LebensArt Herbst 2025 – Leseprobe
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Herbst 2025
Verkaufspreis 3,90 Euro
58
4 192452 103906
HEIMAT
SCHMECKT
Mit Pfiff serviert
Kreative Hobbyköche
erfinden Gerichte
Auf ein Viertele
Barbara Salesch ist
waschechte Badenerin
Im Kürbisfieber
Jonas Gräter züchtet
Giganten
Ayurvedisches
Kur-Angebot
Ayurvedic Minicure (Halbtageskur) 120 €
• 1 x Punnaghdi Kizhi (60 Minuten)
• 1 x Shirodhara (30 Minuten)
• Sauna, Entspannungsraum & Sonnenterrasse
Hrudjam-Santhi (Halbtageskur) 140 €
• 1 x Siro-Abhyanga (30 Minuten)
• 1 x Fuß- und Handmassage (30 Minuten)
• 1 x Greev-Abhyanga (30 Minuten)
• 1 x Shirodhara (30 Minuten)
• Sauna, Entspannungsraum & Sonnenterrasse
Kur-Schnuppertag (Tageskur) 190 €
• 1 x Marma Massage (75 Minuten)
• 1 x Shirodhara (30 Minuten)
• Sauna, Entspannungsraum & Sonnenterrasse
• Ayurved. Mittagessen, Ayurved. Getränke und Wasser
Ayurveda Destress-Paket (2 Tage) 460 €
Für gestresste und müde Menschen: Ayurvedische
Entspannungsmassagen gegen Arbeitsmüdigkeit,
die Körper und Geist entspannen.
• 1 x Übernachtung im BioHotel Schloss Kirchberg
• Ayurvedische Vollverpflegung: 2 x Frühstück,
2 x Mittagessen, 2 x Abendessen, Ayurvedische
Getränke und Wasser
• 2 x Consultation
• 2 x individuelle Vormittagsbehandlung (je 60 Min.)
• 2 x individuelle Nachmittagsbehandlung (je 30 Min.)
• 2 x Yoga-Kurs um 18 Uhr (60 Min.)
• Sauna, Entspannungsraum & Sonnenterrasse (täglich)
Kayakalpa-Rejuvenation (6 Tage)
260 € pro Tag
Klassische ayurvedische Kur zur Entschlackung
und Stoffwechselanregung.
• 5 x Übernachtung im BioHotel Schloss Kirchberg
• Ayurvedische Vollverpflegung: 6 x Frühstück,
6 x Mittagessen, 6 x Abendessen, Ayurvedische
Getränke und Wasser
• 6 x Consultation
• 6 x individuelle Vormittagsbehandlung (je 60 Min.)
• 6 x individuelle Nachmittagsbehandlung (je 30 Min.)
• 6 x Yoga-Kurs um 18 Uhr (je 60 Min.)
• Sauna, Entspannungsraum & Sonnenterrasse (täglich)
Angebot
Panchakarma mit
Marma-Kur
Die Panchakarma-Kur umfasst fünf Methoden der Entgiftung
für Körper und Geist. Sie dient außerdem dem Ausgleich der
Tridosha, der Stärkung des Immunsystems sowie der Wiederherstellung
der Gesundheit.
Die Marma-Kur bedeutet, Energieblockaden im Körper zu
lösen, indem Energiepunkte stimuliert werden, um die Tridosha
ins Gleichgewicht zu bringen und eine therapeutische Wirkung
auf körperlicher, psychologischer und spiritueller Ebene durch
verschiedene Behandlungsverfahren zu erzielen.
Leistungen
• 10 bzw. 14 Tage (Anreise ab 8:30 Uhr)
• 9 bzw. 13 Übernachtungen im Biohotel Schloss Kirchberg
• Ayurvedische Vollverpflegung (9 bzw. 13 × Frühstück, Mittag
und Abendessen, inkl. ayurvedische Getränke und Wasser
• Tägliche Nutzung von Sauna, Ruheraum und Terrasse
Behandlungsprogramm
• 10 bzw. 14 × Konsultation
• 10 bzw. 14 × individuelle Vormittagsbehandlung
(je 60 Minuten)
• 9 bzw. 14 × individuelle Nachmittagsbehandlung
(je 30 Minuten)
• 9 bzw. 13 × Yoga und Meditation
Preis pro Person:
• 10 Tage: 2.400 €
• 14 Tage: 3.300 €
Schenken Sie Freude mit Ayurveda.
Alle Angebote sind als Gutscheine erhältlich.
Auch Individuelle Gutscheine nach Wunsch.
Ayurveda-Kurzentrum Schloss Kirchberg/Jagst
Schlossstraße 16/1 | 74592 Kirchberg/Jagst
Tel. (07954) 9 86 90-01 | Mobil (0162) 6 35 87 89
E-Mail: ayurveda-center@biohotel-schlosskirchberg.de
www.ayurveda-kurzentrum-schloss-kirchberg.de
AYURVEDA ZENTRUM
SCHLOSS KIRCHBERG
MASSAGEN, KUREN & YOGA
Ayurveda
Gutschein
Titelbild: Cook&Shoot GbR; Fotos: privat, Christiane Bach, RTL/Stefan Gregorowius
Inhalt
Ein schweres Hobby
Jonas Gräter züchtet Riesenkürbisse .......4
Ein Auge für die kleinen Dinge
Spannendes vom
Pilzexperten Thüs ......................................8
Lebendige Gartentradition
Selbstversorgung im Schwarzwald .........12
Zwei Generationen im gleichen Takt
Justus Frantz und sein Sohn
verbindet die Musik ..................................16
Gedicht
„Spätherbst ...“ ........................................20
Alles in die Waagschale werfen
Handballer Sebastian Heymann
ist zurück auf dem Spielfeld ....................22
Reiten, zielen, treffen
Daniela Holweg brennt
für ihren Sport ..........................................26
„Auf mein Viertele bestehe ich!“
Barbara Salesch und die Heimat ............30
Kino made in Hohenlohe
Justine Bauer liebt ihren Dialekt ........... 34
12
In den Bauerngärten wird
viel selbst gemacht.
Richterin Barbara Salesch
kommt gerne zurück in
die Karlsruher Gegend.
30
So schmeckt die Heimat ganz neu ...
... mit Tapas aus dem Schwarzwald .......36
Lachen, wenn es nichts zu lachen gibt
Ein Klinikclown bei der Arbeit ................42
Das Leben ist zu kurz für Grau
Pappmaché-Figuren zum Gernhaben ....44
Rubriken
Das gefällt mir ..........................................46
Für Sie entdeckt ...........................48, 49, 50
Impressum ................................................50
Editorial
Der Herbst ist da. Und den sollte man
auch genießen – selbst wenn Weihnachtsdeko
und Lebkuchen schon weit
im Voraus geplant werden. Dabei ist
der Herbst mit all seinen Farben und
dem, was Garten und Küche zu bieten
haben, eine so wunderschöne, herzerwärmende
Jahreszeit. Nicht nur die
Natur holt aus ihrem Malkasten die
weichen, rotgoldenen und braunen
Töne hervor, auch das, was an den
Bäumen und auf den Beeten gedeiht,
zeigt sich in all seiner rot-gelb-blauen
Farbenpracht. Das hat teilweise mit
viel Arbeit zu tun. Das weiß nicht nur
eine Landwirtin aus dem Schwarzwald,
die gerne ihr Wissen um die Selbstversorgung
aus dem eigenen Garten weitergibt.
Da kommen Erinnerungen an
hohe Steintöpfe mit Sauerkraut auf, an
die vollen Einmach- und Marmeladengläser
und die Würste, die im kühlen
Keller hingen. Heute gibt es natürlich
modernere Methoden der Bevorratung,
viel Traditionelles aber ist überliefert
worden und feiert in vielen Haushalten
eine regelrechte Renaissance.
Natürlich geht es im Herbst nicht nur
um das Essen. Also machen Sie es sich
mit einem Buch im Sessel behaglich
und bieten der einziehenden Kühle mit
einer Decke oder einem Feuer im Ofen
die Stirn. So erfreuen Sie sich nicht nur
an der Farbigkeit draußen, sondern
genießen auch die Gemütlichkeit des
eigenen Heims.
Viel Vergnügen dabei – Ihre
Gabriele Meyer,
Chefredakteurin
2
EIN
SCHWERES
HOBBY
Jonas Gräter aus Windischenbach bei Öhringen
züchtet seit fünf Jahren Riesenkürbisse. Mit ihnen tritt
er beim Wettwiegen in Ludwigsburg an. Sein Ziel?
Endlich die langersehnte 500-Kilogramm-Marke knacken.
Auf einem Feld in Windischenbach nahe Öhringen
baut Jonas Gräter etwas Besonderes an. Mais und
Kohl sind ihm zu langweilig. Er hat Größeres vor – viel
Größeres. Jumbokürbisse! Das Wetter war zwar eher
durchwachsen, wenig Sonne und viel Regen. Trotzdem
liegen die beiden Riesenkürbisse nun dick, rund und hellgelb
da, bereit für ihre Glanzstunde. Denn seit 2020
nimmt Gräter jedes Jahr am traditionellen Wiegewettbewerb
für Kürbisse teil. Dieser ist ein fester Programmpunkt
während der berühmten Kürbisausstellung im Ludwigsburger
Blühenden Barock. Der 28-Jährige liegt mit
seinen Exemplaren regelmäßig im Mittelfeld der badenwürttembergischen
Meisterschaft. „2023 habe ich dort
den dritten Platz gemacht. Mein Kürbis wog 472 Kilogramm
– das war bei den deutschen Meisterschaften der
sechste Rang“, erzählt er stolz.
Sein persönliches Ziel, die 500 Kilo, liegt in greifbarer
Nähe. Dieses Jahr, ist sich der Züchter sicher, knackt er die
Marke, sollte vorher nichts schieflaufen. Gräter freut sich
schon auf seinen fünften Wettbewerb: „Meine Familie ist
auch immer dabei und fiebert kräftig mit.“ Ein bis zwei
Tage vor dem Wettwiegen erntet der Hobbyzüchter seine
Kürbisse, „sonst verlieren sie mehrere Kilo Gewicht pro
Tag“. Dann überprüft Jonas Gräter, ob sie Löcher oder andere
Verletzungen aufweisen – sonst droht die Disqualifikation.
Danach werden die Gewächse mit einem Traktor
auf eine Palette mit Styropor manövriert – so kann von
unten nichts rankommen. Dann geht es nach Ludwigsburg
zur Anlieferung. Gegen 13 Uhr fängt der Wettbewerb
an. Nach und nach werden die einzelnen Kürbisse
gemessen und anhand einer Tabelle gewichtstechnisch
eingeschätzt. Gemäß dieser Rangfolge kommen die Jumbogewächse
auf die Waage. „Das Wiegen ist deshalb so
schön, weil man oft von der Größe nicht auf das Gewicht
schließen kann“, sagt Gräter. Zum Beispiel weil das
Fruchtfleisch an der Innenwand nicht so dick ist, erläutert
der Kürbisliebhaber. Die ersten zehn bekommen ein Preisgeld.
JUMBO VS. JUMBO
Der Sieger der baden-württembergischen Meisterschaft
kann sich beispielsweise über 1000 Euro freuen. „Dadurch
kann man die Unkosten ein wenig decken, das ist schön.“
Außerdem stehen die Gewächse teilweise sogar noch ein
wenig länger im Rampenlicht. „Einige meiner Kürbisse
wurden ausgestellt, nachdem die Künstler noch
Fotos: Adobe Stock/Kira, privat, Jucker Farm
Stolzer geht es nicht. Jonas Gräter mit
einem seiner beiden Kürbisse für den
diesjährigen Wiegewettbewerb im
Blühenden Barock.
4
5
tolle Motive reingeschnitzt haben.“ Eines seiner Gewächse
wurde zu Albert Einstein, ein anderes zum Drachen.
Die Faszination für das Herbstgewächs sitzt tief. „Schon
als ich klein war, haben wir auf unserem Kompost Zierkürbisse
gezüchtet“, sagt Gräter. „Außerdem habe ich einen
grünen Daumen, baue meinen eigenen Salat und anderes
Gemüse an.“ Als er irgendwann die Kürbisausstellung
im Blühenden Barock besucht, ist er beeindruckt von den
riesigen Gewächsen. „Ich habe mich mit Züchtern ausgetauscht
und fand es cool, dass auch die über 1000-Kilo-
Exemplare innerhalb eines Jahres wachsen“, meint der
hauptberufliche Entwicklungsingenieur. „Ich wüsste
nicht, welche andere Pflanze so schnell an Substanz gewinnt.
In der Hauptwachstumsphase hat mein Gewächs
jeden Tag um 15 Kilo zugelegt.“ Dass der Kürbis das
schafft, ist für ihn faszinierend.
Das Gespräch im Blühenden Barock hinterlässt Eindruck
bei Gräter. In seiner Freizeit beschäftigt er sich weiter mit
dem Thema und besorgt sich über Ebay bei Züchter Björn
Dietrich Samen eines Riesenkürbisses. Reguläre Kürbiskerne
schaffen es nämlich nicht zum Jumbogewächs. „Ich
habe Björn angeschrieben und er hat mir wertvolle Tipps
für die Pflege gegeben.“ Beispielsweise
bestäubt nicht die Biene die
weibliche Blüte des Gewächses,
sondern der Züchter tut das von
Hand mithilfe männlicher Pollen.
Auch ein nährstoffreicher Boden
ist eine wichtige Komponente.
„Ich habe eine Probe genommen,
sie analysiert und Stoffe wie Kalium
oder Magnesium zu meinem Lehm- und Kompostboden
hinzugefügt“, sagt Gräter. Ein Folientunnel sorgt am
Anfang für Wärme, ein Ventilator bei heißeren Tagen für
Abkühlung. „Das Hobby ist eine Mischung aus Gärtnern
und technischem Gedankenspiel – das macht es so großartig.“
Der Entwicklungsingenieur hat sich auch das Verständnis
für Photovoltaikanlagen angeeignet, um Strom
zu generieren. Eine Bewässerungsanlage versorgt die
Pflanzen mit Wasser. Er überlegt sich außerdem, wie er die
Kürbisse in jeder Wetterlage schützen kann.
Aufgrund Gräters gründlicher Recherche und guter Pflege
gelingt es ihm schon im ersten Jahr, ein Exemplar von
314 Kilogramm zu züchten. „Seitdem bin ich angefixt.“
2020 erfährt er auch von der Kürbisbootregatta, die in
Ludwigsburg stattfindet. „Die Veranstalter von der Jucker
Farm meinten, meine Kürbisse seien die perfekten Boote“,
sagt der Hobbyzüchter. Heißt: kleiner, wendiger und vor
allem nicht so schwer. Ungefähr zwischen 250 und 300
Kilogramm bringen sie auf die Waage. Das muss der
28-Jährige erst verdauen, möchte er doch bei den Großen
mitmachen. Nach weiteren Ermutigungen und einem
„Das Wettwiegen ist deshalb so
schön, weil man oft von der
Größe des Kürbisses nicht auf
sein Gewicht schließen kann.“
Jonas Gräter
freien Fleckchen im Terminkalender entschließt sich Gräter,
doch mitzumachen. „Ich hatte ein gutes Boot, symmetrisch
und eher länglich als breit – perfekt geeignet.“ Als
kompletter Neuling entscheidet er das Rennen 2022 sogar
für sich. „Eigentlich wollte ich nur spaßeshalber eine Runde
drehen und habe dann aus Versehen gewonnen.“ Das
Kürbisboot zu lenken, sei anspruchsvoll. Man müsse eine
gewisse Technik haben: „Es geht, anders als beim Kanufahren,
weniger um Kraft und mehr darum, das Gleichgewicht
zu halten“, erläutert er.
RÜCKSCHLÄGE WEGSTECKEN
Die Sache mit dem Züchten sei anstrengende Arbeit, man
dürfe es nicht unterschätzen. Gräter verbringt von April
bis Oktober rund 30 Minuten pro Tag mit seinen zwei
Kürbissen. Auch Rückschläge sind nicht selten. „Im dritten
Jahr wollte ich zwei Tage vor dem Wettbewerb meinen
Kürbis ernten. Alles sah gut aus, das war bis dahin mein
bestes Gewächs. Als wir ihn angehoben haben, kam
Schlabberzeug aus der Pflanze und man hat nur noch
Mäuse gesehen. Der Kürbis war vergammelt.“ Aus der
Traum vom Kürbiswiegen, die Enttäuschung war groß.
„Am Anfang war es schwer, das
nicht zu nah an sich heranzulassen.
Aber man lernt daraus“, resümiert
Gräter. Seitdem hält ein
feinmaschiges Edelstahlnetz die
Nager ab.
Neben dem Lesen von Blogbeiträgen
internationaler Kürbisanbauer
tauscht sich der 28-Jährige häufig mit anderen Züchtern
aus ganz Deutschland aus. Darunter ein paar Deutsche
Meister und der letztjährige EM-Zweite Matthias Würsching.
„Bei einer Feldbegehung haben wir geschaut, wie
die Einzelnen vorgehen – spannend.“ Seit der Pandemie
trifft man sich einmal im Jahr online und in natura zu den
Wettbewerben. Die Gemeinschaft sei offen, hilfsbereit
und herzlich. „Man tritt nicht in Konkurrenz und gönnt
sich gegenseitig den Erfolg.“ Dabei seien Züchter jeden Alters
vertreten – unter anderem ein über 80-Jähriger. „Das
Hobby kann man immer machen.“
Der Windischenbacher konnte auch mit anderen Pflanzen
Erfolge feiern. 2022 gewann er den deutschen Meistertitel
mit seiner 69-Kilo-Wassermelone – bis zu diesem
Zeitpunkt die größte im Land. Wie es mit den Kürbissen
weitergeht? Noch schwerer sollen sie werden. „Das nächste
Ziel sind 600 Kilo.“ Außerdem baut er auf seine Freilandmethode,
ohne Gewächshaus. Die Europameisterschaft
reizt Gräter. Dafür müssen seine Pflanzen noch
etwas zulegen. „Das geht erst ab 800 Kilo los.“
Fabienne Acker
01
03
01 Dieses Jahr steht die Kürbisausstellung im
Blühenden Barock unter dem Motto „Großes Kino“.
02 Gräters Riesenkürbisse werden beim traditionellen
Wettwiegen in Ludwigsburg an den Start gehen.
03 Gräters Kürbis bekommt Einsteins Zunge verpasst.
04 Auch Dracula hat es nach Ludwigsburg geschafft.
02
04
6
7
KINO
MADE IN HOHENLOHE
Traktorfahren für mehr
Authentizität: Der Film
„Milch ins Feuer“ lebt von
echten Hohenloher
Laiendarstellern.
Justine Bauer aus dem Landkreis Schwäbisch Hall hat
es in die schillernde Welt der Filme verschlagen.
Ihr Thema für ihr Debütwerk „Milch ins Feuer“ ist
allerdings das Landleben im schönen Hohenlohe.
D ie Premierentour ist in vollem Gange.
Schon in ganz Deutschland ist Justine
Bauer herumgekommen: Münster, Köln,
Düsseldorf, Berlin, Leipzig und Freiburg. „In
Kirchberg hat alles angefangen, morgen sind
wir in Nürnberg“, sagt die 35-jährige Regisseurin
und Drehbuchautorin aus dem Land-
kreis Schwäbisch Hall. In der Zwischenzeit
war ihr Erstlingswerk „Milch ins Feuer“ bereits
in fast 30 Ländern auf mehr als 40 Festi-
vals zu sehen. In Südkorea trägt es den Titel
„Verbrannte Reinheit“. Und überall, wo Bauer
ihr Filmdebüt vorstellte, gab sie ein Stück-
chen von sich selbst und ihrer Heimat
preis.
„Es geht um einen Sommer auf dem
Land im Leben von jungen Frauen.
Dabei beschäftigen sie sich mit Ge-
danken an die Zukunft“, beschreibt es
Bauer. Sie kennt diese Gedanken
selbst, denn sie ist auf einem Bauern-
hof aufgewachsen. Obwohl der Film
fiktiv ist, flossen ihre Erfahrungen und
Geschichten aus der Heimat mit hinein.
„Wenn man auf einem Hof aufwächst,
hat man eine ganz andere Be-
ziehung zur Natur, zu Tieren und
auch zur Familie“, findet die Regisseu-
rin und Drehbuchautorin.
Gerade die weibliche Rolle im Landleben
als Thema für ihren ersten Spielfilm
anzugehen, war der jungen Regis-
seurin ein Anliegen: „Ich habe mich
immer gefragt, wo sind denn in den
Filmen die Frauen vom Land? Ganz oft werden
Geschichten erzählt, in denen die Frau-
en das Leben dort ganz schlimm finden und
dann als Teenager wegziehen.“ Das habe da-
mit zu tun, „dass so viele Menschen aus der
Stadt denken, dass man die Leute unbedingt
vom Land holen muss“, sagt die Hohenloherin.
Frauen abseits der Klischees in den Fo-
kus zu rücken, ist Bauer wichtig, denn: „Sie
sind ja immer mit dabei. Ohne eine Frau
läuft so ein Familienbetrieb eigentlich gar
nicht. Sie arbeiten genauso hart, wenn nicht
sogar härter als die Männer. Frauen küm-
Justine Bauer setzt sich als Regisseurin
mit dem Landleben auseinander.
mern sich ja auch noch um die Familie.“
Männer bleiben im Hohenloher Film des-
halb nur Randfiguren. Bauer bricht damit
bewusst mit den gängigen Rollenbildern:
„Der Landwirt ist oft der Macher, die Haupt-
figur. Die Frauen backen ihren Kuchen und
halten ihn kurz in die Kamera. Diese Pers-
pektive wollte ich umdrehen: In unserem
Film gibt es zwar Bauern, aber wir erzählen
sie einfach nicht“, beschreibt die 35-Jährige.
Lieber spricht die Künstlerin über das Höfesterben,
das auch in Hohenlohe allgegenwär-
tig ist. Die Bauernproteste aus dem Jahr 2023
gossen sozusagen die Milch ins Feuer.
LANDLEBEN PUR
Das Genre „Coming-of-Age“ – auf
Deutsch etwa mit „Erwachsenwer-
den“ zu übersetzen –, dem man auch
„Milch ins Feuer“ zuordnen könnte,
beschäftigt sich häufig damit, dass es
zur Selbstfindung nötig ist, von daheim
wegzugehen. Das ist für die Re-
gisseurin Bauer zu eng gedacht: „Man
kann auch auf dem Land Erfüllung
und sich selbst finden in einem Beruf
vor Ort. Eine meiner Hauptdarstelle-
rinnen ist in Wirklichkeit Schreinerin
und scheint sehr glücklich zu sein und
darin aufzugehen.“
Denn das Besondere an „Milch ins
Feuer“ ist, dass Justine Bauer haupt-
Fotos: Bauer_Carnicer, Filmperlen Verleih; Semih Korhan Güner
sächlich Laiendarsteller in den Hauptrollen
einsetzt, die tatsächlich auf dem Land leben.
Ausnahme ist die aus Freiburg stammende
Schauspielerin Johanna Wokalek. „Sie ist
meine Lieblingsdarstellerin und hat mich
immer sehr berührt. Ihretwegen wollte ich
Regisseurin werden. Ich habe Johanna ein-
fach das Drehbuch geschickt und dachte,
fragen kann man ja mal. Sie hat es gelesen
und dann zugesagt.“
Die restliche Besetzung findet die Regisseurin
über eine Zeitungsannonce. Die Darstel-
ler kommen aus den umliegenden Dörfern
von Kupferzell. Für den Film bringt ihr Vater
Schauspielerin Johanna Wokalek das Trak-
torfahren bei, ihre Schwester ist für die
Stunts zuständig und ihre Oma ist als Darstellerin
dabei. „Sie hat das wirklich toll ge-
macht. Und da sie letztes Jahr gestorben ist,
ist es nochmal schöner, sie immer sehen zu
können, wenn man den Film anschaut“, er-
innert sich Bauer.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des De-
büts: Alle sprechen Hohenlohisch. Dadurch
fühlt sich „Milch ins Feuer“ so realistisch wie
ein Dokumentarfilm an. „Oft ist es im Kino
so, dass Bäuerinnen klischeehaft schlecht ge-
launt sind und mit ihrer Mistgabel im Heu
herumstochern. Und man kauft es den Darstellern
nicht einmal ab. Ich wollte das an-
ders machen. Deshalb habe ich den Dialekt
gewählt – so ist es noch authentischer“, sagt
Bauer. Außerdem sei Hohenlohisch stark
mit der Landwirtschaft verbunden, was der
Story zugutekomme: „Ich wollte auf keinen
Fall, dass jemand versucht, das nachzuah-
men.“ Dialekte interessierten die Regisseurin
schon immer. Doch auf dem Gymnasium,
erst recht aber im Kino, sei Mundart ver-
pönt. „Wenn man im Dialekt spricht, wird
sich darüber lustig gemacht, man wird für
dumm gehalten. Das wollte ich vermeiden,
denn Dialekte sind etwas Wunderschönes.“
AUF HOHENLOHER ART
Besonders Hohenlohisch, das habe so eine
außergewöhnliche Sprachmelodie, findet
Bauer. Es gebe nicht so viele Wörter für Gefühle,
die Hohenloher umschrieben die Be-
griffe dann immer. „Wenn man fragt: Wie
geht es dir? Und dein Gegenüber antwortet:
Schlechten Menschen geht es immer gut –
das finde ich super.“ Damit wirklich nichts
gestelzt herüberkommt, geht die junge Fil-
memacherin das Drehbuch vorher mit ihrem
Cast durch, erzählt ihnen, was in der Szene
passieren soll, und die Laienschauspieler im-
provisieren. So formt sie den Klang ihrer
Heimat.
Doch was ist eigentlich Heimat? Eine Frage,
die sich die Charaktere in „Milch ins Feuer“
stellen: „Wie ist es, wenn man jeden Stein in
seinem Ort kennt, dann aber weggehen
muss, weil klar ist, dass der Bruder den Hof
bekommt? Vor allem in einer Zeit, wo man
nicht mehr so lang an einem einzigen Ort
lebt wie früher“, sagt Bauer. „Mir war es
wichtig, zu zeigen, dass es eben diese Men-
schen braucht, die die Gegend gut kennen,
sich darum kümmern und erkennen können,
wenn sich etwas verändert – zum Beispiel
den Klimawandel eher bemerken, weil sie
seit Jahrzehnten am gleichen Ort leben.“
Bauers eigene Biografie war nicht ganz so
stark auf Schwäbisch Hall fixiert, auch wenn
es zunächst danach aussieht. Die 35-Jährige
überlegt sehr lange, selbst Bäuerin zu wer-
den. Die Eltern raten ihr ab – das lohne sich
einfach nicht mehr. Also verlässt sie das hei-
mische Hohenlohe, um ihrer Leidenschaft,
der Kunst, nachzugehen. Und das geht eben
nur in der Großstadt. 2011 beginnt sie in
Leipzig ihr Kunststudium, später geht es mit
Spielfilmregie in Köln weiter. Ihre Familie
unterstützt sie dabei, „was auch nicht selbstverständlich
ist“, merkt die Autorin und Re-
gisseurin an.
„Milch ins Feuer“ ist Justine Bauers Ab-
schlussfilm. Bereits 2024 beim Filmfestival
in München feierte der Film Premiere und
bekam den dortigen Förderpreis als „Beste
Produktion“ verliehen. Auch Drehbuch und
Regie wurden an anderer Stelle mehrfach
ausgezeichnet. Für ihr nächstes Projekt hat
Bauer schon angefangen zu schreiben. Dieses
Mal soll es in ein All-Inclusive-Hotel in die
Türkei gehen. „Mein Partner ist Türke, daher
bietet sich das an. Aber an meinen Themen
Frauen und Land werde ich trotzdem fest-
ha lten .“
Fabienne Acker
34
35
TAPASTASTISCH
Forellenmaultaschen mit Sauce béarnaise
Verena Scheidel und Manuel Wassmer sind
Experten, wenn es um die schwäbische Variante
der kleinen Appetithäppchen geht.
Ergibt 60 – 70 Stück
Zutaten
FORELLENMAULTASCHEN
300g Mehl
75g Hartweizengrieß
3 Eigelb, 2 Eier, 1 TL Salz
400g Forellenfilets
150g TK-Spinat, 2 Eiweiß
1 TL Salz, 200ml Sahne
100g Räucherforelle
1 Eiweiß, 1 Bund Dill
1 Bund Frühlingslauch
30-40 Kirschtomaten
5 Knoblauchzehen, Olivenöl
SAUCE BÉARNAISE
1-2 Schalotten
1 TL Pfefferkörner
2 TL getr. Estragon
2 EL Weißweinessig
3 EL Weißwein
250g Butter, 3 Eigelb
Zitronensaft Salz und Pfeffer
Zubereitung
Mehl, Hartweizengries und
Eigelbe zu festem Nudelteig
verarbeiten. Den Teig in
Frischhaltefolie einwickeln
und 30 Minuten kaltstellen.
Forellenfilets in Stücke
schneiden und kurz im
Froster anfrieren lassen.
Tiefkühlspinat kurz blanchieren
und in Eiswasser
abschrecken. Eiweiß mit
Fischstücken und Salz in
Mixer zu einer Farce
pürieren. Kalte Sahne
langsam untermixen. Den
Spinat ausdrücken, Dill grob
hacken und beides kurz
unter die Farce mixen.
Räucherforelle zupfen und
vorsichtig unterrühren. Den
Teig zu cira 1mm dicken und
12cm breiten Streifen
ausrollen. Die Streifen mit
der Farce bestreichen, dabei
auf einer langen Seite einen
Rand stehen lassen und
diesen mit etwas von dem
Eiweiß bestreichen. Von der
anderen Seite her zu einer
langen Rolle aufwickeln.
Die Rolle in circa 3cm große
Stücke schneiden und in
leicht siedendem Salzwasser
für circa 5 Minuten garen.
Mit Schaumkelle herausnehmen
und abkühlen lassen.
Frühlingslauch schräg in
circa 2cm große Stücke
schneiden. Zusammen mit
Kirschtomaten und Knoblauchzehen
in eine feuerfeste
Form geben. Mit Olivenöl
bedecken und im Backofen
bei 140 Grad Umluft circa 30
Minuten konfieren. Schalotten
würfeln, mit Pfefferkörnern,
Estragon, Weißweinessig
und Weißwein in
kleinen Topf erhitzen und
etwa auf die Hälfte einreduzieren
lassen. Durch Sieb
geben und Sud auffangen.
Butter klären. Eigelbe
zusammen mit Sud in
Schlagkessel geben und
über Wasserbad mit Schneebesen
aufschlagen. Von der
Hitze nehmen und noch
warme, geklärte Butter zügig
unterschlagen. Sauce
béarnaise mit Zitronensaft
sowie Salz und Pfeffer
abschmecken. Maultaschen
in Butter leicht anbraten, mit
Sauce béarnaise, Ofentomaten
und Dill anrichten.
Gefüllte Dampfnudeln nach Hausmacher Art
mit Sauerkraut-Senfsoße
Anzeige
www.nagold.de
Für 30 Stück
Zutaten
GEFÜLLTE
DAMPFNUDELN
500g Mehl
1 TL Salz
50g Butter
1 EL Zucker
275ml Milch
½ Würfel Hefe
150g Hackfleisch,75g
Leberwurst
75g Blutwurst
1 TL Majoran
Salz und Pfeffer
3 EL Pflanzenöl
SAUERKRAUT-
SENFSOSSE
50g Butter
2 EL Mehl
200ml Sauerkrautsaft
100ml Sahne
1-2 EL Senf
1 TL Zucker
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Mehl und Salz in eine
Schüssel geben. Butter in
einem kleinen Topf
schmelzen, Zucker und Milch
zugeben, alles lauwarm
erwärmen (nicht zu heiß, da
die Hefe sonst leidet). Hefe in
der Milch auflösen, alles in
die Schüssel geben und zu
einem Hefeteig kneten.
Diesen 45 Minuten
abgedeckt gehen lassen.
Hackfleisch (gemischt)
halbieren, den einen Teil mit
Leberwurst (Hausmacher Art),
den anderen Teil mit
Blutwurst (Hausmacher Art)
und je mit Majoran mischen.
Mit Salz und Pfeffer würzen
und aus jeder Masse 15
Kugeln formen, diese im
Froster leicht anfrieren
lassen. Den Hefeteig zu 30
Kugeln formen, in diese eine
Mulde drücken und jeweils
mit einer der Wurstkugeln
füllen. Die Dampfnudeln gut
verschließen, rundschleifen
und circa 15 Minuten ruhen
lassen.
Pflanzenöl mit 150ml Wasser
und einem halben Teelöffel
Salz in einer großen, hohen
Pfanne mit Glasdeckel
erhitzen. Die ersten
Dampfnudeln locker im Topf
verteilen, Deckel schließen
und erst wieder zum Ende
öffnen. Auf mittlerer Hitze
garen, bis alles Wasser am
Topfboden verbraucht ist und
sich eine leichte Kruste bildet
(man hört dies an einem
leichten Knistergeräusch).
Deckel vorsichtig öffnen und
die Dampfnudeln
entnehmen. Prozess
wiederholen, bis alle
Dampfnudeln aufgebraucht
sind.
Sauerkraut-Senfsoße:
Butter in einem Topf
schmelzen. Mehl einrühren,
hell anschwitzen und mit
Sauerkrautsaft und Sahne
ablöschen, alles kurz
aufkochen. Senf und Zucker
zugeben und die Soße mit
Muskatnuss und Salz und
Pfeffer abschmecken.
Die warme Soße zu den
Dampfnudeln servieren.
Fotos: Cook&Shoot GbR; Quelle: Schwarzwälder Tapas 3 – Cook&Shoot GbR
Die Nagolder Lichternacht lädt zum Einkaufen und
Genießen ein – stimmungsvoll begleitet von unzähligen
Lichtern, Kerzen, Laternen und dem Festival der Chöre
in der Innenstadt. Kulinarische Köstlichkeiten sorgen für
echte Adventsstimmung.
Pünktlich zur Lichternacht öffnet auch die Eisbahn
Nagold wieder ihre Tore – ein Winterspaß für Groß und
Klein mitten in der Stadt!
Ab dem zweiten Adventswochenende erwacht die Stadt
mit dem traditionellen Weihnachtsmarkt zum Leben:
Weihnachtlich geschmückte Hütten, der Duft von
Glühwein und gebrannten Mandeln machen Nagold
zum Treffpunkt für die ganze Familie.
Ein besonderes Highlight: Die Illumination Rathaus
mit der Lichtprojektion „Türchen öffne Dich!“ –
täglich ab 17 Uhr mit neuen Geschichten vom „Kleinen
König“ und einer völlig neuen Adventskulisse!
Die Termine:
Eisbahn Nagold
27. Nov. 2025 bis 6. Jan. 2026
Nagolder Lichternacht
28. Nov. 2025 | 17 bis 22 Uhr
Nagolder Weihnachtsmarkt
5. bis 7. Dez. 2025
Fr. 13 bis 21 Uhr | Sa. 11 bis 22 Uhr | So. 11 bis 18 Uhr
Illumination Rathaus
28. Nov. bis 26. Dez. 2025 | 17 bis 21 Uhr
LICHTERSTERNEN
SCHEINGLANZ
40
41