Macht Eindruck - Modellbau Lindinger Onlineshop
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104 MOTORFLUG<br />
ARF ist ja bekanntlich ein dehnbarer<br />
Begriff. Am einen Ende finden<br />
wir das schnelle Flugerlebnis nach<br />
ein paar Stunden Bastelei am<br />
Küchentisch. Ziemlich weit weg davon<br />
angesiedelt sind Bausätze wie<br />
unser Testmodell. Angesprochen<br />
werden hier <strong>Modellbau</strong>er mit<br />
Erfahrung und Eigeninitiative. Wer<br />
glaubt, zum Schnäppchenpreis<br />
ein Rundum-Sorglos-Paket zu erwerben,<br />
wird eines Besseren belehrt.<br />
Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
trotzdem stimmt, soll unser<br />
Test klären, also packen wir’s an.<br />
FMT 05 | 11 | TexT: PhiliPP Gura, Bilder: PhiliPP und Michael Gura<br />
Eigentlich bin ich kein typischer Freund der<br />
Gattung der Warbirds, doch die Formen und<br />
Linien der North American T-28 Trojan ziehen<br />
mich schon seit einigen Jahren in ihren Bann.<br />
Da es im bei Warbirds beliebten Maßstab 1:5<br />
keinen vernünftigen Bausatz gibt, blieb es<br />
auch bei dieser heimlichen Liebe. Das änderte<br />
sich jedoch, als <strong>Lindinger</strong> vor einiger Zeit eine<br />
Trojan in 1:6 ankündigte. Diese ist zwar etwas<br />
kleiner als gewünscht, aber die Proportionen<br />
auf den Bildern des Herstellers schienen gut<br />
getroffen und in der Anzeige stand etwas von<br />
ARF – prima, das ist es doch!<br />
Der erste <strong>Eindruck</strong><br />
Beim Öffnen des voluminösen Kartons nimmt<br />
das geübte <strong>Modellbau</strong>ernäschen gleich den<br />
aufdringlichen Polyestergeruch wahr. Beim<br />
Auspacken der GFK-Teile (Rumpf, Motorhaube,<br />
Flächenverkleidung) und erneuter Geruchsprobe<br />
wird dies dann bestätigt. Diese Teile<br />
sind relativ robust, sprich massiv ausgefallen,<br />
was sich später auch beim Gesamtgewicht<br />
bemerkbar machen sollte.<br />
T-28 Trojan von<br />
<strong>Lindinger</strong><br />
Flächen und Leitwerke sind in herkömmlicher<br />
Rippenbauweise aufgebaut, teilbeplankt,<br />
bespannt und anschließend noch lackiert. Wie<br />
auch beim Rumpf sind hier alle Kennungen und<br />
Abzeichen aufgebracht. Beim Lackauftrag hat<br />
es der Hersteller recht gut gemeint, was man<br />
an diversen Läufern, vor allem am Seitenruder,<br />
und am Gewicht der Bauteile erkennen kann.<br />
Des Weiteren liegt dem Bausatz umfangreiches<br />
Zubehör wie Tank, Motorträger und Ruderanlenkungen<br />
bei. Auch ein starres Drahtfahrwerk<br />
mit Leichträdern (Reifen aus Moosgummi)<br />
<strong>Macht</strong>
kommt zum Vorschein. Auffällig ist die riesige<br />
Kabinenhaube, die so charakteristisch für die<br />
T-28 ist. Sie muss noch ausgeschnitten werden;<br />
dafür ist der Rahmen schon fertig lackiert.<br />
In den Weiten des Kartons finden sich zu<br />
guter Letzt noch der Flächenverbinder aus<br />
Sperrholz (die Fläche wird einteilig) und ein<br />
Alu-Rohr für die Montage des Höhenleitwerks.<br />
Nicht verschweigen möchte ich die Bauanleitung,<br />
ja, in diesem Fall (obwohl ARF) kann man<br />
es durchaus Bauanleitung nennen – warum,<br />
werden Sie im Laufe des Berichts noch sehen.<br />
Sie ist recht umfangreich und enthält hauptsächlich<br />
Zeichnungen zu jedem Bauschritt,<br />
dafür aber nur das Nötigste an englischem Text,<br />
der manchmal gern etwas umfangreicher sein<br />
könnte. Jedoch sind die Abbildungen recht<br />
aussagekräftig. Vor jedem größeren Bauabschnitt<br />
werden immer sämtliche benötigten<br />
Bauteile aufgelistet, sodass man anschließend<br />
nicht dauernd Teile suchen muss. Insgesamt<br />
erinnert die Anleitung an die von Plastik-<br />
bausätzen, was ja nicht schlecht sein muss.<br />
Ein letzter Check vor dem Start<br />
Tragflächen<br />
Der Bau des Modells beginnt laut Anleitung<br />
mit der Fertigstellung der Tragfläche. Hier<br />
werden die beiden einzelnen Hälften komplettiert<br />
und erst später miteinander verklebt;<br />
so bleiben sie handlicher.<br />
Zunächst sind die Querruder anzuschlagen.<br />
Hierfür sieht der Hersteller Vliesscharniere vor,<br />
was mich bei dieser Modellgröße und dem zu<br />
erwartenden Abfluggewicht etwas nachdenklich<br />
stimmte. Allerdings sind die beiliegenden<br />
Scharniere gut doppelt so stark wie herkömmliche<br />
Vertreter dieser Art und blieben von diversen<br />
Zerreißtests absolut unbeeindruckt, sodass<br />
sie mit gutem Gewissen verbaut wurden.<br />
Die Landeklappen werden hingegen mit<br />
herkömmlichen Scharnieren montiert. Haben<br />
die herstellerseitig angebrachten Schlitze bei<br />
den Querrudern noch gut gepasst, musste bei<br />
einer Landeklappe nachgearbeitet werden,<br />
da diese die Flächenoberseite sonst um<br />
2-3 mm überragt hätte. Die Bauanleitung<br />
weist sogar darauf hin,<br />
<strong>Eindruck</strong><br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 105
106 MOTORFLUG FMT 05 | 11<br />
1 2<br />
die Position der Schlitze vor dem Verkleben<br />
der Scharniere zu kontrollieren. Dieser Hinweis<br />
ist zwar lobenswert, lässt aber auf kein<br />
allzu großes Vertrauen des Herstellers in die<br />
Maßhaltigkeit seiner Bauteile schließen. Die<br />
Scharniere der Landeklappen wurden noch<br />
mit kleinen Messingnägeln gesichert.<br />
Nun können sämtliche Flächenservos an den<br />
Deckeln der Servoschächte mit den beiliegenden<br />
Holzklötzchen montiert werden. Diese Art<br />
der Befestigung wird bei ARF-Modellen oft angewandt<br />
und hat sich bei richtiger Vorgehensweise<br />
bewährt. Bei diesem Bauschritt musste<br />
allerdings etwas nachgearbeitet werden, da<br />
die Servodeckel zum Teil nicht richtig in die<br />
Schächte passten, da die Befestigungsrahmen<br />
ebenfalls lackiert wurden. Einfach etwas am Deckel<br />
schleifen (vorsichtig), die Kanten der Folie<br />
mit Sekundenkleber sichern und schon passt es.<br />
Vor der endgültigen Montage der Servos<br />
müssen unbedingt die Schlitze für die Servohebel<br />
in den Servodeckeln vergrößert werden,<br />
denn diese sind serienmäßig viel zu klein bzw.<br />
zu kurz, schließlich wollen wir ja möglichst den<br />
vollen Servoweg nutzen. Auch den Rahmen,<br />
an denen diese Deckel verschraubt werden,<br />
muss mit der Fräse zu Leibe gerückt werden,<br />
damit die Servos hineinpassen und dann den<br />
vollen Weg fahren können. Da diese Art der<br />
Servobefestigung wie gesagt häufig praktiziert<br />
wird, hier noch ein Tipp, den es zu beherzigen<br />
gilt: Die Holzklötzchen immer so auf den Servodeckeln<br />
positionieren, dass zwischen dem<br />
Servo und sämtlichen Holzteilen überall ein<br />
bisschen Luft ist. Dies gelingt am einfachsten,<br />
wenn bei der Montage an den entsprechenden<br />
Stellen dünner Karton untergelegt wird.<br />
So haben die Servos nur an den Gummitüllen<br />
der Verschraubung Kontakt mit dem Holz und<br />
sind schwingend aufgehängt. Hätten sie umseitig<br />
Kontakt, könnte man sich die Gummis<br />
sparen, da die Vibrationen anderweitig auf die<br />
Rudermaschinen übertragen werden.<br />
Entgegen der Anleitung wurden die Landeklappenservos<br />
mit dem Abtrieb in Richtung<br />
Flächenwurzel montiert, damit die Anlenkung<br />
nicht so weit außen an den Klappen erfolgt.<br />
Als Ruderhörner liegen lange M3-Schrauben<br />
mit Alu-Drehteilen und Kunststofffähnchen<br />
bei. Das kann halten, muss aber nicht! Da<br />
wir besonderen Wert auf Optik und Haltbarkeit<br />
des Modells legten, wurden für sämtliche<br />
Ruderklappen Hörner aus GFK angefertigt,<br />
was gerade bei den Landeklappen sinnvoll<br />
schien, um den kompletten Servoweg nutzen<br />
zu können. Da in den Rudern ausreichend<br />
dimensionierte Verstärkungsklötzchen eingelassen<br />
sind, muss man nur entsprechende<br />
Schlitze fräsen und die Ruderhörner können<br />
eingeharzt werden. Da wir es hier genau<br />
genommen schon mit einem Großmodell<br />
zu tun haben, wurde bei den Anlenkungen<br />
auf bewährtes Material zurückgegriffen, d.h.<br />
M3-Gewindestangen und entsprechende<br />
Gabelköpfe (mit Schlauch gesichert).<br />
Wenn die Servokabel verlängert sind, kann<br />
mit den beiliegenden Holzschrauben alles<br />
endgültig montiert werden – doch halt: Vorher<br />
lohnt ein Blick auf die Klebestellen der Flächen!<br />
Bei der rechten Hälfte gab es kaum Anlass zur<br />
Kritik, bei der linken Flächenhälfte musste allerdings<br />
massiv nachgeklebt werden, was vor<br />
dem Einbau der Innereien durch Fahrwerks-<br />
und Servoschächte noch recht gut möglich ist.<br />
Mit Einziehfahrwerk<br />
Da bei einem Modell in dieser Größe ein starres<br />
Fahrwerk meiner Meinung nach ein absolutes<br />
„no go“ ist, wurde auf das passende Einziehfahrwerk,<br />
das ebenfalls von <strong>Lindinger</strong> angeboten<br />
wird, zurückgegriffen. Auch die optional<br />
erhältlichen Fahrwerksklappen sollte man sich<br />
gönnen, denn diese tragen später wesentlich<br />
zum Erscheinungsbild des Modells bei.<br />
Mit dem Einbau des Fahrwerks ist man<br />
dann bei der langwierigsten Arbeit an den<br />
Tragflächen angekommen. Zuerst müssen die<br />
Fahrwerksaufnahmen noch etwas ausgenommen<br />
werden, damit später alles spannungsfrei<br />
passt und die Pneumatikschläuche beim<br />
Einbau nicht geknickt werden. Für die Fahrwerksschachtverkleidungen<br />
muss ebenfalls<br />
noch etwas Platz geschaffen werden, damit<br />
nachher die Fahrwerksverkleidungen sauber<br />
in die tiefgezogenen Wannen passen. Um eine<br />
maximale Zuverlässigkeit des Einziehfahrwerks<br />
zu erreichen, wurden die Mechaniken erst<br />
einmal zerlegt, neu justiert und mit Schraubensicherungslack<br />
wieder montiert. Des Weiteren<br />
wurden an allen Klemmverbindungen<br />
Abflachungen angebracht, damit sich hier<br />
nichts verdrehen kann. Zudem wurden sämtliche<br />
Schlauchnippel gegen Festo-Teile ausgetauscht.<br />
Lobenswert hervorzuheben ist, dass<br />
(fast) alle Gewinde am Modell metrisch sind.<br />
Nun können die Fahrwerke ausgerichtet,<br />
entsprechende Löcher gebohrt und die Mechaniken<br />
verschraubt werden. Leider enthält<br />
die sonst recht informative Anleitung keine<br />
genauen Maße und Hinweise zur Montage<br />
der Fahrwerke. Markierungen an den Klappen<br />
sucht man vergeblich, sodass man auf<br />
sich selbst gestellt ist. Hier hilft nur Eigeninitiative<br />
und viel Probieren. Ich habe die Teile<br />
immer provisorisch mit ein paar Tröpfchen<br />
Sekundenkleber fixiert, bei Bedarf nochmals<br />
geändert und erst dann, wenn alles gepasst<br />
hat, definitiv gebohrt und verschraubt.<br />
Nur die Kinematik, durch die das Fahrwerksbein<br />
die flächenseitige Klappe mitnimmt,<br />
wollte partout nicht so wie ich; entweder sie<br />
verklemmte sich beim Einfahren oder anders<br />
justiert beim Ausfahren des Fahrwerks. Vom<br />
Ehrgeiz gepackt habe ich eine Weile herumgetüftelt<br />
und letztlich dann zwei neue Streben<br />
angefertigt, die 4 mm länger sind als die<br />
originalen. Diese Maßnahme hat gefruchtet,<br />
sodass es mit den nächsten Klappen weitergehen<br />
konnte. Auch hier ist wieder Puzzeln<br />
und Probieren angesagt – Versuch macht<br />
klug! Diese Klappen sollen mit einem Alu-<br />
Bügel und einem Sperrholzring direkt mit dem<br />
Fahrwerksbein verklebt werden, was ich mit<br />
Silikon erledigt habe, so bleibt die Verbindung<br />
etwas elastisch, ob das sinnvoll ist, muss die<br />
Langzeiterprobung zeigen.<br />
Damit die Fahrwerksbeine vollständig in<br />
der Fläche versenkt werden können, müssen<br />
die Kunststoffwannen ab dem Bereich, in dem<br />
der oben genannte Sperrholzring sitzt, bis zur<br />
Radachse etwas ausgespart werden. Ist das
erledigt, werden die Fahrwerkskomponenten<br />
wieder demontiert und die beiden Flächenhälften<br />
mithilfe des Sperrholzverbinders und<br />
24-Stunden-Epoxy verbunden, was im Gegensatz<br />
zum Fahrwerkseinbau dank der guten<br />
Passungen relativ schnell von der Hand geht.<br />
Nicht erschrecken, die V-Form ist sehr groß,<br />
aber auch das ist charakteristisch für die T-28.<br />
Wenn das Harz durchgetrocknet ist, können<br />
die Fahrwerke und das „Drumherum“<br />
endgültig montiert werden. Wie auf den Bildern<br />
zu sehen ist, wurden beim Testmodell<br />
sämtliche Fahrwerksteile zuvor grundiert und<br />
anschließend lichtgrau lackiert, was den Scale-<br />
<strong>Eindruck</strong> deutlich verstärkt.<br />
Vor der Montage der Schachtverkleidungen<br />
müssen alle Schläuche und Kabel sauber<br />
verlegt werden. Hierfür sind noch Löcher auf<br />
der Flächenoberseite im Bereich der Wurzel<br />
anzubringen, durch die sämtliche Leitungen in<br />
den Rumpf laufen. Die Tiefziehwannen wurden<br />
dann mit einem transparenten Kontaktkleber<br />
eingeklebt.<br />
3 4<br />
Fertigstellung der Tragflächen<br />
Laut Bauanleitung soll man sich jetzt der<br />
Flächenbefestigung widmen. Wohl dem, der<br />
sich die beiliegenden Nylonschrauben und<br />
Einschlagmuttern vorher genauer ansieht,<br />
denn diese sind die einzigen Teile im Bausatz,<br />
die nicht metrisch sind. Einerseits musste ich<br />
hierüber etwas schmunzeln, andererseits<br />
kann man angesichts dieser Tatsache nur<br />
den Kopf schütteln.<br />
5 6<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 107<br />
Auch die beiden 6-mm-Hartholzdübel, die<br />
die Flächen vorne arretieren sollen, wurden<br />
ausgetauscht, denn mal davon abgesehen,<br />
dass sie recht mickrig sind, waren sie nicht<br />
rund, sondern oval. Da ich gerade keinen Bohrer<br />
für ovale Löcher zur Hand hatte, wurden sie<br />
durch dickwandige 8-mm-Alu-Rohre ersetzt.<br />
Nun kamen die Holzdübel doch noch zur Verwendung,<br />
indem sie in die Rohre eingeharzt<br />
wurden; das sollte halten!<br />
Sind die entsprechenden Löcher im Rumpf<br />
eingemessen und gebohrt, kann man die hintere<br />
Verschraubung der Fläche angehen und<br />
auch die jetzt metrischen Einschlagmuttern<br />
einsetzen. Mir ist es immer wieder ein Dorn im<br />
Auge, dass die Hersteller keine plane Auflage<br />
für die Schraubenköpfe schaffen, sodass sich<br />
diese beim Anziehen zwangsläufig verbiegen.<br />
Darum wurden unter Berücksichtigung von<br />
Flächenprofil und V-Form kleine Sperrholzbrettchen<br />
zurechtgeschliffen und zusätzlich<br />
im Endleistenbereich aufgeklebt.<br />
Den krönenden Abschluss der Tragfläche<br />
bildet eine flächenseitige GFK-Abdeckung,<br />
die die Rumpfunterseite verschließt. An dieser<br />
1: Werden bei der Servomontage ringsum dünne Pappstreifen eingelegt, kann man sicher sein, dass<br />
das Servo später keinen direkten Kontakt zum Holz hat. 2: Die Komponenten, die dem voluminösen<br />
Karton entsteigen, lassen schon ein wenig die Proportionen des fertigen Modells erahnen. Vom Be-<br />
griff ARF sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. 3: Der Lieferumfang des optional erhältlichen<br />
Einziehfahrwerks umfasst auch die zusätzlichen Restabdeckung. 4: Hier wird gerade eines der selbst<br />
hergestellten Ruderhörner aus GFK eingeharzt. Anschließend wird das Kreppband vorsichtig abgezo-<br />
gen und man bekommt eine optisch schöne Klebestelle. Durch die Form des Horns liegen die Löcher<br />
für den Gabelkopf nun auch über der Drehachse des Ruders, so wie das eigentlich immer sein sollte.<br />
5: So ein „Klapperatismus“! Sämtliche Fahrwerksklappen und das benötigte Zubehör im Überblick.<br />
6: Oben sieht man eine Restabdeckung fertig zur Montage, unten alle hierfür benötigten Einzelteile.
108 MOTORFLUG FMT 05 | 11<br />
7<br />
werden die letzten beiden Fahrwerksschachtabdeckungen<br />
montiert, was mit einer Unzahl<br />
von Schrauben, Muttern und Beilagscheiben<br />
geschieht. Zuvor werden noch Sperrholzbrettchen<br />
als Gegenlager in das GFK-Teil eingeharzt.<br />
Bei der Montage der Klappen ist wieder<br />
einmal Probieren angesagt. Wer sich daran<br />
stört, dass diese nicht ganz zur Wölbung der<br />
Flächenabdeckung passen, kann die Klappen<br />
vorsichtig mit einem Heißluftföhn erwärmen,<br />
etwas verwinden und dann so abkühlen<br />
lassen. Dieses Vorgehen habe ich auch<br />
bei den anderen GFK-Klappen angewandt.<br />
Nun können sie endgültig verschraubt und<br />
der Federmechanismus nachjustiert werden.<br />
Dieser sorgt dafür, dass die Klappen beim Einziehvorgang<br />
von den Rädern mitgenommen<br />
werden und beim Ausfahren selbstständig<br />
öffnen, sodass weder Pneumatikzylinder noch<br />
zusätzliche Servos benötigt werden.<br />
Sind die GFK-Abdeckungen an der Fläche<br />
befestigt und Löcher für die Flächenschrauben<br />
aus diesen herausgefräst, ist das „Geflügel“<br />
endlich fertig und mit 3,1 kg wahrlich kein<br />
Leichtgewicht, allerdings sind ja auch einige<br />
gewichtige Einbauten darin untergebracht.<br />
Einbau der Antriebskomponenten<br />
Nun durfte der Rumpf aufs Baubrett und ich<br />
begann mit dem Motoreinbau. Als Treibling<br />
kam ein Viertaktbenziner Saito FG 36 (siehe Test<br />
in FMT 03/2009) zum Einsatz, der sehr gut unter<br />
die Motorhaube der Trojan passt. Es müssen<br />
nur zwei kleine Ausschnitte für die Ventildeckel<br />
angebracht werden, was mit der bekannten<br />
Kartonmethode sehr gut funktioniert.<br />
Im Bereich des Motor- und des Fahrwerksspants<br />
wurde ein bisschen nachgeharzt, da hier<br />
zum Teil etwas Luft zwischen den Bauteilen war.<br />
Die restlichen Spanten sind dagegen sogar herstellerseitig<br />
mit Gewebeverstärkung eingebaut.<br />
Der von Saito mitgelieferte Alu-Motorträger<br />
wurde gegen einen Eigenbauträger aus<br />
Sperrholz und GFK-Platten ersetzt, da der Luftschraubenmitnehmer<br />
andernfalls recht weit<br />
aus der Cowling ragen würde. Laut aero-naut<br />
(Saito-Importeur) ist aber der Alu-Träger für<br />
eine gute Wärmeableitung unbedingt erforderlich.<br />
Da das Modell unter der Motorhaube<br />
tendenziell sowieso Gewicht braucht, wurde<br />
ein massives Kühlblech aus Aluminium erstellt,<br />
8 9<br />
das an den Befestigungsflanschen des Saito<br />
verschraubt wird. Des Weiteren wurde auf<br />
großzügige Abluftöffnungen geachtet. So<br />
läuft der FG 36 bisher einwandfrei ohne jegliche<br />
Anzeichen einer Überhitzung. Motorsturz<br />
und Seitenzug wurden so übernommen wie<br />
vom Motordom vorgegeben.<br />
Den Seriendämpfer habe ich mit Adapterteilen<br />
von Merker und einem längeren Wellschlauch<br />
so montiert, dass der Auslass unauffällig<br />
im Bereich des Bugfahrwerks zu liegen<br />
kommt. Der Choke ist mit einer Edelstahllitze<br />
und den etwas modifizierten Serienteilen<br />
des Saito angelenkt und aus der Motorhaube<br />
herausgeführt. Auch die Zündung und der<br />
fünfzellige Zündakku fanden ihren Platz am<br />
Motorspant. Geschaltet wird über einen elektronischen<br />
Zündschalter von Engel.<br />
Gedanken sollte man sich über die Positionierung<br />
der einzelnen RC-Komponenten und<br />
der Tanks (Sprit, Luft) machen, obwohl die Bauanleitung<br />
diese teilweise vorgibt. Da kein Platz<br />
für den Drucklufttank vorgesehen ist, wurde<br />
dieser im Bereich des Flächenausschnitts an-<br />
10<br />
stelle des Kraftstofftanks montiert. Der durfte<br />
dafür im gänzlich ungenutzten Schacht des<br />
Bugfahrwerks Platz nehmen. So liegt er zwar<br />
etwas vor dem Schwerpunkt, aber ich denke,<br />
dass das bei dieser Modellkategorie keine allzu<br />
große Rolle spielt. Dem Saito kommt das<br />
entgegen, da hierdurch die Kraftstoffleitung<br />
sehr kurz gehalten werden kann. Theoretisch<br />
könnte der Sprittank (500-ml-Kunstflugtank<br />
von Graupner) deutlich kleiner ausfallen, da der<br />
Saito sehr genügsam ist, aber die verbaute Variante<br />
passt gut in die Ausschnitte der Spanten.<br />
Da die T-28 auf jeden Fall eine Sternmotorattrappe<br />
erhalten sollte, begann nun eine<br />
längere Suche. Fündig wurde ich bei Simprop/<br />
Topflite. Leider war das Objekt der Begierde<br />
nicht kurzfristig lieferbar und ich musste mich<br />
mehrere Wochen gedulden.<br />
Als Übergangslösung wurde am PC eine Abbildung<br />
eines Neunzylinders auf die passenden<br />
Maße gebracht, ausgedruckt, in Folie einlaminiert,<br />
auf ein dünnes Pappelbrett geklebt und<br />
dieses in der Haube befestigt. Es erhielt nur<br />
eine kleine Öffnung vor dem Zylinder, damit
nicht zu viel Luft einströmt. Laut Hersteller<br />
soll das Seitenruderservo außermittig eingebaut<br />
werden, was ich bei einer Seilanlenkung<br />
für suboptimal halte. Deshalb musste das Servo<br />
für die Lenkung des Bugfahrwerks seinen<br />
angestammten Platz verlassen und wanderte<br />
einen Ausschnitt nach vorn. Das Pendant für<br />
das Seitenruder wurde dann dahinter montiert.<br />
Nicht verschweigen will ich, dass diese<br />
Maßnahme bedingt, dass die Abstützungen für<br />
die Anlenkungen der Bugfahrwerkssteuerung<br />
etwas modifiziert werden müssen, um so den<br />
Abstand der Führungsrohre zu verringern.<br />
Das dem Einziehfahrwerk beiliegende<br />
Zweikreisventil funktioniert tadellos, allerdings<br />
wurde es gegen ein Robart-Ventil aus<br />
dem Fundus getauscht, da man bei diesem<br />
den Arbeitsdruck für jeden Kreis getrennt<br />
einstellen kann. Angesteuert wird es, wie<br />
auch der Vergaser, über ein MPX Royal BB.<br />
Die Trennstelle zur Fläche habe ich mit zwei<br />
Festo-Kupplungen hergestellt.<br />
Die Leitwerke<br />
Anschließend ging es zur nächsten größeren<br />
Baustelle, den Leitwerken und ihrer Ansteuerung.<br />
Höhen- und Seitenruder werden, wie alle<br />
anderen Ruder, mit Hitec HS 645 MG betätigt.<br />
Auch für die Leitwerksruder wurden wieder<br />
GFK-Ruderhörner hergestellt.<br />
Das HLW der Trojan ist mit knapp 90 cm<br />
Spannweite recht ausladend, weshalb es entgegen<br />
der Bauanleitung steckbar werden sollte,<br />
was mit überschaubarem Aufwand möglich ist.<br />
Hierzu habe ich im Bereich der Wurzelrippen<br />
entsprechende Sperrholzteile in den Rumpf<br />
geharzt. Sie verstärken diesen Bereich und bieten<br />
mehr Klebefläche für HLW-Steckung und<br />
13<br />
11<br />
-arretierung. Das HLW ist herstellerseitig schon<br />
mit einer Steckung aus Alu-Rohr versehen, die<br />
jedoch fest verklebt werden soll. In der Restekiste<br />
fand sich ein Stück einer Papphülse von<br />
Ralf Petrausch mit 12 mm Innendurchmesser,<br />
das im Rumpf als Führungsrohr verklebt wurde.<br />
Wie schon bei der Fläche, liegt auch für die Positionierung<br />
der Torsionsbolzen des HLW eine<br />
Sperrholzbohrschablone bei. Es wurde nur die<br />
Bohrung für den vorderen Dübel gesetzt und<br />
dieser dann im Leitwerk verklebt.<br />
Zur Arretierung der Leitwerkshälften habe<br />
ich nach reichlicher Überlegung das Multilock-<br />
System von Multiplex eingebaut. Damit die Sache<br />
nachher auch funktioniert, muss es leicht<br />
schräg, also parallel zur Steckung eingeklebt<br />
werden, denn der Rumpf verjüngt sich ja im<br />
Bereich der Wurzelrippen.<br />
Herstellerseitig ist eine unsichtbare Anlenkung<br />
der Höhenruder im Rumpf über einen<br />
Drahtbügel mit angeschweißtem Anlenkhebel<br />
vorgesehen. Das schien mir nach dem<br />
Steckungsumbau aber so nicht realisierbar.<br />
12<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 109<br />
7: Die Befestigungslaschen der Fahrwerke wurden etwas aufgebohrt und die zierlichen Originalschrauben<br />
(oben) gegen etwas „griffigere“ ersetzt. Bei den Hauptfahrwerksbeinen kamen aus Platzgründen sogar<br />
Schrauben mit Senkkopf zum Einsatz. 8: Die Fahrwerksklappen und -verkleidungen sind fertig zum Lackieren.<br />
9: Nach dem Verkleben der Fahrwerksschachtverkleidungen wurden zuerst die festen Klappen<br />
am Fahrwerksbein mit Silikon montiert. Auch zu sehen sind die verstifteten Landeklappenscharniere und<br />
das um 180° gedrehte Landeklappenservo. 10: Hier sind auch die beweglichen Klappen nach längerem<br />
Probieren montiert. Am unteren Bildrand erkennt man die selbst gefertigten keilförmigen Holzklötze als<br />
Auflagefläche der Köpfe der Flächenbefestigungsschrauben. 11: Dieser Anblick war bei einer Flächenhälfte<br />
leider häufiger zu sehen, weshalb massiv nachgeklebt wurde. 12: Hier die besagten Streben des Fahrwerks,<br />
die ich neu angefertigt habe: das Originalteil aus Aluminium, ein Dummy zum Probieren aus Balsa und das<br />
endgültige, 4 mm längere Teil aus GFK. 13: Auch am Boden macht das Modell einiges her, wozu die Fahrwerksklappen,<br />
die Sternmotorattrappe und die grau lackierten Fahrwerksteile einen Großteil beitragen.<br />
Mein Weg war ein anderer. Ich verlegte zwei<br />
stabile Sullivan-Bowdenzüge, die wiederum<br />
mit herkömmlichen Gabelköpfen mit den Rudern<br />
verbunden sind. Die beiden Züge wurden<br />
servoseitig durch einen selbst gefertigten Alu-<br />
Verbinder zusammengeführt. Die Züge müssen<br />
auf ihrem Weg zum Leitwerk natürlich noch<br />
abgestützt werden, was mit zwei horizontal<br />
eingeklebten Pappelbrettchen geschah. Das<br />
stabilisiert auch gleichzeitig die etwas wabbeligen<br />
Rumpfseitenwände im hinteren Bereich.<br />
Die Höhenruder werden wieder mit Vliesscharnieren<br />
und Sekundenkleber anscharniert, das<br />
Seitenruder hingegen mit Stiftscharnieren.<br />
Meiner Linie treu bleibend, habe ich für das<br />
Seitenruder ein GFK-Ruderhorn hergestellt<br />
und auch gleich einen passenden beidseitigen<br />
Servohebel, denn für eine Seilanlenkung<br />
muss dieser aufgrund des dicken Ruders etwas<br />
breiter ausfallen. Der restliche Platz im Rumpf<br />
wurde dann zur Unterbringung der Akkuweiche<br />
von Engel, der Empfängerakkus (zwei 2S<br />
1.600 mAh) und des Empfängers genutzt.
110 MOTORFLUG FMT 05 | 11<br />
14<br />
16<br />
Brachialdiät<br />
Nun ist schon etwas Licht am Ende des Tunnels<br />
sichtbar und die Neugierde, ob das Modell<br />
denn auch fliegt, steigt langsam, aber sicher.<br />
Doch sollte man den Blick noch einmal<br />
in Richtung Cockpit schweifen lassen, denn<br />
meiner Meinung nach wäre dieses riesige<br />
„Gewächshaus“ ohne etwas Interieur ein Frevel.<br />
Der Hersteller hat schon Folien mit aufgedruckten<br />
Instrumenten angebracht, sodass nur<br />
noch die Sitze, die seitlichen Konsolen und<br />
die Steuerknüppel mit einfachen Mitteln in<br />
Eigenregie nachgebildet wurden.<br />
Auch ein Pilot darf nicht fehlen, denn Geisterflieger<br />
liegen mir überhaupt nicht. Nach<br />
längerer Recherche im Internet wurde ich bei<br />
Dragon Models fündig und bestellte einen<br />
Blue-Angels-Pilot in 1:6. Die sehr detaillierten<br />
Actionfiguren sind mit knapp 30 Euro einschließlich<br />
Versand wirklich preisgünstig, aber<br />
leider recht gewichtig. Da die Vertiefungen<br />
für die Piloten sowieso keine Ganzkörperfigur<br />
zulassen, wurde diese ihres Unterleibs<br />
und eines Teils des Innenlebens beraubt und<br />
stattdessen mit Watte ausgestopft. Nach dieser<br />
strikten Diät konnte Rich Blankenship (vom<br />
Hersteller so tituliert) in seinem neuen Zuhause<br />
Platz nehmen.<br />
15<br />
17<br />
Bevor die Trojan nun Flugplatzluft schnuppern<br />
durfte, wurde es bei der Schwerpunktkontrolle<br />
noch einmal spannend. Es keimte<br />
der Verdacht auf, das Modell könnte<br />
trotz allem Gewicht in der Nase doch noch<br />
schwanzlastig sein. Da wir inzwischen bei einem<br />
Trockengewicht von deutlich über 9 kg<br />
angekommen waren, wollte ich eigentlich<br />
vermeiden, dem Saito noch mehr Masse zu<br />
schleppen zu geben. Einen Leistungsüberschuss<br />
wie bei einem 3D-Modell braucht<br />
man natürlich nicht, aber ständig kurz vor<br />
dem Abriss herumhungern muss auch nicht<br />
sein, wir haben es hier schließlich mit einem<br />
Warbird zu tun.<br />
Wider Erwarten passte der Schwerpunkt<br />
aber ohne zusätzliches Blei recht gut, durch<br />
das extra Motorkühlblech konnte er sogar<br />
noch 1 cm vor die Herstellerangabe verlegt<br />
werden – sicher ist sicher. In Sachen Schwerpunktangabe<br />
kann die Bauanleitung übrigens<br />
leicht falsch verstanden werden: einmal<br />
18<br />
ist die Angabe von 123 mm ab Nasenleiste<br />
eingezeichnet und einmal ab dem rumpfseitigen<br />
Tiefensprung an der Nasenleiste, in dem<br />
die Flächendübel sitzen. Hier unbedingt die<br />
letztere Angabe nehmen (und noch 1 cm weiter<br />
nach vorne wie beim Testmodell), sonst<br />
gibt es eine böse Überraschung beim Erstflug.<br />
Besser mit Klappen<br />
Neugierig wurde der Benzin-Viertakter zum<br />
Leben erweckt. Ich betreibe ihn mit einem<br />
Gemisch von 1:20 und einem 18×10-Menz-<br />
Prop. Meine Bedenken, dass mit der leichten<br />
Holzluftschraube kein vernünftiger Leerlauf<br />
erreichbar sein könnte, haben sich schnell in<br />
Luft aufgelöst und auch der vorsichtshalber<br />
angeschaffte gleich große APC-Propeller<br />
konnte in der Verpackung bleiben. Der FG 36<br />
läuft mit der Menz in allen Lagen einwandfrei.<br />
Dass ein Reichweitentest vor dem Jungfernflug<br />
Pflicht ist (auch in Zeiten von 2,4 GHz),<br />
brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen.
19 20<br />
Nun denn, auf geht’s! Langsam Gas reinschieben,<br />
lange rollen lassen, dann sachte<br />
ziehen und schon ist die T-28 in der Luft. Erst<br />
einmal auf Sicherheitshöhe gehen, das Fahrwerk<br />
ließ ich beim ersten Flug ausgefahren. Der<br />
erste <strong>Eindruck</strong>: Die Modell-Motor-Kombi passt<br />
gar nicht mal so schlecht! Brachial ist der Leistungsüberschuss<br />
zwar nicht, aber es kommt<br />
durchaus Warbird-Feeling auf, was unter anderem<br />
am tollen Sound des Triebwerks liegt. Der<br />
Motor fühlt sich bei etwas höheren Drehzahlen<br />
ja auch am wohlsten, wie Dieter Werz schon in<br />
seinem Testbericht dargestellt hat.<br />
Getrimmt werden musste eine Raste Quer<br />
und schon etwas mehr auf Tief. Beim anschließenden<br />
Überziehtest zeigte sich aber, dass<br />
der eingestellte Schwerpunkt sehr gut passt.<br />
Da der Motorsturz auch stimmt, hat der Konstrukteur<br />
eventuell eine Brise zu viel positive<br />
EWD erwischt. Da sich der Tiefentrimm aber<br />
im Rahmen hält, ist dieses Manko bei dem<br />
Modell vertretbar. Dieses lässt sich übrigens<br />
sehr weit aushungern, insbesondere mit gesetzten<br />
Landeklappen. Hierbei treten keine<br />
Lastigkeitsänderungen auf, auch das Ein- und<br />
Ausfahren des Fahrwerks hält keine unangenehmen<br />
Überraschungen bereit, wie sich bei<br />
weiteren Flügen herausstellte.<br />
Doch zurück zum Erstflug. Die Querruderwirkung<br />
war mir mit den vorgegebenen<br />
Ausschlägen etwas zu zackig, trotz Expo auf<br />
21<br />
14: Mit der bekannten Kartonmethode lassen sich die Öffnungen<br />
für die Ventildeckel in der Motorhaube präzise ausnehmen.<br />
15: Die Trojan im tiefen Überflug. Durch die Kombination von Viertaktsound<br />
und der tollen Optik des Modells macht dies immer wieder<br />
aufs Neue mächtig Laune. 16: Die Führungen des Anlenkseils für<br />
das Bugfahrwerk im Auslieferzustand. 17: Die Anordnung der RC-<br />
Komponenten mit der geänderten Führung der Bugradanlenkungszüge.<br />
18: Das Triebwerk in der Frontalen. Hinter dem Wellschlauch sitzen<br />
Zündung und Zündakku. Im Bereich des Schalldämpfers verlässt die<br />
Chokeanlenkung in montiertem Zustand die Cowling. Das Alu-Kühl-<br />
allen Rudern. Der Ausschlag wurde nach der<br />
Landung um gut 5 mm verkleinert.<br />
Ach ja, die Landung, da war ja noch etwas!<br />
Da es am Tag des Erstflugs sehr windig war,<br />
wollte ich die erste Landung mit der Erwartung,<br />
dass der stramme Gegenwind das Modell<br />
genug bremsen würde, ohne gesetzte<br />
Klappen wagen. So viel zur Theorie, die Praxis<br />
sah etwas anders aus. Die T-28 kam ziemlich<br />
schnell hereingeschossen und die Piste wurde<br />
auf einmal immer kürzer, doch das Modell war<br />
letztlich wieder heil am Boden.<br />
Bei den folgenden Flügen erfolgte die Landung<br />
immer mit voll gesetzten Landeklappen,<br />
wodurch dieses Manöver zum Vergnügen wird.<br />
Fast wie ein Trainer kommt sie herein, etwas<br />
Schleppgas stehen lassen und sanft aufsetzen,<br />
passt! Wie schon weiter oben erwähnt, ist beim<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 111<br />
Setzen der Klappen kaum eine Lastigkeitsänderung<br />
zu erwarten. Daraufhin habe ich die<br />
vorgegebenen 40 mm Ausschlag auf 67 mm<br />
erhöht, um noch etwas mehr Bremswirkung zu<br />
bekommen. So lässt sich die Trojan im wahrsten<br />
Sinne des Wortes „hinstreicheln“, was im<br />
Übrigen auch dem Fahrwerk zugutekommt,<br />
denn wie die Erfahrung aus mehreren Flügen<br />
gezeigt hat, ist dieses bei einem Abfluggewicht<br />
von annähernd 10 kg an seiner Belastungsgrenze<br />
angelangt.<br />
Optimierungsmaßnahmen<br />
Während der weiteren Flugerprobung wurden<br />
einige Optimierungen vorgenommen.<br />
Zum einen war inzwischen die heiß ersehnte<br />
Motorattrappe lieferbar. Wer hier noch ein<br />
paar Stunden Arbeit investiert, erhält ein<br />
meiner Meinung nach absolut ansprechendes<br />
Ergebnis. Zum anderen war der Saito nun<br />
eingelaufen und drehte etwas freier, sodass<br />
ich testweise eine Menz-Luftschraube 19×8<br />
montierte, die subjektiv noch ein bisschen<br />
mehr Dampf bringt.<br />
Da das Modell durch das fette Gemisch am<br />
Ende eines Flugtags immer stark verölt war,<br />
wurde ein kleiner Ölauffangtank (natürlich<br />
mit Überlauf) aus einer alten Filmdose in der<br />
Nähe des Haupttanks eingebaut und mit der<br />
Kurbelgehäuseentlüftung verbunden. Wird<br />
dieser gelegentlich geleert, bleibt das Modell<br />
weitestgehend sauber.<br />
Das Einziehfahrwerk bedarf einer regelmäßigen<br />
Wartung, denn es ist wegen des<br />
Modellgewichts etwas anfällig. Nach einigen<br />
Flügen hatte das Rad des Bugfahrwerks auf<br />
der Achse gefressen und musste ausgebuchst<br />
werden. Da der Geradeauslauf oft nachgetrimmt<br />
werden musste, wurde eine zweite<br />
Bohrung mit Gewinde inklusive einer Fase<br />
angebracht, um ein Verdrehen des Fahrwerksbeins<br />
zu verhindern.<br />
Auch beim Hauptfahrwerk gibt es noch<br />
Potenzial zur Optimierung. Da die Fahrwerksbeine<br />
nur sehr unzuverlässig einfuhren, wurde<br />
erstens der Arbeitsdruck auf ca. 10 bar<br />
erhöht und zweitens eine der beiden Federn<br />
der rumpfseitigen Restabdeckungen entfernt.<br />
Dann habe ich die Drahtbügel, durch die diese<br />
Klappen beim Einfahren von den Rädern mitgenommen<br />
werden, noch so nachgebogen,<br />
blech ist hier noch nicht montiert, es wurde erst beim Auswiegen des<br />
Schwerpunkts angefertigt. 19: Sämtliche Öffnungen in der Motorhaube<br />
wurden mit Kohlerovings eingefasst. 20: Neben dem selbst<br />
gefertigten Servohebel für das Seitenruder ist hier der Verbinder der<br />
Höhenruderbowdenzüge sichtbar. Auch der Verlauf der Anlenkungen<br />
und die beiden zusätzlichen Pappelbrettchen in der hinteren Rumpfröhre<br />
kann man erkennen. 21: Der Leitwerksbereich mit den selbst<br />
gefertigten Anlenkungen, dem Multilock und dem Steckungsrohr. Im<br />
Vordergrund liegt auf dem Höhenleitwerk das Serienteil zur Höhenruderanlenkung,<br />
das nicht meine ungeteilte Zustimmung fand.
112 MOTORFLUG FMT 05 | 11<br />
dass sich Rad und Drahtbügel nicht verhaken.<br />
Hier wären eventuell etwas größer dimensionierte<br />
Fahrwerkspneunmatikzylinder besser.<br />
Zu guter Letzt wurden die Halterungen<br />
der fest am Fahrwerksbein montierten Klappen<br />
durch eine massivere Variante ersetzt, da<br />
das serienmäßige Sperrholz recht schnell den<br />
Belastungen nachgegeben hat. Stabiles Flugzeugsperrholz<br />
sorgte hier für Abhilfe.<br />
Nach diesen Modifikationen macht das<br />
Fliegen mit der T-28 einfach nur jede Menge<br />
Spaß. Mit der richtigen Abstimmung steht nun<br />
auch genügend Leistung für Warbird-typisches<br />
Fliegen zur Verfügung.<br />
Kritisch betrachtet<br />
In meinem Fazit über die T-28 Trojan von <strong>Lindinger</strong><br />
möchte ich kein Blatt vor den Mund<br />
Datenblatt MOtORFlUG<br />
Modellname: T-28 Trojan<br />
Verwendungszweck: Semi-Scale-Warbird<br />
Vertrieb/Hersteller: <strong>Lindinger</strong>/Planet Hobby<br />
Modelltyp: ARF-Modell mit GFK-Rumpf/Rippenfläche<br />
Lieferumfang: Rumpf, Tragflächen, Höhenleitwerke,<br />
Seitenruder, Motor- und Kabinenhaube, Flächenabdeckung,<br />
starres Fahrwerk, Räder, Tank, Motorträger, Anlenkungsmaterial,<br />
Flächen- und HLW-Verbinder, Bauanleitung<br />
Bau- u. Betriebsanleitung: englisch, 18<br />
Seiten, 81 Zeichnungen, Angaben zu Schwerpunkt und<br />
Ruderausschlägen vorhanden<br />
Aufbau:<br />
Rumpf: GFK (Polyester), mehrfarbig lackiert<br />
Tragfläche: einteilig (zwei Flächenhälften verklebt), Holz<br />
teilbeplankt, gebügelt, mehrfarbig lackiert, Flächenverbinder<br />
aus Sperrholz<br />
Leitwerk: herstellerseitig fest, vom Tester abnehmbar<br />
gestaltet, Holz, vollbeplankt, gebügelt, einfarbig lackiert,<br />
Alu-Steckungsrohr<br />
Motorhaube: GFK, abnehmbar, mehrfarbig lackiert<br />
Kabinenhaube: transparent, nicht abnehmbar, angedeuteter<br />
Rahmen bereits lackiert<br />
Schalldämpfereinbau: nicht vorbereitet<br />
nehmen. Mit dem Bausatz bekommt der ambitionierte<br />
<strong>Modellbau</strong>er eine gute Basis für ein<br />
nicht alltägliches Modell mit toller Optik und<br />
sehr guten Flugeigenschaften, das durch seine<br />
Proportionen einiges an <strong>Eindruck</strong> schindet.<br />
ARF heißt hier allerdings nicht „heute kaufen,<br />
morgen fliegen“. Man darf den Bau schon<br />
als winterfüllendes Projekt ansehen und zum<br />
Teil einiges an Hirnschmalz und Eigenregie<br />
einfließen lassen, weshalb ich das Modell auch<br />
nur <strong>Modellbau</strong>ern mit Großmodellerfahrung<br />
empfehlen würde. Meiner Meinung nach sollte<br />
man sich in dieser Größenordnung besonders<br />
zum Thema Sicherheit selbst einige Gedanken<br />
machen und nicht nur stur nach Anleitung zusammenbauen.<br />
Hier gilt es auch, die gewählte<br />
Motorisierung zu beachten.<br />
Preis: 379,– €<br />
Technische Daten:<br />
Spannweite: 2.057 mm<br />
Länge: 1.613 mm<br />
Spannweite HLW: 887 mm<br />
Flächentiefe an der Wurzel: 438 mm<br />
Flächentiefe am Randbogen: 272 mm<br />
Tragflächeninhalt: 70,12 dm²<br />
Flächenbelastung: 138 g/dm²<br />
Tragflächenprofil Wurzel: halbsymmetrisch<br />
Tragflächenprofil Rand: halbsymmetrisch<br />
Profil des HLW: symmetrisch<br />
Gewicht Herstellerangabe: <strong>Lindinger</strong> ca. 7.200 g,<br />
Hersteller ca. 8.200 g<br />
Rohbaugewicht Testmodell ohne RC und Antrieb:<br />
5.275 g<br />
Fluggewicht Testmodell ohne Kraftstoff: 9.310 g<br />
mit 500 ml Kraftstoff: 9.685 g<br />
Antrieb vom Hersteller empfohlen<br />
Motor: 30–50 cm³<br />
Propeller: k.A.<br />
Die Bauteile dürften teilweise etwas leichter<br />
ausfallen und auch das Einziehfahrwerk bietet<br />
noch Potenzial zur Optimierung. Allerdings<br />
darf man hierbei nicht den sehr günstigen<br />
Preis für Modell und Fahrwerk außer Acht<br />
lassen, für den man einen mehr als reellen<br />
Gegenwert erhält. Man bedenke, ein entsprechendes<br />
Einziehfahrwerk aus deutscher Fertigung<br />
würde sicher ein Vielfaches kosten,<br />
ebenso das Modell an sich.<br />
Inzwischen bietet übrigens die amerikanische<br />
Firma Sierra Giant (www.sierragiant.com)<br />
ein tolles, stabiles Fahrwerk für das Modell an.<br />
Ob einem das einschließlich der Räder 590 US-<br />
Dollar wert ist, kann nur jeder für sich selbst<br />
beantworten. Ich jedenfalls habe den Bau der<br />
Trojan nicht bereut und genieße jeden Flug<br />
mit diesem schönen Modell.<br />
Antrieb im Testmodell verwendet<br />
Motor: Saito FG 36<br />
Propeller: 18×8 Menz, 19×8 Menz, 18×10 APC W<br />
RC-Funktionen und Komponenten<br />
Höhe: Hitec HS-645MG<br />
Seite: Hitec HS-645MG<br />
Querruder: 2× Hitec HS-645MG<br />
Motordrossel: MPX Royal BB<br />
Landeklappen: 2× Hitec HS-645MG<br />
Zündung: Sanyo Eneloop 5× 2.000 mAh, LiPo-Zündungsschalter<br />
von Engel <strong>Modellbau</strong> und Technik<br />
Einziehfahrwerk: MPX Royal BB<br />
Lenkung Bugfahrwerk: Hitec HS-645MG<br />
verwendete Mischer: keine<br />
Fernsteueranlage: MPX Royal Pro 16 M-Link 2,4 GHz<br />
Empfänger: MPX RX 12 DR pro M-Link<br />
Empf.-Akku: 2× 2S LiPo 1.600 mAh über „Die kleine<br />
Weiche“ von Engel <strong>Modellbau</strong> und Technik<br />
Erforderl. Zubehör: Einziehfahrwerk (189,- €) u.<br />
Fahrwerksklappen (12,90 €), Pilotenpuppe u. Motorattrappe<br />
Bezug direkt bei: <strong>Modellbau</strong> <strong>Lindinger</strong>, Industriestraße<br />
10, A-4560 Inzersdorf, Tel.: +43 (0)7582 813130,<br />
Internet: www.lindinger.at<br />
Kurz vor dem ersten Abheben,<br />
das Bugrad ist schon oben.