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Lernen – Gehirnforschung – Emotionen

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Das Neue produziert eine „ambivalente“ emotionale Haltung als Energiemobilisierung:<br />

Neugier & Angstbereitschaft. Das Erkundungsverhalten ist daher immer mit einer<br />

ambivalenten emotionalen Haltung verbunden: erhöhte Neugier und erhöhte<br />

Angstbereitschaft.<br />

Bei der Konfrontation mit neuen Reizen erfolgt die erste Orientierungsreaktion in Form eines<br />

Reaktionsmusters, das sich durch die gesteigerte Aufmerksamkeit, erhöhte Sensibilität<br />

(gegenüber Gefahrensignalen) und muskulären Vorbereitung auf Notfallreaktionen<br />

auszeichnet. Im Falle einer zu großen Gefahr kommt es zu Flucht- oder Kampfreaktionen (im<br />

Seminar wäre das „Einschlafen“ oder die „Trainerattacke“).<br />

<strong>Lernen</strong> ist ein Wellental durch angenehme und unangenehme <strong>Emotionen</strong><br />

Die Verwirrung bei neuen Inhalte ist ein ganz natürlicher und notwendiger Prozess. Nach der<br />

anfänglichen Sprachlosigkeit und der Verstörung bekannter Muster entsteht oft erst nach<br />

einiger Auseinandersetzung mit dem Thema und mit anderen darüber ein neues Verständnis<br />

auf einer „höheren“ Ebene und auch kreative Problemlösungen.<br />

Neues zu <strong>Lernen</strong> bringt immer auch Phasen der Hilflosigkeit, wo man sich gar nicht mehr<br />

auskennt. Man sieht und hört zwar wie es gehen soll, sieht sich jedoch überhaupt nicht in<br />

der Lage, dies erwünscht umsetzen. Bleiben wir in der Hilflosigkeit oder wehren wir sie durch<br />

vorschnelle Lösungen ab, reduziert sich der Lernerfolg.<br />

Beide Phänomene <strong>–</strong> die Verwirrung und die Hilflosigkeit <strong>–</strong> sind notwendig und Vorboten des<br />

neuen Könnens. Wir können sie nicht vermeiden, wir müssen sie akzeptieren. Dem Trainer<br />

kommt dabei die Aufgabe zu, diese unangenehmen Phänomene den <strong>Lernen</strong>den als<br />

„notwendig“ zu erklären, sie zu akzeptieren und den <strong>Lernen</strong>den darin zu begleiten. Nicht<br />

Aufgabe ist es <strong>–</strong> diese unangenehmen Gefühle wegzunehmen.<br />

<strong>Lernen</strong> ist Labilisierung<br />

<strong>Lernen</strong> ist ein Prozess, das zum neuen Können führt. Um zum neuen Können zu gelangen,<br />

muss der Weg vom bestehenden Können über das Nicht-Können begangen werden. Dieses<br />

Nicht-Können, das eigentlich ein „Noch-Nicht-Können“ ist, ist für die meisten höchst<br />

unangenehm. Diese Begegnung mit dem Neuem bringt eben dann auch bekannte negative<br />

Gefühle, wie Angst, oder Wut auf den „blöden“ Trainer oder auf die „doofen“ Fachexperten,<br />

etc. Der <strong>Lernen</strong>de wird emotional in dieser Phase des Nicht-Könnens labilisiert. Der Trainer<br />

hat die Aufgabe den <strong>Lernen</strong>den durch diese sogenannte Labilisierungskurve<br />

hindurchzuführen, d.h. vom Können über Nicht-Können zum neuen Können. Diese<br />

Labilisierung erfordert das Vertrauen des <strong>Lernen</strong>den zum Trainer- das man eben am Beginn<br />

eines Seminars auch gar nicht haben kann, dass er ihn zwar zum Abgrund des Nicht-<br />

Könnens stürzt aber auch zum neuen Können hinauf bringt. Dies ist eine schwierige<br />

Herausforderung <strong>–</strong> der noch unbekannte Trainer muss auf seine/ihre Vertrauenswürdigkeit<br />

geprüft werden. Der Trainer kann die steigende Lernangst des <strong>Lernen</strong>den durch das<br />

wiederholte Üben (mit Hilfe der angemessenen Methoden) und die Gewährleistung einer<br />

Atmosphäre der „psychologischen Sicherheit“ reduzieren. Kommen jedoch Teilnehmer mit<br />

eigenen Ängsten oder hohem Stresslevel von außen in eine solche Lernsituation, ziehen sich<br />

solche Teilnehmer rasch zurück oder werden aggressiv. Dies weißt auf ein hohes „internes<br />

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