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Tagungsband Naturgartentage 2011 - Naturgarten eV

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April <strong>2011</strong> Mitgliederzeitschrift <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Natur &<br />

Heft 2/<strong>2011</strong><br />

4.50 €<br />

Garten<br />

Die Mitgliederzeitschrift des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

<strong>Tagungsband</strong><br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />

<strong>2011</strong>


Vorwort<br />

Große Teilnahme<br />

„Diese <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> waren die schönsten,<br />

die ich je erlebt habe! ... ich fand die<br />

Auswahl und Mischung der Themen unglaublich<br />

gut! ... ich gehe inspiriert und<br />

voller Mut in meine Arbeit zurück ... das<br />

war der beste Einstieg für den <strong>Naturgarten</strong>-Profi-Lehrgang,<br />

den ich mir vorstellen<br />

konnte!“ Einige Zitate aus dem vielen Lob.<br />

Ja, so waren sie, die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> <strong>2011</strong>.<br />

Und seien Sie versichert, so manchem von<br />

uns standen bei dem einem oder anderen<br />

Vortrag die Tränen in den Augen vor Rührung.<br />

Ja, diesmal war wirklich alles dabei.<br />

Von erstklassig vorgetragenen Sachthemen<br />

bis hin zu emotional hochwirksamen<br />

Liebeserklärungen. Wir erinnern uns<br />

an Markus Kumpfmüller, der zum Thema<br />

Natur & Wirtschaft illustre Beispiele aus<br />

Oberösterreich vorstellte. Die Ansaaten<br />

der Firma Rieger-Hofmann aus Blaubeuren<br />

sind traumhaft, die Umspannwerke<br />

von Reinhard Witt zeigten hektarweise<br />

Wildblumen. Nicht zu vergessen die Sieger<br />

des Bundesumweltpreises mit ihren Begrünungsprojekten,<br />

Marcel Steeb und Fabian<br />

Müller. Wer einmal Ulrike Aufderheide als<br />

Referentin erleben durfte, weiß, dass alles<br />

und jedes Hand und Fuß hat, was sie erzählt.<br />

Ob Pflanzenplanung nach der Natur<br />

oder der Blumenrasen, sie findet immer<br />

wieder neue Perspektiven.<br />

Und vergessen wir das Totholz nicht. Unglaublich,<br />

welche Bilder Kerstin Lüchow im<br />

Laufe ihres Fotolebens gesammelt hat und<br />

Titel Coverblatt: Schlafende Scherenbiene (Osmia florisomne) auf Wiesenbocksbart.<br />

Viele Wildbienen beißen sich abends mit ihren Mandibeln (Kieferklauen) an Pflanzenteilen<br />

fest und verbringen so die Nacht in der Nähe ihrer Futterquellen. (Foto: Kerstin Lüchow)<br />

2 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

welche starken humorvoll gewürzten Worte<br />

Werner David dazu fand. Ja, und warum<br />

Wildobst so gut für Naturgärten taugt, bewies<br />

Helmut Pirc, vor allem sein Workshop<br />

war in aller Munde – köstliche Proben von<br />

13 verschiedenen Wildfruchtmarmeladen,<br />

dazu das eine oder andere Schnäpschen<br />

und Likör. <strong>Naturgarten</strong> macht Spaß! Die<br />

überprofessionelle Paula Polak verwöhnte<br />

uns mal wieder mit spritzigen Ideen zum<br />

Wasser und Berthold Hering lernte uns Farben<br />

neu zu sehen. Spannend!<br />

Emotionale Höhepunkte waren etwa der<br />

Beitrag von Markus Gastl - ein Weg der<br />

Wiedergutmachung mit dem Hortus Insectorum.<br />

Oder Kalle Niehus mit dem Laubfroschprojekt.<br />

Die offene Bühne erobert sich allmählich<br />

einen festen Platz im Tagungsgeschehen.<br />

Sei es der Beitrag von Wolfgang Hertling<br />

vom Palaverlag, die Ode an Wildblumensäume<br />

von Dorothee Dernbach oder die<br />

Reiserückschau von Kerstin Lüchow. Und<br />

wo und wann sonst könnten wir erfahren,<br />

wie hochmotiviert und professionell manche<br />

unserer Regionalgruppen agieren,<br />

Heinke Marxen-Drewes nur als Beispiel.<br />

Sie lesen: Wir zehren stark von den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n:<br />

Sie geben uns Kraft, Mut,<br />

Zuversicht, Optimismus und Fakten für ein<br />

weiteres, gut gefülltes <strong>Naturgarten</strong>jahr.<br />

Das wünschen wir auch Ihnen.<br />

Ihr Vorstand


Inhalt<br />

Vorwort<br />

2 Große Teilnahme<br />

4 Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />

Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft.<br />

6 Gewerbebauten und ihr naturnahes Grün in Österreich<br />

7 Von der Bio­AG übers öffentliche Grün bis zum<br />

Umweltpreis. Projektbeispiele aus Altensteig<br />

8 Naturnahes Gewerbegrün. Ansaaten von Wildblumen<br />

in Gewerbe und Industrie in Deutschland.<br />

Beispiele nachhaltiger Begrünung.<br />

10 Umspannwerke mit Blumenwiesen statt Mulchwiesenflächen.<br />

Das Pilotprojekt bei E.ON in Bayern<br />

12 Von Quadratmetern und Hektaren.<br />

Neue Lebensräume mit dem Heudrusch®­ Verfahren<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

14 Pflanzenplanung nach der Natur. Natürliche Pflanzengemeinschaften<br />

als Inspiration für die Gestaltung.<br />

17 Hortus Insectorum oder der Versuch einer<br />

Wiedergutmachung<br />

18 Vom Umgang mit Totholz im Garten.<br />

Wie aus morschem Holz neues Leben erwächst<br />

(Theoretischer Teil)<br />

20 Vom Umgang mit Totholz im Garten.<br />

Wie aus morschem Holz neues Leben erwächst<br />

(Fotos aus der Gartenpraxis)<br />

22 Heimische Mischpflanzungen.<br />

Erste Erfahrungen aus der Praxis<br />

25 Vom Laubfroschprojekt zum <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Garten­ und Landschaftsentwicklung für ein<br />

sehr persönliches Wiederansiedlungsprojekt<br />

Offene Bühne<br />

26 Die Traumstraße der Welt: Die Panamericana<br />

27 Neue Regionalgruppe in Berlin­Brandenburg und<br />

neue Fotos vom Brandenburgischen Naturteich<br />

27 Vogelgesang mitten im Hörsaal der Bildungsstätte<br />

28 Wildblumensäume – Multitalente in <strong>Naturgarten</strong><br />

und Landschaft. Ein Plädoyer!<br />

30 Große Resonanz und viel Kreativität beim<br />

Insekten ­hotel­Wettbewerb 2010<br />

31 Regiogruppe Schleswig­Holstein aktiv<br />

32 Von Hardegsen bis nach Hamburg: Rückblick der<br />

Exkursion Naturnah Unterwegs (Juni 2010)<br />

35 Naturnah Unterwegs – in Hamburg<br />

Inhalt<br />

37 Skulpturen aus Beton und Mosaik im <strong>Naturgarten</strong><br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

38 Rasen im naturnahen Garten. Ein Plädoyer zur Entdeckung<br />

des ökologischen und gestalterischen Wertes<br />

eines vernachlässigten <strong>Naturgarten</strong>elementes.<br />

41 Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> – Leben wieder leben lassen<br />

42 Wassergarten – kurz und einfach. Quintessenz der<br />

wirklich nötigen Schritte für Teiche, Schwimmteiche<br />

und Bach<br />

44 Natürliche Grundlagen der Farbgestaltung im Garten –<br />

Natürliche Farbräume erschließen<br />

46 Wildobst und seltene Obstarten im naturnahen Garten<br />

47 Lichtverschmutzung im <strong>Naturgarten</strong>?<br />

Wie Insekten auf Beleuchtung reagieren<br />

Visionen im naturnahen Garten<br />

48 Regenwassermanagement im Garten.<br />

Vom Umgang mit dem Wasser in Zeiten<br />

zunehmender Klimaextreme<br />

50 Der Freiraum der Zukunft ist naturnah und sinnlich<br />

52 Grün macht Schule. Wie Natur zum Erfolgsmodell wird<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

53 Naturnahe Gärten in der Stadt –<br />

ein Beitrag zum Vogelschutz?<br />

Wildpflanzen<br />

56 Vielblütiges Salomonssiegel – Polygonatum multiflorum<br />

Internes<br />

58 Internes und Neues von November 2010<br />

bis Februar <strong>2011</strong><br />

61 Ankündigung einer Außerordentlichen<br />

Mitgliedsversammlung des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Termine<br />

62 April bis Juli <strong>2011</strong><br />

Literaturtipps<br />

64 Buchempfehlungen für NaturgärtnerInnen<br />

67 Über den <strong>Naturgarten</strong> hinaus gelesen<br />

68 Bisherige Wunschthemen NGT 2012<br />

68 Impressum<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 3


Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />

Für unsere Garten-Kinder,<br />

und die Gärtner/innen, die das Kind in sich bewahrt haben<br />

Elfenkrokus (Crocus tommasinianus)<br />

Frankfurter Rose mit rotem Hartriegel<br />

(Rosa x francofurtana mit Cornus sanguinea)<br />

4 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Wildtulpe mit Traubenhyazinthe<br />

(Tulipa sylvestris mit Muscari botryoides).<br />

Echo-Gruß an Norbert Steininger<br />

Staudenlein mit Alpennelke<br />

(Linum perenne mit Dianthus alpinus)


Das ist eine kleine Geschichte aus dem letzten<br />

Spätsommer.<br />

Außen vor meiner Sauna­ und Gartenküchen­<br />

und Allzweck­Stube, unter einer großen<br />

alten (von der Vorbesitzerin als Weihnachtsbäumchen<br />

gepflanzten) Fichte habe<br />

ich einen behaglichen Holzplatz. Da wird<br />

Holz für die Winterfeuerung der Kaminöfen<br />

gesägt, gespalten, gestapelt, da ist auch die<br />

Gartendusche (über den Gartenschlauch ins<br />

Geäst geführt, am Ende eine angebundene<br />

Gießkannentülle), und an der Außenwand<br />

steht ein ausrangiertes hölzernes tischhohes<br />

Regal, in dem kleine Gartenwerkzeuge,<br />

Sämereien und allerlei Kleinkram untergebracht<br />

ist.<br />

Zusätzlich zu meinem Hang zum Chaos<br />

habe ich auch etwas „Jungfrau­Geborenes“,<br />

manches muss irgendwie geordnet sein.<br />

Und so fiel mir auf, dass das auf dem Erdboden<br />

stehende Regal nicht gerade stand.<br />

Also ging ich, glücklicherweise nur sehr<br />

vorsichtig, mit einem Holzstiel unter die<br />

anzuhebende Seite, um ein kleines Brett<br />

Türkenbundlilie (Lilium martagon)<br />

unterzuschieben, und schon kam zu meiner<br />

Überraschung ein kleines Wesen herausgeschlüpft,<br />

ich traute meinen Augen nicht: ein<br />

Igelchen, gerade mal faustgroß. Und kaum<br />

hatte ich es angesprochen: „was machst Du<br />

denn hier?“ kam schon das nächste, und<br />

noch eins, bis ich eine Schar von fünf kleinen,<br />

neugierig herumschnüffelnden und<br />

blinzelnden Igelchen vor mir hatte, ohne die<br />

geringste Ängstlichkeit. Neugierig wuselten<br />

sie um mich herum, und als eines von ihnen<br />

mir über die auf den Boden gelegte Hand<br />

lief, da war ich ganz verzaubert, dieses Gefühl<br />

vergesse ich nie mehr, die feinen Tritte<br />

der kleinen Igelpfötchen in der Handfläche!<br />

Was beim Fotografieren besonders auffiel:<br />

Igel sind akustisch hochempfindlich, das<br />

Auslösegeräusch des Fotoapparates ließ sie<br />

jedes Mal zusammenzucken. Nach ein paar<br />

Minuten war aber Schluss mit dem Kindergarten<br />

im Freien: es machte einmal „Wuff“<br />

unter dem mit Laub ausgepolsterten Regal,<br />

und wenig später sah ich (auf dem Boden<br />

liegend) alle fünf an Mamas Zitzen liegen,<br />

die Hinterbeinchen zu mir ausgestreckt, als<br />

Rundblättrige Glockenblume<br />

(Campanula rotundifolia) mit regengeschützt<br />

schlafender Wildbiene<br />

Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />

wollten sie sagen: „... war schön, mit dir zu<br />

spielen ...“<br />

Wenn einem so etwas Zauberhaftes widerfährt,<br />

dann hat das natürlich einen Grund.<br />

Das Umfeld muss stimmen, und das ist eine<br />

arten­ und strukturreiche Umgebung, eben<br />

das, wofür wir alle einstehen: unsere Naturgärten,<br />

mit ihren nicht nur für das menschliche<br />

Auge schönen, sondern für unsere<br />

lieben Mit­Lebewesen, Kleintiere, Insekten,<br />

Spinnen, Reptilien, kleine Säuger, Vögel so<br />

wertvollen, lebensnotwendigen heimischen<br />

Wildpflanzen, mit schön unordentlichen<br />

Ast­und Steinhaufen, Hohlräumen aller Art<br />

(wie eben auch der von der Igelmama ausgesuchte<br />

laubunterwehte Platz unter dem<br />

Regal an der Hauswand).<br />

Heribert von Essen<br />

Tel. 02228 - 911 057<br />

herivonessen@web.de<br />

Wegwarte (Cichorium intybus) mit Schwebfliege<br />

Natternkopf mit Echtem Labkraut<br />

(Echium vulgare mit Galium verum)<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 5


Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Betriebsbaugebiete fressen die Landschaft<br />

um unsere Städte, Märkte, Dörfer auf. Entlang<br />

der Ausfallstraßen überwuchern Einkaufszentren,<br />

Baumärkte, Outlet­Center<br />

und Gewerbebetriebe aller Art die historisch<br />

gewachsenen Landschaften. Ackerflächen,<br />

Hecken, Raine, Wiesen werden<br />

abgeschoben und mit dem ewig gleichen<br />

Einheitsbrei aus überwiegend eingeschossigen<br />

Gebäuden, asphaltierten Parkplätzen<br />

und Einheitsrasen überzogen und mit<br />

Formschnittgehölzen, Bodendeckern und<br />

Edelstahlpollern garniert.<br />

Im Jahr 2005 greift ein engagierter Mitarbeiter<br />

der Naturschutzbehörde des Landes<br />

Oberösterreich das Thema auf. Landesregierung<br />

und Wirtschaftskammer bereiten<br />

gemeinsam ein Pilotprojekt „Naturnahe<br />

Gewerbeflächen“ vor. Unser Büro wird damit<br />

beauftragt, anhand von 5 Betrieben zu<br />

6 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Wildblumen Stadtgut Steyr<br />

Gewerbebauten und<br />

ihr naturnahes Grün in Österreich<br />

Hochstauden Sickermulde Schenker Hörsching<br />

untersuchen und praktisch zu erproben,<br />

welche Möglichkeiten, aber auch welche<br />

Schwierigkeiten es bei einer naturnahen<br />

Neu­ oder Umgestaltung von Freiflächen<br />

gibt. In jedem Betrieb wird eine Bestandsaufnahme<br />

durchgeführt und in Abstimmung<br />

mit dem Inhaber ein Maßnahmenpaket<br />

geschnürt. Mit einem bescheidenen<br />

Budgetrahmen von € 10.000,­ je Betrieb<br />

wird ein Teil der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />

auch gleich umgesetzt.<br />

Die Erfahrungen werden in Form einer Broschüre<br />

und einer 160 Seiten umfassenden<br />

Info­Mappe zusammengefasst. 2007 wird<br />

unter dem Titel „Natur in Betrieb“ eine Förderaktion<br />

des Naturschutzes eingerichtet,<br />

die von oberösterreichischen Gewerbe­<br />

und Industriebetrieben in Anspruch genommen<br />

werden kann. Nach der anfänglichen<br />

Beschränkung auf die Beratung wird<br />

der Förderumfang im Herbst 2009 auch auf<br />

die Umsetzung ausgeweitet, unter dem<br />

neuen Titel „Naturschutzmaßnahmen in<br />

Gewerbe und Industrie“.<br />

Die Erstberatung durch frei aus einer Liste<br />

wählbare Ingenieurbüros wird mit 50% bis<br />

zu einer Summe von € 720,­ gefördert. Das<br />

Ergebnis der Beratung ist ein Gutachten<br />

mit einer Auflistung von Maßnahmen, die<br />

räumlich in einem Orthofoto verortet sind<br />

und mit Schätzkosten belegt werden. Anhand<br />

dieses Gutachtens kann der Betrieb<br />

eine Investitionsförderung beantragen. Sie<br />

beträgt bis zu 35% der Kosten bis zu einem<br />

Maximalbetrag von € 25.000,­. Der Andrang<br />

hält sich in erträglichen Grenzen – wenig<br />

verwunderlich, weil die Aktion so gut wie<br />

gar nicht beworben wird.<br />

Die Palette der ungefähr 20 bis jetzt bearbeiteten<br />

Projekte ist sehr breit – von Spediteuren<br />

über Gartengestalter bis zu Gastronomiebetrieben,<br />

von Software­Unternehmen<br />

bis zu Planungsbüros. Die häufigsten Gestaltungsbereiche<br />

bzw. –elemente sind: Einmähdige<br />

Hochstaudenfluren in Sickermulden,<br />

Schotterrasen, heimische Bäume und<br />

Gebüsche, Wildstaudenrabatten in repräsentativen<br />

Eingangsbereichen, einmähdige<br />

Wildblumenansaaten auf Böschungen und<br />

Restflächen, Dachbegrünungen und Pausenplätze<br />

für MitarbeiterInnen und Kunden.<br />

Die Kundenzufriedenheit der wenigen Betriebe,<br />

die bis jetzt ihre Freiräume naturnah<br />

gestalten ließen, ist hoch. Ein ganzjährig<br />

freundliches Erscheinungsbild bei relativ<br />

geringem Pflegeaufwand und ein positives<br />

Öko­Image sind die wesentlichen Argumente,<br />

von denen die Verantwortlichen<br />

rasch überzeugt werden können. Die wesentlichste<br />

Herausforderung in planerischer


Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Pausengarten amsec Hagenberg Eingangsbereich amsec Hagenberg<br />

Hinsicht besteht darin, naturschutzfachliche<br />

Zielsetzungen mit den Anforderungen<br />

und Sachzwängen des jeweiligen Betriebs<br />

bestmöglich in Einklang zu bringen und Lösungen<br />

zu finden.<br />

Literatur<br />

Autor aller Publikationen: Markus Kumpfmüller,<br />

teilweise mit Ko­AutorInnen, Information,<br />

Download bzw. Bestellung unter:<br />

www.land­oberoesterreich.gv.at/thema/<br />

natursiedlungsraum<br />

p Natur in Betrieb, Informativ Sondernummer<br />

s5 Nov. 2006<br />

p Natur in Betrieb, 2006, Informationsmappe<br />

Von der Bio-AG<br />

übers öffentliche<br />

Grün bis zum<br />

Umweltpreis<br />

Projektbeispiele aus Altensteig<br />

Wir danken Fabian Müller und Marcel<br />

Steeb für ihren bewegenden Vortrag. Die<br />

beiden jungen Referenten mussten 2010<br />

ihren Vortrag leider kurzfristig absagen,<br />

waren aber dieses Jahr live bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n<br />

dabei. Die Zusammenfassung<br />

wurde bereits im <strong>Tagungsband</strong><br />

2/2010 veröffentlicht.<br />

Erhältlich bei: Naturkundliche Station der<br />

Stadt Linz, Roseggerstr. 20, A­4020 Linz,<br />

Tel. 0043 7070 1874<br />

p Auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Paradies, S. 3­13, Artikel in: Öko­L 32/2<br />

(2010)<br />

p Neue Paradiese – Blick zurück nach<br />

vorn, S. 15­21, Artikel in: Öko­L 32/4<br />

(2010)<br />

Erhältlich bei: Naturschutzbund OÖ, Promenade<br />

37, A­4020 Linz, Tel. 0043 732 779279<br />

oder beim Verfasser<br />

p Wege zur Natur im Garten,<br />

Handbuch, 2008<br />

p Wege zur Natur in kommunalen Freiräumen,<br />

Handbuch, 2009<br />

p Wege zur Natur im Schulgarten,<br />

Handbuch, 2010<br />

DI Markus Kumpfmüller, A-Steyr<br />

Landschaftsplaner, Buchautor, <strong>Naturgarten</strong>-<br />

Netzwerk Oberösterreich, Tel. 0043 7252-77727<br />

markus@kumpfmueller.at, www.kumpfmueller.at<br />

Fabian Müller & Marcel Steeb, Gewinner des Bundesumweltpreises 2008 für die<br />

Naturnahe Gestaltung von Schulgeländen, kommunalen Grünflächen und Privatgärten.<br />

D - Altensteig. marcel_steeb@online.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 7


Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

8 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Naturnahes Gewerbegrün<br />

Ansaaten von Wildblumen in Gewerbe und Industrie<br />

in Deutschland – Beispiele nachhaltiger Begrünung<br />

Begrünung des Parkdecks der Allianzarena in München im 5. Wuchsjahr, (Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />

Was ist eine naturnahe Begrünung?<br />

Die Saatgutfirma Rieger­Hofmann GmbH<br />

leistet mit Ihrem gebietsheimischen Saatgut,<br />

Wiesen oder Säumen, einen Beitrag zu<br />

naturnaher Begrünung in verschiedensten<br />

Bereichen, zunehmend auch bei Gewerbeflächen.<br />

Unser Basissaatgut wurde in Abstimmung<br />

mit den Unteren Naturschutzbehörden<br />

in Wildbeständen in verschiedenen<br />

Naturräumen Deutschlands gesammelt<br />

und dann auf landwirtschaftlichen Flächen<br />

im Einzelartenanbau vermehrt. Die Saatguternte<br />

aus dem regionalen Anbau unserer<br />

landwirtschaftlichen Partnerbetriebe in<br />

ganz Deutschland wird dokumentiert und<br />

zurück in den Ursprungsnaturraum vertrie­<br />

ben, sofern es sich um Ansaaten in der freien<br />

Landschaft handelt. Dieser Ablauf unterliegt<br />

den strengen Qualitätsregeln des<br />

VWW­Regiosaaten­Zertifikats und garantiert<br />

dem Kunden die regionale Herkunft<br />

des Wildsaatguts.<br />

Wie kann Gewerbegrün definiert werden?<br />

Naturnahe Begrünung auf gewerblichen<br />

und kommunalen Flächen kann in verschiedenen<br />

Maßstäben erfolgen. Im engeren<br />

Sinn kann man von Objektbegrünung<br />

sprechen, so es sich um die naturnahe<br />

Gestaltung diverser Firmengelände oder<br />

­bauteile handelt.<br />

Hierzu können Ansaaten auf Mauern, Parkplätzen<br />

oder Parkdecks gezählt werden.<br />

Auch Dachbe grünungen mit oder ohne<br />

gleichzeitige Photo voltaik nutzung werden<br />

zunehmend naturnah begrünt, um ökologisch<br />

wertvolle Ausgleichs flächen zu schaffen.<br />

Das Parkdeck der Allianz­Arena und die<br />

Dachbegrünung der Messe Stuttgart können<br />

hier als Beispiele genannt werden.<br />

Landläufig kann darunter auch die Begrünung<br />

im Umfeld von Gewerbebetrieben<br />

oder in öffentlichen Bereichen eines Gewerbegebiets<br />

verstanden werden. Diese<br />

Flächen bieten meist nach großflächigen<br />

Eingriffen in die Bodenstruktur bei der An­


Begrünung mit Mischung Blumenwiese Firmengelände<br />

Buchbinderei Sigloch in Blaufelden<br />

(Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />

Dachbegrünung des Parkdecks der Allianzarena<br />

in München im Jahr von Ansaat und Pflanzung<br />

(Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />

lage der Gewerbeflächen die Möglichkeit,<br />

die Bodenverhältnisse für eine naturnahe<br />

Begrünung optimal zu gestalten, d.h. das<br />

Substrat möglichst mager zu halten und<br />

nach Abschluss der Baumaßnahmen auf die<br />

Zufuhr von Oberboden weitestgehend zu<br />

verzichten. Hier entstehen nicht nur Inseln<br />

der Artenvielfalt, sondern z. T. Pflanzungen<br />

von hohem Imagewert für Firmen und Kommunen.<br />

Schöne Beispiele dafür sind der Gewerbepark<br />

und Friedhof in München­Riem.<br />

Im weiteren Sinne können unter Gewerbegrün<br />

auch Renaturierungen von ehemaligen<br />

Rohstoffabbaustätten, Deponien oder<br />

Industriebrachen verstanden werden, da es<br />

sich um industriell genutzte Standorte handelt.<br />

Insbesondere die Renaturierung des<br />

ehemaligen Tagebaugeländes der Wismut<br />

AG in Ronneburg liefert ein eindrückliches<br />

Beispiel für die nachhaltige naturnahe Begrünung<br />

­ auch schwieriger Substrate ­ in<br />

großflächigem Stil.<br />

Worauf ist bei einer Wiesenmischung<br />

für Gewerbestandorte zu achten?<br />

In den meist am Ortsrand von Kommunen<br />

liegenden Industriegebieten bilden Wie­<br />

senansaaten oft den Übergang zur freien<br />

Landschaft und vernetzen die Lebensräume<br />

von Tieren. Sie sollten deshalb aus heimischen<br />

Arten bestehen, an die die Fauna<br />

angepasst ist.<br />

Bei großen Flächen in Ortsrandlagen ist<br />

deshalb auf die regionale Herkunft des<br />

Saatguts zu achten. Mischungen werden<br />

individuell auf die gewünschte Nutzung<br />

und die direkten Standortansprüche abgestimmt.<br />

Soll die Wiese Viehfutter liefern,<br />

werden andere Arten verwendet, als wenn<br />

ein nur schwacher Aufwuchs gewünscht<br />

wird, um die Pflegekosten möglichst niedrig<br />

zu halten.<br />

Mischungen bestehen in der Regel aus<br />

mind. 30­40 Arten, um einen Grundstock<br />

zu liefern, die entsprechend variabel auf<br />

den Standort reagieren können und den<br />

Sommer hindurch einen langen Blühaspekt<br />

gewährleisten.<br />

Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Nicht nur die Kräuter, auch Gräser und Leguminosen<br />

sollten in Mischungen aus heimischen<br />

Wildformen bestehen, da sonst<br />

die Kräuter unter Umständen durch die wuchsstarken Zuchtformen auf Dauer verdrängt<br />

werden.<br />

Grüne „Versiegelung“ von Straßenböschungen<br />

durch Festuca rubra – keine Chance für Artenvielfalt<br />

(Foto: Mareike Konrad)<br />

Magerrasen auf dem Bundesgartenschaugelände<br />

in München Riem im 10. Jahr nach der<br />

Ansaat. (Foto: Landschaftsarchitekten Haase &<br />

Söhmisch, Freising)<br />

Naturnahe Begrünung des Friedhofs München<br />

Riem im 7. Jahr nach Ansaat. (Foto: Landschaftsarchitekten<br />

Haase & Söhmisch, Freising)<br />

Begrünung ehemaliger Tagebauflächen in Ronneburg.<br />

Böschungsansaat im ersten Wuchsjahr<br />

(Foto: Dr. Seelemann, Markkleeberg)<br />

Bei Regelsaatgutmischungen ist das in der<br />

Regel nicht der Fall, so dass allzu oft die Begrünung<br />

weder bunt noch naturnah ist. Im<br />

Gegenteil: Zuchtgräser wie Rotschwingel<br />

(Festuca rubra) bilden einen flächigen Grasfilz<br />

aus, der keinen Kräuteraufwuchs zulässt<br />

und jegliche Artenvielfalt am Standort unterdrückt.<br />

Es bleibt noch viel zu tun für alle Naturgärtner.<br />

Ernst Rieger, D- Raboldshausen<br />

Landwirt und Wildpflanzen-Saatgutproduzent.<br />

Seit 1983 Produktion von gebietsheimischem<br />

Wildblumen- und Wildgräsersaatgut.<br />

www.rieger-hofmann.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 9


Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Umspannwerke mit Blumenwiesen<br />

statt Mulchwiesenflächen<br />

Das Pilotprojekt bei E.ON in Bayern<br />

Die Begrünung von Industrie- und Gewerbegebieten<br />

steht in Deutschland noch am<br />

Anfang. In diesem Pilotprojekt mit E.ON<br />

Bayern wurden zwei Umspannwerke mit<br />

verschiedensten Blumenwiesenmischungen<br />

eingesät.<br />

Distelfalter an Steppensalbei in Passau<br />

10 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Das Passau Projekt<br />

p Einsaatjahre 2008/9<br />

p Fläche 5859 m²<br />

p 20 cm Deckschicht Mineralbeton Granit<br />

0/32 mm<br />

p 2 cm gütegesicherter Grünkompost<br />

p Ansaaten verschiedenster Wildblumen­<br />

Mischungen von Juni 2008 bis Mai 2009<br />

p Einmal jährliche Herbstmahd mit Abräumen<br />

des Mähgutes<br />

Hier wurde als Basissaatgut der Blumen­<br />

Schotterrasen von Hof­Berggarten verwendet.<br />

Dazu kamen die Beimischung verschiedener<br />

Einzelarten wie Silene armeria<br />

Nelkenleimkraut, Melampyrum arvense<br />

Ackerwachtelweizen, Rhinanthus alecto­<br />

rolophus Klappertopf, Verbascum nigrum<br />

Schwarze Königskerze, Antirrhinum majus<br />

Wildes Löwenmaul, Centaurea jacea Flokkenblume,<br />

Salvia nemorosa Steppensalbei,<br />

Veronica longifolia Langblättriger Ehrenpreis/Blauweiderich.<br />

Das Etting Projekt<br />

p Umspannwerk Etting 2008<br />

p Fläche 13.450 m²<br />

p 5 cm Deckschicht Oberboden auf Kies,<br />

stellenweise auch reiner Oberbodenauftrag<br />

p Ansaaten verschiedenster Wildblumen­<br />

Mischungen im Juni 2008<br />

p Zweimal jährliche Mahd mit Abräumen<br />

des Mähgutes im Juni und Sept/Oktober<br />

Fläche Mischung Produzent<br />

2550 m² Blumenrasen Elfe Hof­Berggarten<br />

1036 m² Blumenrasen Nr. 2 Rieger­Hofmann<br />

1128 m² Blumenwiese Nr. 2 Süddeutschland Hof Berggarten<br />

1128 m² RSM 8.1. 1. Rieger­Hofmann<br />

914 m² Sonnige Wildblumenwiese Syringa<br />

1113 m² Magerrasen Nr. 3 Rieger­Hofmann<br />

1113 m² Arcadia Magerwiese Hof­Berggarten<br />

1128 m² Verkehrsinseln Nr. 5 Rieger­Hofmann<br />

900 m² Pflaster­ und Schotterrasen Nr. 6 Rieger­Hofmann<br />

1113 m² Helios Dachbegrünung Hof Berggarten<br />

1113 m² Dachbegrünung Nr. 16 Rieger­Hofmann


Dachbegrünungsmischung in Etting<br />

Kartäusernelken als Aspektbildner in Etting<br />

Blumen-Schotter-Rasen im Umspannwerk Passau<br />

Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Ergebnisse<br />

Trotz einiger Unkrautprobleme am Anfang,<br />

verursacht durch verunreinigten Kompost<br />

und aufgetragenen Oberboden, konnten<br />

sich in beiden Umspannwerken artenreiche<br />

und ökologisch wertvolle, mehr oder<br />

weniger magere Blumenwiesen entwikkeln.<br />

Durch die Verwendung von nur 5 cm<br />

Oberboden wurde die Nährstoffsituation<br />

in Etting so weit verändert, dass von einmaliger<br />

auf zweimalige Mahd umgestellt<br />

werden musste. Außerdem war wegen des<br />

Unkrautdruckes ein Schröpfschnitt im Ansaatjahr<br />

nötig.<br />

Ökologie<br />

Für die Tierwelt sind Umspannwerke sehr<br />

wertvolle, langfristig ungestörte Lebensräume.<br />

Hier konnte ein großes Insektenspektrum<br />

auch von seltenen Arten wie<br />

Bläulingen, Blutströpfchen (Widderchen)<br />

und anderen notiert werden.<br />

Aktuelles<br />

Die zweijährige Untersuchung wird fortgesetzt<br />

und kann aktuell eingesehen werden<br />

unter: http://www.naturgartenplaner.de/<br />

aktuelles/natur­unter­strom/<br />

Buchtipp<br />

Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen<br />

und Ansaaten. Kräuter, Stauden und Sträucher.<br />

Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern.<br />

Bezug über: www.reinhard­witt.de<br />

Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />

Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />

naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 11


Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Von Quadratmetern und Hektaren<br />

Neue Lebensräume mit dem Heudrusch®-Verfahren<br />

Das Heudrusch®-Verfahren geht weit über ein Ansaatverfahren für Blumenwiesen hinaus.<br />

Es ist ein strategisches Instrument des Naturschutzes, es stellt einen mechanischen Biotopverbund<br />

dar und wo immer es angewendet wird, startet es eine Biozönose.<br />

Heudrusch® gibt es nicht von der Stange.<br />

Es ist immer projektbezogen. Für eine bestimmte<br />

Begrünungsfläche werden ökologisch<br />

wertvolle Spenderflächen vergleichbarer<br />

Standorte beerntet. Dabei handelt es<br />

sich um die bestmöglichen Biotope und Naturschutzgebiete,<br />

die das lokale Artenspektrum<br />

möglichst vollständig repräsentieren.<br />

Diese sind immer im selben Naturraum,<br />

meistens sogar in derselben Gemeinde. Die<br />

Entfernung zwischen den Spenderflächen<br />

und den Begrünungsflächen ist meist unter<br />

5 km, selten einmal 20 km. Durch diese Nähe<br />

erfolgt die Besiedlung eines neuen Standorts<br />

exakt nach dem Vorbild der Natur. Es<br />

werden Pflanzen derselben Populationen<br />

angesiedelt, evolutionäre Anpassungsprozesse<br />

werden fortgeführt und standörtliche<br />

Anpassungen in situ erhalten.<br />

Für diese oft in isolierten Biotopen vorkommenden<br />

Pflanzen bedeutet dies, dass Ausbreitungsbarrieren<br />

überwunden und die<br />

Gelegenheit der Erschließung eines neuen<br />

Wuchsortes optimal genutzt wird. Hierzu<br />

werden Spenderflächen zu verschiedenen<br />

Zeiten beerntet, um möglichst das vollständige<br />

Artenspektrum zu erfassen.<br />

Das Ergebnis sind Pflanzengemeinschaften,<br />

die in ihrer Artenausstattung ein exaktes<br />

Abbild der natürlichen Vorbilder sind.<br />

Schließlich sind sie ja aus dem Saatgut exakt<br />

dieser Vorbilder entstanden. Und es sind<br />

exakt dieselben Sippen, die angesiedelt<br />

wurden. Dieser Aspekt ist für die Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt wichtig. Denn die<br />

Kernkompetenz dieser biologischen Vielfalt<br />

in Mitteleuropa ist nicht die Vielfalt der Arten,<br />

sondern die Vielfalt innerhalb der Arten.<br />

Und die drückt sich nun mal dadurch aus,<br />

dass gerade die scheinbar überall vorkommenden<br />

Arten wie z. B. Schafgarbe und Wiesen­Flockenblume<br />

eine Vielzahl an Sippen<br />

ausgebildet haben, die nur sehr kleine lokale<br />

Vorkommen aufweisen, die möglicher­<br />

12 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

weise – bisher unerkannt und unbekannt<br />

– nur im Umgriff der Begrünungsfläche vorkommen.<br />

Und soll eine neu zu begrünende<br />

Fläche einen Beitrag dazu leisten, die biologische<br />

Vielfalt zu erhalten, so ist dies ohne<br />

Anwendung von Saatgut aus dem engsten<br />

Umfeld gar nicht möglich. Und so werden<br />

beim Heudrusch®­Verfahren eben jene Sippen<br />

aus dem engsten räumlichen Umfeld<br />

auf die neue Fläche übertragen. Mit dabei<br />

sind auch seltene und geschützte Arten.<br />

Aber nicht nur Pflanzen werden mit dem<br />

Heudrusch®­Verfahren übertragen, sondern<br />

auch Moose, Pilze und Bodenorganismen.<br />

Sogar die Übertragung von Kleintieren wie<br />

z. B. Heideschnecken ist schon nachgewiesen.<br />

Die Übertragung von Moosen, Pilzen<br />

und Bodenbakterien ist nicht nur fachlich<br />

interessant und aus den Gesichtspunkten<br />

des Naturschutzes vorteilhaft. Diese Lebewesen<br />

erfüllen wichtige Funktionen auf<br />

den neu begrünten Flächen. Die „Reife“<br />

einer Fläche wird beschleunigt, der Erosionswiderstand<br />

wird erheblich erhöht und<br />

die Attraktivität der Fläche für die Tierwelt<br />

– insbesondere Insekten und Vögel – wird<br />

gesteigert. Bereits nach wenigen Jahren<br />

spürt man auf diesen neuen Biozönosen<br />

eine überwältigende Ausstrahlung, denen<br />

gegenüber reine Ansaaten, selbst die artenreichsten,<br />

fast schon steril vorkommen.<br />

Ein sichtbares Phänomen sind dabei die<br />

Orchideen. Sie sind bei ihrer mehrjährigen<br />

Entwicklung auf ein intaktes Bodenleben<br />

und das Vorkommen bestimmter Pilze angewiesen.<br />

Mit dem Heudrusch®­Verfahren<br />

werden neben den Orchideensamen auch<br />

die dazugehörigen Pilze und Bodenbakterien<br />

übertragen. Kommen Orchideen auf<br />

den Spenderflächen vor, sind sie mittlerweile<br />

regelmäßig nach wenigen Jahren auf<br />

den neu begrünten Flächen zu finden. Und<br />

dies oft in beeindruckenden Stückzahlen.<br />

Das die Qualität einer Biozönose wesentliche<br />

Auswirkungen auf die Attraktivität für<br />

mobile Tierarten und damit den regionalen<br />

Biotopverbund hat, zeigt die Beobachtung,<br />

dass in Heudrusch®­begrünten Flächen<br />

weitere seltene Arten wesentlich schneller<br />

ankommen und einwandern als in herkömmlich<br />

begrünten Flächen.<br />

Auch Pilze werden mit Heudrusch® übertragen<br />

Auch Raritäten werden übertragen, wenn<br />

sie in den Spenderflächen vorkommen;<br />

hier Centaurium pulchellum – das Zierliche<br />

Tausendgüldenkraut<br />

CEF Maßnahme Aichen. Bei CEF- Maßnahmen<br />

(Continous ecological function) müssen auf<br />

Ausgleichsflächen die Lebensbedingungen<br />

definierter Tierarten bereits vor dem Eingriff<br />

(Baumaßnahme) eine Qualität erreicht haben,<br />

die ein Überleben der Zielarten sichern.


Ein Schafgarbenspezialist entdeckt auf einer Heudrusch®-begrünten Fläche eine verschollen<br />

geglaubte, lokale Schafgarbenart (Achillea setacea an den Elbedeichen)<br />

Zurückzuführen ist dies auf den sogenannten<br />

Trittstein­Effekt. Lebensräume, die von<br />

Natur aus isoliert und/oder zu klein für<br />

überlebensfähige Populationen bestimmter<br />

Pflanzen und Tiere sind, sind darauf angewiesen,<br />

dass der genetische Austausch<br />

stets und ständig von außen erfolgt. Hierzu<br />

müssen Pollen oder Samen transportiert<br />

und zielgenau „geliefert“ werden. Die<br />

Transporteure wie z. B. Bienen und Vögel erkennen<br />

ihre „Zieladressen“ durch besondere<br />

Standorte (z. B. Felskuppen), besondere<br />

Standorteigenschaften (z. B. Quell­Lebensräume<br />

als frostfreie Inseln im Winter) oder<br />

eben durch das Vorkommen bestimmter<br />

lokaler Pflanzensippen, auf die sie direkt<br />

oder indirekt angewiesen sind und deren<br />

Wuchsorte sie deshalb gezielt anfliegen.<br />

So sind inzwischen auf einer Ausgleichsfläche<br />

in Eschenried bei München, die wir regelmäßig<br />

beobachten, mittlerweile (10 Jahre<br />

nach der Ansaat) insgesamt ca. 170 Arten<br />

zu finden, davon 65 Arten der Roten Liste,<br />

bzw. Landkreis bedeutsame Arten. 27 dieser<br />

Arten kamen dabei in den letzten acht<br />

Jahren an, wobei acht Arten nicht durch<br />

Heudrusch® übertragen wurden, sondern<br />

eben auf den verbundwirksamen Kontakt<br />

zwischen der Begrünungsfläche und anderen<br />

wertvollen Lebensräumen (woher kämen<br />

sonst die Arten) der Umgebung.<br />

Dass sich dies nicht nur auf die Pflanzen<br />

beschränkt, zeigt die Erkenntnis, dass von<br />

jeder Blütenpflanzenart etwa 12 Tierarten<br />

abhängen. Und gerade in der Insektenwelt<br />

sind koevolutionäre Anpassungen ein häufig<br />

zu beobachtendes Phänomen. Das bedeutet,<br />

dass es für diese Tierarten nicht nur<br />

wichtig ist, dass eine bestimmte Art vorkommt,<br />

sondern exakt dieselbe Sippe wie<br />

im Umfeld. Und so finden Insektenkundler<br />

auf Heudrusch® begrünten Flächen immer<br />

wieder Arten, die sehr spezialisiert und selten<br />

sind.<br />

Mittlerweile starten wir mit dem Heudrusch®­Verfahren<br />

jährlich auf über 100<br />

Hektar im gesamten Bundesgebiet neue<br />

Biozönosen. Es sind Ausgleichsflächen,<br />

die in wenigen Jahren diesen Namen verdienen,<br />

es sind Erweiterungen von Naturschutzgebieten,<br />

es sind „ganz normale“<br />

Deich­ und Straßenböschungen, die so zur<br />

tragenden Säule des regionalen Biotopverbundes<br />

werden.<br />

Neu, d. h. seit etwa 5 Jahren, in unserem<br />

Dienstleistungsangebot haben wir die Pflege<br />

ökologisch wertvoller Flächen durch<br />

Beweidung mit schottischen Hochlandrindern.<br />

Dies findet mittlerweile auf etwa<br />

250 Hektar statt. Und bereits nach kurzer<br />

Zeit hat sich gezeigt, dass unter dem Motto<br />

„Powered by Heudrusch® – performed by<br />

Highland Cattle“ weitere Quantensprünge<br />

im Naturschutz möglich sind.<br />

Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />

Auch unter nüchterner Betrachtung ist es<br />

unverkennbar, dass hier eine zukunftstragende<br />

Qualität entsteht und dass es einen<br />

fast schon militanten Spaß macht, all das<br />

zu verursachen und hierzu beizutragen.<br />

Zurück zum Titel: Was haben bei all diesen<br />

Größenordnungen die Quadratmeter zu suchen?<br />

Ganz einfach: Mit wenigen Quadratmetern<br />

fing es an. Und weil man nie weiß,<br />

was alles aus kleinen Anfängen entstehen<br />

kann, gilt nach wie vor: Jeder Quadratmeter<br />

zählt!<br />

Workshop am Nachmittag<br />

Wir analysieren einen Heudrusch®<br />

Beim Heudrusch®­Verfahren werden sogenannte<br />

Diasporengemische verwendet.<br />

Neben Samen von Pflanzen ist auch<br />

reichlich Spreu enthalten.<br />

Diese Spreu ist ein wichtiges Trägermedium<br />

für Pilzsporen und Bodenorganismen.<br />

Auch austriebsfähige Moosteile<br />

sind enthalten. Als blinde Passagiere<br />

sind gelegentlich auch Tiere enthalten,<br />

die so neue Lebensräume erschließen<br />

können.<br />

Die Untersuchung wird an einer beliebigen<br />

Druschgutprobe durchgeführt. Der<br />

Schwerpunkt der Analyse ist auf keinen<br />

Fall die wissenschaftliche Determinierung,<br />

sondern der größtmögliche Spaß<br />

am Staunen und Stochern, was sich alles<br />

so in der Unscheinbarkeit verbirgt.<br />

Es wird auf alle Fälle eine Ahnung vermittelt,<br />

wo Biotopverbund beginnt und<br />

welche Möglichkeiten für den eigenen<br />

Garten sich bereits beim nächsten Spaziergang<br />

eröffnen.<br />

Joe Engelhardt, D - Gangkofen<br />

Tel. 0 87 22 - 940-20<br />

info@engelhardt-oekologie.de<br />

www.engelhardt-oekologie.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 13


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Pflanzenplanung nach der Natur<br />

Natürliche Pflanzengemeinschaften als Inspiration für die Gestaltung<br />

Sich an natürlich vorkommenden Pflanzengemeinschaften<br />

zu orientieren ist eine von<br />

vielen Möglichkeiten der Vorgehensweise<br />

bei der Pflanzplanung. Es ist eine Vorgehensweise,<br />

die einerseits die Erkenntnisse<br />

ökologischer Forschungen nutzt, die aber<br />

andererseits auch besonders einfach zu<br />

handhaben ist. Gerade für AnfängerInnen<br />

ist es ja oft schwer, sich in der Vielfalt des<br />

Angebotes einheimischer Wildpflanzen zurechtzufinden.<br />

Eine Pflanzenart kommt selten allein<br />

In bestimmten Biotoptypen, sei es nun ein<br />

Wald, ein Teich oder ein Felskopf kommen<br />

oft dieselben Pflanzenarten vor. Dies gilt<br />

auch für feine Differenzierungen von Biotoptypen.<br />

Ein Beispiel: ein Wald auf kalkreichem,<br />

gut mit Wasser versorgten Standort,<br />

ein Wald an einem trocken­felsigen Hang<br />

oder ein Wald in einer Flussaue bei uns hat<br />

je seinen eigenen „Set“ an Pflanzenarten,<br />

die dort vorkommen.<br />

Man kann geradezu von den an einem<br />

Standort vorkommenden Pflanzen auf die<br />

dort herrschenden Standortbedingungen<br />

schließen. In den „Zeigerwerten“ von Ellenberg<br />

wird dieser Tatsache mit der Einordnung<br />

in eine Zahlenskala von 1 ­ 9 für die<br />

14 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

jeweiligen Parameter Rechnung getragen.<br />

Während manche Pflanzenarten in mehreren<br />

verschiedenen Biotoptypen vorkommen,<br />

gibt es sogenannte Charakterarten,<br />

die in nur einem einzigen anzutreffen sind.<br />

Die Pflanzensoziologie untersucht und ordnet<br />

diese Beobachtungen. Auch wenn wir<br />

sie nur als „Steinbruch“ für unsere Pflanzplanungen<br />

nutzen wollen, ist es hilfreich,<br />

sich ein wenig mit der Fachterminologie<br />

vertraut zu machen. 48 oder 49 Klassen<br />

werden zu 13 ­ 16 Formationen zusammengefasst.<br />

Pflanzplanung nach der Natur bringt<br />

mehr Naturerlebnis in den Garten<br />

Nicht nur Pflanzen kommen in erkennbar<br />

wiederkehrenden Gemeinschaften vor,<br />

auch für die Tierwelt kann das festgestellt<br />

werden. Diese sind im Gegensatz zu Pflanzengemeinschaften,<br />

weil in Raum und Zeit<br />

stark variabel, viel schwieriger zu erfassen.<br />

Andererseits sind sie aber auch an bestimmte<br />

Biotoptypen und Habitatstrukturen gebunden,<br />

so dass Pflanzengesellschaften als<br />

Indikatoren für das ­ zumindest potentielle<br />

­ Vorkommen der entsprechenden Tiergemeinschaften<br />

genutzt werden können. Das<br />

Vorkommen von bestimmten Tierarten in<br />

bestimmten Pflanzengemeinschaften kann<br />

Quelle: Schwabe & Kratochwil a.a.O<br />

eine Koinzidenz sein, also nicht auf ursächlichen<br />

Beziehungen beruhen, wie das<br />

zum Beispiel bei vielen Heuschreckenarten<br />

hinsichtlich der Ansprüche an Strahlungsintensität<br />

und Struktur des Standorts der<br />

Fall ist. Es kann aber auch auf direkten Beziehungen<br />

der Organismen untereinander<br />

beruhen, zum Beispiel weil Tiere nur bestimmte<br />

Pflanzenarten als Ressource (Nahrung,<br />

Überwinterung etc.) nutzen. Tierarten<br />

nutzen oft mehrere Pflanzenarten einer<br />

Pflanzengemeinschaft in einem komplexen<br />

zeitlichen Muster. Wenn wir also Pflanzenarten<br />

einer Pflanzengemeinschaft in unserem<br />

Garten verwenden, dann haben wir<br />

die Chance, dass ein dichteres Netz an Beziehungen<br />

zwischen Pflanzen und Tieren in<br />

unserem Garten gewebt wird.<br />

Pflanzplanung nach der Natur ist ein<br />

Weg zu harmonischen Gartenbildern<br />

Eine Blumenwiese, ein Schluchtwald, der<br />

Aussichtspunkt auf einem Felskopf, ein Dünental,...<br />

Landschaften haben nicht nur eine<br />

wissenschaftlich untersuchbare Ausstattung<br />

an Tier­ und Pflanzengemeinschaften,<br />

sondern auch eine Atmosphäre. Pflanzen<br />

tragen zu dieser Atmosphäre entscheidend<br />

bei: die wiegenden Gräser auf Steppenheiden,<br />

die bunten Früchte der Heckengehölze,<br />

die zarten Frühlingsblüher im Wald<br />

oder die gedrungenen Pflanzengestalten<br />

der felsigen Standorte. Gartensituationen<br />

können uns an natürliche Landschaften<br />

erinnern, es geht also darum, ganzheitlich<br />

den „Geist“ eines Ortes zu erspüren und mit<br />

einer Erinnerung an ein Landschaftsbild zu<br />

verbinden. Gartenbilder werden stimmig,<br />

wenn sie passende Landschaftsbilder in ihren<br />

Strukturen und in ihrer Pflanzenausstattung<br />

zitieren. Nicht nur aus ökologischen,<br />

sondern auch aus gestalterischen Gründen<br />

sollten also auch abiotische Eigenschaften<br />

wie vegetationsfreie Flecken oder Mulchschichten<br />

in solche Planungen mit einbezogen<br />

werden.


Pflanzplanung nach der Natur ist ein einfacher<br />

Weg, sich in der Vielfalt der angebotenen<br />

Arten zurechtzufinden.<br />

Der hier vorgeschlagene Weg beginnt also<br />

mit einer Landschaftserinnerung für den<br />

spezifischen Gartenraum. Die Fachliteratur<br />

versorgt uns mit Pflanzenlisten der dort<br />

vorkommenden Pflanzengesellschaft(en).<br />

Besonders ertragreich in dieser Hinsicht ist<br />

die „Vegetation Mitteleuropas“ von Ellenberg,<br />

weil hier nicht nur die Charakterarten<br />

aufgelistet werden, sondern auch die Differentialarten.<br />

Jetzt geht es nur noch darum,<br />

aus diesen Listen auszuwählen. In einem<br />

ersten Schritt wird geprüft, welche Arten<br />

überhaupt gartenwürdig und lieferbar<br />

sind. Die meisten Pflanzengesellschaften<br />

enthalten auch Arten, die schon als Gartenpflanzen<br />

bekannt sind. Es ist sinnvoll,<br />

solche Arten auf jeden Fall zu verwenden,<br />

sie holen auch mit der <strong>Naturgarten</strong>idee<br />

nicht vertraute Betrachter dort ab, wo sie<br />

stehen. In einem zweiten Schritt wird ein<br />

Blühkalender aufgestellt. Zeiten, in denen<br />

es in der natürlichen Pflanzengesellschaft<br />

gerade keine „Blütenwelle“ gibt, können<br />

dadurch gefüllt werden, dass die Arten, die<br />

blühen, in größerer Anzahl genutzt werden<br />

oder dass Pflanzen aus anderen Pflanzengesellschaften<br />

dazugesellt werden. Die Gestaltung<br />

beginnt, wenn wir uns für Bodendecker,<br />

Strukturbildner und Leitpflanzen<br />

Aus dem „Steinbruch“ extrahierter Blühkalender der Stauden<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Legende:<br />

An: Anemone nemorosa, Ar: Anemone<br />

ranunculoides, Sh: Stellaria holostea, Oa:<br />

Oxalis acetosella, Ps: Phyteuma spicata, All<br />

urs: Allium ursinum, Fs: Fagus sylvatica, Po:<br />

Pollen, NP: Nektar und Pollen, K: Knospen,<br />

I: Blüten, B: Blätter, zB: sich zersetzende<br />

Blätter, Kn: Knollen, Vers: Verschiedenes, Pf:<br />

Platycerus caraboides, Hirschkäfer, Ei: Eana<br />

incana, Wickler, Chfas: Cheilosia fasciata, Bärlauchschwebfliege,<br />

Lm: Lilioceris merdigera,<br />

Blattkäfer, Pm: Portevinia maculata, Schwebfliege,<br />

Pa: Phyllobius argentatus, Grünrüssler,<br />

Pf: Pegohylemyia fugax, Blumenfliege, Aa:<br />

Arion ater, Wegschnecke, Chir: Chironomidae,<br />

Zuckmücken, Fc: Fringilla coelobs, Buchfink,<br />

Sst: Scatophaga stercoraria, PsA: Parasitoide<br />

Arthropoden, Mm: Meta mengei, Radspinne,<br />

Ac: Araniella cucurbitina, Kürbisspinne,<br />

Phurs: Phygadeuon ursini, Schlupfwespe, Phs:<br />

Phygadeuon cheilosii, Schlupfwespe, Pv: Pleolopus<br />

vestigialis, Schlupfwespe, Af: Apodemus<br />

flavicollis, Gelbhalsmaus, Cg: Clethrionomys<br />

glareolus, Rötelmaus, Ad: Adulttiere, La:<br />

Larven, Pu: Puppen, M: Männliche Tiere, verändert<br />

nach Kratochwil und Schwabe, S. 454<br />

entscheiden und Farbklänge auswählen.<br />

Der Schlüssel liegt in der Beschränkung<br />

der Artenanzahl, damit flächige Blütenaspekte<br />

entstehen und in der Beschränkung<br />

der Farben, Formen und Strukturen, damit<br />

eine deutliche, erkennbare Gestaltung eine<br />

schöne Stimmung erzeugt.<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 15


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Ein „Steinbruch“ für die Pflanzplanung aus : Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas, S. 288<br />

Pflanzplan für einen Vorgarten<br />

16 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Literatur:<br />

p Heinz Ellenberg et. al.:<br />

Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa,<br />

­Erich Goltze, 1992<br />

p Heinz Ellenberg:<br />

Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen,<br />

Ulmer 1996<br />

p Anselm Kratochwil und Angelika Schwabe:<br />

Ökologie der Lebensgemeinschaften,<br />

Ulmer 2001<br />

p Peter Mertz:<br />

Pflanzengesellschaften Mitteleuropas<br />

mit den Alpen, ecomed 2000<br />

p Erich Oberdorfer:<br />

Pflanzensoziologische Exkursionflora für<br />

Deutschland und angrenzende Gebiete,<br />

Ulmer 2001<br />

p Richard Pott:<br />

Die Pflanzengesellschaften Deutschlands,<br />

Ulmer 1995<br />

p Fritz Runge:<br />

Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas,<br />

Aschendorff 1994<br />

p Robert Schubert, Werner Hilbig,<br />

Stefan Klotz:<br />

Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften<br />

Deutschlands, Spektrum<br />

Akademischer Verlag 2010.<br />

p Otti Wilmanns:<br />

Ökologische Pflanzensoziologie,<br />

Quelle und Mayer 1998<br />

Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide, D - Bonn.<br />

CALLUNA-naturnahe Garten+GrünPlanung<br />

Fachbetrieb für naturnahes Grün-empfohlen<br />

von Bioland, www.calluna-naturgarten.de


Hortus Insectorum<br />

oder der Versuch einer Wiedergutmachung<br />

Steintürme im Hinterhof<br />

Die intensiven Eindrücke einer 2,5 jährigen<br />

langen Radreise, die Schönheit und Vielfalt<br />

der Natur, aber auch die Zerstörung<br />

und Vernichtung derselben, gaben Markus<br />

Gastl die Motivation nahezu im Alleingang<br />

aus einer 6000 m 2 großen Fettwiese ein Paradies<br />

zu schaffen für einheimische Tiere<br />

und Pflanzen.<br />

Wie geht man nun also vor?<br />

Was ist das Ziel? Wo fängt man an?<br />

Die Fragestellungen bei diesem Gartenprojekt<br />

sind die gleichen wie zu Beginn der Reise.<br />

Start ist Ushuaia in Patagonien und Ziel<br />

ist Inuvik in Alaska. Ausgang ist eine Fettwiese<br />

mit wenigen typischen Zeigerpflanzen<br />

und Ziel ist ein artenreicher, vor Leben<br />

strotzender <strong>Naturgarten</strong>. Der Beginn und<br />

das angestrebte Ende sind in beiden Fällen<br />

klar. Dazwischen liegt hier wie dort eine unglaubliche,<br />

auf den ersten Blick nicht zu bewältigende<br />

Entfernung und Aufgabe. Eine<br />

Vorgabe Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr<br />

für Jahr. Kein Grund zum Verzweifeln.<br />

Ganz entspannt bleiben, das Prinzip der<br />

Schritt­für­Schritt­Methode verfolgen und<br />

sich sicher sein, dass alles zu einem glücklichen<br />

Ende führt und es SO KOMMT WIE ES<br />

KOMMEN MUSS. Bei der Reise hat dies sehr<br />

gut funktioniert und beim Garten wird es<br />

ebenso funktionieren.<br />

Garten heißt Obst und Gemüse, deswegen<br />

werden zuerst 24 Obstbäume gepflanzt<br />

und ein großes Beet umgepflügt. Auf der<br />

Wiese blühen nur Löwenzahn und gelber<br />

Hahnenfuß, deswegen eine notwendige<br />

Farbexplosion durch einen Steingarten.<br />

Die auftretenden Insekten wollen Wohnraum,<br />

das erste Insektenhotel entsteht.<br />

Nicht alle Wildbienen nehmen künstliche<br />

Nisthilfen an, sondern brauchen natürliche<br />

Strukturen. Ein langer Sandwall und Lesesteinhaufen<br />

werden errichtet. Die ersten<br />

ökologischen Vernetzungen sind wiederhergestellt<br />

und bauen aufeinander auf. Vertikale<br />

Strukturen und Raupenfutterpflanzen<br />

für die Schmetterlinge sind angezeigt. Die<br />

einheimische Hecke wird gepflanzt. Hier<br />

wird der Laubfrosch entdeckt, der erste<br />

Teich kommt zur Ausführung, immer mehr<br />

Insekten brauchen mehr Blüten, die Blumenwiese<br />

wird notwendig. Blumenwiesen<br />

brauchen viel Zeit, der Ungeduld wird mit<br />

Blumenzwiebeln nachgeholfen usw. und<br />

so fort....Eines ergibt sich aus dem anderen,<br />

man muss nur achten, was die Bewohner<br />

uns mit ihren Bedürfnissen vorgeben und<br />

selber drauf reagieren.<br />

Woher all das benötigte Material nehmen?<br />

Eine Kostenexplosion trotz zunehmender<br />

Begeisterung vermeiden! Und auch<br />

hier passiert etwas sehr Interessantes. Die<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Wahrnehmung verändert sich ganz automatisch<br />

in Bezug auf Dinge, die wichtig<br />

werden und vorher bedeutungslos waren.<br />

Plötzlich erkennt man den Steinhaufen, an<br />

dem man schon so oft vorüber gekommen<br />

ist, als potenzielle Quelle. Das Abbruchhaus<br />

in der Nachbarsortschaft bekommt eine<br />

andere Bedeutung und ist ein möglicher<br />

Steinbruch. Vermodernde Stämme in einer<br />

feuchten Ecke auf einem Bauernhof sind<br />

bestes Totholz, wenn sie woanders in der<br />

Sonne liegen. Bei einer Straßenbauaktion<br />

fallen 30 Wurzelstöcke an, die jetzt die Hecke<br />

beleben. Überall ungenutztes Potenzial,<br />

welches in anderer Zusammenstellung<br />

Lebensraum schaffen könnte und auf eine<br />

neue Aufgabe wartet. Man muss nur die<br />

Augen offen halten und fragen.<br />

Auch auf der Reise hat man mehr gesehen,<br />

weil sich die Wahrnehmung verändert hat.<br />

DEN BLICK SCHÄRFEN, DAS KLEINE ERKEN­<br />

NEN, DAS UNBEDEUTENDE SCHÄTZEN. Hier<br />

ist ein toller Campingplatz, dort fließt ein<br />

Bächlein, aus dem man Wasser nehmen<br />

kann, dieser Käfer ist wunderschön....<br />

Im Hortus Insectorum stellen sich nach<br />

nur 3 Jahren, gerade bei Schmetterlingen<br />

und Wildbienen, sichtbare Erfolge ein und<br />

bestätigen den eingeschlagenen Weg. Die<br />

Vorgehensweise ist überraschend anders<br />

und doch so einfach, wenn man den Garten<br />

als einen kleinen Ausschnitt des allumfassenden<br />

Lebens betrachtet und beginnt<br />

die ökologischen Zusammenhänge zu verstehen<br />

und bereit ist einen anderen Weg zu<br />

gehen.<br />

Der Lohn ist ein Zustand, der am leichtesten<br />

beschrieben werden kann mit UMGE­<br />

BEN VON VIELFALT UND LEBEN. Und es ist<br />

eigentlich ein einfacher Weg...vom Start hin<br />

zum Ziel, ein sehr spannender Weg, der Erfüllung<br />

bringt und vor allem ein einfacher<br />

Weg … Danke zu sagen …<br />

Markus Gastl,<br />

D - Beyerberg-Ehingen.<br />

Natur- und Landschaftsführer.<br />

Privatgärtner, der<br />

gerade eine Arche Noah für<br />

Pflanzen und Tiere baut.<br />

www.hortus-insectorum.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 17


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Als Totholz wird stehendes oder liegendes<br />

abgestorbenes Holz bezeichnet. Das können<br />

ein einzelner Ast, ein abgestorbener<br />

Baum oder alle Übergänge dazwischen<br />

sein. Wer sich mit diesem Thema auseinandersetzt,<br />

wird irgendwann feststellen, wie<br />

paradox der Begriff „Tot“­Holz im Grunde<br />

ist, und das gleich in zweifacher Hinsicht.<br />

Denn auch lebendes Holz besteht zu einem<br />

Großteil aus bereits abgestorbenen, also<br />

toten Zellen. Das zentrale Kernholz ist sogar<br />

mausetot, hier befindet sich weit und<br />

breit keine einzige lebende Zelle. Ganz anders<br />

sieht es dagegen nach dem Absterben<br />

des Holzes aus. Ein Buffet der Spitzenklasse<br />

ist nun eröffnet, und sofort beginnt eine<br />

Besiedlung mit tausenden von verschiedenen<br />

Arten, die sich gegenseitig die Klinke in<br />

die Hand geben. In den Mulmhöhlen alter<br />

Eichen kann sich dieser spannende Prozess<br />

über Jahrhunderte hinziehen.<br />

Die lange Zeit von Ordnungsdenken und<br />

Gewinnoptimierung geprägte Forstwirtschaft<br />

hat Totholz weitgehend aus unseren<br />

Wäldern verbannt. Es galt als nutzlos, unordentlich,<br />

unästhetisch. Diese Brutstätte<br />

für „Schädlinge“ sollte das Angesicht einer<br />

durchorganisierten, schneidigen Fichtenmonokultur<br />

nicht beleidigen. Die Folgen für<br />

unsere Wälder waren fatal. Ein Auto ohne<br />

Treibstoff fährt nicht – logisch! Bei Wäldern<br />

scheint uns diese elementare Logik zu verlassen.<br />

Wir zapfen den Spitzentreibstoff für<br />

18 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Kulinarische Freuden<br />

– Speisepilzzucht<br />

im eigenen Garten<br />

Vom Umgang mit Totholz im Garten<br />

Wie aus morschem Holz<br />

neues Leben erwächst<br />

(Theoretischer Teil)<br />

alle Nährstoffkreisläufe im Ökosystem ab<br />

und wundern uns dann allen Ernstes, warum<br />

wir die Karre schieben müssen.<br />

Totholz ist in unseren Wäldern ähnlich<br />

unentbehrlich wie der Humus im Gemüsebeet.<br />

Alle im Verlauf eines Baumlebens<br />

aufgenommenen oder produzierten Stoffe<br />

werden außer in Blättern, Blüten und<br />

Früchten schwerpunktmäßig in Holz und<br />

Rinde gespeichert. Nach dem Absterben<br />

des Baumes leiten die holzabbauenden Organismen<br />

den Recyclingprozess ein, der zur<br />

Bildung von Holzmulm und schließlich von<br />

Humus führt. Viele Nährstoffe und Stickstoff<br />

sind in dieser Phase im Mycel der abbauenden<br />

Pilze gespeichert. Ein Kubikmeter<br />

Buchenastholz mit einem Gewicht von ca.<br />

750 Kilogramm enthält immerhin stolze 2,5<br />

Kilogramm Kalium, Magnesium und Calcium.<br />

Totholz speichert Feuchtigkeit, schafft<br />

Frühjahrsboten im Totholz –<br />

Die Gehörnte Mauerbiene<br />

günstige mikroklimatische Kleinräume,<br />

schützt Hänge vor Erosion und Lawinen, liefert<br />

ein optimales Keimbett für Baumkeimlinge<br />

und dient als Lebensraum für eine nahezu<br />

unerschöpfliche Artenvielfalt.<br />

Totholz lebt!<br />

Ausnahmslos jede Organismengruppe besitzt<br />

ihre Spezialisten im Totholz. Bei uns liegen<br />

die Pilze mit 1500 Arten in Führung, gefolgt<br />

von 1400 Käferarten. Auch die Vertreter<br />

der anderen Insektengruppen sind zahlreich<br />

vertreten, 1000 Fliegen­ und Mückenarten,<br />

Wespen, Wildbienen, Ameisen und viele<br />

andere. Der Schwarzspecht zimmert seine<br />

Wohnhöhlen in das Holz, auf der Liste potentieller<br />

Nachmieter stehen Höhlenbrüter,<br />

Fledermäuse, Bilche und Baummarder. Amphibien<br />

verbringen den Tag unter feuchten<br />

Stämmen, Reptilien genießen eine Etage<br />

höher die Annehmlichkeiten eines Biosolariums.<br />

Totholz bietet Wellness pur.<br />

Wer durch den Nationalpark Bayerischer<br />

Wald wandert, entdeckt noch einen weiteren<br />

reizvollen Aspekt von Totholz. Alte, von<br />

der Sonne gebleichte Baumruinen, bizarre<br />

Baumstrünke, malerische Flechtenbärte<br />

und ausgedehnte Moospolster, die die<br />

Form der darunterliegenden Stämme nur<br />

noch schwach erahnen lassen, bieten dem<br />

Betrachter eine Ästhetik der besonderen<br />

Art. Es ist eine urige, raue, herbe Schönheit,<br />

fern von Kuschelbär und Kindchenschema.


Sich auf diesen Anblick vorurteilsfrei einzulassen,<br />

gelingt möglicherweise erst auf den<br />

zweiten Blick. Aber Schönheit ist keine absolute<br />

Größe, sie liegt immer im Auge des<br />

Betrachters.<br />

Wäre es nicht ein Ansatz, diesen Anblick<br />

auch in unseren Naturgärten zu ermöglichen?<br />

Dieses Kombipaket aus ökologischem<br />

Nutzen und Ästhetik würde unsere<br />

Garten(t)räume bereichern. Wer dann auch<br />

noch Speisepilze auf Holzstämmen kultiviert,<br />

kann sogar noch eine kulinarische<br />

Komponente hinzufügen. Bitte bewahren<br />

sie aber Gelassenheit und Nachsicht, wenn<br />

ihr Nachbar den Anblick ihrer Totholzpyramide<br />

zunächst mit eher verhaltener Euphorie<br />

begrüßt.<br />

Die Verrottung von Totholz ist nichts für<br />

Hektiker! Das klassische Motto: „Gib mir Geduld<br />

– SOFORT!“ ist hier kontraproduktiv.<br />

Ein Naturgärtner, der täglich nach draußen<br />

stürmt, um nachzuprüfen, ob sein Eichenstamm<br />

bereits verrottet ist, stellt seine<br />

Frusttoleranz auf eine harte Probe. Unruhige<br />

Geister sollten ihren Schwerpunkt daher<br />

auf Weichhölzer wie Pappel, Weide oder<br />

Birke legen, ein Holzstoß aus Birkenscheiten<br />

verrottet fast schon im Zeitraffer und<br />

besänftigt das hastige Gemüt.<br />

Totholz lässt sich auf viele Weisen in unsere<br />

Gärten integrieren. Das beginnt mit dem<br />

Gartenzaun aus unbehandeltem Naturholz.<br />

Im Hinblick auf Langlebigkeit punkten hier<br />

Robinie, Eiche und Edelkastanie. Durch die<br />

UV­Strahlung wird das braune Lignin zersetzt,<br />

die zurückbleibende Zellulose gibt<br />

dem Holz die typische, filzig­weißgraue<br />

Oberfläche. Die Ansiedlung von Flechten<br />

beeinträchtigt die Haltbarkeit des Holzes<br />

nicht, Frühjahrsputzattacken mit Stahlbürste<br />

oder Dampfreiniger sind daher ein Akt<br />

barbarischer Willkür. Der klassische Reisighaufen<br />

ist ja bereits seit längerem ein „Muss“<br />

für ökologisch Aufgeschlossene. In Verbindung<br />

mit biologischem Stacheldraht in<br />

Form von Wildrosen oder Brombeeren bietet<br />

er Schutz für die Nester von Rotkehlchen,<br />

Heckenbraunelle und Zaunkönig. Ringelnatter,<br />

Erdkröte und Blindschleiche finden<br />

dort ihren Unterschlupf. Uneingeschränkte<br />

Herrscher des Reisighaufens sind aber die<br />

null­ bis vielbeinigen Vertreter der Wirbellosen:<br />

Schnecken, Würmer, Asseln, Spinnen<br />

und Insekten. Auch Wege können in ein<br />

Totholzkonzept einbezogen werden. Hackschnitzelwege<br />

sind leicht anzulegen, vor allem<br />

in Buchen­ und Eichenholz entwickeln<br />

sich zahlreiche Käferarten. Eine Nutzung<br />

schadet dabei nicht, im Substrat eines stark<br />

besuchten Londoner Parks fanden sich 1999<br />

bei der Neuanlage eines 20 Zentimeter tiefen<br />

Hackschnitzelweges sage und schreibe<br />

750 Hirschkäferlarven. Mitten in der Großstadt!<br />

Ein Holzstapel kann auch einmal dem<br />

Verfall überlassen werden, in sonnigen und<br />

schattigen Bereichen des Gartens stellt sich<br />

ein unterschiedliches Artenspektrum ein.<br />

Die Idee für Totholzpyramiden, bei denen<br />

unterschiedlich hohe, senkrecht stehende<br />

Stämme ca. einen Meter tief im Boden vergraben<br />

werden, stammt ursprünglich von<br />

dem deutschen Förster Ernst Tochtermann.<br />

Er rief ein Projekt zum Schutz des Hirschkäfers<br />

ins Leben. Natürlich profitieren auch alle<br />

anderen Totholzbewohner von dieser Maßnahme.<br />

„Käferbeete“ sind ein vertrauter Anblick<br />

in den wildlife­gardens Englands. Ein<br />

Sammelsurium an Stämmen wird auf den<br />

Erdboden gelegt und teilweise auch eingegraben,<br />

hier ist Vielfalt Trumpf. Im Schatten<br />

können die Zwischenräume mit typischen<br />

einheimischen Waldpflanzen gefüllt werden.<br />

Für Pragmatiker bietet sich die Zucht<br />

von Speisepilzen an. Die Stämme werden<br />

mit dem unter sterilen Bedingungen kultivierten<br />

Myzel (zahlreiche Lieferanten im<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Internet) angeimpft. Nachdem der Pilz das<br />

Holz komplett durchwachsen hat, bildet er<br />

seine Fruchtkörper, die mehrere Jahre lang<br />

geerntet werden können. Um ausreichend<br />

Feuchtigkeit zu gewähren, werden die<br />

Stämme teilweise im Boden eingegraben.<br />

Was spricht gegen eine Totholzpyramide<br />

aus mehreren Stämmen mit verschiedenen<br />

Pilzarten? Totholz bietet wirklich für jeden<br />

etwas. Gönnen wir ihm seine Chance in unseren<br />

Gärten!<br />

Literatur:<br />

Werner David (2010):<br />

Lebensraum Totholz – Gestaltung und<br />

Naturschutz im Garten, Pala­Verlag<br />

(s. Literaturtipps)<br />

Kreative Bildbearbeitung<br />

aus<br />

Naturgärtnerhand<br />

Die Bearbeitung der<br />

Fotos für den Rundbrief<br />

liegt nun schon<br />

seit geraumer Zeit<br />

in meinen Händen, seit diesem Jahr biete<br />

ich meine Fähigkeiten als Bildbearbeiter<br />

nun auch „offiziell“ an. Ich befreie Eure<br />

Fotos aus ihrem grauen Aschenputteldasein<br />

und optimiere sie für Websites,<br />

Powerpoint­Präsentationen, Flyer, Veröffentlichungen,<br />

Bücher oder Eure ganz<br />

persönlichen Zwecke. Außerdem biete<br />

ich ein Fotoarchiv zum Thema <strong>Naturgarten</strong><br />

und Online­Unterricht in Adobe Photoshop<br />

an, damit Ihr wesentliche Bearbeitungsschritte<br />

künftig selbst durchführen<br />

könnt. Alle wesentlichen Informationen<br />

inklusive Preisen und zahlreichen Beispielbildern<br />

findet Ihr auf meiner Website:<br />

www.bauches­lust.de<br />

Werner David, D - Erding<br />

Biologe, Buchautor, Bildbearbeiter und <strong>Naturgarten</strong>-Kabarettist.<br />

wernerimweb@web.de.<br />

www.bauches-lust.de/photoshop/index.php<br />

www.bauches-lust.de/naturgarten/index.php<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 19


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

20 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Vom Umgang mit Totholz im Garten<br />

Wie aus morschem Holz<br />

neues Leben erwächst<br />

(Fotos aus der Gartenpraxis)<br />

Nisthilfen können nicht groß genug gebaut werden. Bei richtigem Standort (Trockenheit, S-SO) und abgelagerten Hölzern (Laub-/Harthölzer) stellen sich<br />

viele Wildbienenarten, Goldwespen, Wollschweber, Schlupfwespen, Spinnen u.a. ein. Die blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) kommt in den warmen Flusstälern<br />

Süddeutschlands vor und ist sehr anspruchsvoll bei der Wahl des Nistholzes (Lage und Qualität). Sie nagt ein bis mehrere Gänge in sonnige, trockene,<br />

mürbe (nicht morsche) Hölzer. Osmia cornuta, die Gehörnte Mauerbiene, lebt gern in Siedlungsräumen und nistet in vorhandenen Hohlräumen (Bohrlöcher<br />

in Holzstämmen, hohlen Pflanzenstängeln).<br />

Totholz gehört in Stadt – Land – Fluss und Garten ist die Kernaussage unseres<br />

Vortrages. Mit diesen Fotos möchten wir alle LeserInnen für das Thema<br />

Totholz begeistern. Damit es häufiger und in größerem Umfang Einzug hält<br />

in eure (Kunden)Gärten.<br />

Holzhäckselwege, Totholzhaufen, Totholzstapel, Holzmieten sind Lebensräume<br />

für Zauneidechsen, Blindschleichen, Käfer u.a. Tiere. Totholz<br />

kann als wilder Haufen (Reisig-, Totholzhaufen) oder etwas ordentlicher als<br />

Stapel und (Eichen)Pyramide aufgeschichtet werden.<br />

Schilder, Zäune, Tore sind dekorative Gestaltungselemente, vielfältig, individuell,<br />

Platz sparend sowie für jeden Standort, Zweck und Geldbeutel geeignet.<br />

Sie wecken unser Interesse an dem, was sich dahinter verbirgt. Faltenwespen<br />

(z.B. Hornissen und Wespen) sammeln Holzfasern, mischen sie<br />

mit Speichel und bauen daraus an dunklen Orten ihre Nester.<br />

Totholzbeete sind unordentliche Elemente oder (gestaltete) Lebensräume<br />

für Pflanzen, Tiere, Menschen? Hirschkäfer legen ihre Eier an die Wurzeln<br />

älterer Eichen, seltener an Buchen, Weiden oder Linden ab. Die Balkenschröterlarve<br />

entwickelt sich im morschen Holz von Laubbäumen.


Pfosten + Rankhilfen sind einfache, leicht zu<br />

bauende Gartenelemente. Ein junger Waldkauz<br />

fixiert seine ersten Beutetiere. Als „Hochsitz“ dient<br />

ihm eine unbehandelte Holzharpfe.<br />

Strukturvielfalt im <strong>Naturgarten</strong> ist ein<br />

häufig verwendeter Begriff, gern assoziieren<br />

wir diverse Baumaßnahmen (meterlange<br />

Trockenmauern) und käufliche Baumaterialien<br />

wie Sand, Schotter und Kies<br />

damit. Ein Blick in die <strong>Naturgarten</strong>bücher<br />

und in die Praxis zeigt: Einheimische Wildpflanzen,<br />

Natursteine und unbehandelte<br />

Hölzer haben ihren festen Platz im <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Edelkastanie, Lärche, Stiel­ und<br />

Traubeneiche, Robinie, Buche, Douglasie<br />

u.a. werden im <strong>Naturgarten</strong>bau gern<br />

für Zäune, Schwimmteiche, Holzdecks<br />

etc. verwendet. Bergahorn, Feldahorn,<br />

Esche, Erle und Weichhölzer werden dagegen<br />

seltener oder gar nicht eingesetzt.<br />

Die meisten Menschen, die mit oder aus<br />

Spielelemente. Bei statisch tragenden, anspruchsvollen<br />

Konstruktionen sind konstruktiver<br />

Holzschutz und dauerhafte Hölzer (z.B. Eiche,<br />

Robinie) wichtig. Bei allen anderen Spielelementen<br />

(z.B. Balancier- und Sitzstämmen) können alle<br />

beschaffbaren einheimischen Hölzer verwendet<br />

werden (z.B. Obstbäume, Kiefer). Totholz in Lebens-<br />

und Spielräumen unserer Kinder ermöglicht<br />

Naturbeobachtungen und lädt zum Sitzen, Balancieren,<br />

Klettern, Rutschen und Verstecken ein.<br />

Holz etwas im Garten gestalten, wünschen<br />

sich eine lange Haltbarkeit der<br />

mühsam errichteten Bauwerke (Holzarten,<br />

konstruktiver Holzschutz).<br />

Frage an die LeserInnen:<br />

Welchen (Stellen)Wert räumen wir<br />

„toten“ Hölzern ein?<br />

Vielleicht versuchen wir deshalb, dem natürlichen<br />

Zersetzungsprozess entgegen<br />

zu wirken und Bauwerke für die Ewigkeit<br />

zu bauen, weil Holz uns an unsere eigene<br />

Vergänglichkeit erinnert?<br />

Totholz ist ein natürlicher, kostenloser<br />

Bestandteil unserer Gärten und unserer<br />

Landschaft und im Gegensatz zu Steinen<br />

überall vorhanden. Bisher führte es meistens<br />

ein Schattendasein in der hinterletzten<br />

Gartenecke, verborgen durch Sträucher,<br />

Ranken, Kletterpflanzen. Totholz<br />

kann jedoch mehr: Es ist ein wunderschönes,<br />

vielseitig einsetzbares Gestaltungselement,<br />

verändert Perspektiven und es<br />

ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen.<br />

Gartenmöbel + dekorative Elemente.<br />

(Tot)Holz regt unsere Fantasie an und ich wünsche<br />

uns mehr Mut zum Naturbaustoff Totholz.<br />

Auch Weichhölzer mit kürzerer Haltbarkeit sind<br />

sehr gut geeignet (Hartriegel, Haselnuss, (Korb)<br />

Weide, Kiefer, Fichte, Tanne …). Totholz macht<br />

aus jedem Garten einen individuellen Garten.<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Pflanzen, Flechten + Tiere –Totholz lebt. Eine Bilderreise<br />

mit Musik, leider nur für die Zuhörer der<br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>.<br />

Habitatbäume (Biotopbäume, Baumruinen)<br />

sind alte, abgestorbene (Obst)Bäume und sollten<br />

komplett, mindestens aber mit unterem Stammabschnitt<br />

und Wurzel im Garten stehen bleiben<br />

dürfen. Beispielsweise bauen Ameisen und etwa<br />

550 Käferarten in den Mulmhöhlen alter Weiden<br />

ihre Nester. Auch Flechten wachsen gern und<br />

langsam auf Totholzbäumen, da sie hier nicht<br />

mit dem Blätterdach um den Wachstumsfaktor<br />

Licht konkurrieren müssen.<br />

Dipl.- Ing. agr. Kerstin<br />

Lüchow, D - Heilbronn.<br />

Begeisterte Naturgärtnerin,<br />

Vorstand und Geschäftsstelle<br />

<strong>Naturgarten</strong>.<br />

kerstinluechow@web.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 21


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Heimische Mischpflanzungen<br />

Erste Erfahrungen aus der Praxis<br />

Mischpflanzungen allgemein<br />

Es gibt inzwischen über drei Dutzend verschiedene<br />

Mischpflanzungen fürs öffentliche<br />

und private Grün, u.a. von Wolfram<br />

Kircher (Bernburg), Philipp Schönfeld (Veitshöchheim),<br />

Martina Föhn (Wädenswil), Cassian<br />

Schmidt (Weinheim), Cornelia Pacalaj<br />

(Erfurt), Michael Simonsen (Dresden) etc.<br />

Überblick auf www.perennemix.de oder<br />

www.durchgeblüht.de<br />

Sehr erfolgreiches Prinzip, denn<br />

1. ohne detaillierte Artenkenntnis zu<br />

pflanzen und zu pflegen<br />

2. sehr pflegeleicht und damit kostengünstig<br />

Begrüßenswert, denn gerade im öffentlichen<br />

Grün befinden sich artenreiche und<br />

ästhetisch ansprechende Staudenpflanzungen<br />

seit Jahrzehnten auf dem Rückzug.<br />

22 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Heimische Mischpflanzungen<br />

Auf dem Markt sehr viele Zusammenstellungen<br />

mit exotischen, nicht­heimischen<br />

Arten, am meisten heimische Arten hat<br />

noch ´Silbersommer´. Momentan keine<br />

heimischen mehr im Gebrauch, die wenigen<br />

von Prof. Dr. Wolfram Kircher (Fachhochschule<br />

Bernburg in Sachsen­Anhalt)<br />

entwickelten Mischungen mit heimischen<br />

Arten beziehen sich speziell auf den östlichen<br />

Harz und sind für einen bundesweiten<br />

Einsatz zu regional zugeschnitten. Deshalb<br />

wurde 2008 mit zwei neuen Mischpflanzungen<br />

für das ganze Bundesgebiet ein<br />

zweiter Anfang gemacht.<br />

PrINzIPIEN<br />

1. Schwerpunkt heimische Arten<br />

Anteil in den beiden Mischungen etwa 90 %<br />

Wildpflanzen Deutschlands. Wildpflanze<br />

<strong>Naturgarten</strong> Blütensteppe rot-weiß im 2. Jahr<br />

Deutschlands ist definiert nach dem aktuellen<br />

Bildatlas der Farn­ und Blütenpflanzen<br />

Deutschlands von Haeupler und Muer.<br />

Schwerpunkt sind indigene und archäophytische<br />

Arten, dazu kommen neophytische<br />

Arten, aber keine potentiell invasorischen.<br />

2. Die Grundkonzeption ist<br />

rein heimisch ohne Sorten<br />

Dazu gibt es je eine Variante mit Sorten.<br />

Sorten von heimischen Wildpflanzen können<br />

aus ästhetischen Gründen verwendet<br />

werden, sofern es sich um fertile, genetisch<br />

durch Aussaat sich vermehrende Arten<br />

handelt, also Mutationen von heimischen<br />

Wildarten.<br />

3. Maximal 10 % nicht-heimische Arten<br />

Aus Gründen der Struktur und Textur der<br />

Pflanzung sind wenige, nicht­invasorische


Arten angebracht. Es wird aber für diese in<br />

der rein heimischen Variante möglicher heimischer<br />

Ersatz genannt.<br />

4. Gleichzeitig Pflanzungen<br />

und Ansaaten<br />

Die Substrate werden so gebaut, dass<br />

gleichzeitig Ansaaten von Pionierarten<br />

(Ein­, Zweijährige) und Stauden in den Lücken<br />

möglich sind. Das ist ein Hauptunterschied<br />

zu konventionellen Mischpflanzungen,<br />

bei denen es keine Ansaaten gibt.<br />

5. Prinzip Nachhaltigkeit<br />

Die verwendeten Pflanzungen und Ansaaten<br />

sollen sich vegetativ oder generativ<br />

vermehren können, um über möglichst<br />

lange Zeiträume erfolgreiche, ästhetisch<br />

ansprechende, kostengünstige und pflegeleichte<br />

Mischpflanzungen zu ergeben.<br />

Maßnahmen zur Substrat-Herstellung<br />

Beide Mischungen sind für magere, trockene<br />

Standorte konzipiert, z. B. für Verkehrsinseln,<br />

Straßenränder und ähnliche mineralische<br />

oder Rohbodenstandorte.<br />

Oft sind solche Standorte bauseits durch<br />

den Wegebau bereits vorhanden, wodurch<br />

folglich keine zusätzlichen Maßnahmen getroffen<br />

werden müssen, so dass Punkt 1+2<br />

wegfallen. Immer aber auf unkrautfreie Böden<br />

achten, sonst funktionieren die Rezepte<br />

garantiert nicht.<br />

1. Oberboden ca. 15 cm tief entfernen,<br />

dabei alle Wurzelunkräuter wie Quecke<br />

noch tiefer ausgraben und vollständig<br />

jäten.<br />

2. Auffüllen durch 15 cm mineralische Baustoffe<br />

wie Kies, Schotter, Recyclingbruch.<br />

Wichtig für die Ansaat ist eine Korngrößenverteilung<br />

mit Nullanteil, etwa 0/22,<br />

0/26 oder 0/32 mm. Auch Sand 0/4 mm<br />

ist geeignet, allerdings basieren die Vorschläge<br />

auf kalkreicheren Substraten. Es<br />

muss also ein kalkreicher Sand sein.<br />

3. Einarbeiten mit Rechen oder Misthacke<br />

von ca. 2 cm sterilisiertem Grünschnittkompost<br />

mit Gütesiegel (www.kompost.<br />

de) in die oberen 2­3 cm.<br />

4. Bepflanzung und Einsaat mit den <strong>Naturgarten</strong>­Blütensteppe­Varianten.<br />

Artenlisten<br />

Aktuelle Artenlisten, Bilder und Erfahrungen<br />

auf: www.reinhard­witt.de. unter Aktuelles.<br />

Und hier die genaue Linkadresse:<br />

www.naturgartenplaner.de/service/staudenmischpflanzungen/<br />

Vergleich konventionelle –<br />

heimische Mischpflanzungen<br />

Im direkten ästhetischen Vergleich punkten<br />

konventionelle und heimische Mischpflanzungen<br />

von Frühling bis Frühsommer etwa<br />

gleich gut. Danach sehen konventionelle<br />

Mischpflanzungen, vor allem nach dem<br />

Hochsommer, meist besser aus, da sie attraktivere<br />

Sorten auch von Spätsommer­<br />

und Herbstblühern erhalten. Dies kann<br />

zumindest teilweise durch eine Hochsommermahd<br />

bei den heimischen Mischungen<br />

vermindert werden.<br />

Nachhaltige erste Erfahrungen<br />

Seit Veröffentlichung im Jahr 2008 wurden<br />

die beiden Mischpflanzungen in allen Varianten<br />

(nur heimisch oder heimisch mit<br />

Sorten) an verschiedensten Standorten in<br />

Hessen und Bayern gepflanzt. Aus diesen<br />

Pilotprojekten gewonnen Erkenntnisse gingen<br />

sofort in die Artenlisten ein, die ständig<br />

verändert und weiter entwickelt wurden.<br />

<strong>Naturgarten</strong> Blütensteppe blau-weiß-gelb im 3. Jahr<br />

Konventionelle Staudenmischpflanzungen<br />

zeichnen sich durch große Einheitlichkeit<br />

und Vorhersagbarkeit aus. Sie kommen in<br />

der Regel genau so, wie bestellt und gepflanzt.<br />

Doch weil viele Sorten nicht so<br />

fertil sind, um sich ausreichend reproduzieren<br />

zu können, weil sie stärker altern und<br />

einige Kulturarten/Sorten ausfallen, nimmt<br />

ihre Qualität und Schönheit mit den Jahren<br />

ab. Das ist ein Nachteil.<br />

Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Bei heimischen Mischpflanzungen ist das<br />

geradezu gegenteilig. Sie zeigten sich an<br />

keinem der Standorte gleich. Individuelle<br />

Unterschiede der Pflanzengruppierung,<br />

der Böden und auch der Pflege führten<br />

trotz gleicher Ausgangsbasis sehr schnell<br />

zu unterschiedlichen Ergebnissen. Jeder<br />

Standort entfaltete sein eigenes Bild. Dies<br />

wurde besonders durch die Einsaaten von<br />

Einjährigen und Stauden in die Pflanzlücken<br />

bedingt, die eine große anfängliche<br />

Schönheit und erlebbare Dynamik in die<br />

heimischen Mischpflanzungen bringen.<br />

Durch sie und die Aussaat und Verbreitung<br />

der fertilen gepflanzten Stauden, aber auch<br />

durch die Sukzession der ganzen Pflanzengemeinschaft<br />

veränderte sich das Bild noch<br />

stärker. Keine Mischpflanzung ist bei identischer<br />

Anfangsrezeptur einer anderen vergleichbar.<br />

Das ist kein Nachteil, sondern ein<br />

großer Vorteil, da die heimischen Stauden<br />

in der Lage sind, sich eigenständig zu vermehren<br />

und so eine jeweils standortspezifische<br />

Entwicklung nehmen. Ich halte fest:<br />

Heimische Mischpflanzungen entwickeln<br />

sich vielfältiger als konventionelle!<br />

Wiewohl diese Erkenntnisse noch temporär<br />

und vorläufig sind, wird folgendes für die<br />

Zukunft erwartet: Heimische Mischpflanzungen<br />

sollten in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />

besser abschneiden als konventionelle<br />

Pflanzungen, von denen manche aus ästhetischen<br />

Gründen nach einigen Jahren schon<br />

wieder neu angelegt werden müssen. Aus<br />

den hier vorgestellten Mischungen können<br />

sich hingegen langfristig erfolgreiche, kos­<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 23


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Eingesäte Wiesenschlüsselblume als Lückenfüller der<br />

Staudenmischpflanzung im 3. Jahr.<br />

Ab dem dritten Jahr machen sich Gräser bemerkbar.<br />

Hier umspielt Wimperperlgras Goldschafgarben.<br />

ten­ und zeitsparende Trockenstandorte<br />

entwickeln.<br />

Pflege<br />

Die Mischungen müssen nur einmal jährlich<br />

mit Balken oder Fadenmäher gemäht<br />

werden. Das Mähgut darf nicht liegen<br />

bleiben. Halbgehölze wie Salbeiarten sind<br />

von der Mahd auszusparen. Nur in schneereichen<br />

Regionen sollte eine Herbstmahd<br />

erfolgen, ansonsten ist der Winterstand<br />

der trockenen Stauden und Gräser bis zum<br />

Austrieb der Zwiebeln im Februar/März/<br />

April zu bevorzugen. Manche Kommunen<br />

mähen dennoch zweimal. Die Mahd Ende<br />

Juli sorgt für eine ansprechende Zweitblüte<br />

ab September, die zweite Mahd erfolgt<br />

dann zwischen Oktober und März/April.<br />

Bezugsquellen – wer macht mit?<br />

Stauden und Saatgut in Bioqualität unter<br />

www.naturgarten­fachbetriebe.de. Bei<br />

www.durchgeblueht.de kann man die Sor­<br />

24 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

tenvariante beider Mischpflanzungen als<br />

Komplettpaket quadratmeterweise bestellen.<br />

Zurzeit noch ohne Zwiebeln und das<br />

elementar wichtige Saatgut.<br />

Wir brauchen noch viel mehr Flächen und<br />

Erfahrungen. Bitte pflanzen auch Sie ihre<br />

erste heimische Mischpflanzung und lassen<br />

mich an den Ergebnissen teilnehmen!<br />

Danksagung<br />

Für die Beratung bei der Konzeption der<br />

Mischungen bedanke ich mich bei Cassian<br />

Schmidt und Till Hofmann vom Schau­ und<br />

Sichtungsgarten Hermanshof in Weinheim,<br />

Martina Föhn von der Hochschule Wädenswil,<br />

Fachbetrieb für Naturnahe Grünplanung<br />

Thomas Pecher aus Waldkraiburg.<br />

Des Weiteren gebührt Dank für Kooperation<br />

und Hilfe Prof. Dr. Wolfram Kircher von<br />

der Fachhochschule Bernburg und Dr. Philipp<br />

Schönfeld von der Landesanstalt für<br />

Wein­ und Gartenbau Veitshöchheim.<br />

Eingesäter Steppensalbei als Lückenfüller im 3. Jahr<br />

Die Zwiebeln beginnen sich auszubreiten.<br />

Blaue Anemonen zwischen Wildtulpen und Traubenhyazinthen.<br />

Buchtipps<br />

p Henning Haeupler und Thomas Muer:<br />

Bildatlas der Farn­ und Blütenpflanzen<br />

Deutschlands. Alle 4200 Pflanzen in<br />

Text und Bild. 2. Auflage, Ulmer Verlag,<br />

Stuttgart 2007.<br />

p Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen<br />

und Ansaaten. Kräuter, Stauden und<br />

Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich<br />

gärt nern.<br />

Bezug über: www.reinhard­witt.de<br />

Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />

Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />

naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de


Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />

Europäischer Laubfrosch<br />

(Hyla arborea) Europäischer Laubfrosch<br />

(Hyla arborea) – Männchen in<br />

Vom Laubfroschprojekt zum <strong>Naturgarten</strong><br />

Garten- und Landschaftsentwicklung<br />

für ein sehr persönliches Wiederansiedlungsprojekt<br />

Der Vortrag enthält die folgenden Inhalte.<br />

Sie werden kurz dargestellt und mit – teilweise<br />

persönlichen – Anmerkungen ergänzt.<br />

Projektbeschreibung:<br />

Die wichtigsten Schritte<br />

1. Motivation<br />

2. Bestände in der Region<br />

3. Biologie des Laubfrosches<br />

4. Lebensräume<br />

5. Ursachen seines Verschwindens<br />

6. Projektdurchführung – Biotopentwicklung<br />

7. Projektentwicklung – erste Generationen<br />

8. Projektdurchführung – Wiederansiedlung<br />

9. Gefährdungen<br />

10. „Projekt­Splitter“<br />

11. Ökologische Nischen<br />

12. Fazit<br />

13. Natur zum Erleben – Erlebnisgarten<br />

14. Bilder für die Seele – <strong>Naturgarten</strong>,<br />

Schönheit gestalteter Lebensräume –<br />

nicht nur gut für den Laubfrosch<br />

15. Filmsequenz Laubfrösche im <strong>Naturgarten</strong><br />

Warum macht jemand so einen riesigen<br />

Aufwand um so einen kleinen Frosch?<br />

Diese Frage wird zu Beginn des Referates<br />

kurz beantwortet. Die Bestände in der Re­<br />

Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) –<br />

braun-graue Situations-Farbe<br />

gion und die Biologie des Laubfrosches<br />

werden anschließend kurz dargestellt. Anschließend<br />

erfolgt die Beschreibung der<br />

Projektentwicklung. Sie ging aus von der<br />

zunächst theoretischen Auseinandersetzung<br />

mit den Ursachen des Verschwindens<br />

dieser heimischen Amphibienart. Die Analyse<br />

der vorgegebenen Umgebungssituation<br />

und die Möglichkeiten und Bedingungen<br />

für eine hinreichende Biotopentwicklung<br />

schlossen sich an. Dabei wurden Ist­ und<br />

Sollsituationen miteinander verglichen, so<br />

dass genaue Entwicklungsziele festgelegt<br />

und beschrieben werden konnten. Ebenfalls<br />

vorab berücksichtigt werden mussten<br />

die historischen und rechtlichen Aspekte<br />

dieses Projektes.<br />

Im weiteren Verlauf der Darstellungen<br />

werden die einzelnen Schritte der Projektentwicklung<br />

vorgestellt: Analyse der noch<br />

vorhandenen Strukturen, Entwicklung der<br />

drei unterschiedlichen Lebensräume, Aufteilung<br />

des Ansiedlungsgebietes in drei<br />

Teilzonen, Absprachen mit Nachbarn, usw.<br />

Die Entwicklung der ersten und der folgenden<br />

Laubfroschpopulationen sowie viele<br />

„Erfahrungssplitter“ werden dann beschrieben.<br />

Sie weisen bereits auf ein erstes Fazit<br />

hin, dass es nämlich schnell und einfach<br />

geht, gedankenlos die Schätze der Natur zu<br />

zerstören, dass es aber ein unsagbar müh­<br />

Balzstimmung bei Nacht<br />

sames und aufwändiges Unternehmen ist,<br />

wieder herzurichten, was verloren gegangen<br />

ist – wenn das überhaupt geht.<br />

Die Darstellung endet mit einem Rückblick<br />

und Ausblick für das Projekt. Gefährdungssituationen<br />

und Grenzen des Projektes werden<br />

beschrieben. Aber auch die ästhetische<br />

Seite soll hier – wie auch immer wieder zwischendurch<br />

– sichtbar werden.<br />

Hier liegt dann die Verknüpfung zur <strong>Naturgarten</strong>idee:<br />

Naturgestaltungen und ökologische<br />

Absichten lassen sich problemlos<br />

miteinander verbinden, wenn sich ein<br />

Grundwissen über ökologische Zusammenhänge<br />

und Gestaltungswünsche begegnen<br />

und eine gleichberechtigte Einheit bilden.<br />

Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />

Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />

20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />

Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />

Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />

kalleniehus@gmx.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 25


Offene Bühne<br />

Die Traumstraße der Welt:<br />

Die Panamericana<br />

Gezeichnet von der Anstrengung<br />

auf der Piste (Wind, Kälte, lange<br />

einsame Strecken)<br />

26 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Wenn hier die Sonne scheint, kann<br />

man die Araukarien und Chile so<br />

richtig genießen.<br />

Regen und Temperaturen<br />

nie unter null Grad<br />

ermöglichen eine spektakuläre<br />

Vegetation<br />

In höheren Lagen<br />

kann der Regen<br />

schnell in Schnee<br />

über gehen und<br />

nichts geht mehr<br />

oder muss doch<br />

gehen.<br />

Patagonien ist Schafland (nur<br />

karges Gras wächst in der Steppe).<br />

Überfahre ein Schaf und das<br />

Fleisch gehört dir (die Wolle war<br />

das Wertvolle und ist heute nichts<br />

mehr wert, wer trägt auch noch<br />

Wollpullis?)<br />

Zweieinhalb Jahre auf Entdeckung durch<br />

den amerikanischen Doppelkontinent mit<br />

dem Rad. Schönheiten der Landschaft, Begegnungen<br />

mit Tieren und Kontakte mit<br />

den unterschiedlichsten Menschen. Kann<br />

man so etwas planen? Oder soll man ganz<br />

einfach den Rhythmus der Zeit suchen und<br />

wiederfinden. WAS bleibt am Ende außer<br />

unglaublichen Erinnerungen? Ich möchte<br />

mit meinen Bildern zeigen, warum die<br />

Panamericana ihren Namen verdient hat<br />

und warum eigentlich jeder einmal sich das<br />

Große vornehmen sollte, um dabei das Kleine<br />

zu entdecken.<br />

Eindrücke und Momente und ein wenig<br />

über den Alltag auf einer solchen Reise, die<br />

die Einfachheit des Lebens und des Seins<br />

zeigte:<br />

Markus Gastl,<br />

D - Beyerberg-Ehingen.<br />

Natur- und Landschaftsführer.<br />

Privatgärtner, der<br />

gerade eine Arche Noah für<br />

Pflanzen und Tiere baut.<br />

www.hortus-insectorum.de


Neue regionalgruppe in Berlin-Brandenburg und<br />

neue Fotos vom Brandenburgischen Naturteich<br />

Ein Wassergrundstück in der Großstadt Berlin<br />

Vogelgesang mitten im Hörsaal der Bildungsstätte<br />

Dr. Uwe Westphal überraschte das Publikum<br />

mit einem ganz besonderen<br />

„Wunschkonzert“: Er zeigte sein Ausnahmetalent<br />

als Vogelstimmen­Imitator und<br />

gab auf Zuruf die Gesänge heimischer<br />

Singvögel wie Rotkehlchen, Feldlerche<br />

und Gartenrotschwanz wieder, er tschilpte<br />

wie eine ganze Spatzenschar, trommelte<br />

mit seiner Kehle wie ein Specht<br />

und erfüllte auch ausgefallene Wünsche<br />

wie die Stimmen von Rohrdommel,<br />

Brachvogel oder Ziegenmelker. Für wen<br />

Vogelstimmen immer noch ein Buch mit<br />

sieben Siegeln sind, dem sei das neue<br />

Buch „Grundkurs Vogelstimmen“ empfohlen,<br />

das Uwe Westphal zusammen mit<br />

Prof. Hans­Heiner Bergmann verfasst hat<br />

(s. Literaturtipps).<br />

Uwe Westphal mit Spatz in eine<br />

Unterhaltung vertieft<br />

Offene Bühne<br />

Vorweg eine Einladung der entstehenden<br />

Regionalgruppe Berlin­Brandenburg:<br />

Es wird ein erstes Regionalgruppen­Treffen<br />

am 15. Mai <strong>2011</strong> im <strong>Naturgarten</strong> von Herrn<br />

Günther in Märkisch Heide geben. Wir werden<br />

vor allem die selbst gebaute, kleine<br />

Moorlandschaft besichtigen. Information<br />

hierzu bei Renate Froese­Genz: info@naturgarten­potsdam.de.<br />

Anschließend zeigen ein paar Fotos, wie<br />

schön sich die Wildstauden­Pflanzungen an<br />

den neu gebauten Naturschwimmteichen<br />

im Laufe des Folgejahres entwickelt haben.<br />

Die „Matsch­„ und „Sandriesel­Zeiten“ sind<br />

Vergangenheit.<br />

Renate Froese-Genz, D - Potsdam.<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e. V., Fachbetrieb für<br />

Naturnahes Grün (Naturnahe Planung),<br />

Tel. 0331-5838111, info@naturgarten-potsdam.de<br />

Dr. Uwe Westphal aus D - Seevetal<br />

ist Diplom-Biologe und Fachzeitschriftenredakteur.<br />

Nach langjähriger hauptamtlicher<br />

Tätigkeit im Naturschutz arbeitet er heute als<br />

freier Publizist und Textdienstleister. Er hat<br />

mehrere Sach- und Fachbücher sowie zwei<br />

Audio-CDs veröffentlicht. Seit 1978 leitet<br />

er naturkundliche Exkursionen und Seminare<br />

und ist einem breiten Publikum durch<br />

seine Auftritte als Vogel- und Tierstimmen-<br />

Imitator in Funk und Fernsehen bekannt. Von<br />

Kindesbeinen an beschäftigt er sich mit der<br />

einheimischen Flora und Fauna und bemüht<br />

sich seit Jahren darum, die <strong>Naturgarten</strong>idee in<br />

Theorie und Praxis zu verbreiten.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.westphal-naturerleben.de<br />

www.westphal-textdienst.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 27


Offene Bühne<br />

Wildblumensäume –<br />

Multitalente in <strong>Naturgarten</strong> und Landschaft<br />

Ein Plädoyer!<br />

Früher waren sie überall: Am Wegrand,<br />

vor Hecken und Baumreihen, als Feldrain<br />

oder am Waldrand. Immer anders und wie<br />

es scheint „zufällig“ zusammengewürfelt,<br />

zu jedem Standort passend, und immer<br />

Wildblumen­bunt. Die Rede ist von Wildblumensäumen,<br />

pflanzensoziologisch auch<br />

Saumbiotope genannt: Ein staudiger Vegetationsbestand,<br />

der sich typischerweise an<br />

Stellen bildet, wo zwei verschiedene Lebensräume<br />

aneinanderstoßen. Heute werden<br />

solch gut strukturierte, bunte Säume<br />

immer seltener und fallen oft der Übernutzung,<br />

Überdüngung, übertriebenen Pflege<br />

zum Opfer.<br />

Wie ein ganzer Blumenladen:<br />

So schöne Wegraine werden immer seltener<br />

Die Landschaft, die Vorgärten, die Grünanlagen<br />

werden tatsächlich immer grüner<br />

und damit fehlt nicht nur die Farbe und<br />

die Freude am Betrachten, sondern auch<br />

vielfältige ökologische Funktionen gehen<br />

verloren.<br />

Dabei sind Blumensäume besonders für uns<br />

Naturgärtner unverzichtbar. Egal ob schattig<br />

oder besonnt, nährstoffreich oder kargtrocken<br />

– für jede Stelle gibt es den passenden<br />

Saum. Sie sind pflegeleicht, werden im<br />

Gegensatz zu Staudenpflanzungen einmal<br />

pro Jahr gemäht, entwickeln sich rasch und<br />

bleiben über lange Jahre schön. Da Säume<br />

i.d.R. angesät werden, meinetwegen auch<br />

mit einer zusätzlichen Initialpflanzung von<br />

wenigen Stauden für die Blüte im ersten<br />

Jahr versehen, sind sie meist kostengünstig<br />

28 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

zu haben. Da bietet der <strong>Naturgarten</strong>fachhandel<br />

viele erprobte Mischungen feil, es<br />

lohnt sich auf jeden Fall, verschiedene Anbieter<br />

und Saummischungen auszuprobieren,<br />

da jeder seine Spezialitäten entwickelt<br />

hat. Wie zum Beispiel die Blumenhecke Sylphe<br />

von Hof Berggarten, die als Hochstaudenhecke<br />

echt Platz braucht, zu meiner<br />

Verblüffung aber auch schon auf 1,5 qm als<br />

Raumteiler prächtig funktioniert hat.<br />

Blumenhecke Sylphe hat das Zeug<br />

zum Raumteiler<br />

Oder der Wildbienen­ und Schmetterlingssaum<br />

von Rieger­Hofmann, der seinem<br />

Namen alle Ehre macht, besonders in der<br />

alten Zusammensetzung mit Disteln, die<br />

auf Anfrage immer noch zu haben ist. Gute<br />

Saummischungen zeichnen sich durch ein<br />

breites Pflanzenspektrum aus, aus dem sich<br />

auf jedem (passenden) Standort ein ansprechender<br />

Saum entwickeln kann. Je nach<br />

Licht, Boden, Wasserverhältnissen und vor<br />

allem Ansaatzeitpunkt und anschließender<br />

Witterung wird sich aus der gleichen Ansaat<br />

immer ein anderer Saum entwickeln ­ allein<br />

das macht es so spannend. Normalerweise<br />

sind in jeder Mischung bereits Pionierpflanzen<br />

enthalten ­ wie Klatschmohn, Färberkamille,<br />

Kornblume und Co – auf deren Blüte<br />

wir nicht bis zu zwei Jahren warten müssen.<br />

Spannend wird’s natürlich, wenn man zu<br />

einer Saummischung wie dem Wärmeliebenden<br />

Saum noch einige Prozent Ein­ und<br />

Zweijährige beimischt – auf diese Weise ist<br />

mir einmal der schönste Saum geglückt,<br />

den ich bisher gesät habe.<br />

Der Wärmeliebende Saum im Jahr 2008:<br />

Die Zweijährigen prägen das Bild<br />

... 2010 haben die Mehrjährigen<br />

übernommen<br />

Es lohnt sich also durchaus zu experimentieren,<br />

wenn man sich schon ein bisschen<br />

auskennt im Reich der Wildpflanzen. Gerade<br />

auf schwierigen Standorten, wie dem<br />

trockenen Schatten unter alten Bäumen, ist<br />

es erfolgversprechend, etwas selektiver zu<br />

pflanzen und Einzelansaaten dazwischen<br />

zu geben, um zu einem nachhaltigen und<br />

bunten Ergebnis zu kommen. Vielfalt ist<br />

wie immer der Schlüssel zum Glück, denn<br />

egal wie sorgfältig wir planen, die Natur<br />

wird immer selektieren und Arten ausfallen<br />

lassen. Im Beispielfoto wurde ein grasiger<br />

Hang unter alten Linden mit einer kniehohen<br />

Trockenmauer abgefangen, mit 4 ­ 5<br />

Initialpflanzen pro qm bepflanzt und dann<br />

abschnittsweise Süßdolde, Nachtviole und<br />

Silberblatt (ein­ und mehrjähriges) dazwischen<br />

gesät. Ergänzt mit Mauerpflanzen<br />

und reichlich Zwiebelpflanzen als Frühblüher<br />

sowie einer zusätzlichen Einsaat von<br />

Hoher Schlüsselblume hat sich innerhalb


von 2 Jahren ein wunderbarer Schattensaum<br />

entwickelt, wo vorher nur Scherrasen<br />

war. Und dazu wurde lediglich der Platz<br />

von durchschnittlich 1,5 m Breite benötigt.<br />

Bereits im April blüht das Silberblatt unter<br />

den Linden<br />

Gepflanzter Saum im trockenen Schatten –<br />

hier blüht die Ansaat von Süßdolde<br />

Wir können wohl getrost resümieren: Wildblumensäume<br />

sind ein Geheimtipp, haben<br />

das Potenzial zum Biotopverbund und suchen<br />

dringend Förderer.<br />

NACHGESCHAUT:<br />

p M. Schaefer: Wörterbuch der Öko logie. Fischer<br />

Verlag, Jena 1992<br />

Saum (Biotoptyp) Der Saum ist ein von Stauden<br />

gebildeter Vegetationsbestand von meist schmaler<br />

Ausdehnung, der sich herausbildet, wenn zwei<br />

verschiedenartige Lebensräume aneinanderstoßen.<br />

Ein Saumbiotop verfügt über eine eigene<br />

charakteristische Artenkombination (vgl. Saumbiozönose).<br />

Ökologische Bedeutung<br />

Säume erfüllen vielfältige ökologische Funktionen<br />

beispielsweise als Rendezvousplatz für Schmetterlinge,<br />

Überwinterungsquartier für wirbellose Tiere,<br />

als Brutplatz sowie Nahrungsbiotop. Ferner dienen<br />

Säume der Erhöhung der Strukturvielfalt in der<br />

Kulturlandschaft und spielen als Linienbiotope in<br />

der Biotopvernetzung eine entscheidende Rolle (...)<br />

p Beispielhafte Bezugsquellen für Ansaatmischungen<br />

von Wildblumensäumen<br />

www.hof-berggarten.de, www.rieger-hofmann.de,<br />

www.Syringa-pflanzen.de<br />

Falls Sie jetzt enttäuscht abwinken müssen,<br />

weil Ihr Garten schon voll ist oder Sie nur<br />

Balkongärtner sind etc.: Schauen Sie sich<br />

doch einmal mit wachen Sinnen in Ihrer<br />

Umgebung um. Haben Sie Kinder in einer<br />

Schule mit trostlosem Abstandsgrün?<br />

Wilde Vielfalt auf schmalstem Raum –<br />

normalerweise würde hier ödes Abstands -<br />

grün auf Pflege warten<br />

p Literatur und Links<br />

Reinhard Witt: Nachhaltige Ansaaten und Pflanzungen.<br />

Kräuter, Stauden und Sträucher. Für Jahrzehnte<br />

erfolgreich gärtnern. Verlag <strong>Naturgarten</strong>,<br />

Ottenhofen 2008<br />

http://www.utopia.de/magazin/das-abc-des-guerilla-gardening<br />

p In der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

(BNatSchG), gültig ab 1.3.2010, sind die Raine<br />

erstmals gesetzlich geschützt<br />

§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere<br />

und Pflanzen<br />

(1) Es ist verboten(...)<br />

2. wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen<br />

Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder<br />

zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen<br />

oder auf sonstige Weise zu verwüsten<br />

(5) Es ist verboten,<br />

1. die Bodendecke auf Wiesen, Feldrainen,<br />

Hochrainen und ungenutzten Grundflächen sowie<br />

an Hecken und Hängen abzubrennen oder nicht<br />

land­, forst­ oder fischereiwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen so zu behandeln, dass die Tier­ oder Pflanzenwelt<br />

erheblich beeinträchtigt wird.<br />

Offene Bühne<br />

Lieblos gestaltete Baumscheiben in der<br />

Straße? Öder Weg zum Arbeitsplatz? Nur<br />

grasgrüne Wegränder beim Hundegassigehen?<br />

Wildblumen gehen einfach überall:<br />

Christiane Adler und Christa Fischer haben<br />

bspw. auf den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n 2010 mit<br />

ihren Beiträgen gezeigt, wie man sich auch<br />

im öffentlichen Grün erfolgreich einmischen<br />

kann. Vielleicht steckt gar das Zeug<br />

zum Guerilla­gardening in Ihnen? Natürlich<br />

geht’s auch ein wenig geordneter, ein gutes<br />

Gespräch kann oft schon Türen öffnen. Wofür<br />

Sie sich auch entscheiden, mit Sicherheit<br />

werden Sie begeistertes Interesse bei Wildbienen,<br />

Hummeln, Schmetterlingen, Finken,<br />

Spatzen, Kindern und Co hervorrufen.<br />

Wir fliegen heute auf Gelb:<br />

Alpenschopfblume als Insektenmagnet<br />

Wie wäre es also mit Ihrem persönlichen<br />

Blumensaum <strong>2011</strong>?<br />

Dipl. Ing. Dorothee Dernbach, D - Büdingen.<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e. V., Fachbetrieb für<br />

Naturnahes Grün (Naturnahe Planung). dernbach@naturnah-planen.de.<br />

Tel. 06049-950733<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 29


Offene Bühne<br />

Große resonanz und viel Kreativität<br />

beim Insekten hotel-Wettbewerb 2010<br />

Anlässlich seines 30­jährigen Bestehens im<br />

Jahr 2010 schrieb der Darmstädter palaverlag<br />

einen Wettbewerb für Kindertagesstätten<br />

und Schulen zum Bau von Insektenhotels<br />

aus. Anhand des Buches »Das<br />

Insektenhotel« sollten Kinder und Jugendliche<br />

aller Altersgruppen nicht nur für den<br />

Insektenschutz begeistert werden, sondern<br />

Waldkindergarten »Die Frischlinge« e. V.,<br />

Rottenburg am Neckar<br />

30 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

auch bei Planung und Bau der Nisthilfen<br />

kreativ werden und selbst mit anpacken.<br />

Mehr als 140 Kindertagesstätten, Schulen<br />

und Freizeiteinrichtungen bewarben sich<br />

mit ausführlichen Dokumentationen (Bilder,<br />

Zeichnungen, Pläne, Fotoalben) um die<br />

ausgelobten Geld­ und Sachpreise.<br />

Die Resonanz auf den Wettbewerb, vor allem<br />

aber auch die beim Bau der Insektenhotels<br />

an den Tag gelegte Kreativität, waren<br />

überwältigend. Alle Altersstufen (von zwei<br />

bis 20 Jahren) und die unterschiedlichsten<br />

Einrichtungen – von Kitas über Schulen bis<br />

hin zu Jugendgruppen und Berufsschulklassen<br />

– waren vertreten. Jedes Insektenhotelprojekt<br />

ist für sich ein Meisterwerk!<br />

Das Spektrum der errichteten Insektenhotels<br />

reicht von der »Villa Wildbienchen« bis<br />

zum »Fly Inn«, von der Fachwerkkonstruktion<br />

bis zur Modulsystembauweise. Monumentale<br />

Einzelwerke sind ebenso vertreten<br />

Grundschule Altstadt, Klasse 3a, Bad Oeynhausen<br />

wie aus kleinen Insektenpensionen bestehende<br />

Siedlungen.<br />

Neben dem Bau der Insektenhotels haben<br />

sich die Wettbewerbsteilnehmer mit dem<br />

Natur­ und Landschaftsschutz beschäftigt,<br />

Lebensgewohnheiten solitär lebender Insektenarten<br />

studiert und zumeist auch<br />

das Umfeld ihrer Hotelanlage passend bepflanzt.<br />

Einweihungsfeste wurden gefeiert,<br />

Theaterstücke aufgeführt und Zeitungsberichte<br />

initiiert.<br />

Wolfgang Hertling, D - Darmstadt.<br />

pala-verlag, Darmstadt. Viele Koch- und<br />

Gartenbücher unter www.pala-verlag.de


egiogruppe Schleswig-Holstein aktiv<br />

Die Regiogruppe in Schleswig-Holstein hat<br />

sich 2009 gegründet. Zurzeit sind 26 <strong>Naturgarten</strong>mitglieder<br />

daran beteiligt. Schnell<br />

hat sich herausgestellt, dass wir gerne auch<br />

etwas Aktives machen würden und so ist die<br />

Idee von Mitmachbaustellen entstanden.<br />

Weidenbaukurs<br />

2009 organisierten wir einen Weidenbaukurs<br />

mit Carsten Siewertsen als Fachmann<br />

für Weidenbau. Der Weidenkurs fand an einem<br />

der wenigen Tage im November statt,<br />

der sonnig und warm war. Wir konnten<br />

sogar draußen picknicken. Toll! Toni und<br />

Jochen Krugel stellten ihren großen Garten<br />

zur Verfügung.<br />

Zum Lernen der Technik wurde zuerst ein<br />

Iglu erstellt. Dann trauten wir uns an eine<br />

Muschel heran, die ihren Platz an einem<br />

Teich fand. Und zum Schluss kam das Meisterstück,<br />

ein Pavillon. Das war schon eine<br />

Herausforderung. Man musste höllisch<br />

aufpassen, dass die einzelnen Ruten in die<br />

richtige Richtung gebogen und weitere<br />

Ruten im richtigen Verlauf und Anschluss<br />

eingeflochten wurden. Unser Fachmann<br />

behielt aber die Übersicht.<br />

Alle Objekte sind stehen geblieben. 2010<br />

wurde es dann spannend – aber alle Weiden<br />

schlugen aus und haben sich begrünt.<br />

Feldsteinmauer<br />

2010 gab es eine „schwergewichtige“ Mitmachbaustelle.<br />

Aus Feldsteinen sollte eine<br />

Mauer gebaut werden, die einen Sitzplatz<br />

am Teich einrahmt. Susanne Hansen war<br />

dabei, ihren Garten völlig neu als <strong>Naturgarten</strong><br />

anzulegen. So bot sich hier eine gute<br />

Gelegenheit. Mit vereinten Kräften und<br />

wieder unter Anleitung eines Fachmanns ­<br />

Jens Matthiesen – wurden zunächst Steine<br />

nach Größen sortiert und dann eine untere<br />

Reihe aus größeren Steinen gesetzt. Darauf<br />

folgten weitere Steinreihen. Mehrmals<br />

mussten Steine ausgewechselt werden, damit<br />

Kreuzfugen entstanden und die Steinformen<br />

zueinander passten. In die Fugen<br />

haben wir zusätzlich ein paar Pflanzen gesetzt.<br />

Die Rückseite der Mauer wurde mit<br />

Boden aus dem Teichaushub angeschüttet<br />

und soll in diesem Jahr bepflanzt werden.<br />

Bau eines Weidenpavillons<br />

Bau eines Iglus<br />

Foto: J. Krugel<br />

Foto: J. Krugel<br />

Beginn des Baus einer Muschel<br />

Offene Bühne<br />

Welches ist der richtige Stein? Und jetzt noch die Rückenstütze verbessern<br />

Reihe für Reihe wächst die Mauer<br />

Foto: S. Hansen<br />

Dr. Heinke Marxen-Drewes, D - Melsdorf.<br />

Jünemann + Dr. Marxen-Drewes.<br />

Büro für Landschafts- und Freiraumplanung.<br />

www.jmd-landschaftsplanung.de<br />

Foto: H. Marxen-Drewes<br />

Foto: H. Marxen-Drewes<br />

Foto: J. Krugel<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 31


Offene Bühne<br />

Von Hardegsen bis nach Hamburg (Juni 2010):<br />

rückblick der Exkursion Naturnah Unterwegs<br />

Nach so viel Theorie gehen wir gern in die Praxis. Was gibt es<br />

Schöneres, als die <strong>Naturgarten</strong>mitglieder und ihre Arbeitsweisen<br />

kennenzulernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszufinden,<br />

Neues zu erleben, voneinander zu lernen, zu fotografieren<br />

und das Netzwerk NG zu erleben? Herzlichen Dank an alle Referenten,<br />

die uns ihre Projekte gezeigt haben und auch <strong>2011</strong> wieder<br />

zeigen werden. Ein paar Stationen unserer letzten Reise und ihre<br />

Besonderheiten zeigen die folgenden Bilder.<br />

RAINER LUTTER in Hardegsen: Kommunikationswissenschaftler, Schulhofberater,<br />

wissenschaftlicher MA an der TU Berlin, Firma Wild-Wuchs,<br />

Privatgärtner, Bildungsreferent, Autor, Mitglied BASEG (Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

selbstverwalteter Gartenbaubetriebe), Mitglied Umweltbeirat<br />

Hardegsen. www.wild-wuchs.net<br />

Der 200 m² kleine Privatgarten in Bovenden zeichnet sich durch offene Gartengrenzen<br />

zum öffentlichen Fußweg aus. Eine Trockenmauer umrahmt den<br />

Wildpflanzenhügel (mit wärmeliebendem Saum) und bietet Sicht- und Lärmschutz<br />

zur Straße hin. An der Grundstücksgrenze hat der Kunde für 10 Jahre<br />

eine 500 m² große, öffentliche Fläche zugepachtet (Fettwiese von Rieger-Hofmann<br />

und Erdbeeren, Salat u.a.), durch die der offizielle Fußweg verläuft.<br />

32 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Wer möchte bei der nächsten Exkursion<br />

vom 2. ­ 6. Juli <strong>2011</strong> im Raum Nürnberg/<br />

München mitfahren? Infos unter http://<br />

www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/<br />

oder Tel. 07131­172133.<br />

Das Internationales Haus Sonnenberg im Harz war ein BASEG-Projekt und<br />

wurde mit viel ehrenamtlicher Planung und Arbeit fertig gestellt. Symbolisch<br />

für die internationale Arbeit wurden 25 Birken aus 25 Ländern gepflanzt. Der<br />

Umgestaltung lag ein hoher ökologischer Anspruch zu Grunde, sämtliche Materialien<br />

des Geländes wurden wieder eingebaut. Der Asphalt des Parkplatzes<br />

wurde nicht entfernt, sondern mit einer Edelsplittschicht (Wege), Kies und Kalkschotter<br />

(Beete) aufgefüllt. Es gibt kein Pflegepersonal, das Gelände bleibt sich<br />

selbst überlassen und die natürliche Dynamik ist erwünscht.<br />

Nationalparkzentrum Torfhaus auf 800m Höhe: Das 400 m² große Außengelände<br />

bildet eine Brücke zwischen der Ausstellung im Haus und der Natur.<br />

Das komplette Dachwasser versickert in einer 2 m tiefen Kiesbank. Der hohe<br />

Besucherdruck macht eine dauerhafte Bepflanzung leider unmöglich (beliebter<br />

Aussichtspunkt mit Blick auf den Brocken).


Im Kindergarten Arche Noah werden die Kletterhöhen an den Bäumen markiert<br />

und die Pflanzungen anfangs gesichert, bis sie eingewachsen sind.<br />

Kindertagesstätte Alverdissen: Schattige und sonnige Bereiche, große Spielhäuser<br />

und Holzspielelemente laden bei jedem Wetter zum Spielen ein.<br />

Viel Totholz und schöne Seillandschaften sind in der Kindertagesstätte Elkenbreede<br />

zu sehen.<br />

Offene Bühne<br />

Sie haben unterschiedliche Berufe, arbeiten in ganz Westfalen Lippe<br />

und sind außerordentlich kreativ. Teamfähigkeit und unterschiedliche<br />

Arbeitsschwerpunkte sind ihre großen Stärken. Sogar in schwierigen<br />

wirtschaftlichen Zeiten sind ihre Auftragsbücher weit im Voraus ausgebucht.<br />

Wir besuchten die IDEENWERKSTATT LEBENS TRAUM, zu<br />

der sich LandschaftsarchitektInnen, GärtnerInnen, Umwelt-/SozialpädagogInnen,<br />

ErzieherInnen, Handwerker und KünstlerInnen seit<br />

1999 zusammen geschlossen haben. Die Ideenwerkstatt arbeitet nur<br />

mit Nutzerbeteiligung und bietet ausschließlich Gesamtkonzepte an.<br />

Sechs feste Mitarbeiter und 15-20 Honorarkräfte bewältigen etwa 100<br />

Mitmachbaustellen pro Jahr. Die Vorarbeiten finden am Anfang der<br />

Woche statt, freitags und samstags werden die Baustellen (ggf. in Bauabschnitten)<br />

DIN-gerecht fertig gestellt, montags erfolgt die Abnahme.<br />

2003 hat der Verein den 1. Platz des Robert Jungk Preises gewonnen.<br />

Besonders praktisch: Jan Obermann kennt durch seine Mitarbeit im<br />

Normenausschuss DIN 76 viele Regelungen und Vorschriften, die für<br />

den Bau von Spielräumen relevant sind. Dadurch gewinnt er das Vertrauen<br />

der Kunden, kann deren „Sicherheitsfragen“ kompetent beantworten<br />

und „unsinnige“ Vorgaben entkräften. Umgekehrt kann er aber<br />

auch naturnahe Spielräume im Normenausschuss bekannt machen<br />

und zu sinnvolleren Vorschriften in diesem Bereich beitragen.<br />

Gymnasium Versmold: Wir bewunderten die künstlerischen Arbeiten (besonders<br />

die Pflaster) und den Ideenreichtum bei der Kombination von Natursteinen,<br />

Holzdecks und Bepflanzung.<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 33


Offene Bühne<br />

Die Schulleitung der Grundschule Bersenbrück wünschte sich einen naturnahen<br />

Schulhof, das Kollegium arbeitete leider nur bis zum Modellbau mit. Dieser<br />

5000 m² große Schulhof mit großen Spiellandschaften aus Holz entstand in<br />

wochenlanger Arbeit und unter ehrenamtlicher Mithilfe des Hausmeisters.<br />

Trotz komplizierter Vorgeschichte wurde der 1500 m² große Schulhof der Von-Ravensberg-Schule<br />

in Bersenbrück naturnah umgestaltet. Eine schräge Steinkletterwand,<br />

naturnahe Bepflanzungen und die gelungene räumliche Modellierung<br />

ergeben trotz schwieriger Lage im Innenhof einen schönen Natur-Spiel-Raum.<br />

SABINE UND MICHAEL KINDER: Dipl.-Biologen, Spielraumplanerin,<br />

Landschaftsgärtnerin, Moderator, Umwelt-, Sozial- und Erlebnispädagogen<br />

Wir besuchten auch die Firma Biotop in<br />

Hamburg mit den Dipl.­Biologen Matthias<br />

Bergmann & Dirk Ebhardt. Heinke Marxen­<br />

Drewes stellt die Hamburger Projekte auf<br />

den folgenden Seiten vor.<br />

34 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Herzlichen Dank an alle Teilnehmerinnen<br />

der Deutschlandtour.<br />

HELMUT HECHTBAUER war<br />

20 Jahre beim Jugendamt Lingen<br />

angestellt (Jugendpflege)<br />

und ist seit 2008 freiberuflicher<br />

Planer für Natur-Spiel-Räume.<br />

60 Kindergarten- und 30 Krippenkinder dürfen im 5000 m² großen Außengelände<br />

des Astrid-Lindgren-Kindergartens spielen. Die Kinder wurden über Monate eingewöhnt,<br />

indem nur jeweils kleine Teilbereiche geöffnet wurden. Ein hoher pädagogischer<br />

Anspruch (Integrationsarbeit) liegt der Arbeit dieses Kindergartens zugrunde.<br />

Kinderwildnis gibt es in Bremen auf dem Burgspielplatz Rahland und auf dem<br />

Naturspielplatz Zaunkönig. Im Grenzgebiet zwischen deutsch-bürgerlichen<br />

und russlanddeutschen Bewohnern wurden beim „Zaunkönig“ die Grenzen zu<br />

den Wohngebieten geöffnet. Trotz großer Probleme (Vermüllung, Vandalismus,<br />

Scherben, ausgerissene Pflanzen) können die Kinder in freier Natur spielen.<br />

Dipl.-Ing.agr. Kerstin<br />

Lüchow, D - Heilbronn.<br />

Begeisterte Naturgärtnerin,<br />

Vorstand und Geschäftsstelle<br />

<strong>Naturgarten</strong>.<br />

kerstinluechow@web.de


Naturnah Unterwegs – in Hamburg<br />

Die Exkursion „Naturnah unterwegs“ mit<br />

Kerstin Lüchow führte uns 2010 am letzten<br />

Tag nach Hamburg. Dort konnten wir Arbeiten<br />

der Firma Biotop Gartengestaltung<br />

besichtigen.<br />

Die Firma BIOTOP wurde im April 1988 von<br />

Matthias Bergmann gegründet. 1991 kam<br />

Dirk Ebhardt als gleichberechtigter Gesellschafter<br />

hinzu. Seit 1999 sind sie zusätzlich<br />

Meister­ und Ausbildungsbetrieb und arbeiten<br />

mit einem Team von 15 gelernten<br />

Kräften. Der Firmensitz befindet sich im<br />

ökologischen Zentrum ­ Siemers‘scher Hof<br />

in Hamburg­Bergstedt.<br />

Biotop wurde vom <strong>Naturgarten</strong> e.V. als Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün – empfohlen<br />

von Bioland anerkannt. Die Schwerpunkte<br />

des Teams liegen in der Gartengestaltung,<br />

dem Teichbau, in der Schaffung naturnaher<br />

Spielräume sowie in der Baumpflege.<br />

Ich möchte hier 3 besichtigte Projekte näher<br />

beschreiben.<br />

Die KiTa „100 Blumen“ befindet sich im Eppendorfer<br />

Weg und hat ein für die Gestaltung<br />

äußerst schwieriges Gelände. Nicht<br />

Wurzelhöhle<br />

nur, dass das Außengelände für die Anzahl<br />

Kinder sehr klein ist, sondern auch, dass es<br />

durch eine Vielzahl Bäume stark beschattet<br />

wird, sich teilweise über einer Tiefgarage<br />

befindet und nur durch die Räume der KiTa<br />

erreichbar ist. Der Nutzungsdruck und die<br />

Beschattung sind so hoch, dass an Wiesen<br />

und Beete mit ‚100 Blumen’ nicht zu denken<br />

ist. Aus den Gegebenheiten hat Biotop<br />

einen Spielhof mit drei Ebenen und einem<br />

größeren Podest entwickelt. Das Gelände<br />

steigt nun nach hinten an und ermöglicht<br />

so eine abwechslungsreiche Spiellandschaft.<br />

Robinienstämme dienen der Gliederung<br />

und Hangsicherung und können<br />

bespielt werden. Das Element Wasser wurde<br />

durch eine Wasserpumpe, die aus einer<br />

Wassertonne gespeist wird, integriert.<br />

Besonders interessant fand ich die Anlage<br />

einer Erdhöhle in der Geländestufe zur hinteren<br />

Ebene. Drei Wände der Höhle werden<br />

durch Wurzelstubben, das Dach durch das<br />

Podest gebildet. Man konnte sich sofort<br />

vorstellen, wie die Fantasie der Kinder dadurch<br />

entflammt wird.<br />

Der integrative Kindergarten Buchenkamp<br />

in Ahrensburg bot demgegenüber<br />

ganz andere Möglichkeiten. Das Gelände<br />

ist groß und grün und wird durch Hügel<br />

und viele Weidenbauten in verschiedenste<br />

Spielräume gegliedert. Es gibt große<br />

Weidenbauten, die eine Art Kuppel bilden,<br />

hohe und niedrige Weidentunnel, Bögen<br />

und Weidenzelte. Auch bei der Bepflanzung<br />

spielen Weiden eine große Rolle. Besonders<br />

auffällig war die niedrige Weide Salix<br />

rosmarinifolia, die wie eine Kugel wächst<br />

und sich beim Hineinfallen als sehr weich<br />

und robust herausgestellt hat. Die andere<br />

kleinwüchsige Weide Salix purpurea Nana<br />

wurde von Biotop nur bedingt empfohlen.<br />

Eine riesige Sandkiste kann durch eine fest<br />

installierte Einrichtung beschattet werden.<br />

An der Sandkiste entlang wird Regenwasser<br />

in einer Rinne abgeführt und kann bespielt<br />

werden. Eine weitere gewundene<br />

Wasserrinne kann durch die Betätigung<br />

einer Schwengelpumpe gespeist werden.<br />

Der Auslauf der Pumpe ist dabei so dicht<br />

über die Wasserrinne gesetzt worden, dass<br />

kein Kinderkopf dazwischen passt. Dadurch<br />

soll verhindert werden, dass die Kinder das<br />

Wasser direkt aus der Pumpe trinken, eine<br />

Vorbeugemaßnahme gegen evtl. Keimübertragungen.<br />

Offene Bühne<br />

Weidenbepflanzung und Weidenbauten als<br />

charakteristische Merkmale des Kindergartens<br />

Einlauf des Wassers aus der Pumpe direkt über<br />

der Wasserrinne<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 35


Offene Bühne<br />

36 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Privatgarten Oster<br />

Ein Highlight war die Besichtigung des ca.<br />

1.000 m² großen Privatgartens der Familie<br />

Oster in Ahrensburg. Besonders imposant<br />

waren hier die Geländeterrassierungen zum<br />

Keller. Da das Kellergeschoss zu Wohnzwekken<br />

genutzt wird, mussten zwei Fensterfronten<br />

so freigelegt werden, dass genügend<br />

Licht in die Kellerzimmer kommt und davor<br />

eine kleine Terrasse entstand. Hierzu wurde<br />

das Gelände großräumig ausgehoben<br />

und die entstandenen Hänge mit Mauerwerk<br />

aus Betonbruchsteinen, kombiniert<br />

mit Holz und Feldsteinen, abgefangen. Am<br />

Hanggrund dient ein halber Meter Kies (2/16<br />

– 2/32 mm) als Pufferspeicher für Regenwasser.<br />

Die Geländeoberfläche des Gartens wurde<br />

zudem so modelliert, dass Regenwasser<br />

vom Haus weggeführt wird. Gestaltung und<br />

Bepflanzung sorgten dann für einen angenehmen<br />

Ausblick aus dem Keller.<br />

Der Clou der terrassierten Hangflächen besteht<br />

in dem Recycling von Betonsteinplatten.<br />

Sie wurden in der Mitte gebrochen und<br />

mit der Bruchkante nach außen übereinander<br />

gestapelt. Das Ergebnis ist verblüffend.<br />

Die Mauern wirken wie Natursteinmauern.<br />

Die Massivität der Mauern wurde dadurch<br />

Kellerschacht mit terrassiertem Hang aus Betonsteinplatten,<br />

Holz, Findlingen und Bepflanzung<br />

aufgehoben, dass die einzelnen Mauern<br />

nicht zu hoch gesetzt und mit Holz und Findlingen<br />

kombiniert wurden. Eine standortgerechte<br />

Bepflanzung unterstreicht die Gestaltung<br />

und rundet das Bild harmonisch ab.<br />

Daneben gab es im Garten noch weitere<br />

schöne Ecken zu sehen, wie etwa einen<br />

Grillplatz, ein Erdbeerbeet auf einer Mauer,<br />

eine hohe Weidenhecke als Ballfangzaun<br />

oder tief eingegrabene Robinienstämme<br />

zum Aufspannen einer Hängmatte oder<br />

von Slacklines.<br />

Dass die Bewohner ihren Garten lieben,<br />

zeigte sich an so einer Kleinigkeit wie einem<br />

beim Rasenmähen stehen gelassenem<br />

Gräserherz.<br />

� Gartengestaltung<br />

� Teichbau<br />

� Naturspielplätze<br />

� Baumpflege<br />

Dr. Heinke Marxen-Drewes, D - Melsdorf.<br />

Jünemann + Dr. Marxen-Drewes.<br />

Büro für Landschafts- und Freiraumplanung.<br />

www.jmd-landschaftsplanung.de<br />

040 - 601 06 80 www.biotop-hamburg.de


Skulpturen aus<br />

Beton und Mosaik im<br />

<strong>Naturgarten</strong><br />

Beton-Mosaik-Skulpturen in einem <strong>Naturgarten</strong> – ein Widerspruch? Auf den ersten Blick<br />

sicherlich, da man davon ausgehen kann, dass gerade im <strong>Naturgarten</strong> auch Naturmaterialien<br />

für die Gestaltung eingesetzt werden. Das ist gut und richtig so. Dazu gibt es tausende<br />

hervorragender Beispiele. Ich brauche darauf nicht näher einzugehen.<br />

Warum baue ich also Skulpturen aus Beton<br />

im <strong>Naturgarten</strong> und beklebe sie dann mit<br />

Keramikfliesen? Nun ja, solche Skulpturen<br />

passen eigentlich überall hin, warum nicht<br />

auch in einen <strong>Naturgarten</strong>. Sie<br />

p sind bespielbar und damit auch Spielgeräte<br />

p bieten oft sehr gute Sitzmöglichkeiten<br />

p sind Hingucker und leuchten durch die<br />

bunten Fliesenstücke auch an tristen<br />

Tagen bunt und farbig<br />

p sind größtmöglich vandalensicher, nicht<br />

nur weil sie sehr kompakt gebaut sind,<br />

sondern weil sie wertvoll erscheinen<br />

und Wertvolles wird bedeutend weniger<br />

zerstört, auch im öffentlichen Raum<br />

p sind sehr lange haltbar, Unterhaltungskosten<br />

fallen kaum an.<br />

p fügen sich hervorragend in Naturlandschaften<br />

ein<br />

p sind Kunstwerke<br />

Das Bauen von Beton­Mosaik­Skulpturen<br />

ist sehr zeitaufwändig, vor allem die Mo­<br />

saikarbeiten. Damit haben gerade Schulen<br />

oder Kindergärten Finanzierungsprobleme.<br />

Hier bietet sich das Prinzip der Benutzerbeteiligung<br />

an, welches die Kosten erheblich<br />

sinken lässt. Ein Beteiligungsprojekt mit<br />

Kindern, Schülern, Lehrern, Eltern oder weiteren<br />

Freiwilligen hat aber noch weiter gehende<br />

positive Auswirkungen.<br />

So ist erwiesen, dass dort, wo die Benutzer<br />

selbst mitgebaut haben<br />

p diese nie das Gefühl hatten, ihnen sei<br />

etwas vor die Nase gesetzt worden,<br />

p die Gestaltungskompetenz der Erbauer,<br />

also auch der Helfer anerkannt wird,<br />

p die Helfer auf ihre Werke stolz sind und<br />

diese „Werke“ plötzlich wertvoll sind,<br />

p viel achtsamer und verantwortungsbewusster<br />

mit den Bauwerken umgegangen<br />

wird: Was man selbst baut, zerstört<br />

man nicht, man achtet auch darauf, dass<br />

andere es nicht beschädigen,<br />

p viel weniger oder gar keine Aggressionen<br />

aufkommen. Hugo Kükelhaus, der<br />

Offene Bühne<br />

Der freundliche Drache auf einem Kinderspielplatz<br />

in Rednitzhembach beschützt die<br />

Spielzeuge der Kleinen und lässt viel mit sich<br />

geschehen<br />

Initiator des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung<br />

der Sinne: “Harmonische Formen<br />

rufen harmonische Reaktionen hervor“,<br />

p der Umgang untereinander durch das<br />

gemeinsame Arbeiten bedeutend<br />

besser wird. Man lernt die Qualitäten des<br />

anderen kennen, man erkennt, dass es<br />

gemeinsam besser geht. Gemeinsame Arbeit<br />

verbindet und erzeugt Zufriedenheit,<br />

p sich ein neues Profil, hin zur nachhaltigen<br />

Entwicklung, herauskristallisieren kann.<br />

Auch deshalb sind Skulpturen aus Beton<br />

und Mosaik für einen <strong>Naturgarten</strong> sehr gut<br />

geeignet.<br />

Heinz Krautwurst, D - Schwabach.<br />

Ehemaliger Sonderschulrektor in Schwabach<br />

und <strong>Naturgarten</strong>mitglied, baut jetzt als freischaffender<br />

Künstler Skulpturen aus Beton<br />

und Mosaik, meist als Beteiligungsprojekte mit<br />

Kindern, Eltern, Lehrern, Kindergärtnerinnen<br />

und mit Menschen denen es Spaß macht.<br />

heinz-renate@krautwurst.org<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 37


<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

rasen im naturnahen Garten<br />

Ein Plädoyer zur Entdeckung des ökologischen<br />

und gestalterischen Wertes eines<br />

vernachlässigten <strong>Naturgarten</strong>elementes<br />

Wiesen statt rasen?<br />

Der „englische Rasen“ ist geradezu ein Symbol<br />

für den naturfernen Garten. So beginnt<br />

eine naturnahe Umgestaltung denn auch<br />

zumeist damit, dass die vorhandenen Rasenflächen<br />

abgeschält, entsorgt oder im<br />

Unterbau eines Hügels verbuddelt werden.<br />

Auf der lebensfeindlichen Rasenfläche sollen<br />

spannendere <strong>Naturgarten</strong>elemente<br />

entstehen. Während die vorhandenen Gehölze<br />

bei einer naturnahen Umgestaltung<br />

die Chance haben, erhalten zu werden,<br />

muss die Rasenfläche in den meisten Fällen<br />

weichen. Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung in<br />

Deutschland begann sogar mit „Rasenbesetzungen“<br />

und dem Plädoyer, Scherrasenflächen<br />

der Sukzession zu überlassen oder<br />

­ wenigstens nur noch ein bis zweimal zu<br />

mähen und so zu Wiesen umzuwandeln ­<br />

was in den meisten Fällen nicht funktionierte.<br />

Der Gedanke „Natur Natur sein lassen“ ist<br />

einer der Leitgedanken der Naturschutzbewegung<br />

und ein problematischer dazu: Im<br />

Nationalpark Wattenmeer wird die Beweidung<br />

des Deichvorlands auf vielen Flächen<br />

total aufgegeben. Im Beltringharder Koog<br />

entstanden so Distel­ und Brennesselflu­<br />

38 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

ren. Wo früher im Winter zahlreiche rastende<br />

Gänse Nahrung fanden, finden sich jetzt<br />

eher Singvögel und große Rehbestände.<br />

Nichtsdestotrotz: Die Umwandlung von<br />

langweiligen Scherrasenflächen in vielfältige<br />

Lebensräume für Mensch und Natur<br />

ist und bleibt das Ziel der <strong>Naturgarten</strong>bewegung.<br />

Aber die Wahrnehmung der Rasenflächen<br />

als etwas Wertloses hat uns den<br />

Blick verstellt für die spannende Natur­ und<br />

Kulturgeschichte dieses Biotop­ und Gartenelements<br />

und die gestalterischen Möglichkeiten,<br />

die Rasenflächen bieten. Denn<br />

das zeigt die Erfahrung: viele Gartennutzer<br />

wünschen sich Rasenflächen.<br />

Die Naturgeschichte der rasen<br />

Der Schwerpunkt der Artenvielfalt in Mitteleuropa<br />

liegt im Bereich der offenen und<br />

halboffenen Lebensräume. Auch die gefährdeten<br />

Arten bei uns sind zumeist abhängig<br />

von lichten und mageren Lebensräumen.<br />

Es gibt sogar etliche Arten, die nur<br />

dort vorkommen, wo der Bewuchs kurzrasig<br />

und zumeist auch schütter ist. Dazu gehören<br />

zum Beispiel viele der besonders bedrohten<br />

Wiesenlimikolen wie Regenpfeifer,<br />

Goldregenpfeifer, Brachvogel, Uferschnepfe,<br />

Kampfläufer und Rotschenkel, aber auch<br />

bekanntere Vögel wie Grünspecht, Neuntöter,<br />

Elster, Steinkauz, Haubenlerche und<br />

zahlreiche Insekten. Grund für diese enorme<br />

Artenvielfalt ist die in meinem Vortrag<br />

auf den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n 2008 dargestellte<br />

Tatsache, dass Mitteleuropa vegetationsgeschichtlich<br />

gesehen der Kontinent der<br />

offenen und halboffenen Grasländer ist und<br />

die Artenausstattung Mitteleuropas unter<br />

dem Einfluss großer Weidetiere entstanden<br />

ist. Weiderasen hat es in Mitteleuropa immer<br />

gegeben, Wälder nur während kurzer<br />

Episoden in den Warmzeiten. Die Vielfalt<br />

der ­ so gesehen­ natürlichen Rasengesellschaften<br />

ist groß: Salzwiesen an der Küste,<br />

Fettweiden in den Flusstälern und Lössebenen,<br />

Halbtrocken­ und Trockenrasen an<br />

Hängen und auf sandigen Standorten, alpine<br />

Rasen im montanen Bereich.<br />

Die Kulturgeschichte des rasens<br />

Die Kulturgeschichte des Rasens beginnt,<br />

als der Mensch anfängt, die Landschaft<br />

erheblich zu verändern. Eine neue Technologie,<br />

die Erfindung der Sichel, schaffte die


Voraussetzungen für die neolithische Revolution,<br />

den Übergang vom Leben der Jäger<br />

und Sammler zum Leben der Viehhalter<br />

und Ackerbauern. Damit wurden die Wälder,<br />

die sich nach dem Verschwinden der<br />

meisten großen Weidetiere am Ende der<br />

letzten Eiszeit ausbreiten konnten, wieder<br />

mehr geöffnet, die Weiderasengesellschaften<br />

wurden jetzt nicht mehr von Elefanten,<br />

Nashörnern und Herden wilder Paarhufer<br />

offen gehalten, sondern von Hausrindern,<br />

Pferden, Schafen und Ziegen. Winterfutter<br />

für diese Haustiere war übrigens zumeist<br />

Laubheu, das im Sommer durch Schneiteln<br />

von Bäumen gewonnen wurde. Erst kurz<br />

vor der Zeitenwende war mit der Erfindung<br />

der Sense die Möglichkeit geschaffen, auch<br />

Heu aus Grasbeständen zu gewinnen Mit<br />

der Markenteilung verschwanden die meisten<br />

Allmendeweiden, das Vieh weidete<br />

jetzt auf von Hecken eingegrenzten Standweiden<br />

oder musste sogar im Stall bleiben.<br />

Erst mit der Markenteilung breiteten<br />

sich großflächig Heuwiesen aus, und es ist<br />

bezeichnend, dass der Glatthafer, die typische<br />

und namensgebende Grasart unserer<br />

Wiesen, erst seit dieser Zeit (Mitte 18. Jhd.)<br />

in bedeutenden Mengen nachweisbar ist.<br />

Welch Überraschung: Weiderasen sind natürlich<br />

entstandene und jahrmillionenalte<br />

Lebensgemeinschaften, unsere Wiesengesellschaften<br />

leiten sich von diesen ab, sind<br />

aber erst wenige hundert Jahre alt.<br />

Zur Zeit der Markenteilung, als also die<br />

weiten Weideflächen mit ihren markanten<br />

Einzelbäumen gerade aus der mitteleuropäischen<br />

Landschaft verschwanden,<br />

entstand in England die Überhöhung der<br />

natürlichen Weidelandschaft: der englische<br />

Landschaftspark und mit ihm: der englische<br />

Rasen. Die Kontinuität der Pflanzengesellschaften<br />

war unmittelbar: Auch die Fluren<br />

der englischen Landschaftsparks wurden<br />

beweidet. Direkt am Haus wurden sie durch<br />

regelmäßiges Sensen kurz gehalten und<br />

waren so sicherlich etwas artenärmer. Aber<br />

wie wurden sie angelegt? Vor der Zeit des<br />

globalisierten Saatguthandels hatte man<br />

im Grunde zwei Möglichkeiten, Grasfluren<br />

anzulegen: Die Aussaat von Heublumen,<br />

also des samenhaltigen feinen Rückstands<br />

auf dem Scheunenboden, wenn das Heu<br />

verbraucht war, oder das Ausbringen von<br />

Soden. Empfohlen zur Anlage von Rasen<br />

wurde ausschließlich das Ausbringen von<br />

Rasensoden von einer Weide. Der englische<br />

Rasen war also das, was Naturgärtner<br />

unter einem Blumenrasen verstehen: eine<br />

häufiger gemähte Fläche, die sich in ihrer<br />

Artenzusammensetzung von Weiderasen<br />

ableitet, voller Blüten und einschließlich<br />

der vom Kot der Weidetiere abhängigen<br />

Nahrungsketten. Da ist es kein Wunder,<br />

dass im Englischen Garten um 1830 Lachseeschwalben<br />

brüteten. Noch heute wird<br />

übrigens der Nordteil des Englischen Gartens<br />

mit einer Schafherde gepflegt.<br />

Englischer Garten (Rasen und Wiesen im naturnahen<br />

Garten, pala-verlag 2010)<br />

Aber es wird auch deutlich: Der englische<br />

Rasen war ein Gartenelement der Wohlbetuchten,<br />

man brauchte Ländereien mit Angestellten,<br />

die die Flächen sensten oder die<br />

Schafe hüteten.<br />

Um 1830 kam dann aber auch die große<br />

Wende: der Rasenmäher wurde erfunden,<br />

und zwar von Edwin Beard Budding, dem<br />

Mitbesitzer einer Fabrik für Maschinen zur<br />

Samtherstellung. Die Besonderheit dieser<br />

Maschinen waren die spiralförmig sich quasi<br />

endlos bewegenden Schermesser. Mr.<br />

Budding kam auf die Idee, statt Samt „Gras“<br />

zu denken: der Spindelmäher war geboren.<br />

Nun brauchte es nicht mehr ein adliges<br />

Anwesen, um stolzer Besitzer eines lawns<br />

werden zu können, nur einen Rasenmäher<br />

und am Anfang mehr und im Laufe der Zeit<br />

immer weniger Kraft.<br />

Der Rasenmäher als Kind der Industrialisierung<br />

machte so aus dem Rasen ein<br />

technisches Produkt. Sogar das technische<br />

Vorbild blieb erhalten: der ebenmäßige,<br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

makellose, leicht glänzende Samtstoff. Rasenmähen,<br />

das ist eine Arbeit für die, die<br />

etwas von Maschinen verstehen ­ und nicht<br />

unbedingt etwas von Garten oder Pflanzen.<br />

Aber auch ein Zierrasen bleibt ein Lebensraum,<br />

es gibt Tiere, Pilze und Bakterien, die<br />

Gras nutzen, im artenreichen Blumenrasen<br />

fallen ihre Lebensäußerungen nicht auf,<br />

in der quasi­Monokultur eines Zierrasens<br />

schon. Der makellose Samtstoff bleibt also<br />

ein technisches Ideal, eine Fata Morgana,<br />

der ein realer Rasen nur mit erheblichem<br />

Aufwand an Dünger, Wasser und Bioziden<br />

angenähert werden kann. Die Umweltbelastungen<br />

sind erheblich: Für die USA gibt<br />

Alex MacLean an, dass 5 % der Luftverschmutzung<br />

auf Rasenmäher zurückzuführen<br />

ist und die Menge des Treibstoffes, der<br />

jährlich ungenutzt ins Erdreich versickert,<br />

die der Ölkatastrophe der Exxon Valdez<br />

übersteigt. An der amerikanischen Westküste<br />

werden 60% des Trinkwassers zur<br />

Rasenbewässerung genutzt. Solche Rasen<br />

sind tatsächlich die naturfernen Flächen,<br />

die nach einer Umwandlung schreien.<br />

Rasenmäher (Rasen und Wiesen im naturnahen<br />

Garten, pala-verlag 2010)<br />

rasen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Aber nicht die Blumenwiese ist die naturnahe<br />

Alternative zum Zierrasen, sie kann<br />

seine Funktionen als Spiel­ und Liegefläche<br />

und auch die gestalterische Funktion der<br />

Schaffung eines weiten Raumes in einem<br />

kleinen Garten nicht erfüllen. Blumenwiesen<br />

haben andere Funktionen: als Biotop,<br />

das nicht betreten werden kann, ähnlich<br />

einem Teich. Als großes und preiswert anzulegendes<br />

Blumenbeet.<br />

Wir legen stattdessen eine unregelmäßig<br />

gemähte, kräuterreiche Grasflur an,<br />

den Blumenkräuterrasen. Dafür haben wir<br />

heute spezielle Saatgutmischungen zur<br />

Verfügung. Wie alle Einsaaten sind auch<br />

Rasenflächen relativ preiswert. Aber auch<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 39


<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Blumenrasen und Blumenwiese von der Rolle:<br />

www.horst-schwab.de<br />

Rosenhof Schultheis<br />

älteste deutsche Rosenschule, seit 1868<br />

naturnahe historische Rosen, Wildrosen,<br />

Wildrosen-Hybriden, Ramblerrosen<br />

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Tel: 06032 - 9 25 28 0 • Fax: - 9 25 28 23<br />

40 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

„Rasensoden“ sind seit kurzem erhältlich:<br />

die Firma Schwab produziert mit <strong>Naturgarten</strong>saatgut<br />

(Fa. Rieger­Hofmann) Rollrasen,<br />

der einem Blumenkräuterrasen entspricht<br />

und bietet sogar „Rollrasen“ für Blumenwiesen<br />

an. Damit ergibt sich eine interessante<br />

Möglichkeit zur Umwandlung von konventionellen<br />

Rasenflächen: Rollrasen kann in<br />

der sogenannten „Sandwich“­Bauweise auf<br />

konventionelle Rasenflächen aufgebracht<br />

werden und wächst dort ohne Probleme an.<br />

Von Wasserflächen abgesehen kann kaum<br />

ein Gartenelement das Gefühl von Weite<br />

besser erzeugen als eine gut gestaltete<br />

Rasenfläche. Wichtig ist allerdings, dass<br />

wir nicht die Rasenfläche als große leere<br />

Fläche im Zentrum des Gartens anordnen.<br />

Solch ein Garten wird immer klein wirken,<br />

denn erst die Grenzbepflanzung hält das<br />

Auge, ich sehe also immer nur die Grenzen<br />

des Gartens. Es ist hilfreich von englischen<br />

Parks zu lernen: Rasenflächen führen das<br />

Auge zu einem interessanten Blickpunkt,<br />

der durchaus auch außerhalb des Gartens<br />

liegen kann oder sie deuten einen Weg zu<br />

einem weiteren Gartenbereich an, der aber<br />

nicht unmittelbar einsehbar ist. Rasenwege<br />

sind eine gute Möglichkeit, Blumenwiesen<br />

zu erschließen und so erlebbar zu machen.<br />

(Blumen­)Rasenflächen sind nicht nur Spiel­<br />

und Liegeflächen, sondern auch interessante<br />

Naturbeobachtungsflächen: Hier finden<br />

sich die Solarien der Rasenameisen, in<br />

denen die Grünspechte Futter suchen. Hier<br />

flattern Bläulinge über Hornklee.<br />

Blumenrasenflächen können auch zu temporären<br />

Gartengestaltungen anregen: Im<br />

Frühjahr können einige Bereiche mit Margeriten<br />

und anderen blühenden Kräutern<br />

stehen gelassen werden. Duftrasen können<br />

angelegt werden, indem der Anteil an duftenden<br />

Pflanzen, wie Thymian, Oregano,<br />

Ruchgras und Mariengras erhöht wird. Im<br />

Gegensatz zu den Duftrasen einer Kräuterart<br />

(römische Kamille, Thymian etc.), die<br />

öfters unter Selbstunverträglichkeiten der<br />

verwendeten Arten leiden, sind das nachhaltige<br />

Duftrasen.<br />

Hier wird deutlich, dass es manchmal hilfreich<br />

sein kann, sich mit der Geschichte zu<br />

beschäftigen: Die Ablehnung des „englischen“<br />

Rasens bezieht sich nur auf eine von<br />

Interessengruppen gemalte Fata Morgana<br />

und ihre Folgen für unseren Naturhaushalt.<br />

Eigentlich ist der (Weide­)Rasen eine der<br />

ältesten Lebensgemeinschaften Mitteleuropas.<br />

Entdecken wir also seinen Wert für<br />

den <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Literatur:<br />

p Ulrike Aufderheide: 10 000, 100 000 oder<br />

1000 000 Jahre, wie alt sind unsere Pflanzen<br />

wirklich? <strong>Tagungsband</strong> <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />

2009<br />

p Ulrike Aufderheide: Rasen und Wiesen im<br />

naturnahen Garten, pala 2010<br />

p Hartmut Dierschke, Gottfried Briemle:<br />

Kulturgrasland, Ulmer 2002<br />

p Tom Fort: The grass is greener ­ Our love<br />

affair with the lawn, Harper Collins 2000<br />

p Siglinde und Lothar Nitsche: Extensive<br />

Grünlandnutzung, Neumann Verlag 1997<br />

p Reinhard Witt, Bernd Dittrich: Blumenwiesen,<br />

blv 1996<br />

Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide, D - Bonn.<br />

CALLUNA-naturnahe Garten+GrünPlanung<br />

Fachbetrieb für naturnahes Grün-empfohlen<br />

von Bioland, www.calluna-naturgarten.de


Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> –<br />

Leben wieder leben lassen<br />

In 10 Schritten stellt der Vortrag die grundlegenden<br />

Prinzipien der <strong>Naturgarten</strong>idee vor:<br />

1. Schritt – Visionen: Der <strong>Naturgarten</strong><br />

beginnt im Kopf. Wünsche Ideen und Visionen<br />

werden formuliert. Sie regen zu<br />

Vergleichen mit eigenen Positionen und<br />

zur Erweiterung eigener Zielperspektiven<br />

an.<br />

2. Schritt – Bewusstmachung: Der – oft<br />

nicht wahrgenommene – Einfluss von<br />

Industrie und Werbung („Bildermacher“)<br />

sollte jedem bewusst sein. Kommerzziele<br />

decken sich nur zu einem geringen Maße<br />

mit dem <strong>Naturgarten</strong>anliegen.<br />

3. Schritt – Wissen und Verstehen – Leben<br />

mehr als Bilder: Das Sichtbarmachen<br />

von ökologischen Netzen hilft, sie<br />

zu achten und zu verstehen. Sie führen<br />

zum Verstehen der <strong>Naturgarten</strong>idee, des<br />

Erhalts der Artenvielfalt im Wohnumfeld.<br />

4. Schritt – Wissen und Verstehen – Insekten<br />

als Schlüsselart: Ihre Bedeutung<br />

wird oft unterschätzt, ihre Schönheit<br />

nicht wahrgenommen. Einige Gedanken<br />

dazu sollen den Blick erweitern.<br />

5. Schritt – Wissen und Verstehen – vernetztes<br />

Denken in Zahlen: Eine kleine<br />

Hitliste der Sträucher, soll erste Hinweise<br />

auf die Bedeutung heimischer Arten liefern.<br />

6. Schritt – Wissen und Verstehen – Megaprinzip<br />

heimisch: Eine „<strong>Naturgarten</strong>­<br />

Gruselgeschichte“ soll das wichtigste<br />

Prinzip des <strong>Naturgarten</strong>s („heimisch“)<br />

verdeutlichen.<br />

7. Schritt – Leitbild <strong>Naturgarten</strong> – Das<br />

streben wir an: Drei Leitbildsätze sollen<br />

die Grundziele des <strong>Naturgarten</strong>s beschreiben.<br />

8. Schritt – Was ist anders? Andere Bilder,<br />

Materialien, Strukturen, Tiere und Pflanzen<br />

erzeugen die wesentlichen Unterschiede<br />

zwischen traditionellen, modernen<br />

Gärten und Naturgärten.<br />

9. Schritt – planen: In kurzen Grundzügen<br />

werden hier die wichtigsten Planungsschritte<br />

angedeutet.<br />

10. Schritt – vier Gartenzonen – Gestaltungsideen:<br />

Die Verbindung von Ökologie<br />

und Gartengestaltung wird an<br />

über 35 Beispielen aus den vier Garten­<br />

Grundzonen veranschaulicht.<br />

11. Schritt – Quiz: Kleine Insekten­Bildportraits<br />

als Hommage an den Wert und die<br />

Schönheit der Insekten begleitet den<br />

Vortrag und werden im letzten Schritt<br />

als Quiz zusammengestellt.<br />

Jeder Teilnehmer erhält ein „Survivalpaket“<br />

(vier Din­A4 Seiten) als Basisausstattung<br />

über heimische Pflanzen, Bezugs­ und Informationsquellen,<br />

um selber weiter arbeiten<br />

zu können.<br />

Workshop am Nachmittag:<br />

Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> – für<br />

den Kopf und für die Seele<br />

Der Inhalt des Workshops bezog sich auf die<br />

beiden Referate „Vom Laubfroschprojekt<br />

zum <strong>Naturgarten</strong>“ und „Schritte zum <strong>Naturgarten</strong><br />

– das Leben wieder leben lassen“.<br />

a) Aus dem Laubfroschprojekt wurde eine<br />

kleine Filmsequenz gezeigt, die ein Filmteam<br />

im Auftrag der ARD im Garten des<br />

Autors gedreht hat. – Anschließend fand<br />

ein lebendiger Austausch über Möglichkeiten<br />

und Grenzen des Projektes im <strong>Naturgarten</strong>bereich<br />

statt.<br />

b) Ausgehend vom Vortrag „Schritte zum<br />

<strong>Naturgarten</strong> – Leben wieder leben lassen“<br />

wurden 36 Bildbeispiele gezeigt,<br />

erklärt, diskutiert und mit vielen eignen<br />

Erfahrungen und Ideen der Teilnehmer<br />

ergänzt. In den Bildbeispielen aus<br />

den drei Grund­Gartenzonen (– mager,<br />

trocken, Sonne; feucht, nass, Sonne;<br />

nährstoffreich, Sonne – Halbschatten;<br />

nährstoffreich, Schatten) wurden die<br />

Elemente „Gestaltung“ und „ökologische<br />

Wirklichkeiten“ miteinander verknüpft<br />

und dargestellt.<br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Kleiner <strong>Naturgarten</strong>ausschnitt, Zone: trocken,<br />

mager, sonnig; gestaltet als steiniges Königskerzenbiotop.<br />

Hier treffen wir die Zauneidechse,<br />

Männchen (Lacerta agilis), und die Pillenwespe,<br />

Weibchen (Eumenes sp.) beim Nestbau an.<br />

Immer wieder sollten in allen Bild­Beiträgen<br />

und im Austausch der Gedanken sowohl<br />

die ästhetischen Gesichtspunkte als auch<br />

das „Leben wieder leben lassen“ sichtbar<br />

werden.<br />

Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />

Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />

20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />

Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />

Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />

kalleniehus@gmx.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 41


<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Wassergarten – kurz und einfach<br />

Quintessenz der wirklich nötigen Schritte für<br />

Teiche, Schwimmteiche und Bach<br />

Quintessenz kommt von lateinisch quinta<br />

essentia „fünftes Seiendes“, „das Wesentliche“,<br />

„das Hauptsächliche“, „das Wichtigste“<br />

p in der Allgemeinsprache ein Synonym für<br />

Kernpunkt, Endergebnis, Hauptgedanke,<br />

Wesen einer Sache<br />

p in der Physik eine hypothetische Form<br />

der dunklen Energie;<br />

42 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Entspringt es auch einer dunklen Energie,<br />

dass ich behaupte, das Wesentlichste<br />

des Teichbaus zu beherrschen? Oder ist es<br />

schlicht Chuzpe 1 ?<br />

Wohl eher einfach das Alter, schließlich beschäftigt<br />

mich die Materie seit fast 30 Jahren,<br />

da konnte ich gewisse Beobachtungen<br />

einfach nicht vermeiden:<br />

Quelle alle Zeichnungen: Regenwasser im<br />

Garten nachhaltig nutzen, pala-verlag Darmstadt,<br />

Illustratorin: Lisa Apfelbacher<br />

Es gibt unzählige Anbieter, die mit unterschiedlichen<br />

Systemen Teiche und<br />

Schwimmteiche bauen, im österreichischen<br />

Schwimmteichverband sind es etwa<br />

55, im deutschen Verband etwa 160; da<br />

sind die nicht organisierten noch gar nicht<br />

mitgezählt. Jeder meint, mit ausgeklügelter<br />

Technik, speziellen Substraten, chemischen<br />

Hilfsmitteln und jedenfalls viel Kohle den<br />

Stein der Weisen gefunden zu haben. Den<br />

hat aber längst eine andere gefunden: Mutter<br />

Natur.<br />

Natürliche Gewässer funktionieren, in verschiedenen<br />

Trophiezuständen, seit Millionen<br />

von Jahren wunderbar. „Trophie“<br />

bezeichnet das Nährstoffangebot eines<br />

Standortes: Wie viele der Nährstoffe wie<br />

Calcium, Nitrat, Kohlenstoff, Phosphat, aber<br />

auch Sauerstoff sind in welcher Form im<br />

Wasser vorhanden, sind sie im Wasser gelöst<br />

und so als Algenfutter verfügbar, oder sind<br />

sie bereits in höheren Pflanzen gebunden?<br />

Das interessiert uns deshalb, weil wir ein<br />

bestimmtes inneres Bild von unserem<br />

Wunschteich haben, meist geprägt von<br />

„üppige Blüten und klares Wasser“. Diesem<br />

Wunschbild kommen wir mit einem Nährstoffgehalt<br />

„untere Mittelschicht“ nahe;<br />

also genug zum Pflanzenwachstum, zu wenig<br />

für Algenblüte.


Natürlich kann man das ganze auch von der<br />

chemisch/technischen Seite angehen, und<br />

mit Zeolith im Substrat Nährstoffe binden,<br />

Phosphat chemisch fällen und das Teichwasser<br />

samt Lebewelt täglich durch Filter<br />

quetschen. Kostet nicht wenig, verbraucht<br />

Ressourcen und Strom und funktioniert<br />

nicht immer.<br />

Das Ziel jedes vernünftigen Teichbauers<br />

sollte also sein, bei der Meisterin, bei Mutter<br />

Natur abzukupfern:<br />

p Nährstoffe wandern in das System Teich<br />

von selber zu, in Form von Laub, Staub<br />

und toten Tieren; wir wählen das Substrat<br />

deshalb eher nährstoffarm, aber<br />

nicht nährstofffrei, sonst hungern unsere<br />

Teichpflanzen.<br />

p Diese Teichpflanzen, von Sumpf­ über<br />

Röhricht­ zu Unterwasserpflanzen, sind<br />

eines der beiden Standbeine der Selbstreinigung<br />

des Gewässers: sie nehmen<br />

über Wurzeln und Blätter die von den Mikroorganismen<br />

zerlegten Nährstoffe auf<br />

und wandeln sie in eigene Körpermasse<br />

um. Gleichzeitig bringen sie tagsüber Sauerstoff<br />

ins Wasser und atmen in der Nacht<br />

durch den Abbau organischer Stoffe Kohlendioxid<br />

aus. Alles ein in sich geschlossener,<br />

funktionierender Kreislauf, den wir<br />

nicht stören sollten. Wir sollten ihn nur<br />

fördern, indem wir Teichpflanzen in aus­<br />

1 (Anm. der Redaktion): Aus dem jiddischen<br />

חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חצפה [chuzpà]<br />

für „Frechheit, Dreistigkeit, Unverschämtheit.<br />

Eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter<br />

Unverschämtheit, charmanter Penetranz und<br />

unwiderstehlicher Dreistigkeit. Im Jiddischen<br />

und in den meisten europäischen Sprachen<br />

schwingt Anerkennung für eine Form sozialer<br />

Unerschrockenheit mit. Hier spricht man insbesondere<br />

von Chuzpe, wenn jemand in einer<br />

reichender Artenzahl (mindestens 30 verschiedene<br />

Arten), großzügiger Stückzahl<br />

(5­6/m²) und passend für den jeweiligen<br />

Standort, Sonne oder Schatten, pflanzen.<br />

Die Wahl von heimischen Pflanzen muss<br />

wohl nicht extra empfohlen werden.<br />

p Das zweite Standbein sind verschiedene<br />

zersetzende Mikroorganismen und<br />

vor allem das Zooplankton, filtrierende<br />

Organismen wie Wasserflöhe (nein, keine<br />

Flöhe, gehören zu den Kleinkrebsen)<br />

werden auch als „Kläranlage des Teiches“<br />

bezeichnet. Sie bringen wir in einen neuen<br />

Teich ein, indem wir ihn mit 10 Liter<br />

Wasser oder mehr aus einem etablierten,<br />

gut funktionierenden Teich „impfen“.<br />

Das war`s dann auch schon im Wesentlichen.<br />

Na ja, noch ein paar Kleinigkeiten:<br />

Wenn wir für Fremde planen, erfragen wir<br />

zuerst ihre Wünsche nach Klarheit, Teichgröße,<br />

Nutzungsintensität und vergrößern<br />

den Teich bei höheren Ansprüchen. Manche<br />

Leute sind des natürlichen Systems<br />

„Teich“ schlicht nicht würdig, ihnen empfehlen<br />

wir ein Pool.<br />

eigentlich verlorenen Situation mit Dreistigkeit<br />

noch etwas für sich herauszuschlagen versucht.<br />

Im Hebräischen enthält der Begriff eine negative<br />

Bewertung für jemanden, der die Grenzen<br />

der Höflichkeit aus egoistischen Motiven überschreitet<br />

(www.wikipedia.de)<br />

² Ein trauriger Tod, geprügelt von der alten<br />

Lateinlehrerin.<br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Wir arbeiten bautechnisch korrekt, berücksichtigen<br />

z.B. dass Wasser sich immer, wirklich<br />

immer, in der Waage befindet, der Rand<br />

unserer Teichabdichtung sollte sich also<br />

entsprechend verhalten, sonst rinnt der<br />

Teich über.<br />

Wir freuen uns auf die mit den Jahreszeiten<br />

und dem zunehmenden Alter immer wieder<br />

neuen, wechselnden Aspekte, Bilder,<br />

Lebewesen und Überraschungen, die der<br />

Teich so schenkt.<br />

Carpe piscinam²!<br />

Literatur:<br />

Polak, Paula (<strong>2011</strong>): Regenwasser im Garten<br />

nachhaltig nutzen. Naturnah planen, bauen<br />

und gestalten. pala­Verlag Darmstadt (s.<br />

Literaturtipps).<br />

DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />

Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />

<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />

expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />

www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 43


<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Natürliche Grundlagen der<br />

Farbgestaltung im Garten –<br />

Natürliche Farbräume erschließen<br />

Die natürlichen Bedingungen, unter denen Farbe im Außenraum erscheint, wiederholen<br />

sich regelmäßig und sind somit erfassbar. Die Farben natürlichen Lichts spannen sich zwischen<br />

im Tageslauf variierend vom gelb-rötlichen („warmen“) Licht einer tief stehenden<br />

Sonne, über das neutral wirkende Mittagslicht bei bedecktem Himmel bis zum anderen Extrem,<br />

dem blauen Himmelslicht im Schatten eines sonnigen Tages. Aber nicht nur die Farben<br />

des Lichts sind sich regelmäßig wiederholende Naturerscheinungen, auch die Farben, die<br />

uns natürlicherweise umgeben, wiederholen sich im jahreszeitlichen Rhythmus.<br />

Farben-Phänologie<br />

Um den jahreszeitlichen Rhythmus der<br />

natürlichen Farbigkeit unserer gemäßigten<br />

Klimazonen zu beschreiben, begann<br />

ich meine Beobachtungen 2003 im Naturschutzgebiet<br />

Heuckenlock an der Süderelbe<br />

bei Hamburg. Das Gebiet an den zwei<br />

Beobachtungsstellen setzt sich aus Weichholzauen<br />

– Weiden und Pappeln – und<br />

Schilfröhricht zusammen.<br />

1 Pappelfarben im Jahreslauf<br />

(B. Hering: „Farben im Jahreskreis“ 2004)<br />

Die Grundreihe vegetativer Farbigkeit<br />

Zusammenfassend lässt sich also eine Pendelbewegung<br />

der Gesamtfarbigkeit der<br />

Landschaft feststellen. Sie durchschreitet<br />

zweimal im Jahr den Gelb­ und Grüngelb­<br />

Bereich des Farbkreises: im Frühling vom<br />

Braun des Winters zum Blattgrün des Sommer<br />

und im Herbst über ein jetzt Gelb mit<br />

höherem Buntanteil wieder zurück zum<br />

erdnahen Braun.<br />

Diese Grundreihe, die sich ebenso in einzelnen<br />

einjährigen Pflanzenindividuen zeigt,<br />

möchte ich die vegetative Grundreihe nennen.<br />

44 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Auffällig ist der geringe Ausschlag in rötlicher<br />

Richtung. Die vegetativen Phänomene<br />

(Laubentfaltung und Blattverfärbung)<br />

wirken sich insgesamt stärker auf die Farbigkeit<br />

aus als die generativen (Blüte und<br />

Fruchtreifung).<br />

Bezieht man bei der Darstellung den Buntanteil<br />

mit ein, erkennt man eine Pendelbewegung<br />

der Farbdaten, die in Form einer ungleichen<br />

Acht, einer Lemniskate schwingen.<br />

5 Durchschnittsfarbigkeiten von Weichholzaue<br />

(s) und Buchenwald (b) im Jahreslauf, eingetragen<br />

im NCS-Farbkreis®.<br />

Unsere Wahrnehmung in<br />

der Natur gewachsen<br />

Verwirrend ist, dass wir im alltäglichen Erleben<br />

und nach unseren Alltagsbegriffen die<br />

Vegetationsfarben nicht so gelb auffassen<br />

wie sie im direkten Vergleich mit Farbmustern<br />

festzustellen sind. Die erlebte, wahrgenommene<br />

Farbe scheint eine andere zu<br />

sein.<br />

Es gibt Anpassungen an wechselnde Lichtverhältnisse,<br />

aber auch Anpassungen an<br />

die Umgebungsfarbigkeit. Welche Farben<br />

die Objekte unserer Umgebung haben,<br />

entscheidet mit darüber, wie wir die einzelnen<br />

Farben in unserer Umgebung wahrnehmen.<br />

Verschieben wir die Mitte des Farbkreises<br />

zum vorherrschenden Buntton, heißt das,<br />

in die Mitte rückt ein natürlich empfundenes<br />

gelbliches Grau. Unsere Farbzuordnungen<br />

aber gehen radial von dieser Mitte aus,<br />

auf das vorherrschende Gelb angepasst<br />

wird das Neutralgrau bläulich erscheinen.<br />

So kann die Empfindung mittleren Grüns,<br />

das im Außenraum mit dem Grün der Pflan­


1 Winterliche Bunttonzuordnung von „Violettbraun“<br />

(B. Hering: „Seasonal changes of the<br />

dominating hue“ 2006)<br />

zen verbunden ist, in Herbst, Winter und<br />

Frühling sehr weit ins Gelbliche gehen.<br />

Aus dem natürlichen<br />

Farbbestand gestalten<br />

Das Farbordnungsfeld (Hering 2009) ist<br />

eine praktische Hilfe, um sich den natürlichen<br />

Farbenraum selbst zu erschließen und<br />

in ihm eine eigene Palette zu entwickeln.<br />

Wir stellen zunächst die lebendige Klanglichkeit<br />

eines Bestandes nach. Notizen über<br />

die Empfindungen vor Ort liefern die Koor­<br />

dinaten für die Positionierung der Muster.<br />

Die Welt der uns umgebenden Farben wird<br />

so geordnet, wie wir sie wirklich draußen<br />

empfinden.<br />

Jetzt können wir eine neue Palette für bleibende<br />

Gestaltungen wie Wege oder Mauern<br />

entwickeln. Die Farben, die im wechselnden<br />

Bestand zu allen Jahreszeiten eine<br />

sinnvolle Ergänzung bilden, können bestehen<br />

bleiben<br />

Wird aber nach einem ergänzenden Pflanzensortiment<br />

gesucht, sollten die jahres­<br />

5 Farbordnungsfeld nach B. Hering (2009)<br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

rhythmisch parallelen Farben in ihrer Wirkung<br />

miteinander überprüft werden.<br />

Dafür eignet sich der Phänologische Pflanzenfarbenpass<br />

(Hering 2010). Legt man<br />

Farbpässe verschiedener Arten nebeneinander,<br />

synchronisiert man sie im Jahreslauf,<br />

denn auf jedem Pflanzenfarbenpass sind<br />

die Farben nach Teiljahreszeiten geordnet.<br />

Durch Abdecken der jeweils anderen Teiljahreszeiten<br />

ist eine ästhetische Beurteilung<br />

der im Jahr gleichzeitigen Erscheinungen<br />

möglich.<br />

Slow colours statt Fastfood der Farbe<br />

Aus der Beschränkung der Lebensbedingungen<br />

erwächst immer ein fein balanciertes<br />

Gleichgewicht um die farbliche Mitte.<br />

So bringt auch die Magerwiese größere<br />

farbliche Schönheit und Reichtum hervor<br />

als eine nährstoffreiche Fettwiese. Erst das<br />

Bewusstsein des vom Menschen im naturnahen<br />

Umfeld empfundenen und erlebten<br />

Farbenraums auf dem Hintergrund der realen<br />

Eigenfarbigkeit ermöglicht ein harmonisches<br />

Gleichgewicht zwischen farbiger<br />

Umwelt und menschlicher Empfindung.<br />

Literatur von Hering, B.:<br />

p „Farben im Jahreskreis“ (2004)<br />

PDF­Katalog, Westwerk e. V.<br />

p „Farbbeobachtungen an Weichholzaue<br />

und Röhricht“ in Pro Baum 1/07,<br />

p „Symphänologie der Farben“<br />

in TUEXENIA 27 (2007),<br />

p „Jahreszeitlicher Wandel vorherrschender<br />

Bunttöne“ in Phänomen Farbe<br />

9/2007<br />

p „Natürliche Grundlagen der Farb ­<br />

ge staltung“ in Gartenpraxis 1/2009<br />

p „Im natürlichen Farbraum“<br />

in Gartenpraxis 12/2009<br />

Bertolt Hering, D - Hamburg.<br />

Künstler, Maler und Farbenforscher. Seit 2003<br />

Naturstudien zur Farbgestaltung. Atelier.<br />

Tel. 040-36006556, www.bertolt-hering.de/<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 45


<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Kiwi<br />

(Actinidia arguta ’Ambrosia‘)<br />

Wildobst und seltene Obstarten<br />

im naturnahen Garten<br />

Bereits vor Jahrtausenden sammelten die<br />

Menschen Früchte in der Natur. Auch heute<br />

noch werden in Bauerngärten Mispeln, Holunder,<br />

Schlehen, Ebereschen sowie Frucht­<br />

Rosen und andere Wildobstarten kultiviert.<br />

Wildobst liegt heute ebenso im Trend der<br />

Zeit wie seltene Obstarten, denn sie erfüllen<br />

nahezu perfekt das Verlangen nach Produkten,<br />

die wohlschmeckend und gleichzeitig<br />

gesundheitsfördernd sind. Ihre Früchte enthalten<br />

nämlich viele wertvolle Vitamine, Mineral­<br />

und Vitalstoffe, sie lassen sich zu hochwertigen<br />

Produkten verarbeiten. Darüber<br />

hinaus bieten Wildobstgehölze für die heimische<br />

Tierwelt Unterschlupf und Nahrung und<br />

bereichern somit die ökologische Vielfalt in<br />

unseren Gärten. Es sind auch viele Nützlinge<br />

darunter, die wiederum für das ökologische<br />

Gleichgewicht im Garten sorgen.<br />

Was ist „Wildobst“ eigentlich?<br />

Rein botanisch betrachtet sind „Wildobstarten“<br />

züchterisch nicht bearbeitete, aus Samen<br />

hervorgegangene Gehölzarten, deren<br />

Früchte gesammelt und vom Menschen<br />

genutzt werden. Auch die Auslesen von<br />

Kornelkirsche, Sanddorn und Co. gelten<br />

heutzutage als Wildobst.<br />

Frisch verzehren oder verarbeiten?<br />

Wildobstarten und seltene Obstarten kann<br />

man in zwei Kategorien einteilen. Einerseits<br />

gibt es Wildobstarten wie Felsenbirne, Mini­<br />

Kiwi und Korea­Kirsche, die besonders bekömmliche<br />

Naschfrüchte liefern. Dem stehen<br />

jene Früchte gegenüber, die sich zu wohlschmeckenden<br />

Produkten verarbeiten lassen.<br />

46 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Kornelkirschenzweig mit Früchten<br />

(Cornus mas ’Jolico‘)<br />

Indianerbanane<br />

(Asimina triloba ’Overleese‘)<br />

Saft, Marmeladen, Gelees, Trockenfrüchte, Liköre<br />

und Schnaps sind nur einige davon.<br />

Wildobst im Hausgarten<br />

Wildobst bereichert unseren Speisezettel.<br />

Allerdings sind unsere Gärten meist zu klein<br />

um so viele Wildfruchtgehölze unterzubringen.<br />

Mit der Verwendung reichfruchtender<br />

Auslesen sowie durch entsprechende<br />

Schnittmaßnahmen lassen sich regelmäßig<br />

hohe Erträge erzielen.<br />

Wildobstgehölze mit ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

sind im Garten als Solitärsträucher<br />

(Kornelkirsche), als geschnittene<br />

Hecke (Kornelkirsche), oder als Elemente<br />

einer Blütenhecke (Wild­Rosen, Felsenbirne)<br />

eine Bereicherung für jeden Garten. Es<br />

sind schöne Blütensträucher mit attraktiven<br />

Blüten, prächtigem Fruchtschmuck und<br />

teils brillanter Herbstfärbung (Felsenbirne,<br />

Apfelbeere). Dabei sind sie anspruchslos<br />

bezüglich ihrer Standortansprüche.<br />

Seltene und besondere Obstarten<br />

Neben den bei uns heimischen Wildobstarten<br />

und deren Auslesen wie Sanddorn, Kornelkirsche,<br />

Holunder und Wild­Rosen sollen<br />

an dieser Stelle auch „Seltene und besondere<br />

Wildobstarten“ vorgestellt werden. Das<br />

Spektrum reicht von der Felsenbirne und<br />

der Schwarzen Apfelbeere bis zur subtropischen<br />

Indianerbanane (Paw Paw) und der<br />

aus Asien stammenden Mini­Kiwi.<br />

Im Vortrag wurden die zahlreichen Wildobstarten<br />

und seltene Obstarten vorgestellt.<br />

Früchte der Apfelbeere<br />

(Aronia melanocarpa ’Königshof‘)<br />

Insbesondere wurden die Standortansprüche,<br />

Pflegemaßnahmen, Inhaltstoffe und<br />

Verwertungsmöglichkeiten der Früchte angesprochen.<br />

Literatur:<br />

p ALBRECHT H.­J., 2007: Sanddorn.<br />

Anbau, Ernte, Sortiment. Kordes Jungpflanzen<br />

Handels­GmbH, Bilsen.<br />

p BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEIN­<br />

BAU UND GARTENBAU, 1996: Wildobst,<br />

LVG­Abteilung Gartenbau, Veitshöchheim<br />

p BUNDESSORTENAMT 1999: Beschreibende<br />

Sortenliste: Wildobstarten, Landbuch<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Hannover.<br />

p FRIEDRICH G., SCHURICHT W., 1989:<br />

Seltenes Kern­, Stein­ und Beerenobst,<br />

J. Neumann­Neudamm, Melsungen<br />

p GRÜN S. & J. NEIDHARDT 2010:<br />

Aronia – Unentdeckte Heilpflanze,<br />

edition buntehunde GdbR, Regensburg<br />

p PIRC, H., 2009: Wildobst und seltene<br />

Obstarten im Hausgarten, L. Stocker<br />

Verlag, Graz<br />

p ZEITLHÖFER, A., 2008: Wildobst für den<br />

Hausgarten, Agrarverlag, Wien.<br />

Dr. Helmut Pirc, A - 1131 Wien-Schönbrunn.<br />

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für<br />

Gartenbau, Abteilungsleiter für Gehölzkunde<br />

und Baumschulwesen


Lichtverschmutzung im <strong>Naturgarten</strong>?<br />

Wie Insekten auf Beleuchtung reagieren<br />

Künstliche Beleuchtung von Außenräumen<br />

wird als Lichtverschmutzung bezeichnet,<br />

wenn sichtbares Kunstlicht und im benachbarten<br />

UV­ und Infrarotbereich emittierte<br />

Strahlung störende und schädliche Auswirkungen<br />

auf Mensch und Natur zur Folge haben<br />

kann.<br />

Licht spielt für Pflanzen, Tiere und Menschen<br />

eine wichtige Rolle zur Orientierung in Raum<br />

und Zeit. Biologische Prozesse – etwa die Aktivitätsmuster<br />

von dämmerungs­ und nachtaktiven<br />

Tieren – werden in ihrem zeitlichen<br />

Ablauf oft durch ein Zusammenspiel von „inneren“<br />

und „äußeren“ Faktoren gesteuert. Die<br />

innere Uhr der Organismen wird dabei justiert<br />

von einem äußeren Zeitgeber, der die Uhr<br />

immer wieder richtet, etwa von der Veränderung<br />

der Lichtintensität oder der Tageslänge.<br />

Nachtaktive Insekten und Zugvögel orientieren<br />

sich räumlich am Himmelslicht. Kunstlicht<br />

kann nun die Orientierung in Raum und Zeit<br />

verwirren. Nicht alle Arten sind von solchen<br />

Täuschungen in gleicher Weise betroffen.<br />

Von Nachtfaltern und anderen Insekten ist<br />

bekannt, dass sie durch Lampen angezogen<br />

werden. Man nimmt an, dass sich nachtaktive<br />

Insekten in ihrem Flug natürlicherweise<br />

am Mond oder an anderen Himmelslichtern<br />

orientieren und dabei einen konstanten<br />

Flugwinkel zur Lichtquelle einhalten, was<br />

bei der enormen Distanz der Himmelskörper<br />

bedeutet, dass die Nachtinsekten ihre Flughöhe<br />

beibehalten. Eine Straßenlampe wirkt<br />

nun wie ein Superstern, der die Orientierung<br />

dominiert. Weil die Lampe so nahe ist im Vergleich<br />

zum Mond, muss die unter der Lampe<br />

durchfliegende Motte ihren Flug spiralig zur<br />

Lampe hinwenden, wenn sie ihren Flugwinkel<br />

beibehalten will. So kommt sie der Leuch­<br />

Lichtverschmutzung wird sowohl<br />

durch direkte Beleuchtung (als auch<br />

durch den Lichtdom „Skyglow“ über<br />

den Ballungsräumen) verursacht.<br />

te immer näher, verglüht schließlich an der<br />

Lampe, erschöpft sich zu Tode oder wird von<br />

einer Fledermaus gefressen. Gewisse Insekten<br />

können im Umkreis von Dutzenden bis<br />

Hunderten von Metern um eine Lichtquelle<br />

fast komplett aus der Landschaft abgesogen<br />

werden, weshalb man von einem „vacuum<br />

cleaner effect“ (Staubsaugereffekt) des<br />

Kunstlichts spricht.<br />

Die in dieser Beziehung recht gut untersuchten<br />

Glühwürmchen werden durch Kunstlicht<br />

sowohl in ihrer räumlichen wie in ihrer zeitlichen<br />

Aktivität beeinträchtigt. Von den nachtaktiven<br />

Larven des Grossen Glühwürmchens<br />

ist bekannt, dass selbst schwache Beleuchtung<br />

jegliche Aktivität unterdrückt. Auch die<br />

Paarung der ausgewachsenen Leuchtkäfer<br />

wird gestört. Bei den meisten Leuchtkäferarten<br />

sind die lichtscheuen Männchen flugfähig<br />

und machen sich in der Sommernacht<br />

auf dem Luftweg auf die Suche nach den in<br />

der Krautschicht sitzenden Weibchen, die<br />

durch ihr biolumineszentes Licht auf sich aufmerksam<br />

machen. Die Weibchen suchen ihre<br />

Leuchtplätze offenbar noch vor der Verpuppung<br />

aus, indem sie bei Tageslicht Stellen suchen,<br />

die ihnen geeignet erscheinen. Wenn<br />

nun nachts am gewählten Leuchtplatz zufälligerweise<br />

eine Lampe scheint, so wird das<br />

ortstreue Weibchen nächtelang vergebens<br />

leuchten und schließlich ohne Nachwuchs<br />

sterben, denn Leuchtkäfermännchen meiden<br />

verleuchtete Flugräume.<br />

Wir sind weit davon entfernt, die Folgen der<br />

Lichtverschmutzung für Biodiversität und<br />

Ökosysteme wirklich abschätzen und verstehen<br />

zu können. Allein der Gedanke daran,<br />

dass den ohnehin schon stark gestörten Ökosystemen<br />

in zunehmendem Maß eine weitere<br />

<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />

Belastung zu gemutet<br />

wird, stimmt wenig<br />

zuversichtlich. Sicher<br />

aber zählen wir selbst zu den Verlierern, wenn<br />

wir Sternenhimmel und Glühwürmchen aus<br />

den Augen verlieren.<br />

Kunstlicht im <strong>Naturgarten</strong>?<br />

Praktische Tipps:<br />

3 nur Stellen beleuchten, wo dies wirklich<br />

notwendig ist<br />

3 keine horizontale Beleuchtung, Lichtkegel<br />

nach unten richten, gegebenenfalls Leuchtkörper<br />

seitlich und gegen oben abschirmen<br />

(mit Blenden versehen)<br />

3 UV-armes Licht ist für die meisten Insekten<br />

weniger attraktiv, daher sind Natriumdampflampen<br />

oder LED-Leuchten Quecksilberdampflampen<br />

vorzuziehen<br />

3 Leuchten mit geschlossenen Gehäusen<br />

verwenden<br />

3 Beleuchtung nur in erforderlicher Intensität,<br />

Licht allenfalls dimmen (LED)<br />

3 Beleuchtung zeitlich begrenzen: keine<br />

Beleuchtung, wenn sie von niemandem benötigt<br />

wird, Steuerung gegebenenfalls durch<br />

Timer oder Bewegungsmelder<br />

Stefan Ineichen<br />

(s.ineichen@bluewin.ch)<br />

lebt als Ökologe und<br />

Schriftsteller in Zürich.<br />

Lehrauftrag für Siedlungs-<br />

und Agrarökologie an der Zürcher Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaften (zhaw)<br />

in Wädenswil, Präsident des Vereins Glühwürmchen<br />

Projekt (www.gluewuermchen.ch).<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 47


Visionen im naturnahen Garten<br />

regenwassermanagement im Garten<br />

Vom Umgang mit dem Wasser in zeiten zunehmender Klimaextreme<br />

Jeden Tag beginne ich mit dem Morgenjournal<br />

im Radio, aber eigentlich mag<br />

ich das nicht mehr, jagt doch eine Katastrophenmeldung<br />

die andere: Tsunamis,<br />

Schlammlawinen, Brisbane, ja, das liegt<br />

zur Abwechslung in der zivilisierten Welt,<br />

versinkt in den Fluten, von Steyr wollen wir<br />

gar nicht reden. Geht uns das etwas an? Ja,<br />

schon, den Klimawandel können wir nicht<br />

ignorieren, auch wenn weltweites Kopf­inden­Sand­stecken<br />

die neueste olympische<br />

Disziplin geworden ist.<br />

Viele der Probleme haben mit Wasser, genauer<br />

gesagt, mit Niederschlägen zu tun:<br />

nicht nur sind gegenüber dem vorindustriellen<br />

Zeitalter die Jahresdurchschnittstemperaturen<br />

um fast 1° von 14,5° Celsius auf<br />

heute ca. 15,3° Celsius angestiegen, es waren<br />

auch die elf wärmsten der hundert Jahre<br />

zwischen 1909 und 2009, in den Jahren<br />

seit 1997. Auch treten vermehrt Starkregen<br />

(per definitionem 5 mm in 5 min, oder 17<br />

mm in einer Stunde) auf, auch solche mit<br />

bis zu 100 mm in der Stunde.<br />

Prallufer.<br />

Uferbereich, an die<br />

bewegtes Wasser prallt – wenn wir zum Beispiel<br />

ins Wasser springen – werden mit Schotter vor<br />

Abschwemmung geschützt.<br />

48 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Der Himmel spielt verrückt, und wir unterstützen<br />

ihn dabei kräftig:<br />

p Wir versiegeln unsere Böden, so dass Regenwasser<br />

nicht langsam in die Grundwasserkörper<br />

sickern kann, wo neues<br />

Trinkwasser gespeichert wird, sondern<br />

stattdessen Kanäle und Flüsse überschwemmt.<br />

In Deutschland sind 6,25 %<br />

der Böden tatsächlich versiegelt. Klingt<br />

gar nicht so viel, sind aber doch etwa 2,3<br />

Millionen Hektar. Zur besseren Vorstellung:<br />

Das ist mehr als die gesamte Fläche<br />

Hessens oder mehr als ein Viertel der Fläche<br />

Österreichs.<br />

p Wir verbrauchen immer mehr wertvolles<br />

Trinkwasser, auch für nicht ganz so<br />

wertvolle Zwecke wie Klospülung oder<br />

Autowaschen. In Deutschland sind das<br />

129l/Mensch/Tag, in Österreich 160, in<br />

der Schweiz 237, in den USA fast 300, und<br />

in Indien 25l. Das verbrauchte Wasser gelangt<br />

dann: siehe oben in den Kanal.<br />

Wir Menschen mit den grünen Herzen fühlen<br />

uns ohnehin oft hilflos gegenüber all<br />

So wird Laub gefiltert:<br />

Ein Laubabscheider<br />

verhindert, dass Laub und<br />

andere Verunreinigungen<br />

vom Dach in den Wasserspeicher<br />

gelangen. Das<br />

Laub wird stattdessen in<br />

den Kanal geleitet.<br />

Quelle alle Zeichnungen:<br />

Regenwasser im Garten<br />

nachhaltig nutzen, palaverlag<br />

Darmstadt, Illustratorin:<br />

Lisa Apfelbacher<br />

der Zerstörung um uns herum, hier können<br />

wir als Gartenbesitzer etwas beitragen:<br />

Neu denken<br />

Wir überdenken unsere Ansprüche und aus<br />

Hochglanzzeitschriften generierte Wunschbilder,<br />

und gestalten den Garten durstfrei.<br />

Ein standortgerechter Blumenrasen, eine<br />

gemischte heimische Hecke, ein Beet aus


Trockenstauden, ein Gründach müssen<br />

nicht zusätzlich bewässert werden.<br />

Verschenken<br />

Auch bezahlen wir nicht mehr dafür, dass wir<br />

Dachwässer in die Kanalisation einspeisen<br />

dürfen, wir schaffen im Garten Sickermöglichkeiten:<br />

Sickerflächen, Sickermulden,<br />

Sickerteiche, …in die wir die Dachwässer<br />

einleiten. Mittels Versickerungsversuch stellen<br />

wir fest, wie schnell unser Boden Wasser<br />

durchsickern lässt, demnach berechnen wir<br />

die nötige Größe der Sickermulde, die, über<br />

den Daumen geschätzt, 10­20% der Dachfläche<br />

beträgt. Bei einem durchschnittlichen<br />

Dach von 100 m² reichen also etwa 20<br />

m² Platz für eine 30 cm tiefe Sickermulde.<br />

In diesem Kreis unnötig zu sagen, dass wir<br />

sie mit speziellen heimischen Pflanzen bestücken,<br />

die es aushalten, mal bis zum Hals,<br />

mal nur bis zu den Wurzelspitzen im Wasser<br />

zu stehen. Sickerelemente kombinieren wir<br />

mit Möglichkeiten zum Nutzen.<br />

Nutzen<br />

Vielleicht gönnen wir uns ja einen Gemüsegarten<br />

als Vorsorge für die Krise, oder als<br />

Zeitvertreib für den Opa, jedenfalls will der<br />

Gemüsegarten bewässert werden; die Kinder<br />

baden so gerne, also was liegt näher, als<br />

die Dachwässer, jedenfalls teilweise, zu speichern.<br />

Sickerteich (= Teich und Sickermulde<br />

drum herum), Teich oder Schwimmteich bie­<br />

So nebenbei bietet unser Sickerteich auch noch<br />

wunderschöne Blüten<br />

Randbefestigung des<br />

Teiches mit Kautschukleisten.<br />

Die Randbefestigung verhindert,<br />

dass Wasser aus dem Teich läuft.<br />

Dabei ist zu beachten, dass<br />

sich Wasser immer waagrecht und niemals<br />

schräg verteilt!<br />

Visionen im naturnahen Garten<br />

ten sich an. Den Zulauf vom Dach gestalten<br />

wir als mäandrierenden Bachlauf, in Hausnähe<br />

abgedichtet, damit das Wasser nicht das<br />

Hausfundament unterspült, etwas weiter<br />

weg kann er ruhig als Sickerbach ausgeführt<br />

werden. Je nach Niederschlagsmenge bootstauglich<br />

oder nicht. Irgendwo existieren<br />

auch technische Lösungen wie Zisternen<br />

aus Beton oder Kunststoff, die sehe ich nur<br />

als Notlösungen an, in dem unwahrscheinlichen<br />

Fall, dass der Platz für eine naturnahe<br />

Lösung nicht reichen sollte.<br />

Ein gar nicht schlechter Zug der Zeit ist<br />

Multifunktionalität:<br />

unser Regenwassermanagement, kombiniert<br />

aus Entsiegelung, wasserspeichernden<br />

Teichen und Schwimmteichen und Sickermulden,<br />

alle bepflanzt aus der breiten, schönen<br />

Palette der heimischen Pflanzen, ist ein<br />

Wunder an Multifunktionalität:<br />

p wir sparen Trinkwasser und nutzen statt<br />

dessen Regenwasser<br />

p damit entlasten wir Kanalisation und<br />

Flüsse<br />

p wir füllen via Versickerung die Grundwasserspeicher<br />

p wir entlasten die Geldbörse, denn wir<br />

sparen Abwassergebühr<br />

p mit den unterschiedlichen Feuchtstandorten<br />

schaffen wir Lebensräume für spezielle<br />

Pflanzen und Tiere<br />

p neue Gartenelemente schaffen für uns<br />

Hominiden Räume für Entspannung und<br />

Freude<br />

Und so soll es doch sein!<br />

Literatur:<br />

p Polak, Paula (<strong>2011</strong>): Regenwasser im Garten<br />

nachhaltig nutzen. Naturnah planen,<br />

bauen und gestalten. pala­Verlag Darmstadt<br />

(s. Literaturtipps)<br />

DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />

Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />

<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />

expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />

www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 49


Visionen im naturnahen Garten<br />

Der Freiraum der zukunft<br />

ist naturnah und sinnlich<br />

Die wesentlichen Dinge im Leben sind einfach, die einfachen Dinge machen glücklich: der Duft einer Rose, ein Kinderlachen,<br />

die Wärme der Sonne auf der Haut, der Geschmack einer frisch gepflückten Himbeere.<br />

Unsere Welt wird zunehmend komplexer<br />

und künstlicher, second life<br />

ersetzt echtes Erleben. Den Trend<br />

zur Künstlichkeit erfahren wir auch in der<br />

Gartengestaltung, von der Verwendung<br />

bunter Glasscherben sogar bei Kreisverkehren<br />

mitten in der freien Landschaft bis<br />

hin zu kantigen Beton­Wasserbecken und<br />

­Mauern auf Kinderspielplätzen, die diesen<br />

Namen gar nicht verdienen. Weder finden<br />

sich Kinder freiwillig dort ein, noch bieten<br />

sie Möglichkeiten zum Spielen.<br />

Im Jahr 1971 durften noch 2/3 der englischen<br />

Kinder ab 7Jahren mit dem Rad im<br />

Verkehrsraum fahren, 20 Jahre später nur<br />

mehr ¼. Die Einengung des öffentlichen<br />

Raums wird hingenommen, Kinder werden<br />

von den Straßen geräumt, buchstäblich<br />

„aus dem Weg geräumt“. In den USA<br />

werden auf manchen Spielplätzen bereits<br />

Schaukeln und Rutschen entfernt, da dies<br />

als zu gefährlich gilt.<br />

Nicht nur widerspricht dies einer artgerechten<br />

Kinderhaltung, diese Formen der Gestaltung<br />

sind auch noch totlangweilig! Ebene,<br />

versiegelte Flächen, lineare Hecken, Bäume<br />

im Quadratraster bieten einfach nichts, gar<br />

nichts, keine Beschäftigungsmöglichkeit,<br />

keine Geborgenheit, keine Herausforderung<br />

oder Wohltat für die Sinne. Dabei ist<br />

es so einfach:<br />

„Der FREIraum sei ein FREuraum!“<br />

Schaffen wir Freiräume, die Freude bringen,<br />

mit allen Sinnen erlebbar sind:<br />

Offiziell haben wir Menschen 5 Sinne, mit<br />

denen wir unsere Umwelt in ihrer Gesamtheit<br />

erfassen. Allerdings behalten wir nur<br />

einen Bruchteil dessen, was wir empfangen;<br />

diese Menge ist bei jedem Sinn unterschiedlich<br />

hoch.<br />

50 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Sehen<br />

Auf den Sehsinn, auf die Augen, würden die<br />

meisten Menschen als letztes verzichten<br />

wollen. Nicht nur behalten wir immerhin<br />

30% all dessen, was wir gesehen haben, er<br />

eröffnet uns auch die gesamte Schönheit<br />

dieser Welt.<br />

Naturnahe Freiräume sind voller unterschiedlicher<br />

Farben und Formen, Oberflächen<br />

und Strukturen. Allein für die vielen<br />

Grünnuancen zwischen satter Wiese, grüner<br />

Schneerose, einem soeben geschlüpften<br />

Buchenblatt, dem Dunkel von Efeu und<br />

Eibe, und dem durch einen Wassertropfen<br />

gesehenen, becherförmigen Blatt des Frauenmantels<br />

fehlen uns die Namen. Die Kinder<br />

haben’s gut; die schauen einfach, und<br />

sehen auch!<br />

Hören<br />

Definiert sich durch die Gegenwart von<br />

Lauten, da bietet der naturnahe Freiraum<br />

viel: Vogelgesang, weil wir Nahrung und<br />

Unterschlupf für Vögel schaffen, Summen<br />

und Brummen diverser Insekten, die von<br />

unseren Wildblumen angelockt werden,<br />

das Plätschern von Wasser (verursacht von<br />

solargetriebenen Pumpen, natürlich), das<br />

Quaken der Frösche und Kinderlachen, weil<br />

sie sich wohlfühlen. Alles Laute, die im konventionelleren,<br />

sterilen Freiraum fehlen.<br />

Manche Laute wollen wir aber nicht hören,<br />

Autoverkehr beispielsweise; da helfen uns<br />

dichte, gemischte heimische Blütenhecken,<br />

Natursteinmauern und Erdwälle.<br />

riechen<br />

Alles riecht, man muss es nur wahrnehmen;<br />

auch dafür bieten naturnahe Freiräume<br />

Besonderes: Blütendüfte vom Aasgeruch<br />

des Aronstabs bis zum „jetzt ist Frühling!!!“<br />

– Geruch des Veilchens, vom Kumarin – Geruch<br />

des Waldmeisters bis zum Gestank des<br />

Igels, der unter unserem Ast­Laubhaufen<br />

überwintert hat. Gerüche sind Schatzkästchen<br />

voller Erinnerungen an alltägliche<br />

oder besondere Momente in unserem Leben,<br />

und da es eben unser Leben ist, sind<br />

sie für uns wertvoll.<br />

Schmecken<br />

Obst direkt vom Baum schmeckt anders als<br />

aus dem Plastikpack, Walderdbeeren unvergleichlich,<br />

und erst die jungen Erbsen!<br />

Ein Schluck Teichwasser schmeckt eben<br />

nach Teich, schadet uns nicht, und gehört<br />

ebenso zum Urlaubsgeschmack wie das<br />

Quellwasser auf der Alm. Im konventionellen<br />

Freiraum schmeckt gar nichts, weil man<br />

nichts davon essen oder trinken kann. Oder<br />

haben Sie schon einmal jemanden vom<br />

Geschmack des Flieders, der Forsythien<br />

oder der Funkien schwärmen gehört?<br />

Fühlen<br />

Da kann das „second life“ schon gar nicht<br />

mit. Wie fühlt sich die Haut einer Kröte an,<br />

oder die Hülle einer Libelle?<br />

Immerhin merken wir uns 45% dessen, was<br />

wir je ertastet haben. Unter den Überbegriff<br />

„Fühlen“ fallen neben dem Tastsinn auch<br />

das Temperaturempfinden, der Gleichgewichtssinn<br />

und der Schmerzsinn. In unseren<br />

geschützten Werkstätten sind wir zu oft<br />

abgeschottet, von den wärmenden Sonnenstrahlen<br />

ebenso wie von Sturmböen,<br />

von Unebenheiten, wie sie eben ein Waldweg<br />

bietet, von Brennnesseln ebenso wie<br />

von scharfen Steinkanten.<br />

Bienen und Dornen können stechen, Gräserblüten<br />

an den Fußsohlen kitzeln und all<br />

das gehört zum Leben, all das IST das Leben!<br />

Wir verarmen an Lebenserfahrung und<br />

geben unsere Kinder der Verarmung Preis,<br />

wenn wir uns und sie von all diesen Reizen<br />

fern halten.


Visionen im naturnahen Garten<br />

Erkenntnisse der Gehirnforschung zeigen,<br />

dass jede neue Erfahrung nicht nur neue<br />

Nervenverbindungen entstehen lässt, sondern<br />

dabei das Gehirn auch beglückende<br />

Botenstoffe aussendet. Das heißt: lernen,<br />

erfahren, verschafft uns Glücksgefühle.<br />

„Glück“, so sagt sogar der Dalai Lama, ist der<br />

Sinn des Lebens.<br />

Wer nicht rückwärtsgehen kann, kann auch<br />

nicht rückwärts zählen.<br />

Wer nicht HINgreifen darf, kann auch nicht<br />

BEgreifen.<br />

So einfach ist das!<br />

Ein abwechslungs­ und artenreich gestalteter<br />

Freiraum schenkt uns den Reichtum all<br />

dieser sinnlichen Erfahrungen.<br />

Text: Paula Polak<br />

Ein Gemeinschaftsvortrag von<br />

DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />

Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />

<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />

expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />

www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />

Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />

Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />

naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 51


Visionen im naturnahen Garten<br />

Grün macht Schule<br />

Wie Natur zum Erfolgsmodell wird<br />

„Grün macht Schule“ ist eine der erfolgreichsten<br />

umweltpädagogischen Initiativen<br />

in Berlin. Der 1983 von der Stiftung Naturschutz<br />

gegründete Arbeitskreis berät und<br />

betreut (Berliner) Schulen kostenlos bei der<br />

ökologischen und kindgerechten Schulhofgestaltung<br />

in Eigeninitiative.<br />

Die fachübergreifende Beratungsstelle (seit<br />

1991 ein Landschaftsarchitekt und zwei<br />

Pädagogen) wird von der zuständigen Bildungsverwaltung<br />

und dem Freilandlabor<br />

Britz e.V. getragen. Durch die Anbindung an<br />

die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung (Berliner Kultusministerium)<br />

und einen Förderfond des Landes<br />

Berlin („Vom Schulhof zum Spielhof“) können<br />

relativ unkonventionell Initiativen an<br />

Schulen mit Honoraren oder Sachmitteln<br />

unterstützt werden, u. a. Beteiligungsverfahren,<br />

Konzeptentwicklungen, Modellbau,<br />

fachgerechte Anleitungen bei Workshops<br />

und Schülerprojekten. Bedingung für eine<br />

Förderung ist die Einbeziehung von Kindern<br />

und Jugendlichen in die Planung und<br />

Umsetzung. Jährlich erhalten auf Antrag<br />

zwischen 40 und 70 Berliner Schulen (Anschub­)Finanzierungen.<br />

Darüber hinaus<br />

können Schulen kostenlos Werkzeuge und<br />

Maschinen bei „Grün macht Schule“ für<br />

Projekttage ausleihen. Zu den Aufgaben<br />

gehören u. a. auch die Organisation bzw.<br />

Leitung von Fortbildungsveranstaltungen,<br />

die Vermittlung von Kontakten zu den Ämtern<br />

und Fachleuten (z.B. Künstler/innen),<br />

Hilfe bei der Sponsorensuche und Unterstützung<br />

bei der Suche nach preisgünstigen<br />

(recycelten) Materialien.<br />

Mehr als 500 Berliner Schulen sind inzwischen<br />

–zumindest teilweise­ zu anregenden<br />

Lebens­ und Lernorten umgestaltet<br />

worden. In den letzten Jahren haben vielfältige<br />

Projekte mit Künstler/innen die Atmosphäre<br />

auf den Schulhöfen bereichert, die<br />

Identifikation mit der Schule gefördert und<br />

mancher Schule einen Einstieg in die naturnahe<br />

Umgestaltung des gesamten Geländes<br />

erleichtert. Natur und Kunst­Aktivitäten<br />

52 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Grün macht Schule<br />

auf dem Schulgelände, aber auch im Wald<br />

oder im öffentlichen Raum sind für viele<br />

Schüler/innen Höhepunkte ihrer Schullaufbahn<br />

und erfreuen sich auch in der Lehrerschaft<br />

und bei Eltern großer Beliebtheit<br />

– als Projekt mit Schüler/innen oder auch<br />

als Fortbildungsveranstaltung. Gleichzeitig<br />

werden im Kontakt mit Künstler/innen oder<br />

anderen außerschulischen Partner/innen<br />

(z. B. Förster, Waldschulen) neue Sichtweisen<br />

eröffnet und Erfahrungen gesammelt.<br />

Durch das Arbeiten außerhalb des Schulgeländes<br />

werden das unmittelbare Schulumfeld<br />

oder die unbekannte weitere Umwelt<br />

(für viele Berliner Kinder und Jugendliche<br />

sind dies die umfangreichen Waldgebiete)<br />

besser kennen gelernt und mitgestaltet.<br />

Ein wesentliches Ziel von „Grün macht<br />

Schule“ ist die Aktivierung und Qualifizierung<br />

der Beteiligten und ihre Einbeziehung<br />

in Entscheidungsprozesse. Langfristig sinnvoll<br />

und nachhaltig sind nur solche Schulhofumgestaltungsprozesse,<br />

welche durch<br />

die frühzeitige Einbeziehung von Kindern/<br />

Jugendlichen, Eltern, Schulkollegien und<br />

Hausmeister in die Planung und Durchführung<br />

von Umgestaltungsmaßnahmen<br />

die Eigeninitiative fördern. Das vorhandene<br />

Kreativitäts­Potential wird genutzt, das<br />

Verantwortungsgefühl gestärkt und sich<br />

bei Gesamtkonzeptionen für Schulfreiflächen<br />

der Hilfe von Fachleuten und Ämtern<br />

bedient. Fantasievolle Kunstprojekte<br />

mit natürlichen Materialien (überwiegend<br />

Stein, Holz, Lehm) werden gemeinsam mit<br />

Künstler/innen entwickelt. Sie bereichern<br />

die Schulgelände und sind häufig die sichtbaren<br />

Zeichen der Aneignung von Räumen<br />

durch Kinder und Jugendliche.<br />

Manfred Dietzen, D - Berlin.<br />

Landschaftsarchitekt „Grün macht Schule“<br />

Berlin, Beratung und Betreuung Berliner Schulen<br />

und Kindergärten bei der ökologischen und<br />

kindgerechten Freiflächengestaltung.<br />

Informationen: www.gruen-macht-schule.de,<br />

Kontakt: manfred.dietzen@senbwf.berlin.de


Naturnahe Gärten in der Stadt –<br />

ein Beitrag zum Vogelschutz?<br />

Schon im Vorfrühling ertönen allerorten<br />

die rhythmischen, fröhlich klingenden „zizidää<br />

– zizidää…“­ Strophen der Kohlmeise.<br />

Sie gehört auch in Großstädten zu den<br />

häufigsten Gartenvögeln und profitiert<br />

nicht zuletzt von den zahlreichen künstlichen<br />

Nistkästen, die mittlerweile fast zur<br />

Grundausstattung eines Gartens gehören.<br />

Doch soll es in diesem Beitrag nicht<br />

darum gehen, wie man einen Garten vogelfreundlich<br />

gestaltet – z. B. mit dichten<br />

Dornhecken, überrankten Reisighaufen,<br />

heimischen Stauden, Wasserstelle und „unordentlichen“<br />

Ecken, in denen Brennnesseln<br />

wuchern dürfen und das Laub liegen<br />

bleibt. Zu diesem Thema gibt es mittlerweile<br />

genügend gute Literatur (z.B. Witt 1999,<br />

Lohmann 2000, Schäffer & Schäffer 2008).<br />

Vielmehr soll die Frage beleuchtet werden,<br />

welche Rolle Gärten, insbesondere solche<br />

im städtischen Raum, für den Vogelschutz<br />

insgesamt spielen können.<br />

Stadtvogelwelt im Wandel<br />

Dem großen Angebot an Nistkästen und<br />

winterlichen Futterstellen zum Trotz: Ein<br />

Kohlmeisen­Paar benötigt im Sommer<br />

(ohne zusätzliche Fütterung) für sich und<br />

seinen Nachwuchs ein Nahrungsrevier von<br />

durchschnittlich 7.500 Quadratmetern –<br />

deutlich mehr als die Fläche eines normalen<br />

Gartens. Angesichts solcher Raumansprüche<br />

– und die Kohlmeise ist in dieser Hinsicht<br />

durchaus bescheiden – scheinen den<br />

Ambitionen eines Naturgärtners, das eigene<br />

Stückchen Land zu einem artenreichen<br />

Vogelparadies zu machen, enge Grenzen<br />

gesetzt zu sein. Dies umso mehr, wenn es<br />

in einem städtisch geprägten Umfeld liegt,<br />

in der Regel umgeben von überwiegend<br />

konventionell angelegten Gärten. Seltenere<br />

Arten wird man hier selbst als sporadische<br />

Nahrungsgäste kaum antreffen, weil<br />

deren Lebensraumansprüche in der Stadt<br />

nicht (mehr) erfüllt sind. Andererseits belegen<br />

zahlreiche Untersuchungen, dass die<br />

sogenannte Gartenstadtzone, die von Reihen­<br />

und Einfamilienhaus­Siedlungen mit<br />

zahlreichen Gärten geprägt ist, ähnlich vo­<br />

gelreiche Lebensräume darstellen können<br />

wie etwa ein natürlicher Auwald.<br />

Dabei ist die Stadtvogelwelt seit Jahrzehnten<br />

in einem dramatischen Wandel<br />

begriffen. Viele Arten wie Hänfling, Stieglitz<br />

und Goldammer oder auch Girlitz und<br />

Gartenrotschwanz, ursprünglich in der<br />

heckenreichen Feldflur bzw. in kleinbäuerlich<br />

geprägten Dörfern beheimatet, zeigen<br />

deutliche Bestandsrückgänge oder sind sogar<br />

fast völlig aus der Stadt verschwunden,<br />

weil ihre einstigen Lebensräume überbaut<br />

und versiegelt wurden. Den „Feldvögeln“<br />

ist zumindest im städtischen Umfeld mit<br />

einer naturnahen Gartengestaltung nicht<br />

mehr oder nur ausnahmsweise zu helfen.<br />

Ebenso finden auch Felsbrüter wie Mauersegler<br />

und Mehlschwalbe immer weniger<br />

geeignete Brutmöglichkeiten an modernen<br />

Gebäudefassaden, und selbst der einst<br />

so vertraute Spatz macht sich rar. Andere<br />

Arten wiederum entdecken in zunehmendem<br />

Maße die Stadt als Lebensraum für<br />

sich. Bei einigen Vertretern wie der Amsel<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Kleiber<br />

ist dieser Prozess der Verstädterung längst<br />

abgeschlossen, bei anderen noch in vollem<br />

Gange.<br />

Waldvögel erobern die Stadt<br />

Am Beispiel der Metropole Hamburg soll die<br />

Veränderung der Vogelbestände genauer<br />

dargestellt werden: Vergleichende Untersuchungen<br />

in einem Korridor vom Zentrum<br />

bis zum nördlichen Stadtrand aus den Jahren<br />

1982/83 und 2007/2008 belegen, dass<br />

Arten wie Ringeltaube, Gartenbaumläufer,<br />

Buntspecht, Kleiber oder Tannenmeise inzwischen<br />

große Bereiche der Stadt erobert<br />

haben (Mitschke 2009). Die Bestände einiger<br />

Arten sind geradezu explosionsartig<br />

angestiegen: So wurden vom Zaunkönig<br />

Anfang der 80er Jahre 118 Reviere festgestellt,<br />

im Zeitraum 2007/2008 waren es<br />

bereits 1.231 Reviere. Auch kurzfristig beobachteten<br />

Vogelkundler teils gewaltige<br />

Bestandszuwächse, wie der Vergleich mit<br />

Daten aus dem Hamburger Brutvogelatlas<br />

zeigt, die im Zeitraum 1997­2000 erhoben<br />

wurden:<br />

Drei Fotos: Werner Gamerith<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 53


Foto: Angelika Kraft<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Vogelart Zuwachs (%)<br />

Wintergoldhähnchen 457,1<br />

Schwanzmeise 138,2<br />

Tannenmeise 85,9<br />

Gartenbaumläufer 52,0<br />

Zaunkönig 38,7<br />

Ringeltaube 23,9<br />

Rotkehlchen 17,5<br />

Bestandszunahme ausgewählter Vogelarten in<br />

einem 58 km 2 großen Korridor in Hamburg zwischen<br />

1997-2000 und 2007-2008 (n. Mitschke<br />

2009, verändert).<br />

Deutliche Verstädterungstendenzen und<br />

entsprechend positive Bestandsentwicklungen<br />

zeigen neben den genannten auch<br />

weitere Arten wie Eichelhäher, Heckenbraunelle,<br />

Zilpzalp und Mönchsgrasmücke.<br />

Was haben alle diese Arten gemeinsam,<br />

und warum zieht es sie ausgerechnet in<br />

die Stadt, nach landläufiger Meinung doch<br />

eher ein vogelfeindlicher Lebensraum?<br />

Die genannten Vogelarten sind sämtlich<br />

Bewohner aufgelockerter, strukturreicher<br />

Laub­ und Laubmischwälder. Strukturreich<br />

bedeutet: Es gibt viel Unterwuchs, Totholz<br />

in jeder Form, sonnige Lichtungen, vielstufig<br />

aufgebaute Waldränder, Staudenfluren,<br />

Kleingewässer und anderes mehr. Solche<br />

Wälder entstanden natürlicherweise durch<br />

Feuer, Windwurf sowie den Einfluss großer<br />

Pflanzenfresser wie Wisent, Auerochse und<br />

Wildpferd, später durch Waldweide und<br />

54 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

kleinbäuerliche Holznutzung. In modernen<br />

Wirtschaftsforsten (v.a. in solchen in Privatbesitz)<br />

sucht man dergleichen Strukturen<br />

meist vergeblich. In Fichtenstangenforsten<br />

oder in gleichförmigen Altersklassenwäldern<br />

finden Vögel daher nur wenige Lebensmöglichkeiten,<br />

entsprechend niedrig<br />

ist ihre Siedlungsdichte. Ganz anders in der<br />

durchgrünten Gartenstadtzone: Hier bieten<br />

Einzelbäume, Hecken und Gebüsche,<br />

Gartenteiche, Rasenflächen, Stauden­ und<br />

Gemüsebeete, gepflasterte Terrassen und<br />

Steinmauern, Sand­ und Kieswege, Komposthaufen,<br />

Holzschuppen und begrünte<br />

Pergolen ein engmaschig vernetztes und<br />

Rotkehlchen<br />

vielfältig ineinander verzahntes Lebensraummosaik.<br />

Was ein Naturgärtner am<br />

liebsten in konzentrierter Form vereinigen<br />

würde, ist hier zahlreich über eine große<br />

Fläche verteilt und bietet viele Brutmöglichkeiten,<br />

Singwarten und klare Grenzen<br />

zwischen den einzelnen Vogelrevieren. So<br />

verwundert es nicht, dass viele Vogelarten<br />

in städtischen Gärten, Parks und Grünanlagen<br />

mittlerweile häufiger sind als in ihrem<br />

ursprünglichen Wald­Lebensraum. Das<br />

gilt ganz besonders für den Gartenvogel<br />

schlechthin, die Amsel, die ausgerechnet<br />

von kurz geschorenen Rasenflächen profitiert:<br />

Beim regelmäßigen Mähen wird,<br />

trotz Fangkorb, eiweißreicher Grasschnitt<br />

auf dem Boden verteilt – ein Festessen für<br />

Regenwürmer, die Leibspeise der Amseln.<br />

Und die von Naturgärtnern geschmähten<br />

Nadelgehölze und Thujahecken bieten<br />

sichere Brutmöglichkeiten für Grünfink,<br />

Heckenbraunelle, Gimpel, Tannenmeise,<br />

Goldhähnchen und andere Arten, die sonst<br />

in der Stadt nicht leben könnten. (Diese Anmerkungen<br />

sollen keineswegs die naturnahe<br />

Gestaltung von Gärten und Grünanlagen<br />

diskreditieren!)<br />

Gärten und globale<br />

Artenvielfalt<br />

In der Großstadt Hamburg zählen 15 der 20<br />

häufigsten Brutvogelarten zu den „Gartenvögeln“<br />

– auch bundesweit betrachtet allesamt<br />

sogenannte Allerweltsvögel. Sollten<br />

wir uns dann nicht besser um die seltenen<br />

Vögel kümmern? Lange Zeit haben Naturschützer<br />

genau diese Strategie verfolgt.<br />

1998 jedoch sorgte eine Veröffentlichung<br />

des Vogelkundlers Martin Flade für Aufsehen<br />

in der Fachwelt: Ihm war bei der Auswertung<br />

des kurz zuvor erschienenen Europäischen<br />

Brutvogelatlas aufgefallen, dass<br />

Deutschland für viele gefiederte Bewohner<br />

von Wäldern, Parks und Gärten eine internationale<br />

Verantwortung trägt. So lebt<br />

etwa ein Viertel der gesamten Weltpopulation<br />

von Sumpfmeise und Sommergoldhähnchen<br />

in Deutschland (Tab. 2). Arten<br />

wie Seeadler, Kranich oder Uhu, die bisher<br />

im Fokus der Schutzbemühungen gestanden<br />

hatten, sind dagegen zwar bei uns selten,<br />

aber global betrachtet überhaupt nicht<br />

gefährdet.<br />

Vogelart Anteil D an Welt­ Rang D<br />

Sommer­<br />

population (%) in Europa<br />

goldhähnchen > 25 2.<br />

Sumpfmeise ca. 24 1.<br />

Ringeltaube > 20 2.<br />

Girlitz > 20 2.<br />

Misteldrossel ca. 20 2.<br />

Grünfink > 15 1.<br />

Heckenbraunelle ca. 15 2.<br />

Blaumeise ca. 15 2.<br />

Gartenbaumläufer > 12 3.<br />

Mönchsgrasmücke > 10 1.<br />

Deutsche Brutvogelarten, die auch in Gärten<br />

leben und in ihrer Weltverbreitung ganz oder<br />

überwiegend auf Europa beschränkt sind<br />

(n. Flade 1998, verändert), D: Deutschland


Andere Vogelarten sind zwar über Europa<br />

hinaus verbreitet, doch macht die deutsche<br />

Population einen Großteil des gesamteuropäischen<br />

Bestandes aus:<br />

Vogelart Anteil D an europ. Rang D<br />

Population (%) in Europa<br />

Kernbeißer > 25 1.<br />

Waldohreule > 20 1.<br />

Amsel ca. 20 1.<br />

Singdrossel > 15 1.<br />

Bachstelze > 15 1.<br />

Tannenmeise ca. 15 2.<br />

Kohlmeise > 10 1.<br />

Kleiber > 10 1.<br />

Klappergrasmücke > 10 2.<br />

Buntspecht ca. 10 1.<br />

Deutsche Brutvogelarten, die mit mindestens<br />

zehn Prozent ihres europäischen Bestandes<br />

in Deutschland (D) brüten und bei denen die<br />

deutsche Population die größte oder zweitgrößte<br />

in Europa ist (n. Flade 1998, verändert).<br />

Berücksichtigt sind nur Vögel, die auch in<br />

Gärten leben.<br />

Die Ursache für die auf den ersten Blick<br />

erstaunliche Tatsache, dass viele der aufgelisteten<br />

Vogelarten gerade in Deutschland<br />

besonders häufig sind, liegt in deren<br />

ursprünglichem Lebensraum begründet:<br />

Viele von ihnen sind Bewohner von Eichen­<br />

oder Buchenmischwäldern, die wiederum<br />

ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa<br />

haben (v.a. Buchenwälder). Nicht<br />

besondere Attraktivität oder Seltenheit<br />

einer Art sollten ausschlaggebend sein für<br />

Schutzbemühungen, sondern der globale<br />

Gefährdungsgrad. Keine der genannten<br />

Tannenmeise<br />

Buntspecht<br />

Vogelarten steht in Deutschland auf der<br />

berüchtigten „Roten Liste“, ihre Bestände<br />

sind stabil oder nehmen sogar zu. Betrachtet<br />

man jedoch die Bestandsentwicklungen<br />

jeweils getrennt in Wäldern und im<br />

Siedlungsbereich, also in Gärten, Parks und<br />

Grünanlagen, so ergeben sich deutliche<br />

Unterschiede: Im Wald ist für viele Vogelarten<br />

eine negative Bestandsentwicklung zu<br />

verzeichnen, zum Teil bedingt durch eine<br />

intensivere Holznachfrage (auch für regenerative<br />

Energiequellen wie Holzpellets<br />

und Hackschnitzel) und entsprechend intensivere<br />

forstliche Nutzung der Wälder. Die<br />

insgesamt positive Bestandssituation wird<br />

also ganz überwiegend durch ein Anwachsen<br />

der Bestände (vgl. Tab. 1) im Siedlungsraum<br />

bewirkt (Flade & Sudfeldt 2008)! Das<br />

gilt insbesondere für die Gartenstadtzonen,<br />

in denen Parks und Friedhöfe mit altem<br />

Baumbestand mit den Gärten großräumig<br />

vernetzt sind. Städtischen Gärten kommt<br />

also auch aus globaler Sicht eine erhebliche<br />

Bedeutung zum Schutz der Vogelwelt und<br />

damit der Artenvielfalt insgesamt zu. Dies<br />

gilt umso mehr, je naturnäher Gärten, Parks<br />

und Grünanlagen geplant, bepflanzt und<br />

gepflegt werden.<br />

Literatur:<br />

p Flade, M. (1998): Neue Prioritäten im<br />

deutschen Vogelschutz: Kleiber oder<br />

Wiedehopf? Der Falke 45 (12): 348­355<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

p Flade, M. & Ch. Sudfeldt (2008): Vögel<br />

und Schutz der biologischen Vielfalt in<br />

Deutschland. Der Falke 55 (5): 170­178<br />

p Mitschke, A. (2009): Wo sind all die Haussperlinge<br />

geblieben? 25 Jahre Stadtkorridorkartierung<br />

in Hamburg. Hamburger<br />

avifaunistische Beiträge Bd. 36: 147­196<br />

p Lohmann, M. (2000): Vogelparadies<br />

Garten. BLV, München, 2. Aufl.: 127 S.<br />

p Schäffer, A. & N. Schäffer (2008): Gartenvögel.<br />

AULA, Wiebelsheim, 2. Aufl.: 162 S.<br />

p Witt, R.(1999): Ein Garten für Vögel.<br />

Kosmos, Stuttgart: 62 S.<br />

Dr. Uwe Westphal aus D - Seevetal<br />

ist Diplom-Biologe und Fachzeitschriftenredakteur.<br />

Nach langjähriger hauptamtlicher<br />

Tätigkeit im Naturschutz arbeitet er heute<br />

als freier Publizist und Textdienstleister.<br />

Weitere Infos unter: www.westphal-naturerleben.de<br />

oder www.westphal-textdienst.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 55


Wildpflanzen<br />

Vielblütiges<br />

Salomonssiegel<br />

(Polygonatum multiflorum)<br />

Gäbe es eine Hitliste der Pflanzen-Mythologien, stände das Salomonssiegel sicherlich an<br />

vorderer Stelle – es ist eine Zauberdroge erster Klasse. Aber auch im richtigen Leben zeigt es<br />

viele Eigenschaften, die es zu einer außergewöhnlichen Pflanze machen.<br />

Das Vielblütige Salomonssiegel (Polygonatum<br />

multiflorum) oder „Vielblütiger Weißwurz“,<br />

„Wald­Weißwurz“, „Wald­Salomonssiegel“<br />

oder „Gelenkwurz“ ist eine Pflanzenart,<br />

die zur Familie der Mäusedorngewächse<br />

(Ruscaceae) gehört. „Weißwurz“ und „Gelenkwurz“<br />

beschreiben die hellen, in Jahres­<br />

Wachstumsabschnitten unterteilten Rhizome.<br />

An ihnen bildet sich im Jahresrhythmus<br />

ein neuer Rhizomabschnitt mit Knoten<br />

(griechisch: polys = viel; gony = Knoten;<br />

Polygonatum = vielknotig), der beim Absterben<br />

der Pflanzentriebe entsteht. Bis zu<br />

17 Jahresabschnitte wurden gezählt. Diese<br />

rundlichen Narben, die vermeintlich das<br />

Aussehen eines Siegels haben, erregten die<br />

Vielblütiges Salomonssiegel mit<br />

kräftigem Austrieb<br />

56 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

spirituellen Phantasien vieler Zeitgenossen.<br />

König Salomo soll einen Siegelring getragen<br />

haben, der aus dem Paradiese stammt.<br />

Da Salomo die Wunderheil­ und Zauberkraft<br />

der Pflanze bereits kannte und die Wurzel<br />

dazu benutzte, um für den Bau eines Tempels<br />

Felsen zu sprengen, wurde die Pflanze<br />

nach ihm benannt.<br />

Es gibt ca. 60 Weißwurzarten, davon 39 in<br />

China. Drei Arten sind in ganz Europa verbreitet:<br />

das Vielblütige Salomonssiegel (Polygonatum<br />

multiflorum), der Quirlblättrige<br />

Weißwurz (Polygonatum verticillatum) und<br />

der Wohlriechende Weißwurz (Polygonatum<br />

odoratum), auch „Echtes Salomonssiegel“<br />

genannt. Das Vielblütige Salomonssiegel<br />

ist eine ausdauernde, reizvoll bizarr<br />

geformte Pflanze, die eine Wuchshöhe von<br />

30 bis 60 (bis 100) Zentimeter erreicht. Ihr<br />

aufrechter, übergebogener Stängel besitzt<br />

einen runden oder stumpfkantigen Querschnitt.<br />

Im Frühjahr bilden sich kräftige<br />

Sprosse, aus denen sich – fast täglich sichtbar<br />

– der charakteristisch geformte Blattstängel<br />

entwickelt. Unter den Blattstängeln<br />

und den kräftig grünen elliptischen Blättern<br />

erscheinen 6 – 7 mm lange, hängende,<br />

geruchlose, traubige, weiße Blütenstände.<br />

Weiße Glockenblüten hängen am gebogenen Stängel<br />

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Zwischen<br />

August und September prägen die<br />

zunächst grünen, später dunkelblauen bis<br />

schwarzen Beeren das Pflanzenbild. Sie<br />

haben einen Durchmesser von 7 – 9 mm<br />

und sind wie alle überirdischen Teile der<br />

Pflanzen giftig – von Vögeln und Insekten<br />

jedoch begehrt. Die Beeren haben einen<br />

abstoßend süßen Geschmack.<br />

Vorkommen<br />

Das Vielblütige Salomonssiegel ist in den<br />

gemäßigten Zonen Europas, Nordasiens<br />

und in Nordamerika anzutreffen. Krautreiche<br />

Buchen­, Eichen­ und Nadel­Mischwaldgesellschaften<br />

sind der bevorzugte<br />

Lebensraum. Schattige Lagen und lockere,<br />

basenreiche, oft kalkhaltige, mäßig stickstoffreiche<br />

Lehmböden bilden das benötigte<br />

Bodensubstrat.<br />

Ökologische Funktionen<br />

Das Salomonssiegel ist ein Geophyt, das<br />

heißt, es überwintert unter der Erde. Der<br />

Nektar der Blüten ist nur von langrüsseligen<br />

Hummeln erreichbar oder von Schmetterlingen,<br />

die aber nur selten die Blüten aufsuchen.<br />

Selbstbestäubung ist häufig. Die Vermehrung<br />

erfolgt vegetativ über die Rhizome<br />

oder über Verdauungsverbreitung (Endochorie).<br />

Damit ist eine Symbiose zwischen<br />

Pflanzen­ und Tierwelt gemeint, die auch<br />

bei Pfaffenhütchen, Maiglöckchen und Efeu


vorkommen. Nach dem Verzehr der Frucht<br />

bereiten die Verdauungssäfte den Kern für<br />

die Keimung vor. Für einige Pflanzen, z.B. die<br />

Himbeere, ist die Verdauung durch den Vogel<br />

Voraussetzung für das Keimen. Der mit<br />

ausgeschiedene Kot dient dem Keimling<br />

als Dünger. Je nach Länge des Verdauungszyklus´<br />

und dem Aktionsradius des Tieres<br />

kann die Pflanze größere oder kürzere Verbreitungsdistanzen<br />

überwinden.<br />

Inhaltsstoffe<br />

Das Vielblütige Salomonssiegel enthält<br />

zahlreiche Saponine und Flavonoide, deren<br />

bedeutendstes Aglykon Diosgenin ist. Die<br />

Zuckerkomponenten hierbei sind Glucose,<br />

Galaktose, Arabinose und Xylose. Vor allem<br />

die Beeren enthalten giftige Inhaltsstoffe.<br />

Bei Verzehr kommt es zu Übelkeit, Erbrechen<br />

oder Durchfällen. Auch Halluzinationen<br />

und vorübergehende Sehstörungen<br />

werden als Symptome beschrieben.<br />

Medizin<br />

In der Medizin wird das Salomonssiegel<br />

nicht mehr angewandt. Ältere Angaben<br />

über das Vorkommen von herzwirksamen<br />

Digitalisglykosiden wurden nicht bestätigt.<br />

– In der modernen Kräuterheilkunde findet<br />

die Pflanze jedoch noch Anwendung als<br />

blutdruck­ und blutzuckersenkendes sowie<br />

als schleimlösendes und hustenstillendes<br />

Mittel. Weitere Anwendungen erfolgen bei<br />

Prellungen, Schwellungen, Stauchungen<br />

und Altersbeschwerden. In der chinesischen<br />

Medizin ist das Weißwurzrhizom seit<br />

Jahrhunderten eine bekannte und häufig<br />

eingesetzte Pflanze. Auch die Nordamerikanischen<br />

Indianer kannten die Weißwurzel<br />

als Heil­ und Nahrungsmittel.<br />

Volksmedizin<br />

In der Volksmedizin fand das Rhizom des<br />

Salomonssiegels breite Anwendung bei<br />

Frauenbeschwerden, Prellungen, Entzündungen<br />

und Hämorrhoiden. Auch gegen<br />

Lungen­, Magen­ und Darmbeschwerden<br />

sowie bei Herzschwäche und Rheuma fand<br />

der gepulverte und oft im Breiumschlag<br />

aufgelegte Wurzelstock Anwendung. Der<br />

Beerensaft sollte Ausschläge und Hautflekken<br />

beseitigen. Auch als Aphrodisiakum<br />

(„zu den ehelichen Werken reize ...“, Tabernaemontanus)<br />

sollte der Weißwurz wirksam<br />

sein. In einer mittelalterlichen Übersetzung<br />

des Dioscurides (1. Jahrh.) heißt es dazu:<br />

„Die Weißwurz hat ein weisse / weiche / lange<br />

wurzel /... / welche zu den Wunden wird<br />

wie ein Pflaster obergelegt. Vertreibt darzu<br />

auch die Masen und Mackeln deß Angesichts.“<br />

Tabernaemontanus, der die Pflanze<br />

ebenfalls bei Sommersprossen und anderen<br />

Flecken der Haut empfiehlt, schreibt<br />

auch: „Etliche sagen / daß die Wurzel ein<br />

Krafft habe /darmit sie zu den Ehelichen<br />

Wercken reize. (Daher wird sie in etlichen<br />

Apothecken mit Zucker überzogen / daß<br />

sie lieblicher zu gebrauchen seye)“. In der<br />

chinesischen Medizin ist das Weißwurzrhizom<br />

allerdings seit Jahrhunderten eine bekannte<br />

und häufig eingesetzte Pflanze.<br />

Geschichte/Mythologie<br />

Der Sage nach ist das Salomonssiegel<br />

die geheimnisvolle Springwurzel, die alle<br />

Schlösser und Türen öffnen kann, so wie es<br />

Salomo schon erlebt hat. Keiner weiß, wo<br />

die Springwurzel zu finden ist. Nur mit der<br />

Hilfe des Spechts könne man sie entdekken.<br />

Man müsse den Eingang zu seinem<br />

Nest zusperren, dann holt er die geheimnisvolle<br />

Springwurzel, um diesen Eingang<br />

zu öffnen. In diesem Augenblick muss<br />

man den Specht erschrecken, damit er die<br />

Wurzel fallen lässt. Dann ist man reich und<br />

wohlhabend, denn nun kann man eiserne<br />

Tore öffnen, hinter denen große Schätze<br />

verborgen liegen. In der Nordamerikanischen<br />

Kräutermedizin der Indianer gehört<br />

die Wurzel des Salomonssiegels zur Wolfsmedizin;<br />

das bedeutet, Veränderungen vorzunehmen,<br />

neue Wege zu gehen. Pflanzen,<br />

die zur Wolfsmedizin gehören, haben oft<br />

Bauteile (Blätter, Wurzeln), die im rechten<br />

Winkel zueinander stehen. Dieser rechte<br />

Winkel symbolisiert eine Kreuzung, eine<br />

Entscheidung.<br />

Gartentipp<br />

Das Salomonssiegel ist durch seinen überhängenden<br />

Wuchs eine sehr auffällige und<br />

dekorative Pflanze für den frischen, nährstoffreichen,<br />

lehmig­humosen Boden im<br />

Schatten oder Halbschatten. Insbesondere<br />

die sich entwickelnde bizarre Form und die<br />

spätere Fruchtbildung machen den Reiz<br />

dieser sich wandelnden Pflanze aus. Vorstellbar<br />

ist die Gestaltung eines kleinen artenreichen<br />

oder auch „wilden“ Schattenbiotops<br />

in einer Gartenecke, im Hausschatten,<br />

unter einem Solitärbaum oder unter einer<br />

Hecke mit einer Baumwurzel oder Totholz.<br />

Wildpflanzen<br />

Blaue Beeren, aber ungenießbar süß und giftig<br />

Herbstfärbung am Naturstandort<br />

Heimische Waldpflanzen mit vielfältigen<br />

und gleichfalls auffälligen abwechslungsreichen<br />

Formen sind hier das Gestaltungsprinzip:<br />

Efeu als Unterbepflanzung,<br />

Waldgräser, heimische Farne, Schattenblümchen,<br />

Einbeere, große Sterndolde,<br />

Kleines Immergrün, Waldziest, gewöhnlicher<br />

Seidelbast, Lerchensporn, Waldprimel,<br />

Immenblatt, Herbstzeitlose, Türkenbundlilie,<br />

Aronstab und viele Andere finden hier<br />

ihren passenden Platz. Bei allen Salomonssiegel­Pflanzen<br />

ist auf die jeweils heimische<br />

Art zu achten, wenn man die vollständigen<br />

ökologischen Funktionen und eine hohe<br />

tierische Artenvielfalt in seinem Garten<br />

ermöglichen möchte. Viele gebietsfremde<br />

Arten werden auf den Pflanzenmärkten angeboten.<br />

Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />

Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />

20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />

Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />

Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />

kalleniehus@gmx.de<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 57


Internes<br />

Internes und Neues<br />

von November 2010 bis Februar <strong>2011</strong><br />

Erika & Rolf Borchers,<br />

Regionalgruppe Bühren<br />

Drei neue regionalgruppen<br />

So viele Aktive hatten wir noch nie. Seit Jahresanfang<br />

gibt es drei neue Regiogruppen,<br />

die sich auf Ortsebene organisieren: Wir<br />

begrüßen ganz herzlich die Regionalgruppe<br />

„Bühren“ mit Erika & Rolf Borchers, das<br />

„Osnabrücker Land und Umgebung“ mit<br />

Jürgen Schneiders & Helmut Hechtbauer<br />

Homepage<br />

www.naturgarten.org –<br />

Naturnahe Beispiele und<br />

Protokolle NGT<br />

Aktuell ist sie immer, Erweiterungen und<br />

„Schönheitskorrekturen“ können jedoch<br />

nur in ruhigeren Bürozeiten stattfinden. Das<br />

war im November <strong>2011</strong> der Fall. Seitdem ist<br />

unser Traum einer großen Übersichtskarte<br />

naturnaher Mitgliedergärten in Erfüllung<br />

gegangen. Vielleicht liegt der eine oder andere<br />

Garten oder NaturErlebnisRaum demnächst<br />

auf Ihrem Weg?<br />

www.naturgarten.org/online_private_<br />

naturgaerten_uebersicht/<br />

Auf dieser google maps­Übersichtskarte<br />

finden Sie zurzeit etwa 40 private Naturgärten<br />

in Deutschland, die fast alle auf Anfrage<br />

besichtigt werden können. Mit Kurzporträts,<br />

Links, Routenplaner und mehr...<br />

58 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Jürgen Schneiders & Helmut Hechtbauer,<br />

Regionalgruppe Osnabrücker Land und Umfeld<br />

sowie die Gruppe „Brandenburg“ mit Renate<br />

Froese­Genz. Von Schleswig Holstein<br />

bis ins tiefste Bayern gibt es nun 11 aktive<br />

Regiogruppen, die sich regelmäßig austauschen,<br />

kleine Exkursionen organisieren,<br />

Messestände für den Verein betreuen, Vorträge<br />

halten oder sogar einen Schmetterlingsgarten<br />

aufbauen. Spannend zu lesen<br />

sind die Tätigkeitsberichte 2010 und die<br />

www.naturgarten.org/naturgarten_<br />

beispiele/privatgaerten/<br />

Die gleichen Naturgärten wie auf der Übersichtskarte,<br />

hier jedoch mit ausführlichen<br />

Porträts, Kontaktadressen und vielen schönen<br />

Fotos.<br />

www.naturgarten.org/naturnahe<br />

Beispiele/naturerlebnisraeume_google/<br />

Auf dieser google maps­Übersichtskarte<br />

finden Sie zurzeit 35 Natur­Erlebnis­Räume<br />

in Deutschland, die auf Anfrage besichtigt<br />

Renate Froese-Genz,<br />

Regionalgruppe Brandenburg<br />

geplanten Veranstaltungen <strong>2011</strong>: Schauen<br />

Sie doch mal rein, nehmen Sie Kontakt<br />

auf und machen Sie mit: www.naturgarten.<br />

org/ueberuns/regios/. Auch die Geschäftsstelle<br />

gibt gern Auskünfte: 07131­6499996.<br />

Wo wird wohl die nächste Gruppe entstehen?<br />

werden können. Mit Kurzporträts, Links (direkt<br />

zu den Webseiten der Planer und Gestalter),<br />

Routenplaner und mehr…<br />

www.naturgarten.org/naturgarten_<br />

beispiele/naturerlebnisraeume/<br />

Viele Natur­Erlebnis­Räume (NER) werden<br />

hier mit ausführlichen Porträts, Kontaktadressen<br />

und vielen schönen Fotos vorgestellt.<br />

Wer möchte seinen Garten oder seinen<br />

Natur­Erlebnis­Raum hier veröffentlichen?<br />

Bitte Kontakt mit der Geschäftsstelle (Kerstin<br />

Lüchow) aufnehmen.<br />

Alle Protokolle der NGT <strong>2011</strong> sind inzwischen<br />

auf der Homepage zu finden unter<br />

www.naturgarten.org/derverein/mitgliederbereich/mitgliederversammlungen/.<br />

Auch die Berichte und Programme der Regiogruppen<br />

sind online (bitte die jeweiligen<br />

Regiogruppenseiten aufrufen:<br />

www.naturgarten.org/ueberuns/regios/).


BMU entdeckt <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

550.000 Besucher surften 2010 über unsere<br />

Webseite – so viel wie nie zuvor in der<br />

Vereinsgeschichte. Nicht nur hier, auch in<br />

einem anderen Bereich haben wir einen<br />

großen Sprung geschafft. Ohne unser Zutun<br />

wurden wir auf höchster politischer<br />

Ebene entdeckt: Seit Oktober 2010 wird<br />

der <strong>Naturgarten</strong> e.V. in der 28­seitigen Broschüre<br />

des Bundesministeriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />

Nr. 2503 „Biologische Vielfalt – Die Grundlage<br />

unseres Lebens“ als Infoquelle genannt.<br />

www.bmu.de/bestellformular/content/<br />

4159.php. Auf Seite 24 wird in folgendem<br />

Zusammenhang auf den <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

hingewiesen: „Was kann ich selbst tun?<br />

Ein Garten für Mensch und Natur. Mit der<br />

Gestaltung Ihres Gartens haben Sie es in der<br />

Hand, für Vögel, Schmetterlinge und viele<br />

weitere Tiere einen attraktiven Lebensraum<br />

zu schaffen. Pflanzen Sie heimische Sträucher<br />

und Wiesenblumen, schaffen Sie Versteck-<br />

und Nistmöglichkeiten. Für eine reichere Tierwelt<br />

im Garten genügt es oft schon, kleinere<br />

Rasenbereiche weniger oft zu mähen, „Unkräuter“<br />

stehen und blühen zu lassen, eine<br />

Kompost-Ecke und kleine Holzstapel anzulegen,<br />

ein bisschen Fallobst und Herbstlaub<br />

liegen zu lassen, einen alten Baum zu erhalten<br />

oder auf Pflaster zu verzichten. Weniger<br />

„geputzt und gestriegelt“: So bleiben unsere<br />

Städte und Dörfer Lebensraum für Spatz & Co.<br />

Infos: www.naturgarten.org<br />

Diese Veröffentlichung freut uns sehr und<br />

wir hoffen, dass der <strong>Naturgarten</strong>gedanke<br />

zukünftig noch stärkere Beachtung in der<br />

Politik finden wird. Vielleicht mit Ihrer Hilfe?<br />

Neuauflage Medienkoffer<br />

Natur-Erlebnis-räume,<br />

Ausleihe und Verkauf<br />

Nach wochenlanger, harter Arbeit ist er<br />

fertig: Der Lebensraum Schulhofkoffer<br />

erstrahlt in neuem Glanz und heißt nun<br />

Medienkoffer Natur­Erlebnis­Räume. Gemeinsam<br />

überarbeiteten Kerstin Lüchow,<br />

Manfred Pappler und Reinhard Witt die gesamten<br />

Inhalte und passten sie an moderne<br />

Medien an. Beispielsweise gibt es das überarbeitete<br />

Buch von Manfred Pappler (bisher<br />

in Papierform) nun als Datei auf einer<br />

Daten­DVD. Video und Dias wurden durch<br />

eine Film­DVD und digitale Fotos ersetzt.<br />

Die Overheadfolien liegen jetzt digital vor<br />

und können daher selbst ausgedruckt oder<br />

in eine Powerpoint­Präsentation eingebunden<br />

werden. Insgesamt wurden die Inhalte<br />

Internes<br />

Emailleschild <strong>Naturgarten</strong><br />

Leider hat uns die Qualität des ersten Musterschildes<br />

nicht überzeugt: Statt der erwarteten<br />

leuchtenden Farben enttäuschte<br />

uns ein dunkler, unscharfer Gesamteindruck<br />

mit eher abschreckender Wirkung. Kurzentschlossen<br />

wechselten wir den Hersteller<br />

und beauftragten nun die Firma Razim<br />

(Wien) mit einem neuen Musterschild, das<br />

bei Redaktionsschluss leider noch nicht<br />

vorlag. Dieses Mal erwarten wir eine deutlich<br />

bessere Qualität. Wir möchten uns bei<br />

den Mitgliedern für ihre Bestellungen (70<br />

Vorbestellungen bis Februar) und für ihre<br />

Geduld beim Versand bedanken. Vorsichtshalber<br />

haben wir ein paar Reserveschilder<br />

anfertigen lassen: Wer den Bestelltermin<br />

versäumt hat, kann das Schild jetzt noch<br />

in der Geschäftsstelle erwerben (Preis auf<br />

Anfrage).<br />

<strong>Naturgarten</strong><br />

Ich bin ein<br />

Mitglied im Netzwerk<br />

www.naturgarten.org<br />

und Vorlagen gestrafft, so dass sie nun wesentlich<br />

übersichtlicher sind. Ergänzt wurde<br />

der Koffer um das Buch NaturErlebnisRäume,<br />

Musterrundbriefe (inkl. Jubiläumsausgabe),<br />

Flyer und die NER­Broschüre von<br />

Reinhard Witt. Der Koffer bleibt ein Holzkoffer.<br />

Er wurde liebevoll von Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen hergestellt und an<br />

unsere Bedürfnisse angepasst. Seit 1. April<br />

<strong>2011</strong> kann der Koffer für 120 Euro gekauft<br />

oder in der Geschäftsstelle ausgeliehen<br />

werden: www.naturgarten.org/ueberuns/<br />

medienausleihe/medienkoffer/<br />

Ein herzlicher Dank geht an die Beschützende<br />

Werkstatt Heilbronn und ein ganz großer<br />

Dank gebührt Manfred Pappler, der uns<br />

sämtliche Daten kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt hat. Danke, Manfred, auch für die<br />

vielen, ehrenamtlich investierten Stunden.<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 59


Internes<br />

Neues Fachbetriebslogo<br />

– Neuer Fachbetrieb –<br />

Überarbeitete richtlinien<br />

Bioland hat im letzten Jahr ein neues Vereinslogo<br />

und passend dazu neue Logos für<br />

seine Kooperationspartner entwickelt. Deshalb<br />

zeichnen sich die anerkannten Fachbetriebe<br />

für Naturnahes Grün nicht mehr<br />

durch das „Blatt“­empfohlen von Bioland,<br />

sondern mit diesem gemeinsamen <strong>Naturgarten</strong>­Biolandlogo<br />

aus.<br />

Seit <strong>2011</strong> gibt es einen neuen Fachbetrieb:<br />

Dieter Gaissmayer ist nach erfolgreicher<br />

Prüfung in der Kategorie „Naturnahe Wildpflanzen­<br />

und Wildsamenproduktion“ anerkannt.<br />

Herzlichen Glückwunsch, Dieter, wir<br />

freuen uns, dass du dabei bist. Wer möchte<br />

sich 2012 für das Zertifizierungsverfahren<br />

anmelden? Infos gibt es bei Kerstin Gruber,<br />

T. 09161 – 62923, E­Mail: gkt.architektur@<br />

t­online.de<br />

Die Richtlinien der Fachbetriebe wurden<br />

im Winter überarbeitet: Wir haben z. B. die<br />

Anträge vereinfacht, bisherige Kriterien<br />

verständlicher formuliert und wenige neue<br />

Regelungen – beispielsweise zu Geophyten<br />

und alten Obstsorten – aufgenommen. Bei<br />

Redaktionsschluss befand sich die „neue“<br />

Version noch in Arbeit.<br />

60 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Kerstin Lüchow<br />

Liebe Mitglieder, liebe<br />

Saatgutbörse-Interessenten,<br />

Es gibt eine gute Nachricht: Die aktuelle<br />

Samenliste ist da, sie steht im Mitgliederbereich<br />

unserer Homepage www.naturgarten.org/adressen/saatgutboerse/.<br />

Es sind wieder eine Menge interessante<br />

Arten dabei, schaut mal rein. Interessenten<br />

ohne Computer schicke ich die Liste<br />

auf Anfrage gern in Papierform zu. Bitte<br />

Logoverwendung<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Keine Sorge, es gibt kein neues Logo.<br />

Oder doch? Bei unseren Streifzügen<br />

durch die Mitglieder­Webseiten präsentierte<br />

sich unser Logo gleich zweimal in<br />

veränderter Form: Grafiker hatten auf<br />

und/oder unter der Linie Textzusätze eingefügt.<br />

Der Vorstand möchte deshalb auf<br />

diesem Weg darauf hinweisen, dass das<br />

<strong>Naturgarten</strong> logo in keinster Weise verändert<br />

werden darf – weder durch andere<br />

Umverteilung Aufgabenfelder<br />

zweier Vorstände<br />

Persönliche Neigungen und die Zusammenarbeit<br />

innerhalb des Teams führten zu<br />

Veränderungen der Aufgabenfelder zweier<br />

Vorstände: Renate Froese­Genz betreut<br />

wie bisher das Internet und zusätzlich die<br />

Geschäftsstelle. Dorothee Dernbach ist seit<br />

<strong>2011</strong> für den Bereich Weiterbildung, Mitgliederbetreuung<br />

und Visionen zuständig.<br />

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die<br />

Wiederwahl auf der MV (s. Protokolle Internet)<br />

und freuen uns auf die vor uns liegende<br />

<strong>Naturgarten</strong>zeit.<br />

sendet einen Brief mit Umschlag und Rückporto<br />

an: Dorothea Schulte, Breitestr. 16,<br />

58452 Witten.<br />

Außerdem hätte ich für die nächste Erntesaison<br />

einige Wünsche. Wer kann mir<br />

folgende Arten schicken: Wiesenstorchschnabel,<br />

Wiesensalbei, Türkenbundlilie,<br />

Enzian­Arten, Lychnis­Arten, Himmelsleiter,<br />

Glockenblumen? Es wäre schön, wenn ich<br />

einiges davon bekommen könnte.<br />

Farben noch durch Textzusätze, Symbole<br />

oder Zeichen. Hier gilt der Grundsatz: Unser<br />

Logo ist unantastbar. Wer sich nicht<br />

sicher ist, kann seinen Entwurf gern (vor<br />

der Veröffentlichung!) der Geschäftsstelle<br />

vorlegen und vom Vorstandsteam „absegnen“<br />

lassen.<br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> <strong>2011</strong><br />

und außerordentliche<br />

Mitgliederversammlung<br />

Leider sind sie schon wieder vorüber, es<br />

geht immer viel zu schnell. Interessante<br />

Vorträge, bekannte und neue Referenten,<br />

nette TeilnehmerInnen sowie ein Überraschungsthema<br />

auf der MV sorgten für<br />

ein ausgefülltes Programm. Während der<br />

Nachbereitung der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> entstand<br />

bei den Vorständen der Wunsch, dieses<br />

Jahr noch zu einer außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung einzuladen. Bitte<br />

lesen Sie hierzu unsere Sonderseite „Vorankündigung<br />

außerordentliche MV <strong>2011</strong>“.<br />

Ganz viel Saatgut habe ich noch von<br />

Bunter Akelei, Digitalis, Wiesenbocksbart­Arten,<br />

Wilde Karde, Taubenskabiose<br />

und Seifenkraut. Bitte setzt hier mal<br />

eine Saison mit dem Sammeln aus und<br />

schickt mir lieber die anderen Arten. Vielen<br />

Dank.<br />

Ein schönes erfolgreiches Gartenjahr<br />

wünsche ich Euch,<br />

Eure Dorothea Schulte


Ankündigung einer Außerordentlichen<br />

Mitgliedsversammlung des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Termin: 7. ­ 8. Oktober <strong>2011</strong><br />

Ort: wird noch bekanntgegeben (voraussichtlich Fulda)<br />

Zeitrahmen: Freitagnachmittag bis Samstagnachmittag<br />

Liebe Mitglieder!<br />

Auf der MV im Januar <strong>2011</strong> ist deutlich geworden,<br />

dass wir unsere internen Vereinsgeschehen<br />

anschauen, diskutieren und<br />

bearbeiten sollten. Das betrifft die Kommunikationskultur<br />

zwischen Vorstand und MV,<br />

auch die Frage „Wie wollen wir in Zukunft<br />

auf den Mitgliederversammlungen miteinander<br />

umgehen?“. Darüber hinaus wollen<br />

wir uns anschauen, ob die gegenwärtigen<br />

Vereinsstrukturen noch der Fülle der Aufgaben<br />

gerecht werden. Last not least werden<br />

wir auch den geäußerten Vorwürfen gegen<br />

den Vorstand mit der nötigen Transparenz<br />

begegnen.<br />

Dazu wollen wir alle an der Vereinsentwicklung<br />

interessierten Mitglieder zu einer außerordentlichen<br />

MV einladen. Um jedem<br />

die Chance zu geben, sich den Termin frei<br />

zu halten, kommt hier eine Vorankündigung:<br />

Die fristgerechte Einladung erfolgt<br />

im nächsten Rundbrief.<br />

Wir möchten Befürworter, Kritiker und die<br />

schweigende Mehrheit zu Wort kommen<br />

lassen, Zeit und Raum einräumen, um alle<br />

wichtigen Argumente zu hören und zu<br />

bearbeiten. Unser Ziel ist, ein breites Feedback<br />

der Mitglieder zur aktuellen Entwicklung<br />

des Vereins und der Vorstandsarbeit<br />

einzuholen. Jeder kann jetzt schon dazu<br />

beitragen, indem er sowohl Lob als auch<br />

Kritik nicht zurückhält – höflich und sachlich<br />

bleibt – alle wichtigen Fragen & Anregungen<br />

in die außerordentliche MV hineinbringt<br />

– sich seiner eigenen Vision wieder<br />

bewusst wird.<br />

Alle Mitglieder erhalten an dieser Stelle<br />

die Möglichkeit, ihre Anliegen, Lob, Fragen,<br />

Kritik usw. schriftlich einzureichen.<br />

Wir bitten Euch, beschränkt Euch auf max.<br />

eine DIN A4 Seite, wir möchten das auf<br />

der MV an Schautafeln visualisieren. Bitte<br />

in geeigneter Form (Word­doc) an die Geschäftsstelle<br />

mailen, wir werden dort alles<br />

sammeln.<br />

Wir hoffen auf eine große Beteiligung, angenehme<br />

Gesprächskultur und gute Lösungen.<br />

Euer Vorstand<br />

Internes<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 61


Internes<br />

Veranstaltungen von April bis Juli <strong>2011</strong><br />

Liebe <strong>Naturgarten</strong>mitglieder, hier finden Sie alle Veranstaltungen, die uns bei Redaktionsschluss vorlagen. Sämtliche Termine mit jeweils ausführlichen Beschreibungen<br />

können immer aktuell auf der <strong>Naturgarten</strong>­Homepage eingesehen werden: www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/. Tragen auch Sie Ihre<br />

Veranstaltung(en) zum Thema “naturnah“ hier ein.<br />

Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />

Freitag, 8. April –<br />

19:30 Uhr<br />

Samstag, 9. April –<br />

Sonntag, 10. April<br />

10:00 – 16:00 Uhr<br />

Samstag, 9. April –<br />

Sonntag, 10. April<br />

20:00 – 22:30 Uhr<br />

Samstag, 9. April<br />

9:00 – 12:00 und<br />

13:00 – 16:00 Uhr<br />

(2 mal 3 Std.)<br />

Samstag, 9. April<br />

10 – 14 Uhr<br />

Samstag, 16. April –<br />

Samstag, 14. Mai<br />

Vernissage 15:00 Uhr<br />

Samstag, 16. April<br />

9:00 – 17:00 Uhr<br />

Sonntag, 17. April –<br />

Montag, 18. April<br />

10:00 – 18:00 Uhr<br />

Sonntag, 17. April<br />

11:00 – 17:00 Uhr<br />

Montag, 18. April<br />

14:00 – 17:00 Uhr<br />

Dienstag, 19. April<br />

10:00 – 12:00 Uhr<br />

oder<br />

14:00 – 16:00 Uhr<br />

Mittwoch, 20. April –<br />

Donnerstag, 21. April<br />

14:00<br />

Mittwoch, 20. April<br />

14:00 – 17:00 Uhr<br />

Donnerstag, 21. April<br />

8:00 – 12:00 Uhr<br />

Samstag, 23. April<br />

10:00 – 11:30 Uhr<br />

Donnerstag, 28. April<br />

– Sonntag, 1. Mai<br />

14:00 Uhr<br />

Sonntag, 1. Mai<br />

11:00 – 17:00 Uhr<br />

Samstag, 7. Mai<br />

10:00 – 20:00 Uhr<br />

Samstag, 7. Mai<br />

15:00 – 17:00 Uhr<br />

62 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

Saatgutvermehrung D­37127 Bühren<br />

Hinter den Höfen 4<br />

Erika und Rolf Borchers<br />

T: 05502­2306<br />

Fortbildung: Wald, Erde & Märchen gehören zusammen! D ­ 49076 Osnabrück Silke Bicker<br />

T: 0541­7707215<br />

Märchenabend Gemüseküche D ­ 49074 Osnabrück Silke Bicker<br />

T: 0541­5804385<br />

Frauen/Weidenflechten/Programm:<br />

Ein Rankgerüst schweißen und mit Weide durchflechten<br />

Grüne 9<br />

Die TeilnehmerInnen widmen sich den 3x3 wichtigen Frühlings­<br />

und Zauberkräutern.<br />

D ­ 93167 Falkenstein<br />

Erpfenzell 10a<br />

D ­ 47647 Kerken/<br />

Niederrhein<br />

Winternam 132<br />

Ausstellung zum Thema <strong>Naturgarten</strong> D ­ 65195 Wiesbaden<br />

Wilfried­Ries­Straße<br />

Gartenpflegseminar CH ­ 9545 Wängi<br />

Frauenfelderstraße 27<br />

Saatgutbörse, Internationales Forum für Saatgut,<br />

Demonstration<br />

Belgien<br />

1000 Brüssel<br />

16. Nettetaler Pflanzenbörse D ­ 41334 Nettetal<br />

Sassenfeld 200<br />

Kinderferienprogramm/5-10Jahre/Saisoneröffnung<br />

mit der Kräuterhexe Kathrin Rieppel und dem<br />

Gartenschrat Peter Robl<br />

Kinderferienprogramm/Alter ab 4Jahre/<br />

Thema Osterwerkstatt<br />

Wochenendseminare – Lebensraum Hecke – NaDiQuAk -<br />

Karlsruhe<br />

Kinderferienprogramm/Alter 6-10Jahre/Ein Oster-oder<br />

Frühlingsmobile bauen<br />

Kinderferienprogramm/Alter 6-10Jahre/Frühstücken<br />

mit der Kräuterhexe<br />

D ­ 93167 Falkenstein<br />

Erpfenzell 10a<br />

D ­ 93167 Falkenstein<br />

Erpfenzell 10a<br />

D ­ 76133 Karlsruhe<br />

Bismarkstraße 10<br />

D ­ 93167 Falkenstein<br />

Erpfenzell 10a<br />

D ­ 93167 Falkenstein<br />

Erpfenzell 10a<br />

Bunte Vielfalt – Wildpflanzen für Terrasse und Balkon D ­ 65195 Wiesbaden<br />

Wilfried­Ries­Straße<br />

Frühlings-Workshop NaDiQuAk D ­ 76133 Karlsruhe<br />

Bismarkstraße 10<br />

Saisoneröffnung auf dem Naturschutzhof D ­ 41334 Nettetal<br />

Sassenfeld 200<br />

Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />

T: 09462­387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />

Hilshof<br />

T: 02831­9779565<br />

die­wildrose.de/netzwerk/regiogrupperhein­main<br />

Winkkler Richard Naturgärten<br />

T: 0041­(0)­523782184<br />

planung@gartenland.ch<br />

info@saatgutkampagne.org<br />

NABU Naturschutzhof Nettetal<br />

Tel. und Fax 02153­89374<br />

naturschutzhof@web.de<br />

www.nabu­krefeld­viersen.de<br />

Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />

T: 09462­387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />

Kathrin Rieppel<br />

T: 09462­387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />

A. Radkowitsch<br />

E­Mail: radkowitsch@ph­karlsruhe.de<br />

T: 0721 ­ 925­4246<br />

NaDiiQuAk@ph­karlsruhe.de<br />

Kathrin Rieppel<br />

T: 09462­387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />

Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />

T: 09462­387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />

Sabine Kohlstadt<br />

T: 06120­972596<br />

A. Radkowitsch<br />

E­Mail: radkowitsch@ph­karlsruhe.de<br />

T: 0721 ­ 925­4246<br />

NaDiiQuAk@ph­karlsruhe.de<br />

NABU Naturschutzhof Nettetal<br />

Tel. und Fax 02153­89374<br />

naturschutzhof@web.de<br />

www.nabu­krefeld­viersen.de<br />

2. Frühlingsmarkt & Gartenkunst D ­ 75433 Maulbronn Stephan Rotzler, Tel./Fax: 07043 / 40 22 9,<br />

KleineRaupeNatur@aol.com<br />

Bunte Vielfalt – Wildpflanzen für Terrasse und Balkon D ­ 65439 Flörsheim­<br />

Weilbach<br />

Frankfurter Str. 74<br />

Sabine Kohlstadt<br />

T: 06120­972596<br />

kohlstadt@die­wildrose.de


Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />

Freitag, 13. Mai –<br />

Sonntag, 15. Mai<br />

15:00 Uhr<br />

Sonntag, 15. Mai<br />

10:00 – 18:00 Uhr<br />

Freitag, 20. Mai –<br />

Sonntag, 15. Januar<br />

9:00 – 21:00 Uhr<br />

Freitag, 20. Mai –<br />

Samstag, 21. Mai<br />

14:00 Uhr<br />

Samstag, 21. Mai –<br />

Sonntag, 22. Mai<br />

10:00 – 18:00 Uhr<br />

Samstag, 21. Mai<br />

14:00 – 19:00 Uhr<br />

Sonntag, 22. Mai<br />

10:00 – 16:00 Uhr<br />

Montag, 23. Mai –<br />

Mittwoch, 25. Mai<br />

8.00 – 17.00 Uhr<br />

Freitag, 27. Mai –<br />

Samstag, 28. Mai<br />

14:00 Uhr<br />

Mittwoch, 1. Juni –<br />

Samstag, 4. Juni<br />

14:00 Uhr<br />

Sonntag, 5. Juni<br />

10:00 – 18:00 Uhr<br />

Mittwoch, 8. Juni<br />

15:00 – 18:00 Uhr<br />

Mittwoch, 8. Juni<br />

9:00 – 17:00 Uhr<br />

Sonntag, 12. Juni<br />

14:00 – 18:00 Uhr<br />

Samstag, 18. Juni<br />

9:00 – 15:00 Uhr<br />

Samstag, 25. Juni<br />

14:00 – 19:00 Uhr<br />

Samstag, 25. Juni<br />

14:00 – 17:00 Uhr<br />

Sonntag, 26. Juni<br />

10:00 Uhr<br />

Sonntag, 26. Juni<br />

13:00 –15:00 Uhr<br />

Samstag, 2. Juli –<br />

Mittwoch, 6. Juli<br />

ab 8.30 Uhr<br />

Stunde der Gartenvögel D ­ 41334 Nettetal NABU Naturschutzhof Nettetal<br />

Tel. und Fax 02153­89374<br />

naturschutzhof@web.de<br />

www.nabu­krefeld­viersen.de<br />

Tag der offenen Gärten bei uns (nur So.!) D ­ 55232 Alzey­<br />

Heimersheim<br />

Lochgasse 1<br />

Internes<br />

Monika & Friedhelm Strickler<br />

T: 06731 ­ 3831, strickler@t­online.de<br />

www.gaertnerei­strickler.de<br />

9. Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planer-Lehrgang <strong>2011</strong>/2012 D 55127 Mainz Ahornblatt GmbH, T: 06131 ­ 72354<br />

nachricht@ahornblatt­garten.de<br />

www.ahornblatt­garten.de<br />

Einführungsveranstaltung: NaDiQuAk –<br />

der neue Qualifikationslehrgang Umweltbildung der<br />

Pädagogischen Hochschule Karlsruhe<br />

D ­ 76133 Karlsruhe<br />

Bismarkstraße 10<br />

14. Hohenstoffeln Kräutertage D ­ 78247 Binningen<br />

Bachstr. 7<br />

Gartenexkursion CH ­ 9545 Wängi<br />

Frauenfelderstraße 27<br />

Tag der Offenen Gartentür D ­ 85570 Ottenhofen<br />

bei München<br />

Fortbildung zum Fachberater für Natur-Erlebnis-Räume D ­ 85570 Ottenhofen<br />

bei München<br />

Quellenweg 20<br />

Wochenendseminare – Wildbienen D ­ 76133 Karlsruhe<br />

Bismarkstraße 10<br />

NaDiQuAk – Sommer-Workshop D ­ 76133 Karlsruhe<br />

Bismarkstraße 10<br />

Kräutertage in Heimersheim D ­ 55232 Alzey­<br />

Heimersheim<br />

Lochgasse 1<br />

Familientag <strong>Naturgarten</strong> praktisch D ­ 34233 Fuldatal<br />

bei Kassel<br />

A. Radkowitsch<br />

E­Mail: radkowitsch@ph­karlsruhe.de<br />

T: 0721 ­ 925­4246<br />

NaDiiQuAk@ph­karlsruhe.de<br />

Syringa Samen<br />

T: 07739 ­ 1452, info@syringa­samen.de<br />

www.syringa­samen.de<br />

Winkler Richard Naturgärten<br />

T: 0041­(0)­523782184<br />

planung@gartenland.ch<br />

Dr. Reinhard Witt<br />

T: 08121­46483, www.reinhard­witt.de<br />

Dr. Reinhard Witt<br />

T: 08121­46483<br />

www.reinhard­witt.de<br />

A. Radkowitsch<br />

E­Mail: radkowitsch@ph­karlsruhe.de<br />

T: 0721 ­ 925­4246<br />

NaDiiQuAk@ph­karlsruhe.de<br />

A. Radkowitsch<br />

E­Mail: radkowitsch@ph­karlsruhe.de<br />

T: 0721 ­ 925­4246<br />

NaDiiQuAk@ph­karlsruhe.de<br />

Monika & Friedhelm Strickler<br />

T: 06731 ­ 3831, strickler@t­online.de<br />

www.gaertnerei­strickler.de<br />

Heike Wefing­Lude<br />

Wefing­Lude@arcor.de, T: 0562/4916091<br />

Gartenpflegseminar CH ­ 9545 Wängi Winkler Richard Naturgärten<br />

T: 0041­(0)­523782184<br />

planung@gartenland.ch<br />

Tag der offenen Gärten Hadamar D ­ 65589 Hadamar<br />

Nähe Limburg an<br />

der Lahn<br />

Bahnhofstr. 10<br />

Praxis-Seminar – Der biologische Kräutergarten –<br />

gestalten, pflegen, ernten<br />

D ­ 55232 Alzey<br />

Lochgasse 1<br />

Schwimmteichexkursion CH ­ 9545 Wängi<br />

Frauenfelderstraße 27<br />

Rosenkurs CH ­ 9545 Wängi<br />

Frauenfelderstraße 27<br />

Susanne Piwecki<br />

susanne.piwecki@<br />

kunstundkulturwerkstatt.de<br />

Monika & Friedhelm Strickler<br />

T: 06731 ­ 3831, strickler@t­online.de<br />

www.gaertnerei­strickler.de<br />

Winkler Richard Naturgärten<br />

T: 0041­(0)­523782184<br />

planung@gartenland.ch<br />

Winkler Richard Naturgärten<br />

T: 0041­(0)­523782184<br />

planung@gartenland.ch<br />

Herkulesaktion in der Moosschwaige D ­ 81249 München T: (089)­20027081 oder kurz vor dem<br />

Termin 0152­0585­3724<br />

Gartenexkursion im <strong>Naturgarten</strong> der Kunst-<br />

und Kulturwerkstatt<br />

D ­ 65589 Hadamar­<br />

Oberzeuzheim Nähe<br />

Limburg an der Lahn<br />

Bahnhofstr. 10<br />

EXKURSION: Naturnah Unterwegs in Süddeutschland D ­ 74572 Blaufelden,<br />

Nürnberg und München<br />

Susanne Piwecki<br />

susanne.piwecki@<br />

kunstundkulturwerkstatt.de<br />

Kerstin Lüchow<br />

T: 07131 ­ 17 21 33<br />

kerstinluechow@web.de<br />

www.naturgarten.org/media/11_<br />

naturnahunterwegs_Programm_<br />

Anmeldevordruck.pdf<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 63


Buchbesprechungen<br />

Buchempfehlungen für NaturgärtnerInnen<br />

Aufderheide, Ulrike (<strong>2011</strong>):<br />

rasen und Wiesen im naturnahen Garten<br />

Neuanlage • Pflege • Gestaltungsideen. pala-Verlag Darmstadt, 180 Seiten, sw Abbildungen,<br />

Hardcover, ISBN 978-3-89566-274-4, 14,00 €<br />

Wie schön, wenn endlich jemand<br />

einmal ein Buch schreibt, der tatsächlich<br />

über das Thema Bescheid<br />

weiß! Dieses Buch lässt keine Frage<br />

offen. Es steckt so voller Fachwissen,<br />

Tipps und Ideen, dass wir Freude<br />

daran haben, in es hineinzulesen<br />

und darin zu versinken. Und wer<br />

die Biologin und naturnahe Grünplanerin<br />

Ulrike Aufderheide (www.<br />

naturgar ten­fachbetriebe.de)<br />

kennt, weiß, dass sie immer für unkonventionelle<br />

Ideen und Ansätze<br />

gut ist. Sie entwickelt die Idee von<br />

blütenreichen Rasen im Garten aus<br />

der Evolution, solche Flächen sind<br />

die Folge der (Über)Weidung von<br />

Mammut, Waldelefant, Wildpferd<br />

und Co. Die hielten die Blumenwiesen<br />

stellenweise so kurz, dass<br />

Wer schon immer eine didaktische<br />

Anleitung zum Lernen von<br />

Vogelstimmen suchte, für den ist<br />

dieses Werk das richtige. Beim<br />

Durchblättern dieses von Professor<br />

Hans­Heiner Bergmann und dem<br />

Biologen und bekannten Vogelstimmenimitator<br />

Uwe Westphal<br />

liebevoll gestalteten Büchleins<br />

stechen zunächst 160 Sonagramme<br />

ins Auge. Dieser akustische<br />

Fingerabdruck eines jeden Vogels<br />

ist derzeit die aussagekräftigste<br />

Methode, um den Gesang grafisch<br />

darzustellen und zu interpretieren.<br />

Die für den Laien zunächst etwas<br />

64 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

daraus eine artenreiche Grasnarbe<br />

entstehen konnte, der Blumen­<br />

oder Kräuterrasen. Doch davon<br />

sind die meisten Gartenbesitzer<br />

weit entfernt. Es ist schön zu lesen,<br />

dass „die meisten Rasenprobleme<br />

von selbst verschwinden, wenn wir<br />

statt ´Monokulturen´ mit nur wenigen<br />

Grasarten, die nach den Regeln<br />

der Intensivlandwirtschaft gepflegt<br />

werden, artenreiche Blumenkräuterrasen<br />

und Blumenwiesen in unseren<br />

Gärten anlegen.“<br />

Ja, und darin ist dieses Buch Spitze!<br />

Hier gibt es wirklich alles aus<br />

praxisnaher Sicht: Die Vielfalt der<br />

Rasen und Wiesen im Garten, ihre<br />

Planung, Anlage, Pflege natürlich.<br />

Dann die Spezialrasen auf befestigten<br />

Flächen wie Blumenschotterra­<br />

kryptisch anmutende Methode<br />

wird durch die Hörbeispiele mit Originalaufnahmen<br />

auf der beiliegenden<br />

Mini­DVD entschärft. Gesang<br />

und Sonagramm lassen sich so unmittelbar<br />

vergleichen und werden<br />

transparent und verständlich. Auf<br />

200 Seiten erhält der Leser einen<br />

umfassenden Einblick in die faszinierende<br />

Welt der Vogelstimmen.<br />

Wir hören von den anatomischen<br />

Grundlagen, von Sinn und Zweck<br />

der Gesänge, von unterschiedlichen<br />

Warnrufen für Luft­ und Bodenfeinde.<br />

Wir erfahren von der individuellen<br />

Entwicklung des Gesanges und<br />

sen, Rasengittersteine, Fugenrasen,<br />

Hangrasen, Duftrasen. Und was ist<br />

mit dem Moos? Das Buch hat kein<br />

Problem damit und wie Sie es loswerden,<br />

verrate ich nicht, aber es<br />

steht im Buch! Und, mal wieder<br />

weiter gedacht als Standardautoren:<br />

das Buch bringt sogar die<br />

Alternative zu sich selbst. „Es geht<br />

auch ohne Rasen“, heißt ein Kapitel.<br />

Über das eine oder andere mag<br />

man diskutieren, z.B. ob man Maulwürfe<br />

oder Wühlmäuse tatsächlich<br />

in Lebendfallen fangen kann (ich<br />

wette: Nein), dass das Aufstellen<br />

von Sitzstangen für Greifvögel hier<br />

hülfe (doppeltes Nein), und dass<br />

dieses Buch neben einigen ganz<br />

netten Schwarz­Weiß­Illustrationen<br />

mit überzeugenden Farbfotos viel<br />

Bergmann, Hans-Heiner & Uwe Westphal (2010):<br />

Grundkurs Vogelstimmen –<br />

Heimische Vögel an ihren Stimmen erkennen.<br />

Quelle & Meyer Verlag (Wiebelsheim), 206 S. plus Anhang<br />

und Audio-DVD, ISBN 978-3-494-01477-7, 19,95 €<br />

von griechischen Schäferhunden,<br />

die auch dann noch folgsam auf die<br />

Hütepfiffe ihres Schäfers reagieren,<br />

wenn diese in den Gesang eines Isabellsteinschmätzers<br />

integriert sind.<br />

Für die Praxis wurden ein Übungsteil<br />

mit Hörbeispielen auf der DVD<br />

sowie ein Bestimmungsschlüssel<br />

für 53 häufig vorkommende Arten<br />

entwickelt. Zum problemlosen<br />

Mitnehmen ins Gelände ist er im<br />

Anhang des Buches auf 63 kleinen<br />

Karteikarten ausgedruckt. Wer sich<br />

dann noch die zahlreichen im Buch<br />

dargestellten Umschreibungen und<br />

Merkverse, die zum Teil – wie auch<br />

einige verblüffend naturgetreue<br />

Imitationen – von Uwe Westphal<br />

in unnachahmlicher Weise auf der<br />

lebendiger rüber käme. Aber letzteres<br />

ist Verlagssache und schmälert<br />

den ökologischen Wert dieses<br />

Bändleins in keinster Weise. Es ist<br />

das Beste, was ich je zum Thema<br />

gelesen habe. Wer es nicht kauft, ist<br />

selbst dran schuld: Er wird dümmer<br />

bleiben, als es sein muss.<br />

Reinhard Witt<br />

DVD vorgetragen werden, zu Gemüte<br />

führt, versteht endgültig,<br />

warum die Beschäftigung mit der<br />

Vogelwelt und ihren Lebensäußerungen<br />

eine „scientia amabilis“, eine<br />

liebenswerte Wissenschaft ist.<br />

Werner David


David, Werner (2010): Lebensraum Totholz.<br />

Gestaltung und Naturschutz im Garten.<br />

pala Verlag, Darmstadt, 180 Seiten mit 45 sw-Zeichnungen,<br />

Hardcover, ISBN 978-3-89566-270-6, 14,00 €<br />

Totholz lebt – und wie! So könnte<br />

das Fazit des vorliegenden Buches<br />

lauten. Detailliert und kenntnisreich<br />

stellt der Autor die vielfältigen<br />

Facetten des Lebensraumes Tot­<br />

und Morschholz vor. Abgestorbene<br />

Baumruinen, vermodernde Stämme<br />

oder morsche Äste im Naturwald<br />

bieten bei unvoreingenommener<br />

Betrachtung nicht nur einen<br />

ganz besonderen ästhetischen Reiz.<br />

Sie erfüllen auch vielfältige, häufig<br />

verkannte ökologische Funktionen,<br />

z.B. als Keimbett für eine neue<br />

Baumgeneration und als Nahrungsquelle<br />

für eine Armada von Pilzen<br />

und Kleintieren. Kenntnisreich und<br />

gewürzt mit Wortwitz und Humor<br />

vermittelt der Autor Einblicke in<br />

einen fremden Mikrokosmos. Werner<br />

David, studierter Biologe und<br />

Chemiker, erklärt die Prozesse des<br />

Holzabbaus und das natürliche<br />

Stoffrecycling trotz aller wissenschaftlichen<br />

Detailgenauigkeit anschaulich<br />

und leicht verständlich<br />

und räumt mit verbreiteten Vorurteilen<br />

gegen Totholz auf, etwa als<br />

vermeintliche Brutstätte für Schädlinge.<br />

Ein großer Teil des Buches ist<br />

den Bewohnern dieses besonderen<br />

Lebensraumes gewidmet, den<br />

artenreichen Gruppen der Käfer,<br />

Ameisen, Mücken, Schnecken, Milben,<br />

der Schlupfwespen und vieler<br />

anderer wirbelloser Tiere mehr und<br />

nicht zuletzt den Höhlenbewohnern<br />

unter den Vögeln und Säugetieren.<br />

Der geneigte Leser staunt<br />

über die enorme Vielfalt, allerdings<br />

braucht es angesichts der Vielzahl<br />

und Vielfalt der vorgestellten Pro­<br />

tagonisten, von denen viele nur<br />

Fachbiologen bekannt sind, schon<br />

ein gewisses Durchhaltevermögen,<br />

um sich durch die Fülle der zweifellos<br />

interessanten Einblicke in das<br />

fremdartig anmutende Leben der<br />

kleinen Krabbler zu arbeiten. Hier<br />

wäre weniger sicherlich mehr gewesen.<br />

Der letzte Teil des Buches widmet<br />

sich schließlich der vielseitigen<br />

Verwendung von Totholz im Garten.<br />

Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit<br />

erläutert Werner David z.B.<br />

die Anlage von Reisighaufen und<br />

Totholzpyramiden, er erklärt die<br />

Anlage von Käferbeeten und Hackschnitzelwegen,<br />

regt zum Bau von<br />

Totholzzäunen und zur Pilzzucht im<br />

eigenen Garten an. Dieser praktische<br />

Teil wäre es schon alleine wert,<br />

das Buch zu kaufen. Doch nicht nur<br />

(Natur)Gärtnern und interessierten<br />

Naturfreunden sei die Lektüre ans<br />

Herz gelegt, sondern auch Förstern,<br />

Polak, Paula (<strong>2011</strong>): regenwasser im Garten<br />

nachhaltig nutzen. Naturnah planen, bauen und gestalten.<br />

pala-Verlag Darmstadt. 200 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-89566-285-0, 14,00 €<br />

In diesem kleinen, aber sehr feinen<br />

Büchlein beschäftigt sich die<br />

Landschaftsökologin Paula Polak<br />

mit dem nachhaltigen, ressourcenschonenden<br />

Umgang mit Regenwasser<br />

in unseren Gärten. Dabei<br />

ist Ihr die Rolle des Einzelnen und<br />

seine Verantwortung für die Umwelt<br />

ein zentrales Anliegen. Der<br />

erste Teil des Buches beschäftigt<br />

sich daher mit dem Wasserhaushalt<br />

und seiner Beeinträchtigung durch<br />

den Menschen. Die dort beschriebenen<br />

katastrophalen Folgen des<br />

Klimawandels gipfeln in einem Appell<br />

an jeden Gartenbesitzer, seinen<br />

kleinen aber durchaus wichtigen<br />

Gegenbeitrag zu leisten. Ein angeführtes<br />

Zitat veranschaulicht das<br />

auf sympathische Weise: „Wenn Du<br />

glaubst, Du bist zu klein um etwas<br />

zu bewirken, versuch mal mit einer<br />

Stechmücke im Zimmer ruhig zu<br />

schlafen“. Paula Polak ist mit einem<br />

erfrischend trockenen Humor gesegnet,<br />

der immer wieder unerwartet<br />

aufblitzt und auch so nüchterne<br />

Themen wie die Umrechnung von<br />

Niederschlagsmengen mit Leben<br />

erfüllt. In den praktischen Teil fließt<br />

die langjährige praktische Erfahrung<br />

der Gartenplanerin ein, hier<br />

spricht jemand mit Lehm an den<br />

Gummistiefeln und dem schwarzen<br />

Naturgärtnerhalbmond unter den<br />

Fingernägeln. Das Herz der Autorin<br />

hängt besonders an den Schwimmteichen,<br />

die ohne jeden Einsatz<br />

von Filter­ oder Belüftungstechnik<br />

ein stabiles ökologisches System<br />

bilden. Natur und Mensch können<br />

hier Seite an Seite ihre Bedürfnisse<br />

stillen. Auch die zunehmende Versiegelung<br />

unserer Böden kann im<br />

Garten durch ökologische Alternativen<br />

wie wassergebundene Wegedecken<br />

mit einem Blumenschotterrasen<br />

oder Natursteinpflaster<br />

ersetzt werden. Das Regenwasser<br />

wird im Schwimmteich, in Zisternen<br />

oder Versickerungsmulden<br />

aufgefangen und so auf schonende<br />

Weise dem Wasserkreislauf zurück<br />

gegeben. Berechnungsformeln für<br />

die benötigten Flächen und umfangreiche<br />

Pflanzlisten helfen dem<br />

Gartenbesitzer bei der Planung,<br />

und so ganz nebenbei erfährt er<br />

noch grundlegende Informationen<br />

über die Ökologie von Teichen und<br />

Buchbesprechungen<br />

Waldbesitzern und Mitarbeitern in<br />

der kommunalen Grünverwaltung.<br />

„Lebensraum Totholz“ schließt eine<br />

echte Marktlücke.<br />

Dr. Uwe Westphal<br />

Böden. Falls Sie also eine Lücke in<br />

Ihrem Bücherregal haben, sollten<br />

Sie keine Sekunde zögern, sich dieses<br />

liebenswerte Buch zuzulegen.<br />

Werner David<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 65


Buchbesprechungen<br />

Demski, Eva und Michael Sowa (2009): Gartengeschichten<br />

Insel-Verlag, 7. Auflage, Hardcover o. Taschenbuch, 233 Seiten, 19,80 € für die gebundene Ausgabe<br />

„Er hat mich mehr als einmal gerettet,<br />

der Garten: die Dinge zurechtgerückt,<br />

mich zum Lachen gebracht,<br />

wenn mir zum Heulen war.<br />

Er bereitet mir Niederlagen, aber er<br />

tröstet mich, wenn die Welt mir welche<br />

bereitet.“<br />

Eva Demski ist passionierte Naturgärtnerin<br />

und Autorin aus Frankfurt.<br />

In Ihren Gartengeschichten geht sie<br />

auf vielerlei Pfaden dem Garten­<br />

Mensch­Verhältnis nach, der kulturellen,<br />

sozialen und persönlichen<br />

Pirc, Helmuth (2009):<br />

Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten.<br />

Stocker Verlag, Graz, 190 Seiten, zahlreiche Fotos und Zeichnungen, ISBN 978-3-7020-121-0, € 14,95<br />

Na, das ist doch mal eine fruchtige<br />

Bereicherung. Helmut Pirc als Abteilungsleiter<br />

für Gehölzkunde und<br />

Baumschulwesen im wienerischen<br />

Schönbrunn gilt bei vielen als der<br />

Fruchtpapst. Er hat sich im Wildobstbereich<br />

inzwischen einen reichen<br />

Erfahrungsschatz erarbeitet ­ und<br />

das Buch ist wunderbarer Beleg dafür.<br />

Rund 50 Wildobstsorten werden<br />

unter die Lupe genommen, in ihren<br />

Eigenschaften und Eignung für naturnahe<br />

Gärten getestet. Das fängt<br />

66 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />

bei großen Bäumen wie dem Gingko<br />

an (Gingko als Wildobst?), läuft<br />

über mittelgroße Gehölze wie Edel­<br />

Eberesche, Elsbeere, Mehlbeere,<br />

Speierling und Jujube ins Reich der<br />

Sträucher. Die großen zuerst: Büffelbeere,<br />

Felsenbirnen, Kirschpflaumen,<br />

Pawpaw, Schwarzer Holunder,<br />

mittelgroße Japanische Weinbeeren,<br />

Fruchtrosen und Zibarten oder darf<br />

es ein gelber Spilling sein? Nicht zu<br />

vergessen das ganze Kleinzeugs mit<br />

Mahonien, Cranberrys, den Brom­<br />

beeren, dazu Kletterpflanzen wie<br />

Mini­Kiwi oder Akebie. Sie sehen<br />

schon, Ihnen fehlt manches Wissen<br />

über fruchtiges Wildobst, gut, dass<br />

es dieses Buch gibt. Es bringt dazu<br />

die Vermehrung der Sorten und<br />

reichlich Rezepte. Muss ich denn<br />

noch den Mund wässrig machen mit<br />

Apfelbeer­Kompott, Scheinquitten­<br />

Gelee, Kornelkirschen­Sirup oder<br />

Kornelkirschen­Vanille­Gelee, mit<br />

Joghurt­Eis mit Mispeln, Hagebuttenlikör<br />

und den weltbekannten ös­<br />

Witt, Dr. reinhard (2010): Das Wildpflanzen Topfbuch.<br />

Ausdauernde Arten für Balkon, Terrasse und Garten. <strong>Naturgarten</strong>-Verlag, gebundene Ausgabe,<br />

3.Auflage, 208 Seiten, ISBN-13: 978-3000210488, direkt beim Autor: reinhard@reinhard-witt.de<br />

Geranien werden dieses Buch hassen!<br />

Denn im Wettstreit mit unseren<br />

einheimischen Wildstauden verlieren<br />

sie sowohl unter dem Aspekt<br />

Schönheit wie auch ökologischer<br />

Nutzen klar nach Punkten. Siebzehn<br />

Jahre sind ins Land gezogen, seit<br />

Reinhard Witt seine ersten Töpfe<br />

bepflanzte. Sein Enthusiasmus hat<br />

seitdem nicht nachgelassen und<br />

dieses bewährte Buch erscheint nun<br />

schon in der dritten Auflage mit 44<br />

neuen Seiten und 60 zusätzlichen<br />

Fotos bei gleichem Preis! Viele, viele<br />

Rückmeldungen von begeisterten<br />

Anwendern sind in die Texte eingeflossen,<br />

selbst <strong>Naturgarten</strong>lieb­<br />

Bedeutung von Gärten. Sie erzählt<br />

vom Scheitern ebenso wie vom<br />

Glück des Gelingens, der Erschaffung<br />

eines Stück Himmels auf Erden.<br />

Was macht ein Garten im Krieg,<br />

wie rettet oder beendet er Ehen,<br />

was sind Gartenterroristen? Wie benimmt<br />

sich bildende Kunst im Garten,<br />

was pflanzen Menschenfeinde<br />

am liebsten an und wie könnte<br />

Epikurs Garten ausgesehen haben?<br />

Das Paradies ist nicht umsonst in<br />

vielen Religionen ein Garten und<br />

bei der Lektüre wird die Reise durch<br />

haber, die einen eigenen Garten<br />

schmerzlich vermissen, haben mit<br />

einer Armada von Töpfen ihre Balkone<br />

in kleine Paradiese verwandelt.<br />

Überlegen Sie sich den Kauf<br />

dieses Buches gut. Es ist ein konsequenzenreiches<br />

Buch. Ein äußerst<br />

gefährliches Buch! Selbst im kleinsten<br />

Topf lauert hohes Suchtpotential,<br />

und wen der <strong>Naturgarten</strong>virus<br />

einmal am Wickel hat, wird ihm auf<br />

ewig mit Haut und Haaren verfallen.<br />

Es ist schwer zu entscheiden,<br />

was an diesem Buch spannender<br />

ist: Sind es die souverän dahinplätschernden,<br />

an Wortspielen reichen<br />

Texte, in denen immer wieder amü­<br />

die Gärten der Eva Demski eine Reise<br />

zu meiner eigenen Gärtnerseele.<br />

Zu den Visionen eines lebendigen<br />

<strong>Naturgarten</strong>s, zu meiner Sehnsucht,<br />

ein Stück vom Paradies auf dem mir<br />

anvertrauten Fleckchen Erde wachsen<br />

und werden zu lassen. Das Buch<br />

sei allen empfohlen, die ein wenig<br />

über den <strong>Naturgarten</strong>zaun hinaus<br />

lesen wollen und den Abend mit<br />

Futter für die Gärtnerseele und gut<br />

gemachter Literatur verbringen<br />

möchten.<br />

Dorothee Dernbach<br />

sierte Begeisterung durchbricht,<br />

wenn irgendeine rotzfreche Wildstaudenart<br />

die Pflanzplanung komplett<br />

über den Haufen wirft, und<br />

unerwartete, aber wunderschöne<br />

Ergebnisse präsentiert? Sind es die<br />

zahllosen Bildbeispiele, die uns ermuntern,<br />

noch die kleinste trostlose<br />

Ecke mit Leben zu erfüllen? Ist es<br />

die Flut von Hintergrundinformationen,<br />

die uns hier fast beiläufig, aber<br />

leichtverdaulich und anschaulich<br />

präsentiert wird? Manche Weine<br />

werden mit dem Alter immer besser.<br />

Manche Autoren offensichtlich<br />

auch. Also bleiben Sie nicht länger<br />

Witt´slos. Aber jetzt entschuldigen<br />

terreichischen Speierling­Schmarrn<br />

oder kaufen Sie das Buch endlich<br />

freiwillig?<br />

Reinhard Witt<br />

Sie mich bitte, ich muss unbedingt<br />

die Pflanzenliste für meinen Balkon<br />

zusammenstellen, dieses verflixte<br />

Buch hat mich auf viele neue Ideen<br />

gebracht.<br />

Werner David


Schäffer, Anita und Norbert (2009): Schmetterlinge,<br />

Libellen und andere Wirbellose im Garten.<br />

Bestimmen – Beobachten – Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim,<br />

gebunden, 192 Seiten, 252 Farbfotos, 19 farbige Zeichnungen, 19,95 €<br />

Das Autorenteam Anita und Norbert<br />

Schäffer haben schon ein wunderbares<br />

Buch über Gartenvögel<br />

geschrieben. Nun folgt ein weiteres<br />

sehr gelungenes Praxisbuch über<br />

Wirbellose im Garten. Wer denkt,<br />

dass es hier „nur“ um die gängigsten<br />

Tiergruppen geht, liegt falsch.<br />

Nach einer Einführung ins Reich der<br />

Wirbellosen beschreiben die Autoren<br />

kompetent, gut verständlich<br />

und vor allem praxisnah Regenwürmer,<br />

Schnecken, Asseln, Tausendfüßer,<br />

Spinnentiere und Insekten wie<br />

Libellen, Schmetterlinge, Zweiflügler,<br />

Hautflügler und Käfer. Im Kapitel<br />

„Tarnung, Warnung und andere<br />

Über den <strong>Naturgarten</strong> hinaus gelesen …<br />

Econ Verlag in Ullstein Buchverlage GmbH Berlin, broschiert: 265 Seiten, Sprache: Deutsch,<br />

ISBN-10: 343020108X, ISBN-13: 978-3430201087, € 18,00 [D], € 18,50 [A], sFr 29,90<br />

„Wer will, findet Wege, wer nicht will,<br />

findet Gründe“. Diesen Satz von Götz<br />

Werner aus dem Buch „1000 Euro für<br />

jeden – Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen“<br />

habe ich für dieses Jahr<br />

zu meinem Leitsatz auserkoren und<br />

er wird es wohl auch noch über diesen<br />

Zeitraum hinaus bleiben.<br />

Die Idee von einem bedingungslosen<br />

Grundeinkommen ist nicht<br />

neu und wurde/wird sogar schon<br />

räumlich begrenzt erprobt. Leider<br />

passiert/e das bisher auch nur zeitlich<br />

begrenzt und fand bisher trotz<br />

der positiven Entwicklung, die sich<br />

während der Probezeit ergab, keine<br />

Ausweitung auf andere Regionen.<br />

Überlebensstrategien“ werden unterschiedliche<br />

Strategien beschrieben,<br />

wie sich Wirbellose im Garten<br />

tarnen, anpassen und sich mit<br />

Warnsignalen Fressfeinde vom Hals<br />

halten. Außerdem wird beschrieben,<br />

wie sich Wirbellose im Jahresverlauf<br />

verhalten, welche Arten<br />

man beobachten und mit welchen<br />

Maßnahmen fördern kann. Ebenfalls<br />

werden Gestaltungselemente<br />

für einen wirbellosenfreundlichen<br />

Garten, man könnte dazu auch <strong>Naturgarten</strong><br />

sagen, erläutert. Wenn<br />

man kritisch die angegebene Pflanzenliste<br />

für den insektenfreundlichen<br />

Garten durchsieht, stellt man<br />

Woran liegt das? Was gut ist, hat<br />

sich noch nie von heute auf morgen<br />

durchgesetzt. Tief verwurzelte Denkmuster<br />

und ­strukturen zu verändern<br />

oder ganz aufzulösen, hat den einzelnen<br />

Vorreitern schon immer viel<br />

Mut, enorme Geduld und extremes<br />

Durchhaltevermögen abverlangt.<br />

In dem Film von Enno Schmidt und<br />

Daniel Häni „Grundeinkommen – ein<br />

Kulturimpuls“ ist das sehr schön dargestellt.<br />

Werner Simon und ich zeigten<br />

den Film auf den diesjährigen<br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n interessierten<br />

Teilnehmern und ernteten Neugierde<br />

und Lust auf mehr. Das hat uns<br />

sehr gefreut.<br />

als Naturgärtner fest, dass diese Liste<br />

nicht nur einheimische Arten enthält.<br />

Naturgärtner mit fundierten<br />

Wildpflanzenkenntnissen hätten<br />

die Liste länger schreiben können,<br />

aber das ist ja nicht der Hauptinhalt<br />

des Buches. Verschiedene Nisthilfen<br />

regen den Leser und Gartenbesitzer<br />

an, selbst Nisthilfen zu bauen, zu<br />

besorgen und im eigenen Garten<br />

aufzustellen. Die Autoren gehen<br />

auch auf Neozoen im Garten ein.<br />

Sehr interessant sind die dargestellten<br />

Tipps, Hilfsmittel und Fallen, um<br />

Wirbellose beobachten zu können.<br />

Ein informatives Naturschutzkapitel<br />

rundet das Buch ab. Jeder, der mehr<br />

über die kleinen interessanten, oft<br />

erst beim zweiten Hinschauen erkennbaren<br />

Tiere erfahren will, sollte<br />

Götz, Prof. Werner und Adrienne Goehler (2010):<br />

1000 g für jeden – Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen<br />

Deshalb an dieser Stelle meine Empfehlung<br />

des oben bereits erwähnten<br />

Buches von Götz Werner und Adrienne<br />

Goehler, in dem man viele<br />

Antworten auf Fragen bekommt, die<br />

einem in diesem Zusammenhang<br />

immer wieder begegnen. Das Buch<br />

kostet 18,00 Euro und ist bei ECON<br />

erschienen.<br />

Quasi kostenlos kann man sich aber<br />

auch im Internet über das Grundeinkommen<br />

informieren.<br />

Hier ist der Link zum Film für alle, die<br />

sagten: „den müsste man sich mehrmals<br />

anschauen“. http://www.buergerinitiative­grundeinkommen.de/<br />

videos­grundeinkommen.htm<br />

Buchbesprechungen<br />

sich das Buch besorgen. Es lässt sich<br />

schön lesen und vermittelt gerade<br />

das Wissen, was jeder „normale“ (Natur­)<br />

Gartenbesitzer braucht, ohne<br />

gleich tiefgründig wissenschaftlich<br />

in das Thema einzusteigen.<br />

Thomas Pecher, D - Waldkraiburg<br />

Er sei natürlich auch allen ans Herz<br />

gelegt, die ihn bisher noch nicht gesehen<br />

haben und nun ein bisschen<br />

neugierig geworden sind.<br />

Antje Schwabersberger<br />

Natur & Garten April <strong>2011</strong> 67


Wir sammeln wieder Wunschthemen<br />

für die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2012<br />

Jeder kann mitmachen. Schicken Sie uns Ihre Themen oder geben<br />

Sie Ihre Stimme für die unten genannten Vorschläge ab:<br />

geschaeftsstelle@naturgarten.org oder Tel. 07131 – 64 9999 6.<br />

Bitte bis 1. Juni <strong>2011</strong> melden, damit wir uns rechtzeitig nach geeigneten<br />

Referenten umsehen können. Die aktuelle Liste steht jeweils<br />

auch im Mitgliederbereich www.naturgarten.org/derverein/<br />

mitgliederbereich/themensammlung_ngt<br />

Bisher bei uns eingegangen (ohne Wertung):<br />

p Ästhetik von Natur, Landschaft und Garten (Brigitte Kleinod)<br />

p Austausch mit Pomologenverein (Heiko Fischer),<br />

Streuobstwiesen, Speierling, alte Obstsorten<br />

p Bilder – Impressionen. Frei, ohne Worte.<br />

Jeder, der will, 3 Minuten<br />

p Biotop Binnendüne (Anlage)<br />

p Einbringen des <strong>Naturgarten</strong> e.V. in Biodiversität?<br />

p Erfahrungsaustausch Regionalgruppenarbeit<br />

p Frank Andreas Weber (Geo Autor): Kinder, raus in die Natur…<br />

http://www.geo.de/GEO/mensch/64781.html<br />

p Gemüse in den <strong>Naturgarten</strong> integrieren (Permakultur),<br />

alte Gemüsesorten<br />

p Halbtägige Workshops mit max. 15 Personen,<br />

z. B. Gartenplanung mit Ulrike Aufderheide<br />

p Kunst aus der Natur für die Natur<br />

p Mut zu Spielräumen (biotop)<br />

p Naturnahe Klinikaußenanlagen<br />

p Natürliche Farbräume umgesetzt im Garten,<br />

Fortsetzung des Referats von Bertold Hering<br />

p Neophyten (Peter Becker, www.newtritionink.de)<br />

p Norddeutsche Biotope, Pflanzengesellschaften und Böden<br />

p Open space wieder einführen<br />

p Permakultur<br />

p Pflanzengesellschaften für schwierige Standorte im Garten<br />

p Pflege, Pflegekosten<br />

p Phytotherapeutin, Apothekerin und Journalistin<br />

Regine Ebert (www.regine­ebert.de):<br />

Nutzung heimischer Wildpflanzen (ganzheitlich)<br />

p Quo vadis, <strong>Naturgarten</strong> überhaupt und <strong>Naturgarten</strong> e.V.?“<br />

Den Extratag dem Schwerpunkt Verein widmen: was sind<br />

Wildpflanzen, was ist die offizielle Linie des Vereins dazu?<br />

Vergleich der Richtlinien in DACH; Vernetzung & Kooperation<br />

von Mitgliedern, auch der Vereine, europaweit ...<br />

p Robinie: Hartholz aus transparenter Produktion<br />

(www.eurobinia.eu oder www.fragen­an­den­fsc.de)<br />

p Saatgutgewinnung, Gehölzvermehrung (zum Eigengebrauch)<br />

p Umgang/Bauen mit Holz im Garten<br />

p Verwendung von Weidenpflanzen (kein Weidenbau)<br />

p Warenfluss im naturnahen GaLaBau­Betrieb (biotop)<br />

p Wolf Dieter Storl<br />

p Workshops zu regionalen Pflanzengesellschaften<br />

p Workshop Verkaufsstrategien: Naturnahe Gärten,<br />

Umgang mit konventionellen Kunden<br />

Herausgeber: <strong>Naturgarten</strong> – Verein für naturnahe Garten­ und Landschaftsgestaltung e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle: Kernerstraße 64, 74076 Heilbronn / Telefon: +49 (0)7131 – 64 9999 6 / Fax: +49 (0)7131 – 64 9999 7 /<br />

E­Mail: geschaeftsstelle@naturgarten.org / Internet: www.naturgarten.org / Internet Fachbetriebe: www.naturgarten­fachbetriebe.de<br />

Auflage: 1.750<br />

Redaktion: Kerstin Lüchow, Reinhard Witt<br />

Layout: Birgit Oesterle<br />

Lektorat: Norbert Steininger, Kerstin Lüchow<br />

Druck: Druckerei Lokay e.K., Reinheim. Diese Mitgliederzeitschrift wurde klimaneutral hergestellt. Druck mit Farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe auf<br />

100% Recyclingpapier mit blauem Umweltengel. Lokay arbeitet ausschließlich mit Ökostrom. www.lokay24.de.<br />

Nächste Ausgabe: Redaktionsschluss: 1. Mai <strong>2011</strong><br />

Erscheinungsdatum: ab 1. Juli <strong>2011</strong><br />

Hinweise: Für den Inhalt der Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bei Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung (Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong> e.V.)<br />

Natur & Garten wird an Mitglieder des <strong>Naturgarten</strong> e.V. verschickt und ist im jährlichen Mitgliedsbeitrag enthalten. Auf Anfrage und gegen Spende können gern weitere Exemplare<br />

älterer Ausgaben für Werbezwecke bestellt werden. Über Spenden, auch für bestimmte Projekte, freuen wir uns sehr. Alle Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar,<br />

da der Verein gemeinnützig ist. Bankverbindung: KSK Heilbronn, BLZ: 620 500 00, Konto Nr. 100 69 622, BIC: HEISDE66, IBAN: DE15 6205 0000 0010 0696 22

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