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Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

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208<br />

INNOVATIVE EXISTENZGRÜNDUNGEN ALS IMPULS FÜR DEN STRUKTURWANDEL<br />

Abb. 14-2 Technologie- und wissensintensive Gründungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Technologiegründungen<br />

im Verarbeitenden<br />

Gewerbe<br />

Technologiegründungen<br />

im Dienstleistungssektor<br />

Gründungen<br />

im Bereich<br />

nichttechnischer<br />

Beratungstätigkeit<br />

Quelle: Gründerdaten des ZEW, eigene Darstellung<br />

von hoher Bedeutung. Neben Akteuren, welche die Jungunternehmer<br />

von der Vorgründungsphase bis in die<br />

Nachgründungsphase beratend begleiten, spielen Finanzierungsangebote,<br />

Gewerbeflächen- und Infrastruktureinrichtungen,<br />

z.B. in Form von Gründerzentren, eine<br />

wichtige Rolle. Im Folgenden sollen die Beratungsdienstleistungen<br />

für Gründer im Vordergrund stehen. Eine gute<br />

Gründungsinfrastruktur zeichnet sich u.a. dadurch aus,<br />

dass der Gründer in jeder Entwicklungsphase seines<br />

Unternehmens Zugriff auf eine qualitativ hochwertige<br />

Beratungsleistung hat.<br />

Die Gründungsforschung unterteilt den Prozess einer Unternehmensgründung<br />

in Phasen ein, in denen Gründer mit<br />

verschiedenen Problemen und Aufgaben konfrontiert werden.<br />

Entsprechend sind die Anforderungen an die Beratung<br />

in den einzelnen Phasen unterschiedlich. Im Allgemeinen<br />

wird der Prozess der Unternehmensgründung in<br />

drei Abschnitte gegliedert: die Vorgründungsphase, die<br />

Gründungsphase und die Nachgründungsphase.<br />

In der Vorgründungsphase entsteht die Idee des eigenen<br />

Unternehmens und der Entschluss zur Selbstständigkeit<br />

wird getroffen. In der Gründungsphase werden Gründungsidee<br />

und das Konzept für die Existenzgründung<br />

überarbeitet und verfeinert. Gleichzeitig werden notwendige<br />

Genehmigungen eingeholt, Kredite und Förderungen<br />

beantragt, bis schließlich die formale Unternehmensgründung<br />

mit dem Eintrag ins Handelsregister oder<br />

mit der Gewerbeanmeldung erfolgt. Die Übersicht 14-1<br />

zeigt, welche Aufgaben die Jungunternehmer in den<br />

jeweiligen Phasen zu bewältigen haben, welche Probleme<br />

in diesem Zusammenhang auftauchen und welche<br />

Institutionen vor allem die Beratung in den einzelnen<br />

Phasen übernehmen.<br />

Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Jahresdurchschnitt 1995-99<br />

Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

westdeutsche Verdichtungsräume<br />

Westdeutschland<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Existenzgründerbefragungen in <strong>Region</strong>en Niedersachsens<br />

und in Nordrhein-Westfalen ergaben, dass die größten<br />

Hemmnisse für den Unternehmensgründer im Bereich<br />

Finanzen liegen. Informations-, Beratungs- und Fördermaßnahmen<br />

sind in diesem Bereich anscheinend besonders<br />

notwendig. Weiterhin verfügen die Gründer häufig<br />

über ein unzureichendes Wissen in Betriebswirtschaft,<br />

Buchhaltung, Steuern und Recht. Zudem wirken sich die<br />

Doppelbelastung durch Familie und Beruf, die Bürokratie<br />

der Verwaltungen, die Defizite bei Marketing- und Vertriebskenntnissen,<br />

beim persönlichen Auftreten und bei<br />

Marktkenntnissen negativ auf den Existenzgründungsprozess<br />

aus. Besonders die zuletzt genannten Punkte gewinnen<br />

im Verlauf der Unternehmertätigkeit an Bedeutung 1 .<br />

Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn ermittelte<br />

für Existenzgründungen in Nordrhein-Westfalen, dass in<br />

der Nachgründungsphase, unmittelbar nach Aufnahme<br />

der Geschäftstätigkeit, vor allem Schwierigkeiten in den<br />

Bereichen Absatz, Finanzierung und Betriebsablaufsplanung<br />

auftreten: Die Erschließung neuer Kundenpotenziale<br />

und Absatzwege, eine hohe Wettbewerbsdichte,<br />

Nachfrageschwächen und Mängel im Marketingkonzept<br />

führen zu Absatzschwierigkeiten. Zudem tauchen weiterhin<br />

Finanzierungsprobleme auf, die hauptsächlich in der<br />

Beschaffung von Fremdkapital bestehen, gefolgt von Forderungsausfällen<br />

und Eigenkapitalknappheit. Die Auftragsplanung<br />

und die Einhaltung von Terminen ist ein<br />

weiterer Schwachpunkt in der Nachgründungsphase,<br />

der die Betriebsablaufsplanung erschwert 2 .<br />

Technologiegründungen sind meistens mit speziellen<br />

Ansprüchen der Existenzgründer an die Finanzierung,<br />

die Beratung und den Standort verbunden. Je nach Branche<br />

entstehen hohe Kosten für Laborausstattung, die<br />

Übersicht<br />

14-1<br />

Aufgaben/Ziele<br />

Problemfelder<br />

Beratungsschwerpunkte<br />

Beratungsanbieter<br />

Zeitachse<br />

Quelle: verändert nach Kailer 2000<br />

Erstellung von Technologiegutachten, Prototypenentwicklung<br />

oder Patentanmeldungen. Zum einem sind damit<br />

die Vorlaufkosten von Technologiegründungen höher als<br />

beim Aufbau eines nichttechnologieintensiven Unternehmens.<br />

Zum anderen eignen sich für Technologiegründungen<br />

wegen des höheren Kapitalbedarfs und Risikos eher<br />

Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb des normalen<br />

Kreditgeschäfts, z.B. in Form von Beteiligungskapital.<br />

Aufgrund der Technologieintensität der Gründungsvorhaben<br />

bedarf es eines hohen technischen Sachverstands<br />

bei den beratenden Institutionen, damit die Unternehmenskonzepte<br />

richtig eingeschätzt werden können. Im<br />

Gegensatz zu nichttechnologieintensiven Gründungen<br />

spielen die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen,<br />

die Verfügbarkeit technischer Infrastruktur wie<br />

z.B. Laboratorien sowie der Zugang zu Netzwerken und<br />

qualifizierte Arbeitskräfte eine große Rolle.<br />

Die Ergebnisse der Gründungsforschung zeigen, dass<br />

Existenzgründer sehr differenzierte Anforderungen an<br />

Beratungsleistungen haben. Die auftretenden Schwierig-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 209<br />

Anforderungen an Gründer und die Förderung nach Gründungsphasen<br />

Vorgründungsphase<br />

• Generierung/Klärung<br />

von Gründungsideen<br />

• Klärung der Entscheidung<br />

bezgl. Selbstständigwerden<br />

• Zunehmend unausgereifte<br />

Gründungsideen<br />

• Vorzeitige Fremd-/<br />

Selbstselektion<br />

• Informationssuche und<br />

-bereitstellung<br />

• Angebote zur Generierung<br />

von Gründungsideen<br />

• Persönliche Beratung<br />

• Industrie- u. Handelskammer<br />

für Erstinformationen u. zur<br />

Weiterleitung im Gründungsnetzwerk<br />

• Handwerkskammer<br />

etwa 29 Monate<br />

Gründungsphase<br />

• Aufbereitung eines<br />

Geschäftsplanes<br />

• Beseitigung von<br />

Kompetenzdefiziten<br />

• Zulassungsprüfungen<br />

Gründungsakt<br />

• Fehlende bzw. mangelhaft<br />

ausgearbeitete Gründungspläne<br />

• Weiterbildungsveranstaltungen<br />

• Prüfungsvorbereitungskurse<br />

• Kurzdiagnosen, -checks<br />

• Fachberatung<br />

• Begleit-Coaching<br />

• Team-Coaching<br />

• Problembezogene Fachberatung<br />

durch Steuerberater,<br />

Rechtsanwalt, Bank,<br />

Gründungsberater, Technische<br />

Berater, Unternehmensberater<br />

Nachgründungsphase<br />

• Unternehmenssicherung<br />

und -ausbau<br />

• Erweiterungsfinanzierung<br />

• Aufbau von Kooperationen,<br />

Kontakten<br />

• Krisenbewältigung<br />

• Enge zeitliche/örtliche<br />

Grenzen für Konzeptentwicklung<br />

• Dominanz des Tagesgeschäfts<br />

• Informelle Lernprozesse von<br />

hoher Bedeutung<br />

• fehlende Kapitalgeber<br />

• Erfahrungsaustauschtreffen<br />

• Kooperationsunterstützung<br />

• Fachberatung<br />

• Begleit-Coaching<br />

• Prozessberatung<br />

• Integrierte Trainings- u.<br />

Beratungsprogramme<br />

• Unternehmensberater<br />

• Fachberater<br />

• Existenzfestigungsberatung<br />

• Coaches<br />

etwa fünf Jahre<br />

keiten und Problemfelder während der Gründungsphasen<br />

und die speziellen Anforderungen, die Technologiegründungen<br />

an die Finanzierung, Beratung und den<br />

Standort haben, erfordern eine Gründungsinfrastruktur,<br />

die sich an den Beratungsbedarfen in den unterschiedlichen<br />

Entwicklungsphasen und der verschiedenen Gründergruppen<br />

orientieren. Vor allem ist die Unterstützung<br />

der Gründer in allen Gründungsphasen notwendig, damit<br />

das vorhandene Gründungspotenzial ausgeschöpft<br />

werden kann. Der Existenzgründer steht in der Praxis<br />

einer Vielzahl von Beratungsinstitutionen gegenüber, die<br />

kaum durchschaubar ist. Andererseits hängt es stark von<br />

der Gründerperson selbst ab, ob Beratungsleistungen<br />

überhaupt in Anspruch genommen werden. Zudem entspricht<br />

das Beratungsergebnis nicht immer den Vorstellungen<br />

der Gründer 3 .<br />

1) vgl. Jung 1998, 1999<br />

2) vgl. IfM 2000<br />

3) vgl. Jung 1998,1999; Kailer, 2000

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