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Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

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NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Messegelände <strong>Hannover</strong><br />

zukunftsweisende Lösungen hervorgebracht hat. Führende<br />

Architekten haben mit Mut zum Neuen innovative<br />

Energiekonzepte erarbeitet, neue Tragwerks-Konstruktionen<br />

entwickelt und im Einklang von Gestaltung und Technik<br />

architektonisch anspruchsvolle Gebäude mit hoher<br />

Aufenthaltsqualität entworfen.<br />

Der Begriff der Messe- und Ausstellungsarchitektur<br />

wurde im Vorfeld der Expo für das Messegelände völlig<br />

neu definiert. Die Hallen 2 und 4 aus den Jahren 1993<br />

und 1996 gelten dabei als richtungsweisend. Die dreischiffige<br />

Halle 2 (Europahalle) der hannoverschen Architekten<br />

Bertram, Bünemann & Partner nutzt das natürliche<br />

Tageslicht und öffnet sich mit ihrer 100 Meter langen<br />

Glasfassade großzügig nach außen. Als größte freitragende<br />

Messehalle Europas wurde sie abgelöst von der<br />

benachbarten Halle 4 der Hamburger Architekten gmp<br />

von Gerkan, Marg & Partner, die mit ihren Abmessungen<br />

von 184 x 132 Meter über 20.000 Quadratmeter<br />

Ausstellungsfläche bietet. Ein transparentes gewölbtes<br />

Dach überspannt die gesamte Hallenfläche und auch<br />

hier sorgt eine Verglasung in voller Höhe für die optische<br />

Öffnung und natürliche Belichtung der Halle. Beide Bauten<br />

prägen heute mit ihrer leichten und markanten Architektur<br />

den Nordbereich des Geländes und geben ihm<br />

zusammen mit dem angrenzenden Messepark ein offenes,<br />

erlebnisorientiertes und urbanes Flair.<br />

Bei der 220 x 115 Meter großen Halle 26 ist es den<br />

Planern in besonderer Weise gelungen, eine Wechsel-<br />

beziehung zwischen Ökologie und Architektur herzustellen,<br />

die Trennung von Innen- und Außenräumen aufzuheben<br />

und attraktive Sichtbeziehungen zu schaffen.<br />

Dieses architektonische Highlight des Münchener Büros<br />

Herzog & Partner ist eine Kombination aus funktionaler<br />

Ausstellungshalle und sympathischem Erlebnisraum. Zu<br />

den besonderen Merkmalen der 1996 fertiggestellten<br />

Halle zählen die Dreiteilung und der Zeltcharakter des<br />

Hängedachs, die Verglasung der Fassaden und die Verwendung<br />

von Holz für die Deckenkonstruktion (Brettstapeldecke).<br />

Ein neu entwickeltes, Kosten sparendes Lüftungssystem,<br />

das so genannte Hybridsystem, kombiniert<br />

natürliche und mechanische Lüftung. Hallenluft, die sich<br />

in den nach Norden ausgerichteten, 28 Meter hohen<br />

„Giebeln“ bis auf 45 °C aufheizen kann, wird durch<br />

den Außenwind abgesaugt. Ein spezielles Beleuchtungssystem,<br />

bei dem die Hallendecke als Großreflektor<br />

dient, nutzt optimal das einfallende Tageslicht. 1998<br />

wurden die Architekten für ihre Arbeit mit dem Deutschen<br />

Stahlbauer-Preis ausgezeichnet, weil es ihnen<br />

nach Auffassung der Jury mit diesem innovativen Hallentypus<br />

gelungen ist, in herausragender Weise Funktionalität,<br />

Gestaltung und Ökologie in Einklang zu bringen.<br />

Die Halle 13 aus dem Jahr 1997 zeichnet sich durch ihr<br />

zurückhaltendes Erscheinungsbild, eine klare Form, konstruktive<br />

Intelligenz, innovative Haustechnik und Umweltfreundlichkeit<br />

aus. Das 225 x 120 Meter große Gebäude<br />

des Münchener Architekten Prof. Ackermann hat zu<br />

allen Seiten transparente Fassaden und besteht primär<br />

aus einem Stahlträgerrost, der auf sechs Installationskernen<br />

aus Beton aufliegt. Bis auf diese Techniksäulen,<br />

die gleichzeitig der Aussteifung in vertikaler und horizontaler<br />

Richtung dienen, ist die Halle stützenfrei und<br />

kann für unterschiedliche Nutzungen flexibel aufgeteilt<br />

werden. Mut zum Experiment hat laut Prof. Ackermann<br />

das innovative Lüftungssystem der Halle 13 hervorgebracht.<br />

Verbrauchte Hallenluft wird durch ein System<br />

aus so genannten Venturi-Flügeln auf dem Dach durch<br />

Unterdruck abgesaugt. Dieses natürliche Lüftungskonzept<br />

führt zusammen mit der optimalen Ausnutzung des<br />

Tageslichts durch ein blendfreies Oberlichtsystem zu<br />

einer Energieeinsparung von 50%. Besuchern, die über<br />

den Skywalk vom Bahnhof zum Messegelände kommen,<br />

bereitet die Halle 13 an der Allee der Vereinigten<br />

Bäume mit ihrer offenen Architektur einen freundlichen<br />

Empfang.<br />

Nach ihrer Fertigstellung im Frühjahr 1999 ist nun die<br />

neue Doppelhalle 8/9 die größte freitragende Ausstellungshalle<br />

Europas, sie ist geprägt von Transparenz und<br />

Leichtigkeit. Die Halle verfügt über eine Ausstellungsfläche<br />

von rund 30.000 Quadratmeter, davon sind<br />

22.050 stützenfrei. Der markante architektonische Eckpunkt<br />

für den Süden des Messegeländes entstand nach<br />

den Plänen des Hamburger Büros gmp von Gerkan,<br />

Marg und Partner. Ein besonderer Blickfang ist das freitragende<br />

Holzdach mit seinen fünf sanften Schwüngen.<br />

Es scheint auf dem Gebäude zu schweben – ein Eindruck,<br />

der durch die allseitig transparente Fassade<br />

noch unterstrichen wird. Der hohe Tageslichtanteil, die<br />

ressourcenschonende Verwendung von Materialien und<br />

der Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff<br />

dokumentieren den ökologischen Anspruch. Der 250 x<br />

143 Meter große Gebäudekomplex stellt auch eine Art<br />

Bindeglied zwischen der benachbarten Expo-Plaza und<br />

dem Messegelände dar. Von der Stadtbahnhaltestelle<br />

Messe-Ost gelangen Besucher über die Plaza und die<br />

attraktive, 30 Meter breite Fußgängerbrücke „Exponale“<br />

zunächst auf ein großzügig gestaltetes Plateau,<br />

das gleichzeitig als Dach der Halle 8 dient. Eine 80<br />

Meter breite Freitreppe führt von dort direkt zur Südschiene<br />

des Messegeländes mit der Allee der Vereinigten<br />

Bäume.<br />

Das neue Verwaltungsgebäude der Deutschen Messe<br />

AG, geplant vom Münchner Büro Herzog & Partner, ist<br />

das neue Wahrzeichen der Messe und zugleich mit<br />

etwas über 100 Metern auch das höchste Gebäude<br />

<strong>Hannover</strong>s. Es ist im Hinblick auf hohe Arbeitsplatzqualität<br />

und einen innovativen Einsatz von Energie entwickelt<br />

und von dem in <strong>Hannover</strong> ansässigen Büro BKSP<br />

umgesetzt worden. Es reiht sich ein in das konsequent<br />

umgesetzte städtebauliche Konzept einer durchgängig<br />

rechtwinkligen Grundstruktur, bei der der ständige<br />

Wechsel von bebauten und unbebauten Flächen für eine<br />

gute Orientierung und für die besondere Aufenthaltsqualität<br />

sorgt. Das hannoversche Messegelände ist<br />

heute nicht nur weltweit eines der größten, sondern<br />

auch eines der modernsten und attraktivsten – ein<br />

bedeutender Faktor im internationalen Vergleich.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 245<br />

FAZIT<br />

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich das Erscheinungsbild<br />

<strong>Hannover</strong>s auffällig gewandelt. Im Vorfeld der<br />

Expo wurden so viele interessante architektonische und<br />

städtebauliche Projekte initiiert, dass Bewohnern und<br />

Gästen diese positiven Veränderungen im ganzen Stadtgebiet<br />

begegnen. Ob auf dem Messegelände, in einzelnen<br />

Stadtteilen oder direkt in der Innenstadt – der neue<br />

Qualitätsanspruch ist überall sichtbar. Die Lebensqualität<br />

ist gestiegen und das neue Selbstbewusstsein kommt<br />

dem Standort <strong>Hannover</strong> zugute. Die Stadtplaner setzen<br />

die begonnene Arbeit kontinuierlich auch nach der Weltausstellung<br />

fort und tragen so, wenn auch manchmal nur<br />

in kleinen Schritten, zu einer zukunftsorientierten Entwicklung<br />

der Stadt bei. Diese größere städtebauliche<br />

Attraktivität ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass der<br />

Städtetourismus in <strong>Hannover</strong> wie in keiner anderen<br />

deutschen Stadt zugenommen hat – ein Kompliment und<br />

zugleich ein Anreiz, die entwickelten Konzepte konsequent<br />

weiterzuverfolgen.

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