Stiletto-Elektro - Graupner
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16 SEGELFLUG FMT 08 | 09 | ALFRED KIRST<br />
Sagen Sie Ihrer Frau nicht, dass Sie sich für einen <strong>Stiletto</strong> interessieren.<br />
Sie wird Sie ins nächste Schuhgeschäft abschleppen – und da wollen Modellflieger<br />
sicher nicht hin, wenn sie vom <strong>Stiletto</strong> sprechen. Seit 2007 hat<br />
<strong>Graupner</strong> den <strong>Stiletto</strong> im Programm und nun gibt’s ihn auch mit <strong>Elektro</strong>-Rumpf.<br />
Das ist die logische Konsequenz des technischen Fortschritts, der<br />
Modellbaufirmen dazu treibt, auch konsequent als Leistungssegler ausgelegte<br />
Modelle mit <strong>Elektro</strong>antrieben auszustatten.<br />
Im Rumpfbereich hinter den Tragflächen finden<br />
sich zwei Öffnungen. Eine Öffnung dient dem<br />
Einbau der V-Leitwerksservos. Diese Lösung<br />
ist ausgesprochen pfiffig, denn wenn der E-<br />
Antrieb schon dafür sorgt, dass der Schwerpunkt<br />
nicht an die richtige Stelle wandert,<br />
dann wandern eben die Servos nach hinten.<br />
In der 30x125 mm großen Öffnung ist für den<br />
Servoeinbau bereits alles bestens vorbereitet:<br />
die Bowdenzugröhrchen ragen an den passenden<br />
Stellen in die Vertiefung, in der die<br />
Ausschnitte für die Servos bereits eingearbeitet<br />
sind. Die 22x50 mm große Öffnung auf der<br />
anderen Seite dient der Aufnahme für einen<br />
Empfängerakku, sofern nicht mit BEC bzw.<br />
SBEC geflogen wird. Hier empfiehlt <strong>Graupner</strong><br />
einen 4NH-1700 RX. Der misst 50x29x29 mm<br />
und wiegt 112 Gramm. Da ich allerdings den<br />
<strong>Graupner</strong> brushless control 45 als Regler einsetze,<br />
erübrigt sich ein Empfängerakku. Gewicht<br />
benötige ich deshalb aber trotzdem hinten im<br />
Rumpf. 100 Gramm sind es, die ich als Bleiballast<br />
zugeben musste, um den Schwerpunkt<br />
sauber einstellen zu können. Den Bleiballast<br />
habe ich übrigens mit Klettband befestigt.<br />
Das hält bombig und ermöglicht es mir, mit<br />
der Schwerpunktposition zu experimentieren.<br />
Denn vorne im Rumpf geht nichts mehr: auf<br />
das nach Anleitung eingeharzte Brettchen<br />
kommt der Empfänger und – natürlich – der<br />
Antriebsakku. Beide werden so weit wie irgend<br />
möglich zurückgeschoben, denn der Antriebsstrang<br />
lässt die Nase des <strong>Stiletto</strong> unvermeidlich<br />
nach unten zeigen, wenn man im angegebenen<br />
Schwerpunktbereich unterstützt.<br />
Motoreinbau<br />
Womit wir beim Einbau des Motors wären.<br />
Geliefert wird der Rumpf mit einer sauber gefrästen<br />
Öffnung und einer perfekten Passform<br />
für Motorspant und Motor. Schade nur, dass<br />
der GFK-Motorspant mit einer Mittelöffnung<br />
von 10 mm und ohne Bohrlöcher mitgeliefert<br />
wird. Die Mittelöffnung muss bei der Verwendung<br />
des <strong>Graupner</strong>-Standard-Antriebs 13 mm<br />
betragen. Hier ist präzise Nacharbeit erforderlich.<br />
Bei der ansonst hohen Fertigungsqualität<br />
des <strong>Stiletto</strong> wäre hier ein auf den Standard-<br />
Antrieb passend konfektionierter Motorspant<br />
wünschenswert. Um die Löcher für die Motorbefestigung<br />
in den Spant zu bekommen,<br />
habe ich auf eine Hilfsschablone von Simprop<br />
zurückgegriffen. Die haben nämlich beim Lift<br />
Off eine multifunktionale Bohrschablone abgedruckt.<br />
Um unseren Lesern den Aufwand<br />
einer Schablone zu ersparen, drucken wir hier<br />
meine für den <strong>Stiletto</strong> angefertigte Original-<br />
Schablone 1:1 mit ab. Sie passt für den Standard-Antrieb.<br />
Die Löcher im Motorspant sind<br />
also nun gebohrt, der Motor aufgeschraubt<br />
und der Spant kann nun eingebaut werden.<br />
Der wiederum passt „saugend“. Perfekter kann<br />
es nicht sein. Mit Epoxyd-Harz klebe ich den<br />
Spant in den Rumpf. Der beiliegende Spinner<br />
mit 38 mm Durchmesser passt nahtlos an den<br />
Rumpf. Saubere Arbeit, <strong>Graupner</strong>.<br />
<strong>Stiletto</strong> von <strong>Graupner</strong><br />
Der Vielfältigkeit keine
www.fmt-rc.de FMT-TEST 17<br />
Grenzen gesetzt
18 SEGELFLUG FMT 08 | 09<br />
Der GFK-Motorspant muss noch<br />
bearbeitet werden.<br />
Diese Bowdenzugröhrchen<br />
waren zu lang.<br />
klappenanlenkung<br />
Die Tragflächen sind mit Querrudern und<br />
Wölbklappen ausgestattet. Zwar wird in der<br />
Anleitung auf die unterschiedlichen Gestänge<br />
von Querruder und Wölbklappen hingewiesen,<br />
leider wurde aber versäumt darzustellen,<br />
wie man dem Umstand begegnet, dass die<br />
Wölbklappenanlenkung schon bei geringem<br />
Ausschlag nach unten am Drehpunkt anstößt<br />
und somit keinen sehr wirksamen, großen<br />
Bremsklappenausschlag zulässt. <strong>Graupner</strong> hat<br />
es offensichtlich so gelöst, dass hier einfach<br />
alles was stört weggefräst wird. O.k.. Ich bin<br />
einen anderen Weg gegangen und habe aus<br />
meinem Fundus je eine neue Augenschraube<br />
beigesteuert, da ich sämtliche Augenschrauben<br />
nach Anleitung um 4 mm gekürzt hatte.<br />
Um einen komfortablen Ausschlag der Wölbklappen<br />
nach unten zu erreichen, sollten die<br />
Augenschrauben 11 mm aus dem eingear-<br />
Montage-Schablone für<br />
<strong>Stiletto</strong>-Motorspant für Inline 750.<br />
Um den Motorspant an den Inline 750 anzupassen,<br />
habe ich mich eines Tricks bedient…<br />
Ausfräsen der Durchführungen für die<br />
Querruder und Wölbklappen.<br />
beiteten Sockel herausragen. Damit liegt der<br />
Anlenkpunkt vor dem Drehpunkt und das<br />
Rudergestänge schlägt nirgendwo an. Leider<br />
passen bei der von mir durchgeführten Modifikation<br />
der Wölbklappenanlenkungen die<br />
Abdeckhutzen auf der Oberseite nicht mehr.<br />
Auch hier habe ich aus meinem Fundus neue<br />
Hutzen beigesteuert. Das mag nun etwas<br />
umständlich anmuten, dadurch muss ich aber<br />
nicht die Wölbklappe einkerben.<br />
Da die Anlenkung von unten durch die<br />
Fläche zur Oberseite führt, musste der Hilfsholm<br />
bei den Durchführungen durchtrennt<br />
und entfernt werden. Um es deutlich zu sagen:<br />
das ist von <strong>Graupner</strong> so vorgesehen und dies<br />
mindert weder die Flugleistungen noch die<br />
notwendige Stabilität. Der <strong>Stiletto</strong> ist derart<br />
stabil ausgelegt, dass er in der Luft durch Flugmanöver<br />
– gleich welcher Art – nicht zerstört<br />
werden kann. Das habe ich ausprobiert.<br />
Saubere Vorarbeit: hier passt der Motorspant<br />
perfekt hinein.<br />
Die Ruderanlenkung für die Querruder<br />
muss um 13 Grad gebogen werden.<br />
zwischen fläche und rumpf<br />
Die elektrische Verbindung zwischen den<br />
Tragflächen und Rumpf habe ich – wie bei<br />
anderen zahlreichen Modellen – durch MPX-<br />
Hochstromstecker bewerkstelligt. Damit ist<br />
im Falle eines Falles immer eine flexible und<br />
sichere Verbindung garantiert. Die Tragflächen<br />
selbst werden auf einen 15x14 mm starken<br />
und 270 mm langen Kohleverbinder gesteckt,<br />
je zwei runde Verdrehsicherungen mit 3,7 mm<br />
Durchmesser sorgen für zusätzliche Sicherheit.<br />
In den Kohleverbinder eingearbeitet ist bereits<br />
die V-Form. Er passt saugend in Rumpf und<br />
Fläche – und das ist hier wörtlich gemeint!<br />
gefrickel<br />
Nachdem nun die Tragflächen fertig sind<br />
und auch der Motoreinbau gemeistert ist,<br />
muss noch das V-Leitwerk in Funktion gesetzt<br />
werden. Die Servos sind ja bereits eingebaut
Landekonfiguration: die Bremswirklung der Wölbklappen ist hervorragend.<br />
Das Servo-Compartment fürs V-Leitwerk hinter der Tragfläche.<br />
So ist die Originalanlenkung der<br />
Wölbklappen …<br />
– also nichts leichter als eben schnell die Ruderhörner<br />
nach Anleitung eingeklebt und die<br />
Bowdenzüge in die bereits fertig verlegten<br />
Röhrchen geschoben. Nachdem ich zunächst<br />
die Anlenkung am Leitwerk fertig gestellt hatte,<br />
erfolgte ein kurzer Funktionstest, indem<br />
ich mit der Hand die beiden Bowdenzüge<br />
bewegte. Doch was war das? Ein Tiefenruder-<br />
Ausschlag war nicht möglich! Es stellte sich<br />
schließlich heraus, dass die Löthülsen, auf denen<br />
der Gabelkopf aufgeschraubt ist, am Bowdenzugröhrchen<br />
anstoßen. Da hatte es jemand<br />
gut gemeint und die Bowdenzugröhrchen ein<br />
bisschen zu lang gemacht. Da die Röhrchen<br />
aber stabil im Rumpf eingeharzt waren, blieb<br />
mir nichts anderes übrig, als ein chirurgischer<br />
Eingriff durch die Rumpföffnung am Heck.<br />
Es war eine ziemliche Frickelei und ich gebe<br />
hier nicht wieder, mit welchen Begeisterungsausbrüchen<br />
diese Arbeit von mir begleitet<br />
… und hier meine Modifikation<br />
wurde. Mit kleinstem Werkzeug gelang es mir<br />
schließlich, die beiden Bowdenzugröhrchen<br />
hinten um ca. 50 mm zu kappen. Nachdem<br />
durch einen heißen Draht und Silikonöl auch<br />
die Leichtgängigkeit wieder hergestellt war,<br />
konnte die V-Leitwerks-Anlenkung fertiggestellt<br />
werden.<br />
king of the air!<br />
Der von <strong>Graupner</strong> empfohlene Standard-Antrieb<br />
wurde auch im Testmodell verwendet. Ein<br />
Inline 750-Motor, ein <strong>Graupner</strong> brushless Control<br />
45 und ein <strong>Graupner</strong>-LiPo mit 3S1P und<br />
2.100 mAh Kapazität erweckten den <strong>Stiletto</strong><br />
zum Leben. Ich griff auf die BEC-Funktion des<br />
Reglers zurück und habe bei allen Testflügen<br />
damit nur gute Erfahrungen gemacht. Mit dem<br />
Antrieb steigt der <strong>Stiletto</strong> sehr komfortabel<br />
– wenn auch nicht senkrecht. Schließlich ist<br />
er ja kein Hotliner, sondern fürs Segelfliegen<br />
Datenblatt<br />
Segelflug<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 19<br />
Modellname: <strong>Stiletto</strong><br />
Verwendungszweck: <strong>Elektro</strong>-Segler<br />
Hersteller / Vertrieb: <strong>Graupner</strong><br />
Preis: 733,20 Euro<br />
Modelltyp: Voll-GFK-Modell<br />
Lieferumfang: Rumpf, Tragflächen, 2 V-Leitwerksteile, Kleinteile:<br />
Anlenkungsteile, Sperrholzbrett, Klettbänder<br />
Bau- u. Betriebsanleitung: Sprache: deutsch, englisch,<br />
französisch, 45 Seiten. 19 Seiten deutsch, mit Abbildungen und<br />
Angaben zu Ruderausschlägen. Kurzgefasste Anleitung, die nicht<br />
alle relevanten Punkte ausführlich beschreibt. Gute Bebilderung<br />
Aufbau:<br />
Rumpf: Voll-GFK mit CFK-Stringern, vorne CFK-verstärkte<br />
Nase. Perfekte Passung für Motorspant und Inline<br />
750-Motor, perfekte Passung für Fläche und V-Leitwerk.<br />
Besonderheit: zwei Öffnungen im hinteren Bereich<br />
für V-Leitwerksservo und Empfängerakku/Blei<br />
Tragfläche: Schalenbauweise CFK/GFK. CFK verstärkte<br />
D-Box, CFK-Pads im Servobereich, Hilfsholm CFK-ummantelt,<br />
Hauptholm bis zur Flächenspitze. Doppel-V-Form<br />
Leitwerk: Voll-GFK-Schalenbauweise, abnehmbar<br />
Kabinenhaube: Fertiges CFK-Teil, zugeschnitten<br />
Motoreinbau: Erfolgt durch beiligenden GFK-Spant.<br />
Dieser muss erst noch bearbeitet werden.<br />
Durchmesser des Spantes ist aber perfekt!<br />
Einbau Flugakku: Unter der Kabinenhaube,<br />
liegend auf Sperrholzbrett. Befestigung mit Klettband<br />
Technische Daten:<br />
Spannweite: 2.540 mm<br />
Länge: 1.340 mm<br />
Spannweite HLW: 550 mm (projiziert)<br />
Flächentiefe an der Wurzel: 220 mm<br />
Flächentiefe am Randbogen: Sichelförmiger Verlauf<br />
Tragflächeninhalt: ca.42 dm²<br />
Höhenleitwerksinhalt: ca. 6 dm²<br />
Gesamtflächeninhalt: ca. 48 dm²<br />
Flächenbelastung: 52 g/dm²<br />
Gewicht / Herstellerangabe: 2.187g<br />
Herstellerangabe: ab 1.950 g<br />
Antrieb vom Hersteller empfohlen:<br />
Motor: <strong>Graupner</strong> Inline 750<br />
Akku: <strong>Graupner</strong> LiPo 2100 3S1P<br />
Regler: <strong>Graupner</strong> brushless Controll 45<br />
Propeller: CAM Folding Prop 10x6 Zoll (Best.Nr. 1336.25.15)<br />
Antrieb im Testmodell verwendet: Siehe oben<br />
RC-Funktionen und Komponenten:<br />
Höhe, Seite, Querruder: Robbe/Futaba S 3150<br />
verwendete Mischer: Butterfly<br />
Fernsteueranlage: <strong>Graupner</strong> MC 24<br />
Empfänger: Simprop SCAN 7 V2<br />
Empf.Akku: keinen, Empfängerstrom über BEC 5A<br />
Geeignet für: Fortgeschrittene<br />
Bezug: über Fachhandel<br />
FMT-Video zum Testmodell: Ja, ab sofort online<br />
unter www.FMT-rc.de
20 SEGELFLUG FMT 08 | 09<br />
Tragflächenspitze durchleutet:<br />
hier wird deutlich, wieviel CFK bis in<br />
die Flächenspitze vorhanden ist.<br />
<strong>Stiletto</strong>-Video auf<br />
der FMT-homepage!<br />
Um die Flugeigenschaften des <strong>Stiletto</strong> etwas besser<br />
darzustellen, gibt es unter www.fmt-rc.de<br />
ein Video über den <strong>Stiletto</strong> in Action. Auch mit dabei:<br />
onboard-Aufnahmen während der Flüge.<br />
gemacht. Das zeigt auch die Profilwahl: mit<br />
dem HQ/W 2,5/8. Dieses bewährte Profil wurde<br />
von Dr. Helmut Quabeck als Wölbklappenprofil<br />
für größere dynamische Thermik- und<br />
Scale-Segelflugmodelle entwickelt. Auch<br />
beim <strong>Stiletto</strong> bewährt es sich. Deutlich zu<br />
spüren bekommt man es dann, wenn man die<br />
Fluggeschwindigkeit des <strong>Stiletto</strong> ohne Wölbklappeneinsatz<br />
reduziert. Er lässt sich nicht<br />
bis zum Äußersten aushungern, sondern holt<br />
sich durch unvermitteltes Abkippen die Fahrt<br />
wieder, die er braucht. Mit Wölbklappen sieht<br />
die Welt aber anders aus. Deutlich gutmütiger<br />
und noch langsamer lässt er sich fliegen, hervorragend<br />
sauber und präzise in der Thermik<br />
kreisen. Und Thermik spürt der <strong>Stiletto</strong>! Mehrmals<br />
ist es mir inzwischen passiert, dass er im<br />
Landeanflug in ca. 5-8 Metern Höhe nochmals<br />
einen „Heber“ bekam. Beherzt kurvte ich ein<br />
– und konnte mich selbst in dieser geringen<br />
Höhe mit leichtem Steigen halten. Lässt man<br />
ihn wenige Sekunden mit Motorkraft steigen,<br />
erübrigt sich die Frage nach dem „wie lange<br />
kann er oben bleiben“. Dank seiner Auslegung<br />
reagiert er auf Thermik sehr sensibel, nimmt<br />
mit, was er kriegen kann und es hängt nun<br />
einzig am Können des Piloten, den <strong>Stiletto</strong><br />
sauber von Aufwind zu Aufwind zu kurven. Hat<br />
man davon genug, kommen <strong>Stiletto</strong>s andere<br />
Qualitäten zum Einsatz. Mühsam erworbene<br />
Höhe will mit rasanten Kunstflugfiguren abgebaut<br />
sein! Mit den von <strong>Graupner</strong> angegebenen<br />
Ausschlägen auf Höhen- und Querruder ist<br />
onboard-Aufnahmen<br />
fürs <strong>Stiletto</strong>-Video unter www.fmt-rc.de.<br />
man bestens bedient. Sämtliche Flugfiguren<br />
sind möglich, die für ein Segelflugmodell<br />
denkbar sind. Rückenflug, aus dem Rückenflug<br />
halber negativer Looping aufwärts, anschließende<br />
Rolle, Negativlooping, Anstechen mit<br />
anschließender Rolle aufwärts, gerissene<br />
Figuren bis einem schwindelig wird – alles<br />
denk- und machbar. Doch wo, verflixt, hat der<br />
<strong>Stiletto</strong> seine flugtechnischen Grenzen? O.k.,<br />
Messerflug ist nicht seines. Zu viel V-Form,<br />
zu wenig Rumpf, der Auftrieb liefern könnte.<br />
Torquen ist auch nicht sein Ding – aber, he,<br />
wir haben es hier ja auch mit einem Segler<br />
zu tun – und nicht mit einer reinrassigen<br />
Kunstflugmaschine. Viele Attribute stehen<br />
dem <strong>Stiletto</strong> trotzdem gut. Mehrmals habe<br />
ich ihn aus großer Höhe senkrecht auf den<br />
Kopf gestellt und mächtig Fahrt aufgebaut.<br />
Er erreicht eine beachtenswerte, höchst flotte<br />
Höchstgeschwindigkeit, die aber nicht zu einer<br />
beängstigenden Erfahrung wird. Irgendwann<br />
ist einfach Schluss und der <strong>Stiletto</strong> wird nicht<br />
mehr schneller. Da kann er aus noch so großer<br />
Höhe senkrecht der Erde entgegenstürzen.<br />
Diese Eigenschaft ist aber auch in Ordnung.<br />
Denn eine lahme Krücke ist er keinesfalls.<br />
Bemerkenswert finde ich seinen Durchzug,<br />
mit dem er wieder an Höhe gewinnt. Einfach<br />
grandios! Der <strong>Stiletto</strong> ist in jedem Fall<br />
ein Modell, das häufig zum Einsatz kommt.<br />
Von der Größe noch handlich, von der Leistung<br />
unglaublich vielseitig. Und mit gesetz-<br />
tem Butterfly auch butterweich und zielgenau<br />
zu landen. Wenn man die superguten Gleiteigenschaften<br />
erstmal einzuschätzen weiß.<br />
Denn auch das kann er: laufen, laufen, laufen.<br />
Besonders erfreulich für mich war die Erfahrung,<br />
dass er auch ohne Unterstützung<br />
durch die Wölbklappen ein richtig agiles Fluggerät<br />
ist. O.k., man kann die Wölbklappen<br />
den Querrudern beimischen. Habe ich auch<br />
programmiert – und immer wieder vergessen<br />
zu aktivieren. Weil’s einfach auch ohne richtig<br />
viel Spaß macht. 2.560 mm Spannweite und<br />
2.187 g Fluggewicht – das sind gute Werte,<br />
die harmonieren. Wegen der 100 Gramm<br />
Trimmgewicht im hinteren Rumpfbereich<br />
mache ich mir keine Gedanken. Fand ich es<br />
anfänglich etwas sonderbar, gilt für mich<br />
jetzt: einfach machen, nicht weiter darüber<br />
nachdenken und mit dem <strong>Stiletto</strong> jede Menge<br />
Flugspaß haben.<br />
eigentlich schade<br />
Eigentlich schade, dass man vom <strong>Stiletto</strong><br />
noch nicht mehr gehört hat. Dass er nahezu<br />
ein Mauerblümchen-Dasein führt und es über<br />
diesen klasse Segler nicht mehr zu lesen gibt.<br />
Was ich hiermit ändere. Als Ausrutscher empfinde<br />
ich die Bowdenzugröhrchen-Geschichte.<br />
Das mag bei meinem Modell jetzt so gewesen<br />
sein. Und der unfertige Motorspant. Gegebenenfalls<br />
noch die Wölbklappenanlenkung,<br />
die ich anders gelöst habe als vom Erfinder<br />
gedacht. Ich finde aber, dass er das ruhig hätte<br />
schreiben können, wie man zum richtigen<br />
Wölbklappenausschlag kommt, statt mich<br />
hier mit brummenden Servos „verhungern“ zu<br />
lassen. Ich führe diese Punkte deshalb auf, weil<br />
ich der Meinung bin, dass all dies schon mal<br />
jemand vor mir erlebt, gemacht und verändert<br />
hat. Warum kann ich also von den Erfahrungen<br />
der Konstrukteure nicht lernen und von den<br />
vorhandenen Motoreinbau-Erkenntnissen<br />
nicht profitieren?<br />
Von der Verarbeitungsqualität ist der <strong>Stiletto</strong><br />
sehr gut: durchgehender massiver Holm<br />
bis in die Flächenspitze, CFK/GFK-Verbund,<br />
Hilfsholm CFK-ummantelt, CFK-Pads im Servobereich.<br />
Rumpf in CFK/GFK – alles mit perfekten<br />
Passungen für Tragflächen und V-Leitwerk.<br />
Das V-Leitwerk in GFK-Schalenbauweise ist<br />
ebenfalls von hoher Qualität. Und über die<br />
Flugleistungen kann man sich nur freuen,<br />
ebenso über die Flugzeiten: Der Antrieb beschert<br />
ca. 4 Minuten Motorlaufzeit. Das macht<br />
lockere 8 Steigflüge, bei denen der <strong>Stiletto</strong><br />
auch ohne verwertbaren Thermikeinfluss jede<br />
Menge Flugzeit garantiert, so dass man auch<br />
an Tagen mit schlechten Bedingungen seine<br />
Freude an dem Modell hat. Selbst bei schwülem,<br />
drückendem Wetter schaffte der <strong>Stiletto</strong><br />
im Test über 16 Minuten mit einem Akku –<br />
wenn man sich das Turnen verkneifen kann.<br />
Und das fällt schwer!