Das Schicksal eines schlesischen Schmiedes. - horstjacobowsky.de
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Als jetzt 90-jähriger blicke ich auf eine bewegte und aufregen<strong>de</strong><br />
Vergangenheit zurück , die geprägt ist von <strong>de</strong>n Ereignissen <strong>de</strong>s<br />
zweiten Weltkrieges und <strong>de</strong>r Vertreibung von mehr als 14 Millionen<br />
Menschen aus ihrer angestammten Heimat, aus <strong>de</strong>n Ostgebieten <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Reiches. Geboren wur<strong>de</strong> ich am 17. Juni 1919 in Breslau,<br />
<strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rschönen Hauptstadt Schlesiens. Die Geburtsklinik war in<br />
<strong>de</strong>r Marxstraße 3. <strong>Das</strong> war zu <strong>de</strong>r damaligen Zeit völlig unüblich,<br />
<strong>de</strong>nn Hausgeburten waren die Regel. Der Grund war das hohe<br />
Geburtsrisiko, welches sowohl von <strong>de</strong>r Hebamme als auch von <strong>de</strong>m<br />
Arzt in <strong>de</strong>r Kleinstadt Nimptsch bescheinigt wur<strong>de</strong>. Bei<strong>de</strong> weigerten<br />
sich, dieses Risiko zu übernehmen. Nach einer schriftlichen<br />
Stellungnahme <strong>de</strong>s Arztes ging es doch sehr schnell und meine<br />
Mutter wur<strong>de</strong> in die Breslauer Klinik zur Geburt ihres ersten Sohnes<br />
eingeliefert.<br />
Nach <strong>de</strong>r Geburt - ich wog vier Pfund - kamen Mutter und Kind<br />
wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Heimatort Senitz, <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>m Kreis Reichenbach an<br />
<strong>de</strong>m Eulengebirge gehörte. Für meine Mutter muss es eine sehr<br />
große Enttäuschung gewesen sein, als plötzlich mein leiblicher Vater<br />
aus <strong>de</strong>r großen Wohngemeinschaft verschwand. Die eingeschalteten<br />
Behör<strong>de</strong>n fan<strong>de</strong>n meinen Vater in Neurosen , im Nachbarkreis<br />
Strehlen. Er musste sich sofort zur Feststellung <strong>de</strong>r Personalien und<br />
<strong>de</strong>r Klärung aller offener Fragen in die Kreisstadt mel<strong>de</strong>n. Mein Vater<br />
Gottfried Stöckli, 23 Jahre alt, unterschrieb dort die<br />
Vaterschaftsurkun<strong>de</strong> und wur<strong>de</strong> verpflichtet, monatlich 20<br />
Reichsmark an meine Mutter zu zahlen. Nach diesem<br />
Verwaltungsakt verschwand er spurlos, wur<strong>de</strong> nie mehr in Senitz und<br />
Umgebung gesichtet.<br />
Meine Leben ging weiter , geborgen in einer großen Familie, bei <strong>de</strong>r<br />
die Großmutter das Regiment führte. Der Großvater war sehr früh<br />
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