ihrem großen Verdienst und mit ein wenig

Druck seitens der Schweizer Banken, die Angst hatten,

alles zu verlieren, gelang es der Schweiz, das, was

von ihrer Uhrenindustrie übrig geblieben war, neu

zu organisieren und zu konsolidieren. Viele der

wichtigsten überlebenden Unternehmen schlossen

sich zur späteren Swatch Group zusammen. Da sie

nicht in der Lage waren, mit Japan über den Preis zu

konkurrieren, führten sie die traditionelle Uhr in

den gehobenen Markt ein. Uhren, die ursprünglich

als Luxusaccessoires für wohlhabende Frauen

gedacht waren, richteten sich nun direkt an wohlhabende

Herren und wurden mit anderen Luxusaktivitäten

wie schnellen Autos und Sport in Verbindung

gebracht. Heute sind nicht mehr alle, die Taucherund

Fliegeruhren tragen, Taucher und Piloten, sondern

die Uhren, die sie tragen, fördern Image,

Männlichkeit und Erfolg. Vielleicht ist es ein Zeichen

für die größere Gleichberechtigung der

Geschlechter, dass Hublot 2008 eine Damenversion

seiner Macho-Uhr Big Bang (S. 130) auf den Markt

brachte, die heute 28 Prozent des Umsatzes ausmacht.

Am bekanntesten ist die Swatch Group natürlich

für die Swatch-Uhr (S. 114), eine kluge Entwicklung,

die ein sehr einfaches Kernwerk – eine Swatch

hat nur 51 Komponenten – mit unendlicher Austauschbarkeit

von Farbe und Design kombiniert. Sie

ist die Antwort der Gruppe auf die japanische Quarzuhr,

und mit einer Reihe von neuen Designs und

limitierten Auflagen hat sie ihren eigenen Beitrag

zum Überleben der Schweizer Industrie geleistet.

Zukunft und Vergangenheit

Allerdings hat sie noch einen weiten Weg vor sich,

um mit der Casio F-91W (S. 118) zu konkurrieren,

die seit ihrer Einführung im Jahr 1989 mehr als 100

Millionen Mal verkauft wurde und in einigen Ländern

heute noch genauso viel kostet wie damals. Die

Digitaluhren waren eine weitere Herausforderung

für die traditionelle Industrie, und jetzt sind es auch

die Smartwatches. Manchmal hat man das Gefühl,

dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis alle

Funktionen von Uhren, Telefonen, Computern und

Gesundheitsmonitoren in einem Chip vereint sind,

der irgendwo in unserem Kopf implantiert ist.

Die Handwerkskunst und die Geschichte der

modernen Uhrenindustrie spiegeln sich in den Zeitmessern

selbst wider. Sie zeugen von Einfallsreichtum,

Innovation und Stil. Die großartigsten Entwürfe

verkörpern ironischerweise Zeitlosigkeit und

eine Schönheit, die nicht von der Mode beeinflusst

wird. Alles, was selten ist, ist sammelwürdig, und mit

einer Geschichte, die mehr als ein Vierteljahrtausend

zurückreicht, sind Uhren heute ein Objekt der

Begierde für Menschen mit einem Sammler-Gen.

Eine Uhr muss nicht teuer oder gar selten sein, um

ein Sammlerstück zu sein, und die individuelle

Geschichte einer Uhr kann ebenso viel zu ihrem

Wert beitragen wie ihre Seltenheit. Für den Besitz

von Uhren, die zum Beispiel John Lennon (S. 66)

und Marie Antoinette gehörten, wurden bereits Verbrechen

begangen.

Dieses Buch befasst sich mit einigen Meilensteinen

in der Geschichte der Uhren – den innovativen,

den teuren, den schönen und, wie im Fall der Micky-

Maus-Uhr (S. 42), den beliebten. Welche Uhr Sie

auch immer tragen, sie ist das Produkt von 250 Jahren

genialer menschlicher Bemühungen; nehmen Sie

sich die Zeit, sie zu genießen, genau wie dieses Buch.

9


UHREN MIT STIL

Breguet No. 2639 (1810)

Passenderweise war die erste

Armbanduhr der Welt eine, die

eine Königin tragen konnte – und

nicht irgendeine, sondern die

Schwester eines Kaisers. Leider ist

die Uhr verloren gegangen, aber

dank der beeindruckenden Buchführung

des Herstellers im 19. Jahrhundert

wissen die Historiker viel

über die Uhr Nr. 2639.

Abraham-Louis Breguet, 1747 in der Schweiz geboren,

war der beste Uhrmacher seiner Zeit. Seine Mutter

heiratet nach dem frühen Tod des Vaters erneut,

und vielleicht mochte Breguet seinen Stiefvater

Joseph Tattet, einen Uhrmacher mit einem Ausstellungsraum

in Paris, nicht. Jedenfalls widersetzte sich

der junge Abraham-Louis erst mal den wohlmeinenden

Versuchen von Tattet, ihn für das Geschäft zu

interessieren und ihm einen guten Start in einem

handwerklichen Beruf zu ermöglichen.

Mit 15 Jahren willigte er jedoch ein, bei einem

Uhrmacher in Versailles in die Lehre zu gehen. 1762

ist das französische Königshaus noch an der Macht,

und die Uhrmacher scharen sich natürlich um den

königlichen Palast in Versailles, in der Hoffnung,

einen Auftrag zu ergattern. Breguet zeigte während

seiner Lehrzeit großes Geschick und wurde noch

während seiner Anstellung König Ludwig XVI. vorgestellt,

für den er mehrere Aufträge ausführte, darunter

eine beeindruckende Taschenuhr mit Automatikaufzug,

eine Perpétuelle.

Da er erst nach Abschluss seiner Ausbildung

heiraten durfte, entschied er sich für die Tochter

eines wohlhabenden bürgerlichen Kaufmanns. Ihre

Mitgift reichte aus, um seine Werkstatt am Quai de

l‘Horloge – dem Uhrenplatz – im Herzen von Paris

einzurichten, wo er bis an sein Lebensende tätig war.

Nach der Französischen Revolution von 1789

hatte Breguet das Glück, nicht wegen seiner Verbindung

zum gestürzten Königshaus belangt zu werden.

Er stand zwar auf der Liste für die Guillotine, aber

eine glückliche Freundschaft mit dem Revolutionsführer

Jean-Paul Marat, der aus demselben Teil der

Schweiz stammte, half ihm, diesem grausamen

Schicksal zu entgehen.

Breguet erfand mehrere geniale Verbesserungen

an den Mechanismen von Uhren und Taschenuhren.

Sein Ruf als geschickter Handwerker kam ihm

im nachrevolutionären Frankreich zweifellos zugute,

und wo einst Könige und Königinnen ihn beauftragten,

klopfte nun der Kaiser von Frankreich an die

Tür seiner Werkstatt. Napoleon Bonaparte bestellte

bei Breguet zahlreiche Chronometer, die er auf seinen

Feldzügen mitführte. Eine Empfehlung des Kaisers

hat fast so viel Gewicht wie die eines Königs.

Caroline Bonaparte (1782–1839), Königin von Neapel

und Sizilien, mit ihrer Tochter Letizia, in einem Porträt

von 1807, gemalt von Marie Louise Élisabeth Vigée-

Lebrun (1755–1842).

10



Die Kollektion Reine de Naples,

die Breguet im 21. Jahrhundert

der Bestellung der Königin von

Neapel nachempfunden hat,

wird 2019 vorgestellt.

Abraham-Louis Breguet

(1747–1823) an seinem Pult,

während er an einer Uhr

arbeitet. Aus einem französischen

Druck aus dem

19. Jahrhundert.

12


BREGUET Nº 2639 (1810)

Es war daher zu erwarten, dass Napoleons Schwester

Caroline eines Tages im Jahr 1810 ihren Weg zum

Quai de l‘Horloge finden würde. Caroline war mit

Joachim Murat verheiratet, einem Militärkommandanten,

der unter Napoleon erfolgreich und ehrenvoll

gedient hatte und mit einer Reihe von prestigeträchtigen

Titeln belohnt wurde – Marschall des

Kaiserreichs, Admiral von Frankreich, Prinz Murat,

Herzog von Kleve und Großherzog von Berg.

Schließlich machte Napoleon ihn 1808 zum König

von Neapel, wodurch Caroline zur Königin wurde.

Die Geschichte ist von nun an in den Auftragsbüchern

von Abraham-Louis Breguet und seinem

Sohn Antoine-Louis festgehalten, die bis heute in

Paris aufbewahrt werden. Sie sind sehr detailliert,

und obwohl der heutige Verbleib von Carolines Uhr

nicht bekannt ist, lässt sich aus den Beschreibungen

und den mehrfachen Reparaturen, die an ihr vorgenommen

wurden, sehr viel über sie erfahren. Die

andere Bestellung war für »eine Repetieruhr für

Armband, für die wir 5.000 Francs verlangen werden«.

Eine Repetieruhr ist eine Uhr mit Schlagwerk.

Ein anderes Buch, in dem die Herstellungsphasen

festgehalten sind, bestätigt, dass die Uhr (jetzt

Bestellnummer 2639) oval sein und ein Armband

tragen soll. Das ist ungewöhnlich: Uhren werden oft

als Broschen getragen, aber nie am Handgelenk, und

sie sind selten oval. Die Arbeiten an der Uhr beginnen

zwei Monate später, am 11. August – Breguet ist

ein viel beschäftigter Mann –, und aus den Berichten

über den Baufortschritt wissen wir, dass 17 seiner

Mitarbeiter an den 34 Etappen des Baus der Uhr

beteiligt sind. Dazu gehörten auch die Montage des

Viertelstundenrepetierers und des Thermometers,

das in das Gehäuse eingebaut war – eine heute seltene

Komplikation.

Die Uhr wurde im Dezember 1811 fertiggestellt

und Breguet stellte eine Rechnung über 4.800 Francs

aus. Möglicherweise hatte die Königin von Neapel

bereits eine Anzahlung von weiteren 200 geleistet.

Unerwarteterweise liefert Breguet die Uhr erst ein

Jahr später aus – es gab ein Problem mit dem Uhrwerk,

das ausgetauscht werden musste, und Caroline

entschied sich für ein Silber- statt eines Goldzifferblatts.

Das Zifferblatt ist aufwendig graviert und mit

arabischen Ziffern versehen. Römische Ziffern waren

gebräuchlicher, da sie einfacher zu gravieren waren,

weil sie aus geraden Linien bestanden.

Die Uhr wurde schließlich am 21. Dezember 1812

fertiggestellt, gerade noch rechtzeitig für das Weihnachtsfest

in Neapel. Caroline war auf sich allein

gestellt und regierte in Abwesenheit ihres Mannes,

der an Napoleons katastrophalem Russland-Feldzug

teilnahm. Es war Joachim Murats Versäumnis, seine

Pferde mit den richtigen Hufeisenauszustatten, das

den französischen Armeen beim Rückzug auf den

vereisten Straßen solche Probleme bereitete.

Murat wurde schließlich von Napoleons Feinden

hingerichtet, und Caroline floh nach Österreich

in Sicherheit. Da sie keine Königin mehr war, nahm

sie den Titel Gräfin von Lipona (ein Anagramm von

Napoli, der italienischen Form von Neapel) an. Sie

starb 1839 in Florenz. Doch die Uhr tauchte 10 Jahre

später wieder auf, als sie am 8. März 1849 von der

Gräfin Risponi zur Reparatur in die Werkstatt von

Breguet gebracht wurde. Bei der Gräfin handelt es

sich um Louise, die jüngste Tochter von Caroline,

die den Grafen Risponi heiratete und die Uhr ihrer

Mutter erbte.

Breguet war 1823 gestorben, und das Interesse

an der Rückkehr der Uhr Nr. 2639 an ihren Geburtsort

war groß. In den Reparaturprotokollen wird sie

sehr detailliert beschrieben: »Sehr dünne Repetieruhr

Nr. 2639, silbernes Zifferblatt, arabische Ziffern,

Thermometer und Schnell-/Langsam-Anzeige

außerhalb des Zifferblatts, die besagte Uhr ist an

einem aus Haaren und Goldfäden geflochtenen Band

montiert, einfaches goldenes Schloss, ein zweites,

ebenfalls mit Gold geflochtenes Armband, in einer

roten Ledertasche«. Drei Wochen später erhielt der

Besitzer die Uhr gegen eine Gebühr von 80 Francs

zurück, zusammen mit einem Bericht über die

durchgeführten Arbeiten: »Wir haben die Zapfen

poliert, das Thermometer neu eingestellt, die Repetiervorrichtung

wieder in Gang gesetzt, das Zifferblatt

überholt, alle Teile gereinigt und die Uhr justiert.«

Die Uhr kehrte 1855 noch einmal zum Quai

de l‘Horloge zurück, um repariert zu werden, und

das ist der letzte Bericht über ihre Existenz.

Nach dieser letzten Sichtung vergingen dreizehn

Jahre, bis die zweite Armbanduhr der

Geschichte von Patek Philippe für die Gräfin Koscowicz

von Ungarn hergestellt wurde. Obwohl es keine

optischen Aufzeichnungen über das Aussehen der

Uhr von Königin Caroline gibt, stellt Breguet heute

eine moderne Reihe von ovalen Armbanduhren

unter dem Namen Reine de Naples her.

13


UHREN MIT STIL

American Watch Company

Waltham 1857 (»die William

Ellery«) (1857)

Der Verkauf einer Waltham-

Taschenuhr für atemberaubende

1,2 Millionen Pfund im Jahr 2024

rückte die vergessene Marke kurzzeitig

wieder ins Rampenlicht. Ein

Unternehmen, das finanziell oft

überfordert war, machte sich dennoch

in Krieg und Frieden einen

Namen und war ein wichtiger

Akteur bei der amerikanischen

Industrialisierung.

Aaron Lufkin Dennison (1812–1895), der Sohn eines

Schuhmachers, ging in Maine, USA, bei einem Juwelier

in die Lehre. Er war fasziniert von den Mechanismen

der Uhren, die zur Reparatur kamen, und

träumte davon, selbst Uhren zu fertigen. Er zog nach

Boston, wo er bei den Uhrmachern Currier & Trott

arbeitete, bevor er 1844 ein Unternehmen zur Herstellung

von Pappschachteln gründete. Dort lernte er

aus erster Hand die Prozesse und Vorteile der Massenproduktion

kennen. 1849 gründete er die American

Horologe Company, für die er mit zwei Partnern

20.000 Dollar aufbrachte.

Dennison ging nach England, um die Geschäftsgeheimnisse

der englischen Uhrmacher zu lernen,

und fand sie langsam und ineffizient. Er war entschlossen,

moderne industrielle Methoden auf die

Herstellung von Taschenuhren anzuwenden. Nach

einer Reihe von Namensänderungen – unter anderem

Warren Manufacturing und Boston Watch

Company – zog das Unternehmen nach Waltham,

Massachusetts, wo es eine Fabrik errichtete, die groß

genug war, um die 90 Arbeiter, sowohl Schweizer als

auch Amerikaner, unterzubringen, die nun in der

Massenproduktion beschäftigt waren. Sie produzierten

30 Uhren pro Woche. Die große Innovation von

Dennison waren austauschbare Teile. Vor ihm wurde

jedes Teil einer Uhr von Hand gefertigt, jede einzelne

Feder, jedes Rad und jede Schraube.

Der Kauf des Grundstücks, die Errichtung der

Gebäude, die Löhne der Mitarbeiter und ein wirtschaftlicher

Abschwung im Jahr 1856 überforderten

die Finanzen der Gründer, und trotz der Unterstützung

durch die örtliche Gemeinschaft war die Boston

Watch Company 1857 zahlungsunfähig. Ihre

Vermögenswerte wurden versteigert und von Royal

Robbins, einem New Yorker Uhrenimporteur mit

etwas mehr Geschäftserfahrung als Dennison,

gekauft. Er behielt Dennison als Superintendenten

und machte sich mit neuen Partnern daran, das

Unternehmen rentabel zu machen. Im Jahr 1859

änderte das Unternehmen seinen Namen erneut,

und zwar in American Watch Company.

Ein Exemplar der William-

Ellery-Taschenuhr der

American Watch Company,

um 1879.

18



Der amerikanische Tycoon

John Jacob Astor IV.

(1864–1912), fotografiert

ca. 1909, drei Jahre vor der

schicksalhaften Reise auf der

Titanic.

Die Fabrik der American

Watch Company in Waltham,

Massachusetts,

aus einer Gravur von 1894.

20


AMERICAN WATCH COMPANY WALTHAM 1857 (» DIE WILLIAM ELLERY« ) (1857)

Eines der ersten Modelle, die unter den neuen Eigentümern

vom Band liefen, war die Waltham 1857 mit

dem Namen William Ellery. Die genaue Identität von

William Ellery ist nicht bekannt, aber die American

Watch Company hatte die Angewohnheit, Modelle

nach Personen und Orten zu benennen, die für das

Unternehmen von Bedeutung waren; so wurden

Modelle nach Robbins und seinem Geschäftspartner

Daniel Appleton sowie nach Bond Street und Riverside,

wo die Waltham-Fabrik stand, benannt.

Die William Ellery war die Wiedereinführung

eines Modells, das während Dennisons Zeit an der

Spitze hergestellt wurde: die C.T. Parker. Sie wurde

für 12 Dollar (ohne Etui) verkauft und war die erste

amerikanische Uhr, die die Vorteile der Massenproduktion

und austauschbarer Teile voll ausschöpfte.

Robbins sorgte für Einsparungen durch größere Effizienz

und Kostensenkungen, aber das Unternehmen

hatte auch in den 1860er-Jahren noch zu kämpfen,

als unter der Präsidentschaft des neu gewählten

Abraham Lincoln der Bürgerkrieg auszubrechen

drohte. Die American Watch Company stand am

Rande des Bankrotts.

Der Krieg erwies sich jedoch als gut für das

Geschäft. Die William Ellery, zweifellos mit Glaubens-,

Hoffnungs- und Liebesbekundungen graviert,

erwies sich als beliebtes Abschiedsgeschenk für Soldaten,

die in den Krieg zogen. Bald, so schien es,

wollte jeder Soldat eine William Ellery besitzen; die

Verkaufszahlen stiegen sprunghaft an, und bei

Kriegsende 1865 machte die Ellery 40 Prozent des

Umsatzes des Unternehmens mit fünf Modellen aus.

Eine William Ellery, die einst einer sehr angesehenen

Person gehörte, ist heute im National

Museum of American History in Washington DC

ausgestellt. Im Anschluss an seine Ansprache nach

der Schlacht von Gettysburg erhielt Präsident Lincoln

– nur zwei Jahre nach seinem Amtsantritt im

Weißen Haus – eine Waltham 1857.

In den folgenden Jahrzehnten änderte das Unternehmen

mehrmals seinen Namen, zunächst in American

Waltham Watch Company und dann einfach in

Waltham Watch Company. Mit dem Ausbau des amerikanischen

Eisenbahnnetzes stieg das Vermögen des

Unternehmens weiter an, und es hieß, dass jede Eisenbahngesellschaft

in den USA (und viele in Europa)

nach der Waltham-Zeit arbeitete. Der gute Ruf der

Waltham-Uhren führte zu dem unerwarteten Phänomen,

dass in der Schweiz Fälschungen und Kopien

von Waltham-Uhren hergestellt wurden, um vom

Erfolg der Firma zu profitieren.

Nach dem Börsenkrach von 1907 geriet das

Unternehmen erneut in finanzielle Schwierigkeiten,

stellte dann aber Autouhren, Geschwindigkeitsmesser,

Blutdruckmessgeräte und mit dem Ausbruch des

Ersten Weltkriegs auch mechanische Zeitzünder her.

Der Krieg brachte einen weiteren Boom im Uhrenverkauf,

aber in der Weltwirtschaftskrise der 1920erund

30er-Jahre zwangen die Banken das Unternehmen

erneut zur Zwangsvollstreckung, was einen

langen, langsamen Prozess des Niedergangs einleitete,

der schließlich 1957 mit der Auflösung des

Unternehmens endete. Die Überreste wurden in

Waltham Precision Instruments Company umbenannt,

und der stolze Firmenname wurde an Hersteller

von Tonbandgeräten und Transistorradios

lizenziert. Uhren werden immer noch unter dem

Namen Waltham hergestellt, haben aber nur noch

wenig mit dem Pionierunternehmen zu tun, das 1853

nach Massachusetts zog.

Die Waltham, die 2024 von einem Privatsammler

nicht für 12 Dollar, sondern für 1,2 Millionen

Pfund gekauft wurde, war ein Riverside-Uhrwerk in

einem massiven Goldgehäuse mit den eingravierten

Initialen J.J.A. Sie wurde 1907 von John Jacob Astor

IV. gekauft. Er war damals einer der reichsten Männer

der Welt, und es spricht für den guten Ruf der

Waltham-Uhren als Präzisionsuhren, dass Astor, der

es sich leisten konnte, jede Uhr zu kaufen, sich für

eine 12-Dollar-Uhr entschied.

Zum Zeitpunkt seines Todes besaß John Jacob

Astor ein Vermögen von rund 87 Millionen Dollar

(nach heutigen Maßstäben mehr als 2,75 Milliarden

Dollar). Er war der mit Abstand reichste Passagier

auf dem Luxusliner RMS Titanic, als dieser auf seiner

Jungfernfahrt am 15. April 1912 sank. Astor sorgte

dafür, dass seine Frau in einem Rettungsboot in

Sicherheit war; für ihn war jedoch kein Platz und er

ging mit dem Schiff unter. Als seine Leiche eine

Woche später geborgen wurde, fand man seine Waltham

Riverside in seiner Tasche.

Die Waltham-Fabrik steht noch immer am

Flussufer, jetzt im Herzen eines gekennzeichneten

Historic District der American Waltham Watch

Company in der Stadt. Sie wurde in Loftwohnungen

umgewandelt.

21


UHREN MIT STIL

Cartier Tank (1919)

Eine markant geformte Luxusuhr

scheint meilenweit von der hässlichen

Kampfmaschine des Ersten

Weltkriegs entfernt zu sein, die sie

inspirierte. Sie wurde eingeführt,

als die alte Weltordnung für immer

zu verschwinden drohte, und vermittelte

der High Society ein Gefühl

von Kontinuität und sorglosem

Wohlstand.

Die Cartier-Tank-Armbanduhr geht auf eine frühere

Cartier-Uhr zurück, die 1904 von Louis Cartier entworfen

wurde. Louis leitete die Pariser Niederlassung

von Cartier und war bekannt für die Kreation von

farbenfrohem Schmuck, sogenannten Mystery Clocks

(mit durchsichtigen Zifferblättern, durch die kein

Mechanismus zu sehen war) und Damenarmbanduhren.

Die Männer trugen in der Regel Taschenuhren.

Als sein Freund, der Pilot Alberto Santos-Dumont,

das Fehlen einer Herrenuhr beklagte, die er ablesen

konnte, ohne die Hände von den Instrumenten seines

Flugzeugs zu nehmen, lieferte Louis Cartier im Zeitalter

der runden Zifferblätter eine auffällige quadratische

Armbanduhr.

Die Cartier Santos ging 1911 in Produktion

und ist seither ein fester Bestandteil des Hauses

Cartier geblieben. 1916 wurde Frankreich entlang

seiner Grenze von Deutschland angegriffen – die

Schlacht von Verdun tobte in jenem Jahr mehr als

zehn Monate lang. Der Krieg erreichte zwar nie

Paris, aber über seine Geräusche und Anblicke

wurde in der französischen Hauptstadt ausführlich

berichtet. Ein solch düsterer Aspekt der Menschheit

inspirierte Louis zu einem neuen Uhrendesign.

Man muss schon sehr erfinderisch sein, um eine

Armbanduhr in einem Panzer zu sehen. Der betreffende

Panzer war natürlich ein französischer. Der

Renault FT-17 war der erste Panzer, der über einen

voll drehbaren Turm verfügte. Er unterschied sich

auch von dem frühen britischen Rautenprofil; die

Raupenketten des Renault waren notwendigerweise

unterhalb des Turms untergebracht, wodurch er in

der Gesamtform tiefer lag und eher dem bekannten

modernen Bild eines Panzers entsprach. Die Raupenketten

reichten über die Kabine des Panzers hinaus,

und in der Vorstellung von Louis Cartier glich

der Grundriss des Renault FT-17 eher einer riesigen

Uhr, einer Santos-Uhr. Die Kabine war das Zifferblatt,

der Turm stellte die Zeiger dar, und die von

vorne nach hinten verlaufenden Schienen waren wie

die Ösen, an denen man ein Uhrenarmband befestigen

konnte.

So wurde die Cartier Tank geboren. Die breiten,

schützenden, geraden Linien der Lünette

umrahmen ein zierliches, rechteckiges Zifferblatt,

das wie eine gestreckte Version der Santos wirkt,

mit einer feinen Minutenskala im Stil einer Eisenbahn,

die an die Segmente eines Raupenbands erinnert.

Eine weitere Anspielung auf den Krieg findet

sich in Cartiers Design: Die Verlängerung der seitlichen

Lünette zu den Bandanstößen wird als Brancard

bezeichnet – das französische Wort für eine

medizinische Bahre, mit der Verletzte in Sicherheit

gebracht werden. Während dieses schrecklichen

Krieges waren die Europäer auf allen Seiten mit der

Form einer Bahre nur allzu vertraut.

Eine Cartier Tank, hergestellt

1962 in 18ct Gold, die einst

Jacqueline Kennedy Onassis

(1929–1994) gehörte.

26



Rudolph Valentino (1895–1926)

trug eine anachronistische

Armbanduhr in seinem letzten

Film Der Sohn des Scheich

(1926), Szene mit Vilma Bánky

(1901–1991).

Ein Konvoi von Renault-FT-17-

Panzern in der französischen

Region Aisne, fotografiert 1918,

dem Jahr, in dem die Cartier

Tank erstmals vorgestellt

wurde, bevor sie ein Jahr

später in Serie ging.

28


CARTIER TANK (1919)

Vielleicht waren es die Anspielungen auf den anhaltenden

Konflikt, die die Kritiker spalteten, als sie

im Jahr 1918 erstmals gezeigt wurde. Als sie im folgenden

Jahr in Produktion ging, war die Auflage

sehr begrenzt: Es wurden nur sechs Stück hergestellt.

Louis schenkte einen der Prototypen dem

US-Armeegeneral John Pershing, der die US American

Expeditionary Force (AEF) vom Eintritt der

USA in den Ersten Weltkrieg 1917 bis zu ihrem

Rückzug aus Europa 1920 befehligte.

Pershing wurde sehr dafür bewundert, dass er

die US-Truppen anführte, deren Ankunft in Europa

schließlich das Blatt entscheidend zugunsten der

Alliierten wendete. Obwohl einige seiner Taktiken

des direkten Angriffs heute als kostspielig und

unklug angesehen werden, vermittelte ihm seine

lange Erfahrung in früheren Konflikten ein großes

Verständnis für das Leben an der Frontlinie. Als

Reaktion auf den sogenannten Trench Foot, unter

dem viele Infanteristen litten, entwarf er neues

Schuhwerk, das heute als Pershing-Stiefel bezeichnet

wird. Obwohl er sich gegen die vollständige Eingliederung

der US-Truppen in die französische Armee

wehrte – die Rassenpolitik der USA verbot die Teilnahme

der afroamerikanischen Einheiten an der

AEF, die zwar getrennt, aber gleichberechtigt

waren –, ist Pershing auch dafür bekannt, dass er

diesen Einheiten erlaubte, unter französischem

Kommando zu kämpfen.

Der Erste Weltkrieg spielte eine wichtige Rolle

bei der Verbreitung von Armbanduhren bei Männern.

Synchronisierte Angriffe waren auf synchronisierte

Uhren angewiesen. Und so wie Alberto Santos-Dumont

einen Zeitmesser brauchte, den er, ohne

seine Hände zu benutzen, ablesen konnte, so konnten

es sich die Soldaten nicht leisten, ihre Hände von

den Gewehren und Kanonen zu nehmen, die sie zur

festgesetzten Stunde feuerbereit haben mussten.

Nach dem Krieg setzte sich die Gewohnheit, Uhren

zu tragen, fort, und die Tank begann, als Designklassiker

anerkannt zu werden. Mehr als die Santos vor

ihr führte die Tank die Armbanduhr als modisches

Accessoire ein, nicht nur als Zeitmesser.

Sie war in diesem Sinne sehr typisch für ihre

Zeit, ein Zeitalter des Stils, in dem viele der Größen

der Haute Couture zum ersten Mal auftauchten. In

dieser Zeit etablierte sich das Kino als Unterhaltungsmedium

und die Faszination der Öffentlichkeit

mit Berühmtheiten und Persönlichkeiten nahm

ihren Anfang. Die Welt hatte nun Stars – nicht nur

Filmstars, sondern auch Musiker, Sportler und sogar

solche, die einfach nur wegen ihres Glamours

bewundert wurden, anstatt bemerkenswerte Leistungen

zu vollbringen.

Zu den glücklichen Trägern einer Cartier Tank

gehörten die Filmschauspieler Rudolph Valentino,

Gary Cooper, Clark Gable, Stewart Granger und die

große Stilikone der 1960er-Jahre, Steve McQueen.

Bandleader ganz unterschiedlicher Musikrichtungen,

Duke Ellington und Patti Smith, trugen beide

eine Tank am Handgelenk. Der Schriftsteller Truman

Capote und der Boxchampion Muhammad Ali trugen

die Tank in einer ihrer vielen Variationen. Die

Schauspielerinnen Tallulah Bankhead und Ingrid

Bergman waren ebenso Fans wie Prinzessin Diana

und die glamourösesten aller First Ladies, Jacqueline

Kennedy Onassis und Michelle Obama. Der Modedesigner

Ralph Lauren trug eine Tank.

Die Cartier Tank wurde für viele zur »Watch To

Be Seen Wearing«, und niemand verkörperte dies

mehr als der New Yorker Pop-Art-Künstler Andy

Warhol, der unter anderem mit der Bemerkung

berühmt wurde: »Ich trage eine Tank nicht, um die

Zeit abzulesen. Tatsächlich ziehe ich sie nie auf. Ich

trage eine Tank, weil sie die richtige Uhr für mich

ist.« Warhol wird auch die Bemerkung zugeschrieben:

»In der Zukunft wird jeder für fünfzehn Minuten

weltberühmt sein.« Wenn das stimmt, wie könnte

man diese 15 Minuten besser messen als mit einer

Cartier Tank?

»Man muss schon sehr erfinderisch sein, um eine

Armbanduhr in einem Panzer zu sehen. ... Die

Kabine war das Zifferblatt, der Turm stellte die

Zeiger dar, und die von vorne nach hinten

verlaufenden Schienen waren wie die Ösen, an

denen man ein Uhrenarmband befestigen konnte.«

29


UHREN MIT STIL

Rolex Oyster (1926)

Die Rolex Oyster war nicht die

erste Uhr, die behauptete, wasserdicht

zu sein, aber sie war die

erste, die dem auch gerecht wurde.

Sie war auch die erste Uhr, die

aktiv durch Prominentenwerbung

vermarktet wurde. Und wer könnte

besser für eine wasserdichte Uhr

werben als eine Schwimmerin, die

den Ärmelkanal durchquert?

Wasser ist der Feind der Uhr. Kondenswasser im

Inneren des Glases macht das Ablesen unmöglich,

und Rost im Uhrwerk bringt den gesamten Mechanismus

zum Stillstand. Seit dem 19. Jahrhundert

haben Uhrmacher nach Lösungen für dieses Problem

gesucht. Der Schweizer Gehäusehersteller

François Borgel entwickelte innovative ein- und

dreiteilige Gehäusekonstruktionen, bei denen das

Uhrwerk mit einem Gewindering statt mit einzelnen

Schrauben am Gehäuse befestigt wurde. Rolex experimentierte

zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit beiden

Varianten, um wasserdichte Armbanduhren herzustellen.

Eine davon, die sogenannte Hermetic,

entwickelte sich zur Rolex Submariner (S. 74).

Der schwächste Punkt einer jeden Uhr, was das

Eindringen von Wasser betrifft, ist die Krone, ein

Problem, dem sich ein anderes Schweizer Paar, Paul

Perregaux und Georges Perret, annahm. Obwohl

ihre Lösung mit Gegengewinde fehlerhaft war, ist es

kein Zufall, dass Rolex ihr Patent für das Design am

24. Juli 1926 kaufte und nur fünf Tage später die

Marke Oyster eintragen ließ. Rolex erkannte das

Potenzial der Perregaux-Perret-Krone, deren

Schwachpunkt darin bestand, dass sie ohne Kupplung

(das Klicken, wenn man die Krone zurückschiebt)

nicht vollständig geschlossen werden

konnte, wenn sie aufgezogen war. Als die erste Version

der Rolex Oyster 1926 auf den Markt kam, verfügte

sie über eine Krone mit Kupplung und eine

achteckige Version des dreiteiligen Borgel-Gehäuses

von C. R. Spillmann & Co.

Es ist zwar leicht, zu behaupten, dass eine Uhr

wasserdicht ist, aber Rolex wusste, dass eine skeptische

Öffentlichkeit Beweise verlangt. Ende 1927 bot

sich eine Gelegenheit. Mercedes Gleitze war eine

britische Schwimmerin, die eine erfolgreiche Karriere

durch mehrere Schwimmrekorde aufgebaut

hatte. Ihre 10 Stunden und 45 Minuten, die sie 1923

in der Themse schwamm, waren damals ein Ausdauerrekord

für eine Frau, und am 7. Oktober 1927

durchschwamm sie als erste Britin den Ärmelkanal

– bei ihrem achten Versuch. Ihr Triumph wurde

jedoch getrübt, als eine Londoner Gynäkologin,

Dr. Dorothy Cochrane Logan, behauptete, den Kanal

am 10. Oktober in einer schnelleren Zeit durchschwommen

zu haben. Dr. Logan hatte tatsächlich

mehrere (erfolglose) Versuche unternommen, aber

bei dieser Gelegenheit hatte sie den größten Teil der

Strecke mit dem Boot zurückgelegt. Mit diesem

Schwindel wollte sie auf die mangelnde Authentifizierung

von Kanalüberquerungen hinweisen. Der

Schaden für Gleitzes Behauptung war jedoch bereits

angerichtet.

Das typische achteckige

Gehäuse der Rolex Oyster,

vorgestellt 1926.

30



Oben: Die britische Schwimmerin

Mercedes Gleitze

(1901–1981) und ihr Unterstützer-Team

beim Abbruch des

Bestätigungs-Rennens, um den

Ärmelkanal zu durchschwimmen

– nur 8 Meilen vor Dover,

21. Oktober 1927.

Links: Tennisspieler Roger

Federer zeigt seine Rolex

Oyster, als er am 5. Juli 2009 in

Wimbledon die Trophäe im

Herreneinzel hält und damit

den Rekord von Pete Sampras

an Grand-Slam-Siegen

übertrifft.

32


ROLEX OYSTER (1926)

Die Presse wurde auf die Geschichte aufmerksam

und drängte Gleitze zu einer Wiederholung, einem

sogenannten Vindication Swim, um ihren Ruf wiederherzustellen.

Gleitze stimmte widerwillig zu,

obwohl das Schwimmen zwangsläufig später im Jahr

stattfinden würde, wenn die Wasserbedingungen

wirklich zu rau und kalt für einen Versuch waren.

Rolex nutzte die Gunst der Stunde und sponserte

Gleitze eine Oyster, die sie bei dieser Herausforderung

um den Hals trug.

Nach mehr als 10 Stunden im Wasser war

Gleitze nicht mehr in der Lage, das Beweisrennen zu

beenden, aber ihre Ausdauer unter den kalten Bedingungen

überzeugte die Presse und die Öffentlichkeit,

dass ihre frühere Behauptung wahr war. Die öffentliche

Aufmerksamkeit, die durch Logans Schwindel

ausgelöst wurde, begründete Gleitzes Ruf und ihre

Karriere. Sie brach Rekorde auf der ganzen Welt,

umschwamm unter anderem die 100 Meilen lange

Küste der Isle of Man und schwamm als erster

Mensch von Europa nach Afrika über die Straße von

Gibraltar sowie von Kapstadt nach Robben Island

und zurück.

Die Sponsorengelder, die sie nun erhielt – unter

anderem von Herstellern von Badekappen, Honig,

Korsetts, irischem Whiskey und englischem Tee –,

ermöglichten ihr die Eröffnung mehrerer Mercedes-Gleitze-Heime

für Obdachlose in England. 2024

wurde das Biopic Vindication Swim veröffentlicht.

Die Oyster, die Gleitze um den Hals trug, überlebte

ihre Tortur, ohne dass Meerwasser eindrang,

und verschaffte Rolex damit eine eigene Bestätigung.

Gleitze wurde für den Rest ihres Lebens zur Botschafterin

der Marke, und ihr Bild wird noch heute

von der Uhrenmanufaktur verwendet. Als Beweis

für die Wasserdichtigkeit war das Schwimmen von

Gleitze unbestreitbar und sorgte für die bestmögliche

Markteinführung der Rolex Oyster.

Sie bewies auch den Wert der Unterstützung

durch Prominente, und zwar für beide Seiten. Während

der gesamten Lebensdauer der Oyster wurde sie

in der Rolex-Werbung mit Unternehmungen in Verbindung

gebracht, die, wann immer möglich, den

Geist menschlicher Leistung widerspiegelten. Eine

Oyster wurde an der Außenseite eines Flugzeugs

befestigt, das 1933 den Mount Everest überflog, um

ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen

Höhen-, Luftdruck- und Temperaturschwankungen

zu demonstrieren. Das Kunststück war so erfolgreich,

dass Rolex 1953 auf den höchsten Berg der Welt

zurückkehrte, als die Expedition, die ihn schließlich

bezwang, Oyster verwendete. Im selben Jahr war die

Rolex Oysters die offizielle Uhr der Pan Am Airlines,

als diese zu Beginn des Jet-Zeitalters Transkontinentalflüge

über Zeitzonen hinweg einführte.

Rolex fand 1935 ein neues Gesicht und ein

neues Handgelenk für die Oyster, als Malcolm

Campbell sie bei seinem erfolgreichen Angriff auf

den Geschwindigkeitsweltrekord mit 483 km/h trug.

Campbell tat dies ohne finanzielle Unterstützung

durch Sponsoren, eine Tatsache, die Rolex in der

Werbung gerne anführte, um die Authentizität von

Campbells Engagement zu erhöhen.

Die Oyster sicherte den Ruf von Rolex, und

Mercedes Gleitze sicherte den Ruf der Oyster. Seit

1927 haben die Reichen und Berühmten dazu beigetragen,

ihn zu erhalten. Weltpolitiker von Winston

Churchill über John F. Kennedy und Martin Luther

King Jr. bis hin zu Barack Obama haben alle Versionen

der Oyster-Familie besessen, obwohl Kennedy

seine angeblich nie getragen hat – sie war ein Geschenk

von Marilyn Monroe bei der Gelegenheit, bei der sie

ihm ein gehauchtes »Happy Birthday« sang, und trug

die Inschrift »Jack, with love as always, Marilyn«. Jack

war ein verheirateter Mann, und es wäre vielleicht

unklug gewesen, ein solches Geschenk von einer Frau,

mit der er eine Affäre hatte, zur Schau zu stellen.

Die Churchill-Uhr war ein Geschenk von Rolex

im Jahr 1947, die 100.000ste Uhr, die das Unternehmen

in seiner Geschichte hergestellt hatte. Präsident

Dwight Eisenhower erhielt die 150.000ste, eine Oyster

Datejust. Der Filmstar und begeisterte Hobby-Rennfahrer

Paul Newman trug eine Oyster Daytona,

benannt nach der Rennstrecke in Florida. Der

Tennisspieler Roger Federer, ein langjähriger Markenbotschafter,

trug eine Rolex Oyster Perpetual

Datejust II, als er 2009 in Wimbledon den Rekord

von Pete Sampras an Grand-Slam-Siegen übertraf.

33


UHREN MIT STIL

Longines Lindbergh Hour Angle (1931)

In den Tagen vor der Präzision des

satellitengestützten Global Positioning

Systems (GPS) war die Navigation

in der Luft derselbe komplizierte

mathematische Prozess wie auf

See, der Sextanten, die Beobachtung

der Sterne und die ungeteilte

Aufmerksamkeit eines Navigationsoffiziers

erforderte, ein Luxus, der

einem Alleinflieger verwehrt blieb.

Charles Lindbergh war ein relativ unerfahrener Pilot

in einem etwas schwachen Flugzeug, der Spirit of

St. Louis, als er 1927 in seinem Eindecker Ryan als

erster Mensch allein über den Atlantik flog. Er navigierte

nach dem Prinzip der Koppelnavigation, das

heißt, er maß die Entfernung zwischen Paris und

New York auf einer Karte, richtete sein Flugzeug

mithilfe eines Kompasses in die richtige Richtung

aus und schätzte dann seine Position anhand seiner

Fluggeschwindigkeit und der Dauer seiner Reise.

Lindbergh hatte Glück: Wind, Wetter und Luftdruck

blieben konstant und günstig, während Veränderungen

in diesen Bereichen ihn stark vom Kurs

hätten abbringen können. Sechs Männer, die zuvor

eine Atlantiküberquerung versucht hatten, waren bei

dem Versuch ums Leben gekommen, und bei einem

späteren Flug von Kuba nach Florida geriet Lindbergh

mit denselben Techniken in nicht unerhebliche

Schwierigkeiten. Deshalb wandte er sich an den

anerkannten Meister der Navigation seiner Zeit,

Lieutenant Commander Philip Van Horn Weems

von der US Navy.

Weems entwickelte ein neues System für die

aeronautische Navigation. Zu jedem Zeitpunkt befindet

sich jeder Stern irgendwo auf der Erde direkt

über dem Kopf. Diese Position, der sogenannte »geografische

Punkt«, ändert sich mit der Drehung der

Erde, und die Sterne bilden einen Kreis um die Erdoberfläche,

den »Positionskreis«. Indem man die

Richtung des Sterns mit einem Kompass und seinen

Höhenwinkel mit einem Sextanten misst, kann man

seine eigene Position in Bezug auf den geografischen

Punkt des Sterns bestimmen.

Dies sind die komplexen, miteinander verknüpften

Variablen, die bei der Berechnung der eigenen

Position eine Rolle spielen. Um wirklich genau

zu sein, mussten die Beobachtungen von zwei verschiedenen

Himmelsobjekten aufgezeichnet und

miteinander verglichen werden – ein zeitaufwendiges

Unterfangen, das an Bord eines langsam fahrenden

Schiffes akzeptabel war, nicht aber in der Luft,

wo die Meilen nur so dahinflogen. Für einen allein

fliegenden Piloten war es unmöglich.

Weems war entschlossen, die Bestimmung des

Breiten- und Längengrads zu vereinfachen. Die geografische

Breite konnte, zumindest auf der Nordhalbkugel,

anhand der Höhe des Polarsterns über

dem Nordhorizont annähernd bestimmt werden.

Der Längengrad war lange Zeit schwieriger zu

bestimmen, bis der Uhrmacher James Harrison das

Problem löste. Mit einer Uhr, die auf Greenwich

Mean Time eingestellt ist, und einer anderen, die die

Ortszeit anzeigt, kann man feststellen, wie weit östlich

oder westlich von Greenwich man sich befindet,

und somit seinen Längengrad bestimmen – die Erde

dreht sich in einer Stunde um 15°.

Die Longines Lindbergh Hour

Angle des Luftfahrtpioniers

Charles Lindbergh (1902–1974).

34



Nach seiner bahnbrechenden

Atlantiküberquerung am

21. und 22. Mai 1927 fliegt

Charles Lindbergh mit seinem

Flugzeug Spirit of St Louis über

Paris.

Die Weems Second Setting,

Vorgängerin der Lindbergh

Hour Angle, die auf die

Sekunde genau mit der

Greenwich Mean Time

synchronisiert werden

konnte.

36


LONGINES LINDBERGH HOUR ANGLE (1931)

Das System von Weems brachte all diese Elemente

zusammen. Er stellte einen Almanach zusammen,

der die geografischen Punkte und Positionskreise

der Sonne, des Mondes und wichtiger Navigationssterne

im Jahresverlauf angab. Er arbeitete mit dem

Uhrenhersteller Longines zusammen, um einen

Zeitmesser zu entwickeln, der auf die Sekunde genau

mit der Greenwich-Zeit synchronisiert werden

konnte. Ohne diese Präzision konnten die Uhren nur

bis auf eine Minute genau sein, und das bei Fluggeschwindigkeiten,

bei denen selbst eine Sekunde

einen weit vom Kurs abbringen kann. Weems führte

auch eine innere Skala auf dem Zifferblatt ein, die

nicht in 12 Stunden oder 60 Sekunden unterteilt war,

sondern in 15, was die Berechnung der »Zeitgleichung«

erleichterte, also des Effekts der Zeitdifferenz

zwischen Greenwich- und Ortszeit.

Weems und Charles Lindbergh arbeiteten

gemeinsam an der Verfeinerung des Systems, und

einer von Lindberghs größten Beiträgen betraf die

Uhr. Er schlug eine drehbare Lünette vor, die wiederum

in 15 »Stunden« und deren Viertel unterteilt war,

wodurch die Uhr zu einem kreisförmigen Rechenschieber

wurde, mit dem die Zeitgleichung schnell

berechnet werden konnte. Der Mann, dem er seinen

Vorschlag unterbreitete, war John Heinmuller, ein

Fliegerkollege und leitender Angestellter von Longines,

der bei Lindberghs Rekordflug über den Atlantik

in Paris als offizieller Zeitnehmer fungiert hatte.

Die Uhr Longines Weems Second Setting wurde

1931 von der Uhr Longines Lindbergh Hour Angle

abgelöst – »Hour Angle« ist die Bezeichnung für die

15° der geografischen Länge, um die sich die Erde in

einer Stunde dreht. Sie hatte ein großes Gehäuse mit

einem Durchmesser von 47,5 mm und eine übergroße

Krone, sodass sie auch mit Handschuhen aufgezogen

werden konnte. Lindbergh schrieb in einem

Brief an Heinmuller, nachdem er den Prototyp der

Hour-Angle-Uhr erhalten hatte: »Die Anordnung

scheint ausgezeichnet zu sein, und ich glaube, dass

sie einige Sekunden bei der Positionsbestimmung

einsparen und auch das Verfahren in gewissem

Maße vereinfachen wird.«

Gemeinsam revolutionierten Weems und Lindbergh

die Luftnavigation, oder Avigation, wie sie

später genannt wurde. Lindbergh wurde nach seiner

triumphalen Überquerung zu einer weltweiten

Berühmtheit – er umkreiste den Eiffelturm, bevor er

auf dem Flughafen Le Bourget am Stadtrand von

Paris landete, wo ein souvenirhungriger Mob alles

von der Spirit of St. Louis abriss, was entfernt werden

konnte, und sogar begann, Bänder des Leinenstoffs

abzuschneiden, mit dem der Rahmen des Flugzeugs

überzogen war, bevor eine bewaffnete Wache mit

aufgesetzten Bajonetten es vor weiteren Schäden

schützte.

Nur ein Jahr nach der Einführung der Hour-

Angle-Uhr wurde die Familie Lindbergh von einer

Tragödie heimgesucht. Lindberghs Sohn wurde im

Frühjahr 1932 entführt und getötet. Seine Berühmtheit

und die sensationelle Berichterstattung über das

Verbrechen und den anschließenden Prozess trieben

die Familie dazu, sich in Europa zu verstecken, von

wo sie 1939 in die USA zurückkehrte. Charles Lindberghs

Ansichten über Juden und die Neutralität der

USA überzeugten die amerikanische Öffentlichkeit

davon, dass er ein Sympathisant der Nazis war (was

er nie geäußert hat), und sein Antrag auf Aufnahme

in die US-Luftwaffe nach Pearl Harbor wurde von

Präsident Roosevelt persönlich abgelehnt.

Lindberghs persönliche Hour Angle befindet

sich heute im Smithsonian National Air and Space

Museum in Washington DC. Nur wenige der originalen

Hour Angles haben überlebt, aber Longines

hat in regelmäßigen Abständen originalgetreue Faksimiles

herausgebracht – erstmals 1987 und seitdem

mehrmals. Eine Hundertjahrfeier von Lindberghs

Leistung im Jahr 2027 scheint unausweichlich.

Weems’ Standardwerk Air Navigation, in einer Ausgabe

von 1941, steht online als kostenloser Download

und Gebrauchsanweisung für die Uhr zur Verfügung.

Wer auf Lindberghs Spuren wandeln möchte,

kann dies tun: Mit diesen beiden Ausrüstungsgegenständen,

der Uhr und dem Handbuch, braucht man

nur einen kleinen Doppeldecker und 33½ Stunden –

die Zeit, die Lindbergh für den Flug von New York

nach Paris benötigte. Aber da Lindbergh diese Zeit

nach dem Prinzip der Koppelnavigation zurückgelegt

hat, wäre die Verwendung jeglicher Navigationshilfen,

selbst seiner eigenen, sicherlich Betrug.

37


UHREN MIT STIL

Jaeger-LeCoultre Reverso (1931)

Eine Idee, die auf dem Spielfeld

der britischen Kolonialherrschaft in

Indien geboren wurde, fand ihren

Ausdruck in einem Meisterwerk der

Schweizer Ingenieurskunst und des

Art-déco-Designs. Als wäre ihre

Schönheit nicht schon genug, bot

die Reverso den Trägern der Uhr

auch noch eine Leinwand für ihre

eigene Fantasie.

Jaeger-LeCoultre Uhrwerke sind ein Synonym für

Exzellenz seit dem 19. Jahrhundert, als die Familie

LeCoultre das Dorf Le Sentier im Schweizer Vallée

de Joux gründete und dort mit der Herstellung von

Uhrwerken begann. Als der französische Uhrmacher

Edmond Jaeger LeCoultre 1903 bat, sein revolutionäres

neues superflaches Uhrwerk zu produzieren,

beschäftigte das Unternehmen 500 Mitarbeiter

in der Fabrik in Le Sentier, wo es auch heute noch

hergestellt wird. Jaeger-LeCoultre lieferte Uhrwerke

an viele der größten Uhrmacher der damaligen Zeit,

darunter auch Patek Philippe.

Immer wieder gelangen dem Unternehmen

bahnbrechende Innovationen im Uhrenbau. Antoine

LeCoultre erfand 1833 die Maschinen für die Herstellung

von Uhrentrieben – den Zahnrädern, die die

Zeiger drehen und bis dahin in mühsamer Handarbeit

hergestellt werden mussten. Elf Jahre später entwickelte

er das Millionomètre, ein Gerät, das Teile

mit einer Genauigkeit von einem Mikron (ein Tausendstel

eines Millimeters oder ein Millionstel eines

Meters) messen konnte. Drei Jahre später erfand er

einen schlüssellosen Aufzug, der die Funktion der

Zeigerverstellung in einem einzigen Knopf, der

Krone, vereinte; bis dahin mussten Taschenuhren

mit einem kleinen Schlüssel aufgezogen werden, der

normalerweise in den Rückdeckel gesteckt wurde.

1866 betrat LeCoultre & Co erneut Neuland,

indem sie ihre gefürchteten Uhrwerke mit Komplikationen

ausstatteten – Funktionen, die über das

reine Ablesen der Zeit hinausgingen, wie Kalender,

Chronographen und Repetitionen, die alle von ein

und demselben Taschenuhrwerk gesteuert wurden.

Das 1907 eingeführte Kaliber 145 von LeCoultre ist

bis heute das flachste Uhrwerk, das jemals hergestellt

wurde, mit nur 1,38 mm flacher als eine Münze. Die

Fähigkeit des Unternehmens zur eleganten und präzisen

Feinmechanik war unübertroffen.

In Indien traten 1931 zwei Mannschaften britischer

Offiziere in einem Polospiel gegeneinander an.

Bei dieser Sportart versuchen die Spieler auf Pferden

mit langstieligen Schlägern einen weißen Ball (ähnlich

groß wie ein Cricketball) auf dem Boden in das

Tor des Gegners zu schlagen. Es ist ein energiegeladenes,

körperbetontes Spiel, bei dem es zwischen

Spielern, Pferden, Schlägern und Ball immer wieder

zu groben Berührungen kommen kann. Kein Wunder,

dass sich nach diesem Spiel ein Spieler bei einem

Zuschauer beschwerte, dass das Glas seiner Uhr zerbrochen

war.

Eine Jaeger-LeCoultre Reverso

von ca. 1940.

38



Eine limitierte Auflage der

Jaeger-LeCoultre Reverso

aus dem Jahr 1996, die

den Sommer zeigt, ein

Emaille-Motiv im Stil von

Alphonse Muchas Serie

Die Jahreszeiten von 1896.

Dieselbe Uhr umgedreht, um

das Zifferblatt zu zeigen – man

beachte die Krone, die sich

jetzt rechts vom Zifferblatt

befindet.

40


JAEGER-LECOULTRE REVERSO (1931)

Zufälligerweise war der Zuschauer César de Trey,

ein Schweizer Uhrensammler. Trey hatte das Ohr

von Jacques-Davide LeCoultre und legte ihm das

Problem vor. LeCoultre leitete es an die Designer von

Jaeger weiter, die sich ihrerseits an René-Alfred

Chauvot wandten, einen französischen Künstler und

Ingenieur des Art-déco. Chauvot lieferte die elegante

Lösung für das Problem des Polospielers: das charakteristische

Merkmal der Reverso, eine rechteckige

Uhr, die sich in ihrer Halterung seitlich verschieben

lässt, sodass sie mit dem Zifferblatt nach unten

zurückgedreht werden kann und nur der Metallboden

der Uhr den heftigen Angriffen der anderen

Polospieler ausgesetzt ist.

Die viereckige Form war perfekt und geometrisch

im Art Déco-Stil gehalten, unterstrichen durch

die parallelen Linien oberhalb und unterhalb des

Zifferblatts und die Minutenskala im Stil einer

Eisenbahnschiene am Rand des Zifferblatts. Als 1934

bei 6 Uhr ein Hilfszifferblatt zum Zählen der Sekunden

hinzukam, musste es einfach ein Quadrat sein.

Fast zufällig wurde die kahle Rückwand zum

größten Trumpf der Reverso – nicht als Schutz für

das Zifferblatt, sondern als leere Leinwand. Hier

befand sich ein privater, normalerweise verborgener

Bereich, der nach Lust und Laune des jeweiligen

Besitzers graviert oder emailliert werden konnte.

Jaeger-LeCoultre stellte seinen Kunden die Graveure

unter seinen Mitarbeitern zur Verfügung und gab zu

bestimmten Anlässen Sondereditionen der Reversos

heraus. Die Reverso Balbo beispielsweise wurde 1933

anlässlich der Transatlantik-Expedition einer Flotte

von 24 Wasserflugzeugen unter der Führung des italienischen

Staatssekretärs für Luftfahrt, Italo Balbo,

herausgegeben. Die Uhren waren mit einer Karte des

Atlantiks verziert, auf der die acht Etappen zwischen

Rom und Chicago eingezeichnet waren, denen Balbo

folgte. Eine ähnliche Dekoration im Jahr 1935 zeigte

den bahnbrechenden Nonstop-Flug von Amelia Earhart

von Mexiko nach Newark, New Jersey.

Einige Leute nutzten den Platz, um ihr Eigentum

zu kennzeichnen. General Douglas MacArthur,

der die amerikanischen Kriegsanstrengungen im

Pazifik anführte, ließ seine Reverso mit dem stilvollen

schwarz lackierten Monogramm »D Mac A« gravieren.

Die Reverso von König Edward VIII. von

Großbritannien ist ein Lehrstück dafür, sich einen

Moment Zeit zu nehmen, bevor man sich festlegt. Sie

wurde mit seinem Namen, einer Krone und der

Jahreszahl 1937 graviert: Leider hatte er 1937 bereits

auf den Thron verzichtet.

Andere zogen Bilder den Worten vor. Eine Uhr

zierte ein Emaillebild von Rama, einem hinduistischen

Gott, dessen Leben traditionell zur Veranschaulichung

sozialer Rechte und Pflichten herangezogen

wird. Die fragliche Uhr wurde 1949 verziert,

nur zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens

vom Polo spielenden Großbritannien, als sich die

indische Gesellschaft ihrer moralischen Pflicht und

Fairness am stärksten bewusst war. Fast 50 Jahre

später gründete der ungarische Uhrmacher Miklos

Merczel bei Jaeger-LeCoultre eine vollwertige Emaille-Abteilung.

Sie kündigte ihre Existenz 1996 mit

einer beeindruckenden limitierten Auflage von

Reproduktionen der Jugendstilserie Die Jahreszeiten

von Alphonse Mucha an. Es folgten Hommagen an

andere Künstler, darunter Hokusai und van Gogh.

Die bekannteste und faszinierendste Reverso-Emaille

stammt aus der Anfangszeit der Marke

und stellt eine weitere Verbindung zu Indien dar.

Eine Reverso aus dem Jahr 1936 ist als Indian Beauty

bekannt, nach der eleganten und gut gekleideten

Frau in dem Porträt auf der Rückseite der Uhr. Von

Sammlern sehr bewundert, blieb die Identität der

Dargestellten viele Jahre lang unbekannt. Jüngste

Detektivarbeit hat jedoch ein mögliches Motiv identifiziert.

Als der Maharadscha von Tripura, einem

Staat im Nordosten Indiens, 1947 starb, war sein

Sohn und Erbe erst 14 Jahre alt, und so regierte die

Witwe des Maharadschas, die Mutter des Jungen, für

die nächsten zwei Jahre als Regentin. Aufgrund der

Frisur, der Pose und der Kleidung des Porträts ist es

wahrscheinlich, dass es sich bei ihr, der Maharani

Kanchan Prabha Devi von Tripura, um die fragliche

indische Schönheit handelt; und vielleicht war die

Uhr ein Geschenk von ihr oder auch an ihren Sohn,

als Erinnerung an ihre Rolle in seinem und Tripuras

Leben.

Die Reverso, diese raffinierteste aller Uhren,

wurde im Laufe der Jahrzehnte mit immer mehr

Funktionen und Zifferblättern ausgestattet – manchmal

doppelseitig, manchmal aufklappbar, um drei

verschiedene Zifferblätter zu zeigen. Das Bedürfnis

nach Schutz, das den Anstoß zu ihrer Entwicklung

gab, hat sie zu einem Liebling der Hollywood-Actionhelden

gemacht: Matt Damon (Jason Bourne) und

Pierce Brosnan (James Bond) gehören zu ihren

modernen Anhängern.

41


UHREN MIT STIL

Swatch Watch (1983)

Nachdem ihr Markt dank der billigen

Quarzuhren aus Asien zusammengebrochen

war, mussten sich

Schweizer Uhrmacher zusammenschließen,

um zu überleben. In diesen

verzweifelten Zeiten entstand

die eine Uhr, die sie alle rettete.

In den frühen 1980er-Jahren stand die Schweizer

Uhrenbranche vor dem Ruin, da die Öffentlichkeit

sich zugunsten der neuartigen und modernen Quarzuhren

von der traditionellen Uhrmacherkunst

abwandte. Ihre Bankiers wurden nervös und ordneten

den Zusammenschluss der zwei größten Herstellervereinigungen

an. Zu der einen, der Allgemeinen

Schweizerischen Uhrenindustrie AG (ASUAG)

gehörten Rotary, Rado, Longines, Hamilton, Eterna

und andere Marken. Omega, Tissot und Lemania

wiederum waren die wichtigsten Mitglieder der

anderen, der Société Suisse pour l’Industrie Horlogère

(SSIH).

Beide Organisationen waren bankrottgegangen,

sodass nun die Banken die Kontrolle übernommen

hatten. Auf Betreiben der Banken schlossen sich

ASUAG und SSIH 1983 zur Société de Microélectronique

et d’Horlogerie (SMH) zusammen. Der erste

CEO des neuen Unternehmens, Ernst Thomke,

begann mit der Umstrukturierung, um wieder profitabel

zu werden.

Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach

außergewöhnlichen Maßnahmen und so bestand

Thomkes erster Schritt darin, dem Quarz-Gegner

auf seinem eigenen Terrain zu begegnen. Im März

1983 brachte SMH eine eigene preiswerte Quarzuhr

heraus – die Swatch. Das Konzept war zuvor zwei

Jahre in Thomkes früherer Firma ETA, die Uhrwerke

für Eterna Watches hergestellt hatte, in der

Entwicklung gewesen, und nun war der Moment

gekommen.

Die Swatch stand im Widerspruch zu den luxuriösen

Sportuhren aus Gold und Titan, die einige

Schweizer Unternehmen als ihre beste Hoffnung

betrachteten. Sie waren billig und bestanden vor

allem aus Plastik. Das Gehäuse war aus einem Stück

und die ganze Uhr besaß nur 51 Komponenten, statt

der Hunderte, die eine teure Uhr mit vielen Komplikationen

aufwies. Sie ließ sich schnell zusammenbauen,

was die Arbeitskosten minimierte, und

konnte daher preiswert verkauft werden – einer der

großen Vorteile der ersten Quarzuhren gegenüber

den Schweizer Uhrwerken.

Ein preiswertes Produkt war die eine Sache,

doch die Öffentlichkeit musste es auch wollen. Ohne

die Anziehungskraft der edlen Materialien und der

eleganten Verarbeitung wurde die Swatch als Produkt

vermarktet, das Spaß macht und verfügbar ist.

Ihr Gehäuse war vielleicht nicht aus Gold oder Silber,

ihr Armband nicht aus Leder oder Stahl, sie

konnte vielleicht auch nicht mehr, als die Zeit anzuzeigen,

aber alle Teile konnten bunt sein. Plastik,

dieses äußerst vielseitige Material, ließ sich einfärben,

konnte blickdicht, aber auch durchsichtig sein,

vor allem aber ließ es sich bedrucken.

Oben, eine Auswahl relativ nüchterner

Swatch-Uhren aus dem Startjahr 1983; unten,

die Swatch Neon Flash Arrow (links) und die

Neon Wave (rechts), veröffentlicht 2024.

114



Eine Werbeanzeige für eine

Pop-Swatch-Kollaboration

mit dem in Malaga lebenden

Designer Jesuso Ortiz aus

dem Jahr 2017.

CREATE THE UNEXPECTED. #POPITUP

JESUSO ORTIZ × SWATCH

An der Produktionsstätte in

Sion, Schweiz, zeigt eine

komplett zusammengebaute

Swatch ihre 51 Bestandteile.

116


SWATCH WATCH (1983)

Armband und Zifferblatt bildeten die Leinwand für

innovative Kunstwerke, die noch nie zuvor auf einer

Uhr zu finden waren. Das Armband, bisher nur dazu

da, die Uhr am Handgelenk zu befestigen, trug nun

zum Erscheinungsbild der Uhr bei. Seine Befestigung

am Gehäuse mit ihren zusätzlichen Brücken

stärkte nicht nur die Verbindung zwischen zwei relativ

schwachen Materialien, sondern ließ die Unterscheidung

zwischen Gehäuse und Armband verschwimmen

und erlaubte ganz neue Designs.

Grafikdesign war ein zentrales Element der

Popkultur der frühen 1980er und von T-Shirts bis zu

Plattencovern allgegenwärtig. Swatch begrüßte die

Mode und den jugendlichen Markt, den sie mitbrachte.

Man konnte eine Swatch in seiner Lieblingsfarbe

oder seinem Lieblingsdesign kaufen; war man

dessen müde, kaufte man eine neue und erweiterte

so seine Sammlung.

Den Namen Swatch hatte eine New Yorker Werbeagentur

erdacht. Es wird oft angenommen, dass er

für S(wiss) Watch steht, dabei war die Uhr von Anfang

an als Modeaccessoire gedacht, die man mit der Kleidung

wechselt. Man würde eine traditionelle Uhr für

die Arbeit oder für formelle Anlässe haben – die

Swatch sollte man zum Spaß tragen. Sie war die zweite

Uhr ihres Besitzer, seine S(econd) Watch oder Swatch.

Und mit einem Preis von 40 bis 50 Schweizer Franken

könnte sie auch die dritte oder vierte Uhr sein: Eine

frühe Werbung zeigt einen Arm mit drei Swatches.

Diese einfache Uhr mit ihrem vielseitigen Äußeren

war ungemein populär. Ein weiteres Marketingmittel,

das sich an eine jüngere Generation richtete,

war der Swatch Club, dessen Mitglieder frühzeitigen

Zugang zu neuen Designs und Limited Editions

erhielten. Regelmäßig kamen neue Swatch-Kollektionen

heraus, die zum Sammeln anregten, vor allem,

wenn die Kollektion eingestellt wurde. Swatch pflegte

ein Kernsortiment von etwa 24 Designs, die etwa

zwei Jahre im Katalog blieben. Darüber hinaus

kamen alle drei Monate weitere 24 saisonale Designs

auf den Markt. Dazu gab es Limited Editions von

bekannten Designern oder aus Anlass bestimmter

Sportereignisse. Swatches konnten leicht für Organisationen

und deren Unterstützer sowie für besondere

Anlässe wie die Olympischen Spiele hergestellt

werden.

Der erste Künstler, an den Swatch für einen Entwurf

herantrat, war der französische Designer Christian

Chapiron, auch bekannt als Kiki Picasso. 1984 schuf

er einen Entwurf, allerdings in 140 unterschiedlichen

Farbstellungen – ausreichend, um einen ernsthaften

Sammler in den Wahnsinn zu treiben. Einer schaffte

es, 33 Variationen zu kaufen, die heute jeweils für

mehr als 25.000 Dollar verkauft werden könnten.

Beflügelt durch den Erfolg der Kiki-Kollektion

fragte Swatch 1986 den Popartist Andy Warhol an.

Er schien eine offensichtliche Wahl für das verspielte

Designethos von Swatch zu sein, schlug aber die

Gelegenheit aus. Stattdessen empfahl er seinen Protegé

Keith Haring, einen überzeugten Populisten in

Fragen der bildenden Kunst, der eine Serie aus vier

Uhren entwarf, die für viele Sammler zu einer Art

von Heiligem Gral geworden sind. Traurigerweise

starb Haring im Februar 1990 mit nur 31 Jahren.

Swatch war mit seiner Positionierung als Modeartikel

so erfolgreich, dass es in den 1990er-Jahren

fast jede Woche neue Designs herausbrachte. Nachdem

man gehofft hatte, im ersten Jahr 2,5 Millionen

Uhren zu verkaufen, erreichte man 1992, nur neun

Jahre nach dem Start, bereits die einhundertmillionste

Uhr. Mit der Einführung neuer Größen und

zusätzlicher Funktionen kamen in den 1990ern

Varia tionen der vertrauten Swatch heraus. Kollektionen

wie Swatch Irony, Pop, Chrono, Skin, Maxi,

Automatic und Solar begegnen uns Ende des letzten

Jahrhunderts, seit 2000 sind unter anderem Chrono

Plastic, Automatic Chronograph, Diaphane, Fun

Scuba und Paparazzi hinzugekommen.

Eine außergewöhnliche Zusammenarbeit gab

es mit dem österreichischen Künstler Alfred Hofkunst,

der drei Designs in Form von Lebensmitteln

ablieferte – ein Zifferblatt wie eine Gurkenscheibe

mit dem Armband als Gurkenschale, eine rote Paprika,

deren Armband frisch aus der Frucht geschnitten

scheint, und ein Armband, das aussieht wie ein

Streifen Bacon und an einer Spiegelei-Uhr hängt. In

allen Fällen war das Armband so unregelmäßig

geformt wie sein natürliches Vorbild. Die Kollektion

mit dem Namen One More Time war auf 9.999 pro

Lebensmittel limitiert. Würde man heute ein Set aus

allen drei Uhren erwerben, dürfte man sich fragen,

wieso die Swatch als Billiguhr gilt.

117


UHREN MIT STIL

Casio F-91W (1989)

Es ist die am häufigsten verkaufte

Uhr aller Zeiten und eine der

billigsten. Ihr Design ist seit ihrem

Start vor mehr als 30 Jahren

unverändert. Sie ist beliebt bei den

Jungen, den Sparsamen und –

leider – den Terroristen.

Casio war in den 1980ern bekannt für preiswerte,

zuverlässige Heimelektronik: Tasteninstrumente,

Taschenrechner, Digitaltelefone, Kameras und

Uhren. Die F-91W war nicht ihr erstes Modell,

machte Casio aber zu einem ernsthaften Mitspieler

auf dem Markt. Sie war der Nachfolger der F-87W,

die ab 1982 etwa fünf Jahre lang hergestellt wurde.

Auf den ersten Blick erkennt man kaum einen

Unterschied zwischen beiden und intern weisen sie

dieselben Funktionen auf – Zeit, Datum, Wecker,

Chronograf. Das visuell faszinierendste Merkmal

der F-91W ist die freundliche blaue Linie innerhalb

der Einfassung, die die Anzeige größer wirken lässt.

Die Einfassung selbst ist geringfügig anders als bei

der 87W mit ihrem lang gezogenen Achteck. Bei der

91W ist es eher ein Quadrat mit abgeschnittenen

Ecken. Auf diese kleine Änderung ist der Designer

der Uhr am meisten stolz.

Ryūsuke Moriai kam 1985 zu Casio und die

91W war sein erster Entwurf. Die blaue Linie betont

die Rechteckigkeit des Layouts und verleiht der ganzen

Uhr eine größere Präsenz am Handgelenk. Das

Gehäuse ist genau wie das Armband aus Kunstharz,

einem Material, das sich irgendwann zersetzt, aber

billig herzustellen ist. Für den Entwurf der 91W gab

es strenge Vorgaben hinsichtlich Funktion und Preis,

die auf einen ganz bestimmten Sektor des Uhrenmarkts

gerichtet waren.

Die Flüssigkristallanzeige hat dieselbe Größe

wie bei der 87W – das sechsstellige Hauptdisplay

zeigt Stunden, Minuten und Sekunden oder (im

Chronograph-Modus) Minuten, Sekunden und

Hundertstel Sekunden. Der Chronograph wurde bei

der 91W ein wenig aktualisiert und besitzt nun auch

Nettozeit- und Split-Time-Funktionen. Man konnte

einen stündlichen Beep-Ton einstellen, was dem Träger

half, die Zeit im Blick zu behalten. Die dünne

Linie rund um Tag und Datum bei der 87W entfiel

bei der 91W als unnötig. Das mittlerweile digital versiertere

Publikum würde 1989 diese beieinanderliegenden

Informationen nicht mehr verwechseln.

Die Bedienelemente sind an beiden Uhren identisch:

zwei Knöpfe links und ein Knopf rechts. An

der 91W sitzen sie allerdings auf Erhöhungen und

nicht direkt in der Seite der Einfassung. Ryūsukes

größte Herausforderung beim Entwurf der 91W

bestand, wie er sagte, darin, die winzige runde Batterie

mit dem etwas größeren, achteckigen Quarzmodul

in Einklang zu bringen. Für die 91W wurde

das Kaliber 593 benutzt, das das 595 der 87W

ersetzte.

Die Digitaluhr Casio F-91W von 1989,

die am häufigsten verkaufte Uhr aller

Zeiten und seit drei Jahrzehnten

unverändert.

118



Der junge Barack Obama im

Jahr 1990: Auch der künftige

Präsident der Vereinigten

Staaten von Amerika trägt

eine Casio.

Der Schauspieler Ryan

Reynolds unterstreicht die

Gewöhnlichkeit seiner Figur im

Film Free Guy (2021) durch das

Tragen einer Casio F-91W.

120


CASIO F-91W (1989)

Einzeln bedeuteten diese kleinen Änderungen nicht

viel, zumindest nicht für Kunden ohne technisches

oder elektronisches Fachwissen. Dennoch ist die

F-91W ein perfekter Beweis dafür, dass das Ganze

mehr ist als die Summe seiner Teile. All diese kleinen

Verbesserungen ergaben eine bessere Uhr – besser

im Aussehen, in der Funktion, im Wert. Modern,

digital, Plastik, billig: Sie war besonders bei jungen

Leuten sofort ein Erfolg, und auch heute noch, viele

Jahre nach ihrer Einführung, verkauft Casio etwa

drei Millionen Exemplare pro Jahr. Vorsichtig

geschätzt kommt man so auf etwa 100 Millionen

Uhren. Sie wird immer noch hergestellt, und zwar

völlig unverändert nach Ryūsuke Moriais Originalentwurf,

und ist in vielen Ländern der Erde deutlich

günstiger zu haben als 1989. Es kann weniger kosten,

eine neue F-91W zu kaufen, als ein kaputtes Armband

oder die Batterie vom Typ 2016 zu ersetzen,

wenn sie irgendwann tatsächlich einmal leer ist – sie

soll wenigstens sieben Jahre lang halten und es gibt

viele Beispiele für Uhren, die mehr als ein Jahrzehnt

mit derselben Batterie gelaufen sind.

Ryūsuke arbeitet immer noch für Casio. Er kam

1983 direkt nach dem Start eines weiteren Eckpfeilers

des Uhren-Portfolios von Casio zu dem Unternehmen,

der G-Shock. Hier gebührt Kikuo Ibe das

Verdienst, doch Ryūsuke war für einen Großteil der

Entwicklung der G-Shock verantwortlich und ist

heute ihr Chefdesigner.

Seine erste Uhr vergisst man nicht, und für viele

Menschen war dies die 91W. Zweifellos sind viele der

jährlich drei Millionen Verkäufe Ersatzuhren oder

sentimentale Neuerwerbungen. Sie genießt viel Zuneigung

und ihre Allgegenwart hat ihr eine weitere

Eigenschaft eingebracht – es ist die Uhr für jedermann.

Menschen, die sie kaufen, tun dies nicht unbedingt,

weil sie sich keine andere Uhr leisten können,

sondern weil sie gut ist in dem, was sie macht, ohne

groß, auffällig oder übertrieben teuer zu sein. Der

junge Barack Obama trug eine. Bei der von Ryan Reynolds

gespielten Figur in dem Gaming-World-Film

Free Guy unterstreicht eine 91W, wie gewöhnlich er als

Statist in einer digitalen Rollenspielwelt ist.

In der realen digitalen Welt, in der Uhren mit

dem Internet verbunden sind, bleibt die F-91W beruhigend

unvernetzt. Und es gibt einen Bereich der

Gesellschaft, die diesen Mangel an Verfolgbarkeit zu

schätzen weiß. Mitglieder von Al-Qaida und anderen

Terrororganisationen wollen eine Uhr, die nicht

verrät, wenn sie zwischen geheimen Trainingscamps,

verdeckten Treffpunkten und potenziellen Zielen

unterwegs sind. Eine der Kernfunktionen der 91W

bietet noch einen weiteren Nutzen.

Ihre 24-Stunden-Anzeige bedeutet, dass man

den Alarm einen ganzen Tag im Voraus setzen kann.

Mit ein wenig Elektronikgrundwissen ergibt die Uhr

einen ausgezeichneten Zeitzünder für selbst gebaute

Sprengsätze. Amerikanische Geheimdienste fanden

Reste der 91W an den Stätten von Bombenattentaten

und sahen die Uhr bei Terrorverdächtigen auf Propagandafotos

(auch von Osama bin Laden), die ihren

Besitz unter gewissen Umständen verdächtig macht.

Mehr als einmal wurde jemand verhaftet, weil er

zwei oder drei dieser Uhren dabei hatte.

Während wir uns der Mitte des 21. Jahrhunderts

nähern, müssen wir uns Fragen über die Wegwerfmentalität

in Bezug auf diese Uhr stellen.

Zusätzlich zu den drei Millionen offiziell hergestellten

Modellen gibt es unzählige Fälschungen der

F-91W, die den potenziellen Müllberg noch vergrößern.

Um dem zu begegnen, hat Casio an den Spezifikationen

der F-91W die einzige Änderung in drei

Jahrzehnten vorgenommen. Wenn man den rechten

Knopf einer echten Casio F-91W für 20 Sekunden

gedrückt hält, erscheint auf dem LCD-Display die

freundliche Bestätigung: »CASIO«.

»Seine erste Uhr vergisst man nicht, und für viele

Menschen war dies die 91W. Zweifellos sind viele

der jährlich drei Millionen Verkäufe Ersatzuhren

oder sentimentale Neuerwerbungen.«

121


UHREN MIT STIL

Ulysse Nardin Freak (2001)

Die Frage, wie man die Zeit anzeigt,

ist durchaus interessant. Am

offensichtlichsten ist angesichts

der mechanischen Bewegungen

der Zahnrädchen, die alle Uhren

vor dem digitalen Zeitalter antrieben,

ein rundes Zifferblatt mit sich

drehenden Zeigern. Die Freak stellt

all das auf den Kopf.

Ulysse Nardin hat eine schillernde und – für eine

Schweizer Marke – ungewöhnliche Geschichte,

obwohl sie ganz konventionell startete. Der Gründer

des Unternehmens Ulysse Nardin wuchs in Neuchâtel

(Neuenburg) im Nordwesten der Schweiz auf,

einem Gebiet, aus dem viele große Uhrmacher

stammten. Genau wie andere erlernte er das Handwerk

in den langen Wintern, wenn die Arbeit auf den

Bauernhöfen ruhte und die Bauern Zuarbeiten für

die lokalen Hersteller übernahmen. Ulysse lernte

zunächst bei seinem Vater Léonard-Frédéric Nardin

und eröffnete 1846, mit 23 Jahren, seine eigene

Werkstatt.

Das Binnenland Schweiz hat viele großartige

Uhrmacher hervorgebracht, doch Nardin war vielleicht

der erste, der vom Meer fasziniert war. Er

spezialisierte sich auf Taschenchronometer, die

Schiffssteuermänner für ihre Längenberechnungen

brauchten. Obwohl er nicht am Meer aufgewachsen

war, sondern in den Alpen, war Nardin so selbstbewusst

in Bezug auf seine Uhren, dass er sie 1862 auf

der Great Exhibition in London ausstellte, wo die

besten britischen und internationalen Hersteller auf

dem Höhepunkt des Industriellen Zeitalters miteinander

konkurrierten. Auf einem Gebiet, das von

Abraham-Louis Breguet und seinem englischen

Widerpart John Arnold dominiert wurde, gewann

Nardin den Hauptpreis für Komplizierte Uhren und

Taschenchronometer.

Sein Sohn und Nachfolger Paul-David Nardin

führte das Unternehmen zu weiteren Erfolgen auf

der Paris Exposition Universelle von 1889, der Chicago

World’s Fair vier Jahre später und anderswo.

Dank des Erfolgs von Chicago begann er ab 1902,

die US Navy zu beliefern. Schon bald folgten die

Marinen von Großbritannien, Russland und Japan.

Schließlich nutzten mehr als 50 Kriegsflotten auf der

ganzen Welt Nardin-Chronometer.

Genau wie andere litt auch Ulysse Nardin unter

der Quarzkrise und wurde 1983 an den Schweizer

Geschäftsmann Rolf Schnyder verkauft. Schnyder

hatte seit den späten 1950er-Jahren in der Uhrenbranche

gearbeitet, als er der Werbeabteilung von

Jaeger-LeCoultre beitrat. Von dort ging er zu einem

Vertriebsunternehmen, das Uhren nach Asien lieferte,

und war von der Region so begeistert, dass er

sich dort niederließ und Fabriken in Thailand und

Malaysia eröffnete, die Teile an Schweizer Hersteller

lieferten.

Die Freak von Ulysse Nardin

aus dem Jahr 2001 – eine Uhr

ohne Krone und ein Zifferblatt

ohne Zeiger.

126



Die Rückseite der Freak gibt

den Blick auf eine riesige Feder

frei, die diese Uhr für sieben

Tage antreibt.

Die Trilogie der Zeit von Ulysse

Nardin – von links nach rechts:

die Tellurium Johannes Kepler,

die Planetarium Copernicus

und die Astrolabium Galileo

Galilei.

128


ULYSSE NARDIN FREAK (2001)

Obwohl er nie direkt mit dem Design oder der Herstellung

von Uhren zu tun hatte, verstand Schnyder

das Geschäft und sah einen Markt für etwas, das

Ulysse Nardin nie produziert hatte – Armbanduhr-

Versionen seiner Taschenchronometer. Er arbeitete

mit dem Uhrenkonstrukteur Ludwig Oechslin

zusammen und das neu belebte Unternehmen brachte

drei spektakuläre Uhren mit astronomischen Komplikationen

heraus, die »Trilogie der Zeit«.

Die Astrolabium Galileo Galilei, benannt nach

dem italienischen Astronomen, war 1985 die erste

Uhr aus der Trilogie. Sie zeigt nicht nur die terrestrische

Zeit, sondern hat auch eine Himmelanzeige,

mit den Phasen und Bewegungen von Sonne, Mond

und einigen der größeren Sterne, die Seeleute traditionell

für die Navigation benötigten. Mit ihren 21

separaten Funktionen wurde sie 1989 vom Guinness-

Buch der Rekorde zur funktionalsten Uhr der Welt

ernannt.

Auf die Astrolabium folgte 1988 die Planetarium

Copernicus und 1992 die Tellurium Johannes

Kepler, beide mit ähnlich komplexen Komplikationen.

Die Tellurium (vom lateinischen tellus für Erde)

besaß ein Cloisonné-Zifferblatt; die Herstellung

dauerte jeweils 50 Stunden und es waren 12 Erhitzungsprozesse

und 54 Einzelschritte nötig, um sie

anzufertigen. Jede Tellurium ist einmalig.

Die Freak kam 2001 heraus und war wirklich

ungewöhnlich: eine Uhr ohne Krone und ein Zifferblatt

ohne Zeiger. Sie sollte Aufsehen erregen, war

aber kein Gimmick. Ludwig Oechslin, der bereits

hinter den Komplexitäten der Trilogie steckte, hatte

eine Uhr entworfen, in der sich das unter dem Glas

gut sichtbare Uhrwerk drehte und nicht die Zeiger.

Teile zeigten auf die Einfassung, an der man dann

die Zeit ablesen konnte. Um die Zeit zu verstellen,

drehte man einfach die Einfassung. Zum Aufziehen

musste man die Rückseite des Gehäuses in Richtung

eines kleinen Pfeils drehen. Eine Öffnung auf der

Rückseite bot einen Blick auf die große Feder, die

fast den gesamten Durchmesser der Uhr einnahm

und sie sieben Tage lang antrieb.

Die Schweizer Fondation de la Haute Horlogerie,

eine Stiftung zur Förderung der Uhrmacherkunst,

erklärte die Freak zur Uhr des Jahres im

Bereich Innovation. Sie stellte nicht nur die ganze

Beziehung zwischen Uhrwerk und Anzeige auf den

Kopf, sondern drang mit dem Uhrwerk in ganz neue

Sphären vor. Herkömmliche Uhren nutzen Lager aus

Edelsteinen, weil sie strapazierfähig und glatt sind,

was die Reibung verringert und die Lebensdauer des

Uhrwerks verlängert. Oechslin verwendete stattdessen

bei der Freak als erster Konstrukteur Silizium.

Silizium ist nicht nur ebenso glatt und robust wie die

Edelsteine, sondern es kann außerdem in jede Form

gebracht werden. Dies erlaubte es Oechslin, die Hemmung

vollkommen neu zu erfinden, den Gangregler,

der das Uhrwerk in einem festen Takt bewegt. Mittels

Silizium konnte er eine doppelte Hemmung herstellen

statt der üblichen Hemmung mit einem Rad. Für

mehr Stabilität und weniger Reibung war diese an

vier, und nicht nur an zwei Punkten befestigt. Heute

machen das alle, aber Nardin waren die Ersten.

Oechslin gründete 2006 seine eigene Firma

Ochs & Junior, mit der er sich auf Uhren mit astronomischen

Komplikationen spezialisierte. Nach

Schnyders Tod im Jahr 2011 verkaufte seine Frau das

Unternehmen an den französische Luxuswarenkonzern

Kering. Kering gab Ulysse Nardin und seine

andere Uhrenmarke Girard-Perregaux über ein

Management-Buy-out ab, sodass Ulysse Nardin nun

wieder unabhängig ist.

»Die Schweizer Fondation de la Haute Horlogerie, eine

Stiftung zur Förderung der Uhrmacherkunst, erklärte die

Freak zur Uhr des Jahres im Bereich Innovation.«

129


UHREN MIT STIL

Apple Watch (2015)

Der Einfluss der Apple Watch kann

gar nicht hoch genug eingeschätzt

werden, und zwar nicht nur für die

Uhrenbranche, sondern auch auf

die Welt. So wie die erste Armbanduhr

unser Verhältnis zur Zeit und das

erste Mobiltelefon unsere Beziehung

zum Rest der Welt änderte, veränderte

Apple Watch unser Verhältnis

zu unseren Uhren und Telefonen und

änderte damit alles.

Die Apple Watch vereint so viele verschiedene Funktionen,

dass damit alle anderen Geräte nahezu überflüssig

wirken. Oft war sie jedoch nicht die Erste, die

irgendwelche Sachen machte. Die erste Smartwatch

war zweifellos die HP-01 von Hewlett-Packard im

Jahr 1977 (S. 110). Casio und Pulsar hatten in den

1980ern Uhren, die persönliche Informationen empfangen

und speichern konnten. Die FitBit-Revolution

mit Fitness-Trackern, die man am Handgelenk

trägt, begann in den 1990ern. Apples eigener iPod

spielte unsere Lieblingsmusik, wann und wo immer

wir dies wünschten. Doch die Apple Watch war der

Zugang zu all diesem und anderem.

Als man bei Apple Ende 2011 begann, eine Uhr

zu entwickeln, wusste man selbst noch nicht genau,

was sie alles können sollte. Es war das erste Apple-

Projekt, das ohne Steve Jobs entstand, den charismatischen

Apple-Mitgründer, der im Oktober 2011 verstorben

war. Doch das Unternehmen blickte in die

Zukunft und entschied, dass die Technik nun an den

Körper gelangen sollte. Die Menschen merkten zu

dieser Zeit, welchen Einfluss sie ihren Mobiltelefonen

auf ihr Leben gewährten, und begannen, diese

Tatsache zu verabscheuen. Während das iPhone eine

relativ unpersönliche Schnittstelle für den Alltag

darstellte, würde eine Uhr – die man viel direkter

am Körper trägt – vielleicht eine menschlichere, persönlichere

Verbindung bieten.

Apples erstes Konzept sah eine Art Glas-iPod-

Armreif für das Handgelenk vor. Er sollte in seinen

frühen Stadien die gleiche Oberfläche und dieselben

Apps benutzen wie ein iPhone; bei der Anpassung

des Geräts konzentrierten sich die Entwickler dann

jedoch auf eine schnittigere Interaktion. Heraus kam

die Apple Watch, die raffiniert Informationen über

Nutzungsgewohnheiten und Gesundheit der Träger

sammelt, die es analysieren und anzeigen kann. Das

Gerät tätigt außerdem Anrufe und zeigt die Zeit an.

Eine originale Apple Watch

Sport von 2015, als sie unsere

Beziehung zu körperlichen

Aktivitäten für immer

veränderte.

138



Modisch immer einen Schritt

voraus, besucht Anna Wintour,

die Chefredakteurin der

US-amerikanischen Vogue, ein

Mode-Event in Los Angeles am

16. April 2015. Sie trägt eine

Apple Watch – drei Tage vor

ihrem Start.

Zwei Beispiele der Apple

Watch 10, veröffentlicht im

September 2024. Die Uhr hat

mittlerweile so viele Apps, dass

sie praktisch alles sein kann,

was ihre Trägerin oder ihr

Träger sich wünscht.

140


APPLE WATCH (2015)

Neben der bereits vertrauten Interaktion mittels

Touchscreen erlaubt eine zweite Verbindungsebene

namens Force Touch dem Benutzer, durch festeres

Drücken der Anzeige auf weitere Funktionen der

Uhr zuzugreifen. Sensoren an der Unterseite der Uhr

sammeln Informationen über den körperlichen

Zustand der Träger – ein weiterer menschlicher

Touch. Die Uhr enthält außerdem ein Barometer, ein

Gyroskop und einen Beschleunigungsmesser, um

die Umgebung besser zu verstehen und eine Kompasspeilung

zu erreichen. Sensordaten werden zur

Analyse an das iPhone des Benutzers übertragen.

Die Ergebnisse gehen zur Anzeige wieder zurück an

die Uhr. Falls kein iPhone da ist, kann sich die Uhr

auch direkt mit dem Internet verbinden.

Die Gesundheitsfunktionen der Apple Watch

waren bei ihrer Konzeption nicht der Hauptaspekt.

Apple wollte vor allem die Beziehung der Uhrenträger

mit ihren iPhones verbessern. Dennoch ist die

Gesundheitsüberwachung für die Anwender von

Vorteil. Die Apple Watch kann Elektrokardiogramme

(EKG) aufzeichnen; spätere Modelle überwachen

auch den Blutsauerstoff. Das Gerät ist ziemlich leistungsfähig

und viel mehr als nur eine Uhr.

Apple hat Scharen ergebener Anhänger und war

immer darauf bedacht, alle Produkte so benutzerfreundlich

wie möglich zu machen. Der Start der

Apple Watch würde daher garantiert für riesige Aufmerksamkeit

sorgen. Um zu vermeiden, dass sich

schwer zu bewältigende Menschenmengen vor den

Apple Stores dieser Welt sammelten, wurde sie

zunächst nur online verkauft – Enthusiasten konnten

sich in den Geschäften die Fähigkeiten der Uhr zeigen

lassen, mussten sie dann aber über ihre iPhones oder

iPads bestellen. Der erste Apple Store, der die Uhr

direkt anbot, war in der Boutique Colette in Paris.

Im ersten vollständigen Finanzquartal nach ihrem

Start am 19. April 2015 wurden 4,2 Millionen Apple

Watches verkauft. Am Ende des Jahres waren es doppelt

so viele und die Rate stieg bis 2022 stetig an, als

der jährliche Verkauf die Spitze von 53,9 Millionen

erreichte. Diese Werte sind zwar inzwischen ein

wenig gesunken, dennoch schätzt man, dass mehr

als 80 Prozent der iPhone-Besitzer auch eine Apple

Watch haben. Ende 2024 hatte Apple insgesamt etwa

303 Millionen Uhren verkauft.

Nicht jeder hat ein iPhone und nicht jeder will

eine Apple Watch. Trotzdem besetzt die Apple Watch

bemerkenswerte 30 Prozent des Smartwatch-Markts.

Fallende Verkaufszahlen seit 2023 könnten bedeuten,

dass der Öffentlichkeit zunehmend bewusst

wird, dass der Besitz einer Apple Watch ungeachtet

aller Vorteile auch zu einer ungesunden Obsession

werden kann. Man schätzt, dass Apple-Watch-Träger

ihre Uhren etwa 80-mal am Tag konsultieren. Immer

mehr, vor allem auch junge Menschen wenden sich

von Smartwatches und Smartphones im Allgemeinen

ab zugunsten »dummer Telefone«, die wirklich

nur telefonieren können und mit Sicherheit besser

für die Privatsphäre sind.

Wenn es einen Trend gegen die Abhängigkeit

von High-Tech-Gadgets gibt, dann folgt vielleicht

eine Rückkehr zu einfachen Uhren. Auch wenn eine

schöne mechanische Uhr alles andere als Low-Tech

ist, so ist sie doch zugleich eine Sache von großer

Schönheit und ausgezeichneter Handwerkskunst,

sowohl innen als auch außen. Und anders als Quarzuhren,

Apple Watches und Smartphones aller Art

geht ihr niemals der Saft aus. Tradition hat vielleicht

doch etwas für sich.

»Während das iPhone eine relativ unpersönliche

Schnittstelle für den Alltag darstellte, würde eine

Uhr – die man viel direkter am Körper trägt –

vielleicht eine menschlichere, persönlichere

Verbindung bieten.«

141


UHREN MIT STIL

Index

Aldrin, Buzz 88, 89

Ali, Muhammad 29

American

Watch Company 7

A-11 US-Militär 54–57

Waltham 1857 (»William

Ellery«) 18–21

Apple Watch 138–141

Sport 139

Armstrong, Neil 89

Art Deco 25, 38, 41

Astor IV., John Jacob 20, 21

ASUAG, Allgemeine

Schweizerische Uhrenindustrie

AG 70, 114

Audemars Piguet

Royal Oak 45, 102–105,

130, 134

Perpetual Calendar 105

Bankhead, Tallulah 29

Baselworld 17, 45, 102, 104,

130, 134

Bauhaus-Design 92, 93

Bergman, Ingrid 29

Bill, Max 90, 92, 93

Blackman, Honor 85

Blancpain 6, 8

Fifty Fathoms 61, 70–74,

86

Bolt, Usain 132, 133

Bonaparte

Caroline, Königin von

Neapel 6, 7, 10, 11, 13

Napoleon 10, 13

Brando, Marlon 84

Breguet

Abraham-Louis 6–8,

10, 13, 14, 17, 126

Antoine-Louis 13

Grande Complication

N o . 160 14–17

siehe auch Marie

Antoinette

Breitling 86, 101, 125

»Big Case« Navitimer

81

Chronomat 78

Cosmonaute Navitimer

81

Navitimer 78–81

Top Time 61

Broccoli, Cubby 77

Brosnan, Pierce 41, 60, 77

Bulgari

Octo Finissimo 134–137

Perpetual Calendar

Haute Horlogerie 137

Repeater 137

Tourbillon Automatic

136, 137

Bulova

A-11 US-Militär 54–57

Butler, Gerard 137

Calcron 110

Cameron, James 61

Campbell, Malcolm 33

Capote, Truman 29, 134

Carpenter, Scott 80

Cartier

Louis 7, 22, 25, 26

Pasha de Cartier 45

Santos 22–26

Tank 25–29, 125

Casio 138

F-87W 118

F-91W 9, 118–121

G-Shock 121

Castro, Fidel 106, 108, 109

Chaplin, Charlie 62–65

Churchill, Winston 33

Clapton, Eric 69

Clark, Jim 81

Collins, Michael 89

Connery, Sean 61, 74, 76, 77

Cooper, Bradley 136, 137

Cooper, Gary 29

Coppola, Francis Ford 85

Cousteau, Jacques 60, 74

Craig, Daniel 61, 77

Curie, Marie und Pierre 8,

46, 48, 97

Dalton, Timothy 61, 77

Damon, Matt 41

Davis, Miles 81

Deschamps, Didier 133

Diana, Prinzessin 29, 61

Disney, Walt 42

Djokovic, Novak 133

Earhart, Amelia 41

Ecclestone, Bernie 133

Edward VIII. von England 41

Eisenhower, Dwight 33

Elgin

A-11 US-Militär 54–57

Ellington, Duke 29

Eterna 114

Federer, Roger 32, 33

Fersen, Hans Axel von 14, 17

Fiechter

Betty 70, 73

Jean-Jacques 72–74

Fleming, Ian 61

Fondation de la Haute

Horlogerie 129

Fossil

Wrist PDA 113

Gable, Clark 29

Gainsbourg, Serge 81

Gérald Genta 45, 102, 103,

105, 134, 136

Grande Sonnerie Retro

45

Octa Grande Sonnerie

Tourbillon 45

Octagonal 134

siehe auch Audemars

Piguet Royal Oak;

Bulgari Octo Finissimo;

Patek Philippe Nautilus

Gleitze, Mercedes 30–32

Granger, Stewart 29

Halep, Simona 133

Hamilton 81, 101, 114

Pulsar P2 113

Ventura 96, 97

Haring, Keith 117

Harwood, John 8, 70, 81

Hegerberg, Ada 133

Heuer 81

Autavia 98, 101

Auto-Graph 98

Calibre-11-Uhrwerk 101

Carrera 101

Chrono-Matic 101

Mareographe 98

Mikrograph 98

Monaco 98–101

One More Time 117

Semikrograph 98

Time of Trip 98

Hewlett-Packard

HP-01 110–113, 138

Hill, Graham 81

Hirst, Damien 45

Hitler, Adolf 50

Hublot

Big Bang 9, 130–133

Classic Fusion 130

Ingersoll

Mickey Mouse 9, 42–45

IWC 65, 97

Big Pilot Watch 53

B-Uhr 50–53

Baumuster 51, 53

Jaeger-LeCoultre 6, 126

Atmos-Uhr 65

Balbo Reverso 41

Calibre 145 38

Memovox 62–65

Reverso 38–41

James, LeBron 105

Jannard, Jim 122, 125

Jay-Z 105

Jobs, Steve 110, 138

Jordan, Michael 125

Junghans 6

Küchenuhr 92

Max Bill 90–93

Karl II. von Großbritannien

104

Kennedy, John F. 33

King, Martin Luther 33

Knight, William J. 84, 85

Koscowicz, ungarische

Gräfin 13

Laco

B-Uhr 50

142


INDEX

Lange & Söhne

B-Uhr 50, 53

Lauren, Ralph 29

Lazenby, George 61, 77

Lemania 70, 114

Lennon, John 9, 66, 68, 69

Le Prieur, Yves 58

Leto, Jared 137

Lincoln, Abraham 21

Lindbergh, Charles 34, 36

Lollobrigida, Gina 106

Longines 86, 97, 114

Lindbergh Hour Angle

7, 34–37

Weems Second Setting

36, 37

Lorus

Mickey Mouse 45

Ludwig XVI., König von

Frankreich 10, 13

MacArthur, Gen. Douglas

41

Maradona, Diego 133

Marat, Jean-Paul 10

Marie Antoinette 7, 9, 14–17

McCarthy, Joe 62

McGregor, Ewan 53

McQueen, Steve 29, 100, 101

Mickey Mouse 9, 42–45

Monroe, Marilyn 33

Moore, Roger 61, 77, 113

Mourinho, José 133

Mucha, Alphonse 40, 41

Nardin, Ulysse 6

Neapel, Königin von, siehe

Bonaparte, Caroline

Newman, Paul 33

Oakley

Annie 122, 124

Bullet 125

Jury 125

Time Bomb 122–125

Torpedo 125

Obama

Barack 33, 120

Michelle 29

Omega 8, 70, 97, 114

Aqua Terra 61

Beta 21 96

Marine 8, 58

Planet Ocean 61

Planet Ocean Ultra

Deep Professional 61

Professional 86–89

Railmaster 7, 58, 61, 86

Seamaster 58–61, 77, 86

Speedmaster 61

Onassis, Jacqueline

Kennedy 26, 29

Ono, Yoko 66, 68, 69

Panerai 6

Giovanni 46

Guido 46

Luminor 49

Radiomir 8, 46–49

Patek Philippe 6, 13, 38, 97,

130, 133

2499 66–69

Golden Ellipse 102

Nautilus 45, 105, 130, 134

Pelé 133

Pershing, John 29

Philip Van Horn 34

Piaget 97

Pulsar 110, 138

Mickey Mouse 45

Quarzkrise 9, 70, 94, 98,

102, 105, 122, 126, 130

Rado 97, 114

Renner, Jeremy 137

Reynolds, Ryan 120

Richards, Keith 53

Rolex 8, 86, 97, 125

Datejust 33

Daytona 33

Deep Sea 61

GMT-Master 82–85

Oyster 7, 8, 30–33, 58,

65, 74

Perpetual 81

Perpetual Datejust II 33

Sea Dweller 61

Submariner 30, 61, 70,

74–77, 86, 110, 125

Rotary 114

Santos-Dumont, Alberto 7,

22–26, 29

Schumacher, Michael 105

Schwarzenegger, Arnold

105

Seiko 61, 77, 101

06LC 106–109

5M42-Uhrwerk 125

DK001 113

Mickey Mouse 44, 54

Quartz-Astron 35SQ 8,

9, 94–97

Ruputer 112, 113

Seinfeld, Jerry 78

Sicura 81

Siffert, Jo 81, 100, 101

Silver Snoopy Award 88, 89

SMH, Société de

Microélectronique et

d’Horlogerie 114

Smith, Patti 29

Southgate, Gareth 133

SSIH, Société Suisse pour

l’Industrie Horlogère 70,

114

Stallone, Sylvester 49

Starr, Ringo 69

Stowa

B-Uhr 50, 53

Svitolina, Elina 133

Swatch Group 14, 17, 70

Automatic

Chronograph 117

Automatic-Kollektion 117

Chrono Plastic 117

Chrono-Kollektion 117

Diaphane-Kollektion 117

Fun Scuba 117

Irony-Kollektion 117

Kiki-Kollektion 117

Maxi-Kollektion 117

Mickey Mouse 45

Neon Flash Arrow 114,

115

Neon Wave 114, 115

Paparazzi 117

Pop-Kollektion 116, 117

Skin-Kollektion 117

Solar-Kollektion 117

Swatch Watch 9,

114–117

Swigert, Jack 85

Timex

Mickey Mouse 45

Tissot 70, 114

Travolta, John 80

Tripura, Maharani

Kanchan Prabha Devi of

41

Truman, Harry S. 65

Ulysse Nardin

Astrolabium Galileo

Galilei 128, 129

Freak 126–129

Planetarium

Copernicus 128, 129

Tellurium Johannes

Kepler 128, 129

Trilogy of Time 128, 129

Valentino, Rudolph 28, 29

Vostok Amphibia 8

Vulcain

Cricket 65

Waltham

1857 »William Ellery«

18–21

A-11 US-Militär 54–57

Warhol, Andy 29, 117

Weems, Lt. Commander

Wempe

B-Uhr 50, 53

White, Ed 89

William Ellery, siehe

Waltham

Wintour, Anna 140

Zenith 101

El Primero 81

143


UHREN MIT STIL

Bildnachweise

11 Bridgeman Images; 12o © Montres Breguet, Inc. Alle Rechte vorbehalten; 12u © Look and Learn/Bridgeman Images; 15

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and Space Museum (NASM 2014-02465).; 36o Bettmann/Getty Images; 36u B Christopher/Alamy; 39 Bild mit frdl. Gen.

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Hour; 55 Dominic Byrne/Alamy; 56o Dominic Byrne/Alamy; 56u Universal History Archive/Universal Images Group via

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Limited; 72u © The Swatch Group (UK) Limited; 75 © Rolex/Jean-Daniel Meyer; 76o Danjaq/Eon/Ua/Kobal/Shutterstock;

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128o © Ulysse Nardin; 128u © Ulysse Nardin; 131 © Hublot; 132o Lev Radin/Everett Collection/Alamy Live News; 132u ©

Hublot; 135 Stefan Wermuth/Bloomberg via Getty Images; 136o Venturelli/Getty Images für Bulgari; 136u Joshua Scott/

Robb Report/Penske Media via Getty Images; 139 Joby Sessions/MacFormat Magazine/Future via Getty Images; 140o

Foto von Charley Gallay/Getty Images für Burberry; 140u Justin Sullivan/Getty Images.

Über den Autor

Colin Salter ist ein Wissenschafts- und Geschichtsautor sowie Bibliophiler und lebt in Edinburgh, Schottland. Er hat die

Trilogie Science is Beautiful (Batsford Books) und The Anatomists’ Library (Ivy Press) verfasst und ist leitender Autor der

»100er«-Reihe von Pavilion Books mit Titeln wie 100 Books, 100 Symbols und 100 Science Discoveries that Changed the

World. Sein Buch The Moon Landings (Flame Tree Publishing) feierte den 50. Jahrestag der ersten Mondlandung eines

Menschen. Er hat Beiträge zu Ratgebern über Muscheln, Blätter und die Vogelbeobachtung verfasst und zusammen

mit Michael Heatley das Buch Everything You Wanted to Know about Inventions geschrieben. Außerdem schreibt er oft

über das Reisen und die Popmusik.

www.colinsalter.co.uk

144



DIE FASZINIERENDEN GESCHICHTEN

HINTER DEN BEKANNTESTEN UHREN

Breguet No. 2639

Die Marie Antoinette:

Breguet Grande

Complication No. 160

American Watch

Company

Waltham 1857

(‘die William Ellery’)

Cartier Santos

Cartier Tank

Rolex Oyster

Longines Lindbergh

Hour Angle

Jaeger-LeCoultre

Reverso

Ingersoll Mickey

Mouse

Panerai Radiomir

IWC B-Uhr

American A-11

US-Militär

Omega Seamaster

Jaeger-LeCoultre

Memovox

Patek Philippe 2499

Blancpain Fifty

Fathoms

Rolex Submariner

Breitling Navitimer

Rolex GMT-Master

Omega Speedmaster

Professional

Junghans Max Bill

Seiko Quartz-Astron

35SQ

Heuer Monaco

Audemars Piguet

Royal Oak

Seiko 06LC

Hewlett-Packard

HP-01

Swatch Watch

Casio F-91W

Oakley Time Bomb

Ulysse Nardin Freak

Hublot Big Bang

Bulgari Octo

Finissimo

Apple Watch

ISBN 978-3-03876-360-4

www.midas.ch

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