Tagungsband Naturgartentage 2011 - Naturgarten eV
Tagungsband Naturgartentage 2011 - Naturgarten eV
Tagungsband Naturgartentage 2011 - Naturgarten eV
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April <strong>2011</strong> Mitgliederzeitschrift <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Natur &<br />
Heft 2/<strong>2011</strong><br />
4.50 €<br />
Garten<br />
Die Mitgliederzeitschrift des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
<strong>Tagungsband</strong><br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />
<strong>2011</strong>
Vorwort<br />
Große Teilnahme<br />
„Diese <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> waren die schönsten,<br />
die ich je erlebt habe! ... ich fand die<br />
Auswahl und Mischung der Themen unglaublich<br />
gut! ... ich gehe inspiriert und<br />
voller Mut in meine Arbeit zurück ... das<br />
war der beste Einstieg für den <strong>Naturgarten</strong>-Profi-Lehrgang,<br />
den ich mir vorstellen<br />
konnte!“ Einige Zitate aus dem vielen Lob.<br />
Ja, so waren sie, die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> <strong>2011</strong>.<br />
Und seien Sie versichert, so manchem von<br />
uns standen bei dem einem oder anderen<br />
Vortrag die Tränen in den Augen vor Rührung.<br />
Ja, diesmal war wirklich alles dabei.<br />
Von erstklassig vorgetragenen Sachthemen<br />
bis hin zu emotional hochwirksamen<br />
Liebeserklärungen. Wir erinnern uns<br />
an Markus Kumpfmüller, der zum Thema<br />
Natur & Wirtschaft illustre Beispiele aus<br />
Oberösterreich vorstellte. Die Ansaaten<br />
der Firma Rieger-Hofmann aus Blaubeuren<br />
sind traumhaft, die Umspannwerke<br />
von Reinhard Witt zeigten hektarweise<br />
Wildblumen. Nicht zu vergessen die Sieger<br />
des Bundesumweltpreises mit ihren Begrünungsprojekten,<br />
Marcel Steeb und Fabian<br />
Müller. Wer einmal Ulrike Aufderheide als<br />
Referentin erleben durfte, weiß, dass alles<br />
und jedes Hand und Fuß hat, was sie erzählt.<br />
Ob Pflanzenplanung nach der Natur<br />
oder der Blumenrasen, sie findet immer<br />
wieder neue Perspektiven.<br />
Und vergessen wir das Totholz nicht. Unglaublich,<br />
welche Bilder Kerstin Lüchow im<br />
Laufe ihres Fotolebens gesammelt hat und<br />
Titel Coverblatt: Schlafende Scherenbiene (Osmia florisomne) auf Wiesenbocksbart.<br />
Viele Wildbienen beißen sich abends mit ihren Mandibeln (Kieferklauen) an Pflanzenteilen<br />
fest und verbringen so die Nacht in der Nähe ihrer Futterquellen. (Foto: Kerstin Lüchow)<br />
2 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
welche starken humorvoll gewürzten Worte<br />
Werner David dazu fand. Ja, und warum<br />
Wildobst so gut für Naturgärten taugt, bewies<br />
Helmut Pirc, vor allem sein Workshop<br />
war in aller Munde – köstliche Proben von<br />
13 verschiedenen Wildfruchtmarmeladen,<br />
dazu das eine oder andere Schnäpschen<br />
und Likör. <strong>Naturgarten</strong> macht Spaß! Die<br />
überprofessionelle Paula Polak verwöhnte<br />
uns mal wieder mit spritzigen Ideen zum<br />
Wasser und Berthold Hering lernte uns Farben<br />
neu zu sehen. Spannend!<br />
Emotionale Höhepunkte waren etwa der<br />
Beitrag von Markus Gastl - ein Weg der<br />
Wiedergutmachung mit dem Hortus Insectorum.<br />
Oder Kalle Niehus mit dem Laubfroschprojekt.<br />
Die offene Bühne erobert sich allmählich<br />
einen festen Platz im Tagungsgeschehen.<br />
Sei es der Beitrag von Wolfgang Hertling<br />
vom Palaverlag, die Ode an Wildblumensäume<br />
von Dorothee Dernbach oder die<br />
Reiserückschau von Kerstin Lüchow. Und<br />
wo und wann sonst könnten wir erfahren,<br />
wie hochmotiviert und professionell manche<br />
unserer Regionalgruppen agieren,<br />
Heinke Marxen-Drewes nur als Beispiel.<br />
Sie lesen: Wir zehren stark von den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n:<br />
Sie geben uns Kraft, Mut,<br />
Zuversicht, Optimismus und Fakten für ein<br />
weiteres, gut gefülltes <strong>Naturgarten</strong>jahr.<br />
Das wünschen wir auch Ihnen.<br />
Ihr Vorstand
Inhalt<br />
Vorwort<br />
2 Große Teilnahme<br />
4 Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft.<br />
6 Gewerbebauten und ihr naturnahes Grün in Österreich<br />
7 Von der BioAG übers öffentliche Grün bis zum<br />
Umweltpreis. Projektbeispiele aus Altensteig<br />
8 Naturnahes Gewerbegrün. Ansaaten von Wildblumen<br />
in Gewerbe und Industrie in Deutschland.<br />
Beispiele nachhaltiger Begrünung.<br />
10 Umspannwerke mit Blumenwiesen statt Mulchwiesenflächen.<br />
Das Pilotprojekt bei E.ON in Bayern<br />
12 Von Quadratmetern und Hektaren.<br />
Neue Lebensräume mit dem Heudrusch® Verfahren<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
14 Pflanzenplanung nach der Natur. Natürliche Pflanzengemeinschaften<br />
als Inspiration für die Gestaltung.<br />
17 Hortus Insectorum oder der Versuch einer<br />
Wiedergutmachung<br />
18 Vom Umgang mit Totholz im Garten.<br />
Wie aus morschem Holz neues Leben erwächst<br />
(Theoretischer Teil)<br />
20 Vom Umgang mit Totholz im Garten.<br />
Wie aus morschem Holz neues Leben erwächst<br />
(Fotos aus der Gartenpraxis)<br />
22 Heimische Mischpflanzungen.<br />
Erste Erfahrungen aus der Praxis<br />
25 Vom Laubfroschprojekt zum <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Garten und Landschaftsentwicklung für ein<br />
sehr persönliches Wiederansiedlungsprojekt<br />
Offene Bühne<br />
26 Die Traumstraße der Welt: Die Panamericana<br />
27 Neue Regionalgruppe in BerlinBrandenburg und<br />
neue Fotos vom Brandenburgischen Naturteich<br />
27 Vogelgesang mitten im Hörsaal der Bildungsstätte<br />
28 Wildblumensäume – Multitalente in <strong>Naturgarten</strong><br />
und Landschaft. Ein Plädoyer!<br />
30 Große Resonanz und viel Kreativität beim<br />
Insekten hotelWettbewerb 2010<br />
31 Regiogruppe SchleswigHolstein aktiv<br />
32 Von Hardegsen bis nach Hamburg: Rückblick der<br />
Exkursion Naturnah Unterwegs (Juni 2010)<br />
35 Naturnah Unterwegs – in Hamburg<br />
Inhalt<br />
37 Skulpturen aus Beton und Mosaik im <strong>Naturgarten</strong><br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
38 Rasen im naturnahen Garten. Ein Plädoyer zur Entdeckung<br />
des ökologischen und gestalterischen Wertes<br />
eines vernachlässigten <strong>Naturgarten</strong>elementes.<br />
41 Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> – Leben wieder leben lassen<br />
42 Wassergarten – kurz und einfach. Quintessenz der<br />
wirklich nötigen Schritte für Teiche, Schwimmteiche<br />
und Bach<br />
44 Natürliche Grundlagen der Farbgestaltung im Garten –<br />
Natürliche Farbräume erschließen<br />
46 Wildobst und seltene Obstarten im naturnahen Garten<br />
47 Lichtverschmutzung im <strong>Naturgarten</strong>?<br />
Wie Insekten auf Beleuchtung reagieren<br />
Visionen im naturnahen Garten<br />
48 Regenwassermanagement im Garten.<br />
Vom Umgang mit dem Wasser in Zeiten<br />
zunehmender Klimaextreme<br />
50 Der Freiraum der Zukunft ist naturnah und sinnlich<br />
52 Grün macht Schule. Wie Natur zum Erfolgsmodell wird<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
53 Naturnahe Gärten in der Stadt –<br />
ein Beitrag zum Vogelschutz?<br />
Wildpflanzen<br />
56 Vielblütiges Salomonssiegel – Polygonatum multiflorum<br />
Internes<br />
58 Internes und Neues von November 2010<br />
bis Februar <strong>2011</strong><br />
61 Ankündigung einer Außerordentlichen<br />
Mitgliedsversammlung des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Termine<br />
62 April bis Juli <strong>2011</strong><br />
Literaturtipps<br />
64 Buchempfehlungen für NaturgärtnerInnen<br />
67 Über den <strong>Naturgarten</strong> hinaus gelesen<br />
68 Bisherige Wunschthemen NGT 2012<br />
68 Impressum<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 3
Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />
Für unsere Garten-Kinder,<br />
und die Gärtner/innen, die das Kind in sich bewahrt haben<br />
Elfenkrokus (Crocus tommasinianus)<br />
Frankfurter Rose mit rotem Hartriegel<br />
(Rosa x francofurtana mit Cornus sanguinea)<br />
4 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Wildtulpe mit Traubenhyazinthe<br />
(Tulipa sylvestris mit Muscari botryoides).<br />
Echo-Gruß an Norbert Steininger<br />
Staudenlein mit Alpennelke<br />
(Linum perenne mit Dianthus alpinus)
Das ist eine kleine Geschichte aus dem letzten<br />
Spätsommer.<br />
Außen vor meiner Sauna und Gartenküchen<br />
und AllzweckStube, unter einer großen<br />
alten (von der Vorbesitzerin als Weihnachtsbäumchen<br />
gepflanzten) Fichte habe<br />
ich einen behaglichen Holzplatz. Da wird<br />
Holz für die Winterfeuerung der Kaminöfen<br />
gesägt, gespalten, gestapelt, da ist auch die<br />
Gartendusche (über den Gartenschlauch ins<br />
Geäst geführt, am Ende eine angebundene<br />
Gießkannentülle), und an der Außenwand<br />
steht ein ausrangiertes hölzernes tischhohes<br />
Regal, in dem kleine Gartenwerkzeuge,<br />
Sämereien und allerlei Kleinkram untergebracht<br />
ist.<br />
Zusätzlich zu meinem Hang zum Chaos<br />
habe ich auch etwas „JungfrauGeborenes“,<br />
manches muss irgendwie geordnet sein.<br />
Und so fiel mir auf, dass das auf dem Erdboden<br />
stehende Regal nicht gerade stand.<br />
Also ging ich, glücklicherweise nur sehr<br />
vorsichtig, mit einem Holzstiel unter die<br />
anzuhebende Seite, um ein kleines Brett<br />
Türkenbundlilie (Lilium martagon)<br />
unterzuschieben, und schon kam zu meiner<br />
Überraschung ein kleines Wesen herausgeschlüpft,<br />
ich traute meinen Augen nicht: ein<br />
Igelchen, gerade mal faustgroß. Und kaum<br />
hatte ich es angesprochen: „was machst Du<br />
denn hier?“ kam schon das nächste, und<br />
noch eins, bis ich eine Schar von fünf kleinen,<br />
neugierig herumschnüffelnden und<br />
blinzelnden Igelchen vor mir hatte, ohne die<br />
geringste Ängstlichkeit. Neugierig wuselten<br />
sie um mich herum, und als eines von ihnen<br />
mir über die auf den Boden gelegte Hand<br />
lief, da war ich ganz verzaubert, dieses Gefühl<br />
vergesse ich nie mehr, die feinen Tritte<br />
der kleinen Igelpfötchen in der Handfläche!<br />
Was beim Fotografieren besonders auffiel:<br />
Igel sind akustisch hochempfindlich, das<br />
Auslösegeräusch des Fotoapparates ließ sie<br />
jedes Mal zusammenzucken. Nach ein paar<br />
Minuten war aber Schluss mit dem Kindergarten<br />
im Freien: es machte einmal „Wuff“<br />
unter dem mit Laub ausgepolsterten Regal,<br />
und wenig später sah ich (auf dem Boden<br />
liegend) alle fünf an Mamas Zitzen liegen,<br />
die Hinterbeinchen zu mir ausgestreckt, als<br />
Rundblättrige Glockenblume<br />
(Campanula rotundifolia) mit regengeschützt<br />
schlafender Wildbiene<br />
Nachrichten aus Heris Wildgarten<br />
wollten sie sagen: „... war schön, mit dir zu<br />
spielen ...“<br />
Wenn einem so etwas Zauberhaftes widerfährt,<br />
dann hat das natürlich einen Grund.<br />
Das Umfeld muss stimmen, und das ist eine<br />
arten und strukturreiche Umgebung, eben<br />
das, wofür wir alle einstehen: unsere Naturgärten,<br />
mit ihren nicht nur für das menschliche<br />
Auge schönen, sondern für unsere<br />
lieben MitLebewesen, Kleintiere, Insekten,<br />
Spinnen, Reptilien, kleine Säuger, Vögel so<br />
wertvollen, lebensnotwendigen heimischen<br />
Wildpflanzen, mit schön unordentlichen<br />
Astund Steinhaufen, Hohlräumen aller Art<br />
(wie eben auch der von der Igelmama ausgesuchte<br />
laubunterwehte Platz unter dem<br />
Regal an der Hauswand).<br />
Heribert von Essen<br />
Tel. 02228 - 911 057<br />
herivonessen@web.de<br />
Wegwarte (Cichorium intybus) mit Schwebfliege<br />
Natternkopf mit Echtem Labkraut<br />
(Echium vulgare mit Galium verum)<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 5
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Betriebsbaugebiete fressen die Landschaft<br />
um unsere Städte, Märkte, Dörfer auf. Entlang<br />
der Ausfallstraßen überwuchern Einkaufszentren,<br />
Baumärkte, OutletCenter<br />
und Gewerbebetriebe aller Art die historisch<br />
gewachsenen Landschaften. Ackerflächen,<br />
Hecken, Raine, Wiesen werden<br />
abgeschoben und mit dem ewig gleichen<br />
Einheitsbrei aus überwiegend eingeschossigen<br />
Gebäuden, asphaltierten Parkplätzen<br />
und Einheitsrasen überzogen und mit<br />
Formschnittgehölzen, Bodendeckern und<br />
Edelstahlpollern garniert.<br />
Im Jahr 2005 greift ein engagierter Mitarbeiter<br />
der Naturschutzbehörde des Landes<br />
Oberösterreich das Thema auf. Landesregierung<br />
und Wirtschaftskammer bereiten<br />
gemeinsam ein Pilotprojekt „Naturnahe<br />
Gewerbeflächen“ vor. Unser Büro wird damit<br />
beauftragt, anhand von 5 Betrieben zu<br />
6 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Wildblumen Stadtgut Steyr<br />
Gewerbebauten und<br />
ihr naturnahes Grün in Österreich<br />
Hochstauden Sickermulde Schenker Hörsching<br />
untersuchen und praktisch zu erproben,<br />
welche Möglichkeiten, aber auch welche<br />
Schwierigkeiten es bei einer naturnahen<br />
Neu oder Umgestaltung von Freiflächen<br />
gibt. In jedem Betrieb wird eine Bestandsaufnahme<br />
durchgeführt und in Abstimmung<br />
mit dem Inhaber ein Maßnahmenpaket<br />
geschnürt. Mit einem bescheidenen<br />
Budgetrahmen von € 10.000, je Betrieb<br />
wird ein Teil der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />
auch gleich umgesetzt.<br />
Die Erfahrungen werden in Form einer Broschüre<br />
und einer 160 Seiten umfassenden<br />
InfoMappe zusammengefasst. 2007 wird<br />
unter dem Titel „Natur in Betrieb“ eine Förderaktion<br />
des Naturschutzes eingerichtet,<br />
die von oberösterreichischen Gewerbe<br />
und Industriebetrieben in Anspruch genommen<br />
werden kann. Nach der anfänglichen<br />
Beschränkung auf die Beratung wird<br />
der Förderumfang im Herbst 2009 auch auf<br />
die Umsetzung ausgeweitet, unter dem<br />
neuen Titel „Naturschutzmaßnahmen in<br />
Gewerbe und Industrie“.<br />
Die Erstberatung durch frei aus einer Liste<br />
wählbare Ingenieurbüros wird mit 50% bis<br />
zu einer Summe von € 720, gefördert. Das<br />
Ergebnis der Beratung ist ein Gutachten<br />
mit einer Auflistung von Maßnahmen, die<br />
räumlich in einem Orthofoto verortet sind<br />
und mit Schätzkosten belegt werden. Anhand<br />
dieses Gutachtens kann der Betrieb<br />
eine Investitionsförderung beantragen. Sie<br />
beträgt bis zu 35% der Kosten bis zu einem<br />
Maximalbetrag von € 25.000,. Der Andrang<br />
hält sich in erträglichen Grenzen – wenig<br />
verwunderlich, weil die Aktion so gut wie<br />
gar nicht beworben wird.<br />
Die Palette der ungefähr 20 bis jetzt bearbeiteten<br />
Projekte ist sehr breit – von Spediteuren<br />
über Gartengestalter bis zu Gastronomiebetrieben,<br />
von SoftwareUnternehmen<br />
bis zu Planungsbüros. Die häufigsten Gestaltungsbereiche<br />
bzw. –elemente sind: Einmähdige<br />
Hochstaudenfluren in Sickermulden,<br />
Schotterrasen, heimische Bäume und<br />
Gebüsche, Wildstaudenrabatten in repräsentativen<br />
Eingangsbereichen, einmähdige<br />
Wildblumenansaaten auf Böschungen und<br />
Restflächen, Dachbegrünungen und Pausenplätze<br />
für MitarbeiterInnen und Kunden.<br />
Die Kundenzufriedenheit der wenigen Betriebe,<br />
die bis jetzt ihre Freiräume naturnah<br />
gestalten ließen, ist hoch. Ein ganzjährig<br />
freundliches Erscheinungsbild bei relativ<br />
geringem Pflegeaufwand und ein positives<br />
ÖkoImage sind die wesentlichen Argumente,<br />
von denen die Verantwortlichen<br />
rasch überzeugt werden können. Die wesentlichste<br />
Herausforderung in planerischer
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Pausengarten amsec Hagenberg Eingangsbereich amsec Hagenberg<br />
Hinsicht besteht darin, naturschutzfachliche<br />
Zielsetzungen mit den Anforderungen<br />
und Sachzwängen des jeweiligen Betriebs<br />
bestmöglich in Einklang zu bringen und Lösungen<br />
zu finden.<br />
Literatur<br />
Autor aller Publikationen: Markus Kumpfmüller,<br />
teilweise mit KoAutorInnen, Information,<br />
Download bzw. Bestellung unter:<br />
www.landoberoesterreich.gv.at/thema/<br />
natursiedlungsraum<br />
p Natur in Betrieb, Informativ Sondernummer<br />
s5 Nov. 2006<br />
p Natur in Betrieb, 2006, Informationsmappe<br />
Von der Bio-AG<br />
übers öffentliche<br />
Grün bis zum<br />
Umweltpreis<br />
Projektbeispiele aus Altensteig<br />
Wir danken Fabian Müller und Marcel<br />
Steeb für ihren bewegenden Vortrag. Die<br />
beiden jungen Referenten mussten 2010<br />
ihren Vortrag leider kurzfristig absagen,<br />
waren aber dieses Jahr live bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n<br />
dabei. Die Zusammenfassung<br />
wurde bereits im <strong>Tagungsband</strong><br />
2/2010 veröffentlicht.<br />
Erhältlich bei: Naturkundliche Station der<br />
Stadt Linz, Roseggerstr. 20, A4020 Linz,<br />
Tel. 0043 7070 1874<br />
p Auf der Suche nach dem verlorenen<br />
Paradies, S. 313, Artikel in: ÖkoL 32/2<br />
(2010)<br />
p Neue Paradiese – Blick zurück nach<br />
vorn, S. 1521, Artikel in: ÖkoL 32/4<br />
(2010)<br />
Erhältlich bei: Naturschutzbund OÖ, Promenade<br />
37, A4020 Linz, Tel. 0043 732 779279<br />
oder beim Verfasser<br />
p Wege zur Natur im Garten,<br />
Handbuch, 2008<br />
p Wege zur Natur in kommunalen Freiräumen,<br />
Handbuch, 2009<br />
p Wege zur Natur im Schulgarten,<br />
Handbuch, 2010<br />
DI Markus Kumpfmüller, A-Steyr<br />
Landschaftsplaner, Buchautor, <strong>Naturgarten</strong>-<br />
Netzwerk Oberösterreich, Tel. 0043 7252-77727<br />
markus@kumpfmueller.at, www.kumpfmueller.at<br />
Fabian Müller & Marcel Steeb, Gewinner des Bundesumweltpreises 2008 für die<br />
Naturnahe Gestaltung von Schulgeländen, kommunalen Grünflächen und Privatgärten.<br />
D - Altensteig. marcel_steeb@online.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 7
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
8 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Naturnahes Gewerbegrün<br />
Ansaaten von Wildblumen in Gewerbe und Industrie<br />
in Deutschland – Beispiele nachhaltiger Begrünung<br />
Begrünung des Parkdecks der Allianzarena in München im 5. Wuchsjahr, (Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />
Was ist eine naturnahe Begrünung?<br />
Die Saatgutfirma RiegerHofmann GmbH<br />
leistet mit Ihrem gebietsheimischen Saatgut,<br />
Wiesen oder Säumen, einen Beitrag zu<br />
naturnaher Begrünung in verschiedensten<br />
Bereichen, zunehmend auch bei Gewerbeflächen.<br />
Unser Basissaatgut wurde in Abstimmung<br />
mit den Unteren Naturschutzbehörden<br />
in Wildbeständen in verschiedenen<br />
Naturräumen Deutschlands gesammelt<br />
und dann auf landwirtschaftlichen Flächen<br />
im Einzelartenanbau vermehrt. Die Saatguternte<br />
aus dem regionalen Anbau unserer<br />
landwirtschaftlichen Partnerbetriebe in<br />
ganz Deutschland wird dokumentiert und<br />
zurück in den Ursprungsnaturraum vertrie<br />
ben, sofern es sich um Ansaaten in der freien<br />
Landschaft handelt. Dieser Ablauf unterliegt<br />
den strengen Qualitätsregeln des<br />
VWWRegiosaatenZertifikats und garantiert<br />
dem Kunden die regionale Herkunft<br />
des Wildsaatguts.<br />
Wie kann Gewerbegrün definiert werden?<br />
Naturnahe Begrünung auf gewerblichen<br />
und kommunalen Flächen kann in verschiedenen<br />
Maßstäben erfolgen. Im engeren<br />
Sinn kann man von Objektbegrünung<br />
sprechen, so es sich um die naturnahe<br />
Gestaltung diverser Firmengelände oder<br />
bauteile handelt.<br />
Hierzu können Ansaaten auf Mauern, Parkplätzen<br />
oder Parkdecks gezählt werden.<br />
Auch Dachbe grünungen mit oder ohne<br />
gleichzeitige Photo voltaik nutzung werden<br />
zunehmend naturnah begrünt, um ökologisch<br />
wertvolle Ausgleichs flächen zu schaffen.<br />
Das Parkdeck der AllianzArena und die<br />
Dachbegrünung der Messe Stuttgart können<br />
hier als Beispiele genannt werden.<br />
Landläufig kann darunter auch die Begrünung<br />
im Umfeld von Gewerbebetrieben<br />
oder in öffentlichen Bereichen eines Gewerbegebiets<br />
verstanden werden. Diese<br />
Flächen bieten meist nach großflächigen<br />
Eingriffen in die Bodenstruktur bei der An
Begrünung mit Mischung Blumenwiese Firmengelände<br />
Buchbinderei Sigloch in Blaufelden<br />
(Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />
Dachbegrünung des Parkdecks der Allianzarena<br />
in München im Jahr von Ansaat und Pflanzung<br />
(Foto: Rieger-Hofmann GmbH)<br />
lage der Gewerbeflächen die Möglichkeit,<br />
die Bodenverhältnisse für eine naturnahe<br />
Begrünung optimal zu gestalten, d.h. das<br />
Substrat möglichst mager zu halten und<br />
nach Abschluss der Baumaßnahmen auf die<br />
Zufuhr von Oberboden weitestgehend zu<br />
verzichten. Hier entstehen nicht nur Inseln<br />
der Artenvielfalt, sondern z. T. Pflanzungen<br />
von hohem Imagewert für Firmen und Kommunen.<br />
Schöne Beispiele dafür sind der Gewerbepark<br />
und Friedhof in MünchenRiem.<br />
Im weiteren Sinne können unter Gewerbegrün<br />
auch Renaturierungen von ehemaligen<br />
Rohstoffabbaustätten, Deponien oder<br />
Industriebrachen verstanden werden, da es<br />
sich um industriell genutzte Standorte handelt.<br />
Insbesondere die Renaturierung des<br />
ehemaligen Tagebaugeländes der Wismut<br />
AG in Ronneburg liefert ein eindrückliches<br />
Beispiel für die nachhaltige naturnahe Begrünung<br />
auch schwieriger Substrate in<br />
großflächigem Stil.<br />
Worauf ist bei einer Wiesenmischung<br />
für Gewerbestandorte zu achten?<br />
In den meist am Ortsrand von Kommunen<br />
liegenden Industriegebieten bilden Wie<br />
senansaaten oft den Übergang zur freien<br />
Landschaft und vernetzen die Lebensräume<br />
von Tieren. Sie sollten deshalb aus heimischen<br />
Arten bestehen, an die die Fauna<br />
angepasst ist.<br />
Bei großen Flächen in Ortsrandlagen ist<br />
deshalb auf die regionale Herkunft des<br />
Saatguts zu achten. Mischungen werden<br />
individuell auf die gewünschte Nutzung<br />
und die direkten Standortansprüche abgestimmt.<br />
Soll die Wiese Viehfutter liefern,<br />
werden andere Arten verwendet, als wenn<br />
ein nur schwacher Aufwuchs gewünscht<br />
wird, um die Pflegekosten möglichst niedrig<br />
zu halten.<br />
Mischungen bestehen in der Regel aus<br />
mind. 3040 Arten, um einen Grundstock<br />
zu liefern, die entsprechend variabel auf<br />
den Standort reagieren können und den<br />
Sommer hindurch einen langen Blühaspekt<br />
gewährleisten.<br />
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Nicht nur die Kräuter, auch Gräser und Leguminosen<br />
sollten in Mischungen aus heimischen<br />
Wildformen bestehen, da sonst<br />
die Kräuter unter Umständen durch die wuchsstarken Zuchtformen auf Dauer verdrängt<br />
werden.<br />
Grüne „Versiegelung“ von Straßenböschungen<br />
durch Festuca rubra – keine Chance für Artenvielfalt<br />
(Foto: Mareike Konrad)<br />
Magerrasen auf dem Bundesgartenschaugelände<br />
in München Riem im 10. Jahr nach der<br />
Ansaat. (Foto: Landschaftsarchitekten Haase &<br />
Söhmisch, Freising)<br />
Naturnahe Begrünung des Friedhofs München<br />
Riem im 7. Jahr nach Ansaat. (Foto: Landschaftsarchitekten<br />
Haase & Söhmisch, Freising)<br />
Begrünung ehemaliger Tagebauflächen in Ronneburg.<br />
Böschungsansaat im ersten Wuchsjahr<br />
(Foto: Dr. Seelemann, Markkleeberg)<br />
Bei Regelsaatgutmischungen ist das in der<br />
Regel nicht der Fall, so dass allzu oft die Begrünung<br />
weder bunt noch naturnah ist. Im<br />
Gegenteil: Zuchtgräser wie Rotschwingel<br />
(Festuca rubra) bilden einen flächigen Grasfilz<br />
aus, der keinen Kräuteraufwuchs zulässt<br />
und jegliche Artenvielfalt am Standort unterdrückt.<br />
Es bleibt noch viel zu tun für alle Naturgärtner.<br />
Ernst Rieger, D- Raboldshausen<br />
Landwirt und Wildpflanzen-Saatgutproduzent.<br />
Seit 1983 Produktion von gebietsheimischem<br />
Wildblumen- und Wildgräsersaatgut.<br />
www.rieger-hofmann.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 9
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Umspannwerke mit Blumenwiesen<br />
statt Mulchwiesenflächen<br />
Das Pilotprojekt bei E.ON in Bayern<br />
Die Begrünung von Industrie- und Gewerbegebieten<br />
steht in Deutschland noch am<br />
Anfang. In diesem Pilotprojekt mit E.ON<br />
Bayern wurden zwei Umspannwerke mit<br />
verschiedensten Blumenwiesenmischungen<br />
eingesät.<br />
Distelfalter an Steppensalbei in Passau<br />
10 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Das Passau Projekt<br />
p Einsaatjahre 2008/9<br />
p Fläche 5859 m²<br />
p 20 cm Deckschicht Mineralbeton Granit<br />
0/32 mm<br />
p 2 cm gütegesicherter Grünkompost<br />
p Ansaaten verschiedenster Wildblumen<br />
Mischungen von Juni 2008 bis Mai 2009<br />
p Einmal jährliche Herbstmahd mit Abräumen<br />
des Mähgutes<br />
Hier wurde als Basissaatgut der Blumen<br />
Schotterrasen von HofBerggarten verwendet.<br />
Dazu kamen die Beimischung verschiedener<br />
Einzelarten wie Silene armeria<br />
Nelkenleimkraut, Melampyrum arvense<br />
Ackerwachtelweizen, Rhinanthus alecto<br />
rolophus Klappertopf, Verbascum nigrum<br />
Schwarze Königskerze, Antirrhinum majus<br />
Wildes Löwenmaul, Centaurea jacea Flokkenblume,<br />
Salvia nemorosa Steppensalbei,<br />
Veronica longifolia Langblättriger Ehrenpreis/Blauweiderich.<br />
Das Etting Projekt<br />
p Umspannwerk Etting 2008<br />
p Fläche 13.450 m²<br />
p 5 cm Deckschicht Oberboden auf Kies,<br />
stellenweise auch reiner Oberbodenauftrag<br />
p Ansaaten verschiedenster Wildblumen<br />
Mischungen im Juni 2008<br />
p Zweimal jährliche Mahd mit Abräumen<br />
des Mähgutes im Juni und Sept/Oktober<br />
Fläche Mischung Produzent<br />
2550 m² Blumenrasen Elfe HofBerggarten<br />
1036 m² Blumenrasen Nr. 2 RiegerHofmann<br />
1128 m² Blumenwiese Nr. 2 Süddeutschland Hof Berggarten<br />
1128 m² RSM 8.1. 1. RiegerHofmann<br />
914 m² Sonnige Wildblumenwiese Syringa<br />
1113 m² Magerrasen Nr. 3 RiegerHofmann<br />
1113 m² Arcadia Magerwiese HofBerggarten<br />
1128 m² Verkehrsinseln Nr. 5 RiegerHofmann<br />
900 m² Pflaster und Schotterrasen Nr. 6 RiegerHofmann<br />
1113 m² Helios Dachbegrünung Hof Berggarten<br />
1113 m² Dachbegrünung Nr. 16 RiegerHofmann
Dachbegrünungsmischung in Etting<br />
Kartäusernelken als Aspektbildner in Etting<br />
Blumen-Schotter-Rasen im Umspannwerk Passau<br />
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Ergebnisse<br />
Trotz einiger Unkrautprobleme am Anfang,<br />
verursacht durch verunreinigten Kompost<br />
und aufgetragenen Oberboden, konnten<br />
sich in beiden Umspannwerken artenreiche<br />
und ökologisch wertvolle, mehr oder<br />
weniger magere Blumenwiesen entwikkeln.<br />
Durch die Verwendung von nur 5 cm<br />
Oberboden wurde die Nährstoffsituation<br />
in Etting so weit verändert, dass von einmaliger<br />
auf zweimalige Mahd umgestellt<br />
werden musste. Außerdem war wegen des<br />
Unkrautdruckes ein Schröpfschnitt im Ansaatjahr<br />
nötig.<br />
Ökologie<br />
Für die Tierwelt sind Umspannwerke sehr<br />
wertvolle, langfristig ungestörte Lebensräume.<br />
Hier konnte ein großes Insektenspektrum<br />
auch von seltenen Arten wie<br />
Bläulingen, Blutströpfchen (Widderchen)<br />
und anderen notiert werden.<br />
Aktuelles<br />
Die zweijährige Untersuchung wird fortgesetzt<br />
und kann aktuell eingesehen werden<br />
unter: http://www.naturgartenplaner.de/<br />
aktuelles/naturunterstrom/<br />
Buchtipp<br />
Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen<br />
und Ansaaten. Kräuter, Stauden und Sträucher.<br />
Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern.<br />
Bezug über: www.reinhardwitt.de<br />
Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />
Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />
naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 11
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Von Quadratmetern und Hektaren<br />
Neue Lebensräume mit dem Heudrusch®-Verfahren<br />
Das Heudrusch®-Verfahren geht weit über ein Ansaatverfahren für Blumenwiesen hinaus.<br />
Es ist ein strategisches Instrument des Naturschutzes, es stellt einen mechanischen Biotopverbund<br />
dar und wo immer es angewendet wird, startet es eine Biozönose.<br />
Heudrusch® gibt es nicht von der Stange.<br />
Es ist immer projektbezogen. Für eine bestimmte<br />
Begrünungsfläche werden ökologisch<br />
wertvolle Spenderflächen vergleichbarer<br />
Standorte beerntet. Dabei handelt es<br />
sich um die bestmöglichen Biotope und Naturschutzgebiete,<br />
die das lokale Artenspektrum<br />
möglichst vollständig repräsentieren.<br />
Diese sind immer im selben Naturraum,<br />
meistens sogar in derselben Gemeinde. Die<br />
Entfernung zwischen den Spenderflächen<br />
und den Begrünungsflächen ist meist unter<br />
5 km, selten einmal 20 km. Durch diese Nähe<br />
erfolgt die Besiedlung eines neuen Standorts<br />
exakt nach dem Vorbild der Natur. Es<br />
werden Pflanzen derselben Populationen<br />
angesiedelt, evolutionäre Anpassungsprozesse<br />
werden fortgeführt und standörtliche<br />
Anpassungen in situ erhalten.<br />
Für diese oft in isolierten Biotopen vorkommenden<br />
Pflanzen bedeutet dies, dass Ausbreitungsbarrieren<br />
überwunden und die<br />
Gelegenheit der Erschließung eines neuen<br />
Wuchsortes optimal genutzt wird. Hierzu<br />
werden Spenderflächen zu verschiedenen<br />
Zeiten beerntet, um möglichst das vollständige<br />
Artenspektrum zu erfassen.<br />
Das Ergebnis sind Pflanzengemeinschaften,<br />
die in ihrer Artenausstattung ein exaktes<br />
Abbild der natürlichen Vorbilder sind.<br />
Schließlich sind sie ja aus dem Saatgut exakt<br />
dieser Vorbilder entstanden. Und es sind<br />
exakt dieselben Sippen, die angesiedelt<br />
wurden. Dieser Aspekt ist für die Erhaltung<br />
der biologischen Vielfalt wichtig. Denn die<br />
Kernkompetenz dieser biologischen Vielfalt<br />
in Mitteleuropa ist nicht die Vielfalt der Arten,<br />
sondern die Vielfalt innerhalb der Arten.<br />
Und die drückt sich nun mal dadurch aus,<br />
dass gerade die scheinbar überall vorkommenden<br />
Arten wie z. B. Schafgarbe und WiesenFlockenblume<br />
eine Vielzahl an Sippen<br />
ausgebildet haben, die nur sehr kleine lokale<br />
Vorkommen aufweisen, die möglicher<br />
12 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
weise – bisher unerkannt und unbekannt<br />
– nur im Umgriff der Begrünungsfläche vorkommen.<br />
Und soll eine neu zu begrünende<br />
Fläche einen Beitrag dazu leisten, die biologische<br />
Vielfalt zu erhalten, so ist dies ohne<br />
Anwendung von Saatgut aus dem engsten<br />
Umfeld gar nicht möglich. Und so werden<br />
beim Heudrusch®Verfahren eben jene Sippen<br />
aus dem engsten räumlichen Umfeld<br />
auf die neue Fläche übertragen. Mit dabei<br />
sind auch seltene und geschützte Arten.<br />
Aber nicht nur Pflanzen werden mit dem<br />
Heudrusch®Verfahren übertragen, sondern<br />
auch Moose, Pilze und Bodenorganismen.<br />
Sogar die Übertragung von Kleintieren wie<br />
z. B. Heideschnecken ist schon nachgewiesen.<br />
Die Übertragung von Moosen, Pilzen<br />
und Bodenbakterien ist nicht nur fachlich<br />
interessant und aus den Gesichtspunkten<br />
des Naturschutzes vorteilhaft. Diese Lebewesen<br />
erfüllen wichtige Funktionen auf<br />
den neu begrünten Flächen. Die „Reife“<br />
einer Fläche wird beschleunigt, der Erosionswiderstand<br />
wird erheblich erhöht und<br />
die Attraktivität der Fläche für die Tierwelt<br />
– insbesondere Insekten und Vögel – wird<br />
gesteigert. Bereits nach wenigen Jahren<br />
spürt man auf diesen neuen Biozönosen<br />
eine überwältigende Ausstrahlung, denen<br />
gegenüber reine Ansaaten, selbst die artenreichsten,<br />
fast schon steril vorkommen.<br />
Ein sichtbares Phänomen sind dabei die<br />
Orchideen. Sie sind bei ihrer mehrjährigen<br />
Entwicklung auf ein intaktes Bodenleben<br />
und das Vorkommen bestimmter Pilze angewiesen.<br />
Mit dem Heudrusch®Verfahren<br />
werden neben den Orchideensamen auch<br />
die dazugehörigen Pilze und Bodenbakterien<br />
übertragen. Kommen Orchideen auf<br />
den Spenderflächen vor, sind sie mittlerweile<br />
regelmäßig nach wenigen Jahren auf<br />
den neu begrünten Flächen zu finden. Und<br />
dies oft in beeindruckenden Stückzahlen.<br />
Das die Qualität einer Biozönose wesentliche<br />
Auswirkungen auf die Attraktivität für<br />
mobile Tierarten und damit den regionalen<br />
Biotopverbund hat, zeigt die Beobachtung,<br />
dass in Heudrusch®begrünten Flächen<br />
weitere seltene Arten wesentlich schneller<br />
ankommen und einwandern als in herkömmlich<br />
begrünten Flächen.<br />
Auch Pilze werden mit Heudrusch® übertragen<br />
Auch Raritäten werden übertragen, wenn<br />
sie in den Spenderflächen vorkommen;<br />
hier Centaurium pulchellum – das Zierliche<br />
Tausendgüldenkraut<br />
CEF Maßnahme Aichen. Bei CEF- Maßnahmen<br />
(Continous ecological function) müssen auf<br />
Ausgleichsflächen die Lebensbedingungen<br />
definierter Tierarten bereits vor dem Eingriff<br />
(Baumaßnahme) eine Qualität erreicht haben,<br />
die ein Überleben der Zielarten sichern.
Ein Schafgarbenspezialist entdeckt auf einer Heudrusch®-begrünten Fläche eine verschollen<br />
geglaubte, lokale Schafgarbenart (Achillea setacea an den Elbedeichen)<br />
Zurückzuführen ist dies auf den sogenannten<br />
TrittsteinEffekt. Lebensräume, die von<br />
Natur aus isoliert und/oder zu klein für<br />
überlebensfähige Populationen bestimmter<br />
Pflanzen und Tiere sind, sind darauf angewiesen,<br />
dass der genetische Austausch<br />
stets und ständig von außen erfolgt. Hierzu<br />
müssen Pollen oder Samen transportiert<br />
und zielgenau „geliefert“ werden. Die<br />
Transporteure wie z. B. Bienen und Vögel erkennen<br />
ihre „Zieladressen“ durch besondere<br />
Standorte (z. B. Felskuppen), besondere<br />
Standorteigenschaften (z. B. QuellLebensräume<br />
als frostfreie Inseln im Winter) oder<br />
eben durch das Vorkommen bestimmter<br />
lokaler Pflanzensippen, auf die sie direkt<br />
oder indirekt angewiesen sind und deren<br />
Wuchsorte sie deshalb gezielt anfliegen.<br />
So sind inzwischen auf einer Ausgleichsfläche<br />
in Eschenried bei München, die wir regelmäßig<br />
beobachten, mittlerweile (10 Jahre<br />
nach der Ansaat) insgesamt ca. 170 Arten<br />
zu finden, davon 65 Arten der Roten Liste,<br />
bzw. Landkreis bedeutsame Arten. 27 dieser<br />
Arten kamen dabei in den letzten acht<br />
Jahren an, wobei acht Arten nicht durch<br />
Heudrusch® übertragen wurden, sondern<br />
eben auf den verbundwirksamen Kontakt<br />
zwischen der Begrünungsfläche und anderen<br />
wertvollen Lebensräumen (woher kämen<br />
sonst die Arten) der Umgebung.<br />
Dass sich dies nicht nur auf die Pflanzen<br />
beschränkt, zeigt die Erkenntnis, dass von<br />
jeder Blütenpflanzenart etwa 12 Tierarten<br />
abhängen. Und gerade in der Insektenwelt<br />
sind koevolutionäre Anpassungen ein häufig<br />
zu beobachtendes Phänomen. Das bedeutet,<br />
dass es für diese Tierarten nicht nur<br />
wichtig ist, dass eine bestimmte Art vorkommt,<br />
sondern exakt dieselbe Sippe wie<br />
im Umfeld. Und so finden Insektenkundler<br />
auf Heudrusch® begrünten Flächen immer<br />
wieder Arten, die sehr spezialisiert und selten<br />
sind.<br />
Mittlerweile starten wir mit dem Heudrusch®Verfahren<br />
jährlich auf über 100<br />
Hektar im gesamten Bundesgebiet neue<br />
Biozönosen. Es sind Ausgleichsflächen,<br />
die in wenigen Jahren diesen Namen verdienen,<br />
es sind Erweiterungen von Naturschutzgebieten,<br />
es sind „ganz normale“<br />
Deich und Straßenböschungen, die so zur<br />
tragenden Säule des regionalen Biotopverbundes<br />
werden.<br />
Neu, d. h. seit etwa 5 Jahren, in unserem<br />
Dienstleistungsangebot haben wir die Pflege<br />
ökologisch wertvoller Flächen durch<br />
Beweidung mit schottischen Hochlandrindern.<br />
Dies findet mittlerweile auf etwa<br />
250 Hektar statt. Und bereits nach kurzer<br />
Zeit hat sich gezeigt, dass unter dem Motto<br />
„Powered by Heudrusch® – performed by<br />
Highland Cattle“ weitere Quantensprünge<br />
im Naturschutz möglich sind.<br />
Öffentliches Grün, Gewerbe und Landschaft<br />
Auch unter nüchterner Betrachtung ist es<br />
unverkennbar, dass hier eine zukunftstragende<br />
Qualität entsteht und dass es einen<br />
fast schon militanten Spaß macht, all das<br />
zu verursachen und hierzu beizutragen.<br />
Zurück zum Titel: Was haben bei all diesen<br />
Größenordnungen die Quadratmeter zu suchen?<br />
Ganz einfach: Mit wenigen Quadratmetern<br />
fing es an. Und weil man nie weiß,<br />
was alles aus kleinen Anfängen entstehen<br />
kann, gilt nach wie vor: Jeder Quadratmeter<br />
zählt!<br />
Workshop am Nachmittag<br />
Wir analysieren einen Heudrusch®<br />
Beim Heudrusch®Verfahren werden sogenannte<br />
Diasporengemische verwendet.<br />
Neben Samen von Pflanzen ist auch<br />
reichlich Spreu enthalten.<br />
Diese Spreu ist ein wichtiges Trägermedium<br />
für Pilzsporen und Bodenorganismen.<br />
Auch austriebsfähige Moosteile<br />
sind enthalten. Als blinde Passagiere<br />
sind gelegentlich auch Tiere enthalten,<br />
die so neue Lebensräume erschließen<br />
können.<br />
Die Untersuchung wird an einer beliebigen<br />
Druschgutprobe durchgeführt. Der<br />
Schwerpunkt der Analyse ist auf keinen<br />
Fall die wissenschaftliche Determinierung,<br />
sondern der größtmögliche Spaß<br />
am Staunen und Stochern, was sich alles<br />
so in der Unscheinbarkeit verbirgt.<br />
Es wird auf alle Fälle eine Ahnung vermittelt,<br />
wo Biotopverbund beginnt und<br />
welche Möglichkeiten für den eigenen<br />
Garten sich bereits beim nächsten Spaziergang<br />
eröffnen.<br />
Joe Engelhardt, D - Gangkofen<br />
Tel. 0 87 22 - 940-20<br />
info@engelhardt-oekologie.de<br />
www.engelhardt-oekologie.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 13
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Pflanzenplanung nach der Natur<br />
Natürliche Pflanzengemeinschaften als Inspiration für die Gestaltung<br />
Sich an natürlich vorkommenden Pflanzengemeinschaften<br />
zu orientieren ist eine von<br />
vielen Möglichkeiten der Vorgehensweise<br />
bei der Pflanzplanung. Es ist eine Vorgehensweise,<br />
die einerseits die Erkenntnisse<br />
ökologischer Forschungen nutzt, die aber<br />
andererseits auch besonders einfach zu<br />
handhaben ist. Gerade für AnfängerInnen<br />
ist es ja oft schwer, sich in der Vielfalt des<br />
Angebotes einheimischer Wildpflanzen zurechtzufinden.<br />
Eine Pflanzenart kommt selten allein<br />
In bestimmten Biotoptypen, sei es nun ein<br />
Wald, ein Teich oder ein Felskopf kommen<br />
oft dieselben Pflanzenarten vor. Dies gilt<br />
auch für feine Differenzierungen von Biotoptypen.<br />
Ein Beispiel: ein Wald auf kalkreichem,<br />
gut mit Wasser versorgten Standort,<br />
ein Wald an einem trockenfelsigen Hang<br />
oder ein Wald in einer Flussaue bei uns hat<br />
je seinen eigenen „Set“ an Pflanzenarten,<br />
die dort vorkommen.<br />
Man kann geradezu von den an einem<br />
Standort vorkommenden Pflanzen auf die<br />
dort herrschenden Standortbedingungen<br />
schließen. In den „Zeigerwerten“ von Ellenberg<br />
wird dieser Tatsache mit der Einordnung<br />
in eine Zahlenskala von 1 9 für die<br />
14 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
jeweiligen Parameter Rechnung getragen.<br />
Während manche Pflanzenarten in mehreren<br />
verschiedenen Biotoptypen vorkommen,<br />
gibt es sogenannte Charakterarten,<br />
die in nur einem einzigen anzutreffen sind.<br />
Die Pflanzensoziologie untersucht und ordnet<br />
diese Beobachtungen. Auch wenn wir<br />
sie nur als „Steinbruch“ für unsere Pflanzplanungen<br />
nutzen wollen, ist es hilfreich,<br />
sich ein wenig mit der Fachterminologie<br />
vertraut zu machen. 48 oder 49 Klassen<br />
werden zu 13 16 Formationen zusammengefasst.<br />
Pflanzplanung nach der Natur bringt<br />
mehr Naturerlebnis in den Garten<br />
Nicht nur Pflanzen kommen in erkennbar<br />
wiederkehrenden Gemeinschaften vor,<br />
auch für die Tierwelt kann das festgestellt<br />
werden. Diese sind im Gegensatz zu Pflanzengemeinschaften,<br />
weil in Raum und Zeit<br />
stark variabel, viel schwieriger zu erfassen.<br />
Andererseits sind sie aber auch an bestimmte<br />
Biotoptypen und Habitatstrukturen gebunden,<br />
so dass Pflanzengesellschaften als<br />
Indikatoren für das zumindest potentielle<br />
Vorkommen der entsprechenden Tiergemeinschaften<br />
genutzt werden können. Das<br />
Vorkommen von bestimmten Tierarten in<br />
bestimmten Pflanzengemeinschaften kann<br />
Quelle: Schwabe & Kratochwil a.a.O<br />
eine Koinzidenz sein, also nicht auf ursächlichen<br />
Beziehungen beruhen, wie das<br />
zum Beispiel bei vielen Heuschreckenarten<br />
hinsichtlich der Ansprüche an Strahlungsintensität<br />
und Struktur des Standorts der<br />
Fall ist. Es kann aber auch auf direkten Beziehungen<br />
der Organismen untereinander<br />
beruhen, zum Beispiel weil Tiere nur bestimmte<br />
Pflanzenarten als Ressource (Nahrung,<br />
Überwinterung etc.) nutzen. Tierarten<br />
nutzen oft mehrere Pflanzenarten einer<br />
Pflanzengemeinschaft in einem komplexen<br />
zeitlichen Muster. Wenn wir also Pflanzenarten<br />
einer Pflanzengemeinschaft in unserem<br />
Garten verwenden, dann haben wir<br />
die Chance, dass ein dichteres Netz an Beziehungen<br />
zwischen Pflanzen und Tieren in<br />
unserem Garten gewebt wird.<br />
Pflanzplanung nach der Natur ist ein<br />
Weg zu harmonischen Gartenbildern<br />
Eine Blumenwiese, ein Schluchtwald, der<br />
Aussichtspunkt auf einem Felskopf, ein Dünental,...<br />
Landschaften haben nicht nur eine<br />
wissenschaftlich untersuchbare Ausstattung<br />
an Tier und Pflanzengemeinschaften,<br />
sondern auch eine Atmosphäre. Pflanzen<br />
tragen zu dieser Atmosphäre entscheidend<br />
bei: die wiegenden Gräser auf Steppenheiden,<br />
die bunten Früchte der Heckengehölze,<br />
die zarten Frühlingsblüher im Wald<br />
oder die gedrungenen Pflanzengestalten<br />
der felsigen Standorte. Gartensituationen<br />
können uns an natürliche Landschaften<br />
erinnern, es geht also darum, ganzheitlich<br />
den „Geist“ eines Ortes zu erspüren und mit<br />
einer Erinnerung an ein Landschaftsbild zu<br />
verbinden. Gartenbilder werden stimmig,<br />
wenn sie passende Landschaftsbilder in ihren<br />
Strukturen und in ihrer Pflanzenausstattung<br />
zitieren. Nicht nur aus ökologischen,<br />
sondern auch aus gestalterischen Gründen<br />
sollten also auch abiotische Eigenschaften<br />
wie vegetationsfreie Flecken oder Mulchschichten<br />
in solche Planungen mit einbezogen<br />
werden.
Pflanzplanung nach der Natur ist ein einfacher<br />
Weg, sich in der Vielfalt der angebotenen<br />
Arten zurechtzufinden.<br />
Der hier vorgeschlagene Weg beginnt also<br />
mit einer Landschaftserinnerung für den<br />
spezifischen Gartenraum. Die Fachliteratur<br />
versorgt uns mit Pflanzenlisten der dort<br />
vorkommenden Pflanzengesellschaft(en).<br />
Besonders ertragreich in dieser Hinsicht ist<br />
die „Vegetation Mitteleuropas“ von Ellenberg,<br />
weil hier nicht nur die Charakterarten<br />
aufgelistet werden, sondern auch die Differentialarten.<br />
Jetzt geht es nur noch darum,<br />
aus diesen Listen auszuwählen. In einem<br />
ersten Schritt wird geprüft, welche Arten<br />
überhaupt gartenwürdig und lieferbar<br />
sind. Die meisten Pflanzengesellschaften<br />
enthalten auch Arten, die schon als Gartenpflanzen<br />
bekannt sind. Es ist sinnvoll,<br />
solche Arten auf jeden Fall zu verwenden,<br />
sie holen auch mit der <strong>Naturgarten</strong>idee<br />
nicht vertraute Betrachter dort ab, wo sie<br />
stehen. In einem zweiten Schritt wird ein<br />
Blühkalender aufgestellt. Zeiten, in denen<br />
es in der natürlichen Pflanzengesellschaft<br />
gerade keine „Blütenwelle“ gibt, können<br />
dadurch gefüllt werden, dass die Arten, die<br />
blühen, in größerer Anzahl genutzt werden<br />
oder dass Pflanzen aus anderen Pflanzengesellschaften<br />
dazugesellt werden. Die Gestaltung<br />
beginnt, wenn wir uns für Bodendecker,<br />
Strukturbildner und Leitpflanzen<br />
Aus dem „Steinbruch“ extrahierter Blühkalender der Stauden<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Legende:<br />
An: Anemone nemorosa, Ar: Anemone<br />
ranunculoides, Sh: Stellaria holostea, Oa:<br />
Oxalis acetosella, Ps: Phyteuma spicata, All<br />
urs: Allium ursinum, Fs: Fagus sylvatica, Po:<br />
Pollen, NP: Nektar und Pollen, K: Knospen,<br />
I: Blüten, B: Blätter, zB: sich zersetzende<br />
Blätter, Kn: Knollen, Vers: Verschiedenes, Pf:<br />
Platycerus caraboides, Hirschkäfer, Ei: Eana<br />
incana, Wickler, Chfas: Cheilosia fasciata, Bärlauchschwebfliege,<br />
Lm: Lilioceris merdigera,<br />
Blattkäfer, Pm: Portevinia maculata, Schwebfliege,<br />
Pa: Phyllobius argentatus, Grünrüssler,<br />
Pf: Pegohylemyia fugax, Blumenfliege, Aa:<br />
Arion ater, Wegschnecke, Chir: Chironomidae,<br />
Zuckmücken, Fc: Fringilla coelobs, Buchfink,<br />
Sst: Scatophaga stercoraria, PsA: Parasitoide<br />
Arthropoden, Mm: Meta mengei, Radspinne,<br />
Ac: Araniella cucurbitina, Kürbisspinne,<br />
Phurs: Phygadeuon ursini, Schlupfwespe, Phs:<br />
Phygadeuon cheilosii, Schlupfwespe, Pv: Pleolopus<br />
vestigialis, Schlupfwespe, Af: Apodemus<br />
flavicollis, Gelbhalsmaus, Cg: Clethrionomys<br />
glareolus, Rötelmaus, Ad: Adulttiere, La:<br />
Larven, Pu: Puppen, M: Männliche Tiere, verändert<br />
nach Kratochwil und Schwabe, S. 454<br />
entscheiden und Farbklänge auswählen.<br />
Der Schlüssel liegt in der Beschränkung<br />
der Artenanzahl, damit flächige Blütenaspekte<br />
entstehen und in der Beschränkung<br />
der Farben, Formen und Strukturen, damit<br />
eine deutliche, erkennbare Gestaltung eine<br />
schöne Stimmung erzeugt.<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 15
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Ein „Steinbruch“ für die Pflanzplanung aus : Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas, S. 288<br />
Pflanzplan für einen Vorgarten<br />
16 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Literatur:<br />
p Heinz Ellenberg et. al.:<br />
Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa,<br />
Erich Goltze, 1992<br />
p Heinz Ellenberg:<br />
Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen,<br />
Ulmer 1996<br />
p Anselm Kratochwil und Angelika Schwabe:<br />
Ökologie der Lebensgemeinschaften,<br />
Ulmer 2001<br />
p Peter Mertz:<br />
Pflanzengesellschaften Mitteleuropas<br />
mit den Alpen, ecomed 2000<br />
p Erich Oberdorfer:<br />
Pflanzensoziologische Exkursionflora für<br />
Deutschland und angrenzende Gebiete,<br />
Ulmer 2001<br />
p Richard Pott:<br />
Die Pflanzengesellschaften Deutschlands,<br />
Ulmer 1995<br />
p Fritz Runge:<br />
Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas,<br />
Aschendorff 1994<br />
p Robert Schubert, Werner Hilbig,<br />
Stefan Klotz:<br />
Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften<br />
Deutschlands, Spektrum<br />
Akademischer Verlag 2010.<br />
p Otti Wilmanns:<br />
Ökologische Pflanzensoziologie,<br />
Quelle und Mayer 1998<br />
Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide, D - Bonn.<br />
CALLUNA-naturnahe Garten+GrünPlanung<br />
Fachbetrieb für naturnahes Grün-empfohlen<br />
von Bioland, www.calluna-naturgarten.de
Hortus Insectorum<br />
oder der Versuch einer Wiedergutmachung<br />
Steintürme im Hinterhof<br />
Die intensiven Eindrücke einer 2,5 jährigen<br />
langen Radreise, die Schönheit und Vielfalt<br />
der Natur, aber auch die Zerstörung<br />
und Vernichtung derselben, gaben Markus<br />
Gastl die Motivation nahezu im Alleingang<br />
aus einer 6000 m 2 großen Fettwiese ein Paradies<br />
zu schaffen für einheimische Tiere<br />
und Pflanzen.<br />
Wie geht man nun also vor?<br />
Was ist das Ziel? Wo fängt man an?<br />
Die Fragestellungen bei diesem Gartenprojekt<br />
sind die gleichen wie zu Beginn der Reise.<br />
Start ist Ushuaia in Patagonien und Ziel<br />
ist Inuvik in Alaska. Ausgang ist eine Fettwiese<br />
mit wenigen typischen Zeigerpflanzen<br />
und Ziel ist ein artenreicher, vor Leben<br />
strotzender <strong>Naturgarten</strong>. Der Beginn und<br />
das angestrebte Ende sind in beiden Fällen<br />
klar. Dazwischen liegt hier wie dort eine unglaubliche,<br />
auf den ersten Blick nicht zu bewältigende<br />
Entfernung und Aufgabe. Eine<br />
Vorgabe Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr<br />
für Jahr. Kein Grund zum Verzweifeln.<br />
Ganz entspannt bleiben, das Prinzip der<br />
SchrittfürSchrittMethode verfolgen und<br />
sich sicher sein, dass alles zu einem glücklichen<br />
Ende führt und es SO KOMMT WIE ES<br />
KOMMEN MUSS. Bei der Reise hat dies sehr<br />
gut funktioniert und beim Garten wird es<br />
ebenso funktionieren.<br />
Garten heißt Obst und Gemüse, deswegen<br />
werden zuerst 24 Obstbäume gepflanzt<br />
und ein großes Beet umgepflügt. Auf der<br />
Wiese blühen nur Löwenzahn und gelber<br />
Hahnenfuß, deswegen eine notwendige<br />
Farbexplosion durch einen Steingarten.<br />
Die auftretenden Insekten wollen Wohnraum,<br />
das erste Insektenhotel entsteht.<br />
Nicht alle Wildbienen nehmen künstliche<br />
Nisthilfen an, sondern brauchen natürliche<br />
Strukturen. Ein langer Sandwall und Lesesteinhaufen<br />
werden errichtet. Die ersten<br />
ökologischen Vernetzungen sind wiederhergestellt<br />
und bauen aufeinander auf. Vertikale<br />
Strukturen und Raupenfutterpflanzen<br />
für die Schmetterlinge sind angezeigt. Die<br />
einheimische Hecke wird gepflanzt. Hier<br />
wird der Laubfrosch entdeckt, der erste<br />
Teich kommt zur Ausführung, immer mehr<br />
Insekten brauchen mehr Blüten, die Blumenwiese<br />
wird notwendig. Blumenwiesen<br />
brauchen viel Zeit, der Ungeduld wird mit<br />
Blumenzwiebeln nachgeholfen usw. und<br />
so fort....Eines ergibt sich aus dem anderen,<br />
man muss nur achten, was die Bewohner<br />
uns mit ihren Bedürfnissen vorgeben und<br />
selber drauf reagieren.<br />
Woher all das benötigte Material nehmen?<br />
Eine Kostenexplosion trotz zunehmender<br />
Begeisterung vermeiden! Und auch<br />
hier passiert etwas sehr Interessantes. Die<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Wahrnehmung verändert sich ganz automatisch<br />
in Bezug auf Dinge, die wichtig<br />
werden und vorher bedeutungslos waren.<br />
Plötzlich erkennt man den Steinhaufen, an<br />
dem man schon so oft vorüber gekommen<br />
ist, als potenzielle Quelle. Das Abbruchhaus<br />
in der Nachbarsortschaft bekommt eine<br />
andere Bedeutung und ist ein möglicher<br />
Steinbruch. Vermodernde Stämme in einer<br />
feuchten Ecke auf einem Bauernhof sind<br />
bestes Totholz, wenn sie woanders in der<br />
Sonne liegen. Bei einer Straßenbauaktion<br />
fallen 30 Wurzelstöcke an, die jetzt die Hecke<br />
beleben. Überall ungenutztes Potenzial,<br />
welches in anderer Zusammenstellung<br />
Lebensraum schaffen könnte und auf eine<br />
neue Aufgabe wartet. Man muss nur die<br />
Augen offen halten und fragen.<br />
Auch auf der Reise hat man mehr gesehen,<br />
weil sich die Wahrnehmung verändert hat.<br />
DEN BLICK SCHÄRFEN, DAS KLEINE ERKEN<br />
NEN, DAS UNBEDEUTENDE SCHÄTZEN. Hier<br />
ist ein toller Campingplatz, dort fließt ein<br />
Bächlein, aus dem man Wasser nehmen<br />
kann, dieser Käfer ist wunderschön....<br />
Im Hortus Insectorum stellen sich nach<br />
nur 3 Jahren, gerade bei Schmetterlingen<br />
und Wildbienen, sichtbare Erfolge ein und<br />
bestätigen den eingeschlagenen Weg. Die<br />
Vorgehensweise ist überraschend anders<br />
und doch so einfach, wenn man den Garten<br />
als einen kleinen Ausschnitt des allumfassenden<br />
Lebens betrachtet und beginnt<br />
die ökologischen Zusammenhänge zu verstehen<br />
und bereit ist einen anderen Weg zu<br />
gehen.<br />
Der Lohn ist ein Zustand, der am leichtesten<br />
beschrieben werden kann mit UMGE<br />
BEN VON VIELFALT UND LEBEN. Und es ist<br />
eigentlich ein einfacher Weg...vom Start hin<br />
zum Ziel, ein sehr spannender Weg, der Erfüllung<br />
bringt und vor allem ein einfacher<br />
Weg … Danke zu sagen …<br />
Markus Gastl,<br />
D - Beyerberg-Ehingen.<br />
Natur- und Landschaftsführer.<br />
Privatgärtner, der<br />
gerade eine Arche Noah für<br />
Pflanzen und Tiere baut.<br />
www.hortus-insectorum.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 17
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Als Totholz wird stehendes oder liegendes<br />
abgestorbenes Holz bezeichnet. Das können<br />
ein einzelner Ast, ein abgestorbener<br />
Baum oder alle Übergänge dazwischen<br />
sein. Wer sich mit diesem Thema auseinandersetzt,<br />
wird irgendwann feststellen, wie<br />
paradox der Begriff „Tot“Holz im Grunde<br />
ist, und das gleich in zweifacher Hinsicht.<br />
Denn auch lebendes Holz besteht zu einem<br />
Großteil aus bereits abgestorbenen, also<br />
toten Zellen. Das zentrale Kernholz ist sogar<br />
mausetot, hier befindet sich weit und<br />
breit keine einzige lebende Zelle. Ganz anders<br />
sieht es dagegen nach dem Absterben<br />
des Holzes aus. Ein Buffet der Spitzenklasse<br />
ist nun eröffnet, und sofort beginnt eine<br />
Besiedlung mit tausenden von verschiedenen<br />
Arten, die sich gegenseitig die Klinke in<br />
die Hand geben. In den Mulmhöhlen alter<br />
Eichen kann sich dieser spannende Prozess<br />
über Jahrhunderte hinziehen.<br />
Die lange Zeit von Ordnungsdenken und<br />
Gewinnoptimierung geprägte Forstwirtschaft<br />
hat Totholz weitgehend aus unseren<br />
Wäldern verbannt. Es galt als nutzlos, unordentlich,<br />
unästhetisch. Diese Brutstätte<br />
für „Schädlinge“ sollte das Angesicht einer<br />
durchorganisierten, schneidigen Fichtenmonokultur<br />
nicht beleidigen. Die Folgen für<br />
unsere Wälder waren fatal. Ein Auto ohne<br />
Treibstoff fährt nicht – logisch! Bei Wäldern<br />
scheint uns diese elementare Logik zu verlassen.<br />
Wir zapfen den Spitzentreibstoff für<br />
18 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Kulinarische Freuden<br />
– Speisepilzzucht<br />
im eigenen Garten<br />
Vom Umgang mit Totholz im Garten<br />
Wie aus morschem Holz<br />
neues Leben erwächst<br />
(Theoretischer Teil)<br />
alle Nährstoffkreisläufe im Ökosystem ab<br />
und wundern uns dann allen Ernstes, warum<br />
wir die Karre schieben müssen.<br />
Totholz ist in unseren Wäldern ähnlich<br />
unentbehrlich wie der Humus im Gemüsebeet.<br />
Alle im Verlauf eines Baumlebens<br />
aufgenommenen oder produzierten Stoffe<br />
werden außer in Blättern, Blüten und<br />
Früchten schwerpunktmäßig in Holz und<br />
Rinde gespeichert. Nach dem Absterben<br />
des Baumes leiten die holzabbauenden Organismen<br />
den Recyclingprozess ein, der zur<br />
Bildung von Holzmulm und schließlich von<br />
Humus führt. Viele Nährstoffe und Stickstoff<br />
sind in dieser Phase im Mycel der abbauenden<br />
Pilze gespeichert. Ein Kubikmeter<br />
Buchenastholz mit einem Gewicht von ca.<br />
750 Kilogramm enthält immerhin stolze 2,5<br />
Kilogramm Kalium, Magnesium und Calcium.<br />
Totholz speichert Feuchtigkeit, schafft<br />
Frühjahrsboten im Totholz –<br />
Die Gehörnte Mauerbiene<br />
günstige mikroklimatische Kleinräume,<br />
schützt Hänge vor Erosion und Lawinen, liefert<br />
ein optimales Keimbett für Baumkeimlinge<br />
und dient als Lebensraum für eine nahezu<br />
unerschöpfliche Artenvielfalt.<br />
Totholz lebt!<br />
Ausnahmslos jede Organismengruppe besitzt<br />
ihre Spezialisten im Totholz. Bei uns liegen<br />
die Pilze mit 1500 Arten in Führung, gefolgt<br />
von 1400 Käferarten. Auch die Vertreter<br />
der anderen Insektengruppen sind zahlreich<br />
vertreten, 1000 Fliegen und Mückenarten,<br />
Wespen, Wildbienen, Ameisen und viele<br />
andere. Der Schwarzspecht zimmert seine<br />
Wohnhöhlen in das Holz, auf der Liste potentieller<br />
Nachmieter stehen Höhlenbrüter,<br />
Fledermäuse, Bilche und Baummarder. Amphibien<br />
verbringen den Tag unter feuchten<br />
Stämmen, Reptilien genießen eine Etage<br />
höher die Annehmlichkeiten eines Biosolariums.<br />
Totholz bietet Wellness pur.<br />
Wer durch den Nationalpark Bayerischer<br />
Wald wandert, entdeckt noch einen weiteren<br />
reizvollen Aspekt von Totholz. Alte, von<br />
der Sonne gebleichte Baumruinen, bizarre<br />
Baumstrünke, malerische Flechtenbärte<br />
und ausgedehnte Moospolster, die die<br />
Form der darunterliegenden Stämme nur<br />
noch schwach erahnen lassen, bieten dem<br />
Betrachter eine Ästhetik der besonderen<br />
Art. Es ist eine urige, raue, herbe Schönheit,<br />
fern von Kuschelbär und Kindchenschema.
Sich auf diesen Anblick vorurteilsfrei einzulassen,<br />
gelingt möglicherweise erst auf den<br />
zweiten Blick. Aber Schönheit ist keine absolute<br />
Größe, sie liegt immer im Auge des<br />
Betrachters.<br />
Wäre es nicht ein Ansatz, diesen Anblick<br />
auch in unseren Naturgärten zu ermöglichen?<br />
Dieses Kombipaket aus ökologischem<br />
Nutzen und Ästhetik würde unsere<br />
Garten(t)räume bereichern. Wer dann auch<br />
noch Speisepilze auf Holzstämmen kultiviert,<br />
kann sogar noch eine kulinarische<br />
Komponente hinzufügen. Bitte bewahren<br />
sie aber Gelassenheit und Nachsicht, wenn<br />
ihr Nachbar den Anblick ihrer Totholzpyramide<br />
zunächst mit eher verhaltener Euphorie<br />
begrüßt.<br />
Die Verrottung von Totholz ist nichts für<br />
Hektiker! Das klassische Motto: „Gib mir Geduld<br />
– SOFORT!“ ist hier kontraproduktiv.<br />
Ein Naturgärtner, der täglich nach draußen<br />
stürmt, um nachzuprüfen, ob sein Eichenstamm<br />
bereits verrottet ist, stellt seine<br />
Frusttoleranz auf eine harte Probe. Unruhige<br />
Geister sollten ihren Schwerpunkt daher<br />
auf Weichhölzer wie Pappel, Weide oder<br />
Birke legen, ein Holzstoß aus Birkenscheiten<br />
verrottet fast schon im Zeitraffer und<br />
besänftigt das hastige Gemüt.<br />
Totholz lässt sich auf viele Weisen in unsere<br />
Gärten integrieren. Das beginnt mit dem<br />
Gartenzaun aus unbehandeltem Naturholz.<br />
Im Hinblick auf Langlebigkeit punkten hier<br />
Robinie, Eiche und Edelkastanie. Durch die<br />
UVStrahlung wird das braune Lignin zersetzt,<br />
die zurückbleibende Zellulose gibt<br />
dem Holz die typische, filzigweißgraue<br />
Oberfläche. Die Ansiedlung von Flechten<br />
beeinträchtigt die Haltbarkeit des Holzes<br />
nicht, Frühjahrsputzattacken mit Stahlbürste<br />
oder Dampfreiniger sind daher ein Akt<br />
barbarischer Willkür. Der klassische Reisighaufen<br />
ist ja bereits seit längerem ein „Muss“<br />
für ökologisch Aufgeschlossene. In Verbindung<br />
mit biologischem Stacheldraht in<br />
Form von Wildrosen oder Brombeeren bietet<br />
er Schutz für die Nester von Rotkehlchen,<br />
Heckenbraunelle und Zaunkönig. Ringelnatter,<br />
Erdkröte und Blindschleiche finden<br />
dort ihren Unterschlupf. Uneingeschränkte<br />
Herrscher des Reisighaufens sind aber die<br />
null bis vielbeinigen Vertreter der Wirbellosen:<br />
Schnecken, Würmer, Asseln, Spinnen<br />
und Insekten. Auch Wege können in ein<br />
Totholzkonzept einbezogen werden. Hackschnitzelwege<br />
sind leicht anzulegen, vor allem<br />
in Buchen und Eichenholz entwickeln<br />
sich zahlreiche Käferarten. Eine Nutzung<br />
schadet dabei nicht, im Substrat eines stark<br />
besuchten Londoner Parks fanden sich 1999<br />
bei der Neuanlage eines 20 Zentimeter tiefen<br />
Hackschnitzelweges sage und schreibe<br />
750 Hirschkäferlarven. Mitten in der Großstadt!<br />
Ein Holzstapel kann auch einmal dem<br />
Verfall überlassen werden, in sonnigen und<br />
schattigen Bereichen des Gartens stellt sich<br />
ein unterschiedliches Artenspektrum ein.<br />
Die Idee für Totholzpyramiden, bei denen<br />
unterschiedlich hohe, senkrecht stehende<br />
Stämme ca. einen Meter tief im Boden vergraben<br />
werden, stammt ursprünglich von<br />
dem deutschen Förster Ernst Tochtermann.<br />
Er rief ein Projekt zum Schutz des Hirschkäfers<br />
ins Leben. Natürlich profitieren auch alle<br />
anderen Totholzbewohner von dieser Maßnahme.<br />
„Käferbeete“ sind ein vertrauter Anblick<br />
in den wildlifegardens Englands. Ein<br />
Sammelsurium an Stämmen wird auf den<br />
Erdboden gelegt und teilweise auch eingegraben,<br />
hier ist Vielfalt Trumpf. Im Schatten<br />
können die Zwischenräume mit typischen<br />
einheimischen Waldpflanzen gefüllt werden.<br />
Für Pragmatiker bietet sich die Zucht<br />
von Speisepilzen an. Die Stämme werden<br />
mit dem unter sterilen Bedingungen kultivierten<br />
Myzel (zahlreiche Lieferanten im<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Internet) angeimpft. Nachdem der Pilz das<br />
Holz komplett durchwachsen hat, bildet er<br />
seine Fruchtkörper, die mehrere Jahre lang<br />
geerntet werden können. Um ausreichend<br />
Feuchtigkeit zu gewähren, werden die<br />
Stämme teilweise im Boden eingegraben.<br />
Was spricht gegen eine Totholzpyramide<br />
aus mehreren Stämmen mit verschiedenen<br />
Pilzarten? Totholz bietet wirklich für jeden<br />
etwas. Gönnen wir ihm seine Chance in unseren<br />
Gärten!<br />
Literatur:<br />
Werner David (2010):<br />
Lebensraum Totholz – Gestaltung und<br />
Naturschutz im Garten, PalaVerlag<br />
(s. Literaturtipps)<br />
Kreative Bildbearbeitung<br />
aus<br />
Naturgärtnerhand<br />
Die Bearbeitung der<br />
Fotos für den Rundbrief<br />
liegt nun schon<br />
seit geraumer Zeit<br />
in meinen Händen, seit diesem Jahr biete<br />
ich meine Fähigkeiten als Bildbearbeiter<br />
nun auch „offiziell“ an. Ich befreie Eure<br />
Fotos aus ihrem grauen Aschenputteldasein<br />
und optimiere sie für Websites,<br />
PowerpointPräsentationen, Flyer, Veröffentlichungen,<br />
Bücher oder Eure ganz<br />
persönlichen Zwecke. Außerdem biete<br />
ich ein Fotoarchiv zum Thema <strong>Naturgarten</strong><br />
und OnlineUnterricht in Adobe Photoshop<br />
an, damit Ihr wesentliche Bearbeitungsschritte<br />
künftig selbst durchführen<br />
könnt. Alle wesentlichen Informationen<br />
inklusive Preisen und zahlreichen Beispielbildern<br />
findet Ihr auf meiner Website:<br />
www.baucheslust.de<br />
Werner David, D - Erding<br />
Biologe, Buchautor, Bildbearbeiter und <strong>Naturgarten</strong>-Kabarettist.<br />
wernerimweb@web.de.<br />
www.bauches-lust.de/photoshop/index.php<br />
www.bauches-lust.de/naturgarten/index.php<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 19
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
20 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Vom Umgang mit Totholz im Garten<br />
Wie aus morschem Holz<br />
neues Leben erwächst<br />
(Fotos aus der Gartenpraxis)<br />
Nisthilfen können nicht groß genug gebaut werden. Bei richtigem Standort (Trockenheit, S-SO) und abgelagerten Hölzern (Laub-/Harthölzer) stellen sich<br />
viele Wildbienenarten, Goldwespen, Wollschweber, Schlupfwespen, Spinnen u.a. ein. Die blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) kommt in den warmen Flusstälern<br />
Süddeutschlands vor und ist sehr anspruchsvoll bei der Wahl des Nistholzes (Lage und Qualität). Sie nagt ein bis mehrere Gänge in sonnige, trockene,<br />
mürbe (nicht morsche) Hölzer. Osmia cornuta, die Gehörnte Mauerbiene, lebt gern in Siedlungsräumen und nistet in vorhandenen Hohlräumen (Bohrlöcher<br />
in Holzstämmen, hohlen Pflanzenstängeln).<br />
Totholz gehört in Stadt – Land – Fluss und Garten ist die Kernaussage unseres<br />
Vortrages. Mit diesen Fotos möchten wir alle LeserInnen für das Thema<br />
Totholz begeistern. Damit es häufiger und in größerem Umfang Einzug hält<br />
in eure (Kunden)Gärten.<br />
Holzhäckselwege, Totholzhaufen, Totholzstapel, Holzmieten sind Lebensräume<br />
für Zauneidechsen, Blindschleichen, Käfer u.a. Tiere. Totholz<br />
kann als wilder Haufen (Reisig-, Totholzhaufen) oder etwas ordentlicher als<br />
Stapel und (Eichen)Pyramide aufgeschichtet werden.<br />
Schilder, Zäune, Tore sind dekorative Gestaltungselemente, vielfältig, individuell,<br />
Platz sparend sowie für jeden Standort, Zweck und Geldbeutel geeignet.<br />
Sie wecken unser Interesse an dem, was sich dahinter verbirgt. Faltenwespen<br />
(z.B. Hornissen und Wespen) sammeln Holzfasern, mischen sie<br />
mit Speichel und bauen daraus an dunklen Orten ihre Nester.<br />
Totholzbeete sind unordentliche Elemente oder (gestaltete) Lebensräume<br />
für Pflanzen, Tiere, Menschen? Hirschkäfer legen ihre Eier an die Wurzeln<br />
älterer Eichen, seltener an Buchen, Weiden oder Linden ab. Die Balkenschröterlarve<br />
entwickelt sich im morschen Holz von Laubbäumen.
Pfosten + Rankhilfen sind einfache, leicht zu<br />
bauende Gartenelemente. Ein junger Waldkauz<br />
fixiert seine ersten Beutetiere. Als „Hochsitz“ dient<br />
ihm eine unbehandelte Holzharpfe.<br />
Strukturvielfalt im <strong>Naturgarten</strong> ist ein<br />
häufig verwendeter Begriff, gern assoziieren<br />
wir diverse Baumaßnahmen (meterlange<br />
Trockenmauern) und käufliche Baumaterialien<br />
wie Sand, Schotter und Kies<br />
damit. Ein Blick in die <strong>Naturgarten</strong>bücher<br />
und in die Praxis zeigt: Einheimische Wildpflanzen,<br />
Natursteine und unbehandelte<br />
Hölzer haben ihren festen Platz im <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Edelkastanie, Lärche, Stiel und<br />
Traubeneiche, Robinie, Buche, Douglasie<br />
u.a. werden im <strong>Naturgarten</strong>bau gern<br />
für Zäune, Schwimmteiche, Holzdecks<br />
etc. verwendet. Bergahorn, Feldahorn,<br />
Esche, Erle und Weichhölzer werden dagegen<br />
seltener oder gar nicht eingesetzt.<br />
Die meisten Menschen, die mit oder aus<br />
Spielelemente. Bei statisch tragenden, anspruchsvollen<br />
Konstruktionen sind konstruktiver<br />
Holzschutz und dauerhafte Hölzer (z.B. Eiche,<br />
Robinie) wichtig. Bei allen anderen Spielelementen<br />
(z.B. Balancier- und Sitzstämmen) können alle<br />
beschaffbaren einheimischen Hölzer verwendet<br />
werden (z.B. Obstbäume, Kiefer). Totholz in Lebens-<br />
und Spielräumen unserer Kinder ermöglicht<br />
Naturbeobachtungen und lädt zum Sitzen, Balancieren,<br />
Klettern, Rutschen und Verstecken ein.<br />
Holz etwas im Garten gestalten, wünschen<br />
sich eine lange Haltbarkeit der<br />
mühsam errichteten Bauwerke (Holzarten,<br />
konstruktiver Holzschutz).<br />
Frage an die LeserInnen:<br />
Welchen (Stellen)Wert räumen wir<br />
„toten“ Hölzern ein?<br />
Vielleicht versuchen wir deshalb, dem natürlichen<br />
Zersetzungsprozess entgegen<br />
zu wirken und Bauwerke für die Ewigkeit<br />
zu bauen, weil Holz uns an unsere eigene<br />
Vergänglichkeit erinnert?<br />
Totholz ist ein natürlicher, kostenloser<br />
Bestandteil unserer Gärten und unserer<br />
Landschaft und im Gegensatz zu Steinen<br />
überall vorhanden. Bisher führte es meistens<br />
ein Schattendasein in der hinterletzten<br />
Gartenecke, verborgen durch Sträucher,<br />
Ranken, Kletterpflanzen. Totholz<br />
kann jedoch mehr: Es ist ein wunderschönes,<br />
vielseitig einsetzbares Gestaltungselement,<br />
verändert Perspektiven und es<br />
ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen.<br />
Gartenmöbel + dekorative Elemente.<br />
(Tot)Holz regt unsere Fantasie an und ich wünsche<br />
uns mehr Mut zum Naturbaustoff Totholz.<br />
Auch Weichhölzer mit kürzerer Haltbarkeit sind<br />
sehr gut geeignet (Hartriegel, Haselnuss, (Korb)<br />
Weide, Kiefer, Fichte, Tanne …). Totholz macht<br />
aus jedem Garten einen individuellen Garten.<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Pflanzen, Flechten + Tiere –Totholz lebt. Eine Bilderreise<br />
mit Musik, leider nur für die Zuhörer der<br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>.<br />
Habitatbäume (Biotopbäume, Baumruinen)<br />
sind alte, abgestorbene (Obst)Bäume und sollten<br />
komplett, mindestens aber mit unterem Stammabschnitt<br />
und Wurzel im Garten stehen bleiben<br />
dürfen. Beispielsweise bauen Ameisen und etwa<br />
550 Käferarten in den Mulmhöhlen alter Weiden<br />
ihre Nester. Auch Flechten wachsen gern und<br />
langsam auf Totholzbäumen, da sie hier nicht<br />
mit dem Blätterdach um den Wachstumsfaktor<br />
Licht konkurrieren müssen.<br />
Dipl.- Ing. agr. Kerstin<br />
Lüchow, D - Heilbronn.<br />
Begeisterte Naturgärtnerin,<br />
Vorstand und Geschäftsstelle<br />
<strong>Naturgarten</strong>.<br />
kerstinluechow@web.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 21
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Heimische Mischpflanzungen<br />
Erste Erfahrungen aus der Praxis<br />
Mischpflanzungen allgemein<br />
Es gibt inzwischen über drei Dutzend verschiedene<br />
Mischpflanzungen fürs öffentliche<br />
und private Grün, u.a. von Wolfram<br />
Kircher (Bernburg), Philipp Schönfeld (Veitshöchheim),<br />
Martina Föhn (Wädenswil), Cassian<br />
Schmidt (Weinheim), Cornelia Pacalaj<br />
(Erfurt), Michael Simonsen (Dresden) etc.<br />
Überblick auf www.perennemix.de oder<br />
www.durchgeblüht.de<br />
Sehr erfolgreiches Prinzip, denn<br />
1. ohne detaillierte Artenkenntnis zu<br />
pflanzen und zu pflegen<br />
2. sehr pflegeleicht und damit kostengünstig<br />
Begrüßenswert, denn gerade im öffentlichen<br />
Grün befinden sich artenreiche und<br />
ästhetisch ansprechende Staudenpflanzungen<br />
seit Jahrzehnten auf dem Rückzug.<br />
22 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Heimische Mischpflanzungen<br />
Auf dem Markt sehr viele Zusammenstellungen<br />
mit exotischen, nichtheimischen<br />
Arten, am meisten heimische Arten hat<br />
noch ´Silbersommer´. Momentan keine<br />
heimischen mehr im Gebrauch, die wenigen<br />
von Prof. Dr. Wolfram Kircher (Fachhochschule<br />
Bernburg in SachsenAnhalt)<br />
entwickelten Mischungen mit heimischen<br />
Arten beziehen sich speziell auf den östlichen<br />
Harz und sind für einen bundesweiten<br />
Einsatz zu regional zugeschnitten. Deshalb<br />
wurde 2008 mit zwei neuen Mischpflanzungen<br />
für das ganze Bundesgebiet ein<br />
zweiter Anfang gemacht.<br />
PrINzIPIEN<br />
1. Schwerpunkt heimische Arten<br />
Anteil in den beiden Mischungen etwa 90 %<br />
Wildpflanzen Deutschlands. Wildpflanze<br />
<strong>Naturgarten</strong> Blütensteppe rot-weiß im 2. Jahr<br />
Deutschlands ist definiert nach dem aktuellen<br />
Bildatlas der Farn und Blütenpflanzen<br />
Deutschlands von Haeupler und Muer.<br />
Schwerpunkt sind indigene und archäophytische<br />
Arten, dazu kommen neophytische<br />
Arten, aber keine potentiell invasorischen.<br />
2. Die Grundkonzeption ist<br />
rein heimisch ohne Sorten<br />
Dazu gibt es je eine Variante mit Sorten.<br />
Sorten von heimischen Wildpflanzen können<br />
aus ästhetischen Gründen verwendet<br />
werden, sofern es sich um fertile, genetisch<br />
durch Aussaat sich vermehrende Arten<br />
handelt, also Mutationen von heimischen<br />
Wildarten.<br />
3. Maximal 10 % nicht-heimische Arten<br />
Aus Gründen der Struktur und Textur der<br />
Pflanzung sind wenige, nichtinvasorische
Arten angebracht. Es wird aber für diese in<br />
der rein heimischen Variante möglicher heimischer<br />
Ersatz genannt.<br />
4. Gleichzeitig Pflanzungen<br />
und Ansaaten<br />
Die Substrate werden so gebaut, dass<br />
gleichzeitig Ansaaten von Pionierarten<br />
(Ein, Zweijährige) und Stauden in den Lücken<br />
möglich sind. Das ist ein Hauptunterschied<br />
zu konventionellen Mischpflanzungen,<br />
bei denen es keine Ansaaten gibt.<br />
5. Prinzip Nachhaltigkeit<br />
Die verwendeten Pflanzungen und Ansaaten<br />
sollen sich vegetativ oder generativ<br />
vermehren können, um über möglichst<br />
lange Zeiträume erfolgreiche, ästhetisch<br />
ansprechende, kostengünstige und pflegeleichte<br />
Mischpflanzungen zu ergeben.<br />
Maßnahmen zur Substrat-Herstellung<br />
Beide Mischungen sind für magere, trockene<br />
Standorte konzipiert, z. B. für Verkehrsinseln,<br />
Straßenränder und ähnliche mineralische<br />
oder Rohbodenstandorte.<br />
Oft sind solche Standorte bauseits durch<br />
den Wegebau bereits vorhanden, wodurch<br />
folglich keine zusätzlichen Maßnahmen getroffen<br />
werden müssen, so dass Punkt 1+2<br />
wegfallen. Immer aber auf unkrautfreie Böden<br />
achten, sonst funktionieren die Rezepte<br />
garantiert nicht.<br />
1. Oberboden ca. 15 cm tief entfernen,<br />
dabei alle Wurzelunkräuter wie Quecke<br />
noch tiefer ausgraben und vollständig<br />
jäten.<br />
2. Auffüllen durch 15 cm mineralische Baustoffe<br />
wie Kies, Schotter, Recyclingbruch.<br />
Wichtig für die Ansaat ist eine Korngrößenverteilung<br />
mit Nullanteil, etwa 0/22,<br />
0/26 oder 0/32 mm. Auch Sand 0/4 mm<br />
ist geeignet, allerdings basieren die Vorschläge<br />
auf kalkreicheren Substraten. Es<br />
muss also ein kalkreicher Sand sein.<br />
3. Einarbeiten mit Rechen oder Misthacke<br />
von ca. 2 cm sterilisiertem Grünschnittkompost<br />
mit Gütesiegel (www.kompost.<br />
de) in die oberen 23 cm.<br />
4. Bepflanzung und Einsaat mit den <strong>Naturgarten</strong>BlütensteppeVarianten.<br />
Artenlisten<br />
Aktuelle Artenlisten, Bilder und Erfahrungen<br />
auf: www.reinhardwitt.de. unter Aktuelles.<br />
Und hier die genaue Linkadresse:<br />
www.naturgartenplaner.de/service/staudenmischpflanzungen/<br />
Vergleich konventionelle –<br />
heimische Mischpflanzungen<br />
Im direkten ästhetischen Vergleich punkten<br />
konventionelle und heimische Mischpflanzungen<br />
von Frühling bis Frühsommer etwa<br />
gleich gut. Danach sehen konventionelle<br />
Mischpflanzungen, vor allem nach dem<br />
Hochsommer, meist besser aus, da sie attraktivere<br />
Sorten auch von Spätsommer<br />
und Herbstblühern erhalten. Dies kann<br />
zumindest teilweise durch eine Hochsommermahd<br />
bei den heimischen Mischungen<br />
vermindert werden.<br />
Nachhaltige erste Erfahrungen<br />
Seit Veröffentlichung im Jahr 2008 wurden<br />
die beiden Mischpflanzungen in allen Varianten<br />
(nur heimisch oder heimisch mit<br />
Sorten) an verschiedensten Standorten in<br />
Hessen und Bayern gepflanzt. Aus diesen<br />
Pilotprojekten gewonnen Erkenntnisse gingen<br />
sofort in die Artenlisten ein, die ständig<br />
verändert und weiter entwickelt wurden.<br />
<strong>Naturgarten</strong> Blütensteppe blau-weiß-gelb im 3. Jahr<br />
Konventionelle Staudenmischpflanzungen<br />
zeichnen sich durch große Einheitlichkeit<br />
und Vorhersagbarkeit aus. Sie kommen in<br />
der Regel genau so, wie bestellt und gepflanzt.<br />
Doch weil viele Sorten nicht so<br />
fertil sind, um sich ausreichend reproduzieren<br />
zu können, weil sie stärker altern und<br />
einige Kulturarten/Sorten ausfallen, nimmt<br />
ihre Qualität und Schönheit mit den Jahren<br />
ab. Das ist ein Nachteil.<br />
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Bei heimischen Mischpflanzungen ist das<br />
geradezu gegenteilig. Sie zeigten sich an<br />
keinem der Standorte gleich. Individuelle<br />
Unterschiede der Pflanzengruppierung,<br />
der Böden und auch der Pflege führten<br />
trotz gleicher Ausgangsbasis sehr schnell<br />
zu unterschiedlichen Ergebnissen. Jeder<br />
Standort entfaltete sein eigenes Bild. Dies<br />
wurde besonders durch die Einsaaten von<br />
Einjährigen und Stauden in die Pflanzlücken<br />
bedingt, die eine große anfängliche<br />
Schönheit und erlebbare Dynamik in die<br />
heimischen Mischpflanzungen bringen.<br />
Durch sie und die Aussaat und Verbreitung<br />
der fertilen gepflanzten Stauden, aber auch<br />
durch die Sukzession der ganzen Pflanzengemeinschaft<br />
veränderte sich das Bild noch<br />
stärker. Keine Mischpflanzung ist bei identischer<br />
Anfangsrezeptur einer anderen vergleichbar.<br />
Das ist kein Nachteil, sondern ein<br />
großer Vorteil, da die heimischen Stauden<br />
in der Lage sind, sich eigenständig zu vermehren<br />
und so eine jeweils standortspezifische<br />
Entwicklung nehmen. Ich halte fest:<br />
Heimische Mischpflanzungen entwickeln<br />
sich vielfältiger als konventionelle!<br />
Wiewohl diese Erkenntnisse noch temporär<br />
und vorläufig sind, wird folgendes für die<br />
Zukunft erwartet: Heimische Mischpflanzungen<br />
sollten in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />
besser abschneiden als konventionelle<br />
Pflanzungen, von denen manche aus ästhetischen<br />
Gründen nach einigen Jahren schon<br />
wieder neu angelegt werden müssen. Aus<br />
den hier vorgestellten Mischungen können<br />
sich hingegen langfristig erfolgreiche, kos<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 23
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Eingesäte Wiesenschlüsselblume als Lückenfüller der<br />
Staudenmischpflanzung im 3. Jahr.<br />
Ab dem dritten Jahr machen sich Gräser bemerkbar.<br />
Hier umspielt Wimperperlgras Goldschafgarben.<br />
ten und zeitsparende Trockenstandorte<br />
entwickeln.<br />
Pflege<br />
Die Mischungen müssen nur einmal jährlich<br />
mit Balken oder Fadenmäher gemäht<br />
werden. Das Mähgut darf nicht liegen<br />
bleiben. Halbgehölze wie Salbeiarten sind<br />
von der Mahd auszusparen. Nur in schneereichen<br />
Regionen sollte eine Herbstmahd<br />
erfolgen, ansonsten ist der Winterstand<br />
der trockenen Stauden und Gräser bis zum<br />
Austrieb der Zwiebeln im Februar/März/<br />
April zu bevorzugen. Manche Kommunen<br />
mähen dennoch zweimal. Die Mahd Ende<br />
Juli sorgt für eine ansprechende Zweitblüte<br />
ab September, die zweite Mahd erfolgt<br />
dann zwischen Oktober und März/April.<br />
Bezugsquellen – wer macht mit?<br />
Stauden und Saatgut in Bioqualität unter<br />
www.naturgartenfachbetriebe.de. Bei<br />
www.durchgeblueht.de kann man die Sor<br />
24 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
tenvariante beider Mischpflanzungen als<br />
Komplettpaket quadratmeterweise bestellen.<br />
Zurzeit noch ohne Zwiebeln und das<br />
elementar wichtige Saatgut.<br />
Wir brauchen noch viel mehr Flächen und<br />
Erfahrungen. Bitte pflanzen auch Sie ihre<br />
erste heimische Mischpflanzung und lassen<br />
mich an den Ergebnissen teilnehmen!<br />
Danksagung<br />
Für die Beratung bei der Konzeption der<br />
Mischungen bedanke ich mich bei Cassian<br />
Schmidt und Till Hofmann vom Schau und<br />
Sichtungsgarten Hermanshof in Weinheim,<br />
Martina Föhn von der Hochschule Wädenswil,<br />
Fachbetrieb für Naturnahe Grünplanung<br />
Thomas Pecher aus Waldkraiburg.<br />
Des Weiteren gebührt Dank für Kooperation<br />
und Hilfe Prof. Dr. Wolfram Kircher von<br />
der Fachhochschule Bernburg und Dr. Philipp<br />
Schönfeld von der Landesanstalt für<br />
Wein und Gartenbau Veitshöchheim.<br />
Eingesäter Steppensalbei als Lückenfüller im 3. Jahr<br />
Die Zwiebeln beginnen sich auszubreiten.<br />
Blaue Anemonen zwischen Wildtulpen und Traubenhyazinthen.<br />
Buchtipps<br />
p Henning Haeupler und Thomas Muer:<br />
Bildatlas der Farn und Blütenpflanzen<br />
Deutschlands. Alle 4200 Pflanzen in<br />
Text und Bild. 2. Auflage, Ulmer Verlag,<br />
Stuttgart 2007.<br />
p Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen<br />
und Ansaaten. Kräuter, Stauden und<br />
Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich<br />
gärt nern.<br />
Bezug über: www.reinhardwitt.de<br />
Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />
Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />
naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de
Was ist ein <strong>Naturgarten</strong><br />
Europäischer Laubfrosch<br />
(Hyla arborea) Europäischer Laubfrosch<br />
(Hyla arborea) – Männchen in<br />
Vom Laubfroschprojekt zum <strong>Naturgarten</strong><br />
Garten- und Landschaftsentwicklung<br />
für ein sehr persönliches Wiederansiedlungsprojekt<br />
Der Vortrag enthält die folgenden Inhalte.<br />
Sie werden kurz dargestellt und mit – teilweise<br />
persönlichen – Anmerkungen ergänzt.<br />
Projektbeschreibung:<br />
Die wichtigsten Schritte<br />
1. Motivation<br />
2. Bestände in der Region<br />
3. Biologie des Laubfrosches<br />
4. Lebensräume<br />
5. Ursachen seines Verschwindens<br />
6. Projektdurchführung – Biotopentwicklung<br />
7. Projektentwicklung – erste Generationen<br />
8. Projektdurchführung – Wiederansiedlung<br />
9. Gefährdungen<br />
10. „ProjektSplitter“<br />
11. Ökologische Nischen<br />
12. Fazit<br />
13. Natur zum Erleben – Erlebnisgarten<br />
14. Bilder für die Seele – <strong>Naturgarten</strong>,<br />
Schönheit gestalteter Lebensräume –<br />
nicht nur gut für den Laubfrosch<br />
15. Filmsequenz Laubfrösche im <strong>Naturgarten</strong><br />
Warum macht jemand so einen riesigen<br />
Aufwand um so einen kleinen Frosch?<br />
Diese Frage wird zu Beginn des Referates<br />
kurz beantwortet. Die Bestände in der Re<br />
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) –<br />
braun-graue Situations-Farbe<br />
gion und die Biologie des Laubfrosches<br />
werden anschließend kurz dargestellt. Anschließend<br />
erfolgt die Beschreibung der<br />
Projektentwicklung. Sie ging aus von der<br />
zunächst theoretischen Auseinandersetzung<br />
mit den Ursachen des Verschwindens<br />
dieser heimischen Amphibienart. Die Analyse<br />
der vorgegebenen Umgebungssituation<br />
und die Möglichkeiten und Bedingungen<br />
für eine hinreichende Biotopentwicklung<br />
schlossen sich an. Dabei wurden Ist und<br />
Sollsituationen miteinander verglichen, so<br />
dass genaue Entwicklungsziele festgelegt<br />
und beschrieben werden konnten. Ebenfalls<br />
vorab berücksichtigt werden mussten<br />
die historischen und rechtlichen Aspekte<br />
dieses Projektes.<br />
Im weiteren Verlauf der Darstellungen<br />
werden die einzelnen Schritte der Projektentwicklung<br />
vorgestellt: Analyse der noch<br />
vorhandenen Strukturen, Entwicklung der<br />
drei unterschiedlichen Lebensräume, Aufteilung<br />
des Ansiedlungsgebietes in drei<br />
Teilzonen, Absprachen mit Nachbarn, usw.<br />
Die Entwicklung der ersten und der folgenden<br />
Laubfroschpopulationen sowie viele<br />
„Erfahrungssplitter“ werden dann beschrieben.<br />
Sie weisen bereits auf ein erstes Fazit<br />
hin, dass es nämlich schnell und einfach<br />
geht, gedankenlos die Schätze der Natur zu<br />
zerstören, dass es aber ein unsagbar müh<br />
Balzstimmung bei Nacht<br />
sames und aufwändiges Unternehmen ist,<br />
wieder herzurichten, was verloren gegangen<br />
ist – wenn das überhaupt geht.<br />
Die Darstellung endet mit einem Rückblick<br />
und Ausblick für das Projekt. Gefährdungssituationen<br />
und Grenzen des Projektes werden<br />
beschrieben. Aber auch die ästhetische<br />
Seite soll hier – wie auch immer wieder zwischendurch<br />
– sichtbar werden.<br />
Hier liegt dann die Verknüpfung zur <strong>Naturgarten</strong>idee:<br />
Naturgestaltungen und ökologische<br />
Absichten lassen sich problemlos<br />
miteinander verbinden, wenn sich ein<br />
Grundwissen über ökologische Zusammenhänge<br />
und Gestaltungswünsche begegnen<br />
und eine gleichberechtigte Einheit bilden.<br />
Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />
Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />
20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />
Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />
Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />
kalleniehus@gmx.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 25
Offene Bühne<br />
Die Traumstraße der Welt:<br />
Die Panamericana<br />
Gezeichnet von der Anstrengung<br />
auf der Piste (Wind, Kälte, lange<br />
einsame Strecken)<br />
26 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Wenn hier die Sonne scheint, kann<br />
man die Araukarien und Chile so<br />
richtig genießen.<br />
Regen und Temperaturen<br />
nie unter null Grad<br />
ermöglichen eine spektakuläre<br />
Vegetation<br />
In höheren Lagen<br />
kann der Regen<br />
schnell in Schnee<br />
über gehen und<br />
nichts geht mehr<br />
oder muss doch<br />
gehen.<br />
Patagonien ist Schafland (nur<br />
karges Gras wächst in der Steppe).<br />
Überfahre ein Schaf und das<br />
Fleisch gehört dir (die Wolle war<br />
das Wertvolle und ist heute nichts<br />
mehr wert, wer trägt auch noch<br />
Wollpullis?)<br />
Zweieinhalb Jahre auf Entdeckung durch<br />
den amerikanischen Doppelkontinent mit<br />
dem Rad. Schönheiten der Landschaft, Begegnungen<br />
mit Tieren und Kontakte mit<br />
den unterschiedlichsten Menschen. Kann<br />
man so etwas planen? Oder soll man ganz<br />
einfach den Rhythmus der Zeit suchen und<br />
wiederfinden. WAS bleibt am Ende außer<br />
unglaublichen Erinnerungen? Ich möchte<br />
mit meinen Bildern zeigen, warum die<br />
Panamericana ihren Namen verdient hat<br />
und warum eigentlich jeder einmal sich das<br />
Große vornehmen sollte, um dabei das Kleine<br />
zu entdecken.<br />
Eindrücke und Momente und ein wenig<br />
über den Alltag auf einer solchen Reise, die<br />
die Einfachheit des Lebens und des Seins<br />
zeigte:<br />
Markus Gastl,<br />
D - Beyerberg-Ehingen.<br />
Natur- und Landschaftsführer.<br />
Privatgärtner, der<br />
gerade eine Arche Noah für<br />
Pflanzen und Tiere baut.<br />
www.hortus-insectorum.de
Neue regionalgruppe in Berlin-Brandenburg und<br />
neue Fotos vom Brandenburgischen Naturteich<br />
Ein Wassergrundstück in der Großstadt Berlin<br />
Vogelgesang mitten im Hörsaal der Bildungsstätte<br />
Dr. Uwe Westphal überraschte das Publikum<br />
mit einem ganz besonderen<br />
„Wunschkonzert“: Er zeigte sein Ausnahmetalent<br />
als VogelstimmenImitator und<br />
gab auf Zuruf die Gesänge heimischer<br />
Singvögel wie Rotkehlchen, Feldlerche<br />
und Gartenrotschwanz wieder, er tschilpte<br />
wie eine ganze Spatzenschar, trommelte<br />
mit seiner Kehle wie ein Specht<br />
und erfüllte auch ausgefallene Wünsche<br />
wie die Stimmen von Rohrdommel,<br />
Brachvogel oder Ziegenmelker. Für wen<br />
Vogelstimmen immer noch ein Buch mit<br />
sieben Siegeln sind, dem sei das neue<br />
Buch „Grundkurs Vogelstimmen“ empfohlen,<br />
das Uwe Westphal zusammen mit<br />
Prof. HansHeiner Bergmann verfasst hat<br />
(s. Literaturtipps).<br />
Uwe Westphal mit Spatz in eine<br />
Unterhaltung vertieft<br />
Offene Bühne<br />
Vorweg eine Einladung der entstehenden<br />
Regionalgruppe BerlinBrandenburg:<br />
Es wird ein erstes RegionalgruppenTreffen<br />
am 15. Mai <strong>2011</strong> im <strong>Naturgarten</strong> von Herrn<br />
Günther in Märkisch Heide geben. Wir werden<br />
vor allem die selbst gebaute, kleine<br />
Moorlandschaft besichtigen. Information<br />
hierzu bei Renate FroeseGenz: info@naturgartenpotsdam.de.<br />
Anschließend zeigen ein paar Fotos, wie<br />
schön sich die WildstaudenPflanzungen an<br />
den neu gebauten Naturschwimmteichen<br />
im Laufe des Folgejahres entwickelt haben.<br />
Die „Matsch„ und „SandrieselZeiten“ sind<br />
Vergangenheit.<br />
Renate Froese-Genz, D - Potsdam.<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e. V., Fachbetrieb für<br />
Naturnahes Grün (Naturnahe Planung),<br />
Tel. 0331-5838111, info@naturgarten-potsdam.de<br />
Dr. Uwe Westphal aus D - Seevetal<br />
ist Diplom-Biologe und Fachzeitschriftenredakteur.<br />
Nach langjähriger hauptamtlicher<br />
Tätigkeit im Naturschutz arbeitet er heute als<br />
freier Publizist und Textdienstleister. Er hat<br />
mehrere Sach- und Fachbücher sowie zwei<br />
Audio-CDs veröffentlicht. Seit 1978 leitet<br />
er naturkundliche Exkursionen und Seminare<br />
und ist einem breiten Publikum durch<br />
seine Auftritte als Vogel- und Tierstimmen-<br />
Imitator in Funk und Fernsehen bekannt. Von<br />
Kindesbeinen an beschäftigt er sich mit der<br />
einheimischen Flora und Fauna und bemüht<br />
sich seit Jahren darum, die <strong>Naturgarten</strong>idee in<br />
Theorie und Praxis zu verbreiten.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.westphal-naturerleben.de<br />
www.westphal-textdienst.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 27
Offene Bühne<br />
Wildblumensäume –<br />
Multitalente in <strong>Naturgarten</strong> und Landschaft<br />
Ein Plädoyer!<br />
Früher waren sie überall: Am Wegrand,<br />
vor Hecken und Baumreihen, als Feldrain<br />
oder am Waldrand. Immer anders und wie<br />
es scheint „zufällig“ zusammengewürfelt,<br />
zu jedem Standort passend, und immer<br />
Wildblumenbunt. Die Rede ist von Wildblumensäumen,<br />
pflanzensoziologisch auch<br />
Saumbiotope genannt: Ein staudiger Vegetationsbestand,<br />
der sich typischerweise an<br />
Stellen bildet, wo zwei verschiedene Lebensräume<br />
aneinanderstoßen. Heute werden<br />
solch gut strukturierte, bunte Säume<br />
immer seltener und fallen oft der Übernutzung,<br />
Überdüngung, übertriebenen Pflege<br />
zum Opfer.<br />
Wie ein ganzer Blumenladen:<br />
So schöne Wegraine werden immer seltener<br />
Die Landschaft, die Vorgärten, die Grünanlagen<br />
werden tatsächlich immer grüner<br />
und damit fehlt nicht nur die Farbe und<br />
die Freude am Betrachten, sondern auch<br />
vielfältige ökologische Funktionen gehen<br />
verloren.<br />
Dabei sind Blumensäume besonders für uns<br />
Naturgärtner unverzichtbar. Egal ob schattig<br />
oder besonnt, nährstoffreich oder kargtrocken<br />
– für jede Stelle gibt es den passenden<br />
Saum. Sie sind pflegeleicht, werden im<br />
Gegensatz zu Staudenpflanzungen einmal<br />
pro Jahr gemäht, entwickeln sich rasch und<br />
bleiben über lange Jahre schön. Da Säume<br />
i.d.R. angesät werden, meinetwegen auch<br />
mit einer zusätzlichen Initialpflanzung von<br />
wenigen Stauden für die Blüte im ersten<br />
Jahr versehen, sind sie meist kostengünstig<br />
28 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
zu haben. Da bietet der <strong>Naturgarten</strong>fachhandel<br />
viele erprobte Mischungen feil, es<br />
lohnt sich auf jeden Fall, verschiedene Anbieter<br />
und Saummischungen auszuprobieren,<br />
da jeder seine Spezialitäten entwickelt<br />
hat. Wie zum Beispiel die Blumenhecke Sylphe<br />
von Hof Berggarten, die als Hochstaudenhecke<br />
echt Platz braucht, zu meiner<br />
Verblüffung aber auch schon auf 1,5 qm als<br />
Raumteiler prächtig funktioniert hat.<br />
Blumenhecke Sylphe hat das Zeug<br />
zum Raumteiler<br />
Oder der Wildbienen und Schmetterlingssaum<br />
von RiegerHofmann, der seinem<br />
Namen alle Ehre macht, besonders in der<br />
alten Zusammensetzung mit Disteln, die<br />
auf Anfrage immer noch zu haben ist. Gute<br />
Saummischungen zeichnen sich durch ein<br />
breites Pflanzenspektrum aus, aus dem sich<br />
auf jedem (passenden) Standort ein ansprechender<br />
Saum entwickeln kann. Je nach<br />
Licht, Boden, Wasserverhältnissen und vor<br />
allem Ansaatzeitpunkt und anschließender<br />
Witterung wird sich aus der gleichen Ansaat<br />
immer ein anderer Saum entwickeln allein<br />
das macht es so spannend. Normalerweise<br />
sind in jeder Mischung bereits Pionierpflanzen<br />
enthalten wie Klatschmohn, Färberkamille,<br />
Kornblume und Co – auf deren Blüte<br />
wir nicht bis zu zwei Jahren warten müssen.<br />
Spannend wird’s natürlich, wenn man zu<br />
einer Saummischung wie dem Wärmeliebenden<br />
Saum noch einige Prozent Ein und<br />
Zweijährige beimischt – auf diese Weise ist<br />
mir einmal der schönste Saum geglückt,<br />
den ich bisher gesät habe.<br />
Der Wärmeliebende Saum im Jahr 2008:<br />
Die Zweijährigen prägen das Bild<br />
... 2010 haben die Mehrjährigen<br />
übernommen<br />
Es lohnt sich also durchaus zu experimentieren,<br />
wenn man sich schon ein bisschen<br />
auskennt im Reich der Wildpflanzen. Gerade<br />
auf schwierigen Standorten, wie dem<br />
trockenen Schatten unter alten Bäumen, ist<br />
es erfolgversprechend, etwas selektiver zu<br />
pflanzen und Einzelansaaten dazwischen<br />
zu geben, um zu einem nachhaltigen und<br />
bunten Ergebnis zu kommen. Vielfalt ist<br />
wie immer der Schlüssel zum Glück, denn<br />
egal wie sorgfältig wir planen, die Natur<br />
wird immer selektieren und Arten ausfallen<br />
lassen. Im Beispielfoto wurde ein grasiger<br />
Hang unter alten Linden mit einer kniehohen<br />
Trockenmauer abgefangen, mit 4 5<br />
Initialpflanzen pro qm bepflanzt und dann<br />
abschnittsweise Süßdolde, Nachtviole und<br />
Silberblatt (ein und mehrjähriges) dazwischen<br />
gesät. Ergänzt mit Mauerpflanzen<br />
und reichlich Zwiebelpflanzen als Frühblüher<br />
sowie einer zusätzlichen Einsaat von<br />
Hoher Schlüsselblume hat sich innerhalb
von 2 Jahren ein wunderbarer Schattensaum<br />
entwickelt, wo vorher nur Scherrasen<br />
war. Und dazu wurde lediglich der Platz<br />
von durchschnittlich 1,5 m Breite benötigt.<br />
Bereits im April blüht das Silberblatt unter<br />
den Linden<br />
Gepflanzter Saum im trockenen Schatten –<br />
hier blüht die Ansaat von Süßdolde<br />
Wir können wohl getrost resümieren: Wildblumensäume<br />
sind ein Geheimtipp, haben<br />
das Potenzial zum Biotopverbund und suchen<br />
dringend Förderer.<br />
NACHGESCHAUT:<br />
p M. Schaefer: Wörterbuch der Öko logie. Fischer<br />
Verlag, Jena 1992<br />
Saum (Biotoptyp) Der Saum ist ein von Stauden<br />
gebildeter Vegetationsbestand von meist schmaler<br />
Ausdehnung, der sich herausbildet, wenn zwei<br />
verschiedenartige Lebensräume aneinanderstoßen.<br />
Ein Saumbiotop verfügt über eine eigene<br />
charakteristische Artenkombination (vgl. Saumbiozönose).<br />
Ökologische Bedeutung<br />
Säume erfüllen vielfältige ökologische Funktionen<br />
beispielsweise als Rendezvousplatz für Schmetterlinge,<br />
Überwinterungsquartier für wirbellose Tiere,<br />
als Brutplatz sowie Nahrungsbiotop. Ferner dienen<br />
Säume der Erhöhung der Strukturvielfalt in der<br />
Kulturlandschaft und spielen als Linienbiotope in<br />
der Biotopvernetzung eine entscheidende Rolle (...)<br />
p Beispielhafte Bezugsquellen für Ansaatmischungen<br />
von Wildblumensäumen<br />
www.hof-berggarten.de, www.rieger-hofmann.de,<br />
www.Syringa-pflanzen.de<br />
Falls Sie jetzt enttäuscht abwinken müssen,<br />
weil Ihr Garten schon voll ist oder Sie nur<br />
Balkongärtner sind etc.: Schauen Sie sich<br />
doch einmal mit wachen Sinnen in Ihrer<br />
Umgebung um. Haben Sie Kinder in einer<br />
Schule mit trostlosem Abstandsgrün?<br />
Wilde Vielfalt auf schmalstem Raum –<br />
normalerweise würde hier ödes Abstands -<br />
grün auf Pflege warten<br />
p Literatur und Links<br />
Reinhard Witt: Nachhaltige Ansaaten und Pflanzungen.<br />
Kräuter, Stauden und Sträucher. Für Jahrzehnte<br />
erfolgreich gärtnern. Verlag <strong>Naturgarten</strong>,<br />
Ottenhofen 2008<br />
http://www.utopia.de/magazin/das-abc-des-guerilla-gardening<br />
p In der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
(BNatSchG), gültig ab 1.3.2010, sind die Raine<br />
erstmals gesetzlich geschützt<br />
§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere<br />
und Pflanzen<br />
(1) Es ist verboten(...)<br />
2. wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen<br />
Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder<br />
zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen<br />
oder auf sonstige Weise zu verwüsten<br />
(5) Es ist verboten,<br />
1. die Bodendecke auf Wiesen, Feldrainen,<br />
Hochrainen und ungenutzten Grundflächen sowie<br />
an Hecken und Hängen abzubrennen oder nicht<br />
land, forst oder fischereiwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen so zu behandeln, dass die Tier oder Pflanzenwelt<br />
erheblich beeinträchtigt wird.<br />
Offene Bühne<br />
Lieblos gestaltete Baumscheiben in der<br />
Straße? Öder Weg zum Arbeitsplatz? Nur<br />
grasgrüne Wegränder beim Hundegassigehen?<br />
Wildblumen gehen einfach überall:<br />
Christiane Adler und Christa Fischer haben<br />
bspw. auf den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n 2010 mit<br />
ihren Beiträgen gezeigt, wie man sich auch<br />
im öffentlichen Grün erfolgreich einmischen<br />
kann. Vielleicht steckt gar das Zeug<br />
zum Guerillagardening in Ihnen? Natürlich<br />
geht’s auch ein wenig geordneter, ein gutes<br />
Gespräch kann oft schon Türen öffnen. Wofür<br />
Sie sich auch entscheiden, mit Sicherheit<br />
werden Sie begeistertes Interesse bei Wildbienen,<br />
Hummeln, Schmetterlingen, Finken,<br />
Spatzen, Kindern und Co hervorrufen.<br />
Wir fliegen heute auf Gelb:<br />
Alpenschopfblume als Insektenmagnet<br />
Wie wäre es also mit Ihrem persönlichen<br />
Blumensaum <strong>2011</strong>?<br />
Dipl. Ing. Dorothee Dernbach, D - Büdingen.<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e. V., Fachbetrieb für<br />
Naturnahes Grün (Naturnahe Planung). dernbach@naturnah-planen.de.<br />
Tel. 06049-950733<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 29
Offene Bühne<br />
Große resonanz und viel Kreativität<br />
beim Insekten hotel-Wettbewerb 2010<br />
Anlässlich seines 30jährigen Bestehens im<br />
Jahr 2010 schrieb der Darmstädter palaverlag<br />
einen Wettbewerb für Kindertagesstätten<br />
und Schulen zum Bau von Insektenhotels<br />
aus. Anhand des Buches »Das<br />
Insektenhotel« sollten Kinder und Jugendliche<br />
aller Altersgruppen nicht nur für den<br />
Insektenschutz begeistert werden, sondern<br />
Waldkindergarten »Die Frischlinge« e. V.,<br />
Rottenburg am Neckar<br />
30 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
auch bei Planung und Bau der Nisthilfen<br />
kreativ werden und selbst mit anpacken.<br />
Mehr als 140 Kindertagesstätten, Schulen<br />
und Freizeiteinrichtungen bewarben sich<br />
mit ausführlichen Dokumentationen (Bilder,<br />
Zeichnungen, Pläne, Fotoalben) um die<br />
ausgelobten Geld und Sachpreise.<br />
Die Resonanz auf den Wettbewerb, vor allem<br />
aber auch die beim Bau der Insektenhotels<br />
an den Tag gelegte Kreativität, waren<br />
überwältigend. Alle Altersstufen (von zwei<br />
bis 20 Jahren) und die unterschiedlichsten<br />
Einrichtungen – von Kitas über Schulen bis<br />
hin zu Jugendgruppen und Berufsschulklassen<br />
– waren vertreten. Jedes Insektenhotelprojekt<br />
ist für sich ein Meisterwerk!<br />
Das Spektrum der errichteten Insektenhotels<br />
reicht von der »Villa Wildbienchen« bis<br />
zum »Fly Inn«, von der Fachwerkkonstruktion<br />
bis zur Modulsystembauweise. Monumentale<br />
Einzelwerke sind ebenso vertreten<br />
Grundschule Altstadt, Klasse 3a, Bad Oeynhausen<br />
wie aus kleinen Insektenpensionen bestehende<br />
Siedlungen.<br />
Neben dem Bau der Insektenhotels haben<br />
sich die Wettbewerbsteilnehmer mit dem<br />
Natur und Landschaftsschutz beschäftigt,<br />
Lebensgewohnheiten solitär lebender Insektenarten<br />
studiert und zumeist auch<br />
das Umfeld ihrer Hotelanlage passend bepflanzt.<br />
Einweihungsfeste wurden gefeiert,<br />
Theaterstücke aufgeführt und Zeitungsberichte<br />
initiiert.<br />
Wolfgang Hertling, D - Darmstadt.<br />
pala-verlag, Darmstadt. Viele Koch- und<br />
Gartenbücher unter www.pala-verlag.de
egiogruppe Schleswig-Holstein aktiv<br />
Die Regiogruppe in Schleswig-Holstein hat<br />
sich 2009 gegründet. Zurzeit sind 26 <strong>Naturgarten</strong>mitglieder<br />
daran beteiligt. Schnell<br />
hat sich herausgestellt, dass wir gerne auch<br />
etwas Aktives machen würden und so ist die<br />
Idee von Mitmachbaustellen entstanden.<br />
Weidenbaukurs<br />
2009 organisierten wir einen Weidenbaukurs<br />
mit Carsten Siewertsen als Fachmann<br />
für Weidenbau. Der Weidenkurs fand an einem<br />
der wenigen Tage im November statt,<br />
der sonnig und warm war. Wir konnten<br />
sogar draußen picknicken. Toll! Toni und<br />
Jochen Krugel stellten ihren großen Garten<br />
zur Verfügung.<br />
Zum Lernen der Technik wurde zuerst ein<br />
Iglu erstellt. Dann trauten wir uns an eine<br />
Muschel heran, die ihren Platz an einem<br />
Teich fand. Und zum Schluss kam das Meisterstück,<br />
ein Pavillon. Das war schon eine<br />
Herausforderung. Man musste höllisch<br />
aufpassen, dass die einzelnen Ruten in die<br />
richtige Richtung gebogen und weitere<br />
Ruten im richtigen Verlauf und Anschluss<br />
eingeflochten wurden. Unser Fachmann<br />
behielt aber die Übersicht.<br />
Alle Objekte sind stehen geblieben. 2010<br />
wurde es dann spannend – aber alle Weiden<br />
schlugen aus und haben sich begrünt.<br />
Feldsteinmauer<br />
2010 gab es eine „schwergewichtige“ Mitmachbaustelle.<br />
Aus Feldsteinen sollte eine<br />
Mauer gebaut werden, die einen Sitzplatz<br />
am Teich einrahmt. Susanne Hansen war<br />
dabei, ihren Garten völlig neu als <strong>Naturgarten</strong><br />
anzulegen. So bot sich hier eine gute<br />
Gelegenheit. Mit vereinten Kräften und<br />
wieder unter Anleitung eines Fachmanns <br />
Jens Matthiesen – wurden zunächst Steine<br />
nach Größen sortiert und dann eine untere<br />
Reihe aus größeren Steinen gesetzt. Darauf<br />
folgten weitere Steinreihen. Mehrmals<br />
mussten Steine ausgewechselt werden, damit<br />
Kreuzfugen entstanden und die Steinformen<br />
zueinander passten. In die Fugen<br />
haben wir zusätzlich ein paar Pflanzen gesetzt.<br />
Die Rückseite der Mauer wurde mit<br />
Boden aus dem Teichaushub angeschüttet<br />
und soll in diesem Jahr bepflanzt werden.<br />
Bau eines Weidenpavillons<br />
Bau eines Iglus<br />
Foto: J. Krugel<br />
Foto: J. Krugel<br />
Beginn des Baus einer Muschel<br />
Offene Bühne<br />
Welches ist der richtige Stein? Und jetzt noch die Rückenstütze verbessern<br />
Reihe für Reihe wächst die Mauer<br />
Foto: S. Hansen<br />
Dr. Heinke Marxen-Drewes, D - Melsdorf.<br />
Jünemann + Dr. Marxen-Drewes.<br />
Büro für Landschafts- und Freiraumplanung.<br />
www.jmd-landschaftsplanung.de<br />
Foto: H. Marxen-Drewes<br />
Foto: H. Marxen-Drewes<br />
Foto: J. Krugel<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 31
Offene Bühne<br />
Von Hardegsen bis nach Hamburg (Juni 2010):<br />
rückblick der Exkursion Naturnah Unterwegs<br />
Nach so viel Theorie gehen wir gern in die Praxis. Was gibt es<br />
Schöneres, als die <strong>Naturgarten</strong>mitglieder und ihre Arbeitsweisen<br />
kennenzulernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszufinden,<br />
Neues zu erleben, voneinander zu lernen, zu fotografieren<br />
und das Netzwerk NG zu erleben? Herzlichen Dank an alle Referenten,<br />
die uns ihre Projekte gezeigt haben und auch <strong>2011</strong> wieder<br />
zeigen werden. Ein paar Stationen unserer letzten Reise und ihre<br />
Besonderheiten zeigen die folgenden Bilder.<br />
RAINER LUTTER in Hardegsen: Kommunikationswissenschaftler, Schulhofberater,<br />
wissenschaftlicher MA an der TU Berlin, Firma Wild-Wuchs,<br />
Privatgärtner, Bildungsreferent, Autor, Mitglied BASEG (Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
selbstverwalteter Gartenbaubetriebe), Mitglied Umweltbeirat<br />
Hardegsen. www.wild-wuchs.net<br />
Der 200 m² kleine Privatgarten in Bovenden zeichnet sich durch offene Gartengrenzen<br />
zum öffentlichen Fußweg aus. Eine Trockenmauer umrahmt den<br />
Wildpflanzenhügel (mit wärmeliebendem Saum) und bietet Sicht- und Lärmschutz<br />
zur Straße hin. An der Grundstücksgrenze hat der Kunde für 10 Jahre<br />
eine 500 m² große, öffentliche Fläche zugepachtet (Fettwiese von Rieger-Hofmann<br />
und Erdbeeren, Salat u.a.), durch die der offizielle Fußweg verläuft.<br />
32 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Wer möchte bei der nächsten Exkursion<br />
vom 2. 6. Juli <strong>2011</strong> im Raum Nürnberg/<br />
München mitfahren? Infos unter http://<br />
www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/<br />
oder Tel. 07131172133.<br />
Das Internationales Haus Sonnenberg im Harz war ein BASEG-Projekt und<br />
wurde mit viel ehrenamtlicher Planung und Arbeit fertig gestellt. Symbolisch<br />
für die internationale Arbeit wurden 25 Birken aus 25 Ländern gepflanzt. Der<br />
Umgestaltung lag ein hoher ökologischer Anspruch zu Grunde, sämtliche Materialien<br />
des Geländes wurden wieder eingebaut. Der Asphalt des Parkplatzes<br />
wurde nicht entfernt, sondern mit einer Edelsplittschicht (Wege), Kies und Kalkschotter<br />
(Beete) aufgefüllt. Es gibt kein Pflegepersonal, das Gelände bleibt sich<br />
selbst überlassen und die natürliche Dynamik ist erwünscht.<br />
Nationalparkzentrum Torfhaus auf 800m Höhe: Das 400 m² große Außengelände<br />
bildet eine Brücke zwischen der Ausstellung im Haus und der Natur.<br />
Das komplette Dachwasser versickert in einer 2 m tiefen Kiesbank. Der hohe<br />
Besucherdruck macht eine dauerhafte Bepflanzung leider unmöglich (beliebter<br />
Aussichtspunkt mit Blick auf den Brocken).
Im Kindergarten Arche Noah werden die Kletterhöhen an den Bäumen markiert<br />
und die Pflanzungen anfangs gesichert, bis sie eingewachsen sind.<br />
Kindertagesstätte Alverdissen: Schattige und sonnige Bereiche, große Spielhäuser<br />
und Holzspielelemente laden bei jedem Wetter zum Spielen ein.<br />
Viel Totholz und schöne Seillandschaften sind in der Kindertagesstätte Elkenbreede<br />
zu sehen.<br />
Offene Bühne<br />
Sie haben unterschiedliche Berufe, arbeiten in ganz Westfalen Lippe<br />
und sind außerordentlich kreativ. Teamfähigkeit und unterschiedliche<br />
Arbeitsschwerpunkte sind ihre großen Stärken. Sogar in schwierigen<br />
wirtschaftlichen Zeiten sind ihre Auftragsbücher weit im Voraus ausgebucht.<br />
Wir besuchten die IDEENWERKSTATT LEBENS TRAUM, zu<br />
der sich LandschaftsarchitektInnen, GärtnerInnen, Umwelt-/SozialpädagogInnen,<br />
ErzieherInnen, Handwerker und KünstlerInnen seit<br />
1999 zusammen geschlossen haben. Die Ideenwerkstatt arbeitet nur<br />
mit Nutzerbeteiligung und bietet ausschließlich Gesamtkonzepte an.<br />
Sechs feste Mitarbeiter und 15-20 Honorarkräfte bewältigen etwa 100<br />
Mitmachbaustellen pro Jahr. Die Vorarbeiten finden am Anfang der<br />
Woche statt, freitags und samstags werden die Baustellen (ggf. in Bauabschnitten)<br />
DIN-gerecht fertig gestellt, montags erfolgt die Abnahme.<br />
2003 hat der Verein den 1. Platz des Robert Jungk Preises gewonnen.<br />
Besonders praktisch: Jan Obermann kennt durch seine Mitarbeit im<br />
Normenausschuss DIN 76 viele Regelungen und Vorschriften, die für<br />
den Bau von Spielräumen relevant sind. Dadurch gewinnt er das Vertrauen<br />
der Kunden, kann deren „Sicherheitsfragen“ kompetent beantworten<br />
und „unsinnige“ Vorgaben entkräften. Umgekehrt kann er aber<br />
auch naturnahe Spielräume im Normenausschuss bekannt machen<br />
und zu sinnvolleren Vorschriften in diesem Bereich beitragen.<br />
Gymnasium Versmold: Wir bewunderten die künstlerischen Arbeiten (besonders<br />
die Pflaster) und den Ideenreichtum bei der Kombination von Natursteinen,<br />
Holzdecks und Bepflanzung.<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 33
Offene Bühne<br />
Die Schulleitung der Grundschule Bersenbrück wünschte sich einen naturnahen<br />
Schulhof, das Kollegium arbeitete leider nur bis zum Modellbau mit. Dieser<br />
5000 m² große Schulhof mit großen Spiellandschaften aus Holz entstand in<br />
wochenlanger Arbeit und unter ehrenamtlicher Mithilfe des Hausmeisters.<br />
Trotz komplizierter Vorgeschichte wurde der 1500 m² große Schulhof der Von-Ravensberg-Schule<br />
in Bersenbrück naturnah umgestaltet. Eine schräge Steinkletterwand,<br />
naturnahe Bepflanzungen und die gelungene räumliche Modellierung<br />
ergeben trotz schwieriger Lage im Innenhof einen schönen Natur-Spiel-Raum.<br />
SABINE UND MICHAEL KINDER: Dipl.-Biologen, Spielraumplanerin,<br />
Landschaftsgärtnerin, Moderator, Umwelt-, Sozial- und Erlebnispädagogen<br />
Wir besuchten auch die Firma Biotop in<br />
Hamburg mit den Dipl.Biologen Matthias<br />
Bergmann & Dirk Ebhardt. Heinke Marxen<br />
Drewes stellt die Hamburger Projekte auf<br />
den folgenden Seiten vor.<br />
34 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Herzlichen Dank an alle Teilnehmerinnen<br />
der Deutschlandtour.<br />
HELMUT HECHTBAUER war<br />
20 Jahre beim Jugendamt Lingen<br />
angestellt (Jugendpflege)<br />
und ist seit 2008 freiberuflicher<br />
Planer für Natur-Spiel-Räume.<br />
60 Kindergarten- und 30 Krippenkinder dürfen im 5000 m² großen Außengelände<br />
des Astrid-Lindgren-Kindergartens spielen. Die Kinder wurden über Monate eingewöhnt,<br />
indem nur jeweils kleine Teilbereiche geöffnet wurden. Ein hoher pädagogischer<br />
Anspruch (Integrationsarbeit) liegt der Arbeit dieses Kindergartens zugrunde.<br />
Kinderwildnis gibt es in Bremen auf dem Burgspielplatz Rahland und auf dem<br />
Naturspielplatz Zaunkönig. Im Grenzgebiet zwischen deutsch-bürgerlichen<br />
und russlanddeutschen Bewohnern wurden beim „Zaunkönig“ die Grenzen zu<br />
den Wohngebieten geöffnet. Trotz großer Probleme (Vermüllung, Vandalismus,<br />
Scherben, ausgerissene Pflanzen) können die Kinder in freier Natur spielen.<br />
Dipl.-Ing.agr. Kerstin<br />
Lüchow, D - Heilbronn.<br />
Begeisterte Naturgärtnerin,<br />
Vorstand und Geschäftsstelle<br />
<strong>Naturgarten</strong>.<br />
kerstinluechow@web.de
Naturnah Unterwegs – in Hamburg<br />
Die Exkursion „Naturnah unterwegs“ mit<br />
Kerstin Lüchow führte uns 2010 am letzten<br />
Tag nach Hamburg. Dort konnten wir Arbeiten<br />
der Firma Biotop Gartengestaltung<br />
besichtigen.<br />
Die Firma BIOTOP wurde im April 1988 von<br />
Matthias Bergmann gegründet. 1991 kam<br />
Dirk Ebhardt als gleichberechtigter Gesellschafter<br />
hinzu. Seit 1999 sind sie zusätzlich<br />
Meister und Ausbildungsbetrieb und arbeiten<br />
mit einem Team von 15 gelernten<br />
Kräften. Der Firmensitz befindet sich im<br />
ökologischen Zentrum Siemers‘scher Hof<br />
in HamburgBergstedt.<br />
Biotop wurde vom <strong>Naturgarten</strong> e.V. als Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün – empfohlen<br />
von Bioland anerkannt. Die Schwerpunkte<br />
des Teams liegen in der Gartengestaltung,<br />
dem Teichbau, in der Schaffung naturnaher<br />
Spielräume sowie in der Baumpflege.<br />
Ich möchte hier 3 besichtigte Projekte näher<br />
beschreiben.<br />
Die KiTa „100 Blumen“ befindet sich im Eppendorfer<br />
Weg und hat ein für die Gestaltung<br />
äußerst schwieriges Gelände. Nicht<br />
Wurzelhöhle<br />
nur, dass das Außengelände für die Anzahl<br />
Kinder sehr klein ist, sondern auch, dass es<br />
durch eine Vielzahl Bäume stark beschattet<br />
wird, sich teilweise über einer Tiefgarage<br />
befindet und nur durch die Räume der KiTa<br />
erreichbar ist. Der Nutzungsdruck und die<br />
Beschattung sind so hoch, dass an Wiesen<br />
und Beete mit ‚100 Blumen’ nicht zu denken<br />
ist. Aus den Gegebenheiten hat Biotop<br />
einen Spielhof mit drei Ebenen und einem<br />
größeren Podest entwickelt. Das Gelände<br />
steigt nun nach hinten an und ermöglicht<br />
so eine abwechslungsreiche Spiellandschaft.<br />
Robinienstämme dienen der Gliederung<br />
und Hangsicherung und können<br />
bespielt werden. Das Element Wasser wurde<br />
durch eine Wasserpumpe, die aus einer<br />
Wassertonne gespeist wird, integriert.<br />
Besonders interessant fand ich die Anlage<br />
einer Erdhöhle in der Geländestufe zur hinteren<br />
Ebene. Drei Wände der Höhle werden<br />
durch Wurzelstubben, das Dach durch das<br />
Podest gebildet. Man konnte sich sofort<br />
vorstellen, wie die Fantasie der Kinder dadurch<br />
entflammt wird.<br />
Der integrative Kindergarten Buchenkamp<br />
in Ahrensburg bot demgegenüber<br />
ganz andere Möglichkeiten. Das Gelände<br />
ist groß und grün und wird durch Hügel<br />
und viele Weidenbauten in verschiedenste<br />
Spielräume gegliedert. Es gibt große<br />
Weidenbauten, die eine Art Kuppel bilden,<br />
hohe und niedrige Weidentunnel, Bögen<br />
und Weidenzelte. Auch bei der Bepflanzung<br />
spielen Weiden eine große Rolle. Besonders<br />
auffällig war die niedrige Weide Salix<br />
rosmarinifolia, die wie eine Kugel wächst<br />
und sich beim Hineinfallen als sehr weich<br />
und robust herausgestellt hat. Die andere<br />
kleinwüchsige Weide Salix purpurea Nana<br />
wurde von Biotop nur bedingt empfohlen.<br />
Eine riesige Sandkiste kann durch eine fest<br />
installierte Einrichtung beschattet werden.<br />
An der Sandkiste entlang wird Regenwasser<br />
in einer Rinne abgeführt und kann bespielt<br />
werden. Eine weitere gewundene<br />
Wasserrinne kann durch die Betätigung<br />
einer Schwengelpumpe gespeist werden.<br />
Der Auslauf der Pumpe ist dabei so dicht<br />
über die Wasserrinne gesetzt worden, dass<br />
kein Kinderkopf dazwischen passt. Dadurch<br />
soll verhindert werden, dass die Kinder das<br />
Wasser direkt aus der Pumpe trinken, eine<br />
Vorbeugemaßnahme gegen evtl. Keimübertragungen.<br />
Offene Bühne<br />
Weidenbepflanzung und Weidenbauten als<br />
charakteristische Merkmale des Kindergartens<br />
Einlauf des Wassers aus der Pumpe direkt über<br />
der Wasserrinne<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 35
Offene Bühne<br />
36 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Privatgarten Oster<br />
Ein Highlight war die Besichtigung des ca.<br />
1.000 m² großen Privatgartens der Familie<br />
Oster in Ahrensburg. Besonders imposant<br />
waren hier die Geländeterrassierungen zum<br />
Keller. Da das Kellergeschoss zu Wohnzwekken<br />
genutzt wird, mussten zwei Fensterfronten<br />
so freigelegt werden, dass genügend<br />
Licht in die Kellerzimmer kommt und davor<br />
eine kleine Terrasse entstand. Hierzu wurde<br />
das Gelände großräumig ausgehoben<br />
und die entstandenen Hänge mit Mauerwerk<br />
aus Betonbruchsteinen, kombiniert<br />
mit Holz und Feldsteinen, abgefangen. Am<br />
Hanggrund dient ein halber Meter Kies (2/16<br />
– 2/32 mm) als Pufferspeicher für Regenwasser.<br />
Die Geländeoberfläche des Gartens wurde<br />
zudem so modelliert, dass Regenwasser<br />
vom Haus weggeführt wird. Gestaltung und<br />
Bepflanzung sorgten dann für einen angenehmen<br />
Ausblick aus dem Keller.<br />
Der Clou der terrassierten Hangflächen besteht<br />
in dem Recycling von Betonsteinplatten.<br />
Sie wurden in der Mitte gebrochen und<br />
mit der Bruchkante nach außen übereinander<br />
gestapelt. Das Ergebnis ist verblüffend.<br />
Die Mauern wirken wie Natursteinmauern.<br />
Die Massivität der Mauern wurde dadurch<br />
Kellerschacht mit terrassiertem Hang aus Betonsteinplatten,<br />
Holz, Findlingen und Bepflanzung<br />
aufgehoben, dass die einzelnen Mauern<br />
nicht zu hoch gesetzt und mit Holz und Findlingen<br />
kombiniert wurden. Eine standortgerechte<br />
Bepflanzung unterstreicht die Gestaltung<br />
und rundet das Bild harmonisch ab.<br />
Daneben gab es im Garten noch weitere<br />
schöne Ecken zu sehen, wie etwa einen<br />
Grillplatz, ein Erdbeerbeet auf einer Mauer,<br />
eine hohe Weidenhecke als Ballfangzaun<br />
oder tief eingegrabene Robinienstämme<br />
zum Aufspannen einer Hängmatte oder<br />
von Slacklines.<br />
Dass die Bewohner ihren Garten lieben,<br />
zeigte sich an so einer Kleinigkeit wie einem<br />
beim Rasenmähen stehen gelassenem<br />
Gräserherz.<br />
� Gartengestaltung<br />
� Teichbau<br />
� Naturspielplätze<br />
� Baumpflege<br />
Dr. Heinke Marxen-Drewes, D - Melsdorf.<br />
Jünemann + Dr. Marxen-Drewes.<br />
Büro für Landschafts- und Freiraumplanung.<br />
www.jmd-landschaftsplanung.de<br />
040 - 601 06 80 www.biotop-hamburg.de
Skulpturen aus<br />
Beton und Mosaik im<br />
<strong>Naturgarten</strong><br />
Beton-Mosaik-Skulpturen in einem <strong>Naturgarten</strong> – ein Widerspruch? Auf den ersten Blick<br />
sicherlich, da man davon ausgehen kann, dass gerade im <strong>Naturgarten</strong> auch Naturmaterialien<br />
für die Gestaltung eingesetzt werden. Das ist gut und richtig so. Dazu gibt es tausende<br />
hervorragender Beispiele. Ich brauche darauf nicht näher einzugehen.<br />
Warum baue ich also Skulpturen aus Beton<br />
im <strong>Naturgarten</strong> und beklebe sie dann mit<br />
Keramikfliesen? Nun ja, solche Skulpturen<br />
passen eigentlich überall hin, warum nicht<br />
auch in einen <strong>Naturgarten</strong>. Sie<br />
p sind bespielbar und damit auch Spielgeräte<br />
p bieten oft sehr gute Sitzmöglichkeiten<br />
p sind Hingucker und leuchten durch die<br />
bunten Fliesenstücke auch an tristen<br />
Tagen bunt und farbig<br />
p sind größtmöglich vandalensicher, nicht<br />
nur weil sie sehr kompakt gebaut sind,<br />
sondern weil sie wertvoll erscheinen<br />
und Wertvolles wird bedeutend weniger<br />
zerstört, auch im öffentlichen Raum<br />
p sind sehr lange haltbar, Unterhaltungskosten<br />
fallen kaum an.<br />
p fügen sich hervorragend in Naturlandschaften<br />
ein<br />
p sind Kunstwerke<br />
Das Bauen von BetonMosaikSkulpturen<br />
ist sehr zeitaufwändig, vor allem die Mo<br />
saikarbeiten. Damit haben gerade Schulen<br />
oder Kindergärten Finanzierungsprobleme.<br />
Hier bietet sich das Prinzip der Benutzerbeteiligung<br />
an, welches die Kosten erheblich<br />
sinken lässt. Ein Beteiligungsprojekt mit<br />
Kindern, Schülern, Lehrern, Eltern oder weiteren<br />
Freiwilligen hat aber noch weiter gehende<br />
positive Auswirkungen.<br />
So ist erwiesen, dass dort, wo die Benutzer<br />
selbst mitgebaut haben<br />
p diese nie das Gefühl hatten, ihnen sei<br />
etwas vor die Nase gesetzt worden,<br />
p die Gestaltungskompetenz der Erbauer,<br />
also auch der Helfer anerkannt wird,<br />
p die Helfer auf ihre Werke stolz sind und<br />
diese „Werke“ plötzlich wertvoll sind,<br />
p viel achtsamer und verantwortungsbewusster<br />
mit den Bauwerken umgegangen<br />
wird: Was man selbst baut, zerstört<br />
man nicht, man achtet auch darauf, dass<br />
andere es nicht beschädigen,<br />
p viel weniger oder gar keine Aggressionen<br />
aufkommen. Hugo Kükelhaus, der<br />
Offene Bühne<br />
Der freundliche Drache auf einem Kinderspielplatz<br />
in Rednitzhembach beschützt die<br />
Spielzeuge der Kleinen und lässt viel mit sich<br />
geschehen<br />
Initiator des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung<br />
der Sinne: “Harmonische Formen<br />
rufen harmonische Reaktionen hervor“,<br />
p der Umgang untereinander durch das<br />
gemeinsame Arbeiten bedeutend<br />
besser wird. Man lernt die Qualitäten des<br />
anderen kennen, man erkennt, dass es<br />
gemeinsam besser geht. Gemeinsame Arbeit<br />
verbindet und erzeugt Zufriedenheit,<br />
p sich ein neues Profil, hin zur nachhaltigen<br />
Entwicklung, herauskristallisieren kann.<br />
Auch deshalb sind Skulpturen aus Beton<br />
und Mosaik für einen <strong>Naturgarten</strong> sehr gut<br />
geeignet.<br />
Heinz Krautwurst, D - Schwabach.<br />
Ehemaliger Sonderschulrektor in Schwabach<br />
und <strong>Naturgarten</strong>mitglied, baut jetzt als freischaffender<br />
Künstler Skulpturen aus Beton<br />
und Mosaik, meist als Beteiligungsprojekte mit<br />
Kindern, Eltern, Lehrern, Kindergärtnerinnen<br />
und mit Menschen denen es Spaß macht.<br />
heinz-renate@krautwurst.org<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 37
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
rasen im naturnahen Garten<br />
Ein Plädoyer zur Entdeckung des ökologischen<br />
und gestalterischen Wertes eines<br />
vernachlässigten <strong>Naturgarten</strong>elementes<br />
Wiesen statt rasen?<br />
Der „englische Rasen“ ist geradezu ein Symbol<br />
für den naturfernen Garten. So beginnt<br />
eine naturnahe Umgestaltung denn auch<br />
zumeist damit, dass die vorhandenen Rasenflächen<br />
abgeschält, entsorgt oder im<br />
Unterbau eines Hügels verbuddelt werden.<br />
Auf der lebensfeindlichen Rasenfläche sollen<br />
spannendere <strong>Naturgarten</strong>elemente<br />
entstehen. Während die vorhandenen Gehölze<br />
bei einer naturnahen Umgestaltung<br />
die Chance haben, erhalten zu werden,<br />
muss die Rasenfläche in den meisten Fällen<br />
weichen. Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung in<br />
Deutschland begann sogar mit „Rasenbesetzungen“<br />
und dem Plädoyer, Scherrasenflächen<br />
der Sukzession zu überlassen oder<br />
wenigstens nur noch ein bis zweimal zu<br />
mähen und so zu Wiesen umzuwandeln <br />
was in den meisten Fällen nicht funktionierte.<br />
Der Gedanke „Natur Natur sein lassen“ ist<br />
einer der Leitgedanken der Naturschutzbewegung<br />
und ein problematischer dazu: Im<br />
Nationalpark Wattenmeer wird die Beweidung<br />
des Deichvorlands auf vielen Flächen<br />
total aufgegeben. Im Beltringharder Koog<br />
entstanden so Distel und Brennesselflu<br />
38 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
ren. Wo früher im Winter zahlreiche rastende<br />
Gänse Nahrung fanden, finden sich jetzt<br />
eher Singvögel und große Rehbestände.<br />
Nichtsdestotrotz: Die Umwandlung von<br />
langweiligen Scherrasenflächen in vielfältige<br />
Lebensräume für Mensch und Natur<br />
ist und bleibt das Ziel der <strong>Naturgarten</strong>bewegung.<br />
Aber die Wahrnehmung der Rasenflächen<br />
als etwas Wertloses hat uns den<br />
Blick verstellt für die spannende Natur und<br />
Kulturgeschichte dieses Biotop und Gartenelements<br />
und die gestalterischen Möglichkeiten,<br />
die Rasenflächen bieten. Denn<br />
das zeigt die Erfahrung: viele Gartennutzer<br />
wünschen sich Rasenflächen.<br />
Die Naturgeschichte der rasen<br />
Der Schwerpunkt der Artenvielfalt in Mitteleuropa<br />
liegt im Bereich der offenen und<br />
halboffenen Lebensräume. Auch die gefährdeten<br />
Arten bei uns sind zumeist abhängig<br />
von lichten und mageren Lebensräumen.<br />
Es gibt sogar etliche Arten, die nur<br />
dort vorkommen, wo der Bewuchs kurzrasig<br />
und zumeist auch schütter ist. Dazu gehören<br />
zum Beispiel viele der besonders bedrohten<br />
Wiesenlimikolen wie Regenpfeifer,<br />
Goldregenpfeifer, Brachvogel, Uferschnepfe,<br />
Kampfläufer und Rotschenkel, aber auch<br />
bekanntere Vögel wie Grünspecht, Neuntöter,<br />
Elster, Steinkauz, Haubenlerche und<br />
zahlreiche Insekten. Grund für diese enorme<br />
Artenvielfalt ist die in meinem Vortrag<br />
auf den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n 2008 dargestellte<br />
Tatsache, dass Mitteleuropa vegetationsgeschichtlich<br />
gesehen der Kontinent der<br />
offenen und halboffenen Grasländer ist und<br />
die Artenausstattung Mitteleuropas unter<br />
dem Einfluss großer Weidetiere entstanden<br />
ist. Weiderasen hat es in Mitteleuropa immer<br />
gegeben, Wälder nur während kurzer<br />
Episoden in den Warmzeiten. Die Vielfalt<br />
der so gesehen natürlichen Rasengesellschaften<br />
ist groß: Salzwiesen an der Küste,<br />
Fettweiden in den Flusstälern und Lössebenen,<br />
Halbtrocken und Trockenrasen an<br />
Hängen und auf sandigen Standorten, alpine<br />
Rasen im montanen Bereich.<br />
Die Kulturgeschichte des rasens<br />
Die Kulturgeschichte des Rasens beginnt,<br />
als der Mensch anfängt, die Landschaft<br />
erheblich zu verändern. Eine neue Technologie,<br />
die Erfindung der Sichel, schaffte die
Voraussetzungen für die neolithische Revolution,<br />
den Übergang vom Leben der Jäger<br />
und Sammler zum Leben der Viehhalter<br />
und Ackerbauern. Damit wurden die Wälder,<br />
die sich nach dem Verschwinden der<br />
meisten großen Weidetiere am Ende der<br />
letzten Eiszeit ausbreiten konnten, wieder<br />
mehr geöffnet, die Weiderasengesellschaften<br />
wurden jetzt nicht mehr von Elefanten,<br />
Nashörnern und Herden wilder Paarhufer<br />
offen gehalten, sondern von Hausrindern,<br />
Pferden, Schafen und Ziegen. Winterfutter<br />
für diese Haustiere war übrigens zumeist<br />
Laubheu, das im Sommer durch Schneiteln<br />
von Bäumen gewonnen wurde. Erst kurz<br />
vor der Zeitenwende war mit der Erfindung<br />
der Sense die Möglichkeit geschaffen, auch<br />
Heu aus Grasbeständen zu gewinnen Mit<br />
der Markenteilung verschwanden die meisten<br />
Allmendeweiden, das Vieh weidete<br />
jetzt auf von Hecken eingegrenzten Standweiden<br />
oder musste sogar im Stall bleiben.<br />
Erst mit der Markenteilung breiteten<br />
sich großflächig Heuwiesen aus, und es ist<br />
bezeichnend, dass der Glatthafer, die typische<br />
und namensgebende Grasart unserer<br />
Wiesen, erst seit dieser Zeit (Mitte 18. Jhd.)<br />
in bedeutenden Mengen nachweisbar ist.<br />
Welch Überraschung: Weiderasen sind natürlich<br />
entstandene und jahrmillionenalte<br />
Lebensgemeinschaften, unsere Wiesengesellschaften<br />
leiten sich von diesen ab, sind<br />
aber erst wenige hundert Jahre alt.<br />
Zur Zeit der Markenteilung, als also die<br />
weiten Weideflächen mit ihren markanten<br />
Einzelbäumen gerade aus der mitteleuropäischen<br />
Landschaft verschwanden,<br />
entstand in England die Überhöhung der<br />
natürlichen Weidelandschaft: der englische<br />
Landschaftspark und mit ihm: der englische<br />
Rasen. Die Kontinuität der Pflanzengesellschaften<br />
war unmittelbar: Auch die Fluren<br />
der englischen Landschaftsparks wurden<br />
beweidet. Direkt am Haus wurden sie durch<br />
regelmäßiges Sensen kurz gehalten und<br />
waren so sicherlich etwas artenärmer. Aber<br />
wie wurden sie angelegt? Vor der Zeit des<br />
globalisierten Saatguthandels hatte man<br />
im Grunde zwei Möglichkeiten, Grasfluren<br />
anzulegen: Die Aussaat von Heublumen,<br />
also des samenhaltigen feinen Rückstands<br />
auf dem Scheunenboden, wenn das Heu<br />
verbraucht war, oder das Ausbringen von<br />
Soden. Empfohlen zur Anlage von Rasen<br />
wurde ausschließlich das Ausbringen von<br />
Rasensoden von einer Weide. Der englische<br />
Rasen war also das, was Naturgärtner<br />
unter einem Blumenrasen verstehen: eine<br />
häufiger gemähte Fläche, die sich in ihrer<br />
Artenzusammensetzung von Weiderasen<br />
ableitet, voller Blüten und einschließlich<br />
der vom Kot der Weidetiere abhängigen<br />
Nahrungsketten. Da ist es kein Wunder,<br />
dass im Englischen Garten um 1830 Lachseeschwalben<br />
brüteten. Noch heute wird<br />
übrigens der Nordteil des Englischen Gartens<br />
mit einer Schafherde gepflegt.<br />
Englischer Garten (Rasen und Wiesen im naturnahen<br />
Garten, pala-verlag 2010)<br />
Aber es wird auch deutlich: Der englische<br />
Rasen war ein Gartenelement der Wohlbetuchten,<br />
man brauchte Ländereien mit Angestellten,<br />
die die Flächen sensten oder die<br />
Schafe hüteten.<br />
Um 1830 kam dann aber auch die große<br />
Wende: der Rasenmäher wurde erfunden,<br />
und zwar von Edwin Beard Budding, dem<br />
Mitbesitzer einer Fabrik für Maschinen zur<br />
Samtherstellung. Die Besonderheit dieser<br />
Maschinen waren die spiralförmig sich quasi<br />
endlos bewegenden Schermesser. Mr.<br />
Budding kam auf die Idee, statt Samt „Gras“<br />
zu denken: der Spindelmäher war geboren.<br />
Nun brauchte es nicht mehr ein adliges<br />
Anwesen, um stolzer Besitzer eines lawns<br />
werden zu können, nur einen Rasenmäher<br />
und am Anfang mehr und im Laufe der Zeit<br />
immer weniger Kraft.<br />
Der Rasenmäher als Kind der Industrialisierung<br />
machte so aus dem Rasen ein<br />
technisches Produkt. Sogar das technische<br />
Vorbild blieb erhalten: der ebenmäßige,<br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
makellose, leicht glänzende Samtstoff. Rasenmähen,<br />
das ist eine Arbeit für die, die<br />
etwas von Maschinen verstehen und nicht<br />
unbedingt etwas von Garten oder Pflanzen.<br />
Aber auch ein Zierrasen bleibt ein Lebensraum,<br />
es gibt Tiere, Pilze und Bakterien, die<br />
Gras nutzen, im artenreichen Blumenrasen<br />
fallen ihre Lebensäußerungen nicht auf,<br />
in der quasiMonokultur eines Zierrasens<br />
schon. Der makellose Samtstoff bleibt also<br />
ein technisches Ideal, eine Fata Morgana,<br />
der ein realer Rasen nur mit erheblichem<br />
Aufwand an Dünger, Wasser und Bioziden<br />
angenähert werden kann. Die Umweltbelastungen<br />
sind erheblich: Für die USA gibt<br />
Alex MacLean an, dass 5 % der Luftverschmutzung<br />
auf Rasenmäher zurückzuführen<br />
ist und die Menge des Treibstoffes, der<br />
jährlich ungenutzt ins Erdreich versickert,<br />
die der Ölkatastrophe der Exxon Valdez<br />
übersteigt. An der amerikanischen Westküste<br />
werden 60% des Trinkwassers zur<br />
Rasenbewässerung genutzt. Solche Rasen<br />
sind tatsächlich die naturfernen Flächen,<br />
die nach einer Umwandlung schreien.<br />
Rasenmäher (Rasen und Wiesen im naturnahen<br />
Garten, pala-verlag 2010)<br />
rasen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Aber nicht die Blumenwiese ist die naturnahe<br />
Alternative zum Zierrasen, sie kann<br />
seine Funktionen als Spiel und Liegefläche<br />
und auch die gestalterische Funktion der<br />
Schaffung eines weiten Raumes in einem<br />
kleinen Garten nicht erfüllen. Blumenwiesen<br />
haben andere Funktionen: als Biotop,<br />
das nicht betreten werden kann, ähnlich<br />
einem Teich. Als großes und preiswert anzulegendes<br />
Blumenbeet.<br />
Wir legen stattdessen eine unregelmäßig<br />
gemähte, kräuterreiche Grasflur an,<br />
den Blumenkräuterrasen. Dafür haben wir<br />
heute spezielle Saatgutmischungen zur<br />
Verfügung. Wie alle Einsaaten sind auch<br />
Rasenflächen relativ preiswert. Aber auch<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 39
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Blumenrasen und Blumenwiese von der Rolle:<br />
www.horst-schwab.de<br />
Rosenhof Schultheis<br />
älteste deutsche Rosenschule, seit 1868<br />
naturnahe historische Rosen, Wildrosen,<br />
Wildrosen-Hybriden, Ramblerrosen<br />
aus eigener Kultur<br />
Onlineshop<br />
www.rosenhof-schultheis.de<br />
Bestellkatalog<br />
mit 700 Rosenbildern - 3,90 Euro<br />
Bad Nauheimer Str. 3 • 61231 Bad Nauheim<br />
Tel: 06032 - 9 25 28 0 • Fax: - 9 25 28 23<br />
40 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
„Rasensoden“ sind seit kurzem erhältlich:<br />
die Firma Schwab produziert mit <strong>Naturgarten</strong>saatgut<br />
(Fa. RiegerHofmann) Rollrasen,<br />
der einem Blumenkräuterrasen entspricht<br />
und bietet sogar „Rollrasen“ für Blumenwiesen<br />
an. Damit ergibt sich eine interessante<br />
Möglichkeit zur Umwandlung von konventionellen<br />
Rasenflächen: Rollrasen kann in<br />
der sogenannten „Sandwich“Bauweise auf<br />
konventionelle Rasenflächen aufgebracht<br />
werden und wächst dort ohne Probleme an.<br />
Von Wasserflächen abgesehen kann kaum<br />
ein Gartenelement das Gefühl von Weite<br />
besser erzeugen als eine gut gestaltete<br />
Rasenfläche. Wichtig ist allerdings, dass<br />
wir nicht die Rasenfläche als große leere<br />
Fläche im Zentrum des Gartens anordnen.<br />
Solch ein Garten wird immer klein wirken,<br />
denn erst die Grenzbepflanzung hält das<br />
Auge, ich sehe also immer nur die Grenzen<br />
des Gartens. Es ist hilfreich von englischen<br />
Parks zu lernen: Rasenflächen führen das<br />
Auge zu einem interessanten Blickpunkt,<br />
der durchaus auch außerhalb des Gartens<br />
liegen kann oder sie deuten einen Weg zu<br />
einem weiteren Gartenbereich an, der aber<br />
nicht unmittelbar einsehbar ist. Rasenwege<br />
sind eine gute Möglichkeit, Blumenwiesen<br />
zu erschließen und so erlebbar zu machen.<br />
(Blumen)Rasenflächen sind nicht nur Spiel<br />
und Liegeflächen, sondern auch interessante<br />
Naturbeobachtungsflächen: Hier finden<br />
sich die Solarien der Rasenameisen, in<br />
denen die Grünspechte Futter suchen. Hier<br />
flattern Bläulinge über Hornklee.<br />
Blumenrasenflächen können auch zu temporären<br />
Gartengestaltungen anregen: Im<br />
Frühjahr können einige Bereiche mit Margeriten<br />
und anderen blühenden Kräutern<br />
stehen gelassen werden. Duftrasen können<br />
angelegt werden, indem der Anteil an duftenden<br />
Pflanzen, wie Thymian, Oregano,<br />
Ruchgras und Mariengras erhöht wird. Im<br />
Gegensatz zu den Duftrasen einer Kräuterart<br />
(römische Kamille, Thymian etc.), die<br />
öfters unter Selbstunverträglichkeiten der<br />
verwendeten Arten leiden, sind das nachhaltige<br />
Duftrasen.<br />
Hier wird deutlich, dass es manchmal hilfreich<br />
sein kann, sich mit der Geschichte zu<br />
beschäftigen: Die Ablehnung des „englischen“<br />
Rasens bezieht sich nur auf eine von<br />
Interessengruppen gemalte Fata Morgana<br />
und ihre Folgen für unseren Naturhaushalt.<br />
Eigentlich ist der (Weide)Rasen eine der<br />
ältesten Lebensgemeinschaften Mitteleuropas.<br />
Entdecken wir also seinen Wert für<br />
den <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Literatur:<br />
p Ulrike Aufderheide: 10 000, 100 000 oder<br />
1000 000 Jahre, wie alt sind unsere Pflanzen<br />
wirklich? <strong>Tagungsband</strong> <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />
2009<br />
p Ulrike Aufderheide: Rasen und Wiesen im<br />
naturnahen Garten, pala 2010<br />
p Hartmut Dierschke, Gottfried Briemle:<br />
Kulturgrasland, Ulmer 2002<br />
p Tom Fort: The grass is greener Our love<br />
affair with the lawn, Harper Collins 2000<br />
p Siglinde und Lothar Nitsche: Extensive<br />
Grünlandnutzung, Neumann Verlag 1997<br />
p Reinhard Witt, Bernd Dittrich: Blumenwiesen,<br />
blv 1996<br />
Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide, D - Bonn.<br />
CALLUNA-naturnahe Garten+GrünPlanung<br />
Fachbetrieb für naturnahes Grün-empfohlen<br />
von Bioland, www.calluna-naturgarten.de
Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> –<br />
Leben wieder leben lassen<br />
In 10 Schritten stellt der Vortrag die grundlegenden<br />
Prinzipien der <strong>Naturgarten</strong>idee vor:<br />
1. Schritt – Visionen: Der <strong>Naturgarten</strong><br />
beginnt im Kopf. Wünsche Ideen und Visionen<br />
werden formuliert. Sie regen zu<br />
Vergleichen mit eigenen Positionen und<br />
zur Erweiterung eigener Zielperspektiven<br />
an.<br />
2. Schritt – Bewusstmachung: Der – oft<br />
nicht wahrgenommene – Einfluss von<br />
Industrie und Werbung („Bildermacher“)<br />
sollte jedem bewusst sein. Kommerzziele<br />
decken sich nur zu einem geringen Maße<br />
mit dem <strong>Naturgarten</strong>anliegen.<br />
3. Schritt – Wissen und Verstehen – Leben<br />
mehr als Bilder: Das Sichtbarmachen<br />
von ökologischen Netzen hilft, sie<br />
zu achten und zu verstehen. Sie führen<br />
zum Verstehen der <strong>Naturgarten</strong>idee, des<br />
Erhalts der Artenvielfalt im Wohnumfeld.<br />
4. Schritt – Wissen und Verstehen – Insekten<br />
als Schlüsselart: Ihre Bedeutung<br />
wird oft unterschätzt, ihre Schönheit<br />
nicht wahrgenommen. Einige Gedanken<br />
dazu sollen den Blick erweitern.<br />
5. Schritt – Wissen und Verstehen – vernetztes<br />
Denken in Zahlen: Eine kleine<br />
Hitliste der Sträucher, soll erste Hinweise<br />
auf die Bedeutung heimischer Arten liefern.<br />
6. Schritt – Wissen und Verstehen – Megaprinzip<br />
heimisch: Eine „<strong>Naturgarten</strong><br />
Gruselgeschichte“ soll das wichtigste<br />
Prinzip des <strong>Naturgarten</strong>s („heimisch“)<br />
verdeutlichen.<br />
7. Schritt – Leitbild <strong>Naturgarten</strong> – Das<br />
streben wir an: Drei Leitbildsätze sollen<br />
die Grundziele des <strong>Naturgarten</strong>s beschreiben.<br />
8. Schritt – Was ist anders? Andere Bilder,<br />
Materialien, Strukturen, Tiere und Pflanzen<br />
erzeugen die wesentlichen Unterschiede<br />
zwischen traditionellen, modernen<br />
Gärten und Naturgärten.<br />
9. Schritt – planen: In kurzen Grundzügen<br />
werden hier die wichtigsten Planungsschritte<br />
angedeutet.<br />
10. Schritt – vier Gartenzonen – Gestaltungsideen:<br />
Die Verbindung von Ökologie<br />
und Gartengestaltung wird an<br />
über 35 Beispielen aus den vier Garten<br />
Grundzonen veranschaulicht.<br />
11. Schritt – Quiz: Kleine InsektenBildportraits<br />
als Hommage an den Wert und die<br />
Schönheit der Insekten begleitet den<br />
Vortrag und werden im letzten Schritt<br />
als Quiz zusammengestellt.<br />
Jeder Teilnehmer erhält ein „Survivalpaket“<br />
(vier DinA4 Seiten) als Basisausstattung<br />
über heimische Pflanzen, Bezugs und Informationsquellen,<br />
um selber weiter arbeiten<br />
zu können.<br />
Workshop am Nachmittag:<br />
Schritte zum <strong>Naturgarten</strong> – für<br />
den Kopf und für die Seele<br />
Der Inhalt des Workshops bezog sich auf die<br />
beiden Referate „Vom Laubfroschprojekt<br />
zum <strong>Naturgarten</strong>“ und „Schritte zum <strong>Naturgarten</strong><br />
– das Leben wieder leben lassen“.<br />
a) Aus dem Laubfroschprojekt wurde eine<br />
kleine Filmsequenz gezeigt, die ein Filmteam<br />
im Auftrag der ARD im Garten des<br />
Autors gedreht hat. – Anschließend fand<br />
ein lebendiger Austausch über Möglichkeiten<br />
und Grenzen des Projektes im <strong>Naturgarten</strong>bereich<br />
statt.<br />
b) Ausgehend vom Vortrag „Schritte zum<br />
<strong>Naturgarten</strong> – Leben wieder leben lassen“<br />
wurden 36 Bildbeispiele gezeigt,<br />
erklärt, diskutiert und mit vielen eignen<br />
Erfahrungen und Ideen der Teilnehmer<br />
ergänzt. In den Bildbeispielen aus<br />
den drei GrundGartenzonen (– mager,<br />
trocken, Sonne; feucht, nass, Sonne;<br />
nährstoffreich, Sonne – Halbschatten;<br />
nährstoffreich, Schatten) wurden die<br />
Elemente „Gestaltung“ und „ökologische<br />
Wirklichkeiten“ miteinander verknüpft<br />
und dargestellt.<br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Kleiner <strong>Naturgarten</strong>ausschnitt, Zone: trocken,<br />
mager, sonnig; gestaltet als steiniges Königskerzenbiotop.<br />
Hier treffen wir die Zauneidechse,<br />
Männchen (Lacerta agilis), und die Pillenwespe,<br />
Weibchen (Eumenes sp.) beim Nestbau an.<br />
Immer wieder sollten in allen BildBeiträgen<br />
und im Austausch der Gedanken sowohl<br />
die ästhetischen Gesichtspunkte als auch<br />
das „Leben wieder leben lassen“ sichtbar<br />
werden.<br />
Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />
Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />
20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />
Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />
Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />
kalleniehus@gmx.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 41
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Wassergarten – kurz und einfach<br />
Quintessenz der wirklich nötigen Schritte für<br />
Teiche, Schwimmteiche und Bach<br />
Quintessenz kommt von lateinisch quinta<br />
essentia „fünftes Seiendes“, „das Wesentliche“,<br />
„das Hauptsächliche“, „das Wichtigste“<br />
p in der Allgemeinsprache ein Synonym für<br />
Kernpunkt, Endergebnis, Hauptgedanke,<br />
Wesen einer Sache<br />
p in der Physik eine hypothetische Form<br />
der dunklen Energie;<br />
42 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Entspringt es auch einer dunklen Energie,<br />
dass ich behaupte, das Wesentlichste<br />
des Teichbaus zu beherrschen? Oder ist es<br />
schlicht Chuzpe 1 ?<br />
Wohl eher einfach das Alter, schließlich beschäftigt<br />
mich die Materie seit fast 30 Jahren,<br />
da konnte ich gewisse Beobachtungen<br />
einfach nicht vermeiden:<br />
Quelle alle Zeichnungen: Regenwasser im<br />
Garten nachhaltig nutzen, pala-verlag Darmstadt,<br />
Illustratorin: Lisa Apfelbacher<br />
Es gibt unzählige Anbieter, die mit unterschiedlichen<br />
Systemen Teiche und<br />
Schwimmteiche bauen, im österreichischen<br />
Schwimmteichverband sind es etwa<br />
55, im deutschen Verband etwa 160; da<br />
sind die nicht organisierten noch gar nicht<br />
mitgezählt. Jeder meint, mit ausgeklügelter<br />
Technik, speziellen Substraten, chemischen<br />
Hilfsmitteln und jedenfalls viel Kohle den<br />
Stein der Weisen gefunden zu haben. Den<br />
hat aber längst eine andere gefunden: Mutter<br />
Natur.<br />
Natürliche Gewässer funktionieren, in verschiedenen<br />
Trophiezuständen, seit Millionen<br />
von Jahren wunderbar. „Trophie“<br />
bezeichnet das Nährstoffangebot eines<br />
Standortes: Wie viele der Nährstoffe wie<br />
Calcium, Nitrat, Kohlenstoff, Phosphat, aber<br />
auch Sauerstoff sind in welcher Form im<br />
Wasser vorhanden, sind sie im Wasser gelöst<br />
und so als Algenfutter verfügbar, oder sind<br />
sie bereits in höheren Pflanzen gebunden?<br />
Das interessiert uns deshalb, weil wir ein<br />
bestimmtes inneres Bild von unserem<br />
Wunschteich haben, meist geprägt von<br />
„üppige Blüten und klares Wasser“. Diesem<br />
Wunschbild kommen wir mit einem Nährstoffgehalt<br />
„untere Mittelschicht“ nahe;<br />
also genug zum Pflanzenwachstum, zu wenig<br />
für Algenblüte.
Natürlich kann man das ganze auch von der<br />
chemisch/technischen Seite angehen, und<br />
mit Zeolith im Substrat Nährstoffe binden,<br />
Phosphat chemisch fällen und das Teichwasser<br />
samt Lebewelt täglich durch Filter<br />
quetschen. Kostet nicht wenig, verbraucht<br />
Ressourcen und Strom und funktioniert<br />
nicht immer.<br />
Das Ziel jedes vernünftigen Teichbauers<br />
sollte also sein, bei der Meisterin, bei Mutter<br />
Natur abzukupfern:<br />
p Nährstoffe wandern in das System Teich<br />
von selber zu, in Form von Laub, Staub<br />
und toten Tieren; wir wählen das Substrat<br />
deshalb eher nährstoffarm, aber<br />
nicht nährstofffrei, sonst hungern unsere<br />
Teichpflanzen.<br />
p Diese Teichpflanzen, von Sumpf über<br />
Röhricht zu Unterwasserpflanzen, sind<br />
eines der beiden Standbeine der Selbstreinigung<br />
des Gewässers: sie nehmen<br />
über Wurzeln und Blätter die von den Mikroorganismen<br />
zerlegten Nährstoffe auf<br />
und wandeln sie in eigene Körpermasse<br />
um. Gleichzeitig bringen sie tagsüber Sauerstoff<br />
ins Wasser und atmen in der Nacht<br />
durch den Abbau organischer Stoffe Kohlendioxid<br />
aus. Alles ein in sich geschlossener,<br />
funktionierender Kreislauf, den wir<br />
nicht stören sollten. Wir sollten ihn nur<br />
fördern, indem wir Teichpflanzen in aus<br />
1 (Anm. der Redaktion): Aus dem jiddischen<br />
חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חצפה [chuzpà]<br />
für „Frechheit, Dreistigkeit, Unverschämtheit.<br />
Eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter<br />
Unverschämtheit, charmanter Penetranz und<br />
unwiderstehlicher Dreistigkeit. Im Jiddischen<br />
und in den meisten europäischen Sprachen<br />
schwingt Anerkennung für eine Form sozialer<br />
Unerschrockenheit mit. Hier spricht man insbesondere<br />
von Chuzpe, wenn jemand in einer<br />
reichender Artenzahl (mindestens 30 verschiedene<br />
Arten), großzügiger Stückzahl<br />
(56/m²) und passend für den jeweiligen<br />
Standort, Sonne oder Schatten, pflanzen.<br />
Die Wahl von heimischen Pflanzen muss<br />
wohl nicht extra empfohlen werden.<br />
p Das zweite Standbein sind verschiedene<br />
zersetzende Mikroorganismen und<br />
vor allem das Zooplankton, filtrierende<br />
Organismen wie Wasserflöhe (nein, keine<br />
Flöhe, gehören zu den Kleinkrebsen)<br />
werden auch als „Kläranlage des Teiches“<br />
bezeichnet. Sie bringen wir in einen neuen<br />
Teich ein, indem wir ihn mit 10 Liter<br />
Wasser oder mehr aus einem etablierten,<br />
gut funktionierenden Teich „impfen“.<br />
Das war`s dann auch schon im Wesentlichen.<br />
Na ja, noch ein paar Kleinigkeiten:<br />
Wenn wir für Fremde planen, erfragen wir<br />
zuerst ihre Wünsche nach Klarheit, Teichgröße,<br />
Nutzungsintensität und vergrößern<br />
den Teich bei höheren Ansprüchen. Manche<br />
Leute sind des natürlichen Systems<br />
„Teich“ schlicht nicht würdig, ihnen empfehlen<br />
wir ein Pool.<br />
eigentlich verlorenen Situation mit Dreistigkeit<br />
noch etwas für sich herauszuschlagen versucht.<br />
Im Hebräischen enthält der Begriff eine negative<br />
Bewertung für jemanden, der die Grenzen<br />
der Höflichkeit aus egoistischen Motiven überschreitet<br />
(www.wikipedia.de)<br />
² Ein trauriger Tod, geprügelt von der alten<br />
Lateinlehrerin.<br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Wir arbeiten bautechnisch korrekt, berücksichtigen<br />
z.B. dass Wasser sich immer, wirklich<br />
immer, in der Waage befindet, der Rand<br />
unserer Teichabdichtung sollte sich also<br />
entsprechend verhalten, sonst rinnt der<br />
Teich über.<br />
Wir freuen uns auf die mit den Jahreszeiten<br />
und dem zunehmenden Alter immer wieder<br />
neuen, wechselnden Aspekte, Bilder,<br />
Lebewesen und Überraschungen, die der<br />
Teich so schenkt.<br />
Carpe piscinam²!<br />
Literatur:<br />
Polak, Paula (<strong>2011</strong>): Regenwasser im Garten<br />
nachhaltig nutzen. Naturnah planen, bauen<br />
und gestalten. palaVerlag Darmstadt (s.<br />
Literaturtipps).<br />
DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />
Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />
<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />
expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />
www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 43
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Natürliche Grundlagen der<br />
Farbgestaltung im Garten –<br />
Natürliche Farbräume erschließen<br />
Die natürlichen Bedingungen, unter denen Farbe im Außenraum erscheint, wiederholen<br />
sich regelmäßig und sind somit erfassbar. Die Farben natürlichen Lichts spannen sich zwischen<br />
im Tageslauf variierend vom gelb-rötlichen („warmen“) Licht einer tief stehenden<br />
Sonne, über das neutral wirkende Mittagslicht bei bedecktem Himmel bis zum anderen Extrem,<br />
dem blauen Himmelslicht im Schatten eines sonnigen Tages. Aber nicht nur die Farben<br />
des Lichts sind sich regelmäßig wiederholende Naturerscheinungen, auch die Farben, die<br />
uns natürlicherweise umgeben, wiederholen sich im jahreszeitlichen Rhythmus.<br />
Farben-Phänologie<br />
Um den jahreszeitlichen Rhythmus der<br />
natürlichen Farbigkeit unserer gemäßigten<br />
Klimazonen zu beschreiben, begann<br />
ich meine Beobachtungen 2003 im Naturschutzgebiet<br />
Heuckenlock an der Süderelbe<br />
bei Hamburg. Das Gebiet an den zwei<br />
Beobachtungsstellen setzt sich aus Weichholzauen<br />
– Weiden und Pappeln – und<br />
Schilfröhricht zusammen.<br />
1 Pappelfarben im Jahreslauf<br />
(B. Hering: „Farben im Jahreskreis“ 2004)<br />
Die Grundreihe vegetativer Farbigkeit<br />
Zusammenfassend lässt sich also eine Pendelbewegung<br />
der Gesamtfarbigkeit der<br />
Landschaft feststellen. Sie durchschreitet<br />
zweimal im Jahr den Gelb und Grüngelb<br />
Bereich des Farbkreises: im Frühling vom<br />
Braun des Winters zum Blattgrün des Sommer<br />
und im Herbst über ein jetzt Gelb mit<br />
höherem Buntanteil wieder zurück zum<br />
erdnahen Braun.<br />
Diese Grundreihe, die sich ebenso in einzelnen<br />
einjährigen Pflanzenindividuen zeigt,<br />
möchte ich die vegetative Grundreihe nennen.<br />
44 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Auffällig ist der geringe Ausschlag in rötlicher<br />
Richtung. Die vegetativen Phänomene<br />
(Laubentfaltung und Blattverfärbung)<br />
wirken sich insgesamt stärker auf die Farbigkeit<br />
aus als die generativen (Blüte und<br />
Fruchtreifung).<br />
Bezieht man bei der Darstellung den Buntanteil<br />
mit ein, erkennt man eine Pendelbewegung<br />
der Farbdaten, die in Form einer ungleichen<br />
Acht, einer Lemniskate schwingen.<br />
5 Durchschnittsfarbigkeiten von Weichholzaue<br />
(s) und Buchenwald (b) im Jahreslauf, eingetragen<br />
im NCS-Farbkreis®.<br />
Unsere Wahrnehmung in<br />
der Natur gewachsen<br />
Verwirrend ist, dass wir im alltäglichen Erleben<br />
und nach unseren Alltagsbegriffen die<br />
Vegetationsfarben nicht so gelb auffassen<br />
wie sie im direkten Vergleich mit Farbmustern<br />
festzustellen sind. Die erlebte, wahrgenommene<br />
Farbe scheint eine andere zu<br />
sein.<br />
Es gibt Anpassungen an wechselnde Lichtverhältnisse,<br />
aber auch Anpassungen an<br />
die Umgebungsfarbigkeit. Welche Farben<br />
die Objekte unserer Umgebung haben,<br />
entscheidet mit darüber, wie wir die einzelnen<br />
Farben in unserer Umgebung wahrnehmen.<br />
Verschieben wir die Mitte des Farbkreises<br />
zum vorherrschenden Buntton, heißt das,<br />
in die Mitte rückt ein natürlich empfundenes<br />
gelbliches Grau. Unsere Farbzuordnungen<br />
aber gehen radial von dieser Mitte aus,<br />
auf das vorherrschende Gelb angepasst<br />
wird das Neutralgrau bläulich erscheinen.<br />
So kann die Empfindung mittleren Grüns,<br />
das im Außenraum mit dem Grün der Pflan
1 Winterliche Bunttonzuordnung von „Violettbraun“<br />
(B. Hering: „Seasonal changes of the<br />
dominating hue“ 2006)<br />
zen verbunden ist, in Herbst, Winter und<br />
Frühling sehr weit ins Gelbliche gehen.<br />
Aus dem natürlichen<br />
Farbbestand gestalten<br />
Das Farbordnungsfeld (Hering 2009) ist<br />
eine praktische Hilfe, um sich den natürlichen<br />
Farbenraum selbst zu erschließen und<br />
in ihm eine eigene Palette zu entwickeln.<br />
Wir stellen zunächst die lebendige Klanglichkeit<br />
eines Bestandes nach. Notizen über<br />
die Empfindungen vor Ort liefern die Koor<br />
dinaten für die Positionierung der Muster.<br />
Die Welt der uns umgebenden Farben wird<br />
so geordnet, wie wir sie wirklich draußen<br />
empfinden.<br />
Jetzt können wir eine neue Palette für bleibende<br />
Gestaltungen wie Wege oder Mauern<br />
entwickeln. Die Farben, die im wechselnden<br />
Bestand zu allen Jahreszeiten eine<br />
sinnvolle Ergänzung bilden, können bestehen<br />
bleiben<br />
Wird aber nach einem ergänzenden Pflanzensortiment<br />
gesucht, sollten die jahres<br />
5 Farbordnungsfeld nach B. Hering (2009)<br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
rhythmisch parallelen Farben in ihrer Wirkung<br />
miteinander überprüft werden.<br />
Dafür eignet sich der Phänologische Pflanzenfarbenpass<br />
(Hering 2010). Legt man<br />
Farbpässe verschiedener Arten nebeneinander,<br />
synchronisiert man sie im Jahreslauf,<br />
denn auf jedem Pflanzenfarbenpass sind<br />
die Farben nach Teiljahreszeiten geordnet.<br />
Durch Abdecken der jeweils anderen Teiljahreszeiten<br />
ist eine ästhetische Beurteilung<br />
der im Jahr gleichzeitigen Erscheinungen<br />
möglich.<br />
Slow colours statt Fastfood der Farbe<br />
Aus der Beschränkung der Lebensbedingungen<br />
erwächst immer ein fein balanciertes<br />
Gleichgewicht um die farbliche Mitte.<br />
So bringt auch die Magerwiese größere<br />
farbliche Schönheit und Reichtum hervor<br />
als eine nährstoffreiche Fettwiese. Erst das<br />
Bewusstsein des vom Menschen im naturnahen<br />
Umfeld empfundenen und erlebten<br />
Farbenraums auf dem Hintergrund der realen<br />
Eigenfarbigkeit ermöglicht ein harmonisches<br />
Gleichgewicht zwischen farbiger<br />
Umwelt und menschlicher Empfindung.<br />
Literatur von Hering, B.:<br />
p „Farben im Jahreskreis“ (2004)<br />
PDFKatalog, Westwerk e. V.<br />
p „Farbbeobachtungen an Weichholzaue<br />
und Röhricht“ in Pro Baum 1/07,<br />
p „Symphänologie der Farben“<br />
in TUEXENIA 27 (2007),<br />
p „Jahreszeitlicher Wandel vorherrschender<br />
Bunttöne“ in Phänomen Farbe<br />
9/2007<br />
p „Natürliche Grundlagen der Farb <br />
ge staltung“ in Gartenpraxis 1/2009<br />
p „Im natürlichen Farbraum“<br />
in Gartenpraxis 12/2009<br />
Bertolt Hering, D - Hamburg.<br />
Künstler, Maler und Farbenforscher. Seit 2003<br />
Naturstudien zur Farbgestaltung. Atelier.<br />
Tel. 040-36006556, www.bertolt-hering.de/<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 45
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Kiwi<br />
(Actinidia arguta ’Ambrosia‘)<br />
Wildobst und seltene Obstarten<br />
im naturnahen Garten<br />
Bereits vor Jahrtausenden sammelten die<br />
Menschen Früchte in der Natur. Auch heute<br />
noch werden in Bauerngärten Mispeln, Holunder,<br />
Schlehen, Ebereschen sowie Frucht<br />
Rosen und andere Wildobstarten kultiviert.<br />
Wildobst liegt heute ebenso im Trend der<br />
Zeit wie seltene Obstarten, denn sie erfüllen<br />
nahezu perfekt das Verlangen nach Produkten,<br />
die wohlschmeckend und gleichzeitig<br />
gesundheitsfördernd sind. Ihre Früchte enthalten<br />
nämlich viele wertvolle Vitamine, Mineral<br />
und Vitalstoffe, sie lassen sich zu hochwertigen<br />
Produkten verarbeiten. Darüber<br />
hinaus bieten Wildobstgehölze für die heimische<br />
Tierwelt Unterschlupf und Nahrung und<br />
bereichern somit die ökologische Vielfalt in<br />
unseren Gärten. Es sind auch viele Nützlinge<br />
darunter, die wiederum für das ökologische<br />
Gleichgewicht im Garten sorgen.<br />
Was ist „Wildobst“ eigentlich?<br />
Rein botanisch betrachtet sind „Wildobstarten“<br />
züchterisch nicht bearbeitete, aus Samen<br />
hervorgegangene Gehölzarten, deren<br />
Früchte gesammelt und vom Menschen<br />
genutzt werden. Auch die Auslesen von<br />
Kornelkirsche, Sanddorn und Co. gelten<br />
heutzutage als Wildobst.<br />
Frisch verzehren oder verarbeiten?<br />
Wildobstarten und seltene Obstarten kann<br />
man in zwei Kategorien einteilen. Einerseits<br />
gibt es Wildobstarten wie Felsenbirne, Mini<br />
Kiwi und KoreaKirsche, die besonders bekömmliche<br />
Naschfrüchte liefern. Dem stehen<br />
jene Früchte gegenüber, die sich zu wohlschmeckenden<br />
Produkten verarbeiten lassen.<br />
46 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Kornelkirschenzweig mit Früchten<br />
(Cornus mas ’Jolico‘)<br />
Indianerbanane<br />
(Asimina triloba ’Overleese‘)<br />
Saft, Marmeladen, Gelees, Trockenfrüchte, Liköre<br />
und Schnaps sind nur einige davon.<br />
Wildobst im Hausgarten<br />
Wildobst bereichert unseren Speisezettel.<br />
Allerdings sind unsere Gärten meist zu klein<br />
um so viele Wildfruchtgehölze unterzubringen.<br />
Mit der Verwendung reichfruchtender<br />
Auslesen sowie durch entsprechende<br />
Schnittmaßnahmen lassen sich regelmäßig<br />
hohe Erträge erzielen.<br />
Wildobstgehölze mit ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />
sind im Garten als Solitärsträucher<br />
(Kornelkirsche), als geschnittene<br />
Hecke (Kornelkirsche), oder als Elemente<br />
einer Blütenhecke (WildRosen, Felsenbirne)<br />
eine Bereicherung für jeden Garten. Es<br />
sind schöne Blütensträucher mit attraktiven<br />
Blüten, prächtigem Fruchtschmuck und<br />
teils brillanter Herbstfärbung (Felsenbirne,<br />
Apfelbeere). Dabei sind sie anspruchslos<br />
bezüglich ihrer Standortansprüche.<br />
Seltene und besondere Obstarten<br />
Neben den bei uns heimischen Wildobstarten<br />
und deren Auslesen wie Sanddorn, Kornelkirsche,<br />
Holunder und WildRosen sollen<br />
an dieser Stelle auch „Seltene und besondere<br />
Wildobstarten“ vorgestellt werden. Das<br />
Spektrum reicht von der Felsenbirne und<br />
der Schwarzen Apfelbeere bis zur subtropischen<br />
Indianerbanane (Paw Paw) und der<br />
aus Asien stammenden MiniKiwi.<br />
Im Vortrag wurden die zahlreichen Wildobstarten<br />
und seltene Obstarten vorgestellt.<br />
Früchte der Apfelbeere<br />
(Aronia melanocarpa ’Königshof‘)<br />
Insbesondere wurden die Standortansprüche,<br />
Pflegemaßnahmen, Inhaltstoffe und<br />
Verwertungsmöglichkeiten der Früchte angesprochen.<br />
Literatur:<br />
p ALBRECHT H.J., 2007: Sanddorn.<br />
Anbau, Ernte, Sortiment. Kordes Jungpflanzen<br />
HandelsGmbH, Bilsen.<br />
p BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEIN<br />
BAU UND GARTENBAU, 1996: Wildobst,<br />
LVGAbteilung Gartenbau, Veitshöchheim<br />
p BUNDESSORTENAMT 1999: Beschreibende<br />
Sortenliste: Wildobstarten, Landbuch<br />
Verlagsgesellschaft mbH, Hannover.<br />
p FRIEDRICH G., SCHURICHT W., 1989:<br />
Seltenes Kern, Stein und Beerenobst,<br />
J. NeumannNeudamm, Melsungen<br />
p GRÜN S. & J. NEIDHARDT 2010:<br />
Aronia – Unentdeckte Heilpflanze,<br />
edition buntehunde GdbR, Regensburg<br />
p PIRC, H., 2009: Wildobst und seltene<br />
Obstarten im Hausgarten, L. Stocker<br />
Verlag, Graz<br />
p ZEITLHÖFER, A., 2008: Wildobst für den<br />
Hausgarten, Agrarverlag, Wien.<br />
Dr. Helmut Pirc, A - 1131 Wien-Schönbrunn.<br />
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für<br />
Gartenbau, Abteilungsleiter für Gehölzkunde<br />
und Baumschulwesen
Lichtverschmutzung im <strong>Naturgarten</strong>?<br />
Wie Insekten auf Beleuchtung reagieren<br />
Künstliche Beleuchtung von Außenräumen<br />
wird als Lichtverschmutzung bezeichnet,<br />
wenn sichtbares Kunstlicht und im benachbarten<br />
UV und Infrarotbereich emittierte<br />
Strahlung störende und schädliche Auswirkungen<br />
auf Mensch und Natur zur Folge haben<br />
kann.<br />
Licht spielt für Pflanzen, Tiere und Menschen<br />
eine wichtige Rolle zur Orientierung in Raum<br />
und Zeit. Biologische Prozesse – etwa die Aktivitätsmuster<br />
von dämmerungs und nachtaktiven<br />
Tieren – werden in ihrem zeitlichen<br />
Ablauf oft durch ein Zusammenspiel von „inneren“<br />
und „äußeren“ Faktoren gesteuert. Die<br />
innere Uhr der Organismen wird dabei justiert<br />
von einem äußeren Zeitgeber, der die Uhr<br />
immer wieder richtet, etwa von der Veränderung<br />
der Lichtintensität oder der Tageslänge.<br />
Nachtaktive Insekten und Zugvögel orientieren<br />
sich räumlich am Himmelslicht. Kunstlicht<br />
kann nun die Orientierung in Raum und Zeit<br />
verwirren. Nicht alle Arten sind von solchen<br />
Täuschungen in gleicher Weise betroffen.<br />
Von Nachtfaltern und anderen Insekten ist<br />
bekannt, dass sie durch Lampen angezogen<br />
werden. Man nimmt an, dass sich nachtaktive<br />
Insekten in ihrem Flug natürlicherweise<br />
am Mond oder an anderen Himmelslichtern<br />
orientieren und dabei einen konstanten<br />
Flugwinkel zur Lichtquelle einhalten, was<br />
bei der enormen Distanz der Himmelskörper<br />
bedeutet, dass die Nachtinsekten ihre Flughöhe<br />
beibehalten. Eine Straßenlampe wirkt<br />
nun wie ein Superstern, der die Orientierung<br />
dominiert. Weil die Lampe so nahe ist im Vergleich<br />
zum Mond, muss die unter der Lampe<br />
durchfliegende Motte ihren Flug spiralig zur<br />
Lampe hinwenden, wenn sie ihren Flugwinkel<br />
beibehalten will. So kommt sie der Leuch<br />
Lichtverschmutzung wird sowohl<br />
durch direkte Beleuchtung (als auch<br />
durch den Lichtdom „Skyglow“ über<br />
den Ballungsräumen) verursacht.<br />
te immer näher, verglüht schließlich an der<br />
Lampe, erschöpft sich zu Tode oder wird von<br />
einer Fledermaus gefressen. Gewisse Insekten<br />
können im Umkreis von Dutzenden bis<br />
Hunderten von Metern um eine Lichtquelle<br />
fast komplett aus der Landschaft abgesogen<br />
werden, weshalb man von einem „vacuum<br />
cleaner effect“ (Staubsaugereffekt) des<br />
Kunstlichts spricht.<br />
Die in dieser Beziehung recht gut untersuchten<br />
Glühwürmchen werden durch Kunstlicht<br />
sowohl in ihrer räumlichen wie in ihrer zeitlichen<br />
Aktivität beeinträchtigt. Von den nachtaktiven<br />
Larven des Grossen Glühwürmchens<br />
ist bekannt, dass selbst schwache Beleuchtung<br />
jegliche Aktivität unterdrückt. Auch die<br />
Paarung der ausgewachsenen Leuchtkäfer<br />
wird gestört. Bei den meisten Leuchtkäferarten<br />
sind die lichtscheuen Männchen flugfähig<br />
und machen sich in der Sommernacht<br />
auf dem Luftweg auf die Suche nach den in<br />
der Krautschicht sitzenden Weibchen, die<br />
durch ihr biolumineszentes Licht auf sich aufmerksam<br />
machen. Die Weibchen suchen ihre<br />
Leuchtplätze offenbar noch vor der Verpuppung<br />
aus, indem sie bei Tageslicht Stellen suchen,<br />
die ihnen geeignet erscheinen. Wenn<br />
nun nachts am gewählten Leuchtplatz zufälligerweise<br />
eine Lampe scheint, so wird das<br />
ortstreue Weibchen nächtelang vergebens<br />
leuchten und schließlich ohne Nachwuchs<br />
sterben, denn Leuchtkäfermännchen meiden<br />
verleuchtete Flugräume.<br />
Wir sind weit davon entfernt, die Folgen der<br />
Lichtverschmutzung für Biodiversität und<br />
Ökosysteme wirklich abschätzen und verstehen<br />
zu können. Allein der Gedanke daran,<br />
dass den ohnehin schon stark gestörten Ökosystemen<br />
in zunehmendem Maß eine weitere<br />
<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Belastung zu gemutet<br />
wird, stimmt wenig<br />
zuversichtlich. Sicher<br />
aber zählen wir selbst zu den Verlierern, wenn<br />
wir Sternenhimmel und Glühwürmchen aus<br />
den Augen verlieren.<br />
Kunstlicht im <strong>Naturgarten</strong>?<br />
Praktische Tipps:<br />
3 nur Stellen beleuchten, wo dies wirklich<br />
notwendig ist<br />
3 keine horizontale Beleuchtung, Lichtkegel<br />
nach unten richten, gegebenenfalls Leuchtkörper<br />
seitlich und gegen oben abschirmen<br />
(mit Blenden versehen)<br />
3 UV-armes Licht ist für die meisten Insekten<br />
weniger attraktiv, daher sind Natriumdampflampen<br />
oder LED-Leuchten Quecksilberdampflampen<br />
vorzuziehen<br />
3 Leuchten mit geschlossenen Gehäusen<br />
verwenden<br />
3 Beleuchtung nur in erforderlicher Intensität,<br />
Licht allenfalls dimmen (LED)<br />
3 Beleuchtung zeitlich begrenzen: keine<br />
Beleuchtung, wenn sie von niemandem benötigt<br />
wird, Steuerung gegebenenfalls durch<br />
Timer oder Bewegungsmelder<br />
Stefan Ineichen<br />
(s.ineichen@bluewin.ch)<br />
lebt als Ökologe und<br />
Schriftsteller in Zürich.<br />
Lehrauftrag für Siedlungs-<br />
und Agrarökologie an der Zürcher Hochschule<br />
für angewandte Wissenschaften (zhaw)<br />
in Wädenswil, Präsident des Vereins Glühwürmchen<br />
Projekt (www.gluewuermchen.ch).<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 47
Visionen im naturnahen Garten<br />
regenwassermanagement im Garten<br />
Vom Umgang mit dem Wasser in zeiten zunehmender Klimaextreme<br />
Jeden Tag beginne ich mit dem Morgenjournal<br />
im Radio, aber eigentlich mag<br />
ich das nicht mehr, jagt doch eine Katastrophenmeldung<br />
die andere: Tsunamis,<br />
Schlammlawinen, Brisbane, ja, das liegt<br />
zur Abwechslung in der zivilisierten Welt,<br />
versinkt in den Fluten, von Steyr wollen wir<br />
gar nicht reden. Geht uns das etwas an? Ja,<br />
schon, den Klimawandel können wir nicht<br />
ignorieren, auch wenn weltweites KopfindenSandstecken<br />
die neueste olympische<br />
Disziplin geworden ist.<br />
Viele der Probleme haben mit Wasser, genauer<br />
gesagt, mit Niederschlägen zu tun:<br />
nicht nur sind gegenüber dem vorindustriellen<br />
Zeitalter die Jahresdurchschnittstemperaturen<br />
um fast 1° von 14,5° Celsius auf<br />
heute ca. 15,3° Celsius angestiegen, es waren<br />
auch die elf wärmsten der hundert Jahre<br />
zwischen 1909 und 2009, in den Jahren<br />
seit 1997. Auch treten vermehrt Starkregen<br />
(per definitionem 5 mm in 5 min, oder 17<br />
mm in einer Stunde) auf, auch solche mit<br />
bis zu 100 mm in der Stunde.<br />
Prallufer.<br />
Uferbereich, an die<br />
bewegtes Wasser prallt – wenn wir zum Beispiel<br />
ins Wasser springen – werden mit Schotter vor<br />
Abschwemmung geschützt.<br />
48 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Der Himmel spielt verrückt, und wir unterstützen<br />
ihn dabei kräftig:<br />
p Wir versiegeln unsere Böden, so dass Regenwasser<br />
nicht langsam in die Grundwasserkörper<br />
sickern kann, wo neues<br />
Trinkwasser gespeichert wird, sondern<br />
stattdessen Kanäle und Flüsse überschwemmt.<br />
In Deutschland sind 6,25 %<br />
der Böden tatsächlich versiegelt. Klingt<br />
gar nicht so viel, sind aber doch etwa 2,3<br />
Millionen Hektar. Zur besseren Vorstellung:<br />
Das ist mehr als die gesamte Fläche<br />
Hessens oder mehr als ein Viertel der Fläche<br />
Österreichs.<br />
p Wir verbrauchen immer mehr wertvolles<br />
Trinkwasser, auch für nicht ganz so<br />
wertvolle Zwecke wie Klospülung oder<br />
Autowaschen. In Deutschland sind das<br />
129l/Mensch/Tag, in Österreich 160, in<br />
der Schweiz 237, in den USA fast 300, und<br />
in Indien 25l. Das verbrauchte Wasser gelangt<br />
dann: siehe oben in den Kanal.<br />
Wir Menschen mit den grünen Herzen fühlen<br />
uns ohnehin oft hilflos gegenüber all<br />
So wird Laub gefiltert:<br />
Ein Laubabscheider<br />
verhindert, dass Laub und<br />
andere Verunreinigungen<br />
vom Dach in den Wasserspeicher<br />
gelangen. Das<br />
Laub wird stattdessen in<br />
den Kanal geleitet.<br />
Quelle alle Zeichnungen:<br />
Regenwasser im Garten<br />
nachhaltig nutzen, palaverlag<br />
Darmstadt, Illustratorin:<br />
Lisa Apfelbacher<br />
der Zerstörung um uns herum, hier können<br />
wir als Gartenbesitzer etwas beitragen:<br />
Neu denken<br />
Wir überdenken unsere Ansprüche und aus<br />
Hochglanzzeitschriften generierte Wunschbilder,<br />
und gestalten den Garten durstfrei.<br />
Ein standortgerechter Blumenrasen, eine<br />
gemischte heimische Hecke, ein Beet aus
Trockenstauden, ein Gründach müssen<br />
nicht zusätzlich bewässert werden.<br />
Verschenken<br />
Auch bezahlen wir nicht mehr dafür, dass wir<br />
Dachwässer in die Kanalisation einspeisen<br />
dürfen, wir schaffen im Garten Sickermöglichkeiten:<br />
Sickerflächen, Sickermulden,<br />
Sickerteiche, …in die wir die Dachwässer<br />
einleiten. Mittels Versickerungsversuch stellen<br />
wir fest, wie schnell unser Boden Wasser<br />
durchsickern lässt, demnach berechnen wir<br />
die nötige Größe der Sickermulde, die, über<br />
den Daumen geschätzt, 1020% der Dachfläche<br />
beträgt. Bei einem durchschnittlichen<br />
Dach von 100 m² reichen also etwa 20<br />
m² Platz für eine 30 cm tiefe Sickermulde.<br />
In diesem Kreis unnötig zu sagen, dass wir<br />
sie mit speziellen heimischen Pflanzen bestücken,<br />
die es aushalten, mal bis zum Hals,<br />
mal nur bis zu den Wurzelspitzen im Wasser<br />
zu stehen. Sickerelemente kombinieren wir<br />
mit Möglichkeiten zum Nutzen.<br />
Nutzen<br />
Vielleicht gönnen wir uns ja einen Gemüsegarten<br />
als Vorsorge für die Krise, oder als<br />
Zeitvertreib für den Opa, jedenfalls will der<br />
Gemüsegarten bewässert werden; die Kinder<br />
baden so gerne, also was liegt näher, als<br />
die Dachwässer, jedenfalls teilweise, zu speichern.<br />
Sickerteich (= Teich und Sickermulde<br />
drum herum), Teich oder Schwimmteich bie<br />
So nebenbei bietet unser Sickerteich auch noch<br />
wunderschöne Blüten<br />
Randbefestigung des<br />
Teiches mit Kautschukleisten.<br />
Die Randbefestigung verhindert,<br />
dass Wasser aus dem Teich läuft.<br />
Dabei ist zu beachten, dass<br />
sich Wasser immer waagrecht und niemals<br />
schräg verteilt!<br />
Visionen im naturnahen Garten<br />
ten sich an. Den Zulauf vom Dach gestalten<br />
wir als mäandrierenden Bachlauf, in Hausnähe<br />
abgedichtet, damit das Wasser nicht das<br />
Hausfundament unterspült, etwas weiter<br />
weg kann er ruhig als Sickerbach ausgeführt<br />
werden. Je nach Niederschlagsmenge bootstauglich<br />
oder nicht. Irgendwo existieren<br />
auch technische Lösungen wie Zisternen<br />
aus Beton oder Kunststoff, die sehe ich nur<br />
als Notlösungen an, in dem unwahrscheinlichen<br />
Fall, dass der Platz für eine naturnahe<br />
Lösung nicht reichen sollte.<br />
Ein gar nicht schlechter Zug der Zeit ist<br />
Multifunktionalität:<br />
unser Regenwassermanagement, kombiniert<br />
aus Entsiegelung, wasserspeichernden<br />
Teichen und Schwimmteichen und Sickermulden,<br />
alle bepflanzt aus der breiten, schönen<br />
Palette der heimischen Pflanzen, ist ein<br />
Wunder an Multifunktionalität:<br />
p wir sparen Trinkwasser und nutzen statt<br />
dessen Regenwasser<br />
p damit entlasten wir Kanalisation und<br />
Flüsse<br />
p wir füllen via Versickerung die Grundwasserspeicher<br />
p wir entlasten die Geldbörse, denn wir<br />
sparen Abwassergebühr<br />
p mit den unterschiedlichen Feuchtstandorten<br />
schaffen wir Lebensräume für spezielle<br />
Pflanzen und Tiere<br />
p neue Gartenelemente schaffen für uns<br />
Hominiden Räume für Entspannung und<br />
Freude<br />
Und so soll es doch sein!<br />
Literatur:<br />
p Polak, Paula (<strong>2011</strong>): Regenwasser im Garten<br />
nachhaltig nutzen. Naturnah planen,<br />
bauen und gestalten. palaVerlag Darmstadt<br />
(s. Literaturtipps)<br />
DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />
Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />
<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />
expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />
www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 49
Visionen im naturnahen Garten<br />
Der Freiraum der zukunft<br />
ist naturnah und sinnlich<br />
Die wesentlichen Dinge im Leben sind einfach, die einfachen Dinge machen glücklich: der Duft einer Rose, ein Kinderlachen,<br />
die Wärme der Sonne auf der Haut, der Geschmack einer frisch gepflückten Himbeere.<br />
Unsere Welt wird zunehmend komplexer<br />
und künstlicher, second life<br />
ersetzt echtes Erleben. Den Trend<br />
zur Künstlichkeit erfahren wir auch in der<br />
Gartengestaltung, von der Verwendung<br />
bunter Glasscherben sogar bei Kreisverkehren<br />
mitten in der freien Landschaft bis<br />
hin zu kantigen BetonWasserbecken und<br />
Mauern auf Kinderspielplätzen, die diesen<br />
Namen gar nicht verdienen. Weder finden<br />
sich Kinder freiwillig dort ein, noch bieten<br />
sie Möglichkeiten zum Spielen.<br />
Im Jahr 1971 durften noch 2/3 der englischen<br />
Kinder ab 7Jahren mit dem Rad im<br />
Verkehrsraum fahren, 20 Jahre später nur<br />
mehr ¼. Die Einengung des öffentlichen<br />
Raums wird hingenommen, Kinder werden<br />
von den Straßen geräumt, buchstäblich<br />
„aus dem Weg geräumt“. In den USA<br />
werden auf manchen Spielplätzen bereits<br />
Schaukeln und Rutschen entfernt, da dies<br />
als zu gefährlich gilt.<br />
Nicht nur widerspricht dies einer artgerechten<br />
Kinderhaltung, diese Formen der Gestaltung<br />
sind auch noch totlangweilig! Ebene,<br />
versiegelte Flächen, lineare Hecken, Bäume<br />
im Quadratraster bieten einfach nichts, gar<br />
nichts, keine Beschäftigungsmöglichkeit,<br />
keine Geborgenheit, keine Herausforderung<br />
oder Wohltat für die Sinne. Dabei ist<br />
es so einfach:<br />
„Der FREIraum sei ein FREuraum!“<br />
Schaffen wir Freiräume, die Freude bringen,<br />
mit allen Sinnen erlebbar sind:<br />
Offiziell haben wir Menschen 5 Sinne, mit<br />
denen wir unsere Umwelt in ihrer Gesamtheit<br />
erfassen. Allerdings behalten wir nur<br />
einen Bruchteil dessen, was wir empfangen;<br />
diese Menge ist bei jedem Sinn unterschiedlich<br />
hoch.<br />
50 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Sehen<br />
Auf den Sehsinn, auf die Augen, würden die<br />
meisten Menschen als letztes verzichten<br />
wollen. Nicht nur behalten wir immerhin<br />
30% all dessen, was wir gesehen haben, er<br />
eröffnet uns auch die gesamte Schönheit<br />
dieser Welt.<br />
Naturnahe Freiräume sind voller unterschiedlicher<br />
Farben und Formen, Oberflächen<br />
und Strukturen. Allein für die vielen<br />
Grünnuancen zwischen satter Wiese, grüner<br />
Schneerose, einem soeben geschlüpften<br />
Buchenblatt, dem Dunkel von Efeu und<br />
Eibe, und dem durch einen Wassertropfen<br />
gesehenen, becherförmigen Blatt des Frauenmantels<br />
fehlen uns die Namen. Die Kinder<br />
haben’s gut; die schauen einfach, und<br />
sehen auch!<br />
Hören<br />
Definiert sich durch die Gegenwart von<br />
Lauten, da bietet der naturnahe Freiraum<br />
viel: Vogelgesang, weil wir Nahrung und<br />
Unterschlupf für Vögel schaffen, Summen<br />
und Brummen diverser Insekten, die von<br />
unseren Wildblumen angelockt werden,<br />
das Plätschern von Wasser (verursacht von<br />
solargetriebenen Pumpen, natürlich), das<br />
Quaken der Frösche und Kinderlachen, weil<br />
sie sich wohlfühlen. Alles Laute, die im konventionelleren,<br />
sterilen Freiraum fehlen.<br />
Manche Laute wollen wir aber nicht hören,<br />
Autoverkehr beispielsweise; da helfen uns<br />
dichte, gemischte heimische Blütenhecken,<br />
Natursteinmauern und Erdwälle.<br />
riechen<br />
Alles riecht, man muss es nur wahrnehmen;<br />
auch dafür bieten naturnahe Freiräume<br />
Besonderes: Blütendüfte vom Aasgeruch<br />
des Aronstabs bis zum „jetzt ist Frühling!!!“<br />
– Geruch des Veilchens, vom Kumarin – Geruch<br />
des Waldmeisters bis zum Gestank des<br />
Igels, der unter unserem AstLaubhaufen<br />
überwintert hat. Gerüche sind Schatzkästchen<br />
voller Erinnerungen an alltägliche<br />
oder besondere Momente in unserem Leben,<br />
und da es eben unser Leben ist, sind<br />
sie für uns wertvoll.<br />
Schmecken<br />
Obst direkt vom Baum schmeckt anders als<br />
aus dem Plastikpack, Walderdbeeren unvergleichlich,<br />
und erst die jungen Erbsen!<br />
Ein Schluck Teichwasser schmeckt eben<br />
nach Teich, schadet uns nicht, und gehört<br />
ebenso zum Urlaubsgeschmack wie das<br />
Quellwasser auf der Alm. Im konventionellen<br />
Freiraum schmeckt gar nichts, weil man<br />
nichts davon essen oder trinken kann. Oder<br />
haben Sie schon einmal jemanden vom<br />
Geschmack des Flieders, der Forsythien<br />
oder der Funkien schwärmen gehört?<br />
Fühlen<br />
Da kann das „second life“ schon gar nicht<br />
mit. Wie fühlt sich die Haut einer Kröte an,<br />
oder die Hülle einer Libelle?<br />
Immerhin merken wir uns 45% dessen, was<br />
wir je ertastet haben. Unter den Überbegriff<br />
„Fühlen“ fallen neben dem Tastsinn auch<br />
das Temperaturempfinden, der Gleichgewichtssinn<br />
und der Schmerzsinn. In unseren<br />
geschützten Werkstätten sind wir zu oft<br />
abgeschottet, von den wärmenden Sonnenstrahlen<br />
ebenso wie von Sturmböen,<br />
von Unebenheiten, wie sie eben ein Waldweg<br />
bietet, von Brennnesseln ebenso wie<br />
von scharfen Steinkanten.<br />
Bienen und Dornen können stechen, Gräserblüten<br />
an den Fußsohlen kitzeln und all<br />
das gehört zum Leben, all das IST das Leben!<br />
Wir verarmen an Lebenserfahrung und<br />
geben unsere Kinder der Verarmung Preis,<br />
wenn wir uns und sie von all diesen Reizen<br />
fern halten.
Visionen im naturnahen Garten<br />
Erkenntnisse der Gehirnforschung zeigen,<br />
dass jede neue Erfahrung nicht nur neue<br />
Nervenverbindungen entstehen lässt, sondern<br />
dabei das Gehirn auch beglückende<br />
Botenstoffe aussendet. Das heißt: lernen,<br />
erfahren, verschafft uns Glücksgefühle.<br />
„Glück“, so sagt sogar der Dalai Lama, ist der<br />
Sinn des Lebens.<br />
Wer nicht rückwärtsgehen kann, kann auch<br />
nicht rückwärts zählen.<br />
Wer nicht HINgreifen darf, kann auch nicht<br />
BEgreifen.<br />
So einfach ist das!<br />
Ein abwechslungs und artenreich gestalteter<br />
Freiraum schenkt uns den Reichtum all<br />
dieser sinnlichen Erfahrungen.<br />
Text: Paula Polak<br />
Ein Gemeinschaftsvortrag von<br />
DI Paula Polak, A - Mauerbach.<br />
Ingenieurbüro für Landschaftsplanung.<br />
<strong>Naturgarten</strong>planerin und Schwimmteich-<br />
expertin. Tel. 0043 699 122 82 750,<br />
www.paulapolak.com,office@paulapolak.com<br />
Dr. Reinhard Witt, D - Ottenhofen.<br />
Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler<br />
naturnaher Projekte. www.reinhard-witt.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 51
Visionen im naturnahen Garten<br />
Grün macht Schule<br />
Wie Natur zum Erfolgsmodell wird<br />
„Grün macht Schule“ ist eine der erfolgreichsten<br />
umweltpädagogischen Initiativen<br />
in Berlin. Der 1983 von der Stiftung Naturschutz<br />
gegründete Arbeitskreis berät und<br />
betreut (Berliner) Schulen kostenlos bei der<br />
ökologischen und kindgerechten Schulhofgestaltung<br />
in Eigeninitiative.<br />
Die fachübergreifende Beratungsstelle (seit<br />
1991 ein Landschaftsarchitekt und zwei<br />
Pädagogen) wird von der zuständigen Bildungsverwaltung<br />
und dem Freilandlabor<br />
Britz e.V. getragen. Durch die Anbindung an<br />
die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung (Berliner Kultusministerium)<br />
und einen Förderfond des Landes<br />
Berlin („Vom Schulhof zum Spielhof“) können<br />
relativ unkonventionell Initiativen an<br />
Schulen mit Honoraren oder Sachmitteln<br />
unterstützt werden, u. a. Beteiligungsverfahren,<br />
Konzeptentwicklungen, Modellbau,<br />
fachgerechte Anleitungen bei Workshops<br />
und Schülerprojekten. Bedingung für eine<br />
Förderung ist die Einbeziehung von Kindern<br />
und Jugendlichen in die Planung und<br />
Umsetzung. Jährlich erhalten auf Antrag<br />
zwischen 40 und 70 Berliner Schulen (Anschub)Finanzierungen.<br />
Darüber hinaus<br />
können Schulen kostenlos Werkzeuge und<br />
Maschinen bei „Grün macht Schule“ für<br />
Projekttage ausleihen. Zu den Aufgaben<br />
gehören u. a. auch die Organisation bzw.<br />
Leitung von Fortbildungsveranstaltungen,<br />
die Vermittlung von Kontakten zu den Ämtern<br />
und Fachleuten (z.B. Künstler/innen),<br />
Hilfe bei der Sponsorensuche und Unterstützung<br />
bei der Suche nach preisgünstigen<br />
(recycelten) Materialien.<br />
Mehr als 500 Berliner Schulen sind inzwischen<br />
–zumindest teilweise zu anregenden<br />
Lebens und Lernorten umgestaltet<br />
worden. In den letzten Jahren haben vielfältige<br />
Projekte mit Künstler/innen die Atmosphäre<br />
auf den Schulhöfen bereichert, die<br />
Identifikation mit der Schule gefördert und<br />
mancher Schule einen Einstieg in die naturnahe<br />
Umgestaltung des gesamten Geländes<br />
erleichtert. Natur und KunstAktivitäten<br />
52 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Grün macht Schule<br />
auf dem Schulgelände, aber auch im Wald<br />
oder im öffentlichen Raum sind für viele<br />
Schüler/innen Höhepunkte ihrer Schullaufbahn<br />
und erfreuen sich auch in der Lehrerschaft<br />
und bei Eltern großer Beliebtheit<br />
– als Projekt mit Schüler/innen oder auch<br />
als Fortbildungsveranstaltung. Gleichzeitig<br />
werden im Kontakt mit Künstler/innen oder<br />
anderen außerschulischen Partner/innen<br />
(z. B. Förster, Waldschulen) neue Sichtweisen<br />
eröffnet und Erfahrungen gesammelt.<br />
Durch das Arbeiten außerhalb des Schulgeländes<br />
werden das unmittelbare Schulumfeld<br />
oder die unbekannte weitere Umwelt<br />
(für viele Berliner Kinder und Jugendliche<br />
sind dies die umfangreichen Waldgebiete)<br />
besser kennen gelernt und mitgestaltet.<br />
Ein wesentliches Ziel von „Grün macht<br />
Schule“ ist die Aktivierung und Qualifizierung<br />
der Beteiligten und ihre Einbeziehung<br />
in Entscheidungsprozesse. Langfristig sinnvoll<br />
und nachhaltig sind nur solche Schulhofumgestaltungsprozesse,<br />
welche durch<br />
die frühzeitige Einbeziehung von Kindern/<br />
Jugendlichen, Eltern, Schulkollegien und<br />
Hausmeister in die Planung und Durchführung<br />
von Umgestaltungsmaßnahmen<br />
die Eigeninitiative fördern. Das vorhandene<br />
KreativitätsPotential wird genutzt, das<br />
Verantwortungsgefühl gestärkt und sich<br />
bei Gesamtkonzeptionen für Schulfreiflächen<br />
der Hilfe von Fachleuten und Ämtern<br />
bedient. Fantasievolle Kunstprojekte<br />
mit natürlichen Materialien (überwiegend<br />
Stein, Holz, Lehm) werden gemeinsam mit<br />
Künstler/innen entwickelt. Sie bereichern<br />
die Schulgelände und sind häufig die sichtbaren<br />
Zeichen der Aneignung von Räumen<br />
durch Kinder und Jugendliche.<br />
Manfred Dietzen, D - Berlin.<br />
Landschaftsarchitekt „Grün macht Schule“<br />
Berlin, Beratung und Betreuung Berliner Schulen<br />
und Kindergärten bei der ökologischen und<br />
kindgerechten Freiflächengestaltung.<br />
Informationen: www.gruen-macht-schule.de,<br />
Kontakt: manfred.dietzen@senbwf.berlin.de
Naturnahe Gärten in der Stadt –<br />
ein Beitrag zum Vogelschutz?<br />
Schon im Vorfrühling ertönen allerorten<br />
die rhythmischen, fröhlich klingenden „zizidää<br />
– zizidää…“ Strophen der Kohlmeise.<br />
Sie gehört auch in Großstädten zu den<br />
häufigsten Gartenvögeln und profitiert<br />
nicht zuletzt von den zahlreichen künstlichen<br />
Nistkästen, die mittlerweile fast zur<br />
Grundausstattung eines Gartens gehören.<br />
Doch soll es in diesem Beitrag nicht<br />
darum gehen, wie man einen Garten vogelfreundlich<br />
gestaltet – z. B. mit dichten<br />
Dornhecken, überrankten Reisighaufen,<br />
heimischen Stauden, Wasserstelle und „unordentlichen“<br />
Ecken, in denen Brennnesseln<br />
wuchern dürfen und das Laub liegen<br />
bleibt. Zu diesem Thema gibt es mittlerweile<br />
genügend gute Literatur (z.B. Witt 1999,<br />
Lohmann 2000, Schäffer & Schäffer 2008).<br />
Vielmehr soll die Frage beleuchtet werden,<br />
welche Rolle Gärten, insbesondere solche<br />
im städtischen Raum, für den Vogelschutz<br />
insgesamt spielen können.<br />
Stadtvogelwelt im Wandel<br />
Dem großen Angebot an Nistkästen und<br />
winterlichen Futterstellen zum Trotz: Ein<br />
KohlmeisenPaar benötigt im Sommer<br />
(ohne zusätzliche Fütterung) für sich und<br />
seinen Nachwuchs ein Nahrungsrevier von<br />
durchschnittlich 7.500 Quadratmetern –<br />
deutlich mehr als die Fläche eines normalen<br />
Gartens. Angesichts solcher Raumansprüche<br />
– und die Kohlmeise ist in dieser Hinsicht<br />
durchaus bescheiden – scheinen den<br />
Ambitionen eines Naturgärtners, das eigene<br />
Stückchen Land zu einem artenreichen<br />
Vogelparadies zu machen, enge Grenzen<br />
gesetzt zu sein. Dies umso mehr, wenn es<br />
in einem städtisch geprägten Umfeld liegt,<br />
in der Regel umgeben von überwiegend<br />
konventionell angelegten Gärten. Seltenere<br />
Arten wird man hier selbst als sporadische<br />
Nahrungsgäste kaum antreffen, weil<br />
deren Lebensraumansprüche in der Stadt<br />
nicht (mehr) erfüllt sind. Andererseits belegen<br />
zahlreiche Untersuchungen, dass die<br />
sogenannte Gartenstadtzone, die von Reihen<br />
und EinfamilienhausSiedlungen mit<br />
zahlreichen Gärten geprägt ist, ähnlich vo<br />
gelreiche Lebensräume darstellen können<br />
wie etwa ein natürlicher Auwald.<br />
Dabei ist die Stadtvogelwelt seit Jahrzehnten<br />
in einem dramatischen Wandel<br />
begriffen. Viele Arten wie Hänfling, Stieglitz<br />
und Goldammer oder auch Girlitz und<br />
Gartenrotschwanz, ursprünglich in der<br />
heckenreichen Feldflur bzw. in kleinbäuerlich<br />
geprägten Dörfern beheimatet, zeigen<br />
deutliche Bestandsrückgänge oder sind sogar<br />
fast völlig aus der Stadt verschwunden,<br />
weil ihre einstigen Lebensräume überbaut<br />
und versiegelt wurden. Den „Feldvögeln“<br />
ist zumindest im städtischen Umfeld mit<br />
einer naturnahen Gartengestaltung nicht<br />
mehr oder nur ausnahmsweise zu helfen.<br />
Ebenso finden auch Felsbrüter wie Mauersegler<br />
und Mehlschwalbe immer weniger<br />
geeignete Brutmöglichkeiten an modernen<br />
Gebäudefassaden, und selbst der einst<br />
so vertraute Spatz macht sich rar. Andere<br />
Arten wiederum entdecken in zunehmendem<br />
Maße die Stadt als Lebensraum für<br />
sich. Bei einigen Vertretern wie der Amsel<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Kleiber<br />
ist dieser Prozess der Verstädterung längst<br />
abgeschlossen, bei anderen noch in vollem<br />
Gange.<br />
Waldvögel erobern die Stadt<br />
Am Beispiel der Metropole Hamburg soll die<br />
Veränderung der Vogelbestände genauer<br />
dargestellt werden: Vergleichende Untersuchungen<br />
in einem Korridor vom Zentrum<br />
bis zum nördlichen Stadtrand aus den Jahren<br />
1982/83 und 2007/2008 belegen, dass<br />
Arten wie Ringeltaube, Gartenbaumläufer,<br />
Buntspecht, Kleiber oder Tannenmeise inzwischen<br />
große Bereiche der Stadt erobert<br />
haben (Mitschke 2009). Die Bestände einiger<br />
Arten sind geradezu explosionsartig<br />
angestiegen: So wurden vom Zaunkönig<br />
Anfang der 80er Jahre 118 Reviere festgestellt,<br />
im Zeitraum 2007/2008 waren es<br />
bereits 1.231 Reviere. Auch kurzfristig beobachteten<br />
Vogelkundler teils gewaltige<br />
Bestandszuwächse, wie der Vergleich mit<br />
Daten aus dem Hamburger Brutvogelatlas<br />
zeigt, die im Zeitraum 19972000 erhoben<br />
wurden:<br />
Drei Fotos: Werner Gamerith<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 53
Foto: Angelika Kraft<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Vogelart Zuwachs (%)<br />
Wintergoldhähnchen 457,1<br />
Schwanzmeise 138,2<br />
Tannenmeise 85,9<br />
Gartenbaumläufer 52,0<br />
Zaunkönig 38,7<br />
Ringeltaube 23,9<br />
Rotkehlchen 17,5<br />
Bestandszunahme ausgewählter Vogelarten in<br />
einem 58 km 2 großen Korridor in Hamburg zwischen<br />
1997-2000 und 2007-2008 (n. Mitschke<br />
2009, verändert).<br />
Deutliche Verstädterungstendenzen und<br />
entsprechend positive Bestandsentwicklungen<br />
zeigen neben den genannten auch<br />
weitere Arten wie Eichelhäher, Heckenbraunelle,<br />
Zilpzalp und Mönchsgrasmücke.<br />
Was haben alle diese Arten gemeinsam,<br />
und warum zieht es sie ausgerechnet in<br />
die Stadt, nach landläufiger Meinung doch<br />
eher ein vogelfeindlicher Lebensraum?<br />
Die genannten Vogelarten sind sämtlich<br />
Bewohner aufgelockerter, strukturreicher<br />
Laub und Laubmischwälder. Strukturreich<br />
bedeutet: Es gibt viel Unterwuchs, Totholz<br />
in jeder Form, sonnige Lichtungen, vielstufig<br />
aufgebaute Waldränder, Staudenfluren,<br />
Kleingewässer und anderes mehr. Solche<br />
Wälder entstanden natürlicherweise durch<br />
Feuer, Windwurf sowie den Einfluss großer<br />
Pflanzenfresser wie Wisent, Auerochse und<br />
Wildpferd, später durch Waldweide und<br />
54 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
kleinbäuerliche Holznutzung. In modernen<br />
Wirtschaftsforsten (v.a. in solchen in Privatbesitz)<br />
sucht man dergleichen Strukturen<br />
meist vergeblich. In Fichtenstangenforsten<br />
oder in gleichförmigen Altersklassenwäldern<br />
finden Vögel daher nur wenige Lebensmöglichkeiten,<br />
entsprechend niedrig<br />
ist ihre Siedlungsdichte. Ganz anders in der<br />
durchgrünten Gartenstadtzone: Hier bieten<br />
Einzelbäume, Hecken und Gebüsche,<br />
Gartenteiche, Rasenflächen, Stauden und<br />
Gemüsebeete, gepflasterte Terrassen und<br />
Steinmauern, Sand und Kieswege, Komposthaufen,<br />
Holzschuppen und begrünte<br />
Pergolen ein engmaschig vernetztes und<br />
Rotkehlchen<br />
vielfältig ineinander verzahntes Lebensraummosaik.<br />
Was ein Naturgärtner am<br />
liebsten in konzentrierter Form vereinigen<br />
würde, ist hier zahlreich über eine große<br />
Fläche verteilt und bietet viele Brutmöglichkeiten,<br />
Singwarten und klare Grenzen<br />
zwischen den einzelnen Vogelrevieren. So<br />
verwundert es nicht, dass viele Vogelarten<br />
in städtischen Gärten, Parks und Grünanlagen<br />
mittlerweile häufiger sind als in ihrem<br />
ursprünglichen WaldLebensraum. Das<br />
gilt ganz besonders für den Gartenvogel<br />
schlechthin, die Amsel, die ausgerechnet<br />
von kurz geschorenen Rasenflächen profitiert:<br />
Beim regelmäßigen Mähen wird,<br />
trotz Fangkorb, eiweißreicher Grasschnitt<br />
auf dem Boden verteilt – ein Festessen für<br />
Regenwürmer, die Leibspeise der Amseln.<br />
Und die von Naturgärtnern geschmähten<br />
Nadelgehölze und Thujahecken bieten<br />
sichere Brutmöglichkeiten für Grünfink,<br />
Heckenbraunelle, Gimpel, Tannenmeise,<br />
Goldhähnchen und andere Arten, die sonst<br />
in der Stadt nicht leben könnten. (Diese Anmerkungen<br />
sollen keineswegs die naturnahe<br />
Gestaltung von Gärten und Grünanlagen<br />
diskreditieren!)<br />
Gärten und globale<br />
Artenvielfalt<br />
In der Großstadt Hamburg zählen 15 der 20<br />
häufigsten Brutvogelarten zu den „Gartenvögeln“<br />
– auch bundesweit betrachtet allesamt<br />
sogenannte Allerweltsvögel. Sollten<br />
wir uns dann nicht besser um die seltenen<br />
Vögel kümmern? Lange Zeit haben Naturschützer<br />
genau diese Strategie verfolgt.<br />
1998 jedoch sorgte eine Veröffentlichung<br />
des Vogelkundlers Martin Flade für Aufsehen<br />
in der Fachwelt: Ihm war bei der Auswertung<br />
des kurz zuvor erschienenen Europäischen<br />
Brutvogelatlas aufgefallen, dass<br />
Deutschland für viele gefiederte Bewohner<br />
von Wäldern, Parks und Gärten eine internationale<br />
Verantwortung trägt. So lebt<br />
etwa ein Viertel der gesamten Weltpopulation<br />
von Sumpfmeise und Sommergoldhähnchen<br />
in Deutschland (Tab. 2). Arten<br />
wie Seeadler, Kranich oder Uhu, die bisher<br />
im Fokus der Schutzbemühungen gestanden<br />
hatten, sind dagegen zwar bei uns selten,<br />
aber global betrachtet überhaupt nicht<br />
gefährdet.<br />
Vogelart Anteil D an Welt Rang D<br />
Sommer<br />
population (%) in Europa<br />
goldhähnchen > 25 2.<br />
Sumpfmeise ca. 24 1.<br />
Ringeltaube > 20 2.<br />
Girlitz > 20 2.<br />
Misteldrossel ca. 20 2.<br />
Grünfink > 15 1.<br />
Heckenbraunelle ca. 15 2.<br />
Blaumeise ca. 15 2.<br />
Gartenbaumläufer > 12 3.<br />
Mönchsgrasmücke > 10 1.<br />
Deutsche Brutvogelarten, die auch in Gärten<br />
leben und in ihrer Weltverbreitung ganz oder<br />
überwiegend auf Europa beschränkt sind<br />
(n. Flade 1998, verändert), D: Deutschland
Andere Vogelarten sind zwar über Europa<br />
hinaus verbreitet, doch macht die deutsche<br />
Population einen Großteil des gesamteuropäischen<br />
Bestandes aus:<br />
Vogelart Anteil D an europ. Rang D<br />
Population (%) in Europa<br />
Kernbeißer > 25 1.<br />
Waldohreule > 20 1.<br />
Amsel ca. 20 1.<br />
Singdrossel > 15 1.<br />
Bachstelze > 15 1.<br />
Tannenmeise ca. 15 2.<br />
Kohlmeise > 10 1.<br />
Kleiber > 10 1.<br />
Klappergrasmücke > 10 2.<br />
Buntspecht ca. 10 1.<br />
Deutsche Brutvogelarten, die mit mindestens<br />
zehn Prozent ihres europäischen Bestandes<br />
in Deutschland (D) brüten und bei denen die<br />
deutsche Population die größte oder zweitgrößte<br />
in Europa ist (n. Flade 1998, verändert).<br />
Berücksichtigt sind nur Vögel, die auch in<br />
Gärten leben.<br />
Die Ursache für die auf den ersten Blick<br />
erstaunliche Tatsache, dass viele der aufgelisteten<br />
Vogelarten gerade in Deutschland<br />
besonders häufig sind, liegt in deren<br />
ursprünglichem Lebensraum begründet:<br />
Viele von ihnen sind Bewohner von Eichen<br />
oder Buchenmischwäldern, die wiederum<br />
ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa<br />
haben (v.a. Buchenwälder). Nicht<br />
besondere Attraktivität oder Seltenheit<br />
einer Art sollten ausschlaggebend sein für<br />
Schutzbemühungen, sondern der globale<br />
Gefährdungsgrad. Keine der genannten<br />
Tannenmeise<br />
Buntspecht<br />
Vogelarten steht in Deutschland auf der<br />
berüchtigten „Roten Liste“, ihre Bestände<br />
sind stabil oder nehmen sogar zu. Betrachtet<br />
man jedoch die Bestandsentwicklungen<br />
jeweils getrennt in Wäldern und im<br />
Siedlungsbereich, also in Gärten, Parks und<br />
Grünanlagen, so ergeben sich deutliche<br />
Unterschiede: Im Wald ist für viele Vogelarten<br />
eine negative Bestandsentwicklung zu<br />
verzeichnen, zum Teil bedingt durch eine<br />
intensivere Holznachfrage (auch für regenerative<br />
Energiequellen wie Holzpellets<br />
und Hackschnitzel) und entsprechend intensivere<br />
forstliche Nutzung der Wälder. Die<br />
insgesamt positive Bestandssituation wird<br />
also ganz überwiegend durch ein Anwachsen<br />
der Bestände (vgl. Tab. 1) im Siedlungsraum<br />
bewirkt (Flade & Sudfeldt 2008)! Das<br />
gilt insbesondere für die Gartenstadtzonen,<br />
in denen Parks und Friedhöfe mit altem<br />
Baumbestand mit den Gärten großräumig<br />
vernetzt sind. Städtischen Gärten kommt<br />
also auch aus globaler Sicht eine erhebliche<br />
Bedeutung zum Schutz der Vogelwelt und<br />
damit der Artenvielfalt insgesamt zu. Dies<br />
gilt umso mehr, je naturnäher Gärten, Parks<br />
und Grünanlagen geplant, bepflanzt und<br />
gepflegt werden.<br />
Literatur:<br />
p Flade, M. (1998): Neue Prioritäten im<br />
deutschen Vogelschutz: Kleiber oder<br />
Wiedehopf? Der Falke 45 (12): 348355<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
p Flade, M. & Ch. Sudfeldt (2008): Vögel<br />
und Schutz der biologischen Vielfalt in<br />
Deutschland. Der Falke 55 (5): 170178<br />
p Mitschke, A. (2009): Wo sind all die Haussperlinge<br />
geblieben? 25 Jahre Stadtkorridorkartierung<br />
in Hamburg. Hamburger<br />
avifaunistische Beiträge Bd. 36: 147196<br />
p Lohmann, M. (2000): Vogelparadies<br />
Garten. BLV, München, 2. Aufl.: 127 S.<br />
p Schäffer, A. & N. Schäffer (2008): Gartenvögel.<br />
AULA, Wiebelsheim, 2. Aufl.: 162 S.<br />
p Witt, R.(1999): Ein Garten für Vögel.<br />
Kosmos, Stuttgart: 62 S.<br />
Dr. Uwe Westphal aus D - Seevetal<br />
ist Diplom-Biologe und Fachzeitschriftenredakteur.<br />
Nach langjähriger hauptamtlicher<br />
Tätigkeit im Naturschutz arbeitet er heute<br />
als freier Publizist und Textdienstleister.<br />
Weitere Infos unter: www.westphal-naturerleben.de<br />
oder www.westphal-textdienst.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 55
Wildpflanzen<br />
Vielblütiges<br />
Salomonssiegel<br />
(Polygonatum multiflorum)<br />
Gäbe es eine Hitliste der Pflanzen-Mythologien, stände das Salomonssiegel sicherlich an<br />
vorderer Stelle – es ist eine Zauberdroge erster Klasse. Aber auch im richtigen Leben zeigt es<br />
viele Eigenschaften, die es zu einer außergewöhnlichen Pflanze machen.<br />
Das Vielblütige Salomonssiegel (Polygonatum<br />
multiflorum) oder „Vielblütiger Weißwurz“,<br />
„WaldWeißwurz“, „WaldSalomonssiegel“<br />
oder „Gelenkwurz“ ist eine Pflanzenart,<br />
die zur Familie der Mäusedorngewächse<br />
(Ruscaceae) gehört. „Weißwurz“ und „Gelenkwurz“<br />
beschreiben die hellen, in Jahres<br />
Wachstumsabschnitten unterteilten Rhizome.<br />
An ihnen bildet sich im Jahresrhythmus<br />
ein neuer Rhizomabschnitt mit Knoten<br />
(griechisch: polys = viel; gony = Knoten;<br />
Polygonatum = vielknotig), der beim Absterben<br />
der Pflanzentriebe entsteht. Bis zu<br />
17 Jahresabschnitte wurden gezählt. Diese<br />
rundlichen Narben, die vermeintlich das<br />
Aussehen eines Siegels haben, erregten die<br />
Vielblütiges Salomonssiegel mit<br />
kräftigem Austrieb<br />
56 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
spirituellen Phantasien vieler Zeitgenossen.<br />
König Salomo soll einen Siegelring getragen<br />
haben, der aus dem Paradiese stammt.<br />
Da Salomo die Wunderheil und Zauberkraft<br />
der Pflanze bereits kannte und die Wurzel<br />
dazu benutzte, um für den Bau eines Tempels<br />
Felsen zu sprengen, wurde die Pflanze<br />
nach ihm benannt.<br />
Es gibt ca. 60 Weißwurzarten, davon 39 in<br />
China. Drei Arten sind in ganz Europa verbreitet:<br />
das Vielblütige Salomonssiegel (Polygonatum<br />
multiflorum), der Quirlblättrige<br />
Weißwurz (Polygonatum verticillatum) und<br />
der Wohlriechende Weißwurz (Polygonatum<br />
odoratum), auch „Echtes Salomonssiegel“<br />
genannt. Das Vielblütige Salomonssiegel<br />
ist eine ausdauernde, reizvoll bizarr<br />
geformte Pflanze, die eine Wuchshöhe von<br />
30 bis 60 (bis 100) Zentimeter erreicht. Ihr<br />
aufrechter, übergebogener Stängel besitzt<br />
einen runden oder stumpfkantigen Querschnitt.<br />
Im Frühjahr bilden sich kräftige<br />
Sprosse, aus denen sich – fast täglich sichtbar<br />
– der charakteristisch geformte Blattstängel<br />
entwickelt. Unter den Blattstängeln<br />
und den kräftig grünen elliptischen Blättern<br />
erscheinen 6 – 7 mm lange, hängende,<br />
geruchlose, traubige, weiße Blütenstände.<br />
Weiße Glockenblüten hängen am gebogenen Stängel<br />
Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Zwischen<br />
August und September prägen die<br />
zunächst grünen, später dunkelblauen bis<br />
schwarzen Beeren das Pflanzenbild. Sie<br />
haben einen Durchmesser von 7 – 9 mm<br />
und sind wie alle überirdischen Teile der<br />
Pflanzen giftig – von Vögeln und Insekten<br />
jedoch begehrt. Die Beeren haben einen<br />
abstoßend süßen Geschmack.<br />
Vorkommen<br />
Das Vielblütige Salomonssiegel ist in den<br />
gemäßigten Zonen Europas, Nordasiens<br />
und in Nordamerika anzutreffen. Krautreiche<br />
Buchen, Eichen und NadelMischwaldgesellschaften<br />
sind der bevorzugte<br />
Lebensraum. Schattige Lagen und lockere,<br />
basenreiche, oft kalkhaltige, mäßig stickstoffreiche<br />
Lehmböden bilden das benötigte<br />
Bodensubstrat.<br />
Ökologische Funktionen<br />
Das Salomonssiegel ist ein Geophyt, das<br />
heißt, es überwintert unter der Erde. Der<br />
Nektar der Blüten ist nur von langrüsseligen<br />
Hummeln erreichbar oder von Schmetterlingen,<br />
die aber nur selten die Blüten aufsuchen.<br />
Selbstbestäubung ist häufig. Die Vermehrung<br />
erfolgt vegetativ über die Rhizome<br />
oder über Verdauungsverbreitung (Endochorie).<br />
Damit ist eine Symbiose zwischen<br />
Pflanzen und Tierwelt gemeint, die auch<br />
bei Pfaffenhütchen, Maiglöckchen und Efeu
vorkommen. Nach dem Verzehr der Frucht<br />
bereiten die Verdauungssäfte den Kern für<br />
die Keimung vor. Für einige Pflanzen, z.B. die<br />
Himbeere, ist die Verdauung durch den Vogel<br />
Voraussetzung für das Keimen. Der mit<br />
ausgeschiedene Kot dient dem Keimling<br />
als Dünger. Je nach Länge des Verdauungszyklus´<br />
und dem Aktionsradius des Tieres<br />
kann die Pflanze größere oder kürzere Verbreitungsdistanzen<br />
überwinden.<br />
Inhaltsstoffe<br />
Das Vielblütige Salomonssiegel enthält<br />
zahlreiche Saponine und Flavonoide, deren<br />
bedeutendstes Aglykon Diosgenin ist. Die<br />
Zuckerkomponenten hierbei sind Glucose,<br />
Galaktose, Arabinose und Xylose. Vor allem<br />
die Beeren enthalten giftige Inhaltsstoffe.<br />
Bei Verzehr kommt es zu Übelkeit, Erbrechen<br />
oder Durchfällen. Auch Halluzinationen<br />
und vorübergehende Sehstörungen<br />
werden als Symptome beschrieben.<br />
Medizin<br />
In der Medizin wird das Salomonssiegel<br />
nicht mehr angewandt. Ältere Angaben<br />
über das Vorkommen von herzwirksamen<br />
Digitalisglykosiden wurden nicht bestätigt.<br />
– In der modernen Kräuterheilkunde findet<br />
die Pflanze jedoch noch Anwendung als<br />
blutdruck und blutzuckersenkendes sowie<br />
als schleimlösendes und hustenstillendes<br />
Mittel. Weitere Anwendungen erfolgen bei<br />
Prellungen, Schwellungen, Stauchungen<br />
und Altersbeschwerden. In der chinesischen<br />
Medizin ist das Weißwurzrhizom seit<br />
Jahrhunderten eine bekannte und häufig<br />
eingesetzte Pflanze. Auch die Nordamerikanischen<br />
Indianer kannten die Weißwurzel<br />
als Heil und Nahrungsmittel.<br />
Volksmedizin<br />
In der Volksmedizin fand das Rhizom des<br />
Salomonssiegels breite Anwendung bei<br />
Frauenbeschwerden, Prellungen, Entzündungen<br />
und Hämorrhoiden. Auch gegen<br />
Lungen, Magen und Darmbeschwerden<br />
sowie bei Herzschwäche und Rheuma fand<br />
der gepulverte und oft im Breiumschlag<br />
aufgelegte Wurzelstock Anwendung. Der<br />
Beerensaft sollte Ausschläge und Hautflekken<br />
beseitigen. Auch als Aphrodisiakum<br />
(„zu den ehelichen Werken reize ...“, Tabernaemontanus)<br />
sollte der Weißwurz wirksam<br />
sein. In einer mittelalterlichen Übersetzung<br />
des Dioscurides (1. Jahrh.) heißt es dazu:<br />
„Die Weißwurz hat ein weisse / weiche / lange<br />
wurzel /... / welche zu den Wunden wird<br />
wie ein Pflaster obergelegt. Vertreibt darzu<br />
auch die Masen und Mackeln deß Angesichts.“<br />
Tabernaemontanus, der die Pflanze<br />
ebenfalls bei Sommersprossen und anderen<br />
Flecken der Haut empfiehlt, schreibt<br />
auch: „Etliche sagen / daß die Wurzel ein<br />
Krafft habe /darmit sie zu den Ehelichen<br />
Wercken reize. (Daher wird sie in etlichen<br />
Apothecken mit Zucker überzogen / daß<br />
sie lieblicher zu gebrauchen seye)“. In der<br />
chinesischen Medizin ist das Weißwurzrhizom<br />
allerdings seit Jahrhunderten eine bekannte<br />
und häufig eingesetzte Pflanze.<br />
Geschichte/Mythologie<br />
Der Sage nach ist das Salomonssiegel<br />
die geheimnisvolle Springwurzel, die alle<br />
Schlösser und Türen öffnen kann, so wie es<br />
Salomo schon erlebt hat. Keiner weiß, wo<br />
die Springwurzel zu finden ist. Nur mit der<br />
Hilfe des Spechts könne man sie entdekken.<br />
Man müsse den Eingang zu seinem<br />
Nest zusperren, dann holt er die geheimnisvolle<br />
Springwurzel, um diesen Eingang<br />
zu öffnen. In diesem Augenblick muss<br />
man den Specht erschrecken, damit er die<br />
Wurzel fallen lässt. Dann ist man reich und<br />
wohlhabend, denn nun kann man eiserne<br />
Tore öffnen, hinter denen große Schätze<br />
verborgen liegen. In der Nordamerikanischen<br />
Kräutermedizin der Indianer gehört<br />
die Wurzel des Salomonssiegels zur Wolfsmedizin;<br />
das bedeutet, Veränderungen vorzunehmen,<br />
neue Wege zu gehen. Pflanzen,<br />
die zur Wolfsmedizin gehören, haben oft<br />
Bauteile (Blätter, Wurzeln), die im rechten<br />
Winkel zueinander stehen. Dieser rechte<br />
Winkel symbolisiert eine Kreuzung, eine<br />
Entscheidung.<br />
Gartentipp<br />
Das Salomonssiegel ist durch seinen überhängenden<br />
Wuchs eine sehr auffällige und<br />
dekorative Pflanze für den frischen, nährstoffreichen,<br />
lehmighumosen Boden im<br />
Schatten oder Halbschatten. Insbesondere<br />
die sich entwickelnde bizarre Form und die<br />
spätere Fruchtbildung machen den Reiz<br />
dieser sich wandelnden Pflanze aus. Vorstellbar<br />
ist die Gestaltung eines kleinen artenreichen<br />
oder auch „wilden“ Schattenbiotops<br />
in einer Gartenecke, im Hausschatten,<br />
unter einem Solitärbaum oder unter einer<br />
Hecke mit einer Baumwurzel oder Totholz.<br />
Wildpflanzen<br />
Blaue Beeren, aber ungenießbar süß und giftig<br />
Herbstfärbung am Naturstandort<br />
Heimische Waldpflanzen mit vielfältigen<br />
und gleichfalls auffälligen abwechslungsreichen<br />
Formen sind hier das Gestaltungsprinzip:<br />
Efeu als Unterbepflanzung,<br />
Waldgräser, heimische Farne, Schattenblümchen,<br />
Einbeere, große Sterndolde,<br />
Kleines Immergrün, Waldziest, gewöhnlicher<br />
Seidelbast, Lerchensporn, Waldprimel,<br />
Immenblatt, Herbstzeitlose, Türkenbundlilie,<br />
Aronstab und viele Andere finden hier<br />
ihren passenden Platz. Bei allen SalomonssiegelPflanzen<br />
ist auf die jeweils heimische<br />
Art zu achten, wenn man die vollständigen<br />
ökologischen Funktionen und eine hohe<br />
tierische Artenvielfalt in seinem Garten<br />
ermöglichen möchte. Viele gebietsfremde<br />
Arten werden auf den Pflanzenmärkten angeboten.<br />
Karl-Heinz Niehus, D - Löhne.<br />
Lehrer und Natur schützer. Beschäftigt sich seit<br />
20 Jahren mit Fragen der Ökologie, kommunalen<br />
Landschafts gestaltung, Artenvielfalt,<br />
Naturschutz, <strong>Naturgarten</strong>, Öffentlichkeitsarbeit.<br />
kalleniehus@gmx.de<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 57
Internes<br />
Internes und Neues<br />
von November 2010 bis Februar <strong>2011</strong><br />
Erika & Rolf Borchers,<br />
Regionalgruppe Bühren<br />
Drei neue regionalgruppen<br />
So viele Aktive hatten wir noch nie. Seit Jahresanfang<br />
gibt es drei neue Regiogruppen,<br />
die sich auf Ortsebene organisieren: Wir<br />
begrüßen ganz herzlich die Regionalgruppe<br />
„Bühren“ mit Erika & Rolf Borchers, das<br />
„Osnabrücker Land und Umgebung“ mit<br />
Jürgen Schneiders & Helmut Hechtbauer<br />
Homepage<br />
www.naturgarten.org –<br />
Naturnahe Beispiele und<br />
Protokolle NGT<br />
Aktuell ist sie immer, Erweiterungen und<br />
„Schönheitskorrekturen“ können jedoch<br />
nur in ruhigeren Bürozeiten stattfinden. Das<br />
war im November <strong>2011</strong> der Fall. Seitdem ist<br />
unser Traum einer großen Übersichtskarte<br />
naturnaher Mitgliedergärten in Erfüllung<br />
gegangen. Vielleicht liegt der eine oder andere<br />
Garten oder NaturErlebnisRaum demnächst<br />
auf Ihrem Weg?<br />
www.naturgarten.org/online_private_<br />
naturgaerten_uebersicht/<br />
Auf dieser google mapsÜbersichtskarte<br />
finden Sie zurzeit etwa 40 private Naturgärten<br />
in Deutschland, die fast alle auf Anfrage<br />
besichtigt werden können. Mit Kurzporträts,<br />
Links, Routenplaner und mehr...<br />
58 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Jürgen Schneiders & Helmut Hechtbauer,<br />
Regionalgruppe Osnabrücker Land und Umfeld<br />
sowie die Gruppe „Brandenburg“ mit Renate<br />
FroeseGenz. Von Schleswig Holstein<br />
bis ins tiefste Bayern gibt es nun 11 aktive<br />
Regiogruppen, die sich regelmäßig austauschen,<br />
kleine Exkursionen organisieren,<br />
Messestände für den Verein betreuen, Vorträge<br />
halten oder sogar einen Schmetterlingsgarten<br />
aufbauen. Spannend zu lesen<br />
sind die Tätigkeitsberichte 2010 und die<br />
www.naturgarten.org/naturgarten_<br />
beispiele/privatgaerten/<br />
Die gleichen Naturgärten wie auf der Übersichtskarte,<br />
hier jedoch mit ausführlichen<br />
Porträts, Kontaktadressen und vielen schönen<br />
Fotos.<br />
www.naturgarten.org/naturnahe<br />
Beispiele/naturerlebnisraeume_google/<br />
Auf dieser google mapsÜbersichtskarte<br />
finden Sie zurzeit 35 NaturErlebnisRäume<br />
in Deutschland, die auf Anfrage besichtigt<br />
Renate Froese-Genz,<br />
Regionalgruppe Brandenburg<br />
geplanten Veranstaltungen <strong>2011</strong>: Schauen<br />
Sie doch mal rein, nehmen Sie Kontakt<br />
auf und machen Sie mit: www.naturgarten.<br />
org/ueberuns/regios/. Auch die Geschäftsstelle<br />
gibt gern Auskünfte: 071316499996.<br />
Wo wird wohl die nächste Gruppe entstehen?<br />
werden können. Mit Kurzporträts, Links (direkt<br />
zu den Webseiten der Planer und Gestalter),<br />
Routenplaner und mehr…<br />
www.naturgarten.org/naturgarten_<br />
beispiele/naturerlebnisraeume/<br />
Viele NaturErlebnisRäume (NER) werden<br />
hier mit ausführlichen Porträts, Kontaktadressen<br />
und vielen schönen Fotos vorgestellt.<br />
Wer möchte seinen Garten oder seinen<br />
NaturErlebnisRaum hier veröffentlichen?<br />
Bitte Kontakt mit der Geschäftsstelle (Kerstin<br />
Lüchow) aufnehmen.<br />
Alle Protokolle der NGT <strong>2011</strong> sind inzwischen<br />
auf der Homepage zu finden unter<br />
www.naturgarten.org/derverein/mitgliederbereich/mitgliederversammlungen/.<br />
Auch die Berichte und Programme der Regiogruppen<br />
sind online (bitte die jeweiligen<br />
Regiogruppenseiten aufrufen:<br />
www.naturgarten.org/ueberuns/regios/).
BMU entdeckt <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
550.000 Besucher surften 2010 über unsere<br />
Webseite – so viel wie nie zuvor in der<br />
Vereinsgeschichte. Nicht nur hier, auch in<br />
einem anderen Bereich haben wir einen<br />
großen Sprung geschafft. Ohne unser Zutun<br />
wurden wir auf höchster politischer<br />
Ebene entdeckt: Seit Oktober 2010 wird<br />
der <strong>Naturgarten</strong> e.V. in der 28seitigen Broschüre<br />
des Bundesministeriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />
Nr. 2503 „Biologische Vielfalt – Die Grundlage<br />
unseres Lebens“ als Infoquelle genannt.<br />
www.bmu.de/bestellformular/content/<br />
4159.php. Auf Seite 24 wird in folgendem<br />
Zusammenhang auf den <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
hingewiesen: „Was kann ich selbst tun?<br />
Ein Garten für Mensch und Natur. Mit der<br />
Gestaltung Ihres Gartens haben Sie es in der<br />
Hand, für Vögel, Schmetterlinge und viele<br />
weitere Tiere einen attraktiven Lebensraum<br />
zu schaffen. Pflanzen Sie heimische Sträucher<br />
und Wiesenblumen, schaffen Sie Versteck-<br />
und Nistmöglichkeiten. Für eine reichere Tierwelt<br />
im Garten genügt es oft schon, kleinere<br />
Rasenbereiche weniger oft zu mähen, „Unkräuter“<br />
stehen und blühen zu lassen, eine<br />
Kompost-Ecke und kleine Holzstapel anzulegen,<br />
ein bisschen Fallobst und Herbstlaub<br />
liegen zu lassen, einen alten Baum zu erhalten<br />
oder auf Pflaster zu verzichten. Weniger<br />
„geputzt und gestriegelt“: So bleiben unsere<br />
Städte und Dörfer Lebensraum für Spatz & Co.<br />
Infos: www.naturgarten.org<br />
Diese Veröffentlichung freut uns sehr und<br />
wir hoffen, dass der <strong>Naturgarten</strong>gedanke<br />
zukünftig noch stärkere Beachtung in der<br />
Politik finden wird. Vielleicht mit Ihrer Hilfe?<br />
Neuauflage Medienkoffer<br />
Natur-Erlebnis-räume,<br />
Ausleihe und Verkauf<br />
Nach wochenlanger, harter Arbeit ist er<br />
fertig: Der Lebensraum Schulhofkoffer<br />
erstrahlt in neuem Glanz und heißt nun<br />
Medienkoffer NaturErlebnisRäume. Gemeinsam<br />
überarbeiteten Kerstin Lüchow,<br />
Manfred Pappler und Reinhard Witt die gesamten<br />
Inhalte und passten sie an moderne<br />
Medien an. Beispielsweise gibt es das überarbeitete<br />
Buch von Manfred Pappler (bisher<br />
in Papierform) nun als Datei auf einer<br />
DatenDVD. Video und Dias wurden durch<br />
eine FilmDVD und digitale Fotos ersetzt.<br />
Die Overheadfolien liegen jetzt digital vor<br />
und können daher selbst ausgedruckt oder<br />
in eine PowerpointPräsentation eingebunden<br />
werden. Insgesamt wurden die Inhalte<br />
Internes<br />
Emailleschild <strong>Naturgarten</strong><br />
Leider hat uns die Qualität des ersten Musterschildes<br />
nicht überzeugt: Statt der erwarteten<br />
leuchtenden Farben enttäuschte<br />
uns ein dunkler, unscharfer Gesamteindruck<br />
mit eher abschreckender Wirkung. Kurzentschlossen<br />
wechselten wir den Hersteller<br />
und beauftragten nun die Firma Razim<br />
(Wien) mit einem neuen Musterschild, das<br />
bei Redaktionsschluss leider noch nicht<br />
vorlag. Dieses Mal erwarten wir eine deutlich<br />
bessere Qualität. Wir möchten uns bei<br />
den Mitgliedern für ihre Bestellungen (70<br />
Vorbestellungen bis Februar) und für ihre<br />
Geduld beim Versand bedanken. Vorsichtshalber<br />
haben wir ein paar Reserveschilder<br />
anfertigen lassen: Wer den Bestelltermin<br />
versäumt hat, kann das Schild jetzt noch<br />
in der Geschäftsstelle erwerben (Preis auf<br />
Anfrage).<br />
<strong>Naturgarten</strong><br />
Ich bin ein<br />
Mitglied im Netzwerk<br />
www.naturgarten.org<br />
und Vorlagen gestrafft, so dass sie nun wesentlich<br />
übersichtlicher sind. Ergänzt wurde<br />
der Koffer um das Buch NaturErlebnisRäume,<br />
Musterrundbriefe (inkl. Jubiläumsausgabe),<br />
Flyer und die NERBroschüre von<br />
Reinhard Witt. Der Koffer bleibt ein Holzkoffer.<br />
Er wurde liebevoll von Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen hergestellt und an<br />
unsere Bedürfnisse angepasst. Seit 1. April<br />
<strong>2011</strong> kann der Koffer für 120 Euro gekauft<br />
oder in der Geschäftsstelle ausgeliehen<br />
werden: www.naturgarten.org/ueberuns/<br />
medienausleihe/medienkoffer/<br />
Ein herzlicher Dank geht an die Beschützende<br />
Werkstatt Heilbronn und ein ganz großer<br />
Dank gebührt Manfred Pappler, der uns<br />
sämtliche Daten kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt hat. Danke, Manfred, auch für die<br />
vielen, ehrenamtlich investierten Stunden.<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 59
Internes<br />
Neues Fachbetriebslogo<br />
– Neuer Fachbetrieb –<br />
Überarbeitete richtlinien<br />
Bioland hat im letzten Jahr ein neues Vereinslogo<br />
und passend dazu neue Logos für<br />
seine Kooperationspartner entwickelt. Deshalb<br />
zeichnen sich die anerkannten Fachbetriebe<br />
für Naturnahes Grün nicht mehr<br />
durch das „Blatt“empfohlen von Bioland,<br />
sondern mit diesem gemeinsamen <strong>Naturgarten</strong>Biolandlogo<br />
aus.<br />
Seit <strong>2011</strong> gibt es einen neuen Fachbetrieb:<br />
Dieter Gaissmayer ist nach erfolgreicher<br />
Prüfung in der Kategorie „Naturnahe Wildpflanzen<br />
und Wildsamenproduktion“ anerkannt.<br />
Herzlichen Glückwunsch, Dieter, wir<br />
freuen uns, dass du dabei bist. Wer möchte<br />
sich 2012 für das Zertifizierungsverfahren<br />
anmelden? Infos gibt es bei Kerstin Gruber,<br />
T. 09161 – 62923, EMail: gkt.architektur@<br />
tonline.de<br />
Die Richtlinien der Fachbetriebe wurden<br />
im Winter überarbeitet: Wir haben z. B. die<br />
Anträge vereinfacht, bisherige Kriterien<br />
verständlicher formuliert und wenige neue<br />
Regelungen – beispielsweise zu Geophyten<br />
und alten Obstsorten – aufgenommen. Bei<br />
Redaktionsschluss befand sich die „neue“<br />
Version noch in Arbeit.<br />
60 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Kerstin Lüchow<br />
Liebe Mitglieder, liebe<br />
Saatgutbörse-Interessenten,<br />
Es gibt eine gute Nachricht: Die aktuelle<br />
Samenliste ist da, sie steht im Mitgliederbereich<br />
unserer Homepage www.naturgarten.org/adressen/saatgutboerse/.<br />
Es sind wieder eine Menge interessante<br />
Arten dabei, schaut mal rein. Interessenten<br />
ohne Computer schicke ich die Liste<br />
auf Anfrage gern in Papierform zu. Bitte<br />
Logoverwendung<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Keine Sorge, es gibt kein neues Logo.<br />
Oder doch? Bei unseren Streifzügen<br />
durch die MitgliederWebseiten präsentierte<br />
sich unser Logo gleich zweimal in<br />
veränderter Form: Grafiker hatten auf<br />
und/oder unter der Linie Textzusätze eingefügt.<br />
Der Vorstand möchte deshalb auf<br />
diesem Weg darauf hinweisen, dass das<br />
<strong>Naturgarten</strong> logo in keinster Weise verändert<br />
werden darf – weder durch andere<br />
Umverteilung Aufgabenfelder<br />
zweier Vorstände<br />
Persönliche Neigungen und die Zusammenarbeit<br />
innerhalb des Teams führten zu<br />
Veränderungen der Aufgabenfelder zweier<br />
Vorstände: Renate FroeseGenz betreut<br />
wie bisher das Internet und zusätzlich die<br />
Geschäftsstelle. Dorothee Dernbach ist seit<br />
<strong>2011</strong> für den Bereich Weiterbildung, Mitgliederbetreuung<br />
und Visionen zuständig.<br />
Wir bedanken uns an dieser Stelle für die<br />
Wiederwahl auf der MV (s. Protokolle Internet)<br />
und freuen uns auf die vor uns liegende<br />
<strong>Naturgarten</strong>zeit.<br />
sendet einen Brief mit Umschlag und Rückporto<br />
an: Dorothea Schulte, Breitestr. 16,<br />
58452 Witten.<br />
Außerdem hätte ich für die nächste Erntesaison<br />
einige Wünsche. Wer kann mir<br />
folgende Arten schicken: Wiesenstorchschnabel,<br />
Wiesensalbei, Türkenbundlilie,<br />
EnzianArten, LychnisArten, Himmelsleiter,<br />
Glockenblumen? Es wäre schön, wenn ich<br />
einiges davon bekommen könnte.<br />
Farben noch durch Textzusätze, Symbole<br />
oder Zeichen. Hier gilt der Grundsatz: Unser<br />
Logo ist unantastbar. Wer sich nicht<br />
sicher ist, kann seinen Entwurf gern (vor<br />
der Veröffentlichung!) der Geschäftsstelle<br />
vorlegen und vom Vorstandsteam „absegnen“<br />
lassen.<br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> <strong>2011</strong><br />
und außerordentliche<br />
Mitgliederversammlung<br />
Leider sind sie schon wieder vorüber, es<br />
geht immer viel zu schnell. Interessante<br />
Vorträge, bekannte und neue Referenten,<br />
nette TeilnehmerInnen sowie ein Überraschungsthema<br />
auf der MV sorgten für<br />
ein ausgefülltes Programm. Während der<br />
Nachbereitung der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> entstand<br />
bei den Vorständen der Wunsch, dieses<br />
Jahr noch zu einer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung einzuladen. Bitte<br />
lesen Sie hierzu unsere Sonderseite „Vorankündigung<br />
außerordentliche MV <strong>2011</strong>“.<br />
Ganz viel Saatgut habe ich noch von<br />
Bunter Akelei, Digitalis, WiesenbocksbartArten,<br />
Wilde Karde, Taubenskabiose<br />
und Seifenkraut. Bitte setzt hier mal<br />
eine Saison mit dem Sammeln aus und<br />
schickt mir lieber die anderen Arten. Vielen<br />
Dank.<br />
Ein schönes erfolgreiches Gartenjahr<br />
wünsche ich Euch,<br />
Eure Dorothea Schulte
Ankündigung einer Außerordentlichen<br />
Mitgliedsversammlung des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Termin: 7. 8. Oktober <strong>2011</strong><br />
Ort: wird noch bekanntgegeben (voraussichtlich Fulda)<br />
Zeitrahmen: Freitagnachmittag bis Samstagnachmittag<br />
Liebe Mitglieder!<br />
Auf der MV im Januar <strong>2011</strong> ist deutlich geworden,<br />
dass wir unsere internen Vereinsgeschehen<br />
anschauen, diskutieren und<br />
bearbeiten sollten. Das betrifft die Kommunikationskultur<br />
zwischen Vorstand und MV,<br />
auch die Frage „Wie wollen wir in Zukunft<br />
auf den Mitgliederversammlungen miteinander<br />
umgehen?“. Darüber hinaus wollen<br />
wir uns anschauen, ob die gegenwärtigen<br />
Vereinsstrukturen noch der Fülle der Aufgaben<br />
gerecht werden. Last not least werden<br />
wir auch den geäußerten Vorwürfen gegen<br />
den Vorstand mit der nötigen Transparenz<br />
begegnen.<br />
Dazu wollen wir alle an der Vereinsentwicklung<br />
interessierten Mitglieder zu einer außerordentlichen<br />
MV einladen. Um jedem<br />
die Chance zu geben, sich den Termin frei<br />
zu halten, kommt hier eine Vorankündigung:<br />
Die fristgerechte Einladung erfolgt<br />
im nächsten Rundbrief.<br />
Wir möchten Befürworter, Kritiker und die<br />
schweigende Mehrheit zu Wort kommen<br />
lassen, Zeit und Raum einräumen, um alle<br />
wichtigen Argumente zu hören und zu<br />
bearbeiten. Unser Ziel ist, ein breites Feedback<br />
der Mitglieder zur aktuellen Entwicklung<br />
des Vereins und der Vorstandsarbeit<br />
einzuholen. Jeder kann jetzt schon dazu<br />
beitragen, indem er sowohl Lob als auch<br />
Kritik nicht zurückhält – höflich und sachlich<br />
bleibt – alle wichtigen Fragen & Anregungen<br />
in die außerordentliche MV hineinbringt<br />
– sich seiner eigenen Vision wieder<br />
bewusst wird.<br />
Alle Mitglieder erhalten an dieser Stelle<br />
die Möglichkeit, ihre Anliegen, Lob, Fragen,<br />
Kritik usw. schriftlich einzureichen.<br />
Wir bitten Euch, beschränkt Euch auf max.<br />
eine DIN A4 Seite, wir möchten das auf<br />
der MV an Schautafeln visualisieren. Bitte<br />
in geeigneter Form (Worddoc) an die Geschäftsstelle<br />
mailen, wir werden dort alles<br />
sammeln.<br />
Wir hoffen auf eine große Beteiligung, angenehme<br />
Gesprächskultur und gute Lösungen.<br />
Euer Vorstand<br />
Internes<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 61
Internes<br />
Veranstaltungen von April bis Juli <strong>2011</strong><br />
Liebe <strong>Naturgarten</strong>mitglieder, hier finden Sie alle Veranstaltungen, die uns bei Redaktionsschluss vorlagen. Sämtliche Termine mit jeweils ausführlichen Beschreibungen<br />
können immer aktuell auf der <strong>Naturgarten</strong>Homepage eingesehen werden: www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/. Tragen auch Sie Ihre<br />
Veranstaltung(en) zum Thema “naturnah“ hier ein.<br />
Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />
Freitag, 8. April –<br />
19:30 Uhr<br />
Samstag, 9. April –<br />
Sonntag, 10. April<br />
10:00 – 16:00 Uhr<br />
Samstag, 9. April –<br />
Sonntag, 10. April<br />
20:00 – 22:30 Uhr<br />
Samstag, 9. April<br />
9:00 – 12:00 und<br />
13:00 – 16:00 Uhr<br />
(2 mal 3 Std.)<br />
Samstag, 9. April<br />
10 – 14 Uhr<br />
Samstag, 16. April –<br />
Samstag, 14. Mai<br />
Vernissage 15:00 Uhr<br />
Samstag, 16. April<br />
9:00 – 17:00 Uhr<br />
Sonntag, 17. April –<br />
Montag, 18. April<br />
10:00 – 18:00 Uhr<br />
Sonntag, 17. April<br />
11:00 – 17:00 Uhr<br />
Montag, 18. April<br />
14:00 – 17:00 Uhr<br />
Dienstag, 19. April<br />
10:00 – 12:00 Uhr<br />
oder<br />
14:00 – 16:00 Uhr<br />
Mittwoch, 20. April –<br />
Donnerstag, 21. April<br />
14:00<br />
Mittwoch, 20. April<br />
14:00 – 17:00 Uhr<br />
Donnerstag, 21. April<br />
8:00 – 12:00 Uhr<br />
Samstag, 23. April<br />
10:00 – 11:30 Uhr<br />
Donnerstag, 28. April<br />
– Sonntag, 1. Mai<br />
14:00 Uhr<br />
Sonntag, 1. Mai<br />
11:00 – 17:00 Uhr<br />
Samstag, 7. Mai<br />
10:00 – 20:00 Uhr<br />
Samstag, 7. Mai<br />
15:00 – 17:00 Uhr<br />
62 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Saatgutvermehrung D37127 Bühren<br />
Hinter den Höfen 4<br />
Erika und Rolf Borchers<br />
T: 055022306<br />
Fortbildung: Wald, Erde & Märchen gehören zusammen! D 49076 Osnabrück Silke Bicker<br />
T: 05417707215<br />
Märchenabend Gemüseküche D 49074 Osnabrück Silke Bicker<br />
T: 05415804385<br />
Frauen/Weidenflechten/Programm:<br />
Ein Rankgerüst schweißen und mit Weide durchflechten<br />
Grüne 9<br />
Die TeilnehmerInnen widmen sich den 3x3 wichtigen Frühlings<br />
und Zauberkräutern.<br />
D 93167 Falkenstein<br />
Erpfenzell 10a<br />
D 47647 Kerken/<br />
Niederrhein<br />
Winternam 132<br />
Ausstellung zum Thema <strong>Naturgarten</strong> D 65195 Wiesbaden<br />
WilfriedRiesStraße<br />
Gartenpflegseminar CH 9545 Wängi<br />
Frauenfelderstraße 27<br />
Saatgutbörse, Internationales Forum für Saatgut,<br />
Demonstration<br />
Belgien<br />
1000 Brüssel<br />
16. Nettetaler Pflanzenbörse D 41334 Nettetal<br />
Sassenfeld 200<br />
Kinderferienprogramm/5-10Jahre/Saisoneröffnung<br />
mit der Kräuterhexe Kathrin Rieppel und dem<br />
Gartenschrat Peter Robl<br />
Kinderferienprogramm/Alter ab 4Jahre/<br />
Thema Osterwerkstatt<br />
Wochenendseminare – Lebensraum Hecke – NaDiQuAk -<br />
Karlsruhe<br />
Kinderferienprogramm/Alter 6-10Jahre/Ein Oster-oder<br />
Frühlingsmobile bauen<br />
Kinderferienprogramm/Alter 6-10Jahre/Frühstücken<br />
mit der Kräuterhexe<br />
D 93167 Falkenstein<br />
Erpfenzell 10a<br />
D 93167 Falkenstein<br />
Erpfenzell 10a<br />
D 76133 Karlsruhe<br />
Bismarkstraße 10<br />
D 93167 Falkenstein<br />
Erpfenzell 10a<br />
D 93167 Falkenstein<br />
Erpfenzell 10a<br />
Bunte Vielfalt – Wildpflanzen für Terrasse und Balkon D 65195 Wiesbaden<br />
WilfriedRiesStraße<br />
Frühlings-Workshop NaDiQuAk D 76133 Karlsruhe<br />
Bismarkstraße 10<br />
Saisoneröffnung auf dem Naturschutzhof D 41334 Nettetal<br />
Sassenfeld 200<br />
Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />
T: 09462387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />
Hilshof<br />
T: 028319779565<br />
diewildrose.de/netzwerk/regiogrupperheinmain<br />
Winkkler Richard Naturgärten<br />
T: 0041(0)523782184<br />
planung@gartenland.ch<br />
info@saatgutkampagne.org<br />
NABU Naturschutzhof Nettetal<br />
Tel. und Fax 0215389374<br />
naturschutzhof@web.de<br />
www.nabukrefeldviersen.de<br />
Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />
T: 09462387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />
Kathrin Rieppel<br />
T: 09462387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />
A. Radkowitsch<br />
EMail: radkowitsch@phkarlsruhe.de<br />
T: 0721 9254246<br />
NaDiiQuAk@phkarlsruhe.de<br />
Kathrin Rieppel<br />
T: 09462387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />
Kathrin Rieppel und Peter Robl<br />
T: 09462387, gartenwerkstatt@gmx.de<br />
Sabine Kohlstadt<br />
T: 06120972596<br />
A. Radkowitsch<br />
EMail: radkowitsch@phkarlsruhe.de<br />
T: 0721 9254246<br />
NaDiiQuAk@phkarlsruhe.de<br />
NABU Naturschutzhof Nettetal<br />
Tel. und Fax 0215389374<br />
naturschutzhof@web.de<br />
www.nabukrefeldviersen.de<br />
2. Frühlingsmarkt & Gartenkunst D 75433 Maulbronn Stephan Rotzler, Tel./Fax: 07043 / 40 22 9,<br />
KleineRaupeNatur@aol.com<br />
Bunte Vielfalt – Wildpflanzen für Terrasse und Balkon D 65439 Flörsheim<br />
Weilbach<br />
Frankfurter Str. 74<br />
Sabine Kohlstadt<br />
T: 06120972596<br />
kohlstadt@diewildrose.de
Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />
Freitag, 13. Mai –<br />
Sonntag, 15. Mai<br />
15:00 Uhr<br />
Sonntag, 15. Mai<br />
10:00 – 18:00 Uhr<br />
Freitag, 20. Mai –<br />
Sonntag, 15. Januar<br />
9:00 – 21:00 Uhr<br />
Freitag, 20. Mai –<br />
Samstag, 21. Mai<br />
14:00 Uhr<br />
Samstag, 21. Mai –<br />
Sonntag, 22. Mai<br />
10:00 – 18:00 Uhr<br />
Samstag, 21. Mai<br />
14:00 – 19:00 Uhr<br />
Sonntag, 22. Mai<br />
10:00 – 16:00 Uhr<br />
Montag, 23. Mai –<br />
Mittwoch, 25. Mai<br />
8.00 – 17.00 Uhr<br />
Freitag, 27. Mai –<br />
Samstag, 28. Mai<br />
14:00 Uhr<br />
Mittwoch, 1. Juni –<br />
Samstag, 4. Juni<br />
14:00 Uhr<br />
Sonntag, 5. Juni<br />
10:00 – 18:00 Uhr<br />
Mittwoch, 8. Juni<br />
15:00 – 18:00 Uhr<br />
Mittwoch, 8. Juni<br />
9:00 – 17:00 Uhr<br />
Sonntag, 12. Juni<br />
14:00 – 18:00 Uhr<br />
Samstag, 18. Juni<br />
9:00 – 15:00 Uhr<br />
Samstag, 25. Juni<br />
14:00 – 19:00 Uhr<br />
Samstag, 25. Juni<br />
14:00 – 17:00 Uhr<br />
Sonntag, 26. Juni<br />
10:00 Uhr<br />
Sonntag, 26. Juni<br />
13:00 –15:00 Uhr<br />
Samstag, 2. Juli –<br />
Mittwoch, 6. Juli<br />
ab 8.30 Uhr<br />
Stunde der Gartenvögel D 41334 Nettetal NABU Naturschutzhof Nettetal<br />
Tel. und Fax 0215389374<br />
naturschutzhof@web.de<br />
www.nabukrefeldviersen.de<br />
Tag der offenen Gärten bei uns (nur So.!) D 55232 Alzey<br />
Heimersheim<br />
Lochgasse 1<br />
Internes<br />
Monika & Friedhelm Strickler<br />
T: 06731 3831, strickler@tonline.de<br />
www.gaertnereistrickler.de<br />
9. Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planer-Lehrgang <strong>2011</strong>/2012 D 55127 Mainz Ahornblatt GmbH, T: 06131 72354<br />
nachricht@ahornblattgarten.de<br />
www.ahornblattgarten.de<br />
Einführungsveranstaltung: NaDiQuAk –<br />
der neue Qualifikationslehrgang Umweltbildung der<br />
Pädagogischen Hochschule Karlsruhe<br />
D 76133 Karlsruhe<br />
Bismarkstraße 10<br />
14. Hohenstoffeln Kräutertage D 78247 Binningen<br />
Bachstr. 7<br />
Gartenexkursion CH 9545 Wängi<br />
Frauenfelderstraße 27<br />
Tag der Offenen Gartentür D 85570 Ottenhofen<br />
bei München<br />
Fortbildung zum Fachberater für Natur-Erlebnis-Räume D 85570 Ottenhofen<br />
bei München<br />
Quellenweg 20<br />
Wochenendseminare – Wildbienen D 76133 Karlsruhe<br />
Bismarkstraße 10<br />
NaDiQuAk – Sommer-Workshop D 76133 Karlsruhe<br />
Bismarkstraße 10<br />
Kräutertage in Heimersheim D 55232 Alzey<br />
Heimersheim<br />
Lochgasse 1<br />
Familientag <strong>Naturgarten</strong> praktisch D 34233 Fuldatal<br />
bei Kassel<br />
A. Radkowitsch<br />
EMail: radkowitsch@phkarlsruhe.de<br />
T: 0721 9254246<br />
NaDiiQuAk@phkarlsruhe.de<br />
Syringa Samen<br />
T: 07739 1452, info@syringasamen.de<br />
www.syringasamen.de<br />
Winkler Richard Naturgärten<br />
T: 0041(0)523782184<br />
planung@gartenland.ch<br />
Dr. Reinhard Witt<br />
T: 0812146483, www.reinhardwitt.de<br />
Dr. Reinhard Witt<br />
T: 0812146483<br />
www.reinhardwitt.de<br />
A. Radkowitsch<br />
EMail: radkowitsch@phkarlsruhe.de<br />
T: 0721 9254246<br />
NaDiiQuAk@phkarlsruhe.de<br />
A. Radkowitsch<br />
EMail: radkowitsch@phkarlsruhe.de<br />
T: 0721 9254246<br />
NaDiiQuAk@phkarlsruhe.de<br />
Monika & Friedhelm Strickler<br />
T: 06731 3831, strickler@tonline.de<br />
www.gaertnereistrickler.de<br />
Heike WefingLude<br />
WefingLude@arcor.de, T: 0562/4916091<br />
Gartenpflegseminar CH 9545 Wängi Winkler Richard Naturgärten<br />
T: 0041(0)523782184<br />
planung@gartenland.ch<br />
Tag der offenen Gärten Hadamar D 65589 Hadamar<br />
Nähe Limburg an<br />
der Lahn<br />
Bahnhofstr. 10<br />
Praxis-Seminar – Der biologische Kräutergarten –<br />
gestalten, pflegen, ernten<br />
D 55232 Alzey<br />
Lochgasse 1<br />
Schwimmteichexkursion CH 9545 Wängi<br />
Frauenfelderstraße 27<br />
Rosenkurs CH 9545 Wängi<br />
Frauenfelderstraße 27<br />
Susanne Piwecki<br />
susanne.piwecki@<br />
kunstundkulturwerkstatt.de<br />
Monika & Friedhelm Strickler<br />
T: 06731 3831, strickler@tonline.de<br />
www.gaertnereistrickler.de<br />
Winkler Richard Naturgärten<br />
T: 0041(0)523782184<br />
planung@gartenland.ch<br />
Winkler Richard Naturgärten<br />
T: 0041(0)523782184<br />
planung@gartenland.ch<br />
Herkulesaktion in der Moosschwaige D 81249 München T: (089)20027081 oder kurz vor dem<br />
Termin 015205853724<br />
Gartenexkursion im <strong>Naturgarten</strong> der Kunst-<br />
und Kulturwerkstatt<br />
D 65589 Hadamar<br />
Oberzeuzheim Nähe<br />
Limburg an der Lahn<br />
Bahnhofstr. 10<br />
EXKURSION: Naturnah Unterwegs in Süddeutschland D 74572 Blaufelden,<br />
Nürnberg und München<br />
Susanne Piwecki<br />
susanne.piwecki@<br />
kunstundkulturwerkstatt.de<br />
Kerstin Lüchow<br />
T: 07131 17 21 33<br />
kerstinluechow@web.de<br />
www.naturgarten.org/media/11_<br />
naturnahunterwegs_Programm_<br />
Anmeldevordruck.pdf<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 63
Buchbesprechungen<br />
Buchempfehlungen für NaturgärtnerInnen<br />
Aufderheide, Ulrike (<strong>2011</strong>):<br />
rasen und Wiesen im naturnahen Garten<br />
Neuanlage • Pflege • Gestaltungsideen. pala-Verlag Darmstadt, 180 Seiten, sw Abbildungen,<br />
Hardcover, ISBN 978-3-89566-274-4, 14,00 €<br />
Wie schön, wenn endlich jemand<br />
einmal ein Buch schreibt, der tatsächlich<br />
über das Thema Bescheid<br />
weiß! Dieses Buch lässt keine Frage<br />
offen. Es steckt so voller Fachwissen,<br />
Tipps und Ideen, dass wir Freude<br />
daran haben, in es hineinzulesen<br />
und darin zu versinken. Und wer<br />
die Biologin und naturnahe Grünplanerin<br />
Ulrike Aufderheide (www.<br />
naturgar tenfachbetriebe.de)<br />
kennt, weiß, dass sie immer für unkonventionelle<br />
Ideen und Ansätze<br />
gut ist. Sie entwickelt die Idee von<br />
blütenreichen Rasen im Garten aus<br />
der Evolution, solche Flächen sind<br />
die Folge der (Über)Weidung von<br />
Mammut, Waldelefant, Wildpferd<br />
und Co. Die hielten die Blumenwiesen<br />
stellenweise so kurz, dass<br />
Wer schon immer eine didaktische<br />
Anleitung zum Lernen von<br />
Vogelstimmen suchte, für den ist<br />
dieses Werk das richtige. Beim<br />
Durchblättern dieses von Professor<br />
HansHeiner Bergmann und dem<br />
Biologen und bekannten Vogelstimmenimitator<br />
Uwe Westphal<br />
liebevoll gestalteten Büchleins<br />
stechen zunächst 160 Sonagramme<br />
ins Auge. Dieser akustische<br />
Fingerabdruck eines jeden Vogels<br />
ist derzeit die aussagekräftigste<br />
Methode, um den Gesang grafisch<br />
darzustellen und zu interpretieren.<br />
Die für den Laien zunächst etwas<br />
64 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
daraus eine artenreiche Grasnarbe<br />
entstehen konnte, der Blumen<br />
oder Kräuterrasen. Doch davon<br />
sind die meisten Gartenbesitzer<br />
weit entfernt. Es ist schön zu lesen,<br />
dass „die meisten Rasenprobleme<br />
von selbst verschwinden, wenn wir<br />
statt ´Monokulturen´ mit nur wenigen<br />
Grasarten, die nach den Regeln<br />
der Intensivlandwirtschaft gepflegt<br />
werden, artenreiche Blumenkräuterrasen<br />
und Blumenwiesen in unseren<br />
Gärten anlegen.“<br />
Ja, und darin ist dieses Buch Spitze!<br />
Hier gibt es wirklich alles aus<br />
praxisnaher Sicht: Die Vielfalt der<br />
Rasen und Wiesen im Garten, ihre<br />
Planung, Anlage, Pflege natürlich.<br />
Dann die Spezialrasen auf befestigten<br />
Flächen wie Blumenschotterra<br />
kryptisch anmutende Methode<br />
wird durch die Hörbeispiele mit Originalaufnahmen<br />
auf der beiliegenden<br />
MiniDVD entschärft. Gesang<br />
und Sonagramm lassen sich so unmittelbar<br />
vergleichen und werden<br />
transparent und verständlich. Auf<br />
200 Seiten erhält der Leser einen<br />
umfassenden Einblick in die faszinierende<br />
Welt der Vogelstimmen.<br />
Wir hören von den anatomischen<br />
Grundlagen, von Sinn und Zweck<br />
der Gesänge, von unterschiedlichen<br />
Warnrufen für Luft und Bodenfeinde.<br />
Wir erfahren von der individuellen<br />
Entwicklung des Gesanges und<br />
sen, Rasengittersteine, Fugenrasen,<br />
Hangrasen, Duftrasen. Und was ist<br />
mit dem Moos? Das Buch hat kein<br />
Problem damit und wie Sie es loswerden,<br />
verrate ich nicht, aber es<br />
steht im Buch! Und, mal wieder<br />
weiter gedacht als Standardautoren:<br />
das Buch bringt sogar die<br />
Alternative zu sich selbst. „Es geht<br />
auch ohne Rasen“, heißt ein Kapitel.<br />
Über das eine oder andere mag<br />
man diskutieren, z.B. ob man Maulwürfe<br />
oder Wühlmäuse tatsächlich<br />
in Lebendfallen fangen kann (ich<br />
wette: Nein), dass das Aufstellen<br />
von Sitzstangen für Greifvögel hier<br />
hülfe (doppeltes Nein), und dass<br />
dieses Buch neben einigen ganz<br />
netten SchwarzWeißIllustrationen<br />
mit überzeugenden Farbfotos viel<br />
Bergmann, Hans-Heiner & Uwe Westphal (2010):<br />
Grundkurs Vogelstimmen –<br />
Heimische Vögel an ihren Stimmen erkennen.<br />
Quelle & Meyer Verlag (Wiebelsheim), 206 S. plus Anhang<br />
und Audio-DVD, ISBN 978-3-494-01477-7, 19,95 €<br />
von griechischen Schäferhunden,<br />
die auch dann noch folgsam auf die<br />
Hütepfiffe ihres Schäfers reagieren,<br />
wenn diese in den Gesang eines Isabellsteinschmätzers<br />
integriert sind.<br />
Für die Praxis wurden ein Übungsteil<br />
mit Hörbeispielen auf der DVD<br />
sowie ein Bestimmungsschlüssel<br />
für 53 häufig vorkommende Arten<br />
entwickelt. Zum problemlosen<br />
Mitnehmen ins Gelände ist er im<br />
Anhang des Buches auf 63 kleinen<br />
Karteikarten ausgedruckt. Wer sich<br />
dann noch die zahlreichen im Buch<br />
dargestellten Umschreibungen und<br />
Merkverse, die zum Teil – wie auch<br />
einige verblüffend naturgetreue<br />
Imitationen – von Uwe Westphal<br />
in unnachahmlicher Weise auf der<br />
lebendiger rüber käme. Aber letzteres<br />
ist Verlagssache und schmälert<br />
den ökologischen Wert dieses<br />
Bändleins in keinster Weise. Es ist<br />
das Beste, was ich je zum Thema<br />
gelesen habe. Wer es nicht kauft, ist<br />
selbst dran schuld: Er wird dümmer<br />
bleiben, als es sein muss.<br />
Reinhard Witt<br />
DVD vorgetragen werden, zu Gemüte<br />
führt, versteht endgültig,<br />
warum die Beschäftigung mit der<br />
Vogelwelt und ihren Lebensäußerungen<br />
eine „scientia amabilis“, eine<br />
liebenswerte Wissenschaft ist.<br />
Werner David
David, Werner (2010): Lebensraum Totholz.<br />
Gestaltung und Naturschutz im Garten.<br />
pala Verlag, Darmstadt, 180 Seiten mit 45 sw-Zeichnungen,<br />
Hardcover, ISBN 978-3-89566-270-6, 14,00 €<br />
Totholz lebt – und wie! So könnte<br />
das Fazit des vorliegenden Buches<br />
lauten. Detailliert und kenntnisreich<br />
stellt der Autor die vielfältigen<br />
Facetten des Lebensraumes Tot<br />
und Morschholz vor. Abgestorbene<br />
Baumruinen, vermodernde Stämme<br />
oder morsche Äste im Naturwald<br />
bieten bei unvoreingenommener<br />
Betrachtung nicht nur einen<br />
ganz besonderen ästhetischen Reiz.<br />
Sie erfüllen auch vielfältige, häufig<br />
verkannte ökologische Funktionen,<br />
z.B. als Keimbett für eine neue<br />
Baumgeneration und als Nahrungsquelle<br />
für eine Armada von Pilzen<br />
und Kleintieren. Kenntnisreich und<br />
gewürzt mit Wortwitz und Humor<br />
vermittelt der Autor Einblicke in<br />
einen fremden Mikrokosmos. Werner<br />
David, studierter Biologe und<br />
Chemiker, erklärt die Prozesse des<br />
Holzabbaus und das natürliche<br />
Stoffrecycling trotz aller wissenschaftlichen<br />
Detailgenauigkeit anschaulich<br />
und leicht verständlich<br />
und räumt mit verbreiteten Vorurteilen<br />
gegen Totholz auf, etwa als<br />
vermeintliche Brutstätte für Schädlinge.<br />
Ein großer Teil des Buches ist<br />
den Bewohnern dieses besonderen<br />
Lebensraumes gewidmet, den<br />
artenreichen Gruppen der Käfer,<br />
Ameisen, Mücken, Schnecken, Milben,<br />
der Schlupfwespen und vieler<br />
anderer wirbelloser Tiere mehr und<br />
nicht zuletzt den Höhlenbewohnern<br />
unter den Vögeln und Säugetieren.<br />
Der geneigte Leser staunt<br />
über die enorme Vielfalt, allerdings<br />
braucht es angesichts der Vielzahl<br />
und Vielfalt der vorgestellten Pro<br />
tagonisten, von denen viele nur<br />
Fachbiologen bekannt sind, schon<br />
ein gewisses Durchhaltevermögen,<br />
um sich durch die Fülle der zweifellos<br />
interessanten Einblicke in das<br />
fremdartig anmutende Leben der<br />
kleinen Krabbler zu arbeiten. Hier<br />
wäre weniger sicherlich mehr gewesen.<br />
Der letzte Teil des Buches widmet<br />
sich schließlich der vielseitigen<br />
Verwendung von Totholz im Garten.<br />
Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit<br />
erläutert Werner David z.B.<br />
die Anlage von Reisighaufen und<br />
Totholzpyramiden, er erklärt die<br />
Anlage von Käferbeeten und Hackschnitzelwegen,<br />
regt zum Bau von<br />
Totholzzäunen und zur Pilzzucht im<br />
eigenen Garten an. Dieser praktische<br />
Teil wäre es schon alleine wert,<br />
das Buch zu kaufen. Doch nicht nur<br />
(Natur)Gärtnern und interessierten<br />
Naturfreunden sei die Lektüre ans<br />
Herz gelegt, sondern auch Förstern,<br />
Polak, Paula (<strong>2011</strong>): regenwasser im Garten<br />
nachhaltig nutzen. Naturnah planen, bauen und gestalten.<br />
pala-Verlag Darmstadt. 200 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-89566-285-0, 14,00 €<br />
In diesem kleinen, aber sehr feinen<br />
Büchlein beschäftigt sich die<br />
Landschaftsökologin Paula Polak<br />
mit dem nachhaltigen, ressourcenschonenden<br />
Umgang mit Regenwasser<br />
in unseren Gärten. Dabei<br />
ist Ihr die Rolle des Einzelnen und<br />
seine Verantwortung für die Umwelt<br />
ein zentrales Anliegen. Der<br />
erste Teil des Buches beschäftigt<br />
sich daher mit dem Wasserhaushalt<br />
und seiner Beeinträchtigung durch<br />
den Menschen. Die dort beschriebenen<br />
katastrophalen Folgen des<br />
Klimawandels gipfeln in einem Appell<br />
an jeden Gartenbesitzer, seinen<br />
kleinen aber durchaus wichtigen<br />
Gegenbeitrag zu leisten. Ein angeführtes<br />
Zitat veranschaulicht das<br />
auf sympathische Weise: „Wenn Du<br />
glaubst, Du bist zu klein um etwas<br />
zu bewirken, versuch mal mit einer<br />
Stechmücke im Zimmer ruhig zu<br />
schlafen“. Paula Polak ist mit einem<br />
erfrischend trockenen Humor gesegnet,<br />
der immer wieder unerwartet<br />
aufblitzt und auch so nüchterne<br />
Themen wie die Umrechnung von<br />
Niederschlagsmengen mit Leben<br />
erfüllt. In den praktischen Teil fließt<br />
die langjährige praktische Erfahrung<br />
der Gartenplanerin ein, hier<br />
spricht jemand mit Lehm an den<br />
Gummistiefeln und dem schwarzen<br />
Naturgärtnerhalbmond unter den<br />
Fingernägeln. Das Herz der Autorin<br />
hängt besonders an den Schwimmteichen,<br />
die ohne jeden Einsatz<br />
von Filter oder Belüftungstechnik<br />
ein stabiles ökologisches System<br />
bilden. Natur und Mensch können<br />
hier Seite an Seite ihre Bedürfnisse<br />
stillen. Auch die zunehmende Versiegelung<br />
unserer Böden kann im<br />
Garten durch ökologische Alternativen<br />
wie wassergebundene Wegedecken<br />
mit einem Blumenschotterrasen<br />
oder Natursteinpflaster<br />
ersetzt werden. Das Regenwasser<br />
wird im Schwimmteich, in Zisternen<br />
oder Versickerungsmulden<br />
aufgefangen und so auf schonende<br />
Weise dem Wasserkreislauf zurück<br />
gegeben. Berechnungsformeln für<br />
die benötigten Flächen und umfangreiche<br />
Pflanzlisten helfen dem<br />
Gartenbesitzer bei der Planung,<br />
und so ganz nebenbei erfährt er<br />
noch grundlegende Informationen<br />
über die Ökologie von Teichen und<br />
Buchbesprechungen<br />
Waldbesitzern und Mitarbeitern in<br />
der kommunalen Grünverwaltung.<br />
„Lebensraum Totholz“ schließt eine<br />
echte Marktlücke.<br />
Dr. Uwe Westphal<br />
Böden. Falls Sie also eine Lücke in<br />
Ihrem Bücherregal haben, sollten<br />
Sie keine Sekunde zögern, sich dieses<br />
liebenswerte Buch zuzulegen.<br />
Werner David<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 65
Buchbesprechungen<br />
Demski, Eva und Michael Sowa (2009): Gartengeschichten<br />
Insel-Verlag, 7. Auflage, Hardcover o. Taschenbuch, 233 Seiten, 19,80 € für die gebundene Ausgabe<br />
„Er hat mich mehr als einmal gerettet,<br />
der Garten: die Dinge zurechtgerückt,<br />
mich zum Lachen gebracht,<br />
wenn mir zum Heulen war.<br />
Er bereitet mir Niederlagen, aber er<br />
tröstet mich, wenn die Welt mir welche<br />
bereitet.“<br />
Eva Demski ist passionierte Naturgärtnerin<br />
und Autorin aus Frankfurt.<br />
In Ihren Gartengeschichten geht sie<br />
auf vielerlei Pfaden dem Garten<br />
MenschVerhältnis nach, der kulturellen,<br />
sozialen und persönlichen<br />
Pirc, Helmuth (2009):<br />
Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten.<br />
Stocker Verlag, Graz, 190 Seiten, zahlreiche Fotos und Zeichnungen, ISBN 978-3-7020-121-0, € 14,95<br />
Na, das ist doch mal eine fruchtige<br />
Bereicherung. Helmut Pirc als Abteilungsleiter<br />
für Gehölzkunde und<br />
Baumschulwesen im wienerischen<br />
Schönbrunn gilt bei vielen als der<br />
Fruchtpapst. Er hat sich im Wildobstbereich<br />
inzwischen einen reichen<br />
Erfahrungsschatz erarbeitet und<br />
das Buch ist wunderbarer Beleg dafür.<br />
Rund 50 Wildobstsorten werden<br />
unter die Lupe genommen, in ihren<br />
Eigenschaften und Eignung für naturnahe<br />
Gärten getestet. Das fängt<br />
66 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
bei großen Bäumen wie dem Gingko<br />
an (Gingko als Wildobst?), läuft<br />
über mittelgroße Gehölze wie Edel<br />
Eberesche, Elsbeere, Mehlbeere,<br />
Speierling und Jujube ins Reich der<br />
Sträucher. Die großen zuerst: Büffelbeere,<br />
Felsenbirnen, Kirschpflaumen,<br />
Pawpaw, Schwarzer Holunder,<br />
mittelgroße Japanische Weinbeeren,<br />
Fruchtrosen und Zibarten oder darf<br />
es ein gelber Spilling sein? Nicht zu<br />
vergessen das ganze Kleinzeugs mit<br />
Mahonien, Cranberrys, den Brom<br />
beeren, dazu Kletterpflanzen wie<br />
MiniKiwi oder Akebie. Sie sehen<br />
schon, Ihnen fehlt manches Wissen<br />
über fruchtiges Wildobst, gut, dass<br />
es dieses Buch gibt. Es bringt dazu<br />
die Vermehrung der Sorten und<br />
reichlich Rezepte. Muss ich denn<br />
noch den Mund wässrig machen mit<br />
ApfelbeerKompott, Scheinquitten<br />
Gelee, KornelkirschenSirup oder<br />
KornelkirschenVanilleGelee, mit<br />
JoghurtEis mit Mispeln, Hagebuttenlikör<br />
und den weltbekannten ös<br />
Witt, Dr. reinhard (2010): Das Wildpflanzen Topfbuch.<br />
Ausdauernde Arten für Balkon, Terrasse und Garten. <strong>Naturgarten</strong>-Verlag, gebundene Ausgabe,<br />
3.Auflage, 208 Seiten, ISBN-13: 978-3000210488, direkt beim Autor: reinhard@reinhard-witt.de<br />
Geranien werden dieses Buch hassen!<br />
Denn im Wettstreit mit unseren<br />
einheimischen Wildstauden verlieren<br />
sie sowohl unter dem Aspekt<br />
Schönheit wie auch ökologischer<br />
Nutzen klar nach Punkten. Siebzehn<br />
Jahre sind ins Land gezogen, seit<br />
Reinhard Witt seine ersten Töpfe<br />
bepflanzte. Sein Enthusiasmus hat<br />
seitdem nicht nachgelassen und<br />
dieses bewährte Buch erscheint nun<br />
schon in der dritten Auflage mit 44<br />
neuen Seiten und 60 zusätzlichen<br />
Fotos bei gleichem Preis! Viele, viele<br />
Rückmeldungen von begeisterten<br />
Anwendern sind in die Texte eingeflossen,<br />
selbst <strong>Naturgarten</strong>lieb<br />
Bedeutung von Gärten. Sie erzählt<br />
vom Scheitern ebenso wie vom<br />
Glück des Gelingens, der Erschaffung<br />
eines Stück Himmels auf Erden.<br />
Was macht ein Garten im Krieg,<br />
wie rettet oder beendet er Ehen,<br />
was sind Gartenterroristen? Wie benimmt<br />
sich bildende Kunst im Garten,<br />
was pflanzen Menschenfeinde<br />
am liebsten an und wie könnte<br />
Epikurs Garten ausgesehen haben?<br />
Das Paradies ist nicht umsonst in<br />
vielen Religionen ein Garten und<br />
bei der Lektüre wird die Reise durch<br />
haber, die einen eigenen Garten<br />
schmerzlich vermissen, haben mit<br />
einer Armada von Töpfen ihre Balkone<br />
in kleine Paradiese verwandelt.<br />
Überlegen Sie sich den Kauf<br />
dieses Buches gut. Es ist ein konsequenzenreiches<br />
Buch. Ein äußerst<br />
gefährliches Buch! Selbst im kleinsten<br />
Topf lauert hohes Suchtpotential,<br />
und wen der <strong>Naturgarten</strong>virus<br />
einmal am Wickel hat, wird ihm auf<br />
ewig mit Haut und Haaren verfallen.<br />
Es ist schwer zu entscheiden,<br />
was an diesem Buch spannender<br />
ist: Sind es die souverän dahinplätschernden,<br />
an Wortspielen reichen<br />
Texte, in denen immer wieder amü<br />
die Gärten der Eva Demski eine Reise<br />
zu meiner eigenen Gärtnerseele.<br />
Zu den Visionen eines lebendigen<br />
<strong>Naturgarten</strong>s, zu meiner Sehnsucht,<br />
ein Stück vom Paradies auf dem mir<br />
anvertrauten Fleckchen Erde wachsen<br />
und werden zu lassen. Das Buch<br />
sei allen empfohlen, die ein wenig<br />
über den <strong>Naturgarten</strong>zaun hinaus<br />
lesen wollen und den Abend mit<br />
Futter für die Gärtnerseele und gut<br />
gemachter Literatur verbringen<br />
möchten.<br />
Dorothee Dernbach<br />
sierte Begeisterung durchbricht,<br />
wenn irgendeine rotzfreche Wildstaudenart<br />
die Pflanzplanung komplett<br />
über den Haufen wirft, und<br />
unerwartete, aber wunderschöne<br />
Ergebnisse präsentiert? Sind es die<br />
zahllosen Bildbeispiele, die uns ermuntern,<br />
noch die kleinste trostlose<br />
Ecke mit Leben zu erfüllen? Ist es<br />
die Flut von Hintergrundinformationen,<br />
die uns hier fast beiläufig, aber<br />
leichtverdaulich und anschaulich<br />
präsentiert wird? Manche Weine<br />
werden mit dem Alter immer besser.<br />
Manche Autoren offensichtlich<br />
auch. Also bleiben Sie nicht länger<br />
Witt´slos. Aber jetzt entschuldigen<br />
terreichischen SpeierlingSchmarrn<br />
oder kaufen Sie das Buch endlich<br />
freiwillig?<br />
Reinhard Witt<br />
Sie mich bitte, ich muss unbedingt<br />
die Pflanzenliste für meinen Balkon<br />
zusammenstellen, dieses verflixte<br />
Buch hat mich auf viele neue Ideen<br />
gebracht.<br />
Werner David
Schäffer, Anita und Norbert (2009): Schmetterlinge,<br />
Libellen und andere Wirbellose im Garten.<br />
Bestimmen – Beobachten – Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim,<br />
gebunden, 192 Seiten, 252 Farbfotos, 19 farbige Zeichnungen, 19,95 €<br />
Das Autorenteam Anita und Norbert<br />
Schäffer haben schon ein wunderbares<br />
Buch über Gartenvögel<br />
geschrieben. Nun folgt ein weiteres<br />
sehr gelungenes Praxisbuch über<br />
Wirbellose im Garten. Wer denkt,<br />
dass es hier „nur“ um die gängigsten<br />
Tiergruppen geht, liegt falsch.<br />
Nach einer Einführung ins Reich der<br />
Wirbellosen beschreiben die Autoren<br />
kompetent, gut verständlich<br />
und vor allem praxisnah Regenwürmer,<br />
Schnecken, Asseln, Tausendfüßer,<br />
Spinnentiere und Insekten wie<br />
Libellen, Schmetterlinge, Zweiflügler,<br />
Hautflügler und Käfer. Im Kapitel<br />
„Tarnung, Warnung und andere<br />
Über den <strong>Naturgarten</strong> hinaus gelesen …<br />
Econ Verlag in Ullstein Buchverlage GmbH Berlin, broschiert: 265 Seiten, Sprache: Deutsch,<br />
ISBN-10: 343020108X, ISBN-13: 978-3430201087, € 18,00 [D], € 18,50 [A], sFr 29,90<br />
„Wer will, findet Wege, wer nicht will,<br />
findet Gründe“. Diesen Satz von Götz<br />
Werner aus dem Buch „1000 Euro für<br />
jeden – Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen“<br />
habe ich für dieses Jahr<br />
zu meinem Leitsatz auserkoren und<br />
er wird es wohl auch noch über diesen<br />
Zeitraum hinaus bleiben.<br />
Die Idee von einem bedingungslosen<br />
Grundeinkommen ist nicht<br />
neu und wurde/wird sogar schon<br />
räumlich begrenzt erprobt. Leider<br />
passiert/e das bisher auch nur zeitlich<br />
begrenzt und fand bisher trotz<br />
der positiven Entwicklung, die sich<br />
während der Probezeit ergab, keine<br />
Ausweitung auf andere Regionen.<br />
Überlebensstrategien“ werden unterschiedliche<br />
Strategien beschrieben,<br />
wie sich Wirbellose im Garten<br />
tarnen, anpassen und sich mit<br />
Warnsignalen Fressfeinde vom Hals<br />
halten. Außerdem wird beschrieben,<br />
wie sich Wirbellose im Jahresverlauf<br />
verhalten, welche Arten<br />
man beobachten und mit welchen<br />
Maßnahmen fördern kann. Ebenfalls<br />
werden Gestaltungselemente<br />
für einen wirbellosenfreundlichen<br />
Garten, man könnte dazu auch <strong>Naturgarten</strong><br />
sagen, erläutert. Wenn<br />
man kritisch die angegebene Pflanzenliste<br />
für den insektenfreundlichen<br />
Garten durchsieht, stellt man<br />
Woran liegt das? Was gut ist, hat<br />
sich noch nie von heute auf morgen<br />
durchgesetzt. Tief verwurzelte Denkmuster<br />
und strukturen zu verändern<br />
oder ganz aufzulösen, hat den einzelnen<br />
Vorreitern schon immer viel<br />
Mut, enorme Geduld und extremes<br />
Durchhaltevermögen abverlangt.<br />
In dem Film von Enno Schmidt und<br />
Daniel Häni „Grundeinkommen – ein<br />
Kulturimpuls“ ist das sehr schön dargestellt.<br />
Werner Simon und ich zeigten<br />
den Film auf den diesjährigen<br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n interessierten<br />
Teilnehmern und ernteten Neugierde<br />
und Lust auf mehr. Das hat uns<br />
sehr gefreut.<br />
als Naturgärtner fest, dass diese Liste<br />
nicht nur einheimische Arten enthält.<br />
Naturgärtner mit fundierten<br />
Wildpflanzenkenntnissen hätten<br />
die Liste länger schreiben können,<br />
aber das ist ja nicht der Hauptinhalt<br />
des Buches. Verschiedene Nisthilfen<br />
regen den Leser und Gartenbesitzer<br />
an, selbst Nisthilfen zu bauen, zu<br />
besorgen und im eigenen Garten<br />
aufzustellen. Die Autoren gehen<br />
auch auf Neozoen im Garten ein.<br />
Sehr interessant sind die dargestellten<br />
Tipps, Hilfsmittel und Fallen, um<br />
Wirbellose beobachten zu können.<br />
Ein informatives Naturschutzkapitel<br />
rundet das Buch ab. Jeder, der mehr<br />
über die kleinen interessanten, oft<br />
erst beim zweiten Hinschauen erkennbaren<br />
Tiere erfahren will, sollte<br />
Götz, Prof. Werner und Adrienne Goehler (2010):<br />
1000 g für jeden – Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen<br />
Deshalb an dieser Stelle meine Empfehlung<br />
des oben bereits erwähnten<br />
Buches von Götz Werner und Adrienne<br />
Goehler, in dem man viele<br />
Antworten auf Fragen bekommt, die<br />
einem in diesem Zusammenhang<br />
immer wieder begegnen. Das Buch<br />
kostet 18,00 Euro und ist bei ECON<br />
erschienen.<br />
Quasi kostenlos kann man sich aber<br />
auch im Internet über das Grundeinkommen<br />
informieren.<br />
Hier ist der Link zum Film für alle, die<br />
sagten: „den müsste man sich mehrmals<br />
anschauen“. http://www.buergerinitiativegrundeinkommen.de/<br />
videosgrundeinkommen.htm<br />
Buchbesprechungen<br />
sich das Buch besorgen. Es lässt sich<br />
schön lesen und vermittelt gerade<br />
das Wissen, was jeder „normale“ (Natur)<br />
Gartenbesitzer braucht, ohne<br />
gleich tiefgründig wissenschaftlich<br />
in das Thema einzusteigen.<br />
Thomas Pecher, D - Waldkraiburg<br />
Er sei natürlich auch allen ans Herz<br />
gelegt, die ihn bisher noch nicht gesehen<br />
haben und nun ein bisschen<br />
neugierig geworden sind.<br />
Antje Schwabersberger<br />
Natur & Garten April <strong>2011</strong> 67
Wir sammeln wieder Wunschthemen<br />
für die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2012<br />
Jeder kann mitmachen. Schicken Sie uns Ihre Themen oder geben<br />
Sie Ihre Stimme für die unten genannten Vorschläge ab:<br />
geschaeftsstelle@naturgarten.org oder Tel. 07131 – 64 9999 6.<br />
Bitte bis 1. Juni <strong>2011</strong> melden, damit wir uns rechtzeitig nach geeigneten<br />
Referenten umsehen können. Die aktuelle Liste steht jeweils<br />
auch im Mitgliederbereich www.naturgarten.org/derverein/<br />
mitgliederbereich/themensammlung_ngt<br />
Bisher bei uns eingegangen (ohne Wertung):<br />
p Ästhetik von Natur, Landschaft und Garten (Brigitte Kleinod)<br />
p Austausch mit Pomologenverein (Heiko Fischer),<br />
Streuobstwiesen, Speierling, alte Obstsorten<br />
p Bilder – Impressionen. Frei, ohne Worte.<br />
Jeder, der will, 3 Minuten<br />
p Biotop Binnendüne (Anlage)<br />
p Einbringen des <strong>Naturgarten</strong> e.V. in Biodiversität?<br />
p Erfahrungsaustausch Regionalgruppenarbeit<br />
p Frank Andreas Weber (Geo Autor): Kinder, raus in die Natur…<br />
http://www.geo.de/GEO/mensch/64781.html<br />
p Gemüse in den <strong>Naturgarten</strong> integrieren (Permakultur),<br />
alte Gemüsesorten<br />
p Halbtägige Workshops mit max. 15 Personen,<br />
z. B. Gartenplanung mit Ulrike Aufderheide<br />
p Kunst aus der Natur für die Natur<br />
p Mut zu Spielräumen (biotop)<br />
p Naturnahe Klinikaußenanlagen<br />
p Natürliche Farbräume umgesetzt im Garten,<br />
Fortsetzung des Referats von Bertold Hering<br />
p Neophyten (Peter Becker, www.newtritionink.de)<br />
p Norddeutsche Biotope, Pflanzengesellschaften und Böden<br />
p Open space wieder einführen<br />
p Permakultur<br />
p Pflanzengesellschaften für schwierige Standorte im Garten<br />
p Pflege, Pflegekosten<br />
p Phytotherapeutin, Apothekerin und Journalistin<br />
Regine Ebert (www.regineebert.de):<br />
Nutzung heimischer Wildpflanzen (ganzheitlich)<br />
p Quo vadis, <strong>Naturgarten</strong> überhaupt und <strong>Naturgarten</strong> e.V.?“<br />
Den Extratag dem Schwerpunkt Verein widmen: was sind<br />
Wildpflanzen, was ist die offizielle Linie des Vereins dazu?<br />
Vergleich der Richtlinien in DACH; Vernetzung & Kooperation<br />
von Mitgliedern, auch der Vereine, europaweit ...<br />
p Robinie: Hartholz aus transparenter Produktion<br />
(www.eurobinia.eu oder www.fragenandenfsc.de)<br />
p Saatgutgewinnung, Gehölzvermehrung (zum Eigengebrauch)<br />
p Umgang/Bauen mit Holz im Garten<br />
p Verwendung von Weidenpflanzen (kein Weidenbau)<br />
p Warenfluss im naturnahen GaLaBauBetrieb (biotop)<br />
p Wolf Dieter Storl<br />
p Workshops zu regionalen Pflanzengesellschaften<br />
p Workshop Verkaufsstrategien: Naturnahe Gärten,<br />
Umgang mit konventionellen Kunden<br />
Herausgeber: <strong>Naturgarten</strong> – Verein für naturnahe Garten und Landschaftsgestaltung e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle: Kernerstraße 64, 74076 Heilbronn / Telefon: +49 (0)7131 – 64 9999 6 / Fax: +49 (0)7131 – 64 9999 7 /<br />
EMail: geschaeftsstelle@naturgarten.org / Internet: www.naturgarten.org / Internet Fachbetriebe: www.naturgartenfachbetriebe.de<br />
Auflage: 1.750<br />
Redaktion: Kerstin Lüchow, Reinhard Witt<br />
Layout: Birgit Oesterle<br />
Lektorat: Norbert Steininger, Kerstin Lüchow<br />
Druck: Druckerei Lokay e.K., Reinheim. Diese Mitgliederzeitschrift wurde klimaneutral hergestellt. Druck mit Farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe auf<br />
100% Recyclingpapier mit blauem Umweltengel. Lokay arbeitet ausschließlich mit Ökostrom. www.lokay24.de.<br />
Nächste Ausgabe: Redaktionsschluss: 1. Mai <strong>2011</strong><br />
Erscheinungsdatum: ab 1. Juli <strong>2011</strong><br />
Hinweise: Für den Inhalt der Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bei Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung (Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong> e.V.)<br />
Natur & Garten wird an Mitglieder des <strong>Naturgarten</strong> e.V. verschickt und ist im jährlichen Mitgliedsbeitrag enthalten. Auf Anfrage und gegen Spende können gern weitere Exemplare<br />
älterer Ausgaben für Werbezwecke bestellt werden. Über Spenden, auch für bestimmte Projekte, freuen wir uns sehr. Alle Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar,<br />
da der Verein gemeinnützig ist. Bankverbindung: KSK Heilbronn, BLZ: 620 500 00, Konto Nr. 100 69 622, BIC: HEISDE66, IBAN: DE15 6205 0000 0010 0696 22