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Kugelschreiber, Aquarell und Gouache, Tusche, Lack<br />
und Edding-Stifte, das Atelier ist voll von solchen<br />
Materialien.<br />
So zwanglos die Bilder daher kommen, weisen<br />
sie dennoch klare Strukturen auf. Keineswegs trifft<br />
der Betrachter auf Werke, die aus purer Lust am<br />
Malen entstanden sind. Besonders in jenen<br />
Werken, die die Künstlerin mit Sprache versieht,<br />
wird der intellektuelle Hintergrund deutlich. Als<br />
Dänin, mit einem Studienaufenthalt in Spanien,<br />
studiert in Island und Deutschland, spricht Mette<br />
Joensen verschiedene Sprachen, die teilweise<br />
selbstständig, manchmal aber ebenso vermischt<br />
wie ihre Techniken auf den Bildern zu finden sind.<br />
»Legoliserede Lieblinge« etwa oder »Legoliseret<br />
Dame« sind Wortschöpfungen im Sinne Dadas, die<br />
unwillkürlich zu einer Irritation führen. »Mehr<br />
Prämie und kein Bausparvertrag?« sinniert ein<br />
bäuchlings liegender Akt unter Sternenhimmel,<br />
oder »Back in a Box today« steht neben einem<br />
niedlich gezeichneten Teddybären. Die Gegenüberstellung<br />
von Text und Bild erzeugt Spannungen,<br />
die ganz bewusst eingesetzt sind. Reale Gestalten,<br />
wie Menschen- oder Tierkörper, Objekte aller Art,<br />
gefundene und erfundene Formen, aus dem<br />
Zusammenhang gerissene Texte und einzelne<br />
Worte kommen, in solch komplexe Zusammenhänge<br />
gebracht, zu einer neuen Aussage. Die<br />
Künstlerin untersucht die Be-deutung der Dinge<br />
hinter ihrer vordergründigen Deutung.<br />
Dem Bilderschaffen liegt nicht das Anliegen zugrunde,<br />
Geschichten zu erzählen oder Aussagen zu<br />
treffen. Nicht Antworten will die Künstlerin geben,<br />
sondern Fragen stellen. Das Mittel der Irritation<br />
kommt ihr da gerade recht. Ob mit Textfragmenten<br />
versehen, durch Überlagerungen, das bewusste<br />
Setzen von Zeichen an rätselhafter Stelle, ob durch<br />
Kontraste oder der Erfindung irrealer Wesen, es<br />
gelingt ihr immer wieder aufs Neue, Verwirrung zu<br />
stiften und den Betrachter schlussendlich doch im<br />
Unklaren zu lassen.<br />
Mette Joensens Bilder sind eben doch keine bequemen<br />
Schuhe, sondern der Stein im Schuh – und<br />
das ist gut so.<br />
Susanne Hinrichs