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für Witikon und Umgebung - Quartier-Anzeiger Archiv - Quartier ...

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Gemischte Frühlingsgefühle bei den Witiker Zünftern<br />

Die von der Stadt aufgezwungene<br />

neue Route, ein überglücklicher<br />

Walliser Ehrengast <strong>und</strong> harte<br />

Worte zum Knatsch um B<strong>und</strong>esrätin<br />

Widmer-Schlumpf: <strong>Witikon</strong>s<br />

Zunftmeister im Gespräch.<br />

Das diesjährige Sechseläuten bewegt die<br />

Gemüter. Jedenfalls mehr, als in zünftigen<br />

Kreisen normalerweise üblich.<br />

Sichtbarste Neuerung am traditionellen<br />

Zürcher Frühlingsfest des Bürgertums ist<br />

die neue Umzugsroute der Zünfte am<br />

Montag. Die Stadtpolizei sieht ihre jahrelangen<br />

Vorbehalte gegen den Kontermarsch<br />

in der Bahnhofstrasse, den sie<br />

wegen allfällig scheuender Pferde –<br />

ungeachtet der Prominenz hoch zu Ross<br />

– stets als zu gefährlich betrachtete, endlich<br />

bestätigt. Mitschuld ist auch die<br />

Dauerbaustelle Bahnhofplatz.<br />

Das Zentralkomitee der Zünfte Zürichs<br />

(ZZZ) hat den Start von der unteren<br />

Bahnhofstrasse an den Bürkliplatz hinauf<br />

verlegt. Damit ist einerseits die Umr<strong>und</strong>ung<br />

der Nationalbank, wo die bei vielen<br />

Zünftersgattinnen beliebtesten Zuschauerplätze<br />

lagen, endgültig Geschichte.<br />

Eine andere Folge ist, dass sich die Witiker<br />

eine halbe St<strong>und</strong>e früher als bisher<br />

vom Mittagstisch im Hotel Schweizerhof<br />

am Bahnhofplatz erheben müssen.<br />

Die von 3,5 auf 2,5 Kilometer verkürzte<br />

Umzugsroute hat aber auch etwas Positives.<br />

In Zukunft muss kein Zünfter oder<br />

Ehrengast in den hinteren Reihen des<br />

Zuges das Anzünden des Holzstosses am<br />

Bellevue noch mitten im gepflegten Laufschritt<br />

das Limmatquai hinauf erleben.<br />

Ermöglicht hat diese fast schon revolutionäre<br />

Neuerung der neue ZZZ-Präsi-<br />

dent, nachdem sein Vorgänger die Forderung<br />

jahrelang schubladisiert hatte.<br />

Während die meisten Reiterchefs der<br />

Zünfte mit dem Verzicht auf den Kontermarsch<br />

einverstanden sind, trauern<br />

die Zünfter der verlorenen Gelegenheit<br />

nach, während des Umzugs entgegenkommende<br />

Bekannte grüssen zu können.<br />

«Die Stadt hat das jedoch entschieden<br />

von uns gefordert», sagt der Witiker<br />

Heinz Graf am Martinimahl 2007<br />

Zunftmeister Heinz Graf. Viele Zunftmeister<br />

waren denn auch alles andere<br />

als damit einverstanden. An der entscheidenden<br />

Sitzung sei der Abstimmungsentscheid<br />

zugunsten der neuen<br />

Route jedenfalls erst nach mehreren Anläufen<br />

«ungefähr im Verhältnis sechs zu<br />

vier» zustande gekommen.<br />

Für einen der drei Ehrengäste der Witiker<br />

hätte die Route viele Kilometer lang sein<br />

können. Den Walliser Skiakrobaten Art<br />

Furrer habe es «vor Freude fast erschlagen»,<br />

lacht Graf, als er ihn angerufen<br />

habe. Der 72jährige international bekannte<br />

Entertainer («en knorrlige Cheib<br />

<strong>und</strong> Chrampfer») habe sich seit Jahrzehnten<br />

nichts sehnlicher gewünscht als<br />

eine Einladung ans Sechseläuten.<br />

Furrers Markenzeichen sind seine<br />

Western-ähnlichen Hüte in allen Farben,<br />

die er ständig auf hat – ausser im Bett<br />

<strong>und</strong> beim Essen. Nach Zürich komme er<br />

mit einem schwarzen, was immerhin<br />

den Stilbruch mildere, da die Witiker<br />

Ehrengäste eigentlich einen Zylinder<br />

tragen. So wie endlich auch Luganos<br />

Stadtpräsident Giorgio Giudici, hofft<br />

Graf. Denn das erste Mal lag der Syndaco,<br />

das zweite Mal dessen Frau notfallmässig<br />

im Spital. Bei der dritten Zusage<br />

werde es wohl klappen.<br />

Pech mit einem ihrer Ehrengäste haben<br />

da<strong>für</strong> die Fluntermer. Nach der Absage<br />

von B<strong>und</strong>esrätin Eveline Widmer-<br />

Schlumpf aus Sicherheitsgründen ist<br />

Feuer im Dach. Er persönlich wäre nie<br />

auf die Idee gekommen, die frisch gewählte<br />

SVP-Politikerin einzuladen:<br />

«Aber nicht etwa, weil ich etwas gegen<br />

diese B<strong>und</strong>esrätin hätte. Aber meine bescheidene<br />

Intelligenz hätte beachtet,<br />

dass eine Einladung in dieser brisanten<br />

Phase unklug wäre.»<br />

Bärendienst am Sechseläuten<br />

Dann redet der Witiker Zunftmeister<br />

Klartext: «Das Verhalten von B<strong>und</strong>esrätin<br />

Widmer-Schlumpf ist zu verurteilen.<br />

Die von ihr vorgebrachten Absagegründe<br />

sind nicht nachvollziehbar. Mit<br />

ihrem Verhalten hat sie dem traditionellen<br />

Frühlingsfest einen Bärendienst erwiesen.<br />

Die Presse nimmt diese Absage<br />

nun genüsslich zum Anlass, die Zünfte<br />

zu instrumentalisieren. Die Aussagen<br />

vom Vielsprecher der SVP (Christoph<br />

Mörgeli, der Red.) gehören in dieses<br />

Kapitel. Dagegen wehren wir Zunftmeister<br />

uns ganz entschieden.» (ee)<br />

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