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Nachhaltige marine Aquakultur - Coastal Research & Management

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<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für<br />

die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Bachelorarbeit<br />

Im Ein-Fach-Bachelorstudiengang Geographie<br />

der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen-Fakultät<br />

der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

vorgelegt von<br />

Lisa Paglialonga<br />

Matrikelnummer: 900948<br />

Erstprüfer: Prof. Dr. Horst Sterr<br />

Zweitprüfer: Dipl. Geogr. Michael Schultz<br />

Kiel, den 09.03.2012


Abstract<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

This study reviews the development of fisheries and aquaculture in the last decade. The<br />

negative impact of fishery and aquaculture on natural and social environment motivated envi-<br />

ronmental organizations and government agencies to develop strategies towards sustainable<br />

development in these areas. The conversion of the actual fishery and aquaculture methods<br />

into sustainable ones is the precondition to protect water quality, biodiversity and the entire<br />

<strong>marine</strong> environment, which in turn ensures the long-term substantial contribution of sea food<br />

to global food security. Respective strategies need to comprise of actions to reduce fishing<br />

pressure and environmental pollution, among others, through sustainable aquaculture-based<br />

fishery methods and establishing alternative income generating activities for coastal areas<br />

that are once dependent on fishery. The protection of ecosystems and the prevention of land<br />

use and resource conflicts are important goals for sustainable aquaculture development. The<br />

strategic selection of sites for sustainable aquaculture is important in this context with the<br />

acceptance of the concerned population as a prerequisite for such projects.<br />

This study analyses the acceptance of traditional fishery enterprises in coastal areas of the<br />

Baltic Sea in Germany towards sustainable aquaculture. The aim is to identify possible re-<br />

source use conflicts as well as opportunities for cooperation between traditional fishermen<br />

and enterprises engaged in <strong>marine</strong> aquaculture. This should serve to identifying first steps<br />

for sustainable resource use planning activities.<br />

Key words: Development of fishery and aquaculture, environmental impact, socio-economic impact,<br />

sustainable development, sustainable aquaculture, consumption of fish products, food security, traditional<br />

fishery, acceptance.<br />

Zusammenfassung<br />

Nach Angaben der Umweltbehörde der Vereinten Nationen (UNEP) ist das Meer die primäre<br />

Nahrungsquelle für 3,5 Milliarden Menschen. Ein Sechstel der Weltbevölkerung sichert ihre<br />

Eiweißversorgung ausschließlich durch Fisch (FAO 2010). Mit dem Bevölkerungswachstum,<br />

der zunehmenden Nachfrage nach Fisch- und Meeresprodukten und dem damit verbunde-<br />

nen Rückgang der natürlichen Bestände durch Überfischung wächst die Bedeutung der Aq-<br />

uakultur – das Züchten von aquatischen Tieren und Pflanzen in den Marinen- und Binnen-<br />

gewässern – weltweit (RADOST 2009).<br />

In den vergangenen Jahren hat sich die <strong>Aquakultur</strong> als Reaktion auf die gestiegene Nachfra-<br />

ge nach Fischerzeugnissen erweitert. Die frühere kleinräumige Fischzucht, die hauptsächlich<br />

auf den lokalen Verbrauch ausgerichtet war, entwickelte sich in den 1970er Jahren rapide zu<br />

einer großräumigen, hochtechnisierten und exportorientierten Nahrungsmittelindustrie (CHUA<br />

I


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

1997). Die weltweit vier größten <strong>Aquakultur</strong>produzenten sind heute China, Indien, Vietnam<br />

und Indonesien (FAO 2010).<br />

Die globale Expansion des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors hat negative ökologische und<br />

soziale Auswirkungen. Mit den gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen in diesen Sek-<br />

toren entwickelten Umweltverbände und staatliche Aufsichtsbehörden Strategien für eine<br />

nachhaltige, d.h. umweltfreundliche, wirtschaftlich rentable und sozial verantwortungsbe-<br />

wusste Entwicklung in diesen Bereichen. Die nachhaltige Entwicklung des Fischerei- und<br />

<strong>Aquakultur</strong>sektors muss dabei auf die Bewahrung der Wasserqualität, Biodiversität und dem<br />

Schutz der Meeresumwelt ausgerichtet sein, um langfristig eine globale Ernährungssicher-<br />

heit mit Fischprodukten zu gewährleisten. Kernpunkt dieser Strategien ist, mittels aquakul-<br />

turgestützter Fischerei den Fischereidruck auf die Fischbestände zu reduzieren und zusätzli-<br />

che Wertschöpfung und Einkommen für periphere Küstenregionen zu entwickeln. Letzteres<br />

ist vor allem für Küstenregionen wichtig, die einst von der Fischerei abhängig waren oder es<br />

noch sind. Dabei stehen die Weiterentwicklung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>technologien<br />

und die Schaffung neuer ökonomischer Potentiale im Mittelpunkt. Das Potential der ökologi-<br />

schen <strong>Aquakultur</strong> liegt darin, Umweltbelastungen der konventionell betriebenen Aquakultu-<br />

ren zu vermeiden und gesunde, ökologische und hochwertige Erzeugnisse zu produzieren,<br />

die vor allem in europäischen Ländern auf eine zunehmende Nachfrage stoßen (EURONA-<br />

TUR 2005).<br />

Der Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>anlagen an den deutschen Küsten könnte eine<br />

Chance darstellen, um national das Nahrungsmittelangebot zu steigern und die Abhängigkeit<br />

von Importen zu senken (SCHWENNICKE 2010). Die damit verbundene Schaffung von Ar-<br />

beitsplätzen in strukturschwachen, vom Niedergang des traditionellen Fischereisektors be-<br />

troffenen Regionen, ist dabei zusätzlich ein wichtiger Aspekt. Im Fischfang tätige Arbeitskräf-<br />

te oder ehemalige Fischer 1 könnten sich durch <strong>Aquakultur</strong> entweder ergänzend oder alterna-<br />

tiv Einkommen schaffen, was einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation dieser<br />

strukturschwachen Regionen entgegenwirken würde (EURONATUR 2005). Dies setzt die<br />

Akzeptanz der traditionellen Fischerei gegenüber nachhaltigen <strong>Aquakultur</strong>en voraus, ohne<br />

die, Großprojekte zum Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in diesen Gewässern<br />

nicht, ohne brisante Raumnutzungs- und Ressourcenkonflikte durchgeführt werden können.<br />

Daher wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Akzeptanzanalyse in der südlichen Ostsee in<br />

den Regionen Kieler Bucht und Stettiner Haff durchgeführt.<br />

1 Der Begriff „Fischer“ steht hierbei sowohl für männliche Personen als auch weibliche Fischerinnen. Zur Vereinfachung<br />

der Lesbarkeit wird nur eine Geschlechterform in der vorliegenden Arbeit genannt, die jedoch für<br />

beide Geschlechter geltend ist.<br />

.<br />

II


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Durch eine empirische Erhebung soll die Akzeptanz der traditionellen Fischer gegenüber<br />

nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en ermittelt werden. Die Erhebung deckte das schlechte<br />

Image <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en unter den Fischern auf. Es stellte sich heraus, dass das Mei-<br />

nungsbild der Fischer vom Wissen über die negativen Auswirkungen der konventionellen<br />

<strong>Aquakultur</strong>en geprägt ist. Sie sehen vor allem die Nachteile der konventionellen <strong>marine</strong>n<br />

<strong>Aquakultur</strong>en und projizieren dies auf die nachhaltigen <strong>Aquakultur</strong>en. Es wurde ein gravie-<br />

render Mangel an Wissen über Methoden, ökologische und ökonomische Chancen, Vor- und<br />

Nachteile nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en festgestellt. Statt Chance sehen die Fischer an<br />

der Ostsee im potenziellen Ausbau <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en eher eine zusätzliche Konkurrenz<br />

mit negativem Einfluss auf ihre wirtschaftliche Situation und die traditionelle Fischerei insge-<br />

samt. Trotz ihrer gegenwärtig schlechten Einkommenssituation und ihrer Unzufriedenheit mit<br />

den weiteren wirtschaftlichen Aussichten können sich die Fischer nicht vorstellen, ihre beruf-<br />

liche Tätigkeit vollkommen auf eine nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> umzustellen, selbst wenn<br />

dies ihr Einkommen verbessern würde. Eine Minderheit der Fischer des Stettiner Haffs wür-<br />

de jedoch die Bewirtschaftung <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als Ergänzung zur traditionellen Fische-<br />

rei zur Verbesserung der Einkommenssituation und ihrer Wettbewerbsfähigkeit akzeptieren.<br />

Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass dadurch die Weiterführung der traditionel-<br />

len Fischerei nicht gefährdet wird. Die knappe Mehrheit der Fischer ist der Ansicht, dass in<br />

Deutschland die Erzeugung und Vermarktung regionaler, ökologisch und nachhaltig erzeug-<br />

ter Produkte an Bedeutung gewinnt und somit auch die Nachfrage für ökologische Produkte<br />

aus <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en. Daher können sich einige Fischer für die nächste Fischergenera-<br />

tion die Bewirtschaftung nachhaltige <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als berufliche Perspektive vorstel-<br />

len.<br />

Diese Akzeptanzanalyse führt zu dem Schluss, dass bei der weiteren Entwicklung des nach-<br />

haltigen <strong>Aquakultur</strong>sektors großer Wert auf Wissenstransfer und Kommunikation mit der Öf-<br />

fentlichkeit bzw. wichtigen Zielgruppen, wie den Fischern, gelegt werden muss. Informati-<br />

onsbereitstellung und Aufklärung der Fischer über Methoden, Auswirkungen und Chancen<br />

der ökologisch betriebenen <strong>Aquakultur</strong>en könnte eine Akzeptanz- und Imageverbesserung<br />

bei der Zielbevölkerung gegenüber <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en entscheidend verbessern.<br />

Wissenschaft, Produzenten (Fischer und <strong>Aquakultur</strong>produzenten) und Konsumenten müssen<br />

zusammenarbeiten, um potentielle Nutzungskonflikte zu verhindern, die den Ausbau nach-<br />

haltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en, der damit verbundenen Regionalentwicklung und der verbes-<br />

serten Versorgung der Bevölkerung mit aquatischen Produkten einschränken würden.<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Abbildung 1: Fischbestände nach Befischungsintensität ........................................................................ 4<br />

Abbildung 2: Fischfang und <strong>Aquakultur</strong>produktion .................................................................................. 5<br />

Abbildung 3: Globale <strong>Aquakultur</strong>produktion in 2008: Die bedeutendsten Produktionsarten. ................. 7<br />

Abbildung 4: Entwicklung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>produktion ....................................................... 10<br />

Abbildung 5: Geographische Verteilung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>produktion ................................ 11<br />

Abbildung 6 : Fischverbrauch (Fanggewicht) in ausgewählten Ländern............................................... 12<br />

Abbildung 7: Untersuchungsgebiete an der südlichen Ostsee ............................................................. 19<br />

Abbildung 8: Entwicklung der Küstenfischerei Mecklenburg-Vorpommerns 1946-2003 ...................... 21<br />

Abbildung 9: Altersstruktur der Fischer ................................................................................................. 24<br />

Abbildung 10: Bildung ............................................................................................................................ 24<br />

Abbildung 11: Einzigartigkeit des Fischerberufs ................................................................................... 25<br />

Abbildung 12: Die wichtigsten Zielfischarten der Fischerei in der Kieler Bucht .................................... 26<br />

Abbildung 13: Die wichtigsten Zielfischarten der Fischerei im Stettiner Haff ........................................ 27<br />

Abbildung 14: Anlandungen und Erlöse der wichtigsten Zielfischarten ................................................ 27<br />

Abbildung 15: Zufriedenheit der Fischer gegenüber ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation ............ 29<br />

Abbildung 16: Einschätzung der Fischer gegenüber der zukünftigen wirtschaftlichen Situation .......... 30<br />

Abbildung 17: Einschätzungen der Gründe gegenüber Entwicklungen ................................................ 31<br />

Abbildung 18: Meeresumweltschutz ...................................................................................................... 32<br />

Abbildung 19: Informationsquellen ........................................................................................................ 32<br />

Abbildung 20: Marine <strong>Aquakultur</strong> als Alternative oder Ergänzung zur traditionellen Fischerei? .......... 35<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Tabelle 1: Die 15 größten Produzenten für Züchtungen aus <strong>Aquakultur</strong>en nach Menge ....................... 7<br />

Tabelle 2: Gesamtversorgung in 1000 t Fanggewicht in Deutschland .................................................. 12<br />

Tabelle 3: Anzahl der Beschäftigten der kl. Hochsee- und Küstenfischerei in Schleswig-Holstein ...... 21<br />

Tabelle 4: Anlandungen und Erlöse der kl. Hochsee- und Küstenfischerei in Schleswig-Holstein ....... 26<br />

Tabelle 5: Bewertete Vor- und Nachteile ökologischer Aspekte <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en ........................ 34<br />

Tabelle 6: Bewertete Vor- und Nachteile ökonomischer Aspekte <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en ..................... 34<br />

V


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Zusammenfassung ............................................................................................................... I<br />

Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... IV<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ V<br />

Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. VI<br />

1. Einleitung ......................................................................................................................... 1<br />

2. Entwicklungen und Auswirkungen der Fischerei und <strong>Aquakultur</strong> .............................. 2<br />

2.1 Der Fischereisektor ....................................................................................................................... 2<br />

2.2 Der <strong>Aquakultur</strong>sektor ..................................................................................................................... 4<br />

2.2.1 Auswirkungen der konventionellen <strong>Aquakultur</strong>produktion ...................................................... 7<br />

2.2.2 Aktuelle Bedeutung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en ......................................................... 8<br />

2.3 Konsumverhalten und Kaufgewohnheiten der Verbraucher ....................................................... 11<br />

2.4 Zukunftsaussichten ...................................................................................................................... 14<br />

3. Methodik .........................................................................................................................16<br />

3.1 Literaturrecherche ....................................................................................................................... 16<br />

3.2 Befragung der Fischer ................................................................................................................. 16<br />

3.2.1 Erstellung des Fragebogens ................................................................................................. 17<br />

3.2.2 Befragung .............................................................................................................................. 17<br />

3.3 Statistische Auswertung .............................................................................................................. 19<br />

4. Die Untersuchungsgebiete ............................................................................................19<br />

5. Akzeptanzanalyse der lokalen Fischerei ......................................................................22<br />

5.1 Ergebnisse der Befragung der lokalen Fischer ........................................................................... 23<br />

5.1.1 Soziodemographische Angaben ........................................................................................... 23<br />

5.1.2 Einzigartigkeit des Fischerberufs .......................................................................................... 25<br />

5.1.3 Wirtschaftliche Situation ........................................................................................................ 25<br />

5.1.4 Zukünftige Entwicklung der traditionellen Fischerei .............................................................. 30<br />

5.1.5 Meeresumweltschutz ............................................................................................................. 31<br />

5.1.6 Vorinformation ....................................................................................................................... 32<br />

5.1.7 Beurteilungen der Fischer von Vor- und Nachteilen <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en .......................... 33<br />

5.1.8 <strong>Aquakultur</strong> als Alternative zur traditionellen Fischerei? ........................................................ 35<br />

5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................................................. 36<br />

6. Schlussbetrachtung der Arbeit .....................................................................................37<br />

7. Literaturverzeichnis .......................................................................................................39<br />

8. Anlage .............................................................................................................................42<br />

9. Eidesstattliche Erklärung ...............................................................................................54<br />

VI


1. Einleitung<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Nach Angaben der Umweltbehörde der Vereinten Nationen (UNEP) ist das Meer die primäre<br />

Nahrungsquelle für 3,5 Milliarden Menschen. Ein Sechstel der Weltbevölkerung sichert ihre<br />

Eiweißversorgung ausschließlich durch Fisch (FAO 2010). Mit dem Bevölkerungswachstum,<br />

der zunehmenden Nachfrage nach Fisch- und Meeresprodukten und dem damit verbunde-<br />

nen Rückgang der natürlichen Bestände durch Überfischung wächst die Bedeutung der Aq-<br />

uakultur – das Züchten von aquatischen Tieren und Pflanzen in den Marinen- und Binnen-<br />

gewässern – weltweit. Die negativen Auswirkungen des konventionellen Fischerei- und Aq-<br />

uakultursektors auf die natürliche Umwelt und das soziale Umfeld veranlasste Umweltver-<br />

bände und staatliche Behörden Strategien zu entwickeln, die auf eine nachhaltige Entwick-<br />

lung des <strong>Aquakultur</strong>sektors abzielen und zur Bewahrung von Wasserqualität und<br />

Biodiversität, der Schonung der Meeresumwelt und der weltweiten Ernährungssicherung<br />

beitragen (RADOST 2009). Kernpunkt dieser Strategien ist, mittels aquakulturgestützter Fi-<br />

scherei den Fischereidruck auf die Fischbestände zu reduzieren und zusätzliche Wertschöp-<br />

fung und Einkommen für periphere Küstenregionen zu entwickeln. Letzteres ist vor allem für<br />

Küstenregionen wichtig, die einst von der Fischerei abhängig waren oder es noch sind. Da-<br />

bei stehen die Weiterentwicklung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>technologien und die Schaf-<br />

fung neuer ökonomischer Potentiale im Mittelpunkt. Bei der Entwicklung der nachhaltigen<br />

<strong>Aquakultur</strong>en, einschließlich der Auswahl der Standorte für <strong>Aquakultur</strong>anlagen, sollen der<br />

Schutz der Ökosysteme und die Vermeidung von Raumnutzungs- bzw. Ressourcenkonflik-<br />

ten maßgebend sein (NATURLAND 2009).<br />

Die vorliegende Arbeit greift die gegenwärtige Problematik des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>-<br />

sektors auf, um potenzielle Hindernisse bei der Entwicklung nachhaltiger <strong>Aquakultur</strong>en in<br />

Küstenregionen zu analysieren. Die Haltung der traditionellen Fischerei in Küstenregionen<br />

gegenüber nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en stand dabei im Vordergrund. Ohne die Ak-<br />

zeptanz der traditionellen Fischerei mit seiner Jahrhunderte alten Geschichte, die die Kultur<br />

dieser Regionen mit geprägt hat, können keine Großprojekte im Bereich nachhaltiger Aqua-<br />

kulturen ohne erhebliche Raumnutzungs- bzw. Ressourcenkonflikte durchgeführt werden.<br />

Für diese Akzeptanzanalyse wurden traditionelle Fischer in den Küstenregionen Kieler Bucht<br />

und Stettiner Haff der südlichen Ostsee mittels eines standardisierten Fragebogens befragt.<br />

Dabei standen folgende Leitfragen im Mittelpunkt:<br />

1. Welche Bedeutung hat der Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>anlagen für die traditi-<br />

onelle Fischerei?<br />

1


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

2. Inwieweit stellt die Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en eine Alternative für<br />

die Fischer zur traditionellen Fischerei dar?<br />

3. Beeinflusst die wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei die Akzeptanz der Fi-<br />

scher gegenüber <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en?<br />

4. Inwieweit sind die Fischer offen gegenüber einer Umschulung zur temporären/saisonalen<br />

Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en?<br />

5. Welche Bedenken bestehen gegen, und welche Potentiale sehen sie in der Bewirtschaf-<br />

tung von <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en für ihre Region?<br />

Diese Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert. Nach der Einführung in das Thema und der Vor-<br />

stellungen der Zielsetzungen der Arbeit folgt die ausführliche Darstellung der Problematik<br />

(Kapitel 2). Hierbei werden die Entwicklungen des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors und de-<br />

ren ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen aufgezeigt. In diesem Zusammen-<br />

hang wird die aktuelle Bedeutung der nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> und deren ökologi-<br />

sche, ökonomische und soziökonomische Chancen und Potentiale erläutert. Letztlich werden<br />

die Zukunftsaussichten des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors abgeschätzt. In Kapitel 3 wer-<br />

den die Methoden beschrieben, die für diese Arbeit und für die Durchführung der Befragung,<br />

der Datenerhebung und die statistische Auswertung verwendet wurden. In Kapitel 4 folgt die<br />

Vorstellung der Untersuchungsgebiete, in denen die empirische Erhebung durchgeführt wur-<br />

de. Die Bedeutung der Akzeptanzuntersuchung und die Ergebnisse der Akzeptanzanalyse<br />

werden in Kapitel 5 aufgezeigt. Zum Ende folgt die Schlussbetrachtung.<br />

2. Entwicklungen und Auswirkungen der Fischerei und <strong>Aquakultur</strong><br />

In folgendem Kapitel werden die Entwicklungen und Auswirkungen des konventionellen Fi-<br />

scherei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors, die Bedeutung der nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> und<br />

deren ökologische, ökonomische und sozioökonomische Potentiale und Chancen für die zu-<br />

künftige Entwicklung erläutert.<br />

2.1 Der Fischereisektor<br />

Fische und Meeresfrüchte werden schon seit etwa zwei Millionen Jahren von Menschen als<br />

wertvolles Nahrungsmittel gefangen und gesammelt. Ursprünglich war der Konsum von mari-<br />

timem Fisch und Meeresfrüchten auf Küstengebiete beschränkt. Zu Beginn des 20. Jahrhun-<br />

derts und im Laufe der Industrialisierung veränderte sich der maritime Fischfang grundle-<br />

2


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

gend. Die vor der Jahrhundertwende für den Fischfang verwendeten Segelboote wurden<br />

allmählich durch motorisierte Fangschiffe ersetzt. Die Fangkapazitäten wurden enorm erhöht<br />

und das Angebot von Fisch und Fischprodukten wurde stetig ausgeweitet. Während zum<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges der globale Fischereiertrag noch rund 20 Millionen Tonnen im<br />

Jahr betrug, waren es in den 1990er Jahren schon 90 Millionen Tonnen. Die Fischerei entwi-<br />

ckelte sich größtenteils zu einer hochtechnisierten Industrie. Heute werden Sonarortungsge-<br />

räte und satellitengestützte Kommunikationssysteme verwendet, um die Fischschwärme in<br />

den Ozeanen und Meeren aufzufinden. Die bisher unerreichten Fischgründe in tiefen Ge-<br />

wässern können durch diese moderne Technik aufgespürt werden. Die modernen Hochsee-<br />

trawler stellen nur einen Prozent aller Fangschiffe dar, fangen jedoch mehr als die Hälfte der<br />

globalen Tiefseefische (SCHWAN 2007).<br />

Menge und Wert des weltweiten Fischhandels stieg im Zeitraum von 1976 bis 2008 durch-<br />

schnittlich um 8,3% jährlich. Dieser Anstieg wurde durch strukturelle Veränderungen in der<br />

Fischerei ermöglicht. Die Wertschöpfungsketten wurden globalisiert, wobei die Verarbei-<br />

tungsprozesse in Länder mit vergleichsweise niedrigen Löhnen und Produktionskosten ver-<br />

lagert wurden. Die dadurch entstehenden Wettbewerbsvorteile liegen auf der Hand. Der zu-<br />

nehmende Verbrauch von Fischerzeugnissen, die Liberalisierung der Handelspolitik, die<br />

Globalisierung des Welternährungssystems sowie technologische Innovationen förderten<br />

zusätzlich den internationalen Fischhandel. Durch Optimierung in Verarbeitung, Verpackung,<br />

Transport, Vertriebswegen und Marketing, veränderte sich die Form der Zubereitung der<br />

Fischerzeugnissen, die den Verbrauchern geliefert wurden. Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

der letzten Jahrzehnte führte dazu, dass die Produktion für den lokalen Markt auf die not-<br />

wendige Menge für den internationalen Markt erhöht werden konnte (FAO 2010).<br />

„Fische werden heute nicht mehr gefangen, um eine lokale Nachfrage zu befriedigen, jeden-<br />

falls nicht in erster Linie, sondern weil sich mit ihnen Geld verdienen lässt. Sie sind zur Ware<br />

geworden, werden wie andere Konsumartikel auch industriell produziert, und zwar in Grö-<br />

ßenordnungen, die alle zuvor bekannten Dimensionen sprengen.“ (zit. SCHWAN 2007, S.49).<br />

Durch Fischerei-Subventionen werden heute in vielen Nationen Unterstützungsmaßnahmen<br />

im Fischereisektor getätigt wodurch der Ausbau von Fangkapazitäten gefördert wird. Welt-<br />

weit betragen die jährlichen Subventionen zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar (BERGBAUER<br />

und PETIT 2007).<br />

Die globale hochtechnisierten Fischindustrie bewirkt eine hochgradige Ausbeutung der Oze-<br />

ane und Meere mit entsprechender Überfischung der Fischgründe (BERGBAUER und PETIT<br />

2007). Nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) galten zu Beginn der 1950er<br />

Jahre über 60 Prozent der 200 weltweit wichtigsten Fischarten (kommerziell genutzt) als ge-<br />

3


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

ring befischt. Bereits im Jahre 1974 waren 10% der Fischbestände überfischt oder erschöpft<br />

(vgl. Abb. 1). Im Jahr 2008 waren schon 32% der weltweit kommerziell genutzten Fischgrün-<br />

de überfischt. 53% der Fischbestände werden an ihrem biologischen Limit befischt und nur<br />

noch 15% der weltweiten Fischgründe sind stabil, bzw. fast unberührt (FAO 2010). Nach<br />

Angaben von Experten hat sich seit 1950 die Artenvielfalt der Großfische um 50% verringert.<br />

In den vergangen Jahren haben sich die Bestände der großen Fischarten, wie Thunfisch,<br />

Schwertfisch, Heilbutt und Kabeljau um 90% verringert (BERGBAUER und PETIT 2007).<br />

100%<br />

Abbildung 1: Fischbestände nach Befischungsintensität, in Prozent der bewerteten,<br />

Gesamtbestände, weltweit 1974 bis 2007<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach FAO (2010)<br />

Allein die europäische Fischfangflotte weist nach Angaben der Umweltstiftung World Wide<br />

Fund For Nature (WWF 2011a) eine Überkapazität von ca. 40% auf und ist für eine verträgli-<br />

che nachhaltige Fischerei zu groß. 80% der europäischen Gewässer sind überfischt.<br />

Darüber hinaus verursachen die heutigen Fanggeräte, wie Schlepp-, Ringwaden- oder<br />

Treibnetze, eine sehr hohe Beifangrate, die meist aus zu jungen Fischen bestehen. Es wird<br />

heute angenommen, dass Beifänge zwischen 18 und 40 Millionen Tonnen der Jahresfang-<br />

menge ausmachen. Diese ungewollten Fische werden wieder zurück ins Meer geworfen,<br />

wobei 70 bis 100% dies nicht überleben (SCHWAN 2007). Die Bodenschleppnetze haben eine<br />

katastrophale zerstörerische Wirkung auf das empfindliche Ökosystem des Meeresbodens<br />

Die Meeresflora und -fauna werden von den tonnenschweren Netzen überwalzt (WWF<br />

2011).<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

39 41 37 38<br />

51 51<br />

10 8<br />

50 49<br />

2.2 Der <strong>Aquakultur</strong>sektor<br />

13 13 16 18<br />

31 31 31 30 31 29 29 26 25 24 23 20<br />

53<br />

51<br />

44<br />

25<br />

Durch die erschöpften Fischbestände stagnieren die Erträge aus der <strong>marine</strong>n Fischerei<br />

weltweit, während die Nachfrage nach Meeresprodukten mit der wachsenden Weltbevölke-<br />

rung steigt. Eine Alternative zum Fischfang bietet die Züchtung aquatischer Pflanzen und<br />

Tiere in <strong>Aquakultur</strong>en. Die entstehende Versorgungslücke mit Nahrungsmitteln aus dem<br />

4<br />

43<br />

27<br />

50<br />

19<br />

46 44 50<br />

47 52 52<br />

52<br />

25 27 24 28 24 25 28<br />

1974 1978 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1990 1992 1995 1997 2000 2003 2004 2007<br />

überfischt oder bereits erschöpft am biologischen Limit befischt moderat oder gering befischt


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Meer wurde in den vergangenen Jahren zunehmend durch <strong>Aquakultur</strong>en gedeckt. Man<br />

spricht von einer „Blauen Revolution“ (KRAUSE 2006).<br />

Vor allem in asiatischen Ländern hat die Produktion von Fisch, Schalen- und Weichtieren<br />

sowie Algen in extensiv betriebenen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en seit vielen Jahrhunderten eine<br />

lange Tradition. Mit einfachen Mitteln bringen sie dauerhafte Erträge. Während in Asien die<br />

traditionelle Fischzucht eine lange Geschichte hat, entwickelte sich der <strong>Aquakultur</strong>sektor auf<br />

globaler Ebene, als wichtige kommerzielle Nahrungsmittelproduktion, erst seit den späten<br />

1960er Jahren. Seither ist dieser auf eine hohe Produktivität ausgerichtete Sektor rasant<br />

gewachsen (vgl. Abb. 2) (ALLSOPP et al. 2008).<br />

Abbildung 2: Fischfang (Capture) und <strong>Aquakultur</strong>produktion (Aquaculture)<br />

weltweit,1950 bis 2005.<br />

Quelle: ALLSOPP et al. (2008)<br />

Während im Jahre 1950 weltweit weniger als eine Millionen Tonnen tierischer und pflanzli-<br />

cher aquatischer Produkte in <strong>Aquakultur</strong>en produziert wurde, waren es im Jahre 2008 bereits<br />

52,5 Millionen Tonnen. Dies entspricht einem Gesamtumsatz von 7,4 Milliarden US-Dollar.<br />

Der Anteil der Fischzucht an der weltweiten Fischversorgung stieg von 3,9% im Jahr 1970<br />

auf 46% im Jahr 2008. Die jährliche Pro-Kopf-Versorgung mit Nahrungsmitteln aus Aquakul-<br />

turen ist um das Zehnfache gestiegen; von 0,7 kg im Jahre 1970 auf 7,8 kg im Jahr 2008.<br />

Damit ist der <strong>Aquakultur</strong>sektor weltweit der am schnellsten wachsende, nahrungsmittelpro-<br />

duzierende Sektor (FAO 2010).<br />

Die anfänglich kleinräumige und arbeitsintensive Fischzucht, die hauptsächlich auf den loka-<br />

len Verbrauch ausgerichtet war, entwickelte sich seit den 1970er Jahren rapide zu einer<br />

großräumigen, hochtechnisierten und exportorientierten Industrie. Verbesserte Technologien<br />

in der Produktion, Erfolge bei Fischzuchtmethoden, künstliche Erzeugung von Futtermitteln<br />

und die genetische Verbesserungen ermöglichten die Kultivierung von Fischarten, die in der<br />

5


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Nahrungskette ganz oben stehen (CHUA 1997). Der Futtermitteleinsatz wurde optimiert und<br />

die Gabe von Antibiotika und Impfungen zur Vorbeugung von Krankheiten erforscht (KRAUSE<br />

2006). Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die wirtschaftliche Entwicklung in vielen Entwick-<br />

lungsländern zu einer Verbesserung der Lebensstandards und damit zu einer größeren<br />

Nachfrage nach höherwertigeren Nahrungsmitteln wie Garnelen, Lachse, Aale, Brassen und<br />

Barsche. Obwohl viele Länder Fisch und Meeresfrüchte in großen Mengen importieren und<br />

exportieren, ist doch ein Nettohandelsstrom von den weniger entwickelten Ländern zu den<br />

industrialisierten Ländern zu beobachten. Für Entwicklungsländer ist der Export von Fisch<br />

und Fischprodukten ein rentables Geschäft und trägt zu höherem Einkommen bei, als mit<br />

Reis, Kaffee oder Tee zu erzielen ist (BERGBAUER und PETIT 2007).<br />

Die zunehmende Anerkennung der <strong>Aquakultur</strong> als eine wichtige Quelle für die weltweite Ver-<br />

sorgung mit Fisch, als eine Arbeitsplatz schaffende Industrie für ländliche Gebiete und als<br />

ein Export fördernder Wirtschaftszweig, begünstigt die Schaffung von politischen Rahmen-<br />

bedingungen für großangelegte <strong>Aquakultur</strong>anlagen und deren wirtschaftliche Chancen. Dies<br />

verstärkt den Trend zu einer Intensivierung und Erweiterung der Fischzuchtsysteme. Die<br />

erheblichen wirtschaftlichen Gewinne dieses Sektors animierten bilaterale und multilaterale<br />

Entwicklungsbanken, vor allem die Asian Development Bank und die Weltbank, die Weiter-<br />

entwicklung der <strong>Aquakultur</strong> zu unterstützen. Diese Unterstützung bietet vielen Entwicklungs-<br />

länder größere Investitionsmöglichkeiten in die <strong>Aquakultur</strong>en (CHUA 1997).<br />

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden 430 aquatische Arten in <strong>Aquakultur</strong>en gezüchtet<br />

(ALLSOPP et al. 2008). Im Jahr 2008 exportierten 197 Nationen Fisch und Fischprodukte.<br />

88,8% der weltweiten <strong>Aquakultur</strong>-Produktion entfallen auf Asien, wobei alleine China einen<br />

Anteil von 62,3% zur Weltproduktion in <strong>Aquakultur</strong>en beiträgt. Europäische Hersteller belie-<br />

fern den Weltmarkt lediglich mit einem Anteil von 19% (FAO 2010). In Tabelle 1 sind die 15<br />

größten Produzenten für Fisch und Meeresfrüchte aus <strong>Aquakultur</strong>en nach Menge und deren<br />

durchschnittlichen Wachstumsraten aufgeführt.<br />

Die <strong>Aquakultur</strong> ist in Deutschland der ertragsreichste Zweig der deutschen Binnenfischerei<br />

hinsichtlich Produktionsmenge und Erlös. Im Jahr 2009 wurden in den verschiedenen For-<br />

men der <strong>Aquakultur</strong>anlagen Produktionsmengen von rund 44000 Tonnen Fisch mit einem<br />

geschätzten Wert von nahezu 200 Mio. € erzeugt. Die Erträge stammen dabei zum Großteil<br />

aus lokaler Teichwirtschaft, wobei die Regenbogenforelle die ertragsstärkste Art ist (BRÄMICK<br />

2009).<br />

6


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Tabelle 1: Die 15 größten Produzenten für Züchtungen aus <strong>Aquakultur</strong>en nach Menge<br />

und deren durchschnittlichen Wachstumsrate.<br />

Produktion<br />

Durchschnittliche Wachstumsrate<br />

1990 2000 2008 1990–2000 2000–2008 1990–2008<br />

(Tausend Tonnnen) (Prozent)<br />

China 6482 21522 32736 12,7 5,4 9,4<br />

Indien 1017 1943 3479 6,7 7,6 7,1<br />

Vietnam 160 499 2462 12 22,1 16,4<br />

Indonesien 500 789 1690 4,7 10 7<br />

Thailand 292 738 1374 9,7 8,1 9<br />

Bangladesch 193 657 1006 13,1 5,5 9,6<br />

Norwegen 151 491 844 12,6 7 10<br />

Chile 32 392 843 28,3 10,1 19,8<br />

Philippinen 380 394 741 0,4 8,2 3,8<br />

Japan 804 763 732 – 0.5 – 0.5 – 0.5<br />

Ägypten 62 340 694 18,6 9,3 14,4<br />

Myanmar 7 99 675 30,2 27,1 28,8<br />

USA 315 456 500 3,8 1,2 2,6<br />

Republik Korea 377 293 474 – 2.5 6,2 1,3<br />

Taiwan 333 244 324 – 3.1 3,6 – 0.2<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach FAO (2010)<br />

Abbildung 3 zeigt die Anteile der wichtigsten aquatischen Arten an der globalen <strong>Aquakultur</strong>-<br />

produktion. Die mit Abstand am meisten produzierten Arten waren im Jahr 2008 Süßwasser-<br />

fische und Weichtiere (Mollusken) mit entsprechenden Anteilen von 54,7% und 24,9% der<br />

globalen <strong>Aquakultur</strong>produktion. Die Züchtung von Schalentieren und Salzwasserfischen hat<br />

vergleichsweise einen geringeren Anteil.<br />

9,5%<br />

3,4% 1,2%<br />

6,3%<br />

24,9%<br />

54,7%<br />

Abbildung 3: Globale <strong>Aquakultur</strong>produktion in 2008: Die bedeutendsten Produktionsarten.<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach FAO (2010)<br />

2.2.1 Auswirkungen der konventionellen <strong>Aquakultur</strong>produktion<br />

Durch die rasante Entwicklung des <strong>Aquakultur</strong>sektors wurden weltweit Erfahrungen und Er-<br />

kenntnisse über die negativen Auswirkungen der konventionellen, konsumorientierten Aqua-<br />

kultur-Produktion auf Umwelt und soziales Umfeld gesammelt. Die intensivierte Nutzung küs-<br />

7<br />

Süßwasserfische<br />

Mollusken<br />

Schalentiere<br />

Diadrome Fische<br />

Salzwasserfische<br />

Andere Aquatische Tiere


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

tennaher Lebensräume und Ökosysteme durch konventionelle Monokultur-Technologien ist<br />

ein großes Umweltproblem (FRANKIC und HERSHNER 2003).<br />

Konventionelle <strong>Aquakultur</strong>betriebe setzen Fischmehl oder -öl ein, um eine hohe Produktions-<br />

rate zu erzielen. Die Verwendung von Fischen zur Fütterung von <strong>Aquakultur</strong>en verstärkt zu-<br />

sätzlich den Fischereidruck auf natürliche Fischbestände. Für die Produktion von einer Ton-<br />

ne Fisch in <strong>Aquakultur</strong>en wird im Durchschnitt die 2,5- bis 5-fache Menge an Fisch aus<br />

Fischfängen benötigt. Hierfür werden meist die jüngeren Fische aus Beifängen verwendet<br />

(TEUFEL et al. 2005). Die kleineren Fische stellen in Entwicklungsländern jedoch eine wichti-<br />

ge Nahrungsquelle für die ärmere, ländliche Bevölkerung dar und werden von der traditionel-<br />

len Fischerei gefangen. Durch die Verwendung des Beifangs für <strong>Aquakultur</strong>en und die zu-<br />

sätzliche Konkurrenz, erhöhen sich die Preise für diese Fische. Dies bewirkt, dass sich die<br />

ärmere Bevölkerung in ländlichen Gebieten diesen Fisch nicht länger leisten kann (ALLSOPP<br />

et al. 2008).<br />

In konventionellen <strong>Aquakultur</strong>anlagen ist, wegen der hohen Bestandsdichten, der Einsatz<br />

von Pharmazeutika, wie Antibiotika, Desinfektionsmitteln, Pestiziden und Imprägnierungsmit-<br />

tel (sog. Antifouling-Mittel) unumgänglich, um Krankheitsausbrüchen und Parasitenbefall<br />

vorzubeugen. Diese eingesetzten Mittel stellen eine hohe Belastung für die Ökosysteme und<br />

die menschliche Gesundheit dar. Der vermehrte Einsatz von Antibiotika bei der Nahrungsmit-<br />

telproduktion verursacht die Entwicklung von antibiotikaresistenten Bakterien. Durch Gen-<br />

transfer können sich diese Antibiotikaresistenzien unter anderem auf den Menschen übertra-<br />

gen. Durch den Einsatz der Antifouling-Mittel können hormonelle Rückstände oder hohe<br />

Schwermetallkonzentrationen auftreten (TEUFEL et al. 2005).<br />

Eine weitere Umweltbelastung stellt der unzureichende Wasseraustausch in den intensivier-<br />

ten <strong>Aquakultur</strong>anlagen dar. Die konzentrierten Ausscheidungen der Tiere verursachen eine<br />

Eutrophierung des Gewässers, wodurch die Vitalität des Gewässer-Ökosystems gefährdet<br />

wird. Der mit der Eutrophierung einhergehende mikrobielle Abbau der organischen Ablage-<br />

rungen löst in den offenen <strong>Aquakultur</strong>anlagen oder in deren Umfeld eine Sauerstoffzehrung<br />

aus und kann im Extremfall ein anaerobes Milieu verursachen. Dies ist mit der Freisetzung<br />

von Faulgasen, wie Methan oder Schwefelwasserstoff, verbunden (TEUFEL et al. 2005).<br />

Oftmals entkommen aquatische Tiere aus <strong>Aquakultur</strong>anlagen und stellen eine starke Bedro-<br />

hung für Wildpopulationen dar. Für natürliche Populationen sind die entkommenen Zuchttiere<br />

Konkurrenten um Nahrungsressourcen und Laichplätze. Im Extremfall können die heimi-<br />

schen Arten durch die Zuchttiere verdrängt werden (TEUFEL et al. 2005).<br />

2.2.2 Aktuelle Bedeutung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

Der Schutz der Ökosysteme als Notwendigkeit für eine nachhaltige Entwicklung, war einer<br />

der maßgebenden Erkenntnisse der Wissenschaft. FRANKIC und HERSHNER (2003) zufolge<br />

8


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

erhält ein gesundes Ökosystem nicht nur sich selbst, sondern bildet ebenso die Grundlage<br />

für die lokalen Kommunen, die regionale Wirtschaft und die ressourcennutzende Industrie.<br />

Ohne eine richtige Verwaltung aller Komponenten innerhalb des Ökosystems ist die Lebens-<br />

fähigkeit und Zukunftsfähigkeit des Ökosystems gefährdet (FRANKIC und HERSHNER 2003).<br />

Aufgrund der weltweiten Übernutzung der aquatischen Ressourcen wird den Konzepten ei-<br />

ner nachhaltigen Entwicklung innerhalb des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors eine immer<br />

größere Bedeutung beigemessen, um die Ernährungssicherheit sowie Einkommen und Be-<br />

schäftigung der peripheren Regionen zu gewährleisten. Die FAO definiert eine nachhaltige<br />

Entwicklung folglich als: "The management and conservation of the natural resource base,<br />

and the orientation of technological and institutional change in such a manner as to ensure<br />

the attainment of continued satisfaction of human needs for present and future generations.<br />

Such sustainable development conserves (land,) water, plants and (animal) genetic re-<br />

sources, is environmentally non-degrading, technologically appropriate, economically viable<br />

and socially acceptable" (FAO 1999, S.9). Um eine nachhaltige Entwicklung gewährleisten<br />

zu können, müssen demnach die weltweit natürlichen Ressourcen so genutzt und bewahrt<br />

werden, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden können, ohne dabei<br />

die Möglichkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedi-<br />

gen. Umweltfreundlichen, wirtschaftlich rentablen und sozial verantwortlichen Entwicklungen<br />

soll dabei Gleichwertigkeit eingeräumt werden.<br />

Einige umweltschützende Nichtregierungsorganisationen (NROs), wie zum Beispiel der<br />

WWF, bemühen sich darum, die soziale Verantwortung, ökologische Unversehrtheit und<br />

wirtschaftliche Realisierbarkeit im <strong>Aquakultur</strong>sektor zu fördern und die Wechselwirkungen<br />

dieser Komponenten zu berücksichtigen. Die Kritik dieser NROs an den konventionellen Hal-<br />

tungssystemen der <strong>Aquakultur</strong>en (siehe Kapitel 3.2.1) und die Bekanntmachung der Um-<br />

weltprobleme durch die Medien sowie das wachsende ökologische Bewusstsein in der Ge-<br />

sellschaft, führten Mitte der 1990er Jahren zu den ersten ökologischen <strong>Aquakultur</strong>initiativen.<br />

Den NROs ist es gelungen, die FAO und die Weltbank sowie andere internationale Entwick-<br />

lungsorganisationen für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Fischerei- und Aq-<br />

uakultursektor zu gewinnen (BOYD 2008).<br />

Im Jahre 1995 verabschiedete die FAO den „Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fi-<br />

scherei“ ("Code of Conduct for Responsible Fisheries", CCRF). Dieser Kodex legt heute in-<br />

ternationale Verhaltensstandards für eine nachhaltige Nutzung aquatischer Ressourcen fest<br />

und bildet für FAO-Mitgliedsstaaten einen Anknüpfungspunkt zur Regelung des Fischerei-<br />

managements. Artikel 9 des Kodex legt Maßnahmen für eine ökonomisch, ökologisch und<br />

sozial gerechte <strong>Aquakultur</strong>entwicklung fest. Die Staaten werden aufgefordert, gesetzliche<br />

und administrative Rahmen für eine nachhaltige <strong>Aquakultur</strong>entwicklung auszuarbeiten und<br />

9


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

diese zu fördern. Dabei soll unter Einbeziehung von <strong>Aquakultur</strong> eine nachhaltige Nutzung<br />

der natürlichen Ressourcen gewährleistet werden. Dabei soll sichergestellt werden, dass die<br />

Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung und deren Zugang zu Fanggründen nicht durch<br />

<strong>Aquakultur</strong>entwicklungen negativ beeinflusst wird. Die <strong>Aquakultur</strong>verfahren sollten so gestal-<br />

tet sein, dass diese nach ihrer Umweltverträglichkeit geprüft und überwacht werden können,<br />

damit negative ökologische Veränderungen und damit zusammenhängende wirtschaftliche<br />

und soziale Auswirkungen so gering wie möglich gehalten werden können (FAO 1995). Die<br />

Unterzeichnerstaaten des Verhaltenskodex und der zur Umsetzung eingeführten Aktionsplä-<br />

ne ("International Plans of Action", IPOA), verpflichten sich dazu, die festgelegten Standards<br />

zu befolgen und Entwicklungsländer bei der Umsetzung zu unterstützen (GIZ 2012). In Folge<br />

der Kodex-Umsetzung erhöhten Regierungen die Umweltauflagen und <strong>Aquakultur</strong>organisati-<br />

onen begannen Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen (BOYD 2008).<br />

Im Jahr 2009 hat die Europäische Union (EU) die Durchführungsbestimmungen für ökologi-<br />

sche <strong>Aquakultur</strong>en als EU-Bio-Verordnung verabschiedet, um den FAO-Kodex umzusetzen.<br />

Der Öko-Verband Naturland und andere europäischen Naturschutzverbände waren an die-<br />

sem Prozess beteiligt (NATURLAND 2009).<br />

Heute gibt es bereits zahlreiche <strong>Aquakultur</strong>produzenten, die nach den Nachhaltigkeitskriteri-<br />

en wirtschaften. Die Produktion der ökologisch betriebenen <strong>Aquakultur</strong>en ist in den letzten<br />

Jahrzehnten signifikant gewachsen (vgl. Abb. 4).<br />

Abbildung 4: Entwicklung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>produktion<br />

Quelle: BERGLEITER (2009)<br />

Europa ist mit einem Anteil von 50% der Gesamtproduktion der weltweit größte ökologische<br />

<strong>Aquakultur</strong>produzent. Asien ist mit einem Anteil von 36% der weltweiten ökologischen Aqua-<br />

kulturproduktion, der zweitgrößte Produzent (vgl. Abb. 5).<br />

10


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

4%<br />

13%<br />

36%<br />

Abbildung 5: Geographische Verteilung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>produktion<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach BERGLEITER (2009).<br />

Die ökologisch betriebenen <strong>Aquakultur</strong>en legen im Vergleich zu den konventionellen großen<br />

Wert auf den Schutz der Ökosysteme und wirtschaften mit nachhaltigen, extensiven Metho-<br />

den und mit geringen Bestandsdichten, die die natürlichen Ressourcen schonen. Sie sind so<br />

ausgerichtet, dass die Umweltbelastungen der konventionell betriebenen <strong>Aquakultur</strong>en ver-<br />

mieden werden. So arbeiten zum Beispiel Naturland-Betriebe in Europa, Lateinamerika und<br />

Südostasien nach festgesetzten ökologischen Richtlinien, die Voraussetzung für die Öko-<br />

Zertifizierung sind (NATURLAND 2009). Zu deren Prinzipien gehört eine bedachte Standort-<br />

wahl für <strong>Aquakultur</strong>anlagen, die den Schutz der Ökosysteme gewährleistet sowie die Ver-<br />

meidung von Raumnutzungs-, bzw. Ressourcenkonflikte (z.B. mit Fischern) vermeidet. Tier-<br />

gerechte Besatzdichten sowie das Verbot chemischer Mittel, der Einsatz natürlicher Heilmit-<br />

tel und Behandlungsmethoden sind weitere Prinzipien des ökologischen Wirtschaftens.<br />

Überdies dürfen nur pflanzliche Futtermittel aus der Ökolandwirtschaft eingesetzt werden.<br />

Eingesetztes Fischmehl und -öl muss aus den Resten der Verarbeitung von Speisefischen<br />

stammen. Außerdem ist der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen in jeder<br />

Weise verboten. Die Weiterverarbeitung muss ebenfalls nach ökologischen Richtlinien ver-<br />

laufen (NATURLAND 2012). Mittels extraktiven Techniken der ökologischen <strong>Aquakultur</strong> kön-<br />

nen gesunde, ökologische und hochwertige Erzeugnisse ohne umweltbelastende Nährstoff-<br />

einträge produziert werden. Hier liegt ein großes ökonomisches Potential zur nachhaltigen<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen für Nahrungsmittelproduktion, Kosmetika, Wellness, Health<br />

Food und mittel- und langfristig in der Abwasserreinigung für Antifouling-Anstriche und in der<br />

pharmazeutischen Industrie (RADOST 2009). Durch den Ausbau des nachhaltigen Aquakul-<br />

tursektors können langfristig sichere Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

2.3 Konsumverhalten und Kaufgewohnheiten der Verbraucher<br />

2%<br />

45%<br />

Im Jahre 2008 wurden vom Weltfischereiertrag aus Binnen- und Meeresfischerei, einschließ-<br />

lich der <strong>Aquakultur</strong>en, von 142 Millionen Tonnen insgesamt 115 Millionen Tonnen für den<br />

menschlichen Konsum verwendet (FAO 2010). Der restliche Ertrag dient der Fischmehl und -<br />

11<br />

Europa<br />

Asien<br />

Lateinamerika<br />

Afrika<br />

Ozeanien


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

ölproduktion, wobei der Großteil davon als Futtermittel in <strong>Aquakultur</strong>en eingesetzt wurde<br />

(BERGBAUER und PETIT 2007). Wie in Abbildung 6 zu erkennen, variiert der Fischkonsum von<br />

Land zu Land zwischen 1 und 100 kg pro Kopf und Jahr. In Island und Japan sowie Portugal<br />

und Norwegen ist der Fischverbrauch am höchsten. Deutschland hat einen vergleichsweise<br />

geringen Fischverbrauch. Der weltweite Pro-Kopf-Konsum von Fisch und Meeresfrüchten ist<br />

im Jahr 2009 auf ein Rekordniveau von durchschnittlich 17,9 kg gestiegen (FAO 2010).<br />

Abbildung 6 : Fischverbrauch (Fanggewicht) in ausgewählten Ländern<br />

Quelle: FIZ (2011)<br />

Während in vielen Ländern Fischprodukte Hauptnahrungsmittel darstellen, ist es in Deutsch-<br />

land zunächst nur ein Lebensmittel, welches das reiche Nahrungsmittelangebot ergänzt. Je-<br />

doch nimmt auch in Deutschland die Nachfrage nach Fisch zu, da Verbraucheraufklärungen<br />

und Kampagnen dem Fisch ein sehr gutes Image als gesundes Lebensmittel bescheinigen<br />

(GOTTWALD 2007). Trotz des vergleichsweise geringen Fischverbrauchs in Deutschland,<br />

kann die Inlandsproduktion den Bedarf an Fischprodukten und Meeresfrüchten nicht decken.<br />

(vgl. Tab. 2).<br />

Tabelle 2: Gesamtversorgung in 1000 t Fanggewicht in Deutschland<br />

Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Eigenanlandung<br />

+ Einfuhr<br />

- Ausfuhr<br />

Sonstige Verwertung (Futter)<br />

Nahrungsverbrauch<br />

309<br />

1795<br />

886<br />

3<br />

1215<br />

321<br />

1910<br />

952<br />

12<br />

6<br />

1273<br />

Pro-Kopf-Verbrauch in kg 14,7 15,5 15,5 15,5 15,2 15,7<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach FIZ (2011)<br />

Insgesamt kann die deutsche Fischerei durch Eigenanlandungen und <strong>Aquakultur</strong>-Produktion<br />

nur etwa 12% zur Bedarfsdeckung beitragen. Nach Ergebnissen einer Marktstudie züchten<br />

in Deutschland derzeit 19 Betriebe ökologisch anerkannten Fisch. Mit einer Gesamtprodukti-<br />

330<br />

1982<br />

1032<br />

4<br />

1276<br />

306<br />

2020<br />

1050<br />

3<br />

1273<br />

274<br />

1915<br />

945<br />

2<br />

1241<br />

274<br />

1929<br />

918<br />

2<br />

1283


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

on von 237 Tonnen werden pro Jahr hauptsächlich Karpfen, Forelle und Saibling produziert.<br />

Der überwiegende Anteil des Angebots von ökologischen Produkten stammt in Deutschland<br />

nach Angaben von Handelsunternehmen aus dem Ausland (BEHRENS 2009).<br />

Der Importanteil betrug im Jahr 2010 1,9 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte und<br />

entsprach damit 88% des Gesamtaufkommens. Davon stammten 59% aus Ländern außer-<br />

halb der EU. Nach Norwegen ist China der größte Handelspartner. Aber auch die USA und<br />

Vietnam sind bedeutende Lieferländer. Innerhalb der EU sind Dänemark und die Niederlan-<br />

de wichtige Herkunftsländer (FIZ 2011).<br />

Seewasserfische haben mit rund 64% den größten Marktanteil der gesamten Fisch- und Fi-<br />

scherzeugnisse in Deutschland. Süßwasserfische haben einen Anteil von 24% und Krebs-<br />

und Weichtiere lediglich 12%. Hauptsächlich werden dabei verarbeitete Fisch- und Fischer-<br />

zeugnisse konsumiert; meist tiefgekühlte Ware, gefolgt von Konserven und Marinaden. Der<br />

Konsum von frischen Fischen, Krebs- und Weichtieren verliert immer mehr an Bedeutung<br />

(FIZ 2011). Das Angebot ist vielfältig und umfasst 660 Fisch-, Krebs- und Weichtierarten mit<br />

unterschiedlichen Handelsbezeichnungen (GOTTWALD 2007).<br />

Mit der steigenden Angebotsvielfalt nimmt das Interesse des Verbrauchers an Informationen<br />

über die Herkunft der Erzeugnisse zu. Entsprechend fordern die Verbraucher eine größere<br />

Transparenz. Seit dem Jahre 2002 müssen in Deutschland die Fischerzeugnisse mit Anga-<br />

ben, wie Produktionsmethode, Handelsbeziehungen und Fanggebiet gekennzeichnet werden<br />

(GOTTWALD 2007). Nach dem Fisch-Informationszentrum (FIZ) legen die deutschen Verbrau-<br />

cher mehr Wert auf die Transparenz der Herkunft bei Zuchtfischen als bei Wildfischen und<br />

bevorzugen beim Kauf Zuchtfische aus Europa. Umweltaspekte und Nachhaltigkeitsaspekte<br />

stellen zunehmend ein Qualitätskriterium bei den Verbrauchern dar. Durch Verbraucherauf-<br />

klärung durch Umweltorganisationen, zum Beispiel durch Einkaufsführer von der Organisati-<br />

on Greenpeace, werden dem Verbraucher Produktinformationen über die Umweltverträglich-<br />

keit vermittelt. Einer europäischen Umfrage der Seafood Choices Alliance zufolge bewirken<br />

negative Umweltauswirkungen der Fischerei bei den Verbrauchern eine Kaufhemmung (BE-<br />

HRENS 2009).<br />

Im Auftrag der EU führten ERNST & YOUNG (2008) eine Befragung zur Einstellung der Kon-<br />

sumenten gegenüber Fisch- und Fischerzeugnissen durch. Es stellte sich heraus dass in<br />

Belgien und Norwegen Gesundheitsaspekte eine wichtige Rolle beim Konsumverhalten spie-<br />

len. 40% der Befragten der norwegischen Studie behaupteten, Fisch aus Fischzucht, bei<br />

denen Pharmazeutika und chemischen Mittel verwendet wurden, nicht zu kaufen (BEHRENS<br />

2009). Deutsche und tschechische Konsumenten bevorzugen gezüchtete Fisch- und Fi-<br />

scherzeugnisse sofern diese nachhaltig bewirtschaftet werden, während die südeuropäi-<br />

schen Länder wie Italien, Griechenland und Portugal den Wildfisch bevorzugen. Bezüglich<br />

13


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Nachhaltigkeits- und Umweltaspekten sowie des Preis-Leistungs-Verhältnisses hat der<br />

Zuchtfisch in Deutschland ein besseres Image als der Wildfisch. Dominieren jedoch<br />

Gesundheits- und Frischeaspekte wird Wildfisch bevorzugt (ERNST & YOUNG 2008).<br />

Aufgrund der Nachfrage der Konsumenten nach mehr Transparenz im Produktionsprozess<br />

wurden in den letzten Jahrzehnten viele Zertifizierungsinstitutionen gegründet. Fischereien<br />

und <strong>Aquakultur</strong>produzenten lassen sich auf eigene Kosten zertifizieren, um ihre Produkte mit<br />

Gütesiegeln versehen zu können, die dem Verbraucher Produkt- und Qualitätssicherheit ge-<br />

währleisten. Diese Produkte heben sich damit von herkömmlichen Produkten ab und verkau-<br />

fen sich besser. Die Zertifizierungskriterien richten sich meist nach dem „Verhaltenskodex für<br />

verantwortungsvolle Fischerei“ der FAO. Mit der Entwicklung der ökologischen <strong>Aquakultur</strong>-<br />

produktion gibt es zunehmend private Zertifizierungsprogramme, die eigene Anforderungen<br />

an eine ökologische und soziale Verträglichkeit stellen. Beispiele für die Zertifizierung von<br />

<strong>Aquakultur</strong>en sind das Aquaculture Certification Council (ACC), Naturland, Bioland und viele<br />

weitere. Für die Zertifikate werden Standards nach einem umfassend durchdachten und<br />

transparenten Prozess entwickelt, der alle beteiligten Akteure mit einschließt (BOYD 2008).<br />

Dem WWF zufolge konsumieren die Deutschen immer mehr Öko-Fisch (WWF 2011b). Durch<br />

verschiedene Untersuchungen in Europa zur Akzeptanz und Einstellung der Verbraucher<br />

gegenüber Zertifizierungen bei Fischprodukten fand man heraus, dass Umweltschutz das<br />

wichtigste Kriterium darstellt. Die bisherigen Biokäufer sowie Konsumenten höherer Ein-<br />

kommens- und Bildungsschichten sind die potenziellen Käufer ökologisch erzeugten Fischs.<br />

Bei Fisch- und Fischerzeugnissen, die mit einem Umweltsiegel gekennzeichnet sind, liegt die<br />

Bereitschaft zur Zahlung von Preiszuschlägen zwischen 5 und 25% (BEHRENS 2009).<br />

Verbraucher tragen mit ihren Konsumentscheidungen eine große Verantwortung. Beachten<br />

sie beim Einkauf Nachhaltigkeitskriterien, so ist ihnen meist bewusst inwieweit sich ihre per-<br />

sönliche Konsumentscheidung auf Armutsvermeidung, Stärkung des Rechts auf Nahrung<br />

sowie auf die Vermeidung von Überfischung und Zerstörung der Meeresökosysteme aus-<br />

wirkt (GOTTWALD 2007).<br />

2.4 Zukunftsaussichten<br />

Fischerei und <strong>Aquakultur</strong> wird auch für zukünftige Generationen weltweit eine lebenswichtige<br />

Grundlage für Ernährung, Beschäftigung, Handel und wirtschaftlichen Wohlstand darstellen.<br />

Nach Schätzungen der United Nations Population Division wird die Weltbevölkerung von<br />

derzeit rund 7 Milliarden auf 9 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen (FAO 2010). Mit diesem<br />

Bevölkerungswachstum wird auch die Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten enorm<br />

steigen. Mit dem gleichzeitigen Rückgang der natürlichen Bestände durch Überfischung wird<br />

die Bedeutung der <strong>Aquakultur</strong>entwicklung weltweit wachsen. Das International Food Policy<br />

14


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

<strong>Research</strong> Institute (IFPRI) entwickelte quantitative Zukunftsprojektionen hinsichtlich des Bei-<br />

trags der Meeresfischerei zur Ernährungssicherheit und sehen darin strukturelle Verände-<br />

rungen kommen. Nach dem Szenario des IFPRI wird die weltweite Produktion von Speise-<br />

fisch bis zum Jahr 2020 voraussichtlich jährlich um 1,5% steigen, wobei zweidrittel davon in<br />

<strong>Aquakultur</strong>en produziert wird und deren Anteil auf 41% der gesamten Fischproduktion an-<br />

steigen wird (DELGADO et al. 2002). Der Handel zwischen den Ländern des Südens wird an-<br />

steigen und die einheimischen Produzenten in den Industrieländern werden sich nach und<br />

nach aus dem Fangsektor zurückziehen. Damit geht einher, dass der Import von Industrie-<br />

ländern zunehmen wird. Fisch als Handelsgut wird wertvoller und die Qualität wird besser<br />

werden. Neue Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>technologien müssen Antworten auf neue Heraus-<br />

forderungen finden. So muss der Einsatz von Fischmehl und -öl in der <strong>Aquakultur</strong> reduziert<br />

und die durch intensive <strong>Aquakultur</strong>en entstandene Umweltschäden abgebaut und vermieden<br />

werden. Fischfang und <strong>Aquakultur</strong> sollten so reguliert werden, dass Ressourcennutzung und<br />

Ernährungssicherung nachhaltiger und die Armut in vielen Regionen reduziert wird (GOTT-<br />

WALD 2007).<br />

Der Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>anlagen an den deutschen Küsten könnte eine<br />

Chance darstellen, um das Nahrungsmittelangebot zu erhöhen und die Import-Abhängigkeit<br />

Deutschlands zu verringern (SCHWENNICKE 2010). Im Jahr 2002 legte die Europäische<br />

Kommission eine Strategie für die nachhaltige Entwicklung der europäischen <strong>Aquakultur</strong> vor.<br />

Das Ziel dieser Strategie ist es, optimale Voraussetzungen für den <strong>Aquakultur</strong>sektor zu<br />

schaffen. Dadurch soll es den <strong>Aquakultur</strong>produzenten ermöglicht werden, die nachhaltig<br />

produzierten, gesunden Erzeugnisse anzubieten, die vom Markt nachgefragt werden. Vor<br />

allem in den von der Fischerei abhängigen Regionen, sollen durch den Ausbau nachhaltiger<br />

<strong>Aquakultur</strong>anlagen langfristig neue und sichere Arbeitsplätze für ehemalige Fischer geschaf-<br />

fen werden. Dabei sollte bei dem Ausbau der <strong>Aquakultur</strong> der Fokus auf die ökologische Pro-<br />

duktion gelegt werden. Zertifizierungen für <strong>Aquakultur</strong>produkte sollten erweitert werden, da<br />

dadurch neue Märkte eröffnet werden können. So können neben der Herstellung qualitativ<br />

hochwertiger Produkte in strukturschwachen Regionen Arbeitsplätze geschaffen werden, die<br />

die den prognostizierten Arbeitsplatzverluste im Fischereibereich und damit einer Ver-<br />

schlechterung in strukturschwachen Regionen entgegenwirken. Arbeitnehmer, die im Fisch-<br />

fang tätig waren oder es noch sind können im <strong>Aquakultur</strong>bereich arbeiten (EURONATUR<br />

2005). Nach ALTMANN (2011) ist die Akzeptanz des Konsumenten an die des Produzenten<br />

gekoppelt: „Im Idealfall entfaltet sich hier eine perpetuierende Kraft, bei der die Akzeptanz<br />

des Produzenten vom Konsumenten erwidert wird.“ (zit. ALTMANN 2011, S. 63). Die Strategie<br />

der nachhaltigen <strong>Aquakultur</strong>entwicklung der EU ist daher an die Kaufentscheidung der Kun-<br />

den gebunden.<br />

15


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

In diesem Zusammenhang soll durch eine empirische Erhebung an der deutschen Ostsee in<br />

den Küstenregionen Kieler Bucht in Schleswig-Holstein und Stettiner Haff in Mecklenburg-<br />

Vorpommern die Akzeptanz der traditionellen Fischer gegenüber <strong>Aquakultur</strong>entwicklungen<br />

herausgefunden werden. SCHWENNIKE (2010) zufolge gab es bei bestehenden <strong>Aquakultur</strong>an-<br />

lagen erhebliche Widerstände, wenn die bestehenden Nutzer (Fischerei) Einschränkungen in<br />

Kauf nehmen mussten. Die Raumkonkurrenz kann bedeutsam sein. Daher ist die Akzeptanz<br />

der traditionellen Fischer entscheidend. Wenn nachhaltige <strong>Aquakultur</strong>en ohne Konflikte mit<br />

Fischern aufgebaut werden sollen, dann müssen die Fischer darin eher eine Chance als eine<br />

Konkurrenz erkennen.<br />

3. Methodik<br />

Diese Arbeit beruht sowohl auf Literaturstudien, als auch auf einer empirischen Analyse. Für<br />

die empirische Analyse, konkret, die Untersuchung der Akzeptanz der traditionellen Fischer<br />

gegenüber nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en, wurden Methoden der quantitativen Daten-<br />

erhebung gewählt, um eine Querschnittsuntersuchung anhand einer kostengünstigen Stich-<br />

proben-Befragung mit geringem Zeitaufwand durchzuführen. Die Methoden, schriftliche Be-<br />

fragung und quantitatives Interview (face to face), schienen hierfür geeignet. Mittels eines<br />

standardisierten Fragebogens sollten die Meinungen, Einstellungen und Positionen der Fi-<br />

scher gegenüber <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en und deren Entwicklungen erfasst werden.<br />

Im Folgenden werden die Methoden der Literaturrecherche, der Vorbereitung auf die Befra-<br />

gung der Fischer, einschließlich der Erstellung des Fragebogens sowie die Durchführung der<br />

Befragung und die statistische Auswertung dargestellt.<br />

3.1 Literaturrecherche<br />

Für die Literaturstudien wurden Monographien, Schriftenreihen, Internetquellen, Sammel-<br />

bände und Fachzeitschriften verwendet. Recherchiert wurde hierfür in der Universitätsbiblio-<br />

thek Kiel. Weiterhin wurde Google Scholar für die Suche nach wissenschaftlichen Publikatio-<br />

nen genutzt. Die Literaturrecherche diente hauptsächlich dazu, aktuelle Informationen zu<br />

Entwicklungen und Veränderungen des Fischerei- und <strong>Aquakultur</strong>sektors zusammen zu tra-<br />

gen. Hierbei standen die Fragen im Vordergrund, welche Bedeutung der nachhaltigen mari-<br />

nen <strong>Aquakultur</strong>en für die zukünftige Entwicklung des <strong>Aquakultur</strong>sektors beigemessen wird<br />

und welche Chancen dies für Küstenregionen bietet.<br />

3.2 Befragung der Fischer<br />

Für die Befragung der Fischer in den beiden Untersuchungsgebieten Kieler Bucht und Stetti-<br />

ner Haff wurde die Fragebogen-Methode gewählt und nach vorhergehender Literaturrecher-<br />

che ein standardisierter Fragebogen (vgl. Anhang 1) erstellt. Durch den standardisierten<br />

Fragebogen bekommt jeder Befragte möglichst die gleichen Voraussetzungen bei der Be-<br />

16


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

antwortung der Fragen (gleicher Wortlaut, gleiche Reihenfolge, gleiche Bewertungsskala<br />

etc.). Bei der Auswertung konnten so die Antworten der Befragten besser verglichen werden<br />

(RAITHEL 2008).<br />

3.2.1 Erstellung des Fragebogens<br />

Der Fragebogen wurde nach Empfehlungen von RAAB-STEINER und BENESCH (2008), bzw.<br />

nach deren Prinzipien und Richtlinien zur Formulierung der Fragen und möglichen<br />

Antwortformaten, aufgebaut. Bei der Erstellung des Bogens wurde darauf geachtet, einen<br />

bestimmten Umfang nicht zu überschreiten, um ein schnelles Ausfüllen und somit eine hohe<br />

Rücklaufquote zu gewährleisten.<br />

Der Fragebogen ist in vier Abschnitte unterteilt und beinhaltet insgesamt 23 inhaltliche und<br />

neun soziodemographische Fragen und besteht aus geschlossenen, offenen Fragen sowie<br />

aus Mischformen. Am häufigsten wurden jedoch geschlossene Fragen verwendet. Diese<br />

haben den Vorteil gegenüber offenen Fragen, dass sie vom Befragten leichter und mit gerin-<br />

gerem Zeitaufwand beantwortet werden können und weniger zeitaufwändig sind bei der spä-<br />

teren statistischen Auswertung (RAITHEL 2008). Bei den geschlossenen Fragen sollten ein<br />

oder mehrere zutreffende vorgegebene Antworten angekreuzt werden (dichotomes Antwort-<br />

format). Ferner wurde häufig die Likert-Skala, eine bipolare Ratingskala mit fünf abgestuften<br />

Antwortkategorien, zur Beantwortung von Fragen verwendet. Diese reichte von „stimme nicht<br />

zu“ bis „stimme voll zu“ bzw. in einem Fall von „negativ“ bis „positiv“. Die fünfstufige Skala<br />

fördert die Differenzierungsfähigkeit des Befragten. Durch die Anwendung offener Fragen<br />

sollten die Fischer nicht von vorgegebenen Antwortmöglichkeiten geleitet oder verleitet wer-<br />

den. Die Befragten können so neue Aspekte aufzeigen, die bei der Konstruktion des Frage-<br />

bogens unberücksichtigt blieben (RAAB-STEINER und BENESCH 2008).<br />

Bei der Vorerhebung übersehene mögliche Antwortalternativen sollten mit Mischformen ab-<br />

gedeckt werden. Unter Mischformen sind Fragen zu verstehen, die sowohl vorgegebene<br />

Antwortkategorien als auch eine offene Kategorie enthalten. Dadurch soll die Möglichkeit<br />

gegeben werden, zusätzliche Aspekte einzubringen (RAAB-STEINER und BENESCH 2008).<br />

3.2.2 Befragung<br />

Für die schriftliche Befragung der Fischer (postalisch), wurden beim Versand der Fragebö-<br />

gen ein bereits frankierter und adressierter Rücksendeumschlag sowie ein Anschreiben (vgl.<br />

Anhang 1) an die Fischer dem Briefumschlag beigelegt. Nach RAAB-STEINER und BENESCH<br />

(2008) ist eine gute Einleitung sehr wesentlich für die Motivation der Befragten zur Bearbei-<br />

tung des Fragebogens. In dem Anschreiben wurden die Befragten über den Unterschied<br />

zwischen der konventionellen und nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> informiert, was für das<br />

Ausfüllen des Bogens nicht unwesentlich ist.<br />

17


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Die Fischer direkt postalisch zu erreichen, stellte sich jedoch zunächst als problematisch<br />

heraus, denn die Kontaktdaten der Fischer konnten aufgrund des Datenschutzgesetzes von<br />

den verschiedenen Behörden und Institutionen nicht herausgegeben werden. Angesichts<br />

dieser Schwierigkeit, musste eine Alternative für die Zusendung gefunden werden. Während<br />

der Recherche und durch die Teilnahme bei einem Treffen entstanden Kontakte zu dem Lei-<br />

ter der Fischereiaufsichtsstation Ueckermünde und zu dem Sprecher des Arbeitskreises Fi-<br />

scherei des Vereins AktivRegion Ostseeküste. Da beide Ansprechpersonen regelmäßig mit<br />

den Fischern in den jeweiligen Regionen zusammenkommen, wurden diese gebeten, die<br />

Fragebögen an die Fischer weiterzuleiten, sodass das Datenschutzgesetz eingehalten wer-<br />

den konnte. Auf diesem Wege wurden 120 Fragebögen versendet; jeweils 60 zu den Kon-<br />

taktpersonen in den beiden Untersuchungsgebieten. Durch Nachfrage bei den „Verteilern“<br />

stellte sich heraus, dass 40 Fischer im Haupt- und Nebenerwerb des Stettiner Haffs und 39<br />

Fischer der Kieler Bucht den Fragebogen erhalten haben. Der Rücklauf der Fragebögen<br />

(nach Ablauf der Rücksendefrist) bestand aus sechs ausgefüllten Fragebögen aus der Regi-<br />

on Kieler Bucht (60% der Fischer im Haupterwerb) und nur einem ausgefüllten Fragebogen<br />

aus der Region Stettiner Haff.<br />

Die schriftliche Befragung sollte einen geringen Zeit- und Personalaufwand und somit gerin-<br />

gere Kosten gewährleisten und sollte dazu beitragen möglichst viele Fischer in einer relativ<br />

kurzen Zeit für die Befragung zu erreichen. Ein weiterer Vorteil dieser Methode besteht darin,<br />

dass der Befragte Fragen und Antworten besser durchdenken kann und nicht durch das<br />

Verhalten des Interviewers beeinflusst wird. Nachteilig bei der schriftlichen Befragung ist je-<br />

doch die Unkontrollierbarkeit der Befragungssituation. Der Befragte kann bei der Beantwor-<br />

tung des Bogens von anderen Personen beeinflusst werden (RAITHEL 2008).<br />

Ein weiterer Nachteil der schriftlichen Befragung ist, wie tatsächlich festgestellt, die geringe<br />

Rücklaufquote aus dem Stettiner Haff. Dies sollte durch die Anwendung einer ergänzenden<br />

Methode, dem quantitativen Interview, ausgeglichen und damit die Beantwortungsquote der<br />

Fischer des Stettiner Haffs erhöht werden. Diese Interviews wurden am 24. November 2011<br />

am Stettiner Haff an den Anlandungsstellen in Ueckermünde-Neuendorf, Altwarp und Rieth<br />

von 9:00 bis 14:00 Uhr (Anlandungszeitraum) durchgeführt. Durch die persönliche Anspra-<br />

che konnte die Motivation zur Teilnahme an der Befragung deutlich erhöht werden. Darüber<br />

hinaus konnten die Befragten Verständnisfragen stellen, was Missverständnisse bei der Be-<br />

antwortung verminderte. Nachteilig bei dieser Methode waren jedoch die hohen Kosten und<br />

der höhere Zeitaufwand für die Befragung. Durch die Kombination von schriftlicher Befra-<br />

gung mit quantitativen Interviews konnten acht Meinungsbilder hauptberuflicher Fischer des<br />

Stettiner Haffs eingeholt werden. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 22,2 %.<br />

18


3.3 .3 Statistische Auswertung<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Die statistische Auswertung der Fragebögen erfolgte mit der Statistik-Software Software SPSS 19 der<br />

Firma IBM und Microsoft Office Excel Excel. . Für die Auswertung und Analyse der Antworten mus muss-<br />

te zunächst die Kodierungen für einzelne Variablen festgelegt und die Antworten der Frag Frage-<br />

bögen nach dem Codierungsplan iin<br />

n die Datenübersicht eingegeben werden. Für die Analyse<br />

der Antworten der offenen Fragen wurden n diese zunächst kategorisiert. Hierzu wurden<br />

Schlüsselbegriffe aus den Antworten extrahiert und die individuellen Antworten diesen<br />

Schlüsselbegriffen zugeordnet. Vor der Auswertung der Fragebögen wurde nach Empfe Empfeh-<br />

lungen von RAAB-STEINER und BBENESCH<br />

(2008) eine Fehlerbereinigung durchgeführt, um<br />

unlogische Werte und Tippfehler zu eeliminieren.<br />

. Diese sind sehr leicht durch die Erstellung<br />

von Häufigkeitstabellen zu identifizieren. Für die statistische Auswertung wurden deskriptive<br />

Methoden angewandt. In Anlage 2 sind die Auswertungsergebnisse aufgezeigt, die in den<br />

Fragebogen eingefügt fügt wurden.<br />

4. . Die Untersuchungsgebiete<br />

Die Akzeptanzanalyse der traditionellen Fischer gegenüber nachhaltigen <strong>marine</strong>n Aquakul-<br />

turentwicklungen wurde in der Region Kieler Bucht in Schleswig-Holstein Holstein und an der deut-<br />

schen Seite des Stettiner Haff Haffs in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt (vgl. Abb.7). Bei-<br />

de Untersuchungsgebiete liegen an der südlichen Ostseeküste. Die ie Küstenfischerei ist sso<br />

wohl in der Kieler Bucht als auch am Stettiner Haff ein Wirtschaftszweig mit sehr langer Tr Tra-<br />

dition und hat darüber hinaus eine kulturelle Bedeutung für beide Küstenregionen. Beide<br />

Gebiete sind daher für eine Auswahl der Teilgesamtheit der traditionellen Fischer, die stel stell-<br />

vertretend für die Grundgesamtheit steht, für die Akzeptanzanalyse geeignet.<br />

Kieler Bucht<br />

Abbildung 7: : Untersuchungsgebiete an der südlichen Ostsee<br />

Quelle: Eigene Darstellung mit Google Earth<br />

19<br />

Ostsee<br />

Stettiner Haff


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Hinsichtlich <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>entwicklungen für den zunehmenden Konsum aquatischer<br />

Produkte spielen ökologische Faktoren in der Kieler Bucht und im Stettiner Haff eine wesent-<br />

liche Rolle: Beide Gewässer sind durch erhöhte Nährstoffeinträge belastet, die von den dicht<br />

besiedelten und intensiv genutzten Küstengebieten der Industrie und Agrarwirtschaft, über<br />

Flüsse und Luft punktuell und diffus in die Gewässer gelangen. Weiterhin weisen Bucht und<br />

Haff aufgrund ihrer Lage, eine geringere Wasseraustauschfähigkeit auf. Eine Eutrophierung<br />

des Gewässers ist die Folge, d.h. die zusätzlichen Nährstoffeinträge begünstigen ein über-<br />

mäßiges Pflanzenwachstum, was letztlich zu einem Sauerstoffmangel im Gewässer führt.<br />

Das kann sich negativ auf das ökologische Gleichgewicht des Gewässers auswirken. Um der<br />

Eutrophierung entgegen zu wirken bieten sich in diesen Gewässern ökologische <strong>marine</strong> Aq-<br />

uakulturanlagen an, die gleichzeitig eine nachhaltige Nutzungsentwicklung einleiten könnten.<br />

Eine gute Strategie wäre hierbei, die kombinierte Kultivierung von Algen und Muscheln in<br />

sogenannten Polykulturen. Die Pflanzen und Weichtiere produzieren selbst keine nennens-<br />

werten Einträge, nehmen aber Nährstoffe, die sie für ihr Wachstum benötigen, aus dem Ge-<br />

wässer auf. Mit der Ernte der Algen und Muscheln werden diese Nährstoffe dem Gewässer<br />

entzogen, wodurch die Wasserqualität verbessert wird. Nach Aussagen des Generalsekre-<br />

tärs der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU) können Miesmuscheln aus Aquakultu-<br />

ren zu Fischfutter weiterverarbeitet werden und Fischöl aus Wildfängen ersetzen. Dies hätte<br />

gleichzeitig eine Wirkung in Richtung nachhaltige Fischwirtschaft (DBU 2010 und<br />

SCHWENNICKE 2010).<br />

Traditionelle Fischerei<br />

Seit Jahrhunderten wird traditionell Küstenfischerei in den Regionen Kieler Bucht und Stetti-<br />

ner Haff betrieben. Doch die Globalisierung und Veränderungen in der intensivierten Nut-<br />

zung der Meere wirken sich auf die wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei aus.<br />

Während in den Entwicklungs- und Schwellenländern die Zahl der Beschäftigten im Fische-<br />

rei- und <strong>Aquakultur</strong>sektor stetig zunimmt, ist in den Industrieländern eine Abnahme der Be-<br />

schäftigten in diesen Sektoren zu verzeichnen oder bleibt, wie in den meisten Industrielän-<br />

dern konstant. In Europa nimmt die Zahl der in der Fischerei Beschäftigten jährlich um etwa<br />

2% ab (BERGBAUER und PETIT 2007).<br />

Die Existenz der weniger effizienten, aber nachhaltig wirtschaftenden Kleinfischerei ist durch<br />

die große Konkurrenz der mit neuester Technik ausgerüsteten Fangflotten der Hochseefi-<br />

scherei gefährdet (SCHWAN 2007). Ein Hochseetrawler kann an einem Tag bis zu 400 Ton-<br />

nen Fisch aus dem Meer holen. Ein lokaler Kleinfischer bräuchte für die gleiche Fangmenge<br />

zehn Jahre. Viele der Kleinfischer suchen sich bereits eine Alternative zur Erwirtschaftung<br />

ihres Einkommens um zu überleben (BERGBAUER und PETIT 2007).<br />

20


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Bis Mitte der 1970er Jahre war Kiel noch Stan Standort dort der Hochseefischerei. Mit zunehmender<br />

Überfischung der Bestände in der Ostsee begann jedoch der Abbau der Kieler Hochseef Hochseefi-<br />

scherei-Fangflotte, da diese nicht mehr ausgelastet war. In den letzten Jahren ist auch hier in<br />

allen Bereichen der Trend des kontinuierlichen Rückgangs von Fischerei und Fischern zu<br />

beobachten (vgl. Tab. 3) ) (LLUR 2010 2010).<br />

Tabelle 3: : Anzahl der Beschäftigten der Kleinen Hochsee- und<br />

Küstenfischerei in Schleswig Schleswig-Holstein.<br />

Beschäftigte<br />

Jahr Haupterwerb Nebenerwerb Insgesamt<br />

2007 669 693 1.362<br />

2008 658 658 1.316<br />

2009 647 631 1.278<br />

2010 630 587 1.217<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach LLUR 2008 2008, 2009 und 2010<br />

Auch in Mecklenburg-Vorpommern Vorpommern ist die Anzahl der Berufsfischer in den letzten Jahrzeh Jahrzehn-<br />

ten gesunken. Die ie Entwicklung wird in Abbildung 8 aufgezeigt. Nach dem ZZweiten<br />

Weltkrieg<br />

wurde in Mecklenburg-Vorpommern Vorpommern die Fangflotte enorm ausgebaut, sodass die Fischer der<br />

DDR auch in anderen Gewässern aktiv waren und höhere Fangmengen erreichten. Mit der<br />

Einführung des dritten Seerechtsübereinkommens gab es im Jahre 1978 einen w wwirtschaftli<br />

chen Einbruch in der Fischerei, da die Fischer nur noch in eigenen Gewässern fischen dur durf-<br />

ten. Der Fang ang in anderen Gewässern musste mit Devisen bezahlt werden. Mit der deutschen<br />

Wiedervereinigung kam es zu einem weiteren Einbruch. Nach der Verein Vereinigung wurden die<br />

Subventionen für die Fischerei beendet, wodurch auch die Anlandungen und die Anzahl der<br />

Berufsfischer gesunken sind (M (MICHAELSEN 2005).<br />

Abbildung 8: : Entwicklung der Küstenfischerei Mecklenburg<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

1946-2003<br />

Quelle: MICHAELSEN (2005)<br />

21


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Die Hauptgründe für den Rückgang der Beschäftigten in der Kleinfischerei sind die zuneh-<br />

mend erschwerten Rahmenbedingungen für die Fischerei. Hohe Energiekosten, steigende<br />

Preise für pflanzliche Zutaten, Verpackungsmaterialien und Rohwaren sowie starke Wäh-<br />

rungsschwankungen und Finanzierungsbelastungen aus Krediten und deren Absicherungen<br />

führen zu Belastungen der Fischereibetriebe. Hinzu kommt der zunehmende Wettbewerb auf<br />

der Abnehmerseite. Dies erlaubt keine Weitergabe der erhöhten Kosten auf Abgabepreise,<br />

womit die Handelsspanne geschmälert wird. Weiterhin führten Quotenkürzungen bei einigen<br />

wichtigen Arten und hoher bürokratischer Aufwand zu einer Beeinträchtigung der Gewinne<br />

und damit zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Fischereien. Ferner<br />

scheiden allmählich die älteren Fischer aus ihrem Beruf aus und viele junge Menschen se-<br />

hen in der Fischerei mit Hinblick auf den Zustand der Fischbestände eine ungewisse Zukunft<br />

und wählen oftmals andere Berufe (Genossenschaftsverband e.V. 2010).<br />

Doch gibt es noch Küstenfischer an der Kieler Bucht und am Stettiner Haff, die die Tradition<br />

der Küstenfischerei aufrechterhalten. Derzeit sind in den Anlandungshäfen der Kieler Bucht -<br />

in Heikendorf, Laboe, Stein, Strande und Wendtorf- insgesamt zehn Fischer im Haupter-<br />

werb und 46 Fischer im Nebenerwerb tätig (FRANZ 2011). Die Fischereistandorte des Stetti-<br />

ner Haffs sind heute Ueckermünde-Neuendorf, Mönkebude, Rieth und Altwarp (FRENZ<br />

2011). Im Frühjahr fahren die Fischer des Stettiner Haffs für den Heringsfang in den Greifs-<br />

walder Bodden (MICHAELSEN 2005). Während früher mehr als 100 Fischer am Stettiner Haff<br />

beschäftigt waren, sind es heute nur noch 36 Haupterwerbs- und 13 Nebenerwerbsfischer<br />

(FRENZ 2011).<br />

5. Akzeptanzanalyse der lokalen Fischerei<br />

Bei infrastrukturellen Großprojekten hat in den letzten Jahren die Akzeptanzuntersuchung an<br />

Bedeutung hinzugewonnen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Akzeptanz die Voraus-<br />

setzung für eine demokratische gesellschaftliche Ordnung ist und die Gesellschaft immer<br />

mehr in die Entscheidungen für oder gegen infrastrukturelle Großprojekte einbezogen wer-<br />

den muss (ALTMANN 2011). Entsprechend bedeutsam ist die Akzeptanz bezüglich Aquakul-<br />

turentwicklungen.<br />

Die Ergebnisse der statistischen Auswertung dieser Arbeit zeigen auf, inwieweit die Akzep-<br />

tanz der traditionellen Fischer gegenüber nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en ausgeprägt ist.<br />

Hierbei ist zu erwähnen, dass nach ALTMANN (2011) Akzeptanz kein absoluter Wert ist, son-<br />

dern verschiedene Ausprägungen zwischen In-Akzeptanz und Akzeptanz annehmen kann.<br />

Der Übergang ist fließend und kann oft nicht klar abgegrenzt werden. Weiterhin ist Akzep-<br />

tanz keine stabile Größe sondern veränderbar. Entsprechend stellt das Ergebnis einer Ak-<br />

zeptanzmessung stets die Akzeptanz zu einer Sache, eines bestimmten Zeitpunkt und unter<br />

22


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

bestimmten Bedingungen dar. Diese Messungen beinhalten keine Informationen zukünftiger<br />

Ansichten (ALTMANN 2011).<br />

Für die AkzeptanzanaIyse an der Ostsee wurden insgesamt 14 traditionelle Küstenfischer in<br />

den Untersuchungsgebieten mit dem standardisierten Fragebogen befragt; sechs Fischer<br />

der Region Kieler Bucht und acht des Stettiner Haffs. Das Ziel des Fragebogens war, ein<br />

Meinungsbild der Fischer zur gegenwärtigen und zukünftigen wirtschaftlichen Situation der<br />

traditionellen Fischerei sowie deren Akzeptanz gegenüber nachhaltiger <strong>marine</strong>n Aquakultu-<br />

ren im Küstenbereich einzuholen. Dabei soll festgestellt werden, inwieweit die Fischer die<br />

ökonomischen und ökologischen Vor- und Nachteile <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en beurteilen. Hierzu<br />

wurden die Fischer ebenfalls nach ihren Bedenken gegenüber einem <strong>Aquakultur</strong>ausbau in<br />

der Ostsee befragt, um damit Konfliktpotentiale zwischen der traditionellen Fischerei und der<br />

Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en an den deutschen Küsten einschätzen<br />

zu können. Damit soll herausgefunden werden, inwieweit die Bewirtschaftung <strong>marine</strong>r Aqua-<br />

kulturen eine berufliche Alternative oder Ergänzung zur traditionellen Fischerei darstellen<br />

könnte, um die wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei zu verbessern. Es sollten<br />

die Bereitschaft der Fischer gegenüber einem Wechsel „vom Jäger zum Züchter“ ergründet<br />

werden.<br />

5.1 Ergebnisse der Befragung der lokalen Fischer<br />

Im Folgenden sind die Ergebnisse der Befragung, bzw. die statistische Auswertung darge-<br />

stellt. Die Darstellung richtet sich nach der Gliederung des Fragebogens. Zunächst werden<br />

die soziodemographischen Angaben der Fischer wiedergegeben, die gleichzeitig die Grund-<br />

lage darstellen, Gruppen für die statistische Auswertung zu ermöglichen, um Zusammen-<br />

hänge zwischen bestimmte Antworten oder Tendenzen abzuleiten.<br />

Aufgrund der kleinen Stichprobe, die wegen der begrenzten Zeit für die Bachelorarbeit ge-<br />

wählt werden musste, können die Ergebnisse nur als Trends gewertet werden.<br />

5.1.1 Soziodemographische Angaben<br />

Der Beruf des Fischers ist hinsichtlich der Geschlechterverteilung ein Beruf, der zum Großteil<br />

von Männern gewählt wird. Dies spiegelt sich auch in der Statistik wider. Alle Befragten wa-<br />

ren männlichen Geschlechts. Bis auf einen Nebenerwerbsfischer sind die Befragten im<br />

Haupterwerb tätig. Ausnahmslos haben alle Fischer ihren Beruf aufgrund der Weiterführung<br />

der Familientradition gewählt. Die Mehrheit ist bereits im Alter zwischen 15 und 25 Jahren in<br />

den Beruf eingestiegen.<br />

Betrachtet man die Altersstruktur der Fischer (vgl. Abb. 9), so ist festzustellen, dass sowohl<br />

in der Region Kieler Bucht als auch am Stettiner Haff Nachwuchsmangel in der traditionellen<br />

23


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Fischerei herrscht. Der Großteil der Fischer ist zwischen 40 und 55 Jahre alt. Keiner der Be-<br />

fragten war jünger als 25 Jahre.<br />

Bezüglich der Haushaltsgröße ist festzustellen, dass 57% der Fischer keine Kinder unter 18<br />

Jahren haben. 35,7% der Fischer haben durchschnittlich 1-2 Kinder (unter 18 Jahren), wobei<br />

die Haushalte der Kieler Fischer im Durchschnitt größer sind als die der Fischer des Stettiner<br />

Haffs.<br />

Stettiner Haff<br />

Kieler Bucht<br />

25%<br />

16,7%<br />

50%<br />

24<br />

62,5%<br />

33,3%<br />

12,5%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

25≤40 40≤55 ≥55<br />

Abbildung 9: Altersstruktur der Fischer<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

N=8 (100%)<br />

N=6(100%)<br />

In Abbildung 10 ist ersichtlich, dass 50% der Befragten den Mittlere-Reife- und 28,6% den<br />

Hauptschulabschluss haben. Keiner der Befragten hatte das Abitur gemacht. 85,7% der<br />

Fischer haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Nur ein Fischer (7,1%) machte einen<br />

Hochschulabschluss. Weitere zwei Fischer gaben an, eine weitere Ausbildung gemacht zu<br />

haben.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Hauptschulabschluss Mittlere Reife Abgeschlossene<br />

Berufsausbildung<br />

Abbildung 10: Bildung<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

N=14 (100%)<br />

Hochschulabschluss Sonstiges


5.1.2 Einzigartigkeit des Fischerberufs<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 2 des Fragebogens zielt darauf ab, Einzigartigkeiten des Berufs Fischers zu ergrün-<br />

den. Für 71,4% der Fischer liegt die Einzigartigkeit in der Möglichkeit, eine Jahrhundert alte<br />

Familientradition weiterführen zu können sowie in der Selbständigkeit in den täglichen Ent-<br />

scheidungen (vgl. Abb. 11). Einige der Fischer sagten, dass die alltägliche Verbundenheit mit<br />

der Natur (42,9%), das Freiheitsgefühl und die Ruhe auf dem Meer (35,7%) das Besondere<br />

an ihrem Beruf ist. 21,4% der Befragten antworteten, dass das tägliche Abenteuer und Un-<br />

vorhersehbare auf offener See sowie das Erfolgserlebnis beim Fische fangen (14,3%) die<br />

Einzigartigkeit ihres Berufs ausmacht.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Befragungsergebnisse dürfte es vielen Fischern schwer fallen<br />

bei einem Wechsel vom „Jäger zum Züchter“ auf die vielen Besonderheiten ihres gelernten<br />

Berufes, wie das Abenteuer auf offener See und die Weiterführung der Familientradition,<br />

verzichten zu müssen. Inwieweit sich die Unterschiede der Berufsmerkmale zwischen den<br />

Berufen Fischer und <strong>Aquakultur</strong>züchter auf die Bereitschaft der Fischer gegenüber einem<br />

Wechsel „vom Jäger zum Züchter“ auswirken, wird später untersucht.<br />

Weiterführung der Tradition<br />

Selbstständigkeit u. Entscheidungsfreiheiten<br />

Verbundenheit mit der Natur<br />

Freiheitsgefühl u. Ruhe auf dem Meer<br />

Unvorhersehbare u. Abenteuer<br />

5.1.3 Wirtschaftliche Situation<br />

Abbildung 11: Einzigartigkeit des Fischerberufs<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

Die weiteren Fragen des Fragebogens zielen darauf ab, ein Meinungsbild der Fischer zu der<br />

gegenwärtigen und zukünftigen wirtschaftlichen Situation der traditionellen Fischerei einzu-<br />

holen. Um die aktuelle Erlössituation der traditionellen Fischer einschätzen zu können, wurde<br />

nach den Fischarten, die die Fischer fangen und deren Preis/kg gefragt.<br />

In Abbildung 12 sind die wichtigsten Fischarten mit Fangmengen und Erlösen der Kieler Fi-<br />

scher dargestellt. Hauptsächlich nannten die Fischer Dorsch, Flunder, Butt und Kliesche als<br />

die bedeutendsten Fischarten.<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

25<br />

21,4%<br />

35,7%<br />

42,9%<br />

71,4%<br />

71,4%<br />

Erfolgserlebnis 14,3%<br />

N=14 (100%)<br />

Mehrfachnennungen waren möglich


100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Dorsch Flunder Butt Kliesche Hering Aal Lachs Scholle<br />

Abbildung 12: Die wichtigsten Zielfischarten der Fischerei in der Kieler Bucht<br />

(prozentualer Anteil der Nennungen der Fischer).<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

In Tabelle 4 sind die Anlandungen und Erlöse nach dem LLUR - Landesamt für Landwirt-<br />

schaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (2010) dargelegt. Aufgrund des<br />

Anteils mit rund 40% der Gesamtfangmenge und der finanziellen Wertigkeit (etwa 60% des<br />

Gesamterlöses) ist Dorsch die bedeutendste Zielfischart. Hering und Sprotte sind zwar von<br />

der Fangmenge bedeutend, jedoch sind die Erlöse dieser Fischarten vergleichsweise sehr<br />

gering. Der Aal hat dagegen einen hohen finanziellen Wert (LLUR 2010).<br />

Tabelle 4: Anlandungen und Erlöse der Betriebe der Kleinen Hochsee-<br />

und Küstenfischerei in den Häfen der schleswig-holsteinischen Ostsee-<br />

küste im Jahre 2010<br />

Kalenderjahr 2010<br />

Fischart kg € €/kg<br />

Hering 826.881 228.868 0,29<br />

Sprotte 1.461.800 223.035 0,15<br />

Dorsch 2.641.455 3.491.483 1,45<br />

Wittling 260.872 108.113 0,42<br />

Scholle/Goldbutt 230.704 203.599 0,99<br />

Scharbe/Kliesche 361.413 253.337 0,72<br />

Flunder/Strufbutt 585.089 332.296 0,65<br />

Steinbutt 23.528 66.680 4,33<br />

Lachs (Stückzahl: 497) 2.485 2.379 4,66<br />

Meerforelle 4.138 17.172 5,03<br />

Aal 13.408 87.529 8,13<br />

Sardelle 199.720 27.170 0,14<br />

Schellfisch 1.153 1.223 1,06<br />

sonstige Konsumfische 34.536 64.349<br />

Summe 6.647.182 5.107.233<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach LLUR 2010<br />

26<br />

N=6 (100%)


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Im Stettiner Haff werden hauptsächlich die Fischarten Zander, Barsch, Plötz, Aal und Blei<br />

angelandet und gelten auch bezüglich der Fangmenge und Erlöse als die bedeutendsten<br />

Fischarten (vgl. Abb.13) (eigene Erhebung).<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Zander Barsch Plötz Blei<br />

Abbildung 13: Die wichtigsten Zielfischarten der Fischerei im Stettiner Haff<br />

(prozentualer Anteil der Nennungen der Fischer).<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

In Abbildung 14 werden die Anlandungen und Erlöse der Hochsee- und Küstenfischerei<br />

Mecklenburg-Vorpommern und deren Erlöse im Jahre 2010 dargestellt.<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Abbildung 14: Anlandungen und Erlöse der wichtigsten Zielfischarten der Fischerei<br />

Mecklenburg-Vorpommerns 2010 in Tonnen<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach MLUV 2011<br />

Nach eigenen Erhebungsergebnissen werden sowohl an der Kieler Bucht als auch am Stet-<br />

tiner Haff die Fänge direkt vom Kutter oder meist über die Fischereigenossenschaft regional,<br />

national oder in das Ausland vermarktet. In der Anmerkung des Fragebogens erwähnten<br />

einige wenige Fischer der Kieler Bucht, dass nur durch Direktvermarktung gute Preise für<br />

27<br />

N=8 (100%)<br />

Hering Dorsch Flunder Barsch Zander Aal<br />

Anlandungen in Tonnen 9.152 2.855 726 240 129 61<br />

Erlöse in T€ 3.767 3.606 476 440 636 615


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

einzelne Fischarten zu erzielen seien. Laut LLUR (2010) ist in Deutschland der Markt durch<br />

ein reiches Angebot an Fisch und Meeresfrüchten gekennzeichnet. Dies weist auf eine hohe<br />

Konkurrenz hin, die tendenziell die Preise drückt. Dies wiederum wirkt sich Problematisch<br />

auf die wirtschaftliche Situation der Fischerei in Deutschland aus, die mit der existierenden<br />

Marktsituation und der verschlechterten Erlössituation zurechtkommen müssen. Trotz der<br />

teilweise ausgezeichneten Fischbestände (z.B. Scholle) und der andauernden positiven Be-<br />

standsentwicklungen (z.B. Dorsch) und dem damit allgemein verbesserten Angebot aus<br />

Nord- und Ostsee wird es kaum zu einer verbesserten Einkommenssituation für die Fischer<br />

führen, wenn dem erhöhten Angebot keine Erweiterung des Marktes (erhöhte Nachfrage)<br />

gegenüber gestellt wird. Die Konkurrenz verschiedener Fischarten im Segment des verarbei-<br />

teten Fischs ist sehr groß. Um das gegenwärtige preisbestimmte Kaufverhalten der Konsu-<br />

menten zu verändern und die Fischprodukte aus Nord- und Ostsee der Masse hervorzuhe-<br />

ben müssen zukünftig verstärkt Vermarktungsanstrengungen unternommen werden, ein-<br />

schließlich der Schaffung und Bewerbung von Handelsidentität und anderen zusätzlichen<br />

Waren-Eigenschaften (-Qualitäten). Nur so können höhere Preise in bestimmten Qualitäts-<br />

segmenten erzielt werden und die Einkommenssituation der lokalen Fischerei verbessert<br />

werden (LLUR 2010).<br />

Nachfragen während der Befragung der Fischer ergaben, dass der Großteil der Fischer der<br />

Kieler Bucht und des Stettiner Haffs mit ihrer wirtschaftlichen Situation unzufrieden ist (vgl.<br />

Abb. 15). Dabei wurden folgende Gründe genannt:<br />

64,3% der Befragten nannten gesetzliche Bestimmungen, wie beispielsweise Fangauflagen,<br />

als Hauptursache ihrer schlechten wirtschaftlichen Situation. 33,3% der Kieler Fischer ma-<br />

chen für die niedrigen Fangquoten und die damit verbundenen geringen Einkommen unter<br />

anderem die Gammelfischerei verantwortlich, die zur Fütterung von <strong>Aquakultur</strong>en betrieben<br />

wird. Sogenannte Gammelfischer fischen hauptsächlich sehr junge Fische, vor allem<br />

Jungtiere von Speisefischen, die für die Herstellung von Fischmehl gefangen werden (FIZ<br />

2011). Damit drücken sie gleichzeitig ihre negativen Ansichten gegenüber konventionellen<br />

<strong>Aquakultur</strong>en aus.<br />

Im Unterschied zu den Fischern vom Stettiner Haff suchten die Fischer der Regionen Kieler<br />

Bucht die Gründe ihrer schlechten wirtschaftlichen Situation vor allem bei ökonomischen<br />

Einflussfaktoren, wie der starken internationalen Konkurrenz (Preise), Überfischung und<br />

Umweltbelastungen in der Ostsee. Mehr als die Hälfte der Fischer der Kieler Bucht nannten<br />

diese Gründe. Für den Großteil der Fischer des Stettiner Haffs scheinen diese Faktoren nur<br />

eine geringe Bedeutung zu haben.<br />

28


Mit der wirtschftl. Sit.* der traditionellen Fischerei<br />

in der Ostsee bin ich zufrieden.<br />

Mit den gesetzlichen Bestimmungen bin ich<br />

zufrieden.<br />

Wegen der starken internationalen Konkurrenz bin<br />

ich mit der wirtschaftl. Sit. nicht zufrieden.<br />

Aufgrund des Rückgangs der Fischbestände bin ich<br />

mit der wirtschaftl. Sit. nicht zufrieden.<br />

Die hohe Umweltbelastung in der Ostsee<br />

beeinträchtigt die wirtschafl. Sit. sehr.<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

29<br />

50%<br />

41,7%<br />

38,5%<br />

46,2%<br />

64,3%<br />

8,3%<br />

7,7%<br />

7,7%<br />

25%<br />

23,1%<br />

15,4%<br />

35,7%<br />

21,4%<br />

15,4%<br />

15,4%<br />

7,1% 7,1%<br />

25%<br />

14,3%<br />

15,4%<br />

15,4%<br />

N=14 (100%)<br />

*wirtschaftliche Situation<br />

Stimme nicht zu Stimme eher nicht zu Stimme weder zu noch lehne ich ab Stimme eher zu Stimme voll zu<br />

Abbildung 15: Zufriedenheit der Fischer gegenüber ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

In der offenen Zusatzfrage des Fragebogens (Frage 6) zählten einige Fischer weitere Grün-<br />

de ihrer Unzufriedenheit auf. Nahezu alle Fischer des Stettiner Haffs (75%) nannten die<br />

große Kormoranpopulation als weiteren Grund für ihre schlechte ökonomische Situation. Den<br />

Fischern zufolge stellen dort diese Vögel die größte Konkurrenz der Fischer um den<br />

Fischfang dar. Seitdem ein Teil des Stettiner Haffs als Naturschutzgebiet ausgewiesen<br />

wurde, hat sich dort die Kormoranpopulation rasant vermehrt.<br />

Die Mehrheit der Fischer behauptete, dass vor fünf, zehn und 15 Jahren die wirtschaftliche<br />

Situation der Fischerei besser war. Meist begründeten sie dies mit der damals besseren Si-<br />

tuation der Fischbestände. Den Fischern zufolge waren diese größer und die Fangquoten<br />

und damit ihr Einkommen dementsprechend höher. 25% der Kieler Fischer behaupteten,<br />

dass früher unter anderem die Umweltverschmutzung geringer war und nannten dies als<br />

Grund für die früheren besseren Bestände und Erträge. Sowohl einige Fischer der Kieler<br />

Bucht als auch des Stettiner Haffs begründeten die damals besseren wirtschaftlichen Ver-<br />

hältnisse mit den damals günstigeren Nebenkosten und Betriebskosten (Diesel, Werft usw.).<br />

Außerdem nannte die Mehrheit der Fischer, die besseren Preise als Grund für ihre damals<br />

bessere wirtschaftliche Situation. Ferner erwähnten 12,5% der Fischer des Stettiner Haffs<br />

die Zunahme des Tourismus und andere, konkurrierende Raumnutzungszwecke als Ursache<br />

für die heute vergleichsweise schlechteren Bedingungen der Fischerei.


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

5.1.4 Zukünftige Entwicklung der traditionellen Fischerei<br />

Sowohl die Fischer des Stettiner Haffs als auch die der Kieler Bucht schätzen die zukünftige<br />

wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei als „eher negativ“ bis „negativ“ ein (3,71 a )<br />

(vgl. Abb.16).<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Abbildung 16: Einschätzung der Fischer gegenüber der zukünftigen wirtschaftlichen Situation<br />

der traditionellen Fischerei<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

In der Zusatzfrage der Frage 8 des Fragebogens erwähnten 25% der Fischer, dass der Um-<br />

satz nicht entsprechend der Kosten steigt und stellen dadurch die zukünftige Rentabilität der<br />

traditionellen Fischerei in Frage. 20% der Fischer gehen davon aus, dass zunehmend ge-<br />

setzliche Auflagen die traditionelle Fischerei immer weiter einschränken wird. Betrachtet man<br />

die Antworten der Frage 9 bezüglich der Bedeutung zunehmender Nutzungskonkurrenz (z.B.<br />

Naturschutzgebiete und Windparks) und den rechtlichen Fangbestimmungen, so ist festzu-<br />

stellen, dass die Mehrheit der Fischer diese Entwicklungen als sehr folgenschwer für die zu-<br />

künftige traditionelle Fischerei einschätzt (vgl. Abb. 17). Die Nutzungskonkurrenz wird dabei<br />

häufig als Argument gegen den Ausbau der <strong>Aquakultur</strong>anlagen genannt.<br />

Wiedererwartend vertritt die Mehrheit der befragten Fischer die Ansicht, dass sowohl die<br />

zunehmenden Umweltverschmutzungen/schlechtere Wasserqualität (3,93) und starke Über-<br />

fischung (3,93) für die zukünftige Entwicklung der traditionellen Fischerei ohne große Bedeu-<br />

tung ist, obwohl die Mehrheit der Kieler Fischer dies bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />

Situation für bedeutend erachten. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen wird ihrer<br />

Meinung nach zukünftig nicht zunehmen (3,57). Die Fischer scheinen dabei die lokalen Ent-<br />

wicklungen der traditionellen Fischerei oftmals nicht im Kontext globaler Entwicklungen in der<br />

Fischerei zu sehen. So begründeten einige Fischer des Stettiner Haffs ihre Ansicht damit,<br />

a Soweit nicht anders angegeben stellen in diesem Kapitel die Zahlen in den Klammern den Mittelwert der<br />

Auswertungen einzelner Fragen dar.<br />

negativ eher negativ weder negativ<br />

noch positiv<br />

30<br />

N=14 (100%)<br />

eher positiv positiv


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

dass die Fischbestände im Haff ausreichend groß sind und die Überfischung keine Auswir-<br />

kungen auf die traditionelle Fischerei am Haff hat und zukünftig auch nicht haben wird. Nach<br />

Meinung der Fischer wird der Fischereidruck am Haff zukünftig abnehmen. Die Anzahl der<br />

traditionellen Fischer ist dort schon im Vergleich zu früher sehr gering. Nach Aussagen der<br />

Befragten wählen heutzutage die meisten ihrer Nachkommen einen anderen Beruf. Die Tat-<br />

sache, dass in näherer Zukunft aufgrund des Nachwuchsmangels weniger Konkurrenz zwi-<br />

schen den Fischern bestehen wird, sehen sie für ihre persönliche wirtschaftliche Situation als<br />

eine positive zukünftige Entwicklung an.<br />

Abbildung 17: Einschätzungen der Gründe gegenüber Entwicklungen<br />

der zukünftigen traditionellen Fischerei.<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

Jedoch äußerten einige Fischer des Haffs Bedenken wegen der zukünftigen Entwicklung der<br />

Fangquoten des Heringsfangs im Greifswalder Bodden. Sie beklagten in einer Anmerkung<br />

im Fragebogen, dass diese Fangquoten zu niedrig sind. Durch die Fänge des Herings konn-<br />

ten sie früher ihre Nebenkosten decken. Nach den Aussagen der Fischer werden sie exis-<br />

tenzielle wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen, sobald die Fangquoten für Hering weiter<br />

sinken.<br />

Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen wird<br />

weiter zunehmen.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund<br />

zunehmender Umweltverschmutzung an<br />

Bedeutung verlieren.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund starker<br />

Überfischung an Bedeutung verlieren.<br />

Aufgrund zunehmender Nutzungskonkurrenz<br />

wird die traditionelle Fischerei an Bedeutung<br />

verlieren.<br />

Aufgrund der rechtlichen Fangbestimmungen<br />

wird die traditionelle Fischerei an Bedeutung<br />

verlieren<br />

5.1.5 Meeresumweltschutz<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

14,3%<br />

7,1% 7,1%<br />

35,7%<br />

Bezüglich des Meeresumweltschutzes haben die Fischer der Kieler Bucht und des Stettiner<br />

Haffs die gleichen Ansichten. Den Schutz der Ostsee und ihrer Küsten finden mehr als die<br />

Hälfte sehr wichtig (2,07) (vgl. Abb. 18). Die Mehrzahl der Fischer, die in Frage 9 behaupte-<br />

ten, dass aufgrund der Nutzungskonkurrenz, z.B. durch Windparks und Naturschutzgebiete,<br />

die traditionelle Fischerei zukünftig an Bedeutung verlieren wird, stimmten in Frage 10 voll<br />

zu, dass für den Meeresumweltschutz jetzt schon genug getan wird (66,7%). So kann vermu-<br />

31<br />

7,1%<br />

57,1%<br />

50%<br />

14,3%<br />

28,6%<br />

14,3%<br />

28,6%<br />

7,1%<br />

14,3%<br />

14,3%<br />

21,4%<br />

7,1% 7,1%<br />

50%<br />

57,2%<br />

21,4%<br />

14,3%<br />

14,3%<br />

Stimme nicht zu Stimme eher nicht zu Stimme weder zu noch lehne ich ab Stimme eher zu<br />

N=14 (100%)<br />

Stimme voll zu<br />

7,1%


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

tet werden, dass weitere Umweltschutzmaßnahmen, wie die Verbesserung der Wasserquali-<br />

tät und Biodiversität in den Gewässern durch Polykulturen, von den Fischern wegen ihrer<br />

wirtschaftlichen Interessen nicht erwünscht sind. Sie befürchten Raumnutzungskonkurrenz<br />

zur traditionellen Fischerei. Wie bereits erwähnt verspüren vor allem die Fischer des Stettiner<br />

Haffs gegenwärtig wirtschaftliche Einbußen, aufgrund der dort ausgewiesenen Naturschutz-<br />

gebiete und die dadurch erhöhte Konkurrenz der größeren Kormoranpopulation. Demnach<br />

ist ihre Akzeptanz gegenüber einem Ausbau von ökologischen <strong>Aquakultur</strong>en in der Ostsee,<br />

unter anderem zur Verbesserung der Wasserqualität, eher gering.<br />

Der Schutz der Ostsee und ihrer Küsten ist sehr<br />

wichtig.<br />

Für den Schutz der Ostsee und ihrere Küsten wird jetzt<br />

schon genug getan.<br />

5.1.6 Vorinformation<br />

Abbildung 18: Meeresumweltschutz<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

Die Mehrheit der Fischer der Kieler Bucht und des Stettiner Haffs sind bereits mit dem The-<br />

ma <strong>Aquakultur</strong> vertraut. In Abbildung 19 wird ersichtlich woher die Fischer ihr Wissen über<br />

<strong>Aquakultur</strong>en erlangten. Hierbei konnten mehrere Informationsquellen angekreuzt werden.<br />

Auffällig dabei ist, dass die Fischer des Stettiner Haffs im Vergleich zu den Kieler Fischern<br />

weniger Informationsquellen angaben und allgemein ein geringeres persönliches Interesse<br />

an dem Thema <strong>Aquakultur</strong> besteht. Während die Fischer der Kieler Bucht bereits in der<br />

Schule über dieses Thema informiert wurden, trifft dies bei den Fischern des Haffs nicht zu.<br />

Abbildung 19: Informationsquellen<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

32<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

N=14 (100%)<br />

Stimme nicht zu Stimme eher nicht zu Stimme weder zu noch lehne ich ab Stimme eher zu Stimme voll zu<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Medien persönliches<br />

Interesse<br />

Kieler Bucht Stettiner Haff<br />

Schule/Hochschule Ausbildung/Beruf Sonstiges<br />

N=14 (100%)<br />

Mehrfachnennungen waren möglich


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Bei der persönlichen Befragung der Fischer am Stettiner Haff konnte festgestellt werden,<br />

dass sich ihr Wissen über <strong>Aquakultur</strong>en auf die Methoden der konventionellen <strong>Aquakultur</strong><br />

beschränkt. Über nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en waren die Fischer nicht informiert. Viele<br />

fragten nach, was unter dem Begriff nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> zu verstehen sei und was<br />

der Unterschied zwischen einer ökologisch und konventionell betriebenen <strong>Aquakultur</strong> aus-<br />

macht.<br />

5.1.7 Beurteilungen der Fischer von Vor- und Nachteilen <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

In Tabelle 5 und 6 (siehe nächste Seite) sind Vor- und Nachteile <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en be-<br />

züglich ökologischer und ökonomischer Aspekte aufgelistet, die von Experten (z.B. Vertre-<br />

tern von Umweltverbänden und der regionalen Wirtschaft) genannt und von den Fischern bei<br />

der Befragung bewertet wurden.<br />

Bei den Nennungen von Vor- und Nachteilen standen vor allem ökologische und ökonomi-<br />

sche Nachteile <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en im Vordergrund. Auffällig ist, dass die Mehrheit der<br />

Fischer eine eindeutige Meinung zu allgemeinen Vor- und Nachteilen konventioneller Aqua-<br />

kulturtechniken haben, während sie die Vor- und Nachteile nachhaltiger <strong>marine</strong>r Aquakultu-<br />

ren häufig neutral beantworteten. So bewerteten sie diese häufig mit „stimme weder zu noch<br />

lehne ich ab“ (vgl. Anhang 2, Frage 12). Dies verdeutlicht, dass sehr viele Fischer haupt-<br />

sächlich über konventionelle <strong>Aquakultur</strong>techniken und deren Auswirkungen vorinformiert sind<br />

und daher kaum eine eindeutige Meinung zu Vor- und Nachteilen nachhaltiger <strong>Aquakultur</strong>en<br />

abgeben können. Auswirkungen der Muschelaquakulturen bewerten jedoch 69,3% der Fi-<br />

scher als eine Möglichkeit für die Restauration der Küstengewässer und Verbesserung der<br />

Wasserqualität. Weiterhin sind 57,1% der Fischer der Ansicht, dass in Deutschland zukünftig<br />

die Erzeugung und Vermarktung regionaler, ökologisch und nachhaltig erzeugter Produkte<br />

an Bedeutung gewinnen und somit auch die Nachfrage für ökologische Produkte aus mari-<br />

nen <strong>Aquakultur</strong>en größer werden wird. 42,9% der Befragten sind der Meinung, dass durch<br />

nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en gesunde Nahrungsmittel und andere hochwertige Produkte<br />

erzeugt werden können, die die wirtschaftlichen Aktivitäten in Küstenregionen anregen.<br />

33


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Tabelle 5: Bewertete Vor- und Nachteile ökologischer Aspekte <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

Anzahl der<br />

Vor- und Nachteile<br />

Nennungen<br />

+ Die mechanische Zerstörung des natürlichen Lebensraums durch Fanggeräte<br />

der Fischerei wird vermieden.<br />

+ Die Überfischung der natürlichen Bestände sowie unerwünschten Beifänge<br />

werden vermieden.<br />

- Durch den Ausbau konventioneller, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en an den Küsten,<br />

werden die Küstenökosysteme negativ verändert.<br />

+ <strong>Nachhaltige</strong> <strong>Aquakultur</strong>en weisen keine negativen Einflüsse auf die Küsten-<br />

ökosysteme auf.<br />

+ Marine <strong>Aquakultur</strong> ist eine verlässliche Nahrungsquelle für die wachsende<br />

Weltbevölkerung.<br />

+ Muschelaquakultur ist eine Möglichkeit Küstengewässer zu restaurieren und<br />

die Wasserqualität zu verbessern.<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

34<br />

0 (14) c<br />

2 (14)<br />

11 (14)<br />

1 (13)<br />

4 (14)<br />

9 (13)<br />

Tabelle 6: Bewertete Vor- und Nachteile ökonomischer Aspekte <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

Anzahl der<br />

Vor- und Nachteile<br />

Nennungen<br />

- Durch den Ausbau <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in der Ostsee, wird sich der Arbeits-<br />

markt der traditionellen Fischerei negativ entwickeln.<br />

- <strong>Aquakultur</strong>anlagen beeinträchtigen die natürliche Schönheit der Meeresküsten<br />

und somit den Tourismus/die Erholung.<br />

- Die internationale Konkurrenz konventioneller, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en stellt die<br />

Rentabilität und Zukunftsfähigkeit nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in<br />

Deutschland in Frage.<br />

+ Durch nachhaltige, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en können gesunde Nahrungsmittel und<br />

andere hochwertige Produkte erzeugt werden, wodurch der Umsatz in<br />

den Küstenregionen gesteigert werden kann.<br />

- Der Absatzmarkt für Produkte aus nachhaltigen, <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en aus der<br />

Ostsee ist zu klein.<br />

+ Zukünftig wird in Deutschland die Erzeugung und Vermarktung regionaler,<br />

ökologisch und nachhaltig erzeugter Produkte an Bedeutung gewinnen und<br />

somit wird auch die Nachfrage für ökologische Produkte aus <strong>marine</strong>n Aqua-<br />

kulturen größer werden.<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

10 (13)<br />

10 (13)<br />

8 (13)<br />

6 (14)<br />

6 (13)<br />

b Der Prozentwert bedeutet jene Anzahl der Gesamtnennungen der Fischer, für die das vorteilige oder nach-<br />

teilige Argument von Bedeutung ist. Dies entspricht der Summe des Anteils der Fischer, die den jeweiligen<br />

Argumenten „eher zu“ oder „voll zu“ stimmten (siehe Kategorien der Frage 12 in Anlage 2).<br />

c Maximal mögliche Nennungen.<br />

8(14)<br />

Prozent der<br />

Nennungen b<br />

0%<br />

14,3%<br />

78,6%<br />

7,7%<br />

28,6%<br />

69,3%<br />

Prozent der<br />

Nennungen<br />

76,9%<br />

85,9%<br />

61,6%<br />

42,9%<br />

46,2%<br />

57,1%


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

5.1.8 <strong>Aquakultur</strong> als Alternative zur traditionellen Fischerei?<br />

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation hat die Hälfte der befragten Fischer schon einmal<br />

darüber nachgedacht ihren Beruf zu wechseln (siehe Anlage 2, Frage 19). Während die<br />

Mehrheit der Kieler Fischer der Ansicht ist, nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en wäre keine Al-<br />

ternative bzw. keine gute Ergänzung zur traditionellen Fischerei, ist die Hälfte der Fischer<br />

des Haffs davon überzeugt, nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en stelle eine gute Ergänzung zur<br />

traditionellen Fischerei dar (vgl. Abb. 20). Hierbei muss beachtet werden, dass viele Fischer<br />

nur ein geringes Wissen über die Bedeutung der nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> und diese<br />

Frage, ihrem Wissenstand entsprechend, beantworteten (siehe Kapitel 5.1.6).<br />

Abbildung 20: Marine <strong>Aquakultur</strong> als Alternative oder Ergänzung zur traditionellen Fischerei?<br />

Quelle: Eigene Erhebung<br />

35,7% der Fischer können sich die Bewirtschaftung von <strong>Aquakultur</strong>en allerdings nur als er-<br />

gänzende Einkommensquelle vorstellen, falls die traditionelle Fischerei allein zukünftig zum<br />

Verdienst des Lebensunterhaltes nicht ausreichen sollte. Voraussetzung dafür ist allerdings,<br />

dass der zusätzliche Betrieb von <strong>Aquakultur</strong>en eine gute Chance mitbringt, zu einem besse-<br />

ren Einkommen und zur Stabilisierung ihrer Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Diejenigen<br />

Fischer, die sich die Bewirtschaftung der <strong>Aquakultur</strong>en als Alternative nicht vorstellen können<br />

(71,4%) argumentieren damit, dass dieser Geschäftszweig aufgrund des flachen Gewässers<br />

im Haff gar nicht möglich wäre und <strong>Aquakultur</strong>en die traditionelle Fischerei zu sehr beein-<br />

trächtigen. Folgende Gründe wurden für Letzteres genannt: (1) Förderung der Überfischung<br />

zur Produktion von Fischmehl zur Fütterung von <strong>Aquakultur</strong>en (35,7%), (2) Raumnutzungs-<br />

konflikte und damit verbundener Wegfall von Fanggebieten (78,5%) und (3) Zerstörung der<br />

natürlichen Ökosysteme durch Umweltverschmutzungen u. a. durch Ausbreitung von anste-<br />

ckenden Krankheiten von der <strong>Aquakultur</strong>population und damit Gefährdung der Wildbestände<br />

(28,6%).<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Ja Nein<br />

Kieler Bucht Stettiner Haff<br />

35<br />

N=14 (100%)


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Der Großteil der Fischer sprach sich gegen einen zukünftigen Ausbau und die Weiterent-<br />

wicklung der <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> unter kontrollierten ökologischen Bedingungen in der Regi-<br />

on (4,21) aus. Nach Aussagen der Fischer stelle die Bewirtschaftung von <strong>Aquakultur</strong>en im<br />

Stettiner Haff und in der Kieler Bucht eine zu große wirtschaftliche Konkurrenz zur traditionel-<br />

len Fischerei dar, da sich die Absatzmöglichkeiten und Preise zu Ungunsten der traditionel-<br />

len Fischerei entwickeln würden (35,7%). Dies gefährde den Erhalt der traditionellen Fische-<br />

rei.<br />

Für 50% der Fischer wäre der Betrieb einer nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>, aufgrund ähn-<br />

licher Charakteristika der Berufe (Bezug zum Wasser, Vermarktungswege, Selbstständigkeit)<br />

eine bessere berufliche Alternative zur Fischerei als eine vollkommen andere Tätigkeit. Unter<br />

der Voraussetzung der Rentabilität können sich jedoch nur zwei Fischer vorstellen, sich im<br />

Bereich nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong> weiterzubilden und temporär/saisonal eine solche<br />

<strong>Aquakultur</strong> zu betreiben. 50% der Kieler Fischer argumentierten damit, dass die Bewirtschaf-<br />

tung von <strong>Aquakultur</strong>en nichts mehr mit dem Beruf Fischer (siehe Kapitel 7.1.2 Einzigartigkeit<br />

des Berufs) zu tun hätte. Die Fischer identifizieren sich zu sehr mit ihrem Beruf und umge-<br />

kehrt gibt ihnen der Beruf ihre Identität und ihre Kultur. Dies möchten sie nicht freiwillig auf-<br />

geben. 42,9% der Fischer sind der Ansicht, nachhaltige <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en können even-<br />

tuell eine berufliche Perspektive für die nächste Fischergeneration darstellen. Weitere 42,9%<br />

sehen darin keine berufliche Perspektive für die nächste Fischergeneration, wobei die Kieler<br />

Fischer die Mehrheit dieser Meinung bilden (66,7%).<br />

5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Die Auswertung der statistischen Ergebnisse zeigt auf, dass sowohl die Akzeptanz der tradi-<br />

tionellen Fischer der Kieler Bucht als auch des Stettiner Haffs gegenüber nachhaltigen mari-<br />

nen <strong>Aquakultur</strong>en sehr gering ausgeprägt ist. Unter den Fischern ist ein schlechtes Image<br />

<strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en im Allgemeinen verbreitet. Es stellte sich heraus, dass das Wissen<br />

über negative Auswirkungen der konventionellen <strong>Aquakultur</strong>en das Meinungsbild der Fischer<br />

prägt. Die Methoden sowie ökologische und ökonomische Chancen nachhaltiger <strong>marine</strong>r<br />

<strong>Aquakultur</strong>en scheinen sie nicht zu kennen. Sie führen deutliche Bedenken gegen den Aus-<br />

bau <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in der Ostsee an und haben Sorge um ihre wirtschaftliche Situati-<br />

on bis hin zur Sorge um Ihre Existenz als Fischer. Im Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r Aquakul-<br />

turen in der Ostsee sehen die Fischer eine zusätzliche große Konkurrenz, die einen großen<br />

Einfluss auf ihre wirtschaftliche Situation darstellt und eine zunehmende Verschlechterung<br />

der traditionellen Fischerei bewirken würde. Nach Ansicht der Fischer werden sich durch den<br />

Betrieb <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in ihren Regionen die bereits bestehenden Probleme, wie nied-<br />

rige Preise, Überfischung und Umweltbelastungen in der Ostsee verstärken und die traditio-<br />

nelle Fischerei sehr beeinträchtigen. Der Meeresumweltschutz ist den Fischern sehr wichtig.<br />

36


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Jedoch wünschen sie aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interessen keine weiteren Umwelt-<br />

schutzmaßnahmen, wie beispielsweise die Verbesserung von Wasserqualität und<br />

Biodiversität in Küstengewässern durch weitere Ausweisungen von weiteren Naturschutzge-<br />

bieten oder aber möglicherweise durch Installationen von Polykulturen (Muschel- und Algen-<br />

aquakulturen). Sie befürchten weitere Raumnutzungskonkurrenz zur traditionellen Fischerei.<br />

Aufgrund schlechter Einkommenssituation und Unzufriedenheit über ihre weiteren wirtschaft-<br />

lichen Entwicklungen hat die Hälfte der befragten Fischer schon einmal über den Wechsel<br />

ihres Berufes nachgedacht. Jedoch sehen sie in der Bewirtschaftung einer nachhaltigen ma-<br />

rinen <strong>Aquakultur</strong> keine gute Alternative zur traditionellen Fischerei, auch wenn diese gewinn-<br />

bringend wäre. Dazu stellt der Beruf zu sehr die Identität der Fischer dar, die sie nicht freiwil-<br />

lig aufgeben möchten. Die Bewirtschaftung <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en würden einige Fischer des<br />

Stettiner Haffs nur als Ergänzung zur traditionellen Fischerei zur Einkommensverbesserung<br />

und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit befürworten. Dies jedoch auch nur, solange dadurch<br />

die Weiterführung der traditionellen Fischerei nicht gefährdet wird. Bei einem erzwungenen<br />

Berufswechsel würde die Mehrheit der Fischer die Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r Aq-<br />

uakulturen einer anderen Tätigkeit vorziehen. Die knappe Mehrheit der Fischer ist der An-<br />

sicht, dass in Deutschland zukünftig Erzeugung und Vermarktung regionaler, ökologisch und<br />

nachhaltig erzeugter Produkte an Bedeutung gewinnen und somit auch die Nachfrage für<br />

ökologische Produkte aus <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en größer wird. Folglich könnten sich einige<br />

Fischer die Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als eine berufliche Perspekti-<br />

ve für die nächste Fischergeneration vorstellen.<br />

6. Schlussbetrachtung der Arbeit<br />

Diese Arbeit zeigte die Notwendigkeit der nachhaltigen Entwicklung des Fischerei- und Aq-<br />

uakultursektors als Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherung bei zunehmendem Bevölke-<br />

rungswachstum auf. Es wurde deutlich, dass die in der Vergangenheit gemachten Fehler in<br />

diesen Sektoren, mit ihren negativen ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkun-<br />

gen zukünftig vermieden und Lösungsstrategien in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung<br />

gefunden werden müssen. <strong>Nachhaltige</strong>n <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en wird dabei eine besondere<br />

Bedeutung beigemessen. Sie könnten eine Lösung darstellen, die negativen Auswirkungen<br />

der konventionellen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> zu verhindern, die Märkte mit den benötigten Mee-<br />

resprodukten zu versorgen und damit auch die Fisch-Wildpopulationen zu schonen. Dies<br />

würde eine wichtige Grundlage für Ernährung, Beschäftigung, Handel und wirtschaftlichen<br />

Wohlstand für zukünftige Generationen schaffen. Bei der strategischen Verbreitung nachhal-<br />

tiger <strong>Aquakultur</strong>en wird es entscheidend sein, wie bei der Auswahl der Standorte für Aqua-<br />

kulturanlagen der Schutz der Ökosysteme und die Vermeidung von Raumnutzungs-, bzw.<br />

37


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Ressourcenkonflikten berücksichtigt werden. Dazu sind auf lokaler Ebene mögliche Nut-<br />

zungskonflikte und Kooperationsmöglichkeiten zu identifiziert, um daraus weitere Hand-<br />

lungsschritte für eine nachhaltige Raumplanung ableiten und durchführen zu können. Die<br />

Ergebnisse der Befragung der traditionellen Fischer zeigen, dass mit der aktuellen Sicht der<br />

Fischer ein hohes Konfliktpotenzial gegenüber der Einführung von nachhaltigen Aquakultu-<br />

ren verbunden ist. Das Akzeptanzniveau der traditionellen Fischer gegenüber nachhaltigen<br />

<strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en ist gering. Zudem haben <strong>Aquakultur</strong>en bei ihnen ein schlechtes<br />

Image. Die Methoden und Chancen nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en scheinen sie nicht zu<br />

kennen. Sie sehen vor allem die Nachteile der konventionellen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en und<br />

projizieren dies auf die nachhaltigen <strong>Aquakultur</strong>en. Jedoch ist die Akzeptanz der Fischer ge-<br />

genüber einer mit der Einführung von <strong>Aquakultur</strong>en verknüpften räumlichen Veränderung<br />

von großer Bedeutung. Um Konflikte bei der Einführung von <strong>Aquakultur</strong>en zu vermeiden,<br />

müssen erst die Fischer überzeugt werden. Dazu gehören Kommunikation und Wissens-<br />

transfer, um sowohl die Fischer, aber auch die Öffentlichkeit in einen Entscheidungsprozess<br />

mit einzubeziehen. Wissenschaft, Produzenten (Fischer und <strong>Aquakultur</strong>produzenten) und<br />

Konsumenten müssen zusammenarbeiten, um potentielle Nutzungskonflikte zu umgehen,<br />

die den Ausbau nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en einschränken würden, und um eine<br />

nachhaltige Regionalentwicklung sowie eine ausreichende Versorgung der Märkte mit aqua-<br />

tischen Produkten zu erreichen. Es ist vorstellbar, dass Akzeptanz und Image der Fischer<br />

gegenüber <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en deutlich verbessert werden kann durch Information und<br />

Aufklärung über Methoden, Auswirkungen und Chancen der ökologisch betriebenen Aqua-<br />

kulturen. Mittels weiterer Studien wäre es interessant herauszufinden inwieweit eine fundier-<br />

tere Wissensgrundlage über nachhaltige <strong>Aquakultur</strong>en der traditionellen Fischer, dessen<br />

Einstellung und Offenheit gegenüber einer Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r Aquakultu-<br />

ren verändern würde. Es müssten jedoch zunächst konkrete <strong>Aquakultur</strong>konzepte für die be-<br />

stimmten Regionen konzipiert werden, die dann den Fischern vorgestellt werden. Nur an-<br />

hand konkreter Betriebssysteme kann das Interesse der Fischer geweckt und die Akzeptanz<br />

verbessert werden.<br />

38


7. Literaturverzeichnis<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

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40


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(Stand: 23.12.2011)<br />

WWF- World Wide Fund For Nature (2011b): Deutsche essen mehr Öko-Fisch. WWF fordert angesichts<br />

steigenden Konsums mehr Umweltschutz und fairen Handel. URL:<br />

http://www.wwf.de/presse/details/news/deutsche_essen_mehr_oeko_fisch/ (Stand:13.01.2011)<br />

E-Mail:<br />

FRANZ, M. (LLUR - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein)<br />

(2011): Daten zur Fischerei in der Kieler Bucht, E-Mail vom 10.11.2011.<br />

FRENZ, S. (Fischereiaufsicht Ueckermünde) (2011): Daten zur Fischerei im Stettiner Haff, E-Mail vom<br />

25.10.2011.<br />

41


8. Anlage<br />

Anlage 1<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

ich bin Studentin der Geographie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und führe im Rahmen<br />

meiner Bachelorarbeit eine Befragung von Fischern/Fischerinnen der Kieler Bucht und des Stettiner<br />

Haffs durch. Die Bachelorarbeit beschäftigt sich unter anderem mit der Akzeptanz der Fischer/Fischerinnen<br />

bezüglich nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in den Küstenregionen. Ziel dieses<br />

Fragebogens ist es, Informationen über die aktuelle wirtschaftliche Situation der Fischerei und Ansichten<br />

der Fischer/Fischerinnen gegenüber nachhaltigen, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en im Küstenbereich zu<br />

sammeln und das so entstehende Meinungsbild auszuwerten.<br />

<strong>Aquakultur</strong> ist die kontrollierte Aufzucht aquatischer Organismen (Fische, Weichtiere, Krebstiere,<br />

Pflanzen) in Farmen. Die <strong>Nachhaltige</strong> <strong>Aquakultur</strong> ist die Aufzucht unter ökologischen Aspekten,<br />

wodurch eine umweltfreundliche, wirtschaftlich rentable und sozial verantwortliche Entwicklung<br />

angestrebt wird. Während die konventionelle <strong>Aquakultur</strong> mit gravierenden umweltschädlichen und<br />

sozialen Problemen verbunden ist, spielen nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en zukünftig eine<br />

Schlüsselrolle für die Bewahrung der Wasserqualität und Artenvielfalt, der Schonung der<br />

Meeresumwelt und der nachhaltig integrierten Nutzung natürlich gegebener Ressourcen.<br />

Derzeit wird in der Forschung die nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> als Zukunftsstrategie für die<br />

Entwicklung deutscher Küsten thematisiert. Während derzeit in der Kieler Bucht der Ausbau von<br />

Miesmuschel- und Algenaquakulturen diskutiert wird, steht im Stettiner Haff der Ausbau der<br />

Muschelaquakulturen (Zebramuschel) im Fokus.<br />

Die Informationen, die mit Ihrer Hilfe zusammengetragen werden, sind sehr bedeutsam. Der<br />

Fragebogen ist anonym und Ihre Meinung wird selbstverständlich vertraulich behandelt. Sie werden<br />

etwa 10 Minuten für diese Befragung benötigen. Bitte versuchen Sie ALLE Fragen zu beantworten. Es<br />

gibt keine „falschen“ oder „richtigen“ Antworten, wir sind alleine an Ihrer PERSÖNLICHEN MEINUNG<br />

interessiert.<br />

Ich danke Ihnen bereits im Voraus für Ihr Vertrauen und Ihre Mitarbeit, deren Nutzen für die<br />

Forschung im Bereich Küstenmanagement unschätzbar ist. Wir hoffen, Ihre Denkanstöße an<br />

Entscheidungsträger weitergeben zu können.<br />

Bitte sende Sie den Fragebogen in dem beiliegenden Antwortumschlag bis spätestens 27.09.2011 an<br />

uns zurück.<br />

Herzlichen Dank,<br />

Lisa Paglialonga<br />

42


Fragebogen<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Mit den folgenden Fragen möchten wir zunächst gerne herausfinden, wie sich die aktuelle wirtschaftliche Situation der<br />

traditionellen Fischerei gestaltet und welche Perspektiven sie Ihrer Meinung nach hat. Bitte kreuzen Sie die zutreffende<br />

Antwort an oder füllen Sie die Felder in BLOCKSCHRIFT aus.<br />

Frage 1: Wie sind Sie zu dem Beruf Fischer/Fischerin gekommen?<br />

Frage 2: Was macht die Einzigartigkeit des Berufs Fischer/Fischerin für Sie aus?<br />

Frage 3: Welche Fischarten fangen Sie in der Kieler Bucht/Stettiner Haff?<br />

Fischarten:<br />

Frage 4: Was sind Ihre Hauptfischarten, die Sie vermarkten und zu welchem durchschnittlichen Preis?<br />

Fischart 1: Durchschnittlicher Preis/kg:<br />

Fischart 2:<br />

Fischart 3:<br />

Frage 5: Wo vermarkten Sie?<br />

� lokal/regional (direkt vom Kutter)<br />

� Fischereigenossenschaften (regional/national)<br />

� Fischereigenossenschaften (Ausland)<br />

Frage 6:<br />

Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen<br />

zur wirtschaftlichen Situation der<br />

traditionellen Fischerei in der Ostsee zu?<br />

Stimme nicht<br />

zu<br />

Mit der wirtschaftlichen Situation der traditionellen<br />

Fischerei in der Ostsee bin ich<br />

zufrieden.<br />

Mit den gesetzlichen Bestimmungen (z.B.<br />

Fangauflagen) bin ich zufrieden.<br />

Wegen der starken internationalen Konkurrenz<br />

(Preispolitik) bin ich mit der wirtschaftlichen<br />

Situation nicht zufrieden.<br />

Aufgrund des Rückgangs der Fischbestände<br />

(Überfischung) bin ich mit der wirtschaftlichen<br />

Situation nicht zufrieden.<br />

Die hohe Umweltbelastung in der Ostsee<br />

beeinträchtigt die wirtschaftliche Situation<br />

sehr.<br />

Gibt es weitere Gründe Ihrer möglichen Unzufriedenheit?<br />

43<br />

Stimme eher<br />

nicht zu<br />

Stimme weder zu<br />

noch lehne ich ab<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

Stimme<br />

voll zu


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 7: War für Sie die wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei besser vor…<br />

… 5 Jahren? �ja �nein<br />

… 10 Jahren? �ja �nein<br />

… 15 Jahren? �ja �nein<br />

Frage 7a: Wenn ja, wieso war es damals besser?<br />

Frage 8:<br />

Wie schätzen Sie die zukünftige wirtschaftliche<br />

Perspektive der traditionellen Fischerei in der<br />

Ostsee ein?<br />

Frage 8a: Begründen Sie Ihre Antwort der Frage 8.<br />

Frage 9:<br />

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen<br />

würden, inwieweit stimmen Sie dann folgenden<br />

Aussagen zu?<br />

Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen wird<br />

weiter zunehmen.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund zunehmender<br />

Umweltverschmutzung/schlechtere<br />

Wasserqualität an Bedeutung verlieren.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund starker<br />

Überfischung an Bedeutung verlieren.<br />

Aufgrund zunehmender Nutzungskonkurrenz<br />

(z.B. NATURA 2000, Windparks) wird die traditionelle<br />

Fischerei an Bedeutung verlieren.<br />

Aufgrund der rechtlichen Fangbestimmungen<br />

wird die traditionelle Fischerei an Bedeutung<br />

verlieren.<br />

Die folgenden Fragen beschäftigen sich mit Themen der Bereiche Umweltschutz und nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en.<br />

Hierzu möchten wir gerne Ihre persönliche Meinung erfahren.<br />

Frage 10:<br />

Meeresumweltschutz<br />

Ich denke, dass der Schutz der Ostsee und ihrer<br />

Küsten sehr wichtig ist.<br />

Für den Schutz der Ostsee und ihrer Küsten wird<br />

jetzt schon genug getan.<br />

Frage 11: Sind Sie mit dem Thema <strong>Aquakultur</strong> vertraut?<br />

� ja � nein (weiter mit Frage 12)<br />

Negativ Eher negativ Weder negativ<br />

noch positiv<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

Frage 11a: Woher kommt Ihr Wissen?<br />

� Medien � Persönliches Interesse � Schule/ Hochschule � Ausbildung/Beruf �<br />

44<br />

Stimme eher<br />

nicht zu<br />

Stimme eher<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

weder zu<br />

noch lehne<br />

ich ab<br />

Stimme<br />

weder zu<br />

noch lehne<br />

ich ab<br />

Eher positiv Positiv<br />

Stimme eher zu<br />

Stimme eher zu<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

Stimme<br />

voll zu


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 12: In der folgenden Tabelle finden Sie Vor-und Nachteile nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en. Diese wurden von<br />

Experten (z. B. Vertretern von Umweltverbänden und der regionalen Wirtschaft) genannt. Kreuzen Sie bitte, an inwieweit Sie<br />

mit den folgenden Aussagen übereinstimmen.<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong><br />

1. Durch das Betreiben <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en wird die<br />

mechanische Zerstörung des natürlichen Lebensraums<br />

durch Fanggeräte der Fischerei vermieden.<br />

2. Durch das Betreiben <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en wird die<br />

Überfischung der natürlichen Bestände sowie unerwünschte<br />

Beifänge vermieden.<br />

3. Durch den Ausbau konventioneller, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

an den Küsten, werden die Küstenökosysteme<br />

negativ verändert.<br />

4. <strong>Nachhaltige</strong>, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en weisen keine negativen<br />

Einflüsse auf die Küstenökosysteme auf.<br />

5. Durch den Ausbau von <strong>Aquakultur</strong>en in der Ostsee,<br />

wird sich der Arbeitsmarkt der traditionellen Fischerei<br />

negativ entwickeln.<br />

6. <strong>Aquakultur</strong>anlagen beeinträchtigen die natürliche<br />

Schönheit der Meeresküsten und somit den Tourismus/die<br />

Erholung.<br />

7. Die internationale Konkurrenz konventioneller, <strong>marine</strong>r<br />

<strong>Aquakultur</strong>en stellt die Rentabilität und Zukunftsfähigkeit<br />

nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in Deutschland<br />

in Frage.<br />

8. Durch nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en können<br />

gesunde Nahrungsmittel und andere hochwertige Produkte<br />

erzeugt werden, wodurch der Umsatz in den Küstenregionen<br />

gesteigert werden kann.<br />

9. Ich denke, dass der Absatzmarkt für Produkte aus<br />

nachhaltigen, <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en aus der Ostsee zu<br />

klein ist und stelle daher die Rentabilität in Frage.<br />

10. Zukünftig wird in Deutschland die Erzeugung und<br />

Vermarktung regionaler, ökologisch und nachhaltig<br />

erzeugter Produkte an Bedeutung gewinnen und somit<br />

wird auch die Nachfrage für ökologische Produkte aus<br />

<strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en größer werden.<br />

11. Marine <strong>Aquakultur</strong> ist eine verlässliche Nahrungsquelle<br />

für die wachsende Weltbevölkerung.<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

45<br />

Stimme<br />

eher nicht<br />

zu<br />

Stimme weder<br />

zu noch lehne<br />

ich ab<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

12. Muschelaquakultur ist eine Möglichkeit, Küstengewässer<br />

zu restaurieren und die Wasserqualität zu verbessern.<br />

Frage 13: Welche vier Aussagen aus Frage 12 haben für Sie die höchste Relevanz? Kreisen Sie bitte die vier Nummern der<br />

Aussagen von Frage 12 an, die für Sie am bedeutendsten sind.


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 14: Sehen Sie die Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als eine Alternative bzw. als eine gute<br />

Ergänzung zur traditionellen Fischerei an?<br />

� ja, weil<br />

� nein, weil<br />

Frage 15: Welche Bedenken bezüglich einer Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in der Kieler<br />

Bucht/Stettiner Haff haben Sie?<br />

Frage 16: Sehen Sie Konfliktpotential zwischen der traditionellen Fischerei und der Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r<br />

<strong>Aquakultur</strong>en an den deutschen Küsten?<br />

� ja, weil<br />

� nein<br />

Frage 17: Sehen Sie Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en und der<br />

traditionellen Fischerei und sehen Sie dies als eine Chance für die nachhaltige regionale Entwicklung der Küstenregionen?<br />

� ja, weil<br />

� nein, weil<br />

Frage 19: Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, aufgrund der wirtschaftlichen Situation der traditionellen Fischerei<br />

Ihren Beruf zu wechseln?<br />

Frage 18: Stellen Sie sich vor, an der deutschen<br />

Küste würde langfristig die Errichtung von weiteren<br />

<strong>Aquakultur</strong>anlagen geplant werden.<br />

Dem zukünftigen Ausbau und der Weiterentwicklung<br />

der <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> unter kontrollierten<br />

ökologischen Bedingungen in der Region:<br />

�ja �nein<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

Frage 20: Könnten Sie sich vorstellen, sich im Bereich nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> weiterzubilden?<br />

� ja � nein �vielleicht<br />

Frage 21: Könnten Sie sich vorstellen temporär/saisonal eine nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> in der Kieler Bucht/Stettiner<br />

Haff zu betreiben wenn diese gewinnbringend ist?<br />

� ja � nein �vielleicht<br />

46<br />

Stimme eher<br />

nicht zu<br />

Stimme weder<br />

zu noch lehne<br />

ich ab<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

Stimme<br />

voll zu


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 22: Wäre der Betrieb einer nachhaltigen, <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> für Sie eine bessere berufliche Alternative zur Fischerei,<br />

als eine andere Tätigkeit?<br />

� ja, weil<br />

� nein, weil<br />

Frage 23: Sehen Sie die Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als eine berufliche Perspektive für die<br />

zukünftige Fischer-Generation?<br />

� ja � nein �vielleicht<br />

Abschließend möchten wir Ihnen gerne ein paar persönliche Fragen stellen, die für eine sinnvolle Auswertung des<br />

Fragebogens von Bedeutung sind. Alle Details sind selbstverständlich anonym.<br />

1. Geschlecht: � männlich � weiblich<br />

2. Alter:<br />

3. Anzahl der Kinder: Wie viele Kinder unter 18 Jahre haben Sie? ________________<br />

4. Bildung: � Hauptschulabschluss<br />

� Mittlere Reife<br />

� Abitur<br />

� Abgeschlossene Berufsausbildung<br />

� Hochschulabschluss<br />

� Sonstiges<br />

5. Einstiegsalter in den Beruf als Fischer/Fischerin:<br />

6. Tätigkeit als Fischer/Fischerin: � hauptberuflich � nebenberuflich<br />

7. Wie lange sind Sie schon an Ihrem Wohnort als Fischer/Fischerin tätig? Jahre<br />

8. Wie lautet die Postleitzahl Ihres Wohnortes?<br />

9. Wohndauer am Wohnort? � weniger als 2 Jahre � 2 bis 10 Jahre � länger als 10 Jahre<br />

Würden Sie gerne mehr über die Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en erfahren?<br />

� ja � nein<br />

Wenn Sie gerne mehr über die Bewirtschaftung nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en erfahren oder die Ergebnisse dieser<br />

Bachelorarbeit erhalten möchten, so senden Sie eine E-Mail an folgende Adresse: paglialonga@geographie.uni-kiel.de. Wir<br />

werden Ihnen die Informationen gerne zusenden.<br />

Wir möchten uns hiermit noch einmal herzlich für Ihre Unterstützung bedanken.<br />

Anmerkungen & Kritik zum Fragebogen<br />

_________________________________________________________________________<br />

______________________________________________________________________________<br />

47


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Zusatzinformationen zur nachhaltigen <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong><br />

Weltweit wächst die Bedeutung der <strong>Aquakultur</strong>. Diese Entwicklung wird durch die zunehmende Nachfrage<br />

nach Fisch- und Meeresprodukten und dem gleichzeitigen Rückgang der natürlichen Bestände durch Überfischung<br />

gefördert. Durch <strong>Aquakultur</strong>en werden aquatische Organismen (Fische, Weichtiere, Krebstiere, Pflanzen)<br />

aufgezüchtet und vermehrt, wodurch die natürlichen Bestände geschützt werden. Jedoch muss die Entwicklung<br />

nachhaltig gestaltet werden, um die Fehler, die zuvor in der Landwirtschaft und Fischerei begangen<br />

wurden, nicht zu wiederholen.<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en werden zukünftig eine Schlüsselfunktion für die Bewahrung der Wasserqualität<br />

und Artenvielfalt, der Schonung der Meeresumwelt und der nachhaltigen integrierten Nutzung natürlich<br />

gegebener Ressourcen darstellen. Mittels extraktiver <strong>Aquakultur</strong>techniken können ohne zusätzliche Futtermittel<br />

und ohne umweltbelastende Nährstoffeinträge gesunde, sichere und hochwertige Erzeugnisse produziert<br />

werden. Daher könnte hier ein ökonomisches Potential in den Bereichen der Nahrungsmittelproduktion, Kosmetika,<br />

Wellness und Health Food, mittel- und langfristig in der Abwasserreinigung sowie in Antifouling-<br />

Anstrichen und in der pharmazeutischen Industrie liegen. Gleichzeitig können speziell Muschel- und Algenaquakulturen<br />

durch die Filtrationsleistung der Muscheln und Algen und durch einen mit der Ernte verbundenen<br />

Nährstoffentzug zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen. Folglich können durch den Ausbau des nachhaltigen<br />

<strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>sektors langfristig sichere Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Käfiganlagen<br />

Algenaufzucht<br />

Kombinierte Muschel- und Algenzucht<br />

48<br />

Weiter Informationen über nachhaltige<br />

<strong>Aquakultur</strong>en im Internet:<br />

Europäische Kommission/Fischerei:<br />

http://ec.europa.eu/fisheries/cfp/aquaculture/aquacu<br />

lture_methods/index_de.htm<br />

OceanBASIS:<br />

http://www.oceanbasis.de/actives/algenfarm/


Anlage 2<br />

Fragebogen inklusive Auswertungsergebnissen a<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Mit den folgenden Fragen möchten wir zunächst gerne herausfinden, wie sich die aktuelle wirtschaftliche Situation der<br />

traditionellen Fischerei gestaltet und welche Perspektiven sie Ihrer Meinung nach hat. Bitte kreuzen Sie die zutreffende<br />

Antwort an oder füllen Sie die Felder in BLOCKSCHRIFT aus.<br />

Frage 1: Was macht die Einzigartigkeit des Berufs Fischer/Fischerin für Sie aus?<br />

1= b Verbundenheit mit der Natur (6 c /3 d /3 e ) 2= Freiheitsgefühl u. Ruhe auf dem Meer (5/4/1) 3=Erfolgserlebnis beim Fische<br />

fangen (2/2/0) 4=Selbstständigkeit u. Entscheidungsfreiheiten (10/6/4) 5=Unvorhersehbare u. Abenteuer (3/2/1)<br />

6=Weiterführung der Tradition (10/6/4)<br />

Frage 2: Wie sind Sie zu dem Beruf Fischer/Fischerin gekommen?<br />

Familientradition (14/6/8)<br />

Frage 3: Welche Fischarten fangen Sie in der Kieler Bucht/Stettiner Haff?<br />

1= Hering (5/3/2), 2=Dorsch (6/6/0), 3=Butt (6/6/0), 4= Flunder (4/2/2), 5= Kliesche (2/2/0), 6=Aal (6/3/3), 7=Lachs (2/1/1),<br />

8=Scholle (1/1/0), 9= Makrele (2/2/0), 10= Meerforelle (1/1/0), 11=Blei (7/0/7), 12=Plötz (8/0/8), 13=Barsch (8/0/8), 14=Zander<br />

(8/0/8), 15=Hecht (2/0/2), 16=Seezunge (1/1/0), 17=Meeräsche (1/1/0)<br />

Frage 4: Was sind Ihre Hauptfischarten die Sie vermarkten und zu welchem durchschnittlichen Preis?<br />

1= Hering (1/1/0), 2=Dorsch (6/6/0), 3=Butt (3/3/0), 4= Flunder (3/3/0), 5= Kliesche (2/2/0), 6=Aal (1/1/0), 7=Lachs (1/1/0),<br />

8=Scholle (1/1/0), 9= Makrele (0/0/0), 10= Meerforelle (0/0/0), 11=Blei (1/0/1), 12=Plötz (8/0/7), 13=Barsch (8/0/8), 14=Zander<br />

(8/0/8), 15=Hecht (0/0/0), 16=Seezunge (0/0/0), 17=Meeräsche (0/0/0)<br />

Durchschnittlicher Preis/kg : 1= 1€-2€ (6/1/5) Fischarten: 1 f ,13 g<br />

(zu den Hauptfischarten) 2= 2€-3€ (4/2/2) 13<br />

3= 3€-4€ (3/3/0) 2,3,8<br />

4= 4€-5€ (3/2/1) 4,5,14<br />

5= 5€-6€ (10/4/6) 4,5,14<br />

6= 0,25€-1€ (7/0/7) 11, 12<br />

Frage 5: Wo vermarkten Sie?<br />

� lokal/regional (direkt vom Kutter) (11/5/6)<br />

� Fischereigenossenschaften (regional/lokal) (10/2/8)<br />

� Fischereigenossenschaften (Ausland) (9/2/7)<br />

Frage 6:<br />

Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen<br />

zur wirtschaftlichen Situation der<br />

traditionellen Fischerei in der Ostsee zu.<br />

Mit der wirtschaftlichen Situation der<br />

traditionellen Fischerei in der Ostsee bin<br />

ich zufrieden.<br />

Mit den gesetzlichen Bestimmungen (z.B.<br />

Fangauflagen) bin ich zufrieden.<br />

Wegen der starken internationalen Konkurrenz<br />

(Preispolitik) bin ich mit der wirtschaftlichen<br />

Situation nicht zufrieden.<br />

Aufgrund des Rückgangs der Fischbestände<br />

(Überfischung) bin ich mit der<br />

wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden.<br />

Die hohe Umweltbelastung in der Ostsee<br />

beeinträchtigt die wirtschaftliche Situation<br />

sehr.<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

(5) h<br />

7<br />

5<br />

2<br />

9<br />

3<br />

6<br />

5<br />

1<br />

4<br />

5<br />

2<br />

3<br />

6<br />

1<br />

5<br />

Stimme eher<br />

nicht zu<br />

49<br />

(4)<br />

5<br />

1<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Stimme weder zu<br />

noch lehne ich ab<br />

(3)<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

(2)<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

(1)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

Ø i<br />

4,29<br />

4,83<br />

3,87<br />

4,50<br />

4,33<br />

4,63<br />

3,42<br />

2,60<br />

4,00<br />

3,38<br />

3,00<br />

3,71<br />

3,54<br />

2,50<br />

4,43


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Gibt es weitere Gründe Ihrer möglichen Unzufriedenheit?<br />

1=zu geringe Fangquoten (1/1/0) 2=Ursache für die einschneidenden Fangbegrenzungen ist die Gammelfischerei, zur Fütterung<br />

von <strong>Aquakultur</strong>en (2/2/0) 3= Ursachen der Schrumpfung des Fischbestandes sind die Umweltbelastungen (1/1/0)<br />

4=Gesetzgebungen der EU (1/1/0) 5=mangelhafte Fischereipolitik (1/0/0) 6=zu geringe Fischpreise (1/0/1) 7=zu viele<br />

Kormorane (3000) im Haff, aufgrund des Naturschutzgebietes. Größter Konkurrent der Fischerei. (3/0/3)<br />

Frage 7: War für Sie die wirtschaftliche Situation der traditionellen Fischerei besser vor…<br />

… 5 Jahren? �ja (8/2/6) �nein (5/3/2)<br />

… 10 Jahren? �ja (11/4/7) �nein (3/2/1)<br />

… 15 Jahren? �ja (11/3/8) �nein (2/2/0)<br />

Frage 7a: Wenn ja, wieso war es damals besser?<br />

1=höhere Fangquoten (3/1/2) 2= größere Fischbestände (5/2/3) 3= niedrigere Nebenkosten, bzw. Betriebskosten<br />

(Diesel, Werft usw.) (3/1/2) 4=bessere Preispolitik (3/2/1) 5=geringere Umweltverschmutzung (1/1/0)<br />

6=weniger Tourismus (5/0/1) 7=mit der Einführung des Euros wurde die wirtschaftliche Situation der Fischerei<br />

schlechter (2/0/2)<br />

Frage 8:<br />

Wie schätzen Sie die zukünftige wirtschaftliche<br />

Perspektive der traditionellen<br />

Fischerei in der Ostsee ein?<br />

Negativ<br />

(5)<br />

4<br />

1<br />

3<br />

Eher negativ<br />

(4)<br />

5<br />

5<br />

0<br />

Frage 8a: Begründen Sie Ihre Antwort der Frage 8.<br />

1=Der Umsatz steigt nicht entsprechend der Nebenkostensteigerung (5/2/3) 2=schlechtere Fischereipolitik (2/2/0)<br />

3=Einschränkung der Fischerei durch zunehmende gesetzliche Auflagen (4/2/2) 4=zu viele Kontrollen der Wasserschutzpolizei<br />

(2/2/0) 5=Umweltprobleme (2/2/0) 6=zunehmende Naturschutzgebiete &Windparks (1/1/0) 7=Fischbestände<br />

erholen sich (1/0/1) 8=weniger Fischer (keine nachfolgende Generation) (1/0/1) 9=kleinere Fischbestände (2/0/2)<br />

Frage 11: Sind Sie mit dem Thema <strong>Aquakultur</strong> vertraut?<br />

� ja (9/4/5) � nein (5/2/3) (weiter mit Frage 12)<br />

Frage 9:<br />

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen<br />

würden, inwieweit stimmen Sie dann folgenden<br />

Aussagen zu?<br />

Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen wird<br />

weiter zunehmen.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund zunehmender<br />

Umweltverschmutzung/schlechtere<br />

Wasserqualität an Bedeutung verlieren.<br />

Die traditionelle Fischerei wird aufgrund starker<br />

Überfischung an Bedeutung verlieren.<br />

Aufgrund zunehmender Nutzungskonkurrenz<br />

(z.B. NATURA 2000, Windparks) wird die traditionelle<br />

Fischerei an Bedeutung verlieren.<br />

Aufgrund der rechtlichen Fangbestimmungen<br />

wird die traditionelle Fischerei an Bedeutung<br />

verlieren.<br />

Frage 10:<br />

Meeresumweltschutz<br />

Ich denke, dass der Schutz der Ostsee und ihrer<br />

Küsten sehr wichtig ist.<br />

Für den Schutz der Ostsee und ihrer Küsten wird<br />

jetzt schon genug getan.<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

(5)<br />

5<br />

2<br />

3<br />

8<br />

3<br />

5<br />

7<br />

2<br />

5<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

(5)<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

50<br />

Stimme<br />

eher<br />

nicht zu<br />

(4)<br />

4<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Stimme<br />

eher<br />

nicht zu<br />

(4)<br />

2<br />

0<br />

2<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Weder negativ<br />

noch positiv<br />

(3)<br />

2<br />

0<br />

2<br />

Stimme weder<br />

zu noch<br />

lehne ich ab<br />

(3)<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Stimme weder<br />

zu noch<br />

lehne ich ab<br />

(3)<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Eher<br />

positiv<br />

(2)<br />

3<br />

0<br />

3<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

(2)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

0<br />

2<br />

4<br />

1<br />

3<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

(2)<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Positiv<br />

(1)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

(1)<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

7<br />

4<br />

3<br />

8<br />

5<br />

3<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

(1)<br />

7<br />

4<br />

3<br />

9<br />

4<br />

5<br />

Ø<br />

3,71<br />

4,17<br />

3,38<br />

Ø<br />

3,57<br />

3,17<br />

3,88<br />

3,93<br />

3,50<br />

4,25<br />

3,79<br />

3,17<br />

4,25<br />

2,21<br />

2,00<br />

2,38<br />

1,79<br />

1,17<br />

2,25<br />

Ø<br />

2,07<br />

1,50<br />

2,50<br />

1,86<br />

1,83<br />

1,88


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 11a: Woher kommt Ihr Wissen?<br />

�Medien (6/4/2)�Persönliches Interesse(5/4/1)�Schule/ Hochschule(4/4/0)�Ausbildung/Beruf (6/4/2)<br />

�Sonstiges (3/3/0)<br />

Marine <strong>Aquakultur</strong><br />

1. Durch das Betreiben <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en wird die<br />

mechanische Zerstörung des natürlichen Lebensraums<br />

durch Fanggeräte der Fischerei vermieden.<br />

2. Durch das Betreiben <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en wird die<br />

Überfischung der natürlichen Bestände sowie unerwünschten<br />

Beifänge vermieden.<br />

3. Durch den Ausbau konventioneller, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en<br />

an den Küsten, werden die Küstenökosysteme<br />

negativ verändert.<br />

4. <strong>Nachhaltige</strong>, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en weisen keine negativen<br />

Einflüsse auf die Küstenökosysteme auf.<br />

5. Durch den Ausbau von <strong>Aquakultur</strong>en in der Ostsee,<br />

wird sich der Arbeitsmarkt der traditionellen Fischerei<br />

negativ entwickeln.<br />

6. <strong>Aquakultur</strong>anlagen beeinträchtigen die natürliche<br />

Schönheit der Meeresküsten und somit den Tourismus/die<br />

Erholung.<br />

7. Die internationale Konkurrenz konventioneller, <strong>marine</strong>r<br />

<strong>Aquakultur</strong>en stellt die Rentabilität und Zukunftsfähigkeit<br />

nachhaltiger <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in Deutsch-<br />

land in Frage.<br />

8. Durch nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>en können<br />

gesunde Nahrungsmittel und andere hochwertige Produkte<br />

erzeugt werden, wodurch der Umsatz in den Küstenregionen<br />

gesteigert werden kann.<br />

9. Ich denke, dass der Absatzmarkt für Produkte aus<br />

nachhaltigen, <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en aus der Ostsee zu<br />

klein ist und stelle daher die Rentabilität in Frage.<br />

10. Zukünftig wird in Deutschland die Erzeugung und<br />

Vermarktung regionaler, ökologisch und nachhaltig<br />

erzeugter Produkte an Bedeutung gewinnen und somit<br />

wird auch die Nachfrage für ökologische Produkte aus<br />

<strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong>en größer werden.<br />

11. Marine <strong>Aquakultur</strong> ist eine verlässliche Nahrungsquelle<br />

für die wachsende Weltbevölkerung.<br />

12. Muschelaquakultur ist eine Möglichkeit Küstengewässer<br />

zu restaurieren und die Wasserqualität zu verbessern.<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

(5)<br />

9<br />

4<br />

5<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

3<br />

0<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

7<br />

2<br />

5<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

8<br />

4<br />

4<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Frage 13 j : Welche vier Aussagen aus Frage 12 haben für Sie die höchste Relevanz? Kreisen Sie bitte die vier Nummern der<br />

Aussagen von Frage 12 an, die für Sie am bedeutendsten sind.<br />

51<br />

Stimme<br />

eher<br />

nicht zu<br />

(4)<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

4<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

3<br />

0<br />

3<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Stimme weder<br />

zu noch<br />

lehne ich ab<br />

(3)<br />

3<br />

1<br />

2<br />

4<br />

1<br />

3<br />

1<br />

0<br />

1<br />

7<br />

1<br />

6<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

4<br />

1<br />

3<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

2<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

(2)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

3<br />

1<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

4<br />

2<br />

2<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

(1)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

9<br />

5<br />

4<br />

5<br />

4<br />

1<br />

8<br />

4<br />

4<br />

7<br />

4<br />

3<br />

5<br />

2<br />

3<br />

1<br />

1<br />

0<br />

5<br />

3<br />

2<br />

5<br />

2<br />

3<br />

2<br />

0<br />

2<br />

5<br />

4<br />

1<br />

Ø<br />

4,43<br />

4,50<br />

4,38<br />

3,86<br />

4,50<br />

3,38<br />

1,71<br />

1,17<br />

2,13<br />

3,54<br />

4,60<br />

2,87<br />

1,92<br />

1,40<br />

2,25<br />

2,15<br />

1,20<br />

2,75<br />

2,15<br />

1,80<br />

2,38<br />

3,36<br />

3,67<br />

3,13<br />

2,77<br />

2,83<br />

2,71<br />

2,64<br />

2,50<br />

2,75<br />

3,79<br />

4,50<br />

3,25<br />

2,15<br />

1,33<br />

2,86


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 14: Sehen Sie die Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als eine Alternative bzw. als eine gute<br />

Ergänzung zur traditionellen Fischerei an?<br />

� ja (5/1/4), weil 1= lieber <strong>Aquakultur</strong> als gar nicht mehr zu Fischen (1/1/0)<br />

2= als Ergänzung um konkurrenzfähig zu sein (1/0/1)<br />

3= nur als Ergänzung wenn die Fischerei alleine nicht mehr rentabel ist (1/0/1)<br />

4= als Ergänzung, da besseres Einkommen (2/0/2)<br />

� nein (10/5/4), weil 1= <strong>Aquakultur</strong> beeinträchtigt die trad. Fischerei negativ (1/0/1)<br />

2= <strong>Aquakultur</strong> ist im Stettiner Haff nicht möglich, da das Gewässer zu flach ist. (2/0/2)<br />

3= <strong>Aquakultur</strong> fördert die Überfischung (Produktion von Fischmehl zur Fütterung von <strong>Aquakultur</strong>) (3/2/1)<br />

4= wilder Fisch hat eine bessere Qualität als gezüchteter Fisch�höheren Preis (1/1/0)<br />

5= ich bin Fischer von Beruf und liebe den Fischfang. Die Züchtung von Fisch hat mit dem Beruf Fischer<br />

nichts mehr zu tun. (3/3/0)<br />

Frage 15: Welche Bedenken bezüglich einer Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en in der Kieler<br />

Bucht/Stettiner Haff haben Sie?<br />

1= <strong>Aquakultur</strong> fördert Überfischung (2/2/0)<br />

2= Raumnutzungskonflikte mit der trad. Fischerei (wegfall von Fanggebieten) (5/2/3)<br />

3=das natürliche Ökosystem wird gestört, Umweltverschmutzungen (4/1/3)<br />

4=Absatzmöglichkeiten und Preisentwicklung (1/0/1)<br />

5=zu große Konkurrenz zur trad. Fischerei, Beruf des Fischers wäre gefährdet (6/2/4)<br />

6= <strong>Aquakultur</strong> ist am Stettiner Haff nicht möglich. Das Gewässer ist zu flach. (2/0/2)<br />

7= keine Bedenken (2/1/1)<br />

Frage 16: Sehen Sie Konfliktpotential zwischen der traditionellen Fischerei und der Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r<br />

<strong>Aquakultur</strong>en an den deutschen Küsten?<br />

� ja, (11/5/6) weil, 1= Raumnutzungskonflikte (4/2/2)<br />

2= zu große Konkurrenten, mehr Angebot-� Preise werden niedrig (3/3/0)<br />

3= Beeinträchtigung der trad. Fischerei (4/1/3)<br />

4=Ausbreitung von Ansteckungskrankheiten von <strong>Aquakultur</strong>population auf den Wildbestand (2/0/2)<br />

� nein (3/1/2)<br />

Frage 17: Sehen Sie Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en und der<br />

traditionellen Fischerei und sehen Sie dies als eine Chance für die nachhaltige regionale Entwicklung der Küstenregionen?<br />

� ja, weil (4/3/1) -<br />

� nein, weil (9/2/7) 1=zwei verschiedene Wirtschaftszweige (3/1/2)<br />

2=ökologischen Bedingungen sind hierfür nicht gegeben (1/1/0)<br />

3= Raumkonkurrenz (2/0/2)<br />

4= gemeinsame Festlegung der Preise ist schwierig (1/0/1)<br />

5=<strong>Aquakultur</strong> ist am Stettiner Haff nicht möglich (1/0/1)<br />

Frage 18: Stellen Sie sich vor, an der deutschen<br />

Küste würde langfristig die Errichtung von weiteren<br />

<strong>Aquakultur</strong>anlagen geplant werden.<br />

Dem zukünftigen Ausbau und der Weiterentwicklung<br />

der <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> unter kontrollierten<br />

ökologischen Bedingungen in der Region:<br />

Stimme<br />

nicht zu<br />

Frage 19: Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, aufgrund der wirtschaftlichen Situation der traditionellen Fischerei<br />

Ihren Beruf zu wechseln?<br />

�ja (7/5/2) �nein (7/1/6)<br />

Frage 20: Könnten Sie sich vorstellen, sich im Bereich nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> weiterzubilden?<br />

� ja (2/1/1) � nein (9/4/5) �vielleicht (3/1/2)<br />

(5)<br />

9<br />

5<br />

4<br />

52<br />

Stimme<br />

eher nicht<br />

zu<br />

(4)<br />

2<br />

0<br />

2<br />

Stimme weder<br />

zu noch lehne<br />

ich ab<br />

(3)<br />

1<br />

1<br />

0<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

(2)<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Stimme voll<br />

zu<br />

(1)<br />

1<br />

0<br />

1<br />

Ø<br />

4,21<br />

4,67<br />

3,87


<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Frage 21: Könnten Sie sich vorstellen temporär/saisonal eine nachhaltige, <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong> in der Kieler Bucht/Stettiner<br />

Haff zu betreiben wenn diese gewinnbringend ist?<br />

� ja (2/0/2) � nein (8/4/4) �vielleicht(4/2/2)<br />

Frage 22: Wäre der Betrieb einer nachhaltigen, <strong>marine</strong>n <strong>Aquakultur</strong> für Sie eine bessere berufliche Alternative zur Fischerei,<br />

als eine andere Tätigkeit?<br />

� ja, (7/1/6) weil Ähnlichkeiten zum Beruf Fischer (Wasser, Vermarktung, Selbständigkeit) (6/1/5)<br />

� nein, (5/4/1) weil 1=<strong>Aquakultur</strong> hat nichts mit dem Beruf Fischer zu tun (andere Tätigkeiten) (3/2/1)<br />

2=Verschmutzung des Gewässers und des Meeresboden durch <strong>Aquakultur</strong>en (2/2/0)<br />

Frage 23: Sehen Sie die Bewirtschaftung nachhaltiger, <strong>marine</strong>r <strong>Aquakultur</strong>en als eine berufliche Perspektive für Ihre Kinder?<br />

� ja (2/0/2) � nein (6/4/2) �vielleicht (6/2/4)<br />

Abschließend möchten wir Ihnen gerne ein paar persönliche Fragen stellen, die für eine sinnvolle Auswertung des<br />

Fragebogens von Bedeutung sind. Alle Details sind selbstverständlich anonym.<br />

1. Geschlecht: � männlich (14/6/8) � weiblich (0/0/0)<br />

2. Alter: 1=15


9. Eidesstattliche Erklärung<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>marine</strong> <strong>Aquakultur</strong>: Eine Alternative für die traditionelle Fischerei?<br />

Eine Akzeptanzanalyse an der deutschen Ostsee<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe an-<br />

gefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Weiterhin versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht als Abschlussarbeit an anderer Stelle<br />

vorgelegen hat.<br />

Die eingereichte schriftliche Fassung der Arbeit entspricht der auf dem elektronischen Spei-<br />

chermedium (900948-Paglialonga.pdf).<br />

Ich stimme zu, dass meine Abschlussarbeit durch das Geographische Institut der CAU in der<br />

Bibliothek bzw. im Wissenschaftsnetz veröffentlicht wird. Meine Urheberrechte als Autor<br />

bleiben von dieser Einwilligung unberührt. Für in meiner Arbeit enthaltene künstlerische, pho-<br />

tographische u.ä. Abbildungen, die ein gesondertes Copyright besitzen, liegt mir die Geneh-<br />

migung des Rechteinhabers zur Veröffentlichung vor. Einen Sperrvermerk aus triftigem<br />

Grund kann ich beim Prüfungsausschuss Geographie beantragen.<br />

Datum: Kiel, den 09.03.2012 Unterschrift: ................................................................<br />

54

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