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GA ➛ Nummer 1/2011 ➛ Die Kernschmelze der Wirtschaftsethik<br />

Bau-Skandal(e)?<br />

Da fällt uns doch ein three-letter acronym ein, das uns auch<br />

im Herbst 2011 skandalös häufi g begegnet: AKH. Der Bau<br />

des Allgemeinen Krankenhauses in Wien wurde bereits 1955<br />

beschlossen (projektierte Kosten: eine Milliarde Schilling,<br />

geplante Bauzeit: zehn Jahre), aber erst Anfang der 1970er<br />

Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch<br />

jahrelange Unterschlagungen ein Privatvermögen<br />

von umgerechnet mehr als 30 Millionen<br />

Euro erlangt<br />

Jahre in Angriff genommen. Das Großprojekt wurde mit ca.<br />

45 Milliarden Schilling (heute 3,3 Milliarden Euro) zu Europas<br />

teuerstem Krankenhausbau und konnte erst 1994 vollständig<br />

in Betrieb genommen werden. Schon vierzehn Jahre<br />

vorher hatte das AKH immerhin für einen bis heute immer<br />

wieder gern zitierten österreichischen „All-Time-Sager“<br />

gesorgt: Der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger<br />

prägte in seiner Rede zur Eröffnung der Welser Messe im<br />

August 1980 das gefl ügelte Wort „Trockenlegung der Sümpfe<br />

und sauren Wiesen“.<br />

Alles schon mal dagewesen?<br />

Ein hochrangiger Landesbeamte hatte durch jahrelange<br />

Unterschlagungen ein Privatvermögen von umgerechnet<br />

mehr als 30 Millionen Euro erlangt - nicht zuletzt aufgrund<br />

seiner guten Kontakte zu einem der höchsten Herren des<br />

Landes. Der Beamte leitete u. a. die Präsidialkanzlei der Landesregierung,<br />

die Rechnungsabteilung und schließlich auch<br />

die Ernährungsabteilung. Er genoss das uneingeschränkte<br />

Vertrauen des Landespräsidenten (der ihm sogar Blanko-<br />

Unterschriften gab) und unterschlug vor allem Gelder aus<br />

dem Notstandsbudget (für Brand- und Hochwasserkatastrophen),<br />

die er auf einem Privatkonto veranlagte,<br />

das er als „Invalidenfonds“ tarnte.<br />

Es kam zu Demonstrationen (!) in einer<br />

der größten Städte Österreichs gegen den<br />

Beamten (und „seinen“ Präsidenten), der<br />

schließlich wenige Stunden vor seiner<br />

geplanten Flucht in Wien verhaftet wurde.<br />

Der Beamte war in der Haft geständig und<br />

beging schließlich in seiner Zelle Selbstmord. Zwei seiner<br />

Untergebenen wurden zu Haftstrafen verurteilt, auf höherer<br />

Ebene hatte die Affäre hingegen keine Konsequenzen.<br />

Der Mann hieß Eduard Rambousek und lebte bis zu seinem<br />

Freitod 1918 in Salzburg.<br />

Ach ja, für alle gelten alle denk- und vorstellbaren Unschuldsvermutungen.<br />

Und wir waren immer schon der Balkan und werden es auch<br />

bleiben. Paul Jezek der Österreicher sagt: Alle Österreicher<br />

sind Lügner. «<br />

Paul Christian Jezek<br />

Chefredakteur UNTERNEHMER<br />

Stichwort: Größenordnungen<br />

*) Den im Rahmen der bisher erfolgten Vergleiche erzielten Entschädigungen bei den Bilanzfälschungen der Firma Enron (2001) in Höhe von 7,1 Milliarden<br />

US-Dollar steht ein durch die Insolvenz vernichteter Börsenwert von 60 Milliarden USD gegenüber.<br />

*) Bei dem im Dezember 2008 vom FBI verhafteten Bernard L. Madoff geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden<br />

Dollar, also rund 38 Milliarden Euro.<br />

*) „Wirtschaftskriminalität im ganzen Land? Das kann man nur grob abschätzen - rund 3 bis 4 Milliarden Euro jährlich durch Geldanlagebetrug, 2,5 bis 3<br />

durch internen Betrug (also durch Mitarbeiter), etwa 3 Milliarden durch „Schutz“ der Wirtschaft vor Importen, Zollbarrieren und dergleichen; dazu kommen<br />

noch etwa 1,5 Milliarden Euro durch Produktpiraterie und etwa 1 Milliarde durch Projektfinanzierungsbetrug. In Summe geht es um etwa 15 Milliarden Euro<br />

Schaden - pro Jahr.“ (Maximilian Burger-Scheidlin, Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer ICC Austria)<br />

Stichwort: „Alles schon mal dagewesen“<br />

In Huldigung der Ikone Helmut Gustav Friedrich Qualtinger (starb vor einem Vierteljahrhundert am 29. 9. 1986, gab einer Gasse und einem Hof in Wien den<br />

Namen): „Der Papa wird‘s schon richten“ ist eine kritische Kabarettnummer, deren Titel in Österreich als Synonym für Protektions- und Vetternwirtschaft<br />

sprichwörtlich geworden ist. Das Lied wurde am 22. Oktober 1958 in der TV-Live-Sendung „Spiegel vorm Gsicht“ präsentiert. Es nimmt die zynische Haltung<br />

einer gelangweilten und überheblichen Jeunesse dorée aufs Korn, die sich in der in den 1950er-Jahren „angesagten“ Wiener Eden Bar trifft („der Gießhübl,<br />

der Puntigam und i“) und sich allfällige Schwierigkeiten von den wohlhabenden und prominenten Vätern beiseiteräumen lässt. Ein Job bei der Atomkommission<br />

mit (damals horrenden) „monatlich dreizehntausend Schlei als Lohn“ erscheint hier trotz mangelnder Ausbildung ebenso wenig als Problem wie die<br />

„Applanierung“ des „Fauxpas“ eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge. Es sei „nix passiert“, der Porsche sei schon repariert, äußert sich der Erzähler zynisch.<br />

(„Nur leider is mir ein Passant, bevor er g‘storbn is, eineg‘rannt.“) Der Vater wisse ja so viele G‘schichten, die andere Leute stör‘n ...<br />

http://www.youtube.com/watch?v=hTS6-lt9UBo<br />

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