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Keine Versicherung ist wie die andere. Wenn es um die ...

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IPA aktuell 1/2010<br />

...mit Sport nix zu tun - Hooligans & Co<br />

Gewalt unter Zuschauern<br />

„An den Häuserwänden am Weg z<strong>um</strong> Stadion sind Graffitis<br />

mit Beleidigungen zu l<strong>es</strong>en, teilweise sogar aufwändige<br />

Darstellungen von Ausschreitungen. Die Stimmung <strong>ist</strong> ang<strong>es</strong>pannt,<br />

Beleidigungen werden zwischen den Fangruppen<br />

hin- und hergerufen. Zuschauer tragen Steine oder Schlagwerkzeug<br />

mit sich. Dabei haben <strong>die</strong> Wettkämpfe noch gar<br />

nicht begonnen.“<br />

Was sich <strong>wie</strong> eine Szene unserer Zeit anhört, spielte sich<br />

bereits zwischen 59 und 79 n. Chr. ab. Anlass <strong>ist</strong> ein Gladiatorenkampf<br />

zwischen Pompeji und Nucceria. Am Ende der<br />

Ausschreitungen wird <strong>es</strong> mehrere Tote und Verletzte geben.<br />

Sportveranstaltungen finden seit jeher groß<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se. Zuschauer<br />

waren schon immer höchst aktiv, bejubelten Erfolge ihrer<br />

Mannschaft und wendeten sich bei Niederlagen ab.<br />

• Olympia beherbergte regelmäßig 50.000 Zuschauer, <strong>die</strong><br />

von „Stock- und Peitschenträgern“ – einem Vorläufer der<br />

Bereitschaftspolizei? – gezüchtigt werden durften/mussten.<br />

• Die Heiligt<strong>um</strong>verwaltung von Delphi erließ <strong>um</strong> 450 v. Chr.<br />

ein Verbot der Mitnahme von Wein, nachdem <strong>wie</strong>derholt<br />

betrunkene Zuschauer randaliert hatten.<br />

• Im Circus Maximus fanden sich zu Julius Cäsars Zeiten<br />

bis zu 150.000 Zuschauer ein, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wagenrennen zu<br />

verfolgen. Damals ging der Fanatismus der Anhänger so<br />

weit, dass sich manche Fans anlässlich d<strong>es</strong> Tod<strong>es</strong> ein<strong>es</strong> von<br />

ihnen verehrten Sportlers selbst <strong>um</strong>brachten. Schlägereien<br />

gehörten offensichtlich z<strong>um</strong> Bild der Arena. Anhänger der<br />

verschiedenen Fahrerlager trugen <strong>die</strong>selben Farben <strong>wie</strong><br />

ihr Team und Ausschreitungen mit den gegnerischen Fans<br />

waren keine Seltenheit.<br />

Daneben stellten auch bauliche Mängel eine Gefahr für <strong>die</strong><br />

Zuschauer dar. Der Einsturz ein<strong>es</strong> Amphitheaters in Fidenae<br />

brachte 20.000 Menschen den Tod. Die Folge davon waren<br />

bauliche Auflagen. Teils kam <strong>es</strong> zu Übergriffen der Gladiatoren<br />

oder aufg<strong>es</strong>tachelter Tiere, w<strong>es</strong>halb Netze zwischen Arena und<br />

Zuschauerrängen g<strong>es</strong>pannt wurden.<br />

Um <strong>die</strong> Sportstätten entwickelte sich ein reg<strong>es</strong> Treiben: Politiker<br />

und Prominente nutzen <strong>die</strong> Menge als Podi<strong>um</strong>, Händler<br />

boten ihre Ware feil – von Lebensmitteln bis zu Souvenirs mit<br />

Abbildungen der Sportler –, Kneipen und Wettbüros entstanden<br />

und Tänzerinnen und Prostituierte fanden reichlich Kundschaft.<br />

Zwar fanden im Mittelalter Sportveranstaltungen in größerem<br />

Ausmaß nicht mehr statt, doch verebbte das Inter<strong>es</strong>se daran nie<br />

und lebte ab dem 19. Jahrhundert <strong>wie</strong>der auf. Von da an treffen<br />

wir auch auf Fußballspiele, <strong>die</strong> schnell <strong>die</strong> Massen mobilisierten.<br />

Fußball – <strong>die</strong> herrlichste Nebensache der Welt<br />

Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. wurde in China ein fußballähnlich<strong>es</strong><br />

Spiel ausgetragen – Ts´uh-küh. Vermutlich <strong>die</strong>nte <strong>es</strong><br />

als militärisch<strong>es</strong> Ausbildungsprogramm. Das Spiel breitete sich<br />

sehr schnell in der Bevölkerung aus und man musste mit strengen<br />

Regeln Gewalttätigkeiten unterbinden.<br />

Unabhängig davon entwickelten sich über <strong>die</strong> Jahrhunderte<br />

verschiedene, fußballähnliche Ballspiele.<br />

Bei den Römern war „Harpast<strong>um</strong>“ beliebt. Die Mannschaften<br />

b<strong>es</strong>tanden aus bis zu 27 Spielern,<br />

welche einen Ball über<br />

<strong>die</strong> Grundlinie d<strong>es</strong> Gegners<br />

treten mussten. Mit den Römern<br />

kam das Spiel nach Britannien,<br />

wobei <strong>es</strong> mehr Ähnlichkeit mit<br />

Hurling als mit Fußball hatte.<br />

Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert<br />

entstanden auf den<br />

britischen Inseln verschiedene<br />

Ballspiele. Am beliebt<strong>es</strong>ten<br />

war „Mob Football“, was bei<br />

b<strong>es</strong>timmten F<strong>es</strong>ten zwischen<br />

Dörfern ausgetragen wurde.<br />

Ziel d<strong>es</strong> Spiels war <strong>es</strong>, den Ball<br />

auf den Marktplatz d<strong>es</strong> <strong>andere</strong>n<br />

Dorf<strong>es</strong> zu bringen. Dabei ging<br />

<strong>es</strong> sehr gewalttätig zu. Eine<br />

Variante d<strong>es</strong> Spiels „Shrovetide<br />

Football“ wird bis heute<br />

g<strong>es</strong>pielt.<br />

In den 20er Jahren d<strong>es</strong> vorigen Jahrhunderts kam <strong>es</strong> dann z<strong>um</strong><br />

Durchbruch d<strong>es</strong> Fußballs als Massensport. Dabei war das Militär<br />

maßgeblich beteiligt. Vielleicht erkannte man schon damals, dass<br />

<strong>die</strong>s<strong>es</strong> Spiel eine ideale Möglichkeit bietet, Kampfge<strong>ist</strong>, Gemeinschaftssinn<br />

und das Zusammenwirken Einzelner zu fördern.<br />

Aggr<strong>es</strong>sion<br />

Der Autor:<br />

Jens Mayer (38) <strong>ist</strong> Sekretär der<br />

Verbindungsstelle Ulm/Neu-Ulm<br />

Er arbeitet als Spurensicherer<br />

und Szenekundiger Beamter bei<br />

der Polizeidirektion Ulm (Baden-<br />

Württemberg)<br />

Aggr<strong>es</strong>sion bezeichnet Verhaltensweisen, denen gemeinsam <strong>ist</strong>,<br />

dass ein Konflikt zwischen Individuen oder Gruppen nicht durch<br />

einseitige oder beidseitige Änderung der Verhaltensziele gelöst<br />

wird, sondern dadurch, dass <strong>die</strong> eine Konfliktpartei z<strong>um</strong>ind<strong>es</strong>t<br />

versucht, der <strong>andere</strong>n eine Änderung aufzuzwingen.<br />

Aggr<strong>es</strong>sion <strong>ist</strong> in der Pflanzen- und Tierwelt ebenso anzutreffen<br />

<strong>wie</strong> beispielsweise bei Spermien im Wettkampf zur Befruchtung<br />

der weiblichen Eizelle.<br />

Aktuell herrscht <strong>die</strong> Meinung vor, dass menschlich<strong>es</strong> aggr<strong>es</strong>siv<strong>es</strong><br />

Verhalten von verschiedenen Faktoren abhängig sei, welche sich<br />

gegenseitig beeinflussen – kausal und rückgekoppelt. Bei dem<br />

einen sind mehr, bei dem <strong>andere</strong>n weniger Einflüsse wirksam:<br />

Genetische Faktoren<br />

Menschen können genetisch aggr<strong>es</strong>siv oder auch friedlich veranlagt<br />

sein.<br />

Physiologische Faktoren<br />

Hormone und Neurotransmitter sind bei der Steuerung aggr<strong>es</strong>siven<br />

Verhaltens beteiligt.<br />

G<strong>es</strong>amtorganische Faktoren<br />

Psychische Zustände, Empfindungen und Motive beeinflussen<br />

das Aggr<strong>es</strong>sionsverhalten.<br />

Gruppensoziologische Bedingung<br />

Bei Ausbildung oder Zerfall einer Rangordnung sind alle Beteiligten<br />

aggr<strong>es</strong>siver als bei gef<strong>es</strong>tigter Hierarchie. In einer anonymen<br />

Gruppe reagieren <strong>die</strong> Mitglieder anders als unter Vertrauten.<br />

Sozial-ökologische Faktoren<br />

Hohe Gruppendichte oder Nahrungsknappheit beeinflussen<br />

aggr<strong>es</strong>siv<strong>es</strong> Verhalten.<br />

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