Leben mit Kindern
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Leben mit ...
KINDERN
Seite 4
Gesunder Start ins
Leben – Hebamme
Anna im Interview
Seite 6
PFIC – „Die Krankheit
hat unser Leben auf
den Kopf gestellt“
Seite 14
Lesen, rechnen,
schreiben –
schwimmen!
Seite 16–18
Kindheit schützen:
Eine gemeinsame
Aufgabe
„Alltag, Liebe, Familie“
Alicia spricht offen über den Alltag mit drei Kindern, über
Momente voller Liebe, Herausforderungen und das Glück,
die Kinder beim Wachsen zu begleiten. Ein ehrlicher Blick auf
Familie, Intuition und kleine, unvergessliche Augenblicke.
www.lebenmit.de
2
Vorwort
Das Leben mit Kindern ist bunt, laut, voller kleiner Wunder – und manchmal auch ganz
schön herausfordernd. Vom ersten Atemzug bis ins Teenageralter bringt jede Entwicklungsphase
ihre eigenen Fragen, Sorgen und Freuden mit sich. Mal geht es um die ersten
Schritte, mal um die erste Klassenfahrt, später um Schulstress oder die Suche nach dem
eigenen Weg. Eines aber bleibt immer gleich: Eltern wünschen sich das Beste für ihre
Kinder. Sie wollen, dass sie gesund aufwachsen, dass sie Glück und Geborgenheit erfahren
und dass sie neugierig und stark ins Leben gehen können.
Gesundheit, Glück und
die kleinen Momente
Doctor medic
Aaron Pfisterer
Kinderarzt
Foto: Amira Rastetter
instagram.com/
deinkinderdoc
Manchmal genügt
ein auffälliger Herzton
während einer Vorsorgeuntersuchung,
um
Weichen für die ganze
Zukunft zu stellen.
Ein gesunder Start ins Leben –
was bedeutet das eigentlich?
Für uns Kinderärzte heißt es
vor allem: Liebe, Geborgenheit,
gute Ernährung, Impfungen
und Vorsorge. In der täglichen
Arbeit sehen wir, wie wichtig es ist,
kleine Auffälligkeiten früh zu entdecken.
Manchmal genügt ein auffälliger Herzton
während einer Vorsorgeuntersuchung, um
Weichen für die ganze Zukunft zu stellen.
Kindergesundheit ist mehr als Medizin
Seltene Erkrankungen, chronische Leiden
oder Entwicklungsverzögerungen stellen
Familien vor enorme Herausforderungen.
Viele Eltern jonglieren zwischen Arztterminen,
Ängsten und Alltag. Umso wichtiger
sind Netzwerke, Selbsthilfegruppen und
die Gewissheit: Ihr seid nicht allein.
Glückliche Kindheit – kleine Dinge, große
Wirkung
Eine glückliche Kindheit braucht keine großen
Geschenke. Kinder blühen auf, wenn
Mama oder Papa da sind – bei einem Spaziergang
im Regen, einem gemeinsamen
Lied oder einem chaotischen Spiel. Nähe,
Zeit und kleine Abenteuer sind die Zutaten
für Erinnerungen, die bleiben. Frühkindliche
Bildung beginnt dabei nicht erst im
Kindergarten, sondern überall: beim Fragenstellen,
Singen, Entdecken und Staunen.
Gesunde Routinen im Familienalltag
Auch Ernährung, Bewegung und mentale
Gesundheit lassen sich spielerisch in den
Familienalltag einbauen. Kinder lieben es,
wenn sie selbst Gemüse schnippeln oder
beim Kochen helfen dürfen. Solche Momente
machen stark und selbstbewusst.
Und selbst wenn Krankheiten oder Sorgen
das Leben beschweren, gibt es viele Hilfsangebote
– von Krankenkassenprogrammen
über Sozialdienste bis hin zum offenen
Ohr der Kinderärzte.
Zeit zusammen – das Wertvollste überhaupt
Nicht zuletzt sind gemeinsame Reisen und
Ausflüge wertvoll. Kinder erinnern sich oft
weniger an das perfekte Hotel als vielmehr
an das gemeinsame Lachen im Urlaub oder
das Abenteuer einer ungeplanten Pause.
Familienzeit ist nie perfekt, aber fast immer
unvergesslich.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft der Kindergesundheit wird geprägt
sein von Telemedizin, Prävention und
Vernetzung. Technik kann unterstützen –
doch die persönliche Beziehung zwischen
Arzt, Kind und Familie bleibt unersetzbar.
Unser Herz für Kinder und Familien
Uns treibt an, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten.
Ein Lachen nach einem schweren
Klinikaufenthalt oder die Erleichterung in
den Gesichtern der Eltern – das sind die
Momente, die uns Kraft geben. Deshalb
unser Rat an alle Eltern: Genießt die kleinen
Augenblicke. Legt das Handy zur Seite,
nehmt euch Zeit für ein Kichern, ein Bild,
ein Lied. Genau darin steckt das große
Glück..
Leben mit ... Magazin Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de
Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Design Elias Karberg Coverbild privat
Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@lebenmit.de | www.lebenmit.de
Alle Artikel, die mit „in Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge.
Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.
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Geburt
Foto: prostooleh
„Ein gesunder Start ins Leben ist
mehr als ein guter Apgar-Wert“
Wenn ein Kind geboren wird, beginnt für Eltern eine der aufregendsten und zugleich herausforderndsten
Phasen ihres Lebens. Zwischen Glück, Unsicherheit und Schlafmangel suchen
viele nach Orientierung. Hebamme Anna kennt beide Seiten: Seit vielen Jahren begleitet sie
Familien professionell durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – und als Zweifachmama
weiß sie selbst, wie herausfordernd diese Zeit sein kann. Im Gespräch erklärt sie, warum
Nähe wichtiger ist als Perfektion, wie Eltern lernen können, ihrer Intuition zu vertrauen,
und weshalb ein gesunder Start ins Leben weit über medizinische Werte hinausgeht.
Redaktion Emma Howe
Vorsorgeuntersuchungen
U1
3.–10. Lebenstag
Der Stoffwechsel wird
durch Blutentnahme
überprüft und es erfolgt
eine Gewichtskontrolle.
U3
3.–4. Monat
Überprüfung der
körperlichen und neurologischen
Funktionen,
Sehtests
U5
10.–12. Monat
Überprüfung der
sozialen, körperlichen
und motorischen
Fähigkeiten
Direkt nach der Geburt
Ist das Baby gesund?
Gibt es Verletzungen
von der Geburt? Wie
sind Atmung, Puls, Reflexe,
Muskeltonus und
Farbe der Haut?
U2
4.–6. Woche
Überprüfung der körperlichen
und neurologischen
Funktionen, allgemeine
Informationen, Ultraschall
der Hüftgelenke, erste
Impfungen
U4
6.–7. Monat
Der körperliche Entwicklungsstand
steht im Mittelpunkt.
Aber auch die
Förderung und Erhaltung
der Zahngesundheit ist
ein wichtiges Thema.
U6
Liebe Anna, du begleitest seit vielen Jahren
werdende Eltern als Hebamme und gleichzeitig
bist du selbst Mutter. Wie prägt diese
doppelte Rolle deine Arbeit?
Sie hat meinen Blick enorm erweitert. Als Hebamme
wusste ich fachlich viel über Schwangerschaft
und Geburt. Aber erst als Mutter habe
ich gespürt, wie verletzlich diese Zeit sein kann.
Gab es Erfahrungen aus deiner eigenen Mutterschaft,
die dich überrascht haben?
Absolut. Ich dachte, ich sei perfekt vorbereitet,
und war dann doch überrascht, wie sehr mich
Schlafmangel und emotionale Achterbahnen
herausgefordert haben. Fachwissen ersetzt keine
eigenen Gefühle. Ich habe gelernt, dass es in
Ordnung ist, nicht alles im Griff zu haben.
Haben diese persönlichen Erfahrungen deine
professionelle Haltung in der Arbeit mit
Familien verändert?
Ja, sehr. Früher war ich manchmal zu schnell
mit Ratschlägen. Heute höre ich länger zu und
gebe den Eltern mehr Raum, ihre eigenen Lösungen
zu finden. Ich vertraue darauf, dass
jede Familie ihren eigenen Weg geht und dass
mein Job darin besteht, Sicherheit zu geben,
nicht fertige Rezepte.
Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten
Faktoren für einen gesunden Start ins Leben
– für das Kind und die Eltern?
Für das Kind sind es Sicherheit und Nähe, für
die Eltern Vertrauen in sich selbst. Ein gesunder
Start bedeutet für mich nicht nur gute medizinische
Werte, sondern auch eine Geburt, in der
die Eltern das Gefühl haben: „Wir haben das
gemeinsam geschafft.“ Diese emotionale Stärke
trägt weit über die ersten Wochen hinaus.
Anna
Hebamme und Mama
Viele Eltern empfinden die Geburt als Balance
zwischen Glück und Überforderung. Was
hilft, schon in der Schwangerschaft eine stabile
Basis für diesen Übergang zu schaffen?
Vorbereitung ist wichtig, aber nicht im Sinne
von To-do-Listen. Viel entscheidender ist, dass
man lernt, flexibel zu bleiben. Geburt ist nicht
planbar. Wer akzeptiert, dass es Überraschungen
geben wird, kann leichter mit Veränderungen
umgehen. Gespräche mit der Hebamme,
Atemübungen, aber auch das bewusste Einbeziehen
des Partners oder der Partnerin sind
wertvolle Schritte.
Hautkontakt, frühe Bindung, Nähe – diese
Begriffe hört man oft. Was steckt für dich
wirklich dahinter?
Hautkontakt ist kein „Nice-to-have“, sondern
ein biologisches Grundbedürfnis. Babys regulieren
dadurch ihre Atmung, Temperatur und
ihren Herzschlag. Für die Eltern stärkt es die
Bindung und das Selbstvertrauen.
Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen
idealisierten Vorstellungen vom Elternwerden
und der Realität im Alltag?
Viele glauben, es müsse sofort eine Bilderbuchidylle
entstehen. In Wahrheit ist die erste
Zeit oft chaotisch, tränenreich und voller Zweifel
– und das ist völlig normal. Ich erlebe häufig,
dass der Druck von außen größer ist als die eigenen
Ansprüche.
Viele Eltern fühlen sich von Ratgebern oder
Meinungen im Umfeld verunsichert. Wie
können sie lernen, wieder auf ihre eigene Intuition
zu vertrauen?
Ich sage immer: „Dein Baby kennt nur dich
und du kennst dein Baby am besten.“ Es ist
wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.
Ratgeber können Orientierung geben, aber nie
5
Mehr auf www.lebenmit.de | 5
die Familie ersetzen. Manchmal hilft es, eine
Zeit lang bewusst auf Vergleiche und Social
Media zu verzichten, um die eigene Stimme
klarer zu hören.
Wenn du werdenden Eltern nur eine einzige
Botschaft mitgeben könntest: Was sollten sie
unbedingt über die erste Zeit mit ihrem Kind
wissen?
Dass Perfektion nicht existiert. Kinder brauchen
keine perfekten Eltern, sondern echte,
liebevolle, präsente Eltern.
Deine Arbeit endet nicht mit der Geburt.
Welche Rolle spielt die Hebammenbegleitung
in den ersten Lebensmonaten, gerade
im Hinblick auf Gesundheit und das seelische
Gleichgewicht der Eltern?
Eine sehr große. Wir sind oft die ersten Ansprechpartnerinnen,
wenn es Unsicherheiten
gibt. Stillen, Wundheilung, Entwicklung – all
das sind Themen, die viele Fragen aufwerfen.
Gleichzeitig hören wir auch die unausgesprochenen
Sorgen heraus. Unsere Begleitung
kann helfen, Überlastung frühzeitig zu erkennen,
und zu verhindern, dass Eltern in eine Krise
rutschen.
Wo wünschst du dir mehr gesellschaftliche
oder politische Unterstützung, damit Kinder
gesund ins Leben starten können?
Ganz klar: mehr Hebammen, bessere Bezahlung
und flächendeckende Versorgung.
Außerdem braucht es familienfreundlichere
Strukturen: von flexiblen Arbeitsmodellen
bis zu verlässlichen Betreuungsangeboten.
Ein gesunder Start ins Leben ist kein Privileg,
sondern sollte für alle Kinder selbstverständlich
sein.
Wenn du an deine eigenen Kinder denkst,
welche Werte oder Erfahrungen möchtest du
ihnen unbedingt für ein gesundes und erfülltes
Leben mitgeben?
Dass sie sich selbst vertrauen dürfen. Dass Fehler
dazugehören. Und dass Liebe und Nähe
wichtiger sind als Leistung. Wenn sie diese
Grundsicherheit mitnehmen, haben sie ein
starkes Fundament – für alles, was kommt..
Ab der Geburt bis ins Teenageralter begleitet der Kinderarzt die körperliche und geistige Entwicklung eines
Kindes durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, die sogenannten U-Untersuchungen. Sie dienen dazu,
Gesundheit, Wachstum und Entwicklung frühzeitig zu kontrollieren und mögliche Auffälligkeiten rechtzeitig zu
erkennen. Die U-Untersuchungen starten direkt nach der Geburt und finden in festgelegten Abständen statt.
U7
21.–24. Monat
Der Fokus liegt auf den
motorischen, sozialen
und sprachlichen
Fähigkeiten. Kann z. B.
das Wort „Nein“ richtig
verwendet werden?
34.–36. Monat
Gibt es erst seit 2008.
Es werden vorrangig der
Kiefer und die Augen
untersucht.
U7a
U8
43.–48. Monat
Wie verhält sich das
Kind im sozialen
Umfeld, z. B. im Kindergarten?
Untersuchung
der Wirbelsäule und
Schilddrüse.
60.–64. Monat
Der Fokus liegt auf der
Sprachentwicklung.
Und: Ist das Kind bereit
für die Schule?
U9
U10
7.– 8. Lebensjahr
Austausch zur
Entwicklung, zu
Herausforderungen im
Alltag, Untersuchung
von Urin, Blut- und Cholesterinwerten
9.–10. Lebensjahr
Überprüfung des
Hörvermögens, Sozialverhaltens,
Impfungen
auffrischen
U11
6
Foto: privat
PFIC
„Die Krankheit hat unser
Leben auf den Kopf gestellt“
Im Mai haben Jana und Tim das erste Mal für ihre Familie die Koffer gepackt. Familie Kapell
aus Reken in Nordrhein-Westfalen startete in ihren ersten Urlaub zu viert. Mit den Kindern
Benno (1) und Lina (2) ging es für zwei Wochen in ein Ferienhaus nach Grömitz an die Ostsee.
Dass die Kinder und auch die Eltern auf den Bildern um die Wette strahlen, ist nicht selbstverständlich.
Denn Bennos Start ins Leben verlief ganz anders, als es sich die Familie erhofft hatte.
Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit
umgesetzt.
I
n Bennos Gepäck gehören immer Die Diagnose ist erst der Anfang
Medikamente. Als er drei Monate
alt war, hatte er eine Blutung im tung durch einen Vitamin-K-Mangel ausgelöst
In der Klinik stellte sich heraus, dass die Blu-
Kopf, musste notoperiert werden. wurde. Vitamin K spielt eine wichtige Rolle bei
Die Ursache? Zunächst unklar. Baby der Blutgerinnung. Oft tritt dieser Mangel bei
Benno lag auf der Intensivstation, Lebererkrankungen auf. So auch bei Benno. Die
als die große Schwester Lina ihren zweiten Diagnose: „Progressive familiäre intrahepatische
Cholestase“, kurz PFIC. Damit hatten die
Geburtstag feierte. Jana blieb bei Benno in
der Klinik, Tim pendelte ständig die gut 50 Kapells einen Namen für das, was ihrem Kind
Kilometer zwischen Wohnort und Krankenhaus.
Ein Spagat, der die Eltern stark gefor-
an Fragen, Ängsten und Unsicherheiten. Denn
widerfahren war – aber auch ein ganzes Paket
dert hat. An einen Familienalltag war nicht die Diagnose ist erst der Anfang. PFIC ist eine
zu denken.
progressive – also voranschreitende – Lebererkrankung.
„PFIC hat unser Leben auf den Kopf
gestellt“, sagt Jana Kapell. „Wahrscheinlich wird
Benno irgendwann eine Lebertransplantation
brauchen. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht in
zehn. Diese Ungewissheit ist manchmal schwer
auszuhalten.“
Durch die Krankheit waren Bennos Leberwerte
erhöht. Weitere typische PFIC-Symptome sind
erhöhte Cholestase- und Leberwerte sowie ein
starker Juckreiz, der auch Benno quält und die
Familie nächtelang wach hält. „Er hat sich oft
an den Ohren gezogen, sich gewälzt und kaum
zur Ruhe gefunden“, erzählt Jana. Seitdem er ein
anderes Medikament bekommt, haben sich die
Werte normalisiert. Auch der Juckreiz ist etwas
besser, doch an Durchschlafen ist für Benno –
und so auch für seine Eltern – nicht zu denken.
Menschen mit ähnlichen Erfahrungen kennenlernen
Um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen,
ist die Familie dem Verein Leberkrankes
Kind e. V. beigetreten. „Wir haben eine Anlaufstelle
gesucht“, sagt Jana. „Einen Ort, an dem wir
nicht bei null anfangen müssen, sondern von
den Erfahrungen anderer profitieren können.“
Gerade in den ersten Wochen nach der Diagnose
sei alles überwältigend gewesen – medizinische
Begriffe, Unsicherheiten, schlaflose
Nächte. „Da ist es unglaublich wertvoll, wenn
man nicht allein ist. Wenn man Fragen stellen
kann, sich verstanden fühlt – und wenn einem
Menschen zuhören, die Ähnliches durchgemacht
haben.“ Für den „Familientag“ des Vereins,
ein jährliches Treffen, das einmal pro Jahr
an wechselnden Orten in Deutschland stattfindet,
haben die Kapells sogar Bennos Taufe
verschoben. Sie wollten gern in Berlin dabei
sein, sich mit anderen Betroffenen austauschen
und vor allem: andere Kinder kennenlernen,
die ähnliche Geschichten haben wie ihr Baby.
„Wir hatten vor allem Angst davor, wie Benno
sich entwickeln würde. Wir konnten uns gar
nicht vorstellen, wie Kinder mit einer Lebererkrankung
oder nach einer Lebertransplantation
leben“, sagt Jana Kapell.
Lebererkrankungen bei Kindern sind sehr
selten und die Diagnose gestaltet sich häufig
schwierig, da die Symptome oft unspezifisch
sind und Erkrankungen wie PFIC leicht übersehen
oder fehldiagnostiziert werden. Betroffene
im direkten Umfeld, mit denen die Familien
sich austauschen können und bei denen sie
Verständnis bekommen, gibt es so gut wie nie.
Im Verein Leberkrankes Kind sind Familien vertreten,
deren Kinder eine Lebererkrankung haben.
Viele von ihnen sind transplantiert, manche
leben langfristig mit der Erkrankung. „Es
war so schön zu sehen, dass die Kinder dort alle
fröhlich und aufgeweckt waren – und auch nach
einer Lebertransplantation ein normales Leben
führen können“, sagt Jana Kapell. Der Verein
bietet Informationen und Beratung, Austauschformate,
kindgerechtes Infomaterial und vieles
mehr. Das ist nur möglich mit Unterstützung –
durch ehrenamtliches Engagement und Spenden
oder Sponsoren. Einer dieser Partner ist das
Unternehmen Ipsen, das auch im Bereich der
PFIC forscht und unter anderem ein Sponsor
des Familientages war.
Auf die täglichen Lichtblicke fokussieren
Familie Kapell hat durch Bennos Krankheit gelernt,
was es wirklich bedeutet, im Hier und Jetzt
zu leben. Die vier genießen, was gerade gut ist –
Mehr auf www.lebenmit.de | 7
und das sind viele kleine Dinge: Bennos Lachen.
Lina, die ihren kleinen Bruder liebevoll umarmt.
Ein gemeinsames Frühstück am Wochenende.
„Wir wissen nicht, was kommt“, sagt Jana. „Aber
wir wissen, was wir haben – und das schätzen
wir sehr.“ Jana beschäftigt sich mit dem Thema
Dankbarkeit und fokussiert sich täglich auf die
Lichtblicke und schönen Momente. „Das hilft,
den Blick auf das Positive zu lenken und nicht
in der Angst zu versinken.“ Das muss gar nichts
Spektakuläres sein, wie ihnen der Urlaub gezeigt
hat. Ein Tag am Ostseestrand, ein Besuch im Zoo
oder beim Feuerwehrfest – der erste Urlaub mit
Benno war eine willkommene Auszeit. „Auch
wenn man mit kleinen Kindern den Alltag ja immer
mit in den Urlaub nimmt – mit oder ohne
Krankheit“, weiß Jana Kapell. Dennoch hat der
Urlaub der Familie ein wenig Normalität geschenkt.
Für andere Familien, die gerade erst
von einer Erkrankung bei ihrem Kind erfahren,
hat Familie Kapell eine Botschaft: „Sucht euch
Unterstützung. Fragt nach. Und: Konzentriert
euch auf die schönen Momente mit euren Kindern.
Das ist es, was zählt.“.
Anlaufstelle für Eltern
Betroffene Eltern von Kindern mit Lebererkrankungen
finden Infos und
Austausch im Verein Leberkrankes
Kind e. V.: www.leberkrankes-kind.de
Typische Symptome der
progressiven familiären intrahepatischen Cholestase
zz z
Haut und Augen
Gestörter Galleabfluss führt oft
zu gelber Haut und gelben Augen
durch erhöhtes Bilirubin.
Müdigkeit
Die gestörte Fettaufnahme führt
häufig zu Vitaminmangel, der u.a.
Müdigkeit verursachen kann.
Vergrößerte
Leber
Gestörter Galleabfluss kann zu
einer Vergrößerung der Leber und
manchmal auch der Milz führen.
Starker,
quälender Juckreiz
Gestörter Galleabfluss verursacht
oft einen starken Juckreiz durch
Gallensäureansammlung.
Heller, übelriechender
Stuhl
Durch zu wenig Gallensäuren
wird Fett schlecht verdaut und es
kommt zu Fettstühlen.
PFIC ist eine sehr seltene genetische Lebererkrankung,
bei der die Gallenflüssigkeit nicht richtig aus der Leber
in den Verdauungstrakt abfließt. Unbehandelt kann
sie zu Leberzirrhose und Leberversagen
führen. Es gibt verschiedene Typen
mit unterschiedlichem Verlauf. Die Krankheit ist selten, aber behandelbar
und die Forschung macht Fortschritte. Für mehr Infos scannen
Sie den QR-Code oder besuchen Sie www.raeume-zum-reden.eu.
DRSC-DE-000575
8
Prävention
Früherkennung von
Typ-1-Diabetes bei Neugeborenen
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen,
oft wird sie erst bei ersten Symptomen erkannt – manchmal sogar in lebensbedrohlichen
Situationen. Die Freder1k-Studie untersucht Neugeborene auf ein genetisch erhöhtes
Risiko für Typ-1-Diabetes. Im Interview geben Manja Jolink, Studienkoordinatorin, und Dr.
Anna Hofelich, Studienärztin, Einblicke in Motivation, Ablauf und Bedeutung der Freder1k-
Studie – und warum es entscheidend ist, ein erhöhtes Risiko frühzeitig zu erkennen.
Foto: Prostock-studio
Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit
umgesetzt.
Was ist das Ziel der Freder1k-Studie, und warum
ist sie für neugeborene Babys so wichtig?
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung
bei Kindern und Jugendlichen
und tritt vor allem dann auf, wenn ein erhöhtes
Erkrankungsrisiko aufgrund bestimmter Genvarianten
besteht. Die Freder1k-Studie zielt darauf
ab, Kinder mit diesem Risiko frühzeitig zu
identifizieren. Bei Feststellung eines erhöhten
Risikos erhalten die Kinder die Möglichkeit, an
einer Präventionsstudie teilzunehmen, die den
Ausbruch von Typ-1-Diabetes möglicherweise
verzögern oder verhindern kann. Zudem ermöglicht
die frühe Risikoerkennung eine engmaschige
ärztliche Begleitung und gezielte Beratung
der Familien.
Was hat Sie persönlich motiviert, Teil dieser
Studie zu sein?
Früherkennung und Prävention sind für mich
sehr wertvoll. Ein früh erkanntes erhöhtes Risiko
kann schwere Krankheitsverläufe vermeiden
und entlastet Kinder und Familien erheblich.
Ich finde es sinnvoll, dass betroffene Familien
die Möglichkeit haben, an Präventionsstudien
teilzunehmen und umfassend betreut zu werden.
Die langfristige Zielsetzung, den Ausbruch
von Typ-1-Diabetes idealerweise zu verhindern,
bietet zudem eine große Chance für die Zukunft
der Medizin – an diesem Fortschritt mitzuwirken,
motiviert mich sehr.
Gab es besondere Momente oder Rückmeldungen,
die Ihnen im Gedächtnis geblieben
sind?
Die Gespräche mit Eltern kurz nach der Geburt
sind oft sehr persönlich und bestärken uns in
unserer Arbeit. Ein Satz, der besonders hängen
blieb: „Natürlich hätten wir uns gewünscht,
dass kein Risiko vorliegt – aber jetzt wissen wir
Bescheid und können handeln.“ Solche Rückmeldungen
zeigen, dass informierte Eltern Sicherheit
gewinnen und aktiv etwas für ihr Kind
tun können. Auch wenn die Nachricht zunächst
belastend ist, erkennen viele, dass ihre Teilnahme
einen wichtigen Schritt für die Gesundheit
ihres Kindes bedeutet.
Wie läuft die Teilnahme für frischgebackene
Eltern konkret ab – was müssen sie tun?
In Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Thüringen
können Eltern in ihrer Geburtsklinik
oder bei ihrem Kinderarzt nachfragen, ob sie
an der Freder1k-Studie teilnehmen. Falls nicht,
können sie sich direkt an uns wenden, und wir
senden die Materialien zu. Auch Babys aus ganz
Deutschland, deren Eltern oder Geschwister an
Typ-1-Diabetes erkrankt sind, können teilnehmen.
Das Risiko wird anhand weniger Blutstropfen
aus der Nabelschnur oder einem kleinen
Fersenstich bestimmt. Die Kinder sollten beim
Screening nicht älter als sechs Wochen sein.
Was genau wird beim Baby untersucht – und
ist das wirklich schmerzfrei und sicher?
In der Freder1k-Studie wird das genetische Risiko
für Typ-1-Diabetes untersucht. Dabei analysieren
wir bestimmte Gene des Immunsystems,
genauer einzelne Variationen in den Basenpaaren
(SNPs). Bestimmte Varianten weisen
auf ein erhöhtes Risiko hin: Bis zum sechsten
Lebensjahr liegt das Risiko für ein Frühstadium
von Typ-1-Diabetes dann bei mindestens zehn
Prozent, also etwa 25-mal höher als im deutschlandweiten
Durchschnitt. Die Blutabnahme ist
sicher; mögliche Nebenwirkungen sind ein kleiner
Bluterguss, eine Schwellung oder sehr selten
eine Infektion.
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Mehr auf www.lebenmit.de | 9
Wie reagieren Eltern auf die Idee einer genetischen
Testung so kurz nach der Geburt, und
ist die Teilnahme kostenfrei?
Viele Eltern nehmen teil, um mögliche Risiken
frühzeitig zu erkennen und ihr Kind besser zu
schützen. Besonders Eltern mit Typ-1-Diabetes
recherchieren oft schon vor der Geburt und
stoßen auf unsere Studie. Sie schätzen die Möglichkeit
der Risikotestung sehr. Bei Fragen zu
Methodik oder Datenschutz sind wir über Hotline
oder E-Mail erreichbar und beantworten
alle Anliegen der Familien. Die Untersuchung
im Rahmen der Freder1k-Studie ist für Familien
kostenlos. Finanziert werden die GPPAD-Studien
durch Forschungsmittel aus dem Leona M.
and Harry B. Helmsley Charitable Trust.
Warum ist es wichtig, Typ-1-Diabetes schon
vor dem Ausbruch zu erkennen, und welche
Rolle spielt Prävention in der frühen Kindheit?
Welche Angebote bekommen Familien von
Kindern mit erhöhtem Risiko – zum Beispiel
Nachuntersuchungen oder Studien?
Familien von Kindern mit erhöhtem Risiko erhalten
umfassende Betreuung und Aufklärung.
Sie können an der AVAnT1A-Studie teilnehmen,
die untersucht, welche Rolle frühkindliche Virusinfektionen
bei Typ-1-Diabetes spielen und
ob eine Impfung gegen SARS-CoV-2 im Alter
von sechs Monaten die Erkrankung verhindern
kann. Ein großer Vorteil ist die regelmäßige Untersuchung
auf ein mögliches Frühstadium von
Typ-1-Diabetes, sodass Kinder von Anfang an
optimal betreut und behandelt werden können.
Welche Erkenntnisse hat die Freder1k-Studie
bisher gebracht?
Die Freder1k-Studie wird seit 2017 angeboten
und wird sehr gut angenommen: Europaweit
haben bereits über 600.000 Neugeborene teilgenommen.
Bei etwa einem von 100 Kindern
zeigt sich ein erhöhtes genetisches Risiko. Die
frühzeitige Erkennung ermöglicht präventive
Maßnahmen und umfassende Betreuung der
Familien. Deutschland nahm eine internationale
Vorreiterrolle ein, und das Screening konnte
inzwischen erfolgreich in weiteren europäischen
Ländern etabliert werden.
ihres Kindes beitragen. Besonders Eltern mit
Typ-1-Diabetes wissen dies zu schätzen.
Was motiviert Eltern, an der Studie teilzunehmen
– und was hält manche davon ab?
Eltern nehmen teil, um das Risiko ihres Kindes
zu kennen und bei erhöhtem Risiko ihre Optionen
zu nutzen. Wer nicht teilnimmt, entscheidet
sich meist bewusst, um nicht von einem
möglichen Risiko zu erfahren.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Vorsorge
bei Neugeborenen?
Wir wünschen uns, dass der Freder1k-Test künftig
Teil der Regelversorgung wird, zum Beispiel
bei den U-Untersuchungen. So können mehr
Kinder mit erhöhtem genetischen Risiko erkannt
werden und die Möglichkeit erhalten, an
Präventionsstudien teilzunehmen. Gleichzeitig
lässt sich die Komplikationsrate senken und Kinder
vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Manja Jolink
Studienkoordinatorin
Typ-1-Diabetes wird oft erst erkannt, wenn bereits
schwerwiegende oder lebensbedrohliche
Symptome auftreten. Kennt man jedoch das
erhöhte Risiko, kann die Erkrankung durch Beratung
der Familien und regelmäßige Nachuntersuchungen
früh erkannt und behandelt werden.
Frühkindliche Prävention bietet zudem die
Chance, den Krankheitsverlauf schon vor den
ersten Symptomen gezielt zu beeinflussen. Je
früher das Risiko erkannt wird, desto wirksamer
können Maßnahmen ansetzen – idealerweise
bereits im Säuglingsalter. Sie ist ein wichtiger
Baustein, um langfristige Gesundheitsschäden
zu vermeiden und ein Leben ohne oder mit
späterem Krankheitsbeginn zu ermöglichen.
Ein Beispiel dafür ist die AVAnT1A-Studie.
Was passiert, wenn ein erhöhtes Risiko für
Typ-1-Diabetes festgestellt wird?
Wenn bei der Früherkennungsuntersuchung
ein erhöhtes Risiko festgestellt wird, werden die
Familien von Studienkoordinatorin und Studienärztin
kontaktiert. Im Erstgespräch beantworten
wir die wichtigsten Fragen und geben
Informationsmaterialien. Anschließend folgt
ein persönliches Beratungsgespräch mit den
Eltern, in dem das Ergebnis ausführlich erklärt
und die Teilnahme an der AVAnT1A-Studie angeboten
wird.
Welche Präventionsstudien sind angeschlossen
– etwa POInT, SINT1A oder AVAnT1A?
Die Rekrutierung für die ersten beiden Präventionsstudien
ist abgeschlossen: die POInT-
Studie, die untersucht, ob orale Insulintherapie
Autoimmunität und Typ-1-Diabetes senken
kann, und die SINT1A-Studie, die prüft, ob ein
Probiotikum die Inzidenz von Typ-1-Diabetes,
Zöliakie und Allergien reduziert. Die Ergebnisse
der POInT-Studie werden derzeit ausgewertet,
die der SINT1A-Studie werden in den kommenden
Jahren erwartet. Aktuell bieten wir allen
Kindern mit erhöhtem genetischen Risiko die
AVAnT1A-Studie an.
Wie sieht aus Ihrer Sicht die Zukunft der Diabetesprävention
bei Kindern aus?
Frühkindliche Virusinfektionen spielen offenbar
eine wichtige Rolle bei der Entstehung von
Typ-1-Diabetes. Welche Viren genau beteiligt
sind, wird die AVAnT1A-Studie in den nächsten
Jahren untersuchen. Langfristig könnte man
Virusstämme identifizieren, die Autoimmunität
auslösen, und eine Impfung entwickeln, um
viele Kinder vor Typ-1-Diabetes zu schützen.
Wie erleben Sie den Kontakt mit Eltern – welche
Fragen oder Unsicherheiten begegnen
Ihnen häufig?
Oft kommt unser Anruf in den ersten Lebensmonaten
– eine ohnehin intensive Zeit – sehr
unerwartet. Viele Eltern reagieren verständlicherweise
mit großer Sorge: „Wie kann ich
mein Kind schützen? Was bedeutet das für die
Zukunft?“ Unsere Aufgabe ist es, klar und verständlich
über die nächsten Schritte und die
Bedeutung des Befundes zu informieren. Die
Teilnahme an der AVAnT1A-Studie bietet Prävention
und engmaschige Kontrollen. Nach
dem ersten Schreck fühlen sich Eltern meist sicherer
und erkennen, dass sie aktiv zum Schutz
!
Anna Hofelich
Studienärztin
Welche Botschaft möchten Sie jungen Eltern
mit auf den Weg geben – besonders in den
ersten Tagen nach der Geburt?
Die ersten Lebenstage Ihres Kindes sind eine
wertvolle Zeit – nutzen Sie sie, um durch einen
einfachen Test mögliche Risiken frühzeitig zu
erkennen und Ihrem Kind die bestmögliche
medizinische Betreuung von Anfang an zu ermöglichen..
Informieren Sie sich über die Freder1k-Studie
und erhalten Sie kostenfreie
Beratung vom Studienteam:
telefonisch unter 0800/0000018
oder per E-Mail an contact@gppad.
org. Für weitere Informationen scannen
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freder1k
10
Diabetes Typ 1
Foto: privat
„Die Krankheiten nehmen
uns nicht die Lebensfreude“
Vier Kinder, zwei davon mit Diabetes Typ 1, eines zusätzlich mit Zöliakie und Epilepsie
– das klingt nach einem Alltag voller medizinischer To-do-Listen, strenger Zeitpläne
und ständiger Wachsamkeit. Bei Dorothea ist all das tatsächlich Teil des Lebens, doch
ebenso fest verankert sind Lachen, Musik, Freundschaften und spontane Abenteuer. Die
Familie reist regelmäßig, erkundet Städte und Natur und meistert unterwegs genauso
wie zu Hause die Herausforderungen, die chronische Erkrankungen mit sich bringen. Im
Gespräch erzählt Dorothea, wie sie Schritt für Schritt zu einer Alltagsroutine fand, weshalb
Normalität für sie wichtiger ist als perfekte Blutzuckerwerte und warum sie überzeugt ist,
dass schöne und schwierige Momente gleichermaßen vorübergehen.
Liebe Dorothea, bitte stellen Sie uns Ihre
Familie kurz vor.
Zu unserer Familie gehören mein Mann,
unsere vier Kinder – eine 22-jährige Tochter,
eine 16-jährige Tochter und elfjährige Zwillingssöhne
– sowie ein Hund, der für zusätzliche
Bewegung und gute Laune sorgt.
Wie und wann wurde bei Ihren Zwillingen
Diabetes Typ 1 diagnostiziert?
Redaktion Leonie Zell
Bei unserem älteren Zwilling, der elf Minuten
früher geboren wurde, fiel mir kurz vor
Heiligabend auf, dass er mit 15 Monaten
nicht mehr zunahm, nachts stündlich gestillt
werden wollte und ich entsprechend
häufig die Windeln wechseln musste. Sein
Bruder schlief zu dieser Zeit bereits durch.
Er wirkte für seine Art ungewöhnlich unausgeglichen
und schlecht gelaunt. Obwohl
man das in diesem Alter leicht auf Zahnen
oder einen Entwicklungsschub schieben
könnte, sagte mir mein Instinkt etwas anderes.
Ich habe seit mehr als 20 Jahren bei
meinen Kindern ein gutes Gespür für bevorstehende
Krankheiten. Der Blutzuckertest
beim Kinderarzt, den ich am nächsten Tag
erbat, bestätigte leider meinen Verdacht. Bei
seinem Bruder zeigte eine genetische Untersuchung
später eine Wahrscheinlichkeit von
99 Prozent, dass auch er innerhalb von sechs
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Monaten bis sechs Jahren an Typ-1-Diabetes
erkranken würde. Ich versuchte alles, um
den Ausbruch hinauszuzögern, nahm mit
ihm an einer Studie des Helmholtz-Instituts
teil und verzichtete auf schnelle Kohlenhydrate
wie Gummibärchen, Traubenzucker
oder Saft. Trotzdem kam die Diagnose kurz
nach meinem 42. Geburtstag. Bei einer
abendlichen Routinekontrolle maß ich bei
ihm einen Blutzuckerwert von über 300 mg/
dl. Damals war er sieben Jahre alt und besuchte
die erste Klasse.
Wie sah Ihr Alltag direkt nach der Diagnose
aus?
Schon vor der Diagnose war ich durch das
erste Jahr mit Zwillingen, zwei älteren Kindern
und einem Hund sehr ausgelastet.
Nach der Diagnose kam fast kein erholsamer
Schlaf mehr dazu. Damals gab es noch
keine zuverlässigen Blutzuckersensoren,
deshalb musste ich mehrmals pro Nacht
blutig messen und bei Unterzucker Traubenzucker
oder Banane geben. Vor jeder
Mahlzeit hieß es Hände waschen, messen,
Portion abwiegen, Insulin berechnen und
über die Pumpe abgeben. Das war bei so
kleinen Kindern besonders schwierig, weil
sie selten exakt das essen, was auf dem Teller
liegt. Alle 48 Stunden musste ein neues
Infusionsset gesetzt werden, was mir anfangs
jedes Mal das Herz brach. Jede Unbeschwertheit
und Spontanität war erst einmal
verschwunden.
Wie haben Sie sich in das komplexe Diabetesmanagement
eingearbeitet?
Wir verbrachten zehn Tage im Klinikum
Dritter Orden in München und hatten das
große Glück, von sehr kompetenten und
empathischen Ärztinnen, Ärzten und Diabetesberaterinnen
betreut zu werden. Jeden
Tag gab es Schulungen, sodass wir am Morgen
des Heiligabends mit einem soliden
Grundwissen nach Hause gehen konnten.
Als Gymnasiallehrerin bin ich es gewohnt,
mich in komplexe Themen einzuarbeiten,
und habe viel Fachliteratur gelesen. Ich trat
einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern
mit Typ-1-Diabetes bei, die ich heute
selbst leite, und wurde Mitglied im Diabetikerbund
Bayern. Der Austausch dort war
und ist sehr wertvoll.
Was sind die größten täglichen Herausforderungen?
Die Nächte sind am belastendsten. Oft fallen
Blutzuckersensoren plötzlich aus, Unterzucker
tritt nach sportlicher Aktivität auf
oder einer der Jungs zieht sich im Schlaf
den Katheter heraus. Jede Unterbrechung
der Insulinzufuhr kann innerhalb weniger
Stunden gefährlich werden. Auch die
Zöliakie unseres älteren Zwillings erfordert
ständige Aufmerksamkeit, da absolute
Glutenfreiheit gewährleistet sein muss. Besuchskinder
müssen deshalb immer zuerst
die Hände waschen. Der ältere Sohn verdrängte
lange Zeit seinen Diabetes und gab
bei heimlichem Naschen oft kein oder zu
wenig Insulin ab. Insgesamt sind beide diszipliniert,
wünschen sich aber manchmal,
einfach unbeschwert essen zu können.
Wie gehen Ihre Söhne mit ihrer Erkrankung
um?
Ich bin stolz auf ihre Selbstständigkeit.
Schon in der ersten Klasse entschieden
wir uns gegen einen Schulbegleiter. Nach
schwierigen ersten Wochen meisterte der
Ältere seinen Diabetes bald allein während
der Schulstunden. Der Jüngere, der später
erkrankte, war von Anfang an eigenverantwortlicher.
Wie gestalten Sie den Alltag mit mehreren
chronischen Erkrankungen?
Die Epilepsie ist inzwischen gut medikamentös
eingestellt und macht im Alltag
kaum zusätzlichen Aufwand. Die Zöliakie
hingegen erfordert ständige Vorsicht. Wir
führen eine Hybridküche, das heißt, es gibt
glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel,
was ständige Kontaminationskontrollen
nötig macht. Mittags koche ich meist
glutenfrei für alle. Zusätzlich überprüfe ich
regelmäßig Blutzuckerwerte, Insulinreservoirs
und vieles mehr.
Wie gelingt es, eine gewisse Normalität zu
bewahren?
Die Jungs haben viele Freunde, sind im
Fußballverein, gehen bouldern und bauen
Baumhäuser. Auch wenn spontanes Essen
manchmal die Werte durcheinanderbringt,
ist mir Normalität wichtiger. Musik spielt
ebenfalls eine große Rolle. Der Jüngste
spielt Mandoline und Klavier, der Ältere
Schlagzeug. Krankheiten nehmen in unserem
Alltag nur den Raum ein, der unbedingt
nötig ist.
Wie sprechen Sie in der Familie über die
Krankheiten?
Wir sprechen nur darüber, wenn es notwendig
ist. Ich selbst habe Autoimmunerkrankungen
und eine schwere Sprunggelenksproblematik,
aber frage nicht, warum es
uns getroffen hat. Die Jungs profitieren von
Freiräumen, die ihre Schwestern in dem Alter
nicht hatten, und von vielen gemeinsamen
Reisen.
Fühlen Sie sich medizinisch gut betreut?
Insgesamt ja. Über unsere Selbsthilfegruppe
sind wir gut vernetzt. Nur von der Grundschule
fühlten wir uns anfangs alleingelassen,
da die Mittagsbetreuung die Zwillinge
nicht aufnehmen wollte und sie alles vom
ersten Tag an selbst regeln mussten.
Was wünschen Sie sich von der Gesellschaft?
Mehr Offenheit und weniger Vorurteile.
Leider hören wir oft falsche Schuldzuweisungen
wie falsche Ernährung oder zu wenig
Bewegung, obwohl Typ-1-Diabetes eine
Autoimmunerkrankung ist.
Was hat Sie zu Ihrem Blog inspiriert?
Eine Freundin sagte nach der Diagnose
ihres Sohnes, dass sie nie wieder weite
Reisen machen könnten. Das wollte ich
widerlegen. Aus meinen WhatsApp-Statusmeldungen
entstand die Idee für www.
unterwegsmitdiabeteskindern.de. Neben
Reiseberichten gibt es dort Rezensionen,
Alltagseinblicke und seit Kurzem auch eine
Wellnesskategorie für Eltern. Schreiben ist
für mich Therapie und Inspiration zugleich.
Wie sind die Reaktionen?
Viele fühlen sich inspiriert oder bestärkt,
Dinge zu unternehmen, die sie sich vorher
nicht zugetraut hätten. Solche Rückmeldungen
berühren mich sehr.
Warum sind Reisen für Sie so wichtig?
Auf Reisen erlebt man die Kinder intensiver,
entkommt dem Alltagsstress und stärkt das
Selbstbewusstsein durch gemeisterte Herausforderungen.
Der Diabetes reist zwar
immer mit, aber viele Dinge gestalten sich
unterwegs leichter.
Wie bereiten Sie sich auf Reisen vor?
Ich habe eine detaillierte Packliste für Diabetes-
und Zöliakiebedarf. Dazu gehören Katheter,
Sensoren, Insulin, Pflaster, Desinfektion,
glutenfreie Vorräte und vorbereitete
Mahlzeiten. Spontane Snacks vom Bäcker
sind für uns keine Möglichkeit.
Gab es besondere Reiseerlebnisse?
Anstrengend war das Schleppen von fünf
Koffern in Paris ohne Rolltreppen. Besonders
schön war dagegen ein Sonnenuntergang
auf den Blutinseln bei Ajaccio oder die
Entdeckung einer versteckten kostenlosen
Fähre in Danzig, die uns nach einer Brückensperrung
ans Ziel brachte.
Was möchten Sie anderen Eltern mitgeben?
Am Anfang wirkt alles überwältigend, doch
mit der Zeit wird das Management so selbstverständlich
wie Zähneputzen. Chronische
Erkrankungen können Kinder auch stärken.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ja, ein italienischer Satz: „I momenti belli e
quelli difficili non durano per sempre.“ Das
bedeutet: „Die schönen und die schwierigen
Momente dauern nicht für immer.“ Es
gibt nach jedem Tief auch wieder ein Hoch.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Weniger nächtliche Störungen, mehr
Selbstständigkeit der Kinder, unkomplizierte
Abläufe mit den Krankenkassen und
Fortschritte in der Diabetesforschung. Vor
allem wünsche ich mir, dass meine Kinder
ein langes, glückliches und sinnerfülltes Leben
führen..
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Coverstory
Alicia ist nicht nur eine
dreifache Mama, sondern
auch eine Frau, die ihren
eigenen Weg geht – mit
Herz, Humor und einer
ordentlichen Portion Realismus.
Auf ihrem Instagram-
Account @aliciasmumlife teilt
sie ihren Alltag. Im Interview gibt
sie Einblicke in ihre Erziehung, ihre
Herausforderungen und was es für sie
bedeutet, Mutter zu sein. Ein Gespräch
über Liebe, Chaos und das Leben als Mama.
Windeln, Wäscheberge
und Familienabenteuer
Liebe Alicia, du bist Mama von drei Kindern,
wie sieht ein typischer Tag bei euch
zu Hause aus? Welche Routinen habt ihr?
Wir haben aktuell keinen festen Tagesablauf,
das ändert sich aber, sobald unsere
Tochter wieder in die Kita geht. Durch unseren
Umzug waren wir neun Monate kitafrei.
Und ganz ehrlich? Ich habe es geliebt.
Wir haben den Tag um uns herum geplant
und nicht andersherum. Ich konnte so ein
fester Bestandteil der Kindheit meiner Kinder
sein und kann es noch. Ich weiß, dass
das ein großes Privileg ist, und es ist für
mich nicht selbstverständlich.
Was sind die größten Herausforderungen
im Alltag mit kleinen Kindern?
Manchmal fällt es mir schwer, streng zu
sein. Nicht dass ich immer streng sein
möchte, aber es gibt Situationen, in denen
es mir wichtig ist, konsequent zu sein und
mich durchzusetzen. Dann kommt mal ein
lustiger Spruch oder ein total niedlicher
Blick meiner Kinder, und ich muss mich
entweder beherrschen, nicht mitzulachen,
oder ich schmelze unter diesen Knopfaugen.
Für mich sind es immer noch meine
kleinen Babys, die ich zur Welt bringen
durfte. Trotzdem bin ich sehr stolz, wie sie
sich entwickeln – vielleicht gerade deswegen,
weil wir das Leben nicht zu eng sehen.
Und was ist für dich der schönste Moment
des Mutterseins?
Ganz klar die bedingungslose Liebe. Mein
erstes Baby wurde mir nach der Geburt in
den Arm gelegt, und sofort kamen unzählige
Gefühle über mich hinweg. In diesem
Moment wusste ich, was Liebe wirklich bedeutet.
Ich spürte, was der Sinn meines Lebens
ist, und war dafür unendlich dankbar.
Wenn man dadurch seinen Platz auf der
Erde findet, ist die Bindung zu den Kindern
noch intensiver. Bewusst zu erleben,
dass man für diese kleinen Wesen die ganze
Welt ist, ist einfach wunderschön. Dabei
zuzusehen, wie sie von Babys zu richtigen
Menschen heranwachsen, und sie dabei
zu begleiten, ist das größte Geschenk für
mich.
Welche Werte sind dir bei der Erziehung
deiner Kinder besonders wichtig?
Wir haben keine festen Erziehungsprinzipien.
Kinder sind zu individuell, um nach
starren Leitlinien erzogen zu werden. Mein
Kind besteht zu 50 Prozent aus mir und zu
50 Prozent aus meinem Mann. Ich würde
behaupten, ich kenne meinen Mann sehr
gut – besser als er selbst. Wer also sollte
dieses Kind besser kennen als wir? Wir erziehen
total intuitiv, mit Herz, und nutzen
unseren Instinkt. Situationen, die schiefgelaufen
sind, besprechen wir als Eltern,
analysieren, warum unser Kind so intensiv
reagiert hat, reflektieren uns selbst und
sprechen über alles, auch im Nachgang mit
den Kindern. Es soll nichts unter den Teppich
gekehrt werden.
Was bedeutet es für dich, gemeinsam mit
deinem Partner eine Familie zu führen?
Es ist ein Segen. Ich bin ganz anders aufgewachsen.
Meine Eltern haben sich früh
getrennt, und mein Vater, so sehr ich ihn
liebe, war einfach nicht der typische Familienvater.
Wir führen ein sehr freundschaftliches
Verhältnis, aber es ist nicht
vergleichbar damit, wenn ein Vater seine
Kinder mit großzieht. Wenn ich sehe, wie
meine Töchter ihren Papa anhimmeln,
weil er sich unglaublich viel Mühe gibt,
der beste Vater für sie zu sein, verliebe ich
mich jedes Mal erneut.
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Wie schaffst du es, als Mutter auch mal Zeit
für dich selbst zu finden?
Man darf sich selbst als Mensch nicht vergessen.
Jeder Mensch ist unterschiedlich und
braucht unterschiedlich viel Freiraum. Ich
würde von mir behaupten, dass ich nicht viel
Zeit ohne meine Kinder brauche. Dennoch gibt
es Momente, in denen ich morgens etwas für
mich tue oder einfach in ein Buch eintauche.
Diese Momente nehme ich mir und kommuniziere
das auch offen:
„Mama braucht jetzt
mal ein paar Minuten
oder eine halbe
Stunde für sich.“
Daran ist nichts
verwerflich. Unsere
Kinder beschäftigen
sich in dieser
Zeit selbst, und das
ist uns sehr wichtig.
Mit unausgeglichenen
Eltern tut man
den Kindern keinen
Gefallen. Klar,
im Babyalter ist das
schwer, aber darauf
sollte man vorbereitet
sein. Es ist nur
eine Phase – mit einem
Jahr zählen sie
schon als Kleinkind.
Welche Tipps würdest du anderen Müttern
geben, die Schwierigkeiten haben, Zeit für
sich zu finden?
Einfach machen! Kinder wünschen sich doch
genauso ihre Rituale. So wie abends gemeinsam
eine Geschichte zu lesen, ist es genauso
wichtig zu sagen: „So, jetzt ist erst mal Spielzeit
für dich, Mama trinkt jetzt in Ruhe einen
Kaffee.“ Solche kleinen Pausen sind Gold wert
im Alltag und einfach einzuführen. Man muss
sich eben genauso priorisieren – auch die Paarzeit
am Abend zum Beispiel.
Als mir mein
erstes Baby nach
der Geburt in
den Arm gelegt
wurde, wusste
ich, was Liebe
bedeutet.
Wie hast du es geschafft, dich selbst nach
den Geburten wiederzufinden, auch als
Frau und nicht nur als Mutter?
Man muss sein altes Ich loslassen. Viele Frauen
fragen, wann sie wieder „die Alte“ werden.
Die Antwort ist: Nie. Man ist nicht mehr so
unabhängig und sorgenfrei, und gleichzeitig
entwickelt man sich selbst weiter. Mama sein
legt man nie ab – ab dem Tag der Geburt des
ersten Kindes wird man neu geboren, genauso
wie das Kind. Es
ist wissenschaftlich
belegt, dass das
Gehirn der Frau
sich verändert. Wer
das akzeptiert, ist
bereit, sich als Frau
neu zu entdecken.
Was macht ihr
gerne zusammen
als Familie?
Ich kann das
schwer an Beispielen
festmachen, wir
machen eigentlich
immer alles zusammen.
Wir sind
wie eine Einheit
und so fällt Alltägliches
oftmals auch
leichter. Man könnte
den einfacheren Weg gehen und beispielsweise
alleine einkaufen und der andere bleibt
mit den Kindern zu Hause. Es würde Zeit und
wahrscheinlich auch Nerven sparen, aber so
sehen wir das nicht.
Welche Lektionen hast du bisher im Muttersein
gelernt?
Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Auf
sich selbst zu hören, ist entscheidend
– besonders beim ersten Kind.
Nur die Mutter spürt, was ihr
Baby wirklich braucht.
Was hat dich inspiriert, ein Kinderbuch zu
schreiben?
Mehrere Faktoren, aber meine Community
spielt hier eine große Rolle. Ich habe begonnen,
meine tiefsten Gefühle in meinen Bildunterschriften
zu verfassen und zu teilen, und
meine Follower meinten öfter: „Du müsstest
mal ein Buch schreiben.“ Da dachte ich: „Gute
Idee, ich liebe es zu schreiben!“ Es sollte aber
nicht irgendein Kinderbuch werden, ich wollte,
dass es ganz viel von mir enthält. Ich wollte,
dass Kinder spielerisch etwas Sachliches lernen
– zum Thema unseres Sonnensystems. Das
Universum fasziniert mich einfach sehr. Es enthält
auch ganz viele Botschaften für Persönlichkeitsentwicklung,
die meine Community ihren
Kindern ebenfalls mitgeben kann.
Gibt es neue Projekte oder Plattformen, die
du künftig erkunden willst?
Ich bin erst mal sehr gespannt, wie mein Kinderbuch
ankommt, und ich würde gerne noch
weitere Kinderbücher schreiben. Ansonsten
lebe ich einfach – das ist doch das Spannende …
Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Sonst
wäre es doch langweilig, oder?
Was wünschst du dir für dich, deine Familie
und deine Community in den kommenden
Jahren?
Ich wünsche mir Gesundheit für jeden Einzelnen.
Jeder Wunsch wird sofort unwichtig,
wenn man krank ist. Somit ist jeder Tag, an dem
wir gesund in den Tag starten, ein Geschenk –
was wir dann daraus machen, liegt ganz bei
uns..
Redaktion Emma Howe
Fotos: privat
Wie hast du deine dritte Schwangerschaft im
Vergleich zu den vorherigen erlebt?
Diese Schwangerschaft war sehr herausfordernd.
Ich litt wieder an Hyperemesis gravidarum,
diesmal noch stärker, mit Erbrechen bis
fast zum Ende und Problemen mit der Symphyse.
Mit mehreren Kindern erlebt man Schwangerschaften
anders – sie vergehen schneller,
aber ich empfand diesmal eine noch größere
Wertschätzung. Mein Körper hat in fünf Jahren
drei Menschen zur Welt gebracht, und ich bin
dankbar dafür. Schwangerschaften verändern
einen persönlich, und ich mag meine Version
meiner selbst gerade sehr.
Was war das Schwierigste in den ersten Jahren
als Mutter?
Für mich war es, den Druck von außen auszublenden.
Ich war mit 21 noch relativ jung und
wollte beweisen, dass ich trotzdem mit den
„älteren Mamas“ mithalten kann. Ich wollte
mich anpassen, aber das war ich einfach nicht.
Perfektionismus loszulassen, war eine große
Challenge.
Warum teilst du dein
Leben online?
Ich möchte zeigen,
dass Familienleben
toll ist, jung
Mama werden
machbar
ist und
Authentizität
wichtig
ist.
N i c h t
alles ist
perfekt,
und das
zu teilen,
hilft
anderen
Eltern,
sich nicht
allein zu
fühlen.
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Baderegeln
Ich gehe nur baden, wenn ich mich
gut fühle.
Ich gehe nur baden, wenn mir bei
Problemen jemand helfen kann.
Wenn ich Probleme im Wasser
habe, dann rufe ich laut um Hilfe
und winke mit den Armen. Ich
helfe anderen, wenn sie im Wasser
Probleme haben. Ich rufe nie „Hilfe“,
wenn alles in Ordnung ist.
Schwimmen lernen
Ein Moment der
Unachtsamkeit –
und alles kann sich
schlagartig ändern
Die Sonne scheint, das Wasser glitzert, Kinderlachen
erfüllt die Luft. Ein Tag am Wasser wirkt wie purer Spaß
und unbeschwerte Freizeit. Doch inmitten dieser scheinbaren
Idylle lauert eine Gefahr, die oft übersehen wird: die
Gefahr des Ertrinkens. Ein kurzer Blick aufs Handy, eine
Ablenkung, ein Gespräch – und plötzlich ist alles anders.
Ein Kind verschwindet unter der Wasseroberfläche. Panik
bricht aus, Rettungsschwimmer eilen herbei. Sekunden
können über Leben und Tod entscheiden. Diese Schreckensmomente
sind real und verdeutlichen, wie schnell
aus fröhlichem Badespaß ein Albtraum werden kann. Sie
zeigen, wie wichtig es ist, dass Kinder frühzeitig Schwimmen
lernen und dass Eltern, Großeltern oder Begleitpersonen
stets aufmerksam bleiben.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der
umgesetzt.
Ich sage Bescheid, wenn ich ins
Wasser gehe.
Ich nehme Rücksicht! Ich renne
nicht, schubse nicht und drücke
niemanden unter Wasser.
Weitere wichtige Baderegeln finden
Sie auf: www.dlrg.de/baderegeln
Schwimmen ist weit mehr als nur
eine Freizeitbeschäftigung. Es ist
eine überlebenswichtige Fähigkeit,
die jedes Kind beherrschen sollte.
Schwimmen stärkt das Selbstbewusstsein,
fördert die Gesundheit
und ermöglicht die sichere Teilnahme an zahlreichen
Wasseraktivitäten. Doch die Realität
sieht in Deutschland anders aus: Mehr als die
Hälfte der Kinder verlassen die Grundschule,
ohne richtig schwimmen zu können. Das
bedeutet, sie erfüllen nicht die Anforderungen
des Schwimmabzeichens Bronze, das als
Maßstab für sicheres Schwimmen gilt. Ein
weitverbreiteter Irrglaube ist, dass das Seepferdchen-Abzeichen
bereits Sicherheit bringt.
Tatsächlich bestätigt dieses nur, dass Kinder
kurze Strecken schwimmen können und sich
trauen, ins Wasser zu springen. Es fehlt jedoch
die notwendige Ausdauer und Technik, um in
echten Gefahrensituationen sicher zu agieren.
Erst mit dem Bronzeabzeichen gelten Kinder
als sichere Schwimmer, weil sie etwa 15 Minuten
am Stück schwimmen können und verschiedene
Techniken beherrschen.
Früh übt sich: der spielerische Weg zum sicheren
Schwimmer – vom Babyschwimmen
bis zum Schwimmabzeichen
Je früher Kinder ans Wasser gewöhnt werden,
desto besser. Spielerische Übungen im Babyschwimmen
und frühe Schwimmkurse helfen,
die Angst vor dem Wasser abzubauen und ein
Gefühl für das nasse Element zu entwickeln.
Durch sanfte Wassergewöhnung und altersgerechte
Spiele lernen die Kleinsten, sich im Wasser
wohlzufühlen und Vertrauen aufzubauen.
Ob Eltern, Großeltern, Erzieher oder andere
Bezugspersonen – wir alle können Kinder auf
diesem Weg begleiten und sie ermutigen, ihre
Fähigkeiten im Wasser zu entfalten. Die Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
betont, dass regelmäßiges Üben entscheidend
ist, um die Schwimmfähigkeit zu erhalten und
zu verbessern. Schwimmen lernen ist ein Prozess,
der idealerweise von der Familie und dem
sozialen Umfeld des Kindes unterstützt wird.
Gemeinsame Schwimmbadbesuche, spielerisches
Üben und die Teilnahme an weiterführenden
Kursen festigen die erlernten Fähigkeiten
und sorgen für mehr Sicherheit im Wasser.
Die Aufsichtspflicht: Ein Handy darf kein
Kind gefährden
In unserer schnelllebigen Zeit sind Ablenkungen
allgegenwärtig. Soziale Medien, Chatgruppen,
Mails, News – ständig sind wir versucht,
etwas anderem Aufmerksamkeit zu widmen.
Ein kurzer Blick aufs Smartphone kann jedoch
fatale Folgen haben. Eltern, Großeltern, Erzieher,
Lehrer und alle anderen, die Kinder beaufsichtigen,
müssen sich ihrer Verantwortung
bewusst sein und dürfen die ihnen anvertrauten
Kinder am Wasser niemals aus den Augen
lassen. Die ungeteilte Aufmerksamkeit ist der
Schlüssel zur Prävention von Badeunfällen.
Wasser übt auf Kinder eine magische Anziehungskraft
aus. Selbst kleine Wasserflächen
wie Badewannen, Planschbecken, Regentonnen
oder Gartenteiche können zur Gefahr
werden. Bereits wenige Zentimeter Wasserhöhe
können für Kleinkinder lebensbedrohlich
sein. Schwimmhilfen wie Schwimmflügel oder
Schwimmreifen bieten keine absolute Sicherheit
und ersetzen niemals die wachsamen
Augen der Erwachsenen. Sie können lediglich
unterstützend wirken, sollten aber nicht als
Freifahrtschein für Unachtsamkeit missverstanden
werden. Es ist wichtig, Kinder über die
Gefahren aufzuklären und ihnen altersgerecht
Verhaltens- und Baderegeln zu vermitteln.
!
Rund 60 Prozent der
Kinder können nach
der Grundschulzeit nicht
richtig schwimmen.
Gemeinsam für mehr Sicherheit im Wasser –
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die DLRG schlägt Alarm: Die Situation ist besorgniserregend.
Rund 3,7 Millionen Menschen
ab 14 Jahren in Deutschland gelten als
Nichtschwimmer. Hinzu kommen viele unsichere
Schwimmer, und die Zahlen steigen
tendenziell, unter anderem aufgrund fehlenden
Schwimmunterrichts und demografischer
Entwicklungen. Diese alarmierenden Zahlen
unterstreichen die Notwendigkeit, das Thema
Schwimmfähigkeit stärker in den Fokus zu rücken.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
die von Politik, Schulen, Vereinen und
Familien gemeinsam getragen werden muss.
Mehr auf www.lebenmit.de | 15
Die DLRG engagiert sich mit ihren rund 2.000
lokalen Vereinen intensiv, um vor allem Kinder
zu sicheren Schwimmern auszubilden. Dabei
liegt der Fokus auf der Qualifizierung weiterer
Ausbilder und der Gewinnung von Ehrenamtlichen.
Im Jahr 2023 zählte der Verband erstmals
mehr als 600.000 Mitglieder und fast 200.000
Teilnehmer in Anfängerschwimmkursen – ein
hoffnungsvolles Zeichen. Dennoch fehlt es vielerorts
an ausreichenden Schwimmbädern, ein
Problem, für das die DLRG vehement Lösungen
fordert. Auch außerschulische Angebote
wie Kindersachbücher zum Thema Schwimmen
tragen dazu bei, Ängste abzubauen und
die Neugier auf das Wasser zu wecken. Kinder,
die sich vor dem Schwimmkurs mit dem Thema
auseinandersetzen, starten oft selbstbewusster
und entspannter ins Wasser.
Ihr Blick kann Leben retten
Die wichtigste Botschaft ist einfach und eindringlich:
Seien Sie aufmerksam, begleiten Sie
Kinder beim Schwimmen und kennen Sie die
Gefahren. Ihr wachsamer Blick kann Leben retten
– im Schwimmbad, am See oder am Meer.
Lassen Sie sich nicht ablenken, legen Sie das
Smartphone weg und schenken Sie den Kindern
Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Seien Sie
sich bewusst, dass Sie die wichtigste Schutzinstanz
sind. Bleiben Sie wachsam, bleiben Sie
nah, denn Ihr Blick kann Leben retten..
DU bist die Aufsicht.
Das Badepersonal ist für alle da.
Du bist für dein Kind verantwortlich.
©schulzfoto - stock.adobe.com
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Fotos: SOS-Kinderdorf e. V. / Bildplantage13 / Martin Bockhacker
Vernachlässigten Kindern helfen
Fehlende Aufmerksamkeit und Fürsorge kann für Kinder lebenslange Folgen haben.
SOS-Kinderdorf unterstützt Familien in belastenden Lebenssituationen, um Vernachlässigung
vorzubeugen und Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen.
D
as Brot, das Louis* aus
seiner Lunchbox in der
großen Pause holt, hat
grünblaue, pelzige Stellen –
schon wieder Schimmel.
Geld, um sich etwas anderes
zu kaufen, hat der Siebenjährige nicht.
Wieder vergeht ein Tag, an dem er mit knurrendem
Magen im Klassenzimmer sitzt. Der
Junge ist zurückhaltend, schüchtern, ein unsicheres
Kind. Zu Hause offenbaren sich prekäre
Zustände. Die Wohnung ist verdreckt,
das Geschirr stapelt sich im Spülbecken in
der Küche, die Mülleimer quillen über.
Louis' Fall ist beispielhaft für 63.700 Kinder,
bei denen in Deutschland 2023 eine
Kindeswohlgefährdung festgestellt wurde.
Die Mehrzahl dieser Kinder (58 Prozent)
hat Vernachlässigung erlebt. Krankheiten,
Armut, Arbeitslosigkeit, fehlende Erziehungskompetenzen
oder andere belastende
Lebenssituationen können Auslöser dafür
sein, dass sich Eltern nicht um ihre Kinder
kümmern können. „Beim näheren Hinsehen
stellt man dann oft fest, dass zum Beispiel
eine psychische Erkrankung oder einfach
auch biografische Belastungen bei den
Eltern vorliegen, die so eine Überforderung
auch erklären“, meint Johanna Schneider,
sie ist Psychologin im Fachdienst bei SOS-
Kinderdorf.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit
Überforderung führt zu Kindeswohlgefährdung
Auch Louis' Mutter* stößt bei der Erziehung
an ihre Grenzen. Die 29-Jährige ist alleinerziehend
und leidet unter einer posttraumatischen
Belastungsstörung. Wenige Monate zuvor war
Louis' Bruder am plötzlichen Kindstod verstorben.
Seitdem ist die Mutter antriebslos.
Sie zieht sich aus ihrem Sozialleben zurück,
schafft es kaum aus dem Bett und kann keine
Energie aufbringen, um sich ausreichend um
Louis zu kümmern. Der Junge kommt in eine
Wohngruppe von SOS-Kinderdorf.
SOS-Kinderdorf unterstützt benachteiligte Familien
nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe.
Der Verein berät bei Erziehungsfragen
und bietet leicht zugängliche Bildungs- und
Freizeitangebote in SOS-Familienzentren an.
Dazu zählen beispielsweise der soziale Mittagstisch,
Kinder- und Jugendtreffs oder Angebote
für werdende Eltern. SOS-Kinderdorf
setzt sich dafür ein, dass sich Kinder in allen
Lebenslagen positiv und altersgerecht entwickeln
können. Präventive Angebote helfen
dabei, dass Familien erst gar nicht in Krisen geraten,
und beugen Vernachlässigung vor. Denn
Betroffene leiden oft ein Leben lang an körperlichen
oder seelischen Folgen. SOS-Kinderdorf
ist deutschlandweit an 266 Standorten mit
knapp 820 Angeboten aktiv. 123.033 Menschen
erreichte der Verein so im Jahr 2023.
!
umgesetzt.
Langfristige Folgen verhindern
Während Louis in einer Wohngruppe lebt, wird
seine Mutter im Alltag durch die sozialpädagogische
Familienhilfe von SOS-Kinderdorf
begleitet. „Man muss versuchen, die Eltern für
eine Mitarbeit zu gewinnen. Damit sie ein bisschen
rauskommen und sich nicht mehr mit
dem Rücken zur Wand gedrängt sehen“, meint
Johanna Schneider. Die SOS-Mitarbeiterin übt
mit der Mutter Methoden, um wieder mehr
Struktur in den Alltag zu bringen. Außerdem
kümmert sie sich um deren therapeutische Anbindung.
Louis' Mutter gelingt es mit der Unterstützung
von SOS-Kinderdorf, ihre Probleme in
den Griff zu bekommen. Louis kann wieder in
die Familie zurückkehren. .
* Name und Details zum Schutz
der Person geändert.
Jedes Kind verdient Schutz und Fürsorge.
SOS-Kinderdorf unterstützt
Kinder und Familien in Not – mit
liebevoller Betreuung, Beratung und
präventiven Angeboten. Helfen Sie
mit – scannen Sie
den QR-Code oder besuchen
Sie: www.soskinderdorf.de/gesellschaft-von-morgen
Anzeige
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Kinderrechte
Jedes Kind hat Rechte!
Kinder sind unsere Zukunft – ein Satz, den wir oft hören. Aber was bedeutet das wirklich? Es
bedeutet, dass wir ihnen eine Kindheit ermöglichen müssen, in der sie sich gesund entwickeln,
lernen, spielen können und ihre Meinung frei äußern dürfen. Die Kinderrechte, verankert
in der UN-Kinderrechtskonvention, sind dabei unser Kompass.
Die Kinderrechtskonvention,
1989 von den Vereinten
Nationen ins Leben
gerufen, ist mehr als ein
internationaler Vertrag. Sie
ist ein Versprechen – ein
Versprechen an jedes Kind unter 18 Jahren,
dass seine Würde und seine Rechte geachtet
und geschützt werden. Dieses Versprechen
verpflichtet nicht nur die Vertragsstaaten,
sondern jeden Einzelnen von uns.
Warum sind Kinderrechte wichtig?
Kinder sind die schwächsten Mitglieder unserer
Gesellschaft. Sie sind oft abhängig von
Erwachsenen und können sich nicht immer
selbst helfen. Die Kinderrechte geben ihnen
eine Stimme und stellen sicher, dass ihre
Bedürfnisse und Interessen berücksichtigt
werden. Sie sind ein Schutzschild gegen Ausbeutung,
Gewalt und Diskriminierung. Aber
sie sind auch ein Appell an unsere Menschlichkeit
– eine Aufforderung, uns für das
Wohl der Kinder einzusetzen und ihnen eine
Zukunft zu ermöglichen, in der sie ihr volles
Potenzial entfalten können.
Was können Eltern tun? Mehr als nur Erziehung
Eltern sind die ersten und in den meisten
Fällen auch die wichtigsten Bezugspersonen
für ihre Kinder. Sie tragen nicht nur die Verantwortung
für die Erziehung, sondern auch
für den Schutz und die umfassende Förderung
und Versorgung ihrer Kinder. Um die
Kinderrechte im Alltag zu verankern, können
Eltern konkrete Schritte unternehmen. Es
beginnt damit, sich selbst umfassend über
die Kinderrechte zu informieren und offen
mit den Kindern darüber zu sprechen. Erklären
Sie ihnen ihre Rechte altersgerecht
und ermutigen Sie sie, diese selbstbewusst
einzufordern. Ein respektvoller Umgang
miteinander ist entscheidend: Behandeln
Sie Ihre Kinder mit Achtung, hören Sie ihnen
aufmerksam zu und beziehen Sie sie in
Entscheidungen ein, die ihr Leben betreffen.
Zeigen Sie ihnen, wie man Konflikte friedlich
löst und wie man für seine eigenen Überzeugungen
einsteht, ohne andere zu verletzen.
Schützen Sie Ihre Kinder vor Gefahren, indem
Sie für eine sichere Umgebung sorgen,
in der sie sich wohl- und geborgen fühlen.
Achten Sie aufmerksam auf Anzeichen von
!
Zu
den wichtigsten
Kinderrechten gehören:
Das Recht auf Leben und Entwicklung:
Dies geht über die rein physische Existenz
hinaus. Es bedeutet den Zugang zu
sauberem Wasser, gesunder Ernährung,
medizinischer Versorgung und einer
Umgebung, die ihre Entwicklung fördert.
Das Recht auf Schutz:
Kinder sind besonders verletzlich. Sie
sind auf den Schutz von Erwachsenen
angewiesen, um vor Gewalt, Missbrauch,
Vernachlässigung, Ausbeutung
und Diskriminierung geschützt zu werden.
Dieser Schutz muss umfassend
sein und alle Lebensbereiche umfassen
– von der Familie über die Schule bis
hin zur Gesellschaft.
Das Recht auf Bildung:
Bildung ist mehr als nur das Vermitteln
von Wissen. Sie ist der Schlüssel zur
Selbstbestimmung und zur Teilhabe an
der Gesellschaft und gibt die Möglichkeit,
seine eigenen Ziele zu verfolgen.
Das Recht auf Spiel und Freizeit:
Spielen ist nicht nur ein Zeitvertreib,
sondern ein wichtiger Bestandteil der
kindlichen Entwicklung. Durch das
Spielen lernen Kinder, ihre Kreativität
auszuleben, soziale Kompetenzen zu
entwickeln und ihre Umwelt zu erkunden.
Spiel und Freizeit sind daher unverzichtbar
für ein gesundes Aufwachsen.
Das Recht auf Beteiligung:
Kinder sind nicht nur passive Empfänger
von Rechten, sondern aktive Gestalter
ihrer eigenen Lebenswelt. Sie haben
das Recht, ihre Meinung zu äußern und
bei Entscheidungen, die sie betreffen,
mitzubestimmen.
Das Recht auf Gleichbehandlung:
Alle Kinder haben die gleichen Rechte,
unabhängig von Herkunft, Religion,
Geschlecht, Behinderung oder sozialem
Status.
Missbrauch oder Vernachlässigung, sei es im
direkten Umfeld oder anderswo, und zögern
Sie nicht, im Zweifelsfall professionelle Hilfe
zu suchen. Fördern Sie die Entwicklung Ihrer
Kinder, indem Sie ihre Talente und Fähigkeiten
erkennen und ihnen Raum zum Spielen,
Entdecken und Lernen geben. Unterstützen
Sie ihre Kreativität, wecken Sie ihre Neugier
und fördern Sie ihre soziale Kompetenz durch
vielfältige Erfahrungen und Interaktionen.
Und schließlich: Helfen Sie aktiv, wenn Sie
den Verdacht haben, dass ein Kind in Ihrem
Umfeld gefährdet ist. Zögern Sie nicht, Beratungsstellen
oder das Jugendamt zu kontaktieren,
denn nur aktives Handeln kann Leben
verändern. Dabei ist es entscheidend, dass Eltern
nicht nur als Erziehende agieren, sondern
auch als Anwälte ihrer Kinder auftreten, ihre
Rechte verteidigen und sich für eine kinderfreundliche
Gesellschaft einsetzen.
Kinderrechte sind eine Aufgabe für uns alle
Die Kinderrechte sind nicht nur eine Angelegenheit
von Eltern, sondern eine Aufgabe für
die gesamte Gesellschaft. Schulen, Vereine,
Gemeinden, die Politik und jedes einzelne
Mitglied der Gesellschaft sind gefordert, die
Kinderrechte zu achten und zu fördern. Es
geht darum, Strukturen zu schaffen, die Kinder
schützen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr
volles Potenzial zu entfalten. Es geht darum,
eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung
zu schaffen, in der Kinder gehört und
ernst genommen werden. Nur wenn wir alle
zusammenarbeiten, können wir sicherstellen,
dass Kinder in einer Welt aufwachsen, in der
ihre Rechte respektiert und geschützt werden.
Eine Welt, in der sie eine Zukunft haben. Es
ist an der Zeit, dass wir Kinder nicht nur als
unfertige Erwachsene betrachten, sondern als
eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen
Bedürfnissen und Rechten. Eine Gesellschaft,
die Kinderrechte ernst nimmt, ist eine Gesellschaft,
die in ihre Zukunft investiert. Denn das
Wohl der Kinder ist untrennbar mit dem Wohl
der gesamten Gesellschaft verbunden. Wenn
wir in Kinder investieren, investieren wir in
eine gerechtere, friedlichere und nachhaltigere
Zukunft für uns alle. Lasst uns gemeinsam
dafür sorgen, dass die Kinderrechte nicht nur
auf dem Papier stehen, sondern in der Lebensrealität
jedes einzelnen Kindes verankert
sind..
Redaktion Leonie Zell
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Am 20. September ist Weltkindertag.
Kinder haben das Recht, mitzubestimmen.
Bei allem, was sie betrifft.
www.weltkindertag.de I www.dkhw.de
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