Konferenzbericht (PDF-Dokument, 3 MB) - SID
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Wissen wandert<br />
Ablesen läßt sich dies unter anderem an den Ergebnis-<br />
sen der OECD-PISA-Tests für 15-jährige Schülerinnen<br />
und Schüler. In keinem anderen OECD-Land ist die<br />
Differenz der PISA-Ergebnisse von Schülern mit und<br />
ohne Migrationshintergrund so stark ausgeprägt wie in<br />
Deutschland. In Mathematik beträgt die Differenz über<br />
90 PISA-Punkte, was bei einem OECD-<br />
Durchschnittsergebnis von 500 Punkten einem Rück-<br />
stand von fast zwei Schuljahren entspricht. In den USA,<br />
in Kanada und Neuseeland, aber auch in Schweden<br />
macht der Abstand dagegen nur rund 20 Punkte aus.<br />
Selbst wenn man die Ergebnisse um den Effekt berei-<br />
nigt, der sich aus dem schwächeren sozio-<br />
ökonomischen Hintergrund der Migrantenkinder ergibt,<br />
macht der Leistungsabstand noch immer 50 PISA-<br />
Punkte aus, also mehr als ein Schuljahr (vgl. Abb. 16).<br />
In Deutschland erreichen 44 % der Kinder mit Migrati-<br />
onshintergrund beim Pisa-Test (Lesen) lediglich das<br />
unterste Kompetenzniveau. Die Differenz zu den Kin-<br />
dern einheimischer Eltern ist mit 30 %punkten höher als<br />
in allen anderen OECD-Ländern (vgl. Tab. 4).<br />
Ausblick<br />
Deutschland ist und bleibt ein Zuwanderungsland. Zu<br />
behaupten, die Zuwanderung von jährlich 10 Personen<br />
je 1000 Einwohner lasse sich gesellschaftlich nicht ver-<br />
kraften, ist absurd. Bereits heute ist absehbar, dass<br />
ohne Zuwanderung aufgrund der demografischen Ent-<br />
wicklung in Deutschland massive Defizite am Arbeits-<br />
markt entstehen werden.<br />
Bildung macht mobil. Weltweit ist das Qualifikationsni-<br />
veau der Auswanderer signifikant höher als das der<br />
Zurückgeblieben. Deutschland gelingt es allerdings<br />
bislang weniger gut als anderen OECD-Ländern hoch-<br />
qualifizierte Migranten anzuziehen.<br />
Die eigentliche Herausforderung deutscher Migrations-<br />
politik ist nicht primär die Einwanderung zu regeln, son-<br />
dern die Integration, insbesondere die erfolgreiche Bil-<br />
20<br />
knowledge migrates<br />
dungsbeteiligung der zweiten Generation von bereits in<br />
Deutschland geborenen Kindern mit Migrationshinter-<br />
grund sicherzustellen.<br />
Da es dem deutschen Bildungssystem auch bei deut-<br />
schen Schülerinnen und Schülern nur unzureichend<br />
gelingt, breiten Zugang zu Bildungschancen zu garantie-<br />
ren, stellt sich hier keine spezifisch migrationspolitische,<br />
sondern eine allgemeine gesellschafts– und bildungspo-<br />
litische Herausforderung.<br />
OECD Veröffentlichungen zu Migration<br />
OECD (2008): A Profile of Immigrant Popula-<br />
tions in the 21st Century. Data<br />
from OECD Countries<br />
OECD (2007): International Migration Out-<br />
look. SOPEMI - 2007 Edition<br />
OECD (2007): Jobs for Immigrants (Vol. 1).<br />
Labour Market Integration in<br />
Australia, Denmark, Germany<br />
and Sweden<br />
OECD (2007): Gaining from Migration. To-<br />
wards a New Mobility System<br />
OECD (2007): Policy Coherence for Devel-<br />
opment. Migration and Devel-<br />
oping Countries<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.oecd.org/de/migration