20 TRENDS/HINTERGRÜNDE Das Kontrastprogramm zur Flickschusterei in Euroland Der Börsenhandel mit Euro-Bonds kommt aufgrund der grassierenden Staatsschuldenkrise nicht zur Ruhe. So kristallisiert sich inzwischen immer mehr heraus, dass der Euro-Rettungsschirm (ESM) mit mehr Flicken bestückt ist als ein Fliegenpilz mit den charakteristischen Punkten. Der Fliegenpilz ist allerdings giftig. Auch für Deutschland birgt der ESM teilweise unkalkulierbare Risiken und ist somit Gift. Denn bei Inanspruchnahme der von der Bundesrepublik Deutschland abgegebenen Garantien kann schnell ein dreistelliger Milliardenbetrag zusammenkommen. Ob die darin enthaltenen Zahlungen im Falle eines finanziellen GAUs überhaupt mit der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse vereinbar sind, ist offen. Am Ende könnte die Ausstattung des Rettungsmechanismus gar verfassungswidrig sein. Die ursprüngliche Intention des Rettungsschirms war, die Finanzmärkte zu beruhigen und Planungssicherheit zu schaffen. Diesem Anspruch wird das Projekt nicht gerecht, denn die Spekulation gegen das vermeintlich schwächste Glied wurde dadurch nur noch zusätzlich angefeuert. Das Verhalten der Marktteilnehmer ist mit dem von Kleinkindern zu vergleichen. Immer wieder werden die Grenzen des Machbaren ausgelotet. Die logische Konsequenz ist, dass der so stabil wirkende Rettungsschirm permanent mittels Flickschusterei repariert wird. Der europäische Gedanke wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt. Die Wiedereinführung von Zollkontrollen, die Förderung der eigenen heimischen Wirtschaft und der andauernde Verweis auf Deutschland als den Nutznießer des Euros reißen immer mehr Gräben auf. Viele Deutsche haben Angst davor, dass am Ende der Letzte die Zeche zahlt und dass wir das sein werden. Manche fragen sich, ob wir bereits den Anfang des befürchteten Dominoeffekts erleben. Nach der in Aussicht gestellten Herabstufung der Bonität Italiens droht nun <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | <strong>Special</strong> <strong>GREEN</strong> <strong>BOND</strong>S 2011 | www.fixed-income.<strong>org</strong> Kolumne von Klaus Stopp, Baader Bank Klaus Stopp ist stv. Leiter Rentenhandel bei der Baader Bank AG, die an den Börsenplätzen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München Skontroführer für Anleihen ist. Jeden Donnerstag um 10:25 Uhr gibt Stopp dem DAF Deutsches Anlegerfernsehen (www.daf.fm) einen aktuellen Marktüberblick. Mehr Informationen zu Bonds unter: www.bondboard.de. Belgien dasselbe Schicksal. So hat die Ratingagentur Fitch den Ausblick für das Benelux-Land auf „negativ“ gesenkt. Moody’s warnt indessen vor einer Umschuldung Griechenlands, wozu auch eine Laufzeitenverlängerung zählen würde. Dies wiederum könnte eine verführerische Wirkung auf Portugal und Irland haben, die dem Beispiel aus Athen folgen könnten. In der Folge würde die Kreditwürdigkeit dieser Länder auf Ramschniveau absinken. Die einzige vernünftige Umgehensweise mit Schuldensündern ist die Schaffung eines geordneten Insolvenzverfahrens für Staaten. Die bisherigen finanziellen Versprechungen wachsen ins Unermessliche, und irgendwann wird auch dieser Betrag nicht mehr ausreichen. Schaffen wir es nicht, ein geordnetes Insolvenzverfahren und einen geordneten Austritt aus der Währungsunion zu installieren, dann wird uns alles um die Ohren fliegen. Und wie eine solche Entwicklung dann enden wird, kann heute noch niemand vorhersagen. Das Kontrastprogramm zur Schuldenkrise in Euroland bietet dagegen ein Land in Skandinavien. Norwegen besticht mit einem soliden Staatshaushalt, wozu besonders das Ölgeschäft beiträgt, das fast die Hälfte der Exporte des Landes stellt. Die norwegische Krone zählt mittlerweile zu den stabilsten Währungen der Welt. Dazu tragen auch die relativ hohen Zinsen bei. So hatte die Zentralbank in Oslo den Leitzins erst vor Kurzem erwartungsgemäß von 2,00 auf 2,25 Prozent erhöht. Für viele Anleger stellen daher norwegische Kronen eine attraktive Alternative zu Euro- oder Dollar-Anlagen dar. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Anleihen in norwegischen Kronen (NOK) derzeit einen neuen Schub erlebt, wie an den Börsen Frankfurt, Düsseldorf und München zu sehen ist, wo die Baader Bank den Handel von auf norwegische Kronen lautenden Bonds betreut. Interessanterweise zählen dabei nicht nur norwegische Staatsanleihen zu den Favoriten, vielmehr haben sich auch in norwegischen Kronen emittierte Unternehmensanleihen zu Lieblingen der Anleger gemausert. Diese Tatsache machen sich hiesige Automobilbauer wie Daimler und Volkswagen zunutze, die Kronen-Anleihen emittiert haben, die aufgrund ihrer höheren Rendite gegenüber den norwegischen Staatstiteln bei den Umsätzen oft die Nase vorn haben.
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