Stein 10/2025
Innenausbau
Innenausbau
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S10 | 2025
MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK
EDEL UND
ZEITLOS
STEIN GIBT STRUKTUR
Ein Haus in Portugal besticht durch
seine einzigartige Innenarchitektur
mit diversen Gesteinen
MASCHINE LIEFERT PRÄZISION
Mit Wasserstrahl lassen sich die
Anforderungen an den gehobenen
Innenausbau genauestens erfüllen
ARBEIT STIFTET SINN
Konzepte für „New Work“ sollen
auch im Handwerk für mehr
Motivation und Zufriedenheit sorgen
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN
UND LESER,
mit Naturstein aus aller Welt entstehen außergewöhnliche
Wohnwelten. Das ist nicht nur funktional, sondern
drückt auch ein dem Luxus gewidmetes Lebensund
Stilgefühl aus. Dies wurde einmal mehr wieder auf
der diesjährigen Möbelmesse in Mailand eindrucksvoll
unter Beweis gestellt. Ein im Wortsinn schönes Beispiel
dafür sind die neuen Tische der Immenstaader
Möbelmanufaktur Draenert und die neue Kollektion
des italienischen Luxuslabels Neutra.
Ab Seite 6 entführt Sie unsere Autorin Dr. Alexandra
Nyseth nach Portugal. Dort ist unter der Ägide der
Stuttgarter Architekten Ippolito Fleitz Group ein außergewöhnliches
Wohnhaus entstanden. Eines der
zentralen Gestaltungselemente der Planer war Naturstein.
Die KMD Natursteine GmbH aus Gotha verantwortete
in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro
die Planung, Fertigung und Montage sämtlicher
Naturwerksteinarbeiten. Ein besonderes Highlight
ist der große Esstisch im Erdgeschoss. Gefertigt
aus dem auffällig gemaserten Quarzit „Patagonia“ aus
Brasilien misst die polierte Platte stattliche 320 × 130
Zentimeter. Ein echter Hingucker.
Ab Seite 14 geht es dann weiter mit einem Ausblick auf
edle Tische, die das Immenstaader Unternehmen
Draenert im Laufe der letzten 50 Jahre gefertigt hat.
Dazu spricht der Sohn des Firmengründers, Patric
Draenert, mit der Redaktion ab Seite 14 über seine Leidenschaft
für Naturstein. Das ist aber nicht der einzige
Erfolgsfaktor des Familienunternehmens.
Titelbild: Draenert
Seit über 55 Jahren fertigt die Möbelmanufaktur
Draenert exklusive Designermöbel. In Immenstaad
am Bodensee entstehen Ess- oder Couchtische sowie
Stühle in traditioneller Handwerkskunst, viele Tischplatten
bestehen aus Naturstein. Seit mehr als 25
Jahren führt Dr. Patric Draenert, promovierter
Betriebswirt, das Familienunternehmen. Draenert ist
auf individuelle, hochwertige Anfertigungen für den
Privat- sowie Objektbereich spezialisiert. Die Kollektionen
umfassen Ess- und Couchtische, Stühle sowie
Einzelmöbel. Pro Jahr produziert Draenert ca. 1.200
Steintische. Jeder wird von Hand bearbeitet, gefräst
und gebürstet. „Naturstein bietet durch seine Farbvielfalt
unzählige Möglichkeiten“, schwärmt der
Firmenchef. „Es gibt immer wieder neue, sensationelle
Sorten.“ Auch werden kontinuierlich neue
Steine entdeckt – zum Beispiel aus Steinbrüchen in
Brasilien, der Türkei, Saudi-Arabien, Dubai und dem
Oman. „Die Steinvorkommen sind unerschöpflich.“
Und wie sehen die eingangs erwähnten, neu entworfenen
Möbel von Neutra im Detail aus? Großartig! Vor
allem wenn sie so gekonnt im Palazzo Visconti in Mailand
in Szene gerückt werden. Erfahren Sie die ganze
Story ab Seite 28.
Dass man für exakt ausgeführte Natursteinarbeiten
wie in diesen Beispielen auch einen entsprechenden
Maschinenpark benötigt, versteht sich fast von selbst.
Unser Autor Michael Spohr zeigt Ihnen dazu die neuesten
Wasserstrahlmaschinen, mit denen Schnitte bis
zu einer Genauigkeit von 0,1 Millimetern möglich sind.
Viel Spaß bei der Lektüre von STEIN wünscht Ihnen
Ihre Steinredaktion
Redaktion@stein-magazin.de
S10| 2025 3
INHALT
SCHÖNE WELT DER
STEINE
06 Mosaik aus Raum, Kunst
und Stein
Eine Villa in Spanien sticht
durch eine außergewöhnliche
Innenarchitektur
mit verschiedensten
Natursteinen hervor
14 „Die Farbvielfalt und
Möglichkeiten sind
sensationell“
Dr. Patric Draenert,
Geschäftsführer der
gleichnamigen Möbelmanufaktur,
spricht
mit STEIN über die
Bedeutung von Naturstein
in seinem
Unternehmen
21 Gris Mondariz
Die STEINKUNDE stellt
einen Naturstein aus
Spanien vor
24 Tradition und Moderne
in Harmonie
Beim Amtsgericht in
Freibung gehen neu und
alt Hand in Hand
28 Zukunft durch Herkunft
Die neuen Möbel aus Stein
der italienischen
Edelmarke Neutra
STEINE BEARBEITEN
41 Präzision und
Zusatznutzen
Wasserstrahlmaschinen
für sehr genaue Schnitte
im hochwertigen
Innenausbau
CHANCEN
46 Zwischen Chance und
Herausforderung
Neue Arbeitsformen
im modernen
Steinmetzbetrieb
PANORAMA
56 Naturstein als
Baustoff etablieren
Reiner Krug im Interview
58 Termine, Produkte
und mehr
RUBRIKEN
59 Vorschau
60 Impressum
4 S10| 2025
KMD
MOSAIK AUS RAUM,
KUNST UND STEIN
Die Casa Mosaico de Belas Artes in Portugal ist geprägt von einer vielschichtigen, individuellen
Innenarchitektur, die auch durch den Einsatz von Naturstein eine besondere
Note erhält. Architekten und Verarbeiter wählen dafür verschiedene Gesteinsarten
aus und arbeiten Hand in Hand.
Von Dr. Alexandra Nyseth
In Portugal hat das Stuttgarter Architekturbüro Ippolito
Fleitz Group die Räume eines Wohnhauses ganz
besonders gestaltet. Ziel des Entwurfs war es, einen
Ort zu schaffen, der sowohl Rückzugsraum als auch
Ausdruck individueller Lebensgestaltung ist. Erinnerungsstücke
von Reisen um den Globus verbinden
sich mit Kunst zu einem sehr persönlichen Raumeindruck
und insgesamt zu einem kunstvollen Mosaik.
ZWISCHEN STRUKTUR UND ATMOSPHÄRE
Die Casa Mosaico de Belas Artes gliedert sich in mehrere
Ebenen mit jeweils eigenem Charakter. Im großzügig
angelegten Erdgeschoss mit direktem Zugang
zur Terrasse und freiem Blick ins Obergeschoss bildet
das zweigeschossige Wohnzimmer das Zentrum. Es
betont vertikale Offenheit und klare Sichtachsen.
Während eine skulpturale Treppe die Eingangsebene
mit dem Gartengeschoss verbindet, sorgt ein ovaler
Luftraum über dem Essbereich für natürliche Belichtung
und räumliche Tiefe. Alte Tapisserien, zeitgenössische
Lichtkunst, handwerklich gefertigte Möbel
und klassisch anmutende Bronzen werden kombiniert,
und ein raumhohes Regal präsentiert Bücher,
Kunst, Antiquitäten sowie persönliche Fundstücke.
Foto:
6 S10| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Ein Highlight der Natursteinarbeiten ist der große Esstisch aus brasilianischem
„Patagonia“
Foto: Philip Kottlorz Fotografie
S10| 2025 7
KMD
VIELSCHICHTIGE INSZENIERUNGEN
Im Dachgeschoss finden sich Möbel, Kunstwerke und
Objekte unterschiedlicher Herkunft. Das Arbeitszimmer
der Hausherrin im ersten Obergeschoss ist geprägt
von zarten Farbtönen, weichen Formen und
aufeinander abgestimmten Textilien, die zusammen
ein stimmiges Gesamtbild ergeben. In der Master-
Suite erzeugen verspiegelte Flächen sowie stehende
und hängende Kuben eine besondere Raumwirkung.
Die Innenarchitektur folgt dem Prinzip der gestalterischen
Überlagerung, indem unterschiedliche Elemente
bewusst kombiniert werden. „Das Konzept
der Schichtung und Überlagerung zieht sich wie ein
roter Faden durch das Gebäude und eröffnet immer
wieder neue Perspektiven“, erklärt das Architekturbüro
Ippolito Fleitz Group.
NATURSTEIN ALS GESTALTUNGS ELEMENT
EIN ESSTISCH AUS BRASILIANISCHEM STEIN IM
MITTELPUNKT
Ein besonderes Highlight der Natursteinarbeiten ist
der große Esstisch im Erdgeschoss. Gefertigt aus dem
auffällig gemaserten Quarzit „Patagonia“ aus Brasilien
misst die polierte Platte 320 × 130 Zentimeter. Die Fläche
besteht aus vier Einzelteilen. Nach dem Zuschnitt
wurde die Oberfläche fein überschliffen und poliert.
Die Tischkante erhielt eine dezente Fassette, zusätzlich
wurden Einleger in Form von drei Streifen aus
„Pietra d’Avola“, einem italienischen Kalkstein, integriert.
Für die nötige Stabilität sorgt eine bündig eingelassene
Stahlplatte auf der Unterseite, die zugleich der
sicheren Befestigung auf dem Untergestell dient. KMD
Natursteine betont: „Der Naturstein ‚Patagonia‘ ist besonders
gefragt – nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen
Ästhetik, sondern auch aufgrund seiner
Robustheit und hohen Säurebeständigkeit.“
Ein zentrales Gestaltungsmittel war für die Architekten
Naturstein. Insgesamt wurden über 420 Quadratmeter
dieses Materials verarbeitet. Die KMD Natursteine
GmbH aus Gotha verantwortete in enger Zusammenarbeit
mit dem Architekturbüro Ippolito
Fleitz Group die Planung, Fertigung und Montage
sämtlicher Naturwerksteinarbeiten.
Entscheidend war bei der Auswahl der verschiedenen
Natursteine laut KMD Natursteine das Zusammenspiel
aus gesteinsgerechter Objektanwendung –
etwa im Feuchtraumbereich – und dem hohen ästhetischen
Anspruch der Innenarchitektur. Durch die gezielte
Wahl unterschiedlicher Oberflächenbearbeitungen
– von geschliffen und poliert bis gebürstet –
entstanden zudem differenzierte Materialwirkungen.
AUSSERGEWÖHNLICHER BLICKFANG IM DACH-
GESCHOSS
Ein markantes Element im Dachgeschoss ist ein etwa
300 Zentimeter hoher Pfeiler, den KMD Natursteine
mit „Onyx Smeraldo“ verkleidete. Die Außenecken
sind präzise auf Gehrung verklebt. Der transluzente
Onyx aus dem Iran beeindruckt mit einem Farbspiel
aus Smaragdgrün, Braun und Honiggelb sowie einer
markanten horizontalen Aderung.
KMD Natursteine erklärt die Herangehensweise:
„‘Onyx Smeraldo‘ ist nur schwer in der gewünschten
Qualität erhältlich und zudem äußerst rissanfällig.“
Entsprechend anspruchsvoll sei dann auch die Umsetzung
gewesen.
Foto: Philip Kottlorz Fotografie
8 S10| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Im Dachgeschoss ist ein etwa
300 Zentimeter hoher Pfeiler Blickfang, der
mit „Onyx Smeraldo“ verkleidet ist
S10| 2025 9
NATURSTEIN IN DER MÖBELBRANCHE
„DIE FARBVIELFALT
UND MÖGLICHKEITEN
SIND SENSATIONELL“
Seit über 55 Jahren fertigt die Möbelmanufaktur Draenert exklusive Designermöbel. In
Immenstaad am Bodensee entstehen Ess- oder Couchtische sowie Stühle in traditioneller
Handwerkskunst, viele Tischplatten bestehen aus Naturstein. STEIN sprach mit Geschäftsführer
Dr. Patric Draenert über die Faszination Naturstein und seine Visionen …
Von Martina Noltemeier
Vom Leistungssportler zum Geschäftsführer: Patric Draenert
Foto:Draenert
14 S10| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Beistelltisch Lotus aus der Desingnschmiede von Gino Carollo
Foto: Draenert
2025 feiert ein ganz besonderer Tisch seinen 30. Geburtstag
– der „Adler“ von Draenert. Firmengründer
Dr. Peter Draenert wollte in den 1990er-Jahren einen
Esstisch schaffen, der sich bei Bedarf in eine großzügige
Tafel verwandeln lässt – wie ein Adler, der
seine Schwingen ausbreitet. Entstanden ist dabei ein
Klassiker der Draenert-Kollektion mit einem ausgeklügelten
Auszugsmechanismus, der zur Grundlage
vieler Patente wurde. Noch heute zählt „Adler“ laut
Patric Draenert zu den internationalen Bestsellern.
Der „Adler“ markiert einen wichtigen Meilenstein
der Firmengeschichte, die 1968 begann. Damals entwarf
Peter Draenert das erste Erfolgsmodell des Unternehmens
– den Couchtisch „Primus“ mit einer
Platte aus Schwäbischem Ölschiefer, wahlweise mit
einem eingesetzten großen Ammoniten, und legte so
den Grundstein für spätere Tischfamilien, die den Stil
des Hauses maßgeblich prägten.
AM ANFANG WAR NUR EIN KLEINER TISCH
Dr. Peter Draenert, geboren 1937, war Quereinsteiger.
Er hat Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik
studiert. Eines Tages entwarf er einen Couchtisch
mit einer Schieferplatte aus der Region, der im
Freundeskreis auf großes Interesse stieß. Das Gestell
aus Flachstahlkufen ließ er von der Firma der Familie
seiner Frau Karin, die in der Metallverarbeitung tätig
war, zurechtbiegen und verchromen. 1968 gründete
er das nach ihm benannte Unternehmen mit Sitz in
Immenstaad am Bodensee. Seine Frau übernahm die
kaufmännische Seite der jungen Firma.
S10| 2025 15
AMTSGERICHT FREIBURG
TRADITION
UND MODERNE IN
HARMONIE
Am Freiburger Holzmarkt, nur wenige hundert Meter südlich des spätgotischen
Münsters: Hier gelang dem Architekturbüro Auer Weber durch die Erweiterung des
Amtsgerichts die Integration von Alt- und Neubau. Naturstein spielt eine zentrale
Rolle in der architektonischen Gesamtkonzeption.
Das historische Bezirksstrafgericht aus der Mitte des
19. Jahrhunderts bildet den denkmalgeschützten
Kern des heutigen Amtsgerichts. Nach dem Abriss
dreier sanierungsbedürftiger Einzelgebäude im
rückwärtigen Hof entstand ein hofseitiger Erweiterungsbau,
der Flächendefizite ausglich und organisatorische
Mängel beseitigte.
HARMONISCHES ENSEMBLE AUS ALT UND NEU
Der viergeschossige, rechtwinklige Hauptbaukörper
mit zwei niedrigeren seitlichen Bauteilen fügt sich
durch sein maßstabsgerechtes Bauvolumen und die
grobkörnige Putzfassade harmonisch in das historische
Umfeld ein. Besonders bemerkenswert ist die
farbliche Abstimmung: Die monochrom porphyrroten
Putzflächen, Raffstores, Fensterrahmen und -bleche
korrespondieren mit den sandsteinroten Fenstergewänden
der Bestandsgebäude und verankern den
Neubau deutlich im 21. Jahrhundert.
FUNKTIONALITÄT TRIFFT ÄSTHETIK
Für die öffentlichen Bereiche wählten die Planer Dietfurter
Kalkstein. Ausschlaggebend war seine harmonische
Integration in das Innenraum- und Materialkonzept.
Der warme, beige Farbton des Steins sowie die
charakteristische, gleichmäßige Struktur mit dezenten
kupferfarbenen Einschlüssen verleihen den repräsentativen
Bereichen eine natürliche und hochwertige
Ausstrahlung.
Auch die technischen Eigenschaften des Steins überzeugten.
Seine Dichte, Widerstandsfähigkeit und
Langlebigkeit machen ihn besonders geeignet für
stark frequentierte Bereiche wie Foyer- und Treppenanlagen.
Zudem überzeugte die Möglichkeit, großformatige
Platten zu beziehen, die für ein homogenes
Erscheinungsbild sorgen. Die tellergestrahlte und
leicht überbürstete Oberflächenbehandlung erzeugt
eine rutschfeste, matte Anmutung.
PRÄZISE VERLEGUNG IM WILDEN VERBAND
Auf einer Gesamtfläche von rund 2.200 Quadratmetern
wurde der Dietfurter Kalkstein in der Variante
„beige, Toscana“ im „Wilden Verband“ verlegt. „Die
Verlegung mit freien Längen ermöglicht eine dynamische
und zugleich ausgewogene Flächenwirkung, die
Rücksprünge und Aufweitungen harmonisch integriert“,
betont Toni Felber, verantwortlicher Architekt
im Büro Auer Weber. Die verwendeten Formate: 25
Zentimeter breit, 35–65 Zentimeter lang / 42 Zentimeter
breit, 65–100 Zentimeter lang / 61 Zentimeter breit,
61–130 Zentimeter lang.
24 S10| 2025
SCHÖNE WELT DER STEINE
Gelungene Gestaltung: Das gewählte Natursteinpfaster fügt sich
farblich in das architektonische Gesamtbild ein
Foto: Roland Halbe
S10| 2025 25
ABRASIV-WASSERSTRAHLMASCHINEN
PRÄZISION UND
ZUSATZNUTZEN
Wasserstrahlschneiden erfüllt die gewachsenen Anforderungen an Präzision im Innenausbau.
Der mit Abrasivpartikeln angereicherte Hochdruck-Wasserstrahl erzielt
Schnitte mit einer Genauigkeit von bis zu 0,1 Millimetern. Wir stellen hauptsächlich
Kombimaschinen dieser Technologie vor, die gewährleisten, dass jedes Bauteil
nahtlos zu seinem Gegenstück passt, selbst bei komplexesten Konturen und
Mustern. Sie übernehmen zusätzlich noch weitere im steinverarbeitenden Betrieb
zu erledigende Bearbeitungsaufgaben.
Von Michael Spohr
Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und
Präzision haben sich Wasserstrahlmaschinen
in den Betrieben
zahlreicher Branchen etabliert.
Allen voran in Firmen der Metallbearbeitung
sind sie unverzichtbare
Werkzeuge. Auf Spezialmessen
wie der Fachmesse für professionelle
Schneidtechniken „Cutting
World“ oder der Fachmesse
für Blechbearbeitung „Blechexpo“
finden sich zahlreiche Aussteller,
die Wasserstrahl-Anlagen anbieten.
Diese Hersteller haben auch
ein Auge auf die verhältnismäßig
kleine Branche der Steinverarbeitung
geworfen. Hier haben sich –
insbesondere seit dem Keramikboom
– zahlreiche Betriebe zumindest
eine, zum Teil aber bereits
auch mehrere Abrasiv-Wasserstrahlmaschinen
zugelegt.
Wer im hochwertigen Innenausbau
ein auskömmliches Geschäftsfeld
gefunden hat, ist auch offen
für Neu- und Ersatzinvestitionen in
die Kaltschneidetechnik, mit der
sämtliche hier eingesetzten Plattenwerkstoffe
präzise und spannungsfrei
zugeschnitten werden
können. Bei der Frage, welche Maschine
welchen Herstellers für das
eigene Unternehmen die geeignetste
ist, kommt neben dem Preis
insbesondere dem Service sowie
der Integrierbarkeit in den eigenen
Maschinenpark und die betrieblichen
Prozesse die größte Bedeutung
zu. Nicht zu unterschätzen ist
zudem das Vertrauen in den Verkäufer.
Häufig finden sich aus diesem
Grund mehrere Maschinen eines
Herstellers – inklusive der Wasserstrahl-Anlage
– in der Maschinenhalle.
Wenn nicht gleich die komplette
Fertigungsanlage von einem
Hersteller entwickelt und realisiert
wurde.
Zumindest aber achten die meisten
Unternehmen darauf, dass alle ihre
Maschinen von einem und demselben
Servicetechniker betreut werden
können. In letzter Zeit häufen
sich zudem die Fälle, dass steinverarbeitende
Betriebe Multifunktionsmaschinen
anschaffen – meist
aus Platzerwägungen, aber oft
auch um Investitionen zu bündeln.
Da das Wasserstrahlschneiden sich
wachsender Beliebtheit erfreut,
klingt es ziemlich verlockend wenn
eine Maschine nicht nur über diese
innovative Technologie verfügt,
sondern zugleich noch sägen, bohren
und fräsen kann.
Fotos: Michael Spohr
36 S10| 2025
STEINE BEARBEITEN
STEIN stellt folgende
Firmen vor:
1. Naturstein Engelbrecht, Großen-
Buseck (Burkhardt-Löffler)
www.naturstein-engelbrecht.de
2. Sela-Holding GmbH, Berlin
(Donatoni) www.selaholding.de
3. PFM S.r.l. di Pinto / Italien
(Cobalm) www.pintosrl.it
4. Eurogranit Natursteinwerk
GmbH, Wängi / Schweiz (Cobalm)
www.eurogranit.ch
Perfekte Lösung für komplexe Schnitte in alle mineralischen Werkstoffe:
Das Wasserstrahlschneiden erfüllt höchste Anforderungen an
Präzision, hier die Powerjet 3D bei Naturstein Engelbrecht
Fotos:
S10| 2025 37
CHANCEN
„STILLSTAND IST
KEINE OPTION.“
Maren Killinger, Moderatorin, Trainerin und Coach für Unternehmen und Führungskräfte
aus dem baden-württembergischen Steinheim, spricht im STEIN-Interview
über New Work im Handwerk. Dabei geht sie auch auf die aktuell kritischen Stimmen
zu Themen wie Arbeitszeitverkürzung und Homeoffice ein.
Von Dr. Alexandra Nyseth
Foto:Sandra Wolf
STEIN: Frau Killinger, wie definieren Sie New Work?
Maren Killinger: New Work beschreibt verschiedene
Ansätze, um die Erwartungen und Bedürfnisse von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Einklang zu bringen,
ohne die Produktivität zu beeinträchtigen. Dabei
spielen Flexibilität, flache Hierarchien, Digitalisierung
und Individualität eine Rolle.
STEIN: Welche dieser Ansätze sind für Handwerksbetriebe
besonders interessant?
M. Killinger: Ein wichtiger Aspekt ist die Übergabe
von Verantwortung an die Mitarbeiter. Was wäre,
wenn sie nach ihren Stärken eingesetzt oder auf bestimmte
Themen spezialisiert würden? New Work hat
viel mit moderner Führung zu tun. Hierarchische
Strukturen mit strikter Delegation sind heute nicht
mehr zeitgemäß. Stattdessen geht es darum, im Team
zu kommunizieren und Projekte gemeinsam zu gestalten.
Auch die Arbeitszeitgestaltung ist relevant.
Handwerksbetriebe arbeiten oft von Montag bis
Samstag. Vielleicht lässt sich für einige Mitarbeiter
eine fünftägige Arbeitswoche einrichten, indem unterschiedliche
Schichtmodelle genutzt werden. Eine
weitere Möglichkeit ist, Mitarbeiter wohnortnah einzusetzen,
um Wegezeiten zu reduzieren. Zudem können
flexible Arbeitszeiten dazu beitragen, die Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben zu verbessern, was
wiederum die Zufriedenheit und Motivation steigert.
STEIN: Kann New Work gegen den Fachkräftemangel
helfen?
M. Killinger: Es ist zumindest ein wichtiger Baustein.
Bewerber achten zunehmend darauf, ob ein Unternehmen
zu ihrem Lebensstil passt. Flexiblere und
vielfältigere Arbeitsmodelle können die Attraktivität
eines Betriebs erhöhen. Das allein reicht aber nicht
aus. Es braucht auch faire Arbeitsbedingungen, gute
Bezahlung und eine wertschätzende Unternehmenskultur.
Handwerksbetriebe, die aktiv auf die Bedürfnisse
ihrer Mitarbeiter eingehen, können sich einen
entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte
sichern.
STEIN: Welche Auswirkungen hat das Umdenken auf
die Mitarbeiter?
M. Killinger: Bereits kleine Veränderungen können
viel bewirken. Wenn Mitarbeiter spüren, dass sie
ernst genommen werden und mehr Verantwortung
übernehmen dürfen, steigt ihre Loyalität und Eigenmotivation.
Jeder möchte gesehen und gehört werden.
Zudem kann eine offene Unternehmenskultur
dazu beitragen, dass sich neue Ideen leichter umsetzen
lassen. Mitarbeiter, die sich mit ihren Vorschlägen
einbringen können, identifizieren sich stärker mit
dem Betrieb und zeigen mehr Eigeninitiative.
STEIN: Wie sollten Betriebe vorgehen, die sich mit
New Work beschäftigen wollen?
M. Killinger: Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme.
Wo stehen wir? Wie arbeiten wir aktuell zusammen?
Welche Werte und welche Kultur leben wir im Unternehmen?
Zudem sollten Ideen gesammelt und gemeinsam
diskutiert werden. Dabei ist es wichtig, die Unternehmensziele
nicht aus den Augen zu verlieren und schrittweise
vorzugehen. Maßnahmen müssen realistisch und
umsetzbar sein. Welche Wünsche und Erwartungen
haben die Mitarbeitenden und die Geschäftsleitung und
wie kann das miteinander verbunden werden?
S10| 2025 49
NEW WORK IM HANDWERK
Maren Killinger: „Jedes Unternehmen muss prüfen, welche Ansätze von New Work sinnvoll sind“
STEIN: Bedeutet das für Betriebe einen hohen Aufwand?
M. Killinger: Viele Handwerksbetriebe schrecken vor
dem Begriff New Work zurück, weil er nach großen
Umwälzungen klingt. Doch es reicht oft schon, mit
kleinen Schritten zu beginnen, zum Beispiel durch
eine offenere Kommunikation oder die Einbindung
von Azubis in Entscheidungsprozesse. Wichtig ist,
sich nicht zu überfordern und zu akzeptieren, dass
Veränderungen einen Mehraufwand bedeuten und
Zeit brauchen. Zudem kann es sinnvoll sein, gezielt
externe Unterstützung oder Schulungen in Anspruch
zu nehmen, um den Wandel professionell zu begleiten.
STEIN: Welche Widerstände können auftreten?
M. Killinger: Betriebe, die jahrzehntelang nach festen
Mustern gearbeitet haben, tun sich oft schwer mit
Neuerungen. Veränderungen bedeuten Stress, Herausforderung
und Unsicherheit, viele haben Angst,
den neuen Anforderungen nicht gerecht zu werden.
Besonders ältere Mitarbeiter sehen darin manchmal
eine Bedrohung. Daher ist es wichtig, Veränderungen
gut zu kommunizieren und transparent zu gestalten.
STEIN: Wie kann man dem begegnen?
M. Killinger: Kommunikation ist hier entscheidend.
Die Führungskräfte müssen den Mehrwert der Veränderungen
klar aufzeigen. Wenn etwa ältere Mitarbeiter
in ihren letzten Berufsjahren eine Vier-Tage-Woche
erhalten, könnte das für sie attraktiv sein. Zudem
profitieren jüngere Kollegen von ihrem Wissen. Es ist
wichtig, allen Beteiligten Zeit zu geben und mit Vertrauen
und Respekt zu arbeiten. Führungskräfte sollten
als Vorbilder agieren und Veränderungen vorleben,
anstatt sie nur anzuordnen.
STEIN: Homeoffice und die Reduzierung der Arbeitstage
werden zunehmend kritisch betrachtet. Wie
sehen Sie das?
M. Killinger: Viele Unternehmen setzen wieder verstärkt
auf Präsenzarbeit, um den sozialen Austausch zu fördern
und Abläufe besser zu steuern. Gleichzeitig bietet Homeoffice
Vorteile wie Zeitersparnis und höhere Konzentration.
Die Reduzierung der Arbeitstage bringt wirtschaftliche
Herausforderungen mit sich, da sich Leistung
und Umsatz verringern könnten. Gerade für kleine Betriebe
kann das problematisch sein. Es muss individuell
geprüft werden, welche Modelle tragfähig sind. Auf der
anderen Seite haben sich die Mitarbeitenden im Homeoffice
eingerichtet und die Vorteile erkannt. Homeoffice
kann die Motivation erhöhen und durch digitale
Tools effizient gestaltet werden. Auch eine verkürzte Arbeitszeit
kann produktiv sein, da konzentrierter gearbei-
Foto:Sandra Wolf Fotografie
50 S10| 2025